EHRLICH Vincent Van Duysen BODENSTÄNDIG Zu

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EHRLICH Vincent Van Duysen BODENSTÄNDIG Zu
DER TAGESSPIEGEL
FREITAG, 12. NOVEMBER 2010 / 20 796
WOHNEN
MÖBEL, LICHT, DESIGN
BODENSTÄNDIG
Zu Besuch bei Alessi
EHRLICH
Vincent Van Duysen
DIE GANZE WELT DES WOHNENS.
www.hoeffner.de
1)
2)
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
www.hoeffner.de
2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm
Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 3
Inhalt
10
Design-Chamäleon
19
Die Küche wird wieder Zentrum des Geschehens,
die Trennung zwischen Kochen und Wohnen
wird wieder aufgehoben.
Jaime Hayón ist der spanische Shootingstar des
Produktdesigns – unkonventionell und vielseitig.
„Meine besten Einfälle hatte ich im Hinterzimmer
ganz bodenständiger Kneipen in Barcelona, während
um mich getrunken und Fußball geschaut wurde“,
verrät er in Berlin im Gespräch
Mad Men
20
Gesteckt
24
Emotion
26
Die sechziger Jahre sind zurück – suggeriert
zumindest die Kultserie „Mad Men“.
Viele Designer lassen sich vom Zeitgeist inspirieren
Der Traum aller Menschen mit zwei linken Händen
oder anderen Begabungen:
Wenn schon Möbel Marke Eigenbau, dann bitte
ohne Werkzeuge und damit ohne Verletzungsgefahr.
Einige Designer haben es sich zum Prinzip gemacht,
pfiffige Möbel einfach nur zusammenzustecken
Arik Lévy ist einer der gefragtesten Designer.
Es geht das Gerücht, dass er in Interviews
lieber über Liebe spricht als über Produkte
Leinen los zum Kochen: Marecucina von Alno.
Jaime Hayón
Fotos: Alno; Jaime Hayón; Oliver Conrad; Kai-Uwe Heinrich
Küche
Gesteckt. Detail des Regalsystems von Oliver Conrad
Vielfalt ist Trumpf
IMPRESSUM
Redaktion:
Rolf Brockschmidt
Artdirektion:
Simone Kitzinger, Bettina Seuffert
Herstellung: Thomas Wurster
Produktion: Detlev Jackschenties
Anzeigen:
Jens Robotta
Verlag Der Tagesspiegel GmbH
Postanschrift: 10963 Berlin
Telefon: (030) 29021-0
Titelfoto: ImageDesk.be /
Wouter Van Vooren
von ROLF BROCKSCHMIDT
Die Möbelbranche ruft gerne Trends aus,
das gehört zum Geschäft. Lange hielt sich
der Trend des „Cocooning“ – die Welt ist
schlecht, also machen wir es uns zu Hause
gemütlich. Ein Trend, der den Möbelabsatz fördert – daher gibt es ihn immer
noch, nur heißt er jetzt anders: „Homing“.
Es scheint ein natürliches Bedürfnis nach
Schubladen zu bestehen, da die sich Menschen in einer immer unübersichtlicheren
Welt nach Ordnung und Übersicht sehnen. Das ist sogar verständlich.
Mit diesem zweiten Wohnmagazin des Tagesspiegels versuchen wir nicht, den Trend aufzuspüren, sondern die Vielfalt
der Welt des Designs zu zeigen – die immer bunter und vielfältiger wird und immer wieder Überaschungen parat hält. Warum auch nicht? Zudem es immer wieder Designer gibt, die
sich dagegen wehren, in eine Schublade gesteckt zu werden.
Wir stellen einige von ihnen in dieser Beilage vor. Darunter
sind vielleicht auch Namen, die hier noch nicht so bekannt
sind. Aber das ist ja gerade das Reizvolle.
Interessant sind auch die stets neuen und bewundernswerten Versuche, scheinbar klassischen Themen wie Sofa oder Regal stets Neues abzugewinnen. Fast hat man den Eindruck,
als würden Möbel zum Stecken zunehmen, aber das ist kein
Trend – siehe oben – , sondern nur eine Beobachtung. Lassen
Sie sich von der Vielfalt überraschen.
Fotos: Eastpak, Esprit, Diesel
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 4
Ton in Ton
Die Mode gibt zunehmend Trends vor, die die Inneneinrichter übernehmen.
Mehr noch – die Modelabels vertrauen auf die Kraft der Marke
und lancieren ihre eigene Home-Collection.
Und im Markenhotel trifft dann alles aufeinander
von JUDITH JENNER
In der Mode ist es klar, wofür eine Jeans steht:
Ihr Träger ist frei, ein bisschen unkonventionell und hat dank des Kleidungsstücks eine
sexy geformte Silhouette. Wäre diese eine
Jeans eine Lampe, wie würde sie dann aussehen? Die Antwort hat Diesel-Chef Renzo Rosso
im vergangenen Jahr in Mailand gegeben.
Während der dortigen Möbel- und Designmesse stellte er die erste Home-Kollektion des italienischen Modekonzerns vor. Zusammen mit Moroso, bekannt als Hersteller
vonSofasund Sesselnvon Designernwie PatriciaUrquiolaoderRon Arad, unddemLeuchtenhersteller Foscarini stellte er die Wohnlandschaft zur Hose vor: Bettwäsche mit Jeansprint, eine ironische Neuinterpretation des
Chesterfieldsofas mit seitlich
überhängendem Stoffbezug, Kissen mit Nietenmuster, Tische
und Stühle mit Bluejeans-Waschung und Leuchten im Industrielook.
In Sachen Home-Kollektion folgt
Dieselanderengroßen Modemarken: Sowohl im günstigen Segment bei Zara und H&M als auch
in hochpreisigen Sphären von
HermèsundVersace gibtesinzwischen die Möbel und Wohnaccessoires passend zur Kleidung. Als
Grundfürdiesen Boomsieht TrendforscherPeter Wippermann vom Trendbüro Hamburg
den Umstand, dass die Interior–Welt insgesamt modischer geworden sei. „Die Mode gibt
Trends vor, die dann nach und nach auch ins
Interiordesign durchsickern“, sagt er. Ablesbar
sei das zum Beispiel an dem Stilwandel Ende
der neunziger, beziehungsweise Anfang der
Nullerjahre gewesen. „Damals war sowohl die
Modealsauch dasInterieursehr puristisch.Gerade Formen, viel Weiß und andere klare Töne
bestimmten die Kollektionen. Als die Mode
wieder verspielter wurde, setzte sich das auch
imMöbeldesigndurch. Plötzlichsahmanüberall Ornamente“, sagt er.
Zudem strahlt der Glanz der Modemarken
auf die Home-Kollektionen ab. „Das Markenbewusstsein in der Mode ist größer als im Interior“, sagt Peter Wippermann. „Davon profitieren die Home-Kollektionen.“
DieModeistschnelllebigeralsdie Möbelindustrie. Während auf den Laufstegen jedes Jahr
mindestenseineWinter- und eineSommerkollektion gezeigt werden, bringen selbst die großen Möbelfirmen zu den wichtigen Messen in
Köln und Mailand meist nicht mehr als ein
Duzend neuer Stücke auf den Markt. Viele
davon sind Prototypen, die je nachdem, wie
die Resonanz der Fachbesucher ist, in Produktion gehen oder auch nicht.
Weniger aufwendig als der Entwurf und
die Herstellung eines Sofas oder Betts ist
die
Produktion
von Wohnaccessoires. „Kerzen sind
ein guter Indikator
dafür, wo die
Reise im Interiordesign hingeht“,
sagt Peter Wippermann. Ihre Farben
und Muster findet
man später auf Sofabezügen und Kissen. Für ihn als
Trendforscher
habe die Mode eine Vorreiterrolle, aber
auch Subkulturen wie die Grafitti-Szene
seien Indikatoren für neue Farbtrends.
Auch personell ist die Grenze zwischen
Mode- und Möbelszene inzwischen fließend.
Der belgische Künstler, Designer und Architekt Arne Quinze betreibt das Möbellabel
Quinze & Milan, das Möbel aus Hartschaumstoff in der Form von Bauklötzen herstellt.
Doch das ist längst nicht der einzige Job des
umtriebigen Künstlers: Neben riesigen Installationen entwarf er auch Turnschuhe für die
japanische Marke Onitsuka Tiger. 2010 koope-
Weniger aufwendig als Entwurf
und Herstellung
eines Sofas ist die
Produktion von
Wohnaccessoires
rierte er mit der Rucksackfirma Eastpak und
stellte mit ihr unter dem Motto „Built To
Resi(s)t“ ein extrem strapazierfähiges Sofa
mit vielen praktischen Taschen her. Daran lassen sich zum Beispiel Bücher, Magazine, Fernbedienungen, der Laptop oder iPod verstauen. An der Spezial-Edition arbeiteten die
Kreativ-Teams beider Firmen zusammen und
vereinten ihr fachliches Knowhow und ihre
gestalterischen Erfahrungen.
Auch Design-Ikone Philippe Starck tobte sich
modisch aus, obwohl er einmal schwor: „Ich
werde nie idiotisch genug sein, um Mode zu
machen“. Sein Kunstoffstuhl „Mademoiselle“
aus dem Jahr 2004 von Kartell wird abwechselnd in neue Kleider gesteckt, sprich mit
neuen Stoffen bezogen, seien es bunte Blumenprints und Zeichnungen von Franco Moschino oder psychodelische Hippie-Muster
von Missoni. Ebenso gradlinig wie seine Möbel ist auch seine „für intelligente Menschen
gemachte“ Kollektion „Starck With Ballantyne“ aus ökologischer Kashmere-Wolle. Die
hält der Designer allerdings für ebenso zeitlos wie seine Möbel – und damit ganz und
gar nicht für modisch. Offenbar ist ihm der
schnelllebige Fashion-Zirkus zuwider. Auch
für Puma hat der Designer Schuhe entworfen. Der Name Starck ist eben eine Marke,
mit der sich vieles verkaufen lässt.
Auch anders herum probieren sich alte
Mode-Hasen gerne mal an Interior aus. Jean
Paul Gaultier hat sich nach dem Ende seiner
Arbeit als Chefdesigner für Hermès nach
neuen Ufern umgesehen. Für die französische Marke Roche Bobois entwarf er einen
Sessel auf Rollen, ein maritim gestreiftes
oder mit bunten Prints versehenes Sofa und
Kofferschränke. Seit wenigen Wochen sind
sie in den Läden. Gegenüber der „New York
Post“ sagte der Erfinder von Madonnas provokanten Bühnenoutfits: „Für mich geht es im
Leben immer darum, sich auszudrücken, sei
es am Körper oder im Haus.“
Das Modehaus Maison Martin Margiela ließ
die Besucher auf der Mailänder Messe etwas
ratlos mit seinen schneeweißen Raum-Interpretationen zurück. Sie glichen eher einer
Kunst-Installation. Konkret gestaltete das Label des belgischen Designers zusammen mit
Cerruti Baleri einen thronartigen Sessel und
ein Sofa, eingehüllt in weißen Canvas.
Deutlich bodenständiger sind die Interior-Lösungen von Esprit. Seit Jahren erweitert die
Firma ständig ihr Bad-Programm, hat aber
auch Bettwäsche, Vasen oder Teppiche im
Portfolio. Dabei wird nicht mit Farben gespart:
Bordeauxrote Rollcontainer treffen auf grüne
Wandschränke, wenn der Verbraucher es so
möchte. Auch der Stil-Mix ist eine Sache, die
sich das Interiordesign von der Mode abgeguckt hat. „Selbst im Bad-Design werden die
Kollektionen objekthafter“, meint Peter Wippermann. Das bedeutet: Einzelne Elemente
lassen sich frei kombinieren und müssen nicht
als Set gekauft werden. Beflügelt von dem stetenErfolg seinerBadserien möchteEspritdemnächst eine eigene Küche lancieren.
Der Trend zur Nachhaltigkeit, die Wiederentdeckung von Holz und rohen, kaum bearbeiteten Materialien, die sich in den letzten Jahren vollzieht, verläuft parallel auch in der
Mode ab. Dort drückt sich der Wunsch nach
Imperfektion und Selbermachen in kuscheligem Strick und groben Texturen aus. Die belgische Firma Casalis hat diese Stoffe in ihre
Kollektion geholt und bezieht ihre Möbel wie
das Sitzkissen "Bonnet" mit gestrickten Hüllen. Sie strahlen dank des flauschigen Bezugs
die Gemütlichkeit eines Abends auf dem Sofa
in warmen Wollsocken aus.
Wie weit der Feldzug der Modemarken geht,
zeigt die Eröffnung von Hotels, die Versace
oder Armani in allen Ecken der Welt eröffnen.
Dort schlafen die Gäste in von den Modedesignern gestalteten Zimmern und speisen in
von ihnen designten Restaurants. Vom Teppich bis zur Tapete spiegeln die Räume die
Markenphilosophie wieder. Auch Diesel hat
bereits eigene Häuser, zum Beispiel das coole
Pelican Hotel in Miami Beach – das passende
Hotel zur Hose.
Rucksacksofa. Der belgische Designer ArnoQuinze mit dem
Rucksackhersteller Eastpak das Sofa „Built to Resi(s)t“ kreiert. Esprit
arbeitet mit dem Bademöbelhersteller Puris zusammen (Mitte). Das Diesel
Kreativ-Team hat für Moroso den Tisch „Pylon Primic“ entworfen.
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Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 6
Schwungvoll
Elegante Linienführung, Großzügigkeit und hohe Qualität –
die neuen Sofas bestechen durch viele Charakteristika.
Multifunktionaliätät und verborgene Funktionen werden bei hochwertigen
Möbeln immer wichtiger – Ein Blick auf interessante Neuheiten
von ROLF BROCKSCHMIDT
Am Schwung kann man ihn erkennen, dieses
elegant Fließende, die kühnen Rundungen
und Kurven, puristisch und organisch in der
Form, dafür steht Stefan Heiliger. Das Modell
„Morena“ für Leolux ist ein wunderbares
neues Besipiel für diese rasante Linienführung. Das Grundelement ist ein L, dessen
Ecken und Kanten aber völlig abgerundet sind.
Die Seitenwand des Sofas verläuft aber nicht
senkrecht, sondern wechselt die Position. Erst
ist sie leicht schräg nach außen gestellt und
während die Sitzfläche in die Innenkurve geht,
dreht sich die Seitenwand nach innen. Durch
dieses Kippen der Seitenwand entsteht optisch ein enormer Schwung. Verstärkt wird er
durch die Rückenlehne, die nach außen gewölbt ist, am langen Ende langsam ansteigt,
um nach der Kurve am kurzen Ende des L etwas steiler abzufallen. Für sich genommen ein
sehrschönesModell. WerdenPlatzunddas nö-
Fotos: Leolux, Ligne Roset
Dynamisch. Stefan Heiliger
hat mit „Morena“ für Leolux
vielleicht einen neuen
Klassiker geschaffen, der
durch einen kleinen schrägen
Hocker ergänzt werden kann.
„Nocturne“ (links) von
Gabriele Assmann für das
gleiche Label zeigt bei aller
Strenge große Flexibilät.
tige Kleingeld hat, kann diesen Schwung noch
durch ein zweites, spiegelverkehrtes Sofa ergänzen. Mit einem Verbindungselement lässt
sich daraus eine Wohnlandschaft kreieren, die
durch einen windschiefen Hocker im Zentrum
noch mehr Dynamik bekommt. Die Elemente
gibt es mit Stoff- oder Lederbezug, man kann
auch kombinieren und durch unterschiedliche Farbtöne für die einzelnen Elemente weitere Akzente setzen.
Weitaus geradliniger und puristischer, aber
auch bestechend in der Form kommt „Nocturne“ von Gabriele Assmann für Leolux daher. Schon die schiere Länge von 230 Zentimetern verleihen „Nocturne“ eine natürliche Eleganz, die dadurch unterstrichen wird, dass
der Korpus des Sofas auf zwei langen Rohren
quer zum Betrachter ruht. So zieht das Metallrohr einen feinen Strich unter das Ledersofa,
dessen Polster links und rechts in der Breite
asymmetrisch sind und einmal als Lehne fungieren, das andere Mal auf Sitzhöhe bleiben.
Asymmetrisch sind auch die Nähte der Sitzflä-
Inga Sempé stellt mit „Ruché“
(links) für Ligne Roset einen
radikalen Entwurf vor, Noé
Duchaufour-Lawrance definiert
das orientalische Sitzkissen mit
„Ottoman“ (Ligne Roset) neu.
che und der beiden Rückenlehnen, die sich in
sieben Positionen verstellen lassen, bis sie
schließlich ganz nach unten geklappt ein Tagesbett ergeben, an dessen oberem Ende nun die Seitenlehne
auf einmal recht klein wirkt.
Einen ganz anderen Weg geht
Inga Sempé, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, elegante Lösungen für den Alltag zu finden.
„Ein Sofa zu entwickeln ist
schwierig. Noch schwieriger ist
es, eines für ein Unternehmen
zu entwerfen, für das man bereits ein Sofa gemacht hat“, hat
sie einmal gesagt. Für Ligne Roset hat sie nun in Köln auf der
Möbelmesse ein recht ungewöhnliches Sofa
präsentiert, das sofort auffällt, weil es schon
auf den ersten Blick ganz anders aussieht als
man sich landläufig ein Sofa vorstellt. Als
hätte jemand beim Aufräumen eine Steppdecke über eine Holzbank geworfen, eine längs,
eine quer, so lässt sich das Prinzip von „Ruché“ salopp beschreiben. Das Gestell besteht
aus Buche natur, ruht auf vier schmalen Füßen, ein schlichtes
Grundmuster. Maximal zwei Meter
lang mit 45 Zentimetern Sitzhöhe.
Der Clou ist der
Überwurf, die Polsterung. In Längsrichtung legt sich
eine abgesteppte,
dicke Decke über
die beiden Armlehnen und die Sitzfläche, sowie über die
Rückenlehne. Die Steppstiche sind regelmäßig unregelmäßig, wodurch sich der Stoff ein
wenig aufbläst und so eine Waffelstruktur ergibt, die wiederum mit Licht und Schatten
spielt. Es gibt das Sofa als auch Méridienne
mit eingeplanter Seitenablage, ein Teil der
Als hätte jemand
eine Steppdecke
über eine Bank
geworfen – das
ist „Ruché“ von
Inga Sempé
Sitzbank bleibt blank. Hier kann man ein Tablett abstellen oder Bücher oder was auch immer. Der ungewöhnliche Eindruck entsteht
durch das fast filigrane, geradlinige Gestell
und den im Verhältnis dazu recht dicken Deckenüberwurf. Wenn Inga Sempé auffallen
wollte, ist ihr das mit „Ruché“ gelungen.
Ungewöhnlich ist auch das Sofa „Ottoman“
von Noé Duchaufour-Lawrance. Der Name
deutet schon auf die orientalische Tradition, in der dieses Möbel steht. Duchaufour-Lawrance hat das klassiche orientalische Sitzkissen neu interpretiert und ein
ungewöhnliches Objekt geschaffen, das es
vom Ein- bis zum Dreisitzer gibt nebst passendem Hocker. Die Ziernähte und Absteppungen erinnern an Muster marokkanischer Kachelwände. Die leicht asymmetrische, runde Form wird durch eine tiefe
Absteppung gekennzeichnet, die praktisch
die Oberfläche in Sitzfläche und Lehne teilt,,
die aber eigentlich vollkommen rund verlaufen. Im Innern besteht „Ottoman“ aus hoch-
wertigem Schaumstoff in unterschiedlicher
Stärke für Sitzfläche und Rückenlehne.
Komfort und Bequemlichkeit wird auch bei
Stressless groß geschrieben. Bekannt ist die
norwegische Marke vor allem durch ihre Sessel, doch zwei neue Sofas, „E200“ und „E300“,
verblüffen mit einer neuen, unsichtbaren
Technik. „E200“ kommt als Dreisitzer klassisch kubisch daher, die drei Rückenkissen lockern das strenge Design auf. Wenn man sich
aufdas Sofa setzt,kippt die Sitzfläche automatischnachuntenund stellt einebequeme Beinposition her. Der Clou ist ein im Querschnitt
trapezförmiger Mechanismus, der auf Gewichtsverlagerung reagiert und bei entsprechender Belastung hinten nach unten sinkt.
Nunmöchte manaber auchaufdem250 Zentimeterlangen Sofa ruhen,ohnegleich einzusinken. Bei gleichmäßiger Gewichtsverteilung
bleibt das System „ErgoAdapt“ stabil und der
Nutzer bekommt eine ebene Ruhefläche.
Diese Technik gibt es auch für das Sofa „E300“,
das eher etwas runder und organischer wirkt.
Sofa ab € 2.495,- Sessel ab € 1.149,- Couchtisch € 169,-
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Ungewöhnlich Form für Holzstühle: die Serie „Houdini“ (E15) von Stefan Diez (links).
Rechts die Tischserie „Module.MGX“ von WertelOberfell-Platform für MGX Materialize.
Verdreht, vernetzt
Um Möbel mit ungewöhnlichen Oberflächen oder Formen
herzustellen, werden Designer zu Tüftlern
von JUDITH JENNER
Leicht wie eine Hängematte schwingt die Sitzfläche des Loungesessels „Loom“. Lässt man
sich hineinfallen, will man am liebsten nicht
mehr aufstehen, so bequem ist die Struktur
aus geflochtenem Leder. Wer sich die Mühe
macht und näher hinsieht, erkennt, welch auf-
wendiger Herstellungsprozess hinter dem bequemen Netz steckt. Franco Poli hat jahrelang
nach einer Möglichkeit gesucht, dickes Leder
so kunstvoll zu stanzen, dass es eine dreidimensionaleOberflächebekommt. Vorvier Jahren brachte er das erste Stück aus der Serie heraus, dieinzwischen um einenRaumteiler, Esstischstühle und einen Drehstuhl reicher ist.
Ähnlich wie Designer Franco Poli werden
1.PLATZ
Höffner wurde vom Deutschen Institut für Service-Qualität
bewertet: MÖBEL HÖFFNER IST DEUTSCHLANDS BESTES
MÖBELHAUS 2009! 1)
viele Designer und Hersteller experimentierfreudig, wenn es darum geht, ihre Vorstellung von einer bestimmten Form oder Textur
zu verwirklichen. Der vergleichsweise hohe
Preis von Designermöbeln erklärt sich oft dadurch, dass jahrelang geforscht und getüftelt
wird, bevor ein Entwurf in Serie gehen kann.
Stefan Diez, Produktdesigner aus München,
kann ein Lied davon singen: Er entwarf für
e15 die Stuhlfamilie „Houdini“. Die extrem
schlanke Silhouette mit der kurvig geformten Sitzschale ist für
einen Stuhl aus Holz ungewöhnlich. Um diesen Effekt zu erreichen, bediente sich Diez von
Techniken aus dem Flugzeugmodellbau: Dünne, zweidimensionale Schichtholzplatten wurden
per Hand um einen kompliziert
gefrästen Massivholzring gebogen. Um die zweidimensionalen
Elemente in Form zu halten, verwendete er weder Nägel noch
Schrauben. Stattdessen sind die
übereinander lappenden Platten mit der Basis verleimt und bilden so eine geschlossene
Sitzschale.
Eine ganz andere Technik wendete er bei dem
Stuhl „Chassis“ für Wilkhahn an. Um den Vorgaben wie geringem Gewicht und einer prägnanter Form zu entsprechen, forschte der Designer bei Automobilzulieferern. Die
„Space-Frame-Technologie“ aus demKarosseriebau bot die Lösung: Bei diesem Verfahren
wird Stahlblech im Tiefziehverfahren zu komplexen, dreidimensionalen Formen in engen
Radien gepresst. Auf diese Weise werden der
stabile Sitz- und Rückenrahmen sowie die vier
Anschlusselemente der Stuhlbeine erzeugt.
Ein Schweißroboter fügt die Elemente zu ei-
Auch die Medizintechnik muss
herhalten, damit
man auf
Stühlen bequem
sitzen kann.
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange
Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm
Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
Fotos: MGX.Materialize, Plank, E15
Mit Hilfe der BASF hat Konstantin
Grcic „Myto“ (Plank) entwickelt.
2)
nem fertigen Stuhl zusammen. Auf diese
Weise sieht der Stuhl aus wie aus einem Guss.
Um auf dem Metallstuhl gemütlich sitzen zu
können,istermit einereinteiligen Sitz-und Rückenmembran aus vier Millimeter starkem,
fein genarbtem Polypropylen bespannt. Er ist
ab 2011 lieferbar.
Auch die Medizintechnik muss herhalten, damit man auf Designerstühlen bequem sitzen
kann. Für seine Kollektion „Soft Cell“ für Zanotta nutzte Werner
Aisslinger
Soft-Gel als Polsterung, das bis dahin
vor allem im medizinischen Bereich,
aber auch für Fahrradsattel verwendet wurde. Auch
bei seinem „Gel
Chair“ für Cappellini griff der Berliner auf diese Technik zurück – mit
dem Effekt, dass durch die Lichtdurchlässigkeit des Materials das darunterliegende Gittermuster sichtbar wurde. Aisslingers Gel-Experimente gelten als wichtiger Schritt in der
Materialentwicklung des Möbeldesigns.
Hohe Anerkennung erhielt auch Konstantin
Grcic für seinen Freischwinger „Myto“ für die
italienische Firma Plank. Um die netzartige
Struktur der Sitzschale und der Rückenlehne
herzustellen, die von einer stabilen Rahmenkonstruktion getragen wird, und damit das
typische Freischwinger-Sitzgefühl zu erreichen, goss er einen fließfähigen Kunststoff in
die richtige Form. Behilflich war ihm dabei
BASF. Durch die enge Kooperation zwischen
Designer, Hersteller und Chemiekonzern dauerte die Entwicklung nur ein Jahr.
VonBienenwabenließensichdie in Londonansässigen Designer Jan Wertel und Gernot
Oberfell zu der Leuchte „Dragonfly.mgx“ für
die belgische Firma MGX Materialize inspirieren. Dank der fein
gelöcherten, dreidimensionalen Struktur beleuchtet sie den
Raum besonders behutsam.
Den Designern war wichtig,
dass die Lampe aus Epoxidharz
sowohl direktes als auch indirektes Licht spendet. Während im oberen Teil nur wenig Licht nach außen
dringt, scheint sie nach unten hin immer heller. Möglich ist die Herstellung durch „Rapid
Prototyping“, eine Technik, die bisher vor allem dem Modellbau vorbehalten war. Damit
können Kunststoffmodelle in 3D „ausgedruckt“ werden. Die Daten werden
direkt vom Entwurf auf das Modell
übertragen. Eigentlichgilt die Technik als zu teuer für die Serienproduktion.
Dank neuer Entwicklungen könnte sie auch
für den Massenmarkt tauglich werden.
Experimente
Mikko Kärkkäinen hat mit seiner Idee Preise gewonnen,
Angela Schlösser feilt noch am Gewicht ihres Kronleuchters
Mikko Kärkkäinen kann sich freuen. Mit seiner
eleganten LED-Leuchte „LED“ hat er für sein eigenes Label„Tunto“ einigeDesignpreise erhalten. Die elegante Form, die sparsamen Leuchtmittel, das Holz, all das ging eine wunderbare
Kombination ein. Beflügelt durch den Erfolg
hat er nun „LED2“ auf den Markt gebracht,
eine Stehleuchte, die sich ebenfalls durch Berührung ein- und ausschalten lässt. Der Fuß ist
naturgegeben etwas breiter, aber die Leuchtmittel und Stärke sind die gleichen, die LED geben ungefähr soviel Licht wie die klassische
60-Watt-Leuchte. Damit ist auch „LED2“ vielfältig einsetzbar.
Ein Experiment wagt Angela Schlösser für ihr
Label La Paeng mit der Leuchte „Prisma“, die
ein interessantes Licht verbreitet. In einem
Doppelzylinder aus Metall sind kleine flache
rechteckige Löcher ausgespart, die Löcher sind
so angeordnet wie die Backsteine einer Ziegelmauer. Darin eingesteckt werden unzählige
Elemente aus satiniertem Acryl. So entsteht
eine reizvolle Leuchte, deren Kanten grünlich
schimmern. Das Licht wird hingegen von der
Leuchte in der Mitte des Zylinders direkt in das
Acrylglas geleitet, höchste Helligkeit ist also
nur frontal zu sehen. So ist ein Kronleuchter
entstanden, der fasznierend glitzert, aber sich
nur einer Lichtquelle bedient. Noch tüftelt Angela Schlösser an dem Objekt, denn zur Zeit
wiegt es 35 Kilogramm. Aber sie ist von ihrer
Idee ihrer Leuchte überzeugt. _R.B.
Innovativ.
„Dragonfly.mgx“
(MGX Materialize),
rechts, besticht
durch die
Konstruktion.
„LED2“ spart elegant
Strom (Tunto).
Foto: Tunto, MGX Materialize, Lapaeng, Vm Möbeldesign
Dampfradio
mit Hightech
Es ist alles eine Frage der Perspektive und der Proportionen. Das gute alte Dampfradio aus
den 50er Jahren weckt Kindheitserinnerungen, die Tastatur für die wellen, der runde Korpus
aus Holz, die stoffbespannten Lautsprecher, die beiden runden Knöpfe links und rechts für
Sendersuchlauf und Lautstärke, die beiden schrägen Füßchen, auf denen der Kasten zu
schweben scheint, ja selbst die schwarze Scheibe
mit den für Kinder exotischen Namen der Sender,
all das gehörte vor 50 Jahren zu einem mächtigen Radioapparat, der der MP3-Generation wie
ein Relikt aus dem Technikmuseum vorkommen
muss. VM-Möbel-Design versucht Tradition und
Moderne miteinander zu verbinden. Sie blasen
das alte Dampfradio zu einem hochmodernen
Multimediamöbel im Look der 50er Jahre auf. Deswegen scheint das kleine Radio plötzlich fast
mannshoch. Nicht jedermanns Geschmack, aber
ein Blickfang für Leute mit Platz und Geldbeutel.
Klaus Keller kommt aus dem Messebau, und als
das Geschäft in der Krise nicht mehr so gut ging, hat
er das erste Medienmöbel für sich alleine gebaut, das
Know How war ja vorhanden. Dort, wo früher die stoffbespannte Front war, ist jetzt der Flachbildschirm eingelassen. Die Tastatur offenbart sich als Schublade für DVD, die schwarze Senderscheibe ist jetzt eine Weltzeituhr, klappt man sie hoch, zeigt sich das Platz für den Videorecorder, die runden Knöpfe lassen sich ebenfalls als Schubladen für die Fernbedienungen herausziehen, die eine Seitenwand hat Platz für einen Kühlschrank, die andere bietet das klassische Barfach. „Das ist natürlich kein Möbel für die Masse“, sagt Klaus Keller, „eher etwas für Liebhaber. Wir können
natürlich Kundenwünsche berücksichtigen.“ Das Model „Retro TV Viktoria“ kann frei im
Raum stehen oder an der Wand, mit dem Flachbildfernseher Philipps Ambilight beleuchten
LED-Lampen den Hintergrund des Schirms indirekt, eine Referenz an das alte grüne „magische Auge“, das einst die exakte Sendereinstellung zeigte. Die abgespeckte Version für die
Wand kommt ohne Kühlschrank und Barfach aus. Retro und Hightech – eine ungewöhnliche
Kombination. _Rolf Brockschmidt
Kronleuchter neu definiert. Angela Schlösser hat für ihr Label La Paeng diesen
Leuchter aus Acrylglas entworfen, der zusammengesteckt wird.
3x SEHR GUT
TÜV-Prädikat SEHR GUT für ausgeprägte Kunden- und
Serviceorientierung bei Möbel Höffner.1)
2)
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange
Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm
Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
Zentrum des
Geschehens
Fotos: Team7, Alno, Poggenpohl
Die Küche als abgeschlossener Raum verliert Anhänger,
die Trennung zwischen Kochen und Wohnen wird wieder
aufgehoben. Hersteller reagieren auf diese Bedürfnisse
Freisteher sind in. Bei der „K7“ von Team 7 (oben) lässt sich
die Höhe der Arbeitsplatte variieren, „Marecucina“ von
Alno setzt Akzente, wenn es der Raum erlaubt.
von JUDITH JENNER
Als Ludwig und Corinna Schulz den Umbau
ihrer Eigentumswohnung in Prenzlauer
Berg planen, ist für die beiden klar: Die
Küche muss in die Mitte. Sie soll das Zentrum, die Schaltzentrale der großen Wohnung sein, mit einer offenen Verbindung
zum Wohnzimmer, einer Insel zum Kochen
und Spülen und viel Arbeitsfläche. „Wir kochen beide sehr gerne. Und auch wenn
Freunde zu Besuch kommen, gehört das
Zubereiten oder Anrichten des Essens häufig zum gemeinsamen Abend dazu“, sagt
Corinna Schulz. Beim Kauf der Wohnung
war es dem Paar wichtig, dass sie Wände
versetzen und Räume auf diese Weise zusammenlegen konnten. „Während sich in
vielen Berliner Altbauwohnungen die Küche
in eine schmalen, separaten Schlauch befindet, wollten wir sie im Zentrum des Geschehens haben“, sagt Ludwig Schulz.
So wie das junge Berliner Ehepaar wünschen
sich immer mehr Menschen eine offene Küche, weiß Frank Hüther, Geschäftsführer der
Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche e.V.
(AMK). „In den letzten Jahren stellen wir fest,
dass sich immer mehr Kunden für eine Küche
entscheiden, die über eine Mittelinsel mit
Herd und Spüle verfügt“, sagt er. Das habe
den Vorteil, dass mehrere Menschen bei der
Zubereitung des Essens mithelfen können.
Oft gäbe es eine Verbindung zum Essensraum, oder die Küche sei so großzügig angelegt, dass darin gegessen werden kann.
Geschichtlich betrachtet hat sich die Küche
in gewisser Weise also zu dem zurückentwickelt, was sie vor hundert Jahren war, nämlich zu einem Ort, an dem die Familie zusammenkommt, an dem gegessen und gekocht
wird, wo aber auch Hausaufgaben erledigt
und Familienangelegenheiten besprochen
werden. Das war damals dadurch bedingt,
dass die Wohnküche der einzige Ort war, an
dem geheizt wurde. Mit fortschreitender Industrialisierung änderte sich das. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde die Küche
von den meisten Architekten in Mietwohnungen als separater Raum geplant. Die Einbau-
küche nach dem Vorbild der 1926 von der
Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky entworfenen „Frankfurter Küche“ bildete die Grundlage für die Ausstattung. Geplant wie ein industrieller Arbeitsplatz sollten zwischen den einzelnen Arbeitsschritten
möglichst kurze Distanzen liegen. Alle Küchengeräte sollten leicht erreichbar sein. Ziel
war es, die Hausfrau zu entlasten.
„Von vielen Frauen wurde die Trennung von
Wohnen und Kochen nicht sehr geliebt. Sie
hatten die Kinder nicht im Blick und waren
auch sonst in der Zeit, in der sie das Essen
vorbereiteten, vom Familienleben ausgeschlossen“, sagt Frank Hüther. Der Vorteil des
separaten Küchenraums war: Wenn Besuch
kam, konnte man die Küchentür schließen
und niemand sah die Unordnung.
Das ist in offenen Küchen anders. Damit
einfach Ordnung gehalten werden kann,
offenbaren sich hinter den Türen und in
den Schubladen moderner Küchen durchdachte Stauraumkonzepte. Es gibt Fächer
für verschiedene Größen von Besteck und
Küchenwerkzeugen, Abroller für Frischhaltefolie und Küchenpapier, Abstellflächen für
Gewürzgläser, Topfdeckel oder Flaschen.
Dieses Innenleben ist so organisiert, dass
alle Helfer und Vorräte schnell zur Hand
sind, wenn sie gebraucht werden, aber
nicht sichtbar herumstehen müssen. Durch
drehbare Einsätze lassen sich Vorräte aus
den hinteren Ecken der Schränke leicht
nach vorne holen. Diese Ordnungssysteme
lassen sich natürlich auch in kleineren Küchen einbauen.
Farblich ist nach wie vor Weiß in allen Abstufungen gefragt. Der Trend zu gelackten Oberflächen nimmt etwas ab, viele Kunden entscheiden sich laut Frank Hüther für matte
Fronten. „Eine Küche hat man in der Regel 15
Jahre und mehr. Sie sollte nicht zu modisch
sein“, rät der Küchenfachmann.
Unterstützung bei der Planung der Küchen
leisten professionelle Küchenstudios. „Ein guter Küchenplaner stellt viele Fragen“, weiß
Frank Hüther. Neben den Maßen und dem
Schnitt des Raums interessieren ihn Dinge
wie: Wie oft kochen die Bewohner? Nutzen sie
die Küche oft für große gesellschaftliche Essen
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 11
Freie
Zeitgestaltung
Wohnzimmer oder Küche? So genau
kann man das bei Hadi Teheranis Küche
„Artesio“ nicht mehr sagen Für
Poggenpohl hat er ein Raumkonzept
entworfen, dass die klassische Trennung
von Kochen und Wohnen aufhebt.
oder wärmen sie sich lieber schnell etwas auf?
Und daraus abgeleitet: Welche Wege werden
in der Küche zurückgelegt? Auf Basis der gesammeltenInformationen wird danneine Planung erstellt.
Wenn mehrere Personen im Haushalt kochen,
dieeinesehr unterschiedlicheKörpergrößehaben, könnte man über eine höhenverstellbare
Arbeitsplatte nachdenken, wie zum Beispiel in
der Küche „k7“ von Team 7. Je
nachdem, ob die Bewohner
Links- oder Rechtshändler sind,
sollte die Abtropffläche neben
der Spüle entsprechend angeordnet werden.
Um sowohl den praktischen als
auch den gemütlichen Aspekt
der Küche auszukosten, ist es
wichtig, auf eine gelungene Beleuchtung zu achten. Frank Hüther von der AMK schlägt vor,
einerseits ein blend- und schattenfreies Arbeitslicht einzuplanen. „Zum anderen sollte sich das Licht
zum Essen oder Beisammensein dimmen
lassen und auch indirekte Beleuchtungselemente umfassen“, sagt er. Energiesparende
LEDs können im Wortsinne Highlights setzen.
Wie auch im Wohnzimmer muss die Küche
nicht komplett aus dem Programm eines Herstellers stammen. Viele Planer setzen auf einen Materialmix, kombinieren zum Beispiel
eine Arbeitsplatte aus Holz mit Unterschränken aus Edelstahl oder gelackten Fronten. Holz
ist trotz seiner Empfindlichkeit gegen Wasser
und Wasserdampf kein Tabu in der Küche –
wennes richtig behandeltist. WachsundÖlerhalten die Struktur des Holzes und schützen
es gegen Feuchtigkeit ebenso wie matter oder
klarer Lack.
Als nachwachsender Rohstoff hat Holz außerdem einen nachhaltigen Ruf – ein Aspekt, der
vielen Verbrauchern immer wichtiger wird.
Elektrogeräte sollen energiesparend funktionieren, Materialien schadstoffarm verarbeitet
und recyclebar sein. Der italienische Küchenhersteller Valcucine hat eine hundertprozentig recyclebare Küche hergestellt. Ihre wesentlichen Bestandteile sind Aluminium und Glas,
die sich sauber voneinander trennen lassen.
Für eine schöne Holz-Optik darf auch geschummelt werden: Von der Firma Alno
gibt es den Frontentyp „Woodglas“ mit
Nussbaum-, Olive- und Palisanderholzmuster hinter Glas, der eine wohnliche und
doch pflegeleichte Front bildet. Ebenfalls
von Alno stammt die Konzeptstudie „Marecucina“, die auf der Messe Eurocucina im
April in Mailand
gezeigt
wurde.
Das bugförmig geformte Küchenelement mit einer
hölzernen Arbeitsplatte ist vom
Schiffsbau inspiriert. Ein wie ein
Schiffsmast angebrachtes Beleuchtungselement
spendet
weißes
Licht. Die Schrankelemente scheinen frei zu schweben und
geben dem Küchenblock seine spezifische
Leichtigkeit. Schaut man sich auf der Messe
um, sind technische Spielereien überall präsent: Waschbecken verschwinden unter gleitenden Arbeitsplatten, Mikrowellen oder Küchenmaschinen fügen sich fast unsichtbar
in die Fronten ein, grifflose Schubladen öffnen sich auf Knopfdruck, in Kühlschränke
eingelassene LCD-Bildschirme übertragen
die Nachrichten oder verbinden sich über
WLan mit dem Internet.
Poggenpohl hat mit dem Entwurf seines
neusten Küchenprogramms bewusst den Architekten Hadi Teherani beauftragt. Der
Hamburger mit iranischen Wurzeln entwarf
ein Raumkonzept namens „Artesio“. Es geht
weit über die Idee der Einbauküche hinaus:
„Die Funktionalität der Küche muss nicht
zu ihrer prägenden Erscheinungsform werden, aber sie muss in jedem Detail präsent
und unmittelbar abrufbar sein“, erläutert
Hadi Teherani. Bei seinem modernen Entwurf, der auch Decke und Boden mit einschließt, muss man fast daran erinnert werden, dass man sich in einer Küche befindet
und nicht in einem Wohnzimmer.
Gehören Sie auch zu den Menschen, die bei so manchem Möbelstück oder Küchengerät, das so verchromt, stilisiert, abgehoben und schlichtweg einfach unpraktisch
ist, den Drang verspüren, die Augen zuverdrehen? Haben Sie noch nie verstanden,
wieso selbst Toaster immer auffälliger, minimalistischer oder unhandlicher aussehen, weil sie in ein bestimmtes „Designkonzept“ passen müssen? Dann wäre die
„Blank Wall Clock“ des Katalanen Martí Guixé , eines „Ex-Designers“, wie er sich
selbst bezeichnet, eine ernsthafte Alternative zu ihrer futuristischen Küchenuhr.
Guixé, der einige Objekte für das italienische Kultlabel entworfen hat,
wehrt sich auf spielerische Weise gegen die abgehobenen Varianten
des Designs, er möchte den Nutzer seines Objekts mit einbeziehen. Klingt schräg, aber was der „Ex-Designer“ designt (welch
leichte Ironie), hat durchaus einen gewissen Charme: Das kreisrunde Zifferblatt und die Zeiger sind, wie schon der Name der
Uhr sagt, leer und warten nur darauf, mit dem beiliegenden
abwaschbaren Filzstift beschrieben zu werden. Guixés Ansatz, dass Zeitgefühl etwas Individuelles ist, lässt dem Nutzer völlige Gestaltungsfreiheit- ob eine penible Einteilung
durch lange Striche für die vollen Stunden und kleinere für
die Minuten, ob Bilder, die man mit den bestimmten Tageszeiten verbindet, oder Wörter - alles ist möglich. Und weil die
Zeit sich ständig ändert, lassen sich auch die Bezeichnungen,
die wir für ihre Einteilung benutzen, laufend ändern. Wer glühender Bond-Fan ist, hat statt einer 7 eine 007, der begeisterte
Lateinlehrer nur römische Zahlen. Oder man malt seinen Tagesablauf. Oder man benutzt die freien Stellen auf Zifferblatt und Zeiger
dazu, dem Betrachter philosophische Botschaften zu übermitteln. Sie sind in Ihrer
Zeitgestaltung völlig frei. _Annika Brockschmidt
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Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 13
„Ich vertraue
keinem
Architekten“
Zu Besuch bei dem Design-Industriellen Alberto Alessi,
der nicht nur Einblick in sein Haus und die Bedeutung
von Feng-Shui gibt, sondern sich auch als ambitionierter
Produzent von biodynamischem Wein gibt
von CHRIS MEPLON
Fotos: ImageDesk.be/Wouter Van Vooren
Das französische Designgenie Philippe
Starck, der Entwerfer der legendären Alessi-Zitruspresse, nannte Alberto Alessi einmal den
„Kaufmann des Glücks“. Der italienische Geschäftsmann und Industrielle sorgte in den
achtziger Jahren für eine vollständige Umwälzung in dem Familienbetrieb, den sein Großvater 1921 gegründet hatte. Er wählte die allerbesten Designer und Architekten aus und
gab ihnen die Freiheit, um bunte, spielerische, exzentrische, experimentelle und provozierende Haushaltsartikel zu entwerfen. Ergebnis: die Tabletts, Kaffeeservices, Korkenzieher, Pfefferstreuer, Käseraspeln und Toilettenbürsten von Alessi wurden wahnsinnig
populär. Der Name Alessi stand nicht mehr
für eine ganz normale Fabrik für Haushaltsgegenstände, Alberto Alessi hatte „die Traumfabrik“ erfunden.
Die italienischen Wettergötter sind uns nicht
wohl gesonnen. Es regnet Bindfäden über
dem Stronatal, wo das Geschlecht Alessi
schon seit acht Generationen am Rande des
Ortasees wohnt. Die Wolken sind so dicht,
dass wir die mächtigen Berggipfel kaum sehen können. „Wenn ich meinen französischen
Weinratgebern in Reims erzähle, wie viel Niederschläge wir hier haben, glauben sie mir
nicht“, erzählt Alberto Alessi hinter dem
Steuer seines Autos.
Wir sind auf dem Weg
„Feng-Shui hat mich
vom Firmen-Hauptschon lange
sitzinCrusinallozuseigefesselt“, bekennt
nem
Bauernhof
Alberto Alessi.
„Terra-ae“ in PratoAber
eine schwarze
lungo. Erist gerade zuKüchenwand
ging
rück von einem Woihm doch zu weit.
chenende in Paris, wo
ereinen altenWeinexperten besucht hat, der ihm versicherte, dass
die Form eines Weinglases überhaupt nicht
anders sein muss für roten oder weißen Wein.
Er ist darüber sehr glücklich, denn es sind gute
Nachrichten für Matali Crasset, die radikale
französische Designerin, die gerade dabei ist,
neue Weingläser für Alessi zu entwerfen.
In und um Crusinallo (Omegna) stehen noch
immer viele Fabriken, in denen im vergangenen Jahrhundert Töpfe, Pfannen und Haushaltsartikel aus Metall hergestellt wurden,
aber die meisten haben ihre Tore schließen
müssen.
Wir fahren eine Zeit entlang des Sees bis zu
einem scharfen Abzweig. Ein schmaler, sich
windender Weg führt uns gerade hinauf auf
den Berg. Erst geht es quer durch das „Zentrum“ von Pratolungo, einem verschlafenen
Dorf auf mehr als 400 Metern Höhe. Einige
Kurven später sind wir am Ziel angelangt.
Als das schwere Tor sich öffnet, entfaltet sich
vor unseren Augen eine spektakuläre Landschaft: ein grüner Weinberg auf einem steilen Hang rund um eine ummauerte, düstere,
weiße Villa. Oben auf dem Turm weht die italienische Fahne. Unten, im nebligen Dunst,
der blaue See mit kleinen pittoresken Inseln.
Wir erreichen den Eingang des Wohntraktes
über eine schwere Treppe mit rau herausgeschlagenen Stufen. Sie stammen von Felsbrocken, die sich auf dem Landgut befanden.
„Wir haben viele Materialien benutzt, die hier
schon vorhanden waren und die Treppe ist
nach den Prinzipien von Feng-Shui ausgerichtet“, vermeldet mein Gastgeber en passant.
Das Entrée der Wohnung führt mich zunächst in die Irre. Die Schränke, hinter denen
sich der Schreibtisch van Albertos Freundin
Laura verbirgt, sind von Mendini entworfen.
Sie sind mit aufgeweckten Farbmotiven in Intarsienarbeit versehen. Ein braunes Ledersofa in Form eines riesigen Baseballhandschuhs, der „Joe“ von 1970 verstärkt die Erwartung eines lebendigen Interieurs mit spielerischen Designikonen. Aber in dem großen offenen Wohnzimmer, wo die Sitzecke mit
Herd, das lange Esszimmer und die Küche
mit der immensen
nierenförmigen Valcucine-Insel ineinander übergehen, wird
die Erwartung enttäuscht. Der große
Raum ist auffallend
einfach und in Holztönen gehalten. Das
Haus selbst ist ziemlich düster bei diesem schlechten Wetter. Die
hängende Sitzkugel „Bubble“ (1968) des Finnen Eero Aarnio – ein Freund des Hauses –
scheint der einzige andere Blickfänger zu
sein, der zu dem überschwänglichen Geist
der Popjahre passt.
„Feng Shui hat mich schon lange gefesselt.
Auch schon, als Mendini vor rund 25 Jahren
mein erstes Haus entwarf. Ich war damals bereits davon überzeugt, dass man vor allem der
Persönlichkeit der Bewohner bei der Wahl
etwader Orientierung, derAtmosphäre, scharfer Kanten oder mehr fließender Formen in einem bestimmten Raum Rechnung tragen
muss.Daswar für michviel wichtiger alsArchi-
tektur. Ehrlich gesagt, vertraue ich keinem Architekten. Wissen Sie, was die wahre Aufgabe
desArchitekten vor langer Zeit war? Den richtigen Ort und die Ausrichtung für ein Haus bestimmen. Der ganze Rest war eine Frage der
Anwendung bestehender ästhetischer Traditionen. Höchstens hier und da eine kleine Abweichung. Diesem alten Vorbild wollte ich
hier folgen.“
Mit seiner ersten Wohnung verlief es ganz anders. Acht verschiedene tonangebende Architekten entwarfen das Haus unter der Führung von Mendini. Es wurde ein
Schulbeispiel des Postmodernismus. Alles war von der Ästhetik
der achtziger Jahre bestimmt. Er
hat daraus deutlich gelernt. Dieses Mal sollte er seine junge
neue Familie nicht in ein ästhetisches Korsett zwingen. Von Anfang an bezog er bei dem Projekt
„Terra-ae“ (2001) den Feng ShuiMeister Eduardo Hess ein. Eine
finnische Dame kam extra her,
um barfuß über das ganze Landgut zu laufen um mögliche negative unterirdische Energie festzustellen. Skizzen und Pläne zeigen, wie das Haus exakt zwischen zwei Bergen liegt. „Das ist sehr positiv.
Das bietet Schutz“, sagt er.
Dieses Mal gelang es ihm auch, seinen alten
Spießgesellen und Designratgeber Mendini
nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Auch
wenn der Architekt kaum eine Wahl hatte.
Seine ersten drei Entwurfsideen für das Landhaus wurden übrigens von den lokalen Behörden verworfen. Beim vierten Entwurf tat er
dann eher das, worum ihn die Behörden baten: Er zeichnete Giebel, die soviel wie möglich an die des Gebäudes erinnerten, das hier
zu Beginn des 19. Jahrhunderts stand, bevor
es zur Ruine geworden war. Daher all die kleinen Fenster, die sehr wenig Licht hereinlassen im Vergleich zu dem, was wir in modernen Häusern gewohnt sind.
„Alles, was Sie außen sehen, ist nun fast identisch mit früher. Bis auf ein paar Kleinigkeiten. Wir haben zum Glück die Erlaubnis bekommen, einen Teil der Villa, die viel zu groß
für uns war, zu opfern. Diesen frei gewordenen Raum konnten wir dann nutzen für das
Hallenbad und für den Weinkeller.“
Beim Interieur waren sie vollkommen frei.
„Das Haus war aufgeteilt in lauter kleine Zimmer und wir haben den Raum vollkommen geöffnet. Ich wollte, dass es hier in etwa genau so
aussieht wie an dem Ort, wo Laura und ich die
letzten zehn Jahre zusammen gewohnt haben. Daswar eine Wohnung ineiner altenVilla
am Lago Maggiore. Klein, aber sehr praktisch,
einmultifunktionaler Raum miteiner atemberaubenden Aussicht und mit einer Art Mezzanine. Ich habe Mendini gebeten, dieselbe
Struktur, in der wir uns wirklich gut fühlten,
hier so getreu wie möglich zu rekonstruieren,
aber in einem etwas größeren Maßstab.“
Mendini respektierte auch ihren Entschluss,
viel Stein und Holz zu verwenden, und am
liebsten Materialien, die auf dem Land schon
vorhanden waren.
Er entwarf die hölzernen Balustraden und Bibliotheksschränke für
Alessis einzigartige Büchersammlung. Für den Kamin und für die superlangen Tische
im Wohnzimmer
und auf der Terrasse verwendete
erdasHolzvonKastanienbäumen aus dem Garten. „Ich sitze
wahnsinnig gerne an diesem langen Tisch“,
sagt Alberto. „Das ist auch der Grund, warum
ich hier kein eigenes Büro habe, obwohl ich
Pläne habe, den großen Raum auf dem Dachboden zu einem Privatmuseum umzubauen.
Wirtunhierwirklich alles,so wiewir es in unserem früheren Appartement taten: Wir essen,
reden, empfangen, treffen uns an diesem
Tisch, unsere kleine Tochter macht hier ihre
Hausaufgaben.“
Um den Tisch stehen verschiedene Stühle.
Manche verraten neue Kooperationspläne
mit Designern, wie der experimentelle Stuhl
von Jerzy Seymour. Die Stühle setzen einige
willkommene Farbtupfer in den Raum. Soll
das nun wirklich seine eigene Wahl sein, die
totale Abwesenheit von Farbe im Haus?
„In Wirklichkeit müssen wir noch einige Entscheidungen über die Farbe treffen. Wir haben von den acht Bereichen im Haus eine
Feng-Shui-Karte machen lassen. Jeder Bereich soll seine eigene Farbe bekommen. Die
Mauer des Kamins soll orange werden. Es
kommt auch noch blau, rot und grün. Aber
wenn es nach dem Feng-Shui-Meister ginge,
müsste die Küchenwand schwarz werden.
Das hat Mendini überhaupt nicht gepasst.
Fragen Sie mich bitte nicht warum ausgerechnet schwarz. So weit reicht mein Interesse an Feng Shui nun auch wieder nicht. Ich
Um den Tisch
stehen Stühle.
Manche verraten
neue Kooperationspläne
mit Designern
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 14
betrachte Feng Shui vor allem als eine Art und
Weise um dem mehr Aufmerksamkeit zu
schenken, woran wir sind und wie wir sind, um
besser zu verstehen, warum wir uns in dem einen Raum wohl fühlen und in dem anderen
nicht. Ich finde es sehr wichtig, um dabei auf
die eigene Intuition zu hören. Wir wollten einen Ort, der wirklich von uns selbst ist. Das hat
auch zu viel mehr Schlichtheit geführt.“
Die riesigen Tische drinnen und draußen, die
große offene Küche mit dem gut gesicherten
Weinkeller nebenan, das geräumige
Schwimmbad… robuste, pflegeleichte Materialien wie stabile industrielle Sandsteinplatten auf dem Flur… dieses Haus scheint mir
für große Feste gewappnet zu sein. Ist es vor
allem ein Ort, an dem viele Menschen empfangen werden können?
„Nein, überhaupt nicht. Ich bin nicht so für
Empfänge. Wir haben hier wirklich kein lebhaftes soziales Leben. Wir haben gute
Freunde, aber die rennen einem nicht die Tür
ein. Natürlich kommen auch manchmal
meine Designer hierher. Nächsten Samstag kommt der japanische Designer Noata Fukasawa.
Er wird eine Serie von Töpfen
und Pfannen für Alessi entwerfen und daher haben wir einander versprochen, dass wir jeder
einige unserer persönlichen Lieblingsrezepte füreinander zubereiten werden. Ich freue mich wirklich darauf, aber so eine Gelegenheit ist eher die Ausnahme.“
„Können wir dann jetzt meinen
Wein probieren? Es ist gerade elf
Uhr. Eine ideale Zeit“, wechselt er plötzlich
das Thema. Er geht mir durch seinen unterirdischen Weinkeller voran in den Raum, in
dem seine Weine in Fässern reifen, die er extra in Burgund hat anfertigen lassen. „Das ist
nun das, was ich am liebsten tue“, sagt er,
während er einen jungen weißen Chardonnay abfüllt. Seine stahlblauen Augen leuchten auf, als er die Gläser anreicht, in denen er
manchmal einen sehr großzügigen Schuss
Chardonnay oder Pinot Noir ausschenkt. „In
dieser Gegend wurde früher viel Wein gemacht, aber die Menschen taten es für den
eigenen Gebrauch. Eine Epidemie hat dem
Ende des 19. Jahrhunderts ein Ende gemacht.
Ich träume nun davon, hier einen echten Qualitätswein zu produzieren. Das hat noch niemals jemand getan.“
Er wählte gleich die biodynamische Methode.
„Erst sah ich das so: Sie predigen wenig Intervention des Menschen. Die Erde muss so bleiben, wie sie ist. Alles verläuft so natürlich wie
möglich. Ich dachte: sehr schön, dann werde
ich nicht so viel Arbeit haben“, sagt er und
lacht. „Aber das war falsch gedacht“, fährt er
fort und muss wieder lachen. „Dennoch sind
wir froh, dass alles natürlich ist. Die Pflanzen
sind gesund – trotz des vielen Regens. Wenn
wir unseren Wein trinken, haben wir das Gefühl, dass es ein natürliches Produkt ist.“
Er hatte gehofft, dass er etwas weniger Zeit
in dem Betrieb verbringen würde und etwas
mehr auf dem Land, aber das will nicht so
recht gelingen. „Täuschen Sie sich nicht: Ich
bin noch immer der Direktor von Alessi, es ist
leider kein Ehrentitel. Es ist viel Arbeit im
Büro. Und nun auch hier. Ich langweile mich
nicht. Aber was ich auch sagen muss: Es ist
das erste Mal in meinem Leben, dass ich wirklich fühle, wie uns die Natur umgibt. Der
Wein bringt mich in Kontakt mit den Jahreszeiten. Das hatte ich noch nie so erlebt. Der
Wein zwingt mich auch, draußen zu sein, physische Arbeit zu verrichten…Ich habe immer
ein wenig den irren Gedanken gehabt, dass
ich unsterblich sei, ich habe mir nie vorstellen
können, dass ich einmal sterben sollte… Ich
weiß es natürlich besser, aber wer weiß, dadurch, dass ich hier wirklich gut lebe, bin ich
vielleicht physisch, moralisch und psychologisch ein wenig auf dem guten Weg?“
„Der Wein
zwingt mich
auch,
draußen zu sein,
physische Arbeit
zu verrichten…“
Fotos: ImageDesk.be/Wouter Van Vooren
Aus dem Niederländischen von
Rolf Brockschmidt
Einblicke in das Reich Alessis auf seinem
Landgut „Terra-ae“ in Pratolungo am Ortasee
in der Nähe des Lago Maggiore. In seiner schlicht
eingerichteten Villa deutet einiges auf Produkte
aus dem eigenen Hause, wie die Küche und Bad
verraten. Das Ledersofa „Joe“ von 1970 erinnert
an die Pop-Kultur.
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Das Design-Chamäleon
Jaime Hayón ist der von JUDITH JENNER
spanische Shootingstar
Der erste Blick gilt seinen Socken. In den Artides Produktdesigns keln,
die man über Jaime Hayón ließt, steht
Fotos: Jeroni Aguayo, BD Barcelona, Lalandro, Metalarte
nämlich, dass der ansonsten eher unauffällig
gekleidete Mittdreißiger gerne durch grelle
Strümpfe auffällt. Und tatsächlich: Auch beim
„Trendtalk“ im Berliner stilwerk an der Kantstraße passen seine Socken zum blaugestreiften Schal. Ansonsten scheint der Designer, der
fürtraditionsreicheFirmenwieden Kristallhersteller Baccarat oder die Porzellanfirma Llandró ebenso Produkte entwirft wie exzentrische Schuhe für Camper, ein ziemlich unprätentiöser Mensch zu sein. Er wirkt bescheiden
in der Gesprächsrunde – und fällt fast vom
Stuhl, als ihn eine Trendforscherin als Aushängeschild fürdie Stilrichtung „Hysteric Wonderland“ bezeichnet, ihrer Interpretation nach
eine Weiterentwicklung des Neo-Barocks.
Jegliches Schubladendenken ist dem Spanier
zuwider. „Ich habe immer versucht, Trends
eher zu zerstören als sie zu setzen oder – noch
schlimmer – zu befolgen“, sagt er. Er erklärt
das mit seiner Vergangenheit. Hayón war in
seiner Jugend Skater und Grafitti-Sprüher. Darüber kam er zur Kunst. „Ich
habefrüherauch vieleObjekte gemacht und in
Galerien ausgestellt. Irgendwann bat mich jemand, ein gelbes Waschbecken zu designen.
So kam ich zum Design“, sagt er. Studiert hat
er Industriedesign seiner Heimat Madrid und
in Paris. Dann ging er an das Kommunikations- und Forschungszentrum Fabrica in Italien, das zum Benetton-Konzern gehört, und
mauserte sich dort vom Studenten zum Chef
der Design-Abteilung. 2000 machte er sich
mit seinem Design-Studio selbständig.
Die Freiheit, ohne die Zwänge von Funktionalität und Kommerz entwerfen zu können, vermisst er manchmal an seinem jetzigen Job. Oft ist
der Entstehungsprozess
seiner Produkte mit langen Diskussionen mit den
Auftraggebern verbunden. Immer wieder werden neue Skizzen und Prototypen angefertigt, bis
es schließlich zum fertigen Produkt kommt.
„Manchmal leide ich unter meinen Kunden, aber
sie wohl auch unter mir“,
sagt er.
Auffallend ist, dass Jaime
Hayón häufig mit Traditionsunternehmen zusammenarbeitet.
Baccarat
zum Beispiel, mit seinen
schweren Kristallvasen
undeinem Firmensitzineinem ehemaligen Pariser
Stadtpalais, ist nicht der
Ort, an dem man einen
ehemaligen
Street
Art-Künstler
vermuten
würde. „Die Firma suchte
neue Wege und einen modernen Stil“, erklärt Hayón
die Zusammenarbeit. „Ich profitiere von dem
handwerklichen Knowhow, das sie über Jahrzehnte aufgebaut haben.“ Doch er musste lernen, dass die Arbeit mit Glas viel Geduld erfordert. Bis seine bunte „Crystal Candy“-Kollektion entstand, verstrichen mehr als zwei Jahre.
Für die Herstellungsprozesse interessiert sich
Jaime Hayón sehr. Anfang des Jahres fuhr er
nach Japan, um sich in einem kleinen Dorf, in
dem drei Generationen zusammenarbeiten,
die Herstellung von ganz feinem traditionel-
len Porzellangeschirr anzusehen. „Das war
unheimlich lehrreich“, sagt er. Seiner Meinung nach sei Japan deshalb so erfolgreich
mit der Entwicklung neuer Technologien, weil
es seine Tradition kenne und schätze.
Jaime Hayón, der in Paris und Barcelona lebt,
aufgrund seiner Porzellanfigürchen und KristallvasendenStempel„Neo-Barock“ aufzudrücken, wäre fatal. Denn er kann auch anders.
Das beweisen zum Beispiel seine schlichten
Leuchten der „Bastoni“-Kollektion für Metalarte. Man kann sie leicht im Haus herumtragen, je nachdem wo man
sie gerade benötigt. „Ich
bin ein Mensch, der sich
viel bewegt, daher ist es
für mich das perfekte Produkt“, sagt er. Eine gute
PortionHumor steckt in allen seinen Projekten, so
auch in den Restaurants
von Ferran Adrià, dem berühmten Molekularkoch,
der seine Läden in Barcelona und Madrid von
Hayón einrichten ließ.
„Das Schöne an meinem
Job ist, dass ich ständig
lerneundmichimmer wieder verändern kann“, sagt
er. Seine Ideen hält der Designer ganz altmodisch in
einem Skizzenbuch fest,
das er ständig mit sich herumträgt. „Ich beobachte
meine Umgebung aufmerksam“,
sagt
er.
„Manchmal seheich einen
Menschen oder eine
Pflanze, die mich zu einem
Entwurf inspiriert. Meine
besten Einfälle hatte ich
im Hinterzimmer ganz bodenständiger Kneipen in Barcelona, während um mich getrunken und Fußball geschaut wurde“, sagt er.
Dass er mit beiden Beinen auf dem Boden
steht, zeigt sich auch nach der Trend-Debatte
im stilwerk. Umringt von einer Fangemeinde
aus jungen Designstudenten gibt er ihnen besonders einen Ratschlag mit auf den Weg:
„Bleibt authentisch, erlaubt euch, euren eigenen Stil zu haben.“ So wie der junge Shootingstar selbst.
„Manchmal leide
ich unter meinen
Kunden, aber sie
wohl auch unter
mir“, bekennt
Haime Hayón
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 20
Wohnen wie
Don Draper
Die Erfolgsserie „Mad Men“ bringt den
Stil der Sechziger Jahre zurück in die Wohnzimmer.
Für junge Designer ist diese Epoche eine Herausforderung
Es ist dasJahr 1963. Die Werbeagentur Sterling
Cooper auf der Madison Avenue in New York
betreibt ein florierenden Geschäft mit Werbung für Lucky Strike-Zigaretten, Lippenstifte
undHerrenslips. Geleitetwirddie Kreativabteilung von dem gutaussehenden und
charmanten Don
Draper,
gespielt
von Jon Hamm. Sie
besteht aus verheirateten Männern,
dieihrenSekretärinnen nachstellen
undständig eineZigarette im Mund
haben. Hippiebewegung, Vietnamkrieg und die feministischen Emanzipation sind noch Zukunftsmusik und tangieren die Serienhelden nur am
Rande. In Deutschland lief die Serie bislang
nur im Pay-TV. Seit kurzem kommt sie auf
ZDFneo. Der Sender warb mit dem Claim „Hinter jeder erfolgreichen Frau steht ein Mann,
der ihr auf den Arsch glotzt“ für die Ausstrahlung der ersten Staffel.
Den Erfolg von „Mad Men“ machen nicht nur
das authentische Abbild der damaligen Werbelandschaft und die gut gespielten Charaktere aus, sondern auch das bis ins letzte Detail
durchgeplante Set-Design.Verantwortlich dafür ist Produzent Metthew Weiner. Er ist ein
„Fetischist des historischen und ästhetischen
Details“ (taz). Egal ob es um die Einrichtung
von Drapers Büro, Zigarettenetuis, Küchenradios oder Autos geht, jede Requisite ist beabsichtigt und aufeinander abgestimmt. Natürlich gilt das auch für die Kleidung. „Mad Men“
hat die Entwürfe der Mode- und Möbeldesigner geprägt. Labels wie Dior, Boss und Prada
feiern auf den Modenschauen die Rückkehr
von taillierten Tellerröcken, kurzen Pullis und
Kleidern mit schlanker Silhouette.
Verantwortlichfürdie orginalgetreue Ausstattung der Räume ist Set-Designerin Amy Wells.
Um an ihre Requisiten zu kommen, durchforstet die Amerikanerin Secondhand-Shops und
Trödelläden in Los Angeles und Long Beach.
„Möbel über ebay zu kaufen würde zu lange
dauern“, sagt sie. Oft ist nur eine Woche Zeit,
um die Kulisse für die nächsten Folge auszustatten.
Auchim aktuellenInteriordesignkommen Stilelemente aus den Sechzigern zurück, zum Beispiel in Form von Marmorplatten, die lange
Zeit auf dem Möbelmessen durch Abwesenheit glänzten. Die italienische Firma Flexform
hateine SerieausBeistelltischen inverschiedenen Größen namens „Magaret“ herausgebracht understmalsin Mailandgezeigt. Mit ihrer Geradlinigkeit und den leicht ausgestellten Holzbeinen würden sie gut in das Eigenheim eines „Mad Men“-Werbers passen.
Hätte es 1963 bereits den Schreibtischsessel
„Silver“ von Interstuhl gegeben, gewiss würde
er bei Sterling Cooper stehen. Besonders edel und von den Sechziger Jahren inspiriert ist die Ausführung als Holzschalenstuhl
mit einem Fußkreuz aus Aluminium. Der Hamburger Architekt
Hadi Teherani hat die Serie für
das Familienunternehmen entworfen. Auch die abgerundeten
Ecken, wie sie bei Patricia Urquiolas Serie „Bug“ von Poliform zu
sehen sind, sind eine Anlehnung an den gemütlichen Lounge-Stil der
Sechziger. Ob als Sessel, Sofa
oder Bett, „Bug“ gibt schon
durch seine äußere Form ein
Stück Geborgenheit, genau wie
damals der „Egg“-Sessel von
Arne Jacobsen oder der „Ball
Chair“ von Eero Aarnio.
DieseEvergreensdes Möbeldesigns, deren Geburtstunde
zwischen Kubakrise und Watergate Affäre lag, sind aus
modernen Einrichtungen
nichtwegzudenken.Sie gehören zum globalen Ausdruck guten Geschmacks, egal ob in Singapur oder Paris.
„Was die Designer in den Sechzigern so kreativ
machte, waren neue Fertigungsmethoden für
Kunststoff und Polsterungen, die sie Möbel erschaffen ließen, die wie aus einem Guss wirkten“, sagt Jacob Holm, Chef der dänischen
Firma Fritz Hansen. Sein Unternehmen hat
viele von Arne Jacobsens Klassikern bis heute
im Programm, bringt aber auch immer wieder
neue Stühle heraus. „Für die jungen Designer
ist es eine Herausforderung, mit diesem Erbe
arbeiten zu müssen und es weiterzuentwickeln“, sagt er.
Kein Wunder also, dass immer wieder Formen aus
dem Design der Sechziger in aktuelle Entwürfe mit einfließen und mit
der neusten Technik umgesetzt werden.
Auch Altmeister des Designs wie Philippe
Starck sind davor nicht gefeit. Kartell zeigte
in Mailand seinen Tisch „Kingtop“. Ein bisschen erinnert er an den „Tulip Table“ von
Eero Saarinen, der kürzlich seinen 50. Geburtstag feierte.
Fotos: ZDF /Carin Baer/AMC/Lionsgate; Kartell, Interstuhl
von JUDITH JENNER
Retro-Lebensgefühl. Don Draper (Jon Hamm, l.) und seine Frau Betty
(January Jones, r.) kommen von einer Preisverleihung zurück.
Hätte es 1963
bereits „Silver“
von Interstuhl
gegeben, würde
er bei Sterling
Cooper stehen.
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Hadi Teherani hat den Stuhl
„Silver“ für Interstuhl
geschaffen, der „Kingtop“
von Kartell spielt mit der
Formensprache der sechziger
Jahre.
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Fürs Regal
Bücher gehören fest zur Einrichtung, sagt Leslie Geddes-Brown.
Sie gibt Tipps zum Leben mit Büchern, andere informieren über Design
Tom Dixon
Bewusst leben
In der angebrochenen Ära der Nachhaltigkeit zieht sich dieses Thema wie ein roter Faden durch alle Lebensbereiche – von der Esskultur bis zu Alltagsgegenständen und Kleidung. Der dreisprachige Band „Product Design in the Sustainable Era“ zeigt eindrückliche Beispiele aus aller Welt, wie wir jetzt
und in Zukunft schöner und bewusster leben können.
Von energiesparenden, formschönen Haushaltsgeräten, Lampen und Elektronikgadgets
über FSC zertifizierten, funktionalen Möbeln
und praktischen Accessoires bis hin zu
Bio-Kosmetik und trendigen Getränken aus
nachhaltiger Produktion. Die Bandbreite ist
groß und wird eingefleischte Designfans begeistern. _Tong-Jin Smith
Seit drei Jahren filtert das jeweils aktuelle
„Yearbook Furniture“ die großen Trends und
interessanten Highlights aus den drei führenden Möbelmessen in Paris, Köln und Mailand. Dabei finden die Autoren immer zielsicher die Designs, die nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern auch funktional.
Der Star der aktuellen Jahrbuchausgabe ist
Designer Tom Dixon. Was den Londoner auszeichnet? In seiner Arbeit zählt nicht nur die
Gestaltung, sondern auch und vor allem die
Herstellung, der Vertrieb und der Preis. Besonders interessant ist seine Vision der Möbelfabrik von morgen. Allein das macht diesen Band geradezu zum Must-Have für Möbelbegeisterte. _tjs
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Rachel Ashwell ist die Königin des Retro-Redesigns. Der Wohntrend Shabby Chic – zu
Deutsch schäbig schön – ist ihre Version der
Erhaltung alter Möbel und Accessoires, gepaart mit der Wiederbelebung historischer
Entwürfe. Seit 20 Jahren zeigt die gebürtige
Engländerin, wie man luxuriös und dennoch
einfach lebt und dass Flohmarktschätze und
Erbstücke mit Patina ein Wohlfühlzuhause
schaffen. In ihrem neuen Buch zeigt sie
nicht nur ihr eigenes Haus und ihre persönlichen Lieblingsstücke, sondern auch Häuser
von Freunden und Promis, die viel Inspiration für diejenigen liefern, die Alt und Neu
kombinieren möchten. Fast will man sofort
umdekorieren. _tjs
Wenn es nach Leslie Geddes-Brown ginge,
sollten Bücher überall in der Wohnung stehen. Man wisse schließlich nie, wann man
plötzlich etwas nachlesen will. Außerdem
hätten Bücher Suchtcharakter, wie die Autorin meint. Und sie hat Recht. So präsentiert
sie in ihrem neuen Buch, wie Bücher nicht
nur im Arbeits- oder Wohnzimmer, sondern
auch im Schlafzimmer oder im Treppenhaus
zur Geltung kommen. Wer je daran gezweifelt hat, dass Bücher auch Einrichtungsgegenstände sind, wir hier eindrücklich eines
Besseren belehrt. Und wer Bücher liebt, wird
hier seine Bestätigung finden, dass es wichtig ist, sie immer um sich zu haben. Ein wirklich schönes Buch. _tjs
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Ehrlich
bleiben
Der belgische Architekt und Designer
Vincent van Duysen entwirft alles,
von der Türklinke über Möbel bis zum Hochhaus
von CHRIS MEPLON
Klare Formen, spartanische
Strenge. Oben der „Easy Chair“
für Tribu, unten die Installation
„Frost“ für Swarovski. Ganz
oben der Schreibtisch „Desk“
für das belgische Label BULO.
Der Antwerpener Architekt Vincent Van Duysen verbuchte seine ersten internationalen Erfolge mit Inneneinrichtungen. Kürzlich erschienbei Thames& Hudsonin Londoneineluxuriöse Monografie mit einer Übersicht über
seine zwanzigjährige Karriere. Inzwischen hat
erauch eineausgezeichnete Reputation als Architekt erworben. Er baut momentan in Mailand, London, New York, Dubai und Saudi-Arabien. Aber auch für Möbel findet er immer
noch Zeit. Kürzlich wurden neue Designprojektevon ihmbei B&BItalia,Pastoe, Toscoquattro und Swarovski vorgestellt.
In der Nachkriegsblüte des italienischen Designs fand es jedermann ganz normal, dass Architekten in der Design-Industrie eine führende Stellung einnahmen. Die „maestri“ des
iatlienischen Designs waren fast alle Architekten. Berühmte Beispiele sind die Brüder Castiglioni, Vico Magistretti, Ettore Sottsass oder
Alessandro Mendini. Auchfrüher war esfür Architekten selbstverständlich, Möbel und Gegenstände für die Wohnung zu entwerfen. Sie
dachten noch nicht wirklich darüber nach, ob
diese Objekte auch dazu geeignet waren, um
sie in großen Serien zu produzieren. Die Idee
war vielmehr, sie in die Architektur zu integrieren, sodass sie mit ihr ein Ganzes formen würden. Der in Antwerpen geborene Architekt
und Designer Henry Van de Velde, unter anderem bekannt als Direktor der Großherzoglich
Sächsischen Kunstgewerbeschule Weimar,
ging selbst so weit, dass er außer Möbeln auch
Tafelsilber, Vorhänge, Teppiche und sogar die
Kleider für die Dame des Hauses entwarf.
Vincent Van Duysen überlässt das Entwerfen
von Kleidern gerne seinen berühmten Stadtgenossen, die einen Steinwurf von seinem eigenen Haus entfernt prächtige Showrooms
haben, wie die Modedesignerin Ann Demeulenmeester und Dries Van Noten, aber abgesehen davon hat er doch deutlich einige Züge
von Van de Velde. Er entwirft Sessel, Steingut
und Schränke. Seine Realisierungen reichen
von der Türklinke bis zum Wolkenkratzer.
Gegenwärtig werden meistens schärfere Linien zwischen dem Beruf des Architekten,
des Inneneinrichters und des Möbeldesigners gezogen. Das ergibt manchmal Missverständnisse über die Position von Vincent Van
Duysen. Er wird oft in der Lifestyle-Presse als
Designer aufgeführt, aber diese Sicht auf
seine Aktivitäten ist etwas eingeschränkt.
„Als junger Architekt bin ich umgekehrt an
die Arbeit gegangen. Ich habe mich erst in
die Frage vertieft: Wie lebt und wohnt der
Mensch in seinem Haus? Erst als ich diese Erfahrung gemacht hatte, habe ich angefangen zu bauen“, erklärt er. Wenn er Möbel oder
Objekte entwirft, verliert er nie die Beziehung
zur Architektur aus dem Auge. Als Architekt
vergisst er andererseits nie das Innere des Gebäudes und bleibt unter allen Umständen
stark auf die Frage konzentriert, ob sich die
Menschen in einem Raum wohlfühlen.
Schlagwörter seines Ansatzes sind: Ruhe, Abgeklärtheit, Klarheit, Integrität, Gleichgewicht,Empfindsamkeit und unstreitigauchLuxus, Geschmack und Verfeinerung im Detail.
Seine Arbeit trägt oft spartanische Züge. Er arbeitet mit maximaler Strenge, wird oft gesagt.
Aber er legt auch viel
Gefühl in seine Arbeit. Vincent Van Duysen,
Van Duysen hegt eine
1962 in Lokeren
deutliche Vorliebe für
geboren, ist seit 20
natürliche QualitätsJahren erfolgreicher
materialien: ehrlich,
belgischer Architekt
etwas brutal und am
und Designer mit
liebsten unbehandelt,
breitem Portfolio
miteinergroßenTakti-
lität. Er scheut das Ästhetische nicht. „Schön“ ist für ihn ein natürlicher Bestandteil des Wohlgefühls und der Lebenskunst, die emotionale Seite der Architektur.Auchtypisch seinSinn fürDauer undKontinuität. Er betrachtet die Vergangenheit mit einem Augenzwinkern.
Seine besondere Laufbahn erklärt, warum er
zum Beispielim vergangenenJahrzum „Designer des Jahres 2009“ auf der 20. Scènes d'Intérieur, dem exklusiven und luxuriösen Ableger
des Pariser Salons Maison & Objet ausgerufen
wurde. Maison & Objet ist eine französische
Messemiteiner typischen französischenInterpretation der Lebenskunst und der Atmosphäre. Dass solch ein Salon Vincent Van Duysen wählt, beweist, wie stark sein Werk mit einem bestimmten Lebensstil verwoben ist.
Es istimmer noch sehr ungewöhnlich,dass ein
Belgier international als Designer oder Architekt Aufsehen erregt. Belgien hat noch immer
keine allzu große Reputation als Design- oder
Architekturland, auch wenn einige außergewöhnliche Talente wie Vincent van Duysen
und der verstorbene Maarten Van Severen
(1956-2005) diese Reputation gegen Ende der
90er Jahre zum Positiven hin ändern konnten.
Zufällig war das allererste Interieurprojekt
von Van Duysen für einen deutschen Auftraggeber. Es war eine moderne Renovierung einer
authentischen spanischen Finca auf Mallorca
mit maximalem Respekt vor dem ursprüngli-
chen Geist des rustikalen Landhauses.
Deutschland ist allgemein gesprochen kein so
einfaches Land für Designer oder Architekten,
findet er. Aber er hat die Zusammenarbeit in
angenehmer Erinnerung behalten. Für einen
kreativen Geist kann das deutsche Gefühl für
Struktur und Disziplin sehr bereichernd wirken, sagt er mit Überzeugung. Er habe sowieso selbst ein großes Gefühl für Präzision.
Ein Teil der internationalen Lifestyle-Presse
entdeckte Vincent Van Duysen während der
Mailänder Möbelmesse, wo 2000 sein „Nido
Chair“ bei Cappellini und 2002 sein „VVD Collection“(Loungesessel miteiner sehr feinenSilhouette) für B&B Italia präsentiert wurden.
Der Enthusiasmus steigerte sich 2003 mit seinem „Cascade Chandelier“ für Swarovski . Dieser theatralische Kronleuchter kann, wie der
Name suggeriert, am besten umschrieben
werden als ein beeindruckender Wasserfall
von glitzernden Kristallen, die auf eine Tischoberfläche klirren. Integrierte LEDs liefern ein
atemberaubendes Licht- und Reflektionsspiel.
Als junger Architekt hatte Van Duysen schon
eine auffallendeVorliebe für Holz.Die Oberflächenbehandlung war dabei immer entscheidend. Er gab dem Holz mit Vorliebe einen
durchlebten Charakter, was zu dem Zeitpunkt
noch ungewöhnlich war. Dieses Irdische und
Robuste kam an. Er
passte gut zum Zeitgeist. Das erklärt vielleicht auch, warum
sein „Pottery Tableware“ für das exklusive belgische Label
When Objects Work
(2004) viel Resonanz
bekam.Der Ausgangspunkt in dem Fall war, dass er gerne auf eine
interessanteundzeitgenössische Art mitKeramik und Archetypen arbeiten wollte. Er wechselte seine Keramikschalen ab mit kontrastierendem Holz, sandgestrahlter Eiche, einem
kleiner Seitenhieb auf Käse- und Brotbretter.
In seinem neuen freistehenden Schrank „Totem“ für Pastoe kommen einige Charakteristika seines „Pottery Tableware“ zurück. Dieses Mal geht es nicht mehr um eine ästhetische Stapelung von Schalen sondern um Aufbewahrungselemente oder Container. Auch
sorgt der Kontrast zwischen dem farbigen
Rumpf des Schranks und der etwas brutaler
anmutenden hölzernen Zwischenstücke für
eine interessante Spannung. Hier entsteht
ein schönes Bildnis, das durch geometrische
Farbflächen Assoziationen zu Mondriaan aufruft. Van Duysen bekam von Pastoe für dieses Projekt freie Hand. Er arbeitete die Idee
eines frei stehenden Schrankes aus, der gut
zu dem konsequenten, einfachen, calvinistischen und architektonischen Image der
Firma Pastoe passen würde. Die Zwischenstücke sorgen dafür, dass die Module rotieren
können, wodurch der strenge, statische
Schrank einen dynamischen und wechselnden Charakter bekommt. Man wählt selbst,
ob man die offenen oder geschlossenen Teile
sichtbar lässt. Das spartanische System ist
multifunktional. Die Module können als nied-
Fotos: Tribu, Swarovski, Pastoe, B&B Italia, When Objects Work, Willy Vanderperre
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 22
riger Beistelltisch, als Bibliothek, als Schränkchen für die Küche oder das Büro zusammengestellt und gebraucht werden, mit dazu passenden Plateaus, kleinen Schränkchen und
Schubladen…
Ist es Zufall, dass Swarovski ihn in diesem Jahr
zum zweiten Mal einlud, um an dem Projekt
„Crystal Palace“ in Mailand teilzunehmen? Es
schien ein Zeichen an der Wand zu sein. Swarovski ging die vergangenen
Jahre stark mit dem sogenannten Decodesign-Trend mit. Wir
kannten eine Periode von übertriebenemGlitter, Glamour,üppigem Dekor und dekadentem Materialgebrauch… Dieser wilde
Trend hat nun deutlich nachgelassen. Das Publikum sehnt sich
wieder nach Ehrlichkeit und Zeitlosigkeit. Mit seiner linearen Installation „Frost“ – ganz einfache
starre vertikale Formen – komt
Van Duysen der neuen Mentalität perfekt entgegen. Die eher trendigen Medien, die vor einigen Jahren noch geneigt waren, ihn ein wenig links liegen zu lassen, weil er
zu „minimalistisch“ war, haben ihn nun wieder entdeckt. Seine neue Kollektion Surface-Beistelltische für B&B Italia, seine „Neutra“- Outdoor-Kollektion für die belgische
Marke Tribu, seine neue Kollektion von Objekten für When Objects Work… alle diese Projekte werden wieder geschätzt. Die Bilanz der
20-jährigen Karriere fällt überraschend posi-
tiv aus. „Ich bin immer ein Prediger der Nachhaltigkeit gewesen. In diesem Sinne war ich einigen aktuellen Themen voraus. Ich habe niemals mit modischen, technologischen Materialien gearbeitet, sondern habe immer soliden, dauerhaften, zeitlosen Materialien den
Vorzug gegeben. Es ist für mich immer eine
selbstverständliche Haltung gewesen, um bewusst mit der Formgebung umzugehen und
dem gesellschaftlichen und sozialen
Kontext Rechnung
zu tragen. Nach
zwanzig
Jahren
stelle ich fest, dass
sich meine Handschrift nicht verändert hat. Ich bin mir
selbst treu geblieben. Ich bin niemals ein Spektakelarchitekt gewesen.
Ich erlebe nun, dass
meine Vision, meine Haltung, meine Entscheidungen gut zu den Themen und Sorgen passen, die heute wieder stark in den Vordergrund treten. Das ist keine Frage von Hellseherei. Keineswegs. Ich sehe mich selber als den
Koch,der immer mit seinenfrischen, ehrlichen
Produkten aus der Region gearbeitet hat.
Heißt es nicht: Ehrlich währt am längsten?“.
„Ich sehe mich selber als den Koch,
der mit seinen
frischenProdukten
aus der Region
gearbeitet hat“
Die Handschrift des Architekten ist unverkennbar: Oben „Totem“ für Pastoe ,
in der Mitte die Beistelltische „Surface“ für B&B Italia und unten die Boxen
„Primitives“ für When Objects Work.
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2) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange
Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm
Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
Nicht immer
schafft der rechte
Winkel Ordnung,
manchmal hilft
die Schräglage –
bei Zeitschriften
Torsten Klocke hat ein materialsparendes System erfunden (oben), während
Simone Korte „Doktor Klaus“ (links) und „Herrn Erich“ zusammensteckt.
Fotos: Oliver Conrad, Torsten Klocke, Simone Korte (Formzwei), interlübke, Accente
Oliver Conrad steckt sein Regal
zusammen und dreht es um 90 Grad,
das ergibt Laufrinnen für Schiebtüren,
die sich leicht auswechseln lassen.
Normalerweise besteht ein Regal aus zwei
seitlichen Wangen und dann werden die Böden eingelegt. Oliver Conrad dreht den Regalkorpus um 90 Grad und gewinnt so eine Horizontale, die mehr bieten kann, als das herkömmliche Regal, selbst wenn es mit Türen
ausgestattet ist. In zwei Schlitzen oben und
unten läuft eine Schiebetür, die wahlweise
die Regalfächer verdecken kann, je nach dem,
wo man gerade aufgeräumt hat oder nicht.
Die Türen sind in verschiednen Farben lieferbar, man
kann sich auch Lieblingsfotos aufbringen lassen.
Die Fächer sind in der Regel 34 und 70 Zentimeter
breit und 30 Zentimeter
tief. Es gibt auch die Tiefe
und Höhe für CD und Taschenbücher. Allerdings
muss man sich dann
gleich für die geringere
Tiefe entscheiden, wegen
der Wangen. Das Grundelement hat 34 mal 34 Zentimeter, aber durch einen
von vorne aufgeschobenen Boden kann man das
Grundelement für kleine
Formate unterteilen. Die
Regalbodenträger
sind
durch das Aufschieben
nicht sichtbar.
Bedingung für die Stabilität des Steckregals – die
Teile werden mittels Schlitzen ineinander gesteckt –
sind mindestens vier Platten an der Rückwand, die möglichst weit außen in die Fächer hinein geschoben und fest
geklicktwerden. DieRückwände sind inder Regel weiß, können aber auch farbig oder in Holz
geliefert werden. Die Böden sind 19 Millimeter
dick und haben zwei Millimeter weiße Kanten,
die MDF-Platten sind mit einem weißen Melaninfilm beschichtet. Schubladenelemente –
immer zwei – sind ebenfalls erhältlich.
Einen ganz anderen Weg geht Torsten Klocke
aus Halle mit seinem Regalsystem aus Polypropylenplatten, das er für sein eigenes Designstudio Desarteur entwickelt hat. Man
braucht eigentlich nur drei verschiedene
Teile, um das Regal zusammen zu stecken.
Da ist einmal die Frontplatte, die identisch
mit der Rückwand ist. Aus beiden Platten
wird die Fachgröße per Laser ausgeschnitten,
die beiden ausgesägten Platten aus Vorderund Rückwand ergeben Decke und Boden
des Regalfachs. Fehlen noch die beiden quadratischen Platten für die Seitenteile, die
auch wiederum identisch sind. Man muss
sich bei der Wahl dieses Systems von vorneherein in etwa darüber im Klaren sein, welche Fachhöhe und Fachtiefe man haben will,
denn die Höhe des Faches bedingt die Tiefe,
wobei die vier eingesteckten Fachbretter ein
wenig vorstehen und so dem Regal eine
Struktur geben. Wähle ich also 30 Zentimeter
Höhe für Aktenordner oder LP, ist das Fach
auch entsprechend tief, da die Platte im Prinzip um 90 Grad gedreht und damit zum Boden wird. Ein Regalfach für Romane ist dann
etwa 22 Zentimeter hoch und tief. Regale unterschiedlicher Tiefe lassen sich nicht stapeln, wohl aber Regale gleicher Tiefe.
Besonders pfiffig ist Klockes Regal für Zeitschriften. Gerade DIN A4 große dünne
Hefte lassen sich schlecht ins Regal stellen,
knicken um, verbiegen
sich. Klocke verzichtet
hier auf den rechten
Winkel und hebt den
Regalboden rechts ein
wenig an. Durch die
Neigung folgen die
Hefte der Schwerkraft,
stehen ordentlich und
fallen nicht um.
„Zuerst habe ich mit
Sperrholz gearbeitet“,
sagt er „aber der Laser
hinterlässt im Holz
Brennkannten, das sieht
nicht schön aus.“ Das
System hat auch den
Vorteil, dass der Kunde
ein flaches Paket mit
Platten bekommt, die er
nur zusammenstecken
muss. Das System ist in
der Entwicklung, aber
Sonderteile
können
schon individuell abgefragt werden.
„Noch weniger ist noch
mehr“, ist die Philosophie von Simone Korte, die unter dem Label
Form2 Möbel entwickelt, die sich ohne Werkzeug montieren lassen. „Physikalische Raffinesse, Aussparungen, Verkantungen“ sind
die Stichworte zu ihren Möbeln. Der Tisch
„Herr Erich" bringt es auf sagenhafte drei Meter Spannweite. Gehalten wird die 80 Zentimeter breite weiße Platte von zwei Seitenplatten, die durch eine Aussparung kurz vor
Ende der Tischplatte eingesteckt werden. Unter die Tischplatte werden zwei Stangen
längs eingesteckt, fertig ist „Herr Erich“. Er ist
bei Bedarf im Handumdrehen auseinander
genommen. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert „Doktor Klaus“, ein Regal „um hässliche Ecken zu schmücken“, sagt sie. Ein Stahlstab lehnt in der Ecke, über eine Aussparung,
die wegen der Passgenauigkeit trapezförmig
ist, werden beispielsweise drei quadratische
Platten aufgesteckt. Die Höhe ist variabel, die
oberste Platte, die an beiden Wänden anliegen muss, ergibt die Stabilität des Regals. Dieses pfiffige Minimöbel lässt sich innen und
außen einsetzen und zeigt, was man unter
Beachtung einfachster physikalischer Regeln
gestalten kann, ohne mit Werkzeugen und
Schrauben zu hantieren.
Werner Aisslinger
hat mit „cube x“
sein eigens System
für interlübke
perfejktioniert,
vor allem durch
zahlreiche
Schubladeneinsätze.
Eleganz durch Reduktion
„Cube x“ von Werner Aisslinger ergänzt die
Kommodenlinie „Cube“, die er 2002 entworfen hat und die mit wenig Akzente setzt
von ROLF BROCKSCHMIDT
Ein Baukasten zum Aufbewahren. Werner
Aisslinger hatte 2002 mit „cube“ eine puristische Serie von Kommoden und Schränken
für interlübke entworfen, die das Zeug zum
Klassiker hat. Vornehme Zurückhaltung, Eleganz durch Reduktion und schlichte Formen – die Wirkung kommt allein durch die
Dimension und die Rasanz der Proportionen. „cube“ ist ein modulares System, das
sich beliebig erweitern lässt. Es gibt Mo-
Mit Schwung
zum Schlafen
Betten gibt es viele – einmal die verschnörkelt, romantisch-verspielte Himmelbett-Messingrahmen-Fraktion, dann die praktischen und bequemen, die nicht nur optisch viel Raum für
sich beanspruchen und schließlich die minimalistischen, futuristischen Betten. Doch es
wäre ungerecht, das Modell „Aura“ der Luxusmarke Accente in diese letztere Schublade zu
stecken. Mit ihren fließenden, klar strukturierten Linien, die trotz aller Schlichtheit Eleganz
vermitteln, ist „Aura“ eine erfrischende Variante eines Bettes, das trotz seiner Reduziertheit
auf das Wesentliche und dem Verzicht auf Schnickschnack keineswegs seinen Reiz verloren hat. Ein pfiffiges Detail ist das zu beiden Seiten des Kopfteils herausragende, kompakte Holzbrett, das sich als Nachttisch oder als Ablage für
das Frühstückstablett bei einem gemütlichen Morgen im
Bett anbietet. „Aura“ lebt von Gegensätzen: Der Holzkörper, der das Kopfende des Bettes trägt, ist breit,
die Liegefläche, die sich fast
stromlinienförmig darüber ergießt, schmal.
Das Holz bietet einen Kontrast zur
mit geflochtenem
Accente-Loom bedeckten Liegefläche. Die Gegensätze überzeugen durch
ihre Harmonie, die durch liebevolle Details betont wird: Die Seitenblenden des Bettes
nehmen die Farbe des Holzteiles wieder auf und sorgen somit für den
Einklang der verschiedenen Materialien.
Entworfen hat dieses schlichte, elegante Möbelstück, das durch seine Reduktion einen
Hauch von Fernost ausstrahlt, Martin Ballendat. „Aura“ ist Teil seiner Accente-Kollektion
„Evolution 2010“ mit passenden Stühlen, Sofa, Kommode und Tisch. „Luxus ist immer ein
Tick mehr als sehr gut“ hat er, der schon viele Designauszeichnungen erhalten hat, einmal
gesagt. _abro
dule, die 50 Zentimeter, 65 Zentimeter, 100
und 130 Zentimeter breit sind, und das bei
Höhen von 21,8 oder 46,6 Zentimetern. Das
ergibt fließende Formen, die natürlich auch
den entsprechenden Platz benötigen, um
zur Wirkung zu gelangen.
Mit „cube x“ hat Werner Aisslinger nun eine
Ergänzung dieser erfolgreichen Serie vorgelegt, die einerseits Akzente setzen kann, andererseits auch Ruhe in den Raum bringt. Gerade in der lang gestreckten Version mit zwei
oder mehreren Schüben von 130 Zentimetern
zeigt sich die Schönheit dieses Systems. Die
Kommode kann gerne an der Wand stehen,
sie kann aber auch an der Wand förmlich
schweben oder sie teilt den Raum intelligent
und setzt den bewussten Akzent.
Verstärkt wird dieser Effekt des Schwebens
durch den ein Zentimeter dünnen Nussbaumrahmen, der das farbige Korpus umgibt, eine
noble Linie, die je nach Wahl des Holzes und
der Farbe der Front dezente oder starke Kontraste setzen kann. Bei den Hölzern stehen
Nussbaum, europäische Kirsche, Ahorn,
dunkle und helle Eiche sowie Furniere in Zebrano-Optik oder Makassar-Optik zur Verfügung. Ebenso kann Glas, Mattlack und Hochglanz verwendet werden.
Clou des Möbels sind die grifflosen Schubladen mit interessantem Innenleben, je nachdem, welche Funktion man ihnen gibt. Die
speziellen Einsätze sind aus Holz, Kunststoff
oder Velours gefertigt. Zum Innenleben gehören beispielsweise ein System von Rillen, das
CDs übersichtlich leicht schräg stehend präsentiert oder kleine Stifte links und rechts, die
die DVD-Sammlung ordnen helfen. Ein
Besteckelement gehört natürlich auch dazu.
Neu ist auch eine Klappe, die einen kleinen
Sekretär im höheren Cube-Modell ermöglicht
oder ein Schminktischelement. „Cube x“ lässt
viel Gestaltungsraum zu.
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1)
1) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange
Möbeltradition. 1910 begann Schreinermeister Wilhelm
Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 26
Fotos: E15; Molteni
Emotion, Harmonie
Klare Formen. Das Bücherregal „SH05 Arie“ für E15 und das Sofa „Hug“ für Molteni zeigen
Lévys Bandbreite. Der Sessel „EC01 BYRON“ ist von Philipp Mainzer und Florian Asche (E15).
Arik Lévy ist einer der gefrag- von CHRIS MEPLON
testen Designer. Es geht das
Sie machen Möbel, Filme, Fotos, Kunstwerke.
Gerücht, dass er in Inter- Was
ist für Sie der beste Weg, um Ihren beruf
views lieber über Liebe zu umschreiben?
Ich denke nicht, dass ich einen festen Beruf
spricht als über Produkte habe.
Ich bin ein sozialer Therapeut, ein Erzäh-
ler visueller Geschichten, aber auch ein harter
Arbeiter. Was ich tue, ist meine Leidenschaft.
Ich löse Probleme für andere Menschen und
manchmal schaffe ich neue Probleme. Alles
dreht sich um Menschen, nicht um Objekte.
Ein Objekt ist immer das Ergebnis einer
Schwangerschaft, die Frucht einer Beziehung,
zwischen einem Industriellen und mir, zwischen einem Galeristen und mir, manchmal
auch zwischen mir und meiner Person..
Was beinhaltet Ihr Werk konkret?
Es gibt keine Formel. Ich vergleiche Design
gerne mit einem unkontrollierten Muskel. Es
funktioniert nicht auf Kommando mit einem
Ein- und Aus-Schalter. Es ist keine Beschäftigung von 9 bis 17 Uhr. Es ist pure Leidenschaft.
Wenn ich eine Idee habe, lässt die mich nicht
mehr los, dann schlafe ich sogar nicht mehr. Es
liegt immer ein Notizbuch neben meinem
Bett. Wenn ich morgens um zwei Uhr eine
Idee habe, will ich sofort loslegen.
Sie sagen, dass Beziehungen wichtiger sind als
Objekte. Welche Rolle spielen die Beziehungen für Menschen, die ein Objekt von Ihnen
kaufen wollen?
Im vergangenenJahr habeich einSofafür Molteni entworfen. Ich habe es „Hug“ genannt.
Der Name sagt nichts darüber aus, wie das
Sofa aussieht, denn das ist nicht bedeutend.
Ich habe es so genannt, weil mich interessiert,
was wir auf einem Sofa tun. Unsere tagtäglichen Erfahrungen zu Hause, zusammen mit
denen, die für uns sorgen oder für die wir Arik Lévy, 1963 in Tel
sorgen. Menschen lieAviv geboren,
ben ein Sofa erst,
studierte in der
wenn sie persönliche
Schweiz IndustriedeErinnerungen damit
sign und gründete
verbinden.
Darum
wollteichein Sofa ent- 1997 in Paris L design
mit Pippo Lionni
werfen, das die Men-
schen an eine Liebkosung denken lässt, die letzte, die sie bekamen
oder die sie vielleicht bekommen wollten…
DasSofaist ein Mittel, umEmotionen zutransportieren.
Ist das Gefühl wichtiger als die Funktion?
Als ich 2006 die Vase „Mistic“ für das türkische Label Gaia & Gino entwarf, wollte ich bewusst ein Objekt schaffen, das für sich wirkt,
auch wenn man es nicht benutzt. Vasen haben meistens eine deutliche Funktion: Sie
sind für Blumen gemacht. Wenn die Blumen
verwelkt sind, muss die Vase in den Schrank.
Das ist doch eine Sünde. Erstens haben wir
meistens zu wenig Stauraum. Zweitens haben wir die Vase vielleicht von einem geliebten Menschen bekommen und schauen
gerne nach ihr. Ich wollte eine Vase schaffen,
in die man sich auch ohne Blumen
verlieben kann. Ein schönes Objekt,
das immer gerne gesehen wird und
das man auch immerfort mit
Liebe arrangiert, wodurch die
Wertigkeit, Dinge zu arrangieren, sich dauernd verbessert.
Warum ist das Anordnen von
Dingen für Sie wichtig?
Wenn ein Objekt Sie anspricht,
Sie berührt, dann sind Sie die
ganze Zeit damit beschäftigt: Man schiebt hin
und her, man verbessert seine Intuition durch
Übung, das ist ein fortdauernder Quell der
Freude. Ich halte das für sehr wichtig. Viele
Menschen schenken etwas, was sie von Natur
aus können, keinerlei Aufmerksamkeit. Manche engagieren sogar einen Dekorateur um
den Tisch zu decken.
Sie denken, dass es
eine Frage des Talents
ist, das man hat oder
nicht. Meiner Ansicht
nach können wir das
intuitiv ganz bestimmt. Vergleichen
Sie es mit dem Essenservieren. Zum Beispiel Reis. Erst schöpft man schon einen großen Löffel auf den Teller. Dann fügt man unbewusst noch ein klein wenig Reis hinzu. Sie
schieben ihn aufdem Teller in die eine oderandere Richtung. … Dann legen Sie das Gemüse
dazu, dann ein Stück Hühnerfleisch…. Ohne
groß auf Ihre Handlung zu achten suchen Sie
intuitiv nach Harmonie. Niemand sprach jemals über diesen Aspekt des Designs. Man
sagt: oh schön, oh rot, oh Plastik, oh… es ist ein
Entwurf von X oder Y…aber das ist alles nicht
wichtig.
Was bedeutet das?
Schauen Sie, wenn ich Sie jetzt frage: Schließen Sie die Augen und beschreiben Sie den
Stuhl auf dem Sie sitzen? Können Sie das
dann? Wissen Sie noch, wie der Stuhl aussah? Wir reden gerade miteinander. Sie haben nicht darauf geachtet. Erst jetzt denken
Sie vielleicht: Dieser Stuhl ist zu hart…Mit einer Liebkosung ist das ganz anders. Die entgeht nicht Ihrer Aufmerksamkeit. Wenn Sie
nun dieselbe Aufmerksamkeit Objekten widmen können, dann entdecken Sie eine andere Art von Beziehung, ein Band, von dem
man viel mehr hat. Das ist es, was mich interessiert.
Aus dem Niederländischen von
Rolf Brockschmidt
Wohnen _ Tagesspiegel _ 12. November 2010 _ 27
Gut Platziert
Ein Stuhl ist nicht nur zum Sitzen da.
Er muss bequem sein, kann aber auch wie
eine Skulptur Akzente im Raum setzen
von ROLF BROCKSCHMIDT
Yuca heißt Maniok in der Sprache der Tainó,
die ursprünglich auf den großen Antillen beheimatet waren, ein geheimnisvoller magischer Name, der nichts mit der scharfblättrigen Yucca (-Palme) zu tun hat. Das Hallenser
Designerpaar Studio Vertijet, bekannt für
seine ungewöhnliche Formensprache, hat
für COR gleich zwei auffällige Stühle, beziehungsweise Sessel entworfen, die fast schon
skulpturalen Charakter haben. „Yuca 1“ ist ein
gepolsterter schmaler Drehstuhl mit hoher
Rückenlehne, die aus dem Querbalken des T
herauswächst, also mit der Sitzfläche ein Element bildet. Scheinbar organisch damit verbunden ist das schmale, aber sitzbreite Unterteil des Stuhles, das auf einem Kreuz aus blankem Chrom ruht und dadurch sehr edel
wirkt. Der Stuhl ist drehbar und ist sowohl in
der Sitzfläche als auch in der Lehne mit einem Gurtsystem versehen, das mit den Blattfedern im Rückenteil einen großen Sitzkomfort ermöglicht. Der Stuhl ist wahlweise in
Stoff oder Leder lieferbar und besticht durch
seine kräftigen Farben, die zur Auswahl stehen. Ein Objekt, das im Raum Akzente setzt.
Wesentlich ausladender und organischer ist
„Yuca 2“, der das aus den sechziger Jahren
her bekannte flache Sitzschalenmuster aufnimmt, aber geschickt variiert und damit etwas völlig Neues schafft. Es scheint, als öffne
sich eine Blüte auf einem langen Stil, um den
Nutzer aufzunehmen. Nur dass die Schale, beziehungsweise der Blütenkelch nicht auf einem Stab oder einer Säule ruht, sondern ähnlich wie bei „Yuca 1“ aus der Mitte der Sitzfläche heraus senkrecht nach unten geht, so
dass der Sessel frontal gesehen ein T mit
hochgezogenen Seitenteilen ergibt. Frontal
betrachtet, scheint die Stütze ganz schmal
und filigran, von der Seite aus gesehen zeigt
sich, das der tragende Teil nur unwesentlich
schmaler ist als die Sitzschale. So ergeben
sich interessante Perspektiven, je nach Standort. Der dynamische Schwung wird noch
durch die beiden Nähte unterstrichen, die
links und rechts von den Seiten der Seitzschale her unten am Fuß des Sessels hinten
schmal zusammenlaufen. Auch dieser Sessel
ist in Stoff oder Leder lieferbar und selbstverständlich drehbar. Eine Skulptur im Raum.
Studio Vertijet – dahinter verbergen sich Kirsten Hoppert und Steffen Kroll, die mit ihren sehr eleganten Sofas „Ovo“, „Lava“ und „Nuba“
schon Furore gemacht haben. Seit
zehn Jahren betreiben die Innenarchitektin und der gelernte Tischler
und Produktdesigner ihr Designstudio. Ebenfalls organisch-pflanzlich
inspiriert ist der Sessel „lotus“ des
britischen Designers Simon Pengally, den er für das niederländi-
sche Unternehmen montis entworfen hat.
Wie eine Blütenschale umfassen Seiten- und
Rückenlehne den Nutzer und setzen sich bis
zum Boden fort. Zwei Schlitze
links und rechts trennen die Seitenlehne vom Rücken und sind
leicht nach außen gestellt – der
Lotusblüteneffekt. Der Raum unter diesem Sitz eignet sich auch
gut dafür, eine Tasche unsichtbar abzustellen. Auch das Unterteil verläuft leicht konisch nach
außen. Wem das zu kompakt ist,
der wählt „lotus m“, einen Stuhl
mit Sesselkomfort. Das Oberteil
ist identisch, nur das Untergestell kann als Vierbeiner aus Holz
oder als rundes, fragiles Kufengestell geliefert
werden. Vor allem bei letzterer Variante
scheint der Korpus zu schweben.
Wem das noch nicht kuschelig genug ist, der
greift auf „Scene XXL“ zurück, mit der der montis-DesignerGijs Papavoine sein mehr als zehn
Jahre altes modulares Sitzsystem „Scene“ erweitert hat. Zu den Objekten kommt nun mit
XXL ein sehr hoher Sessel mit einer 119 Zentimeter hohen Rückenlehne, die sich nach oben
hin leicht öffnet, aber nur ansatzweise, so dass
am oberen Rand
der Rückenlehne
ein kleiner Kelcheffekt entsteht. Die
Lehne
umfasst
aber nur zwei Seiten des 77 mal 77
Zentimeter breiten
Hockers. Die Beine
sind fast filigran.
Wer hier Platz
nimmt, taucht ab –
stellt man zwei Sessel dieser Arten gegenüber, hat man einen geschützten Raum
für einen intimen Dialog. Die leicht gebogenen Rückenlehnen erlauben ein legeres Sitzen
nach mehreren Seiten hin. Ergänzt wird das
Möbel, das aiuch als Zweisitzer lieferbar ist,
durch einen kleinen Tisch. „Scene XXL“ setzt
sich und seinen „Besitzer“ im wahrsten Sinn
des Wortes in Szene.
Wer ihn „besitzt“,
taucht ab und
kann sich auch in
belebten Räumen
Ruhe
verschaffen
FLIESENTRÄUME
WERDEN
WAHR!
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der beste Service und viele tolle Wohnideen.
Fotos: montis
Insel der Geborgenheit.
„Scene XXL“ von
montis-Designer Gijs
Papavoine. Oben die
Varianten von „lotus m“
des britischen Designers
Simon Pengally für
montis.
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Samstag 09.00–14.00 Uhr
Ein Hauch von grün und Romantik.
Koen Baeyens, Stijn Goethals und Basile Graux wollen mit
„Romeo & Julia“ (extremis) unwirtlichen Räumen draußen
ein wenig Atmosphäre verleihen.
Kuschelig
Outdoor-Möbel können auch ganz anders aussehen.
Das belgische Label extremis führt vor, wie man geselliges
Beisammensein stilvoll und ungewöhnlich inszenineren kann
von ROLF BROCKSCHMIDT
Mehr Grün in graue Umgebung! Das ist das
Programm von Koen Baeyens, Stijn Goethals
und Basile Graux, die mit „Romeo & Julia“ ein
wunderbares Outdoor-Möbel für extremis geschaffen haben. Ein bisschen Platz braucht
man schon für die 3,20 Meter lange Bank, die
aus einem Lattenrost aus Jatoba-Holz besteht und auf zwei großen Blumentöpfen
ruht, in denen zum Beispiel zwei
Lorbeerbäume mit hohem
Stamm wunderbar gedeihen.
Der Abstand ist so gewählt, dass
es eine Weile dauert, bis die Kronen der beiden Bäumchen zueinander finden, ganz so, wie es
Romeo und Julia ergangen ist.
Aber wer weiß – je nach dem,
welche Baumsorte man auswählt, schließt sich doch noch
ein grünes Dach über dem Sitzplatz auf der Bank – und Paare
können dann zur Silbernen Hochzeit wie einst Philemon und Baucis auf der
Bank der untergehenden Sonne neuen Abenteuern im Alter entgegensehen.
Die Sitzfläche ist 76 Zentimeter breit und besteht aus zwei Lagen von stabilen Latten. Die
Pflanzencontainer sind aus Glasfiber gefertigt und glänzen matt. Wer genug Platz hat,
kann „Romeo & Juliet“ auch modular einsetzen und zwei Bänke nebeneinander stellen
oder gegenüber, fertig ist die Romeo-und-Julia-Allee. Ein ungewöhnliches Möbel für die
coole Terrasse, aber natürlich auch für den
Objektbereich. Ein architektonisches Möbel,
das durch seine Form und seine Idee besticht,
aber ewig lange wird man auf der Bank ohne
Rückenlehne auch nicht sitzen bleiben. Passend dazu haben die drei jungen belgischen
Designer mit „Alea“ entsprechende Pflanzencontainer entworfen, die eine verborgene
Plattform mit Rollen enthalten. Man kann
mit wenigen Handgriffen den Kübel anheben und die Rollen aktivieren, sodass der Kübel leicht an eine andere Stelle zu verschieben ist.
Die belgische Firma extremis des Designers
Dirk Wynants ist bekannt für ihre ungewöhnlichen Möbel für geselliges Beisammensein
im Freien. Dazu gehört das runde Sofa „Kosmos“ des Firmengründers. Eine Insel der Geborgenheit, denn das Programm „Kosmos“
beitet viele Varianten. Das Sofa besteht aus
zwei Halbkreisen mit wahlweise einer hohen
oder niedrigen Rückenlehne. Die hohe Rückenlehne schafft eine intime, beschützte Atmosphäre, die Rückenlehne ragt über die Sitzenden hinaus. Schon ein Halbkreis ist ein
Blickfänger, aber wer den Platz für zwei auf
seiner Terrasse hat, kann sich in der Tat eine
Rückzugsinsel verschaffen, diskret und intim.
Beide Halbkreise gruppieren sich um einen
kleinen
runden
Tisch in der Mitte,
den man absenken
kann. Dann schiebt
man die Halbkreise
zusammen
und
hat ein phantastisches
Ruhebett,
eine
Spielwiese
zum
Faulenzen
oder was auch immer. Da es sich um
ein Möbel für den
Außenbereich handelt, sind die Materialien hochwertig und
wetterfest, so verwendet er etwa Kunstleder
oder echtes Leder, wie es im Yachtbau zum
Einsatz kommt. Die Sofas sind aber auch in
normalem Leder oder mit Stoffbezug erhältlich. Auch der Tisch ist mit einem abnehmbaren Lederbezug versehen.
Kosmos bietet sechs bis neun Personen einen
Sitzplatz, drei bis vier Personen können sich
entspannt hinlegen. Krönung dieses originellen Möbels ist der große Schirm, der das
Ganze überdacht und auch über eine leuchte
in der Mitte verfügt. Damit man bei langen
gesprächen auch am späten Abend noch
durchblickt. „Togetherness“ heißt diese Idee
im internationalen Designerjargon, Wynants
will einfach die Leute zusammenbringen und
„Kosmos“ von
Firmengründer
Dirk Wynants soll
Menschen wieder
zusammen
bringen
Die Vorlage für Dirk Wijnants
Hocker „Bronco“ aus der
Kollektion „YeeHa“
ist der Westernsattel.
Den Knauf ersetzt die Flasche.
Fotos: extremis
ihnen eine angenehme Atmosphäre bieten.
Das zeigt sich bei vielen extremis-Modellen,
meist sind sie rund und verführen zum gemütlichen Beisammensein.
Es fing an mit der Serie „YeeHaa“, die ganz
klar am Western orientiert ist. Der
Cowboy-Sattel gab die erste Inspiration zu
dem Kunststoffstuhl „Bronco“, den es in normaler Höhe und als hohen Barhocker gibt.
Wo beim Westernsattel der Knauf ist, hat
Weynants eine Aussparung mit Riemen entworfen, die die Bierflasche hält. So fällt die Flasche nicht hin und der Cowboy hat etwas
zum Festhalten. Auch als Einzelmöbel ist der
„Bronco“ ein origineller Blickpunkt. Der leicht
konische verlaufende Grundriss der Stühle
analog zum Sattel ergab fast automatisch die
Idee zum passenden Tisch, um den sich bis zu
sieben Stühle gruppieren lassen. Auch der
Tisch ist in zwei Höhen lieferbar. Da es mit
den Lagerfeuern heute so eine Sache ist, kann
man Weynants Kunststoff-Tisch mit Innenbeleuchtung bekommen. Und die umgekehrte
Form kann als Pendelleuchte von oben sanftes Licht geben. Auch wenn kein Scheit im
Feuer knackt, großstädtische Lagerfeuerromantik kann trotzdem – und brandsicher –
aufkommen. Wer wirklich Platz im Freien hat,
kann sich mit „Qrater“ einen flachen Feuertisch zulegen, eine flache runde Schale auf einem Gestell, die wunderbar geschichtetes
Holz für ein zünftiges Lagerfeuer aufnimmt.
Und dann können die Nächte lang werden,
wenn man von seinem „Bronco“ versonnen
in die Glut starrt und den Erzählungen der
Freunde lauscht…
Großstadtcowboys
können mit dem Hocker
„Bronco“ und dem Tisch
„Corral“ Lagerfeuerromantik
nachempfinden, während
„Kosmos“ Inselgefühle und
Geborgenheit vermittelt.
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AKTION
STOOL*
Zum Schluss
Immer wieder bestechen nette Kleinigkeiten,
originelle Ideen, Blickfänger.
Wir stellen einige ungewöhnliche und pfiffige Objekte vor
Schaukelsessel
Schaukelstühle ähneln meist eher Sesseln als tatsächlichen Stühlen. Man stellt sie sich gemeinhin vor wie Omas
Schaukelstuhl – mit dicken Armlehnen oder aus Korbgeflecht. Ganz anders der „Mini Dada“ des französischen Möbellabels Ligne Roset. Reduziert auf die schlichten Bestandteile eines Stuhls bietet er eine frische, neue Perspektive
und macht sich gut in jeder modern eingerichteten Wohnung oder an jeder Stelle, wo ein farbenfroher Hingucker
mit Pfiff fehlt. Der Schaukelstuhl aus der Kollektion von Ligne Roset ist eine Neuinterpretation des 1997 von Claudio
Colucci für den japanischen Hersteller Idée entworfenen
Sessels. Er begeistert Eltern (die moderne Form) und Kinder (die frechen Farben) – selbst, wenn er ihrer Großmutter nicht gefällt – ein interessanter Ansatz, den Schaukelstuhl zu interpretieren ist der „Mini Dada“ allemal. _abro
Gepixelt
Das Loch ist ein wesentliches Gestaltungsmoment für Angela Schlösser, zumindest bei ihrem Paravent „Pixel“ für ihr
eigenes Label La Paeng. Sie schafft aus Löchern Bilder und
ist damit dem großen Pop-Art-Künstler Roy Liechtenstein
verwandt. Wo er seine comichaften Bilder durch Pixelpunkte malt, klopft sie Kunststoffnieten in die entsprechenden Löcher des auf Hochglanz polierten Stahlbleches, das
komplett mit Löchern gerastert ist. Reflektion und Transparenz zeichnen diesen Paravent aus, der im Moment in zwei
Varianten zu haben ist, mit dem Mädchenkopf oder fliegenden Vögeln, die auch auf Scheiben als Silhouette den Übergang von Drinnen und Draußen markieren. Der Fuß des Paravents scheint aus Stein zu sein – es ist aber ein polierter
Gummi. Durch einen seitlichen Winkel von 45 Grad lassen
sich die Schirme auch über Eck kombinieren. _R.B.
Stadt am Haken
Ab jetzt gibt es eine kleine Linderung für alle die, die furchtbares Heimweh nach
ihrer Geburtsstadt empfinden – immer vorausgesetzt, dass diese eine von sieben
deutschen Städten, Paris, New York oder London ist. Denn die Skylines dieser
Städte hat „Radius Design & Absolut Lighting“ in eine Garderobe umgeformt.
Wenn der gebürtige Kölner den mächtigen Schatten des Doms zu sehr vermisst,
setzt er sich mit einem Kölsch vor seine „Städtegarderobe“. Wessen Traumstadt
Paris ist, der kann seine Jacke unter dem Eiffelturm aufhängen. Und der Berliner
fühlt sich mit der Silhouette seiner Stadt an der Wand mal wieder bestätigt, dass
Berlin einfach wunderbar ist – und eine Metropole noch dazu. Egal, von welcher
Stadt Sie träumen oder welche Sie vermissen – mit etwas Glück findet sie sich
unter den zehn „Städtegarderoben“. _abro
Sessel sind immer eine Herzensangelegenheit. Sie sind bequemer als Stühle und
wir sitzen deshalb wahrscheinlich auch öfter darin. Nur ist es leider gar nicht einfach, den richtigen Sessel zu finden. Eine eher schlicht gehaltene Wohnung kann
schnell zu klinisch wirken, wenn ihr der Blickfang fehlt. Der von Allessandro Mendini für Cappellini entworfene Sessel „Proust Geometrica“ fesselt auf Grund der
bestechenden Komposition von meisterhaft zusammengesetzten Gegensätzen:
Der Rahmen des Sessels erinnert an barocke Stühle, wirkt edel, vielleicht sogar
pompös. Dieser Effekt wird jedoch spielerisch gebrochen durch den Baumwollbezug, ein frisches, buntes, geometrisches Muster, das sich über die prallen Polster
spannt. Das Spiel von Pastellfarben wie mintgrün und hellrosa mit kräftigem
blau, schwarz und orange vermeidet jeden Kitsch. Und trotzdem wird dieser Sessel vielleicht so manche Eltern davor bewahren, der kleinen Tochter im Prinzessinnenalter einen rosa Plüschthron anschaffen zu müssen. Und gleichzeitig von diesem Alter entwachsenen Gästen bewundert werden. Wo findet man das alles
schon in einem Möbelstück? _abro
Fotos: Ligne Roset; La Paeng; Radius Design & Absolut Lighting; Cappellini
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1)
S
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
1) Die Inhaberfamilie von Möbel Höffner hat eine lange Möbeltradition. 1910
begann Schreinermeister Wilhelm Krieger seine unternehmerische Tätigkeit.
1) Weitere Erläuterungen finden Sie unter www.hoeffner.de
www.hoeffner.de
www.hoeffner.de