Handschuhe im Labor – meine wichtigste Schutzschicht

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Handschuhe im Labor – meine wichtigste Schutzschicht
An Educational Publication from SHIELD Scientific B.V.
Handschuhe im Labor – meine wichtigste
Schutzschicht
Für die meisten Arbeiten im Labor benutzen wir ganz selbstverständlich
Einweghandschuhe. Das hat dazu geführt, dass Einweghandschuhe als sehr
vorteilhaftes Arbeitsmittel bei den Laborarbeiten angesehen werden. In der
Zwischenzeit sind diese Produkte in allen Farben und in den verschiedensten
Materialien verfügbar. Für ein Produkt, dass heute einen so grossen Einfluss auf
unsere tägliche Arbeit hat, verwundert es, dass nur sehr wenige von uns sich
darüber Gedanken machen, welchen Handschuh aus welchem Material wir wirklich brauchen bei
unserer täglichen Laborarbeit und warum Handschuhe tatsächlich unsere wichtigste Schutzschicht
sind.
Dieser Artikel soll einen Überblick geben über die Barrierefunktion
von
Einweghandschuhen
und
klarstellen,
warum
der
Einweghandschuh wirklich die wichtigste Schutzschicht ist bei unserer
täglichen Laborarbeit.
In erster Linie werden Einweghandschuhe typischerweise als
Personenschutz angesehen um Schutz vor Chemikalienspritzern oder
biologischen Gefahrstoffen zu haben und um die zu produzierende
Ware oder die Probe vor menschlicher Kontamination zu schützen.
Diese unterschiedlichen Bedürfnisse werden von den unterschiedlichen Materialien
unterschiedlich abgedeckt. Deshalb werden wir uns als erstes die unterschiedlichen Materialien
ansehen und dann ins Detail gehen, wie diese Materialienunterschiede sich auf unsere Bedürfnisse
auswirken – spezial beim Chemikalien-Spritzschutz und dem Schutz vor biologischen
Gefahrstoffen.
1
Wie beeinflusst das HS Material das Barriere-Verhalten
Das Verstehen des Barriere-Verhaltens der unterschiedlichen Materialien ist ein Teil des Risiko
Managements am Arbeitsplatz.
Übersicht 1 gibt eine Zusammenfassung der Vorteile der verschiedenen Materialien. Wichtig zu
wissen ist die hohe Ausfallrate beim Tragen von Vinyl-Handschuhen, welche aus der Graphik unten
zum Ausdruck kommt. (*1 Rego & Roley (1999) Studie). Dies zeigt eigentlich sehr deutlich auf, dass
ein Handschuh aus Vinyl keine besonders guten Eigenschaften hat, um im Labor als Produkt mit
Barrierefunktion in irgendeiner Form eingesetzt zu werden. Speziell wenn der Schutz vor
Chemikalien und biologischen Gefahrstoffen wichtig ist. Sehr interessant ist ausserdem der
Hinweis, dass Neopren und Nitril durchaus interessante Alternativen im synthetische Bereich zu
Naturlatex sind. Relevante Unterschiede sind hier im Chemikalienspritzschutz-Verhalten
festzustellen im Vergleich von Neopren und Nitril.
70%
60%
% Failure
50%
40%
30%
20%
10%
0%
A
B
Latex
C
D
E
Nitrile
F
G
H
I
J
Vinyl
Die Graphik zeigt deutlich, dass Vinyl keinen grosse Barriere ist, wenn der HS in Gebrauch ist.*1 Rego & Roley (1999)
Da die physikalischen Eigenschaften des Handschuh-Materials der kritische Punkt sind um die
Effektivität der Barrierefunktion festzustellen, werden in Tafel 1 auch die Dehnbarkeit und die
Reissfestigkeit des Materials dargestellt. Dabei ist es überraschend festzustellen, dass die
physikalischen Eigenschaften
des Handschuhmaterials keine Voraussetzung für
„Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen“ sind (EN374-1:2003 „Terminologie
und Verhaltens-Anforderungen“).
Der dieser Anforderung am nahesten kommende europäische Standard ist die EN455-2:2000 für
Untersuchungshandschuhe (vor künstlicher Alterung). Hier wird zumindest die Reiss- und
Durchstichsfestigkeit geprüft unter vorgegebenen Voraussetzungen. Gemäss FDA (Food and Drug
Administration – USA) gibt es eine ASTM Norm, die sich mit der Dehnbarkeit/Elastizität befasst.
Hier ist die Unterscheidung in der Anforderung an das Material viel differenzierter und gibt eine
bessere Aussage über den Barriereschutz.
Die Relevanz des Testes der physikalischen Eigenschaften wird nachfolgend beschrieben.
Reissfestigkeit
Vorteil für den Verbraucher: je reissfester der Handschuh desto höher die Schutzfunktion im
Bereich Personenschutz.
2
Vorteil für das Produkt/die Probe: je höher die Reisfestigkeit, desto weniger Handschuhe müssen
wegen Defekten aussortiert werden, desto weniger besteht die Gefahr, dass das zu produzierten
Produkt oder die Probe verunreinigt werden.
Dehnbarkeit/Elastizität
ASTM D412 misst die Kraft die benötigt wird, das Material zu
dehnen, bis es reisst. Je niedriger der Modulus, umso weniger Kraft
wird benötigt, das Material zum Reissen zu bringen. Erkennbarer
Vorteil für den Verbraucher: Ermüdungserscheinungen der Hände
werden vermieden bei guter Dehnbarkeit und hohem Modulus.
Ausserdem zeigt uns dieser Wert/Modulus bereits vor dem
Anziehen (niedriger Modulus), wie leicht das Material kaputt gehen
und damit unsere Schutzbarriere zerstört sein kann. Dies hat sicherlich Einfluss auf die tägliche
Routinearbeit, bei der ständiges Händebewegen Voraussetzung ist und eine Ermüdung der Hand
durch den Handschuh möglichst vermieden werden soll. Leicht ist die Schutzbarriere zerstört (z. B
durch ständiges hantieren mit der Pipette).
Material
Reissfestigkeit
Dehnbarkeit
Im-Gebrauch
Fit & Komfort
Latex (Natur Gummi
Latex) vom “Hevea
brasiliensis” Baum
Exzellent –mit
einem Minimum
von Kraft von 9N
gemäss EN455-2
und 14 MPa per
ASTM D3578
Hohe Festigkeit
gegen Risse
und Stiche mit
einer InGebrauchsAusfallrate von
0% to
9%*1*2*3
Exzellent
schmiegt sich
absolut an die
Hand an
Nitril (Acrylonitrilbutadiene ein
synthetisches Copolymer)
Exzellente Reissund
Durchstichfestigkeit.
Mit einem
Kraftaufwand von
Minimum 3.6N
gemäss EN455-2
und 14 MPa
gemäss ASTM
D6319 zu testen
Extrem starke
Dehnbarkeit,
hohes
Erinnerungsvermögen nach der
Dehnung wieder in
die Ursprungsform
zu kommen,
MinimumAnforderung für
die Dehnbarkeit ist
650% gemäss
ASTM D3578
Mittlere bis starke
Dehnbarkeit, passt
sich sehr der Hand
an während des
Tragens. Minimum
Anforderung für
die Dehnbarkeit ist
500% gemäss
ASTM6319
Gut bis
exzellent, passt
sich der Hand
an beim Tragen.
Manchmal sehr
hoher Modulus
Wert, wird dann
als sehr hartes,
steifes Material
empfunden.
Guter Schutz bei einer
grossen Auswahl von
Chemikalien, inklusive
Alkalis, Treibstoffen,
vielen Laugen,
Schmierstoffen,
Tierfetten usw.
Schlechterer Schutz bei
Ketonen, Aromastoffen
und chlorierten Laugen
Vinyl
(Polyvinyl chlorid, ein
synthetisches Copolymer)
Sehr limitierte
Reiss- und
Durchstichsfestigkeit in der
Praxis. Mit einem
Kraftaufwand von
Minimum 3.6N
gemäß EN455-2
und 11 MPa
gemäss ASTM
D5250 zu testen.
Hohe Festigkeit
gegen Risse
und Stiche.
Wenn
Durchstich
erfolgt ist,
reisst das
Material
schnell. InGebrauchsAusfallrate von
1% bis 3%*1*2
Bei
langfristigen
Anwendungen
und ständigem
Arbeitsein-satz
ist die InGebrauchsAusfallrate 26%
bis 61% *1*2*3
Fair, bietet
jedoch auf
keinen Fall die
angenehmen
Trageeigenschaften von
Latex, Nitril und
Neopren
Generell sehr schlecht,
bietet jedoch
annehmbaren Schutz
bei Öl, auf Petroleum
basierenden Produkten
und Tierfetten.
Sehr niedrige bis
mittlere
Dehnbarkeit,
moderate
Flexibilität.
Minimum ASTM
Anforderung für
Dehnbarkeit ist
300% gemäss
D5250 . Auch dies
reflektiert deutlich
Chemikalien Resistenz
(kurzfristiger, zufälliger
Kontakt)
Fairer Schutz, speziell
bei auf Wasser
basierenden
Chemikalien, Alkalis
und Alkohol. Schlechte
Resistenz bei
organischen
Chemikalien, Ölen und
Schmierstoffen.
Nachteil: Öle und Fette lösen
die Weichmacher
(Phthalate/DEHP) heraus,
diese dringen über die Haut in
den Körper. Diese
Weichmachen stehen im
Verdacht, Krebs auszulösen
3
Neopren
Hier wird innerhalb der
ASTM auf die wirklichen
Fähigkeiten des
Materials eingegangen
Hier unterscheidet
ASTM klar in den
Fähigkeiten des
Materials (siehe z.
Vergleich Nitril)
die geringeren
Anforderungen an
dieses Material.
Exzellente Reissund Durchstichsfestigkeit.
Mit einem
Kraftaufwand von
3.6N gemaess
EN455-2 und 14
MPa gemäss ASTM
D6377 zu testen
Oft bessere
Elastizität als
Nitrile – näher an
der Flexibilität von
Naturlatex.
Minimum ASTM
Anforderung für
Dehnbarkeit ist
500% gemäss
ASTM D6977
und schädigende
Auswirkungen auf die
menschlichen Innereien,
sowie die DNA zu haben
DEHP (Weichmacher) sind
innerhalb der EU als schädlich
klassifiziert.
Faire
Durchstichfestigkeit
Gut, manchmal
als etwas zu
steif im Material
empfunden
Resistent bei vielen
Chemikalien, inklusive
Öl, Säuren und einer
ganzen Reihe von
Laugen. Schlechte
Resistenz bei
organischen Laugen.
Tafel 1 Übersicht über Hauptvor- und -Nachteile von verschiedenen Handschuh-Materialien.
Barrierefunktion von Laborhandschuhen gegen biologische Übertäger
Direktive 90/679/EEC vom 26. November 1990 ist die Originalversion des Regelwerkes zum Schutz
der Mitarbeiter bei Risiken, die durch biologische Gefahrstoffe entstehen. Diese Vorschrift wurde
innerhalb der letzten Jahre standing überarbeitet. Die Council Direktive 2000/54/EEC ist die bisher
letzte Version und unterteilt diese biologischen Überträger/Gefahrstoffe in 4 Gruppen, die
gleichzeitig auch den Risiko- und Kontaminationsgrad bestimmen.
Diese biologischen Risiko- und Kontaminationsgrade definieren sich wie folgt:
Gruppe 1 der biologischen Gefahrstoffe: die Gruppe 1 ist die Gruppe, in der die
Gefahren eingestuft werden, die sicherlich nicht unbedingt zu den Gefahren
gehören, die menschliche Krankheiten hervorrufen. Als Beispiele aufgeführt:
Lactobacillus spp., Bacillus subtilis, Naegleria gruberi etc
Gruppe 2 der biologischen Gefahrstoffe: In dieser Gruppe werden die biologischen
Gefahrstoffe eingestuft, die menschliche Krankheiten hervorrufen können und damit
die Mitarbeiter gefährden können. Hier geht man davon aus, dass die Erreger wohl
die Mitarbeiter krank machen können, für die Bevölkerung als solche jedoch keine
Gefahr besteht und man geht von Krankheiten aus, für die Prophylaxe, sowie
Behandlungsmöglichkeiten bekannt und vorhanden sind. Beispiele hierfür sind: Hepatitis B Virus,
Polio Virus, Salmonella typhimurium, Ascaris usw.
Gruppe 3 der biologischen Gefahrstoffe: Hier werden die Gefahrstoffe
zusammengefasst, die die unterschiedlichsten menschlichen Krankheiten auslösen
können und eine ernsthafte Gefahr für die Mitarbeiter und die Bevölkerung
darstellen können.
Diese Gefahrstoffe können auch das Risiko in sich bergen, für die Bevölkerung zur
Epidemie zu werden. Auch in dieser Gruppe geht man davon aus, dass es für die Betroffenen
entweder eine Behandlungsmöglichkeit und/oder eine Prophylaxe gibt. Beispiele hierfür sind:
Bacillus Anthracis, HIV, Histoplasma Capsulatum etc
4
Gruppe 4 der biologischen Gefahrstoffe: In der 4. Gruppe werden die
biologischen Gefahrstoffe zusammengefasst, welche die unterschiedlichsten
menschlichen Krankheiten verursachen können und eine erhöhte Gefahr der
Verbreitung an alle Mitarbeiter und die gesamte Bevölkerung werden können.
Diese Gefahrstoffe können sehr schnell in der Bevölkerung verbreitet werden, ohne jedoch eine
entsprechende Behandlungsmöglichkeit und/oder Prophylaxe zur Verfügung haben. Beispiele
hierfür sind: Ebola Virus, Marburg Virus, hamorrhagisches Krim-Kongo-Fieber etc.
Ein Grund nach einer Barriere-Funktion von Handschuhen zu Fragen, ist das Risiko für die
Labormitarbeiter zu minimieren. Der andere Grund ist, zu verhindern, dass über die
Labormitarbeiter eine Gefahr für die Bevölkerung entsteht, sobald die Labormitarbeiter in Kontakt
mit potenziellen biologischen Gefahrstoffen kommen. Es gibt 4 Kontaminations-Schutzlevel, die
mit den biologischen Gefahrengruppen eine Einheit zum Schutz für Mitarbeiter und Bevölkerung
bieten.
Kontaminationsschutz beinhaltet normalerweise 3 Grundanforderungen:
Arbeitsbereich/Arbeitsplatz, praktischen Einsatz in der Laborarbeit und das Risiko-Assessment am
Arbeitsplatz. Das Risiko-Assessment gibt vor, welche Art der PSA (Persönliche Schutzausrüstung) in
welchem Kontaminationslevel eingesetzt werden muss.
Tabelle 2 gibt eine Übersicht über einige der Aspekte der Direktive. Da diese nicht unbedingt auf
Handschuhe und die dazu aufkommenden Anforderungen eingeht, zusätzliche Hilfestellung unter
„Einsatz von Handschuhen“ die aus den Empfehlungen der „Biosafety in Microbiological and
Biomedical Laboratories“ (*5 CDC/NIH 1999) entnommen sind. Zusätzlich finden Sie unter
„weitere Aspekte zum Handschutz“ weitere wichtige Hinweise aufgeführt, die nicht innerhalb von
Vorschriften geregelt sind, jedoch von ausschlaggebender Notwendigkeit sein können zum Schutz
der Mitarbeiter und der Bevölkerung. Diese Hinweise sind als Vorschläge zu werten, da in der
Arbeitsplatzanalyse (Risiko-Assessment) eine ganz klare Auswahl des notwendigen Handschuhes
definiert werden muss – zum Schutz des Mitarbeiters und der Bevölkerung. Die aufgeführten
Möglichkeiten beziehen sich eindeutig auf die bestehenden Standards siehe in EN374:2003
“Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und Mikroorganismen” basierend auf die Vorschriften der
Direktive 89/686/EEC für Persönliche Schutzausrüstung (PSA).
Wichtig zu wissen ist folgendes:
a) EN374-1:2003 (Beschreibung und Verhaltensanforderungen) gibt die Minimallänge für den
Flüssigkeitsschutz bei einem Handschuh vor. Für Grösse 10 (XL)
bedeutet das, dass der Handschuhe
eine Minimallänge von 26 cm haben
muss. Das geht einher mit der
Notwendigkeit, auch den Bereich
zwischen Hand und Arm vor
biologischen Gefahrstoffen und Chemikalienspritzern zu
schützen.
b) EN374-2:2003 (Penetration) hier ist die Testmethode festgelegt, nach welcher ein
Handschuh getestet werden muss, um dann als Schutzhandschuh bei biologischen
Gefahrstoffen eingesetzt werden zu können. Die Penetration bezieht sich auf den
5
Durchfluss einer Chemikalie durch die Säume und Ränder, poröses Material generell,
mikroskopisch kleine Löcher und andere Defekte in Schutzhandschuhen (*6 HSE).
Biologische
Gefahrstoff Gruppe
Gruppe 1
Kontaminations-Level
1
Einsatz von
Schutzkleidung
Ja (im Einklang der
Prinzipien Sicherheit
und Hygiene)
Gruppe 2
2
Ja, Arbeitskleidung
Gruppe 3
3
Ja
Gruppe 4
4
Ja, völliges
Umkleiden vor dem
Betreten und vor
dem Verlassen des
Bereiches
Einsatz von
Handschuhen (*5)
Optional (ja, wenn
Haut gerissen oder
anderweitig
beschädigt)
Ja, nach RisikoAssessment des
Arbeitsplatzes (bei
Gefahr des
Kontaktes mit
infektiösem
und/oder
kontaminiertem
Material)
Ja, RisikoAssessment des
Arbeitsplatzes (plus
regelmässiger
Austausch der
Handschuhe nach
Handwäsche)
Ja, RisikoAssessment des
Arbeitsplatzes
(zusätzlich zum
Schutzanzug mit
externer
Luftzufuhr)
Weitere Aspekte zum Handschutz
Nitril/Neopren oder Naturlatex HS
getestet nach EN374-2:2003 (AQL <1.5
or Level 2)
Wie bei Gruppe 1 – Zusätzlich:
unbedingt Handschuhe mit längeren
Stulpen einsetzen (<26cm) und darauf
achten, dass die HS einem
Virenpenetrations-Test unterzogen
wurden (ASTM)
Wie Gruppe 2 – Zusätzlich: Einsatz von
HS, die einen AQL von <0.65 oder Level
3 bieten (EN374-2:2003)
Wie Gruppe 3 –
Einweghandschuhe geben als
„Unterhandschuh“ extra Schutz beim
An- und Auskleidung und während des
Einsatzes
Tafel 2 Übersicht der vorhandenen Sicherheitsaspekte der Direktive 200054/EEC
c) Typisch für Einweg-Laborhandschuhe ist, dass der Penetrationstest in einem sogenannten
Wasser-Tropf-Test (1000 ml Test-siehe Bild unten) besteht. Ein Testhandschuh wird mit
1000 ml Wasser gefüllt und auf sofortigen Wassertropfen-Durchgang untersucht – dann
wird diese Untersuchung nach 2 Minuten wiederholt. Durch die immensen Mengen die bei
Einweghandschuhen produziert werden, muss man sich auf einen statistischen Test
konzentrieren. Ein AQL von 1.5 akzeptiert die Möglichkeit von 1,5 % defekten
Handschuhen in einem Batch/Lot Handschuhen. Ein AQL von 0.65
geht von einem weit engeren Qualitätssicherheits-Level aus. Dies gibt
dem Benutzer von Handschuhen einen höheren Schutzgrad. Einzig
aus diesem Grund sollten zumindest die Risiko-Gruppen 3 und 4
immer nach Handschuhen fragen, die einen AQL von 0,65 bieten.
d) Gemäss EN374-1:2003 können Handschuhe durchaus als sicherer
1000 ml Test
Schutz bei Mikroorganismen bezeichnet werden wenn sie zumindest einen
Level 2 (AQL<1.5) im Penetrationstest gemäss EN374-2:2003 ausweisen.
ABER: Es ist darauf hinzuweisen, dass die Aussage, dass der Handschuhe resistent ist bei
Mikroorganismen, nur auf Pilze/Sporen und Bakterien bezieht, nicht jedoch auf Viren.
Alleine aus diesem Grund sollten die Risiko-Gruppen 2 bis 4 auf Handschuhen bestehen,
6
die den Viren Penetrationstest gemäss ASTM F1671-97b oder ISO16604:2004 bestanden
haben. Es ist sicherlich davon auszugehen, dass Handschuhe, die einen dieser Tests
bestanden haben, einen weit höheren Schutz bieten können im Schutz vor biologischen
Überträgern/Gefahrstoffen, die den Menschen gefährlich werden können, als Handschuhe,
ohne Virenpenetrationstest.
e) ASTM F1671-97b oder ISO16604:2004 sind Standard-Testmethoden, die feststellen, ob ein
Material resistent ist gegen die Penetration von im Blut enthaltenen Pathogenen. Getestet
wird mit dem Phi-X174. Phi-X174 ist als nicht gefährlich bekannt und
leicht zu identifizieren. Das macht den Test nachvollziehbar und damit
aussagekräftig. Wichtig ist auch, dass Phi-X-174 kleiner ist als die
meisten Viren – kleiner auch als z.B. Herpes, HIV, Hepatitis B und Polio
Virus. Dieser Test gibt auch eine sehr klare und gute Aussage über die
Qualität des Handschuhes – eine weit höhere Anforderung als beim
1000 ml Test.
Wie kann ich ersehen, ob mein Handschuh als Schutz vor Mikroorganismen
einzustufen ist?
EN374-2:2003
Level 2
Das obige Piktogramm ist das Standard Piktogramm, wenn ein Handschuh den Anforderungen
zum Schutz bei biologischen Gefahrstoffen erfüllt, gemäss der letzten Version (2003) Test auf
Penetration (EN374:2).
Schutzbarriere Laborhandschuh gegen Chemikalien
Dieser Artikel ist auf Einweghandschuhe ausgerichtet, den am meisten verbreiteten Handschuhen,
die in Labors zum Einsatz kommen. In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden,
dass Einweghandschuhe naturgemäss nur einen limitierten Schutz beim Einsatz mit Chemikalien
bieten. Man spricht in erster Linie von einer Spritzschutzfunktion. Dieser Einschränkung wird nun
auch Rechnung getragen innerhalb der EN374:2003 “Schutzhandschuhe gegen Chemikalien und
Mikroorganismen”.
Da ein Einweghandschuh die Klasse 2 (Permeationszeit von <30 Minuten) bei 3 der 12
vorgeschriebenen Chemikalien (gemäss EN374-1:2003) sicherlich kaum erreichen wird, werden die
meisten Einweghandschuhe als Handschuhe zum Schutz bei Chemikalien und Mikroorganismen
zertifiziert und mit dem nachfolgenden Piktogramm auf den Markt gebracht:
7
Das Fragezeichen in der Mitte des eckigen Chemikalienglases weisst diejenigen von uns, die mit
Risiko-Assessment beschäftigt sind, darauf hin, dass wir es mit Handschuhen zu tun haben, die als
“Handschuhe mit niedriger Chemikalienresistenz” oder als “wasserfeste Handschuhe” eingestuft
worden sind. Es weisst uns auch darauf hin, dass wir nach weiteren Informationen vom Hersteller
fragen sollten. Mit welchen speziellen weiteren Chemikalien wurde auf Permeation getestet? Dies
kann für den Einsatz in unserem Labor ein weiterer, entscheidender Punkt sein, wenn wir von der
Barriere Funktion des Einweghandschuhes im Labor sprechen. Die meisten der etablierten
Handschuhhersteller können sicherlich eine lange Liste von Chemikalien-Permeationsdaten
nachweisen. Wir sollten jedoch die limitierte Aussagekraft dieses Testes in Betracht ziehen:
a) Chemikalien Permeation ist ein Prozess, bei dem der Nachweiss erbracht wird, wann eine
Chemikalie durch das Handschuhmaterial bricht. Ein Durchbruch findet in dem Moment
statt, indem nachgewiesen wird, dass die Moleküle der Chemikalie (*6HSE) auf der
anderen Seite des Test-Materials nachweisbar sind.
b) EN374-3:2003 (Festlegung der Chemikalien-Permationszeit) ist die Standard Test
Methode, die Barrierefunktion eines Handschuhes beim Einsatz mit Chemikalien
festzulegen. Eine Lage des Handschuhs wird innerhalb zweier Kammern eingespannt. Die
zu testende Chemikalie wird auf der einen Seite aufgebracht und auf der anderen Seite,
der Durchbruchsseite, aufgefangen. Sobald der Durchbruch gemäss der Formel
1µg/cm²/min¯¹ stattfindet, wird er notiert und in Minuten ausgewiesen.
c) EN374-2:2003 ist ein reiner Immersionstest und repräsentiert möglicherweise nicht das
tatsächliche Umfeld und die Bedingungen im Labor. Im Labor wird normalerweise nur
nach einem Schutz gesucht, der dann vorhanden sein muss, wenn kurzfristig eine
Chemikalie auf das Handschuhmaterial einwirkt.
d) Alle Tests werden mit nicht benutzten, neuen Handschuhen und unter reinen
Laborbedingungen durchgeführt. Die Testmethoden beziehen nicht mit ein, dass das sich
Handschuhmaterial durch das Tragen und Arbeiten eventuell anders verhalten kann,
wenn es mit einer Chemikalie in Berührung kommt, als bei dem reinen Test. Wichtig
dabei ist, dass ein Handschuh im Gebrauch natürlicherweise wärmer ist als ein nicht
benutzter Handschuhe. Diese Wärme der Handschuhoberfläche kann möglicherweise
Einfluss auf den Alterungsprozess der Materials haben und damit auch die
Permeationszeit beeinflussen.
Um Mängel innerhalb von EN374-3:2003 auszugleichen, bieten verschiedene Handschuhhersteller
weitere Daten für die Degradation des Materials. Diese beziehen sich auf die schädlichen
Auswirkungen auf eine oder mehrere physikalischen Eigenschaften des Handschuhmaterials
sobald es mit einer Chemikalie (*6HSE) in Kontakt kommt. Das Material kann steif werden, die
Farbe kann sich verändern; normalerweise wird das Material jedoch weicher, damit gefährdeter
und/oder quillt auf. Sich Gedanken über die Degradation des Materials zu machen, ist wichtig, da
es die Permeationszeit signifikant verkürzen kann. Das obige Bild ist ein Beispiel für das
8
Aufquellen des Materials – manchmal werden die Finger um ein mehrfaches länger als
ursprünglich.
Es gibt bis heute keinen international anerkannten Test, um die Degradation festzustellen. Dies
macht es für den Verbraucher äusserst schwierig, die Angaben des Herstellers nachzuvollziehen.
Innerhalb der Norm EN374 gibt es nun Bestrebungen, einen Test über die Degradation und ihren
Einfluss auf die Permeation zu entwickeln, was auch daraufhinweisst, wie wichtig es ist, sich über
die Degradation Gedanken zu machen.
Tafel 1 gibt eine Hilfestellung und Übersicht, welches Material sich am besten verhält bei welchen
Chemikalien Arten. Tabellen mit Permeationszeiten von den Herstellern sind trotz allen
Ausführungen extrem wichtig für das Risiko- Assessment des Arbeitsplatzes. Es ist sehr wichtig,
dass unter Direktive 89/656/EEC darauf hingewiesen wird, dass das Risiko-Assessment des
Arbeitsplatzes eine Pflicht des Arbeitgebers ist. Er muss das Risiko feststellen und dem
Arbeitnehmer die richtigen Schutzmittel zur Verfügung stellen innerhalb der PSA Vorgaben. Die
Einsatzfähigkeit eines Handschuhes für spezielle Arbeiten im Labor müssen daher über das RisikoAssessment des Arbeitsplatzes vom Arbeitsgeber festgelegt werden.
Abschliessend muss darauf hingewiesen werden, dass zum
Schutz gegen biologische Gefahrstoffe innerhalb von
EN374-1: 2003 eine Mindestlänge von 26cm für Grösse 10
Handschuhe (XL) vorgeschrieben sind. Da die meisten
Einweghandschuhe in einheitlicher Länge auf dem Markt
sind, die sich nur durch die Grösse in der Länge etwas
unterscheiden, bedeutet dies, dass die meisten
Einweghandschuhe zu kurz sind. Gemäss der Norm müssten
Einweghandschuhe, die als Spritzschutz bei Chemikalien eingesetzt werden, eine Mindestlänge
von 26 cm haben. Zumindest einige der im Markt befindlichen Handschuhe entsprechen dieser
Anforderung – bei weitem jedoch nicht alle, die in diesem Bereich eingesetzt werden. Dies ist
umso merkwürdiger, als bekannt ist, dass ein längerer Schaft auch erheblich mehr Schutz und
Sicherheit vor Chemikalienspritzern und biologischen Überträgern/Gefahrstoffen am Arm
bedeutet.
Zusammenfassung
Dieser Artikel hat sich damit befasst, die Barrierefunktion von Einweghandschuhen stärker unter
die Lupe zu nehmen. Ganz speziell die Spritzschutzfunktion bei Chemikalien und der Schutz bei
biologischen Gefahrstoffen wurden auf den Prüfstand gestellt. Der Wert der Schutzfunktion eines
längeren Schaftes wurde sicherlich aussreichend beleuchtet, auch dass es bereits einige wenige
Einweg-Handschuhe auf dem Markt gibt, die diesen Anforderungen entsprechen und mit der
entsprechenden Norm übereinstimmen = EN374-1:2003 (“Schutzhandschuhe gegen Chemikalienund Mikroorganismen – Terminologie und Verhaltensanforderungen”). Zum Schutz bei
biologischen Gefahrstoffen wurde ausserdem darauf hingewiesen, dass auf einen AQL von 0.65 zu
achten wäre um ausreichenden Barriereschutz bei biologischen Überträgern zu gewährleisten
speziell bei Arbeiten in der der Gefahrstoffgruppe 3 und 4. Auch wurde die Limitierung von EN3749
2:2003 (Feststellung der Resistenz bei Bakterien Penetration) durchleuchtet, wenn es um den
Schutz vor Viren geht. Es wurde darauf hingewiesen, dass Handschuhe, die nach ASTM F1671-97b
oder ISO16604:2004 getestet sind, eine grössere Sicherheit bieten, wenn es um Virenpenetration
geht.
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Monika Lamprecht
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News Letter 6_Version 2 DE_2014 01 01
Referenzen
*1 Rego, A. and Roley, L. (1999) “In use barrier integrity of gloves: latex and nitrile superior to vinyl” American Journal of Infection Control 27(5):405
10
*2 Korniewicz, D.M., El-Masri, M., Broyles, J.M., Martin, C.D. and O’Connell, K.P. (2002) “Performance of latex and non-latex medical examination
gloves simulated use” Am J. Infect. Control, 2002; 30:133-138
*3 Douglas, A, Simon, R, Goddard, M (1997) “Barrier durability of latex and vinyl medical gloves in clinical settings” American Industrial Hygiene
Association Journal, V58, pp 672-676
* 4 Official Journal of the European Commission (2000) “Directive 2000/54/EC of the European Parliament and of the Council of 18 September
2000” L262/21 (online) accessed via Europe.eu/euro-lex/pri/en/oj/dat/2000/1_262
*5 Centres for Disease Control and National Institutes of Health (1999) “Bio safety in Microbiological and Biomedical Laboratories” Fourth Edition,
April 1999 (online) accessed via www.cdc.gov/od/ohs/pdffiles/4th%BMBL.
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a) Health & Safety Executive Advisory Committee on Dangerous Pathogens (2004) “ The Aproved list of biological agenst” March 2004 (online) –
access via www.hse.gov.uk/pubns/misc208
b) World Health Organisation (2004) “Laboratory Bio Safety Manual” Third Edition (online) – access via
www.who.int/csr/resources/publications/biosafety/biosafety7
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