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Das
Klassik
& Jazz
Magazin
2/2013
Anna Prohaska
Verhextes Barock
Julia Lezhneva
Kirchliches Kehlwunder
Ian Bostdrige
Bloß keine Tenöre!
A r c a d i Vo l o d o s
Jetzt einfach
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Immer samstags aktuell
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Bei Gefallen:
Geld zurück !
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
6/2012
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
5/2012
Christian Gerhaher
Gerne auf
Distanz
Alisa Weilerstein
Barenboims
Cellistin
Rudolf Buchbinder
Debüt mit Mozart
MARtin GeCk
Wagner
weiterdenken
Gabetta und Grimaud
Liebe Leserinnen
und Leser,
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
1/2013
Das Labsal-Duo
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
2/2013
Kastraten vs.
Countertenöre
Who-is-who der
hohenAlexander
Töne
Krichel
Liederfrühling statt
Funktionslehre
Joyce DiDonato
Rigide
Regentinnen
Carlo Gesualdo
Anna Prohaska
Mörderische
Verhextes Barock
Madrigale
Hille
Julia Lezhneva
PTale &rGroethuysen
l Kirchliches KehlVierhändiger wunder
Holländer
Krisensicheres J o n A s
K Au f m A n n
Silber
Mein lieber
Schwan
A r c A d I Vo L o d o s
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Ian Bostdrige
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Bloß keine Tenöre!
1
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mit der vorliegenden Ausgabe halten Sie zum vierten Mal
das neue RONDO in Händen. Viele Zuschriften haben uns
dazu erreicht, aus denen wir ersehen, dass Sie mit dem
neuen Layout zufrieden sind. Auch wir finden: RONDO ist
übersichtlicher, lesefreundlicher und ansprechender geworden. Das kann in unseren Augen niemand besser vermitteln als Sie.
Und das zahlt sich jetzt aus: Wenn Ihnen das neue RONDO
gefällt, erzählen Sie doch Ihren Bekannten und Freunden
davon. Für jeden Abonnenten, den Sie dazugewinnen,
­erhalten Sie von RONDO die halbe Jahresgebühr
zurück.* Für drei Abonnenten beispielsweise beziehen Sie
also RONDO drei Jahre lang zum halben Preis. Auf der Anmeldung sollte Ihr Neu-Abonnent Ihren Namen und Ihre
Anschrift ergänzen unter dem Stichwort „empfohlen von“.
Dann erhalten Sie noch für dieses Jahr den halben Abo-Beitrag rückwirkend erstattet. Und Ihr Bekannter kann sich
sechs Mal über das neue RONDO freuen, druckfrisch nach
Hause geliefert. Mit dabei: die RONDO-CD mit vielen Tracks
aus den Neuheiten aller großen Labels.
Abo-Jahresbeitrag ab 21. März:
€ 28 für sechs Magazine mit Rondo-CD
Bestellungen schicken Sie bitte postalisch an:
RONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München oder
[email protected]
* Die Prämie erhalten alle leserwerbenden Abonnenten (mit laufendem Abo
zum Stand 21.3.). Auch Neu-Abonnenten können wieder werben, die Prämie
wird dann ab dem Folgejahr angerechnet. Die Aktion läuft bis Stichtag 19. Mai
2013 Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
2
Themen
Pasticcio: Meldungen und
Meinungen aus der Musikwelt4
So war’s in Venedig5
Arcadi Volodos:
Jetzt einfach vollendet6
Anna Prohaska:
Lolita, nicht Lulu8
Jan Vogler:
Regelrechter Luxus10
Blind gehört:
Manfred Honeck12
Julia Lezhneva:
Vokales Feuerwerk14
Digital Concert Hall:
APPetizer16
Ian Bostridge:
„Ich mag keine Tenöre“18
Musik im Riesen:
Feine Klunker35
Da Capo:
Gezischtes Doppel
der RONDO-Opernkritik36
Intonations:
„Nächstes Jahr: Jerusalem!“37
Leserreise Zermatt38
Musik-Krimi39
CDs, Bücher &
Sammlerboxen
RONDO-CD: Abonnenten
kriegen was auf die Ohren40
Klassik-CDs
mit der „CD des Monats“41
Vokal total:
Neuerscheinungen
São Paulo:
Zukunftsland der Klassik21
Klavierklassiker:
Pergolesi:
Kreuzglücklich24
Comics: So oder ähnlich –
Musikgeschichte in Bildern25
Stephen Wright:
Der Schallplattenjäger26
für Stimmfachleute42
Kulturanschlag auf
die Anschlagskultur46
Premieren-Abo:
Stimmen in HD-Qualität47
Jazz-CDs
mit dem „Meilenstein“51
Jazz-DVDs:
Jazz auf dem Schirm54
Magazin: Schätze
Testklang:
Klein, aber Premium27
für den Plattenschrank55
Hörtest:
Schumann „Waldszenen“28
für Leseratten56
jazzwerkstatt:
Die Planschmiede30
John Medeski:
Nackt am Klavier31
Oper, Festival,
Konzerte
Bücher: Musik
Boulevard: Bunte Klassik57
8
Termine: Opernpremieren58
Termine: Konzerte Klassik60
Termine: Konzerte Jazz64
Musikstadt Aldeburgh32
Impressum66
Fanfare: Proben, Pleiten
und Premieren aus Oper
und Konzert34
Zugabe: Nettigkeiten
von den Hinterbühnen
dieser Welt67
28. Juni – 28. Juli 2013
Anna Prohaska:
Lolita, nicht Lulu
20
Jan Lisiecki: In der Zeit
gefrorene Musik
22
Julia Fischer: Musik
als Muttersprache
Termine
Lust auf Klassik?
www.reservix.de
Arcadi Volodos:
Jetzt einfach vollendet
Doktor Stradivari:
Jan Lisiecki: In der Zeit
gefrorene Musik20
Julia Fischer: Musik
als Muttersprache22
6
Dein Ticketportal.
31
John Medeski:
Nackt am Klavier
Sabine Meyer
& kammerorchesterbasel
28.07.13 Passau
Vesselina Kasarova
& Hansjörg Albrecht
(Pianoforte)
26.07.13 Fürstenzell
Münchner
Philharmoniker
30.06.13 Passau
Alle Veranstaltungen der
Festspiele Europäische
Wochen Passau und
weitere 30.000 unter:
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Meldungen und Meinungen der Musikwelt
Dunkle Wolken über dem Goldenen Musikverein
Aufatmen:
Die Wiener Philharmoniker haben
ihre Vergangenheit
aufgearbeitet
Dass die Wiener Philharmoniker ihre Geschichte im Nationalsozialismus nie richtig aufgearbeitet haben, konnte man schon 2010 in dem
Büchlein „Treffpunkt der Moderne“ nachlesen. So wurden noch Jahrzehnte nach Kriegsende in den Konzertprogrammheften tatsächlich
Texte abgedruckt, die ein Ex-Mitarbeiter des „Völkischen Beobachters“
über den ‚Juden‘ Mahler geschrieben hatte. Nun scheint aber endlich
ein Ruck durch das Traditionsorchester gegangen zu sein – auch wenn
der Anstoß dafür erst von der Öffentlichkeit kommen musste. Ein dreiköpfiges Historikerteam hat nach umfassenden Recherchen auch im
Orchester-Archiv ihre ersten Ergebnisse vorgelegt und u. a. auf der Internetseite der Philharmoniker veröffentlicht (www.wienerphilharmoniker.
at). So besaß die Hälfte der Orchestermitglieder ein NSDAP-Parteibuch
(bei den Berliner Philharmonikern waren es lediglich 20 von rund 110
Musikern). Und während von den entlassenen jüdischen Musikern fünf
im KZ ums Leben kamen oder ermordet wurden, kehrte u. a. das einstige
SS-Mitglied Ernst Wobisch als Solo-Trompeter zurück. Bis 1968 war er
sogar Geschäftsführer des Orchesters. gf
Kolumbianer wird Wahl-Hesse
Wunschkandidat:
Andrés OrozcoEstrada
Überall, wo Andrés Orozco-Estrada dirigiert, sorgt der gebürtige
Kolumbianer mittlerweile für Jubelstürme. Etwa bei den Wiener oder
den Münchner Philharmonikern. Kein Wunder, dass der 35-Jährige
überall dort ein heißgehandelter Kandidat war, wo demnächst ein Chefposten frei wird. Auch das Kölner Gürzenich-Orchester war an ihm dran.
Um ihn als Nachfolger von GMD Markus Stenz zu gewinnen. Im Januar
gab Orozco-Estrada den Kölnern aber einen Korb – und sagte zwei
Monate später beim hr-Sinfonieorchester Frankfurt zu! Ab August 2014
wird er damit Chef von einem der besten deutschen Radio-Orchester.
Orozco-Estrada stand erstmals mit 15 Jahren am Pult eines Orchesters.
1997 ging er für ein Dirigierstudium nach Wien und schaffte dort 2004
den Durchbruch. Als er im Musikverein beim Tonkünstler-Orchester
Niederösterreich einsprang, wurde er prompt als „Wunder von Wien“
gefeiert. „Das hr-Sinfonieorchester ist in hervorragender Verfassung“,
stellte Orozco-Estrada nun bei seiner öffentlichen Präsentation fest.
Ein größeres Lob konnte er damit seinem Vorgänger Paavo Järvi nicht
machen. rl
Scheidung abgewendet!
Aufatmen II:
Duisburg und
Düsseldorf bleiben
ein Opernverbund
4
„Dies ist ein Befreiungsschlag und ein wichtiges Signal für die Kulturlandschaft beider Städte. Wir freuen uns, dass diese seit Jahrzehnten
erfolgreiche Kooperation fortgeführt wird.“ Mit diesen Worten haben die
Oberbürgermeister von Düsseldorf und Duisburg gerade Entwarnung
geben können. Denn die Opern-Ehe zwischen den beiden Städten wird
vorerst doch nicht geschieden. Im Gegensatz zu der finanziell gut aufgestellten Landeshauptstadt sah sich das stark verschuldete Duisburg
nicht mehr in der Lage, den Spielbetrieb der Deutschen Oper / Rhein aufrecht zu erhalten. Nun hat man aber einen rettenden Deal ausgehandelt.
Der Duisburger Anteil wird um eine Million auf 9,5 Millionen gekürzt.
Düsseldorf übernimmt die Differenz sowie nahezu komplett den Großteil der Tarifsteigerungen. Zudem werden im Ruhrpott die Opernaufführungen von 100 auf 70 bis 80 pro Spielzeit runtergefahren. Ob diese
Kompromisse jedoch von langer Dauer sein werden, steht schon jetzt in
den Sternen. Schon 2017 will man sich erneut an einen Tisch setzen.
gf
Leserbriefe
Zu Rondo 1/2013 – Interview
Jonas Kaufmann
Deplazierte Feststellung
„Abgesehen davon, daß man
nichts verallgemeinern sollte, finde ich die von Jonas Kaufmann aufgeworfene Frage und
Feststellung „Wer liest denn heute noch Bücher?“ reichlich deplaciert! Da möchte ich ihn hingegen fragen, in welchen stupiden, geistlosen Kreisen denn er
sich orientiert hat?
Die gesamte Literatur erhebt
doch unbedingten Anspruch auf
Respekt und positive Resonanz;
das darf man nicht mit der seichten, vulgären Prosa von heute
vergleichen!“
Florian Fontane, Baden Baden
Zu Rondo 01/2013 –
Musik-Krimi Nr. 1
Im Krimifieber
„Großes Lob für den neuen Musik-Krimi im letzten Heft! Ich finde es eine schöne Idee für alle
Klassikfreunde-im Krimifieber.
Nun kann man sich mit einem
Detektiv in musikalischem Detailwissen messen. Leider habe
ich nicht gewonnen, aber so
schnell gebe ich auch nicht auf.“
Therese Brittwang, Erfurt
Zu Rondo 01/2013 – Rezension
einer Korngold-Biografie
Korngold im Aufwind
„ […] Ihre sehr wohlmeinende Rezension las ich mit großem Interesse. - Die Beschränkung auf sein
Violinkonzert und die Soundtracks bedarf einer Korrektur.[…]
DIE TOTE STADT wurde seit 2000
an 43 Theatern aufgeführt; noch
in dieser Saison in Innsbruck,
Hof und Lübeck. Die steigende
Anzahl der Kammermusik-Aufführungen in den letzten Jahren
führte auch zu einer Anzahl von
insgesamt mehr als 200 Korngold-CDs. Ging das an Ihnen vorbei?“
Bernd Rachold, Hamburg
Foto: Richard Schuster
Pasticcio
Rodion Shchedrin
Die Dokumentation von WOLF SEESEMANN
über den preisgekrönten russischen Komponisten
RODION SHCHEDRIN.
Archivmaterial, Live-Mitschnitte und zahlreiche Interviews mit
Musikern wie Martha Agerich, Valery Gergiev, oder Lorin Maazel
bieten einen faszinierenden Einblick in das Leben und die Arbeit des
Mitglieds der Berliner Akademie der Künste und international gefeierten Musikers Shchedrin.
101663 RODION SHCHEDRIN
Leserreise Venedig
Acqua alta
Dunkelrot leuchtet die Warnung: Hochwasser
bis 1,50m. Ob die RONDO-Leserreise nach
Venedig in’s Wasser der Lagune fällt?
Von C a r s t e n H i n r ich s
N
a das kann ja heiter werden: Kurz
vor dem Start der Reise checken
wir nochmal die amtliche Hochwasserwarnung. Alarmstufe rot!
Dazu sagt der Wetterdienst heftige Schneefälle
voraus. Doch Glück im Unglück. Die Flut hat
ihre Aktivität auf 01:00 Uhr nachts gelegt. Als
die Teilnehmer der Leserreise nach und nach
in Venedig eintreffen, sind zwar noch Schäden
von den ungewöhnlichen Schneemassen zu beseitigen, ansonsten fallen aber Masken und
Konfetti in den Straßen auf. Der Karneval hat
seinen letzten Tag. Vom berüchtigten Acqua alta
selbst ist nichts zu sehen. Fast nichts. Eine Pfütze
im Frühstücksraum zeigt, wie souverän und
routiniert die Venezianer mit diesem typischen
Winterphänomen umgehen – ein Wischmopp
ist ihre stärkste Waffe, die Wände sind bis in
Kniehöhe unverputzt. Dann steht aber endlich die Musik im Mittelpunkt: Ein Rundgang
durch das ehrwürdige Barockpalästchen bereitet uns auf das Konzert mit Klavierwerken
Wagners und Liszts vor. Der Palazzetto Bru Zane
gibt der leidenschaftlichen, nur beim Applaus
seltsam schüchternen Pianistin den intimen
und stimmungsvollen Rahmen. Wenn nur die
verflixten Calle ein wenig rechtwinkliger angelegt wären – der Rückweg in’s Hotel wird zum
Triumph der Ariadne.
Warum die Flut hier nicht durch die
Türen, sondern immer von unten kommt, erfahren wir am nächsten Tag bei der Stadtführung. Anschaulich erläutert uns die Dame
das komplizierte System der halb hölzernen,
halb steinernen Stützpfeiler, die sich auf die
tragenden Mauern konzentrieren. Mit der
übrigen Fläche hängen die Paläste sozusagen
frei über dem Wasser. Auch der Markusdom,
die nächste Station unseres Rundganges. Dank
Ortskenntnis der Führerin sind wir genau im
richtigen Moment zu gegen. Mit einem Mal erstrahlen die 2t Blattgold, die den Kirchenraum
als Mosaiken schmücken, im Licht der Scheinwerfer. Und das gibt es jeden Tag nur für eine
halbe Stunde. Die verantwortliche Dame des
Wagner-Museums hat sich trotz Grippe extra
auf den Weg gemacht. So stehen wir genau
am 130. Todestag in den originalen Räumen
des Palazzo Vendramin-Calergi und atmen die
kultische Verehrung aus hundert staubigen
Reliquien. Da wirkt die quirlige abendlichen
„Bohème“-Inszenierung im satt-rotgoldenen
Opernhaus La Fenice wie eine Frischluftkur!
Neugierig geworden?
Die nächste Leserreise startet Anfang September.
Nähere Infos auf S. 38
Ebenfalls erhältlich:
101477: RODION SHCHEDRIN
DIE MÖWE - BALLETT IN ZWEI AKTEN
Arcadi Volodos
bei seinem
Recital im
Wiener Musikverein 2009
Arcadi Volodos
Einfach in Vollendung
Paris, adieu! Arcadi Volodos genießt lieber die
Ausblicke an der Costa Blanca. Mit Kompo­
sitionen Mompous huldigt er nun auch
musikalisch der Stille.
Von M at t h i a s Kor n e m a n n
Mir scheint, Ihre Aufnahme möchte ein
repräsentatives Panorama aller Schaffensphasen Mompous bieten?
Arcadi Volodos: Exakt. Natürlich hätte ich einfach die komplette Musica callada aufnehmen
können, sein ganzes Leben strebt diesem
magischen Punkt entgegen. Ich wollte aber
auch den langen Weg zu diesem letzten Gipfel
nacherzählen, Ideen aus seiner Jugendzeit
zeigen, in der auch jene spanische Atmosphäre
6
aufscheint, die später völlig aus seiner Musik
verschwindet.
Wer Ihr bisheriges Repertoire kennt, ist
einigermaßen überrascht über diese CD.
Wie haben Sie Mompou eigentlich entdeckt?
Das ist schon Jahre her. Im Haus eines
Freundes hörten wir eine Schallplatte. Mein
erster Eindruck: hübsche Musik, farbig, etwas
nostalgisch, sehr gewählte Harmonien – sie gefiel mir, aber mehr auch nicht. Es hat Jahre ge-
dauert, zu verstehen, was die Musica callada
überhaupt bedeutet. Das kann man beim
ersten Hören einfach nicht wahrnehmen.
Viele tun diese Musik nach dem „ersten
Hören“ etwas verächtlich ab, weil sie so
quer zur Fortschrittsideologie der Musikgeschichtsschreibung steht.
In der Geschichte der Musik steht Mompou
abseits; schon seine völlig zurückgezogene
Art zu leben war „anders“. Die Komponisten
der Moderne verkomplizierten Harmonie und
Rhythmus immer weiter – Mompou aber ging
genau in die andere Richtung. Er schrieb immer
minimalistischer bis zur absoluten Einfachheit
seiner letzten Werke. Das war in seiner Epoche
etwas absolut ungewöhnliches, wo es immer
schwieriger und komplizierter sein musste.
Jeder Komponist geht seinen Weg –
Beethoven den großartigen späten Quartetten
entgegen, Skrjabin dem Mysterium, das er
dann nicht mehr schreiben konnte. Mompou
aber vollendet sich in der absoluten Einfachheit und Abstraktion der Musica callada.
Foto: Ali Schafler
keinen der Kandidaten eliminiert?“ – „Das
Sie haben sich mit dieser CD nicht nur
wird das Leben schon machen“, war die
einem Meister des Rückzugs in die Stille gelakonische Antwort.
widmet, Sie machen sich selbst auch auf
Wenn man ihn als großen Komponisten
den Konzertpodien etwas rarer.
lobte, sagte er immer, ich bin kein Komponist,
Ja das stimmt, ich mag die Hektik des Reisens
nur Musiker, und ich komponiere nicht, ich
nicht besonders und spiele deutlich weniger
löse auf [Anm.: im spanischen ein Wortpaar:
Konzerte. Ich habe auch meinen Pariser
componer – descomponer].
Wohnsitz aufgegeben und wohne jetzt hauptsächlich an der Costa Blanca und genieße die
Hinter dieser Zurücknahme seiner Person
Weite der Landschaft nah am Meer. Ich verversteckte sich aber doch ein geradezu
bringe mehr Zeit in der Stille, der Natur oder
philosophisches künstlerisches Konzept.
mit meinen Freunden.
Ja, ein philosophischer Dualismus zog sich
Vor allem gibt es im spanischen Leben ein
durch sein ganzes Leben. Er suchte die Grenze
anderes Zeitgefühl, alles geht sehr langsam,
zwischen Musik und Schweigen niederzues gibt nicht diese Aggressivität, diese ewige
reißen. Für ihn waren das keine Gegensätze,
Eile, die ich in Paris oder Berlin so unerträglich
sondern sich durchdringende Sphären.
finde.
Mich interessiert dieses vermutlich aus der
östlichen Philosophie stammende
Phänomen sehr, wie der Zeitbegriff
in der Musik zum Verschwinden gebracht wird. In der Musica callada gibt
es diese Momente, in denen die
Schmal, erlesen und nicht von
Zeit plötzlich stillsteht.
dieser Welt ist das Werk des KataHaben Sie eigentlich auch
lanen Frederic Mompou (1893–
die Aufnahme angehört, die
1987). Allzu oft als „SoundMompou selbst von seiner
track“ melancholischer Abende
Musica callada gemacht
oder als gehobene Cocktailbarhat?
Beschallung missverstanden,
Es ist sehr interessant, den
stehen die magischen KlavierKompo­
nisten selbst spielen zu
miniaturen des Einsiedlers aus
hören und man ahnt eine Menge
Barcelona in ihrer kunstvollen Kunstseiner Ideen, aber er war schon sehr
losigkeit jenseits aller Stilbegriffe. Es ist, als rufe der
alt und konnte nicht mehr alles
Komponist einzelne Klänge und Figuren aus einem
realisieren, was er wollte – er hätte
Raum des Schweigens hervor, in den sie sich, kaum
das früher aufnehmen sollen. Die
Klang geworden, wieder verlieren. Der Spieler gleicht
Aufnahmequalität ist auch miserabel, einem reglosen Medium, durch das Mompou die bedie Mikrofone sind viel zu nah
schwörenden Monologe seiner späten Musica callada
am Flügel, der auch noch schlecht
spricht, kristalline Bildungen von der Konzentration
intoniert ist. Das ist sehr schade, eines symbolistischen Gedichtes.
ist diese Musik doch eigentlich so
immateriell, sie liegt jenseits der
In dieser Welt eines derart aggressiv beTastatur.
schleunigten Zeitempfindens ist es unheimWie würden Sie denn Ihren pianistischen
lich schwierig, die Musik Mompous zu hören.
Zugriff auf diese Miniaturenkunst beDarum musste ich diese CD einfach machen,
schreiben?
und ich hoffe, dazu beitragen zu können, dass
Ich würde hier nicht von einer pianistischen
viele Musiker diese geniale Musik entdecken
Aufgabe sprechen wollen. Das ist eigentlich
Musik, an der es nicht viel zu „interpretieren“ und spielen werden, die Partituren kaufen,
gerade hier in Deutschland, wo Mompou nicht
gibt, sie spricht eher aus sich selbst, Farben
sonderlich bekannt ist. Das ist mein Plan.
sollten wie auf natürlichem Wege entstehen.
Aber das sagt sich so leicht. Das Aufnehmen
fiel mir hier unendlich schwerer als bei allen
Erscheint am 19. April: Frederic Mompou:
meinen vorhergehenden CDs. Viel schwerer
Klavierwerke, Sony
als beim Liszt zuletzt. Bei Mompou gibt es
Abonnenten-CD: Track 13
nicht diese leicht fasslichen Kontraste. Hat
man, wie bei Liszt, solche starken Gegensätze,
Die nächsten Konzerte:
21./22./23.03.München, Philharmonie
ist der weitere interpretatorische Weg einfach.
24.03.Nürnberg, MeistersingerAber hier gibt es nicht die großen Kontraste,
halle
sondern Millionen Mikro-Kontraste, eine
05.05.Freiburg, Konzerthaus
06.05.Frankfurt, Alte Oper
ganze kleinteilig-subtile Welt …
07.05.Berlin, Philharmonie
… und auch keine eindeutige emotionale
14.05.
Wien (A), Konzerthaus
Botschaft …
16.05.Düsseldorf, Tonhalle
… es gibt so viele Botschaften darin. Es ist
geradezu metaphysisch.
Keine Bar-Beschallung
Das Werk ist ja schon seinem Titel nach
schwer zugänglich und rätselhaft.
In der Tat, der Titel „Musica callada“ ist
nicht übersetzbar. Es wäre allzu primitiv,
„stille Musik“ zu sagen. Man muss es umschreiben, also eher „tönende Einsamkeit“
oder „tönendes Licht“ oder „Ewigkeit“ – es gibt
kaum mehr etwas Materielles in dieser Musik.
Man hat beim Hören den Eindruck, dass sie
kaum mehr komponiert ist, fast als habe sie
vor unserer Zeit existiert. Sie will auch gar
nicht verstanden sein.
Darin gleicht sie doch dem Wesen ihres
Schöpfers …
Ja, Mompou war ja eine ungeheuer schüch­
terne und bescheidene Gestalt, allerdings
mit einem ziemlich trockenen Humor. Er saß
einmal in der Jury eines sehr renommierten
Kompositionswettbewerbes. Die Jury musste
bewerten, und die übrigen Mitglieder gaben
für die neu gehörten Werke immer schlechte
Noten. Mompou aber immer die Spitzenwertung. „Maestro, warum haben Sie denn
7
Anna Prohaska
Lolita, nicht Lulu
Anna Prohaska begeistert mit ihrem neuen
Album „Enchanted Forest“. Und ist jüngster
Spross einer illustren Musikerdynastie.
Von Robe rt F r au n hol z e r
A
ngenommen, Sie wachsen in
einem Haus auf, wo der eigene
Name in Goldlettern an der
Fassade prangt. Angenommen, im
Salon ihrer Urgroßmutter gingen zuvor Brahms
und Alban Berg ein und aus. Und schließlich hat Johann Strauß (Sohn) in denselben
Räumen, wo Sie mit Ihrem Brüderchen herumtollen, die „Fledermaus“ komponiert. Wenn
das so wäre – zumal als Sängerin in Wien –, so
wären Sie reif für eine Psychoanalyse. Seien
Sie also froh, dass das nicht
Ihnen passiert ist. Sondern
Anna Prohaska. Sie lacht
laut darüber und hat das
Ganze in folgende Formel
super verpackt: „Goldene
Kindheit“.
Tatsächlich war ihr
als Mädchen, wie sie zugibt, „die Jahreskarte für
den Wiener Zoo“ (direkt
vis-à-vis) viel wichtiger
als die Ahnengalerie! Das
bewusste Haus liegt direkt neben Schloss und
Tiergarten Schönbrunn und ist bis heute in
Familienbesitz. Anna Prohaska (29) ist die Urenkelin des Komponisten Carl und Enkelin des
Dirigenten Felix Prohaska. Ihr Vater Andreas
Prohaska inszenierte die Uraufführung von
Wolfgang Rihms „Hamletmaschine“. Bruder
Daniel ist als Operetten-Buffo am Münchner
Gärtnerplatz engagiert. Kurz: Keiner in
der Familie hat sich von den Vorfahren abschrecken lassen.
Seit sieben Jahren ist Anna Prohaska
der beste Neuzugang in Daniel Barenboims
Berliner
Staatsopern-Ensemble.
„Meine
Homebase“, sagt sie, obwohl sie nur kurz fest
am Haus war. Mit Claudio Abbado debütierte
sie bei den Berliner Philharmonikern. Mit
Pierre Boulez erscheint dieser Tage Mahlers
„Klagendes Lied“. Und mit Harnoncourt
probte sie kürzlich in dessen Haus am Attersee die „Fidelio“-Marzelline für Wien. Ihre
Solo-CD „Sirène“ vor zwei Jahren war schließlich eines der erfreulichsten Debüts bei der
Deutschen Grammophon seit langem. Anna
Prohaska hat eine vorzügliche Schallplattenstimme. Auch deswegen, weil die Stimme
nicht so riesig dimensioniert ist, dass
einem vom Zuhören die Ohren abfallen.
Eher kleinere Stimmen –
das weiß man seit Fritz
Wunderlich – sind fürs
Schallplattenstudio
meist das Beste.
„Ich hatte als
Kind niemals so eine
typische, behauchte
M ä d c h e n s t i m m e “,
hätten ihr die Eltern
oft erzählt. „Ich war
unglücklich, weil ich
nicht in einen Knabenchor gehen durfte“, so Prohaska. Nach
dem Studium an der Berliner „Eisler“Hoch­
schule debütierte sie in einer Ho­
sen­rolle, dem Yniold in Debussys „Pelléas
et Mélisande“. Die vollfruchtige Höhe, ein
ironisches Blinzeln und ein leichter LolitaTypus schickten sie indes mit einem One-wayTicket in die höchsten Sopranhöhen, wo sie
mit Rollen wie Zerlina, Papagena oder Anne
Trulove (in Strawinskys „Rake’s Progress“) für
Aufsehen sorgte.
Denn Anna Prohaska zwitschert nicht
nur, sondern gab diesen Rollen Charakterfestigkeit, Jugendsinn und ein entscheidendes
Quäntchen Unberechenbarkeit. Sie verströmte
Freiheit. Das ist in einer auf Notentreue und
Dienstbarkeit geeichten Klassik etwas ganz
8
Foto: Harald Hoffmann
„Und anschließend
gehe ich
dann meinen
Freunden auf
die Nerven!“
CATHERINE MANOUKIAN
EDWARD ELGAR: VIOLINKONZERT
Staatskapelle Weimar · Stefan Solyom
Der kanadischen Geigerin gelingt mit ihrem
Live-Mitschnitt, dieses großformatige Konzert
wie in einem Atemzug zu präsentieren.
Daphne im Zauberwald
1 CD · 0300523BC
Auf der CD „Enchanted Forest“ („Zauberwald“) verirrt sich Anna
Prohaska lustvoll im Tannen-Labyrinth aller möglichen barocken
Vivaldi-Nymphen, Händel-Zauberinnen und Purcell-Feen. Bis zurück
zu Monteverdis „Lamento della Ninfa“ und Cavallis „Calisto“ reicht
dieses gut durchdachte Kaleidoskop weiblicher Porträts rund um den DaphneMythos. Um sich vor Gott Apollos
Avancen ein für allemal in Sicherheit zu bringen, verwandelt
Bernini:
sich die Bergnymphe Daphne
Apollo
in einen Lorbeerbaum. Die
und
Arien werden begleitet vom
Dafne
englischen Ensemble Arcangelo.
Und enthalten etliche Hits aus
Händels „Rinaldo“, „Alcina“,
Purcells „Fairy Queen“ und Vivaldis
„La fida ninfa“. Superb!
„Ich schaff ’s, die Lulu erst
in frühesten acht Jahren
auf der Bühne zu singen“,
meint sie stolz. Und in
derlei professioneller Vorsicht zeigt sich das wahre
Künstler-Blut. Die familiäre
Prägung.
Für Recherche und Zusammenstellung Ihrer zweiten
Solo-CD hat Prohaska wiederum
großen Aufwand betrieben.
„Kein Problem“, relativiert sie.
Im Internet könne man heute die
Noten direkt ansehen. „Und anschließend gehe ich dann meinen
Freunden auf die Nerven! ‚Fällt dir
noch etwas ein?’, frage ich überall.“
Das beschert uns nun ein überaus vielseitiges, zwischen England und Italien
brillant oszillierendes Album. Glänzend
1 CD · 0300429BC
aufgelegt, strahlfreudig von Lachlust bis Todtraurigkeit pendelt Prohaska exquisit hin und
her.
Fällt auch alles nicht vom Himmel. „Ideal
ist es, wenn ich mir zehn Tage Auszeit vor
einer Aufnahme nehmen kann“, sagt sie. Weiß
also klüglich abzubremsen. „Als ich aus Los
Angeles zurück kam, brauchte ich neun Tage
– genauso viele wie die Stunden bei der Zeitumstellung –, um mit der Stimme wieder ganz
anzukommen.“ Tatsächlich reisten Sänger
früherer Generationen, wenn sie in den USA
STELLA DOUFEXIS NUITS D’ÉTÉ
Berlioz · Chausson · Ravel
Deutsche Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz · Karl-Heinz Steffens
Mit ihrem warmen Mezzo malt die Sängerin
Traumbilder, die uns in die Dunkelheit
ahnungsvoller Sommernächte entführen.
singen wollten, so viele Tage vorher an, wie
die Zeitdifferenz zwischen Europa und dort betrug.
Gern wird sie als „unbrav“ und „unkonventionell“ beschrieben. „Das stimmt vor
allem insofern, als ich übertriebenen Beschreibungen ungern widerspreche“, scherzt
sie. Dass in Anna Prohaska, in Neu-Ulm geboren und in Berlin wohnend, noch immer
ein goldenes Wiener-Herz schlägt, zeigt sich
spätestens in ihren Menü-Präferenzen. Sie
schwört auf paniertes Wiener Schnitzel. „Und
zwar im Gmoakeller oder im Café Engländer in
Wien“, empfiehlt sie.
2 CD · 0300531BC
Seltenes. So ist Prohaska heute eine der
wichtigsten Sängerinnen des SoubrettenFachs. Aber keine Soubrette! „Danke für das
Kompliment“, lacht sie. Denn unterhalb des
glockigen Unschuldstons, den sie für Despina,
Blondchen oder Sophie hat, hört man bei ihr
eine dunklere, lockende Flamme glimmen.
„Immer sagen mir alle, ich solle doch Bergs
‚Lulu’ singen“, erklärt sie. Doch für die kindliche Männerverschlingerin – „wahnsinnig
reizvoll“, wie sie zugibt – bräuchte man etwas
wie einen dramatischen Koloratursopran.
1 CD · 0300429BC
NEUHEITEN BEI
BERLIN CLASSICS
ANNEGRET SIEDEL
BIBER: ROSENKRANZ-SONATEN
Bell‘arte Salzburg
Neu erschienen: „Enchanted Forest“ (Arien
von Vivaldi, Händel, Purcell, Cavalli; mit
Jonathan Cohen, Ensemble Arcangelo), Universal/Archiv
Abonnenten-CD: Track 6
9
Auf neun verschiedenen historischen Geigen
legt Annegret Siedel eine virtuose wie
berührende Interpretation der RosenkranzSonaten vor.
Jetzt im Handel sowie als Download erhältlich.
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Jan Vogler
Regelrechter Luxus
Für seine Bach-Cellosuiten hat sich Vogler strenge
Regeln auferlegt. Denn nur so kann er die Musik im
richtigen Moment mit Casals-Grandeur aufleuchten
lassen. Von C a r s t e n N i e m a n n
W
erlegte er sich anfangs auf: Streng
eingebunden“ nach New York
ohl jeder Cellist von
nach dem Manuskript von Bachs
schickte, bekam die AuseinanderBedeutung
wird
Frau Anna Magdalena wollte er
setzung eine neue Dynamik – zudie
Versuchung
spüren, die be- sich den Stücken nähern, un- sätzlich befeuert von der Möglichbeeinflusst von den dicken
keit, auf einem Stradivari-Cello
rühmten sechs Solosuiten von
Johann Sebastian Bach ein- Schichten von Herausgeberzu­ (dem Ex-Castelbarco von 1707)
sät­
zen, die sich inzwischen auf
zu musizieren. Mit seinem
zuspielen. Doch wann ist der
den Noten abgelagert haben.
sprechenden
Klang,
seinem
richtige Zeitpunkt? Für Jan
Die zweite Regel: Alle Tanzsätze
großen Ton und seinem „aristoVogler war es ein experimenteller
wollte er in einem durchgängigen
kratischen Anspruch an sich
und radikaler Neuanfang, der
selbst“ war das Instrument für
zu seinem öffentlichen inter- Tempo gestalten. Und als Drittes
Vogler sowohl Ansporn, als auch
pretatorischen „Bekenntnis“ ge- beschloss er, das Vibrato, das in
Bachs Umfeld als Verzierung ge- Hilfe bei der neuen Auseinanderführt habe: „Mein Vater hatte
golten habe, komplett aus dem
setzung mit Bach.
eine wahnsinnige Sammlung an
Zu dieser Arbeit gehörte auch,
Schallplatten“, erinnert sich der Vortrag zu bannen.
Als ihm Reinhard Goebel zu
den Charakter der einzelnen
1964 geborene Musikersohn, „und
Weihnachten 2011 seine Ein- Suiten zu definieren. Für Vogler
die Aufnahme, die am häufigsten
richtung der Sonaten „schön
gliedert sich der Zyklus klar in
lief, war die Aufnahme mit Pablo
zwei Folgen zu je drei
Casals.“
Den
denkbar
Suiten, wobei der
größten Kontrast zu dieser
Schlüssel die erste
Interpretation lernte Vogler
Suite sei, in der Bach
kennen, als sein Vater in
die Gattung praktisch
den 70er Jahren die Einerfinde. Dieses „Erspielung der Suiten mit
finden“ müsse auch
dem
Alte-Musik-Pionier
hörbar sein: „Die 1.
Anner Bylsma erwarb. Während Bachs Suiten und Partiten für Solovioline
und die 4. müssen
„Das kannte damals in der
schon im 19. Jahrhundert vereinzelt im Konzertdie Folge eröffnen
DDR kein Mensch“, sagt
saal zu hören und schon 1903 teilweise eingespielt
– dürfen aber noch
Vogler: „Wir waren einige
wurden, kam der Durchbruch für die Cellosuiten
nicht alles sagen.“
der Ersten, die das gehört
deutlich später. Wesentlich zu ihrem heutigen KultPhi­losophisch emp­
haben.“ Wobei sie Bylsmas
status trug Pablo Casals respektvoller Umgang mit
findet er im Kontrast
Leistung auch wertdem zuvor oft nur als Studiendazu
die
Mittelschätzen
konnten:
material angesehenen Zyklus
suiten. „Und jede der
„Da war, jemand, der
bei: Er lernte die Suiten zwar
Endsuiten ist als Feier
ein völliges Reset geschon 1890 als 13-Jähriger
gemeint!“
schafft hat“, erinnert
kennen, doch erst mit 26
Als Vogler im
er sich bewundernd.
Jahren wagte er sich an die
Frühjahr 2012 sei­
Ein „völliges Re­
erste öffentliche Aufführung
nen Namen auf den
set“ – das beschloss
des gesamten Zyklus. Noch
Plakaten zu einer
auch Vogler zu wagen,
länger dauerte es zu seiner
ersten Aufführungsum sich im besten
ersten Gesamtaufnahme – die
serie sah, war ihm
Virtuosenalter
den
folgte trotz des anhaltenden
noch nicht nach
Suiten erneut zuzuPublikumserfolges mit diesen
Feiern zu Mute: „Ich
wenden. Drei Regeln
Werken erst 1939.
10
dachte: Oh, da spiele ich jetzt ganz
allein für all diese Leute – kann
ich die unterhalten für diese lange
Zeit?“ Erst die spürbare „Sogwirkung“ der Aufführung überzeugte ihn, auf dem richtigen
Weg zu sein und sich auch ein
wenig von der Strenge der selbstauferlegten Regeln lösen zu
dürfen: „Ich hatte eine Freiheit
für mich gewonnen und dachte,
wenn jetzt ein bisschen was aus
meiner Kindheit wieder reinspielt
– warum nicht?“
Auf der einen Seite verbiete ihm seine aufgeklärte
Haltung zur historischen Auf-
Foto: Jim Rakete
Schöne
Stiefschwester
Jan
Vogler
R I CHA R D W A G N E R
AUS DER METROPOLITAN OPERA
MIT BRYN TERFEL & JONAS KAUFMANN
führungspraxis, die Suiten mit
der romantisierenden Naivität
mancher geschätzter Vorbilder
anzugehen. Andererseits sei sein
Stradivari-Cello mit Stahlsaiten
bespannt und befände sich durchaus nicht im barocken Urzustand.
Vor allem aber stecke auch in
älteren Auffassungen historisch
Plausibles. Die Idee, dass Bach
in der letzten Suite eines jeden
Dreiersets auch die Dreieinigkeit
feiere, habe jedenfalls schon ein
Casals intuitiv gespürt: Die Suiten
Nr. 3 und 6 dürften daher „auch
etwas von dieser Casals-Grandeur
haben“, findet Vogler. Die eigene
Fantasie ersetze historisches
Wissen ohnehin nicht: „Wenn
man seine Hausaufgaben gemacht hat, ist bei Bach immer die
Frage: Ist man in der Lage, ihm
mit der eigenen Fantasie Paroli zu
bieten? Denn Bach hat sicher einkalkuliert, dass der Spieler mit
seiner eigenen Fantasie darangeht – und das ist überhaupt die
größte Herausforderung.“
Neu erschienen: Johann
Sebastian Bach: Die Suiten für
Violoncello solo, Sony
Abonnenten-CD: Track 3
11
Grammy
2013
Beste
Opernaufnahm
e
„WUNDERBARE OPERNVERFILMUNG”
(Das Opernglas)
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bringen. Und sie sind verdammt
schwer zu spielen – gerade wenn
es so leicht und durchsichtig
klingen soll wie hier … Die acht
Jahre als Bratscher bei den Wiener
Philharmonikern haben mir sehr
geholfen, ein Bewusstsein fürs
Dirigieren zu bekommen. Ich
habe die berühmtesten Diri­
genten kennenlernen dürfen und
habe gesehen, wie ein Orchester
funktioniert. Man versteht einfach die Musikerherzen besser.
Strauss
„Ach, du bist wieder da“,
aus: Der Rosenkavalier
Manfred
Honeck
Blind gehört
Manfred Honeck
Als Bratscher hat Honeck viel gelernt über Musikerherzen. Der Dirigent Honeck ist inzwischen in New York
und Berlin angekommen. Von A r n t C obbe r s
Lange Zeit galt er als Geheimtipp,
der ehemalige Chefdirigent des
Rundfunk-Sinfonieorchesters in
Stockholm und GMD der Staatsoper Stuttgart. Mit seinen Debüts
bei den Philharmonikern von
New York und Berlin ist Manfred
Honeck nun endgültig in der
Dirigenten-Topliga angekommen.
Im August und September geht
der Österreicher mit seinem Pittsburgh Symphony Orchestra auf
Europa-Tournee. Zum „Blind gehört“ am Tag nach seinem erfolgreichen Debüt in Berlin stand
leider nur ein Laptop zur Verfügung und ließ akustische Feinheiten nur ahnen.
12
Strauß
„Freuet euch des Lebens“
Walzer
Wiener Philharmoniker, Claudio
Abbado, 1.1.1988, Universal/
Deutsche Grammophon
Bei dieser Musik
stellt sich immer die
Frage: Ist es wie­
nerisch
angelegt?
Und ist es natürlich? Mir gefällt
diese Interpretation sehr gut, es
hat den Wiener Rhythmus mit der
vorgezogenen Zwei, die Übergänge sind sehr logisch, es ist
spritzig und hat Charme und geht
im richtigen Moment vorwärts.
Die Wiederholungen sind etwas
leiser angelegt, wie wir es in
Wien gewohnt sind. Es
würde mich nicht
wundern, wenn das
die Wiener Philharmoniker wären,
vielleicht habe ich da
sogar mitgespielt. Das
muss ein Dirigent sein,
der eine Verbindung zu
Wien hat, ich finde es sehr gut
gespürt und geführt … Johann
Strauß ist für mich eine Art LeibKomponist, seine Werke eignen
sich wunderbar, eine beglückende
Stimmung in den Konzertsaal zu
Ach, der schöne
Rosenkavalier! Die
Stim­
men sind sehr
schön
rund,
sie
schleifen ein bissel und nehmen
die Töne nicht immer so klassisch
gerade, wie wir es heute gewohnt
sind. Das ist auf jeden Fall eine
ältere Aufnahme. Es muss ein
Dirigent sein, der mit der Sprache
sehr gut umgehen kann. Es ist
sehr deutlich, ausdrucksstark, im
Charakter sehr gut. Ich habe den
Rosenkavalier unter Karajan gespielt, er versuchte immer, einen
schönen Legato-Bogen und sehr
ruhige Phrasierungen zu machen,
das kommt hier in diesem Sprechgesang nicht so zum Tragen. Aber
es gibt ein paar Stellen, die mich
daran erinnern. Es gefällt mir
sehr gut! … Für die Oper bleibt mir
im Moment einfach keine Zeit,
obwohl ich sie genauso liebe wie
das Konzert. Das Pittsburgh Sym­
phony Orchestra will intensiv
gepflegt werden, und
außerdem ist es mir
wichtig, mehr in die
Werke einzutauchen,
tiefer und tiefer zu
gehen, und auch
dafür braucht man
Zeit. Es ist ja nicht damit
getan, dass man einen
Komponisten aufführt. Man muss
ihn auch verstehen.
Foto: Felix Broede
Elisabeth Schwarzkopf, Christa
Ludwig, Philharmonia Orchestra,
Herbert von Karajan, 1956, EMI
Classics
Pettersson
Braunfels
Bruckner
Violinkonzert Nr. 2
Fantastische Erscheinungen eines
Themas von Hector
Berlioz, op. 25
Sinfonie Nr. 7
Isabelle van Keulen,
Schwedisches RundfunkSinfonieorchester, Thomas
Dausgaard, 1999, cpo
Das kenne ich nicht.
Das ist mein altes
Orchester? Dann ist
es Pettersson? Das
Stück sollte ich damals in
Göteborg dirigieren, aber ich habe
mich geweigert. Weil es im
Konzertsaal unmöglich transparent zu bekommen ist. Es ist so
dick instrumentiert, dass die
Geige, die ja 45 Minuten lang
permanent spielt, untergeht. Da
hätte ich viel retuschieren und
proben müssen. Dabei ist es
eigentlich ein tolles Werk. Als
Chefdirigent in Stockholm muss
man Pettersson dirigieren, er ist
einer der wichtigsten schwe­
dischen Komponisten. Ich bin mit
großem Vergnügen an die zwölfte
Sinfonie herangegangen, aber
auch da musste ich große
Retuschen machen. Pettersson
hat die Eigenart, sehr viel in seine
Werke hineinzuwerfen. Und man
versteht irgendwann nicht mehr,
was eigentlich wichtig ist. Wenn
es von der ersten bis zur letzten
Minute im Fortissimo durchgeht,
verliert man das Interesse.
10. – 13. 4. 2013
Spirit of music
musikmesse.com
WDR Sinfonieorchester Köln,
Günter Wand, 1953, Naxos/Profil
Edition Günter Hänssler
Naja, ich mache es
ein bisschen schnel­
ler. Ich bin ein großer
Fan von Braunfels.
Meinen Debütabend bei der New
York Philharmonic im Januar habe
ich mit der Suite dieses Werkes eröffnet. Mir war es wichtig, mit
einem unbekannten Werk zu eröffnen, weil ich denke, wir haben
die Aufgabe, immer wieder Neues
zu präsentieren und das Pub­
likum für solche Werke zu begeistern. Braunfels war sehr beliebt in den 20ern. Als die Nazis
kamen, wurde er verbannt, und
nach dem Krieg galt seine Musik
als altmodisch. Dieses Schicksal
berührt mich einfach. Er hat so
schöne Musik geschrieben. Die
Hohe Messe, die wir in Stuttgart
aufgenommen haben und die
hoffentlich bald auf CD erscheint,
ist ein grandioses Werk! Man hört,
dass Braunfels in seiner Zeit gelebt hat, und doch hat er eine
eigene Tonsprache entwickelt,
eine Klangwelt, eigene Har­
mo­
nien, die unverwechselbar sind.
Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks, Mariss
Jansons, 2007, Naxos/BR Klassik
Schön weich eingesetzt! Bei Bruckner
ist es mir wichtig,
dass diese langen
Phrasen von Anfang bis Ende
durchgehört werden können, dass
es keine Unterbrechungen gibt. In
meiner anfänglichen Dirigentenzeit habe ich diese spezielle Interpretationsweise nicht beachtet,
aber inzwischen ist mir das sehr
wichtig geworden. Bruckners Welt
muss man sich erarbeiten, die ist
sehr vielschichtig. Er hat ja sogar
Volksmusik eingebaut, das wird
heute ganz übersehen. Hören Sie
mal hier: Das ist ein Csárdás!
Wenn man das als Csárdás spielt,
erschrickt man zunächst einmal.
Hier fehlen mir die Synkopen.
Bruckner hat ja als Bratschist in
einer Wirtshaus-Band gespielt,
um Geld zu verdienen. Man sollte
ihn nicht auf sakrale Musik beschränken. Genauso wenig wie
man Mahler auf die österreichische
Volksmusik
beschränken kann. Ich arbeite
allerdings sehr daran, die verschiedenen Charaktere dieser
Volksmusik herauszuarbeiten. Ich
hatte das Glück, dass ich in
meiner Kindheit Zither gespielt
habe. Mein Lehrer war Auto-
didakt, der konnte nicht einmal
richtig Noten lesen. Ich sagte zu
ihm: „So, wie Sie es von mir verlangen, steht es doch hier gar
nicht geschrieben.“ „Das mag sein,
aber bei uns spielt man es so“,
sagte er. Ich habe damals schon
an der Hochschule Geige studiert
und dachte, von ihm kann ich
nichts lernen, ich hatte wenig
Respekt. Erst später, bei der Beschäftigung mit Mahler, habe ich
gemerkt: Er hat mir genau das
beigebracht, was Mahler so
interessant macht. Mahler kommt
aus dieser Tradition, wo man nur
das spielt, was zwischen den
Zeilen zu finden ist. (2. Satz) Ich
interpretiere es anders. Aber es
klingt fast wie die Wiener
Streicher, ein sehr warmer Ton.
Das ist Mariss? Den kenne ich gut
aus Oslo, wo ich Erster Gastdirigent war. Ich habe Bruckner
nie mit ihm gehört. Er ist ein
fantastischer Dirigent. Er liebt die
Musik und die Musiker und gibt
in jedes Stück seine ganze Seele
hinein. Hier diese Streicher-Stelle:
Das ist typisch Mariss, diese
Wärme, diese Leidenschaft.
Manfred Honeck auf EuropaTournee mit dem Pittsburgh
Symphony Orchestra, u. a. in:
31.08.Berlin, Festwochen
07.09.Düsseldorf
08.09.Frankfurt
12./13.09.Bonn
Musik
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Mehr Zeit
heck!
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Neu
Musikfans:
18 Uhr
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1
:
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Freit
is 18 Uhr
b
9
:
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s
Sam
Julia Lezhneva
Vokales
­Feuerwerk
A
m
Anfang
stand
Mozarts
Motette
„Exsultate,
Jubilate“,
ein Werk, das Julia
Lezhneva seit Beginn ihrer
Sängerlaufbahn immer wieder
begleitet hat. So unter anderem
auch bei ihrem umjubelten Debüt
2010 bei den Salzburger Festspielen. Und so war es relativ
schnell klar, dass dieses Werk
die Keimzelle ihrer ersten SoloCD für Decca sein würde. Ebenso
klar war jedoch, dass es kein
reines Mozart-Programm werden
sollte. Stattdessen entschied sich
die sympathische junge Russin
dafür, hier die Gattung Motette
ein wenig genauer unter die Lupe
zu nehmen und deren stilistische
Entwicklung von Vivaldi bis hin
zu Mozarts Meisterwerk nachzuzeichnen. Und das selbstverständlich keineswegs als trockene
musikwissenschaftliche
Vorlesung, sondern als vokales Feuerwerk.
„Mit dem Aufkommen der
Solo-Motetten trat zum ersten
Mal die menschliche Stimme
bei Konzerten in den Vordergrund. Zuvor gab es nur Opern,
aber von da an konnte man als
Sänger auch im Konzert seine
Virtuosität zeigen. Nachdem
Mozart und Vivaldi für unser
Projekt feststanden, haben wir
14
lange darüber diskutiert, womit
man diese beiden Komponisten
kombinieren könnte und wir
waren uns einig, dass wir eine
Brücke zwischen den Stücken
bauen wollen. Um das richtige
Bindeglied zu finden, haben
wir uns verschiedene Dinge angesehen und sind schließlich
bei Nicola Porpora gelandet,
der zahlreiche Motetten verfasst hat, von denen die meisten
heute leider komplett vergessen
sind.“ So handelt es sich bei Julia
Lezhnevas Interpretation von „In
caelo stelle clare fulgescant” nun
auch um eine veritable Weltersteinspielung, bei der sie dem Werk
gemeinsam mit Dirigent Giovanni
Antonini neues Leben einhaucht. „Schon als wir die Noten
zum ersten Mal gemeinsam
durchgegangen sind, haben wir
uns beide in diese Musik verliebt und waren uns einig, dass
es die perfekte Ergänzung für
Vivaldi, Händel und Mozart ist.
Jede der vier Motetten hat dabei
ihren ganz eigenen Charakter,
jeder Komponist seinen eigenen
Stil, der sich zwar in ähnlichen
Bahnen bewegt, aber doch klar
voneinander unterscheidet.“
Mit Originalklangspezialist
Giovanni Antonini hatte Julia
Lezhneva zuvor bereits bei
einer Aufführung von Vivaldis
Foto: Decca/Uli Weber
Mit der Debüt-CD bei ihrem neuem
Label schlägt Sopranistin Julia
Lezhneva eine Brücke von Vivaldi
zu Mozart. Inklusive einer PorporaErsteinspielung. Von T obi a s H e l l
wichtig, als Team zu arbeiten und
während den Aufnahmen hatte
ich wirklich das Gefühl, dass wir
einander verstehen, fast wie eine
große Familie.“
Ein
anderer
wichtiger
Förderer war Mark Minkowski,
der durch einen YouTube-Clip
auf sie aufmerksam wurde und
sie für eine Reihe von Konzerten
verpflichtete. „Ich hatte sehr viel
Der KastratenPate
EINE WELT-ERSTEINSPIELUNG
EIN UNBEKANNTES MEISTERWERK VON
Pergolesi
Neben seiner kompositorischen
Arbeit war der 1686 in Neapel geborene
Nicolo Antonio Porpora ebenfalls ein angesehener Gesangslehrer, aus dessen Schule eine Reihe berühmter Kastraten
hervorgingen: Caffarelli, Farinelli und Antonio Uberti, der sich
zu Ehren seines Lehrers „Porporino“ nannte. Besonders die
erfolgreichen Auftritte Farinellis sorgten für einen enormen
Popularitätsschub Porporas, der daraufhin sogar sein Amt
am Konservatorium von Neapel niederlegte, um sich fast
drei Jahre lang ganz der Förderung seines virtuosen Meisterschülers zu widmen.
RENÉ JACOBS
Glück mit meinen Lehrern, die
mich immer unterstützt haben
und mich nie in die falsche
Richtung gedrängt haben. Genau
wie die Dirigenten, mit denen ich
arbeiten durfte. Man muss vor
allem seinem eigenen Instinkt
vertrauen. Ich singe im Moment
einfach das, was sich für meine
Stimme gut anfühlt. Und im
Barockrepertoire gibt es noch
so viel zu entdecken. Für einen
selbst und auch für das Publikum.
Viele Stücke werden sehr selten
aufgeführt oder sind lange Zeit
überhaupt nicht gespielt worden.
Das gibt einem als Musiker eine
große Freiheit, seinen eigenen
Zugang und seine eigene Interpretation zu finden.“
Neu erschienen: Alleluia (mit
Giovanni Antonini, Il Giardino
Armonico), Decca/Universal
Abonnenten-CD: Track 1
15
DIE AKADEMIE
FÜR ALTE MUSIK
IM KONZERT
WERKE VON MOZART,
HAYDN, GLUCK u. a.
Bejun Mehta (Countertenor),
René Jacobs
4. 4. Wien (Musikverein)
„BERLIN UM 1800“
Christine Schornsheim
(Hammerklavier),
Marcus Creed
14. 4. Berlin (Konzerthaus)
19. 4. München
(Prinzregententheater)
CD HMC 902155
bindung zueinander und das ist
gut, weil es beim gemeinsamen
Musizieren vor allem um gegenseitiges Vertrauen geht. Und das
hört man meiner Meinung nach
auch auf dieser Aufnahme.“
Voll des Lobes ist die Sängerin
auch, wenn das Gespräch auf die
Musikerinnen und Musiker des
Giardino Armonico kommt.
„Dieses Orchester geht so
leidenschaftlich an die
Musik heran und hat
eine sehr genaue Vorstellung, welche spe­
ziellen Klangfarben
bei
bestimmten
Stücken eine Rolle
spielen. Das war
jetzt
bei
den
Motetten
sehr
spannend zu beobachten.
Auch
welchen
hohen
An­
spruch sie bei
sich selbst anlegen. Gerade bei
einem
Projekt
wie diesem ist es
SOPHIE KARTHÄUSER
CHRISTOPHE DUMAUX
JULIEN BEHR
KONSTANTIN WOLFF
© Marco Borggreve
„Ottone“
zusammengearbeitet
und in ihm einen Partner auf
gleicher Wellenlänge gefunden.
„Die Arbeit mit ihm war einfach
wundervoll, weil er mir Impulse
gegeben hat, Dinge zu tun, die ich
zuvor nicht für möglich gehalten
hätte. Seitdem habe ich immer
davon geträumt, wieder mit ihm
arbeiten zu können. Wir haben
eine sehr enge künstlerische Ver-
HÄNDEL: AGRIPPINA
Penda, Mehta, Im u. a.,
René Jacobs
2., 5., 9. 5. Berlin (Staatsoper)
Septem verba
a Christo
in cruce moriente prolata
Sieben Worte Christi am Kreuz
Auf Grundlage der jüngsten Forschung
werden die Sieben Worte Christi am
Kreuz inzwischen wirklich Pergolesi
zugeschrieben. Bereits Hermann
Scherchen hatte sie als „eines der innigsten
Kunstwerke, voll von Sanftmut, tiefstem
Empfinden und alles überstrahlendem
Schönheitsgefühl“ beschrieben.
Dieses Hauptwerk des neapolitanischen
Barock (1736) erlebte seine Konzertpremiere
im Juli 2012 beim Festival in Beaune, wenige
Tage, bevor diese Aufnahme entstand.
harmoniamundi.com
Auch auf Ihrem Smart- und iPhone
Digital Concert Hall
APPetizer
Die Berliner Philharmoniker kann man in die
Tasche stecken. Apps für Handy und Tablet
machen’s möglich. Von C a r s t e n H i n r ich s
16
Konzerte werden inzwischen überall auf
der Welt gestreamt, aber eine eigene, fortlaufend mit Konzerten versorgte Online-Plattform ist nach wie vor einzigartig. „Natürlich
bekommen wir viele Anfragen von anderen
Orchestern, die sich für unsere Erfahrungen
interessieren. Unser erster Rat: Sucht euch
einen Sponsor!“. Aha, von welcher Größenordnung reden wir hier? Nun, man spricht
grundsätzlich nicht über die Budgets der
Stiftung, aber zumindest mit einer Zahl beflügelt Möller die Fantasie: Die
Erstausstattung der Aufnahmetechnik kostete bereits rund 1
Million Euro. Im laufenden Betrieb kommen dazu Möllers
zwölf Kollegen im Büro und sechs
komplette Aufnahmeteams, die
in Rotation die Übertragungen
betreuen. Soeben erst wurde
die Kameratechnik von Partner
Sony auf den neuesten Stand gebracht – zu schnell veralten die
Geräte, die sowohl ohne Störung
des Publikums und der Musiker,
als auch beim unveränderten
(dunklen) Saallicht überzeugende
Bilder liefern sollen. Eine Partnerschaft, die sich über Jahrzehnte entwickeln
konnte, noch aus Zeiten von Herbert von
Karajans Technik-Faible und seiner Freundschaft mit dem damaligen Sony-Chef Norio
Ohga.
Ist das teure Filmmaterial aber erst einmal
produziert, erlaubt es vielfältige Verwertung.
Nicht nur die Website der Philharmoniker
wertet sich dadurch auf, auch die SocialMedia-Kanäle werden mit Trailern anschau-
Foto: Peter Adamik/Berlin Phil Media
A
Die Digital Concert Hall (DCH) ist noch
uf den Schirm“, möchte man rufen,
wenn man diese Kommando- immer ein Leuchtturmprojekt, obwohl schon
im fünften Jahr. „Unser Gründungsmythos ist
zentrale betritt. Kein Captain Kirk,
das Konzert in Taipeh, das zugleich von 20.000
aber ebensolch hochkonzentrierte
Zuschauern in einer Übertragung vor dem
Betriebsamkeit. Vier Monitore in Reihe,
Konzertsaal gesehen wurde“, erinnert sich
darüber noch ein extra großer, dazu Pulte mit
Tobias Möller, zuständig unter anderem für die
Reglern und jeder Menge beleuchteter Tasten.
Der Unterschied: Hier dröhnt keine Sphären- Kommunikation der Berlin Phil Media, die als
Tochter der Stiftung Berliner Philharmoniker
harmonie aus dem Orbit herein, der Raum ist
die DCH produziert. „Als Simon Rattle und die
erfüllt von den filigranen Klängen von Mozarts
Musiker ins Freie traten, wurden sie wie PopSinfonie Nr. 33.
stars gefeiert. Da dachten wir zum ersten Mal:
Im Großen Saal der Berliner Philharmonie
Für dieses Publikum müssen wir uns etwas
probt gerade Andris Nelsons für die nächste
Dauerhaftes ausdenken.“ Nun sind die PhilKonzertserie am Wochenende, und das ist
harmoniker sicher kein reisefaules Orchester,
zugleich Stoßzeit für die Arbeit der Digital
aber die Live-Übertragung von Konzerten
Concert Hall, dem Online-Konzertsaal der
aus Berlin, also das Streamen per Internet
Philharmoniker. Neun Kameras werden hier
dirigiert, dazu diesmal auch wieder Ein- und ein jederzeit verfügbares Online-Archiv
stellungen für die gleichzeitig stattfindende Kinoübertragung eingerichtet. Auf je
einem Extrapult wird der gesondert aufgenommene Ton
hinzu gemischt und das Farbspektrum überwacht und angepasst. Der Regisseur wirkt
ganz entspannt, seine Einrichtung hat er in den Tagen
Digital Concert Hall –
so brillant kommen
zuvor erarbeitet. Deutlich mehr
die Berliner-Philzu tun haben nun der Kameraharmoniker dann
mann und dessen Assistentin,
zuhause auf den
die die nächste Einstellung in
Bildschirm
kryptischen Codeworten ausruft: „Jetzt die vier: A7, dann
die acht: B3!“ Auf einem erklangen 2009 noch eindeutig nach Zukunftshöhten Bildschirm sieht man Andris Nelsons
im Halbprofil dirigieren, ganz auf die Mozart- musik. Dafür vollbringen im Nebenraum,
dem ehemaligen Leer-Studio für FremdaufSinfonie konzentriert. Ihm gegenüber sitzt im
nahmesitzungen, drei graue Serverkästen
Studio ein Doppelgänger: Die junge Frau hat
ein weiteres technisches Zauberkunststück.
Partitur und Kopfhörer, dirigiert ebenfalls und
Gekühlt auf 18°C, wie ein guter alter Rotzählt dabei Countdowns herunter. „Noch zwölf,
wein, läuft hier die Sofortkomprimierung der
noch elf, noch zehn …“ – dann folgt der nächste
Filmdaten auf eine Datenrate, die die LiveBuchstabe in der Partitur. Sie leiht der Regie
ihren Überblick über das musikalische Ge- Übertragung in HD-Qualität erst möglich
macht.
schehen.
und Laune durch die derzeit 188 Konzerte des
Archivs, die Education-Filme und MusikerBiografien wie durch ein Kartendeck. Fragt
sich nur, ob die interaktive Aufbereitung den
eigentlichen Inhalt nicht alt aussehen lässt:
Den multimedialen Reizen zum Trotz verlangt Bruckners Sinfonie Nr. 6 einmal gestartet
mehr als eine Stunde Konzentration – oder
den Tap auf die Pausentaste. Gut, Klassik-Liebhaber wird das nicht stören, und in welchem
Konzertsaal kann man sich die Höhepunkte
des Abends vorab anspielen lassen, um zu entscheiden, ob man bleiben möchte? Zumindest
weckt das Medium Internet im Gegensatz zum
formalen Rahmen eines Konzertbesuchs keine
Berührungsängste. Und wenn es um die Liebe
zur Musik geht: Die kann man ja auch mal bei
einem Glas Rotwein und im Pyjama ausleben:
„Auf den Schirm!“
lich und attraktiv. Herzstück bleibt aber die
Digital Concert Hall. Und die hat nun mit einer
eigenen App für iPhone, iPod und iPad neue
Nutzungsmöglichkeiten bekommen, auch
eine Version für Android ist in Vorbereitung.
Denn anders als im Internet kann man hier
Konzerte auch ohne Netzzugang verfügbar
machen für unterwegs. Und die Bedienung
ist wie für Tablets kennzeichnend haptisch
und ansprechend: Man wischt sich nach Lust
www.digitalconcerthall.com
Viele Features der Website, wie sämtliche
Education-Videos, Künstler-Interviews und
Trailer, können kos­tenfrei genutzt werden.
Auch die Apps stehen kostenfrei zum Download zur Verfügung. Die Freischaltung
zahlungspflichtiger Inhalte erfordert ein
7-Tage-, Monats- oder Jahresticket oder das
DCH-Abo (€ 14,90/Monat).
Anzeige Rondo_193x132_Anzeige Rondo 01.03.13 17:14 Seite 1
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ANU
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BIS
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M
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31
Akademie Musiktheater
heute
Stipendium 2013 – 2015
für junge Bühnenbildner,
Dirigenten, Dramaturgen,
Komponisten, Kulturmanager und Regisseure
Fotograf: Hans Jörg Michel
www.deutsche-bank-stiftung.de
17
Ian
Bostridge
Ian Bostridge
„Ich mag keine Tenöre“
Anna Netrebko ist ein Fan von ihm – und von Britten.
Tenor Ian Bostridge (48) über den Erfolg seines Landsmannes Benjamin Britten. Von Robe rt F r au n hol z e r
18
Foto: Ben Ealovega
H
err Bostridge, das
Opernpublikum
in
Deutschland ist nicht
unbedingt verrückt
nach Britten. Aber wer den
Weg in eine Vorstellung findet,
ist meist begeistert. In Groß­
britannien ebenso?
Ian Bostridge: Ja, der Unterschied liegt nur in den Chorwerken. Als ich zur Schule ging,
war „Ceremony Of Carols“ noch
sehr populär und auch das „War
Requiem“. Aber auch bei uns gibt
es eine gewisse Zurückhaltung.
Britten ist weder traditionell noch
progressiv genug, um allen zu gefallen. Die Komponisten finden
ihn alle schwierig und sogar verdächtig.
Das ist die Eifersucht der Kom­
ponisten!?
Ganz gewiss. Britten war der
letzte, der dem musikalischen
Establishment angehörte und
trotzdem eine kritische Haltung
einnahm. Er war zu erfolgreich,
um nicht den Argwohn seiner
Nachfolger zu wecken.
Hat Britten den Publikums­
erfolg bewusst angestrebt?
Ja, er war besessen von dem
Wunsch, Erfolg zu haben. Und
schreckte doch immer wieder
davor zurück. Regelmäßig hat
er sich so in Schwierigkeiten gebracht. Als er für eine Gala der
Queen etwas komponieren sollte,
entschied er sich für „Gloriana“ –
über die Liebe Königin Elizabeths
I. zu Roberto Devereux. Nur war
das eine Oper über eine verbitterte, alte und befremdende
Monarchin! Alle waren peinlich berührt. Der Erfolg des
„War Requiems“ hat ihn gefreut,
und gleich darauf hat er einen
Rückzieher gemacht und nie
wieder etwas so Großformatiges
komponiert. Mit dem Erfolg, den
er wollte, konnte er im Grunde genommen nicht umgehen.
Wie sah Ihre erste Berührung
mit Britten aus?
In einer Schulaufführung von
„Noahs Flut“ spielte ich eine
Ratte. Mein ganzer Stolz war, als
ich eines Tage bei „The Golden
Vanity“, das Britten für die Wiener
Sängerknaben komponiert hat,
den Kapitän spielen durfte. Mann,
war das toll! Leider wird an
britischen Schulen heute nicht
mehr so viel gesungen wie früher.
Peter Pears, der ultimative
Britten-Tenor, hatte nicht un­
bedingt eine schöne Stimme.
Was haben Sie von ihm gelernt?
Wie man sich auf den Text einlässt. Er war einer der beiden
Sänger, die den größten Einfluss
auf mich hatten: Dietrich FischerDieskau und eben Peter Pears.
Seine Stimme klang eher fragil.
Trotzdem war seine Bedeutung
für mich so groß, dass es sogar
schwierig wurde, mich wieder von
ihm zu lösen.
Britten war einer der ersten
offen homosexuell lebenden
Kom­ponisten. Hatte er dadurch
Nachteile zu gewärtigen?
Heute sind eingetragene Partnerschaften in Europa Standard,
daher können wir uns eine
Situation wie damals nicht mehr
vorstellen. 1953 aber war der
Wenn die Umstände stimmen,
vielleicht. „The Rape Of Lucretia“
haben wir live beim BrittenFestival in Aldeburgh aufgenom­
men. Jetzt kommt für mich aber
erst einmal „Curlew River“ im
Londoner Barbican. Darauf habe
ich mich 15 Jahre lang gefreut.
Sie werden oft als intellektueller
Sänger beschrieben. Gefällt
Ihnen das?
Nein, denn es wäre unmöglich, als
intellektueller Sänger überhaupt
Erfolg zu haben. Um zu singen,
muss man die tierische Seite an
sich entdecken. Den Unterleib!
Mein Problem war immer, dass
ich eigentlich keine Tenöre mag.
Bariton ist mir lieber! Als Tenor
muss man wahnsinnig athletisch
singen. Das ist nicht mein Ding.
Und man muss furchtbar vor-
„ES KANN NUR
EINEN GEBEN“
WELT AM SONNTAG
Der Chef am
Klavier
Kennt kein Mensch! Das ist das
Großartige daran. Denn Brittens
„Hölderlin-Fragmente“ und seine
„Songs From The Chinese“ sind außer durch Peter Pears kaum
je über England hinausgekommen. Lediglich seine „Winter
Words“ und natürlich die „Michelangelo Sonnette“ sind beliebtes Tenor-Futter. Dass Ian Bostridge zur Begleitung am
Klavier sogar den Dirigenten Antonio Pappano überreden
konnte, gleicht einer Sensation. Für keinen anderen männlichen Sänger hat der Chef des Londoner Covent Garden bisher diese Ausnahme gemacht. „Gib doch das Dirigieren auf!“,
musste er sich dafür von Bostridge sagen lassen. Ein Glücksfall! (rfr)
sichtig sein. Für Tamino, den ich
gerne gesungen hätte, ist es inzwischen auch zu spät. Meine
Tochter ist sechs Jahre alt und
mein Sohn elf … Aber Britten kann
ich singen, bis ich wirklich das
Alter von Gustav von Aschenbach
im „Tod in Venedig“ habe.
„ … SINGT IN EINER KLASSE, VON DER ANDERE
WAGNER-TENÖRE NUR TRÄUMEN KÖNNEN.“ STEREOPLAY
© Felix Broede / Decca
Schauspieler John Gielgud nach
dem Besuch einer öffentlichen
Toilette, in der Männer mit
Männern Sex hatten, verhaftet
und
anschließend
verurteilt
worden. Britten war gewarnt.
Seine Situation blieb immer
heikel und etwas ambivalent.
Wichtig war, dass er gemeinsam
mit Pears von der Königlichen
Familie empfangen wurde. Als
Britten starb, erhielt Pears ein
Kondolenz-Schreiben der Queen.
Sie haben in „Billy Budd“,
„Death In Venice“, „Turn Of The
Scew“ und im „Midsummer
Night’s Dream“ gesungen – und
jetzt in „Rape Of Lucretia“?
Kommt bald „Peter Grimes“?
JONAS
KAUFMANN
Erscheint am 19. April: Britten:
Songs (mit Antonio Pappano,
­Xuefei Yang), EMI/Virgin Classics
Bereits erschienen: Britten: The
Rape Of Lucretia (mit Kirchschlager, Gritton, Purves u. a.,
Ltg: Oliver Knussen), EMI/Virgin
Classics
19
AB SOFORT ALS CD & DOWNLOAD!
www.jonas-kaufmann.net
Jan Lisiecki
In der Zeit gefrorene
Musik
Mit 17 Jahren ist Lisiecki ein weltweit konzertierender
Pianist. Nun hat sich der Kanadier mit polnischen
Wurzeln Chopin vorgenommen.
Von M at t h i a s Kor n e m a n n
20
„Weitgesteckte Interessen“ sind
ein gutes Stichwort!
Mit Siebzehn erweitert man
natürlich sein Wissen. Ich
studiere auch englische Literatur
als Teil meiner Universitätslaufbahn. Ich liebe Hemingway,
Tolstoi, Kafka und Shakespeare.
Im Sommer genieße ich es, beim
Musikfest in Stratford (Kanada)
aufzutreten, das ein Teil des
Stratford Shakespeare Festival ist.
Ist es in Ihrem Alter nicht etwas
belastend, seine musikalischen
Ideen einer CD anzuvertrauen?
Eine CD ist so etwas wie in der
Zeit gefrorene Musik. Sie zeugt
von dem Besten, was Du in
diesem einen Moment zu geben
hattest. Trotzdem ist Musik eine
lebendige Kunst, und ich habe
schon bemerkt, dass meine Interpretationen ständig in Bewegung
sind, sogar während einer Aufnahmesitzung.
Ihr Debüt war ausgesprochen
seriös. Wie passt diese im
besten Sinne elitäre Attitüde zu
den üblichen Strategien, junge
Künstler zu vermarkten?
Ich lehne die Vorstellung ab,
dass klassische Musik elitär ist.
Ich mag es, sie für alle zugänglich zu machen, jung und alt, in
großen und kleinen Städten. Auf
der anderen Seite gefällt es mir
überhaupt nicht, wenn Leute
klassische Musik simplifizieren,
um sie zugänglich zu machen.
Wenn sie auf dem höchsten
Niveau
präsentiert
wird,
spricht Kunst für sich selbst,
in einer reinen, traditionellen
und „klassischen“ Art.
Und was ist Ihnen wichtig
neben dem Klavier?
Ich liebe das Reisen. Das
kommt für mich gleich
nach dem Auftreten.
Klar, dass eine Bühnenkarriere sehr gut zu mir
passt.
Neu erschienen: Chopin:
Études op. 10, u. a., Universal/
Deutsche Grammophon
Abonnenten-CD: Track 10
Jan Lisiecki auf Tournee:
17.04.Essen, Philharmonie
Saalbau
18.04.Aachen, Eurogress
19.04.Mannheim, Rosengarten
23.04.Regensburg,
Auditorium Maximum
24.04.Stuttgart, Liederhalle
Beethovensaal
14.05.München, Herkulessaal
14.05.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
17.05.Münster, Hörsaal H1 der
Universität
25.05.Elmau, Schloss Elmau
Foto: Ben Wolf/DG
A
uch wenn die Frage
nicht gerade taufrisch
ist, interessiert es uns
doch, wie es bei Ihnen
anfing mit dem Klavierspielen …
Jan Lisiecki: Ich komme nicht
aus einer Familie, in der klassische
Musik sonderlich gepflegt wurde,
meine Eltern sind beide Gartenbauer. Ich habe mit fünf angefangen, auf eine sehr natürliche
Weise, als wäre es ein neues Hobby.
Da war, glaube ich, auch kein besonderer Moment, an dem irgendjemand meine Begabung bemerkt hätte. Wir alle wussten, ich
liebte das Klavierspiel und würde
weitermachen damit.
Aber CDs und künstlerische
Idole hatten Sie bestimmt?
Aber natürlich! Es ist sehr wichtig,
sich von anderen Künstlern inspirieren zu lassen. Es ist unglaublich zu hören, wie jemand
sich ein völlig anderes Bild von
einem Werk machen kann.
Allerdings nutze ich niemals Aufnahmen anderer Pianisten, um
interpretatorische Ideen zu übernehmen.
Zu meinen Lieblingspianisten
zählen Rubinstein, Zimerman,
Argerich und Perahia, und natürlich Glenn Gould, jeder aus
anderem Grund. Ich habe eine
ganze Menge gelernt, von ihrer
Bescheidenheit ebenso wie von
ihren weitgesteckten Interessen.
Chefin in
São Paulo:
Marin Alsop.
São Paulo Zukunftsland der
Klassik
Nur sehr wenige Dirigentinnen haben es wie
Marin Alsop bislang in Spitzenpositionen bei
internationalen Orchestern gebracht. Genau
das hat sie abgehärtet. Und umso schlagfertiger gemacht. Zum Beispiel für São Paulo.
Der Konzertsaal des São Paulo Symphony
Orchestra, das Marin Alsop im letzten Jahr
übernahm, liegt in einem der gefährlichsten
pluhar_rondo_pluhar_rondo 14.02.13 10:46 Seite 1
Stadtviertel der brasilianischen
Metropole. „Ich geh’ da nicht
raus“, so Alsop über eine
von Drogen, Diebstahl und
Straßen-Kriminalität geprägte
Atmosphäre. „Alles, was man hier
tut, fühlt sich riskant an“, so die
56-Jährige, die zuvor in Bournemouth
und Baltimore für Erfolg sorgte. „Es ist ein
ziemliches Chaos, aber die Menschen im
Publikum sind klassikbegeistert wie überall
auf der Welt.“
Das Bruttosozialprodukt Brasiliens ist
größer als das von Großbritannien, so erzählt
tags darauf Ex-Präsident Fernando Henrique
Cardozo, der die Stiftung des Orchesters leitet.
Trotz 195 Millionen Einwohnern zählt man
nur rund 25 Millionen Steuerzahler. Ein erstaunlicher Stamm von 11.000 Abonnenten
macht verständlich, warum man von einer
„Musik-Supermacht Brasilien“ spricht. Für den
Konzertsaal des OSESP hat man 1999 einen
gründerzeitlichen Bahnhof aufwendig umgerüstet. Die ehemalige Wartehalle wurde mit
15 verstellbaren Decken-Hubpodien akustisch
flott gemacht. Der Saal entspricht in Größe
und Anmutung in etwa der Tonhalle Zürich.
Und klingt mindestens so gut. „Es gibt hier
keine große Orchester-Tradition, auf die man
zurückfallen könnte“, so Alsop. „Dafür wird
dem Orchester eine Education-Funktion zuerkannt, von der man sich in Europa eine
Scheibe abschneiden kann.“
Dank ihrem ungemein energetischen
Dirigierstil hat die Bernstein-Schülerin mit
Beginn ihrer auf mindestens zehn Jahre angelegten Ära einen CD-Auftrag für sämtliche
Prokofjew-Sinfonien mitgebracht (Naxos).
Die Konzerte werden via Internet übertragen. Aufführungs-Marathons, Open Airs,
Akademien und Internetprojekte zeigen, dass
die Brasilianer kein Mittel auslassen, um
moderner zu erscheinen als europäische und
amerikanische Traditionsorchester. Wer in
São Paulo Konzerte besucht, kann mit Händen
greifen, warum Südamerika vielen als Zukunftsland der Klassik gilt.
Robert Fraunholzer
Neu erschienen: Villa-Lobos: Sinfonien
Nr. 3 & 4 (Isaac Karabtchevsky, São Paulo
Symphony Orchestra) – Naxos
Das São Paulo Symphony Orchestra auf
Tournee:
09.10.Köln
15.10.Wien, Konzerthaus (A)
21.10.Berlin, Philharmonie
16./17./18.10. Salzburg (A)
20.10.
Linz (A)
21.10.Berlin, Philharmonie
MEDITERRANEO
L’Arpeggiata Christina Pluhar
Fotos: Pluhar © Marco Borggreve / Virgin Classics / Mísia © C B Aragão / Rial © Mercè Rial
Das Meer trennt die Kulturen nicht, sondern verbindet sie.
Das Motto, das Christina Pluhar diesem Projekt voller Melancholie
und überschäumendem Temperament voranstellt, wird in der Fülle
verschiedenster mediterraner Musikstile wie Fado, Fandango oder
Tarantella lebendig.
mit Mísia, Nuria Rial, Raquel
Andueza, Vincenzo Capezzuto,
Katerina Papadopoulou
Deluxe Edition & download
www.christina-pluhar.de
Julia Fischer
Musik als
Muttersprache
Für Julia Fischer und David Zinman
ist Musizieren das Natürlichste
auf der Welt, was sie nun gemeinsam bei Bruch und Dvořák
demonstrieren. Von T obi a s H e l l
E
ine sehr schlüssige
Kombination.“ So beschreibt Julia Fischer
selbst das Programm
ihrer neuesten CD, auf der sie zusätzlich zum populären ersten
Violinkonzert von Max Bruch
ebenfalls ihre Sicht auf jenes
Konzert präsentiert, das Antonín
Dvořák der Geige zugedacht
hat. Wobei es neben formalen
Parallelen vor allem zu letzterem
Werk auch eine nicht unwesentliche emotionale Komponente
gibt. „Meine Mutter
stammt aus der Tsche­
choslowakei und so bin
ich mit Dvořáks Musik
quasi
aufgewachsen.
Vom Violinkonzert hat­
ten wir eine Aufnahme
von Josef Suk, die ich
als Kind oft gehört habe.
Umso mehr hat mich
dann gewundert, als ich
gemerkt habe, dass man
das gar nicht so oft spielt,
sondern eher das Cellokonzert aufs Programm
setzt. Für mich stehen
diese Werke nämlich absolut
gleichberechtigt
nebeneinander.“
Nach den speziellen Qualitäten des Werks befragt, liegen
die Argumente für Julia Fischer
klar auf der Hand. „Der erste
Satz ist allein vom Konzept her
fast schon eine Revolution. Am
Anfang gleich die Kadenz zu
schreiben und dann den ersten
und zweiten Satz wie einen einzigen ohne Pause zusammenzufügen.
Mendelssohn
war
der Erste, der versucht hat, die
klassische Form aufzubrechen.
Was dann auch Dvořák und
Bruch in ihren Konzerten
getan haben. Vor allem
Dvořák konnte dabei
mit dem Orchester un-
22
glaublich gut umgehen. Das
sieht man schon darin, wie
die Themen in den Bläsern
eingesetzt werden. Oder auch
bei den Momenten, in denen
Foto: Decca/Felix Broede
„Man hat
ja Bruch
gern als
so eine
Art KitschKomponist
abge­
speichert.“
die Geige in den Hintergrund tritt
und lediglich eine begleitende
Funktion übernimmt.“
Dass der legen­
däre Geiger
Geiger
unter sich
Julia
Fischer
LEGENDÄRE
ORIGINALE
VAN CLIBURN
THE COMPLETE ALBUM COLLECTION
und Wid­
mungsträger Joseph
Joachim einst dem Komponisten
gegenüber Bedenken äu­
ßerte,
kann Fischer trotz­dem zum Teil
nachvollziehen. „In der Balance
ist das Werk schon schwierig, weil
man als Geiger leicht untergehen
kann. Das Orchester ist sehr dicht,
da muss der Dirigent schon aufpassen.“ Hier jedoch ist mit David
Zinman am Pult des TonhalleOrchesters Zürich ein Partner
aufgeboten, bei dem man sich
in dieser Hinsicht kaum sorgen
muss. „Die Arbeit mit ihm ist
immer ein Traum, weil Musik für
ihn eine absolute Muttersprache
ist. Wir spielen inzwischen seit
zehn Jahren miteinander und
haben viele Stücke gemeinsam
gemacht, einige davon sogar zusammen neu gelernt. Er hat ja
auch als Geiger begonnen und hat
allein deshalb schon einen ganz
besonderen Zugang zu diesem
Repertoire.“ Das war bereits bei
den gemeinsamen Live-Auftritten
zu spüren, die der Einspielung
vorausgingen, und ermöglichte es
auch beim zweiten Werk der CD,
neue Facetten freizulegen. „Bruch
habe ich als Kind gelernt und in
Konzerten rauf und runter gespielt. Dann aber kam eine Pause
von knapp zehn Jahren, weil
ich einfach permanent neues
Repertoire gelernt habe. Das hat
mir sehr gut getan.“ Denn bei
der erneuten Begegnung im Erwachsenenalter richtet sich ihr
Blick inzwischen mehr auf die
Gesamtarchitektur. „Man hat ja
Bruch gern als so eine Art KitschKomponist abgespeichert. Aber
ich glaube schon, dass in diesem
Werk bei näherem Hinsehen
wesentlich mehr Tiefe steckt, als
man ihm gemeinhin zutraut.“
Neu erschienen: Dvořák, Bruch:
Violinkonzerte, Decca/Universal
Abonnenten-CD: Track 12
23
Die hochwertige 28-CD-Edition vereint erstmals alle Studiound Liveaufnahmen des berühmten, erst kürzlich verstorbenen
Pianisten für das Label RCA. Neben Klavierkonzerten und Sonaten
von Beethoven, Chopin, Rachmaninoff u.a. ist auch die legendäre
Aufnahme des 1. Klavierkonzerts von Tschaikowsky enthalten. Mit
Hardcover-Begleitbuch über Cliburns Leben und vielen Fotos,
CD-Sleeves im Design der originalen LP-Cover sowie einer facettenreichen Dokumentation auf Bonus-DVD.
BYRON JANIS
THE COMPLETE RCA ALBUM COLLECTION
Mit der Byron Janis Collection ehrt Sony Classical einen der bedeutendsten Pianisten der Vereinigten Staaten zu seinem 85. Geburtstag. Die 11 CDs in Originaloptik der früheren LPs enthalten
alle seine Einspielungen für das Label RCA (von Originalbändern
remastert), darunter 7 Erstveröffentlichungen auf CD, sowie bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Mussorgskys berühmtem
„Bilder einer Ausstellung“und einem Werk von Liszt.
www.sonymusicclassical.de
Brachte die
Partitur zum
Klingen:
René Jacobs
Pergolesi
Kreuzglücklich
Neun von zehn Werken mit Pergolesis
Namen gelten als Fälschungen. Doch jetzt
hat ein Musikwissenschaftler das große
Los gezogen. Von C a r s t e n N i e m a n n
W
er ein Mal lügt, dem glaubt
man nicht“, heißt es bekanntlich. Im Falle des Komponisten
Giovanni Battista Pergolesi
haben Verleger und Musikalienhändler in der
Vergangenheit so oft gelogen, dass die meisten
Fachleute nur müde den Kopf schütteln,
wenn es heißt, ein unbekanntes Werk des
ebenso populären wie häufig plagiierten
24
Neapolitaners sei aufgetaucht. Skepsis ist
erst recht angebracht, wenn es sich bei dem
Werk um eine oratorische Meditation über die
sieben letzten Worte Christi am Kreuz handelt
– denn eine derartig schöne Ergänzung zu
Pergolesis legendärem Stabat Mater wäre fast
zu interessant um wahr zu sein.
Wahrscheinlich würden die Stimmen
zu den „Septem verba a Christo“ mit der Auf-
schrift „Pergolese“ noch immer unaufgeführt
in ihrem jahrhundertelangen Archivschlaf
dahindämmern, hätte nicht der Dortmunder
Musikwissenschaftler
Reinhard
Fehling
im Pergolesi-Jubiläumsjahr nach einem
thematisch passenden Stück für seinen Unichor gesucht. Er stieß auf die „Septem verba“,
deren Abschrift bereits 1882 katalogisiert
und 1936 in einer inzwischen veralteten stilkritischen Analyse für echt befunden wurden.
Fehling nahm sich des Werkes an – und
forschte weiter. Eine Suchanfrage bei Google
führte ihn auf eine heiße Spur: Er fand nämlich eine zweite historische Abschrift des
Stücks im Stift Kremsmünster – und die ließ
die Wahrscheinlichkeit für eine Autorschaft
Pergolesis sprunghaft steigen, da die Musiker
dieses Stifts nachweislich intensiven Kontakt
mit dem Musikerkreis um Pergolesi hatten.
Fehling nahm die Musik nun auch analytisch neu unter die Lupe und fand erneut
starke Hinweise darauf, dass der legendäre
Meister tatsächlich der Autor war. „Bei den
Übereinstimmungen handelte es sich nämlich nicht um Kopien von Effekten“, erläutert Fehling, denn die wären bei Pergolesi
leicht herzustellen. Vielmehr waren es
kompositorische Entscheidungen im Hintergrund, „Dinge, die gar nicht so auffallen“, an
denen er den Fingerabdruck des Komponisten
zu erkennen glaubte – wobei die Übereinstimmungen zu dem erst 1990 wiederentdeckten Pergolesi-Oratorium „La morte di
San Giuseppe“ besonders deutlich waren.
Herauszufinden, worin der besondere
Reiz von Pergolesis Musik liege, sei für die
traditionelle Musikwissenschaft nicht leicht,
erklärt Fehling, denn die Art und Weise, wie
Pergolesi – gleichsam „im Baukastensystem“ –
verschiedene Stimmungen aneinanderreihe,
gleiche eher der Konstruktion eines Popsongs
als der einer Bach‘schen Komposition. Was die
Qualität der Musik nicht mindere: Ganz begeistert ist Fehling schon allein davon, wie es
dem opernerfahrenen Pergolesi gelinge, eine
Sprache, und dazu noch das tote Latein, „zum
Klingen zu bringen“. Es dauerte nicht lange,
bis der Dirigent René Jacobs, der sich in den
letzten Jahren besonders eindringlich um die
Entdeckung unbekannter Barockoratorien
bemüht hat, von der Sensation erfuhr – und
sich noch vor der Drucklegung durch den
renommierten Bärenreiter-Verlag die Weltersteinspielung sicherte. Unabhängig von
Diskussionen um die Autorschaft dürfte mit
dieser jetzt wenigstens eines klar sein: Das
Werk ist schon echt gut.
Neu erschienen: Pergolesi: „Septem verba
a Christo“ (mit Karthäuser, Dumaux, Behr,
Wolff; Jacobs, Akademie für Alte Musik
Berlin), harmonia mundi
Abonnenten-CD: Track 5
Gro s se Momente der Mu si k ge s ch ichte (3 5 )
Morton Feldman , geboren 1926, war der Sohn russisch-jüdischer Einwanderer und wuchs in Brooklyn auf. Mit 12 erhielt er Klavierunterricht,
1941 begann er, Komposition zu studieren. 1950 begegnete er John Cage. Die
Reduktion der klanglichen und kompositorischen Mittel und das Vermeiden
jeglicher Expression sind die Kernpunkte seiner Komposition. Von Beckett,
den er 1976 in Berlin traf (der obige Dialog entspricht den Erinnerungen
Feldmans) wollte er ein Opernlibretto, das dieser ihm später auch tatsächlich,
auf einer Postkarte, zusandte. Feldman schrieb dazu Musik von einer Stunde
für Orchester und eine Sopranistin, was als NEITHER 1977 an der Oper Rom
aufgeführt wurde. Das Werk gilt als eine der interessantesten Opern des 20.
Jahrhunderts. Über die Enigmatik seiner Werke äußerte sich Feldman:
„Ob wir uns nun im Schatten des Verstehens oder des Nichtverstehens
befinden – letztlich stehen wir im Schatten. Wir werden nichts verstehen.
Wir stehen da mit nichts weiter in der Hand als dieser heißen Kartoffel, die
wir das Leben nennen.“
25
Leonard Bernstein, hier am
Pult der Wiener
­Philharmoniker
Stephen Wright
Der Schallplattenjäger
Klar: Die Zahl historischer Aufnahmen wächst
jeden Tag. Stephen Wright sucht Tondokumente
und entreißt sie dem Vergessen.
Von M ich a e l W e r s i n
F
reilich sind nicht alle Aufnahmen
von bleibendem Wert: Was 1960
oder 1980 modern und aufregend
war, kann im Jahre 2013 überholt und langweilig klingen. Oder aber noch
faszinierender, noch mitreißender als zu
seiner Entstehungszeit. Ein großer Interpret
vergangener Tage, vielleicht schon lang gestorben, hat dann eine nachschöpferische
Leistung vollbracht, die als Interpretation
in ähnlicher Weise Geschichte geschrieben
hat wie das dargebotene Werk. Dann ist es
wünschenswert, dass sich ein Mann wie
Stephen Wright, gleichzeitig Liebhaber und
Profi, eines solchen Tondokuments annimmt.
Der 66-jährige Engländer ist in Sachen
klassisches
Musikbusiness
mit
allen
Wassern gewaschen: Nach seiner Ausbildung in Cambridge widmete er sich dem
Künstler-Management. Bald stieg er bei der
renommierten Agentur Harold Holt Ltd. (heute
Askonas Holt) ein, wurde dort Managing
Director. 1991 wechselte er zu IMG, deren
europäische Sektion er aufbaute. Mit ICA –
„International Classic Artists“ – hat er heute
26
eine eigene Agentur, die u. a. Yuri Bashmet,
Kent Nagano oder das Borodin Quartet betreut.
Aber ICA betätigt sich nicht nur im
Management. Gleichzeitig ediert Stephen
Wright auch Tonträger mit historischen Aufnahmen, etwa 20 CDs und 20 DVDs pro
Jahr. Erfahrungen dafür sammelte er unter
anderem als Schöpfer der Reihe „BBC Legends“,
die er nun schon vor längerer Zeit wieder aus
der Hand gegeben hat.
Das Label ICA Classics hat ein besonderes
Profil, durch das es sich von anderen Labels,
die historisches Material verwerten, bewusst
absetzt: Selbstverständlich, das betont Wright
im Gespräch besonders, gibt er niemals Raubmitschnitte oder sonstige illegal erworbene
Dokumente heraus. Auch mit Aufnahmen der
Major-Labels, deren Rechte abgelaufen sind,
beschäftigt er sich nicht – für viele andere
Historic-Labels ein Hauptbestandteil ihrer
Tätigkeit. Stephen Wright nimmt ausschließlich bisher unveröffentlichte Konzertmitschnitte in sein Programm auf, die ausnahmslos direkt von den Master Tapes abgenommen
sind. Er kooperiert zu diesem Zweck vor allem
mit der BBC, aber auch mit dem WDR und dem
SWR, ferner mit einzelnen Klangkörpern wie
dem Boston Symphony Orchestra.
Nur
Live-Mitschnitte
außergewöhnlicher Konzertereignisse: Hier wird KlassikLiebhabern tatsächlich Einzigartiges ins
Wohnzimmer gebracht. Unter den jüngeren
DVD-Mitschnitten: ein großartiger Sacre du
printemps, gespielt vom LSO 1966 in Croydon.
Es dirigiert – auswendig – ein ungeheuer
souveräner Leonard Bernstein, der das Stück
in seinem Dirigat wirklich zu leben scheint,
zugleich aber die vollständige Kontrolle über
das komplexe Geschehen behält. Oder, auf CD,
Rachmaninows zweite Sinfonie e-Moll mit
dem Philharmonia Orchestra unter Evgeny
Svetlanov – erst 1993 in der Londoner Royal
Festival Hall mitgeschnitten und dennoch
schon jetzt ein Klassiker in puncto klangliche
Reizfülle und konzentrierte Durchdringung
der Partitur. Oder, wiederum auf DVD, eine
höchst fesselnde Version von Brahms’ „Erster“,
mit dem Chicago Symphony Orchestra
unter Leitung des (ebenfalls ohne Partitur
dirigierenden) stählern-energischen Georg
Solti, eine Aufnahme vom Edinburgh International Festival 1971.
Stephen Wrights ICA-Tonträger haben
eine magische Anziehungskraft, mit der sie
das Publikum daheim im Nacherleben an
vergangenen Jahrzehnten teilhaben lassen
können – Jahrzehnte, in denen freilich nicht
einfach alles besser war. Aber was Wright auswählt und präsentiert, ist ohne Zweifel besser
als so Manches, was wir heute konzertant dargeboten oder auf den Plattenteller serviert bekommen.
Neu erschienen: Artur Rubinstein:
Beethoven: Klaviersonate op. 2/3, Ravel:
Valses, Chopin: Nocturnes, u. a., Naxos/ICA
Sir John Barbirolli, WDR SO Köln: Schubert:
Sinfonie Nr. 4, Britten: Serenade, Sibelius:
Sinfonie Nr. 2, Naxos/ICA
Auf DVD: Leonard Bernstein, LSO:
Strawinsky: Sacre du printemps, Sibelius:
Sinfonie Nr. 5, Naxos/ICA
Die Pianisten der Welt beflügeln
Europas neue Metropole:
Klavier-Festival Ruhr
Seit 25 Jahren:
Hören, was Freude macht!
4. Mai - 19. Juli 2013
Info | Ticket: 01805-500 80 3*
www.klavierfestival.de
*(0,14 €/Min. aus dem dt. Festnetz; Mobil max. 0,42 €/Min.)
Feldmans
Schülerin:
Bunita
Marcus
Testklang
Foto: testklang
Klein, aber Premium
Diese Premiere zählt doppelt. Das Berliner
Label Testklang feiert sein Debüt mit der ersten
CD-Veröffentlichung einer US-amerikanischen
Komponistin, die den meisten nur bekannt
war als Schülerin von Morton Feldman und als
Widmungsträgerin seines berühmten Klavierwerks „For Bunita Marcus“. Der Ruf, selbst eine
exzellente Komponistin zu sein, eilte Marcus
seit drei Jahrzehnten voraus – jetzt kann er
endlich verifiziert werden. Und ja, es stimmt.
Bunita Marcus bietet uns eine handgemachte
Musik, die sich nicht auf die Automatik von
Systemen verlässt, sondern den Sinnen traut.
Auf dem Papier schauen diese Werke dürftig
aus: wenige Töne, viele Wiederholungen. Alles
liegt auf der Oberfläche. Gerade das aber ist
das Faszinierende. Denn auf der fast völlig
planen Oberfläche ihrer Musik kann Marcus
das Gewicht der Klänge und das Maß ihrer Veränderung peinlich genau abwägen. Klänge
sind für sie Klänge, keine Metaphern. Wie sie
aufeinander folgen und zueinander stehen,
entscheidet Marcus von Fall zu Fall. Subjektiv
würde man das nennen, würde das Ergebnis
nicht so zwingend und richtig klingen.
Einen besseren Start hätte Testklang
sich und seinen Hörern kaum spendieren
können. Bewusst will man gegen den Strom
schwimmen. Der Ansicht, dass die Zukunft
der Klassischen Musik ein großer Download sei und ein einziges Streaming, setzt
Testklang selbstbewusst den Sexappeal des
Objekts entgegen. Die zweite Veröffentlichung
bestätigt den Ehrgeiz: Wiederum in einer
schicken großen Klappbox findet man neben
einer audiophilen CD und einem umfangreichen Booklet eine DVD mit Doku-Material
im Stile von „The Making Of“, sowie einen
sehr intensiven Kurzfilm des Regisseurs Aron
Kitzig. Im Mittelpunkt die jeweilige Hauptfigur der Box: hier Bunita Marcus, die tat-
sächlich selbst auftritt, dort „Pierrot lunaire“.
Denn um ihn dreht sich Testklang Nummer
2. Schönbergs wegweisendem Liederzyklus
stellen die Testklängler zwei Versionen des
formal offen konzipierten „Tracking Pierrot“
von Earle Brown gegenüber, außerdem fünf
Pierrot-Lieder vom Schönberg-Schüler Hanns
Eisler und die Erstaufnahme eines „Pierrot
lunaire“ des längst vergessenen Max Kowalski,
in einer starken kompositorischen Bearbeitung von Johannes Schöllhorn.
Mag man den Schönberg in der Aufnahme durch das Ensemble 29,46o S, 62,7o O
auch tontechnisch überdesigned finden und
Sopranistin Sarah Maria Sun wenig textverständlich, so überwiegt doch Respekt und Begeisterung für den Mut des jungen Labels.
Organisiert als Genossenschaft, traut der
Branchenzwerg Testklang sich und seinen
Hörern eine Qualität und Originalität zu, vor
der die meisten Großen erschrocken das Handtuch werfen. Raoul Mörchen
Pierre-Laurent Aimard | Martha Argerich |
Kit Armstrong & Adrian Brendel | Emanuel Ax &
Frank Peter Zimmermann | Elena Bashkirova |
Boris Bloch | Alfred Brendel (Vortrag) |
Khatia Buniatishvili | Till Brönner & Quintett |
Michel Camilo | Chick Corea & „The Vigil” |
Leon Fleisher | Hélène Grimaud |
Marc-André Hamelin | Evgeny Kissin |
Michael Korstick | Katia & Marielle Labèque |
Igor Levit | Paul Lewis | Oleg Maisenberg,
Gidon Kremer & Giedre Dirvanauskaite |
Gabriela Montero | Murray Perahia |
Maria João Pires | Olga Scheps | András Schiff |
Grigory Sokolov | Andreas Staier | Yaara Tal &
Andreas Groethuysen | Nikolai Tokarev |
Daniil Trifonov | Yundi | Krystian Zimerman u.v.a.
Neu erschienen: Bunita Marcus: Sugar
Cubes (Ensemble Adapter, CD + DVD), Testklang
Schönberg, Eisler u. a.: Tracking Pierrot (Sun,
Nawri, Ensemble 29,46o S, 62,7o O, CD + DVD),
Testklang
Bezug ausschließlich über:
www.testklang.net
Das kulturelle
Leitprojekt des
27
Kulturpartner Medienpartner
Kommunikationspartner Medienpartner
Hörtest
Robert Schumanns
„Waldszenen“
Mit dem Klavierzyklus feierte Schumann 1850
einen späten Erfolg – populär verpackte Idylle.
Dahinter verbergen sich: Bach-Studien.
Von C a r s t e n H i n r ich s
Kopfkino
Zunächst arbeitet Schumann an seinem
Handwerkszeug, mit ausführlichen Studien
28
am 6. Januar ist alles fertig. Als Stationen
eines Waldspazierganges lesen sich die Überschriften. Vom „Eintritt“ bis zum wehmütigen
„Abschied“ ziehen die gängigen Motive der
Waldromantik am Betrachter vorbei: Freundliches wie Jagdlieder, Blumen und eine
Herberge, aber auch spukhafte Momente, wie
ein eindringlich mahnender
Vogel und eine stille, verrufene
Lichtung
im
Waldesdunkel.
Hektische
­Betriebsamkeit:
Schumanns Vorstellung von
Carl Wilhelm
musikalischer Poetik lässt platte
Arldt, Dresden
Tonmalerei nicht zu. Selbst da,
um 1850
wo Hörnerquinten aufscheinen,
wie beim „Eintritt“, handelt es
sich mehr um ein künstlerisch
anverwandeltes Echo als eine
Illustration. Seine Szenen halten
die Stimmungen fest, wie sie
vom Wanderer auf seinem Gang
Besitz ergreifen können, keine
konkreten Bilder. Die später ausgewählten Verse romantischer
Waldlyrik, die er den Stücken als
Assoziationen voranstellen wollte,
streicht er beim Druck wieder bis auf einen.
moderne Fugen. Dann, langsam, erwacht auch
die Schaffenskraft wieder, und Schumann
Waldeinsamkeit
wagt sich 1848 an größer dimensionierte
Werke wie die Tondichtung „Manfred“ und mit
Woher diese Begeisterung für das uralte Grün?
„Genoveva“ sogar an eine Oper.
Der Wald war den Deutschen erstmals 1800
Im Winter 1848, am Heiligabend, beginnt
so richtig zu Bewusstsein gekommen, als
er die Komposition der „Waldszenen“, bereits
nach tausendjähriger Rodung Holzknappin Kontrapunktik. Die Präludien und Fugen
Johann Sebastian Bachs, die er in seiner Lesart für ihre Fülle an Charakteren und ihre Erfindungskraft bewundert, sind in dieser
Zeit seine „tägliche Bibel“. Über drei Jahre
entstehen zunächst mehrere Studien und
Fotos: Jens K. Müller
M
it dem Umzug wird alles anders:
Der Entschluss, Leipzig 1844 zu
verlassen und nach Dresden zu
ziehen, soll Robert Schumann
nach Strapazen, Kränkungen und nervlichen
Reizzuständen eigentlich einen Neuanfang ermöglichen, hier will er wieder
zu sich kommen. Manche Biografen sagen, es war sein folgenschwerster Fehler.
Durch
Niederlegung
der
arbeitsaufwändigen
Redaktion
der von ihm gegründeten „Neuen
musikalischen
Zeitung“
verliert Schumann nicht nur sein
Sprachrohr, auch die finanzielle
Situation der wachsenden Familie
verschärft sich. In der Messestadt
Leipzig war er Teil und wichtiger
Motor eines international beachteten Musiklebens. In der
selbstverliebten
Residenzstadt
Dresden gibt es hingegen nur
die vom Hof protegierte Oper, in
deren Musikerkreise er mangels Kontakten
keinen Zugang findet. Was ihm bleibt, ist die
Konzentration auf das Komponieren.
heit zu Teuerung und der allgemein diskutierten Sorge führte, bald auf einem verkarsteten Heideland zu sitzen. Das konnte die
eilig eingeführte Forstwirtschaft zwar verhindern, aber mit den „schrecklichen (Ur-)
Wäldern“, mit denen schon Tacitus Germanien
charakterisiert hatte, war es zu Schumanns
Zeiten längst vorbei, die Fichten standen
nutzungsfreundlich in Reih und Glied.
Dennoch vereinnahmten auch die Patrioten
des Vormärz, deren Barrikadenkämpfe zur
Zeit der Komposition durch Deutschland
hallten (und 1849 auch Schumanns Dresden
erreichen sollten), den Wald als Urbild „ihrer“
Volksseele für sich. Wären Schumanns „Waldszenen“ also ein chiffrierter Bilderbogen der
Revolution?
Soweit muss man gar nicht gehen.
Natürlich beflügelt wie so oft die Sehnsucht
nach dem Unerreichbaren (nationalen) oder
Vergangenen (ursprünglichen) die Poesie der
romantischen Avantgarde. Doch ein Zwielichtiges, Doppeldeutiges wohnt dem Wald
nicht nur in Eichendorffs Gedichten inne.
Zur selben Zeit wuchert er auch in den
bürgerlichen Wohnstuben in den
Märchen der Gebrüder Grimm,
dunkel und geheimnisvoll, aber
symbolisch. Die Helden müssen
sich darin verlaufen, um zu sich
selbst zu finden. Ob Schumann
eine innere Gegenwelt suchte
zum betriebsamen, von Pflichten belasteten Alltag, einen seelischen Gesundbrunnen? Das würde zur Angegriffenheit der
Dresdener Jahre durchaus passen.
Urlaub vom ich
Vielleicht kann man Schumanns Waldspaziergang aber auch als Erholungsurlaub zwischen
den (Baum-)Riesen der musikalischen Vergangenheit lesen. Dann wundert es nicht
mehr, warum diese populär verpackten
Stimmungsbilder unter der Oberfläche mit
Bachscher Fugentechnik verdrahtet sind wie
dichtes Unterholz. Die „Einsamen Blumen“
wiegen sich im Quartkanon, der „Vogel“ trällert
seine Prophezeiung in makelloser Engführung
und durch die „Verrufene Stelle“ schlurft’s
im Rhythmus einer barocken französischen
Ouvertüre wie mit löcheriger Brokatschleppe.
Rückbesinnung, Rückversicherung: Das war
es wohl, was Schumann der Hausmusik in
unsicheren Zeiten mit seinen „Waldszenen“
empfahl. Der Vogel pfeift es aus dem Blätterdach: BACH.
Bleiben wir gleich bei der Rückbesinnung:
Von den drei frühen Aufnahmen hinterlässt
Wilhelm Kempff, der Lyriker, den mäßigsten
Eindruck. Manche der Stücke geht er so steif
an, als ob seine Waldszenen Bilder in einem
Museum wären, andere mit wunderlichen
Temporückungen. Dagegen überzeugt die
rumänische Pianistin Clara Haskil in ihrer
Mono-Aufnahme mit Gestaltungsvielfalt:
Einerseits viril selbstverliebt im „Jagdlied“, gelingt ihr der scheue „Vogel“ märchenhaft verschleiert. Leider trübt starkes Rauschen die
Freude an diesem wichtigen, erstveröffentlichten Dokument. Nicht so bei Sviatoslav
Richter, der den Szenen ebenfalls eine enorme
Bandbreite an Stimmungen ablauscht und mit
klarer Melodieführung selbst in Mono klangliche Panoramablicke öffnet.
Nun ja, Vladimir Ashkenazys Interpretation klingt dagegen eher wie ein von der
Kurverwaltung vorgeschlagener Rundweg:
hübsch, aber ohne Risiko. Das aber braucht
der Zyklus, um nicht in’s Gefällige abzugleiten.
Hier verwelken die „Einsamen Blumen“ zum
harmlosen Albumblatt, in den Jagdmomenten
verfällt er sogar unschön ins Dreschen.
Wohltemperiert geht es auch bei Cyprien
Katsaris zu. Trotz nicht abzusprechendem
Sinn für die Lyrik verschmieren ihm wichtige
Details im allzu selbstverliebt-lässigen Spiel.
Kurz: zwei Salonlöwen im Trachtenjankerl.
Mehr Wagnis geht Maria João Pires ein.
Sie absolviert die Wanderung nicht nur
mit den Fingern. Mit bedrohlicher
Attacke springt ihr Jäger aus der
Lauer, und ihrer „Verrufenen
Stelle“ traut man lieber nicht
über den Weg. Aber vor lauter
Angriffslust versäumt sie die
poetischen Ruhepole des Zyklus
und eilt an den „Blumen“ und dem
„Vogel“ zu schnell vorbei.
Eine eigene Route haben zwei Pianisten gewählt, die sich mit historischen Érard-Flügeln
dem Schumann-Klangbild annähern. Seine
exakten Tempoangaben klingen für heutige
Ohren teils irrwitzig rasant, so dass ihm die
Wissenschaft schon ein kaputtes Metronom
anhängen wollte. Viele Interpreten korrigieren
das nonchalant nach ihrem Gefühl. Nicht so
Tobias Koch, der in seinem interessanten Konzeptalbum zu Schumanns Dresdner Jahren die
schnellste Einspielung vorlegt und Schumann
beim Wort, pardon: bei der Zahl nimmt. Die
Waldluft riecht bei ihm klar, antiromantisch
kantig und spielfreudig, mit teilweise
surrealistischem Nonlegato. Seinem Londoner
Érard entlockt er in den Höhen obertonreich
silbrige, in den Tiefen auch standuhrenartig
glockige Klangfarben – eine Differenzierung,
die kein moderner Flügel aufweist. Nur ein
wenig ruhiger lässt es Andreas Staier auf dem
etwas älteren Instrument derselben Firma angehen, aber leider ist die Aufnahme unangenehm hallig, was das Flügelsilber im Waldweben ersaufen lässt.
Martin Stadtfeld legte seine Aufnahme
ausgerechnet im selben Jahr vor wie Andras
Schiff. So ein Pech: Sein matter und ideenloser
Zugang wirkt wie eine Etüde neben Schiffs
selbstbewusstem und durchdachtem Spiel.
Dabei ist auch Schiff keinesfalls erste Wahl: Er
hämmert, als wolle er eine Lichtung freihauen.
Der Ehrenkranz aus Tannengrün gebührt
drei anderen Aufnahmen: Schlicht raffiniert
und duftig ist, was Arcadi Volodos 2009 live
im Wiener Musikvereinssaal auf die Tasten
gezaubert hat. Hier stimmt einfach alles: die
Anschlagskultur, die Phrasierung im Detail,
die dynamische Spannweite und nicht zuletzt die Balance der Stimmungen zwischen
den Szenen. Für so eine Sternstunde überhört
man gerne auch mal die Raumgeräusche. Wer
das nicht möchte, greift zur Aufnahme mit
dem kroatischen Wunderknaben Dejan Lasić.
Die romantischen Temposchwankungen sind
etwas manieriert, bleiben aber im vertretbaren
Rahmen. Ansonsten gibt es hier viel an Gestaltung und Spielkultur zu bestaunen. Einen
weniger aufgeladenen Weg geht Eric Le Sage
mit seinem entschlackten Klangideal und
seiner unaufdringlichen Virtuosität. Kein unablässiges Zähnefletschen, noch desavouiert
er die stillen Blumen zum gefälligen Genrekitsch. Dadurch empfindet man bei ihm auch
aufrichtige Wehmut im „Abschied“. Eine unaufgeregte, aber sehr geschmackvolle Lesart,
leider vom Tontechniker nicht so brillant eingefangen wie Lasić.
Baumgrenze:
Arcadi Volodos, 2009, Sony
Dejan Lasić, 2007, New Arts/CCSSA
Tobias Koch, 2008 (Érard, 1852), New Arts/
Genuin
Eric Le Sage, 2008, Note 1/alpha
Waldlichtung:
Clara Haskil, 1947 (Mono), Universal/Decca
Sviatoslav Richter, 1957 (Mono), Universal/DG
Maria João Pires, 1994, Universal/DG
Andreas Staier, 2007 (Érard 1837), HMC
András Schiff, 2010, Universal/ECM
Rheinfall:
Wilhelm Kempff, 1974, Universal/DG
Cyprien Katsaris, 1986, Warner/Teldec
Vladimir Ashkenazy, 1988, Universal/Decca
Martin Stadtfeld, 2010, Sony
29
jazzwerkstatt
Die Planschmiede
Ulli Blobel ist der Mann hinter der rüh­rigen Jazzinitiative der Bundeshauptstadt: ein Hausbesuch. Von Thom a s F i t t e r l i ng
M
it weit über 200 CDs in sechs
Jahren prägt das gleichnami­
ge Label des Fördervereins
jazzwerkstatt Berlin Brandenburg e. V. das Bild vom sogenannten Hauptstadtjazz. Der Verein heißt nach der le­
gendären Jazzwerkstatt Peitz. Sein Gestalter,
Ulli Blobel (62), war als deren Mitbegründer
von 1973 bis 1982 an der Entwicklung der
Free Jazz Szene in der DDR nachhaltig beteiligt. Mit seinem Freund Jimi Metag holte er
den Jazz in die brandenburgische Provinz, bis
das inzwischen internationale Projekt 1982
verboten wurde. Blobel durfte nach Wuppertal ausreisen, erwirtschaftete mit einer Vertriebsgesellschaft ein erhebliches Rücklagenpolster; dem Jazz aber war er jahrzehntelang
abhanden gekommen.
Im Jahr 2005 bittet ihn Rainer Bratfisch
um einen Artikel für ein Buch über den Jazz
in der DDR; Blobel willigt ein, trifft bei der
Buchvorstellung auf alte Mitstreiter und hört
vom desolaten Zustand der Berliner Szene.
„Da hatte mich der Jazzbazillus wieder. Ich
wollte
mich
unbedingt wieder mit
dem Jazz in Berlin
beschäftigen“,
erinnert er sich. Mit
seiner Frau zieht er in
die Hauptstadt. Ein Jahr
später gibt es den Förderverein. „Mit unserer Musik ist man auf
Fördergelder angewiesen, also muss man als
gemeinnütziger Verein organisiert sein – und
natürlich den Gremien kreative Projektvorschläge machen. Natürlich ist es gut, wenn
man viele Leute kennt, berufliche Erfahrung
und das Alter sind da ein Bonus.“
Blobel erweist sich als begnadeter Netzwerker. Fördergelder fließen, es besteht eine
enge Kooperation mit dem rbb; im Konzertsaal des Institut Français werden zwei bis
drei Konzerte im Monat veranstaltet, man
ist in Potsdam präsent und baut nun eine
jazzwerkstatt-Reihe in Hamburg auf. Das
Festival in Peitz wurde wiederbelebt, viele
CDs, aber auch DVDs und Bücher wurden
roduziert. Blobel betont: „Schon immer habe
ich alle Musiker zu meinen Konzerten eingeladen, damit man sich sieht, trifft und
Pläne schmieden kann. Und so ist es mir gelungen, alle Berliner Musiker – zumindest die
der avantgardistischen Art – unter der Fahne
der jazzwerkstatt zu vereinen.“ Sein Credo
als Platten-Macher lautet: „Die Musik auf
meinem Label entsteht in der Verantwortung
des Bandleaders nach vorausgehenden
Grobabsprachen, sie ist absichtlich nicht
produziert etwa im Sinne von ECM.“
Den rückläufigen CD-Verkaufszahlen
begegnet Blobel mit einer vermehrten
Buchproduktion und der Veröffentlichung von LPs. „Es gibt eine
Riesennachfrage nach Vinyl in
Übersee. Bei LPs mit Klappcovern kann ich großformatig
tun, was ich liebe: Musik
mit bildender Kunst und gestaltetem Wort zusammenfügen.“ Und mit Stolz verweist
er noch auf Phil.harmonie, sein
Label, das nach dem Vorbild der
jazzwerkstatt mit Kammermusikern der
Berliner Philharmoniker entstanden ist.
Neu erschienen: Lester Bowie, The Great
Pretender, jazzwerkstatt/Naxos
Julie Sassoon, Land Of Shadows,
jazzwerkstatt/Naxos
Schumann, Myrtenlieder (Stegner, Takahashi), Phil.harmonie/Naxos
Ulli Blobel (Hrsg.): Woodstock am Karpfenteich – Die Jazzwerkstatt Peitz (Buch mit CD),
Berlin 2011
Festival: jazzwerkstatt Peitz Nr. 50
(7.–9. Juni 2013)
Christoph Prégardien & Michael Gees
neue
Winterreise in Ton und Bild
FRANZ SCHUBERT
Winterreise
Christoph Prégardien, Tenor
Michael Gees, Klavier
1 DVD-video CC72596
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Christoph Prégardien und Michael Gees erkunden mit ihrer neuen Aufnahme von Schuberts
Winterreise einen sogenannten “dritten Weg”. Erhältlich als Audio-SACD sowie als DVD-Video
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Tel.: 0821-660 144 64 / Fax 0821-660 144 65
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Social media: facebook.com/ChallengeRecordsInt
twitter.com/challengerec - youtube.com/ChallengeRecords
16.03.–20.04.13
internationales
musikfestival
Umstieg auf’s
Pianoforte:
John Medeski
John Medeski
Nackt am Klavier
Der Orgel-Derwisch John Medeski zeigt sich auf
seiner ersten Solo-Einspielung von einer ganz
neuen Seite. Von Jo s e f E nge l s
Foto: Michael_Bloom
A
lle, die John Medeski als furiosen
Tastendrücker des Orgel-Trios
Medeski, Martin & Wood kennen,
werden
ziemlich
überrascht
sein: Auf der ersten Solo-Einspielung seiner
Karriere erweist sich der 47-Jährige als ausgesprochen sensibler Minimalist, der mit einfachsten Melodien und viel Raum zwischen
den Noten operiert. „Dieses Album zeigt eine
Seite von mir, die ich sehr selten mit anderen
teile“, sagt der Pianist, „das ist Musik, die
ich für gewöhnlich zuhause spiele für die
Menschen, die mir nahe stehen. Ich sage es
mal so: Es ist alles sehr nackt.“
Man hört förmlich, dass die Stücke
(darunter ein Willie-Nelson-Song, ein Spiritual
und eine Komposition, die Medeski mit 15
Jahren schrieb) mitten in der Nacht eingespielt
wurden, so intim, verletzlich und somnambul
sind sie. Und obwohl sie so gar nichts mit dem
psychedelischen Klanggewitter-Funkjazz gemein haben, für den Medeski berühmt ist – ein
starkes verbindendes Element zum bisherigen
Schaffen des Amerikaners gibt es doch: die
Arbeit mit dem Klang eines ganz speziellen
Tasteninstruments. Nur ist es diesmal eben
nicht Hammond-Orgel, Mellotron, Wurlitzer
oder Moog.
Auf „A Different Time“ spielt Medeski
ausschließlich auf einer Sammler-Rarität,
einem prämodernen Flügel des französischen
Klavierbauers Gaveau aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. „Das Instrument klingt
ganz anders als ein normaler Flügel, es hat
etwas von einem Cembalo. Man muss wirklich hart daran arbeiten, es unter Kontrolle zu
bringen. Da ist nichts, hinter dem man sich
verstecken kann“, bemerkt Medeski.
Die Aufnahme erscheint als erste Veröffentlichung auf dem von Sony wiederbelebten Label „OKeh“, das einst die Platten
von Fats Waller, Jelly Roll Morton oder Louis
Armstrong herausbrachte. Vor diesem Hintergrund drängt sich die Frage auf: Ist John
Medeskis kammermusikalischer Solo-Ausflug
überhaupt noch Jazz? Der Pianist lacht: „Ich
bin mir sicher, dass meine Platte viele Jazztypen in Rage bringen wird. Aber das ist mein
Job. War es schon immer.“
Neu erschienen: John Medeski: A Different
Time, OKeh/Sony
31
NDR Sinfonieorchester
Elı̄na Garanča
Daniel Hope
Igor Levit
Jörg Widmann
Thomas Hampson
Jonathan Nott
John Neumeiers Bundesjugendballett
Maxim Biller
Cameron Carpenter
Pera Ensemble
Matthias Pintscher
Martin Grubinger
Joshua Bell
Academy of St. Martin
in the Fields
Fauré Quartett
Fazıl Say
Thomas Quasthoff
Annette Dasch
Jan Vogler
Grigory Sokolov
HipHop Academy Hamburg
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Kit Armstrong
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Musikstadt
Aldeburgh
Das englische Küstenstädtchen
war die Heimat von Benjamin
Britten und erbte sein Festival.
Ein Rundgang im Vorgriff auf
Brittens 100. Geburtstag.
Von M at t h i a s S i e h l e r
B
ritten lebt hier.“ So steht
es im Prospekt. Aber
wie kann das sein? „The
British Orpheus“, der
erste seit Henry Purcell, der die
Engländer schmerzlich daran erinnerte, dass sie eben kein Land
klassischer Komponisten, noch
viel weniger eines der Oper sind,
er starb doch schon vor 37 Jahren.
Vor 100 Jahren wurde er geboren,
in Lowestoft, Suffolk, dem östlichsten Punkt der Insel. Daran erinnern wir uns. Gestorben ist er
nicht weit davon, in Aldeburgh,
ebenfalls an der melancholisch
grauen Küste Suffolks, 140 Kilometer von London entfernt gelegen. Dort ist er auch begraben.
Sein Stein ist so grau wie die
Kieselsteine am Strand. Neben
ihm liegt sein lebenslanger
Partner und kongenialer Interpret, der Tenor Peter Pears (1910–
86). Und nicht weit weg findet
sich das Grab von Imogene Holst,
Brittens engster muskalischer
Mitarbeiterin und Leiterin des
Aldeburgh Festivals von 1956
bis 1977. In der Peter and Paul
Church leuchtet zudem bunt
und intensiv ein Glasfenster zu
Brittens Erinnerung, der schließlich auch
einige geist-
Der musikalische
Nachwuchs beim
Sonnenbad:
Akademieteilnehmer vor der
Mälzerei in Snape
32
liche Kirchenspiele komponiert
hat.
Geboren in Lowestoft, lange
in London zu Hause. Aldeburgh
ist es aber, das Benjamin Britten
die Unsterblichkeit schenkte –
und umgekehrt. Deshalb lebte
der Komponist hier und er „lebt“
musikalisch als Gründerfigur
des 1948 ins Leben gerufenen
Festivals weiter, deshalb der
doppeldeutige
Ankündigungstitel zum Jubiläumsfest. Denn
der Komponist ließ sich immer
wieder vom rauen, rustikalen
Charme des Örtchens am Fluss
Alde mit seinen heute knapp 3000
Bewohnern einfangen und inspirieren. Am stärksten natürlich von seinem Meerblick, wo
sich der oft stahlgraue Himmel
mit den gleichfarbigen Wellen im
Unendlichen verschmilzt. Meist
liegt die See ruhig wie ein flacher
Spiegel, aber sie kann auch
stürmen und winden,
peitschen und röhren.
Fotos: Malcolm Watson, Aldeburgh Festival/Mykel Nicolaou
So wie es Britten in seinen großartigen Naturporträts der „Sea
Interludes“ vertonte.
Hier spielt, auch wenn es nie
genannt wird, die Geschichte
seiner ersten und berühmtesten,
1945 uraufgeführten Oper „Peter
Grimes“, die wiederum auf
einem von 24 Briefen des Langgedichts „The Borough“ beruht, die der frühe Realist
George Crabbe (1754–1832) im
Jahr 1812 veröffentlicht hatte.
Dieses „Dorf“ macht als biblisch
atavistische Gemeinschaft den
Fischer und Außenseiter Peter
Grimes zu einem Ausgestoßenen.
Dieser büßt für seine unzweifelhafte Schuld, indem er sich auf
dem Wasser versenkt. Auch
die Lehrerin Ellen Orford kann
ihn nicht retten. Und die „Sea
Interludes“, die die einzelnen
Bilder der Oper gliedern, erzählen
weiter vom Werden und Vergehen
der Natur als unendlichem Kreislauf.
„Die meiste Zeit meines
Lebens verbrachte ich in engem
Kontakt mit dem Meer“, so
erzählte es Benjamin Britten. „Das
Haus meiner Eltern in Lowestoft
blickte direkt auf die See, und zu
den Erlebnissen meiner Kindheit
gehörten die wilden Stürme, die
oftmals Schiffe an unsere Küste
warfen und ganze Strecken der
benachbarten Klippen wegrissen.
Als ich ‚Peter Grimes‘ schrieb,
ging es mir darum, meinem
Wissen um den ewigen Kampf
der Männer und Frauen, die
ihr Leben, ihren Lebensunterhalt dem Meer abtrotzten, Ausdruck zu verleihen – trotz aller
Problematik, ein derart universelles Thema dramatisch darzustellen.“
Tatsächlich ist das Wetter hier
aber meist freundlich. Deshalb
kommen viele Touristen im
Sommer, die die Einwohnerzahl von Aldeburgh leicht auf ein
Vielfaches anschwellen lassen.
Sie wohnen in Ferienhäusern
und in den paar Hotels, die sich
schick aufgehübscht am Strand
präsentieren. Hier liegen auch die
beiden populären Fish & ChipsShops, einer soll gar der beste
von ganz England sein. Mitten
durch das Städtchen führt die
High Street. In weiß gerahmten
Schaufens­tern locken edle Stoffe,
Vasen und allerhand Schnickschnack. In Fischerhütten wird
di­rekt der zum Teil noch lebende
Fang aus den Booten verkauft,
ein alter Wachturm erinnert an
die napoleonischen Kriegszeiten.
Man kann hier herrlich durch
die Dünen laufen. Mitten im Ort
am Strand steht auch die alte
Townhall aus Fachwerk, die 400
Jahre lang der Versammlungsort und sozialer Mittelpunkt
des Dorfes war. Heute gibt es
die modernere Jubilee Hall, in
House im nahen Aldeburgh. Hier
konnte Britten auf die See sehen
und seine Spaziergänge machen,
auf denen er oft seine Werke im
Kopf entwickelte. Als er dann freilich immer berühmter und selbst
zu Hause wie in einem Goldfischglas bestaunt wurde, wechselte
er ins Red House, das heute
Museum und Britten-Forschungsstätte ist. Modernistisch nüchtern
ist es dort, dank eines Anbaus
mit viel Glas. Hier empfing man
Freude, auch so berühmte wie
Dichterlesungen, Literatur- und
Theaterveranstaltungen,
Vorträge und Kunstausstellungen erweitert. Mit der Zeit wuchsen die
Dimensionen des Festivals und
weitere Spielorte wie die Kirche
Saint Peter and Saint Paul sowie
die nahegelegenen Orte Orford,
Blythburgh und Framlingham
kamen hinzu. In den Sechzigerjahren wurde The Maltings zur
großen Konzerthalle mit 832
Plätzen umgebaut und durch
Königin Elizabeth II. am 2. Juni
1967 anlässlich der Eröffnung
des 20. Aldeburgh Festivals eingeweiht.
Wie schon von seinen
Gründern intendiert, sind bis
Das 66. Aldeburgh Festival findet vom 7. bis 23. Juni statt. Doch
heute Uraufführungen Neuer
auch jenseits der eigentlichen Saison gibt es ständig AktiviMusik, die Präsentation neuer
täten, so die Neuinterpretation der „Canticles“ durch den Tenor
Interpretationen und die WiederIan Bostridge, den Regisseur Neil Bartlett und den Klangkünstler
entdeckung vergessener Musik
Chris Watson im Mai. Im November kommt der hier 1973 urSchwerpunkte
des
Festivalaufgeführte „Death In Venice“ neu heraus. Höhepunkte der
programms. Seit Beginn widmet
eigentlichen Saison sind eine Freiluftaufführung von „Peter
sich das Festival der Pflege junger
Grimes“ (Regie: Tim Albery) direkt am Strand, sowie szenische
Talente, indem junge Künstler
Vorstellungen der drei für die Oxford Church komponierten
mit etablierten Stars zusammen„Church Parables“. Außerdem wurden neue Werke bei Harrison
gebracht werden. 2009 wurden
Birtwistle, Wolfgang Rihm, Judith Weir, Magnus Lindberg, Poul
neue Gebäude, so das Hoffmann
Ruders und dem unlängst verstorbenen Richard Rodney Bennett
Building,
das
Britten-Studio
in Auftrag gegeben.
mit 340 Sitzen und das Jerwood
Kiln Studio mit 75 Sitzen erder 1960 die Britten-Oper „A
richtet. Und stets waren die Leiter
Dmitri Schostakowitsch, Mstislaw
Midsummer Night’s Dream“ ur- Rostropowitsch oder Dietrich
des Festivals selbst Künstler.
aufgeführt wurde, und die heute
Nach
dem
hoffnungsvollen
Fischer-Dieskau, die regelmäßig
noch vom Aldeburgh Festival be- in das noch heute wegen seiner
Komponisten Thomas Adès ist
spielt wird.
das seit 2009 der französische
exzellenten Akustik berühmte
Das freilich hat – trotz
Pianist Pierre-Laurent Aimard.
The Maltings kamen.
seines
Namens
Noch immer
– seinen Hauptist es als eine
sitz im sieben
der
Keimzellen
Kilometer
entder
englischen
fernten, malerisch
Musik ein sehr beam
sumpfigen,
sonderer Ort. In
von Schilf umdem hölzernen In­
standenen Flussnenraum scheint
ufer
liegenden
der
Klang wie
Boot am
The Maltings in
in
einem
Schoß
Strand von
Aldeburgh
dem
Dörfchen
zu ruhen. Man
Snape. Das ist
kann in den Kon­
die alte Mälzerei
zertpausen
in
der ehemaligen
der hinten ange­
Brauerei, in der
bauten Bar stehen
heute das Festival
und auf das im
stattfindet. 1938
Son­nenuntergang
war
Britten
hierhergezogen.
War der ursprüngliche An- so friedliche Marschland des
Während des Krieges hielt er sich
Flusses blicken. Und man könnte
lass des von Britten, Pears und
freilich in Kanada und in den USA
meinen, Britten käme gleich um
dem Librettisten Eric Crozier
auf. Und als er wieder mit Peter
die Ecke. Denn ja, irgendwie lebt
ins Leben gerufen Festivals der
Pears zurückkehrte, zogen die
er noch hier.
Wunsch, eine Spielstätte für ihre
beiden Männer – Künstler, schwul
gemeinsame Operntruppe, die
und pazifistisch – 1947 mit
English Opera Group zu finden, www.aldeburgh.co.uk
Dachshund Clytie lieber ins Crag
so wurde die Idee bald auf
Das Festival
33
Proben, Pleiten und Premieren:
Höhepunkte in Oper und Konzert
Von Rol a n d M ack e s
Karlsruhe
Vestalin: Barbara
Dobrzanska (Julia),
Katharine Tier
(Grande Vestale),
Andrea Shin
(Licinius), Badischer
Staatsopernchor
Ja, es gibt sie, die mutigen Opernhäuser, die
im Wagnerjahr nicht nur Wagner spielen,
sondern die zeigen, wo der sich einst operninspirieren ließ. Da gibt es dann römische
Liebesakte, Alpendinosaurier, vergiftete In­
derinnen und, ja, sogar einen original Wagner
im Feenreich zu bestaunen – auf nach Karlsruhe, Amsterdam, Chemnitz!
Gaspare Spontinis „La Vestale“ ist eine
zwischen Glucks Reformbemühen und den
effektvollen Standbildern der späteren Grand
Opéra 1807 in Paris uraufgeführte Hochfeier
des Klassizismus. Wagner liebte die schlichte
Beispielhaftigkeit der Geschichte, einer verliebten Vesta-Priesterin, die während eines
Ren­dezvous mit ihrem geliebten General Li­
cinius das heilige Feuer ausgehen lässt. In
Karlsruhe trägt Barbara Dobrzanska or­
dent­
lich große Vorgängerinnen-Sandalen.
Was auch für Andrea Shin als Licinius gilt.
So mangelt Aron Stiehls bewusst einfach gehaltener, in Frank Philipp Schlössmanns
klaustrophobisch blauer Kiste angesiedelter
Inszenierung ein wenig die Mitte. Den Polizeistaat markiert ein steinerner Lorbeerkranz mit
gekreuzten Maschinengewehren, Obervestalin
und Hohepriester vergnügen sich mit Alkohol
und Sex. Doppelmoral der absolutistischen
Nomenklatura. Johannes Willig dirigiert die
Badische Staatskapelle mit kraftvoller Direktheit.
Ungleich mehr Aufwand verlangt Gioacchino
Rossinis Pariser Opernabschied „Guillaume
Tell“ von 1829. Der Ruf nach Freiheit, Natursehnsucht und Kantilene gehen da eine
monumental sich schichtende Musiktheater-
34
Noch vor dem ersten Bayreuther „Ring“-Zyklus
und den späten Verdi-Operngeburten war die
posthume Uraufführung von Giacomo Meyerbeers „Afrikanerin“ am 28. April 1865 in Paris
das am meisten beachtete Musiktheater-Ereignis des 19. Jahrhunderts. Meyerbeer selbst
war es noch, der die zunächst konturenarme
Dreiecksgeschichte laviert, auf den EntdeckerSeehelden Vasco da Gama zuspitzte. Das neue
drame lyrique und der schwüle Exotismus
werden hier vorweggenommen. Doch die
posthumen Bearbeiter negierten dies. Was
dazu führte, dass es in „Vasco de Gama“, wie
das hinreißende Stück jetzt endlich korrekt
heißt, viele Ungereimtheiten und Brüche gab.
Denn es fehlte, je nach Strichfassung, bis hin
zur Hälfte der originalen Musik. Die wurde
jetzt erstmals komplett an der mutigen Ope r
Chemnitz vorgestellt. In einem heroischen
Kraftakt, der an Grenzen des Singens, Spielen,
Sehens und Hörens ging, aber glücklicherweise niemanden überforderte, fünf Stunden
und zehn Minuten gloriosen Musiktheaters
zu erleben. Verdi und Wagner klauten und
borgten da, imitierten, bis sich die Notenblätter bogen. Und Frank Beermann dirigiert
das mit farbenreicher Finesse.
Amsterdam
Guillaume Tell:
Marina Rebeka
(Mathilde), John
Osborn (Arnold
Melcthal)
Vasco da Gama am
Theater Chemnitz
Fotos: Jürgen Frahm, Ruth Walz, Dieter Wuschanski/Theater Chemnitz
Fanfare
mischung ein. Die Nederlandse Opera hat das
heftige Helvetia-Opus jetzt gestemmt. Schon
der erste Celloton der gewitterstürmenden
Ouvertüre gibt Paolo Carignanis vorzügliche
Dirigierhaltung als gekonnter Mischung aus
flexibler Schlankheit und satter Tonpracht vor.
Der diebische Wagner fand das klasse, diskutierte noch 1860 beim berühmten Pariser
Besuchsdialog mit Rossini Note für Note und
hätte ohne den „Tell“ so nie „Rienzi“ oder
„Tannhäuser“ schreiben können.
Anders als sonst bei Rossini, zählt selten
der brillante Arienaugenblick, sondern das
große Ganze. Umso schöner aber, wenn dem
in jeder Hinsicht voluminösen Tell Nicola
Alaimos die konzentrierte Kantilene gelingt.
Umso beglückender, wenn der hinreißende
John Osborn (als Arnold für Liebe in jeder
Spielart zuständig) die absurd hohen Noten
leicht nimmt. Und umso feinsinniger, wenn
Marina Rebeka als hinzuaddierte amouröse
Zielfigur aus den Reihen der gegnerischen
Habsburger im Sissi-Reitkostüm mit makellosem Sopranschmelz aufwartet.
Pierre
Audis zurückhaltende Regie
weitet das tönende Eidgenossen-Monument
konsequent ins Symbolhafte. Das sich wie im
Vierwaldstättersee spiegelnde Alpenpanorama
samt Sturm und Boot/Brücke, Brandschatzung
und erzwungener Ballettheiterkeit bleiben
auf George Tsypins offener Bühne Zeichen,
sinken nie auf Naturalismus-Niveau herab und
lassen dem Werk seine hehre Künstlichkeit.
Ein wenig mehr Mut zur Rustikalparodie wäre
allerdings möglich gewesen.
Musik im Riesen
Feine Klunker
Mein Bekenntnis für heute: Ich
liebe Museen mit Fake-Faktor! Die
Wohnung des fiktiven Sherlock
Holmes in der Londoner BakerStreet (das Einlasspersonal trägt
Häubchen): wundervoll! Dass ein
Museum voll falscher Edelsteine,
Swarovskis „Kristallwelten“ in
Wattens, die am zweithäufigsten
besuchte Sehenswürdigkeit in
Österreich ist (700 000 Besucher
pro Jahr; mehr hat nur Schönbrunn!) – das ist eine Tatsache
von köstlich ironischer Erhabenheit. Verständlich auch. Hier
ließ schon Maria Callas für ihre
Bühnenauftritte arbeiten. Von
hier kommen die DebütantinnenKrönchen beim Wiener Opernball.
Jessye Norman singt in der Ausstellung live.
Untendrunter, gleich unter
dem Verkaufsshop, tobt alljährlich ein blitzsauberes, stargespicktes Kammermusikfestival,
dessen Mitwirkende nicht wegen
der feinen Klunker kommen. In
diesem Jahr z.B. Christian Tetzlaff,
Isabelle Faust und Patricia
Kopatchinskaja.
Schon
zum
zehnten Mal betreut Komponist
Thomas Larcher die „Musik im
Riesen“, wie das Festival in Anlehnung an die Eingangsskulptur
des grasbewachsenen Museumsbaus heißt. „Meine Heimat“, sagt
Larcher und erzählt, wie ein reger
Musik-Sponsor irgendwann beschlossen habe, die Mittel in ein
eigenes, kleines Festival fließen
zu lassen. Vorbildlich! Und landschaftlich hinreißend mit umliegendem Bergpanorama und der
mittelalterlichen Salzstadt Hall
nebenan.
Die Bühne ist intim, die
Akustik erstaunlich gut. Der
Familienbetrieb (in 5. Generation)
lässt einige Konzerte sogar im
Hochsicherheitstrakt des Werks-
geländes zu. So streng
geheim die Herstellungsformel der falschen Brillis
sein mag, so erfolgreich
hat sich die Firma stets
davor geschützt, campy zu
werden. Man nützt die
Klassik als Qualitäts-Gütesiegel. Nichts dagegen.
Denn: Falsches echt erscheinen zu lassen, das
ist die hohe Schule der
Zauberei. Sogar die
Kristall-Lüster der
New Yorker Metro­
politan
Opera
kommen folgerichtig von hier.
Aus Tirol. rfr
„Musik im
Riesen“:
Wattens,
6.–11. Mai
Musik in der Frauenkirche 2013
Stiftung Frauenkirche Dresden
Ticketservice Georg-Treu-Platz 3 | Besucherzentrum Frauenkirche Weiße Gasse 8/Ecke Wilsdruffer Straße
Telefon 0351.65606-701 | www.frauenkirche-dresden.de
Christian
Tetzlaff
Da Capo
Der Mehltau der
Zeitlosigkeit
Madrid, Teatro Real
Mozart: “Così fan tutte”
Eine italienische Villa, halb alt, halb neu. Ein
Maskenball, bei dem sich nur die Hälfte der
Gäste à la Watteau verkleidet hat. Michael
Haneke, Europas gegenwärtig berühmtester
Filmregisseur, hat an Gerard Mortiers Teatro
Real in Madrid seine zweite Mozart-Oper inszeniert. Und wieder gibt er sich realistisch,
lässt aber Rätsel offen. Sind die Personen in
den altertümlichen Roben wirklich Charaktere
des 20. Jahrhunderts, oder sind sie einfach nur zu den vier jungen Leuten hereingeweht worden, die sich hier auf ein Liebesexperiment einlassen, von dem offenbar alle
wissen? Haneke lässt die Umstände bewusst
im Ungefähren, will aber wissen, was aus der
fatalen Wette entsteht. Don Alfonso ist hier mit
Despina zusammen. Sie beide manipulieren
die anderen – und wirbeln dabei in der längst
erkalteten Asche die vom Feuer ihrer Beziehung übrigblieb.
Kaltes Licht gleißt aus der vielfach benutzten Hausbar. Amor hat leichtes Spiel:
Die Jungen müssen sich Mut zutrinken, die
Alten ihren Ekel betäuben. Während Alfonso
(herrisch-harsch: William Shimell) im ersten
Akt noch die Fäden zieht, übernimmt dann die
illusionsresistente Despina (Kerstin Avemo).
Die Männer, Andreas Wolf und Juan Francisco
Gatell, meinen, sie seien die Aktiven. Doch
36
gehen die Frauen in Führung, dann scheinen
auch sie sich im Netz der Gefühlsschlingen zu
verlieren. Das aber dominant.
Paola Gardina, die mezzosatte Dorabella,
ist die erste, die sich hingibt. Fiordiligi will
beide Kerle, hat am Ende niemanden. Deren
Gewissensnot spielt Anett Frisch mit ihrem
durchdringend
instrumentalen
Sopran
souverän aus. Auch die instrumentale Seite
macht sich Mastermind Haneke untertan. Darf
es Sylvain Cambreling in der Ouvertüre noch
schäumen lassen, legt sich bald Mehltau über
die Musik. Bedeutungsschwerer werden die
Pausen, das Mutwillige, der komödiantische
Witzblitz dieser Buffa verdüstert sich. Mozart,
der Erdenschwere, so will es der nicht für
seinen Humor bekannte Michael Haneke.
Matthias Siehler
Christians
Feuerprobe
Dresden, Semperoper
Puccini: „Manon Lescaut“
Versteht Christian Thielemann so wenig von
italienischen Stimmen? „Krawatteltenor“
verspottet die österreichische Dame den
tonlos knödelnden Des Grieux (Thiago
Arancam). Norma Fantini, eine primadonnige
Manon, klingt für die Rolle der minderjährigen Nymphe zu altbacken und zu schrill.
Die Besetzung an der Semperoper für die
prominenteste Premiere der Saison – ist eine
Katastrophe. Dagegen kann der wackere
Manon Lescaut
in Dresden:
Thiago Arancam
(Renato Des
Grieux), Norma
Fantini (Manon
Lescaut)
Christoph Pohl als Lescaut nicht viel ausrichten. Und Christian Thielemann auch nicht.
Dabei dirigiert Thielemann mit der
streichelnd edelholzfarbenen Staatskapelle
Dresden einen schön untypischen Puccini.
Sinfonisch schmissig, doch ohne auf die
Tränendrüse zu drücken. Farblich ausdifferenziert, aber nicht ernüchtert. Dass er
das berühmte Intermezzo an den Anfang vorzieht, zeigt, wie sehr ihn die auf ihm lastenden
Erwartungen drücken. Zu oft schon war sein
Schritt ins italienische Fach angekündigt,
aber dann wieder verschoben worden. Die
italienische ‚Feuerprobe’ besteht er umso
souveräner, als er ein gewisses Fremdeln keine
Sekunde leugnet.
Dagegen hat Regisseur Stefan Herheim diesmal nicht viel zu erzählen. Die
Parallelisierung von Des Grieux mit dem
Schöpfer der amerikanischen Freiheitsstatue (welche aus Frankreich kam) behält
einen Knick in der Optik, da Herheim zugleich Rokoko-Kostüme verwendet. Hektisch
werden Chor-Massen über die Bühne gejagt.
Unablässig kurbelt jemand an der Drehbühne.
Sogar Puccini persönlich tritt auf. Ein Verlegenheitskonzept, das nicht wirklich aufgeht.
Die Kritiker-Kollegen, welche die Produktion in
Graz bejubelten, waren zu großzügig.
Nur drei Aufführungen dirigiert Thielemann, bevor er für „Parsifal“ schon wieder
nach Salzburg muss. Man verlässt Dresden in
dem Gefühl, dass auch ein so schönes Haus
wie die Semperoper – intendantenlos, wie
diese zurzeit dasteht – keine sichere Bank ist.
Trotz Thielemann.
Robert Fraunholzer
Foto: Matthias Creutzinger
Gezischtes Doppel: Premieren­notizen
der RONDO-Opernkritik
26.06 – 28.07
Intonations:
Elena
Bashkirova
Intonations:
Foto: Intonations/Monika Rittershaus
„Nächstes Jahr: Jerusalem!“
Gewissermaßen eine „Reise nach
Jerusalem“ verheißt seit letztem
Jahr das Festival „intonations“
im Berliner Jüdischen Museum.
Pianistin Elena Bashkirova, nicht
nur bekannt als Ehefrau von
Daniel Barenboim, betreut seit
1998 das „Jerusalem Chamber
Music Festival“ in Israel. Im gediegenen YMCA-Saal gegenüber
vom King David Hotel geht es alljährlich darum, Musik nicht nur
in Tel Aviv, sondern eben auch im
historischen Zentrum von Israel
stattfinden zu lassen. In dem es
sonst allzu wenig davon gibt.
Weil das dortige Festival ein
so großer Erfolg ist – und man
ohnehin gern tourt –, konzipiert
Bashkirova jetzt zum zweiten Mal
einen selbstständigen FestivalAbleger für Berlin. Im gläsernen
Klanghof des Jüdischen Museums
(Altbau) kommt es zu einem Getreuen-Meeting, bei dem längst
Züge eines Familientreffens erkennbar sind. Neben Barenboim
(Vater) und Barenboim (Sohn)
– Michael hat erfolgreich eine
Violin-Solokarriere gestartet –
sind es diesmal Ex-Ehemann
Gidon Kremer, daneben Isabelle
van Keulen, Emmanuel Pahud
und René Pape. Der berühmte
2013
Vater der Festival-Leiterin, Dmitri
Bashkirov, gibt erstmalig hier
einen Meisterkurs. (Er war Lehrer
von Arcadi Volodos, Kirill Gerstein
und Nikolai Demidenko.)
Es geht diesmal um verfolgte,
verdrängte und unterschlagene
Komponisten wie Gideon Klein,
Hans Krasa, Erwin Schulhoff und
Mieczysław Weinberg. Heute
müssen einige von ihnen oft die
verdoppelte Diskriminierung ertragen, unter „KZ-Musik“ subsumiert und gesondert aufgeführt zu werden. Damit dies
nicht so ist, werden Werke wie
das Bläserquintett op. 10 von
Pavel Haas (21.4.) oder Lieder
von Viktor Ullmann (mit Roman
Trekel, 23.4.) mit Meisterwerken
von Schubert bis Strawinsky
und
Schnittke
kombiniert.
Ghetto-Bildung: ausgeschlossen.
Vorbildlich ist das – und schön.
So dass Besucher sich in dem
ernsten Vorsatz voneinander verabschieden werden: „nächstes
Jahr in Jerusalem! Aber wirklich.“
Robert Fraunholzer
»intonations – das Jerusalem
International Chamber Music
Festival«: Jüdisches Museum
Berlin (20. bis 25. April)
37
Alle Informationen über die
Audi Sommerkonzerte 2013 unter:
www.sommerkonzerte.de
Audi
ArtExperience
Das Matterhorn,
Blick von der
Gornergratbahn
Mendelssohn vorm Matterhorn:
Das Zermatt-Festival ist der
vielleicht stilvollste Ausklang eines
klangsatten Festspielsommers.
R
aue
Gipfel,
grüne
Matten und die so cha­
rakteristisch mit durch
Steine
beschwerten
Holz­schindeln gedeckten Häuser –
das Wallis ist einer der
schönsten
Kantone
der Schweiz, und am
schönsten
vielleicht
gerade im Spätsom­
mer, wenn das Zermatt-Festival Besucher
aus ganz Europa anzieht. Der Gegensatz
zwi­
schen der hochalpinen
Landschaft
und
Meisterwerken
der klassischen Mu­sik,
aber auch die entspannte, fami­
liäre Atmosphäre bei Musikern
und Publikum machen Zermatt
zu einem würdigen Abschluss der
sommerlichen Festspielsaison.
Schon etwas oberhalb der
Stadt führen Serpentinen schnell
abseits vom touristischen Treiben,
38
das auch vor dem autofreien Zermatt nicht gänzlich halt gemacht
hat: Doch hier oben duftet noch
das Heu vor uralten Schobern und
öffnet sich nach jeder Biegung ein
Scharoun
Ensemble
atemberaubender Panoramablick
auf die gletscherweißen Spitzen.
Im Zentrum der Leserreise,
zu der Sie RONDO-Chefredakteur
Carsten Hinrichs begleitet, stehen
natürlich Konzerte des ZermattFestivals. Den Auftakt machen
das Bläseroktett von Ludwig van
matt. Das Matterhorn, den
charakteristischsten Gipfel der
Schweiz haben die Teilnehmer
direkt im Blick beim Käsefondue
auf dem Restaurant Riffelberg,
in 2.585 m Höhe. Schon Mark
Twain übernachtete hier und
machte den (damals noch sehr
strapaziösen)
Aufstieg
und
den
atemberaubenden
Ausblick auf die Gipfel des Wallis in
seiner launigen Reiseerzählung
weltbe­
rühmt. Die RONDO-Leser
kön­
nen das Panorama hingegen nach einer Fahrt mit der
Gornergratbahn ganz entspannt
genießen. Eine Weinprobe bei
Brot und Käse in der St. Jodern
Kellerei rundet die kulinarische
Seite des Besuchs ab.
Die Reise im Überblick:
Donnerstag, 5.9. Anreise nach Zermatt, Begrüßung, Abendessen
Freitag, 6.9.
Dorfrundgang, Besuch der Musikerakademie,
Konzert in St. Mauritius (Salieri, Beethoven,
Brahms/ Scharoun Ensemble)
Samstag 7.9.
Weinprobe, Konzert in St. Mauritius (Mendelssohn, Beethoven/ Braunstein, Zermatt Festivalorchester)
Sonntag, 8.9.
Konzert in der Riffelalp-Kapelle (Dvořák,
Britten, Farrenc/ Braunstein, Fassbender, Kelly,
Scharoun Ensemble), anschließend Käsefondue
auf dem Riffelberg
Montag, 9.9.
Heimreise oder Verlängerung
Wenn Sie sich für die RONDO-Leserreise interessieren,
fordern Sie unverbindlich die Reiseunterlagen an unter
[email protected] oder postalisch am
Johannisplatz 3, 81667 München.
Die Teilnehmerzahl ist auf 20 Personen begrenzt, unser
Reisebüro „Cadenza Tours“ ist Ihnen auf Wunsch bei der
Organisation der Anreise oder einer Verlängerung behilflich.
Foto: Marc Kronig, Champer
Leserreise
Zermatt
Beet­
hoven und die Serenade
Nr. 2 von Johannes Brahms, in­
ter­
pretiert von Musikern des
Scharoun Ensembles. Das Kam­
mermusikensemble, das sich aus
Mitgliedern der Berliner Philhar­
moniker zusammensetzt, hat
beim 2005 gegründeten und von
den Musikern künstlerisch ge­
stalteten Zermatt-Festival seine
Spätsommerresidenz genommen.
Als Solist für das Violinkon­
zert
von Beethoven haben die Mu­
siker ihren Berliner Kollegen
Guy
Braunstein
eingeladen.
Den Ersten Konzertmeister der
Phil­
harmoniker
erleben
die
Reisenden am Samstagabend.
Natürlich
erkunden
wir
auch die Region rund um das
wild-romantisch gelegene Zer-
Doktor Stradivari:
Musik-Krimi
Folge 2: Die geheimnisvolle Händel-Handschrift
Von Ol i v e r Bu s l au
G
uten Abend, Herr Doktor“, sagte der
Butler, der die Tür der Villa geöffnet
hatte. „Sie werden erwartet.“
Baron von Hochstetten kam
Doktor Stradivari auf der geschwungenen
Treppe entgegen. Er war erst Mitte zwanzig.
Vor einem Jahr hatte er so viel Geld geerbt, dass
es ihm kaum gelang, es auszugeben. Seine
Leidenschaft war das Sammeln: Oldtimer, Gemälde, Antiquitäten, Musikinstrumente und
vieles mehr. Doktor Stradivari beriet ihn gelegentlich dabei. Der Baron war in vielem
schrecklich naiv.
„Schauen Sie sich an, was mir angeboten
wurde“, rief der Baron enthusiastisch. In
seinem Arbeitszimmer bediente er eine Taste
seines Laptops, das auf dem mit Intarsien verzierten Barockschreibtisch leicht deplatziert
wirkte. Eine eingescannte handgeschriebene
Partiturseite erschien. Stradivari erkannte
Georg Friedrich Händels Handschrift. Oben
stand in schwungvollen Buchstaben „Rinaldo“.
Stradivari kannte die Oper natürlich. Zu sehen
waren die ersten Takte der Ouvertüre.
„Es ist ein bisher unbekanntes Manuskript
von Händels erster Londoner Oper“, erklärte
Monaten entdeckt“, sagte der Baron. „Drei
Millionen soll die Partitur kosten.“
Stradivari betrachtete die Noten. Was
da stand, war der getragene Beginn der
Ouvertüre, kein Zweifel. Er sah sich noch einmal alle Details an und schüttelte den Kopf.
„Lassen Sie die Finger davon, Baron.“
„Was? Aber wieso?“
„Man will Sie reinlegen. Der amerikanische
Gutachter versteht von Händel nichts.
Vielleicht steckt er sogar mit dem Verkäufer
unter einer Decke. Die Handschrift nachzumachen müsste mit dem Computer möglich
sein.“ Er sah von Hochstetten an. „Ihre Leidenschaft für Ankäufe wertvoller Dinge hat sich
wohl bis in die USA herumgesprochen und Betrüger auf den Plan gerufen. Das hier dürfte
eine Fälschung sein.“
der Baron. „Der Verkäufer sitzt in den USA.
Er hat mir vertraulich zur Ansicht die erste
Seite geschickt. Dazu das Gutachten eines
amerikanischen Experten.“ Er strahlte. „Na, ist
www.oliverbuslau.de
das eine Sensation?“
„Allerdings“,
sagte
Stradivari. Oben rechts
neben dem Titel hatte
der Komponist seinen
Namen hinterlassen. Die
Signatur sah echt aus.
Was war Stradivari aufgefallen? Wenn Sie’s wissen, schreiben Sie
Darunter stand ein Ortsdie Lösung an [email protected] oder postalisch an
name und eine JahresRONDO, Johannisplatz 3a, 81667 München – Ihre Kontaktdaten
zahl, die ebenfalls der
nicht vergessen! Unter allen Zuschriften verlost Rondo in KoKomponist
vermerkt
operation mit Deutsche Grammophon
hatte: Venedig, 1711.
5 Exemplare der neuen CD von Anna
Stradivari
überlegte.
Prohaska, „Enchanted Forest“.
Händel hatte in jungen
Einsendeschluss ist der 26. April.
Jahren Erfolge in Italien
gefeiert und dort Ideen
für viele spätere Werke niedergeschrieben.
Auflösung aus
Nach einem kurzen Zwischenspiel als KapellMagazin 01/2013:
meister in Hannover war er dann nach London
Der von Herrn Vollrath beschriebene
gegangen. Und hatte dort seinen „Rinaldo“ auf
Sonatenanfang passt vielleicht zur
die Bühne gebracht.
­„Mondscheinsonate“, auf keinen Fall
„Das Manuskript wurde erst vor zwei
jedoch zu Sonate op. 10/I.
Doktor Stradivari ermittelt –
und Sie können gewinnen!
MyTos &
MysterIuM
Die beiden
Seiten der
Barockmusik
AnnA
JulIA
ProhAskA lezhnevA
Enchanted Forest
Arcangelo
Jonathan Cohen
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Alleluia
Il Giardino Armonico
Giovanni Antonini
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Klass i k
Das
Klassik
& Jazz
Magazin
2/2013
#56
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- C tu e l
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ndspiele
RoHörbei
-CD
Hörbeispiele aus aktuellen CDs
1 Julia Lezhneva, Giovanni
Antonini, Il Giardino Armonico
Alleluja (Universal/
Decca), Porpora:
„Care Deus cordis
amantis“ aus der
Motette „In caelo
stelle clare“ – 6:21
2 The Age of Passions
Telemann: Pariser
Quartette 1–3
(Sony/dhm),
Quatuor
Nr. 1 D-Dur
TWV 43:D3, Gaiement – 3:46
3 Jan Vogler
4 Bach: Cellosuiten
(Sony), Suite für
Violoncello solo Nr.
3 C-Dur BWV 1009,
Gigue – 3:19
Jascha Heifetz, Gregor
Piatigorsky u. a.
The Heifetz
Piatigorsky
Concerts (Sony/
RCA), Spohr:
Doppel-Quartett
d-Moll op. 65, Scherzo. VivaceTrio – 4:17
40
5 René Jacobs, Akademie
für Alte Musik Berlin,
Konstantin Wolff
Pergolesi: Septem
verba a Christo
(harmonia mundi),
„In tuum, Pater,
gremium“ – 5:34
6 Anna Prohaska, Jonathan
Cohen, Ensemble Arcangelo
Enchanted Forest
(Universal/DG),
Händel: „Furie
terribili“ aus
„Rinaldo“ – 1:45
7 Petra Müllejans, Gottfried von der Goltz, Anne
Katharina Schreiber, Freiburger
Barockorchester
Bach: Violinkonzerte
(harmonia mundi),
Concerto für drei
Violinen D-Dur
BWV 1063r, Adagio – 5:38
8 Daniel Behle, Collegium
Musicum der Göppinger
Kantorei u. a.
Bach (Sony), „Lass,
o Fürst der
Cherubinen“ aus
der Kantate
BWV 130 – 3:48
plus
Die RONDO-CD ist die ideale Ergänzung zur
Heftlektüre. Wenn Sie diese CD mit Hörproben
auch gerne regelmäßig erhalten möchten,
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9 Hagen Quartett
Beethoven:
Streichquartette
op. 18/III & V, op.
135 (harmonia
mundi/myrios),
Quartett A-Dur op. 18/V, Menuetto
– 4:40
10
2:37
Jan Lisiecki
Chopin: Études
(Universal/DG),
Étude Nr. 12 c-Moll
„Revolution“ aus
12 Études op. 10 –
14
15
Nigel Kennedy, Rolf
Bussalb u. a.
Recital (Sony),
Bach: Allegro (inspiriert von Sonata
Nr. 2 BWV 1003) –
4:17
16
11
Christoph Prégardien,
Michael Gees
Schubert: „Winterreise“ D 911
(New Arts/
Challenge
Classics),
„Der Wegweiser“ – 4:00
12
Julia Fischer, Tonhalle­
orchester Zürich, David
Zinman
Dvořák, Bruch:
Violinkonzerte
(Universal/Decca),
Bruch: Violinkonzert g-Moll op.
26, Adagio – 4:24
13
Mísia, Christina Pluhar,
L’Arpeggiata
Mediterraneo
(EMI), Traditional:
„Rosa Negra No
Meu Peito“
(Portugal) – 2:41
17
Kristjan Järvi, MDR Leipzig
Radio-Sinfonieorchester,
Fauré Quartett
Pocket
Symphonies (Universal/DG), Helbig:
„Gone“ – 3:23
18
Arcadi Volodos
Mompou (Sony),
„Damunt de tu
només les flores“
– 2:31
Helene Schneiderman,
Götz Payer
Makh tsu di
Eygelekh: Yiddish
Songs (Note 1/
Carus), Gebirtig:
„Reyzele“ – 3:12
3:07
Hanna Devich
Night Book (New
Arts/Challenge
Classics), Einaudi:
„The Crane Dance“
aus „Nightbook“ –
K
KLASSI K
Ludwig van Beethoven
Die Violinsonaten
●●●○○
Leonidas
Kavakos, Enrico
Pace
Decca/Universal
(3 CDs, 237 Min., 8/2011, 2 &
4/2012)
Im Booklet bezeichnet Leonidas
Kavakos in einem kleinen Vorwort die zehn Violinsonaten Beethovens als „Parthenon“. Und einige Zitate daraus hat er gar als Motto für jede der drei CDs gewählt.
Die ersten drei Sonaten sowie die
„Frühlingssonate“ empfindet er
als „Schrein des Wissens und der
Weisheit“. Mit „Leben als Mission“
ist die Nr. 2 mit u. a. der „KreutzerSonate“ betitelt. Und gerade Beethovens letzte Sonate steht für Kavakos als eine „Weiterentwicklung
als kompromisslose Bedingung
für den Eintritt in eine neue Ära“.
Wer sich dementsprechend auch
ein wenig ehrfürchtig so seine Gedanken gemacht hat über das Sonaten-Konvolut, der baut zwangsläufig Erwartungshaltungen beim
Hörer auf. Kann er all das wirklich
deutlich machen?
Von seinen bisherigen Einspielungen weiß man, dass Kavakos über das nötige manuelle und
geistige Rüstzeug verfügt, um musikalische Wesenszüge zum Sprechen zu bringen. Doch den Worten
sind jetzt kaum Taten gefolgt. Von
Kavakos hat man zwar keine expressiv-romantische Deutung erwartet. Dass der stattdessen klassizistisch eingeschlagene Weg
jedoch oftmals geradezu handzahm, zurückhaltend im Gestalterischen und damit spannungslos ausfällt, ist schon eine Überraschung. Das gilt nicht nur für das
Dreierpaket op. 12, sondern be-
sonders für die „Frühlingssonate“
mit ihrem gediegenen (Mozart-)
Charme. Der Fortschrittler Beethoven dagegen darf sich schon
wegen des fehlenden nervösen
Duktus nicht zu erkennen geben.
Zusammen mit Pianist Enrico
Pace bildet Kavakos ein Duo, das
sich durchaus blendend versteht.
Und auch die farbliche Variabilität
und rhythmische Sorgfalt gehört
zu den unbedingten Pluspunkten
ihres Spiels. Nur endgültig ausgereizt haben sie diese allzu selten. Und wenn sie es doch wagen,
bleibt es nur episodenhaft. In den
ersten Takten der Solo-Violine im
einleitenden Adagio sostenuto der
„Kreutzer-Sonate“ arbeitet Kavakos in aller Schärfe die Nähe zu
Bach heraus und zeigt sich auch
im dramatischen Bewegungscharakter des Presto fulminant.
Und warum Schubert den langsamen Satz der 10. Sonate so ungemein geschätzt hat, wissen Kavakos und Pace mit großem Leben
und Atem zu bestätigen. Nur sind
solche Glanzpunkte lediglich an
einer Hand abzuzählen.
Guido Fischer
Nigel
Kennedy
Klassik-CD des Monats
Nigel Kennedy
Recital
●●●●●
Nigel Kennedy, Rolf Bussalb, Yaron Stevi, Barbara
Dziewiecka, Krzysztof Dziedzic, Sony, 88765447272, (59 Min., 12/2012)
Luigi Boccherini
Stabat Mater et al.
●●●●○
Amaryllis
Dieltiens,
Capriola di Gioia
Aeolus/Note 1
(SACD, 68 Min., 8/2011)
Endlich wieder einmal eine Neueinspielung des herzzerreißend
schönen „Stabat Mater“ von Luigi
Boccherini, genauer gesagt der ersten Fassung dieses Kleinods in der
Minimalbesetzung von einem Sopran plus Streichquintett. Und, wie
erfreulich, es ist sogar eine ganz besonders gelungene Interpretation:
Die belgische Sopranistin Amaryllis Dieltiens geht weitaus lockerer
und souveräner mit dieser eigentlich ja ungeheuer dankbaren, aber
aufgrund der teils unbequemen
Lage doch auch fordernden Partie
um als vor zehn Jahren Roberta Invernizzi. Letztere knödelte sich bei
ihrer Einspielung mit „L’Archibudelli“ (Sony) teilweise recht mühsam durch die Partitur.
<
Eine Zeit lang sah es so aus, als wäre
„Kennedy“, wie sich der Violinvirtuose eine
Zeit lang nennen ließ, auf dem Weg zum
Geigenclown, der mit seinem Image vom
äußerlich ach so unkonventionellen, doch
im Herzen schwiegersohnbraven Punker
nur noch ein provinzielles Publikum vom
Hocker reißen würde. Inzwischen heißt
Kennedy wieder Nigel – und mit seinem
neuen Album „Recital“ scheint er auch sonst endlich bei sich selbst angekommen zu sein. „Recital“ will eine Hommage an Vorbilder seiner
Jugend sein: allen voran die Interpreten Stéphane Grappelli und Yehudin
Menuhin sowie die Komponisten Fats Waller und Johann Sebastian
Bach.
Vergleicht man die Sessions mit den flachen Arrangements eines David Garrett, dann wirkt der Qualitätsunterschied geradezu pyramidal.
Sowohl im Spiel als im Arrangement zeichnet sich Kennedy durch den
weitaus größeren Reichtum an Fantasie, Emotion und Klangfarben aus:
Ohne das Instrument zu vergewaltigen, kann er seine klangschöne Guarneri genauso authentisch nach einer schreienden Elektrogitarre wie
nach einer irischen Folkgeige klingen lassen. Dabei handelt es sich aber
keinesfalls um aufgesetzte Effekte. Wenn er etwa David Brubecks „Take
Five“ mit fernöstlichen Klängen einleitet, dann setzt er den Fünfviertaltakt auf intelligente Weise in Beziehung zu außereuropäischen Rhythmustraditionen. Auch bei seinen Improvisationen über Bach-Standards
lässt er sich nie zu bloßer Happy-Music hinreißen, sondern leistet sich
längere Passagen, in denen er allein mit dem Schlagzeug die perkussiven
Qualitäten dieser Musik auslotet – und so Kopf und Herz von Fans wie
Skeptikern erreicht.
Carsten Niemann
Abonnenten-CD: Track 15
41
Klass i k
Vokal total von Michael Blümke
Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis sich eines
der großen Labels für Julia Lezhneva interessieren würde. Und so kam es nicht überraschend, als die Decca die
junge Russin unter Vertrag nahm und sie im vergangenen Jahr zum Einstand gleich in einer prominenten Neuaufnahme von Händels „Alessandro“ (siehe „Vokal total“ 5/2012) an der
Seite von Max Emanuel Cencic einsetzte. Nun präsentiert die 23-Jährige, begleitet von Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini, mit
„Alleluia“ ihr erstes Recital für das neue Label. Mit vier Solomotetten
von Vivaldi, Händel, Porpora und Mozart hat sie genau den musikalischen Stoff ausgewählt, aus dem die Träume von Stimmenliebhabern
sind. Lezhnevas persönlich timbrierter, lustvoll strahlender Sopran
weist ein sinnliches Flirren auf, verfügt mit seiner etwas dunkleren
Färbung bei aller virtuosen Leichtgängigkeit über genügend Kern, um
auch in diesem auf Effekte ausgerichteten Programm nicht zum Zwitschervögelchen zu werden. (Decca/Universal)
Obwohl Sylvia Schwartz schon seit einigen Jahren die
großen Partien ihres Fachs an den ersten Häusern singt,
ist ihr Name vielen Vokalfans nicht wirklich geläufig.
Was zum Teil wohl auch daran liegt, dass sie bisher noch
nicht zu CD-Ehren gekommen ist, sieht man einmal von
ihrer Mitwirkung bei einer Produktion von Lehárs „Friederike“ ab.
Höchste Zeit also für ein Solo-Debüt, für das die Spanierin gut zwei
Dutzend Lieder ihrer Heimat zusammengestellt hat. Die „Tonadillas“
von Enrique Granados dürfen selbstverständlich nicht fehlen, mit ihren
vielfältigen Stimmungen von ironisch bis leidenschaftlich und verzweifelt, bieten sie die gern genutzte Gelegenheit zu zeigen, was man gestalterisch draufhat – Sylvia Schwartz punktet hier mit einer breiten
Palette. Doch auch stimmlich überzeugt sie vollends. Ihr Sopran wirkt
wie aus einem Guss, die Höhe klingt nicht, als wäre sie oben angedockt, sondern entfaltet sich organisch aus der Mittellage, schließt
sich übergangslos an. Auch die Piano-Qualitäten sind bemerkenswert:
keine Substanzeinbuße, kein Hauchen, nur perfekt fokussierter Klang.
Es war wirklich höchste Zeit für dieses Solo-Debüt. (Hyperion/New
Arts)
Mit zwei Aufnahmen zeitgleich bei ein
und demselben Label herauszukommen,
ist schon eine besondere Auszeichnung
für einen Künstler. Noch ungewöhnlicher
aber ist, dass Stella Doufexis auf beiden
CDs mit französischer Musik des 19. Jahrhunderts zu hören ist: einmal
mit Orchester, einmal mit Klavier. Es ist nicht schwer zu erraten, wie
sich das Orchesterprogramm (mit der Deutschen Staatsphilharmonie
Rheinland-Pfalz und Karl-Heinz Steffens am Pult) zusammensetzt. Natürlich „Nuits d’été“, natürlich „Shéhérazade“, dazu Chaussons „Poème
de l’amour et de la mer“. Es ist eindeutig das schwächere, wenn man
so will, das entbehrlichere Programm. Bei den 18 Debussy-Liedern auf
„Poèmes“ wirkt Doufexis ungleich freier, viel gelöster und entspannter,
das klingt duftig und delikat, das atmet und schwebt. Zudem führt die
Deutsch-Griechin ihren eher helltimbrierten lyrischen Mezzosopran
sehr ausgeglichen und geschmackvoll. Und sie zeigt ein gutes Händchen bei der Wahl des Pianisten, dessen Können bei Debussy bekanntlich noch entscheidender zum Gelingen beiträgt als bei anderen Komponisten. Daniel Heide erweist sich in dieser Hinsicht als echter Glücksfall. (Berlin Classics/Edel)
42
Ganz anders Frau Dieltiens:
Wo es expressiv in die Höhe geht,
schwingt ihre Stimme so frei aus
wie diejenige eines Vögelchens
im Frühling, und wo Tiefe gefordert ist, setzt sie beherzt ihr Brustregister ein, ohne hernach im allzu körperhaften Klang steckenzubleiben. Berückend ist zudem
die Intimität der Darbietung: Boccherinis Kantilenen offenbaren
sich als Medium einer tief empfundenen Hingabe an den Gegenstand (die Meditation der Schmerzen Marias unter dem Kreuz ihres
Sohnes) mit Verzückungspotential. Das Streichquintett „Capriola di Gioia“ schafft dafür nicht nur
einen wohltönenden Hintergrund,
sondern erkundet sensibel die latente Polyphonie von Boccherinis
eindrucksvoller Komposition. Ein
wirklich mitreißendes musikalisches Erlebnis ist also dem Hörer
dieser CD gewiss.
Michael Wersin
Johannes Brahms,
Clara Schumann
Violinkonzert, Drei
Romanzen
●●●○○
Lisa Batiashvili,
Alice Sara Ott,
Christian Thielemann, Staatskapelle Dresden
DG/Universal
(48 Min., 6 & 10/2012)
Das nennt man wohl ein „Joseph
Joachim“-Komplettpaket. Lisa Batiashvili hat mit dem Violinkonzert von Johannes Brahms und
den Drei Violinromanzen von Clara Schumann nicht nur Werke
ausgewählt, die dem Violinisten
des 19. Jahrhunderts in die Finger komponiert wurden. Für die
Aufnahmen hat sich Batiashvili
gleich noch eine Stradivari ausgeliehen, die Joachim einst gespielt
hat. Soweit der Background. Und
warum die Georgierin aktuell zu
den ersten Fachkräften an der Violine zählt, unterstreicht sie hier
wie da. Schlank, aber nicht seelenlos ist ihr Spiel. Sie beherrscht das
Sportliche, ohne dabei zu überdrehen. Und sie weiß dank ihres
wohldosierten Vibratos genau
zwischen echtem Sentiment und
falscher Sentimentalität zu unterscheiden.
Für sich genommen, macht
Batiashvili im Brahms-Konzert somit mehr als nur eine Bella Figura. Schade nur, dass ihr nicht die
nötigen adäquaten Partner zur
Seite standen. Obwohl das Violinkonzert in seiner „sinfonischen“
Anlage nun das genaue Gegenteil eines konfektionierten Virtuosenkonzerts ist, hat sich Christian
Thielemann nicht nur der Dienerrolle verschrieben. Endgültig verweigert er sich einem zündenden
Dialog, wenn er die Staatskapelle Dresden auf einen allzu pastosen Klang einschwört, der gefährlich nah ans mulmig Matte heranreicht. Ein wenig fühlt man sich
in dieser Live-Aufnahme an das
auch schon lange zurückliegende Brahms-Missverständnis zwischen Gidon Kremer und Herbert
von Karajan erinnert.
Wie zwei Musikerherzen im
Gleichklang schlagen können, beweisen Lisa Batiashvili und Pianistin Alice Sara Ott in den innigen Romanzen, mit denen Clara
Schumann ihren Freund Joachim
beschenkte. Spieltechnisch mögen sie Leichtgewichte sein. Mit
welchem Einfühlungsvermögen
aber Batiashvili und Ott aufeinander und auf die Musik eingehen,
erweist sich als romantische Ausdrucksmusik mit Wonne-Garantie.Guido Fischer
William Cornysh,
Orlando Gibbons,
Thomas Tallis, John
Taverner u. a.
Passion & Resurrection
●●●●●
Stile Antico
harmonia mundi
(71 Min., 2/2012)
Mit ihrer weichen und doch so
klar zeichnenden Stimmgebung
begeistern einmal mehr die brillanten Sänger des britischen Ensembles „Stile Antico“. Sie präsentieren hier geistliche Vokalmusik
für die Passions- und die Osterzeit, vorwiegend aus dem 16. und
17. Jahrhundert. Dazwischen er-
klingt ein Werk des 1939 geborenen Komponisten John McCabe.
Es mischt sich mit seiner modernen Klanglichkeit zwischen scharfer Dissonanzreibung und angereicherter Dreiklangsharmonik
erstaunlich gut unter die Motetten von William Cornysh, John Taverner, Orlando Gibbons und anderen, welche durch die Klarheit
ihrer Harmonik begeistern; diese
ist freilich immer ein „Nebenprodukt“ dichter polyphoner Prozesse, die von den Sängern sorgfältig
herausgearbeitet werden. Erhabener Klang paart sich so mit deklamatorischer Präzision, denn die
„Soggetti“, die musikalischen Motive jener vokalpolyphonen Musik sind stets eng verbunden mit
den Sprachstrukturen des Textabschnittes, den sie jeweils tragen.
Eine wundervolle CD voller herrlicher Musik in vorbildlicher Interpretation.
Michael Wersin
Giovanni Battista
Buonamente, Giovanni
Battista Fontana
Venetian Art 1600
●●●●○
William Dongois,
Le Concert Brisé
Accent/Note 1
(76 Min., 7/2011)
Auf den Zinkenisten und Ensembleleiter William Dongois ist stets
Verlass, wenn es um die Zusammenstellung eines interessanten Programms unter Beteiligung
der klanglich ebenso reizvollen
wie prägnanten Zinken geht. Und
auch die interpretatorische Qualität stimmt eigentlich immer. Für
beides ist die vorliegende neue
CD ein weiterer Beleg. Dieses Mal
geht es um frühe venezianische
Instrumentalmusik, aus jener
Zeit stammend, als sich die Instrumente von den Gesangsstimmen (die sie ansonsten begleiteten oder colla parte unterstützten)
zu lösen begannen und eine eige-
ne Tonsprache entwickelten – der
Beginn des rein instrumentalen
Musizierens, die einer ungeheuren Bereicherung des Repertoires
den Anstoß geben sollte.
Ein Kaleidoskop continuobegleiteter Virtuosität tut sich vor
den Ohren des Hörers auf. Über
kraftvollen Akkordwechseln wird
hochexpressiv auf Violine oder
Zink musiziert, von der Basslage her beteiligt sich gelegentlich auch ein Dulzian am melodischen Geschehen. Die oftmals
eher gerüsthaft notierten Melodielinien werden nach allen Regeln der Kunst „diminuiert“, d. h.
durch Auffüllen mit vielen schnellen Noten in Bewegung und auch
intensiv zum Sprechen gebracht.
Was sich in dieser Zeit entwickelte, kann in seiner Tragweite und
als keimhaftes Potential für Zukünftiges gar nicht überschätzt
werden. Dongois und seine Musiker präsentieren die Geburt des
Neuen kompetent auf mitreißende Weise. Eine schöne CD, wieder
einmal.
Michael Wersin
Ferdinand David
Musik für Violine und
Klavier
●●●●○
Stephan Schardt,
Philipp Vogler
MDG/Codaex
(76 Min., 4/2012)
Schon allein, dass Mendelssohn sein berühmtes Violinkonzert für ihn schrieb, sichert seinem Jugendfreund Ferdinand David (1810–1873) einen Ehrenplatz
in der Musikgeschichte. Vor allem
muss es neugierig machen auf Davids eigenes Violinschaffen. Nachdem er zunächst vor allem mit
Konzerten hervorgetreten war,
widmete David sich ab 1840 vor
allem der Kammermusik – und
diesem Teil seines Œuvres hat Stephan Schardt eine ganze CD gewidmet.
Die Titel der Werke führen etwas in die Irre, denn das „SalonDuett“, die „12 Salon-Stücke“ und
die „Impromptus en forme de <
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Klass i k
valse“ sind mehr als bloße Unterhaltungsmusik zu klappernden
Teetassen. Der Wahl-Leipziger David, der in seiner Violintechnik die
Errungenschaften Paganinis mit
dem klassizistischen und barocken Erbe zu versöhnen suchte, tut
dies auch in seinen Kompositionen: Ein Walzer ist bei ihm nicht
nur zum Tanzen da, sondern wird
improvisatorisch entwickelt und
kontrapunktisch durchgeführt;
Präludien und Kanons finden
ihren Platz neben Balladen und
Märschen. Umgekehrt erstarrt David auch nicht in Ehrfurcht, wenn
er die von Bach inspirierte Gigue
seiner Suite für Violine solo mutwillig mit einer modernen virtuosen Geste ausklingen lässt.
Dem Interpreten verlangt dieses Balancieren sowohl technisch
als auch musikalisch viel stilistisches Feingefühl für Zwischentöne ab. Stephan Schardt, der sich
sowohl als Konzertmeister der
Musica Antiqua Köln wie moderner Sinfonieorchester einen Namen gemacht hat und von Philipp
Vogler einfühlsam auf dem modernen Flügel begleitet wird, trifft
den klaren, fein schattierten Ton
der „klassizistischen Romantik“
auf das Überzeugendste und begeistert zudem mit einer makellosen Technik. Und wenn er sich
in dem Bestreben, Ferdinand David nach Gebühr aufzuwerten, alle
Anklänge an gefühlige Salonseligkeit etwas zu streng versagt, dann
kann man ihm dies auch verzeihen.
Carsten Niemann
Jacques Duphly
Pièces de clavecin
●●●●○
Christophe
Rousset
Aparté/harmonia
mundi
(2CDs, 128 Min., 10/2011)
Der französische Alte Musik-Spezialist Christophe Rousset hat in
den letzten Jahren als Cembalist
einen musikalischen Imagewandel vollzogen. Lange pflegte er die
Rolle als Klassizist, der für seine
notengetreue Rhetorik auf historische Instrumente zurückgriff,
Im Vergleich
Antoine Dauvergne
Hercule mourant
●●●●○
Christophe Rousset, Les
Talens Lyriques, Les Chantres
du Centre de musique
baroque de Versailles,
Andrew Foster-Williams, Véronique Gens,
Emiliano Gonzalez Toro u. a.
Aparté/harmonia mundi
(2 CDs, 133 Min, 11/2011)
Antoine Dauvergne
La vénitienne
●●●●○
Guy Van Waas, Les Agrémens,
Chœur de Chambre de Namur,
Katia Velletaz, Chantal
Santon, Mathias Vidal u. a.
Ricercar/Note 1
(2 CDs, 116 Min, 11/2011)
44
die eher auf den asketisch abgemagerten Klang abonniert waren.
Doch spätestens mit seinen Einspielungen, auf denen Suiten und
Pièces de clavecin von Louis Couperin und Joseph-Nicolas-Pancrace Royer zu hören waren, hat sich
Rousset mit den entsprechenden
Cembali doch als OriginalklangKulinariker geoutet.
Auch für seine aktuelle Aufnahme von ausgewählten Stücken
des Franzosen Jacques Duphly
(1715–1789) hat Rousset ein wahres Prachtinstrument ausgewählt.
Das von dem Deutschen Christian
Kroll 1776 in Frankreich gebaute,
zweimanualige Cembalo besitzt
genau das ideale Klangvolumen
und –kolorit, um dem Facettenreichtum dieser herrlichen Musik
gerecht zu werden. Von motorischer Attacke über majestätischen
Stolz bis hin zu aparter Nachdenklichkeit und zarter Schwärmerei
reicht die Ausdruckswelt von Duphly und seinen vier, zwischen
1744 und 1768 veröffentlichten
Cembalo-Büchern. Natürlich hatte Rousset bei der Auswahl die
Qual der Wahl. Doch jedes der insgesamt 27 Pièces de clavecin ent-
Als Antoine Dauvergne 1713 und damit vor
genau 300 Jahren geboren wurde, sollte noch
zwei Jahre lang Louis XIV. das Zepter führen.
Als Dauvergne schließlich im stolzen Alter von
84 Jahren 1797 verstarb, war nicht nur über
das Ancien Régime die Revolution hinweggefegt, auch musikalisch waren die Umwälzungen so vehement, dass er im letzten Lebensabschnitt sein Dasein auf dem Abstellgleis fristen
musste. Dabei hatte er sich zunächst zu einer
festen Größe in Paris und auch in Versailles
entwickelt. Als gefeierter Violinist gestartet,
bekleidete Dauvergne bald gewichtige Direktorenposten, so an der Académie Royal, für die er
einige seiner insgesamt 13 Opern komponierte.
Zudem erwies er sich als Förderer von Erneuerern wie Gluck, Cherubini und Méhul. Dass
aber auch der neue musikalische, vom legendären Buffonisten-Streit ausgelöste Zeitgeist
nicht spurlos an Dauvergne vorbeiging, bewies
er mit „Les troqueurs“, einer auf Leichtfüßigkeit und Eingängigkeit geeichten Opéra bouffon. Und auch die 1768 bei der Uraufführung
mit Pauken und Trompeten durchgefallene Comédie-lyrique „La vénitienne“ besitzt oftmals
den charmanten Goût français des Rokokos.
Aber selbst in dieser in Venedig spielenden Allerweltsstory um Liebe, Eifersucht und
Vergebung kann Dauvergne den Einfluss sei-
puppt sich unter seinen Händen
als Volltreffer!
Guido Fischer
Edward Elgar
Violinkonzert h-Moll,
Salut d’amour, Offertoire
●●●○○
Catherine
Manou­kian,
Stefan Solyom,
Staatskapelle
Weimar
Berlin Classics/Edel
(57 Min., 6/2011)
Es ist leicht, mit einer Aufnahme
von Edward Elgars Violinkonzert
in h-Moll nicht zufrieden zu sein:
Mit seiner gut 50-minütigen Dauer, dem motivischen Reichtum
seines Orchesterparts und nicht
zuletzt mit dem Dauerfeuer an
technischen wie emotionalen Herausforderungen für den Solisten
lässt es auch herausragende Interpretationen nie als alternativlos
erscheinen. Dies ist auch bei der
vorliegenden Einspielung der Fall.
nes Lehrers Jean-Philippe Rameau nicht überspielen. Da herrscht Edelmaß im Ariosen. Das
Orchester betört mit wunderbar ausgekosteten Klangfarben. Und manche Chorszenen
sind in ihrem strahlenden und zugleich wiegenden Ton einfach große Post-Barock-Kunst.
Dass man Dauvergne so neu zu schätzen lernt,
liegt natürlich auch am formidablen Spiel und
Gesang im Live-Mitschnitt von „La vénitienne“. Und wie es der Zufall wollte, hatte sich in
Lüttich das belgische Team um Dirigent Guy
Van Waas für diese Trouvaille just nahezu zeitgleich eingesetzt, als in Versailles Dauvergnes
Tragédie lyrique „Hercule mourant“ ihre moderne Welterstaufführung erlebte. Sieben Jahre vor „La vénitienne“ entstand dieser Fünfakter. Und selbst Rameau hätte dieses auf Ovids
Metamorphosen zurückgehende, schicksalhafte Eifersuchtsdrama wohl nicht effekt- und
schmerzvoller vertonen können. In der mitgeschnittenen, konzertanten Aufführung bestätigt Christophe Rousset nun einmal mehr seinen Ruf nicht nur als glänzende Spürnase. Von
feinausgeleuchteter Grazie bis zu sattem Drive
zieht er mit seinen Talens Lyriques alle Register, um das von Andrew Foster Williams (Herkules) und Véronique Gens (Deianira) angeführte Sängerensemble zu Höchstleistungen
zu animieren.
Guido Fischer
Théodore Gouvy
Klaviertrios Nr. 2–4
●●●○○
Voces Intimae
Codaex/Challenge
(2 SACDs, 90 Min.,
6/2012)
Gnadenlos verdammt der Geist
der Fortschrittsideologie jene Klei-
neren, deren Inspiration nicht ausreichte, aus den Bahnen der Tradition auszubrechen. Gestürzt nicht
nur in Vergessenheit, sondern
auch in musikologische Verachtung. Das mag den Liebhaber des
abseitigen Repertoires zum reflexartigen Widerspruch reizen, aber
wer könnte leugnen, dass Théodore Gouvy (1819–1898) sich derart tief in den Spuren von Mendelssohns Klaviertrios – oder besser gesagt den kompositorischen
Konventionen, die sie beherrschen
– bewegt, dass er kaum einmal mit
einer eigenen Wendung herausfinden könnte? Die Ahnung, was
in den nächsten Takten kommen
wird, eilt unserem Hören mit geradezu absurder Spürsicherheit
voraus (angesichts der limitierten harmonischen Reichweite dieser anmutigen Hausmusik ist es
aber doch nicht so mirakulös …).
Wer für den Charme des geistvoll
Mittelmäßigen, für die ganze Melancholie der Vergeblichkeit empfänglich ist, wird auch dank der
musikalischen und aufnahmetechnischen Qualität dieser Produktion mit dem italienischen
Trio „Voces Intimae“ einige Freude
haben. Der schöne Pleyelfügel von
1848 ist dermaßen perfekt eingefangen, als stünde er im Zimmer.
Mitten im Adagio des dritten Trios (1855) aber beginnt das
antizipierende Bewusstsein einmal über Unerwartetes zu stolpern. Da nimmt die Musik eine
derart überraschende Wendung,
als erblicke man glitzernde Adern
in einem tumben Gestein. Erst allmählich dämmert einem, das hier
ein exakter Nachbau der harmonischen Sequenz eingeschlossen
ist, die Wagners Tannhäuser-Vorspiel beherrscht. Ein früher Blick
in eine Sphäre, die wichtig werden sollte für die französische Musik. Die Sünde des Théodore Gouvy mag sein Schwanken zwischen
den Fronten gewesen sein – den
Franzosen war der in Leipzig Ausgebildete zu „deutsch“, den Deutschen wohl nicht deutsch genug.
Und doch waren es solche janushaften Vermittlergestalten, die
ihren Nachfolgern in Frankreich
Wege zeigten, sich das dunkelmonumentale Wesen Wagners
anzuverwandeln und in einen gallischen Tonfall umzuschmelzen.
Matthias Kornemann
Georg Friedrich Händel
Bad Guys (Arien)
●●●●●
Xavier Sabata,
Riccardo Minasi,
Il Pomo d’Oro
Aparté/harmonia
mundi (53 Min., 8 & 9/2012)
Da wird einem ja angst und bange, bei diesem Coverboy. Und im
Booklet gibt sich Xavier Sabata
auch nicht vertrauenswürdiger,
mit seinem stechenden Blick und
der geballten Faust, um die gleich
noch ein Lederriemen gewickelt
ist. Wer in die Rolle von Bösewichten schlüpft, der macht es eben mit
Haut und Haaren (wenngleich letztere bei Sabata eher Mangelware sind). Doch was der spanische
Countertenor im Laufe seines Händel-Albums dann aus den Arien
der Opern-Schurken und -Falschspieler zaubert, ist weniger furchterregend als vielmehr Barockgesang nahe an der Vollendung.
Sabata taucht mit seiner leicht
dunkel eingefärbten Stimme mühelos in die Seelenuntiefen jener
gewaltbereiten und intriganten
Adelsmänner ab, die über beide
Ohren eifersüchtig sind. Das gilt
für den Thraker-Prinzen Dardano
in „Amadigi di Gaula“ genauso wie
für den Fürsten Polinesso („Ariodante“), aber auch für Cleopatras
Bruder Tolomeo in „Giulio Cesare“. So unterschiedlich die Figuren
sind, die Sabata für sein Debüt-Album „Bad Guys“ ausgewählt hat,
so versucht er aber glücklicherweise nicht, die einzelnen Charaktere
stimmschauspielerisch auszureizen. Sieht man einmal vom tenoralen Heulen in der Tolomeo-Arie
„Domerò la tua fierezza“ ab, tastet
er vielmehr mit seinem freischwebenden Timbre, seiner makellos
leuchtenden Strahlkraft und berückenden Schönheit im Bittersüßen
das Innerste der Liebeskranken ab.
Auf Tonträger durfte Xavier Sabata bislang nur als Teamplayer auf
sich aufmerksam machen, an der
Seite von immerhin Cecilia Bartoli und Kollege Philippe Jaroussky.
Jetzt endlich liegt sein erstes SoloAlbum vor. Und auch wenn das Cover etwas anderes suggeriert – als
Countertenor ist Sabata ein Good
Guy.
Guido Fischer <
Eiinscher
komogel
V
Strauss
und der
Humor
www.richard-strauss-festival.de
Catherine Manoukian und
Stefan Solyom haben den LiveMitschnitt einer Studioproduktion vorgezogen, weil der große
Atem und der ununterbrochene
Energiefluss, den Elgars Konzert
erfordere, im Studio nicht in gleicher Weise herzustellen seien. Die
Applausexplosion am Ende gibt
ihnen durchaus recht: Die Spannung, die Catherine Manoukian
erzeugt, hält in der Tat über die
drei gewaltigen Sätze. Allerdings
tut sie das bei anderen wichtigen
Aufnahmen auch – so bei der legendären Aufführung des jungen
Gidon Kremer beim Königin-Elisabeth-Wettbewerb oder in der
Erstaufnahme mit Yehudi Menuhin unter der Stabführung des
Komponisten.
Manoukian, die besonders
in ihrer melancholischen Sicht
des „Nobilmente“-Hauptthemas
dem Duo Elgar/Menuhin näher
steht als dem hochdramatischen
Kremer, gibt dem Konzert eine
gewisse Leichtigkeit zurück: Bisweilen hört es sich an, als sei Elgar von Mendelssohn stärker beeinflusst als von Brahms. Einen
leichten Kontrast zu Manoukians
schlankem Ton bieten ihre häufigen Glissandi, die allerdings nie
soßig wirken, sondern mit Geschmack und Überlegung eingesetzt werden. Was aber die
Durchsichtigkeit sowie den Farbreichtum und die Poesie des Orchesterparts betrifft, kann es Solyom nicht mit den zahlreichen
Altmeistern aufnehmen, die das
Konzert ebenfalls dirigiert haben
– beispielsweise im Andante, dessen Choralanklänge zu sehr im
Streicherklang verschwinden. Für
diesen Part wäre ein Besuch im
Studio vielleicht doch eine Alternative gewesen.
Carsten Niemann
Künstlerische Leitung:
Ks. Brigitte Fassbaender
Hauptsponsor:
Gefördert vom Bayerischen
Staatsministerium für Wissenschaft,
Forschung und Kunst sowie
vom Bezirk Oberbayern
Veranstalter:
Markt Garmisch-Partenkirchen
45
Klass i k
Klavierklassiker
von M at thia s Korne m ann
Mag Claudio Arrau auch ein Gott der Beethoven-Interpretation gewesen sein, mit dem beengten Klangbild
seiner berühmten Philips-Einspielung ging auch eine
gewisse krampfige Angestrengtheit einher, alles mit
letzter, gewichtiger Gültigkeit sagen zu wollen. Im Konzert konnte er diese bleierne Last gelegentlich abschütteln und das
„Staatstragende“ mit dem impulsiven, spontanen Musizieren in Einklang bringen. So ist die „Appassionata“ von 1973, die man, von einem
italienischen Sammler-Enthusiasten mitgeschnitten und von den
Erben autorisiert, hier erstmals hören kann, gewaltig und zupackend,
aber eben nicht hysterisch dahinjagend wie bei Richter. Arrau gelang
es in seinen besten Jahren, Beethovens mittleren, hochklassischen Stil
bis zum Grad einer fast aufgeblähten, überhitzten Größe zu treiben, die
ein Zerfallen erahnen, sich aber nicht ereignen ließ. Ein paar Jahre später neigte sich Arraus Spiel dann schon spät-elegischer Finesse zu;
man mag das Prestissimo des op. 109 etwas betulich finden, aber was
im großen Variationssatz passiert, ist in ein paar Worten kaum zu fassen. Allein wie Arrau die soghafte Beschleunigung der letzten Variation eigentümlich bremst, als wolle er einfach nicht einfahren in die
Katarakte dieser Trillerextase und sich an jedem herausgekneteten Akzent festhält, das verrät eine künstlerische Klasse, die einen „verdirbt“
für die nächsten Konzertabende mit all den juvenilen Langweilern. Gut
so! (Beethoven, Klaviersonaten Nr. 7, 13, 23, 30, 32 u. a., 3 CDs – Music&arts/note1)
Rudolf Serkin ist wirklich ein Vergessener. Schön, dass die
Sony endlich seinen gesammelten Studio-Beethoven,
hauptsächlich aus den späten 60ern und frühen 70ern vorlegt – das war seit Jahren eine teure Rarität. Die Sonaten
spielte Serkin nie vollständig, den „Feld-Wald-Wiesen-Beethoven (z. B. op. 28, die „Pastorale“) ließ er beiseite, und wer sich mit
dieser spröden Klavierkunst einlässt, begreift auch bald, warum das so
war. Wie ein bohrender Sonateninquisitor dringt er unter die tönenden
Oberflächen, um die Gesetze thematischer Entwicklung freizulegen, alles lyrische, anmutige Wesen unwirsch beiseite kippend. Oder mit den
maliziösen Worten des sonst so mild-kollegialen Ivan Moravec: „His
sound is sick“. Serkins Kunst sollte nicht gefallen, bezaubern, glänzen,
sondern kompositorische Wahrheit offenbaren. Und das überzeugt vor
allem dort, wo man allzu oft nur parfümierten Klang hört und nicht
begreift, was darunter liegt, etwa in der Trauermarsch-Sonate, die hier
beunruhigend fahl und ausgeglüht wirkt. Es mag etwas paradox klingen, dass die eigenartige Qualität dieses unerbittlichen Klavierspiels
jenseits des Hörbaren zu liegen scheint und sich nur im Geistigen zu
vollenden scheint. Sind Serkins eigenartig spröde Interpretationen
verklungen, bleibt immer ein umrissenes Bild im Bewusstsein hängen.
(Beethoven: Klaviersonaten, Klavierkonzerte u. a., mit Eugene Ormandy,
Philadelphia Orchestra, 11 CDs – Sony)
Eine Zugabe – schon ein paar Monate auf dem Markt,
aber ich will diese Erstveröffentlichung nicht übergehen,
es geht ja so viel unter in der CD-Flut. Das vierte Beethovenkonzert spielte Serkin live mit Mitropoulos (1950).
Eine explosive Kombination, die die Ormandy-Studiofassung doch weit hinter sich lässt. Soviel furiosem, geradezu anti-lyrischem Vorwärtsdrang begegnet man im Kopfsatz wahrlich selten – das
Publikum kann sich dann auch gar nicht halten und applaudiert unvermittelt … (Beethoven: Klavierkonzert Nr. 4 u. a., mit Dimitri Mitropoulos,
New York Philharmonic – Tahra/Klassik Center)
46
Orlando di Lasso
Hymnen
●●●●●
Die Singphoniker
Cpo
(63 Min., 10/2011)
Unter Hymnen im engeren – geistlichen – Sinn versteht man strophische Gesänge mit einfachen,
aber prägnanten Melodien, zu
denen sich der Text meist syllabisch, also mit einer Silbe je Ton,
gesellt. Der Hymnus als Gattung
geht zurück auf Ambrosius von
Mailand, der im 4. Jahrhundert
mit Werken wie „Veni, redemptor
gentium“ die Form wohl textlich
und musikalisch erfunden und
im Frühstadium geprägt hat. Nur
wenige der zahllosen, bis weit ins
Mittelalter hinein geschaffenen
Hymnen sind ins breiter bekannte Gesangsrepertoire der Kirche
übergegangen, denn die Hymnen
gehören liturgisch in die Haupthoren des Stundengebets (Laudes, Vesper, Komplet), und diese
Feiern werden ja bis heute vorwiegend in Klöstern gepflegt.
Klingt nicht gerade umwerfend interessant, soweit. Allerdings haben die Komponisten
der Renaissance die Hymnen
(wie auch praktisch alle anderen
Gattungen liturgischer Gesänge) mehrstimmig bearbeitet, und
zwar in der Regel „alternatim“:
Einstimmig vorgetragene Strophen wechseln sich ab mit kunstvoll auskomponierten mehrstimmigen. Das Spannungsfeld zwischen melodischer Schlichtheit
der gregorianischen Vorlage und
überbordender Reichhaltigkeit
der theologischen Bilderwelt des
Textes inspirierte einen Komponisten wie etwa Orlando di Lasso
zu einer besonders dichten polyphon-imitatorischen Kompositionsweise, die streckenweise viel
konzentrierter erscheint als die
oftmals lockerer gefügte Tonsprache seiner Messen. Solche Strukturen vermögen auf den Hörer geradezu soghaft zu wirken – vor allem dann, wenn sie mit einer so
unübertrefflichen Klarheit, Intonationsreinheit, Ausgewogenheit und Klangschönheit vorgetragen werden wie auf dieser CD. Die
„Singphoniker“ haben sich eine
Auswahl von Orlando di Lassos
Hymnen so vollständig zu eigen
gemacht, dass man sich als Hörer
wie auf Flügeln des Wohlklangs
geradewegs ins musikalisch so
ungeheuer reiche 16. Jahrhundert
zurückgetragen fühlt – in die Gottesdienste der Münchner Frauenkirche oder der Hofkapelle.
Wo soll man mit dem Lob beginnen? Die obertonreiche, gerade
geführte und doch von innen her
fein bewegte Stimme des Countertenors Markus Geitner ist wirklich
von außerordentlicher Qualität.
Sie ist das Glanzlicht des Ensembleklangs, der sich auf einer sicheren Basis im Bass-/Baritonbereich
entfalten kann: Die Unterstimmen liefern mit ihren blitzsauber „einrastenden“ Quinten und
Oktaven ein klangräumlich weites Fundament. Dazwischen bahnen sich die im Timbre perfekt
auf den „Rahmen“ abgestimmten Tenorstimmen ihren Weg –
ein Ensembleklang von so hohem
Niveau, dass man eigentlich nur
die „King’s Singers“ zum Vergleich
heranziehen kann.
Michael Wersin
Felix Mendelssohn
Bartholdy
Elijah
●●●●○
Rosemary
Joshua, Sarah
Conolly, Robert
Murray, Simon
Keenlyside, Paul McCreesh,
Wrocław Philharmonic Choir,
Gabrieli Young Singers Scheme,
Gabrieli Consort & Players
Signum records/Note 1
(135 Min., 9/2011 & 2/2012)
Historisierend zu musizieren bedeutend beileibe nicht zwangsläufig, Besetzungen zu verkleinern:
Das demonstrierte schon in den
1980er Jahren Christopher Hogwood mit monumental besetzten
„Messiah“- oder „Schöpfungs“Aufführungen auf Basis originaler
Besetzungslisten. In diesem Sinne
wagte sich Paul McCreesh an die
Rekonstruktion des Original-Settings von Mendelssohns „Elias“,
der 1846 in Birmingham in eng-
lischer Sprache uraufgeführt wurde. Die 300 Mitwirkenden, die damals mit einem Sonderzug aus
London herangekarrt wurden,
waren noch bei weitem nicht alle
Musiker: Bei Mendelssohn standen wohl deutlich über vierhundert Personen auf der Bühne, und
so ist es auch hier bei McCreesh.
Kein Zweifel: Besonders die
chorischen Effekte sind überwältigend. Schon der allererste Einsatz
(„Help, Lord!“), oder etwa die BaalAnrufungsszene heben auch den
Hörer am heimischen CD-Spieler
aus dem Sessel – woran auch die
hervorragende Aufnahmetechnik dieser Live-Produktion ihren
Anteil hat. Man versteht, warum
Mendelssohn selbst von „dicken,
schweren Chören“ sprach. In diesem Punkt war er eben gar nicht
„bachisch“ – jedenfalls nicht so,
wie wir Bach heute verstehen.
Mit dem Chor dröhnen in dieser Produktion auch Orchester
und Orgel mit wahrhaft umwerfender Wucht – ein echter Genuss.
Im Solo-Bereich bleibt die Freude
dagegen manchmal verhaltener:
Warum vibrieren die vier Solisten
so ausgiebig, warum bleiben sie
sprachlich oft so wenig prägnant?
McCreesh jedenfalls überdeckt sie
mit seinem Riesenorchester niemals, sondern trägt sie umsichtig
wie auf Händen durch ihre Arien
und Szenen. Schade, dass sie nicht
immer die Chance nutzen, um
ihre Partien Aussage-gerecht mit
feinerem Pinsel zu gestalten.
Michael Wersin
Bernhard Molique
Violinkonzerte Nr. 3 & 6
●●●●○
Anton Steck,
Christoph
Spering, L’arpa
festante
Accent/Note 1
(65 Min., 3/2011)
Wenn sich im 19. Jahrhundert
Violinvirtuosen gleich noch zum
Komponisten berufen fühlten,
kamen wie bei den doppelbegabten Klavier-Kollegen nicht unbedingt immer Werke für die Ewigkeit heraus. Schließlich musste man die fehlende Fantasie mit
reichlich manuellen Blendraketen
überspielen. Nun liegen in einer
Weltersteinspielung zwei Violinkonzerte von einem Violinisten
vor, der zu Lebzeiten eine durchaus anerkannte Größe war. Doch
den gebürtigen Nürnberger Bernhard Molique (1802–1869) haben
bis heute selbst fleißigste Repertoire-Perlentaucher übersehen.
Und dass der ehemalige Schüler von Louis Spohr keiner dieser
romantischen Kleinmeister und
-geister war, unterstreicht die Eröffnung des 3. Violinkonzerts. Mit
zwei Schlägen zieht sie sofort die
ganze Aufmerksamkeit auf sich:
Das kennt man doch? Tatsächlich
scheint Molique hier jenen Oktavsprung im Hinterkopf gehabt
zu haben, mit dem Beethoven das
Tor zum 2. Satz seiner 9. Sinfonie
aufgestoßen hatte.
Nach dieser pointierten Beethoven-Reverenz ist man aber zunächst ausführlich mitten im romantisch aufwühlenden und fein
durchgearbeiteten Orchester-Geschehen, das sich vor Schumann
und Weber nicht verstecken muss.
Und selbst die anspruchsvolle Solo-Stimme ergeht sich hier – wie
auch in dem 6. Violinkonzert –
nicht in Glitzer, sondern spannt
den Bogen von kostbarem Melos über innige Schwanengesänge bis hin zu tänzerischer Luftigkeit. All das hat Molique mit enormem Geschick aufs Notenpapier
gebracht. Und dass keine Sekunde Langeweile aufkommt, garantieren zudem die Interpreten. Obwohl Solist Anton Steck und das
von Christoph Spering geleitete Ensemble L’arpa festante Spezialisten für den historischen Originalklang sind, ist das alles mit
tonlicher Intensität und delikatem
Sentiment einfach nur vorbildlich
ausmusiziert. Bernhard Molique
– diesen Namen sollte man sich
nicht merken. Man muss sich ihn
merken.
Guido Fischer
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Premierenabo von Michael Blümke
Es war DER Renner der vergangenen Spielzeit: ein Barock-Pasticcio, ganz so wie es im 18. Jahrhundert in
Mode war, garniert mit einer Handvoll Sängerstars. Die
Karten für „The Enchanted Island“ waren so begehrt,
dass die Metropolitan Opera das Stück etliche Wochen
en suite hätte spielen können. Jetzt kann man dieses
herrliche Spektakel mit Musik hauptsächlich von Händel, Vivaldi und Rameau zumindest auf DVD nacherleben. Mit einer Mischung aus Shakespeares „Sommernachtstraum“ und seinem „Sturm“
bietet die Handlung ausreichend Gelegenheit für Augenzwinkerndes,
Erheiterndes und Effektvolles. Für Plácido Domingos ersten Auftritt als
Neptun würde jede Primadonna töten, meint Deborah Voigt im Pauseninterview mit dem Tenor, doch auch seine Kollegen können sich
nicht beklagen, dürfen sich unterhaltsam in Szene setzen. Da gibt es
nach vielen Jahren ein Wiedersehen mit David Daniels, Luca Pisaroni
steuert schlanke, gelenkige Basstöne bei, und Joyce DiDonato räumt –
fast möchte man sagen: natürlich – wieder einmal restlos ab. Dass Danielle de Niese immer noch nicht gelernt hat, saubere Koloraturen zu
singen, fällt da nicht weiter ins Gewicht. Zumal William Christie es
auch noch schafft, das MET-Orchester zu einem recht ordentlichen Barockensemble zu trimmen. (Virgin Classics/EMI)
Nicht gerade amüsant, dafür aber sehr fesselnd und
künstlerisch extrem hochwertig präsentiert sich Benjamin Brittens „The Turn Of The screw“ in der
Glyndebourne-Produktion aus dem Jahr 2011. Regisseur
Jonathan Kent verlegt die Handlung aus der viktorianischen Ära in die 1950er Jahre, also die Entstehungszeit
des Werkes. Seine durchdachte Arbeit mit den Sängern
– man merkt, dass er vom Schauspiel kommt – sorgt für Intensität und
lässt die Akteure auch in Großaufnahme überzeugen. Für dieses konzentrierte psychologische Kammerspiel steuert Paul Brown ein raffiniert einfaches Bühnenbild bei, wichtigstes Requisit ist dabei ein großes Glasfenster, das durch beständiges Drehen vom Wohnzimmer zum
Unterrichtsraum, vom Gewächshaus zum See wird. Doch punktet der
Abend nicht nur szenisch und interpretatorisch, sondern auch musikalisch. Jakub Hrůša sorgt mit dem guten Dutzend Mitgliedern des London Philharmonic Orchestra für mal feinziselierte, mal substanzreiche,
stets aber hochdifferenzierte Klangraffinesse. Und singen kann man
diese Oper ohnehin kaum besser, als es Susan Bickley (Mrs Grose), Toby
Spence (Peter Quint) und die alle(s) überragende Miah Persson als Gouvernante hier tun. (Fra Musica/harmonia mundi)
Wer Dokumentarfilme für sachlich und trocken hält,
wird von Michael Wendes „Der Taktstock“ eines Besseren belehrt. Kurzweiliger und launiger lässt sich eine
Diplom-Abschlussarbeit – denn genau das ist dieser
Film – wohl nicht denken. „Wozu braucht man eigentlich einen Dirigenten?“ fragt der animierte (und von
Herbert Feuerstein unnachahmlich gesprochene) Taktstockbauer, der mit seinen ebenso witzigen wie provokanten, manchmal geradezu ketzerischen Äußerungen und Behauptungen den Rahmen des Films bildet. Auf den Grund gegangen wird der Frage beim
Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb 2010 in Bamberg, den Wende
über die gesamte Dauer, von der Vorstellung der Kandidaten bis zum
Abschlusskonzert des Siegers, backstage verfolgt. Was der junge Regisseur allerdings aus diesem Material macht, zeugt von großer Kreativität und Liebe zur Materie. Unbedingt sehenswert, nicht nur für eingefleischte Klassikfans. (BelAir/harmonia mundi)
47
Klass i k
Hubert Parry, Charles
Villiers Stanford
Bestenliste 1/2013
I Was Glad
●●●●○
DVD
Tasteninstrumente
„Knowledge Is
The Beginning“
(1999) & „The Ramallah Concert“
(2005), Daniel Barenboim und das
West-Eastern Divan Orchestra. Ein Film von Paul
Smaczny. (Naxos)
Franz Liszt: „Funérailles“, „Études d’exécution transcendante“
Nr. 10 und 11, „Tre Sonetti del Petrarca“; Maurice Ravel: „Gaspard
de la nuit“; Camille Saint-Saëns:
„Danse macabre“ mit Yevgeny
Sudbin. (Klassik Center)
Orchestermusik
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 7 C-Dur
op. 60, mit dem
City of Birmingham Symphony Orchestra und
Andris Nelsons. (Orfeo)
Ermanno WolfFerrari: Konzert
für Violine und
Orchester D-Dur
op. 26, Orchestermusik aus den Opern „Il campiello“, „Le donne curiose“, „L’amore
medico“ und „I quattro rusteghi“
mit Benjamin Schmid, der Oviedo
Filarmonia und Friedrich Haider.
(Farao classics)
Oper
Leonardo Vinci:
„Artaserse“ mit
Philippe Jaroussky, Franco Fagioli, Max Emanuel
Cencic, Valer Barna-Sabadus, Concerto Köln und Diego Fasolis. (EMI)
Jacques Offenbach: „Un mari
à la porte“ & „Les fables de la
Fontaine“ mit Anaik Morel, Gabrielle Philiponet, Stéphane Malbec-Garcia u. a., dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra und
Vasily Petrenko. (Naxos)
Kammermusik
August Klughardt: Streichquartett F-Dur op.42, Klavierquintett g-Moll op.43 mit dem Pleyel Quartett Köln und Tobias Koch.
(harmonia mundi)
48
Johann Sebastian Bach: Sämtliche Orgelwerke, gespielt auf Silbermann-Orgeln mit Ewald Kooiman, Ute Gremmel-Geuchen,
Gerhard Gnann und Bernhard
Klapprott. (Note 1)
Alte Musik
Arcangelo Corelli: Triosonaten
op. 4, Nr. 1–12, Rom 1694 mit dem
Ensemble Aurora und Enrico Gatti. (Note 1)
Klassisches Lied &
Vokalrecital
Richard Wagner,
Franz Schuber t ,
Robert Schumann,
Otto Nicolai und
Carl Maria von
Weber: Romantische Arien mit
Christian Gerhaher, Maximilian
Schmitt, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
und Daniel Harding. (Sony)
Zeitgenössische Musik
Yann Robin: „Vulcano“, „Art Of
Metal I, III“ mit Alain Billard, dem
Ensemble intercontemporain und
Susanna Mälkki. (harmonia mundi)
Jazz
Grant Stewar t ,
Tardo Hammer,
David Wong, Phil
Stewart: „Live At
Smalls“. (New Arts
International)
Heinz Sauer, Michael Wollny:
„Don’t Explain“. (Edel)
Filmmusik
Danny Elfman, „Frankenweenie“.
(EMI)
Carolyn Sampson,
David WilsonJohnson, Robert
King, Choir of
the King’s Consort, The King’s
Consort
Vivat/Klassik Center
(67 Min., 9/2012)
Robert King ist wieder da. Und
sein kaum verwechselbarer Sound
ebenfalls: Weich und samtig klingen Chor und Orchester, voll im
Klang und doch differenziert, absolut homogen. King widmet sich
auf dieser CD der geistlichen Musik von Charles Villiers Stanford
und Hubert Parry mit exakt derselben Kompetenz und Souveränität wie einstmals auch der barocken Musik. Eine wundervolle CD – und doch können wir uns
nicht einfach nur darüber freuen:
Robert King verschwand 2007 urplötzlich von der Bildfläche, weil
er des Kindesmissbrauchs bezichtigt wurde. Er hinterließ ein ratloses Ensemble, bestehend aus
Musikern, die ihrem Chef nicht
nur musikalisch, sondern auch
menschlich eng verbunden waren. King wurde tatsächlich verurteilt und ging ins Gefängnis,
sein früherer Adlatus führte Chor
und Orchester weiter – mit mäßigem Erfolg. Dann kam King zurück und begann erneut zu arbeiten. Und siehe da: Die Besetzungslisten weisen eine Menge Musiker
aus, die auch vor seinem Fall mit
ihm gearbeitet haben; recht bekannte Namen sind darunter,
und auch die Solobesetzung dieser Produktion spricht ja für sich.
King veröffentlicht nun beim eigenen Label. Er hat, soviel der Autor weiß, seine Taten vor Gericht
nicht zugegeben und sich vor Wiederaufnahme seiner Arbeit auch
nicht öffentlich erklärt.
All das sollte man wohl wissen, wenn man zu dieser CD greift.
Die musikalischen Leistungen darauf sind nicht nur tadellos, sondern schlichtweg großartig und
mitreißend. King bewegt sich mit
schlafwandlerischer Sicherheit in
einer Tradition englischer Kathe-
dralmusik. Er war als Kind selbst
Knabenchorsänger in Cambridge,
und es ist evident, dass er seine
klanglich-interpretatorischen Visionen schon früh beim eigenen
Tun entwickelt haben muss. Ein
bedeutender Musiker, daran kann
kein Zweifel bestehen.
Michael Wersin
Franz Schubert
Sinfonien Nr. 5 & 6
●●●●○
Antonello
Manacorda,
Kammerakademie
Potsdam
Sony Classical 88765426962
(60 Min., 8/2012)
Ist die 5. Sinfonie von Franz
Schubert wirklich nur ein
„schwacher Abguss von Mozart“,
wie es einmal Eduard Hanslick
spöttisch formulierte? Wenn
es nach der Kammerakademie
Potsdam geht, hat sich Schubert
auf dem Weg der sinfonischen
Selbstfindung eher gekonnt an
Haydn gehalten. Sanglich heiter,
zügig schwungvoll und mit dem
entsprechenden Gespür fürs Gefällige ziehen die Musiker unter
ihrem Chefdirigenten Antonello
Manacorda da ihre Bahnen. Und
selbst wenn Schubert sich die
kompositorischen Finessen und
das sorglose Dialogisieren einzelner Stimmgruppen von Haydn
abgeschaut haben mag – bei den
Potsdamern kommt das eben
nicht rückwärtsgewandt oder
im schlimmsten Fall altväterlich
rüber, sondern jugendlich, glanzvoll und zielstrebig souverän. Dass
man dabei selbst im Taghellen
so
manchen
Schubertschen
Schmerzenston übersieht (3.
Satz), sei daher verziehen.
Auch bei der ein Jahr später
entstandenen 6. Sinfonie hat das
Orchester schnell Schuberts Leitstern ausgemacht. Es ist natürlich Beethoven, der gleich zu Beginn der langsamen Einleitung
das Zepter erheben darf. Doch
selbst wo die Blechbläser samt
Pauken mit mächtigem Furor auftrumpfen, weiß Manacorda umsichtig die gefährlichen Fliehkräfte zu bändigen. Und wenn man
im Finalsatz dann über den Mittelsmann Schubert sogar ein Treffen zwischen Beethoven und dem
Witzbold Haydn arrangiert, ist das
nur eine von vielen Überraschungen in dieser wirklich tollen Aufnahme.
Guido Fischer
To Touch – To Kiss – To Die
Englische Lieder von
John Dowland, Henry
Purcell & Nicola Matteis
●●●●○
Valer BarnaSabadus, Olga
Watts, Axel Wolf,
Pavel Serbin
Oehms Classics/Naxos
(67 Min., 9/2012)
Gerade hat er mit dem „Serse“
in Düsseldorf einen großen Erfolg verbuchen können, im März
wird er als Nerone („Agrippina“)
in einer weiteren Händel-Oper
in Gießen auf der Bühne zu erleben sein, und im Sommer steht in
Aix-en-Provence eine Cavalli-Ausgrabung auf dem Programm. Viel
Oper also für Valer Barna-Sabadus, den rumänischen Countertenor, der im vergangenen Jahr mit
seinem Hasse-Programm für allgemeines Aufhorchen sorgte und
auch gleich den Preis der deutschen Schallplattenkritik dafür
verbuchen durfte.
Als Kontrast zu all den virtuosen Bühnenwerken bringt er jetzt
ein Album mit englischen Lautenliedern heraus, Dowland natürlich,
auch Purcell, und als Ersteinspielung ein halbes Dutzend Lieder des
aus Neapel stammenden WahlLondoners Nicola Matteis. Der liegt
mit seiner stärker verzierten, vokal
‚saftigeren’ Kompositionsweise Valer-Sabadus eindeutig am besten.
Die gerade für Dowland so typische
Melancholie will sich nämlich bei
ihm nicht so recht einstellen, dafür entfaltet die Stimme – je höher, desto stärker – einfach zu viel
Leuchtkraft, klingt zu jung und vital. „Man muss kein Prophet sein,
um dem jungen Mann eine große
Karriere vorherzusagen“ habe ich
vor einem Jahr in „Vokal total“ geschrieben, wie man hört, bemühen
sich momentan beide noch verbliebenen Majors um den jungen
Sänger. [Anm. der Red.: Das Rennen hat inzwischen Sony Classical
für sich entschieden.] Wir werden
also auch in Zukunft ausreichend
Gelegenheit haben, diese herrliche
Stimme auf CD zu genießen.
Michael Blümke
Richard Wagner
Szenen aus „Rienzi“,
„Tannhäuser“, „Lohen­
grin“, „Die Meistersinger“,
„Die Walküre“, „Siegfried“,
Wesendonck-Lieder
●●●●○
Jonas Kaufmann,
Donald Runnicles,
Orchester der
Deutschen Oper
Berlin
Decca/Universal
(74 Min., 9/2012)
Auf ein Wagner-Album von Jonas
Kaufmann haben zum Jubiläumsjahr wohl viele gehofft. Immer
häufiger steht er als Lohengrin
oder Siegmund auf der Bühne,
die natürlich auch hier in Auszügen vertreten sind. Gleichzeitig
aber gönnt uns der Tenor einen
Ausblick auf künftige Partien wie
Tannhäuser und Siegfried. Und
weckt damit beim Hörer sofort Begehrlichkeiten. Schon wegen seiner dunklen Klangfarbe ist er für
den Tannhäuser geradezu prädestiniert. Eben diese Klangfarbe ist es allerdings auch, die ihn
für Lohengrin oder Stolzing nur
zweite Wahl sein lässt. Klaus Florian Vogt, der mit seiner schlankeren, geschmeidigeren Stimme
ohne Kaufmanns hörbaren Kraftaufwand auskommt, hat in diesen lyrischeren Rollen zweifellos die Nase vorn. Als Siegmund –
seine derzeitige Idealpartie – aber
verschaffen ihm diese satteren
Töne einen deutlichen Vorsprung
gegenüber Vogt. Nur seine Kopie
von Lauritz Melchiors ewig gehaltenen Wälse-Rufen hätte er <
DER TRIUMPH DER ALTEN MUSIK
Ein Feuerwerk künstlerischer Perfektion von dem Label,, das Alte Musik zum Begriff
g
g
gemacht hat.
Die limitierte 55 CD-Box
inklusive Erstveröffentlichungen.
Ein Kapitel Schallplattengeschichte
wird lebendig:
Von Walcha & Wenzinger über
Goebel & Gardiner bis
Harnoncourt & Minkowski.
Erhältlich ab 19.04.2013
www.klassikakzente.de
Klass i k
sich sparen sollen: Melchior konnte sie live auf der Bühne abliefern,
diese Show-Einlage im Studio
nachzumachen, ist einfach nur albern. Ansonsten aber bietet diese
CD Wellen wahrer Wagner-Wonnen. Ein besonderes Highlight
sind die von den Sopranen entliehenen Wesendonck-Lieder, die
Kaufmann herrlich singt und gestaltet. Die Frage, ob man sich nun
Vogts oder Kaufmanns WagnerProgramm zulegen sollte, stellt
sich nicht. Man braucht beide,
denn so unübertrefflich der Holsteiner in den ‚leichteren’ Partien
ist, so mitreißend präsentiert sich
der Münchner mit den schwereren Helden. Freuen wir uns, zwei
so wunderbare Wagner-Stimmen
genießen zu können.
Michael Blümke
Antonio Vivaldi
Concerti per violino Vol.
V „Per Pisendel“ (RV 177,
212a, 246, 370, 242, 379,
328)
auch noch als Countertenor auftritt. Neben der perfekten Technik
fasziniert besonders die Ideenfülle, mit der Sinkovsky auch
vermeintliche
Vivaldi-Floskeln
individualisiert. In Lautstärke
wie Klangfarbe setzt er dabei auf
starke, aber immer vom Notentext
motivierte
Kontrastwirkungen:
Mal folgt auf ein sonores Tutti
ein Gespinst von fahlen kontrapunktischen Linien, mal lässt er
sein Instrument in größter Höhe
flötensüß singen, um wenig später
mit peitschendem Springbogen
die Grenzen von Klang und Geräusch auszutesten. Zwar liegt in
diesem hoch energetischen Ansatz
auch die Gefahr zur Manier: Die
Tiefe seiner Seufzerfiguren grenzt
bisweilen ans Konvulsivische
und fast keinen Satz lässt er ohne
hörbares Luftholen durch die
geblähten Nüstern beginnen.
Akzeptiert man aber, dass bei
Vivaldi Komposition und Interpret
gleichberechtigt sind, dann wird
man Sinkovsky die Achtung nicht
versagen können.
Carsten
Niemann
●●●●○
Il Pomo d’Oro,
Dmitry Sinkovsky
Naïve/Indigo
(78 Min., 3/2012)
In der 52. Folge ist die Edition des
Turiner Nachlasses von Vivaldi
schon angekommen. Dass man
sich trotzdem noch immer nicht
langweilt, hat mit der merkwürdigen Eigenschaft von Vivaldis
Musik zu tun, sich den Persönlichkeiten der unterschiedlichsten
Interpreten anzupassen. Und
weil die Produzenten bei der Auswahl der Musiker ein glückliches
Händchen bewiesen haben, ist
die Reihe zu einem Kompendium
der Interpretationsansätze in der
aktuellen Alte-Musik-Szene geworden.
Volume 5 der Violinkonzerte
ist besonders anspruchsvoll, da es
jene Konzerte enthält, die Vivaldi
für seinen Freund und Meisterschüler, den berühmten Dresdner
Konzertmeister Johann Georg
Pisendel schrieb. In dessen Rolle
durfte nun der junge Violinvirtuose
Dmitry Sinkovsky schlüpfen, der
zugleich – wie einst Pisendel auch
– Ensembleleiter ist und übrigens
50
Richard Wagner
Die Walküre
●●●●●
Nina Stemme,
Anja Kampe,
Ekaterina
Gubanova, Jonas
Kaufmann, René Pape, Mikhail
Petrenko, Valery Gergiev,
Mariinsky Orchestra
Mariinsky/Note 1
(4 SACDs, 237 Min., 6/2011 4/2012)
So macht Wagner Spaß! Seit mindestens 15 Jahren gab es keine seiner Opern mehr in solcher Qualität auf CD zu genießen. Valery Gergiev geht mit seinem Mariinsky
Orchester den „Ring des Nibelungen“ an und legt gleich mit dem
ersten Streich die Latte richtig
hoch. Diese „Walküre“ weckt sofort die Begierde nach den übrigen
Teilen (der Vorabend erscheint
als zweite Folge im Herbst). Das
ist gut, so soll es sein. Das steigert
aber auch die Erwartungshaltung
an diese Produktion. Wenn dieses
Niveau allerdings gehalten wird,
hätten wir damit endlich einmal
wieder einen rundum großartigen „Ring“. Und einen, der zudem
noch mit exzellenter Klangqualität punktet.
Gergiev, der sonst gerne den
Hansdampf gibt, zaubert eine
„Walküre“ von geradezu kammermusikalischer Durchhörbarkeit und farbintensiver Delikatesse, die gleichzeitig von einer enormen Vitalität und dramatischen
Kraft geprägt ist. Bei den prachtvollen Solisten gibt es nur kleinere Einwände. Am ehesten noch bei
Anja Kampe, die als Sieglinde immer wieder mal an ihre Grenzen
stößt, alle problematischen Stellen aber stets geschmackvoll löst.
René Pape stattet Wotan mit Autorität und Machtbewusstsein aus,
schade nur, dass seine bekannte Überakzentuierung der Vokale
einer stärker Legato-orientierten
Phrasierung entgegensteht. Die
stimmliche Seite ist dafür wirklich beeindruckend, zumal kein
echter Bass – und ein solcher ist
Pape – den Göttervater mit seinen reichlich geforderten Baritonhöhen je so souverän gemeistert hat. Jonas Kaufmann hat mit
dem Siegmund seine Idealpartie gefunden. Und Nina Stemme
begeistert mit einer zugleich lyrischen und durchschlagskräftigen, schlank fokussierten Brünnhilde. Ein Sängerfest, wie man es
bei Wagner viel zu selten präsentiert bekommt. Michael Blümke
Richard Wagner et al.
Idyll
●●●○○
Vestard Shimkus
Ars Produktion/
Note 1 ARS 38 123
(SACD, 67 Min.,
5/2012)
Dieses Wagner-Rezital des lettischen Pianisten Vestard Shimkus
ist auf eine so spezielle Weise interessant, dass der Hörer mit einem
geeigneteren Beihefttext als dem
hier mitgelieferten deutlich mehr
Chancen hätte, die Aufnahme
mit Gewinn zu hören. Der Autor
hat hier einfach einen Text recycelt, den er im Sommer 2012 für
ein ganz anderes Wagner-Konzert
beim „styriarte“-Festival geschrieben hat. So bleibt denn eine der
wenigen neuen Passagen in der
„aktualisierten“ Version, in der
es heißt, Shimkus habe ein Programm zusammengestellt, „das
dem Frauenbild Wagners und seinen persönlichen Beziehungen
musikalisch nachspürt“, aus verständlichen Gründen ein wenig in
der Luft hängen.
Gut, dass Shimkus selbst wenigstens ein paar Zeilen zu seinem Programm verfasst hat. Von
ihm erfahren wir, dass er die Klavierbearbeitung von „Isoldes Liebestod“ eigens für diese CD angefertigt hat. Verglichen mit anderen bekannten Transkriptionen
(etwa derjenigen von Franz Liszt
oder auch denen, die Pianisten
für den Eigengebrauch angefertigt haben), ist sie weniger gefällig, weist mehr Ecken und Kanten auf. Ganz offensichtlich ist
es nicht Shimkus’ Ziel, die Schokoladenseiten des Klaviervirtuosentums mithilfe eines Wagner-Schmachtfetzens zu präsentieren. Seine Bemerkung, dass
der „Liebestod“ „an Skrjabin oder
Schönberg erinnert“, weist in die
richtige Richtung und hilft, diese ambitionierte Bearbeitung zu
verstehen. Die Gegenüberstellung
von Shimkus’ „Liebestod“-Klavierversion und Franz Liszts Bearbeitung des „Spinnerliedes“ aus
dem „Fliegenden Holländer“ präzisiert das oben Angedeutete: Bei
Liszt finden wir über weite Strecken ebenjene Konzentration auf
das gefällig-virtuose Klavierspiel,
die Shimkus als Bearbeiter mutig
meidet.
Shimkus’ gestalterische Fähigkeiten und seine profunde
technische Kompetenz kommen
noch einmal voll zum Tragen in
seiner Wiedergabe von Glenn
Goulds Bearbeitung des „Siegfried-Idylls“: Es gelingt ihm, über
24 Minuten und 7 Sekunden hinweg, einen großen Spannungsbogen zu halten und dabei die verschiedenen Ebenen des Satzes mit
den klanglichen und artikulatorischen Mitteln, die das Klavier bietet, überzeugend voneinander abzusetzen – eine gelungene Adaption von Goulds Wagner.
Michael Wersin
J
Ja z z
feine, wunderbar ineinander greifende Bewegungen als Symptom
für ADHD ausgelegt werden.
Werner Stiefele
Jill Barber
Mischievous Moon
●●●●○
Ferryhouse/
Warner
(48 Min., 2013)
ADHD
ADHD 3 – ADHD 4
●●●●○
Contemplate/Edel
(2CDs, 85 Min., VÖ
2013)
Langsam tropfen die Töne aus den
Instrumenten – die vier Isländer
benennen ihre Band zwar nach
dem englischen Kürzel für das
Zappelphilipp-Syndrom ADHD,
haben aber die Ruhe weg. Bedächtig erschaffen sie mit Keyboards, Gitarre, Bass, Schlagzeug
und Saxofon Klanglandschaften,
in denen Bäche fließen, Halme
schwingen, Blüten leuchten oder
auch der Morgentau glitzert. Geschickt setzen sie Dunkles gegen
Helles, streuen rasche Bewegungen ins Gemächliche: Das bindet
Aufmerksamkeit und überfordert
sie andererseits auch nicht, zumal
viele der Wendungen vertraut wirken und die Melodien leicht ins
Ohr gehen.
Der entspannte NuJazz hinterlässt in den vierzehn Stücken
deutlich wahrnehmbare Spuren,
aber auch Minimal-Pop und der
zeitweilig modische Trend zur
Entschleunigung prägen das rund
85 Minuten lange Doppelalbum.
Mal stellen sich Assoziationen an
Rockbands wie Deep Purple ein,
mal ans Easy-Listening der 1950er
Jahre – aber all dies geschieht
mit heutigen Instrumenten und
Sounds. Dabei folgt das Doppelalbum seiner eigenen Dramaturgie:
Gegen Ende der zweiten Scheibe
werden die Stücke etwas schneller;
außerdem kommen nun auch Elemente von Grunge, Noise, Techno
und Trance ins Geschehen. Auf Island gibt es monatelange Nächte.
Kein Wunder, dass schon kleine,
Deutschland hat seinen Max Raabe. Und Kanada? Dort bedient Jill
Barber die Retro-Schiene – allerdings knüpft sie an den Schlager der 1950er an und nicht – wie
Raabe – an den 1920ern. Und natürlich mimt sie nicht den blasierten Entertainer, sondern die verführerische Lady. Die 1950er, das
war die Zeit, als Hawaii-Gitarren zirpten, coole Vibrafonklänge das Klirren der Eiswürfel im
Cocktail begleiteten und himmlische Träume von samtigen Geigen und Hu-Hu-Gesang untermalt
wurden. Das war die Zeit der Petticoats, der Lederjacken, von DooWop, Bossa Nova, als eine unruhige Rockerjugend gegen die spießige Moral ihrer Eltern anging und
sie doch nicht überwand. Damals
genügte ein vom Luftstrom aus
dem U-Bahn-Schacht hochgewehter Rock, um erotische Fantasien
auszulösen.
Das Frauenbild wiederum
wandelte sich: Sie war zwar immer noch – getreu der Bibel – dem
Manne untertan und artikulierte
ihre Interessen folglich – scheinbar – unterwürfig. An genau diese Haltung knüpft Jill Barber augenzwinkernd an. Sie verspricht
in „Never Quit Loving You“ ewige Liebe, so lange er sie nur umarme und küsse, und in „Took Me
By Surprise“ gesteht sie, dass sie
die Liebe einfach überrumpelt
habe. Sie schmachtet von der „Old
Flame“ und legt einen Wunsch
unters Kopfkissen – ein zauberhafter Rückgriff auf eine Zeit, die
ihre Prüderie als Romantik verkaufte, wobei ihre Stimme sanft
vibriert und sich oft tiefe, sonore
Untertöne mit mädchenhaft gehauchten Worten vermischen. In
der Retro-Entertainerin Jill <
51
nnen Der Vorverkauf hat bego
ue Programm.
erleben Sie jetzt das ne
Chamber Music & Academy with
Scharoun Ensemble of the Berliner Philharmoniker
Christian Zacharias, Orchestra della Svizzera italiana,
Mojca Erdmann, Nicolas Altstaedt, Guy Braunstein,
Jonathan Kelly & more
 August –  September 
zermattfestival.com
Ja z z
Barber haben Blossom Dearie und
Eartha Kitt eine würdige Nachfolgerin gefunden.Werner Stiefele
Beckerhoff Berger
Ulrich
Cinema
●●●●○
Berthold Records/
harmonia mundi
(49 Min., 2011)
Wenn man sich das Foto der drei
finsteren Gestalten Uli Beckerhoff,
Michael Berger und Stefan Ulrich
auf der CD-Hülle anschaut, fragt
man sich ja schon: Welcher Film
erwartet einen hier? Thriller? Mafia-Drama? Geldeintreiber-Komödie? Antwort: nichts von alledem.
Denn in allererster Linie handelt
es sich bei dem Album „Cinema“
um eine gewitzte Zeitreise – vordringlich zurück in die 80er Jahre.
Nicht selten fühlt man sich bei
der Kombination aus Beckerhoffs
enorm vielschichtigem Trompetenspiel, Bergers hübsch absurden Synthie-Retro-Sounds und Ulrichs Elektrodrum-Grooves an Jan
Hammers „Miami Vice“-Soundtrack oder Miles Davis’ „Tutu“ erinnert – wenn da nicht dieses Faible für unverkitschte Weltmusik
wäre, das das Trio in seinen Melodiewendungen zu erkennen gibt.
Da wäre beispielsweise die
ohrwurmhafte, zwischen AfroPop und Calypso changierende
Klavier-Akkordfolge, die sich beim
Eröffnungsstück „Ouagadougou“
plötzlich aus dem Synthetik-Nebel
herausschält. Oder das kryptoindische Gelache, Geseufze, Geplappere, das aus Beckerhoffs Trompete in „Mumbai Girl Talk“ zu vernehmen ist. Was aber gleichzeitig
auch irgendwie an „Sketches Of
Spain“ erinnert.
So oder so sollte man nicht
den Fehler machen, die akustische Kinovorstellung auf „Cinema“ aufgrund ihres mutwillig
gestrigen Klanggewands als Wiederaufnahme eines verstaubten Klassikers zu betrachten. Wie
auch immer die drei Ganoven Beckerhoff, Berger und Ulrich das
auch hinbekommen mögen – es
gelingt ihnen, auf eigentümliche
Art total hip zu sein. Vielleicht haben ja doch dunkle Mächte ihre
Finger im Spiel.
Josef Engels
Daniel Humair
Sweet & Sour
●●●●○
Laborie/edel
Kultur
(55 Min., kein Aufnahmedatum)
Mit 74 ist der Schlagzeuger Daniel Humair immer noch ein lustvoll Suchender. „Will man den Jazz
am Leben erhalten, muss man bereit sein, die eingefahrene Routine
zu verlassen und das Risiko einzu-
Meilenstein
Clifford Brown / Max Roach
Complete Studio Recordings
Essential/
in-akustik
(307 Min.,
08/1954–03/1956)
Es gibt in der Jazzentwicklung immer wieder Working Bands, in denen sich epocha-
52
gehen, auf Abwege zu geraten, die
dann zu neuen, verfeinerten Aussagen führen können“ schreibt er
im Covertext zu diesem Album.
Dass dies für Humair nicht blinde Bilderstürmerei bedeutet, hat er
in einer beispiellosen Karriere bewiesen. In Genf geboren und im
Alter von 20 nach Paris übergesiedelt, hat er quasi mit allen zusammengearbeitet, die im Jazz Rang
und Namen haben. Mit seinem
äußerst geschmackvollen, pulsierenden und ungemein klanglich
nuancierten Spiel war er der erste europäische Schlagzeuger, der
einen Downbeat Poll gewann. Auf
dem vorliegenden Album sind seine Mitspieler halb so alt wie er selber. Statt eines Klaviers ertönt das
Akkordeon von Vincent Peirani,
Saxofon spielt der neue Star Emile Parisien und am Kontrabass ist
Jérôme Regard. Es gilt das Prinzip des kollektiven Komponierens
beim Spielen, das immer wieder
durch halsbrecherische UnisonoPassagen Impulse erhält. Parisien
bevorzugt – ähnlich wie François
Jeanneau – das Sopraninstrument,
was der Musik eine gewisse Spröde verleiht. Das nahezu omnipräsente Akkordeon konterkariert
sie mit einer mitunter abgedrehten süßlich lasziven Wollust, und
das Schlagzeug reagiert punktgenau, sendet kommentierend Impulse und erleuchtet Wege und
fruchtbare Abwege mit virtuosem
klangmelodischem- und harmonischem Feuerwerk – und kein Funke dabei ist reiner Selbstzweck.
Thomas Fitterling
le Tendenzen zu ästhetisch zwingenden Ergebnissen verdichten. Doch während sich
andere lebendige Meilensteine in organischer ­E ntwicklung auflösen, fand das Clifford Brown/Max Roach Quintet, eine der vollendetsten Bands des modernen Jazz, ein jähes Ende. Der 25-jährige Trompeter Clifford
Brown und der Pianist Richie Powell starben
bei einem Autounfall im Juni 1956. Das Quintett, das mit ungeheurem Feuer und intellektueller Disziplin erst in Los Angeles, dann
New York dem schwarzen Bebop-Erbe die
Führung gegenüber dem Cool und West Coast Jazz zurückerobert hatte, war nicht mehr.
Die anderen prominenten Bandmitglieder,
Schlagzeuger Max Roach und Tenorist Sonny
Rollins, stürzten in jahrelange tiefe Depressionen.
Miriam Klein
By Myself
●●●●●
Enja/Soulfood
(41 Min., 7/1978)
Schon vor dem VocalistinnenBoom gab es im deutschsprachigen Raum Sängerinnen von Format. Die Deutsch-Schweizerin Miriam Klein gehört dazu. Mag sein,
dass sie nie so sehr auf der Szene
präsent war wie etwa ihre ältere
Kollegin Inge Brandenburg und
oft nur als Frau ihres Mannes, des
Swingmusikers Oscar Klein, wahrgenommen wurde. Doch hat sie
– vor allem in den siebziger Jahren – mit schwarzamerikanischen
Musikern höchst anerkannte Aufnahmen gemacht, und mit einem
authentischen Timbre war ihr
überzeugend die Integration der
Stilistik einer Billie Holiday in den
modernen Mainstream gelungen.
Bisher waren die Einspielungen auf CD nicht verfügbar. Jetzt
hat Enja „By Myself“ dem Vergessen entrissen. Miriam Klein musiziert hier im Duo mit dem tschechisch-amerikanischen Bassisten
George Mraz und dem Afroamerikaner Sir Roland Hanna am Klavier. Als Rückgrat der legendären
Thad Jones/Mel Lewis Big Band
bildeten sie ein Traum-Team und
tragen auch hier die Sängerin auf
Händen. Hanna, der Meister perfekt auf melodisch-harmonische
Eine jetzt vorliegende Box versammelt die
gesamten Studioaufnahmen des Quintetts
auf 4 CDs. Von Anfang an bestimmt die Achse zwischen dem gestochen scharf artikulierenden Trompeter mit dem grenzenlosen Einfallsreichtum und dem präzise ordnenden,
Musterbeispiele klangmelodisch strukturierter Soli trommelnden Schlagzeuger die originelle Musik. Hier entwickelt sich eine bereits
überragende Band zu Höchstniveau. Ihr gelingt einfach alles; eindrucksvoll dabei auch
der ursprüngliche Tenorist Harold Land sowie
Bud Powells jüngerer Bruder am Klavier. Als
dann der junge Tenorgigant Sonny Rollins für
Harold Land einspringt, ist das Quintett wahrlich vollkommen. Rollins’ legendäres Prestige-Album Plus Four mit dem Quintett gibt es
quasi als Bonus.
Thomas Fitterling
Logik reduzierter Single Lines,
begleitet großartig sensibel, und
Mraz überrascht mit virtuoser
Unterfütterung con arco. Der Qualität der Begleitung entspricht die
des Gesangs. In der Tradition von
Lady Day ereignet sich das Wesentliche in der spannend stimmigen Phrasierung der Songs aus
dem Great American Songbook.
Zwei Ellington- und ein Strayhorn-Titel sind darunter – und das
sonst so keck swingende „Bei mir
bist du schön“ wird zu einer ergreifend melancholischen Liebeserklärung. Kurz: „By Myself “ ist
große Klasse. Thomas Fitterling
Rudresh Mahanthappa
Gamak
●●●●●
ACT/Edel
(58 Min., 4/2012)
Deutlicher als je zuvor lässt sich
der amerikanische Altsaxofonist
Rudresh Mahanthappa von den
verschlungenen Melodien seiner indischen Vorfahren inspirieren. Kraftvoll und schneidend ist
sein Ton, und Unisoni mit dem
Elektrogitarristen David Fiucynski verleihen ihm oft noch zusätzliche Schärfe. Allerdings geht es
Mahanthappa überhaupt nicht
darum, eine Fusion aus Jazz und
indischer Musik zu synthetisieren. Sein Spektrum ist weiter, im
Grunde genommen wesentlich
weltmusikalischer als alle Zweioder Dreikomponenten-Fusionen
aus dem vergangenen Jahrhundert. Mahanthappa, Fiucynski,
der Kontrabassist François Moutin und der Schlagzeuger Dan
Weiss bringen ziemlich viel zusammen, unter anderem Elemente aus Country, Free Jazz, ShuffleRhythmen, Funk, Metall, Swing,
Pop, Hard Bop, Soul Jazz, Trance.
Das alles fügt sich so selbstverständlich zusammen, dass man
genau hinhören muss, um die
Herkunft einzelner Elemente zu
erkennen.
Manchmal erinnern die explosiven Altsaxofon-Stakkati des
1971 geborenen Mahanthappa an
die Soli des Altsaxofonisten Steve
Coleman, der als Mastermind des
losen Musikerzusammenschlusses der „M-Base“ in den 1980ern
die New Yorker Jazzszene mit
komplexen Rhythmen aufmischte – mit einem Unterschied: Coleman bezog sich stärker auf afrikanische Rhythmen als der fünfzehn
Jahre jüngere Mahanthappa, der
sich tief in die Musik des Subkontinents eingearbeitet und deren
rhythmische Komplexität und verschlungene Melodik studiert und
für seine weltmusikalisch geprägte Jazzvariante fruchtbar gemacht
hat. Dabei scheint er zwischendurch auf dieselben Quellen zurückzugreifen wie die Pioniere der
Indo-Jazz-Fusion John McLaughlin und Charlie Mariano. So schimmern in der Schlusspassage von
„We’ll Make More“ Erinnerungen
an John McLaughlins Mahavishnu Orchestra durch, und die Melodie von „Abhogi“ ist mir der von
„South Indian Line“ verwandt.
Zufall? Oder eine klammheimliche Referenz an Geistesverwandte? Eigentlich ist dies gleichgültig.
Entscheidend ist, dass Mahanthappas Quartett mit „Gamak“
aus einem gigantischen Wissensschatz über ethnische Musiken,
Jazz und Rock etwas höchst Eigenes, Intensives und Packendes geschaffen hat, das ihn weit von anderen Jazzsaxofonisten abhebt.
Diese Form des Ethno-Jazz weist
weit in die Zukunft. Werner Stie
fele
die Vitalität und erstaunliche Vielfalt des jungen französischen Jazz
unter Beweis stellt.
Paceo ist nicht nur eine wunderbare Schlagwerkerin, sondern
überdies eine Komponistin von einigem Geschick. In ihren Stücken
mischen sich die westafrikanischen Grooves der Elfenbeinküste,
wo die Drummerin ihre ersten Lebensjahre verbrachte, mit poppigen Changes und kantablen Melodielinien, die von Paceo zuweilen
mitgesungen werden.
Dass die Musik oft an die Tongedichte eines anderen Schlagzeugers erinnert – und zwar an Brian Blade – liegt an der Besetzung.
Hier wie da gehen Saiteninstrumente und Bläser eine höchst produktive Verbindung ein. In Anne
Paceos Quintett teilen sich Pierre
Perchaud an der Gitarre und Antonin-Tri Hoang an Altsaxofon und
Bassklarinette diese Aufgabe.
Und diese beiden haben schon
in jungen Jahren (beide sind wie
ihre Bandleaderin noch unter 30)
bereits zu einer unverwechselbaren Klangsprache gefunden. Vor
allem Hoang bläst mit kaum zu
bändigender Leidenschaft und
exotischen Skalen oftmals das
Blaue von der französischen Nationalflagge. Allez les Bleus!
Josef Engels
Rusconi
Revolution
Anne Paceo
Yôkaï
●●●●○
Bee Jazz/Edel
(47 Min., 2011)
●●●●○
Laborie/Edel
(56 Min., ohne
Aufnahmedatum)
Die französische Improvisatoren­
sze­
ne gehört traditionell zu den
stärksten Jazzlandschaften Euro­
pas. Obwohl sich die Musiker in
letzter Zeit über Budget-Kür­zungen
bei Festivals und man­
gelnde Beachtung seitens der heimischen
Presse beklagen muss­ten, wird sich
daran glück­licher­weise so schnell
nichts ändern. Dafür sorgen Talente
wie die Schlagzeugerin Anne Paceo,
die mit ihrer dritten Einspielung
Rusconi – das ist das definitiv
etwas andere Jazz-Klaviertrio.
Mochte man die drei Schweizer
noch vor ein paar Jahren in eine
Reihe mit e.s.t. oder The Bad Plus
stellen, so beschreiten Pianist Stefan Rusconi, Kontrabassist Fabian
Gisler und Schlagzeuger Claudio
Strüby mittlerweile ganz eigene
Wege. Das umfasst nicht nur die
Musik, die sich vom Jazz-Mainstream deutlich Richtung IndieExperimentalpop und Noise absetzt, sondern auch die Sparten
Produktion und virale Verbreitung. Es dürfte derzeit wohl keine
Jazzformation geben, die mit derart tollen Videos – im Stile von Michel Gondry – aufwarten kann.
Auf seinem mittlerweile fünften Album macht das Trio viele
ungewöhnliche Sachen. Mal hört
man die drei Musiker mit Falsettoder Kehlkopfstimmen im Hintergrund summen, mal klingt die in
hübsche Sound-Irritationen vernarrte Band so, als habe man sie
mit einem Kassettenrekorder in
einer schimmligen Besenkammer
aufgenommen.
Es gibt auch einen Gaststar
auf „Revolution“. Dass der ausgerechnet ein E-Gitarrist ist, überrascht zunächst. Schließlich tritt
Rusconi mit Stücken wie „Massage The History Again“ oder seinem
heimlichen Hit „Tempelhof“ den
Beweis an, dass sich Rock-Ekstase
auch prima mit einem Klavier und
einem verzerrten Kontrabass herstellen lässt. Allerdings handelt
es sich bei Fred Frith, der bei der
Nummer „Alice In The Sky“ seine grimmigen Saiten-Kommentare zu dem von Piano und Schlagwerk vorgetragenen Glockenmotiv
abgibt, wahrlich nicht um einen
08/15-Gitarristen.
Rechtfertigt das alles den
vollmundigen Albumtitel „Revolution“? Nun, der bezieht sich
eigentlich auf eine ganz andere Sache: Als Antwort auf die digitale Revolution haben sich die
Schweizer in einem Manifest dazu
entschlossen, ihre Musik kostenlos zum Download zur Verfügung
zu stellen. „Liebevoll hergestellte“
CDs werde es weiterhin zum Verkauf geben – wie auch Konzerte.
Dass sich der Eintrittspreis dafür
lohnt, beweisen die beiden LiveMitschnitte am Ende von „Revolution“ eindrucksvoll. Josef Engels
Heinz Sauer, Michael
Wollny
Don’t Explain
●●●●●
Act/edel:kultur
(51 Min., 11/2012)
Vor gut zehn Jahren wagten Heinz
Sauer, der unbeugsame Individualist des Tenorsaxofons, und
53
Ja z z
Michael Wollny, der strahlende
Jungstar des Klaviers, einen weitgehend frei improvisierten DuoAuftritt. Inzwischen sind sie mit
mehreren preisüberhäuften Alben das Traumteam des deutschen Jazz. Kurz vor Sauers achtzigstem Geburtstag entstand dieses erste live-Dokument des Duos.
Es schließt sich so ein Kreis: Am
Anfang stand das intuitive Musizieren vor Publikum, eine Dekade
später sind die beiden mit „Don’t
Explain“ nun auch auf CD im Konzert zu erleben.
Heinz Sauer ist ein unerschütterlich suchender Meister des
expressiven Diskurses, dessen
zwingende Wirkung dem Komplementärverhältnis zur planenden Logik eines Albert Mangelsdorffs, Sauers einstigem Bandleader, viel verdankt. Jetzt mischen
sich in Sauers Spiel immer wieder auch heitere Züge, dahinter
steckt Altersweisheit, vor allem
aber die musikalische Empathie
in dieser besonderen Paarkonstellation. Wollnys Spiel seinerseits hat an selbstbewusster Tiefendimension dazugewonnen, die
wunderbar mit der Musik seines
Partners korreliert. In ihrem Konzert interpretierten sie fünf Originals und fünf Fremdkompositionen, dabei beschränkten sie sich
weitgehend auf Andeutungen der
thematischen Eckpunkte des Ausgangsmaterials und jonglierten
intuitiv mit improvisatorischen
Einfällen. Die wechselseitige Konzentration der Musiker vermittelt
sich auch auf CD begeisternd, und
die Geschichten selbst, die die beiden Balladeninterpreten erzählen,
gehen tief unter die Haut. Das Titelstück allein schon ist ein Meisterwerk.
Thomas Fitterling
Wayne Shorter Quartet
Without A Net
●●●●●
oder Salti schlagen. Wayne Shorter, zum Zeitpunkt der Aufnahme 78 Jahre alt, ist weit davon entfernt, sich aufs bequeme Altenteil
zurückzuziehen. Im Gegenteil. Er
sucht das Risiko mit einer Band,
die wunderbar assoziativ mit dem
Material umgeht, ohne ins Zerfaserte, Beliebige abzurutschen.
Wagemutig werfen sich Shorter,
der Pianist Danilo Perez, der Bassist John Patitucci und der Schlagzeuger Brian Blade knappe Figuren zu, sie verharren, balancieren, öffnen Räume, trippeln: Da
muss jede Faser gespannt sein.
Das geht weit über alles hinaus,
was im akustischen Jazz üblich
ist, zumal die vier keine Scheu haben, die Chorus-Strukturen aufzureißen, sofern es der Verlauf verlangt. Sie drehen und wenden die
Themen, ballen ihre Improvisationen zu dichten Clustern und lösen
diese oft völlig überraschend wieder auf. Selbst die älteren ShorterKompositionen „Orbits“, „Plaza
Real“ und „Myrrh“ oder die Filmmelodie „Flying Down To Rio“ wirken dadurch so frisch wie die Neuschöpfungen des Albums. Acht
Stücke mit drei bis zwölf Minuten Dauer wurden 2011 während
der Europa-Tournee des Quartetts
aufgezeichnet. Das dazwischen
platzierte, 23minütige „Pegasus“
stammt hingegen aus einem Konzert in der Disney Hall von Los
Angeles. Hier ergänzen die „Imani Winds“ das Quartett bei einer
exzellenten Kreuzung aus Kammermusik und Jazz mit exakt
komponierten Passagen und von
kraftvollen Rhythmusstrukturen
getragenen Improvisationen. So
frei, souverän und aufmerksam,
wie diese drei miteinander kommunizieren und konsequent die
gängigen Bebop- und Free-Floskeln meiden, haben sie jene neue
Qualität der Jazzentwicklung erreicht, von der in den 1960ern einige wenige Jazz-Innovatoren –
unter ihnen auch Wayne Shorter –
träumten.
Werner Stiefele
Blue Note/EMI
(78 Min., 2011)
Sie sind Hochseilartisten. Und sie
stürzen auch nicht ab, wenn sie
auf dem dünnen Draht einer Kompositionsskizze Pyramiden bilden
54
Die neuen Besprechungen jeden Samstag aktuell auf
www.rondomagazin.de
Jazz-DVDs von Thom a s Fit terling
Zwei DVDs des Gitarristen Pat Metheny passen besonders gut zu diesem Frühling. Sehnsucht nach Licht und
trunkene Schönheit atmet seine Musik. Bei The Orchestrion Project lässt er sich mit einem gewaltigen, rein
mechanischen Orchester auf ein fast irrwitziges Abenteuer ein. Doch mitunter droht sich die musikalische
Substanz in der Demonstration der raffinierten Automaten zu verlieren. Methenys lebendigen Band-Kosmos dagegen offeriert
We Live Here, Live In Japan, eingespielt 1995 von seinem Septett mit
den Multiinstrumentalisten und Sängern David Blamire und Mark Ledford (beide DVDs eagle vision/edel).
Sommernächte suggeriert der Flamenco der Paco de
Lucía & Group. Im Jahr 1996 war der Gitarrist mit einem
Oktett bei den Germeringer Jazztagen zu Gast. Ein Flötist und ein brasilianischer Perkussionist verliehen der
Musik einen Hauch von Jazz und Samba. Tonaufnahme
und Bildführung sind ebenso vorbildlich wie die Erläuterungen von RONDO-Mitarbeiter Marcus A. Woelfle im
Booklet (Arthaus Musik).
Sommerzeit ist Zeit der Festivals. Eines der renommiertesten ist das von San Sebastian. Der Bassist Ron Carter
wurde dort 2010 geehrt und bedankte sich elegant mit
einem relaxt swingenden Auftritt seines Trios im klassischen Klavier-Gitarren-Bass-Format. Jetzt gibt es davon
– gedoppelt – eine DVD mit CD. Schade, dass die Stimmung des Steinways in San Sebastian etwas schwächelte (In + Out/in-akustik).
Komplementär ist die CD/DVD-Kopplung von Miles Davis, Live In Europe 1969, The Bootleg Series II. Sie vereinigt die von der französischen ORTF im Juli in Antibes
und die vom schwedischen Rundfunk in Stockholm im
November gemachten Aufnahmen auf CD; der Auftritt
bei den Berliner Jazztagen ist auf der DVD festgehalten. Das Material
ist von jazzgeschichtlicher Bedeutung, gibt es doch von dieser Band
des Übergangs zur elektrischen Rockorientierung kein Studiomaterial.
Zwischen Juli- und Herbsttour lag die Einspielung des bahnbrechenden Bitches Brew-Albums. Wayne Shorter ist noch im Quintett, Chick
Corea spielt Fender Rhodes – in Stockholm wegen technischer Probleme schließlich den Flügel, Dave Holland ist am Kontrabass und Jack
DeJohnette bedient das Schlagzeug. Musiziert wird mit feuriger Wucht
und das meist – statt mit durchgehendem Metrum – mit energetischem Puls. Bei der DVD sind Bild, Sound und Musik auf gleicher Höhe
(Sony Music/Legacy).
Die Sängerin und Pianistin Nina Simone mag nicht
durchgängig als Jazzmusikerin wahrgenommen werden. Ihre frühen Aufnahmen aber sind Jazz reinsten
Wassers, und ihre späteren engagierten Politsongs sind
ohne die Quellen der afroamerikanischen Musik nicht
denkbar. Zu Recht ist diese Diva mit der tiefen Altstimme eine Ikone
der Black Music. Nachzuhören ist das auf der ausführlich kommentierten 3 CD-Box, To Be Free: The Nina Simone Story. Sie enthält dazu
einen eigenwilligen Dokumentarfilm von 1970 auf DVD (Sony Music/
RCM Legacy).
M
M ag a zin
Der General und sein Admiral
In Terry Kings Biographie über Gregor Piatigorsky gibt es
einen etwas anderen Schnappschuss einer prominenten
Männerfreundschaft: Im legeren Sommer-Outfit amü­
sieren sich da der große Cellist Piatigorsky und der um
einen Kopf kleinere Jahrhundertgeiger Jascha Heifetz am
Strand von Malibu köstlich. 50 Jahre waren diese beiden
Musiker ein Herz und Seele. Privat und selbstverständlich künstlerisch, wie die gemeinsamen, jetzt erstmals
komplett veröffentlichten Aufnahmen zeigen. Der Titel
der CD-Box „The Heifetz-Piatigorsky Concerts“ ist dabei
leicht irreführend. Denn bevor die beiden Musiker erst
ab 1961 damit auch die gleichnamige Schallplattenreihe
einläuteten, hatten sie sich schon 1949 mit Artur Rubinstein zum berühmten „One Dollar-Trio“ zusammengetan. Ihre gemeinsamen Trio-Aufnahmen von
Ravel, Mendelssohn und Tschaikowsky fehlen
nun genauso wenig wie das Aufeinandertreffen von Heifetz und Piatigorsky etwa im
Doppelkonzert von Brahms (1960). Als festes
„666.666-Dollar-Duo“ gab man sodann ein
Jahr später sein „Heifetz-Piatigorsky Concert“Debüt und baute sich bis 1972 auch mit Partnern
wie Bratscher William Primrose ein riesiges Repertoire
auf. Unter den 30 Kompositionen, die man zwischen 1961
und 1968 in erlesenster Form einspielte, finden sich neben
Beethoven, Schubert und Brahms zahlreiche Duo-Raritäten
sowie sogar Spohrs Doppelstreichquartett. Piatigorsky hat
seinen besten Freund einmal als General und Heifetz ihn
im Gegenzug als Admiral bezeichnet. Dabei waren sie als
Musiker doch stets vollkommen gleichrangig.
Guido Fischer
The Heifetz Piatigorsky Concerts (21 CDs): RCA/Sony
Abonnenten-CD: Track 4
Gerat British Hero!
Gerade mal 36 Jahre alte wurde Henry Purcell, als er in der
Nacht zum 21. November 1695 verstarb. Todesursache war
wahrscheinlich: die Tuberkulose. Doch wie etwa im Fall der
gleichermaßen allzu früh verstorbenen Kollegen Mozart
und Schubert hinterließ Purcell ein umfangreiches Werk,
für das so manch anderer zwei Leben benötigt hätte. Stolze
860 Kompositionen führt das vom amerikanischen Musikwissenschaftler Franklin B. Zimmermann angelegte PurcellVerzeichnis. Und was hat der als „Orpheus Britannicus“ gefeierte Purcell nicht alles an Meisterwerken komponiert.
Seine Semi-Operas „The Fairy Queen“ und „King Arthur“
zählen zu den absoluten Evergreens des barocken Musiktheaters wie seine einzige, vollwertige Oper „Dido and
Aeneas“. Aus der Feder Purcells stammen 60 prachtvolle
Fest- und Prunk-Musiken. Und nicht nur Songs wie „O
Solitude“ umschmeicheln unvergleichlich die Seele, sondern
selbst seine kontrapunktisch durchgeformten GambenFantasien. Henry Purcell – ein Gigant der Musikgeschichte.
Dank verlässlicher Fahrensmänner der Alte MusikSzene herrscht natürlich kein Mangel an einzelnen SpitzenEinspielungen. Nun kommt die „Purcell Collection“ mit auf
16 CDs gebündelten Aufnahmen von 1991 bis 2007 daher.
Und von seinen drei Musiktheater-Coups über die gesamte
Kammermusik bis zu handverlesenen Songs offenbart
diese Low-Budget-Box den ganzen Reichtum Purcells. Aber
hier sind mit Trevor Pinnock und Countertenor Michael
Chance, der Accademia Bizantina und Pieter-Jan Belder
(Cembalo, Orgel) ja ausschließlich nur eingefleischte
Purcell-Fans am Werk. Guido Fischer
Purcell-Collection (16 CDs): Brilliant Classics/Edel
Aus der Not eine Tugend
Planwirtschaftliche Kunstproduktion: VEB Deutsche
Schallplatten Berlin hieß der Tonträgerproduzent der
DDR, der sechs Labels unter seinem Dach vereinte, hübsch
säuberlich nach E- und U-Musik getrennt. Die beliebten
Rock- und Schlagerplatten des Labels Amiga zu 16,10 Mark
subventionierten das anspruchsvolle Klassiklabel. Eterna,
das – ursprünglich von Schauspieler Ernst Busch gegründet
– 1954 vom VEB Schallplatten geschluckt worden war.
37 Jahre lang presste man Schallplatten in PotsdamBabelsberg, streng konform mit der staatlichen Kulturpolitik. Doch dank hochkarätiger Interpreten im Stall wie
Otmar Suitner oder Kurt Masur befinden sich im Archiv
Meilensteine der Aufnahmegeschichte. Der Langspielplatte
blieb man bei Eterna übrigens bis zur Wende treu, die Umrüstung auf CD-Pressung wäre zu teuer gewesen.
Aus dieser Not hat man in Potsdam-Babelsberg aber
eine Tugend gemacht. Einer der Archiv-Eigentümer
nach dem Verkauf 1991, die edel Music, setzt dem Kunstwillen des DDR-Labels unter dem Titel „AAA – Eterna
Cuts“ ein Denkmal. Fünf der besten Aufnahmen (darunter
Beethovens „Missa solemnis“ unter Masur, Mozarts „Entführung“ unter Suitner und die Matthäus-Passion unter
den Mauersberger-Brüdern) wandern dafür direkt vom
Originalband auf 180 g-Vinyl – ohne Klangbearbeitung. Die
jeweils auf bis zu 1000 Exemplaren limitierten LP-Boxen, in
Ausstattung exakt dem Original nachproduziert, sind von
Hand nummeriert. Carsten Hinrichs
AAA – Eterna Cuts:
Beethoven: Missa solemnis (mit Tomowa-Sintow,
­Burmeister, Schreier, Polster; GHO Leipzig, Masur)
Mozart: Die Entführung aus dem Serail (mit Kiessler,
­Vulpius, Rönisch u. a.; Staatskapelle Dresden, Suitner)
Bach: Matthäus-Passion (mit Schreier, Adam u. a.; ­­
Kreuz- & Thomanerchor, GHO Leipzig, Mauersberger) u. a.
55
B
Bücher
Helmuth Rilling
Ein Leben mit Bach
Als das Jahr 2000
ganz im Zeichen
des 250. Todestages
von Johann Sebastian Bach stand, gedachte Helmuth
Rilling gleich zweifach. Zum einen erschien die Gesamtaufnahme von Bachs Ensemblemusik. Zudem initiierte er das
Projekt „PASSION 2000“ und lud
dafür zeitgenössische Komponisten wie Wolfgang Rihm ein, die
Passionsgeschichte neu zu vertonen. Auch mit solchen ungewöhnlichen Neubelichtungen des Bachschen Erbes bewies Rilling einmal
mehr, dass für ihn Musikgeschichte nie etwas Abgeschlossenes gewesen ist, sondern unaufhörlich in die Gegenwart hineinstrahlt. Dieses Credo findet sich
aber eben in Rillings, auf Schallplatte und CD so umfangreich dokumentierter Bach-Beschäftigung
wider. Statt scheinbar historisch
korrekt sein Stuttgarter Bach-Collegium musizieren lassen, ging es
ihm ab Mitte der 1960er Jahre immer nur darum, „die Sinndeutung
des Werkes für den Hörer von heute deutlich werden zu lassen.“
Dass er damit mehr als nur eine
Alternative zu den Bach-Bildern
der Harnoncourts & Co. bieten
sollte, verdeutlicht die weltweite,
seit Jahrzehnten anhaltende Bewunderung für ihn. Im Mai feiert
Helmuth Rilling seinen 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass zieht
er zusammen mit seinem Gesprächspartner Hanspeter Krellmann eine Bilanz seines so anregenden Denkens und fruchtbaren
Musikerlebens – und in dem
neben Bach auch ein gewisser
Leonard Bernstein eine gewichtige Rolle gespielt hat.
Guido Fischer
Opernführer kompakt
Das Jahr 2013 ist noch jung. Doch
die erste Bücher-Welle an (wenig
erbaulichen) Biographien über die
diesjährigen Top-Jubilare liegt bereits hinter uns. Eine Wohltat sind
daher gleich drei Titel, da sie sich
einfach mit jeweils einer Oper von
Verdi und Wagner beschäftigen.
Natürlich füllen „La Traviata“,
„Tristan und Isolde“ und nicht zuletzt „Der Ring des Nibelungen“
ganze Bibliotheken. Aber den drei
Autoren ist es nicht nur gelungen,
Rondo Wagner_Layout 1 08.03.2013 12:08 Seite 1
das Wissenswerteste daraus zu
destillieren. Von der Wirkungsund Aufführungsgeschichte über
die klassische Inhaltsangabe bis
hin zu den Biographien machen
sie der Reihe „Opernführer kompakt“ alle Ehre. Die eigentlichen
Stärken liegen aber sowohl im Detail wie in der Beschreibung der
Musik. Um sich der oftmals komplizierten Dramaturgie zurechtzufinden (Stichwort. „Ring“), helfen
immer wieder kleine, aber erhellende Steckbriefe der Hauptpersonen. Und sogar auf die Frage, woraus der „Liebestrank“ in „Tristan“
besteht, liefert man mit Thomas
Mann eine Antwort. Ein ausführliches Glossar, wertvolle CD-Tipps
sowie Szenenfotos von jüngeren
Inszenierungen runden diese
durchweg empfehlenswerten
Opernführer ab.
Guido Fischer
Bärenreiter/Henschel: „La Traviata“,
133 S., € 14,95; „Tristan und Isolde“,
135 S., € 14,95; „Der Ring des Nibelungen“, 215 S., € 19,95
Bärenreiter/Henschel, 216 S.,
€ 24,95
Tobias Robert Klein (Hg.)
Klang und Musik bei
Walter Benjamin
te. Dass sich dennoch ungemein
viele Spuren in Benjamins Werk
entdecken lassen, die seine Beschäftigung etwa mit Wagner und
Offenbach widerspiegeln, zeigten
2010 in Berlin Musik- und Kulturwissenschaftler auf dem Symposium „Klang und Musik bei Walter Benjamin“. Darüber hinaus
wird anhand der Gattung „Oper“
die grundlegende Diskussion zwischen ihm und Adorno skizziert,
ob sich das Politische eines Kunstwerks bereits in der Form des
Werks zeigt oder erst in der Auseinandersetzung mit ihm. Dass
Benjamin dabei die Oper als bürgerliches „Verfallsprodukt“ bezeichnete, unterstreicht nur seine
Haltung gegenüber Kunstwerken,
die für ihn lediglich der Zerstreuung dienten. Zur Sprache kommt
daher auch sein Wirken auf die
zeitgenössische Musik und da
speziell auf Komponisten wie Brian Ferneyhough, die das Ohr mit
hochartifiziellen Materialkonstellationen herausfordern. Abgerundet wird diese anspruchsvolle
Benjamin-Annäherung von zwei
CDs mit Aufnahmen von neuen
Werken, die parallel zum Symposium beim „DenkKlänge“-Projekt
zu hören waren. Guido Fischer
Fink, 225 S. + 2 CDs, € 29,90
Von Walter Benjamin sind keinerlei hausmusikalische Ambitionen
dokumentiert. Und selbst in seinem medientheoretischen Klassiker „Das Kunstwerk im Zeitalter
seiner technischen Reproduzierbarkeit“ beschäftigt er sich nur
marginal etwa mit der Schallplat-
GÖTTERDÄMMERUNG
Premiere 30.3.2013 | Vorstellungen 6. + 28.4.2013
DAS RHEINGOLD
konzertante Aufführung 24. + 26.5.2013
moderierte Aufführung für Kinder ab 6 Jahre 9.6.2013
WAGNER 2013
www.staatstheater-cottbus.de | 0355 7824 2424
56
Boulevard
Ein Schuss Jazz, eine Prise Film, ein
Löffel Leichtigkeit: Bunte Klassik
Vorgestellt von Ol i v e r Bu s l au
Kennedys ganz persönliches
„Recital“
Was haben Yehudi Menuhin und Stéphane
Grappelli gemeinsam? Sie spielten beide
Violine und sind nach wie vor die größten
Vorbilder für ihren jüngeren Kollegen Nigel
Kennedy, der sich in seinem neuen Album als
kreativer Grenzüberschreiter zeigt: Bach und
Brubeck, Fats Waller, Barock in Jazzversionen
und Eigenkompositionen des charismatischen
Engländers verbinden sich zu einem seiner
persönlichsten Alben.
Nigel Kennedy: Recital, Sony
Abonnenten-CD: Track 15
Nigel Kennedy
Die Traditionen der
jiddischen Lieder
Fotos: Marco Borggreve/Virgin Classics, Marc Mitchell/Sony
Malte Arkona liest
„Na warte, sagte
Schwarte“
Schwartes glückliche
­S chweinewelt
Am Anfang stand das berühmte Bilderbuch „Na warte, sagte Schwarte“ – längst ein
Klassiker von Helme Heine. Hinzu kamen
Ideen des Komponisten Andreas N. Tarkmann
– einem bekennenden Schweinefan, der eine
Fülle von Schweinchenfiguren im heimischen
Regal gesammelt hat. Das Ergebnis ist eine
wunderschön von Malte Arkona erzählte und
mit lustiger, illustrativer Musik versehene
Geschichte um Schwartes Schweinehochzeit
– ergänzt um die Erzählung „Die verlorene
Melodie“, die einfühlsam, nachvollziehbar und
spannend die Welt des klassischen Orchesters
erklärt.
Tarkmann: Na warte, sagte Schwarte (Konzertstücke nach Helme Heine und Eberhard
Streul), Coviello Classics/Note 1
Kleine Sinfonien ganz groß
Im frühen 18. Jahrhundert war eine Sinfonie
ja noch eine untergeordnete Einleitung – zum
Beispiel für eine Oper oder ein Oratorium.
Bis zur Romantik wuchs die Gattung dann
ins Bombastische. Nun zieht ein Komponist
aus Dresden wieder die Bremse – aber nur,
was die Dauer betrifft: Sven Helbigs „Pocket
Symphonies“ zeichnen drei- bis fünfminütige
Szenen wie kleine Filmmusiksequenzen und
voller brodelnder Emotionen.
Sven Helbig: Pocket Symphonies, Deutsche
Grammophon/Universal
Abonnenten-CD: Track 17
Sie singt Opern von Monteverdi bis Richard
Strauss, Liedrepertoire von der Klassik bis
zur Moderne. Doch für diese CD hat die
Mezzosopranistin
Helene
Schneiderman
ein Repertoire ausgesucht, das eng mit ihrer
jüdischen Familie verbunden ist. Schon
als Kind wurde sie von ihrer Mutter Judith
Schneiderman mit jiddischen Liedern in den
Schlaf gesungen. Als sie 1982 die USA verließ,
um in Deutschland Gesang zu studieren, ging
ein von den Eltern besungenes Tonband als
Anti-Heimweh-Mittel mit auf die Reise. Neben
dem Programm, das Helene Schneiderman
hier mit dem Pianisten Götz Payer vorstellt,
sind auch vier Titel von diesem Band zu
hören. Es sind berührende Zeitdokumente:
Judith Schneiderman hatte diese Lieder im
Konzentrationslager singen müssen.
Makh tsu di Eygelekh: Helene Schneiderman, Götz Payer, Carus /Note 1
Abonnenten-CD: Track 14
Christina Pluhar im Rausch
des Mittelmeers
Die Zeiten, in denen man Barockmusik vor
allem mit Schlössern und Kirchen in Verbindung brachte, sind seit Christina Pluhar
vorbei. Mit farbigen Improvisationen und
mitreißenden Rhythmen beschwört die
Lautenistin und Leiterin des Ensembles
L’ Arpeggiata Bilder von atemberaubenden
Landschaften herauf. „Mediterraneo“ führt
durch die Länder des Mittelmeers – Portugal,
Katalonien, Spanien, Italien und Griechenland. Mit dabei sind illustre
Stimmen, die man sofort mit
dem Flair dieser Länder verbindet – etwa Nuría Rial oder
die Fado-Sängerin Mísia.
Mediterraneo: Christina
­Pluhar, L’ Arpeggiata,
Virgin Classics/EMI
Abonnenten-CD: Track 16
Christina Pluhar
57
T er m i n e Oper
oper
Soli Deo Gloria – Braunschweig Festival: Mit Peter Brooks legendärer Inszenierung von Mozarts „Zauberflöte“ eröffnet das
Soli Deo Gloria – Braunschweig Festival sein
diesjähriges Programm (31. Mai – 18. Juni).
Nicht weniger hochkarätig sind die Konzerte u. a. mit Grigory Sokolov und John Eliot
Gardiner besetzt, mit denen man das Braunschweiger Land bespielt. Und beim WagnerSonderkonzert am 3.9. gibt sich gar Christian
Thielemann die Ehre.
www.soli-deo-gloria.info
Tickets: (0 180) 55 44 888 bzw. (0 531) 1 66 06
Kissinger Sommer: Der Klassik-Festival
„Kissinger Sommer“ hat mit dem Regentenbau
einen der schönsten Konzertsäle, dessen 100.
Geburtstag man in einem Festkonzert mit den
Münchner Philharmonikern und David Fray
begeht. Nach diesem Festivaleröffnungstusch
gastieren vom 9. Juni – 14. Juli weitere Weltstars wie Cecilia Bartoli und Mischa Maisky.
Und am 30. Juni sind an einem Abend gleich
fünf Top-Pianisten zu hören – u. a. Igor Levit,
Kit Armstrong und Herbert Schuch.
www.kissingersommer.de
Tickets: (09 71) 807-1110
Aachen
Theate r
(02 41) 4 78 42 44
Verdi
Simon Boccanegra (07.04.2013), ML:
Kazem Abdullah,
R: Nadja Loschky
Rossini
Der Barbier von Sevilla (09.06.2013),
ML: Volker Hiemeyer,
R: Joan Anton Rechi
Deut s che Ope r
(0 30) 3 43 84 01
Verdi
Rigoletto
(21.04.2013), ML:
Pablo Heras-Casado/Moritz Gnann,
R: Jan Bosse
Donizetti
Lucrezia Borgia (konzertant)
(27.04.2013), ML:
Andriy Yurkevych
Amsterdam
Staat s o per im
S chillertheate r
(0 30) 20 35 45 55
Wagner
Der fliegende Holländer (28.04.2013),
ML: Daniel Harding,
R: Philipp Stölzl
Martin
Le vin herbé
(25.05.2013), ML:
Franck Ollu, R: Katie
Mitchell
Purcell/Oehring
The Fairy Queen
(16.06.2013), ML:
Michael Boder/Benjamin Bayl, R: Claus
Guth
Aperghis
Récitations
(20.06.2013), R: Elisabeth Stöppler
Hosokawa
Hanjo (22.06.2013),
ML: Günther Albers,
R: Calixto Bieito
Ne d e rlan ds e
Ope ra
00 31 (0) 2 06 25 54 55
Wagner
Die Walküre
(20.04.2013), ML:
Hartmut Haenchen,
R: Pierre Audi
Verdi
La traviata
(06.05.2013), ML:
Giuliano Carella,
R: Willy Decker
Van der Aa
Sunken Garden
(03.06.2013), ML:
André de Ridder,
R: Michel van der Aa
Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg (04.06.2013),
ML: Marc Albrecht,
R: David Alden
Britten
Death In Venice
(03.07.2013), ML:
Edward Gardner,
R: Deborah Warner
Augsburg
Mozartfest Würzburg: „Herr Mozart
tanzt“ – unter diesem Motto steht das Mozartfest Würzburg (24. Mai–30. Juni). In den Sinfoniekonzerten, die im Kaisersaal der Würzburger Residenz stattfinden, macht internationale Klassik-Prominenz wie das Orchestre des
Champs-Elysées (Philippe Herreweghe) Mozart Beine. Und bei „Breakin’ Mozart“ werden
die Breakdancer der „Dancefloor Destruction
Crew“ zeigen, dass Headspin und Menuett näher beieinander liegen als man denkt.
www.mozartfest-wuerzburg.de
Tickets: (0 931) 37 23 36
58
Theate r
(08 21) 3 24 49 00
Korngold
Der Ring des Polykrates (01.05.2013),
ML: Rune Bergmann,
R: Markus Trabusch
Korngold
Violanta
(31.05.2013), ML:
Rune Bergmann,
R: Markus Trabusch
Berlin
Komis che Ope r
(0 30) 47 99 74 00
Humperdinck
Hänsel und Gretel (24.03.2013),
Bern
Stadttheater
00 41 (0) 3 13 29 52 52
Feldman
Neither (19.04.2013),
ML: Stefan Schreiber, R: Matthias Rebstock
Händel
Il trionfo del tempo e del disinganno (26.05.2013), ML:
Sébastien Rouland,
R: Calixto Bieito
Bonn
Ope r
(02 28) 77 80 08
Wagner
Tristan und Isolde (28.04.2013),
ML: Stefan Blunier,
R: Vera Nemirova
Bremen
Theate r
(04 21) 36 53 33 33
Weber
Der Freischütz
(23.03.2013), ML:
Markus Poschner,
R: Sebastian Baumgarten
Mozart
Così fan tutte
(05.05.2013), ML:
Clemens Heil, R: Laurent Chétouane
DüsseldorfDuisburg
Deut s che Ope r
am Rhein
(02 11) 8 90 82 11
Wagner
Tannhäuser
(04.05.2013), ML:
Axel Kober, R: Burkhard C Kosminski
Zemlinsky
Eine florentinische Tragödie
(15.06.2013), ML:
Jonathan Darlington, R: Barbara Klimo
Dresden
Säch s i s che
Staat s o per
(03 51) 4 91 17 05
Halévy
La juive
(12.05.2013), ML:
Tomáš Netopil,
R: Jossi Wieler, Sergio Morabito
Wagner
Der fliegende Holländer (15.06.2013),
ML: Constantin
Trinks, R: Florentine
Klepper
Erfurt
Theate r
(03 61) 2 23 31 55
Bock
Anatevka
(20.04.2013), ML:
Francesco Bottigliero, R: Michael Heinicke
Verdi
Simon Boccanegra (28.04.2013),
ML: Samuel Bächli, R: Christiane Küppers
Frankfurt/
Main
Ope r
(0 69) 1 34 04 00
Goebbels
Landschaft mit entfernten Verwandten
(01.05.2013), ML:
Franck Ollu, R: Heiner Goebbels
Puccini
La fanciulla del west
(12.05.2013), ML:
Sebastian Weigle,
R: Christof Loy
Wagner
Rienzi, der Letzte der
Tribunen (konzertant) (17.05.2013),
ML
Sebastian Weigle
Händel
Teseo (30.05.2013),
ML: Felice Venanzoni, R: Tilmann Köhler
Verdi
Die sizilianische
Vesper (16.06.2013),
ML: Pablo Heras-Casado, R: Jens-Daniel
Herzog
Cavalieri
Rappresentazione
di anima e di corpo (29.06.2013),
ML: Michael Form,
R: Hendrik Müller
Freiburg
Theater
(07 61) 2 01 28 53
Wagner
Parsifal
(21.04.2013), ML:
Fabrice Bollon,
R: Frank Hilbrich
Weill
Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny (08.06.2013), ML:
Johannes Knapp,
R: Tom Ryser
Genf
Grand Thé âtre
00 41 (0) 22 418 31 30
Verdi
Madama Butterfly (20.04.2013),
ML: Alexander Joel,
R: Michael Grandage
Graz
Oper
00 43 (0) 3 16 80 00
Weill
Aufstieg und Fall
der Stadt Mahagonny (16.05.2013), ML:
Johannes Fritzsch,
R: Calixto Bieito
Hamburg
H ambu rgische
Staatso pe r
(0 40) 35 68 68
Britten
Gloriana
(24.03.2013), ML:
­S imone Young,
R: Richard Jones
Fotos: James Cheadle, Tanja Niemann
O
ML: Kristiina Poska,
R: Reinhard von der
Thannen
Glanert
Solaris (19.05.2013),
ML: Markus Stenz,
R: Moshe Leiser &
Patrice Caurier
Abraham
Ball im Savoy
(09.06.2013), ML:
Adam Benzwi,
R: Barrie Kosky
Hannover
Staat soper
(05 11) 99 99 11 11
Tschaikowsky
Eugen Onegin
(14.04.2013), ML:
Ivan Repušić, R: Ingo
Kerkhof
Wagner
Die Meistersinger von Nürnberg
(08.06.2013), ML:
Karen Kamensek,
R: Benedikt von Peter
Kassel
Staat stheate r
(05 61) 1 09 43 33
Wagner
Tannhäuser
(27.04.2013), ML:
Patrik Ringborg,
R: Lorenzo Fioroni
Britten
The Turn Of The
Screw (15.06.2013),
ML: N.N., R: Paul Esterhazy
Köln
Opernhau s
(02 21) 22 12 84 00
Wagner
Parsifal
(29.03.2013), ML:
Markus Stenz,
R: Uwe Eric Laufenberg
Schreker
Die Gezeichneten
(20.04.2013), ML:
Markus Stenz, R: Patrick Kinmonth
Puccini
Il trittico
(09.05.2013), ML:
Dirk Kaftan, R: Sabine Hartmannshenn,
Eva-Maria Höckmayr, Gabriele Rech
Offenbach
Orpheus in
der Unterwelt
(13.06.2013), ML:
Raimund Laufen,
R: Elena Tzavara
Verdi
Attila (konzertant)
(21.06.2013), ML
Claude Schnitzler
Fotos: Basta, Jörg Lantelmé,
Kiel
Oper
(04 31) 90 19 01
Halffter
Schachnovelle (18.05.2013),
ML: Georg Fritzsch,
R: Daniel Karasek
Leipzig
Opernhau s
(03 41) 1 26 12 61
Wagner
Das Rheingold
(04.05.2013), ML:
Ulf Schirmer,
R: Rosamund Gilmore
Linz
Verdi
Il trovatore
(27.06.2013), ML:
Paolo Carignani,
R: Olivier Py
Lan d e stheater
00 43 (0) 73 27 61
11 00
Glass
Spuren der Verirrten
(12.04.2013), ML:
Dennis Russell Davies, R: David Pountney
Strauss
Der Rosenkavalier
(15.04.2013), ML:
Dennis Russell Davies, R: Anthony Pilavachi
Androsch
Opernmaschine
(12.05.2013), ML
Dennis Russell Davies
Nürnberg
Luzern
Staatstheate r
(04 41) 2 22 51 11
Strawinsky
The Rake`s Progress (31.05.2013),
ML: Thomas Dorsch,
R: Markus Bothe
Theate r
+41 (0) 4 12 10 66 18
Monteverdi
Il ritorno d`Ulisse in
patria (19.04.2013),
ML: Howard Arman,
R: Dominique Mentha
Mainz
Staat stheater
(0 61 31) 2 85 12 22
Tschaikowsky
Eugen Onegin
(23.03.2013), ML:
Florian Csizmadia,
R: Johannes Erath
Pallavicino
Gerusalemme liberata (17.05.2013),
ML: Wolfgang Katschner, R: Sandra
Leupold
Verdi
Macbeth
(09.06.2013), ML:
Hermann Bäumer,
R: Tatjana Gürbaca
München
Baye r i sche
Staatsope r
(0 89) 21 85 19 20
Humperdinck
Hänsel und Gretel
(24.03.2013), ML:
Tomáš Hanus, R: Richard Jones
Auerbach/Schnittke
Helden
(21.04.2013), ML:
Myron Romanul,
R: Terence Kohler
Verdi
Simon Boccanegra (03.06.2013),
ML: Bertrand de Billy, R: Dmitri Tcherniakov
Staatstheate r
(01 80) 5 23 16 00
Giordano
Andrea Chenier
(30.03.2013), ML:
Philipp Pointner,
R: Guy Montavon
Dvořák
Rusalka
(12.05.2013), ML:
Marcus Bosch,
R: Dieter Kaegi
Rameau
Platée (08.06.2013),
ML: Hervé Niquet,
R: Mariame Clément
Oldenburg
Rostock
Volkstheate r
(03 81) 3 81 47 00
Verdi
Nabucco
(28.04.2013), ML:
Florian Krumpöck,
R: Babette Bartz
Saarbrücken
Saar l än d i s che s
Staatstheate r
(06 81) 3 22 04
Verdi
Rigoletto
(27.04.2013), ML:
Toshiyuki Kamioka,
R: Dagmar Schlingmann
Britten
The Turn Of The
Screw (08.06.2013),
ML: Thomas Peuschel, R: Beate Baron
Salzburg
L an d e stheate r
00 43 (0) 6 62 87 15
12 21
Händel
Ariodante
(26.04.2013), ML:
Christian Curnyn,
R: Johannes Schütz
Turnage
Greek (26.05.2013),
ML: Leo Hussain,
R: Andreas Gergen
Wagner
Tristan und Isolde
(31.10.2013), ML:
Leo Hussain, R: Eike
Gramss
St. Gallen
Theate r
+41 (0) 7 12 42 05 05
Mitterer
Faust - Ein Requiem
(01.06.2013), ML:
Wolfgang Mitterer,
R: Stephan Müller
Stuttgart
Staat stheate r
(07 11) 20 20 90
Strauss
Ariadne auf Naxos (20.05.2013),
ML: Michael
Schønwandt/Uwe
Sandner, R: Jossi
Wieler, Sergio Morabito
Rossini
La cenerentola
(30.06.2013), ML:
Josè Luis GomezRios, R: Andrea Moses
Bodenseefestival: Wie der Titel „Tastenspiele“ verrät, dreht sich beim Bodenseefestival fast alles um die schwarzen und weißen Tasten (27. April – 31. Mai). Meisterpianist
Rudolf Buchbinder ist als „Artist in Residence“
in Orchester- und Solokonzerten zu hören.
Am Cembalo darf man Léon Berben und am
Akkordeon Teodoro Anzellotti bewundern.
Doch auch abseits der Tastenfraktion geht’s
mit Anne-Sophie Mutter und dem Quatuor
Ebène mehr als hörenswert zu.
www.bodenseefestival.de
Tickets: (0 75 41) 203 33 00
Wien
Theate r an d e r
Wien
(00 43) (01) 5 88 85
Verdi
Attila (07.07.2013),
ML: Riccardo Frizza, R: Peter Konwitschny
Staat s o per
(00 43) 15 14 44 22 50
Wagner
Tristan und Isolde
(13.06.2013), ML:
Franz Welser-Möst,
R: David McVicar
Vo lk s o per
(00 43) 15 14 44 36 70
Lortzing
Der Wildschütz
(20.04.2013), ML: Alfred Eschwé, R: Dietrich Hilsdorf
Lincke
Frau Luna
(06.06.2013), ML:
N.N., R: Peter Lund
Kultursommer Nordhessen: Jahr für
Jahr schlägt der Kultursommer Nordhessen
einen programmatisch weiten Bogen. Große
Sinfonik und Kabarett, A-cappella-Konzerte und Lesungen werden vom 8. Juni bis 18.
August an schmucken Orten geboten. In den
alten Gemäuern, Schlössern, Klöstern, Scheunen und Parks sind dann Christoph Eschenbach, Joshua Bell und Simone Kermes zu hören. Und auch die HR-Bigband huldigt wie viele Veranstaltungen den Brüdern Grimm.
www.kultursommer-nordhessen.de
Tickets: (0 561) 988 393-99
Zürich
Ope r nhau s
(00 41) 12 68 66 66
Schostakowitsch
Lady Macbeth
von Mzensk
(07.04.2013), ML:
Teodor Currentzis,
R: Andreas Homoki
Telemann
Der geduldige Sokrates (25.04.2013),
ML: Christopher
Moulds, R: Claudia
Blersch
Bellini
La straniera
(23.06.2013), ML:
Fabio Luisi, R: Christof Loy
Klavier-Festival Ruhr: Natürlich feiert
das Klavier-Festival Ruhr seinen 25. Geburtstag mit absoluten Spitzenkräften wie Martha
Argerich, Murray Perahia und Krystian Zimerman (4. Mai – 19. Juli). Aber selbstverständlich gratuliert man mit etwa Nikolai Tokarev
und Gabriela Montero auch den Jubilaren
Richard Wagner und Giuseppe Verdi anhand
von Opern-Transkriptionen und -Paraphrasen.
Zur Uraufführung kommen zudem Werke von
Philip Glass und Marc-André Hamelin.
www.klavierfestival.de
Tickets: (0 1805) 500 80 3
59
T er m in e K l a ssik
K l a ssik
Internationales Musikfestival Olden­
burger Promenade: Das Internationale
Musikfestival Oldenburger Promenade (1.–9.
Juni) bietet ein außergewöhnliches Konzept.
Unter dem Leitthema „Ost/ West“ kann man
mit einer Eintrittskarte an einem Abend drei
Konzerte in drei verschiedenen Spielstätten
erleben. Neben Klassik kann das Jazz, Weltmusik, Oper oder musikalische Rezitation sein
– mit Top-Interpreten wie dem Geiger József
Lendvay oder dem Alliage Quintett.
www.oldenburger-promenade.de
Tickets: (0 441) 36 11 88 11
Heidelberger Frühling: Zwei Termine
sollte man sich beim Heidelberger Frühling
2013 (16. März – 20. April) besonders dick anstreichen. Am 10. April gastiert mit dem diesjährigen „Artist in Residence“, Igor Levit, einer
der fulminantesten Pianisten mit u. a. Sonaten
von Beethoven und Prokofjew. Am 19. April
dann ist Bariton Christian Gerhaher zusammen mit Gerold Huber zu erleben – mit Schumann sowie der DE von Heinz Holligers Liederzyklus „Lunea“.
www.heidelberger-fruehling.de
Tickets: (0 6221) 584 00 44
Intonations: Seit 1998 veranstaltet die
Pianistin Elena Bashkirova mit ihrem „Jerusalem Chamber Music Festival“ eines der herausragendsten Kammermusikfestivals. Im
letzten Jahr hat das Festival unter dem Titel
„Intonations“ im Jüdischen Museum Berlin seine zweite Heimat gefunden. Und auch in diesem Jahr (20. – 25. April) hat Bashkirova nicht
nur enge Musikerfreunde wie Gidon Kremer
und Emmanuel Pahud eingeladen, sondern
auch ihren Gatten Daniel Barenboim.
www.jmberlin.de
Tickets: (0 18 05) 57 00 70
60
Pierre-Laurent
Aimard
23.03.Elmau,
Schloss
26.04.München,
Herkulessaal
29.06.Graz (A),
Stefaniensaal
01.07. Graz (A),
Stefaniensaal
04.07. Graz (A),
Helmut ListHalle
25.07. Salzburg (A),
Mozarteum
Nicolas Altstaedt
10.04.Hamburg,
Laeiszhalle,
kleiner Saal
12.04.Bruchsal,
Schloss
14.04.Münster,
Friedenskapelle
11.05.Homburg,
Kulturzentrum Saalbau
28.05.Salzburg (A),
Mozarteum
29.05.Vervey (CH),
Théâtre de
Vevey
Piotr Anderszewski
15.04. Graz (A),
Congress
16.04. Wien (A),
Konzerthaus
21.04.Essen, Philharmonie
Lera Auerbach
04.03.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
05.03.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
24.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
Valer BarnaSabadus
13.04.Regensburg,
Tage Alter
Musik
16.06.Bad
Kissingen,
Jakobus­
kirche
Daniel Behle
26.05.Hamburg,
Laeiszhalle
Ian Bostridge
14.04.Frankfurt,
Alte Oper
15.04.Hamburg,
Laeiszhalle
26.04.Hamburg,
Laeiszhalle
28.04.Hamburg,
Laeiszhalle
30.04.Hamburg,
Laeiszhalle
15.08. Salzburg (A),
Residenzhof
18.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
27.08.Schwarzenberg (A),
KaufmannSaal
Joseph Calleja
13.04. Wien (A),
Konzerthaus
17.04. Wien (A),
Konzerthaus
18.05.Frankfurt,
Alte Oper
26.05.Frankfurt,
Alte Oper
30.05.Dortmund,
Westfalenpark
01.06.Frankfurt,
Alte Oper
05.06.Berlin,
Deutsche
Oper
21.06.Frankfurt,
Oper
23.06.Frankfurt,
Oper
26.06.Bad
Kissingen,
Regentenbau
01.07.München,
Philharmonie
im Gasteig
04.07.München,
Philharmonie
im Gasteig
17.07.München,
Bayerische
Staatsoper
20.07.München,
Bayerische
Staatsoper
24.07.München,
Bayerische
Staatsoper
Cuarteto Casals
20.04.Brüssel (BE),
Salle de
Conservatoire
01.05.Hohenems
(A), MarkusSittikus-Saal
08.05.Wattens
(A), BBB
Swarovski
Foyer
31.05.Berlin,
Konzerthaus
Gustavo Dudamel
07.06.Köln, Philharmonie
23.06.Berlin,
Schillertheater
24.07. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
30.07. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
01.08.Salzburg (A),
St. Peter
02.08.Salzburg (A),
St. Peter
03.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Quatuor Ebène
10.05.Münsterlin­
gen (CH),
Klosterkirche
11.05.Lindau,
Stadttheater
12.05. Boswil (CH),
Stiftung
Künstlerhaus
18.05.Kempen,
Paterskirche
Benjamin Engeli
15.04. Zürich (CH)
01.06.Thun (CH)
02.06.Thun (CH)
07.06.Sent (CH)
09.06.Zürich (CH)
22.06.Rheinfelden
(CH)
23.06.Hertenstein
(CH)
Isabelle Faust
14.04. Neu Hardenberg
17.04.Sylt/Keitum,
Kirchengemeinde St.
Severin
19.04. Luzern (CH),
Kultur- und
Kongresszentrum
21.04.Ravensburg,
Konzerthaus
24.04.Dornbirn (A),
Kulturhaus
25.04.München,
Prinzregententheater
26.04.Ludwigsburg,
Theater am
Forum
27.04.Dresden,
Frauenkirche
11.05.Wattens
(A), BBB
Swarovski
Foyer
15.05. Zürich (CH),
Tonhalle
16.05. Zürich (CH),
Tonhalle
17.05. Zürich (CH),
Tonhalle
18.05.Schwet­
zingen,
Schloss
19.05.Schwet­
zingen,
Schloss
21.05. Vevey (CH),
Théâtre de
Vevey
Till Fellner
15.05.Mannheim,
Mozartsaal
16.05.Mainz, Rheingoldhalle
17.05.Freiburg
29.05.Winterthur
(CH), Musikkollegium
30.05.Winterthur
(CH), Musikkollegium
31.05. Chur (CH)
Julia Fischer
03.05.Wien (A),
Theater an
der Wien
06.05.Wien (A),
Musikverein
15.05.Frankfurt,
Alte Oper
25.05.Berlin,
Konzerthaus
26.05.Berlin,
Konzerthaus
04.06.Berlin,
Konzerthaus
05.06.Berlin,
Konzerthaus
09.06.München,
Prinzregententheater
07.07.Bad
Kissingen,
Regentenbau
12.07.Weilburg,
Schloss
Renée Fleming
20.06.Wien (A),
Staatsoper
24.06.Wien (A),
Staatsoper
27.06. Wien (A),
Staatsoper
David Fray
21.03.Stuttgart,
Liederhalle
13.04.Erfurt,
Theater
29.04.Hohenems
(A), MarkusSittikus-Saal
Kirill Gerstein
21.04.Bochum,
Schauspielhaus
26.04.Merkkleeberg, Lindensaal
Vadim Gluzman
12.04.Mayen,
ArtArena Lokhallen
Fotos: Jim Rakete/sonyclassical, Monika Rittershaus
K
Kolja Blacher
09.04.Detmold,
Musikhochschule
30.04.Schweinfurt,
Theater
03.05.Berlin, Philharmonie,
Kammermusiksaal
05.05.Bonn, La
Redoute
24.05.Mainz,
Staatstheater
25.05.Mainz,
Staatstheater
13.04. Bad Ems,
Marmorsaal
des Staatsbades
14.04.Koblenz,
Görreshaus
14.05.Krefeld,
Seidenweberhaus
15.05.Mönchengladbach,
Theater
16.05.Mönchengladbach,
Kaiser-Friedrich-Halle
17.05.Krefeld,
Seidenweberhaus
19.05.Aflenz-Kurort
(A), Pfarrkirche St.
Peter
24.05.Wien (A),
Musikverein
25.05.Grafenegg (A),
Schloss
26.05.Wien (A),
Musikverein
27.05. St. Pölten (A),
Festspielhaus
Nelson Goerner
24.05.Berlin, Philharmonie,
Kammermusiksaal
Anna Gourari
25.04.Düsseldorf,
Tonhalle
26.05.Augsburg,
Parktheater
René Jacobs
04.04.Wien (A),
Musikverein
02.05.Berlin,
Staatsoper
im Schillertheater
05.05.Berlin,
Staatsoper
im Schillertheater
09.05.Berlin,
Staatsoper
im Schillertheater
Hilary Hahn
21.03.Hannover,
Kuppelsaal
Janine Jansen
18.04.Frankfurt,
Alte Oper
19.04.Frankfurt,
Alte Oper
08.05.München,
Philharmonie
09.05.München,
Philharmonie
11.05.München,
Philharmonie
12.05.München,
Philharmonie
15.05. Wien (A),
Musikverein
01.06.Weilburg,
Schloss
02.06.Dortmund,
Konzerthaus
03.06.Aschaffenburg, Stadthalle
23.06.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
31.07. Verbier (CH),
Festival
Manfred Honeck
15.06. Wien (A),
Musikverein
16.06. Wien (A),
Musikverein
29.06.Wolfegg,
Wolfegger
Konzerte
30.06.Wolfegg,
Wolfegger
Konzerte
11.07. Ossiach (A),
Carinthischer
Sommer
Sharon Kam
16.04.Polling,
Bibliothekssaal
17.04.München,
Herkulessaal
27.04.Hohenems
(A), MarkusSittikus-Saal
30.04.La Chaux
de Fonds
(CH), Salle de
Musique de
L‘heure bleue
Tal & Groethuysen
17.04.Bremen, Die
Glocke
20.04.Freiburg
Martin Grubinger
07.04.Gütersloh,
Theater
09.04.Stuttgart,
Liederhalle
27.05.Essen, Philharmonie
02.06.Frankfurt,
Alte Oper
03.06.Regensburg,
Auditorium
Maximum
04.06.Berlin, Philharmonie
Foto: Klaus Rudolph
Daniel Hope
20.04.Dresden,
Frauenkirche
21.04.Braunschweig,
Stadthalle
22.04.Köln, Philharmonie
24.04.Hamburg,
Laeiszhalle
25.04.Kiel, Schloss
27.04.Viersen, Festhalle
30.04.Düsseldorf
02.06.Fürth, Stadttheater
13.06.Fürth, Stadttheater
28.06.Bleckede,
Schloss
29.06.Dargun,
Klosterruine
07.05.Düsseldorf,
Tonhalle
16.05.Helmstedt,
Sankt Marienberg
26.05.Aachen,
Eurogress
27.05.Aachen,
Eurogress
Kim Kashkashian
24.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
Amir Katz
06.04.Leipzig, Gewandhaus
20.04.München,
AllerheiligenHofkirche
01.06.Hamburg,
Laeiszhalle
08.06.Berlin,
Konzerthaus
Jonas Kaufmann
28.03.Wien (A),
Staatsoper
31.03. Wien (A),
Staatsoper
04.04.Wien (A),
Staatsoper
06.04.Wien (A),
Konzerthaus
21.05.Dresden,
Semperoper
27.06.München,
Bayerische
Staatsoper
01.07.München,
Bayerische
Staatsoper
05.07.München,
Bayerische
Staatsoper
08.07.München,
Bayerische
Staatsoper
Nigel Kennedy
04.04.München,
Philharmonie
06.04.Zürich (CH),
Tonhalle
07.04. Bern (CH),
Kulturcasino
14.04.Düsseldorf,
Tonhalle
16.04.Essen, Philharmonie
18.04.Berlin,
Konzerthaus
19.04.Leipzig, Gewandhaus
21.04.Hamburg,
Laeiszhalle
22.04.Hoyerswerda,
Lausitzhalle
21.06. Linz (A),
Neues Musiktheater
Simone Kermes
09.05.Hamburg,
Laeiszhalle
10.05.Dortmund,
Konzerthaus
12.05.München,
Herkulessaal
Magdalena Kožená
23.03.Baden-Baden,
Festspielhaus
24.03.Baden-Baden,
Festspielhaus
26.03.Baden-Baden,
Festspielhaus
29.03.Baden-Baden,
Festspielhaus
31.03.Baden-Baden,
Festspielhaus
01.04.Baden-Baden,
Festspielhaus
05.04.Berlin, Philharmonie
07.04.Berlin, Philharmonie
12.04.Berlin, Philharmonie
14.06.Berlin,
Schillertheater
04.07.Kiedrich,
Rheingau Musik
Festival
05.07.Bad
Kissingen,
Kissinger
Sommer
07.07.Ulrichshusen,
Festspielscheune
Alexander Krichel
03.04.Elmau,
Schloss
12.04.Siegburg,
Stadtmuseum
14.04. Bad Mergentheim
20.04.Bonnhof,
Schloss
26.04.Düsseldorf,
Tonhalle
27.04.Münster, Rathausfestsaal
29.04.Bielefeld,
RudolfOetker-Halle
30.04.Berlin,
Konzerthaus
05.05.Hamburg,
Laeiszhalle
11.06.Freiburg,
Historisches
Kaufhaus
14.06.Meerbusch
Musik in der Dresdner Frauenkirche: Mit rund 130 Konzerten und musikalischen Veranstaltungen knüpft die Frauenkirche Dresden 2013 an ihre Musiktradition
an. Und selbstverständlich pflegt auch Kantor
Matthias Grünert das Bach-Erbe. Darüber hinaus gastieren etwa Daniel Hope und AnneSophie Mutter. Und während Andris Nelsons
Brittens „War Requiem“ dirigiert, präsentiert
die Dresdner Philharmonie gar eine WagnerBearbeitung von Palestrinas „Stabat mater“!
www.frauenkirche-dresden.de
Tickets: (0 351) 656 06 701
Audi Sommerkonzerte: Mit den Audi
Sommerkonzerten 2013 veranstaltet der Ingolstädter Automobilhersteller bereits zum 24. Mal
ein Klassik-Festival. Vom 26. Juni bis 28. Juli finden 17 exquisite Konzerte statt, die mit einem
Gastspiel von Wagner-Tenor Klaus Florian Vogt
zusammen mit der Staatsphilharmonie Nürnberg eingeläutet werden. Wagner zum Schmunzeln gibt es hingegen mit dem Blechblasensemble Mnozil Brass und seinem Programm „Hojotoho – eine Wagner-Blech-Comedy“.
www.audi.de
Tickets: (0 18 05) 97 90 70
Lang Lang
09.04.Basel (CH),
Stadtcasino
17.04.Mannheim,
Rosengarten
Lautten Compagney
23.03.Berlin,
Berliner
Ensemble
24.03.Berlin,
Konzerthaus
29.03.Berlin,
Gethsemanekirche
30.03.Neuruppin,
Kulturkirche
31.03.Neuruppin,
Siechenhauskapelle
01.04.Molchow,
Neumühle
Allgäu Festivals – MusikHochGenuss:
Voralpine Hügellandschaften und romantisch
gelegene Seen und Schlösser – so eine Traumkulisse wünscht sich jedes Festival. Gleich
mehrere Festivals bespielen unter dem Titel
„MusikHochGenuss“ das gesamte Allgäu. Beim
Füssener Festival „Vielsaitig“ gastiert etwa der
sensationelle Organist Cameron Carpenter. Und
das „Festival der Nationen“ lockt mit Angelika
Kirchschlager, Sol Gabetta und Senta Berger.
www.allgaeu.info bzw. www.allgaeufestivals.info
Tickets: (0 800) 25 73 678
61
T er m in e K l a ssik
Istanbul Music Festival: Über drei Millionen Besucher kamen bisher zu den rund
3000 Konzerten des „Istanbul Music Festivals“. Und auch bei der 41. Ausgabe (4.–29.
Juni) wird die Resonanz groß sein – angesichts
solcher Gäste wie Magdalena Kožená, Jordi
Savall und Sol Gabetta. Doch auch die zeitgenössische Musik mit etwa dem türkischen
Komponisten Kamran Ince wird gepflegt. Und
den Preis für sein Lebenswerk erhält der Pole
Krzysztof Penderecki.
www.muzik.iksv.org/en
Tickets: (00 90+ (0)216) 556 98 00
Internationale Maifestspiele Wiesbaden: Vom 27. April bis 31. Mai verwandeln
die Maifestspiele die Stadt Wiesbaden in eine
einzige Spitzen-Bühne. Startenor Klaus Florian
Vogt übernimmt die Titelpartie im „Lohengrin“ und Countertenor Max Emanuel Cencic
in Händels „Alessandro“. Im Tanz feiern fünf
Choreografien ihre Deutschlandpremiere. Und
zu den Schauspielgastspielen gehört Andrea
Breths Wiener Burgtheater-Inszenierung von
Kleists „Prinz Friedrich von Homburg“.
www.maifestspiele.de
Tickets: (0 611) 13 23 25
Richard-Strauss-Festival: Bei dem in
Garmisch-Partenkirchen stattfindenden Richard-Strauss-Festival (8.–14. Juni) dreht sich
vieles um die humorvolle Seite des Bajuwaren. Unter dem Motto „Ein komischer Vogel“
dirigiert Essens GMD Stefan Soltesz den „Don
Quixote“. Die Wiener Staatsoper gastiert mit
„Ariadne auf Naxos“. Außerdem hat Festivalleiterin Brigitte Fassbaender Strauss-Expertinnen wie Anna Tomowa-Sintow und Gwyneth
Jones gewinnen können.
www.richard-strauss-festival.de
Tickets: (0 88 21) 730 19 95
62
Julia Lezhneva
11.04. Valencia (E),
Palau de la
musica
15.04. Brüssel (BE),
Théâtre Royal
de la Monnaie
Jan Lisiecki
17.04.Essen, Philharmonie
18.04.Aachen,
Eurogress
19.04.Mannheim,
Rosengarten
23.04.Regensburg,
Aula der Universität
24.04.Stuttgart,
Liederhalle
14.05.München,
Herkulessaal
15.05.Berlin, Philharmonie
17.05.Münster, Universität
Luis Lortie
30.04.Vevey (CH),
Théâtre de
Vevey
17.05.Wiesloch,
Hotel- und
Kongresszentrum
Palatin
22.05.Dresden,
Staatsschauspiel
Nino Machaidze
21.06. Wien (A),
Staatsoper
25.06.Wien (A),
Staatsoper
28.06.Wien (A),
Staatsoper
Mischa Maisky
22.04.München,
Prinzregententheater
23.04.Stuttgart,
Liederhalle
24.04.Berlin, Philharmonie
25.04.Köln, Philharmonie
27.04.Essen, Philharmonie
13.06.Bergisch
Gladbach,
Bürgerhaus
15.06.Papendorf,
Villa Papendorf
Albrecht Mayer
10.04.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
11.04.Bremen, Die
Glocke
12.04.Bremen, Die
Glocke
Daniel MüllerSchott
26.04.Coesfeld
27.04.Gauting
28.04.Zürich (CH),
Tonhalle
05.05.Mainz, Rheingoldhalle
06.05.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
07.05.Ludwigshafen, BASFFeierabendhaus
Alexander Melnikov
25.04.Freiburg, EWERK
28.04.Wolfratshausen,
Loisachhalle
12.05. Bad Kreuznach, RudiMüller-Saal
22.05.Luzern
(CH), Hotel
Schweizerhof
23.05. Luzern (CH),
Stattkino
24.05.Luzern (CH),
St. Charles
Hall
25.05.Luzern (CH),
St. Charles
Hall
Anne-Sophie Mutter
10.04.Köln, Philharmonie
11.04.Frankfurt,
Alte Oper
12.04.Dortmund,
Konzerthaus
14.04.Baden-Baden,
Festspielhaus
15.04.München,
Philharmonie
18.04.Hamburg,
Laeiszhalle
19.04.Hannover,
Kuppelsaal
20.04.Düsseldorf,
Tonhalle
02.05.Dresden,
Frauenkirche
03.05.Berlin, Philharmonie
07.05.Essen, Philharmonie
08.05.Düsseldorf,
Tonhalle
09.05.Köln, Philharmonie
10.05.Nürnberg,
Meistersingerhalle
12.05.München,
Philharmonie
13.05.Regensburg,
Auditorium
Maximum
14.05.Stuttgart,
Liederhalle
15.05.Friedrichshafen, Graf
Zeppelin Haus
16.05.Mannheim,
Rosengarten
Anna Netrebko
12.04. Wien (A),
Staatsoper
15.04. Wien (A),
Staatsoper
18.04. Wien (A),
Staatsoper
22.04.Wien (A),
Staatsoper
17.05.Baden-Baden,
Festspielhaus
20.05.Baden-Baden,
Festspielhaus
23.05.Baden-Baden,
Festspielhaus
26.05.Baden-Baden,
Festspielhaus
25.07. Verbier (CH),
Festival
06.08.S alzburg (A),
Felsenreitschule
10.08.Salzburg (A),
Felsenreitschule
13.08. Salzburg (A),
Felsenreitschule
18.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Lena Neudauer
22.03.Berlin, Philharmonie
Alice Sara Ott
04.05.Berlin, Philharmonie
30.06.Bonn,
Beethoven
Halle
Sophie Pacini
24.03.Dresden,
Schauspielhaus
06.04.Sondershausen,
Schloss
03.05.Hof, Freiheitshalle
10.05. Salzburg (A),
Festspiele
14.06.Weilburg,
Schlosskonzerte
15.06.Weilburg,
Schlosskonzerte
29.06.München,
Nymphenburger
Sommer
René Pape
23.03.Berlin,
Schillertheater
24.03.Berlin,
Schillertheater
30.03.Berlin, Philharmonie
01.04.Berlin, Philharmonie
04.04.Berlin,
Schillertheater
05.04.Berlin,
Schillertheater
13.04.Berlin,
Schillertheater
14.04.Berlin,
Schillertheater
12.05.Dresden,
Kreuzkirche
20.05.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
06.07.Dresden,
Albertinum
07.07.Dresden,
Albertinum
11.07.München,
Bayerische
Staatsoper
25.07.München,
Bayerische
Staatsoper
27.07.München,
Bayerische
Staatsoper
Antonio Pappano
07.04. Wien (A),
Musikverein
08.04.Wien (A),
Musikverein
10.04. Basel (CH),
Stadtcasino
11.04. Genf (CH),
Victoria Hall
12.04. Bern (CH),
Kultur-Casino
13.04. Zürich (CH),
Tonhalle
14.04.Frankfurt,
Alte Oper
15.04.Hamburg,
Laeiszhalle
13.08. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
16.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
18.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
19.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
22.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
25.08.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
Patricia Petibon
21.03.München,
Prinzregen­
tentheater
24.04.Graz (A),
Stefaniensaal
29.04.Wien (A),
Konzerthaus
05.05.Wien (A),
Musikverein
17.07.München,
Bayerische
Staatsoper
19.08.Salzburg (A),
Felsenreitschule
Maurizio Pollini
25.03.Berlin, Schil­
lertheater
29.03.Berlin, Schil­
lertheater
Fotos: Bennu Gerede, Maarten Evenhuis, Elmar Harb
23.04.Berlin,
Berliner
Ensemble
11.06. Wien (A),
Konzerthaus
Christoph
Prégardien
13.04.München,
Prinzregententheater
15.04. Limburg an
der Lahn,
Dom
24.04.Frankfurt am
Main, Hochschule
29.04.Zürich (CH),
Tonhalle
01.05.Hohenems
(A), MarkusSittikus-Saal
12.05.Erlangen,
HeinrichLades-Halle
Jerusalem Quartet
15.04.Bad
Kissingen,
Regentenbau
21.04.Antwerpen
(BE), De
Singel
22.04.Groningen
(NL), De
Oosterpoort
23.04.Den Haag
(NL), Theater
Diligentia
24.04.Maastricht
(NL), Sint
Janskerk
25.04.Gent (BE),
Sedelijke
Concertzaal
De Bijloke
19.05.Neuwied,
Schloss
Engers
24.05.Bonn,
BeethovenHaus
26.05.Zürich (CH),
Tonhalle
Pacifica Quartet
22.05.Innsbruck
(A), Tiroler
Landeskon­
serva­torium
24.05.Wien (A),
Musikverein
Artemis Quartett
01.05.Schwet­
zingen,
Schloss
02.05.Frankfurt,
Alte Oper
06.05.Wien (A),
Konzerthaus
07.05. Wien (A),
Konzerthaus
17.05.Hamburg,
3/5/13 Laeiszhalle
10:41 AM
29.05.Bremen, Die
Glocke
30.05.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
Hagen Quartett
18.04. Brüssel (BE),
Palais des
Beaux-Arts
20.04.Salzburg (A),
St. Peter
23.04.Wien (A),
Konzerthaus
24.04.Wetzikon
(CH), Kantonsschule
Kuss Quartett
14.04.Ahrensburg, Eduard
Söring-Saal
19.04.München,
Kammerspiele
26.04.Mannheim,
Kunsthalle
06.05.Berlin, Philharmonie,
Kammermusiksaal
Mandelring
Quartett
11.04.Donaueschingen,
Donauhallen
12.04.Mannheim,
ReissEngelhornMuseen
17.04.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
18.04.Kaiserslautern,
Fruchthalle
25.04.Graz (A),
Stephanie­
saal
13.05.Kempten,
Stadttheater
Minetti Quartett
19.05.Berlin, Philharmonie
26.05.Berlin, Philharmonie
Minguet Quartett
14.04.Göttingen
19.04.Weinheim
20.04.Limburg
06.06.Kassel
07.06.Bad Münder
08.06.Herrenchiemsee
16.06.Leipzig
23.06.Bad Kissingen
Notos Quartett
11.04.Ettlingen,
Schloss
13.04.Bamberg,
Sinfonie an
der Regnitz
Andreas Scholl
10.05.Düsseldorf
21.05. Linz (A),
Brucknerhaus
25.05.Halle/Saale,
MartinLuther-Universität
08.06.Wien (A),
Musikverein
09.06.Wien (A),
Musikverein
13.06.Dortmund,
Sankt
Reinoldi
Antoine Tamestit
21.03.Ingolstadt
22.03.Berlin,
Konzerthaus
Erwin Schrott
01.06.Düsseldorf,
Tonhalle
04.06.Berlin, Admiralspalast
07.06.München,
Herkulessaal
10.06.Stuttgart,
Liederhalle
Vielklang: Das in Tübingen stattfindende
vielklang-Festival geht in die dritte Runde.
Und bevor im Sommer auch Meisterkonzerte
auf dem Programm stehen, begrüßt man musikalisch zwischen 26. April und 12. Mai den
(Früh-)Sommer. Im Eröffnungskonzert mit der
Capella Vocalis und dem vielklang-Ensemble
gibt es Sakrales von der Bach-Familie. Es folgen romantische Lieder, Kammermusik von
Beethoven und Schumann sowie mit Cantus
de Tempore Chorwerke von Brahms bis Cage.
www.vielklang.org
Tickets: 0 70 71/ 91 36-0
Leitheimer Schlosskonzerte: Ende
des 17. Jahrhunderts legten Zisterzienser den
Grundstein für das zwischen Nürnberg und
Augsburg gelegene Schloss Leitheim. Und seit
1959 werden im Rokokosaal die Leitheimer
Schlosskonzerte veranstaltet (22. Juni – 28.
Juli). Dabei setzt man nicht nur auf prominente Klassik-Interpreten wie das Minguet Quartett. Das Thomas Gabriel Trio verjazzt Bach.
Und mit Harfenistin Lilo Kraus geht es musikalisch in Richtung Südamerika.
www.tucher-leitheim.de
Tickets: (090 97) 10 16
Fotos:
Anna Prohaska
21.03. Wien (A),
Thea­ter an
der Wien
24.03.Wien (A),
Theater an
der Wien
26.03.Wien (A),
Theater an
der Wien
28.03.Wien (A),
Theater an
der Wien
11.04.München,
Herkulessaal
12.04.München,
Herkulessaal
25.05.Berlin, Schil­
lertheater
29.05.Berlin, Schil­
lertheater
01.06.Berlin, Schil­
lertheater
07.06.Berlin, Schil­
lertheater
09.06.Berlin, Schil­
rondo_220x100.pdf
lertheater 1
Belcea Quartett
23.05. Schwet­zin­
gen, Schloss
63
T er m in e K l a a sik / Ja z z
RheinVokal:
Das
RheinVokal-Festival
schlägt den musikalischen Bogen über eine
der faszinierendsten Landschaften: das Mittelrheintal und seine Seitentäler. In diesem Jahr
bauen Stars wie Ute Lemper oder Max Mutzke,
Newcomer wie Raquel Andueza sowie namhafte Chöre und A-cappella-Ensembles gemäß
dem Motto „Eurovisionen“ zudem Brücken
über Grenzen (22. Juni – 27. Juli). Und so reist
man etwa mit Christina Pluhars Ensemble
„L’Arpeggiata“ in den mediterranen Klangraum.
www.rheinvokal.de
Tickets: (0 26 22) 9 26 42 50
Steingraeber-Konzerte
Bayreuth:
Kaum war Richard Wagner 1872 nach Bayreuth gezogen, baute die Klaviermanufaktur
Steingraeber & Söhne ein Festspielklavier für
ihn. Kein Wunder ist es daher, dass 2013 in der
Steingraeber-Konzertreihe der Jubilar Wagner
einen Schwerpunkt bildet. Fazıl Say präsentiert ein neues „Tristan“-Werk. Und beim Festival „Zeit für neue Musik“ (20. – 30 Juni) spielt
das Ensemble MUSIC VIVA live zu Filmklassikern wie „Siegfrieds Tod“ von Fritz Lang.
www.steingraeber.de
Tickets: (0 921) 64 0 49
61. Festspiele Europäische Wochen
Passau: Mit dem Motto „Zwischen den Horizonten“ widmen sich die Festspiele Europäische Wochen Passau den musikalischen Strömungen entlang der Donau. Klassik, Klezmer,
Zigeuner-Jazz und Ethno-Pop – dies und noch
viel mehr ist vom 28. Juni bis 28. Juli zu erleben. Und zum Who’s Who der Künstler zählen
Vesselina Kasarova und Klaus Maria Brandauer, Georgette Dee und Weltklasse-Geigerin Midori.
www.reservix.de & www.ew-passau.de
Tickets: (0 1805) 70 07 33 bzw. (0 851) 49 08 31-0
64
Christian
Thielemann
23.03. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
25.03. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
26.03.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
28.03.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
29.03.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
30.03.Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
01.04. Salzburg (A),
Großes Festspielhaus
07.04.Dresden,
Semperoper
08.04.Dresden,
Semperoper
09.04.Dresden,
Semperoper
ATOS Trio
19.04.Kiel,
Stephanus­
kirche
21.04.Filderstadt,
FILharmonie
26.04.Berlin,
Heimathafen
Neukölln
26.05.Meersburg,
Neues Schloss
Rolando Villazón
21.03. Wien (A),
Musikverein
26.03.Berlin, Philharmonie
01.04.Berlin, Philharmonie
08.04.Berlin,
Konzerthaus
09.04.Berlin, Philharmonie
19.04.Hamburg,
Laeiszhalle
25.04.Frankfurt,
Alte Oper
05.05.Berlin, Philharmonie
12.05. Wien (A),
Konzerthaus
15.06.Stuttgart,
Liederhalle
18.06.Nürnberg,
Meistersingerhalle
Jan Vogler
28.03.Dresden,
Hochschule
für Musik
11.04.Heidelberg,
Heidelberger
Frühling
17.04.Bonn,
Beethoven
Haus
13.05.Dresden,
Semperoper
24.05.Dresden,
Semperoper
21.06.Stuttgart
07.07.Baden-Baden,
Festspielhaus
26.07.Ingolstadt,
Audi-Som­
merkonzerte
Klaus-Florian Vogt
21.03.Berlin,
Deutsche
Oper
14.04.München,
Bayerische
Staatsoper
17.04.München,
Bayerische
Staatsoper
20.04.München,
Bayerische
Staatsoper
23.04.München,
Bayerische
Staatsoper
Arcadi Volodos
21.03.München
22.03.München
23.03.München
24.03.Nürnberg
05.05.Freiburg
06.05.Frankfurt
07.05.Berlin
14.05. Wien (A)
16.05.Düsseldorf
Yuja Wang
27.04.Dortmund,
Konzerthaus
28.04.Wiesbaden,
Kurhaus
30.04.Mannheim,
Rosengarten
13.05.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
29.05.Wien (A),
Konzerthaus
Ingolf Wunder
21.03. Basel (CH),
Stadtcasino
23.03. Basel (CH),
Stadtcasino
07.04.Fürth, Stadttheater
09.04.Wien (A),
Musikverein
11.04.Mönchengladbach,
Kaiser-Friedrich-Halle
13.04.Dresden,
Frauenkirche
Zaz
05.05.Hamburg,
Fliegende
Bauten
06.05.Berlin,
Heimathafen
09.05.Köln, Gloria
12.05.München,
Freiheiz
J
Ja z z
Pete Alderton
12.04.Dörenhagen,
Burgerhalle
20.04.Büren,
Niedermühle
28.04.Bad Karlshafen,
Künstlerfest
30.04.Bielefeld,
Extra Blues
Bar
04.05.Nordhorn,
Hotel am
Stadtring
11.05. Bad Karlshafen
29.05.Paderborn,
Kulturwerkstatt
30.06.Paderborn,
Lenz
Götz Alsmann
18.04.Bremen, Die
Glocke
19.04.Oldenburg,
Weser-EmsHalle
20.04.Norderney,
Kurtheater
21.04.Stade,
Stadeum
22.04.Elmshorn,
Stadttheater
26.04.Gerolstein,
LokSchuppen
27.04.Düsseldorf,
Savoy
28.04.Gronau, Jazzfest
03.05.Berlin,
Theater am
Kurfürstendamm
04.05.Berlin,
Theater am
Kurfürstendamm
05.05.Berlin,
Theater am
Kurfürstendamm
06.05.Weimar,
Spiegelzelt
10.05.Möchen­
gladbach,
Das rote
Krokodil
Adam Baldych
11.04. Cully (CH),
Jazzfestival
14.04.Dinslaken,
Ledigenheim
26.04.St. Johann
i. T. (A), Alte
Gerberei
27.04. Dornbirn (A),
Spielboden
28.04.Bern (CH)
29.04.Basel (CH),
Gare du Nord
21.06.Leipzig, Bachfest
22.06.Leipzig, Bachfest
Danilo Rea & Flavio
Boltro
24.03.Bad Hofgastein (A),
SnowJazz
Festival
01.05. Basel (CH),
Jazzfest
04.05.Neuburg,
Birdland
05.05.Esslingen,
Dieselstraße
Céline Bonacina
04.05.Winterthur
(CH)
In The Country
17.04.München,
Jazzclub
Unterfahrt
19.04.Innsbruck,
Treibhaus
26.04.Stuttgart, Bix
Lily Dahab
06.04.Minden, Jazzclub
11.04.Köln, Stadtgarten
12.04.Heidenheim
13.04.Kassel,
Theaterstübchen
16.04.Oldenburg,
Laboratorium
19.04.München,
Unterfahrt
20.04.Innsbruck (A),
Treibhaus
23.04.Karlsruhe,
JUBEZ
26.04.Lübeck, CVJM
28.04.Kiel, Kulturforum
29.04.Bremen,
Sendesaal
21.05.Ettersburg,
Festival
22.06.Pforzheim,
Kulturhaus
Osterfeld
Three Fall
05.04.Worms,
Chateau
Schembs
06.04.Offenburg,
361grad
Konzerte
Bryan Ferry
09.04.Niedernhausen,
Rhein-MainTheater
Yaron Herman
25.03.Berlin, Philharmonie
Kammermusiksaal
Dieter Ilg
13.04.Waldshut,
Sedus Werk
Fotos: Steingräber Piano, Timothy Greenfield-Sanders
Bryn Terfel
03.07. Zürich (CH),
Opernhaus
05.07. Zürich (CH),
Opernhaus
14.07.München,
Bayerische
Staatsoper
18.04.Offenburg,
Salmen
19.04.Merzhausen,
Forum
22.05.Ludwigsburg,
Schlossfestspiele
15.06.Wolfsburg,
Festival
16.06. Zürich (CH),
Moods
04.10.Gütersloh,
Theater
05.10.Göppingen,
Odeon
08.10.Biberach,
Stadthalle
16.10.Hamm, Jazzforum
02.11.Lörrach,
Burghof
03.11.Langenau,
Pflegehof
09.11.Weimar,
Meloslogos
Nguyên Lê
20.04.Halberstadt,
Festival
03.05.Basel (CH),
Kaserne
23.06.Duisburg,
Traumzeitfestival
10.07.Klagenfurt
(A), Festival
02.09.Hamm
02.10.Hamm, Kurhaus
13.10.Murnau,
Festival
Grenzenlos
Jacob Karlzon
19.04.Norderstedt,
Kulturwerk
28.04.Kühlungsborn, Kunsthalle
14.05.Pullach,
Bürgerhaus
15.05.Fürstenfeldbruck, Kulturforum
16.05.Gauting,
Bosco
17.05.Karlsruhe,
Tempel
20.05.Schwerin,
Museum
15.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
Festival
Christian Muthspiel
03.06.Wien (A),
Porgy & Bess
05.06.München,
Jazzclub
Unterfahrt
06.06.Innsbruck (A),
Treibhaus
07.06.Salzburg (A),
Jazzit
13.06.Karlsruhe,
Jazzclub
14.06.Wuppertal,
Skulpturenpark
11.09. Graz (A),
Minoritensaal
13.09. Chur (CH),
Jazzclub
14.09. Dornbirn (A),
Spielboden
18.09.Fürstenfeldbruck, Veranstaltungsforum
19.09.Schaffhausen,
Kammgarn
Joachim Kühn
25.03.Berlin, Philharmonie,
Kammermusiksaal
30.04.Krefeld, Burg
Linn
15.06.Wolfsburg,
Zirkuszelt im
Schlosspark
19.07.Rottenburg
30.08.Marienthal,
Festspiele
12.10.Murnau,
Festival
Grenzenlos
19.10.Esslingen,
Dieselstraße
15.11.Dornbirn,
Spielboden
16.11.Offenburg,
Reithalle
Nils Landgren
01.05.Herford,
Museum
MARTa
02.05.Basel (CH),
Offbeat Jazz
Festival
03.05.Herdecke, W.Richard Saal
05.05.Jena, Volkshaus
06.05.Krefeld, KuFa
06.07.Baden Baden,
Festspielhaus
Rudresh
Mahanthappa
22.03. Salzburg (A),
JazzIt
23.03.Winterthur
(CH), Alte
Kaserne
Youn Sun Nah
03.04.Zürich
(CH), ewzUnterwerk
Slenau
08.04.Frankfurt,
Women of
the World
Festival
Carlos Núñez
04.04.Reutlingen,
Franz.K
05.04.Bäumenheim,
Schmutterhalle
06.04.St. Gallen
(CH), Tonhalle
07.04.München,
Prinzregententheater
08.04.Waldkraiburg, Haus
der Kultur
09.04.Augsburg,
Parktheater
Göggingen
10.04.Schaffhausen
(CH), Kammgarn
11.04. Zürich (CH),
Volkshaus
12.04.Ludwigsburg,
Scala
13.04.Offenburg,
Reithalle
14.04.Karlsruhe,
Tollhaus
16.04.Darmstadt,
Central­station
17.04.Mannheim,
Alte Feuerwache
18.04.Merzig, Stadthalle
19.04.Hilchenbach,
Ev. Kirche
Marius Neset
08.05.Wien (A),
Porgy & Bess
10.05.München,
Unterfahrt
22.05.Stuttgart, Bix
24.05.Hamburg,
Elbjazz
Verneri Pohjola
12.04.Essen, Philharmonie
Cécile Verny Quartet
03.04.Neustadt,
Schloss
Landestrost
04.04.Kiel, Kulturforum
05.04.Bremerhaven, TIF
06.04.Hamburg,
Birdland
13.04.Fürth, Kulturforum
18.04.Freiburg
26.04.Kaiserslautern, Jazzfestival
27.04.Achim, Kasch
02.05.Stuttgart, Bix
07.06.Hildesheim,
Bischoffs­
mühle
08.06.Agathenburg,
Schloss
15.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
16.06.Duderstadt,
Stadtpark
Iiro Rantala
11.04. Cully (CH),
Jazzfestival
14.04.Dinslaken,
Ledigenheim
26.04.St. Johann
i. T. (A), Alte
Gerberei
27.04. Dornbirn (A),
Spielboden
28.04.Bern (CH)
29.04.Basel (CH),
Gare du Nord
16.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
Festival
21.06.Leipzig, Bachfest
22.06.Leipzig, Bachfest
62. Internationale Orgelwoche Nürnberg – Musica Sacra
21. – 30. Juni 2013
www.ion-musica-sacra.de
Gnade
thematisch performativ bildlich vielfältig
Folkert Uhde, neuer Künstlerischer Leiter des traditionsreichen
Nürnberger Festivals, setzt für die nächsten vier Jahre vor allem auf
die Versinnlichung von Konzerten jenseits stilistischer Grenzen:
Thematische Vertiefung, Format- und Repertoirevielfalt sowie
Kooperationen auf lokaler und internationaler Ebene prägen das
umfangreiche Programm seiner ersten Spielzeit.
Drei der zahlreichen Highlights:
Freitag, 21. Juni, 21 Uhr, Kirche St. Lorenz
Eintritt 19,- bis 39,- €
Den „Vier Liedern, um die Schwelle zu überschreiten” von Gerard
Grisey, gesungen von Dorothee Mields, steht im Eröffnungskonzert
der 62. ION Musik aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs gegenüber:
Reflexionen über das Thema „Gnade” im Angesicht totaler Zerstörung.
Montag / Dienstag, 24. / 25. Juni,
jeweils 20 Uhr, Aufseßsaal (GNM) • Eintritt: 20,- €
„Inside Partita” ist ein mehrdimensionaler Klangraum für Violine,
Tanz und Elektronik – ein Projekt, das den Zuhörer auf eine Reise
zu sich selbst führt. Die Barockgeigerin Midori Seiler spielt Johann
Sebastian Bachs Partiten in einer zehnkanaligen Klanginstallation
von Fabian Russ, mitunter in vollständiger Dunkelheit: Ein außergewöhnlicher Musiktheaterabend!
Samstag, 29. Juni, 21 Uhr, Kirche St. Lorenz
Eintritt 15,- bis 40,- €
Palestrinas berühmte „Missa Papae Marcelli” korrespondiert mit
Musik von der Gregorianik über Bach und Reger bis Scelsi und Rihm:
der RIAS Kammerchor singt eine „Missa Nova”, die in einem eigens
für dieses Konzert entwickelten Lichtkonzept neue Wahrnehmungsräume öffnet.
Kartenservice unter Telefon 01801/ 21 444 88 zum Ortstarif
Günstig übernachten in Nürnberg schon ab 53,- €
Pauschalangebot mit Übernachtung, Frühstücksbuffet und vielen
weiteren attraktiven Leistungen • Information / Prospekte:
Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg, Postfach 4248,
90022 Nürnberg • Tel. 0911 2336-0 • Fax 2336-166 • E-Mail:
[email protected] • www.tourismus.nuernberg.de
Aktuelle Angebote unter www.pauschalen-nuernberg.de
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65
11.03.13 14:17
T er m i n e Ja z z
Eric Schaefer
26.04.Bremen,
Jazzahead
07.05.Freiburg,
Jazzhaus
09.05.Wien (A),
Porgy & Bess
10.05.Regensburg,
Leerer Beutel
11.05.Rottweil,
Jazzfest
12.05.Trier, St.
Maximin
Kirche
14.05. Innsbruck (A),
Treibhaus
15.05.Hagenberg
(A), AMSEC
Impuls
17.05.Leipheim,
Zehntstadel
18.05.Schwäbisch
Hall,
Hospitalkirche
15.06.Wolfsburg,
Jazzfestival
09.07.Stuttgart,
Jazzopen
21.07.Keitum,
Teekontor
03.08.Hochheim,
Rheingau Musik
Festival
Matthias Schriefl
15.05.Ludwigsburg,
Schlossfestspiele
18.05.Diersbach
(A), Inntöne
Festival
01.06.Hilden, Jazztage
13.07.Betzigau,
Gasthaus
Mittelallgäu
23.10.Konstanz,
Jazzherbst
Jens Thomas
29.04.Kempten,
Jazzfrühling
Viktoria Tolstoy
19.04.Norderstedt,
Kulturwerk
15.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
Walter Trout
06.05.Wiehl, Jazztage
15.05.Esslingen,
Dieselstraße
16.05.Aschaffenburg, Colos
Saal
17.05. Imst (A),
Festival
18.05.Fürth,
Festival
21.05.Bremen,
Meisenfrei
22.05.Torgau, Club
Bastion
Klaus Paier & Asja
Valcic
15.06.Völkermarkt
(A), Step
08.11. Graz (A),
Stockwerk
Caroll Vanwelden
06.04.München,
Unterfahrt
08.04.Mannheim,
National
Seite 1 Theater
Oldenburger Promenade
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Tinvall Trio
30.04.Zürich (CH),
Moods
02.05.Bonn,
Zodiak Trio
Harmonie
26.04.Bremen,
03.05.Weimar, Köstjazzahead!
ritzer Spiegel21.05.Berlin, B-Flat
zelt
22.05.Bremen,
06.05.Koblenz, Café
Hahn
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01.02.13 15:39
24.05.Velbert,
Theater
Fischereihafen
01.06.Heilbronn,
Cave 61
08.06.Duisburg, Die
Säule
1. – 9. Juni 2013
17. Internationales Musikfestival
Oldenburger Promenade
Intendanz: Elena Nogaeva
Infos und Karten:
Tel.: (0441) 36 11 88 11 • Mo. – Fr. 9.00 – 13.00
www.oldenburger-promenade.de
Veranstalter: Gemeinschaft der Freunde der Kammermusik in Oldenburg e. V.
Mit freundlicher Unterstützung von:
Kulturpartner:
Bergitta Victor
11.04.Stuttgart, LKA
Longhorn
12.04. Frankfurt am
Main, Palais
13.04.Berlin,
Heimathafen
14.04.Köln, Gloria
15.04.Hamburg,
Mojo Club
Radio String Quartet
Vienna
21.03.Amstetten
(A), Pölzhalle
22.03. Raab (A), KKRaab
23.03.Waidhofen/
Thaya (A), Igel
13.04.Ilmenau, St.
Jacobuskirche
Ulf Wakenius
15.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
Festival
Julian & Roman
Wasserfuhr
19.04.Köln, Altes
Pfandhaus
23.05.Dresden,
Jazzclub
Tonne
31.05.Wuppertal,
Bandfabrik
01.06.Frankfurt,
Romanfabrik
14.06.Singen,
Kulturzentrum
16.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
20.09.Jüchen,
Schloss Dyck
Nils Wülker
17.04.Hannover,
Jazzclub
18.04. Frankfurt am
Main, Brotfabrik
19.04.Hameln,
Hefehof
20.04.Kassel,
Theaterstübchen
25.05.Hamburg,
Elbjazz
Michael Wollny
21.03.Köln, Philharmonie
22.03.SchwäbischHall, Jazzfestival
23.03. Bad Salzhausen,
Staatsbad
25.04.Singen,
Kulturzentrum
16.06.Wolfsburg,
Jazz in Motion
Festival
06.07.Baden Baden,
Festspielhaus
10.08.Worms, Jazz
& Joy
Verlag: Kunst- und Kulturpublikationen
RONDO GmbH, Johannisplatz 3a,
81667 München, Telefon: 089/614 658 53
Fax: 089/614 658 57,
E-Mail: [email protected]
NEU - Büro Berlin:
Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin
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Internet: www.rondomagazin.de
Herausgeberin: Verena von der Goltz
Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)
Redaktionsassistentin: Anna Vogt
Autoren dieser Ausgabe: Michael Blümke
(mb), Arnt Cobbers (ac), Oliver Buslau, Josef
Engels (joe), Guido Fischer (gf), Thomas
Fitterling (tf), Robert Fraunholzer (rfr), Tobias
Hell, Matthias Kornemann (mk), Reinhard
Lemelle (rl), Roland Mackes, Carsten Niemann
(cn), Matthias Siehler, Werner Stiefele (ws),
Michael Wersin (mw), Marcus A. Woelfle
Hinweise Oper, Festival, Konzert:
Guido Fischer
Comic: Helga Utz (Idee und Text),
Thomas Thiesen (Zeichnung)
Bildredaktion: Oliver Tenhoven
Termine: Anna Vogt
Art Director: Arndt Knieper
Produktion: Rüdiger Kern
Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger
(Tel.: 089/614 658 80),
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Anzeigen Tonträger: Marike Hasler
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Anzeigen Veranstalter:
- für Hamburg, Bremen und die Vorwahlbereiche 03-, 08- und 09Ulrike Oertel (Tel. 030/ 79 74 39 51 /
Fax 030/ 79 74 01 53 / mobil 0160/ 73 74 624),
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- für die Vorwahlbereiche 02- und 04- bis 07Anna Metternich und Martin Dietz
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Druck: ADV Schoder, Augsburger Druck- u.
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RONDO erscheint sechsmal jährlich.
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­ usland 56 € – Bitte bei Bestellung Bank­
A
verbindung für Lastschrifteinzug angeben.
Das nächste RONDO erscheint am
Donnerstag, 23. Mai 2013.
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Zugabe
Namen, Nachrichten, Nettigkeiten:
Neues von der Hinterbühne
Von Robe rt F r au n hol z e r
Fotos: Harald Hoffmann/Decca, Simon Fowler/EMI Classics
Alles außer Elgar:
Alisa Weilerstein
Mag keine Opern:
Komponist Steve
Reich
Alisa Weilerstein (30), Cello-Entdeckung
von Daniel Barenboim und Solistin des
Elgar-Cellokonzertes auf der neuesten CD
Barenboims, hat in einem Interview eingeräumt: „Das Elgar-Konzert war das eine
Stück, das ich nicht mit Barenboim aufnehmen
wollte.“ Warum? Die klassische Aufnahme
des Werkes stammt von Barenboims Ex-Ehefrau, der 1987 verstorbenen Jacqueline du
Pré. Genützt hat es nichts. Gemeinsam mit
Barenboim wählt Weilerstein zwar einen hörbar anderen Weg durch das Werk. Mithalten
kann sie aber doch nicht.
Komponist Steve Reich (76) hat zwar
mehrere Werke fürs Musiktheater geschrieben. Gibt aber trotzdem zu: „Ich
mag keine Opern!“ Das sagte er in seiner
Wohnung in New York. Belcanto-Gesang
klinge für ihn so, wie wenn jemand mit
Kreide auf einer Tafel quietscht. Die einzigen Opern, die er ertragen könne, seien
Strawinskys „Rake’s Progress“ und Weills
„Dreigroschenoper“.
Die Mailänder Scala gilt nicht nur
für Sänger und Dirigenten als eines der
riskantesten Häuser der Welt – wegen noto­
rischer Buh-Orkane seitens des Publikums.
Jetzt richtet sich erstmals der Hass des Hauses
gegen den Kritiker einer prominenten Zeitung.
Paolo Isotta, der Rezensent des „Corriere della
sera“, wurde vom Intendanten der Scala,
Stéphane Lissner, von der „Zugangsliste des
Hauses“ gestrichen. Ein durchaus unerhörter
Vorgang. Isotta hatte Daniel Harding in
einer Kritik vorgehalten, dessen Dirigat von
Verdis „Falstaff“ sei allzu „schwerfällig und
pedantisch“ ausgefallen. Hardings Leitung
von „Tristan und Isolde“ dagegen sei so sanft
gewesen, als wolle er die Theorie stützen,
Wagner sei homosexuell gewesen. Aufgrund
der letzteren Feststellung könnte man fast dem
Urteil zuneigen, das Hausverbot sei zu Recht
ausgesprochen worden. Wer behauptet, dass
Homosexuelle „sanft“ seien, hat gewiss den
Zug verpasst! – Allerdings sind auch zur Bestrafung von Fehlurteilen der Kritiker immer
noch nicht die Theater zuständig. Sondern
höchstens das Publikum.
Infolge eines länger andauernden Kran­
kenhausaufenthaltes hat Colin Davis (85)
sämtliche Konzertauftritte bis Ende der Saison
abgesagt (darunter auch ein Sinfoniekonzert
der Staatskapelle Dresden, deren Ehrendirigent er ist). Auch Pierre Boulez (87) muss
im Anschluss an seine Glaukom-Operation
(sog. „Grüner Star“) weitere Konzertverpflichtungen annullieren. Dagegen will der
77-jährige Seiji Ozawa nach erfolgreicher Behandlung seiner Krebs-Erkrankung spätestens
im August wieder aufs Podium zurückkehren – bei seinem Festival im japanischen
Matsumoto.
Auf die Frage, warum es derzeit einen weltweiten Aufschwung des Chor-Gesangs auch im
Laien-Bereich gibt, sagte Simon Halsey (55),
Chef des Berliner Rundfunkchors, dem Berliner
Stadt-Magazin „Tip“: „Wir alle suchen Kontakt,
und dafür sind Sport und Musik besonders geeignet.“ Im Chor könne man singen, ohne vorher viel Unterricht nehmen zu müssen. Er
selber werde inzwischen überall auf der Welt
zur Leitung von Mitsing-Konzerten mit oft
Tausenden Mitwirkenden eingeladen. Das sei
keineswegs wider die Musik. Schließlich habe
schon Händel in England Groß-Chöre mit
an die 1000 Sängern dirigiert. „Auch Haydn
hat Aufführungen mit 900 Chor-Sängern erlebt und daraufhin seine ‚Schöpfung‘ und ‚Die
Jahreszeiten‘ komponiert.“ Es gebe auch einen
physiologischen Grund für die Beliebtheit des
Chor-Singens: „Wer gut singt, atmet gut.“
Konfiszierte Instrumente, Einreise-Schi­ka­
nen (so wie kürzlich bei Gustavo Dudamel in
Tel Aviv) und rüder Umgang mit Instrumenten:
Raue Sitten an internationalen
Flughäfen führen immer häufiger
zu symptomatischem MusikerÄrger. Jetzt wurde dem Cellisten
Alban Gerhardt in den USA ein
wertvoller und seltener CelloBogen des berühmten Bogenmachers Heinrich Knopf (18391875) zerstört. Gerhardt wirft dem
Flughafenpersonal einen „Akt der
Brutalität und des sorglosen Umgangs“ mit seinem Eigentum vor.
Ein Mitarbeiter der Transportation
Security
Administration
hatte
Gerhardts Cello-Kasten im Anschluss an eine Untersuchung gewaltsam schließen wollen und den
Bogen dabei an der Cello-Brücke
entzwei gebrochen.
Zarter Tristan an der
Scala: Daniel Harding
Bogen überspannt:
Der Cellist Alban
Gerhardt ist sauer
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AKTUELLE NEUHEITEN
VON SONY CLASSICAL
ARCADI VOLODOS
PLAYS MOMPOU
Auf seiner lange erwarteten neuen CD
präsentiert Volodos farbenreiche impressionistische Klavierwerke des spanischen Komponisten Frederic Mompou.
Unter seinen Händen entfalten diese
Werke einen ganz eigenen, magischen
Klangzauber.
„...tiefe Sensibilität für beseelte Nuancenkunst“. Süddeutsche Zeitung.
www.volodos.com
SIMONE DINNERSTEIN
& TIFT MERRITT
NIGHT
Das einzigartige Klassik- und Folk-Projekt
der Pianistin Simone Dinnerstein und
der amerikanischen Singer-Songwriterin
Tift Merritt: mit neuen Liedern von Brad
Mehldau und Patty Griffin, eigenen
Songs von Tift Merritt, einer Auswahl
klassischer Stücke und der Weltersteinspielung einer Variation über Leonard
Cohens Suzanne.
www.simonedinnerstein.com
DANIEL BEHLE
BACH
Der bekannte deutsche Tenor singt Arien
aus Bach-Kantaten, u. a. Ermuntere Dich,
Ich habe genug, Geduld, wenn mich
falsche Zungen stechen, Frohe Hirten, So
schnell ein rauschend Wasser schießt,
Lass o Fürst der Cherubinen. Mit AnneCathérine Heinzmann (Flöte) und Mitgliedern der Göttinger Stadtkantorei.
GROSSE CHORMUSIK
VIVARTE KOLLEKTION
Das vielfach ausgezeichnete Label Vivarte
ist weltbekannt für die herausragende
Qualität seiner Einspielungen auf historischen Instrumenten. Diese limitierte
CD-Edition enthält 60 Vivarte-CDs mit
großartigen Künstlern wie Anner Bylsma,
Bruno Weil, Tafelmusik, Huelgas Ensemble u. v. a. zum absoluten Sonderpreis.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen
Chorverband erscheint diese hochwertige 30 CD-Edition mit den bedeutendsten Chorwerken in herausragenden Referenzaufnahmen. Alle Aufnahmen wurden
von hochkarätigen Chören und berühmten Chorleitern wie dem Arnold Schoenberg Chor, Nikolaus Harnoncourt, dem
Balthasar-Neumann-Chor, Thomas Hengelbrock, dem Windsbacher Knabenchor,
Karl-Friedrich Beringer, dem Tölzer Knabenchor, Kurt Weil, Frieder Bernius, dem
Chor des Bayerischen Rundfunks, Sir Colin
Davis u. v. m. eingespielt.
www.sonymusicclassical.de