Finanzplatz Zürich 2014/2015 - Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA)

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Finanzplatz Zürich 2014/2015 - Amt für Wirtschaft und Arbeit (AWA)
Kanton Zürich
Volkswirtschaftsdirektion
Amt für Wirtschaft und Arbeit
Finanzplatz Zürich
2014/2015
Monitoring, Prognosen, Strukturwandel am Bankenplatz Zürich
Eine Studie des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich
und der Stadtentwicklung Zürich
«Das Amt für Wirtschaft und Arbeit ist Ihr Kompetenzzentrum
für Fragen rund um die Themen Arbeit, Standortentwicklung und Volkswirtschaft. Der Entwicklung des Finanzplatzes schenken
wir aufgrund seiner Bedeutung für den Standort Zürich besondere Aufmerksamkeit. »
Bruno Sauter, Chef Amt für Wirtschaft und Arbeit
Cluster Finance
Unter Cluster verstehen wir die Vernetzung von Unternehmen der gleichen Branche untereinander sowie mit
Forschungsstätten zur Optimierung von Wert- und
Wissensschöpfungsketten sowie Steigerung der Innovation.
Standortförderung Kanton Zürich:
Eva May
Tel +41 (0)43 259 26 52
[email protected]
Ziele des Cluster Finance
Förderung tragfähiger Partnerschaften zwischen
– Wirtschaft
– Wissenschaft
– Politik und öffentlicher Verwaltung
Förderung optimaler Rahmenbedingungen
Entstehung und Erhalt von Arbeitsplätzen
Branchendiversität fördern
Innovationssteigerung im Bereich Fintech
Die Cluster-Aktivitäten erfolgen in Partnerschaft mit der
Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich.
Finanzplatz Zürich
www.finanzplatz-zuerich.ch
Standort Zürich
www.standort.zh.ch
www.stadt-zuerich.ch/wirtschaft
Wirtschaftsförderung Stadt Zürich
Elke Frost
Tel. +41 (0)44 412 36 54
[email protected]
Kanton Zürich
Volkswirtschaftsdirektion
Amt für Wirtschaft und Arbeit
Finanzplatz Zürich
2014/2015
Monitoring, Prognosen, Strukturwandel am Bankenplatz Zürich
Eine Studie des Amtes für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich
und der Stadtentwicklung Zürich
Impressum
Herausgeberin
Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich
Amt für Wirtschaft und Arbeit
Auftraggeberin
Standortförderung Kanton Zürich
Wirtschaftsförderung Stadt Zürich
Projektkoordination
Eva May (Leitung)
Standortförderung Kanton Zürich
CH-8090 Zürich
T +41 43 259 26 52
[email protected]
Elke Frost
Wirtschaftsförderung Stadt Zürich
CH-8022 Zürich
T +41 44 412 36 54
[email protected]
Projektbearbeitung
BAK Basel Economics AG
CH-4053 Basel
T +41 61 279 97 00
[email protected]
www.bakbasel.com
Michael Grass
Rebekka Rufer
Simon Koller
Sebastian Isenring
Titelbild
Juliet Haller, Amt für Städtebau
© 2014 by BAK Basel Economics AG
Das Copyright liegt bei BAK Basel Economics AG. Der Abonnent,
die Abonnentin verpflichtet sich, dieses Produkt weder teilweise
noch vollständig zu kopieren oder in anderer Form zu reproduzieren,
um es so Dritten kostenlos oder gegen Vergütung weiterzugeben.
2
Inhaltsverzeichnis
V
orwort
5
Dank an die Experten
6
Executive Summary
7
1Einleitung
1.1Zielsetzung
1.2Methodik
9
9
10
Teil I: Finanzplatzmonitor
11
2
Portrait des Finanzplatzes Zürich
2.1 Akteure
2.1.1Banken
2.1.2Versicherungen
2.1.3 Sonstige Finanzdienstleistungen
2.2 Struktur
2.2.1 Regionale Struktur des Schweizer Finanzsektors
2.2.2 Regionale Struktur des Zürcher Finanzsektors
2.3 Bedeutung für die regionale Volkswirtschaft
2.3.1 Branchenstruktur der Region Zürich
2.3.2 Wertschöpfung und Erwerbstätige im Finanzsektor Zürich
2.3.3 Bedeutung des Finanzsektors für das regionale BIP-Wachstum
2.3.4 Branchenproduktivität in der Region Zürich
2.3.5Steueraufkommen
2.4Fazit
11
11
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14
16
16
16
19
19
19
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21
23
23
3
Performance des Finanzplatzes Zürich
3.1 Aktuelle Entwicklung
3.2 Der Finanzplatz Zürich im Schweizer Vergleich 3.3 Der Finanzplatz Zürich im internationalen Vergleich
3.4Fazit
24
24
24
24
26
Teil II: Prognosen
27
4Ausblick
4.1 Überblick 4.1.1 Wirtschaftliches Umfeld
4.1.2 Aktuelle Entwicklung der Finanzmarktindikatoren
4.2 Finanzsektor Schweiz 4.2.1Erwerbstätige
4.3 Finanzsektor Region Zürich
4.3.1Wertschöpfung
4.3.2Erwerbstätige
4.4Fazit
28
28
28
28
31
32
32
32
33
34
Teil III: Der Strukturwandel am Bankenplatz Zürich
35
5Ausgangslage
35
6
Ursachen und Treiber des Strukturwandels
6.1 Trends und Schocks
6.2Umweltveränderungen
37
37
38
7
Konkrete Herausforderungen
7.1Wettbewerb
7.2 Margen
7.3 Volumen
7.4 Kosten
7.5Wertschöpfung
41
41
41
42
44
45
3
8
Strategiewandel der Banken
8.1Allgemein
8.2 Investment Banking
8.3Vermögensverwaltung
8.4 Retail Banking
47
47
48
49
50
9
Auswirkungen auf den Bankenplatz Zürich
9.1Industrialisierung
9.1.1 Verflechtung der Banken mit der übrigen Wirtschaft
9.1.2 Geografische Aspekte der Industrialisierung
9.2 Konsolidierung in der Bankenbranche
9.3 Auswirkungen auf das Personal 9.3.1 Personalbestand 9.3.2Entlohnung
9.4 Anforderungsprofil eines Bankers
9.5 Attraktivität des Finanzplatzes Zürich
51
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52
53
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57
57
58
59
59
10
61
Zusammenfassung und Schluss­folgerungen
Teil IV: Anhang
65
11Tabellen
11.1 Wirtschaft der Region Zürich 11.2 Teilregionen des Finanzplatzes Zürich
11.3 Finanzplatz Zürich im Regionenvergleich
11.4 Finanzplatz Schweiz im Ländervergleich
65
65
67
69
70
12Methodik
12.1 Angaben zu den Vergleichsregionen
12.2 Angaben zu den Vergleichsbranchen
71
71
72
4
Finanzplatz Zürich 2014/2015
V
orwort
Finanzplatz Zürich im Wandel
Wir freuen uns, mit dem Monitoring zum «Finanzplatz Zürich 2014/2015» neueste Zahlen
und Analysen zum Finanzplatz Zürich präsentieren zu können. Der Finanzplatz Zürich zählt
zur Topliga der weltweit grössten Finanzplätze und umfasst in der vorliegenden Analyse die
Kantone Zürich, Zug und Schwyz. Erklärtes Ziel des Monitorings ist es, die Bedeutung sowie
die Perspektiven des Clusters – bestehend aus Banken, Versicherungen sowie sonstigen
Finanzdienstleistern – für den Standort Zürich aufzuzeigen.
Unser Finanzplatz befindet sich seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise ab 2007 verstärkt
im Wandel. Neue nationale und internationale Finanzregulierungen, der Ruf nach mehr Transparenz und einer Weissgeldstrategie bei der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung,
Steuerstreitigkeiten sowie eine rasante technologische Entwicklung haben die Branche in
Atem gehalten. Viele Firmen mussten ihre Geschäftsfelder überprüfen und allenfalls ihre strategische Ausrichtung anpassen.
Doch wie weit ist der Wandel schon vorangeschritten? Wie fit sind unsere Banken für die
Zukunft? Inwiefern verändert sich das Bankengeschäft im nationalen oder auch im grenzüberschreitenden Kontext? Welche Auswirkungen sind für den Standort Zürich und die lokale
Beschäftigung zu erwarten? Diese bankenspezifischen Fragestellungen behandelt das Monitoring vertieft im dritten Teil. Der Konsolidierungsprozess wird sich auch in den kommenden
Jahren fortsetzen. Dennoch ist die Attraktivität des Bankenplatzes erfreulicherweise weiterhin
hoch, und die Qualität der angebotenen Palette an Finanzdienstleistungen überzeugt, so dass
die Branche für den schärfer werdenden globalen Finanzwettbewerb gut gerüstet ist.
Auch wenn die Bundespolitik den Rahmen für die Regulierung und die Aufsicht des Schweizer Finanzplatzes vorgibt, müssen und wollen wir dem Finanzsektor den Rücken stärken.
Wir setzen uns auf regionaler und lokaler Ebene für eine hohe Standortqualität ein. Für
Zürich ist eine gute Ausgestaltung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Finanzcluster essentiell. Dieser braucht eine solide Grundlage, um weiterhin zum Wirtschaftswachstum unserer Region beizutragen. Stadt und Kanton Zürich beschreiten bei der Umsetzung
ihrer Clusteraktivitäten gemeinsame Wege, damit Zürich auch in Zukunft auf einem wirtschaftlich starken Fundament steht und über eine vielfältige sowie nachhaltige Wirtschaftsstruktur
verfügt.
Zürich, im Januar 2015
Regierungsrat Ernst Stocker
Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Zürich
Stadtpräsidentin Corine Mauch
Stadt Zürich
5
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Dank an die
Experten
Die Standortförderung des Kantons Zürich sowie die Wirtschaftsförderung der Stadt Zürich
bedanken sich herzlich bei den folgenden Personen, welche als Experten bei der Analyse zum
Strukturwandel am Bankenplatz Zürich (Teil III) mitgewirkt und damit einen wertvollen Beitrag
geleistet haben (in alphabetischer Reihenfolge):
Barth Johannes
CEO, Sallfort Privatbank
Blumer Andreas
Partner, Audit – Financial Services, Ernst & Young (EY)
Dietrich Andreas
Professor for Banking and Finance,
Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ)
Franke Arno
Executive Director, Strategie Consultant, Vontobel-Gruppe
Gantenbein Pascal Professor of Financial Management, University of Basel
Hess Martin
Chefökonom und Direktionsmitglied,
Schweizerische Bankiervereinigung
Müller Urs
Präsident, Verband Schweizer Kantonalbanken
Perlini Fabio
Geschäftsleitungsmitglied, Clientis Zürcher Regionalbank
Ravara Cesare
Public Policy Switzerland / Governmental Affairs, Credit Suisse AG
Rüegsegger Urs
Group CEO, SIX Group
Scheidt Herbert J. Präsident des Verwaltungsrates, Vontobel-Gruppe
Siegrist Reto
Leiter Finanzberatung und Stellvertreter Leiter Private Banking,
Zürcher Kantonalbank
Ulrich Thomas
Regionaldirektor UBS Zürich, UBS AG
Präsident, Zürcher Bankenverband
Vannoni Raphael
Geschäftsführer, Basler Bankenvereinigung
Wiedmer Thomas Stellvertretendes Mitglied des Direktoriums,
Leiter Finanzen und Risiken, SNB
6
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Executive Summary
In der vorliegenden Studie untersucht BAKBASEL im Auftrag der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Zürich und der Stadtentwicklung Zürich die Bedeutung des Finanzplatzes Zürich sowohl im regionalen, nationalen als auch in einem internationalen Kontext.
Dabei umfasst der «Finanzplatz Zürich» Banken, Versicherungen und sonstige Finanzdienstleistungen in den Kantonen Zürich, Schwyz und Zug. Im regelmässig aufdatierten Finanzplatzmonitor werden aktuelle Eckwerte dargestellt. Der Ausblick skizziert die kurzfristig erwartete
Konjunkturentwicklung. Im diesjährigen Spezialthema wird der Strukturwandel am Bankenplatz Zürich genauer unter die Lupe genommen. Die Banken sind weiterhin die gewichtigste
Teilbranche des Finanzsektors Zürich, und ihr Wandel dürfte auch die regionale Volkswirtschaft mitprägen.
Der Finanzsektor ist weiterhin die wichtigste Branche der Zürcher Wirtschaft. Im Jahr
2013 erwirtschaftete er eine Bruttowertschöpfung von rund 28 Milliarden Franken und stellte
rund einen Fünftel der regionalen Wirtschaft oder fast die Hälfte des Schweizer Finanzsektors. Aufgrund der überdurchschnittlichen Arbeitsproduktivität des Zürcher Finanzsektors lag
der Anteil der Beschäftigten mit knapp einem Zehntel der regionalen Gesamtwirtschaft (rund
97’500 Erwerbstätige) deutlich tiefer. Sowohl der Wertschöpfungs- als auch der Beschäftigungsanteil des Finanzsektors an der regionalen Wirtschaft haben sich in den Jahren 1980
bis 2000 dank überdurchschnittlichem Wachstum stark erhöht. Die Jahre 2000 bis 2013
waren allerdings durch das Platzen zweier Finanzmarktblasen geprägt, was sich auch in der
Entwicklung der Anteile niederschlug.
Die Aufteilung des Finanzsektors zeigt, dass die Banken 2013 mit einem Wertschöpfungsanteil von 45 Prozent die grösste Teilbranche des Finanzplatzes Zürich waren. An zweiter
Stelle standen die Versicherungen (43%), gefolgt von den sonstigen Finanzdienstleistern (z.B.
Vermögensverwalter, Hedge-Fonds, Geldbroker, Versicherungsmakler). Letztere sind seit
2000 überproportional gewachsen und trugen im Jahr 2013 12 Prozent zur Wertschöpfung
des Zürcher Finanzplatzes bei. Geografisch wurde der Finanzplatz von den Banken und Versicherungen im Kanton Zürich dominiert. Lediglich bei den sonstigen Finanzdienstleistungen
waren die Kantone Zug und Schwyz mit Anteilen von 10 respektive 8 Prozent namhaft vertreten.
Der Finanzplatz Zürich ist auch im internationalen Kontext bedeutend, gehört er doch zur
Gruppe der sogenannten «Global Leaders» und verwaltet weiterhin über einen Viertel der
globalen grenzüberschreitenden Vermögen. Allerdings ist der Finanzplatz Zürich in der Zeitspanne 2000 bis 2013 durchschnittlich «nur» mit rund einem Prozent pro Jahr expandiert. Die
Finanzplätze London oder Luxemburg wuchsen in diesem Zeitraum deutlich schneller.
Der Ausblick für den Zürcher Finanzsektor lässt auf eine Verbesserung der Wachstumsraten
schliessen. Die erwartete anziehende Konjunktur ab 2015 dürfte die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen erhöhen und dem Finanzsektor Wachstumsimpulse liefern. Insbesondere
die Vermögen dürften leicht rascher zunehmen als das Wirtschaftswachstum, welches selber
eine Beschleunigung erfährt. Während die Volumen im Finanzsektor damit tendenziell steigen, bleibt der Druck auf die Preise und damit die Margen weiterhin hoch. Zudem ist auf
der Kostenseite kurzfristig nur mit wenig Entlastung zu rechnen. Die Implementierung der
neuen Regulierungen und die Investitionen in den (technologischen) Wandel treiben aktuell
die Kosten in die Höhe. Gerade dieser Wandel dürfte längerfristig zusätzliches Wachstumspotential bieten. Insgesamt rechnet BAKBASEL für den Zürcher Finanzsektor in den Jahren
2014 bis 2016 mit gegenüber der Gesamtwirtschaft marginal überdurchschnittlichen Wachstumsraten. Zusammen mit dem konjunkturellen Aufschwung erreicht das reale Wachstum des
Finanzsektors im Jahr 2016 seinen Höhepunkt (+2.7%; Gesamtwirtschaft +2.2%), bevor es
auf die langfristigen Trendraten einschlägt. Der laufende Wandel der Bankenbranche hemmt
kurzfristig auch die Wachstumsraten der Zahl der Erwerbstätigen. 2015 und 2016 dürfte die
Zahl der Erwerbstätigen mit jeweils 0.9 Prozent zunehmen.
Die Finanzkrise hat den Schweizer Bankenplatz tief erschüttert. Zahlreiche Beobachter
prophezeiten der Branche einen schmerzhaften Strukturbruch. Mittlerweile hat sich die Situation stabilisiert, auch wenn die Branche noch rund eine Dekade brauchen wird, um in der
Wertschöpfung wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen. Aus zahlreichen Expertengesprächen im Rahmen des vorliegenden Projekts und der analysierten Daten wurde deutlich, dass
die Bankenbranche einem starken Wandel ausgesetzt ist. Dieser Prozess wurde schon
vor der Finanzkrise eingeläutet und spielt sich über einen längeren Zeitraum ab.
Auslöser des längerfristigen Strukturwandels sind der technologische Fortschritt, die
Digitalisierung und geopolitische Veränderungen. Zudem dürfte die schwierige konjunkturelle
Lage nach der Finanz- und Schuldenkrise und ihre Folgen den Leidensdruck der Banken
erhöht und den Strukturwandel beschleunigt haben. Die geforderte Transparenz und die
gesunkene Loyalität der Kunden, die Auflösung von Quasi-Monopolen sowie der Verlust des
Wettbewerbsvorteils Bankkundengeheimnis haben den Wettbewerb in der Bankenbranche
verstärkt. Dadurch und aufgrund der tiefen Zinsen sind die Margen gesunken, die Volumen
unter Druck geraten, während die Kosten vorerst hoch bleiben durch die notwendige Digi7
Finanzplatz Zürich 2014/2015
talisierung, die Regulierungsumsetzung und den Bedarf an spezialisiertem Personal. Das
Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag hat sich bei den Banken seit der jüngsten Finanzkrise deutlich verschlechtert. Im Vergleich zu anderen Branchen ist das durchschnittliche
Aufwand-Ertrags-Verhältnis jedoch immer noch sehr tief.
Als Lösung der verschlechterten Wirtschaftlichkeit wird eine stärkere Industrialisierung
angestrebt. Die Strategie, Kunden aus allen Ländern und Segmenten bedienen zu wollen, ist
aufgrund der gestiegenen Anforderungen nicht mehr nachhaltig. Daher fokussieren sich die
Banken verstärkt auf ihre jeweiligen Stärken und ihre Kerngeschäfte. Die stärkere Spezialisierung der Banken führt zu einer längeren, weniger tiefen Wertschöpfungskette. Tendenziell
dürfte es zu einer vermehrten Aufspaltung der Branche in einen «Finanzmarkthintergrund» mit
grossem Potential für Skalenerträge und in die individualisierte Beratung kommen. Als Folge
wird auch eine beschleunigte Konsolidierung erwartet.
Die Attraktivität des Bankenplatzes Zürich ist gegenwärtig nach wie vor intakt. Das Niveau
der Vermögensverwaltung ist im weltweiten Vergleich herausragend und Zürich spielt immer
noch unter den Top 5 der Welt mit. Die Schweiz konnte zudem ihre Position als weltweit grösstes Zentrum für die Verwaltung grenzüberschreitender Vermögen halten. Trotzdem sieht die
Branche selbst die zukünftige Attraktivität des Finanzplatzes Zürich und der Schweiz gefährdet. Ausschlaggebend sind zum einen die bankenspezifische Regulierung und zum anderen
eine Verschlechterung der allgemeinen Rahmenbedingungen. Die Banken nehmen ein grosses Misstrauen in der breiten Bevölkerung und der Politik wahr. Sie wünschten sich, dass die
Bedeutung des Schweizer Finanzplatzes für die Wirtschaft besser aufgezeigt und anerkannt
wird. Dazu sei jedoch ein besseres Zusammenspiel von Politik und Banken notwendig. Insgesamt verlangt der andauernde Strukturwandel der Branche noch einige Anstrengungen ab.
Er dürfte aber durch Qualitäts- und Effizienzsteigerung zur Festigung der Attraktivität des
Finanzplatzes beitragen.
8
Finanzplatz Zürich 2014/2015
1Einleitung
Ein Merkmal der Schweizer Wirtschaft sind regionale Branchencluster, die einerseits starke
Standbeine der regionalen Wirtschaftsleistung darstellen und andererseits im internationalen
Wettbewerb in derselben Branche bestehen müssen. Zu nennen sind die chemisch-pharmazeutische Industrie in der Region Basel, der Maschinenbau in der Region Zürich/Aargau, die
Uhrenindustrie im Jurabogen und das Gastgewerbe in der Alpenregion. Die international am
stärksten mit der Schweiz assoziierte Branche dürfte aber der Finanzsektor darstellen. Dieser
teilt sich in der Schweiz vornehmlich auf die Regionen Zürich, Genf, Basel und Tessin auf.
1.1
Zielsetzung
Fokus dieser Studie ist der Finanzplatz Zürich, der sich nicht auf den Kanton Zürich beschränkt,
sondern aufgrund von Cluster-Effekten sinnvollerweise auch die Kantone Schwyz und Zug
umfasst. Der Finanzsektor der so definierten Region Zürich stellt eines der wichtigsten regionalen Branchenaggregate der Schweiz dar. 2013 leistete er einen Anteil von gut 5 Prozent
an das gesamtschweizerische Bruttoinlandsprodukt (BIP) und beschäftigte rund 2 Prozent
aller Erwerbstätigen der Schweiz. Auch international ist er bedeutend, belegten doch mehrere
Zürcher Banken darunter die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse in den vergangenen
Jahren stets Spitzenplätze in den Rankings der weltweit grössten Vermögensverwalter. Der
Finanzsektor stellt damit für die Region Zürich (und letztlich auch für die Schweiz) einen sehr
bedeutenden Wirtschaftsmotor dar, von dessen Befindlichkeit die regionale Prosperität stark
beeinflusst wird.
Die regionale Wirtschaftspolitik anhand von adäquaten Informationen zu unterstützen, ist
ein Ziel des Finanzplatz-Monitorings von BAKBASEL. Dabei sollen den regionalen Entscheidungsträgern quantitative Informationen zur Hand gegeben werden, durch die sich insbesondere die Interaktion zwischen der Wertschöpfung des Finanzsektors und der regionalen
Prosperität einschätzen lässt. Im «Monitoring Finanzplatz Zürich 2010» wurde diesbezüglich
das Fundament geschaffen. In einer statischen Momentaufnahme des Jahres 2009 wurde
anhand einer Impact-Analyse die volkswirtschaftliche Bedeutung des Finanzsektors für die
Region Zürich errechnet. Ein Kernresultat dieser Bestandsaufnahme war, dass der Finanzsektor für jeden dritten Wertschöpfungsfranken und jeden fünften Job verantwortlich ist.
Angesichts einer derart hohen Abhängigkeit von einer einzigen Branche ist die Frage nach
der optimalen Konzentration durchaus gerechtfertigt. In der Studie des Jahres 2011 wurde
mit der Analyse von verschiedenen Szenarien versucht, die Perspektiven des Finanzplatzes
Zürich bis ins Jahr 2020 unter verschiedenen potentiellen Rahmenbedingungen aufzuzeigen.
Der Monitor 2012/13 legte den Fokus auf die in der öffentlichen Wahrnehmung eher stillen und zurückhaltenden Versicherungen. In der diesjährigen Ausgabe werden die Banken,
respektive der Strukturwandel in der Bankenbranche, ins Rampenlicht gerückt.
TEIL I «Finanzplatzmonitor» stellt ein Update des letztjährigen Finanzplatzmonitors dar.
Unter Zuhilfenahme der aktuellsten historischen Daten (in diesem Fall das Jahr 2013) wird die
direkte volkswirtschaftliche Bedeutung des Finanzsektors für die Region Zürich analysiert.
Um die Bedeutung und das Ausmass besser einschätzen zu können, werden die Werte der
Region Zürich mit denjenigen weiterer wichtiger europäischer Finanzzentren verglichen.
In TEIL II werden die Prognosen von BAKBASEL für den Schweizer und den Zürcher Finanzsektor vorgestellt. Dazu werden zunächst die globalen Entwicklungen skizziert und die
Entwicklung der wichtigsten finanzmarktspezifischen Indikatoren aufgezeigt. Redaktionsschluss der Studie war Oktober 2014. Es konnten daher nur Entwicklungen berücksichtigt
werden, die bis dahin bekannt waren.
TEIL III «Der Strukturwandel am Bankenplatz Zürich» soll ein umfassendes Bild zum Strukturwandel auf dem Bankenplatz Zürich zeichnen und die Auswirkungen auf die regionale
Volkswirtschaft beleuchten. Neben den Erkenntnissen aus vorhandenen Statistiken tragen
Gespräche mit unterschiedlichen Vertretern aus der Branche und der Verbände, aber auch mit
Experten, die sich mit den Banken beschäftigen, massgeblich zum Bild des Strukturwandels
bei.
9
Finanzplatz Zürich 2014/2015
1.2
Methodik
Definition der Branchen und Regionen
Der Finanzsektor wird gemäss der schweizerischen allgemeinen Systematik der Wirtschaftszweige (NOGA)1 in die Branchen «Erbringung von Finanzdienstleistungen» (NOGA 64), «Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (ohne Sozialversicherung)» (NOGA 65)
und «Mit Finanz- und Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten» (NOGA 66)
unterteilt. Um Unklarheiten zu verhindern, wird die Branche NOGA 64 fortan «Banken», NOGA
65 «Versicherungen» und NOGA 66 «Sonstige Finanzdienstleistungen» genannt.
Die Region Zürich umfasst wie bereits erwähnt die Kantone Zürich, Schwyz und Zug. Die
detaillierte Zusammensetzung der Regionen und Branchen wird im Anhang dargestellt (vgl.
Tab. 12.1 und Tab. 12.2).
Verwendete Daten und Zeithorizonte
TEIL I bezieht sich meist auf das Jahr 2013. Wegen Datenmangels am aktuellen Rand wird
zuweilen auch auf die Jahre 2011 oder 2012 verwiesen2. Um die Entwicklung des Finanzplatzes Zürich zu erfassen, wird auch die Dynamik der letzten zehn bis dreissig Jahre dargestellt.
In TEIL II wird der kurzfristige Zeithorizont 2014 bis 2016 betrachtet.
Daten über den Finanzsektor der Schweiz werden hauptsächlich von der schweizerischen
Finanzmarktaufsichtsbehörde (FINMA) erhoben. Institute mit einer Banklizenz werden im
Auftrag der FINMA von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) überwacht, welcher sie
detaillierte Daten zur Bilanz und Erfolgsrechnung vorlegen müssen. Das Bundesamt für Statistik (BFS) verwendet die von der FINMA und der SNB erhobenen Zahlen zur Berechnung der
Wertschöpfung. Allerdings weist sie im Produktionskonto nicht alle drei Finanzbranchen aus,
sondern lediglich zwei Aggregate. Das erste enthält die Banken und bankennahe Tätigkeiten
der sonstigen Finanzdienstleistungen. Das zweite die Versicherungen und versicherungsnahen Tätigkeiten der sonstigen Finanzdienstleistungen. Ausserdem erscheint die Wertschöpfung nur auf nationaler Ebene.
Die Daten, die in TEIL I verwendet werden, sind Schätzungen im Rahmen des Regionalmodells von BAKBASEL. Die vom BFS ausgewiesenen zwei Aggregate werden in die drei Teilbranchen des Finanzsektors unterteilt und die nationale Wertschöpfung auf die einzelnen
Kantone verteilt. Ausserdem werden Wertschöpfungszahlen für die Jahre, für die noch kein
detailliertes Produktionskonto vorhanden ist (in dieser Studie 2013), geschätzt. Die Prognosen in TEIL II entstammen ebenfalls dem Regionalmodell von BAKBASEL und werden anhand
von regionalökonomischem Fachwissen validiert.
Regionalmodell von BAKBASEL
Die regionalen Wertschöpfungs- und Erwerbstätigendaten stützen sich auf das Regionalmodell von BAKBASEL. Dieses Modell dient der Analyse und Prognose der konjunkturellen wie
auch der strukturellen Entwicklung von 82 Einzelbranchen gemäss NOGA-08-Systematik
in allen Kantonen der Schweiz. Im Rahmen des Modells werden für die kantonalen Branchen die reale sowie die nominelle Bruttowertschöpfung, die Zahl der Erwerbstätigen sowie
die Arbeitsproduktivität, die Arbeitsvolumen und die Stundenproduktivitäten geschätzt. Die
Analyse- und Prognoseperiode beginnt im Jahre 1980 und reicht bis ins Jahr 2040.
Das Regionalmodell modelliert die Entstehungsseite der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung für jeden Schweizer Kanton. In seinem Ursprung ist das Regionalmodell ein Strukturmodell, das unter Berücksichtigung verschiedener kantons- und branchenspezifischer
Bestimmungsfaktoren in der Konjunkturanalyse eingesetzt werden kann. Ausgangslage ist
der Arbeitsmarkt, die Branchenwertschöpfung wird mittels eines korrigierten Produktivitätsansatzes berechnet. Die historische Fortschreibung erfolgt mittels eines kombinierten
Produktivitäts- und Indikatorenansatzes. Das Regionalmodell ist integrierter Bestandteil der
BAKBASEL-Modellwelt, die Regionaldaten und -prognosen sind somit konsistent zu den
entsprechenden Makro- und Branchendaten gemäss der Schweizerischen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (ESVG 95). Die Entwicklung am aktuellen Rand und die Prognosen
werden vierteljährlich aufdatiert.
Die modelltechnischen Wertschöpfungs- und Erwerbstätigenprognosen bzw. Produktivitätsprognosen nach kantonalen Branchen werden von BAKBASEL einem intensiven Validierungsverfahren unterworfen. Dabei nutzt BAKBASEL umfassende Datenbanken, vielfältige
Umfelddaten und ihr grosses Fachwissen in der Regionalökonomie sowie in der Erstellung
von Wirtschaftsprognosen.
1
NOGA: Nomenclature Générale des Activités économiques. In dieser Studie wird die NOGA-Klassifikation des Jahres 2008 verwendet.
2
Definitive Werte der STATENT sind bisher nur für das Jahr 2011 erhältlich. Das Jahr 2012 wird hauptsächlich im Zusammenhang mit den internationalen Vergleichsregionen verwendet. Diese Daten stammen aus der konsistenten Internationalen Benchmarking-Datenbank von BAKBASEL. Diese Daten
reichen aktuell nur bis 2012.
10
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Teil
I
Finanzplatzmonitor
Wird vom Finanzplatz Schweiz gesprochen, ist dabei implizit die Rede von der Region
Zürich und den damit in den Kantonen Zürich, Zug und Schwyz ansässigen Grossbanken und Versicherungen. Diese Dominanz zeigt sich unter anderem darin, dass
die Wertschöpfung des Finanzsektors dieser Region im Jahr 2013 mit rund 28 Milliarden Schweizer Franken gut 5 Prozent an das schweizerische Bruttoinlandsprodukt
(BIP) beitrug. Die Region Zürich generierte fast die Hälfte der totalen Wirtschaftsleistung des Schweizer Finanzsektors. Damit stellte Zürich den weitaus wichtigsten
Finanzplatz der Schweiz.
Der Wertschöpfungsanteil des Finanzsektors am regionalen BIP betrug im Jahr
2013 rund einen Fünftel, womit der Finanzsektor das wichtigste Branchenaggregat
der Region darstellte. Als Arbeitgeber war der Finanzsektor mit einem Anteil der
Erwerbstätigen der Region von knapp einem Zehntel weniger ausgeprägt als der
Anteil am regionalen BIP. Daraus folgt, dass der Faktor Arbeit im Finanzsektor überdurchschnittlich produktiv eingesetzt wurde. Ein Grund dafür sind die Zentrumsfunktionen, die im Finanzsektor der Region Zürich erfüllt werden. Hier dominieren
Grossbanken, Lebens- und Rückversicherungen sowie Fondsgesellschaften. In der
übrigen Schweiz sind dagegen Kantonal- und Regionalbanken, Krankenversicherungen sowie Versicherungsmakler stärker vertreten.
Die Untersuchung der Dynamik zeigt, dass der Finanzsektor über die letzten drei
Dekaden eine der am stärksten wachsenden Branchen war. Mit einer bemerkenswerten Wachstumsrate von 2,7 Prozent trug die Finanzbranche der Region Zürich
auch 2013 wesentlich zum Wachstum des Schweizer Finanzsektors bei. Im europäischen Vergleich wiesen nur die beiden Regionen London und Stockholm eine
grössere Wachstumsrate aus.
Die Periode 2000–2013 war durch das Platzen zweier Finanzmarktblasen geprägt und
führte insbesondere bei den Banken zu deutlichen Korrekturen im Wertschöpfungsverlauf. In dieser Zeitspanne weist der Finanzplatz Zürich jährliche Wachstumsraten
in der Höhe von rund einem Prozent auf. Im europäischen Vergleichssample wuchsen in diesem Zeitraum die Finanzplätze London oder Luxemburg deutlich schneller.
Laut dem aktuellsten Global Financial Centres Index (GFCI 15) gehört Zürich nach
wie vor zur Gruppe der sogenannten «Global Leaders». Die strukturellen Voraussetzungen für ein zukünftiges Wachstum sind also gegeben.
2Portrait des
Finanzplatzes
Zürich
2.1
Akteure
In diesem Abschnitt sollen die relevanten Akteure des Finanzplatzes genauer vorgestellt
werden. Leider weist die Analyse gewisse Lücken auf, da nicht alle Teilbranchen einer
Aufsichtskommission unterstellt sind wie etwa der schweizerischen Finanzmarktaufsicht
(FINMA) oder der Schweizerischen Nationalbank (SNB), welche die relevanten Statistiken
erstellen. Für die erfassten Teilbranchen werden jeweils einige wichtige Indikatoren zur Bedeutung der in ihr enthaltenen Institute aufgelistet. Die Regionalisierung von Bilanzsummen und
gebuchten Bruttoprämien ist mit Vorbehalten behaftet, da diese dem Hauptsitz des jeweiligen
Unternehmens zugeordnet wurden. Dies bedeutet nicht automatisch, dass die Gelder auch
am Ort des Hauptsitzes verwaltet werden. Die Werte dürfen daher nur als grobe Annäherung
und die Anteile nur als ungefähre Richtungsangaben verstanden werden.
11
Finanzplatz Zürich 2014/2015
2.1.1 Banken
Die zwei Grossbanken der Schweiz hatten 2013 ihren Sitz faktisch in Zürich. Für die UBS
stimmt dies nur de facto, weshalb sie in Tabelle 2-1 nur zu drei Vierteln Zürich und zu einem
Viertel Basel angerechnet wird. Diese Zuteilung ist eine grobe Einschätzung von BAKBASEL bezüglich der Wichtigkeit der einzelnen Standorte für die UBS. Die 1.75 Institute hielten
zusammen eine Bilanzsumme von 1.14 Billionen Schweizer Franken. Dies entspricht rund
55 Prozent der gesamten Bilanzsumme der Region Zürich, während sie an der Anzahl aller
Institute 1.6 Prozent und an allen Geschäftsstellen etwas mehr als einen Fünftel ausmachten.
Die zwei weiteren bemerkenswerten Anteile an der totalen Bilanzsumme hielten die Institute
mit besonderem Geschäftskreis (22.2%) und die Kantonalbanken (8.4%). Bei ersteren fällt
vor allem die Schweizerische Nationalbank ins Gewicht. Bei ihr ergibt sich dasselbe Problem
wie bei der UBS: Sie hat ihren Sitz offiziell in Bern und Zürich. Drei Viertel der Bilanzsumme
wurden deshalb wieder Zürich, ein Viertel Bern angerechnet. Die Zuteilung soll wiederum die
Wichtigkeit der einzelnen Standorte für die SNB widerspiegeln.
Um Tabelle 2-1 dem Leser etwas näher zu bringen, wird nachfolgend für jede Kategorie ein
Beispielinstitut genannt:
Institute mit besonderem Geschäftskreis: Pfandbriefzentrale der schweizerischen Kantonalbanken AG
Kantonalbanken: Zürcher Kantonalbank (ZKB)
–– Grossbanken: UBS und Credit Suisse
–– Regionalbanken und Sparkassen: Clientis Zürcher Regionalbank Genossenschaft
–– Raiffeisenbanken: Wie in der Anmerkung der Tabelle erwähnt wird, erfasst die SNB nur
die in St. Gallen ansässige Raiffeisen Gruppe. In der Region Zürich befinden sich aber
dennoch Raiffeisenbanken, beispielsweise in der Stadt Zürich.
–– Auf Börsen-, Effekten- und Vermögensverwaltungsgeschäfte spezialisierte Institute: Bank
Vontobel AG
–– Andere Banken: Migros Bank AG
–– Ausländisch beherrschte Banken: Falcon Private Bank
–– Filialen ausländischer Banken: Barclays Capital, London, Zweigniederlassung Zürich
–– Privatbankiers: Rahn & Bodmer Co.
FINMA-Kategorie
Institute mit besonderem Geschäftskreis
Kantonalbanken
Grossbanken
Regionalbanken und Sparkassen
Raiffeisenbanken
Auf Börsen-, Effekten- und Vermögensverwaltungsgeschäft spezialisierte Institute
Andere Banken
Ausländisch beherrschte Institute
Filialen ausländischer Banken
Privatbankiers
Total
Wert
3.75
3
1.75
12
23
20
7
45
18
1
134.5
Anzahl
Anzahl
Institute Geschäftsstellen
Anteil
Wert
Anteil
3%
NA
NA
2%
138
27%
1%
115
23%
9%
56
11%
17%
28
5%
15%
29
6%
5%
40
8%
33%
79
15%
13%
20
4%
1%
6
1%
100%
511
100%
Bilanzsumme
Wert
Anteil
460
22.2%
175
8.4%
1’143
55.1%
12
0.6%
NA
NA
90
4.4%
45
2.1%
81
3.9%
67
3.2%
NA
NA
2’073
100%
Tab. 2-1
Banken, Region Zürich, 2013
Bilanzsumme in Mia. CHF; SNB: ¾ Zürich, ¼ Bern, UBS: ¾ Zürich, ¼ Basel; Raiffeisenbanken werden
als in St. Gallen ansässige Raiffeisen Gruppe ausgewiesen; NA = Die Werte sind nicht erhältlich
(Quelle: SNB, FINMA)
Die beiden Grossbanken stellten 2011 mit 27’402 Beschäftigten (gemessen in Vollzeitäquivalenten) 2011 die wichtigsten Arbeitgeber bei den Banken und sogar im Finanzsektor der
Region Zürich dar (vgl. Abb. 2-1). Die Beschäftigten der Grossbanken entsprachen einem
Anteil von 49 Prozent am regionalen Total der Banken (56’291 Stellen). Dieser Wert ist im
Vergleich zur Gesamtschweiz (32%) stark überdurchschnittlich. Ebenfalls überdurchschnittlich vertreten waren die Bankenkategorien «Schweizerische Nationalbank, Institute mit besonderem Geschäftskreis», «Börsenbanken» und «Filialen ausländischer Banken».
12
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Schweiz
Abb. 2-1
SNB, Institute mit besonderem Geschäftskreis Banken, Anteil am Total der
Beschäftigten, 2011
Kantonalbanken
Beschäftigte gemessen in
Vollzeitäquivalenten
Grossbanken
(Quelle: BFS-STATENT)
Regionalbanken und Sparkassen
1%
12%
14%
3%
11% 11%
4%
1%
1%
2%1%
12% 1%Region
Zürich
16% 9% 2%
1%
49%
7%
Raiffeisenbanken
Börsenbanken
32%
7% 3%
Ausländisch beherrschte Banken
Filialen ausländischer Banken
Privatbankiers
Handelsbanken und andere Banken
Sonstige Finanzinstitutionen
Die Beschäftigten der Grossbanken in der Region Zürich machten 67 Prozent aller Grossbank-Beschäftigten in der Schweiz aus. So wie der Finanzsektor und die Banken waren also
auch die Grossbanken in der Region Zürich konzentriert. Dies galt ebenfalls für die Filialen ausländischer Banken (54%), die Börsenbanken (55%) und weitere Unterbranchen der
Banken (Institute mit besonderem Geschäftskreis, SNB, sonstige Finanzinstitutionen).
Im Kanton Zürich sieht das Bild sehr ähnlich aus wie in der Region Zürich. In den Kantonen
Schwyz und Zug hingegen dominierten insbesondere die Kantonalbanken (42% respektive
19%). Die Grossbanken folgten in den beiden Innerschweizer Kantonen jeweils auf dem vierten Rang mit Anteilen von 6 (SZ) und 11 Prozent (ZG).
Im Gegensatz zu Zürich (12%) wurden die anderen grossen Finanzzentren der Schweiz, die
Region Genf (43%) und das Tessin (32%), von den ausländisch beherrschten Banken dominiert. Für die Region Basel hingegen waren wiederum die Grossbanken (37%) und die Kantonalbanken (15%) von grösserer Bedeutung.
2.1.2Versicherungen
Bei den Versicherungen war die Bilanzsumme einigermassen gleichmässig auf die grossen
Versicherungssparten aufgeteilt. Leider können aufgrund mangelnder Daten nur Aussagen
zu den inländischen Instituten gemacht werden. Wie in Tabelle 2-2 dargestellt ist, hielten die
Lebensversicherungen approximativ die Hälfte der Bilanzsumme der Region Zürich. Etwas
geringere Anteile befanden sich in den Büchern von Rück- (27.0%) und Schadenversicherungen (22.2%). Bei den gebuchten Nettoprämien ging approximativ jeweils ein Fünftel auf
das Konto der Schadenversicherungen sowie der Lebensversicherungsgesellschaften. Das
Rückversicherungsgeschäft erzielte mit 48 Prozent den weitaus grössten Anteil der gebuchten Prämieneinnahmen.
FINMA-Kategorie
Leben mit Sitz im Inland
Leben mit Sitz im Ausland
Pensionskassen
Schaden mit Sitz im Inland
Schaden mit Sitz im Ausland
Freiwillige Krankenversicherung mit Sitz im Inland
Freiwillige Krankenversicherung mit Sitz im Ausland
Rück mit Sitz im Inland
Rück mit Sitz im Ausland
Krankenkassen
Total
Wert
7
3
()
26
32
6
1
47
0
20
142
Anzahl
Institute
Anteil
4.9%
2.1%
()
18.3%
22.5%
4.2%
0.7%
33.1%
0.0%
14.1%
100.0%
Gebuchte
Prämien netto
Wert
Anteil
25.1
21.7%
0.7
0.6%
()
()
25.3
21.9%
1.1
1.0%
2.4
2.1%
0.0
0.0%
53.2
46.0%
0.0
0.0%
7.9
6.8%
115.6 100.0%
Tab. 2-2
Versicherungen, Region Zürich, 2013
Bilanzsumme und gebuchte Prämien in Mia. CHF; die Bilanzsummen der freiwilligen Krankenkassen
und der obligatorischen Krankenkasse zu trennen ist kritisch, da dasselbe Institut oft beide Geschäfte
betreibt. Deshalb wird die Bilanzsumme nur bei Krankenkassen ausgewiesen; die Bilanzsummen und
Prämieneinnahmen von ausländischen Versicherungen werden von der FINMA nicht erhoben; () = die
Werte sind vorhanden, standen BAKBASEL jedoch nicht zur Verfügung; NA = Die Werte sind nicht
erhältlich
(Quelle: FINMA, BFS, BAG)
13
Bilanzsumme
Wert
235.0
NA
0.2
107.9
NA
5.5
NA
131.4
NA
6.5
486.4
Anteil
48.3%
NA
0.0%
22.2%
NA
1.1%
NA
27.0%
NA
1.3%
100.0%
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Wiederum sollen einige Beispielinstitute ein abgerundetes Bild der Tabelle geben:
–– Leben mit Sitz im Inland: Swiss Life AG
–– Leben mit Sitz im Ausland: Cardif Assurances Vie, Paris, Zweigniederlassung Zürich
–– Pensionskassen: BVK Personalvorsorge des Kantons Zürich
–– Schaden mit Sitz im Inland: Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG (Zurich)
–– Schaden mit Sitz im Ausland: Lloyd’s, London, Zweigniederlassung Zürich
–– Freiwillige Krankenversicherung mit Sitz im Inland: Helsana Zusatzversicherungen AG
–– Freiwillige Krankenversicherung mit Sitz im Ausland: Cigna Europe Insurance Company
S.A.-N.V., Brüssel, Zweigniederlassung Zürich
–– Rück mit Sitz im Inland: Schweizerische Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Swiss Re)
–– Krankenkassen: Helsana Versicherungen AG
Die grössten Arbeitgeber im Versicherungsbereich waren schweizweit und auch in der Region
Zürich die Unfall- und Schadenversicherungen. In der Region Zürich waren aber auch Lebensund Rückversicherer überdurchschnittlich stark vertreten (vgl. Abb. 2-2). Die in der Region
Zürich im Jahr 2011 7’389 besetzten Stellen (in Vollzeitäquivalenten) bei den Unfall- und
Schadenversicherungen machten 41 Prozent des regionalen Versicherungssektors aus. Das
ist im schweizerischen Vergleich überdurchschnittlich. Ebenfalls überdurchschnittlich waren
die Anteile von Rückversicherungen (20%, CH: 9%) und Lebensversicherungen (12%, CH:
7%). Dies wurde unter anderem durch die unterdurchschnittlichen Anteile von Krankenkassen
(20%, CH: 30%), Suva (2%, CH: 7%) und Pensionskassen (4%, CH: 6%) ausgeglichen.
Abb. 2-2 Schweiz
Versicherungen, Anteil am
Total der Beschäftigten, 2011
2%
Beschäftigte gemessen
in Vollzeitäquivalenten
(Quelle: BFS-STATENT)
6%
9%
20%
Lebensversicherungen
7%
4% 12%
7%
Unfallversicherung (SUVA)
Unfall- und Schadensversicherung
2%
Region
1%Zürich
30% 20%
Krankenkassen
41%
39%
Sonstige Versicherungen (ohne Sozialversicherung)
Rückversicherungen
Pensionskassen und Pensionsfonds
Im Kanton Zürich sah das Bild wegen des grossen Gewichts an der Region Zürich ungefähr
gleich aus. Im Kanton Schwyz hingegen machten die Krankenkassen (61%) und Lebensversicherungen (28%) den weitaus grössten Anteil aus. Im Kanton Zug waren sowohl die
Krankenkassen (59%) als auch die Rückversicherungen (50%, hauptsächlich Rückversicherungs-Captives) überdurchschnittlich stark vertreten.
Im schweizerischen Vergleich unterscheidet sich die Region Zürich vor allem durch die überdurchschnittlich hohen Anteile bei Unfall- und Schadenversicherung sowie den Rückversicherungen. Einzig die Regionen Basel (78%) und Genf (52%) konnten bei den Unfall- und
Schadenversicherungen ebenfalls einen überdurchschnittlichen Anteil ausweisen.
Die regionale Dominanz der Lebens- und Rückversicherer zeigte sich auch national: In der
Region Zürich waren 72 beziehungsweise 98 Prozent aller Stellen dieser Versicherungszweige
in der Schweiz angesiedelt.
2.1.3Sonstige Finanzdienstleistungen
Da über die sonstigen Finanzdienstleistungen keine Informationen wie Bilanzsumme oder
verwaltete Vermögen vorhanden sind, sollen hier lediglich die Anzahl der Arbeitsstätten
ausgewiesen werden. In Tabelle 2-3 macht das Fondsmanagement mit 40.8 Prozent den weitaus grössten Anteil der sonstigen Finanzdienstleistungen aus. Auch die Sonstigen mit Finanzdienstleistungen verbundenen Tätigkeiten bildeten mit einem Anteil von rund 31.2 Prozent
eine gewichtige Gruppe.
14
Finanzplatz Zürich 2014/2015
FINMA-Kategorie
Effekten- und Warenbörsen
Effekten- und Warenhandel
Sonstige mit Finanzdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
Risiko- und Schadensbewertung
Tätigkeit von Versicherungsmakler
Ausgleichskassen
Sonstige mit Versicherungsdienstleistungen und Pensionskassen verbundene
Tätigkeiten
Fondsleitungen
Fondsmanagement
Total
Anzahl Arbeitsstätten
Wert
Anteil
10
0.3%
63
2.0%
964
31.2%
33
1.1%
638
20.6%
14
0.5%
83
2.7%
26
1263
3094
Tab. 2-3
Sonstige Finanzdienstleistungen,
Region Zürich, 2011
(Quelle: BFS-STATENT)
0.8%
40.8%
100.0%
Im Bereich der sonstigen Finanzdienstleistungen war schweizweit und auch in der Region
Zürich ein Grossteil der Arbeitnehmer als Versicherungsmakler oder aber im Fondsmanagement tätig. Wie in Abbildung 2-3 ersichtlich ist, waren auch die sonstigen bankennahen Tätigkeiten äusserst stark vertreten. Diese beschäftigten im Jahr 2011 in der Region Zürich rund
5’013 Personen (in Vollzeitäquivalenten). Der damit verbundene Anteil von 25 Prozent liegt
klar über dem schweizerischen Mittel von 18 Prozent. Im Fondsmanagement waren in der
Region Zürich 5’985 Personen tätig, was einem Anteil der gesamten regionalen Erwerbstätigen der Sonstigen Finanzdienstleistungen von rund 30 Prozent (CH: 25%) entspricht. Als
Versicherungsmakler waren im Jahre 2011 4’395 Personen tätig, was mit 22 Prozent deutlich
unter dem gesamtschweizerischen Wert von 36 Prozent liegt.
Effekten- und Warenbörsen
2%
Schweiz
4%
25%
30%
2%
3%
9%
5%
4%
Effekten- und Warenhandel
22%
36%
Sonstige bankennahe Tätigkeiten
18%
Region 25%
2%Zürich
4% 2%
6%
Abb. 2-3
Sonstige Finanzdienstleistungen,
Anteil am Total der Beschäftigten,
2011
Beschäftigte gemessen in
Vollzeitäquivalenten
(Quelle: BFS-STATENT)
Risiko- und Schadensbewertung
1%
Versicherungsmaklerinnen und -makler
Ausgleichskassen
Sonstige versicherungsnahe Tätigkeiten
Fondsleitungen
Fondsmanagement
Im schweizerischen Vergleich wurden auch die beiden Kantone Schwyz und Zug vom Fondsmanagement (30% respektive 37%) und bankennahen Tätigkeiten (21% respektive 37%)
dominiert.
Summa summarum widerspiegeln die Erläuterungen in diesem Kapitel, dass die Grossbanken die wichtigsten Arbeitgeber auf dem Finanzplatz Zürich sind. Mit grossem Abstand folgen
die ausländisch beherrschten Banken. Auch bei der Bilanzsumme ist der Finanzplatz Zürich
durch eine ausgeprägte Dominanz der Grossbanken charakterisiert. Diese halten im Aggregat
etwas mehr als die Hälfte der gesamten regionalen Bilanzsumme. Die Resultate illustrieren
des Weiteren, dass in der Region Zürich die Rück-, Lebens- sowie Unfall- und Schadenversicherer als Arbeitgeber im schweizerischen Vergleich überdurchschnittlich stark vertreten
sind. Zudem spielen auf dem Finanzplatz Zürich sowohl das Fondsmanagement, bankennahe
Tätigkeiten als auch Versicherungsmakler eine essentielle Rolle.
15
Finanzplatz Zürich 2014/2015
2.2
Struktur
In diesem Kapitel soll die relative Bedeutung einzelner Teilbranchen und -regionen für den
Schweizer und den Zürcher Finanzplatz aufgezeigt werden.
2.2.1 Regionale Struktur des Schweizer Finanzsektors
Der Finanzplatz Zürich erwirtschaftete 2013 rund 45 Prozent der gesamten nominalen Bruttowertschöpfung im schweizerischen Finanzsektor (28.0 Mia. von 62.2 Mia. CHF) (vgl. Abb. 2-4).
Anschliessend folgte Genf mit einem Anteil von 18 Prozent (11 Mia. CHF), Basel mit 7 Prozent
(4.2 Mia. CHF) und das Tessin mit 3 Prozent (2.1 Mia. CHF). Obwohl der Anteil der Region
Zürich am schweizerischen Finanzsektor mit 45 Prozent hoch erscheinen mag, weisen
beispielsweise die Finanzsektoren in Schweden mit Stockholm (68%) oder Irland mit Dublin
(68%) eine höhere Konzentration auf.
Bei den Erwerbstätigen war der Anteil des Finanzplatzes Zürich im Jahr 2013 mit 40 Prozent
am nationalen Total weniger dominant (97’472 von insgesamt 246’236 Erwerbstätigen).
Wiederum folgen Genf mit 19 Prozent (47’189), Basel mit 7 Prozent (16’710) und das Tessin
mit 5 Prozent (12’237).
Abb. 2-4 100%
Finanzsektor Schweiz: Regionale
Struktur, 2013 90%
Anteile am gesamtwirtschaftlichen Total in %
(Quelle: BAKBASEL)
80%
70%
Übrige Schweiz
60%
Tessin
50%
Bas el
40%
Genf
30%
Zürich
20%
10%
0%
Wertschöpfung
Erwerbs tä tige
2.2.2Regionale Struktur des Zürcher Finanzsektors
Wie Abbildung 2-5 zu entnehmen ist, erwirtschafteten die Banken im Jahr 2013 einen Anteil
von rund 45 Prozent (12.5 Mrd. CHF) an der Wertschöpfung des Finanzsektors der Region
Zürich, gefolgt von den Versicherungen mit 43 Prozent (12.1 Mrd. CHF) und den sonstigen
Finanzdienstleistungen mit 12 Prozent (3.3 Mrd. CHF). Dabei lagen sowohl der Bankensektor
als auch die sonstigen Finanzdienstleistungen leicht unter dem schweizerischen Durchschnitt
(46.3% respektive 13.9%), während die Versicherungen deutlich über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt (39.8%) lagen. Das liegt unter anderem darin begründet, dass die
Versicherungen äusserst stark in der Region Zürich konzentriert sind. Verglichen mit der
Gesamtschweiz fällt deren Anteil somit besonders hoch aus. Weil der Kanton Zürich ein
extrem starkes Gewicht an der Region hat, widerspiegelt sich für diesen Kanton dasselbe
Bild. In Schwyz und Zug hingegen stellten die sonstigen Finanzdienstleistungen die dominante Teilbranche dar (45.2% respektive 42.9%).
Abb. 2-5 100%
Struktur im Finanzsektor, 2013
90%
Anteil an der regionalen Bruttowertschöpfung im Finanzsektor in % 80%
(Quelle: BAKBASEL)
70%
Sonstige
Fina nzdiens tleistungen
60%
Versicherungen
50%
40%
30%
Ba nken
20%
10%
0%
Region Zürich
K anton Zürich K anton Schwyz
K anton Zug
Schweiz
16
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Absolut gesehen ist die Wertschöpfung der im Kanton Zürich weniger wichtigen sonstigen
Finanzdienstleistungen im Vergleich zu den Kantonen Schwyz und Zug trotzdem rund zehn
Mal grösser. Die in Abbildung 2-6 dargestellten Anteile der einzelnen Kantone an den totalen
Branchenwertschöpfungen verdeutlichen die Dominanz des Kantons Zürich im Finanzsektor
und seinen Unterbranchen.
Mit einem Anteil von rund 95 Prozent an der Wertschöpfung des Finanzsektors generierte
dieser den Löwenanteil. Vergleicht man diesen mit dem Anteil an der Wirtschaftsleistung der
Region von 85 Prozent, sieht man, dass der Kanton Zürich im Finanzsektor sogar überdurchschnittlich stark an die Bruttowertschöpfung beitrug. Schwyz und Zug trugen schliesslich je
rund 2 Prozent an die Wertschöpfung des Finanzsektors bei. Mit 98.3 Prozent ist die Dominanz des Kantons Zürich bei den Versicherungen noch höher, während Schwyz (8.4%) und
Zug (9.8%) bei den sonstigen Finanzdienstleistungen einen deutlich wahrnehmbaren Beitrag
leisteten. In dieser Branche gelang es den beiden Kantonen, ihre Anteile an der Gesamtwirtschaft der Region (Schwyz: 6%, Zug: 9.5%) zu übertreffen. Die sonstigen Finanzdienstleistungen waren in Schwyz und Zug demnach produktiver als der Durchschnitt der Branchen.
Abb. 2-6
Bedeutung der Regionen für die
Branchen des Finanzsektors, 2013
Anteil der Region an der Bruttowertschöpfung der Branchen im
Finanzsektor in %
(Quelle: BAKBASEL)
Abbildung 2-7 zeigt die Struktur des Finanzsektors in den Bezirken. Der Finanzsektor war
2013 äusserst ungleichmässig auf die Bezirke verteilt. Dies zeigt sich einerseits am Anteil,
den der Finanzsektor an die Gesamtwirtschaft der Bezirke beiträgt. Die Stadt Zürich wies
beispielsweise eine hohe Konzentration auf (29%), die auf die angrenzenden Bezirke Bülach
(18%), Uster (18%) und Dietikon (12%) ausstrahlte. Weitere Finanz-Hotspots befanden sich in
Winterthur (21%) sowie am südöstlichen und südlichen Zürichseeufer in den Bezirken Horgen
(33%) und Höfe SZ (12%).
Andererseits ist die Heterogenität auch in der Zusammensetzung der Finanzsektoren ersichtlich. In der Stadt Zürich dominierten die Banken (58%). Die Bezirke Pfäffikon (69%), Andelfingen (67%), Küssnacht (58%) und Schwyz (54%) waren ebenfalls stark auf die Banken
ausgelegt. Winterthur ist fast ein reiner Versicherungsstandort. Die Versicherungen machten
hier 91 Prozent des lokalen Finanzsektors aus. Ein weiteres Extrem findet sich im Bezirk Höfe
(SZ), wo die sonstigen Finanzdienstleistungen 64 Prozent des Finanzsektors erreichten. Im
Kanton Zug hielten sich die Banken (46%) und die sonstigen Finanzdienstleistungen (43%)
fast die Waage.
Es lassen sich mehrere Schlussfolgerungen aus der Strukturanalyse ziehen. Die wichtigste Teilbranche auf dem Finanzplatz Zürich sind die Banken, die wichtigste Teilregion ist der Kanton
Zürich. In diesem dominieren vor allem Banken und Versicherungen die Wirtschaftsleistung,
während in den steuergünstigen Kantonen Schwyz und Zug die sonstigen Finanzdienstleistungen die wichtigste Branche stellen. Der Kanton Zürich weist die höchste Konzentration der
Gesamtwirtschaft auf den Finanzsektor auf.
17
Finanzplatz Zürich 2014/2015
S onstige
Versicherungen
Banken
Abb. 2-7
Subregionale Verteilung des Finanzsektors, 2013
Die Einfärbung der Bezirke bildet den Anteil des Finanzsektors am regionalen BIP ab.
Die Kuchendiagramme illustrieren die Anteile der Teilbranchen am Finanzsektor
(Quelle: BAKBASEL)
18
Finanzplatz Zürich 2014/2015
2.3
Bedeutung für die regionale Volkswirtschaft
Im folgenden Kapitel werden die Eckwerte des Finanzplatzes Zürich zu Wertschöpfung,
Erwerbstätigen und Produktivität präsentiert. Dabei wird der Finanzsektor mit weiteren wichtigen Branchenaggregaten verglichen, und die Werte werden in einen nationalen und internationalen Kontext gestellt.
2.3.1Branchenstruktur der Region Zürich
Wie Abbildung 2-8 illustriert, erwirtschaftete der Finanzsektor der Region Zürich im Jahr
2013 mit einer nominalen Bruttowertschöpfung von gut 28 Milliarden Franken einen Anteil
von rund 19 Prozent an der regionalen Gesamtwertschöpfung von 145.8 Milliarden Franken.
Das machte den Finanzsektor zum wertschöpfungsstärksten Branchenaggregat der Region
Zürich. In derselben Grössenordnung waren lediglich der gesamte sekundäre Sektor (25.2
Mia. CHF, 17%) sowie der Handel (25.7 Mia. CHF, 18%). Damit ist die Region Zürich bezüglich
Wertschöpfung stark vom Dienstleistungs- und insbesondere vom Finanzsektor abhängig.
100%
Abb. 2-8
Region Zürich:
Branchenstruktur, 2013
Anteile am gesamtwirtschaftlichen Total in %
(Quelle: BAKBASEL)
Übrige DL
90%
Öffentliche DL
80%
Unternehmens bez. DL
70%
Fina nzs ektor
60%
Information, Kommunikation
50%
Gas tgewerbe
40%
Verkehr, La gerei
30%
Handel
20%
Sekundärer Sektor
10%
Primä rer Sektor
0%
Wertschöpfung
Erwerbs tä tige
Der Finanzsektor der Region Zürich beschäftigte im Jahr 2013 97’472 Personen, was rund 9
Prozent aller Erwerbstätigen der Region entspricht. An der Spitze der Branchenaggregate standen mit 235’710 Personen und einem Anteil von 21 Prozent am Total aller Erwerbstätigen die
öffentlichen Dienstleistungen. Der wichtigste Arbeitgeber im Finanzsektor waren wiederum die
Banken mit 56’636 Erwerbstätigen, was einem Anteil von 5.2 Prozent am Total aller Erwerbstätigen der Region entsprach. Es folgten die Versicherungen mit 2.1 Prozent (22’922 Erwerbstätige) und die sonstigen Finanzdienstleistungen mit 1.6 Prozent (17’914 Erwerbstätige).
2.3.2Wertschöpfung und Erwerbstätige
im Finanzsektor Zürich
Im Jahr 2013 wurden im Finanzsektor der Region Zürich Dienstleistungswerte von rund 28
Milliarden Schweizer Franken geschaffen (vgl. Tab. 2-4). Damit war Zürich der drittgrösste
Finanzplatz Europas. Weiter vorne platziert waren lediglich London mit rund 84 Milliarden und
Paris mit knapp 54 Milliarden Franken.3 Das ist umso bedeutender, als das gesamte regionale
Bruttoinlandsprodukt (BIP) Zürichs lediglich das achtgrösste unter den fünfzehn nationalen
und europäischen Vergleichsregionen stellte.4
Die Wertschöpfung des Finanzplatzes Zürich ist auch aus regionaler und nationaler Sicht
von essentieller Bedeutung. Sie machte 19.2 Prozent der regionalen Wirtschaftsleistung aus.
Einzig in Luxemburg (22.6%) und London (20.6%) waren die Anteile des Finanzsektors an der
regionalen Gesamtwirtschaft noch höher.
3
Während sich die Zahlen der Region Zürich auf das Jahr 2013 beziehen, sind diejenigen der übrigen
Vergleichsregionen aus dem Jahre 2012.
4
Die Vergleichsregionen sind: Region Genf, Region Basel, Region Tessin, Region Frankfurt, Region Paris, Region Mailand, Region Wien, Region London, Luxemburg, Region Brüssel, Region Amsterdam,
Region Madrid, Region Dublin, Region Stockholm.
19
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Banken
Anteil an der Region Zürich
Versicherungen
Anteil an der Region Zürich
Sonstige Finanzdienstleistungen
Anteil an der Region Zürich
Finanzsektor
Anteil an der Region Zürich
Gesamtwirtschaft
Anteil an der Region Zürich
Zürich
11’981
95%
11’936
98%
2’721
82%
26’638
95%
124’076
85%
Schwyz
222
2%
117
1%
279
8%
618
2%
7’862
5%
Zug
348
3%
85
1%
326
10%
760
3%
13’845
9%
Region Zürich
12’551
Schweiz
28’852
12’139
24’783
3’326
8’634
28’015
62’269
145’782
570’020
Tab. 2-4
Nominale Bruttowertschöpfung nach Branchen und Regionen, 2013
In Mio. CHF, zu laufenden Preisen
(Quelle: BAKBASEL)
Die Wertschöpfung des Finanzsektors Zürich trug rund 45 Prozent zur Wertschöpfung des
gesamtschweizerischen Finanzsektors bei. Der Schweizer Finanzsektor ist somit stark auf
die Region Zürich konzentriert. Im internationalen Vergleich lag die Konzentration Zürichs
eher im Mittelfeld. An der Spitze standen Luxemburg (100%), Stockholm (68%) und Dublin
(68%). Luxemburg bildet hier eine Ausnahme, da die Region gleichzeitig das Land ist und der
«lokale» Finanzsektor dadurch mit demjenigen des Landes übereinstimmt.
Der Finanzsektor Zürich machte rund 4.9 Prozent der Wirtschaftsleistung der Schweiz aus.
Höhere Anteile verzeichneten lediglich Luxemburg (22.6%), Dublin (6%) und Amsterdam
(5.2%).
Banken
Versicherungen
Sonstige Finanzdienstleistungen
Finanzsektor
Gesamtwirtschaft
Zürich
8’419
8’388
1’912
18’718
87’188
Schwyz
1’470
776
1’849
4’095
52’129
Zug
2’959
725
2’774
6’459
117’701
Region Zürich
7’420
7’176
1’966
16’562
86’184
Schweiz
3’550
3’049
1’062
7’661
70’127
Tab. 2-5
Nominale Bruttowertschöpfung pro Kopf nach Branchen und Regionen, 2013
In CHF pro Person, zu laufenden Preisen
(Quelle: BAKBASEL)
Damit die kleinen Kantone Schwyz und Zug nicht von der schieren Grösse des Kantons Zürich
überschattet werden, wird die Wertschöpfung in Tabelle 2-5 pro Kopf ausgewiesen. Die Bevölkerungszahl des Kantons Zürich war rund 9 Mal grösser als diejenige des Kantons Schwyz,
respektive 12 Mal grösser als diejenige Zugs. Durch eine Pro-Kopf-Betrachtung kann, im
Vergleich zu den absoluten Werten, ein erster Eindruck der Effizienz der kantonalen Finanzsektoren gewonnen werden. War die absolute Wertschöpfung der Banken im Kanton Zürich
rund 54 Mal grösser als diejenige der Schwyzer Banken und 34 Mal grösser als diejenige der
Zuger Institute, betrugen die Faktoren in der Pro-Kopf-Betrachtung rund 6 (Schwyz) und 3
(Zug). Bei den Banken war die Wertschöpfung Zürichs also nicht nur absolut, sondern auch
pro Kopf grösser als diejenige der beiden Innerschweizer Kantone. Diese Beobachtung gilt
für den gesamten Finanzsektor sowie für die Teilbranchen Banken und Versicherungen, nicht
jedoch für die sonstigen Finanzdienstleistungen. Hier generierten Schwyz und Zug relativ zu
ihrer Grösse etwa gleichviel (Schwyz) respektive mehr Wertschöpfung (Zug: 1.5 Mal mehr).
Banken
Anteil an der Region Zürich
Versicherungen
Anteil an der Region Zürich
Sonstige Finanzdienstleistungen
Anteil an der Region Zürich
Finanzsektor
Anteil an der Region Zürich
Gesamtwirtschaft
Anteil an der Region Zürich
Zürich
53’485
94%
22’331
97%
13’954
78%
89’770
92%
931’390
85%
Schwyz
1’398
2%
314
1%
1’314
7%
3’026
3%
72’052
7%
Zug
1’753
3%
277
1%
2’646
15%
4’676
5%
93’108
8%
Region Zürich
56’636
Schweiz
141’796
22’922
57’695
17’914
46’745
97’472
246’236
1’096’551
4’836’705
Tab. 2-6
Erwerbstätige nach Branchen und Regionen, 2013
In Personen
(Quelle: BAKBASEL)
20
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Im Jahr 2013 arbeiteten 97’472 Personen im Finanzsektor der Region Zürich (vgl. Tab 2-6). Im
internationalen Vergleich lag die Region Zürich hiermit auf dem sechsten Rang. Am meisten
Personen beschäftigten Paris mit 325’751 und London mit 298’599 Erwerbstätigen. Hinter
Zürich lagen Mailand (82’565 Erwerbstätige) und Wien (74’869 Erwerbstätige). Interessant ist,
dass Frankfurt (4. Rang) und Madrid (5. Rang) punkto Erwerbstätige vor Zürich, in Bezug auf
die Wertschöpfung jedoch hinter Zürich lagen. Dies gibt einen ersten Hinweis auf Produktivitätsunterschiede der verschiedenen Finanzplätze.
Die 97’472 Erwerbstätigen im Finanzsektor Zürich machten 9 Prozent aller Erwerbstätigen
der Region aus. Der Anteil des nationalen Finanzsektors betrug rund 5 Prozent des nationalen
Erwerbstätigentotals. Wie bei der Wertschöpfung weist dies auf eine überdurchschnittliche
Fokussierung und somit auf eine starke Abhängigkeit der Region vom Finanzsektor hin.
In der Region Zürich arbeiteten rund 40 Prozent der Erwerbstätigen des gesamten Schweizer
Finanzsektors. Im Vergleich dazu arbeiteten rund 23 Prozent aller Schweizer Erwerbstätigen
in der Region Zürich. Auch in Bezug auf die Erwerbstätigen ist der Finanzsektor Schweiz
demnach sehr stark in der Region Zürich konzentriert. Die Limmatstadt lag im nationalen
Vergleich an erster Stelle und international im Mittelfeld. Den Spitzenplatz erreichte Luxemburg mit 100 Prozent. Es folgten Amsterdam und Dublin mit je etwas über 60 Prozent.
Die Erwerbstätigen im Finanzsektor der Region Zürich machten rund 2.2 Prozent aller
Erwerbstätigen in der Schweiz aus. Zürich lagt im europäischen Vergleich damit an dritter
Stelle hinter Luxemburg (11.5%) und Dublin (3.0%). Direkt nach Zürich folgten Amsterdam
(1.9%) und Wien (1.8%).
2.3.3Bedeutung des Finanzsektors für das regionale
BIP-Wachstum
Nachfolgend werden die Beobachtungen bezüglich Anteil an der nominalen Bruttowertschöpfung und dem realen Wertschöpfungswachstum anhand der sogenannten Wachstumsbeiträge an das regionale Wirtschaftswachstum zusammengeführt. Die dargestellten
Wachstumsbeiträge (die Grösse der Blasen) geben an, wie viele Prozentpunkte der Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft der jeweiligen Branche zuzuschreiben sind.
6%
Versicherungen
Wachstum reale
Wertschöpfung
5%
4%
3%
2%
Finanzsektor
Unternehmens-bez.
DL
Banken
1%
2.
Sektor
Übrige DL
Wachstumsbeitrag
Handel
Verkehr, Lagerei
0%
-1%
Öffentliche DL
Sonstige Finanz-DL
Information
Kommunikat.
Abb. 2-9
Region Zürich: Wachstumsbeitrag an
die regionale Gesamtwirtschaft, 2013
Anteile am gesamtwirtschaftlichen
Total in %, Wachstumsraten in %,
Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten
(Quelle: BAKBASEL)
0.5
0.3
0.1
Gastgewerbe
0%
5%
10%
15%
20%
Nominaler Anteil an der Gesamtwirtschaft
25%
30%
Der Finanzsektor trug im Jahr 2013 mit 0.51 Prozentpunkten erheblich zum Wachstum
der Gesamtwirtschaft von rund 2 Prozent bei (vgl. Abb. 2-9). Er leistete damit den stärksten Wachstumsbeitrag der betrachteten Aggregate. Knapp dahinter lagen die Beiträge der
öffentlichen Dienstleistungen (0.50%-Punkte), des sekundären Sektors (0.25%-Punkte) und
des Handels (0.21%-Punkte). Den grössten Anteil am Wachstumsbeitrag des Finanzsektors
trugen die Versicherungen bei (0.33%-Punkte). Obschon die sonstigen Finanzdienstleistungen zwar stark gewachsen sind (4%), entspricht deren Wachstumsbeitrag genau jenem der
Banken (0.1%-Punkte), welche im selben Zeitraum jedoch ein deutlich geringeres Wachstum
aufwiesen (1%). Für die Höhe des Wachstumsbeitrags ist neben der Wachstumsdynamik
auch die Grösse der Branche (i.e. deren Anteil) ausschlaggebend.
2.3.4Branchenproduktivität in der Region Zürich
Der Zürcher Finanzsektor erwirtschaftete mit 9 Prozent der regionalen Erwerbstätigen
19 Prozent der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung in der Region Zürich. Der Faktor Arbeit
wurde damit im Finanzsektor produktiver eingesetzt als im Durchschnitt der Branchen der
Region. Auch im Vergleich zum schweizerischen Finanzsektor wurde der Faktor Arbeit im
Zürcher Finanzsektor produktiver eingesetzt. Der Finanzsektor der Region Zürich generierte
mit 40 Prozent der Erwerbstätigen des totalen Finanzsektors 45 Prozent der Wertschöpfung
im Schweizer Finanzsektor. Der Finanzplatz Zürich war zudem produktiver als die schweizerische Gesamtwirtschaft. Der Anteil von 4.9 Prozent am schweizerischen BIP wurde mit «nur»
2.2 Prozent aller Erwerbstätigen in der Schweiz erwirtschaftet.
21
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Abb. 2-10
Versicherungen
Region Zürich: Stundenproduktivität
Fina nzs ektor
nach Branchen, 2013
Ba nken
In CHF pro Stunde
(Quelle: BAKBASEL) Sonstige Finanzdiens tleis tungen
Handel
Information, Kommunikation
Ges amtwirtscha ft
Sekundärer Sektor
Öffentliche DL
Verkehr, La gerei
Unternehmens bez. DL
Gas tgewerbe
Primä rer Sektor
0
50
100
150
200
250
300
Im Jahr 2013 lag die Stundenproduktivität im Finanzsektor der Region Zürich bei rund 161
Franken (vgl. Abb. 2-10.) Damit war er fast doppelt so produktiv wie diejenigen Branchen,
die einen leicht geringeren Wachstumsbeitrag lieferten (z.B. sekundärer Sektor [82 CHF] und
Handel [95 CHF]). Gleichzeitig war der Finanzsektor der Region auch 2.5 Mal so produktiv
wie die öffentlichen Dienstleistungen (66 CHF). Im europäischen Vergleich wurde Zürich nur
von London mit 180 Franken pro Stunde übertroffen. Direkt hinter Zürich folgte Stockholm
mit 141 Franken pro Stunde. Das Schlusslicht bildeten Wien und Mailand mit 61 respektive 87 Schweizer Franken. Obschon die oben aufgezeigten Resultate erhebliche regionale
Unterschiede suggerieren, müssen diese Erkenntnisse mit einer gewissen Vorsicht interpretiert werden. Wie sich in noch folgenden Abschnitten zeigen wird, sind zum Beispiel gerade
Wien und Mailand durch ein negatives Wachstum im nominalen BIP charakterisiert, während
Regionen wie Zürich und London stark wachsen. Unter der plausiblen Annahme, dass die
Anpassung der Beschäftigten eher ein mittelfristiges Phänomen ist, liegt die Begründung für
die erheblichen Produktivitätsunterschiede wohl gerade in den unterschiedlichen Wachstumsentwicklungen.
Der Kanton Zürich konnte im Jahr 2013 den Produktivitätsvorsprung bei den Banken (leicht
produktiver) und Versicherungen (stark produktiver) gegenüber Schwyz und Zug halten (vgl.
Abb. 2-11). Zürich verdankt diesen Vorsprung den Grossbanken wie der UBS und der Credit
Suisse sowie den grossen Versicherern wie Zurich und Swiss Re, die von Skaleneffekten profitieren können. Bei den sonstigen Finanzdienstleistungen hatte jedoch der Kanton Schwyz die
Nase vorn. Die Versicherungen waren in allen drei Kantonen die produktivste Branche. In
den Kantonen Zürich und Zug folgten an zweiter Stelle die Banken, in Schwyz die sonstigen
Finanzdienstleistungen.
Abb. 2-11
Nominale Stundenproduktivität nach
Branchen und Regionen, 2013 300
In CHF pro Stunde, zu laufenden
Preisen
(Quelle: BAKBASEL) 250
Ba nken
Versicherungen
Sonstige Finanz-DL
Fina nzs ektor
Ges amtwirtscha ft
200
150
100
50
0
K anton Zürich
K anton Schwyz
K anton Zug
Region Zürich
Schweiz
Die hohe Produktivität des Finanzplatzes Zürich kommt insbesondere dadurch zustande,
dass kapitalintensive Dienstleistungen primär im Zentrum des Finanzplatzes getätigt werden.
In den ländlichen Gebieten jedoch liegt der Schwerpunkt eher bei den distributiven Funktionen (Retail Banking). Dies widerspiegelt sich implizit auch in der Qualifikationsstruktur der
Erwerbstätigen wieder.
22
Finanzplatz Zürich 2014/2015
2.3.5Steueraufkommen
Das der Region Zürich zukommende Steueraufkommen des Finanzsektors ist aufgrund
fehlender Statistiken schwierig zu beziffern. Eine Näherung kann lediglich für die ganze
Schweiz gefunden werden. Da der Finanzplatz Zürich jedoch einen bedeutenden Teil des
Schweizer Finanzsektors ausmacht, kann über die nationalen Zahlen ein erster Eindruck
gewonnen werden.5
Die fiskalische Bedeutung von Finanzsektor und Finanzmarkt ergibt sich zum einen daraus,
dass die Einkommen und Gewinne der direkten Besteuerung von Bund, Kantonen und
Gemeinden unterliegen. Zum anderen erhebt der Bund indirekte Steuern auf Finanzmarkttransaktionen und den Bezug von Finanzdienstleistungen. Mit der Besteuerung der Gewinne
und Einkommen, welche unmittelbar mit der wirtschaftlichen Tätigkeit der Finanzinstitutionen
verbunden sind, erzielten Bund, Kantone und Gemeinden im Jahr 2013 geschätzte Steuererträge in Höhe von 7.2 Mia. CHF. Aus indirekter Besteuerung von Finanzdienstleistungen
resultierte im Jahr 2013 ein geschätzter Steuerertrag von 8.8 Mia. CHF. Die Mehrwertsteuer
auf Finanzdienstleistungen betrug 3.8 Mia. CHF und bezieht sich fast ausschliesslich auf
Bank- oder bankennahe Dienstleistungen (3.6 Mia. CHF). Versicherungsdienstleistungen
werden allerdings in erheblichem Masse durch die sogenannte Taxe occulte6 belastet, die in
der vorliegenden Analyse nicht erfasst wird. Zudem werden Versicherungsdienstleistungen
mit einer Stempelabgabe belastet. Im Jahr 2013 betrugen die Fiskaleinnahmen mit dem Versicherungsstempel 691 Mio. CHF. Auf Bankgeschäfte sowie Geschäfte, welche die Kunden
über eine Bank abwickelten, entfielen 2013 gemäss Angaben der SBVg Stempelabgaben
(Emissions- und Umsatzabgaben) in Höhe von 1.1 Mia. CHF. Schliesslich fliessen dem Fiskus
Erträge aus der Verrechnungssteuer zu. Gemäss Berechnungen der SBVg betrug die nicht
zurückgeforderte Verrechnungssteuer auf Geschäfte, welche die Kunden über eine Bank
abwickelten, im Jahr 2013 geschätzte 3.1 Mia. CHF.
Der gesamte mit Finanzdienstleistungen und -transaktionen verbundene Fiskaleffekt belief
sich damit 2013 auf geschätzte 18.3 Mia. CHF. Dies entspricht rund 14 Prozent der gesamten
Fiskalerträge von Bund, Kantonen und Gemeinden.
2.4
Fazit
Im vergangenen Jahr generierte der Finanzsektor die höchste Wertschöpfung aller Branchen
in der Region Zürich, gefolgt vom sekundären Sektor und dem Handel. Die Dynamik ging
dabei insbesondere von den Versicherungen und den sonstigen Finanzdienstleistungen aus.
Die Bedeutung des Finanzplatzes Zürich fällt bezüglich der Zahl der Erwerbstätigen geringer
aus als bei der Wertschöpfung. Als Arbeitgeber war er mit 9 Prozent der Erwerbstätigen der
Region weniger bedeutend als zum Beispiel der öffentliche Sektor. Dies impliziert, dass der
Finanzsektor von einer im Vergleich zu anderen Branchen relativ hohen Produktivität gekennzeichnet ist.
Im europäischen Vergleich wies der Finanzplatz Zürich nicht nur eine überdurchschnittliche Grösse, sondern auch eine überdurchschnittliche Produktivität auf. Auch gegenüber
der regionalen Gesamtwirtschaft und dem Schweizer Finanzsektor wurde der Faktor Arbeit
produktiver eingesetzt. Die überdurchschnittliche Qualifikationsstruktur der Erwerbstätigen
des Finanzsektors Zürich dürfte dazu führen, dass Dienstleistungen mit höherem Geldwert
erbracht werden können. Der Finanzsektor ist ein bedeutender Steuerzahler der Region
Zürich, nicht nur bezüglich der Unternehmenssteuern, sondern auch bezüglich der Einkommenssteuer der Beschäftigten.
Im intraregionalen Vergleich dominieren im Kanton Zürich vor allem Banken und Versicherungen, während in Schwyz und Zug sonstige Finanzdienstleistungen einen signifikanten Beitrag
an die Finanzsektorwertschöpfung beitragen.
5
Die folgende Schätzung basiert auf Angaben der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg), der
Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA), der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV), der
Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) sowie auf eigenen Berechnungen.
6
Die Taxe occulte (auch Schattensteuer genannt) entsteht vor allem bei den von der Mehrwertsteuer
ausgenommenen Umsätzen. Da bei diesen Umsätzen die Vorsteuer nicht abgezogen werden kann,
lastet auf dem für die Erbringung solcher Umsätze nötigen Sachaufwand eine Schattensteuer.
23
Finanzplatz Zürich 2014/2015
3Performance
des Finanzplatzes
Zürich
3.1
Aktuelle Entwicklung
Im Jahr 2011 wuchs die reale Bruttowertschöpfung des Finanzplatzes Zürich mit einer Rate
von 0.6 Prozent. Seither nahm die Wachstumsrate jährlich um approximativ einen Prozentpunkt zu und betrug 2013 rund 2.7 Prozent. Für die Zeitperiode 2011–2013 ergibt sich somit
eine durchschnittliche Wachstumsrate von 1.6 Prozent p.a. Dabei sind es im Besonderen
die Versicherungen und die sonstigen Finanzdienstleistungen, welche in den vergangenen
zwei Jahren erheblich zulegen konnten (+3.6% und +4.1% p.a.). Im Vergleich zur vergangenen Dekade war die Leistung des Finanzsektors der Region Zürich klar überdurchschnittlich
(2000 bis 2010: +0.3% p.a.). Verglichen mit den 1980er und 1990er Jahren jedoch, wuchs die
reale Bruttowertschöpfung klar unterdurchschnittlich (1980–1990: +5.4% p.a., 1990–2000:
+7.0% p.a.). Zwar vermochte die reale Bruttowertschöpfung des Finanzplatzes Zürich in den
vergangenen drei Jahren wieder etwas an Fahrt zu gewinnen. Bezogen auf die Zeitperiode
2000-2013 als Ganzes jedoch wies das Wachstum mit rund 1.1 Prozent per annum eher
unterdurchschnittliche Werte auf (vgl. Tab. 3-1).
Tab. 3-1
Region Zürich: Reale Bruttowertschöpfung, 1980-2013
In Prozent pro Jahr 1980 – 1990
(Quelle: BFS-STATENT) 1990 – 2000
2000 – 2010
2010 – 2013
2008
2009
2010
2011
2012
2013
3.2
Finanzsektor
Banken
Versicherungen
5.4%
7.0%
0.3%
1.6%
-7.9%
-5.2%
-3.0%
0.6%
1.6%
2.7%
5.6%
5.7%
-1.8%
0.5%
-14.7%
-13.4%
-2.7%
0.6%
-0.1%
1.2%
4.9%
8.8%
1.9%
3.0%
6.4%
7.9%
-3.6%
1.7%
3.2%
4.0%
Sonstige Finanzdienstleistungen
5.3%
15.7%
8.0%
1.6%
-10.9%
-6.4%
-1.8%
-3.4%
4.0%
4.3%
Der Finanzplatz Zürich im Schweizer Vergleich
Mit seinem enormen Gewicht an der schweizerischen Finanzbranche von 45 Prozent leistete der Finanzplatz Zürich mit einer anziehenden realen Bruttowertschöpfung (+2.7%) den
grössten Wachstumsbeitrag von gut 1.2 Prozentpunkten (vgl. Abb. 3-1). Damit erklärt der
Finanzsektor Zürich rund einen Drittel der Wertschöpfungsentwicklung der Schweizer Finanzbranche. Mit einer Rate von 2.7 Prozent wies Basel dieselbe Wachstumsrate wie Zürich auf.
Der entsprechende Wachstumsbeitrag lag jedoch mit 0.18 Prozentpunkten nur auf dem
zweitletzten Rang der berücksichtigten Vergleichsregionen.
Anteile am gesamtwirtschaftlichen
Total in %, Wachstumsraten in %,
Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten
(Quelle: BAKBASEL)
4%
Zürich
Reales Wachstum
Abb. 3-1
Finanzsektor Schweiz: Wachstumsbeitrag an den nationalen Finanzsektor,
2013
Basel
3%
Genf
2%
Wachstumsbeitrag
1%
Tessin
0%
3.3
0%
Übrige Schweiz
1.0
0.5
0.1
5%
10%
15%
20%
25%
30%
35%
Nominaler Anteil am Finanzsektor Schweiz
40%
45%
50%
Der Finanzplatz Zürich im internationalen Vergleich
Wie bereits erwähnt, wies Zürich über die gesamte Periode 2000–2013 eine eher unterdurchschnittliche Performance im Finanzsektor auf (+1.1% p.a.). Wesentlich stärker gewachsen in
diesem Zeitraum sind die Finanzplätze von Wien (3.5% p.a.), Madrid (3.4% p.a.), Luxemburg
(1.7% p.a.) und London (1.8% p.a.). Das Schlusslicht bildete der Finanzplatz Dublin, welcher
in diesem Zeitraum stagnierte. Die Wachstumsbeitrags- und Performance-Betrachtungen
über die Periode 2000–2013 dürfen allerdings nur mit Vorsicht interpretiert werden. So wiesen
24
Finanzplatz Zürich 2014/2015
zum Beispiel Finanzplätze wie Madrid, Dublin und London in der ersten Hälfte der Dekade
(2001–2006) ein durch Immobilienblasen getriebenes Wachstum aus. Dies widerspiegelt sich
auch in Abbildung 3-2. Dublin hat zwischen 2007 und 2012 50 Prozent seiner Wertschöpfung
im Finanzsektor eingebüsst. In London lag der Einbruch über die Jahre 2007 bis 2012 bei rund
35 Prozent, wobei insbesondere das Jahr 2009 sehr negativ zu Buche schlug. Madrid büsste
zwischen 2007 und 2012 rund einen Drittel ein.
300
Zürich
250
Genf
London
Luxemburg
Dublin
Frankfurt
200
150
100
Abb. 3-2
Reale Bruttowertschöpfung im
Finanzsektor nach Regionen,
1992-2012
indexiert 1992 = 100
(Quelle: BAKBASEL)
50
0
300
Paris
Mailand
Wien
250
Ams terdam
Madrid
Stockholm
Brüss el
200
150
100
50
0
Reales Wachstum
Laut dem aktuellsten Global Financial Centres Index (GFCI 15) gehört Zürich nach wie vor
zur Gruppe der sogenannten «Global Leaders». Diese Gruppe zeichnet sich durch die global
starke Vernetzung mit anderen Finanzplätzen aus. Zudem verfügen diese Finanzplätze sowohl
über ein breites als auch tiefes Angebot an Finanzdienstleistungen. Ersteres bedeutet, dass
der Finanzplatz Zürich hinsichtlich der angebotenen Finanzdienstleistungen stark diversifiziert ist. Letzteres zeigt auf, dass Zürich auch eine starke Spezialisierung in den einzelnen
Geschäftsfeldern aufweisen kann.
15%
Wachstumsbeitrag
10%
1.5
0.7
0.2
5%
Stockholm
Mailand
0%
Basel
Tessin
Wien
Amsterdam
-10%
0%
5%
Zürich
Genf
Luxemburg
Madrid
Paris
-5%
-15%
Abb. 3-3
Wachstumsbeitrag des regionalen
Finanzsektors an das regionale BIP,
2013
Anteile am gesamtwirtschaftlichen
Total in %, Wachstumsraten in %,
Wachstumsbeiträge in Prozent­
punkten
(Quelle: BAKBASEL)
London
Frankfurt
10%
Brüssel
Dublin
15%
Anteil am nominalen BIP
20%
25%
Der Finanzplatz Zürich wies 2013 im Regionenvergleich sowohl ein überdurchschnittliches
Gewicht als auch ein überdurchschnittliches Wachstum aus. Wie in Abbildung 3-3 illustriert
wird, leistete der Finanzplatz Zürich einen im internationalen Vergleich doch eher grossen
Wachstumsbeitrag an das regionale BIP im Jahr 2013 (0.5%-Punkte). Damit lag Zürich zwar
hinter London (1.56%-Punkte), aber deutlich vor Stockholm (0.32%-Punkte), Genf (0.29%Punkte) und Basel (0.24%-Punkte). Das Schlusslicht bildeten Dublin und Luxemburg, welche
beide durch stark negative Wachstumsbeiträge charakterisiert sind (–1.25 und –0.94%Punkte).
25
Finanzplatz Zürich 2014/2015
15%
Wachstumsbeitrag
7.0
3.5
1.0
London
10%
Reales Wachstum
Abb. 3-4
Wachstumsbeitrag des
regionalen Finanzsektors an
die Bruttowertschöpfung
des nationalen Finanzsektors, 2013
Anteile am gesamtwirtschaftlichen
Total in %, Wachstumsraten in %,
Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten
(Quelle: BAKBASEL)
5%
Basel
0% Tessin
Genf
Frankfurt
Mailand
-5%
Zürich
Madrid
Wien
Stockholm
Brüssel
-10%
-15%
3.4
Luxemburg
Amsterdam
Paris
Dublin
0%
20%
40%
60%
80%
Nominaler Anteil am nationalen Finanzsektor
Fazit
100%
120%
Obschon die Periode 2000–2013 für den Finanzsektor durch eher unterdurchschnittliches
Wachstum charakterisiert ist, machte der Finanzplatz Zürich zum gegebenen Zeitpunkt fast
die Hälfte des schweizerischen Finanzsektors aus. Mit einer bemerkenswerten Wachstumsrate von 2.7 Prozent trug die Finanzbranche der Region Zürich wesentlich zum Wachstum des
Schweizer Finanzsektors bei. Nur die beiden Regionen London und Stockholm wiesen mit 7.6
und 3.5 Prozent eine grössere Wachstumsrate aus.
26
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Teil
II
Prognosen
Die Auswirkungen der globalen makroökonomischen Unwägbarkeiten drücken 2014
auf die Wertschöpfungsentwicklung der Gesamtwirtschaft und im Finanzsektor. Die
erwartete anziehende Konjunktur ab 2015 dürfte die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen erhöhen und dem Finanzsektor Wachstumsimpulse liefern. Insbesondere die Vermögen dürften leicht rascher zunehmen als das Wirtschaftswachstum,
welches selber eine Beschleunigung erfährt.
Während die Volumen im Finanzsektor damit tendenziell steigen, bleibt der Druck
auf die Preise und damit die Margen weiterhin hoch. Zudem ist auf der Kostenseite
kurzfristig nur mit wenig Entlastung zu rechnen. Die Implementierung der neuen
Regulierungen und die Investitionen in den Wandel treiben aktuell die Kosten in die
Höhe.
Gerade dieser Wandel dürfte längerfristig zusätzliches Wachstumspotential bieten.
Insgesamt rechnet BAKBASEL für den Schweizer Finanzsektor in den Jahren 2014
bis 2016 mit gegenüber der Gesamtwirtschaft marginal überdurchschnittlichen
Wachstumsraten. Zusammen mit dem konjunkturellen Aufschwung erreicht das
reale Wachstum des Finanzsektors im Jahr 2016 seinen Höhepunkt (+2.5%; Gesamtwirtschaft +2.1%), bevor es auf die langfristigen Trendraten einschwenkt.
Die Umstrukturierungsmassnahmen und der Umbau von Geschäftseinheiten bei den
Banken führten 2013 zu einer Reduktion der Zahl der Erwerbstätigen um 1.7 Prozent.
Zwar hält diese Entwicklung bei den Banken auch im Jahr 2014 an (–1.0%). Über
den gesamten Finanzsektor gesehen dürfte die Umstrukturierung jedoch lediglich
zu einer verlangsamten Zunahme der Zahl der Erwerbstätigen führen. Der gegenüber der Gesamtwirtschaft marginal schwächere Stellenaufbau im Finanzsektor in
den kommenden Jahren spiegelt, bei gleichzeitig überdurchschnittlicher Expansion
der realen Wertschöpfung, die zu erwartenden Produktivitätsgewinne des Strukturwandels der Bankenbranche.
Der Finanzplatz Zürich dürfte aufgrund seiner Zentrumsfunktion von den beschriebenen Bewegungen überdurchschnittlich stark betroffen sein respektive profitieren. BAKBASEL erwartet für die reale Wertschöpfung des Finanzsektors der Region
Zürich Wachstumsraten von 2.4 (2015) und 2.7 Prozent (2016). Für die Zahl der
Erwerbstätigen betragen die Raten in beiden Jahren 0.9 Prozent.
27
Finanzplatz Zürich 2014/2015
4Ausblick
Vor der Präsentation der Aussichten für den Zürcher Finanzsektor wird die Entwicklung der
wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und der wichtigsten finanzmarktspezifischen Indikatoren aufgezeigt. Damit werden die Faktoren beschrieben, die den kurzfristig zu erwartenden
Bewegungen im Finanzsektor zugrunde liegen. Um den Ausblick für den Finanzsektor Zürich
in einen Kontext zu stellen und das Bild abzurunden, wird zudem auf die gesamtschweizerische Entwicklung im Finanzsektor eingegangen.
4.1
Überblick
4.1.1 Wirtschaftliches Umfeld
Die Erholung der Weltwirtschaft fiel im Jahr 2014 schwächer aus als erwartet. Hierzu haben
nicht zuletzt die gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten beigetragen, welche auch weiterhin die Entwicklung der Weltwirtschaft hemmen dürften. Dennoch ist grundsätzlich von einer
Beschleunigung der globalen Konjunktur auszugehen. Insbesondere von den USA sind positive Impulse zu erwarten. Auch in der Eurozone wird eine allmählich zunehmende Dynamik
erwartet, allerdings werden strukturelle Schwächen sowie die anhaltenden Entschuldungsprozesse weiterhin das Wachstumstempo limitieren. In den Schwellenländern dürfte die
Wachstumsdynamik in den nächsten Quartalen uneinheitlich ausfallen, zahlreiche Länder
werden von Reformdefiziten sowie den gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten ausgebremst. In China hat sich die Konjunktur zwar gefestigt, das Wirtschaftswachstum wird in den
kommenden Jahren jedoch deutlich niedriger ausfallen als im vergangenen Jahrzehnt. Insgesamt prognostiziert BAKBASEL für 2014 ein globales Wirtschaftswachstum von 2.6 Prozent.
In den Jahren 2015 und 2016 ist mit einer Beschleunigung des Wachstums auf 3.0 bzw.
3.3 Prozent zu rechnen.
In der Schweiz trüben 2014 die vielfältigen Unsicherheiten die Stimmung und verleiten zahlreiche Wirtschaftsakteure zu einem zögerlichen Verhalten. Das spiegelt sich insbesondere in der
nach wie vor verhaltenen Investitionstätigkeit. BAKBASEL erwartet für das Jahr 2014 lediglich
ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1.4 Prozent.
Die erhöhte Unsicherheit wird auch in den kommenden Quartalen zu spüren sein. Dennoch ist
mit einer allmählichen Konjunkturbelebung zu rechnen. Vor allem bei den privaten Konsumausgaben ist dank dem stetigen Beschäftigungsaufbau und der positiven Einkommensentwicklung bald wieder mit höheren Wachstumsraten zu rechnen. Zudem sind vom Aussenhandel
sowie von den Ausrüstungsinvestitionen zunehmend stärkere Impulse zu erwarten. Insgesamt dürfte das Schweizer Bruttoinlandsprodukt 2015 um 1.9 Prozent expandieren, 2016 ist
mit einer leichten Beschleunigung auf 2.1 Prozent zu rechnen.
4.1.2Aktuelle Entwicklung der Finanzmarktindikatoren
Die äusserst expansive Geldpolitik der Zentralbank seit der Finanzkrise hat die Zinssätze
auf rekordtiefe Niveaus gesenkt (vgl. Abb. 4-1). Seit dem August 2011 liegt das Zielband der
SNB für den 3-Monats-Libor zwischen 0 und 0.25 Prozent. Die langfristigen Zinsen, gemessen anhand der Kassazinssätze von zehnjährigen Schweizer Staatsanleihen («Eidgenossen»),
sanken in der Folge ebenfalls. Der Vertrauensverlust in den Euro im Zuge der europäischen
Staatsschuldenkrise wertete den Schweizer Franken massiv auf und verschärfte die Abnahme
der langfristigen Schweizer Zinsen zusätzlich. Der Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro,
den die SNB im September 2011 einführte, stabilisierte die zuvor explodierende Frankenstärke und wurde seither erfolgreich gehalten.
Die Zinsen sind jedoch weiterhin auf extrem tiefem Niveau. Die leichte Erholung der langfristigen Zinsen im Jahr 2013 war aufgrund der weiterhin ungelösten strukturellen Probleme einiger europäischer Länder nicht nachhaltig und wurde in der ersten Jahreshälfte 2014 (Januar
bis August) korrigiert. Im August 2014 notierten die Zinsen für Obligationen der Eidgenossenschaft mit einer Laufzeit von 10 Jahren auf einem neuen historischen Tiefstand.
28
Finanzplatz Zürich 2014/2015
1.0
Abb. 4-1
160 Zinsen und Wechselkurs
CHF Libor 3M: CH-Libor, 3 Monate
150 Laufzeit (linke Skala), Eidgenossen
10J: Eidgenössische Obligationen,
140 10 Jahre Laufzeit (linke Skala),
Wechselkurs: Exportgewichteter
Wechselkursindex gegenüber 40
130 Handelspartnern, nominal,
Januar 1999 = 100 (rechte Skala)
120 Jan 2007 – Aug 2014
(Quelle: SNB)
110
0.5
100
CHF Libor 3 Monate
3.5
Eidgenossen 10 Jahre
Wechselkurs (rechte Skala)
3.0
2.5
2.0
1.5
0.0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
90
Das Tiefzinsumfeld belastet die Zinsmargen der Banken und das Anlageergebnis der Versicherungen, insbesondere der Lebensversicherungen und Pensionskassen. Diese legen gut
die Hälfte der verwalteten Gelder in festverzinslichen Anlagen an. In der Vergangenheit festgelegte Verzinsungen gefährden damit den Geschäftserfolg und die Wertschöpfung. Die typischerweise langen Laufzeiten der festverzinslichen Anlagen werden zudem noch längere Zeit
in den Büchern der Versicherungen mitgetragen.
Aufgrund der tiefen Zinsen ist die Investition in Anlagen mit geringem Risiko weniger attraktiv. Dadurch sind die Kurse an den Börsen deutlich gestiegen. Der MSCI World Index lag im
August 2014 beispielsweise bereits wieder 4 Prozent über dem Höchststand vor der jüngsten
Finanzkrise (vgl. Abb. 4-2). Damit hat der Index seit dem Tiefststand im Februar 2009 um 133
Prozent zugelegt. Die expansive Geldpolitik schürt folglich eine Inflation der Preise an den
Anlagemärkten. Die Aktivität an der Börse, gemessen am Transaktionsvolumen, hat sich vom
Einbruch nach der Finanzkrise jedoch noch nicht erholt und bewegt sich weiterhin auf tiefem
Niveau.
160
Abb. 4-2
Börsenentwicklung und Wertschriftenumsätze
Indexiert Jan 2007 = 100; Jan 2007
– Aug 2014
(Quelle: SIX)
Börs enums ätze
140
MSCI World Index
120
100
80
60
40
20
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Die Banken profitieren von steigenden Anlagekursen durch höhere Kommissionseinnahmen
über die zunehmenden Vermögen in ihren Kundendepots. Einen Grossteil der Kommissionseinnahmen generieren die Banken jedoch auch mittels der Transaktionen von Wertschriften.
Abbildung 4-3 zeigt das Volumen der Wertschriften in Kundendepots bei Schweizer Banken.
Die Wertschriftenbestände sind zwischen Januar und August 2014 um 4 Prozent gewachsen.
Das Niveau liegt nur noch marginal unter dem Höchststand von 2007.
29
Finanzplatz Zürich 2014/2015
40%
30%
20%
10%
0%
-10%
-20%
-30%
-40%
2014
2013
2012
2011
2009
2008
2007
Total Bankexporte
K omis sionseinnahmen
2010
Abb. 4-3 6000
Wertschriftenbestände in
Kundendepots 5500
In Mia. CHF,
Jan 2007 – Aug 2014 5000
(Quelle: SNB)
4500
Abb. 4-4 4000
Bankdienstleistungsexporte
Wachstumsraten gegenüber 3500
Vorjahresmonat,
Q1 2007 – Q2 2014 3000
(Quelle: SNB)
Die Kommissionseinnahmen aus dem Ausland haben, nach einer längeren Periode des
Wachstums (Mitte 2012 bis Anfang 2014), im zweiten Quartal 2014 stagniert (vgl. Abb. 4-4).
Die ausländische Nachfrage nach Bankdienstleistungen aus der Schweiz ist insgesamt im
ersten Quartal 2014 gesunken, liegt jedoch weiterhin über dem Ergebnis des ersten Halbjahres
2013. Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Nachfrage leicht positiv ausfallen und sich weiter
erholen. Insgesamt dürfte die Vermögensverwaltung in der ersten Jahreshälfte 2014 marginal
positiv zur Wertschöpfungsentwicklung der Banken beigetragen haben. Der konjunkturelle
Aufschwung im In- und Ausland 2015 und 2016 dürfte sich über die steigenden Vermögen
positiv auf die Kommissionseinnahmen auswirken.
Abb. 4-5 30%
Kredite Wachstumsraten
gegenüber Vorjahresmonat 20%
Jan 2009 – Aug 2014
(Quelle: SNB) 10%
30%
K redite Inla nd
K redite Ausland
Total Kredite
20%
10%
Abb. 4-6
0%
Spareinlagen Wachstumsraten
gegenüber Vorjahresmonat, Jan
2009 – Aug 2014, ab Juni 2013 -10%
inklusive PostFinance AG
(Quelle: SNB) -20%
-30%
2009
Spa reinlagen Inland
Spa reinlagen Ausland
Total Spareinlagen
0%
-10%
2010
2011
2012
2013
2014
-20%
2009
2010
2011
2012
2013
2014
Mit stärkeren Impulsen für die Wertschöpfungsentwicklung der Banken ist weiterhin von
Seiten des Retail Banking zu rechnen. Das Tiefzinsumfeld drückt zwar auf die Zinsmarge, das
Volumen der Kredite ist jedoch weiter gewachsen (vgl. Abb. 4-5). Während die inländischen
Kredite stabil pro Monat um rund 5 Prozent zulegten, wurden auch die Kredite an ausländische Kunden im ersten Halbjahr deutlich ausgeweitet (Januar bis Juli 2014: +9.3%).
Die Sprünge in der Wachstumsrate der Spareinlagen der inländischen Kunden im Juni 2013
und im Mai 2014 sind auf einen statistischen Sondereffekt zurückzuführen (vgl. Abb. 4-6). Im
Juni 2013 wurde die PostFinance AG in den Bankenstatus aufgenommen. Damit wurde sie
erstmals in den Statistiken der SNB erfasst, wodurch die Kundeneinlagen um 103.7 Mrd. CHF
anstiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat gerechnet fallen die Wachstumsraten in dieser
Periode daher auffällig hoch aus.
Im Juli 2014 lag die Zunahme der Spareinlagen inländischer Kunden bei 4 Prozent. Die Einlagen ausländischer Kunden sind im ersten Halbjahr 2014 gesunken. Dies dürfte auch mit der
Erhöhung der Kontogebühren und teilweisen Kündigung von Lohnkonten der Grenzgänger
zusammenhängen.
30
Finanzplatz Zürich 2014/2015
4.2
Finanzsektor Schweiz
Die reale Wertschöpfung des Finanzsektors dürfte in der kurzen Frist leicht über dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft wachsen (vgl. Abb. 4-7). Die anziehende Dynamik in der Schweizer Konjunktur erhöht die Nachfrage nach Finanzdienstleistungen. BAKBASEL erwartet für
den Schweizer Finanzsektor Wachstumsraten der realen Bruttowertschöpfung in der Höhe
von 1.6 (2014), 2.1 (2015) und 2.5 Prozent (2016). Die Gesamtwirtschaft zum Vergleich wächst
voraussichtlich mit 1.4, 1.9 und 2.1 Prozent.
10%
Abb. 4-7
Schweiz: Wachstumsraten
der realen Bruttowertschöpfung
(Quelle: BAKBASEL)
5%
0%
-5 %
Banken
Vers icherungen
S onstige Finanzdienstleistungen
Finanzsektor
Gesamtwirtschaft
-1 0 %
-1 5 %
2 0 08
2 0 09
2 0 10
2 0 11
2 0 12
2 0 13
2 0 14
2 0 15
2 0 16
Die Banken vermögen die Erholung voranzutreiben und das Wachstum der realen Bruttowertschöpfung zu beschleunigen (2014: +1.5%, 2015: 2.0%, 2016: 2.3%). Eine stärkere
Aufholbewegung – wie sie nach starken Einbrüchen oft beobachtbar ist – wird nicht erwartet.
Die erhöhten Transparenzansprüche der Kunden, die neuen regulatorischen Anforderungen
sowie der steigende Wettbewerbsdruck lassen nur geringen Spielraum für Margenerhöhungen zu. Die Volumen werden jedoch weiter steigen und die Kosten durch die stärkere Industrialisierung sinken.
Auch die Versicherungen profitieren von der robusten Schweizer Konjunkturlage. Insbesondere für die Schaden- und Unfallversicherungen ist von einer steigenden Nachfrage auszugehen. Im gesättigten Schweizer Markt bleibt das Potential für steigende Prämien jedoch
begrenzt. Im globalen Rückversicherungsgeschäft zeigen sich sinkende Preise durch steigende Konkurrenz (etwa durch Cat-Bonds7) und ausbleibende Grossschäden. Ebenso ist
in der kurzen Frist keine Zinswende zu erwarten, womit die Situation für die Assekuranz
(insbesondere die Lebensversicherungen und Pensionskassen) hier aktuell schwierig bleibt.
Positiven Einfluss auf das Anlageergebnis der Versicherungen dürften hingegen die weiterhin
steigenden Aktienkurse ausüben. Alles in allem wächst die Bruttowertschöpfung der Versicherungen voraussichtlich mit 1.4 Prozent im Jahr 2014, 2.2 Prozent in 2015 und 2.3 Prozent
in 2016. Das herausragende Ergebnis der letzten 2 Jahre mit Wachstumsraten über 3 Prozent
kann voraussichtlich nicht repliziert werden.
Das stärkste Wachstum wird in der kurzen Frist von der kleinsten Branche des Finanzsektors,
den sonstigen Finanzdienstleistungen, erwartet (2014: +2.5%, 2015: +2.4%, 2016: +3.5%).
Mit den tiefen Zinsen sind risikoarme Alternativen zu Anleihen gesucht. Das erhöht die Nachfrage nach den Dienstleistungen dieser Branche gegenüber dem gesamten Finanzsektor
überdurchschnittlich. Auf der anderen Seite spüren auch die sonstigen Finanzdienstleister die
steigenden Transparenzanforderungen und Kostenaffinität der Kunden. Beispielsweise sind
eher kostengünstige passive als teurere aktiv verwaltete Produkte gefragt.
Insgesamt wird der Finanzsektor voraussichtlich erst im Jahr 2017 bei der preisbereinigten
Wertschöpfung das Niveau vor der Krise (2007) erreichen. Bei den Banken dürfte der Gleichstand erst in rund 10 Jahren erfolgen.
7
Cat-Bonds, auch Katastrophenanleihen genannt, sind Schuldtitel, die an (Natur-)Katastrophenereignisse geknüpft sind. Im Schadensfall kompensieren sie den finanziellen Schaden. Sofern die definierte
Katastrophe nicht eintritt, wird der Investor mit einem Zins inklusive Risikoprämie entschädigt.
31
Finanzplatz Zürich 2014/2015
4.2.1Erwerbstätige
Der Strukturwandel bei den Banken führte 2013 zu einem Stellenabbau, der auch 2014 anhält
(–1.0%) (vgl. Abb. 4-8). Die Erholung der Wertschöpfung dürfte allerdings bereits 2015 wieder
zu einer steigenden Zahl der Erwerbstätigen bei den Banken führen. Die Versicherungen und
die sonstigen Finanzdienstleistungen hingegen verzeichnen in der kurzen Frist weiterhin steigende Erwerbstätigenzahlen. Insgesamt dürfte das Stellenwachstum im Finanzsektor mit
Raten von 0.3 (2014), 1.0 (2015) und 0.9 Prozent (2016) unter dem Durchschnitt der Gesamtwirtschaft liegen.
Abb. 4-8 1 0 %
Schweiz: Wachstumsraten der Zahl
der Erwerbstätigen
(Quelle: BAKBASEL) 8 %
Banken
Vers icherungen
S onstige Finanzdienstleistungen
Finanzsektor
Gesamtwirtschaft
6%
4%
2%
0%
-2 %
-4 %
2 0 08
4.3
2 0 09
2 0 10
2 0 11
2 0 12
2 0 13
2 0 14
2 0 15
2 0 16
Finanzsektor Region Zürich
Der Finanzsektor der Region Zürich dürfte von der geschilderten kurzfristigen Entwicklung
in der Vermögensverwaltung und der (Rück-)Versicherungen überdurchschnittlich betroffen
sein. Diese Geschäftsfelder sind in der Limmatstadt dominant vertreten. Die Schweiz, insbesondere die übrige Schweiz, profitiert dagegen vom hohen Gewicht des Retail-Sektors.
Neben Zürich sind auch Genf und Lugano bevorzugte Standorte für die Vermögensverwaltung. Lugano ist stark von der Unsicherheit in den politischen und regulatorischen Beziehungen zu Italien betroffen. Hier sind die Aussichten für die Vermögensverwaltung und damit
den Bankenplatz insgesamt sehr bescheiden. Am Finanzplatz Genf ist das Vermögensverwaltungsgeschäft stärker auf die Regionen Frankreich, Mittlerer Osten, Lateinamerika und
asiatische Länder ausgerichtet, während in Zürich Kunden aus EU-Ländern und den USA
dominieren. In den Heimatregionen der Genfer Kunden ist – abgesehen von Frankreich – in
der kurzen Frist kaum mit strikten Steuervorschriften und starken Geldabflüssen zu rechnen.
Zudem ist das Genfer Investment Banking stark auf die (Rohstoff-)Handelsfinanzierung spezialisiert. Die Handelsfinanzierung dürfte zu den Gewinnern der Umstrukturierung des Investment Banking gehören, da sie zum kundennäheren Teil des Investment Banking gehört. Der
kurz- und mittelfristig erwartete konjunkturelle Aufwärtstrend dürfte mit dem damit verbundenen Rohstoffhunger das Geschäft weiter florieren lassen.
4.3.1Wertschöpfung
Der Finanzsektor Zürich wächst sowohl gegenüber der Gesamtwirtschaft der Region als
auch gegenüber dem Finanzsektor Schweiz überdurchschnittlich. Nach dem herausragenden
Ergebnis des Jahres 2013 (+2.7%) wird der Finanzsektor Zürich voraussichtlich vom breiten Konjunkturaufschwung profitieren und ab 2014 die Wachstumsgeschwindigkeit erhöhen
(2014: +2.0%, 2015: +2.4%, 2016: +2.7%) (vgl. Abb. 4-9).
Abb. 4-9
Region Zürich: Wachstumsraten der
realen Bruttowertschöpfung
(Quelle: BAKBASEL)
10%
5%
0%
-5 %
Banken
Vers icherungen
S onstige Finanzdienstleistungen
Finanzsektor
Gesamtwirtschaft
-1 0 %
-1 5 %
-2 0 %
2 0 08
2 0 09
2 0 10
2 0 11
2 0 12
2 0 13
2 0 14
32
2 0 15
2 0 16
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Die Banken der Region Zürich waren bisher überdurchschnittlich von den Folgen der Finanzkrise betroffen und wuchsen weniger stark als in der Gesamtschweiz. Die anziehende Konjunktur, insbesondere die stärkere Vermögenszunahme, begünstigt die Banken der Region nun
überdurchschnittlich. Es ist zudem damit zu rechnen, dass die Früchte des Strukturwandels hauptsächlich im Finanzcluster Zürich anfallen. In Zürich ist mit überdurchschnittlichen
Produktivitätsgewinnen zu rechnen. BAKBASEL rechnet mit Wachstumsraten von 1.6 (2014),
2.3 (2015) und 2.5 Prozent (2016).
Im Jahr 2013 trieben insbesondere die Rückversicherungen das Wachstum des Finanzsektors Zürich voran (Versicherungen: +4.0%). Zwar profitieren auch die Versicherungen von der
erwarteten Beschleunigung der Wirtschaftsentwicklung (2014: +2.2%, 2015: +2.4%, 2016:
+2.6%), die Banken dürften jedoch ab 2014 wieder den grössten Beitrag zum Wachstum des
Finanzsektors leisten.
Die höchsten Wachstumsraten erreicht voraussichtlich die kleinste Teilbranche des Finanzsektors, die sonstigen Finanzdienstleistungen. BAKBASEL erwartet für diese eine Zunahme
der realen Wertschöpfung in der Region Zürich um 2.8 (2014), 2.7 (2015), 3.7 Prozent (2016).
Sie wachsen damit deutlich stärker als die Gesamtwirtschaft der Region.
4.3.2Erwerbstätige
Der Finanzplatz Zürich ist als grösstes Finanzzentrum der Schweiz vom Strukturwandel bei
den Banken besonders betroffen. Der Rückgang der Zahl der Erwerbstätigen bei den Banken
fiel im Jahr 2013 hier daher deutlich überdurchschnittlich aus (–5.2%) (vgl. Abb. 4-10). Auch
2014 dürfte die Entwicklung der Zahl der Stellen bei Banken in Zürich ein grösseres Minus
aufweisen als in der Gesamtschweiz (–1.8%). Der deutliche Stellenaufbau bei den Versicherungen (+2.2%) und den sonstigen Finanzdienstleistungen (+3.1%) vermag den Rückgang
bei den Banken voraussichtlich jedoch zu kompensieren. Insgesamt rechnet BAKBASEL im
Finanzsektor Zürich mit einer Stagnation der Zahl der Erwerbstätigen im Jahr 2014 (+0.0%).
Die Umstrukturierung der Banken dürfte zu beachtlichen Produktivitätsgewinnen am Bankenplatz Zürich führen. Damit ist ein gegenüber der Wertschöpfung geringeres Wachstum der
Zahl der Erwerbstätigen bei den Banken zu erwarten. Die deutlich anziehende Wertschöpfungsentwicklung dürfte dennoch zu einem Wachstum der Zahl der Stellen führen. Insgesamt erwartet BAKBASEL für 2015 und 2016 eine Ausweitung der Zahl der Erwerbstätigen im
Finanzsektor von jeweils 0.9 Prozent. Diese Wachstumsraten sind geringer als diejenigen der
Gesamtwirtschaft der Region (2015 und 2016 jeweils +1.3%).
14%
Abb. 4-10
Region Zürich: Wachstumsraten der
Zahl der Erwerbstätigen
(Quelle: BAKBASEL)
Banken
Vers icherungen
S onstige Finanzdienstleistungen
Finanzsektor
Gesamtwirtschaft
12%
10%
8%
6%
4%
2%
0%
-2 %
-4 %
-6 %
-8 %
2 0 08
2 0 09
2 0 10
2 0 11
2 0 12
2 0 13
2 0 14
2 0 15
2 0 16
33
Finanzplatz Zürich 2014/2015
4.4
Fazit
Die Entwicklung des Finanzplatzes Zürich ist von einer Konsolidierung und Produktivitätssteigerung des Bankensektors geprägt. Da die Geschäftsfelder, die am stärksten umstrukturiert werden, in Zürich überdurchschnittlich stark vertreten sind, war bisher in Zürich ein
unterdurchschnittliches Wachstum von Wertschöpfung und Erwerbstätigkeit zu beobachten.
Mit dem anstehenden breiten konjunkturellen Aufschwung und den ersten Resultaten aus
der Umstrukturierung dürfte die Region Zürich ab 2015 wieder grössere Wachstumsimpulse
erfahren als der Rest der Schweiz. Die Umstrukturierung der Banken dürfte zu beachtlichen
Produktivitätsgewinnen am Bankenplatz Zürich führen.
Auch die Versicherungen profitieren von der robusten Konjunkturlage. Insbesondere für die
Schaden- und Unfallversicherungen ist von einer steigenden Nachfrage auszugehen. Das in
Zürich gewichtige Rückversicherungsgeschäft kämpft aktuell mit sinkenden Preisen durch
steigende Konkurrenz und ausbleibende Grossschadenereignisse. Das tiefe Zinsniveau
schmälert zudem das Anlageergebnis der Lebensversicherungen. Die anziehende Konjunktur
dürfte den Versicherungen in Zürich eine steigende Nachfrage bescheren, wodurch für die
Wertschöpfung mit stabilen Wachstumsraten zu rechnen ist.
34
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Teil
III
Der Strukturwandel
am Bankenplatz
Zürich
Die Finanzkrise hat den Schweizer Bankenplatz tief erschüttert. Zahlreiche Beobachter prophezeiten der Branche einen schmerzhaften Strukturbruch. Mittlerweile
hat sich die Situation stabilisiert, auch wenn die Branche noch eine Dekade brauchen wird, um in der Wertschöpfung wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen.
Aus zahlreichen Expertengesprächen im Rahmen des vorliegenden Projekts und der
analysierten Daten wurde deutlich, dass die Bankenbranche einem starken Wandel
ausgesetzt ist, dass dieser Prozess schon vor der Finanzkrise eingeläutet wurde und
sich über einen längeren Zeitraum abspielt. Auslöser des längerfristigen Strukturwandels sind der technologische Fortschritt und die Digitalisierung, die den Banken
neue Möglichkeiten und Effizienzsteigerungen eröffnen.
Die schwierige konjunkturelle Lage der Banken dürfte den Leidensdruck erhöht
und den Strukturwandel beschleunigt haben. Als Lösung der verschlechterten
Wirtschaftlichkeit wird eine stärkere Industrialisierung angestrebt. Die Strategie,
Kunden aus allen Ländern und Segmenten bedienen zu wollen, ist aufgrund der
gestiegenen Anforderungen nicht mehr nachhaltig. Daher fokussieren sich die
Banken verstärkt auf ihre jeweiligen Stärken und ihre Kerngeschäfte. Als Folge wird
auch eine Beschleunigung der Konsolidierung erwartet.
Die Attraktivität des Bankenplatzes Zürich ist nach wie vor intakt. Das Niveau der
Vermögensverwaltung ist im weltweiten Vergleich auffallend hoch, und Zürich spielt
immer noch unter den Top 5 der Welt mit. Die Schweiz konnte zudem ihre Position
als weltweit grösstes Zentrum für die Verwaltung grenzüberschreitender Vermögen
halten. Der Zufluss an Vermögen in die Schweiz ist weiterhin grösser als der Abfluss
von (unversteuerten) Geldern.
Die Branche selbst sieht die zukünftige Attraktivität des Finanzplatzes Zürich und
der Schweiz jedoch als gefährdet. Ausschlaggebend sind zum einen die bankenspezifische Regulierung und zum anderen eine Verschlechterung der allgemeinen
Rahmenbedingungen. Die Banken nehmen ein grosses Misstrauen in der breiten
Bevölkerung und der Politik wahr. Sie wünschen sich, dass die Bedeutung des
Schweizer Finanzplatzes für die Wirtschaft besser aufgezeigt und anerkannt würde.
Dazu sei jedoch ein besseres Zusammenspiel von Politik und Banken notwendig.
5Ausgangslage
Der Finance Cluster-Dialog der Standortförderung des Kantons Zürich vom 30. Mai 2013
widmete sich dem Thema «Der Bankenplatz Zürich im Umbruch». Die Tagung und die dazu
erschienene Broschüre geben einen Einblick in den Strukturwandel des Finanzplatzes Zürich.
Sie beschäftigten sich jedoch nur punktuell mit dem Wandel.
Ein Strukturwandel betrifft zahlreiche Facetten einer Branche und kann in seiner Gesamtheit
(an einer Tagung) kaum erfasst werden. Teil III der Studie Finanzplatz Zürich 2014/2015 knüpft
an diesen Punkt an. Insgesamt soll ein umfassendes Bild zum andauernden Strukturwandel
auf dem Bankenplatz Zürich gezeichnet und sollen die Auswirkungen auf die regionale Volkswirtschaft beleuchtet werden.
Neben den Erkenntnissen aus vorhandenen Statistiken tragen auch Gespräche mit unterschiedlichen Vertretern aus der Branche und der Verbände sowie mit Experten, die sich mit
den Banken beschäftigen, massgeblich zum im Folgenden gezeichneten Bild des Strukturwandels bei. Insgesamt wurden 14 Befragungen durchgeführt.
In einigen Bereichen kann der Strukturwandel des Bankenplatzes Zürich nicht von demjenigen der Gesamtschweiz unterschieden werden. Bestimmte Thematiken (z.B. die Regulierung) werden auf nationaler Ebene vorgegeben. Die für den Strukturwandel massgebenden
Strategieänderungen werden bei überregionalen oder internationalen Banken nicht alleine auf
den Zürcher Standort abgestimmt. In andern Bereichen existieren keine regionalspezifischen
35
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Daten. Daher kann in der folgenden Analyse nicht alleine auf den Bankenplatz Zürich eingegangen werden. Oftmals betreffen die Aussagen den ganzen Bankenplatz Schweiz.
Das Vorgehen und der Aufbau der Analyse des Strukturwandels am Bankenplatz Zürich wird
in der untenstehenden schematischen Darstellung erläutert.
Treiber und
Schocks
Langfristige Treiber und schockartige Ereignisse als Auslöser des Wandels
werden identifiziert
Umweltveränderungen
Die Treiber und Schocks verändern die Umwelt der Banken in verschiedener
Hinsicht. Dabei können Treiber und Schocks auch bei anderen Akteuren einen
Strategiewandel auslösen (z.B. Politik), und erst dadurch in einem zweiten Effekt
auf die Umwelt der Banken einwirken (z.B. Regulierung).
Konkrete
Herausforderungen
Aus jeder einzelnen Umweltveränderung ergeben sich eine oder mehrere
konkrete Herausforderungen für die Banken. Die meisten Herausforderungen
werden dabei von mehreren Umweltveränderungen beeinflusst, wobei die
Einflussstärke und die Wirkungsrichtung variieren.
Strategiewandel
der Banken
Im Strategiewandel zeigen sich die Reaktionen der Banken auf die konkreten
Herausforderungen.
Wandel am
Bankenplatz Zürich
Die nachfolgende Umsetzung der neuen Strategien wird von aussen als
eigentlicher Strukturwandel wahrgenommen. Zusammengenommen führen die
Entscheidungen der einzelnen Banken zu branchenweiten Veränderungen, die
auch die regionale Volkswirtschaft mitprägen.
36
Finanzplatz Zürich 2014/2015
6Ursachen und
Treiber des
Strukturwandels
In den letzten Jahren, insbesondere seit der Finanzkrise, treiben diverse Schocks und Trends
einen Strukturwandel auf dem Bankenplatz Zürich voran. Das können langfristige Trends sein,
die zu einem langsamen Wandel führen, Schocks mit permanentem unumkehrbarem Einfluss
oder Schocks transitorischer Natur, die jedoch den Strukturwandel als Katalysator beschleunigen. Was die Ursachen und Treiber sind und wie sich die Umwelt für die Banken dadurch
verändert, wird in diesem Kapitel erläutert. Schliesslich wird aufgezeigt, was die resultierenden Herausforderungen für die Banken sind.
6.1
Trends und Schocks
Technologischer Fortschritt
Der technologische Fortschritt, insbesondere die Digitalisierung, beschert den Banken
und der Wirtschaft im Allgemeinen vielerlei neue Möglichkeiten und Effizienzsteigerungen.
Beispielsweise war die Swiss Exchange (SIX) weltweit die erste vollelektronische Börse. Der
technologische Fortschritt ermöglichte die Automatisierung vieler Prozesse und dürfte einer
der wichtigsten Gründe für das herausragende Wachstum der Banken in den 1990er Jahren
sein (1990–2000: Banken Ø +5.7% p.a.; Gesamtwirtschaft Ø +1.2% p.a.). Damals installierten
die Banken aus heutiger Sicht schwerfällige Mainframegrossrechner und schrieben zahlreiche Eigenprogrammierungen. Auf dieser Basis wurde lange weiter aufgebaut, obwohl die
zugrunde liegende Technologie teilweise bereits überholt war. Der Eigenbau erschwert heute
die Einbindung von günstiger standardisierter Software.
Die digitale Durchdringung hat auch in der Gesellschaft, insbesondere mit den mobilen
Geräten (Smartphones, Tablets), stark zugenommen. War in den Anfängen des Internets vor
allem die junge Generation an Online-Angeboten interessiert, besorgt sich mittlerweile fast
jedermann wenn nicht Güter und Dienstleistungen, dann zumindest Informationen im Netz.
Damit ist auch die ältere Generation, die meist vermögender ist, online aktiv. Smarte Geräte
sind keine Generationenfrage mehr und haben die Ansprüche der Kunden stark verändert.
Geopolitische Verschiebungen
Ein gänzlich anders gelagerter Trend ist die globale Verschiebung der wirtschaftlichen und
politischen Gewichte zu einer multipolaren Welt. Der wirtschaftliche Aufstieg der Schwellenländer fördert das Selbstbewusstsein und das Vermögenswachstum in diesen Ländern. Zwar
wachsen die Vermögen und damit die Nachfrage nach Bankdienstleistungen auch in den
Industrieländern, die Wachstumsraten sind jedoch deutlich geringer. In den Wachstumsmärkten entsteht eine neue Kundschaft, die andere Anforderungen an Bankdienstleistungen stellt.
Die Risikobereitschaft ist grösser und der Wunsch nach Selbstbestimmung stärker.
Finanzkrise
Durch das Platzen der US-Immobilienblase 2007 mussten viele Banken substanzielle
Abschreibungen auf ihren Beständen an Hypotheken und verbrieften Krediten hinnehmen.
Dadurch wurden die Eigenkapitalquoten und Liquiditätsmasse empfindlich geschwächt. Über
den Interbankenmarkt und die globale Vernetzung der Branche breitete sich die Krise aus. Der
breite Kurssturz an den Kapitalmärkten zog immer weitere Kreise und erfasste mehr Institute.
Um diesen Dominoeffekt zu unterbrechen, mussten mehrere Banken von staatlicher Seite
gestützt werden.
Wirtschaftskrise
Die illiquiden Banken in Amerika und Europa schränkten ihre Kreditvergabe ein, was die Investitionstätigkeit abwürgte. Die enorme Wertvernichtung durch die Korrektur an den Finanzmärkten liess zudem die Konsumentenstimmung ab Mitte 2008 in den Keller rauschen. Damit
weitete sich die Finanzkrise zu einer weltweiten Wirtschaftskrise aus. Das Ausmass des Wirtschaftseinbruchs im ersten Jahr nach der Krise wird als vergleichbar mit demjenigen während
der Grossen Depression gesehen. Um die Wirtschaft zu stützen, fluteten die Zentralbanken
die Märkte mit Liquidität und senkten die Zinsen auf nahe Null. Zudem schnürten viele Staaten Konjunkturpakete in noch nie gesehenen Ausmassen.
Staatsschuldenkrise
Die immensen Konjunkturpakete, kombiniert mit den durch die lahmende Wirtschaft wegbrechenden Steuereinnahmen, warfen die Frage nach der Tragfähigkeit der seit längerem ange37
Finanzplatz Zürich 2014/2015
schwollenen Staatsschulden einiger Ländern auf. Einige von ihnen beanspruchten externe
Hilfe. Die Notenbanken berücksichtigten zunehmend auch die Schuldensituation der Staaten
in ihren geldpolitischen Entscheidungen. Plötzlich zählten auch Staatsobligationen zu den
Ramschpapieren und bedrohten die Stabilität des Bankensystems zusätzlich.
6.2
Umweltveränderungen
Auswirkungen auf die Nachfrage und Kundenbedürfnisse
Der technologische Fortschritt, insbesondere das Internet und die sozialen Medien, haben
das Verhalten und die Ansprüche der Kunden grundlegend verändert. Sie sind besser informiert und können sich einfacher organisieren. Verfügbarkeit, Kostentransparenz und Preis
(insbesondere im Tiefzinsumfeld), Geschwindigkeit sowie Qualität der eigentlichen Dienstleistung haben an Bedeutung gewonnen. Der persönliche Kontakt mit den Bankangestellten ist
dagegen in den Hintergrund getreten und die Loyalität der Kunden gesunken. Gemäss Reto
Siegrist, Leiter Finanzberatung und Stellvertreter Leiter Private Banking der Zürcher Kantonalbank (ZKB), nutzten die Kunden im Jahr 2013 nur noch für 5 Prozent aller Zahlungstransaktionen (Zahlungen, Bargeldbezüge) einen Schalter. 2003 lag der Anteil der Schaltertransaktionen
noch bei 15 Prozent.
Online-Angebote sind gegenüber physischen Standorten kostengünstiger. Die Banken
verlieren jedoch den persönlichen Berührungspunkt mit den Kunden. Die Verbindung zum
Retail-Kunden ist keine hinreichende Grundlage mehr für weitere wertschöpfungsintensive
Aufträge. Um die Kunden zu halten, muss ein zusätzlicher Mehrwert geschaffen werden.
In der Vermögensverwaltung ist im Zeitalter des gut informierten Kunden eine andersartige
Beratung nötig und versteckte Kosten sind tabu. Das spiegelt sich beispielsweise im Bundesgerichtsentscheid zum Verbot der Vergütung von Vertriebsleistungen (Einbehalt von Retrozessionen), ohne den Kunden zu informieren.
Auswirkungen auf die Produktion
Das Internet, das Web 2.0 und Big Data haben das Potential, die bisherigen Geschäftsmodelle der Banken umzukrempeln. Ähnlich wie das in anderen Branchen bereits geschehen ist,
etwa in der Musikbranche und im Buchhandel oder aktuell im Taximarkt geschieht. Der technologische Fortschritt vereinfacht und fördert die Industrialisierung der Branche. Er eröffnet
zugleich neue Geschäftsfelder und hebt die Qualität und Effizienz von bestehenden Prozessen. Naheliegende Schritte sind etwa, durch Automatisierung Zeit und Kosten zu sparen oder
die Kommunikation auf digitale Kanäle zu erweitern. Ebenso bieten sich geeignete Instrumente und digitale Lösungen an, welche die Servicequalität der Berater unterstützen und
einen Mindeststandard garantieren. Neue Möglichkeiten eröffnen sich aber auch in weniger
offensichtlichen Bereichen, beispielsweise in einer vollautomatischen Portfolioverwaltung
mittels Big Data und cleveren Algorithmen.
Auswirkungen auf das Marktumfeld und den Wettbewerb
Um das Potential des technologischen Fortschrittes zu nutzen, sind grosses technologisches
Know-how sowie geeignete digitale Schnittstellen zum Kunden unerlässlich. Hier haben Informationstechnologieunternehmen (IT-Unternehmen) einen Vorsprung gegenüber den Banken.
Es sind in erster Linie auch IT- und Internet-Unternehmen, die als branchenfremde Konkurrenz
in den Markt für Bankendienstleistungen vordringen. Bisher beschränken sie sich hauptsächlich auf Produkte und Dienstleistungen, die (noch) keiner regulatorischen Aufsicht unterliegen. Dazu gehören (mobile) bargeldlose Bezahldienste8, alternative Formen des Kredits, wie
direct lending, peer to peer lending (P2P-Kredit) und crowdfunding, oder Beratungsdienste im
Hypothekargeschäft. Damit entstehen neue Formen der Finanzintermediation, die eine klassische Bank obsolet machen könnten. Facebook, Google und die Ebay-Tochter PayPal besitzen bereits eine Banklizenz in Europa. Apple schaltet sich mit ihrem Bezahl-Dienst (Apple Pay)
zwischen Kreditkartenbank und Kunde. In der Schweiz haben sich unter anderen Cashare
als crowdfunding Platform sowie Moneypark und Hypoplus im Hypothekargeschäft etabliert.
Aber auch die Banken selbst verändern den Wettbewerb untereinander durch die Umsetzung
der Digitalisierungsstrategien. Beispielsweise können Regional- und Kantonalbanken online
den gesamten Schweizer Markt ansprechen.9
Eine transitorische Auswirkung der Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise ist das tiefe Zinsniveau. Die tiefen Zinsen drücken die Passivmarge der Banken und erhöhen das Risiko von
Blasenbildung am Immobilien- und Aktienmarkt. Um die sinkende Zinsmarge zu kompen Für die Banken spielen die Lohn- und Zahlungskonten neben dem Erstkontakt zum Kunden vor allem
für das Passivgeschäft eine Rolle. Im Passivgeschäft investiert eine Bank Gelder, die nicht als Kredite
ausgeliehen werden. Für die Banken ist also wichtig, wie hoch die kumulierte Summe der Gelder auf
den Konten ist und wie volatil diese Gelder sind.
8
Einige Beispiele hierfür sind der Hypomat der Glarner Kantonalbank sowie weitere Angebote derselben Bank, wie der Risikomat (Lebensversicherungen) und der Investomat (Vermögensverwaltung).
9
38
Finanzplatz Zürich 2014/2015
sieren, weiteten viele Banken ihre Kreditvolumen aus, zumal auch die Nachfrage nach
Hypothekarkrediten in der Schweiz stark anstieg. Um die Auswirkungen einer potentiellen
Immobilienblase zu mildern, wurden makroprudenzielle Instrumente, wie der antizyklische
Kapitalpuffer und verschärfte Abschreibungspraktiken, eingeführt.
Auswirkungen auf die Regulierung
Die globale Dimension der jüngsten Krisen und die weit fortgeschrittene Globalisierung an den
Finanzmärkten hat die Tendenz zu supranationalen Regeln verstärkt. Dabei erarbeiten internationale Gremien und Organisationen, etwa die G20 oder die OECD, eine «best practice»,
die in den nationalen Gesetzen umgesetzt werden soll. Die Banken sehen in der Anpassung
der internationalen Standards an die schweizerischen Gegebenheiten, dem sogenannten
«Swiss Finish», oft eine Verschärfung der Regeln und damit Wettbewerbsnachteile gegenüber
der internationalen Konkurrenz. Laut Johannes Barth, CEO der Sallfort Privatbank, wolle die
Schweiz eine Musterschülerin sein und setze die neuen Standards vorbildhaft um. «Es stellt
sich nur die Frage, ob die Schweiz als Musterschülerin auf dem Pausenplatz zum Prügelknaben und Pausenclown wird oder zu einem Vorbild, zu dem man hochschaut.»
Die verstärkten Eigenkapitalvorschriften durch Basel III und die Regeln im Zusammenhang
mit der «Too-big-to-fail»-(TBTF-)-Problematik betreffen insbesondere die Grossbanken und
das Investment Banking. Die Eigenkapitalvorschriften werden von den Banken oft als Hindernis und Kostentreiber bezeichnet. Es wird argumentiert, dass der geringere Return on Equity
(ROE)10 die Attraktivität der Banken für Investoren senkt. Tiefere Risiken werden jedoch
gemäss der Logik der Kapitalmärkte geringer entlohnt und sollten auch die Refinanzierungskosten der Bank senken. Einzig bei Banken, die eine Staatsgarantie geniessen, hat sich das
Verhältnis zwischen Rendite und Risiko verschlechtert. Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt
es sich dabei jedoch um eine sinnvolle Korrektur, die eine effizientere Kapitalallokation fördert.
Die verschärften Liquiditätsvorschriften können insbesondere für Retail-Banken zur Herausforderung werden. Zu den Kernaufgaben der Banken gehört die Fristentransformation.
Fristenkongruente11 Liquiditätsvorschriften, wie sie bei Versicherungen sinnvollerweise angewandt werden, beschneiden jedoch das Fristentransformationsgeschäft und können zu einer
restriktiveren Kreditvergabe führen.
Internationale Standards und die Suche einiger schwer verschuldeter Staaten nach neuen
Einnahmequellen führten zu einer restriktiven grenzüberschreitenden Steuerpolitik und der
schrittweisen Aufweichung des Schweizer Bankkundengeheimnisses. Dabei ist eine Vielzahl neuer Abkommen und Regeln entstanden: Der internationale Standard der OECD zur
grenzüberschreitenden Zinsbesteuerung, der Gesetzesexport der USA durch FATCA, die
Abgeltungssteuer der Schweiz mit Grossbritannien und Österreich, der automatische Informationsaustausch (AIA) innerhalb der EU12 und schliesslich der internationale Standard der
OECD für einen AIA, der ab 2017 umgesetzt sein könnte. All diese unterschiedlichen Systeme
mussten und müssen von den Schweizer Banken umgesetzt werden. Zudem entspricht der
Wandel einem Paradigmenwechsel bei der Priorisierung ausländischen Rechts gegenüber
Schweizer Recht für ausländische Kunden. Viele Banken glaubten (zu) lange an den Bestand
des «alten» Systems und fühlten sich durch das Schweizer Bankkundengeheimnis geschützt.
Der Übergang zu Steuerkonformität erfordert auch Lösungen für bestehende Konten und Gelder
von Kunden aus dem Ausland.13 Solche Lösungen bestehen noch nicht mit allen Ländern. Das
Programm der USA zur Beilegung der Steuerstreitigkeiten kommt die Schweizer Banken teuer
zu stehen. Die anfallenden Kosten äussern sich einerseits in hohen Bussen. Andererseits sind
mit der Überführung unversteuerter Gelder in die Steuerehrlichkeit Vermögen abgeflossen. Wohl
noch teurer sind die Ressourcen, die zur Aufarbeitung der Vergangenheit eingesetzt werden
müssen. Zahlreiche Banken meldeten sich im Programm der USA in Kategorie 214 an, da sie
10
Der ROE (deutsch: Eigenkapitalrentabilität) dokumentiert, wie sich das Eigenkapital eines Unternehmens innerhalb einer Rechnungsperiode verzinst hat. Er wird als Gewinn geteilt durch den Eigenkapitaleinsatz berechnet.
Fristenkongruenz ist die Übereinstimmung der Fristen und Laufzeiten von Kapitalbindung und Kapitalüberlassung. Eine komplette Übereinstimmung eliminiert die Liquiditätsrisiken.
11
Seit 2005 kennen 22 EU-Staaten den AIA.
12
Je nach Schätzungen und Institut waren 30–70% der Gelder von ausländischen Kunden nicht versteuert. Um diese Summe vollkommen in die Steuerehrlichkeit zu führen, ist neben begünstigenden
Rahmenbedingungen viel Zeit und Aufwand notwendig.
13
Für Kategorie 2 haben sich Banken angemeldet, gegen die nicht bereits ein Verfahren eröffnet wurde
(Kategorie 1, individuelle Busse), die aber US-Recht gebrochen haben (Busse auf pauschaler Basis).
Für Kategorie 3 ist ein Unschuldsbeweis notwendig (keine Bussen), und Kategorie 4 ist für reine Regionalbanken vorgesehen.
14
39
Finanzplatz Zürich 2014/2015
nicht ausschliessen konnten, gegen US-Recht verstossen zu haben. Mittlerweile vermochten
einige Banken ihre Situation zu klären und haben Kategorie 2 verlassen.
Entgegen der Tendenz zu supranationalen Standards sind in der Regulierung auch renationalisierungs- und protektionistische Bestrebungen beobachtbar. Ein Beispiel dafür sind die
nationalen Lösungen der TBTF-Problematik, mit denen oft dem inländischen Bankkunden
international tätiger Banken ein grösserer Schutz gewährt wird als den ausländischen Kunden
derselben Bank. Deutlicher äussert sich die Renationalisierungstendenz im Kundenschutz in
der EU. Solche protektionistischen Massnahmen erschweren den Banken den Marktzutritt in
andere Länder.
Die Idee eines verschärften Kundenschutzes ist nicht neu und wird beispielsweise in der EU
seit den 1990er Jahren diskutiert. Die Finanzkrise hat lediglich die Problematik wieder in den
Fokus gerückt. Im Umfeld der Finanzkrise hat das politische Klima eine Verschärfung der
Regeln begünstigt. In der Schweiz sind daraus das Finanzdienstleistungsgesetz (Fidleg),
das Finanzinfrastrukturgesetz (Finfrag) und das Finanzinstitutsgesetz (Finig) entstanden. Mit
dieser Neuordnung der Gesetze versucht die Schweiz auch eine gewisse Vergleichbarkeit zur
Regulierung der anderen Staaten (insbesondere der EU) zu erreichen, um die Voraussetzungen für den Marktzugang zu erleichtern.
Das Fidleg verlangt von Banken voraussichtlich eine höhere Sorgfaltsplicht bei ihren Anlageempfehlungen und zusätzliche Dokumentations- und Informationspflichten gegenüber
ihren Kunden. Weitere Neuerungen sind die Beweislastumkehr punkto Informationspflichten,
sowie verschiedene Rechtsdurchsetzungsinstrumente (etwa ein Fonds zur Prozessfinanzierung oder Sammel- und Verbandsklagen). «Wir unterstützen eine einheitliche, produktneutrale Regulierung des Vertriebs genauso wie einheitliche Informations-, Dokumentations- und
Rechenschaftspflichten für Finanzdienstleister», sagt Thomas Ulrich, Regionaldirektor UBS
Zürich und Präsident des Zürcher Bankenverbandes. «Allerdings enthält das Fidleg Punkte,
die wir sehr klar ablehnen», stellt er klar. «Hierzu gehören die Beweislastumkehr, Prozessvorfinanzierung, strafrechtliche Implikationen für Bankmitarbeitende oder jeglicher Swiss Finish,
der über aktuelle europäische Rechtsnormen hinausgeht.»
Das Finig wird die Aufsicht über die Finanzdienstleister in einem Erlass regeln. Damit werden
auch unabhängige Vermögensverwalter einer Bewilligungspflicht unterstellt. Deren Aufsicht
übernimmt die Finma oder ein anderes Aufsichtsorgan. Zudem wird die Steuerkonformität der
Vermögenswerte (Weissgeldstrategie) festgeschrieben.
Das Finfrag soll die bisherigen Börsen-, Bank- und Nationalbankgesetze in einem einzigen
Gesetz zusammenfassen. Handlungsbedarf für die Marktteilnehmer entsteht vor allem durch
die neuen Regeln im Derivatemarkt. Dazu gehören die Pflicht eines zentralen Clearings (eine
zentrale Gegenpartei) und verschärfte Meldepflichten. Damit ist eine starke Nähe zu den
vergleichbaren Vorgaben der EU (EMIR, MiFID II / MiFIR) und der USA (Dodd-Frank Act) beabsichtigt. Die Globalisierung der Finanzmärkte wird gefördert und der Handel stärker zentralisiert. Zudem können künftig auch sogenannte Dark Pools15 reguliert werden.
Als Dark Pool wird eine bank- oder börseninterne Handelsplattform für den anonymen Handel mit Finanzprodukten bezeichnet, der außerhalb des offenen Wertpapierhandels der Börsen abgeschlossen
wird. Die genaue Ausgestaltung der Handelsmöglichkeiten unterscheidet sich von Dark Pool zu Dark
Pool.
15
40
Finanzplatz Zürich 2014/2015
7Konkrete Herausforderungen
Die meisten Umweltveränderungen sind Entwicklungen, mit denen sich alle Branchen immer
wieder auseinandersetzen müssen. Speziell an der Situation, in der sich die Banken befinden, ist die Häufung unterschiedlichster Veränderungen. Die konkreten Herausforderungen
für die Banken betreffen im Endeffekt alle Wertschöpfungsketten der Banken. Als erstes soll in
diesem Kapitel auf den Wettbewerbsdruck eingegangen werden, da er in die verschiedensten
Bereiche hineinspielt und die weiteren konkreten Herausforderungen beeinflusst.
7.1
Wettbewerb
7.2
Margen
Der Wettbewerb in der Bankenbranche hat in verschiedener Hinsicht und in allen Geschäftsbereichen zugenommen. Die Digitalisierung hat die Vergleichsmöglichkeiten und damit die
Transparenz erhöht. Aufgrund der sinkenden Loyalität der Kunden gegenüber den Banken
zusammen mit der Digitalisierung verlieren die Banken den persönlichen Kundenkontakt. Die
Industrialisierung zerschlägt Quasi-Monopole und stellt Unternehmen aus anderen Branchen
oder Regionen in direkten Wettbewerb zueinander. Die Zinsbaisse hat den Kampf um die
Kunden im Immobilienbereich verstärkt. Im internationalen Wettbewerb haben die Schweizer Banken den Vorteil des Bankkundengeheimnisses verloren. Im Bereich der Finanzmärkte
verschwinden die nationalen Grenzen16 durch internationale Standards weiter.
Im gestiegenen Wettbewerb können hohe Margen einzig mittels deutlichen Alleinstellungsmerkmalen gehalten werden. Bietet eine Bank dagegen Massenprodukte an, sind konkurrenzfähige Preise tief, wodurch auch die Margen abnehmen.
Im internationalen Wettbewerb fungierte das Bankkundengeheimnis früher als bedeutendes
Alleinstellungsmerkmal Schweizer Banken. Dieses schuf Vorteile gegenüber der internationalen Konkurrenz und generierte für die Banken Renten in der Vermögensverwaltung. Prof.
Dr. Urs Müller, Präsident des Verbands Schweizer Kantonalbanken, meint: «Früher war die
Vermögensverwaltung eine geschützte Werkstatt.» Seit dem Wegfall des Schutzwalls ist die
Marge in der Vermögensverwaltung gefallen, und die Performance spielt eine bedeutendere
Rolle. Es findet damit eine Annäherung an die Margen im Asset Management statt, die schon
seit längerem tief sind.
Abbildung 7-1 zeigt die Entwicklung der Kommissionseinnahmen im Verhältnis zu den Wertschriften in Kundendepots. Im Jahr 2013 betrugen die Kommissionseinnahmen der Banken
in der Schweiz 5.8 Promille der Wertschriften in Kundendepots. Das heisst, pro 1’000 Franken
Vermögen in den Depots verdienten die Banken CHF 5.80 an Kommissionen. Im Jahr 2000
lag das Verhältnis noch bei 9.3 Promille. Das Verhältnis ist im Zeitraum 2000 – 2013 insgesamt
um mehr als ein Drittel zurückgegangen. Das Kommissionsgeschäft schwankt allerdings im
Börsenzyklus und hängt massgeblich vom Investitions- und Risikoverhalten der Kunden ab.
1.0%
Abb. 7-1
Verhältnis der Kommissionseinnahmen zu den Wertschriften in
Kundendepots
(Quelle: SNB)
0.9%
0.8%
0.7%
0.6%
0.5%
0.4%
0.3%
0.2%
0.1%
0.0%
16
Bereits heute werden beispielsweise 70% des Börsenumsatzes mit Schweizer Blue-Chip-Aktien von
Nicht-Schweizer Kunden generiert. Die Mehrheit dieses Handels kommt aus Grossbritannien.
41
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Im Zinsgeschäft sind die Margen ebenfalls stark gesunken. Die Zinsmarge setzt sich aus
der Aktivmarge (Kreditzins – Refinanzierungssatz), der Passivmarge (Rendite der Anlage
von überschüssigen Spareinlagen – Spareinlagenzins) und dem Strukturbeitrag (langfristiger
Zins – kurzfristiger Zins) zusammen. Die Passivmarge ist durch die stark expansive Geldpolitik regelrecht weggebrochen (vgl. Abb. 7-2). Die Aktivmargen konnten stabilisiert oder gar
erhöht werden. Hier helfen den Banken auch die höheren Anforderungen im Zusammenhang
mit Hypothekarkrediten. Dennoch hat die sinkende Zinsmarge zu grossen Ertragsausfällen
geführt.
Abb. 7-2
Elemente der Zinsmarge
In Prozentpunkten,
Jan 1990 – Aug 2014
Als Strukturbeitrag ist hier die
Differenz zwischen Obligationen der
Schweizer Eidgenossenschaft mit
einer Laufzeit von 10 Jahren zu einer
Laufzeit von 2 Jahren dargestellt
(Quelle: BAKBASEL, SNB)
3
Aktivmarge
Pa ssivmarge
S trukturbeitrag
2
1
0
2 0 14
2 0 13
2 0 12
2 0 11
2 0 10
2 0 09
2 0 08
2 0 07
2 0 06
2 0 05
2 0 04
2 0 03
2 0 02
2 0 01
2 0 00
1 9 99
1 9 98
1 9 97
1 9 96
1 9 95
1 9 94
1 9 93
-1
Die Auswirkungen der tiefen Zinsen sind jedoch konjunktureller und nicht struktureller Natur.
So wie die Marge jetzt geschrumpft ist, kann sie auch wieder ansteigen, wenn sich die
Zinsentwicklung moderat nach oben dreht. Ein rascher Anstieg der Zinsen würde dagegen die
Zinsmarge weiter senken. Ein Grossteil des Hypothekarkreditvolumens besteht aus Festhypotheken. Während bei den Spareinlagen höhere Zinsen ausgezahlt werden müssten, liesse
sich bei den Hypothekarkreditzinsen nur ein Teil nach oben anpassen.
7.3
Volumen
Das Kreditvolumen wurde in den letzten Jahren stetig ausgeweitet. Dabei scheint sich das
Wachstum der Kreditvolumina ab 2011 leicht beschleunigt zu haben (vgl. Abb. 7-3). Dies kann
als Reaktion auf die gesunkene Zinsmarge gesehen werden. Bei den Retail-Banken macht der
Zinserfolg im Durchschnitt über 70 Prozent des Gesamterfolges aus. Gemäss Fabio Perlini,
Geschäftsleitungsmitglied der Clientis Zürcher Regionalbank, konnten auch Banken, die stark
gewachsen sind und ihr Kreditvolumen ausgeweitet haben, den Ertragsrückgang bei den
Zinsen nicht ganz kompensieren.
Abb. 7-3 180
Kreditvolumen
Limiten der Kredite und Hypotheken
Schweizer Banken; ab Juni 2013
Daten inkl. PostFinance AG; 160
indexiert Jan 1993 = 100;
Jan 2007 – Mai 2014.
(Quelle: SNB) 140
120
100
80
Laut Andreas Blumer, Partner bei Ernst & Young (EY), haben die Banken in den letzten Jahren
im Hypothekargeschäft allerdings wieder vermehrt auf ein Margen- statt ein Volumenziel
gesetzt. Dass die Banken die Margen wieder erhöhen konnten, stellt die These des steigenden Wettbewerbsdrucks in Frage.
42
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Trotz Verlust des Bankkundengeheimnisses, der Überführung von ehemals unversteuerten
Vermögen in die Steuerehrlichkeit und der höheren Mobilität versteuerter Gelder ist das Volumen der verwalteten Vermögen in der Schweiz nicht eingebrochen. Die Schweizer Banken
verzeichnen weiterhin einen Nettozufluss an neuen Geldern.17 Der zwischenzeitliche Rückgang der Wertschriftenbestände in den Depots der Kunden bei Schweizer Banken liegt primär
an den Kursstürzen an den Finanzmärkten.
6000
Abb. 7-4
Wertschriftenbestände in
Kundendepots
Wertschriftenbestände am
Jahresende; 2014: 30.6.2014
(Quelle: SNB)
Wertschriftenbestände in Depots inländischer Kunden
Wertschriftenbestände in Depots ausländischer Kunden
5000
4000
3000
2000
1000
0
1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Das grenzüberschreitende Geschäft ist für den Schweizer Bankenplatz von grosser Bedeutung. Über die Hälfte aller Wertschriftenbestände in Depots von Schweizer Banken gehören ausländischen Kunden (vgl. Abb. 7-4). Gemäss Schätzung der Boston Consulting Group
wurden im Jahr 2013 in der Schweiz rund 26 Prozent des weltweiten grenzüberschreitenden
Vermögens verwaltet. Geschätzte 44 Prozent davon stammen von Kunden aus westeuropäischen Ländern.
Aktuell ist der Marktzugang zur EU nicht mehr gegeben. Das heisst, die Schweizer Banken
dürfen keine aktive Suche und Akquise von Kunden betreiben. Zudem ist die aktive Beratung
von bestehenden Kunden in vielen konkreten Themen nur sehr beschränkt erlaubt. Ausländische Banken (aus Deutschland und Österreich) geniessen dagegen weiterhin vollen Marktzugang im grenzüberschreitenden Geschäft in die Schweiz.
Die Drittstaatenregelung der europäischen Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente
(MiFID 2) sieht bilaterale Marktzugangslösungen vor und kann zu einem Niederlassungszwang führen. Für kleinere Banken sind Niederlassungen in den Ländern, in denen sie tätig
sein wollen, mit prohibitiv hohen Kosten verbunden. Die grösseren Banken müssten je nach
Ausgestaltung der Abkommen einen grösseren Teil der Wertschöpfung in den Niederlassungen im Ausland erbringen, wodurch Wertschöpfung, Stellen und Steuersubstrat in der
Schweiz verringert würden.
Durch die Finanzkrise und das Auffliegen unlauterer Geschäftstätigkeiten (z.B. im Libor-Skandal) haben die Banken, insbesondere die Grossbanken und die Vermögensverwalter, auch
einen Imageschaden erlitten. Die Kunden sind gegenüber den Instituten und ihren Produkten misstrauisch gestimmt. Die Bussen und Schuldeingeständnisse der Banken werden in der
Öffentlichkeit emotionaler aufgenommen als in der Branche selbst.18 Auf der internationalen
Ebene ist die Reputation der Banken hauptsächlich durch den Vertrauensbruch im Zusammenhang mit Lieferungen und Diebstahl von Kundendaten angekratzt. Reine Retail-Banken
und regionale Banken dürften vom Imageschaden der bekannteren Namen profitiert haben.
Gemäss Fabio Perlini sei ihre relative Glaubwürdigkeit gestiegen und die relative Attraktivität
habe zugenommen. Der Imageschaden ist aber auch der branchenfremden Konkurrenz und
anderen Finanzplätzen wie etwa Singapur zuträglich.
Insgesamt droht den Banken der Verlust von Marktsegmenten durch den beschränkten
Marktzugang, die branchenfremde Konkurrenz, die Aufweichung des Bankkundengeheimnisses und den Verlust der persönlichen Schnittstelle zum Kunden.
17
Gemäss Global Wealth Report 2011 und 2012 der Boston Consulting Group ist in der Schweiz einzig
im Jahr 2009 weniger Nettoneugeld gebucht worden (–1%). Die Universität Zürich schätzt den Zufluss
von Nettoneugeld zwischen 2003 und 2007 auf 3 bis 5% der gesamten verwalteten Vermögen. Zwischen 2008 und 2011 sehen die Autoren der Studie eine Stagnation und ab 2012 eine leichte Zunahme
der Nettoneugelder. Zum selben Ergebnis kommt auch die Studie «Performance der Schweizer Privatbanken 2013» von KPMG und HSG.
Das Geständnis der Credit Suisse in den USA wird in der Bankenbranche als logischer und notwendiger Akt ohne zwingenden Wahrheitsgehalt verstanden.
18
43
Finanzplatz Zürich 2014/2015
7.4
Kosten
Neben den Investitionen in die Technologie sind die neuen Regulierungen ein aktueller Treiber
der Kosten. Teilweise gehen diese beiden Kostenpunkte auch Hand in Hand. Die regulatorisch notwendigen Anpassungen lassen sich oft nur schwer in die in Eigenregie entwickelten Systeme integrieren. Beispiele für die durch Regulierungsanforderungen gestiegenen
Kosten sind die Abgeltungssteuersysteme für zwei Länder, FATCA, der kommende AIA, der
auf verschiedene Länder spezialisierte Rechtsdienst und Compliance, oder die zusätzlichen
Dokumentations- und Informationspflichten im Kundenschutz. Besonders für kleine Banken
in der Vermögensverwaltung erweisen sich diese Kosten als bedeutende Herausforderung.
Obwohl sich die Banken um Sparprogramme bemühen, sind die Kosten über alle Banken
gesehen erst wenig gesunken (vgl. Abb. 7-5). Insbesondere der Personalaufwand ist im langfristigen Vergleich deutlich gestiegen, während der Sachaufwand weniger Bewegung zeigt.
Der Personalaufwand ist bei den Grossbanken und den Vermögensverwaltern seit der Krise
gesunken. Die Retail-Banken zeigen erst 2013 rückläufige Personalkosten.
6
4
2
1 9 97
1 9 99
2 0 01
2 0 03
2 0 05
2 0 07
2 0 09
2 0 11
2 0 13
0
Vermögensverwaltung
30
25
20
15
10
5
0
15
10
5
0
1 9 97
1 9 99
2 0 01
2 0 03
2 0 05
2 0 07
2 0 09
2 0 11
2 0 13
8
Grossbanken
1 9 97
1 9 99
2 0 01
2 0 03
2 0 05
2 0 07
2 0 09
2 0 11
2 0 13
Retail-Banken
Sachaufwand
Personalaufwand
Totalaufwand
Abb. 7-5
Aufwand nach Bankengruppen
In Mrd. CHF;
Retail Banking: Kantonalbanken, Regionalbanken und Sparkassen, Raiffeisenbanken, Andere Banken,
ohne PostFinance AG; Vermögensverwalter: Börsenbanken, ausländisch beherrschte Banken, Privatbankiers, Filialen ausländischer Banken
(Quelle: SNB)
44
Finanzplatz Zürich 2014/2015
7.5
Wertschöpfung
Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag hat sich bei den Banken deutlich verschlechtert (vgl. Abb. 7-6). Über alle Banken betrug das Verhältnis im Durchschnitt der Jahre 1990
bis 2006 rund 57 Prozent. Das heisst pro Franken Ertrag sind 57 Rappen an Aufwendungen
angefallen. Im Jahr 2013 machte der Aufwand 68 Prozent des Ertrags aus. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis und dessen Entwicklung unterscheiden sich deutlich nach Bankengruppen.
140%
Abb. 7-6
Aufwand-Ertrags-Verhältnis
Retail-Banking: Kantonalbanken,
Regionalbanken und Sparkassen,
Raiffeisenbanken, andere Banken,
ohne PostFinance AG; Vermögensverwaltung: Börsenbanken,
ausländisch beherrschte Banken,
Privatbankiers, Filialen ausländischer
Banken
(Quelle: SNB, BAKBASEL)
Reta il Ba nking
Gros sbanken
Vermögens verwa ltung
Alle Ba nken
130%
120%
110%
100%
90%
80%
70%
60%
50%
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
2006
2005
2004
2003
2002
2001
2000
1999
1998
1997
1996
1995
1994
1993
1992
1991
1990
40%
Die hohen Verluste der Grossbanken unmittelbar nach Beginn der Finanzkrise sowie der langsame, aber stetige Anstieg des Aufwand-Ertrags-Verhältnisses bei den auf Vermögensverwaltung ausgerichteten Banken fallen besonders auf.
Aus einer Studie der Universität Zürich,19 die 66 Schweizer Privatbanken über die Zeit untersucht, geht hervor, dass die Banken die Margenerosion in der Vermögensverwaltung im Jahr
2012 zu stoppen vermochten, die Cost-Income-Ratio (CIR)20 jedoch vor allem bei den kleinen
Banken weiterhin sehr hoch ist. Im Durchschnitt wird in der Studie eine CIR von 80 Prozent
errechnet. Die Spannweite der CIR der untersuchten Banken ist weiterhin sehr gross und
reicht von 40 bis 144 Prozent. Die KPMG und die Universität St. Gallen (HSG) untersuchten
unlängst die Geschäftsberichte von 103 Privatbanken und kommen auf das gleiche Ergebnis.21 Gemäss ihrer Studie schrieben 23 Prozent der untersuchten Banken 2012 einen Verlust.
Im Durchschnitt waren diese Banken sogar in den letzten drei bis vier Jahren unprofitabel.
2010
Reta il Ba nking
Alle Ba nken
Gros sbanken
Vermögens verwa ltung
Chemie/ Pharma
Unternehmens bez. DL
Inves titions güterindus trie
Nahrungsmittel/Geträ nke
Privatvers icherungen
Informationstechnologie
Ges amtwirtscha ft
Ba ugewerbe
Energie-/ Wa ss erversorgung
Ges undheit/ Sozialwesen
Gas tgewerbe
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
2011
90% 100%
Im Vergleich zu anderen Branchen ist das durchschnittliche Aufwand-Ertrags-Verhältnis der
Banken immer noch sehr tief (vgl. Abb. 7-7). In der Gesamtwirtschaft, dem Durchschnitt aller
Branchen, betrug das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag im Jahr 2013 96 Prozent.
19
The International Private Banking Study 2013 (http://www.bf.uzh.ch/cms/de/publikationen/studien/
private-banking-study-2013.html)
20
Zur Berechnung der CIR wird für das jeweilige Geschäftsjahr der Verwaltungsaufwand in Relation zu
den Erträgen (Zinsüberschuss, Provisionsüberschuss bzw. Handelsergebnis abzüglich Zuführungen
zur Risikovorsorge) einer Bank gesetzt.
21
Performance der Schweizer Privatbanken 2013 (https://www.alexandria.unisg.ch/Publikationen/­
225290)
45
Abb. 7-7
Aufwand-Ertrags-Verhältnis im
Branchenvergleich
(Quelle: BAKBASEL)
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Abb. 7-8 1000
Entwicklung der Wertschöpfung
nach Bankengruppen 900
Indexiert 1980 = 100 800
Retail Banking: Kantonalbanken,
Regionalbanken und Sparkassen, 700
Raiffeisenbanken, Andere Banken,
ohne PostFinance AG; 600
Vermögensverwaltung: Börsenbanken, ausländisch beherrschte 500
Banken, Privatbankiers, Filialen 400
ausländischer Banken
(Quelle: BAKBASEL) 300
Reta il Ba nking
Vermögens verwa ltung
Gros sbanken
200
100
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
0
Die Wertschöpfung hat in den einzelnen Bankengruppen einen sehr unterschiedlichen Verlauf
genommen (vgl. Abb. 7–8). Die stabilste Entwicklung zeigen die Retail-Banken. In den Jahren
2008 und 2009 ist ihre Wertschöpfung gesamthaft um schätzungsweise 4 Prozent zurückgegangen und hat sich seither wieder auf dem Vorkrisenniveau stabilisiert. Dass die Wertschöpfung beim starken Wachstum am Immobilienmarkt nicht deutlich ausgeweitet wurde, liegt
hauptsächlich an der tiefen Zinsmarge.
Den grössten Wertschöpfungseinbruch verzeichneten die Grossbanken mit einem Minus von
schätzungsweise 45 Prozent (2007–2009). Das deutliche Wachstum im Jahr 2013 stimmt
vorsichtig optimistisch und dürfte ein erstes Resultat der Umwälzungen sein, welche die
Grossbanken intern vollziehen.
Äusserst volatil zeigt sich die Wertschöpfung der Banken, die sich auf die Vermögensverwaltung spezialisiert haben. Grundsätzlich folgt ihre Wertschöpfung einem sehr ähnlichen Pfad
wie die globalen Börsenkurse. Anders als diese hat sich die Wertschöpfung der Vermögensverwalter seit der jüngsten Finanzkrise nicht erholt, sondern ist sogar noch weiter gesunken. Gegenüber 2007 ist die Wertschöpfung der Vermögensverwalter um schätzungsweise
39 Prozent geschrumpft. Die gewichtigste Bankengruppe unter den Vermögensverwaltern
sind die ausländisch beherrschten Banken. Diese Gruppe hat sich in den letzten Jahren
vermehrt aus der Schweiz zurückgezogen (vgl. auch Kapitel 9.1.3).
46
Finanzplatz Zürich 2014/2015
8Strategiewandel
der Banken
Im folgenden Kapitel werden die Reaktionen der Banken auf die beschriebenen Einflüsse
erläutert und damit der eigentliche Strukturwandel beleuchtet. Da sich die Veränderungen des
Umfeldes unterschiedlich auf die Geschäftsfelder auswirken, divergieren auch die resultierenden Strategien. Nach einem generellen Überblick der Reaktion der Banken soll daher auf die
Strategieänderungen in den wichtigsten Geschäftsfeldern eingegangen werden.
8.1
Allgemein
Der aktuelle Strategiewandel lässt sich als eine verstärkte Fokussierung auf die Kernbereiche beschreiben. Der Kernbereich kann sowohl geografisch als auch funktional ausgerichtet
sein. Das heisst, die Strategie einer Bank konzentriert sich auf einzelne Geschäftsbereiche,
einzelne Zielmärkte oder eine Kombination dieser beiden. Es geht folglich nicht nur um die
Konzentration auf das eigentliche Bankengeschäft und das Abstossen aller nicht bankenspezifischen (Vor-)Leistungen22, sondern zusätzlich um eine Konzentration auf bestimmte Bereiche im Bankengeschäft.
Die Fokussierung bedeutet, dass die Wertschöpfungskette des Bankengeschäfts aufgebrochen wird, und ist Ausdruck der Industrialisierung der Branche. Bisher ist dieser Prozess in
den verschiedenen Institutionen und Geschäftsfeldern unterschiedlich weit fortgeschritten.
Die meisten Banken weisen noch eine sehr breite Dienstleistungspalette und eine grosse
Fertigungstiefe auf. Gemäss Martin Hess, Chefökonom und Direktionsmitglied der Schweizerischen Bankiervereinigung, seien die Banken im Vergleich zu anderen Branchen in vielen
Bereichen immer noch Manufakturen. Die Spezialisierung ist eine naheliegende Lösung, um
die in Kapitel 3 beschriebenen Herausforderungen zu meistern. Jede Bank sollte ihre relative
Stärke definieren und aufbauen. Insbesondere die kleinen Banken sind durch den Kostendruck gefordert, eine Nische zu finden, die von den grossen Konkurrenten nicht bedient wird,
aber ihre Daseinsberechtigung hat. Die relative Stärke kann jeden Teil der Wertschöpfungskette des Bankengeschäfts betreffen. Viele Banken sehen ihre Stärke in der personenbezogenen Beratung. Hier können sie sich von der Konkurrenz abgrenzen und hervorheben. Andere
spezialisieren sich auf die Prozesse und Abläufe, die im Hintergrund laufen. Durch den Fokus
auf diesen «Finanzmarkthintergrund» steigt die Effizienz im Unternehmen. Werden die effizienten Prozesse auch anderen Instituten angeboten lassen, sich Skalenerträge erzielen und
somit Kosten senken.
Vor dem Hintergrund der steigenden Fokussierung stellt sich die Frage, ob für die angestrebte
Spezialisierung noch eine Banklizenz notwendig ist. Beispielsweise könnte ein Unternehmen,
das sich auf Kundenberatung spezialisiert, als unabhängiger Vermögensberater dieselben
Dienstleistungen erbringen. Eine Bankenlizenz ist mit höheren regulatorischen Anforderungen
verbunden. Sie steht aber auch für einen gewissen Standard und Kundenschutz. Sie wirkt wie
eine ISO-Zertifizierung, die sich vermarkten lässt. Die Bankenlizenz abzugeben könnte einem
Gesichtsverlust ähneln und die Kunden abschrecken. Bezüglich Regulierungsveränderung ist
zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht klar, auf welche Seite das Pendel ausschlagen wird. Einerseits wird durch die neue Finanzmarktregulierung (insbesondere Fidleg und Finig) die Aufsicht
potentiell vereinheitlicht. Auch unabhängige Vermögensverwalter – um beim Beispiel zu bleiben – hätten damit ein ähnliches Gütesiegel wie die Banken. Die gestellten Anforderungen an
unabhängige Vermögensverwalter steigen jedoch ebenfalls deutlich an.
Die Fokussierung auf das erkorene Kerngeschäft und die Auslagerung der anderen Geschäftszweige gibt Ressourcen in der Bank frei, die neues Wachstum generieren können. Fast jede
Bank – egal welcher Grösse – verfolgt eine aktive Wachstumsstrategie. Auch Banken, die sich
(noch) nicht für einen starken Fokus entschieden haben und weiterhin eine grosse Palette an
Dienstleistungen selber fertigen wollen, versuchen Skalenerträge zu erzielen, indem sie ein
Expansionsziel verfolgen.
22
Ein Beispiel für die Auslagerung nicht bankenspezifischer Vorleistungen liefert die UBS, die ihren Einkauf in die neugegründete und unabhängige Einkaufsgesellschaft Chain IQ überführt hat.
47
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Durch die technologischen Möglichkeiten lassen sich Prozesse auslagern oder digital effizienter abwickeln. Die notwendigen Skaleneffekte erzielt der Outsourcingpartner. Damit spielen sie für die Bank keine Rolle mehr. Viele kleine Institute sehen ihre Zukunft autonom und
positiv. Auslagerungen sind jedoch immer mit Investitionen verbunden. Es gilt zwischen Individualität, Qualität und Kosten abzuwägen und zu entscheiden, ob die Bank strategisch noch
10–20 Jahre Zukunft hat. Erst dann kann sich eine solche Investition lohnen. Trotz allem kann
eine zu geringe Grösse ein Grund zur Geschäftsaufgabe darstellen.23
In gewissen Fällen rührt die Strategie zur Fokussierung von den neuen Regulierungen her.
Beispielsweise um risikosensitive, kapitalintensive oder bei Banken stärker regulierte Dienstleistungen auszulagern. Bei den Grossbanken sind die Organisation und die Struktur direkt
von den TBTF-Regeln betroffen. Neben der Holdingstruktur, welche die USA von Grossbanken fordert, müssen interne Strukturen aufgebrochen werden, um Teile autonom führen
oder auslagern zu können. Diese organisatorischen Veränderungen wurden bisher lediglich
verfolgt, um dem Regulator und der Aufsicht zu genügen. Sie könnten jedoch auch zur Industrialisierung genutzt werden.
Neben der Fokussierung und dem Aufbrechen der Wertschöpfungskette versuchen die
Banken mit der Digitalisierung bestehende Geschäftsfelder zu erweitern und neue zu
erschliessen. Beispiele dafür sind Anwendungen zur Ausgabenübersicht und Budgetplanung
oder ein Schnäppchenladen24, wie ihn die PostFinance AG plant. Weitere Beispiele sind standardisierte, massentaugliche Produkte in der Vermögensverwaltung, die E-Private-Bank mit
Analyse- und Informationstools die BIG-Data mit massgeschneidertem Research verbinden,
oder der Kartenleser, der sich an Smartphones andocken lässt und damit die etablierten,
jedoch nicht mobilen Terminals der SIX konkurriert. Das aufkommende Mobile Banking wird
die Kommunikation zwischen Bank und Kunde vom Multichannel- zu einem Omnichannel-Modell umbauen. Grössere Veränderungen werden in der Branche aber erst in den nächsten 5
bis 10 Jahren erwartet.
Bisher sind grosse strategische Würfe noch ausgeblieben, was teilweise den Eindruck hinterlässt, die Banken hätten kaum Antworten auf den Strukturwandel.
Ein möglicher Grund dafür ist die anhaltende Vergangenheitsbewältigung und Anpassung an
die veränderte Regulierung, die viele Ressourcen bindet. Zudem besteht weiterhin Unsicherheit darüber, wie die Regulierung im Endeffekt ausgestaltet sein wird. Die Unsicherheit wird
weiter durch die negativbehaftete Aussenwahrnehmung und die teilweise stark emotional
geführten öffentlichen Diskussionen erhöht. Im Bereich der Infrastruktur haben viele Banken
in der Vergangenheit grosse Investitionen getätigt und in Eigenregie aufgebaut. Diese sind
noch nicht gänzlich abgeschrieben und müssten zumindest teilweise ersetzt werden.
8.2
Investment Banking
Das Investment Banking ist – regulatorisch gewollt – am stärksten durch die Eigenkapitalvorschriften betroffen. Die gestiegenen Opportunitätskosten des Kapitals begünstigen eine
Neuverteilung innerhalb einer Bank. Die Verknappung des Eigenkapitals im Investment
Banking führt aus volkswirtschaftlicher Optik zu einer effizienteren Allokation. In der Schweiz
gibt es jedoch nur wenige Investment-Banking-Aktivitäten, welche durch die Eigenkapitalanforderungen stark eingeschränkt würden.
Das hohe Risiko, das sich in den volatilen Erträgen des Investment Banking niederschlägt,
ist ein weiterer Grund, weshalb die Banken diesen Bereich, insbesondere den Eigenhandel,
verkleinert haben. Zudem findet eine konsequente Ausrichtung auf Kundenbedürfnisse und
Dienstleitungen im Auftrag von Kunden statt (z.B. Börsengänge oder Mergers & Acquisitions).
Allerdings ist eine gewisse Grösse im Investment Banking gerade auch für die kundenbezogenen Dienstleistungen notwendig. Transaktionen, bei denen grosse Summen bewegt werden,
erfordern eine angemessene Grösse der begleitenden Investment-Bank. Das Investment
Banking ist zudem ein weitgehend globales Geschäftsfeld, in dem sich in vielen Bereichen ein
Oligopol gebildet hat. Skalen- und Spezialisierungserträge kommen besonders zum Tragen.
Für ein entsprechend grosses Investment Banking weist die Schweiz mit ihren grossen global
tätigen Firmen ein beachtliches Marktpotential auf.
Beispielsweise gibt die Vadian Bank als Grund für die Aufgabe der Eigenständigkeit an, dass sie mit
ihren 21 vollzeitäquivalenten Stellen die regulatorischen Anforderungen nicht mehr bewältigen könne.
Sie wird von der St. Galler Kantonalbank übernommen.
23
Anhand der Informationen aus den Kontobewegungen der Online-Kunden wird ein Kundenprofil erstellt. Angebote von Drittanbietern werden, über diese Profile personalisiert, den Kunden als Werbung
zugeschickt. PostFinance erhält vom Drittanbieter eine Provision dafür. Aus Datenschutzgründen und
um die Schnittstelle zum Kunden nicht zu verlieren, schaltet sich die PostFinance als Vermittler zwischen Anbieter und Kunde. Das Projekt ist eine Premiere auf dem Schweizer Finanzplatz, dürfte aber
nicht das einzige bleiben. Neben der neuen Einnahmequelle versucht die PostFinance damit die Kunden an ihren Transaktionskanal zu binden.
24
48
Finanzplatz Zürich 2014/2015
8.3
Vermögensverwaltung
Der Wandel in der Vermögensverwaltung ist für den Zürcher und den Schweizer Finanzplatz
von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2013 wurden schätzungsweise 45 Prozent der Wertschöpfung der Banken in der Verwaltung von Vermögen generiert. Fast 80 Prozent der Institute mit Hauptsitz in der Region Zürich haben sich auf die Vermögensverwaltung spezialisiert.
Zudem ist die Vermögensverwaltung weiterhin das grösste Aushängeschild des Finanzplatzes Schweiz.
In der Vermögensverwaltung ist es heute im grenzüberschreitenden Geschäft für die Schweizer Banken unerlässlich, die Rechtssysteme der anderen Staaten zu kennen und zu befolgen. Strategien, Kunden aus allen Ländern und Regionen bedienen zu wollen, sind aufgrund
der gestiegenen Anforderungen nicht mehr nachhaltig. Die Banken fokussieren sich daher
auf einzelne geografische Märkte und/oder Kundensegmente. Im Zusammenhang mit dem
Ausstieg aus den nicht-strategischen Märkten wird oft von «Weissgeldstrategie» gesprochen. Der Strategiewandel in der Vermögensverwaltung geht jedoch über die Kontrolle der
Steuerehrlichkeit der Kunden hinaus.25 Johannes Barth, CEO der Sallfort Privat Bank, meint
dazu: «Schwarzgeld oder Weissgeld ist und war nie die Hauptstrategie.» Das traditionelle
Schweizer Private Banking bemühte sich darum, mit Hilfe des Bankkundengeheimnisses die
finanzielle Privatsphäre der Kunden vor dem unberechtigten Zugriff Dritter sowie Staaten zu
schützen. «Dieses traditionelle Private Banking ist in der Schweiz (vom Regulator) nicht mehr
erwünscht.»
Der Verlust des Wettbewerbsvorteils Bankkundengeheimnis hat die Performance der Vermögensverwaltung in den Fokus gerückt. Performance bedeutet nicht nur, eine hohe Rendite
für die Kunden zu erwirtschaften. Die veränderten Kundenbedürfnisse und die Digitalisierung
miteinzubeziehen gehört ebenso dazu. Der Mehrwert der Vermögensverwaltung wird in der
perfekten Abstimmung des Portfolios auf den Kunden und dessen aktuelle Lebenssituation
gesehen. Solche massgeschneiderte Beratung ist durch die technologischen Möglichkeiten
bedeutend einfacher geworden. Gleichzeitig ist sie aber auch notwendig, um sich als Vermögensverwalter von den neuen digitalen Gratis- oder Billigangeboten abzuheben.
Um die Margen zu stabilisieren oder zu erhöhen, prüfen die Banken in der Vermögensverwaltung neue Preismodelle, zumal auch die Subvention der Beratung durch Retrozessionen
wegfällt. Ziel ist stetige, planbare Einkünfte zu generieren. Mögliche Lösungen sind höhere
Gebühren, Paketlösungen oder bezahlte Beratung. Leistungen, die in einem Paket gebündelt
sind, werden von den meisten Kunden weniger stark ausgeschöpft, als für die Berechnung
des Preises angenommen wird. Modelle für bezahlte Beratung existieren in einigen Bereichen
oder anderen Branchen (z.B. bei Anwälten) bereits heute. Eine Ausweitung auf andere Beratungsdienste ist denkbar.
Aufgrund von juristischen Risiken und höheren Kosten im Kundenschutz überlegen sich die
Banken, Beratungsdienstleistungen nur noch für Kunden mit grösseren Vermögen (vollumfänglich) zur Verfügung zu stellen.26 Ein Beratungsabbau kann auch durch negative Selektion erfolgen, falls die bezahlte Beratung eingeführt wird. Den weniger vermögenden Kunden
werden digitale Private-Banking-Angebote zur Verfügung gestellt, die im Sinne eines Selbstbedienungsladens vollautomatisierte Anlageprozesse anbieten. Selbstversorgende Kunden
sind günstig zu bedienen und bergen für die Bank ein geringeres Risiko, da sie ihre Entscheidungen ohne Zutun der Bank treffen und selber umsetzen.
Im Asset Management hat der Wegfall von Retrozessionen den Wettbewerb zwischen
Produktion und Vertrieb verändert. Beispielsweise hat BlackRock in der Schweiz einen eigenen Vertrieb aufgebaut, da die Banken weniger Interesse am Vertrieb ihrer Produkte zeigen.
Bei den Banken auf der anderen Seite entsteht ein Anreiz, eigene Fonds zu kreieren und zu
vertreiben. Dies, obwohl in der Eigenproduktion die Skalenerträge möglicherweise auf lange
Sicht nicht erreicht werden. Die Selbstständigkeit hat in diesem Bereich entgegen der allgemeinen Tendenz zugenommen.27
Die Unsicherheit bezüglich Marktzugang und Vergangenheitslösung bremst die strategische
Neuausrichtung in der Vermögensverwaltung. Prinzipiell möchten die Banken ausländische
Kunden auch in Zukunft von der Schweiz aus bedienen. So könnten sie die bestehenden
Strukturen und in der Vergangenheit getätigten Investitionen weiterhin nutzen. Zudem lässt
sich das Image der Schweiz als sicherer Hafen vermarkten. Dennoch bereiten sich viele
Banken auf den Fall vor, dass in Zukunft eine Niederlassung oder eine Bankenlizenz im
Ausland notwendig wird.
25
Die meisten Banken, unter ihnen die ZKB, haben viele ausländische Kunden abgestossen. Neben
Konten, deren Steuersituation nicht geklärt ist, haben sich die Banken vor allem von unrentablen Kunden mit Wohnsitz im Ausland getrennt. Prominentes Beispiel sind die Lohnkonten von Grenzgängern.
In Grossbritannien und in Deutschland hat ein solcher Beratungsabbau für weniger vermögende Kunden bereits stattgefunden.
26
Einige Kantonalbanken konkurrieren damit sogar ihr eigenes Konstrukt Swisscanto, das sie zur günstigen Produktion von Fonds gründeten.
27
49
Finanzplatz Zürich 2014/2015
8.4
Retail Banking
Die Digitalisierung hat das gewöhnliche Transaktionsgeschäft, insbesondere den Zahlungsverkehr, ins Internet verlagert. Bankschalter werden immer weniger nachgefragt. Reine RetailKunden werden zunehmend online und per Call-Center betreut. Der Kostendruck ist im
Massengeschäft besonders hoch, da sich nur wenig Geld abschöpfen lässt. Erst bei komplexeren Problemen und Transaktionen bleibt ein persönlicher Ansprechpartner erwünscht und
rentabel. Insgesamt werden die Filialnetze der Banken ausgedünnt und die Schalteröffnungszeiten verkürzt. Die Beratungszeiten werden dagegen tendenziell verlängert.
Die branchenfremde Konkurrenz betrifft aktuell hauptsächlich die Retail-Banken. Diese sehen
erst wenig konkreten Handlungsbedarf, da die branchenfremde Konkurrenz gewisse Hürden
überwinden muss. Sie glauben, beizeiten (gegebenenfalls durch neue Kooperationen) auf die
neue Konkurrenz reagieren zu können. Die Markteintrittsschranken bestehen in Form von
Investitionskosten und dem mangelnden Vertrauen der Kunden in die neuen Geschäftsformen. Zudem sind die branchenfremden Konkurrenten bisher jeweils auf einen eng definierten
Geschäftsbereich fokussiert. PayPal bietet beispielsweise nur Zahlungsmechanismen an. Um
den Banken die wichtige Kundenschnittstelle breitflächig streitig zu machen, müssten weitere
Dienstleitungen mit Mehrwert für den Kunden angeboten werden, etwa Budgetplanung oder
automatisches Bezahlen. Die branchenfremde Konkurrenz verfügt meist über eine sehr gute
Schnittstelle zum Kunden und einen Vorsprung gegenüber Banken bei einigen Prozessen,
insbesondere im Datenmanagement. In ihrem Kerngeschäft sind die Banken jedoch nicht
derart ineffizient, dass ein Markteintritt hier wirklich lohnenswert wäre. Gerade die Retail-Banken sind in der Digitalisierung tendenziell weiter fortgeschritten als etwa die auf Vermögensverwaltung spezialisierten Banken. Dies könnte ein Grund sein, weshalb sich in der Schweiz
keine Direktbanken28 wie in Grossbritannien oder Deutschland gebildet haben. Die branchenfremde Konkurrenz darf jedoch nicht unterschätzt werden. Insbesondere auch, da die ITFirmen eine Trial-&-Error-Kultur pflegen, was sie deutlich innovativer und agiler macht.
Direktbanken sind Institute, die kein eigenes Filialnetz besitzen. Um ihre Dienstleistungen zu vertreiben, nutzen sie meist das Internet.
28
50
Finanzplatz Zürich 2014/2015
9Auswirkungen auf
den Bankenplatz
Zürich
Im Endeffekt wird unter Strukturwandel die Auswirkungen der veränderten strategischen
Ausrichtungen der Unternehmen verstanden. Vieles, was im vorherigen Kapitel beschrieben
wurde, wird im Folgenden erneut aufgegriffen und aus einer volkswirtschaftlichen Vogelperspektive beleuchtet. Damit wird versucht, die konkreten Veränderungen für den gesamten
Bankenplatz aufzuzeigen.
9.1
Industrialisierung
Die Industrialisierung der Bankenbranche setzte nicht erst mit der Finanzkrise ein. Sie äussert
sich in einer längeren, weniger tiefen Wertschöpfungskette, stärkerer Spezialisierung und
Auslagerung. Tendenziell führt die Industrialisierung zu einer Aufspaltung der Branche in
einen «Finanzmarkthintergrund» und die individualisierte Beratung. Es zeichnet sich bisher
noch nicht ab, ob die Industrialisierung im Endeffekt zu vollkommen spezialisierten Unternehmen oder vermehrt zu Gemeinschaftsprojekten zwischen Banken (und/oder Drittfirmen)
führt. Allgemein wird jedoch erwartet, dass der Prozess in den nächsten Jahren an Dynamik
gewinnen wird.
Abgespalten und ausgelagert werden vor allem Bereiche, die grosses Potential für Skalenerträge bieten. Servicegesellschaften können diese besser abschöpfen als breit aufgestellte
Banken. Bereiche mit grossem Potential für Skaleneffekte sind der Zahlungsverkehr, Fonds,
Hypothekar-Monitoring, Kreditbearbeitung sowie die IT-, die HR-Dienstleistungen, Buchhaltung und Controlling, der Rechtsdienst und die Compliance, aber auch Steuerauszüge und
SNB-Meldungen.
Auslagerungsbeispiel Zahlungsverkehr
Der Zahlungsverkehr war früher ein ergänzendes Geschäft für die Banken. Er wurde vor 10
Jahren als zu wichtig angesehen, um ausgelagert zu werden. Zwischenzeitlich hat ein Wertewandel stattgefunden. Einerseits ist das Vertrauen in andere Unternehmen gewachsen, andererseits ist das grosse Kosteneinsparungspotential durch die Auslagerung erkannt worden. Der
Zahlungsverkehr ist ein Massengeschäft mit beachtlichen Netzwerkeffekten, das von einem
Standard dominiert werden muss, und stellt einen «the winner takes it all»-Markt dar. Die
Banken haben zunehmend Mühe, hier mit der Entwicklung der Technologie mitzuhalten, um
einen solchen Standard zu setzen. Aktuelles Beispiel ist der Kampf um die Mobile Payment
Solutions. Eine vollkommene Harmonisierung des Zahlungsverkehrs in der Schweiz, analog
zur harmonisierten Wertschriftenabwicklung durch SegaInterSettle (SIS) liegt im Bereich des
Möglichen. Der Zahlungs- und Wertschriftenverkehr könnte nicht nur für die Schweiz sondern
sogar global harmonisiert und gecleart werden. Die Standardisierung der internationalen Regulierung bewegt sich in eine Richtung, die einen globalen Zahlungs- und Wertschriftenverkehr29
in Zukunft zulassen würde. Die Schweiz mit ihrer herausragenden Finanzmarktinfrastruktur30
und ihrer Stabilität dürfte in diesem Bereich ein Wort mitzureden haben. Die SIX Swiss Exchange profitiert im Ausland bereits jetzt vom Ausstieg vieler Banken aus dem Zahlungsverkehr.
Bei der Kernbanken-Software haben sich wenige starke Player durchgesetzt (Avaloq, Finnova,
Temenos). Fast sämtliche Banken (die beiden Grossbanken ausgenommen) sind auf eine
standardisierte Kernbankenlösung umgestiegen. Solche Software vereinfacht und vergünstigt
die Auslagerung der standardisierten Prozesse zu Drittanbietern. Insbesondere kleine Banken
profitieren davon. Die vereinfachten Auslagerungsmöglichkeiten sind einer der Hauptgründe,
dass sie selbstständig bleiben.
Bezüglich Querschnittfunktionen und des Aufbrechens der Wertschöpfungskette scheint die
Schweiz noch nicht so weit fortgeschritten zu sein wie das Ausland. Ein Grund dafür wird
in den vergleichsweise wenigen unabhängigen Anbietern von Outsourcing-Prozessen gesehen. Es existieren verschiedene Startups oder Initiativen als unabhängige Anbieter. Damit
solche Erfolg haben, sind jedoch erhebliche Vorinvestitionen notwendig, was den Markteintritt
erschwert. Bisher sind es hauptsächlich die Banken selbst, die sich in einem Teil des Finanz29
Wie zum Beispiel das Projekt TARGET2-Securities: Eines der grössten Infrastrukturprojekte der EU
soll eine Paneuropäische Plattform für das Settlement in Zentralbankgeld (CeBM) bieten und die Abwicklungsprozesse in der Eurozone harmonisieren.
Die Schweiz war Vorreiterin bei der digitalen Abwicklung von Zahlungen und weist hier weiterhin einen
Vorsprung – wenn auch einen schrumpfenden – gegenüber anderen Finanzplätzen auf.
30
51
Finanzplatz Zürich 2014/2015
hintergrunds spezialisieren und diese Dienstleistung auch anderen Banken anbieten, um die
notwendigen Skalenerträge zu erzielen. Allerdings bietet man der Konkurrenz ungern alles an
oder lagert ungern Prozesse an die Konkurrenz aus.
Die Spezialisierung an der Schnittstelle zum Kunden ist ebenfalls erst im Aufbau. Ein Beispiel
für spezialisierte Kundenberatung ist eine zentrale Anlaufstelle für Kredite. Eine solche «Kreditzentrale» übernimmt die Beratung und Auswahl aus dem Angebot aller Banken, während die
Banken selbst den Kredit nur noch bearbeiten. Als Schweizer Beispiele sind hier Moneypark
oder Hypoplus zu nennen.
Um die Auslagerung und Spezialisierung zu beschleunigen, ist der Kostendruck noch zu klein
und das Eigenkapital (gerade bei den Regionalbanken und Sparkassen) hoch. Zudem ist laut
den Stimmen aus der Branche ein stärkerer Wertewandel bei den Banken nötig. Die Banken
sind noch zu stolz auf die eigenen Prozesse und haben einen zu hohen Unabhängigkeitswillen.
Qualitäts- und Kontrollverlust werden befürchtet. Bei den Kantonalbanken müssen Auslagerungen zusätzlich politisch erklärt werden können.31 Der Markt wird jedoch den Leidensdruck
vermutlich so stark erhöhen, dass die Industrialisierung deutlich an Fahrt aufnimmt. Insbesondere angelsächsisch geleitete Banken mit internationalem Aktionariat dürften vermehrt unter
dem Druck der Kostenminimierung auf Auslagerung setzen.
9.1.1 Verflechtung der Banken mit der übrigen Wirtschaft
Für den Finanzplatz Schweiz führt die Industrialisierung durch die Spezialisierung der Unternehmen insgesamt zu Effizienzgewinnen und damit Produktivitätswachstum. Die Auslagerung
kann aber auch eine Verschiebung von Tätigkeiten und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze in andere Branchen oder ins Ausland bedeuten.
Der Anteil der Banken am Finanzplatz könnte durch die Industrialisierung sinken. Allerdings
verschwimmen auch die Grenzen, was als Bank gezählt wird und welche Unternehmen
zum Finanzplatz gehören. IT-Firmen, die sich auf Kernbankensysteme spezialisieren, sind
zwar keine Finanzinstitute, sie gehören jedoch praktisch zur Finanzmarktinfrastruktur. Noch
schwieriger wird es bei Instituten, die Prozessdienstleistungen (Business Process Outsourcing, BPO) erbringen. Die Entris Banking AG ein solches BPO-Unternehmen für kleinere und
mittlere Finanzinstitute, besitzt selber eine Banklizenz, wurde aber unlängst von der Swisscom übernommen. Avaloq und Raiffeisen haben gemeinsam ein Technologieunternehmen
gegründet, das künftig ähnliche Dienstleistungen erbringen soll. Insgesamt dürfte durch die
Industrialisierung die Verflechtung der Banken mit der übrigen Wirtschaft steigen.
Wirtschaftliche Verflechtung der Banken (Strukturbruchtest)
Ob sich die Verflechtung der Banken mit den anderen Branchen verändert hat, lässt sich
mittels Strukturbruchtests (Chow-Test) evaluieren. Als zugrunde liegende Struktur der Wirtschaft wurde folgende Gleichung angenommen: (Beispiel IT Branche)
IT = β0 + β1 Banken + βδBIP + ...
Mit βδBIP ist ohne bereits im Modell enthaltenen Branchen und mit «...» die weiteren relevanten Branchen gemeint, das Modell wurde in diversen Spezifikationen getestet. Die Strukturgleichungen der anderen Branchen sind äquivalent zum obigen Modell. Als Datengrundlage
wurden die realen Wertschöpfungsquartalsdaten von BAKBASEL verwendet.
In einem zweiten Schritt wurde der Strukturbruch mittels eines VAR-Modells untersucht. Die
im Modell enthaltenen Branchen und Variablen sind: Banken, Finanzsektor ohne Banken,
Versicherungen, IT, Immobilien (NOGA 68), Beratung (NOGA 69) und das BIP.
Es konnte bei keiner Branche, weder beim univariaten Ansatz noch im Vektorautoregressiven (VAR) Modell, ein Strukturbruch nachgewiesen werden. Die Parameter der Schätzungen
haben sich somit durch den Ausbruch der Finanzkrise nicht signifikant verändert. Die Finanzkrise hatte sicherlich Auswirkungen auf die Bankenbranche, jedoch hat sich dies nicht in einer
geänderten Struktur der Wirtschaft ausgewirkt. Banken beziehen beispielsweise weiterhin
Informatikdienstleistungen und lagern Prozesse aus, ohne dass sich dies durch die Krise
signifikant verändert hätte.
Die Treiber, die eine veränderte wirtschaftliche Struktur in der Schweiz auslösen könnten, sind
tendenziell bei den Trends (Digitalisierung, Konsolidierung, Spezialisierung) und nicht bei den
Schocks zu suchen und wirken sich somit nicht bruchartig aus. Weiter brauchen die Anpassungen an das neue Umfeld eine gewisse Vorbereitungs- und Anlaufzeit, was verzögernd
wirkt. Durch diese Faktoren konnte, trotz den grossen Verwerfungen durch die Finanz- und
Wirtschaftskrise, kein Strukturbruch erwartet werden.
Bisher zeigt sich in den Daten keine signifikant verstärkte Verflechtung mit anderen Branchen
(vgl. oben stehenden Kasten). Die Verschiebungen durch die Spezialisierung und Industrialisierung bleiben grossmehrheitlich innerhalb der Bankenbranche.
Die Glarner Kantonalbank wollte ihren Zahlungsverkehr zur Swisscom auslagern. Damit wäre eine
Verschiebung von 10 Stellen aus dem Kanton Glarus in den Kanton Zürich verbunden gewesen. Die
Politik hat diese Auslagerung untersagt.
31
52
Finanzplatz Zürich 2014/2015
9.1.2 Geografische Aspekte der Industrialisierung
In der Schweiz haben sich bereits einige Outsourcing-Anbieter etabliert. Das Vertrauen der
Banken zu lokalen Unternehmen ist tendenziell stärker als zu Firmen im Ausland. Umgekehrt
ist für die Auslagerungsunternehmen die Nähe zum Kunden von grosser Bedeutung. Weitere
Argumente für die Schweiz sind die Datensicherheit und die Glaubwürdigkeit. Sensible Daten
werden nur ungern ins Ausland ausgelagert, wo der Datenschutz weiterhin tiefer ist. Auch
die physischen Server und Datenspeicher werden aus diesem Grund in der Schweiz bleiben.
Die Standortgebundenheit nimmt mit der Industrialisierung zwar ab, im Finanzplatz Zürich
bestehen jedoch Clustereffekte und Netzwerkeffekte mit dem IT-Sektor. Daraus erwachsen
Vorteile, wie tiefere Transaktionskosten oder ein grosser Pool an spezialisierten Fachkräften. Ein Auslagerungsunternehmen muss eine beachtliche Bekanntheit geniessen, um ohne
die Netzwerkeffekte erfolgreich aus dem Ausland seine Dienste in der Schweiz anbieten zu
können. Eine Auslagerung ins Ausland wird hauptsächlich für einfache repetitive Tätigkeiten in Betracht gezogen. Insgesamt bleiben die ausgelagerten Prozesse mehrheitlich in der
Schweiz. Die meisten Outsourcing-Unternehmen sind in Zürich angesiedelt. Daher rechnet
sich auch eine Auslagerung aus dem Raum Zürich in kostengünstigere Kantone meistens
nicht.
In gewissen Bereichen dürften Zürich und die Schweiz sogar einige Attraktivität als Outsourcing-Standort für Nicht-Schweizer Institute aufweisen. Damit die Schweiz aber zu einem
Hub für Bankendienstleistungen auf globaler Ebene werden könnte, müsste sie sich politisch
öffnen und überzeugen, dass sie punkto Sicherheit sehr hohe Standards erfüllt.
Verschiebungen ins Ausland sind eher bei den Grossbanken oder anderen international tätigen Instituten beobachtbar. Meistens handelt es sich dabei nicht um Auslagerungen zu externen Unternehmen, sondern um Verschiebungen bankinterner Abteilungen in ausländische
Standorte. Das geschieht entweder, um Lohnkosten zu sparen, oder, weil grössere Wachstumschancen im Ausland gesehen werden. In den aufstrebenden Schwellenländern, insbesondere in Asien, werden von vielen Banken grössere Front-Office-Abteilungen aufgebaut. Je
nach weiterer Entwicklung könnte es sich auch lohnen, das Backoffice nachzuziehen.
Dies gilt ebenso vor dem Hintergrund der Marktzugangsproblematik und anderen, protektionistischer Massnahmen. Verlagern die Schweizer Banken ihr Geschäft ins Ausland, gehen
dem Bankenplatz Zürich Wertschöpfung, Stellen und Steuersubstrat verloren.
Geografische Verlagerung und Büromieten
Eher als eine Verlagerung aus Zürich in kostengünstigere Kantone rechnet sich eine Verlagerung innerhalb Zürichs. Die Clustereffekte von Zürich bleiben so erhalten. Zusätzlich lassen
sich durch Synergieeffekte aus grösseren Bürokomplexen und tieferen Mieten Kostenreduktionen realisieren. Die relative Preisentwicklung der Büromieten im Stadtzürcher Central
Business District (CBD) im Vergleich zu denjenigen der gesamten Stadt liefert ein Indiz dafür,
dass eine solche Entwicklung stattfindet. Die Preise für die gesamte Stadt Zürich stiegen
stärker als die Mieten des CBD, obwohl grosse Bauten am Stadtrand, insbesondere in Zürich
West (Prime Tower mit Citibank und ZKB) und Zürich Nord (Quadro, 2. Etappe), im betrachteten Zeitraum auf den Markt kamen und das Angebot vergrösserten. Dieses zusätzliche
Angebot wurde durch die stärkere Nachfrage mehr als kompensiert. Ein weiteres Indiz ist die
Entwicklung der relativen Angebotsquote, also des Anteils, der in den nächsten 6 Monaten
zu vermietenden Büroräume im Verhältnis zur gesamten Bürofläche. Die relative Angebotsquote stieg im CBD stärker als in der gesamten Stadt. Dies deutet auf Wegzüge von Firmen
aus dem CBD und Zuzüge in anderen Quartieren hin. Ob es sich hierbei um Banken handelt,
kann nur exemplarisch gestützt werden. So hat zum Beispiel die Credit Suisse 2010 den
ehemaligen Sunrise Tower gemietet und die UBS 1400 Arbeitsplätze von der Innenstadt nach
Altstetten bzw. Opfikon verlagert und die Mietverträge für über 30 Gebäude nicht verlängert.
140
120
130
100
120
80
110
60
100
40
90
20
80
0
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
City (CBD)
Stadt Zürich
Abb. 9-1
Relative Mieten nach Marktgebiet
Abb. 9-2
Relative Angebotsquote nach
Marktgebiet
(Quelle: Colliers International
Schweiz AG, BAKBASEL)
2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Wirtschaftsraum
53
Finanzplatz Zürich 2014/2015
9.2
Konsolidierung in der Bankenbranche
Die Bankenbranche in der Schweiz befindet sich seit über 20 Jahren in einer Konsolidierungsphase. Bereits damals wurde von einer Mindestgrösse – meist gemessen am Volumen der
verwalteten Vermögen – gesprochen, die erreicht werden muss, um überlebensfähig zu sein.
Abb. 9-3 5 0 0
Zahl der Banken in der Schweiz
(Quelle: EBK, SNB)
400
300
200
100
0
Dass die jüngste Finanzkrise nicht die primäre Ursache der Konsolidierung ist, zeigen auch
die Daten der SNB und der Eidgenössischen Bankenkommission32. Bis in die 90er Jahre stieg
die Zahl der Banken auf über 500 Institute an. Die Schweizer Immobilienkrise läutete sodann
die Konsolidierung ein. Allein damals reduzierte sich die Zahl der Banken um einen Viertel (vgl.
Abb. 9-3).
In der Summe ist die Zahl der Banken in der Schweiz von 372 im Jahr 199933 auf 283 im Jahr
2013 gesunken. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Rückgang der Zahl der
Banken um 1.9 Prozent oder rund 7 Banken. Die Entwicklung folgte dabei einem relativ konstanten Pfad. Eine Beschleunigung der Abnahme der Zahl der Banken ist lediglich marginal
nach den beiden Finanzkrisen – die Dotcom-Blase (2000–2002) und die Finanz- und Schuldenkrise (ab 2008) – zu sehen.
Wie Abbildung 9-4 verdeutlicht, fand der Rückgang der Zahl der Banken nicht in denselben
Bankengruppen statt. Während nach der Finanzkrise zu Beginn des neuen Jahrtausends vor
allem Retail-Banken – Regionalbanken und Sparkassen sowie «Andere Banken»34 – aus der
Statistik verschwanden, sind die Abgänge nach der jüngsten Krise hauptsächlich bei ausländisch beherrschten Banken und die Filialen ausländischer Banken zu verzeichnen.
Abb. 9-4
Zahl der Banken in ausgewählten
Bankengruppen
(Quelle: SNB)
140
Regionalbanken & Sparkassen
Ausländisch beherrschte Banken
Privatbankiers
Andere Banken
Filialen ausländischer Banken
120
100
80
60
40
20
0
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
2011
2012 2013
Die Zahl der ausländisch beherrschten Banken weist eine hohe Volatilität aus. Oftmals ist
die Entwicklung und Strategieausrichtung der Muttergesellschaft ausschlaggebend für einen
Rückzug aus der Schweiz und nicht per se die Situation am hiesigen Finanzplatz.35 Bereits in
den Jahren 1997 bis 1999 ist die Zahl der ausländisch beherrschten Banken in der Schweiz
2009 wurde die Bankenkommission in die Finma überführt.
32
Beginn der Zeitreihe der SNB-Daten.
33
Zu dieser Gruppe zählen etwa Migros Bank, Bank Coop, WIR Bank Genossenschaft, Cornèr Banca
SA oder neu auch die PostFinance AG.
34
Ein Beispiel dafür ist Coutts, die Schweizer Privatbanken-Tochter der britischen Royal Bank of Scotland (RBS).
35
54
Finanzplatz Zürich 2014/2015
um 33 Institute gesunken. Zahlreiche Tochtergesellschaften asiatischer Banken zogen sich
damals aufgrund der Asienkrise, die hauptsächlich ihre Mutterkonzerne betraf, aus der
Schweiz zurück. Der damalige Rückgang entspricht etwa der Situation am aktuellen Rand.
Im Jahr 2013 ist die Zahl der ausländisch beherrschten Banken um 29 Institute geringer als
noch im Jahr 2010.
In den Medien ist oft von den steigenden (Regulierungs-)Kosten als Grund für die Konsolidierung zu lesen. Banken mit kleinen Volumen an verwalteten Vermögen36 sollen nicht mehr
profitabel operieren können. Die Industrialisierung der Branche, insbesondere die Standardisierung der Backoffice-Prozesse, vereinfacht kleinen Instituten jedoch die Auslagerung der
Regulierungs- und IT-Kosten oder den Anschluss an eine Kooperationsplattform.37 Gerade
im Retail Banking scheint es daher keinen verstärkten Konsolidierungsdruck zu geben. Dafür
spricht auch die Entwicklung der Zahl der Regionalbanken und Sparkassen. Im Verlauf in
Abbildung 9-4 ist kein beschleunigter Rückgang seit der Finanzkrise und der damit gestiegenen Regulierungskosten ersichtlich.
Regionalbanken und
Sparkassen
Abb. 9-5
Gründe für die Entlassung aus dem
Bankenstatus
Anzahl der Banken nach Bankengruppen, Total 1997–2013
(Quelle: SNB)
1
12
Ausländisch beherrschte
Banken und
Zweigniederlassungen
5 8
Übrige Banken
35
69
50
6
20
Liquidation
Fusion
Übernahme
36
Zweckänderung
9
Der Rückgang der Zahl der Banken geht nicht per se mit einer Verkleinerung des Bankenplatzes einher. Abbildung 9-5 zeigt, dass die Mehrheit der aus der Statistik verschwundenen
Banken weiterhin auf die eine oder andere Weise existiert. Über den Zeitraum 1997–2013 sind
251 Banken verschwunden.38 Davon wurden 58 Institute oder 23 Prozent liquidiert. Die übrigen Banken gingen durch Fusionen oder Übernahmen in anderen Instituten auf oder haben
ihre Bankenlizenz zurückgegeben und sind weiterhin am Finanzsektor tätig, zum Beispiel als
Effektenhändler (Zweckänderung). Bei den Regionalbanken und Sparkassen gab es keinerlei
Liquidationen. Auffällig ist dagegen die hohe Zahl der Fusionen in dieser Bankengruppe.
120
100
Übernahme
80
Liquidation
60
40
20
0
Abb. 9-6
Gründe für die Entlassung
aus dem Bankenstatus im
Zeitverlauf, 1997–2013
Anzahl der Banken
(Quelle: SNB, BAKBASEL)
Zweckänderung
6
Fusion
1
26
67
47
16
26
1997–2000
11
17
2
14
18
2001–2007
2008–2013
Seit der jüngsten Finanzkrise (2008–2013) sind weniger Banken verschwunden als in den
Jahren 2001–2007 (vgl. Abb. 9-6).39 Deutlich gestiegen ist dagegen der Anteil der Banken, die
aufgrund von Liquidationen oder Zweckänderungen aus der Statistik verschwinden. Damit
liefern die Daten Indizien für mehrere Trends in der Bankenkonsolidierung seit der jüngsten
Finanzkrise.
36
Als Grössenordnung werden weniger als 1, 3 oder 10 Mrd. CHF an verwalteten Vermögen genannt.
37
Beispiele hierfür könnten vermehrte Kooperation der Raiffeisenbanken oder Konstrukte wie Clientis
sein, die für den Kunden zu keinen oder kaum spürbaren Veränderungen führen.
Im gleichen Zeitraum wurden insgesamt 126 Institute in die Statistik aufgenommen.
38
Der Zeitraum ist allerdings um 1 Jahr kürzer. Zwischen 2001 und 2007 sind im Durchschnitt pro Jahr
rund 17 Banken verschwunden. Im Zeitraum 2008–2013 waren es pro Jahr rund 15 Banken. Der Rückgang ist damit auch relativ gesehen noch geringer.
39
55
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Aktuell läuft die Konsolidierung nicht nach dem klassischen horizontalen Schema ab, das
zu einer deutlich geringeren Anzahl Banken führt. Es verschwinden nicht primär ganze
Banken, sondern einzelne Teile werden abgespalten, gekauft oder über den Arbeitsmarkt
durch die Abwerbung ganzer Teams übernommen. Das sind meistens Bereiche mit Potential
für Skalenerträge, die in eigenständige Unternehmen überführt werden, oder geografische
Kundenportfolios, respektive geografisch spezialisierte Vermögensverwalterteams. Solche
Abspaltungen und Portfolioverschiebungen sind in der Statistik nicht ersichtlich.
Übernahmen ganzer Banken sind zurzeit mit hoher Unsicherheit verbunden. Eine bedeutende
Quelle für diese Unsicherheit ist die Regelung der Vergangenheit. Bei der Übernahme einer
ganzen Bank wird auch deren Vergangenheit übernommen, die problematisch sein kann.
Die Käuferin geht das Risiko ein, später verklagt zu werden oder hohe Bussen bezahlen zu
müssen.40 Dass nicht eine ganze Bank übernommen wird, hängt meist auch damit zusammen, dass die Käuferin in ihrer Strategie eine Fokussierung auf gewisse geografische Märkte
beschlossen hat, die zum Verkauf stehende Bank jedoch Kunden aus aller Welt betreute.
Die Veräusserungen von Kundengruppen oder Abspaltungen von Geschäftsbereichen führen
zu der beobachteten erhöhten Tendenz, die Bankenlizenz zurückzugeben. Entweder ist
das übrigbleibende Geschäftsmodell nach der Veräusserung von geografisch gruppierten
Kundenportfolien nicht mehr überlebensfähig und die Bank geht in Liquidation, oder für die
angestrebte Tätigkeit ist keine Banklizenz mehr nötig, was die gestiegene Zahl von Zweckänderungen anzeigt.
Für den Finanzplatz stellt die Konsolidierung, insbesondere die sinkende Zahl der Banken,
nicht zwingend einen Bedeutungsverlust dar. Bisher werden die verwalteten Vermögen grössten Teils weiterhin in der Schweiz verwaltet, auch wenn es sich bei der «verschwindenden»
Bank um eine ausländische Tochtergesellschaft handelt. Die Übernahme einer Schweizer
Bank durch eine Nicht-Schweizer Käuferin (oder umgekehrt) und damit eine Konsolidierung
und Verschiebung von Geldern über die Landesgrenze ist problematisch. Die unterschiedlichen lokalen Regulierungen verhindern meist eine umfassende Zusammenführung.41 Auch
die Abspaltung von Geschäftsbereichen muss nicht mit einer Schrumpfung des Zürcher
Finanzplatzes einhergehen (vgl. Kapitel 5.1.2). Die Konsolidierung kommt damit eher einer
Umverteilung oder Neuorganisation als einer Verkleinerung gleich.
Die Konsolidierung führt insgesamt zu stärker spezialisierten Unternehmen. Das sollte Skalenerträge generieren und die Effizienz auf dem Bankenplatz erhöhen. Die Konsolidierung ist
damit durchaus in einem positiven Licht für den Finanzplatz zu sehen. Langfristig dürften
dadurch die Wertschöpfung und auch das Image des Finanzplatzes Schweiz im Ausland steigen. Von spezialisierten Instituten wird gegenüber Banken, die von allem etwas anbieten, eine
verbesserte Qualität erwartet.
Für die Zukunft wird in der Branche eine Zunahme der Konsolidierung erwartet. Insbesondere
bei den Auslandbanken und Vermögensverwaltern (Banken sowie unabhängige Vermögensverwalter) mit 60–70 Prozent (unversteuertem) Auslandvermögen wird eine stärker rückläufige
Anzahl Institute erwartet. Weiter wird ein grosses Risiko im Programm zur Vergangenheitsbereinigung der USA gesehen.
Wie viele Banken tatsächlich verschwinden werden, lässt sich kaum abschätzen. Ein Rückgang wie in den 1990er Jahren, als 200 Banken verschwanden, wird nicht erwartet. In den 5
Jahren seit der Krise ist die Zahl der Banken «lediglich» um 47 Institute geschrumpft.
9.3
Auswirkungen auf das Personal
9.3.1Personalbestand
Die Zahl der Erwerbstätigen in der Bankenbranche42 der Region Zürich ist im Jahr 2013 erstmals seit 2005 deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2012 arbeiteten noch 59’700 Personen bei
den Banken. 2013 waren es rund 3’000 Personen oder 5.2 Prozent weniger. Angesichts der
zahlreichen Meldungen über Entlassungswellen bei den Banken seit der Krise erstaunt, dass
die Branche in Zürich zwischen 2005 und 2012 im Durchschnitt pro Jahr 1.1 Prozent mehr
Erwerbstätige zählte. Die gleiche Bewegung ist für die gesamte Schweiz beobachtbar. Aber
auch gemäss den Zahlen der SNB, die nur lizenzierte Banken umfasst, ist die Zahl der vollzei Bei den jüngsten Übernahmen von Banken (BSI und Leumi) wurde explizit Vorsorge getroffen, dass die
ursprünglichen Bankinhaber und nicht die Käufer die Bussen im Zusammenhang mit unversteuerten
Geldern von US-Kunden übernehmen müssen.
40
Beispiele dafür sind die Probleme von Euornex und Nasdaq.
41
Für die Bankenbranche wird hier die Definition gemäss allgemeiner Systematik der Wirtschaftszweige
NOGA 08 verwendet. Neben den klassischen Banken (Kreditinstitute) werden auch die Nationalbank
sowie Beteiligungsgesellschaften (ohne operative Führungsaufgaben) und Treuhand-, sonstige Fonds
und ähnliche Finanzinstitutionen zur Branche gezählt.
42
56
Finanzplatz Zürich 2014/2015
täquivalent Beschäftigten43 im Jahr 2013 rund 7 Prozent höher als 2004. Der Personalbestand
der Banken wurde einzig im Jahr 2009 verringert und stagnierte dann bis ins Jahr 2012.
Abbildung 9-7 zeigt diese Entwicklung für die einzelnen Bankengruppen. Die grösste Volatilität weist der Personalbestand der Grossbanken auf. Gegenüber dem Jahr 2007 haben die
Grossbanken in der Schweiz rund 12’000 Vollzeitstellen abgebaut. Auf der anderen Seite
wurden im gleichen Zeitraum bei den Retail-Banken 1’600 und bei Vermögensverwaltern
knapp 2’000 Vollzeitstellen aufgebaut. Bei letzteren zeigt der Trend, wie bei den Grossbanken
auch, seit 2011 deutlich nach unten.
80
Reta il Ba nking
Gros sbanken
Vermögens verwa ltung
Ba nkenbra nche
(rechte Skala)
70
60
50
40
Abb. 9-7
1 3 0 Personalbestand in der Banken­
branche und nach Bankengruppen
In 1’000 Personen (Vollzeitäquivalente);
Bankenbranche gemäss NOGA 08;
Retail Banking: Kantonalbanken,
1 2 0 Regionalbanken und Sparkassen,
Raiffeisenbanken, Andere Banken,
ohne PostFinance AG;
Vermögensverwaltung: Börsen­
banken, ausländisch beherrschte
Banken, Privatbankiers, Filialen
1 1 0 ausländischer Banken
(Quelle: SNB, BFS)
30
20
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
100
Dass der Personalbestand, um bei allen Massnahmen die Kosten zu senken, keinen deutlicheren Rückgang aufweist, wird auf die gestiegenen Anforderungen im Rechtsdienst und im
Bereich Compliance zurückgeführt. In diesen Bereichen wurde Personal aufgebaut, wegen
neuer Regulierungen, länderspezifischen Gesetzen, aber auch Forderungen der Aufsicht nach
strikter Aufgabentrennung und Kontrolle.
Inwieweit die Industrialisierung zu einem Stellenabbau führt, ist schwer eruierbar. Bereiche
mit grossem Potential für Skaleneffekte dürften eher Personalabbau verzeichnen. Durch die
Effizienzsteigerung können Institute jedoch wachsen und Stellen verlagern. Ein Abbau würde
vor allem bei stagnierenden Banken erwartet.
Die Auslagerung selber kommt einer Verschiebung der Stellen zu anderen Unternehmen
gleich. Dabei ist unklar, ob diese Unternehmen weiterhin der Bankenbranche angehören oder
eher bei den sonstigen Finanzdienstleistern oder der Informationstechnik zu finden sind. Wie
in Kapitel 9.1.2 erläutert verbleibt die Mehrheit der ausgelagerten Stellen voraussichtlich in
der Region Zürich. Für die Gesamtwirtschaft wird daher ein Nullsummenspiel erwartet.
Als matchentscheidend wird auch hier der Marktzugang genannt, also wie viele Dienstleistungen in Zukunft noch aus der Schweiz heraus erbracht werden können. Zudem wird Personal
hauptsächlich in den Wachstumsmärkten in Asien aufgebaut. Je nach weiterer Entwicklung in
der Schweiz kann dieser Aufbau auch andere Teile der Bank mit sich ziehen.
Eine weitere Unbekannte ist der Umbau der beiden Grossbanken in eigenständige Einheiten.
Ob dieser zu einer Verschiebung von Teilen der Wertschöpfungskette ins Ausland und damit
auch zu einem Stellenabbau in der Schweiz führt, wird sich erst in den kommenden Jahren
zeigen.44
43
Nur Personal in der Schweiz; ohne PostFinance AG.
44
Die UBS wird zur UBS Group als Holdinggesellschaft und drei Tochtergesellschaften umgebaut. Die
UBS AG wird in der Schweiz domiziliert, die UBS Limited in London und die UBS in New York. Aktuell
sind rund 22’000 Personen in der Schweiz bei der UBS angestellt. Ungefähr die Hälfte davon arbeitet
für UBS Schweiz, die andere Hälfte für den Konzern. Ob und wie viele Stellen davon durch den Umbau
der Konzernstruktur verschoben werden, ist offen.
57
Finanzplatz Zürich 2014/2015
9.3.2Entlohnung
2013
2011
2009
2007
2005
2003
2001
1997
1999
Stundenproduktivität
Stundenlohn
1995
2013
2011
2009
200
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
2007
2005
2003
2001
1999
1997
1995
1993
Reta il Ba nking
Gros sbanken
Vermögens verwa ltung
1993
Abb. 9-8
Personalaufwand 20
In Mrd. CHF 18
(Quelle: SNB)
16
Abb. 9-9 14
Produktivität und Löhne 12
Indexiert 1993 = 100;
Bankenbranche gemäss NOGA 08 10
(Quelle: BAKBASEL) 8
6
4
2
0
Mit dem sinkenden Personalbestand sind auch die Ausgaben für Löhne gesunken (vgl. Abb.
9-8). Bei den Stundenlöhnen der Bankenbranche ist allerdings noch kein Rückgang zu beobachten. Damit verdeutlicht Abbildung 9-9 auch ein zentrales Dilemma der Banken. Die Stundenproduktivität ist mit dem Einbruch der Wertschöpfung stark geschrumpft. Theoretisch
müsste sich das in den Stundenlöhnen widerspiegeln.
In der Vermögensverwaltung ist die Beratungsqualität noch stark vom Betreuungsverhältnis
(Anzahl Kunden pro Berater) abhängig. Es erscheint daher plausibler, die Löhne der Berater
zu senken als diese zu entlassen. Gerade in der Vermögensverwaltung hat sich jedoch weder
im Personalbestand noch bei der Entlohnung viel Bewegung gezeigt.
Als Grund dafür wird der Mangel an Kundenberatern angegeben. Der Wettbewerb um die
besten Talente in der Beratung ist weiterhin gross.45 Ganze Beraterteams werden abgeworben in der Hoffnung, sie bringen ihren Kundenstamm mit. Gelingt dies, können sich auch die
höheren Lohnkosten für die Bank lohnen.
Grösseres Potential für geringere Lohnkosten sind im Backoffice zu verzeichnen. Insbesondere die Grossbanken haben hier bereits Lohnkürzungen vorgenommen. Die Anpassung
der Löhne ist jedoch ein langsamer Prozess, da die individuellen Löhne sehr rigide sind. Die
Banken versuchen hauptsächlich bei Neueinstellungen die Löhne tiefer anzusetzen und das
teure ältere Personal in die Frühpensionierung zu entlassen. Der Trend zur Frühpensionierung
ist in der Bankenwelt allerdings keine Neuerung.
Eine weitere Schwierigkeit, die Löhne zu senken, besteht in der Tatsache, dass vermehrt
hochqualifiziertes Personal und Spezialisten gesucht sind.
9.4
Anforderungsprofil eines Bankers
Um die im Schweizer Banking charakteristische Beratungsqualität zu halten, muss die Beratung stärker individualisiert und auf die spezifischen Bedürfnisse des Kunden in seinem
aktuellen Lebensabschnitt zugeschnitten sein. Beispielsweise wird stärker auf Erbbetreuung
oder Ausbildungsfinanzierung eingegangen. Dafür braucht es Spezialisten mit ganzheitlicher
Sichtweise. Produktverkäufer sind vom gut informierten Kunden nicht mehr gefragt. Neben
der ganzheitlichen Beratung sind auch die kommunikativen Fähigkeiten und die Teamfähigkeit
wichtiger geworden. Weiter wird für die Berater auch vom Regulator (Fidleg) eine spezifische
Ausbildung gefragt. Sie benötigen mehr regulatorisches und segmentspezifisches Wissen
und werden auf diesen Themen zertifiziert. Letzteres dürfte vor allem für ältere Berater eine
Herausforderung darstellen. Insgesamt wandelt sich das Profil eines Beraters vom Generalisten zum Spezialisten. Die Generalistenfunktionen werden durch technologische Entwicklungen abgelöst.
Die Technologie ist bedeutender geworden, und Kenntnisse und Verständnisse in diesem
Bereich sind auch im Kader gefordert. In den Führungsetagen werden vermehrt Personen mit
hoher IT-Affinität eingestellt, und bestehendes Personal muss sich in diese Richtung weiterbilden.46 Auch die Auslagerung verändert potentiell das Anforderungsprofil der Bankangestellten. Sowohl bei der Bank als auch in einer Outsourcing-Firma.
Wenn auch nicht so hoch wie in Asien, insbesondere in Singapur. Dort werden die Beraterteams alle 3
Jahre von einem anderen Unternehmen zu höheren Löhnen abgeworben.
45
Bei Blackrock besucht jedes Mitglied des höheren Kaders einen App-Programmierkurs. Bei der SIX
arbeiten mehr Programmierer als anderes Personal.
46
58
Finanzplatz Zürich 2014/2015
9.5
Attraktivität des Finanzplatzes Zürich
Es stellt sich die Frage, welchen Einfluss die grösseren Umwälzungen auf die Attraktivität des
Bankenplatzes Zürich oder allgemeiner der Schweiz gegenüber der internationalen Konkurrenz ausüben.
Prinzipiell sind andere Finanzplätze von ähnlichen Trends und Schocks betroffen wie die
Schweiz. Unterschiede bestehen in den Veränderungen des Umfeldes und den konkreten
Herausforderungen. So gab es in der Schweiz beispielsweise keine Kreditklemme oder keine
Verstaatlichung von schwankenden Instituten, während in London oder New York die Marktzugangsproblematik geringer ist. Dementsprechend unterschiedlich ist die Reaktion der
Finanzplätze und der Regulierung in andern Ländern.
Insgesamt scheint die Attraktivität des Bankenplatzes Zürich nicht stark gesunken zu sein. Zu
seinen Vorteilen gehören eine hohe (Beratungs- und Abwicklungs-)Qualität, grosses Knowhow, eine hervorragende Finanzinfrastruktur sowie allgemeine Standortfaktoren wie politische
Stabilität und eine starke Währung. Kunden, die den Diversifikationseffekt suchen, werden
auch in Zukunft Gelder in die Schweiz bringen.
Ein Indiz, das für die hohe Attraktivität spricht, ist der relativ geringe Geldabfluss nach der
Aufweichung des Bankkundengeheimnisses. Die unversteuerten Gelder sind nach der
Überführung in die Steuerehrlichkeit nicht alle aus der Schweiz abgeflossen, sondern als
versteuerte Vermögen geblieben oder einer anderen Schweizer Bank zugeflossen. Andere
Finanzplätze kannten ebenfalls ein Bankkundengeheimnis, sind aber nicht so gross geworden wie die Schweiz. Das Bankkundengeheimnis war nicht der einzige Grund, um Geld in der
Schweiz verwalten zu lassen.
Das Niveau der Vermögensverwaltung in der Schweiz ist im weltweiten Vergleich enorm hoch.
Raphael Vannoni, Geschäftsführer Basler Bankenvereinigung, meint: «Geld in der Schweiz zu
haben ist wie eine Louis-Vuitton-Tasche. In einigen Ländern (insbesondere im Osten) gelten
Schweizer Banken als Qualitätsgütesiegel und ein Schweizer Bankkonto als Statussymbol.»
Der Zürcher Finanzplatz spielt immer noch unter den Top 5 der Welt mit.47 Zudem haben
einige der weltweit grössten und besten Vermögensverwalter ihren Hauptsitz in Zürich.48
Dennoch hat das Renommee der Schweiz gelitten. Die Lieferung und der Diebstahl von
Kundendaten wirken wie ein Bruch des impliziten Versprechens der finanziellen Privatsphäre.
Die Medienpräsenz dieser Daten CDs war gemäss Andreas Blumer schlimmer als Initiativen
wie die Masseneinwanderungsinitiative, die im Ausland wieder vergessen gehen.
Zudem dürfte der Konkurrenzdruck unter den Finanzplätzen künftig eher zu- als abnehmen.
Singapur treibt die Qualität der Bankdienstleistungen – ein wichtiges Merkmal des Schweizer
Finanzplatzes – aktiv vorwärts. In New York, London und Hongkong sind Organisationen zur
Förderung von Startups im Bereich Finanztechnologie entstanden.49
Zusätzliches Potential für den Zürcher Finanzplatz sieht die Branche im Asset Management,
das noch untervertreten ist. Für ein stärkeres Asset Management spricht die Glaubwürdigkeit
und Qualität der Schweizer Banken in der Vermögensverwaltung. Die Betreuung institutioneller Kunden wäre eine sinnvolle Ergänzung zur Vermögensverwaltung, so dass die gesamte
Wertschöpfungskette abgedeckt wird. Mit den grossen Vermögen in den Pensionskassen
bietet die Schweiz zudem einen beachtlichen lokalen Kundenstamm.
Das Asset Management ist jedoch eine stark konzentrierte Branche mit klaren Skaleneffekten
und tiefen Margen. Die Grösse von BlackRock und anderen Marktführern wird voraussichtlich keine Schweizer Bank erreichen. Für Schweizer Banken besteht eher in Nischen weiteres Potential, zum Beispiel im Bereich Private Equity und Hedge-Funds. Denkbar ist auch,
den Private-Banking-Ansatz in das Asset Management zu übertragen. Den institutionellen
Kunden würden spezifische Portfolien zusammengestellt, die auf die speziellen Anforderungen (z.B. Rentnerstrukturen der PK) eingehen. In einer solchen beratungsintensiven Art des
Asset Management ist der Konsolidierungsdruck geringer und Skalenerträge sind weniger
bedeutend.
Die Initiative der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) zur Förderung des Asset
Management in der Schweiz dürfte jedoch vorerst lediglich den internationalen Anschluss
sicherstellen. Ein Hindernis für das Asset Management in der Schweiz liegt seit längerem in
der Regulierung, insbesondere gegenüber Luxemburg, das sich zu einer Hochburg für Fonds
entwickelt hat. Die Einführung der Stempelsteuer liess den Goldmarkt, das Fondsgeschäft
47
Global Financial Centres Index 2015; Stand: März 2014.
48
Gemäss Ranking des Marktforschungsunternehmens Scorpio Partnership in London ist die UBS die
grösste Vermögensverwalterin der Welt. Auch die CS und Julius Bär liegen unter den ersten 20 Unternehmen. Aus der Schweiz sind weiter Pictet und Lombard Odier unter den ersten Rängen. Auch
an den Global Private Banking Awards von PWN/The Banker räumten Schweizer Institute ab. Zu den
Gewinnern gehören wiederum die UBS, Pictet, CS, Julius Bär und Union Bancaire Privée.
FinTech Innovation Lab
49
59
Finanzplatz Zürich 2014/2015
sowie gewisse Emissionen aus der Schweiz abwandern. Auch ein Renminbi-Hub wird von der
Branche als mögliche Erweiterung für den Finanzplatz Schweiz bezeichnet. Damit könnten
die Banken neben dem zusätzlichen Geschäftspotential ein Erfolgserlebnis verbuchen und
ihr Image aufbessern.
Die Branche sieht die zukünftige Attraktivität des Finanzplatzes Zürich und der Schweiz
durch zwei ähnlich gelagerte Einflüsse gefährdet. Zum einen ist das die bankenspezifische
Regulierung und zum anderen sind es die allgemeinen Rahmenbedingungen. Da in sämtlichen Finanzplätzen die Regulierungsdichte zugenommen hat, sind die relative Dichte der
bankenspezifischen Regulierung und die Strenge in der Umsetzung ausschlaggebend für die
Attraktivität. Die Regulierung sollte daher so ausgestaltet werden, dass gleichlange Spiesse
gegenüber den andern Finanzplätzen entstehen.
Wahrscheinlich noch stärker wird die Attraktivität eines Finanzplatzes durch die allgemeinen
Rahmenbedingungen bestimmt. Dazu gehören die Steuern, das Fachkräfteangebot sowie
deren Ausbildung und Softskills wie Mehrsprachigkeit, das Branding, wirtschaftliche und politische Stabilität, Lebensqualität und viele mehr. Die Attraktivität der Standortfaktoren in Zürich
ist zwar sehr hoch, doch gerade hier sehen die Banken sowie andere Akteure der Wirtschaft
eine Verschlechterung. Laut Andreas Dietrich, Professor am Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ), kann die oft gepriesene Rechtssicherheit der Schweiz durch verschiedene
Gesetzesänderungen und -initiativen nicht mehr als Trumpf betrachtet werden. Die liberalen
Werte gehen in der Gesellschaft verloren. Das fördert auch in der Schweiz Renationalisierungstendenzen und führt zu Gesetzen und Vorschriften, die der Wirtschaft Sorgen bereiten.
Dazu gehören beispielsweise die Minder- und die Masseneinwanderungsinitiative, die Unternehmenssteuerreform III oder die Erbschaftssteuerreform mit rückwirkender Wirkung.
60
Finanzplatz Zürich 2014/2015
10Zusammenfassung und
Schluss­
folgerungen
Die Finanzkrise hat den Schweizer Bankenplatz tief erschüttert. Zwischen 2007 und 2011
büssten die Banken rund einen Viertel ihrer Bruttowertschöpfung ein. Zahlreiche Beobachter prophezeiten der Branche einen schmerzhaften Strukturbruch. Mittlerweile hat sich die
Lage stabilisiert, auch wenn die Branche noch eine Dekade brauchen wird, um in der Wertschöpfung wieder das Vorkrisenniveau zu erreichen. Aus zahlreichen Expertengesprächen
im Rahmen des vorliegenden Projekts und der analysierten Daten wurde deutlich, dass die
Bankenbranche einem starken Wandel ausgesetzt ist, dass dieser Prozess aber schon deutlich vor der Finanzkrise eingeläutet wurde und sich über einen längeren Zeitraum abspielt.
Ursachen des Strukturwandels: Trends und Schocks
Auslöser des längerfristigen Strukturwandels sind der technologische Fortschritt und die Digitalisierung, die den Banken und der Wirtschaft im Allgemeinen vielerlei neue Möglichkeiten
und Effizienzsteigerungen eröffneten. Weiterhin bergen das Internet, das Web 2.0 und Big
Data das Potential, die bisherigen Geschäftsmodelle der Bankenbranche umzukrempeln.
Ähnlich wie das in anderen Branchen bereits geschehen ist, etwa in der Musikbranche, im
Buchhandel oder aktuell im Taximarkt geschieht. Um das Potential des technologischen Fortschrittes nutzen zu können, sind grosses technologisches Know-how sowie geeignete digitale
Schnittstellen zum Kunden unerlässlich. Hier haben Informationstechnologieunternehmen
einen Vorsprung gegenüber Banken und machen ihnen zunehmend Kundensegmente streitig.
Der technologische Fortschritt, insbesondere das Internet und die sozialen Medien haben
aber auch das Verhalten und die Ansprüche der Kunden grundlegend verändert. Beispielsweise sind der persönliche Kontakt mit den Bankangestellten weniger wichtig und die Loyalität
der Kunden ist gesunken. Die Retail-Banking-Verbindung zum Kunden ist keine hinreichende
Grundlage mehr für weitere wertschöpfungsintensive Aufträge.
Die schwierige konjunkturelle Lage der Banken durch die Finanz-, Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise sowie deren Folgen dürften den Leidensdruck erhöht und den Strukturwandel
etwas beschleunigt haben. Die expansive Geldpolitik und das Tiefzinsniveau drücken etwa
die Zinsmarge der Banken und erhöhen das Risiko von Blasen am Immobilien- und Aktienmarkt. Die Umsetzung der neuen Regulierung treibt tendenziell die Kosten in die Höhe.
Aus volkswirtschaftlicher Sicht handelt es sich bei den verschärften Eigenkapitalvorschriften
um eine sinnvolle Korrektur, die eine effizientere Kapitalallokation fördert (insbesondere im
Investment Banking). Die neuen Regeln bezüglich Eigenkapitals sind ein Beispiel für die seit
der Krise verstärkte Tendenz zu supranationalen Regeln. Bedeutender für die Banken sind die
internationalen Standards zur Transparenz in Steuerfragen. Hier hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Lange glaubten die Schweizer Banken sich und ihre Kunden durch das
Schweizer Recht geschützt. Heute wird bei Kunden aus dem Ausland das Recht ihres Landes
gegenüber dem Schweizer Recht priorisiert. Entgegen den zunehmenden supranationalen
Regeln sind in einzelnen Ländern insbesondere der EU auch protektionistische Tendenzen
entstanden. Massnahmen zur Renationalisierung erschweren den Banken den Marktzutritt
in diese Länder. In der Schweiz hat diese Entwicklung zu einer Neuordnung der Gesetze
geführt, in der Hoffnung, mit einer äquivalenten Regulierung den Marktzugang leichter wieder
herstellen zu können.
61
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Kontext
Veränderung des Umfeldes
Konkrete Herausforderung
Schock
Finanzkrise
(Krise der globalen
Finanzmarktstabilität)
Umfangreiche Bankenregulierung
(Finanzsystemschutz, TBTF)
– Umsetzungskosten
– Eigenmittelvorschriften (gewichtet und ungewichtet)
– Liquiditätsvorschriften
– Fidleg-Kosten (Ausbildung, Prospekte, Haftung usw.)
– Tiefe Zinsen p tiefe Passivmarge p tiefe Zinsmarge
Wirtschaftskrise
Staatsschuldenkrise
Renationalisierung
Trend
Technischer Fortschritt
Kundenschutz
Expansive Geldpolitik
Risiko von Blasenbildung wie z.B.
Überhitzung am Immobilienmarkt
Restriktive grenzüberschreitende
Steuerpolitik
Protektionistische Tendenzen
– Zusätzliche Eigenmittel
– Weitere Massnahmen im Hypothekarbereich
– Umsetzung AIA, FATCA, EU-Zins­
– Hohe Kosten
besteuerung, Geldwäschereiregeln
– Weniger Kunden
usw.
– Sinkende Margen, sinkende Erträge
– Vergangenheitsregelung für Institute, Kunden, Mitarbeiter
– Marktzutritt (v.a. EU)
– Eingeschränkt
– Kostenintensiv
– Regulierungsanpassung im Inland
– Fidleg, Finfrag, KAG usw.
Steigende Bedeutung von
Skalenerträgen
– Konsolidierung (Grösse erreichen, Marktanteile steigern)
– Industrialisierung der Nicht-Front-Prozesse
Branchenfremde Konkurrenten
(Startups, Technologiefirmen)
– Schattenbanken
Kundenansprüche,
Kundenverhalten
Transparenz im Vordergrund,
inklusive Kosten- bzw. Preistransparenz
Verschiebung geopolitischer Gewichte
Steigende Bedeutung der
Schwellenländer für das Vermögensverwaltungsgeschäft
– «Direct lending»: Versicherungen als
Kreditgeber
– Steigende Bedeutung der Finanzmärkte zur Unternehmensfinanzierung
– Peer to Peer lending
– FinTech allgemein
– Zahlungsverkehr, digitale Währung
– Distribution
– (Kosten-)Transparenz der Produkte
– Geografische Mobilität (zunehmende Bankenwechsel)
– Wandel der Dienstleistungsentlöhnung (bezahlte Beratung)
– Wandel der Beraterprofile
– Wachstum in Asien/Lateinamerika im Fokus
Auswirkungen und Herausforderungen
Insgesamt hat der Wettbewerb in der Bankenbranche durch die oben beschriebenen Einflüsse
zugenommen. Die Digitalisierung hat die Vergleichsmöglichkeiten und damit die Transparenz
erhöht. Die gesellschaftlichen Veränderungen haben die Loyalität der Kunden gesenkt und
führen zusammen mit der Digitalisierung zum Verlust des persönlichen Kundenkontaktes.
Die Kunden sind gut informiert und versteckte Kosten sind heute tabu. Die Industrialisierung
zerschlägt Quasi-Monopole und stellt Unternehmen aus anderen Branchen oder Regionen
in direkten Wettbewerb zueinander. Die Zinsbaisse hat das Ringen um die Kunden im Immobilienbereich verstärkt. Im internationalen Wettbewerb haben die Schweizer Banken den
Vorteil des Bankkundengeheimnisses verloren. Im Bereich der Finanzmärkte verschwinden
potentiell die nationalen Grenzen durch internationale Standards.
Neben den tiefen Zinsen drückt auch der Wettbewerb auf die Margen der Banken. Die
Volumen sind durch den beschränkten Marktzugang, die branchenfremde Konkurrenz, die
Aufweichung des Bankkundengeheimnisses und den Verlust der persönlichen Kontaktstelle
zum Kunden unter Druck geraten. Die notwendige Digitalisierung und die Regulierungsumsetzung sind mit Investitionen und steigendem Bedarf an spezialisiertem Personal verbunden. Das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag hat sich bei den Banken seit der jüngsten
Finanzkrise deutlich verschlechtert. Im Vergleich zu anderen Branchen ist das durchschnittliche Aufwand-Ertrags-Verhältnis jedoch immer noch sehr tief.
Chancen und Risiken führen zu Strategiewandel
Als Lösung der verschlechterten Wirtschaftlichkeit der Banken wird eine stärkere Industrialisierung angestrebt. Die Banken fokussieren sich verstärkt auf ihre relativen Stärken und
konzentrieren sich auf bestimmte Kerngeschäfte. Dieser Fokus bezieht sich auf einzelne
Geschäftsbereiche, einzelne (geografische) Zielmärkte oder eine Kombination dieser beiden.
Die stärkere Spezialisierung der Banken führt zu einer längeren, weniger tiefen Wertschöpfungskette. Tendenziell dürfte es zu einer Aufspaltung der Branche in einen «Finanzmarkthintergrund» mit grossem Potential für Skalenerträge und die individualisierte Beratung kommen.
Bezüglich Finanzmarkthintergrunds scheint die Industrialisierung in der Schweiz jedoch noch
nicht so weit fortgeschritten zu sein wie im Ausland. Ein Grund dafür wird in den vergleichsweise wenigen unabhängigen Anbietern von Outsourcing-Prozessen gesehen. Zudem ist der
Kostendruck noch zu klein, das Eigenkapital (gerade bei den Regionalbanken und Sparkassen) zu hoch, und die Banken sind zu stolz auf die eigenen Prozesse und haben einen zu
hohen Unabhängigkeitswillen.
62
Finanzplatz Zürich 2014/2015
An der Schnittstelle zum Kunden werden neu Geschäftsmodelle eingeführt und bestehende
erweitert. Der Fokus liegt hier in einer stärkeren Segmentierung der Kunden. Im grenzüberschreitenden Geschäft konzentriert sich jede Bank auf ausgewählte geografische Märkte.
Die Strategie, Kunden aus allen Ländern und Regionen bedienen zu wollen, ist aufgrund
der gestiegenen Anforderungen nicht mehr nachhaltig. Im Schweizer Geschäft erfolgt die
Segmentierung hauptsächlich nach Vermögen der Kunden. Für vermögende Kunden überlegen sich die Banken, neue Preismodelle einzuführen, etwa die bezahlte Beratung. Für weniger
vermögende Kunden werden dagegen vermehrt Tools zur Selbstversorgung erarbeitet. Damit
können juristische Risiken und höhere Kosten im Kundenschutz minimiert werden.
Um von Skalenerträgen profitieren zu können, verfolgt aktuell jede Bank – egal welcher Grösse
– eine aktive Wachstumsstrategie. Zusammen mit der Spezialisierung dürfte dies tendenziell
die seit den 90er Jahren laufende Konsolidierung verstärken. Seit der jüngsten Finanzkrise
sind bisher weniger Banken verschwunden als in den Jahren 2001–2007. Dass in den Statistiken kaum zusätzliche Bewegung zu sehen ist, hängt unter anderem mit der anhaltenden Unsicherheit bezüglich Vergangenheitslösungen zusammen. Noch sind nicht alle unversteuerten
Gelder in die Steuerehrlichkeit überführt worden. Dazu sind neben Programmen zur Lösung
der Vergangenheit mit allen Ländern viel Zeit und Aufwand notwendig. Solange insbesondere
keine Programme zur Verfügung stehen oder ihre effektiven Kosten nicht klar sind, ist die
Übernahme einer ganzen Bank mit grösseren Risiken verbunden und wenig attraktiv.
Volkswirtschaftliche Ausprägungen des Strukturwandels
Die Branche erwartet in den nächsten Jahren eine Beschleunigung der Konsolidierung und der
Auslagerungstendenzen. Sofern die entsprechenden Aktivitäten in der Region Zürich bleiben,
führen Konsolidierungs- oder Auslagerungsprozesse zu keinem effektiven Bedeutungsverlust
des Finanzplatzes Zürich. Allerdings offenbart sich die volkswirtschaftliche Bedeutung des
Bankensektors dann stärker als bislang erst bei einer integrierten Betrachtung der gesamten
Wertschöpfungskette (direkte und indirekte Effekte).50 Es wird erwartet, dass die ausgelagerten Prozesse und die übernommenen Vermögen mehrheitlich in Zürich blieben. Hier kann von
Datensicherheit, Glaubwürdigkeit sowie von Cluster- und Netzwerkeffekten mit dem Technologiesektor profitiert werden. Zudem sind auch die meisten Outsourcing-Unternehmen in
Zürich angesiedelt. Verschiebungen ins Ausland sind eher bei den Grossbanken oder anderen
international tätigen Instituten beobachtbar, wo bankinterne Abteilungen zu (bestehenden)
ausländischen Standorten verschoben werden.
Auch beim Personalbestand zeigt sich, trotz den Massnahmen, die Kosten zu senken, kein
deutlicher Rückgang. Das wird hauptsächlich auf die gestiegenen Anforderungen im Rechtsdienst und im Bereich Compliance zurückgeführt. Ob die zunehmende Industrialisierung zu
einem Stellenabbau führen wird, ist schwer zu eruieren. Bereiche mit grossem Potential für
Skaleneffekte und einfacher, repetitiver Tätigkeit dürften eher Personalabbau verzeichnen.
Dagegen besteht in der personenbezogenen Beratung Potential für zusätzliche Stellen. Die
Auslagerung selbst kommt einer Verschiebung der Stellen zu anderen Unternehmen und/
oder Branchen gleich. Für die Gesamtwirtschaft sind solche Verlagerungen ein Nullsummenspiel. Insgesamt dürften sich hauptsächlich die Anforderungen an das Personal wandeln. Die
Tendenz geht vom Generalisten zum Spezialisten.
Für den Bankenzplatz Zürich ist der Wandel in der Vermögensverwaltung von besonderer Bedeutung. Im Jahr 2013 wurden schätzungsweise 45 Prozent der Wertschöpfung der
Banken in der Verwaltung von Vermögen generiert. Fast 80 Prozent der Institute mit Hauptsitz in der Region Zürich haben sich auf die Vermögensverwaltung spezialisiert. Der Wettbewerbsdruck und der fehlende Marktzugang bergen das Risiko, Wertschöpfung, Stellenzahl
und Steuersubstrat in der Region Zürich zu verringern.
Die Attraktivität des Bankenplatzes Zürich scheint jedoch nicht (stark) gesunken zu sein. Zu
seinen Vorteilen gehören eine hohe (Beratungs- und Abwicklungs-)Qualität, grosses Knowhow sowie eine hervorragende Finanzinfrastruktur. Das Niveau der Vermögensverwaltung
in der Schweiz ist im weltweiten Vergleich auffällig hoch. Einige der weltweit grössten und
besten Vermögensverwalter haben ihren Hauptsitz weiterhin in Zürich, und der Finanzplatz
spielt immer noch unter den Top 5 der Welt mit. Die Schweiz konnte zudem ihre Position als
weltweit grösstes Zentrum für die Verwaltung grenzüberschreitender Vermögen halten. Der
Zufluss an neuen Vermögen in die Schweiz ist weiterhin grösser als der Abfluss von (unversteuerten) Geldern.
50
Siehe auch «Die volkswirtschaftliche Bedeutung des Schweizer Finanzsektors», BAKBASEL 2014,
http://www.bakbasel.ch/downloads/services/reports_studies/2013/bakbasel_bedeutung_finanzsektor_
schweiz_2014.pdf
63
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Die Branche selbst sieht die zukünftige Attraktivität des Finanzplatzes Zürich und der Schweiz
jedoch gefährdet. Ausschlaggebend sind zum einen die bankenspezifische Regulierung und
zum anderen eine Verschlechterung der allgemeinen Rahmenbedingungen. Rückwirkende
Gesetzgebung, die grosse Unsicherheit bezüglich Marktzugang und die allgemeinen Beziehungen zur EU (seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative) sowie weniger sichtbare Vorkommnisse förderen Rechtsunsicherheit für die Banken, aber auch die Wirtschaft im
Allgemeinen.
Die Banken nehmen ein grosses Misstrauen in der breiten Bevölkerung und der Politik
gegenüber den Banken wahr. Sie fühlen sich missverstanden und wünschten sich, dass die
Bedeutung des Schweizer Finanzplatzes für die Wirtschaft besser aufgezeigt und anerkannt
würde. Dazu sei jedoch ein besseres Zusammenspiel von Politik und Banken notwendig. Die
bisher unkoordinierten Aktionen waren auch einer der Gründe, weshalb die Schweiz mit dem
Ausland schlecht verhandelt habe. Die Koordination müsste aber auch unter den Banken
selbst verbessert werden. Schliesslich wirkt die Schweiz nach aussen als ein Brand. Ein
geschlossenes Auftreten wäre notwendig, um die Früchte dieses Brands ernten zu können.
64
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Teil
IV
Anhang
11 Tabellen
11.1 Wirtschaft der Region Zürich
Tab. 11-1
Region Zürich: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CH
Primärer Sektor
Sekundärer Sektor
Tertiärer Sektor
Handel
Verkehr, Lagerei
Gastgewerbe
Information, Kommunikation
Finanzsektor
Banken
Versicherungen
Sonstige Finanz-DL
Unternehmensbez. DL
Öffentliche DL
Übrige DL
Gesamtwirtschaft
Bruttoinlandsprodukt
1980
583
13’167
31’600
10’447
2’768
778
1’821
3’354
1’835
1’415
104
1’589
6’373
4’471
45’350
46’754
1990
773
21’178
60’559
16’637
4’822
1’476
3’870
9’225
5’181
3’733
311
4’650
10’680
9’199
82’509
86’086
2000
472
19’212
85’163
17’880
4’283
2’203
5’674
23’136
16’254
5’455
1’427
6’271
13’952
11’765
104’847
111’685
2010
458
24’260
114’278
26’326
5’377
2’606
8’085
25’734
12’388
10’290
3’056
9’346
20’568
16’236
138’996
147’046
2011
473
25’245
116’351
25’604
5’548
2’630
8’195
26’920
12’362
11’463
3’095
9’413
21’297
16’744
142’069
150’257
2012
439
24’856
118’015
25’534
5’496
2’626
8’098
27’723
12’527
11’937
3’258
9’675
21’721
17’142
143’311
151’439
2013
477
25’205
120’101
25’753
5’532
2’629
8’260
28’015
12’551
12’139
3’326
9’888
22’490
17’533
145’782
154’136
2014
500
25’649
121’660
26’162
5’573
2’670
8’431
28’056
12’546
12’186
3’324
10’105
22’858
17’805
147’808
158’700
2015
509
26’148
124’910
26’831
5’699
2’745
8’774
28’738
12’845
12’493
3’400
10’441
23’528
18’153
151’566
164’161
2000
18.0
180.0
690.0
146.4
49.8
46.0
44.6
76.9
49.0
21.8
6.2
68.6
163.4
94.2
888.0
2010
21.8
174.2
846.1
160.6
48.5
51.7
51.5
97.6
59.1
22.2
16.4
98.0
215.4
122.7
1’042.1
2011
23.2
176.0
865.9
162.4
50.5
51.3
54.2
98.7
59.5
21.9
17.3
102.6
220.9
125.4
1’065.1
2012
23.7
173.3
886.5
163.5
50.5
51.0
55.2
100.3
59.7
22.7
17.9
107.1
229.6
129.4
1’083.5
2013
24.3
172.4
899.8
164.9
52.5
50.4
56.0
97.5
56.6
22.9
17.9
109.7
235.7
133.2
1’096.6
2014
24.8
173.4
911.9
165.6
53.3
50.5
57.8
97.5
55.6
23.4
18.5
111.7
240.1
135.4
1’110.2
2015
25.2
173.7
925.8
166.1
53.7
51.4
59.7
98.4
55.7
23.6
19.0
113.5
245.7
137.4
1’124.7
Tab. 11-2
Region Zürich: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Primärer Sektor
Sekundärer Sektor
Tertiärer Sektor
Handel
Verkehr, Lagerei
Gastgewerbe
Information, Kommunikation
Finanzsektor
Banken
Versicherungen
Sonstige Finanz-DL
Unternehmensbez. DL
Öffentliche DL
Übrige DL
Gesamtwirtschaft
1980
26.8
241.3
444.7
162.2
37.1
40.3
17.4
43.2
27.5
13.6
2.2
27.1
70.6
46.8
712.9
1990
19.1
228.4
637.1
168.4
54.0
43.7
28.0
69.6
47.0
19.4
3.3
59.6
132.2
81.6
884.6
65
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Tab. 11-3
Region Zürich: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Primärer Sektor
Sekundärer Sektor
Tertiärer Sektor
Handel
Verkehr, Lagerei
Gastgewerbe
Information, Kommunikation
Finanzsektor
Banken
Versicherungen
Sonstige Finanz-DL
Unternehmensbez. DL
Öffentliche DL
Übrige DL
Gesamtwirtschaft
Bruttoinlandsprodukt
2011
9.8
4.5
0.5
-– 0.9
1.0
– 0.5
– 0.2
0.6
0.6
1.7
– 3.4
– 0.7
2.2
1.2
1.2
1.1
2012
– 3.8
– 0.9
0.9
0.8
–1.0
– 0.6
–1.0
1.6
– 0.1
3.2
4.0
1.5
1.6
0.9
0.6
0.5
2013
– 1.2
1.5
2.1
1.2
– 0.1
– 0.2
2.7
2.7
1.2
4.0
4.3
2.2
3.3
1.8
2.0
2.0
2014
0.2
1.4
1.5
2.1
– 0.3
0.8
1.9
2.0
1.6
2.2
2.8
1.5
1.0
1.2
1.5
2.4
2015
1.4
1.5
2.2
2.2
1.1
2.0
3.2
2.4
2.3
2.4
2.7
1.9
2.6
1.3
2.1
2.5
80 – 90
– 0.7
1.3
2.8
1.7
1.9
2.2
4.3
5.4
5.6
4.9
5.3
6.0
1.6
2.3
2.4
2.5
90 – 00
– 0.2
– 1.0
1.7
– 0.3
–1.7
0.8
3.0
7.0
5.7
8.8
15.7
0.5
0.9
0.8
1.2
1.3
00 – 10
0.5
1.4
1.8
3.1
1.0
0.1
3.5
0.3
–1.8
1.9
8.0
2.3
2.2
1.3
1.7
1.7
10 – 15
1.2
1.6
1.4
1.1
0.1
0.3
1.3
1.8
1.1
2.7
2.0
1.3
2.1
1.3
1.5
1.7
(Quelle: BAKBASEL)
66
Finanzplatz Zürich 2014/2015
11.2 Teilregionen des Finanzplatzes Zürich
Tab. 11-4
Finanzsektor: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
3’354
3’217
37
100
9’163
1990
9’225
8’844
104
277
23’418
2000
23’136
22’255
270
610
51’890
2010
25’734
24’360
540
834
58’943
2011
26’920
25’642
562
715
59’958
2012
27’723
26’373
599
750
61’838
2013
28’015
26’638
618
760
62’269
2014
28’056
26’668
630
758
62’111
2015
28’738
27’311
654
773
63’447
2000
16’254
15’678
190
386
34’544
2010
12’388
11’842
205
340
28’940
2011
12’362
11’818
210
333
28’162
2012
12’527
11’960
220
347
28’765
2013
12’551
11’981
222
348
28’852
2014
12’546
11’975
224
347
28’818
2015
12’845
12’265
229
351
29’429
2010
10’290
10’088
106
96
22’057
2011
11’463
11’269
111
84
23’697
2012
11’937
11’736
116
86
24’585
2013
12’139
11’936
117
85
24’783
2014
12’186
11’985
117
84
24’693
2015
12’493
12’288
121
85
25’248
Tab. 11-5
Banken: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
1’835
1’747
15
73
4’584
1990
5’181
4’941
44
196
11’928
Tab. 11-6
Versicherungen: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
1’415
1’374
18
23
4’180
1990
3’733
3’622
47
63
10’382
2000
5’455
5’338
35
82
13’181
Tab. 11-7
Sonstige Finanzdienstleistungen: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
104
96
4
4
399
1990
311
280
13
19
1’108
2000
1’427
1’240
45
142
4’165
2010
3’056
2’429
229
398
7’946
2011
3’095
2’556
241
298
8’100
2012
3’258
2’677
263
318
8’488
2013
3’326
2’721
279
326
8’634
2014
3’324
2’708
288
328
8’601
2015
3’400
2’758
305
337
8’770
1990
69’599
65’160
1’541
2’898
209’279
2000
76’933
72’727
1’475
2’731
203’341
2010
97’605
90’616
2’758
4’232
240’837
2011
98’703
91’285
2’924
4’494
246’182
2012
100’309
92’626
3’015
4’668
250’579
2013
97’472
89’770
3’026
4’676
246’236
2014
97’500
89’643
3’090
4’767
247’049
2015
98’392
90’371
3’155
4’865
249’603
1990
46’952
43’864
923
2’164
136’079
2000
48’963
46’424
974
1’566
122’609
2010
59’060
56’135
1’284
1’641
142’064
2011
59’480
56’404
1’358
1’718
145’162
2012
59’718
56’573
1’392
1’753
146’248
2013
56’636
53’485
1’398
1’753
141’796
2014
55’611
52’442
1’413
1’756
140’373
2015
55’735
52’538
1’432
1’765
141’047
2000
21’803
21’001
272
529
62’233
2010
22’155
21’589
299
266
55’970
2011
21’899
21’327
302
269
55’668
2012
22’688
22’098
313
277
57’560
2013
22’922
22’331
314
277
57’695
2014
23’424
22’824
320
281
58’567
2015
23’621
23’017
322
282
59’019
Tab. 11-8
Finanzsektor: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
43’250
40’520
910
1’820
139’145
Tab. 11-9
Banken: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
27’522
25’644
505
1’373
86’788
Tab. 11-10
Versicherungen: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
13’551
12’887
303
362
46’009
1990
19’366
18’385
461
520
63’131
67
Finanzplatz Zürich 2014/2015
Tab. 11-11
Sonstige Finanzdienstleistungen: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
1980
2’177
1’989
103
84
6’347
1990
3’282
2’910
157
214
10’069
2000
6’166
5’302
229
636
18’498
2010
16’391
12’891
1’175
2’325
42’803
2011
17’324
13’554
1’263
2’507
45’352
2012
17’903
13’955
1’310
2’638
46’771
2013
17’914
13’954
1’314
2’646
46’745
2014
18’465
14’377
1’358
2’731
48’109
2015
19’036
14’815
1’402
2’819
49’537
2014
2.0
1.9
4.2
2.0
1.6
2015
2.4
2.4
4.0
2.0
2.1
80 – 90
5.4
5.4
5.9
5.0
4.7
90 – 00
7.0
7.1
6.9
3.8
6.0
00 – 10
0.3
0.2
6.5
2.0
0.2
10 – 15
1.8
1.9
5.4
– 1.1
1.6
2014
1.6
1.6
2.6
1.2
1.5
2015
2.3
2.3
2.0
1.2
2.0
80 – 90
5.6
5.7
6.4
4.8
4.9
90 – 00
5.7
5.8
8.2
0.4
4.7
00 – 10
– 1.8
– 1.9
1.4
– 1.1
– 1.1
10 – 15
1.1
1.0
4.2
1.4
1.2
2015
2.4
2.4
2.7
0.8
2.2
80 – 90
4.9
4.9
5.2
4.9
4.3
90 – 00
8.8
8.9
1.4
7.2
7.1
00 – 10
1.9
1.9
6.4
– 3.9
0.6
10 – 15
2.7
2.8
3.1
– 3.2
2.0
90 – 00
15.7
15.3
12.6
21.4
13.3
00 – 10
8.0
7.2
17.5
10.2
6.6
10 – 15
2.0
2.2
7.4
– 3.1
2.3
Tab. 11-12
Finanzsektor: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
2011
0.6
0.9
8.7
– 14.5
0.2
2012
1.6
1.5
5.2
3.5
1.8
2013
2.7
2.6
4.8
2.8
2.3
Tab. 11-13
Banken: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
2011
0.6
0.4
12.1
0.7
0.4
2012
– 0.1
– 0.3
3.0
2.5
0.7
2013
1.2
1.2
1.8
1.4
1.3
Tab. 11-14
Versicherungen: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
2011
1.7
1.9
3.6
– 18.6
0.4
2012
3.2
3.2
3.4
1.5
2.8
2013
4.0
4.0
3.7
1.9
3.1
2014
2.2
2.2
2.1
0.2
1.4
Tab. 11-15
Sonstige Finanzdienstleistungen: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Region Zürich
Kanton Zürich
Kanton Schwyz
Kanton Zug
Schweiz
2011
– 3.4
– 0.9
7.9
– 27.5
– 0.9
2012
4.0
3.5
8.2
5.3
3.5
2013
4.3
3.8
8.1
4.9
3.9
2014
2.8
2.4
6.5
3.3
2.5
2015
2.7
2.3
6.2
3.2
2.4
80 – 90
5.3
5.0
5.2
10.4
4.6
(Quelle: BAKBASEL)
68
Finanzplatz Zürich 2014/2015
11.3 Finanzplatz Zürich im Regionenvergleich
Tab. 11-16
Finanzsektor: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Umgerechnet mit laufenden jährlichen Durchschnitts-Wechselkursen
Zürich
Genf
Basel
Tessin
Frankfurt
Paris
Mailand
Wien
London
Luxemburg
Brüssel
Amsterdam
Madrid
Dublin
1980
3’354
1’908
706
476
7’502
19’856
3’297
6’224
10’933
2’818
6’943
10’723
2’221
874
1985
6’677
3’691
1’357
903
10’334
30’697
4’950
6’440
18’753
2’655
8’739
11’954
3’462
1’344
1990
9’225
4’663
1’709
1’136
14’243
41’557
7’605
7’782
33’648
2’336
9’607
11’819
7’407
1’960
1995
13’196
6’113
2’172
1’506
16’569
34’607
7’829
7’814
29’706
4’705
9’609
15’644
8’380
4’205
2000
23’136
10’607
3’044
2’561
17’872
43’767
11’067
8’207
45’761
7’639
11’161
21’453
11’189
7’108
2005
24’360
10’632
2’986
2’337
23’497
50’527
15’704
8’975
80’008
10’720
13’475
33’444
15’162
14’732
2010
25’734
11’681
3’769
2’264
22’120
60’548
14’828
8’852
93’871
13’310
14’532
38’585
23’995
13’319
2011
26’920
10’941
4’007
2’191
20’007
54’030
13’554
8’160
83’748
11’243
13’393
33’948
22’839
11’645
2012
27’723
11’281
4’152
2’186
20’558
54’047
12’815
7’661
92’954
10’783
13’437
33’510
22’734
10’859
2013
28’015
11’390
4’191
2’176
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
1990
70
41
19
13
127
305
87
64
270
18
68
135
74
20
1995
71
39
18
12
141
289
85
64
278
22
65
137
84
34
2000
77
37
16
12
155
278
83
60
264
30
66
172
109
45
2005
85
39
15
12
152
309
85
70
249
34
68
168
118
53
2010
98
46
16
12
152
329
84
74
276
41
62
171
125
58
2011
99
47
17
13
153
330
83
76
284
42
62
169
126
58
2012
100
48
17
12
156
326
83
75
299
43
60
170
121
57
2013
97
47
17
12
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
2011
0.6
– 6.0
8.0
– 1.4
– 7.5
– 7.4
– 10.5
– 2.1
– 14.3
– 14.5
– 12.3
– 10.7
– 8.8
– 17.9
2012
1.6
1.8
2.4
– 1.6
– 1.9
– 2.7
– 2.1
– 1.1
7.6
– 4.2
– 2.7
– 4.3
– 3.6
– 10.4
80 – 90
5.4
4.3
4.2
4.3
0.3
0.0
– 0.2
1.8
1.2
5.4
4.0
– 0.3
1.8
– 1.1
90 – 00
7.0
5.5
4.3
4.9
0.7
– 0.4
0.8
– 0.5
3.7
4.0
4.1
2.4
– 1.7
6.9
00 – 10
0.3
0.0
0.2
– 1.8
– 1.1
2.4
1.8
3.4
1.7
3.0
1.9
2.8
4.5
1.6
Tab. 11-17
Finanzsektor: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Zürich
Genf
Basel
Tessin
Frankfurt
Paris
Mailand
Wien
London
Luxemburg
Brüssel
Amsterdam
Madrid
Dublin
1980
43
28
13
9
95
289
71
38
167
8
62
124
76
15
1985
53
33
16
11
102
300
85
50
201
11
64
125
76
18
Tab. 11-18
Finanzsektor: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Zürich
Genf
Basel
Tessin
Frankfurt
Paris
Mailand
Wien
London
Luxemburg
Brüssel
Amsterdam
Madrid
Dublin
2007
9.7
7.9
3.2
6.3
11.4
16.5
14.7
15.9
14.1
11.2
4.0
13.9
9.6
10.4
2008
– 7.9
– 10.6
– 3.2
– 11.5
0.9
– 4.1
– 1.7
5.3
– 12.4
0.5
– 4.1
5.2
9.3
– 10.8
2009
– 5.2
– 7.0
– 4.4
– 6.4
– 8.3
– 3.9
– 3.7
– 2.2
– 12.3
– 7.4
– 6.7
– 5.7
– 6.3
– 2.2
2010
– 3.0
1.3
3.7
– 2.4
– 8.0
– 1.7
– 7.1
4.4
– 7.7
– 7.1
– 4.4
– 7.9
– 19.3
– 22.1
2013
2.7
2.5
2.7
0.9
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
(Quelle: BAKBASEL)
69
Finanzplatz Zürich 2014/2015
11.4 Finanzplatz Schweiz im Ländervergleich
Tab. 11-19
Finanzsektor: Nominale Bruttowertschöpfung – Niveau in Mio. CHF
Umgerechnet mit laufenden jährlichen Durchschnitts-Wechselkursen
Schweiz
Deutschland
Frankreich
Italien
Österreich
Vereinigtes Königreich
Luxemburg
Belgien
Niederlande
Spanien
Irland
Schweden
1980
9’163
NA
41’589
25’237
10’348
30’863
2’818
10’804
18’594
9’467
1’318
7’501
1985
17’420
NA
67’896
38’491
10’835
49’660
2’655
14’769
19’757
15’016
1’970
11’162
1990
23’418
104’636
93’921
59’585
13’316
84’758
2’336
16’947
20’617
30’798
2’821
20’247
1995
31’490
120’225
80’706
62’519
14’028
75’095
4’705
18’809
27’077
31’391
6’001
11’597
2000
51’890
120’863
103’151
77’931
16’225
116’189
7’639
21’077
35’255
40’790
10’537
17’432
2005
52’811
146’909
115’160
95’641
18’000
183’170
10’720
24’485
53’959
57’873
22’272
18’605
2010
58’943
137’146
131’179
94’435
16’635
201’517
13’310
25’943
59’165
89’430
19’906
16’595
2011
59’958
122’358
116’385
86’056
15’020
175’602
11’243
23’745
51’661
85’035
17’272
15’882
2012
61’838
124’461
116’473
80’664
13’901
193’396
10’783
23’818
50’519
84’399
16’024
17’535
2013
62’269
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
1990
209’279
1’161
788
595
107
1’258
18
147
227
323
31
80
1995
207’671
1’255
767
605
116
1’176
22
146
234
333
50
84
2000
203’341
1’277
766
592
123
1’224
30
147
288
411
69
95
2005
215’637
1’241
817
608
144
1’241
34
141
279
457
85
90
2010
240’837
1’188
847
623
147
1’193
41
132
273
463
93
95
2011
246’182
1’184
853
619
150
1’180
42
132
269
450
94
95
2012
250’579
1’204
849
620
147
1’214
43
128
269
424
92
94
2013
246’236
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
2011
0.2
– 6.6
– 8.1
– 10.5
– 4.0
– 15.7
– 14.5
– 13.4
– 11.2
– 9.0
– 19.1
– 6.2
2012
1.8
– 0.6
– 2.7
– 2.4
– 2.0
6.8
– 4.2
– 3.1
– 4.8
– 4.2
– 11.3
2.5
2013
2.3
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
NA
80 – 90
4.7
NA
0.7
– 0.8
1.6
– 0.4
5.4
5.5
– 0.7
1.4
– 1.7
– 3.1
90 – 00
6.0
– 0.5
– 0.1
0.4
0.8
3.9
4.0
4.5
1.4
– 3.2
7.0
0.3
00 – 10
0.2
– 0.8
1.5
1.5
3.0
– 0.4
3.0
1.0
2.3
4.9
1.3
– 0.2
Tab. 11-20
Finanzsektor: Erwerbstätige – Niveau in Tsd. Personen
Schweiz
Deutschland
Frankreich
Italien
Österreich
Vereinigtes Königreich
Luxemburg
Belgien
Niederlande
Spanien
Irland
Schweden
1980
139’145
NA
699
455
58
906
8
123
204
352
25
43
1985
162’879
NA
757
561
79
1’015
11
132
208
336
29
58
Tab. 11-21
Finanzsektor: Reale Bruttowertschöpfung – Wachstumsraten in Prozent pro Jahr
Schweiz
Deutschland
Frankreich
Italien
Österreich
Vereinigtes Königreich
Luxemburg
Belgien
Niederlande
Spanien
Irland
Schweden
2007
6.3
11.9
8.9
14.3
11.6
12.3
11.2
3.0
10.5
16.1
9.2
5.5
2008
– 7.6
– 2.7
– 2.6
– 2.6
2.6
– 11.9
0.5
– 5.4
5.6
– 3.0
– 10.9
– 8.0
2009
– 3.4
– 1.6
– 2.8
– 4.0
0.3
– 12.6
– 7.4
– 6.9
– 6.8
– 9.0
– 3.5
– 9.5
2010
– 0.1
– 7.2
– 3.9
– 7.4
– 1.4
– 10.1
– 7.1
– 5.0
– 8.8
– 8.8
– 23.5
0.7
(Quelle: BAKBASEL)
70
Finanzplatz Zürich 2014/2015
12 Methodik
12.1 Angaben zu den Vergleichsregionen
Tab. 12-1
Definition der Vergleichsregionen
NUTS, nomenclature d’unités territoriales statistiques, Systematik zur Gebietseinteilung des
statistischen Amtes der europäischen Union (Eurostat)
Region
Teilregion
NUTS-Code
Zürich
Kantone Zürich, Schwyz und Zug
CH040, CH063, CH066 (NUTS3)
Vergleichsregionen in der Schweiz
Basel
Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft
CH031, CH032 (NUTS3)
Genf
Kantone Genf und Waadt
CH013, CH011 (NUTS3)
Tessin
Kanton Tessin
CH070 (NUTS3)
Internationale Vergleichsregionen
Genf
Kantone Genf und Waadt
CH013, CH011 (NUTS3)
Frankfurt
Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis (LK) Giessen, LK Limburg-Weilburg,
LK Vogelsbergkreis, Kreisfreie Stadt (KS) Mainz, KS Worms, LK Alzey-Worms, LK Mainz-Bingen, KS Aschaffenburg, LK Aschaffenburg, LK
Miltenberg
DE71 (NUTS2), DE721, DE723, DE725,
DEB35, DEB39, DEB3B, DEB3J, DE261,
DE264, DE269 (NUTS3)
Paris
Ile de France (ZEAT)
FK1 (NUTS1)
Mailand
Provincia di Milano
IT205 (NUTS3)
Wien
Bundesländer Wien und Niederösterreich
AT12, AT13 (NUTS3)
London
Greater London (Region of England)
UKI (NUTS1)
Luxemburg
Luxemburg (Land)
LUX (NUTS0)
Brüssel
Région Bruxelles/Brussels
BEL1 (NUTS1)
Amsterdam
Provincies Noord-Holland, Utrecht, Zuid-Holland, Flevoland
NL32, NL31, NL33, NL23 (NUTS2)
Madrid
Comunidad de Madrid
ES3 (NUTS1)
Dublin
Dublin and Mid-East (Regions)
IR21, IR22 (NUTS3)
Stockholm
Stockholm (Riksområden)
SE01 (NUTS2)
Vergleichsländer
Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich, Vereinigtes Königreich, Luxemburg, Belgien, Niederlande, Spanien, Irland,
Schweden
71
Finanzplatz Zürich 2014/2015
12.2 Angaben zu den Vergleichsbranchen
Tab. 12-2
Definition der Vergleichsbranchen
Branchenaggregat
Primärer Sektor
Sekundärer Sektor
Teilbranchen
NOGA-08 -Code
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
01-03
Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,
05-09
Verarbeitendes Gewerbe/Herstellung von Waren,
10-33
Energie- und Wasserversorgung,
35-39
Baugewerbe
41-43
Handel
Handel, Instandhaltung und Reparaturen von Kraftfahrzeugen
45
Grosshandel
46
Detailhandel
47
Verkehr, Lagerei
Verkehr
49-51
Lagerei und Kurierdienste
52-53
Gastgewerbe
Beherbergung
55
Gastronomie
56
Information,
Verlagswesen, audiovisuelle Medien und Rundfunk
58-60
Kommunikation
Informationstechnologie und Informationsdienstleistungen
62-63
Finanzsektor
Banken
64
Schweizerische Nationalbank
641100
Institute mit besonderem Geschäftskreis
641901
Kantonalbanken
641902
Grossbanken
641903
Regionalbanken und Sparkassen
641904
Raiffeisenbanken
641905
Handelsbanken
641906
Börsenbanken
641907
Ausländisch beherrschte Banken
641908
Filialen ausländischer Banken
641909
Privatbankiers
641910
Andere Banken
641911
Sonstige Kreditinstitute (ohne Spezialkreditinstitute)
641912
Finanzholdinggesellschaften
642001
Andere Holdinggesellschaften
642002
Treuhand- und sonstige Fonds und ähnliche Finanzinstitutionen
643000
Institutionen für Finanzierungsleasing
649100
Kleinkreditinstitute
649201
Sonstige Spezialkreditinstitute
649202
Investmentgesellschaften
649901
Tresorerie innerhalb einer Unternehmensgruppe
649902
Sonstige Finanzierungsinstitutionen a.n.g.
649903
Versicherungen
65
Lebensversicherungen
651100
Unfallversicherungen (Suva)
651201
Unfall- und Schadenversicherungen
651202
Krankenkassen
651203
Sonstige Versicherungen (ohne Sozialversicherungen)
651204
Rückversicherungen
652000
Pensionskassen und Pensionsfonds
653000
Sonstige Finanzdienstleistungen
66
Effekten- und Warenbörsen
661100
Effekten- und Warenhandel
661200
Sonstige mit Finanzdienstleistungen verbundene Tätigkeiten
661900
Risiko- und Schadensbewertung
662100
Tätigkeiten von Versicherungsmaklerinnen und -maklern
662200
Ausgleichskassen
662901
Sonstige mit Versicherungsdienstleistungen verbundene Tätigkeiten und mit
662902
Pensionskassen verbundene Tätigkeiten
Fondsdienstleistungen
663001
Fondsmanagement
663002
Unternehmensbez. DL Rechts- und Steuerberatung, Unternehmensberatung, Architektur- und
69-71
Ingenieurbüro
Forschung und Entwicklung
72
Werbung, Marktforschung, Veterinärwesen, sonstige freiberufliche, wissen73-75
schaftliche Tätigkeiten
Öffentliche DL
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherungen
84
Erziehung und Unterricht
85
Gesundheits- und Sozialwesen
86-88
Übrige DL
Grundstück- und Wohnungswesen
68
Vermietung von beweglichen Sachen,
77
Vermittlung und Überlassung von Arbeitskräften,
78
Reisebüros, Reiseveranstalter,
79
Wach- und Sicherheitsdienst,
80
Gebäudetechnik, Garten und Landschaftsbau,
81
Kultur, Unterhaltung und Erholung,
90-93
Interessenvertretungen, Reparatur von Datenverarbeitungsgeräten und
94-96
sonstigen Gebrauchsgütern, persönliche Dienstleistungen
Private Haushalte
97-98
72
Standortförderung
Kanton Zürich
Die Standortförderung ist Ansprechpartner für ansässige
und ansiedlungsinteressierte Unternehmen.
Unsere Kernaufgaben
Ansiedlungen
Pflege ansässiger Unternehmen
Management von Cluster-Initiativen
Arbeitsbewilligungen
Administrative Entlastung von Unternehmen
Wir begleiten Ansiedlungsinteressierte vom Evaluationsprozess bis zum operativen Start am neuen Standort
und helfen ihnen, im Wirtschaftsraum Zürich Fuss
zu fassen; dies in Zusammenarbeit mit internen und
externen Partnern.
Zwecks Stärkung zukunftsweisender Wirtschaftszweige,
wie Cleantech, Finance, Life Sciences, Kreativwirtschaft,
Informations- und Kommunikationstechnologie, fördern
wir die Vernetzung von Unternehmen und Institutionen
entlang der Wertschöpfungskette im Raum Zürich.
Das Team Arbeitsbewilligungen erteilt Bewilligungen für
Bürger aus Nicht-EU und Nicht-EFTA-Staaten. Schliesslich bieten wir in- und ausländischen Unternehmen einen
Lotsendienst durch die kantonale Verwaltung und sind für
die administrative Entlastung der Unternehmen besorgt.
Kurz: Wir informieren, begleiten, beschleunigen und
vernetzen als Bindeglied zwischen Wirtschaft und
öffentlicher Verwaltung.
Standortförderung Kanton Zürich
Tel +41 (0)43 259 49 92
[email protected]
Finanzplatz Zürich
www.finanzplatz-zuerich.ch
Standort Zürich
www.standort.zh.ch
www.stadt-zuerich.ch/wirtschaft