Live 15 - Kantonsspital Winterthur

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Live 15 - Kantonsspital Winterthur
DAS MAGAZIN DES KANTONSSPITALS WINTERTHUR
LIVE 15
Fachlich und menschlich
in besten Händen
INHALT
KSW-Rundgang
Service/Informationen
Ein Rundgang mit sieben Stationen
Das Kantonsspital Winterthur ist
eine dynamische Institution, die
in der Gesundheitsversorgung einer
ganzen Region einen zentralen
Auftrag wahrnimmt. Lernen Sie das
KSW, das auch Ihr Spital ist, auf
einem spannenden Rundgang kennen.
Wir führen Sie auf einige Stationen
und gewähren Ihnen Einblick
in unseren Alltag. SEITE 4–19
Rund um den Spitalaufenthalt
SEITE 42–43
Alle Disziplinen auf einen Blick
SEITE 44–45
Rund ums KSW
SEITE 46
Meilensteine
SEITE 47
Interdisziplinäre Zentren
Tumorzentrum Winterthur
Bei Krebserkrankungen erhöht
die interdisziplinäre Zusammenarbeit die Chancen für eine erfolgreiche Therapie. Am KSW sind
die spezialisierten Kompetenzzentren wie das Brustzentrum und
das Darm- und Pankreastumorzentrum unter dem Dach des Tumorzentrums vereint. SEITE 36–41
KSW im Fokus
Notfall für Kinder und Jugendliche
Altersmedizin
Auf dem Kindernotfall des KSW werden Kinder und
Jugendliche rund um die Uhr kompetent medizinisch
versorgt. SEITE 20–22
Kommen ältere Patienten ins Spital, liegen oft mehrere
Erkrankungen vor. In der Klinik für Innere Medizin wird
der Mensch ganzheitlich betrachtet. SEITE 23–25
Spezialisierte Patientenberatung
Notfallstation
Patienten und Angehörige haben ganz unterschiedlichen
Bedarf an Beratung und Instruktion. Spezialisierte
Pflegefachpersonen stehen ihnen zur Seite. SEITE 26–27
Vom Allergieschock bis zum Herzinfarkt; morgens, mittags,
abends, nachts: Auf der Notfallstation ist nichts planbar.
Deshalb braucht es ein ausgereiftes Konzept. SEITE 28–31
Zentrum für Radiotherapie Rüti (ZRR)
Ersatzneubau Bettenhochhaus «didymos»
Im Zentrum für Radiotherapie Rüti wird modernste Strahlentherapie angeboten. Überkantonale Kooperationen
ermöglichen den Patienten eine kurze Anreise. SEITE 32–33
Das KSW steht vor einer grossen Entwicklung: Das bald
50-jährige Bettenhochhaus wird durch einen modernen
Neubau ersetzt. SEITE 34–35
2 | LIVE 15
EDITORIAL
Rolf Zehnder
SPITALDIREKTOR
KANTONSSPITAL WINTERTHUR
Liebe Leserinnen,
liebe Leser
Ob notfallmässig oder für einen geplanten Wahleingriff – niemand begibt sich
freiwillig und gerne ins Spital. Und gerade deshalb sorgen wir am Kantonsspital
Winterthur, kurz KSW, mit medizinischer, therapeutischer und menschlicher
Kompetenz dafür, dass Sie sich bei uns wohlfühlen und Ihren Aufenthalt in
guter Erinnerung behalten.
Das KSW ist punkto Qualität und Wirtschaftlichkeit führend. Es gehört zu den
zehn grössten Spitälern der Schweiz und bietet umfassende Medizin in einer
gut ausgebauten Infrastruktur. Dank seiner Grösse ist es stark spezialisiert.
Dennoch ist der Betrieb übersichtlich. Die Wege zwischen den Fachleuten sind
kurz. Die interdisziplinäre Vernetzung ist ausgeprägt. Das vereinfacht die
Zusammenarbeit zum Nutzen einer effizienten Behandlung unserer Patienten.
Das KSW ist ein modernes, in der Region sehr gut verankertes Spital. Wir
legen grossen Wert auf eine ausgezeichnete Vernetzung mit den umliegenden
Spitälern in Bülach, Wetzikon und Schaffhausen, mit Universitätsspitälern
sowie mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Die enge Zusammenarbeit mit Rehakliniken, Pflegeheimen und der Spitex erlaubt uns, unseren
Patienten einen nahtlosen Übergang zur Nachsorge anzubieten.
Der Fortschritt in der Medizin macht die Behandlungen immer schonender, die
Genesungszeit kürzer bei steigender Behandlungsqualität. So kann beispielsweise ein Patient schon am Tag nach einer Hüftoperation wieder aufstehen!
Hinter dieser Leistung steckt eine Menge Arbeit. Zum Wohl unserer Patientinnen
und Patienten.
Was sich darüber hinaus hinter den Kulissen so alles tut, verraten Ihnen die
aktuellen Beiträge in dieser «Live»-Ausgabe: Wir wünschen Ihnen interessante
und aufschlussreiche Einblicke.
Rolf Zehnder, Spitaldirektor
LIVE 15 | 3
KSW-RUNDGANG
4 | LIVE 15
KSW-RUNDGANG
Kantonsspital Winterthur –
ein lebendiger Kosmos
Rund um die Uhr sind unsere Fachleute
für die Patientinnen und Patienten da.
Engagiert und kompetent arbeiten die
Spezialisten der verschiedenen Disziplinen
eng zusammen. Nahe am Menschen bieten
sie eine hohe Qualität in der medizinischen
Versorgung.
LIVE 15 | 5
KSW-RUNDGANG
Geburtshilfe
Herzlich willkommen,
kleine Erdenbürger!
1700 Kinder haben 2014 im Kantonsspital Winterthur das Licht der Welt erblickt.
Mit individueller Betreuung, modernster Medizin und viel Erfahrung sorgt das Team
der Geburtshilfe am KSW an 365 Tagen im Jahr dafür, dass sich die werdenden
Mütter wohlfühlen und die Babys einen guten Start ins Leben haben.
Um 6.00 Uhr haben bei der 27-jährigen
Sandra B. die Wehen eingesetzt. Wie die
meisten Erstgebärenden ist auch sie unsicher, welches der richtige Zeitpunkt ist,
um ins Spital einzutreten. Sie ruft deshalb ihre Mutter an, die seit 1984 Hebamme am KSW ist und sich sehr auf die
Geburt ihres ersten Enkelkindes freut.
Auf ihren Rat hin nimmt Sandra B. noch
ein Bad und lässt sich um 11.00 Uhr zum
KSW fahren. Die beiden Frauen haben
schon vorher vereinbart, dass eine andere
Hebamme die Geburtshilfe übernimmt.
Schon bald nach ihrem Eintritt ins Spital
werden Sandra B.s Wehen stärker und die
Abstände dazwischen kürzer. Dr. med.
Elke Prentl, Chefärztin an der Klinik für
Geburtshilfe, erinnert sich an Sandra B.s
Entbindung: «Ein so schneller Verlauf ist
bei einer Erstgebärenden eher untypisch.
Normalerweise dauert eine Geburt beim
ersten Kind rund 12 bis 18 Stunden. Die
Pausen zwischen den Wehen sind dann
natürlich länger, so dass die werdende
Mutter sich zwischendurch erholen und
stärken kann. Wenn es Mutter und Kind
gutgeht, erhalten die beiden alle Zeit, die
sie brauchen, damit die Geburt ohne
Hilfsmittel vonstattengehen kann.»
Geburt äussern. Das KSW bietet alle
gängigen Gebärmethoden an, so auch die
beliebte Wassergeburt. Eine hochstehende
medizinische Infrastruktur gewährleistet
bei Risikogeburten oder Komplikationen
ein Höchstmass an Sicherheit für Mutter
und Kind.
Erlebnis Geburt – überwältigend
und immer wieder ein Wunder.
Wünsche werden erfüllt
Die werdenden Eltern nehmen vor dem
Ereignis meist an einem Rundgang im
KSW teil, um sich mit den Räumlichkeiten vertraut zu machen und das Personal
kennenzulernen. Sie können zudem Geburtsvorbereitungskurse besuchen und
ihre Vorstellungen in Bezug auf die
In der ärztlichen Sprechstunde erfahren
die werdenden Eltern Genaueres über die
Phasen einer Geburt und die heutigen
Möglichkeiten der Schmerzlinderung.
«In der Geburtshilfe wurden in den letzten Jahrzehnten einige Fortschritte erzielt. Dazu zählen ausgereifte Methoden
zur technischen Überwachung von Mutter und Kind. Ausserdem werden auf
Wunsch der Frau in Zusammenarbeit mit
der Anästhesie modernste Methoden zur
Schmerzlinderung eingesetzt», erklärt
Dr. Prentl. Bei diesen Methoden handelt
es sich in erster Linie um die Periduralanästhesie (PDA) und die patientenkontrollierte Analgesie (Temifentanil-PCA) –
beides sehr wirksame und ungefährliche
Möglichkeiten der Schmerzlinderung.
Die Wehen bei Sandra B. werden immer
heftiger, die Schmerzen stärker. Sie entscheidet sich für eine Wassergeburt. Als
sie in Erwägung zieht, eine regionale Anästhesie zu beanspruchen, ist es schon
KSW-RUNDGANG
fast zu spät, denn die Geburt steht unmittelbar bevor. «Die Geburt war sicher extrem anstrengend, aber ich wurde sehr
gut begleitet. Mein Mann und meine
Mutter waren die ganze Zeit bei mir und
haben mir die Hand gehalten. Die Unterstützung durch die Hebamme und durch
Dr. Prentl habe ich als äusserst wertvoll
und angenehm dezent empfunden. Sie
haben mich sehr gut angeleitet und mir
immer wieder gesagt, was als Nächstes
passieren wird», erinnert sich Sandra B.
Unvergessliche Glücksmomente
Mit einer letzten Presswehe verhilft sie
ihrem Sohn auf die Welt. Um 14.30 Uhr,
dreieinhalb Stunden nach Spitaleintritt,
erfreut Yaron Leo alle Anwesenden mit
seinem ersten Schrei. Die Hebamme hebt
ihn vorsichtig aus dem Wasser und legt
ihn der glücklichen Mutter auf die Brust.
Heute weiss man, dass die ersten gemeinsamen Stunden – auch Bonding genannt
– für die Eltern-Kind-Beziehung sehr
wichtig sind. Deshalb dürfen die Eltern
auch bei einer Kaiserschnittentbindung
ihr Kind im Normalfall sofort nach der
Operation im Arm halten und diese
Glücksmomente in aller Ruhe geniessen.
Am KSW legt man grossen Wert darauf,
den Eltern und ihren Neugeborenen einen
stressfreien, angenehmen und harmonischen gemeinsamen Start zu ermöglichen, an den sie immer wieder gerne zurückdenken. Als Erinnerung erhalten sie
einen Babypass mit allen persönlichen
Angaben und einem Fussabdruck ihres
Sprösslings, einen süssen Body und ein
Foto, das in der Babygalerie auf der
KSW-Website erscheint.
Nach den ersten wichtigen gemeinsamen
Stunden im Gebärsaal werden die Wöchnerin und das Neugeborene auf die Wochenbettabteilung verlegt. Falls gewünscht, können Väter die ersten paar
Tage mit ihrer Frau und ihrem Kind im
Familienzimmer bleiben. Die Mütter, die
sich im Durchschnitt während drei bis
fünf Tagen von den Strapazen der Geburt
erholen, werden in dieser Zeit herzlich
betreut, mit Aufmerksamkeiten wie einem Frühstücksbuffet verwöhnt und in
der Pflege ihres Babys sowie im Stillen
instruiert.
Einfühlsame und kompetente Vorbereitung auf das bevorstehende Ereignis.
Auch für Dr. Prentl ist eine Geburt immer
wieder ein Erlebnis. «Ich bin schon seit
25 Jahren in der Geburtshilfe tätig und
finde es trotzdem immer wieder etwas
ganz Besonderes, dass ich Paare im sehr
intimen Moment der Geburt ihres Kindes
begleiten darf. Es freut uns jedes Mal,
wenn eine Geburt gut verlaufen ist und bei
Mutter und Kind alles in Ordnung ist.»
LIVE 15 | 7
KSW-RUNDGANG
Augenklinik
Netzhaut-Operationen
von aussen und von innen
Gute Nachrichten für Patienten mit Erkrankungen der Netzhaut bzw. des Glaskörpers.
Hier haben sich nämlich in den letzten Jahren und Jahrzehnten neue Behandlungsmöglichkeiten durch Fortschritte in der sogenannten Hinterabschnittschirurgie ergeben.
Diese bietet die Augenklinik am Kantonsspital Winterthur seit September 2014 an.
«Schau mir in die Augen, Kleines!»* Es
erstaunt nicht, dass dieser Satz in die
Filmgeschichte einging, denn das Auge
ist wahrscheinlich unser wichtigstes
Wahrnehmungsorgan. Da ist es beruhigend, dass in der Erforschung und Behandlung von Netzhaut- und Glaskörpererkrankungen in den letzten Jahrzehnten
enorme Fortschritte erzielt worden sind.
8 | LIVE 15
Die Chirurgie des hinteren Augenabschnitts ist zu einer eigenen Spezialdisziplin geworden. PD Dr. med. Paul
Bernhard Henrich ist ein Spezialist für
Hinterabschnittschirurgie und als Leitender Arzt in der Augenklinik am KSW
zusammen mit seinem hochkarätigen
Team seit September 2014 für die Netzhaut- und Glaskörperchirurgie zuständig.
Schweizer Erfindungen
«In der Geschichte der Augenheilkunde –
und besonders der Hinterabschnittschirurgie – spielen übrigens Schweizer Mediziner eine grosse Rolle», erklärt Dr. Henrich
und gibt einen kurzen Überblick über den
Fortschritt der vergangenen Jahrzehnte.
So ist etwa die Entwicklung des Vitrektoms einer der wichtigsten Meilensteine
KSW-RUNDGANG
in der operativen Behandlung von Augenleiden. Und dieses Gerät – so Dr. Henrich
– geht ganz wesentlich auf Erfindungen
des Schweizer Mediziners Prof. Rudolf
Klöti in den 1970er Jahren zurück. Das
Gerät machte es erstmals möglich, den
Glaskörper operativ zu entfernen, ohne
dass das Auge einen Druckabfall erleidet. Noch heute stellt die Vitrektomie
(wörtlich übersetzt «Entfernung des
Glaskörpers») eine der wichtigsten Operationstechniken in der Hinterabschnittschirurgie – auch vitreoretinale Chirurgie
genannt – dar.
Faszinierende Fortschritte
in der Augenheilkunde.
Die vitreoretinale Chirurgie umfasst verschiedene Formen der operativen Behandlung von Netzhaut und Glaskörper.
Zu den typischen Krankheitsbildern zählen Erkrankungen der Makula, also des
Punktes des schärfsten Sehens der Netzhaut, sowie Veränderungen, die zur Ablösung der Netzhaut führen. Auch in Verbindung mit anderen Krankheiten treten
Netzhautveränderungen auf. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Diabetes
mellitus. Etwas weniger bekannte, aber
immer öfter anzutreffende Auslöser sind
Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
«Auch eine andere wichtige Operationstechnik in der vitreoretinalen Chirurgie,
mit der bestimmte Formen der Netzhautablösung operiert werden können, verdanken die Mediziner und Patienten einem
Schweizer», führt Dr. Henrich weiter aus.
«Der Chefarzt der Lausanner Augenklinik, Jules Gonin, erkannte Anfang des
letzten Jahrhunderts als Erster die Bedeutung von Netzhautlöchern bei der
Entstehung der Netzhautablösung. Als
Erster behandelte er Netzhautlöcher erfolgreich. Seine Technik zum Verschluss
von Netzhautlöchern wurde später noch
verfeinert und mit dem Aufnähen von eindellenden Elementen auf die Lederhaut
kombiniert. Dadurch konnte Patienten
mit Netzhautablösung erstmals Hoffnung auf den Erhalt des Sehens gegeben
werden. Das Prinzip seiner Entdeckung
ist bis heute gültig und in bestimmten
Situationen sehr erfolgreich.»
Erfolg durch Operation
PD Dr. med. Paul Bernhard Henrich
wirkte nach seinem Studium und seiner
Ausbildung zum Netzhautchirurgen an
der Technischen Universität München
mit Stationen in den USA, Österreich und
Brasilien zuletzt am Universitätsspital
Basel, bevor er im September 2014 ans
KSW kam. Mit der Berufung des renommierten Augenchirurgen wurde das Behandlungsspektrum der Augenklinik um
die Netzhaut- und Glaskörperchirurgie
erweitert. «Viele Erkrankungen im Bereich der Netzhaut lassen sich heute
medikamentös behandeln, denn auch hier
wurden Fortschritte erzielt. Aber es gibt
immer wieder Situationen, in denen nur
ein chirurgischer Eingriff die gewünschten Erfolge bringt», erläutert Dr. Henrich.
«Die wichtigsten Operationsverfahren,
die wir hier anwenden, sind die bereits erwähnte Vitrektomie und die auf Gonins
Erkenntnissen beruhende Operation von
aussen. Operationen von aussen sind für
ein bestimmtes Spektrum von Netzhautablösungen sehr geeignet, da die eindellenden Elemente den Lochverschluss
begünstigen. Mit der Vitrektomie kann
inzwischen ein sehr breites Spektrum von
Netzhauterkrankungen behandelt werden. Dabei wird immer zunächst der
Glaskörper entfernt, um chirurgische
Massnahmen direkt an oder unter der
Netzhaut zu ermöglichen. Für Vitrektomien ist die Verwendung aufwendiger
feinster Instrumente erforderlich. Der
Zugang zum Auge erfolgt über drei
kleine, weniger als 1 mm grosse Öffnungen. Den Einblick sichern ein starkes
Mikroskop und ein spezielles Beleuchtungssystem für das Augeninnere.»
Rasante Entwicklung
Das Fachgebiet der Netzhautchirurgie ist
gerade einmal 100 Jahre alt, hat sich
aber seit der Erfindung der Vitrektomie
enorm weiterentwickelt. Die Operateure
haben mehr Erfahrung, auf die sie zurückgreifen können, und die technischen
Möglichkeiten sind ausgereifter geworden: Die Vitrektomie-Geräte wurden
weiterentwickelt und die Beleuchtungsmöglichkeiten sowie die Mikroskope
optimiert. Dadurch ist es seit einigen
Jahren möglich, den Eingriff mit so feinen Instrumenten durchzuführen, dass in
vielen Fällen kein Nahtverschluss mehr
nötig ist.
Geräte sind in der Netzhautchirurgie
denn auch das A und O. So verfügen die
Spezialisten der Augenklinik am KSW
über Hightech-Instrumente auf dem
neuesten Stand der Technik. «Unser
Herzstück ist mit Sicherheit das Vitrektom zur Entfernung des Glaskörpers. An
diese Maschine können wir eine Vielzahl
von Geräten anschliessen, die es uns erlauben, an der Netzhaut zu manipulieren.
Unverzichtbar sind auch das Mikroskop,
das uns während der Operation einen
direkten Blick auf die Netzhaut erlaubt,
und Beleuchtungssysteme, die uns beidhändiges Arbeiten ermöglichen», erklärt
der sichtlich begeisterte Dr. Henrich.
* Aus der ersten deutschen Synchronversion des
Filmklassikers «Casablanca»
Moderne Technik ermöglicht, was noch vor wenigen Jahren kaum denkbar war.
KSW-RUNDGANG
Kinder- und Jugendmedizin
Die ganze Kindheit begleiten
Die spezialisierten Kinderärzte am KSW betreuen Kinder von der Geburt
bis zum Erwachsenwerden. Bei chronischen Erkrankungen werden junge Patienten
während der ganzen Kindheit betreut. Immer mit dem Ziel, dass sie ein ganz
normales Leben führen können.
Klingelt die Pausenglocke, greift die
siebenjährige Lea (Namen der Kinder
geändert) zum Insulinstift, zieht das
T-Shirt ein wenig hoch und drückt kurz
auf den Dosierknopf. Vor jedem Essen
braucht sie eine kleine Spritze. Lea hat
Diabetes, ihr Körper kann das Hormon,
das den Zuckerspiegel kontrolliert, nicht
selbst bilden. Auch der 14-jährige Marco
ist mit einer chronischen Krankheit
konfrontiert. Er leidet unter schwerem
Asthma und inhaliert morgens und
abends, um Hustenanfälle und Atemnot
zu vermeiden.
Dank der Therapie können Lea und
Marco die Schule ohne Einschränkungen
besuchen. Auch am Sportunterricht nehmen die beiden teil, wobei Lea vorher
jeweils etwas mehr essen muss, während
Marco eine zusätzliche Dosis des Asthmamittels aus der Spraydose braucht,
um die körperliche Anstrengung zu meistern. «Das ist das Ziel der Behandlung.
Unsere Patienten sollen ein normales
Leben führen, so wie ihre Freunde und
Schulkollegen auch», sagt Dr. med. Ursina
Probst-Scheidegger, Oberärztin Kinderendokrinologie und -diabetologie am
Departement Kinder- und Jugendmedizin des KSW, wo sie Lea behandelt.
«Auch wenn ein Kind medizinische Behandlung braucht, darf sich nicht alles
um die Krankheit drehen», sagt Dr. med.
Helmut Oswald, Leitender Arzt Kinderpneumologie. Das ist gerade bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes und
Asthma wichtig, die Kinder ein Leben
lang begleiten können. «Manchmal klingen die Symptome mit dem Älterwerden
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KSW-RUNDGANG
ab, doch oft behandeln wir Kinder bis zum
Erwachsenenalter», sagt Dr. Oswald.
«Wir erleben die ganze Kindheit der
Patienten mit.» Wie im Fall von Marco,
den er seit acht Jahren behandelt, bei
dem er regelmässig die Lungenfunktion
misst und die Medikamente überprüft.
Ein Spital im Spital
Kinder- und Jugendmedizin stellt besondere Anforderungen. Sind die Patienten
noch klein, können sie sich zu ihren Beschwerden nicht genau äussern, und es
stellen sich andere Fragen als bei Erwachsenen, gerade in der Wachstumsphase. All dies erfordert eine starke
Spezialisierung, wie sie am Departement
für Kinder- und Jugendmedizin am KSW
garantiert ist: Für sämtliche Fachdisziplinen sind spezialisierte Kinderärzte im
Einsatz, von der Kinderendokrinologin
bis zum Kinderpneumologen, von der
Kinderkardiologin und der -gynäkologin
bis zum Kindergastroenterologen. Es ist
nicht übertrieben, von einem Spital innerhalb des Spitals zu sprechen.
Unsere Patienten sollen
ein normales Leben führen.
Was die Kinder- und Jugendmedizin
ebenfalls auszeichnet, ist der ganzheitliche Blick auf die Patienten. «Wir haben
stets das ganze Umfeld im Auge», sagt
Dr. Probst-Scheidegger. «Eltern, Freunde
und Schule werden von Anfang an einbezogen, denn nur zusammen können die
Kinder ein möglichst gesundes und kindgerechtes Leben führen.» Als bei Lea Diabetes festgestellt wurde, war sie gerade
vier Jahre alt. Da waren auch die Eltern
gefordert. In der Ernährungsberatung
erfuhren sie, worauf beim Essen zu
achten ist. Die Diabetesberaterin zeigte
ihnen, wie der Blutzucker gemessen und
wie Insulin gespritzt wird. «Das verlangt
von allen eine grosse Umstellung», sagt
Dr. Ursina Probst-Scheidegger. Bei Bedarf können Kind und Familie deshalb
psychologische Betreuung in Anspruch
nehmen.
Um ohne Beschwerden leben zu können,
brauchen die chronisch kranken Patienten
Die Blutzuckerwerte zu messen und richtig einzustellen, ist für Diabetespatienten zentral.
Verständnis und Rücksicht ihrer Bezugspersonen. Bei Marco war dies anfänglich
nicht ganz der Fall. Obschon er zusätzlich
zum Asthma eine Tierhaarallergie hat,
forderte seine frühere Lehrerin die Schüler regelmässig dazu auf, ihre Haustiere
mit in die Schule zu bringen. «Jedes Mal
reagierte Marco mit starken Asthmaanfällen, schämte sich aber, den Inhalationsspray zu gebrauchen», erinnert sich
der Kinderpneumologe Oswald. «Kinder
wollen nicht auffallen oder irgendwie anders sein.» Erst nach einem Gespräch mit
Dr. Oswald verzichtete die Lehrerin auf
diese Anlässe.
Herausforderung Pubertät
Patienten mit chronischen Krankheiten
benötigen eine Dauertherapie, und diese
kann bei Kindern und Jugendlichen
manchmal durcheinandergeraten. Das ist
nicht anders als bei Erwachsenen, die einmal nicht achtgeben oder sich hinreissen
lassen. Bei Jugendlichen kommt eine Besonderheit dazu: die Pubertät. «In dieser
Phase lehnen sie sich gegen alles auf,
auch gegen die Therapie», sagt Dr. med.
Helmut Oswald. Wenn jemand nicht inhaliert, verurteilt er das nicht. «Ich bin
weder Polizist noch Richter, sondern Arzt.
Wichtig ist ein offenes Gespräch auf
Augenhöhe.»
Auch bei der Berufswahl kann eine chronische Erkrankung eine Rolle spielen.
Von gewissen Berufen raten die Ärzte ab.
Für Diabetes-Patienten ist zum Beispiel
eine Lehre als Zimmermann oder Dachdecker ungeeignet, da könnten Unterzuckerung und Schwindel sehr gefährlich
sein. Ein paar wenige Berufe dürfen sie
nicht erlernen, etwa Buschauffeur oder
Polizist mit einer Schusswaffe. Asthmatikern wird von der Ausbildung zum
Bäcker, Maler oder Schreiner abgeraten.
Manche der Jugendlichen, die bis ins
Alter medizinische Unterstützung benötigen werden, wechseln während der Ausbildung ihren Arzt. Andere warten bis
zum Abschluss der Lehre oder der Matur,
bis sie von einem der Kinder- und Jugendärzte am KSW zu einem Erwachsenenmediziner wechseln.
LIVE 15 | 11
KSW-RUNDGANG
Institut für Labormedizin
Analysegeräte können den
Menschen nicht ersetzen
Rund um die Uhr werden am Institut für Labormedizin Blut und andere Körperflüssigkeiten
untersucht. Die meisten Analysen, die Aufschluss über den Zustand eines Patienten geben,
sind automatisiert. Die Verantwortung tragen aber die Fachleute im Labor.
Mit einem leisen Plopp fällt die Rohrpost
in eine gummierte Wanne. Es ist zwei
Uhr morgens, kurz zuvor ist ein Patient
mit starken Brustschmerzen in die Notfallstation eingeliefert worden. Es besteht der Verdacht, dass der Mann einen
Herzinfarkt erlitten hat. Nun wird sein
Blut im Institut für Labormedizin des
KSW untersucht. «Werden Teile des
Herzmuskels nicht mehr ausreichend mit
Sauerstoff versorgt, setzt der Körper
spezifische Eiweisse und Enzyme frei.
Diese können wir im Blut nachweisen»,
sagt Anja Bosshart, biomedizinische
Analytikerin am KSW. Zusammen mit
einem EKG, das Veränderungen des
Herzrhythmus sichtbar macht, liefern die
Analyseergebnisse den Ärzten der Notfallstation die Grundlagen für die Entscheidung, welche Sofortmassnahmen
ergriffen werden müssen.
Ohne Labor gibt es keine
Diagnose, Prognose oder
Therapie.
Anja Bosshart ist eine von 40 Mitarbeitenden am Institut für Labormedizin, die
dafür sorgen, dass rund um die Uhr Blut,
Urin und andere Körperflüssigkeiten
analysiert und Blutersatzprodukte bereitgestellt werden. «Ohne Labor gibt es
keine Diagnose, Prognose oder Therapie»,
sagt die biomedizinische Analytikerin. Sie
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ist im Bereich Klinische Chemie tätig, wo
Vergiftungen und Infektionskrankheiten
wie HIV oder Hepatitis abgeklärt und der
Stoffwechsel sowie der Hormon- und
Vitaminhaushalt untersucht werden.
Schnell und effizient
Pro Jahr werden in den KSW-eigenen
Labors über 500 000 Analysen durchgeführt. Bei einem Drittel davon drängt die
Zeit, nicht nur wegen Notfalleinweisungen. Auch wenn sich der Zustand eines
Patienten plötzlich verschlechtert oder
wenn eine Wunde stark blutet, wollen die
Ärzte rasch Gewissheit, ob eine Infektion vorliegt oder die Blutgerinnung sich
verändert hat. Meist müssen sie nicht
länger als eine halbe Stunde warten.
Dass die Ärzte die Laborberichte umgehend erhalten, ist nur dank der weitgehenden Automatisierung der Laboruntersuchungen möglich. «Die Geräte arbeiten
sehr schnell und können gleichzeitig eine
grosse Menge verschiedener Proben analysieren», sagt Beatrice Holliger, Cheflaborantin in der Hämatologie/Bakteriologie. «Ohne die Automaten könnten wir
das Auftragsvolumen längst nicht mehr
bewältigen.»
Eine der Maschinen, die in Beatrice Holligers Bereich eingesetzt werden, bestimmt gerade Blutgruppe, Rhesusfaktor
und allfällige Antikörper von Patienten.
«Das ist vor grossen Operationen entscheidend. So stellen wir sicher, dass die
richtigen Blutbeutel bereitstehen, falls
während des Eingriffs eine Transfusion
nötig wird», erklärt sie. In den Labors der
Hämatologie/Bakteriologie werden auch
Blut- und Knochenmarkerkrankungen
diagnostiziert und zelluläre und bakteriologische Untersuchungen von Sekreten,
Exkreten und Proben von Punktionen
durchgeführt.
Um die vielen Analysen vorzunehmen,
braucht es ein ausgeklügeltes Informatiksystem: Jeder Auftrag, der im Labor
eintrifft, wird optisch eingelesen, Strichcodes mit den Patienteninformationen
werden auf Etiketten gedruckt und diese
auf die Röhrchen mit den Proben geklebt.
«Von nun an weiss das Informatiksystem
genau, welche Tests mit den einzelnen
Proben auf den verschiedenen Geräten
durchzuführen sind», sagt Holliger. Anschliessend müssen die Röhrchen nur
noch für die Maschinen bereitgestellt
werden, dann entnehmen diese automatisch eine kleine Menge der Proben und
führen die erforderliche Analyse durch.
Erfahren und wachsam
Die Geräte arbeiten nicht nur effizient,
sie liefern auch sehr genaue Resultate.
Dennoch können sie den Menschen nicht
ersetzen. «Jemand muss die Arbeit der
Maschinen überwachen», sagt Beatrice
Holliger. «Die Resultate müssen interpretiert und allfällige Unstimmigkeiten
erkannt werden. Und das können nur
qualifizierte Mitarbeitende tun.» Dabei
tragen die Fachkräfte eine grosse
KSW-RUNDGANG
Untersuchungen am Mikroskop haben in der
Labormedizin ihren festen Platz und ergänzen
die automatisierten Analysegeräte.
Verantwortung, könnte doch schon ein
kleiner Fehler gravierende Folgen für die
Patienten haben. Die biomedizinischen
Analytikerinnen und Analytiker müssen
zum Beispiel erkennen, wenn die ermittelten Werte nicht plausibel sind. Nicht
immer liegt dies an den Geräten. Es kann
auch vorkommen, dass bei einem Patienten
das Blut nicht korrekt entnommen wurde.
«Mit viel Aufmerksamkeit und Erfahrung
können wir dies erkennen und neue Proben verlangen», sagt Beatrice Holliger.
Bis heute haben die automatisierten
Analysegeräte das Mikroskop noch nicht
gänzlich ersetzt. So werden etwa Knochenmarkausstriche von Hand eingefärbt und
unter dem Mikroskop untersucht, bei
positiven Urinbefunden werden ebenfalls
makroskopische und mikroskopische
Kontrollen durchgeführt. Und manchmal
kann ein Gerät in der Hämatologie kein
eindeutiges Resultat ermitteln. In diesem
Fall werden die Zellen ebenfalls unter
dem Mikroskop ausgezählt und ein Blutausstrich beurteilt. Erst wenn alle Fragen
geklärt sind und die Analyseresultate auf
ihre Plausibilität überprüft wurden, werden sie von den biomedizinischen Analytikerinnen und Analytikern freigegeben.
Die Ärztinnen und Ärzte auf den Abteilungen können nun die Resultate im
System abrufen, um eine Bestätigung
ihrer Diagnose zu erhalten oder einen
Verdacht zu widerlegen.
LIVE 15 | 13
KSW-RUNDGANG
Muskuloskelettale Rehabilitation
Trainieren, um den Alltag
wieder zu meistern
Eine gezielte Rehabilitation hilft Menschen mit hartnäckigen Rückenschmerzen oder
anderen Problemen des Bewegungsapparats wieder zurück in den Alltag. Die enge
Zusammenarbeit zwischen dem KSW und der Klinik St. Katharinental sorgt für einen
optimalen Übergang vom Akutspital in die Rehabilitation.
Gleichmässig treten die Rentner in die
Pedale. Seit 20 Minuten trainieren sie
auf dem Ergometer. Eine der Frauen
wischt sich den Schweiss von der Stirn,
ein Mann nimmt einen Schluck aus der
Wasserflasche. Noch fünf Minuten müssen sie durchhalten, so lange dauert die
Ausdauertherapie an diesem Morgen.
Dass die Frauen und Männer zwischen
Störungen am Bewegungsapparat stehen
häufig am Anfang hartnäckiger Schmerzen.
Klinik St. Katharinental (unten)
65 und 85 Jahren auf den Velogeräten
ins Schwitzen kommen, ist nicht selbstverständlich. Sie leiden unter den Folgen
von Diskushernien, Knie- und Hüftarthrosen oder haben sich bei einem Sturz
einen Rückenwirbel gebrochen.
Zurzeit stemmt ein 42-jähriger Mann
Gewichte. Auch ihn plagen Rückenschmerzen, die körperlich anstrengende
Arbeit in einem Warenlager kann er seit
längerem nicht mehr ausüben. Inzwischen haben sich seine Muskelkraft und
seine Kondition zurückgebildet, was die
Probleme noch verstärkt. Nun trainiert
er unter Anweisung eines Physiotherapeuten gezielt jene Muskeln, die er bei der
Arbeit braucht. Die Übungen sind auf die
spezifischen Belastungen ausgerichtet
und ermöglichen so den Wiedereinstieg
ins Arbeitsleben.
Wo die Rehabilitation weiterhilft
Rehabilitation, wie sie die Klinik St. Katharinental in Diessenhofen im Thurgau
anbietet, gewinnt an Bedeutung. Beschwerden am Bewegungsapparat nehmen zu, nicht nur im Alter. Oft leiden die
Betroffenen unter hartnäckigen, nur
schwer zu lokalisierenden Schmerzen.
Um deren genauen Auslöser zu finden,
braucht es zuerst gründliche Abklärungen.
«Danach können interventionelle Schmerztherapien Linderung verschaffen», sagt
Dr. med. Adrian Forster, Chefarzt Rheumatologie und muskuloskelettale Rehabilitation am KSW. Millimetergenau werden
betäubende und entzündungshemmende
Medikamente in die betroffenen Gelenke
oder an die Nervenwurzeln gespritzt,
stets unter Beobachtung auf dem Monitor.
«Manchmal bleiben trotz der Therapie
erhebliche Einschränkungen im Alltag
bestehen. Die Muskulatur ist zu schwach,
älteren Menschen fehlt die Gangsicherheit. In diesen Fällen kann eine stationäre
Rehabilitation wesentliche Verbesserungen bringen», sagt Dr. Forster.
Die enge Zusammenarbeit
zwischen Akutspital und
Rehabilitationsklinik ist zentral.
Dass die Patientinnen und Patienten
des KSW die Rehabilitation an der Klinik
St. Katharinental (Chefarzt Dr. med.
Patric Gross) durchführen, ist kein Zufall.
Das Kantonsspital Winterthur arbeitet
sehr eng mit der auf muskuloskelettale
Rehabilitation spezialisierten Klinik im
Thurgau zusammen. Dr. Forster ist
gleichzeitig ärztlicher Direktor der Klinik
St. Katharinental und kann so die Kooperation optimal unterstützen. «Die enge Zusammenarbeit zwischen Akutspital und
Rehabilitationsklinik ist heute zentral»,
sagt er. «So können Therapien nahtlos
weitergeführt werden, die Patienten wissen genau, was sie erwartet.» Und dies
ist mit der Einführung der Fallpauschalen noch wichtiger geworden, da die Be-
KSW-RUNDGANG
Den Auslöser von Rückenschmerzen zu lokalisieren, erfordert gründliche Abklärungen.
handlung im Akutspital kürzer wird und
die Patienten bei der Entlassung in der
Regel noch stärker eingeschränkt sind.
Wer in die ehemalige, direkt am Rhein
gelegene Klosteranlage in Diessenhofen
kommt, den erwarten intensive zwei bis
drei Wochen. So lange dauert eine Rehabilitation im Schnitt. Vor dem Frühstück
steht oft Gymnastik auf dem Programm,
damit die Patienten die positive Wirkung
von Bewegung erleben. Danach folgen
Einzeltherapien und Gruppentrainings
mit Fitnessgeräten und im Wasser. Nach
dem Mittagessen zeigt eine Physiotherapeutin, wie sich die Muskulatur zu Hause
kräftigen und dehnen lässt. Gehtrainings
auf unebenem Terrain helfen, Gleichgewicht und Trittsicherheit zu verbessern;
falls nötig werden Gehhilfen, Hörgerät,
Brille oder Medikamente überprüft, um
das Sturzrisiko zu vermindern. Auch Vorträge werden angeboten. Dort erfahren
die Patienten zum Beispiel, wie sie sich
gesünder ernähren können. Im Alter geht
es dabei etwa um die ausreichende
Eiweisszufuhr und die Versorgung mit
Vitamin D und Kalzium, um Muskulatur
und Knochen zu stärken. In interaktiven
Workshops erarbeiten die Patienten neue
Strategien im Umgang mit ihren Schmerzen. Ergänzt werden die vielen Angebote
durch medikamentöse Behandlungen und
andere ärztliche Massnahmen. Wer am
Arbeitsplatz oder in der Familie starken
Belastungen ausgesetzt ist, kann sich zusätzlich von einem Psychologen oder
Psychiater und von einer Sozialberaterin
unterstützen lassen, um Lösungswege
und neue Perspektiven zu finden.
Ganzheitlich und interdisziplinär
Das vielfältige Programm spiegelt den
ganzheitlichen Ansatz der Rehabilitation,
der in St. Katharinental verfolgt wird.
Aus ganz unterschiedlichen Gebieten stehen Fachleute bereit, die eng zusammenarbeiten. Gemeinsam definieren sie zu
Beginn der Rehabilitation die Ziele und
legen einen individuellen Therapieplan
fest. Dabei können sie auf alle Dokumente und Untersuchungen aus dem KSW zurückgreifen, denn im Zuge der Kooperation sind gemeinsame Behandlungspfade
definiert und die Informationssysteme
des KSW und der Klinik St. Katharinental aufeinander abgestimmt worden.
Je nach körperlicher Verfassung absolvieren die Patienten bis zu acht Therapieeinheiten pro Tag. Dabei kommt auch die
Erholung nicht zu kurz. Autogenes Training und andere Entspannungstechniken
helfen, die Anstrengungen zu verarbeiten.
Um die Regeneration zu fördern, stehen
auf Wunsch Sauna und Dampfbad bereit.
Es ist wichtig, dass sich die Patienten
nicht zu stark belasten. «Genau darin besteht die Kunst der Rehabilitation», sagt
Dr. Forster. «Es geht darum, für jede
Patientin und jeden Patienten das Programm so zusammenzustellen, dass sie
gefordert, aber nicht überfordert werden.»
LIVE 15 | 15
KSW-RUNDGANG
Die wirksamen Kügelchen stehen abgeschirmt in einem Glasbehälter bereit und werden über den Katheter zum Krebsherd gespritzt.
Interventionelle Radiologie
Hochpotente Kügelchen
gegen Leberkrebs
Gewisse Lebertumoren werden am KSW mit winzigen, hochwirksamen Kügelchen bekämpft.
Dieses Verfahren heisst Embolisation und ermöglicht es, starkdosierte Medikamente
oder energiereiche Strahlen in den Krebsherd zu bringen und Tumorzellen zu zerstören.
Wird bei einem Patienten Leberkrebs
diagnostiziert, stehen heute verschiedene
Behandlungsformen bereit. Oft werden
diese Therapien kombiniert: die chirurgische Entfernung des Tumors, Chemotherapie und die Radiofrequenzablation, bei
welcher der Tumor mittels Hitze zerstört
16 | LIVE 15
wird. Das Wachstum der Tumorzellen
kann auch durch eine Embolisation gestoppt werden. Dabei werden über einen
Katheter kleinste Kügelchen in jene Blutgefässe gespritzt, die den Lebertumor
versorgen. Diese Kügelchen können entweder mit Krebsmedikamenten (Chemo-
embolisation) oder mit energiereicher
Strahlung, welche die Tumorzellen schädigt (Radioembolisation), beladen werden.
Bei der Chemoembolisation verschliessen
die eingesetzten Partikel zudem die Blutgefässe und unterbrechen so die Blutversorgung im Tumorbereich. Bei der Radio-
KSW-RUNDGANG
embolisation werden vergleichsweise
wenige und kleinere Kügelchen verwendet, da die Unterbrechung des Blutflusses
bei dieser Therapieform nicht im Vordergrund steht.
Für die Behandlung haben wir
ein Zeitfenster von zwei bis
vier Stunden. Nur in dieser
Spanne haben die Kügelchen
die gewünschte Wirkung.
Welches im konkreten Fall die beste Behandlung ist, klären die Spezialisten der
verschiedenen Disziplinen am Tumorboard des KSW. Die Embolisation wird
immer dann in Betracht gezogen, wenn
sich ein Lebertumor nicht operativ entfernen lässt, etwa wenn der Zustand des
Patienten einen grossen Eingriff nicht
zulässt oder wenn der Tumor zu gross ist
oder ungünstig liegt. «In solchen Fällen
eröffnen sich mit der Embolisation neue
Therapiemöglichkeiten, und wir können
die Lebensqualität der Patienten verbessern», sagt Prof. Dr. med. Christoph A.
Binkert, Direktor des Instituts für Radiologie und Nuklearmedizin am KSW.
Die Krebszellen von innen
bekämpfen
Bei der Embolisation macht man sich
eine Eigenheit von Krebszellen zunutze:
Für das starke Wachstum benötigen sie
viel Blut. «Was in die Blutbahnen in ihrer
Nähe gerät, saugen sie auf. Dadurch gelangen die eingespritzten Kügelchen fast
automatisch an die richtige Stelle», sagt
Prof. Binkert. Die grosse Präzision, mit
welcher die Substanzen an den Krebsherd gebracht werden, erlaubt eine hohe
Dosierung. «Dadurch können wir beim
Tumor eine grössere Wirkung erzielen
und gleichzeitig das gesunde Gewebe besser schonen.»
Die Radioembolisation, die seit kurzem
mit Erfolg am KSW angewendet wird, erfordert eine sehr enge Zusammenarbeit
zwischen dem interventionellen Radiologen und dem Nuklearmediziner. «Ich stelle sicher, dass die Kügelchen in der Leber
exakt an die richtige Stelle gelangen»,
sagt Prof. Binkert. «Meine Aufgabe ist
es, die genaue Strahlendosis zu bestimmen und die Kügelchen bereitzustellen»,
erklärt Dr. med. Jan Soyka, Leitender
Arzt am Institut für Radiologie und Nuklearmedizin am KSW. Nebst Know-how
und Erfahrung erfordert dies eine sorgfältige Absprache: Die beiden Spezialisten besprechen die Behandlung mit dem
Patienten, planen den Eingriff im Detail
und legen zusammen das Gebiet fest, das
bestrahlt werden soll.
Doppelte Kontrolle
Von der Behandlung selbst spürt der
Patient kaum etwas. Nach lokaler Betäubung wird ihm über einen kleinen
Schnitt in der Leiste ein dünner Katheter
in die Arterie eingeführt. Danach kann er
mitverfolgen, wie Prof. Binkert den Plastikschlauch zur Leber führt. Beim Eingriff wird auch die Blutversorgung der
Leber genau studiert. Falls Verbindungen
zu anderen Organen vorliegen, werden sie
mit kleinen Platinspiralen verschlossen,
damit die Kügelchen später nicht dorthin
gelangen. Danach wird eine schwach radioaktive Simulationssubstanz gespritzt
(Tc99-MAA). «Damit stellen wir sicher,
dass bei der Therapie die Kügelchen am
verlangten Ort ankommen. An der falschen Stelle, im Magen, in der Bauchspeicheldrüse oder der Lunge, könnte die
Strahlung gesundes Gewebe zerstören»,
sagt Dr. Soyka. Die Position der nur
schwach radioaktiven Teilchen kann an-
schliessend mittels bildgebender Verfahren überprüft werden.
Zwei Wochen später wird der Patient erneut aufgeboten, und Prof. Binkert führt
wiederum einen Katheter an die exakt
gleiche Stelle in der erkrankten Leber. So
lange dauert es, bis die Kügelchen mit der
individuell berechneten Strahlendosis bereitstehen. «Die Beschaffung ist komplex
und verlangt ein genaues Timing», sagt
Dr. Soyka. Das liegt daran, dass die Teilchen bei der Strahlungsabgabe zerfallen.
Die Halbwertszeit beträgt 64 Stunden.
«Wir bestellen die Kügelchen auf einen
bestimmten Zeitpunkt. Für die Behandlung haben wir dann ein Zeitfenster von
zwei bis vier Stunden. Nur in dieser Spanne haben die Kügelchen die gewünschte
Wirkung», sagt Dr. Soyka. Bevor die Kügelchen gespritzt werden, überprüft Dr.
Soyka nochmals die Strahlendosis. Ein
paar Stunden später kann der Patient
wieder nach Hause. Dabei gibt er keine
gefährliche Strahlung an die Umgebung
ab, denn die Wirkung der Kügelchen
reicht nur wenige Millimeter tief in das
Tumorgewebe. Nun benötigt er etwas
Geduld, denn die Effekte der Strahlung
treten langsamer auf als etwa jene der
Chemotherapie. Bis die Wirkung auf die
Leber nachgewiesen werden kann, dauert es rund drei Monate. Dies hat auch
Vorteile, denn dadurch sind bei der Radioembolisation auch die Nebenwirkungen
geringer.
Die Kügelchen mit der individuell berechneten Strahlendosis bereitzustellen,
verlangt hochpräzise Abklärungen und eine eingespielte Logistik.
LIVE 15 | 17
KSW-RUNDGANG
Klinik für Orthopädie und Traumatologie
Mit gemeinsamen Kräften
etwas bewegen
Zwei medizinische Fachdisziplinen befassen sich mit dem menschlichen Bewegungsapparat:
die Traumatologie mit den hauptsächlich unfallbedingten Verletzungen und die Orthopädie
mit traumatischen und krankheitsbedingten Leiden. Beide Disziplinen haben sich am KSW
unter einem gemeinsamen Dach zusammengeschlossen.
Das Röntgenbild zeigt das Knie eines
jungen Patienten, der sich beim sonntäglichen Fussballmatch einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Das für Laien schwer
interpretierbare Bild ist eine von fast 50
Aufnahmen, die sich die Fachärzte aus
den Bereichen Traumatologie und Orthopädie an diesem Morgen gemeinsam anschauen. Traumatologen und Orthopäden
sind Spezialisten mit zum Teil unterschiedlichen Fachrichtungen, in deren Zentrum
Fallbesprechungen erhöhen die
Versorgungsqualität.
der Bewegungsapparat des Menschen
steht: Knochen, Gelenke, Muskeln, Sehnen und Bänder.
Traumatologen kümmern sich speziell
um die unfallbedingten Schäden am Bewegungsapparat. Sie leisten auch Dienst
auf der Notfallstation, wo schwerverletzte Unfallopfer eintreffen. Die orthopädischen Chirurgen behandeln neben
Verletzungen am Bewegungsapparat auch
angeborene oder krankheitsbedingte Fehlfunktionen des Stütz- und Bewegungsapparates. Am Kantonsspital Winterthur
arbeiten die Spezialisten seit kurzem innerhalb der Klinik für Orthopädie und
Traumatologie unter einem Dach und
sorgen gemeinsam für die bestmögliche
Behandlung der Patienten. Sie besprechen am morgendlichen Röntgenrapport
alle aktuellen Fälle, prüfen Behandlungsverläufe und legen zusammen die optimale Therapieform fest, die sowohl das
akute Problem behebt als auch die langfristigen Folgen in die Planung miteinbezieht.
Kollegialer Austausch
Nach dem rund einstündigen Rapport
bilden sich die Spezialisten jeweils montags an einer Fortbildung weiter. An den
übrigen Wochentagen beginnt um 8.00
Uhr der Alltag in den von Chefärzten geleiteten Spezialteams: Operationen werden durchgeführt, Sprechstunden abgehalten, stationär behandelte Patienten
besucht. Und obwohl sich die jeweiligen
Tagesabläufe ganz unterschiedlich gestalten können, ermöglicht die räumliche
Nähe einen schnellen und unkomplizierten kollegialen Austausch. Man trifft sich
beim Mittagessen, auf dem Gang oder
klopft kurz beim Kollegen an. So liegen
die Büros von PD Dr. med. Peter Koch
und PD Dr. med. Christoph Meier denn
auch direkt nebeneinander. Dr. Koch ist
Klinikleiter der Klinik für Orthopädie und
Traumatologie, Chefarzt und Leiter der
Kniechirurgie, Dr. Meier ist Chefarzt,
leitet das Traumatologie-Team sowie die
interdisziplinäre Notfallstation. Wie ihre
Kollegen sind auch sie erfahrene Spezialisten auf ihrem Gebiet. «Das Knie ist
ein extrem spannendes und vielseitiges
Gelenk. In meinem Alltag begegnen mir
akute Verletzungen, Sportverletzungen
und degenerative Erkrankungen. Diese
Vielseitigkeit entspricht mir sehr», erklärt
Dr. Koch. Bei Dr. Meier macht die Bandbreite der Frakturen und Verletzungen,
die jeweils individuelle Lösungen erfordern, die Faszination für sein Fachgebiet
aus.
3500 Operationen und
16 000 Konsultationen pro Jahr.
Beide Fachärzte haben 2014 ihre Arbeit
am KSW aufgenommen, um in leitenden
Funktionen die zukunftsweisende Fusion
der Kliniken für Orthopädie und für Traumatologie an die Hand zu nehmen. Beide
KSW-RUNDGANG
waren vor einigen Jahren bereits als
Assistenzärzte am KSW tätig. Und beide
sind überzeugt vom hohen Nutzen des
Zusammenschlusses, der sich seit dem
Vollzug am 1. März 2014 klar abzeichnet. Dazu Dr. Koch: «Durch die Fusion ist
eine der grössten Kliniken in der Schweiz
entstanden. Sie vereint die beiden Bereiche orthopädische Chirurgie und Traumatologie, verkürzt Wege, ermöglicht
Synergien und bietet das gesamte Fachspektrum unter einem Dach an.» Jährlich
finden in der so entstandenen Klinik am
KSW rund 3500 Operationen am Bewegungsapparat statt. Die Konsultationen
summieren sich auf über 16 000 pro Jahr.
Weiterbildung mit Mehrwert
Mit der Fusion geht zudem der Auftrag
einher, Fachärzte für Orthopädie und
Traumatologie auszubilden. Der Zusammenschluss erlaubt es, den angehenden
Spezialisten während mehrerer Jahre ein
umfassendes Wissens- und Erfahrungsspektrum zu vermitteln. Dies eröffnet
den Assistenzärzten attraktive Möglichkeiten für ihre berufliche Weiterentwicklung. «Bei uns ausgebildete Ärzte können
nachher in einem Spital oder in der Praxis als orthopädische Chirurgen und
Traumatologen arbeiten oder als subspezialisierte Gelenkspezialisten», präzisiert
Dr. Koch die Perspektiven, und Dr. Meier
ergänzt: «In der klassischen Chirurgie
sieht man die Unfallopfer und die entsprechenden Behandlungen, aber man
bekommt wenig mit von Spätfolgen und
degenerativen Problemen. In der klassischen Orthopädie hingegen hat man
praktisch nie mit akuten Verletzungen
zu tun. Durch die Zusammenführung erhalten Assistenzärzte Einblick in beide
Bereiche, was der ganzheitlichen Betrachtung der Patienten entgegenkommt.»
Patienten profitieren vom Zusammenschluss, weil ihnen am KSW für alle Probleme am Bewegungsapparat eine einzige Eingangstür den Zutritt zu allen damit
befassten Spezialisten eröffnet. Gemeinsam festgelegte Standards gewährleisten
zudem einen einheitlichen Behandlungsablauf, unabhängig davon, ob ein Patient
über die Notfallstation oder im Rahmen
einer geplanten Operation in die Klinik
Das Knie – eines der am stärksten beanspruchten Gelenke.
kommt. Zehn Monate nach der Fusion
ziehen Dr. Koch und Dr. Meier denn auch
ein positives Fazit. «Orthopäden und Chirurgen ticken manchmal etwas unterschiedlich. Der Zusammenschluss setzte
voraus, dass sich alle aufeinander zube-
wegen und das Wohl der Patienten in den
Vordergrund stellen. Das ist uns sehr gut
gelungen und stimmt uns zuversichtlich
für die Zukunft», sind sich die beiden
einig und widmen sich sogleich wieder
ihren spezifischen Aufgaben.
LIVE 15 | 19
FOKUS
Auf dem Kindernotfall ist es wichtig,
das Vertrauen der Kinder und Jugendlichen
zu gewinnen.
20 | LIVE 15
FOKUS
Notfall für Kinder und Jugendliche
Rund um die Uhr für Kinder
und Eltern im Einsatz
Ob eine Magen-Darm-Grippe oder eine gefährliche allergische Reaktion auf einen Bienenstich:
Auf dem Kindernotfall des KSW werden Kinder und Jugendliche rund um die Uhr kompetent
medizinisch versorgt.
Samstagnachmittag, das Beratungstelefon für Kindernotfälle klingelt. Ein Vater
fragt nach, ob er mit seinem sechsjährigen Sohn Lukas auf dem Kindernotfall
vorbeikommen soll. Seit zwei Tagen hat
Lukas Durchfall, jetzt hat er auch noch
erbrochen und kann kaum Flüssigkeit zu
sich nehmen. Verständlich, dass der Vater
besorgt ist. Der Oberarzt empfiehlt ihm,
vorbeizukommen. Eine Stunde später
trifft die Familie ein. Bei der Ankunft von
Lukas nimmt eine Notfall-Pflegefachfrau sofort eine erste Beurteilung vor,
anschliessend wird er von einem der
Kinderärzte untersucht.
Weil der kleine Patient viel Flüssigkeit
verloren hat und immer wieder erbricht,
erhält er eine Infusion in die Vene. Damit
der Stich nicht gross wehtut, gibt es
vorher ein sogenanntes Zauberpflaster.
«Nicht nur das im Pflaster enthaltene
Schmerzmittel hilft beim Einlegen eines
Venenkatheters», sagt Olivia Held, Pflege-Abteilungsleiterin auf dem Kindernotfall des KSW. «Wir legen grossen
Wert darauf, unseren kleinen und grösseren Patienten auch in Notfallsituationen
spielerisch die Angst zu nehmen, Vertrauen zu schaffen und sie auf diese Weise für
uns zu gewinnen. Bücher, Spielsachen
und DVD-Player am Bett sind nützliche
Helfer für unsere Arbeit mit den Kindern.»
Modern, kindgerecht
und interdisziplinär
Der Bezug neuer Räumlichkeiten wurde
genutzt, um die Untersuchungszimmer
kindgerechter zu gestalten und mit allen
notwendigen medizinischen Geräten aus-
zurüsten. «So können wir nicht nur eine
situationsgerechte Überwachung gewährleisten, sondern auch ein grosses Spektrum an Krankheiten diagnostizieren und
behandeln», betont Dr. med. Heiko Sältzer,
Ärztlicher Leiter des Notfalls für Kinder
und Jugendliche. «Wir arbeiten sehr eng
mit verschiedenen Spezialisten aus der
Kinderklinik und anderen Disziplinen im
KSW zusammen, um unseren Patienten
die beste medizinische Behandlung zukommen zu lassen. Es ist wichtig, den
Eltern jeden Schritt, den wir planen, zu
erklären und sie auf dem Laufenden zu
halten. Diese Transparenz ist ein weiterer wesentlicher Schritt auf dem Weg zu
Verständnis und Vertrauen und neben
der kindgerechten Medizin ein Markenzeichen des Kindernotfalls im KSW»,
sagt Dr. Sältzer. Natürlich sind Eltern und
Kinder eine Einheit, die auch in der Notfallsituation nicht getrennt werden darf.
Damit Eltern von zu Hause aus jederzeit
einen kompetenten Rat bekommen, gibt
es zusätzlich das Beratungstelefon für
Kindernotfälle. Rund um die Uhr stehen
qualifizierte Fachleute bereit, um sich
das Problem am Telefon anzuhören. Sie
besprechen mit den Eltern, ob eine sofortige Vorstellung auf dem Kindernotfall
ratsam ist, worauf die Eltern achten sollten oder ob etwa ein Fieberzäpfchen zu
Hause als erste Massnahme ausreicht.
Auf dem Kindernotfall arbeiten die verschiedenen
Spezialisten des Departements Kinder- und
Jugendmedizin eng zusammen.
Wir legen grossen Wert darauf,
unseren kleinen und grösseren
Patienten auch in Notfallsituationen spielerisch die Angst
zu nehmen.
Jährlich werden rund 10 000 Patienten
auf dem Notfall für Kinder und Jugendliche behandelt. Bei rund zwei Dritteln davon handelt es sich glücklicherweise nicht
um gravierend kranke Kinder. Husten
und Schnupfen, eine Bronchitis oder eine
Magen-Darm-Grippe kommen häufig vor.
LIVE 15 | 21
FOKUS
Die Untersuchungszimmer sind kindgerecht gestaltet und mit allen notwendigen medizinischen Geräten ausgerüstet.
Ist eine Vorstellung auf dem Kindernotfall notwendig, prüft eine speziell dafür
ausgebildete Notfall-Pflegefachfrau sofort nach der Ankunft des Kindes seinen
Gesundheitszustand. Diese Massnahme
dient der Sicherheit, um schwerkranke
Kinder zu identifizieren, die dringend
Hilfe benötigen. Die Kinder werden nach
dem Schweregrad ihrer Erkrankung behandelt. Aus diesem Grund kann es sein,
dass Eltern mit ihrem Kind bei einer weniger schlimmen Krankheit eventuell länger warten müssen als Eltern mit einem
Kind, dem es schlechter geht.
Wenn jede Minute zählt
Der Mutter eines dreijährigen Mädchens
ist sofort klar, dass sie mit ihrer Tochter
möglichst schnell auf den Notfall muss.
22 | LIVE 15
Eine Biene hat ihr Kind ins Gesicht gestochen, das rasch anschwillt, auf der Fahrt
ins Spital kommen Atembeschwerden
hinzu. Auf dem Kindernotfall wird die
lebensbedrohliche Situation gleich erkannt, und ein Team aus Leitendem Arzt,
Ober- und Assistenzarzt sowie Pflegefachfrauen leitet die Erstmassnahmen
ein. Gemeinsam stabilisieren sie die Atmung und den Kreislauf des Mädchens.
Wegen des niedrigen Blutdrucks bei allergischem Schock muss Adrenalin gespritzt werden. Zusätzlich wird über die
Infusion viel Natriumchloridlösung in
kurzer Zeit verabreicht. Würde die Atmung aussetzen, könnte sofort künstlich
beatmet werden.
«In solchen Situationen sind die eindeutige
Absprache und die enge Zusammenarbeit
im Team zentral. Daher simulieren wir
zweimal im Monat lebensbedrohliche
Notfälle», sagt Dr. Sältzer. «Da zählt
jede Minute, weshalb die Abläufe blind
funktionieren müssen. So können die erforderlichen Massnahmen strukturiert,
schnell und gezielt ergriffen werden. Und
das geht nur, wenn es regelmässig geübt
wird.»
Nur etwa jedes zehnte Kind benötigt eine
stationäre Behandlung in der Kinderklinik. Die allermeisten kleinen und grossen
Patienten des Kindernotfalls können
nach einer kurzen ambulanten Abklärung
und Behandlung wieder nach Hause. Bevor sie den Kindernotfall verlassen, dürfen sie sich etwas aus der Belohnungskiste aussuchen. Als kleine Anerkennung
für tapfere Helden!
FOKUS
Altersmedizin
Die verfügbaren Ressourcen
mobilisieren
Kommen ältere Patienten ins Spital, liegen oft mehrere Erkrankungen vor. In der Klinik für
Innere Medizin wird deshalb stets der ganze Mensch mit all seinen Beschwerden betrachtet.
Der ganzheitliche Ansatz am KSW hilft, die Patienten durch verschiedene Massnahmen zu
stärken, damit sie nochmals in ihre vertraute Umgebung zurückkehren können.
Frau Stocker wird mit hohem Fieber und
Atemnot ins Spital eingeliefert. Die Lungenentzündung, die am KSW diagnostiziert wird, ist aber nicht das einzige
medizinische Problem. Die 86-Jährige
leidet unter Bluthochdruck, seit Jahren
plagen sie Rückenschmerzen. Dass ältere
Menschen mit einem isolierten Problem,
mit nur einer Organerkrankung ins Spital
kommen, ist die Ausnahme. Meistens liegen mehrere Erkrankungen vor. Gerade
chronische Krankheiten sind im Alter
verbreitet, Herz- und Kreislaufprobleme,
Nierenschwäche, Magenentzündung oder
Gelenkarthrosen, vielfach kommen psychische Probleme hinzu. Im diesem Zustand kann jede akute Erkrankung den
geordneten Lebensalltag aus dem Gleichgewicht bringen und die Selbständigkeit
gefährden.
Ganzheitliche Medizin
Die medizinische Behandlung mehrfach
kranker Patienten stellt besondere Anforderungen. «Zusätzlich zum akuten
Problem müssen stets die anderen Erkrankungen berücksichtigt werden», sagt
Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer, Direktor
Departement Medizin am KSW. «Deshalb behandeln wir immer den ganzen
Menschen, nicht einzelne Organe.» Dieser ganzheitliche Blick auf die Patienten
wird am KSW ernst genommen. In der
Klinik für Innere Medizin arbeiten die
Fachleute aus allen Disziplinen sehr eng
zusammen.
Das bringt gerade in der Altersmedizin
grosse Vorteile. Die Abklärungen und
Therapien der verschiedenen Fachbereiche werden von Anfang an koordiniert.
So kann zum Beispiel verhindert werden,
dass ein Patient sich mehrmals der gleichen Ultraschalluntersuchung unterziehen muss. Eine wichtige Rolle übernehmen dabei die Allgemeininternisten.
Wir behandeln immer den
ganzen Menschen,
nicht einzelne Organe.
«Wie Hausärzte betreuen sie die Patienten im Spital und ziehen bei Bedarf
Spezialisten bei. Dadurch ist eine gute
und rasche Kommunikation zwischen
den Fachbereichen garantiert, und die
Patienten werden nicht von einem Spezialisten zum nächsten weitergereicht»,
sagt Prof. Ballmer.
Mehrfach kranke Patienten werden von
einer akuten Erkrankung oft weit zurückgeworfen. Das ist bei Frau Stocker nicht
anders. Obschon die Antibiotika wirken
und die Lungenentzündung abklingt,
kann sie nach zehn Tagen im Spital noch
nicht in ihre eigene Wohnung zurückkehren. Sie hat den Appetit verloren, ist verwirrt, und vom vielen Liegen steht sie
nicht mehr sicher auf den Beinen. Zu
Hause wäre die Gefahr gross, dass sie
stürzt, und Angehörige, welche die
erforderliche Betreuung übernehmen
könnten, sind keine da. Wie bei vielen
älteren Menschen ist Frau Stockers
soziales Umfeld kleiner worden. Folglich
sucht das KSW für ein paar Wochen
einen Überbrückungs-Pflegeplatz in
Mit gezielten Massnahmen lassen sich die Ressourcen älterer Menschen mobilisieren.
FOKUS
24 | LIVE 15
FOKUS
einem Alterszentrum, damit die Rentnerin wieder zu Kräften kommt. Manchmal
hilft auch eine geriatrische Rehabilitation, wie sie das KSW in Zusammenarbeit
mit der Klinik St. Katharinental im Thurgau anbietet. Dort können die Patienten
die verlorene Muskulatur und die Gangsicherheit wiedererlangen.
Zurück in die eigenen vier Wände
«Unser Ziel ist stets, dass die Patienten
wieder nach Hause gehen können», sagt
Prof. Ballmer. «Um dies zu erreichen,
wird alles Notwendige unternommen, damit die erforderliche Hilfe bereitsteht.»
Im Gespräch mit den Patienten und ihren
Angehörigen klären die beteiligten Ärzte,
Pflegenden und die Sozialberatung Bedürfnisse und Möglichkeiten der Patienten.
Sind sie verwirrt oder leiden an einer beginnenden Demenz, können sie ihre Situation oft nicht richtig einschätzen. Dann
ist die Unterstützung durch die Angehörigen besonders wichtig, denn sie können
helfen, dass die Betroffenen die erforderlichen Massnahmen annehmen. Das kann
der Mahlzeitendienst von Pro Senectute
sein oder die regelmässige Betreuung
durch die Spitex. Lebt jemand allein,
kann bereits eine Notrufuhr genügen, damit bei einem Sturz ein Alarm ausgelöst
werden kann.
Zeigt sich bei der Austrittsplanung, dass
die Rückkehr nach Hause nicht oder noch
nicht möglich ist, organisiert der Sozialdienst in Absprache mit dem Patienten
und den Angehörigen den Übertritt in ein
Alterszentrum oder eine spezialisierte
Pflegeinstitution. Damit der Übergang
reibungslos verläuft, geschieht die Anmeldung schon früh. Nicht immer sind
körperliche Ursachen der Grund, manchmal ist es auch der Tod des Partners, der
einen betagten Menschen aus dem Gleichgewicht bringt. Verliert ein Patient seine
Urteilsfähigkeit, stellt sich eine Reihe
ethischer Fragen. Da kann eine Patientenverfügung den Angehörigen wie auch den
Fachkräften im Spital helfen, die weitere
Behandlung festzulegen.
Den Alltag üben
Bei Herrn Amrein sind sich die Fachleute
im KSW nicht sicher, ob er nochmals
nach Hause gehen kann. Vor zwei Wochen hat der 75-Jährige einen Hirnschlag
erlitten. Auf der Stroke-Unit des KSW, die
ganz auf die Behandlung von Patienten
nach einem Schlaganfall ausgerichtet ist,
lernt er wieder, zu sprechen und mit der
rechten Hand Gegenstände zu ergreifen.
«Ältere Patienten sind nach einer vollständigen Seitenlähmung nicht grundsätzlich pflegebedürftig. Vielen gelingt
es dank der passenden Therapie, wieder
in ihr gewohntes Umfeld zurückzukehren», sagt Prof. Ballmer. Bei Herrn
Amrein besteht diese Hoffnung, doch im
Akutspital bleibt dafür nicht genügend
Zeit. Deshalb wird er auf die Akutgeriatrische Assessmentstation des KSW
verlegt. Hier werden seine individuellen
Fähigkeiten von Ärzten, Pflegefachpersonen und Fachkräften aus Ergo-, Aktivierungs- und Physiotherapie umfassend
abgeklärt.
Auf der spezialisierten Abteilung wird
Herr Amrein lernen, mit einem Rollator
zu gehen und sich selbst zu waschen. Und
er wird auch üben, Kaffee zu kochen und
seine Kleider zu waschen. Dafür stehen
auf der Station eine Küche und eine
Waschküche zur Verfügung, damit die
Patienten ihren Alltag simulieren können.
Bei alltäglichen Tätigkeiten können sie
ihre koordinative Kontrolle verbessern,
und die Fachleute können beurteilen, ob
eine Rückkehr nach Hause möglich ist.
Volkskrankheit Mangelernährung
Bei den Mehrfacherkrankungen kommt
oft ein Aspekt hinzu: Mangelernährung
oder Unterernährung. Rund 20 Prozent
der älteren Patienten, die ein Spital aufsuchen, sind davon betroffen. Wegen
einer Krankheit oder sozialer Isolation
ernähren sich viele unzureichend oder
einseitig. Und das hat erhebliche Auswirkungen: Verschiedene Studien zeigen,
dass ein schlechter Ernährungszustand
die Heilung ernsthaft erschwert. So wurde nachgewiesen, dass Mangelernährung
häufig zu Komplikationen oder Infektionen führt und der Spitalaufenthalt sich
dadurch verlängert. Aus diesem Grund
werden Patienten bereits bei ihrem Eintritt auf Mangelernährung untersucht.
«Wir wollen den Ernährungszustand des
Patienten so früh wie möglich verbessern», sagt Prof. Ballmer. «Eine individuelle Ernährungstherapie ist stets ein
fester Teil der gesamten Therapie.» Der
Schwerpunkt liegt auf einer energie- und
eiweissreichen Ernährung, gleichzeitig
lernen die Patienten, wie sie sich auch
später im Alltag optimal ernähren können.
Viele ältere Menschen verfügen
noch über Ressourcen.
Ganzheitliche Medizin, wie sie am KSW
betrieben wird, versteht es, die verschiedenen Therapieformen aufeinander abzustimmen. «Viele ältere Menschen verfügen noch über Ressourcen. Diese können
wir durch entsprechende Massnahmen
mobilisieren», sagt Prof. Ballmer. Von
der modernen Akutmedizin über Physiound Ergotherapie bis zum individuellen
Ernährungsplan: Auf diese Weise erholen
sich mehrfach kranke ältere Menschen
oft nochmals und können für ein paar
Jahre in ihr gewohntes Umfeld zurückkehren. Dadurch gewinnen sie Zeit, um
sich mit ihrer Zukunft auseinanderzusetzen, mit dem Tod oder dem Wechsel
in ein Alterszentrum und dem schmerzlichen Verlust an Autonomie, der damit
verbunden ist.
Die regelmässige Überprüfung der
Fähigkeiten ermöglicht es, die Behandlung
individuell abzustimmen.
FOKUS
Spezialisierte Patientenberatung
Beraten, instruieren,
informieren
Patienten und Angehörige haben je nach Erkrankung ganz unterschiedlichen Bedarf
an Beratung und Instruktion. Jeweils auf ein bestimmtes Fachgebiet spezialisierte
Pflegefachpersonen stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Die Diagnose einer schweren Erkrankung
verändert das Leben eines Menschen und
seiner Angehörigen radikal. Von einer
Sekunde auf die andere scheint nichts
mehr so wie früher. Was passiert jetzt
mit mir? Wie geht es weiter? Was bedeutet die Diagnose für die Partnerschaft oder die Familie? In solch schwierigen Lebensphasen brauchen Betroffene
und Angehörige viel Unterstützung von
Eine einfühlsame Patientenberatung beseitigt
Ängste und trägt zum Therapieerfolg bei.
Ärzten, vom Pflegepersonal, aber auch
von Spezialisten, die sie fortwährend
begleiten und beraten: die Patientenberaterinnen und -berater.
Als kontinuierliche Ansprechpersonen
sind sie von der Diagnose über die Behandlung und die stationäre Pflege bis
hin zu Pflegeinstruktion und Nachbetreuung an der Seite der Patienten. Zusätzlich zu ihrer Pflegeausbildung haben
sie eine höhere Fachausbildung im jeweiligen Spezialgebiet absolviert. So kommt
neben dem erforderlichen Einfühlungsvermögen ein hohes Mass an Fachwissen
und Erfahrung zusammen, was den
Patienten und ihren Angehörigen dabei
hilft, ihr Schicksal anzunehmen, ihre
Eigenständigkeit zu wahren oder wiederzuerlangen, ihre Lebensqualität zu erhöhen und neue Zuversicht zu gewinnen.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Patientenberatende bieten Betroffenen
und Angehörigen auf Augenhöhe kompetente Beratung zu allen Fragen im Zusammenhang mit dem jeweiligen Fachgebiet an. Dabei arbeiten sie eng mit den
behandelnden Ärzten, dem Pflegepersonal sowie externen Ansprechpartnern
wie Hausärzten oder Spitex zusammen.
Als Spezialisten ihres Fachs geben sie
ihr Wissen zudem an Schulungen und
Fortbildungen weiter. Das KSW bietet in
vielen medizinischen Bereichen Patientenberatung an. Stellvertretend für sämtliche Fachgebiete geben drei Beraterinnen
aus den Bereichen Stoma1, Diabetes und
26 | LIVE 15
Brustkrebserkrankungen Einblick in ihre
Tätigkeit und beschreiben einen typischen Vormittag.
Cristina Guidese, Stomaberaterin
Am Vormittag hat Cristina Guidese mit
einem Patienten dessen Austritt vorbereitet, zwei frisch operierte Patienten
besucht und deren Stoma inspiziert, mit
einer Stomabetroffenen die selbständige
Entleerung trainiert, bei einer ambulanten Patientin die Wundheilung kontrolliert
sowie einige Telefonate geführt, Auskunft
gegeben und die Spitex beraten: klassische Aufgaben einer Stomaberaterin.
Patientenberatung
wird immer wichtiger.
Cristina Guidese arbeitet seit 1988 am
KSW und widmet sich seit 1994 vollamtlich der Stomaberatung sowie der Betreuung stationär oder ambulant behandelter
Stomapatienten. In ihrem Berufsalltag
ist sie häufig mit existenziellen Erfahrungen und Tabus konfrontiert. Cristina
Guidese: «Ein Grossteil der Betroffenen
bekundet grosse Mühe mit dem Stoma,
denn wir sind hier in einer Tabuzone. Es
geht um körperliche Ausscheidungen,
was bei sehr vielen Menschen mit Scham
und Ekel belegt ist. Unsere Aufgabe ist
es, Vertrauen aufzubauen, die Betroffenen und ihre Angehörigen zu instruieren,
die benötigten Produkte für sie zu beschaffen und bei Fragen, Problemen oder
FOKUS
Unsicherheit für sie da zu sein. Das Anlegen eines Stomas ist für viele ein Schock,
und es braucht oft viel Zeit, bis sich Stomabetroffene an das veränderte Selbstbild gewöhnt haben.»
Malou Flammang, Diabetesberaterin
Sprechstunden für ambulant oder stationär behandelte Patienten sowie Unterweisungen im Umgang mit der Krankheit
gehören zu den Hauptaufgaben der
Diabetesberaterin Malou Flammang, die
seit 1988 am Kantonsspital Winterthur
und seit 1990 in der Diabetesberatung
tätig ist.
Am Vormittag hat sie Telefonate geführt,
eine Frau mit Schwangerschaftsdiabetes
beraten sowie einen älteren Herrn mit
Typ-2-Diabetes, bei dem das Insulinschema an die andere Ernährungsweise
im Urlaub angepasst werden musste.
Ebenfalls in die Sprechstunde kam eine
Allergikerin mit einem Typ-2-Diabetes,
um – nach Absprache mit ihrem Hausarzt
– die Wirkung und die Nebenwirkungen
sowie die Verträglichkeit eines neuen
oralen Antidiabetikums zu besprechen.
«Patienten kommen häufig mit Widerständen zu uns, weil sie im Hinblick auf
mögliche Spätfolgen wie Gefässerkrankungen präventiv an ihren Lebensgewohnheiten etwas ändern sollen, aber oft
in ihre alten Muster zurückfallen. Unsere Aufgabe ist es, Vertrauen zu schaffen,
Wissen zu vermitteln und die Patienten
immer wieder zu motivieren, aktiv die angestrebten Blutzuckerwerte zu erreichen.»
Katrin Baumann, Breast Care Nurse
Katrin Baumann arbeitet seit 2004 am
KSW und war während der ersten fünf
Jahre in der Abteilung Gynäkologie tätig.
Um Brustkrebspatientinnen noch engmaschiger zu betreuen, wurde 2009 die
Stelle der Breast Care Nurse geschaffen.
Katrin Baumann übernahm diese Stelle,
die im Rahmen der Zertifizierung des
Brustzentrums (siehe S. 38) seither weiter
ausgebaut wurde. Hier berät, begleitet
und unterstützt sie Frauen mit einer
Brustkrebserkrankung.
Am Vormittag hat sie eine Patientin mit
neuen Krebsgeschwüren zum Gespräch
mit der Fachärztin begleitet, bei einer
Unter vier Augen: Offenheit und Diskretion sind beim Beratungsgespräch selbstverständlich.
Biopsie assistiert und Organisatorisches
erledigt. Sie hat ferner ein Austrittsgespräch geführt und eine Patientin instruiert sowie eine Anfrage der onkologischen Abteilung beantwortet. In einem
weiteren Telefonat konnte sie eine Frau
beruhigen, welche die Mitteilung, dass
eine Chemotherapie notwendig sei, mit
einem Todesurteil gleichsetzte. «Eine
schwere Diagnose verursacht bei vielen
Patientinnen enormen Stress, der eine
bereits stattgefundene Aufklärung verges-
sen lassen kann. In solchen Situationen
braucht es oft viel Geduld und Zeit, um
die Betroffenen von ihrer Schreckensvision abzubringen. Es sind aber gerade
solche Situationen, die mir immer wieder
zeigen, wie wichtig unsere Arbeit ist.»
1
toma: Das griechische Wort «Stoma» bedeutet
S
«Mund, Öffnung»; in der Medizin bezeichnet
es die künstlich geschaffene Verbindung zwischen
einem Hohlorgan und der Körperoberfläche
(z.B. künstlicher Darmausgang).
LIVE 15 | 27
FOKUS
Notfallstation
Retter in der Not
Vom Allergieschock über den Herzinfarkt und die Magenverstimmung bis hin zu Schnittwunden
und komplexen Brüchen; morgens, mittags, abends, nachts: Auf der Notfallstation ist nichts
planbar. Und genau deshalb braucht es ein ausgereiftes Konzept.
28 | LIVE 15
FOKUS
Notfallstation KSW. Eine Frau steht am
Empfang und hält sich den Bauch. Mit
gepresster Stimme beschreibt sie der
Pflegefachfrau ihre Beschwerden: Es
plagen sie Schmerzen, ein unangenehmes
Druckgefühl und Übelkeit. Die spezifisch
geschulte Pflegefachfrau, auch TriageNurse genannt, ist die erste Anlaufstelle
im Notfall. Sie nimmt nach dem sogenannten Manchester-Triage-System eine
Ersteinschätzung vor. Im Zweifelsfall berät sie sich mit einem Oberarzt oder einer
Oberärztin. Hier entscheidet sich, ob die
Patientin auf dem Hauptnotfall oder in
der Notfallpraxis behandelt wird.
Patienten mit einfachen Verletzungen
oder leichteren Erkrankungen werden
der Notfallpraxis zugewiesen, die das
Kantonsspital Winterthur im Mai 2013
eröffnet hat. Die Praxis befindet sich
gleich nach dem Eingang zur Linken und
verfügt über zwei Untersuchungszimmer
und einen Arbeitsbereich mit Laborgeräten, Computerarbeitsplätzen, Materialien
und Medikamenten. Mit der Integration
einer Arztpraxis in die Notfallstation
verfolgte man das Ziel, den Hauptnotfall
zu entlasten und durch die Übernahme
der nicht lebensbedrohlichen Fälle die
Wartezeiten für die Patienten zu verkürzen.
Wir wissen am Morgen nie,
was uns erwartet.
Die Triage-Nurse weist die Frau mit den
Bauchschmerzen der Notfallpraxis zu.
Hier wird die Patientin nach ausführlicher
Anamnese sofort ärztlich untersucht.
Eine medizinische Praxisassistentin entnimmt ihr Blut, eine Ultraschalluntersuchung wird organisiert und durchgeführt. Zwecks Schmerzlinderung und
Entzündungsbekämpfung werden der
Patientin Medikamente intravenös verabreicht. Nach Auswertung aller Informationen kann eine Arbeitsdiagnose gestellt werden: Die Frau leidet an einer
Gastritis. Darunter versteht man eine
Entzündung der Magenschleimhaut.
Notfallpraxis bewährt sich
Die Notfallpraxis hat sich im ersten Jahr
ihres Bestehens nicht nur bewährt, son-
Klare Absprachen im Team sorgen für einen reibungslosen Ablauf auch in Notfällen.
dern die Erwartungen der Verantwortlichen übertroffen. Die Wartezeiten für die
Patienten sind markant zurückgegangen,
das Personal im Hauptnotfall wurde
stark entlastet, und die kurzen Wege erlauben einen schnellen Austausch, wenn
die Zweitmeinung eines Kollegen oder
einer Kollegin erforderlich ist. Dr. med.
Reinhard Imoberdorf, Chefarzt Innere
Medizin, zeigt sich sehr erfreut über
diese Entwicklung: «Mit der Notfallpraxis
konnten wir ein lang gehegtes Konzept
realisieren. Durch die parallelen Pfade
sind wir heute in der Lage, die leicht und
die schwer verletzten bzw. erkrankten
Patienten unabhängig voneinander zu
behandeln. Dies hat die Wartezeiten für
Notfallpatienten mit weniger bedrohlichen gesundheitlichen Problemen markant verkürzt und den Hauptnotfall spürbar entlastet.»
Die Notfallpraxis, von der medizinischen
Praxisassistentin Virginia Grosso aufgebaut und zusammen mit Felix Harter,
Internist und Oberarzt, am 4. Mai 2013
eröffnet, gehört zu den Massnahmen, die
im Rahmen des stetigen Optimierungsprozesses am KSW entwickelt wurden.
Zum eingespielten Team zählen heute
4 Oberärzte und 7 medizinische Praxisassistentinnen. Die Praxis ist an 365 Tagen im Jahr von 8.00 bis 23.00 Uhr für
Patienten über 16 Jahre geöffnet. Die
jüngeren Patienten werden dem Kindernotfall zugewiesen. Da Patienten mit
weniger schlimmen Erkrankungen oder
Verletzungen die Notfallstation selber
aufsuchen, treffen nachts nur vereinzelte
ein. Diese werden dann auf dem Hauptnotfall betreut.
Seit März 2014 werden auch kleinere
chirurgische Fälle wie zum Beispiel Rissoder Platzwunden oder Distorsionen in
der Notfallpraxis behandelt. Virginia
Grosso mag ihre Arbeit sehr: «Bei uns ist
kein Tag wie der andere. Heute Vormittag war es eher ruhig, und über Mittag
kamen plötzlich drei Patienten praktisch
gleichzeitig. Wenn ich am Morgen zu
arbeiten beginne, weiss ich nie, was mich
LIVE 15 | 29
FOKUS
erwartet. Durch die Vielseitigkeit der
Fälle lernt man auch immer wieder
Neues dazu.»
Von Sportverletzungen
bis zu Malaria
Diese Vielseitigkeit, die geringere administrative Belastung und die im Vergleich
zur Stationsarbeit strukturierteren Arbeitszeiten sind Kriterien, die auch Felix
Harter an seiner Tätigkeit besonders
schätzt. «Heute Vormittag suchte uns
eine schwangere Frau auf, die sich wegen
eines viralen Infekts der oberen Atemwege zu Recht Sorgen machte, sowie ein
junger Mann mit schlimmem Magenbrennen. Bei einer Patientin, die wir
letzte Woche wegen einer eingewachsenen und eitrigen Piercingstelle behandelt
hatten, führten wir die Nachkontrolle
durch, und wir untersuchten eine Frau,
die einen Stromschlag erlitten hatte.
Ansonsten behandeln wir zum Beispiel
Menschen mit Herzrasen, Blasenentzündungen, Kontusionen, Läsionen, Augenproblemen und vielem anderem. Wir
haben unlängst sogar einen Malariafall
diagnostiziert und die Behandlung in die
Wege geleitet», erklärt er und erkundigt
sich bei der Frau mit den Bauchschmerzen nach ihrem Befinden. Die Patientin
ist inzwischen schmerzfrei und kann nach
nur einer Stunde wieder nach Hause gehen. Die Nachkontrolle wird ihr Hausarzt
durchführen, dem Felix Harter einen ausführlichen Bericht schicken wird.
Patienten mit schweren und potenziell
lebensbedrohenden Verletzungen werden mit dem Rettungswagen oder dem
Bei Schlaganfällen spielt Zeit eine kritische Rolle.
Was bedeutet der Slogan «Time is Brain»?
Dr. med. Biljana Rodic
LEITENDE ÄRZTIN
LEITERIN STROKE-UNIT
Stroke-Unit – «Time is Brain»
Die Stroke-Unit am Kantonsspital Winterthur
wurde im April 2013 eröffnet und im September
2014 zertifiziert. Was ist eine Stroke-Unit?
Die Stroke-Unit ist eine speziell für die Schlaganfallbehandlung eingerichtete Station mit der Möglichkeit einer
sofortigen und für den Schlaganfall spezifischen Diagnostik und Therapie. Die Ziele in der Stroke-Unit sind:
die Ursache des Schlaganfalls rasch zu klären, die Auswirkungen eines Schlaganfalls möglichst gering zu halten
und weitere Schlaganfälle zu verhindern. Bereits in den
ersten Stunden beginnt die Frührehabilitation mit
dem Ziel, die Selbständigkeit im Alltag zu erhalten oder
wiederherzustellen.
30 | LIVE 15
Jeder Schlaganfall ist ein Notfall, bei dem jede verlorene
Minute zum unwiderruflichen Ausfall von Tausenden von
Hirnnervenzellen führt. Die Stroke-Unit steht für schnelles Handeln: Wir führen sofort standardisierte klinische
Tests sowie eine Computertomographie durch und entnehmen Blut zur Analyse. Oft geht es bei der anschliessenden Therapie um die Wiedereröffnung des verstopften
Hirngefässes. Dazu stehen uns Medikamente zur Verfügung, die über eine Vene ins Blut gebracht werden und
das Blutgerinnsel auflösen. Mit dieser Therapie beginnen
wir bereits im Schockraum der Notfallstation.
Wie hat sich in diesem Kontext die Telemedizin
bisher bewährt?
Die Telemedizin ermöglicht neurologische Expertise rund
um die Uhr. So können wir bei einem nächtlichen Schlaganfall die Behandlung des Patienten bereits auf seinem
Weg ins Spital planen, ihn dann von zu Hause aus per
ferngesteuerter Videokamera im Schockraum neurologisch untersuchen, die Befunde mit dem Behandlungsteam
im KSW diskutieren und die Bilder der Computertomographie ansehen.
Wie viele Patienten wurden in der Stroke-Unit
bisher behandelt?
Seit der Eröffnung im April 2013 bis heute (Stand Ende
September 2014) wurden auf unserer Stroke-Unit 402
Patienten behandelt. Diese Zahl bestätigt, dass sich das
Konzept der Akutversorgung des Schlaganfalls am KSW
gut etabliert hat.
FOKUS
Rettungshelikopter zur Notfallstation
transportiert. Sie lösen am KSW eine
Reihe von ganz bestimmten Aktionen
aus, denn diese Patienten benötigen immer eine rasche und interdisziplinäre Behandlung. Während der Rettungswagen
durch die Strassen rast oder der Helikopter im Anflug ist, versammelt sich das
spezialisierte Notfallteam bereits im sogenannten Schockraum, der mit allen
wichtigen Apparaten ausgerüstet ist.
Die Wartezeiten für Patienten
sind markant zurückgegangen.
Das Team setzt sich zusammen aus je
einem Ober- und einem Assistenzarzt aus
der Chirurgie und der Anästhesiologie,
dem diensthabenden Neurochirurgen,
einer Fachperson für medizinisch-technische Radiologie und je einer Pflegefachperson der Notfallstation sowie der Anästhesiologie. Im Schockraum geht es
darum, die relevanten Verletzungen und
deren Schweregrad in wenigen Minuten
zu erkennen und die Patienten so weit zu
stabilisieren, dass eine Weiterbehandlung
im Operationssaal oder auf der Intensivstation möglich ist.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Mit der Kaderärztin und Chirurgin Dr. med.
Barbara Fiedel, die seit dem 1. Januar
2015 ausschliesslich auf der Notfallstation tätig ist, wird die Kontinuität auf
dem Notfall weiter erhöht. Dem Leiter
der interdisziplinären Notfallstation, PD
Dr. med. Christoph Meier, Chefarzt und
Leiter Traumatologie, liegt das stete Streben nach Verbesserung sehr am Herzen:
«Die interdisziplinäre Zusammenarbeit
ist gerade auf der Notfallstation enorm
wichtig. Durch die laufende Optimierung
der Prozesse nutzen wir Synergien und
Ressourcen optimal, was wiederum den
Patienten zugutekommt.»
Die Teams des Hauptnotfalls und der
Notfallpraxis arbeiten Hand in Hand und
sorgen mit den eingespielten Abläufen
und der interdisziplinären Zusammenarbeit dafür, dass man sich auf der Notfallstation des Kantonsspitals Winterthur
bestens aufgehoben fühlt.
LIVE 15 | 31
FOKUS
In Rüti wird ein Linearbeschleuniger der neusten Generation eingesetzt. Er erlaubt eine hochpräzise und wirkungsvolle Therapie.
Zentrum für Radiotherapie Rüti (ZRR)
Modern, menschlich
und am richtigen Ort
Seit Herbst 2014 wird im neuen Zentrum für Radiotherapie Rüti modernste Strahlentherapie
angeboten. Dank der überkantonalen Kooperation mit verschiedenen Regionalspitälern und
einer Privatpraxis profitieren die Patienten aus dem Zürcher Oberland und dem Linthgebiet von
einer kurzen Anreise.
32 | LIVE 15
FOKUS
Die Patienten, die im hellen Wartezimmer Platz nehmen, wissen genau, was sie
erwartet. Die meisten von ihnen kommen
täglich ins Zentrum für Radiotherapie
Rüti (ZRR), um sich bestrahlen zu lassen,
und das über mehrere Wochen hinweg.
Damit das Wachstum der Krebszellen gestoppt werden kann, sind oft Dutzende
von Therapiesitzungen erforderlich. Die
Bestrahlung selbst dauert nur wenige Minuten, kurz danach können die Patienten
sich wieder auf den Heimweg machen.
Obschon die Nebenwirkungen der Strahlentherapie heute deutlich geringer sind
als früher, stellen die vielen Termine für
die erkrankten Menschen eine Belastung
dar. Umso wichtiger ist es deshalb, dass
die Bestrahlung möglichst nahe am
Wohnort der Patienten durchgeführt
werden kann. Genau dies wird mit dem
neuen Zentrum für Radiotherapie Rüti
erreicht: Für die Patienten aus dem Zürcher Oberland und dem Linthgebiet, die
bisher zur Behandlung ans KSW nach
Winterthur fahren mussten, verkürzt
sich die Anreise erheblich.
rund 280 000 Einwohner schliessen können», sagt Chefarzt Urs R. Meier. Auch
architektonisch vermag das neue Zentrum zu überzeugen: Die umlaufende
Glasfassade sorgt für viel Tageslicht im
grosszügigen Aufenthaltsbereich und in
den Besprechungszimmern, während die
Behandlungsräume in den Hang des ansteigenden Areals gebaut wurden. Der
markante Bau war in einem Jahr auf dem
Areal des ehemaligen Spitals in Rüti im
Zürcher Oberland erstellt und eingerichtet worden. Im letzten Sommer war der
Linearbeschleuniger, das Herzstück des
ZRR, eingebaut worden. Elf Tonnen
wiegt das gesamte Gerät, die verschiedenen Komponenten mussten separat angeliefert werden. Danach waren Medizinphysiker und Ingenieure zusammen mit
Spezialärzten für Radioonkologie des
KSW im Einsatz, um die Hightech-Apparatur für den klinischen Betrieb vorzubereiten.
Mit dem ZRR wurde die Lücke
in der ambulanten radioonkolo-
Eine wegweisende Kooperation
Das neue Zentrum hat im Herbst 2014
den Betrieb aufgenommen. Betrieben
wird es von Fachleuten der Klinik für
Radio-Onkologie des KSW, die ihre langjährige Erfahrung in Strahlentherapie
einbringen. Das ZRR wird von dem Spital
Uster, dem GZO Spital Wetzikon, dem
Tumorzentrum ZeTuP in RapperswilJona, dem Spital Linth in Uznach und
dem KSW getragen. «Für die einzelnen
Regionalspitäler wären die Anschaffung
und der Betrieb eines Linearbeschleunigers nicht möglich gewesen. Dank der
wegweisenden Kooperation lässt sich die
Infrastruktur gemeinsam finanzieren
und nutzen», sagt Dr. med. Urs R. Meier,
Chefarzt am ZRR und Direktor der Klinik
für Radio-Onkologie am KSW. «Auf diese Weise können wir Strahlentherapie
nun dezentral, das heisst nahe bei den
Patienten, anbieten. Modernste Medizin
bleibt nicht mehr länger auf die grossen
Zentren beschränkt.»
Damit wird das Leistungsangebot in der
Region deutlich verbessert. «Mit dem
ZRR haben wir die Lücke in der ambulanten radioonkologischen Versorgung für
gischen Versorgung für rund
280 000 Einwohner geschlossen.
In Rüti kommt ein Linearbeschleuniger
der neusten Generation zum Einsatz.
«Damit können wir alle derzeit mit dieser
Gerätetechnologie verbundenen Verfahren für eine bessere Tumorbehandlung
einsetzen und die Patienten optimal behandeln», sagt Dr. med. Urs R. Meier.
Vor der ersten Behandlung legt ein Radioonkologe die zu bestrahlende Zone fest,
und ein Physiker berechnet die Strahlenverteilung. Auf diese Weise kann der Tumor
anschliessend millimetergenau bekämpft
werden, wobei für jeden Patienten ein individueller Bestrahlungsplan erstellt wird.
Dank der hohen Präzision und der Aufteilung der Strahlung in Einzeldosen kann
das gesunde Gewebe geschont werden.
Die bestmögliche Therapie
Die Bestrahlung von Tumoren wird am
ZRR in enger Zusammenarbeit mit den
Fachleuten der beteiligten Zentren durchgeführt. Anhand der Krankenakte wird
der Fall jedes Patienten vorgängig am
Tumorboard von den involvierten Spezialisten besprochen und die bestmögliche
Therapie evaluiert. Am neuen Standort
in Rüti werden auch Beratungen bei
Tumorerkrankungen durchgeführt, zudem können Zweitmeinungen eingeholt
werden. Ebenso wichtig wie die modernste medizinische Behandlung ist die
persönliche Begleitung der Patientinnen
und Patienten. Dazu gehören der direkte
Kontakt zum Team der Fachleute und
offene Gespräche, auch mit den Angehörigen. Bei Bedarf steht eine Psychoonkologin zur Verfügung. Sie kann Betroffenen
helfen, Verunsicherungen und Ängste im
Zusammenhang mit einer Tumorerkrankung zur Sprache zu bringen.
Die Tumorbehandlung wird in enger
Zusammenarbeit mit den Fachleuten der
beteiligten Zentren durchgeführt.
FOKUS
Ersatzneubau Bettenhochhaus «didymos»
Ein grosser Schritt
in die Zukunft
Das KSW steht vor einer grossen Entwicklung: Das bald 50-jährige Bettenhochhaus wird
durch einen modernen Neubau ersetzt. So ist die hohe Qualität der Gesundheitsversorgung in
der Region garantiert. Während der gesamten Bauzeit bleibt der Spitalbetrieb aufrechterhalten.
Auf den ersten Blick sieht man dem Bettenhochaus das Alter nicht an. Unlängst sind
die Zimmer auf der Geburtsabteilung
grosszügig und freundlich renoviert worden, neue Behandlungszimmer wurden
eingerichtet. Und doch: Die laufenden Erneuerungen können nichts daran ändern,
dass das markante Bettenhochhaus des
KSW bald 50-jährig ist. Zwar funktioniert noch alles tadellos. Um die hohe
Qualität aufrechtzuerhalten, müssten
aber Haustechnik, elektrische und sanitäre Installationen von Grund auf saniert
werden. Da und dort ist der Platz für die
täglichen Arbeitsabläufe knapp, aufgrund der Architektur sind manche der
Mit dem Neubau erfährt auch der Park rund um das KSW eine Aufwertung.
34 | LIVE 15
Wege für das Personal etwas lang. Das
bestehende Bettenhochhaus zu sanieren,
das hat eine umfassende Analyse gezeigt,
ist nicht zweckmässig. Der Aufwand wäre
dafür viel zu gross, und an der heute nicht
mehr optimalen Gebäudestruktur würde
sich nichts ändern. Mit einem Neubau
können die hohen Ansprüche an die
FOKUS
Die moderne Infrastruktur ermöglicht es, die Abläufe weiter zu verbessern.
Gesundheitsversorgung, welche an das
KSW gestellt werden, viel besser erfüllt
werden. Das neue Gebäude – weniger
hoch, dafür mit grösserem Grundriss –
bietet enorme Vorteile: Die Abläufe
werden erleichtert, die Qualität von Behandlung und Pflege der Patienten kann
gesteigert werden. Das kommt auch den
Mitarbeitenden zugute, denen das KSW
eine moderne Infrastruktur und attraktive Arbeitsplätze bieten kann. Zudem
wird die Wirtschaftlichkeit verbessert,
auch was den Unterhalt des Gebäudes
betrifft; dank besserer Isolation und
neuer Gebäudetechnik kann viel Energie
eingespart werden.
Das Wohl der Patienten im Blick
Der Ersatzneubau erlaubt es, die Bedürfnisse der Patienten noch besser zu erfüllen. Es sind im neuen Gebäude überwiegend Einbettzimmer vorgesehen. Damit
erhält das KSW gesamthaft einen zeitgemässen Zimmermix. Das bringt nicht
nur zusätzlichen Komfort, die Patienten
müssen während ihres Aufenthalts auch
seltener verlegt werden, die Gefahr von
Spitalinfektionen sinkt. Zudem können
viele Untersuchungen direkt am Patientenbett durchgeführt werden. All dies wirkt
sich positiv auf die Zufriedenheit der Patienten und auf den Heilungsverlauf aus.
Mit dem Neubau erfährt der Park rund
um das KSW eine Aufwertung. Ursprünglich war das Kantonsspital als Klinik in
einem Park erbaut worden. Um den
wachsenden Anforderungen gerecht zu
werden, wurden über die Jahre verschie-
dene Erweiterungen vorgenommen. Dadurch wurde die Grünfläche erheblich
reduziert, unter anderem durch den Bau
der Poliklinik, des Verbindungstraktes
und des Bettenprovisoriums.
In der ersten Phase wird der
Neubau für die Radio-Onkologie
realisiert, ab 2017 erfolgt
der Bau des Betten- und des
Eingangstraktes.
Nun wird der Ersatzbau geschickt auf
dem Areal vor dem Hochhaus platziert,
das heute als Parkplatz genutzt wird.
Der gleichzeitige Bau einer Tiefgarage
ermöglicht es, das KSW wieder in eine
grosszügige Parkanlage einzubetten.
Umfassende Planung
Wer ein neues Spital baut, denkt in langen Zeiträumen. Die gründliche, professionelle Planung begann vor über zehn
Jahren mit einer Machbarkeitsstudie.
Später folgten Betriebskonzept, Leistungseckwerte und Raumprogramm, bis
2009 mit dem Wettbewerb gestartet
werden konnte. Daraus ging das Projekt
«didymos» der Planergemeinschaft Rapp
Arcoplan und Butscher Architekten aus
Basel als Sieger hervor. Das Projekt, das
mit einer klaren Architektur überzeugt,
sieht zwei Gebäude vor: einen Bettentrakt mit zehn Etagen und einen siebengeschossigen Eingangstrakt, der den
Neubau mit den bestehenden Gebäuden
verbindet.
Nicht nur die Planung verlangt einen langen Atem, auch die Erstellung benötigt
Zeit. Umso wichtiger ist es, dass der Spitalbetrieb während der gesamten Bauzeit aufrechterhalten bleibt. Die Bauarbeiten am KSW werden bis Ende 2019
dauern, so lange wird das Bettenhochhaus weiter genutzt. In der ersten Phase
wird der Neubau für die Radio-Onkologie
realisiert, ab 2017 erfolgt der Bau des
Betten- und des Eingangstraktes. Diese
Gebäude werden voraussichtlich 2019 in
Betrieb genommen. Erst wenn der Neubau bezogen ist, beginnt der Rückbau des
Bettenhochhauses. Auf diese Weise kann
auf den Bau eines Provisoriums verzichtet werden, die Beeinträchtigungen für
die Patienten und die Mitarbeitenden
lassen sich auf ein Minimum reduzieren.
Die Entwicklung am KSW spiegelt die
Veränderungen im Gesundheitswesen.
Dank den medizinischen Fortschritten
können Patienten das Spital nach einem
Eingriff heute früher verlassen, viele Behandlungen werden ambulant durchgeführt. Die Zahl der behandelten Patienten
und der Pflegetage ist stark angewachsen. Diese Entwicklung wird sich auch in
Zukunft fortsetzen. Mit dem Ersatzneubau und den Investitionen in bestehende
Gebäude entsteht ein modernes und
flexibles Spital, das den wachsenden
Anforderungen gerecht wird und die hohe Qualität der Gesundheitsversorgung
in der Region und darüber hinaus sicherstellt.
LIVE 15 | 35
ZENTRUM
Tumorzentrum Winterthur
Institutionalisierte
Zusammenarbeit
Bei Krebserkrankungen erhöht die interdisziplinäre Zusammenarbeit die Chancen für eine
erfolgreiche Therapie. Am KSW sind die spezialisierten Kompetenzzentren unter dem Dach
des Tumorzentrums vereint, das unter der Leitung von Prof. Dr. med. Miklos Pless steht.
Wie ist die Zusammenarbeit mit den einzelnen
Zentren bzw. Abteilungen organisiert?
Prof. Dr. med. Miklos Pless
LEITER TUMORZENTRUM WINTERTHUR
CHEFARZT MEDIZINISCHE ONKOLOGIE
Herr Prof. Pless, Sie sind Chefarzt der Medizinischen
Onkologie und leiten das Tumorzentrum Winterthur.
Welche Aufgaben nimmt das Tumorzentrum wahr?
Alle Tätigkeiten, die mit der Behandlung von Krebspatienten
in Zusammenhang stehen, werden im Tumorzentrum gebündelt,
gestrafft und koordiniert. Das ermöglicht uns, Kompetenzen,
die bei allen Krebserkrankungen erforderlich sind, gemeinsam
zu nutzen. So vermeiden wir Überschneidungen oder Doppelspurigkeiten. Gute Beispiele für solche Querschnittsfunktionen
sind etwa die Pathologie und die Diagnostik oder die Chemound die Bestrahlungstherapie.
Ferner betreiben wir unter strengster Kontrolle klinische
Forschung für alle Unterabteilungen. Die klinische Forschung
ist ein zusätzlicher Gradmesser für die Qualität des Spitals
und ermöglicht es uns, unseren Patienten neue Medikamente
anzubieten.
Eine weitere zentrale Aufgabe ist die einheitliche Organisation
des Datenmanagements. Alle Abteilungen sind verpflichtet,
die Daten unserer Patienten in einer Datenbank festzuhalten.
Im übergeordneten Tumorzentrum sorgen wir für ein einheitliches Datenmanagement, indem wir den Abteilungen die
Software zur Verfügung stellen.
36 | LIVE 15
Die am KSW gelebte interdisziplinäre Zusammenarbeit ist
nicht neu, sondern die konsequente Weiterführung unserer
Strategie, um gemeinsam das Beste für unsere Patienten zu
erreichen. Auch das interdisziplinäre Tumorboard, an dem
Spezialisten verschiedener Fachgebiete die Fälle besprechen
und zusammen die optimale Behandlung festlegen, ist am
KSW fest verankert.
Geändert hat sich, dass wir zwei Zentren – das Brustzentrum
und das Darm- und Pankreastumorzentrum – zertifizieren
liessen. Der Zertifizierungsprozess setzte voraus, dass wir die
hohen Qualitätsanforderungen nicht nur erfüllen, sondern
dies auch schriftlich belegen. Zudem mussten wir unsere
Reglemente vorlegen, in denen die Abläufe ganz genau festgehalten sind. Alle Involvierten wissen, welche Aufgaben
sie in Eigenverantwortung übernehmen und für welche
Aufgaben eine andere Organisationseinheit zuständig ist.
Haben auch Patienten und spitalexterne Stellen
direkten Zugang zum Tumorzentrum?
Das Tumorzentrum ist eine übergeordnete organisatorische
Einheit, die in erster Linie koordinative und steuernde Aufgaben wahrnimmt. Patienten oder spitalexterne Stellen wenden
sich am besten direkt ans jeweilige Organzentrum, damit die
Versorgung schnellstmöglich in die Wege geleitet wird.
Wenn sich Patienten direkt bei uns im Tumorzentrum melden,
übernehmen wir die Triage. Das heisst, wir entscheiden, von
welchem Fachbereich der jeweilige Patient am schnellsten
versorgt wird, und weisen ihn der entsprechenden Abteilung zu.
Auf den folgenden Seiten werden das Brustzentrum
sowie das Darm- und Pankreastumorzentrum vorgestellt. Sind weitere Kompetenzzentren geplant?
Das Konzept der interdisziplinären synergetischen Zusammenarbeit ergibt Sinn, weshalb wir weitere Zentren aufbauen
werden. Als nächste werden voraussichtlich ein gynäkologisches
Tumorzentrum sowie ein Prostatazentrum folgen.
ZENTRUM
LIVE 15 | 37
ZENTRUM
Brustzentrum
Gebündelte Expertise
für mehr Qualität
Ein disziplinenübergreifendes medizinisches Zentrum entspricht dem modernen
Verständnis einer qualitativ hochstehenden medizinisch-pflegerischen Versorgung.
Das Brustzentrum am KSW geht mit gutem Beispiel voran und wurde im
September 2014 mit dem Qualitätszertifikat ausgezeichnet.
Montagmorgen, Kantonsspital Winterthur,
Trakt 10, ein Sitzungszimmer im 3. Obergeschoss. Experten aus allen in Diagnostik,
Therapie und Pflege von Brustkrebspatientinnen involvierten Fachrichtungen
haben sich zum Tumorboard versammelt.
Die Breast Care Nurse steht Brustkrebspatientinnen fachlich und menschlich zur Seite.
Hier diskutieren die Spezialisten aus Radiologie, Gynäkologischer Onkochirurgie,
Pathologie, Medizinischer Onkologie,
Radio-Onkologie, Plastischer Chirurgie und
der Pflege in prä- und postoperativen
Boards die aktuellen Fälle. Woche für
Woche werden 8 bis 15 Fälle vorgestellt
und im interdisziplinären Austausch
besprochen. Von dieser gebündelten Expertise profitieren in erster Linie die
Patientinnen, aber auch die Spezialisten
empfinden die Ideen und Anregungen aus
anderen Fachbereichen als Gewinn.
«Brustkrebs ist eine Krankheit mit vielen
Facetten, kein Fall ist wie der andere –
für jede einzelne Patientin wird das optimale Vorgehen gemeinsam festgelegt»,
erklärt Prof. Dr. med. Uwe Güth, Leiter
des Brustzentrums am Kantonsspital
Winterthur. Diese fest geregelte interdisziplinäre Zusammenarbeit ist eines
von rund 100 Kriterien, die ein Brustzentrum erfüllen muss, um das Zertifikat
der Krebsliga Schweiz und der Schweizerischen Gesellschaft für Senologie zu
erlangen.
Nachgewiesene Erfahrung
Zertifizierte Brustzentren müssen sich
auch über die jährliche Betreuung von
mindestens 125 Brustkrebspatientinnen
und die einzelnen Fachvertreter über die
geforderten Fallzahlen in ihrer jeweiligen
Disziplin ausweisen. Dadurch haben die
Patientinnen Gewähr, dass sich ausschliesslich versierte Spezialisten um sie
ZENTRUM
Bildgebende Verfahren: wichtige Hilfsmittel bei der Vorsorge und der Diagnose von Brustkrebserkrankungen.
kümmern. Zu den Zertifizierungskriterien gehören ferner Anforderungen an die
Aus- und Weiterbildung der Experten, an
die Infrastruktur sowie an die administrativen Abläufe und an die Dokumentation der Fälle. Die saubere Dokumentation
ist zwar aufwendig, gewährleistet aber
eine hohe Transparenz und verbessert
den ganzen Nachsorgeprozess. Denn
letztlich dient eine hohe Qualität in erster
Linie den Betroffenen. So ist das Team
des Brustzentrums und mit ihm das KSW
als Ganzes zwar sicher sehr stolz, mit
dem Label ausgezeichnet worden zu sein.
Für jede einzelne Patientin
wird das optimale Vorgehen
gemeinsam festgelegt.
Aber das Streben nach einem Höchstmass an Qualität ist letztlich nicht von
einem Zertifikat abhängig, sondern vielmehr von einer inneren Überzeugung, die
vom ganzen Spital gelebt wird. Dazu
Prof. Dr. med. Uwe Güth: «Die Auszeichnung mit dem Qualitätslabel für Brustzentren bestätigt unser hohes Qualitätsniveau und trägt dazu bei, dass Betroffene
sowie zuweisende Ärztinnen und Ärzte das
Brustzentrum erst recht als regionales
Kompetenzzentrum für Brusterkrankungen
wahrnehmen. Ein Zertifizierungsprozess
ist verbunden mit der Fähigkeit zur Selbstkritik und mit dem steten Anspruch, sich
zu verbessern. Die Zertifizierung mit
ihren strengen Vorgaben führt dazu, dass
ein gutes Brustzentrum zu einem sehr
guten wird.»
Interdisziplinäre Betreuung
und Behandlung
Brustkrebs ist die häufigste Krebsart in
der Schweiz. Jede achte bis neunte Frau
erkrankt im Verlauf ihres Lebens daran.
Gleichzeitig handelt es sich um eine
Krebsart, die dank der enormen Fortschritte in Diagnostik und Therapie erfolgreich behandelt werden kann – drei
Viertel der Betroffenen können heute geheilt werden. Trotz dieser erfreulichen
Fortschritte erleben Patientinnen und
Patienten (rund ein Prozent der Fälle
sind Männer) die körperlichen und seelischen Auswirkungen dieser Tumorerkrankung als tiefen Einschnitt in ihr Leben. Umso wichtiger ist es, Betroffenen
die bestmögliche medizinische Behandlung und eine individuelle Begleitung in
jeder Phase der Erkrankung anzubieten.
Die patientenfokussierte, interdisziplinäre Organisation des Brustzentrums, die
Bündelung der Kompetenzen und der kollegiale Austausch erhöhen einerseits die
Sicherheit für die Patientinnen und verbessern andererseits die spitalinternen
Abläufe. Grossen Wert legt man am
KSW auch auf die Nachbetreuung. Dazu
gehören regelmässige medizinische
Nachkontrollen, daneben betreuen erfahrene Breast Care Nurses, Physiothe-
rapeuten, Psychoonkologen und weitere
Fachpersonen die Betroffenen während
der Behandlung und darüber hinaus.
Flächendeckende Versorgung
Ein besonderes Qualitätsmerkmal des
Brustzentrums am KSW ist seine Zugehörigkeit zum Netzwerk «Senosuisse».
Dieser Verein strebt ein flächendeckendes Angebot an senologischen Dienstleistungen an. So sind dem Brustzentrum am
KSW sogenannte Netzwerkpartner angegliedert, die – gewissermassen als Aufnahmeprüfung – zahlreiche Qualitätskriterien erfüllen müssen, was von externen
Auditoren überprüft wird. Zu den Partnern des Brustzentrums am KSW zählen
das Spital Bülach, das Kantonsspital
Schaffhausen, das Spital Uster, das GZO
Spital Wetzikon sowie niedergelassene
Ärzte. Senosuisse stellt die einheitliche
wohnortsnahe Betreuung von Brustkrebspatientinnen und -patienten aus der
gesamten Region auf hohem Niveau sicher. Jedes Jahr profitieren im «Brustzentrum Senosuisse» mehrere hundert
Betroffene von der Zusammenarbeit erfahrener Brustkrebsspezialisten. «Das
Ziel von Senosuisse ist, dass sich jede
Frau mit Brustkrebs in unserer Region
auf die hochwertige Qualität eines Brustzentrums verlassen kann. Das ist so in
der Schweiz eigentlich einzigartig», fasst
Prof. Dr. med. Uwe Güth die Intention
des Vereins zusammen.
LIVE 15 | 39
ZENTRUM
Die diagnostische Abklärung eines jeden Spezialisten fliesst in die interdisziplinäre Gesamtbeurteilung ein.
Darm- und Pankreastumorzentrum
Vernetzte Kompetenzen
zum Wohl der Patienten
Am Darm- und Pankreastumorzentrum kümmert sich ein ganzes Team von Spezialisten
um die Krebspatienten. Diese interdisziplinäre Betreuung erhöht die Qualität der Behandlung
und schenkt den Betroffenen Sicherheit. Das Darm- und Pankreastumorzentrum am
Kantonsspital Winterthur wurde dafür mit dem wohl anforderungsreichsten Zertifikat
Europas ausgezeichnet.
Der Verdacht des Hausarztes hat sich leider bestätigt: Die Diagnostikspezialisten
am Darm- und Pankreastumorzentrum
am Kantonsspital Winterthur haben
40 | LIVE 15
beim 65-jährigen Werner D. Enddarmkrebs festgestellt. Der Hausarzt hatte
seinen Patienten dem spezialisierten
Zentrum zugewiesen, weil ihm die Be-
schwerden von Werner D. Sorgen bereitet
hatten: Dieser hatte über Blutungen aus
dem After, Blut im Stuhl und unregelmässigen Stuhlgang geklagt.
ZENTRUM
Am KSW werden bei Werner D. zunächst
diverse diagnostische Abklärungen durchgeführt. «Die Darmspiegelung ist bei Blut
im Stuhl die erste und wichtigste Untersuchung, weil sie den Tumorverdacht bestätigt oder widerlegt», erklärt Dr. med.
Ueli Peter, Leitender Arzt Gastroenterologie am KSW. Bei einer positiven Diagnose
zeigen im Anschluss daran vorgenommene Untersuchungen mit bildgebenden
Verfahren wie Computertomographie,
Magnetresonanztomographie und Ultraschall, wo sich der Tumor befindet und ob
er Metastasen gebildet hat.
Dr. med. Felix Grieder, Leitender Arzt
für Viszeral- und Thoraxchirurgie, trägt
alle Informationen zusammen, um den
Fall von Werner D. am Tumorboard vorzustellen und gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen das optimale Vorgehen zu besprechen. Am Tumorboard
kommen alle Experten aus den verschiedenen involvierten Disziplinen zusammen,
um die Sichtweise aus ihrem Spezialgebiet einzubringen: Chirurgen, Radio-Onkologen, Onkologen, Pathologen, aber
auch Fachleute aus der Psychoonkologie
und der Pflege.
Gebündeltes Spezialwissen
«In diesem Gremium diskutieren wir, ob
wir vor der Operation bestrahlen und eine
Chemotherapie durchführen», erklärt Dr.
Grieder. Dr. med. Sabina Schacher, Oberärztin Medizinische Onkologie, ergänzt:
«Je nach Befund kann es erforderlich
sein, durch die Kombination von mehreren
Therapieformen die Sicherheit in Bezug
auf ein Wiederauftreten des Tumors zu
erhöhen.» Gemeinsam wird ein Therapiekonzept für Werner D. entwickelt und mit
ihm besprochen, denn die Patienten werden in die Entscheidungen einbezogen
und von Beginn an engmaschig begleitet.
Bei Werner D. ist der Tumor bereits so
weit fortgeschritten, dass eine sechswöchige Bestrahlung in Kombination mit
einer Chemotherapie nötig ist. Diese Therapie macht eine vier- bis achtwöchige
Erholungsphase vor der Operation nötig.
In dieser Zeit wird zur Unterstützung der
Patienten oft auch die Ernährungsberatung involviert.
Werner D. hat sich wenige Wochen später so gut erholt, dass die Operation
durchgeführt werden kann. Weil diese
vorübergehend einen künstlichen Darmausgang erforderlich macht, gehört die
Stomatherapeutin ebenfalls von Anfang
an zum interdisziplinären Team.
«Nach der erfolgreichen Operation besprechen wir den Fall erneut am Tumorboard und entscheiden gemeinsam, ob es
notwendig ist, mit einer Chemotherapie
fortzufahren. So oder so wird der Patient
weiterhin betreut und kommt in enger
Abstimmung mit seinem Hausarzt jährlich zur Kontrolle», fasst Dr. Grieder den
weiteren Behandlungsablauf zusammen.
Der Mensch im Zentrum
So wie Werner D. werden am KSW alle
Patienten mit Darm- oder Bauspeicheldrüsenkrebs von einem interdisziplinären
Team betreut. Dieses gemeinsame Engagement zum Wohle der Patienten macht
ein spezialisiertes Zentrum aus, das diesen Namen auch wirklich verdient. «Bei
der Tumorbehandlung tragen Spezialisten
aus den verschiedenen fachmedizinischen
Bereichen durch ihr Fachwissen dazu bei,
gemeinsam für jeden einzelnen Patienten
die optimale Behandlung festzulegen»,
erklärt PD Dr. med. Stefan Breitenstein,
Direktor des Departements Chirurgie,
Chefarzt für Viszeral- und Thoraxchirurgie und Leiter des Darm- und Pankreastumorzentrums.
Engmaschige Patientenbetreuung vom Eintritt
bis zur Nachsorge.
Über ein Jahr lang hat man sich am KSW
darauf vorbereitet, die ganzheitliche
Versorgung von Patienten mit Tumoren
im Bereich des Darms oder der Bauchspeicheldrüse nach den europaweit
strengsten Kriterien zertifizieren zu lassen. Im November 2014 wurde das Darmund Pankreastumorzentrum mit dem
Zertifikat von OnkoZert* ausgezeichnet.
Das Zentrum umfasst über 40 medizinische, pflegerische, therapeutische und
technische Fachdisziplinen. «Es war aufwendig, alle involvierten Bereiche in einheitliche Behandlungspfade einzubinden
und damit die Behandlungsqualität der
Einzelnen in eine übergeordnete Versorgungsqualität zu überführen», sagt Dr.
Peter, «aber es hat sich gelohnt. Die rund
100 Kriterien, die wir für die Zertifizierung erfüllen mussten, regeln sowohl das
jeweils geforderte Fachwissen als auch
die technische Ausstattung und die Dokumentation der Behandlungspfade sowie
der Patientendaten.»
Die Zertifizierungskriterien und die jährliche Rezertifizierung bringen es mit sich,
dass alle schriftlich dokumentierten Prozesse laufend optimiert werden und dadurch jene Transparenz über sämtliche
Bereiche schaffen, die eine aussagekräftige Qualitätsmessung ermöglicht. Dazu
zählen beispielsweise die jährlichen Fallzahlen pro Eingriffsart, über die sich
nicht nur die Klinik insgesamt, sondern
auch der einzelne Operateur ausweisen
muss. Aber auch die Wartezeiten stehen
auf dem Prüfstand, die im Rahmen koordinierter Behandlungspfade zwar keine
Blitzentscheide einzelner Spezialisten
mehr zulassen, jedoch Verzögerungen
wirkungsvoll vorbeugen – alle Massnahmen dienen in erster Linie dem Wohl der
Patienten.
Partnerschaftliche Versorgung
Dass diese ebenso anspruchsvolle wie
aussichtsreiche Form der Kooperation
kein rein KSW-internes System darstellt,
belegt das Partnerprinzip. «Es steht spitalexternen Fachleuten wie Therapeuten,
Arztpraxen und sogar Spitälern frei, sich
dem Darm- und Pankreastumorzentrum
und somit dem zertifizierten System als
Partner anzuschliessen», erläutert Dr.
Breitenstein das Angebot. «Mit einer
Partnerschaft können auch Spitalexterne
ihre von der Zertifizierung geforderten
Kompetenzen belegen und zu einer Versorgungsqualität beitragen, wie sie sich
in unserem fortschrittlichen Gesundheitssystem nur durch kooperative,
transparente und messbare Prozesse erzielen lässt.»
* OnkoZert ist ein unabhängiges Institut, das
im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft
Organkrebszentren und onkologische Zentren
gemäss den entsprechenden fachlichen Anforderungen prüft und zertifiziert. In der Schweiz
existiert bislang kein vergleichbares Zertifikat.
LIVE 15 | 41
SERVICE UND INFORMATIONEN
Rund um den Spitalaufenthalt
Am KSW sorgen Fachleute rund um die Uhr dafür, dass Sie rasch und nachhaltig
gesund werden. Darüber hinaus bietet das Spital eine Menge weiterer Dienstleistungen,
aus deren Vielfalt hier einige Beispiele genannt seien.
Willkommen im KSW
Vom Augenblick Ihres Spitaleintritts an
stehen Sie und Ihre Genesung für uns im
Mittelpunkt. Alle Mitarbeitenden des
KSW, ob vor oder hinter den Kulissen,
stellen sich in den Dienst dieser Aufgabe.
Sie tun dies als Ärztinnen und Ärzte, als
Pflegende und in Berufen des medizinischen, technischen und therapeutischen
Bereichs. Im Hintergrund sorgen die Mitarbeiter von Infrastruktur, Informatik
oder Finanzen für einen reibungslosen
Ablauf. Alle Handreichungen, von der
kurzen Anweisung bis hin zur mehrstündigen Operation, sind aufeinander abgestimmt und basieren auf einem gut funktionierenden Versorgungswesen. Der persönliche Kontakt mit Ihnen ist uns
dabei besonders wichtig. Denn an erster
Stelle stehen immer Sie, die Patientin,
der Patient. Sie sollen möglichst bald
wieder gesund werden.
Praktische informationen zum sPitalaufenthalt
Gut zu wissen
0 Uhr
0 Uhr
9 Uhr,
s 21 Uhr
hpersonals.
640 215/8000-2.14/15. Auflage
0 Uhr
0 Uhr
ach Absprache
06.02.2014 18:32:22
Umfassende Informationen finden Sie
in der Patientenbroschüre
«Gut zu wissen» auf jeder Abteilung.
42 | LIVE 15
Empfang
Den Patientenempfang finden Sie
in der Eingangshalle.
Öffnungszeiten:
Mo–Fr 7.00–17.00 Uhr,
Sa 8.00–12.00 Uhr
Kasse:
Mo–Fr 8.00–12.00, 13.30–17.00 Uhr,
Sa 8.00–12.00 Uhr
Besuchszeiten
Unsere Besuchszeiten sind Richtzeiten.
Bitte beachten Sie die Anweisungen
des Pflegefachpersonals.
Allgemeine Abteilung
täglich 13.00–20.00 Uhr
Privatabteilung
täglich 10.00–20.00 Uhr
Intensivabteilung
durchgehend, nach Absprache
Augenklinik
täglich 14.00–20.00 Uhr
Departement Geburtshilfe
und Gynäkologie
Wochenbettstationen: 15.00–19.00 Uhr,
für Partner 8.00–21.00 Uhr
Allgemeine Abteilung: 13.00–20.00 Uhr
Private Abteilung: 10.00–20.00 Uhr
Departement Kinder- und
Jugendmedizin
täglich 14.00–20.00 Uhr,
nach Absprache, Eltern rund um die Uhr
Säuglinge: 14.00–19.00 Uhr
Neonatologie: nach Absprache mit dem
Pflegepersonal
Bücher und CDs
Die Patientenbibliothek bietet rund
8000 Medien an, darunter auch Lesestoff in zehn Fremdsprachen, DVDs
und Hörbücher.
Fragen Sie beim Pflegefachpersonal
nach dem Bücherverzeichnis. Sie können
die Bücher in der Bibliothek holen,
beim Bücherbringdienst oder telefonisch
bestellen: intern 2137.
Öffnungszeiten: Mo–Fr 9.00–13.00 Uhr
Spitalaufenthalt
Cafeteria
Die Cafeteria befindet sich neben der
Eingangshalle. Im Angebot sind Getränke, Snacks, warme Speisen und Gebäck.
Öffnungszeit: täglich 7.00–21.00 Uhr
Essen
Unsere Patientinnen und Patienten sind
auch unsere Gäste. Wir bereiten die
Speisen nach den Gesichtspunkten der
mediterranen Ernährung zu. Wir legen
besonderen Wert auf eine vielfältige
Küche mit mehreren Menüs und erstklassigen Frischprodukten. Die Speisekarte liegt im Zimmer auf. Äussern Sie
Ihre Wünsche und lassen Sie sich vom
Pflegefachpersonal beraten.
Wir servieren Ihnen – und auf Wunsch
auch Ihrem Besuch – die Mahlzeiten.
Trinken
Für Privat- und Halbprivatpatienten liegt
im Zimmer eine detaillierte Getränkekarte auf. Tee und Mineralwasser bekommen Sie auch zwischen den Mahlzeiten gratis vom Pflegefachpersonal.
Für Privat- und Halbprivatpatienten
gibt es zudem kostenlos Süssgetränke.
Mit Erlaubnis des Arztes können Privatund Halbprivatpatienten alkoholische Getränke gegen Verrechnung konsumieren.
Coiffeur
Im Erdgeschoss des Hochhauses erwartet Sie ein qualifiziertes Coiffeurteam.
Auf Wunsch können Sie sich die Haare
auch im Zimmer schneiden lassen. Diesen Service bezahlen Sie direkt. Reservationen nimmt intern 2180 entgegen.
SERVICE UND INFORMATIONEN
Kontakt und
Kommunikation
Die ausserordentliche
Situation
Telefon, Radio und Fernsehen
Alle Betten der Privat- oder Halbprivatabteilungen und die meisten der
allgemeinen Abteilungen verfügen
über einen Medienarm mit integriertem
Telefon, Radio und Fernseher.
Seelsorge
Ein Spitalaufenthalt ist eine ungewohnte
Erfahrung, vielleicht ein bedeutsamer
Abschnitt im Leben. Manchmal tut es
gut, mit jemandem darüber zu sprechen.
Die Seelsorgerinnen und Seelsorger
nehmen sich gerne Zeit, um zu hören,
was Sie bewegt.
Notebook, Tablet, Smartphone
Ihre WLAN-tauglichen Mobilgeräte
können über ein Patienten-WLAN gratis
ans Internet angeschlossen werden.
Bitte verlangen Sie die Anleitung beim
Pflegefachpersonal.
Radio
Das KSW-eigene Spitalradio – das
älteste Privatradio der Schweiz –
empfangen Sie bei Radio und Fernsehen
auf Kanal 1.
Post und Bankomat
Das spitalinterne Postbüro in der
Eingangshalle bietet diverse briefliche
Postdienstleistungen an wie Verkauf
von Briefmarken und Postkarten,
Brief- und Paketversand.
Öffnungszeiten: Mo–Fr 7.30–11.30,
14.00–17.00 Uhr.
In der Eingangshalle befindet sich ein
Bankomat.
Kiosk
Am Kiosk in der Eingangshalle erhalten
Sie neben Zeitungen und Zeitschriften
auch Blumen, Spielsachen und kleine
Geschenke.
Öffnungszeiten: Mo–Fr 8.00–20.00 Uhr,
Sa und So 9.00–18.00 Uhr
Gottesdienst und Spitalkirche
An Sonn- und Feiertagen sind Sie
jeweils um 9.30 Uhr in der Spitalkirche
im 1. Untergeschoss zum Gottesdienst
eingeladen (abwechselnd reformiert und
römisch-katholisch). Zudem wird der
Gottesdienst über das Spitalradio ausgestrahlt.
Sozialberatung/
Patientenkoordination
Ein Spitalaufenthalt wirft viele Fragen
auf und kann einschneidende Veränderungen im Alltag mit sich bringen. Das
Team der Sozialberatung oder der Patientenkoordination (Dept. Chirurgie)
berät und unterstützt Sie gerne bei der
Austrittsplanung. Im gemeinsamen Gespräch zeigen wir Ihnen mögliche Anschlusslösungen auf und leiten entsprechende Massnahmen ein. Sie erreichen
die zuständige Sozialberaterin oder den
Patientenkoordinator über den für Sie
zuständigen Arzt oder über das Pflegefachpersonal.
Übernachten
Angehörige von Patienten in körperlichen oder seelischen Krisensituationen
und Eltern von Kindern, die krank sind,
dürfen über Nacht bleiben. Je nach Fall
stellen wir Ihnen ein Klappbett oder
einen Lehnstuhl zur Verfügung.
Zudem haben wir einige Gästezimmer
im Personalhaus an der Albanistrasse 24.
Für Eltern von Patienten im Kindesalter
bieten wir beschränkt Übernachtungsmöglichkeiten im Hochhaus an (AladdinStiftung). Eine Übernachtung ohne
Frühstück kostet Fr. 40.–. Auskünfte
über Möglichkeiten und Kosten gibt
Ihnen das Pflegefachpersonal oder die
Information unter Telefon 2160/2161.
Rauchfreies Spital
Zum Schutz der Patienten und der
Mitarbeitenden sind sämtliche
Innenräume und Balkone des
KSW rauchfrei. Das Rauchverbot
gilt auch für die Eingangsbereiche
des Spitals. Bei Bedarf erhalten
die Patienten für die Zeit des Spitalaufenthaltes Nikotinersatzprodukte. Ein mit speziellen Rauchfiltern
ausgerüsteter Raucherraum steht
zur Verfügung.
IDEM
IDEM heisst «Im Dienste eines Mitmenschen». Unter diesem Namen leistet eine
Gruppe freiwilliger Helferinnen und
Helfer verschiedene grössere und kleinere
Dienste.
LIVE 15 | 43
SERVICE UND INFORMATIONEN
Die medizinischen Disziplinen
auf einen Blick
Verantwortliche Direktoren/-innen
und Chefärzte/-innen
Departemente
Departement Chirurgie
PD Dr. med. Stefan Breitenstein,
Direktor, Chefarzt
Departement Medizin
Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer,
Direktor, Chefarzt
Bereich Innere Organe
PD Dr. med. Stefan Breitenstein, Leiter
Klinik für Gefässchirurgie
Dr. med. Pius Wigger, Chefarzt
Klinik für Urologie
Prof. Dr. med. Hubert John, Chefarzt
Klinik für Viszeral- und
Thoraxchirurgie
PD Dr. med. Stefan Breitenstein,
Chefarzt
Klinik für Innere Medizin
Prof. Dr. med. Peter E. Ballmer,
Chefarzt
Dr. med. Reinhard Imoberdorf, Chefarzt
Allergologie/Dermatologie
Dr. med. Marianne Lerch, Leitende Ärztin
Angiologie
Dr. med. Regula Jenelten, Chefärztin
Gastroenterologie und Hepatologie
Dr. med. Res Jost, Chefarzt
Intensivmedizin
Dr. med. Alois Haller, Chefarzt
Kardiologie
Prof. Dr. med. André Linka, Chefarzt
Medizinische Onkologie
Prof. Dr. med. Miklos Pless, Chefarzt
Medizinische Poliklinik
Dr. med. Jacques Gubler, Chefarzt
Nephrologie/Dialyse
Dr. med. Thomas Kistler, Chefarzt
Neurologie
Dr. med. Andreas Horst, Chefarzt
Pneumologie
Dr. med. Thomas Hess, Chefarzt
Rheumatologie und
muskuloskelettale Rehabilitation
Dr. med. Adrian Forster, Chefarzt
Infektiologie/Spitalhygiene
Dr. med. Jacques Gubler, Chefarzt
Bereich Muskuloskelettale
Chirurgie
PD Dr. med. Peter Koch, Leiter
Klinik für Hand- und Plastische
Chirurgie
Dr. med. Abdul R. Jandali, Chefarzt
Klinik für Neurochirurgie
PD Dr. med. Joachim Oberle, Chefarzt
Klinik für Orthopädie und
Traumatologie
PD Dr. med. Peter Koch, Chefarzt
PD Dr. med. Christoph Meier, Chefarzt
Dr. med. Markus Pisan, Chefarzt
Dr. med. Fabian Kalberer, Chefarzt
44 | LIVE 15
Departement Geburtshilfe
und Gynäkologie
Dr. med. Thomas H. Hess, Direktor,
Chefarzt
Klinik für Gynäkologie
Dr. med. Thomas H. Hess, Chefarzt
Prof. Dr. med. Uwe Güth,
Chefarzt Gynäkologische Onkologie
Klinik für Geburtshilfe
Dr. med. Elke Prentl, Chefärztin
Ambulatorium/Notfall
PD Dr. med. Verena Geissbühler,
Chefärztin
Departement Kinder- und
Jugendmedizin
PD Dr. med. Traudel Saurenmann,
Direktorin, Chefärztin
Klinik für Neonatologie
Dr. med. Lukas Hegi, Chefarzt
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
PD Dr. med. Traudel Saurenmann,
Chefärztin
Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ
Dr. med. Kurt Albermann, Chefarzt
Augenklinik
Prof. Dr. med. Jörg Stürmer, Direktor,
Chefarzt
Klinik für Radio-Onkologie
Dr. med. Urs R. Meier, Direktor,
Chefarzt
SERVICE UND INFORMATIONEN
Institute
Institut für Anästhesiologie
und Schmerztherapie
PD Dr. med. Michael Ganter, Direktor,
Chefarzt
Dr. med. Christine Zehntner, Chefärztin
Institut für Labormedizin
Dr. med. Jacques Gubler, Direktor,
Chefarzt
Institut für Pathologie
Dr. med. Renata Flury-Frei, Direktorin,
Chefärztin
Institut für Radiologie und
Nuklearmedizin
Prof. Dr. med. Christoph A. Binkert,
Direktor, Chefarzt
Institut für Physiotherapie
David Gisi, Direktor
Interdisziplinäre Fachbereiche und Zentren
Interdisziplinäre Notfallorganisation
(INO)
PD Dr. med. Christoph Meier,
Chefarzt Traumatologie, Leiter
Dr. med. Reinhard Imoberdorf,
Chefarzt Innere Medizin
Operationsbetrieb
Dr. med. Pius Wigger,
Chefarzt Gefässchirurgie, Leiter
Dr. med. Christine Zehntner,
Chefärztin Anästhesiologie und
Schmerztherapie
Zentrum für Intensivmedizin (ZIM)
Dr. med. Alois Haller, Chefarzt
Zentrum für Palliative Care
Dr. med. Maria Walshe
Oberärztin, Leiterin. a.i.
Tumorzentrum Winterthur
Prof. Dr. med. Miklos Pless,
Chefarzt Medizinische Onkologie, Leiter
Brustzentrum
Prof. Dr. med. Uwe Güth,
Chefarzt Gynäkologische Onkologie,
Leiter
Gefässzentrum
Dr. med. Regula Jenelten, Chefärztin
Angiologie, Leiterin
Perinatalzentrum
Dr. med. Elke Prentl,
Chefärztin Klinik für Geburtshilfe,
Leiterin
Dr. med. Lukas Hegi,
Chefarzt Klinik für Neonatologie, Leiter
Schmerzzentrum
Dr. med. Renate Herren Gerber,
Leitende Ärztin Anästhesiologie und
Schmerztherapie, Leiterin
Akutgeriatrische Assessmentstation
Dr. med. univ. (A) Christian Kandler,
Leitender Arzt, ärztlicher Leiter
Rettungsdienst
Jann Rehli, Leiter
Dr. med. Daniel Button,
Leitender Arzt Anästhesiologie und
Schmerztherapie,
Ärztlicher Leiter Rettungsdienst
Stand per 1. Januar 2015
Darm- und Pankreastumorzentrum
PD Dr. med. Stefan Breitenstein,
Chefarzt Klinik für Viszeral- und
Thoraxchirurgie, Leiter
Die vollständige Ärzteliste finden Sie unter www.ksw.ch
LIVE 15 | 45
SERVICE UND INFORMATIONEN
Rund ums KSW
Das KSW stellt die medizinische Betreuung in der Region Winterthur sicher –
von der medizinischen Grundversorgung bis hin zu Eingriffen mit Spitzenmedizin
auf höchstem Niveau. Gute Kontakte zu Hochschulen und Ausbildungsstätten
sowie interne Ausbildungsangebote erlauben es uns, stets qualifizierte Nachwuchskräfte zu rekrutieren.
Auftrag mit Anspruch –
im Dienst unserer Auftraggeber
Winterthur ist mit seinen rund 110 000
Einwohnern die sechstgrösste Schweizer
Stadt und liegt inmitten eines eigenständigen Wirtschafts-, Kultur- und Bildungsraumes im Nordteil des Kantons Zürich.
Das KSW liegt im Herzen der Stadt Winterthur und stellt die medizinische Grundversorgung für 200 000 Einwohner in der
Spitalregion sicher sowie spezialisierte
medizinische Leistungen für 500 000 Einwohnerinnen und Einwohner.
Das KSW als Arbeitgeber
Ein modernes Akutspital wie das Kantonsspital Winterthur lebt nicht vom medizinischen und technischen Fortschritt
allein. Im Gegenteil: Wie jedes erfolgreiche Unternehmen bauen wir auf die teamübergreifende Zusammenarbeit. Dafür
setzen wir auf die Kompetenz und die
Motivation unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter. Nur mit ihnen erreichen wir
unser oberstes Ziel: eine optimale Behandlung und die Zufriedenheit unserer
Patientinnen und Patienten.
KSW in Zahlen
Stand Sept. 2014
500 000
Spezialisierte Versorgung für 500 000 Einwohnerinnen und Einwohner der Region
200 000
Grundversorgung für 200 000 Einwohnerinnen und Einwohner der Spitalregion
3200
Arbeitgeber für 3200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 2074 Vollzeitstellen
500
524 Betten, davon 24 für Säuglinge
Ausbildungsspital für rund 321 Lernende/Studierende und 185 Assistenzärzte
Berufe und Berufung
Weit über 100 Berufs- und Ausbildungsrichtungen. Über ein Dutzend Kliniken,
Institute und Zentren. Dienste für Finanzen, Informatik, Logistik, Personal und
Pflege. Ausgewiesene Fachkompetenz
auf medizinischen Gebieten von A wie
Anästhesie bis Z wie Zytologie. Das Kantonsspital ist ein kleines Universum, das
den über 3200 Mitarbeitenden aus mehr
als 50 Nationen Platz für Entfaltung und
Entwicklung bietet. Es ist ein lebender Organismus in konstanter Bewegung, der ein
reichhaltiges Berufsleben garantiert und
ein hohes Mass an Flexibilität verlangt.
46 | LIVE 15
stationäre und ambulante Notfalleintritte insgesamt
2014
2008
+ 39%
48 721
34 907
stationäre Patienten
2014
2008
+16%
25 198
2 1 682
ambulante und teilstationäre Patienten
2014
2008
+ 92%
141 150
73 671
SERVICE UND INFORMATIONEN
Meilensteine 1876–2015
1876
Am 15. November eröffnet Winterthur
sein «Einwohnerspital» mit 90 Betten
und trennt damit Kranken- und Armenwesen. Die Stadt zählt 13 000 Einwohnerinnen und Einwohner.
1994
Neubau Osttrakt mit Polikliniken,
Teilen des Instituts für Pathologie,
Operationszone der Urologischen Klinik
und Therapieräumen des Instituts für
Physiotherapie.
1886
Übernahme des Krankenhauses für
Fr. 400 000.– durch den Kanton Zürich
und Umbenennung in Kantonsspital
Winterthur.
1996
Eröffnung des MRI-Zentrums.
1900
Einrichtung eines «Röntgenkabinettes»,
Stromversorgung durch die Brauerei
Haldengut.
1917
Dreiteilung des Spitals in eine Medizinische Klinik, eine Chirurgische Klinik und
eine Frauenklinik.
1925
Aufstockung des Hauptgebäudes um
zwei Geschosse.
1958
Bezug des neuen Bettenhauses und des
neuen Behandlungstraktes. Das KSW
wird zum Zentralspital.
1968
Neubau Hochhaus.
1984
Erster Computertomograph.
2002
Mit dem Bezug der Ostseite ist
die Sanierung des Bettenhauses 1
abgeschlossen.
2005
Mit der Einführung von PACS (Picture
Archiving and Communication System)
wird die Bildgebung (Röntgenbilder
usw.) im KSW digital.
2006
Eröffnung des frisch sanierten und
erweiterten Behandlungstraktes.
2007
Seit dem 1. Januar ist das KSW eine
selbständige öffentlich-rechtliche
Institution. Das KSW erhält dank dem
tatkräftigen Engagement des Unternehmers Robert Heuberger ein Parkhaus
für 272 Fahrzeuge.
2009
Im Juli wird in der Klinik für Urologie
am KSW erstmals eine roboterassistierte Operation durchgeführt.
Visualisierung Gebäude der Klinik für Radio-Onkologie
2010
Der Projektwettbewerb für den Ersatzbau des Hochhauses wird im November
entschieden.
2011
Der Trägerverein «Spitalpartnerschaft
Phonsavan (Laos) & KSW» wird gegründet. Fachleute aus dem KSW engagieren
sich in ihrer Freizeit und geben Wissen
weiter.
2012
Die interventionelle Kardiologie am KSW
behandelt rund um die Uhr akute Herzinfarkte mittels Herzkatheter (Koronarangiographie mit koronarer Intervention).
2014
Das Zentrum für Radiotherapie Rüti
Zürich-Ost-Linth (ZRR) nimmt am
2. Oktober mit der Bestrahlung des ersten
Patienten seinen Betrieb auf. Das ZRR
schliesst in der Region Zürich-Ost-Linth
für rund 280 000 Einwohner die Lücke
in der ambulanten radioonkologischen
Versorgung.
2015
Im Februar starten die Arbeiten für das
Gebäude der Klinik für Radio-Onkologie.
(Bild unten)
KANTONSSPITAL
WINTERTHUR
Brauerstrasse 15
Postfach 834
CH-8401 Winterthur
Tel.052 266 21 21
www.ksw.ch
Besuchszeiten
Unsere Besuchszeiten sind Richtzeiten.
Bitte beachten Sie die Anweisungen des Pflegepersonals.
Allgemeine Abteilung
täglich 13.00–20.00 Uhr
Privatabteilung
täglich 10.00–20.00 Uhr
Intensivabteilung
durchgehend, nach Absprache
Augenklinik
täglich 14.00–20.00 Uhr
Departement Geburtshilfe und Gynäkologie
Wochenbettstationen: 15.00–19.00 Uhr,
für Partner 8.00–21.00 Uhr
Allgemeine Abteilung: 13.00–20.00 Uhr
Private Abteilung: 10.00–20.00 Uhr
Departement Kinder- und Jugendmedizin
täglich 14.00–20.00 Uhr, nach Absprache, Eltern rund um die Uhr
Säuglinge: 14.00–19.00 Uhr
Neonatologie: nach Absprache mit dem Pflegepersonal
Alle Informationen im Internet
und auch mobil
Impressum
Herausgeber: Kantonsspital Winterthur | Projektleitung: André Haas, Leiter Kommunikation, KSW
Gestaltung: Simone Sievers-Denk, Kommunikation, Corporate Design und Publishing, KSW | Fotografie: Giorgio von Arb
Rendering (S. 34, 35, 47): maaars architektur visualisierungen | Text: Erica Sauta, Thomas Schenk, André Haas
Lektorat: Sawitext, Sylvia Sawitzki | Lithografie und Druck: Sonderegger Druck AG, Weinfelden | Auflage: 7000 Exemplare
Nachdruck auch auszugsweise nur mit Erlaubnis der Redaktion.
Artikelnr. 034399 | 12/2014
www.ksw.ch
m.ksw.ch