rbb Praxis - Das Gesundheitsmagazin
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rbb PRAXIS sucht Ihre Krankengeschichte! Sie haben gesundheitliche Beschwerden? Sie sind schon bei verschiedenen Ärzten gewesen und haben immer noch keine klare Diagnose? Sie wären bereit, sich einer Live-Diagnose im Studio zu unterziehen? Sie wohnen in Berlin oder Brandenburg? Wir können Ihnen vielleicht helfen. Dann bitten wir Sie, uns kurz Ihre Krankengeschichte zu schildern und Kopien Ihrer Arztbefunde zu schicken. Wenn möglich, legen Sie bitte ein Foto von sich bei. Wir arbeiten mit einer Reihe von Ärzten zusammen, die zur Live-Diagnose zu uns ins Studio kommen. Vielleicht finden wir Ärzte, die Ihnen helfen könnten. Schreiben Sie uns eine E-Mail und schicken Sie Arztbefunde als Anhang an: [email protected] oder schicken Sie uns alles per Post an: Redaktion rbb PRAXIS Masurenallee 8-14, 14057 Berlin rbb Praxis – Das Gesundheitsmagazin 26.02.2014, 20.15 – 21.00 Uhr Die Themen: Das Exo-Skelett – Gelähmte lernen wieder laufen Nur das Knie kommt in die Röhre – das Teil-Körper MRT „Stummer“ Schlaganfall – Gefahren einer unentdeckten Durchblutungsstörung Wie gesund ist eigentlich … Salat? Ketamin als Therapie gegen Depressionen Das Exo-Skelett - Gelähmte lernen wieder laufen Es klingt wie ein Wunder: Getragen durch ein von außen angelegtes Skelett – ein ExoSkelett – können behinderte und gelähmte Menschen üben, wieder zu laufen. Die aus Japan stammende Neuentwicklung wird seit kurzem auch im Unfallkrankenhaus Berlin eingesetzt. Erste Nutzerin ist die erfolgreiche Paralympics-Schwimmerin Kirsten Bruhn. Seit einem Motorradunfall vor 23 Jahren ist sie querschnittgelähmt, nur ihre vordere Beinmuskulatur kann sie noch bewegen. Die rbb Praxis hat Bruhn bei ihren ersten Schritten mit dem Exo-Skelett begleitet. Zwei Schienen sind das Herzstück des neuartigen Trainingsgerätes. Der „Roboteranzug“ wurde von der japanischen Firma CYBERDYNE Inc. entwickelt. Damit die Betroffenen das Laufen üben können, wird das Exo-Skelett an den in ihrer Funktion beeinträchtigten Extremitäten befestigt. Sensoren greifen die bei (Teil-)-Querschnittsgelähmten noch vorhandenen RestNervenströme der Muskeln von der Hautoberfläche ab und steuern mit diesen computerunterstützt - eine physiologisch weitgehend korrekte Bewegung der Extremität. Die Elektromotoren des Exo-Skeletts kompensieren die neurologischen und 1 muskulären Defizite in dem für den einzelnen Patienten notwendigen Umfang. Was an Muskelimpulsen noch da ist, verstärkt die Technik, was nicht mehr da ist, ersetzt sie. Bevor die Kirsten Bruhn auf dem Laufband ihre Beine einsetzen kann, bekommt sie einen Stützgurt angelegt. Er soll ihren Oberkörper stabilisieren und sie aufrecht halten. Dann ist es soweit: Das Exo-Skelett bewegt durch Motorschienen an den Gelenken die gelähmten Körperteile der jungen Frau – ein unbeschreiblicher Moment. Nur wenige gelähmte Menschen sind so fit wie die Leistungsschwimmerin Bruhn. Das soll sich mit dem Exo-Skelett ändern: Denn das Üben an dem Trainingsgerät – so die Hoffnung von Herstellern und Anwendern – könnte die Selbstständigkeit im Alltag fördern. Mit der Zeit soll ein Trainingseffekt entstehen, die Muskulatur wieder kräftiger werden. Die Muskelfasern der wieder genutzten Extremitäten wachsen; Durchblutung, Kreislauf und Stoffwechsel des gesamten Organismus werden leistungsfähiger und belastbarer. Das HAL-System wird in Japan bereits in mehr als 100 Kliniken eingesetzt. Erste Ergebnisse aus der BG Klinik Bochum zeigen beachtliche Rehabilitationserfolge. Derzeit steht das HAL-Exoskelett in drei an den europäischen Körperwuchs angepassten Größen zur Verfügung. Das Unfallkrankenhaus Berlin trainiert jetzt den ersten "echten" Patienten mit dem ExoSkelett, d.h. die Kostenübernahme dafür wird von der Unfallkasse für diesen Menschen übernommen. Sie rekrutieren die Patienten, die dafür in Fragen kommen aus ihrer Reha heraus, also es kann derzeit keiner von außen kommen, um mit dem Gerät zu trainieren. Experte im Beitrag Matthias Wolf Physiotherapeut Unfallkrankenhaus Berlin Warener Str. 7 12683 Berlin Tel.: 030 - 5681-0 E-Mail: [email protected] Internet: www.ukb.de Weiterführende Informationen im Netz: Bochum Europas erstes Zentrum für Neurorobotales Bewegungstraining http://www.bergmannsheil.de/journalisten/presse-einzelansicht/-/2012/09/12/exoskelett-in-bochum-eroeffnet-europas-erstes-zentrum-fuer-neurorobotalesbewegungstraining-mit-ha.html Spiegel-Artikel zum Thema http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/roboter-anzug-exoskelett-hilft-beimgehen-a-582728.html 2 Weiterer Artikel inklusive eines 3-minütigen Films http://www.golem.de/1103/82132.html Nur das Knie kommt in die Röhre – das Teil-Körper MRT Das Knie schmerzt, aber woran liegt das? Die Live-Diagnose stellt eine Patientin vor, die mithilfe eines neuen Gerätes, einem Teil-Körper-MRT, untersucht wird. Nicht der ganze Körper muss dabei in die Röhre, nur das Knie wird untersucht – im Sitzen. Die Patientin der Live-Diagnose ist beim Skifahren an einem Schneehügel hängen geblieben und hat sich das Knie verdreht. Im Anschluss an den Unfall bemerkt sie, dass ihr Knie nach innen wegrutscht. Auf dem Röntgenbild, das die Ärzte vor Ort anfertigen, können sie nichts feststellen; sie tippen auf eine Überdehnung der Bänder. Doch wegen der Instabilität des Knies schicken sie die Patientin zu weiteren Aufnahmen in eine radiologische Praxis. Ein Magnetresonanztomographie (MRT) soll Gewissheit bringen. Die Patientin entscheidet sich für ein Teil-MRT. Für die Aufnahmen von Händen, Ellenbogen, Knien, Füßen und Fußgelenken müssen die Patienten bei diesem Gerät nicht mehr vollständig in die Röhre, sondern können bequem auf einem Stuhl sitzend untersucht werden. Denn nur noch der zu untersuchende Körperteil muss in das Gerät eingeführt werden. Vor allem für Menschen, die an Platzangst leiden, stellt diese Neuerung einen außergewöhnlichen Patientenkomfort dar. Nach Auswertung der Aufnahmen stellt der Spezialist im Studio fest: Die Bänder im Knie sind nicht nur gedehnt, sondern gerissen. Der Riss des vorderen Kreuzbandes gehört zu den schwersten und häufigsten Bänderverletzungen. Meist sind auch der Meniskus, das Innenband oder der Gelenk-Knorpel in Mitleidenschaft gezogen. Das vordere Kreuzband reißt zehn bis zwölf Mal häufiger als das hintere. Etwa bei jedem dritten Betroffenen ist zusätzlich ein Meniskus beschädigt. Dass das Knie so anfällig ist, liegt zum einem an seiner komplizierten Anatomie, zum anderen daran, dass es als das am meisten beanspruchte Gelenk des Körpers fast dessen gesamtes Gewicht trägt. Ein Kreuzbandriss muss nicht zwangsläufig operiert werden, wenn stattdessen die Oberschenkelmuskulatur so kräftig trainiert wird, dass sie für die alltägliche Belastung genug Stabilität liefert. Doch nicht immer ist das möglich. Denn durch einen Kreuzbandriss wird das Gelenk nicht nur instabil, zusätzlich rutscht auch der Schienbeinkopf bei jedem Schritt einen Zentimeter nach vorn und wieder zurück. So wird die Knorpelschicht des Gelenks nach und nach beschädigt. Über längere Zeit zermürbt auch der Innenmeniskus; meist reißt er innerhalb des ersten Jahres nach einem Kreuzbandschaden. Wer mit seinem Knie noch ein bisschen was „vorhat“, sollte sich überlegen, ein gerissenes Kreuzband operieren zu lassen. Wichtig ist, sich für die Operation einen ausgewiesenen Experten zu suchen und im Zweifelsfall eine zweite Meinung einzuholen. Mehr als 90 Prozent der Kreuzbandrisse werden heute mit einer Kreuzbandplastik behoben. Die Operateure verwenden dafür körpereigene, gelenknahe Sehnen, wie zum Beispiel ein Sehnen-Knochen-Transplantat aus der Patellasehne, die zwischen der 3 Kniescheibe und dem Schienbein liegt. Oder sie setzen ein Stück der SemitendinosusSehne ein, die seitlich zwischen Ober- und Unterschenkel verläuft. Darüber, welches der Transplantate besser ist, streiten sich die Experten seit Jahren. Lange galt die Patellasehne als die stabilere und schneller heilende Variante. Bei ihrer Entnahme verbleiben zwei Knochenstückchen an den Sehnenden; man benötigt kein Fremdmaterial zum Befestigen der Sehne. Heute ist die Semitendinosus-Sehne die am häufigsten verwendete: Sie ist zwar etwas schwieriger zu verankern. Experten zufolge verursacht sie aber weniger Komplikationen und weniger Schmerzen im vorderen Knie, da die Methode ohne eine Operationsnarbe auf der Vorderseite des Kniegelenks auskommt. Der Heilungsprozess nach einer Kreuzbandoperation kann bis zu eineinhalb Jahre dauern. Oft bleibt das Knie auch noch darüber hinaus eine Schwachstelle. Der Erfolg der Operation hängt auch von der Qualität der physiotherapeutischen Nachbehandlung ab. Denn neben den Bändern zerstören Verletzung und Operation auch Nerven: Ein Drittel aller Rezeptoren, die das Gehirn braucht, um den Bewegungsablauf des Knies zu koordinieren, sitzen auf dem vorderen Kreuzband. Deshalb sollte bereits in den ersten Tagen nach dem Eingriff mit Physiotherapie begonnen werden. Schließlich ersetzt die Kreuzbandplastik nur das Band, nicht aber die tausenden Nervenenden, die vor der Verletzung Informationen über die Lage und andere Funktionen des Gelenks an das Gehirn gesendet haben. Der Körper muss deshalb die mechanische und sensorische Kontrolle wieder lernen. Wie der Muskelaufbau kostet auch das Training von Eigenreflexen, Koordination und Gleichgewicht Geduld und Zeit. Experte vor Ort: Dr. med. Jörg Büsselberg Facharzt für Diagnostische Radiologie MRCT - Institut für Computertomographie und Kernspintomographie Mariendorfer Damm 26 12109 Berlin-Tempelhof Tel.: 030 - 705 500 90 0 (Zentrale) http://www.diagnostik-berlin.de Weiterführende Adressen Berliner Röntgen-Gesellschaft/ Röntgenvereinigung zu Berlin und Brandenburg e.V. Prof. Dr. Thomas Albrecht Vorsitzender Vivantes Klinikum Neukölln Institut für Radiologie und Interventionelle Therapie Tel.: 030 - 130 14 2071 E-Mail: [email protected] http://www.berliner-roentgengesellschaft.net „Stummer“ Schlaganfall – Gefahren einer unentdeckten Durchblutungsstörung 4 Durch verbesserte Bildgebungsverfahren diagnostizieren Ärzte vermehrt sogenannte „stumme“ Schlaganfälle. Hierbei verstopfen Blutgefäße in weniger wichtigen Bereichen des Gehirns, so dass deren Folgen nicht sofort bemerkt wird. Typische Schlaganfallzeichen wie Lähmungen oder Sprachstörungen bleiben aus. Allerdings sind „stumme“ Schlaganfälle trotzdem gefährlich, denn Menschen, die einen stummen Schlaganfall hatten, haben auch ein höheres Risiko, einen „echten“ Schlaganfall zu erleiden. Die rbb Praxis sensibilisiert für diese unterschätzte Form des Schlaganfalls. Der sogenannte stumme Schlaganfall rückt zunehmend in den Focus des medizinischen Interesses. Ein Grund: Durch die verbesserte Bildgebung per MRT wird er heute häufiger diagnostiziert als noch vor 20 Jahren. Je nach Altersgruppe haben bis zu 30 Prozent schon einmal einen stummen Schlaganfall oder „silent brain infarct“ erlitten; mit zunehmendem Alter steigt der Anteil. Stumme Infarkte sind fünf Mal so häufig wie klinische manifeste Schlaganfälle. Neben dem Alter ist auch ein hoher Blutdruck ein bedeutender Risikofaktor. Genau wie ein „normaler“ Schlaganfall auch entsteht der stumme Infarkt durch ein verstopftes oder gerissenes Gefäß im Gehirn. Stumme Schlaganfälle sind jedoch meist kleiner und finden in eher unwichtigen Bereichen des Gehirns statt, Regionen also, deren Ausfall wir nicht sofort bemerken. Das führt dazu, dass sie teilweise schwer zu diagnostizieren und oft nur Zufallsbefunde sind. Betroffene Patienten klagen weder über Sehfeldeinschränkungen, noch Arm-, Bein- oder Orientierungsstörungen. Stattdessen raten die Experten, aufmerksamer gegenüber (leichteren) kognitiven Einschränkungen zu sein. Dazu gehören Benommenheit und ein vermindertes Leistungsvermögen. Wer etwas Ungewöhnliches bei sich feststellt, sollte seinem Hausarzt oder einem Neurologen darüber berichten. Mit der Kenntnis über Vorerkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck wird der entscheiden, ob eine weitere Diagnostik notwendig ist. Noch weiß die Medizin nicht viel über die stummen Hirninfarkte. Was man weiß ist, dass sie die Entwicklung einer Demenz begünstigen, da das Gehirn nach und nach seine Funktionsfähigkeit einbüßt. Würden stumme Schlaganfälle rechtzeitig erkannt, könnte man möglicherweise medikamentös eingreifen – beispielsweise mit Blutverdünnungsmittel. Allerdings gibt es bislang noch keine wissenschaftlichen Daten dazu, wann welches Medikament am besten gegeben werden sollte. Ein generelles Screening per Bildgebung – beispielsweise für alle Menschen über 60 und bekannt aus der Brustkrebsvorsorge – wäre zu teuer. Zudem ist der Nutzen fraglich. Denn welche konkreten Konsequenzen müsste eine Diagnose nach sich ziehen? Medikamente? Engmaschige Überwachung? Regelmäßige Bildgebung? Noch gelten viele Fragen beim stummen Hirninfarkt als unbeantwortet. Experte im Studio: Prof. Dr. med. Matthias Endres Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie Direktor der Klinik und Hochschulambulanz für Neurologie Centrumsleiter: Neurologie, Neurochirurgie und Psychiatrie Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie Charité - Universitätsmedizin Berlin 5 Charitéplatz 1 10117 Berlin Tel.: 030 - 450 560 102/302 http://neurologie.charite.de/klinik/ Experte im Beitrag PD Dr. med. Christian H. Nolte Oberarzt an der Klinik für Neurologie Center for Stroke Research (CSB) Klinische Versorgungsforschung Charité Universitätsmedizin Berlin http://neurologie.charite.de/forschung/arbeitsgruppen/klinische_schlaganfallforschung _christian_nolte/ Weiterführende Adressen Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Carl-Miele-Str. 210 33311 Gütersloh Tel.: 05241 – 977 00 E-Mail: [email protected] www.schlaganfall-hilfe.de Weiterführende Links Centrum für Schlaganfallforschung Berlin an der Charité http://www.schlaganfallcentrum.de/ http://www.medical-tribune.de/medizin/fokus-medizin/artikeldetail/stummerschlaganfall-signalisiert-hohes-risiko.html Wie gesund ist eigentlich … Salat? Zwischen November und April verzehren die Deutschen den meisten Salat - mehr noch als im Sommer. Und das, obwohl im Winter viel weniger davon wächst. Wie gesund ist Salat in der dunklen Jahreszeit überhaupt? Und was steckt wirklich drin in den grünen Blättern? Schaden wir uns mit der vermeintlich gesunden Kost vielleicht sogar? Grüner Salat ist für viele der Inbegriff gesunder Ernährung. In Wahrheit besteht er zu 90 bis 95 Prozent aus Wasser. Auch an Vitaminen mangelt es ihm: Gerade der so beliebte Kopfsalat enthält nur wenig davon. Mehr Vitamine stecken in Romano-, Rucola- oder Feldsalat, nämlich die Vitamine A und C. Die Blätter werden am besten im Ganzen gewaschen. So gehen weniger Mineralien und Vitamine verloren, als wenn man sie vorher zerschneidet. Um den Vitamingehalt von Salat zu steigern, reichert man ihn am besten mit vitaminhaltigen Gemüsesorten wie Karotten, Paprika, Tomaten und Brokkoli an. Je frischer der Salat ist, desto mehr Vitamine und Mineralstoffe enthält er übrigens. Die Frische erkennt man am besten an der Schnittstelle: sie sollte feucht und hell sein. 6 Salat enthält viele Mineralien wie Folsäure, Eisen, Magnesium und Zink. Sie sind wichtig für den Zellaufbau. Der Nährstoffgehalt von Salat unterscheidet sich von Sorte zu Sorte. Chicorée, Endivien und Radicchio gelten als vitamin- und mineralstoffreich. Feldsalat punktet vor allem mit seinem Eisengehalt. Salat hat aber auch seine „Schattenseiten“: An seinen Blättern lagern sich mehr Schadstoffe ab als an anderem Gemüse. Für Treibhaussalat werden zudem Pestizide eingesetzt und hohe Mengen an Energie verbraucht. Vor allem in den Wintermonaten ist Salat mit Nitrat belastet. Die Stickstoffverbindung wird den Böden zugefügt, damit der Salat überhaupt wächst. Nitrat an sich ist nicht gefährlich. Wird jedoch Nitrat zu Nitrit umgewandelt, kann das zu gesundheitlichen Problemen führen: Nitrit in hohen Mengen gilt als krebserregend. Rucola, Feld- oder Kopfsalat ziehen besonders viel Nitrat aus der Erde. Von vornherein nitratarm sind Eisbergsalat, Chinakohl und Chicorée. Da sich Nitrat vor allem in den Strünken und den äußeren Blättern sammelt, sollte man diese entfernen. Biosalate sind meist weniger belastet als herkömmlich angebaute Sorten. Salat ist ein echter Schlankmacher: In 100 Gramm Kopfsalat stecken lediglich 11 Kalorien. Ein Teller als Vorspeise ist optimal, sagen die Ernährungsmediziner. Dadurch haben Magen und Darm etwas zu tun, so dass man nicht Unmengen vom Hauptgang isst. Fazit: Grüner Salat ist gesund, wenn man ihn möglichst frisch verzehrt, gut wäscht und mit anderem Gemüse kombiniert. Expertin im Beitrag Daniela Kielkowski Ernährungsmedizinerin, Allgemeinärztin Pariser Straße 47 10719 Berlin Tel.: 030 – 889 220-55 E-Mail: [email protected] www.koerperkonzepte.com Weiterführende Informationen im Internet Salat im Winter bei Ökotest http://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=101638;bernr=04;co= „Die Salatlüge - Wie gesund sind die Blätter?“ http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/essen/salat/salatluege.jsp Buchtipp Salate Stiftung Warentest Verlag Stiftung Warentest, 2013 ISBN: 978- 3-86851-059-1 Preis: 9,90 Euro 7 Ketamin als Therapie gegen Depressionen Depressionen sind extrem belastend für die Betroffenen. Oft dauert es Wochen bis Monate, bis die Medikamente wirken. Bei besonders schweren Formen einer Depression scheint mitunter jede Hilfe aussichtlos. Neue Studien zeigen, dass ausgerechnet eine als Partydroge bekannte Substanz bei schweren Depressionen helfen könnte: Ketamin. Die ersten kontrollierten Wirksamkeitsstudien mit Ketamin führten Wissenschaftler in den USA durch, u. a. am National Institute of Mental Health (NIMH). Jetzt sind auch Psychiater der Berliner Charité dabei, den Wirkstoff bei Depressionen zu untersuchen. Das Leben ist grau, nichts macht mehr Spaß, negative Gedanken und Gefühle beherrschen die Stimmung, ein normaler Alltag scheint unmöglich – zunehmend mehr Menschen kennen diese Anzeichen. Sie leiden an Depressionen, einer schweren psychischen Störung. Insbesondere seit dem Suizid des Hannoveraner Torwarts Robert Enke ist die Depression hierzulande als ernstzunehmende Erkrankung bekannt. In den westlichen Industrienationen gilt die Depression schon als das zweithäufigste Leiden nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wichtig ist eine rasche Therapie, um das seelische Tief zu überwinden. Je nach Schwere der Depression erhalten Patienten üblicherweise eine Psychotherapie, ergänzt durch Medikamente. Doch die stimmungsaufhellende Wirksamkeit der Tabletten setzt erst verzögert ein; vier bis sechs Wochen und länger kann es dauern, bis sich die Schwermut der Patienten bessert. An der Berliner Charité erprobt man nun ein Medikament, das rascher wirkt: Ketamin. Es weist bei einigen Patienten bereits nach einer einzigen Injektion innerhalb von 24 Stunden deutliche antidepressive Effekte auf. Ketamin ist ein relativ altes Narkosemittel, das man in der Veterinär- und Humanmedizin verwendet. Die auch als Partydroge bekannte Substanz verändert den Botenstoffhaushalt im Gehirn. Eine zentrale Rolle spielt dabei Glutamat, einer der wichtigsten zentralen Signalstoffe. Ketamin blockiert die Stellen auf der Oberfläche von Nervenzellen, an denen normalerweise Glutamat andockt. Das löst einen Prozess aus, der zur Bildung eines Proteins führt, dem Wachstumsfaktor BDNF. Der wiederum lässt neue Nervenzellen sprießen, und Verbindungen, die durch die Depression verkümmert waren, werden wieder neu verknüpft. Der Wirkmechanismus könnte helfen, neue Antidepressiva zu entwickeln. Das Mittel Lanicemin beispielsweise, das Ähnlichkeit mit Ketamin aufweist, wirkt gegen Depressionen – allerdings ohne die psychoseähnlichen Nebenwirkungen. Lanicemin wurde ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt und zielt auf die gleichen Gehirnrezeptoren ab wie Ketamin. Durch die schnelle Wirkung, die bei einigen Patienten schon nach wenigen Stunden einsetzt, sehen Ärzte eine Chance auch für die Behandlung selbstmordgefährdeter Patienten. Ketamin wird bislang nur im Rahmen von Studien eingesetzt. An der Charité bekommen es diejenigen Patienten gespritzt, bei denen alle bisherigen antidepressiven Therapien erfolglos waren. Die Studienteilnehmer erhalten innerhalb von drei Wochen neun Infusionen mit Ketamin. Der Wirkstoff wird den Patienten sehr langsam – über einen Zeitraum von 40 Minuten – und in niedriger Dosis intravenös injiziert. Während der Behandlung werden sie von einem Narkosearzt überwacht. Dabei ist auch ein Psychiater, 8 denn Ketamin kann Halluzinationen auslösen. Den Erfahrungen der Charité-Experten zufolge sprechen zwei von drei Patienten auf die Behandlung an. Studienteilnehmer gesucht Die Charité sucht für ihre Ketamin-Studie noch Patienten. Wenn Sie unter Depressionen leiden und alles Mögliche erfolglos probiert haben, melden Sie sich bitte bei Dr. Dipl.Psych. Simone Grimm von der Charité. Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Dr. Dipl.-Psych. Simone Grimm Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eschenallee 3 14050 Berlin (Ortsteil Charlottenburg / Westend) Tel.: 030 - 838 578 60 E-Mail: [email protected] Experte im Beitrag Prof. Malek Bajbouj Charité - Universitätsmedizin Berlin Campus Benjamin Franklin Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eschenallee 3 14050 Berlin (Ortsteil Charlottenburg/Westend) Tel.: 030 - 8445 8601 E-Mail: [email protected] Weiterführende Adressen Stiftung Deutsche Depressionshilfe Semmelweisstraße 10 04103 Leipzig Fax: 0341 - 97-24599 E-Mail: [email protected] http://www.deutsche-depressionshilfe.de Weiterführende Informationen im Internet Die wichtigsten Fakten zur Ketamin-Behandlung an der Charité (pdf-Download) http://psychiatrie.charite.de/patienten/behandlung_von_depressionen/behandlung_von _depressionen_mit_ketamin/ Kurzer Infotext zur Behandlung von Depressionen mit Ketamin http://www.gehirn-und-geist.de/alias/depressionstherapie/droge-mitheilwirkung/1165362 Ausführlicher, kostenpflichtiger Text zur Behandlung von Depressionen mit Ketamin http://www.gehirn-und-geist.de/alias/depressionstherapie/trip-aus-demseelentief/1159703 9 Originalstudie aus den USA http://www.medscapemedizin.de/artikel/4901243 Buchtipps Männer weinen nicht – Depressionen bei Männern Anzeichen erkennen, Symptome behandeln, Betroffene unterstützen Constanze Löffler, Beate Wagner, Manfred Wolfersdorf Goldmann Verlag, 2012 ISBN-13: 978-3-44217-320-4 Preis: 8,99 Euro Depressionen überwinden: Niemals aufgeben! Rose Riecke-Niklewski, Günter Niklewski Verlag Stiftung Warentest, 2010 ISBN-13: 978-3-86851-113-0 Preis: 19,90 Euro RBB „rbb Praxis“ Masurenallee 8 –14 14057 Berlin www.rbb-praxis.de Redaktion: Redaktionsassistenz: Moderation: Infotext: Stand der Information: Juliane Rossius Christine Salminger Raiko Thal Constanze Löffler 26.02.2014 10