Anethol „36" Lohmann

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Anethol „36" Lohmann
Aus anderen Verbänden
30. April bis 3. Mai 1986 in Luzern: 4. Internationaler Arztekongreß für Erfahrungsmedizin
Leitthema: Die Bedeutung der Erfahrungsmedizin in der täglichen Praxis
Information und Anmeldung: Schweiz. Aerztegesellschaft
für Erfahrungsmedizin, Kongreßsekretariat, Postfach 42,
CH-8134 Adliswil, Tel. 01/7109070
7. bis 10. Mai 1986 in Säckingen und Rheinfelden/Schweiz:
9. Deutsch-Schweizerische Fortbildungstage für Angiologie,
Kardiologie und Rheumatologie des Deutschen Kassenarztverbandes e. V. mit Fachausstellung und Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Balneologie und
Bioklimatoiogie
Wissenschaftliche Leitung: Dr. G. Baitsch, Bad Säckingen,
Dr. P. Mennet, Rheinfelden/Schweiz.
Information und Kongreßunterlagen, Zimmerbestellungen
bei DER CONGRESS Deutsches Reisebüro GmbH, Eschenheimer Landstr. 25-27, 6000 Frankfurt/M., Tel. (069) 1566379
und Deutscher Kassenarztverband e. V., — Kongreßdienst
— Darmstädter Str. 29, 6080 Groß-Gerau, Tel. (061 52) 4597.
23. bis 25. Mai 1986 in Bad Homburg v. d. H., Kurhaus-Hotel
Maritim: 30. Kongreß für Zytobiologie und Zytotherapie
Themenschwerpunkte: 30. Kongreß — 30 besonders interessante Falle aus der Praxis für die Praxis; Regeneration und
Revitalisierung; Mesenchymforschung; Synergismus in der
Biomedizin; Tumortherapie; Zytotherapie in der inneren Medizin, Gynäkologie und Neurologie; Zytotherapie in der
Rheumatologie und Orthopädie.
Anethol „36"
Lohmann
Phytodigestivum zur physiologischen
Regulierung und Aktivierung der
Magen-Darmfunktionen
1. Restitution statt Substitution
2. Wirkt carminativ, spasmolytisch,
cholagog, cholekinetisch
3. Verdauungsfördernd durch Bitterstoffe
4. Große Indikationsbreite
Bewährt in der täglichen Praxis!
Kurse: Praxis der Zelltherapie; Einführung in die Hämatogene Oxydations-Therapie (HOT).
Zusammensetzung
100 ml Tropfen enthalten
Programm und Anmeldung: Kongreßburo der Deutschen Gesellschaft für Zelltherapie e. V., Niedenau 39, 6000 Frankfurt 1, Telefon: 069-726640.
Anethol
0,133 g
Nux vomica D2
0,8 ml
Mazerate mit Äthanol
45 Prozent (V/V) im
Verhältnis 1.4 ausLign. Quassiae
0,55 ml
Herb Ansennae
0,85 ml
Herb. Majoranae
3,65 ml
Herb Absinthii
5,25 ml
Fruct Conandn
5,65 ml
Fruct. Foeniculi
5,65 ml
Rhiz Calami
11,65 ml
Rad. Liquirit.
13,90 ml
Fruct. Carvi
18,75 ml
Fol. Menthae pip
33,30 ml
Kurse der Österreichischen Medizinischen Gesellschaft für
Neuraltherapie — Regulationsforschung
21. Juni 1986
A1-Kurs für Anfänger
Ort: Hotel Panhans, A-2680 Semmering
Referent: Dr. H. Brand
20./21. September 1986
A2-Kurs für mäßig Fortgeschrittene
Ort: Allg. Krankenhaus Linz
Referent: MR Doz. Dr. O. Bergsmann
11. Oktober 1986
A1-Kurs für Anfänger
Ort: Sitzungssaal der Ärztekammer Graz
Referenten: MR Dr. E. Muhri, OA Dr. W. Muhri
Aus der Praxis — für die Praxis
Möglichkeiten und Grenzen der
Naturheilverfahren
Anwendungsgebiete
Funktionelle gastromtestinale
Störungen mit Dysfermentie
und Dysbakterie unter den
Erscheinungen von Fäulnis
und
Garungsdyspepsien,
Empfindlichkeit
gegen
schwer verdauliche Speisen,
Völlegefühl, Blahbauch, Flatulenz, Roemheldsyndrom.
Besondere Anwendungsgebiete der Tropfen bei Säuglingen und Kleinkindern:
Ernahrungsbedingte Verdauungsstörungen, Blahbauch,
Nabelkoliken,
Speikinder,
Appetitlosigkeit.
Anwendungsweise
Dosierung
und
Dragee/Tablette 3mal taglich vor den Mahlzeiten 1 -2, in
besonders schweren Fallen
3-4 Dragees/Tabletten unzerkaut einnehmen.
Tropfen: 3mal täglich vor den
Mahlzeiten 10-30 Tropfen in
Flüssigkeit einnehmen
Handelsformen und Preise
20 ml Tropfen
50 ml Tropfen
50 Dragees
100 Dragees
50 Tabletten
DM 7,59
DM 12,61
DM 8,68
DM 14,28
DM 8,16
Dienstag, den 18. März 1986, in Freudenstadt
Bitte Fragen hierzu bis Montagvormittag
im Kongreßbüro abgeben.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
3254 Emmerthal 1 / Weser
131
Alymphon
Reg -Nr 49355
Apothekenpflichtig
Bei lymphatischer und exsudativer Diathese, Anfälligkeit für Infekte und
chronische Ekzeme.
Bestandteile Calcium carb H D 30 FucusD6
1 Messerspitze Schulkinder h Teelöffel Erwachsene
Graphites D 30 Lycopodium D 30 Sulfur D 30 aa 0 1 g 1 Teelöffel jeweils 3mal taglich
Faex nat 20 g Massaad100g
Packung 80 g Granulat DM 12 15
Dosierung Falls nicht anders verordnet Kleinkinder
Großpackung 500 g Granulat DM 53 75
17. Oktober 1986
A1-Kurs für Anfanger
Referent: Dr. H. Brand
A2-Kurs für mäßig Fortgeschrittene
Referenten: MR Dr. E. Muhn, OA Dr W Muhn
B-Kurs für Fortgeschrittene
Referent: OMR Prof. Dr. F. Hopfer
Ort: Kongreßhaus, A-2500 Baden
JSO-Werk
Postfach 74
84 Regensburg 1
Kursgebuhr. Mitglieder OS 2800,—, Nichtmitglieder OS
3400,—
Intensiv-Seminar-Praktikum
Thema. Neue chinesische Akupunktur in diagnostischer
und therapeutischer Anwendung im konkreten Krankheitsfall mit praktischen Übungen,
Innere Krankheiten.
18. Oktober 1986
14. Osterr. Neuraltherapie-Symposion
Ort: Kongreßhaus, A-2500 Baden
Kursleiter: Dr Ingrid Wancura, Wien, Lektorin für Akupunktur an der Universität Wien.
19. Oktober 1986
Kolloquium
Ort: Kongreßhaus, A-2500 Baden
Kurszeit Donnerstag 29. 5. 1986 (Fronleichnam), 14.00 Uhr
bis
Sonntag
1. 6. 1986, 12.00 Uhr (Ende)
Auskunft: Sekretariat der Osterreichischen Medizinischen
Gesellschaft für Neuraltherapie — Regulationsforschung,
Bahnhofbichl 13, A-6391 Fieberbrunn, Tel. (05354)2120
Kursort: Salzburg, Hotel Fondach-Hof, Gaisbergstr. 46, Tel.
0662/20906.
Kurse der Österr. wissenschaftlichen Ärztegesellschaft für
Akupunktur e. V.
Laserkurs
Grundkurs 1 — Anfängerkurs
Thema: Die Akupunktur als interdisziplinäre Heilmethode:
Ihre Möglichkeiten und Grenzen, praxisbezogene Grundlagen der Akupunktur
Die traditionelle chinesische Energielehre.
Darstellung der Hauptmeridian-Paare: Lunge — Dickdarm,
Magen — Milz/Pankreas mit topogr.-anatomischer Lagebestimmung und Indikation ihrer wichtigsten Akupunkturpunkte.
Praktische Übungen: Stichtechnik, Reizgroße, Moxa u. a.
Kursleiter: Dr. Ingrid Wancura, Wien, Lektorin für Akupunktur an der Universität Wien.
Kurszeit: Samstag 5. 4.1986,10 00-12.00 und 15.00-18.30 Uhr
Sonntag 6. 4. 1986, 9 00-12.00 Uhr
Kursort: 5081 Anif bei Salzburg, Hotel Hubertushof, Tel.
06246/2478,2071.
Kursgebuhr: Mitglieder OS 1900,—, Nichtmitglieder OS
2300,—.
Kursgebuhr: Mitglieder OS 2800,—, Nichtmitglieder OS
3400,—
Thema: Laser-Akupunktur und Anwendung des Soft-Lasers
in der Allgemeinpraxis und Orthopädie, praktische Übungen.
Kursleiter: Med. Rat Dr. Josef Bahn, Prof., Mehmbach.
Kurszeit. Samstag
Sonntag
Kursort: 5081 Anif bei Salzburg, Hotel Hubertushof, Tel
06246/2478,2071.
Kursgebuhr. Mitglieder OS 1900,, Nichtmitglieder OS
2300,—
Auskunft: Sekretariat der Osterr. wissenschaftlichen Arztegesellschaft für Akupunktur, Schanze 3, A-4902 Wolfsegg
Fort- und Weiterbildungskurse 1986 an der Universität Tübingen
25. April 1986
Kurs zur Vermittlung von Kenntnissen im
Strahlenschutz beim Umgang mit Radioaktiven Stoffen
Dr. H.-J. Reinecke, Isotopenlabor der Universität
6. Juni 1986
Behandlung radioaktiver Abfalle in Medizin
und Forschung
Dr. H.-J. Reinecke, Isotopenlabor der Universität
Intensiv-Praktikum
Thema: Neue ehm. Akupunktur der zerebralen, koronaren
und penpheren Gefaßkrankheiten, einschließlich Stat. p.
Apoplexie.
Falldemonstrationen (die Teilnehmer sind herzlich eingeladen, Falle aus ihrer Praxis vorzustellen — nach vorheriger
Rucksprache mit Dr. Konig)
Kursleiter: Dr. Georg Konig, Wien, Lektor für Akupunktur an
der Universität Wien
Dr. Kurt Konig, Wien.
Kurszeit: Donnerstag 1. 5. 1986, 14.00 Uhr bis
Sonntag
4. 5. 1986, 12.00 Uhr /Ende
Kursort: 5081 Anif bei Salzburg, Hotel Hubertusftof, Tel.
06246/2478,2071.
132
28. 6. 1986, Beginn 10.00-12.00 und
15.00-18.30 Uhr
29. 6. 1986, Beginn 9.00-12.00 Uhr
9.-13. Juni 1986 Analytische Chemie in der Toxikologie
I. Halogen-Kohlenwasserstoffe
Analytical Chemistry in Chemical Toxicology
I. Halogenated Hydrocarbons
Dr. H. Frank, Institut für Toxikologie der Universität Tubingen
Dr. Pat Sandra, Labor voor Organische Chemie, Universität Gent,
Dr. G. Schomburg, Max-Planck-Institut für
Kohleforschung, Mulheim/Ruhr
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
23. bis
27. Juni 1986
Einführung in die Flüssig-Szintillationsmeßtechnik
Dr. H.-J. Reinecke, Isotopenlabor der Universität
Anmeldung, Auskunft, Sonderprogramme für alle Veranstaltungen:
Arbeitsstelle Wiss. Fort- und Weiterbildung, Frau Dr. Fischer,
Wilhelmstraße 5, 7400 Tubingen; Tel. 07071/29-5010 oder
29-6439.
Preisausschreiben
Die Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege
e.V. schreibt für die besten Arbeiten von Studenten an
Fachhochschulen für Sozialwesen (Sozialarbeit und
Sozialpädagogik) in der Bundesrepublik und WestBerlin den
MARIE-BAUM-PREIS 1986
in Höhe von DM 2500,— zur Förderung von Sozialarbeit und Sozialpädagogik im sozial-medizinischen Bereich aus.
Dr. Marie Baum ist durch ihre seinerzeit wegweisende
und noch heute in der Diskussion stehende Studie
über „Familienfürsorge" bekannt. Weniger bekannt
ist Marie Baums intensive Auseinandersetzung mit
Fragen der Volksgesundheitspflege. Die Beschäftigung mit den Problemen der Säuglingssterblichkeit in
Deutschland schärfte ihren Blick für sozialhygienische Aufgaben wie Mutterschutz und Wohnungsfürsorge. Durch Vorträge und Veröffentlichungen in den
Schriften des Deutschen Vereins für öffentliche und
private Fürsorge trat sie hervor und wurde bereits mit
31 Jahren zur Geschäftsführerin des damals neugegründeten Vereins für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf ernannt. Ein Jahrzehnt später,
als Leiterin der Sozialen Frauenschule und des Sozialpädagogischen Instituts in Hamburg, gab Marie
Baum einen „Grundriß der Gesundheitsfürsorge" mit
eigenen Beiträgen heraus. Da aus ihren Erfahrungen
und ihrem Wissen Marie Baum den einzelnen eingebettet in Familie und weitere Umwelt sah, war ihrem
Denken selbstverständlich, Gesundheitssicherung in
jede Art von Sozialarbeit und Sozialpädagogik einzubeziehen.
Wenn heute Studenten auf die Aufgabe vorbereitet
werden, dem Klienten „ganzheitliche Hilfe" zu geben,
so geschieht es in unmittelbarer Fortentwicklung der
Gedanken Marie Baums.
Mit der Ausschreibung des Marie-Baum-Preises will
die Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege die
Erinnerung an diese Wegbereiterin sozialer Arbeit
aufrechterhalten und gleichzeitig das Interesse der
Studenten für die Aufgaben und Probleme im sozialmedizinischen Bereich der Sozialarbeit und Sozialpädagogik fördern.
Bis auf weiteres wird daher jährlich ein Gesamtpreis
von DM 2500,— in drei Teilpreisen von
DM 1200,—, DM 800,— und DM 500,—
für die besten eingereichten Arbeiten vergeben.
Ausschreibungsunterlagen können angefordert werden. Zuschriften und Einsendungen werden an die
Deutsche Zentrale für Volksgesundheitspflege e. V.
Münchener Straße 48, 6000 Frankfurt am Main 1
erbeten.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
133
I!
NATURHEILVERFAHREN SIND EIN TEIL DER
GESAMTMEDIZIN
Professor Dr. med. Rudolf Fritz WEISS
Am 6. Februar 1986 verlieh der Staatsminister für Wissenschaft und Forschung, Prof. Dr. Engler, im Auftrage des Ministerpräsidenten von Württemberg-Baden,
Lothar Späth, Rudolf Fritz Weiß den Titel Professor.
Damit wurde dem Nestor der Phytotherapie, dem Kenner und Bekenner moderner Pflanzenheilkunde in
ärztlicher Hand, im Alter von 90 Jahren diese höchste
Auszeichnung, die ein Staat als Anerkennung für wissenschaftliche Leistung vergibt, zuteil.
Professor Weiß war sein Leben lang ein Bekenner.
Seine Liebe zur Botanik zog sich wie ein roter Faden
durch sein Leben. In der Schulzeit wie im Studium, bei
klinischer Tätigkeit, in Kriegsgefangenschaft und als
niedergelassener Internist suchte er das Wesen und
— als Arzt — die medikamentöse Wirksamkeit der
Pflanzen zu erkennen und auszuwerten bzw. anzuwenden. Dabei war es für ihn unwesentlich, ob die Behandlung kranker Menschen mit pflanzlichen Heilmitteln im Verlaufe seiner langen Berufspraxis gerade
mehr oder weniger Zustimmung der Fachwelt fand.
Als Lehrer hatte er schon während seiner klinischen
Tätigkeit als Chefarzt des Krankenhauses Berlin Britz
vor dem Zweiten Weltkrieg und als Dozent der medizinischen Akademie in Berlin die Gelegenheit, sein großes Wissen, aber auch seine Begeisterung für die
Pflanzenheilkunde vielen jungen Ärzten und Studenten zu vermitteln.
Als Vortragender verstand er es, in freier Rede seine
Hörer zu fesseln und sie mit einer FüHe fachlichen
Wissens auch an seiner Freude des Behandeins kranker Menschen teilhaben zu lassen.
Zunächst wurden die Fortbildungskongresse und Seminare des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren in Freudenstadt sein Forum, indessen gibt
es kaum mehr einen großen Kongreß in unserem Lande, der ihn nicht erleben durfte. Das gilt für die ärztli-
134
che Fortbildung in den Naturheilverfahren ebenso wie
für den Therapiekongreß in Karlsruhe, die Medica in
Düsseldorf oder andere medizinische Fortbildungsveranstaltungen in Berlin, München, Wörishofen etc.,
etc.
Dieser Lehrtätigkeit entsprangen eine ganze Reihe
von Lehrbüchern und wissenschaftlichen Beiträgen in
medizinischen Fachzeitschriften, aber auch Editorials, die den Arzt R. F. Weiß als kritischen Beobachter moderner Probleme in Medizin und Ökologie auswiesen.
Seine Editoriais in der Ärztezeitschrift für Naturheilverfahren sind interessante Brennpunkte aktuellen
Geschehens in unserer Welt, die den Arzt betreffen
und ihn zur Stellungnahme herausfordern sollen. Sie
zeigen dabei immer wieder den Forscher und Lehrer,
der analysiert, aber auch Zusammenhänge herstellt,
damit Verständnis beim Leser weckt und sich persönlich engagiert für eine Medizin, die sich in ihrem therapeutischen Mühen um den Patienten, dem jeweiligen
Schweregrad seiner Erkrankung anpaßt.
Ein langes Leben mit vielen Höhen, aber auch den
schweren Erlebnissen eines Krieges und langer
Kriegsgefangenschaft, hat bei R. F. Weiß einen gütigen, erfahrenen und dabei bescheidenen Menschen
bewirkt.
Das Forschen und Fragen, aber auch die Freude an
der Lehre, am Weitergeben seines großen Schatzes
an Wissen und Erfahrung, sein Mut zum Bekennen haben seinen Lebensweg bestimmt, der alle Inhalte des
Begriffes Professor im wahren Sinne des Wortes erfüllt.
Der Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
gratuliert seinem ehemaligem Vorsitzenden.
Dr. med. K. Gh. Schimmel
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Sie sind in der Regel Methoden, welche Reizwirkungen entfalten, dadurch die körpereigenen Heilund Ordnungskräfte (Reaktionen und Regulationen) des Gesamtorganismus anregen und sich in der
Therapie bevorzugt genuiner Naturfaktoren bedienen (z. B. Wärme, Kälte, Wasser, Erde, Licht, Luft,
Nahrung, Kräuter u. ä.).
Naturheilverfahren erfassen den Menschen in seiner Gesamtheit."
Prof. Dr. med. K. E. Rothschuh (23. 7.1984)
Die Hartmann-Thieding-Plakette
für Generalarzt a. D. Dr. NORBERT BREIDENBACH
Der Vorstand des Hartmannbundes — Verband der
Ärzte Deutschlands — zeichnete Norbert Breidenbach in Anerkennung seiner hohen Verdienste um die
deutsche Ärzteschaft mit der Hartmann-Thieding-Plakette aus.
In Dr. Norbert Breidenbach ehrte der Hartmannbund
die integrierende Gestalt, die die Geschichte des Zentralverbandes entscheidend beeinflußte.
Als Dermatologe in eigener Praxis und später als Generalarzt und erster Chefarzt des Bundeswehrlazaretts in Koblenz war er maßgeblich an den Bemühungen des Verbandes beteiligt, in Naturheilverfahren einen Teil der Gesamtmedizin zu sehen. So war er nach
seiner Begegnung mit Kusche, dem damaligen Vorsitzenden des Zentralverbandes, einmal am Weiterbildungsprogramm der Ärzte für Naturheilverfahren wesentlich beteiligt und bestimmte, später mit Hans Haferkamp, Kongreß- und Seminarthemen. Zum anderen
war er als Kliniker Organisator und Bindeglied zu
Fachverbänden wie dem Hartmannbund, dem KneippÄrztebund, dem Bundesverband der Ärzte für Naturheilverfahren etc. Im Vorstand des Hartmannbund-Arbeitskreises „Ärzte in der Bundeswehr und im Zivilschutz", als Mitglied des Ehrenrates, dem er 20 Jahre
angehörte und dessen Vorsitzender er 8 Jahre war,
hatte Breidenbach Gelegenheit, gemeinsame Entwicklungen zu fördern und Verständnis für unterschiedliche Standpunkte zu suchen. Als Vorsitzender
des Ausschusses „Ärzte für Physiotherapie", der er
12 Jahre lang war, konnte er in vieler Hinsicht Zusammenarbeit erreichen.
Im Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren
war er als ständiges Vorstandsmitglied seit 1964 un-
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
ermüdlich damit beschäftigt, den Aufbau des Verbandes zu fördern, den Kongressen in Freudenstadt Profil
zu geben und alle seine persönlichen Kräfte in den
Dienst, besonders der jungen Kollegen zu stellen, die
ihn, seine Erfahrungen, sein Organisationstalent und
seine Dynamik suchten.
Es war dabei immer sein Anliegen, die Verbindung der
Naturheilverfahren zu den Disziplinen der Hochschulmedizin zu fördern und ärztliche Erfahrung an Kollegen zu vermitteln, die sich für die Methoden der Naturheilverfahren interessierten.
Sein Bestreben ist die Einheit der Naturheilverfahren
in ärztlicher Hand. So ist die „Confoederation Ärzte
für Naturheilverfahren" ein Zusammenschluß dreier
Ärzteverbände (Bundesverband der Ärzte für Naturheilverfahren, Ärzte für Physiotherapie — KneippÄrztebund und Zentralverband der Ärzte für Naturheilverfahren) im wesentlichen auf seine Initiative hin mit
dem Ziel entstanden, Naturheilverfahren als einen
Teil der Gesamtmedizin in Forschung, Lehre und Praxis zu sehen.
Dieser Zielsetzung gilt seine Arbeit auch im Vorstand
des Kneipp-Ärztebundes.
Als ein kritischer Kliniker ist er, bei aller Begeisterung
für die Erfolge unserer Heilmethoden, immer auch ein
Mahner, der ständige Selbstkritik fordert, den Kontakt
zu Lehre und Forschung sucht und sich immer um
Grundlagen der Heilverfahren bemüht.
Begeisterungsfähig, dynamisch und ernsthaft in seiner Arbeit möge er uns, dem Zentralverband, wie jedem einzelnen Kollegen, noch lange erhalten bleiben.
Dr. med. K. Ch. Schimmel
135
Organ des Zentral
Verbandes der Arzte für
Naturheilverfahren e V
Ärztezeitschrift für
Naturheilverfahren
Heft 3, März 1986, 27. Jahrgang
Redaktionssekretariat „Arztezeitschnft'
Geranienweg 7, 8397 Bad Fussing
Schnftleitung
H Anemueller, Bernau K H Caspers, Bad Fussing, L Fodor,
Freyung, K Ch Schimmel, Bad Fussing, R F Weiß, Aitrach
und R Wilhelm, Berlin
Wissenschaftlicher Beirat
K Albrecht (Undenheim) — M v Ardenne (Dresden) — H Bialonski
(Bad Godesbergl — J Brand (Konigstem) — F Brantner (Villach)—
N Breidenbacn (Salem Beuren) — P Dosch (Schwendt)—F W Dou
Physiotherapie
wes (Bad Sooden Ailendorf) — G Draczynski (Köln) — H Fle.sch
hacker (Wien) — K Franke (Bad Lauterberg — P Frick (Mainz) —
W GawliMBadTolz) — H Giesenbauer (Bremen Lesum) — R Hansel
(Berlin) — H Harmsen (Hamburg) — H Huneke (Dusseidort) — W H
Kahlert (Bad Salzuflen) — J Kaiser (Baa Wonshofen) — H Kolb
(Wetzlar) — H Krauß (Berlin) - C C Schnorrenberger (Freiburg; —
H Mensen (Bad Rothenteide) — W v Nathusius (Ortenberg) — H D
Neumann (Bunl) — H Paul (Bad Godesberg) — A Rost (Tubingen) —
H Sevferth (Leipzig) — W Schauwecker (Bensheim)—R G Schenck
(Aachen) — H Schlicher (Berlin) — H Schlüter (Berleburg) —
0 Scnumacher Wandersieb (Bad Munstereifel) — R Voll (Plochin
gen) — H L Walb(Homberg Kr Aisfeld) — H Werkmeister (Oberhau
sen) — H Winterberg (Mannheim) — W Zimmermann (München)
L. wendt Das Krankheitssymptom der Arteriosklerose
Zusammenfassung
Das Nahrungseiweiß wird von den Darmenzymen in Aminosäuren verdaut. Sie diffundieren
in die Darmkapillaren und in die Leber. Sie
schüttet die Aminosäuren als Albumine ins
Blut. Albumine stoßen eine magnetische Kraft
aus, die Onkose, die das Wasser bindet. Bei zuviel Eiweißernährung stauen zuviele Albumine
das Wasser im Kapillarblut, so daß die Zellen
Wassermangel leiden.
Deswegen müssen die Regulationen Albumine
aus dem Stoffwechsel nehmen. Das überschüssige Albumin mit der Onkosekraft ist der einzige Krankheitsfaktor der alimentären Arteriosklerose. Alle anderen Faktoren sind Kompensationen. Sie speichern sie als Hämoglobin in
die Erythrozyten und als Kollagen auf die Kapillarwände und ins Interstitium: Nun kann das
Blutwasser wieder in die Zellen fließen, aber die
Vermehrung der Erythrozyten hat das Blut viskoser und den Ernährungsstrom langsamer gemacht. Das mindert die Ernährung der Zellen.
Deswegen erhöhen die Regulationen den Blutdruck und die Blutspiegel der Nährstoffmoleküle, so daß die Geschwindigkeit des Nährstoffstroms und die Ernährung der Zellen normal
werden.
So sind Bluthochdruck und Diabetes 2 nicht Risikofaktoren, sondern „Kompensationen" des
dicken Blutes und der dicken Kapillarwände
und des Interstitiums.
Schließlich werden die Kapillar- und Interstitium-Speicher voll, so daß die überschüssigen
Nahrungseiweiße rückwärts in die Arterien
stauen. Wenn dann der Stauspiegel der Eiweiße
die Reizschwelle der Endothelzellen erreicht
hat, speichern diese Zellen die Eiweiße auf die
Arterien-Intima. Da in den gestauten Arterien
das Cholesterin auch einen erhöhten Stauspiegel hat, wird es ebenfalls gespeichert. Das ist
die Arteriosklerose. Therapie: Eiweißfasten, kleine Aderlässe, Kaiser-Natron, körperliche Arbeit.
Prophylaxe: Eine Mahlzeit am Tag, ein Tag in der
Woche, ein Monat im Jahr vegetarische Kost.
137
Wendt, Arteriosklerose
Summary
The protein of the food is digested by intestinal
enzymes to yield amino acids. These diffuse into the intestinal capillaries and into the liver.
The liver releases the amino acids as albumins
into the blood. Albumins exert a magnetic
power, the oncosis, through which the water is
bound. In case of too much protein nutrition too
many albumins cause the water to be accumulated in the blood of the capillaries so that the
cells suffer from a deficiency of water.
Therefore, regulations must remove albumins
from the metabolism. They störe them as haemoglobin in the erythrocytes and as collagen at
the walls of the capillaries and in the interstitium. Now the water can again flow from the
blood into the cells but the increase in the number of erythrocytes has rendered the blood more
viscous and the flux of nutrients thus being
slower. This reduces the nutrition of the cells.
Therefore, the regulations increase the blood
pressure and the level of the nutritious molecules in the blood so that the flux of nutrients
and the nutrition of the cells are normalized.
So, hypertension and diabetes 2 are not risk factors but „compensations" of the thick blood
and the thick walls of the capillaries and of the
interstitium.
Finally, the storage capacity of the capillaries
and of the intersitium is exhausted so that the
excess of food proteins accumulates backwards into the arteries. When the tolerance
level of the endothelial cells for the protein accumulation in the arteries is reached these cells
störe the protein on the arterial intima. Since
the cholesterol also shows an increased level
due to accumulation in such arteries, it is also
stored. This is arteriosclerosis. Therapy: fasting
with respect to protein, minor lettings of blood,
physical exercise. Prophylaxis: one meal a day,
one day a week, one month a year vegetable
food.
Die Ursache der steigenden Herzinfarkte seit 1950 ist
die steigende Ernährung mit tierischem Eiweiß (Abb. 1).
Etwa 3A aller Herzinfarkte sind durch die Fleischmast
verursacht.
Da die verdaute Nahrung vom Darm ins Blut diffundiert, kann die Fleischmast unter Umständen, wie wir
später schildern werden, im Blut die Eiweißspiegel erhöhen.
Das kleine Eiweißmolekül „Albumin", das beim Gesunden etwa 65% von den Bluteiweißen ausmacht,
unterscheidet sich von allen anderen Nahrungsmole-
138
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
külen dadurch, daß es eine magnetische Kraft um
sich verbreitet, Onkose genannt, mit der es die Moleküle seiner Umgebung anzieht. Wenn nun bei Fleischmast mit den Albuminen ihre Onkose steigt, dann verlangsamt sich der Nährstoffstrom, weil die magnetische Kraft der Onkose der Filtrationskraft entgegen
gerichtet ist (Abb. 10).
So ist die Hyperproteinämie das erste Krankheitssymptom der Arteriosklerose. Aber die Hyperproteinämie ist auch das einzige Krankheitssymptom der Arteriosklerose. Alle anderen Symptome dieser Krankheit sind Kompensationen, die die täglich überschüssig in das Blut einfließenden Eiweißmoleküle zur Vermeidung der Hyperproteinämie durch Speicherung ihrer Onkosekraft neutralisieren, so daß der Nährstoffstrom zu den Zellen genug Nährstoff enthält und ausreichende Strömungsgeschwindigkeit besitzt.
Die Nahrung wird vom Darm bis zu den Zellen der Organe durch den Nährstoffstrom transportiert.
Der Nährstoffstrom der Zellen fließt mit dem Blutstrom eine Strecke in denselben Rohren, in den Blutgefäßen. Trotzdem sind der Blutstrom und der Nährstoffstrom verschiedene Ströme.
Der entladene Nährstoffstrom kehrt in die Darmkapillaren zurück, wo er neue Fracht aufnimmt und dieselbe Route wieder antritt. Um eine Mahlzeit von dem
Darm zu den Zellen zu transportieren, muß die Nährstoff-Flutwelle vom Darm in das Interstitium etwa 3
Stunden ununterbrochen fließen.
Die Funktion des Harnstoffzyklus
Wenn die Zellen aber nach 2 Stunden gesättigt sind,
nehmen sie den Rest der Mahlzeit nicht mehr auf.
Vom Darm geht die Nährstoff-Flutwelle aber weiter.
Das erzeugt einen Nährstoffstau im Nährstoffstrom.
Auf dieses Signal bricht die Leber die Produktion von
Eiweiß ab. Alle weiteren Aminosäuren, die noch vom
Darm kommen, baut sie in Harnstoff um, der dann von
den Nieren im Urin ausgeschieden wird. So schützen
die Regulationen den Menschen vor überschüssigem
Eiweiß und Eiweißstau.
Speicherung überschüssiger Nahrungseiweiße nach
unserer Lehre
Die Abb. 3a zeigt die lichtmikroskopische Schnittfläche durch das subkutane Bindegewebe eines NormalErnährten. Man sieht Kollagen-Fasern, elastische Fasern und Fettzellen. Die Hohlräume zwischen den Fasern sind beim Lebenden mit Mukopolysaccharid und
Wasser gefüllt. Die Abb. 3b ist die Schnittfläche durch
das subkutane Bindegewebe eines Fettleibigen. Hier
sehen wir nur prall gefüllte Fettzellen. Das bestätigt
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Arteriosklerose
Abb. 1: Nach Angaben des Statistischen Landesamtes Wiesbaden starben an koronaren
Herzkrankheiten:
Tote
140-
Stückzahl
Zigaretten
130
120
Getreide
110
100
Kartoffeln
90
J -141.528 HerziniarW Tole
130
0
W <
y
"*
80
70
° ° ° , 2,90 2^,en„
120 000
110000
100 000
/
90.000
80 000
70 000
60- Fleisch
60 000
/
50'
4030. Fette
14 000
HetnniarW Twe
.
^
50 000
40 000
30 000
\
^ * ^
74S
/
p
20.
20 000
10.
0.
Jahr 1934 1938
10.000
1 000
HerzinlarM Tole
1946
0
1952 1956 1960
1969
1978
Die Herzinfarkte sind von 1934-1978 um das Zehnfache (von 1946-1978 sogar um das Zwanzigfache) gestiegen. Demgegenüber ist
der Fettverzehr gleich geblieben, der Kartoffel- und Getreideverzehr sogar um 45% gesunken. Da nun die Kartoffel und das Getreide die Hauptrepräsentanten sowohl unseres Kohlenhydrat- als auch unseres vegetarischen Eiweißverzehrs sind, scheiden
diese drei Nährstoffe als Korrelanten zum Verlauf der Herzinfarkt-Todeskurve aus. Nur der Fleischverzehr ist in der Beobachtungszeit um 90% gestiegen. Da aber das Fleisch der Hauptrepräsentant unseres Verzehrs an tierischen Eiweißen ist, hat nur
dieser Nährstoff zusammen mit dem Anstieg des Zigarettenkonsums eine gleichsinnige Korrelation zum Verlauf der HerzinfarktTodeskurve.
die geltende Lehre, daß Überernährung zur Fettsucht
führt. Wenn wir aber bei demselben Fettsüchtigen
das subkutane Bindegewebe an einer anderen Stelle
anschneiden, (Abb. 3c), dann sehen wir nur stark verdickte und vermehrte Kollagen-Fasern. Kollagen ist
aber reines Eiweiß. Diese Bilder beweisen, daß Überernährung mit gemischter Kost nicht nur das Fettgewebe, sondern auch das Eiweißgewebe vermehrt.
be, sondern auch das Eiweißgewebe des Bindegewebes schwindet. Die Füllung der Fettzellen bei Überernährung und ihre Entleerung im Hunger wird von der
geltenden Lehre mit der Funktion eines Fettspeichers
erklärt, dasselbe Verhalten der Kollagen-Fasern jedoch wird nicht zur Kenntnis genommen. Statt des-
Folgen des Hungers am Bindegewebe (Tab. Ib und
Abb. 3d)
il<tnil„,„i ,1,, Duclu
tUnrnru u
lo» h'ipl vn,l Arm
Die Abb. 3d zeigt Bindegewebe eines abgemagerten
Kaninchens nach langer Hungerperiode. Hier sind die
Fettzellen entfettet, Kollagenfasern sind völlig verschwunden, zwischen den elastischen Fasern sind
große leere Räume. Das zeigt, daß der Hunger nicht
nur die Fettzellen entleert, sondern auch den gesamten Eiweißgehalt der Kollagenfasern verbraucht.
V l,,p„l,r„
IhirtUA
Das Unterhautbindegewebe ist der Speicher für alle
Nährstoffe beim Gesunden
Unsere Untersuchungen ergeben, daß bei Überernährung mit gemischter Kost nicht nur das Fettgewebe,
sondern auch das Eiweißgewebe des Bindegewebes
zunimmt und daß im Hunger nicht nur das Fettgewe-
*— Knr,„rltr„.lm,l
NaChH Ferner 1971
Abb. 2: Der Blutstrom und der
Nährstoffstrom.
141
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Artenosklerose
lab I Der physiologische Nahrstofftransport einer uberkalonschen Mahlzeit mit gemischter Kost hat folgenden Verlauf
Unsere Nahrung wird im Darm zu einem wasserlöslichen Molekulbrei verdaut
Der Diffusionsdruck treibt die Nahrstoffmolekule ins Blut der Darmkapillaren
Über die Pfortader gelangen sie in die Leber.
I
Sie verwandelt einen Teil des Proteins zu Harnstoff,
der über die Niere ausgeschieden wird
~^
4
Die Nährstoffe und der andere Teil der Eiweiße gehen
in den Blutkreislauf und erzeugen einen Anstieg der
^
Blutspiegel aller Nahrstoffmolekule
im Urin
Das ist die „spezifisch-dynamische
Wirkung der Eiweißkorper".
\
Hyperaminoazidamie
Hyperalbummamie
Hyperglykamie
Hyperlipamie
Hyperhydramie
Diese Nahrstoff-Flut-Welle strömt mit dem Blutkreislauf von der
Leber
teils in die Kapillaren der Subkutis und diffundiert ins subkutane
Bindegewebe. Die Subkutis hat keine Organzellen zu ernähren
Überschüssige Nahrstoffmolekule werden hier gespeichert:
teils in die Kapillaren der großen Organe (Herz, Nieren, Gehirn usw) und diffundiert ms interstitielle Bindegewebe.
i
Hier werden sie von den Zellen aufgenommen zur Zellernahrung
Aminosäuren
und Eiweiß als
Kollagen
Wasser in der
Aminosäuren
Fett
Domäne des
und Glukose
in
Mukopolyals MukopolyFettsacchands
sacchand
zellen
Das ist die physiologische Nahrstoff-Speicherung in der
Subkutis (Abb 3b und c)
sen wird schlicht und einfach behauptet „Der Mensch
besitzt keinen Eiweißspeicher". Das ist unlogisch.
Hier hat sich in die geltende Lehre ein Irrtum eingeschlichen, der nicht länger übersehen werden darf.
Nach dem Tatbestand der Abbildungen ist es offenbar, daß das subkutane Bindegewebe nicht nur Fette,
sondern auch Eiweiße speichert. Dadurch ist erwiesen, daß in der geltenden Lehre falsche Auffassungen
von der Nährstoffspeicherung des Menschen vertreten werden. Wir müssen darum alle Prozesse des
Nährstofftransportes und der Nährstoffspeicherung
neu durchdenken.
Aber nun haben nur etwa 25% der Menschen einen
Harnstoffzyklus, der bei Eiweißüberernährung alles
überschüssige Eiweiß in Harnstoff verwandeln kann.
75% der Menschen können bei Eiweißüberernährung
nur einen Teil des Überschusses als Harnstoff ausstoßen, weil der Harnstoffzyklus nicht ausreichend
mit den entsprechenden Enzymen ausgestattet ist
(D. H. Elwyn, 1950).
Den Rest der überschüssigen Aminosäuren, die noch
vom Darm kommen, kann die Leber nur als Aminosäure oder als Proteomolekül ins Blut weitergeben. Dann
entsteht eine Hyperproteinämie und ein Stau im Nährstoffstrom, der eine Steigerung des onkotischen
Druckes zur Folge hat. Der verlangsamt den Nähr-
142
i
Das ist die Zellernahrung im interstitiellen Bindegewebe.
I
Die Organzellen scheiden nun Stoffwechselabfalle in die
Gewebeflussigkeit aus, die über die Lymphgefäße in die
Blutbahn kommen und von den Nieren im Urin ausgestoßen werden.
stoffstrom der Zellen, so daß die Zellen Mangel leiden.
Die 1. Kompensation gegen die Hyperproteinämie ist
die Globulinämie
Das kleine Eiweißmolekül „Albumin" entwickelt den
höchsten onkotischen Druck, es ist im Stoffwechsel
am aktivsten, deswegen ist es auch das Transportmolekül der Eiweiße, das für die verschiedensten Aufgaben gebraucht wird.
Je größer aber die Eiweißmoleküle sind (Globuline),
um so weniger onkotischer Druck geht von ihnen aus.
Eiweißgewebe, z. B. Kollagengewebe oder das große
Fibrinogen, hat fast gar keinen onkotischen Druck
mehr.
Wenn der Mensch also zu viel Eiweiß ißt, daß der Eiweißblutspiegel auf 8-9 g% steigt, dann verschieben
die Regulationen den Albumin/Globulin-Quotienten
des Serums nach den Globulinen. Der hohe onkotische Druck des 9 g%-Bluteiweißspiegels wird gesenkt, indem ein Teil der Albumine in größere Eiweißmoleküle verwandelt wird. Die Hyperproteinämie wird
also kompensiert durch Verschiebung des Albumin/
Globulin-Quotienten nach den Globulinen.
Wendt, Arteriosklerose
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Die Physiologie der Nährstoffspeicherung beim Gesunden
Die 2. Kompensation gegen die Hyperproteinämie
sind die Stauspeicher (Abb. 4)
••
•
*
%
Die Evolution hat im Nährstoffstrom selbst und an
seinen Ufern (den Kapillarwänden, im Interstitium und
an der Intima der Arterie) Eiweißspeicher postiert, die
bei Stau das Eiweiß speichern. Im Blut steigt bei Stau
der Hämatokrit. Das ist der Beginn der Eiweißspeicherkrankheit (Abb. 5), wenn nicht ein baldiger Hunger den Stauspeicher wieder entleert.
/*'
Abb. 3a: Subkutanes Bindegewebe eines normal ernährten
Gesunden; nach A. Maximow 1927.
Der Beginn der Stauspeicherung (Abb. 5)
Die 3 Stauspeicher sind durch den Nährstoffstrom
miteinander verbunden. Dadurch verhalten sich die 3
Stauspeicher wie kommunizierende Röhren: Sie stellen sich immer auf einen gemeinsamen Füllungsgrad
ein. In der Abb. 5a sind die 3 Stauspeicher eines Gesunden in dieser Form schematisch dargestellt.
- J
Tab. Ib
Im Hunger erfolgt Abbau der Speichermoleküle des subkutanen Bindegewebes:
1
i
Kollagen
kommen
vom Mukopolsaccharid
kommen
1
1
Vom
Eiweiß und Glukose und
Aminosäuren Aminosäuren
l
i
aus der Domäne
Fettzellen
des Mukopolkommen
saccharids
kommt
4
Fettsäuren
i
Wasser
aus
Abb. 3b: Fettspeicherung in Fettzellen des subkutanen Bindegewebes; nach A. Maximow 1927.
Abb. 3c: Eiweißspeicherung im Kollagen des subkutanen
Bindegewebes; nach A. Maximow 1927.
C = Collagen; El = elastische Fasern; F = Fettzellen
144
Abb. 3d: Unterhaut-Bindegewebe eines Kaninchens nach
langer Hungerperiode. Die Fettzellen sind entleert (Fz), Kollagen ist ganz verschwunden. Zwischen den elastischen Fasern klaffen weite, leere Räume.
(Nach A. Maximow, Handbuch der mikroskopischen Anatomie, Julius Springer Verlag Berlin 1927.)
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf, 3/86, 27. Jahrg.
Das gesunde Interstitium
Wendt, Arteriosklerose
Die gesunde Kapillarwand
Die gesunde Arterie
rt
a)
b)
Verdicktes Interstitium und Atrophie der Herzmuskelzellen eines
Erwachsenendiabetikers.
Vergrößerung etwa 100fach
Verdickte
Glomerulus-Kapillarwand eines Jugenddiabetikers
nach 19 Jahren Insulintherapie.
Vergrößerung etwa 50000fach
Abb. 4: Die Stauspeicher.
Die Abb. 5b zeigt die Entstehung eines erhöhten Stauspiegels im Blut nach überkalorischen Eiweißmahlzeiten. Eine Woche später hat sich der Blutspiegel etwas gesenkt, die beiden anderen Stauspiegel haben
sich um dasselbe Volumen gehoben, so daß jetzt alle
eine kleine, gleichhohe Stauspeicherung haben. Das
ist der erste Schritt der Eiweißspeicher-Krankheit.
Hiermit ist der Mensch noch gesund.
Das zentrifugierte Blut des Gesunden hat in 100 ml
Blut bis zu 42 ml Erythrozyten, der Rest ist Serum. Das
Verhältnis von Erythrozyten zu Serum heißt Hämatokrit. Wenn der Hämatokrit (HK) 44 ist, dann sind 42
Volumen% Erythrozyten, aber 2 Vol% Erythrozyten
(die auch Sauerstoff transportieren) sind Stauspeicherfüllung. Bis etwa 42 Hämatokrit bleibt der
Mensch gesund. Bei 46 HK ist das Blut oft schon so
viskos, daß ein leichter Bluthochdruck auftritt, der die
Viskosität überwindet. So kann beim jungen Mann
schon um das 20. Lebensjahr durch Blutverdickung
ein juveniler Bluthochdruck eintreten.
Der HK ist der erste Parameter, der (mit dem leicht
steigenden Körpergewicht) die krankhafte Eiweißspeicherung anzeigt.
c)
Arteriosklerotische Plaque eines
Erwachsenendiabetikers.
Vergrößerung etwa 5fach
Tab. II: Hyperfibrinogenamie, Anstieg der Gerinnungsfaktoren.
Der normale Albumin/
Globulin-Quotient
des Gesunden
Albumin
60-69 %
Globulin
26-37 %
Fibrinogen 2,7-4,9%
Die Globulin-Verschiebung
beim
Eiweißspeicherkranken
26,6-47,5%
28,2-54,7%
18,8-24,3% nach Rusznyak
Tab. III: Die gesunden und kranken Stauspeicher.
a) Die Norm-Dicken der Stauspeicher des Gesunden sind:
1. das Blut, Hämatokrit —
obere Norm-Dicke 42 Voi.% (Abb. 5a)
2. die Kapillarbasalmembran —
obere Norm-Dicke 1200 Ä (Abb. 4b)
3. das Interstitium der Organe —
obere Norm-Dicke 10 ^m (Abb. 4a)
4. die Intima der Arterien —
obere Norm-Dicke 1 mm (Abb. 4c)
b) Die überfüllten Stauspeicher der Kranken haben etwa
folgende Maße:
Hämatokrit 60-70 Vol.% = 1 kg Speichereiweiß (Abb. 6a)
Kapillarbasalmembran
3000 - 5000 Ä
= 3 kg Speichereiweiß (Abb. 4b)
Interstitium 20-40^m
= 6 kg Speichereiweiß (Abb. 4a)
145
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Arteriosklerose
BM = Basalmembran der Kapillare
Blut
BM stitium
Hämatokrit 42%
Normale Füllung
des Gesunden
Normale Füllung aller 3
Stauspeicher vor der Mahlzeit.
(Q
ppo
Q
Von diesen zwei Kompensationen des Staus des
Nährstoffstroms haben die schulmedizinischen Forscher noch gar nichts entdeckt.
Für die Eiweißspeicherungen der Abb. 4a, b, c und
Tab. Illb hat die geltende Lehre keine Erklärung. Diese
ganze Stauspeicherung des Eiweißes, die den Risikofaktoren und der Arteriosklerose vorgeschaltet ist,
fehlt in der schulmedizinischen Lehre, weil eine falsche Prämisse dieser Lehre lautet: „Eiweiß kann
nicht gespeichert werden". Darum sind die Forscher
dieser Lehre blind für den Eiweißspeicher, sie beachten den Eiweißparameter „Hämatokrit" als Ursache
der Angiopathien nicht und fangen die Pathogenese
der Arteriosklerose in der Mitte des Krankheitsbildes
an, mit den Risikofaktoren, die nach der Schulmedizin
die Ursache der Arteriosklerose sein sollen (Tab. IV).
Den langsam in 1 bis 3 Jahren steigenden Hämatokrit
nicht zu beachten heißt, die ersten Jahre der Eiweißspeicherkrankheit zu verpassen, in denen die Krankheit noch in 2 Wochen bis 3 Monaten durch Eiweißabbaudiät und kleine Aderlässe geheilt werden kann.
Die 3. Kompensation der Hyperproteinämie sind die
Risikofaktoren
Stauspeicherung 48%
44%
Dickes Blut ist viskos und fließt langsamer. Auch die
Speichereiweiße an den Ufern des Nährstoffstroms
verlangsamen seine Strömung. Das vermindert die
Zellernährung. Die Zellen melden durch Zellhormone
b)
c)
ihren Mangel den Zentren. Die Zentren beschleunigen
Stauspeicherung im Blut
eine Woche später hat
die Strömung des Nährstoffstromes durch Bluthochnach überkalorischer Eisich die Stauspeicherung
druck in den Arterien. Jetzt fließt der Nährstoffstrom
weißmahlzeit.
auf alle 3 Speicher gleichim Blut der Arterien wieder in der erforderlichen Gemäßig verteilt.
schwindigkeit bis in den Kapillarraum. Aber der StauAbb. 5: Modellversuch. Die 3 kommunizierenden Röhren sol- speicher „Kapillarbasalmembran" ist durch Kollagenlen die 3 Stauspeicher darstellen, Blut, Kapillarwand und Inspeicherung von 1200 Ä zu 3000 Ä Dicke angewachterstitium. Die untere granulierte Speicherfüllung sei die
sen (Abb. 4b und 4b unten). Dadurch wird die FiltraTransportstrecke zwischen den Stauspeichern, der schwartion
und Diffusion des Nährstoffstroms durch die Kaze Teil der 3 Stauspeicher sei die physiologische Speicherpillarbasalmembran verlangsamt. Die Filtration wird
kapazität des Gesunden, die senkrecht gestreiften Partien
seien gefüllte, die weißen Partien leere Stau-Speicherungs- durch den Wasserdruck im Kapillarraum erhöht. Diekapazitäten.
se Kompensation erreichen die Zentren durch die Erhöhung des Blutdrucks in den Kapillaren. Die beschleunigte Filtration spült nun das erforderliche
Wasser und alle Moleküle durch die Basalmembran,
Albumine, Hormone und Globuline. Die Diffusion
Das sind die 10 kg Speichereiweiß, die der 20jährige
treibt
die kleinen Moleküle durch die Basalmembran.
gesunde Jüngling in den nächsten 30 Jahren in seine
Das
sind
der Sauerstoff, die Glukose, die Kohlensäure
Stauspeicher packt, wenn er bei seiner überkaloriund
die
Mineralien.
Der Diffusionsdruck einer Subschen Fleischkost bleibt (Tab. Illb). Dann wird sein Hästanz wird erhöht durch Erhöhung seines Blutspiematokrit als 50jähriger 60 Vol%, Hb 17 g%, Erythrozygels. Die kompensatorische Hyperglykämie der Zenten 6MMI., die Kapillarwände 3000 Ä, das Interstitium
tren ist der Diabetes (Typ 2). Den erhöhten Sauerstoff30// sein, die Vermehrung der Gesamtblutmenge kann
um das 2,5fache der Norm gestiegen sein (Heilmeyer), druck im Kapillarblut erreichen die Regulationen
durch Erhöhung der Erythrozyten und des Hämoglo(Abb. 4a-c). Das ist die 2. Kompensation gegen die
bins im Kapillarblut. So ist bei diesen Kranken der erFleischmast des Patienten, womit die Regulationen
höhte Hämatokrit nicht nur Krankheit, sondern auch
den gefährlichen onkotischen Druckanstieg bei HyperKompensation.
proteinämie auf die Norm zurückführen.
146
Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Artenosklerose
Tab IV
Artenosklerose
Atiologie
Erbfaktor
*
"
Funktionsschwache oder Defekt eines Blutreinigungsmechamsmus, z B Enzymschwache
des Harnstoffzyklus oder lysosomale
Endothel-Penthel-Zellsch wache
~*
Umweltfaktor
Eiweißuberernahrung
Eintritt überschüssigen Nahrungseiweißes ins Blut
i
Es erzeugt Hyperprotemamie, Verschiebung des Albumin/Globulm-Quotienten nach den Globulmen, Hyperfibrinogenamie,
Anstieg der Gerinnungsfaktoren, der Erythrozyten und ihrer Hamoglobmladung, der Viskosität und des Hamatokrits über
42 Vol % Das ist die
J,
Der 1 Stauspeicher überfüllt
Hamokonzentration
i
Die Hamokonzentrations-Faktoren verdicken das Blut und verzogern die MikroZirkulation, das ist Stau, wodurch die Zellenversorgung leidet
Kompensation
i
Bluthochdruck
Mit dem Nahrstoffstrom.dervom Kapillarblut durch die Kapillarwand ms Interstitium fließt, kommt das überschüssige Serumeiweiß auch in die Gewebe der Organe, von denen die Zellen ihren Bedarf decken Den Rest lassen sie liegen Hat der Rest im
Interstitium einen Eiweißspiegel über 4 g% (Norm 1,7-4 g%) erreicht, dann speichern die Gewebezellen das Lympheiweiß als
Kollagen ins Interstitium, das dadurch enger wird und den Lymphstrom behindert
Der 2 Stauspeicher überfüllt
I
i
Interstitium-Verstopfung
Die Kapiilarendothelzellen resorbieren überschüssige Bluteiweiße, bauen sie in Mukopolysacchand und Kollagen um und
scheiden diese Moleküle auf die Kapillarbasalmembranen (BM) ab
I
I
Pathogenese der Mikroangiopathie
Verdickung, Verstopfung und Permeabilitatsminderung der Basalmembranen
Minderung der kapillaren Diffusions- und Filtrationsraten, Ruckstauung der in der Basalmembranpermeation behinderten
Moleküle, Mangelzustand der Zellen
Der3 Stauspeicher überfüllt
I
Mikroangiopathie
Stauung der MikroZirkulation
Kompensation
Kompensatonsche Steigerung der Blutspiegel aller ruckgestauten Moleküle, bis die von ihnen ausgehenden Filtrationsund Diffusionsdrucke die Kraft erreicht haben, den erhöhten Stromungswiderstand der vermindert permeablen Basalmembran zu überwinden Das ist die kompensatonsche Bedeutung und die
4Pathogenese der Risikofaktoren (Hypoporopathien)
Bluthochdruck, Diabetes, Hypercholestennamie, Polyglobulie
I
Dadurch werden die normalen kapillaren Filtrations- und Diffusionsraten und die normalen Gewebespiegel der ruckgestauten Moleküle wiederhergestellt und der Mangelzustand der Zellen behoben Das ist der kompensatonsche Zweck der
Risikofaktoren
Die erhöhten Stauungs-Blutspiegel wirken als Storfaktoren auf die Endothelzellen Sie resorbieren die Storfeldfaktoren und
scheiden sie auf die Kapillarbasalmembran ab, die dabei als Speicher dient
i
Bluteiweiße
Abscheidung von ruckgestauten Molekülen auf die Basalmembran
Cholesterm
Lipide
Harnsaure
Insulin
Wachstumshormon
Glukose u andere
i
I
Uberfullung des Kapillarbasalmembran-Speichers
Er staut die Speicherung ausströmender Storstoffe ins Blut zurück, wahrend mit der Nahrung überschüssiges Eiweiß weiterhin ins Blut einströmt Dadurch entsteht im Blut ein wachsender Druck zur Storstoffspeicherung, der schließlich die Reizschwelle der Artenen-Endothelien überschreitet, so daß diese mit der Storstoffspeicherung beginnen
i
i
Die Storfaktorabscheidung greift auf die Artenen-Intima über zur Entlastung der überfüllten
i
Der 4 Stauspeicher überfüllt
Pathogenese der Artenosklerose
Kapillarmembranen
Artenosklerose-Plaques auf der Intima der Arterien. Sie stenosieren die Arterie Zugleich ist das Blut eingedickt und erhöht
gerinnbar (Hamokonzentration) Folge Koronarthrombose, Herzinfarkt
151
Wendt, Arteriosklerose
Durch dieselben Kompensationen wird der Nährstoffstrom im Interstitium beschleunigt, der durch die Kollagenspeicherung im Interstitium behindert und langsam geworden war. Auch die Gitterfasem, die das
Äquivalent der Kapillarbasalmembran in den Lebersinusoiden sind, gehören zum Stauspeicher der Basalmembran und speichern Kollagen auf das Gitter. Dadurch werden die Gitterlöcher enger. Für das Blutcholesterin sind die Gitterlöcher der einzige Ausgang, um
vom Blut in die Gallenkapillaren der Leber und weiter
in den Darm zu kommen. Die kleinen HDL kommen
noch durch die verengten Löcher, die großen LDL
stauen ins Blut zurück. Das ist die Stauungs-Hypercholesterinämie der Risikopatienten. Wenn der Cholesterinspiegel des Blutes über 220 steigt, speichern
die Arterien-Endothelien das Cholesterin auf die
Arterien-Intima. Das führt mit zur Arteriosklerose.
Auch mit diesen Werten kann der Patient mit der Eiweißabbautherapie gesund werden und noch Jahre
glücklich leben. Denn er weiß oft nicht, daß er todkrank ist, daß er jeden Augenblick tot umfallen kann
mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Thrombo-Embolie.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Nur eine Therapie
Deswegen muß bei jedem Eiweißspeicherkranken das
Fasten oder die Eiweißabbau-Therapie mit den Aderlässen eingeleitet werden.
Die „kleinen" Aderlässe nehmen schon darauf Rücksicht, daß die kompensatorische Polyämie durch die
Aderlässe nicht so stark gesenkt wird, daß der Nährstoffstrom oder der Blutkreislauf insuffizient wird.
Alle anderen Therapien, einschließlich der Medikamente, wenden sich nur gegen die Kompensationen
der Krankheit, bauen aber nicht die kranken Eiweißspeicherungen ab. Solange die Stauspeicher aber
noch nicht ausgeschieden sind, haben die Kompensationen lebenserhaltende Funktionen.
Die Risikofaktoren, die in der geltenden Lehre die Ursache der Arteriosklerose bilden, sind in der Tab. IV
umstrichelt.
Daß die Krankheit heilbar ist, verdankt der Patient der
Tatsache, daß die Krankheit eine Speicherüberfüllung
ist. Solange der Patient lebt, kann er seine überfüllten
Speicher durch Hunger und Aderlässe abbauen.
Das ist Besserung des Krankheitsbildes bzw. Heilung.
In der Tab. V beschreibt der Autor eine solche zur Heilung führende „Eiweißabbau-Therapie".
Das Resultat dieser Kompensation
Die Tab. IV erklärt den Aufbau der Pathogenese der
Arteriosklerose. Der 1. Ring der Kette ist der Eintritt
überschüssigen Nahrungseiweißes ins Blut als Ursache der Hyperproteinämie, das Krankheitssymptom.
Aber schon der 2. Ring der Kette ist eine Kompensation der krankhaften Hyperproteinämie, und wenn diese Kompensation insuffizient wird durch zu viel Nahrungseiweiße, dann setzt der 3. Ring eine neue 2. Kompensation an die Kette, die die insuffiziente 1. Kompensation ersetzt, und ist die 2. insuffizient, dann
kommt mit dem 4. Ring der Kette die 3. neue Kompensation und so geht es 30-50 Jahre weiter, Kompensation nach Kompensation, bis am Ende der Krankheit
so schwere Insuffizienz-Schäden entstehen, die nicht
mehr kompensierbar sind, der Herzinfarkt oder der
Schlaganfall. Das ist das tödliche Ende der Krankheit.
Wir sehen also, daß das 30-50 Jahre währende Krankheitsbild der alimentären Arteriosklerose nur aus
Kompensationen gegen überschüssiges Eiweiß aufgebaut ist. Wenn wir das tierische Nahrungs-Eiweiß
bei dem Patienten vermindern, dann sind die vielen,
komplizierten Kompensationen, die wir die Arteriosklerose nennen, überflüssig, die Krankheit würde
„eingehen", ausheilen.
Deswegen gibt es nur „eine" heilende Therapie für die
alimentäre Arteriosklerose (die etwa 80% aller Sklerosen ausmacht), das Fasten oder die Eiweißabbau-Therapie m/t äen Aderlässen, die dem Patienten das überschüssige Eiweiß abziehen.
152
Die Durchführung der Eiweißabbau-Therapie
Für jeden Eiweißspeicher-Patienten legen wir eine Tabelle an. Die Tab. V ist für einen 40jährigen Patienten
mit Bluthochdruck entworfen.
In der ersten horizontalen Spalte stehen die normalen
Parameter des Gesunden, in der 2. horizontalen Spalte stehen die Parameter des Patienten bei der Erst-Untersuchung.
Der Patient hat einen alimentären Hämokonzentrations-Bluthochdruck mit allen Bluteiweißparametern
und dem Cholesterin erhöht. Herz-Röntgen, EKG-Belastung und Augenfundus normal.
In der 3. horizontalen Spalte sind die Blutparameter
nach 1 Monat Therapie notiert. Die Therapie besteht
am 1. Tag in Saftfasten, danach streng vegetarische
Kost; die ersten 2 Therapie-Wochen je 2 Aderlässe ä
200 ml, dann 2 Wochen je 1 Aderlaß ä 200 ml. Vor jedem Aderlaß machen wir einen Hämatokrit und messen den Blutdruck.
Die Therapie im 2. Monat hat gut gewirkt, alle Eiweißparameter des Blutes sind gesunken und mit ihnen
der Blutdruck. Deswegen setzen wir die Therapie der
letzten Woche im 2. Monat fort.
Aber das Bluteisen ist unter die untere Norm gefallen
und der Blutharnsäurespiegel ist über die obere Norm
gestiegen.
Damit die Blutspiegel sich wieder auf die Norm bege-
Ärztezeitschr, f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Artenosklerose
lab V 40/ahngerMann kommt wegen alimentarenBluthochdrucks ir die Praxis Die Fuhrung der Eiweißabbau-Therapie
höchste
Normalwerte
1 Untersuchungsbefund
HK
Hgb
Vol %
Ery
42
4,7
60
14 g
17,5
Ges
Eisen RR
HS>
Eiweiß
Mill
7,5 g 60120
5,8
8,5
145/
85
7
1 Zucker- Neutr
Bela
Fette
stungstest
2 Volhard
Nieren 175
Test
BlutChole- Große
Fremdeiweiße
zucker stenn Gew
3 Late>! BSG
Anti
Ziga
Elpho Leuko gene rett
Temp mit
pro
hohem Tag
120
250
Titer
185/ 7
1. normal 120
80
Mill
2 normal
105
Therapie Eiweißfasten und 2 Wochen je 2 Aderlasse a 200 ml,
2 Wochen je 1 Aderlaß a 200 ml
120
nach 1 Monat
Therapie
50
5
39
72
15
8
165/ 9,5
133
Parameter
95
Fherapieerfolg gut, aber Eisen zu niedrig HS zu hoch
Zusätzliche Therapie 1 Allopunnol Tbl und 2 Eisen-Tbl pro Tag
nach
2 Monaten
Parameter
Therapie.
Parameter
45
14
4,8
7,5
110
40
13
4,5
7
100
335
295
5/12
180cm 0nor 7300
95 kg mal
36,4
mo
0
Was
mann
Tbc
Test
0
91
kg
73
88
150/ 5
125
270
90
kg
Therapie-Erfolg gut, Blutspiegel wieder normal Allopunnol und Eisentherapie stoppen
145/ 5
85
Therapie-Erfolg gu , Parameter normal
ben, geben wir dem Patienten täglich 2 Eisen-Tabletten und 1 Tablette Allopunnol (100).
Aber warum steigt der Blutharnsäurespiegel beim
Speicherabbau?
In den Stauspeichern (Blut, Kapillarwände, Interstitium) werden nicht nur die überschussigen Bluteiweiße
bei erhöhtem Hämatokrit gespeichert, sondern alle
überschüssigen Substanzen (z. B. aller StoffwechselMüll, Harnsäure, Amyloid, Cholesterin, Fett, Zucker,
Fremdantigene u. a.), wenn sie im Blut erhöht sind. Alles das wird bei dem Abbau der Eiweißspeicher wieder frei und tritt ins Blut und wird dann mit dem Urin
ausgeschieden. Deswegen muß man den Eiweiß abbauenden Patienten viel zu trinken geben, daß der
Blutmüll herausgespült werden kann.
Unseren Patienten verordnen wir neben den AllopurinoI-Tabletten noch 2 Saftfasttage. Nach 2 Wochen
dieser zusätzlichen Therapie waren die beiden Blutspiegel wieder in der Norm, so daß die Medikamente
abgesetzt werden konnten. Die beiden nächsten Eiweißabbau-Monate verliefen ohne Besonderheiten.
In der letzten Spalte der Tab. V sind alle Parameter
normal. Der Patient hat in den 3 Monaten von Broca
+ 15% auf Broca + 6% abgenommen und fühlt sich
wohl.
3mal im Abstand von je einem Monat verfolgen wir
noch die Bluteiweißwerte, ob sie bestandig bleiben.
Unser Patient hatte auch nach 3 Monaten noch normale Blutspiegel. Er war gesund. Steigen die Blutspiegel aber wiederum, dann muß man mit Eiweißfasten oder mit den Aderlässen weitermachen. Es ge-
100
70
245
86
kg
nügt dann aber meistens ein Aderlaß ä 100 bis 200 ml
pro Monat. Man sollte in diesem Falle im Blut noch
einmal nachsuchen, ob ein Fremdeiweiß oder ein
Herd übersehen wurde oder ob der Patient sein Rauchen verschwiegen hat. Solche Patienten benötigen
zusätzliche Therapie, die ich in meinem Buch „Eiweißspeicherkrankheiten" beschreibe.
Bei der Entlassung empfehlen wir dem Patienten,
sich jedes Vz Jahr vorzustellen, um den Hämatokrit,
das Gewicht und den Blutdruck zu prüfen.
Außerdem gebe ich dem Gesunden den Rat, nicht
mehr als 3 Mahlzeiten pro Tag zu essen, von denen eine Mahlzeit vegetarisch sein muß, nicht zwischen den
Mahlzeiten zu essen, man soll hungrig sein, wenn
man sich zum Essen zu Tisch setzt. Nicht rauchen. Alkohol nur nach dem Abendbrot und mäßig. Einen Tag
der Woche und 1 Monat im Jahr vegetarisch essen,
daß die Eiweißspeicher sich entleeren können. Bei
Grippe oder Bauch- oder Kopfschmerzen oder Depression nicht zur Tablette greifen, ein Safttag wirkt viel
besser.
Kollegen wenden oft ein: ,,D\e Aderlasse haben doch
keinen Zweck. Schon nach einer Woche haben sich
die hohen Blutwerte wieder eingestellt, so daß man
wöchentlich Aderlässe machen müßte, um die Blutwerte niedrig zu halten." Unsere Antwort: „Recht haben Sie, Herr Kollege, aber nur weil es sich so verhalt,
wie Sie es schildern, sind die Speicherkrankheiten
heilbar. Ich demonstriere es Ihnen mit einem Modellversuch-.
In der Zeichnung a-c der Abb. 6 stellen die drei senk-
155
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Artenosklerose
Die 3 Stauspeicher
Blut
Spontanthrombose
Infarkt
Präinfarkt
überfüllte Stauspeicher y flgjjj
des Patienten
Hamatokrit 60 %
Blutverdickung
Risikofaktoren
Hamatokrit 40 %
Normale Füllung
des Gesunden
physiologische
Speicherkapazität
Transportstrecke
zwischen
den Speichern
a) vor Aderlaß
physiologische
Speicherkapazität
Transportstrecke
zwischen
den Speichern
b) nach Aderlaß
c) eine Woche spater
Abb. 6
rechten Röhren die drei Stauspeicher dar, vor und
nach dem Aderlaß und eine Woche später. Die horizontale untere Granulierung sei die Transportstrecke
zwischen den Speichern, die schwarze Strecke der
drei Röhren sei die physiologische Füllung dieser
Speicher beim Gesunden. Die Speicherfüllung des
Risikopatienten stellt die senkrechte Strichelung dar.
Die Stauspeicher „Blut, BM und Interstitium" hängen
durch die Nährstofftransportwege miteinander zusammen. Dadurch verhalten sie sich wie kommunizierende Röhren.
Die Überfüllung vor dem Aderlaß hat in allen drei Speichern denselben Grad. Nach dem Aderlaß ist der Spiegel des Blutspeichers gesunken. Die beiden anderen
Speicher haben noch denselben Füllungszustand. Eine Woche später hat sich der Spiegel des Blutspeichers wieder gehoben, aber um dasselbe Volumen haben sich die anderen beiden Stauspiegel gesenkt.
Jetzt haben wieder alle drei Speicher denselben Spiegelstand. Wenn wir mit wöchentlichen Aderlässen
fortfahren, ist abzusehen, wann wir alle drei Stauspeicher auf die Füllung des Gesunden gesenkt haben.
Man bedenke: Nur der Blutspeicher ist für unsere therapeutische Methode, den Aderlaß, zugänglich. Würden die drei Speicher nicht kommunizieren oder wäre
der Blutspeicher ebenso unzugänglich wie die anderen zwei, dann gäbe es keine Methode, die überfüllten
BM und das Interstitium zu entleeren. Die Eiweißspei-
156
cherkrankheit wäre dann unheilbar, denn diese Speicher sind in einer Schichtdicke von tausendstel Millimetern in enger Packung über den ganzen Körper verstreut. Nicht einmal theoretisch könnte man sich ein
Instrument vorstellen, diese Speicher zu entleeren. Da
sie aber untereinander kommunizieren und der Blutspeicher zugänglich ist, braucht man nur den zugänglichen anzuzapfen, dann entleeren sich die beiden unzugänglichen auch (Abb. 6c).
Nun kommt es aber auch vor, daß nach dem Aderlaß
das Wiederansteigen des Hamatokrit nicht nach Art
der kommunizierenden Röhren verläuft, sondern daß
der Hamatokrit nach dem Aderlaß effektiv wesentlich
höher ansteigt, als er vor dem Aderlaß war. Diese Reaktion kommt besonders dann vor, wenn der Eiweißabbauimpuls stärker war als der Eiweißbedarf des
Körpers, z. B. wenn man die Eiweißabbau-Therapie
mit Aderlässen und Saft-Fastentagen zugleich beginnt, wie wir es meistens machen.
Da bei fastenden Patienten das Eiweiß für die Blutregeneration nach Aderlässen nur von einem entsprechend starken Speicherabbau kommen kann, begrüßen wir diese Reaktion. Wir steigern vorübergehend
die Größe und Frequenz der Aderlässe, was man in
solchen Fällen ohne Gefahr tun kann. Dadurch beschleunigt man den Speicherabbau und die Genesung des Patienten.
Das Symptom der nlcht-entleerten Stauspeicher
Wenn nach wiederholten Aderlässen der Hamatokrit
unter 40 Vol.% sinkt, nach ein bis zwei Wochen diesen Normgrenzwert 40 aber wieder überschreitet,
dann sind die Stauspeicher noch nicht leer.
Das Symptom der leeren Stauspeicher
Erst wenn der Hamatokrit dauerhaft auf einem Wert
unter 40 Vol.% stehenbleibt, sind die Stauspeicher
entleert, der Patient wieder gesund.
Die drei verschiedenen Speichertypen erfordern verschiedene Therapien
1. Auf der Tab. I haben wir das Gewicht der gefüllten 3
Stauspeicher mit etwa 10 kg Speichereiweiß geschätzt. Das sind die 10 kg Körpergewicht, die der
20jährige junge Mann in den nächsten 25 Jahren
durch die Überfüllung der Stauspeicher zunimmt,
wenn er eine überkalorische Fleischkost mit wenig
Fett und Kohlenhydraten verzehrt. Als 45jähriger
Mann sieht er dann stämmig aber nicht fett aus, denn
sein Übergewicht ist Eiweiß, das in den Stauspeichern (Blut, Kapillarmembranen, Interstitium der Organe) gleichmäßig verteilt ist. So hat er keinen dicken
Bauch und kein Doppelkinn, aber frische, rote Wangen. Er sieht aus wie das blühende Leben und mag
sich auch so fühlen, aber alle seine Stauspeicher sind
überfüllt, er hat alle Risikofaktoren. Dennoch kann er
Jahre leben, aber auch jeden Augenblick sterben. Die-
Wendt, Arteriosklerose
ser Patient hat einen schwachen Harnstoffzyklus und
ein bösartiges Übergewicht. Er muß mit Eiweißfasten
und Aderlässen behandelt werden.
2. Das Gegenteil von dem nur Eiweiß speichernden Risikopatienten ist der nur Fett speichernde Fettsüchtige, der hauptsächlich im Unterhautbindegewebe eine
starke Vermehrung von Fettzellen hat, die alle zum
Platzen voll von Fett sind. Dieser Fettsüchtige hat
30 bis 60 kg Übergewicht, hat Doppelkinn, Fettnacken,
einen riesigen Bauch und dicke Fettschichten an den
Hüften und an den Extremitäten. Wegen seines Übergewichts kann er sich kaum noch auf den Beinen halten, aber im übrigen ist er gesund. Der Hämatokrit ist
um 40 Vol%, auch die anderen Bluteiweißparameter
sind normal; er hat keine Stauspeicherung, er hat keine Risikofaktoren, nicht Bluthochdruck oder Diabetes
oder Hypercholesterinämie und stirbt wie jeder andere Gesunde zwischen 80 und 100 Jahren an Alterschwäche. Dieser stark Übergewichtige hat einen
kräftigen Harnstoffzyklus und speichert nur in der
Subkutis, die Stauspeicher sind leer. Dieser Patient
muß mit wenigen Kalorien ernährt und mit häufigen
Fastenkuren behandelt werden.
3. Der 3. Typ der Nahrungsspeicherung ist die kombinierte Eiweiß-Fett-Speicherung. Diese Patienten haben durch zu viel Eiweißkost einen erhöhten Hämatokrit und erhöhte Risikofaktoren, durch zu viel Fettkost
in den Fettzellen des Unterhautbindegewebes die
Fettsucht. Diese Eiweiß-Fett-Speicherung ist die häufigste der drei Typen. Sie haben einen schwachen
Harnstoffzyklus und speichern sowohl in der Subkutis als auch in den Stauspeichern. Dieser Patient muß
mit Eiweißabbau-Diät und Aderlässen behandelt werden, in die häufig Fastenkuren eingeschoben werden
müssen.
Die pathogene Speicherung ist nur die Eiweißspeicherung in den 3 Stauspeichern. Die Eiweißspeicherung
im Unterhautbindegewebe ist physiologisch und führt
zu keinen Krankheiten. (Erklärung dieser verschiedenen Eiweißspeicherungen in dem Buch des Autors
„Eiweißspeicherkrankheiten" und „Krankheiten verminderter Kapillarmembranpermeabilität", Haug-Verlag, Heidelberg, 1984.)
Das Fasten
Alle Versorgungs-Systeme, die mit Speicher arbeiten,
wie auch der Mensch, funktionieren nur, wenn Speicherung und Entleerung der Speicher sich abwechseln. Wenn der Hunger oder die Völlerei zu lange dauert, tritt der Tod ein. Deswegen muß der Mensch, der
sich viele Jahre überschüssig ernährt hat, jedes Jahr
einen Monat fasten, damit die Speicher sich auch entleeren können.
158
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Das Eiweißfasten
besteht in einer strengen vegetarischen Kost. Alles
von Pflanzen ist erlaubt, alles von Tieren verboten.
Das gilt auch für die Fette. (Rezepte in dem Buch „Eiweißfasten", Haug-Verlag, Heidelberg, 1984.)
Pflanzen-Eiweiß ist im Vergleich zum Tiereiweiß weniger brauchbar zum menschlichen Eiweißaufbau. Vegetarier haben niedrigere Blutdruckwerte als Fleischesser. Nicht-Vegetarier, die für 6 Wochen auf vegetarische Kost gesetzt wurden, hatten einen BlutdruckAbfall von 6,8/2,7 mm Hg (Rouse und Beilin, The Lancet II, 1984, 8404:671).
(Näheres in des Autors Buch „Eiweißspeicherkrankheiten", Haug-Verlag, Heidelberg, 1984.) Deswegen
können wir mit vegetarischer Kost die Eiweißspeicher
entleeren, ohne hungern zu müssen.
Die Wirkung kleiner, regelmäßiger Blutverluste
Die menstruierende Frau ist vor den Risiko-Krankheiten relativ geschützt. Wenn sie an ihnen erkrankt,
dann erst nach dem 50. Jahr, im Klimakterium. Der
Mann kann aber schon mit 20 Jahren an dem juvenilen Hochdruck erkranken und nach 30 Jahren daran
sterben. Frauen ohne Periode erkranken und sterben
an Risikokrankheiten so frühzeitig wie Männer. Die
Evolution hat der Frau mit der Monatsblutung einen
wirkungsvollen und risikolosen Schutz für die EiweißSpeicherkrankheiten gegeben. Beim Mann ist der kleine, regelmäßige Aderlaß genau so wirkungsvoll und
risikolos gegen die Risikokrankheiten wie die Periode
der Frau.
Die Prophylaxe beim Mann muß einsetzen, wenn der
Hämatokrit den Wert 45 Vol% überschreitet. Mit 2
Saftfast-Tagen oder einer Blutspende beim Roten
Kreuz ist der Patient wieder unter 42 Vol% mit dem
Hämatokrit.
Wenn aber ein 60jähriger Patient neben hohen
Zuckerwerten und hohem Blutdruck auch noch einen
Hämatokrit von 65 Vol% hat, dann kann der Kreislauf
so labil sein, daß ein großer Aderlaß den Patienten gefährdet.
In Krankenhäusern senkt man diese Blutparameter
durch einen entsprechend großen Aderlaß (500 bis
1000 ml) zur Norm, um die verzögerte MikroZirkulation
zu beschleunigen. Dann kann der Verlust an Blut so
groß sein, daß die Restblutmenge nicht mehr den hohen Sauerstoffdruck im Kapillarraum aufrecht erhalten kann, der allein noch die Zellen vor dem Ersticken
bewahrt, und der Verlust an Blutvolumen kann so
groß sein, daß die Blutadern nicht mehr genügend gefüllt sind: Der Blutdruck stürzt dann ab, der Kreislauf
stockt, der Entblutungsschock tritt ein. Um dieser
tödlichen Gefahr vorzubeugen, muß bei großen Ader-
Ärztezeitschr. f, Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Arteriosklerose
lassen die entnommene Blutmenge durch Wasser
aufgefüllt werden. Der Flüssigkeitsersatz allein durch
Wasser oder physiologische Kochsalzlösung würde
aber nicht ausreichend sein, weil der „zur-Ader-Gelassene" das Wasser nicht in seinen Adern binden
könnte, es würde in die Gewebe ablaufen, weil mit
dem großen Aderlaß zu viel Plasmaeiweiß und damit
onkotische Wasserbindungskraft verloren gegangen
ist. Es muß deswegen eine wasserbindende
Macrodex-Lösung infundiert werden, die den zu großen Eiweißverlust des großen Aderlasses so weit wieder ersetzt, daß das infundierte Wasser auch in den
Adern bleibt. Die Anwendung von Macrodex ist aber
mit Gefahren verbunden.
(Blut, Kapillaren- und Arterien-Wände, Interstitium)
führt immer zu Stau von Blut und Gewebeflüssigkeit,
wodurch die Sauerstoffversorgung der Zellen leidet
und die Körperflüssigkeit sich nach der sauren Seite
verschiebt. Außerdem ist unsere Erde zu sauer geworden. Mit der Atemluft, dem Wasser, der Nahrung treten die sauren Verunreinigungen in uns ein und vermehren den Säuregrad unseres Energiestoffwechsels, der bei Stau PH 7,1 erreicht. Bei PH 7 stirbt die
Zelle. Um sie vor dem Säuretod zu schützen, sollte der
Gesunde 1-2 Kaiser-Natron-Tabletten, ein Speicherpatient 3-4 Tabletten pro Tag schlucken. Sport und körperliche Arbeit beschleunigen den Blut- und Lymphkreislauf und mit ihnen den Sauerstofftransport, der
die Säuren verbrennt.
Macrodex-Gegenanzeigen:
1. Manifeste Niereninsuffizienz
2. Hyperkaliämie
3. Hyperlactacidämie
Prophylaxe der Stauspeicherung
Macrodex-Gefahren:
4. Allergie, möglich bis zum Schock-Tod.
5. Bei Macrodex-Überdosierung ist die Wasserbindung des Blutes so groß, daß Anurie und hyperonkotisches Koma auftreten können.
6. Überschüssiges Macrodex wird auf den KapillarBM gespeichert und führt zur Mikroangiopathie
(L. Wendt 1973).
Durch diese Kontraindikationen und Gefahren, die mit
der Macrodex-Infusion verbunden sind, ist ihre Anwendung auf die Klinik beschränkt, aber auch unter
klinischen Bedingungen traten, wenn auch selten, Todesfälle durch Macrodex auf.
Bei der Eiweiß-Abbau-Therapie ist ein großer Aderlaß
nicht nötig.
Was ein großer Aderlaß kann, können mehrere kleine
Aderlässe in 2 Wochen ebenfalls, und sogar ohne
Macrodex-Infusionen und ohne jede Gefahr für den
Patienten. In 2 Wochen kann der Patient 800 ml Blutverlust kompensieren, da er in dieser Zeit Eiweißfastet, wobei Speichereiweiß von den Kapillarwänden
ins Blut geschüttet wird. In wenigen Minuten kann
aber ein alter, kranker Mensch den Blutverlust eines
großen Aderlasses nicht kompensieren, er braucht
Macrodex, das außer den genannten Gefahren den
Nachteil hat, als Fremdkörper im Blut, als Müll, zu
fungieren. Da es sehr langsam abgebaut wird, laden
es die Endothelzellen auf die Speicher, die wir aber
mit unserer Abbautherapie entleeren wollen. Die kleinen Aderlässe, die der Praktiker ohne jede Assistenz
in einer Viertelstunde allein machen kann, wonach
der Patient seine Arbeit weitermachen kann, sind für
die Eiweißabbautherapie in jeder Hinsicht dem großen Aderlaß überlegen.
Säure-Prophylaxe
Der normale pn-Wert in Blut und Gewebeflüssigkeit
ist 7,35-7,45. Die Speicherung in den Stauspeichern
Wenn jeder Mensch Sorge dafür trägt, daß sein Hämatokrit nicht den Wert von 42 Vol% überschreitet, dann
kann sich keine ernährungsbedingte Eiweißspeicherkrankheit, keine alimentäre Arteriosklerose entwickeln, die immerhin 85% aller Arteriosklerosen ausmacht. Dieses Ziel ist erreichbar.
Jeder Mensch zwischen 30 und 65 Jahren und jede
Frau über 30, die nicht menstruiert, sollten sich zweimal im Jahr den Blutdruck, den Hämatokrit, das Hb
und die Erythrozythen messen und den Urin untersuchen lassen. (Regelmäßig menstruierende Frauen
sind vor der Blutverdickung geschützt.) Durch diese
Vorsorgeuntersuchung kann man den Beginn dieser
tödlichen Entwicklung, die Steigerung des Hämatokrits über 45 Vol%, frühzeitig erkennen und durch
Aderlaß und Eiweißfasten wieder zur Norm senken.
Die Eiweißabbau-Therapie für die EiweißspeicherKrankheiten besteht in
1. Fasten
2. Eiweißfasten
3. Aderlässe
4. Alkali-Medikation
5. Lymphdrainage
6. Sauerstoffatmen
7. Gymnastik, Sport, körperliche Arbeit
8. Prophylaxe
Alles das und weitere Einzelheiten findet der Leser in
den Büchern des Autors.
Literatur
Wendt, L: Krankheiten verminderter Kapillarmembranpermeabilität.
Wendt, L: Antigenopathien — Immunologie auf neuen Wegen (vom Autor erhältlich).
Wendt, L, Jh. Wendt: Die essentielle Hypertonie der Überernährten — Die Mikroangiopathie der Risikofaktoren —
Kausale Therapie.
Wendt, L: Angiopathien, Eiweißspeicherkrankheiten, Autoimmunkrankheiten. Karl F. Haug Verlag GmbH & Co.,
Fritz-Frey-Str. 21, 6900 Heidelberg.
163
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wendt, Arteriosklerose
Wendt, L.: Die Wendt-Therapie (vom Autor erhaltlich).
Wendt, L, Th. Wendt, A. Wendt: Die Wendt-Theorie/Die
Wendt-Therapie.
Wendt, L: Die physikalische Analyse des Elektrokardiogramms vom gesunden und kranken Herzen. GeorgThieme-Verlag, Leipzig (vom Autor erhaltlich).
Wendt, L: Die Muskelzelle, ihre Funktion und ihre Regulation. Georg-Thieme-Verlag, Leipzig (vom Autor erhältlich).
Wendt, L.: Die Ermittlung des Erregungsablaufes in ungeschädigten und geschädigten Herzen durch Analyse des
Elektrokardiogramms
und
des
Vektordiagramms.
Akademie-Verlag, Berlin (vom Autor erhältlich).
Wendt, L: Eiweißspeicherkrankheiten. Karl F. Haug Verlag
GmbH & Co., Fritz-Frey-Str. 21, 6900 Heidelberg, 1984.
Wendt, L, S. Petri. Eiweißfasten — Rezepte für die
Eiweißabbau-Diät. Karl F. Haug Verlag GmbH & co., FritzFrey-Str. 21, 6900 Heidelberg, 1984.
Wendt, L: Gesund werden durch Abbau von Eiweißüberschussen. Schnitzer-Verlag, St. Georgen/Schwarzwald,
1984.
Sollten Sie die im Literaturverzeichnis aufgeführten Bücher
oei den Verlagen nicht erhalten, so sind diese auch durch
den Autor zu beziehen.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. L. Wendt, Friedrichstr. 60,
D-6000 Frankfurt/M. 1.
Wenn die Pumpleistung nachlässt...
COROVERLAN
Coroverlan, Verla-Pharm • Zusammensetzung: 1 ml ( = 25 Tropfen) enthalt Magnesium-L-aspartat-hydrochlorid-tnhydrat 147 mg
(entspr 13,5 mg Mg), Kalium-L-hydrogen-aspartat65 mg (entspr 13,5 mg K); Extr. Crataegi oxyacanth. spir. (5,1:1)50 mg; Proxyphyllin
50 mg 1 Dragee enthält1 Magnesium-L-hydrogenaspartat200mg (entspr 13,5 mg Mg), Kalium-L-hydrogenaspartat65mg (entspr. 13,5
mg K), Extr Crataegi oxyacanth spir sicc. (6,5 1) 50 mg; Etofylhn 50 mg Indikationen: Störungen der Koronardurchblutung und des
Myokardstoffwechsels, Belastungsinsuffizienz, Myodegeneratio cordis, Kardiosklerose, Herzrhythmusstorungen, Altersherz, Kombmationsbehandlung mit Herzglykosiden Kontraindikationen: Ausscheidungshemmung von Elektrolyten bei schwerer Niereninsuffizienz, Anurie, Exsikkose
Handelsformen und Preise:
25 ml Tropfen
DM 7,—
100 ml Tropfen
DM21,91
164
30 Dragees
50 Dragees
100 Dragees
DM 6,79
DM 10,99
DM18,46
VERLA-PHARM
8132TUTZIIMG
w. Kurz Endstrombahn und Lymphdrainage
Zusammenfassung
Die Starlingschen Vorstellungen wurden durch
eine Art Simplifizierung — genügend für eine
mehr oder minder im Prinzip richtige Interpretation — sozusagen ärztliches Allgemeingut. Dieses klassische Prinzip ist aber eingeengt,
schon aufgrund der angeblichen Impermeabilität der Kapillaren für Plasmaproteine und vor allem durch die Beschränkung der Endstrombahn
allein auf die Kapillaren. Stoffaustausch reicht
von der präkapillaren Arteriole bis zur kleinen
Sammelvene, dabei muß man selbstverständlich körperregionale Unterschiede berücksichtigen; so stehen sich Leber und Hirn (nicht nur
phylogenetisch) auch permeabilitätsmäßig als
Extreme gegenüber. So ergibt sich zwangsläufig, daß die Lymphdrainage wesentlich zum
Flüssigkeitsgleichgewicht beiträgt.
Das Schema der Kapillarpermeabilität ist Mittelwertphysiologie, sicher von praktischer Bedeutung, nicht aber grundlagemäßig ausreichend. Die Klinik zeigt am besten, daß man für
viele Fragen damit nicht weiterkommt. Bei den
Funktionsabläufen an der Endstrombahn ist
noch lange nicht alles klar.
Summary
Due to a kind of simplification — sufficient for
an interpretation which on principle is more or
less right — Starling's ideas became virtually
medical common knowledge. But this classical
principle is limited and that already because of
the pretended impermeability of the capillaries
for plasma proteins and above all because of
the endmost blood stream being only restricted
to the capillaries. The exchange of substances
reaches from the pre-capillary arteriole up to
the small collecting vein considering, of course,
differences according to the region of the body;
so liver and brain build (not only as regards phylogenesis) also with respect to permeability two
extremes. Therefrom results that lymphatic
drainage essentially contributes to the balance
of fluids.
The scheme of capillary permeability is physiology of means, certainly of practical value but
not sufficient with respect to basics. The clinic
shows best that it does not provide any perspective for the solution of many questions. For
the functional courses and processes at the
endmost blood stream there are many things
yet not quite clear.
Endstrombahn, Lymphdrainage und Mikrozirkulation
müssen als eine funktioneile Einheit betrachtet werden. Je mehr wir uns damit aus der Sicht des Forschers befassen, desto komplizierter werden die Dinge, aber das liegt wohl in der Natur der Sache.
Das alte Prinzip von Starling ist allgemein weiterhin
gültig, aber es muß körperregional und lokal modifiziert werden, um nicht ein totes Röhrensystem als Interpretationsschema zu verwenden. Es liegt auch sicherlich zum Teil daran, daß in durchaus ernsten Arbeiten über diese Materie das Problem so rein mathematisiert wurde und wird, daß der Nichtspezialist sofort aufhört zu lesen und sich an das, was er versteht
— nämlich das klassische Prinzip — hält. Dieses
klassische Prinzip aber ist zu eingeengt, das beginnt
mit der Frage der Plasmaproteinpermeabilität der Kapillaren und vor allem durch die Beschränkung der
Endstrombahn allein auf die Kapillaren.
Nimmt man aber die hohe Eiweißpermeabilität des
Venolenbereiches hinzu, so kommt das klassische
Prinzip ins Wanken.
Starling selbst hat nie eine Semipermeabilität der Kapillarwand allgemeinverbindlich postuliert. Umgekehrt kann man aber auch nicht die Eiweißpermeation
als allgemein verbindlich postulieren. Außerdem muß
man stets die Endstrombahn und nicht nur die Kapillare ins Auge fassen — was viele nicht tun. Es kann
nicht alles durch die arme — kleine Kapillare. Dabei
erscheint die arterielle Seite relativ einfach, nicht hingegen die venöse; so stehen sich Leber und Hirn
(nicht nur phylogenetisch) auch permeabilitätsmäßig
als Extreme gegenüber, und es ergibt sich zwangsläufig, daß die Lymphdrainage wesentlich zum Flüssigkeitsgewicht beiträgt (warum sollte die Natur ein so
üppiges System anlegen)?
Földi meint:
„Das Starlingsche Prinzip wird heute nicht selten in
Frage gestellt, oft aus Unkenntnis der klassischen
Originalpublikationen. Die große Bedeutung des
Lymphgefäßsystems wurde von Starling bereits erkannt, und die moderne Lymphforschung hat mit der
Frage nach der Entstehung der Lymphe das Wissen
um die Blut-Mikrozirkulation enorm befruchtet. Das
etwas geheimnisvolle System der Lymphgenese wurde lange vernachlässigt und hat erst in den letzten
Jahren ihren gebührenden Platz eingenommen".
Wie bereits erwähnt, liegt eine der Hauptursachen
mancher Fehlinterpretationen darin, daß man den
Stoffaustausch lediglich auf die Kapillare bezieht.
Die Definition von Gaehtgens über die Mikrozirkulation gibt uns eine anschauliche Erklärung:
„Der Begriff „Mikrozirkulation" umfaßt nicht nur alle
kleinen Blutgefäße mit einem Durchmesser kleiner
als 300 ßm, sondern auch das in ihnen strömende
Blut, das die Gefäße umgebende Interstitium und die
165
Kurz, Lymphdrainage
peripheren Anteile des Lymphdrainagesystems. Diese Zusammenfassung geschieht unter einem funktionellen Gesichtspunkt, da in diesem Bereich diejenigen physiologischen Vorgänge stattfinden, die letztlich die eigentliche Aufgabe des gesamten Kreislaufes darstellen — den Stoffaustausch zwischen dem
intravasalen und dem extravasalen Flüssigkeitsraum.
Darum sind alle unter MikroZirkulation zusammengefaßten Funktionselemente beteiligt. Der klassische
Begriff der „terminalen Strombahn", der sich ausschließlich auf die kleinsten Blutgefäße bezog, ist
hiermit funktionell erweitert worden".
Ein optimaler Stoffaustausch zwischen intra- und extravasalem Flüssigkeitsraum wird durch eine möglichst große Kontaktfläche gewährleistet. Beim Menschen beträgt die Gesamtzahl der Kapillaren etwa 40
Milliarden und die gesamte effektive Austauschfläche 1000 m2; aneinandergereiht würde das eine
Strecke von 200000 km ergeben. Nun zeigt sich aber,
daß in den verschiedenen Organen diese Oberflächenzunahme recht unterschiedlich ist. Die Oberfläche der venösen Kapillaren ist in einigen Stromgebieten 3 bis 5mal größer als der arterielle Schenkel. Der
venöse Kapillarschenkel ist daher nicht nur doppelt
so permeabel für Wasser, er ist auch nach Hauck der
Hauptort der Protein-Passage durch die Kapillarmembran, die auch hier die größeren Poren besitzt. Darum
tritt in ihrem Bereich das Maximum der Proteine
durch die Basalmembran. Für die mesenteriale Endstrombahn ist dieses Faktum quantitativ belegt,
ebenso für die hepatische Endstrombahn, die im Bereich der Sinusoide unterschiedlos als eiweißdurchlässig sich erwiesen hat. Die Vergrößerung der postkapillären Venolenoberfläche findet sich vor allem
auch in solchen Organen, deren MikroZirkulation
nicht allein nutritiven Zwecken, sondern auch anderen, speziellen Funktionen (z. B. Thermoregulation)
dient.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
3. Metarteriolen: Durchmesser 8 bis 20 um, diskontinuierliche Schicht glatter Muskelzellen.
4. Pregential Channels (Vorzugskanäle): Fortsetzung
der Metarteriole, jedoch ohne glatte Muskulatur.
Finden in einigen Geweben direkten Anschluß an
postkapillare Venolen.
5. Kapillaren: 3 bis 8^m, Wandaufbau nur aus Endothelzellen und Basalmembran bestehend. Werden
je nachdem, ob sie sich weiter verzweigen oder
durch Zusammenfluß entstehen, auch als arterielle, beziehungsweise als venöse Kapillaren unterschieden.
6. Postkapilläre Venolen: Durchmesser 8 bis 30 ^m.
Entstehen aus dem Zusammenfluß mehrerer venöser Kapillaren. Keine Muskulatur, sondern vorwiegend kollagene Fasern neben der Endothelschicht
und der Basalmembran.
7. Sammelvenolen: Durchmesser 30 bis 50,um, Wandaufbau weist zunehmend Muskulatur auf.
8. Kleine Venen: Durchmesser 50 bis 100 /um. Wand
enthält sowohl eine kontinuierliche Muskelschicht
als auch eine Lamina elastica interna.
Die in einigen Organen beschriebenen sogenannten
präkapillären Sphinkteren, stellen eine Besonderheit
dar. Man versteht darunter glatte Muskelzellen, die
den Anfangsteil einer abzweigenden Kapillare ringförmig umschließen und bei Kontraktion verschließen
sollen. Die Sphinkterenstrukturen fehlen jedoch in
vielen Gebieten, z. B. im Skelettmuskel, so daß dieser
Begriff auf die letzte Muskelzelle angewendet wird,
der dann eine Drosselfunktion zukommt. Aktive Änderungen des Durchmessers der Blutgefäße sind lediglich prä- und postkapillären Gefäßen möglich als Folge der spontan rhythmischen Aktivität, aber auch auslösbar durch nervöse und humorale Stimulation (77schendorf).
Um die Austauschvorrichtungen optimal zu nützen,
bedarf es einer den Bedingungen des Gewebes angeDie Durchblutung der Organe und Körperprovinzen erpaßten Architektur.
folgt neurohumoral durch Autoregulation, man
Bradytrophe Gewebe sind nur schwach oder gar nicht
spricht vom Blutgefühl der Organe.
kapillarisiert (Sehnen, Knorpel, Hornhaut) und weitgeWir kennen eine ganze Reihe von Hormonen, die vasohend auf Diffusion angewiesen.
dilatatorisch wirksam sind, z. B. das Prostycyclin F
Tachytrophe Gewebe mit schnellem Stoffwechsel
oder das Bradykinin, das einen Einfluß auf die Mikro(Muskulatur, Knochen, Fett- und Nervengewebe) sind
zirkulation durch Änderung der Gefäßpermeabilität
stark kapillarisiert {Gaehtgens). Folgende Definitiohat.
nen können als Grundlage der erweiterten Strombahn
Terminale arterioläre Aufzweigungen wirken wie funkdienen:
tionelle Sphinkter und können den Fluß der Blutzellen
längere Zeit unterbinden, ohne daß gleichzeitig der
1. Arteriolen: Durchmesser zwischen 100 und 40 fzm,
Plasmastrom unterbrochen wird. Die verfügbare GeMedia besteht aus etwa 3 Lagen glatter Muskulatur
samtblutmenge reicht bei weitem nicht aus, eine
in korkzieherartiger Anordnung.
gleichmäßige und gleichzeitige Durchblutung aller
Gefäßprovinzen zu gewährleisten, daher zeigt die ter2. Terminale Arteriolen: Durchmesser 20 bis 40^m, eiminale Endstrombahn eine ständig wechselnde Blutne durchgehende Lage glatter Muskelzellen. Im
füllung. Sperr (Polster)-Arterien und Drosselvenen
Verlauf dieser Gefäße verschwindet die Elastica instellen eine funktionsgerechte Versorgung her, Kapilterna, so daß zwischen Endothel und glatter Muslaren untätiger Organe bzw. Organbezirke werden
kulatur nur noch die Basalmembran liegt.
166
Kurz, Lymphdramage
durch arteno-venose Anastomosen vorübergehend
umgangen Eine lokal gesteigerte Blutnachfrage bedingt also keine erhöhte Forderleistung des Herzens,
sondern nur eine andere Blutverteilung (Tischendorf)
Je geringer mit zunehmender Verzweigung der Durchmesser der terminalen Blutgefäße wird, um so wichti
ger wird das sie umgebende Binde und Stutzgewebe
So beziehen z B die Kapillaren im Bindegewebe (Mesentenum, Omentum, Faszien) ihre hohe Rigidität
ausschließlich aus dem umgebenden Stutzgewebe
Selbst bei hohen transmuralen Drucken ändert sich
der Kapillardurchmesser kaum, man stellt diese Gefa
ße unter mechanischen Gesichtspunkten als „Tunnel
im Gel' vor Ein solches Gefäß wird auch bei hohem hy
drostatischen Druck von außen nicht kollabieren, wie
auch ein Autobahntunnel nicht durch einen Berg trotz
des ungeheuren Druckes der Steinmassen kollabiert
Insgesamt ergibt sich daher für das Kap (Wargebiet ei
ne wesentlich stärkere Abhängigkeit von extravasa
len Faktoren als bei größeren Blutgefäßen
Im Mittelpunkt des Interesses der praktischen Medi
zm steht die Hamorheologie, die Fließfahigkeit des
Blutes, die Mikrophysik des Blutes als einer konzentrierten Aufschwemmung von Zellen in einer Eiweißlosung Ganz allgemein beschreibt die Rheologie die
Gesetzmäßigkeiten der Verformung und Strömung
von Materialien bei Einwirkung äußerer Kräfte Be
stimmend für das Fließverhalten solcher Systeme
sind die viskosen Eigenschaften sowohl der kontinu
lerlichen als auch suspendierten Phase Einer der In
dikatoren für die Viskosität des Blutes ist der Hama
tokritwert, d h der Anteil der Blutzellen am Blutvolu
men Mit steigendem Hamatokrit nimmt die Viskosi
tat uberproportional zu Die Bewegungen des Zeil
Plasma-Gemisches in den mikroskopisch kleinen Gefäßen verursachen die innere Reibung, durch die hohen Druckgradienten treten hohe Schubspannungen
auf Die in ihrem Durchmesser meist kleineren Ery
throzyten müssen sich wahrend der Passage ge
schoßformig deformieren, um die Mikrogefaße zu
durchwandern
Zusammenfassend kann man also sagen, die Fließeigenschaften sind eine Funktion von Druckgradien
ten und Gefaßradius, sie ergeben sich aus dem Hama
tokritwert, der Aggregationsneigung und der Steifigkeit der Blutzellen
„Eine beeinträchtigte MikroZirkulation wirkt in viele
Bereiche hinein Sie laßt das Gefaßendothel an
schwellen, macht das Plasma hyperviskos, fuhrt zu
Thrombozyten Dysfunktionen, Sklerose der Erythrozy
ten und zum Verklumpen von Leukozyten Wichtig ist
daher — ganz gleich auf welchem Wege — schnellst
möglich die MikroZirkulation wieder in Ordnung zu
bringen und auf diesem Wege den abgesunkenen
Blutfluß wieder anzukurbeln {Schmid Schonbein,
1984)
Der Stoffaustausch aus dem mtravasalen Raum bis
zur Organzelle ist einer der wesentlichsten Funktio
168
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
nen und Aufgaben des Kreislaufsystems, er umfaßt
mehrere Teilvorgange
1 Den Transport innerhalb der Blutgefäße
2 Die Substanzpassage durch die Gefäßwände
3 Die Substanzpassage innerhalb des Interstitiums
4 Die Dramage durch die Lymphgefäße
Der kapillare Stoffaustausch wird im wesentlichen von
drei verschiedenen Mechanismen bewirkt
1 Filtration
2 Diffusion
3 Aktiven Transport durch Pinozytose und Zytopemsis
Je nach dem Passageweg eines bestimmten Mole
kuls unterscheidet man auch zwischen transzellula
ren und interzellularen Transportmechanismen Den
hpidloslichen Substanzen wie z B O2 und CO2 steht
die gesamte Kapillaroberflache zur Verfugung, Wasser und wasserlösliche Substanzen, z B Glukose,
sind auf die Porensysteme angewiesen Unabhängig
davon können alle im Blut gelosten Stoffe durch pino
zytotischen Blaschentransport die Endothelzelle pas
sieren Die Basalmembran kann jedoch nur von Mole
kulen bis zu einer Große von 100 Ä passiert werden,
größere Moleküle bleiben in oder vor der Membran
hangen Die Membranpermeabilitat ist nicht in allen
Organen gleich groß, im Alter nimmt die Permeabilität
ab, nicht aber auch der Zellstoffbedarf (Wendt)
Welche Bedeutung haben nun Filtration und Diffusion für die Gewebeernahrung des Vielzellers9
Damelli und Stock sehen im Filtrations-Ruckresorptions Mechanismus den entscheidenden Vorgang für
die Gewebsernahrung mit Wasser und den dann gelosten Substanzen
Krauhofer vor allem konnte am Insulin zeigen, daß so
wohl Filtration als auch Diffusion für die Gewebeer
nahrung eine Rolle spielen, die Diffusion jedoch überwiegt
„Nach Wendt sind beide Transportkrafte, die Filtra
tion und die Diffusion, für die Gewebeernahrung wichtig Denn sowohl der Stillstand der Filtrationsfunktion
im Krankheitsbild des Schocks als auch der Ausfall
des Erfolges der Diffusion bei der Blausaurevergiftung (bei der zwar nicht die Diffusion des Sauerstof
fes, sondern lediglich ihr Erfolg gelahmt ist) fuhren in
jedem Lebensalter schnell zum Tode Will man also
die unterschiedliche Bedeutung dieser beiden Kräfte
für das Leben des Vielzellers bewerten, dann sollte
man zunächst voranstellen, daß jede der beiden Funktionen lebensnotwendig ist Beim Kinde und beim Jugendlichen ist die Diffusion wahrscheinlich schon
ausreichend für die Gewebeernahrung Nur bei Korperbelastung wird der Jugendliche als zusätzliche
Kraft den Filtrationsstrom für die vermehrte Energiezufuhr zur Muskelzelle notig haben
Mit zunehmendem Alter werden Filtration und Diffusion mehr und mehr behindert Diese Behinderung zu
kompensieren, bestehen für die Filtration gunstigere
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Voraussetzungen als für die Diffusion. Schon darum
gewinnt die Filtrationskraft für den alternden Menschen steigende Bedeutung".
Renkin und Hauck: „Unter physiologischen Bedingungen ist die Diffusionsgeschwindigkeit durch die Kapillarwand für kleine Moleküle bis zu 80mal größer als
die An- und Abtransportarten dieser Moleküle im Blut,
so daß eine Steigerung der Diffusion kleiner Moleküle
durch die Kapillarwand nur durch Steigerung der Strömungsgeschwindigkeit des zuströmenden Blutes
möglich ist".
Ultrastruktur des Kapillarendothels: (Gaehtgens)
1. Der kontinuierliche Typ: (Skelett- und Herzmuskel,
Lunge, peripheres und zentrales Nervensystem).
Geschlossene Endothelzelle und Basalmembran.
2. Der fenestrierende Typ: (Endo- und exogene Drüsen, Schleimhäute des Magens, des Darmes,
Niere). Abgeflachte Endothelien, die von offenen
und durch feine Membran (Diaphragma) verschlossenen Fenstern mit einem Durchmesser von 50 bis
70 ^m durchbrochen sind.
3. Der diskontinuierliche Typ: (Leber, Milz, Knochenmark) zeigt permanente inter- und intraendotheliale
Lücken von 0,1 bis 1,0 ^m Breite, die die Passage
nicht nur von Makromolekülen, sondern auch von
korpuskularen Bestandteilen des Blutes (Diapedesis) erlauben. Auch die Basalmembran ist bei diesem Typ lückenhaft. Für die Durchlässigkeit der
Kapillarwand sind zwei weitere morphologische
Substrate von Bedeutung.
4. Vesikel, d. h. von einer Membran umschlossene
Bläschen (50 ßm), die durch stielartige Öffnungen
mit der Zelloberfläche in Verbindung stehen. Die
Vesikel nehmen in den Kapillaren des Herz- und
Skelettmuskels ungefähr 15% des Zytoplasmas
der Endothelzellen ein und entsprechen etwa 5 bis
10% der Fläche der äußeren Zellmembran. Die Zahl
der Vesikel nimmt in den meisten Kapillaren in
Richtung auf das venöse Ende ab, während gleichzeitig die Zahl der Fenestrationen zunimmt.
5. Interzellulärfugen, an denen zwei oder mehrere Endothelzellen aneinandertreffen.
Die funktionelle Aufgabe der Kapillarmembran bestimmt, wann die interzelluläre Kittsubstanz zwischen den Endothelzellen ein „Verschluß" und wann
sie eine „Pforte" ist.
Filtration von Flüssigkeiten
Ich komme nochmals auf die bereits erwähnten physikalischen Vorgänge an der Kapillare zurück.
Kurz, Lymphdrainage
Eine Strömung von Lösungsmittel (Wasser) ohne
gleichzeitige Bewegung von gelösten Stoffen durch
eine Trennmembran nennt man Filtration. Ist diese
Filtration gewebewärts gerichtet, spricht man von
Auswärtsfiltration, ist sie lumenwärts gerichtet, von
Einwärtsfiltration oder Reabsorption. Die dafür verantwortlichen Kräfte sind der hydrostatische und osmotische Druck. Im Idealfall ergäbe sich über die gesamte Kapillarlänge ein Gleichgewicht. Dies ist jedoch nie der Fall, einerseits durch den variablen Kapillardruck (Vasomotion), andererseits durch die regionalen, den Funktionen des jeweiligen Organes entsprechenden Unterschiede. So finden wir z. B. in den
Glomerulumkapillaren, aber auch in der Mehrzahl der
Kapillaren des Skelettmuskels (insbesondere bei
Muskelarbeit) aufgrund des höheren Kapillardruckes
stets eine Filtration, während gegenteilig die Kapillaren der Mukosa überwiegend resorptiv tätig sind. Ein
quantitatives Gleichgewicht zwischen Filtration und
Reabsorption innerhalb einer Kapillare ist auch schon
deshalb schwer vorstellbar, weil im Bereich der venösen Kapillarseite durch die Fenestrationen Proteine
austreten und die Druckdifferenz kaum wirksam wird.
Man neigt heute eher zu der Ansicht, daß das Flüssigkeitsgleichgewicht zwischen Kapillare und Interstitium vor allem durch den Kapillardruck und die Kapillardurchblutung bestimmt wird, wobei das Lymphsystem bei einem Überwiegen der Filtration als Drainagesystem wirkt. Wird eine Kapillare nicht durchblutet,
ist auch der Filtrationsvorgang eingestellt.
Die Hypothese vom Sfa/V/ngschen Gleichgewicht sagt
lediglich etwas über die Richtung des transkapillären
Flüssigkeitsaustausches, aber nicht über die Größe
des Austausches. Deshalb stoßen wir bei der Ermittlung und richtigen Bewertung der gefragten Parameter auf größte Schwierigkeiten {Tischendorf, Földi).
Messen wir mittels Mikrokanüle den Kapillarblutdruck, so erhalten wir lediglich den augenblicklichen
Zustand, der im nächsten Augenblick durch neurohumorale Kontraktionen herabgesetzt oder durch postkapilläre Venendrucksteigerung erhöht werden kann.
Die theoretische Vorstellung vom gleichmäßigen Absinken des Blutdruckes von der präkapillären Arterie
zur postkapillären Venole wird nur bei einer „Idealkapillare" zutreffen, denn es gibt auch Kapillaren, die
ausschließlich der Filtration bzw. der Reabsorption
dienen, und auch das kann sich jederzeit ändern. Hier
liegt auch die Gefahr bei der Auslegung des Starlingschen Gleichgewichtes, weil man sie schematisiert.
Trotz dieser großen Problematik hat aber die Mittelwertphysiologie ihre praktische Bedeutung, auch
wenn man klinisch in vielen Fragen nicht weiter
kommt.
Betrachten wir nun den Transport im Interstitium, so
stellt dieses kein einheitliches Kompartiment dar.
Wiederhilm gab alle Fakten zwecks Übersichtlichkeit
einem Computer-Simulations-Programm ein. Die interessanten Ergebnisse zeigten, daß er den Gewebe-
169
Kurz, Lymphdramage
räum in zwei gleiche Hälften teilt, den Gel-Raum ohne
freie Flüssigkeit mit den Mukopolysacchariden und
den Sol-Raum, in dem die Gewebe-Proteine enthalten
sind. „Man nimmt heute an, daß das Interstitium ein
System von Gelinseln darstellt, zwischen denen wassergefullte Kanäle (Mikrocanaliculi) verlaufen, die eine konvektive Strömung erlauben und damit die Ausbreitungswege für alle transportierten Substanzen
darstellen".
Die Stromungsbedingungen im inneren Kreislauf sind
einem gut dramierten Nahrflussigkeitssumpf vergleichbar, in dem die Zellen schweben. Nach Perger
ist die kleinste biologische Einheit nicht die Organzelle, wie es Virchow lehrte, sondern das Grundgewebe,
das die Organzelle einbettet In diesem Grundgewebe
laufen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit Stoffwechselprozesse ab, die zur Erhaltung der Homöostase notwendig sind Von der Funktionsfahigkeit, von
der Reinheit hangt der Gesundheits- oder der Krankheitszustand des Menschen ab Schließlich ist die
energetische Leistung des vegetativen Grundsystems, das Pischinger als erster genau beschrieben
hat, der entscheidene Faktor. Das vegetative Grundsystem ist der Trager der Abwehr
Schon Eppmger sprach von einem „Inneren Kreislauf", der — wie sich inzwischen herausgestellt hat
— abhangig vom elektrostatischen Gleichfeld mit
dem Effekt der lonenverschiebung entsprechend dem
Polaritatsprinzip ist (Bergsmann, 1979).
„Das ist deshalb bemerkenswert, weil es die Abhängigkeit der Menschen von einer natürlichen Umgebung beweist und Verstoße dagegen z. B. im Bauwesen betrachtliche Folgen haben können" (Perger)
So stehen also das Flussigkeitsgleichgewicht, die Eiweißpermeabilität und die Lymphdramage in einem
engem Kausalzusammenhang Ich verweise hier auf
die neuesten. Arbeiten von Hauck über „Das Bindegewebe aus der Sicht der Lymphologie".
Hauck fuhrt hier den pralymphatischen Strom in Spalten und Kanälen an, über die die ausgetretenen Proteine den Lymphkapillaren zugeführt werden. Anhand
von fluoreszierenden Substanzen konnte er Aussagen
über diese transinterstitielle Passage machen. Er beobachtete einen bevorzugten Flussigkeitstransport
entlang der Oberflachen elastischer Fasern, gekennzeichnet durch eine Fluoreszenzhalo Über diese hier
wirksamen Kräfte ist man sich noch nicht im klaren,
der Transport erfolgt aber schneller über größere Distanzen als dies durch Diffusion möglich ist „So erfüllt
die elastische Faser neben ihrer Stutzfunktion auch
noch eine die Dramage fordernde Rolle. Mangel an elastischen Fasern, fuhrt zu enorm verlangsamter Ausbreitung von Na-Fluorescm im Gewebe (Jager, 1979)."
„Zu diesem praformierten System zahlt auch ein Netzwerk von prälymphatischen Gewebespalten oder Kanälen, wie sie mittels Dunkelfeldtechnik und auch
elektronenoptisch von Casley-Smiths, 1976 beschrieben wurden. Diese Kanäle liegen mit ihrem Durchmesser unter dem der initialen Lymphkapillaren in der
Größenordnung von 0,1 bis 1,0>m, und zeigen keine
170
Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
mikroskopisch erkennbare Wandstruktur. Der Beginn
einer Wandbildung kann lichtmikroskopisch im Dunkelfeld gut markiert werden und darf als Ort des
kontinuierlichen Überganges in das Lymphkapillarsystem gewertet werden. Die Resultate erlauben die
Deutung des Lymphsystems als ein in der Peripherie
völlig offenen und konvergierenden Drainagesystems
und die Vorstellung der Blindsackbildung rührt vor allem von den Darstellungen der Lymphgefäße durch retrograde Fullungsmethoden her Dabei werden die periphersten Endigungen bzw. Anfange im pralymphatischen Gebiet nicht erreicht. Auch die übergroßen
Durchmesserangaben von Lymphkapillaren hangen
mit dieser Fullungsmethode zusammen. Tatsachlich
erscheinen auch die Lymphkapillaren nicht wesentlich weiter zu sein als Blutkapillaren, jedoch wesentlich dehnbarer.
Hauck deutet die bisherigen Kenntnisse in der Weise,
daß es sich beim Lymphsystem um ein in der Peripherie völlig offenes und konvergierendes Drainagesystem handelt.
Ich hoffe, Ihnen mit meinen Ausfuhrungen die Mikrozirkulation vor allem aus der Sicht der Lymphdramage
erweitert und verstandlich gemacht zu haben.
Literatur
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Foldi, M Lymphbereitung im Bindegewebe und Eiweißtransport aus Gewebe und Hirnflussigkeit
Foldi, M Erkrankungen des Lymphsystems WitzstrockVerlag 1971
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Kuhnke, E Über das Filtrations- und Reabsorptionsverhalten der Blutkapillaren bei Einwirkung eines Massagedruckes Physiotherapie, Jg 65, Heft 1.
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Pischinger, A Das System der Grundregulation HaugVerlag, Heidelberg 1980
Tischendorf, F Blutkreislauf und Gefaßsystem, Physikalische Therapie in Theorie und Praxis Sonderdruck Mai
1982, S 232/237
Tischendorf, F Kapillaren und Interstitium Physikalische
Therapie und Praxis Sonderdruck 1 Jahrgang, Nr 1, 2, 3
1980
Tischendorf, F Zur funktionellen Grob- und Feinstruktur
des lymphatischen Systems Sonderdruck Nr 49/51/52,
1977 Schattauer Verlag
Schmid-Schonbem, H Physiologie und Pathophysiologie
der MikroZirkulation aus Theologischer Sicht Der Internist. Springer, 1982
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Wendt, L Die Eiweißkrankheiten Haug-Verlag, 1984.
Wendt, L Immunologie auf neuen Wegen E Koch Verlag,
1975
Anschrift des Verfassers Med Rat Dr W Kurz, Lehrinstitut
Walchsee, A-6344 Walchsee 79
Editorial
„Arzt im Praktikum"
Nun glaubt man, eine Lösung gefunden zu haben, die auch
gleichzeitig der gefürchteten „Ärzteschwemme" vorbeugen
kann: der „Arzt im Praktikum"= A.i.P. Das bedeutet, daß
der Medizinstudent nach abgelegtem Staatsexamen zunächst noch 1V2 Jahre „in der Praxis" tätig sein soll, ehe er
die Approbation erhält. Man kommt damit wieder auf das
früher übliche „Praktische Jahr" zurück. Während dieser
Zeit wurden die angehenden Ärzte als „Medizinalpraktikanten" bezeichnet, was sicher richtiger war, denn Ärzte im
Sinne der Approbation waren sie ja noch nicht. Heute sollen
sie nun aber schon „Ärzte" genannt werden, obwohl ihr Arbeitsbereich noch nicht demjenigen eines voll approbierten
Arztes entspricht.
Der Zusatz „in der Praxis" will der heutigen Forderung
Rechnung tragen, daß der angehende Mediziner nach dem
Studium erst noch in einer ärztlichen Praxis tätig sein muß,
ehe er eine solche selbständig übernehmen kann. Man will
damit dem Wunsch nachkommen, der auch schon zu der
Berufsbezeichnung „Arzt für Allgemeinmedizin" geführt
hat, daß nämlich diese Weiterbildung nicht nur wie früher in
Klinik und Krankenhaus, sondern möglichst auch in der
Praxis eines „niedergelassenen Arztes" erfolgen soll. Das ist
bereits einer der Schwächepunkte dieser neuen Regelung.
Theoretisch gut gemeint, wird sie gerade an diesem Punkte
zu Schwierigkeiten führen. Was hat ein niedergelassener
Arzt davon, einen solchen „AiP" aufzunehmen? Da dieser
erst angelernt werden muß und bestimmungsgemäß noch
nicht selbständig arbeiten kann, etwa Rezepte schreiben
oder den Arzt im Urlaub vertreten, wird er mehr eine Belastung als eine Hilfe sein. Dazu kommt, daß der niedergelassene Arzt für diese Ausbildung den AiP auch noch bezahlen
soll. Anfänglich wurde mehr von einer gewissen Anerkennungsgebühr von etwa 500,— DM im Monat gesprochen,
jetzt aber schon von einer höheren Bezahlung bis zu 1.600,—
DM im Monat und vielleicht sogar noch mehr. Dazu
kommen wahrscheinlich noch die Versicherungen, die
Krankenkassenbeiträge usw. Steht diesen Belastungen und
Aufwendungen ein entsprechendes Ausmaß an Hilfe und
Entlastung gegenüber?
Wir erhielten damals, in den zwanziger Jahren, als Medizinalpraktikant an den Universitätskliniken keinerlei Entgelt
und mußten es schon als Vorzug betrachten, dort arbeiten
zu können. Die Städtischen Krankenhäuser zahlten vielfach
eine geringe Entschädigung von etwa 50,— DM pro Monat,
manchmal noch dazu ein freies Mittagessen im Ärztekasino.
Dafür hatten wir Medizinalpraktikanten an den Universitätskliniken allerdings meistens den Nachmittag ganz frei,
damit wir uns in einer Nebenbeschäftigung das Geld für den
Lebensunterhalt verdienen konnten. Heute ist freilich die
Situation ganz anders, ob aber wirklich besser, wird erst die
Erfahrung zeigen.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Die Medizinstudenten protestieren schon heute gegen diese
neue Regelung und fordern, daß das lange Studium praxisbezogener gestaltet werde, so daß eine zusätzliche Betätigung als AiP überflüssig werde. Damit haben sie sicherlich
zu einem großen Teil recht, worauf bereits einmal an dieser
Stelle hingewiesen wurde (Editorial im Heft 12,1984 dieser
Zeitschrift).
Noch eine andere Frage ist dabei aufgetaucht und wird noch
heftig diskutiert. Bekanntlich haben die Krankenkassen das
Recht, nach Abschluß des Medizinstudiums noch eine eigene Vorbereitungszeit vor der Zulassung zur kassenärztlichen Tätigkeit zu fordern. Sie beträgt heute in der Regel etwa 6 Monate. Es liegt nahe, diese Vorbereitung mit der Zeit
als AiP zu verbinden. Aber das findet nicht allgemeine Zustimmung. Wird die Krankenkasse mit ihrer Forderung
durchkommen, so würde sich die Zeit als AiP nochmals um
ein halbes Jahr verlängern. Das alles kann man höchstens
noch einigermaßen verstehen, wenn man die ganze Neuregelung, die auf eine Verlängerung der Zeit bis zur Erteilung
der ärztlichen Approbation hinauskommt, als ein Mittel betrachtet, um der erwarteten und gefürchteten Ärzteschwemme der nächsten Jahre beizeiten einen Riegel vorzuschieben. Ob dies aber wirklich gelingen wird, ist bei dem
großen Andrang zum ärztlichen Beruf doch sehr zweifelhaft.
Ganz anders ist die Situation, wenn der nun endlich approbierte Arzt noch eine Zusatzbezeichnung erreichen will, z. B.
diejenige für „Naturbeiherfabren". Dann muß er nochmal
eine spezielle Ausbildung durchmachen. Sie ist allerdings
weit kürzer als eine regelrechte Facharztausbildung. Auf der
anderen Seite gibt sie dem Arzt die Möglichkeit, sich sofort
nach der Approbation im Sinne des früheren „Praktischen
Arztes"niederzulassen; und er kann dann bald danach auf
seinem Arztschild darunter und bestimmungsgemäß in
Klammern die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren"
anbringen. Der alte gute „Praktische Arzt" steht im Publikum noch immer in bester Erinnerung, und mit einer solchen Zusatzbezeichnung wird er seitens der hilfesuchenden
Kranken einem Facharzt so ziemlich gleichgestellt.
So stehen wir heute wieder einmal in einer Situation, die
mannigfache Neuregelungen kommen sieht. Sicherlich wird
man sich neuen Entwicklungen anpassen müssen, wie wir
dies in der gesamten Sozialversicherung einschließlich der
Krankenkassen und in der Rentenversicherung auf uns zukommen sehen.
Beweise für die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel
Die Diskussion über die Möglichkeiten eines Beweises für
die Wirksamkeit vieler pflanzlicher Arzneimittel (Phytotherapeutika) ist in ein neues Stadium getreten. Das neue Arzneimittelgesetz fordert, daß bis zum 31. 12. 1989 für die
I
Nachzulassung der sogenannten Altspezialitäten der Nachweis über Wirksamkeit und Unbedenklichkeit erbracht sein
soll, andernfalls müssen sie aus dem Handel gezogen 'werden.
Wesentlich für diese Entscheidung ist der Unterschied zwischen Wirkung und Wirksamkeit. Wirkung ist der „objektive" wissenschaftliche Nachweis im Sinne der heute geltenden „naturwissenschaftlichen" Richtung, also in erster Linie
das Experiment im Laboratorium und Tierversuche. Wirksamkeit ist dagegen der Nachweis am kranken Menschen,
daß die betreffende Arznei einen günstigen heilsamen Effekt
hervorzubringen vermöge. Das aber ist mit der naturwissenschaftlichen Methodik bei einer großen Zahl von Heilpflanzen nicht möglich. Als Alternative gelten dann, wie
auch im Arzneimittelgesetz festgelegt ist, die wissenschaftlich aufbereitete und dokumentierte Erfahrung der Ärzte.
Was aber bedeutet hier „wissenschaftlich aufbereitet" ? Hier
stehen sich zwei Meinungen grundsätzlich gegenüber und
streiten heftig miteinander, auch in der Kommission E (Phytotherapie) beim Bundesgesundheitsamt (BGA) in Berlin.
Da diese eigens vom Ministerium für die sogenannte Aufbereitungsarbeit eingesetzt wurde, ist sie auch nur dem Ministerium gegenüber verantwortlich und nicht etwa dem
BGA, mit dem sie nur räumlich verbunden ist.
Die naturwissenschaftliche Richtung, auch in der Kommission E, will hinsichtlich der Erfahrung am kranken Menschen nur den Doppelten Blindversuch und kontrollierte Studien gelten lassen. Demgegenüber weisen jedoch die Vertreter der Ärzteschaft darauf hin, daß diese Methoden für die
Phytotherapie nicht ausreichen, weil es sich bei den Heilpflanzen um biologische komplexe Kombinationen von
Wirkstoffen und als Ausgangspunkt um lebende Substanz
handelt, die ganz anders beurteilt werden müsse als etwa ein
synthetisch hergestelltes Arzneimittel.
Zu dieser Frage hat Prof. Dr. Günther Vogel, der Leiter der
von der einschlägigen Industrie in Zusammenarbeit mit der
Gesellschaft für Phytotherapie geschaffenen „Kooperation
Phytopharmaka" Wesentliches beigetragen. Es wurde an
dieser Stelle auf seine grundsätzlichen und auch für die
Kommission E unverzichtbaren Denkanstöße bereits ausführlich hingewiesen (s. Editorial in Heft 8,1985 dieser Zeitschrift). Vor allem ist sein mutiger Hinweis so außerordentlich aufschlußreich, daß es sich bei der heutigen „naturwissenschaftlichen" Richtung auch nur um ein Dogma handelt,
das keinen größeren wissenschaftlichen Wert habe als andere Anschauungen. Dazu hat Prof. Vogel in einem Vortrag
auf der Therapiewoche in Karlsruhe nochmals Stellung genommen (Therapiewoche 34, 4078-4086, 1984). Wegen
der Bedeutung seiner Ausführungen und der Aktualität des
Themas seien hier einige Stellen wörtlich zitiert. Sie verdienen es, ja sie müssen festgehalten werden und vor allem den
Ärzten für Naturheilverfahren bekannt werden, weil sie die
Argumente liefern, um die Auseinandersetzungen in unserem Sinne zu lenken.
Zu der Forderung des Arzneimittelgesetzes, daß ärztliches
Erfahrungsmaterial nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten aufbereitet sein soll, also dokumentiert und quantifizierbar sein müsse, heißt es: „Hier klafft zwischen Gesetzestheorie und Praxis eine vorläufig nicht zu schließende Lükke: Zum Wesen jeder individuellen Erfahrung gehört prin-
II
zipiell, daß sie nicht dokumentiert und damit quantifizierbar
ist. Die Praxis der zulassenden Behörde sollte daher auch
exakt dokumentierte Sammlungen von Einzelfällen aus Klinik oder Praxis als wissenschaftliches Erkenntnismaterial
anerkennen. Dies ist für Phytopharmaka deshalb besonders
wichtig, weil sie größtenteils in einer Zeit entwickelt wurden, in der die Ansprüche an den Wirksamkeitsnachweis
anders gestellt wurden als heute. Die Pharmazeutische Industrie in der Bundesrepublik Deutschland verarbeitet etwa
500 Medizinaldrogen. Eine besondere „Zulassungs- und
Aufbereitungskommission" beim Bundesgesundheitsamt
soll das wissenschaftliche Erkenntnismaterial (Weltliteratur)
für diese 500 Medizinaldrogen aufbereiten, um den um die
Nachzulassung ansuchenden Häusern den Wirksamkeitsnachweis für ihre Phytotherapeutika zu erleichtern. Nun,
wir wollen den Boden der naturwissenschaftlichen Medizin
nicht verlassen, sollten uns jedoch darüber im klaren sein,
daß mit rational-materialistischen Denkschemata nur Sektoren der Gesamtheit des menschlichen Wesens erfaßt werden können".
Notwendig sei die Anerkennung exakt dokumentierter
Fallsammlungen unter Einbeziehung der Aussagen der Patienten. „Die Soziologie, besonders ihr medizinischer
Zweig, hat Befragungsmethoden entwickelt, die ebenfalls
für die Beurteilung der Wirksamkeit wertvolle Dienste leisten können. Und schließlich muß es als starkes Indiz für die
Wirksamkeit eines Pharmakons oder einer pflanzlichen
Droge gelten können, wenn sie über viele Jahrzehnte von
Patienten verlangt und von Ärzten verschrieben wird".
Für dos Verständnis der heutigen Situation ist auch der geschichtliche Ablauf der Beschäftigung mit den Heilpflanzen
in der medizinischen Wissenschaft wesentlich. Dazu heißt
es: „Etwa ab Ende des Zweiten Weltkrieges haben sich die
experimentelle Pharmakologie und die klinische Forschung
von der Heilpflanze nahezu total abgewandt, so daß für die
Beurteilung von Wirksamkeit und Unbedenklichkeit meist
nur ältere Arbeiten zur Verfügung stehen, deren methodischer Ansatz heutigen Ansprüchen häufig nicht mehr gerecht wird. Demgegenüber haben sich unsere Kenntnisse
auf dem Gebiet der Phytochemie durch Einsatz immer
empfindlicherer analytischer Methoden geradezu lawinenartig entwickelt und vermehrt".
Anhand einiger Beispiele wird dann demonstriert, „daß vielen Phytopharmaka — Mehrstoffgemische pflanzlicher Herkunft — hinsichtlich ihres Wirkungsspektrums tatsächlich
eine Sonderstellung zukommt, für deren Problematik die
derzeitige akademische Pharmakologie weder Sinn noch Interesse zeigt".
Als ein solches Beispiel wird die Zwiebel (Allium cepa) angeführt. Es ergab sich, daß die mit Wasserdampf flüchtige
Fraktion wirksam war, jedoch weniger als der Gesamtextrakt. Der nichtflüchtige Rest war unwirksam. Bei Zusammenfügen beider Fraktionen stellte sich jedoch die ursprüngliche Wirksamkeit des Gesamtextraktes wieder ein.
Beim Maiglöckchen (Convallaria majalis) konnte gezeigt
werden, daß die Löslichkeit von Convallatoxin in Wasser
durch Zugabe nichtsteroidaler Begleitstoffe um den Faktor
7 gesteigert wird. Wenn man reines Convallatoxin an Katzen intraduodenal infundiert, dann ergibt sich eine enterale
Resorptionsquote — aus toxischen Daten errechnet — von
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
etwa 5%. Infundiert man das Convallatoxin dagegen in einer
Lösung, die die erwähnten nicht-steroidalen Begleitstoffe
enthält, dann steigt die enterale Resorptionsquote auf den
dreifachen Wert. Die Ursache dafür dürfte darin liegen, daß
bei Anwesenheit lösungsvermittelnder Begleitstoffe mehr
Convallatoxin in molekularer Lösung enthalten ist, so daß
die enterale Kontatkfläche, die eine der die Resorptionsquote bestimmenden Größe ist, vergrößert wird.
Insgesamt können wir sagen, daß wir heute bei der Beweisführung für die Wirksamkeit auch solcher Arzneipflanzen,
für die ein „objektiver" Beweis nicht möglich ist, bereits auf
sicherem Boden stehen. Es wird allerdings noch mancher
Anstrengung bedürfen, um diese Tatsache genügend bekannt zu machen und ihr zur wissenschaftlichen Anerkennung zu verhelfen.
Der Arzt und die Technologie
Immer mehr wird deutlich, daß die heutige hochentwickelte
Technik auch ihre Grenzen hat. Das gilt für die medizinische Technik ebenso wie auf anderen Gebieten. Es hat sich
auch hier eine Neueinschätzung der technischen Möglichkeiten für Diagnostik und Therapie ergeben, die selbst vor
der Klinik und den Hochschulen nicht haltmacht. Dazu äußert sich Prof. P. W. Sträub, der Leiter der Medizinischen
Universitätsklinik, Inselspital Bern, in einem Editorial der
„Schweiz, medizinischen Wochenschrift " (115,1246-1249,
1985). Da es sich dabei um einen unserer bekanntesten und
hochgeschätzten Kliniker handelt, der über ein reiches Wissen und große Erfahrung verfügt, sind seine Ausführungen
von besonderem Wert und seine Zusammenfassung sei daher wörtlich zitiert: „Das Angebot an technischen Hilfsmitteln zur Diagnostik und Therapie nimmt rasant zu. Man
würde erwarten, daß der Arzt gerade im Spital es nicht mehr
wagen kann, einen kranken Menschen ohne technische
Hilfsmittel, ohne Beizug von Spezialisten, Spezialabteilungen, Fortschicken von Gewebe und Säften zu beurteilen.
Dies trifft tatsächlich zu für junge Ärzte, die oft ernsthaft
verunsichert sind. Je älter und erfahrener aber der Arzt, desto weniger leidet er unter diesem Zustand. Wenn man in
der konsiliarischen Sprechstunde einen zur Abklärung zugewiesenen unklaren Fall sieht, so ist dieser Patient praktisch
immer schon vollkommen mit der modernsten Technologie
abgeklärt. Er bringt in der Regel zahlreiche Resultate von
Tests mit, die oft nicht sehr gezielt durchgeführt wurden,
sondern einfach, weil sie angeboten werden. Er hat zudem
neben den in der konventionellen Radiologie heute überhaupt möglichen Bildern Szintigramme verschiedener Organe und mit fast absoluter Sicherheit Computertomogramme über sich ergehen lassen. Der Konsiliarius muß bei
solchen Patienten praktisch nie irgendeine technische Verrichtung oder auch nur eine Blutentnahme anordnen. Seine
einzige Chance ist die Anamnese, der Gebrauch seiner 5 Sinne, und dann das Spielen der Assoziationen zur Schaffung
eines Bildes. Hier liegt der Vorteil des Konsiliarius gegenüber dem Arzt in der Praxis: Er kann und muß sich die Zeit
nehmen für Gespräch und Untersuchung und erfährt immer wieder, wie die Investition von Zeit zusammen mit der
Erfahrung die Technologie relativieren.
Je mehr einer weiß und je größer die Erfahrung, desto sparsamer und zurückhaltender geht er im Verordnen von Spezialuntersuchungen vor. Dabei hilft es, daß mit wenigen
geographischen Ausnahmen das klinische Laboratorium —
im Gegensatz zu den Radiologen, die lieber Diagnosen als
Befunde abgeben — die Laborresultate nicht zu interpretieren sucht".
Sowohl aus diesen Äußerungen eines Klinikers als auch aus
denjenigen des Pharmakologen geht hervor, daß wir in der
Tat heute im Beginn einer Neubesinnung im gesamten medizinischen Denken und Handeln stehen. Die Ärzte für Naturheilverfahren werden dies gern und freudig zur Kenntnis
nehmen, denn es entspricht ihren eigenen Anschauungen,
die nicht eine Alternative, sondern ein Vorangehen auf dem
Wege zu einer solchen Neubesinnung im gesamten medizinischen Bereich sein wollen.
Prof. Dr. med. R. F. Weiß
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III
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Abb., 63 Zeichnungen, Format 17,1 x 21,6 cm, geb. DM
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Naturheilverfahren sind ein wichtiger Bestandteil der Schulmedizin, der weder die Schulmedizin noch die Ärzte ersetzen soll. Naturheilverfahren sind ein Teil der Medizin in ihrer Gesamtheit und deren Gesetze haben auch für die Behandlung mit Naturheilverfahren Gültigkeit.
Es ist begrüßenswert, wenn ein Patientenratgeber über natürliches Heilen und Behandeln erscheint, nur sollte dieser
unter gar keinen Umständen den Patienten überfordern, et-
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wa zu falschen Schlußfolgerungen leiten und dazu führen,
daß kostbare Zeit für ärztliche Hilfeleistung versäumt wird.
Jede Selbstbehandlung beinhaltet in sich ihre größte Gefahr:
die Selbstüberschätzung mit ihren katastrophalen Folgen.
Deshalb fordert man vom Ratgeber für Patienten strenge
Kriterien der Grenzen zur Selbsthilfe.
In diesem Buch sind zahlreiche ausgezeichnete Rezepte und
Behandlungsmethoden aufgezeichnet, die für jeden erfahrenen Arzt äußerst hilfreich sein können, aber für den Patienten oft unverständlich, nicht selten sogar irreführend und
kompliziert sind. Der erste Teil des Buches ist äußerst aufschlußreich, sehr klar und verständlich formuliert und
reichlich mit guten Abbildungen ausgestattet.
Im zweiten Teil, „Krankheiten und ihre Behandlung", wird
der Inhalt schon wesentlich komplizierter und ist kritikbedürftig. Ich als Patient würde mir einen Gehörgangfurunkel
nicht selbst behandeln! Das gleiche gilt für die Mittelohrentzündung (Seite 78), wobei Empfehlungen wie „warme Flüssigkeit ins Ohr träufeln" ohne ärztliche Konsultation äußerst bedenklich sind. Einen Asthma-Anfall (Seite 88) mit
Asthma-Honig zu behandeln, ist meiner Ansicht nach mehr
als fraglich. Ich glaube auch, daß ein Nierenstein-Leiden
(Seite 120) einer ärztlichen Abklärung bedarf. Mir ist unklar,
wie man Leberentzündungen selber behandeln sollte, auch
dann, wenn hier (Seite 115) der Patient den Rat des Arztes
einholen soll, aber die Behandlung entweder zu Hause oder
in der Klinik durchgeführt werden sollte. Hepatitis A oder B
ist meiner Ansicht nach aus ganz verschiedenen, nicht zuletzt aus forensischen Gründen, eine Erkrankung, die klinikaufenthaltspflichtig ist.
Die liier aufgeführten B eispiele lassen sich weiter fortführen,
was den Wert des Buches sicherlich stark mindert.
Vor die Therapie haben die Götter die Diagnose gestellt.
Dieser Grundsatz ist auch für Naturheilverfahren gültig.
Mit natürlichen Mitteln zu behandeln, ist oft schwieriger und
bedarf weit mehr Erfahrung als mit Mitteln der Schulmedizin. Dieses schwierige Kapitel aber ganz dem Patienten zu
überlassen unter dem Motto „Hilf Dir selbst, dann hilft Dir
auch der liebe Herrgott", scheint mir doch recht riskant zu
sein. Es gibt zahlreiche Erkrankungen, die durch Naturheilverfahren sehr erfolgreich behandelt werden können, es gibt
zahlreiche funktionelle Störungen, die man u. U. selbst behandeln kann, aber es gibt Krankheitsbilder, wie etwa die
Mittelohrentzündung, die man heute wohl mit schulmedizinischen Verfahren angehen soll, wobei die Naturheilverfahren auch hier eine wichtige Teilfunktion als Ergänzungstherapie spielen können.
Der Patient als Ratsuchender ist mit diesem Buch sicherlich
etwas überfordert.
L. Fodor, Freyung
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
K. Riemann Die Bedeutung retrospektiver Studien für den Nachweis der Wirksamkeit von Phytopharmaka
Zusammenfassung
Zusammenfassend eine Einschätzung zur Bedeutung ärztlichen Erfahrungswissens für den
Wirksamkeitsnachweis von pflanzlichen Arzneimitteln:
— Die Erfahrungen niedergelassener Ärzte mit
Phytopharmaka sind umfangreich und zum
überwiegenden Teil bisher nicht wissenschaftlich aufbereitet.
— Die Bereitschaft niedergelassener Ärzte, ihr
Erfahrungswissen mitzuteilen, war in unseren Studien hoch.
— Die Erhebung der ärztlichen Erfahrungen
kann eine wichtige ergänzende Funktion
beim Wirksamkeitsnachweis darstellen: Bei
bestehenden Unsicherheiten zu bestimmten
Arzneistoffen kann das so erhobene und aufbereitete medizinische Erfahrungsmaterial
die Sicherheit vergrößern.
Summary
In summarizing, an evaluation as to the importance of medical knowledge based on experience for proof of the efficacy of plant drugs:
— the experiences of practitioners with phytopharmaceuticals are extensive and till now
most of them are not prepared for scientific
evaluation;
— in our studies the practitioners showed good
co-operation in reporting about their knowledge based upon experience;
— the collection of medical experiences may
have an important completing f unction in the
proof of efficacy: in case of uncertainties
with regard to certain drugs the collected and
prepared material of medical experiences
may reduce such uncertainties.
Einleitung
Niedergelassene Arzte haben einen reichen Schatz an
Erfahrungen mit pflanzlichen Arzneimitteln. Wie diese Erfahrungen für den Wirksamkeitsnachweis
pflanzlicher Arzneimittel nutzbar gemacht werden
können, soll Thema dieses Beitrages sein
Im Arzneimittelgesetz von 1976 wird in § 22 bestimmt,
daß für bestimmte Arzneimittel, deren Wirkungen und
Nebenwirkungen bereits bekannt sind, an Stelle der
Unterlagen über die pharmakologisch-toxikologische
Prüfung und über die klinische Prüfung auch „anderes wissenschaftliches Erkenntnismatenal" bei dem
Antrag auf Zulassung vorgelegt werden kann Diese
Vorschrift ist von besonderem Interesse für pflanzliche Arzneimittel, deren Wirksamkeit mit den üblichen
klinischen Methoden nicht nachgewiesen werden
kann. Hier soll zunächst nur über einen Teilaspekt von
wissenschaftlichem Erkenntnismaterial berichtet
werden, namhch über den Versuch, die Erfahrungen
niedergelassener Arzte der Zulassungs- und Aufbereitungsarbeit der Kommissionen zuganglich zu machen. Anschließend soll dargestellt werden, mit welchen Resultaten bei retrospektiven Studien mit Anwendern zu rechnen ist.
Die Möglichkeit zu Arztestudien eröffnet § 26 II AMG,
worin ausgeführt wird, daß „als wissenschaftliches
Erkenntnismatenal
auch das nach wissenschaftlichen Methoden aufbereitete medizinische Erfahrungsmatenal" gilt. Medizinisches Erfahrungsmaterial schließt auch ärztliches Erfahrungwissen ein, Erfahrungswissen, das für den Bereich pflanzlicher Arzneimittel hauptsachlich in der ambulanten medizinischen Versorgung zu finden ist
Die Fragestellung lautet also. Wie können die Erfahrungen niedergelassener Arzte mit bestimmten
pflanzlichen Arzneimitteln erfaßt werden und welche
Kriterien müssen angelegt werden, um diese Erfahrungen zu bewerten?
Forschungsprojekt zum Wirksamkeitsnachweis bei
pflanzlichen Arzneimitteln
Gesetzliche Grundlagen
§ 22 III AMG:
„An Stelle der Ergebnisse nach Absatz 2 Nr. 2 und Nr. 3"
(pharmakologisch-toxikologische Prüfung und klinische
Prüfung) „kann anderes wissenschaftliches Erkenntnismaterial vorgelegt werden, und zwar . . ."
§26 II 2 AMG:
„Als wissenschaftliches Erkenntnismaterial gilt auch das
nach wissenschaftlichen Methoden aufbereitete medizinische Erfahrungsmaterial."
In den Jahren 1982 und 1983 hatten wir Gelegenheit,
im Rahmen eines Auftrags des Bundesministers für
Jugend, Familie und Gesundheit diesen Fragestellungen nachzugehen.
Ausgangspunkt waren Überlegungen und empirische
Erhebungen zum Wesen ärztlicher Erfahrung Theoretisch konnte herausgearbeitet werden, daß der
naturwissenschaftlich-klinische Zugang zur Arznei-
175
Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Riemann, Phytopharmaka
mittelwirksamkeit ein grundsätzlich anderer ist als
der des niedergelassenen Arztes. Aus naturwissenschaftlicher Sicht werden die Forderungen nach
Wahrnehmbarkeit, Wiederholbarkeit, Beschreibbarkeit, Kommunizierbarkeit und Uberprufbarkeit von
Versuchen erhoben. Die Grenzen des klinischen Wirksamkeitsnachweises liegen dabei u. a in den angewandten Untersuchungsverfahren. Phänomene, für
die keine Untersuchungsmethoden vorliegen, können
nicht gemessen werden, ebenso können Wirkungen,
die sich erst nach längerer Zeit einstellen, ein Problem darstellen. Bei komplexen Phänomenen im Zusammenhang mit Krankheits- oder Heilungsprozeßen
stellt sich für den klinischen Ansatz das Problem, diese Phänomene nur in ihren Teilaspekten beschreiben
zu können. Die Zusammenfuhrung dieser Teilaspekte
kann häufig nicht alles erfassen, hier ist davon auszugehen, daß „das Ganze mehr ist als die Summe seiner
Teile".
verschiedene Aspekte der Wirksamkeit von Arzneimitteln ganzheitlich zu erfassen und zu einem „Erfolg"
bzw. „Mißerfolg" arztlichen Handelns zusammenzufassen, von grundlegender Bedeutung für die Erhebung arztlichen Erfahrungswissens ist.
Das von uns durchgeführte Forschungsvorhaben
beinhaltete zwei Phasen:
— Eine Intensivbefragung von 80 niedergelassenen
Ärzten zu Wesen, Entstehung und Stellenwert ärztlicher Erfahrung und darauf aufbauend
— die Entwicklung eines Instrumentariums (Befragungsmethoden, Interviewleitfaden, Auswertungskriterien etc.) zur Erhebung vorliegender ärztlicher
Erfahrungen zu bestimmten Arzneimitteln, also ein
Verfahren zur Durchfuhrung retrospektiver Studien
und die Erprobung dieses Verfahrens.
Arztliche Erfahrung mit Arzneimitteln
In der folgenden Tab. I sind die wichtigsten Variablen,
die die arztliche therapeutische Entscheidung beeinflussen, dargestellt Die Entscheidung für oder gegen
ein bestimmtes Arzneimittel spielt sich ab im Spannungsfeld zwischen eigenen und fremden Erfahrungen; die situative Verfügbarkeit des Arzneimittels ist
Grundvoraussetzung für die Verordnung: Das Arzneimittel muß dem Arzt bekannt und erhaltlich sein. Bei
Fremderfahrungen ist zu unterscheiden zwischen medizinischen Lehrbuchern, den Veröffentlichungen der
Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und Informationen der pharmazeutischen Industrie. Personliche Erfahrungen setzen sich zusammen aus Mitteilungen der Patienten, Beobachtungen des Arztes am
Patienten oder auch Beobachtungen an sich selbst,
falls er das Arzneimittel einmal selbst eingenommen
hat.
Für den niedergelassenen Arzt stellt sich das Problem anders dar: Das Krankheitsspektrum in der ambulanten Versorgung ist geprägt durch leichte Beschwerden und Befindlichkeitsstorungen, unklare Beschwerdebilder, Syndrome und Multimorbiditat sind
an der Tagesordnung. Daraus folgt, daß der Bedarf an
mildwirksamen und resistenzsteigernden Arzneimitteln groß ist, wobei die darauf erfolgenden somatischen, psychischen und sozialen Reaktionen zum Teil
gering sind und sich den üblichen medizinischen Untersuchungsverfahren entziehen. Der niedergelassene Arzt ist also in hohem Maße abhangig von der eigenen und der Selbstbeobachtung des Patienten.
In diesem Zusammenhang soll auf den Begriff der
„arztlichen Kunst" eingegangen werden, auf die Fähigkeit des Arztes, quasi auf einen Blick komplexe
Phänomene zu erfassen und diagnostisch und therapeutisch zu nutzen. Wir gehen davon aus, daß diese
auch als „klinischer Blick" bezeichnete Fähigkeit,
Nach den uns vorliegenden Ergebnissen aus der Intensivbefragung von 80 niedergelassenen Ärzten zur
lab I Therapeutische Entscheidung
, Objektive Fremderfahrungen
Persönliche Erfahrungen
Medizinische
Lehrbucher
Veroffentl Ergebnisse
Wissensch Forschung
Therapeutische
Informationen der
Pharmaz Industrie
t
Entscheidung
Situative
Verfügbarkeit
176
Patient
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
Entstehung arztlicher Erfahrung konnten wir unterschiedliche Vorgehensweisen bei der Berücksichtigung von Arzneimittelwirksamkeiten beschreiben,
wobei auch die Schwerpunktsetzung im Spannungsfeld zwischen eigenen und fremden Erfahrungen verschieden war
1. Das Ausblenden eigener Erfahrungen, das aus verschiedenen Gründen erfolgen kann Zum einen gibt
es den „Glauben an das Medikament", der dazu
fuhren kann, daß die Wahrnehmungen selektiv
sind, d h daß nur die Erfolge gesehen werden, die
erwartet werden Zum andern machen sich Arzte
manchmal deswegen kein eigenes Bild von der
Wirksamkeit des Arzneimittels, weil sie weitgehend dem Urteil Dritter, also Aussagen von fuhren
den Wissenschaftlern oder den Informationen der
pharmazeutischen Industrie, vertrauen Das muß
nicht negativ beurteilt werden, hat aber zur Folge,
daß die Beurteilung des Arzneimittels sich nicht
auf eigene, sondern auf Fremderfahrungen stutzt
2 Die Beobachtung wird für überflüssig gehalten, da
der Arzt der Überzeugung ist, daß das Arzneimittel
wirkungslos ist Diese Einstellung ist besonders im
Zusammenhang mit pflanzlichen Arzneimitteln anzutreffen, die manchmal wegen ihrer geringen Nebenwirkungen als besonders geeignet zum Einsatz
als Plazebo angesehen werden Verordnungswun
sehe der Patienten können zum gleichen Resultat
fuhren
3. Rationale Beobachtung der Arzneimittelwirksam
keit, die sich der möglichen Fehlerquellen bewußt
ist und selbstkritisch versucht, diese Fehlerquellen
auszuschalten Also eine Form der Beobachtung,
bei der Arzte versuchen, unvoreingenommen alle
möglichen Wirksamkeiten des Arzneimittels zu beobachten und Storeinflusse auszuschalten
Diese drei Beschreibungen des Umgangs mit Arzneimittelwirksamkeiten sind nicht zu verstehen als fest
stehende Typologie, die sich bei jedem Arzt in einer
bestimmten Ausprägung finden lassen Wir fanden
Anhaltspunkte für diese Vehaltensweisen in allen von
uns bisher durchgeführten Interviews, ohne allerdings
eine genaue Quantifizierung vornehmen zu können
Das ist darin begründet, daß der Stellenwert der eigenen Erfahrungen mit Arzneimitteln sowohl im zeitlichen Verlauf der Biographie niedergelassener Arzte
als auch innerhalb der Palette verordneter Arzneimit
teln unterschiedlich ist So werden die Erfahrungen
des frisch niedergelassenen Allgemeinarztes häufig
dominiert durch einen sogenannten „Niederlassungsschock", durch das Erlebnis, mit dem klinischen Therapie Inventar den Bedurfnissen und dem Bedarf der
neuen Patientengruppe nicht gerecht zu werden In
dieser Phase sind Fremderfahrungen besonders wichtig und erst nach einer mehrjährigen Neuorientierung
erhalt die eigene Erfahrung ihren endgültigen Stellen-
Riemann, Phytopharmaka
wert Daneben gibt es Besonderheiten in der Klientel,
Spezialisierungen bei der eigenen Tätigkeit und anderes mehr, was zu unterschiedlich intensiver Beobachtung der Wirksamkeit verschiedener Arzneimittel fuhren kann
Der Weg eines Arzneimittels in die Gruppe der Prapa
rate, die dann immer wieder eingesetzt werden, ist ge
prägt durch die ersten Erfahrungen Bereits ein bis
zwei Mißerfolge am Anfang fuhren nach den Ergebnissen unserer Untersuchung dazu, daß ein Arzneimittel als „schlechte Erfahrung ' bewertet und nicht
mehr eingesetzt wird. Der „guten Erfahrung" müssen
demgegenüber mehr Erfolge vorausgegangen sein
Störende Nebenwirkungen werden nur geduldet,
wenn auch starke Erfolge beobachtet werden
Was heißt das für retrospektive Studien zum Wirksamkeitsnachweis von pflanzlichen Arzneimitteln9
Soll ärztliche Erfahrung für den Wirksamkeitsnachweis herangezogen werden, können nur die Arzte berücksichtigt werden, die für das entsprechende Präparat im Sinne der dritten Verhaltensweise selbstkritisch und rational die Erfolge und Mißerfolge der eigenen Therapie erfassen Vor dem Hintergrund der eben
dargestellten Ergebnisse aus der ersten Phase unseres Projekts heißt das, daß nur Arzte mit einer ausreichenden Erfahrung in der ambulanten Versorgung
herangezogen werden dürfen und daß für jedes Arzneimittel neu überprüft werden muß, in welcher Weise
dessen Wirksamkeit von Ärzten beobachtet wird Anders formuliert sollte „nach wissenschaftlichen Methoden aufbereitetes medizinisches Erfahrungsmaterial" im Sinne von § 26 AMG nur Erfahrungen der Arzte
berücksichtigen, die die Wirksamkeit von Arzneimitteln vor dem Hintergrund rationaler Beobachtungen
selbstkritisch beurteilen
Die Befragung niedergelassener Ärzte zur Wirksamkeit ausgewählter Arzneimittel
In der zweiten Phase unserer Studie wurde ein Verfahren zum Aufspuren solcher Arzte entwickelt Es wurde
dabei davon ausgegangen, daß sich Parameter, die
den „Umgang mit der eigenen Erfahrung" in bezug
auf bestimmte Arzneimittel beschreiben, mit einem
Fragebogen abfragen lassen Der Aufwand dazu ist
— auch für die befragten Arzte — relativ gering, erfordert aber die Bereitschaft, nicht nur anzukreuzen, sondern auch auf offene Fragen ausführlich zu antworten Insgesamt handelt es sich dabei um einen zweiseitigen Fragebogen, mit dem sowohl harte Daten wie
z B Niederlassungsdauer, Ausrichtung der Praxis,
Anzahl der mit der Arzneipflanze behandelten Patienten usw abgefragt werden, aber auch Fragen zu Problemen der Wirksamkeitsbeurteilung und zu den dabei angewandten eigenen Kriterien
Bevor der Ablauf einer solchen Studie zur Erhebung
179
Riemann, Phytopharmaka
ärztlichen Erfahrungswissens beschrieben wird, soll
die Frage gestellt werden, welche Arzte eigentlich angesprochen werden sollen.
Die Antwort lautet, daß nur Arzte angesprochen werden dürfen, die das Arzneimittel noch einsetzen Der
Grund dafür hegt in zwei weiteren Fragestellungen
1 Ist es möglich und vertretbar, auch schlechte Erfahrungen mit einem Arzneimittel repräsentativ zu
erfassen?
2 Werden die Ergebnisse der Befragung von Verordnern eines bestimmten Arzneimittels so ausgewertet, daß die Ergebnisse nicht prajudiziert sind?
Eine repräsentative Stichprobe wurde Aussagen darüber zulassen, wieviel Prozent der niedergelassenen
Arzte ein bestimmtes Arzneimittel schon eingesetzt
haben und wie viele davon gute bzw. wie viele davon
schlechte Erfahrungen gemacht haben Ob ein Arzneimittel als gut oder als schlecht durch den Arzt bewertet und wieder verordnet wird, hangt von den ersten
drei bis fünf Verordnungen ab.
In einer repräsentativen Studie wurden also Arzte angetroffen werden, die sich an einen Versuch mit dem
Arzneimittel nur schwer oder gar nicht erinnern können, solche die sich an ein, zwei oder vielleicht auch
drei Mißerfolge erinnern (und dann keine weiteren Behandlungsversuche unternahmen) und Arzte mit vielen positiven Behandlungserfahrungen Eine Auswertung dieser Ergebnisse auf der Basis der Große der
Gruppen wurde sich schon wegen der unterschiedlichen Anzahl von Behandlungsfallen verbieten
Es bleibt also die Befragung von Ärzten, die Arzneimittel z. Z. der Befragung noch verordnen — also
wahrscheinlich über gute Erfahrungen verfugen
Dabei ruckt dann die zweite Frage nach den Auswertungskriterien in den Vordergrund. Das von uns entwickelte Forschungsdesign sieht vor, mittels des
schon erwähnten kurzen Fragebogens Arzte auszuwählen, die die Wirksamkeit des in der Studie untersuchten Arzneimittels selbstkritisch und rational beobachten und die dabei auch offen sind für eine bei
mildwirksamen Arzneimitteln besonders wichtige
ganzheitliche Sicht des Therapieerfolgs Das heißt,
daß psychische und soziale Wechselwirkungen, nach
der Arzneimitteleinnahme berücksichtigt werden. Gefragt wird in diesem Untersuchungsschritt also: „Wer
macht gute Erfahrungen?" Bzw. sind unter den Verordnern des Medikamentes Arzte anzutreffen, die die
eben genannten Kriterien erfüllen, damit ihre Erfahrungen zum Wirksamkeitsnachweis herangezogen
werden können Wir bezeichnen diese Arzte als „sachverstandig für eine bestimmte Arzneipflanze".
Die Kriterien, die als Voraussetzung für eine Befragung zu einem bestimmten Arzneimittel erfüllt sein
müssen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Anforderungen, die sich aus der in den ersten Jahren nach
der Niederlassung ergebenden Neuorientierung und
aus der Forderung nach einem gewissen Umfang der
180
Arztezeitschr f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Erfahrungen mit dem Arzneimittel ergeben, ist die
Niederlassungszeit langer als fünf Jahre, Erfahrungen mit der Arzneipflanze seit mehr als fünf Jahren
und eine Verordnungshaufigkeit bei mindestens fünf
Patienten pro Quartal. Diese Kriterien können auch
verschärft werden, je nach der Gruppe der antwortenden Arzte Hier gilt die Regel. Je mehr Erfahrungen,
desto besser Darüber hinaus wurde eine zweite Gruppe von Kriterien formuliert, die die Fehlerquellen und
die Gepflogenheiten bei der Beobachtung von Arzneimittelwirksamkeiten betreffen. So sollte z B fehlende Comphance als mögliche Fehlerquelle bei der
Wirksamkeitsbeurteilung bekannt sein, ebenso Fehler, die sich durch den Beobachtenden selbst einschleichen können Ein weiterer wichtiger Hinweis
auf die Qualität der Beobachtung ist ein ganzheithcher Beobachtungsansatz, der sich nicht nur auf die
Besserung der Beschwerden beschrankt, sondern
auch soziale Kategorien wie z. B. Leistungsfähigkeit
des Patienten oder die Fähigkeit zu sozialen Kontakten einbezieht
Nach der Auswahl von Ärzten, deren Erfahrungswissen mit bestimmten Arzneipflanzen als besonders
qualifiziert bezeichnet werden kann, werden mit zunächst zehn dieser Arzte Termine für ausführliche Interviews vereinbart. In diesen Interviews werden 21 offene Fragen zu Anwendungshaufigkeit, Erfahrungen
mit dem Arzneimittel, zur Verordnung und zu Vorstellungen der Arzte über die Wirkmechanismen des Arzneimittels sowie zu Verträglichkeit und Nebenwirkungen, Comphance und Interaktionen gestellt. Die Interviews werden auf Tonband aufgezeichnet und von
mehreren Mitarbeitern unabhängig voneinander auf
Homogenitat geprüft Die Fragestellung bei der Auswertung dieser Interviews lautet dann: Wie homogen
sind die Erfahrungen dieser sachverstandigen Arzte
mit dem Medikament? Es wird dabei davon ausgegangen, daß die Wirksamkeit von Arzneimitteln ein komplexer Sachverhalt ist und daß die Homogenitat der
Angaben zu einem solchen komplexen Sachverhalt
als Hinweis auf eine objektivierbare Wirksamkeit interpretiert werden kann Die Interviews werden von
verschiedenen Mitarbeitern auf Homogenitat überprüft, bei Heterogenitat werden weitere zehn Interviews durchgeführt. Die Auswertung dieser Interviews
kann den Zulassungskommissionen zur Verfugung
gestellt werden und als nach wissenschaftlichen Methoden aufbereitetes medizinisches Erfahrungsmaterial gelten. Die relativ geringe Anzahl von befragten
Ärzten ist also begründet durch deren hohe Qualifikation als Sachverstandige für das betreffende Arzneimittel und muß auch gesehen werden unter dem
Aspekt des Umfangs der Behandlungserfahrungen.
So lag bei einer zum Nachweis der Praktikabihtat des
Verfahrens in Absprache mit der Kommission E
durchgeführten Studie zu Crataegus die Anzahl der
von den 10 befragten Ärzten behandelten Patienten bei
4000 in dem der Befragung vorausgegangenen Jahr.
Riemann, Phytopharmaka
Mögliche Ergebnisse von retrospektiven Studien mit
Ärzten
Zusammenfassend soll die Durchfuhrung retrospektiver Studien bei Ärzten zum Wirksamkeitsnachweis
von pflanzlichen Arzneimitteln und mögliche Ergebnisse solcher Studien schematisch dargestellt wer
den (Tab II)
Am Anfang einer Studie zu einem Arzneimittel steht
die Ansprache von Ärzten mit einem Kurzfragebogen
zur Auswahl sachverstandiger Arzte Diese Anspra
ehe kann gezielt erfolgen, d h sich an bekannte oder
vemutete Verordner des Arzneimittels richten oder ungezielt an zufallig ausgewählte Arzte, wobei die
Grundgesamtheit der anzusprechenden Arzte dann
großer wäre
Mit Hilfe der beantworteten Fragebogen werden sachverstandige Arzte für das bearbeitete pflanzliche Arz
neimittel ausgewählt, ein Ergebnis einer solchen Stu
die konnte lauten Die Auswahl von sachverstandigen
Ärzten unter den Verordnern eines Arzneimittels ist
nicht möglich, weil nicht genügend selbstkritische,
rational beobachtende Arzte in dieser Gruppe anzutreffen sind Deshalb sind auch Aussagen zur Arzneimittelwirksamkeit nicht möglich und die Studie wurde
an dieser Stelle abgebrochen
Tab II
wenn die
Erkältungszeit
beginnt...
Untersuchungsdesign
V
Arztansprache mit Fragebogen
Gezielt n = 100
ungezielt n = 500
H.
•••*>.
ausgefüllten Fragebogen
Rucklauf von n =
>
Auswahl von sachverstandigen Ärzten
möglich
unmöglich
er
CD
Interviews mit sachverstandigen Ärzten n = 10
Auswertung der Interviews
Angaben zur Wirksamkeit des Arzneimittels
homogen
heterogen
keine
i
i
weitere Interviewt, n = 10
i
Prüfbericht mit homogenen
Wirksamkeitsbeschreibungen
i
Prüfbericht mit heterogenen
Wirksamkeitsbeschreibungen
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
metavirulent
meta Fackler KG, 3000 Hannover 21
Zusammensetzung 1 g enthalt Influenzinum D30 100 mg Acidum
sarcolacticum D15 30 mg Aconitum D4 20 mg Ferrum phosphon
cum D8 500 mg Gelsemium D4 30 mg Lufta operculata D12 100
mg Veratrum album D4 200 mg Gentiana lutea 0 20 mg Indikationen Zur Prophylaxe und Therapie des grippalen Infekts bei fie
berhaften Erkaltungskrankheiten beim akuten und subakuten Erkaltungsschnupfen bei Nebenhohlenaffektionen zur Toxinausschei
düng bei Patienten mit resttoxischen Zustanden nach der Grippe
Nebenwirkungen, Begleiterscheinungen, Unverträglichkeiten
sind nicht bekannt Dosierung Im akuten Stadium stündlich 1 0 - 2 0
Tropfen in etwas Flüssigkeit prophylaktisch 1-3mal täglich 20
Tropfen einnehmen Kindern gibt man so viele Tropfen wie sie Jah
re zahlen Darreichungsform und Packungsgroßen Tropfflasche
zu 50 ml und 100 ml meta Fackler KG 3000 Hannover 21
181
Riemann, Phytopharmaka
Nach der Auswahl von zehn sachverstandigen Ärzten
werden Interviews durchgeführt und ausgewertet. Auf
dieser Ebene besteht eine weitere Möglichkeit zum ergebnislosen Abbruch der Studie, wenn nämlich zwar
genügend sachverstandige Arzte in der Gruppe der
Arzneimittelverordner identifiziert werden können,
diese das Präparat jedoch nicht aus Gründen der
Wirksamkeit verordnen, sondern z. B. wegen Patientenwunschen, Eignung als Plazebo usw. In diesem
Fall lieferte die Studie ebenfalls keine Angaben zur
Wirksamkeit des Präparates
Die Angaben zur Wirksamkeit in den Interviews können homogen oder heterogen sein. Bei heterogenen
Angaben werden weitere Interviews durchgeführt.
Mögliche Endergebnisse der Studie sind Prüfberichte, die entweder eine homogene Wirksamkeitsbeschreibung enthalten und damit Hinweise auf die objektivierbare Wirksamkeit des Arzneimittels, oder ein
Prüfbericht der die auch durch weitere Interviews
nicht klarbaren heterogenen Angaben beschreibt
Die bisherigen Erfahrungen mit dem Forschungsdesign belegen, daß das Vorgehen praktikabel ist und
daß in retrospektiven Studien erhobenes medizinisches Erfahrungswissen zum Wirksamkeitsnachweis
von pflanzlichen Arzneimitteln herangezogen werden
kann
Die Möglichkeit von Anwenderbefragungen
Bisher wurden retrospektive Studien zum Wirksamkeitsnachweis von Arzneimitteln ausschließlich als
ruckblickende Befragungen von Ärzten verstanden
Damit kann nur Erfahrungswissen zu solchen Arzneipflanzen erhoben werden, die arztlich verordnet von
Patienten genommen werden, die anschließend den
Arzt wieder aufsuchen. Nur so kann die Wirksamkeit
über Patientenmitteilungen oder durch eigene Beobachtungen des Arztes erfaßt werden Für viele pflanzliche Arzneimittel scheinen daher Arztbefragungen
ungeeignet, da sie im Wege der Selbstmedikation
oder auf Empfehlung des Arztes eingenommen werden, ohne daß die Patienten nach Abklingen der Beschwerden ärztlich beobachtet werden können Es
stellt sich hier die Frage, inwieweit retrospektive Studien auch die Erfahrungen von Patienten erheben
können
Aufbauend auf der vorgestellten Studie zum ärztlichen Erfahrungwissen und auf andere Arbeiten im Bereich der Selbstbehandlung und Selbstmedikation haben wir versucht, Anwender von Arzneimitteln zu den
von ihnen festgestellten Wirksamkeiten zu befragen
Es wurden insgesamt 72 Anwender von vorbeugenden
und starkenden pflanzlichen Arzneimitteln aus dem
Reformwarensortiment befragt. Neben der Wirksamkeit wurden in ausführlichen Interviews auch die zum
Kauf motivierenden Grunde und Erwartungen, die An-
182
Arztezeitschr f. Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg.
wendungsmodahtaten und weitere Daten über das
Gesundheitsverhalten der Probanden erhoben. Darüber hinaus wurden einige der Anwender gebeten,
über den Zeitraum von zwei Monaten sogenannte Gesundheitstagebucher zu fuhren.
Bei diesem Projekt war es nur begrenzt möglich, Ergebnisse zu formulieren, die für einen Wirksamkeitsnachweis mit herangezogen werden können Das war
hauptsächlich dadurch begründet, daß Arzneimittel
bearbeitet wurden, die zur Vorbeugung eingenommen
werden sollen, das heißt deren Wirksamkeit im Nichteintreten einer Krankheit besteht. Darüber hinaus
konnte belegt werden, daß es sich bei Anwendern von
Reformarzneimitteln um eine spezielle Gruppe handelt, deren Gesundheitsverhalten dadurch auffallt,
daß nur 22% der Befragten neben der Einnahme des
entsprechenden Präparates nichts anderes für ihre
Gesundheit tun Bei den anderen 78% waren andere
gesundheitsfördernde Verhaltensweisen wie zum Beispiel viel Bewegung! Sport, gesunde Ernährung oder
die Einnahme weiterer pflanzlicher Arzneimittel zur
Vorbeugung anzutreffen Das legte den Schluß nahe,
daß diese Präparate eine wichtige Rolle im Gesundheitsverhalten der Anwender spielen etwa in dem Sinne, daß sie auch als Stimulus für eine allgemein gesundere Lebensführung zu verstehen sind. Für die
hier interessante Fragestellung, welchen Stellenwert
retrospektive Studien bei Patienten für den Wirksamkeitsnachweis von Arzneimitteln haben können, sollen noch zwei Punkte angeführt werden, die beide mit
der Subjektivität der Angaben von Anwendern und
den damit verbundenen Gefahren zu tun haben.
Zum einen besteht die Gefahr, daß Anwenderangaben
beeinflußt werden durch Erwartungen, durch Angaben des Beipackzetteis oder durch selektive Wahrnehmung. Dieser Gefahr kann dadurch begegnet werden, daß die Interviews in bezug auf terminologische
Übereinstimmungen mit den Beipackzetteln überprüft
werden und daß nach einigen Monaten unangekundigte Nachbefragungen durchgeführt werden, deren
Ergebnisse man mit denen der ersten Befragung vergleichen kann. Beide Arbeitsschritte waren ermutigend' Die Anwenderangaben waren nicht feststellbar
durch die Herstellerangaben beeinflußt, die Wirksamkeitsschilderungen ausführlich und beinhalteten zahlreiche Hinweise auf die Wirksamkeit. Ein Vorteil der
Anwenderbefragung liegt darin, daß alle in bezug auf
eine Beschwerde — bzw im Fall der Reformarzneimittel auf die zu verhindernden Beschwerden — unternommenen Maßnahmen abgefragt werden können.
Ein wesentlicher Unterschied zur Befragung von Ärzten liegt u. a. darin, daß eine Qualifikation der erhobenen Erfahrungen nicht direkt vorgenommen werden
kann. Die Auswahl von sachverstandigen Ärzten, die
bei Arztbefragungen einen hohen Beobachtungs- und
Erfahrungsstandard garantieren, ist bei Patienten
nicht möglich. Daraus wurde die Konsequenz gezogen, daß nach der Zusammenfassung der Befra-
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
gungsergebnisse diese Berichte Hausärzten zur Begutachtung vorgelegt wurden. Diese Kombination von
Laien- und Expertenbefragung ermöglicht es, die subjektiven Ergebnisse der Befragung von Anwendern
weiter zu qualifizieren und durch ärztliche Erfahrungen zu ergänzen.
Kombination von retrospektiven Studien bei Ärzten
und Anwendern/Patienten
Es liegt nun die Überlegung nahe, inwieweit beide
Verfahren miteinander kombiniert werden könnten.
Für verordnete Arzneimittel, bei denen die Patienten
unter ärztlicher Beobachtung stehen, sind retrospektive Studien bei Ärzten ausreichend. Für Arzneimittel,
deren Wirksamkeit nur zum Teil oder nur bei bestimmten Patienten der ärztlichen Beobachtung zugänglich
ist, ließe sich durchaus ein kombiniertes Vorgehen
J$^^^^bL.
Riemann, Phytopharmaka
denken; Arztbefragungen nach dem geschilderten
Verfahren, ergänzt um Befragungen von Anwendern.
Der Nachteil der Subjektivität von Anwenderangaben
und der geringen Zahl der erfaßten Selbstbehandlungsfälle könnte durch eine Qualifizierung der Ergebnisse durch Gutachten ärztlicher Sachverständiger,
die sich auch aus der Gruppe der befragten niedergelassenen Ärzte rekrutieren könnten, ausgeglichen
werden. Der Vorteil eines solchen Vorgehens läge
darin, auch Bereiche zu erfassen, die der ärztlichen
Beobachtung bisher entzogen sind und ergänzende
Daten darüber zu erhalten, wie die Arzneimitteleinnahme in das allgemeine Gesundheitsverhalten der
Anwender eingebettet ist.
Anschrift des Verfassers: K. Riemann, GESOMED — gemeinnützige Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin, Werderring 16, D-7800 Freiburg.
Das pflanzliche Immunstimulans
Cöö) Esberitox N
1
1 1 1
*Standardisierte Auszüge
aus Baptisia, Echinacea und Thuja
Schaper & Brummer
3320 Salzgitter 61 (Ringelheim)
Naturstoff-Forschung und -Therapie
Nachqewiesene Wirkunq auf das Immunsystem*
Zusammensetzung; IQ mi tsbeuta* NL los^ag enthalten tHecb Th^aeocad rec Q,5 mt f'erc \ = 5 £ad Baphsiaetmct 1 ml Perc \ = 5,
Rad Echinaceae lang etpurp 1+1) 1,5ml Perc 1 = 10 Enthalt 29 Vol %Aikohol 1 Tablette entspnchrO,5 ml Losung mitemem Vitamin-CGeholt von 0,02 g pro Tabl, 2 ml ln|ektionsflussigkeit entsprechen 1 ml Losung 1 Suppositonum entspricht 0,5 ml Losung Indikationen:
Esberitox N wird eingesetzt zur Therapie akuter und chronischer Atemwegsinfekte (viral oder bakteriell bedingt], als Begleittherapiezu
einer Antibiotikabehandlung bei schweren bakteriellen Infekten wie Bronchitis, Angina, Laryngitis, Otitis, Smusitis, bei bakteriellen Hautinfektionen, bei Herpes Simplex labiahs Zur Therapie der [nfektanfalhgkeit aufgrund einer temporaren Abwehrschwache Zur Behandlung von Leukopenien nach Strahlen- oder Zyfostatika-Therapie
Dosierung und Anwendungsweise: Erwachsene 3x täglich 50 Tropfen bzw 3 x 3 Tabletten Säuglinge und Kinder |e nach Alter
3x täglich 10- 30 Tropfen oder 1 bis Wi Tabletten Intensiv-Behandlung über 14 Tage jeweils 1 - 2 Ampullen Esberitox N zu 2 ml i m oder
i v/Tag Rektal- Säuglingen 1 - 2 Zäpfchen, Kindern ab 1 Jahr taglich 2 - 3 Zäpfchen einfuhren Erwachsene 3x täglich 1 Zäpfchen
Kontraindikationen: Bisher keine Nebenwirkungen: Bei bestimmungsgemaßem Gebrauch sind spezifische Nebenwirkungen bisher
nicht aufgetreten Darreichungsformen und Packungsgrößen: Losung 20 ml DM 7,-, 50 ml DM 14,50,100 ml DM 22,70, Ansraltsp
500 ml, Tabletten 50St DM 7-, 100 St DM13,55, Anstaltsp 1000 St, Ampullen 5 x2 ml DM10,10, Ansraltsp 100x2 ml, Supposironen 10St
DM 7-, Anstaltsp 100 St
Stand Januar 1986
183
2. SUPPLEMENTBAND
zum vierbändigen Werk „Topographische Lage der Meßpunkte
der Elektroakupunktur nach Voll (EAV)"
Von Dr. med. R. Voll
1981. 148 Seiten, 12 Abbildungen, broschiert, DM 95,—
Inhaltsübersicht:
EAV-Diagnosf ik von Augenerkrankungen mit 15 neuen Meßpunkten für die Augenanteile
EAV-Therapie von Augenerkrankungen
5 neue Wege
Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH
VERLAG
Postfach 120/140, D-3110 Uelzen, Tel. (0581) 808-0
Carminativum
Hcttcrich
bei Meteorismus
Carminativurn-Hettench
VERBESSERUNG DER SICHTBARKEIT DER AORTA ABDOMINAUS
DURCH RÜCKGANG DER G AS ANS AM M LUNGEN
Zusammensetzung
In 1 g 1 g Auszug aus Flor Chamomillae 24 mg Fol
Melissae 30 mg Fol Menthae pip 24 mg Fruct Carvi
30 mg Fruct Conandri 12 mg Fruct Foeniculi 18 mg Her
ba Ansennae 36 mg Herba Basilici 42 mg Pencarp Auran
30 mg
Enthalt 34 Vol % Alkohol
GALENIKA
DR HETTERICH GMBH
FÜRTH/BAYERN
184
Klinisch geprüft im Doppelblindversuch*
Ergebnis Signifikanter Ruckgang von
Blahungserschemungen im Kindesalter
Indikationen
Pädiatrie Blahungsersche nungen beim Saugimg und Klein
kind spastische Obstipation Sauglingsdyspepsie al mentare
Störungen bei der Ablaktation und anderen Kost Umstellungen
Erwachsene Meteorsmus Roemheld Garungs und Fäulnis
dyspepsie unterstutzend bei der Behandlung von Leber und
Galle Erkrankungen Verdauungs nsuffizienz als Folge
verminderter Fermentproduktion Zur Sonographie und
Rontgenvorbereitung
Dosierung
Säuglinge 5 10Tropfen pro Flasche !n besonders hartnackigen
Fallen st es ratsam schon vor der Mahlzeit 5 Tropfen oder mehr
Carminativum Hettench n e nem Teelöffel Flaschennahrung
zugeben Be spastischer Obst pation anfangs biszu lOTropfen
Kinder 15 20 Tropfen Erwachsene 30 Tropfen 3 mal täglich in
Flüssigkeit wahrend des Essens
Handelsformen
Packungen mit 30 ml DM 7 00 100 ml DM 19 90 und
200 m DM 35 00
) H U Schwenk u L Horbach Therap ewoche 28
2610 2615(1978)
Arztezeitschr. f. Naturheilverf 3/86, 27. Jahrg
G. wünstei Obstipation
Hydrastis canadensis
Zusammenfassung
Aus der Vielfalt des Themas „Obstipation" werden 2 Themen herausgegriffen und an einigen
beispielhaften Arzneimitteln therapeutische
Möglichkeiten der Homöotherapie dargestellt:
1. Obstipation nach Abführmittelmißbrauch
2. Obstipation in der Schwangerschaft
Die homöopathischen Arzneimittel werden mit
ihren hauptsächlichsten hinweisenden Symptomen sowie mit ihren Modalitäten kurz skizziert.
Summary
From the varieties of the topic „Obstipation" 2
themes are selected and the therapeutic possibilities of homoeotherapy are described at some
exemplified medicaments:
1. Obstipation atter abuse of laxatives
2. Obstipation in pregnancy
The homoeopathic medicaments are described
with their major indicating Symptoms as well as
with their modalities.
Dosierung: D 3-D 4 dil.
Leit-Symptome:
Dicker, zäher, gelber, fadenziehender Schleim in großen Mengen — gelbliche Hautfarbe — Schwäche —
Abmagerung.
Hydrastis wirkt einmal über die glatte Muskulatur,
zum zweiten reizt es die Darmschleimhaut.
Trotzdem ist die Verdauung zu langsam.
Wir finden eine Appetitlosigkeit bei bitterem Mundgeschmack, Brot und Gemüse werden nicht vertragen.
Oft liegt einer Hypotonie eine venöse Stase zu Grunde.
Besserung:
Ruhe — frische Luft — fester Druck
Verschlimmerung:
Wärme — Kälte — Bewegung — nachts — trockener,
kalter Wind
Ignatia amara
Dosierung: D 2 dil.
Leit-Symptome:
Emotionale Labilität — paradoxe Symptome und Reaktionen — Spasmen — Depression nach Kummer,
Ärger, Sorgen, Aufregung.
Der oder die Kranke ist psychisch überempfindlich
und übererregbar, von wechselhafter Stimmung. Es
besteht die Neigung zu Übertreibungen nach beiden
Seiten. Unverträglich sind Kaffee, Tabak, Lärm und
starke Gerüche.
Die Ordnungstherapie ist die Voraussetzung für eine
erfolgreiche Behandlung einer jeden Form von Obstipation.
Denken wir an die Essensgewohnheiten, an die Einhaltung geregelter Essenszeiten genauso wie der
Stuhlentleerungszeiten, denken wir an die Zusammensetzung unserer Ernährung.
Der Darm unterliegt einer rhythmischen Tätigkeit.
Aus der Vielfalt der verschiedenen Formen der Obstipation möchte ich heute 2 herausstellen:
Obstipation nach Abführmittelmißbrauch und
Obstipation in der Schwangerschaft.
Obstipation nach Abführmittelmißbrauch
Hydrastis canadensis
Ignatia amara
Myristica fragans
Platinum metallicum
Strychnos nux vomica
Sulfur
Blutwurzel
Ignatiusbohne
Muskatnuß
(= Nux moschata)
Pt Platin
Brechnuß
S Schwefel
Besserung:
Wärme — Bewegung — Essen — Liegen auf der
Schmerzseite
Verschlimmerung:
Kälte — Ruhe — frische Luft — Berührung — morgens und abends — durch Zuspruch.
Myristica fragans
(= Nux moschata)
Dosierung: D 4 dil.
Leit-Symptome:
Haut und Schleimhäute trocken — Sinne übererregbar — Flatulenz — tagsüber schläfrig, nachts wach.
Die Ursache ist eine Nervosität bzw. Neurasthenie mit
körperlicher und geistiger Schwäche.
Die Beschwerden setzen oft nach einer Durchnässung ein. Auch der Verdauungsapparat ist geschwächt, es besteht eine starke Flatulenz.
Besserung:
Wärme — Bewegung — warm-trockenes Wetter
Verschlimmerung:
Kälte — feucht-kaltes Wetter — kalt Baden — Zugluft
— Aufregungen — Liegen auf der schmerzhaften
Seite — Schwangerschaft.
185
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Wünstel, Obstipation
Platinum metallicum
Dosierung: D 4 Tabl.
Leit-Symptome:
Wechsel zwischen somatischen und psychischen
Störungen — Sinne übererregbar — Neuralgien —
Depressionen — überschätzt sich, unterschätzt andere.
WKRME
B
V
KULTE
B
V
Strychnos nux vomica
Dosierung: D 4 dil.
Leit-Symptome:
Sinne übererregbar, aktiv und passiv — Magen — hastig — aufbrausend — hypochondrisch — liebt alle
Genüsse.
Der Patient hat meist eine sitzende Lebensweise. Ihn
ärgert die Fliege an der Wand. Er ißt zu schnell und zu
viel und hat anschließend das Gefühl eines Steines
im Magen. Eine Pfortaderstauung mit Hämorrhoiden
kann bestehen; letztere bluten selten.
Das Gefühl beim Stuhl „vergeblicher Drang" ist auf eine Antiperistaltik im Darm zurückzuführen.
Besserung:
Wärme — Ruhe — frische Luft — Regenwetter —
warmes Trinken.
Verschlimmerung:
Kälte — Bewegung — Berührung — trockene Kälte —
morgens früh — nach dem Essen — durch geistige
Anstrengung.
Sulfur
Dosierung: D 4-D 8 dil.
Leit-Symptome:
Unsauber (wenn beruflich möglich) — egozentrisch —
Venöse Stauungen — Folgen von verdrängten Krankheiten — Leber — Haut — Schleimhäute.
Der Patient hat einen unangenehmen Körpergeruch,
alle Körperöffnungen sind stark gerötet. Nachts
streckt er die Füße aus dem Bett. Hautkrankheiten
sind juckend und brennend, besonders nachts. Er ißt
gerne Süßigkeiten und hat eine Abneigung gegen
Fleisch, aber auch gegen Arbeit.
Besserung:
Bewegung — frische Luft — trocken-warmes Wetter
Verschlimmerung:
Wärme — Kälte — Ruhe — Stehen — Bettwärme.
(Abb. 1).
186
B
V
Platlnum m e t a 1 1 i c u m
Sulfur
Hydrastis c a n a d e n s i s
Der/die Kranke ist egozentrisch, stolz, teils arrogant.
Es besteht eine sexuelle Übererregbarkeit.
Auch über innerliches Zittern wird geklagt.
Frauen haben das Gefühl einer Senkung.
Besserung:
Bewegung — frische Luft
Verschlimmerung:
Ruhe — Berührung — abends, nachts — in Gesellschaft — im Dunkeln — bei Zuspruch.
BEWEGUNG
trychnos nux vomica
Igna11a amara
Myristica
fragans
Abb. 1
Obstipation in der Schwangerschaft
Gerade die Obstipation in der Schwangerschaft ist für
viele Kollegen der Einstieg in die Homöotherapie.
Man will in dieser so empfindlichen Phase — sowohl
für die Mutter als auch für das Kind — jeden möglichen Schaden vermeiden.
Arzneimittel:
Collinsonia canadensis
Hydrastis canadensis
Platinum metallicum
Sepia officinalis
Collinsonia canadensis
Grießwurzel
Blutwurzel
Pt Platin
Tintenfisch
Dosierung: D 2 dil.
Leit-Symptome:
Venöse Stauung im Becken mit Verstopfung und Hämorrhoiden — Pfortaderstuung.
Die Hämorrhoiden sind sehr schmerzhaft, sie bluten
und jucken.
Die Obstipation ist atonisch. Der Stuhl ist großkalibrig, hart und knollig.
Besserung:
Kälte — Bewegung — morgens — warme lokale Anwendungen.
Verschlimmerung:
Wärme — Ruhe — nachts — Liegen.
Sepia officinalis
Dosierung: D 4 Tabl.
Leit-Symptome:
Klimakterium: Depression — Resignation — Opposition — venöse Stasen — Ptosen.
Das Gefühl des „Herabdrängens der Bauchorgane"
und die „gelben Flecke" im Gesicht weisen auf Sepia
hin.
Halsenge stört unsere Patientin, ihre Schweiße sind
übelriechend.
Wünstel, Obstipation
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Auch weiche Stühle werden nur mit Mühe entleert.
Die Hämorrhoiden sind schmerzhaft, sie stechen.
Auffällig ist der Gegensatz zwischen den warmen
Händen und den kalten Füßen.
Besserung:
Wärme — Bewegung — frische Luft — warme Anwendungen — Schlaf — Sitzen.
Verschlimmerung:
Kälte — Ruhe — Periode.
(Abb. 2).
KXRME
B
V
KULTE
RUHE
B
V
Hydrastis
V
SBIEGUNG
B
V
canadensis
Col 11 n s o m a
canadensis
Pl a 1 1 n u m m e t a 1 1 l cum
Sepia offlcinal IS
Abb. 2
Anschrift des Verfassers: San. Rat Dr. med. G. Wünstel,
Schlesische Straße 8, D-6500 Mainz 1.
SPARTIOL
verlangsamt die zu frequente Schlagfolge, reguliert Rhythmusstörungen, tonisiert die venöse Strombahn.
Frequente Herzrhythmusstörungen,
Tachykardien, orthostatische Hypotonie.
Zusammensetzung: 100 g enthalten: Extr. fl. Sarothamnus
scoparius, stand, auf 1 mg Spartein pro ml.
Dosierung: 3mal täglich 20-30 Tropfen nach dem Essen
in etwas Flüssigkeit.
Handelsformen und Preise incl. MwSt.:
20 ml DM 7,24; 50 ml DM 14,47; 100 ml DM 24,46
Dr. Gustav Klein, Arzneipflanzenforschung,
7615Zell-Harmersbach/Schwarzwald
187
H. Anemueiier Ernährung als Faktor der Ordnungstherapie
Zusammenfassung
Diätetische Therapie hippokratischer Medizin
war auf den ganzen Menschen, seine Einheit
von Psyche und Physis, seine sozialen Beziehungen und das ökologische Umfeld ausgerichtet. Unter größerer ganzheitlicher Betrachtung
ist Therapie nicht denkbar. Im Organismus des
Kranken auf einfachste und natürlichste Weise
(Licht, Luft, Wasser, Schlaf, Bewegung, Nahrung, Belehrungen) Ordnung wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten, war oberstes therapeutisches Ziel. Demgemäß ist klassische Diätetik zeitlos gültiges Ordnungstherapie-Modell.
Auch Ordnungstherapie M. Bircher-Benners ist
auf klassische Diätetik zurückgeführt. Die Gesamtheit seiner Heilmaßnahmen (Ernährungsbehandlung + physikalische Therapie + Psychotherapie) hatte M. Bircher-Benner Ordnungstherapie genannt.
Im Rahmen von Ordnungstherapie hat Ernährungstherapie die Aufgabe, alimentär erreichbare Funktionen und Strukturen des Organismus
in Ordnung zu halten oder zu einem Status der
Ordnung zurückzubringen. Dies ist mit einer für
den Gesamtorganismus optimal organisierten
und von der biologischen Qualität her optimal
beschaffenen Nahrung zu erreichen. Mit einer
solchen Nahrung ordnend auf den Ablauf des
Stoffwechsels einzuwirken (Digestion, Resorption, postalimentäre Regulationen, Stoffwechsel, Ausscheidungsvorgänge) ist vorrangig. Zudem hat langfristig optimale Zufuhr essentieller
Nahrungssubstrate zu Reparatur und Erneuerung körpereigener Strukturen beizutragen.
Möglichst naturbelassene Nahrung von höchster biologischer Qualität setzt dies voraus.
Anknüpfend an Auffassungen klassischer Diätetik und Bircher-Bennerscher Ordnungstherapie sind zur Integration in Ordnungstherapie
Grunddiät und Grunddiät-Abwandlungen entwickelt worden. „Grunddiät" wird hierbei als
Vollwert-Ordnungsnahrung („Diät" im Sinne
von „diaita" = Ordnung) aufgefaßt.
Die Rolle der Ernährung als Faktor der Ordnungstherapie ist nicht hoch genug einzuschätzen. Verbreitung ernährungsabhängiger Risikobefunde und Krankheiten macht dies verständlich. Bei vorhandenen Gesundheitsstörungen
oder Krankheiten die Ernährung des Patienten
auszurichten, müßte selbstverständlich sein —
zumindest, um für jegliche anderweitige Therapie bessere Resonanz zu finden.
Der große und weite Bezug des Begriffes „Diätetik" im Sinne von Ordnungstherapie ist heuti-
188
ger Schulmedizin leider aus dem Sinn gekommen. „Diätetik" war in hippokratischer Medizin
und in der Auffassung M. Bircher-Benners nicht
Krankenkostlehre (wie leider heute), sondern
Kunst der Lebensordnung, Stil und Kultur gesundheitsbewußter Lebensführung, Kulturideal, gesundheitspolitisches Element und im Zusammenhang mit der Behandlung des Kranken
Ordnungstherapie.
„Diät" bedeutete nicht Krankenkost, sondern
— wenn schon allein auf Nahrung bezogen —
gesunderhaltende oder heilende Ordnungsnahrung.
Summary
Dietetic therapy of Hippocratic medicine was
focused on the whole individual, its unity of psyche and physique, its social relations and its
ecologic surroundings. It cannot be thought of
a more comprehensive consideration of therapy. The highest therapeutic aim was to restore
order in the organism of the diseased individual
and that by means of the most simple and natural way (light, air, water, sleep, motion, food, instruction) and to maintain this order. Thus, dassic dietetic is an always current model of ordinal therapy.
Also Bircher-Benner's ordinal therapy is based
on classic dietetic. M. Bircher-Benner caUed the
whole of his measures he applied for curing (nutritional treatment + physical therapy + psychotherapy) ordinal therapy.
In the frame of ordinal therapy nutritional therapy has the task to restore the State of order or
to keep in order the f unctions and structures of
the organism that can be reached alimentally.
This can be achieved with food that is most favourably organized for the whole organism and
that shows the Optimum with respect to its biological quality. It is precedential to influence
the course of metabolism (digestion, resorption, post-alimental regulations, metabolism,
excretory processes) with such a food. Besides,
the long-term Optimum supply with essential
nutritional Substrates has contributed to repair
and renewal of corporal structures. This requires food of highest biological quality which
has been processed as little as possible.
Resuming ideas of classic dietetic and BircherBenner's ordinal therapy basic diet and amendments of basic diet have been developed for Integration into ordinal therapy. Here, "basic
diet" is understood as füll ordinai food ("diet"
in the meaning of "diaita" = order).
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
The role of nutrition as factor of ordinal therapy
cannot enough be esteemed. This is understandable on the background of nutrition-related risk
findings and diseases occuring frequently. In
case of evident disturbances of health or diseases to adjust the patient's nutrition should
stand to reason — at least in order to find better
response to any other therapy.
Unfortunately, preserrt classic medicine does
not bear in mind the large and wide relation of
the term "diet" in the meaning of ordinal therapy. In Hippocratic medicine and in the meaning
of M. Bircher-Benner "diet" was not the science
of the diet for diseased individuals (as unfortunately today) but the art of order of life, style
and culture of regimen, cultural ideal, element of
health policy and in connection with the treatment of diseased individuals ordinal therapy.
"Diet" does not mean food for diseased individuals but — if already only related to food —
health maintaining or healing ordinal food.
Ärztliches Handeln war in der hippokratischen Medizin, die sich aus kretischer und mykenischer Medizin
entwickelt hatte, in der Hauptsache angewandte diätetische Ordnungstherapie Inhalt und Ziele sind im
Corpus Hippocraticum beschrieben und als klassische Diätetik dargestellt Diese wiederum war Grundlage hochentwickelter, hellenistischer Gesundheitskultur
Heute meinen Physiker wie F Capra, die Sinn für diätetische Ordnungsvorstellungen haben und programmatisch vertreten (s „Wendezeit"), eine höhere Stufe
von Gesundheitskultur sei seither nicht mehr erreicht
worden Wer in heutiger Medizin nach Ordnungstherapie sucht und sie neu zu formulieren versucht, muß
zur Diätetik des klassischen Altertums zurückgehen
Dort sind die Quellen — was auch der Auffassung des
Medizinhistorikers H Schipperges entspricht (s „Wege zu neuer Heilkunst")
Diätetische Ordnungstherapie und ganzheitsbezogenes Denken
Diatetische Ordnungstherapie der medizinischen
Schule von Kos war auf den ganzen Menschen, seine
Einheit von Psyche und Physis sowie soziale Beziehungen und das ökologische Umfeld ausgerichtet
Soziale Aspekte und die Einsicht, daß nur in gesunder
Umwelt volle Gesundheit möglich ist, spielten eine
beträchtliche Rolle. Umfassender und unter größerer
Anemueller, Ernährung
ganzheitlicher Betrachtung ist Therapie nicht denk
bar. Zudem berücksichtigte hippokratische, diätetische Ordnungstherapie (immer vom Begriff „diaita"
geleitet), existenzielle Grundbedurfnisse des Menschen — man mochte sagen hautnah und mit größtem Alltagsbezug Wir versuchen heute, zu diesem
Konzept zurückzufinden, wobei erschwert, daß einfaches ganzheitsbezogenes Denken weithin verlorengegangen ist
Von hippokratischer Humoralpathologie war hippokratische Ordnungstherapie ausgegangen Die Vorstellung war, daß sich Krankheiten auf dem Schauplatz des Saftehaushaltes entwickeln, indem Lebensweise, soziale Gegebenheiten und „oikos" auf den Organismus ungunstige Einflüsse nehmen und seine
naturgegebene Ordnung aus dem Gleichgewicht bringen
Ordnungstherapie als „innerer Arzt"
Ordnung auf einfachste und naturlichste Weise wie
der herzustellen, war oberstes therapeutisches Ziel
Ratio, Logik und Vernunft bestimmten weithin das
ärztliche Handeln Der Mensch sollte in möglichst natürlichem und harmonischem Verhältnis zur Natur gehalten sein, um für Psyche und Physis gunstigste Bedingungen zu schaffen Licht, Luft, Wasser, Schlaf,
Bewegung und Belehrungen waren wesentlichste therapeutische Faktoren — nicht zuletzt die Nahrung
Umfassende Ordnungstherapie sollte Selbstheilungskrafte oder den „inneren Arzt" aktivieren Behandlung
mit Arzneimitteln war demgegenüber nur in verhalt
nismaßig geringem ausgeübt worden
„Diätetik" war nicht Krankenkostlehre (wie leider heute), sondern Kunst der Lebensordnung, Stil und Kultur
gesundheitsbewußter Lebensführung, Kulturideal, ge
sundheitspolitisches Element und im Zusammenhang mit der Behandlung des Kranken „Ordnungstherapie" „Diät" bedeutete nicht Krankenkost, sondern
— wenn schon allem auf Nahrung bezogen — gesunderhaltende oder heilende Ordnungsnahrung
Es ist der große und weite Bezug des Begriffes „Diäte
tik" heutiger Schulmedizin aus dem Sinn gekommen
Sie hat seinen in hellenistischer Kultur und hellenistischer Medizin angelegten Inhalt aufs sträflichste verkümmern lassen und aus Bezügen herausgerissen,
die zu ihrer Erneuerung, wollte sie dem Plädoyer H
Schafers folgen, von größter Bedeutung wäre Rege
neration klassischer Diätetik (wir konnten Ordnungs
therapie sagen) brachte größten Vorteil um neue Ge
sundheitskultur, neue Gesundheitspolitik, echte Praventivmedizin und in Anknüpfung an H Schafer eine
neue Medizin zu entwickeln — Gesundheitspolitik
aus der Misere zu ziehen Wie notwendig dies wäre
und was es erreichen hülfe, artikulieren heute einige
Physiker klarer als es Hochschulmedizmer tun
189
Anemueller, Ernährung
Für den Bürger, ob gesund oder krank, bietet Diätetik
klassischer Prägung die Möglichkeit, individuelles
Verhalten sinnvoll zu gestalten, ein individuelles
Stück Gesundheitskultur aufzubauen und aus überflüssiger Abhängigkeit von Ärzten, Lehrern und Seelsorgern herauszukommen. Eine Gesundheitslehre
des Lebens müßte dicht neben der Wissenschaft stehen. So hatte es Nietzsche ausgedrückt — ob technisierte und fast verwissenschaftliche Medizin es noch
versteht, ist die Frage.
Ernährung als wichtiger Faktor in der Ordnungstherapie
Im Rahmen diätetischer Ordnungstherapie ist die Ernährung ein wichtiger Einzelfaktor. Dies war die Auffassung der Alten, denn es hieß im Corpus Hippocraticum: „Rechte Ernährung vermag Großes, bei allen
Kranken, daß sie gesund werden, bei den Gesunden,
daß ihre Gesundheit erhalten bleibt, bei denen, welche körperliche Übungen anstellen, daß ihre Körper in
guter Verfassung sind und was man sonst noch wünschen mag". Wir sind dabei, dies wieder zu begreifen
und gewinnen zumindest zunehmend die Einsicht,
daß gegenüber vielen Krankheiten, die das Panorama
der Krankheiten heute bestimmen, Ernährungstherapie als Kausalbehandlung nötig wäre. Was im argen
liegt, ist praktiziertes, diesbezügliches Handeln.
Aus dem Altertum ist eine Geschichte überliefert. Ein
beim Propheten Muhammad tätiger Leibarzt beschwerte sich bei diesem darüber, daß niemand seine
Sprechstunde besuche und bekam zur Antwort: „Die
Sache ist doch klar, denn meine Leute haben eine besondere Art, ihr Leben zu führen. Sie essen erst, wenn
der Hunger da ist, und sie hören mit Essen bereits
wieder auf, wenn der Appetit noch andauert". Verblüfft erwiderte der Arzt: „Das ist es ja, worauf alles
ankommt", küßte den Boden und nahm seinen Abschied. In einer Publikation H. Schipperges zum Thema „Die Bedeutung der Ernährung in der älteren Gesundheitslehre" ist sie nachzulesen. Eindrucksvoll ist
auch, was im „Regimen sanitatis Salernitanum" (aus
der medizinischen Schule von Salerno) über Speiseverordnungen des Arztes ausgesagt ist. Es heißt:
„Welcherlei, was und wann, wieviel, wie häufig und
wie man Speisen genießt, der Arzt muß es lehren und
weisen". Amüsanterweise ist hinzugefügt: „Aufgewärmte Speisen, Ärzte, die nicht weise, und böse Weiber sind Gesundheitsräuber".
Immer deutlicher erkennen wir heute Zusammenhänge zwischen verbreiteten Krankheiten und Ernährung.
Immer differenzierter werden Kenntnisse über die Einwirkung der Nahrung auf Physiologie und Struktur
des Organismus. Immer mehr klärt sich auf, wie quantitativ und qualitativ falsche Nahrung die Ordnung im
Organismus stört und die Pathogenese ernährungs-
190
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
abhängiger Krankheiten in Gang setzt. Häufig laufen
Stoffwechselstörungen der Manifestation von Krankheiten voraus. Auch haben wir gelernt, daß Voraussetzungen zu jeglichem aus Kranksein Wiedergesunden
generell besser sind, wenn geordnete Vollwertnahrung alimentär erreichbare Grundfunktionen des Organismus ordnet und präzisiert.
Wir begreifen Ernährungstherapie als wichtigen Teil
diätetischer Ordnungstherapie und vorzüglich mit
dem Ziel, durch in Lebensmitteln vorhandene geordnete Nahrungssubstrate zu Reparatur und Regeneration körpereigener Substanz beizutragen und entgleiste Körperfunktionen wieder in die Ordnung der Norm
zu bringen. Physiker wie E. Schroedinger und F. Capra
stehen dieser Auffassung nahe und formulierten:
„Nahrung soll Ordnung sein und aus gesunder Umwelt kommen". Hieraus geht echtes Verständnis für
Ernährung im Rahmen von Ordnungstherapie hervor.
Auf der Grundlage der Ernährungslehren M. BircherBenners und W. Kollaths läßt sich Ernährungstherapie im Rahmen komplexer diätetischer Ordnungstherapie am besten ausführen. M. Bircher-Benner hatte
die Gesamtheit seiner Heilmaßnahmen (Ernährungsbehandlung + physikalische Therapie + Psychotherapie) „Ordnungstherapie" genannt. Hierzu verfaßte
Ausführungen lauten:
„Unordnung ist Grundursache aller Krankheit, Rückkehr zur Ordnung ursächliche Therapie und Gesundheit nur möglich, durch Wiederherstellung der Ordnung in allen Bereichen".
In der Ordnungstherapie M. Bircher-Benners steht Ernährungstherapie an erster Stelle des Gesamtheilplanes und dies unter Einsatz vollwertiger Ordnungsnahrung.
Mit vorwiegend pflanzlicher, unerhitzter, vitamln- und
mineralreicher, basenüberschüssiger, im Eiweißgehalt reduzierter und auf Ökonomie ausgerichteter
Nahrung betrieb M. Bircher-Benner mit breiter Indikation Ernährungsbehandlung — unspezifisch in der
Auswirkung auf den Organismus und von gleichen
Prinzipien ausgehend. Er nannte die Nahrung, mit der
er operierte, Schutz- und Heilkost, womit deren sowohl präventive als therapeutische Zielsetzung gekennzeichnet war. Wer als Arzt spezifisch und organbezogen Ernährungstherapie durchführen wollte, war
für dieses Konzept nicht einzunehmen. Insbesondere
konnten hiermit Klinik und klinische Diätetik wenig
anfangen. Ernährungstherapie wurde in diesen Bereichen zu jener Zeit mit Schon-, Ersatz- und Substitutionskostformen betrieben, die mit Vollwert-Ordnungsnahrung nichts gemein hatten.
Ausführungen M. Bircher-Benners wie „Wirksamste
Heildiät bei allen Gesundheitsstörungen, in deren
Ätiologie die Ernährung eine Rolle spielt, ist eine Nahrung von optimaler Organisation, stets dieselbe Diät,
heiße die Krankheit wie sie wolle und mögen sich
Stoffwechselstörungen noch so verschieden präsen-
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
tieren", gingen am Verständnis der Schulmedizin vorbei. Von maßgeblichen Klinikern der Hochschule hatten sie nur wenige (z. B. H. Epplnger und F. Hoff) aufgegriffen.
Das Konzept M. Bircher-Benners ist von H. Bottenberg in seine „Biologische Therapie des praktischen
Arztes" (1936) übernommen worden, und praktisch alle, die sich später Bircher-Bennerscber Ordnungstherapie verbunden fühlten, (z. B. Lahmann, Liek, Grote,
Brauchte, Zabel) waren bestrebt, bei zahlreichen
Krankheitszuständen eine Form naturgemäßer Nahrung einzusetzen, um jegliches Falschlaufen im Organismus durch Ordnungsnahrung rückgängig zu machen.
Grunddiätsystem in der Ordnungstherapie
Anknüpfend an Auffassungen der hippokratischen
Medizin und Bircher-Bennerscher Ordnungstherapie
ist schließlich das Konzept des Grunddiät-Systemes
entwickelt und vorgelegt worden (H. Anemueller).
„Grunddiät", wird darin als „Vollwert-Ordnungsnahrung" verstanden (Terminus „Diät" im Sinne von
„diaita" = Ordnung), und dies mit dem Ziel, sie in
Ordnungstherapie zu integrieren.
Alimentär erreichbare Grundfunktionen (Stoffwechsel, Kreislauf, Abwehr) sollen über langfristig angewandte Grunddiät in der Ordnung gehalten oder zur
Ordnung zurückgeführt werden. Ordnend auf den Ablauf des Stoffwechsels einzuwirken, ist vorrangiges
Ziel (Regulation Appetit-Sättigungsgefühl, Digestion,
Resorption, postalimentäre Regulationen, Ausscheidungsvorgänge). Zudem soll Vollwert-Grunddiät ermöglichen, über langfristig optimale Zufuhr essentieller Nahrungssubstrate zu Reparatur und Erneuerung
körpereigener Strukturen beizutragen. Ein dynamischer Effekt auf die Körperfunktionen und eine
Repair-Wirkung auf die Körperstruktur ist ihr zugewiesen. Dies setzt möglichst naturbelassene Nahrung
von höchster biologischer Qualität voraus.
Entscheidend ist die Lebensmittel-Auswahl. Sie
orientiert sich auf Vollwert-Grunddiät bezogen an den
Lebensmittel-Wertstufen, die l/l/. Kollath in sein Konzept „Die Ordnung unserer Nahrung" eingebracht hatte. Gesundheitswert oder ernährungsphysiologische
Qualität der Lebensmittel werden daran gemessen,
inwieweit sie naturgegebene Ordnungsintegrale aufweisen und naturbelassene Beschaffenheit mit möglichst vielen naturgebenen essentiellen Nähr- und
Wirkstoffen enthalten. Solche Lebensmittel sind in
der Ordnungstherapie M. Bircher-Benners als „Akkumulatoren 1. Ordnung" bezeichnet.
Einteilung der Lebensmittel in eine Wertstufen-Rangordnung spielt auch in dem von der Arbeitsgruppe um
C. Leitzmann weiterentwickelten Vollwert-Ernährungs-Konzept eine entscheidende Rolle. Nur wenn
Anemueller, Ernährung
im Rahmen von Ordnungstherapie eingesetzte Nahrung maximal Lebensmittel mit hoch eingestuftem
Gesundheitswert enthält und nicht vollwertige Nahrungsmittel eingeschränkt sind, kann sich VollwertOrdnungsnahrung mit ordnendem Einfluß auf den Organismus ergeben.
Auszug aus Lebensmittel-Wertstufen-Tabelle zu Vollwert-Ordnungsnahrung (Grunddiät)
Wertstufe 1 (Gesundheitswert + ) :
Frischobst, Frischgemüse, Nüsse, Samen, Ölfrüchte
Getreidekörner, Vollgetreideschrote, Vollkornmehle
(100% Ausmahlungsgrad), Vollreis.
Rohmilch (Vorzugsmilch), Sauermilchen aus Rohmilch.
Frischquark, Frischkäse, Frischeier, Frischfisch, frische Seetiere.
Frischsahne, Frischbutter, kaltgepreßte naturbelassene Pflanzenöle.
Bienenhonig (nicht erhitzt).
Wertstufe 4 (Gesundheitswert-):
Raffinadezucker (Traubenzucker, Fruchtzucker, Milchzucker, Rohr- oder Rübenzucker = Küchenzucker).
Zuckeraustauschstoffe
Fruktose).
(Sorbit,
Xylit,
Mannit,
Süßstoffe (Cyclamat-Süßstoffe, Saccharin-Süßstoffe).
Kunsthonig, Süßwaren.
Stärkemehle (Kartoffelstärkemehl, Maisstärkemehl).
Geschälter und polierter Reis.
Vollraffinierte Pflanzenöle.
Vollraffinierte Brat-, Back- und Speisefette.
Sterilmilch, kondensierte Milch.
Spirituosen.
Ordnung der Nahrung, die für in Ordnungstherapie
eingegliederte Ernährungsbehandlung Voraussetzung ist, kann sich nur ergeben, wenn bei ihrer Ausführung praxisbezogene Tabellen zur Einstufung des
Gesundheits- (oder -Ordnungs)wertes der Lebens- und
Nahrungsmittel berücksichtigt sind. Zunehmend
empfinden oder begreifen auch maßgebliche Ernährungsmediziner und Ernährungsphysiologen, daß solche Bewertungen wichtig sind. So hebt H. Kasper
neuerlich hervor, daß nur noch ca. 15% Energie in der
Ernährung westlicher Industrieländer aus nicht bearbeiteten (sozusagen naturbelassenen) Lebensmitteln
stammt, während der Rest aus Nahrungsmitteln
kommt, die durch Bearbeitung Verluste essentieller
195
Ärztezeitschr. f. Naturheilverl 3/86, 27. Jahrg.
tieren", gingen am Verständnis der Schulmedizin vorbei. Von maßgeblichen Klinikern der Hochschule hatten sie nur wenige (z. B. H. Eppinger und F. Hoff) aufgegriffen.
Das Konzept M. Bircher-Benners ist von H. Bottenberg in seine „Biologische Therapie des praktischen
Arztes" (1936) übernommen worden, und praktisch alle, die sich später Bircher-Bennerscher Ordnungstherapie verbunden fühlten, (z. B. Lahmann, Liek, Grote,
Brauchte, Zabel) waren bestrebt, bei zahlreichen
Krankheitszuständen eine Form naturgemäßer Nahrung einzusetzen, um jegliches Falschlaufen im Organismus durch Ordnungsnahrung rückgängig zu machen.
Grunddiätsystem in der Ordnungstherapie
Anknüpfend an Auffassungen der hippokratlschen
Medizin und Bircher-Bennerscher Ordnungstherapie
ist schließlich das Konzept des Grunddiät-Systemes
entwickelt und vorgelegt worden (H. Anemueller).
„Grunddiät", wird darin als „Vollwert-Ordnungsnahrung" verstanden (Terminus „Diät" im Sinne von
„diaita" = Ordnung), und dies mit dem Ziel, sie in
Ordnungstherapie zu integrieren.
Alimentär erreichbare Grundfunktionen (Stoffwechsel, Kreislauf, Abwehr) sollen über langfristig angewandte Grunddiät in der Ordnung gehalten oder zur
Ordnung zurückgeführt werden. Ordnend auf den Ablauf des Stoffwechsels einzuwirken, ist vorrangiges
Ziel (Regulation Appetit-Sättigungsgefühl, Digestion,
Resorption, postalimentäre Regulationen, Ausscheidungsvorgänge). Zudem soll Vollwert-Grunddiät ermöglichen, über langfristig optimale Zufuhr essentieller Nahrungssubstrate zu Reparatur und Erneuerung
körpereigener Strukturen beizutragen. Ein dynamischer Effekt auf die Körperfunktionen und eine
Repair-Wirkung auf die Körperstruktur ist ihr zugewiesen. Dies setzt möglichst naturbelassene Nahrung
von höchster biologischer Qualität voraus.
Entscheidend ist die Lebensmittel-Auswahl. Sie
orientiert sich auf Vollwert-Grunddiät bezogen an den
Lebensmittel-Wertstufen, die l/l/. Kollath in sein Konzept „Die Ordnung unserer Nahrung" eingebracht hatte. Gesundheitswert oder ernährungsphysiologische
Qualität der Lebensmittel werden daran gemessen,
inwieweit sie naturgegebene Ordnungsintegrale aufweisen und naturbelassene Beschaffenheit mit möglichst vielen naturgebenen essentiellen Nähr- und
Wirkstoffen enthalten. Solche Lebensmittel sind in
der Ordnungstherapie M. Bircher-Benners als „Akkumulatoren 1. Ordnung" bezeichnet.
Einteilung der Lebensmittel in eine Wertstufen-Rangordnung spielt auch in dem von der Arbeitsgruppe um
C. Leitzmann weiterentwickelten Vollwert-Emährungs-Konzept eine entscheidende Rolle. Nur wenn
Anemueller, Ernährung
im Rahmen von Ordnungstherapie eingesetzte Nahrung maximal Lebensmittel mit hoch eingestuftem
Gesundheitswert enthält und nicht vollwertige Nahrungsmittel eingeschränkt sind, kann sich VollwertOrdnungsnahrung mit ordnendem Einfluß auf den Organismus ergeben.
Auszug aus Lebensmittel-Wertstufen-Tabelle zu Vollwert-Ordnungsnahrung (Grunddiät)
Wertstufe 1 (Gesundheitswert + ) :
Frischobst, Frischgemüse, Nüsse, Samen, Ölfrüchte
Getreidekörner, Vollgetreideschrote, Vollkornmehle
(100% Ausmahlungsgrad), Vollreis.
Rohmilch (Vorzugsmilch), Sauermilchen aus Rohmilch.
Frischquark, Frischkäse, Frischeier, Frischfisch, frische Seetiere.
Frischsahne, Frischbutter, kaltgepreßte naturbelassene Pflanzenöle.
Bienenhonig (nicht erhitzt).
Wertstufe 4 (Gesundheitswert-):
Raffinadezucker (Traubenzucker, Fruchtzucker, Milchzucker, Rohr- oder Rübenzucker = Küchenzucker).
Zuckeraustauschstoffe
Fruktose).
(Sorbit,
Xylit,
Mannit,
Süßstoffe (Cyclamat-Süßstoffe, Saccharin-Süßstoffe).
Kunsthonig, Süßwaren.
Stärkemehle (Kartoffelstärkemehl, Maisstärkemehl).
Geschälter und polierter Reis.
Vollraffinierte Pflanzenöle.
Vollraffinierte Brat-, Back- und Speisefette.
Sterilmilch, kondensierte Milch.
Spirituosen.
Ordnung der Nahrung, die für in Ordnungstherapie
eingegliederte Ernährungsbehandlung Voraussetzung ist, kann sich nur ergeben, wenn bei ihrer Ausführung praxisbezogene Tabellen zur Einstufung des
Gesundheits- (oder -Ordnungs)wertes der Lebens- und
Nahrungsmittel berücksichtigt sind. Zunehmend
empfinden oder begreifen auch maßgebliche Ernährungsmediziner und Ernährungsphysiologen, daß solche Bewertungen wichtig sind. So hebt H. Kasper
neuerlich hervor, daß nur noch ca. 15% Energie in der
Ernährung westlicher Industrieländer aus nicht bearbeiteten (sozusagen naturbelassenen) Lebensmitteln
stammt, während der Rest aus Nahrungsmitteln
kommt, die durch Bearbeitung Verluste essentieller
195
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Anemueller, Ernährung
Nährstoffe erlitten haben. Hier spiegelt sich eine
Wende in den Auffassungen schulmedizinischer Ernährungslehre wider, die einer Durchsetzung des Konzeptes Vollwert-Ordnungsnahrung (im Rahmen der
Ordnungstherapie des Arztes für Naturheilverfahren)
zugute käme. Mit Hoffnung ist abzuwarten, inwieweit
sich dies weiter entwickelt.
In Vollwert-Grunddiät ist in Ordnungstherapie mit Vorteil Fasten, modifiziertes Fasten und vegetabile Vollrohkost einzusetzen. Fasten und modifizierte Fastenregime schaffen Möglichkeiten, den Gesamtorganismus intensiv zu entlasten, Körperfettmasse abzubauen, Stoffwechselstörungen auszugleichen, Rückstände auszuleiten, Fehlsteuerungen umzustimmen und
langfristige Ernährungstherapie mit Vollwert-Grunddiät vorzubereiten. Vegetabile Vollrohkost ist im wesentlichen die von M. Bircher-Benner dargestellte
Schutz- und Heilkost. Im Rahmen der Ordnungstherapie des Arztes für Naturheilverfahren sollte sie in besonderer Weise gepflegt und eingesetzt werden.
Insgesamt kann die Rolle der Ernährung als Faktor
der Ordnungstherapie nicht hoch genug eingeschätzt
werden. Verbreitung ernährungsabhängiger Risikobefunde und Krankheiten macht es verständlich. In jedem Fall die Ernährung des Patienten auszurichten,
um für jegliche anderweitige Therapie bessere Resonanz zu finden, müßte selbstverständlich sein. Nicht
selten ist Ernährungstherapie gegenüber derzeit grassierenden Krankheiten Kausalbehandlung und sie in
solchen Fällen auszulassen, müßte als ärztlicher Fehler oder ärztliches Versäumnis gewertet werden.
Auf einem Symposium „Gesundheit und Umwelt",
das das Bundesgesundheitsamt (BGA) innerhalb eines Berliner Fortbildungskongresses veranstaltete,
forderte G. Schliert dazu auf, Patienten in Ernährungsfragen so zu schulen, daß sie sich entsprechend
ihrer Krankheit ernähren können. Solche Forderungen
wird die Medizin der Schule verstärkt hören lassen,
was einer bemerkenswerten Entwicklung entspricht.
Ärzte für Naturheilverfahren müßten es sich nicht erst
sagen lassen und haben jede Veranlassung, es in der
Nachfolge hippokratischer Medizin von vornherein
mit Nachdruck zu tun.
Leicht ist die Aufgabe nicht zu lösen, denn von allen
Bereichen, die zu diätetischer Ordnungstherapie gehören, ist Ernährungstherapie am schwierigsten zu
praktizieren (sicher auch einer der Gründe dafür, daß
sie vernachlässigt wird). In diesem Zusammenhang
beklagt H. Schipperges:
Es wird immer im klugen Umgang mit Lebensmitteln
und Speisen ein Elend bleiben, denn alles das, was
gesagt worden ist, wird noch lange nicht verstanden
sein. Was kapiert ist, ist noch lange nicht akzeptiert
und selbst, wenn wirklich angenommen, noch lange
nicht befolgt. Das ist recht traurig aber wahr.
Diätetische Ordnungstherapie wird jedoch allgemein
hiermit konfrontiert sein. Wer als Arzt davor zurückschreckt, sollte Ordnungstherapie bleiben lassen.
Doch gerade diese ärztliche Vereinigung und dieser
ärztliche Kongreß hat diätetische Ordnungstherapie
kompromißlos zu vertreten. Ärzte für Naturheilverfahren, wollen sie es wirklich sein, haben keine andere
Wahl.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. H. Anemueller, Wissenschaftliches Archiv für Ernährung und Diätetik, D-8214 Bernau am Chiemsee.
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196
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A. Rost Thermographie — Thermoregulation
Wärme und MikroZirkulation
Zusammenfassung
Die Thermographie nutzt die Gesetzmäßigkeiten der Wärme beim Menschen. Meßobjekt ist
die Haut, als Meßstellen werden die viszerokutanen Reflexzonen gewählt. Zwei unterschiedliche Verfahren stehen zur Verfügung:
einmal die Messung der Hauttemperatur, zum
anderen die Erfassung der von der Haut abgestrahlten Wärme. Durch zwei Messungen — eine vor und eine weitere nach einem thermischen Reiz — wird die Thermographie zur Regulations-Thermographie erweitert. Da thermische Veränderungen Organschäden und selbst
Funktionsstörungen lange vorausgehen, ist die
Regulationsthermographie eine ausgezeichnete Vorsorgeuntersuchung — auch hinsichtlich
eines drohenden malignen Geschehens.
Warme entsteht vorwiegend im Inneren des Korpers
bei allen Stoffwechselvorgangen Diese im Inneren
standig sich bildende Warme muß ebenso kontinuierlich in die Umgebung abgeführt werden Das geschieht vorwiegend auf dem Blutwege, also konvektiv, in den obersten gefaßfreien Hautschichten, dann
konduktiv bis zur Hautoberflache Von hier wird die
Warme in die Umgebung abgestrahlt Damit ergeben
sich zwei Möglichkeiten der Warmeerfassung
1 die Messung der Hauttemperatur, und
2 die Messung der von der Haut ausgehenden War
mestrahlung.
In der Thermographie werden beide Verfahren geübt
zu 1 Die Messung der Hauttemperatur
Summary
Thermography avails itself of the regularities of
heat in man. Object of measurement is the skin,
the viscero-cutaneous reflex zones being used
as sites of the measurement. Two different
procedures are available: on the one hand the
measurement of the skin temperature, on the
other hand the determination of the heat radiated by the skin. By means of two measurements
— one prior to and the other after a thermic Stimulation — thermography is extended to regulation thermography. Since thermic changes
preced for a long time organic damages and
even functional disorders, regulation thermography is an excellent examination for prevention — also with respect to any threatening
malignant process.
Die penphere Gefaßversorgung und damit auch die
MikroZirkulation steht nicht zuletzt im Dienste der
Wärmeregulation Thermorezeptoren in der Haut signalisieren Abkühlungen oder Erwärmungen auf nervalem Wege an die Regelzentren Es kommt zur Drosse
lung oder Erweiterung der Gefäße in der Peripherie —
zur Abkühlung der Haut oder zur Erwärmung Hiervon
sind nicht alle Gebiete der Hautoberflache gleicher
maßen betroffen, vielmehr bestehen infolge viszerokutaner Reflexe enge vegetative Beziehungen zwi
sehen dem jeweiligen Organ und dem ihm neural zu
geordneten Hautbezirk Die Temperatur auf der jewei
ligen Reflexzone laßt somit Rückschlüsse zu auf den
Zustand des entsprechenden Organs Dieses Faktum
macht sich die Thermographie zunutze
kann erfolgen
a) mit elektronischen Thermometern = Kontakt-Thermographie, und
b) mit in eine Folie verkapselten Flussigkristallen (bekannt z B als Plattenthermographie) = Flussigknstall-Thermographie
Beide Verfahren erfassen also die Temperatur der
Hautoberflache im Kontakt zur Haut Dabei zeigt das
elektronische Thermometer die Temperatur in °C an
Die Aufzeichnung und Dokumentation erfolgt graphisch durch einen integrierten oder angeschlossenen Schreiber
Flussigkristalle (Cholesterolkristalle) sind temperaturabhangig Sie andern ihre Farbe entsprechend der
Temperatur Die Flussigknstall-Thermographie liefert
somit ein farbiges Bild Zur Dokumentation muß die
ses mit einer Sofortbildkamera aufgenommen und die
entsprechenden Farbnuancen in °C umgerechnet
werden
zu 2 Die Erfassung der Wärmestrahlung erfolgt in einem bestimmten Abstand zur Haut Auch hier kennen
wir zwei mögliche Meßverfahren
a) mit sogenannten Abstandsthermometern (Bolometer, Pyrometer u a), = Kontaktlose Thermographie,
und
b) mit elektronischen Thermovisionsgeraten = Infrarot Thermographie
Auch hier erfolgt die Darstellung entweder graphisch
durch einen angeschlossenen Schreiber oder als farbiges Bild
Die beiden methodischen Verfahren — Messung der
Temperatur und Messung der Wärmestrahlung — erfassen zwei ganz verschiedene Parameter Die Ergeb-
197
Rost, Thermographie - Thermoregulation
nisse sind somit nicht gleichzusetzen, sie müssen
vielmehr verschieden interpretiert werden. Darauf
kann nicht ausdrücklich genug hingewiesen werden.
Ich selbst habe mich nach Prüfung beider Methoden
für die Kontakt-Thermographie entschieden
Grundlagen der Thermographie
Die Grundlagen der Thermographie sind
1. die Physiologie der Warme beim Menschen, und
2 die Gesetze der Kybernetik (Regelung)
Das Warmemuster auf der Haut — ermittelt im Kontaktverfahren — ist außerordentlich konstant und
charakteristisch wie die Handschrift (Rost). Damit
stellt die Thermographie eine zuverlässig reproduzierbare Methode dar. Voraussetzung hierfür ist allerdings, daß sie stets unter gleichen Standardbedingungen durchgeführt wird
Für die Messung eignet sich aus warmephysiologischen Gründen die Zeit zwischen 8 00 und 12.00 Uhr
am besten. Der Patient soll entspannt zur Messung
kommen, nicht erhitzt und nicht abgekühlt, und er soll
zwecks Akklimatisation an die Raumtemperatur Vz
Stunde vor Meßbeginn anwesend sein. Die Raumtemperatur soll 20-22° C betragen, die Luftfeuchtigkeit
nicht über 60%.
Der Patient darf in den letzten 24 (besser 48) Stunden
keine gefaßaktiven und keine nerval angreifenden Medikamente zu sich genommen haben, am Tage der
Messung auch keine gefaßwirksamen Genußmittel
wie Kaffee, Tee, Alkohol, Nikotin
Die Aufnahme des Thermogramms erfolgt dann nach
einem vorgegebenen Schema, das sich nach der jeweiligen Fragestellung richtet
Eine Einmalmessung vermittelt uns nur ein statisches Bild, das leicht zu Fehldiagnosen fuhren kann
Eine diagnostische Erweiterung bringt die Prüfung
der Thermoregulation, die einen Einblick in die vegetative Belastbarkeit des Patienten erlaubt. Dazu setzt
man den Patienten nach der ersten Messung einem
thermischen Reiz aus, einer Abkühlung, und prüft 10
Minuten nach Beendigung der Erstmessung die Reaktion auf diese thermische Belastung und damit sein
Regulationsvermogen. Als thermischer Reiz genügt
das lOmmutige Verweilen im entkleideten Zustand
(nur das Hoschen wird anbehalten) bei Raumtemperatur
Gewertet werden:
1. das thermische Profil (heiß — kalt), besonders
nach Belastung,
2. das thermische Niveau (Temperaturstruktur in der
Langsachse),
3. die thermische Asymmetrie als pathologisches
Symptom (besonders nach Belastung), und
198
Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
4 die thermische Reaktionsweise (normal, eingeschränkt, „starr", überschießend).
Für die Auswertung der aufgezeichneten Werte benotigt man einen Bezugswert Er wird ermittelt in einem
Grubchen auf der Stirn oberhalb der Nasenwurzel
Diese Stelle hat den konstantesten Wert der gesamten Korperoberflache. Seine Temperaturanderungen
sowohl im Laufe des Tages als auch auf den Abkuhlungsreiz sind minimal, denn die Temperatur in diesem Grubchen verhalt sich in Relation zur Kerntemperatur Auf thermische Belastung ändert sie sich höchstens um 0,2 bis 0,3° C. Darum werden alle übrigen
gemessenen Korperwerte auf diesen Stirnwert bezogen und die Abweichungen diagnostisch gewertet
In der Warmephysiologie gelten die Extremitäten als
„Regeleffektoren", d. h., die jeweils notwendige Wärmeabgabe des Korpers wird zum größten Ted durch
die stärkere oder eingeschränkte Durchblutung der
Extremitäten gesteuert Wir erhalten hier somit Hinweise auf die Regulationsfahigkeit des Gesamtorganismus und damit auf seine Belastbarkeit (Operation,
Impfung, Kurantritt)
Im übrigen Thermogramm lassen sich — wie bereits
angedeutet — auch die vegetativen Bedingungen einzelner innerer Organe oder Bezirke diagnostizieren,
denn eventuelle Störungen innerer Organe (z. B Entzündungen) beeinflussen, wie gesagt, reflektorisch
auch das vegetative Geschehen der segmental zugeordneten Hautpartien (viszero-kutaner Reflex), die
durch die Messung erfaßt werden. Hier werden sowohl ein Ausscheren der Absoluttemperatur als auch
Besonderheiten des Regulationsvermogens auffallen
Der Grad der Störung und die Tendenz sind ablesbar.
Die Temperaturdifferenzen zwischen dem Erstwert
(vor Belastung) und dem Zweitwert (nach Belastung)
werden wie folgt gewertet.
0 • 0,2° C = Regulations-„starre"
0,3 - 0,4° C = eingeschränkte Regulation
0,5 - 1,0° C = normale Regulation
über 1,0° C = überschießende Regulation
Diese Werte (Abkühlung) gelten für Thorax und Abdomen Das Gesicht nimmt nach Aschoff kaum an der
Thermoregulation teil Hier muß die Wertung in wesentlich engeren Grenzen erfolgen.
Thermographie als empfindliches klinisches Diagnostikum
Wahrend in der Peripherie eine Abkühlung der Werte
zu erwarten ist, steigen die Hirnwerte geringfügig an.
Von besonderer Bedeutung ist, daß Störungen im
Warmehaushalt — das betrifft Störungen im Warmemuster wie in der Wärmeregulation — den Organschaden lange — um Jahre — vorausgehen Sie gehen selbst funktionellen Störungen voraus. Das hat
Arztezeitschr. f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
zwar einerseits den Nachteil, daß wir gelegentlich unsere pathologischen Befunde (noch) nicht klinisch
verifizieren können, andererseits aber haben wir damit in der Regulationsthermographie eine Methode in
der Hand, mit der eine echte Vorsorge betrieben werden kann. Wenn man bedenkt, daß es sich dabei um
eine völlig harmlose, nicht invasive, den Patienten in
keiner Weise belastende Methode handelt, daß mit einem physiologischen Reiz gearbeitet wird, mit einem
Reiz, dem der Mensch standig ausgesetzt ist, ja ausgesetzt sein muß, dann ist nicht zu verstehen, daß diese Methode nicht weit mehr Eingang in die Medizin
gefunden hat Vielleicht liegt es daran, daß zur Auswertung der thermischen Befunde ein gewisses Umdenken notwendig ist Hier wird nicht nur „Gewordenes", hier wird außerdem auch „Werdendes" erfaßt,
hier wird nicht nur Sehen in „Strukturen", hier wird vor
allem ein Denken in „Funktionen" gefordert Dem Arzt
für Naturheilverfahren durfte dies nicht schwerfallen
Es ist unmöglich, im Rahmen einer kurzen Abhandlung alle diagnostischen Möglichkeiten der Regula
tionsthermographie darzustellen. Es seien hier nur
ein paar Schwerpunkte erwähnt
Grundsätzlich ist zunächst zu sagen, daß die Regulationsthermographie keine zusatzliche, unterstutzende Methode zu anderen diagnostischen Verfahren ist
und sein kann, sondern vielmehr eine Voruntersuchung, eine Basisuntersuchung, auf der evtl notwen
dig werdende weitere klinische Diagnostik aufgebaut
werden kann Als eine solche Basisuntersuchung ver
mag sie aber.
1 dem Patienten eventuell unnötige und unangeneh
me invasive diagnostische Methoden zu ersparen,
2 dem Arzt viel Zeit zu gewinnen, und
3 den Krankenkassen zu helfen, die Kosten im Rah
men der Diagnostik in ganz erheblichem Maße zu
senken
Das Warmebild des Patienten vermittelt uns einen zuverlässigen Einblick in das vegetative Geschehen einzelner Organe wie des gesamten Organismus Die
Beurteilung des Regulationsvermogens gibt Auskunft, wieweit das System bereits belastet ist, inwieweit es noch belastungsfahig ist, was ihm noch zugemutet werden kann Es zeigt uns, ob wir es mit reinen
Funktionsstörungen zu tun haben, mit einer Organerkrankung, mit einem chronischen Geschehen, mit einem darüber hinausgehenden malignen Terrain. Wir
erhalten jeweils Hinweise für die einzuschlagende
Therapie und können unsere Therapie kontrollieren,
können unsere Therapieerfolge dokumentieren Wir
können erkennen, ob eine Erkrankung storfeldbedingt
ist, können dieses Storfeld verifizieren und auch hier
den Erfolg der Storfeldtherapie kontrollieren Die Gefahr eines drohenden Herzinfarktes oder eines
Schlaganfalles ist ablesbar Bei psychischen Störungen können wir differenzieren zwischen psychosoma-
Rost, Thermographie - Thermoregulation
tischem und somatopsychischem Geschehen Diese
wenigen Hinweise mögen genügen
Jede Methode hat ihre Grenzen Das gilt auch für die
Thermographie Hier die Grenze zu kennen und zu beachten, bewahrt uns vor diagnostischen Irrtumern,
und es bewahrt die Methode vor einer Mißachtung
oder Ablehnung
Die Thermographie unterlag — wie jede neu entwickelte diagnostische Methode der letzten Jahrzehnte — der Versuchung „Krebsdiagnostik" sein zu wollen Es stellte sich jedoch bald heraus, daß sie hier
nicht mehr zu leisten vermochte als manche andere
Methode auch Ihr einziger Vorteil besteht in ihrer absoluten Unschädlichkeit.
Weil diese in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt
wurden, geriet die Thermographie wieder etwas ms
Abseits Auch Versuche aus jüngster Zeit, die Thermoregulationsdiagnostik computerunterstutzt zur
Krebsdiagnostik zu entwickeln, konnten nicht befriedigen Es hieße auch die Methode überfordern Es ist
im Regulationsthermogramm nicht ohne weiteres zu
unterscheiden, ob es sich noch um ein nur schwer geschädigtes Terrain, um ein malignes Terrain handelt,
oder schon um einen manifesten Tumor Viel wichtiger ist aber doch, daß die Regulationsthermographie
eine Hinweisdiagnostik darstellt Und da thermische
Veränderungen erste Zeichen für ein sich anbahnendes Geschehen sind, mit keiner anderen Methode so
früh erfaßbar, sollten wir diese Chance nutzen.
Wer in dieser vorgezeichneten Weise die Regulationsthermographie begreift und betreibt, hat eine
Methode in der Hand, die ihm in kürzester Zeit einen
umfassenden und genauen Einblick in den Zustand
seines Patienten verschafft Er wird seinem Patienten
gerecht werden, indem er nicht, wie dies so oft geschieht, schwer definierbare Beschwerden einfach
als „psychogen" abtut, und er wird seine Therapie
kontrollieren können
Literatur
Aschoff, J In Landois Rosemann Lehrbuch der Physiolo
gie des Menschen Urban & Scharzenberg, München Ber
Im 1960
Rost, A Thermographie und Thermoregulationsdiagnostik
ML Verlag, Uelzen 1980
Rost, A Thermoregulationsdiagnostik Leitfaden und Atlas
für die tägliche Praxis Hsppokrates Verlag, Stuttgart
1983
Anschrift des Verfassers Prof Dr A Rost, Anbostraße 13,
D8183 Rottach Egern
201
Zusammenfassung
Nach einer kurzgefaßten theoretischen Einleitung über die Diagnostik der Mikrozirkulationsstörung (Labor, Sauerstoffpartialdruck, Blutfluidität, vital-mikroskopische Methoden) werden 2
Arzneimittel besprochen:
1. Ginkgo-Biloba
Diese Pflanze zeigt vasoaktive Effekte, wie
sie sich bei den üblichen Vasodilatationen
auch finden, daneben Thrombozyten-Aggregationshemmungs-Effekte und eine Verbesserung der hämorrhologischen Effekte. Die
wichtigsten Modalitäten als Indiz für die Mittelwahl sind deutliche Besserungen durch
Wärme (warmes Fußbad, warme Decke, warmes Zimmer).
2. Seeale cornutum
Neben der gleichen Diagnostik klinischer Art
und deren Ergebnisse gibt es eine deutliche
Unterscheidung der Indikation von Seeale zu
Ginkgo-Biloba.
Die Beine sind kalt, manchmal zyanotisch
verfärbt. Dabei Modalitäten: Die sehr kalten
Extremitäten vertragen keine Wärme, besonders kein warmes Fußbad.
Entsprechende Kasuistik zeigt ein positives
Ergebnis mit Seeale cornutum.
Summary
After a Condensed theoretical introduetion on
diagnostics of the disorder of microcirculation
(laboratory, oxygen partial pressure, blood fluidity, vital-microscopic methods) 2 medicaments
are discussed:
1. Ginkgo biloba
This plant exhibits vaso-active effects as
also found with the usual vasodilatations
and apart therefrom thrombocyte aggregation inhibiting effects and improved haemorrhological effects. The most important modalities as indication for choosing the remedy
are distinet improvements by heat (hot footbath, warm blanket, warm room).
2. Seeale cornutum
Apart from the same clinical diagnostics and
the results obtained therewith there is a distinet difference in the indication of Seeale as
compared to Ginkgo biloba.
The legs are cold, sometimes they show a cyanotic colour. The modalities are: the very
cold extremities cannot stand heat in particular no hot foot-bath.
Corresponding casuistry shows positive results with Seeale cornutum.
202
Unabhängig von der Ätiologie führen periphere, arterielle Gefäßerkrankungen in den poststenotischen
Gefäßabschnitten, oder nach arteriosklerotischen Gefäßabschnitten, stets zu einer ausgeprägten Störung
der MikroZirkulation. Als Mikrozirkulation wird die
Blutdurchströmung in den Gefäßen bezeichnet, deren
Durchmesser unter 300 Mikrometer beträgt. Die Blutzirkulation in den Kapillaren dient der Verteilung von
Nährstoffen im Gewebe und dem Abtransport metabolischer Abfallprodukte. Diese primäre Funktion der
Mikrozirkulation ist die wichtigste Voraussetzung für
die normale Gewebsfunktion.
Physiologie der Mikrozirkulation
Die Mikrozirkulation hängt von vielen Faktoren ab.
Der Blutfluß im Kapillargebiet wird durch verschiedene Mechanismen kontrolliert. Unter physiologischen
Bedingungen wird die mikrovaskuläre Perfusion
durch sympathisch gesteuerte Tonusänderungen der
glatten Gefäß-Muskulatur den lokalen Bedingungen
angepaßt. Außerdem existieren lokal wirksame metabolische Kontrollmechanismen, die auf den Bedarf
bestimmter Nährstoffe reagieren. Durch sogenannte
funktionelle präkapillare Sphinkteren wird die Vasomotion gesteuert. Es handelt sich dabei um Kontraktionen der Gefäße im präkapillaren Bereich, die ebenfalls entscheidend den Blutfluß in der Endstrombahn
beeinflussen.
Bei einer normalen Mikrozirkulation liegt ein hoher
treibender Druck vor. Der Druckabfall Arterie — Artehole — Kapillare verhält sich wie 1:1000:3000. Bei arteriellen Gefäß-Stenosen wird bereits in den Arteriolen der Druckabfall sehr gering, und in den Kapillaren
herrscht nur noch ein niedriger, nicht mehr pulsierender Druck, so daß die Plasmabestandteile des Blutes
nur noch durch rein hydrodynamische Kräfte bewegt
werden.
Messung der Mikrozirkulation — pO2 im Gewebe als
wichtiger Parameter
Daneben können Änderungen der Fließeigenschaften
des Blutes zu einem verstärkten Widerstand führen
und damit die Mikrozirkulation beeinträchtigen.
Bei der Diagnostik der Mikrozirkulationsstörung setzt
sich heute neben den üblichen Untersuchungsmöglichkeiten die Messung des Sauerstoff-Partialdruckes
im Gewebe durch. Mit dieser Methode, die heute als
zuverlässiges Mittel zur Kontrolle der lokalen Sauerstoff-Versorgung gilt, können hochsignifikante Erhöhungen und Erniedrigungen des Partial-Sauerstoffes
festgestellt werden, die darauf hindeuten, daß die ge-
Gawlik, Mikroangiopathie
störte MikroZirkulation entweder erheblich gestört,
oder aber auch medikamentös deutlich gebessert
werden kann.
Erythrozytenflexibilität und Fluidität
Ein weiterer Faktor für eine optimale MikroZirkulation
ist die Fluidität des Blutes. Sie wird von der
Erythrozyten-Verformbarkeit und der ThrombozytenAggregation bestimmt.
Die erstaunliche, mit vitalmikroskopischen Methoden
zu beobachtende Flexibilität menschlicher Erythrozyten wird durch 3 Mechanismen erreicht:
1. Ist der Erythrozyt kernlos (er ist ja eigentlich ein denucleiertes Erythroblastenfragment),
2. ist das Zytoplasma niedrig viskos (es enthält das
Hämoglobin),
3. erlauben die elastischen Membraneigenschaften
der Erythrozyten widerstandslose Formveränderungen außer Dehnung der Membrane.
Zur besseren Vorstellung bietet sich ein Plastikbeutel
an, der zur Hälfte mit Flüssigkeit gefüllt ist. Dieser
kann sich nach allen Richtungen verformen, und die
Elastizität des Beutels wird in keiner Weise beansprucht (Ernst).
Beim Gesunden ist die Fähigkeit der Erythrozyten,
sich den Strömungszuständen anzupassen, optimal
verwirklicht (Brauer).
Bei der Mikrozirkulationsstörung ist eine mehrfache
Ursache gegeben. Eine der Ursachen ist die Fluidität
des Blutes; aber auch andere funktionelle und organische Möglichkeiten bestehen.
Am Patienten läßt sich die therapeutische Wirkung
von entsprechenden Substanzen bei der chronisch-arteriellen Verschlußkrankheit an den unteren Extremitäten durch Gehstrecken-Messungen nachweisen.
Abgesehen davon sind beim Stadium IV nach Fontaine die Nekrosen bei einem Therapieerfolg deutlich gebessert, was sich an der Heilung des Gangräns oder
bestehender Ulzera deutlich ablesen läßt. Weiterhin
wird der Ruheschmerz nachlassen, der besonders bei
den Mikroangiopathien ganz erheblich sein kann.
Neben verschiedenen anderen, verhältnismäßig selten angewandten homöopathischen Mitteln sind es
zwei, die im Vordergrund der Mikroangiopathie-Behandlung stehen.
Homöopathisches Mittel zur Besserung der Mikrozirkulation
1. Ginkgo-Biloba.
Dieser pharmakologische Exot ist aus den Blättern
des in Ostasien wachsenden Fächerblatt-Baumes
hergestellt. Er hat neben pflanzenspezifischen Inhaltsstoffen eine Reihe von Flavon-Verbindungen.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
/\Zur Therapie von
Lymphgefaßerkrankungen und
Lymphabflußstörungen
Lymphdiaral
Tropfen/Salbe
natürlich:
L J Lymphdiaral -Tropfen
Anwendungsgebiete Zur Basisbehandlung bei
Lymphdrusenerkrankungen und exsudativer Dia
these chronisch wiederkehrende Erkrankungen
mit starker Beteiligung der Lymphdrusen beson
ders auch im Kindesalter chronische Mandel
entzundung
Zusammensetzung 100 g enthalten Taraxacum
3 8 0 0 8 Cal8miulaBi!505 («senrc alt) D81OO8
Chelidomum D2 500 mg Leptandra 0 300 mg
Echinacea angustif 0300 mg Phytoiacca D2
200 mg Carduus marian D120Dmg Condurango
D2 100 mg Hydrastis 01DOmg Lycopodium D2
100 mg Sanguinana 0100 mg Enthalt 39 Vol -%
Alkohol
Dosierung Falls nicht anders verordnet 3 mal
täglich 10 Tropfen in etwas Wasser einnehmen
Handelsformen und Preise Flasche mit 20 ml
BM B 50 50 ml DM 12 80 100 ml DM 23 34
fm Lymphdiaral-Salbe
Anwendungsgebiete Zur externen Therapie von
akuten und chronischen Erkrankungen des Lymph
gefaß und Lymphknotensystems Lymphgefäß
entzundungen Lymphknotenentzundungen Lymph
abfluß und Zirkulationsstörungen
l u s a m m n s e t m j WO g Salbe enthaften Csmwm
0 4,0g ColchicumeseminibusD1= 0 0 1 g Digita
lis D1 01 g Podophyllum D1 01g Mercur hijodat
D2 01 g Antimon crud D1 01 g Hyoscyamus
0 2 0 g Calendula 0 2 0 g Tinct Herb Spilanthis
oler 5 0g 01 Petrae 70g
Dosierung Falls nicht andersverardnet Aufbringen
und Einreiben der Salbe zunächst im Bereich der
Beschwerden dann im dazugehörigen Lymphkno
ten und Lymphabflußbereich (Hals Leiste) Auf
Juten Stuhlgang (Pascoletten® 0 P Pascoe) und
Forderung der Harnausscheidung (Pascorenal®
0 P Pascoe) mußgeachtetwerden ggf mehrtnn
ken damit die gelosten Giftstoffe ausgeschieden
werden können
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Therapeuttka
aus der Natur
PASCOE Pharmazeutische Präparate GmbH
D-6300 Giessen
203
Gawlik, Mikroangiopathie
Bei diesem Arzneimittel zeigen sich zunächst einmal
vasoaktive Effekte, wie wir sie bei den üblichen Vasodilatantien in der Therapie der Durchblutungsstörungen auch finden. Es zeigte sich aber, besonders nachdem man den klinischen Erfolg von Ginkgo-Biloba gesehen hatte, bei dem Erklärungsversuch, daß neben
einer Thrombozyten-Aggregationshemmung (vielleicht durch Einflüsse auf die Prostazyklinsynthese),
Effekte auf das Blutfließverhalten, auf die Fluidität
vorhanden waren (Tomaten-Ketschup).
Im Tierversuch ließ sich nachweisen, daß eine durch
Triäthyl-Zinn induzierte Erythrozytenrigifizierung, sich
diese durch orale Medikation mit Ginkgo-Biloba signifikant vermindern ließ (Gabard und Chatterjee).
Das klinische Korrelat dazu ist, daß sowohl bei Gesunden, als auch bei Patienten günstige hämorrheologische Effekte im Akutversuch nachweisbar sind.
Bei arterio-venösen Perfusionsstörungen Stadium II
nach Fontaine wurde Ginkgo-Biloba intravenös appliziert. Hier zeigte sich bei diesen Patienten-Gruppen,
als auch an gesunden Versuchspersonen, signifikante Reduktion der Vollblutviskosität. Für den erythrozytären Angriffspunkt sprechen weiterhin antihämolytische Effekte, die sowohl in vitro, als auch in vivo
nachzuweisen sind.
Zum letzten ist außerdem ein kapillarabdichtender
Einfluß von Ginkgo-Biloba beschrieben. Dieser kapillarabdichtende Einfluß hat möglicherweise eine weitere Wirkung, wodurch eine Optimierung der mikrozirkulatorischen Perfusion erreichbar ist.
Diese beschriebenen Effekte führen zu meßbaren Perfusionsverbesserungen in Gefäß-Provinzen, in denen
Mikrozirkulationsstörungen stattfinden.
Äußerst interessant sind Untersuchungen von Heiss
und Zeiler, die an Patienten mit mikrovaskulärer Insuffizienz, mittels der 133-Xenon-Clearance-Methode eine große Zahl durchblutungsfördernder Pharmaka,
bezüglich ihrer Auswirkungen untersucht haben.
Durch parenterale Gaben von Ginkgo-Biloba zeigte
sich die mit am deutlichsten objektivierbare Durchblutungszunahme. Auch klinisch ließ sich mit einer
randomisierten Doppelblind-Studie diese symptomatische Besserung im Prinzip bestätigen.
Ginkgo-Biloba ist dabei, sowohl oral als auch parenteral, sehr gut wirksam. Wir geben es in der D 2, D 3 parenteral, als auch in der D 1. Als Phytotherapeutikum
ist es unter dem Namen Tebonin oder Rökan bekannt
geworden.
Wichtig bei dieser Indikation ist homöopathisch gesehen die Modalität, wohl eine der wichtigsten Indizien
für eine Mittelwahl.
Der Patient klagt über kalte Füße und fühlt sich wohl
in einem warmen Fußbad. Er fühlt sich überhaupt
wohl, wenn es warm ist, wenn die Füße warm sind. Er
hat das Verlangen, sich warm zuzudecken.
Soweit die Kriterien von Ginkgo-Biloba.
204
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
2. Seeale cornutum.
Es handelt sich dabei um einen standardisierten Pilz,
der auf Roggen schmarotzenden Pilze Claviceps purpurea, das Mutterkorn. Das Mutterkorn hat eine alte
Geschichte. Die Wirkung reicht bis zu den schweren
arteriellen und mikroangiopathischen Gangränen. Toxikologische Erfahrungen gab es schon zu einer Zeit,
als man das Gift noch nicht erkannt hatte und man
Brot mit diesen Kornarten buk.
Hier nun liegen, was die Indikation anbelangt, andere
Voraussetzungen vor, zumindestens mit homöopathischen Augen gesehen. Wir wissen, daß das klinische
Bild zunächst einmal das gleiche ist. Die ganzen Untersuchungsbefunde entsprechen den üblichen Befunden bei arterio-venösen Verschlußkrankheiten.
1. Stenosegeräusche in Ruhe,
2. Seitendifferenz bei der Blutdruckmessung,
3. Seitendifferenz bei Stenosegeräuschen bei Belastung,
4. Seitendifferenz der Hauttemperatur,
5. Seitendifferenz peripherer Pulse,
6. Potenzstörungen (Impotentia coeundi),
7. Angiographische Zufallsbefunde.
Hier sind die Ergebnisse diagnostischer Untersuchungen die gleichen, wie sie auch bei der Anwendung von Ginkgo-Biloba zu finden sind. Doch unterscheidet sich die Indikation zum Einsatz von Seeale
cornutum ganz erheblich von dem Krankheitsbild bei
Ginkgo-Biloba.
Die Extremitäten sind kalt, manchmal finden sich zyanotisch bis rot verfärbte Füße, die als eiskalt empfunden werden, sich aber auch eiskalt anfühlen. Es gibt
sowohl Gangrän an Acren, als auch Ulcera im Bereich
der Unterschenkel.
Zwei ganz besondere Modalitäten sind für den therapeutischen Einsatz von Seeale cornutum hinweisend.
1. Die sehr kalten Extremitäten vertragen keine Wärme, insbesondere kein warmes Fußbad. Der Patient
lehnt das Fußbad ab, weil die Schmerzen dabei
deutlich größer werden. Im Gegensatz zu GinkgoBiloba wünscht er sich kein warmes Fußbad.
2. Jegliche Bewegung, jede Ruhe tut dem Patienten
nicht gut, er hat Schmerzen und mag sich nicht bewegen. Diese Bewegungshemmung durch Schmerzen ist ein Faktor, der äußerst relevant ist, da ja eine aktive Bewegung zum Therapie-Plan von Mikroangiopathien gehört.
Ginkgo-Biloba hat auch Schmerzen, aber die treten
viel später auf.
Die Frage der Dosierung. Im allgemeinen Seeale D 4D 6 3mal tägl. 5 Tropfen. Ein weiterer Hinweis: Alle 14
Tage eine Injektion Seeale cornutum D 30 oder C30
im Bereich des Akupunkturpunktes Blase 57 intraoder subkutan gesetzt führt zu einer deutlichen Erleichterung der Beschwerden des Patienten, zu einer
Verlängerung der Gehstrecke etc.
R. F. weiß Neues vom Knoblauch
Zusammenfassung
Der Knoblauch ist eine uralte Kulturpflanze. Er
wurde sowohl als Gewürz und auch als Heilmittel gebraucht. Neue Untersuchungen, vor allem
aus England, haben unsere Anschauungen über
die Heilkraft des Knoblauchs auf eine neue
Grundlage gestellt. Die antimikrobielle und die
fungizide Wirksamkeit des Knoblauchs bei infektiösen Darmerkrankungen, vor allem der
Bazillen- und der Amöbenruhr, wurde bestätigt
und durch neue Untersuchungen gesichert. Vor
allem aber belegen zahlreiche neue Studien in
vitro und in vivo die antiarteriosklerotische Wirkung des Knoblauchs. Es konnte eine cholesterinsenkende Wirkung, ein fibrinolytischer und
ein Thrombozyten-aggregationshemmender Effekt sichergestellt werden. Damit wäre der
Knoblauch ein nahezu ideales Antiarteriosklerotikum, wenn nicht zwei Nachteile bestehen
würden: Es sind zu dieser antiarteriosklerotischen Wirkung sehr hohe Dosen notwendig, wobei der hauptsächlich maßgebende Wirkstoff,
das schwefelhaltige Allicin, den bekannten unangenehmen Geruch erzeugt. Er kommt dadurch zustande, daß ein großer Teil des Knoblauchs über die Ausatmungsluft wieder ausgeschieden wird. Da die Wirksamkeit an das unangenehm riechende Allicin gebunden ist, sind alle Maßnahmen nutzlos, die diesen Geruch auszuschalten versuchen. Man kann ihn nur durch
dünndarmlösliche Kapseln, die eine ausreichend große Dosis in Form eines öligen Mazerats enthalten, auf ein erträgliches Maß herabzusetzen suchen. Ein Wundermittel ist also der
Knoblauch auch nicht, denn er besitzt neben
Vorteilen auch Nachteile, die man gegeneinander abwägen muß.
Summary
Garlic is an ancient cultured plant. It was used
both as spiee and as remedy. Recent investigations, above all from the United Kingdom, have
provided a new basis for our indeas about the
healing power of garlic. The antimicrobial and
fungicidal efficaey of garlic in case of infectious intestinal diseases, above all dysentery
caused by bacilli or amoebae, has been confirmed and assured by new investigations. New
studies testify above all in vitro and in vivo the
antiarteriosclerotic effect, a fibrinolytic and a
thrombocyte aggregation inhibiting effect
could be demonstrated. Thus, garlic would be
an almost ideal anti-arteriosclerotic, if there
206
were not two disadvantages: this anti-arteriosclerotic effect requires very high doses of the
principally effective agent, the sulphur containing allicin, causing the known umpleasant
odour. The reason for this odour is that a major
part of the garlic is eliminated through the air
exhaled from the lungs. Since the efficaey is
bound to the allicin with the unpleasant smell,
all measures for the elimination of this smell
are useless. One can only reduce it to a tolerable extent by means of capsules that are
soluble in the small intestine and which contain
a sufficiently high dose in form of an oily maceration. Thus, also garlic is not a miraculous
remedy because besides beneficial effects it
also shows unfavourable effects which must be
weighed against each other.
Der Knoblauch, Allium sativum, ist in letzter Zeit wieder in den Vordergrund des Interesses gerückt, sowohl bei den Ärzten als auch in großen Teilen einer
gesundheitsbewußten Bevölkerung und verstärkt
durch die Massenmedien. Es ist daher notwendig,
sich in möglichst objektiver Weise darüber zu orientieren, was an allen diesen neuen und neuesten Mitteilungen über den Knoblauch zutreffend und was zumindest stark übertrieben ist. Ein Wundermittel ist
auch der Knoblauch nicht. Man muß seine Vorteile
und Nachteile gegeneinander abwägen. Allerdings
sind durch neue wissenschaftliche Untersuchungen
wesentliche Tatsachen bekannt geworden, die den
Knoblauch — weit über seinen Gebrauch als Gewürz
hinaus — als ein echtes Phytotherapeutikum erweisen. Für gewisse Krankheitszustände, in richtiger Dosierung und bei ausreichend langer Anwendungszeit,
kann er durchaus günstige therapeutische Effekte
hervorbringen, von denen man wissen muß und die
man nützen kann. Vor allem wird es notwendig sein,
die Patienten bei ihren Fragen in der richtigen Weise
aufzuklären und sie, bei aller Anerkennung heilungskräftiger Wirkungen, vor übertriebenen Erwartungen
zu warnen.
Der Knoblauch ist eine uralte Kulturpflanze. Die ersten Berichte über den Knoblauch stammen aus der
Steinzeit. Bereits 3000 v. Chr. wird ein Knoblauchrezept in Keilschrift geschrieben gefunden. 1600 v. Chr.
beschreibt ein ägyptischer Papyrus einen Streik der
Pyramiden-Arbeiter, weil man ihnen den gewohnten
Knoblauch und die Zwiebeln vorenthielt, die sie beide
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
brauchten, um ihre Arbeitskraft zu erhalten und sich
vor Darmerkrankungen zu schützen, vor allem vor der
in den Mittelmeerlandern einheimischen Amöben
rühr Hippokrates, 400 v Chr, pries den Knoblauch
zur Stimulation der Verdauung und zur allgemeinen
Anregung Nero empfahl seinen Legionaren, Knoblauch zur Steigerung der Kampfkraft vor einer
Schlacht zu essen
Knoblauch war derart in alten Zeiten sowohl Gewürz
als auch Heilmittel Nach der heutigen Nomenklatur
wurden wir ihn demgemäß als ein „diätetisches Lebensmittel" bezeichnen Als solches ist er bis heute
im ganzen Orient als Volksmittel üblich Mit der Bela
gerung Wiens durch die Türken kam er dann im Jahre
1683 auch nach Europa Aber über Wien hinaus und
bis nach Mittel und Norddeutschland konnte sich der
Knoblauch nicht allgemein einfuhren Als Gewürz
sagte er den Norddeutschen wenig zu Mehr wurde er
als ein Mittel zur Erhaltung der Gesundheit gebraucht, vor allem für altere Menschen zur Vorbeugung von Alterskrankheiten, insbesondere der Artenosklerose In diesem Sinne wurde ihm sogar, wie im
Orient, ein lebensverlangernder Einfluß zugeschrieben
Wahrend der beiden letzten Weltkriege wurde der
Knoblauch vielfach gebraucht, um Heeresverbande in
südlicheren Gegenden vor Ruhr zu schützen Darüber
liegen mehrere gunstige Berichte vor
Knoblauch ist also Gewürz und Heilmittel zugleich
Welche der beiden Eigenschaften jeweils im Vorder
grund stand, kam auf die personlichen Verhaltnisse
an Man rechnete den Knoblauch zu den Volksheilmitteln, weil man über die Wirkungsweise nicht viel wuß
te Das hat sich erst in der letzten Zeit geändert
Die wissenschaftliche Erforschung erfolgte vor allem
in England Sie wurde uns erst eingehender bekannt,
als Dr £ Ernst vom St Georges Hospital, Depart of
Mediane, London, in einer Ubersichtsarbeit in der
Münchner medizinischen Wochenschrift (123, 1537
1538, Nr 41, 1981) diese ausländischen Forschungen
erläuterte und uns naherbrachte Diese Berichte wurden ergänzt durch Arbeiten von Prof / Lutomski, Institut für Heilpflanzenforschung in Posen (Posnan,
Polen) (Deutsche Apotheker Zeitung, 123, 623-626, Nr
13, 1983 u a) Die Ergebnisse waren überraschend
und bemerkenswert Die teils schon bekannten Wirkungen des Knoblauchs wurden bestätigt und durch
phytochemische und pharmakologische Untersu
chungen erweitert E Ernst fuhrt 16 derartige englische Studien an, die bisher bei uns unbeachtet geblieben waren Sie führten dazu, daß nunmehr der Knoblauch auch bei uns wieder Beachtung als Heilpflanze
fand, sowohl in der phytotherapeutischen Forschung
als auch — und noch mehr sogar — in den Kreisen
der Naturheilkunde Der Knoblauch wurde geradezu
wieder modern und dies nunmehr auch in Nord- und
Mitteldeutschland
Weiß, Knoblauch
Neue Forschungsergebnisse
In der Tat waren die Ergebnisse der neuen KnoblauchForschungen sowohl vom theoretischen als auch vom
praktischen Standpunkt aus höchst beachtlich Man
kann sie in zwei Gruppen einteilen Zunächst wurde
durch experimentelle Untersuchungen der antimikrobielle Effekt des Knoblauchs bestätigt Es konnte ge
zeigt werden, daß ein Extrakt aus Allium sativum das
Wachstum aller 22 getesteten Mikroorganismen auf
ihren jeweiligen Nährboden verhinderte Ein Antibioti
kum im üblichen Sinne ist der Knoblauch jedoch
nicht Beträchtlich scheint insbesondere der fungizide Effekt zu sein, zumal auf Soor Bestätigt wurde der
antimikrobielle Einfluß auf Ruhrbakterien und insbe
sondere auf die Amobenruhr Die antimikrobiell wirksame Substanz scheint Allicm (2-Propenyl-2-propenathiol Sulfat) zu sein, eine organische Schwefelverbindung
Nach der Resorption im Darm erzeugt der Knoblauch
bemerkenswerte allgemeine (systemische) Effekte
An erster Stelle steht dabei ein recht rasch eintretender tomsierender Einfluß Er wird aus der Erfahrung
heraus sowohl von den Ärzten als auch von den Konsumenten des Knoblauchs immer wieder bestätigt
und soll sich insbesondere bei alteren Menschen
deutlich zeigen Zu objektivieren ist er mit unseren
heutigen Methoden nicht, jedenfalls nicht mit einer
Sicherheit, die den gegenwartigen Forderungen der
naturwissenschaftlichen Medizin entspricht Es ist in
der Hauptsache ein subjektiver Effekt, für dessen Bestätigung wir auf die kritische Empirie im Sinne von
Martini angewiesen sind Das entspricht jedoch dem
§ 22, Abs 3 des neuen Arzneimittelgesetzes
Umstritten ist auch die blutdrucksenkende Wirkung
des Knoblauchs Der bulgarische Phytotherapeut
Prof Petkow beschreibt, daß nur der frische Knoblauch einen blutdrucksenkenden Effekt habe Bedeu
tend scheint er nicht zu sein, so daß die Anwendung
höchstens in Fallen der sogenannten „milden" Hyper
tonie nach der Nomenklatur in den USA bzw der
„Grenzwert Hypertonie" nach unserer deutschen Bezeichnung in Betracht kommen kann Welche Substanzen des Knoblauchs für einen blutdrucksenkenden Effekt verantwortlich sein konnten, ist noch nicht
bekannt Nur scheint so viel festzustehen, daß es keine einheitliche Substanz ist, sondern ein Einfluß der
Gesamtdroge Sehr interessant, aber noch nicht bestätigt, ist auch die Mitteilung von Petkow über einen
gunstigen Einfluß des Knoblauchs auf die Bleivergiftung Das durfte zumal für bleiverarbeitende Betriebe
bedeutsam sein, gerade auch in prophylaktischer Beziehung Es ist eigentlich nicht zu verstehen, daß man
diese Mitteilung bisher seitens der Arbeitsmedizin
nicht beachtete und kontrollierte, zumal dies sehr einfach ist Man braucht bei Verdacht auf eine Bleivergif
207
Arztezeitschr f Naturheilverf 3/86, 27 Jahrg
tung nur einen Blutausstrich nur auf die eosinophile
Tupfelung der Erythrozyten zu untersuchen.
Weitaus am bedeutensten sind die neuen Untersu
chungen über den antiartenosklerotischen Effekt des
Knoblauchs Von mehreren englischen Arbeitsgruppen wurden dabei folgende drei Eigenschaften in vitro
und in vivo gefunden
1 Cholestenn senkender Effekt in einer klinischen
Studie wurde festgestellt, daß durch die orale Gabe
eines wäßrigen Extraktes aus Alhum sativum die Cho
lestermwerte von 5 hypercholestermamischen Patienten statistisch signifikant um 8,5% gesenkt werden
konnten Als wirksames Prinzip wurde auch hierbei
Allicin identifiziert Tierexpenmentelle Untersuchungen führten zu einem ähnlichen Ergebnis „Eine durch
Cholesterm-Futterung provozierte Hypercholestermamie konnte bei den Tieren verhindert und die sonst
sekundär induzierten atheromatosen Gefaßveranderungen minimahsiert werden " (E)
2 Fibnnolytischer Effekt Sowohl im Tierversuch als
auch im klinischen Test führte die orale Medikation
von Alhum sativum zu einer Zunahme der fibrinolyti
sehen Aktivität, gemessen mittels der Euglobuhnlysezeit In einer klinischen Studie wurde Alhum sativum
gegen Plazebo bei gesunden und bei Infarkt-Patienten
getestet Dabei zeigte sich bei Gesunden eine Zunahme der fibrinolytischen Aktivität von 130%, bei
Infarkt-Patienten von 95,5% Diese Zunahme war signifikant großer als in der Plazebo Gruppe
3. Thrombozyten Aggregation-hemmende Eigenschaf
ten Mehrfach bestätigt wurden Befunde, daß die
Thrombozyten-Aggregation durch Allium sativum sowohl in vitro als auch in vivo reduziert wird Die wirksame Substanz des Knoblauchs ist auch hierbei eine
Sulfid-Verbindung (Methyl-allyl-trisulfid), die in einer
Konzentration von 4 bis 10% im Knoblauch enthalten
ist Die Wirkung zeigte sich bereits bei Konzentrationen von 10 jumol/l. Bei oraler Zufuhr waren 100 bis
150 g frischer Knoblauch notig, um diesen antiaggregatonschen Effekt zu erzielen Er konnte für die Dauer
von 1 bis 2 Stunden beobachtet werden Andere Autoren nehmen an, daß erst beim Verzehr wesentlich größerer Mengen bis zu 1 kg pro Tag der gewünschte
aggregationshemmende Effekt eintritt
Diese Arbeiten deuten darauf hm, daß alle 3 Parameter, die als ursächliche Faktoren der Artenosklerose
angesehen werden, nämlich Hypercholestennamie,
verminderte fibrinolytische Aktivität und vermehrte
Thrombozyten Aggregation, durch den Knoblauch
gunstig beeinflußt werden Dabei wurden Nebenwirkungen selbst bei Einnahme größerer Knoblauchmengen nicht beobachtet Im Vergleich mit herkömmlichen Pharmaka gleicher Indikation, die oft mit erheblichen Nebenwirkungen belastet sind, bietet der
Knoblauch hier einen großen Vorteil.
Weiß, Knoblauch
Die erforderlichen Dosierungen für das Zustandekommen dieser Veränderungen waren jedoch recht hoch
und werden mit 10 bis 70 g der Volldroge bzw der aus
dieser Menge gewonnenen wäßrigen oder öligen Zubereitungen angegeben Genauere Dosierungen für
den praktischen Gebrauch sind noch nicht erarbeitet
worden Es scheint jedoch gunstig zu sein, hoch zu
dosieren. Dieser Rat gilt um so mehr, weil selbst bei
exzessiv hoher Dosierung bei oraler Gabe keinerlei
Nebenwirkungen beobachtet wurden.
Demnach kommt der Knoblauch einem idealen Therapeutikum für die Artenosklerose sicherlich recht na
he Bemerkenswert ist dabei vor allem, daß alle drei
Veränderungen, die für die Artenosklerose als maßgeblich angesehen werden, gleichzeitig zu beeinflussen sind Bisher war es immer nur möglich, durch medikamentöse Therapie einen Faktor ausreichend zu
beeinflussen, z B die Hemmung der ThrombozytenAggregation durch Acetylsalicylsaure (Aspirin®, Colfarit®) Die praktische Schwierigkeit beim Knoblauch
liegt jedoch dann, daß zur ausreichenden Beeinflussung einer Artenosklerose große Dosen für längere
Zeit notwendig sind
Vom praktischen klinischen Gesichtspunkt aus ist es
bedeutsam, daß der antiartenosklerotische Effekt
des Knoblauchs sich in bevorzugterweise auf daspe
nphere Gelaßsystem zu erstrecken scheint Am besten reagieren hartnackige Falle einer Claudicatio mtermittens Bei den frühen Stadien derselben laßt sich
das Gehtraining, das hierbei die Hauptrolle spielt,
durch eine systematische Knoblauchkur intensivieren Selbst bei der so schwer beeinflußbaren Artenosklerose des Augenhintergrundes scheint eine Knoblauchkur zuweilen noch helfen zu können Ob und inwieweit dies auch bei der zerebralen Artenosklerose
möglich ist, bedarf noch weiterer Erfahrung Wahrscheinlich ist hier mehr ein prophylaktischer als ein
therapeutischer Einfluß zu erwarten Damit konnte
sich die alte Erfahrung und Empfehlung erklaren, daß
zumal altere Menschen mit beginnenden allgemeinen
und zerebralen Alterserscheinungen vom Knoblauch
einen gunstigen Einfluß verspuren
Einig sind sich alle Untersucher darüber, daß alle diese Wirkungen des Knoblauchs auf dem Gesamtkomplex der Droge beruhen Jede chemische Behandlung
der Droge führte zu einer Veränderung dieses natürlichen biologischen Komplexes Immer wieder wird betont, daß der Volldroge bei oraler Verabfolgung der
beste Erfolg zukomme Allerdings hat sich unter den
Inhaltsstoffen das schon genannte Allicin als der
wichtigeste erwiesen Aber auch der charaktensti
sehe Knoblauchgeruch beruht auf dem schwefelhalti
gen Allicin, das in Gegenwart von Luftsauerstoff weiter zu Polysulf iden abgebaut wird Diese werden zu einem großen Teil mit der Ausatmungsluft ausgeschieden, teilweise auch über die Haut Beides ist der
Grund, daß bei einer Knoblauchmedikation in ausreichender Dosierung die Patienten und nicht zuletzt
209
Weiß, Knoblauch
auch ihre Umgebung durch den unangenehmen
Schwefelgeruch stark belästigt werden. Man hat versucht, durch Aktivkohle, Chlorophyll oder Titanoxid
den Geruch zu vermeiden bzw. auszuschalten, alles
jedoch ohne wirklich ausreichenden Erfolg. Das wäre
auch widersinnig, denn die beschriebenen und festgestellten günstigen Wirkungen des Knoblauchs beruhen nun einmal in der Hauptsache auf dem Allicin.
Am ehesten gelingt es noch, durch dünndarmlösliche
Kapseln mit einem öligen Auszug aus der Gesamtdroge wenigstens den ersten unangenehmen Geruch
aus dem Mund auf ein erträgliches Ausmaß herabzusetzen.
Eine große Diskussion ist darüber entstanden, wie
man den Knoblauch am besten einnehmen könne und
welche Menge für einen heilsamen Effekt notwendig
sei. Bei dem Gebrauch des Knoblauchs als Gewürz
genügen sehr geringe Mengen, wie bei vielen anderen
Gewürzen auch. Man kann sich damit begnügen, den
Speisen so wenig Knoblauch beizufügen, daß es
kaum zu einem unangenehmen Geruch kommt. Will
man jedoch den Knoblauch therapeutisch nutzen, so
ist es jedenfalls unvermeidlich, die Dosierung entsprechend zu erhöhen. Als geringste Tagesdosis gelten dann morgens und abends je eine der sogenannten Knoblauchzehen. Man kann sie mit dem Messer
fein zerschneiden und die kleinen Stücke auf eine
Scheibe Schwarzbrot auftragen, die man dann zusammen mit heißer Milch zu sich nimmt. Es gibt aber noch
eine große Zahl anderer Vorschläge, z. B. als Knoblauchsirup. Bei den schon genannten Kapseln eines
konzentrierten Ölmazerats aus der Gesamtdroge
(Aktiv-Kapseln, Fa. Klosterfrau) entspricht der Inhalt
einer Kapsel etwa der Menge einer halben Knoblauchzehe. Dadurch kann man sich leicht die erforderliche
Dosis ausrechnen. Die Mindestmenge wäre demnach
4 Kapseln pro Tag, zweckmäßig je 2 nach jeder der
Hauptmahlzeiten. Bei den schweren Krankheitsfällen,
die eine höhere Dosierung erforderlich machen, läßt
sich dann die Zahl der Kapseln entsprechend steigern, wobei die Verträglichkeit immer noch gut bleibt.
Notwendig ist in jedem Fall ein sehr individuelles Vorgehen, je nach dem Ziel, das man erreichen will.
Beurteilung und Wert des Knoblauchs als Heilmittel
nach den heutigen Erkenntnissen
Fassen wir alles zusammen, was sich nach neuen
wissenschaftlichen Erkenntnissen über den Knoblauch ergeben hat, so kommen wir zu folgenden
Schlußfolgerungen:
1. Der Knoblauch ist nicht nur ein Gewürz, sondern
darüber hinaus eine echte Heilpflanze, also ein Phytotherapeutikum zur Prophylaxe und Therapie mehrerer und praktisch häufiger Erkrankungen.
210
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
2. Zu unterscheiden ist die lokale Wirkung auf den
Darm von der allgemeinen (systemischen) Wirkung,
vorzugsweise bei allgemeinen Schwächezuständen
und bei Alterserscheinungen arteriosklerotischer Natur.
3. Die Darmwirkung erstreckt sich auf mikrobielle und
fungizide Darmstörungen, hauptsächlich auf die Bakterien- und die Amöbenruhr mit ihren langwierigen
Folgezuständen wie dem Colon irritabile und Gärungsdyspepsien.
4. Bei der Allgemeinwirkung ist ein rasch eintretender
tonisierender Effekt bei Schwächezuständen aller Art
und in jedem Lebensalter zu unterscheiden von antiarteriosklerotischen Wirkungen, die hauptsächlich
das periphere Gefäßsystem betreffen. Diese sind
durch zahlreiche neue experimentelle und klinische
Untersuchungen eindeutig belegt. Sie erfordern jedoch eine hohe Dosierung und eine langdauernde kurmäßige Anwendung von mindestens 3 Monaten. Dabei muß die Belästigung des Patienten selbst und seiner Umgebung durch den intensiven Geruch in Kauf
genommen werden. Da dieser Geruch an den Hauptwirkstoff Allicin gebunden ist, läßt er sich nicht dadurch verhüten, daß man das Allicin an Aktivkohle
bindet oder durch Zusätze geruchlos zu machen
sucht. Das geht immer auf Kosten der Wirkung.
5. Verwendet wird der Knoblauch als Volldroge oder
Zubereitungen derselben, z. B. in Form von dünndarmlöslichen Kapseln mit einem hochkonzentrierten öligen Mazerat.
6. Begrenzt wird der phytotherapeutische Effekt des
Knoblauchs jedoch durch die notwendige hohe Dosierung und den nicht völlig zu beseitigenden unangenehmen Geruch, der auf dem Hauptwirkstoff Allicin
beruht. Man muß also bei der praktischen Anwendung
des Knoblauchs die Vorteile und die Nachteile kennen und gegeneinander abzuwägen suchen.
Literatur
Ernst, E.; Münch. med. Wschr. 123; 1537-1538. Nr. 41. 1981.
Lutomski, J.: Deutsche Apotheker Zeitg. 123; 623-626. Nr. 13.
1983.
Becker, H.: Deutsche Apotheker Zeitg. 125; Nr. 14. 22. 8.
1985.
Konvicka, O.: Naturwissenschaftliche Rundschau. 36: 209215. Heft 5. 1983 (mit ausführlichem Literaturverzeichnis).
Weiß, R. F.: Lehrbuch der Phytotherapie. 6. Auflage, 1985.
Hippokrates Verlag, Stuttgart.
Anschrift des Verfassers: Prof. Dr. med. R. F. Weiß, Vogelherd 1, D-7971 Aitrach/Württ.
M. Krimmei Fotobiologische Therapie — HOT — zur Verbesserung der
Mikrozirkulation
Zusammenfassung
Die Funktion des Kreislaufsystems und die hämorheologischen Eigenschaften des Blutes
sind entscheidend für das Überleben des Menschen.
Der Schlüsselbereich des Kreislaufs, die MikroZirkulation, wurde bisher in Klinik und Praxis
ziemlich vernachlässigt.
Die Hämatogene Oxydationstherapie ist die
kausale Therapie zur Verbesserung der MikroZirkulation.
Sie ist keine Sauerstoff- keine Ozontherapie.
Sie ist eine fotobiologische Therapie, bei der
bestimmte organische Moleküle des Blutes optische Strahlung, und zwar die Frequenz des
UVC-Spektrums von 253,7 nm absorbieren. Es
kommt zu einer fotochemischen Reaktion mit
im Blute vorhandenen Metaboliten. Das eigentliche Agens bei der HOT ist der aggressive, sehr
kurzlebige Singulett-Sauerstoff, 1O2.
Bei den nun folgenden biochemischen Vorgängen kommt es zur Bildung von Membraniipoperoxyden, zur Biosynthese von Prostaglandinen,
Prostacyclin, zur Bildung von ATP und DPG.
Die Folge ist eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes, die qualitative und quantitative Zunahme der Organperfusion, die Erhöhung der Zellatmung, der Sauerstoffutilisation
und damit die Verbesserung des Gewebsmetabolismus. Die Wirkung ist reproduzierbar.
Die Hämatogene Oxydationstherapie als fotobiologische Therapie wird vor allem bei der arteriellen
Verschlußkrankheit, bei der koronaren
und zerebrovaskulären Insuffizienz als kausale
Therapie eingesetzt.
Die leicht erlernbare, nicht toxische, natürliche
Heilmethode besitzt eine außerordentlich große
Indikationsbreite: Periphere, arterielle und venöse Durchblutungsstörungen, chronische Kolitis, Morbus Crohn, chronische Gastritis, chronische Hepatitis, Hyperlipidämie, PCP, u. a.
Die physikalischen und biochemischen Grundlagen, die Indikationen und Kontraindikationen
sind klar umrissen und abgegrenzt.
Summary
Functioning of the circulatory system and the
haemorheological properties of the blood are
essential for the survival of any human being.
The key region of the blood circulation, the
microcirculation, has till now been rather neglected in clinic and medical practice.
The haematogenous oxidation therapy (HOT) is
(he causal therapy for improving the microcirculation.
It is no oxygen no ozone therapy. It is a photobiological therapy in which certain organic molecules of the blood absorb optical radiation
and that the frequency of the UVC spectrum of
253,7 nm. The result is a photochemical reaction with metabolites present in the blood. The
true agent in the HOT is the aggressive, very
short-lived singlet oxygen, 1O2.
In the following biochemical processes the formation of membrane lipoperoxides takes place,
also the biosynthesis of prostaglandines and
prostacyclines, and ATP and DPG are built.
The result are improved rheological properties
of the blood, the qualitative and quantitative
increase of organ perfusion, the increase of cell
respiration, oxygen utilization and, thus, an improved metabolism of the tissue. The effect is
reproducible.
The haematogenous oxidation therapy as photobiological therapy is above all applied as
causal therapy with diseases of arterial closure
as well as with the coronary and cerebrovascular insufficiency.
The non-toxic, natural method that can be learned easily has an extraordinarily wide ränge of
indications: disturbances of peripheral, arterial
and venous circulation, chronic colitis, morbus
Crohn, chronic gastritis, chronic hepatitis, hyperiipidaemia, PCP and others.
The physical and biochemical bases, the indications and contra-indications are clearly outlined and marked.
Die Funktion des Kreislaufsystems ist entscheidend
für das Überleben des Menschen
Der Schlusselbereich des Kreislaufs, die MikroZirku-
lation, wurde jedoch bisher in der klinischen Praxis
ziemlich vernachlässigt. Der Begriff Mikrozirkulation
umfaßt nicht nur den Komplex kleinster Blutgefäße,
deren Durchmesser unter 300 ßm betragt, sondern
das in ihnen stromende Blut, das die Gefäße umgebene Interstitium und die penpheren Anteile des Lymphdramagesystems.
Mikrozirkulation ist zum Unterschied von Mikrogefaßen d. h. dem anatomischen Begriff der Endstrombahn, die Bewegung von Blutbestandteilen innerhalb
211
Krimmel, HOT
dieser terminalen Gefäße und Bewegung von Plasmabestandteilen über ihre Wände hinaus.
Diese Zusammenfassung geschieht unter einem funktioneilen Gesichtspunkt, da in diesem Bereich diejenigen physiologischen Vorgänge stattfinden, die letztlich die wesentliche Aufgabe des gesamten Blutkreislaufes darstellen: der Stoffaustausch zwischen dem
intravasalen und dem extravasalen Flüssigkeitsraum.
Beim Menschen beträgt die Gesamtzahl der Kapillaren etwa 40 Milliarden und die gesamte effektive
Austauschfläche, einschließlich der Venolen rund
1000 m2.
Ich zitiere Schmid-Schönbein aus der Abteilung Physiologie der Rheinischen-Westfälischen Technischen
Hochschule Aachen:
„Immer mehr wenden sich Medizin und Biologie der
Strömung des Blutes in den feinsten Gefäßen des
Kreislaufsystems zu, deren normale Funktion für die
Versorgung der Zellen unerläßlich ist, denn immer
mehr zeigt sich, daß viele pathologische Vorgänge,
die als Ernährungs- und Stoffwechselstörung der Parenchymzellen erkannt worden waren, auf eine quantitativ abnorm verteilte Strömung des Blutes in den
kleinsten Austauschgefäßen, aber auch auf einen fehlerhaften transkapillären Austausch, mit anderen
Worten: auf einer Mikrozirkulatlonsstörung beruht."
Die Fließeigenschaften des Blutes spielen dabei neben der Beschaffenheit der Gefäßwände, der Gefäßweite und der Zahl der durchbluteten Gefäße eine entscheidende Rolle.
Das Blut gehört in die Gruppe von strukturviskösen
Suspensionen, die durch eine mit zunehmender
Schubspannung zunehmende Fließfähigkeit gekennzeichnet sind.
Das Blut ist nur in schneller Strömung dünnflüssig.
In langsamer Strömung kommt es zum deutlichen Viskositätsanstieg.
Neben der Höhe der jeweiligen Schubspannung bestimmt der Hämatokrit des Blutes seine Viskosität.
Ergo: Die Abhängigkeit der Viskosität von der Schubspannung nimmt mit fallendem Hämatokrit deutlich
ab.
Bei extrem niedriger Schubspannung kommt es zum
völligen Strömungsstillstand.
Die fotobiologische Therapie
Die fotobiologische Therapie, auch Hämatogene Oxydationstherapie genannt, stellt eine in jeder Praxis
und Klinik leicht anwendbare Therapieform dar, deren
Domäne die Verbesserung der MikroZirkulation ist.
Durch Bestrahlung des Patientenblutes mit Licht einer bestimmten Frequenz des UVC-Spektrums,
kommt es zu einer fotochemischen Reaktion mit im
Blute vorhandenen Metaboliten.
212
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Zu dieser fotobiologischen Reaktion benötigt man:
1. eine Lichtquelle, hier einen Quecksilber-Niederdruckbrenner der UVC-Licht von einer Frequenz von
253,7 nm ausstrahlt.
2. einen Fotosensibilisator: im menschlichen Organismus das Hämoglobin des Blutes.
3. molekularen Sauerstoff, der im Blut bereits vorhanden ist.
Dieses Grundprinzip wurde von verschiedenen Autoren mit unterschiedlichen Methoden in die Praxis umgesetzt, sowohl in den USA (Knott, Hancock und Mitarbeitern) als auch in den Ostblockstaaten.
Hier das Schema der HOT, wie wir sie hier in der BRD
durchführen (Abb. 1).
Abb. 1: Schema der HOT.
Der technische Ablauf der Therapie
Dem Patienten wird aus der Kubitalvene 60-80 ml Blut
entnommen, das mit Natrium citricum (3,2%ig, pyrogenfrei) im Verhältnis 4:1 (Äquivalent dem Mischungsverhältnis bei der Blutsenkung nach Westergren) ungerinnbar gemacht wurde.
In dem von der Internationalen ärztlichen Arbeitsgemeinschaft für HOT empfohlenen UV-Med-S-Gerät
wird das Blut nun mit Sauerstoff aufgeschäumt. Die
Blutblasen schieben sich langsam in einem aus
Quarzglas bestehenden Durchlaufgefäß an dem UVCSpezialbrenner vorbei, um dann in dem Aufnahmegefäß zusammenzufallen.
Das Blut wird dann aus diesem Behälter mit einer
Spritze oder einem Infusionsbesteck entnommen und
dem Patienten i. v. reinjiziert oder reinfundiert. Auch
eine i. m. Injektion auf mehrere kleine Portionen verteilt, ist möglich. Die Dauer der gesamten Behandlung beträgt etwa 25 Minuten.
Der Giassatz und die Silikonschläuche werden dann
unter fließend kaltem Wasser mit verschieden großen
Bürsten gründlich gereinigt und erneut sterilisiert.
Ich möchte nachdrücklich betonen, daß bei Tausenden von HOT-Behandlungen bei kritischer Prüfung
keine Zwischenfälle bekannt geworden sind. Außer-
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
dem ist hervorzuheben, daß die fotobiologische Therapie, die Hämatogene Oxydationstherapie, weder eine technisch abgewandelte Sauerstoff- noch eine
Ozontherapie ist.
Bei der Ozontherapie wird das Blut keiner Strahlung,
sondern nur dem Gas Ozon ausgesetzt, das lokal, intravenös oder intramuskulär angewandt wird.
Bei der HOT wird der Sauerstoff nur dazu benützt, um
durch Aufschäumung des Blutes eine Oberflächenvergrößerung zu erzielen.
Da keine freien Gasmengen inkorporiert werden, ist
die Gefahr einer Gasembolie ausgeschlossen.
Die Entstehung therapeutisch wirksamer Stoffe, die
Zellatmung und Zellstoffwechsel und damit die Mikrozirkulation entscheidend beeinflussen, wird erst ermöglicht, durch die UVC-Bestrahlung des Blutes.
Schema der normalen MikroZirkulation
Das normale Fließverhalten des Blutes in den Engstellen des Herz-Kreislauf-Systems ist gekennzeichnet durch eine rasche Bewegung aller Blutzellen.
Wenn wir bedenken, daß der Kapillardurchmesser
zwischen 3 bis 8 ^m beträgt, d. h. kleiner ist als die
meisten Blutzellen (Durchmesser der Erythrozyten
7,5^m), so sind wir überrascht.
Knmmel, HOT
Diese Zellen sind in einem Plasma als kontinuierliche
Phase suspendiert, die eine niedrige Viskosität besitzt.
Die roten Blutzellen werden nicht nur elastisch verformt, sondern sie partizipieren passiv an der Strömung des Plasmas, was auf der Transmission von
Schubspannungen in das Zytoplasma beruht. Alle Bestandteile des normalen Erythrozyten sind in der Lage, äußeren Kräften der Strömung nachzugeben
a) der flüssige Zellinhalt wird durch die Strömung verformt wie ein Tropfen
b) die Membran wird durch Verformung und kontinuierliche Rotation dem Lumen angepaßt.
Dabei werden wandnahe Stromungsbereiche vermieden, in denen hohe Schubspannungen bestehen.
Die weniger flexiblen, kernhaltigen Blutzellen, die
Lymphozyten, die Leukozyten behindern die Strömung viel stärker.
Thrombozyten decken durch Wandadhäsion evtl. entstehende Lücken im Endothel.
Darf ich Ihre Aufmerksamkeit auf die spiralige, einschichtige Arteriolenmuskulatur lenken, die unter
phasisch wechselndem Tonus steht, der zu rhythmischen Kontraktions- und Dilatationsreaktionen fuhrt.
Die letzten Schlingen dieser glatten Gefäßmuskulatur
wirken funktionell als sogenannte Präkapillarsphinkter.
1
i
Abb. 2: Normale Mikrozirkulation.
"Kntmn.il
213
Knmmel, HOT
Durch Muskelkontraktion der glatten Muskulatur in
den Arteriolen, kann es zu vollständigem Verschluß
kommen. Die Erythrozyten treten über den arteriovenösen Shunt direkt in die Venole über. Die Arteriolen,
Venolen und nutritive Kapillaren sind dicht mit flachen Endothelzellen besetzt.
Es findet eine Flüssigkeitsbewegung zu den terminalen Lymphkapillaren statt.
Nach Prof. Witte, Karlsruhe, wird die Permeabilität im
Bereich der terminalen Austauschgefäße durch biogene Hormone wie Prostaglandine gesteuert.
Dekompensierte MikroZirkulation
Was geschieht bei der gestörten und dekompensierten MikroZirkulation?
Bei der dekompensierten MikroZirkulation tritt die
Verstopfung der terminalen Strombahn mit all ihren
Folgen auf.
Durch lokal chemische bzw. myogene Reaktionen verliert die Muskulatur der Arteriolen ihren Tonus und
diese verhalten sich in hämodynamischer Hinsicht
wie Stahlröhren.
Die Endothelzellen sind ödematös aufgequollen und
ermöglichen den Durchtritt von Plasmabestandteilen
in den Kapillaren. Ein eingeengtes Kapillarlumen erschwert die Passage korpuskularer Blutbestandteile.
Die transkapilläre Bewegung von Plasmabestandtei-
Arztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
len ist fast ausschließlich von rein hydrodynamischen
bzw. rheologischen Faktoren bestimmt.
Durch den Verlust von Flüssigkeit und Plasma im interstitiellen Gewebe entwickelt sich eine Azidose
durch Anhäufung von Laktat und Pyruvat aus den
Endprodukten der anaeroben Glykolyse.
Die Perfusionsrate durch die so gestörte Endstrombahn kann in Ruhe noch normal sein.
Wenn das Stromzeitvolumen lokal auf Null absinkt,
wird die Perfusion der einzelnen Kapillaren unterbrochen.
Es resultiert ein funktioneil starres Gefäßsystem mit
stark erhöhter Durchlässigkeit der Wand, keine Bewegung von Blutbestandteilen mehr in den Kapillaren.
Kurz: Es resultiert der Strömungsstillstand.
In der Klinik benötigt man dafür zahlreiche Synonyma
z. B. die disseminierte intravasale Gerinnung, die Verbrauchskoagulopathie, das Defibrinierungssyndrom.
Der Stromungsstillstand ist weiter bedingt:
1. durch Leukozyten, die an den Engstellen des Endothels sich einklemmen, nicht mehr ausreichend verformbar sind
2. durch Thrombozytenaggregate
3. durch die Aufhebung der Verformbarkeit, durch Rigifizierung der Erythrozyten infolge des Absinkens
des pH-Wertes.
Es kommt zum Auftreten von Erythrozytenaggregaten
und schließlich zum Sludge-Phänomen, der Geldrol-
Maximal dtlatiertesJuÄtonel starres Ge0ßsy5tem,staTfe0hfihte. tkrtl&stgtesi derDanct
WVIU&,
214
WS
Abb. 3: Dekompensierte MikroZirkulation.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
lenbildung durch Verstopfung des terminalen Austauschgefäßes.
Es resultiert eine für die gestörte Mikrozirkulation
typische Inhomogenität der Durchblutung. Lange Kapillaren sind aus hydrodynamischen Gründen besonders anfällig für Strömungsstillstand.
Kürzere Kapillaren sind dagegen oft noch normal
durchblutet.
Verbesserung der Mikrozirkulation durch die Fotobiologische Therapie HOT
Prof. Zilliken konnte im Biochemischen Institut Bonn
die biochemischen Vorgänge nachweisen, die bei der
HOT im Blut des Patienten ablaufen.
Absorbiert das Hämoglobinmolekül ein Photon der
Frequenz 253,7 nm, so kann es diese Energie leicht an
ein Molekül des allgegenwärtigen Sauerstoffes abgeben und diesen dadurch aktivieren zu einem aggressiven, kurzlebigen, chemischen Agens, dem SingulettSauerstoff
1
O2.
Der molekulare Sauerstoff im Grundzustand (TriplettO2) besitzt 2 ungepaarte Elektroden in zwei verschiedenen äußeren Orbitalen, die einen gleichgerichteten
Spin haben.
Beim Singulett-Sauerstoff wird durch Energiezufuhr
eine Spinumkehr bewirkt. Die beiden Außenelektronen haben antiparallelen Spin. Dieser Singulett-
Knmmel, HOT
Sauerstoff steht im Mittelpunkt der HOT. Er hat eine
energiereiche, instabile Konstellation der Außenelektronen, ist äußerst reaktionsfähig, reagiert z. B. mit
Doppelbindungen zu Hydroperoxyden.
Zilliken konnte den Nachweis der Bildung von Membranlipoperoxyden, Steran- und Endoperoxyden, Prostacyclin und Prostaglandinen aus der Arachidonsäure der Gefäßwände erbringen.
Die durch die UVC-Licht-Bestrahlung entstehenden
Cholesterol- und Lipoperoxyde werden von den Zellen
mit Hilfe des Enzyms Peroxydase, auch Superoxyddismutase genannt, abgebaut.
Der dabei freiwerdende Sauerstoff steht dann der biologischen Oxydation zusätzlich als weitere Energie
zur Verfügung und erhöht die Zellatmung.
Außerdem kommt es zur Freisetzung kurzwelliger
UVC-Strahlung, zu Fotonenemissionen, Chemilumineszenz genannt.
Durch diese energiereiche Strahlung entstehen intrakorporal in rascher Folge weitere Cholesterin- und Lipoperoxyde, die sich wieder mit dem Ferment Superoxyddismutase verbinden und die oben genannten
Vorgänge weiter auslösen.
Diese Vorgänge laufen in unvorstellbarer Schnelligkeit ab.
So tritt ein Autokatalysezyklus auf.
Die Chemilumineszenz der Cholesterol- und Lipoperoxyde konnte experimentell auch noch nach 42 Wochen nachgewiesen werden.
JUpide
Blut
Abb. 4: Aufpfropfung.
g
Hb~
uo der &Üe
—* Hbfk
217
Knmmel, HOT
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Störung der MikroZirkulation
Der hochzivilisierte Mensch von heute wird durch Belastung mit Umweltgiften, durch Reizüberflutung,
durch Über- und Fehlernährung, Bewegungsarmut
und Disstreß überfordert.
Die Folge ist eine Störung der Hämorheologie, der Hämodynamik, des Gewebsmetabolismus. Es kommt zu
einer,Störung des Fließverhaltens des Blutes, der Mikrophysik der Strömung des Blutes als einer konzentrierten Aufschwemmung von Zellen in einer Eiweißlösung.
Nach den bisherigen wissenschaftlichen Untersuchungen an den Universitäten Bonn, Mainz, Marburg,
kommt es bei der fotobiologischen Therapie, der Hämatogenen Oxydationstherapie durch Ultraviolettbestrahlung des Blutes zur Verbesserung der Mlkrozirkulation.
Es kommt:
I.zur Aufpfropfung eines zusätzlichen Energieträgers
2. zur Bereitstellung zusätzlichen molekularen Sauerstoffes
3. zum Anstieg des 2,3 DPG-Geha\tes (Diphosphorglycerat) im Erythrozyten
4. zur Erhöhung der ATP im Erythrozyten
Prof. Goebel, Marburg, hatte 1982 den Beweis er-
St ju tfi'""^
4
|
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bracht, daß der Einfluß der HOT einen Anstieg des
2,3 DPG-Gehaltes im Erythrozyten bewirkt. Eine Erhöhung der 2,3 DPG-Konzentration bewirkt eine Affinitätsabnahme des Hämoglobins zum Sauerstoff.
Der pH-Wert wird in Richtung 7,34 bis 7,4 verschoben. Damit erhält man eine bessere metabolische
Ausgangslage, eine bessere Pufferkapazität. Die
Beseitigung der Azidose durch Erhöhung der Zellatmung und die erhöhte Pufferkapazität ermöglichen eine
Erniedrigung der Blutviskosität,
Prof. Goebel, Marburg, berichtete außerdem von einem hochsignifikanten Anstieg der ATP.
Durch die Erhöhung der ATP im Erythrozyten resultiert eine verbesserte Verformbarkeit.
Als Folge davon ließ sich ebenfalls eine signifikante Verminderung der Viskosität nach HOT nachweisen.
5. zur Biosynthese von Prostacyclin, Prostaglandinen.Diese besitzen antikoagulatorische (Hemmung
der Thrombozytenaggregation) vasodilatorische,
antiallergische, mukoprotektive Eigenschaften u.a.
Prostacyclin wirkt nicht nur thrombozytenaggregationshemmend, sondern vermag den Kapillardruck,
den mittleren arteriellen Druck, den pulmonalen
Gefäßwiderstand zu senken.
Beim Koronarkranken hat Prostacyclin eine nitratähnliche Wirkung.
Prostacyclin wurde in den neuesten Fachzeitschrif-
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1
STÖRUNG
218
iZIRKIJLflTÜl
Abb. 5: Störung der Mikrozirkulation.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Krimmel, HOT
Biodiemisctoe Doigdnge
durch UVB 1 0
Abb 6- Verbesserung
der MikroZirkulation
ten als neues Therapieprinzip bei der arteriellen
Verschlußkrankheit (AVK) empfohlen (Prostavasm,
Sanol-Schwarz) und bei der Behandlung der chronischen Gastritis und des Ulcus duodeni.
Ich wiederhole:
Im Mittelpunkt steht also die qualitative und quantitative Verbesserung der Organperfusion, die Erhöhung
der Zellatmung durch zusatzlichen Sauerstoff (Peroxydase, Superoxiddismutase der Zelle), eine signifikante Viskositatsabnahme durch Verbesserung der
Verformbarkeit der Erythrozyten und Hemmung der
Thrombozytenaktsvität, Beseitigung der Azidose.
Außerdem kommt es zur Zunahme des endogenen Hepanns, Anstieg des Fibrinogenspiegels und einer erhöhten Fibrinolyseaktivität, zur
— Verbesserung der Fließfahigkeit des Blutes
— Verbesserung der nutritiven Durchblutung in
ischämischen Gewebsabschnitten
— Verbesserung des Gewebsmetabolismus
— Zunahme der Sauerstoffutllisation
Wiesner, DDR, konnte 1983 bei der Behandlung der
AVK mit Ultraviolettbestrahlung des Blutes eine Erhöhung der artenovenosen Sauerstoffdifferenz nachweisen bei zunächst gleichbleibender Makrozirkulation
und schließlich kommt es zur
rmal
"H
Verbesserung der MikroZirkulation
Die Verbesserung der Mikrozirkulation durch die Ultraviolettbestrahlung des Blutes wurde in den Ostblockstaaten und in der BRD in zahlreichen Arbeiten
und mehreren Dissertationen wissenschaftlich nachgewiesen.
Die fotobiologische Therapie, HOT, in den Ostblockstaaten UVB genannt, hat daher eine außerordentlich
große Indikationsbreite.
Indikationen der HOT
A. Periphere, arterielle und venöse Durchblutungsstörungen, die koronare und zerebrovaskulare Insuffizienz, ophthalmologische Erkrankungen, die auf einer DBS beruhen.
Hier stellt die HOT die kausale Therapie dar.
B. Chronische Krankheiten
HOT als Begleittherapie
Durch die verbesserten Fließeigenschaften des Blutes, Anstieg des Sauerstoffpartialdruckes im hypoxämischen Gewebe, Verbesserung der Mikrozirkula-
219
Krimmel, HOT
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
tion, bessere Entlastung und Entsorgung der Transitstrecke im Gewebe zwischen Kapillare und Organzelle, ist die HOT eine wertvolle Begleittherapie bei:
chronischer Kolitis,
chronischer Gastritis (mukoprotektive Wirkung des
Prostaglandins),
Lebererkrankungen, Nierenerkrankungen verschiedener Genese,
Stoffwechselerkrankungen, wie Hyperlipidämie, Hyperurikämie.
Prä- und postoperativ.
Rekonvaleszenz nach schweren Operationen.
In der Geriatrie beim alten und alternden Patienten.
Zusatzbehandlung beim Krebskranken.
Beim zytostatisch und strahlentherapeutisch behandelten Krebskranken bewirkt die HOT eine viel bessere Verträglichkeit der Chemotherapeutika und der
Hochvoltstrahlen.
Die negativen Begleiteffekte werden gemildert. Es
kommt nicht zu Stomatitis, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhöe und Haarausfall.
Das Blutbild bleibt meist normal.
Der Diabetiker benötigt oft das Doppelte an HOTs als
der Nichtdiabetiker.
Beim Diabetes mellitus findet man eine multifaktoriell gestörte Rheologie des Blutes, eine vermehrte
Blutplättchenaggregation, reduzierte Erythrozytenverformbarkeit, beeinträchtigte plasmatische Gerinnung, Störung der Sauerstoffdissoziation vom Hämoglobin durch erniedrigtes 2,3 DPG.
Sicher ist, daß beim Diabetiker die Prostacyklinsynthese gehemmt ist.
Die Ursachen sind weitgehend unbekannt.
Klinische Studien über mikroangiopathische Veränderungen beim Diabetiker zeigen, daß eine gesteigerte Blutviskosität mit starker Ausprägung der Arteriosklerose zusammenhängt.
Kontraindikationen der HOT
alle akuten Blutungen
die Hyperthyreose
akute fieberhafte Erkrankungen unklarer Genese
mit Cortison behandelte Patienten, da Cortison die
Prostaglandinsynthese hemmt.
die Porphyrie.
Das Antidot sind das Vitamin E und A
100 mg Vitamin E i. m. verabreicht, kann bei einem
Patienten mit arterieller Durchblutungsstörung die
Gehstrecke sofort wieder verkürzen.
Daher sollte während und nach jeder HOT-Behandlung keine Einnahme von Vitamin A und E erfolgen. Sie sind Quencher des Singulett-Sauerstoffs, löschen seine Wirkung aus.
Die fotobiologische Therapie bietet sich in Klinik und
Praxis als wertvolles Instrument der Ergänzung und
Erweiterung der therapeutischen Möglichkeiten an.
Es ist wünschenswert, daß durch kritischen und vollständigen Einsatz der heute verfügbaren Methoden in
Zusamenarbeit mit Angiologen, Biologen, Kliniken
und praktisch tätigen Ärzten weitere wissenschaftliche Fortschritte erarbeitet werden.
Nur so kann endlich die wissenschaftliche Anerkennung dieser natürlichen, wirkungsvollen Heilmethode
erreicht werden.
Anschrift der Verfasserin: Dr. med. M. Krimmel, Friedrichshafener Straße 1, D-8990 Lindau.
Die Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie:
Hoffnung und Chance zugleich, tür tausende Patienten.
Noch ist sie sehr jung, die SauerstoffMehrschritt-Therapie nach Prof. Manfred
von Ardenne. Umso erstaunlicher sind die
bisherigen Therapie-Erfolge. TherapieErfolge, die sich aus drei Einzelschritten
zusammensetzen. Der wichtigste ist: Die
Inhalation von Sauerstoff - aus O2-Flaschen über Beatmungsmaske oderSauerstoff-Brille. Das reichert den Organismus
mit Sauerstoff an, steigert den SauerstoffPartial-Druck im Blut auf Werte Jugendlicher. Sogar für längere Zeit. Das lindert
Duchblutungsstörungen,
Gedächtnis-
220
schwächen, Migränen, chronische Infektionen etc.
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Zur Diskussion gestellt; ein Beitrag aus der Praxis
E. sediacek Schwielen an den Füßen
Zusammenfassung
Jeder Körperteil und jedes Organ zeigt an den
Füßen eine Reflexzone. Ist das Organ oder der
Körperteil krankhaft gestört, dann wird das Gewebe der zugehörigen Zone gereizt und kann
diese Reizung auf der Fußsohle mit Schwielenbildung beantworten. Umgekehrt weist dann die
Schwiele auf Störungen des Organs hin.
Summary
Each part of the body and each organ has a
"reflexzone" on the feet. The illness of a part of
the body or of an organ may be the cause of a
callosity or a com in its reflexzone on the feet.
Die amerikanische Masseurin Eunice D. Ingham, die
die Fußzonentherapie auf Grund der „ZONE THERAPY" von M. H. Fitzgerald, M. D., ausgearbeitet hat,
erwähnt in „Geschichten, die die Füße erzählen können" nur kurz Schwielen und Hühneraugen. Für sie
hemmen diese Epithelverhärtungen die Blutzirkulation und wirken dadurch auf das zur Zone gehörige innere Organ. Frau Hanne Marguardt bespricht unter
„Der Sichtbefund der Haut" die Veränderungen der
Fußhaut, wobei die Art der Veränderung nicht maßgebend ist, sondern an welcher Stelle sie sich zeigt. „So
spricht ein Hühnerauge am Köpfchen des linken 5.
Mittelfußknochens auf eine Schulterbelastung links.
Ein Hühnerauge zwischen Zehe zwei und drei rechts
auf die rechte Augenzone." Andere Beispiele werden
nicht angeführt.
Nach Bierach bringt eine Fußpflegerin die Füße wieder in Ordnung. „Danken werden aber auch jene Organe, deren Reflexzonen an den Füßen durch mangelnde Pflege in Mitleidenschaft gezogen worden sind";
was darauf hindeutet, daß Bierach der Meinung ist,
die Schwielen und Hühneraugen verursachen Schäden an inneren Organen, zum Unterschied von Frau
Marquardt, die die Schwielenbildung auf Störungen
des zugehörigen Organs bezieht. Dem muß nach eigenen Beobachtungen zugestimmt werden. In der Zone
für die Leber, in der vierten rechten Fußlängszone am
vorderen Rand des Fußgewölbes bildet sich bei einem
schweren Leberschaden ein Hühnerauge aus, das
sich mit dem Ausheilen des Leberschadens zurückbildet.
Zahnzonen sind an der Basis der Grundglieder der Zehen, an der Kante zwischen der Rückenfläche und den
Seitenflächen der Zehen. Genau gegenüber auf der
Fußsohle am vorderen Rand der Auftrittsfläche besteht in der Fußlängszone drei, eine warzenähnliche
Schwiele. Drei Zähne wurden entfernt und die Schwiele verkleinert sich zu einer flachen Erhebung. Der
Schuhdruck spielt bei der Entstehung einer Schwiele
zwar eine gewisse Rolle, es gibt aber Schwielen an
Stellen des Fußes, an denen der Schuh nicht drückt.
So müssen Schwielen und Hühneraugen immer als
ein Hinweis betrachtet werden, daß das Organ, in dessen Fußreflexzone die Veränderung liegt, gestört sein
kann. Auf der Kuppe der zweiten Zehe weist eine
Schwiele auf die Stirnhöhlen hin. Sie wird dicker,
wenn die Sinusitis akuter wird, mag dann auch spontan etwas schmerzen, der Zehennagel verfärbt sich.
Ist die Hornhaut auf der Sohlenfläche des Grundgliedes der großen Zehe etwas verdickt und rauh, so wird
der Betroffene sicher leicht heiser; es ist hier die
Kehlkopfzone von der Innenfläche des Grundgliedes
der großen Zehe her verbreitert.
Bei zwei älteren Männern bilden sich Hühneraugen an
der Innenseite der fünften und der Außenseite der
vierten Zehe mit zunehmender Innenohrschwerhörigkeit, dort sind die Ohrenzonen.
Zwei 1 cm lange schmale Schwielen, eine an der Innenseite des Grundgliedes der zweiten Zehe, die andere gegenüber an der Außenseite der großen Zehe,
waren bei häufigen Tonsillitiden zu erkennen. Vor einiger Zeit wurden die Mandeln entfent. Die Schwielen
entsprechen den Tonsillenzonen.
Bei einem jungen, ungewollt kinderlosen Ehepaar finden sich bei beiden Ehepartnern an der Innenseite der
großen Zehe knapp ober- und unterhalb des zweiten
Gelenkes nahe der Sohlenseite reiskorngroße
Schwielen. Diese Stellen sind Zonen für die Epiphyse
und die Hypophyse, was in Anbetracht der Kinderlosigkeit zu denken geben muß. Eine ovale breite
Schwiele, die gegen die Umgebung nicht scharf abgegrenzt ist an der Fußsohle, über den Köpfchen des
zweiten bis vierten Mittelfußknochens und der Basis
der Grundglieder der zweiten bis vierten Zehe findet
man sehr häufig. Sie liegt im Bereich der LungenBronchienzone. Hier besonders denkt man an den
Schuhdruck als Ursache. Andererseits sind Lungenund Bronchienaffektionen doch weit verbreitet. Viel
seltener ist hier unter dem dritten Mittelfußköpfchen
und dem Grundgelenk der dritten Zehe eine kreisrunde scharf umschriebene Schwiele nach einer Verrenkung des Ellbogengelenkes.
Am Fußrücken, genau gegenüber dem dritten Mittelfußköpfchen und der Basis des Grundgliedes der drit-
221
Sedlacek, Schwielen
ten Zehe, nimmt man die Zone für den Ellbogen an.
Sie kommt durch die Ausbreitung der Zonenreizung
vom Fußrücken zur Fußsohle zustande. Solche Reizungen greifen eben bei starken krankhaften Störungen auf die Umgebung der Hauptzonen über.
Hühneraugen an der Außenseite der kleinen Zehe werden immer auf den Schuhdruck bezogen, doch fällt
auf, daß bei gleichem Schuhdruck auf die kleinen Zehen nicht alle Schuhträger solche Hühneraugen haben. Erkundigt man sich bei Besitzern solcher Hühneraugen nach dem Verhalten ihres äußeren Gehörorgans, so vernimmt man des öfteren, daß der äußere
Gehörgang juckt. Es handelt sich auch um die Zone
für das äußere Ohr.
Schwielen auf der Auftrittsfläche der Ferse findet
man trotz des gleichen Schuhdrucks auch nicht bei jedermann. Sie lassen an chronische Störungen im Bereich des kleinen Beckens denken, weil sie in der Verbreiterung der beiden Kleinbeckenzonen liegen. Diese
befinden sich an der Innen- und Außenfläche des Fersenbeins.
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.
Ein scharfer Rand an der Innenseite dieser Schwiele
deutet auf den Mastdarm hin, insbesondere auf eine
chronische Obstipation. Die Stärke und die Zahl der
Schwielen und Hühneraugen entsprechen nicht immer der Schwere der krankhaften Störungen, denn die
Neigung zum Ausbilden von Schwielen ist individuell
verschieden und anscheinend vererbt, weil sie bei anderen Familienmitgliedern ebenso gehäuft vorkommen können.
Literatur
Bierach, A.: Krankheiten erkennen und selbst behandeln.
Econ Verlag.
Ingham, E. D.: Geschichten, die die Füße erzählen können.
Drei Eichen Verlag.
Marquardt, H.: Reflexzonenarbeit am Fuß. Haug Verlag.
Sedlacek, E.: Die Fußreflexzonen. Verlag Wilhelm Maudrich.
Anschrift des Verfassers: Dr. med. E. Sedlacek, Dresdner
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lichtgeschutzten Circo-Maren® Ampullen ergänzen die bisher verfügbaren Circo-Maren® Tabletten und stellen eine alternative Initialtherapie bei akuten und chronischen Hirnleistungsstörungen dar. Eine Circo-Maren® Ampulle enthält 4
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einen längeren Zeitraum angezeigt. Dabei kann von der intramuskulären Injektionsgabe bzw. der intravenösen Infusion auf die orale Tabiettengabe übergegangen oder die Tabletten zusätzlich verabreicht werden.
Naturheilmittel für besseres Sehen
Wenn man weiß, daß der Sehpurpur oder Rhodopsin das
Substrat für die Umwandlung von Lichtenergie in nervale Erregung darstellt, dann liegt es nahe, zur Besserung des
Dämmerungssehens nach einer Substanz zu suchen, die eine Schutzwirkung gegen den Zerfall des Sehpurpurs durch
Licht ausübt. Vitamin A wurde getestet, erbrachte aber bei
gesunden Personen ohne Vitamin A-Mangel keinerlei Änderungen der Dunkeladaption. Erfolgreich waren dagegen Versuche mit Anthocyanen aus Heidelbeeren. Diese in der Natur vorkommenden rot-violetten Pflanzenfarbstoffe verbessern das Dämmerungssehen und verringern die optische Ermüdbarkeit.
Dieser Stoff erregte das Interesse von Wissenschaftlern,
weil britische Piloten erklärt hatten, daß sie nach ausgiebigem Genuß von Heidelbeeren besser sehen könnten. Erklärlich wurde diese an sich erstaunliche Äußerung, als man
feststellte, daß ein wichtiger Bestandteil der Heidelbeeren
die oben beschriebenen Anthocyane sind.
Fuhrende Ophthalmologen konnten inzwischen auch über
den wirkungsvollen Einsatz der Anthocyane in der Therapie
von Retinopathien berichten. Und französische Pharmazeuten fanden ein Verfahren, die rot-violetten Pflanzenfarbstoffe aus Heidelbeeren zu extrahieren.
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die Aktivierung der körpereigenen Abwehr und dienen damit
zur Prophylaxe der Infektabwehr Sollte es dennoch einmal
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CARDINORMA® — zur Behandlung von Störungen der Herzund Kreislauftatigkeit
Wirkungsweise Kreislaufmittel werden zumeist als blutdruckanhebende oder blutdrucksenkende Funktionen angeboten
Bei den anomalen Entwicklungen liegen jedoch oft Ursachen zu Grunde, welche psychischer, organischer oder humoraler Natur sind, weshalb notwendiger wäre, diese Fehlregulationen in erster Linie auszugleichen
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oder latente Entzündungen ab, verbessert die Fließfähigkeit
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die Leistungen der mtestinalen Organe gefordert und die
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nimmt, dem Diagnostiker jedoch nach entsprechender Anwendung die wahre Situation der Kreislauforgane aufzeigt
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Anwendungsgebiete Altersherz, Herzthythmusstorungen,
Pulsanomalien, Angina pectons, Myocarditis
Gebrauchsanweisung Soweit nicht anders verordnet, nehmen Erwachsene 20 Tropfen 3-4mal täglich in Wasser vor
den Mahlzeiten
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Hersteller PEKANA-Naturheilmittel GmbH, Dr rer nat
Peter Beyersdorff, D-7964 Kisslegg
Vertriebsänderung
Für Tardyferon (80 mg Fe2+ als Sulfat) und Tardyferon-Fol
(zusatzl 0,35 mg Folsaure) hat die Deutsche ROBAPHARM
GmbH seit dem 1 Januar 1986 den Vertrieb übernommen
Beide Präparate sind Entwicklungen aus der ROBAPHARMForschung, die bislang von Boehnnger, Ingelheim vertrieben
wurden Die wegen ihrer besonders guten Verträglichkeit bewahrten Eisen(ll)praparate erhielten eine neue Packungsgestaltung Die Packungsgroßen N1 (20 Drg ) und N2 (50 Drg)
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größte Bedeutung zu Neben dem sehr gut resorbierbaren Ei
sen(ll)-sulfat bzw der Eisen(ll)-Folsaure-Kombination enthalten Tardyferon und Tardyferon-Fol einen aktiven
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Hersteller Cefak Arzneimittel, Chem-pharm Fabrik,
Dr Brand & Co KG, Nachf, 8960 Kempten/Allgau
Wadenkrämpfe richtig behandeln
Es ist sicherlich in Ihrer Praxis auch an der Tagesordnung
Patienten klagen über Wadenschmerzen
Diese plötzlich auftretenden Schmerzattacken in den Unterschenkeln haben oft verschiedene Ursachen
Wadenkrampfe sind bei alkoholischen sowie diabetischen
Neuropathien relativ häufig Sie treten dann vorwiegend in
der Nacht auf, so daß die Patienten durch die krampfartigen
Schmerzen aus dem Schlaf gerissen werden
225
Wadenkrämpfe am Tage, während das Bein durch Stehen
oder Gehen belastet wird, sind in den meisten Fällen auf eine venöse Insuffizienz zurückzuführen.
Bei diesen Fällen liegt immer eine zusatzliche Störung im
Mineralhaushalt der Zelle vor.
Eine Untersuchung von Holzgartner, München, zeigt den Erfolg einer Therapie mit Magnesiumorotat bei Patienten, die
z. T. schon seit Jahren unter Wadenkrämpfen litten. Von 262
Patienten trat bei 104 (40%) durch Substitution mit Magnerot, 3X taglich 500 mg, völlige Beschwerdefreiheit ein. Gelindert wurden die Wadenkrämpfe bei 147 Patienten (56%). Nur
bei vier Prozent der Behandelten zeigte sich kein Therapieerfolg.
(H. Holzgartner, ZFA Heft 19, 10. Juli 1984, Hippokrates Verlag, Stuttgart)
Sie als Therapeuten können Ihren Patienten dadurch helfen,
daß zuallererst der Mineralhaushalt wieder hergestellt wird.
Da neben Kalzium und Kalium, Magnesium mit das wichtigste Mineral für normale Muskelfunktionen ist, bietet sich in
diesen Fällen eine Magnesiumsubstitutionstherapie an.
Entscheidend ist, daß das kationisch gebundene Mg auf ei-
Herausgeber:
Zentralverband der Arzte für Naturhellverfahren e V , Sitz Stuttgart Geschäfts
stelle Eichelbachstraße 61, 7290 Freudenstadt Kniebis, sowie die dem Zentral
verband angeschlossenen Gesellschaften und Arbeitsgemeinschaften
Internationale medizinische Gesellschaft für Elektroakupunktur nach Dr Voll
e V,
Deutsche Gesellschaft für Elektroneuralaiagnostik und -therapie nach Croon
e V,
Deutsche Arztegesellschaft für Akupunktur e V ,
Internationale Ärztliche Arbeitsgemeinschaft für HOT (fotobiologische Oxydationstherapie e V),
Internationale Gesellschaft für Homotoxikologie und antihomotoxische Therapie e V,
Internationale medizinische Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke e V ,
Deutsche Gesellschaft für Thermographie e V ,
Arbeitsgemeinschaft für Symbioselenkung,
Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsvorsorge,
Arbeitsgemeinschaft für Phytotherapie,
Arbeitskreis für Homöopathie,
Arztegesellschaft für Naturheilverfahren (Physiotherapie) e V Berlin
Schriftleitung:
Dr med H Anemueller, 8214 Bernau am Chiemsee,
Dr med K H Caspers, Sonnenstraße 40, 8397 Bad Fussmg 1,
Dr med L Fodor, Schulgasse 7a, 8393 Freyung,
Dr med K Ch Schimmel, Geranienweg 7, 8397 Bad Fussmg 1,
Prof Dr med R F Weiß, Vogelherd 1, 7971 Aitrach/Würff,
Dr med R Wilhelm, Schmarjestraße 18, 1000 Berlin 37
Mitteilung der Schriftleitung:
Zuschriften mit Originalen (wissenschaftlichen Beitragen), Referate, redaktionelle Nachrichten und Verbandsangelegenheiten werden an das Redaktionssekretariat der Arztezeitschnft für Naturheilverfahren, Geranienweg 7, 8397 Bad
Fussmg 1, erbeten
Onginahen und Beitrage die zur Veröffentlichung kommen, werden honoriert,
die Schnftleitung behalt sich jedoch den Zeitpunkt der Veröffentlichung vor
Grundsatzlich werden nur Erstveröffentlichungen angenommen
Alle Manuskripte sind direkt an die Schriftleitung zu richten Grundsätzlich werden nur solche Arbeiten angenommen, die vorher weder im Inland noch im Ausland veröffentlicht worden sind Die Manuskripte dürfen auch nicht gleichzeitig
anderen Blattern zum Abdruck angeboten werden — Mit der Annahme des Ma
nusknptes erwirbt der Verlag für die Dauer der gesetzlichen Schutzfrist die aus
schließliche Befugnis zur Wahrnehmung der Verwertungsrechte im Sinne des
§ 15 f des Urheberrechtsgesetzes — Übersetzung, Nachdruck — auch von Ab
bildungen —, Vervielfältigung auf fotomechanischem oder ahnlichem Wege
oder in Magnetton Verfahren, Vortrag, Funk und Fernsehsendung sowie Spei
cherung in Datenverarbeitungsanlagen — auch auszugsweise — sind nur mit
schriftlicher Zustimmung des Verlages gestattet — Für den persönlichen Ge
brauch dürfen von Beitragen oder Teilen von diesen einzelne Kopien hergestellt
werden
— Jede Arbeit soll eine Zusammenfassung enthalten, die beim Abdruck dem
Text vorgeschaltet wird Diese wäre von Ihnen selbst zu verfassen Sie sollte
aber 10 Druckzeilen nicht überschreiten Die Schriftleitung wird ohne Kosten
eine englische Übersetzung veranlassen, sofern Sie es nicht vorziehen, diese
selbst zu verfassen
— Die Arbeit sollte von den Charaktenstika des mundlichen Vortrages befreit
und noch vom Autor so bearbeitet werden, daß sie druckreif vorliegt
— fn der Regef gift afs maximafe Lange für jede Arbeit 8 10 Schreibmaschinen
selten (1 Vz-ze111g, 70 Anschlage pro Zeile)
— Pro Arbeit sollten maximal 2 Abbildungen zur Publikation vorgelegt werden
Die Beiträge dürfen daher nicht in gleichem oder ähnlichem Wortlaut an anderer
Stelle veröffentlicht werden
Arbeiten, die diese Voraussetzungen nicht erfüllen, müssen wir Ihnen leider als
unvollständig zurückreichen
226
ne schnelle Art und Weise direkt in die Muskelzelle gelangt,
um hier die verbrauchten Magnesiumspeicher wieder aufzufüllen.
An die organische Orotsäure gebunden, ist Magnesium in
der Lage, die Biomembran der Zelle rasch und gut zu durchdringen. Die Orotsäure dient hier also als „Schlepper".
Eine Therapie gegen Wadenkrämpfe dieser Art wird Ihre Patienten schon nach wenigen Tagen von den lastigen Beschwerden befreien. Magnesiumorotat ist sehr gut vertraglich, zeigt keinerlei Nebenwirkungen, und es ist bisher auch
nach langfristiger Therapie zu keiner Hypermagnesiämie gekommen.
Therapieunterstutzend sollten Sie Ihre Patienten zu einem
taglichen Muskeltraining anhalten, damit der Wadenmuskel
ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.
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(Nutritive, metabolische und therapeutische Bedeutung), gesponsert durch Dr. Wörwag Pharmazeutische Präparate
GmbH. Stuttgart.
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Verantwortung übernommen, Rucksendung erfolgt nur, wenn Ruckporto beigefugt ist Arbeiten unter der
Rubrik „Erfahrungen aus der Praxis" stellen nicht unbedingt die Meinung der
Schnftleitung dar
Editonals drucken die persönliche Meinung des Autors, jedoch nicht unbedingt
die von Herausgeber oder Schriftleitung aus
Alle Manuskripte werden von der Schnftleitung nach medizinischwissenschaftlichen und vom Lektor des Verlages nach stilistisch-sprachlichen
Gesichtspunkten redigiert
Die Nennung von Markenbezeichnungen laßt keinerlei Rückschlüsse zu, ob es
sich um geschützte Zeichen handelt
Bei Leserzuschriften behalten wir uns die Veröffentlichung oder Kürzung aus re
daktionellen Gründen vor
Sonderdrucke:Von Ongmalbeitragen erhalten die Verfasser auf Verlangen 30
Sonderdrucke kostenlos Dies muß jedoch mit dem Einreichen des Manusknp
tes ausdrücklich vermerkt werden Wird eine höhere Stuckzahl gewünscht, so erfolgt für diese eine Berechnung
Nachdruck:
Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der fotomechanischen
Wiedergabe und der Übersetzung bleiben dem Verlag nach Maßgabe der gesetz
liehen Bestimmungen vorbehalten Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit
genauer Quellenangabe gestattet und bedarf bei Onginalbeitragen der schriftlichen Genehmigung des Verlages Für innerbetriebliche fotomechanische Ver
vielfaltigung gilt das Rahmenabkommen des Borsenvereins des Deutschen
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nen der einzelnen Autoren gemacht Eine Gewahr übernimmt der Verlag für diese Beitrage nicht Im Einzelfall bleibt es dem Leser überlassen, diese Aussagen
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3110 Uelzen 1
Ärztezeitschr. f. Naturheilverf. 3/86, 27. Jahrg.