Plan MSA

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Plan MSA
Plan MSA
Projektbericht 2011/12
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Das Projekt Plan MSA ............................................................................... 3 1.1 Projektverlauf .............................................................................................................. 3 1.2 Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem 1. Projektdurchgang .............. 4 2. Umfang und Inanspruchnahme des Angebotes von Plan MSA ............... 6 2.1. Teilnahmezahlen ....................................................................................................... 6 2.2. Zusammensetzung der Schüler_innen ............................................................. 7 2.3 Gewinnung der Teilnehmer_innen und Kurszuteilung ............................. 8 2.4 Kontinuität der Teilnahme ................................................................................. 10 3. Die Arbeit mit den Jugendlichen im Unterricht .................................... 11 3.2. Didaktische Gestaltung der einzelnen Kurse ............................................. 11 3.2. Didaktische und inhaltliche Fragen zum Konzept von Plan MSA ..... 13 3.3. Resonanz der Jugendlichen und Prüfungsergebnisse ............................ 14 4. Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Lehrkräften .................. 15 4.1. Hintergrund der ehrenamtlichen Lehrkräfte ............................................ 15 4.2 Anforderungen an die ehrenamtlichen Lehrkräfte .................................. 15 4.3 Betreuung durch das Projektteam .................................................................. 16 4.4. Resonanz der ehrenamtlichen Lehrkräfte .................................................. 17 5. Kooperationen und Netzwerkarbeit .................................................... 18 5.1. Kooperation mit dem MGH Wassertor und anderen Kreuzberger Jugendeinrichtungen .................................................................................................... 18 5.2. Kooperation mit Schulen und Lehrer_innen .............................................. 19 5.3. Kontakt zu den Eltern .......................................................................................... 20 5.4. Öffentlichkeitsarbeitsarbeit im Rahmen des Projektes ........................ 21 6. Projektfinanzierung ............................................................................. 21 7. Fazit und Ausblick ............................................................................... 23 2
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Das Projekt Plan MSA
Das Projekt Plan MSA unterstützt Jugendliche aus einkommensschwachen Familien in
Kreuzberg bei ihrer Vorbereitung auf die Prüfungen zum Mittleren Schulabschluss
(MSA).
Das erfolgreiche Bestehen der zentralisierten MSA-Prüfungen ist in Berlin seit dem Jahr
2006 Voraussetzung für den Erhalt des ehemaligen Realschulabschlusses sowie der
anschließende bzw. weitere Besuch der gymnasialen Oberstufe. Während in
wohlhabenden Stadtteilen fast alle zu den MSA-Prüfungen zugelassenen Jugendlichen
die Prüfungen erfolgreich absolvieren, haben in sozioökonomisch benachteiligten
Quartieren überproportional viele Schüler_innen Schwierigkeiten, die MSA-Prüfungen
zu bestehen. Sie verlieren damit ihre Chance auf einen Realschulabschluss bzw. das
Abitur.
Plan MSA zielt insbesondere auf Jugendliche aus einkommensschwachen Familien in
Kreuzberg, welche sich die zahlreichen kommerziellen Nachhilfeangebote nicht leisten
können. Auf diesem Weg sollen die individuellen Chancen von sozioökonomisch
benachteiligten Schüler_innen auf einen höheren Bildungsabschluss verbessert werden.
Zugleich möchte das Projekt über die Arbeit in kleinen Gruppen den Jugendlichen
positive Lernerfahrungen jenseits von Frontalunterricht und kontinuierlichem Notendruck
ermöglichen und dem individualisierten Nebeneinander im Kiez eine konkrete Form der
Solidarität entgegensetzen.
1.1 Projektverlauf
Der zweite Durchlauf von Plan MSA für das Schuljahr 2011/12 startete zeitgleich zur
Endphase des ersten Projektdurchgangs im März 2011. Die Monate bis zum Beginn des
Kursprogramms
Mitte
Oktober
Kooperationspartner_innen,
waren
ehrenamtlichen
schwerpunktmäßig
Lehrkräften
der
sowie
Akquise
von
teilnehmenden
Jugendlichen gewidmet. Im Juni 2011 wurde mit der Kontaktaufnahme zu potentiellen
Kooperationsschulen begonnen. Nach der Vorstellung des Projektes und persönlichen
Gesprächen wurden als Partnerinnen die Sekundarschule Skalitzer Straße, Stadt-alsSchule, Carl-von-Ossietzky Schule sowie die Ferdinand-Freiligrath-Schule ausgewählt.
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Neben den Schulen wurden mittels aktiver Vernetzungs- und Öffentlichkeitsarbeit
weitere Partner_innen im Stadtteil, vor allem Jugendfreizeit- und -bildungseinrichtungen
sowie soziale Träger der Familienhilfe, akquiriert.
Nach den Herbstferien Mitte Oktober 2011 begann die Durchführung von Plan MSA mit
zehn wöchentlichen Kursen à 90 Minuten in den Prüfungsfächern Deutsch, Mathematik
und Englisch. In den zwei Wochen der Osterferien Anfang April 2011 fand zudem ein
tägliches Intensivangebot statt. Die Kurse endeten mit den MSA-Prüfungen im Mai 2011.
Nach dem Ende der Kurse fand im Juni ein abschließendes umfassendes
Evaluationsgespräch mit den ehrenamtlichen Lehrkräften des zweiten Durchgangs von
Plan MSA statt.
1.2 Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem 1. Projektdurchgang
Bereits im Verlauf des ersten Projektdurchgangs sowie insbesondere nach einer
abschließenden Evaluation zeigte sich, dass Plan MSA zwar insgesamt als Erfolg zu
bewerten ist, es jedoch punktueller Veränderungen für einen erneuten Projektdurchlauf
bedurfte. Dies betraf zum einen die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und
Lehrkräften und zum anderen die Kooperations- und Netzwerkarbeit des Projektes.
Insbesondere wurden Verbesserungsmöglichkeiten in der Betreuung der ehrenamtlichen
Lehrkräfte identifiziert:
In einem abschließenden Gespräch mit den Lehrenden kristallisierten sich zwei
Verbesserungsvorschläge heraus: Zum einen gaben die Lehrkräfte an, dass der Austausch
von Unterrichtsmaterialien und Informationen untereinander sehr viel einfacherer wäre,
wenn eine gemeinsame Onlineplattform eingerichtet werden würde. Des Weiteren wurde
vorgeschlagen, für den nächsten Durchgang ein regelmäßiges Treffen für die Lehrenden
zu institutionalisieren, sodass ein verstärkter Austausch stattfinden und es zu einem
stärkeren Gruppengefühl kommen könne.
Beide Vorschläge wurden in dem Durchgang 2011/12 umgesetzt und die damit
verbundene Betreuung der ehrenamtlichen Lehrkräfte deutlich intensiviert (siehe Kapitel
4).
Die Form der Zusammenarbeit mit den Jugendlichen hatte sich im ersten
Projektdurchlauf mehrheitlich positiv bewährt. Bedarf an Verbesserung wurde lediglich
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 in der Kontaktaufnahme und –pflege festgestellt, auch, um so eine regelmäßigere
Teilnahme seitens der Schülerinnen und Schüler zu erzielen. So stellte sich im
Projektverlauf heraus, dass die Jugendlichen zwar alle eine E-Mail-Adresse besitzen,
diese jedoch kaum bis gar nicht nutzen. Als beste Form der Kommunikation erwies sich
der Anruf auf ihr Mobiltelefon; SMS waren wiederum problematisch, da aufgrund von
fehlendem Guthaben die Schüler_innen häufig keine Rückmeldung gaben. Deswegen
wurde für den zweiten Projektdurchlauf entschieden, die Jugendlichen trotz erhöhter
Kossten stets direkt auf ihrem Handy anzurufen. Auch sollten während des gesamten
Schuljahres insbesondere Jugendliche, welche nur unregelmäßig an ihren Kursen
teilnahmen, angerufen und zu einer regelmäßigeren Teilnahme motiviert werden (siehe
Kapitel 2 und 3).
Da es sich im ersten Projektdurchgang insbesondere im Hinblick auf die
Teilnahmekontinuität der Jugendlichen positiv ausgewirkt hatte, wenn sie den Kurs
gemeinsam mit einer Freundin bzw. einem Freund besuchten (der sogenannte PeergroupEffekt), sollten im zweiten Durchgang die Wünsche der Jugendlichen bezüglich ihrer
„Mit-Kursteilnehmer_innen“ stärker berücksichtigt werden (siehe Kapitel 2 und 3).
Bezüglich der Kooperations- und Netzwerkarbeit von Plan MSA galt es, durch eine
verstärkte Vernetzungsarbeit das Projekt im Stadtteil bekannter zu machen sowie die
Zusammenarbeit mit den Lehrer_innen der Kooperationsschulen zu vertiefen.
Desweiteren sollte die Öffentlichkeitsarbeit von Plan MSA intensiviert werden, um
vermehrt auf das Projekt und damit auch die negativen Folgen des MSA im
Bildungssystem in der lokalen Öffentlichkeit aufmerksam zu machen.
Die gesetzten Vorhaben konnten zu einem großen Teil umgesetzt werden. So wurde
insbesondere die Kooperation mit dem Mehrgenerationenhaus (MGH) Wassertor
intensiviert und im selben Zug die Präsenz im Stadtteil erhöht (siehe Kapitel 5.1.).
Intensivere Bemühungen um eine engere Zusammenarbeit mit den Lehrer_innen der
Jugendlichen wurden zwar unternommen, allerdings gab es Schwierigkeiten aufgrund der
auf beiden Seiten knappen zeitlichen Kapazitäten, das Interesse an einer vertieften
Kooperation auch zu realisieren (siehe Kapitel 5.2.).
Als großer Erfolg kann die durch Netzwerk- bzw. Öffentlichkeitsarbeit zustande
gekommene Kooperation mit einer Initiative von Stipendiat_innen der Studienstiftung
des Deutschen Volkes gewertet werden. Plan MSA konnte durch die Aufnahme als eines
von drei durch die Initiative gefördertes Projekten sowohl Spendengelder akquirieren,
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 als auch verstärkt auf das Projekt in der (lokalen) Öffentlichkeit aufmerksam machen
(Kapitel 5.4.).
2. Umfang und Inanspruchnahme des Angebotes von Plan MSA
Die Kursanmeldungen zu Beginn des neuen Projektdurchgangs sind im Vergleich zu den
bereits im Vorjahr hohen Anmeldezahlen noch einmal gestiegen. Es meldeten sich 112
Jugendliche für das Kursangebot von Plan MSA an. Da die meisten von ihnen mehr als
ein Kurswunsch angaben, wurden insgesamt 217 Kursplätze nachgefragt. Die Zahl der
Anmeldungen zeigt, dass auch weiterhin der Bedarf an kostenloser Unterstützung für die
MSA-Prüfungen im Stadtteil Kreuzberg sehr groß ist.
Da die Kursnachfrage die vorhandenen Plätze weit überstieg, mussten die Kursplätze
verlost werden. Bei der Losung wurden Jugendliche, welche den MSA bereits einmal
nicht bestanden hatten sowie Jugendliche aus dem Aktionsraum Plus (den QM-Gebieten
Kreuzberg-Nord) bevorzugt behandelt. Zudem wurden Präferenzen bezüglich der
Teilnahme mit einem Freund oder einer Freundin so weit wie möglich befolgt. Ansonsten
wurden keine Kriterien beim Auslosen der teilnehmenden Jugendlichen berücksichtigt
und alle gleichberechtigt behandelt. Da im Projektverlauf mehrere Jugendliche
ausschieden, bzw. nicht mit dem ihnen zugelosten Kurs begannen, konnten
Schüler_innen, die zunächst nicht ausgelost wurden, nachrücken.
Letztendlich haben 35 Schüler_innen das Angebot von Plan MSA regelmäßig
wahrgenommen, d.h. sie waren mindestens 60% der Zeit in den von ihnen belegten
Kursen anwesend. Weitere 34 Jugendliche waren im gesamten Projektverlauf bei 25-60%
der Termine anwesend. Im Schnitt wurden 42 Schülerinnen und Schüler wöchentlich
betreut. Insgesamt hat das Angebot von Plan MSA damit 69 Jugendliche in
nennenswertem Umfang erreicht.
2.1. Teilnahmezahlen
Die Kursanmeldungen zu Beginn des neuen Projektdurchgangs sind im Vergleich zu den
bereits im Vorjahr hohen Anmeldezahlen noch einmal gestiegen. Es meldeten sich 112
Jugendliche für das Kursangebot von Plan MSA an. Da die meisten von ihnen mehr als
ein Kurswunsch angaben, wurden insgesamt 217 Kursplätze nachgefragt. Die Zahl der
Anmeldungen zeigt, dass auch weiterhin der Bedarf an kostenloser Unterstützung für die
MSA-Prüfungen im Stadtteil Kreuzberg sehr groß ist.
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Da die Kursnachfrage die vorhandenen Plätze weit überstieg, mussten die Kursplätze
verlost werden. Bei der Losung wurden Jugendliche, welche den MSA bereits einmal
nicht bestanden hatten sowie Jugendliche aus dem Aktionsraum Plus (den QM-Gebieten
Kreuzberg-Nord) bevorzugt behandelt. Zudem wurden Präferenzen bezüglich der
Teilnahme mit einem Freund oder einer Freundin so weit wie möglich befolgt. Ansonsten
wurden keine Kriterien beim Auslosen der teilnehmenden Jugendlichen berücksichtigt
und alle gleichberechtigt behandelt. Da im Projektverlauf mehrere Jugendliche
ausschieden, bzw. nicht mit dem ihnen zugelosten Kurs begannen, konnten
Schüler_innen, die zunächst nicht ausgelost wurden, nachrücken.
Letztendlich haben 35 Schüler_innen das Angebot von Plan MSA regelmäßig
wahrgenommen, d.h. sie waren mindestens 60% der Zeit in den von ihnen belegten
Kursen anwesend. Weitere 34 Jugendliche waren im gesamten Projektverlauf bei 25-60%
der Termine anwesend. Im Schnitt wurden 42 Schülerinnen und Schüler wöchentlich
betreut. Insgesamt hat das Angebot von Plan MSA damit 69 Jugendliche in
nennenswertem Umfang erreicht.
2.2. Zusammensetzung der Schüler_innen
Von den 112 Jugendlichen, welche sich für das Angebot von Plan MSA angemeldet
haben, gaben 58 Personen an, weiblich und 51, männlich zu sein. Von den ersten 50
ausgelosten Schüler_innen wiederum gaben 26 an, dass sie weiblich und 24, dass sie
männlich seien. Damit war das Geschlechterverhältnis sehr viel ausgeglichener als im
vorherigen Projektdurchgang. Der im letzten Jahr vermutete Grund, dass die Vorstellung
des Projektes durch ausschließlich weibliche Teammitglieder dazu führt, dass sich
mehrheitlich weibliche Jugendliche für das Angebot von Plan MSA interessieren, kann
damit relativiert werden. Auch in diesem Jahr war die Vorstellung in den Schulen
lediglich von weiblichen Personen durchgeführt worden.
Das Ziel, über Plan MSA eine mit Blick auf ihren formalen Leistungsstand und ihre
sozioökonomische Situation besonders förderbedürftige Gruppe zu erreichen, wurde, wie
bereits im ersten Durchgang, auch in diesem Jahr erreicht:
Aus Gesprächen mit den Jugendlichen erfuhren die Kursleiter_innen, dass diese bis auf
einige wenige Ausnahmen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien stammen, die
auf den (ergänzenden) Bezug von Sozialleistungen angewiesen sind. Angesichts der
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 allgemein schwierigen sozioökonomischen Situation von Familien mit Kindern im
Einzugsgebiet von Plan MSA war diese Tatsache kaum überraschend. Von den
regelmäßig teilnehmenden 34 Schüler_innen kamen 27 aus dem Gebiet des Aktionsraums
Plus, 11 davon aus dem Quartiersgebiet Wassertor.
Wie bereits im ersten Projektdurchlauf kamen die teilnehmenden Jugendlichen bis auf
wenige Ausnahmen von einer Integrierte Stadtteilschule (ISS) oder einer Gesamtschule.
In den jeweiligen Schulformen erreichten wir wiederum überwiegend eine formal
leistungsschwächere
Klientel,
nämlich
diejenigen,
die
über
die
vormaligen
Hauptschulzweige auf die ISS gekommen waren und Gesamtschüler_innen, die
überwiegend G- und A-Gesamtschulkursen zugeordnet waren. Insgesamt hatten sich 7
Gymnasiast_innen für die Kurse von Plan MSA angemeldet. Im Gegensatz zum letzten
Mal waren bei den Anmeldungen keine Personen dabei, die den MSA bereits einmal
versucht, jedoch nicht bestanden hatten. Aus Gesprächen mit den Jugendlichen ging
hervor, dass viele von ihnen erstmalig ein außerschulisches Angebot wahrnahmen.
Bei
den
112
Erstanmeldungen
wiesen
nur
zwei
Jugendliche
keinen
Migrationshintergrund auf. Zwar wurde der Migrationshintergrund der Teilnehmenden
im Projektverlauf auch in diesem Projektdurchgang bewusst nicht strukturiert erfasst, um
mit entsprechenden Kategorisierungen verbundene Zuschreibungen zu vermeiden. Aus
Gesprächen mit den Jugendlichen wurde jedoch bekannt, dass diese bei eigener deutscher
oder auch doppelter Staatsangehörigkeit überwiegend mindestens ein türkisches oder
arabisches Elternteil haben. Wir schätzen den Anteil der Schüler_innen mit türkischem
Migrationshintergrund auf etwa drei Viertel der Teilnehmenden. Hinzu kamen eine
weitere größere Gruppe Jugendlicher mit familiären Wurzeln in verschiedenen Ländern
des arabischen Raums sowie mehrere Jugendliche aus (süd-)osteuropäischen Ländern
(u.a. Ukraine, Bosnien, Serbien).
2.3 Gewinnung der Teilnehmer_innen und Kurszuteilung
Mit Blick darauf, dass die persönliche Vorstellung des Projektes im Jahr 2010 bei den
Schüler_innen in den 10. Klassen unserer Kooperationsschulen die größte Resonanz
erbrachte, wurde dieses Verfahren auch für das Schuljahr 2011/12 gewählt. Durch die
direkte Ansprache der Jugendlichen sollte auch vermieden werden, dass die Lehrer_innen
die Schüler_innen für Plan MSA auswählten und es zu einem sogenannten creaming-
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Effekt (Auswahl der Besten) kam. Der Ansatz von Plan MSA war es, die Jugendlichen
eigenständig entscheiden zu lassen, ob sie eine Unterstützung und somit eine Teilnahme
an dem Kursangebot von Plan MSA wünschten.
Die Resonanz bei der Vorstellung von Plan MSA in den Klassen war durchweg positiv.
Die
Mehrheit
der
sich
anmeldenden
Kooperationsschulen. Allerdings gab es auch
Jugendlichen
kam
von
einer
der
Jugendliche, welche andere Schulen
besuchten. Bei Nachfrage hatten sie entweder durch andere Jugendeinrichtungen aus dem
Stadtteil, insbesondere durch das MGH, oder durch Empfehlungen von Jugendlichen, die
bereits im ersten Durchgang von Plan MSA teilgenommen hatten, von dem Angebot
gehört. Dies zeigt zum einen die positiven Effekte der intensivierten Netzwerkarbeit.
Zum anderen unterstreicht es noch einmal die hohe Zufriedenheit der teilnehmenden
Jugendlichen an dem Angebot von Plan MSA, die bereits in der Evaluierung des ersten
Projektdurchgangs deutlich geworden war.
Anders als im ersten Durchgang konnte bei der Kurszuteilung aus gewonnen Erfahrungen
bezüglich der Kommunikation mit den Jugendlichen, wie oben erläutert, profitiert
werden. So wurden die Jugendlichen lediglich telefonisch über ihren Kursplatz
informiert, was im Gegensatz zum Verfahren des ersten Projektdurchgangs, in welchem
die Zuweisung per E-Mail stattfand, sehr viel reibungsloser verlief. Zwar konnten einige
Jugendliche auch per Telefon nicht erreicht werden und die Absprache jedes Kursplatzes
am Telefon nahm mehr Zeit und Kosten in Anspruch als das Verschicken einer Rund-EMail. Dadurch, dass jedoch durch den direkten Kontakt die Kursteilnahme sofort von den
Jugendlichen bestätigt bzw. abgesagt werden konnte, wurde insgesamt sehr viel Zeit und
Mühe gespart und auch mehr Verbindlichkeit von Seiten der Jugendlichen sowie eine
persönlichere Atmosphäre im Projekt geschaffen. Die Kursplatzvermittlung über das
Telefon hat sich somit als derzeit beste Lösung erwiesen und wird auch im nächsten
Durchgang von Plan MSA angewandt werden.
Das Nachrückverfahren dagegen stellte sich im Projektverlauf als ineffektiv und sehr
umständlich heraus. Viele der Jugendlichen, welche zum Projektbeginn nicht ausgelost
wurden, hatten sich nach der Absage bereits um eine anderweitige Unterstützung bemüht,
sodass ein Nachrücken obsolet geworden war.
Die Suche nach einer_m passenden
Nachrücker_in, welche an dem jeweiligen Termin Zeit hatte, bedeutete zudem einen sehr
hohen Koordinationsaufwand. Ein weiterer negativer Effekt, welcher sich aus dem
Nachrückprinzip ergeben kann, ist die Möglichkeit, dass einige Jugendliche, welche
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 nicht ausgelost werden, stets auf einen frei werdenden Platz in einem der Kurse hoffen
und in einer Warteposition verharren bleiben, anstatt sich um ein anderes Angebot zu
bemühen. Auch beeinträchtigt das Nachrücken in bereits bestehende Kurse die Festigung
als eine Lerngruppe und kann positive Gruppendynamiken sowie Lerneffekte stören. Aus
diesen Gründen wurde sich entschieden, im kommenden Projektdurchgang kein
Nachrückverfahren mehr anzubieten und Kursplätze, die von den ausgelosten
Jugendlichen nicht wahrgenommen werden, nicht weiter zu vergeben.
2.4 Kontinuität der Teilnahme
Wie oben erwähnt, hatte sich im ersten Projektdurchlauf der sogenannte Peergroup-Effekt
positiv auf die Teilnahme der Jugendlichen ausgewirkt, weswegen ihre Wünsche mit
einem Freund oder einer Freundin einen Kurs gemeinsam zu besuchen, in diesem Jahr
stärker berücksichtigt wurden. Auch wurde ein engerer Kontakt mit den Schüler_innen
gepflegt, als dies im letzten Projektdurchgang der Fall war. Insbesondere Jugendliche,
welche nicht regelmäßig ihren Kurs besuchten, wurden häufig angerufen und an den
nächsten Kurstermin erinnert. Dies hatte in einigen Fällen durchaus Erfolg. Bei einem
Vergleich mit den Teilnahmezahlen aus dem letzten Schuljahr haben sich die Zahlen in
diesem Jahr allerdings nur minimal verbessert. Die Schwierigkeit der kontinuierlichen
Teilnahme konnte somit auch in diesem Projektdurchlauf nicht überwunden werden.
Dies ist jedoch kein spezifisches Problem von Plan MSA. So verwies der Schulleiter
unserer Kooperationsschule in der Skalitzer Straße, Herr Böttig, im abschließenden
Evaluationsgespräch erneut auf die generelle Schwierigkeit, die Zielgruppe zur
Teilnahme an regelmäßigen Angeboten zu motivieren. Auch im regulären Unterricht und
trotz Disziplinierungsmaßnahmen fehlen viele Schülerinnen und Schüler immer wieder.
Die Höhe der von Plan MSA erreichten Teilnahme kann mit Blick auf die Zielgruppe
nach dieser Einschätzung als Erfolg gewertet werden. Ein wichtiger Grund ist hierfür
unseres Erachtens die klare Ausrichtung des Projektes auf die MSA-Prüfungen. So gaben
die Jugendlichen in Gesprächen an, dass sie zum Unterricht von Plan MSA kommen, weil
sie den MSA bestehen wollen.
Ein möglicher Grund für das Ausbleiben einer (regelmäßigen) Kursteilnahme kann
unserer Einschätzung nach an einer zeitlichen und psychischen Überlastung der
Jugendlichen liegen. So ergab sich aus Gesprächen mit den Schüler_innen, dass viele von
ihnen sich überfordert fühlten. Sie beklagten sich über die hohen Anforderungen, welche
der Schulunterricht mit den regulären Klausuren in Kombination mit der zeitgleichen
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Vorbereitung auf die wichtigen MSA-Prüfungen mit sich bringen würde. Einige der
Schüler_innen berichteten, dass sie zur Vorbereitung auf den MSA jeden Tag nach der
Schule ein außerschulisches Lernangebot wahrnehmen würden. Viele andere hatten,
schon alleine durch ihre zwei bis drei Kurse bei Plan MSA, mehrere Tage die Woche
Nachhilfe. Diese zeitliche Überlastung kombiniert mit einem hohen Leistungsdruck führt
nach unserer Meinung zu einem Zirkelschluss von Überforderung, daraus resultierenden
mangelnden Erfolgserlebnissen und einer wiederum verstärkten Demotivation. Aus
diesem Grund wurde sich dafür entschieden, das Angebot von Plan MSA im kommenden
dritten Durchgang kompakter zu gestalten. Wie dies geschehen soll, wird im folgenden
Kapitel zum Konzept von Plan MSA (3.2.) erläutert.
3. Die Arbeit mit den Jugendlichen im Unterricht
Da sich der Form des Unterrichtes im ersten Projektdurchgang positiv bewährt hatte,
wurden in diesem Bereich zu Beginn des zweiten Durchgangs kaum Veränderungen
vorgenommen.
3.2. Didaktische Gestaltung der einzelnen Kurse
Alle zehn Kursleiter_innen berichteten von einer konstruktiven und freundlichen
Arbeitsatmosphäre. Dies wurde auch aus Gesprächen mit den Jugendlichen bestätigt,
die zwar „nicht gerne“ zum Unterricht von Plan MSA kamen, sich aber im Kurs „wohl
gefühlt“ haben. Lediglich in einem Kurs kam es zu Konflikten. Diese waren allerdings
von nicht zum Kurs gehörenden Freunden eines Kursmitgliedes ausgelöst. Der Konflikt
konnte leider nur dadurch gelöst werden, dass sich der entsprechende Schüler nach einem
Gespräch mit der Lehrkraft und dem leitenden Team von Plan MSA, dafür entschied, den
Kurs zu verlassen.
Besonders positiv hat sich der oben bereits erwähnte Peergroup-Effekt auf die
Kursatmosphäre ausgewirkt. Dadurch, dass die Jugendlichen in den meisten Fällen
zusammen mit einer bekannten Person den Kurs von Plan MSA besuchten, fühlten sie
sich unserer Einschätzung nach sicherer als alleine, was zu einer regen Teilnahme und
entspannten Atmosphäre verhalf.
Um die positiven Effekte der Peergroups noch stärker auszuschöpfen, wurde sich dafür
entschieden, die Gruppengröße im dritten Durchgang von Plan MSA hochzusetzen. Auf
diese Weise können die Wünsche aller Jugendlichen, den Kurs gemeinsam mit einer
Freundin bzw. einem Freund zu besuchen, noch stärker berücksichtigt werden. Die Zahl
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 der Plätze soll pro Kurs um fünf auf dann zehn steigen. Dass sich dies negativ auf den
Kleingruppeneffekt auswirken wird, ist unserer Meinung nach nicht zu befürchten. Zum
einen ist eine Gruppe von zehn Personen im Vergleich zum Schulunterricht noch immer
klein genug, um auf die Bedürfnisse der einzelnen Schüler_innen eingehen zu können.
Zum anderen werden auf Grund eines Dropouts sowie einer unregelmäßigen Teilnahme
lediglich in wenigen Fällen tatsächlich zehn Personen an jeder Kurssitzung teilnehmen.
Eine abschließende Beurteilung hierüber kann allerdings erst nach den praktischen
Erfahrungen mit der neuen Gruppengröße erfolgen, weswegen in der Evaluation des
kommenden Projektdurchlaufs auf diesen Aspekt besonders geachtet werden muss.
Wie auch im ersten Projektdurchgang wurde sich für eine leistungsheterogene
Zusammensetzung der Kurse entschieden. Zwar stellt eine Leistungsheterogenität eine
besondere didaktische Herausforderung für die Lehrkräfte dar. Auch in diesem
Projektdurchgang kam es diesbezüglich zu Schwierigkeiten, wie unter anderem zu Überbzw. Unterforderung und Ungeduld im Umgang mit den Bedürfnissen der Anderen.
Nichtsdestotrotz waren mit der Zulassung von Leistungsheterogenität in den meisten
Fällen positive Aspekte verknüpft: So konnten beispielsweise Schüler_innen, welche
nicht das Gymnasium besuchten, feststellen, dass sie in einigen Bereichen
Gymnasiast_innen etwas erklären konnten und ihre vermeintliche Schwäche nicht
grundsätzlich als gegeben hingenommen werden muss.
Prinzipiell sind wir von einem leistungsheterogenen Ansatz überzeugt, da es auch darum
geht, die Erfahrung des Scheiterns, welche Jugendliche mit niedrigerem Kenntnisstand
durch eine Trennung nach formalen Leistungsniveau im deutschen Bildungssystems
häufig genug erleben, nicht im außerschulischen Bildungsbereich zu wiederholen. Gerade
mit Blick darauf, dass Plan MSA vor dem Hintergrund der Kritik am selektiven
deutschen Bildungssystem gegründet wurde, werden wir in diesem Punkt an der
grundsätzlichen Konzeption festhalten.
Nach einer Rücksprache mit pädagogischen Fachkräften wie unter anderem Herrn Böttig,
wurde auch in diesem Projektdurchgang ein Mädchenkurs für das Fach Mathematik
angeboten und ansonsten auf Geschlechtertrennung in den Kursen verzichtet. Da die
Nachfrage nach dem Mathe-Mädchen-Kurs bei der Kursanmeldung sehr hoch war und es
in den anderen Kursen, in den nicht getrennten Kursen zu keinen Schwierigkeiten kam,
wird dieses Modell auch im kommenden Projektdurchgang fortgesetzt werden.
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 3.2. Didaktische und inhaltliche Fragen zum Konzept von Plan MSA
Bereits im ersten Projektdurchgang hatte sich die enge Ausrichtung von Plan MSA an den
Anforderungen der Prüfungen zum MSA mit Blick auf die Projektziele als ambivalent
erwiesen. Auch in diesem Jahr ließ der starke Fokus auf die Prüfungsinhalte wenig Raum für
die eigentlich angestrebte Erprobung alternativer Unterrichtsmethoden und –inhalte zu.
Zudem führte die Enttäuschung über nicht mehr zu schließende Lücken im vorgegebenen
Lernstoff zu einer Demotivation sowohl der Schüler_innen wie auch der Lehrenden.
Wie bei der Darstellung der Teilnahmekontinuität jedoch bereits erläutert, bestätigte sich die
Annahme, dass die MSA-Prüfungen der Hauptanreiz für die Zielgruppe ist, an dem
außerschulischen Bildungsangebot von Plan MSA teilzunehmen. Die Schüler_innen
äußerten sich immer wieder dahingehend, dass ihre Motivation, an Plan MSA teilzunehmen,
hauptsächlich aus dem Wunsch nach einer möglichst guten Prüfungsvorbereitung resultiert.
In Gesprächen gaben sie zudem an, dass es ihr primäres Kursziel sei, den MSA „irgendwie“
zu bestehen.
Ausgehend von der Tatsache, dass mit Plan MSA ein Aufhänger gefunden wurde, um eine
Klientel, der häufig unterstellt wird, sie sei für außerschulische Bildungsangebote nur
schwer zu erreichen, an ein regelmäßig stattfindendes Projekt zu binden, kommen wir zu
dem Ergebnis, dass sich die enge Ausrichtung an Prüfungsinhalten weiterhin konzeptionell
bewährt hat.
Wie oben bereits erwähnt, gaben viele der Jugendlichen an, dass sie sich von der Schule
überfordert fühlten, was unserer Meinung nach zu ausbleibenden Lernerfolgen und
Demotivation führt. Die Konsequenz die im kommenden Durchgang von Plan MSA
daraus gezogen wird, ist eine kompaktere Gestaltung des Angebotes. So sollen sich die
Jugendlichen zunächst nur auf das Fach konzentrieren, in welchem sie den größten
Lernbedarf
für
sich
sehen.
Jede_r
Schüler_in
wird
somit
lediglich
einen
schuljahresbegleitenden MSA-Kurs besuchen. Ein zweites Prüfungsfach nach Wahl wird
dann nur in kompakter Form in den Osterferien, also unmittelbarer vor den MSAPrüfungen, unterrichtet.
Diese kompaktere Gestaltung des Unterrichtes ist, neben der zeitlichen Überlastung der
Jugendlichen, mit den positiven Erfahrungen, die mit der Intensivphase von Plan MSA in
den
Osterferien
gemacht
wurden,
zu
rechtfertigen.
Im
Vergleich
zum
schuljahresbegleitenden Unterricht war die Teilnahme in den Intensivkursen der
Osterferien sehr viel höher. So waren in jedem Intensivkurs an die 15 Schüler_innen,
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 die sich durchweg rege und konzentriert am Unterricht beteiligten. Dies kann unserer
Einschätzung nach zum einen damit begründet werden, dass der Besuch eines
einwöchigen Kurses weniger Motivation bedarf als ein Kursbesuch über das gesamte
Schuljahr. Zum anderen ist die Motivation der Jugendlichen kurz vor den Prüfungen sehr
viel höher als noch zu Beginn des Schuljahres.
Auf eine unterstützende Vorbereitung im dritten Fach wird – außer, wenn die
Jugendlichen in diesem Fach Gefahr laufen, eine Sechs zu schreiben, die sie nicht
ausgleichen können - verzichtet. Ziel ist es, dass die Jugendlichen in zwei der drei
schriftlichen MSA-Prüfungen mindestens eine Vier schreiben und ggf. eine Fünf im
dritten Fach mit einer anderen Note ausgleichen können. Dieser sehr pragmatische
Ansatz steht zwar im Spannungsverhältnis zu den Projektzielen, den Jugendlichen fernab
vom formalen Leistungsdruck positive Lernerfahrungen zu vermitteln. Allerdings
entspricht er sehr viel eher der Lebensrealität und den Wünschen der Jugendlichen.
Um die Projektziele nicht aus den Augen zu verlieren, gilt es im nächsten
Projektdurchlauf zum einen, die Kursinhalte trotz des Prüfungsfokus an die Lebenswelten
und Interessen der Jugendlichen so weit wie möglich anzupassen. Zum anderen könnte
verstärkt versucht werden, die Jugendlichen zur Teilnahme an anderen Projekten zu
motivieren. So könnte die Tatsache, dass die Jugendlichen durch den Anreiz die MSAPrüfungen zu bestehen von den Plan-MSA-Lehrenden erreicht werden, dazu genutzt
werden, um ihnen neue Perspektiven zu vermitteln. Hierfür bedarf es einer
entsprechenden Vorbereitung der Lehrenden.
3.3. Resonanz der Jugendlichen und Prüfungsergebnisse
Dreiviertel der Kursteilnehmenden haben die Prüfungen zum MSA bestanden. Dies ist mit
Blick auf die großen Lücken, welche im vorgegebenen Lernstoff bei vielen der Jugendlichen
existierten, als Erfolg zu bewerten.
In Gesprächen bedankten sich die Schüler_innen für die Unterstützung durch Plan MSA und
bestätigten, dass ihnen der Kurs bei der Vorbereitung zu den Prüfungen sehr geholfen hat.
Wie oben bereits erwähnt, kamen die Jugendlichen zwar nicht „gerne“ zum Unterricht - der
Kurs wurde von ihnen als notwendige Maßnahme zur MSA-Vorbereitung empfunden.
Allerdings fühlten sich die Jugendlichen in ihrem Kurs wohl. Besonders positiv wurde die
Tatsache empfunden, dass der Kurs mit einem Freund bzw. einer Freundin besucht werden
konnte.
Die Lehrende gaben an, dass viele der Schüler_innen Fortschritte im Schulunterricht
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 schon während des laufenden Schuljahres machten und im Projektverlauf ein sichereres
Auftreten im Kurs aufwiesen.
4. Die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Lehrkräften
Die Kurse von Plan MSA wurden von 10 ehrenamtlichen Lehrkräften geleitet. Die
freiwilligen Lehrkräfte wurden über bestehende Netzwerke an verschiedenen Berliner
Universitäten gewonnen.
4.1. Hintergrund der ehrenamtlichen Lehrkräfte
Die zwei männlichen und acht weiblichen ehrenamtlich engagierten Lehrkräfte befanden
sich bis auf eine Ausnahme entweder in der Abschlussphase ihres Hochschulstudiums oder
verfügten bereits über einen Hochschulabschluss. Die Lehrkräfte zeichneten sich neben ihrer
fachlichen Qualifikation -überwiegend mindestens Abitur-Leistungskurs im entsprechenden
Lehrfach, mehrheitlich Lehramtsstudium und/oder Erfahrung im außerschulischen
Bildungsbereich - durch eine sehr hohe Motivation im Umgang mit den Schüler_innen aus.
Die Altersspanne reichte von 18 bis 31 Jahren. Lediglich eine Lehrkraft wies einen
Migrationshintergrund und nur zwei stammten aus sozioökonomisch benachteiligten
Familien; alle lebten aber zur Zeit der Projektdurchführung selbst in finanziell prekären
Verhältnissen.
4.2 Anforderungen an die ehrenamtlichen Lehrkräfte
Zu den Aufgaben der Lehrenden gehörten die Vor- und Nachbereitung des Unterrichts,
die Korrektur von Hausaufgaben sowie von Probeklausuren und die Beantwortung von
Nachfragen auch außerhalb der Unterrichtszeit. Zudem boten die ehrenamtlichen
Lehrer_innen während der Osterferien Kurse mit prüfungsbezogenen Themen für die
teilnehmenden Jugendlichen an.
Bei der Auswahl der Freiwilligen legten wir als Projektteam zudem größten Wert darauf,
dass die fachliche Qualifikation auch mit der Bereitschaft zu einer zuverlässigen
Durchführung des Kursangebots verbunden war: So mussten die Freiwilligen beispielsweise
ihre Urlaubsplanung an den Schulferien anpassen oder aber zumindest für ihre Abwesenheit
eine adäquate Vertretung organisieren, was nicht zuletzt eine Bereitschaft zu gegenseitiger
Unterstützung innerhalb des Plan MSA-Teams implizierte. Auch Krankheitsvertretungen
mussten, unter Umständen auch kurzfristig, verlässlich organisiert werden, um das
allgemeine Projektziel der unbedingten Gewährleistung der Regelmäßigkeit des Angebots
zu erreichen.
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Wie bereits im ersten Projektdurchlauf zeigte sich, dass die Anforderungen an die
ehrenamtlichen Lehrkräfte hoch sind: Neben der individuellen Vor- und Nachbereitung des
Unterrichts und dem fachlich-inhaltlichen Austausch mit den anderen Kursleiter_innen
erklärten sich die Lehrkräfte bereit, den Schüler_innen bei Bedarf auch außerhalb der
Unterrichtszeit als Ansprechpartner_innen zur Verfügung zu stehen, beispielsweise für
Korrekturen von Hausaufgaben. Wie oben bereits erläutert, bemühten sie sich darüber
hinaus, die Jugendlichen verstärkt zur Teilnahme an den Kursterminen zu motivieren, indem
sie sich telefonisch nach Gründen der Abwesenheit erkundigten. Zudem erforderte die
konzeptionelle Verpflichtung zur Anpassung des Unterrichts an die Bedürfnisse der
Schüler_innen eine Bereitschaft zur Flexibilität in der Unterrichtsvorbereitung – es konnte
nur begrenzt auf standardisierte Lehrmaterialien zurückgegriffen werden, was den Aufwand
der Vor- und Nachbereitung deutlich erhöhte.
4.3 Betreuung durch das Projektteam
Die Ergebnisse der Evaluation des letzten Projektdurchgangs verweisen deutlich darauf, wie
wichtig den ehrenamtlichen Lehrkräften ein angenehm gestaltetes Arbeitssetting ist. Wie
oben bereits erwähnt, wurden die Vorschläge der Kursleiter_innen aus dem letzten Schuljahr
aufgenommen und ihre Betreuung in diesem Jahr deutlich intensiviert.
Im Rahmen einer Honorarstelle für die inhaltliche Begleitung galt es, die Qualität des
Kursangebots didaktisch wie auch inhaltlich sicherzustellen. Bereits in den Monaten vor
Kursbeginn wurden hierfür zunächst die Rahmenlehrpläne für die Kurse von Plan MSA aus
dem vorherigen Durchgang in Absprache mit Fachlehrer_innen der Partnerschulen
überarbeitet. Gleichzeitig wurde das Lehrmaterial von Plan MSA aus dem letzten
Durchgang aktualisiert und verbessert.
Weiterhin war es wichtig, die Kompetenzen der ehrenamtlichen Lehrkräfte zu garantieren.
Dies wurde zum einen durch Auswahlgespräche geleistet, in denen sowohl die fachlichen als
auch didaktischen Fähigkeiten der Kandidat_innen überprüft wurden. Zum anderen wurden
die ausgewählten Lehrkräfte intensiv auf den Unterricht und die zu erwartenden
Schwierigkeiten,
wie
bspw.
Leistungsheterogenität
innerhalb
der
Kurse
oder
Motivationsprobleme, vorbereitet. Zu diesem Zweck fanden im Verlauf des zweiten
Projektdurchlaufs drei Workshops bzw. Arbeitstreffen mit allen Lehrkräften statt. So wurde
vor Beginn der Kurse ein
Vorbereitungsseminar durchgeführt, in dem es neben der
Heranführung der Lehrenden an die Projektziele und dem Kennenlernen der Lehrkräfte
untereinander um didaktische und inhaltliche Fragen des Unterrichtes ging. Zudem fand
16
Plan MSA Projektbericht 2011/12 anders als im letzten Durchgang vor den Weihnachtsferien ein Zwischenevaluierungstreffen
statt. Dieses sollte es möglich machen, Problemen, welche sich im Projektverlauf
möglicherweise entwickelt hatten, bereits vor dem Ende des Durchgangs entgegenzuwirken.
Das Treffen stellte sich als äußerst produktiv und sinnvoll heraus. So konnte einer Lehrkraft,
welche sich mit der Demotivation der Schüler_innen überfordert fühlte, in einem
gemeinsamen Erfahrungsaustausch mit hilfreichen Tipps geholfen werden. Nach Abschluss
der Kurse wurde ein abschließendes Evaluationstreffen organisiert, aus welchem wertvolle
Erkenntnisse für den kommenden Durchgang gewonnen werden konnten. So wurde die Idee
einer kompakteren Gestaltung des Kursangebotes insbesondere durch die Rückmeldung der
Lehrenden aus Gesprächen mit den Jugendlichen angestoßen.
Die Teilnahme an Arbeitstreffen für inhaltlich-didaktischen Austausch und auch die
Evaluation des Projektes umfassten in diesem Schuljahr für die Lehrkräfte jeweils insgesamt
mehr als 30 Stunden; hinzu kamen noch individuelle und dezentrale Rücksprachen mit dem
Projektteam bei inhaltlichen und organisatorischen Fragen. Die entsprechenden Treffen
wurden durch das Projektteam sowohl inhaltlich als auch organisatorisch ausführlich vorund nachbereitet.
Um den Austausch zu erhöhen sowie das Gruppengefühl zu stärken wurde ein monatlich
stattfindender „Stammtisch“ eingerichtet, zu dem die Lehrenden freiwillig
erscheinen
konnten und bei dem mindestens eine Person des Projektteams anwesend war. Der
Stammtisch wurde unterschiedlich stark angenommen. Die Lehrkräfte, welche regelmäßig
teilnahmen, betonten, dass ihnen der Austausch mit den anderen Lehrenden sehr geholfen
habe. Zusätzlich zu den einmal im Monat stattfindenden Treffen wurden die Lehrkräfte
regelmäßig (zumeist einmal die Woche bis alle zwei Wochen) per Telefon kontaktiert, um
nach dem Verlauf des Kurses oder möglichen Schwierigkeiten zu fragen. Zudem konnten
sich die Kursleiter_innen jederzeit an das Projektteam wenden.
Neben einem hohen Arbeitsaufwand waren für die Betreuung der Lehrkräfte auch
finanzielle Mittel notwendig: Ein Teil der Projekteinnahmen wurde für die Kompensation
von Ausgaben der Kursleiter_innen und den Erwerb von Lehrmaterialien verwendet.
Darüber hinaus sorgten wir im Rahmen der Weiterbildungen und anderen Projekttreffen für
eine ansprechende Darstellung des Erarbeiteten mittels Präsentationmaterialien sowie für
Verpflegung.
4.4. Resonanz der ehrenamtlichen Lehrkräfte
Trotz
der
von
den
Lehrenden
im
Abschlussgespräch
vorgebrachten
17
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Verbesserungsmöglichkeiten
bewerteten
alle
Lehrkräfte
das
Projekt
in
einem
abschließenden Evaluationsgespräch als sehr positiv. Sowohl die vorbereitenden Workshops
sowie den regelmäßig stattgefundenen Austausch empfanden die Lehrenden als sehr
hilfreich. Neben dem Austausch von den eigenen Erfahrungen konnten sich die Lehrenden
gegenseitig motivieren, wenn die Teilnahme der Jugendlichen schwankte. Zudem gaben die
Lehrkräfte an, dass sie die Atmosphäre im Projekt als besonders angenehm empfunden
haben. Sehr gefreut haben sich alle über von uns erbrachter Anerkennung in Form eines
Abschlussessens und der ausgehändigten Zertifikate über das ehrenamtliche Engagement.
Die Mehrheit der Lehrkräfte betonte, dass ihnen der Unterricht Freude bereitet habe und
knapp die Hälfte von ihnen möchte, wenn ihre zeitlichen Kapazitäten es zu lassen, auch im
kommenden Projektdurchlauf von Plan MSA wieder einen Kurs leiten. Diese positive
Resonanz werten wir als Erfolg; sie bestärkt uns, auch im kommenden Durchgang von Plan
MSA wieder viel Zeit und Sorgfalt in die Betreuung der Kursleiter_innen zu investieren.
5. Kooperationen und Netzwerkarbeit
Wie oben bereits geschildert, wurde während des Förderzeitraums eine aktive
Vernetzungsarbeit geleistet. Hauptpartner_innen von Plan MSA sind zum einen
Kreuzberger Schulen, das Mehrgenerationenhaus (MGH) Wassertor sowie diverse
Jugendeinrichtungen und andere soziale Träger aus dem Stadtteil.
5.1. Kooperation mit dem MGH Wassertor und anderen Kreuzberger
Jugendeinrichtungen
Wie bereits im ersten Projektverlauf wurde eng mit dem MGH Wassertor
zusammengearbeitet. Sechs der zehn Kurse fanden in den Räumlichkeiten des Hauses
statt und wurde auf dem Angebotsflyer des MGH beworben. Zudem konnten die
Arbeitstreffen mit den Lehrkräften im MGH durchgeführt werden. Das MGH Wassertor
bot Plan MSA neben einer flexiblen Verfügbarkeit mehrerer gut ausgestatteter Lehrräume
Kontakte in die Nachbarschaft sowie ein einladendes und produktives Lernumfeld. So
konnten bei Veranstaltungen des Hauses, wie beispielsweise den Initiativentreffen mit
Beteiligung aller im Haus ansässigen Projekten und Vereinen und der Geburtstagsfeier
des MGH, neue Kontakte geknüpft werden und das Projekt dadurch im Stadtteil
bekannter gemacht werden.
Auch mit diversen Jugendeinrichtungen und anderen sozialen Trägern aus dem Stadtteil
stand Plan MSA in engem Kontakt. Das Projekt wurde hier im Vorfeld des Kursstarts
vorgestellt. Zum einen geschah dies, um das Projekt stärker im Kiez zu verankern und
18
Plan MSA Projektbericht 2011/12 wahrnehmbar zu machen, zum anderen, um den teilnehmenden Jugendlichen im Rahmen
der Kurse über das Ziel des erfolgreichen Schulabschlusses eine Perspektive zu bieten.
Im Unterricht von Plan MSA-Unterricht wurden regelmäßig Veranstaltungen anderer
Träger, bspw. zu Berufsvorbereitung oder Kapazitierungsworkshops, beworben. Dies
soll, wie in Kapitel 3.2. bereits erwähnt, im kommenden Durchgang noch verstärkter
stattfinden, um die Erreichbarkeit der Jugendlichen im Rahmen von Plan MSA für andere
Projekte zu nutzen.
Dass sich Plan MSA mittlerweile im Stadtteil etabliert hat und von anderen Trägern
gekannt und geschätzt wird, bestätigt, dass im Laufe des zweiten Durchgangs immer
wieder Anfragen von Trägern der Jugendhilfe bei uns eingingen, die Jugendliche in unser
Projekt vermitteln wollten.
Auch im kommenden Jahr werden wir die begonnene Netzwerkarbeit weiterführen. Die
Mehrzahl der Kurse werden wieder in den Räumlichkeiten des MGH durchgeführt
werden.
5.2. Kooperation mit Schulen und Lehrer_innen
Wie oben bereits erwähnt, wurde in diesem Jahr mit vier Kreuzberger Schulen kooperiert:
der Sekundarschule Skalitzer Straße, der Stadt-als-Schule, der Carl-von-Ossietzky Schule
sowie der Ferdinand-Freiligrath-Schule. Diese Schulen stehen zum einen dem Angebot
von Plan MSA sehr positiv gegenüber und bekundeten ihre Unterstützung, zudem
entsprechen sie dem Einzugsgebiet der Zielgruppe. Teilweise kannten die Schulen das
Projekt bereits aus dem ersten Durchgang und hatten bereits im letzten Jahr Interesse an
einer verstärkten Zusammenarbeit angedeutet. In jeder Kooperationsschule fanden nach
den Sommerferien Gespräche mit den Schulleitungen und interessierten Lehrer_innen
statt. Die inhaltlichen und methodologischen Anregungen im Rahmen dieser Gespräche
flossen in die inhaltliche Konzeption der Rahmenlehrpläne und die methodologische
Vorbereitung der Didaktik-Workshops ein. Zudem unterstützen die Schulen Plan MSA
durch Bereitstellung von Lehrmaterialien und der Möglichkeit zu fachlicher
Rücksprache.
Die bereits im ersten Projektdurchlauf vertiefte Zusammenarbeit mit der Sekundarschule
Skalitzer Straße wurde auch in diesem Jahr fortgesetzt. So konnten wir durch die Schule
Lehrbücher erhalten. Zudem wurden vier der Plan-MSA-Kurse in den Räumlichkeiten
der Schule durchgeführt. Die Zusammenarbeit wurde von beiden Seiten sehr positiv
bewertet. Das Vertrauen der Schulleitung in unser Projekt kam unter anderem darin zum
19
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Ausdruck, dass wir das ganze Schuljahr hindurch über Schlüssel zu den
Unterrichtsräumen
verfügen
und
die
Räume
auch
außerhalb
der
offiziellen
Öffnungszeiten nutzen durften. Die Intensivphase in den Osterferien konnte vollständig
im Schulgebäude durchgeführt werden.
Wie oben erläutert, sollte versucht werden, die Zusammenarbeit mit den Lehrer_innen
der Kooperationsschulen zu intensivieren. Eine vertiefte Kooperation mit den
Lehrer_innen der Jugendlichen ist insbesondere mit Blick auf Lehrmaterial
wünschenswert. Leider konnte das Ziel nur teilweise realisiert werden. Lediglich in sehr
vereinzelten Fällen fand ein Austausch von Kursleiter_in und Schullehrer_in statt. Die
Erfahrungen aus diesem Durchgang bestätigen die aus dem ersten Projektjahr, dass ein
umfangreicher kontinuierlicher Austausch zwischen den jeweiligen Fachlehrer_innen und
den Plan MSA-Kursleiter_innen aufgrund von beschränkten zeitlichen Kapazitäten auf
beiden Seiten nicht zu realisieren ist. Nichtsdestotrotz soll auch im Schuljahr 2012/13
innerhalb
der
begrenzten
Möglichkeiten
die
dezentrale
Rücksprache
mit
Fachlehrer_innen stattfinden.
Im kommenden Projektdurchgang soll insbesondere die positive Kooperation
mit der
Skalitzer Schule weiter fortgeführt werden. Neben der erneuten Bereitstellung der Räume
wurde von Seiten der Schule eine mögliche Förderung in Form von AG-Mitteln in Aussicht
gestellt. Daneben ist eine weitere Zusammenarbeit mit der Carl-von-Ossietzky Schule sowie
der Ferdinand-Freiligrath-Schule geplant. Die Kooperation mit der Stadt-als-Schule wird
dagegen nicht fortgesetzt, da der Einzugskreis der Schule mehrheitlich außerhalb der QMGebiete liegt und viele Schüler_innen nicht in Kreuzberg wohnen.
5.3. Kontakt zu den Eltern
Aus den Erfahrungen des letzten Durchgangs wurde deutlich, dass es grundsätzlich von
Vorteil ist, die Eltern über das Angebot von Plan MSA zu informieren, um den
Schüler_innen eine problemlose Teilnahme am Projekt zu ermöglichen. Es ist wichtig, den
Eltern die hohe Bedeutung der Prüfungen und somit der regelmäßigen Teilnahme am
Projektunterricht zu vermitteln, da in einigen Fällen ein Spannungsfeld zwischen familiären
Verpflichtungen und der Teilnahme am Projekt deutlich wurde.
So war der Kontakt mit den Eltern der Schüler_innen in diesem Projektdurchlauf
konzeptionell
im
Vorfeld
des
eigentlichen
Unterrichtbeginns
angedacht,
um
Teilnehmer_innen für das Projekt zu gewinnen. Mit einem an die Eltern adressierten (auch
ins Türkische übersetzten) und in den Schulen verteilten Brief wurden diese über die MSA20
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Prüfungen und das Angebot von Plan MSA informiert. Die in diesem Rahmen signalisierte
Ansprechbarkeit für die Eltern hat sich weiterhin bewährt. So kamen viele der Eltern mit
ihren Kindern zu dem Anmeldetermin und/oder informierten sich per Telefon über das
Angebot von Plan MSA. Die durchweg positive Resonanz, die Anerkennung und auch die
Dankbarkeit, die seitens vieler Eltern geäußert wurden, werten wir als Indikatoren für den
Erfolg unseres Ansatzes.
5.4. Öffentlichkeitsarbeitsarbeit im Rahmen des Projektes
Der zweite Projektdurchlauf von Plan MSA wurde durch Flyer für Schüler_innen, Briefe an
Kreuzberger Schulen sowie Elternbriefe (auf Deutsch und Türkisch) umfangreich beworben.
Zudem wurde und eine Internetpräsenz für das Projekt eingerichtet. Auch wurden freie Träger
der Jugendsozial- und -bildungsarbeit im Stadtteil über das Projekt informiert und gebeten, auf
Plan MSA aufmerksam zu machen.
Im Zuge der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit gelang es, wie eine Kooperation mit einer
Initiative von Stipendiat_innen der Studienstiftung es Deutschen Volkes zu realisieren (siehe
auch http://www.stipendienspenden.de/). Diese Initiative ruft zur Spende des von der
Stiftung gewährten Büchergeldes an soziale Projekte zur Verringerung der Ungerechtigkeit
im deutschen Bildungssystem auf und brachte Plan MSA eine große Anzahl an privaten
Spenden
ein.
Zudem
fand
das
Projekt
durch
die
Kooperation
mit
der
Stipiendiat_inneninitiative vermehrt in der (lokalen) Presse Erwähnung.
Auch die Nutzung der Spendenplattform Betterplace.org hat sich bewährt. Die immer
bekannter werdende Plattform ermöglichte uns, das Projekt nach Außen zu präsentieren und
an potentiell interessierte Spender_innen heranzutreten. Neben den akquirierten Spenden
konnten über das Portal auch Kontakte zu anderen Projekten hergestellt werden. Zudem
haben wir viel inhaltlichen Zuspruch innerhalb der Betterplace-Community erfahren. Wir
werden betterplace.org daher auch weiterhin zur Akquise von Spendengeldern nutzen.
Auch im kommenden Durchgang soll verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betrieben werden.
Angestrebtes Ziel ist es weiterhin durch vermehrte Wahrnehmbarkeit von Plan MSA in der
lokalen Öffentlichkeit auf die mit negativen Folgen des MSA im Bildungssystem
aufmerksam zu machen.
6. Projektfinanzierung
Einnahmen
Für das Schuljahr 2011/12 konnte bis Dezember 2011 eine Projektteilfinanzierung in
21
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Höhe von 8090,50 Euro durch das Quartiersmanagement Wassertor gewonnen werden.
7685,98 Euro wurden im Projektzeitraum überwiesen, der Restbetrag steht noch aus.
Zusätzlich konnten im 2. Halbjahr 2011 Spenden in Höhe von 4456,97 Euro 1
eingeworben werden. Der Zeitraum von Januar bis Juni 2012 wurde ausschließlich von
privaten Spendengeldern getragen (5116,00 Euro) – insgesamt erhielt Plan MSA damit
über den Projektzeitraum von Juli 2011 bis Juni 2012 Spendengelder in Höhe von
9572,97 Euro (davon 400 Euro über die gemeinnützige Initiative Quartiermeister e.V.).
Damit ergaben sich Einnahmen in Höhe von 17258,95. Mit dem Übertrag aus dem letzten
Durchgang in Höhe von 1444,99 Euro standen im aktuellen Durchgang insgesamr
18703,94 Euro zur Verfügung.
Ausgaben
Die Ausgaben im Projektzeitraum Juli2011/Juni2012 betrugen insgesamt 19005,66 Euro.
Diese teilten sich wie folgt auf:
Sachmittel
1809,66 Euro
-Kosten für Öffentlichkeitsarbeit
- Lehrmaterial
- Büromaterial
- Versicherungskosten
- Internetpräsenz
-Kopierkosten
-Telefonkosten
Honorarmittel für Koordination
7938,00 Euro
-Kontaktpflege (mit Kooperationspartner an Schulen, Lehrer/innen; Vernetzung
innerhalb des Stadtteils; Verbreitung des Informationsmaterials)
- Gewinnung (neuer) ehrenamtlich Tätiger
- Koordination und Betreuung der ehrenamtlich Tätigen (Kontaktpflege und
allgemeine/r Ansprechpartner/in bei Fragen aller Art; Heranführung an das Projekt;
Organisation von Ersatzpersonen; Koordinierung von Raumfragen; Organisation von
Krankheitsvertretung; Materialverwaltung; Ansprechpartner/in bei organisatorischen
Problemen mit Schüler/innen und technischen Fragen)
1
Geldspenden sowie eine Sachmittelspende im Wert von 11,97 Euro 22
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Honorarmittel für inhaltliche Projektbegleitung
4850,00 Euro
- Organisation und Gestaltung des didaktischen Rahmenprogramms
-Erläuterung des Rahmenprogramms und Bereitstellung von Informationen;
-Hilfestellungen zur Kursvorbereitung;
-Ansprechpartner_in für ehrenamtlich Tätige bei Fragen bzgl. des Rahmenlehrplans
und methodologischen Problemen;
-inhaltliche Rücksprache mit Lehrer_innen der Kooperationsschulen;
-Moderation des inhaltlichen Austausches der Freiwilligen untereinander
- Planung des didaktischen Weiterbildungstreffens im September/Oktober 2011
Aufwandsentschädigung für ehrenamtliche Lehrkräfte
3655,00 Euro
Raumnutzungsgebühr MGH
378,00 Euro
Allgemeine Steuerungsleistungen
150,00 Euro
Soziokulturelle Maßnahmen
Buchhaltung, Kaufmännische Projektsteuerung
225,00 Euro
Soziokulturelle Maßnahmen
Gesamt 19005,66
7. Fazit und Ausblick
Insgesamt ziehen wir ein sehr positives Resümee aus dem zweiten Durchgang von Plan
MSA. Eine große Anzahl der Jugendlichen hat erstmalig an einem außerschulischen
Förderangebot teilgenommen. Trotz einer vermeintlich „schwierigen“ Zielgruppe sind viele
Schüler_innen kontinuierlich zu den Kursen gekommen, haben sich eingebracht und
gemeinsam deutliche Lernfortschritte erreicht. Die Kurse zeichneten sich durch eine
produktive Arbeitsatmosphäre aus. Die Erfahrung des zweiten Projektdurchlaufs
unterstreicht,
dass
der
Bedarf
nach
kostenlos
zugänglichem,
außerschulischem
Förderunterricht in unserem Einzugsbereich groß ist.
Die konzeptionell enge Ausrichtung von Plan MSA an den Anforderungen der Prüfungen
zum MSA hat sich insofern bewährt, als dass sie für die angesprochene Zielgruppe
offensichtlich
einen
hohen
Anreiz
zur
Teilnahme
an
einem
außerschulischen
Bildungsangebot darstellte. Mit dem Projekt konnten wir eine strukturell benachteiligte
23
Plan MSA Projektbericht 2011/12 Klientel erreichen und haben dabei wichtige Erfahrungen bezüglich der Gewinnung einer
allgemein als „schwer erreichbar“ definierten Zielgruppe gesammelt. Diese halfen uns bei
den geplanten konzeptionellen Veränderungen von Plan MSA für den kommenden
Projektdurchgang.
Die Erfahrungen mit den im Projekt engagierten ehrenamtlichen Lehrkräften sind ebenfalls
durchgängig positiv. Die Rekrutierung der Lehrenden über bestehende Netzwerke an den
Berliner Universitäten hat sich bewährt – alle Lehrkräfte zeichneten sich durch hohe
fachliche Qualifizierung, starkes Verantwortungsbewusstsein, pädagogisches Feingefühl und
die Bereitschaft, dauerhaft viel Zeit und Energie für Plan MSA zu investieren, aus. Ihre hohe
Bereitschaft, auch außerhalb des Unterrichts für Anliegen der Schüler_innen einerseits und
didaktische und fachliche Weiterbildung im Rahmen von Projektworkshops andererseits
bereit zu stehen, war eine zentrale Voraussetzung für das Gelingen des ersten Durchlaufs
von Plan MSA. Wir sehen uns daher darin bestätigt, für die Auswahl der Lehrkräfte auch im
kommenden Durchgang hohe Erwartungen zu formulieren und im Umkehrschluss viel Zeit
und Sorgfalt in ihre Betreuung zu investieren.
Zudem hat sich die intensive Betreuung der Lehrenden im Projektverlauf als positiv
bewährt. Alle Lehrkräfte gaben an, dass sie die Arbeitstreffen sowie den regelmäßigen
Austausch als sehr hilfreich empfunden haben. Im kommenden Durchgang werden wir
somit die enge Betreuung der Lehrkräfte von Plan MSA fortsetzen.
Im Bereich der Netzwerkarbeit und Öffentlichkeitsarbeit haben wir grundsätzlich viel
positive Resonanz erfahren. Das Ziel, die Wahrnehmbarkeit von Plan MSA im lokalen
Umfeld zu stärken, konnte durch Kooperationen mit den anderen sozialen Trägern aus
Kreuzberg sowie der Initiative von Stipendiat_innen der Studienstiftung des Deutschen
Volkes erreicht werden. Die Zusammenarbeit mit den Schulen gestaltete sich positiv, wobei
sich jedoch der Kontakt mit den Lehrer_innen der Jugendlichen auch in diesem Jahr als
schwierig realisierbar herausstellte. Die Kontaktaufnahme zu den Eltern im Vorfeld des
Unterrichtsbeginns hat sich dagegen wieder sehr bewährt.
Schwachpunkt des Projektes ist weiterhin dessen unsichere Finanzierung. Zwar konnten
Mittel für den zweiten Projektdurchlauf eingeworben werden. Allerdings ist für eine
qualitativ hochwertige und effektive Koordination sowie inhaltliche Betreuung der
ehrenamtlichen Lehrkräfte eine langfristige Finanzierung wünschenswert.
Vor dem
Hintergrund unserer Erfahrungen kommen wir zudem zu der Einschätzung, dass angesichts
der hohen Ansprüche an die Betreuung der Schüler_innen die Bereitstellung von Strukturen
für ein letztlich unentgeltlich und ehrenamtlich durchgeführtes Projekt nicht ausreicht.
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Plan MSA Projektbericht 2011/12 Wir halten daher an unserem grundlegenden Anspruch fest, auch die Lehre im Rahmen von
Plan MSA perspektivisch dahingehend zu professionalisieren, dass wir diese mit
angemessenen Aufwandsentschädigungen entlohnen wollen.
Auch wenn wir, wie im Rahmen dieser Auswertung dargestellt, durchaus noch
Anpassungsbedarf
für
den
nächsten
Durchgang
sehen,
unterstreichen
die
Evaluationsergebnisse letztlich den großen Erfolg, den Plan MSA mit Blick auf die
Betreuung sowohl der Schüler_innen als auch der ehrenamtlichen Lehrkräfte erreichen
konnte.
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