ökologien alltags - Triennale Fellbach
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ökologien alltags - Triennale Fellbach
N E I G O ÖKOLD ES S G A T AL L L IK F EL T S A L EINP A L E KL 016 N N E I 2 13. TR Ist der Mensch, was er isst? Lesungen, Vorträge, Gespräche, Theater, Filme, Ausstellungen, Kinderkultur — Begleitprogramm zur 13. Triennale — Januar bis September 2016 BA CH Ist der Mensch, was er isst? Die 13. Triennale Kleinplastik 2016 zeigt unter dem Motto FOOD Werke zeitgenössischer Kunst, die sich mit dem vielschichtigen Thema bildnerisch beschäftigen. Ein umfangreiches Programm mit Lesungen, Vorträgen, Podiumsgespräch, Filmen, Theater und Ausstellungen bindet die Triennale in einen weiteren Kontext ein. Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme und Leibeserhalt. Der Prozess der Zivilisation wurde nicht nur von der Verfeinerung des Geschmacks und der Tischsitten, sondern auch vom Nachdenken über die Bedeutungen des Kochens und Essens begleitet. Die Kultur hängt von der Kochkunst ab. Oscar Wilde, Vera oder die Nihilisten Wenn ihr gegessen und getrunken habt, seid ihr wie neu geboren; seid stärker, mutiger, geschickter zu eurem Geschäft. Johann Wolfgang von Goethe, Götz von Berlichingen Ich vergesse das meiste, was ich gelesen habe, so wie das, was ich gegessen habe; ich weiß aber soviel, beides trägt nichtsdestoweniger zur Erhaltung meines Geistes und meines Leibes bei. Aber vermutlich noch nie in der langen Geschichte der Menschheit wurde Essen so sehr problematisiert wie heute. In den westlichen Gesellschaften, wo eher Überfluss herrscht als Mangel, sind Diäten zur Gewichtsreduktion ein öffentliches Dauerthema. Im Fernsehen wird auf allen Kanälen aufwendig gekocht, während Fastfood nicht selten den Alltag regiert. Kochen und Essen sind Aktivitäten, mit denen sich gesellschaftliche Schichten voneinander unterscheiden und abgrenzen. Die industrielle Produktion von Fleisch aus Massentierhaltung hat zu Debatten über die ethische Dimension unseres Verhaltens gegenüber Tieren geführt. Bestseller wie Tiere essen von Jonathan Safran Foer und Selbstversuche wie Karen Duves Anständig essen plädieren für einen selbstkritischen Umgang mit unseren Essgewohnheiten. Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher Himmel! Aus wie vielen Marterstunden der Tiere glühen und löten die Menschen eine einzige Festminute der Zunge zusammen! Jean Paul, Der Komet Die Fellbacher Reihe, die die Triennale vorbereitet und begleitet, nähert sich dem Themenfeld nachdenklich, analytisch, aber auch angemessen genussvoll und spielerisch. Ob Kartoffelausstellung im StadtMuseum, Diskussion über religiöse Speisegebote, Beiträge zur Soziologie des Essens und zu Nachhaltigkeitsaspekten oder Mittagstisch mit Ingrid Noll, literarisch-kulinarisches Menü mit Anne Köhler und mit „Chuzpe” zubereitete Klopse auf dem Theater – Sie sind alle herzlich eingeladen. Es ist angerichtet: Wir bitten zuzugreifen. Christoph Palm, Oberbürgermeister 3 Vortrag mit Bildern Eröffnungsvortrag mit Bildern Mittwoch, 3. Februar 2016, 19 Uhr Rathaus Fellbach, Großer Saal, Marktplatz 1 Eintritt frei, mit kostenlosen Eintrittskarten Mittwoch, 13. Januar 2016, 19.30 Uhr Stadtbücherei Fellbach, Berliner Platz 5 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Unteres Remstal e. V. Prof. Dr. Hans Werner Ingensiep Der Mensch ist, was er isst. Ein anthropologisch-kulturgeschichtlicher Streifzug Den wohl meistzitierten „gastrosophischen” Satz prägte der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804 –1872): Der Mensch ist, was er isst. Was heute banal klingt, hatte jedoch bei dem idealismuskritischen Philosophen, der Karl Marx wesentlich beeinflusste, einen anthropologisch-philosophischen Hintersinn. Es ging um nichts weniger als um den Bruch Prof. Dr. Hans Werner Ingensiep mit einer Tradition, die im Menschen ein nur von Geist und Seele regiertes Wesen sah. Feuerbach hingegen entwarf ein neues Menschenbild, in dem die leibliche Dimension eine wesentliche Rolle spielte. Damit wurde der Mensch auch als Teil der natürlichen Kreisläufe definiert: als Essender und als jemand, der identisch ist mit dem, was er gegessen hat. Sinnlich ist der berauschende Wein, aber sinnlich ist auch das ernüchternde Wasser, sinnlich ist die Üppigkeit und Schwelgerei … aber sinnlich sind auch die Gerstenklöße und die schwarze Suppe spartanischer Enthaltsamkeit. (Ludwig Feuerbach) Hans Werner Ingensiep stellt Feuerbachs These in einen ideengeschichtlichen Kontext und spannt von dort den Bogen zu elementaren biologischen und kulturellen Aspekten von Essen und Ernährung der Gegenwart. Hans Werner Ingensiep, geboren 1953, promovierte in den Biowissenschaften und habilitierte sich in Philosophie. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Bioethik, Naturphilosophie und Anthropologie. Aus der Beschäftigung mit dem Verhältnis von Mensch und Affen erwuchs die aktuell bekannteste Publikation: Der kultivierte Affe. Philosophie, Geschichte, Gegenwart. Stuttgart 2012. 4 Dr. Susanne Gaensheimer © Renato Ribeiro Alves Dr. Susanne Gaensheimer Zur 13. Triennale Kleinplastik Die Künstlerische Leiterin der 13. Triennale Susanne Gaensheimer und ihre Co-Kuratorin Anna Goetz haben die Ausstellung unter das Thema FOOD – Ökologien des Alltags gestellt. Mit Fokus auf das kleine skulpturale Format wird untersucht, wie die Gegenwartskunst die Themen Essen und Ernährung eigenständig und vieldeutig reflektiert. Über den konkreten Bezug auf Nahrungsmittel hinaus wirft die Ausstellung einen Blick auf ökologische Kreisläufe und deren gesellschaftliche Implikationen. Die Skulpturenschau präsentiert Arbeiten von rund 40 internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Im Vortrag erläutern Susanne Gaensheimer und Anna Goetz erstmals öffentlich ihr Konzept und stellen anhand von Abbildungen ausgewählte künstlerische Positionen vor. Susanne Gaensheimer ist seit 2009 Direktorin des MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main. Davor war sie Sammlungsleiterin und Kuratorin für Gegenwartskunst in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München und Leiterin des Westfälischen Kunstvereins in Münster. Sie kuratierte den Deutschen Pavillon auf der 54. und 55. Internationalen Kunstausstellung – La Biennale di Venezia. Für den Deutschen Pavillon 2011, Christoph Schlingensief posthum gewidmet, wurde ihr der „Goldene Löwe” als bester Länderpavillon verliehen. 5 Klein(e) Kunst im GroSSen Haus Klein(e) Kunst im GroSSen Haus Samstag, 6. Februar 2016, 20 Uhr Großes Haus Fellbach-Schmiden, Butterstraße 1 Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 12 Euro Kombikarte für 6. und 7.2. : 32 Euro, erm. 20 Euro Spätzle mit Sooß! Ein Bauch spaziert durch Paris Eine heitere Schwabenkunde mit Berthold Biesinger und Bernhard Hurm, Theater Lindenhof Melchingen Musikalische Lesung mit Vincent Klink & Patrick Bebelaar Kommet her! Blodzed eich na! Vrgessed des ganz Bubabberlesglombb! Machet euch locker, lachet ond lassets eich schmegga. A digger Bauch kommd ao ed vo gloine Spätzle! In Geschichten, Szenen, Liedern, Valentinaden und Minidramen servieren Berthold Biesinger und Bernhard Hurm des Schwaben Lieblingsessen. Was macht ihn aus, den Schwaben? Was steckt in ihm, was hält ihn zuBerthold Biesinger und Bernhard Hurm / © Richard Becker sammen und bei Laune? Worin liegt sein Humor, warum ist er so eigen, warum so grübelnd? Woher kommt sein Erfindungsgeist, woher der Forscherdrang und woher nur sein Hang zum Philosophieren? In welchen Sphären schwebt er und kann er jemals einen Überblick bekommen? Warum wird er so oft belächelt, warum erntet er so oft nur Kopfschütteln? Wo kommt das Absurde in ihm her, woher das Kluge, woher sein Geist und woher seine Einfalt, woher sein Phlegma, woher das Fernweh? Was treibt ihn an, wo will er hin und was macht er um Himmels willen, wenn er in der Fremde keine Spätzle mit Soß kriegt? Berthold Biesinger und Bernhard Hurm gehören zu den „Urgesteinen” und Gründungsvätern des Theaters Lindenhof und haben in Fellbach schon viele Male Kostproben des schwäbischen Humors aufgetischt. 6 Sonntag, 7. Februar 2016, 18 Uhr Großes Haus Fellbach-Schmiden, Butterstraße 1 Eintritt: 18 Euro, ermäßigt 12 Euro Auf kulinarische Entdeckungsreise geht der Stuttgarter Meisterkoch Vincent Klink, feinsinnig begleitet von einem der renommiertesten Pianisten Deutschlands: Patrick Bebelaar. Paris, die Welthauptstadt guten Essens, durchstreift Vincent Klink in seinem neuesten Buch. In charmantem Plauderton flaniert er durch Gegenwart und Vergangenheit, durch Kulturgeschichte und Kulinaristik. Dabei schildert er die Geschichte der französischen Küche von der Revolution bis heute. Er erzählt von Meisterköchen, Gourmets und der Alltagsküche und stößt dabei immer wieder auf die großen Dichter und Denker. Sein neues Buch Ein Bauch spaziert durch Paris ist eine sinnenfrohe Bildungsreise für alle, die dem Zauber der französischen Hauptstadt erlegen sind. Vincent Klink und Patrick Bebelaar © Rüdiger Schestag Vincent Klink betreibt seit 1991 das Restaurant Wielandshöhe in Stuttgart und wurde mit einem Stern und 16 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet. Einem größeren Publikum bekannt ist er durch die Fernsehsendungen ARD Buffet und Kochkunst. Er macht mit Begeisterung Musik und schreibt Kochbücher. Patrick Bebelaar studierte an der Hochschule für Musik in Stuttgart und wurde im Jahr 2000 mit dem Jazzpreis Baden-Württemberg ausgezeichnet. Er arbeitet seit vielen Jahren mit internationalen Kollegen wie Michel Godard, Herbert Joos, Günter Lenz u. a. zusammen. 7 Lesung und Gespräch Mittwoch, 24. Februar 2016, 20 Uhr Stadtbücherei Fellbach, Berliner Platz 5 Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro einen Schluck Schnaps inklusive (optional) Eva Gritzmann und Denis Scheck Solons Vermächtnis Der Mensch hat anhand des Essens die Zeit entdeckt. Am Reifegrad von Wurzeln und Gräsern, Beeren und Früchten orientierte er sich von Beginn an. Das Wissen um den richtigen Zeitpunkt gehörte zum menschlichen Überlebensrepertoire. Der athenische Staatsmann und Eva Gritzmann und Denis Scheck Lyriker Solon begründete ©Thomas Meyer/ OSTKREUZ darauf seine Lehre von den sieben Reifestadien des Menschen. Denis Scheck und Eva Gritzmann greifen Solons Vermächtnis auf und zeigen so gescheit wie unterhaltsam, woran der richtige Zeitpunkt im Leben zu erkennen ist. Wie bereits die Jäger und Sammler interessieren sich der Literaturkritiker und die Ärztin dabei besonders fürs Kulinarische, allerdings auf entschieden höherem Niveau. Wie wird aus einem Kunstbuchverleger ein Schnapsbrenner von Weltruf – und aus einem Junk-Food verzehrenden Rockstar ein führender Gourmet-Kritiker? Und warum träumt Martin Walser noch immer von einem Lottogewinn? Ein Schlückchen Schnaps aus der Fellbacher Brennerei Rieger & Hofmeister rundet den Abend ab. Denis Scheck, geboren 1964, ist einer der bekanntesten deutschen Literaturkritiker und arbeitet als Literaturredakteur des Deutschlandfunks sowie als Moderator bei SWR und ARD. Eva Gritzmann, geboren 1965, ist Ärztin in Stuttgart. 9 Schauspiel SWR 2 Forum Donnerstag, 3. März 2016, 20 Uhr Schwabenlandhalle Fellbach, Tainer Straße 7 Eintritt: 23 Euro, 20 Euro, 13 Euro, ermäßigt 5 Euro Mittwoch, 16. März 2016, 19 Uhr Rathaus Fellbach, Großer Saal, Marktplatz 1 Eintritt frei, mit kostenlosen Eintrittskarten (zzgl. VVK-Gebühr: 0,95 Euro, erm. 0,36 Euro) Chuzpe Gut und Böse auf dem Teller – Schauspiel von Dieter Berner nach dem Roman von Lily Brett mit Ulrike Folkerts, Joachim Bliese u. a. Joachim Bliese und Ulrike Folkerts / © Bo Lahola Lily Bretts Chuzpe ist ein sprühender Roman über Väter und Töchter, polnische Küche und New Yorker Neurosen. Die Balance zwischen jüdischem Humor und dem tiefen Ernst, der dahintersteckt, überträgt Regisseur Henning Bock mit seinem hochkarätigen Ensemble kongenial auf die Bühne. Ruth führt ein wohlgeordnetes, vielleicht etwas zu kontrolliertes Leben. Ihr Vater Edek dagegen, vor wenigen Wochen erst von Melbourne zu ihr nach New York gezogen, ist weit von einem ruhigen Lebensabend entfernt. Der muntere über 80-Jährige richtet erst in Ruths Büro heilloses Chaos an und beginnt auch noch ein Verhältnis mit der, wie Ruth findet, viel zu jungen, noch unter 70-jährigen attraktiven Polin Zofia. Zusammen mit Zofia will Edek zum Entsetzen seiner Tochter ein „Klopse”-Restaurant eröffnen ... Chuzpe erschien 2005 und weist wie alle Werke der australisch-amerikanischen Autorin Lily Brett, die als Tochter zweier Holocaust-Überlebender in Melbourne aufwuchs, einen starken autobiografischen Bezug auf. Die ehrgeizige und etwas überspannte Geschäftsfrau Ruth wird überzeugend verkörpert von Ulrike Folkerts, die durch ihre Fernsehrolle als Ludwigshafener Tatort-Kommissarin Lena Odenthal breite Popularität erlangte. Den Edek gibt wunderbar charmant und auf leise Art witzig der bekannte Theater- und TV-Darsteller Joachim Bliese. 10 Wie Religionen über das Essen bestimmen Teilnehmer Prof. em. Dr. Karl-Josef Kuschel katholischer Theologe, Universität Tübingen Dr. Daniel Kofahl Ernährungssoziologe, Universität Trier, Büro für Agrarpolitik und Ernährungskultur Lisa Züfle Ethnologin und Religionswissenschaftlerin, Universität Tübingen Gesprächsleitung: Holger Gohla, SWR Fisch am Freitag bei Katholiken, koscheres Essen bei Juden, halal-geschlachtetes Fleisch bei Muslimen – viele Gläubige unterscheiden auch beim Essen zwischen Gut und Böse, erlaubt und verboten. Was bei ihnen auf den Tisch kommt und wie die Speisen zubereitet werden, das richtet sich nach religiösen Vorschriften. Die meisten dieser Regeln sind Jahrtausende alt und oft in einem speziellen kulturellen Kontext entstanden – wie sinnvoll sind sie heute noch? Was bleibt von ihnen übrig, außer Pflicht und Tradition? Oder zeigt sich gerade im Boom der veganen Kochbücher und Diäten eine neue Lust am Verzicht und damit die Erkenntnis: Auch in unserer säkularen Überflussgesellschaft ist Essen mehr als bloße Nahrungsaufnahme, nämlich eben: Religion? Prof. Karl-Josef Kuschel lehrte von 1995 bis 2013 Theologie der Kultur und des interreligiösen Dialogs an der Universität Tübingen und war stellvertretender Direktor des Instituts für ökumenische und interreligiöse Forschung der Universität Tübingen sowie von 1995 bis 2009 Vizepräsident der Stiftung Weltethos. Dr. Daniel Kofahl promovierte 2014 mit einer Arbeit über Die Komplexität der Ernährung in der Gegenwartsgesellschaft. Lisa Züfle studierte an der Universität Heidelberg und promoviert derzeit über das Thema Heilige Speise eines indischen Tempels. 11 Vortrag mit Bildern Ausstellungseröffnung Donnerstag, 12. Mai 2016, 19.30 Uhr Rathaus Fellbach, Großer Saal, Marktplatz 1 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro Dr. Ulrike Groos Arpad Dobriban ›Berauschtes Kalb‹, ›Exaltiertes Schwein‹, ›Polygetränke‹ und ›Assemblage-Menüs‹ Wartesysteme I-VII Künstlerlokale von den 1930er-Jahren bis heute Auf einen Streifzug durch die legendären Künstlerlokale, die in den 1930er-Jahren erstmals aufkamen und meistens nur für einen begrenzten Zeitraum in Metropolen wie Turin, London, New York und Los Angeles existierten, begibt sich Ulrike Groos, Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart und vormals Kuratorin der 11. Triennale Kleinplastik 2010. Dr. Ulrike Groos Die Verschränkung von bildender Kunst und Leben, Kunst als wichtiger Teil des Alltags oder als Dienstleister und Kommunikator sowie Kochen als grundlegend schöpferische und soziale Tätigkeit – diese Aspekte kommen in sogenannten Künstlerlokalen zusammen. Das Charakteristische dieser gastronomischen Orte lässt diejenigen, die sich daran erinnern, heute noch schwärmen: Hier wurden nicht nur Lebensmittel in allen Variationen mit Fantasie und Experimentierfreude als künstlerisches Material ausprobiert, sondern zugleich Räume geschaffen, an denen man sich treffen, austauschen und vernetzen konnte – ein Szenetreffpunkt, der Leib und Seele zusammenhielt. Ulrike Groos stellte die von ihr kuratierte 11. Triennale Kleinplastik unter den Titel LARGER Than Life – Stranger Than Fiction. Seit 2010 ist sie Direktorin des Kunstmuseums Stuttgart. 2009/10 realisierte sie die Ausstellung Eating the Universe – vom Essen in der Kunst (Kunsthalle Düsseldorf, Galerie im Taxispalais Innsbruck, Kunstmuseum Stuttgart). Von 2002 bis 2009 leitete sie die Kunsthalle Düsseldorf und lehrte von 2001 bis 2006 an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. 12 Freitag, 20. Mai 2016, 19 Uhr Dauer bis 25. September Galerie der Stadt Fellbach, Marktplatz 4 Eintritt frei, Di bis Do von 16 bis 19 Uhr, Fr bis So von 14 bis 18 Uhr geöffnet Arpad Dobriban setzt sich in seiner Arbeit seit über 25 Jahren mit Kochen auseinander. Kochen als „älteste Kulturtechnik” wird dabei als ein Abbild gesamtgesellschaftlicher, politischer Verhältnisse untersucht. Die Rolle des Geschmacks als „Spur von Handlungen” in seinen Ursprüngen sowie auch seine zunehmende Entdifferenzierung durch die stetig voranschreitende Industrialisierung der Lebensmittelproduktion sind zentrale Themen in Dobribans Werk. Speisefolge und Vortrag „Mitteilungen des Wohlgeschmacks”, Kunsthalle Düsseldorf, in der Ausstellung „Eating the Universe” 2010 im Hintergrund rechts „Fett”, 4-teilige Arbeit zum Verkosten in der Ausstellung, mit Schweinespeck aus 2 ganzen Tieren 2009 Einen bedeutenden Teil seiner künstlerischen Arbeit machen die „Vorträge mit Speisefolge” aus. Bei diesen lecture-performances werden die Ergebnisse einer – jeweils um eine bestimmte analytische Frage angelegte – Recherche in der Kombination aus Speisefolge und Vortrag präsentiert. So wird der politische, kulturelle und teilweise sehr persönliche Kontext der Speisen wie auch der Speisefolgen für die Gäste auf mehreren Ebenen theoretisch und sinnlich nachvollziehbar gemacht. In der Ausstellung zeigt Dobriban Arbeiten aus den Werkgruppen „Wartesysteme I-VII”. Diese sind über Jahrzehnte parallel zu seiner koch-bezogenen Praxis entstanden und stark mit ihr verknüpft. So wird in fotografischen und installativen Werken der archaische Zustand des Wartens als aktive und bewusste Handlung untersucht: als ein Zustand des „Wartens auf den richtigen Zeitpunkt”, der nicht nur für viele menschliche Handlungen wie z. B. das Kochen, sondern auch für verschiedenste Prozesse in der Natur elementar ist. Arpad Dobriban, aufgewachsen in Pécs, studierte u. a. in den achtziger Jahren bei Nam June Paik an der Düsseldorfer Kunstakademie und in der Kochklasse von Peter Kubelka an der Städelschule in Frankfurt. Er war Stipendiat u. a. der Akademie Schloss Solitude und wurde 2014 mit dem HAP-Grieshaber-Preis für seine künstlerische Arbeit geehrt. 13 Ausstellungseröffnung Donnerstag, 2. Juni 2016, 19 Uhr Dauer bis 16. Oktober StadtMuseum Fellbach, Hintere Straße 26 Eintritt frei, Di bis So von 14 bis 18 Uhr geöffnet Jeden ersten Sonntag im Monat Themenführungen mit Museumscafé sowie Führungen auf Anfrage Die Kartoffel Ihre Karriere in der Kunst: Von Vincent van Gogh, Max Liebermann, Wilhelm Busch und Andy Warhol auf die Leinwand gebracht – eine Reise durch die „KartoffelKunst” Ihr Auftritt in der Weltliteratur: Johann Wolfgang von Goethe, Heinrich Heine, Joachim Ringelnatz, Heinz Erhardt – alle haben ihr kleine literarische Denkmäler gesetzt. Alle Mittag zwölf gute Kartoffel, Johann Wolfgang von Goethe … du Ungleichrunde, du Ausgekochte, du Zeitgeschälte, du Vielgequälte …, Joachim Ringelnatz Ihre Rolle in Fellbach: Vom Schmidener Feld in die Kochtöpfe im Ort. Anbau und Ernte, alte Kartoffelrezepte und internationale Spezialitäten – ein Blick in die „Kartoffelheimat”. Geschichte und Geschichten Die Kartoffel ist ein Global Player auf den Tischen dieser Welt. Parallel zur 13. Triennale Kleinplastik zeigt das StadtMuseum eine Sonderausstellung zu der Knolle, die Weltkarriere gemacht hat. Kartoffel und Kunst, passt das überhaupt zusammen in Schwaben? Mir brauchet koi Kunscht, mir brauchet Grombiera, arguDie Kartoffelleser von Ernest Witkamp, 1884, Kartoffelmuseum München mentierte 1827 der württembergische Landtagsabgeordnete Damian Mosthaf in der Diskussion um die Sammlung Boisserée, die wegen der Päpheit der Schwaben nach Bayern ging. Im Fellbach der Gegenwart werden Kunst in der Triennale und Grombiera im StadtMuseum in Einklang gebracht. Ihr Einsatz in der Küche: Von der Haute cuisine zur Pellkartoffel, vom zarten Püree zur handfesten Bratkartoffel, von Chips und Pommes zu Suppe und Salat, vom Gratin zu Kroketten – Essgeschichten mit einem Allroundtalent Das Rahmenprogramm reicht vom Wissenschaftlichen bis zum Literarischen, von der Kartoffelernte bis zu Kartoffelköstlichkeiten. Kartoffelmenü mit Triennale-Führung Samstag, 23. Juli 2016, 18.30 Uhr Vinothek in der Alten Kelter, Untertürkheimer Str. 33 Unkostenbeitrag: 30 Euro pro Person (Führung und Kartoffelmenü) Und das sind die Themen Ihr Weg von Südamerika zum Alten Fritz in Preußen und weiter nach Württemberg: Ein Lehrstück internationaler Kulturgeschichte Ihr Wertewandel: Vom Inka-Gold zum Volksnahrungsmittel. Eine Pflanze ernährt die Welt und bekämpft Hungersnöte. Ihr Name so vielfältig wie Deutschland selbst: Äädappel, Bodaggn, Erpfel, Flezbirn und Grombiera. Oder botanisch korrekt: Solanum tuberosum! Papas Peruanorum, colorierter Stich aus dem Hortus Eystettensis, 1613, Basilius Besler 14 Ihre Sortenvielfalt einzigartig: Annabelle und Bernadette, Linda und Sieglinde, Karat, Karlena, Koretta und natürlich das Bamberger Hörnla, nur einige von 5.000 Kartoffelsorten weltweit. lmenü Kartoffe uppe artoffels viar Leichte K und Forellenka e h îc e fra mit Crèm t offelsala le verʼs Kart ies Jamie Oli rtoffeln und Rad lat elka elsa von Trüff äbischer Kartoff und Schw a Ratte, Hörnla, L lle r e rg e b Bam r Annabe Galatine ark und Salz u Q r, zu Butte kartoffeln von Süß rdbeeren io c c a rp a C rten E mellisie mit kara 15 Eröffnung Veranstalter Samstag, 11. Juni 2016, 11 Uhr Stadt Fellbach – Kulturamt Alte Kelter Fellbach, Untertürkheimer Straße 33 Ausstellungsort Eintritt nur mit kostenlosen Eintrittskarten. AlteimKelter Restkarten sind ab 6. Juni 2016 i-Punkt Fellbach, erhältlich. Untertürkheimer Straße 33 Aslı Çavuşoğ lu, Ausstellungsdauer Latifa Echakhch, 11. Juni bis 2. Oktober 2016 es, TueEröffnung Greenfort, der 13. Triennale Kleinplastik Fellbach 2016 Lena Henke, Öffnungszeiten Langdon-Pole, Di bis Fr 14 bis 19 Uhr, Do 14 bis 21 Uhr, mtangon, Laure Sa und So 11 bis 19 Uhr Schumacher, aard Johannsen, Wie stets im Eintrittspreise Großen Zelt hinter der Alten Kelter wird die a Uriburu, Patrick Erwachsene 7 Euro; Schüler, Studenten, Schwerbehinderte Triennale Kleinplastik mit einem Festakt eröffnet. Die Kuab 70 % 3 Euro; Kinder bis 12 Jahre frei; Gruppen ab ratorin der 13. TriennalejeSusanne Gaensheimer führt in 10 Personen 5 Euro drei Dekadendie Ausstellung ein, die sie dem Thema FOOD – Ökologien ünstlerischen Es erscheint ein Katalog. des Alltags widmet. kurs über das 2. Oktober 2016 von Susanne Auf fast 3 000Programm und Informationensind Kunstwerke im qm Ausstellungsfläche r Moderne Kunst Stadt Fellbach – Kulturamt kleinen Format oder kleinen Maßstab zu sehen. Es werschen Pavillons Marktplatz 1 von über 40 internationalen Künstlerinnen in Frankfurt den Arbeiten70734 Fellbach Telefon 0711/5851-364 und Künstlern gezeigt. Einzelne historische Positionen [email protected] wie die von Gordon Matta-Clark oder Félix González-Torgs“ werden www.triennale.de nnen gezeigt.res bilden den Bezugsrahmen. KünstlerInnen wie Andrea wird untersucht, Büttner, Laure Prouvost oder Subodh Gupta sind mit gröErnährung eigenständigßeren Werkgruppen vertreten. Laure Prouvost thematien wie die von siert die psychologischen und körperlichen Aspekte von s bilden einen Essen. Subodh Gupta beleuchtet die spirituelle Dimentner, Subodh Werkgruppension von Essgewohnheiten. Andere Werke widmen sich enhang den gesellschaftlichen und politischen Implikationen des thetischen Essens oder fragen, inwiefern wir uns über das, was wir zu VEREIN DER FREUNDE die spirituelle DER TRIENNALE definieren. Die Beiträge von Pierre Huyghe, hematisiert uns nehmen,KLEINPLASTIK FELLBACH e.V. e von Essen. Abbas Akhavan oder Petrit Halilaj thematisieren, wie der aftlichen und Mensch die treibende strukturelle Kraft wurde und die gen, inwiefern finieren und natürlichen Kreisläufe irreversibel verändert. Das Essen FOOD — Ökologien des Alltags en i g o l Öko des gs All tA stik A leinpl k e l A ienn llbA ch er 13. tr Fe oktob . 2 – i n 11. Ju 2016 und seine Bezüge fungieren somit als Beispiel für politische, ökologische und ökonomische Zusammenhänge. l hinaus ökologische eren, wie der l verändert dingungen und So fungieren ür politische, menhänge. 16 Mit maßgeblicher Unterstützung Bildnachweise Titel: Gina Folly, Untitled (Haemanthus albiflos, Suite), 2013, Courtesy the artist Innen: Banu Cenneto ğ lu, Library of Spirits I: BANUBARMIXT, 2013, Courtesy the artist and Rodeo, Istanbul/London, Photo: Plastiques Latifa Echakhch, Le Thé de Saïd, 2010, Exhibition view «Le rappel des oiseaux», FRAC Champagne-Ardenne, Reims, 2010, Courtesy the artist and kamel mennour, Paris, Photo: Isabelle Giovacchini Pierre Huyghe, Untitled (floating rock 2), 2013, (PH 088), Courtesy the artist and Esther Schipper, Berlin Gordon Matta- Clark, Food, 1971, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015, Photo: Richard Laundry Dan Rees, Tao Kae Noi, 2015 (detail), Courtesy the artist and MOT International, London & Brussels Ben Schumacher, New York City Farm Tower, 2015, Courtesy the artist and Bortolami, New York, Photo: Genevieve Hanson 17 Lesung und Gespräch Vortrag mit Bildern zur Ausstellung Die Kartoffel. Geschichte und Geschichten. Donnerstag, 30. Juni 2016, 20 Uhr Stadtbücherei Fellbach, Berliner Platz 5 Eintritt frei, mit kostenlosen Eintrittskarten Melinda Nadj Abonji Dr. Jürgen Weisser Tauben fliegen auf 1816 — Das Jahr ohne Sommer Moderation: Julia Schröder, Stuttgarter Zeitung Auswirkungen einer globalen Hungerkatastrophe auf Württemberg Von Aufbruch, Heimatlosigkeit und Ausgrenzung handelt Melinda Nadj Abonjis Roman Tauben fliegen auf, der 2010 erschien und im selben Jahr mit dem Deutschen und dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde. Mit autobiografischen Anklängen erzählt die Autorin vom Erwachsenwerden in einer Familie, die sich zwischen der serbischen, ungarischen und schweizerischen Kultur bewegt. Wie unterschiedlich diese Melinda Nadj Abonji / © Gaëtan Bally Milieus sind, wird auch in den ebenso präzisen wie sinnlichen Beschreibungen von Ritualen des ausgelassenen Schmausens im osteuropäischen Herkunftsland und des korrekten Bedienens in der neuen Heimat fassbar. Familie Koscis, die der ungarischen Minderheit angehört, hat ihre Heimatstadt im Norden Serbiens bereits vor Jahren verlassen und betreibt in Zürich ein alteingesessenes Café. Doch das kleine Dorf in der Vojvodina bleibt Sehnsuchtsort vor allem für die halbwüchsige Erzählerin und ihre Schwester. Bei den Eidgenossen sind sie angekommen, aber nicht unbedingt angenommen. Der Zerfall Jugoslawiens nach Titos Tod und der Krieg in Serbien erschweren zusätzlich das Dasein zwischen den Welten ... Melinda Nadj Abonji wurde in der serbischen Vojvodina geboren. Im Kindheitsalter zog sie mit ihren Eltern in die Schweiz, heute lebt sie in Zürich und arbeitet als Autorin und Musikerin Die Lesung wird unterstützt im Rahmen des Förderprogramms Grenzgänger der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem Literarischen Colloquium Berlin. 18 Montag, 4. Juli 2016, 19 Uhr StadtMuseum Fellbach, Hintere Straße 26 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro Eine der heftigsten Naturkatastrophen in der Geschichte der Menschheit ereignete sich vor genau 200 Jahren: Im Jahr 1815 brach auf der indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora aus. Bei der Eruption wurden über 150 km³ Asche, MagErstes Erntefest nach der Hungersnot 1816/17 in Stuttgart, ma und Gase ausgestoßen. Lithografie, 1870, Sammlung Museum der Brotkultur, Ulm Die Staubteilchen verteilten sich in der Stratosphäre und bewirkten eine weltweite Abkühlung. In über 12.000 km Entfernung hatte das Ereignis auch immense Auswirkungen in Württemberg: Infolge von Kälte und zahlreichen Überschwemmungen kam es zu Missernten, wie es sie seit Menschengedenken nicht gegeben hatte. Die Spekulation mit Getreide trieb den Brotpreis in enorme Höhe – eine fatale Hungersnot begann. Der Vortrag widmet sich den Auswirkungen der Katastrophe in Württemberg und erläutert die staatlichen Gegenmaßnahmen zur Förderung der Landwirtschaft, die unter anderem zur Gründung einer landwirtschaftlichen Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt in Hohenheim und eines landwirtschaftlichen Vereins mit seinem jährlichen Hauptfest in Cannstatt führten. Dr. Jürgen Weisser, seit 2013 Leiter des Deutschen Landwirtschaftsmuseums Hohenheim, befasste sich intensiv mit dem Thema Das Jahr ohne Sommer und der Hungerkatastrophe der Jahre 1815 bis 1817. Der gebürtige Stuttgarter studierte Volkskunde und Geschichte in München und Tübingen. 19 Lange Nacht – Kultur und Einkaufen Samstag, 16. Juli 2016, 19 bis 24 Uhr Fellbach-Innenstadt und Triennale Eintritt frei Zu Tisch! bitten diesmal Kultureinrichtungen und Ladengeschäfte passend zum Motto der 13. Triennale. Die 8. Lange Nacht – Kultur und Einkaufen ist ebenfalls ins Beiprogramm der Triennale eingebettet. Augen-, Ohren- und Gaumenschmaus erwartet die Besucher. Weit geöffnet sind die Türen von Stadtbücherei, Städtischer Galerie, StadtMuseum und Triennale, die bei freiem Eintritt zu besichtigen ist. Ein delikates Programmangebot lädt Groß und Klein zum Flanieren und Schauen, Hören, Genießen und Verweilen ein. In der Ausstellung Die Kartoffel – Geschichte und Geschichten im StadtMuseum trägt Bernhard Hurm vom Theater Lindenhof Leckerbissen aus Literatur und Musik vor. In der Galerie wirft Arpad Dobriban Kunst und Essen buchstäblich in einen Topf. Fellbachs kulturelle Feinschmecker kommen auch in der Stadtbücherei, in der Lutherkirche und bei den mobilen Ensembles der Musikschule auf ihre Kosten. Die Stadtkapelle Fellbach spielt Tafelmusik an verschiedenen Plätzen und führt in einem musikalischen Zug zur Triennale in die Alte Kelter. Auch die Einzelhändler – insbesondere im Rathaus-Carré – laden zu besonderen Aktionen und Attraktionen rund um das diesjährige Motto ein. 21 Lesung mit Mittagessen Vortrag Sonntag, 31. Juli 2016, 11.30 Uhr Scheune beim Großen Haus, Fellbach-Schmiden, Butterstraße 1 Eintritt: 25 Euro inklusive Mittagessen (Getränke nicht inbegriffen) Donnerstag, 4. August 2016, 19.30 Uhr Rathaus Fellbach, Kleiner Saal, Marktplatz 1 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Unteres Remstal e. V. Ingrid Noll Marcel Sebastian Der Mittagstisch Warum essen wir die einen und streicheln die anderen? Es brodelt in der Mordküche: Ingrid Noll bittet zu Tisch. Die Lesung aus ihrer neuesten Kriminalkomödie Der Mittagstisch macht Appetit auf mehr und wird in der besonderen Atmosphäre der Schmidener Scheune in Kombination mit einem schmackhaften Mittagessen serviert. Ingrid Noll / Foto: Renate Barth © Diogenes Verlag Um Kinder allein aufzuziehen, braucht man Geld. Da Nelly, Mitte dreißig, Platz hat und gut kochen kann, holt sie sich zahlende Mittagsgäste ins Haus – darunter auch einen ebenso hübschen wie patenten Elektriker. Leider hat dieser eine Begleitung. Doch die leidet an einer Erdnussallergie … Schnell wird das Familienleben ebenso turbulent, wie das Menü abwechslungsreich ist. Ingrid Noll, die Grande Dame des deutschen Krimis, wurde 1935 in Shanghai geboren. Im Alter von 55 Jahren begann sie, Kriminalgeschichten zu schreiben, die allesamt sofort zu Bestsellern wurden. Die Häupter meiner Lieben wurde mit dem Glauser-Preis ausgezeichnet und, wie andere ihrer insgesamt 17 Werke, auch erfolgreich verfilmt. 2005 erhielt sie zudem den Friedrich-Glauser-Ehrenpreis der Autoren für ihr Gesamtwerk. Ambivalenzen im Mensch-Tier-Verhältnis Menschen sind seltsame Wesen. Sie pflegen höchst unterschiedliche Beziehungen zu Tieren. Einige Tiere sind Nahrungsmittel oder Produktionsmaschinen, Versuchsobjekte oder gelten als Schädlinge. Andere sind Spielkameraden und Familienmitglieder oder exotische Repräsentanten einer fremden Welt. Worauf gründen sich diese Differenzen? Der Hamburger Soziologe Marcel Sebastian beleuchtet die Vielzahl ambivalenter Mensch-Tier-Beziehungen und erklärt diese Vieldeutigkeiten aus soziologischer Perspektive. Marcel Sebastian lehrt am Institut für Soziologie der Universität Hamburg u. a. zum Thema Problematik des gesellschaftlichen Mensch-Tier-Verhältnisses, zu Strukturen des Mensch-Tier-Verhältnisses und dessen gesellschaftlicher Rahmung. Sein Promotionsprojekt beschäftigt sich mit Ambivalenzen der Arbeitssituation und Umgangsweisen von Arbeitern in der Fleischindustrie und wird gefördert durch ein Promotionsstipendium der Heinrich-Böll-Stiftung. siv für Sie Heute exklu te: auf der Tageskar ce n mit Erdnusssau Lammhackbällchek usssauce atireis und Erdn m as B it m e eß pi Saté-S k eis Ratatouille mit R : er ri ta ge Ve r Fü 22 23 Vortrag Lesung und Gespräch Mittwoch, 31. August 2016, 19 Uhr Pfarrgarten der Christus-König-Kirche, Oeffingen, Hauptstraße 25 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro mit kleinen mediterranen Spezialitäten In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Unteres Remstal e. V. Alida Bremer Prof. Dr. Jana Rückert-John Olivas Garten Nachhaltige Ernährung — Herausforderungen für die Zukunft Moderation: Silke Arning, SWR Alida Bremer / © Olivier Favre In die Geschichte Kroatiens und ihre eigene, damit eng verwobene Familiengeschichte taucht Alida Bremer ein in ihrem Roman Olivas Garten. Der Leser begleitet die Erzählerin nicht nur auf ihren Reisen an die kroatische Küste, auf die Inseln und nach Italien, sondern auch zu üppigen Mahlzeiten in ihrem Heimatland, wo das Familienleben hauptsächlich an überfüllten Tafeln stattfindet. Als Alida, die Erzählerin, die schon lange in Deutschland lebt, erfährt, dass Großmutter Oliva ihr einen Olivengarten in Vodice an der Adriaküste hinterlassen hat, weiß sie: das wird ein waghalsiges Abenteuer, ein Kampf mit der eigenwilligen südländischen Bürokratie. Es wird Leidenschaft, Lachen und zuviel Essen geben. Von der Sehnsucht ergriffen, begibt sie sich dennoch auf eine Reise in ihre alte Heimat, wo sie einer faszinierenden Landschaft, ihrer weitverzweigten Familie und den tief sitzenden politischen Konflikten begegnet. Wie in einem Fächer entfaltet sich hier eine Welt am Mittelmeer – mit ihrer Geschichte, ihren Aromen, ihren Traditionen und ihrer trotzigen Lebenslust im wirren 20. Jahrhundert. (Elke Schmitter) Alida Bremer, 1959 in Split/Kroatien geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken. Sie lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Münster. Olivas Garten, ihr erster Roman, erschien 2013. 24 Donnerstag, 1. September 2016, 19.30 Uhr Rathaus Fellbach, Kleiner Saal, Marktplatz 1 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro Nachhaltige Ernährung – dieser Begriff ist heute in vielen Diskussionen gegenwärtig, ohne präzise definiert und mit konkreten Inhalten gefüllt zu werden. Jana Rückert-John, hochkarätige Expertin aus Fulda, geht der Frage nach, warum wir uns mit unserem Essverhalten beschäftigen müssen und in welchem übergreifenden Kontext das Thema Ernährung zu betrachten ist. Prof. Dr. Jana Rückert-John Die moderne, westliche Gesellschaft ist heute überwiegend mit dem Phänomen des Überflusses in der Ernährung konfrontiert. Die Produktion von Überfluss hat jedoch weitreichende Folgewirkungen auf Umwelt und Gesellschaft. Auch kann die ungleiche Verteilung von Gütern zu Verteilungskämpfen in andere Erdteilen führen. Wie sieht nachhaltige Ernährung aus, die mögliche Konsequenzen mit einbezieht? Welche Möglichkeiten der gesellschaftlichen und individuellen Einflussnahme gibt es? Jana Rückert-John ist Professorin für Soziologie an der Hochschule Fulda und beschäftigt sich mit der Soziologie des Essens und der Ernährung, Nachhaltigkeitsforschung und Umweltsoziologie. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Geschlechterforschung und Agro-Food-Studies. Sie ist Mitglied der Sektion Konsumsoziologie der European Association for Sociology und gehört dem Vorstand des Internationalen Arbeitskreises für Kulturforschung des Essens an. 25 Lesung mit Menü Samstag, 17. September 2016, 19 Uhr Vinothek in der Alten Kelter, Untertürkheimer Straße 33 Eintritt: 36 Euro inklusive Dreigänge-Menü (Getränke nicht inbegriffen) Anne Köhler Es gab keinen besseren Ort auf der Welt als eine Küche im Stress. Köchin Elsa lebt nur für den Augenblick – und für ihren Beruf: In der Küche lässt sie ihre vom frühen Tod des Vaters traumatisierte Familie und einen freudlosen Alltag hinter sich. Aber Elsa hat ein Ziel: Sie will nach Norden, ans Meer. Über Jahre hinweg nähert sie sich von Arbeitsstelle zu Arbeitsstelle langsam der deutschen Küste. Als sie in Hamburg ankommt, denkt sie erstmals über die Zukunft nach. Bis die Vergangenheit sie wieder einholt … Ich bin gleich da In die (Koch)schule des Lebens schickt Anne Köhler ihre Heldin Elsa in ihrem 2015 erschienenen Roman Ich bin gleich da. Sensibel und berührend schildert sie den Weg der jungen Köchin aus den Fastfoodtempeln der Provinz in ein Hamburger Sternerestaurant. Elsas kulinarische Kunstwerke beschreibt sie sinnlich, intensiv und so appetitanregend, dass die Lesung in der Vinothek der Alten Kelter folgerichtig von einem dreigängigen, dem Buch entnommenen Menü begleitet wird. Anne Köhler, geboren 1978, lebt in Berlin. Sie studierte Architektur, Kunstgeschichte und Kulturjournalismus und arbeitet seit 2006 als freiberufliche Autorin und Texterin. Mit einem Auszug aus ihrem Debütroman, an dem sie insgesamt neun Jahre schrieb, gehörte sie 2008 zu den Finalisten des Open Mike. 2012 war sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude, 2013 Dresdner Stadtschreiberin. Menü thek: er Vino lusiv in d k x e te u He Elsa Menü à la und roketten , Kräuterk s e s m n m o o n P pig ne Cham Majo-Dip d gebacke n u etchup K m te h c ausgema mit h Anne Köhler / © Juliane Henrich brunoise Gemüse rn Pikante enblätte it Meliss m t la a s rg auf Eisbe h i vom Re Zweierle e, c ffeesau pf in Röstka urzelstam w tersilien e P , h ic l ett l-Streuse weißer R pernicke mit Pum iegel -Müsli-R Karotten is urte mit Jogh 26 27 Lesung für Kinder ab 12 Jahren und Erwachsene Mittwoch, 21. September 2016, 19 Uhr StadtMuseum Fellbach, Hintere Straße 26 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro Donnerstag, 22. September 2016, 19.30 Uhr Rathaus Fellbach, Kleiner Saal, Marktplatz 1 Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 3 Euro In Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Unteres Remstal e. V. Paul Maar Prof. Dr. Eva Barlösius Kartoffelkäferzeiten Die Kunst des Essens: die ganze Welt zu verkörpern Paul Maar In Kartoffelkäferzeiten geht es einmal nicht um Paul Maars liebenswert irrwitzige Fantasiegestalten wie das Sams mit den Wunschpunkten oder den tätowierten Hund. Der Roman erzählt die wirklichkeitsnahe Geschichte um das Erwachsenwerden der 12-jährigen Johanna in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Mädchen wächst in einer Gastwirtsfamilie in einem kleinen Ort in Mainfranken auf. Dort müssen die Frauen der Familie den bescheidenen Betrieb über Wasser halten. Johanna versucht ihren eigenen Weg zu finden in einem Alltag, der geprägt ist von Reglementierung und Mangel, von Notrationen, Kohleknappheit und Kartoffelkäfern. Dem 1990 erschienenen Roman kommt in Maars Werk ein besonderer Stellenwert zu, da er deutliche autobiografische Züge aufweist. Mal melancholisch, mal heiter, aber stets nah an der Realität schildert der Autor die Geschichte einer Jugend in der Nachkriegszeit und fesselt damit auch Erwachsene. Paul Maar studierte Malerei und Kunstgeschichte an der Kunstakademie Stuttgart und gehört zu den beliebtesten deutschen Kinder- und Jugendbuchautoren. Sein Werk wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter der Deutsche Jugendliteraturpreis. Heute lebt Paul Maar als freier Autor und Illustrator in Bamberg. 28 Vortrag mit Bildern Auf die „kleinen Unterschiede” der Menschen bei der Nahrungsauswahl geht die Soziologin Eva Barlösius ein – und auf die Frage, was diese damit über ihr Selbst- und Weltbild verraten. Methodisch folgt sie dabei dem berühmten Erfinder der „kleinen Unterschiede” Pierre Bourdieu, über den Barlösius 2006 eine viel beachtete Studie verfasste. Prof. Dr. Eva Barlösius Nahrung ist der Anfang von allem. Die Art und Weise, wie Menschen ihr Nahrungsbedürfnis befriedigen, gibt Auskunft über die soziale Welt: über Armut und Reichtum, Produktion und Konsum, Familien- und Geschlechterverhältnisse. Genauso teilt die Nahrungsauswahl ethische, moralische und religiöse Überzeugungen mit. Was sagt diese über unser ästhetisches Empfinden? Eva Barlösius promovierte 1988 zum Thema Essgenuss als eigenlogisches soziales Gestaltungsprinzip im Fach Soziologie an der Universität Hannover und habilitierte 1994 mit einer Arbeit über Naturgemäße Lebensführung im Fach Soziologie. An der Universität Hohenheim baute sie das Kompetenzzentrum für Gender and Food auf, seit Oktober 2007 ist sie Professorin für Makrosoziologie am Institut für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität Hannover. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Soziologie des Essens, Soziologie ländlicher Räume sowie Ungleichheitssoziologie. 29 Orfeo-Kino Fellbach-Schmiden Jeweils Mittwoch, 6. Juli, 13. Juli, 20. Juli 2016, 20.15 Uhr Orfeo-Kino Fellbach-Schmiden, Butterstraße 1 Eintritt: jeweils 7,50 Euro, ermäßigt 5,50 Euro Passend zum Thema der 13. Triennale FOOD zeigt das Orfeo-Kino eine kleine Filmreihe. 6. Juli 2016 Madame Mallory und der Duft von Curry von Lasse Hallström (Indien/USA 2014, 122 Min.) Eine indische Familie eröffnet in einem kleinen Ort in Südfrankreich das Lokal „Maison Mumbai”, wo sie scharf gewürzte Köstlichkeiten aus ihrem Heimatland serviert. Das erregt das Missfallen der unterkühlten Besitzerin des gegenüberliegenden traditionellen französischen Sternerestaurants, Madame Mallory … 13. Juli 2016 We feed the World von Erwin Wagenhofer (Österreich 2005, 95 Min.) Fast schon ein Klassiker ist der Dokumentarfilm über Globalisierung und Ernährung, Fischer und Bauern, Fernfahrer und Konzernlenker, Warenströme und Geldflüsse. In eindrucksvollen Bildern gibt er Einblick in die Produktion unserer Lebensmittel sowie erste Antworten auf die Frage, was der Hunger auf der Welt mit uns zu tun hat. 20. Juli 2016 The Lunchbox von Ritesh Batra (Indien 2013, 105 Min.) Ila möchte ihrer Ehe mit Hilfe ihrer Kochkünste wieder mehr Würze verleihen. Doch die ganz besondere Lunchbox, die sie ihrem Mann täglich bereitet, gerät irrtümlich zu dem Büroangestellten Saajan, der genau wie Ila eine einsame Großstadtseele ist … Die Liebeskomödie bezaubert mit charmanten und aromatischen Zutaten und einer Prise Wirklichkeit. 30 Für Kinder Mittwoch, 11. Mai 2016, 15 Uhr Stadtwerke Fellbach, Ringstraße 5 Tischleindeckdich, Eselstreckdich, Knüppelausdemsack Figurentheater für Kinder von 4 bis 12 Jahren Eintritt: 5 Euro Nach der Rezeptur der Brüder Grimm wird das bekannte Märchen um den Müller und seine unzufriedene Ziege vom Dornerei Theater aus Neustadt an der Weinstraße mit Marionetten, Schauspiel und Gesang aufgetischt. Sonntag, 26. Juni 2016, 11 bis 17 Uhr rund ums Rathaus Fellbach Kinderkulturfest Suppen-Kaspar trifft Raupe Nimmersatt Für Kinder aller Altersstufen Eintritt frei In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt servieren die Fellbacher Vereine und Institutionen aufregende Parcours, originelle Bastelangebote und viele andere fantasievolle Aktionen. Den RathausInnenhof bringt Liedersänger FERRI zum Brodeln mit seinem Mitmach-Programm KiKoTo – der Kinderkochtopf. Die kleine Raupe Nimmersatt kommt im Großen Saal des Rathauses auf die Figurentheaterbühne von Petra Schuff. Freitag bis Sonntag, 1. bis 3. Juli 2016, jeweils 14.30 Uhr Orfeo-Kino Fellbach-Schmiden, Butterstraße 1 Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen Animationsfilm für Kinder ab 6 Jahren von Phil Lord und Chris Miller (2009) Eintritt: 5 Euro; ab 16 Jahre: 6 Euro Der eigenbrötlerische Erfinder Flint Lockwood, der unter anderem bereits Aufsprühschuhe, Haarentglatzer und Affengedankenleser erfunden hat, steht vor der Entdeckung seines Lebens: einer Maschine, die Essen produziert! Doch die spielt plötzlich verrückt und verursacht essenstechnische Unwetter … 31 Veranstalter Stadt Fellbach – Kulturamt Marktplatz 1, 70734 Fellbach Telefon 0711/5851-364 [email protected] www.fellbach.de Konzeption und Programm Christa Linsenmaier-Wolf (verantwortlich) Constanze Clostermeyer Vorverkauf i-Punkt Fellbach, Marktplatz 7 Kartentelefon 0711 / 58 00 58 Für die Filmvorführungen im Orfeo-Kino 0711/51 68 12 Ermäßigte Eintrittspreise gelten für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte (ab 70 %). Bildnachweise Titelgestaltung DiG Berlin S. 11 Teller für milchige Speisen, Dryander Frères, Nierderwiller Elsass, 2. Hälfte 19. Jahrhundert © Jüdisches Museum der Schweiz, Basel, Foto: Jüdisches Museum Berlin, Jens Ziehe S. 17 Gina Folly, Untitled (Haemanthus albiflos, Suite), 2013, Mixed Media. Gestaltung DiG Berlin Sämtliche Abbildungen von Früchten wurden mit freundlicher Genehmigung des Taschen Verlages entnommen aus: The Vegetable Garden Der Gemüsegarten – Les Plantes Potagères (Nachdruck Taschen Verlag) © Album Vilmorin Gestaltung: Grafik-Design-Hauck, Fellbach Druck: Offizin Scheufele Druck & Medien Diese Broschüre wurde gedruckt auf 100% Recyclingpapier, ausgezeichnet mit dem Blauem Engel.