Erfahrungsbericht zum Studienaufenthalt an der
Transcription
Erfahrungsbericht zum Studienaufenthalt an der
Erfahrungsbericht zum Studienaufenthalt an der Anáhuac Mayab in Mérida, Yucatán, Mexiko Thomas Kampka International Business Management 2013 Negocios Internacionales 4. Semester 17. Januar 2015 – 02. Juni 2015 Content disclaimer: Alle Bilder, die hierin enthalten sind, dürfen vom International Office der DHBW Lörrach zu Informationszwecken verwendet werden. Wenn man sich es vornimmt, über ein halbes Jahr in einem fremden Land zu wohnen, gibt es einiges, was man davor tun sollte, um halbwegs vorbereitet zu sein. Natürlich sind diese Vorbereitungen kein Garant für ein perfektes Austauscherlebnis, allerdings sind einige der Dinge nützlich oder sogar nötig. Nützlich war auf jeden Fall das Erlernen des Spanischen, da nicht viele Mexikaner außerhalb der Universität Englisch sprechen. Auch die in meinem IBM-Studiengang integrierten interkulturellen Kurse, die mir Eigenarten und Charakteristiken verschiedener Kulturen aufzeigten, haben mich etwas auf den Kulturschock vorbereitet. Mexiko, wie alle anderen lateinamerikanischen Länder, ist in vielen Dingen ein krasser Gegensatz im Vergleich zu Deutschland. Ausgeprägte Machtdistanz, generelle Unsicherheit, große soziale und wirtschaftliche Ungleichheit und ein anderes Zeitempfinden sind nur wenige der Dinge, die Mexiko von Deutschland unterscheiden. Allerdings empfand ich es für meine persönliche Entwicklung als sehr wichtig, aus der deutschen Komfortzone rauszukommen und andere Lebensweisen kennenzulernen. Erst wenn man etwas nicht mehr hat, lernt man es besser zu schätzen. Nötig waren besonders administrative Aufgaben, wie das benötigte Visum, welches man bei mehr als 180 Tagen in Mexiko als deutscher Staatsbürger in Frankfurt und in Mérida beim Immigrationsbüro dann nochmal beantragen muss. Wenn man nur ein Semester absolviert und nicht anschließend zu einem Praktikum in Mexiko bleibt, braucht man dies allerdings nicht. Da reicht das Touristenvisum FMM, welches man im Flug nach Mexiko ausfüllen muss (Unbedingt den unteren Teil des Formulars aufbehalten, da man diesen bei der Ausreise braucht!). Auch eine Reisekranken- und Haftpflichtversicherung, diverse Impfungen, Flugbuchungen, Wohnungsanfragen und etliche Formulare für die Heim- und die Partneruniversität sind Teil meiner Vorbereitung gewesen, die oft viel Zeit in Anspruch nahmen. Bei der Wohnungssuche gibt es zwei Arten: entweder man sucht etwas im Voraus mithilfe des Internets und der von der Mayab zur Verfügung gestellten Wohnungslisten oder man kommt etwas früher nach Mexiko, bucht sich für eine Woche ein Zimmer in einem Hostel und sucht dann hier nach einer Bleibe. Ich hatte sehr viel Glück mit Variante 1, die meisten anderen Austauschstudenten hier hatten Glück mit Variante 2. Wohnungskosten variieren durch Location, Service und Wohnungsart stark. Von 1500 MXN bis 7000 MXN kann man alles kriegen. Nun ein paar generelle Informationen zum Studium an der Mayab. Die Universidad Anáhuac Mayab ist, wie die meisten anderen Universitäten in Mexiko, eine Privatuniversität, für reguläre Studenten noch dazu eine recht teure. Sie ist darüber hinaus eine römisch-katholische Hochschule mit eigener Kapelle, Pfarrer und Schwestern, was man aber als Austauschstudent nicht wirklich mitbekommt, da man als solcher keine obligatorischen humanistischen Kurse belegen muss. Vorlesungen werden in Schulklassengröße abgehalten und sind viel dynamischer als in Deutschland. Der Professor wird oft mitten im Satz von Studenten unterbrochen, die einen Kommentar abgeben oder eine Frage stellen wollen, wodurch viele der Studenten viel aktiver sind. Manchmal fehlt aber auch 90 Prozent der Klasse oder der Professor kommt nicht oder viel zu spät. Man merkt schnell, dass es nicht ganz so geordnet wie in Deutschland abläuft, worauf man eben eingestellt sein muss. Je nach gewählten Kursen kann der Stundenplan sehr zusammengewürfelt aussehen, dieser bleibt aber das gesamte Semester über gleich. Oft finden auch Kolloquien statt, an denen die Studenten angehalten sind, teilzunehmen. So gab es beispielsweise eine Semana de Negocios und eine Semana de Turismo, an denen sowohl interne als auch externe Redner über ein gewisses Thema sprachen. Zusätzlich zu den fachlichen Kursen, die ich alle auf Spanisch wählte, hatte ich einen Spanischkurs für Bild 1 Universidad Anáhuac Mayab Fortgeschrittene, durch den sich mein Spanisch rasant verbesserte. Diesen kann ich jedem empfehlen, der sich gründlicher mit der spanischen Sprache auseinandersetzen will. Etwas, das einem als Austauschstudenten an der Mayab sehr hilft, ist das Hermanos Mayab Programm, durch welches jedem Austauschstudenten ein Pate zugewiesen wird, der einem bei allem Möglichen helfen kann. Die Hermanos veranstalten auch Exkursionen, Reisen und Parties, durch die man die anderen Austauschstudenten, aber auch Mexikaner besser kennenlernen und die Region erkunden kann. Ebenfalls gibt es Gruppen auf Facebook, wie Aventurate, Atrevete und Integrate, die für Studenten aus ganz Mérida Reisen und Exkursionen anbieten. Diese lohnen sich vor allem finanziell sehr. Bild 2Ausflug mit den Hermanos zu Las Coloradas Das Leben in Mexiko ist ein ganz anderes als in Deutschland, wobei Mérida noch sehr modern und sicher ist. Verglichen mit anderen Städten und Regionen Mexikos ist es eins der sichersten, wenn nicht gar die sicherste Stadt. Im Norden der Stadt, wo die meisten Studenten der Mayab leben, ist es am sichersten, da dort die mittlere und obere Gesellschaftsschicht wohnt. Es gibt viele Malls, Restaurants, Bars und Diskos. Im Zentrum gibt es eine sehr schöne koloniale Altstadt und eine Allee namens Paseo de Montejo, die ein bisschen an die Pariser Champs Elysée erinnert. Zur Uni, die weit außerhalb der Stadt liegt, kommt man mit dem klimatisierten Mayabus, der nur für Studenten der Mayab vom Zentrum auf vier verschiedenen Linien zur Uni fährt, allerdings nicht sehr oft und manchmal bis zu 10 Minuten verfrüht, weshalb man ca. 15 Minuten vor der Zeit dort sein sollte. Ein Semesterticket für den Mayabus kostet ca. 200€, ein Ticket hin und zurück kostet 2€. Der ÖPNV ist nicht vergleichbar mit dem in Deutschland. Es gibt nur Busse, in Mexico komischerweise camiones genannt, und Vans (camionetas), die je bis zu 15 Leute transportieren können. Fahrpläne und eine Karte mit eingezeichneten Linien gibt es keine, man stellt sich an die Straße oder an die Bushaltestelle, fragt, wartet und winkt den Fahrer an. Eine Fahrt kostet 7 Pesos (40 Cent). Der Südwesten Mexikos ist landschaftlich und kulturell eines der reichsten Regionen. Die Halbinsel Yucatán hat ca. 8000 Cenotes, jede einzelne davon ein neues Erlebnis und es ist immer spannend, diese zu erkunden. Zusätzlich gibt es in ganz Mexiko tausende Pyramiden, die von den präkolumbianischen Hochkulturen wie den Maya, Azteken oder Olmeken gebaut wurden, von denen die meisten noch nicht einmal entdeckt wurden. Nur 5 Kilometer von der Uni entfernt gibt es sogar eine Ausgrabungsstätte von diversen Mayabauten namens Dzibilchaltún. Darüber hinaus ist Cancún und die Riviera Maya nur 4 Stunden Busfahrt entfernt, welche zu ausgedehnten Wochenendtrips einladen. Bild 3 Pyramide von Chichén Itzá Ich habe in den fünf Monaten in Mérida sehr viel über die Kultur, Sprache, aber auch über mich selbst gelernt. Ich hoffe, einige der Verhaltens- und Denkweisen, die ich dort fand, beibehalten zu können, wenn ich wieder in Deutschland bin.