SoSe 2014 - Universität Bremen
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SoSe 2014 - Universität Bremen
Vorbereitung und Anreise Der Papierkram an meiner Universität in Bremen war relativ schnell und unkompliziert erledigt. Wichtig sind vor der Anreise vor allem ein von der Heimuniversität unterschriebenes Learning Agreement, die online-Registrierung bei der University of Ulster und ein eventueller Antrag für Auslands-BaföG. Um sich Module für das Learning Agreement auszusuchen ist die Homepage der University of Ulster unumgänglich. Dabei sollte beachtet werden, dass drei Module (à 10 ECTS und 3 Semesterwochenstunden) mehr als ausreichend sind. Da die beiden Flughäfen in Belfast zurzeit noch über keine Direktverbindung nach Deutschland verfügen, ist es am einfachsten einen Flug nach Dublin zu buchen (Ryanair o.ä.). Von dort aus gelangt man mit einer der stündlich abfahrenden Busse sehr angenehm ins Zentrum Belfasts. Diese Busverbindung lässt sich auch schon im Voraus online buchen, wodurch man noch etwas Geld sparen kann (aircoach.ie, 10€). Unterkunft Bei der Wahl der Unterkunft steht man zunächst vor einer schwierigen Entscheidung: CampusWohnheim oder City-Wohnung. Dabei hat beides seine Vor- und Nachteile, die jeder für sich selbst abwägen muss. Der Jordanstown Campus liegt etwa 12 km außerhalb von Belfast (ca. 20 Zugminuten). Im Vergleich zu deutschen Studentenwohnheimen sind die Wohnheime dort um einiges teurer. So beginnen die Mieten bei etwa 400€ im Monat und können, je nach Unterkunftsart, bis zu 600€ betragen. Beachtet werden muss außerdem, dass der Gesamtbetrag für den Aufenthalt schon vor Mietbeginn geleistet werden muss. Vorteile dieser Unterkunftsart sind natürlich die direkte Nähe zur Uni und der größere Kontakt zu anderen Erasmus und auch einheimischen Studenten. Am Wochenende verwandelt sich die Wohnanlage allerdings in ein „Ghost Village“, da alle irischen Studenten zu ihren Eltern reisen. Da der Ort an sich nicht viel bietet, ist man zudem gezwungen für jede Aktivität oder größere Einkäufe nach Belfast zu fahren. Aufgrund des großen Wohnungsangebots in Belfast ist es relativ einfach an eine Wohnung zu gelangen. Dabei lassen sich über Seiten wie gumtree.com schon im Voraus Besichtigungstermine vereinbaren. Auch die Kosten sind um einiges niedriger als die Unterkunft auf dem Campus. So habe ich z.B. für ein wunderschönes und zentrales Zimmer in einer 4er WG (mit Putzfrau) 380€ bezahlt und das ist schon der obere Preisrahmen. Als Wohngegend ist das Botanic Quater rund um die Queen's University sehr empfehlenswert, da dort vorwiegend Studenten wohnen und vom Essen übers Shoppen bis zum Ausgehen alles bietet was das Studentenherz begehrt. Zur Uni gelangt man per Bus oder Zug. Für ersteren lohnt sich der Erwerb der Smartlink Card, auf die man im Voraus eine bestimmte Anzahl an Fahrten laden kann und für letzteren bietet sich der Kauf von Wochenoder Monatstickets an. Dafür sollte man unbedingt am Bahnhof eine yLink Card beantragen, deren Anschaffungskosten von 7£ sich schnell auszahlen, da man sowohl auf Nah- als auch auf Fernverkehr bis zu 1/3 Ermäßigungen erhält. Ich habe mich für den Zug entschieden, da dies auf Dauer günstiger für mich war. Der Kontakt zu den anderen Erasmus Studenten wird auch nicht beeinträchtigt, da diese zum einen ständig für Unternehmungen in Belfast unterwegs sind und man auch für stattfindenden Wohnheim-Partys jederzeit nach Jordanstown gelangen kann. Betreuung der Erasmusstudenten Es ist unbedingt empfehlenswert rechtzeitig zur Orientation Week anzureisen. Diese beginnt mit einem gemeinsamen Abendessen, bei der sich alle Erasmus-Studenten kennenlernen können. Im weiteren Verlauf der Woche werden verschiedene Informationsveranstaltungen abgehalten, die neben Hilfestellungen für den Studiumsverlauf auch allgemeine Informationen zu Stadt und Land liefen. Zudem wird den Studenten mit den nötigen Dokumenten und der endgültigen Kurswahl geholfen. Dabei noch ein Tipp: für die Ausstellung des Studentenausweises und einige andere Dokumente werden Passbilder benötigt (auch Kopien möglich), diese sollten zur Vereinfachung am besten aus Deutschland mitgebracht werden. An dieser Stelle möchte ich ein großes Lob an die Betreuer der Gasthochschule aussprechen. Den Studenten wird in allen Lebenslagen geholfen und es stehen zu jeder Zeit Ansprechspartner bereit. Auch wird eigens zu diesem Zweck den Studenten ein Raum zur Verfügung gestellt, in dem man zwischen den Vorlesungen bei (kostenlosem) Kaffee oder Tee jederzeit jemanden zum quatschen finden kann, seien es andere Erasmus oder einheimische Studenten oder Angestellte. Die Universität organisiert während des Aufenthalts jede Menge Aktivitäten für die Gaststudenten. So haben wir u.a. einen Ausflug zum Giant's Causeway (unbedingt teilnehmen!) unternommen, an Sportevents teilgenommen oder den Bürgermeister zu einem gemeinsamen Abendessen treffen können. Studium Die University of Ulster hat mir bereits Monate vor meiner Ankunft Informationsmaterial zukommen lassen in denen erläutert wird, nach welchen Kriterien die Kurswahl erfolgen sollte. So sollten beispielsweise Studenten im 6. Semester Kurse des Levels 5 oder 6 belegen. Zudem wurde auf die Homepage der Universität verwiesen, die die angebotenen Kurse samt Kursbeschreibung auflistet. Erasmus gibt einen Richtwert von ca. 30 ECTS vor, das entspricht 60 Credit Points an der University of Ulster. Es wird im Informationsmaterial ausdrücklich empfohlen, dass nicht mehr als 3 Module in einem Semester belegt werden sollten, da ein hoher Zeitaufwand im Selbststudium besteht. Dem kann ich nur zustimmen, da fast alle Module nicht nur eine Abschlussklausur sondern auch noch mindestens ein Essay verlangen. Ein Modul hat in der Regel 3 SWS, davon werden 2 als Lecture abgehalten, in der der Professor referiert und eine Stunde als Seminar, in dem Fragen oder kleine Fälle gelöst werden. Bei diesen Veranstaltungen besteht Anwesenheitspflicht. Im Gegensatz zur gutachterlichen Falllösung im deutschen Jurastudium liegt der Schwerpunkt auf Auswendiglernen von wichtigen Acts oder Urteilen, mit denen man dann Rechtsfragen beantworten kann, gelegt. Das liegt natürlich hauptsächlich an den Unterschieden zwischen dem in Großbritannien praktizierten common law zu dem hiesigen civil law. Nimmt man regelmäßig an den Modulen teil und arbeitet man die Inhalte vor den Prüfungen noch einmal auf, sollten diese kein Problem darstellen. Für die Module müssen in der Regel keine Bücher gekauft werden, da die riesige Bibliothek sehr gut ausgestattet ist. Es gibt zudem ein sehr gut ausgearbeitetes Online Portal, in denen man u.a. die Vorlesungen herunterladen kann und auch sonst fast alles rund um die Uni erledigen kann. Die Bibliothek verfügt zudem über ein großes Angebot an Computerarbeitsplätzen und in der gesamten Uni ist Wlan vorhanden. Zusätzlich zu den fachspezifischen Modulen bietet die Uni auch noch verschiedene Sprachkurse an (CELTs). Dabei kann man neben Kursen für akademisches Englisch auch Kurse belegen, die sich eher auf den Sprachalltag und die Landeskultur beziehen. Ich habe zwei Kurse belegt, die mir sehr viel gebracht und auch sehr viel Spaß gemacht haben, da man in lockerer Umgebung einiges über Sprache und Kultur vermittelt bekommt. Dabei kann ich besonders den Kurs „Academic Writing“ empfehlen, in der man lernt, wie ein Essay aussehen sollte. Die Anforderungen unterscheiden sich nämlich etwas von den Standards bei deutschen Hausarbeiten. Belfast und umzu Belfast fällt unter die Kategorie „kleine Großstadt“. In der Regel ist alles fußläufig erreichbar, auch wenn man sich dabei selbstverständlich auch auf etwas weitere Fußmärsche gefasst machen muss. Es ist auch ein ausreichendes Busnetz vorhanden (Einzelfahrt mit yLink Card: 0,95£), dieses ist allerdings sternförmig angelegt, sodass man auf einer Fahrt von Nord nach Süd Umstiege in Kauf nehmen muss. Die Stadt verströmt ein einzigartiges Flair. Ich hatte vor meiner Ankunft einige kleine Bedenken, die von meinem Englischunterricht in der Schule herrührten, in der wir die „Troubles“ behandelten. Doch davon ist im heutigen Belfast nichts mehr zu spüren. Es gibt wunderschöne, historische wie moderne, Ecken zu entdecken, urige Pubs zu erkunden und eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten zu entdecken. Belfast ist sehr stolz darauf, dass die Titanic in ihrer historischen Werft gebaut wurde, dies wird besonders deutlich, wenn man das Titanic Quarter mitsamt des neuen Museums besichtigt. Mein persönliches Highlight waren zum Einen das Belfast Castle und der Cave Hill mit dem atemberaubenden Blick auf die Stadt und das Meer und zum Anderen die vielen kleinen SecondHand-Shops, dessen Erlöse fast ausschließlich dem guten Zweck dienen und in denen man einige Schätze entdecken konnte. Man spürt, dass die Einwohner Belfasts stolz auf ihre Stadt sind und versuchen dies an die Besucher weiterzugeben. Ich habe noch nie zuvor eine Stadt bzw. ein ganzes Land erlebt, in dem die Menschen so freundlich, hilfsbereit und interessiert an ihren Mitmenschen sind. Abends ist vor allem im Botanic und Queens Quarter viel los. Die Pubs und zu späterer Stunde auch die Clubs sind an jedem Tag der Woche gut besucht und die Studenten tummeln sich in den Straßen. Ein Tipp an dieser Stelle sind die Dienstage im Kino, an denen jeder Film nur 3£ kostet. Daraus hat sich über das Semester ein wöchentlicher Pflichttermin entwickelt. Nordirland bietet eine Menge Sehenswertes: der fantastische Giant's Causeway, die schnuckeligen Küstenorte Portrush und Portstewart, die wunderschönen Mourne Mountains und vieles mehr. An Sonntagen kann man mit einem Ticket für nur 7£ mit dem Zug unbegrenzt durch ganz Nordirland fahren. Auch Fahrten in die Republik Irland sind aufgrund der sehr preiswerten Fernbusverbindungen lohnenswert. So habe ich Ausflüge nach Dublin, Galway und den Cliffs of Moher unternommen. Wenn man zwischen den Prüfungen und der Abreise nach Deutschland noch Zeit einplant, kann man wunderbar eine Rundreise unternehmen. Nützliches und Wissenswertes Da es an der Uni keine Mensa gibt und Essen gehen in Belfast, bis auf die gängigen Fast Food Ketten, eher teuer ist, empfiehlt es sich größtenteils selbst zu kochen. Es gibt in fast jeder Straße kleinere Supermärkte wie Spar oder Tesco Express, doch zum wirklich günstigen Einkaufen sollte man die großen Supermärkte wie Tesco, Dunness oder sogar Lidl aufsuchen. Die Preise für Lebensmittel sind dann auf dem gleichen Niveau wie in Deutschland. Arzneimittel werden in allen Supermärkten extrem günstig verkauft. Das Leitungswasser in Nordirland ist zwar nicht schädlich, schmeckt aber durch den Chlorgehalt eher gewöhnungsbedürftig. Die Uni in Jordanstown hat eigene Ärzte und Krankenschwestern, bei denen sich die Studenten kostenlos behandeln lassen können. Nachts verkehren weder Busse noch Züge, allerdings ist Taxi fahren auch günstiger als in Deutschland. Es empfiehlt sich vor der Abreise die Anschaffung einer Kreditkarte, mit der man im Ausland gebührenfrei Geld abheben kann. Dies ist zum Beispiel bei der DKB oder der comdirect bank möglich. Fazit Alles in allem kann ich einen Aufenthalt an der University of Ulster ausdrücklich empfehlen. Die Betreuung an der Gasthochschule verläuft reibungslos und mit viel Engagement der Mitarbeiter und die Stadt und das Land bieten unbegrenzte und wunderschöne Erlebnisse. Ich persönlich profitiere von dem Auslandsaufenthalt durch mehr Selbstständigkeit, Kompromissbereitschaft und Gelassenheit in schwierigeren Situationen und einer Menge Kenntnisse über die irische Kultur sowie Freunde, die auf der Ganzen Welt verstreut sind.