Ich - für Euch - versteht Ihr? - JESUS

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Ich - für Euch - versteht Ihr? - JESUS
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Ich - für Euch - versteht Ihr? - JESUS Freitag, 6. März 2015
Frauen aus den Bahamas laden ein
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Inhaltsverzeichnis
Zum Geleit
3
Landvorstellung
Landkarte
Bahamas auf einen Blick
Commonwealth der Bahamas
Frau sein auf den Bahamas
Der WGT auf den Bahamas
Rezepte
4
5
6
12
15
16
Liturgie
Bibelarbeit
Predigtimpulse
Gestaltungsvorschläge
18
26
29
Projektarbeit
Projekte WGT 2015
Zwei Berichte aus unseren Projekten
31
37
WGT in Österreich
WGT-Europakonferenz
Rückblick WGT 2014/Finanzen
Aus dem Vorstand
Pressetext
Kollektenbestätigung
39
41
42
42
43
Der Weltgebetstag 2016 kommt aus Kuba.
Thema:
„Receive Children, Receive Me“
Der deutsche Titel wird im Sommer 2015 bekannt gegeben.
Medieninhaberin und Herausgeberin: WELTGEBETSTAG DER FRAUEN – Ökumenisches Nationalkomitee Österreich,
Währingerstrasse 2-4/2/22, A – 1090 Wien, Tel. + Fax: 01/406 78 70 – Email: [email protected] – www.weltgebetstag.at
Bankverbindung: ERSTE Bank, IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW
Layout: Maria Schachamayr; Druck: Buch- und Offsetdruck; Janetschek
DIESES ARBEITSHEFT IST NUR FÜR DEN INTERNEN KIRCHLICHEN GEBRAUCH VORGESEHEN
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Zum Geleit
Editorial
WELTGEBETSTAG 6. März 2015
Auch kommendes Jahr wird am Weltgebetstag im Rahmen des
Gottesdienstes ein Land vorgestellt, das in unseren Köpfen durchaus
angenehme Assoziationen hervorruft:
Die Bahamas
Von den 700 Inseln sind nur 30 bewohnt, auf der Hauptinsel New
Providence Island mit der Hauptstadt Nassau leben 70% der rund
362.500 Einwohner.
Bei näherer Betrachtung des Themas, abseits von Klischees merkt
man, welch ungeheure Problematik sich in Bezug auf
gesellschaftliche Strukturen und damit verbunden auch auf die
Stellung der Frau auftut.
Gewalt ist hier Alltag, Frauen sind ihr schutzlos ausgeliefert.
Vergewaltigung in und außerhalb der Ehe findet hier täglich statt –
AIDS und HIV-positive Frauen gibt es in erschreckend hoher Zahl.
Mit der Kollekte vom 6. März 2015 wollen Österreich, Deutschland
und die Schweiz das „ Bahamas Crisis Center“, ein
Frauenrechtszentrum, das gegen sexuelle und häusliche Gewalt
kämpft, unterstützen.
Es soll den Frauen Mut machen, sich ihrer Rechte bewusst zu
werden.
Ihr Lächeln würde noch strahlender sein, wenn sie sich ihrer Rolle als
Frau sicher sein könnten.
Wir wollen daher durch Gebet und materielle Unterstützung
Solidarität beweisen.
Die liturgische Grundlage der weltweit abgehaltenen Gottesdienste ist
die Bibelstelle Joh.13, 1-17. „Ich. Für euch. Versteht ihr? - Jesus“ unsere Abwandlung des Bibeltextes: „Begreift ihr, was ich an euch
getan habe?“
Das Thema Schenken, aber auch Geschenke annehmen können, ist
zeitlos. Schauen wir in unsere eigene kleine Welt – sind wir bereit,
uns beschenken zu lassen, gibt es Situationen, in denen uns
Zuwendung guttäte?
Die Bahamas sind also doch nicht so weit weg, wie wir es vermuten –
der Brückenschlag zum Weltgebetstagsland 2015 verspricht also
spannend zu werden!!
In den ersten Beiträgen
unseres Arbeitsheftes
erwartet Sie ein Blick in
die Geschichte des
Inselstaates zwischen
dem 15. und 21. Jahrhundert und in das
reale Leben von
Frauen und Mädchen.
In den diesmal sehr
ausführlichen theologischen Beiträgen geht
es zuerst darum, dass
vor dem Geben das
Empfangen kommt.
Empfangen-Können
und Empfangen-Wollen
ist Grundbedingung für
den Glauben. Die
weltlichen Muster von
Macht und Hierarchien
werden bei Gott
überwunden.
Die beiden ausgewählten Projektberichte beschreiben die
gewandelte Perspektive, die aus der
Zuwendung aus dem
Kollektenbeitrag
entstanden ist. Neu
vorgestellte Projekte
laden wieder dazu ein,
dem Beispiel Jesu zu
folgen.
Interne Berichte bieten
Einblicke in die WGTEva Lochmann
Arbeit.
Stellvertretende Vorsitzende
M. Schachamayr
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
LANDVORSTELLUNG
Landkarte:
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
BAHAMAS
AUF EINEN BLICK
Ländername:
Staatsform:
Staatsoberhaupt:
Bahamas (The Commonwealth of The Bahamas)
Parlamentarische Demokratie im Commonwealth
Königin Elizabeth II. von England, vertreten durch Generalgouverneurin Dame Marguerite Pindling (seit Aug. 2014)
Regierungschef:
Premierminister Perry G. Christie (PLP; seit Mai 2012)
Klima:
Subtropisches mildes Klima, mittlere Jahrestemperatur 26
Grad
Lage:
Die Bahamas liegen im Atlantischen Ozean südöstlich von
Florida (USA) und nordöstlich von Kuba. Die Inselgruppe besteht aus ca.700 Inseln, davon sind 30 bewohnt und über
2.000 Korallenriffen, die sich über 800 km zwischen der Südostküste Floridas und der Nordwestküste Hispaniolas
erstrecken.
Größe:
13.880 km2
Verwaltung:
Unterteilt in 31 Verwaltungsbezirke
Hauptstadt:
Nassau/New Providence (ca. 248.000 Einwohner; 2010)
Landessprache:
Englisch
Bevölkerung:
362.590 Einwohner (Quelle: Bahamas Department of
Statistics, 2013); über 80% afrikanischen Ursprungs. Ca. 70%
der Bevölkerung leben auf New Providence Island, 15% auf
Grand Bahamas mit der zweitgrößten Stadt Freeport, der Rest
auf den sog. „Family Islands“. Insgesamt ist die bahamaeische
Gesellschaft jung: rund 41% sind unter 25 Jahre alt. Die
Lebenserwartung liegt bei Männern bei 72 Jahren, bei Frauen
bei 79 Jahren
Bevölkerungsentwicklung: + 1,24% pro Jahr
Wirtschaft:
Größte Einnahmequelle ist der Tourismus
Religionen:
Rund 90% sind Christen (Baptisten 35%, Anglikaner 15%,
Katholiken 14%, Adventisten 5%, Methodisten 4%, andere
Gruppierungen 17%); andere Religionen 4%, Rest nicht
religiös
Nationalfeiertag:
10. Juli (seit Juli 1973 unabhängig von Großbritannien)
Politische Bewegungen
Regierungspartei ist die Progressive Liberal Party (PLP),
und Parteien:
liberal-konservativ mit sozialdemokratischen Elementen: 29
Sitze; Oppositionspartei ist die Free National Movement
(FNM), wirtschaftsfreundlich-liberal ausgerichtet: 9 Sitze; Senat
mit 16 Mitgliedern, davon PLP 12 und FNM 4 Sitze.
Frauen:
Wahlrecht erst seit 1961; erst 1992 wurde eine Frau ins
Parlament gewählt, derzeitiger Frauenanteil liegt bei rund 13%.
Frauenanteil am bahamaeischen Arbeitsmarkt: 53%
Quellen: Auswärtiges Amt/Deutschland/wikipedia
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Commonwealth der Bahamas
Die Bahamas sind ein Paradies, das
jährlich von 10 Millionen Touristen besucht
wird. Sie kommen, um die Schönheit des
goldenen Sonnenlichts, des strahlend blauen
Himmels und des aquamarinfarbenen Meeres
zu genießen. Was sie sehen, hat sich
zwischen dem 15. und dem 21. Jahrhundert
von einem Häufchen zerstreuter Inseln in eine
moderne Inselgesellschaft verwandelt. Die
geografischen Züge und die natürliche
Schönheit sind aber unverändert. In diesem
Artikel präsentieren wir Ihnen eine kurze
Strand auf Exuma
Geschichte der Bahamas, wie sie sich zwischen diesen grundverschiedenen
Jahrhunderten entfalteten.
Geografisches: Der Commonwealth der Bahamas, zwischen Südost-Florida,
Nordost-Kuba und Haiti gelegen, besteht aus 700 Inseln und mehr als 2.000
Korallenriffen (Cays). Obwohl sich der Bahamas-Archipel über mehr als 800 km
erstreckt, beträgt die gesamte Landfläche lediglich 13.856 km2 (im Vergleich:
Österreich hat knapp 84.000 km2). Die größeren Inseln sind Andros (5.957 km2),
Inagua (1.500 km2), Grand Bahama (1.372 km2) und Abaco (1.023 km2). New
Providence beheimatet die Hauptstadt Nassau und ist mit einer Fläche von 207 km2
und etwa 248.000 Einwohnern (von einer Gesamtbevölkerung von etwa 362.000) –
d.h. mit einer Bevölkerungsdichte von 1.190 Personen pro km 2 – die am dichtesten
besiedelte Insel des Landes.
Alle Inseln sind niedrig gelegen, wobei Cat Island mit einer Erhebung von
63 m über dem Meeresspiegel den höchsten Punkt des Landes aufweist. Aus
Korallenkalk bestehend und mit nur einer dünnen nährstoffarmen Schicht Krume
überzogen, sind die Inseln weitgehend ungeeignet für intensive Landwirtschaft. Die
subtropische Lage der Bahamas schlägt
sich in Durchschnittstemperaturen
zwischen 21 und 32 Grad Celsius nieder.
Dieses milde Klima kann im Winter von
Kaltfronten aus Nordamerika und im
Sommer von Tropenstürmen und Hurrikans
durchbrochen werden. Im Sommer ist
außerdem die Regenzeit. Im Durchschnitt
bewegt sich der Niederschlag zwischen
Tropensturm Sandy 2012 (Ausläufer)
1.400 mm auf den nordwestlichen und
700 mm auf den südöstlichen Inseln. Da es auf den Inseln keine Flüsse oder Bäche
gibt, ist die Verfügbarkeit von Süßwasser sehr beschränkt.
Gelände und Klima der Bahamas hatten großen Einfluss auf die Geschichte
der Besiedelung des Landes. Ihr wirtschaftliches Produktivitätspotenzial zählt zu den
hauptsächlichen Beweggründen, warum sich Menschen auf den Bahamas
niedergelassen haben. Maniok, zum Beispiel, der ein Grundnahrungsmittel für die
Ureinwohner (Taíno oder Arawaks) darstellte, gedeiht in relativ nährstoffarmen
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Böden und kann Trockenperioden gut überdauern. Es gab zudem reichhaltige
Bestände an Meeresfrüchten und Landtieren, wie etwa „Conch“ (große
Fechterschnecke), (mittlerweile ausgestorbene) Karibische Mönchsrobben, Grüne
Meeresschildkröten, Baumratten und Leguane, die die Besiedelung durch die
Arawaks begünstigten.
Geschichtliches und Wirtschaftliches: Auf seiner Suche nach Edelmetallen
überquerte Christoph Columbus mit seiner Crew den Atlantik und landete im Jahr
1492 auf der bahamaeischen Insel Guanahani, die er in San Salvador umbenannte.
Die Entdeckung Amerikas begann also auf den Bahamas! Die Interessen der
Spanier verlagerten sich aber bald von den Bahamas auf Hispaniola (heute
Dominikanische Republik und Haiti) und im 18. Jahrhundert weiter auf das
amerikanische Festland. Dennoch überlebten die bahamaeischen Ureinwohner das
16. Jahrhundert nicht. Von den spanischen Siedlern zur Zwangsarbeit nach
Hispaniola verschleppt, waren sie Überarbeitung, Mangelernährung und
europäischen Krankheiten ausgesetzt—eine diabolische Kombination, die sich in
einer dramatischen Verringerung in den Bevölkerungszahlen der Indios niederschlug.
Wird die Bevölkerung der Ureinwohner zum Zeitpunkt des Erstkontaktes mit den
Spaniern auf 80.000 geschätzt, so war sie um 1520 so gut wie verschwunden.
Bis sich europäische Siedler dauerhaft auf den Bahamas niederließen, sollten
nach der Entdeckung mehr als 150 Jahre vergehen. In der Mitte des 17. Jahrhunderts kamen Siedler von den überbevölkerten Bermudas auf die Bahamas. Sie
waren englische Puritaner und Republikaner, angezogen von der Hoffnung auf
religiöse und politische Freiheit und auf günstige wirtschaftliche Möglichkeiten. Die
Anzahl der Siedler erhöhte sich fortwährend durch den Zustrom von Weißen,
Sklaven, und freien Schwarzen, die von den Bermudas als sozial unerwünscht
deportiert worden waren.
Bereits 1670 begann sich das Muster der wirtschaftlichen Aktivitäten der
Bahamas von dem der anderen englischen Territorien in der Karibik zu
unterscheiden, in denen das Plantagensystem zur Produktion landwirtschaftlicher
Erzeugnisse vorherrschte. Auf den trockeneren südlichen Inseln der Bahamas
produzierten die frühen Einwanderer Salz, das sie in die Märkte der Karibik und des
nordamerikanischen Kontinents exportierten. Holzfällerei war ein weiterer wichtiger
Wirtschaftssektor in dieser kolonialen Frühperiode. Die Holzressourcen wurden für
den Schiffs- und Möbelbau verwendet, ebenso als Färbeholz und für die Herstellung
von Arzneimitteln. Eine der Haupttätigkeiten dieser frühen Siedler war es,
Schiffwracks auszuschlachten, die an den Riffen rund um die Inseln zerschellt waren.
Da die Bahamas an der Hauptschiffsroute in die Karibik lagen und Schiffbruch sehr
häufig vorkam, war dies ein äußerst lukratives Unternehmen.
Während der Kämpfe zwischen den europäischen Mächten in der Karibik im
späten 17. und frühen 18. Jahrhundert dienten die Bahamas als Stützpunkt, von dem
aus britische Freibeuter feindliche Schiffe überfielen und Küstensiedlungen
plünderten. Nach dem Ende des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) traten die
Bahamas als Piratenlager hervor, wovon heute das Piratenmuseum in Nassau
Zeugnis ablegt. Seeräuberei bot die Möglichkeit der Wiederverwendung von Schiffen
und Belegschaften, die zuvor in der Freibeuterei eingesetzt worden waren. Auch die
Zivilbevölkerung profitierte. In Nassau versorgte man die Piraten mit Dienstleistungen
und Vorräten. Händler verkauften oder tauschten Proviant zu überhöhten Preisen,
wofür sie im Gegenzug gestohlene Schiffsladungen oder Bargeld erhielten. Trotzdem
regte sich unter den Siedlern bald Widerstand gegen die Piraten, da auch ihre
eigenen Schiffe von den Seeräubern betroffen waren und sie dadurch beträchtliche
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Verluste erfuhren. Die Kolonisten bemühten sich um die Wiederherstellung von
Recht und Ordnung. Die britische Krone übernahm die zivilen und militärischen
Verantwortlichkeiten auf den Bahamas und ernannte Captain Woodes Rogers zum
ersten königlichen Gouverneur der Bahamas. 1725 hatte er die Piraten vertrieben
und die Ordnung wieder hergestellt.
Ein Hauptereignis des 18. Jahrhunderts in der neuen Welt war der
amerikanische Unabhängigkeitskrieg, der auch auf den Bahamas Spuren hinterließ.
Amerikanische Loyalisten (d.h. diejenigen, die loyal zur britischen Krone blieben)
kamen mit ihren Sklaven zwischen 1783 und 1785 auf die Bahamas und veränderten
mit ihrem mitgebrachten Plantagensystem die Wirtschaft auf den Inseln. Im
folgenden Jahrhundert stellten kleinbäuerliche Landwirtschaft und
Naturschwammernte die Lebensgrundlage für einen großen Bevölkerungsteil dar.
Von einer Blütezeit der Wirtschaft kann allerdings nicht gesprochen werden, sodass
sich die Verwaltungsbehörden nach Alternativen umzusehen begannen. Zum ersten
Mal wurde der Tourismus ernsthaft ins Auge gefasst. Die ersten Schritte in diese
Richtung waren Verträge mit Reedereien in den 1850er Jahren, aber als viel
bedeutender sollte sich die Errichtung des ersten vornehmen Hotels, des Royal
Victoria, herausstellen, das den eleganten Auftakt für die Ära der Bahamas als
Urlaubsparadies bildete.
Alkoholschmuggel: Während der amerikanischen Prohibitionszeit (1920-1933)
wurden die Bahamas zu einem bedeutenden Umschlagplatz, von dem aus der
amerikanische Schwarzmarkt mit illegalem Alkohol versorgt wurde. Legal aus
London und Glasgow in die Bahamas importiert, wurden alkoholische Getränke
gegen eine Regierungsgebühr zwischengelagert und von dort an amerikanische
Schmuggler weiterverkauft. Diese Unternehmungen schwemmten Geld in die
Staatskasse und schufen Arbeitsplätze, weil der Alkohol für den Weitertransport
umgepackt werden musste. Insgesamt bescherte der Alkoholschmuggel der
Regierung und diversen Händlern mehr als 10 Millionen Pfund. Trotz des finanziellen
Nutzens für die Bahamas gab es auch Kritik, etwa von Seiten religiöser Gruppen, die
diese Praktiken als unmoralisch verurteilten. Während der Prohibitionszeit erhöhte
sich die Zahl der amerikanischen Urlauber auf den Bahamas, da sie das Land
vermehrt als Urlaubsparadies entdeckten, wo sie ungehindert ihren Vorlieben frönen
konnten. Dieser Trend hielt auch nach Abschaffung der Prohibition an, weswegen
man nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkt auf den Ausbau des Tourismus zur
Hauptgrundlage der bahamaeischen Wirtschaft setzte.
Religiöses: Religion ist seit der Frühzeit der europäischen Besiedlung ein
wichtiger Grundpfeiler der Gesellschaft. Die Loyalisten, die sich mit ihren Sklaven
während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges auf den Bahamas
niederließen, kamen mit einem entschiedenen Zugehörigkeitsgefühl zur
Anglikanischen Kirche. Ihre Sklaven brachten eigene spirituelle Glaubensrichtungen
mit, darunter Obeah, eine Art afrikanischer Hexenkunst. Andere religiöse
Vereinigungen, wie etwa die katholische Kirche, entsandten Missionare auf die
Bahamas, die unter allen Bevölkerungsgruppen Bekehrungswillige vorfanden. Laut
der Volkszählung von 2010 gehören 97 % der BahamaerInnen christlichen
(Protestanten, Baptisten, Katholiken, Anglikaner, Griechisch-Orthodoxe,
Methodisten, etc.) und weniger als 1 % nicht-christlichen Glaubensgemeinschaften
an, während etwa 2 % ohne Glaubensbekenntnis sind. Dieser starke christlichreligiöse Charakter der Bahamas ist auch in der Landesverfassung verankert, die
explizit die bahamaeische Unabhängigkeit an christliche Werte bindet.
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Sklavenbefreiung und Rassenbeziehungen: Seit Christoph Columbus‘
Landung auf den Bahamas wurde das Land von externen, weißen Kolonialbehörden
regiert, und Sklaven verrichteten ein Großteil der körperlichen Arbeit. Im 19. Jahrhundert regte sich vermehrt Widerstand gegen die Sklaverei, unter anderem von
religiösen Gruppierungen, die sich gemeinsam für deren Abschaffung einsetzten.
Schließlich erließen die Briten 1833 ein Gesetz zur Sklavenbefreiung in ihren
Kolonien, das schrittweise bis 1838 umgesetzt wurde. Dennoch privilegierte die
Verfassung weiterhin die weißen Kolonisten und weiße Bahamaer. Die
jahrhundertelange Interaktion von Weißen, ihren Sklaven und freien Schwarzen
resultierte in einer ethnisch gemischten Bevölkerung. Die Thematik der
Rassenbeziehungen ist nach wie vor eine sehr komplexe in den Bahamas, deren
Gesellschaft hierarchisch organisiert ist, wobei die Weißen die oberen Ränge
einnehmen und die Schwarzen eher weiter unten zu finden sind.
Politisches: Die Kombination von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und sozialer
und politischer Benachteiligung führte dazu, dass einige schwarze Bahamaer 1953
mit der Progressive Liberal Party (PLP, Progressive Liberale Partei) die erste
politische Organisation gründeten, die sich für tiefgreifende Reformen einsetzte.
Weiße Bahamaer, die bis dahin ihre Privilegien als gesichert angesehen und keine
Notwendigkeit verspürt hatten sich zu organisieren, gründeten als Antwort auf die
Kampfansagen der PLP die United Bahamian Party (UBP, Vereinigte Bahamaeische
Partei).
1956 errang die PLP 6 Sitze im Parlament (House of Assembly). Als
Oppositionspartei zur UBP (die 23 Sitze innehatte) setzte sich die PLP für
grundlegende Reformen des Wahlrechts ein, ebenso gegen Korruption und gegen
Rassendiskriminierung im öffentlichen Raum, z.B. in Form von separaten Schulen
oder getrennten Sitzbereichen im Theater. Allerdings widersetzte sich sowohl die
britische Regierung als auch die UBP sämtlichen Forderungen. Erst nach einem
Generalstreik im Jahr 1958, der 16 Tage andauerte und das Land in Stillstand
versetzte, lenkte man ein und erfüllte einige der Forderungen. Zu weiteren
Meilensteinen in der politischen Geschichte der Bahamas gehörte das Recht auf
interne Selbstbestimmung 1964 und
schlussendlich die Unabhängigkeit von
Großbritannien am 10. Juli 1973. So wie viele
andere ehemalige britische Kolonien sind die
Bahamas, als unabhängige Nation, heute
Mitglied im Commonwealth of Nations. Das
Land ist eine parlamentarische Demokratie mit
der Königin von England als symbolischem
Staatsoberhaupt. Sie wird derzeit von der
Generalgouverneurin Dame Marguerite Pindling
auf den Bahamas vertreten. Mit Pindling, Witwe
des ersten Premierministers der Bahamas, ist
seit August 2014 erst die zweite Frau in dieser Position. Der höchste gewählte
Amtsträger ist jedoch der Premierminister, der als Regierungschef de facto die
Geschicke des Landes leitet.
Nach 11 Jahren in der Opposition hatte die PLP 1967 die Mehrheit im
Parlament errungen und hielt diese bis 1992. Während dieser 25 Jahre war die
Politik von Schwarzen dominiert, während sich die wohlhabenden Weißen aus der
Öffentlichkeit zurückzogen, sich auf ihre Geschäfte konzentrierten und ihren
Government House
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Wohlstand und Einfluss hinter den Kulissen vergrößerten. 1992 löste das Free
National Movement (FNM, Neue
Nationale Bewegung), das ehemalige
Anhänger der UBP und einer
Splittergruppe der PLP vereinte, die
PLP als Regierungspartei ab, was eine
neue Ära einleitete. Seitdem sind mehr
weiße Bahamaer in der Politik zu
finden. Dies ist ein klares Anzeichen
dafür, dass sich das Klima auf den
Bahamas zu einem toleranteren
gewandelt hat, in dem ethnische Vielfalt
in der Politik zu einer Tatsache
Senatsgebäude
geworden ist. Viele schwarze
Kommentatoren wenden jedoch ein, dass die weißen Bahamaer und die
ausländischen Investoren die Wirtschaft nach wie vor fest im Griff haben, und sich
somit an den tatsächlichen Machtstrukturen nicht viel verändert hat.
Frauen: Eine gesellschaftliche Gruppe, die nach wie vor über weniger
politische Macht verfügt, sind die Frauen. In seinem Buch „The Faith That Moved the
Mountain“ (Der Glaube, der den Berg versetzte) beschreibt Sir Randol Fawkes das
soziale Klima, das sich bis in die 1950er Jahre hielt: "Über die Hälfte der
erwachsenen Bevölkerung auf den Bahamas – die Frauen – blieben ohne
Stimmrecht. 1958 waren sie im Bereich der Menschenrechte verglichen mit den
Männern weit abgeschlagen. Die größten Hindernisse, die ihren vollen Bürgerrechten
im Weg standen, waren: 1) die althergebrachten Vorstellungen von Männer- und
Frauenrollen in der Gesellschaft 2) keine gleichwertige Bildung, Berufs- oder
Schulberatung 3) die Aufteilung des Arbeitsmarktes in Männer- und Frauensektoren
und 4) das Nichtvorhandensein von Kinderbetreuungseinrichtungen für berufstätige
Mütter.“ In den Jahren 1959 und 1960 kam die Frauenwahlrechtsbewegung in
Schwung. Die AktivistInnen legten Petitionen vor und demonstrierten öffentlich für
das Wahlrecht, das sie schlussendlich 1961 erhielten.
Am 26. November 1962 gingen bahamaische Frauen zum ersten Mal zur
Wahl. Allerdings ist der Kampf um die Frauenrechte im Land noch lange nicht
abgeschlossen. In der derzeit gültigen Verfassung gibt es keinerlei Regelung, die
geschlechtsbasierte Diskriminierung verbietet. Im Gegenteil, zur Zeit sind Gesetze in
Kraft, die Frauen eine nachrangige Stellung zuweisen, z.B. im Bereich der
Weitergabe der Staatsbürgerschaft an Kinder, die nicht auf den Bahamas geboren
wurden, oder an einen ausländischen Ehemann. Wenn also etwa ein Bahamaer eine
Ausländerin heiratet, erhält sie seine Staatsbürgerschaft, umgekehrt jedoch ist dies
nicht der Fall.
Um jegliche Formen der gesetzlich gedeckten Frauendiskriminierungen
abzuschaffen, initiierte die Regierung 2002 ein diesbezügliches Referendum, was
allerdings von der Bevölkerung abgelehnt wurde. Nun gibt es einen neuerlichen
Anlauf. Eine Verfassungskommission hat für November 2014 wieder ein Referendum
angekündigt, das die rechtlichen Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern
aufheben soll. Es stehen sowohl das Staatsbürgerschaftsgesetz als auch die
Abschaffung geschlechterdiskriminierender Gesetze zur Abstimmung. Während
Ersteres auf breite Zustimmung in der Bevölkerung stößt, stellt sich Letzterem
heftiger Widerstand entgegen.
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Kulturelles: Was die BahamaerInnen trotz aller politischen Zwistigkeiten eint,
ist ihre Hingabe zur Kultur. Fast alle sprechen einen
speziellen englischen Dialekt, der von
Nichteinheimischen nur sehr schwer zu verstehen ist.
Musik, besonders in Verbindung mit dem Festival
Junkanoo, stellt einen besonders wichtigen
Bestandteil des kulturellen Lebens dar. Dieses
Festival, eine Art Karneval, findet dreimal pro Jahr
statt, nämlich zu Weihnachten, zu Neujahr und im
Sommer. Junkanoo hat seinen Ursprung in
afrikanischen Traditionen, die sich mit der
Junkanootänzer
Unterdrückung der Sklaven auseinandersetzen. Die
TeilnehmerInnen entwerfen und gestalten ihre Kostüme und Masken, die sie
während des Festivals tragen und in denen sie zur charakteristischen Trommel- und
Blechblasmusik tanzen. Junkanoo wurde von der Regierung offiziell als Teil des
bahamaeischen kulturellen Erbes erklärt, und jedes Jahr wetteifern dutzende
Gruppierungen um die Siegesprämien, die von einer Jury vergeben werden.
BahamaerInnen sind stolz auf ihre Kultur, auch wenn es deutliche Anzeichen für
Einflüsse von außen gibt.
Zum Schluss: Im Vergleich zu anderen karibischen Ländern haben die
Bahamas Vorteile, die sich positiv auf ihre soziale, politische und wirtschaftliche
Entwicklung auswirken, wie etwa einen Alphabetisierungsgrad von 98 %. Die Nähe
zu den USA bietet beiden Ländern die Möglichkeit nutzbringend zusammenzuarbeiten. Außerdem ist der bahamaeische Dollar eins zu eins an den US-Dollar
gebunden, was Stabilität gewährleistet. Die Kehrseite der Medaille ist freilich, so die
Klage vieler älterer BahamaerInnen, dass mit dieser Nähe und der kulturellen
Durchdringung des Landes durch die USA eine junge Generation heranwächst, die
keine ausgeprägte bahamaeische Identität mehr entwickelt. Trotz der vielen Vorteile,
derer sich das Land erfreut, steht es vor ungelösten Problemen, wie etwa der
Benachteiligung von Frauen und der kulturellen Invasion von den USA und anderen
karibischen Staaten. Und dennoch sind und bleiben die Bahamas ein politisch
stabiles Land mit einer Wirtschaft, die sich in die stärksten der Karibik einreiht.
Zum Weiterlesen:
Cash, Philip; Shirley Gordon; Gail Saunders. (1992). Sources of Bahamian History. London,
UK. The MacMillan Press Ltd.
Craton, Michael; Gail Saunders. (1992). Islanders in the Stream: A History of the Bahamian
People, Volume I: From Aboriginal Times to the End of Slavery. Athens, GA. The University of George
Press.
_________________________. (1998). Islanders in the Stream: A History of the Bahamian
People, Volume II: From the Ending of Slavery to the Twenty-First Century. Athens, GA. The University
of George Press.
Fawkes, Sir Randol. (1997) The Faith That Moved the Mountain. A Memoir of a Life and the Times. Nassau,
Bahamas. The Nassau Guardian Ltd.
Hughes, Colin A. (2010). Race and Politics in The Bahamas. Nassau, Bahamas. Media
Enterprises Ltd.
Dr. Vincent Louis
auf den Bahamas geboren und aufgewachsen, Studium in den USA, derzeit unterrichtet er an der
Universität Wien und an einem Gymnasium in Wien.
a
Übersetzung aus dem Englischen: Mag. Barbara Louis
stammt aus Oberösterreich, arbeitet als freiberufliche Übersetzerin.
Fotos: Ehepaar Louis
Foto Yukanootänzer: WDP New York
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Frau sein auf den Bahamas
Neun von zehn BahamaerInnen haben afrikanische Wurzeln; obwohl seit dem Ende
der Sklaverei fast 200 Jahre vergangen sind, sind die Bahamas weiterhin eine
„Pigmentokratie“, d.h. die Hautfarbe bestimmt den sozialen Status – je heller, desto
höher das gesellschaftliche Ansehen. Wenngleich im Alltag allseits präsent, wird
über Rassismus kaum gesprochen – er ist eines der großen Tabu-Themen.
Acht von zehn Menschen leben in der Stadt. Die ländliche Bevölkerung hat
insgesamt schlechtere wirtschaftliche Perspektiven. Aus Mangel an
Einkommensmöglichkeiten wandern vornehmlich junge Menschen beiderlei
Geschlechts und Familienväter auf die Hauptinseln oder ins Ausland ab, zurück
bleiben die Frauen mit ihren Kindern.
Im Zugang zu Grund- und Sekundarschulbildung gibt es kaum
geschlechterspezifische Unterschiede.1 Wenngleich über den Anteil junger Frauen
an Universitäten bzw. anderweitigen qualifizierten Ausbildungsmöglichkeiten wenig
Informationen vorliegen, so gibt es doch indirekte Hinweise darauf, dass junge
Frauen ihre formale Chancengleichheit im Bildungsbereich kaum zu ihren Gunsten
nutzen können. Dies hängt mit sozioökonomischen, aber auch mit kulturellen
Barrieren zusammen. So macht z.B. nur die Hälfte aller Mädchen, die an öffentlichen
Sekundarschulen eingeschult wurden, auch ihren Abschluss. Ursache dafür ist nicht
selten die Tatsache, dass schwangere Mädchen die öffentlichen Schulen verlassen
müssen: die Geburt eines Kindes ist oft das endgültige ‚Aus‘ für eine weitere
schulische bzw. berufliche Laufbahn.
Unter den unter 25jährigen gibt es deutlich mehr arbeitslose junge Frauen als junge
Männer.
Die Gleichstellungs-Statistiken bescheinigen den Bahamas auch bei der
wirtschaftlichen Gleichstellung von Frauen einen Platz im oberen Drittel.
Nichtsdestotrotz lohnt es sich, diese Statistiken kritisch zu hinterfragen. Nach
Datenlage 2013 sind sieben von zehn bahamaeischen Frauen in irgendeiner Form in
den formalen oder informellen Arbeitsmarkt integriert. Damit liegt der Frauenanteil
am bahamaischen Arbeitsmarkt eindeutig über dem lateinamerikanischen
Durchschnitt (53% Frauenbeteiligung). Neun von zehn erwerbstätigen Frauen sind
Angestellte, mehrheitlich in untergeordneten Positionen, aber auch an der Spitze: in
jeder dritten Firma sind Frauen in den Führungsetagen vertreten. Eine von zehn
Frauen ist selbständig. Mit „selbständig“ ist ein weiter Personenkreis beschrieben:
darunter fallen sowohl die Firmeninhaberinnen als auch Frauen, die sich mit
Kleinstbetrieben über Wasser halten oder im informellen Sektor ‚auf eigene
Rechnung arbeiten‘, wie diese Überlebensstrategie euphemistisch umschrieben wird.
Frauen verdienen zudem nur ca. zwei Drittel von dem, was Männer in gleichen
Positionen verdienen.
1
Auf den Bahamas ist der Schulbesuch von 5 bis 16 Jahre verpflichtend, neun von zehn Kindern bzw. Jugendlichen
gehen mindestens 8,5 Jahre zur Schule, Analphabetismus existiert praktisch nicht
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Frauen- und Müttergesundheit
Im internationalen Vergleich liegen die Bahamas mit Platz 47 (von 148 Staaten
weltweit) im vorderen Drittel, d.h. mit geringer Müttersterblichkeit. Rein rechtlich
können Bahamaerinnen frei über die Anzahl ihrer Kinder entscheiden. 99% aller
Frauen haben Zugang zu professioneller Schwangerschaftsvorsorge und
Geburtshilfe, bei Gefahr für das Leben der Mutter ist eine Abtreibung legal 2. Eine
Bahamaerin bekommt im Schnitt zwei Kinder. Ist sie angestellt, dann kann sie bei
vollem Lohnausgleich 12 Wochen Mutterschutzzeit nehmen, ihr Partner eine Woche
(doch ohne Verdienstausgleich).
Allerdings ist knapp jede vierte Mutter unter 18 Jahre alt. Der freie Zugang zu
Verhütungsmitteln allein verhindert also keineswegs Teenagerschwangerschaften.
Zudem haben Teenager in kaum einem anderen Land der Welt so früh Sex: ca. zwei
Drittel aller Teenager sind bei ihrem ‚ersten Mal‘ noch keine 13 Jahre alt (die Hälfte
aller Mädchen und vier von fünf Jungen). Die Gründe dafür liegen u.a. in der
Doppelmoral, mit der Mädchen und Jungen auf ihr sexuelles Leben vorbereitet
werden. So warnen bahamaeische Eltern seit Generationen ihre Töchter vor
sexuellen Übergriffen. Gleichzeitig vermitteln sie ihren Söhnen, es sei völlig in
Ordnung, möglichst früh sexuelle Abenteuer zu suchen, um sich als Mann zu
beweisen. Dies bringt Mädchen in ein Dilemma: Einerseits sollen sie sich ‚bewahren‘,
andererseits wird Sex als ‚Liebesbeweis‘ eingefordert. Zudem stecken Eltern gerne
den Kopf in den Sand, wenn es um Teenager-Sex geht.
Die Bahamas haben die weltweit höchste Brustkrebsrate. Eine von 25 Frauen ist in
Gefahr, im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs zu erkranken. Unklar ist, wie die bereits
nachgewiesene erhöhte genetische Disposition mit sozioökonomischen Faktoren
zusammenhängt, was Hinweise auf Präventions-Optionen geben könnte. Zum
anderen gehören die Bahamas als einziges nichtafrikanisches Land zu den ‚Top Ten‘
der am stärksten von HIV/Aids betroffenen Länder: sie belegen Platz 18 (von 170
Ländern), d.h. mehr als 3% der erwachsenen Bevölkerung sind HIV-positiv, ein
Viertel davon sind Frauen. Die Ansteckungsgefahr unter Mädchen und jungen
Frauen ist besonders hoch. Als Ursache wird deren Abhängigkeit von sog. ‚sugar
daddies‘ angeführt – älteren Männern, die die Mädchen ökonomisch unterstützen
und im Gegenzug sexuelle ‚Gefälligkeiten‘ erwarten. Der Gebrauch von Kondomen
ist in dieser Art von Beziehung eher unüblich.
Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt – Top-Thema der
Frauenbewegung
Im Vorfeld der CEDAW3-Debatten 2012 erstellte das Bahamas Crisis Center4 den
Schattenbericht zum offiziellen Regierungsbericht. Darin wurde der exorbitante
Anstieg von geschlechterspezifischer Gewalt thematisiert: die Bahamas seien einer
der drei karibischen Staaten, die zu den „Top Ten“ der Länder mit den weltweit
höchsten Vergewaltigungsraten gerechnet werden. Sexuelle Gewalt gegen Kinder
und insbesondere die sexuelle Versklavung von Kindern und Jugendlichen wachse
kontinuierlich, ebenso die häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder, der trotz
strenger Gesetzgebung in diesem Bereich nicht beizukommen sei.
2
Ansonsten wird Abtreibung mit bis zu 10 Jahren Gefängnis geahndet.
CEDAW (Committee on the Elimination of Discrimination against Women) Internationale Frauenrechtskonvention.
4
Das Bahamas Crisis Center ist ein im gesamten karibischen Raum gut vernetztes Frauenrechtszentrum mit
Schwerpunkt Bekämpfung von häuslicher und sexueller Gewalt. Seit 2013 ist das Zentrum die gemeinsame
Partnerorganisation von WGT Deutschland, Österreich und Schweiz.
3
-13-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Vergewaltigung ist auf den Bahamas ein Straftatbestand, nicht jedoch
Vergewaltigung in der Ehe (außer, das Paar befindet sich im Trennungs- bzw.
Scheidungsprozess).5 2009 wurde versucht, etwas daran zu ändern. Das Parlament
weigerte sich, den Gesetzesentwurf zu diskutieren und der Rotary Club ließ
verlautbaren, sollte das Gesetz verabschiedet werden, trage es dazu bei, die
Bahamas als eine Gesellschaft von Vergewaltigern zu verunglimpfen(!). Auch die
Kirchen haben keine eindeutige Position: da gibt es jene, die in Anlehnung an das
Bibelwort „und sie werden ein Leib sein“, darauf bestehen, es sei unmöglich sich
selbst zu vergewaltigen. Aber es gibt auch ein Statement des Bahamaeischen
Christenrats, der die gesetzliche Ächtung von Vergewaltigung in der Ehe unterstützt,
ungeachtet der unterschiedlichen Positionen seiner Mitgliedsorganisationen. Ehe und
Familie seien derart mythisch verklärt, erklären die Frauenorganisationen, dass es
den Menschen schlichtweg schwerfalle, sich vorzustellen, dass so etwas wie
sexuelle Gewalt in der Ehe überhaupt existiere. Ein Versuch, mehr Bewusstsein zu
schaffen, ist z.B. die jährliche Kampagne anlässlich des Nationalen Tags zur
Bekämpfung von geschlechterspezifischer Gewalt (29. September). In diesem Jahr
stellte sie die sexuelle Gewalt in intimen Beziehungen, deren psychosoziale Folgen
und die Straflosigkeit der Täter ins Zentrum ihrer Aufklärungsarbeit.
Sexuelle Gewalt gegen Kinder und sexuelle Ausbeutung Minderjähriger
Während körperliche Gewalt gegen Kinder und Frauen zunehmend geächtet wird,
gibt es immer noch eine starke Tendenz, Frauen die Verantwortung für sexuelle
Übergriffe zuzuschieben, üblicherweise mit dem Argument, sie hätten ‚provoziert‘. In
einer Studie zur Jugendgesundheit auf den Bahamas gaben 45% der sexuell aktiven
Mädchen zu Protokoll, bei ihrem ‚ersten Mal‘ sei Gewalt bzw. Zwang im Spiel
gewesen. 2010 wurden doppelt so viele Vergewaltigungen von Kindern angezeigt als
von Erwachsenen. Im Übrigen verweisen die Vereinten Nationen seit langem auf den
engen Zusammenhang zwischen Teenagerschwangerschaften und sexueller
Gewalt.6
Auch die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen hat endemische Ausmaße
angenommen. Zweifelsohne ist Armut ein wichtiges Motiv für Kinderprostitution viele Minderjährige ‚tauschen‘ Sex gegen finanzielle Unterstützung. Dazu trägt die
Nachfrage zahlreicher Sextouristen aus dem Ausland – die Bahamas sind ein
beliebtes Ziel für Kreuzfahrten - nicht unwesentlich bei. Eine weitere Ursache ist der
ungesicherte Aufenthaltsstatus vieler MigrantInnen: sie sind erpressbar und daher
ein leichtes Opfer von Menschenhändlern und skrupellosen Arbeitgebern.
a
Bericht von Mag. Cornelia Marschall
©Projektreferat WGT Deutschland
Quellenangabe Seite 43
Zusammengefasst und gekürzt v. M. Schachamayr
5
Für die Bemessung des Strafmaßes gibt es unterschiedliche Maßstäbe: ein Ersttäter erhält 7 Jahre Haft, die
Höchststrafe für eine Wiederholungstat ist lebenslänglich. Allerdings war bisher die Höchststrafe nur 14 Jahre.
6
Nach bahamischem Recht ist Sex mit unter 16jährigen strafbar und kann mit lebenslänglicher Haft bestraft werden.
Das Einverständnis der Minderjährigen schützt nicht vor Anklage. Allerdings kann man dieser entgehen, wenn man
„glaubhaft versichern“ kann, man hätte den Eindruck gehabt, der/die SexpartnerIn sei bereits volljährig. Auch auf
Kinderpornographie steht lebenslänglich, auf Verbreitung entsprechenden Materials stehen bis zu 20 Jahre Haft.
-14-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Der WGT auf den Bahamas
Zunächst ein Überblick über die konfessionelle Situation auf den Bahamas (in
Englisch, da nicht alle Konfessionen in deutscher Sprache geläufig sind): Anglican,
Baptist, Church of God, Methodist, Roman Catholic, Salvation Army, Presbyterian,
Greek Orthodox. Dieses Kapitel „Religion“ schließt mit dem Hinweis: „Ziemlich viele
sind Atheisten (nicht religiös)“.
1950
1. WGT-Gottesdienst in der Presbyterianischen Kirche in der Hauptstadt
Nassau. Die Frau des Pfarrers hatte eingeladen. Die Gottesdienstordnung kam
vermutlich aus Schottland, da die meisten presbyterianischen Geistlichen Schotten
waren.
1950 bis ca. 1970
Ein Komitee wurde von den größeren Konfessionen gebildet.
Eine junge Methodistin (Judy Munroe) wurde zur Koordinatorin gewählt. Diese
Gruppe „Caribbean Church Women“ entwickelte eine enge Verbindung
(Association) zu den USA. Vier Gottesdienste wurden in verschiedenen Bezirken und
unterschiedlichen Kirchen gefeiert, jeweils von unterschiedlichen Kirchen-FrauenGruppen vorbereitet.
1975
Grand Bahama: Von Nassau angeregt bildete sich ein zweites Komitee
in Freeport auf Grand Bahama Island. Koordinatorin hier: Die junge Baptistin Jestina
Cumberbatch.
1978
WGT-Frauen nahmen an der Vorbereitung des Internationalen Jahres
des Kindes teil und „vernetzten“ sich. Die Methodistin Annette Poitier (Jugendarbeit)
spielte schon eine wichtige Rolle. So wurde sie zu den Internationalen
Weltgebetstagskonferenzen (alle 4 Jahre) in Kapstadt (1999) und in Swanick
(Engl.2003) delegiert. (Dass sie in Swanick ins „Executive Committee“ des Int.WGTKomitees gewählt wurde, durfte ich „live“ miterleben).
2003
WGT-Workshop in Nassau: es beginnt die Entwicklung zum „Bahamas
National Committee“ (2011 abgeschlossen), vier Inseln, Vertreterinnen der größeren
Konfessionen: Anglikaner, Röm.Kath., Baptisten, Methodisten, „Church of God of
Prophecy“ und „Community Churches“ (d.h. Gemeinschaft nicht konfessioneller
Kirchengemeinden, die sich also zu keiner bestimmten Kirche bekennen).
2007
Die „Karibik“ und „Nordamerika“ werden zu einer WGT-Region
zusammengefasst: CANA (aus: Caribbean und North America). – Bei der
Weltkonferenz wurden die Bahamaeischen Frauen zu Schreiberinnen für den WGT
2015 gewählt.
März 2012 Erster Vorbereitungs-Workshop für 2015 findet statt.
2014
Vorsitzende ist inzwischen die Baptistin Vernita Davis. – Der
Weltgebetstag wird jetzt auf sechs Inseln gefeiert: New Providence, Grand Bahama,
Eleuthera, Andros, Exuma und Abaco. Es wird erwartet, dass 2015 alle Inseln den
von den Bahamas selbst vorbereiteten Gottesdienst feiern.
Zusammenfassung der engl. Unterlagen aus New York
in
OStR Monika Heitz
-15-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Rezepte
Bahamas – Schinkentopf
250 g Reis
400 g Schinken (Selchroller;
Schopfbraten …) gekocht
(gedünstet im Kochtopf)
3 EL Öl
2 große Zwiebeln
3 (bunte) Paprikaschoten
½ Bund Schnittlauch
3 Bananen
Muskat, Salz, Pfeffer, Paprikapulver,
1EL Madras-Curry (oder: Curry und
etwas Chilipulver), 2 EL
Rindssuppenwürze (1
Suppenwürfel)
Hühnerkeulen in Kokosmilchsoße
Zutaten:
6 Hühnerkeulen (oder entsprechend
mehr Ober- oder Unterkeulen)
Salz – Öl – 3 EL Zucker
2 mittlere Zwiebeln – 4
Knoblauchzehen – 400 (bis 500) ml
Kokosnussmilch – Pfeffer – ½ TL
Cayennepfeffer (oder Pfeffer und
etwas Chilipulver) – 6 zerstoßene
Pimentkörner (= Neugewürz) – 2
Lorbeerblätter – Salz
Scharfe Fischsuppe
200 g Fischfilet (Seelachs, Dorsch)
Sojasoße – Maizena – 3 EL Öl –
Dille (oder evtl. Petersilie)
200 ml Fischfond (gibt es in der
Fischhandlung frisch oder
tiefgekühlt – ohne jegliche
Zusatzstoffe; oder im Glas z.B. bei
Spar. Sollte die gekaufte Menge zu
groß sein, kann man den Rest für
die nächste Suppe einfrieren!)
300 ml Rindssuppe (auch mit
Suppenwürfel herstellbar)
1 Bund Frühlingszwiebel
3 getrocknete Chilischoten
Salz, Pfeffer
Weißkraut nach Art der Bahamas
1 kleiner Kopf Weißkraut (ca. 750 g)
1 EL Limonensaft (oder
Zitronensaft)
125 g Cheddarkäse, gerieben
4 Scheiben Räucherspeck (oder
Speckwürferl)
Bechamel: 2 EL Butter – 2 gehäufte
Vorbereitung:
Reis wie gewohnt dünsten.
Zwiebeln in dünne Ringe schneiden, Schinken und
Paprikaschoten in dünne, 3 cm lange Streifen
schneiden, Schnittlauch schneiden, Bananen in
Scheiben schneiden.
Zubereitung:
Öl in größerer Pfanne erhitzen, Zwiebelringe und
Schinken kurz darin anbraten, Paprikastreifen und
die Hälfte des Schnittlauchs hinzugeben; ca. 3
Minuten dünsten.
Nun die Bananenscheiben darauf legen, sämtliche
Gewürze darüber streuen, evtl. etwas Wasser
dazugeben und aufkochen lassen. Den fertigen Reis
unterrühren und 5 Minuten zugedeckt ziehen lassen.
Mit dem restlichen Schnittlauch servieren.
Zubereitung:
Hühnerkeulen mit Salz einreiben. Öl und Zucker
goldbraun karamellisieren, Hühnerteile darin einige
Minuten auf beiden Seiten anbraten. Gehackte
Zwiebel und Knoblauch kurz mitbraten. Mit
Kokosmilch aufgießen, würzen und bei schwacher
Hitze ca. ½ Stunde zugedeckt garen.
Zubereitung:
Frühlingszwiebeln putzen und in dünne Ringe
schneiden. Rindssuppe und Fischfond in einem Topf
mit den Zwiebelringen, mit den Chilischoten (nicht zu
klein schneiden, damit man sie eventuell wieder aus
der Suppe nehmen kann; könnten sehr scharf beim
Mitessen sein) und mit Salz und Pfeffer aufkochen
und 5 Minuten köcheln lassen.
Fisch abspülen, trockentupfen, in nicht zu kleine
Stücke teilen (zerfallen sonst), mit Sojasoße
beträufeln, in Maizena wälzen und in einer Pfanne im
Öl kurz anbraten. Dann in die Suppe geben und mit
Dille bestreuen (Chilischoten wieder entfernen).
Zubereitung:
Krautblätter abzupfen, halbieren, mit etwas Salz und
1 EL Limonensaft in wenig Wasser nicht zu weich
dünsten.
Eine Auflaufform mit dem Speck auslegen, darauf
schichtweise Krautblätter und Käse abwechseln, mit
Kraut abschließen. Mit Bechamel die oberste
Schicht bedecken. Im Backofen bei 220° E-Herd
-16-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
EL Mehl – 200 ml Milch (sie soll
nicht zu dünnflüssig sein); mit etwas
Salz, Cayennepfeffer (oder Pfeffer
und etwas Chilipulver) würzen
Bahamas-Rum-Kuchen
Teig:
3 Eier, 1-2 Eigelb, 225 g
Butter/Margarine
(Zimmertemperatur) mit 1EL
Vanille(extrakt) und 300 g Zucker
schaumig rühren.
420g Mehl mit ½ TL Natron, ½
Backpulver, Prise Salz und ½ TL
Muskat vermischen.
Mehl und 180 ml Kokosmilch
unterrühren, in eine Ring- oder
Gugelhupf-Form füllen.
Im vorgeheizten Rohr (170° Heißluft,
190° E-Herd) ca. 50-60 Minuten
backen.
Rum-Sirup:
220 ml Kokosnussmilch mit 6 EL
Zucker (Rohrzucker) in einem Topf
kurz aufkochen. Den Topf vom Herd
nehmen und 100 ml Rum (dunkel
Mangodessert – Crema de Mango
3 reife Mangos – 2 EL frisch
gepresster Limonensaft – 4 EL
Zucker – 1/8 l Schlagobers – 1 P.
Sahnesteif – Schokoladeraspeln
Ingwercreme – Ginger Mousse
4 EL (50 g) kandierter Ingwer
(bekommt man abgepackt bei den
Trockenfrüchten oder am Markt) sehr fein hacken
½ P. gemahlene Gelatine oder 3
Blatt Gelatine; ¼ l Kaffeeobers
2 Eigelb - 50 g Zucker; 2 EL weißer
Rum (schmeckt ganz anders, viel
feiner als Inländerrum!)
2 Eiweiß - 1 Prise Salz - 1 EL
Zucker
oder 190° Heißluft ca. 20 Minuten überbacken, bis
die Oberfläche braun wird und Blasen wirft.
(Schmeckt auch köstlich, wenn man statt des
Krautes einen Kohlkopf nimmt. Man muss nur die
Blätter kleiner schneiden.)
oder weiß, schmeckt anders, feiner als Inländerrum)
unterrühren.
Beiseite stellen, bis der Kuchen aus dem Ofen
kommt.
Den noch warmen Kuchen vorsichtig aus der Form
stürzen, mit einem Spießchen viele Löcher stechen
und wieder zurück in die Form geben. Auch in den
Kuchenboden viele kleine Löcher stechen. Nun den
Sirup langsam über den Kuchen träufeln, damit sich
dieser sehr gut vollsaugen kann. Den Kuchen
auskühlen lassen.
Glasur:
½ Tasse Kokosflocken in einer Pfanne etwas rösten.
100 g Butter. 3 EL (Rohr-)Zucker, 6 EL Schlagobers
und 1 Prise Salz erhitzen, vom Herd nehmen, 1 EL
Rum unterrühren. Das Ganze abkühlen lassen und
die Flocken unterrühren. Den ausgekühlten Kuchen
stürzen und mit der Glasur begießen.
Je länger man den Kuchen (am besten unter einer
Haube) bei Zimmertemperatur ziehen lässt, umso
besser schmeckt er!
Zubereitung:
Die Mangos schälen und das Fruchtfleisch rundherum vom Kern schneiden. Die Hälfte des Fruchtfleisches in kleine Würfel schneiden. Das restliche
Fruchtfleisch mit dem Limonensaft und dem Zucker
pürieren.
Das Schlagobers mit dem Sahnesteif steif schlagen
und unter das Mangopüree ziehen, das gewürfelte
Fruchtfleisch dazugeben und die Creme ca. 30
Minuten kühl stellen. Vor dem Servieren mit
Schokoraspeln verzieren.
Zubereitung:
Gelatine in kaltem Wasser (2 EL für gemahlene
Gelatine) 10 Minuten quellen lassen, im Wasserbad
auflösen und warm halten. Das Kaffeeobers unter
ständigem Rühren bei milder Hitze erhitzen.
Die beiden Eigelb mit dem Zucker schaumig rühren
und nach und nach das Kaffeeobers untermischen.
Alles unter Rühren bei sehr milder Hitze erwärmen,
aber nicht kochen lassen. Die aufgelöste Gelatine
und kleingehackten Ingwer in die Creme rühren.
Den Rum flambieren: etwas anwärmen, anzünden
und ausbrennen lassen; ebenfalls unterrühren.
Eiweiß mit Salz und Zucker zu Schnee schlagen und
vorsichtig unter die Creme heben.
Creme im Kühlschrank zugedeckt etwa 3 Stunden
fest werden lassen
Rezepte erprobt v. Angela Homolka und Team, Purkersdorf
-17-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Bibelarbeit
Begreift Ihr meine Liebe?
Die Fußwaschung Jesu als Zeichen und Vorbild (Joh 13,1-17)
Begreift ihr meine Liebe? Begreift ihr, was
ich für euch getan habe? Diese Frage Jesu
an die Jünger und Jüngerinnen rückt die
Fußwaschung Jesu in das Zentrum der
Aufmerksamkeit. Meist wird hier der Dienst
an den Nächsten als Nachahmung der
Liebe Jesu betont. Die Gefahr, dass das
starke Zeichen der Fußwaschung vor allem
mit einer Moral des „Tun-Müssens“
interpretiert wird, ist groß. Ein genauer
Blick auf die Fußwaschung fördert
durchaus auch andere Aspekte zutage. Die zentrale Szene mit Petrus (Joh 13,4-6)
zeigt, dass vor dem Geben das Empfangen kommt. Und so ist der erste Schritt zu
fragen: Bin ich bereit, mich beschenken zu lassen? Habe ich selbst schon Liebe
empfangen? Oder bin ich selbst eigentlich noch in der Lage, dass mir jemand „die
Füße wäscht“? Dies zeigt die Auslegung des Textes.
1. Der Hintergrund des Johannesevangeliums
Das Johannesevangelium weist eine spezielle Theologie auf. Hier spricht nicht der
irdische Jesus, sondern der Christus als der einzige Sohn des einen Gottes. Daran
lässt schon Joh 1 keinen Zweifel und das prägt auch den Stil der Jesus-Erzählungen.
Permanent verkündet Jesus sich selbst „Ich bin …“. Diese Worte sind als Aussagen
des Evangeliums über Jesus (und nicht direkt von Jesus) zu lesen, Worte von
Glaubenden, die ihre Überzeugung Jesus in den Mund legen.
Das Evangelium entstand nicht vor 90 n.Chr. und ist auch nicht aus einem Guss. Es
gab eine erste Grunderzählung. Nach einer schmerzhaften Spaltung in der
johanneischen Gemeinde baute eine redaktionelle Bearbeitung diesen Grundtext
zum jetzigen Evangelium aus. Sie betont u.a. die Pflicht zur „Bruderliebe“ und die
Teilnahme am eucharistischen Mahl.
Das Johannesevangelium verkündet Jesus als Vergegenwärtigung Gottes und als
einzigen Zugang zu Gott und zum ewigen Leben. Die Bedeutung Jesu beruht auf
seiner Einheit mit Gott. Jesus ist der fleischgewordene, personifizierte Logos (=
Weisheitswort, Logik) Gottes. Wer an ihn glaubt, wird „Kind Gottes“ und ist „aus Gott
geboren“ (Joh 1,12-13). Als Mensch und als Sohn vergegenwärtigt Jesus den Vater
in dieser Welt. Deshalb gilt: Wer zu Jesus kommt, gelangt zur Gegenwart Gottes in
der Welt und erhält damit hier und jetzt Anteil am göttlichen Leben.
Wer so glaubt, entdeckt die Welt Gottes hinter der Welt: Jesus ist nicht machtlos am
Kreuz gestorben, das Kreuz erhöht ihn. Doch dieser Glaube allein genügt nicht,
schärft das Evangelium ein. Die gegenseitige Liebe und der gegenseitige Dienst ist
zentral. Deshalb steht die Fußwaschung im Zentrum des letzten Mahles Jesu; die
Einsetzungsworte dagegen fehlen.
-18-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Exkurs: Frauen und die Fußwaschung
Frauen waren in den frühen christlichen Gemeinden stark, teilweise mehrheitlich,
präsent. Wenn die Fußwaschung zum zentralen Liebeszeichen wurde, war dies nicht
unproblematisch für Frauen. Anderen Füße waschen war eine Frage der sozialen
Stellung und gesellschaftlichen Hierarchie. Niedrig Gestellte (Sklaven, Frauen,
Kinder) wuschen Höhergestellten die Füße! Von der Ehefrau wurde erwartet, dass
sie ihrem Mann die Füße wusch und von den Kindern, dass sie ihrem Vater die Füße
wuschen. Das war kein Zeichen der Liebe, denn die Koppelung von Sexualität und
Dienst zementiert die Hierarchie und abhängige Sexualität. Es war ein Zeichen der
Loyalität. Denn es gibt keine Umkehrung, da der Mann der Frau als Zeichen der
Liebe nicht die Füße gewaschen hätte.
In der christlichen Gemeinde aber galt die Gleichheit aller (vgl. Gal 3,27). Wie regelte
man dann die Abläufe eines Mahls in einer Gemeinschaft, in der die patriarchalen
Hierarchien außer Kraft gesetzt sein sollen? Wuschen alle sich selbst die Füße vor
dem Mahl? Oder taten dies zeichenhaft die Männer für die Frauen, die
Oberschichtfrauen für Sklaven und Sklavinnen? Für Frauen war es im Alltag ein
Dienst und Zeichen der Unterordnung, das konnte doch nicht in der Gemeinde auch
der Fall sein. Vermutlich war es für besser gestellte Christus-Gläubige nicht einfach,
einen massiven Statusverlust hinzunehmen. Und für höhergestellte Frauen war das
besonders schwer. Andere erlebten in der Gemeinde eine Aufwertung und Befreiung,
für gutsituierte Frauen war es unter Umständen eine unfreiwillige Rückkehr in alte
patriarchale Strukturen.
Dass die Fußwaschung kein harmloses Zeichen der Liebe war, sondern auch als
Machtinstrument zur Unterordnung von Frauen benutzt werden konnte, zeigt
1 Tim 5,10. Um das Amt einer Witwe zu bekleiden, mussten Frauen erst anderen die
Füße gewaschen haben. Die Fußwaschung war kein genderneutrales Thema.
2. Die Fußwaschung (Joh 13,1-17) 7
2.1. Der Anfang (Joh 13,1-3)
Mit Joh 13 beginnt ein neuer Abschnitt im Johannesevangelium, nämlich Jesus
bereitet durch die Abschiedsreden seine Rückkehr zum Vater vor. Wo das Mahl
stattfindet, sagt der Text nicht, nur wann: vor dem Pascha. Das ist wichtig, weil damit
Jesu Tod durch das Paschafest gedeutet wird.
Joh 13,1-3
1 Vor dem Pascha-Fest aber,
Jesus wissend, dass kam seine Stunde,
dass er hinübergehe aus dieser Welt zum Vater,
liebend die Seinen, die in der Welt,
bis zum Ende liebte er sie.
2 Und bei einem Mahl,
als der Teufel schon geworfen hatte ins Herz,
dass ihn Judas, (Sohn des) Simon Iskariot, übergebe,
3 wissend, dass ihm der Vater alles in die Hände gab
und dass er von Gott ausging und zu Gott fortgeht, ...
7
Der Übersetzung wird abschnittsweise abgedruckt aus: Joachim Kügler, Eine wortgewaltige Jesus-Darstellung,
Stuttgart 2012, 118-120. Kursivdruck deutet die redaktionelle Arbeit an, ausgelegt wird aber der gesamte Text.
-19-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Vor die Geschichte schiebt das Evangelium eine Erklärung, worin Jesu Sendung
besteht. Jesus ging von Gott aus und geht zu Gott zurück. Die Redaktion (kursiv
gesetzt) fügte sowohl die Liebe Jesu als auch Judas ein. Jesus liebt, und zwar bis
zum Ende. Gemeint ist sein Ende am Kreuz, das aber in die Auferstehung mündet.
Liebe prägt also den Abschnitt und fügt auch den Verrat hinzu. In dieser besonderen
Christologie steht die Macht des Teufels der Liebe und Macht Jesu gegenüber. Für
die gespaltene Gemeinde erklärt sich so, warum einer der ihren Jesus verraten
konnte. Die Macht des Bösen war am Werk – aber sie konnte sich nur entfalten, weil
Jesus dies zuließ, um seine Sendung zu vollenden.
2.2. Jesus wäscht die Füße (V.4-6)
4 aufsteht er vom Mahl und legt die Obergewänder ab,
und ein Leinen nehmend, umgürtete er sich;
5 dann schüttet er Wasser ins Becken
und begann die Füße der Schüler zu waschen
und abzuwischen mit dem Leinen, mit dem er umgürtet war. …
12
Als er nun gewaschen hatte ihre Füße
und genommen hatte seine Obergewänder
und sich wieder hinlegte, sprach er zu ihnen ...
Normalerweise werden Gästen vor dem Mahl die Füße gewaschen oder sie waschen
sie selbst. Da man zu Tisch liegt, müssen die Füße in Augen- und Nasenhöhe
sauber sein. Auch hier hat das Mahl schon begonnen, alle liegen schon zu Tisch und
essen und trinken, denn Jesus steht vom Mahl auf. Das bedeutet: Die Füße aller sind
schon sauber! Jesus unterbricht ohne äußeren Anlass das gemeinsame Mahl und
inszeniert mithilfe eines eigentlich alltäglichen Rituals eine Zeichenhandlung, die
durch ihre Deutung erst Gewicht bekommt.
In einer Erzählung ist jedes Detail wichtig, nichts wird „nur so“ erzählt. Deshalb weist
der Kleiderwechsel V.4 auf etwas Wichtiges hin, der auch noch in V.12 wie ein
rückwärts laufender Film erneut erzählt wird. Dieser Kleiderwechsel rahmt also die
gesamte Szene der Fußwaschung und taucht damit Jesu Handlung in ein
besonderes Licht. Wenn Jesus das Obergewand ablegt und stattdessen Leinen
anzieht, will er nicht nur die Arme frei bekommen oder sich nicht schmutzig machen.
Die Kleidung symbolisiert den Rollenwechsel zum Sklaven, der die Füße wäscht.
Exkurs: Die Symbolik der Kleidung
Kleidung spielt eine wichtige sozio-kulturelle Rolle, sie ist wesentlich mehr, als nur
etwas anzuziehen oder Schutz vor dem Wetter. Sie ist gewissermaßen die zweite
Haut, die „Nahtstelle“ zwischen dem (Eigen-)Raum Körper und der Gesellschaft. Sie
repräsentiert die Person und drückt ihre Identität aus. Sie sendet bestimmte Signale
an die Umgebung, die etwas über sie selbst aussagen. Gleichzeitig vermittelt
Kleidung auch die Abgrenzung zu anderen. Kleidung hat immer eine kommunikative
Dimension. Sie markiert eine Position oder eine Einstellung und führt bei anderen zu
einer Beurteilung. Wer Kleidung ablegt oder auszieht verliert seinen Status. Biblisch
zerreißen Menschen in Not das Gewand. Nackt sein und tot sein liegt nicht weit
auseinander, man ist schutz- und machtlos. Nackt oder nur mit einem Schurz
bekleidet arbeiteten Sklaven oder einfache Arbeiter. Wählt Jesus jetzt nur einen
Leinenschurz, dann sagt das Zeichen: Als Christus, Sohn des himmlischen Vaters,
übernimmt er den Dienst eines Sklaven um zu zeigen: Gott dient hier. Und indem er
die Füße wäscht, vertieft er dieses Zeichen.
-20-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Exkurs: Die Symbolik der Füße
Der Fuß war ein Symbol für Macht, für Unterjochung. Wer etwas in Besitz nahm,
stellte die Füße darauf. Jemanden (etwas) mit Füßen treten hieß, ihn missachten,
gemein behandeln, gering schätzen. Noch heute sagt man: „Das Recht mit Füßen
treten“.
Der nackte Fuß steht aber auch als Symbol für Empfänglichkeit und Verletzlichkeit.
Wer seine Schuhe auszieht, respektiert die Macht anderer (Mose, denn der Ort ist
heiliger Boden, Ex 3). Mit bloßen Füßen ist man gleichzeitig verletzlich, weshalb
barfuß gehen (müssen) auch zur Herabstufung von Personen dient. „Füße“ haben
zudem eine sexuelle Komponente, sie stehen im übertragenen Sinn für die
Geschlechtsorgane. Sich zu oder zwischen jemandes Füßen legen (Ruth bei Boaz)
kann bedeuten: Geschlechtsverkehr haben. Insofern schwingt auch positiv Erotik
oder negativ sexuelle Gewalt bei „Füßen“ mit.
Gäste bekamen die Füße (von Sklaven) gewaschen. Oder der Gastgeber sorgt
dafür, dass Wasser kommt und man sich die Füße waschen konnte. Aber kein Mann
außer Jesus in Joh 13 wäscht in der Bibel die Füße eines anderen Mannes.
Man kann also an der Mahlszene in Joh 13 die Fußwaschung Jesu als Zeichen
deuten, das die Umwertung der Hierarchie signalisiert. Wenn Jesus hier einen Dienst
von Sklaven oder abhängigen Frauen übernimmt, dann zeigt er, dass die Hierarchien
der Welt bei Gott überwunden werden.
2.3. Empfangen als Zentrum des Glaubens – die Missverständnisse des Petrus
6
Er kommt nun zu Simon Petrus; er [=Petrus] sagt ihm:
Herr, du wäschst meine Füße?
7 Jesus antwortete und sprach zu ihm:
Was ich tue, weißt du jetzt nicht,
erkennen wirst du aber danach.
8 (Es) sagt ihm Petrus:
Nicht sollst du waschen meine Füße in Ewigkeit.
Jesus antwortete ihm:
Wenn ich dich nicht wasche,
hast du nicht Anteil mit mir.
9 Simon Petrus sagt ihm:
Herr, nicht meine Füße nur,
sondern auch die Hände und den Kopf.
10 (Es) sagt ihm Jesus:
Der Gebadete hat nicht nötig, [außer die Füße] sich zu waschen,
sondern er ist ganz rein;
und ihr seid rein, aber nicht alle.
Das Un- oder Missverständnis von Petrus gibt Jesus die Gelegenheit, seine Sendung
zu erklären. Petrus ist durchaus kritisch gezeichnet, denn sein Verrat ist nicht
vergessen (vgl. Joh 13,38)! Dreimal spricht Petrus, dreimal antwortet Jesus. Im
Zentrum der Szene steht das Entscheidende: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du
nicht Anteil mit mir.“ (V.8)
-21-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Erste Reaktion des Petrus … (V.6)
Niemand kommentiert: Alle nehmen hin, dass Jesus die Füße wäscht. Nur Simon
Petrus widerspricht (V.6). Die Betonung kann man unterschiedlich setzen: „Herr, du
wäscht mir die Füße?“ oder: „Herr, du wäscht mir die Füße?“
In der ersten Betonung lehnt Petrus ab, was Jesus mit diesem symbolischen Akt
ausdrückt. Jesus, der „Herr“, steht ganz oben, und oben soll Jesus auch bleiben –
und mit ihm die gewohnte Hierarchie. Petrus Verständnis von der Liebe Gottes stellt
die Rangordnung nicht in Frage. Die Betonung auf „die Füße“, lehnt das Zeichen
überhaupt ab. Die Füße waschen – ausgerechnet in einem niedrigen Sklavendienst
soll sich die Liebe Gottes erweisen? Gibt es nicht andere Symbole der Liebe?
Jesus antwortet zwar – und er erklärt doch nicht, was es mit diesem Akt auf sich hat.
Dadurch versteht Petrus nicht. „Danach“ – was soll das aus der Sicht des Petrus
sein? Für die Gemeinde aber erschließt sich dieses „danach“ als die Zeit nach der
Auferstehung. Im nachösterlichen Licht bedeutet das: Jesus zeigt im Sklavendienst,
der Hingabe, seine höchste Liebe.
Zweite Reaktion des Petrus ... (V.8)
Petrus widerspricht ein zweites Mal. „Nicht sollst du waschen meine Füße in
Ewigkeit.“ Petrus versteht das Zeichen nur vordergründig. Die Wirklichkeit hinter den
Ereignissen versteht man aber erst, wenn man Jesu Spuren folgt. Diese Liebe
Gottes akzeptiert Petrus aber nicht. Er lehnt den Rollenwechsel von Jesus und
dessen freiwillige Hingabe für die Seinen ab. Sogar „in Ewigkeit“ soll Jesus die Füße
nicht waschen. Weiß Petrus, was er da sagt? „Ewigkeit“ ist bei Gott – soll sich Gott
also niemals, auch in der Ewigkeit nicht, als der erweisen, als den Jesus ihn zeigt,
als Liebenden, der Macht durch Liebe und Dienen an den Menschen interpretiert?
Soll diese Liebe Gottes auch im Jenseits, nach der Auferstehung, nicht gelten?
Petrus stellt damit Jesu Gottesbotschaft insgesamt in Frage.
Nun wird Jesus deutlich: Man muss lernen, die Liebe Gottes zu empfangen. Wer sich
nicht von Jesus (und damit von Gott) die Füße waschen lässt, hat keinen Anteil am
Vater! Das ist ein hartes Wort an Petrus. Aber hier liegt die zentrale Botschaft: Ohne
Bereitschaft, die Macht Gottes als dienende Liebe Gottes an sich selbst zu glauben,
gehört man nicht zu Jesus und zu Gott.
Exkurs: Das Zentrum der Botschaft: „Sich lieben lassen!“
Bevor man anderen dienen kann, muss man empfangen! Dieser Aspekt der PetrusSzene geht meist unter, obwohl das Evangelium den Akzent darauf setzt. Ohne die
Fußwaschung wären die Jünger und Jüngerinnen gar nicht in der Lage gewesen, wie
Jesus zu handeln. Der Dienst an den Nächsten setzt voraus, dass man selbst Gnade
und Liebe empfangen hat! Empfangen-Können und Empfangen–Wollen ist
Grundbedingung für den Glauben, eine Lebenshaltung, aus der Hand Gottes etwas
anzunehmen.
Viele Menschen sagen, dass sie lieber schenken als sich etwas schenken lassen.
Empfangen ist tatsächlich oft schwieriger als Geben. Ein Geschenk füllt eine Lücke,
ob man sie gespürt hat oder nicht. Auch ältere Menschen haben Schwierigkeiten
damit, nicht mehr selbst alles zu können. Abhängig zu sein, Hilfe von anderen
anzunehmen, das ist für viele eine große Herausforderung. Und doch ist echtes
Schenken und echte Hingabe ohne eigene Erfahrung der Liebe und des
Beschenktseins nicht möglich. Man könnte analog zu Mt 25 formulieren: „Ich habe
geliebt und Du hast Dich lieben lassen!“ Wer sich Gottes Liebe und Zusage nicht
schenken lassen kann, hat keine Ressourcen so zu leben, wie Jesus es als Beispiel
-22-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
gegeben hat. Das muss auch Petrus erfahren, denn sein drittes Missverständnis folgt
auf dem Fuß (Exkurs Ende).
Dritte Reaktion des Petrus ... (V.9)
Petrus kippt jetzt in das Gegenteil: Wenn das so ist, dann wasche auch die Hände
und den Kopf! Petrus, der Übereifrige: Unverständnis auf der ganzen Linie. Seine
vorherige Weigerung schlägt um in eine überbordende Forderung. Jetzt genügt das
eine Zeichen nicht, Petrus will das Heil mit Haut und Haaren. Er will an erster Stelle
stehen, den größten Anteil an Gott seinem Heil haben. Doch es geht nicht um
„mehr“. Jesu Liebe ist total, da Jesus sein Leben gibt. Mehr geht nicht. Und dafür
steht die Fußwaschung. Mehr Zeichen verändern nichts, sie decken nur die Zweifel
auf.
Petrus versteht schon wieder nicht. Letztlich führt sein ökonomisches Denken von
„Mehr“ und eigener Leistung in die Überforderung – und dann zum Verrat. Denn
Petrus, der gleich auch noch Jesus sein Leben anbietet (Joh 13,37), wird kurz darauf
zum Verräter. Dreimal missversteht Petrus die Liebe Jesu, dreimal wird er Jesus
verraten, was Jesus ihm sogleich auf den Kopf zusagt (Joh 13,38).
Die neue Definition von Liebe und Macht stellt die Welt auf den Kopf und lässt sich
nicht so leicht begreifen. Daran hat sich ja die johanneische Gemeinde auch
gespalten. Jesus muss Petrus das Ansinnen ausreden (V.10).
3. Maria salbt Jesus zu seinem Tod und zur Auferstehung (Joh 11,1-2; 12,1-8)
Das Johannesevangelium erzählt vor der Fußwaschung Jesu, dass Maria ihm die
Füße salbte (Joh 12,1-8). Die umständliche Einleitung von der Auferweckung des
Lazarus (Joh 11,1-2) stellt Lazarus durch Maria als „die Salbende“ vor. Sie war
offensichtlich in der Tradition besser verankert als Lazarus, denn ihre Salbung
erzählt das Evangelium erst danach.
Die Fußsalbung durch Maria geschieht kurz vor dem Mahl mit der Fußwaschung. Sie
gießt kostbares Öl aus und wischt es mit ihren Haaren ab. Jesus und Maria sprechen
nicht, weder wird Maria gefragt, noch erklärt sie selbst ihre Tat. Das tut Jesus. Dem
Unverständnis des Judas (so kostbares Öl sollte man besser für die Armen
ausgeben) widerspricht er: „Lass sie, damit sie es für den Tag meines Begräbnisses
tue. Die Armen habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit. Maria hat
die Zeichen der Zeit erkannt.
Exkurs: Die Symbolik von Haaren und Duft
Maria trocknet Jesu Füße mit ihren Haaren. Als Teil des Kopfes, der Vorrangstellung
und Herrschaft symbolisiert, haben Haare eine magische Macht und Kraft, was
vermutlich durch das Wachsen ohne Zutun der Menschen kommt. Langes
Frauenhaar signalisiert Vitalität, Erotik, aber auch Gefahr. Ist diese Macht erst
gebannt, kann ohne Gefahr über den Körper verfügt werden. Diese Vorstellung sitzt
tief. Ob Frauen ihre Haare kurz oder lang tragen, verhüllt oder offen, ist selbst heute
noch (s. Kopftuchstreit) ein Politikum.
Die Salbung verweist auf den Tod. Doch der Duft des Öls zeigt schon die
Auferstehung an. Indem Maria mit ihren Haaren die Füße Jesu abwischt, überträgt
sie den Duft des Salböls auf ihr Haupt. Es entsteht eine Duftgemeinschaft zwischen
Maria und Jesus. Der Duft des Öls erfüllt das ganze Haus. Er kontrastiert den
Todesgestank des verwesenden Lazarus (Joh 11,39) und übertönt jetzt schon den
kommenden Todesgeruch Jesu. Der Duft lässt schon die Auferstehung „riechen“.
Maria hat erkannt, wer Jesus ist und was geschehen wird. Sie handelt prophetisch
und zeichenhaft. Ihre Salbung bekennt Jesus als Christus, der als Gesalbter Gottes
-23-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
in die Welt gekommen ist und auferweckt wird. Was in den Augen der Anwesenden
bloße Verschwendung ist, öffnet in Wirklichkeit die Augen und macht die göttliche
Wirklichkeit in der Welt sichtbar.
Jesu Botschaft an Petrus, dass man sich dienen lassen muss, erfährt Jesus hier
selbst. Jesus ist hier Empfangender, er erhält selbst zunächst die Stärkung für
seinen Tod, bevor er selbst mit der Fußwaschung seine Hingabe zeigen kann.
4. Verschwendung? Verschwendung!
Der Einwand von Judas gegen die Salbung ist nicht abwegig, immerhin entspricht
der Wert dieses Öls dem Jahreslohn eines Tagelöhners. Judas als „Finanzmann“
greift auf die Logik aus der Welt der Ökonomie (Reichtum – Armut) zurück. Jesus
setzt konträr dagegen das verschwenderische Liebeswerk des Geschenks, das nur
jetzt möglich ist. „Die Armen habt ihr immer bei euch …“ (V.8). Die schier unendliche,
pausenlos mögliche Gelegenheit, sich um Arme zu kümmern, entwaffnet den
Einwand. Er ist nicht grundsätzlich falsch, aber dieser Situation nicht angemessen.
Das verschwenderische Liebeszeichen ist nur jetzt auf den drohenden Tod hin
möglich.
Verschwendung geht über eine Gabe hinaus. Diese fragt danach, ob etwas
wiederkommt; die Verschwendung dagegen überwindet die Lieblosigkeit.
Verschwendung ist nicht „normal“ und „vernünftig“, sie überschreitet die üblichen
Grenzen und kommt dadurch oft in Konflikt mit der Welt. Wer schenkt, nimmt einen
Verlust in Kauf, aber nicht negativ im Sinne der Ökonomie, sondern er drückt Fest,
Solidarität, Großzügigkeit und Leben aus.
Verschwendung ist überströmende Liebe des Loslassens, der Totalität, des
Schenkens ohne zu fragen. Es ist eine Liebe, die bedingungslos gegeben wird. Sie
fragt nicht, ob diejenigen, die Verschwendung empfangen, würdig sind und es sich
„verdient“ haben. Jesus wäscht auch den Verrätern Judas und Petrus die Füße.
Verschwendung zu erleben ist etwas Überwältigendes und birgt ein Risiko in sich.
Die verschwenderische Liebe Jesu bringt das Risiko des Kreuzes und kostet ihm
letztlich das Leben.
In der Verschwendung erlebt man eine Kommunikation mit dem Heiligen, eine neue
Wirklichkeit bricht sich Bahn. Verschwendung meint Jesus, wenn er von Gottes
Handeln an den Menschen spricht; er selbst lebt die Verschwendung der Liebe
Gottes beispielhaft vor. Der theologische Begriff für die Verschwendung Gottes an
die Menschen ist die Hingabe Jesu.
Die Rede von der Verschwendung verbindet sich mit Handeln. Die Verschwendung
scheut die Berührung nicht; Maria wie Jesus berühren die Füße, gerade weil sie ein
heikler, intimer Teil des Körpers sind. Die Hierarchien, die wertenden und
abwertenden Unterscheidungen, das Denken in rein wirtschaftlichen Kategorien im
Umgang mit Menschen werden überschritten. Die Fußwaschung als Zeichen für die
Verschwendung von Jesu Liebe bringt die andere Wirklichkeit Gottes ins Spiel. Dort
herrschen andere Werte: Gerechtigkeit und Hoffnung darauf, dass Menschen mit
ihrem Schicksal im Zentrum stehen und nicht die Ökonomie, die auf Kosten dieser
Menschen lebt.
5. Die nackten Füße der anderen: Jesu Beispiel leben
11 Denn er kannte den ihn Übergebenden; deswegen sprach er:
Nicht alle seid ihr rein.
12 Als er nun gewaschen hatte ihre Füße
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
und genommen hatte seine Obergewänder
und sich wieder hinlegte, sprach er zu ihnen:
Erkennt ihr, was ich euch getan habe?
13
Ihr nennt mich: Der Lehrer, und: Der Herr,
und richtig redet ihr (so);
denn ich bin es.
14
Wenn nun ich, der Herr und der Lehrer, eure Füße wusch,
(so) schuldet auch ihr, einander die Füße zu waschen;
15
denn ein Beispiel gab ich euch,
damit, gleichwie ich euch tat, auch ihr tut.
16
Amen, Amen, ich sage euch:
Nicht ist ein Sklave größer als sein Herr,
noch ein Gesandter größer als der ihn Schickende.
17
Wenn dieses ihr wisst,
selig seid ihr, wenn ihr es tut.
Erkennt ihr, was ich euch getan habe? Dies ist der erste Schritt, das Erkennen
dessen, was Jesus getan hat. Es geht nicht um das „Nachspielen“ der Szene. Jesus
geht von den Jüngern und Jüngerinnen weg und damit bleibt die Stelle Jesu leer. So
wie bei den Jüngern und Jüngerinnen damals geht es darum, zu entdecken, was es
heute heißt, einander die Füße zu waschen, einander zu dienen. Jesus hat mit dem
Zeichen der Fußwaschung die verschwenderische Liebe Gottes gezeigt, sein Leben
riskiert und verloren. Die verschwenderische Liebe Gottes empfangen, sich von Gott
lieben zu lassen und damit die Kraft zu gewinnen, anderen „die Füße zu waschen“,
das ist der Auftrag Jesu. Dass dieses Füßewaschen mit Liebe gegenüber den
Nächsten zu tun hat, macht die Erklärung Jesu in Joh 13,31-35 klar.
13,34 Ein neues Gebot gebe ich euch,
dass ihr liebt einander,
gleichwie ich liebte euch,
damit auch ihr liebt einander.
35
Daran werden erkennen alle,
dass ihr mir Schüler seid,
wenn ihr Liebe habt untereinander.
Einander dienen und lieben hat zwei Richtungen. Die eine ist wohlbekannt: Dienst an
den Nächsten. Die andere Seite aber, die dazugehört, wurde vernachlässigt. Denn
einander dienen heißt: Man gehört auch selbst zu den Empfangenden. Zunächst
einmal bekommt man etwas geschenkt. Ohne dass man Empfangen hat, gibt es
keine Kraft, anderen zu dienen. Grundbedingung für den Glauben ist also, sich von
Gott die Liebe schenken zu lassen und von anderen etwas annehmen können. Ohne
diese Erkenntnis und ohne diese Haltung kann man dem Weg Jesu nicht folgen.
Wo hat man die Gnade Gottes und die Güte der Mitmenschen erfahren und
empfangen? Oder was benötigt man selbst? Wo braucht man selbst noch Zeit, wo
wäre es wichtig, selbst die „Füße gewaschen“ zu bekommen? Dies steht vor dem
Nachdenken, was die Bedürfnisse, die „nackten Füße“ der anderen jeweils sind.
Doch wie man die Fußwaschung für jeden neuen Kontext interpretieren kann ist, ist
schwieriger, als das auf den ersten Blick aussieht. Schon die johanneische
Gemeinde hat sich darüber gespalten. Mehr als dass man mit Brüdern (und
Schwestern) in Not teilen soll, sagt auch der 1. Johannesbrief nicht. Dies kann ein
-25-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Nachteil sein, weil man die Liebe Jesu rein spirituell auslegen kann. Das kann aber
auch ein Vorteil sein, weil dann das, was jeweils vor Ort notwendig ist, voll zur
Geltung kommen kann. Das alles bedarf eines „Sehens“ der Not, eines „Urteilens“
über die Situation, die dann zum „Handeln“ führt, wie die Befreiungstheologie gelehrt
hat.
Beides gehört zusammen, und es wäre fatal, den ersten Schritt nach der eigenen
Bedürftigkeit oder nach dem eigenen Beschenktsein zu überspringen. Man käme in
die Überforderung wie Petrus. Doch das ist nicht gewollt. Sich von Gott lieben und
beschenken zu lassen, das ist die Aufgabe.
_________________________
Hinweis: Dies ist die Kurzfassung der ausführlichen Auslegung mit Literatur:
Ulrike Bechmann/Joachim Kügler, Begreift ihr meine Liebe? Die Fußwaschung Jesu als Zeichen und
Vorbild, Stuttgart 2014
Zu beziehen über:
Katholische Bibelwerk Österreich, Stiftsplatz 8, 3400, Klosterneuburg, Verkauf: Telefon: 02243 329
38- 83 Telefax: 02243 329 38- 39 Email: [email protected]
oder
Katholisches Bibelwerk Stuttgart, Silberburgstraße 121, 70176 Stuttgart, Tel.: +49-711-61920-50; Fax:
+49-711-61920-77; Email: [email protected]
in
Prof. Dr. Ulrike Bechmann, M.A.
Institut für Religionswissenschaft, Graz
Vom Risiko der Liebe - Predigtimpulse
Die Stunde der Entscheidung – die Stunde der Vollendung ist angebrochen. Die
Fußwaschung Jesu ist der Auftakt der Abschiedsreden und der darauf folgenden
Passion und Auferstehung. Noch einmal zeigt sich Jesus als der, der er ist: der vom
Vater Gesandte, der Herr, der Lehrer – aber noch mehr als der Liebende. In der
Fußwaschung offenbart sich die risikoreiche Dynamik der Liebe aus Hingabe,
Annahme und Teilhabe.
Hingabe: Autorität aus Liebe
Der johanneische Jesus weiß sich ganz von Gott gesendet, lebt aus der innigen
Verbindung mit dem Vater. Welche Macht könnte er hier beanspruchen: herrschen,
bestimmen, befehlen. Doch Jesus durchbricht die gängige Logik der Macht. Die
Fußwaschung, in der antiken Umwelt eine Handlung von Untergebenen, von
Sklavinnen und Sklaven an ihren Obersten, ein Zeichen der Unterwerfung, wird im
Johannesevangelium zum Zeichen der vollendeten Liebe. Jesus gibt sich seinen
Jüngerinnen und Jüngern völlig hin. Er öffnet sich den Menschen ohne jedes Kalkül,
ohne jede Berechnung und geht damit ein Risiko ein. Jesus weiß um dieses Risiko,
er weiß um die Möglichkeit des Verrats, um Judas Iskariot und wagt es dennoch zu
lieben.
-26-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Jesus geht nicht auf Nummer „Sicher“. In diesem Mut zur Offenheit, zur Hingabe, zur
Liebe zeigt sich der Kern des Evangeliums. Jesus beansprucht nicht die Macht
weltlicher Herrscher, die ihr Volk unterdrücken, Zwang und Gewalt ausüben. Jesus
lebt die Liebe und gewinnt daraus die Autorität, die Hingabe an den Nächsten auch
von seinen Jüngerinnen und Jüngern einzufordern: „Ich habe euch ein Beispiel
gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe!“
Annahme: sich der Liebe öffnen
„Nein, in Ewigkeit sollst du meine Füße nicht waschen, in Ewigkeit sollst du mich
nicht berühren!“, weist Petrus Jesus harsch zurück. Die Füße sind eine äußerst
sensible Zone, wie spätestens eine mehr oder weniger schmerzhafte
Reflexzonenmassage oder der Gang über holprige Wald- und Wiesenwege vor
Augen führt. Auf unseren Füßen gehen wir durch die Welt, nehmen wir die Welt wahr
– jeden Kieselstein, das weiche Gras des Frühlings, die Hitze des Asphalts, den
Matsch nach einem heftigen Regenfall. Zugleich sind unsere Füße ein Abbild
unseres Innersten. Jemandem die Füße zu zeigen, sie ihm anzuvertrauen bedeutet
folglich auch sich verletzlich zu zeigen, sich auf jemanden einzulassen.
Petrus fällt es leichter, den alten Mustern der Macht zu folgen: „Du Herr, du sollst
meine Füße nicht waschen, mich nicht berühren!“ Einem Herrscher, einem Lehrer
steht dies doch nicht zu. Doch Jesus folgt nicht der Logik der Macht, sondern der
Logik der Liebe. Macht erzwingt Unterwerfung. Liebe lädt ein zur Annahme. Jesus
umwirbt Petrus sich zu öffnen, zu vertrauen. Liebe braucht Hingabe ohne jegliche
Berechnung, aber ebenso erfordert sie Annahme auf Seiten der Geliebten. Petrus
wagt es schließlich, sich zu zeigen in all seiner Verletzlichkeit – mit seinen nackten
Füßen, er bietet gar seinen Kopf und seine Hände.
Teilhabe: Erkenntnis in Gemeinschaft
Die Dynamik von Hingabe und Annahme führt zu Teilhabe. Wer die Liebe Jesu
annimmt, hat Anteil an ihm und gewinnt einen neuen Blick auf sich selbst, auf die
Mitmenschen, auf die Welt, auf Gott. Einen weiten Weg zum Glauben und zur
Erkenntnis können Menschen aus sich heraus gehen. Doch mindestens der letzte
Schritt braucht die Handreichung Gottes. Jesus bietet Petrus seinen Dienst, seine
Liebe an. So sind wir als Menschen eingeladen, das erlösende Handeln Gottes in
Freiheit anzunehmen.
Risiko Liebe – Risiko Leben – Risiko Glauben
Liebe ist und bleibt ein Risiko und dies in zweifacher Weise. Hingabe ohne
Berechnung kann in Verletzung oder gar Verrat münden, wie das Handeln des Judas
Iskariot zeigt. Nicht jede Hingabe wird wohlwollend aufgenommen. Ebenso gefährlich
ist die Annahme der Liebe des Anderen. Ist die Liebe nur vorgespielt, ein zeitlich
begrenztes Phänomen? Kann ich dem anderen vertrauen? Liebe dringt an das
Innerste meiner Person vor, in Bereiche, die ich womöglich selbst noch nicht kenne.
Will ich dieses Risiko eingehen? Petrus ist zögerlich, ja ablehnend. Und wir?
Die Perikope von der Fußwaschung offenbart die Dynamik von Hingabe, Annahme
und Teilhabe in ihren Gefahren, aber vor allem in ihren Perspektiven. Die
Fußwaschung Jesu macht Mut, die Liebe und das Geliebtwerden zu wagen – allen
Risiken zum Trotz. Denn in der Offenheit füreinander, im Vertrauen liegt der
Schlüssel für ein gelingendes Zusammenleben. Dieser Offenheit für den Nächsten
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
geht immer bereits die Liebe Gottes an uns Menschen voraus. Die maß-lose Liebe
Jesu ist Vorbild und tragender Grund unseres Handelns. „Ein Beispiel habe ich euch
gegeben!“, spricht Jesus im Evangelium. Dieses Beispiel birgt Gefahren, doch noch
mehr die Verheißung einer offenen Gemeinschaft, in der Menschen sich entfalten
dürfen, angenommen sind und einander annehmen in all ihren Stärken und
Schwächen. An dieser Gemeinschaft gilt es zu bauen – im Vertrauen auf die
bleibende Zuwendung Gottes.
Für die Praxis:
 Barfuß-Weg aufbauen und die unterschiedlichen Materialien erspüren (Kork,
Erde, Pflasterstein, Wasser…) – sensibel werden!
 Einander die Füße waschen (oder salben) – Doppelkreis bilden, die Rollen
nach der Hälfte der Zeit tauschen
 Füße massieren
Anregungen aus Bibel und Patristik:
Weitere Fußwaschungen im NT
Lk 7,36-50: Sünderin wäscht Jesus mit ihren Tränen die Füße und salbt sie
Joh 12,1-18: Salbung mit Nardenöl (Öl aus der Wurzel des Nardenstrauches) in Bethanien durch
Maria
1 Tim 5,10: Witwen, die den Heiligen die Füße gewaschen haben
Weitere Fußwaschungen im AT
Kultvorbereitung:
Hygiene:
Gastfreundschaft:
Ergebenheit:
Ex 30,20-21; Ex 40,30-32
Hohelied 5,3 (Geliebte hat ihre Füße bereits gewaschen)
Gen 18,4 (Gott erscheint Abraham bei den Eichen von Mamre,
Abraham stellt Wasser bereit)
1 Sam 25,40-42 (Abigail wäscht den Dienern Davids die Füße)
Ambrosius von Mailand
Fußwaschung als Sakrament, das mit der Taufe eng verbunden ist (vgl. Ambrosianischer
Ritus in der Liturgie), siehe De Mysteriis VI, bes. 31-3; Fußwaschung = Tilgung der
Erbsünde, Taufe = Tilgung der eigenen Sünde
Zum Weiterdenken:
Sich bedienen lassen
Einige der Ältesten waren einmal in Scete versammelt, und Abt Johann der Zwerg
war bei ihnen. Während des Essens stand ein sehr alter Priester auf und machte
Anstalten, sie zu bedienen. Aber keiner der Anwesenden wollte zulassen, dass er
ihnen auch nur ein Glas Wasser brachte, außer Johann der Zwerg. Die anderen
zeigten sich davon schockiert und sagten später zu ihm: „Wie konntet Ihr Euch
würdig erachten, von diesem heiligen Mann einen Dienst anzunehmen?“ Er
-28-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
erwiderte: „Wenn ich irgendjemand ein Glas Wasser anbiete, freue ich mich, wenn es
angenommen wird. Sollte ich den Alten kränken, indem ich ihm die Freude
vorenthielt, mir etwas zu geben?“
8
In: Anthony DE MELLO, Warum der Schäfer jedes Wetter liebt, Freiburg: Herder, 2004, S. 146
Hanna-Renate Laurien: Ökumenische Feier der Fußwaschung
Wer in der Welt steht, macht sich die Füße schmutzig Fußwaschung als
besonderes Zeichen
a
Univ.Ass. Mag. Michaela Neulinger MA
Institut für Systematische Theologie, Innsbruck
Martin W ERLEN, Predigt an Gründonnerstag 2013. Abgerufen unter: http://www.kloster-einsiedeln.ch/?id=723
(21.5.2014).
Einsiedeln: Abt wäscht Frauen die Füße. KIPA 29.3.2014. Abgerufen unter: http://www.kipaapic.ch/index.php?na=0,0,0,0,d&ki=241726 (21.5.2014).
Vgl. die Fußwaschung von Papst Franziskus am Gründonnerstag 2013 und die entsprechende Berichterstattung
Gestaltungsvorschläge WGT-GD 2015
Zusammenfassung der Gestaltungsvorschläge der bahamaeischen WGT-Frauen.
Schmücken Sie den Altar mit einem leuchtend bunten Blumenstrauß auf einem
türkisblauen Tuch, das an das türkisfarbene bahamaeische Meer erinnert. Legen Sie
eine Bibel dazu, aufgeschlagen bei Johannes 13. Und bereiten Sie eine Schale mit
Wasser und einige kleine Handtücher vor.
Wir empfehlen, den Inseln entsprechend zu dekorieren und „Fußspuren“ von der Tür
bis zum Altar zu legen.
Alle Teilnehmenden erhalten beim Hereinkommen eine Karte in Form eines Fußes
und etwas zu schreiben.
Die Gruppe der Leserinnen, gekleidet in leuchtende Farben (besonders in Rosa,
Gelb, Türkis und Grün), schreitet zu entsprechender Musik in einer Prozession bis
zum Altar, wo jede eine Handvoll Muscheln, Blütenblätter, Stroharbeiten, tropische
Früchte o.ä. niederlegt.
Zur Bibelstelle: Die Worte Jesu und des Simon Petrus können
von verschiedenen Frauen gesprochen werden.
Anspielmeditation: Wir verwenden hier eine Methode, bei der
gleichzeitig geschaut und gebetet wird, weil die Betenden mit
einer bestimmten Gruppe von Frauen in Verbindung gebracht
werden.
Wird das „Anspiel“ verwendet, sollten auch die beteiligten
Frauen samt ihren Schildern (6 Stück, siehe unten), die
verschiedene Notlagen auf den Bahamas repräsentieren, mit
einziehen und setzen sich auf die vorbereiteten Stühle. Jede
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
trägt ein Schild, auf dem jeweils „ihr“ gesellschaftliches Anliegen steht (für die
Feiergemeinde sichtbar).
Nach der Bibelstelle stellt eine Sprecherin jede Frau mit einem Satz zu ihrer
Organisation vor.
Eine weitere Frau, die den „ausgelegten Fußspuren Jesu“
folgt, geht auf eine der (hier sechs) Frauen zu, liest laut
eine Seite ihres Schildes vor, dann wäscht und trocknet
sie der Frau die Füße.
Nach einer Geste der Zuwendung dreht sie das Schild der
Frau um und liest
die Beschreibung
der gewandelten
Perspektive laut vor.
Dies wiederholt sie
so oft, bis jeder
Frau, die ein Schild
trägt, die Füße
gewaschen wurden und alle Schilder
umgedreht sind.
Folgende Schilder müssten vorbereitet werden:
Organisation
Notlage
Over the Hill
ARMUT
Gewandelte Perspektive

FÜLLE erleben
(Armutsviertel)
Crisis Center:
HÄUSLICHE GEWALT
SCHULDLOS
(Kriseninterventionszentrum
Detention Center:
MIGRANTIN

WILLKOMMEN sein
(Auffanglager)
Pace:
TEENAGER-MÜTTER
BEGLEITET sein
(Betreuungszentrum für T-M)
All Saints Camp:
HIV und AIDS

IN UNSERER MITTE sein
BRUSTKREBS

HEILUNG erleben
(AIDS-Betreuungs-Zentrum)
Cancer Care Center:
(Krebszentrum)
„Begreift Ihr, was ich für Euch getan habe? Tut füreinander, was ich für euch getan
habe.“
Danach können die am Eingang verteilten „Fußspuren“-Karten, allein oder im
Gespräch mit der Nachbarin beschrieben werden (Was tun Sie schon? Was
könnten/möchten Sie tun?) Die Karten können z.B. im Zusammenhang mit einem
Kollektengang zum Altar gebracht werden.
Übertragen aus der englischen Fassung der Gottesdienstordnung:
in
OStR. Monika Heitz
Fotos: Europatagung Salzburg
-30-
WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Projekte 2015
Das Weltgebetstagskomitee von Österreich ist mit den Komitees aus Deutschland und
der Schweiz eine Kooperation eingegangen, um ein eigenes Weltgebetstagsprojekt im
Schwerpunktland zu unterstützen.
Bahamas, New Providence: Bekämpfung familiärer und sexueller
Gewalt – Training für jugendliche Multiplikatorinnen
Das Bahamas-Crisis-Center (BCC) ist
ein renomiertes Frauenrechtszentrum
mit dem Schwerpunkt „Bekämpfung
von sexueller und häuslicher Gewalt“.
Das BCC ist die gemeinsame
Partnerorganisation der WGTKomitees Deutschland, Österreich und
Schweiz.
Das Bahamas Crisis Center (BCC)
wurde 1982 von Dr. Dean-Patterson
gegründet, um der grassierenden
sexualisierten und innerfamiliären
Gewalt auf den Bahamas etwas
entgegenzusetzen. Anfänglich ging es ©Bahamas Crisis Center
ausschließlich um die direkte
Unterstützung der Betroffenen, inzwischen spielen auch Aufklärung und AdvocacyArbeit eine bedeutende Rolle. Mit den staatlichen Stellen besteht eine enge
Zusammenarbeit.
Auf den Bahamas leben ca. 41.000 junge Menschen von 16 bis 25 Jahren, vielfältige
Gewalterfahrung ist Teil ihres Alltags. Der Inselstaat gehört weltweit zu den zehn
Ländern mit der höchsten Vergewaltigungsrate. Kinder werden etwa doppelt so häufig
Opfer wie Erwachsene. 45% der weiblichen Teenager gaben an, dass bei ihrem „ersten
Mal“ Gewalt im Spiel war (date raping). Nirgendwo sonst auf der Welt haben Mädchen
und Jungen derart früh sexuelle Erfahrungen: 2/3 sind nicht einmal 13 Jahre alt.
BCC betont, dass die extreme Tabuisierung von Sexualität, der Mangel an
angemessener Aufklärung und gewalttätige Geschlechter-Stereotypen die
Hauptursachen dieses Problems sind. Im ersten Projekt begegnete BCC diesem
Missstand mit einer auf Jugendliche zugeschnittenen Medienkampagne („Wenn Teens
nicht Bescheid wissen, können sie Schaden nehmen“). In diesem zweiten Schritt sollen
30 ausgewählte Teenager aus der ersten Projektphase zu AnsprechpartnerInnen zu
sog. Champions for Change – Veränderungsaktivisten, für Gleichaltrige und
MeinungsführerInnen zugunsten gewaltfreier Beziehungen ausgebildet werden. Dies
geschieht in Workshops, Austausch- und Beratungsforen, Entwicklung angepasster
Bildungsmaterialien, Mentoring-Training von 20 Erwachsenen zur Unterstützung der
jugendlichen AktivistInnen.
Die Jugendlichen eignen sich Wissen und Methodenkompetenz an, um innerfamiliäre
und sexuelle Gewalt in ihren Stadtvierteln und Schulen unter Gleichaltrigen
anzusprechen und, wo notwendig, diese an professionelle Hilfe zu verweisen.
Gleichzeitig werden im Bahamas Crisis Center jugendgemäße Kommunikationsstrukturen auf- bzw. ausgebaut (Website, Chat-Room für Austausch und Beratung,
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Social Media). Diese können über die Medien Einfluss auf kulturelle Normen, die
geschlechterspezifische Gewalt legitimieren, nehmen und gewaltfreie Beziehungen als
allgemein gültige Referenz etablieren.
Fördersumme für Österreich 15.000,-- Euro, Förderdauer: 2015
Bahamas, Nassau: Technische Hilfsmittel für Kinder
Missionszentrum der methodistischen Kirche - Kinderklub
Der Kinder-Club wurde vor sechs Jahren als NGO am Missionszentrum gegründet, um
auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen um das Gebiet der Quackoo Street
besser eingehen zu können.
Der Kinder-Club betreut ca. 80 Kinder im Alter von
3-16 Jahren, die aus der Umgebung (Quackoo
Street-Nassau) kommen. Die Arbeitslosigkeit ist
dort extrem hoch, die Kinder kommen aus
kinderreichen Familien und/oder
Alleinerzieherhaushalten mit sehr niedrigem
Einkommen und konnten zu Beginn des
Unterstützungsprogrammes teilweise weder lesen
noch schreiben und zeigten schwieriges soziales
Verhalten.
Der Kinder-Club unterstützt die Kinder in allen
Unterrichtsfächern, bei den Hausaufgaben, fördert
ihre handwerklichen Fähigkeiten und unterstützt
sie, soziale Kompetenz zu erlernen.
Der Kinder-Club ist ein Ort, wo Jugendliche sich begegnen können, mit dem nötigen
Essen versorgt werden und den Umgang mit den neuen Medien lernen können. Im
Moment gibt es nur fünf Computer, deshalb wird dringend EDV-Ausstattung (neben
Computer auch Drucker, Kopierer,..) benötigt.
Vermittelt wurde das Projekt durch die aus den Bahamas stammende WGT-Frau
und langjährige Geschäftsführerin von WGT International, Anette Poitier.
Der Weltgebetstag in der Schweiz unterstützt das Projekt hauptsächlich (mit CHF
8.500,-) und der WGT Österreich beteiligt sich mit einem Beitrag von 1.000,-- Euro.
Kinder beim Lernen; ©WGT Schweiz
Fördersumme: 1.000,-- Euro, Förderdauer: 2015
Österreich: Gemeinsam in einem Boot – Integrationswoche in der
Natur mit asylwerbenden und österreichischen Mädchen
Acht jugendliche Flüchtlingsmädchen verbringen gemeinsam mit acht Wiener
Schülerinnen Zeit in der Natur – in einem Outdoor-Camp mit Zelten und Kochstelle
am Waldrand. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Anforderungen der
Tage „draußen“ macht sie zu Gefährtinnen.
Das Projekt bietet jugendlichen Flüchtlingen eine Zeit der authentisch gefühlten
Gleichwertigkeit, des Du und Ich auf Augenhöhe und die Möglichkeit, mit
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Altersgenossinnen aus Österreich in Kontakt zu treten. Gleichzeitig ermöglicht es
den Jugendlichen der Mehrheitsgesellschaft in einem neutralen, freundlichen Umfeld
Kontakt zu Menschen am „Rande unserer Gesellschaft“ zu haben. Ihnen gemeinsam
bietet der Weltgebetstag eine entspannte Zeit in der Natur: Klettern im Steinbruch,
Holz schnitzen, Bachwanderungen und
Waldexkursionen.
Alle treffen sich schließlich am Lagerfeuer
im Camp und setzen sich mit den
Anforderungen eines Tages auseinander.
Die Jugendlichen erfahren durch dieses
Mit-Einbeziehen, dass sie Verantwortung
für sich und die Gruppe tragen können
und gemeinsam Gestaltungsmöglichkeiten haben. Durch die bewusste
Entscheidung, eine der Wochen nur für
Mädchen durchzuführen gibt es (endlich!)
Raum für Mädchen, die aus kulturellen
Gründen an einer gemischten Gruppe
Camp; ©U. Sova
nicht teilnehmen können/dürfen/wollen.
Fördersumme: 5.000,-- Euro, Förderdauer: 2015
Indien, Rajpur,Gujarat - Ahmedabad: „Erreichen der
Unerreichbaren“ – Trainingsprogramme für benachteiligte Frauen
und Mädchen
Gujarat ist ein Bundesstaat im Westen
von Indien mit der Hauptstadt
Ahmedabad.
Ahmedabad ist eine alte Handelsstadt.
Der Schwesternorden der
Dominikanerinnen plant mit Hilfe des
Weltgebetstags und in Zusammenarbeit
mit örtlichen NGOs Trainings- und
Bildungsprogramme für Frauen aus
besonders benachteiligten
Bevölkerungsgruppen einzurichten.
Einkommensschaffende Maßnahmen,
©St.Mary's Home
psychosoziale Hilfen und
Rechtsberatung ermöglichen ihnen, aus der Armutsspirale zu entkommen und auf
eigenen Füßen zu stehen.
Selbstbewusstsein und Eigeninitiative werden gestärkt durch:
 Workshops in Rechtsberatung und Persönlichkeitsentwicklung
 Bildung von kleinen Selbsthilfegruppen
 Trainingskurse für Schneiderei, Modedesign und Krankenpflege
Weiters werden Sparpläne ausgearbeitet und kleine Darlehen vergeben, um Frauen
beim Aufbau ihrer Unternehmen zu unterstützen. Die Einrichtung eines
Beratungszentrums, das bei der Lösung von Konflikten in Familie und Alltag sowie
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
bei Gewalterfahrung Hilfe anbietet, ist ebenfalls in Planung.
Landflucht und weitreichende Arbeitslosigkeit verschärfen in der 5 Millionenstadt
Ahmedabad Armut und prekäre Lebensbedingungen. Eine abgeschlossene
Schulausbildung, besonders bei Mädchen, ist hier selten. Die Angebote des
Schwesternordens ermöglichen es jungen Frauen ihre Lebensbedingungen in einer
patriarchal geprägten Gesellschaft zu verbessern.
Der Orden hat verschiedene Einrichtungen: Ein Näh- und Stickzentrum, wo Frauen
und Mädchen lernen, traditionelles Kunsthandwerk herzustellen, dessen
Vermarktung weltweit über den Fair Trade Handel erfolgt; ein Ärztezentrum,
Pflegeeinrichtung und Apotheke stehen auch den Bewohnern der benachbarten
Armenviertel zur Verfügung.
Fördersumme: 12.000,-- Euro, Förderdauer: 2015 - 2016
Sierra Leone, Freetown/Newton: Bereitstellung von
Nahrungsmittelsicherheit für die benachteiligte Bevölkerung
mithilfe von Getreideanbau und Geflügelzucht
Nahrungsmittelunsicherheit wird von mehreren Faktoren aufrecht erhalten, wie z.B.
durch geringe landwirtschaftliche Produktivität mangels Investitionen und
landwirtschaftliche Unterstützungsleistungen und ungeeignete Technologie. Zum
anderen leben die meist kinderreichen Familien in großer Armut und armseligen
Behausungen. Sie sind vom Kleingartenanbau (Gemüse, das am Markt verkauft
wird) abhängig. In diesen ländlichen Gebieten sind die meisten Frauen
Analphabeten, ihr Bewusstsein für Gesundheit und gute Ernährung ist sehr gering
(z.B. trinken sie ungekochtes Wasser aus dem Fluss). Frauen sind vollständig von
den Männern abhängig, werden in keine Entscheidungen einbezogen. Häusliche
Gewalt, Zwangsehen und Vergewaltigungen sind gesellschaftliche Realität.
Das langfristige Ziel des Projektes ist es, die Fähigkeit der Frauen zu stärken,
wirtschaftlich leistungsfähig zu sein und gesellschaftlich die Abhängigkeit von ihren
Männern zu verringern. Sie zu befähigen Führungsrollen zu übernehmen und ihnen
die Teilnahme am Entscheidungsprozess in den Gemeinden zu ermöglichen ist ein
weiteres Anliegen des Projektes.
Die Food and Agriculture Organization schätzt, dass Frauen ihren Gewinn um 2030% steigern könnten, wenn sie Zugang zu den gleichen Ertrag bringenden
Ressourcen – besseres Saatgut, Dünger, Schimmelbekämpfung – wie die Männer
hätten.
Es ist daher wichtig, dass Frauen immer mehr zu einem wichtigen Faktor werden,
damit sie die Nahrungsmittelproduktion beeinflussen und das grundlegende Ziel der
Nahrungsmittelsicherheit erreichen können.
Und zwar, indem sie
- a) zum Anbau von Getreide und Feldfrüchten auf dem sumpfigen Teil des Landes
befähigt werden, die Produktion steigern und somit Unterernährung bei Kindern und
schwangeren Frauen verringern
- b) durch die Geflügelzucht das wirtschaftliche Einkommen steigern
- c) Bildung erhalten und zur Bewusstseinsbildung in den Gemeinden beitragen
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
- d) durch Vernetzung zwischen Bäuerinnen und Märkten Erzeugung und gute
Ernährung verbinden.
Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer 2015-2016
Syrien, Amude: Unterstützung zum Weiterbestehen des
Frauenvereins Kolishina
In Amude, einer Kleinstadt mit 48.000 Einwohnern, gab es schon vor dem Krieg nur wenige
Möglichkeiten für Frauen, selbständig zu leben
und ein eigenes Einkommen zu haben. Damit
sind sie abhängig von ihren männlichen
Familienmitgliedern. Der unabhängige
Frauenverein wurde 2012 im kurdischen Gebiet
gegründet und begann durch unzählige
Veranstaltungen zu medizinischen, sozialen,
kulturellen und politischen Themen, eine
Anlaufstelle für Frauen zu werden. Durch die
Frauen v. Verein; ©LeEZA
Kriegssituation in Syrien ist dieses Zentrum notwendiger denn je geworden
(tausende Familien und alleinstehende Frauen kommen als intern Vertriebene).
Der Verein versucht nun Frauen Zugang zu Bildung zu ermöglichen, ihre Gesundheit
zu stärken und Wissen über den eigenen Körper zu vermitteln. Ebenso werden handwerkliche Fähigkeiten und Know-How, die für die Ausübung eines Berufs nötig oder
sinnvoll sind, in Form von Workshops gelehrt.
Ein spezieller Fokus liegt zudem auf der Unterstützung von Frauen mit Kindern, die
besonders unter den Folgen des Bürgerkriegs in Syrien leiden.
Das Projekt des WGT soll diese Arbeit absichern und einen eigenen Raum für die
Frauen aus Amude bieten.
Fördersumme 15.000,-- Euro, Förderdauer 2015-2016
Ägypten, Kairo/Caritas Salzburg: Schulbildung für Mädchen aus dem Slum
Haggana
Haggana ist ein ohne jeglicher Planung entstandener Vorort von Kairo. Hier leben
500.000 Menschen unter ärmlichsten Bedingungen; der Großteil der Bewohner
verfügt über kein geregeltes Einkommen und ist
gezwungen, sich mit Gelegenheitsarbeiten über
Wasser zu halten. Kinderarbeit ist recht häufig.
Die Caritas und die Privatschule der barmherzigen
Schwestern entschlossen sich zu einer Kooperation.
Rund 20 christliche und muslimische Mädchen im
schulpflichtigen Alter, die im spezifischen Kontext des
Nahen Ostens fast immer benachteiligt werden,
erhalten mit der Unterstützung des Weltgebetstages
eine gute Schulausbildung.
Caritas Salzburg
Fördersumme: 40.000,-- Euro, Förderdauer 20142016
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Guatemala, Guatemala Ciudad und Quetzaltenango
MIRIAM
Der Verein MIRIAM hat sich zum Ziel gesetzt, indigenen
Maya-Frauen aus den ländlichen Gebieten durch ein
ganzheitlich ausgerichtetes Stipendienprogramm zu einer
fundierten Bildung und damit zu einem selbstbestimmten
Leben und gesellschaftspolitischer Mitgestaltung zu
verhelfen.
Fördersumme: 31.700,90 Euro, Förderdauer: 2013 - 2015
MIRIAM
Bulgarien, Sofia: Gottes Geschenk
Christliche Vereinigung für Bildung und Wohltätigkeit (CECA) „Heilige Sofia“
2000 wurde CECA als Verein aus der bestehenden
ökumenische Frauengruppe in Sofia konstituiert, der vor
Ort rund 100 sozial benachteiligten Menschen (ältere
oder behinderte Menschen, Waisen- und Straßenkinder,
Arbeitslose) mit Lebensmitteln, Medikamenten und
Beratung weiterhilft.
Fördersumme: 26.550,-- Euro, Förderdauer: 2013 –
2015
Jordanka Gurowa/CECA
PNG, Kundiawa: Landwirtschaftskurse für Frauen
Catholic Women’s Association der Diözese Kundiawa
Seit 2013 bietet Schwester Angeline den Frauen der
Diözese Kundiawa Kurse für Landbau und Viehzucht an.
Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer: 2013 – 2015
Catholic Women´s Association
Guatemala, Chajabal (Westl. Hochland): Las Luces –
Frauen schaffen Einkommen; AFDIGUA
Indigenen Maya-Frauen der Frauenvereinigung des Dorfes
wird ermöglicht, mit Hilfe eines Mikrokreditfonds kleine
Gemüsegärten anzulegen und zu bewirtschaften.
Fördersumme: 20.000,-- Euro, Förderdauer: 2013 - 2015
Las Luces
Maria Schachamayr
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Zwei Berichte aus unseren Projekten
Projekt Miriam, Guatemala
Bildungsprogramm zur Förderung von Gendergerechtigkeit und Durchsetzung der
Rechte von indigenen Frauen, Kindern und Jugendlichen.
Das strategische Konzept umfasst zwei Komponenten: zum einen die Förderung der
universitären Bildung von Frauen in Zusammenhang mit ihren Ausbildungen zu
Promotorinnen für Gewaltprävention und zum anderen die Unterstützung von Frauen
und Mädchen, die Überlebende verschiedenster Gewaltakte sind, beim Abschluss
ihrer Grund- bzw. Mittelschulbildung in Kombination mit psychologischer Betreuung
zur Traumabewältigung.
Berufsausbildung:
Im Studienabschlussprogramm werden die Diplomandinnen bei der Ausarbeitung
ihrer Diplomarbeiten und der Vorbereitung auf die Diplomprüfung unterstützt. Sie
arbeiten intensiv an ihrem Studienabschluss und zwei haben ihre Diplomprüfung
bereits bestanden. Alle haben positive Ergebnisse.
Lassen wir Lucia, eine Diplomandin, zu Wort kommen:
Ich komme aus einer kleinen Gemeinde in der Nähe von Chichicastenango, bin Maya Kiché
und habe zwölf Geschwister. Mein Vater starb an den Folgen seines Alkoholismus und
meine Mutter litt sehr unter seiner Gewalt. Heute stehe ich zwei Monate vor meiner Sponsion
als Juristin, Anwältin und Notarin und das verdanke ich Stipendien, die ich zu wichtigen
Zeitpunkten meines Lebens erhielt. Meinen Mittelschulabschluss machte ich als Stipendiatin
an einem Internat und dann wollte ich an der Universität studieren, was ich aber nicht
schaffte, denn ich konnte keine regelmäßige Arbeit mit einem ausreichenden Lohn finden.
Ich wollte schon illegal in die USA auswandern, doch dann bekam ich das Stipendium von
MIRIAM, und das gab mir die notwendige Stabilität, um mir meinen Traum eines Jusstudiums zu erfüllen. Sowohl die finanzielle Unterstützung als auch die Weiterbildungsworkshops über Mayakultur und Frauenrechte waren ausschlaggebend, dass ich mein
Studium abschließen konnte. In meiner Diplomarbeit habe ich über die Konvention der
Eliminierung aller Formen von Gewalt gegen Frauen (CEDAW) gearbeitet und bemerkt, dass
die Rechte der indigenen Frauen leider nicht explizit berücksichtigt werden. Daher habe ich
einen Vorschlag ausgearbeitet, wie diese wichtige Konvention in dieser Hinsicht aktualisiert
werden sollte. Wegen dieser wissenschaftlichen Arbeit wurde ich letztes Jahr zu einem
internationalen Symposium über die CEDAW in Costa Rica eingeladen.
Persönlichkeitsbildung:
Besonders aktiv ist die Arbeitsgruppe zur
Weiterbildung, die von Absolventinnen des
Genderkurses geleitet wird und zwölf
Mitglieder umfasst. Diese Arbeitsgruppe hat im
ersten Semester d. J. drei verschiedene
Weiterbildungsprogramme für die
verschiedenen Stipendiatinnengruppen mit
unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen
konzipiert und durchgeführt.
Miriam
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Es gibt bei MIRIAM in der Zwischenzeit kein einziges Wochenende, an dem nicht alle
Räumlichkeiten mit Bildungsveranstaltungen besetzt sind.
Soziales Engagement:
Insgesamt unterstützen 10 Stipendiatinnen den Nachhilfeunterricht für die
Stipendiatinnen auf Volks- und Mittelschulebene, andere arbeiten bei verschiedenen
Organisationen mit, wie zum Beispiel in der Frauenkommission von San Martin.
Mein Name ist Juana, ich studiere Sozialarbeit im 6. Semester an der Universität
Mariano Gálvez in Quetzaltenango und absolviere zusätzlich ein Diplomstudium zur
„Kosmovision Maya“an der Universität San Carlos in Quetzaltenango. Ich bin zurzeit
Präsidentin der Frauenkommission meiner Heimatgemeinde San Martín
Sacatepéquez, und wurde von 31 Gemeinden für einen Zeitraum von zwei Jahren für
diese Funktion gewählt. Meine Aufgabe ist es, darauf zu achten, dass bei der
Gemeindepolitik die Interessen der Frauen nicht zu kurz kommen, denn allzu oft
nehmen uns die Politiker nicht ernst. Es ist wichtig, die Frauen über ihre Rechte
aufzuklären, damit diese selbst Rechte einfordern und an den Entscheidungen der
Gemeinde teilnehmen können. Dafür organisieren wir von der Frauenkommission
Informationsveranstaltungen, aber auch Workshops für landwirtschaftliche oder
handwerkliche Produktion. Ich beteilige mich an der Organisation und Durchführung
dieser Veranstaltungen und nehme auch an den Sitzungen teil, die normalerweise
zwei Mal im Monat stattfinden. Aufgrund meiner Funktion in der Frauenkommission
von San Martín und meines Engagements in den Frauenorganisationen „Las
Marías“ und MIRIAM habe ich heuer die Möglichkeit bekommen, an einem
Universitätsprogramm zur Weiterbildung indigener Führungskräfte über
„Kosmovision Maya und matriarchale Kultur“ teilzunehmen.
Projekt Rafoun, Libanon - Unterkunft und Schutz für Frauen
Im nördlich von Beirut gelegenen Frauenhaus Rayfoun, das vom Flüchtlingsbüro der
Caritas Libanon geführt wird, finden Arbeitsmigrantinnen und Flüchtlingsfrauen mit
ihren Kindern Unterkunft und Schutz.
Die Mehrzahl der Frauen kommt, meist über
Agenturen, aus den ärmsten Ländern Afrikas
und Asiens, um hier für ihre Familien Geld zu
verdienen. Sie arbeiten um 100 bis zu 200
Dollar im Monat und das zum Großteil unter
menschenunwürdigen Verhältnissen. Wenn
sie aus dem Haus ihres Arbeitgebers fliehen,
begeben sie sich in die Illegalität, da dieser
Caritas Salzburg/Auslandhilfe
die Ausweispapiere als Sicherheit einbehält und die Aufenthaltsgenehmigung an
einen Arbeitsvertrag gekoppelt ist.
"Wir bieten diesen verwundbaren Frauen und ihren Kindern ein sicheres Umfeld,
sichern ihre Versorgung und leisten rechtliche Unterstützung. Wir begleiten sie zu
den Ämtern oder zum Gericht und helfen ihnen dabei, die Heimreise oder die
Aufenthaltsgenehmigung zu organisieren", beschreibt Nancy, die Leiterin der
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Einrichtung, ihre wichtigsten Aufgaben. "Die
Frauen sind oft traumatisiert durch ihre
Erlebnisse und benötigen psychologische und
medizinische Betreuung."
2013 wurde das Team des Frauenhauses um
eine Physiotherapeutin mit medizinischer
Ausbildung erweitert. Sie arbeitet mit
medizinischen Zentren zusammen und ist auch
Caritas Salzburg/Auslandhilfe
verantwortlich für alle körperlichen Aktivitäten
im hauseigenen Fitnessraum.
Alle Kinder im Schulalter, die im Frauenhaus leben, besuchen die Schule. In dieser
Situation ist ein strukturierter Tagesablauf wichtig für das körperliche und seelische
Wohlbefinden – 11 Kinder besuchten im letzten Schuljahr Schulen in der Region.
Rund 100 Frauen konnten auch 2013 durch das Team des Frauenhauses versorgt
werden und wenn irgendwie möglich, wurde auf individuelle Bedürfnisse und
Wünsche der Frauen eingegangen!
(gekürzter Text: Caritas Salzburg/Auslandshilfe)
Maria Schachamayr; Elisabeth Papauschek
EUROPAKONFERENZ
11.-17. Juni 2014 in St. Virgil, Salzburg
Ein dichtgedrängtes Programm wartete auf die
63 Teilnehmerinnen aus ca 30 Ländern, die
getreu dem Motto“ Voneinander Lernen –
Miteinander Leben“ auf vielerlei Art und
Weise Erfahrungen sammeln konnten.
Zur Begrüßung erhielten alle Teilnehmerinnen
die wichtigsten Infos überreicht in, von
fleißigen Händen aus Kaffeeverpackungen
genähten Taschen.
Neben Informationen aus dem WGT,
Bibelarbeit, Infos über die Bahamas (Projekt 2015), Workshops und geselligem
Beisammensein, gab es täglich Morgen- und Abendgebet, das jeweils von den
Delegierten der Länder gestaltet wurde.
Die Themen der einzelnen Tage spannten einen weiten Bogen vom ICH über
das DU zum WIR.
Die Bibelarbeit von Frau Prof. Dr.in Ulrike Bechmann zu Joh.13,1-17 „Jesus
wäscht seinen Jüngern die Füße“ (Text WGT 2015 Bahamas) beeindruckte uns sehr.
Erst wenn ich begreife, dass ich von Gott bedingungslos geliebt werde, kann ich
Liebe weitergeben.
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Mag.a Viola Raheb brachte uns Exodus 2,1-10 nahe, wo die Tochter des Pharao
Moses aus dem Nil rettete. Das ICH
wächst über sich hinaus, beweist Mut
und ein „über den Tellerrand Blicken“,
um sich mit dem DU
auseinanderzusetzen.
Mag.a Gabi Treschnitzer brachte uns
Lukas 1,39- 55 nahe: Die junge,
schwangere Maria besucht ihre ältere
und dennoch schwangere Verwandte
Elisabeth.
Auch hier findet ein ICH zum DU in der
Erkenntnis des gemeinsamen WIR.
Für aktives Gestalten und Interpretieren sorgte Mag.a Alexandra Falkner.
Selbsterfahrung und Heiteres brachten uns nicht nur Auflockerung, sondern auch
neue Sichtweisen.
Astrid Herrmann und Christine Kölbl berichteten von ihren Erfahrungen auf den
Bahamas, die unser übliches Bild dieser Inselgruppe ordentlich ins Wanken geraten
ließen. Neben Strand, Sonne und Urlaubsflair herrschen Korruption, Gewalt,
besonders gegen Frauen, und Arbeitslosigkeit.
Ein Ausflug führte uns nach St. Gilgen zum Kloster „Gut Aich“.
Es beeindruckte durch sein der Gegenwart angepasstes Bild vom Klosterleben.
Ein Kloster, das sich öffnet, versucht Fragen der Gegenwart auf verschiedene Weise
zu beantworten.
Der Besuch „sozialer Institutionen“ gehörte ebenfalls zum Programm dieser
Tagung: so konnten wir uns, in Gruppen aufgeteilt, für die Besichtigung eines
solchen Stützpunktes entscheiden.
Am Sonntag öffnete eine Vielzahl der Salzburger Kirchen verschiedener
Konfessionen ihre Pforten
zum Gottesdienstbesuch.
Den Abschlussabend
gestaltete das
österreichische Team und
stellte dabei den Gästen
unser Land an Hand der
Österreichischen Bundeshymne vor.
Beim Abschlussgottesdienst wurde uns in
besonderer Art und Weise
das Gefühl von Gemeinschaft
neuerlich bewusst. Ich
persönlich bin sehr froh,
diese Erfahrung gemacht zu haben!
Dieses Treffen war auch eine wichtige Bereicherung für den europaweiten
Kontakt von Frauen verschiedener christlicher Konfessionen im Rahmen des
Weltgebetstages. Es ist zu hoffen, dass es uns auf unserem selbstgewählten
Weg ein Stück weiterbringt. Die Zukunft wird uns darauf Antwort geben!
Eva Lochmann, Stellv. Vorsitzende
Fotos: WGT-Österreich
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Rückblick Weltgebetstag 2014
„Ströme in der Wüste“ – unter dieses Motto stellten die Frauen aus Ägypten ihre Liturgie. Die
Texte und Gebete berührten und beeindruckten die Gottesdienst-TeilnehmerInnen in rund
390 Gemeinden in Österreich. Verbunden mit unseren Schwestern in Ägypten, beteten wir
mit ihnen, dass die „Ströme in der Wüste“ nicht versiegen und die Verheißungen Jesajas
nach einem blühenden Land, in dem die Menschen in Frieden und Freiheit das Wasser
„trinken“ können, das zur sprudelnden Quelle wird und das ewige Leben schenkt,
Wirklichkeit werden.
Wieder einmal zeigte sich, dass das Thema und das Land des jeweiligen WGT höchst
aktuell sind. Selten war ein WGT-Land in den Medien so präsent wie dieses Jahr.
Die vielen Bilder von WGT- Feiern lassen erahnen wie kraftvoll und lebendig die
Gottesdienste in den Gemeinden gefeiert wurden.
Durch die Kollekte wurde wieder ein kräftiges Zeichen der Solidarität und des Teilens
gesetzt. Sie betrug rund 179.300,00 Euro.
Herzlichen Dank an alle Spenderinnen und Spender.
Maria Schachamayr
Weltgebetstag 2014 in Zahlen: vorläufiger Stand September 2014
Eingänge
Aufwendungen
Die unentgeltliche umfangreiche Leistung von vielen MitarbeiterInnen ist ein
wesentlicher Beitrag zur finanziellen Entlastung der Aufwendungen zugunsten der
Projektfinanzierung. Ein herzliches DANKE, auch im Namen der Frauen, denen der
WGT eine neue Lebensperspektive eröffnet hat.
Eine Wirtschaftsprüfung- und Steuerberatungsgesellschaft prüft die jährliche
Geschäftsgebarung des WGT und die ordnungsgemäße Verwendung der
Spendengelder entsprechend den Kriterien des österreichischen
Spendengütesiegels.
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Aus dem Vorstand
Die Projektbetreuerin Frau MMag.a Anna Wieselthaler hat auf eigenen Wunsch ihr
Dienstverhältnis für den WGT im Februar 2014 beendet. Wir bedanken uns für ihren
engagierten Einsatz und wünschen ihr für die neue Arbeitsstelle bei „Jugend eine
Welt“ alles Gute.
Bis auf weiteres werden Frau Elisabeth Papauschek (ehrenamtlich) und Frau Maria
Schachamayr die Agenden für die Projektarbeit erledigen.
Frau Laura Fairburn durften wir im April 2014 als neues Mitglied in unserem
Vorstand begrüßen. Frau Fairburn gehört der Anglikanischen Kirche an und wir
freuen uns auf gute Zusammenarbeit.
Eva-Maria Schaffer, Vorsitzende
Pressetext
Die Liturgie für den diesjährigen Weltgebetstag kommt aus den Bahamas.
Assoziationen von Palmenstränden und Kreuzfahrten werden wach. Der Inselstaat
ist ein Ort von wunderbarer Schönheit. Die leuchtenden Farben der Natur spiegeln
sich sowohl im Titelbild, als auch in der Liturgie.
Die Künstlerin Chantal E.Y. Bethel hat ihr Bild „Blessed“ (gesegnet) genannt: „ Es
illustriert die Bahamas durch unseren National-Vogel, den Flamingo, und auch
unsere Segnung, die wir mit der Welt jenseits des Ozeans teilen.“
In der Liturgie laden die Stimmen aus den verschiedenen Inseln ein, in Gottes
unendlich fließenden Ozean der Gnade einzutauchen und die Schönheit des Lebens
in ihren vielfältigen Ausdrucksformen wahrzunehmen.
Unsere Schwestern vom WGT-Ausschuss auf den Bahamas stellen die grenzenlose
und allumfassende Liebe Gottes in den Mittelpunkt mit der Bibelstelle Joh. 13, 1-17.
Nachdem Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, fragte er sie: „Begreift
ihr, was ich für euch getan habe?“
„Meist wird hier der Dienst am Nächsten in der Nachahmung der Liebe Jesu betont.
Die Gefahr ist groß, dass das starke Zeichen der Fußwaschung vor allem in einer
Moral des „Tun-Müssens“, interpretiert wird,“ so Prof. Dr.in Ulrike Bechmann in der
Einleitung zu ihrer Bibelarbeit.
Wir können nur weitergeben, was wir zuvor bekommen haben. Sind wir bereit uns
beschenken, uns die Füße waschen zu lassen? Wenn wir also dem Beispiel Jesu
folgen wollen, uns seine Liebe und Güte schenken lassen, dann sind wir aufgerufen,
diese Geste der Liebe auf den Bahamas, wie auch in unseren eigenen Gemeinschaften fortzuführen. So dreht sich die Spirale von informiertem Beten und
betendem Handeln rund um die Erde.
Die Weltgebetstags-Schwestern auf den Bahamas zeigen in der Liturgie auch
Bereiche, wo es besonders notwendig ist, „Füße zu waschen“. Vergessen wir nicht
die Forderung nach einem verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung Gottes,
egal ob es die Schönheit des türkisfarbenen Wasser der Bahamas ist, oder die
Besonderheit „um die Ecke“, im eigenen Land. Vergessen wir nicht die hohe GewaltRate im familiären Umfeld und die Probleme von Teenager-Müttern. Vergessen wir
nicht die vielen Frauen mit Diagnose ‚Brustkrebs‘ und Menschen mit HIV und AIDS.
Jesus hat uns ein Beispiel gegeben.
Maria Schachamayr
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
Quellenangabe zu „Frau sein auf den Bahamas“
a
Mag. Cornelia Marschall
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Amnesty International (2013): Annual Report 2013 – Bahamas. www.amnesty.org
Bailey, Barbara / Leo-Rhynie, Elsa (2004): Gender in the 21st century. Caribbean Perspectives, Visions and
Possibilities. University of the West Indies, Jamaica.
Bahamas Central Bank (2004): Living Conditions Survey. www.centralbankbahamas.com.
Bahamas Breast Cancer Initiative Foundation (BBCIF,2013). www.bbcif.com
Bahamas Crisis Center. www.bahamascrisiscentre.org [Hintergrundinformation aus der Projektkooperation mit
den deutschsprachigen WGT-Bewegungen]
Bundesrepublik Deutschland /Auswärtiges Amt(Stand März 2014): Außenpolitik, Länderinformation
Bahamas www.auswaertiges-amt.de
Caribbean Feminist Network. Internet Blog
Caribbean Blog international. www.caribbean-webcrat.blogspot.de [International Caribbean Online Log des
Bahamiers Dennis Dames mit gesellschaftspolitischen Themen].
CEDAW (2012): State Report Bahamas. www.ohchr.org
CIA (2014): CIA World Factbook - The Bahamas. www.cia.gov
Comisión Económica para América Latina y El Caribe (CEPAL, 2014): Perfil Nacional Bahamas.
www.cepal.org.
De Agostini: www.deagostinigeografia.com [ital. Website mit geographischer Information]
Frauenbewegung: www.womensuffragebahamas.com
Gewecke, Frauke (2007): Die Karibik. Zur Geschichte, Politik und Kultur einer Region.
International Organization for Migration (2013): Country Survey. www.iom.int.
International Parlamentarian Union (2014): Women in Parliaments. www.ipu.org
Jordan, June (2001): Report from the Bahamas. In: Ryan, Barbara (2001): Identity Politics in the Women’s
Movement. New York University Press, S.120-126.
Kempadoo, Kamala (2009): Caribbean Sexuality: Mapping the Field. Caribbean Review of Gender Studies.
Reddock, Rodda (2007): Diversity, Difference and Caribbean Feminism: The Challenge of Anti-Racism.
Caribbean Review of Gender Studies.
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United Nations Development Programme (UNDP, 2013): Human Development Report 2013. The Rise of
the South: Human Progress in a Diverse World. www.undp.org
United Nations Department of Economic and Social Affairs (UN DESA, 2010): The World’s Women 2010,
Trends and Statistics. New York. www.unstats.un.org
United Nations Population Fund (UNFPA, 2013): Weltbevölkerungsbericht 2013 - Wenn Mädchen Mütter
werden. Herausforderung Teenagerschwangerschaft. www.weltbevoelkerung.de
United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR, 2013): Revised Background Note on Gender
Equality, Nationality Laws and Statelessness. www.refworld.org
U.S. Department of State, Bureau of Democracy, Human Rights and Labor (2012): Country Reports on
Human Rights Practices for 2012 - Bahamas. www.state.gov
U.S. Department of State (2013): Trafficking in Persons Report - The Bahamas. www.refworld.org
Weltgebetstag der Frauen (WGT, 2012): Bahamas – Background Country Information. [internes Dokument]
World Bank: World Bank Development Report 2014. www.worldbank.org
World Economic Forum (WEF, 2013): The Global Gender Gap Report 2013.
www.weforum.org
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
KOLLEKTENBESTÄTIGUNG(KB) 2015
(Original für Österreichisches Nationalkomitee)
Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend
notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die
Geschäftsstelle zu retournieren.
Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei
(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang
muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!
Bitte an WGT Otto-Mauer-Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien, senden.
Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................
Adresse der Gemeinde:
Name:.............................................................
Strasse: .........................................................
PLZ/Ort: .........................................................
Unterschrift 1: ............................................Unterschrift 2: ……………………………
Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das
ERSTE- Bank -Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich.
IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW
Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der
Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!

............................................................................................................................................
K O L L E K T E N B E S T Ä T I G U N G (KB) 2 0 1 5
(Kopie für Ihre Unterlagen)
Die Kollektenbestätigungen sind für das Erlangen des Spendegütesiegels dringend
notwendig. Wir danken für die Zusendung und ersuchen, die Bestätigungen an die
Geschäftsstelle zu retournieren.
Bitte zu beachten: Die Kollektenbestätigung ist nur gültig, wenn sie mit zwei
(unterschiedlichen!) Unterschriften gezeichnet wurde. Der hier bestätigte Kollekteneingang
muss mit dem tatsächlich überwiesenen Betrag exakt übereinstimmen!
Bitte an WGT Otto-Mauer Zentrum, Währingerstr. 2-4/2/22, 1090 Wien senden.
Eingegangene Kollekte: EURO ..........................................
Adresse der Gemeinde:
Name:….........................................................
Strasse: .........................................................
PLZ/Ort: .........................................................
Unterschrift 1: .........................................Unterschrift 2: ……………………………
Bitte überweisen Sie die Kollekte so bald wie möglich (spätestens bis Ende April) auf das
ERSTE- Bank-Konto lautend auf Weltgebetstag der Frauen in Österreich.
IBAN: AT73 2011 1822 5964 1200, BIC: GIBAATWW
Bi tte be a c hte n: Auch bei TELEBANKING – ÜBERWEISUNGEN unbedingt den Ort der
Gemeinde angeben, da sonst keine Zuordnung zu einem Bundesland möglich ist!
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WGT-Arbeitsheft 2015- Bahamas
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