ASEAN Roadmap 2015 - AHK Vietnam

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ASEAN Roadmap 2015 - AHK Vietnam
Geschäftschancen für den
deutschen Mittelstand
Einleitung
ASEAN Roadmap
Das Jahr 2015 bildet für die zehn südostasiatischen
ASEAN-Mitgliedsländer mit Gründung der ASEAN
Economic Community (AEC) den Startschuss für eine
ver tiefte wir tschaftliche Integration, die zahlreiche
Geschäftschancen mit sich bringen wird. Die
Auslandshandelskammern (AHKs) der Region und
Germany Trade & Invest (GTAI) wollen deutsche
Unternehmen dabei unterstützen, die neuen Potenziale
zu identifizieren und ihre Marktanteile in der Region
auszubauen. In dem Pilotprojekt „ASEAN Roadmap
2015“ vereinigt sich das Know-how der AHKs
und GTAI in der Region zu einer übergreifenden
Gemeinschaftspublikation.
Im ersten Teil der Roadmap beschreiben Autoren
der AHKs in ASEAN einzelne Facetten und Perspektiven
der geplanten Asiatischen Wirtschaftsgemeinschaft. Im
zweiten Teil analysieren die regionalen Repräsentanten
der GTAI die künftigen Entwicklungen auf den Märkten
für Deutschlands wichtigste Expor tbranchen.
Untermauert werden die Analysen durch Einschätzungen
von Unternehmern, die bereits erfolgreich im Markt
tätig sind. Darüber hinaus finden sich zahlreiche
Graphiken und Tabellen, die u.a. über die geplanten
Investitionsprojekte in der Region informieren.
IMPRESSUM
Herausgeber: Deutsch-Thailändische Handelskammer im Auftrag von German ASEAN Chamber Network (GACN)
und Germany Trade & Invest
Redaktion: Jörg Buck, Alexander Hirschle, Oliver Idem, Helmut Kahlert, Christina Otte
Konzept: Jörg Buck, Dr. Waldemar Duscha
Projekt Management: Ratanaporn Bistuer
Autoren: Jörg Buck, Dr. Waldemar Duscha, Nadine Fund, Alexander Hirschle, Thomas Hundt, Rainer Jaensch, Helmut Kahlert,
Wilma Knipp, Jürgen Maurer, Dr. Tim Philippi, Roland Rohde, Jan Rönnfeld, Alexander Stedtfeld, Marko Walde
Grafik Design: Sorapol Liengboonlertchai
Auflage: 5,000
Stand: 1 August 2013
Alle Rechte vorbehalten. ©Nachdruck – auch teilweise – nur mit vorheriger ausdrücklicher Genehmigung. Trotz größtmöglicher
Sorgfalt keine Haftung für den Inhalt.
Inhalt
Grußworte
02
ASEAN und AEC – ein Überblick
05
AEC – Die Perspektiven
Freihandelsabkommen im ASEAN-Raum –
Ausblick auf 2015
Deutsche Firmen entdecken ASEAN als
Produktionsstandort
Fachkräftemigration & berufliche Bildung :
Wandel in ASEAN
Forschung & Entwicklung in ASEAN: Ausblicke
auf die AEC
Transport und Logistik – ASEAN als LogistikHub-Region
Standardisierungsbemühungen in den
ASEAN-Ländern
08
10
12
14
16
18
Branchen und Märkte in der AEC
Kfz und Autoteile
Elektrotechnik, Elektronik
Chemie
Maschinenbau
Medizintechnik, Gesundheitswesen
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT),
Neue Medien, Business Process Outsourcing (BPO)
Infrastruktur, Urbanisierung
Energie, Rohstoffe
Food, Agro-Business
Finanz- und Business-Dienstleistungen
AHK- / GTAI-Kontaktseite
www.gtai.de
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www.aseanchambernetwork.com : 01
AHK-Grußwort
Die zehn Mitgliedsstaaten des ASEAN-Staatenverbundes mit
den Ländern Indonesien, Thailand, Malaysia, Vietnam, Philippinen,
Brunei Darussalam und Singapur sowie Laos, Kambodscha
und Myanmar stellen die Wirtschaftsregion dar, die weltweit
derzeit am schnellsten wächst. Als ein Land betrachtet, wäre
ASEAN schon heute die neuntgrößte Volkswirtschaft der Welt
mit einer Bevölkerungszahl von über 600 Mio. Menschen
und einer Wirtschaftsleistung von rund 2,3 Billionen US$. Die
Wahl Vietnams als Veranstaltungsort der 14. Asien-PazifikKonferenz der Deutschen Wirtschaft (APK 2014; vom 20. bis
21. November 2014 in Ho Chi Minh City) unterstreicht die
große Bedeutung ASEANs für deutsche Unternehmen.
Die ASEAN-Staaten haben sich bis 2015 weitere Integrationsund Harmonisierungsschritte vorgenommen, um einen
gemeinsamen Binnenmarkt mit zollfreiem Warenverkehr,
freiem Fluss von Dienstleistungen, Kapital, Investitionen und
Arbeitskräften zu schaffen. Diese Entwicklungen und die
überaus positiven Voraussagen für die kommenden Jahre mit
den unterschiedlichen Vorteilen der einzelnen Mitgliedsstaaten
sind auch für deutsche Unternehmen, insbesondere kleine und
mittlere Unternehmen (KMU), von großem Interesse. Aus
diesen Gründen wurde das German-ASEAN Chamber
Network (GACN) von den deutschen Auslandshandelskammern
(AHKs) der ASEAN-Region im Jahre 2012 geschaffen.
Das GACN ist eine Plattform zum Austausch von Informationen
und zur Interessenver tretung deutscher Unternehmen. Es
verknüpft bilaterale Netzwerke und Dienstleistungen der
Ari Soemarno
GACN-Vorsitzender
Vorsitzender AHK Indonesien
02 : ASEAN Roadmap 2015
AHKs mit ihren Mitgliedsunternehmen sowie politischen und
institutionellen Entscheidungsträgern zu einem regionalen
ASEAN-weiten Netzwerk. Ziele sind, eine offene handels- und
investitionsfreundliche Umgebung zu schaffen, künftige
Geschäftsfelder und -möglichkeiten zu identifizieren und die
wir tschaftlichen Beziehungen zwischen dem ASEAN-Bund
und Deutschland zu festigen und zu vertiefen.
Die vorliegende Broschüre ASEAN Roadmap 2015, ein
Gemeinschaftswerk der AHKs mit Germany Trade & Invest
(GTAI), gibt Ihnen einen Überblick über die Region sowie
einen Ausblick auf die Auswirkungen der bereits erzielten und
bevorstehenden Integration.
Wir hoffen, dass Sie damit die notwendigen Anstöße erhalten,
um ASEAN in den Fokus Ihrer unternehmerischen Aktivitäten
rücken zu lassen. Bei der Suche nach weitergehenden
Informationen und individuellen Markteintrittsdienstleistungen
steht Ihnen mit dem GACN ein Netzwerk zur Verfügung, das
auf die jahrzehntelang erfolgreiche Arbeit der deutschen
Auslandshandelskammern als Ver tretungen der verfassten
Wirtschaft vor Ort aufbaut. Nutzen Sie diesen einzigartigen
Erfahrungsschatz sowie die daraus entstehenden Synergieeffekte
des Netzwerkes.
Jakarta, Juli 2013
Jan Rönnfeld
GACN-Geschäftsführer
Hauptgeschäftsführer
AHK Indonesien
GTAI-Grußwort
Bis 2015 soll mit der ASEAN Economic Community (AEC) ein
riesiger liberalisierter Wirtschaftsraum gegründet werden. In
dessen Mittelpunkt steht der freie Verkehr von Waren,
Dienstleistungen, Kapital, Investitionen und Arbeitskräften. Ziel
ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Association of South East
Asian Nations (ASEAN) langfristig zu stärken und die regionale
wirtschaftliche Integration voranzutreiben. Zusammen mit der
geplanten ASEAN Security Community (ASC) und der ASEAN
Socio-Cultural Community (ASCC) soll bis 2020 eine
umfassende ASEAN-Gemeinschaft entstehen.
Für die nächsten fünf Jahre wird in der Region mit einem
durchschnittlichen realen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts
von 6% gerechnet. Die südostasiatischen Volkswir tschaften
locken ferner mit expandierenden Industrien und einer
kaufkräftigen Mittelschicht.
In der vorliegenden Gemeinschaftsstudie von Germany Trade
& Invest (GTAI) und dem German ASEAN Chambers Network
(GACN) berichten die GTAI-Experten vor Ort über die
Entwicklung ausgewählter Branchen und Märkte. Damit
möchten wir umfassend über Chancen und Änderungen im
Zuge der fortschreitenden Integration der Märkte informieren
und Perspektiven für breitere regionale Geschäftsansätze
aufzeigen.
Wir wünschen Ihnen eine nutzbringende Lektüre und viel
Erfolg bei Ihrem ASEAN-Geschäft.
Berlin/Bonn, Juli 2013
Vom wirtschaftlichen Aufschwung und den daraus resultierenden
neuen Geschäftschancen profitier t auch die deutsche
Exportwirtschaft. Bereits jetzt sind Produkte mit dem Label
„Made in Germany” in der Region sehr begehrt. Die deutschen
Ausfuhren in die ASEAN-Länder legten trotz schwieriger
weltwirtschaftlicher Rahmenbedingungen 2012 um 16,5% im
Vorjahresvergleich auf umgerechnet 20,5 Mrd. Euro zu. Der
gesamte bilaterale Handel wuchs im Vergleich zum
Vorjahreszeitraum um 8,6% auf 45,4 Mrd. Euro.
Zusätzlich begünstigt seit 2010 die ASEAN-China-Freihandelszone
Standorte in den Gemeinschaftsländern als Ausgangsbasis zur
Bedienung lokaler Märkte. Mit mehreren der Staaten strebt die
Europäische Union (EU) Freihandelsabkommen (FTA) an. Von
2009 bis 2011 wuchsen die Zuflüsse von Direktinvestitionen aus
der EU in die Region um 126% auf 18,3 Mrd. US$. Damit ist sie,
abgesehen von den ASEAN-Mitgliedstaaten selbst, der
größte Investor in den Ländern.
www.gtai.de
Dr. Benno Bunse
Erster Geschäftsführer
Germany Trade & Invest
www.aseanchambernetwork.com : 03
DIHK-Grußwort
Sehr geehrte Unternehmerinnen und Unternehmer,
seit über 50 Jahren sind die deutschen Auslandshandelskammern
(AHKs) in Südostasien ein wichtiger Ansprechpartner für die
deutsche Wirtschaft und die lokalen Regierungen. Und die
Region ist heute dynamischer denn je.
Wir tschaftlich geht es bergauf: Mit durchschnittlichen
Wachstumsraten von über 5 - 6% in den nächsten Jahren,
bieten die ASEAN-Staaten vielfältige Geschäftschancen für
deutsche Unternehmen. Diese sind in den einzelnen Märkten
bereits gut positioniert, um diese Chancen zu ergreifen.
Politisch ist aber ebenfalls ein wichtiger Prozess angestoßen
worden: Längst hat sich mit der Association of South East
Asian Nations (ASEAN) eine Region entwickelt, die zu den
wirtschaftlich dynamischsten Wachstumsmärkten weltweit
gehört. Bis 2015 soll die ASEAN Economic Community (AEC)
entstehen, die aus Ländern wie Indonesien, Thailand, Philippinen,
Vietnam, Singapur und Malaysia einen gemeinsamen und
zollfreien Binnenmarkt bilden wird.
Geschäftschancen für deutsche Unternehmen bestehen in
unterschiedlichen Branchen, und die Märkte sind trotz
Integrationsbemühungen noch sehr heterogen. Um Ihnen
einen besseren Überblick über die Potentiale der Region zu
geben, haben die AHKs und Germany Trade and Invest mit
der ASEAN Roadmap 2015 einen kompakten Leitfaden
erstellt. Diese Publikation beleuchtet nicht nur die aktuelle
Lage, sondern blickt bis in das Jahr 2015.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und erkenntnisreiche
Lektüre der ASEAN Roadmap 2015 und geschäftlichen Erfolg
in diesem aufstrebenden Teil Asiens.
Freundliche Grüße
Berlin, Juli 2013
Mit der Gründung des German ASEAN Chamber Network
(GACN) im November 2012 haben die AHKs in Südostasien
dieser Entwicklung Rechnung getragen. Es ist wichtig, dass die
deutsche Wirtschaft sich auf die Chancen vorbereitet, die aus
dieser regionalen Entwicklung entstehen, und im Dialog mit
den politischen Akteuren vor Ort mit einer Stimme spricht.
Die AHKs werden über das GACN deutschen Unternehmen
einen grenzübergreifenden Erfahrungsaustausch in Südostasien
bieten und Sie beim Markteintritt optimal begleiten können.
Als Unternehmer können Sie von der langjährigen Erfahrung
und der hervorragenden Vernetzung der AHK im jeweiligen
Gastland profitieren.
04 : ASEAN Roadmap 2015
Dr. Martin Wansleben
Hauptgeschäftsführer
(DIHK) Deutscher Industrie- und
Handelskammertag e.V.
ASEAN und AEC
EIN ÜBERBLICK
von Jan Rönnfeld, Geschäftsführer, German-ASEAN Chamber Network (GACN)
In den 1980er-Jahren erreichte Asien ein rapides
Wirtschaftswachstum, und der Anfang des sogenannten „Asian
Miracles” nahm seinen Lauf. Eine schnelle Ausbreitung
ausländischer Direktinvestitionen sowie des von diesen
abgeleiteten Handels gingen einher mit der Liberalisierung der
Handelspolitik der Staaten Nordostasiens. Vor allem die
damaligen Mitglieder der im Jahre 1967 gegründeten
südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN (Association of
Southeast Asian Nations) führten Strukturreformen ein, welche
sie für eine exportorientierte Produktion befähigten und
Grundlage für weiteres Wachstum darstellen sollten. Hinzu
kamen eine günstige makroökonomische Umgebung, die sich
in relativ stabilen Inflationsraten widerspiegelte, sowie ein
ausreichendes Angebot an gut ausgebildeten kostengünstigen
Arbeitskräften. Externe Faktoren sowie ein bedeutender
Fortschritt im Bereich der Informationstechnologie, welcher
die Kommunikations- und Logistikkosten senkte, trugen ebenso
zu einer Ausweitung des Handels und des Zuflusses
ausländischer Direktinvestitionen bei.
Ziel der ASEAN-Staatengemeinschaft war und ist, für politische
Stabilität, wirtschaftlichen Aufschwung und sozialen Fortschritt
zu sorgen. Mit der ASEAN wurde aber auch eine internationale
Organisation geschaffen, die die Kooperation der Staaten
einerseits untereinander, andererseits mit den Nachbarstaaten
voranbringen sollte. Erst nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs”
wurde die Bedeutung der Gemeinschaft tragend und die
Integration musste vorangetrieben werden, welches sich
zunächst über die Schaffung einer ASEAN Free Trade Area
(AFTA) im Jahre 1992 durch die Gründerstaaten Indonesien,
Malaysia, Philippinen, Singapur und Thailand sowie das 1984
beigetretene Brunei Darussalam zeigte. Um den Handel zu
erleichtern, wurden tarifäre und nicht-tarifäre Maßnahmen in
der Common Effective Preferential Tariffs (CEPT)-Vereinbarung
liberalisiert.
www.gtai.de
Im Jahre 2003 trat das AFTA-Abkommen unter den genannten
Mitgliedern in Kraft, das heißt Binnenzölle sollten innerhalb von
15 Jahren auf 0 bis 5% gesenkt werden. Die später zur
Gemeinschaft hinzugekommenen Länder Kambodscha,
Laos, Myanmar und Vietnam traten der Freihandelszone mit
verlängerten Laufzeiten zur Umsetzung bei. Die AFTA war
Basis für die Verträge Bali Concord II (2003) beziehungsweise
die Cebu Declaration (2007), welche sich heute in der "Vision
2020" widerspiegeln.
Die Erweiterung der ASEAN sowie die Finanzkrise der Jahre
1997/98 stellten die Gemeinschaft bezüglich Kooperation und
Integration vor neue Herausforderungen. Hinzu kommt, dass
die politische Heterogenität zwischen den Mitgliedsstaaten
durch die Aufnahme nicht-demokratischer Staaten sowie durch
die progressive Demokratisier ung eines Teils der
Gründungsländer in den vergangenen Jahren angestiegen ist.
Gerade dieser Zustand verlangt nach mehr Einheit bezüglich
wir tschaftlicher und politischer Entwicklungen, um
ein Auseinanderbrechen zu vermeiden. Die
Demokratisierungstendenzen schlagen sich auch in einem
aktiveren Regionalismus, das heißt einer verstärkten
Zusammenarbeit der Regierungen im ökonomischen Bereich,
nieder.
Die Mitglieder haben in den letzten Jahren verschiedene
Abkommen unterzeichnet, die ihre Kooperationswilligkeit
bekunden. Dadurch wird der Integrationsprozess immer weiter
vorangetrieben. Mit der Unterzeichnung der ASEAN Charter
am 20.11.2007 und der Bekundung einer ASEAN Economic
Community (AEC) sind weitere Schritte unternommen worden,
die eine verstärkte Zusammenarbeit der Länder forcieren.
www.aseanchambernetwork.com : 05
ASEAN und AEC
Im Jahr 2013 strahlt die Region Südostasien Selbstbewusstsein
durch „traumhaft gute” Wirtschaftsdaten aus, welche durch
eine konstante und wirtschaftsfreundliche Politik, eine steigende
konsumfreudige Mittelschicht und die Dynamik einer jungen
Bevölkerung gestützt werden. Die mittlerweile zehn ASEANMitgliedsstaaten mit einer Bevölkerung von insgesamt 600 Mio.
Land
Brunei
Landfläche
(km2)
Menschen und einem gemeinsamen Bruttoinlandsprodukt von
umgerechnet rund 2,3 Billionen US$ entwickeln sich mit bis
zu zweistelligen Zuwachsraten zu einem der größten
Verbrauchermärkte der Welt. Treiber der Entwicklung ist
die in den meisten Mitgliedsstaaten rasch expandierende
Mittelschicht.
Bevölkerung (Mio.)
(Schätzung 2013)
BIP (Mrd. US$)
(Schätzung 2012)
BIP (PPP) (Mrd. US$)
(Schätzung 2012)
5.765
0,4
16,6
22,0
181.035
15,2
14,2
37,5
Indonesia
1.904.569
251,2
878,2
1.237,0
Laos PDR
236.800
6,7
9,2
19,5
Malaysia
329.847
29,6
303,5
506,7
Myanmar
676.577
55,2
53,1
90,9
Philippines
300.000
105,7
250,4
431,3
Singapore
697
5,5
276,5
331,9
Thailand
513.120
67,5
365,6
662,6
Vietnam
331.051
92,5
138,1
325,9
ASEAN
4.435.670
629.4
2.305,5
3.665,1
EU
4.324.782
503,9
16.360,0
15.970,0
USA
9.826.675
316,7
15.680.0
15.940,0
Cambodia
Quellen: CIA World Fact Book 2013, IMF Forecast 2013
Zur Er reichung einer politisch und
wir tschaftlich stabilen Region wurde die
„Vision 2020” auf drei Hauptpfeiler
aufgebaut:
Schlüsselindustrien ausgewählter Asean-Länder
Vietnam
ASEAN ECONOMIC COMMUNITY
(AEC)
Textil
Maschinen
Elektronik
ASEAN SOCIO-CULTURAL COMMUNITY
(ASCC)
ASEAN SECURITY COMMUNITY
(ASC)
Die „Vision 2020” mit der geplanten
Realisierung der AEC im Jahr 2015 gab auch
Impulse, große For tschritte im Bereich der
gegenseitigen Anerkennung von Standards zu
erzielen. Vorreiter für diese Entwicklung waren
diverse Abkommen, welche im Zuge des AFTA
abgeschlossen wurden.
Philippinen
Elektronik
IT-Outsourcing
Food & Agribusiness
Malaysia
Singapur
Finanzdienstleistungen
Handel
Chemie
Quellen: eigene Darstellung, GACN
06 : ASEAN Roadmap 2015
Thailand
Elektronik
Öl & Gas
Automobilindustrie
Automobilindustrie
Elektrik & Elektronik
Food & Agribusiness
Indonesien
Elektronik
Automobilindustrie
Chemie & Pharma-Industrie
ASEAN und AEC
Die Heterogenität der zehn ASEANMitgliedsstaaten wird momentan noch
eher als Chance gesehen, unterschiedliche
Interessen zu bedienen und dadurch
komparative Vorteile auszuschöpfen.
Der zunehmende Binnenhandel lässt die
Region unabhängiger von externen
Schocks werden und stärkt sie damit
„von innen heraus”. Mit der Ratifizierung
der ASEAN Charter im Jahre 2008
wurde erstmals eine Verbindlichkeit der
zwischenstaatlichen Zusammenarbeit
hergestellt. Davon erhofft sich die
Gemeinschaft, mehr Einfluss auf globale
Vorgänge zu erhalten und eine stärkere
Führungsrolle im Asien-Pazifik-Raum
ausüben zu können.
Als nächster Meilenstein der ASEANIntegration ist die Schaffung der ASEAN
Economic Community (AEC) 2015 als
Teil der „Vision 2020” vorgesehen.
Die AEC hat das Ziel, die
Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, indem
ein Wirtschaftsraum geschaffen wird,
in dessen Mittelpunkt ein einheitlicher
Markt gemäß den Grundsätzen einer
offenen Wirtschaft steht. Es soll ein
marktgetriebener Wir tschaftsraum
entstehen, welcher eine homogene
wirtschaftliche Entwicklung der Staaten
und deren Bewohner vorantreibt und
die Region in die Weltwir tschaft
integriert. Durch die Schaffung dieses
Binnenmarktes mit einem freien Fluss
von Güter n, Dienstleistungen,
Investitionen, Kapital und Arbeitskräften
soll die Region wettbewerbsfähiger
werden. Durch diverse regionale
Kooperationen (ASEAN+3 und RCEP)
und bilaterale Freihandelsabkommen
stär kt ASEAN ihre Rolle in der
Weltwirtschaft.
Im Hanoi Plan of Action wurde 1998
auch eine Verbesserung der Strukturen
und Mechanismen innerhalb der
ASEAN festgehalten. Trotz der Stärkung
der Organisationsstr uktur in den
vergangenen 15 Jahren ist die Institutionalisierung verglichen mit anderen Regionalorganisationen wie der Europäischen
Union (EU) sehr lose geblieben.
www.gtai.de
ASEAN-Exporte 2011
(Anteil in %)
USA 8,1%
EU 27
9,4%
Australien
1,9%
Indien
2,2%
Russland
1,0%
Kanada
0,5%
Korea
(Rep.)
6,1%
Japan
11,2%
Sonstige
22,7%
VR China
13,3%
ASEAN
23,6%
ASEAN-Importe 2011
(Anteil in %)
USA 8,6%
EU 27
10,2%
Korea
(Rep.)
4,4%
Japan
11,7%
VR China
10,3%
Australien
3,0%
Indien
3,4%
Russland
0,2%
Kanada
0,4%
Sonstige
21,4%
ASEAN
26,4%
Quelle: Germany Trade & Invest
Hintergrund ist ein regionalspezifischer Kooperationsansatz, der in der Formulierung
der „Asiatischen Werte” im Jahre 1990 seinen Ausdruck als verbindende Kraft
innerhalb der Region fand. Der sogenannte „Asean Way” betont die Flexibilität und
Formlosigkeit der regionalen Vereinbarungen und legt die Souveränität der einzelnen
Staaten und das Nichteinmischungsprinzip in die internen Angelegenheiten anderer
Mitgliedstaaten als wesentliches Kooperationsprinzip fest. Das bedeutet unter
anderem, dass die ASEAN-Staaten zwar einen gemeinsamen Binnenmarkt bilden
möchten, der einen zollfreien Warenverkehr ermöglicht; ein einheitlicher
Außenzolltarif oder gar eine Wirtschafts- und Währungsunion nach europäischem
Vorbild sind aber im Rahmen der AEC nicht geplant.
www.aseanchambernetwork.com : 07
AEC – Die Perspektiven
FREIHANDELSABKOMMEN
IM ASEAN-RAUM - AUSBLICK AUF 2015
von Jan Rönnfeld, Hauptgeschäftsführer, AHK Indonesia
stark gestiegen. Zum einen schloss die
ASEAN FTA-Abkommen mit sechs
anderen Ländern im Asien-Pazifik-Raum
(VR China, Japan, Indien, Korea, Rep.,
Australien und Neuseeland). Zum
anderen wurden seitdem 196 bilaterale
FTAs zwischen einzelnen Ländern
vereinbart oder befinden sich aktuell im
Verhandlungsstadium.
Ein zwischen der EU und ASEAN
geplantes Freihandels- beziehungsweise
Par tnerschaftsabkommen liegt seit
2009 „auf Eis”. Die Strategie der EU
sieht nun vor, mit möglichst vielen
einzelnen Ländern Freihandelsverträge
abzuschließen. Im Dezember 2012 hat
Singapur als erster und bisher einziger
ASEAN-Staat ein FTA mit der EU
vereinbart, das als Vorbild für die weiteren
Abkommen gesehen wird.
Aktuelle Situation
Im Jahr 1992 haben die ASEAN-Länder
die Bildung der ASEAN-Freihandelszone
(AFTA) mit einem gemeinsamen
Präferenzzolltarif (Common Effective
Preferential Tariff, CEPT) eingeläutet, der
Handelsbarrieren in der Region abbaut.
Über 99% der Zölle zwischen Indonesien,
Malaysia, Singapur, den Philippinen,
Thailand und Brunei Darussalam wurden
entweder bereits abgeschafft oder liegen
bei maximal 5%. Für die vier
wir tschaftlich weniger entwickelten
Länder Kambodscha, Laos, Myanmar und
Vietnam gibt es bis 2015 noch
Ausnahmeregelungen.
Die AFTA CEPT wird nur angewandt für
Güter, deren lokaler Anteil in den
ASEAN-Standor ten mindestens 40
% des FOB-Wer tes beträgt. Die
Berechnungsformel lautet: Rohmaterialien
+ direkte Arbeitskosten + direkte
08 : ASEAN Roadmap 2015
Overhead-Kosten + Profit + inländische
Transpor tkosten x 100% vom FOBWert.
Darüber hinaus wurde 2012 zwischen
den ASEAN-Mitgliedsstaaten die
sogenannte ASEAN Harmonized Tariff
Nomenclature (AHTN) eingeführt - eine
gemeinsame und tr ansparente
Klassifizierung für alle Waren innerhalb
und außerhalb der Region, die auf
dem HS-Code der World Customs
Organisation (WCO) basiert. Die AFTA
ist damit das Kerninstrument zur Bildung
der ASEAN Economic Community (AEC)
geworden.
Während es im Jahr 2000 in der OstasienRegion nur drei Freihandelsabkommen
(Free Trade Agreement, FTA) gab, ist die
Anzahl in den letzten Jahren durch die
stockende WTO-Welthandelsrunde sehr
Veränderungen
ab 2015
Die ASEAN-Staaten bilden zwar eine
Freihandelszone, die einen zollfreien
Warenver kehr er möglicht; ein
einheitlicher Außenzolltarif oder gar eine
Währungsunion nach europäischen
Vorbild sind jedoch auch im Rahmen der
AEC nicht geplant. Jedes Land kann nach
wie vor Waren von außerhalb der ASEANGemeinschaft mit nationalen Zolltarifen
belegen, das heißt für Anbieter außerhalb
der AEC gelten die Bestimmungen der
bilateralen Handelsabkommen. Daher
sind auch nach 2015 FTA mit einzelnen
Ländern möglich und notwendig, um
Wettbewerbsnachteile für europäische
Unternehmen gegenüber anderen
Ländern auszugleichen oder Vorteile zu
erzielen. Hauptziel der EU ist aber nach
wie vor der Abschluss eines regionalen
ASEAN-EU-Freihandelsabkommens.
AEC – Die Perspektiven
Bei den Zöllen wird es ab 2015 keine
gravierenden Änderungen geben, denn
bis auf die Ausnahmeregelungen für
Kambodscha, Laos, Vietnam und Myanmar
sind bereits 99% der Warenlieferungen
zollfrei oder auf bis zu 5%
reduziert. Veränderungen werden vor
allem im Bereich der Zollintegration, der
Ursprungszeugnisbestimmung, in der
Etablier ung eines gemeinsamen
elektronischen Zollsystems sowie beim
Abbau nicht-tarifärer Handelshemmnisse
und bei der Har monisier ung
unterschiedlicher Normen und Standards
erwartet. Die Liberalisierung und
Vereinheitlichung im Bereich
Dienstleistungen (Services) ist im AFAS
(ASEAN Framework Agreement on
Services) geregelt.
Analyse der AECAuswirkungen
Die für 2015 geplante Integration der
ASEAN-Staaten in die AEC und die damit
einhergehende Harmonisierung der
gesetzlichen Regelungen eröffnet
vielfältige Möglichkeiten innerhalb der
Region und für alle mit ASEAN durch
Freihandelsabkommen verbundene
Länder und Regionen. Die meisten
Vorhersagen gehen davon aus, dass der
regionale Intra-Handel von derzeit
etwa 26% auf 30 bis 35% im
Laufe der folgenden Jahre ansteigen
wird.
Bereits heute stammt ein großer Teil der
gehandelten Waren innerhalb der
ASEAN aus länderübergreifenden
Produktionsnetzwerken. Da durch die
AEC auch Dienstleistungen, Arbeitskräfte
und Kapital länderübergreifend genutzt
werden können, gehen Experten davon
aus, dass eine noch stärkere Arbeitsteilung
zwischen den Mitgliedsländern entstehen
und dieser Anteil voraussichtlich weiter
steigen wird.
www.gtai.de
So wird erwar tet, dass
Singapur als Finanzmetropole
und „Drehkreuz” für den
außergemeinschaftlichen
Handel der ASEAN-Staaten
noch bedeutender wird,
Thailand und Malaysia ihre
Wettbewerbsvor teile als
Hochtechnologie-Produktionsstandorte weiter ausbauen
sowie Indonesien, Vietnam
und die Philippinen durch die
Größe ihrer Binnenmärkte
sich überwiegend zu
Absatzmärkten und
Produktionsstandorten von
arbeitsintensiven und
technologisch einfacheren
Produkten entwickeln werden.
Bei den wirtschaftlich weniger
fortgeschrittenen Mitgliedern
Myanmar, Kambodscha und
Laos gibt es die Besorgnis,
dass ihre weitgehend noch
nicht konkurrenzfähigen
Industrien wegbrechen oder
ganz untergehen und die
Länder zu reinen
Rohstofflieferanten für die
Region abfallen könnten.
Harvey Rouse
Counselor, Head of Economic
and Trade section
Delegation of the European Union
to Indonesia,
Brunei Darussalam & ASEAN
„Das Singapur-Abkommen bildet einen wichtigen
Baustein zu einem Freihandelsabkommen
EU-ASEAN (FTA). Ein Abkommen auf regionaler
Ebene mit den ASEAN-Staaten bleibt ein wichtiges
strategisches Ziel der EU. Die „Region-to-Region”Verhandlungen 2007 bis 2009 wurden allerdings
nicht von allen Teilnehmern mit der gleichen
Motivation verfolgt. Sobald eine bestimmte
Anzahl bilateraler FTAs mit einzelnen ASEANStaaten erreicht ist, werden wir diskutieren, wie
unser ASEAN-Engagement „regionalisier t”
werden kann. In diesem Zusammenhang
bleibt die Entwicklung der regionalen Integration
innerhalb der ASEAN-Staaten ebenso wie der
Aufbau der ASEAN Economic Community bis
2015 ein zentrales Element”.
Auch die veränderten Handelsvolumina
durch die bilateralen FTA könnten das
Entwicklungsgefälle innerhalb der ASEANLänder zunächst verstärken. Langfristig
wird aber durch die zunehmende
regionale Integration und den
Anschluss an die globalen Märkte ein
positiver Effekt erwartet, der auf
weltweiten Bezugsquellen, Technologien,
Exportpotenzialen sowie Produktionsund Investitionsmöglichkeiten beruht.
Empfehlung für
deutsche
Unternehmen
Die AEC hat als Ziel, die Region zu
einem gemeinsamen Binnenmarkt und
einem einheitlichen Produktionsstandort
zu entwickeln. Sie ist in erster Linie nach
innen gerichtet und soll ASEAN insgesamt
als Standor t und Wir tschaftsmacht
insbesondere im regionalen Kontext
gegenüber der VR China und Indien
stärken.
Eine solche Vereinheitlichung und
Ausrichtung auf internationale Standards
und Regelungen ist grundsätzlich auch
für die exportorientierten deutschen
Unternehmen von Vorteil. Problematisch
ist dagegen, dass der Mix von sich
überschneidenden regionalen und
bilateralen Freihandelsabkommen stark
zugenommen hat und die EU beim
Abschluss bilateraler FTA deutlich
hinterherhinkt. Damit genießen
Unternehmen anderer Länder zur Zeit
Wettbewerbsvor teile und deutsche
Unternehmen können sich nur sehr
www.aseanchambernetwork.com : 09
AEC – Die Perspektiven
schwer im Dickicht der unterschiedlichen
Regelungen der existierenden FTA
zurechtfinden.
Um den Freihandel in der AEC
auszunutzen, sollten deutsche
Unternehmen sich in der Region ansiedeln
und entweder in einem ASEAN-Land oder
länderübergreifend Produktions- oder
Sourcing-Netzwerke aufbauen. Zwar
helfen die vereinheitlichten Standards
und Bestimmungen auch deutschen
Exporteuren, die Hauptwirkung entfaltet
die AEC aber für produzierende
Unternehmen.
Zusätzlich können durch die Gründung
einer Niederlassung die weiteren
Freihandelsverträge der ASEAN genutzt
werden, zum Beispiel das ASEAN-China
FTA (ACFTA), die ASEAN-Japan
Comprehensive Economic Partnership
(AJCEP), das ASEAN-Korea FTA (AKFTA),
das ASEAN-Australien-Neuseeland FTA
(AANZFTA) und das ASEAN-Indien FTA
(AIFTA). Die genannten sechs
Wir tschaftspar tner und die ASEAN
starteten darüber hinaus im Mai 2013
Verhandlungen für eine umfassende
regionale Par tnerschaft, die RCEP
(Regional Comprehensive Economic
Partnership) - ein Wirtschaftsraum der
3,3 Mrd. Menschen umfasst und dessen
Wirtschaftsleistung bei circa 17 Billionen
US$ liegt. Ferner laufen die Verhandlungen
zum Freihandelsabkommen TPP, dem
Trans-Pacific Partnership Agreement, das
noch elf weitere Länder im Pazifikraum
umfasst, inklusive die USA.
DEUTSCHE FIRMEN
ENTDECKEN ASEAN ALS
PRODUKTIONSSTANDORT
von Alexander Stedtfeld, Hauptgeschäftsführer, AHK Malaysia
Die Zahl deutscher Firmen mit eigenen
Produktionsstandorten in Südostasien
wächst beständig. So verschieden die
einzelnen ASEAN-Staaten in ihrem
Entwicklungsstand, ihrer Marktgröße
oder in ihren politischen und
wirtschaftlichen Systemen sind, so viel
haben sie gemeinsam, wenn es um
günstige Standortfaktoren geht. Dazu
gehören wir tschaftsfreundliche
Regierungen und Verwaltungen, relativ
niedrige
Produktionsund
Infrastrukturkosten, staatliche Investitionen
in Infrastruktur und Transportlogistik,
attraktive Investitionsanreize sowie ein
Reservoir an jungen, ehrgeizigen und
insgesamt recht gut ausgebildeten
Arbeitskräften. Am Ende entscheidet
das Gesamtpaket unter besonderer
Berücksichtigung der konkreten
Anforderungen
an
den
Produktionsstandort.
Doch eine Entscheidung für einen
Standort ist keine Entscheidung gegen
die Geschäftsentwicklung in den anderen
10 : ASEAN Roadmap 2015
ASEAN-Staaten. Die gute Durchdringung
der regionalen Märkte durch die bereits
heute weitgehende Integration des
südostasiatischen Wirtschaftsraums lässt
sich für eine regionale Strategie gut
nutzen. Hilfreich können dabei auch die
vielfältigen Verbindungen zwischen den
ASEAN-Mitgliedsstaaten sein, die auf der
Zugehörigkeit zu ver schiedenen
ethnischen Gruppen beruhen. Daraus
ergeben sich viele historische, kulturelle
oder soziale Gemeinsamkeiten, die den
Aufbau von Geschäftsbeziehungen
erleichtern.
Kundennähe als
wichtiges
Standortargument
Aber auch andere Faktoren spielen eine
wesentliche Rolle. Viele Unternehmen
haben vor allem in den letzten Jahren
ihre Vertriebsstandorte in der Region zu
Produktions- und Ser viceeinheiten
AEC – Die Perspektiven
ausgebaut. Mit der härter werdenden
Konkurrenz aus Asien, die auch
technologisch aufgeholt hat, ist der
Preisdruck gewachsen. Aber auch die
Kunden erwarten Lieferanten in ihrer
Nähe. Produktion und Service „vor Ort”
schaffen Vertrauen und verbessern die
Absatzchancen. Für Firmen, wie
beispielsweise der mittelständische
hessische Maschinenbauer Döka, ist es
zudem wichtig, mit lokalen Partnern
zusammenarbeiten zu können. Inzwischen
beliefert das Unternehmen die gesamte
Region von Malaysia aus. Dies sichert
Kostenvorteile, schafft höhere Flexibilität
und sichert kürzere Reaktionszeiten. Bei
der Suche werden sie in der Regel auch
fündig.
Anfangs mag es bei dem einen oder
anderen lokalen Unternehmen an der
Einsicht zu deutscher Präzision und an
dem Interesse am Detail fehlen, doch
erkennen die meisten rasch die Vorzüge
einer längerfristigen Kooperation oder
der Bereitschaft, die Präzisions- und
Qualitätsansprüche des deutschen
Partners zu akzeptieren. Gefordert ist
allerdings der kontinuierliche persönliche
Einsatz. Technologisch sind viele lokale
Unternehmen „auf der Höhe”, das
unternehmerische Denken ist dagegen
in Asien eher auf kurzfristige Gewinne
ausgerichtet.
Markterschließung
rückt in den
Vordergrund
Firmen, die sich mit dem Gedanken an
den Aufbau einer Produktion in
Südostasien beschäftigen oder gerade
gestar tet sind, k önnen auf den
Erfahrungsschatz zahlreicher deutscher
Unternehmen zurückgreifen, von denen
nicht wenige bereits seit den 1970erJahren, einige sogar seit Anfang des 20.
Jahrhunderts mit eigener Produktion in
Asien vertreten sind. Dabei hat sich das
Bild gerade in den letzten Jahren
gewandelt. Früher diente ein Standort in
www.gtai.de
Südostasien als „verlängerte Werkbank”
für Firmen, denen die Produktion in
Deutschland zu teuer geworden war.
Heute spielt die Erschließung des lokalen
und regionalen Marktes oft die
entscheidende Rolle. Auch sind die
Kunden anspruchsvoller geworden. Sie
erwarten schnellen und kompetenten
Kundenservice, und dies möglichst nah
am eigenen Standort zu günstigen Preisen.
Deutlich wird auch, dass Produktion
alleine nicht mehr einen
Wettbewerbsvor teil durch einen
Standort in ASEAN sichern kann. Gefragt
sind Konzepte , die auch zur
Weiterentwicklung von Produkten und
Prozessen beitragen können. Auch hier
zeigt sich zunehmend, dass die Region
etwas zu bieten hat. Die Regierungen in
Südostasien haben erkannt, dass sie in
Bildung und Ausbildung sowie in
Forschungskapazitäten investieren müssen,
um wettbewerbsfähig zu bleiben. Viele
Staaten bieten zudem Förderprogramme
an, um höhere Qualifizierungen der
Arbeitnehmerschaft zu erreichen oder
Unternehmen
bei
ihren
Entwicklungsanstrengungen zu entlasten.
Davon profitieren auch ausländische
Unternehmen.
Zulieferer folgen den
„großen Marken”
Mit der fortschreitenden
Integration bleiben auch die
Perspektiven gut. In einigen
Branchen werden erhebliche
Erleichterungen auf dem
Weg zu einem echten
Binnenmarkt erwartet. So
bereiten sich zum Beispiel
Automobilbauer bereits
heute auf die Zeit nach 2015
vor. Ein Beispiel ist der
Volkswagenkonzern. Derzeit
bildet Malaysia den
Schwerpunkt des Engagements
in ASEAN. Doch der Blick ist
klar in eine regionale Zukunft
gerichtet.
Die erwartete Liberalisierung, ergänzt
durch weitere bilaterale oder regionale
Freihandelsabkommen der ASEANStaaten, wird nicht nur den Markt
beflügeln. Sie wird zudem die Voraussetzungen für eine strategische regionale
Ausrichtung der Produktion schaffen.
Dabei lassen sich die unterschiedlichen
Stärken der Länder nutzen. Mit dem
Näherrücken der Märkte wächst auch
der Spielraum, Marketing- und Servicestr ukturen und -str ategien zu
regionalisieren. Attraktiv wird es zudem
für die deutsche Zulieferindustrie, den
großen deutschen Automarken zu folgen
und den erleichter ten Markteintritt
dafür zu nutzen, ihre komparativen
Vor teile für den Zugang zu lokalen
Herstellern auszuspielen.
Auch andere Branchen werden von dem
zusammenwachsenden ASEAN-Markt
profitieren und damit dem deutschen
mittelständischen Her steller von
Investitionsgütern, Automatisierungstechnologien oder Mess- und
Regeltechnik steigende Absatz- und
Investitionspotenziale bieten. Aber auch
Firmen im Umfeld hochentwickelter
industrieller Produktionen, die zum
Beispiel Ingenieursleistungen oder
Modernisierungsberatung anbieten,
können den Wettbewerbsdruck in
ASEAN ausnutzen.
Frank Hopfenbach
Landesgeschäftsführer der
Messer Group in Vietnam
„Mit fast 600 Mio. Einwohnern bietet die
ASEAN-Gemeinschaft langfristig grosses
Entwicklungspotential. Eine besondere Rolle fuer
die Messer Group spielt dabei das Land
Vietnam, das sich bis zum Jahr 2020 zu einem
Industrieland entwickeln will.”
www.aseanchambernetwork.com : 11
AEC – Die Perspektiven
FACHKRÄFTEMIGRATION &
BERUFLICHE BILDUNG :
WANDEL IN ASEAN
von Nadine Fund, Geschäftsführerin, German-Philippine Chamber of Commerce and Industry
Der mehr als 600 Mio. Einwohner umfassende südostasiatische
Staatenbund ASEAN entwickelt sich mit seiner jungen Bevölkerung
(Durchschnittsalter 28 Jahre) zu einer wettbewerbsfähigen
Alternative zu den „Wirtschaftsriesen” VR China und Indien.
Neben dem freien Fluss von Kapital und Investitionen sowie der
Handelsliberalisierung soll auch die Öffnung des Arbeitsmarktes
ein Treiber der Wirtschaftsintegration werden.
Im weiteren Verlauf wird die Liberalisierung der Arbeitsmärkte
durch die geografische Nähe eine verstärkte Migration von
Fachkräften innerhalb der Gemeinschaft verursachen.
Ingenieure, Krankenschwestern, Architekten, Vermessungstechniker,
Mediziner und Buchhalter zählen laut AFAS-Abkommen (ASEAN
Framework Agreement on Ser vices) zu den gefragten
Berufsgruppen.
Singapur als populäres Zuwanderungsland entwickelt sich zum
Hauptziel für Fachkräfte aus den ASEAN-Ländern, während die
Philippinen und Malaysia mehr Migranten als Zuwanderer
verzeichnen. Die Wanderungsbewegungen werden vor allem von
Disparitäten bei Gehaltshöhe und Berufschancen innerhalb der
Region sowie von der unterschiedlichen wir tschaftlichen
Entwicklung in den Mitgliedsländern ausgelöst.
Das Einkommens- und Entwicklungsgefälle zwischen den Staaten
hemmt nach wie vor das Zusammenwachsen der ASEANGemeinschaft. Während Singapur ein Pro-Kopf-Einkommen von
knapp 60.000 US$ (Schätzung 2012) vorweist und rund 40% der
internationalen Direktinvestitionen in der Region dorthin fließen,
gehören Myanmar und Kambodscha mit einem BIP pro Einwohner
von jeweils weniger als 1.400 US$ (Schätzung 2012) zu den ärmsten
Ländern der Erde. Mit zunehmender Technologieentwicklung wird
die Notwendigkeit von Fachkenntnissen auch in diesen Ländern
steigen, Zuwanderer könnten zunächst den nationalen Markt
bedienen und dann in der Folge inländische Talente fördern.
Mobilität nicht sehr ausgeprägt
Strategische Aktivitäten, um den Fachkräftestrom im Interesse
aller Mitgliedsstaaten zu lenken, wurden bereits durch gegenseitige
Anerkennungsvereinbarungen (MRA) von Qualifizierungen
eingeführ t. Eine Angleichung der Rahmenbedingungen und
Regularien zur grenzüberschreitenden Mobilität steckt noch
12 : ASEAN Roadmap 2015
AEC – Die Perspektiven
„in den Kinderschuhen”. Die ASEAN-Mitglieder sind bemüht, den
Informationsaustausch zu verbessern, Transparenz zu schaffen
und die Vereinfachung von Visa und Arbeitserlaubnissen zu
erarbeiten.
In diesem Kontext werden häufig „Brain Drain” und „Brain
Gain” kontrovers thematisiert, die aus Wanderungen
resultieren. Anknüpfend an das Beispiel des „Singapore-JohorRiau”-Wachstumsdreiecks ist es jedoch denkbar, dass auch
Divergenzen Chancen bieten und neue ASEAN„Wachstumsdreiecke” schaffen. So könnten die einzelnen
Mitgliedsländer mit Hilfe der Fachkräfte-Migration ihre ganz
speziellen Kompetenzen miteinander austauschen. Die Öffnung
des Arbeitsmarktes in der Region verursacht nicht nur
Veränderungen in der Beschäftigung, sondern auch bei
Arbeitsbedingungen und beruflicher Bildung. Durch das im
Rahmen der wir tschaftlichen Integration geschaffene
Wachstumspotenzial entwickelt sich ein zunehmender
Wettbewerb. Neu entstandene direkte Vergleichbarkeit und
Mobilität von Arbeitskräften hat den ASEAN-Mitgliedsregierungen
vor Augen geführt, dass Ausbildungsstandards häufig nicht den
Anforderungen der Wirtschaft entsprechen.
Regulierungen und Bildungspolitik
sollen angepasst werden
Diese Herausforderung hat in einzelnen Ländern schon
Initiativen für eine Bildungsreform angestoßen: Auf den
Philippinen wird das „K-12-Programm” (Erweiterung der
Schulpflicht auf 12 Jahre) eingeführt, in Indonesien werden
www.gtai.de
Peter Meinshausen
President South East Asia,
Australia & New Zealand Region
„Evonik lebt wie die meisten Unternehmen in einer
zunehmend globalen Wettbewerbssituation. Die Märkte
Asiens spielen dabei eine erhebliche Rolle. Singapur bietet
für Unternehmen ausgezeichnete Voraussetzungen, um
Forschungsprojekte zu verwirklichen. Neben der
Verfügbarkeit von qualifizier ten Mitarbeitern „stimmt”
insbesondere die Infrastruktur. Daher hat Evonik hier ein
regionales Innovationszentrum eingerichtet.”
Standards der beruflichen Bildung erneuert, was zu einer
Anpassung an internationale Bildungsstandards führt. Vermehrt
finden auch Kooperationen zwischen ASEAN-Ländern statt. So
unterstützt Singapur die Behörden in Myanmar bei der
Gründung eines Instituts für berufliche Ausbildung. Singapurs
Bildungspolitik hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, dass bis
2020 die Hälfte aller lokalen Arbeitskräfte einen
berufsorientierten polytechnischen Abschluss erreicht. Auch in
Vietnam und Thailand steht der Reformprozess an; generell
wird die Vertiefung englischer Sprachkenntnisse gefördert.
Die allgemeine Liberalisierung auf den ASEAN-Märkten kann,
bedingt durch die unter schiedlichen
wir tschaftlichen Entwicklungsstadien der
Mitgliedsländer, zu einer Abwanderung von
arbeitsintensiven Industrien führen. Experten
gehen davon aus, dass zum Beispiel in
Thailand durch eine zunehmende Automation
von Produktionsschritten die Nachfrage nach
Fachkräften steigen wird. Zu beobachten
bleibt, inwiefern dies eine Veränderung der
Wanderungsbewegungen
und
eine
Aufwer tung der gezielten beruflichen
Ausbildung implizieren wird.
www.aseanchambernetwork.com : 13
AEC – Die Perspektiven
FORSCHUNG & ENTWICKLUNG
IN ASEAN: AUSBLICKE AUF DIE AEC
von Dr. Tim Philippi, Geschäftsführer und Vorstandsmitglied, AHK Singapore
Der Sektor für Forschung und Entwicklung (F&E) in der
ASEAN-Region spiegelt eine ähnliche Diversität wider wie die
südostasiatische Staatenorganisation insgesamt. Länder wie
Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand und
Vietnam haben sich alle dem Ziel verschrieben, diesen Sektor
im eigenen Land im Rahmen ihrer Möglichkeiten auszubauen.
Während einige der Staaten dabei bereits sehr weit
fortgeschritten sind, beginnen andere Länder erst mit dem
Ausbau. Die Zukunft eröffnet daher voraussichtlich viele
Möglichkeiten für internationale F&E-Aktivitäten.
Indonesien, Philippinen,Vietnam
holen auf
Indonesien ist sich des großen Aufholbedarfs im Bereich F&E
bewusst: Bis vor kurzem betrug der Anteil an F&E-Investitionen
circa 157 Mio. Euro, weniger als 1% des Bruttoinlandsprodukts
(BIP). 2013 wurde das Projekt „Research and Innovation in
Science and Technology” (RISET) ins Leben gerufen, welches
14 : ASEAN Roadmap 2015
den F&E-Sektor mit finanzieller Unterstützung der Weltbank in
Höhe von fast 73 Mio. Euro (zum Vergleich BIP 2012: fast 650
Mrd. Euro) ankurbeln soll. Darüber hinaus startet 2014 das
Programm „Inovasi 1-747”, das als Kooperationsprojekt
zwischen dem Nation Innovation Committee (KIN), dem
Nation Research Council (DRN) und dem Ministry of Research
and Technology unter anderem erreichen soll, dass künftig
mindestens 1% des BIP in F&E-Maßnahmen investiert wird.
Die Philippinen wollen ebenfalls aufholen. Trotz der Existenz
von sieben F&E-Instituten innerhalb des Department for
Science and Technology (DOST) der Regierung mangelt es
vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) am
Zugang zu neuen Technologien sowie an Engagement in
Innovationen. Innerhalb des DOST ist der Philippine Council
for Agriculture, Aquatic and Natural Resources Research and
Development (PCARRD) die wichtigste Abteilung. Wenn auch
die staatlichen Ausgaben für F&E insgesamt recht niedrig
bleiben und das Land im Bereich Hochtechnologie fast
ausschließlich auf Importe angewiesen ist, bemühen sich
AEC – Die Perspektiven
verschiedene Unternehmen - zum Teil in Kooperation mit
DOST - ihre F&E-Aktivitäten am Standort auszubauen. So
plant etwa IBM gemeinsam mit DOST das erste Philippine
Systems/Technology R&D Laboratory, und das Nokia Siemens
Network (NSN) betreibt bereits eine F&E-Einrichtung in
Manila, die künftig sogar vergrößert werden soll.
Auch in Vietnam lassen sich Maßnahmen erkennen, die den
Ausbau des F&E-Sektors vorantreiben sollen. Neben der
Zusammenarbeit mit diversen Förderinstitutionen, darunter
der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), gibt es einige
Initiativen, um die Forschung auf einen international
wettbewerbsfähigen Stand zu heben. So überwacht
beispielsweise die National Foundation for Science &
Technology Development (NAFOSTED) die Förderung der
Grundlagenforschung. Auch die Kooperation mit ausländischen
Investoren zur Wissenschaftsförderung soll erweitert und bis
2020 eine moderne und leistungsfähige F&E-Struktur
aufgebaut werden. Dieser grundlegende, marktwirtschaftlich
orientier te Erneuer ungsprozess soll tiefgreifende
Veränderungen in den Wissenschaftsstrukturen herbeiführen
und erreichen, dass die über 1.000 wissenschaftlichen/
technischen Einrichtungen intensiver genutzt werden.
Bessere Position für Thailand,
Spitzenreiter bleibt Singapur
Stärker aufgestellt ist Thailand, und auf diese Basis will das Land
auch für die Zukunft bauen. Aktuell belaufen sich die jährlichen
Ausgaben für F&E umgerechnet auf fast 680 Mio. Euro, 2013
hat die Regierung sogar zusätzliche 180 Mio. Euro für die
Martin Hayes
President, Bosch Southeast Asia
„Forschung und Entwicklung spielen für Bosch eine sehr
große Rolle. Neue Produkte lassen sich unter den
klimatischen Bedingungen eines tropischen Standorts wie
Singapur hervorragend testen, um diese dann für die
Marktreife vorzubereiten. Für unser Unternehmen ist dies
sehr wichtig, um die globalen Märkte mit qualitativ
hochwertigen Produkten versorgen zu können.”
Kreativwirtschaft bereitgestellt. Bis 2016 sollen die Investitionen
in diesen Bereich vervierfacht werden. Dabei stehen vor allem
„grüne” und generell höherwertige Technologien sowie speziell
Bio-, Nano- und Informationstechnologie im Vordergrund.
Neben einer großzügigeren Finanzierung will der Staat die
Bedingungen für den wissenschaftlichen Fortschritt auch durch
eine verbesserte „Highspeed”-Breitbandinfrastruktur fördern.
Diese soll bis 2015 eine Nutzungsquote von 80% haben.
Mit jährlichen F&E-Investitionen von 2 bis 3% des BIP und
einem Ziel von 3,5% bis 2015, steht Singapur in der ASEANRegion unumstritten an der Spitze. Zwischen 2011 und 2015
plant die Regierung, fast 10 Mrd. Euro in die Förderung fließen
zu lassen. Auch die Privatwirtschaft ist zu umfangreichen
Investitionen bereit - deutsche Unternehmen wie Continental,
Bosch oder Siemens betreiben F&E-Zentren und bauen ihre
südostasiatischen Aktivitäten von dort aus.
Der große Erfolg der F&E im Stadtstaat ist nicht zuletzt auf
seine gut ausgebaute Infrastruktur zurückzuführen: Die Agency
for Science, Technology and Research (A-Star) unterhält 14
Forschungsinstitute sowie sieben Forschungszentren und vergibt
umfangreiche Fördermittel. Darüber hinaus existieren
verschiedene Industrieparks wie „Biopolis”, „Mediapolis” oder
„Fusionopolis”, die die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft
und Wir tschaft unterstützen sollen. Auch deutsche
Wissenschaftseinrichtungen, wie das Fraunhofer-Institut oder
die Technische Universität München, sind mit Einrichtungen
aktiv.
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AEC – Die Perspektiven
TRANSPORT & LOGISTIK ASEAN ALS LOGISTIK-HUB-REGION
von Jörg Buck, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, AHK Thailand
Br anchenschwer punkten (AECPrioritätssektoren) in den jeweils
spezialisier ten Ländern zu erwar ten.
So nutzen bereits Singapur s
Elektronikhersteller Lagerkapazitäten in
anderen ASEAN-Staaten, um Absatzmärkte
in Europa zu beliefern. Internationale
Automobilhersteller betreiben große
Ersatzteillager für den asiatisch-pazifischen
Raum in Malaysia, Indonesien oder
Thailand. Zudem wird die Logistik
für den ASEAN-Binnenhandel eine
zunehmend wichtigere Rolle spielen.
Dieser hat sich in der letzten Dekade
überproportional zu den Exporten in
Drittländer entwickelt.
Die Logistik nimmt bei der Schaffung
eines gemeinsamen Binnenmarktes der
ASEAN Economic Community (AEC)
eine entscheidende Katalysatorfunktion
ein. Die Infr astr uktur um die
wirtschaftlichen ASEAN-Zentren ist gut
ausgebaut. Experten sehen vor allem
beim inländischen und transregionalen
Str aßen- und Schienenver kehr
Optimierungsbedarf. Die Mitgliedsstaaten
haben erkannt, dass eine effiziente
Logistik Voraussetzung für die weitere
Entwicklung der Region bildet.
Entsprechend umfassend sind die
geplanten Investitionsprojekte in
dreistelliger Milliardenhöhe . Zur
Optimierung der „Connectivity” hatten
sich die Wirtschaftsminister bereits 2007
auf eine „Logistics Roadmap” verständigt.
Vor zwei Jahren ist diese mit dem
„ASEAN Strategic Transport Plan 2011/
2015” weiter detailliert worden. Fraglich
ist, was von den Planungen im wahrsten
Sinne des Wor tes auf die Schiene
beziehungsweise die Straße gebracht
werden kann.
Singapur ist nicht nur „Logistics Hub
Nummer Eins” der Region, sondern
belegt auch im weltweiten Performance
16 : ASEAN Roadmap 2015
Ranking der Weltbank die Top-Position.
Der Stadtstaat verfügt über den größten
Flughafen in der Region sowie einen
der größten Frachtflughäfen und mit die
größten Hafenanlagen weltweit. Den
Status des größten ASEAN-Logistikzentrums wird Singapur in der nächsten
Dekade wohl kaum an einen der anderen
ASEAN-Staaten abtreten. Allerdings sind
im Hinblick auf anstehende Investitionen
in die transregionale Transportinfrastruktur
entsprechende Verschiebungen absehbar.
Schon jetzt ist jedes einzelne Mitgliedsland
eilig darum bemüht, sich selbst als
künftiger Logistik-Hub auszurufen - allen
voran Malaysia und Thailand. In der
Vielstimmigkeit der Aspiranten steckt
vor aussichtlich eine ganze Por tion
Wahrheit.
Länderspezialisierung
auch bei Logistik zu
erwarten
Aus heutiger Sicht ist anstatt einer
weiteren Konzentration auf nur einen
Standort, der Ausbau eines dezentralen
logistischen Hub-Netzwerks nach
Innerhalb der ASEAN bieten sich regionale
Hub-Zentren in der Greater Mekong
Subregion (GMS) an (mit Anbindung an
West-Südchina und Indien) sowie in den
Inselarchipelen und hier wohl
insbesondere in Indonesien aufgrund
seiner Marktgröße. Der Trend zu
dezentralisierten Logistikleistungsbereichen
wird sich in der AEC also weiter
verstärken. Bei KEP-Dienstleistungen
(Kurier-, Express-, Paket-Dienste) haben
die ASEAN-Ballungszentren ohnehin bereits
zu europäischen Städten aufgeschlossen.
Schon heute ist die ASEAN als Staatenbund
ein wichtiger Logistik-Brückenkopf zu
Europa, der VR China, Korea (Rep.), Japan
und den USA. Die zentrale Hub-Funktion
innerhalb Asiens und weltweit wird
weiter gestärkt.
Einer Studie der Weltbank zufolge bringen
10% Kostenreduktion im Transport etwa
ein Plus von 20% im Handel. Das
kontinuierliche Wirtschaftswachstum der
exportstarken Region über die letzten
Jahre soll auch über solche LeverageEffekte im Logistikbereich fortgeführt
werden. Die zahlreichen internationalen
Hersteller im ASEAN-Raum „sourcen” aus
Kostengründen ihre Distribution an
AEC – Die Perspektiven
Logistikdienstleister aus. Im Bereich der
Kontraktlogistik konkurrieren dabei
ausländische mit lokalen Unternehmen.
Durch die Beseitigung insbesondere der
Kostentreiber im Transport soll ein neuer
Boom ausgelöst werden.
Mehrere hundert Milliarden Euro an
Investitionen in logistische Infrastruktur
sind im ASEAN-Raum bereits initiiert. So
werden beispielsweise mehr als 150 Mrd.
Euro in die Schienennetze investiert. Das
Flaggschiffprojekt in der GMS ist der
Singapur-Kunming Rail Link (SKRL), der
die Hauptstädte von Kambodscha, Laos,
Myanmar, Thailand und Vietnam verbindet
und einen Link zu Malaysia und Singapur
herstellt. Daneben sind für die meisten
Länder vereinzelte Schnellzugstrecken
sowie der Ausbau eines zweigleisigen
Schienensystems für Güter- und
Personenverkehr in Arbeit.
Für die Inselarchipele Philippinen und
Indonesien besteht auf Grund gebirgiger
Landstriche und tausender Inseln eine
besondere logistische Herausforderung.
Demgemäß werden dort insbesondere
See- und Flughäfen sowie Straßen und
Brücken stark ausgebaut, wobei sich der
Warenverkehr auf wenige Hauptinseln
konzentriert. Auch in der GMS werden
weit über 100 Mrd. Euro für den Aufbau
eines Straßennetzwerkes - Korridore
genannt - investiert. Die wichtigsten
GMS-Korridore wurden in den
zurückliegenden Jahren bereits geschaffen
und die Länge der Straßen im Verhältnis
zur Landfläche mehr als verdoppelt.
Dadurch wurde bereits eine Stärkung
des Binnenhandels erreicht und auch
der Handel im Hinterland vereinfacht.
Bei den geplanten logistischen MegaProjekten sind Know-how und
Technologie aus Deutschland gefragt.
Für deutsche KMUs gibt es in ASEAN
gute Geschäftschancen, beispielsweise
durch die Einbindung von Planungsbüros
und Ingenieurdienstleistern.
Potenziale für
Kostensenkung sollen
genutzt werden
Mit der positiven wir tschaftlichen
Entwicklung im ASEAN-Raum stoßen
Häfen und Flughäfen dort immer öfter
an Kapazitätsgrenzen. Existierende
Anlagen werden in allen Ländern
ausgebaut. Mit seiner Öffnung erzeugt
Myanmar, „Rising Star” der ASEAN-Länder,
auch im logistischen Bereich
goldrauschar tige Erwar tungen. Das
geplante Tiefseehafenprojekt Dawei mit
dem angegliederten Mega-Industriepark
von 250 qkm hat das Potenzial, die
Guenter Raichle
Managing Director, Rodenstock (Thailand) Co., Ltd.
and Rodenstock Asia Ltd.
"ASEAN ist für den asiatischen Wirtschaftsraum eine riesige Chance für
Wachstum und Ansiedlung neuer ausländischer Investoren. Es gibt ein großes
Potential, die bereits vorhandene gut ausgebaute Infrastruktur noch deutlich zu
erweitern und somit auch bestehenden Firmen eine gute Möglichkeit der
Erweiterung zu schaffen. Thailand wird mit den neuen Freihandelsabkommen in
naher Zukunft besonders als Produktionsstandort an noch größerer Bedeutung
gewinnen und den Export deutlich steigern. Auch wir bei Rodenstock bereiten
uns aktiv darauf vor, zukünftig die Plattform Asien noch stärker aus Thailand
heraus mit unseren Produkten zu versorgen."
www.gtai.de
Logistikströme der Region nachhaltig zu
verschieben. Die geplanten Kapazitäten
werden zumindest dazu beitragen, die
notwendige Reduzier un g der
Logistikkosten zu erreichen und
Lieferzeiten in die Region zu verkürzen.
Neben den geplanten Bauvorhaben in
Hafenanlagen und Flughäfen werden auch
im Hinter land Hubs (Dr y Por ts)
ausgebaut, um Kapazitäten zu schaffen
und die Vernetzung der Region weiter
zu stärken.
Es wird deutlich, dass die zehn ASEANStaaten die Attraktivität ihrer Märkte
insbesondere mit Investitionen in
Infrastruktur deutlich steigern könnten.
Aber die aktuell stark divergierenden
Logistikkosten (von 8% in Singapur bis
19% in Indonesien) müssen insbesondere
über Effizienzsteigerungen gesenkt werden.
Ziel ist dabei, eine Harmonisierung der
Standards zu erreichen. Der ASEAN
Transportation Plan sieht neben der
Einführung einheitlicher Standards auch
die Umsetzung von „Green Logistics”Konzepten vor. Im Rahmen von AEC
sollen zudem auch Logistikserviceleistungen weiter liberalisiert werden.
Schon heute können in einem ASEANLand produzierte Güter in nahezu 98%
der Fälle zollfrei in einen anderen ASEANStaat exportiert werden. Bis zur Umsetzung der AEC 2015 müssen vor allem
Einfuhrverfahren weiter vereinfacht
werden. Daher wird neben den erwähnten
Mega-Projekten in der Verkehrsund Transpor tinfrastruktur an einem
integrierten Logistiknetzwerk zwischen
den Staaten gearbeitet.
Mit Blick auf die Marktgröße der ASEAN
und durch das Zusammenwachsen im
einheitlichen Binnenmarkt AEC ergeben
sich für die Zukunft herausragende
Geschäftsmöglichkeiten und Absatzchancen. Betrachtet man die bereits
existierenden Freihandelsabkommen mit
den größten Volkswirtschaften der Region
wie der VR China, Japan und Korea (Rep.),
so erweitern sich diese noch deutlich auch für deutsche kleine und mittlere
Unternehmen.
www.aseanchambernetwork.com : 17
AEC – Die Perspektiven
STANDARDISIERUNGSBEMÜHUNGEN
IN DEN ASEAN-LÄNDERN
von Marko Walde, Delegierter der deutschen Wirtschaft, AHK Vietnam
präferierte Produkte und 81 Standards
für Produktsicherheit vereinbart. Die
ACCSQ ist bestrebt, diese Liste ständig
zu erweitern. Vor allem der Bereich der
technischen Regulierungen erfähr t
derzeit eine hohe Priorität. Seit 2010
haben alle Staaten eine Harmonisierung
der Regulierungen für den Sektor
Elektrotechnik und Elektronik vereinbart.
Einheitliche Standards werden meist
zweistufig geregelt, was an zwei Beispielen
deutlich wird.
Im Hinblick auf die wachsende wirtschaftliche Integration der ASEAN-Staaten ist es
notwendig, noch bestehende Hemmnisse in Bezug auf Handel und Investitionen zu
beseitigen. Dies soll unter anderem durch die Angleichung der Standards
untereinander und die Anpassung an internationale Standards geschehen und
hierdurch die Liberalisierung von Handel und Direktinvestition in der Region
forcieren. Die Zuständigkeit für dieses Projekt liegt bei dem ASEAN Consultative
Committee on Standards and Quality (ACCSQ). Aufgrund internationaler
Vereinbarungen sind die Mitglieder zudem verpflichtet, Maßnahmen zum Klimaschutz
zu vereinbaren.
Bislang kann ein Lieferant seine Produkte oder Dienstleistungen nicht verkaufen,
wenn die Ergebnisse einer Konformitätsbewertung und Zertifizierung nicht von dem
potenziellen Käufer oder von den Behörden im Zielmarkt akzeptiert werden. Dies
führt in der Praxis oft zu doppelten Testverfahren der verschiedenen Systeme der
Konformitätsbewertung in den jeweiligen Ländern und hält deutsche Unternehmen
häufig von einer Geschäftstätigkeit in ASEAN-Ländern ab, da diese komplex und
zeitaufwändig zu werden droht. Durch eine einheitliche Norm könnten Zeit- und
Prozesskosten gespart werden. Des Weiteren ist es Unternehmen der verschiedenen
Länder durch eine Einführung von einheitlichen Standards und einer einheitlichen
Konformitätsbewertung leichter möglich, die Marktfähigkeit ihrer Produkte im
Zielland zu ermitteln.
Angleichung an internationale Standards auf
dem Weg
Bislang haben die ASEAN-Länder eine Angleichung an internationale Standards für 20
18 : ASEAN Roadmap 2015
2003 wurden Vereinheitlichungen für
kosmetische Produkte festgelegt. Der
erste Teil dieser Vereinbarung ist ein
Abkommen (MRA – Mutual Recognition
Agreement), das die grundsätzliche
Anerkennung der Unterzeichner für die
Produktregistrierung und -zulassung aller
Vertragsstaaten beinhaltet, welche mit
den festgelegten Regeln und Prozessen
einverstanden sind. Der zweite Teil legt
die ASEAN-Kosmetik-Richtlinie fest, die
alle Vertragsstaaten befolgen müssen. Bei
pharmazeutischen Produkten werden
ebenfalls Standardisierungsangleichungen
angestrebt, um den Ha ndel zu
erleichtern.
Zur Steuerung von administrativen
Daten, Qualität, Sicherheit und
Wirksamkeit der Produkte wurden die
Programme ASEAN Common Technical
Dossiers (ACTD) und ASEAN Common
Technical Requirements (ATCR) für
Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit
entwickelt. Die ACTD regelt einen
einheitlichen Zulassungsantrag, welcher
in allen ASEAN-Staaten gilt. Die ATCR
dienen als Leitfaden für Antragsteller,
um die Anträge so zu gestalten, dass
diese im Einklang mit den Erwartungen
aller Arzneimittel-Regularien stehen.
Regelmäßig werden Berichte über
Standardisierungen veröffentlicht, um
die Verbreitung von Informationen und
AEC – Die Perspektiven
die Transparenz der Normen, technischen Vorschriften und
Konformitätsbewertungsverfahren zu gewährleisten.
Zahlreiche regionale Ansätze im
Umweltschutz
Mit dem schnellen Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum
und dem starken Urbanisierungstrend in Südostasien nehmen
auch die Umweltbelastungen in diesen Ländern zu. Durch den
Aus- und Aufbau nachhaltiger Verkehrssysteme in den Städten
wollen die ASEAN-Staaten das Problem eindämmen.
Abgesehen von wenigen Ausnahmen, wie beispielsweise
Singapur, ist die Verkehrspolitik in den Ländern bisher weder
auf nationaler noch auf lokaler Ebene nachhaltig und
klimafreundlich ausgerichtet.
Doch gibt es bereits eine Reihe von Programmen, Strategien
und Aktionsplänen, um den Verkehrssektor zu verbessern, wie
beispielsweise den sogenannten „Brunei-Aktionsplan”. Dieser
sieht „Austausch und Anpassung von Erfahrungen und
Projektwissen in Bezug auf umweltfreundliche Verkehrssysteme,
Fahrzeuge und Treibstoffe” vor. In dem Programm werden
Maßnahmen zur Reduzierung von Schadstoffemissionen und
Treibhausgasen festgehalten. Der Plan zur Zielerreichung
besteht aus den drei Modulen Luftreinhaltung und Klimaschutz
in der ASEAN-Region" (CASC), nachhaltige Hafenentwicklung
in der ASEAN-Region" (SPD) und Energieeffizienz im
Landtransportsektor (TCC).
Michael Pees
Vice President Manufacturing
Solutions Asia / Pacific, Schaeffler Group
Regional Headquarters Asia Pacific
„Investitionen in ASEAN-Ländern sind Teil unseres „in der
Region, für die Region”-Prinzips. Die AEC 2015 Roadmap
vervollständigt unseren Wachstumsplan in dieser Region,
weil er die ASEAN-Märkte einander näher bringt.”
Die Aussichten zur Erreichung der gesteckten Umweltziele
sind gut. Es wurden zahlreiche Aktivitäten durchgeführt, wie
etwa die Erstellung von Emissionskatastern in Städten und
Häfen, um die Emissionen des jeweiligen Standortes zu
kontrollieren und entsprechende Maßnahmen zur Reduktion
der Umwelteinflüsse einzuleiten. Zudem können im Zuge der
Harmonisierung in den ASEAN-Staaten die Kataster der
verschiedenen Länder verglichen werden. Durch die
Möglichkeit, die Qualität der Luft zu messen und auswerten zu
können, ergeben sich Entscheidungs- und Handlungsleitlinien.
Mit dem Aktionsplan APAEC 2010-2015 bestätigen die
Mitglieder das Ziel, die Nutzung erneuerbarer Energien in der
ASEAN-Region bis zum Jahr 2015 auf 15% zu erhöhen. Es
besteht hierbei eine Konzentration auf drei Bereiche, um die
Nutzung von erneuerbaren Energiequellen anzukurbeln:
Vernetzung und Interaktion innerhalb des Sektors für
erneuerbare Energien, Unterstützung und Beratung bei der
Formulierung von Leitlinien zur Förderung erneuerbarer
Energien und Aus- und Weiterbildung für Beschäftigte des
Sektors.
Die Mitgliedsstaaten sind sehr bestrebt, die internationalen
Erwar tungen und Anforder ungen sowohl bei
Standardisierungen für Produkte und Dienstleistungen als auch
für den Umweltschutz nachzukommen, um weiterhin
wirtschaftlich und nachhaltig wachsen zu können. Für deutsche
Unternehmen ergeben sich hierbei gute Chancen, einerseits
diese Länder bei ihrem Vorhaben zu unterstützen und
anderer seits einen leichteren Mar ktzugang zum
Wirtschaftsraum ASEAN zu erlangen.
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Branchen und Märkte in ASEAN
Kfz und Autoteile
KFZ UND AUTOTEILE
von Germany Trade & Invest
Nach Einführung der Wirtschaftsgemeinschaft AEC gewinnen die ASEANAbsatzmärkte weiter an Gewicht für die
Her steller und Liefer anten von
Automobilen und Kfz-Teilen. Exper ten
zufolge kann die Region schon ab 2018
der sechstgrößte Kfz-Markt weltweit
werden. Der anstehende weitere
Integrationsschritt wird die ausländischen
Autohersteller dazu anspornen, den Fokus
neben der VR China und Indien mehr auf
Südostasien zu legen. Mit dem Startschuss
für die AEC dürfte sich vor allem der
Ausbau der Produktionsstandor te in
Indonesien, Thailand und Malaysia
beschleunigen. Bevorzugt aus diesen
Ländern sollen in Zukunft andere Märkte
der Region erschlossen und bedient
werden.
20 : ASEAN Roadmap 2015
Indonesien
Der indonesische Kraftfahrzeugsektor boomt regelrecht. Zwischen 2007 und
2012 haben sich die Pkw-Zulassungen auf 1,1 Mio. Einheiten nahezu verdoppelt.
Für 2013 erwar ten Br anchenkenner eine „Nor malisier ung” der
Branchenkonjunktur: ein Absatz von mehr als 1,2 Mio. Einheiten gilt als realistisch.
Trotz des rasanten Marktwachstums in der Vergangenheit werden in der größten
Volkswirtschaft der ASEAN-Region immer noch merklich weniger Autos verkauft
und produziert als in Thailand.
Branchen und Märkte in ASEAN
Kfz und Autoteile
Doch nach der Realisierung des
gemeinsamen Marktes hofft Indonesiens
Kfz-Branche, ihren „Erzrivalen” überholen
zu können. Die Unternehmensberatung
Frost & Sullivan erwartet, dass sich in
Zukunft mehr Automobilhersteller in
Indonesien ansiedeln werden. Von hier
aus dürften sie dann nicht nur den
einheimischen Markt beliefern, sondern
auch in die Nachbarstaaten Malaysia,
Singapur und die Philippinen exportieren.
Die internationalen Hersteller bauen
bereits jetzt ihre Kapazitäten kräftig aus.
Toyota will bis 2015 umgerechnet mehr
als 1,3 Mrd. US$ in Indonesien investieren.
Von dort aus wird das Unternehmen
nach eigenen Angaben auch den
südostasiatischen Markt beliefern. Die
japanische Konkurrenz von Honda und
Nissan verfolgt ähnliche Pläne. Der VWKonzern plant, durch den Aufbau einer
eigenen Fer tigung der dominanten
japanischen Konkurrenz „Kontra” zu
geben.
Malaysia
Nachdem die Kfz-Zulassungszahlen in
Malaysia 2012 um 4,6% zulegten, dürften
sie 2013 mit Steigerungsraten zwischen
2 und 5% wachsen. Laut den Prognosen
der Malaysian Automotive Association
und deutscher Automobilhersteller vor
Or t würde damit die Zahl neuer
Fahrzeuge von 627.753 auf 640.000 bis
660.000 steigen. Das Premiumsegment
wird voraussichtlich überdurchschnittlich
expandieren. Angetrieben durch eine Zollund Steuerbefreiung, die bis Ende 2013
verlängert wurde, dürften Hybridfahrzeuge
mit doppelter Umdrehungszahl zulegen.
Einen noch geringen Marktanteil halten
Diesel-Pkw, die aber bei BMW bereits
ein Fünftel der Absatzes ausmachen. Als
er stes kommerziell eingeführ tes
E-Fahrzeug will Mitsubishi bis März 2014
über 50 Einheiten seines „i-MiEV” in den
Markt bringen.
Die Regierung plant in ihrer neuen
Automobilpolitik, Malaysia zu einem
regionalen Produktionszentrum für
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energieeffiziente Fahrzeuge zu machen.
Dabei kann sie auf die im Land stark
ver tretene
Elektround
Elektronikindustrie und die gut
ausgebildeten Arbeitskräfte aufbauen.
Angesichts des begrenzten Marktes mit
29 Mio. Einwohnern, der schon
weitgehend saturiert ist, rechnet sich eine
Produktion aber nur, wenn gleichzeitig
exportiert werden kann. Im Gegenzug
muss dann Malaysia im Rahmen
der ASEAN-Freihandelszone 2015
seine protegier ten nationalen
Automobilhersteller Proton und Perodua
dem internationalen Wettbewerb
aussetzen.
Einige ausländische Kfz-Hersteller bereiten
sich schon auf den ASEAN-Freihandel vor.
So will Honda Malaysia zu seinem
regional en Produktionshub für
energieeffiziente Fahrzeuge machen und
plant in seinem Werk in Melaka eine
Kapazitätsverdopplung auf 100.000 Kfz
pro Jahr. Perodua baut für 790 Mio.
Malaysische Ringgit (RM; fast 200 Mio.
Euro) eine Fertigungsstätte in Rawang
mit einem jährlichen Output von
100.000. Insgesamt veranschlagt das
Unternehmen bis 2018 für den Ausbau
seiner Arbeitsprozesse 2,3 Mrd. RM.
Auch Volkswagen investiert und will bis
2015/16 einen Fertigungsanteil von bis
zu 40% erreichen, um in die benachbarten
ASEAN-Länder zu exportieren.
wenige Fertigungsstätten für „completely
knocked-down”-Fahrzeuge japanischer
Hersteller für den lokalen Markt. Die
vorhandenen Kapazitäten werden nicht
ausgelastet. Der Import von zollfreien
Kfz, vor allem aus Thailand, nimmt dagegen
zu. Während die Philippinen so gut wie
keine Automobilausfuhr aufweisen,
werden Kfz-Teile hauptsächlich von
ausländischen Firmen produziert und
exportiert.
Diese Konstellation dürfte sich mit der
ASEAN Economic Community (AEC)
noch mehr verschieben. Trotz verschiedener Kfz-Industrieprogramme und
auch der jüngsten „Industry Roadmap”
ist zu erwar ten, dass die bisherige
Fahrzeugmontage weiter an Bedeutung
verliert. Jedoch werden die Herstellung
von Kfz-Teilen, wie Reifen und KfzElektronik, expandieren und die
Philippinen als Teilelieferant einen
stärkeren Anteil am regionalen Handel
gewinnen.
Singapur
Die Talfahrt auf Singapurs Kfz-Markt
schien 2012 zum Stillstand gekommen zu
sein, kann sich aber 2013 abgeschwächt
fortsetzen. Nach einem Absatzhöhepunkt
von fast 149.100 Fahrzeugen im Jahr
2006 ging es bis 2011 kontinuierlich auf
47.855 Kfz herunter. Dieses Ergebnis
Philippinen
Der philippinische Kfz-Mar kt ist
vergleichsweise klein und wird durch
japanische Fahrzeuge dominier t. Im
Luxussegment finden sich auch einige
europäische Impor tmar ken. Der
Automobilabsatz soll 2013 die Marke
von 200.000 Einheiten überschreiten,
nachdem 2012 etwas mehr als
184.000 ver kauft wurden. Dabei
entfällt etwa ein Drittel auf Pkw, zwei
Drittel sind kommerziell genutzte
Fahrzeuge, wie Kleinlaster und Busse.
Nachdem Ford sein Montagewerk Ende
2012 geschlossen hat, bestehen nur noch
Zeno Kerschbaumer,
Chef der Volkswagen
Group Malaysia
„Wir erwar ten eine erhebliche
Dynamisierung des Marktes nach 2015,
was sich positiv auf unsere Produktionsaktivitäten und Absatzchancen in der
Region auswirken sollte”.
www.aseanchambernetwork.com : 21
Branchen und Märkte in ASEAN
Kfz und Autoteile
konnte sich 2012 mit einer marginalen
Abschwächung um 0,6% auf 47.555
Einheiten halten. Kleinere Fahrzeuge bis
einschließlich 1.600 ccm konnten jedoch
um 9,8% zulegen. Dafür büßten die
PS-stärkeren Limousinen 9,1% ein.
Dieser Trend wird sich 2013
voraussichtlich fortsetzen. Zum einen
geht es für den Kfz-Absatz allgemein
wieder bergab. So lagen die
Zulassungszahlen in den ersten beiden
Monaten um 10% unter denen im
Vorjahr. Zum anderen hat die Regierung
die zusätzliche Registrierungsgebühr
(„Tiered Additional Registration Fee”,
ARF) nach dem „Open Market Value”
gestaffelt. Entsprechend dem Wert des
Wagens steigt sie von 100 auf 180%. Die
Zentralbank zog zum Jahresanfang die
Schrauben bei der Vergabe von KfzKrediten an. Für Fahrzeuge mit einem
Marktwert von weniger als 20.000
Singapur-Dollar (S$; rund 12.580 Euro)
können nur noch 60% als Kredit
22 : ASEAN Roadmap 2015
aufgenommen werden, bei teureren
Modellen lediglich 50%.
Bremsend auf die PS-starken Kfz
wirkt auch das ab 2013 greifende
Förderprogramm für emissionsärmere
Pkw. Durch die Verringer ung der
speziellen Steuer auf Diesel-Kfz können
allerdings 2013 über 30 Diesel-PkwModelle – mehr als doppelt so viele als
im Vorjahr - auf den Markt kommen.
In dem weitgehend saturier ten
Automobilmarkt Singapurs dürfte auch im
Rahmen des ASEAN-Freihandels ab 2015
der Trend zum Ausbau des öffentlichen
Nahverkehrs, zur Begrenzung der KfzZulassungen und zu energieeffizienteren
Kfz anhalten. Gute Startbedingungen
bestehen für Elektrofahrzeuge. Seit Mitte
2011 laufen diese in einer Testphase, die
bis 2013 reicht. Ab 2014 will eine
Kooperation zwischen der TU München,
der Singapur Nanyang Technological
University und Industriepartnern ein
eigenständig entwickeltes E-Automobil
als Taxi auf die Straße bringen.
Thailand
Thailands Automobilbau profiliert sich
als „Drehscheibe” der Kfz-Industrie in
Südostasien. Im Jahr 2012 stieg die
Produktion um 69% auf knapp 2,5 Mio.
Einheiten - allerdings stark beeinflusst
durch Sonderfaktoren, wie die
Flutkatastrophe des Vorjahres und das
staatlich subventionier te Erstkäuferprogramm. Bis 2017 strebt die Industrie
ein Produktionsziel von 3,0 Mio. Einheiten
an. LMC Automotive prognostizier t
sogar eine Ausbringung von 3,3 Mio.
Fahrzeugen gegenüber 1,6 Mio. in
Indonesien und 0,7 Mio. in Malaysia.
Damit dürfte Thailand unter den „Top 10”
weltweit bleiben, 2012 stand es bereits
auf dem neunten Rang. Die Industrie zählt
14 Autoproduzenten und rund 700 OEMZulieferbetriebe.
Branchen und Märkte in ASEAN
Kfz und Autoteile
Piengjai Kaewsuwan, Präsidentin des
Automobilverbands TAIA und Vorsitzende
der ASEAN Automotive Federation
(AAF), sieht die Gemeinschaft vor einer
Mammutaufgabe . Die Regelwer ke
müssten in der neuen AEC abgestimmt
und harmonisiert werden, heißt es, was
auch gemeinsame Standards für
Kraftstoffe, Emissionen und Kfz-Teile
einschließe.
Hinsichtlich der Auswirkungen erwartet
die Vereinigung der Zulieferunternehmen
TAPMA Chancen und Risiken zugleich.
Die Chancen lägen im größeren Markt
und der höheren Qualität von
Rohmaterialien und Teilen bei niedrigeren
Preisen. Risiken erwüchsen neben den
hohen Arbeits-, Rohstoff- und
Frachtkosten vor allem durch den
intensiveren Wettbewerb, der die
Anpassung an höhere Produktstandards
erfordere. Ein weiteres Problem besteht
im Mangel an qualifizierten Arbeitskräften.
Zur Abhilfe will das Ministerium für
Bildung und Arbeit in den kommenden
drei Jahren 1.500 Trainer für die
Ausbildung von r und 300.000
Arbeitskräften bereitstellen.
Vietnam
Vietnams Fahrzeugmarkt brach 2012
um ein Drittel ein. Fahrzeuge werden
ausschließlich impor tier t. Das
Absatzvolumen soll 2013 wieder leicht
auf etwa 110.000 Kfz zulegen. Bei einer
Bevölkerung von 90 Mio. fällt das
Marktvolumen noch bescheiden aus.
Der Verband VAMA prognostiziert bis
2020 einen Jahresabsatz von 250.000
Kfz, falls die hohen Abgaben und
Gebühren sinken. Der Staat erhebt
einen fahrzeugtypabhängigen Zoll, eine
Luxussteuer, die Mehrwertsteuer und
eine ortsabhängige Registrierungsgebühr.
An diesen Abgaben „schrauben” die
Behörden unablässig. Die Anbieter
monieren, dass wegen der sprunghaften
Abgabenpolitik ihre Absatzplanungen
unkalkulierbar seien. Die Kfz-Konzerne
müssen entscheiden, ob sie ein
Fahrzeugmodell komplett oder als
zollbegünstigten Bausatz importieren.
Eine zweite Entscheidung betrifft die
Frage, ob heimische Partnerunternehmen
die Teile montieren oder sie selbst ein
Werk errichten. Peugeot kündigte im
April 2013 den Markteinstieg über den
Partner Truong Hai an, der künftig Autos
der Marke produzieren und verkaufen
wird.
Beobachter fürchten, dass die
Montagewerke ab 2018 von importierten
Modellen aus dem übrigen ASEAN-Raum
„überrollt” werden. Für Kfz mit Ursprung
aus diesen Ländern fällt der Einfuhrzollsatz
2013 auf 60%, 2014 auf 50% und ab
2018 dürfen sie zollfrei eingeführ t
werden.
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
INDONESIEN
Nissan
Ausweitung der Gesamtkapazität
auf 250.000 Pkw und 100.000
Motoren pro Jahr
380
Baubeginn 2013
Honda
Fabrik mit Jahreskapazität von 180.000 Pkw
340
Inbetriebnahme
Anfang 2014
General Motors
Fabrik mit Jahreskapazität von 40.000 Pkw
150
Inbetriebnahme 2013
Volkswagen
Fabrik mit Jahreskapazität von 50.000 Pkw
140
Baubeginn Anfang 2014
Reifenfabrik mit Jahreskapazität
von 7 Mio. Stück (2016)
120
Inbetriebnahme Ende 2013,
volle Kapazität 2016
Pirelli
MALAYSIA
Perodua
Produktionsstätte in Rawang für
100.000 Pkw pro Jahr
260
Inbetriebnahme Mitte 2014
Honda
Kapazitätsverdoppelung im Werk
in Melaka auf 100.000 Pkw pro Jahr
117
Fertigstellung im 4.
Quartal 2013
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
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Branchen und Märkte in ASEAN
Kfz und Autoteile
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
650 zwischen
2011 und 2017
1. Phase: fertig
2. Phase: 2013 bis 2014
3. Phase: 2015 bis 2017
Aufbau neuer Fabriken durch Nissan,
Honda, Mitsubishi, Toyota und Suzuki
6.500
Langzeitplan für das
laufende Jahrzehnt
Ford
Entwicklung eines Produktionshubs für die
Region, darunter ein Werk in Rayong,
für die Produktion von 150.000 Modellen
des Typs "Focus" pro Jahr
2.500
laufender Langzeitplan
Honda
Montagewerk und Motorproduktion in
Prachinburi mit einer Jahreskapazität von
120.000 Fahrzeugen
650
Fertigstellung 2015
Toyota
Erweiterung der Produktion von
Dieselmotoren
520
Fertigstellung 2015
ORR-Reifenwerk für Bau- und
Bergbaufahrzeuge in Rayong
485
Inbetriebnahme 2015,
volle Kapazität 2019
Errichtung von drei Fabriken zur
Herstellung von Dieselmotoren,
SUVs und Pick-ups
455
Ausführung
Nissan
Produktionsanlage für jährlich
75.000 Pick-ups
358
Ausführung
Mazda
Getriebewerk in Chonburi
325
Fertigstellung im Sommer
2015
Expansion im In- und Ausland
167
aktuelles Investitionsbudget
Reifenfabrik mit einer Kapazität von
24.700 Reifen pro Tag für den Export
575
Inbetriebnahme
Anfang 2014
Schubgliederbänder für Automatikgetriebe,
Jahreskapazität 4,3 Mio. Einheiten für
asiatische Kunden
390
Ausbau des im August 2011
eröffneten Werkes bis 2015,
falls Förderung gewährt wird
Ausbau Reifenfertigung von 3,1
Mio. auf 5,6 Mio. Reifen
100
Investor wartet auf
Genehmigung der Förderung
Herstellung von Fahrzeugkabeln,
Zulieferung an GM in Korea (Rep.)
20 bis 26
Planungsphase
PHILIPPINEN
Yokohama Tire Corp.
(Clark Freeport Zone)
Ausweitung der Kapazität für die
Produktion von Reifen von 22.000
auf 50.000 pro Tag
THAILAND
Eco-Car
Bridgestone
General Motors
Thai Summit Group
VIETNAM
Bridgestone
Robert Bosch
Kumho
Leoni
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
24 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Elektrotechnik, Elektronik
ELEKTROTECHNIK, ELEKTRONIK
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Auch für viele Firmen der Branchen Elektrotechnik und
Elektronik ist die verbesserte ASEAN-Markterschließung
nach Gründung der AEC ein Motiv, um einzelne Standorte
gezielter in den Fokus zu nehmen. So erwarten Marktkenner
etwa, dass Thailand und Malaysia ihre Spitzenstellung in
verschiedenen Elektroniksparten halten können, die
Philippinen und Vietnam bei der Veredelung von
Zwischenprodukten die Position weiter festigen und
Indonesien den Einstieg schafft. Insgesamt dürfte der rasant
wachsende Bedarf an E&E-Produkten - von Ausrüstungen
im Energiesektor über Haushaltsgeräte bis zu
Elektronikprodukten aller Art - die Produktion weiter
ankurbeln, wobei das Lohngefälle die Arbeitsteilung
zwischen den ASEAN-Ländern bestimmen wird.
Expandierende ausländische Investitionen prägen das
Bild der Branche deutlich.
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Im Sektor Elektrotechnik/Elektronik tut sich einiges. So investiert
die Regierung in Jakarta massiv in den Kraftwerksbau und in die
Elektrizitätsverteilung des Landes. Gemäß einem „Masterplan
2011 bis 2025” sind dafür umgerechnet mehr als 70 Mrd. US$
vorgesehen. Zugleich sollen rund 40 Mrd. US$ in den Bau neuer
beziehungsweise die Elektrifizierung bestehender Bahnstrecken
fließen. Die potenziellen Zuliefermöglichkeiten sind daher
enorm.
Gleichzeitig wird Indonesien als Produktionsstandort für die
Unterhaltungs- und Haushaltselektronik immer wichtiger. In
dem Land mit der mit weitem Abstand größten Bevölkerung
der ASEAN-Region steigen seit Jahren die Einkommen. Immer
mehr Verbraucher können sich moderne elektronische Geräte
leisten. Der Inlandsbedarf wächst rasant. Zugleich werden die
Fertigungskosten an anderen Standorten Asiens - insbesondere
in der VR China - zunehmend unbezahlbar.
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Branchen und Märkte in ASEAN
Elektrotechnik, Elektronik
Die ersten Unternehmen überlegen
daher, einen Teil ihrer Fer tigung in
Indonesien anzusiedeln. Für ein großes
Medienecho sorgten die Verhandlungen
zwischen dem Foxconn-Konzern und
der Regierung in Jakarta. Der taiwanische
Auftragsfertiger spielt mit dem Gedanken,
bis zu 10 Mrd. US$ in dem Land zu
investieren. Die Schaffung des
gemeinsamen ASEAN-Marktes und die
damit verbundenen Exportmöglichkeiten
sollen nach Ansicht von Landeskennern
eine entscheidende Rolle bei der
anstehenden Standor tentscheidung
spielen.
Malaysia
Die weltweite Nachfrageflaute lastet
weiter auf der expor torientier ten
Industrie Malaysias, konstatier ten
Zulieferer. Wenn
jedoch
die
Weltwirtschaft anzieht, hellen sich auch
die Aussichten für die E&E-Branche einen der wichtigsten Industriezweige
und Devisenbringer - wieder auf.
Schließlich ist dieser, getragen von
ausländischen Investitionen, international
sehr wettbewerbsfähig. Die Industrie
muss aber angesichts steigender Löhne Malaysia ist kein Niedriglohnland mehr auf der Wertschöpfungsleiter weiter
nach oben klettern. Zu den
Wachstumsfeldern zählen Halbleiter,
Solartechnik und LED-Leuchten.
Arbeitsintensive Montage- und
Fertigungstätigkeiten in der Elektro- und
Fertigungstätigkeiten in der Elektro- und
Elektronikindustrie sind bereits in
kostengünstigere Nachbar länder
abgewandert. Dieser Prozess kann sich
mit der Schaffung des gemeinsamen
ASEAN-Mar ktes noch ver stär ken.
Ein Großteil der Elektro- und
Elektronikprodukte „Made in Malaysia”
geht in die entwickelten Mär kte
Nordamerikas, Europas und Nordasiens.
2012 nahm die Wertschöpfung in der
E&E-Industrie nur um real 2,2% zu. Am
deutlichsten zeigt sich die Abschwächung
26 : ASEAN Roadmap 2015
bei den genehmigten Investitionen, die
sich auf knapp 4 Mrd. Malaysische Ringgit
(RM; rund 1 Mrd. Euro) beliefen (2011:
20 Mrd. RM). Davon entfielen 80 bis 90%
auf ausländische Investitionen, vor allem
aus den USA und Japan.
Aufgrund des steigenden
Elektrizitätsbedarfs müssen in Malaysia
bis 2020 zwischen 5.000 und 6.000 MW
an neuen Kraftwerkskapazitäten ergänzt
werden. Projekte mit zweistelligen
Milliardeninvestitionen, meist auf Gasund Kohlebasis, zeichnen sich auf den
Reißbrettern ab. Als Energieträger
kommen Öl und Wasserkraft hinzu sowie
langsam auch erneuerbare Energien
(Solar, Biomasse/-gas und „kleine”
Wasser kr aft). Ausgebaut und
modernisier t wird ebenfalls die
Elektrizitätsver teilung bis hin zu
„smarten" Lösungen.
Philippinen
Bereits gegenwär tig findet ein
intensiver Handelsaustausch solcher
Elektronikerzeugnisse mit Thailand und
Singapur wie auch mit der übrigen Welt
statt. Durch die AEC dürften die
Philippinen ihre Stellung als Lieferant von
Zwischen- und Endprodukten weiter
stärken können. Viele der bereits
vorhandenen Elektronikhersteller werden
in die Erweiterung von Kapazitäten
investieren.
Singapur
Aus Singapurs bedeutender E&E-Industrie
waren im Frühjahr 2013 noch keine
Wiederbelebungssignale zu vernehmen,
erklär ten Anbieter von Präzisionsmaschinen auf der Fachmesse „MTA".
2012 war die Produktion in der
exportorientierten Branche um 11,3%
„eingeknickt”. Die Investitionsgenehmigungen gingen auf 6,2 Mrd.
Singapur-Dollar (S$; fast 4 Mrd. Euro)
zurück, nach 7,4 Mrd. S$ im Vorjahr. Die
Hoffnungen richten sich auf eine Erholung
der Weltwirtschaft in der 2. Jahreshälfte
2013.
Der Elektronikbereich ist „die Vorzeigebranche” der philippinischen Wirtschaft.
Zwar schrumpfte die lokale Industrie
2012 aufgrund geringerer Nachfrage aus
den Hauptabsatzmärkten in Europa, Die Struktur des Wirtschaftszweiges wird
Japan und den USA. Jedoch ist und bleibt
sich wandeln - ein Prozess, der bereits
die
Elektronikindustr ie
der größte philippinische
Manfred Rietzler
Expor tposten, zieht die
Member of the
höchsten Investitionen an und
Supervisory Board,
beschäftigt die meisten
Smartrac Group
Arbeitskräfte.
Überwiegend werden Vor- und
Zwischenerzeugnisse für die
Halbleiterproduktion importiert,
lokal veredelt und/oder
in Informations- und Kommunikationsprodukten verarbeitet
sowie danach wieder exportiert. Den Löwenanteil machen
dabei ausländische - insbesondere japanische und USamerikanische - Firmen aus, die
in den philippinischen Exportverarbeitungszonen angesiedelt sind.
„Die Schaffung des Wirtschaftsraumes AEC
wird die Wettbewerbsfähigkeit von Südostasien
stark unterstützen und auch die Attraktivität
Thailands für ausländische Investitionen
weiterhin steigern. Somit wird Thailand weiterhin
als Produktionsstandort sehr attraktiv bleiben.
Des Weiteren gehen wir davon aus, dass
positive Einflüsse auf die politische Stabilität der
ganzen Region zu erwarten sind.”
Branchen und Märkte in ASEAN
Elektrotechnik, Elektronik
begonnen hat und durch die ASEANIntegration beschleunigt wird. Arbeitsintensivere Produktionsschritte wandern
in umliegende Länder ab. Die "High-End"Fertigung bleibt, wie auch Design sowie
Forschung und Entwicklung, die noch
ausgebaut werden. Die Regierung setzt
auf höhere Produktivität und beschränkt
den Zuzug niedrig qualifizier ter
Arbeitskräfte weiter, obwohl der AECFahrplan die Freizügigkeit des Faktors
Arbeit anstrebt.
Unabhängig davon, welche Elektro- und
Elektronikteile im Stadtstaat produziert
werden: der Bedarf der lokalen
Lufttechnikindustrie, des Chemiesektors
und der Öl- und Gaszulieferbranchen an
diesen Vorprodukten wächst rasant. Die
expandierenden Firmen benötigen neben
Präzisionsmaschinen auch mehr Produkte
der Elektrotechnik und Elektronik, lautete
der Tenor auf der „MTA 2013". Der
Markt für E-Konsumgüter ist zwar bei gut
5 Mio. Einwohnern beschränkt, aber dank
der prall gefüllten Portemonnaies auf die
neueste und beste Technik fokussiert.
Der Elektrizitätsversorger Singapore
Power will bis 2017 kräftig investieren,
darunter in den Ersatz veralteter
Netzwerke. Dazu gehört auch ein
milliardenschweres Tunnelprojekt.
Thailand
Die lokale Elektrotechnik- und
Elektronikindustrie ist ein Schwergewicht
der Wir tschaft und dürfte ihren
regionalen Wirkungsradius mit der
for tschreitenden ASEAN-Integration
vertiefen und erweitern. Der Export von
EDV-Maschinen bildete 2012 mit einem
Zuwachs um 12% auf umgerechnet 19,1
Mrd. US$ die zweitgrößte Exportgruppe
nach der Autoindustrie, während
integrierte Schaltkreise 6,7 Mrd. US$ und
elektrische Ausrüstungen weitere 4,7 Mrd.
US$ beisteuerten. Für das bedeutende
Potenzial sprechen überdies die stark
zunehmenden Auslandsinvestitionen, die
2012 mit 289 Projekten und 5,0 Mrd. US$
an Wert bereits ein Viertel des gesamten
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Auslandsengagements ausmachten.
Weltweit ist Thailand mit etwa
40% der größte Her steller von
Festplattenlaufwerken (HDD), Nummer
zwei bei Klimageräten und Nummer vier
bei Kühlschränken. Im HDD-Zweig sind
alle weltgrößten Anbieter, wie Western
Digital, Seagate, Toshiba oder Hitachi,
vertreten.
In der Elektrosparte entwickeln einige
Unternehmen im Vorfeld der AEC bereits
„proaktive” Strategien. Hierzu zählen
Bedienungsanleitungen in allen
Landessprachen oder Englischkurse für
die Handelsagenten. Größere Investitionsvorhaben bestehen bei Samsung,
Elektrolux, LG Electronics, Toshiba
Carrier oder der Haier Electric Group.
Insbesondere LG wie auch Samsung
dürften ihre Expansion fortsetzen mit
den Schwerpunkten bei Waschmaschinen
sowie Liquid Crystal Displays (LCD)
und Smart TV.
Vietnam
Der Zuzug von Elektrotechnik- und
Elektronikfirmen setzt sich fort. Vietnam
positioniert sich weiterhin erfolgreich als
"verlängerte Werkbank" und profitiert
von einer entsprechenden "Arbeitsteilung"
unter den ASEAN-Ländern. Bei den
Investoren bestimmen japanische und
koreanische Firmen das Bild.
Die Elektronikkonzerne beschäftigen
jeweils mehrere Tausend Arbeitnehmer.
Schließlich sind die Arbeitskosten mit die
niedrigsten unter den südostasiatischen
Schwellenländern; japanische Firmen
zahlten 2012 im Durchschnitt 2.600 US$
Jahreslohn einschließlich Lohnnebenkosten.
Nur in den Entwicklungsländern Laos,
Kambodscha und Myanmar liegen die
Löhne noch niedriger. Vietnam fertigte
über 2,5 Mio. Fernseher (-10% gegenüber
2011), 1,6 Mio. Kühlschränke (+16%),
892.100 Waschmaschinen (+24%) und
115.100 Klimaanlagen (-9%).
Ein "Leuchtturmprojekt" entwickelt die
koreanische Samsung im Norden. Der
Konzern fer tigt dor t seit 2009
Mobiltelefone sowie Tablets, die 2012
bereits ein Zehntel des vietnamesischen
Exportwertes ausmachten. Das Werk
wird ab 2013 ausgebaut, ein weiteres soll
errichtet werden. Das Investitionsprogramm bis 2020 beläuft sich auf 2,2
Mrd. US$. Dutzende Zulieferer, auch aus
Südostasien und Europa, siedeln sich um
Samsungs Fabriken an.
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Branchen und Märkte in ASEAN
Elektrotechnik, Elektronik
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Fabriken zur Herstellung von
Unterhaltungselektronik
5.000 bis 10.000
Verhandlungen zwischen
Investor und Regierung laufen
Fabrik für Waschmaschinen, Kühlschränke,
Klimaanlagen
125
Baubeginn 2013
Toshiba
Fabrik für Waschmaschinen
36
Baubeginn 2013
Midea
Fabrik für Klimaanlagen
30
Baubeginn 2013
INDONESIEN
Foxconn
Sharp
MALAYSIA
Tenaga Nasional
Berhad
Wasserkraftwerk Hulu Terengganu,
250 MW
k. A.
Fertigstellung 2015
Tenaga Nasional
Berhad
Wasserkraftwerk Ulu Jelai, 372 MW
k. A.
Fertigstellung 2016
Tenaga Nasional
Berhad
Kohlekraftwerk Manjung, 1.000 MW
k. A.
Fertigstellung 2015
Tenaga Nasional
Berhad
Gaskraftwerk Lahad Datu, 300 MW
k. A.
Fertigstellung Ende 2015
Tenaga Nasional
Berhad
Biomassekraftwerk Jengka, 10 MW
k. A.
Fertigstellung 2013
Tenaga Nasional
Berhad
Gaskraftwerk Prai, 1.071 MW
k. A.
Fertigstellung 2016
Tenaga Nasional
Berhad
Wasserkraftwerk Tekai, Pahang, 156 MW
k. A.
k. A.
Produktion von Tintenstrahldruckern
54
Produktionsstart 2014
Herstellung von Objektiven für
Digitalkameras
15,6
Produktionsstart 2015
PHILIPPINEN
Brother
Fujifilm Optics
Philippines
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
28 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Elektrotechnik, Elektronik
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
35 km langer und ultratiefer UntergrundTunnel für Übertragungsleitung
ca. 1.560
Fertigstellung bis 2017
Verdoppelung der Produktionskapazität
auf 4 Mio. digitale Motoren pro Jahr
81
Ankündigung im Februar
2013
Verdoppelung der Kapazität bei
Kühlschränken
100
Ankündigung 2012
Investitionsplan mit dem Großteil
in Thailand
40
Durchführung 2012 bis
2015
Ausbau der Produktion von
Klimageräten
30
Ankündigung 2012
Aufstockung der Waschmaschinenkapazität
auf 400.000 Einheiten
20
Ankündigung 2012
Ausbau der Fertigungen von
Mobiltelefonen, Smartphones und
Tablets; Jahreskapazität über 100 Mio.
2.200
Baubeginn März 2013,
Investitionsprogramm
bis 2020
Fabrik für Mobiltelefone,
Jahreskapazität 45 Mio.
302
Inbetriebnahme Ende 2013
Drucker, Jahreskapazität 2 Mio.
110
Inbetriebnahme Ende 2013
Ausweitung der Fabrik für
Elektromotoren
100
Baubeginn Mitte 2013
SINGAPUR
Singapore Power
Dyson im Pioneer
Crescent auf Jurong
THAILAND
Samsung
Delta Electronics
LG Electronics
Haier Electric Group
VIETNAM
Samsung
Nokia
Fuji Xerox
Nidec
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
www.gtai.de
www.aseanchambernetwork.com : 29
Branchen und Märkte in ASEAN
Chemie
CHEMIE
von Germany Trade & Invest
Schon vor dem Start der AEC zeigt sich,
dass viele Unternehmen mit Voranschreiten
der Integration eine weiterhin stürmische
Entwicklung aller Chemiesparten erwarten.
Mit dem Aufbau von neuen Produktionskapazitäten geht eine vertiefte Arbeitsteilung
zwischen den ASEAN-Chemiebranchen
einher, wobei zum Beispiel Singapur
auf höherwer tige Segmente und
Spezialchemikalien setzt, Thailand, Malaysia
oder Indonesien auf den Auf- und Ausbau
der petrochemischen Produktion fokussieren
und hierfür die reichlich vorhandenen
Rohstoffressourcen nutzen. Von den starken
Kaufkraftzuwächsen profitieren die
Her steller von Arzneimitteln und
Kosmetikerzeugnissen. Ausländische
Lieferanten und Investoren suchen ihre
Chancen im Rahmen eines liberalisierten
Warenverkehrs.
30 : ASEAN Roadmap 2015
Indonesien
Indonesien ist auf dem besten Wege, sich als einer der führenden
Chemiestandorte Südostasiens zu etablieren. Das hat mehrere Gründe: Das
Land verfügt nicht nur über eine sehr große Bevölkerung, sondern auch über
große Reserven an Erdöl und Gas. Das Potenzial für die nachgelagerte
Petrochemie ist daher gewaltig. Nach Recherchen von Germany Trade &
Invest befinden sich in dieser Sparte sechs Großprojekte mit einem
Branchen und Märkte in ASEAN
Chemie
Investitionsvolumen von umgerechnet
gut 47 Mrd. US$ „in der Pipeline”. Auch
deutsche Firmen sitzen mit im Boot:
Ferrostahl unterzeichnete Anfang 2013
anlässlich des Besuchs des indonesischen
Staatspräsidenten S.B. Yudhoyono in
Deutschland einen Vertrag zum Bau
eines petrochemischen Komplexes für
rund 2 Mrd. US$.
Stürmisch entwickeln sich auch die
Sparten Pharmazie und Kosmetik. Die
Regierung will innerhalb der nächsten
zehn Jahre ein die gesamte Bevölkerung
umfassendes Krankenversicherungssystem
aufbauen. Die Nachfrage nach
Medikamenten dürfte daher stark
zunehmen. Zugleich will die Bevölkerung
nicht nur gesund, sondern auch
schön sein. Der Verbrauch an
Körperpflegemitteln wächst jährlich mit
einer zweistelligen Rate.
Ob sich der für 2015 angekündigte
gemeinsame ASEAN-Markt auf den
lokalen Sektor nur positiv auswirken
wird, bleibt umstritten. In den Pharmaund Kosmetiksparten fürchtet man ein
wenig die Konkurrenz aus Malaysia und
Singapur. Die Petrochemie wiederum
schaut vornehmlich auf den Inlandsmarkt,
verspricht sich aber auch verbesserte
Exportchancen im Rahmen des freien
Warenverkehrs.
Malaysia
Die Aussichten für Malaysias
Chemiebranche dürften sich ab der 2.
Jahreshälfte 2013 aufhellen. Das Geschäft
mit wichtigen Kunden der Branche, wie
dem E&E-Sektor und der Automobilbranche, verlief bis zum Frühjahr
verhalten, war von Chemiekonzernen
vor Ort zu erfahren. Die Bauwirtschaft
hingegen, angetrieben durch staatliche
Infrastrukturprojekte, zeigt sich als
dynamischer Abnehmer.
Insgesamt behauptete sich die Produktion
chemischer Erzeugnisse 2012 mit einem
realen Plus von 8,4% gut (Vorjahr: 8,8%).
www.gtai.de
Die Aussichten für die
kommenden Jahre erscheinen
Dr. Thomas Hausner
dank steigender Investitionen
President Director,
nicht schlecht. So zog die
Senior Bayer Representative,
PT Bayer Indonesia,
Branche (ohne Petrochemie)
PT
Bayer
MaterialScience
2012 immerhin für 6,4 Mrd.
Indonesia
Malaysische Ringgit (RM; 1,6
Mrd. Euro) genehmigte
Investitionen an (2011: 5,0
Mrd. RM), wobei jeweils das
Gros aus dem Ausland
„Wir begrüßen die Schaffung eines wachsenden
kommt. Bei großen Vorhaben,
integrier ten Marktes, der für größere
die flächenintensiv sind und
Direktinvestitionen ausländischer Investoren weit
vorhandene Öl- und
attraktiver ist, als dies bei einer Ansammlung von
Gasressourcen nutzen, wie
relativ kleinen Einzelmärkten der Fall wäre. Dabei
auch durch die im Vergleich
gilt es, über alle bestehenden wirtschaftlichen,
zu Singapur kostengünstigeren
kulturellen, sozialen und politischen Unterschiede
Arbeitskräfte hat Malaysias
der zehn ASEAN-Staaten hinweg diesen Weg
chemische Industrie gute
zielgerichtet im Interesse aller Staaten zu gehen.”
Zukunftschancen. Auch dürfte
die relativ weit entwickelte
Branche von einem erweiter ten
ASEAN-Markt profitieren, schätzen In der Pharmasparte sind die Philippinen
auf den Impor t von Arzneimitteln
Vertreter.
angewiesen. Einige internationale
Das Wachstum im Arzneimittelmarkt Markenhersteller produzieren daneben
flachte sich 2012 auf ein Plus von 7,7% auch selbst oder lassen fertigen. Die
ab, in den kommenden Jahren ist aber einheimische Branche konzentriert sich
mit Zuwächsen im oberen einstelligen auf die Erzeugung von Generika. Seit der
Bereich zu rechnen. Die Dominanz Verabschiedung des „Cheaper Medicine
westlicher Pharmakonzerne dürfte auch Act 2008” ist der Dr uck auf
nach dem AEC-Start bestehen bleiben. Preisminderungen für alle Pharmaanbieter
Generika-Hersteller aus Malaysia und groß.
einigen Nachbarländern werden jedoch
ihren noch niedrigen Marktanteil weiter Die Chemie- und Pharmaindustrien
werden für ihren lokalen Bedarf
erhöhen.
auf die Einfuhr von Vor- und
Zwischenerzeugnissen angewiesen
bleiben. Während die Philippinen im
Pharmasegment gute Chancen haben, in
Die Chemieindustrie der Philippinen ist der AEC eine wichtige Rolle als
relativ schwach aufgestellt. Für die Produktionsstandort zu behalten, wird
Herstellung vieler Erzeugnisse müssen der lokale Chemiesektor kaum mit
die benötigten Vorprodukte eingeführt Nachbarländern und Importen aus der
werden. Um die Abhängigkeit von Region konkurrieren können.
Impor ten zu verringern, baut das
Unternehmen JG Summit Petrochemical
Corp. gegenwärtig die erste NaphthaCracker-Anlage des Landes. Sie soll
Grundlage für eine Stärkung der
„Downstream”-Verarbeitung werden.
Ohne staatlichen Schutz ist sie jedoch
kaum wettbewerbsfähig.
Philippinen
www.aseanchanmbernetwork.com : 31
Branchen und Märkte in ASEAN
Chemie
Singapur
Die chemische und petrochemische
Industrie Singapur s - größter
Industriezweig nach der Elektro- und
Elektronikbranche - wird kräftig ausgebaut.
Dies ist nicht nur das Bestreben der
Regier ung, auch internationale
Chemiekonzerne pumpen Milliarden in
neue Vorhaben. Aufgrund der globalen
Abschwächung 2012 war der Sektor
real um 0,4% geschrumpft, scheint sich
aber langsam wieder zu erholen. Im 4.
Quartal legte er bereits wieder um 7,7%
zu. Auch ziehen die Investitionen kräftig
an. So konnte der Stadtstaat 2012
immerhin 6,7 Mrd. Singapur-Dollar (S$;
4,2 Mrd. Euro) an genehmigten
Investitionen hereinholen (2010: 2,5 Mrd.
S$, 2011: 1,7 Mrd. S$).
Auf der Chemie-Insel Jurong, die zu den
zehn größten Petrochemie-Hubs der
Welt zählt, hält die Regier ung
Erweiter ungsflächen für neue
Industrieansiedlungen bereit. Nachdem
die Grundversorgung mit Ausgangsprodukten durch die vorhandenen
Cracker und die Gasanlieferung durch
Terminals gesichert sind, geht der Trend
zunehmend zur Her stellung von
Spezialchemikalien und höherwertigen
Produkten. Auch werden F&E in dem
Bereich ausgebaut. Diese Entwicklung
und die entsprechende Arbeitsteilung
innerhalb der ASEAN-Staaten kann durch
die AEC-Integration noch verstärkt
werden.
32 : ASEAN Roadmap 2015
Ähnliches gilt für die pharmazeutische
Industrie, die 2012 real um fast 10%
gewachsen ist. Neue Investitionen geben
dem Sektor weiteren Auftrieb, wobei es
neben der Produktion auch um den
Aufbau von mehr Forschungs- und
Entwicklungseinrichtungen geht.
Thailand
Thailands Chemiebranche erzielte 2012
einen Jahresumsatz von umgerechnet
über 32 Mrd. US$ und besitzt vor allem
in der Petrochemiesparte noch Potenzial.
Federführend sind einige breit aufgestellte
Großunternehmen, wie Indorama
Ventures, PTT Global Chemical oder die
Siam Cement Group, die ihre regionale
Expansionsstrategie im Vorfeld des AECStarts stärker profilierten.
So avancierte Indorama Ventures dank
mehrerer Übernahmen in den letzten
fünf Jahren zur weltgrößten integrierten
Polyesterkette. PTT Global Chemical
möchte in den nächsten zehn Jahren
massiv in neue petrochemische Anlagen
in Malaysia, Indonesien und der VR China
investieren, was die Einnahmen um über
60% steigern soll. Und auch die Siam
Cement Group hat sich langfristig
ein bedeutendes Investitionsbudget
verordnet, davon die Hälfte in der Region.
DuPont strebt bis 2020 eine
Verdreifachung des regionalen Umsatzes
auf rund 3 Mrd. US$ an. Beiersdorf will
Thailand in den kommenden fünf Jahren
zum weltweit fünftgrößten Standort
ausbauen. Südostasien soll schon bald
ein Zehntel des Weltumsatzes
repräsentieren, 2012 nahm der
Unternehmensumsatz in der Region um
20% zu. Auch der Chemie- und
Pharmakonzern Merck setzt darauf, dass
die AEC automatisch aufgrund des
Integrationseffekts Wachstumsimpulse
freisetzt. Den wichtigsten Faktor für die
Dynamik der Schönheits- und
Gesundheitsindustrie sehen Experten in
der zunehmenden Präsenz von Frauen
im Berufsleben.
Vietnam
Südostasien gilt als Wachstumsmarkt
des Chemiesektors. Deutsche Firmen
treffen auch in Vietnam auf einen
expandierenden Absatzmarkt, der
überwiegend von Importen abhängt.
Die lokale Chemieindustrie befindet
sich noch im Aufbau. Die Regierung
räumt der Entwicklung eine hohe
Priorität ein. Die erste Raffinerie des
Landes nahm 2009 den Betrieb auf,
weitere petrochemische Großprojekte
sind geplant.
Vietnam produziert große Mengen an
Dünge-, Wasch- und Reinigungsmitteln.
Auch ausländische Chemieunternehmen,
hauptsächlich aus Asien, investieren vor
Ort. Für ein Schwellenland typisch sind
die Pro-Kopf-Verbrauchsmengen von
Kunststoffen, Farben, Lacken, Kosmetika,
Wasch- und Reinigungsmitteln noch
relativ gering. Die Zeichen stehen aber
auf Expansion und immer mehr
ausländische Anbieter positionieren sich
mit eigenen Vertriebsniederlassungen.
Günstige Grund- und Spezialchemikalien
bleiben gefragt.
Der Arzneimittelmarkt expandier t
ebenfalls. 2012 beliefen sich die
Verkäufe in der Sparte auf ungefähr 2,1
Mrd. US$ und sollen bis 2015 um 15%
jähr lich zulegen. Die Bevölker ung
wächst um über 1% pro Jahr und die
Einkommen der Haushalte steigen.
Stadtbewohner leisten sich zunehmend
frei verkäufliche "westliche" Arzneimittel.
Auch die Nachfrage der privaten und
öffentlichen Gesundheitseinrichtungen
nimmt mit dem Ausbau des
Gesundheitswesens zu.
Wichtigster Lieferant von chemischen
Erzeugnissen ist die VR China. Für
Produkte mit Ursprung aus der ASEANRegion gelten teilweise niedrigere
Einfuhrabgaben. Vietnam selbst will
seine Chemieprodukte verstärkt nach
Myanmar, Laos und Kambodscha
exportieren.
Branchen und Märkte in ASEAN
Chemie
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
zwei Ölraffinerien, Gesamtkapazität
von 300.000 Barrels pro Tag
20.000
Inbetriebnahme 2018
Gasverflüssigungsanlage mit 3,8
Mio. t LNG Jahreskapazität
12.000
Inbetriebnahme 2018
Pupuk Indonesia
Muda (PIHC)
Anlage zur Herstellung von 2 Mio. t
petrochemischen Stoffen im Jahr
5.200
keine Angaben zum
Zeitplan
Honam Petrochemical
Anlage zur Herstellung von 3,6 Mio. t
petrochemischen Stoffen im Jahr
5.000
Baubeginn Anfang 2013,
Fertigstellung 2016
Fabrik zur Herstellung von 300.000
jato Polyester
185
2013
Ölraffinerie für 300.000 Barrels
pro Tag und 3 Mio. t Chemierohstoffen
20.000
Fertigstellung 2016
Werk zur Produktion von 80.000 jato
Bio-Methionin im Kerteh Biopolymer Park,
Bundesstaat Terengganu
660
geplante Inbetriebnahme
April 2014
Bau einer Biopharma-Fabrik und einer
F&E-Einrichtung im Bio-XCellBiotechnologiepark
330
1. Phase im Bau,
Baubeginn der
2. Phase für 2016 geplant
Ranbaxy
Bau eines zweiten Pharmawerks,
Kapazität wird auf 3 Mrd. Dosen pro
Jahr verdreifacht
40
Ankündigung im
September 2012
PeAgila Biotech
(Tochter von Strides
Arcolab, Indien) und
Bio-XCell (Malaysia)
"Build-and-lease"-Vertrag für eine
F&E-Einrichtung und eine Fabrik im
Bio-XCell Biotechnologiepark,
Bundesstaat Johor
34,4
geplante Fertigstellung
Ende 2014
Naphtha-Cracker, Kapazität von 320.000
jato Ethylen und Propylen
800
im Bau, Produktionsstart
2014
Bioethanolanlage
35
im Bau, Produktionsstart
2014
INDONESIEN
Pertamina mit Kuwait
Petroleum und Saudi
Aramco
BP
Indorama
MALAYSIA
RAPIDChemieprojekt von
Petronas, teils
zusammen mit Evonik
CJ Bio Malaysia
(CJ Cheiljedang,
Korea, Rep. und
Arkema, Frankreich)
Biocon (Indien)
PHILIPPINEN
JG Summit
Petrochemical Corp.
Universal Robina
Corp.
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
www.gtai.de
www.aseanchambernetwork.com : 33
mehrere Mrd.
Branchen und Märkte in ASEAN
Maschinenbau
MASCHINENBAU
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Das Zusammenwachsen der Märkte in
Südostasien wird mehr Wettbewerb und
einen raschen Strukturwandel in den ASEANVolkswirtschaften auslösen. Dies dürfte
Tendenzen zu einer anhaltend steigenden
Nachfrage nach Maschinen begünstigen ein Anreiz für Überlegungen zur Eröffnung
neuer Produktionsstandorte in der AECRegion ebenso wie für mehr Anstrengungen
zur Erschließung dieses lukrativen Marktes
durch Liefergeschäfte. Denn bisher stellen
die Länder die benötigten Maschinen und
Anlagen selbst kaum her. Die Nachfrage
richtet sich nach dem Entwicklungsstand
der Industrien in den Ländern und ihren
im ASEAN-Verband entstandenen
Spezialisierungen.
www.gtai.de
Die Nachfrage Indonesiens nach Maschinen und Anlagen ist enorm und steigt
in den meisten Sparten stetig. Besonders starke Impulse kommen aus dem
Bausektor. Infolge der seit Jahren steigenden Löhne boomt der Wohnungsbau.
Gleichzeitig entstehen immer mehr Shoppingmalls. Die Infrastrukturpläne der
Regierung heizen die Branchenkonjunktur zusätzlich an.
Geplante Großvorhaben in der Petrochemie dürften zudem dazu führen,
dass in den nächsten Jahren die Nachfrage nach kompletten Anlagen steigt.
Auch die Textil- und Kunststoffbranche muss ihre Produktion modernisieren.
Die meisten Maschinen sind zehn Jahre und älter. Die Firmen werden den
überwiegenden Teil der benötigten Anlagen importieren.
Die Maschinennachfrage aus dem Bergbausektor ist stark eingebrochen. Als
Folge der sinkenden Weltmarktpreise für zahlreiche Rohstoffe schwinden die
Gewinne der Unternehmen. Sie stellen ihre Investitionen daher erst einmal
zurück. Die Bildung des gemeinsamen AEC-Marktes dürfte auf den
Maschinensektor eher geringe Auswirkungen haben. Nach wie vor stammen
die meisten Maschinenimporte aus Japan, den USA, Deutschland und
Taiwan.
www.aseanchambernetwork.com : 35
Branchen und Märkte in ASEAN
Maschinenbau
Malaysia
Das auch durch staatliche Großprojekte
geförderte Investitionsklima bescherte
dem Maschinenimport 2012 zweistellige
Zuwächse. Diese könnten 2013, wenn
auch etwas abgeschwächt, anhalten.
Denn die Investitionen, die im Vorjahr
real um 20% gestiegen sind, sollen immer
noch um gut 12% wachsen, prognostiziert
das Statistikamt. Entsprechend zog 2012
die Einfuhr von Maschinen und
Ausrüstungen der HS-Nr. 71 bis 74 um
12,5% auf einen Wert von fast 53 Mrd.
Malaysische Ringgit (13 Mrd. Euro)
an. Überdurchschnittlich legten
Metallbearbeitungs- (+17,7%) sowie
Kraftwerksmaschinen und -ausrüstungen
(+16,6%) zu. Mit neuen Kraftwerks- wie
Metallprojekten in der Pipeline bleiben
die Aussichten für diese Maschinensparten
positiv.
Dies gilt auch für deutsche Produkte, die
bei Produktivität, Präzision und Effizienz
punkten. In diese Richtung geht es
nämlich auf dem lokalen Markt angesichts
steigender Löhne, 2013 eingeführter
Mindestentgelte und der staatlichen
Präferenz zugunsten höherer Produktivität.
Der Trend dürfte sich noch verstärken,
auch stimuliert durch die AEC-Integration,
die zu einer stärkeren Arbeitsteilung
zwischen den Mitgliedsländern führen
wird. In dem Zuge nimmt Malaysia
bestimmte höherwertige, aber immer
noch arbeitsintensive Produktionsprozesse
von Singapur auf und gibt weniger
fortgeschrittene Fertigungen an andere
ASEAN-Länder ab.
Zu den weiterhin wichtigen
Maschinenmär kten dürften die
Chemieindustrie sowie die Elektro- und
Elektronikindustr ie zählen. Als
„Newcomer” gewinnen die „Hightech”Branchen Flugzeugtechnik, Medizintechnik,
aber auch die Biotechnik an Bedeutung.
Aufgrund des steigenden Bedarfs, nicht
zuletzt durch große Bauprojekte, kann
die Metallbranche Auftrieb bekommen.
Philippinen
Der Maschinenbau in den Philippinen ist
schwach entwickelt. Nur wenige
Maschinensegmente werden lokal
produziert, etwa elektrische Ausrüstungen
und solche für die Bearbeitung von
einfachen Teilen. Die meisten
Branchenerzeugnisse werden importiert.
Spezialisier te und leistungsfähige
Maschinen kommen hauptsächlich aus
den USA und Japan, von wo auch die
wichtigsten Produzenten beispielsweise
aus der Elektronik- und Kfz-Industrie in
den Philippinen stammen.
Großer lokaler Bedarf besteht an
Baumaschinen, da die Bauwir tschaft
boomt. Hingegen erleben
Bergbaumaschinen eine Flaute
wegen
geringerer
Rohstoffnachfrage
wie auch
Peter Zuber,
wegen
der
noch
ungeklärten
Geschäftsführer des
Thematik der zukünftigen
mittelständischen
Maschinenbauers Döka Asia
Minenpolitik. Für die
verarbeitende Industrie ist
davon auszugehen, dass
gr u n d s ä t z l i c h
ein
Modernisierungsbedarf besteht.
„Kundennähe war für uns ein ganz wesentlicher
Gesichtspunkt, bei der Entscheidung für den
Aufbau eines Produktionsstandor tes in
Südostasien”.
36 : ASEAN Roadmap 2015
Da die ASEAN-Staaten selbst
kaum Maschinen und Anlagen
herstellen, sondern diese aus
for tgeschrittenen
Industrieländern importieren,
dürfte auch künftig der
gemeinsame AEC-Markt eher von
geringerer Bedeutung für den Sektor
bleiben. Im „Second-hand”-Geschäft
könnte hier jedoch ein - allerdings nur
schwer quantifizierbarer - Austausch
stattfinden.
Singapur
Die Nachfrage nach Maschinen im 5,3
Mio. Einwohner zählenden Stadtstaat ist
eher durch den Grundsatz „Klasse statt
Masse” geprägt. Somit hält sich auch der
Import nichtelektronischer Maschinen
und Ausrüstungen in Grenzen. Dieser
stieg 2012 um 7,7% auf gut 80 Mrd.
Singapur-Dollar (rund 50 Mrd. Euro).
Aufgrund hoher und weiter steigender
Löhne und des staatlich gedrosselten
Zuzugs niedrig qualifizierter ausländischer
Arbeitskräfte müssen die Unternehmen
in höhere Produktivität investieren.
Hinzu kommt, dass die Regierung
ausländische Investoren mit hochwertigen
Produkten bevorzugt. Der Trend zu
hocheffizienten und präzisen Maschinen
wird somit in den kommenden Jahren
weiter zunehmen, und innerhalb der
ASEAN-Region wird Singapur seine
Stellung als „Hightech”-Standort weiter
ausbauen.
Dieser Trend zeigte sich auch auf der im
April 2013 veranstalteten Messe „MTA”,
die neue Trends in Metallbearbeitung und
Automatisierung präsentierte, wobei der
Fokus auf Präzision und Produktivität
lag. Die stärksten Wachstumsimpulse
sahen Aussteller in den HightechBranchen Luftfahr ttechnik, Öl- und
Gaszulieferindustrie sowie Medizintechnik.
Die mit Abstand bedeutendsten
Industriezweige und somit wichtige
Maschinenimporteure sind jedoch die
chemische Industrie sowie die Elektround die Elektronikbranche . Einen
erhöhten Maschinenbedarf dürfte auch
der Bausektor haben, der wesentlich
stärker als die Gesamtwirtschaft wächst.
Als Standort für die Maschinenproduktion
Branchen und Märkte in ASEAN
Maschinenbau
spielte Singapur bislang keine Hauptrolle.
Wenn jedoch Produktionsmittel und
Werkzeuge vor Ort gefertigt werden,
so ist es zunehmend Präzisionstechnik.
Der Industriezweig „Precision Engineering”
wird auch von der Regierung gefördert,
die sich hierfür verstärkt ausländische
Investitionen wünscht.
Thailand
Die Nachfrage nach Maschinen dürfte in
Thailand dynamisch zulegen, insofern die
regionale Integration mehr Wettbewerb
und einen schnelleren Strukturwandel
erwar ten lässt. Der Trend zur
Konsolidierung und Diversifikation in der
Region wird dabei zunehmen, begleitet
durch mehr Fusionen und Übernahmen.
Modernisierung und Automatisierung
haben bereits einen höheren Gang
eingelegt, auch bedingt durch die
Anhebung des Mindestlohnes.
2012 stieg der Import von Maschinen
und Teilen um 31% auf umgerechnet
rund 26 Mrd. US$. Nach Erdöl bildeten
diese die zweitgrößte Importposition.
Sichtbarer Ausdr uck der neuen
Herausforderung und Dynamik war die
Werkzeugmaschinenmesse „Metalex
2012” in Bangkok, wo das Auftragsvolumen gegenüber dem Vorjahr um
42% auf umgerechnet über 200 Mio.
Euro zulegte. Maschinenwerkzeuge
bleiben stark gefragt, 2012 waren
Autoindustrie (35%), Metallbearbeitung
(27%) sowie Elektro- und
Elektronikindustrie (14%) die wichtigsten
Abnehmer.
Die Nachfrage nach Verpackungsmaschinen entwickelt sich schon deshalb
dynamisch, weil Thailands Export fast zwei
Drittel des BIP ausmacht. SCG Paper als
Marktführer für Verpackungspapier
engagier t sich in Großanlagen in
Malaysia, Vietnam, Singapur, den Philippinen
und Vietnam. Gleiches gilt für
Kunststoffmaschinen in allen Kategorien
mit den Abnehmerbranchen
Verpackungen, E&E, Baugewerbe und
www.gtai.de
Automobilbau. Wettbewerbsvorteile für
den deutschen Maschinenbau bestehen
in den Maschinensparten für Holz, Textil,
Leder, Druck, Papier, Gummi und
Kunststoffe.
Vietnam
Vietnam verfügt nur über einen schwach
aufgestellten Maschinenbausektor. Die
Regier ung arbeitet insbesondere
am Aufbau einer nationalen
Agrartechnikindustrie. Beinahe alle
anderen Maschinen müssen importiert
werden. Die Einfuhren legten 2012
nominal um 3,2% auf umgerechnet rund
16,0 Mrd. US$ zu. Die Hälfte der
Nachfrage entfällt auf die Niederlassungen
ausländischer Unternehmen. Das Gros
der Direktinvestitionen stammt von
japanischen, koreanischen und
taiwanischen Firmen, die in der Regel auf
Ausrüstungen aus ihren Herkunftsländern
zurückgreifen. Neuerdings entdecken
Hersteller von Elektro- und Informationstechnik den Standort.
Die Investitionen in Ausrüstungen legen
wegen der unsicheren Geschäftslage
2013 gedämpft zu, teilweise geht die
Nachfrage zurück. Für 2014 rechnen
Konjunkturforscher mit einer starken
Belebung der Investitionen um real 10%.
Die inländischen Kunden achten vor
allem auf den Preis. Ihre Maschinen
bestellen sie in der VR China oder
nehmen gebrauchte Ausrüstungen aus
Japan und Korea (Rep.). Hochwertige
Maschinen benötigen die international
erfolgreichen Expor tbranchen des
Landes. Deutsche Fir men liefer n
hauptsächlich Nahrungsmittel- und
Getränkemaschinen sowie Fördertechnik.
Wegen der niedrigen Einfuhrabgaben
auf Maschinenbauerzeugnisse haben
europäische Liefer anten keine
Wettbewerbsnachteile gegenüber denen
aus ASEAN-Mitgliedstaaten.
www.aseanchambernetwork.com : 37
Branchen und Märkte in ASEAN
Maschinenbau
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Gesamtinvestitionsplan mit Schwerpunkt
auf Luftfahrt und Fertigungstechnologie
300
Memorandum of
Understanding Anfang
2013 unterzeichnet
Fabrik für Lkw für den Tagebergbau
150
Produktionsbeginn 2013
Fabrik für "Heavy equipment"
k. A.
Baubeginn 2013
INDONESIEN
General Electric
Caterpillar
Doosan Group
MALAYSIA
Tokuyama Malaysia,
Tochter von Tokuyama
Corp. (Japan)
Bau einer Fabrik zur Herstellung von
polykristallinem Silizium; Gesamtkapazität
20.000 t pro Jahr
1.830
Inbetriebnahme des ersten
Werkes im Juni 2013,
zweites Werk im April 2014
Smelter Asia, Joint
International Venture
von Gulf Investment
Group und Aluminium
Corp of China
Aluminiumschmelzwerk im Samalaju
Industrial Park, Bundesstaat Sarawak;
Jahreskapazität 370.000 t
1.600
Baubeginn abhängig vom
Abschluss des Power
Purchase Agreement mit
Sarawak Energy Bhd
Bau eines Vertriebszentrums für Eisenerz
und eines Hafens in Lumut, Bundesstaat
Perak; Kapazität 30 Mio. jato
1.400
Fertigstellung der
1. Phase 2014
15
Fertigstellung im
2. Halbjahr 2013
Produktionslinie zur Galvanisierung
von Kfz-Stahl
300
Inbetriebnahme in 2013
Posco
Produktion von galvanisiertem Kfz-Stahl
300
Ankündigung im März 2013
Hoa Sen Group
Joint Venture von Vietnams Hoa Sen
Group mit Assava Metal und BK Metal
Sheet zur Produktion von 120.000 t
Flachstahl pro Jahr
100
Ankündigung im März 2013
Ausbau der Produktion von
Landmaschinen
65
Ankündigung Anfang 2013
Elektrohochofen mit einer Jahreskapazität
von 522.720 t
53
BOI-Genehmigung in 2011
Vale (Brasilien)
SINGAPUR
Metalor Technologies
(Schweiz)
Bau einer Goldraffinerie und eines barrenwerks mit einer Kapazität von
150 jato
THAILAND
Nippon Steel
Siam Kubota
Corporation
Tycoons Worldwide
Group
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
38 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Medizintechnik, Gesundheitswesen
MEDIZINTECHNIK,
GESUNDHEITSWESEN
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Der Entwicklungsstand des indonesischen Gesundheitssektors ist im
Vergleich zu seinen südostasiatischen Nachbarn niedrig. Es gibt im
gesamten Land nur sechs Krankenhäuser, die international zertifiziert
oder akkreditiert sind. Die Kliniken in den Philippinen oder Thailand
genießen einen wesentlich besseren Ruf. Dort lassen sich auch Patienten
aus Japan oder Hongkong (SVR) behandeln. Der „Medizintourismus”
besteht in Indonesien noch nicht mal in Ansätzen.
Die Regierung ist zunächst bemüht, die eigene Bevölkerung
flächendeckend zu versorgen, was nicht nur angesichts der geographischen
Lage - das Land besteht aus 17.500 Inseln - problematisch ist. Zudem
arbeitet nur ein Bruchteil der Bevölkerung im offiziellen Sektor und ist
über den Arbeitgeber krankenversichert. Doch bis zum Ende des
Jahrzehnts soll die gesamte Bevölkerung über eine entsprechende
Absicherung verfügen. Zwischen 2012 und 2018 werden laut Prognose
von Frost & Sullivan die Gesundheitsausgaben von umgerechnet 26,4
Mrd. auf 60,6 Mrd. US$ steigen.
www.gtai.de
Die Nachfrage nach medizintechnischen
Produkten und Ausrüstungen aus den ASEANLändern wird vom jeweiligen Stand der
Versorgung der eigenen Bevölkerung sowie
vom Engagement der Länder im sogenannten
Medizintourismus determiniert. Hochwertige
Technik ist in einigen Ländern zunehmend auch
für breitere Schichten bezahlbar, wobei diese in
der Regel importiert werden muss. Für den
Aufbau von Produktionskapazitäten profilieren
sich derzeit Standorte in Singapur und Malaysia.
Im künftigen gemeinsamen Markt bereiten
Marktführer im Krankenhausbetrieb aus den
Philippinen, Singapur und Thailand bereits die
geschäftliche Expansion in andere AECMitgliedsländer vor.
www.aseanchambernetwork.com : 39
Branchen und Märkte in ASEAN
Medizintechnik, Gesundheitswesen
Der gemeinsame ASEAN-Markt könnte
dazu führen, dass renommier te
Krankenhausbetreiber aus Singapur oder
Thailand in Indonesien Niederlassungen
gründen. An
mangelnder
Patientennachfrage dürften die Pläne
nicht scheitern. Es gibt inzwischen genug
gut verdienende Indonesier, die bereit
sind, für medizinische Spitzenleistung zu
bezahlen. Entsprechende Investitionsvorhaben wurden allerdings noch nicht
bekannt.
Medizintouristen aus den Nachbarländern
anzuziehen. Bereits jetzt kommen rund
70% aus Indonesien.
Malaysia
Myanmar
Auf mehr Investitionen im öffentlichen
Gesundheitswesen hoffen Anbieter
von Medizintechnik nach den
Parlamentswahlen im Mai 2013. Denn
Malaysias Markt zeigte sich zuletzt
gespalten: ein zurückhaltender öffentlicher
und ein dynamischer pr ivater
Gesundheitssektor. Der mittelfristige
Wachstumstrend von rund 10% bietet
aber weiter Absatzpotenzial, das vor
allem ausländischen Her stellern
zugutekommt. Denn hochwer tige
Technik muss importiert werden.
Myanmars Gesundheitsversorgung ist
reformbedürftig, die technische
Ausstattung der öffentlichen
Krankenhäuser obsolet. Vor diesem
Hintergrund wurde das Budget im
Fiskaljahr 2011/12 (April/März) auf
umgerechnet 11,2 Mio. US$ vervierfacht.
Die eigene medizinische Forschung
klassifizierte der Gesundheitsminister zu
90% als nicht operational. Ein neues
Forschungszentrum für Tuberkulose,
Malaria und Infektionskrankheiten soll
2013 durch Dosung Architects
entstehen.
Die Einfuhr ausgesuchter
medizintechnischer Produkte von
Spritzen über Orthopädieprodukte bis
zu Elektrodiagnosegeräten stieg 2012 um
18% auf umgerechnet 1,1 Mrd. US$
(2011: 13%). Auch in den kommenden
Jahren dürfte nach Schätzung von
Branchenvertretern eine Zunahme des
Marktes um 10% pro Jahr möglich sein.
Diese speist sich nicht nur aus einer
wohlhabender und älter werdenden
Bevölkerung, sondern auch aus dem
wachsenden Strom an Medizintouristen.
Brachten 2011 rund 583.300 ausländische
Patienten 511 Mio. Malaysische Ringgit
(RM; rund 120 Mio. Euro) ins Land,
sollen es nach Schätzung der Oxford
Business Group 2012 über 600.000
Personen und mehr als 600 Mio. RM an
Einnahmen gewesen sein. Im Zuge der
AEC-Gründung dürfte Malaysia gute
Chancen haben, noch mehr
40 : ASEAN Roadmap 2015
Auch als Produktionsstandor t für
international gefragte Medizintechnik
kann sich das Land innerhalb der ASEAN
weiter profilieren. Dabei geht der Trend
von kautschukbasierten Verbrauchsgütern
zu komplexeren Produkten wie
Herzschrittmachern, die bereits vor Ort
gefertigt werden.
Der US-Konzern General Electric gehört
zu den wichtigen ersten "Playern" mit
größeren Aufträgen für Medizintechnik.
Von deutscher Seite hat B. Braun eine
Repräsentanz in Yangon eröffnet, die
sich erfolgreich gegen chinesische
Billigprodukte durchzusetzen weiß.
Thailands größte Hospitalketten erwägen
ebenfalls den Markteintritt. Als erste
sollte sich wohl die Gruppe Samitivej
etablieren, doch auch die beiden
Marktführer Bangkok Dusit Medical
Ser vices (BGH) und Bumrumgrad
International dürften sich längerfristig
ein Standbein sichern. BGH positioniert
sich in diesem Jahr überdies auch in
Phnom Penh (Kambodscha).
Philippinen
Das Geschäft mit der Gesundheit
läuft in den Philippinen gut. Der
Lebensstandard und die Erwartungen
der Bevölkerung an eine gute
medizinische Versorgung steigen. Sowohl
private als auch staatliche Einrichtungen
investieren in moderne Ausrüstung.
Der weit überwiegende Teil der
Gesundheitseinrichtungen ist auf
wenige Städte konzentriert, die Kluft
zwischen Stadt und Land sowie arm
und reich groß.
Durch neue Projekte und die
Modernisier ung in bestehenden
Krankenhäusern ist die Nachfrage nach
Medizintechnik enorm hoch und wird
auch bedeutend bleiben. Dabei muss
das Land praktisch alle Produkte
importieren. Nach Prognosen des
Marktforschungsunternehmens Espicom
soll der Medizintechnikmarkt mittelfristig
um jährlich rund 8% auf US-Dollarbasis
steigen. Auch „Business Monitor
International” sieht
gute
Wachstumsaussichten.
Branchen und Märkte in ASEAN
Medizintechnik, Gesundheitswesen
Auf die Medizintechnikbranche im Lande
wird der gemeinsame AEC-Markt keine
direkte Auswirkung haben. Jedoch soll
der Medizintourismus in den nächsten
Jahren weiter ausgebaut werden. Der
Staat setzt Investitionsanreize, um ein
Medical Tourism Center für die
zahlungskräftige Klientel aus der Region
und darüber hinaus zu schaffen. Zudem
dürften sich lokale Krankenhausbetreiber
nach Geschäftsmöglichkeiten bei den
ASEAN-Nachbarn umschauen.
Singapur
Singapurs Markt für Medizintechnik geht
in die Breite mit Zuwächsen im mittleren
bis oberen einstelligen Bereich,
konstatier ten 2012 deutsche
Branchenver treter auf Fachmessen
im Stadtstaat. Eine Zunahme sehen
Marktkenner in ähnlicher Höhe bei den
Gesundheitsausgaben, die sich von
umgerechnet 9,3 Mrd. US$ 2011 um
6% jährlich auf 12,6 Mrd. US$ bis 2015
erhöhen sollen. Die Zahl der
Krankenhausbetten werde sich dann auf
12.868 belaufen, davon ein Viertel im
Privatsektor, prognostizier te der
Consultant Frost & Sullivan.
südostasiatische Stadtstaat seine
Krankenhäuser stärker in die Region
„exportieren”. Bereits jetzt betreiben
dort mehrere singapurische Gruppen
Hospitäler. Auch die Produktion von
Medizintechnik im Stadtstaat dürfte
weiter an Bedeutung gewinnen.
Vietnam
Thailand
Thailands Gesundheitsindustrie sei auf
die AEC bereits gut vorbereitet,
konstatiert Frost & Sullivan - sowohl
hinsichtlich der medizinischen Leistungen
als auch des attraktiven Preisniveaus.
Die Bemühungen zur Konsolidierung
und Diversifikation sollten dabei noch
über die Grenzen hinweg zunehmen mit
Auswirkungen auf Beschaffungen und
Dienstleistungen. Dass private Investoren
sich bis zu 70% an Hospitälern beteiligen
könnten, öffne die Tür für „frisches”
Kapital. Frost & Sullivan empfiehlt den
Krankenhäusern verstärkte Investitionen
in die Informations- und Kommunikationstechnik, um Operationen und
Kostenkontrolle zu verbessern.
2012 ist der Import medizintechnischer
Produkte von Spr itzen über
Or thopädieerzeugnisse bis zu
Elektrodiagnosegeräten um 21% auf 2,9
Mrd. US$ gestiegen. Die deutschen
Lieferungen erhöhten sich um 6,9% auf
241 Mio. US$. Wesentliche Antriebskräfte
des Marktes sind ein hohes und weiter
steigendes Wohlstandsniveau, eine
alternde Gesellschaft, Zuwanderung
sowie Medizintourismus. Diese Trends
wie auch die zunehmende häusliche
Pflege dürften sich in den nächsten
Jahren fortsetzen.
Das staatlich geförderte Konzept einer
„Drehscheibe des Medizintourismus” für
die asiatischen Nachbarländer scheint
aufgegangen. Pro Jahr kommen über 2
Mio. ausländische Patienten für eine
Reihe von Behandlungen, wie Bypass-OP,
künstliche Hüftgelenke oder Zahnersatz.
Die führende private Krankenhauskette
Bangkok Dusit Medical Services (BGH)
erwir tschaftet etwa 40% des
Jahresumsatzes von umgerechnet rund
40 Mio. US$ mit Ausländern, bei
Bumrumgrad International liegt der
Anteil sogar bei 60%. BGH will die Zahl
der Hospitäler bis 2015 von 31 auf 50
aufstocken, wobei Chiang Mai im Norden
auf Patientenzulauf aus Myanmar setzt.
Die Leuchtturmfunktion, die Singapurs
hervorragendes Gesundheitssystem
innerhalb des ASEAN-Verbundes hat,
sollte weiterhin Medizintouristen aus
den Nachbarländern anziehen. Darüber
hinaus wird der kapitalkräftige
Der lokale Medizintechnikmarkt wurde
2012 auf einen Wert von umgerechnet
mehr als 950 Mio. US$ geschätzt und für
die kommenden Jahre werden
Zuwachsraten um 10 bis 15% erwartet.
Dies implizier t eine hohe
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Impor tnachfrage in den Zweigen
Diagnostik, Or thopädie und
Dentaltechnik. Rund 80% der in Thailand
verwendeten medizintechnischen
Ausrüstungen werden im Ausland
beschafft.
Der Markt für Medizintechnik dürfte
2013 ein ordentliches Wachstum zeigen.
Die Marktforscher von Espicom
schätzen den Absatz für 2012 auf
umgerechnet circa 634 Mio. US$ und
prognostizieren bis 2017 einen Anstieg
des Volumens auf 1,5 Mrd. US$. Importe
bedienen rund 90% der Nachfrage. Aus
Südostasien kommen einige
Verbrauchsmaterialen. Deutschland
liefert Elektromedizin.
Wichtigster Abnehmer ist die öffentliche
Hand. Die Ausrüstungen in den
öffentlichen Krankenhäusern sind immer
noch unzureichend oder veraltet. Es
fehlt an Equipment für Diagnosen,
Oper ationen und Pflege . Das
Gesundheitsministerium möchte bis
2020 etwa 1,8 Mrd. US$ in den
Bau und die Renovierung von 645
Krankenhäusern investieren.
„Betuchte” Vietnamesen geben solange
lieber im Ausland mehrere Milliarden
US-Dollar jährlich für Behandlungen aus.
Private Gesundheitseinrichtungen
expandieren aber auch in Ho Chi Minh
City und Hanoi. Sie kaufen moderne
Ausstattungen und sind für deutsche
Medizintechniklieferanten interessante
Kunden. Zu den Investoren gehören
Gesundheitsunternehmen aus anderen
ASEAN-Ländern, darunter aus Singapur.
Das Joint Venture Hoa Lam-Shangri-La
Healthcare eröffnet einen 400 Mio. US$
teuren „International Hi-Tech Healthcare
Park” in Ho Chi Minh City. In der
Nachbarprovinz errichtete Thomson
Medical aus Singapur 2011 bereits das
„Hanh Phuc International Hospital”.
www.aseanchambernetwork.com : 41
Branchen und Märkte in ASEAN
Medizintechnik, Gesundheitswesen
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Bau eines Frauen- und
Kinderkrankenhauses (600 Betten) nahe
dem staatlichen Hospital von Kuala Lumpur
etwa 280
Baubeginn im September
2013; Fertigstellung 2016
Bau eines Krankenhauses (130 Betten) in
Batu Burok, Bundesstaat Terengganu
etwa 56
geplante Fertigstellung
Mitte 2014
Bau von fünf Hospitälern mit insgesamt
840 Betten in Pahang, Perlis, Bandar
Dato Onn, Miri und Klang Bayuemas
k. A.
Fertigstellung 2014/15
circa 140
Start Dezember 2013;
Fertigstellung 2016
k.A.
Fertigstellung 2014
beziehungsweise 2015
Herstellung von Injektionsröhren,
Transfusionsbeuteln und Spritzen
250
Baubeginn 2012,
Inbetriebnahme 2015
Fertigung von Blutbeuteln,
Jahreskapazität 9 Mio.
100
Inbetriebnahme 2015
Shink-Mark-Krankenhaus, in Bien Ho
(Südvietnam), Kapazität 500 Betten
80
Investitionszertifikat im
Februar 2013 erteilt
MALAYSIA
Konsortium ProHawk,
Joint Venture aus UEM
Group und Najcom
TDM Berhad
KPJ Healthcare Bhd
PHILIPPINEN
Philippine Orthopedic
Center
Public-Private-Partnership-Projekt
(700 Betten)
SINGAPUR
Jurong Health
Services
Ng Teng Fong General Hospital
(700 Betten) und Jurong Community
Hospital (400 Betten)
VIETNAM
Nipro Pharma (Japan)
Terumo (Japan)
Joint Venture aus
Radian City (USA),
Shink Mark (Taiwan)
und Tin Nghia
(Vietnam)
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
42 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT),
Neue Medien, Business Process Outsourcing (BPO)
INFORMATION- UND
KOMMUNIKATIONSTECHNIK (IKT),
NEUE MEDIEN, BUSINESS
PROCESS OUTSOURCING (BPO)
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Fast alle ASEAN-Länder verzeichnen in den letzten Jahren
eine boomartige Entwicklung in den Telekom-Sektoren,
wobei einige von ihnen sich der Marktsättigungsgrenze zum Beispiel im Mobilfunkbereich - nähern. Interessant
bleibt neben dem Ausbau des privaten Segmentes im
Breitbandnetz die noch zurückhängende Digitalisierung
öffentlicher Einrichtungen. Vorreiter wie Singapur und
Malaysia wollen auch in der AEC mit ihrem Know-howVorsprung Geld verdienen, zum Beispiel im „Cloud
Computing”, und fachen hier den Wettbewerb an.
Vergleichbares gilt für die schon bisher auf OutsourcingGeschäfte spezialisierten Länder, die mit einer AECweiten Expansion von BPO auf weiteres Wachstum
hoffen.
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In Indonesien stellt das „Handy” eines der wichtigsten
Statussymbole dar. Der durchschnittliche Kunde schafft sich
alle sieben bis elf Monate ein neues Mobiltelefon an. Der
Markt profitiert einerseits von den seit Jahren kräftig steigenden
Einkommen. Andererseits liegen nach einer Erhebung von
Frost & Sullivan die Kosten für die Mobilfunknutzung bei
umgerechnet nur rund 0,01 US$ pro Minute. Damit ist
Indonesien zusammen mit Indien der Markt mit den günstigsten
Mobilfunkpreisen im asiatisch-pazifischen Raum.
Im Jahr 2012 gab es laut Schätzung von Frost & Sullivan knapp
300 Mio. aktive Mobilfunk-SIM-Karten. Bei einer Bevölkerung
von gut 240 Mio. entspricht das einer Marktsättigungsrate von
120%. Bis 2015 soll es mehr als 370 Mio. aktive SIM-Karten
geben; das entspräche einer Quote von 144%. Doch der Markt
ist nicht nur konsumgetrieben. Investitionen beflügeln ebenfalls
www.aseanchambernetwork.com : 43
Branchen und Märkte in ASEAN
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT),
Neue Medien, Business Process Outsourcing (BPO)
Da Malaysias Telekominfrastruktur im
ASEAN-Vergleich schon relativ gut
ausgebaut ist, wird sich das Wachstum
nach Einführung des AEC-Binnenmarktes
2015 eher in den schwächer entwickelten
Ländern abspielen. Hierbei könnten
eventuell malaysische TelekomUnternehmen mit ihrer Exper tise
behilflich sein. Die Frage ist, inwieweit
der Protektionismus der einzelnen
Länder dies zulässt.
Philippinen
die Branchenkonjunktur. Ein Masterplan
sieht für den Zeitraum 2011 bis 2025
staatliche Ausgaben von umgerechnet
mehr als 25 Mrd. US$ in dem Sektor vor.
Private Telekommunikationsfirmen
bauen ihre Empfangsnetze kräftig aus.
Der gemeinsame ASEAN-Markt wird den
indonesischen IKT-Sektor ordentlich
„aufmischen”. Wettbewerber aus den
benachbarten Ländern sind begierig, ein
Stück vom Kuchen abzubekommen, und
dürften kräftig investieren. Abzuwarten
bleibt, wie die Regierung in Jakarta auf
diese Entwicklung reagiert. In zahlreichen
Branchen der Volkswirtschaft ist ein
merklicher Anstieg des Protektionismus
zu spüren. Die Behörden könnten
versucht sein, einheimische Firmen vom
Wettbewerb in der AEC abzuschirmen.
Malaysia
Malaysias Kommunikationssektor vibriert
mit kräftigen Zuwächsen. Er legte 2011
um real 7,6% zu, 2012 nach Schätzungen
um 9,1%. Hauptantriebsfeder ist das
Mobilfunksegment, das 2012 bei
44 : ASEAN Roadmap 2015
Mobiltelefonen auf eine Verbreitung von
141,6% aller Einwohner (2011: 127,7%)
und beim Breitband auf 66% (62,3%)
kam. Bis 2018 sollen die Ausgaben für
Informations- und Kommunikationstechnik
jährlich um 10 bis 12% steigen,
prognostizier t die National ICT
Association of Malaysia. Der IKT-Markt
belief sich 2012 auf 57 Mrd. Malaysische
Ringgit (gut 14 Mrd. Euro), wobei rund
ein Fünftel der Käufe auf Hardware
entfiel.
Angetrieben wird die Digitalisierung auch
durch die Regierung, die Schulen und
Amtsstuben ehrgeizige Ziele vorgibt.
Während bislang gut ein Drittel aller
staatlichen Dienste online verfügbar
ist, soll der Anteil bis 2015 auf 90%
steigen. Auch in der Privatwirtschaft ist
weiteres Potenzial vorhanden. So
erwar ten Branchenver treter ein
„Outsourcing” der IT-Dienste bei
güterproduzierenden Firmen,
Finanzdiensten und im Telekomsektor.
Später
dürften
Einzelhandel,
Gesundheitswesen und Automobilsektor
hinzukommen.
Business Processing Outsourcing (BPO)
ist die größte Wachstumsbranche der
Philippinen und wird es auch über die
nächsten Jahre bleiben. Ausbildung,
Bürokapazitäten und Telekommunikationsinfrastruktur werden den Anforderungen
entsprechend ausgebaut. Für 2012
registrierte der Branchenverband einen
Gesamtumsatz der Outsourcing-Branche
von umgerechnet rund 13 Mrd. US$ und
damit ein Wachstum im Vorjahresvergleich
um 18%.
Den BPO-Löwenanteil hält das „CallCenter”-Geschäft, das von den guten
Englisch-Sprachkenntnissen profitier t.
Zusätzlich wird der „Non-Voice”-Bereich
ausgebaut. Das lokale Outsourcing kann
auf eine gute Telekommunikationsinfrastruktur zurückgreifen, die noch
verbessert wird. Insgesamt ist in den
Philippinen ein umfangreiches Fest- und
Mobilkommunikationsnetz vorhanden,
die Durchdringungsrate mit
Mobiltelefonen hoch.
An der starken Marktstellung der lokalen
Telekommunikationsanbieter wird sich
durch den gemeinsamen ASEAN-Markt
kaum etwas ändern. Aufgrund von
gesetzlichen Vorgaben ist die ausländische
Beteiligung auf 40% beschränkt.
Umgekehrt könnte sich der „Platzhirsch”
PLDT (Philippine Long Distance
Telephone) in der Region umschauen,
um seine Geschäfte auszuweiten. Auch
die BPO-Industrie wird versuchen, ihre
Kundenbasis in der geplanten AEC
auszubauen.
Branchen und Märkte in ASEAN
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT),
Neue Medien, Business Process Outsourcing (BPO)
Singapur
Das Wachstum im Informations- und
Kommunikationssektor des Stadtstaates
schwächt sich zunehmend ab, erreichte
aber 2012 mit einem realen Plus von
2,6% immer noch das Doppelte des
Wirtschaftswachstums. In den beiden
Jahren zuvor war das Plus mit 3,6%
beziehungsweise 7,4% höher gewesen.
Ein Grund dürfte die zunehmende
Marktsättigung sein. Bei fast 8,1 Mio.
Mobiltelefonverträgen für 5,3 Mio.
Einwohner lag die Steigerungsrate 2012
bei 4,0% (Vorjahr: 6,4%). Die Zahl der
Breitband-Internet-Verträge
erhöhte
sich noch um 10,5% (17,5%) auf 10,2
Mio. Einheiten.
Wenn IKT gekauft wird, dann ist es oft
die neueste und am weitesten
entwickelte Technik. So dominieren
Smartphones den Mobiltelefonmarkt.
Die Regierung unterstützt die Entwicklung
durch den Aufbau modernster
Infrastruktur, wie die digitale „Cloud”, die
sie über zahlreiche Behörden und
Ministerien gespannt hat. Auch in den
kommenden Jahren und nach Einführung
des ASEAN-Binnenmarktes dürfte
Singapur seine führende Stellung als
digital exzellent vernetzter Stadtstaat
beibehalten. Es ist laut Global
Information Technology Repor t das
weltweit zweitbeste Land in der Nutzung
von IT zur Wachstumsförderung.
Thailand
Das „Cloud Computing” stellt in Thailand
einen bedeutenden Wachstumsmarkt im
Übergang zur AEC dar, denn im Cloud
Readyness Index liegt das Land unter
den „Asean-6" noch am Schluss, nur
gleichauf mit Vietnam. Die Regierung
legt in ihrer „Smart Government 2020”Strategie hierauf einen Schwerpunkt,
und auch private Unternehmen
investieren stärker „in die Wolke”,
gestützt durch das rasante Wachstum
von Smartphones und Tablets.
www.gtai.de
Ein neues Kapitel im 3G-Datenaustausch
eröffnet die Einführung des 2.1GHzSpektrums durch die drei Konzessionäre
AIS, Dtac Network und True Move im
Frühjahr 2013. Der nationale IKT-Markt
betrug 2012 umgerechnet rund 20 Mrd.
US$ mit dem Schwerpunkt in der
Telekommunikationssparte (75%) vor
der IT-Hardware (19%) und der Software
(6%).
Der Zweig des Business Process
Outsourcing kann mit der AEC nur
wachsen, da die Par tner länder
unterschiedliche administrative, rechtliche
und technische Rahmenbedingungen
aufweisen. Besonders profitieren dürfte
auch die Medien- und Werbeindustrie
dank der höheren Nachfrage nach
regionalen Branding-Kampagnen. Dass
die 3G-Generation den Mobilbetreibern
„Cloud”-basierte Dienste ermöglicht,
dürfte nicht zuletzt das Konsumverhalten
in der Region ändern.
Die Integration der Medien (Mobilfunk,
TV, Radio, Internet) scheint somit der
beste Weg zur Kundenansprache für die
Verbreitung der Unternehmensmarke.
Zur Überwindung der ethnischen,
sprachlichen und kulturellen Unterschiede
bieten sich strategische Partnerschaften
an, wenn nicht sogar Fusionen oder
Übernahmen.
Vietnam
Experten sagen der Informationsund Kommunikationstechnik in
Vietnam Wachstumsraten von
über 20% jährlich voraus. Das
Land holt bei der IKT-Nutzung
auf. Das Ministerium für Informations- und Telekommunikationstechnologie zählte 2011
ungefähr 127 Mio. „Handy”Verträge, der mobile Datenfunk
ist aber nicht sehr verbreitet. Nur
13% der Bevölkerung verfügen
über einen PC; erst 31 Mio.
Vietnamesen (rund 34%) nutzen
das Internet. Den Ausbau von mobilen
und festen Breitbandverbindungen
treiben die Telekomkonzerne nur
langsam voran.
Der Bereich Informationstechnik (IT) ist
in Vietnam eine Erfolgsgeschichte. Das
Ministerium für Planung und Investitionen
wirbt im Ausland erfolgreich um
Investitionen in den Sektor und das
Outsourcing von IT-Diensten. Bisher
wurden 713 Projekte im Wert von
umgerechnet 5,7 Mrd. US$ registriert.
Dabei lässt sich im breit gefächerten
IT-Markt eine Fokussierung auf die
Softwareentwicklung und den Bereich
Outsourcing erkennen.
Viele Experten erwarten einen Ausbau
der Position im asiatischen OutsourcingMarkt. Das Beratungsunternehmen A.T.
Kearney bezeichnete Vietnam in seinem
2012 erschienenen Global Services
Location Index (GSLI), der Outsourcing
einschließlich IT-Dienste, „Contact Center”
und „Back-Office Support” misst, als einen
der zehn attraktivsten Märkte weltweit,
darunter auch die anderen ASEAN-Länder
Malaysia, Indonesien, Thailand und die
Philippinen.
Frank Schellenberg
Geschäftsführender
Vorstandsmitglied
der GHP Far East Co., Ltd.
Die ASEAN Economic Community würde
eine größere Flexibilität in Standortfragen
zur Verbesserung im Riskmanagement und
Business Continuity schaffen. Ein gemeinsamer
Markt schafft besseren Wettbewerb und
vorhandenes Geschäft kann einfacher
ausgedehnt werden.
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Branchen und Märkte in ASEAN
Informations- und Kommunikationstechnik (IKT),
Neue Medien, Business Process Outsourcing (BPO)
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
baut sein BTS-Netz aus
930
Baubeginn 2013
installiert landesweit 35.000
Empfangsstationen (BTS) für Mobilfunk
800
Baubeginn 2013
steigt ins Pay-TV-Business ein
150
Markteintritt im
1. Halbjahr 2014
Ausbau eines Glasfasernetzwerkes
50
Baubeginn 2013
INDONESIEN
XL Axiata
Indosat
Visi Media Asia Tbk
(Viva)
Supra Primatama
Nusantara
MALAYSIA
Pinewood Iskandar
Malaysia Studios,
Iskandar Malaysia
Filmstudio mit fünf Bühnen, zwei
TV-Studios, bis zu 800
Zuschauersitzplätze
etwa 590 im
Zeitraum von
zehn Jahren
erste Inbetriebnahme
Ende 2013
Celcom Axiata Bhd
Modernisierung des Mobilnetzes,
IT-Umwandlung, Verstärkung des
internen Prozesses
bis 330
laufende Investitionen
im Jahr 2013
Netzwerkmodernisierung
450 bis 500
laufendes Projekt
5.000 km neue Glasfaserkabel
63
bis Ende 2013 soll
Glasfasernetz auf 60.000 km
erweitert werden
PHILIPPINEN
Globe Telecom
PLDT
SINGAPUR
Singapurs
Telekom-Firmen
Betrieb der 4. Generation ihres
Telefonnetzwerks (Long Term Evolution)
mindestens 290
Versteigerung Mitte 2013
Singapore Sports
Hub
Aufbau und Betrieb der IKT-Infrastruktur
am Sport- und Unterhaltungszentrum
durch T-Systems der Deutsche Telekom
76; Vertrag über
21 Jahre
Auftragserteilung Anfang
2013
3.000
Beginn Mitte 2013
THAILAND
AIS, Dtac Network,
True Move
Etablierung der 3. Generation des
Datenaustauschs im 2.1 GHz-Spektrum
VIETNAM
Hewlett Packard (HP)
Entwicklung und Test von HP-Software
10
Eröffnung 2011, Ausbau
auf 1.000 Mitarbeiter
bis 2015
Bosch Softwarecenter
Softwarelösungen und
Ingenieursdienstleistungen für den
südostasiatischen Raum
4
Eröffnung 2011, Ausbau auf
500 Mitarbeiter bis 2015
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
46 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Infrastruktur, Urbanisierung
INFRASTRUKTUR, URBANISIERUNG
von Germany Trade & Invest
Der Auf- und Ausbau der Infrastrukturen ist ein „Milliarden-Markt”
in allen ASEAN-Ländern. Während Indonesien, die Philippinen,
Myanmar und Vietnam noch einen sehr hohen Nachholbedarf
aufweisen, sind Malaysia und Singapur bereits gut im Geschäft mit
Aufbauhilfen für die Region. Viele Akteure wollen sich zum Beispiel
mit einer verbesserten Verkehrs- und Kraftwerksinfrastruktur auf
den härteren Standortwettbewerb in der AEC vorbereiten oder
die mannigfaltigen Probleme der rasch zunehmenden Verstädterung
besser in den Griff bekommen. Private Investoren und öffentliche
Geberinstitutionen sind bei der Finanzierung von Projekten
gleichermaßen willkommen.
Indonesien
Aus der Sicht ausländischer Unternehmen
bietet der Infrastrukturbereich riesige
Geschäftschancen. In den kommenden
Jahren sollen gemäß dem „Masterplan
for Acceleration and Expansion of
Indonesia Economic Development 2011 2025” umgerechnet rund 185 Mrd. US$
in den Bereich investiert werden. Damit
ist noch nicht das Ende der Fahnenstange
www.gtai.de
erreicht. In den mittelfristigen Plänen der
verschiedenen zuständigen Behörden
sind weitere Investitionen hierfür
vorgesehen.
Indonesische Unternehmen besitzen
vielfach nicht das Know-how, um solche
Großvorhaben komplett in eigener
Regie umsetzen zu können. Insofern
bestehen für ausländische Ingenieur- und
Planungsbüros gute Einstiegschancen.
Auch Firmen aus den ASEAN-Ländern
hoffen auf einen verbesserten Zugang
zum indonesischen Markt nach dem
Start der AEC. Das Gleiche gilt für die
Her steller von Baumater ialien,
Elektrotechnik etc.
Die Vorhaben sind alle dahingehend
ausgelegt, die lokale Infrastr uktur
insbesondere in den Bereichen
Energieerzeugung und -verteilung, IKT,
www.aseanchambernetwork.com : 47
Branchen und Märkte in ASEAN
Infrastruktur, Urbanisierung
Güterschienentranspor t, öffentlicher
Personennahverkehr und Seehäfen zu
verbessern. Pläne in Hinsicht auf
gemeinsame Projekte mit den
Nachbarstaaten in der ASEAN-Region
gibt es noch nicht.
Malaysia
Die Bauwirtschaft, angetrieben vom
öffentlichen Infrastrukturbau, war 2012
mit einem realen Plus von 18,5% die
stärkste Wachstumslokomotive der
Wirtschaft und dürfte es 2013 mit
einer prognostizierten Zunahme um
15,9% bleiben. Auch darüber hinaus
werden Infrastrukturprojekte – allen
voran das MRT-Stadtbahnprojekt, gefolgt
von Eisenbahnvorhaben, Straßenbauten,
Kraftwerken und Wasserprojekten - die
Branche in Bewegung halten.
Im Hochbau, vor allem bei Büros und
teilweise im Wohnungsbau, kann es
aufgrund von Überkapazitäten weniger
hoch hinaus gehen. Weiter in die Höhe
entwickeln sich indes die Segmente
Hotel- und Geschäftsbau. Einen stärkeren
Einzug in den Gebäudebau hält die
industrielle Bauweise, dank öffentlicher
Vorgaben und knapper werdender
Arbeitskräfte. Erst langsam nimmt
Dr. Florian B. Kirschner
Managing Director of
Evonik (Thailand) Ltd.
„Mit dem weiteren Ausbau der Infrastruktur
und der Weiterentwicklung der ansässigen
Industrien wird Thailand einen wichtigen
Eckpfeiler in der ASEAN-Gemeinschaft
darstellen. Für Unternehmen, wie auch die
Evonik Thailand, bietet die Verbesserung von
Thailands Transport und Logistik zusätzliche
Möglichkeiten für die regionale Vernetzung.”
48 : ASEAN Roadmap 2015
energieeffizientes Bauen zu.
Einheimische Baufirmen sind durchaus in
der Lage, größere Infrastrukturprojekte
wie das MRT-Stadtbahnprojekt zu
stemmen. Das Know-how ist vorhanden
und die Hardware, zum Beispiel in Form
von deutschen Tunnelbohrmaschinen,
kommt aus dem Ausland. Darüber
hinaus ziehen die großen Unternehmen
Projekte auch außerhalb der
Landesgrenzen, insbesondere im Nahen
Osten und anderen asiatischen Ländern,
hoch. Ihnen dürfte eine stärkere ASEANIntegration sicherlich zugutekommen.
Für europäische Zulieferer bleibt der
Markt für Baumaschinen, vor allem
Spezialausrüstungen, wie auch
Baumaterialien für nachhaltiges Bauen
interessant.
Myanmar
Im Bereich Infrastruktur stellt die
Entwicklung der Wirtschaftsmetropole
Yangon wohl die größte planerische
Herausforderung dar. Ein "Urban
Development Programm 2013-2018"
für den Großraum soll gemeinsam vom
Yangon City Development Committee
und der Japan International Cooperation
Agency (JICA) entworfen werfen. Auf
Basis der ersten zwei Studien steht ein
Investitionsbetrag von umgerechnet
rund 2,25 Mrd. US$ im Raum.
Als die vier vordringlichsten Aufgaben
wurden die Bereiche Wasserversorgung,
Abfallmanagement, Personen- und
Güter transpor t identifizier t. Der
Transportzweig beinhaltet den Bau von
Überführungen und einer Metro sowie
die Modernisierung der Eisenbahn
und di e Hafenerweiter ung. Im
Wasserwirtschaftsbereich sind neue
Frischwasserquellen, eine effiziente
Verteilung, die Reduktion von Abwasser
und ein effektives Abgabensystem
prioritär.
Universal Absorbents & Chemicals
(UAC) will über die Tochter UAC Hydro
Tech zwei Kläranlagen in Yangon und
Mandalay für zusammen 30 Mio. US$
errichten. Hydro Tech möchte die
Verantwortung für Wasser und Abwasser
in einem Industriepark mit einer
Anfangsinvestition von 10 Mio. US$
übernehmen. Myanmar produziert täglich
511.000 cbm Wasser und klärt 12.360
cbm Abwasser. Höchstens 20% der
Unternehmen behandeln Abwasser.
UAC wird auf Song Island für 25 Mio. US$
eine Biokraftstoffanlage auf Palmölbasis
bauen. Yangon hat ein „Waste-to-Energy”Projekt ausgeschrieben, für das rund 60
Unternehmen geboten haben.
Philippinen
Die Infrastruktur des Archipels ist ausbauund modernisierungsbedürftig. Dabei ist
die Regierung auf privates Kapital
angewiesen, um den öffentlichen Haushalt
nicht zu stark zu belasten. Sie propagiert
aus diesem Grund den Einsatz von PublicPrivate-Partnership-Projekten („PPP”).
Nach langen Verzögerungen sind die
er sten Ausschreibungen erfolgt.
Gleichzeitig fähr t der Staat seine
Infrastr ukturinvestitionen
hoch.
Öffentlicher Nahverkehrstranspor t,
Häfen und Flughäfen sowie
Straßenverbindungen sollen erneuert
und modernisiert werden.
Die Urbanisierungstendenzen nehmen
zu. Für die nächsten Jahre rechnen die
lokale Immobilienwirtschaft und die
Bauindustrie in den Großstädten mit
einem anhaltenden Bauboom. Dazu
sollen weiter ansteigende Überweisungen
der im Ausland arbeitenden Philippiner
ebenso beitragen wie die Nachfrage
nach Outsourcing-Dienstleistungen und
ein Ausbau des Tourismussektors, der
den Hotelmarkt ankurbelt.
Vor allem in die Sektoren
Energieerzeugung und Wasserversorgung
müssen hohe Investitionen fließen. Im
gemeinsamen ASEAN-Markt werden
Kapitalströme in Infrastruktur- und
Immobilienprojekte zunehmen. Gerade
Branchen und Märkte in ASEAN
Infrastruktur, Urbanisierung
die großen Konglomerate und Versorger
schauen sich sowohl nach lukrativen
privaten Vorhaben wie auch PPPProjekten um. Immobilienentwickler und
Lieferanten von Baumaterial sehen gute
Entwicklungschancen mit dem Start der
AEC.
Singapur
Die Herausforderung im hochentwickelten
Stadtstaat besteht darin, die knappe
Landesoberfläche optimal zu nutzen.
Nachdem die Regierung einen Anstieg
der Bevölkerung von 5,3 Mio. auf 6,9
Mio. bis 2030 prognostiziert, soll durch
Landgewinnung die Fläche zunächst um
5.200 ha wachsen. Sodann würden
10.000 ha an Reser ven einer
produktiveren Nutzung zugeführt. Neue
Stadtgebiete entstehen als Satelliten
außerhalb der Innenstadt und werden
durch einen Ausbau des Stadtbahnnetzes,
der sich bereits „auf der Schiene”
befindet, verbunden. Hinzu kommt ein
Ausbau der Flug- und Seehäfen sowie
des Straßennetzes.
Entsprechend expansiv entwickelt sich
die Bauwirtschaft. Nach einem realen
Plus von 6,3% im Jahr 2011 zog die
Wertschöpfung in dem Sektor 2012 um
8,2% an. Die steigende Nachfrage bleibt
2013 voraussichtlich stabil, die 2012 zu
Bauaufträgen von 28 Mrd. SingapurDollar (S$; gut 17 Mrd. Euro) führte und
für das laufende Jahr auf 26 Mrd. bis 32
Mrd. S$ taxiert wird.
Bei anhaltendem Bauboom und einem
staatlich beschränkten Zuzug gering
qualifizierter Arbeitskräfte aus dem
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Ausland muss die Branche zunehmend
mechanisieren. Mit dem Trend zu
nachhaltigerem Bauen eröffnet dies
Chancen für deutsche Zulieferer von
Maschinen und Baumaterialien. Im Zuge
der weiteren ASEAN-Integration können
sich für singapurische Firmen, die bereits
Projekte in Nachbarländern durchführen,
weitere Geschäftsmöglichkeiten ergeben.
Auch dürfte sich der Intra-ASEAN-Handel,
für den Singapur ein wichtiges Logistik„Drehkreuz” bietet, intensivieren.
Thailand
Thailand investiert massiv in seine
Verkehrs- und Transportinfrastruktur sowohl in Vorbereitung auf die AEC als
auch auf die wirtschaftliche Expansion
der Greater Mekong Subregion (GMS).
Konnektivität, Mobilität und multimodale
Systeme bilden den Fokus für das
umgerechnet 140 Mrd. US$ schwere bis
2020 zu realisierende Programm.
Einen Meilenstein setzen vier
Hochgeschwindigkeitstrassen mit Bangkok
als Knotenpunkt. Für Wassermanagement
und Flutprävention wurde ein Masterplan
über fast 12 Mrd. US$ konzipiert. Ein
Schwerpunkt für die GMS ist der
geplante Tiefseehafen Dawei in Myanmar
mit Autobahnanschluss zum Hafen Laem
Chabang im thailändischen Eastern
Seabord. Die Infrastruktur für Hafen
und Industriepark in Dawei soll rund 8,8
Mrd. US$ kosten.
Probleme der Urbanisier ung mit
zunehmender Verkehrsdichte und
Umweltbelastung werden in Zukunft die
Metropole Bangkok beschäftigen, was
durch den Bauboom bei Wohn-,
Geschäfts- und Büroimmobilien
ver schärft
wird.
Für
den
Personentransport ist eine Verlängerung
des kombinierten Systems aus BTS
Skytrain, MRT Subway und Bus Rapid
Transit von 96 um weitere 83 km
vorgesehen. „Grüne” Gebäude sind
ein Zukunftsmarkt: ein eigenes Zertifikat
(TREES) für Energie- und Umwelteffizienz
existiert seit 2012. Der Fokus liegt auf
Bürogebäuden, Einkaufszentren und
Hospitälern. Das Potenzial ist groß, vor
allem in nicht regulierten Bereichen, wie
Abfallminderung, Wasserkonservierung,
Te m p e r a t u r m o d e r a t i o n o d e r
Emissionssenkung.
Vietnam
Nach Angaben des Ministeriums für
Planung und Investitionen benötigt
Vietnam von 2011 bis 2020
Infrastrukturinvestitionen in Höhe von
umgerechnet 260 Mrd. US$. Hierbei
handelt es sich um eine Wunschliste.
Falls die zuständigen 63 Provinzen ihre
anvisierten Projekte alle verwirklichen,
würde das Land über die weltweit
höchste Dichte an Tiefseehäfen,
inter nationalen Flughäfen und
Industrieparks in Relation zur Größe
seiner Volkswirtschaft verfügen.
Die öffentliche Hand muss jedoch sparen;
der Infrastrukturausbau ist deshalb noch
stär ker auf Mittel aus der
Entwicklungszusammenarbeit angewiesen.
Weltbank, ADB und Japan finanzieren
zahlreiche Projekte in den Bereichen
Ver kehr, Kommunikation, soziale
Infrastruktur, Energieversorgung und
ländliche Entwicklung. Die Geber
werden bei Projektverhandlungen künftig
weniger günstige Konditionen bieten,
denn Vietnam gehört seit 2010 in die
Gruppe der Länder mit mittlerem
Einkommen (BIP über 1.000 US$ pro Kopf).
In den Fokus der internationalen
Gemeinschaft rücken in der ASEANRegion dann die drei verbliebenen
E n t w i c k l u n g s l ä n d e r M y a n m a r,
Kambodscha und Laos.
www.aseanchambernetwork.com : 49
Branchen und Märkte in ASEAN
Infrastruktur, Urbanisierung
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Brücke über die Sunda-"Straße" und
Entwicklung der angrenzenden Gebiete
25.000
in Planung
U-Bahn Jakarta
Nord-Süd- und Ost-West-U-Bahn
7.000
in Planung
Trans-Sumatra
1.580 km lange Mautstraße
5.700
in Planung
620 km lange Mautschnellstraße
5.300
in Planung
Trans-Papua
Straße in Papua
5.200
in Planung
Jayapura Port
Hafen in Papua
4.400
in Planung
Mautstraßen Jakarta
sechs Straßen in Jakarta
4.100
in Planung
Increase backbone
capacity for Java
Ausbau des IKT-Netzes in Java
3.300
in Planung
Mass Rapid Transit (MRT) Stadtbahn im
Großraum Kuala Lumpur, 51 km lange
Strecke, davon 9,5 km unterirdisch
10.400
Beginn der Vorarbeiten
2012, Fertigstellung 2017
überwiegend Bürohochhäuser sowie
Geschäfte, Hotels und Wohnungen
9.100
Beginn der Vorarbeiten
Ende 2012, 15- bis
20-jährige Bauphase
Wasserinfrastruktur
ca. 2.200
Bau von zwei Staudämmen
bis etwa 2020
Neues Terminal als BOT-Projekt
(Build, Operate, Transfer)
ca. 438
im Ausschreibungsprozess
INDONESIEN
Sunda Strait Bridge
Trans-Java
MALAYSIA
MRT Corp.
Tun Razak Exchange
(International Finance
District KL)
PHILIPPINEN
Metropolitan
Waterworks and
Sewerage System
(MWSS)
Mactan-Cebu
International Airport
SINGAPUR
Land Transport
Authority
Bau der unterirdischen Stadtbahnlinie
Thomson Line; 30 km mit 22 Stationen
15.000
Inbetriebnahme der
1. Phase 2019
PSA Singapore
Terminals
Bauphasen 3 und 4 des Pasir Panjang
Terminals; 15 neue Ankerplätze;
Jahreskapazität des Containerumschlags
wird auf 50 Mio. TEU erhöht
2.825
Fertigstellung bis 2020
Changi Airport
Group
neuer Terminal 4 (geplante
Jahreskapazität 16 Mio. Passagiere)
1.000
Baubeginn 2013;
Fertigstellung 2017
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
50 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Infrastruktur, Urbanisierung
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Ausbau des Containerhafens Laem
Chabang, des Eisenbahn- und
Wassertransport-Netzes sowie der
Cargo Handling Depots
16.000
Durchführung von 2013
bis 2016 vorgesehen
Private Konzession
Bau von vier Trassen für High
Speed Trains
13.000
erste Phase 2013
bis 2018
Private Konzession
Wassermanagement und Flutprävention
12.000
Ausschreibung des
Masterplans 2013 bis 2018
Ticon Logistics Park
mehrere Logistikparks
20
Ausführung bis 2015
Nord-Süd-Schnellstraße 1.942 km
19.000
16 Abschnitte, davon
fünf im Bau
Ho Chi Minh City
Urban Rail Transport
U-Bahn-Linie 2 (19,7 km)
1. Abschnitt 1.400
(davon ADB 540,
KfW 313, EIB 195)
Abschnitt 1 (11 km)
Ausschreibungen 2013,
Inbetriebnahme 2017
Hanoi Metropolitan
Rail Transport Project
U-Bahn-Linie 1 (38,7 km)
1.100 (davon
ODA Japan 670)
offiziell begann Bau des
Abschnitts 1 (Länge
11,5 km); Abschnitt 2
(6 km) in Planung
THAILAND
Logistische
Infrastruktur
VIETNAM
North South
Expressway
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
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Branchen und Märkte in ASEAN
Energie, Rohstoffe
ENERGIE, ROHSTOFFE
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Die stabile Versorgung mit elektrischem
Strom ist in den meisten ASEAN-Staaten
noch ein „bottleneck”. Engpässe für
Wirtschaft
und
Bevölkerung
zu
beseitigen, erfordert den Einsatz von viel
Kapital und bietet Chancen für eine
Zusammenarbeit zwischen den Öl- und
Gasproduzenten oder den Anbietern
von Wasserkraft auf der einen Seite und
den an Lieferungen von Energieträgern
beziehungsweise Strom interessierten
Konsumenten andererseits. Außer den
Kohlenwasserstoffvorkommen gibt es in
einigen ASEAN-Ländern noch beträchtliche
Mineralressourcen. Die kapitalintensiven
Projekte für den Abbau locken regionale
und internationale Investoren und
Ausrüstungsliefer anten zu einer
Beteiligung an der Erschließung.
52 : ASEAN Roadmap 2015
Im Rahmen des „Masterplan 2011-2025” genießen Energieerzeugung und verteilung absolute Priorität. Der Plan sieht für den Bereich Investitionen von
umgerechnet 70 Mrd. US$ vor. Das entspricht einem Anteil von nahezu 40%
am Gesamtbudget. Die Mittel müssen vor allem dazu eingesetzt werden, den
rasant steigenden Strombedarf abzudecken. Dieser ist zwischen 2004 und 2011
laut offiziellen Angaben jährlich um fast 7% gewachsen.
Für die Zukunft geht der staatliche Energieversorger PLN von einer noch stärker
steigenden Nachfrage aus, die um fast 10% per annum zunehmen und sich
somit zwischen 2012 und 2030 verdreifachen soll. Trotz aller Erfolge der
Vergangenheit ist nämlich der Nachholbedarf gegenüber anderen Ländern
immens. Laut Weltbank lag der Pro-Kopf-Stromverbrauch Indonesiens 2011
auf dem Niveau Indiens und der Philippinen. Vietnam erreichte einen merklich
höheren Wert. Für Thailand vermeldete die Organisation ein rund dreimal so
hohes Ergebnis.
Als Folge des stärker integrierten ASEAN-Marktes dürfte es einige Verschiebungen
geben. So könnten Kraftwerke aus Malaysia oder Singapur in Zukunft verstärkt
Strom nach Indonesien liefern und umgekehrt. Ebenso dürften neue Pipelines
zur Lieferung von Gas in die Nachbarländer entstehen. Finanzkräftige
Unternehmen aus Singapur könnten Kraftwerke in Indonesien auf PPP-Basis
Branchen und Märkte in ASEAN
Energie, Rohstoffe
bauen ("Public Private Par tnership”)
und betreiben. Die Regierung benötigt
dringend ausländisches Kapital.
Malaysia
Malaysias Rohstoffsektor wird von der
dominierenden Öl- und Gasindustrie
bestimmt. Der Kohlenwasserstoffsektor
dürfte 2013 stärker Auftrieb bekommen,
nachdem er 2012 eher mäßig abschloss.
Neben neuen Projekten kommen
Vorhaben hinzu, die im Vorjahr geplant,
aber nicht begonnen wurden. Dahinter
stehen die Öl- und Gasgesellschaft
Petronas wie auch multinationale
Konzerne. Bislang lagen die Investitionen
von Petronas unter den für den Zeitraum
2012 bis 2016 jährlich anvisierten 55
Mrd. Malaysischen Ringgit (RM; fast 14
Mrd. Euro). Das Gros ist für Exploration
und Produktion, vor allem „offshore”,
geplant. Dabei muss Petronas mit ihren
internationalen Partnern zunehmend in
schwierigere Gewässer gehen. Somit
lautet die Dreifach-Strategie: Entwicklung
marginaler Felder durch innovative
Lösungen, erweiterte Ölförderung und
intensivierte Exploration.
Hauptantriebsfeder ist die globale
Entwicklung beim Ölpreis. Regionale
Veränderungen wie die zunehmende
ASEAN-Integration dürften diesen Prozess
nur marginal beeinflussen. Es kann sich
jedoch die Zusammenarbeit zwischen
Öl- und Gasproduzenten sowie Zulieferund Servicefirmen in der Region
intensivieren. Vor allem im „EnergieDreieck” Malaysia, Singapur und
Indonesien sind aufgr und der
komplementären Struktur der Länder
verstärkte Kooperationen denkbar bis
hin zu Pipelineprojekten.
bisherigen Auslandsinvestment über
umgerechnet rund 41 Mrd. US$ entfallen
81% auf die Nutzung der Wasserkraft
sowie die Ausbeutung der Erdölund Erdgasvor kommen. Führende
Investitionsländer sind die VR China und
Thailand, die auch große Teile der Stromund Erdgaslieferungen abnehmen.
Die Offshore-Erdgasreserven werden
auf 21 Billionen Kubikfuß geschätzt, im
Pipeline-Export steht Myanmar weltweit
auf Rang 16. Im Wasserkraftsegment
bestand Ende 2011 eine Kapazität von
3.361 MW, das zusätzliche Potential
schätzte die Regierung auf 45.277 MW.
Die thailändische PTTEP besitzt
Konzessionen zur Ausbeutung der Erdölund Erdgasfelder Yadana, Yetagun,
Zawtika sowie M3, M7, M9 und M11.
Einige Großunternehmen aus der
Region sehen zudem Chancen zur
„Downstream”-Erweiterung in der
Petrochemie mit Standor t in der
Sonderwirtschaftszone Dawei.
Die Elektrifizierungsrate liegt bei nur
24% gegenüber 71% in Laos und fast
100% in Thailand oder Malaysia. Die
Wir tschaftsmetropole Yangon wird
lediglich zu 67% mit elektrischem Strom
versorgt. Die Weltbank unterstützt den
Ausbau der Stromversorgung wie auch
der Telekommunikation im Zeitraum
2012 bis 2014 mit 700 Mio. US$. Im
Zeitraum 1988 bis 2012 konnte die
Erzeugung bereits von 2,2 Mrd. auf 9,7
Mrd. KWh angehoben werden, finanziert
von der Regierung mit 3,4 Mrd. US$ sowie
durch Auslandsdarlehen über 6,7 Mrd.
US$ für vier Wasserkraftwerke.
Philippinen
Zwar verbrauchen die Philippinen
weniger Elektrizität als ihre Nachbarländer
in Südostasien. Dennoch haben sie
Probleme , die in einer instabilen
Stromversorgung sowie hohen Tarifen
bestehen. Weil der Kapazitätsausbau
nicht mit dem steigenden
Elektrizitätsverbrauch mitgehalten hat,
bestehen Versorgungslücken. Bis 2030
werden 11,4 GW an neuen Kapazitäten
benötigt, für die Investitionen von mehr
als 80 Mrd. US$ prognostiziert werden.
Die Philippinen haben selbst nicht
genügend nutzbare Energierohstoffe und
sind daher auf Importe angewiesen.
Jedoch sitzt der Archipel auf großen
Mineralvorkommen und soll der
fünftwichtigste Fundort für Minerale
weltweit sein. An nichtmetallischen
Lagerstätten dominieren Zement, Kalk
und Marmor. Als Basismetalle stehen
Nickel und Kupfer im Vordergrund des
Myanmar
Myanmar verfügt über beträchtliche
Reserven an Erdgas und Wasserkraft.
Dies impliziert langfristig gute Chancen
für Investoren aus der AEC. Vom
www.gtai.de
www.aseanchambernetwork.com : 53
Branchen und Märkte in ASEAN
Energie, Rohstoffe
Bergbaus, hinzu kommen beträchtliche
Vorkommen an den Edelmetallen Gold
und Silber.
Der Handel mit Rohstoffen und
Energieträgern dürfte nach dem Start
der AEC zunehmen. Bei der
Rohstoffförderung, dem Aufbau von
Stromerzeugungskapazitäten und der
Netzinfrastr uktur
werden
die
Großkonzerne starkes Interesse daran
haben, mit anderen Ländern der
Gemeinschaft zusammenzuarbeiten.
Denn viele dieser kapitalintensiven
Projekte sind ohne regionale oder
internationale Partner nicht zu stemmen.
Thailand
Thailand kann seinen Energiebedarf
langfristig nicht selbst decken und ist
stark auf Importe angewiesen. Bis 2035
soll sich der Stromverbrauch bei
jährlichen Zuwächsen zwischen 2,6 und
3,0% auf 160 MTOE verdoppeln
(APERC). Die Erzeugung basiert auf
Erdgas- (70%) und Kohlekraftwerken
(12%), während Wasser kraft und
erneuerbare Energien nur 8% beisteuern.
Die eigene Erdölförderung deckt nur
20% des Bedarfs - Erdöl ist der größte
Einfuhrposten mit knapp 36 Mrd. US$
oder 14% des Gesamtimports. Der
Anteil der „Non-Renewables” soll bis
2021 von 70 auf 50% gesenkt werden,
während erneuerbare Energien auf 25%
zulegen sollen.
Für die langfristige Sicherung des
Strombedarfs spielen die ASEAN-Länder
Myanmar und Laos eine wichtige Rolle.
Myanmar deckt heute schon 25% des
Erdgasverbrauchs und Thailand will
diesen Lieferanteil beibehalten. PTT
Exploration & Production investierte
dort in fünf Offshore-Felder und dürfte
auch an weiteren Ausschreibungen
partizipieren. In Laos engagieren sich
EGAT und Ratchaburi bei bisher drei
Staudammprojekten mit einer
Gesamtkapazität von über 2 GW und
Kosten von 5,5 Mrd. US$; der Strom geht
54 : ASEAN Roadmap 2015
fast vollständig nach Thailand. Laos erwägt
den Bau von weiteren zehn Staudämmen
am unteren Lauf des Mekong.
Bedeutende Rohstoffvorkommen besitzt
Thailand bei Zement, Feldspat, Gips und
Zink, größere Projekte laufen im Goldund Kupferbergbau.
Vietnam
Unter starkem Druck muss Vietnam seine
Stromerzeugungskapazitäten erhöhen.
Der Ausbau der Energieversorgung hat
nicht mit dem BIP-Wachstum
mitgehalten. Den Nachfrageanstieg
könnte der Einsatz effizienterer Anlagen
in der energieintensiven Stahl-, Papierund Baustoffindustrie eigentlich dämpfen.
Die Subventionen bieten jedoch kaum
Anreize zum Energiesparen. Der
Strompreis gehört zu den niedrigsten in
der Südostasien-Region.
Es treten gelegentlich Stromausfälle auf,
weil die nicht kontinuierlich anfallende
Wasserkraft rund 40% der installierten
Kapazitäten ausmacht. Die Regierung
möchte daher bis 2020 ganze 95 neue
Kraftwerke errichten. Hauptsächlich
würden sie mit Kohle befeuert werden,
die unter anderem aus Indonesien
impor tier t werden soll. Wichtigster
Kraftwerksbetreiber ist der staatliche
Versorger Electricity Vietnam (EVN); bei
der Übertragung und Verteilung besitzt
EVN eine Monopolstellung. Seit Ende
der 1990er-Jahre gewinnen neben EVN
unabhängige Stromanbieter (Independent
Power Producers, IPP) an Bedeutung und
erzeugen inzwischen rund die Hälfte des
Stroms. Ihre Finanzen reichen für die
ambitionierten Projektpläne jedoch nicht
aus.
In neue Kraftwerke investieren auch
Konzerne aus Japan, Korea (Rep.),
Malaysia, Singapur und Thailand. Obwohl
noch keine Stromleitungsnetze mit den
anderen ASEAN-Ländern bestehen,
wachsen die Energieversorger in den
Staaten künftig über gemeinsame Projekte
und die Lieferung von Energieträgern
zusammen.
Branchen und Märkte in ASEAN
Energie, Rohstoffe
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
3 Kraftwerke in West-Java,
Gesamtkapazität von 3.040 MW
4.000
in Planung
Kraftwerke mit 2.000 MW Kapazität
2.700
in Planung
Kraftwerk in West-Java mit
1.050 MW Kapazität
1.450
in Planung
Java Barta Baru
Kraftwerke mit 1.000 MW Kapazität
1.350
in Planung
Transmission
Development
West-Java
4.100 km Hochspannungsleitungen
950
in Planung
22 marginale Ölfelder
17.600
2013 bis 2016; potenziell
an SapuraKencana,
Bumi Armada, Dialog
Chemie EOR
11.600
k. A.; potenziell an
SapuraKencana,
Bumi Armada, MHB
North Malay Basin
5.320
Perisai, Wah Seong,
Enhanced Oil Recovery (EOR)
3.225
2012 bis 2014; potenziell
an SapuraKencana, MHB
unabhängiges Tiefwasser-Terminal
Pengerang
1.615
2011 bis 2020;
noch im Dialog
Zusammenschaltung und
Inbetriebsetzung von Pan Malaysia
1.615
1. Quartal 2013; potenziell
an Dayang Enterprise,
SapuraKencana, Petra Energy
Malikai-Tiefseefeld
970
2013 bis 2015; MHB
Bohrpläne für 50 Felder in den nächsten
drei Jahren
k. A.
2012 bis 2014; potenziell an
SapuraKencana, MHB,
Dialog, Bumi Armada,
Dialog, UMW Malaysia
"schwimmende" Lösungen für Belud,
Desaru, Terantai Dahlia
k. A.
2013-15; potenziell an Bumi
Armada, SapuraKencana
INDONESIEN
Indramayu
PLTU Central Java
Perlabuhan
MALAYSIA
Shell
ExxonMobil
Petronas
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
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Branchen und Märkte in ASEAN
Energie, Rohstoffe
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
4 Kraftwerke von 375 MW auf
Flüssiggasbasis 2 Kraftwerke
von 600 MW auf Kohlebasis
5.200
bis 2019
Gaskraftwerke:100 MW
400 MW
800 MW
100
400
800
1. Bauphase bis Ende 2014
2. Bauphase bis 2016
3. Bauphase ohne Termin
Staudammprojekt Xayaburi
(1.280 MW), Laos
3.500
Beschluss November 2012,
Inbetriebnahme 2020
Wind Energy Holding
Sieben Windparks mit einer Kapazität
von 2 GW
1.300
Inbetriebnahme von zwei
Anlagen 2013, die
weiteren Lizenzen bis 2016
PTT Exploration &
Production
Ausbeutung von fünf OffshoreErdgasfeldern in der Andamanensee
(Yadana, Yetakun, M3, M9, Zawtika)
2.000
Exploration angelaufen nach
Vergabe der Ausschreibung
EGAT/Ratchaburi
Staudammprojekt Nam Ngum 3
(440 MW), Laos
1.000
Inbetriebnahme 2017
EGAT/Ratchaburi
Staudammprojekt Nam Ngiep 1
(289 MW), Laos
1.000
Bauphase
Thai Solar Renewable
zehn Solarfarmen mit zusammen
80 MW
50
Entwicklung über
mehrere Jahre
PHILIPPINEN
Meralco
First Gen Corp.
THAILAND
EGAT/Ratchaburi
VIETNAM
BOT/Joint Venture aus
Marubeni (Japan) und
Kepco (Korea, Rep.)
Nghi Son 2: Kohlekraftwerk 1.200 MW
2.300
Baustart 2013
Investor Sembcorp
(Singapur)
Dung Quat: Kohlekraftwerk 1.200 MW
2.000
Machbarkeitsstudie
BOT/Janakuasa
(Malaysia)
Duyen Hai 2: Kohlekraftwerk 600 MW
1.500
Inbetriebnahme 2019
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
56 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Food, Agro-Business
FOOD, AGRO-BUSINESS
von Germany Trade & Invest
Im kommenden gemeinsamen AEC-Markt werden die Lieferverflechtungen
zwischen den ASEAN-Ländern im Nahrungsmittelsektor voraussichtlich
deutlich zunehmen. Immer mehr verarbeitete Produkte kommen über den
Intra-Handel auch aus der auf Nahrungsmitteleinfuhren angewiesenen
Region, was zahlreiche Investitionen in neue Kapazitäten induziert. Als
Investoren treten südostasiatische Konzerne auf den Plan, besonders aus
Thailands „Kitchen of the World” und aus den Philippinen. Gleichzeitig
übernehmen einzelne Mitgliedsländer in den Bereichen „Food” und
„Agro-Business” verstärkt Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.
Indonesien
Die Landwirtschaft spielt in Indonesien
traditionell eine große Rolle. Ihr Beitrag
zur BIP-Entstehung lag 2012 nach
vorläufigen Angaben des Nationalen
Statistikamtes bei gut 14%. Die Quote
hat sich damit gegenüber den Vorjahren
kaum verändert. Der Agrarsektor macht
große Produktivitätsfortschritte und hält
www.gtai.de
bei der allgemeinen wir tschaftlichen
Entwicklung mit.
Indonesiens Agrarbetriebe profitieren
von der Größe des Landes. Die
Anbaufläche für sogenannte Cash Crops,
wie Palmöl, Gummi, Kaffee und Kakao,
sind riesig und können ohne Probleme
in den nächsten Jahren noch merklich
ausgeweitet werden. Darin liegt der
Vorteil gegenüber Ländern wie Malaysia,
die flächenmäßig schneller an ihre
Grenzen stoßen. Indonesien war 2012
der weltweit größte Produzent von
Palmöl und der zweitgrößte Hersteller
von Kautschuk.
Auch die Nachbarländer versprechen
sich daher viel vom kommenden
gemeinsamen ASEAN-Markt. Bereits jetzt
www.aseanchambernetwork.com : 57
Branchen und Märkte in ASEAN
Food, Agro-Business
besitzen malaysische Investoren 26% der
indonesischen Anbaufläche für Palmöl.
Ob sie diese Quote künftig ausweiten
können, hängt von weiteren
Ve r h a n d l u n g e n z w i s c h e n d e n
Regierungen ab. Denn auch im
Agrarsektor könnte Jakar ta auf die
Protektionismus-Karte setzen.
Malaysia
Dank eines robusten Konsumklimas hält
in Malaysia der Appetit auf Lebensmittel auch höherwertiger Art - an. So stieg die
Produktion von Nahrungsmitteln 2012
real um 8,7%, während sie bei Getränken
mit -3,0% rückläufig verlief. Der Bedarf
muss zu einem Großteil durch Importe
gedeckt werden, die 2012 auf 14,2 Mrd.
Malaysische Ringgit (RM; 3,6 Mrd. Euro)
gegenüber 13,1 Mrd. RM im Vorjahr
zunahmen. Die Exporte waren mit 13,4
Mrd. beziehungsweise 13,5 Mrd. RM
etwa gleich groß.
Nach „Freischaltung” des ASEANJan-Klaus Tobias
Managing Director,
CLAAS Regional Center
South East Asia Ltd.
„Betrachtet man die ASEAN-Staaten
ganzheitlich, wird einem erst die globale
Bedeutung der Region bewusst: Mit ihren
circa 600 Mio. Menschen, einem stabilen
Wir tschaftswachstum und steigenden
Ansprüchen an Lebensqualität sind die Märkte
Südostasiens bereits heute sehr interessant.
Eine intensivere wirtschaftliche Kooperation
der Länder wird das Wachstum sicher weiter
beschleunigen. Mit einer nachhaltig starken
Integration im Rahmen der AEC 2015 haben
die ASEAN-Staaten eine gute Chance, langfristig
zu einem der führenden Wirtschaftsräume
nach China und Indien zu avancieren.”
58 : ASEAN Roadmap 2015
Binnenmarktes kann mit weiter
steigenden Nahrungsmitteleinfuhren
gerechnet werden. Anders als in den
größeren Nachbarländern Indonesien
und Thailand verfügt Malaysia nur über
begrenzte Agrarflächen, die hauptsächlich
durch Palmöl- und Gummiplantagen
belegt sind. Da es bei den anderen Agrarund Nahrungsmittelprodukten nicht mit
der Menge punkten kann, setzt das Land
auf Spezialisierung und baut Produktion
und Export von „Halal”-Erzeugnissen aus.
Entsprechend gehör t die
Lebensmittelherstellung noch nicht zu
den größten Investitionsmagneten. So
zog die Branche 2012 mit 3,4 Mrd. RM
an Genehmigungen etwas weniger als
im Vorjahr (3,7 Mrd.) an, davon ein
Drittel durch Auslandsinvestoren. Der
Import von Nahrungsmittelmaschinen
der HS-Nr. 8438 stieg zum Vorjahr von
94 Mio. auf 127 Mio. Euro. Deutschland
steuerte als wichtigstes Lieferland nach
der VR China Maschinen im Wert von
22 Mio. Euro bei.
Myanmar
Die Nahrungsmittel- und
Getränkebranche repräsentiert mit rund
26.000 Betr ieben 64% der
Warenproduktion in Myanmar. Die
verwendete Technologie ist oft veraltet,
was ein „Upgrade” bestehender und
künftiger Anlagen erfordert. Thailands
führender Nahrungsmittelkonzern
Charoen Pokphand Foods (CPF) will
550 Mio. US$ in Mais- und Reisfarmen
sowie Fleischverarbeitungsanlagen
investieren. In Vorbereitung auf die
regionale AEC-Integration kündigte CPF
auch in Laos und Kambodscha die
Stärkung seiner agroindustriellen
Geschäfte mit Investitionen über
umgerechnet rund 8 Mio. US$ an.
Auch andere thailändische
Branchenschwergewichte dürften sich
ein Standbein in Myanmar sichern oder
die Präsenz ausbauen. So kündigte Thai
President Foods bereits eine zweite
Fabrik für Instantnudeln und ein
Biogasprojekt an. Die Singha Corporation
wird im Rahmen ihrer strategischen
Allianz mit Carlsberg eine Brauerei in
Myanmar errichten. Die Khon Kaen Sugar
Industry, die über sechs Anlagen in
Thailand, Laos und Kambodscha verfügt,
möchte bis zu 100 Mio. US$ in die
Zuckerproduktion investieren. Deutschen
Unternehmen signalisier te Myanmars
Handelskammer union UMFCCI
Lieferchancen bei Verarbeitungstechnik
für die Sparten Speiseöl, Fruchtsäfte,
Milch, Joghurt, Gemüse und Snacks,
welche allesamt auch über
Exportpotenzial in der ASEAN-Region
verfügen.
Philippinen
Die Philippinen haben eine junge,
konsumfreudige Bevölkerung, für die
"Essen & Trinken" ein wichtiger Bestandteil
der Freizeitaktivitäten ist. Zudem ist der
Archipel auch ein Produzent von
agrarischen Gütern, die für den Export
verarbeitet werden, wie beispielsweise
tropische Früchte, Zuckerrohr und
Fisch. Die Ausrüstung für die
Nahrungsmittelverarbeitung
wird
überwiegend importiert.
Da Erzeugnisse aus Landwir tschaft,
Aquakultur und For stwir tschaft
eine wichtige Basis für die
Versorgungssicherheit, für Arbeitsplätze
wie auch für Exporteinnahmen bilden,
will die Regierung diese Bereiche
ausbauen und vor allem das AgroBusiness ausweiten.
Auf viele landwirtschaftliche Produkte
sollen die Zölle innerhalb der geplanten
AEC entfallen oder doch stark verringert
werden. Wegen des steigenden
Nahrungsmittelkonsums dürften die
Philippinen daher als Absatzmarkt
interessant sein. Umgekehrt expandieren
große philippinische Konzerne mit
Shopping-Malls sowie Nahrungs- und
Getränkeerzeugnissen auf die
südostasiatischen Nachbarmärkte.
Branchen und Märkte in ASEAN
Food, Agro-Business
Singapur
Da der Stadtstaat keinen Landwir tschaftssektor hat, werden fast
alle Nahrungsmittel eingeführt, vor allem
aus asiatischen Ländern. „Westliche”
Produkte, wie Fleischwaren, Molkereierzeugnisse ,
Backwaren
und
alkoholische Getränke, kommen
hauptsächlich aus Australien, Neuseeland,
den USA und auch Europa. Der Bedarf
der 5,3 Mio. Einwohner und über 11 Mio.
Touristen, die jedes Jahr ins Land kommen,
richtet sich zunehmend auf höherwertige
Produkte. 2012 ist die Einfuhr von
Nahrungsmitteln gegenüber dem Vorjahr
um 2,6% auf 10 Mrd. Singapur-Dollar
(S$; rund 623 Mio. Euro) geschrumpft,
während für Getränke und Tabakwaren
4 Mrd. S$ und damit 9,2% mehr
ausgegeben wurden.
Die Dominanz der Einfuhren auf den
Märkten bleibt in den kommenden Jahren
erhalten und dürfte in der Struktur durch
die ASEAN-Integration keine wesentliche
Änderung erfahren. Die kaufkräftige
Mittel- und Oberschicht, die Appetit auf
westliche Produkte hat, wird diese weiter
aus dem Ausland beziehen. Dies sehen
auch deutsche Unternehmer aus dem
Getränke- und Lebensmittelbereich so.
Staatshilfe vermarktete Label
„Kitchen of the World” dürfte
erfolgreich bleiben. Der Board
of Investment (BoI) hat
Nahrungsmittel und „Halal
Food” zu zentralen Clustern
seiner Fünfjahresstrategie
erklärt. Gefördert werden
neben der Verarbeitung auch
Aromen, Kräuterextrakte,
Kautschukprodukte, Ethanol
und Biodiesel.
Der Export von Nahrungsmitteln soll 2013 um 6%
zulegen auf umgerechnet
rund 25 Mrd. Euro mit
zweistelligen
Steigerungsraten, zum Beispiel bei Geflügel,
Fisch und Chilisaucen. Die „Top 5”
waren 2012 indes Reis, Zucker, Shrimps,
Dosenthunfisch und Geflügel. Als Hauptabsatzmärkte etablierten sich mit einem
Zuwachs um fast ein Zehntel die
anderen ASEAN-Länder (Anteil 22%)
vor Japan (15%), den USA (11%) und
der EU (11%).
Singapurs Produktion von Lebensmitteln,
Getränken und Tabakwaren ist 2012 real
um 3,4% gegenüber dem Vorjahr
gestiegen, die gesamtwir tschaftliche
Produktion nur um 1,3%. Auch wird in
die Branche weiter investiert, vor allem
in Forschung und Entwicklung (F&E).
Denn der Stadtstaat positioniert sich
zunehmend auch im Food-Sektor als
F&E-Hub für die ASEAN-Region. So
verfügt die schweizerische Nestlé über
ein regionales Forschungszentrum in
Singapur; Mead Johnson baut ein solches
Zentrum auf.
Angetrieben wird der regionale
Expansionstrend von den zwei
Großkonzernen Charoen Pokphand
Foods (CPF) und Thai Union Frozen
Food (TUF), welche die Boston
Consulting Group zu Asiens „100 Global
Challengers” zählt. CPF erzielt bereits
jetzt 55% seiner Einnahmen über rund
12 Mrd. US$ im Ausland und will diese
in nur fünf Jahren verdoppeln. Der
weltgrößte Thunfischproduzent TUF plant,
den Umsatz in der Region mittels neuer
Investitionen um über ein Drittel auf 5
Mrd. US$ zu steigern. Auch für
multinationale Großkonzerne, wie Nestlé,
Unilever, Kellogg's, Kraft, Pepsico, Del
Monte und Procter & Gamble, gewinnt
Thailand als regionale Produktionszentrale
und „Handelsdrehscheibe” an Bedeutung.
Thailand
Vietnam
Thailands Nahrungsmittelindustrie bleibt
auf dem Wachstumspfad und das mit
Erst seit 1986 ist privates
Unternehmertum in dem Land überhaupt
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erlaubt. Dies trug insbesondere in der
Landwirtschaft Früchte. Die Landwirte
erzielen inzwischen immense
Außenhandelsüberschüsse. Vietnam
wuchs so zum weltweit größten
Exporteur von Reis, schwarzem Pfeffer
und Cashew-Kernen heran und liegt bei
der Produktion von Kaffee an zweiter
Stelle. Die Landwirtschaft steuerte 2012
knapp 13% zur Gesamtleistung der
Volkswirtschaft bei.
Das Statistikamt in Hanoi zählt 5.117
Hersteller von Nahrungsmitteln und
1.709 Produzenten von Getränken, die
meisten sind kleine Betriebe. Die
Fertigungsanlagen werden ausgebaut, die
Waren sollen verstärkt auch in die
ASEAN-Region exportiert werden.
Der lokale Absatz von Nahrungsmitteln
entwickelt sich ebenfalls erfreulich. Die
Verbraucher greifen häufiger zu modernen
verpackten Lebensmitteln, auch wenn sie
den Einkauf von frischen Waren auf
Nachbar schaftsmär kten
noch
bevorzugen. Die Behörden wollen die
Lebensmittelsicherheit verbessern. Auch
in die Getränkeindustrie fließen einige
Investitionen. Der Biermarkt ist bereits
der größte in Südostasien.
www.aseanchanmbernetwork.com : 59
Branchen und Märkte in ASEAN
Food, Agro-Business
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Anlagen zur Gewinnung und
Verarbeitung von Palmöl
800
Fertigstellung 2015
Kauf von 35.000 bis 40.000 ha
Anbaufläche für Cash Crops
550
Ankauf beginnt 2013
Aufbau von 2.000 ha Fläche mit
Gummiplantagen und Anlagen zur
Palmölgewinnung/-verarbeitung
350
Inbetriebnahme 2014
Fabrik zum Herstellen und Abfüllen von
nichtalkoholischen Getränken
200
Inbetriebnahme 2014
INDONESIEN
Unilever Oleochemical
Indonesia
Golden Agri
Resources Ltd.
Astra Agro
PT Indofood und
Asahi
MALAYSIA
Lokaler Investor
Produktion von Snackfood
70
k.A.
Lokaler Investor
Produktion von gereinigtem
Hähnchenpulver,-fett und gereinigtem
Eipulver
ca. 4
k.A.
325
Fertigstellung des Projekts
in Tuas 2014
SINGAPUR
Mead Johnson
Erweiterung der Produktionskapazität
für Babynahrung und Aufbau von
Forschungsaktivitäten für kindgerechte
Nahrung
THAILAND
Charoen Pokphand
Foods
Übernahme von Tochtergesellschaften
der Charoen Pokphand Group in
Vietnam und VR China
2.300
Ankündigung 2012
Thai Union Frozen
Food
diverse Projekte zur regionalen
Umsatzsteigerung um 33% auf 5 Mrd. US$
600
Investitionsplan 2013
bis 2015
PepsiCo
Geschäftserweiterung
65
2013 bis 2015
Sermsuk
zwei neue Produktionslinien für
Trinkwasserund Soft Drinks
38
Inbetriebnahme 2013
Reisanlage in Ayutthaya
35
Ankündigung 2012
zwei Fabriken für Milchprodukte
200
Baubeginn Mitte 2013
Fabrik mit einer Kapazität von 2,5 Mio.
Getränkeverpackungen und 100 t
Konserven
100
Genehmigung März 2013,
Inbetriebnahme April 2014
Charoen Pokphand
Group
VIETNAM
Vinamilk (Vietnam)
Maruzen Foods
(Japan)
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
60 : ASEAN Roadmap 2015
Branchen und Märkte in ASEAN
Finanz- und Business-Dienstleistungen
FINANZ- UND BUSINESSDIENSTLEISTUNGEN
von Germany Trade & Invest
Indonesien
Ausländische Banken sind begierig, ihren
Marktanteil in Indonesien auszuweiten.
Die Gewinnaussichten sind enorm; die
Margen liegen aufgrund der hohen
Differenz zwischen Kredit- und
Anlagezinsen bei rund 7%. Zudem sind
die Ausleihungen in den letzten Jahren
um jeweils r und 20% gestiegen.
Branchenanalysten gehen für die
nächsten Jahre von ähnlich starken
Wachstumsraten aus.
Doch die Zeichen stehen „auf Sturm”.
Bislang dürfen ausländische Finanzinstitute
bis zu 99% der Anteile an einer
einheimischen Bank halten. Das Parlament
in Jakarta arbeitet jedoch an einer
Novellierung des Bankenrechts. In
Zukunft wollen die Abgeordneten die
entsprechende Quote auf 40 bis 49%
senken. Inwieweit sich die neue
Gesetzeslage mit der Schaffung eines
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Finanz- und Versicherungskonzerne haben in der Vergangenheit schon „gutes
Geld” in der ASEAN-Region verdient. Der Integrationsschritt zur AEC wird nach
Einschätzung von Finanzmarktkennern den Kapitalverflechtungen zwischen den
Staaten einen kräftigen Schub verleihen und damit die Gewinnaussichten weiter
verbessern. Der Stadtstaat Singapur kann dabei seine Spitzenposition als
Bankenplatz verteidigen sowie als Sitz von „Regional Headquarters”. Andere
Länder, wie Malaysia und die Philippinen, unternehmen Anstrengungen, mit
neuen Spezialisierungen aufzuschließen.
gemeinsamen Marktes verträgt, bleibt
abzuwarten. Fest steht, dass Finanzhäuser
aus Singapur und Malaysia ihr
Engagement in Indonesien verstärken
wollen.
Malaysia
Das reale Wachstum des Finanz- und
Versicherungssektors lag seit 2008 mit
Ausnahme von 2011 mindestens um
einen Prozentpunkt über dem Zuwachs
des gesamten Dienstleistungssektors. So
legten Banken und Versicherungen
2012 um 7,9% zu, während die
Dienstleistungsgeschäfte insgesamt um
6,4% expandierten. Die Aussichten für
die Finanzbranche bleiben gut. So
rechnet die Versicherungssparte mit
Umsatzzuwächsen von rund 10%. Nach
Einschätzung der Regierung soll der
www.aseanchambernetwork.com : 61
Branchen und Märkte in ASEAN
Finanz- und Business-Dienstleistungen
Anteil der Finanzdienstleistungen am
nominalen Bruttoinlandsprodukt von
8,6% im Jahr 2011 auf 10 bis 12% im
Jahr 2020 steigen.
Die Regierung will Kuala Lumpur zu
einem regionalen Zentrum für
Finanzdienstleister machen mit
Schwerpunkt auf islamischer Finanzierung.
Hierzu baut sie ab 2013 für rund 7 Mrd.
Euro den International Finance District.
Dieser soll mehrere Dutzend
internationale Unternehmen aus der
Branche aufnehmen. Ob damit Malaysia
den großen Finanzzentren in Asien, wie
Hongkong (SVR) und Singapur,
Konkurrenz machen kann, bleibt fraglich.
Eine Nische im Bereich der islamischen
Finanzierung könnte sich die Metropole
aber durchaus erarbeiten. Dabei dürfte
Malaysia von seinen sehr guten
Beziehungen zu den islamischen Staaten
profitieren.
Bislang spielen ausländische Banken bis
auf wenige (Citibank, HSBC, Standard
Chartered Bank, United Overseas Bank
und OCBC Bank) im Retail-Geschäft
keine Rolle. Lokale Institute, wie Maybank
und CIMB, sind in Singapur und
Indonesien bereits relativ stark vertreten,
einige andere auch in Kambodscha und
Thailand. Mit der geplanten engeren
ASEAN-Integration dürften sie dort ihre
Aktivitäten weiter verstärken. So ist die
malaysische RHB Capital Bhd nun dabei,
nachdem sie bereits in Thailand Fuß
gefasst hat, Anteile an einer Bank in
Indonesien zu erwerben. In umgekehrter
Richtung ist die Präsenz noch nicht so
stark. So hat die indonesische staatliche
Bank Mandiri erst Ende 2012 eine
vollständige Banklizenz in Malaysia
erhalten.
Philippinen
Gemäß einer Studie der Bangko Sentral
ng Pilipinas haben nur 26% der
Philippiner Zugang zu „normalen”
Finanzdienstleistungen. Von den
landesweit 1.635 Städten können 610
62 : ASEAN Roadmap 2015
keine einzige Bankfiliale aufweisen.
Daher werden mobile Finanzdienstleistungen aufgebaut, um auch in den
entferntesten Flecken Bankdienste und
Mikrofinanzierung über das Mobiltelefon
zu ermöglichen.
Das Bankensystem des südostasiatischen
Landes ist stark reguliert und weist
oligopolistische Str ukturen auf.
Ausländische Banken dürfen nur einen
bestimmten Anteil an den lokalen
Instituten halten, während im
Versicherungsgeschäft vollständiger
ausländischer Besitz möglich ist. Für
Business-Dienstleistungen ist das System
je nach Aktivität unterschiedlich offen.
Auch wenn die Zuwachsraten nicht
mehr phänomenal sind, dürfte Singapurs
Position als bedeutendster Finanzplatz in
Südostasien mit 116 ausländischen und
sechs lokalen Banken bestehen bleiben.
Es kommen immer noch weitere
Kreditinstitute wie auch andere Finanzund Ser vice-Dienstleister hinzu,
konstatieren Landeskenner. Die exzellente
physische wie auch rechtliche und soziale
Infrastruktur, die der Stadtstaat im
Vergleich zu seinen ASEAN-Nachbarn
bietet, dürfte ihm auch nach dem AECIntegrationsschritt eine Top-Position
sichern.
Darüber hinaus wird der Öffnungsprozess
den singapurischen Banken eher nützen
als schaden. Diese haben bereits
„Weltklasseniveau” und sind in den
ASEAN-Staaten Malaysia, Indonesien,
Thailand und den Philippinen wie auch
in anderen asiatischen Ländern vertreten.
Für die weitere Attraktivität des
Bankenplatzes sorgt auch die hohe
Konzentration von Millionären und
Milliardären in dem Stadtstaat.
Durch den gemeinsamen Markt wird
auch die finanzielle Verflechtung zwischen
den ASEAN-Staaten zunehmen. Die sehr
stark kapitalisier ten philippinischen
Großbanken werden ihre Geschäfte in
der Region ausweiten, sicherlich werden
sich auch Finanzdienstleister aus den
anderen AEC-Ländern in den Philippinen
stärker engagieren wollen. Grundsätzlich
sollte der Dienstleistungsaustausch
ohne
Frank Krings
Restriktionen möglich
Chief Country Officer Thailand,
werden.
Deutsche Bank AG
Filiale Bangkok
Singapur
Der Finanz- und
Geschäftsdienstleistungssektor Singapurs ist bereits
voll ausgereift und
verzeichnet somit auch
keine hohen Zuwächse
mehr. Die Finanz- und
Ve r s i c h e r u n g s s p a r t e
wuchs 2012 real nur noch
um 0,5%, während
Business Services um 3,9%
zulegten. Beide Segmente
hielten in dem Jahr jedoch
mit 11,9% und 14,6% einen
relativ hohen Anteil an der
nominalen Wertschöpfung
der Wirtschaft.
„ASEAN bringt die grundsätzlichen Voraussetzungen
mit, sich mittel- bis langfristig neben den etablierten
internationalen Wirtschaftsräumen und großen
Einzelvolkswirtschaften als weiteres wirtschaftliches
und politisches Kraftzentrum zu etablieren. Der
zwischenstaatliche Konvergenzpfad wird dabei
keine Kopie des europäischen Integrationsmodells
sein. Gleichwohl bildet unsere grundsätzliche
strategische Einschätzung die langfristige Basis für
unser bereits seit Jahren bestehendes und
kontinuierlich weiter wachsendes Engagement in
Asean. Der Geschäftserfolg vieler unserer Kunden
in der Region ist nachhaltig und wir begleiten
diesen konsequent weiter mit.”
Branchen und Märkte in ASEAN
Finanz- und Business-Dienstleistungen
Thailand
Vietnam
Größere Banken haben im Vorfeld der AEC ihr regionales
Filialnetz erweitert und verschiedene kundenorientierte
Marktstrategien entwickelt. Die führende Bangkok Bank besitzt
26 Filialen in 13 Ländern, davon sieben in der ASEAN-Region.
Kambodscha steht auf dem Plan, während Indonesien bereits
ausgebaut wird. War in Myanmar bislang nur die Bangkok Bank
vertreten, besitzen neuerdings auch die Krungthai Bank (KTB),
die Siam Commercial Bank und die Kasikornbank
Repräsentanzen in Yangon. Dem Beispiel ihrer
Großhandelskunden folgend, werden größere
Wachstumsschübe vor allem in den grenznahen Provinzen
erwartet, wo die KTB am stärksten ist. Für den Sektor war
2012 ein Rekordjahr mit einem Zuwachs der Nettogewinne
um 30% auf umgerechnet rund 4 Mrd. Euro.
Vietnam verzeichnete in den Jahren 2000 bis 2011 mit
durchschnittlich 30% das höchste Kreditmengenwachstum in
Asien. Im Jahr 2012 drückte die Zentralbank auf die Bremse,
denn nach ihren Angaben sind mehr als 9% der Kredite
notleidend. Die meisten hiervon haben Staatsunternehmen in
unrentable Immobilienprojekte gesteckt.
Auch Business-Dienstleistungen sollten durch den breiteren
Markt neue Impulse erhalten. Insbesondere die Nachfrage
nach qualifizierten Marktstudien und Beratungen dürfte
zunehmen, wovon vor allem die „Big Four” PwC, Deloitte,
KPMG und Ernst & Young profitieren.Hinsichtlich der Gründung
von „Regional Headquarters” empfiehlt sich Bangkok wegen
der zentralen Lage und verkehrstechnisch guten Anbindung.
Ein Beispiel ist der Schweizer Konzern Nestlé, der die
Metropole 2009 zum regionalen Hauptsitz ausbaute.
Entsprechend erwarten CB Richard Ellis, Jones Lang LaSalle
oder Collier International mehr Bewegung im Markt für
Büroimmobilien. CBRE prognostizier t jähr liche
Nachfragezuwächse um 10%. Profitieren dürfte auch die
Werbeindustrie dank neuer Aufträge für regionale
Marketingkampagnen oder Re-Brandings.
Staatsbanken dominieren den Finanzsektor. Die Bank for
Investment and Development of Viet Nam (BIDV), Agribank,
Mekong Housing Bank, Vietcombank und die Vietinbank halten
knapp 50% des gesamten Kreditvolumens. Die Branche ist mit
131 Kredit- und Finanzinstituten überdimensioniert. Sechs
ausländische Banken verfügen über eine volle Lizenz, darunter
berichten die HSBC, ANZ, Standard Chartered und Citibank
über gute Geschäfte. Ferner existieren 51 Niederlassungen
weiterer ausländischer Banken, darunter einige aus dem ASEANRaum, die zunehmend Geschäfte mit ihren Heimatländern
abwickeln.
Ausgewählte Investitionsvorhaben
Firma/Projektträger
Beschreibung
Investitionssumme
(in Mio. US$)
Projektstand
Kauf von 99% der Anteile an der
indonesischen Danamon
6.800
Übernahme hängt von
Entscheidung der
Zentralbank ab
Verkauf von 40% der Versicherungssparte
2.000
Verkauf im Laufe des
Jahres 2013
743
Genehmigung im März 2013
INDONESIEN
DBS Group
Bank Negara
Indonesia (BNI)
VIETNAM
Mitsubishi UFJ (Japan)
Kauf von 20% der Anteile an der
Vietinbank
Quellen: Unternehmensangaben, Presseartikel, Germany Trade & Invest
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