Ich - für Euch - versteht Ihr? - JESUS
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Ich - für Euch - versteht Ihr? - JESUS Freitag, 6. März 2015 Frauen aus den Bahamas laden ein -1- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Inhaltsverzeichnis Zum Geleit 3 Landvorstellung Landkarte Bahamas auf einen Blick Commonwealth der Bahamas Frau sein auf den Bahamas Der WGT auf den Bahamas Rezepte 4 5 6 12 15 16 Liturgie Bibelarbeit Predigtimpulse Gestaltungsvorschläge 18 26 29 Projektarbeit Projekte WGT 2015 Zwei Berichte aus unseren Projekten 31 37 WGT in Österreich WGT-Europakonferenz Rückblick WGT 2014/Finanzen Aus dem Vorstand Pressetext Kollektenbestätigung 39 41 42 42 43 Der Weltgebetstag 2016 kommt aus Kuba. Thema: „Receive Children, Receive Me“ Der deutsche Titel wird im Sommer 2015 bekannt gegeben. Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich, Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: [email protected] – www.weltgebetstag.at Bankverbindung: ERSTE Bank, IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Layout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck; Janetschek DIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN -2- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Zum Geleit Editorial WELTGEBETSTAG 6. März 2015 Auch kommendes Jahr wird am Weltgebetstag im Rahmen des Gottesdienstes ein Land vorgestellt, das in unseren Köpfen durchaus angenehme Assoziationen hervorruft: Die Bahamas Von den 700 Inseln sind nur 30 bewohnt, auf der Hauptinsel New Providence Island mit der Hauptstadt Nassau leben 70% der rund 362.500 Einwohner. Bei näherer Betrachtung des Themas, abseits von Klischees merkt man, welch ungeheure Problematik sich in Bezug auf gesellschaftliche Strukturen und damit verbunden auch auf die Stellung der Frau auftut. Gewalt ist hier Alltag, Frauen sind ihr schutzlos ausgeliefert. Vergewaltigung in und außerhalb der Ehe findet hier täglich statt – AIDS und HIV-positive Frauen gibt es in erschreckend hoher Zahl. Mit der Kollekte vom 6. März 2015 wollen Österreich, Deutschland und die Schweiz das „ Bahamas Crisis Center“, ein Frauenrechtszentrum, das gegen sexuelle und häusliche Gewalt kämpft, unterstützen. Es soll den Frauen Mut machen, sich ihrer Rechte bewusst zu werden. Ihr Lächeln würde noch strahlender sein, wenn sie sich ihrer Rolle als Frau sicher sein könnten. Wir wollen daher durch Gebet und materielle Unterstützung Solidarität beweisen. Die liturgische Grundlage der weltweit abgehaltenen Gottesdienste ist die Bibelstelle Joh.13, 1-17. „Ich. Für euch. Versteht ihr? - Jesus“ unsere Abwandlung des Bibeltextes: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ Das Thema Schenken, aber auch Geschenke annehmen können, ist zeitlos. Schauen wir in unsere eigene kleine Welt – sind wir bereit, uns beschenken zu lassen, gibt es Situationen, in denen uns Zuwendung guttäte? Die Bahamas sind also doch nicht so weit weg, wie wir es vermuten – der Brückenschlag zum Weltgebetstagsland 2015 verspricht also spannend zu werden!! In den ersten Beiträgen unseres Arbeitsheftes erwartet Sie ein Blick in die Geschichte des Inselstaates zwischen dem 15. und 21. Jahrhundert und in das reale Leben von Frauen und Mädchen. In den diesmal sehr ausführlichen theologischen Beiträgen geht es zuerst darum, dass vor dem Geben das Empfangen kommt. Empfangen-Können und Empfangen-Wollen ist Grundbedingung für den Glauben. Die weltlichen Muster von Macht und Hierarchien werden bei Gott überwunden. Die beiden ausgewählten Projektberichte beschreiben die gewandelte Perspektive, die aus der Zuwendung aus dem Kollektenbeitrag entstanden ist. Neu vorgestellte Projekte laden wieder dazu ein, dem Beispiel Jesu zu folgen. Interne Berichte bieten Einblicke in die WGTEva Lochmann Arbeit. Stellvertretende Vorsitzende M. Schachamayr -3- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas LANDVORSTELLUNG Landkarte: -4- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas BAHAMAS AUF EINEN BLICK Ländername: Staatsform: Staatsoberhaupt: Bahamas (The Commonwealth of The Bahamas) Parlamentarische Demokratie im Commonwealth Königin Elizabeth II. von England, vertreten durch Generalgouverneurin Dame Marguerite Pindling (seit Aug. 2014) Regierungschef: Premierminister Perry G. Christie (PLP; seit Mai 2012) Klima: Subtropisches mildes Klima, mittlere Jahrestemperatur 26 Grad Lage: Die Bahamas liegen im Atlantischen Ozean südöstlich von Florida (USA) und nordöstlich von Kuba. Die Inselgruppe besteht aus ca.700 Inseln, davon sind 30 bewohnt und über 2.000 Korallenriffen, die sich über 800 km zwischen der Südostküste Floridas und der Nordwestküste Hispaniolas erstrecken. Größe: 13.880 km2 Verwaltung: Unterteilt in 31 Verwaltungsbezirke Hauptstadt: Nassau/New Providence (ca. 248.000 Einwohner; 2010) Landessprache: Englisch Bevölkerung: 362.590 Einwohner (Quelle: Bahamas Department of Statistics, 2013); über 80% afrikanischen Ursprungs. Ca. 70% der Bevölkerung leben auf New Providence Island, 15% auf Grand Bahamas mit der zweitgrößten Stadt Freeport, der Rest auf den sog. „Family Islands“. Insgesamt ist die bahamaeische Gesellschaft jung: rund 41% sind unter 25 Jahre alt. Die Lebenserwartung liegt bei Männern bei 72 Jahren, bei Frauen bei 79 Jahren Bevölkerungsentwicklung: + 1,24% pro Jahr Wirtschaft: Größte Einnahmequelle ist der Tourismus Religionen: Rund 90% sind Christen (Baptisten 35%, Anglikaner 15%, Katholiken 14%, Adventisten 5%, Methodisten 4%, andere Gruppierungen 17%); andere Religionen 4%, Rest nicht religiös Nationalfeiertag: 10. Juli (seit Juli 1973 unabhängig von Großbritannien) Politische Bewegungen Regierungspartei ist die Progressive Liberal Party (PLP), und Parteien: liberal-konservativ mit sozialdemokratischen Elementen: 29 Sitze; Oppositionspartei ist die Free National Movement (FNM), wirtschaftsfreundlich-liberal ausgerichtet: 9 Sitze; Senat mit 16 Mitgliedern, davon PLP 12 und FNM 4 Sitze. Frauen: Wahlrecht erst seit 1961; erst 1992 wurde eine Frau ins Parlament gewählt, derzeitiger Frauenanteil liegt bei rund 13%. Frauenanteil am bahamaeischen Arbeitsmarkt: 53% Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/wikipedia -5- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Commonwealth der Bahamas Die Bahamas sind ein Paradies, das jährlich von 10 Millionen Touristen besucht wird. Sie kommen, um die Schönheit des goldenen Sonnenlichts, des strahlend blauen Himmels und des aquamarinfarbenen Meeres zu genießen. Was sie sehen, hat sich zwischen dem 15. und dem 21. Jahrhundert von einem Häufchen zerstreuter Inseln in eine moderne Inselgesellschaft verwandelt. Die geografischen Züge und die natürliche Schönheit sind aber unverändert. In diesem Artikel präsentieren wir Ihnen eine kurze Strand auf Exuma Geschichte der Bahamas, wie sie sich zwischen diesen grundverschiedenen Jahrhunderten entfalteten. Geografisches: Der Commonwealth der Bahamas, zwischen Südost-Florida, Nordost-Kuba und Haiti gelegen, besteht aus 700 Inseln und mehr als 2.000 Korallenriffen (Cays). Obwohl sich der Bahamas-Archipel über mehr als 800 km erstreckt, beträgt die gesamte Landfläche lediglich 13.856 km2 (im Vergleich: Österreich hat knapp 84.000 km2). Die größeren Inseln sind Andros (5.957 km2), Inagua (1.500 km2), Grand Bahama (1.372 km2) und Abaco (1.023 km2). New Providence beheimatet die Hauptstadt Nassau und ist mit einer Fläche von 207 km2 und etwa 248.000 Einwohnern (von einer Gesamtbevölkerung von etwa 362.000) – d.h. mit einer Bevölkerungsdichte von 1.190 Personen pro km 2 – die am dichtesten besiedelte Insel des Landes. Alle Inseln sind niedrig gelegen, wobei Cat Island mit einer Erhebung von 63 m über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt des Landes aufweist. Aus Korallenkalk bestehend und mit nur einer dünnen nährstoffarmen Schicht Krume überzogen, sind die Inseln weitgehend ungeeignet für intensive Landwirtschaft. Die subtropische Lage der Bahamas schlägt sich in Durchschnittstemperaturen zwischen 21 und 32 Grad Celsius nieder. Dieses milde Klima kann im Winter von Kaltfronten aus Nordamerika und im Sommer von Tropenstürmen und Hurrikans durchbrochen werden. Im Sommer ist außerdem die Regenzeit. Im Durchschnitt bewegt sich der Niederschlag zwischen Tropensturm Sandy 2012 (Ausläufer) 1.400 mm auf den nordwestlichen und 700 mm auf den südöstlichen Inseln. Da es auf den Inseln keine Flüsse oder Bäche gibt, ist die Verfügbarkeit von Süßwasser sehr beschränkt. Gelände und Klima der Bahamas hatten großen Einfluss auf die Geschichte der Besiedelung des Landes. Ihr wirtschaftliches Produktivitätspotenzial zählt zu den hauptsächlichen Beweggründen, warum sich Menschen auf den Bahamas niedergelassen haben. Maniok, zum Beispiel, der ein Grundnahrungsmittel für die Ureinwohner (Taíno oder Arawaks) darstellte, gedeiht in relativ nährstoffarmen -6- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Böden und kann Trockenperioden gut überdauern. Es gab zudem reichhaltige Bestände an Meeresfrüchten und Landtieren, wie etwa „Conch“ (große Fechterschnecke), (mittlerweile ausgestorbene) Karibische Mönchsrobben, Grüne Meeresschildkröten, Baumratten und Leguane, die die Besiedelung durch die Arawaks begünstigten. Geschichtliches und Wirtschaftliches: Auf seiner Suche nach Edelmetallen überquerte Christoph Columbus mit seiner Crew den Atlantik und landete im Jahr 1492 auf der bahamaeischen Insel Guanahani, die er in San Salvador umbenannte. Die Entdeckung Amerikas begann also auf den Bahamas! Die Interessen der Spanier verlagerten sich aber bald von den Bahamas auf Hispaniola (heute Dominikanische Republik und Haiti) und im 18. Jahrhundert weiter auf das amerikanische Festland. Dennoch überlebten die bahamaeischen Ureinwohner das 16. Jahrhundert nicht. Von den spanischen Siedlern zur Zwangsarbeit nach Hispaniola verschleppt, waren sie Überarbeitung, Mangelernährung und europäischen Krankheiten ausgesetzt—eine diabolische Kombination, die sich in einer dramatischen Verringerung in den Bevölkerungszahlen der Indios niederschlug. Wird die Bevölkerung der Ureinwohner zum Zeitpunkt des Erstkontaktes mit den Spaniern auf 80.000 geschätzt, so war sie um 1520 so gut wie verschwunden. Bis sich europäische Siedler dauerhaft auf den Bahamas niederließen, sollten nach der Entdeckung mehr als 150 Jahre vergehen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts kamen Siedler von den überbevölkerten Bermudas auf die Bahamas. Sie waren englische Puritaner und Republikaner, angezogen von der Hoffnung auf religiöse und politische Freiheit und auf günstige wirtschaftliche Möglichkeiten. Die Anzahl der Siedler erhöhte sich fortwährend durch den Zustrom von Weißen, Sklaven, und freien Schwarzen, die von den Bermudas als sozial unerwünscht deportiert worden waren. Bereits 1670 begann sich das Muster der wirtschaftlichen Aktivitäten der Bahamas von dem der anderen englischen Territorien in der Karibik zu unterscheiden, in denen das Plantagensystem zur Produktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse vorherrschte. Auf den trockeneren südlichen Inseln der Bahamas produzierten die frühen Einwanderer Salz, das sie in die Märkte der Karibik und des nordamerikanischen Kontinents exportierten. Holzfällerei war ein weiterer wichtiger Wirtschaftssektor in dieser kolonialen Frühperiode. Die Holzressourcen wurden für den Schiffs- und Möbelbau verwendet, ebenso als Färbeholz und für die Herstellung von Arzneimitteln. Eine der Haupttätigkeiten dieser frühen Siedler war es, Schiffwracks auszuschlachten, die an den Riffen rund um die Inseln zerschellt waren. Da die Bahamas an der Hauptschiffsroute in die Karibik lagen und Schiffbruch sehr häufig vorkam, war dies ein äußerst lukratives Unternehmen. Während der Kämpfe zwischen den europäischen Mächten in der Karibik im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert dienten die Bahamas als Stützpunkt, von dem aus britische Freibeuter feindliche Schiffe überfielen und Küstensiedlungen plünderten. Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) traten die Bahamas als Piratenlager hervor, wovon heute das Piratenmuseum in Nassau Zeugnis ablegt. Seeräuberei bot die Möglichkeit der Wiederverwendung von Schiffen und Belegschaften, die zuvor in der Freibeuterei eingesetzt worden waren. Auch die Zivilbevölkerung profitierte. In Nassau versorgte man die Piraten mit Dienstleistungen und Vorräten. Händler verkauften oder tauschten Proviant zu überhöhten Preisen, wofür sie im Gegenzug gestohlene Schiffsladungen oder Bargeld erhielten. Trotzdem regte sich unter den Siedlern bald Widerstand gegen die Piraten, da auch ihre eigenen Schiffe von den Seeräubern betroffen waren und sie dadurch beträchtliche -7- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Verluste erfuhren. Die Kolonisten bemühten sich um die Wiederherstellung von Recht und Ordnung. Die britische Krone übernahm die zivilen und militärischen Verantwortlichkeiten auf den Bahamas und ernannte Captain Woodes Rogers zum ersten königlichen Gouverneur der Bahamas. 1725 hatte er die Piraten vertrieben und die Ordnung wieder hergestellt. Ein Hauptereignis des 18. Jahrhunderts in der neuen Welt war der amerikanische Unabhängigkeitskrieg, der auch auf den Bahamas Spuren hinterließ. Amerikanische Loyalisten (d.h. diejenigen, die loyal zur britischen Krone blieben) kamen mit ihren Sklaven zwischen 1783 und 1785 auf die Bahamas und veränderten mit ihrem mitgebrachten Plantagensystem die Wirtschaft auf den Inseln. Im folgenden Jahrhundert stellten kleinbäuerliche Landwirtschaft und Naturschwammernte die Lebensgrundlage für einen großen Bevölkerungsteil dar. Von einer Blütezeit der Wirtschaft kann allerdings nicht gesprochen werden, sodass sich die Verwaltungsbehörden nach Alternativen umzusehen begannen. Zum ersten Mal wurde der Tourismus ernsthaft ins Auge gefasst. Die ersten Schritte in diese Richtung waren Verträge mit Reedereien in den 1850er Jahren, aber als viel bedeutender sollte sich die Errichtung des ersten vornehmen Hotels, des Royal Victoria, herausstellen, das den eleganten Auftakt für die Ära der Bahamas als Urlaubsparadies bildete. Alkoholschmuggel: Während der amerikanischen Prohibitionszeit (1920-1933) wurden die Bahamas zu einem bedeutenden Umschlagplatz, von dem aus der amerikanische Schwarzmarkt mit illegalem Alkohol versorgt wurde. Legal aus London und Glasgow in die Bahamas importiert, wurden alkoholische Getränke gegen eine Regierungsgebühr zwischengelagert und von dort an amerikanische Schmuggler weiterverkauft. Diese Unternehmungen schwemmten Geld in die Staatskasse und schufen Arbeitsplätze, weil der Alkohol für den Weitertransport umgepackt werden musste. Insgesamt bescherte der Alkoholschmuggel der Regierung und diversen Händlern mehr als 10 Millionen Pfund. Trotz des finanziellen Nutzens für die Bahamas gab es auch Kritik, etwa von Seiten religiöser Gruppen, die diese Praktiken als unmoralisch verurteilten. Während der Prohibitionszeit erhöhte sich die Zahl der amerikanischen Urlauber auf den Bahamas, da sie das Land vermehrt als Urlaubsparadies entdeckten, wo sie ungehindert ihren Vorlieben frönen konnten. Dieser Trend hielt auch nach Abschaffung der Prohibition an, weswegen man nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt auf den Ausbau des Tourismus zur Hauptgrundlage der bahamaeischen Wirtschaft setzte. Religiöses: Religion ist seit der Frühzeit der europäischen Besiedlung ein wichtiger Grundpfeiler der Gesellschaft. Die Loyalisten, die sich mit ihren Sklaven während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges auf den Bahamas niederließen, kamen mit einem entschiedenen Zugehörigkeitsgefühl zur Anglikanischen Kirche. Ihre Sklaven brachten eigene spirituelle Glaubensrichtungen mit, darunter Obeah, eine Art afrikanischer Hexenkunst. Andere religiöse Vereinigungen, wie etwa die katholische Kirche, entsandten Missionare auf die Bahamas, die unter allen Bevölkerungsgruppen Bekehrungswillige vorfanden. Laut der Volkszählung von 2010 gehören 97 % der BahamaerInnen christlichen (Protestanten, Baptisten, Katholiken, Anglikaner, Griechisch-Orthodoxe, Methodisten, etc.) und weniger als 1 % nicht-christlichen Glaubensgemeinschaften an, während etwa 2 % ohne Glaubensbekenntnis sind. Dieser starke christlichreligiöse Charakter der Bahamas ist auch in der Landesverfassung verankert, die explizit die bahamaeische Unabhängigkeit an christliche Werte bindet. -8- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Sklavenbefreiung und Rassenbeziehungen: Seit Christoph Columbus‘ Landung auf den Bahamas wurde das Land von externen, weißen Kolonialbehörden regiert, und Sklaven verrichteten ein Großteil der körperlichen Arbeit. Im 19. Jahrhundert regte sich vermehrt Widerstand gegen die Sklaverei, unter anderem von religiösen Gruppierungen, die sich gemeinsam für deren Abschaffung einsetzten. Schließlich erließen die Briten 1833 ein Gesetz zur Sklavenbefreiung in ihren Kolonien, das schrittweise bis 1838 umgesetzt wurde. Dennoch privilegierte die Verfassung weiterhin die weißen Kolonisten und weiße Bahamaer. Die jahrhundertelange Interaktion von Weißen, ihren Sklaven und freien Schwarzen resultierte in einer ethnisch gemischten Bevölkerung. Die Thematik der Rassenbeziehungen ist nach wie vor eine sehr komplexe in den Bahamas, deren Gesellschaft hierarchisch organisiert ist, wobei die Weißen die oberen Ränge einnehmen und die Schwarzen eher weiter unten zu finden sind. Politisches: Die Kombination von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialer und politischer Benachteiligung führte dazu, dass einige schwarze Bahamaer 1953 mit der Progressive Liberal Party (PLP, Progressive Liberale Partei) die erste politische Organisation gründeten, die sich für tiefgreifende Reformen einsetzte. Weiße Bahamaer, die bis dahin ihre Privilegien als gesichert angesehen und keine Notwendigkeit verspürt hatten sich zu organisieren, gründeten als Antwort auf die Kampfansagen der PLP die United Bahamian Party (UBP, Vereinigte Bahamaeische Partei). 1956 errang die PLP 6 Sitze im Parlament (House of Assembly). Als Oppositionspartei zur UBP (die 23 Sitze innehatte) setzte sich die PLP für grundlegende Reformen des Wahlrechts ein, ebenso gegen Korruption und gegen Rassendiskriminierung im öffentlichen Raum, z.B. in Form von separaten Schulen oder getrennten Sitzbereichen im Theater. Allerdings widersetzte sich sowohl die britische Regierung als auch die UBP sämtlichen Forderungen. Erst nach einem Generalstreik im Jahr 1958, der 16 Tage andauerte und das Land in Stillstand versetzte, lenkte man ein und erfüllte einige der Forderungen. Zu weiteren Meilensteinen in der politischen Geschichte der Bahamas gehörte das Recht auf interne Selbstbestimmung 1964 und schlussendlich die Unabhängigkeit von Großbritannien am 10. Juli 1973. So wie viele andere ehemalige britische Kolonien sind die Bahamas, als unabhängige Nation, heute Mitglied im Commonwealth of Nations. Das Land ist eine parlamentarische Demokratie mit der Königin von England als symbolischem Staatsoberhaupt. Sie wird derzeit von der Generalgouverneurin Dame Marguerite Pindling auf den Bahamas vertreten. Mit Pindling, Witwe des ersten Premierministers der Bahamas, ist seit August 2014 erst die zweite Frau in dieser Position. Der höchste gewählte Amtsträger ist jedoch der Premierminister, der als Regierungschef de facto die Geschicke des Landes leitet. Nach 11 Jahren in der Opposition hatte die PLP 1967 die Mehrheit im Parlament errungen und hielt diese bis 1992. Während dieser 25 Jahre war die Politik von Schwarzen dominiert, während sich die wohlhabenden Weißen aus der Öffentlichkeit zurückzogen, sich auf ihre Geschäfte konzentrierten und ihren Government House -9- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Wohlstand und Einfluss hinter den Kulissen vergrößerten. 1992 löste das Free National Movement (FNM, Neue Nationale Bewegung), das ehemalige Anhänger der UBP und einer Splittergruppe der PLP vereinte, die PLP als Regierungspartei ab, was eine neue Ära einleitete. Seitdem sind mehr weiße Bahamaer in der Politik zu finden. Dies ist ein klares Anzeichen dafür, dass sich das Klima auf den Bahamas zu einem toleranteren gewandelt hat, in dem ethnische Vielfalt in der Politik zu einer Tatsache Senatsgebäude geworden ist. Viele schwarze Kommentatoren wenden jedoch ein, dass die weißen Bahamaer und die ausländischen Investoren die Wirtschaft nach wie vor fest im Griff haben, und sich somit an den tatsächlichen Machtstrukturen nicht viel verändert hat. Frauen: Eine gesellschaftliche Gruppe, die nach wie vor über weniger politische Macht verfügt, sind die Frauen. In seinem Buch „The Faith That Moved the Mountain“ (Der Glaube, der den Berg versetzte) beschreibt Sir Randol Fawkes das soziale Klima, das sich bis in die 1950er Jahre hielt: "Über die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung auf den Bahamas – die Frauen – blieben ohne Stimmrecht. 1958 waren sie im Bereich der Menschenrechte verglichen mit den Männern weit abgeschlagen. Die größten Hindernisse, die ihren vollen Bürgerrechten im Weg standen, waren: 1) die althergebrachten Vorstellungen von Männer- und Frauenrollen in der Gesellschaft 2) keine gleichwertige Bildung, Berufs- oder Schulberatung 3) die Aufteilung des Arbeitsmarktes in Männer- und Frauensektoren und 4) das Nichtvorhandensein von Kinderbetreuungseinrichtungen für berufstätige Mütter.“ In den Jahren 1959 und 1960 kam die Frauenwahlrechtsbewegung in Schwung. Die AktivistInnen legten Petitionen vor und demonstrierten öffentlich für das Wahlrecht, das sie schlussendlich 1961 erhielten. Am 26. November 1962 gingen bahamaische Frauen zum ersten Mal zur Wahl. Allerdings ist der Kampf um die Frauenrechte im Land noch lange nicht abgeschlossen. In der derzeit gültigen Verfassung gibt es keinerlei Regelung, die geschlechtsbasierte Diskriminierung verbietet. Im Gegenteil, zur Zeit sind Gesetze in Kraft, die Frauen eine nachrangige Stellung zuweisen, z.B. im Bereich der Weitergabe der Staatsbürgerschaft an Kinder, die nicht auf den Bahamas geboren wurden, oder an einen ausländischen Ehemann. Wenn also etwa ein Bahamaer eine Ausländerin heiratet, erhält sie seine Staatsbürgerschaft, umgekehrt jedoch ist dies nicht der Fall. Um jegliche Formen der gesetzlich gedeckten Frauendiskriminierungen abzuschaffen, initiierte die Regierung 2002 ein diesbezügliches Referendum, was allerdings von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Nun gibt es einen neuerlichen Anlauf. Eine Verfassungskommission hat für November 2014 wieder ein Referendum angekündigt, das die rechtlichen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern aufheben soll. Es stehen sowohl das Staatsbürgerschaftsgesetz als auch die Abschaffung geschlechterdiskriminierender Gesetze zur Abstimmung. Während Ersteres auf breite Zustimmung in der Bevölkerung stößt, stellt sich Letzterem heftiger Widerstand entgegen. -10- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Kulturelles: Was die BahamaerInnen trotz aller politischen Zwistigkeiten eint, ist ihre Hingabe zur Kultur. Fast alle sprechen einen speziellen englischen Dialekt, der von Nichteinheimischen nur sehr schwer zu verstehen ist. Musik, besonders in Verbindung mit dem Festival Junkanoo, stellt einen besonders wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens dar. Dieses Festival, eine Art Karneval, findet dreimal pro Jahr statt, nämlich zu Weihnachten, zu Neujahr und im Sommer. Junkanoo hat seinen Ursprung in afrikanischen Traditionen, die sich mit der Junkanootänzer Unterdrückung der Sklaven auseinandersetzen. Die TeilnehmerInnen entwerfen und gestalten ihre Kostüme und Masken, die sie während des Festivals tragen und in denen sie zur charakteristischen Trommel- und Blechblasmusik tanzen. Junkanoo wurde von der Regierung offiziell als Teil des bahamaeischen kulturellen Erbes erklärt, und jedes Jahr wetteifern dutzende Gruppierungen um die Siegesprämien, die von einer Jury vergeben werden. BahamaerInnen sind stolz auf ihre Kultur, auch wenn es deutliche Anzeichen für Einflüsse von außen gibt. Zum Schluss: Im Vergleich zu anderen karibischen Ländern haben die Bahamas Vorteile, die sich positiv auf ihre soziale, politische und wirtschaftliche Entwicklung auswirken, wie etwa einen Alphabetisierungsgrad von 98 %. Die Nähe zu den USA bietet beiden Ländern die Möglichkeit nutzbringend zusammenzuarbeiten. Außerdem ist der bahamaeische Dollar eins zu eins an den US-Dollar gebunden, was Stabilität gewährleistet. Die Kehrseite der Medaille ist freilich, so die Klage vieler älterer BahamaerInnen, dass mit dieser Nähe und der kulturellen Durchdringung des Landes durch die USA eine junge Generation heranwächst, die keine ausgeprägte bahamaeische Identität mehr entwickelt. Trotz der vielen Vorteile, derer sich das Land erfreut, steht es vor ungelösten Problemen, wie etwa der Benachteiligung von Frauen und der kulturellen Invasion von den USA und anderen karibischen Staaten. Und dennoch sind und bleiben die Bahamas ein politisch stabiles Land mit einer Wirtschaft, die sich in die stärksten der Karibik einreiht. Zum Weiterlesen: Cash, Philip; Shirley Gordon; Gail Saunders. (1992). Sources of Bahamian History. London, UK. The MacMillan Press Ltd. Craton, Michael; Gail Saunders. (1992). Islanders in the Stream: A History of the Bahamian People, Volume I: From Aboriginal Times to the End of Slavery. Athens, GA. The University of George Press. _________________________. (1998). Islanders in the Stream: A History of the Bahamian People, Volume II: From the Ending of Slavery to the Twenty-First Century. Athens, GA. The University of George Press. Fawkes, Sir Randol. (1997) The Faith That Moved the Mountain. A Memoir of a Life and the Times. Nassau, Bahamas. The Nassau Guardian Ltd. Hughes, Colin A. (2010). Race and Politics in The Bahamas. Nassau, Bahamas. Media Enterprises Ltd. Dr. Vincent Louis auf den Bahamas geboren und aufgewachsen, Studium in den USA, derzeit unterrichtet er an der Universität Wien und an einem Gymnasium in Wien. a Übersetzung aus dem Englischen: Mag. Barbara Louis stammt aus Oberösterreich, arbeitet als freiberufliche Übersetzerin. Fotos: Ehepaar Louis Foto Yukanootänzer: WDP New York -11- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Frau sein auf den Bahamas Neun von zehn BahamaerInnen haben afrikanische Wurzeln; obwohl seit dem Ende der Sklaverei fast 200 Jahre vergangen sind, sind die Bahamas weiterhin eine „Pigmentokratie“, d.h. die Hautfarbe bestimmt den sozialen Status – je heller, desto höher das gesellschaftliche Ansehen. Wenngleich im Alltag allseits präsent, wird über Rassismus kaum gesprochen – er ist eines der großen Tabu-Themen. Acht von zehn Menschen leben in der Stadt. Die ländliche Bevölkerung hat insgesamt schlechtere wirtschaftliche Perspektiven. Aus Mangel an Einkommensmöglichkeiten wandern vornehmlich junge Menschen beiderlei Geschlechts und Familienväter auf die Hauptinseln oder ins Ausland ab, zurück bleiben die Frauen mit ihren Kindern. Im Zugang zu Grund- und Sekundarschulbildung gibt es kaum geschlechterspezifische Unterschiede.1 Wenngleich über den Anteil junger Frauen an Universitäten bzw. anderweitigen qualifizierten Ausbildungsmöglichkeiten wenig Informationen vorliegen, so gibt es doch indirekte Hinweise darauf, dass junge Frauen ihre formale Chancengleichheit im Bildungsbereich kaum zu ihren Gunsten nutzen können. Dies hängt mit sozioökonomischen, aber auch mit kulturellen Barrieren zusammen. So macht z.B. nur die Hälfte aller Mädchen, die an öffentlichen Sekundarschulen eingeschult wurden, auch ihren Abschluss. Ursache dafür ist nicht selten die Tatsache, dass schwangere Mädchen die öffentlichen Schulen verlassen müssen: die Geburt eines Kindes ist oft das endgültige ‚Aus‘ für eine weitere schulische bzw. berufliche Laufbahn. Unter den unter 25jährigen gibt es deutlich mehr arbeitslose junge Frauen als junge Männer. Die Gleichstellungs-Statistiken bescheinigen den Bahamas auch bei der wirtschaftlichen Gleichstellung von Frauen einen Platz im oberen Drittel. Nichtsdestotrotz lohnt es sich, diese Statistiken kritisch zu hinterfragen. Nach Datenlage 2013 sind sieben von zehn bahamaeischen Frauen in irgendeiner Form in den formalen oder informellen Arbeitsmarkt integriert. Damit liegt der Frauenanteil am bahamaischen Arbeitsmarkt eindeutig über dem lateinamerikanischen Durchschnitt (53% Frauenbeteiligung). Neun von zehn erwerbstätigen Frauen sind Angestellte, mehrheitlich in untergeordneten Positionen, aber auch an der Spitze: in jeder dritten Firma sind Frauen in den Führungsetagen vertreten. Eine von zehn Frauen ist selbständig. Mit „selbständig“ ist ein weiter Personenkreis beschrieben: darunter fallen sowohl die Firmeninhaberinnen als auch Frauen, die sich mit Kleinstbetrieben über Wasser halten oder im informellen Sektor ‚auf eigene Rechnung arbeiten‘, wie diese Überlebensstrategie euphemistisch umschrieben wird. Frauen verdienen zudem nur ca. zwei Drittel von dem, was Männer in gleichen Positionen verdienen. 1 Auf den Bahamas ist der Schulbesuch von 5 bis 16 Jahre verpflichtend, neun von zehn Kindern bzw. Jugendlichen gehen mindestens 8,5 Jahre zur Schule, Analphabetismus existiert praktisch nicht -12- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Frauen- und Müttergesundheit Im internationalen Vergleich liegen die Bahamas mit Platz 47 (von 148 Staaten weltweit) im vorderen Drittel, d.h. mit geringer Müttersterblichkeit. Rein rechtlich können Bahamaerinnen frei über die Anzahl ihrer Kinder entscheiden. 99% aller Frauen haben Zugang zu professioneller Schwangerschaftsvorsorge und Geburtshilfe, bei Gefahr für das Leben der Mutter ist eine Abtreibung legal 2. Eine Bahamaerin bekommt im Schnitt zwei Kinder. Ist sie angestellt, dann kann sie bei vollem Lohnausgleich 12 Wochen Mutterschutzzeit nehmen, ihr Partner eine Woche (doch ohne Verdienstausgleich). Allerdings ist knapp jede vierte Mutter unter 18 Jahre alt. Der freie Zugang zu Verhütungsmitteln allein verhindert also keineswegs Teenagerschwangerschaften. Zudem haben Teenager in kaum einem anderen Land der Welt so früh Sex: ca. zwei Drittel aller Teenager sind bei ihrem ‚ersten Mal‘ noch keine 13 Jahre alt (die Hälfte aller Mädchen und vier von fünf Jungen). Die Gründe dafür liegen u.a. in der Doppelmoral, mit der Mädchen und Jungen auf ihr sexuelles Leben vorbereitet werden. So warnen bahamaeische Eltern seit Generationen ihre Töchter vor sexuellen Übergriffen. Gleichzeitig vermitteln sie ihren Söhnen, es sei völlig in Ordnung, möglichst früh sexuelle Abenteuer zu suchen, um sich als Mann zu beweisen. Dies bringt Mädchen in ein Dilemma: Einerseits sollen sie sich ‚bewahren‘, andererseits wird Sex als ‚Liebesbeweis‘ eingefordert. Zudem stecken Eltern gerne den Kopf in den Sand, wenn es um Teenager-Sex geht. Die Bahamas haben die weltweit höchste Brustkrebsrate. Eine von 25 Frauen ist in Gefahr, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Unklar ist, wie die bereits nachgewiesene erhöhte genetische Disposition mit sozioökonomischen Faktoren zusammenhängt, was Hinweise auf Präventions-Optionen geben könnte. Zum anderen gehören die Bahamas als einziges nichtafrikanisches Land zu den ‚Top Ten‘ der am stärksten von HIV/Aids betroffenen Länder: sie belegen Platz 18 (von 170 Ländern), d.h. mehr als 3% der erwachsenen Bevölkerung sind HIV-positiv, ein Viertel davon sind Frauen. Die Ansteckungsgefahr unter Mädchen und jungen Frauen ist besonders hoch. Als Ursache wird deren Abhängigkeit von sog. ‚sugar daddies‘ angeführt – älteren Männern, die die Mädchen ökonomisch unterstützen und im Gegenzug sexuelle ‚Gefälligkeiten‘ erwarten. Der Gebrauch von Kondomen ist in dieser Art von Beziehung eher unüblich. Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt – Top-Thema der Frauenbewegung Im Vorfeld der CEDAW3-Debatten 2012 erstellte das Bahamas Crisis Center4 den Schattenbericht zum offiziellen Regierungsbericht. Darin wurde der exorbitante Anstieg von geschlechterspezifischer Gewalt thematisiert: die Bahamas seien einer der drei karibischen Staaten, die zu den „Top Ten“ der Länder mit den weltweit höchsten Vergewaltigungsraten gerechnet werden. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und insbesondere die sexuelle Versklavung von Kindern und Jugendlichen wachse kontinuierlich, ebenso die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, der trotz strenger Gesetzgebung in diesem Bereich nicht beizukommen sei. 2 Ansonsten wird Abtreibung mit bis zu 10 Jahren Gefängnis geahndet. CEDAW (Committee on the Elimination of Discrimination against Women) Internationale Frauenrechtskonvention. 4 Das Bahamas Crisis Center ist ein im gesamten karibischen Raum gut vernetztes Frauenrechtszentrum mit Schwerpunkt Bekämpfung von häuslicher und sexueller Gewalt. Seit 2013 ist das Zentrum die gemeinsame Partnerorganisation von WGT Deutschland, Österreich und Schweiz. 3 -13- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Vergewaltigung ist auf den Bahamas ein Straftatbestand, nicht jedoch Vergewaltigung in der Ehe (außer, das Paar befindet sich im Trennungs- bzw. Scheidungsprozess).5 2009 wurde versucht, etwas daran zu ändern. Das Parlament weigerte sich, den Gesetzesentwurf zu diskutieren und der Rotary Club ließ verlautbaren, sollte das Gesetz verabschiedet werden, trage es dazu bei, die Bahamas als eine Gesellschaft von Vergewaltigern zu verunglimpfen(!). Auch die Kirchen haben keine eindeutige Position: da gibt es jene, die in Anlehnung an das Bibelwort „und sie werden ein Leib sein“, darauf bestehen, es sei unmöglich sich selbst zu vergewaltigen. Aber es gibt auch ein Statement des Bahamaeischen Christenrats, der die gesetzliche Ächtung von Vergewaltigung in der Ehe unterstützt, ungeachtet der unterschiedlichen Positionen seiner Mitgliedsorganisationen. Ehe und Familie seien derart mythisch verklärt, erklären die Frauenorganisationen, dass es den Menschen schlichtweg schwerfalle, sich vorzustellen, dass so etwas wie sexuelle Gewalt in der Ehe überhaupt existiere. Ein Versuch, mehr Bewusstsein zu schaffen, ist z.B. die jährliche Kampagne anlässlich des Nationalen Tags zur Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt (29. September). In diesem Jahr stellte sie die sexuelle Gewalt in intimen Beziehungen, deren psychosoziale Folgen und die Straflosigkeit der Täter ins Zentrum ihrer Aufklärungsarbeit. Sexuelle Gewalt gegen Kinder und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger Während körperliche Gewalt gegen Kinder und Frauen zunehmend geächtet wird, gibt es immer noch eine starke Tendenz, Frauen die Verantwortung für sexuelle Übergriffe zuzuschieben, üblicherweise mit dem Argument, sie hätten ‚provoziert‘. In einer Studie zur Jugendgesundheit auf den Bahamas gaben 45% der sexuell aktiven Mädchen zu Protokoll, bei ihrem ‚ersten Mal‘ sei Gewalt bzw. Zwang im Spiel gewesen. 2010 wurden doppelt so viele Vergewaltigungen von Kindern angezeigt als von Erwachsenen. Im Übrigen verweisen die Vereinten Nationen seit langem auf den engen Zusammenhang zwischen Teenagerschwangerschaften und sexueller Gewalt.6 Auch die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen hat endemische Ausmaße angenommen. Zweifelsohne ist Armut ein wichtiges Motiv für Kinderprostitution viele Minderjährige ‚tauschen‘ Sex gegen finanzielle Unterstützung. Dazu trägt die Nachfrage zahlreicher Sextouristen aus dem Ausland – die Bahamas sind ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrten - nicht unwesentlich bei. Eine weitere Ursache ist der ungesicherte Aufenthaltsstatus vieler MigrantInnen: sie sind erpressbar und daher ein leichtes Opfer von Menschenhändlern und skrupellosen Arbeitgebern. a Bericht von Mag. Cornelia Marschall ©Projektreferat WGT Deutschland Quellenangabe Seite 43 Zusammengefasst und gekürzt v. M. Schachamayr 5 Für die Bemessung des Strafmaßes gibt es unterschiedliche Maßstäbe: ein Ersttäter erhält 7 Jahre Haft, die Höchststrafe für eine Wiederholungstat ist lebenslänglich. Allerdings war bisher die Höchststrafe nur 14 Jahre. 6 Nach bahamischem Recht ist Sex mit unter 16jährigen strafbar und kann mit lebenslänglicher Haft bestraft werden. Das Einverständnis der Minderjährigen schützt nicht vor Anklage. Allerdings kann man dieser entgehen, wenn man „glaubhaft versichern“ kann, man hätte den Eindruck gehabt, der/die SexpartnerIn sei bereits volljährig. Auch auf Kinderpornographie steht lebenslänglich, auf Verbreitung entsprechenden Materials stehen bis zu 20 Jahre Haft. -14- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Der WGT auf den Bahamas Zunächst ein Überblick über die konfessionelle Situation auf den Bahamas (in Englisch, da nicht alle Konfessionen in deutscher Sprache geläufig sind): Anglican, Baptist, Church of God, Methodist, Roman Catholic, Salvation Army, Presbyterian, Greek Orthodox. Dieses Kapitel „Religion“ schließt mit dem Hinweis: „Ziemlich viele sind Atheisten (nicht religiös)“. 1950 1. WGT-Gottesdienst in der Presbyterianischen Kirche in der Hauptstadt Nassau. Die Frau des Pfarrers hatte eingeladen. Die Gottesdienstordnung kam vermutlich aus Schottland, da die meisten presbyterianischen Geistlichen Schotten waren. 1950 bis ca. 1970 Ein Komitee wurde von den größeren Konfessionen gebildet. Eine junge Methodistin (Judy Munroe) wurde zur Koordinatorin gewählt. Diese Gruppe „Caribbean Church Women“ entwickelte eine enge Verbindung (Association) zu den USA. Vier Gottesdienste wurden in verschiedenen Bezirken und unterschiedlichen Kirchen gefeiert, jeweils von unterschiedlichen Kirchen-FrauenGruppen vorbereitet. 1975 Grand Bahama: Von Nassau angeregt bildete sich ein zweites Komitee in Freeport auf Grand Bahama Island. Koordinatorin hier: Die junge Baptistin Jestina Cumberbatch. 1978 WGT-Frauen nahmen an der Vorbereitung des Internationalen Jahres des Kindes teil und „vernetzten“ sich. Die Methodistin Annette Poitier (Jugendarbeit) spielte schon eine wichtige Rolle. So wurde sie zu den Internationalen Weltgebetstagskonferenzen (alle 4 Jahre) in Kapstadt (1999) und in Swanick (Engl.2003) delegiert. (Dass sie in Swanick ins „Executive Committee“ des Int.WGTKomitees gewählt wurde, durfte ich „live“ miterleben). 2003 WGT-Workshop in Nassau: es beginnt die Entwicklung zum „Bahamas National Committee“ (2011 abgeschlossen), vier Inseln, Vertreterinnen der größeren Konfessionen: Anglikaner, Röm.Kath., Baptisten, Methodisten, „Church of God of Prophecy“ und „Community Churches“ (d.h. Gemeinschaft nicht konfessioneller Kirchengemeinden, die sich also zu keiner bestimmten Kirche bekennen). 2007 Die „Karibik“ und „Nordamerika“ werden zu einer WGT-Region zusammengefasst: CANA (aus: Caribbean und North America). – Bei der Weltkonferenz wurden die Bahamaeischen Frauen zu Schreiberinnen für den WGT 2015 gewählt. März 2012 Erster Vorbereitungs-Workshop für 2015 findet statt. 2014 Vorsitzende ist inzwischen die Baptistin Vernita Davis. – Der Weltgebetstag wird jetzt auf sechs Inseln gefeiert: New Providence, Grand Bahama, Eleuthera, Andros, Exuma und Abaco. Es wird erwartet, dass 2015 alle Inseln den von den Bahamas selbst vorbereiteten Gottesdienst feiern. Zusammenfassung der engl. Unterlagen aus New York in OStR Monika Heitz -15- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Rezepte Bahamas – Schinkentopf 250 g Reis 400 g Schinken (Selchroller; Schopfbraten …) gekocht (gedünstet im Kochtopf) 3 EL Öl 2 große Zwiebeln 3 (bunte) Paprikaschoten ½ Bund Schnittlauch 3 Bananen Muskat, Salz, Pfeffer, Paprikapulver, 1EL Madras-Curry (oder: Curry und etwas Chilipulver), 2 EL Rindssuppenwürze (1 Suppenwürfel) Hühnerkeulen in Kokosmilchsoße Zutaten: 6 Hühnerkeulen (oder entsprechend mehr Ober- oder Unterkeulen) Salz – Öl – 3 EL Zucker 2 mittlere Zwiebeln – 4 Knoblauchzehen – 400 (bis 500) ml Kokosnussmilch – Pfeffer – ½ TL Cayennepfeffer (oder Pfeffer und etwas Chilipulver) – 6 zerstoßene Pimentkörner (= Neugewürz) – 2 Lorbeerblätter – Salz Scharfe Fischsuppe 200 g Fischfilet (Seelachs, Dorsch) Sojasoße – Maizena – 3 EL Öl – Dille (oder evtl. Petersilie) 200 ml Fischfond (gibt es in der Fischhandlung frisch oder tiefgekühlt – ohne jegliche Zusatzstoffe; oder im Glas z.B. bei Spar. Sollte die gekaufte Menge zu groß sein, kann man den Rest für die nächste Suppe einfrieren!) 300 ml Rindssuppe (auch mit Suppenwürfel herstellbar) 1 Bund Frühlingszwiebel 3 getrocknete Chilischoten Salz, Pfeffer Weißkraut nach Art der Bahamas 1 kleiner Kopf Weißkraut (ca. 750 g) 1 EL Limonensaft (oder Zitronensaft) 125 g Cheddarkäse, gerieben 4 Scheiben Räucherspeck (oder Speckwürferl) Bechamel: 2 EL Butter – 2 gehäufte Vorbereitung: Reis wie gewohnt dünsten. Zwiebeln in dünne Ringe schneiden, Schinken und Paprikaschoten in dünne, 3 cm lange Streifen schneiden, Schnittlauch schneiden, Bananen in Scheiben schneiden. Zubereitung: Öl in größerer Pfanne erhitzen, Zwiebelringe und Schinken kurz darin anbraten, Paprikastreifen und die Hälfte des Schnittlauchs hinzugeben; ca. 3 Minuten dünsten. Nun die Bananenscheiben darauf legen, sämtliche Gewürze darüber streuen, evtl. etwas Wasser dazugeben und aufkochen lassen. Den fertigen Reis unterrühren und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Mit dem restlichen Schnittlauch servieren. Zubereitung: Hühnerkeulen mit Salz einreiben. Öl und Zucker goldbraun karamellisieren, Hühnerteile darin einige Minuten auf beiden Seiten anbraten. Gehackte Zwiebel und Knoblauch kurz mitbraten. Mit Kokosmilch aufgießen, würzen und bei schwacher Hitze ca. ½ Stunde zugedeckt garen. Zubereitung: Frühlingszwiebeln putzen und in dünne Ringe schneiden. Rindssuppe und Fischfond in einem Topf mit den Zwiebelringen, mit den Chilischoten (nicht zu klein schneiden, damit man sie eventuell wieder aus der Suppe nehmen kann; könnten sehr scharf beim Mitessen sein) und mit Salz und Pfeffer aufkochen und 5 Minuten köcheln lassen. Fisch abspülen, trockentupfen, in nicht zu kleine Stücke teilen (zerfallen sonst), mit Sojasoße beträufeln, in Maizena wälzen und in einer Pfanne im Öl kurz anbraten. Dann in die Suppe geben und mit Dille bestreuen (Chilischoten wieder entfernen). Zubereitung: Krautblätter abzupfen, halbieren, mit etwas Salz und 1 EL Limonensaft in wenig Wasser nicht zu weich dünsten. Eine Auflaufform mit dem Speck auslegen, darauf schichtweise Krautblätter und Käse abwechseln, mit Kraut abschließen. Mit Bechamel die oberste Schicht bedecken. Im Backofen bei 220° E-Herd -16- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas EL Mehl – 200 ml Milch (sie soll nicht zu dünnflüssig sein); mit etwas Salz, Cayennepfeffer (oder Pfeffer und etwas Chilipulver) würzen Bahamas-Rum-Kuchen Teig: 3 Eier, 1-2 Eigelb, 225 g Butter/Margarine (Zimmertemperatur) mit 1EL Vanille(extrakt) und 300 g Zucker schaumig rühren. 420g Mehl mit ½ TL Natron, ½ Backpulver, Prise Salz und ½ TL Muskat vermischen. Mehl und 180 ml Kokosmilch unterrühren, in eine Ring- oder Gugelhupf-Form füllen. Im vorgeheizten Rohr (170° Heißluft, 190° E-Herd) ca. 50-60 Minuten backen. Rum-Sirup: 220 ml Kokosnussmilch mit 6 EL Zucker (Rohrzucker) in einem Topf kurz aufkochen. Den Topf vom Herd nehmen und 100 ml Rum (dunkel Mangodessert – Crema de Mango 3 reife Mangos – 2 EL frisch gepresster Limonensaft – 4 EL Zucker – 1/8 l Schlagobers – 1 P. Sahnesteif – Schokoladeraspeln Ingwercreme – Ginger Mousse 4 EL (50 g) kandierter Ingwer (bekommt man abgepackt bei den Trockenfrüchten oder am Markt) sehr fein hacken ½ P. gemahlene Gelatine oder 3 Blatt Gelatine; ¼ l Kaffeeobers 2 Eigelb - 50 g Zucker; 2 EL weißer Rum (schmeckt ganz anders, viel feiner als Inländerrum!) 2 Eiweiß - 1 Prise Salz - 1 EL Zucker oder 190° Heißluft ca. 20 Minuten überbacken, bis die Oberfläche braun wird und Blasen wirft. (Schmeckt auch köstlich, wenn man statt des Krautes einen Kohlkopf nimmt. Man muss nur die Blätter kleiner schneiden.) oder weiß, schmeckt anders, feiner als Inländerrum) unterrühren. Beiseite stellen, bis der Kuchen aus dem Ofen kommt. Den noch warmen Kuchen vorsichtig aus der Form stürzen, mit einem Spießchen viele Löcher stechen und wieder zurück in die Form geben. Auch in den Kuchenboden viele kleine Löcher stechen. Nun den Sirup langsam über den Kuchen träufeln, damit sich dieser sehr gut vollsaugen kann. Den Kuchen auskühlen lassen. Glasur: ½ Tasse Kokosflocken in einer Pfanne etwas rösten. 100 g Butter. 3 EL (Rohr-)Zucker, 6 EL Schlagobers und 1 Prise Salz erhitzen, vom Herd nehmen, 1 EL Rum unterrühren. Das Ganze abkühlen lassen und die Flocken unterrühren. Den ausgekühlten Kuchen stürzen und mit der Glasur begießen. Je länger man den Kuchen (am besten unter einer Haube) bei Zimmertemperatur ziehen lässt, umso besser schmeckt er! Zubereitung: Die Mangos schälen und das Fruchtfleisch rundherum vom Kern schneiden. Die Hälfte des Fruchtfleisches in kleine Würfel schneiden. Das restliche Fruchtfleisch mit dem Limonensaft und dem Zucker pürieren. Das Schlagobers mit dem Sahnesteif steif schlagen und unter das Mangopüree ziehen, das gewürfelte Fruchtfleisch dazugeben und die Creme ca. 30 Minuten kühl stellen. Vor dem Servieren mit Schokoraspeln verzieren. Zubereitung: Gelatine in kaltem Wasser (2 EL für gemahlene Gelatine) 10 Minuten quellen lassen, im Wasserbad auflösen und warm halten. Das Kaffeeobers unter ständigem Rühren bei milder Hitze erhitzen. Die beiden Eigelb mit dem Zucker schaumig rühren und nach und nach das Kaffeeobers untermischen. Alles unter Rühren bei sehr milder Hitze erwärmen, aber nicht kochen lassen. Die aufgelöste Gelatine und kleingehackten Ingwer in die Creme rühren. Den Rum flambieren: etwas anwärmen, anzünden und ausbrennen lassen; ebenfalls unterrühren. Eiweiß mit Salz und Zucker zu Schnee schlagen und vorsichtig unter die Creme heben. Creme im Kühlschrank zugedeckt etwa 3 Stunden fest werden lassen Rezepte erprobt v. Angela Homolka und Team, Purkersdorf -17- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Bibelarbeit Begreift Ihr meine Liebe? Die Fußwaschung Jesu als Zeichen und Vorbild (Joh 13,1-17) Begreift ihr meine Liebe? Begreift ihr, was ich für euch getan habe? Diese Frage Jesu an die Jünger und Jüngerinnen rückt die Fußwaschung Jesu in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Meist wird hier der Dienst an den Nächsten als Nachahmung der Liebe Jesu betont. Die Gefahr, dass das starke Zeichen der Fußwaschung vor allem mit einer Moral des „Tun-Müssens“ interpretiert wird, ist groß. Ein genauer Blick auf die Fußwaschung fördert durchaus auch andere Aspekte zutage. Die zentrale Szene mit Petrus (Joh 13,4-6) zeigt, dass vor dem Geben das Empfangen kommt. Und so ist der erste Schritt zu fragen: Bin ich bereit, mich beschenken zu lassen? Habe ich selbst schon Liebe empfangen? Oder bin ich selbst eigentlich noch in der Lage, dass mir jemand „die Füße wäscht“? Dies zeigt die Auslegung des Textes. 1. Der Hintergrund des Johannesevangeliums Das Johannesevangelium weist eine spezielle Theologie auf. Hier spricht nicht der irdische Jesus, sondern der Christus als der einzige Sohn des einen Gottes. Daran lässt schon Joh 1 keinen Zweifel und das prägt auch den Stil der Jesus-Erzählungen. Permanent verkündet Jesus sich selbst „Ich bin …“. Diese Worte sind als Aussagen des Evangeliums über Jesus (und nicht direkt von Jesus) zu lesen, Worte von Glaubenden, die ihre Überzeugung Jesus in den Mund legen. Das Evangelium entstand nicht vor 90 n.Chr. und ist auch nicht aus einem Guss. Es gab eine erste Grunderzählung. Nach einer schmerzhaften Spaltung in der johanneischen Gemeinde baute eine redaktionelle Bearbeitung diesen Grundtext zum jetzigen Evangelium aus. Sie betont u.a. die Pflicht zur „Bruderliebe“ und die Teilnahme am eucharistischen Mahl. Das Johannesevangelium verkündet Jesus als Vergegenwärtigung Gottes und als einzigen Zugang zu Gott und zum ewigen Leben. Die Bedeutung Jesu beruht auf seiner Einheit mit Gott. Jesus ist der fleischgewordene, personifizierte Logos (= Weisheitswort, Logik) Gottes. Wer an ihn glaubt, wird „Kind Gottes“ und ist „aus Gott geboren“ (Joh 1,12-13). Als Mensch und als Sohn vergegenwärtigt Jesus den Vater in dieser Welt. Deshalb gilt: Wer zu Jesus kommt, gelangt zur Gegenwart Gottes in der Welt und erhält damit hier und jetzt Anteil am göttlichen Leben. Wer so glaubt, entdeckt die Welt Gottes hinter der Welt: Jesus ist nicht machtlos am Kreuz gestorben, das Kreuz erhöht ihn. Doch dieser Glaube allein genügt nicht, schärft das Evangelium ein. Die gegenseitige Liebe und der gegenseitige Dienst ist zentral. Deshalb steht die Fußwaschung im Zentrum des letzten Mahles Jesu; die Einsetzungsworte dagegen fehlen. -18- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Exkurs: Frauen und die Fußwaschung Frauen waren in den frühen christlichen Gemeinden stark, teilweise mehrheitlich, präsent. Wenn die Fußwaschung zum zentralen Liebeszeichen wurde, war dies nicht unproblematisch für Frauen. Anderen Füße waschen war eine Frage der sozialen Stellung und gesellschaftlichen Hierarchie. Niedrig Gestellte (Sklaven, Frauen, Kinder) wuschen Höhergestellten die Füße! Von der Ehefrau wurde erwartet, dass sie ihrem Mann die Füße wusch und von den Kindern, dass sie ihrem Vater die Füße wuschen. Das war kein Zeichen der Liebe, denn die Koppelung von Sexualität und Dienst zementiert die Hierarchie und abhängige Sexualität. Es war ein Zeichen der Loyalität. Denn es gibt keine Umkehrung, da der Mann der Frau als Zeichen der Liebe nicht die Füße gewaschen hätte. In der christlichen Gemeinde aber galt die Gleichheit aller (vgl. Gal 3,27). Wie regelte man dann die Abläufe eines Mahls in einer Gemeinschaft, in der die patriarchalen Hierarchien außer Kraft gesetzt sein sollen? Wuschen alle sich selbst die Füße vor dem Mahl? Oder taten dies zeichenhaft die Männer für die Frauen, die Oberschichtfrauen für Sklaven und Sklavinnen? Für Frauen war es im Alltag ein Dienst und Zeichen der Unterordnung, das konnte doch nicht in der Gemeinde auch der Fall sein. Vermutlich war es für besser gestellte Christus-Gläubige nicht einfach, einen massiven Statusverlust hinzunehmen. Und für höhergestellte Frauen war das besonders schwer. Andere erlebten in der Gemeinde eine Aufwertung und Befreiung, für gutsituierte Frauen war es unter Umständen eine unfreiwillige Rückkehr in alte patriarchale Strukturen. Dass die Fußwaschung kein harmloses Zeichen der Liebe war, sondern auch als Machtinstrument zur Unterordnung von Frauen benutzt werden konnte, zeigt 1 Tim 5,10. Um das Amt einer Witwe zu bekleiden, mussten Frauen erst anderen die Füße gewaschen haben. Die Fußwaschung war kein genderneutrales Thema. 2. Die Fußwaschung (Joh 13,1-17) 7 2.1. Der Anfang (Joh 13,1-3) Mit Joh 13 beginnt ein neuer Abschnitt im Johannesevangelium, nämlich Jesus bereitet durch die Abschiedsreden seine Rückkehr zum Vater vor. Wo das Mahl stattfindet, sagt der Text nicht, nur wann: vor dem Pascha. Das ist wichtig, weil damit Jesu Tod durch das Paschafest gedeutet wird. Joh 13,1-3 1 Vor dem Pascha-Fest aber, Jesus wissend, dass kam seine Stunde, dass er hinübergehe aus dieser Welt zum Vater, liebend die Seinen, die in der Welt, bis zum Ende liebte er sie. 2 Und bei einem Mahl, als der Teufel schon geworfen hatte ins Herz, dass ihn Judas, (Sohn des) Simon Iskariot, übergebe, 3 wissend, dass ihm der Vater alles in die Hände gab und dass er von Gott ausging und zu Gott fortgeht, ... 7 Der Übersetzung wird abschnittsweise abgedruckt aus: Joachim Kügler, Eine wortgewaltige Jesus-Darstellung, Stuttgart 2012, 118-120. Kursivdruck deutet die redaktionelle Arbeit an, ausgelegt wird aber der gesamte Text. -19- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Vor die Geschichte schiebt das Evangelium eine Erklärung, worin Jesu Sendung besteht. Jesus ging von Gott aus und geht zu Gott zurück. Die Redaktion (kursiv gesetzt) fügte sowohl die Liebe Jesu als auch Judas ein. Jesus liebt, und zwar bis zum Ende. Gemeint ist sein Ende am Kreuz, das aber in die Auferstehung mündet. Liebe prägt also den Abschnitt und fügt auch den Verrat hinzu. In dieser besonderen Christologie steht die Macht des Teufels der Liebe und Macht Jesu gegenüber. Für die gespaltene Gemeinde erklärt sich so, warum einer der ihren Jesus verraten konnte. Die Macht des Bösen war am Werk – aber sie konnte sich nur entfalten, weil Jesus dies zuließ, um seine Sendung zu vollenden. 2.2. Jesus wäscht die Füße (V.4-6) 4 aufsteht er vom Mahl und legt die Obergewänder ab, und ein Leinen nehmend, umgürtete er sich; 5 dann schüttet er Wasser ins Becken und begann die Füße der Schüler zu waschen und abzuwischen mit dem Leinen, mit dem er umgürtet war. … 12 Als er nun gewaschen hatte ihre Füße und genommen hatte seine Obergewänder und sich wieder hinlegte, sprach er zu ihnen ... Normalerweise werden Gästen vor dem Mahl die Füße gewaschen oder sie waschen sie selbst. Da man zu Tisch liegt, müssen die Füße in Augen- und Nasenhöhe sauber sein. Auch hier hat das Mahl schon begonnen, alle liegen schon zu Tisch und essen und trinken, denn Jesus steht vom Mahl auf. Das bedeutet: Die Füße aller sind schon sauber! Jesus unterbricht ohne äußeren Anlass das gemeinsame Mahl und inszeniert mithilfe eines eigentlich alltäglichen Rituals eine Zeichenhandlung, die durch ihre Deutung erst Gewicht bekommt. In einer Erzählung ist jedes Detail wichtig, nichts wird „nur so“ erzählt. Deshalb weist der Kleiderwechsel V.4 auf etwas Wichtiges hin, der auch noch in V.12 wie ein rückwärts laufender Film erneut erzählt wird. Dieser Kleiderwechsel rahmt also die gesamte Szene der Fußwaschung und taucht damit Jesu Handlung in ein besonderes Licht. Wenn Jesus das Obergewand ablegt und stattdessen Leinen anzieht, will er nicht nur die Arme frei bekommen oder sich nicht schmutzig machen. Die Kleidung symbolisiert den Rollenwechsel zum Sklaven, der die Füße wäscht. Exkurs: Die Symbolik der Kleidung Kleidung spielt eine wichtige sozio-kulturelle Rolle, sie ist wesentlich mehr, als nur etwas anzuziehen oder Schutz vor dem Wetter. Sie ist gewissermaßen die zweite Haut, die „Nahtstelle“ zwischen dem (Eigen-)Raum Körper und der Gesellschaft. Sie repräsentiert die Person und drückt ihre Identität aus. Sie sendet bestimmte Signale an die Umgebung, die etwas über sie selbst aussagen. Gleichzeitig vermittelt Kleidung auch die Abgrenzung zu anderen. Kleidung hat immer eine kommunikative Dimension. Sie markiert eine Position oder eine Einstellung und führt bei anderen zu einer Beurteilung. Wer Kleidung ablegt oder auszieht verliert seinen Status. Biblisch zerreißen Menschen in Not das Gewand. Nackt sein und tot sein liegt nicht weit auseinander, man ist schutz- und machtlos. Nackt oder nur mit einem Schurz bekleidet arbeiteten Sklaven oder einfache Arbeiter. Wählt Jesus jetzt nur einen Leinenschurz, dann sagt das Zeichen: Als Christus, Sohn des himmlischen Vaters, übernimmt er den Dienst eines Sklaven um zu zeigen: Gott dient hier. Und indem er die Füße wäscht, vertieft er dieses Zeichen. -20- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Exkurs: Die Symbolik der Füße Der Fuß war ein Symbol für Macht, für Unterjochung. Wer etwas in Besitz nahm, stellte die Füße darauf. Jemanden (etwas) mit Füßen treten hieß, ihn missachten, gemein behandeln, gering schätzen. Noch heute sagt man: „Das Recht mit Füßen treten“. Der nackte Fuß steht aber auch als Symbol für Empfänglichkeit und Verletzlichkeit. Wer seine Schuhe auszieht, respektiert die Macht anderer (Mose, denn der Ort ist heiliger Boden, Ex 3). Mit bloßen Füßen ist man gleichzeitig verletzlich, weshalb barfuß gehen (müssen) auch zur Herabstufung von Personen dient. „Füße“ haben zudem eine sexuelle Komponente, sie stehen im übertragenen Sinn für die Geschlechtsorgane. Sich zu oder zwischen jemandes Füßen legen (Ruth bei Boaz) kann bedeuten: Geschlechtsverkehr haben. Insofern schwingt auch positiv Erotik oder negativ sexuelle Gewalt bei „Füßen“ mit. Gäste bekamen die Füße (von Sklaven) gewaschen. Oder der Gastgeber sorgt dafür, dass Wasser kommt und man sich die Füße waschen konnte. Aber kein Mann außer Jesus in Joh 13 wäscht in der Bibel die Füße eines anderen Mannes. Man kann also an der Mahlszene in Joh 13 die Fußwaschung Jesu als Zeichen deuten, das die Umwertung der Hierarchie signalisiert. Wenn Jesus hier einen Dienst von Sklaven oder abhängigen Frauen übernimmt, dann zeigt er, dass die Hierarchien der Welt bei Gott überwunden werden. 2.3. Empfangen als Zentrum des Glaubens – die Missverständnisse des Petrus 6 Er kommt nun zu Simon Petrus; er [=Petrus] sagt ihm: Herr, du wäschst meine Füße? 7 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, weißt du jetzt nicht, erkennen wirst du aber danach. 8 (Es) sagt ihm Petrus: Nicht sollst du waschen meine Füße in Ewigkeit. Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du nicht Anteil mit mir. 9 Simon Petrus sagt ihm: Herr, nicht meine Füße nur, sondern auch die Hände und den Kopf. 10 (Es) sagt ihm Jesus: Der Gebadete hat nicht nötig, [außer die Füße] sich zu waschen, sondern er ist ganz rein; und ihr seid rein, aber nicht alle. Das Un- oder Missverständnis von Petrus gibt Jesus die Gelegenheit, seine Sendung zu erklären. Petrus ist durchaus kritisch gezeichnet, denn sein Verrat ist nicht vergessen (vgl. Joh 13,38)! Dreimal spricht Petrus, dreimal antwortet Jesus. Im Zentrum der Szene steht das Entscheidende: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du nicht Anteil mit mir.“ (V.8) -21- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Erste Reaktion des Petrus … (V.6) Niemand kommentiert: Alle nehmen hin, dass Jesus die Füße wäscht. Nur Simon Petrus widerspricht (V.6). Die Betonung kann man unterschiedlich setzen: „Herr, du wäscht mir die Füße?“ oder: „Herr, du wäscht mir die Füße?“ In der ersten Betonung lehnt Petrus ab, was Jesus mit diesem symbolischen Akt ausdrückt. Jesus, der „Herr“, steht ganz oben, und oben soll Jesus auch bleiben – und mit ihm die gewohnte Hierarchie. Petrus Verständnis von der Liebe Gottes stellt die Rangordnung nicht in Frage. Die Betonung auf „die Füße“, lehnt das Zeichen überhaupt ab. Die Füße waschen – ausgerechnet in einem niedrigen Sklavendienst soll sich die Liebe Gottes erweisen? Gibt es nicht andere Symbole der Liebe? Jesus antwortet zwar – und er erklärt doch nicht, was es mit diesem Akt auf sich hat. Dadurch versteht Petrus nicht. „Danach“ – was soll das aus der Sicht des Petrus sein? Für die Gemeinde aber erschließt sich dieses „danach“ als die Zeit nach der Auferstehung. Im nachösterlichen Licht bedeutet das: Jesus zeigt im Sklavendienst, der Hingabe, seine höchste Liebe. Zweite Reaktion des Petrus ... (V.8) Petrus widerspricht ein zweites Mal. „Nicht sollst du waschen meine Füße in Ewigkeit.“ Petrus versteht das Zeichen nur vordergründig. Die Wirklichkeit hinter den Ereignissen versteht man aber erst, wenn man Jesu Spuren folgt. Diese Liebe Gottes akzeptiert Petrus aber nicht. Er lehnt den Rollenwechsel von Jesus und dessen freiwillige Hingabe für die Seinen ab. Sogar „in Ewigkeit“ soll Jesus die Füße nicht waschen. Weiß Petrus, was er da sagt? „Ewigkeit“ ist bei Gott – soll sich Gott also niemals, auch in der Ewigkeit nicht, als der erweisen, als den Jesus ihn zeigt, als Liebenden, der Macht durch Liebe und Dienen an den Menschen interpretiert? Soll diese Liebe Gottes auch im Jenseits, nach der Auferstehung, nicht gelten? Petrus stellt damit Jesu Gottesbotschaft insgesamt in Frage. Nun wird Jesus deutlich: Man muss lernen, die Liebe Gottes zu empfangen. Wer sich nicht von Jesus (und damit von Gott) die Füße waschen lässt, hat keinen Anteil am Vater! Das ist ein hartes Wort an Petrus. Aber hier liegt die zentrale Botschaft: Ohne Bereitschaft, die Macht Gottes als dienende Liebe Gottes an sich selbst zu glauben, gehört man nicht zu Jesus und zu Gott. Exkurs: Das Zentrum der Botschaft: „Sich lieben lassen!“ Bevor man anderen dienen kann, muss man empfangen! Dieser Aspekt der PetrusSzene geht meist unter, obwohl das Evangelium den Akzent darauf setzt. Ohne die Fußwaschung wären die Jünger und Jüngerinnen gar nicht in der Lage gewesen, wie Jesus zu handeln. Der Dienst an den Nächsten setzt voraus, dass man selbst Gnade und Liebe empfangen hat! Empfangen-Können und Empfangen–Wollen ist Grundbedingung für den Glauben, eine Lebenshaltung, aus der Hand Gottes etwas anzunehmen. Viele Menschen sagen, dass sie lieber schenken als sich etwas schenken lassen. Empfangen ist tatsächlich oft schwieriger als Geben. Ein Geschenk füllt eine Lücke, ob man sie gespürt hat oder nicht. Auch ältere Menschen haben Schwierigkeiten damit, nicht mehr selbst alles zu können. Abhängig zu sein, Hilfe von anderen anzunehmen, das ist für viele eine große Herausforderung. Und doch ist echtes Schenken und echte Hingabe ohne eigene Erfahrung der Liebe und des Beschenktseins nicht möglich. Man könnte analog zu Mt 25 formulieren: „Ich habe geliebt und Du hast Dich lieben lassen!“ Wer sich Gottes Liebe und Zusage nicht schenken lassen kann, hat keine Ressourcen so zu leben, wie Jesus es als Beispiel -22- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas gegeben hat. Das muss auch Petrus erfahren, denn sein drittes Missverständnis folgt auf dem Fuß (Exkurs Ende). Dritte Reaktion des Petrus ... (V.9) Petrus kippt jetzt in das Gegenteil: Wenn das so ist, dann wasche auch die Hände und den Kopf! Petrus, der Übereifrige: Unverständnis auf der ganzen Linie. Seine vorherige Weigerung schlägt um in eine überbordende Forderung. Jetzt genügt das eine Zeichen nicht, Petrus will das Heil mit Haut und Haaren. Er will an erster Stelle stehen, den größten Anteil an Gott seinem Heil haben. Doch es geht nicht um „mehr“. Jesu Liebe ist total, da Jesus sein Leben gibt. Mehr geht nicht. Und dafür steht die Fußwaschung. Mehr Zeichen verändern nichts, sie decken nur die Zweifel auf. Petrus versteht schon wieder nicht. Letztlich führt sein ökonomisches Denken von „Mehr“ und eigener Leistung in die Überforderung – und dann zum Verrat. Denn Petrus, der gleich auch noch Jesus sein Leben anbietet (Joh 13,37), wird kurz darauf zum Verräter. Dreimal missversteht Petrus die Liebe Jesu, dreimal wird er Jesus verraten, was Jesus ihm sogleich auf den Kopf zusagt (Joh 13,38). Die neue Definition von Liebe und Macht stellt die Welt auf den Kopf und lässt sich nicht so leicht begreifen. Daran hat sich ja die johanneische Gemeinde auch gespalten. Jesus muss Petrus das Ansinnen ausreden (V.10). 3. Maria salbt Jesus zu seinem Tod und zur Auferstehung (Joh 11,1-2; 12,1-8) Das Johannesevangelium erzählt vor der Fußwaschung Jesu, dass Maria ihm die Füße salbte (Joh 12,1-8). Die umständliche Einleitung von der Auferweckung des Lazarus (Joh 11,1-2) stellt Lazarus durch Maria als „die Salbende“ vor. Sie war offensichtlich in der Tradition besser verankert als Lazarus, denn ihre Salbung erzählt das Evangelium erst danach. Die Fußsalbung durch Maria geschieht kurz vor dem Mahl mit der Fußwaschung. Sie gießt kostbares Öl aus und wischt es mit ihren Haaren ab. Jesus und Maria sprechen nicht, weder wird Maria gefragt, noch erklärt sie selbst ihre Tat. Das tut Jesus. Dem Unverständnis des Judas (so kostbares Öl sollte man besser für die Armen ausgeben) widerspricht er: „Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Maria hat die Zeichen der Zeit erkannt. Exkurs: Die Symbolik von Haaren und Duft Maria trocknet Jesu Füße mit ihren Haaren. Als Teil des Kopfes, der Vorrangstellung und Herrschaft symbolisiert, haben Haare eine magische Macht und Kraft, was vermutlich durch das Wachsen ohne Zutun der Menschen kommt. Langes Frauenhaar signalisiert Vitalität, Erotik, aber auch Gefahr. Ist diese Macht erst gebannt, kann ohne Gefahr über den Körper verfügt werden. Diese Vorstellung sitzt tief. Ob Frauen ihre Haare kurz oder lang tragen, verhüllt oder offen, ist selbst heute noch (s. Kopftuchstreit) ein Politikum. Die Salbung verweist auf den Tod. Doch der Duft des Öls zeigt schon die Auferstehung an. Indem Maria mit ihren Haaren die Füße Jesu abwischt, überträgt sie den Duft des Salböls auf ihr Haupt. Es entsteht eine Duftgemeinschaft zwischen Maria und Jesus. Der Duft des Öls erfüllt das ganze Haus. Er kontrastiert den Todesgestank des verwesenden Lazarus (Joh 11,39) und übertönt jetzt schon den kommenden Todesgeruch Jesu. Der Duft lässt schon die Auferstehung „riechen“. Maria hat erkannt, wer Jesus ist und was geschehen wird. Sie handelt prophetisch und zeichenhaft. Ihre Salbung bekennt Jesus als Christus, der als Gesalbter Gottes -23- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas in die Welt gekommen ist und auferweckt wird. Was in den Augen der Anwesenden bloße Verschwendung ist, öffnet in Wirklichkeit die Augen und macht die göttliche Wirklichkeit in der Welt sichtbar. Jesu Botschaft an Petrus, dass man sich dienen lassen muss, erfährt Jesus hier selbst. Jesus ist hier Empfangender, er erhält selbst zunächst die Stärkung für seinen Tod, bevor er selbst mit der Fußwaschung seine Hingabe zeigen kann. 4. Verschwendung? Verschwendung! Der Einwand von Judas gegen die Salbung ist nicht abwegig, immerhin entspricht der Wert dieses Öls dem Jahreslohn eines Tagelöhners. Judas als „Finanzmann“ greift auf die Logik aus der Welt der Ökonomie (Reichtum – Armut) zurück. Jesus setzt konträr dagegen das verschwenderische Liebeswerk des Geschenks, das nur jetzt möglich ist. „Die Armen habt ihr immer bei euch …“ (V.8). Die schier unendliche, pausenlos mögliche Gelegenheit, sich um Arme zu kümmern, entwaffnet den Einwand. Er ist nicht grundsätzlich falsch, aber dieser Situation nicht angemessen. Das verschwenderische Liebeszeichen ist nur jetzt auf den drohenden Tod hin möglich. Verschwendung geht über eine Gabe hinaus. Diese fragt danach, ob etwas wiederkommt; die Verschwendung dagegen überwindet die Lieblosigkeit. Verschwendung ist nicht „normal“ und „vernünftig“, sie überschreitet die üblichen Grenzen und kommt dadurch oft in Konflikt mit der Welt. Wer schenkt, nimmt einen Verlust in Kauf, aber nicht negativ im Sinne der Ökonomie, sondern er drückt Fest, Solidarität, Großzügigkeit und Leben aus. Verschwendung ist überströmende Liebe des Loslassens, der Totalität, des Schenkens ohne zu fragen. Es ist eine Liebe, die bedingungslos gegeben wird. Sie fragt nicht, ob diejenigen, die Verschwendung empfangen, würdig sind und es sich „verdient“ haben. Jesus wäscht auch den Verrätern Judas und Petrus die Füße. Verschwendung zu erleben ist etwas Überwältigendes und birgt ein Risiko in sich. Die verschwenderische Liebe Jesu bringt das Risiko des Kreuzes und kostet ihm letztlich das Leben. In der Verschwendung erlebt man eine Kommunikation mit dem Heiligen, eine neue Wirklichkeit bricht sich Bahn. Verschwendung meint Jesus, wenn er von Gottes Handeln an den Menschen spricht; er selbst lebt die Verschwendung der Liebe Gottes beispielhaft vor. Der theologische Begriff für die Verschwendung Gottes an die Menschen ist die Hingabe Jesu. Die Rede von der Verschwendung verbindet sich mit Handeln. Die Verschwendung scheut die Berührung nicht; Maria wie Jesus berühren die Füße, gerade weil sie ein heikler, intimer Teil des Körpers sind. Die Hierarchien, die wertenden und abwertenden Unterscheidungen, das Denken in rein wirtschaftlichen Kategorien im Umgang mit Menschen werden überschritten. Die Fußwaschung als Zeichen für die Verschwendung von Jesu Liebe bringt die andere Wirklichkeit Gottes ins Spiel. Dort herrschen andere Werte: Gerechtigkeit und Hoffnung darauf, dass Menschen mit ihrem Schicksal im Zentrum stehen und nicht die Ökonomie, die auf Kosten dieser Menschen lebt. 5. Die nackten Füße der anderen: Jesu Beispiel leben 11 Denn er kannte den ihn Übergebenden; deswegen sprach er: Nicht alle seid ihr rein. 12 Als er nun gewaschen hatte ihre Füße -24- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas und genommen hatte seine Obergewänder und sich wieder hinlegte, sprach er zu ihnen: Erkennt ihr, was ich euch getan habe? 13 Ihr nennt mich: Der Lehrer, und: Der Herr, und richtig redet ihr (so); denn ich bin es. 14 Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße wusch, (so) schuldet auch ihr, einander die Füße zu waschen; 15 denn ein Beispiel gab ich euch, damit, gleichwie ich euch tat, auch ihr tut. 16 Amen, Amen, ich sage euch: Nicht ist ein Sklave größer als sein Herr, noch ein Gesandter größer als der ihn Schickende. 17 Wenn dieses ihr wisst, selig seid ihr, wenn ihr es tut. Erkennt ihr, was ich euch getan habe? Dies ist der erste Schritt, das Erkennen dessen, was Jesus getan hat. Es geht nicht um das „Nachspielen“ der Szene. Jesus geht von den Jüngern und Jüngerinnen weg und damit bleibt die Stelle Jesu leer. So wie bei den Jüngern und Jüngerinnen damals geht es darum, zu entdecken, was es heute heißt, einander die Füße zu waschen, einander zu dienen. Jesus hat mit dem Zeichen der Fußwaschung die verschwenderische Liebe Gottes gezeigt, sein Leben riskiert und verloren. Die verschwenderische Liebe Gottes empfangen, sich von Gott lieben zu lassen und damit die Kraft zu gewinnen, anderen „die Füße zu waschen“, das ist der Auftrag Jesu. Dass dieses Füßewaschen mit Liebe gegenüber den Nächsten zu tun hat, macht die Erklärung Jesu in Joh 13,31-35 klar. 13,34 Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr liebt einander, gleichwie ich liebte euch, damit auch ihr liebt einander. 35 Daran werden erkennen alle, dass ihr mir Schüler seid, wenn ihr Liebe habt untereinander. Einander dienen und lieben hat zwei Richtungen. Die eine ist wohlbekannt: Dienst an den Nächsten. Die andere Seite aber, die dazugehört, wurde vernachlässigt. Denn einander dienen heißt: Man gehört auch selbst zu den Empfangenden. Zunächst einmal bekommt man etwas geschenkt. Ohne dass man Empfangen hat, gibt es keine Kraft, anderen zu dienen. Grundbedingung für den Glauben ist also, sich von Gott die Liebe schenken zu lassen und von anderen etwas annehmen können. Ohne diese Erkenntnis und ohne diese Haltung kann man dem Weg Jesu nicht folgen. Wo hat man die Gnade Gottes und die Güte der Mitmenschen erfahren und empfangen? Oder was benötigt man selbst? Wo braucht man selbst noch Zeit, wo wäre es wichtig, selbst die „Füße gewaschen“ zu bekommen? Dies steht vor dem Nachdenken, was die Bedürfnisse, die „nackten Füße“ der anderen jeweils sind. Doch wie man die Fußwaschung für jeden neuen Kontext interpretieren kann ist, ist schwieriger, als das auf den ersten Blick aussieht. Schon die johanneische Gemeinde hat sich darüber gespalten. Mehr als dass man mit Brüdern (und Schwestern) in Not teilen soll, sagt auch der 1. Johannesbrief nicht. Dies kann ein -25- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Nachteil sein, weil man die Liebe Jesu rein spirituell auslegen kann. Das kann aber auch ein Vorteil sein, weil dann das, was jeweils vor Ort notwendig ist, voll zur Geltung kommen kann. Das alles bedarf eines „Sehens“ der Not, eines „Urteilens“ über die Situation, die dann zum „Handeln“ führt, wie die Befreiungstheologie gelehrt hat. Beides gehört zusammen, und es wäre fatal, den ersten Schritt nach der eigenen Bedürftigkeit oder nach dem eigenen Beschenktsein zu überspringen. Man käme in die Überforderung wie Petrus. Doch das ist nicht gewollt. Sich von Gott lieben und beschenken zu lassen, das ist die Aufgabe. _________________________ Hinweis: Dies ist die Kurzfassung der ausführlichen Auslegung mit Literatur: Ulrike Bechmann/Joachim Kügler, Begreift ihr meine Liebe? Die Fußwaschung Jesu als Zeichen und Vorbild, Stuttgart 2014 Zu beziehen über: Katholische Bibelwerk Österreich, Stiftsplatz 8, 3400, Klosterneuburg, Verkauf: Telefon: 02243 329 38- 83 Telefax: 02243 329 38- 39 Email: [email protected] oder Katholisches Bibelwerk Stuttgart, Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart, Tel.: +49-711-61920-50; Fax: +49-711-61920-77; Email: [email protected] in Prof. Dr. Ulrike Bechmann, M.A. Institut für Religionswissenschaft, Graz Vom Risiko der Liebe - Predigtimpulse Die Stunde der Entscheidung – die Stunde der Vollendung ist angebrochen. Die Fußwaschung Jesu ist der Auftakt der Abschiedsreden und der darauf folgenden Passion und Auferstehung. Noch einmal zeigt sich Jesus als der, der er ist: der vom Vater Gesandte, der Herr, der Lehrer – aber noch mehr als der Liebende. In der Fußwaschung offenbart sich die risikoreiche Dynamik der Liebe aus Hingabe, Annahme und Teilhabe. Hingabe: Autorität aus Liebe Der johanneische Jesus weiß sich ganz von Gott gesendet, lebt aus der innigen Verbindung mit dem Vater. Welche Macht könnte er hier beanspruchen: herrschen, bestimmen, befehlen. Doch Jesus durchbricht die gängige Logik der Macht. Die Fußwaschung, in der antiken Umwelt eine Handlung von Untergebenen, von Sklavinnen und Sklaven an ihren Obersten, ein Zeichen der Unterwerfung, wird im Johannesevangelium zum Zeichen der vollendeten Liebe. Jesus gibt sich seinen Jüngerinnen und Jüngern völlig hin. Er öffnet sich den Menschen ohne jedes Kalkül, ohne jede Berechnung und geht damit ein Risiko ein. Jesus weiß um dieses Risiko, er weiß um die Möglichkeit des Verrats, um Judas Iskariot und wagt es dennoch zu lieben. -26- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Jesus geht nicht auf Nummer „Sicher“. In diesem Mut zur Offenheit, zur Hingabe, zur Liebe zeigt sich der Kern des Evangeliums. Jesus beansprucht nicht die Macht weltlicher Herrscher, die ihr Volk unterdrücken, Zwang und Gewalt ausüben. Jesus lebt die Liebe und gewinnt daraus die Autorität, die Hingabe an den Nächsten auch von seinen Jüngerinnen und Jüngern einzufordern: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe!“ Annahme: sich der Liebe öffnen „Nein, in Ewigkeit sollst du meine Füße nicht waschen, in Ewigkeit sollst du mich nicht berühren!“, weist Petrus Jesus harsch zurück. Die Füße sind eine äußerst sensible Zone, wie spätestens eine mehr oder weniger schmerzhafte Reflexzonenmassage oder der Gang über holprige Wald- und Wiesenwege vor Augen führt. Auf unseren Füßen gehen wir durch die Welt, nehmen wir die Welt wahr – jeden Kieselstein, das weiche Gras des Frühlings, die Hitze des Asphalts, den Matsch nach einem heftigen Regenfall. Zugleich sind unsere Füße ein Abbild unseres Innersten. Jemandem die Füße zu zeigen, sie ihm anzuvertrauen bedeutet folglich auch sich verletzlich zu zeigen, sich auf jemanden einzulassen. Petrus fällt es leichter, den alten Mustern der Macht zu folgen: „Du Herr, du sollst meine Füße nicht waschen, mich nicht berühren!“ Einem Herrscher, einem Lehrer steht dies doch nicht zu. Doch Jesus folgt nicht der Logik der Macht, sondern der Logik der Liebe. Macht erzwingt Unterwerfung. Liebe lädt ein zur Annahme. Jesus umwirbt Petrus sich zu öffnen, zu vertrauen. Liebe braucht Hingabe ohne jegliche Berechnung, aber ebenso erfordert sie Annahme auf Seiten der Geliebten. Petrus wagt es schließlich, sich zu zeigen in all seiner Verletzlichkeit – mit seinen nackten Füßen, er bietet gar seinen Kopf und seine Hände. Teilhabe: Erkenntnis in Gemeinschaft Die Dynamik von Hingabe und Annahme führt zu Teilhabe. Wer die Liebe Jesu annimmt, hat Anteil an ihm und gewinnt einen neuen Blick auf sich selbst, auf die Mitmenschen, auf die Welt, auf Gott. Einen weiten Weg zum Glauben und zur Erkenntnis können Menschen aus sich heraus gehen. Doch mindestens der letzte Schritt braucht die Handreichung Gottes. Jesus bietet Petrus seinen Dienst, seine Liebe an. So sind wir als Menschen eingeladen, das erlösende Handeln Gottes in Freiheit anzunehmen. Risiko Liebe – Risiko Leben – Risiko Glauben Liebe ist und bleibt ein Risiko und dies in zweifacher Weise. Hingabe ohne Berechnung kann in Verletzung oder gar Verrat münden, wie das Handeln des Judas Iskariot zeigt. Nicht jede Hingabe wird wohlwollend aufgenommen. Ebenso gefährlich ist die Annahme der Liebe des Anderen. Ist die Liebe nur vorgespielt, ein zeitlich begrenztes Phänomen? Kann ich dem anderen vertrauen? Liebe dringt an das Innerste meiner Person vor, in Bereiche, die ich womöglich selbst noch nicht kenne. Will ich dieses Risiko eingehen? Petrus ist zögerlich, ja ablehnend. Und wir? Die Perikope von der Fußwaschung offenbart die Dynamik von Hingabe, Annahme und Teilhabe in ihren Gefahren, aber vor allem in ihren Perspektiven. Die Fußwaschung Jesu macht Mut, die Liebe und das Geliebtwerden zu wagen – allen Risiken zum Trotz. Denn in der Offenheit füreinander, im Vertrauen liegt der Schlüssel für ein gelingendes Zusammenleben. Dieser Offenheit für den Nächsten -27- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas geht immer bereits die Liebe Gottes an uns Menschen voraus. Die maß-lose Liebe Jesu ist Vorbild und tragender Grund unseres Handelns. „Ein Beispiel habe ich euch gegeben!“, spricht Jesus im Evangelium. Dieses Beispiel birgt Gefahren, doch noch mehr die Verheißung einer offenen Gemeinschaft, in der Menschen sich entfalten dürfen, angenommen sind und einander annehmen in all ihren Stärken und Schwächen. An dieser Gemeinschaft gilt es zu bauen – im Vertrauen auf die bleibende Zuwendung Gottes. Für die Praxis: Barfuß-Weg aufbauen und die unterschiedlichen Materialien erspüren (Kork, Erde, Pflasterstein, Wasser…) – sensibel werden! Einander die Füße waschen (oder salben) – Doppelkreis bilden, die Rollen nach der Hälfte der Zeit tauschen Füße massieren Anregungen aus Bibel und Patristik: Weitere Fußwaschungen im NT Lk 7,36-50: Sünderin wäscht Jesus mit ihren Tränen die Füße und salbt sie Joh 12,1-18: Salbung mit Nardenöl (Öl aus der Wurzel des Nardenstrauches) in Bethanien durch Maria 1 Tim 5,10: Witwen, die den Heiligen die Füße gewaschen haben Weitere Fußwaschungen im AT Kultvorbereitung: Hygiene: Gastfreundschaft: Ergebenheit: Ex 30,20-21; Ex 40,30-32 Hohelied 5,3 (Geliebte hat ihre Füße bereits gewaschen) Gen 18,4 (Gott erscheint Abraham bei den Eichen von Mamre, Abraham stellt Wasser bereit) 1 Sam 25,40-42 (Abigail wäscht den Dienern Davids die Füße) Ambrosius von Mailand Fußwaschung als Sakrament, das mit der Taufe eng verbunden ist (vgl. Ambrosianischer Ritus in der Liturgie), siehe De Mysteriis VI, bes. 31-3; Fußwaschung = Tilgung der Erbsünde, Taufe = Tilgung der eigenen Sünde Zum Weiterdenken: Sich bedienen lassen Einige der Ältesten waren einmal in Scete versammelt, und Abt Johann der Zwerg war bei ihnen. Während des Essens stand ein sehr alter Priester auf und machte Anstalten, sie zu bedienen. Aber keiner der Anwesenden wollte zulassen, dass er ihnen auch nur ein Glas Wasser brachte, außer Johann der Zwerg. Die anderen zeigten sich davon schockiert und sagten später zu ihm: „Wie konntet Ihr Euch würdig erachten, von diesem heiligen Mann einen Dienst anzunehmen?“ Er -28- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas erwiderte: „Wenn ich irgendjemand ein Glas Wasser anbiete, freue ich mich, wenn es angenommen wird. Sollte ich den Alten kränken, indem ich ihm die Freude vorenthielt, mir etwas zu geben?“ 8 In: Anthony DE MELLO, Warum der Schäfer jedes Wetter liebt, Freiburg: Herder, 2004, S. 146 Hanna-Renate Laurien: Ökumenische Feier der Fußwaschung Wer in der Welt steht, macht sich die Füße schmutzig Fußwaschung als besonderes Zeichen a Univ.Ass. Mag. Michaela Neulinger MA Institut für Systematische Theologie, Innsbruck Martin W ERLEN, Predigt an Gründonnerstag 2013. Abgerufen unter: http://www.kloster-einsiedeln.ch/?id=723 (21.5.2014). Einsiedeln: Abt wäscht Frauen die Füße. KIPA 29.3.2014. Abgerufen unter: http://www.kipaapic.ch/index.php?na=0,0,0,0,d&ki=241726 (21.5.2014). Vgl. die Fußwaschung von Papst Franziskus am Gründonnerstag 2013 und die entsprechende Berichterstattung Gestaltungsvorschläge WGT-GD 2015 Zusammenfassung der Gestaltungsvorschläge der bahamaeischen WGT-Frauen. Schmücken Sie den Altar mit einem leuchtend bunten Blumenstrauß auf einem türkisblauen Tuch, das an das türkisfarbene bahamaeische Meer erinnert. Legen Sie eine Bibel dazu, aufgeschlagen bei Johannes 13. Und bereiten Sie eine Schale mit Wasser und einige kleine Handtücher vor. Wir empfehlen, den Inseln entsprechend zu dekorieren und „Fußspuren“ von der Tür bis zum Altar zu legen. Alle Teilnehmenden erhalten beim Hereinkommen eine Karte in Form eines Fußes und etwas zu schreiben. Die Gruppe der Leserinnen, gekleidet in leuchtende Farben (besonders in Rosa, Gelb, Türkis und Grün), schreitet zu entsprechender Musik in einer Prozession bis zum Altar, wo jede eine Handvoll Muscheln, Blütenblätter, Stroharbeiten, tropische Früchte o.ä. niederlegt. Zur Bibelstelle: Die Worte Jesu und des Simon Petrus können von verschiedenen Frauen gesprochen werden. Anspielmeditation: Wir verwenden hier eine Methode, bei der gleichzeitig geschaut und gebetet wird, weil die Betenden mit einer bestimmten Gruppe von Frauen in Verbindung gebracht werden. Wird das „Anspiel“ verwendet, sollten auch die beteiligten Frauen samt ihren Schildern (6 Stück, siehe unten), die verschiedene Notlagen auf den Bahamas repräsentieren, mit einziehen und setzen sich auf die vorbereiteten Stühle. Jede -29- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas trägt ein Schild, auf dem jeweils „ihr“ gesellschaftliches Anliegen steht (für die Feiergemeinde sichtbar). Nach der Bibelstelle stellt eine Sprecherin jede Frau mit einem Satz zu ihrer Organisation vor. Eine weitere Frau, die den „ausgelegten Fußspuren Jesu“ folgt, geht auf eine der (hier sechs) Frauen zu, liest laut eine Seite ihres Schildes vor, dann wäscht und trocknet sie der Frau die Füße. Nach einer Geste der Zuwendung dreht sie das Schild der Frau um und liest die Beschreibung der gewandelten Perspektive laut vor. Dies wiederholt sie so oft, bis jeder Frau, die ein Schild trägt, die Füße gewaschen wurden und alle Schilder umgedreht sind. Folgende Schilder müssten vorbereitet werden: Organisation Notlage Over the Hill ARMUT Gewandelte Perspektive FÜLLE erleben (Armutsviertel) Crisis Center: HÄUSLICHE GEWALT SCHULDLOS (Kriseninterventionszentrum Detention Center: MIGRANTIN WILLKOMMEN sein (Auffanglager) Pace: TEENAGER-MÜTTER BEGLEITET sein (Betreuungszentrum für T-M) All Saints Camp: HIV und AIDS IN UNSERER MITTE sein BRUSTKREBS HEILUNG erleben (AIDS-Betreuungs-Zentrum) Cancer Care Center: (Krebszentrum) „Begreift Ihr, was ich für Euch getan habe? Tut füreinander, was ich für euch getan habe.“ Danach können die am Eingang verteilten „Fußspuren“-Karten, allein oder im Gespräch mit der Nachbarin beschrieben werden (Was tun Sie schon? Was könnten/möchten Sie tun?) Die Karten können z.B. im Zusammenhang mit einem Kollektengang zum Altar gebracht werden. Übertragen aus der englischen Fassung der Gottesdienstordnung: in OStR. Monika Heitz Fotos: Europatagung Salzburg -30- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Projekte 2015 Das Weltgebetstagskomitee von Österreich ist mit den Komitees aus Deutschland und der Schweiz eine Kooperation eingegangen, um ein eigenes Weltgebetstagsprojekt im Schwerpunktland zu unterstützen. Bahamas, New Providence: Bekämpfung familiärer und sexueller Gewalt – Training für jugendliche Multiplikatorinnen Das Bahamas-Crisis-Center (BCC) ist ein renomiertes Frauenrechtszentrum mit dem Schwerpunkt „Bekämpfung von sexueller und häuslicher Gewalt“. Das BCC ist die gemeinsame Partnerorganisation der WGTKomitees Deutschland, Österreich und Schweiz. Das Bahamas Crisis Center (BCC) wurde 1982 von Dr. Dean-Patterson gegründet, um der grassierenden sexualisierten und innerfamiliären Gewalt auf den Bahamas etwas entgegenzusetzen. Anfänglich ging es ©Bahamas Crisis Center ausschließlich um die direkte Unterstützung der Betroffenen, inzwischen spielen auch Aufklärung und AdvocacyArbeit eine bedeutende Rolle. Mit den staatlichen Stellen besteht eine enge Zusammenarbeit. Auf den Bahamas leben ca. 41.000 junge Menschen von 16 bis 25 Jahren, vielfältige Gewalterfahrung ist Teil ihres Alltags. Der Inselstaat gehört weltweit zu den zehn Ländern mit der höchsten Vergewaltigungsrate. Kinder werden etwa doppelt so häufig Opfer wie Erwachsene. 45% der weiblichen Teenager gaben an, dass bei ihrem „ersten Mal“ Gewalt im Spiel war (date raping). Nirgendwo sonst auf der Welt haben Mädchen und Jungen derart früh sexuelle Erfahrungen: 2/3 sind nicht einmal 13 Jahre alt. BCC betont, dass die extreme Tabuisierung von Sexualität, der Mangel an angemessener Aufklärung und gewalttätige Geschlechter-Stereotypen die Hauptursachen dieses Problems sind. Im ersten Projekt begegnete BCC diesem Missstand mit einer auf Jugendliche zugeschnittenen Medienkampagne („Wenn Teens nicht Bescheid wissen, können sie Schaden nehmen“). In diesem zweiten Schritt sollen 30 ausgewählte Teenager aus der ersten Projektphase zu AnsprechpartnerInnen zu sog. Champions for Change – Veränderungsaktivisten, für Gleichaltrige und MeinungsführerInnen zugunsten gewaltfreier Beziehungen ausgebildet werden. Dies geschieht in Workshops, Austausch- und Beratungsforen, Entwicklung angepasster Bildungsmaterialien, Mentoring-Training von 20 Erwachsenen zur Unterstützung der jugendlichen AktivistInnen. Die Jugendlichen eignen sich Wissen und Methodenkompetenz an, um innerfamiliäre und sexuelle Gewalt in ihren Stadtvierteln und Schulen unter Gleichaltrigen anzusprechen und, wo notwendig, diese an professionelle Hilfe zu verweisen. Gleichzeitig werden im Bahamas Crisis Center jugendgemäße Kommunikationsstrukturen auf- bzw. ausgebaut (Website, Chat-Room für Austausch und Beratung, -31- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Social Media). Diese können über die Medien Einfluss auf kulturelle Normen, die geschlechterspezifische Gewalt legitimieren, nehmen und gewaltfreie Beziehungen als allgemein gültige Referenz etablieren. Fördersumme für Österreich 15.000,-- Euro, Förderdauer: 2015 Bahamas, Nassau: Technische Hilfsmittel für Kinder Missionszentrum der methodistischen Kirche - Kinderklub Der Kinder-Club wurde vor sechs Jahren als NGO am Missionszentrum gegründet, um auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen um das Gebiet der Quackoo Street besser eingehen zu können. Der Kinder-Club betreut ca. 80 Kinder im Alter von 3-16 Jahren, die aus der Umgebung (Quackoo Street-Nassau) kommen. Die Arbeitslosigkeit ist dort extrem hoch, die Kinder kommen aus kinderreichen Familien und/oder Alleinerzieherhaushalten mit sehr niedrigem Einkommen und konnten zu Beginn des Unterstützungsprogrammes teilweise weder lesen noch schreiben und zeigten schwieriges soziales Verhalten. Der Kinder-Club unterstützt die Kinder in allen Unterrichtsfächern, bei den Hausaufgaben, fördert ihre handwerklichen Fähigkeiten und unterstützt sie, soziale Kompetenz zu erlernen. Der Kinder-Club ist ein Ort, wo Jugendliche sich begegnen können, mit dem nötigen Essen versorgt werden und den Umgang mit den neuen Medien lernen können. Im Moment gibt es nur fünf Computer, deshalb wird dringend EDV-Ausstattung (neben Computer auch Drucker, Kopierer,..) benötigt. Vermittelt wurde das Projekt durch die aus den Bahamas stammende WGT-Frau und langjährige Geschäftsführerin von WGT International, Anette Poitier. Der Weltgebetstag in der Schweiz unterstützt das Projekt hauptsächlich (mit CHF 8.500,-) und der WGT Österreich beteiligt sich mit einem Beitrag von 1.000,-- Euro. Kinder beim Lernen; ©WGT Schweiz Fördersumme: 1.000,-- Euro, Förderdauer: 2015 Österreich: Gemeinsam in einem Boot – Integrationswoche in der Natur mit asylwerbenden und österreichischen Mädchen Acht jugendliche Flüchtlingsmädchen verbringen gemeinsam mit acht Wiener Schülerinnen Zeit in der Natur – in einem Outdoor-Camp mit Zelten und Kochstelle am Waldrand. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Anforderungen der Tage „draußen“ macht sie zu Gefährtinnen. Das Projekt bietet jugendlichen Flüchtlingen eine Zeit der authentisch gefühlten Gleichwertigkeit, des Du und Ich auf Augenhöhe und die Möglichkeit, mit -32- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Altersgenossinnen aus Österreich in Kontakt zu treten. Gleichzeitig ermöglicht es den Jugendlichen der Mehrheitsgesellschaft in einem neutralen, freundlichen Umfeld Kontakt zu Menschen am „Rande unserer Gesellschaft“ zu haben. Ihnen gemeinsam bietet der Weltgebetstag eine entspannte Zeit in der Natur: Klettern im Steinbruch, Holz schnitzen, Bachwanderungen und Waldexkursionen. Alle treffen sich schließlich am Lagerfeuer im Camp und setzen sich mit den Anforderungen eines Tages auseinander. Die Jugendlichen erfahren durch dieses Mit-Einbeziehen, dass sie Verantwortung für sich und die Gruppe tragen können und gemeinsam Gestaltungsmöglichkeiten haben. Durch die bewusste Entscheidung, eine der Wochen nur für Mädchen durchzuführen gibt es (endlich!) Raum für Mädchen, die aus kulturellen Gründen an einer gemischten Gruppe Camp; ©U. Sova nicht teilnehmen können/dürfen/wollen. Fördersumme: 5.000,-- Euro, Förderdauer: 2015 Indien, Rajpur,Gujarat - Ahmedabad: „Erreichen der Unerreichbaren“ – Trainingsprogramme für benachteiligte Frauen und Mädchen Gujarat ist ein Bundesstaat im Westen von Indien mit der Hauptstadt Ahmedabad. Ahmedabad ist eine alte Handelsstadt. Der Schwesternorden der Dominikanerinnen plant mit Hilfe des Weltgebetstags und in Zusammenarbeit mit örtlichen NGOs Trainings- und Bildungsprogramme für Frauen aus besonders benachteiligten Bevölkerungsgruppen einzurichten. Einkommensschaffende Maßnahmen, ©St.Mary's Home psychosoziale Hilfen und Rechtsberatung ermöglichen ihnen, aus der Armutsspirale zu entkommen und auf eigenen Füßen zu stehen. Selbstbewusstsein und Eigeninitiative werden gestärkt durch: Workshops in Rechtsberatung und Persönlichkeitsentwicklung Bildung von kleinen Selbsthilfegruppen Trainingskurse für Schneiderei, Modedesign und Krankenpflege Weiters werden Sparpläne ausgearbeitet und kleine Darlehen vergeben, um Frauen beim Aufbau ihrer Unternehmen zu unterstützen. Die Einrichtung eines Beratungszentrums, das bei der Lösung von Konflikten in Familie und Alltag sowie -33- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas bei Gewalterfahrung Hilfe anbietet, ist ebenfalls in Planung. Landflucht und weitreichende Arbeitslosigkeit verschärfen in der 5 Millionenstadt Ahmedabad Armut und prekäre Lebensbedingungen. Eine abgeschlossene Schulausbildung, besonders bei Mädchen, ist hier selten. Die Angebote des Schwesternordens ermöglichen es jungen Frauen ihre Lebensbedingungen in einer patriarchal geprägten Gesellschaft zu verbessern. Der Orden hat verschiedene Einrichtungen: Ein Näh- und Stickzentrum, wo Frauen und Mädchen lernen, traditionelles Kunsthandwerk herzustellen, dessen Vermarktung weltweit über den Fair Trade Handel erfolgt; ein Ärztezentrum, Pflegeeinrichtung und Apotheke stehen auch den Bewohnern der benachbarten Armenviertel zur Verfügung. Fördersumme: 12.000,-- Euro, Förderdauer: 2015 - 2016 Sierra Leone, Freetown/Newton: Bereitstellung von Nahrungsmittelsicherheit für die benachteiligte Bevölkerung mithilfe von Getreideanbau und Geflügelzucht Nahrungsmittelunsicherheit wird von mehreren Faktoren aufrecht erhalten, wie z.B. durch geringe landwirtschaftliche Produktivität mangels Investitionen und landwirtschaftliche Unterstützungsleistungen und ungeeignete Technologie. Zum anderen leben die meist kinderreichen Familien in großer Armut und armseligen Behausungen. Sie sind vom Kleingartenanbau (Gemüse, das am Markt verkauft wird) abhängig. In diesen ländlichen Gebieten sind die meisten Frauen Analphabeten, ihr Bewusstsein für Gesundheit und gute Ernährung ist sehr gering (z.B. trinken sie ungekochtes Wasser aus dem Fluss). Frauen sind vollständig von den Männern abhängig, werden in keine Entscheidungen einbezogen. Häusliche Gewalt, Zwangsehen und Vergewaltigungen sind gesellschaftliche Realität. Das langfristige Ziel des Projektes ist es, die Fähigkeit der Frauen zu stärken, wirtschaftlich leistungsfähig zu sein und gesellschaftlich die Abhängigkeit von ihren Männern zu verringern. Sie zu befähigen Führungsrollen zu übernehmen und ihnen die Teilnahme am Entscheidungsprozess in den Gemeinden zu ermöglichen ist ein weiteres Anliegen des Projektes. Die Food and Agriculture Organization schätzt, dass Frauen ihren Gewinn um 2030% steigern könnten, wenn sie Zugang zu den gleichen Ertrag bringenden Ressourcen – besseres Saatgut, Dünger, Schimmelbekämpfung – wie die Männer hätten. Es ist daher wichtig, dass Frauen immer mehr zu einem wichtigen Faktor werden, damit sie die Nahrungsmittelproduktion beeinflussen und das grundlegende Ziel der Nahrungsmittelsicherheit erreichen können. Und zwar, indem sie - a) zum Anbau von Getreide und Feldfrüchten auf dem sumpfigen Teil des Landes befähigt werden, die Produktion steigern und somit Unterernährung bei Kindern und schwangeren Frauen verringern - b) durch die Geflügelzucht das wirtschaftliche Einkommen steigern - c) Bildung erhalten und zur Bewusstseinsbildung in den Gemeinden beitragen -34- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas - d) durch Vernetzung zwischen Bäuerinnen und Märkten Erzeugung und gute Ernährung verbinden. Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer 2015-2016 Syrien, Amude: Unterstützung zum Weiterbestehen des Frauenvereins Kolishina In Amude, einer Kleinstadt mit 48.000 Einwohnern, gab es schon vor dem Krieg nur wenige Möglichkeiten für Frauen, selbständig zu leben und ein eigenes Einkommen zu haben. Damit sind sie abhängig von ihren männlichen Familienmitgliedern. Der unabhängige Frauenverein wurde 2012 im kurdischen Gebiet gegründet und begann durch unzählige Veranstaltungen zu medizinischen, sozialen, kulturellen und politischen Themen, eine Anlaufstelle für Frauen zu werden. Durch die Frauen v. Verein; ©LeEZA Kriegssituation in Syrien ist dieses Zentrum notwendiger denn je geworden (tausende Familien und alleinstehende Frauen kommen als intern Vertriebene). Der Verein versucht nun Frauen Zugang zu Bildung zu ermöglichen, ihre Gesundheit zu stärken und Wissen über den eigenen Körper zu vermitteln. Ebenso werden handwerkliche Fähigkeiten und Know-How, die für die Ausübung eines Berufs nötig oder sinnvoll sind, in Form von Workshops gelehrt. Ein spezieller Fokus liegt zudem auf der Unterstützung von Frauen mit Kindern, die besonders unter den Folgen des Bürgerkriegs in Syrien leiden. Das Projekt des WGT soll diese Arbeit absichern und einen eigenen Raum für die Frauen aus Amude bieten. Fördersumme 15.000,-- Euro, Förderdauer 2015-2016 Ägypten, Kairo/Caritas Salzburg: Schulbildung für Mädchen aus dem Slum Haggana Haggana ist ein ohne jeglicher Planung entstandener Vorort von Kairo. Hier leben 500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen; der Großteil der Bewohner verfügt über kein geregeltes Einkommen und ist gezwungen, sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser zu halten. Kinderarbeit ist recht häufig. Die Caritas und die Privatschule der barmherzigen Schwestern entschlossen sich zu einer Kooperation. Rund 20 christliche und muslimische Mädchen im schulpflichtigen Alter, die im spezifischen Kontext des Nahen Ostens fast immer benachteiligt werden, erhalten mit der Unterstützung des Weltgebetstages eine gute Schulausbildung. Caritas Salzburg Fördersumme: 40.000,-- Euro, Förderdauer 20142016 -35- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Guatemala, Guatemala Ciudad und Quetzaltenango MIRIAM Der Verein MIRIAM hat sich zum Ziel gesetzt, indigenen Maya-Frauen aus den ländlichen Gebieten durch ein ganzheitlich ausgerichtetes Stipendienprogramm zu einer fundierten Bildung und damit zu einem selbstbestimmten Leben und gesellschaftspolitischer Mitgestaltung zu verhelfen. Fördersumme: 31.700,90 Euro, Förderdauer: 2013 - 2015 MIRIAM Bulgarien, Sofia: Gottes Geschenk Christliche Vereinigung für Bildung und Wohltätigkeit (CECA) „Heilige Sofia“ 2000 wurde CECA als Verein aus der bestehenden ökumenische Frauengruppe in Sofia konstituiert, der vor Ort rund 100 sozial benachteiligten Menschen (ältere oder behinderte Menschen, Waisen- und Straßenkinder, Arbeitslose) mit Lebensmitteln, Medikamenten und Beratung weiterhilft. Fördersumme: 26.550,-- Euro, Förderdauer: 2013 – 2015 Jordanka Gurowa/CECA PNG, Kundiawa: Landwirtschaftskurse für Frauen Catholic Women’s Association der Diözese Kundiawa Seit 2013 bietet Schwester Angeline den Frauen der Diözese Kundiawa Kurse für Landbau und Viehzucht an. Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer: 2013 – 2015 Catholic Women´s Association Guatemala, Chajabal (Westl. Hochland): Las Luces – Frauen schaffen Einkommen; AFDIGUA Indigenen Maya-Frauen der Frauenvereinigung des Dorfes wird ermöglicht, mit Hilfe eines Mikrokreditfonds kleine Gemüsegärten anzulegen und zu bewirtschaften. Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer: 2013 - 2015 Las Luces Maria Schachamayr -36- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Zwei Berichte aus unseren Projekten Projekt Miriam, Guatemala Bildungsprogramm zur Förderung von Gendergerechtigkeit und Durchsetzung der Rechte von indigenen Frauen, Kindern und Jugendlichen. Das strategische Konzept umfasst zwei Komponenten: zum einen die Förderung der universitären Bildung von Frauen in Zusammenhang mit ihren Ausbildungen zu Promotorinnen für Gewaltprävention und zum anderen die Unterstützung von Frauen und Mädchen, die Überlebende verschiedenster Gewaltakte sind, beim Abschluss ihrer Grund- bzw. Mittelschulbildung in Kombination mit psychologischer Betreuung zur Traumabewältigung. Berufsausbildung: Im Studienabschlussprogramm werden die Diplomandinnen bei der Ausarbeitung ihrer Diplomarbeiten und der Vorbereitung auf die Diplomprüfung unterstützt. Sie arbeiten intensiv an ihrem Studienabschluss und zwei haben ihre Diplomprüfung bereits bestanden. Alle haben positive Ergebnisse. Lassen wir Lucia, eine Diplomandin, zu Wort kommen: Ich komme aus einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Chichicastenango, bin Maya Kiché und habe zwölf Geschwister. Mein Vater starb an den Folgen seines Alkoholismus und meine Mutter litt sehr unter seiner Gewalt. Heute stehe ich zwei Monate vor meiner Sponsion als Juristin, Anwältin und Notarin und das verdanke ich Stipendien, die ich zu wichtigen Zeitpunkten meines Lebens erhielt. Meinen Mittelschulabschluss machte ich als Stipendiatin an einem Internat und dann wollte ich an der Universität studieren, was ich aber nicht schaffte, denn ich konnte keine regelmäßige Arbeit mit einem ausreichenden Lohn finden. Ich wollte schon illegal in die USA auswandern, doch dann bekam ich das Stipendium von MIRIAM, und das gab mir die notwendige Stabilität, um mir meinen Traum eines Jusstudiums zu erfüllen. Sowohl die finanzielle Unterstützung als auch die Weiterbildungsworkshops über Mayakultur und Frauenrechte waren ausschlaggebend, dass ich mein Studium abschließen konnte. In meiner Diplomarbeit habe ich über die Konvention der Eliminierung aller Formen von Gewalt gegen Frauen (CEDAW) gearbeitet und bemerkt, dass die Rechte der indigenen Frauen leider nicht explizit berücksichtigt werden. Daher habe ich einen Vorschlag ausgearbeitet, wie diese wichtige Konvention in dieser Hinsicht aktualisiert werden sollte. Wegen dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde ich letztes Jahr zu einem internationalen Symposium über die CEDAW in Costa Rica eingeladen. Persönlichkeitsbildung: Besonders aktiv ist die Arbeitsgruppe zur Weiterbildung, die von Absolventinnen des Genderkurses geleitet wird und zwölf Mitglieder umfasst. Diese Arbeitsgruppe hat im ersten Semester d. J. drei verschiedene Weiterbildungsprogramme für die verschiedenen Stipendiatinnengruppen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen konzipiert und durchgeführt. Miriam -37- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Es gibt bei MIRIAM in der Zwischenzeit kein einziges Wochenende, an dem nicht alle Räumlichkeiten mit Bildungsveranstaltungen besetzt sind. Soziales Engagement: Insgesamt unterstützen 10 Stipendiatinnen den Nachhilfeunterricht für die Stipendiatinnen auf Volks- und Mittelschulebene, andere arbeiten bei verschiedenen Organisationen mit, wie zum Beispiel in der Frauenkommission von San Martin. Mein Name ist Juana, ich studiere Sozialarbeit im 6. Semester an der Universität Mariano Gálvez in Quetzaltenango und absolviere zusätzlich ein Diplomstudium zur „Kosmovision Maya“an der Universität San Carlos in Quetzaltenango. Ich bin zurzeit Präsidentin der Frauenkommission meiner Heimatgemeinde San Martín Sacatepéquez, und wurde von 31 Gemeinden für einen Zeitraum von zwei Jahren für diese Funktion gewählt. Meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass bei der Gemeindepolitik die Interessen der Frauen nicht zu kurz kommen, denn allzu oft nehmen uns die Politiker nicht ernst. Es ist wichtig, die Frauen über ihre Rechte aufzuklären, damit diese selbst Rechte einfordern und an den Entscheidungen der Gemeinde teilnehmen können. Dafür organisieren wir von der Frauenkommission Informationsveranstaltungen, aber auch Workshops für landwirtschaftliche oder handwerkliche Produktion. Ich beteilige mich an der Organisation und Durchführung dieser Veranstaltungen und nehme auch an den Sitzungen teil, die normalerweise zwei Mal im Monat stattfinden. Aufgrund meiner Funktion in der Frauenkommission von San Martín und meines Engagements in den Frauenorganisationen „Las Marías“ und MIRIAM habe ich heuer die Möglichkeit bekommen, an einem Universitätsprogramm zur Weiterbildung indigener Führungskräfte über „Kosmovision Maya und matriarchale Kultur“ teilzunehmen. Projekt Rafoun, Libanon - Unterkunft und Schutz für Frauen Im nördlich von Beirut gelegenen Frauenhaus Rayfoun, das vom Flüchtlingsbüro der Caritas Libanon geführt wird, finden Arbeitsmigrantinnen und Flüchtlingsfrauen mit ihren Kindern Unterkunft und Schutz. Die Mehrzahl der Frauen kommt, meist über Agenturen, aus den ärmsten Ländern Afrikas und Asiens, um hier für ihre Familien Geld zu verdienen. Sie arbeiten um 100 bis zu 200 Dollar im Monat und das zum Großteil unter menschenunwürdigen Verhältnissen. Wenn sie aus dem Haus ihres Arbeitgebers fliehen, begeben sie sich in die Illegalität, da dieser Caritas Salzburg/Auslandhilfe die Ausweispapiere als Sicherheit einbehält und die Aufenthaltsgenehmigung an einen Arbeitsvertrag gekoppelt ist. "Wir bieten diesen verwundbaren Frauen und ihren Kindern ein sicheres Umfeld, sichern ihre Versorgung und leisten rechtliche Unterstützung. Wir begleiten sie zu den Ämtern oder zum Gericht und helfen ihnen dabei, die Heimreise oder die Aufenthaltsgenehmigung zu organisieren", beschreibt Nancy, die Leiterin der -38- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Einrichtung, ihre wichtigsten Aufgaben. "Die Frauen sind oft traumatisiert durch ihre Erlebnisse und benötigen psychologische und medizinische Betreuung." 2013 wurde das Team des Frauenhauses um eine Physiotherapeutin mit medizinischer Ausbildung erweitert. Sie arbeitet mit medizinischen Zentren zusammen und ist auch Caritas Salzburg/Auslandhilfe verantwortlich für alle körperlichen Aktivitäten im hauseigenen Fitnessraum. Alle Kinder im Schulalter, die im Frauenhaus leben, besuchen die Schule. In dieser Situation ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig für das körperliche und seelische Wohlbefinden – 11 Kinder besuchten im letzten Schuljahr Schulen in der Region. Rund 100 Frauen konnten auch 2013 durch das Team des Frauenhauses versorgt werden und wenn irgendwie möglich, wurde auf individuelle Bedürfnisse und Wünsche der Frauen eingegangen! (gekürzter Text: Caritas Salzburg/Auslandshilfe) Maria Schachamayr; Elisabeth Papauschek EUROPAKONFERENZ 11.-17. Juni 2014 in St. Virgil, Salzburg Ein dichtgedrängtes Programm wartete auf die 63 Teilnehmerinnen aus ca 30 Ländern, die getreu dem Motto“ Voneinander Lernen – Miteinander Leben“ auf vielerlei Art und Weise Erfahrungen sammeln konnten. Zur Begrüßung erhielten alle Teilnehmerinnen die wichtigsten Infos überreicht in, von fleißigen Händen aus Kaffeeverpackungen genähten Taschen. Neben Informationen aus dem WGT, Bibelarbeit, Infos über die Bahamas (Projekt 2015), Workshops und geselligem Beisammensein, gab es täglich Morgen- und Abendgebet, das jeweils von den Delegierten der Länder gestaltet wurde. Die Themen der einzelnen Tage spannten einen weiten Bogen vom ICH über das DU zum WIR. Die Bibelarbeit von Frau Prof. Dr.in Ulrike Bechmann zu Joh.13,1-17 „Jesus wäscht seinen Jüngern die Füße“ (Text WGT 2015 Bahamas) beeindruckte uns sehr. Erst wenn ich begreife, dass ich von Gott bedingungslos geliebt werde, kann ich Liebe weitergeben. -39- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Mag.a Viola Raheb brachte uns Exodus 2,1-10 nahe, wo die Tochter des Pharao Moses aus dem Nil rettete. Das ICH wächst über sich hinaus, beweist Mut und ein „über den Tellerrand Blicken“, um sich mit dem DU auseinanderzusetzen. Mag.a Gabi Treschnitzer brachte uns Lukas 1,39- 55 nahe: Die junge, schwangere Maria besucht ihre ältere und dennoch schwangere Verwandte Elisabeth. Auch hier findet ein ICH zum DU in der Erkenntnis des gemeinsamen WIR. Für aktives Gestalten und Interpretieren sorgte Mag.a Alexandra Falkner. Selbsterfahrung und Heiteres brachten uns nicht nur Auflockerung, sondern auch neue Sichtweisen. Astrid Herrmann und Christine Kölbl berichteten von ihren Erfahrungen auf den Bahamas, die unser übliches Bild dieser Inselgruppe ordentlich ins Wanken geraten ließen. Neben Strand, Sonne und Urlaubsflair herrschen Korruption, Gewalt, besonders gegen Frauen, und Arbeitslosigkeit. Ein Ausflug führte uns nach St. Gilgen zum Kloster „Gut Aich“. Es beeindruckte durch sein der Gegenwart angepasstes Bild vom Klosterleben. Ein Kloster, das sich öffnet, versucht Fragen der Gegenwart auf verschiedene Weise zu beantworten. Der Besuch „sozialer Institutionen“ gehörte ebenfalls zum Programm dieser Tagung: so konnten wir uns, in Gruppen aufgeteilt, für die Besichtigung eines solchen Stützpunktes entscheiden. Am Sonntag öffnete eine Vielzahl der Salzburger Kirchen verschiedener Konfessionen ihre Pforten zum Gottesdienstbesuch. Den Abschlussabend gestaltete das österreichische Team und stellte dabei den Gästen unser Land an Hand der Österreichischen Bundeshymne vor. Beim Abschlussgottesdienst wurde uns in besonderer Art und Weise das Gefühl von Gemeinschaft neuerlich bewusst. Ich persönlich bin sehr froh, diese Erfahrung gemacht zu haben! Dieses Treffen war auch eine wichtige Bereicherung für den europaweiten Kontakt von Frauen verschiedener christlicher Konfessionen im Rahmen des Weltgebetstages. Es ist zu hoffen, dass es uns auf unserem selbstgewählten Weg ein Stück weiterbringt. Die Zukunft wird uns darauf Antwort geben! Eva Lochmann, Stellv. Vorsitzende Fotos: WGT-Österreich -40- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Rückblick Weltgebetstag 2014 „Ströme in der Wüste“ – unter dieses Motto stellten die Frauen aus Ägypten ihre Liturgie. Die Texte und Gebete berührten und beeindruckten die Gottesdienst-TeilnehmerInnen in rund 390 Gemeinden in Österreich. Verbunden mit unseren Schwestern in Ägypten, beteten wir mit ihnen, dass die „Ströme in der Wüste“ nicht versiegen und die Verheißungen Jesajas nach einem blühenden Land, in dem die Menschen in Frieden und Freiheit das Wasser „trinken“ können, das zur sprudelnden Quelle wird und das ewige Leben schenkt, Wirklichkeit werden. Wieder einmal zeigte sich, dass das Thema und das Land des jeweiligen WGT höchst aktuell sind. Selten war ein WGT-Land in den Medien so präsent wie dieses Jahr. Die vielen Bilder von WGT- Feiern lassen erahnen wie kraftvoll und lebendig die Gottesdienste in den Gemeinden gefeiert wurden. Durch die Kollekte wurde wieder ein kräftiges Zeichen der Solidarität und des Teilens gesetzt. Sie betrug rund 179.300,00 Euro. Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender. Maria Schachamayr Weltgebetstag 2014 in Zahlen: vorläufiger Stand September 2014 Eingänge Aufwendungen Die unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist ein wesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung der Aufwendungen zugunsten der Projektfinanzierung. Ein herzliches DANKE, auch im Namen der Frauen, denen der WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat. Eine Wirtschaftsprüfung- und Steuerberatungsgesellschaft prüft die jährliche Geschäftsgebarung des WGT und die ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder entsprechend den Kriterien des österreichischen Spendengütesiegels. -41- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Aus dem Vorstand Die Projektbetreuerin Frau MMag.a Anna Wieselthaler hat auf eigenen Wunsch ihr Dienstverhältnis für den WGT im Februar 2014 beendet. Wir bedanken uns für ihren engagierten Einsatz und wünschen ihr für die neue Arbeitsstelle bei „Jugend eine Welt“ alles Gute. Bis auf weiteres werden Frau Elisabeth Papauschek (ehrenamtlich) und Frau Maria Schachamayr die Agenden für die Projektarbeit erledigen. Frau Laura Fairburn durften wir im April 2014 als neues Mitglied in unserem Vorstand begrüßen. Frau Fairburn gehört der Anglikanischen Kirche an und wir freuen uns auf gute Zusammenarbeit. Eva-Maria Schaffer, Vorsitzende Pressetext Die Liturgie für den diesjährigen Weltgebetstag kommt aus den Bahamas. Assoziationen von Palmenstränden und Kreuzfahrten werden wach. Der Inselstaat ist ein Ort von wunderbarer Schönheit. Die leuchtenden Farben der Natur spiegeln sich sowohl im Titelbild, als auch in der Liturgie. Die Künstlerin Chantal E.Y. Bethel hat ihr Bild „Blessed“ (gesegnet) genannt: „ Es illustriert die Bahamas durch unseren National-Vogel, den Flamingo, und auch unsere Segnung, die wir mit der Welt jenseits des Ozeans teilen.“ In der Liturgie laden die Stimmen aus den verschiedenen Inseln ein, in Gottes unendlich fließenden Ozean der Gnade einzutauchen und die Schönheit des Lebens in ihren vielfältigen Ausdrucksformen wahrzunehmen. Unsere Schwestern vom WGT-Ausschuss auf den Bahamas stellen die grenzenlose und allumfassende Liebe Gottes in den Mittelpunkt mit der Bibelstelle Joh. 13, 1-17. Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, fragte er sie: „Begreift ihr, was ich für euch getan habe?“ „Meist wird hier der Dienst am Nächsten in der Nachahmung der Liebe Jesu betont. Die Gefahr ist groß, dass das starke Zeichen der Fußwaschung vor allem in einer Moral des „Tun-Müssens“, interpretiert wird,“ so Prof. Dr.in Ulrike Bechmann in der Einleitung zu ihrer Bibelarbeit. Wir können nur weitergeben, was wir zuvor bekommen haben. Sind wir bereit uns beschenken, uns die Füße waschen zu lassen? Wenn wir also dem Beispiel Jesu folgen wollen, uns seine Liebe und Güte schenken lassen, dann sind wir aufgerufen, diese Geste der Liebe auf den Bahamas, wie auch in unseren eigenen Gemeinschaften fortzuführen. So dreht sich die Spirale von informiertem Beten und betendem Handeln rund um die Erde. Die Weltgebetstags-Schwestern auf den Bahamas zeigen in der Liturgie auch Bereiche, wo es besonders notwendig ist, „Füße zu waschen“. Vergessen wir nicht die Forderung nach einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung Gottes, egal ob es die Schönheit des türkisfarbenen Wasser der Bahamas ist, oder die Besonderheit „um die Ecke“, im eigenen Land. Vergessen wir nicht die hohe GewaltRate im familiären Umfeld und die Probleme von Teenager-Müttern. Vergessen wir nicht die vielen Frauen mit Diagnose ‚Brustkrebs‘ und Menschen mit HIV und AIDS. Jesus hat uns ein Beispiel gegeben. Maria Schachamayr -42- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas Quellenangabe zu „Frau sein auf den Bahamas“ a Mag. Cornelia Marschall Amnesty International (2013): Annual Report 2013 – Bahamas. www.amnesty.org Bailey, Barbara / Leo-Rhynie, Elsa (2004): Gender in the 21st century. Caribbean Perspectives, Visions and Possibilities. University of the West Indies, Jamaica. Bahamas Central Bank (2004): Living Conditions Survey. www.centralbankbahamas.com. Bahamas Breast Cancer Initiative Foundation (BBCIF,2013). www.bbcif.com Bahamas Crisis Center. www.bahamascrisiscentre.org [Hintergrundinformation aus der Projektkooperation mit den deutschsprachigen WGT-Bewegungen] Bundesrepublik Deutschland /Auswärtiges Amt(Stand März 2014): Außenpolitik, Länderinformation Bahamas www.auswaertiges-amt.de Caribbean Feminist Network. Internet Blog Caribbean Blog international. www.caribbean-webcrat.blogspot.de [International Caribbean Online Log des Bahamiers Dennis Dames mit gesellschaftspolitischen Themen]. CEDAW (2012): State Report Bahamas. www.ohchr.org CIA (2014): CIA World Factbook - The Bahamas. www.cia.gov Comisión Económica para América Latina y El Caribe (CEPAL, 2014): Perfil Nacional Bahamas. www.cepal.org. De Agostini: www.deagostinigeografia.com [ital. Website mit geographischer Information] Frauenbewegung: www.womensuffragebahamas.com Gewecke, Frauke (2007): Die Karibik. Zur Geschichte, Politik und Kultur einer Region. International Organization for Migration (2013): Country Survey. www.iom.int. International Parlamentarian Union (2014): Women in Parliaments. www.ipu.org Jordan, June (2001): Report from the Bahamas. In: Ryan, Barbara (2001): Identity Politics in the Women’s Movement. New York University Press, S.120-126. Kempadoo, Kamala (2009): Caribbean Sexuality: Mapping the Field. Caribbean Review of Gender Studies. Reddock, Rodda (2007): Diversity, Difference and Caribbean Feminism: The Challenge of Anti-Racism. Caribbean Review of Gender Studies. United Nations International Children’s Emergency Fund (2012): Bahamas at a glance. www.unicef.org. United Nations Development Programme (UNDP, 2013): Human Development Report 2013. The Rise of the South: Human Progress in a Diverse World. www.undp.org United Nations Department of Economic and Social Affairs (UN DESA, 2010): The World’s Women 2010, Trends and Statistics. New York. www.unstats.un.org United Nations Population Fund (UNFPA, 2013): Weltbevölkerungsbericht 2013 - Wenn Mädchen Mütter werden. Herausforderung Teenagerschwangerschaft. www.weltbevoelkerung.de United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR, 2013): Revised Background Note on Gender Equality, Nationality Laws and Statelessness. www.refworld.org U.S. Department of State, Bureau of Democracy, Human Rights and Labor (2012): Country Reports on Human Rights Practices for 2012 - Bahamas. www.state.gov U.S. Department of State (2013): Trafficking in Persons Report - The Bahamas. www.refworld.org Weltgebetstag der Frauen (WGT, 2012): Bahamas – Background Country Information. [internes Dokument] World Bank: World Bank Development Report 2014. www.worldbank.org World Economic Forum (WEF, 2013): The Global Gender Gap Report 2013. www.weforum.org -43- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2015 (Original für Österreichisches Nationalkomitee) Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die Geschäftsstelle zu retournieren. Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei (unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen! Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden. Eingegangene Kollekte: EURO .......................................... Adresse der Gemeinde: Name:............................................................. Strasse: ......................................................... PLZ/Ort: ......................................................... Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: …………………………… Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das ERSTE- Bank -Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist! ............................................................................................................................................ K O L L E K T E N B E S T Ä T I G U N G (KB) 2 0 1 5 (Kopie für Ihre Unterlagen) Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die Geschäftsstelle zu retournieren. Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei (unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen! Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden. Eingegangene Kollekte: EURO .......................................... Adresse der Gemeinde: Name:…......................................................... Strasse: ......................................................... PLZ/Ort: ......................................................... Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: …………………………… Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das ERSTE- Bank-Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich. IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist! -44- WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas -45-