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nformativ 20 Jahre AWO in Thüringen Das ganze Leben Eine Zeitschrift der Arbeiter wohlfahrt Landesverband Thüringen e.V. Jubiläum: 20 Jahre AWO Zeitzeugen: So war der Anfang Einrichtung: E AST END – Wie alles begann Landesausschuss: Personalbedarf sichern Ehrenamt LJW Ausgabe 55 09 / 2010 2 0 J a h r e AW O AWO 20 Jahre AWO 2 0 J a h r e AW O Die größte soziale Bewegung in Thüringen Die AWO Thüringen feiert Geburtstag und blickt zurück auf zwei bewegte Jahrzehnte. Doch Zeit zum Zurücklehnen und Editorial Durchatmen bleibt wenig. Die Gesellschaft wandelt sich. Fortschreitende Individualisierungstendenzen machen es Vereinen und Verbänden schwer, Nachwuchsmitglieder zu Liebe AWO Freundinnen und Freunde, finden. AWO informativ hat mit dem AWO Landesvorsitzenden Werner Griese darüber gesprochen, wie die AWO in die AWO Thüringen feiert in diesem Jahr ihren Werner Griese: Gemeinsame Anstrengungen und kreative Überlegungen. Wir haben das Thema auf allen Ebenen bearbeitet, Fördervereine zugelassen und unterstützt, Vereinfachungen in der Satzung vorgenommen, Kampagnen erarbeitet und an der Basis Überzeugungsarbeit geleistet – mit einigem Erfolg. Zum Jubeln ist es aber noch viel zu früh. Der Altersschnitt unserer Mitglieder ist sehr hoch. In den nächsten Jahren wird viel Arbeit auf uns zukommen, um die Mitgliederzahlen nur einigermaßen stabil zu halten. Zukunft Ehrenamtliche und Mitglieder werben will. 20. Geburtstag. Ein rundes Jubiläum und eine Erfolgsgeschichte, getragen vor allem von Menschen. Menschen, die kurz nach der Wende mit einer Vision angefangen haben. Menschen, die etwas Neues aufbauen oder soziale Errungenschaften wie Kindergärten oder das Gemeindeschwesternwesen nicht einfach untergehen lassen wollten. Menschen, die ihre Freizeit geopfert haben, die sich engagiert haben, die bereit waren, sich einzubringen. Diesen Menschen und ihren AWO informativ: 20 Jahre AWO in Thüringen. Ein schönes Jubiläum. Was ist die größte Leistung, die damit verbunden ist? Werner Griese: Das Gesamtpaket AWO Thüringen, auf das wir heute blicken können. Die AWO hat sich nach der Wende aus dem Nichts entwickelt. Oft unter aus heutiger Sicht abenteuerlichen räumlichen und persönlichen Bedingungen. Getragen von Menschen, die eine Idee hatten und alles dafür getan haben, diese Idee zu verwirklichen. Aber ich denke, niemand hat damals geglaubt, dass wir heute 10.000 Mitglieder, 3.000 Ehrenamtliche und 7.500 Mitarbeiter unter dem AWO-Herz vereinen. Die AWO hat sich zur größten sozialen Bewegung in Thüringen entwickelt. Das ist eine unglaubliche Leistung. AWO Informativ: Ist es schwerer geworden, junge Menschen zu erreichen als vor 20 Jahren? Werner Griese: Was heißt denn schwerer? Es war doch noch nie so, dass jeder dritte Jugendliche Mitglied in der AWO war. Ich denke, wir erreichen mit unserem Jugendwerk eine große Anzahl an jungen Menschen. Über Ferienfreizeiten, Seminare oder die Begleitung des FSJ. Wir machen mit wachsendem Erfolg beim Schülerfreiwilligentag mit und zeigen jungen Menschen so die AWO und Möglichkeiten sich einzubringen und zu helfen – auch hier möglichst konkret. Es gibt viele Beispiele, wo das funktioniert und junge Menschen sich regelmäßig bei uns engagieren. Das ist toll, auch wenn es natürlich immer mehr sein könnten. Vielen Dank für das Gespräch. Geschichten wollen wir in diesem AWO informativ, aber auch in der neuen Chronik des AWO Landesverbandes Thüringen, viel Platz widmen. Natürlich geht das immer nur anhand ausgewählter Beispiele, die aber stellvertretend für tausende Ehrenamtliche und Hauptamtliche stehen. Ihre Taten, ihr Handeln, ihr Engagement bilden zusammen das, was heute AWO in Thüringen ist. Dafür danke ich ihnen. AWO informativ will in dieser Ausgabe von den Jubiläumsfeiern der Verbände berich- AWO informativ: Das ehrenamtliche Engagement spielt in der AWO eine große Rolle. Wie überzeugt man Menschen, ohne Geld irgendwo zu arbeiten? Werner Griese: Mit dem Herzen. Ehrenamtliche wollen sich einbringen, wollen etwas für andere tun, wollen helfen und anpacken. Man muss ganz konkrete Projekte aufzeigen können, in denen man ganz persönlich etwas machen kann. Nur zu sagen: „Engagiere dich doch in der AWO!“ – das reicht nicht. Und hat meiner Erfahrung nach übrigens auch noch nie gereicht. ten. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen. Herzlichst Ihr Ulf Grießmann AWO informativ: Quasi alle Parteien, Verbände und Institutionen haben mit Mitgliederverlusten zu kämpfen. Der AWO Thüringen ist es in den letzten Jahren gelungen, die Zahlen zu stabilisieren und sogar eine leicht steigende Mitgliederentwicklung vorzuweisen. Was ist das Geheimnis? Interview 2 Werner Griese 3 4 2 0 J a h r e AW O AWO 2 0 J a h r e AW O 20 Jahre Zwanzig Jahre AWO Thüringen Am 07. Juli 1990 gründete sich in Gotha der AWO Landesverband Thüringen. Der Thüringer AWO Landesverband war damit der erste in den neuen Bundesländern. Die AWO Thüringen feiert in diesem Jahr ihren zwanzigsten Geburtstag. Das ist für AWO informativ Grund und Anlass, um zurückzublicken. Wie fing alles an? Was ist in Erinnerung geblieben? Welche Erfolge konnten erzielt werden? Die gerade entstandenen und noch jungen Verbandsstrukturen der AWO Thüringen wurden durch die Gebietsreform 1994 stark verändert. Da das Verbandsstatut der AWO eine Übereinstimmung mit den politischen Grenzen festlegt, erfolgte 1994/1995 eine komplexe Umstrukturierung der Mitglieder- und Dienstleistungsbereiche. Zahlreiche Fusionen von Kreisverbänden wurden vollzogen, begleitet von vielen Diskussionen und Auseinandersetzungen. Als erster Kreisverband bildete sich bereits am 17. Juli 1993 der Kreisverband Saale-Holzland e.V. durch den Zusammenschluss der Kreisverbände Eisenberg und Stadtroda mit dem Ortsverein Kahla. Bis zum Jahr 1995 reduzierte sich die Zahl der Kreisverbände auf 27 Verbände. Im Jahr 2000 gab es noch 25 Kreis- bzw. Stadtverbände mit 128 Ortsvereinen. Größere Mitgliederverluste musste der AWO Kreisverband Neuhaus hinnehmen, der ganze acht Ortsvereine und einige Einrichtungen an die AWO Saalfeld-Rudolstadt übergab und dadurch seine Mitgliederzahl fast halbierte. Die Fakten in Kürze: Der Aufbau der AWO in Thüringen begann Anfang der 90er Jahre äußerst rasant. Als erster AWO Kreisverband gründete sich bereits am 18. Februar 1990 die AWO in Sonneberg. Nach einer Umfrage des Landesverbandes im September 1992 meldeten die Gliederungen insgesamt 34 Kreisverbände und 121 Ortsvereine mit 8.029 Mitgliedern. In den Kreis- und Ortsvereinen waren 1.163 ehrenamtliche Mitarbeiter aktiv. Erste Informationen über die AWO, Anregungen zum Aufbau des Verbandes und Hilfen bei der Gründung kamen von außen. Die AWO erhielt sie durch Kontakte in die alten Bundesländer, die über Städtepartnerschaften, die SPD-Ortsgruppen und die AWO Vereine Westdeutschlands entstanden. Der AWO Bundesvorstand fasste bereits im Dezember 1989 einen Beschluss zur partnerschaftlichen Hilfe für die Gründung der AWO in der DDR. Thüringen erhielt dabei vor allem Unterstützung von den AWO Bezirksverbänden in Hessen und dem Landesverband Bayern. Mit dem engagierten Aufbau der AWO zu Beginn der 90er Jahre stiegen auch die Mitgliederzahlen sprunghaft und erreichten mit mehr als 10.000 Mitgliedern in den Jahren 1999/2000 einen vorläufigen Höhepunkt. Mit der Jahrtausendwende setzte ein Mitgliederrückgang ein, der eine Ursache in der Altersstruktur hatte. Seit dem Jahr 2007 sind die Mitgliederzahlen der AWO Thüringen weitgehend stabil und steigen inzwischen wieder leicht an. Die AWO entwickelte sich in den vergangenen zwanzig Jahren jedoch nicht nur zu einem großen Mitgliederverband, sondern auch zu einem leistungsstarken sozialen Dienstleister. Als erste Einrichtungen der AWO wurden häufig Sozialstationen und Begegnungsstätten eröffnet. Ende 1992 existierte schon ein breites Dienstleistungsspektrum mit 316 Einrichtungen und Diensten in AWO Trägerschaft. Die Verbände beschäftigten bereits 2.624 hauptamtliche Mitarbeiter und hielten 3.134 Plätze in der stationären Betreuung und 5.637 Kita-Plätze vor. Eine große Rolle spielten dabei Arbeitsförderungsmaßnahmen. In allen Einrichtungen waren besonders in den Anfangsjahren zahlreiche Mitarbeiter über ABM beschäftigt, in manchen Einrichtungen sogar ausschließlich. Auch viele Kreisgeschäftsführer der ersten Generation begannen auf ABM – Basis bei der AWO. Ab 1993 wurden diese Stellen schrittweise in reguläre Arbeitsplätze umgewandelt. Fortsetzung auf Seite 6 AWO Landesvorstand 2000 – 2004 Walter Thomas Lore Mikolajczyk Michael Angenfort Petra Dobenecker Ehrenamtlicher Leiter der AWOBegegnungsstätte Zella-Mehlis Vorsitzende AWO Kreisverband Sonneberg e.V. AWO Landesgeschäftsführer 1992 – 1993 Vorsitzende AWO Ortsverein Steinach e.V. Die Suhler AWO hat uns damals bei der Gründung unterstützt, auch die AWO Freunde aus unserer Partnerstadt Andernach und die SPD Ortsgruppe natürlich. Mit einem Besuch in Andernach 1991 hat alles angefangen. Dort traf ich auf engagierte AWO Mitglieder. Und das Ende vom Lied war, dass ich mit 17 Engagierten aus meinem Bekanntenkreis einen Ortsverein in Zella-Mehlis gründete und wir als erste Aktion alle Senioren der Stadt zu einer Weihnachtsfeier einluden. Über 200 Gäste kamen damals. Das war diese Aufbruchstimmung nach der Wende. Und wir hatten nur viel Vertrauen und das Versprechen der Andernacher im Kopf, dass sie uns bei unserer ersten großen Aktion unterstützen und helfen werden. Und das taten sie. Mit einer mitreißenden Rede und einem Alleinunterhalter trafen sie ein. Nach dieser gelungenen Weihnachtsfeier waren wir dann überzeugt: Es kann etwas werden mit unserem Ortsverein. Durch die Veranstaltungen ist die AWO hier bekannt geworden und vielen gefiel unser Engagement und sie wurden selbst Mitglieder. Die Anfangsjahre, das war schon aufregend. 1990 war eine andere Zeit als 1919 und auch anders als heute. 1990 haben wir von der AWO nichts gewusst. Über die SPD und die AWO in Bayern haben wir uns erst einmal informiert. Bald konnten wir in Lauscha und in Neuhaus die ersten Ortsvereine gründen. 1991 eröffneten wir die erste Sozialstation in Neuhaus. Wir haben bei „Null“ angefangen, eigentlich hatten wir nicht mal einen Bleistift. Nur die Räume erhielten wir von der Stadt. Wenn ich mich so erinnere, haben wir immer nur gearbeitet, ich war ständig unterwegs. Oft waren die Tage nicht lang genug. Viele Betriebe wurden aufgelöst und fragten uns an: Die Küche wird ausgeräumt, wollt ihr Ausstattungen haben? Da bin ich mit meinem Trabi losgefahren und habe viele Dinge geholt und in unserer Begegnungsstätte „Obermühle“ untergebracht, alle Keller standen voll. Später wurde es nach Bedarf verteilt, die Einrichtungen waren froh, diese Dinge nicht kaufen zu müssen. Erst jetzt noch habe ich Geschirr von damals an die Bergwacht gegeben. In der Anfangszeit meiner Tätigkeit als Landesgeschäftsführer der AWO Thüringen befand sich unser Büro am Erfurter Anger. Die räumlichen Verhältnisse waren sehr beengt. Ganz schwierig gestaltete sich die Telekommunikation. Zu DDR-Zeiten hatten nur wenige Bürger einen Telefonanschluss und überall in der Stadt wurden Erdarbeiten in Angriff genommen, um moderne Telefonkabel in den Boden zu bringen. Der Telefonanschluss des Landesverbandes funktionierte nur schlecht, ständig brachen die Verbindungen ab oder wir bekamen gar kein Signal zum Wählen. Daher klemmte ich mir oft meine Mappen unter den Arm und bezog in der nahen Telefonzelle auf dem Anger meinen „zweiten Arbeitsplatz“, um „in Ruhe“ wichtige Telefonate zu führen. Eingangsschild AWO Geschäftsstelle „Weitergasse“ Erfurt In Steinach schloss die Volkssolidarität von einem Tag auf den anderen den sogenannten „Veteranenclub der VS“. An die Tür kam ein Schild „Geschlossen“ und fertig. Ich hörte das von meinen Senioren, schließlich arbeitete ich ja noch ganz normal als Gemeindeschwester. So gingen wir einfach zum Bürgermeister und mit Manuela Greiner holte ich den Schlüssel für den Club bei der Stadtverwaltung ab. Wir wollten unsere Senioren nicht einfach so hängen lassen. Also stürzte sich unser AWO Ortsverband in die Arbeit. Wir organisierten den Mittagstisch mit der Betriebsküche eines ortsansässigen und damals ja noch volkseigenen Betriebes neu. Mit einem alten Trabi, einem Privatfahrzeug, fuhren wir in unserer Mittagspause Essen für hilfebedürftige Bürger aus. Wir hatten also bereits im Sommer 1990 das erste „Essen auf Rädern“ auf die Beine gestellt. Im ehemaligen Veteranenclub betreuten wir im Januar 1991 schon über 20 Senioren. Wir erhielten den stationären Mittagstisch und organisierten die Altenarbeit in Steinach zunehmend besser. 1991 beantragten wir unseren ersten Zivi. Vom AWO Bezirksverband Oberfranken bekamen wir einen gebrauchten Ford geschenkt. Nun legten wir uns richtig ins Zeug und stiegen mit dem mobilen Hilfsdienst in die professionelle Betreuung ein. 5 6 2 0 J a h r e AW O AWO Fortsetzung von Seite 5 Bis zum heutigen Tag stieg die Zahl der Einrichtungen und Mitarbeiter kontinuierlich. Inzwischen ist die AWO mit über 550 Einrichtungen und Diensten einer der größten sozialen Träger und Arbeitgeber für rund 7.500 Mitarbeiter. Etwa mit dem Jahr 2000 begann eine zunehmende Professionalisierung innerhalb der AWO. Ein umfangreiches Qualitätsmanagement wurde eingeführt und Mitgliederverband, ehrenamtlicher Bereich und professionelles Dienstleistungsunternehmen zunehmend getrennt. Zahlreiche gemeinnützige GmbHs auf Landes- und Kreisebene entstanden. 2 0 J a h r e AW O Die AWO Thüringen arbeitet eng mit den anderen Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege zusammen und übernahm in den Jahren 1993/1994 und 2001/2002 turnusgemäß den LIGA-Vorsitz. Mit Studien, Tagungen, Kongressen und Diskussionen beeinflusste die AWO immer wieder die sozialpolitische Entwicklung im Freistaat. Ein Beispiel dafür sind die Aktionen zur Familienoffensive, der Thüringer Bildungsplan für Kinder bis 10 Jahre oder das neue Thüringer Kindertagesstättengesetz. Rudolf Richter Rosemarie Saupe Vorsitzender/ stellv. Vorsitzender AWO Kreisverband Ilm-Kreis e.V. 1990 bis 2008 Leiterin Seniorenpflegeheim „Am Schlosspark“ in Bendeleben Der AWO Kreisgeschäftsführer Kassel-Stadt, Jens Jäger, unterstützte die Sozialstation tatkräftig, indem er die notwendigen Anträge für zwei nagelneue VW Polo aus dem Sozialhilfeprogramm von Bund und Ländern für die neuen Bundesländer in Bonn stellte und für die Überführung der für unsere Sozialstation so wichtigen Fahrzeuge sorgte. Die Kasseler nutzten ihre Klausurtagung dafür, sich über unsere Arbeit vor Ort zu informieren und brachten weitere konkrete Hilfe mit. So spendeten sie uns die ersten Außenprägeschilder mit AWO-Logo für die Sozialstation und die Clubräume, stabile Spenden- und Sammelbüchsen, Kopierpapier, Info- und Werbematerialien sowie große Plakate und Autoaufkleber mit AWO-Schriftzug. Da wir über den Clubräumen am Holzmarkt eine neue Kleiderkammer eingerichtet hatten, startete die AWO in Kassel einen Aufruf zur Sammlung von gut erhaltener Kleidung. Und die AWO Seniorenclubs in Kassel beschlossen auf ihrer Altenclubleitersitzung, die Patenschaft für die AWO Sozialstation zu übernehmen und fuhren Anfang Mai mit einem vollbesetzten Bus mit 50 Leuten zu uns, um die Patenschaft offiziell zu besiegeln. Auch hier bekam Dorothea Heinz wieder praktische Hilfe, nämlich vier komplett ausgestattete Arztkoffer, drei Krankenund Pflegebetten, medizinische Hilfsmittel, wie Verbandszeug und Einwegspritzen, sowie drei Fahrräder, die von einzelnen AWO Freunden aus den Ortsvereinen gesponsert waren. Das Verhältnis war einfach herzlich. Die nächsten Fahrten von Kasseler AWO-Altenclubs nach Arnstadt mit Besuch der Sozialstation wurden gleich abgesprochen. Es war für die Kasseler leicht ersichtlich, woran es unserer Sozialstation noch so mangelte und für sie war die praktische Unterstützung einfach ein Zeichen der verbandlichen Solidarität, die uns am Anfang sehr geholfen hat. Der Pflege- und Betreuungsalltag wurde mit Zunahme des Pflegebedarfes ständig schwieriger. Pflegehilfsmittel standen nicht zur Verfügung. Bewohner nutzten vereinzelt Rollstühle, Gehstöcke und Unterarmstützen. An Hebelifter, Aufstehhilfen, Antidekubitusmatratzen oder moderne Pflegebetten war nicht zu denken. Stattdessen wurde mit selbstgezimmerten Holzbänken und Toilettenstühlen gearbeitet. Zum größten Problem wurde der Transfer der Bewohner über die Treppen. So haben jeweils vier Mitarbeiterinnen die Bewohner auf Stühlen bzw. Sesseln ins Freie und zu Veranstaltungen getragen. Probleme machte auch die Heizung: damals eine Schwerkraftheizung. Heizmaterial war damals vorrangig Rohbraunkohle. Briketts gab es seltener – oft nur durch Beziehungen. Glücklich konnten wir uns schätzen, wenn für den Winter mal eine Tonne Steinkohle genehmigt wurde. Im Laufe der Zeit, so in den 80ger Jahren, wurden die Fenster des Schlosses marode und undicht, sodass die notwendige Temperatur in den Zimmern oft nicht erreicht werden konnte. Zusätzliche Wolldecken wurden den Bewohnern zur Verfügung gestellt und die Fenster notdürftig abgedichtet. Es kam sogar vor, dass ich nachts ins Heim gerufen wurde: „Die Bewohner frieren, es ist überall kalt“. Die Rohbraunkohle war nämlich oft nass und hatte viele Tonanteile. Aus den Öfen lief das Wasser heraus und die Heizung funktionierte dadurch schlecht. Also räumten mein Mann und ich die Öfen leer und trockneten sie mit Holzfeuerung. Trotzdem dauerte es Stunden, bis die Temperaturen anstiegen und es in den Zimmern wieder warm wurde. So haben wir stets versucht, in allen Bereichen zu improvisieren und selbst Hand anzulegen, damit der Alltag und der Ablauf im Pflegeheim funktionierten. AWO feiert 20-jähriges Jubiläum Überall in Thüringen haben Kreisverbände und Ortsvereine den 20. Geburtstag der AWO begangen. Über einige Feiern wollen wir an dieser Stelle berichten. Orientalisches Jubiläum im Ilm-Kreis Unter dem Motto „1001 Nacht“ feierte die AWO im Ilm-Kreis Mitte März bereits ihr 20-jähriges Jubiläum. Die angemietete Bauernscheune in Bösleben war bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit einem selbstkomponierten Lied und einem orientalischen Tanz eröffnete der Chor der AWO Kindertagesstätte „Rabennest“ die Feier. Christiane Eichler, seit 2009 Geschäftsführerin des Kreisverbandes, blickte in ihrer Ansprache auf die erfolgreiche Entwicklung des Vereins in den vergangenen zwanzig Jahren zurück. Besonders die ehrenamtlich Engagierten wurden von ihr gewürdigt: „Wir brauchen in der AWO Menschen, die die Ärmel hochkrempeln.“, sagte sie. Zahlreiche Gratulanten folgten ihr auf der Bühne und überbrachten Glückwünsche. Unter ihnen Ulf Grießmann, Landesgeschäftsführer der AWO Thüringen, MdL Eleonore Mühlbauer, der Vize-Landrat Rainer Zobel oder der Stadtilmer Bürgermeister Joachim Günsel. Orientalisch blieb es anschließend mit der Aufführung des Märchens „Der kleine Muck“ und auch das Buffet bot gemäß dem Motto orientalische Köstlichkeiten. 1990 begann die Idee einer AWO im Ilm-Kreis fast zufällig. Zum Jahreswechsel 1989/90 besuchten Gäste aus Arnstadts Partnerstadt Kassel den Seniorenklub am Holzmarkt, um mit den Arnstädtern über die soziale Situation im Kreis zu sprechen. Unter den Anwesenden war auch Rudi Richter. Aus dieser Runde heraus entstand die Idee, eine AWO zu gründen. Bereits am 14. März 1990 war es soweit. Rudolf Richter war entscheidend daran beteiligt. Was dann kam, war eine rasante Zeit voller Umbrüche und neuer Erfahrungen. Die AWO begann mit einem Ortsverein und 350 Mitgliedern, ein Jahr später waren es bereits fünf Ortsvereine mit 669 Mitgliedern. Bis 1995 verdoppelte sich diese Zahl noch einmal. Die Vereinsarbeit war auch die Basis, um Dienstleistungen zu betreiben. Die Sozialstation in Stadtilm bildete den Anfang, die ehemalige Gemeindeschwester Jenny Hoffmann baute die Einrichtung maßgeblich auf. Die Pflegedienste in Arnstadt und Stadtilm bilden noch heute ein wichtiges Standbein der AWO im Ilm-Kreis. Allein hier sind heute 30 Mitarbeiter beschäftigt. Es folgten die Familienberatungsstelle mit Frauenschutzwohnung, drei Kindertagesstätten in Arnstadt und bald drei weitere in Stadtilm. Fünf Begegnungsstätten, davon zwei in Arnstadt, und je eine in Stadtilm, Gräfenroda und Gräfinau-Angstedt, gehören dazu. Festimpressionen Mit der Gebietsreform 1994 ergaben sich für die AWO einige Strukturveränderungen. So wurde der Stadtverband Ilmenau Mitglied des Kreisverbandes, blieb aber wirtschaftlich selbstständig. Der Ortsverein Gräfinau-Angstedt wurde in den Kreisverband, der sich gemäß der Bezeichnung des Landkreises in Kreisverband Ilm-Kreis umbenannte, aufgenommen, der Ortsverein Crawinkel wechselte zum Kreisverband Gotha. Heute ist der AWO Kreisverband Ilm-Kreis e.V. mit seinen etwa 700 Mitgliedern einer der größten Verbände in Thüringen. Insgesamt 13 Ortsvereine, vier davon in Arnstadt, zählen zur AWO Ilm-Kreis. Die Dienstleistungsstruktur wurde stetig erweitert und die Mitarbeiterzahl stieg kontinuierlich. Derzeit ist die AWO im Ilm-Kreis Träger von 20 Einrichtungen und beschäftigt 150 Mitarbeiter. 7 8 2 0 J a h r e AW O AWO 2 0 J a h r e AW O Zahlreiche Gratulanten in Sonneberg Feuerwerk im Altenburger Land Mit einem großen Fest beging die AWO im Altenburger Land ihren 20. Geburtstag. Der Tag begann mit einer offiziellen Feierstunde bereits am Morgen und der Besichtigung des Herrenhauses, das von der AWO gerade saniert und zu einer Hausgemeinschaft für demenzkranke Senioren umgebaut wurde. Mittags startete dann die große öffentliche Feier mit dem bereits traditionellen Sommerfest der AWO. Über 300 Besucher kamen auch in diesem Jahr. „Wir haben alle Nachbarn, Freunde und Interessierten herzlich eingeladen, uns zu besuchen“, sagte AWO Regionalleiter Lutz Dittel. Die AWO sei in den letzten 20 Jahren eine wichtige Institution im Landkreis geworden. „Das wollten wir zusammen feiern.“ Die Gäste erwartete eine Mischung aus Live-Musik, Tanz und Unterhaltung. Die Knirpse der Gößnitzer AWO Kindertagesstätten „Burattino“ und „Knirpsenland“ fieberten ihrem ersten gemeinsamen Auftritt entgegen und freuten sich über den Applaus. Abschluss des Sommerfestes war wie jedes Jahr ein großes Feuerwerk um Mitternacht. Entstanden ist die Altenburger AWO im Jahr 1990 praktisch aus dem Nichts. Nach der Wende gründete der heutige Ehrenvorsitzende Gerhard Dittel den Verband wieder. Mit ein paar ehrenamtlichen Helfern und später einigen ABMKräften begann er, die AWO im Landkreis aufzubauen. Schritt für Schritt kamen immer mehr Mitglieder und neue soziale Einrichtungen dazu. Heute hat die AWO im Altenburger Land fast 550 Mitglieder und ist Träger von sechs Kindertagesstätten, zwei häuslichen Pflegediensten, einer Tagespflege, zwei seniorengerechten Wohnanlagen, zwei Seniorenbegegnungsstätten und dem Pflegeheim in Hainichen. Seit zehn Jahren wird außerdem Jahr für Jahr ein spendenfinanziertes Jugendcamp auf ehrenamtlicher Basis organisiert. Ehrenamtsmedaillen für Christine und Monika Linke Anlässlich des Jubiläums „20 Jahre AWO“ verlieh die AWO Thüringen die Ehrenamtsmedaille an Christine Linke und Monika Linke aus dem AWO Kreisverband Altenburger Land e.V. Die Vorschläge für die Auszeichnungen wurden vom AWO Ortsverein Gößnitz an den Landesvorstand herangetragen. Christine Linke ist ein langjähriges Mitglied des Ortsvereins und unterstützt den Verband seit 1990 sehr aktiv. Viele Jahre war sie als Geschäftsführerin im Verein tätig. Als ehemalige Geschäftsführerin des Kreisverbandes Altenburger Land engagierte sie sich über Jahre für die Belange der AWO. Monika Linke ist seit 1993 stets für die AWO im Einsatz. Sie versieht im Ortsverein die Funktion der Schatzmeisterin und ist in der Tagespflege sowie in der Begegnungsstätte tätig. AWO Ehrenamtsmedaille für Christine (li) und Monika Linke AWO Henneberg steht als Beispiel für viele Ortsvereine Nicht nur AWO Kreisverbände, sondern auch viele AWO Ortsvereine feiern in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen. Ende August beging beispielsweise der AWO OV Henneberg sein 20. Jubiläum mit einem großen Sommerfest im Freiluftareal an der „Schwarzen Henne“. Gleich nach der wende gründete sich der OV mit Unterstützung der AWO-Freunde aus Mellrichstadt, wo es inzwischen keine AWO mehr gibt. Der Ortsverein hat in diesen Jahren über 30 Busfahrten, unzählige Feste und Feiern sowie Buchlesungen, Vorträge und Kaffeenachmittage organisiert. Wöchentlich trifft sich eine Seniorentanzgruppe und an einem Sonntag im Monat spielen die GebraMusikanten zum Seniorentanz auf. Über 250 Gratulanten kamen zum Sommerfest der AWO Sonneberg Anfang Juli, das unter dem Motto „20 Jahre AWO“ stand. Zu den Ehrengästen gehörten die Landrätin Christine Zitzmann, MdL Henry Worm, der 1. Beigeordnete Hans-Peter Schmitz und der ehemalige Landrat Reiner Sesselmann. Auch der AWO Landesvorsitzende Werner Griese, die Bürgermeister aus Sonneberg, Neuhaus, Lauscha und Steinach und zahlreiche Vertreter von Einrichtungen waren gekommen. Eine besondere Auszeichnung erhielten zur Festveranstaltung fünfzig ehrenamtlich Engagierte, die als Anerkennung für ihre jahrelang geleistete Arbeit eine gemeinsame Busreise geschenkt bekamen. Über viel Beifall konnten sich anschließend die Kinder der zwei Neuhäuser und der Lauschaer Kindertagesstätte für ihre sorgfältig vorbereiteten Programme freuen. Der unterhaltsame und gesellige Teil des Abends wurde von den AWO Mitgliedern und Gästen für viele freundschaftliche Begegnungen und interessante Gespräche genutzt. Nicht zuletzt lockte die Musik zum Tanz. Das Festzelt war bis auf den letzten Platz gefüllt. Feiern konnte die AWO Sonneberg mit gutem Grund. Schließlich war der AWO Kreisverband Sonneberg der erste AWO Verband in Thüringen, der sich nach der Wende wieder gründete. Das Gründungsdatum ist der 18. Februar 1990. Die AWO in Neuhaus wurde am 9. November des gleichen Jahres gebildet. Aus beiden entstand im November 1997 der gemeinsame heutige Kreisverband Sonneberg. Festimpressionen Bereits 1990 nahm ein erster Dienst „Essen auf Rädern“ seine Arbeit auf. Es folgten verschiedene Sozialstationen, so in Sonneberg, Neuhaus und Oberweißbach. Bald konnte die AWO im Landkreis ein dichtes Netz von Ortsvereinen und Einrichtungen vorweisen, das Physiotherapien, Angebote der Aussiedlerbetreuung, Kindertagesstätten, eine Schwangerschaftsberatung und auch ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung umfasste. Der Bau eines Mutter-KindKurheimes in Steinheid war ein weiterer Höhepunkt in der Entwicklung der AWO vor Ort. Einen gewaltigen Einschnitt musste der Kreisverband Neuhaus mit der Gebietsreform 1994 verkraften. Ganze 8 von 13 Ortsvereinen und verschiedene Einrichtungen wechselten durch die Veränderung der politischen Grenzen zum AWO Kreisverband Saalfeld. Dem Kreisverband, der vorher über 1.000 Mitglieder hatte, blieben dadurch nur 480 Mitglieder erhalten. Aber Vorsitzende Lore Mikolajzcyk und ihr Team gaben dadurch nicht auf, sondern verstärkten ihre Anstrengungen erfolgreich. Heute ist die AWO Sonneberg der zweitstärkste Mitgliederverband und als Träger von mehr als 35 Einrichtungen und Arbeitgeber von 360 Mitarbeitern ein anerkannter und geschätzter sozialer Dienstleister. 9 10 2 0 J a h r e AW O AWO Eine ganze Woche gefeiert 2 0 J a h r e AW O 11 Feier der Mitglieder Der AWO Stadtverband Ilmenau feierte sein 20-jähriges Jubiläum mit einer ganzen Festwoche. Fast täglich fanden Veranstaltungen statt, die auch viel öffentliches Interesse hervorriefen. Den Auftakt bildete am 18. Juni der offizielle Festakt des Verbandes im Hotel „Zur Tanne“, zu dem alle Mitglieder der Ortsvereine Ilmenau Nord und Ilmenau Süd eingeladen waren. Die rund 60 Anwesenden verbrachten einen angenehmen Abend mit Musik und folgten der Rede des stellvertretenden Landesvorsitzenden Roland Erdtmann. Vorstandsvorsitzender Fred Klemm und Geschäftsführer Ullrich Blochwitz nutzten die Gelegenheit, um auf die Entwicklung des Verbandes in den vergangenen 20 Jahren zurückzublicken. Weitere Grußbotschaften übermittelten der Landrat und der Bürgermeister der Stadt sowie die Einrichtungsleitung des AWO AJS Pflegeheimes „Hüttenholz“ in Ilmenau. Zu einer besonderen Dankeschönveranstaltung wurden außerdem am „Tag des Ehrenamtes“ alle ehrenamtlich Engagierten der Einrichtungen und Ortsvereine in das „Haus der Generationen“ eingeladen. Ihr Einsatz zum Wohl anderer Menschen konnte an dieser Stelle einmal besonders gewürdigt werden. Es folgten zwei große Kinderfeste in den Kindertagesstätten „Käthe Kollwitz“ und „Sonnenschein“. Gemeinsam mit den Kindern und Eltern wurden bunte Nachmittagsprogramme mit Spielen, Aufführungen und kreativen Angeboten gestaltet, die bis in die Abendstunden reichten. Ein Höhepunkt war dabei der Auftritt eines Fanfarenzuges. Schalmeien und Esel „Pepe“ in Zeulenroda Mit vielen Gästen und Besuchern und einem bunten Programm für Jung und Alt beging die AWO Zeulenroda Mitte August ihr zwanzigstes Jubiläum. Der Landesvorsitzende Werner Griese und der ehemalige Aufbauhelfer der ersten Stunde, Sepp Beck von der AWO Roth-Schwabach, gratulierten dem Verband ebenso wie zahlreiche Vertreter aus Behörden, Firmen und AWO Einrichtungen. Feierlicher Höhepunkt der Veranstaltung war die Ehrung der langjährigen AWO Mitglieder. Tag des Ehrenamtes Die Kita-Kinder boten ein kleines Ständchen. Die musikalische Umrahmung des bunten Nachmittags erfolgte durch einen Humoristen, der dem Zwerchfell der Zuhörer einiges abverlangte. Mit Spannung verfolgten die Gäste den feierlichen Anschnitt der Geburtstagstorte, stellvertretend für 20 weitere Torten, die in den AWO Einrichtungen gebacken worden waren. Kinderfest in der AWO Kita „Käthe Kollwitz“ Dance-Gruppe Zeulenroda mussten die Zuschauer beinahe ihre eigenen Füße sortieren, so schnell wechselten die Schrittfolgen der Tänzer. Viele Aktivitäten gab es auch vor dem Zelt. So konnten die Kinder zum Beispiel am Glücksrad drehen, auf der Hüpfburg herumtollen, auf dem äußerst geduldigen Esel „Pepe“ reiten oder sich beim Torwandschießen und Hammelkegeln versuchen. Die Erwachsenen nutzten die Informationsstände der Stadtapotheke Zeulenroda-Triebes, des Sanitätshauses Carqueville sowie der AOK. Am Abend spielte zur Freude der Gäste der Schalmeienzug Auma auf und anschließend gab es Musik und Tanz mit der „memory-band“ Elsterberg. Gegen 22 Uhr wurden die Gäste mit einem wunderschönen Feuerwerk überrascht. Festimpressionen Gemütlichkeit machte sich anschließend im voll besetzten Festzelt breit, die Gäste widmeten sich den kulinarischen Leckereien und folgten dem weiteren Programm. Und das hatte was zu bieten: die Tanzgruppe des Jugendclubs und der Schule Auma, die Trampolindarbietung mit der Sportgruppe Auma sowie eine Modenschau für Erwachsene. Die Mini-Playback-Show mit Kindern der Stadt Auma bekam viel Beifall und bei der Westerntanzdarbietung mit der Line- Kinderfest in der AWO Kita „Sonnenschein“ Gut besucht war auch das Sommerfest im „Haus der Generationen“, das die im Haus zusammen nutzenden Kita-Kinder und ihre Eltern, die Senioren des Seniorenclubs und die Bewohner des Betreuten Wohnens gemeinsam feierten. Der AWO Jugendclub „Oase“ beteiligte sich an den Festaktivitäten rund um das Jubiläum mit einem „Tag der offenen Tür“. Die Veranstaltung stieß auf ein reges Interesse und war von den Jugendlichen und den Mitarbeitern des Clubs mit abwechslungsreichen Angeboten gut vorbereitet worden. Tag der offenen Tür im AWO Jugendclub „Oase“ Den Abschluss der Festwoche bildete das große Sommerfest im AWO Pflegeheim „Am Wolfsberg“, das für die Senioren und ihre Angehörigen von langer Hand vorbereitet und zur großen Zufriedenheit der Bewohner bei schönem Wetter erfolgreich ausgerichtet wurde. AWO Ball 2010 „20 Jahre AWO Thüringen“ Liebe AWO Freunde, Sommerfest im Seniorenpflegeheim „Am Wolfsberg“ unser diesjähriger AWO Ball steht unter dem Motto „20 Jahre AWO Thüringen“. Er findet am 29. Oktober im Erfurter Kaisersaal statt. Die Einladungen werden über die AWO Kreisgeschäftsstellen vergeben. Die Festrede hält Petra Grimm-Benne, Präsidiumsmitglied des AWO Bundesverbandes und Landesvorsitzende der AWO Sachsen-Anhalt. Im feierlichen Rahmen wird zum zwölften Mal die höchste Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement, die Emma-Sachse-Ehrung, verliehen. Zur Jubiläumsfeier wird ein Film gezeigt, der Einblicke in die Vergangenheit und Zukunft des Verbandes gibt. Auch die Chronik der AWO wird in neuer Fassung Premiere haben. Wir wünschen allen Gästen einen unterhaltsamen Abend. 12 2 0 J a h r e AW O AWO 2 0 J a h r e AW O 13 EAST END EAST END – Wie alles begann Interview In den zwanzig Jahren der AWO Thüringen wurden viele Einrichtungen aufgebaut und in Trägerschaft übernommen. Heute ist die AWO im Freistaat Träger von über 450 Einrichtungen und Diensten. Tischtennis, Kicker oder Dart. Die vielen situations- und bedürfnisorientierten Angebote des Hauses oder die Sportangebote außerhalb der Einrichtung hier aufzuzählen, ist im Detail gar nicht möglich. Erwähnen möchte ich vielleicht noch die Hausaufgaben- und Bewerbungshilfe, die Unterstützung, die die Jugendlichen hier bei Sorgen und Sinnfragen erhalten können oder die vielen Gelegenheiten, wo sie soziales Verhalten üben und eigene Grenzen und Fähigkeiten ausloten können. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt „EAST END Artists“. AWO informativ fragte nach, wie alles begann. Zum Aufbau des AWO Kinder- und Jugendhauses EAST END in Eisenach erinnert sich Susanne Dornaus-Bätzel, ehemalige Geschäftsführerin des Kreisverbandes Eisenach. AWO informativ: Das EAST END ist eine AWO Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Was führte dazu, dass dieses Jugendhaus in Eisenach aufgebaut wurde? Susanne Dornaus-Bätzel: Zu Beginn der 90er Jahre bestand ein Ziel des jungen AWO Kreisverbandes Eisenach darin, in der Kinder- und Jugendarbeit Fuß zu fassen. Da kam die Anfrage des Jugendamtes an die Verbände der LIGA gelegen, ob die Verbände sich an einem Bundesaktionsprogramm für Jugendliche „Gegen Aggression und Gewalt“ beteiligen wollen. Die AWO und die Diakonie übernahmen im Rahmen dieses Bundesmodellprojektes jeweils ein Teilprojekt in verschiedenen Stadtteilen in Eisenach. Ziel war es, Einfluss auf rechtsradikale und extremistische Jugendliche zu nehmen und sie an eine sinnvolle Freizeitgestaltung heranzuführen. Interview AWO informativ: Wie gestaltete sich der Anfang der Projektarbeit konkret? Susanne Dornaus-Bätzel: Die AWO bekam von der Stadt Eisenach im Herbst 1992 ein Gebäude zur Verfügung gestellt, in dem der Jugendclub auch heute noch ist. Das Haus befand sich in einem maroden Zustand. Begonnen haben die zwei Mitarbeiter damals im heutigen Nebengebäude, das so etwas wie eine Garage war. Fließendes Wasser stand dort nicht zur Verfügung, die sanitäre Einrichtung bestand aus einem TOI TOI Häuschen im Hof und geheizt wurde mit einem elektrischen Heizluftgerät. Also für heute unvorstellbare Bedingungen. Andererseits war eine Vollfinanzierung der Arbeit durch das Bundesprojekt für die ersten drei Jahre abgesichert, es gab finanzielle Mittel für die Mitarbeiterstellen sowie Sachkosten und Investitionszulagen. Auch das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Frankfurt unterstützte das Projekt und begleitete es mit einer Evaluationsstudie zur Arbeit mit extremistischen Jugendlichen. Gemeinsam mit den Jugendlichen wurde das Haus dann Stück für Stück saniert und ausgebaut. Das war eine Menge Arbeit, das erforderte Leistung und Einsatz von den Jugend- lichen. Es verhalf den Jugendlichen aber auch zu Erfolgserlebnissen und Anerkennung für das Getane und machte in der Gemeinschaft viel Spaß. Fachliche Unterstützung erhielten die Jugendlichen dabei natürlich von verschiedenen Firmen. Die haben dabei eine Menge gelernt. AWO informativ: Und die extremistischen Jugendlichen haben das Projekt einfach so angenommen, sind von sich aus vorbeigekommen und haben sich an den Arbeiten beteiligt? AWO informativ: Noch eine kurze Frage: Warum heißt der Club eigentlich EAST END? Susanne Dornaus-Bätzel: Weil er am östlichen Ende von Eisenach liegt. AWO informativ: Vielen Dank für das Gespräch. Susanne Dornaus-Bätzel: Ja, tatsächlich war das so. In Eisenach gab es nach der Wende eine ganze Reihe von Jugendgangs und Cliquen, die sich auf der Straße trafen. Es gab also keinen Mangel an Klientel. Die Gangs wandten sich oftmals direkt an das Jugendamt und forderten dort Räume und Clubs. So wurde das AWO-Projekt von Anfang an gut angenommen und sprach sich unter den Jugendlichen schnell herum. AWO informativ: Nach dem Auslaufen des Bundesaktionsprogrammes machte die AWO aber weiter? Wie entwickelte sich die Einrichtung dann weiter? Susanne Dornaus-Bätzel: Es ist der AWO gelungen, 1995 das Angebot zu erhalten und seitdem fortzuführen. Auch die zwei Mitarbeiterstellen blieben bestehen, auch wenn die Besetzung über die Jahre teilweise wechselte. Natürlich veränderten sich die Konzeptideen und Angebote im Laufe der Zeit, so wie sich die Interessen der Jugendlichen veränderten. AWO informativ: Welche Angebote entwickelten sich im EAST END? Susanne Dornaus-Bätzel: Heute kommen die damals sehr aktiven Jugendlichen der Aufbauzeit zum Teil schon mit ihren Kindern in das EAST END. Sie finden hier einen Kommunikationstreff und kompetente Ansprechpartner bei Erziehungsfragen oder anderen Sorgen. Das Café im Haus wird von allen Altersgruppen gern genutzt. Inzwischen besuchen täglich 30 bis 40 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 27 Jahren den Treff. Da viele Schüler mit dem Rad fahren, wurde mit den Jugendlichen im Nebengelass eine Fahrrad- und Schülerwerkstatt eingerichtet, wo rege geschraubt und lackiert wird. Natürlich werden gemeinsame Touren und mehrtägige Fahrten mit den Rädern unternommen. Es gibt einen Band- und Musikraum, wo die jungen Leute sich ausprobieren können, ein Internetcafé, eine Küche zum Kochen und Backen, viele Spiel- und Sportangebote, wie einen Bolz- und Basketballplatz im Außengelände, Das „EAST END“ Herbstferienfreizeit im AWO SANO Ferienzentrum Das AWO SANO Ferienzentrum hat sein Leistungsspektrum um Ferienfreizeiten erweitert. Es bietet erstmals in den Herbstferien vom 16. bis 22. Oktober 2010 eine Ferienfreizeit für Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren an. Die Anreise der Kinder erfolgt eigenständig. Die Kosten betragen 199 Euro pro Person, Geschwister erhalten ab der 2. Person zehn Prozent Rabatt. Die Kinder sind für sechs Übernachtungen in modernen Zimmern mit Dusche/ WC untergebracht und mit Vollpension durch die hauseigene Küche versorgt. Die Betreuung erfolgt durch geschulte Gruppenleiter. Das Programm ist vielseitig und bietet unter anderem mit einer Sportstättenralley, Lagerfeuer und Grillen, einem Niedrigseilparcour, einem Biathlon-Tag und natürlich einer Nachtwanderung, einem Stadtbummel, einer Disco und vielen Spielen jede Menge Spaß, Abwechslung und Abenteuer. Die Kinder sind für die Ferienfreizeit versichert. Das AWO SANO Ferienzentrum Oberhof liegt mitten im Thüringer Wald am Rennsteig und wurde in den vergangenen Jahren neu saniert. Interessenten können sich unter Telefon: 036842 / 281-0 oder E-Mail: [email protected] anmelden. Nähere Informationen unter www.ferienzentrum-oberhof.de AWO I n t e r n 15 Landesauschuss beschließt Programm zur Sicherung des Personalbedarfs Personalgewinnung Die diesjährige Landesausschusssitzung der AWO Thüringen fand am 28. August im AWO SANO Ferienzentrum Oberhof statt und drehte sich hauptsächlich um den Fachkräftebedarf und die Fachkräfteentwicklung. Die demografische Entwicklung macht sich bemerkbar. Auch im Bereich der sozialen Arbeit. Kita-Erzieherinnen, Pflegefachkräfte, Pflegedienstleiter, Sozialarbeiter – gute Fachkräfte sind rar. Die AWO Thüringen sucht deshalb ständig nach Wegen, um dem Problem zu begegnen. AWO informativ hat darüber mit Uwe Kramer, Personalchef der AWO AJS gGmbH und Rebecca Müller, die ab Oktober ein duales Studium mit Unterstützung der AWO absolviert, gesprochen. Die Teilnehmer beschäftigten sich intensiv mit der Problematik, die auch für Wohlfahrtsverbände eine zunehmende Bedeutung erlangt. Das Einstiegsreferat „Fachkräftebedarf und Fachkräfteentwicklung in der Sozialwirtschaft in Thüringen“ hielt Professor Dr. Michael Behr, Abteilungsleiter im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie. Behr war bis Juli an der Friedrich-Schiller-Universität Jena tätig. Mit seiner Studie „Die Fachkräfteentwicklung in der Thüringer Gesundheits- und Sozialwirtschaft“ liegt erstmals eine wissenschaftliche Untersuchung im Freistaat zur Personalsituation im Sozialwesen vor. Dafür wurden Leitungskräfte der Sozialwirtschaft ausführlich befragt. Die Ergebnisse liefern ein detailliertes und aktuelles Bild zur Lage in verschiedenen Feldern der Sozialen Arbeit, das Professor Behr den Ausschussteilnehmern vorstellte. AWO informativ: Die Diskussionen zur Gewinnung neuer Mitarbeiter mit fachlicher Qualifikation führt die AWO ja bereits seit einigen Jahren. Wie ist die aktuelle Situation? Uwe Kramer: Auch für die AWO zeichnet sich der große Bedarf an qualifizierten Fach- und Führungskräften bereits ab. Gesucht werden massiv Pflegefachkräfte, aber auch Erzieherinnen oder Sozialpädagogen. Mit dem Personalentwicklungskonzept haben wir wichtige Schritte zur Mitarbeitergewinnung und -bindung eingeleitet. Außerdem bieten wir umfassende Ausbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten, akquirieren und binden junge Hochschulabsolventen an den Träger und öffnen unsere Einrichtungen für junge Menschen, die sich für Praktikas und FSJ-Stellen interessieren. Die AWO Landesausschusssitzung beschloss vor ein paar Tagen dazu konkrete Schritte für alle AWO Träger. Eine bisher wenig genutzte Möglichkeit ist die Ausbildung über ein duales Studium. In der Sozialbranche sind wir damit ein Vorreiter. Die Landesausschusssitzung beschloss weiterhin einen Antrag des AWO Landesverbandes, mit dem der Stellenwert des Personalmanagements hervorgehoben wird. Die Sicherstellung der Personalbedarfe der Einrichtungen und Dienste wird damit als das wichtigste strategische und unternehmerische Ziel der nächsten Jahre anerkannt. In ihrer Funktion als Arbeitgeber sieht die AWO Thüringen die Stärkung der „Marke AWO“ als ihre zentrale Aufgabe an. Sie verpflichtet sich zur Einführung eines modernen Personalmanagements und einer engen Kooperation im Bereich der Personalgewinnung und -werbung. Dazu sollen u. a. ein gemeinsames Stellenportal und ein gemeinsamer Bewerberpool eingerichtet werden. Einvernehmliche Regelungen wurden auch zum internen Wechsel von Beschäftigten getroffen. Gleichzeitig stellte die AWO Thüringen Forderungen an die Politik. Die Ausschusssitzung forderte die Landesregierung auf, sich auf Bundesebene für die Weiterentwicklung der Pflegeausbildung und des Pflegeberufes einzusetzen und diese durch eigene Initiativen zu unterstützen. Dazu sollen beispielsweise die Rahmenbedingungen für Berufsausbildung und -ausübung verbessert und frühzeitig in Ausbildungsinitiativen investiert oder Umschulungen erleichtert und dauerhaft gefördert werden. Im Bereich der Kindertagesbetreuung forderte die AWO, dass besonders berufsbegleitende Maßnahmen verbessert und befristete Anerkennungen für Quereinsteiger möglich werden müssen. Ebenso sprach sich die AWO für eine unbürokratische Anerkennung von Berufsabschlüssen und die Integration von Fachkräften aus den Ländern der EU durch die zuständigen Landesbehörden aus. Neue Wege zur Bild oben Referent Professor Dr. Michael Behr Bild Mitte teilnehmende Vertreter des Landesvorstandes Bild unten Blick ins Plenum Der Landesausschuss findet in der Regel einmal im Jahr statt und ist hinter der Landeskonferenz das zweithöchste Beschlussgremium der AWO Thüringen. An der Landesausschusssitzung nehmen die Vorsitzenden der Mitgliederverbände des AWO Landesverbandes, der Landesvorstand und ein Vertreter des Landesjungendwerkes stimmberechtigt, sowie die Geschäftsführer der Mitgliederverbände und die Vertreter der korporativen Mitglieder des Landesverbandes beratend teil. AWO informativ: Was für einen Weg gehst du dabei, Rebecca? Rebecca Müller: Ich nehme ab Oktober ein duales Studium an der Berufsakademie Gera auf. Entschieden habe ich mich konkret für ein Bachelor-Studium Soziale Arbeit in der Richtung Soziale Dienste. Voraussetzungen für dieses Studium sind die Hochschulreife und ein Ausbildungsvertrag mit einer kooperierenden sozialen Einrichtung. Die ist dann für sechs Semester der Praxis-Lernort, an der Studienakademie wird im Wechsel damit die Theorie gepaukt. AWO informativ: Wie kam die Verbindung zur AWO zustande? Rebecca Müller: Ich hatte mich an den AWO Kreisverband Erfurt gewandt und nach einem Studium gefragt. Von der AWO in Erfurt erhielt ich Antwort und hatte gleich die Wahl zwischen den Kinderund Jugendheimen in Erfurt, Eisenach, Nordhausen und Schweina. Dem Erfurter Heim „Am Ringelberg“ habe ich meine Bewerbung gesandt und wurde umgehend zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Nach einem Probearbeitstag bekam ich die Zusage. Dabei erhalte ich während des Studiums eine monatliche finanzielle Unterstützung von der AWO. Positiv ist für mich auch, dass ich während meiner Ausbildung verschiedene Einrichtungen des AWO Jugendhilfeverbundes Erfurt kennenlernen werde und damit Einblick in verschiedene Arbeitsfelder erhalte. Nach dem Studium habe ich gute Chancen, von der AWO übernommen zu werden. AWO informativ: Und so ging es nach dem Probearbeitstag direkt zum Studium? Rebecca Müller: Leider lief es nicht überall so glatt wie bei der AWO. Einen Monat nach der Zusage des AWO Jugendhilfeverbundes bekam ich die Mitteilung, dass der Studiengang bereits voll belegt war. Aber ich war mir nach meiner Stippvisite im Kinderheim ganz sicher, dass ich genau diesen Beruf wollte. Also habe ich mich bei der AWO um eine FSJ-Stelle beworben und ab September 2009 im Kinderheim „Am Ringelberg“ Erfahrungen gesammelt. So habe ich das Jahr sinnvoll überbrücken können und jetzt geht es am 1. Oktober mit dem Studium los. AWO informativ: In welchen Arbeitsgebieten könnte Rebecca dann bei der AWO eingesetzt werden? Uwe Kramer: Die Übernahmechancen sind sehr hoch. Wir fördern Frau Müller ja und investieren in das Studium mit dem Ziel, eine gut ausgebildete Fachkraft zu bekommen. Insgesamt gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die auch davon abhängen, mit welchen Leistungen das Studium letztlich abgeschlossen wird. Ich wünsche Frau Müller daher erst einmal viel Erfolg und dass es ihr gelingt, diese Chance gut zu nutzen. AWO informativ: Auch wir wünschen viel Erfolg und danken für das Gespräch. Interview 14 I n t e r n 16 I n f o r m a t i o n AWO I n f o r m a t i o n 17 Verdienstmedaille Verdienstmedaille für AWO-Ehrenamtliche Eine besondere Ehrung wurde am 18. Mai Renate Oberländer zuteil. Aus den Händen der Thüringer Sozialministerin Heike Taubert konnte die 73-Jährige die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland entgegennehmen. Renate Oberländer arbeitet seit über einem Jahrzehnt in der AWO-Seniorenbegegnungsstätte im Jenaer Stadtteilzentrum „LISA“ ehrenamtlich mit. Sie leitet regelmäßig Kurse und lehrt seit acht Jahren einmal wöchentlich Deutsch für zugewanderte Menschen. Außerdem organisiert sie seit vielen Jahren Buchlesungen, die sie auch selbst durchführt. Bei großen Veranstaltungen erarbeitet sie zusammen mit einem ehrenamtlichen Team die Festprogramme für die Besucher der Begegnungsstätte. Großen Zuspruch ernten auch ihre Kurse für Chinesische Kultur und gesunde Ernährung. Renate Oberländer hat 2008 im Rahmen des „Zuckertüten-Projektes“ der Begegnungsstätten in Jena-Lobeda die Patenschaft für einen damals siebenjährigen Jungen angenommen, der gerade in die Schule gekommen war und steht diesem seitdem bei Bedarf zur Seite. „Renate Oberländer lebt täglich ehrenamtliches Engagement und bereichert mit ihrer Energie und Güte das menschliche Miteinander und den Dialog mit den jüngeren Generationen“, würdigte Heike Taubert die Ehrenamtliche in ihrer Laudatio. Die Auszeichnung verstehe sich auch als Anerkennung für ihr Lebenswerk, so Taubert weiter. Thüringens Sozialministerin Heike Taubert „Fit für den Notfall“ mit dem AWO Spielmobil Kindgerechtes Lernen Was tun bei einem Notfall? Das AWO Spielmobil Weimar weiß die Antwort: Natürlich helfen! Aber kann ein Vorschulkind Menschen, die in Not geraten, Hilfe leisten? dern entstand. Denn die Zahlen sind alarmierend. In Deutschland sind bereits zwei Millionen Kinder übergewichtig, das sind 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen. Besonders benachteiligte Kinder sind von dieser Entwicklung betroffen. Sie leiden häufiger an Bewegungsmangel und motorischen Entwicklungsverzögerungen und bekommen überproportional oft Krankheiten wie Karies und Adipositas. Für die AWO als Träger von rund 1.800 Kindertagesstätten, davon 150 allein in Thüringen, lag es nahe, eine gesunde Lebensweise für die rund 120.000 Kinder in ihren Einrichtungen zu fördern. Im Rahmen der Kampagne erhielten alle Kitas eine Aktionsbox mit Spielanregungen, dem Dr. Hoppel-Song und Anleitungen für Bewegungsprogramme. Ziel ist es, den Kindern frühzeitig und spielerisch Spaß an Bewegung zu vermitteln. Vorbild dafür ist Dr. Hilde Hoppel. Die sympathische Identifikationsfigur im Langohrkostüm bringt den Kindern neue Bewegungsspiele bei. Sie stellt damit die Fortsetzung der Dr. Schnupper-Aktion dar, mit der in den vergangenen Jahren die AWO Gesundheitsvorsorge angeregt wurde. Dass das sehr gut funktioniert, das hat die Aktion in Erfurt eindrucksvoll bewiesen. Auch AWO Landesvorsitzender Werner Griese schmunzelt und hat Gefallen an dem bunten Kindertreiben. Erfurts Bürgermeisterin Tamara Thierbach und Landesgeschäftsführer Ulf Grießmann wurden vom Schabernack des Biebers ebenfalls nicht ausgenommen und mit Wasser besprüht. ehrt Renate Oberländer Dazu bietet das AWO Spielmobil seit Neuem einen Erste-Hilfe-Kurs für Vorschulkinder an. Hier wird auf spielerische und kindgerechte Weise Basiswissen zu Abläufen im Körper, Verletzungen, richtigem Verhalten bei Unfällen und Erkennen von Gefahrenstellen vermittelt. Der sympathische Teddy Felix erklärt dabei den Kindern in drei Unterrichtseinheiten „Das macht Spaß!“ Svenja ist ganz begeistert von der Rollenrutsche. Die Kinder drängeln sich um das Gerät. Rings umher ist eine bunte Aktionsfläche mit Hindernissen und vielen tollen Spielanregungen zum Wippen, Hüpfen und Balancieren aufgebaut. Überall sind Kinder in Bewegung. Manche Spiele sind ganz einfach zu bewältigen, bei anderen gehört schon ein Stück Mut dazu. Der Kistenkletterturm des Landesjugendwerkes ist solch eine Herausforderung, wo sich die Kinder mit Helm und Sicherung als Bergsteiger erproben oder eben die große Rollenrutsche des AWO Spielmobils Weimar, die die Kinder mit einiger Geschwindigkeit heruntersausen. Beliebt ist auch die Hüpfburg, die die Kinder stets magisch anzieht. Aus dem bunten Gemenge ragen zwei Figuren heraus – der Hase Dr. Hoppel und Benno der Bieber. Sie verbreiten viel Spaß und sammeln die Kinder um sich, wenn sie ihr interaktives Theaterstück zum Thema „Gesunde Lebensweise“ aufführen. Besonders der Chips-knabbernde Bieber muss da nämlich noch einiges lernen. Laut schallt das Dr. Hoppel-Lied über den Platz, das extra für die AWO Kampagne getextet und komponiert wurde. Natürlich gibt es auch einen Tanz zum Mitmachen dazu. Die Kinder sind gleich dabei und bewegen sich nach der Anleitung: auf und nieder, linkes Bein schütteln, PopoWackeln – das sieht bei dem Bieber aber lustig aus! Die Verdienstmedaillen des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland werden auf Vorschlag der Ministerpräsidenten der Länder durch den Bundespräsidenten, Christian Wulff, für über das normale Maß hinaus ragendes ehrenamtliches Engagement verliehen. „Das geht sehr gut“, weiß Ingolf Bendiks, Leiter des Spielmobils. „Wichtig ist, dass die Kinder für so einen Vorfall bereits vorbereitet wurden und wissen, wie sie richtig reagieren können. Das ist nicht nur von Bedeutung, damit sie lernen, Hemmschwellen zu überwinden, sondern dient auch ihrem eigenen psychischen Schutz. Aktive Helfer erleben Notfallsituationen nicht als traumatisierende Gewalt, der sie hilflos ausgesetzt sind, sondern können durch ihre Initiative die Situation beeinflussen und damit ein Stück weit beherrschen.“ o l e pp besucht Erfurt H Dr. von je 45 Minuten alles ganz genau. Lieder, Geschichten, Rollenspiele und praktische Übungen ergänzen das Methodenspektrum. „Ein Kind, das bereits einmal Verbandsmaterial in der Hand hatte oder sofort die Telefonnummer des Notrufes weiß und eingeübt hat, wie es an ein Telefon gelangen kann, wird im Notfall keine Hemmschwelle haben und helfen.“, so Bendiks. Und wichtiger noch: „Wurden Kinder frühzeitig an die Problematik herangeführt, so werden sie auch als Jugendliche und Erwachsene hilfebedürftige Menschen unterstützen und auch andere zur Aktivität motivieren.“ Nähere Informationen zu den Kursen sind über das AWO Spielmobil unter Telefon: 03643 2499664 oder per E-Mail: [email protected] erhältlich. Die Veranstaltung wurde vom IKEA Einrichtungshaus Erfurt, auf dessen Gelände die Aktion stattfand, freundlich unterstützt. Freuen konnte sich ebenfalls Kita-Leiterin Carola Pfannschmidt, die von IKEA eine Spende über 4.000 Euro für den Ersatzneubau ihrer Kita „Am Fuchsgrund“ entgegennehmen konnte. Die Aktion in Erfurt war Bestandteil einer bundesweiten Kampagne der AWO, die als eine Antwort auf die steigende Zahl an übergewichtigen und unter Bewegungsmangel leidenden Kin- Spendenübergabe Jedes Jahr wieder bezaubernd ... sind die Bilder der kleinen Schulanfänger der AWO Kindertagesstätten, die aus den Einrichtungen verabschiedet werden. In diesem Jahr verließen allein in Erfurt 230 Knirpse die AWO Kitas. Traurig waren die meisten von ihnen glücklicherweise trotzdem nicht. Die Schulanfänger sind neugierig, freuen sich auf die Schuleinführung und natürlich auf die große Zuckertüte. Das ist auch gut so. Mancher Erzieherin fällt der Abschied da schon schwerer. Wir wünschen unseren AWO Kita-Absolventen 2010 viel Spaß am Lernen und Glück im neuen Lebensabschnitt. 18 E h r e n a m t AWO E h r e n a m t 19 in Meiningen „Marktplatz der Guten Geschäfte“ Verhandelt und getauscht werden vor allem Wissen, Dienstleistungen und Sachwerte. Das Besondere: gemeinnützige Institutionen und Vereine können den Wirtschaftsunternehmen hier auf Augenhöhe begegnen. Man kann sich langsam kennenlernen und einen Blick auf die oft „andere Welt“ des Gegenübers werfen. Mit kreativen Ideen wie verrückten Kostümen oder selbstgestalteten Werbetafeln machten die gemeinnützigen Anbieter auf dem Meininger „Marktplatz“ auf sich aufmerksam. Gute Geschäfte abschließen – das taten in Meiningen Vertreter von gemeinnützigen Einrichtungen und Unternehmen. Insgesamt 70 Akteure versammelten sich im ehemaligen Robotronsaal der Stadt. Organisiert wurde die Veranstaltung durch den Verein „Miteinander in Jerusalem e.V.“ und durch die AWO in Meiningen. Die Meininger Wirtschaftsförderer und Vertreter von Stadt und Landkreis unterstützten die Aktion. Der Landtagsabgeordnete Rolf Baumann eröffnete mit einem Gong den Marktplatz. Knappe zwei Stunden lang wurde sich dann vorgestellt, erklärt, verhandelt und am Ende wurden 73 Vereinbarungen abgeschlossen. Heike Fischer, die Ehrenamtskoordinatorin der AWO Südthüringen, hatte die Idee des Marktplatzes vom landesweiten Treffen der AWO Ehrenamtskoordinatoren mit nach Meiningen gebracht und war stolz auf den Erfolg: „Wir freuen uns riesig darüber, dass diese Idee in Meiningen so gut ankam. Viele sagten hinterher, dass man sich eine solche Veranstaltung jährlich wünscht. Auch aus Schmalkalden war jemand da, der einen Marktplatz mit unserer Unterstützung dort umsetzen möchte.“ „Marktplatztreiben“ plätzen können Kontakte getauscht und Kooperationen geschlossen werden, nur Geld ist als einziges Thema tabu. Die Bertelsmann Stiftung brachte die Idee im Jahr 2006 nach Deutschland und besonders Thüringen zeigte sich seitdem mit bisher 19 Marktplätzen als erfolgreiches Pflaster. Die Idee der Marktplätze kommt ursprünglich aus den Niederlanden. Sie ist so simpel wie genial. Auf den Markt- Zum Beispiel suchte Angela Holland-Nell Räume für eine Veranstaltung und bot im Gegenzug an, jungen Leuten Yoga-Unterricht zu geben. Mit dem AWO Kinderund Jugendzentrum Max Inn hatte sie da ihren idealen Partner gefunden. Die Genobank bot ausrangierte, aber voll funktionstüchtige Technik an. Die Regelschule „Am Kiliansberg“ suchte Bastelmaterial und Musikinstrumente und der Förderverein der Kunst- und Kreativschule bot Auftritte ihres Kinder- und Jugendtheaters bei Jubiläen, Veranstaltungen und Feiern an. Der AWO Jugendclub „Am Berg“ vereinbarte für die Jugendlichen einen Vortrag zum Thema „Chancen und Gefahren im Internet“. In kürzester Zeit wurden so viele „Geschäfte gemacht“, die das lokale Zusammenleben fördern und das soziale Klima verbessern. Dankeschön-Konzert der AWO in Saalfeld-Rudolstadt Dankeschön Als besonderes Dankeschön für ihre ehrenamtlich Engagierten und Beschäftigten organisierte der AWO Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt ein großes Konzert mit dem Tenor Anton Kuhn und den Thüringer Sinfonikern unter Stabführung von Oliver Weder. Festlich gekleidet und froh gestimmt waren die Gäste im Meininger Hof, unter ihnen auch der AWO Landesvorsitzende Werner Griese mit Gattin Karin, MdL Maik Kowalleck mit Gemahlin Claudia und Saalfelds Bürgermeister Matthias Graul mit Ehefrau Alexandra. Tenor Anton Kuhn gefiel auch Landesvorsitzendem Werner Griese Geschäftsführer Andreas Krauße dankte in seiner Begrüßung allen AWO-Mitgliedern und Mitarbeitern für ihren großen Einsatz im mitgliederstärksten Kreisverband der AWO Thüringen. Das Publikum ließ sich anschließend von bekannten Operetten bezaubern und lauschte zwei Stunden lang manch bekannter Melodie. Der große Applaus zum Ende des Konzertes verriet schon: es hat allen Gästen ausnehmend gut gefallen und sie würden auch im kommenden Jahr gern wiederkommen. Maria-Theresa Faulstich gewinnt Wettbewerb Die Siegerin Maria-Theresa Faulstich wurde vom Thüringer Landtag für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Sie bekam den ersten Preis im Wettbewerb „Jugend@Ehrenamt“. Die Senioren haben das junge Mädchen schnell in ihr Herz geschlossen. Maria nimmt sich gern Zeit für Gespräche, ist geduldig und hat immer ein offenes Ohr. Sie engagiert sich im sozial-therapeutischen Bereich der Einrichtung, unternimmt mit den Bewohnern Spaziergänge, besucht sie zum Vorlesen oder unterstützt die Mitarbeiter bei der Vorbereitung von Festen und Feiern und bei den traditionellen Kegelnachmittagen. Viel Freude haben die Senioren, wenn sie den älteren Menschen Lieder auf der Gitarre oder mit dem Akkordeon vorspielt. Sie lieben den „frischen Wind“, den Maria mit in die Einrichtung bringt. Während Erwachsene ihre Freiwilligenarbeit würdigen und loben, sind manch Gleichaltrige eher skeptisch oder reagieren mit Unverständnis. Aber Maria hat schon von ihrer Familie her Erfahrung mit älteren Menschen, sie sieht zwischen den damaligen und den heutigen Jugendlichen viele Parallelen. Einen Generationskonflikt kann sie nicht entdecken. Mit den traurigen Momenten hat sie umzugehen gelernt. Vor „ihrem“ Pflegeheim Maria wusste anfangs gar nichts davon, dass der AWO Kreisverband Gotha e.V. sie für den Förderpreis „Jugend@Ehrenamt“ vorgeschlagen hatte. Aber die AWO Mitarbeiter waren sich einig. Ein solches Engagement, wie es die Sechzehnjährige seit zwei Jahren an den Tag legt, verdient besondere Beachtung. So stand Maria-Theresa am 12. Juni im Plenarsaal des Thüringer Landtags und erzählte, was sie so macht, was sie über Ehrenamt denkt und wie selbstverständlich ihr das scheint. Damit überzeugte sie die Jury. Dabei hatte 2008 alles ganz einfach begonnen. Mit sechs weiteren Schülern des Perthes-Gymnasiums Friedrichroda beteiligte sie sich am Schülerfreiwilligentag, besuchte das örtliche AWO-Pflegeheim und half dort beim Kegelnachmittag. Die herzliche Atmosphäre des Hauses gefiel ihr sofort und seitdem besucht sie die Senioren jede Woche nach der Schule, sogar in den Ferien. Obwohl die aus Finsterbergen stammende Schülerin dazu extra mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Friedrichroda kommen muss. Doch Maria engagiert sich nicht nur bei der AWO. Sie gehört auch zum Schulsanitätsdienst und hilft der Kirchgemeinde in der Jugendarbeit und als ErsatzOrganistin. Beim Vortrag Natürlich hat sich Maria-Theresa Faulstich über die mit der Auszeichnung verbundene Anerkennung und das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro gefreut. Typisch für sie ist, dass sie einen Teil ihres Siegergeldes gleich an das Pflegeheim gespendet hat, damit die Senioren auch etwas davon haben. Die AWO jedenfalls freut sich mit ihr und dankt herzlich für ihr Engagement und ihren Einsatz. Im Plenarsaal 20 B i l d u n g s w e r k AWO L a n d e s j u g e n d w e r k 21 Trotz Tropenhitze und wilden Gewitternächten Zwei Jahre berufliche Beratung für Flüchtlinge Das Projekt „to arrange – initiativ flüchtlinge in arbeit“ startete im Jahr 2008 und thematisiert die Ausgrenzung von Flüchtlingen. Dazu haben sich das IBS, der Flüchtlingsrat Thüringen und das ebz als Netzwerk zusammengefunden, um Flüchtlinge sozial und beruflich zu beraten. Oberstes Ziel ist die Vermittlung in Arbeit. AWO informativ besuchte die berufliche Beratungsstelle für Flüchtlinge des IBS und erhielt einen kleinen Einblick in die Arbeit vor Ort. Said Abdou bleibt an der Tür stehen, wartend mit seiner Mappe in der Hand. Er wirkt unsicher, etwas aufgeregt und weiß nicht so recht, ob er näher treten oder sich gar an den Tisch setzen sollte. In vielen Fällen begleiten die Projektmitarbeiter ihre Klienten zur ARGE. Sie unterstützen die Teilnehmer und können den Fallmanagern oftmals behilflich sein, indem sie sie auf Leistungen, die von der Arbeitsverwaltung übernommen werden können, hinweisen. So konnten die ARGEn für einzelne Anpassungsqualifizierungen gewonnen und verschiedene Klienten in berufliche Weiterbildungen vermittelt werden. Die Projektmitglieder selbst bieten verstärkt Kurzweiterbildungen für unterschiedliche Basisqualifizierungen an. So führt der Flüchtlingsrat Sprachkurse durch und die Erfurt Bildungszentrum GmbH (ebz) organisiert Computer- und andere Basiskurse, wie Bewerbungs- und Existenzgründertrainings. Freundlich wird er gebeten, Platz zu nehmen und nach seinem Anliegen gefragt. Angenehm überrascht lässt sich der etwa 30-Jährige auf dem Stuhl nieder und müht sich sehr damit, die Worte zu finden, deutsche Worte. Richtig deutlich gelingt ihm das nicht. Eine große Erleichterung erscheint auf seinem Gesicht, als er von der Beraterin englisch angesprochen wird. In der Sprache, die er beherrscht, wirken seine Sätze auf einmal viel sicherer und der ganze Mann intelligent und voller Energie. Das Projekt „to arrange – initiativ flüchtlinge in arbeit“ kann nach zwei Jahren eine positive Bilanz ziehen. Insgesamt wurden 345 Flüchtlinge thüringenweit beraten, begleitet und bei der Suche nach Weiterbildung und Arbeit unterstützt. Wichtig war dabei, dass mit jedem Einzelfall Unterstützungsnetzwerke vor Ort angesprochen, aufgebaut bzw. erweitert wurden. Verantwortliche in Flüchtlings- und Migrationsberatungsstellen, in ARGEn und andere Akteure wurden als Multiplikatoren weitergebildet. Die Mitarbeit in verschiedenen Netzwerken auf kommunaler, Landes- und Bundesebene beförderte das Thema „Flüchtling und Arbeitsmarkt“ in verschiedene Integrations- bzw. Vermittlungsansätze. Ein Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, wenn er die Beraterin anschaut. Resignierende Verzweiflung, wenn er von seinen Problemen spricht und davon, dass er nicht mehr weiß, was er noch machen soll oder wohin er sich noch wenden könnte. Deshalb sitzt er nun heute hier. Er sucht Arbeit und findet keine. Auch Said Abdou freut sich über die angebotene Hilfe. Er ist dankbar für die Unterstützung und dafür, dass die Kosten für seine Zeugnisübersetzung übernommen werden. Allein der im Gespräch erfahrene Zuspruch macht ihm Mut, weiter nach Arbeit zu suchen. Zuversichtlich vereinbart er einen neuen Termin bei den Projektberaterinnen. Die Mitarbeiter der IBS Beratungsstelle kennen die Geschichten. Sie ähneln sich oft. Asylsuchende und geduldete Flüchtlinge haben es schwer auf dem Arbeitsmarkt. Der unsichere befristete Aufenthaltsstatus hält Firmen davon ab, Flüchtlinge einzustellen. Wer weiß, wie lange der Arbeitnehmer dann da ist? Auch Said Abdou hat Angst, abgeschoben zu werden. Die sogenannte Residenzpflicht für Flüchtlinge zwingt sie an einen Aufenthaltsort und schränkt den Radius bei der Job- und Weiterbildungssuche enorm ein. Die Zeugnisse müssen übersetzt und anerkannt werden. Die Sprachkenntnisse sind häufig, wie bei Said Abdou, nicht ausreichend. Aber der Zugang zu Deutsch- und Integrationskursen ist, anders als für Migranten, schwierig. Ohne Arbeit ist die Wohnsituation schlecht. Der Langzeitarbeitslosigkeit folgen psychische und gesundheitliche Probleme. Die vorhandenen Berufskenntnisse gehen verloren. Super Ferienfreizeiten des LJW Seit vielen Jahren organisieren der Arbeitskreis „Teamer“ des Landesjugendwerkes, die Ortsjugendwerke und die Kreisverbände der AWO Thüringen gemeinsam Freizeiten für Kinder und Jugendliche. Auch in diesem Sommer durfte anspruchsvoller Ferienspaß bei fast schon tropischen Temperaturen und mit wilden Gewitternächten nicht fehlen. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren organisierten alle Beteiligenten drei 5für20!-Ferienfreizeiten, bei denen 60 Kinder für nur 20 Euro fünf Tage in einem Feriencamp auf dem Gelände des Ortsjugendwerkes (OJW) Eisenberg, der Bergwacht in Lauscha und des Freibades Kirchheiligen verbringen konnten. Außerdem konnte durch das Projekt „Move it!“ 2010 noch eine vierte Freizeit für 20 Kinder auf dem Gelände des Terrassenbades in Schönbrunn organisiert werden. Hier standen neben Spiel und Spaß Themen wie Armut und Menschenrechte mit auf dem Programm. In einem Vorbereitungswochenende im Rahmen von Move it!, einem Projekt innerhalb des Europäischen Jahres 2010, wurden den Teamern verschiedene Methoden gezeigt, wie sie Kinder an diese Themen heranführen können. Es zeigte sich, dass auch Achtjährige nicht zu jung sind, sich mit Umweltverschmutzung oder Problemen der Dritten Welt auseinanderzusetzen. Und nahezu alle wussten, was sie verändern können – beispielsweise auf Mülltrennung achten, tolerant gegenüber allen anderen Menschen sein und vieles mehr. Im Sprachencamp in Lützensömmern ließen 20 Kinder im Alter von 11 – 13 Jahren acht Tage lang spielerisch die englische Sprache in ihren Alltag mit einfließen. Zur gleichen Zeit und auf demselben Gelände veranstaltete das Landesjugendwerk die Internationale Jugendbegegnung „Crossroads of culture“. Dadurch blieb das Englisch-Sprechen nicht nur ein spielerisches Miteinander. Die Kinder hatten die Chance, mit Jugendlichen aus Frankreich, Georgien, Moldawien und Italien ihre Englischkenntnisse mal so richtig auszuprobieren. Alle Seiten waren begeistert. Jedoch: Ehe sich alle versahen, waren die fünf aufregenden Freizeiten vorbei. Beim Abschied floss die ein oder andere kleine Träne. Was bleibt, ist das Gefühl, mit dem alles vor fünf Wochen begann: Vorfreude. Nächstes Jahr werden wieder viele Kinder mit neuen Freunden und Freundinnen zurückkehren. Müde zwar, aber vor allem mit tollen Erinnerungen und viel Vorfreude auf die nächste Freizeit, sind auch die Teamer nach Hause gefahren. Ihnen gilt für den großartigen Erfolg der fünf Freizeiten ein ganz besonderer Dank. Danke auch dem AWO Kreisverband Bad Langensalza und der AWO Jugendarbeit Schönbrunn, allen Spendern sowie den vielen fleißigen Helfern für ihre Unterstützung. Das Landesjugendwerk sucht bereits jetzt wieder Paten für die Freizeiten 5für20! im nächsten Jahr und weitere AWO Kreisverbände, die Interesse am Ausbau der Ferienfreizeiten bei sich vor Ort haben. Das war doch mal was „Wenn das mal nichts ist…“, dachten sich die Teilnehmer unserer drei internationalen Jugendbegegnungen, die das Jugendwerk der AWO diesen Sommer organisiert hat. Drei aufregende Projekte fanden in der Normandie (Frankreich), in Lützensömmern (Thüringen) und im Zug von Frankreich über Österreich und Ungarn bis nach Deutschland statt. Die Jugendlichen zwischen 13 und 23 Jahren kamen aus Italien, Frankreich, Österreich, Georgien, Moldawien, Ungarn und Deutschland. Seit sieben Jahren organisiert das Jugendwerk schon internationale Jugend- begegnungen im Rahmen des Programms „Jugend in Aktion“. So hatte sich das Landesjugendwerk für dieses Jahr hohe inhaltliche Ziele gesetzt und diese auch erreicht. „Die schönsten Momente der Reise waren, wenn wir an einem neuen Ort ankamen und dort auf neue Leute trafen“, bestätigte uns zum Beispiel Anne Loch, eine Teilnehmerin des Zugprojektes. Das ist das Ansinnen unserer internationalen Jugendarbeit: Freundschaften entstehen lassen, Erfahrungen mit anderen Kulturen ermöglichen und dies mit offenen Augen tun, ohne sich von Ländergrenzen einschränken zu lassen. Wir sind gespannt, wo uns der Sommer 2011 hinführen wird. Wir gehen davon aus, dass das Projekt „Rückenwind“ uns mit frischem Wind planen lässt. Dieses Projekt legt seinen Schwerpunkt auf chancenarme Jugendliche. Denn fehlende Englischkenntnisse oder Sozialkompetenzen sollen nicht zu Ausgrenzung führen. Für die Durchführung des Projekts „Rückenwind“ suchen wir interessierte AWO Gliederungen und Einrichtungen. Diese können sich bitte bei Christin Voigt, Telefon 0361 21031-139, melden. 22 Q u a l i t ä t AWO K u r z n a c h r i c h t e n 23 Kurz notiert: QUALITÄT KONKRET ...von Audit bis Zertifizierung Zwanzig Jahre AWO in Thüringen bedeuten auch zwanzig Jahre Qualitätsentwicklung in unseren Einrichtungen und Diensten. Kundenorientierung sowie ständige Verbesserung der Leistungen und Angebote sind seit der Gründung wichtige Qualitätsziele der AWO Thüringen. Zur Koordinierung des einheitlichen Qualitätsmanagements schuf der Landesverband Ende der 90er Jahre die Stabsstelle Qualitätsmanagement. Gemeinsam mit den Arbeitskreisen der AWO-Fachgruppen werden die Qualitätsmanagementdokumente erarbeitet, Qualitätsmanagement-Beauftragte (QMB) und Qualitätsbeauftragte (QB) qualifiziert sowie entsprechende Arbeits- und Kommunikationsstrukturen geschaffen. Die QMB haben die Aufgabe, das QM-System einzuführen und mit Leben zu füllen. Die QB betrachten die Einrichtung unter dem Blickwinkel der Qualität und entwickeln zusammen mit ihren Kollegen Vorschläge und Verfahrensstandards. AWO Qualitätskongress im Jahr 2006 In nahezu allen Einrichtungen der AWO in Thüringen finden seit zehn Jahren regelmäßig Qualitätszirkel statt. Diese werden von den QB moderiert und beteiligen die Mitarbeiter mit ihren Ideen und Erfahrungen. Im Zuge der Debatte um die Aussetzung der Wehrpflicht und den Umbau des Zivildienstes spricht sich der AWO Bundesverband gegen den Aufbau einer „Doppelstruktur“ durch das künftige Nebeneinander des geplanten freiwilligen Zivildienstes und des bereits bestehenden Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) aus. Die AWO findet es besser, frei werdende Gelder für bestehende Jugendfreiwilligendienste zu nutzen und hier das Stellenangebot zu erweitern. Meilensteine in dem gemeinsam beschrittenen Qualitätsentwicklungsprozess sind die seit 2001 regelmäßig stattfindenden Qualitätskongresse des AWO Landesverbandes, die Fertigstellung der Muster-QM-Handbücher für die einzelnen Fachbereiche und die ersten erfolgreichen Zertifizierungen unserer Einrichtungen. Von der Entwicklung der ersten Qualitätsstandards bis heute haben wir uns Schritt für Schritt kontinuierlich verbessert. Unsere Mitarbeiter leisten, mit oder ohne Gütesiegel an der Wand, sehr gute Qualität. Es werden weiterhin Qualitätsbeauftragte ausgebildet, die Inhalte der Ausbildung haben sich den fachlichen Weiterentwicklungen jedoch angepasst. Auch Muster-QM-Dokumente werden weiterhin in Facharbeitsgruppen erarbeitet und im Sinne von Best Practice weiterentwickelt. Mehr als 120 FSJler begannen am 1. September ihr Freiwilliges Soziales Jahr über die AWO, meldete das AWO Landesjugendwerk Thüringen. Etwa 18 Stellen waren Ende August noch unbesetzt. Die FSJler wurden an Einrichtungen wie Kindertagesstätten oder Pflegeheime von fünf AWO Trägern in Thüringen vermittelt, aber auch an extern kooperierende Einsatzstellen, wie das Landratsamt Greiz, das Helios-Klinikum Erfurt oder freie Schulen. Im Ergebnis können wir heute außerordentliche Erfolge vorweisen. In Zertifizierungen haben die AWO-Einrichtungen wesentlich bessere Ergebnisse als der Bundesdurchschnitt erreicht. In Qualitätsaudits der Stabsstelle QM haben die Einrichtungen der Kinderund Jugendhilfe eine hervorragende pädagogische Qualität unter Beweis gestellt. In Qualitätsprüfungen durch den Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) werden die Pflegeeinrichtungen der AWO Thüringen inzwischen sehr gut bewertet. Nach innen stellen wir eine bessere Zusammenarbeit der Einrichtungen und Dienste der AWO, ein strukturiertes Arbeiten sowie die Freude am Ausprobieren neuer Verfahren und Mut zur Festlegung fest. Diesen Prozess trägt seit dieser Zeit eine immer größer werdende Zahl von Mitarbeitern, ohne die die Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements in den Einrichtungen undenkbar geworden ist. An dieser Stelle sei allen an der Einführung des QualitätsmanagementSystems Beteiligten ein herzlicher Dank ausgesprochen. Sie alle leisten einen bedeutenden Beitrag für die erfolgreiche Zukunft ihrer Einrichtung und für eine positive Weiterentwicklung unseres Verbandes. Sobald Thüringens Justizminister Holger Poppenhäger am 13. August das symbolische rote Band durchgeschnitten hatte, erstürmten die Knirpse der AWO-Kita „Schwalbennest“ in Egstedt ihren neuen Spielplatz. Mit großer Unterstützung der Eltern entstand mit Barfußpfad, Matschplatz, Nestschaukel, Hangelstrecke, Blockhaus und vielem mehr eine völlig neue Spielwelt für die Kinder. Das Land unterstützte das Projekt mit 2.000 Euro Lottomitteln, die AWO investierte 8.000 Euro und die Eltern spendeten 475 Euro. Der AWO Kreisverband Jena-Weimar begrüßte 26 nach dem Kita-Gesetz neu eingestellte Erzieherinnen aus Jena, Weimar und Bad Berka mit einem gemeinsamen Frühstück. Zu Gast war auch Thüringens Kultusminister Christoph Matschie. Die Frauen werden in den zwölf Kindertageseinrichtungen des Kreisverbandes beschäftigt sein. Nach dem verbesserten Betreuungsschlüssel hatte der AWO KV Jena-Weimar die Möglichkeit, 36 zusätzliche Erzieherstellen einzurichten. Ein Teil der Kapazität wurde über Arbeitszeiterhöhungen vorhandener Mitarbeiterinnen abgedeckt. Neben vielen jungen Berufseinsteigern sind auch ältere Kolleginnen dabei, die in ihren Beruf zurückkehren wollen. Das zehnte Jubiläum des Naundorfer Feriencamps der AWO Gößnitz „Für Umweltschutz und gegen Gewalt“ wurde mit einer kleinen Festrunde gefeiert. In den vergangenen zehn Jahren konnten rund 500 Kinder- und Jugendliche gut 2.000 erholsame Ferientage erleben. Das durch ehrenamtliche Helfer und Sponsoren mögliche Camp hat sich im Laufe der Jahre überaus positiv entwickelt. Die drei Durchgänge in den Sommerferien sind stets ausgebucht. Initiator des Camps vor zehn Jahren war der damalige AWO Vorsitzende Gerhard Dittel. Künftig möchte die AWO dort auch Ferienkinder von AWO Mitarbeitern betreuen. Das AWO Bummi-Kaufhaus in Erfurt freute sich über eine Spende von vier Partnerunternehmen der Erfurter Wohnungsbaugenossenschaft Einheit, die liebevoll gefüllte Zuckertüten, Gutscheine für Schulanfänger sowie einen gepackten Ranzen für die AWO Schulstarteraktion überreichten. Der Regionalverbund der Erfurter Wohnungsbaugenossenschaften spendete außerdem 206 Euro für den Ferienlageraufenthalt eines Kindes in der Rothleinmühle. Das Geld wurde auf dem Familienfest des Verbundes durch den Verkauf von Büchern eingenommen. Spenden für die AWO Schulstarteraktion IMPRESSUM Herausgeber: AWO Landesverband Thüringen e.V. Pfeiffersgasse 12, 99084 Erfurt Tel.: 0361 / 21031-0, Fax: 0361 / 21031-149 Verantwortlich: Ulf Grießmann, Landesgeschäftsführer Für die inhaltliche Richtigkeit der Beiträge sind die zuständigen Fachreferenten, für namentlich gekennzeichnete Beiträge die Autoren verantwortlich. Redaktion: Heike Höfler Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. 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