Integration durch Technik

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Integration durch Technik
Rhein-Neckar Ausgabe – 03 / 10
3. Jahrgang
07.05.2010
4,90 t
10003
Zielgruppe Behinderte
Integration
durch Technik
Standorte
Weinheim und
Lorsch im Porträt
IT & Software
Wie sich Konzern-Töchter
am Markt behaupten
Frühlingserwachen
Econo Rhein-Neckar: Aus der Region – für die Region
Liebe Leserinnen und Leser,
nach einem langen Winter hat im April nicht
nur der Frühling endlich Einzug gehalten.
Sowohl die ZEW-Konjunkturerwartungen
als auch der ifo-Geschäftsklimaindex deuten an, dass der Aufschwung Tritt fasst. Das
Tempo erhöhen derzeit auch einige Firmen,
über die wir in dieser Ausgabe berichten.
So plant die Heidelberger SNP AG mit einer
neuen Software die Verdoppelung ihres
Umsatzes (S. 12). Der Projektentwickler für
regenerative Energie, die Juwi AG aus
Wörrstadt, will ihre Erlöse von 600 Millionen
Euro im vergangenen Jahr auf 800 Millionen
Euro in diesem Jahr steigern (S. 6). Und der
Ludwigshafener IT-Dienstleister Pfalzkom
Manet rüstet sich mit einer Fünf-MillionenEuro-Investion in ein neues Rechenzentrum
für weiteres Wachstum (S. 20).
Ständige Fachausstellung auf
über 1.600 qm
Komplettservice – von der
Projektierung bis zur Übergabe
Partnerschaft mit den Besten
Lösungen, die begeistern
Und natürlich bietet Ihnen auch diese
Econo-Ausgabe wieder zwei Standortporträts. Diesmal haben wir die Städte Weinheim und Lorsch unter die Lupe genommen.
Lesen Sie ab Seite 62, wie Weinheim
durch die Eröffnung des innerstädtischen
Einkaufszentrums „Weinheim-Galerie“ verloren gegangene Kaufkraft zurückgewinnen
will. Ab Seite 84 stellen wir Ihnen dann die
Ried-Gemeinde Lorsch vor. Lesen Sie, weshalb dort innerhalb weniger Jahre die Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik, Alnatura und die Motorenwerke Mannheim neue Logistik- und Verteilzentren eröffnet haben.
Viel Vergnügen beim Lesen wünscht
Ihr Redaktionsteam
Dem Thema „Integration durch Technik“
widmet sich noch ein weiterer Beitrag: Lesen Sie ab Seite 42, wie taube oder blinde
Mitarbeiter dank des richtigen Umfeldes
und der richtigen Technik ihre beruflichen
Herausforderungen meistern.
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Mit dem Thema IT beschäftigt sich auch
ein Beitrag ab Seite 32. Wir haben uns die
ehemaligen EDV-Abteilungen der Konzerne
Bilfinger Berger, BASF und Freudenberg angeschaut und nachgefragt, wie sich die Unternehmen nach ihrer Ausgliederung am
freien Markt behaupten. Ab Seite 38 gehen
wir zudem der Frage nach, wie kleine und
mittlere Firmen vom Outsourcing ihrer IT
profitieren können.
Während die Ausgliederung der IT-Töchter Ergebnis strategischer Planung ist, entwickelt sich manchmal aus einem Unternehmen heraus organisch eine Vielzahl von
Firmen, die um eine ähnliche Dienstleistung
oder ein ähnliches Produkt kreisen. Diesem
Phänomen geht unsere Titelgeschichte „Integration durch Technik“ nach. Der in
Malsch beheimatete Hersteller von Rollstühlen, Sunrise Medical, hat vor Jahrzehnten als Sopur gestartet. Immer wieder haben Vertriebsverantwortliche, Produktionsleiter und Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung das Unternehmen verlassen und eigene Firmen gegründet oder sind bei Mitbewerbern eingestiegen. Und so hat sich im
Laufe der Jahre die Metropolregion RheinNeckar zu einem Zentrum für Rollstuhltechnik entwickelt. Lesen Sie ab Seite 40, wie es
dazu gekommen ist und weshalb Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble zum prominentesten und gleichzeitig merkwürdigsten Kunden eines dieser Unternehmen geworden ist.
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Mai
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6
Wörrstadt. Juwi will weiter
wachsen – trotz Senkung der
Einspeisevergütung
18
Heidelberg. Die Sparkasse
Heidelberg vergibt den
„Gründerpreis Heidelberg“
8
Ludwigshafen. Die Kreissparkasse Rhein-Pfalz baut
ihre Marktposition aus
20
Ludwigshafen/Mutterstadt.
Pfalzkom Manet baut ein
neues Rechenzentrum in
Mutterstadt
10
Mannheim. Die HypoVereinsbank in der Region
kommt gut durch das
Krisenjahr 2009
22
Eberbach. Nach 102 Jahren
zieht der Maschinenbauer
Siebeck um
12
Heidelberg. Die SNP AG will
mit neuer Software ihren
Umsatz verdoppeln
24
Heidelberg. Das Webportal
Zeitgeist-at-work macht
ohne Geschäftsführer
Andreas Loroch weiter
14
Frankenthal. Die KSB AG
will sich „globalisieren“
26
Waldbrunn. Mosca setzt bei
seiner neuen Maschine auf
Pressluft statt Elektronik
16
Mannheim. Bei der g&g
messebau ist vieles neu:
Geschäftsführung, Standort,
Kunden und Ideen
28
Hockenheim. Der
Verpackungshersteller
Weidenhammer zieht Bilanz
Unternehmen & Märkte
32
IT & Software I. Wie sich die
IT- Töchter großer Firmen
am Markt behaupten
38
IT & Software II. Wie kleine
Firmen vom IT-Outsourcing
profitieren
Zielgruppe Behinderte I.
Warum die Region reich ist
an Rollstuhl-Herstellern
▲
▲
62 Standortporträt Weinheim
▲
▲
Management
2
Zielgruppe Behinderte II.
Das richtige Umfeld und die
richtige Technik helfen
Blinden und Tauben im Beruf
46
Zielgruppe Behinderte III.
Das Gleichstellungsgesetz
auf einen Blick
www.de.ey.com/AgendaMittelstand
40
40 Zielgruppe Behinderte
47
48
49
Handwerk. Wie Unternehmer
mit Schulen kooperieren
Berufliche Fortbildung I.
Was die Universitäten und
Fachhochschulen in der
Region Berufstätigen an
Weiterbildung anbieten
Berufliche Fortbildung II.
Weiterbildungsberaterin Dr.
Britta von Bezold erklärt, wie
Arbeitgeber mit attraktiven
Angeboten punkten können
51
Berufliche Fortbildung III.
Zwei Juristen erklären
Rechte und Pflichten
53
Berufliche Fortbildung IV.
Wie sich Weiterbildung in der
Kurzarbeit bewährt hat
56
De Jure. Rechtsanwalt Jan
Morgenstern über Fallstricke
von Web 2.0-Angeboten
Wenn der Wettbewerb Ihrem Erfolg gerade keine Grenzen setzt,
dann sollte es Ihr Firmengebäude erst recht nicht tun. Deshalb ist
bei der Wahl Ihres Industriebau-Partners genau derselbe unternehmerische Weitblick gefragt wie bei Ihren marktstrategischen Entscheidungen. Denn nur ein ganzheitlich denkender, planender und
arbeitender Partner wie FREYLER gibt Ihnen Raum für gezieltes
Wachstum.
* Der Name Ernst & Young bezieht sich auf alle deutschen
Mitgliedsunternehmen von Ernst & Young Global Limited, einer
Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach englischem Recht.
3
61
Impressum
93
Index
94
Menschen
Politik & Gesellschaft
58
62
FREYLER Industriebau GmbH
Editorial
Der Schreibtisch von ...
60
Im Porträt. Michael Schenk
hat schon als Schüler Partys
mit Licht- und Tontechnik
ausgestattet. Heute sorgt er
mit seiner Firma epicto für
bewegende Bilder von Pur,
Papst und SAP
Namen und Nachrichten
67
Weinheim I. Das ShoppingCenter „Weinheim-Galerie“
soll dem Einzelhandel neuen
Schwung geben
Weinheim II. Warum er ein
Gründerzentrum will, erklärt
Oberbürgermeister Heiner
Bernhard im Interview
74
Weinheim III. Freudenberg –
von der Gerberei zum
Weltkonzern
84
Lorsch I. Logistiker streben
ins Gewerbegebiet Daubhart
87
Lorsch II. Wo Tüftler und
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6
Nachrichten
Nachrichten
Erweiterung rechnet sich
Mannheim. Die m:con hat 2009 als
das bisher beste Jahr in der mehr
als 100-jährigen Firmengeschichte
abgeschlossen. Der städtische
Kongressveranstalter und Betreiber des Mannheimer Rosengartens
erzielte einen Umsatz von 20 Millionen Euro (+11 %). Einer der Gründe
ist die Erweiterung des Rosengartens. Mit 28 Großkongressen erwirtschaftete die m:con drei Viertel des
Rosengarten-Gesamtumsatzes.
Kritik übte m:con-Geschäftsführer
Michel Maugé an den Hotelbetreibern. Sie sollten einen stärkeren
Beitrag für das Marketing der Stadt
und der m:con leisten.
VRN-Fahrgastzahlen bleiben stabil
Mannheim. Der Verkehrsverbund
Rhein-Neckar (VRN) hat 2009
314 Millionen Fahrgäste – so viel
wie im Vorjahr – befördert. Die Einnahmen aus den Fahrkartenverkäufen erhöhten sich um 3,4 Prozent auf
insgesamt 250 Millionen Euro. Aufgrund einer leicht gesunkenen
Nachfrage nach Tages-, Wochen-,
und Monatskarten konnte der VRN
die Anfang 2009 umgesetzte Preiserhöhung von 3,9 Prozent nicht vollständig am Markt realisieren.
AVR investiert in neuen Firmensitz
Sinsheim. Die AVR verlegt ihre Zentrale von der Sinsheimer Innenstadt
in das Gewerbegebiet „SinsheimSüd“. Dort baut die Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises für elf Millionen Euro
einen neuen Firmensitz. Zum Jahreswechsel 2011/2012 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Laut Oberbürgermeister Rolf Geinert zeigten
weitere Unternehmen Interesse an
einer Ansiedlung in Sinsheim-Süd.
Juwi spürt Gegenwind
Seit Jahren wächst der Projektentwickler für regenerative
Energieerzeugung zweistellig. Daran solle sich trotz der geplanten
Senkung der Einspeisevergütung für Solarstrom nichts ändern.
Wörrstadt. Ende Februar in Wörrstadt (Kreis Worms-Alzey). Zwischen den Wolken kommt immer
wieder die Sonne durch, der Wind
fegt mit 60 Stundenkilometern über
die Hügel Rheinhessens. „Besser
könnte das Wetter gar nicht sein“,
kommentierte Fred Jung diese
Wetterlage. Denn Fred Jungs Unternehmen verdient mit Wind und
Sonne Geld. Die von ihm und Matthias Willenbacher gegründete Juwi AG ist Projektentwickler von
Windkraft- und Solaranlagen. Mit
60 Prozent entfällt der Großteil des
im vergangenen Jahr erwirtschafteten Umsatzes von 600 Millionen
Euro (+50 Prozent) auf den Solarbereich. Auf Windkraftanlagen entfallen 35 Prozent. Die restlichen fünf
Prozent erzielt Juwi im Geschäft
mit Biogasanlagen. Im Aufbau begriffen sind die Geschäftsfelder
Wasserkraft und Geothermie.
Das Geschäft der Pfälzer ruht auf
drei Pfeilern. Zum einen projektiert
Juwi Anlagen, die erneuerbaren
Strom produzieren. Zum anderen
hat das Unternehmen eine Rei-
econo
3/2010
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7. Mai 2010
stärker und schneller als ursprünglich geplant gesenkt. Und neue
Photovoltaik-Anlagen auf Ackerflächen sollen ab 1. Juli gar nicht
mehr subventioniert. Dagegen laufen Jung und Willenbacher Sturm.
„Die Bundesregierung will die Verbraucher schützen, macht aber genau das Gegenteil, indem sie den
großen Billigmacher im Solarsegment zerstört“, sagt Jung, der sich
auch im Vorstand des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) engagiert.
Jung befürchtet, dass zukünftig
deutlich weniger Freiflächen- und
überhaupt keine Ackerflächenprojekte mehr realisiert werden. „Diese Flächen müssen unbedingt erhalten bleiben, sind sie doch die
günstige Form der Solarstromerzeugung“, so der Unternehmer. Die
Vergütung bei kleinen Dachflächen
dagegen sei um ein Drittel höher
als bei Freiflächen. Und genau dort
würden dann zukünftig mehr Solaranlagen gebaut, da Ackerflächen
nicht mehr lohnend seien. Im Business Case für das laufende Jahr sei
dieser negative Einfluss, dem Un-
MVV
Behörde untersagt Betrieb
Projekt zur Elektromobilität gestartet
Bürstadt. Das Regierungspräsidium
Darmstadt hat es der Energiepark
Bürstadt GmbH untersagt, ihr Speisereste-Biogaskraftwerk weiter zu
betreiben. Von dem Verbot unberührt bleibt die Anlage für nachwachsende Rohstoffe. Nach einem
Bericht des „Südhessen Morgen“
beanstandet die Behörde unter anderem, dass die Vorbehandlung
zum Abtöten von Keimen nicht korrekt funktioniert habe. Zudem sei die
Anlage mittlerweile im Regelbetrieb, wofür keine Genehmigung
vorläge. Geschäftsführer Ralf Weigel wolle den Umbau und die Genehmigung nun in weniger als
sechs Monaten bewerkstelligen.
Mannheim. Die MVV Energie AG,
die m:con und das Bekleidungshaus Engelhorn wollen in einem
Gemeinschaftsprojekt die Elektromobilität in Mannheim fördern. Dazu haben Vertreter der drei Unternehmen die erste öffentliche Ladesäule für Elektroautos in Mannheim
eröffnet. Seither können Besitzer
von Elektrofahrzeugen ihre Autos
auf dem Vorplatz des MVV-Hochhauses am Luisenring aufladen. Im
nächsten Schritt wollen die drei
Partner einen Shuttle-Service mit
Elektrofahrzeugen aufbauen. Ab
Herbst sollen parallel zu wichtigen
Kongressen Elektrofahrzeuge zwischen Hauptbahnhof, Rosengarten
und Innenstadt verkehren. Bis dahin sollen auch zwei weitere Ladesäulen installiert sein – beim Kongresscenter Rosengarten und bei
Engelhorn Sports in der Kunststraße. Die Elektrotankstellen werden
nach Angaben der MVV ausschließlich mit regnerativen Energien betrieben. „Nur die Kombination mit Ökostrom wird der Technologie zum Durchbruch verhelfen“,
sagte der MVV-Vorstand Dr. Georg
Müller bei der Präsentation des
Projekts.
Red
Handel verzeichnet Umsatzrückgang
ABB
Konzern kooperiert mit T-Systems
Mannheim. ABB und T-Systems
wollen gemeinsam Lösungen für intelligente Stromnetze entwickeln.
Das haben beide Unternehmen
Mitte April mitgeteilt. Diese sogenannten „Smart Grids“ sollen es
Verbrauchern ermöglichen, ihren
Stromverbrauch besser zu steuern.
Zudem sind die neuen Netze Voraussetzung für den Ausbau der regenerativen Energien, die aufgrund
der Offshore-Windanlagen auf dem
Meer und der vielen kleinen, dezentralen Erzeuger eine neue Netzarchitektur- und Steuerung erfordern. Diese intelligenten Stromnet-
ze bezeichnete der ABB-Vorstandschef Peter Smits auf der Bilanzpressekonferenz wenige Tage
zuvor als Hoffnung. „Sie sind künftig das A und O, wenn es um höhere
Effizienz geht.“ Das vergangene
Jahr schloss die ABB AG mit einem
Umsatz von 3,18 Milliarden Euro ab
(-14 %). Der Gewinn vor Zinsen und
Steuern (Ebit) reduzierte sich um
42 Prozent auf 217 Millionen Euro.
Eine Prognose für das laufende
Jahr wagte Smits nicht. Im vergangenen Jahr wurden durch „natürliche
Fluktuation“
400
von
11 000 Stellen abgebaut.
MSc
BASF
Umsatz geht um ein Fünftel zurück
SLV bildet mehr als 400 Prüfer aus
Mannheim. Die Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalt
(SLV) hat 2009 ihren Umsatz um ein
Fünftel auf 6,2 Millionen Euro gesteigert. Mehr als eine Million Euro erzielte die SLV mit der Ausbildung
von mehr als 400 Prüfern. Starke
Nachfrage verzeichneten die
Mannheimer bei der klassischen
schweißtechnischen Ausbildung
und bei der Qualifizierung in der zerstörungsfreien Prüfung (ZfP).
he von Joint Ventures mit Stromversorgern gegründet. So haben
Jung und Willenbacher mit den
Pfalzwerken und den Mainzer
Stadtwerken jeweils Töchter gegründet, die Strom aus Windenergie gewinnen. Anfragen von 20
weiteren Stadtwerke lägen vor.
Realisieren wolle Juwi im laufenden Jahr allerdings nur zwei neue
Kooperationen. Das dritte Standbein ist das Dienstleistungsgeschäft für den Betrieb und Unterhalt der Anlagen. So laufen in der
Leitwarte in der Wörrstädter Firmenzentrale die Daten von Anlagen
aus der ganzen Welt auf.
Die Stromerzeugung und das
Dienstleistungsgeschäft stabilisieren das Projektgeschäft, das starken Schwankungen unterworfen
ist. So ist beispielsweise das Geschäft mit Photovoltaikanlagen in
Spanien fast komplett
eingebrochen.
Und
auch in Deutschland
droht Juwi Ungemach. Die
schwarz-gelbe Bundesregierung hat die Einspeisevergütung für erneuerbaren Strom
ternehmen geht nach eigenen Angaben Umsatz im neunstelligen Bereich verloren, schon berücksichtig. Jung geht davon aus, 2010 einen Umsatz von 800 Millionen Euro
zu erwirtschaften. Zum ersten Mal
werde Juwi mehr Erlöse im Ausland als im Inland erzielen. Der
wichtigste Auslandsmarkt sei die
USA. Zur Rendite für das vergangene Geschäftsjahr sagte Jung, sie
läge im „höheren einstelligen Prozentbereich“. Die Mitarbeiterzahl,
im Schnitt erzielt ein Juwi-Angestellter einen Umsatz von einer Million Euro, werde proportional zum
Umsatz um 200 bis 300 auf weltweit
rund 1000 anwachsen.
Mit den vorgestellten Plänen
kommen Jung und Willenbacher ihrem Ziel ein Stück näher, Deutschlands Energieversorgung zu 100
Prozent auf erneuerbare Energien
umzustellen. Wie das gehen soll,
zeigte Willenbacher mit Blick aus
dem Konferenzraum nach draußen.
Dort stehen fünf Windkraft-Anlagen, die Juwi Mitte der 90er Jahre
erbaut hat. Die Geräte mit einer Nabenhöhe von 40 Metern produzieren 300 Megawattstunden Strom im
Jahr. Nur wenige Kilometer entfernt baut Juwi gerade eine 135
Meter hohe Anlage, die jährlich
18 000 Megawatt Strom erzeugen
wird. 10 000 solcher Windräder
würden ausreichen,
um ein Drittel des
Strombedarfs
in
Deutschland zu decken.
Matthias Schmitt
Bild: Juwi
7
Ludwigshafen. Der Umsatz der
BASF ist im vergangenen Jahr um
19 Prozent auf 50,7 Milliarden Euro
eingebrochen. Das Ergebnis vor
Zinsen und Steuern (Ebit) sank um
29 Prozent auf 4,9 Milliarden Euro.
Für das laufendene Geschäftsjahr
ist der Chemiekonzern verhalten
optimistisch. „Es geht langsam
wieder aufwärts“, sagte Jürgen
Hambrecht bei der Präsentation
der Jahresbilanz. Der Vorstandsvorsitzende betonte jedoch, dass
2010 ein Übergangsjahr mit einer
„langsamen und unsteten Erholung“ sei. Aufgrund der fragilen La-
ge führe die BASF ihre Kostensenkungsprogramme fort. Bis zu 1000
Arbeitsplätze sollen bis 2012 entfallen. In Ludwigshafen werde die
Zahl der Stellen aber voraussichtlich stabil bleiben. Weniger Stellen
wird es dagegen beim übernommenen Ciba-Konzern geben. Am
Standort Lampertheim werde die
Zahl von 700 Beschäftigten auf 550
zurückgehen. Allerdings könnten
freie Stellen in Ludwigshafen aus
Lampertheim besetzt werden. Von
den einst weltweit 12 500 Ciba-Arbeitsplätzen werden 3800 wegfallen.
Red
Darmstadt. Bei knapp 60 Prozent der
Einzelhändler in Südhessen sind
seit Oktober 2009 die Umsätze teilweise drastisch zurückgegangen.
Das hat die IHK Darmstadt in einer
Umfrage festgestellt. In Darmstadt
selbst waren sogar knapp drei Viertel betroffen. Als Gründe für den
Umsatzrückgang haben die Einzelhändler vor allem die allgemeine
Wirtschaftslage, die zusätzliche
Konkurrenz durch das Einkaufszentrum Loop 5 in Weiterstadt sowie
Schnee, Eis und Kälte genannt.
Bio-Supermarkt hört auf
Mannheim. Der Bio-Supermarkt im
Mannheimer Stadthaus hat seinen
Betrieb eingestellt. Damit ist das
Bio-Center-Konzept nach weniger
als zwei Jahren beendet. Vorausgegangen waren juristische Auseinandersetzungen zwischen den
Mietern und dem Eigentümer der
Immobilie. Für die Fläche interessiert sich nun Rewe.
Tengelmann verlässt die Region
Rhein-Neckar. Die Handelskette
Tengelmann zieht sich komplett aus
der Rhein-Main-Neckar-Region zurück. Von den 112 Geschäften werde Rewe 65, weitere 20 Läden die
Tegut-Gruppe übernehmen. Einige
Geschäfte seien bereits geschlossen worden, die Zukunft von 30 weiteren Filialen in der Region werde
noch geprüft. Sämtliche rund 1900
Beschäftigten würden übernommen.
3/2010
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7. Mai 2010
econo
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Nachrichten
Nachrichten
Förderung schafft Arbeitsplätze
Mannheim. Im Bezirk der Industrieund Handelskammer (IHK) RheinNeckar sind nach Angaben der LBank Baden-Württemberg im Jahr
2009 insgesamt 625 zinsverbilligte
Darlehens- und Zuschussförderanträge genehmigt worden. Die Gesamtfördersumme betrug über 108
Millionen Euro. Dabei belief sich das
durch die Förderung ausgelöste Investitionsvolumen der regionalen
Wirtschaft auf gut 150 Millionen
Euro. Rund 730 neue Arbeitsplätze
wurden dadurch geschaffen.
Sparkasse steigert Überschuss
Ludwigshafen. Die Sparkasse Vorderpfalz hat ihren Überschuss 2009
deutlich gesteigert. Mit 6,2 Millionen Euro lag dieser 17 Prozent über
dem Vorjahr und erreichte damit einen neuen Rekordwert. An die regionale Wirtschaft wurden Kredite
in Höhe von 72,2 Millionen Euro vergeben. Das sind zwei Prozent mehr.
6.30
7.45
15.30
17.15
Bank vergibt mehr Kredite
Die Kreissparkasse Rhein-Pfalz hat bei fast allen Kennzahlen zugelegt.
Bei der Eigenkapitalquote gibt es allerdings Luft nach oben.
Ludwigshafen. „Wir haben uns gefunden“, witzelten Elke Rottmüller
und Clemens Georg Schnell bei der
Präsentation der Bilanzzahlen der
Kreissparkasse Rhein-Pfalz in Ludwigshafen. Rottmüller, seit März
2009 im Vorstand der Bank, und der
Vorstandsvorsitzende Schnell führen das auf ihre sprachlichen Wurzeln zurück. „Frau Rottmüller deckt
die Westpfalz ab, ich die Vorderpfalz“, sagte Schnell. Die eigentlichen Gründe ihrer guten Laune
präsentierten die beiden Vorstände
dann aber in Zahlen.
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Ludwigshafen bis DannstadtSchauernheim im Westen reicht,
hat im Geschäftsjahr 2009 ihre
Marktposition weiter ausgebaut.
Die Bilanzsumme stieg im vergangenen Jahr von 2,6 auf rund 2,9 Milliarden Euro (+ 9,7 %). Auch das
Jahresergebnis wurde gesteigert,
von im Vorjahr 4 auf nun rund
4,4 Millionen Euro (+10 %).
Als Gründe für das gute Abschneiden nannte Schnell die gute
Kostenstruktur des Instituts, das für
das Kostenmanagement eigens einen internen Berater ausgebildet
habe. Die Bilanzsumme pro Mitarbeiter wuchs von 11,84 Millionen
auf 12,55 Millionen Euro. Die durchschnittliche Summe im Sparkas-
senverband liegt bei 5,86 Millionen
Euro.
Auch das Volumen der Kundeneinlagen und Kreditzusagen ist gestiegen, von 1,5 Milliarden auf
1,8 Milliarden Euro. Die Summe der
von der Kreissparkasse Rhein-Pfalz
gewährten Kredite und Darlehen
betrug Ende des Jahres knapp
1,6 Milliarden Euro. Insgesamt hat
das Institut im vergangenen Jahr
mehr als 200 Millionen Euro an private Kunden, Unternehmen und
Gebietskörperschaften neu zugesagt. Im Kreditgeschäft mit Unternehmen erhöhte sich die Summe
um 51 Millionen Euro.
Auffällig ist allerdings die geringe Eigenkapitalquote der Kreis-
sparkasse. Zwar stieg das bilanzierte Eigenkapital im vergangenen
Jahr von knapp 76 Millionen Euro
auf nun rund 80 Millionen Euro
(+6 %). Doch liegt die Eigenkapitalquote bei vergleichsweise niedrigen 3,71 Prozent. „Der EU-weiten
Neuregelung der Eigenkapitalanforderungen sehen wir allerdings
gelassen entgegen“, sagt Schnell.
„Für unsere Geschäftspolitik sind
wir reichlich mit Eigenkapital ausgestattet.“ So sei die Kreissparkasse beispielsweise eher im risikoarmen Immobiliengeschäft zu Hause
als im Geschäft mit Aktien. Die
Wertpapierumsätze lagen im vergangenen Jahr bei 117,2 Millionen
Euro, und damit leicht unter dem
Vorjahr. Bei Kreditzusagen für den
privaten Wohnungsbau in Höhe
von 104 Millionen Euro lagen die
Ludwigshafener im vergangenen
Jahr indes an der Spitze der rheinland-pfälzischen Sparkassen.
Für das laufende Jahr ist Schnell
ebenfalls positiv gestimmt. „2010
erwarten wir eine ähnliche Entwicklung wie 2009“, sagt er.
KrK
MLP
MANNHEIMER
Erst ab 2011 geht es wieder bergauf
Krankenversicherung
sorgt für deutliches Plus
Wiesloch. Der Finanzdienstleister
MLP hat im Geschäftsjahr 2009 einen Umsatzrückgang um elf Prozent auf 532,1 Millionen Euro verbucht. Ein starkes Schlussquartal
bewahrte das Unternehmen zwar
vor Schlimmerem, dennoch gab es
zweistellige Einbußen bei Provisionserlösen und Betriebsergebnis.
trägen und Finanzdienstleistungen
gingen mit 532 Millionen Euro unter
das Niveau des Jahres 2003 zurück.
Insbesondere im Bereich Private
Altersvorsorge spürte MLP die Zurückhaltung der Kunden, hier gaben die Erlöse ebenso zweistellig
nach wie im Vermögensmanagement.
Negativ ausgewirkt haben sich
nach Angaben von MLP-Chef Uwe
Schroeder-Wildberg insbesondere
die Zurückhaltung der Kunden bei
lang laufenden Verträgen und bei
kapitalmarktnahen Anlagen. Die Erlöse in der Sach- und Krankenversicherung legten hingegen zu.
Dank des im Februar 2009 initiierten
Effizienzprogramms, durch das die
Fixkosten um 28,7 Millionen Euro
gesenkt werden konnten, blieb dem
Unternehmen ein Konzernüberschuss von 24,2 Millionen Euro. Im
Vorjahr waren es 24,6 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr setzte
sich der Abwärtstrend bei MLP allerdings fort.
Auch das Neugeschäft mit Lebensversicherungen und anderen
Altersvorsorgeprodukten blieb mit
einem Minus von 22 Prozent deutlich hinter dem Vorjahr zurück.
Trotzdem zeigt sich die Unternehmensführung angesichts der anhaltenden
schwierigen
Wirtschaftslage mit dem Geschäftsjahr
insgesamt zufrieden.
Die Erlöse aus der Vermittlung
von Versicherungen, Vorsorgever-
Für 2010 rechnet der MLP-Chef
vor allem in den ersten beiden
Quartalen mit einem schwierigen
Marktumfeld. „Es wird erneut ein
Kraftakt für MLP“, sagte er. Erst ab
2011, wenn die Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden sei, werde
das Unternehmen auf den Wachstumspfad zurückkehren.
Red
Mannheim. Der Rückkauf der
Mannheimer Krankenversicherung
von der österreichischen Konzernmutter Uniqa hat der Mannheimer
Versicherungsgruppe im vergangenen Jahr ein deutliches Plus beschert. Die Beitragseinnahmen im
Konzern erhöhten sich dadurch von
300,3 auf 376,2 Millionen Euro. Die
Sparte erzielte zudem mit mehr als
40 Prozent ein deutliches Wachstum im Neugeschäft.
Positiv entwickelte sich auch die
mamax Lebensversicherung: Die
Tochter erwirtschaftete erstmals
einen Jahresüberschuss. Die
Mannheimer Versicherungsgruppe
habe zudem von einer Schadensquote von weniger als 60 Prozent
profitiert – es mussten also nicht
einmal zwei Drittel der Beitragseinnahmen für Schäden ausbezahlt
werden. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen hätten dies nicht
unbedingt erwarten lassen“, sagte
Vorstandschef Helmut Posch. Im
Transportbereich gingen die Einnahmen jedoch um 1,4 Prozent auf
282,5 Millionen Euro zurück. Red
9
INTER
Versicherung rüstet sich mit Sparprogramm für die Zukunft
Mannheim. Die Inter Versicherungsgruppe hat für 2009 ein Plus
zu vermelden: Die Bruttobeiträge
der Kunden lagen nach Angaben
des Unternehmens bei 791,1 Millionen Euro und damit um 0,2 Prozent
über dem Wert des Vorjahrs. Der
Rohüberschuss stieg nach vorläufi-
gen Zahlen um 7,9 Millionen (knapp
13 Prozent) auf 70,5 Millionen Euro.
Schwierig gestaltete sich aber im
Zuge der Gesundheitsreform die
Akquise von Neukunden im Bereich der Krankenversicherungen.
Das Gleiche gilt für das Neukundengeschäft bei den Lebensversi-
cherungen. Mit seinem Sparprogramm „Inter 2010“ sieht sich der
Versicherer auf gutem Weg. Von
den rund 200 Stellen, die bis Ende
2010 wegfallen sollen, sind 2009
knapp 100 gestrichen worden. Betriebsbedingte Kündigungen waren
dafür laut Inter nicht nötig.
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gut verkraftet. Zu diesem Ergebnis
kommt der Arbeitskreis Marktanalysen und Bedarfsprognosen der
Gesellschaft für Immobilienwirtschaftliche Forschung e. V. in seiner
„Büromarkterhebung 2009“. Die
drei Standorte zeichnen sich demnach durch niedrige Leerstandsquoten aus. Während im Schnitt
9,2 Prozent der Flächen keinen Abnehmer fanden, waren es in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen
nur 6,2 Prozent. Heidelberg konnte
zudem den Flächenumsatz steigern.
Sparkasse Bensheim im Aufwind
Bensheim. Die Bilanzsumme der
Sparkasse Bensheim stieg gegenüber dem Vorjahr um 5,2 Prozent auf
1,7 Milliarden Euro. Das Jahresergebnis nach Steuern stieg um
3,1 Prozent auf 4,7 Millionen Euro.
Die Zahl der privaten Girokonten ist
um 4,2 Prozent auf 41 300 angewachsen. Damit ist jeder zweite Einwohner im rund 80 000 Einwohner
zählenden Einzugsgebiet Kunde bei
dem Finanzdienstleister.
Leonardo schreibt Isis GmbH ab
Mannheim. Die Leonardo Venture
GmbH & Co. KGaA schreibt ihre Beteiligung von 49 Prozent an der
Mannheimer Isis optronics GmbH
vollständig ab. Das Gesamtinvestment bei dem Hersteller eines Geräts zur Hautanalyse und Hautkrebserkennung beträgt rund eine
halbe Million Euro. 2009 hatte Leonardo vergeblich versucht, Isis zu
verkaufen. Die Abschreibung ist
nach Angaben des Beteiligungsunternehmens aber nicht gleichzusetzen mit einer Insolvenz von Isis optronics oder deren Liquidation.
„Schwieriges Jahr
mit gutem Ende“
Die HypoVereinsbank ist gut durch 2009
gekommen. Geholfen habe ihr dabei die
Mathias Heinke, Direktor für das
Firmenkundengeschäft.
Bild: ri
üppige Eigenkapitalausstattung.
Mannheim. „Ich hätte nicht gedacht, dass 2009 für uns so gut ausgeht“, sagte HypoVereinsbankChef Theodor Weimer bei der Bilanzpressekonferenz Mitte März in
München. Wenige Tage später präsentierte die Niederlassung RheinNeckar-Pfalz ihr Ergebnis. Und der
Statthalter Weimers in der Region,
Manfred Claus, zog ein ähnliches
Fazit. „Es war ein schwieriges Jahr.
In der Summe ist es aber gut ausgegangen.“ Und auch im Ranking
innerhalb der 45 deutschen Niederlassungen habe das Haus mit
Platz 10 einen erfreulichen Wert erreicht (Vorjahr: Platz 5). Claus, der
für die Privat- und Geschäftskunden verantwortlich ist, war vor allem mit der Nachfrage nach Privatund Immobilienkrediten zufrieden.
Zurückhaltung dagegen hätten die
Selbstständigen und Heilberufler
gezeigt.
Mathias Heinke, der für das Firmenkundengeschäft verantwort-
lich ist – darunter fällt im Gegensatz
zu den Geschäftskunden der größere Mittelstand –, konnte dagegen das Kreditvolumen mit 660 Millionen Euro konstant halten. Der
Kundenstamm sei sogar um fünf
Prozent auf 940 angewachsen. Als
Gründe für diese Entwicklung führte Heinke die hohe Eigenkapitalquote von 18 Prozent ins Feld. „Jede wirtschaftlich sinnvolle Investition wird durch uns begleitet“, so
der Direktor, der vom eigenen Haus
als der „bestkapitalisierten Bank
Europas“ sprach. Doch nicht nur
deshalb hält Heinke die Angst vor
einer Kreditklemme – zumindest für
die eigenen Kunden – für unbegründet. „Von den zur Verfügung
stehenden Kreditlinien wurden im
Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent
weniger in Anspruch genommen.“
Doch das sei in der schwersten
Wirtschaftskrise seit Kriegsende
auch verständlich. Durch den starken Abbau der Lagerbestände ha-
be der Bedarf an Vorfinanzierungen abgenommen.
Neben der guten Kapitalausstattung sei der zur italienischen UniCredit-Gruppe gehörenden Bank
zugute gekommen, dass sie in keine „Fusionswirren“ verstrickt sei.
Für das laufende Jahr sieht der
Banker noch einige Risiken. Vor allem im zweiten Halbjahr rechne er
nochmals mit einem Anstieg der Insolvenzen. Sichere Prognosen der
Wirtschaftsentwicklung seien daher noch nicht möglich.
Stefan Hüttel, der für den Bereich Wealth Management verantwortlich ist, berichtete von „stark
gestiegenem
Beratungsbedarf“
seiner vermögenden Privatkunden.
An deren Zahl habe sich mit 600 Familienverbänden im Vergleich zum
Vorjahr nichts geändert. Liquidität
sei bei dieser Klientel nicht das
Problem, wohl aber die Frage: „Wie
kommen wir durch das Zinstal?“
Angesichts des bei allen Kunden
gestiegenen
Beratungsbedarfs
wird Niederlassungsleiter Claus
froh sein, dass kein weiterer Stellenabbau ins Haus steht. Noch 2009
hatte die HypoVereinsbank RheinNeckar-Pfalz die Stellenanzahl um
15 reduziert. Bundesweit hat das
Kreditinstitut zwischen 2008 und
dem laufenden Jahr 2500 Stellen
gestrichen. Andererseits denkt die
HypoVereinsbank über einen Zukauf nach, im Gespräch ist die
schwedische SEB-Bank. Doch dieses Projekt wollten die in der Region Verantwortlichen nicht kommentieren. Der aus München angereiste Pressesprecher meinte: „Dazu hat Herr Weimer in München
schon alles gesagt.“
Matthias Schmitt
Kunden suchen Stabilität
Darmstadt/Bergstraße. Die Volksbank Darmstadt – Kreis Bergstraße
belegt mit einer Bilanzsumme von
2,13 Milliarden Euro ein Jahr nach
der Fusion Platz 25 der deutschen
Genossenschaftsbanken. Die Kundeneinlagen stiegen um sechs Prozent auf 1,75 Milliarden Euro. Hoch
im Kurs standen dabei sichere Anlageformen. Speziell die kurzfristigen Einlagen legten um knapp 36
Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zu.
Baklan kauft Bismarck-Zentrum
Das Jahr 2009
2,1 Mrd. ¤
(unverändert)
Depotvolumen: 610 Mio. ¤ (+15 %)
Kreditvolumen Privat- und
Geschäftskunden: 1,1 Mrd. ¤ (-7%)
Kreditvolumen Firmenkunden:
660 Mio. ¤ (unverändert)
Privatkunden:
62 000
Geschäftskunden (Selbstständige/
Kleinstunternehmen):
3200
Firmenkunden:
940
Geschäftsvolumen:
Ludwigshafen. Der Mannheimer
Unternehmer Mustafa Baklan hat
mit seinen Brüdern das BismarckZentrum in Ludwigshafen gekauft.
Bis Ende 2010 soll das Ladenzentrum mit 4500 Quadratmetern Verkaufsfläche für mehr als eine Million
Euro saniert werden. Die Unternehmensgruppe von Baklan besteht
aus zwölf Firmen mit 1300 Mitarbeitern. Bekannt ist vor allem die Lebensmittelmarke Baktat.
HEIDELBERGER VOLKSBANK
Firmenkunden sichern sich ihre Liquidität durch Kredite
Heidelberg. Die Heidelberger
Volksbank hat ihr Geschäftsergebnis im Vergleich zum Vorjahr gesteigert. „Wir sind sehr zufrieden
mit der Entwicklung“, sagte Jürgen
Neidinger, der die Bilanzzahlen gemeinsam mit seinem Vorstandskollegen Toralf Weimar präsentierte.
So steigerte die Bank ihre Bilanzsumme im vergangenen Jahr um
rund 44 Millionen auf 990 Millionen
Euro (+ 4,6 %).
Die Kundeneinlagen stiegen von
822 Millionen auf 859 Millionen Euro (+ 4,5 %). Ein Grund für den Anstieg, so Neidinger, sei die Fokussierung auf die persönliche Betreuung in den Filialen. Dreizehn Filialen
betreibt die Bank im Heidelberger
Stadtgebiet, Dossenheim und Eppelheim.
Auch das Volumen der Kundenkredite legte von 508 Millionen auf
558 Millionen Euro zu (+ 9,5 %). Die
Kreditzusagen erhöhten sich von
121 Millionen Euro auf 153 Millionen Euro (+ 26,5 %). „Die Kredite
haben wir ungefähr hälftig an Privatkunden, hälftig an Firmenkunden vergeben“, sagte Weimar.
„Den Mittelstand haben wir trotz
schwacher Konjunktur und gegen
den Markttrend weiter kräftig mit
Krediten versorgt“, sagte Weimar.
Wobei auch die Heidelberger
Volksbank Zulieferer der Heidelberger Druckmaschinen AG als
Kunden habe, die Umsatzeinbußen
von bis zu 70 Prozent zu verkraften
gehabt hätten. „Zur Überbrückung
von Liquiditätsengpässen haben
wir auch neue Kredite vergeben“,
sagte Weimar.
Auf mögliche Fusionspläne mit
anderen Genossenschaftsbanken
im Heidelberger Raum angesprochen, wiesen beide Vorstände darauf hin, dass die Bank mit ihren
derzeit 219 Mitarbeitern alle ihrer
rund 40 000 Kunden bedienen könne. „Größe ist nicht alles“, sagte
Vorstandsmitglied Jürgen Neidinger. Wenn eine Volksbank zu groß
werde, wachse darüber hinaus
auch die Gefahr, dass sie an Identität verliere.
Kristian Klooß
www.msp-walldorf.de
11
Alles
unter
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Nachrichten
Nachrichten
13
Umsatz bleibt auf Vorjahresniveau
HEIDELCEMENT
HORNBACH
CORNELIUS
ZMRN E.V.
Heidelberg. Die Ciber AG hat nach
eigenen Angaben 2009 mit 55 Millionen einen Umsatz auf Vorjahresniveau erzielt. Auch die Ergebnismarge von knapp zehn Prozent entspreche dem Wert aus 2008. Die Heidelberger setzen auf eine Doppelstrategie. Während sich das Kerngeschäft, das SAP-Beratungs- und Implementierungsgeschäft, weiterhin
auf größere Unternehmen konzentriert, fokussiert die Ciber Managed
Services GmbH mit Sitz in Freiburg
den Mittelstand.
Baustoffkonzern schafft neue
Stellen in der Metropolregion
Baumärkte in Westeuropa
steigern ihren Umsatz
Begriff „Pfälzer Leberwurst“
soll geschützt werden
Verein gewinnt 150
neue Mitglieder hinzu
Heidelberg. Die HeidelbergCement
AG will das Technologie-Zentrum in
Leimen ausbauen. Dort dort soll die
Forschung und Entwicklung für den
Konzern weltweit konzentriert werden. Dafür werde das Unternehmen 30 bis 40 hoch qualifizierte Mitarbeiter neu einstellen. Das sagte
der Vorstandsvorsitzende Bernd
Scheifele auf der Bilanzpressekonferenz. Deutschlandweit allerdings
stünden Zementwerke zur Disposition, sofern die Nachfrage nicht anziehe. Mit einer Markterholung
rechnen die Heidelberger frühestens im zweiten Halbjahr. Scheifele
will daher auch 2010 das Sparprogramm, das im Vorjahr 550 Millionen Euro gebracht hat, fortsetzen
und zusätzlich 300 Millionen Euro
einsparen. „Wir machen weiter,
was wir am besten können: Kosten
managen.“
Red
Neustadt. Die Hornbach Holding
AG hat ihren Nettoumsatz im vergangenen Geschäftsjahr (März 09 –
Februar 10) um 3,7 Prozent auf
2,85 Milliarden Euro gesteigert.
Das geht aus den vorläufigen Zahlen hervor, die das im S-Dax notierte Pfälzer Unternehmen veröffentlicht hat. Der größte Teilkonzern
Hornbach-Baumarkt AG hat mit
seinen europaweit 131 Märkten
(+2) einen Nettoumsatz von
2,69 Milliarden Euro erzielt (+3,4%).
Flächenbereinigt stieg der Umsatz
um 0,7 Prozent. Krisenfest erwiesen sich der Heimatmarkt (+2,8 %)
und die Märkte im westeuropäischen Ausland. Der Marktanteil
von Hornbach in Deutschland stieg
so von 8,5 auf 8,7 Prozent. Weniger
günstig verlief die Entwicklung in
Osteuropa. Dort waren die Umsätze
rückläufig.
Red
Hockenheim. Die Cornelius GmbH
hat im vergangenen Jahr 2450 Tonnen Wurstwaren produziert. Damit
erzielte das Familienunternehmen
einen Umsatz von 7,8 Millionen Euro. 70 Prozent der Waren gehen an
den Lebensmitteleinzelhandel und
an Discounter. Inhaber Peter Cornelius plant, den Begriff „Pfälzer
Leberwurst“ zu schützen. Dazu will
der Unternehmer noch in diesem
Jahr einen Antrag beim Deutschen
Patent- und Markenamt in München einreichen. Mit der „geschützten geografischen Angabe“
will Cornelius seine Pfälzer Leberwurst gegen Konkurrenz aus Billiglohnländern schützen. Die Cornelius GmbH zählt bei dieser Wurstspezialität zu den führenden Herstellern. Das 1947 in Mannheim gegründete Unternehmen beschäftigt
33 Mitarbeiter.
Red
Rhein-Neckar. Der Vorstandsvorsitzende des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar (ZMRN)
e.V., Harald Schwager, hat auf der
Mitgliederversammlung in Speyer
ein positives Fazit der letztjährigen
Regionalentwicklung gezogen. Die
Zahl der Vereinsmitglieder und damit der Unterstützer wuchs im vergangenen Jahr von 459 auf 609. Positiv stimme auch das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage.
80 Prozent der Befragten gaben an,
den Begriff „Metropolregion RheinNeckar“ zu kennen. Den Abschluss
der Mitgliederversammlung bildete
die Verleihung des diesjährigen
MRN-Award an Wolfgang Pföhler.
Der heutige Vorstandsvorsitzende
der Rhön-Klinikum AG wirkte von
2000 bis 2006 als Vorsitzender des
Verbandes Region Rhein-Neckar
(VRRN).
Red
Fasihi setzt weniger um
Ludwigshafen. Die Fasihi GmbH hat
im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 2,1 Millionen Euro
erzielt. Das sind im Vergleich zu
2008, dem nach eigenen Angaben
besten Jahr der Unternehmensgeschichte, 5,4 Prozent weniger. Der
IT-Dienstleister nennt die Investitionszurückhaltung seiner Kunden
als Grund für den Umsatzrückgang.
An den derzeit 27 Mitarbeitern, darunter vier Auszubildende, wolle
das Unternehmen gleichwohl festhalten.
BASF IT Services mit neuem Fokus
Ludwigshafen. Die BASF IT Services musste 2009 einen Umsatzrückgang von zwölf Prozent hinnehmen. Der Gesamtumsatz betrug 360
Millionen Euro. 2010 will sich der
Dienstleister verstärkt auf Anwendungsbetreuung und alle Leistungen rund um das SAP-Supply Chain
Management (SCM) konzentrieren.
Das ist eine Logistiklösung, die die
Planung und Steuerung der gesamten Lieferkette abdeckt.
Petra Neureither und Andreas Schneider-Neureither, Vorstände und Hauptaktionäre der Heidelberger SNP AG, wollen mit
der selbst entwickelten Software T-Bone weltweit expandieren.
Bild: SNP
Fleisch an die Knochen
Mit der Software „T-Bone“ will die Heidelberger SNP AG ihren Umsatz
verdoppeln. Das Programm soll SAP-Transformationen erleichtern.
Heidelberg. Insolvenzen, Übernahmen, Restrukturierungen: An den
Folgen der Weltwirtschaftskrise
werden viele Unternehmen noch
eine Weile schwer tragen. Für andere sind sie ein Grund zum Durchstarten. So will die SNP AG ihren
Umsatz in den kommenden fünf
Jahren auf 50 Millionen Euro verdoppeln.
Im vergangenen Jahr kam das
Beratungs- und Softwarehaus auf
20,2 Millionen Euro (-0,5 Mio. ¤).
Wichtigster zukünftiger Wachstumstreiber soll die Software „TBone“ werden, die nach eigenen
Angaben erste und bislang einzige
Standardsoftware für SAP-Transformationen. „Unsere Mission ist,
jede Art von strategischer, technischer und betriebswirtschaftlicher
Transformation zu standardisieren
und schnell, sicher sowie kosteneffizient umzusetzen“, sagte Andreas
Schneider-Neureither bei der Präsentation der Jahresbilanz. Das Potenzial sei groß. So verweist der
Vorstandsvorsitzende auf eine Studie der Unternehmensberatung
Boston Consulting aus dem Jahr
2007. Demnach belaufen sich die
SAP-bezogenen Budgets für Transaktionen in der Unternehmens-IT
auf 30 Milliarden Dollar. Solche
Transaktionen sind beispielsweise
dann nötig, wenn ein Unternehmen
ein anderes akquiriert und an-
Neue Software beflügelt Aktienkurs
Kursentwicklung der SNP AG
EUR
60
Preis für Internet-Vergabeplattform
50
Rhein-Neckar. Die elektronische
Vergabeplattform für die Metropolregion Rhein-Neckar ist beim „Tag
der öffentlichen Auftraggeber“ in
Berlin mit dem Preis „Innovation
schafft Vorsprung“ prämiert worden. Gewürdigt wurde www.auftragsboerse.de für die innovative
und vorbildliche Vorgehensweise
bei der Entwicklung und Einführung
der länderübergreifenden E-Vergabelösung.
40
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
30
20
10
0
Mai ‘09
Quelle: onvista.de
Jul ‘09
Sep ‘09
Nov ‘09
Jan ‘10
Mär ‘10
Grafik: impuls
schließend die IT-Landschaften zusammengeführt werden müssen.
Die Resonanz auf die im November
2009 eingeführte Software T-Bone
sei erfreulich. Zu den Referenzkunden zähle unter anderen ein Discounter und ein Stahlkonzern.
Auf die Turbulenzen bei Mitbewerber SAP angesprochen meint
der Diplom-Physiker nur: „Wir haben uns auch 2009 mit unseren
Kunden beschäftigt – nicht mit uns
selbst.“ Mit der neuen Software
solle sich SNP stärker vom Beratungs- zum Softwarehaus wandeln.
Entfielen im vergangenen Jahr ein
Fünftel der Umsätze auf Software
und Wartung, soll dieser Anteil auf
25 bis 30 Prozent anwachsen. Dazu
suchen die Heidelberger derzeit
weltweit Partner. Infrage kämen
sowohl Systemintegration wie HP
oder T-Systems, aber auch Wirtschaftsprüfer oder Unternehmensberater. Um zu wachsen, seien für
SNP aber auch Übernahmen denkbar, sagt Finanzvorstand Petra
Neureither mit Blick auf die Eigenkapitalquote von 68 Prozent. Die
Ebit-Marge lag bei 23,4 Prozent
nach 21,3 Prozent im Vorjahr.
Die Zahlen des vergangenen
Jahres und die Markteinführung
von T-Bone haben auch die SNPAktie beflügelt (siehe Grafik). Das
dürfte das Vorstands-Duo auch
ganz persönlich freuen: Die beiden
Unternehmensgründer besitzen direkt oder über die SNP Holding
GmbH fast zwei Drittel der Anteile.
Matthias Schmitt
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IT-Kosten senken
Der IT-Dienstleister bebit investiert am Standort Mannheim
in ein neues energieeffizientes Rechenzentrum
U
nternehmen, die den Betrieb ihrer IT an einen externen Partner übergeben, können erhebliche Kosten sparen. Ein weiteres Outsourcing-Motiv sind
die sich verschärfenden Compliance-Anforderungen, also die Integrierung gesetzlicher und vertraglicher Regelungen in die firmeneigene IT. Gerade für mittelständische Unternehmen sind diese häufig nur schwer zu realisieren.
bebit betreibt am Standort Mannheim zwei hochmoderne Rechenzentren für den IT-Betrieb ihrer Kunden.
Sicherheit, Verfügbarkeit und Energieeffizienz stehen dabei an oberster Stelle. Beide Rechenzentren sind über redundante Leitungen zu einem Dual Data Center verbunden. Redundante Klimatisierung und Stromversorgung,
Frühwarnsysteme und Löschanlagen sind weitere Bausteine des Sicherheitskonzeptes. Die Virtualisierung der
IT-Systeme macht es möglich, schnell und flexibel auf die
geschäftlichen Anforderungen der Kunden zu reagieren.
Im April hat bebit ein neues Rechenzentrum aufgrund
von Kapazitätserweiterungen und der gestiegenen Nachfrage nach Outsourcing-Dienstleistungen bezogen. Mit
dem Umzug hat der IT-Dienstleister den Einsatz mo-
Virtualisierung ermöglicht eine bessere Auslastung.
Bild: bebit
dernster energieeffizienter Technologien verknüpft wie
beispielsweise Warm- und Kaltgänge oder indirekte freie
Kühlung.
bebit bietet für den IT-Betrieb unterschiedliche Outsourcing-Möglichkeiten an. Diese reichen vom Komplett-Betrieb der IT bis zur Übernahme einzelner IT-Aufgaben wie z. B. das Management der Server-Netzwerke.
Das Unternehmen
Seit mehr als 15 Jahren betreut die
bebit Informationstechnik GmbH
als mittelständischer IT-Dienstleister Applikationen und IT-Systeme
für große und mittelständische Unternehmen. Zum Portfolio gehören
außerdem SAP Beratung und Services sowie Dienstleistungen für
das Personalmanagement. Zu den
bebit-Kunden in der Metropolregion zählen Bilfinger Berger, RheinNeckar-Verkehr (RNV) und das
Deutsche Rote Kreuz.
Aktuell sind an rund 10 Standorten
mehr als 160 Mitarbeiter beschäftigt. bebit ist ein Unternehmen der
Bilfinger Berger Gruppe. Firmensitz
ist Mannheim.
Kontakt
bebit Informationstechnik GmbH
Dynamostraße 17
68165 Mannheim
Telefon: 0621 4001-2754 / -2263
Telefax: 0621 4001 2080
E-Mail: [email protected]
14
Nachrichten
Nachrichten
von 18 Prozent ermittelt. Dass sich
KSB besser geschlagen habe als
der Wettbewerb, sei der diversifizierten Produkt- und Kundenstruktur zu verdanken. Stabilisierend habe zudem das Projektgeschäft gewirkt. Dazu zählen Pumpen und Armaturen, die auftragsbezogen produziert werden. Vom starken Projektgeschäft haben auch die deutschen Standorte profitiert, die mit
4892 Mitarbeiter 115 mehr beschäftigen als im Vorjahr. Konzernweit
dagegen sank die Zahl von 14 345
auf 14 249.
Aksys stößt Entdröhnung ab
Worms. Der zahlungsunfähige
Wormser Autozulieferer Aksys
trennt sich nach Angaben des zuständigen Insolvenzverwalters zum
1. Mai vom Geschäftsbereich Entdröhnung. Käufer sind das Unternehmen Faist ChemTec und die Beteiligungsgesellschaft Hannover Finanz. Rund 650 Arbeitsplätze und
die Standorte in Worms und Frankfurt sowie Niederlassungen in Polen, Spanien und den USA sollen erhalten bleiben.
Möbelfirma erzielt Rekordumsatz
Bürstadt. „Bürstadt Furniture“ hat
2009 erstmals mehr als 100 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.
Damit hat der Möbelhersteller nach
eigenen Angaben binnen fünf Jahren seinen Umsatz verdoppelt. Das
hat der „Südhessen Morgen“ berichtet. Die 220 Mitarbeiter produzieren für 67 Möbelhäuser, vor allem
für Ikea-Märkte.
Pepperl+Fuchs kauft Siemenssparte
Mannheim. Die Pepperl+Fuchs
GmbH übernimmt von Siemens das
Geschäft mit Näherungsschaltern.
Das hat der „Mannheimer Morgen“
berichtet. Siemens beschäftigte in
dem Bereich zuletzt etwa 150 Mitarbeiter. Mit der Übernahme wolle der
Hersteller von elektronischen Sensoren und Komponenten für die Fertigungsautomatisierung Wettbewerbsfähigkeit und Ertragskraft
ausbauen. 2009 beschäftigte Pepperl+Fuchs weltweit 3750 Mitarbeiter und erzielte einen Umsatz von
300 Millionen Euro.
Kooperation mit GlaxoSmithKline
Heidelberg. Die Cellzome AG baut
ihre Zusammenarbeit mit GlaxoSmithKline aus. Das Biotechunternehmen aus Heidelberg und der britische Pharmakonzern wollen Wirkstoffe gegen Krankheiten des körpereigenen Abwehrsystems entwickeln. Cellzome erhält für seine Forschung eine Vorauszahlung von 33
Millionen Euro. Darüber hinaus gibt
es „Meilensteinzahlungen“ und gestaffelte Lizenzgebühren für jedes
Programm. Diese könnten sich auf
mehr als 475 Millionen Euro belaufen.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Ein KSB-Mitarbeiter montiert eine sogenannte Mantelgehäusepumpe. Solche Pumpen kommen beispielsweise in
Kraftwerken zum Einsatz. Das Geschäft mit Energieerzeugern war 2009 eine der Stützen des Geschäfts.
Bild: KSB
KSB will sich „globalisieren“
Der Frankenthaler Pumpen- und Armaturenhersteller KSB hat 2009
vergleichsweise gut überstanden. Jetzt will sich das Unternehmen vom
internationalen zum globalen Unternehmen entwickeln.
Frankenthal. „Wir stehen an der
Schwelle vom internationalen zum
globalen Unternehmen“, sagte
Wolfgang Schmitt auf der Bilanzpressekonferenz von KSB. Um diesen Schritt nun zu gehen, kündigte
der Vorstandssprecher an, dass
der auf allen Kontinenten vertretene Pumpen- und Armaturenhersteller seine 33 Produktionsstandort
überprüfen werde. Ziel sei eine
„neue Art der Arbeitsteilung“, die
auch zu Produktionsverlagerungen
führen könne. An Standortschließungen sei allerdings nicht gedacht. Dieser verstärkte Leistungsaustausch mache immer dann
Sinn, wenn es um hohe Stückzahlen ginge. Konzentration erlaube in
diesen Fällen, Skaleneffekte zu erzielen. Der High-Engineering-Bereich sei hiervon nicht betroffen.
Damit stehen genau in jenem Bereich Veränderungen an, der 2009
geschwächelt hat. „Das Standardgeschäft war schwierig“, beschrieb Schmitt den Umsatzeinbruch in der Industrie und der Gebäudetechnik, der sich auf rund 100
Millionen Euro belaufen habe.
Deutlich geringer ging der Umsatz
in der Wasserwirtschaft und im
Bergbau zurück. Im Kraftwerksund Abwasserbereich setzte KSB
sogar mehr um. Insgesamt erwirtschafteten die Frankenthaler so einen Umsatz von 1,89 Milliarden Euro, fünf Prozent weniger als im Rekordjahr 2008. Das Konzernergebnis sank von 200 Millionen Euro auf
173 Millionen Euro. Das ist immer
noch das zweitbeste Ergebnis der
hundertvierzigjährigen Unternehmensgeschichte. „Darauf sind wir
stolz“, kommentierte der Vor-
standssprecher. In der letzten Rezession 1994 war das Ergebnis
noch um 80 Prozent eingebrochen.
Auch im Vergleich zum Wettbewerb hat KSB gut abgeschnitten.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer hat für die
Pumpenhersteller einen Umsatzrückgang von 25 Prozent, für die Armaturenhersteller einen Rückgang
Aktie macht Boden gut
Kursentwicklung der KSB AG Vorzugsaktien
700
Für das laufende Jahr ist KSB
vorsichtig. Der Konzern rechnet mit
einem Umsatz auf Vorjahresniveau
und einem geringeren Ergebnis. So
hat sich im ersten Quartal das Standardgeschäft belebt, da es der Industrie wieder besser gehe. Andererseits spürt KSB die Verschiebung von Kraftwerksprojekten, was
das Projektgeschäft in Mitleidenschaft zieht. Unsicherheit rufen zudem die Überkapazitäten hervor.
„Der Preisdruck wird zunehmen“,
sagte Schmitt. Finanziell steht der
Konzern gut da. Um auch in der Krise weitgehend unabhängig von
Banken operieren zu können, hat
KSB im vergangenen Jahr ein
Schuldscheindarlehen von 150 Millionen Euro begeben. Geld, das anschließend wieder angelegt wurde.
Das hat die Bilanzsumme um fast
16 Prozent auf 1,65 Milliarden Euro
ansteigen lassen. Doch gleichzeitig
ist auch die Eigenkapitalquote auf
komfortable 43,8 Prozent gestiegen
(Vorjahr: 42,6 %). Bei den Investitionen wolle KSB im laufenden Jahr
auf die Bremse treten. Haben die
Frankenthaler 2009 noch 85 Millionen Euro investiert, würden es in
diesem Jahr zehn bis zwanzig Prozent weniger.
Matthias Schmitt
PROMINENT
Aufträge schrumpfen um elf Prozent
Heidelberg. Die ProMinent-Gruppe
hat im vergangenen Geschäftsjahr
erstmals einen zweistelligen Umsatzrückgang verkraften müssen.
Die Aufträge des Spezialisten für
Dosiertechnik und Wasseraufbereitung sind um 11,3 Prozent zu-
rückgegangen. Der Außenumsatz
belief sich auf 309 Millionen Euro.
Das Unternehmen teilte mit, dass
der asiatische Markt (-1,2%) weniger stark verloren habe als der europäische (-14,2%) und der lateinamerikanische (-26,6%). Umsatzzu-
wächse verzeichnete ProMinent
indes in Nordamerika (+5%) und auf
den Märkten im Mittleren Osten
und Afrika (+11%). Trotz schlechter
Auftragslage habe es bei der
Stammbelegschaft bisher keine
Entlassungen gegeben.
MSc
Unsere Existenzgründungsberatung.
Gut für neue Geschäftsideen.
Gut für die Region.
Das Jahr 2009 (Vorjahr)
600
1,93 Mrd. ¤
(-11,2%)
Umsatz:
1,89 Mrd. ¤ (-5%)
Ergebnis vor Steuern:
172,8
(200 Mio. ¤)
Umsatzrendite:
9,1% (-0,9PP)
Cashflow:
212 Mio. ¤
(143 Mio. ¤)
Dividende:
12 ¤ (12;50 ¤)
Mitarbeiter im Konzern:
14 249
(14 345)
Mitarbeiter
in Deutschland:
4892 (4777)
Auftragseingang:
500
400
300
200
0
2007
Quelle: onvista.de
2008
2009
2010
Grafik: impuls
15
Sparkasse
Heidelberg
www.sparkasse-heidelberg.de
16
Nachrichten
Nachrichten
Moonlight Tours findet Käufer
Nussloch/Heidelberg. Das insolvente Bus- und Reiseunternehmen
Moonlight Tours aus Nußloch ist
von der Heidelberger Corona Reisen übernommen worden. Für 30
von 50 Beschäftigten geht es unter
dem neuen Eigentümer weiter.
Auch der Linienverkehr, den Moonlight Tours für die Städte Heidelberg
und Mannheim durchführt, werde
fortgesetzt. Das hat Insolvenzverwalter Jürgen Dernbach der
„Rhein-Neckar-Zeitung“ gesagt.
Winzer melden Rekordjahr
Heppenheim. Die Bergsträßer Winzergenossenschaft hat im Geschäftsjahr 2008/2009 mit einem
Nettoumsatz von sechs Millionen
Euro zum siebten Mal in Folge eine
neue Bestmarke erzielt. Während
das Flaschenweingeschäft um
4,1 Prozent zulegte, wuchs der
Mengenabsatz um 2,1 Prozent. Der
Umsatzanteil mit dem Lebensmitteleinzelhandel stieg um 13,8 Prozent
auf 38,2 Prozent vom Gesamtumsatz. Der Erlös im privaten Kundengeschäft ist um 7 Prozent auf 24,7
Prozent gewachsen.
Investor steigt bei Grieshaber ein
Ludwigshafen. Bei der Gebrüder
Grieshaber GmbH und Co. KG können nach Angaben des zuständigen
Insolvenzverwalters durch den Einstieg eines Investors 24 der 37 Arbeitsplätze erhalten werden. Für
13 Beschäftigte der Ludwigshafener Sand- und Kiesbaggerei werde
ein Sozialplan erarbeitet. Die Ludwigshafener Falb GmbH führt die
Geschäfte unter Leitung der bisherigen Geschäftsführer Thomas
Grieshaber und Holger Allert fort.
Kraftwerk für
neue Messe-Ideen
Timo Ditsch und Gerhard Ruh haben die
Firma g&g messebau übernommen – neu sind
Standort, Kunden und Ideen.
Mannheim. Zur Gründerzeit diente
das Backsteingebäude zwischen
Rhenaniastraße und Harpener
Straße in Rheinau als Kraftwerk,
seit Dezember 2009 sprudelt dort
Energie der anderen Art: Das Team
des Messedienstleisters g&g messebau GmbH unter der Ägide der
neuen Geschäftsführer Timo Ditsch
und Gerhard Ruh tüftelt hinter den
industriegeschichtlichen Fassaden
an Lösungen rund um den Messeauftritt. Zu ihrem Angebot gehört
auch die Einlagerung von Standelementen. „Früher waren Büro und
Lager getrennt voneinander in Feudenheim und auf der Friesenheimer
Insel untergebracht“, sagt Timo
Ditsch. An einem gemeinsamen
Standort falle dagegen das tägliche
Handling viel leichter, außerdem
sei die Kommunikation zwischen
den fünf Vollzeit- und rund 30 Teilzeitkräften so wesentlich effektiver.
Ditsch und Ruh hatten in Karlsruhe viele Berufsjahre als Projektleiter Tisch an Tisch bei ein und demselben Messebauer Kunden betreut. Dort reifte auch die Idee, das
Angestelltendasein gegen das Un-
ternehmertum
zu
tauschen.
„Schnell war uns klar, dass der
Aufbau eines ganz neuen Unternehmens nicht zu stemmen ist“,
sagt Gerhard Ruh. Deshalb haben
die beiden auf vorhandene Strukturen und einen gut eingeführten Namen gesetzt. Und die fanden die
Jungunternehmer in Person und
Firma von Nandor Gaus, der gerade
im Begriff war, sich altersbedingt
aus seinem 1994 gegründeten Messebauunternehmen zurückzuziehen. Bis der Verkauf von GmbH-Anteilen ausgehandelt war und sie
das Unternehmen samt Mitarbeitern und Kundenstamm übernehmen konnten, dauerte es dennoch
fast ein ganzes Jahr. Über die Banken zeigen sich die beiden enttäuscht: „Niemand hat sich für uns
als künftige Unternehmensnachfolger interessiert.“ Nach zäher Überzeugungsarbeit und dank ihres
Konzeptes sei es ihnen dennoch
gelungen, das nötige Startkapital
und Fördermittel aufzutreiben.
Jetzt blicken sie auf ein nach eigenen Angaben breit aufgestelltes
Kunden-Portfolio, das eine gewisse
Baukonzern tritt Desertec-Initiative bei
Heidelberg/Ludwigshafen. Das
Ludwigshafener Alfa-Romeo-Autohaus Unold übernimmt das insolvente Alfa-Romeo-Autohaus Windisch aus Heidelberg. Nach Angaben des zuständigen Insolvenzverwalters werden alle Windisch-Mitarbeiter bei Unold eingestellt. Unold
habe mit der Alfa-Mutter Fiat einen
neuen Vertragshändlervertrag, einen Vertragswerkstättenvertrag
und mit der Fiat-Bank einen Finanzierungsvertrag abgeschlossen.
Mannheim. Bilfinger Berger hat auf
der Hauptversammlung Mitte April
in Mannheim die Geschäftsprognose für das laufende Jahr bestätigt.
Der Bau- und Dienstleistungskonzern hat in den Wochen davor eine
Reihe neuer Abschlüsse vermeldet.
So hat das Unternehmen unter anderem mit BP und anderen Öl- und
Gaskonzernen Rahmenverträge für
Industriedienstleistungen an vier
Standorten in Großbritannien ab-
3/2010
•
7. Mai 2010
Krisenfestigkeit garantiere: „Vom
Wursthersteller bis zum SoftwareEntwickler“ sei alles dabei, so der
gelernte
Schauwerbegestalter
Gerhard Ruh. In der mehr als 1000
Quadratmeter großen, kirchenschiffähnlichen Lagerhalle stapeln
sich Standelemente mit SüdzuckerLogo, warten mit Messemöbeln be-
ladene Paletten auf den Einsatz
beim Kardiologenkongress im
Mannheimer Rosengarten. Als
nächster Groß-Event steht dann die
Hauptversammlung des Bauunternehmens Bilfinger Berger an, das
unter dem gleichen Dach noch ein
Ingenieurbüro betreibt. Insgesamt
addieren sich die Messe-Aktivitä-
ten derzeit auf rund 150 bis 200 Projekte im Jahr. Kleine Firmen mit
schmalem Werbebudget, die sich
auf einem Sechs-QuadratmeterStand präsentieren, zählen genauso zur Kundschaft der Mannheimer
Firma wie Konzerne mit einem
Messeauftritt auf 4500 Quadratmetern.
OEG und MVV Verkehr verschmelzen
Mannheim. Die beiden Verkehrsgesellschaften MVV OEG AG und MVV
Verkehr AG fusionieren. Das beschlossen die Hauptversammlungen der beiden Gesellschaften, die
hundertprozentige Töchter der
Stadt Mannheim sind. Durch die
Verschmelzung soll der MVV-Konzern Kosten einsparen. Für die Fahrgäste und das Liniennetz ändere
sich durch die neue Struktur nichts.
Nolte-Möbel will Standort sichern
Germersheim. Der südpfälzische
Möbelhersteller Nolte-Möbel entwickelt sich nach eigenen Angaben
besser als die Branche, verzeichnet
aber im Vergleich zu 2008 einen Umsatzrückgang. Derzeit wird über die
Verlängerung des Standortsicherungsvertrags verhandelt. Außerdem will das Unternehmen seine
Marktposition im Ausland ausbauen und weitere Länder erschließen.
Zurzeit wird in Saudi-Arabien ein
Nolte-Studio eröffnet.
WFB berät arbeitslose Gründer
Bergstraße. Die Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB) berät
und betreut jetzt auch Bezieher von
Arbeitslosengeld I, die sich selbstständig machen wollen. Erfüllen die
Gründer die Kriterien, spricht die
WFB eine Empfehlung an die Agentur für Arbeit aus. Sie stellt die
Grundlage zur Bewilligung des Antrags auf Gründungszuschuss dar.
Im Kreis Bergstraße holen sich pro
Monat bis zu 30 Bezieher von Arbeitslosengeld I diese Empfehlung.
BILFINGER
Unold übernimmt Windisch
econo
Gerhard Ruh und Timo Ditsch führen das von Nandor Gaus gegründete
Unternehmen g&g messebau weiter.
Bild: Rinderspacher
Während die „alte“ g&g messebau Stände ausschließlich nach
System gebaut hat, sind die neuen
Geschäftsführer gleichzeitig auch
im konventionellen Messebau zu
Hause. „Wir zielen auf eine ganzheitliche Messeabwicklung ab –
von der Planung über Design und
Technik bis zur Betreuung vor Ort“,
sagt Timo Ditsch, der nach einer
Kaufmanns- und Tischlerlehre
auch Holzbetriebswirtschaft studiert hat. Messebau sei immer
auch ein Saisongeschäft, deshalb
arbeitet das Unternehmen je nach
Bedarf mit Spezialisten aus einem
Pool von freien Mitarbeitern und
anderen Dienstleistern zusammen.
Die Wiederverwendbarkeit des
Materials sowie das Thema Nachhaltigkeit stehe bei den Kunden
hoch im Kurs, auch sei je nach
Branche ein Trend zur immer kurzfristigeren Planung erkennbar. Im
Rhein-Neckar-Dreieck
sehen
Ditsch und Ruh weiterhin großes
Potenzial: „Kunden aus der Region“ und „Aussteller, die sich hier in
der Region auf einer Messe präsentieren“ sind ihre Zielgruppe. Die
Zeichen für die geschäftliche Entwicklung stehen gut, denn „unser
jährliches Umsatzziel haben wir
schon im März erreicht“, so Timo
Ditsch. Und so könnte die Ein-Millionen-Euro-Marke früher als erhofft geknackt werden; genug Platz
für neue Köpfe und neue Energie ist
in den Räumlichkeiten des alten
Kraftwerks reichlich vorhanden:
„Die Optionen für weiteres Wachstum haben wir praktisch schon mitgemietet.“
Diane Keller
geschlossen. Die Verträge mit einer Laufzeit von fünf Jahren belaufen sich auf ein Gesamtvolumen
von rund 230 Millionen Euro. BASF
und RWE haben Aufträge im Gesamtwert von 90 Millionen Euro
vergeben. Zudem hat der Konzern
mitgeteilt, dass er der Desertec-Initiative beigetreten ist. Auch hier erkenne Bilfinger Potenzial für weiteres Servicegeschäft „Wir sehen
Desertec als wichtigen Beitrag zur
Sicherstellung einer nachhaltigen
Energieversorgung und als große
Chance für unser Unternehmen“,
sagte Technikvorstand Hans Helmut Schetter. Im Zusammenhang
mit den Baupfusch-Vorwürfen ist
der Konzern nun in die Offensive
gegangen. Auf der Hauptversammlung verwahrte sich der Vorstandsvorsitzende Herbert Bodner gegen
„Schuldzuweisungen auf unklarer
Faktenlage“.
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Nachrichten
GE Jenbacher zieht um
DESIGNZENTRUM RHEIN-NECKAR
Mannheim/Frankenthal. Die GE
Jenbacher GmbH & Co. OHG siedelt
im Juli von Mannheim nach Frankenthal über. Das hat der „Mannheimer Morgen“ berichtet. Reinhold
Götz, Erster Bevollmächtigter der IG
Metall, äußerte gegenüber der Tageszeitung die Vermutung, dass das
Unternehmen dadurch Personalkosten einsparen wolle. In Rheinland-Pfalz gelten niedrigere Tariflöhne als in Baden-Württemberg.
Jenbacher baut Gasmotoren zur
Energieerzeugung und beschäftigt
120 Mitarbeiter.
Vereinigung entwirft sich neu
Ja zur Stadthallen-Erweiterung
Heidelberg. Der Gemeinderat der
Stadt Heidelberg hat die Erweiterung der Stadthalle beschlossen.
Realisieren solle das Projekt das
Münchner Architekturbüro Karl &
Probst. Geplant ist, durch die Vergrößerung der Halle Kongresse
mittlerer Größe mit bis zu 1200 Teilnehmern stattfinden zu lassen. Dadurch könnten künftig zudem Kongresse und Kulturveranstaltungen
parallel stattfinden.
Vögele-Tarifparteien einigen sich
Mannheim. Für die rund 800 Mitarbeiter des Herstellers von Straßenfertigern, Vögele, die im Sommer
von Mannheim nach Ludwigshafen
umziehen, ist eine tarifliche Einigung gefunden. Das teilte die IG Metall Mannheim mit. Die Vereinbarung sieht vor, dass der in BadenWürttemberg geltende Metall-Tarifvertrag für die betroffenen Mitarbeiter weiter gilt.
Peter Stöckel und Dr. Olaf K. Hahn (3. u. 4. v. l.) sind die Gewinner des „Gründerpreises Heidelberg 2010. Als erster
gratulierte der Schirmherr des Wettbewerbs, Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner (r.). Sparkassen-Vorstand
Helmut Schleweis (2. v. l.) überreichte anschließend einen Scheck über 4000 Euro. Econo-Redakteur Matthias Schmitt
überbrachte als Medienpartner einen Gutschein über 4000 Euro Media- und Agenturleistungen.
Bild: Sparkasse
Bank ehrt Existenzgründer
Die Sparkasse Heidelberg hat zum zweiten Mal den „Gründerpreis
Heidelberg“ für herausragende Geschäftsideen vergeben.
Heidelberg. „Wir haben Benzin im
Blut.“ Das sagte Dr. Olaf K. Hahn
vor der zehnköpfigen Jury des
Gründerpreises Heidelberg 2010.
Hahn präsentierte mit seinem
„Sandkastenfreund“ Peter Stöckel
die gemeinsam auf die Beine gestellte Existenzgründung. Die beiden haben mit großem finanziellen
Einsatz im vergangenen Jahr die
Sobek Motorsporttechnik GmbH &
Co. KG von Gründer Bernd Sobek
übernommen. Jetzt wollen Hahn
und Stöckel durchstarten, einen internationalen Vertrieb aufbauen,
die Produktpalette für die Kunden
im Motorsport erweitern und zudem die Produkte auch in anderen
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Branchen wie der Medizintechnik
anbieten. Für dieses Konzept, ihr
Engagement und ihre Begeisterung
haben die beiden Entrepreneure
den diesjährigen Gründerpreis Heidelberg erhalten. Die Sparkasse
Heidelberg als Ausrichter des
Gründerpreises überreichte den
Unternehmern 4000 Euro als Preisgeld. Vom Medienpartner Econo
Rhein-Neckar bekamen die beiden
zudem Media- und Agenturleistungen im Wert von 4000 Euro. Das
Wirtschaftsmagazin für die Metropolregion Rhein-Neckar wird die
beiden Gewinner und die Zweitund Drittplatzierten in den folgenden Ausgaben ausführlich vorstellen.
Auf den zweiten Platz wählten
die Juroren André Kossmann. Der
ehemalige Leistungs-Marathonläufer hat eine eigene Laufbekleidungskollektion unter der Marke
Kossmann auf die Beine gestellt.
Platz drei belegte die RT Consulting
GmbH. Dahinter stehen die beiden
Gesellschafter Gerd Arne Theobald
und Frank Riester. Ihr Unternehmen
bietet die Planung und Durchführung von Untersuchungen sowie
die Erstellung von Gutachten im
Bereich der Geotechnik, der Umwelttechnik und der Hydrologie.
Hafa.Binovate UG (haftungsbeschränkt) kam auf Platz vier. Die
Gründer Olaf Buchal, Dr. Andreas
Haffner, Roland Fath und Sascha
Pfister haben sich als Beratungshaus für die Business-IntelligenceSoftware QlikTech selbstständig
gemacht.
Die für den Gründerpreis nominierten Unternehmen sind vier von
insgesamt 513 Gründern, die sich
im vergangenen Jahr an die Sparkasse gewandt haben. 107 der Anfragen wurden aufgrund der vorgelegten Geschäftspläne positiv bewertet. Mit einem Finanzierungsvolumen von insgesamt 6,7 Millionen
Euro wurden damit nach Angaben
der Sparkasse rund 120 neue Arbeitsplätze geschaffen.
„Unsere Existenzgründer haben
Mut, kreative Ideen und glauben an
ihre Zukunft“, sagte SparkassenVorstand Helmut Schleweis bei der
Übergabe der Preise. „Das haben
wir schon immer unterstützt.“ Daher sei es für die nach eigenen Angaben größte Mittelstandsbank der
Region selbstverständlich, den
Gründerpreis nach der erstmaligen
Auslobung im vergangenen Jahr
2010 wieder zu vergeben. Heidelbergs Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner sagte: „Die Schirmherrschaft über einen solchen
Preis zu übernehmen macht mir besonders viel Freude. Denn hier treffe ich Leute, die etwas bewegen
wollen, spüre deren Lust an der Arbeit und am Willen zum Erfolg.“ Red
Rhein-Neckar. Die Rhein-NeckarRegion wächst zusammen. Dass
dies ist nicht nur frommer Wunsch
ist, bewies jüngst das Designzentrum Ludwigshafen e. V. Die Mitte
April tagende Mitgliedversammlung hat beschlossen, das „Ludwigshafen“ aus dem Namen zu
streichen und sich stattdessen
„Rhein-Neckar“ zu nennen. Zudem
hat das Designzentrum sein Büro
im Ludwigshafener Ernst-BlochZentrum geräumt und ist in den
Mannheimer Musikpark gezogen.
„Damit sind wir jetzt im Zentrum der
Metropolregion Rhein-Neckar präsent“, sagt Stephan Ehringer. Der
Vorsitzende des fünfköpfigen Vorstandes hat mit seinen Kollegen
mehr als ein halbes Jahr den Umzug und die Umfirmierung vorbereitet. Denn die äußerlichen Veränderungen sollen auch mit einer inhaltlichen Neuausrichtung einher ge-
hen. „Wir möchten noch stärker als
bisher Designer und ihre Kunden
zusammenbringen“, sagt der 52Jährige. Dazu gehöre auch eine
ständige Präsenz und Erreichbarkeit für die 70 Mitglieder und Interessenten. Die Räume dafür sind
schon bezogen. Die Stadt Mannheim stellt dem Designzentrum im
Musikpark einen Arbeitsraum für
Besprechungen und Veranstaltungsflächen zur Verfügung. In Kooperation mit Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen lotet der
Vorstand derzeit die Möglichkeit
aus, einen Mitarbeiter einzustellen,
der als eine Art „Clustermanager“
helfen soll, die Kreativen in der Region stärker zu vernetzen. „Bei der
Stadt Mannheim haben wir mit unserem Anliegen offene Türen eingerannt“, sagt der Vorsitzende, der
im Hauptberuf an der Dualen Hochschule in Mannheim Digitale Medien unterrichtet.
MSc
Perfekte
Messeauftritte
Beratung . Planung
Konzeption . Gestaltung
Ausführung
© imageart
18
KONJUNKTUR
Unternehmen hoffen auf Erholung
Rhein-Neckar. Auch in der Metropolregion Rhein-Neckar hat die Finanzkrise der vergangenen zwei
Jahre Spuren hinterlassen und die
Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Das geht aus dem gemeinsamen Konjunkturbericht der Industrie- und Handelskammern Darmstadt, Pfalz, Rheinhessen und
Rhein-Neckar hervor.
Nach ersten Anzeichen einer
Belebung im zweiten Halbjahr 2009
bleibt allerdings zu Jahresbeginn
2010 offen, ob hierdurch der Weg
für einen selbsttragenden Aufschwung geebnet ist. Die Kammern
befürchten insbesondere wachsende Arbeitslosenzahlen und damit nachlassenden Konsum. Dennoch lässt vor allem die Erwartung
steigender Auslandsnachfrage die
Unternehmen auf eine nachhaltige
Erholung hoffen.
Die Wirtschaft in der Metropolregion beurteilt branchenübergreifend die Geschäftslage zum Jahresbeginn überwiegend befriedigend (53 Prozent); die Beurteilung
fällt aber schwächer aus als vor ei-
nem Jahr. Vom Abwärtstrend sind
alle Wirtschaftszweige betroffen,
einzig das Dienstleistungsgewerbe
bewertet die Situation nach wie vor
überdurchschnittlich. Insgesamt
erwarten aber deutlich mehr Unternehmen als bisher eine Besserung
der Lage in den kommenden zwölf
Monaten.
Dabei zeigt sich die Industrie optimistischer als der Handel. Mit
steigendem Exportgeschäft rechnen 39 Prozent der Industriebetriebe, mit einem Nachlassen der Auslandsnachfrage rechnen insgesamt nur noch elf Prozent. Die Investitionsneigung ist nach wie vor
gering, hat sich bei den befragten
Betrieben von 17 Prozent in 2009
auf aktuell 22 Prozent erhöht.
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt ist nahezu unverändert.
14 Prozent aller Befragten erwägen Neueinstellungen, 56 Prozent
werden ihren Personalstand auf
heutigem Niveau halten (2009:
51 %), drei von zehn Betrieben
(2009: 35 %) werden Arbeitsplätze
abbauen.
tor
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20
Nachrichten
entdecker lieben bekanntes
Kinder sind geborene Entdecker. „Jugend forscht“ unterstützen wir
deshalb schon seit mehr als 40 Jahren und erfinden unser Angebot
für die Region immer wieder neu: von den Mitmachlaboren über
Online-Spiele bis hin zu Schulmaterialien. Wenn wir jungen Forschern
Raum für Ideen geben, dann ist das Chemie, die verbindet. Von BASF.
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Neues Lager für Deere & Company
Mannheim. Deere & Company und
Wincanton weiten ihre Zusammenarbeit aus. Neben den RoRo-Verkehren ab Mannheim nach Rotterdam und Antwerpen will der Logistikdienstleister ab Mai ein Teile- und
Komponentenlager für die Traktorenproduktion in Mannheim betreiben. In dem über 10 000 Quadratmeter großen Lager können durch das
Deere-SAP-System die Lagerbestände in Echtzeit eingesehen werden,haben die Unternehmen mitgeteilt. Auch die Bestellungen für die
Produktion werden so gesteuert.
Bei Abruf werden die Teile und Komponenten von Wincanton sequenziell an die Produktion geliefert.
Phoenix wird nicht verkauft
Mannheim. Die Merckle-Gruppe
hat den Generikahersteller Ratiopharm für 3,6 Milliarden Euro inklusive Schulden an das israelische
Unternehmen Teva Pharmaceutical
verkauft. Die Merckle-Gruppe setzt
den Erlös zur Schuldentilgung ein.
Verkaufspläne für den Pharmagroßhersteller Phoenix und den 25Prozent-Anteil an HeidelbergCement sind damit vom Tisch. Teva will
nach eigenen Angaben Ulm als
Deutschlandzentrale nutzen. Arbeitsplätze seien laut Teva-Chef
Shlomo Yanai nicht gefährdet.
Sineg verhandelt mit Investoren
Sinsheim. Die Sineg GmbH & Co. KG
ist zahlungsunfähig. Der Elektrogroßhandel ist über Insolvenzverwalter Dr. Mark Schüssler mit Investoren im Gespräch. Man müsse
jedoch mit einem geringfügigen Abbau von Arbeitsplätzen rechnen.
Grund für die Insolvenz seien nicht
nur die Wirtschafts- und Finanzkrise, sondern auch die stagnierende
Entwicklung in der Baubranche und
die Konkurrenz größerer Unternehmen.
Epta vergrößert Marktanteil
Mannheim. Der Kühlmöbelhersteller Epta steigerte seinen deutschen
Marktanteil in 2009 um drei Prozent.
Das Unternehmen erwirtschaftete
einen Umsatz in Höhe von 80 Millionen Euro. Die Epta Deutschland
GmbH gehört zum italienischen
Epta-Konzern mit Sitz in Mailand.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Animation des neuen Rechenzentrums, das das IT-Unternehmen Pfalzkom Manet derzeit baut.
Bild: Pfalzkom Manet
Pfalzkom Manet baut aus
Das Ludwigshafener Telekommunikationsunternehmen Pfalzkom Manet
hat in Mutterstadt den Grundstein für ein neues Rechenzentrum gelegt.
Ludwigshafen/Mutterstadt. „Vor
zwei Jahren haben wir darüber
nachgedacht, über den Bau nachzudenken“, sagte Jürgen Beyer,
technischer Geschäftsführer der
Pfalzkom Manet, Ende März zur feierlichen Grundsteinlegung für das
„Datacenter Rhein-Neckar“. Kurz
zuvor hatten Beyer und die Projektpartner den mit Münzen, Bauplänen, einer Tagesausgabe der
Rheinpfalz, einer CD und einem
USB-Stick gefüllten Stein hinter
dem Mörtel der Wand des neuen
Rechenzentrums
verschwinden
lassen. „Wir bauen hier eines der
modernsten
Rechenzentren
Deutschlands“, sagte Beyer.
Zwei Rechenzentren betreibt die
Pfalzkom Manet bislang in Mannheim. Das jetzt im Bau befindliche
Rechenzentrum wird nach der Fertigstellung eine FLäche von 1450
Quadratmeter einnehmen. Zweimal
420 Quadratmetern davon dienen
später als Stellplatz für insgesamt
340 Server-Schränke, sogenannte
Racks.
Den Bau des neuen Rechenzentrums lässt sich die Pfalzkom-Tochter einiges kosten. Fünf Millionen
Euro investiert das Unternehmen in
den ersten Bauabschnitt, in Rohbau, Technik, Löschanlagen, Klimaund Stromversorgung. Die Fertigstellung ist für den 1. September
dieses Jahres geplant. In einem
zweiten Bauabschnitt, der sich in
anderthalb bis zwei Jahren anschließen soll, werden später weitere 2,5 Millionen Euro investiert.
„Mit der Realisierung dieser Millioneninvestition und dem Einsatz
energiesparender Technologien
können wir neue Standards hinsichtlich der Hochverfügbarkeit
und Ausfallsicherheit von Rechenzentren bei minimaler Umweltbelastung setzen“, sagte der kaufmännische Geschäftsführer der
Pfalzkom Manet, Uwe Burré und
machte gleich eine Rechnung auf:
„Ich habe mal ausgerechnet, was
wir gegenüber einem herkömmlichen Rechenzentrum einsparen.“
So spare das Datacenter den CO²Ausstoß von 775 Mittelklassewa-
gen mit einer Fahrleistung von je
20 000 Kilometern ein. Der Standort
Mutterstadt biete darüber hinaus
einen Versorgungsvorteil, den nur
wenige Anbieter von Rechenzentren offerieren könnten. „Die Energieeinspeisung über zwei verschiedene Spannungsebenen direkt aus
dem Pfalzwerke-Umspannwerk.“
Letzteres steht nur einen Steinwurf
entfernt vom derzeitigen Rohbau.
So nutzt der Anbieter von Infrastruktur für IT-Dienstleister und
Systemhäuser die Nähe zur Konzernmutter. Geschlossen wird dieser Verbund durch die Konzernschwester Prego Services. Der ITDienstleister wird künftig einer der
Mieter im neuen Rechenzentrum
sein.
Mit dem Bau beauftragt wurde
im Übrigen die in Betzdorf bei Siegen ansässige proRZ Rechenzentrums GmbH. Das Unternehmen hat
sich auf die Generalunternehmerschaft von Rechenzentren und Serverräumen spezialisiert. Derzeit
baut es auch ein Rechenzentrum
für die Universität Heidelberg. KrK
SAP
Angelika Dammann übernimmt Vorstands-Ressort
Walldorf. Der Softwarekonzern
SAP bekommt mit Angelika Dammann wieder einen Personal-Vorstand. Die 50-Jährige war vorher
unter anderem bei Shell und Unilever tätig. Diese Funktion war nach
dem Ausscheiden von Claus E.
Heinrich im April 2008 nicht mehr
besetzt worden. Das Ressort hatten
seither andere Vorstandsmitglieder
zusätzlich inne. Doch nach dem
überraschenden Ausscheiden des
Vorstandsvorsitzenden Léo Apotheker hatten sich dessen Nachfolger Bill McDermott und Jim Hagemann entschieden, dass es wieder
ein Vorstandsressort ausschließlich für die Beschäftigten geben
solle. Auch an anderer Stelle haben
die beiden neuen Vorstandssprecher den Kurs ihres Vorgängers
korrigiert. Im Zuge einer Umstrukturierung wird die standortübergreifende Entwicklung der Produkte wird aufgegeben. Stattdessen
gilt künftig der Grundsatz „Ein Produkt – ein Standort“.
Red
22
Nachrichten
Nachrichten
PWC eröffnet Niederlassung
Mannheim. Mit der Eröffnung einer
neuen Niederlassung in Mannheim
baut die Wirtschaftsprüfungs- und
Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) ihr Engagement in der Rhein-Neckar-Region
aus. Bereits seit dem 1. Februar ist
PwC mit rund 50 Mitarbeitern vor
Ort. Vor allem das Mittelstandsgeschäft soll im neuen Mannheimer
Büro ausgebaut werden.
Firmen sichern sich Nachwuchs
Ludwigshafen. Pfälzer Unternehmer versuchen auch in der Krise, ihren Nachwuchs zu halten. Das geht
aus der Ausbildungsumfrage 2010
der Industrie- und Handelskammer
(IHK) für die Pfalz hervor. Trotz Wirtschaftskrise wollen 86 Prozent der
befragten 120 Unternehmen an ihrem bisherigen Ausbildungsengagement festhalten oder es sogar
aufstocken. 56 Prozent der Befragten planen die feste Übernahme aller Auszubildenden, die 2010 ihre
Ausbildung beenden. Damit wollen
die Unternehmen gut ausgebildete
Fachkräfte für das eigene Unternehmen sichern.
Die Wirtschaftsregion stärken
Bergstraße. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein
Main Neckar und die Wirtschaftsförderung Bergstraße GmbH (WFB)
haben eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, um das „Automotive Cluster Rhein Main Neckar“
zu fördern. Die Initiative will alle relevanten Akteure aus der Wirtschaftsregion Bergstraße stärker
vernetzen und den Bekanntheitsgrad der Region als AutomotiveStandort steigern.
Pfälzer gründen Genossenschaft
Landau. Die VR Bank Südpfalz, die
VR Bank Südliche Weinstraße, die
Pfalzwerke und Energie Südwest
haben die VR Energiegenossenschaft Südpfalz eG gegründet. Ziel
ist, die Kräfte von Bürgern, Unternehmen und sonstigen Institutionen
zu bündeln. Den Mitgliedern soll
zum Beispiel geholfen werden, in
regenerative Energien zu investieren. Als erstes ist nach Angaben der
Genossenschaft der Bau von Photovoltaikanlagen geplant.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Siebeck zieht um
Motis baut neuen Firmensitz
Die Firma Siebeck baut Verpackungsmaschinen
Die Motis GmbH will in die Serienproduktion von Antrieben für Sitz- und
für die Fleischindustrie. Nach 102 Jahren hat
Liegemöbel einsteigen. Dafür investierte die Firma fünf Millionen Euro.
sie sich einen neuen Standort gesucht.
Grünsfeld/Köngishofen. Die Motis
GmbH aus Lauda-Königshofen
zieht in den Industriepark ob der
Tauber (IpoT). Der Hersteller von
Antrieben für Sitz- und Liegemöbeln investiert dort fünf Millionen
Euro in seinen neuen Firmensitz.
Umzug und Neubau sind notwendig
geworden, nachdem das 2007 gegründete Unternehmen nun mit der
Serienproduktion der selbst entwickelten Antriebe beginnen will. Neben Büroflächen und der Fertigungshalle baut Motis im IpoT auch
ein Lager. Die Nutzfläche wird insgesamt 6000 Quadratmeter umfassen.
Der Industriepark ob der Tauber
ist ein interkommunales Gewerbegebiet der Gemeinden Grünsfeld
Eberbach. Das seit mehr als hundert Jahren in Eberbach ansässige
Maschinenbauunternehmen Siebeck hat seinen alten Standort in
der Güterbahnhofstraße aufgegeben. Im April zog der auf den Bau
von Verpackungsanlagen spezialisierte, 18 Mitarbeiter zählende Betrieb in die am Ortsrand gelegene
Friedrichsdorfer Landstraße um.
„Es war lange geplant, dass wir
selber neu bauen“, sagt Geschäftsführer Nico Siebeck. „Doch dann
kam das Jahr 2009.“ Der Umsatz,
der seit Jahren im niedrigen einstelligen Millionenbereich liege, sei
um rund 25 Prozent eingebrochen.
„Das Projekt Neubau haben wir
dann auf Eis gelegt“, sagt Siebeck.
Zwei Mitarbeiter habe er entlassen
müssen, Kurzarbeit eingeführt. Am
Ende sei zumindest eine schwarze
Null herausgekommen.
Anlass, jetzt doch umzuziehen,
war die Insolvenz der Eberbacher
Druckerei Krauth, deren Räume die
Siebeck GmbH künftig nutzt. „Der
Preis stimmte“, sagt Siebeck. Darüber hinaus seien die Produktionsund Büroflächen nicht mehr wie
bislang auf zwei Stockwerke verteilt, sondern in einem Geschoss
untergebracht. Zudem könne das
Unternehmen am neuen Standort
erstmals ein zentrales Warenlager
einrichten.
Mit dem bisherigen Standort ist
eine lange und wechselvolle Unternehmensgeschichte verbunden.
1907 erwarb der Seilermeister Otto
Siebeck aus Wangen im Allgäu das
bahnhofsnahe Grundstück der damals stillgelegten Rosshaarspinnerei Sigmund und Maaß. Der Unternehmer stellte fortan Seilerwaren
für die Landwirtschaft her, darunter
Garbenbänder, Zugstränge und
Viehstricke. 1910 kaufte er eine
Dampfmaschine und begann industriell zu fertigen. Die Eberbacher
Dampf- und Seilerwarenfabrik, die
später auch Verpackungskordeln,
Schuhe mit geflochtenen Jutesohlen und seit 1927 in der Schuhfabrik
Otto Siebeck auch KamelhaarHausschuhe herstellte, beschäftigte in den zwanziger Jahren bereits
120 Mitarbeiter, nach dem Krieg
waren es bis zu 300. Damals war
das Unternehmen größte Arbeitgeber Eberbachs. Nach dem Wegfall
der deutschen Ostgebiete nach
dem Zweiten Weltkrieg brach jedoch der Absatzmarkt für Erntebindegarne ein. Darüber hinaus führte
wenige Jahre später die Einfuhr
von Schuhen aus Niedriglohnländern nach Deutschland zu einem
Niedergang der Schuhfabrikation.
Das Ergebnis: 1956 stellte das Unternehmen den Spinnereibetrieb
ein, 1968 die Schuhproduktion.
Seitdem wurde das Gebäude der
ehemaligen Schuhfabrik an verschiedene Verbrauchermärkte vermietet.
Das Unternehmen Siebeck
machte danach einen weiteren
Wandel durch. Anfang der siebziger Jahre präsentierte der Betrieb
seine erste, selbstentwickelte Verschnürmaschine: die „Siebeck Jet
2000“ zur Herstellung von Verpackungskordeln. So wurde Siebeck
zum Maschinenbauunternehmen,
seit Mitte der neunziger Jahre mit
einer Spezialisierung auf die Nahrungsmittelindustrie. Heute hat
sich das Unternehmen fast vollständig auf die Fleischindustrie
spezialisiert.
Seit 2007 wird das Unternehmen
in vierter Generation vom 37-jährigen Nico Siebeck geführt. Wie sein
Großvater und sein Vater war auch
er schon als Junge ständig im Unternehmen unterwegs. „Ich habe
sämtliche Ferienjobs gemacht“,
sagt er. Vom Zusägen und Feilen bis
zur Einführung der ersten Compu-
Der 37-jährige Nico Siebeck führt in
vierter Generation den
Verpackungsmaschinenhersteller
Siebeck in Eberbach.
Bild: Klooß
ter. Ein alter, weißer „Apple 2 C“ mit
kleinem Bildschirm, der auf einem
Regal ein paar Meter entfernt vom
Schreibtisch des Unternehmers
steht, erinnert noch heute an diese
Zeit. „Am Anfang hieß es in der
Buchhaltung immer, weg von den
großen Computern. Zum Schluss
hat man mich dann gerufen, wenn
mal wieder etwas nicht funktioniert
hat“, erinnert sich Siebeck und
lacht. Ab 1994 studierte er schließlich Wirtschaftsinformatik in München. 2007 folgte er seinem Vater
als Geschäftsführer - allerdings nur
in Teilzeit. Denn hauptberuflich ist
er Manager beim Automobilhersteller Audi. „Für das Familienunternehmen opfere ich mein Wochenende und die Abende. Und
wenn es ganz extrem wird, dann
nehme ich mir bei Audi mal einen
Tag Urlaub“, sagt er. Dies sei nur
deshalb möglich, weil sein Vater
und der langjährige Vertriebschef
des Unternehmens ihn unterstützen und beraten.
Die Umsiedlung bringt indes
nicht nur für das Unternehmen Siebeck Veränderungen mit sich.
Denn die Stadt Eberbach plant, das
rund 5300 Quadratmeter große
Grundstück, auf dem die Firmengebäude und die alte Familienvilla der
Siebecks stehen, zu sanieren. Ein
Altenheim wird bereits gebaut.
Auch Wohnungen sollen entstehen. Darüber hinaus will die Stadt
auf dem Gelände Kleingewerbe ansiedeln.
Kristian Klooß
und Lauda-Königshafen, das seit
Mitte der 1990er Jahre vermarktet
wird. Beim Spatenstich Anfang
März bezeichnete der Grünsfelder
Bürgermeister Alfred Beetz den
Verkauf der 2,5 Hektar an Motis als
„dicken Fisch“. „Das ist in diesem
Jahr bereits die vierte Ansiedlung
in diesem Bereich.“
Vom Entschluss der Firma, einen
neuen Firmensitz zu bauen, bis zum
Spatenstich im IpoT sind nach Angaben von Motis-Geschäftsführer
Jörg Henle acht Monate vergangen. „Als positiver Nebeneffekt
kommt natürlich noch die Schaffung weiterer Arbeitsplätze hinzu,
die diesen Standort zusätzlich stärken“, sagte Henle.
Motis wolle die Zahl seiner Mitarbeiter bereits im Juli um 20 bis 30
neue Mitarbeiter aufstocken. Der
Einzug in die neuen Gebäude solle
dann Ende September erfolgen.
Gesellschafterin der Motis GmbH
ist die Schweizer de Werth Group
AG. Deren Vertreter, Mehdi Mostowfi, erinnerte beim Spatenstich
daran, weshalb für den Sitz der vor
vier Jahren neu gegründeten Motis
Lauda-Köngishofen gewählt worden sei. Die Schweizer hätten sich
erhofft, in der Region Tauberfranken „hoch talentiertes und qualifiziertes Personal begeistern und gewinnen zu können“. Diese Erwartungen hätten sich in den vergangenen Jahren voll erfüllt.
Red
23
Volksbank meldet Rekordjahr
Hohenlohe. Die Volksbank Hohenlohe hat das vergangene Jahr mit
dem besten Ergebnis ihrer bisherigen Geschichte abgeschlossen. So
ist die Bilanzsumme um 3,6 Prozent,
der Gewinn vor Steuern um 55 Prozent und die Kundeneinlagen um
12,6 Prozent gewachsen. Die Zahl
der Mitglieder habe sich gar verfünffacht. An Firmenkunden habe
die Volksbank Kredite im Umfang
von 208 Millionen Euro ausgegeben
(+ 30 Mio. €).
Weberei baut Logistikzentrum
Külsheim. Die Weberei Pahl GmbH
investiert am Firmensitz in Külsheim
2,2 Millionen Euro in ein neues Logistikzentrum. Eingelagert werden
sollen in dem 4600 Quadratmeter
großen Gebäude vor allem vorgefertigte Produkte und Stoffe wie
Bett-, Tisch- und Frottierwäsche.
Die Firma mit 43 Mitarbeitern produziert Textilien für Privat- und gewerbliche Kunden.
24
Messen & Kongresse
Nachrichten
„Wirtschaft trifft Verwaltung“
Kabel BW baut Breitbandnetz aus
Zeitgeist-Chef
verlässt das Team
Auf einem Kongress diskutieren Vertreter aus Unternehmen und der
Politik, wie der elektronische Austausch verbessert werden kann.
Andreas Loroch ist aus der Geschäftsführung des Internetportals
Zeitgeist-at-work ausgeschieden. Er wollte den angeblich geplanten
Weggang des Unternehmens aus der Region nicht mitmachen.
Bild: Zeitgeist-at-work
Heidelberg. Kabel BW hat im vergangenen Geschäftsjahr die Zahl
seiner Breitbandkunden um 37 Prozent auf mehr als eine halbe Million
gesteigert. Mittlerweile nutzen 23
Prozent der 2,3 Millionen TV-Bestandskunden die Internet- und Telefondienste des Kabelnetzbetreibers. Bis Mai solle der Ausbau des
gesamten Netzes auf 100 Megabit
pro Sekunde abgeschlossen sein.
Das teilte Harald Rösch, Vorsitzender der Geschäftsführung, bei Vorlage der Zahlen für 2009 mit.
jobmorgen.de feiert Einjähriges
Mannheim. Die Mediengruppe Dr.
Haas („Mannheimer Morgen“, Econo Rhein-Neckar) hat eine positive
Bilanz des im März 2009 gestarteten
regionalen Stellenportals jobmorgen.de gezogen. Aktuell bietet das
Internetangebot 15 000 Stellen, ein
gegenüber dem Vorjahr leicht höherer Wert. Für den Monat Februar
gibt die Mediengruppe die Zahl der
Besucher mit 84 000 an, die 960 000
einzelne Seiten angeklickt haben.
Phorms gibt Grundschulpläne auf
Heidelberg. Die Phorms-Gruppe
aus Berlin hat ihre Pläne aufgegeben, in Heidelberg eine zweisprachige Grundschule zu errichten. Gescheitert ist das Projekt des Berliner
Privatschulenbetreibers an den zu
geringen Anmeldezahlen. Nach einem Bericht der Rhein-Neckar-Zeitung hätten trotz intensiven Werbens nur 15 Anmeldungen vorgelegen. Notwendig seien aber mindestens 22 Schüler. Davon unberührt
bleibt das Engagement von Phorms
bei der International School Heidelberg, die die TransPhorms AG Ende
2008 übernommen hat.
Zwei Echos gehen nach Mannheim
Mannheim. Das von der Famefabrik
Medienagentur unter Regie von Mikis Fontagnier produzierte Musikvideo „Hey du“ für den Künstler Sido
hat in der Kategorie „Bestes Video
National“ einen Echo gewonnen.
Die 2007 gegründete Famefabrik hat
bisher über 100 Musikvideos mit
Künstlern aus unterschiedlichen
Genres realisiert. In der Sparte
Rock/Pop-Künstler national gewann Sänger Xavier Naidoo.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Heidelberg. Andreas Loroch (Bild)
hat sein Amt als Geschäftsführer
der Zeitgeist-at-work GmbH niedergelegt. Sein Nachfolger ist Gerhard Stutz. Das hat das Unternehmen am 10. März schriftlich mitgeteilt.
Zeitgeist-at-work ist ein Internetportal für die Vermittlung von ITExperten und Ingenieuren. Bekannt
geworden ist es unter anderem als
Sponsor der Rhein-Neckar-Arena
in Sinsheim. Dort wurde im Mai
2009 die Website auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Andreas Loroch teilte auf Nachfrage als Gründe für sein plötzliches Ausscheiden mit, dass er
„strukturelle Veränderungen“ nicht
mittragen wollte, die auch die
Standortfrage beträfen. Die Zeitgeist-at-work AG hat ihren Sitz in
Zürich. Die operative Einheit jedoch
ist bislang die in Heidelberg ansässige Zeitgeist-at-work GmbH. Nach
mehr als drei Jahren erfolgreicher
Arbeit in der Unternehmensgruppe
wolle Loroch nun neuen Herausforderungen nachgehen. „Hierbei bin
ich allerdings in der Metropolregion verwurzelt und möchte hier
auch gerne bleiben.“
Der neue Zeitgeist-at-work-Geschäftsführer Gerhard Stutz wollte
räumliche oder personelle Veränderungen für die 38 Mitarbeiter
(Stand Mai 2008) nicht bestätigen.
Schriftlich teilte er Econo mit: „Nur
der Wandel ist beständig. Bei einem Konstrukt wie Zeitgeist-atwork ist es ja fast gleichgültig, wo
das Rad gedreht wird.“ Zurzeit sei
die Operative in Heidelberg und das
Unternehmen sehe jetzt keinen
Grund, den Standort zu ändern.
Unklar ist, ob bei der Trennung
auch Differenzen über die Entwicklung des Portals eine Rolle gespielt
haben. Im Gespräch mit Econo zum
Launch des Portals vor einem Jahr
sagte der damalige Geschäftsführer Loroch den Break-even für das
erste Quartal 2010 voraus. Stutz auf
dieses Ziel angesprochen antwortete: „Wenn wir dem ursprünglichen Pfad gefolgt wären, hätte das
bedeutet, dass wir jetzt eine
schwarze Null schreiben könnten.
Aber weil sich das Produkt sehr dynamisch weiterentwickelt hat –
und das mit Einsatz von Manpower
– werden wir noch weiter investieren und höhere Anlaufkosten akzeptieren.“ Mittlerweile haben die
Heidelberger noch die Portale Berater.de und freelancer1.de zugekauft. Die müssten noch integriert
werden, so Stutz. „Aber das Produkt hat so viel Potenzial, dass wir
uns nicht mit einem vorgezogenen
Break-even-Statement behindern
sollten.“
Beim Start des Projekts hatte Loroch, der zuvor beim Heidelberger
Personaldienstleister Reutax beschäftigt war, jede Nähe zu seinem
vorherigen Arbeitgeber bestritten
und von einer „Ausgründung im
Frieden“ gesprochen. Mittlerweile
dagegen firmiert Zeitgeist-at-work
offiziell als dritte Säule der Reutax Gruppe, die Mitte vergangenen
Jahres eine Umstrukturierung erfahren hat. Die beiden anderen
Säulen sind die Reutax AG, die vor
allem freiberufliche IT-, Engineering-, Finance- und Accounting-Experten vermittelt. Die zweite bildet
die Lenroxx GmbH, die sich auf das
systemgestützte Management von
Experten spezialisiert hat. Zeit-
geist-at-work könnte so als Internetkonkurrenz zur „Offline-Dienstleistung“ der Reutax AG verstanden werden.
Loroch sieht diese Gefahr nicht:
„Das Reutax-Kerngeschäft und
Zeitgeist-at-work vertragen sich,
da der Markt nach wie vor schnell
wachsend ist, denn die Bedeutung
von Projektarbeit im IT- und Engineering-Bereich wird weiterhin zunehmen“. Hinzu komme eine Kundengruppe, die bisher wenig auf
externe Unterstützung in der Projektarbeit gesetzt hat: der Mittelstand. „Die Gefahr einer Kannibalisierung besteht also nicht“, so Lorochs Fazit. Stutz antwortet ähnlich: „Wenn sich die Dienstleistungen eines Tages verschränken,
werden wir nichts dagegen unternehmen. Aber das ist der Kunde,
der den Prozess steuert, nicht wir.“
Das Unternehmen biete als Dienstleister ein passgenau geschneidertes Leistungskonstrukt – „gleichgültig ob on- oder offline“. Stutz,
der das Amt als Zeitgeist-at-workGeschäftsführer derzeit noch kommissarisch ausübt, ist zudem Direktor bei der Reuxtax AG.
Andreas Loroch schaut sich derzeit nach neuen Tätigkeitsfeldern
um. Zukünftig wolle er Unternehmen dabei beraten, ihre Geschäftsmodelle im Hinblick auf kommende
Trends zu innovieren, teilt er mit.
„Mein Vorteil dabei ist, dass ich einerseits aus der Old Economy komme und mich andererseits in der
New Economy gut auskenne“, sagte der gebürtige Mörlenbacher.
Das Internet beispielsweise werde
künftig noch stärker die Unternehmen herausfordern, als es heute
schon der Fall ist. Matthias Schmitt
Rhein-Neckar. Mit elektronischer
Unterstützung die Zusammenarbeit
von Verwaltungen und Unternehmen optimieren und durch automatisierte Abläufe lästige Bürokratie
zurückschrauben – dieses Ziel hat
sich das Modellvorhaben „Kooperatives E-Government in föderalen
Strukturen“ der Metropolregion
Rhein-Neckar (MRN) auf die Fahnen geschrieben. Wie das genau
funktioniert, soll bei der 5. Regionalkonferenz „Wirtschaft trifft Verwaltung“ am 17. Juni von 9.30 bis
14 Uhr in der Dualen Hochschule
Baden-Württemberg in Mannheim
vorgestellt werden.
Mit Vertretern aus Wirtschaft
und Verwaltung sollen die geplanten Schritte zum E-Government diskutiert werden. Die beiden Thementreiber aus dem Vorstand des
Vereins Zukunft Metropolregion
Rhein-Neckar, SAP-Vorstandsmitglied Dr. Werner Brandt und Mannheims Oberbürgermeister Dr. Peter
Kurz, geben zu Beginn der Konferenz einen thematischen Überblick.
Im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion statt, an der neben Martin Schallbruch, IT-Direktor des
Dr. Werner Brandt,
SAP-Vorstandsmitglied.
Bild: SAP
Bundes, auch Vertreter der drei
Länder und der Metropolregion
Rhein-Neckar teilnehmen. Sie greifen Aspekte des Modellvorhabens
auf und beleuchten sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Auf
dem „Projektmarktplatz“ können
sich die Teilnehmer an Infoständen
über die einzelnen Themen informieren und Anregungen und Erfahrungen zur weiteren Umsetzung
geben. Die Teilnahme an der Konferenz ist kostenlos.
Hintergrund des Modellvorhabens ist, dass die Metropolregion
Ich geh’
gerne ins Büro
Rhein-Neckar sich zum Ziel gesetzt
hat, bis 2025 als eine der attraktivsten und wettbewerbsfähigsten Regionen bekannt und anerkannt zu
sein. Eine moderne und leistungsstarke Verwaltung als wichtiger
Standortfaktor ist nach Aussage
der Verantwortlichen zentraler
Punkt dieser Strategie. Deshalb
sollen auch die Verwaltungsabläufe und -strukturen den gegenwärtigen und zukünftigen Anforderungen angepasst und weiter optimiert
werden.
Die bessere Zusammenarbeit
zwischen Behörden und Unternehmen und der Einsatz moderner Informations- und Kommunikationstechnologien tragen dazu bei, dass
zum Beispiel Verwaltungsabläufe
effizienter gestaltet oder der Zugang zur öffentlichen Verwaltung
vereinheitlich werden und somit
sowohl Unternehmen als auch Verwaltungen selbst Kosten und Zeit
einsparen können.
tor
Internet
www.wirtschaft-trifftverwaltung.de
25
Startschuss für BASF-Firmencup
Hockenheim. Am 30. Juni bleiben
die Motoren auf der Grand-PrixStrecke in Hockenheim aus. Zum
achten Mal treten Mitarbeiter aus
Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar beim BASF-Firmencup in den Disziplinen Laufen
und Inline-Skaten an. Neu in diesem
Jahr: der Laufcup für Mitarbeiterkinder. Anmeldungen sind bis zum
12. Mai möglich.
■ www.firmencup.de
6. Mannheimer Insolvenzrechts-Tag
Mannheim. Der 6. Mannheimer Insolvenzrechtstag findet am 18. Juni
von 9.30 bis 18 Uhr im Mannheimer
Schloss statt. Zum Themenschwerpunkt: „Sanierung und Restrukturierung“ referieren namhafte Experten aus der Universität, der Richterschaft und der Anwaltspraxis. Im
Anschluss an die Referate besteht
Gelegenheit zur Diskussion. Anmeldungen sind bis 28. Mai möglich.
■ www.zis.uni-mannheim.de
Multimedia-Experten tagen
Ludwigshafen. Die Stadt Ludwigshafen wird erstmals den Multimediakongress der Landesregierung
Rheinland-Pfalz ausrichten. Zu der
Veranstaltung am 2. September
werden 350 Branchenexperten aus
Wirtschaft, Wissenschaft, Politik
und Verwaltung im Wilhelm-HackMuseum erwartet.
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26
Nachrichten
Autohaus Keller ist insolvent
Mannheim. Die Autohaus Keller
GmbH und Co. KG ist insolvent. Das
teilte die vorläufige Insolvenzverwalterin Sandra Wirtz mit. Der Geschäftsbetrieb und die Werkstatt
sollen jedoch aufrechterhalten
werden. Das Unternehmen vertreibt
seit 50 Jahren Modelle der Marke
Volkswagen und führt eine Vertragswerkstatt. Es erwirtschaftet
einen jährlichn Umsatz von 3,5 Millionen Euro Umsatz und beschäftigt
25 Mitarbeiter.
Suzuki weitet Kooperation aus
Bensheim. Suzuki bietet seine Finanzdienstleistungen künftig aus
einer Hand an. Ab Anfang 2011 wird
der Kleinwagen- und Allradspezialist auch in den Geschäftsfeldern
Absatzfinanzierung und Händlereinkaufsfinanzierung mit der CreditPlus Bank AG zusammenarbeiten.
Das Stuttgarter Geldinstitut ist bereits seit 1993 Partner der Motorradsparte. Suzuki steuert von Bensheim aus die bundesweiten Aktivitäten der Geschäftsbereiche Automobile, Motorrad und Marine.
Gerichtsverfahren ruht vorerst
Mannheim. Das Verfahren um die
Überwachung eines Betriebsrates
durch Privatdetektive im Auftrag
der Firma Kartoffel Kuhn ruht. Die
Parteien wollen versuchen, die Sache einvernehmlich beizulegen. Die
Firma verdächtigt den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden,
im Lebensmittelgeschäft eines Verwandten gearbeitet zu haben, während er krankgeschrieben war.
Thomas Nikolaus, Gesundheitspionier
Maschinenbauer
verzichtet auf Luft
Die Mosca AG hat eine ihrer VerpackungsMaschinen weiterentwickelt. Die Anlage wird
nun voll-elektrisch betrieben statt mit Pressluft.
Waldbrunn. Der Verpackungsmaschinenbauer Mosca hat eine
neue, vollautomatische Umreifungsmaschine am Markt eingeführt. Die „UATRI-2“, die speziell für
die Umschnürung von Verpackungen aus Wellpappe entwickelt wurde, wird seit kurzem in Serie produziert. Sie ist die Nachfolgerin der
UATRI-1, wobei das „U“ für Umreifungsmaschine, „ATR“ für Ausrichtstation und das „I“ für Inline,
also in Richtung zur Welle, steht.
Die neue Maschine unterscheidet sich zum Vorgängermodell vor
allem darin, dass sie voll-elektrisch
arbeitet. Die Vorgängerin funktionierte hingegen noch luftgesteuert,
also pneumatisch. „Wir gehen den
Weg hin zur voll-elektrischen Ausstattung, um uns auf diesem Feld
eine Alleinstellung zu verschaffen“,
sagt Timo Mosca, Vorstandsvorsitzender der Maschinenfabrik Gerd
Mosca AG. Denn durch diese Technik würden beispielsweise Kosten
für Pressluft und Wartungskosten
gespart.
Die Entwicklung auf dem Gebiet
der Gleitstromtechnik treibt das
Unternehmen schon seit Anfang
der neunziger Jahre voran, auch
mit Partnern wie den Industrieunternehmen ebm-pabst aus Mulfingen oder SEW-Eurodrive aus
Bruchsal. Zu den ersten Käufern
der neuen Maschine, die, je nach
Konfiguration, rund sechzig bis
siebzig Tausend Euro kostet, gehört
zum Beispiel der Zellulose- und Papierprodukthersteller SCA. „Wir
haben mit diesem Maschinentyp
einen Marktanteil von etwa sechzig
Prozent. Entsprechend wichtig ist
das Produkt für uns“, sagt Mosca.
Sechzig bis siebzig dieser Anlagen
wolle er „in guten Jahren“ jährlich
verkaufen.
Alles andere als gut verlief hingegen das von der Wirtschaftskrise
geprägte Jahr 2009. Die Mosca AG
erlitt einen Umsatzeinbruch von
rund 39 Prozent. Kurzarbeit, Insourcing und Entlassungen waren die
Folge. Im Stammwerk setzte das
Unternehmen im vergangenen Jahr
rund 51 Millionen Euro um. In der
Die „UATRI-2“ umschnürt
Verpackungen aus Wellpappe.
Bild: Mosca
Gruppe waren es weltweit rund 90
Millionen. Wobei Wellpappen, Kartonagen und Logistik, also die Umreifung von Verpackungen vom
Hamsterstreu bis zum Fenster, rund
40 Prozent des Gesamtumsatzes
ausmachten. Den Großteil des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen hingegen in der Druckund Zeitungsindustrie. Kunden sind
unter anderem die „Augsburger
Allgemeine Zeitung“, das „MainEcho“, die „Heilbronner Stimme“
und der „Mannheimer Morgen“.
Gegründet wurde das Unternehmen 1966 in der Nähe von Wuppertal durch Timo Moscas Vater Gerd.
1969 siedelte das Unternehmen
nach Zwingenberg um. Seit 1983
hat Mosca seinen Firmensitz in
Waldbrunn. Dort begann das Unternehmen, das seit 2002 als Familien-AG firmiert, mit 120 Beschäftigten. Heute sind rund 530 Mitarbeiter in Waldbrunn beschäftigt. Gut
800 sind es inklusive der dreizehn
Produktions-, Vertriebs- und Servicestandorte weltweit.
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Er erkennt, was bei
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auf die Bedürfnisse von Patienten abzustimmen.
HEIDELBERGER DRUCKMASCHINEN
Anlagenbauer sucht neuen Partner
Heidelberg. Die Heidelberger
Druckmaschinen AG ist auf der Suche nach einem Partner für den Digitaldruck. Der Vorstandsvorsitzende Bernhard Schreier sagte gegenüber dem „Handelsblatt“, diesem
wolle das Unternehmen Zugang
zum Kunden, zur Logistik und zum
Serviceteam eröffnen. 2004 war
das Unternehmen nach hohen Anfangsverlusten aus dem Digitaldruck ausgestiegen, ohne den heu-
te kaum eine Druckerei auskommt.
Der Marktanteil des Digitaldrucks
liegt bei rund 15 Prozent. Abgeschlossen ist mittlerweile die Neustrukturierung des Unternehmens
in die Geschäftsbereiche „Heidelberg Equipment“, „Heidelberg Services“ und „Heidelberg Financial
Services“. „Dadurch werden wir
unsere Kunden weltweit schneller
und zielgerichteter bedienen können“, sagte Schreier.
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Nachrichten
Rhein-Chemie will wieder wachsen
Mannheim. Die Rhein Chemie Gruppe hat 2009 einen Umsatzeinbruch
von 20 Prozent auf 226 Millionen
Euro erlitten. Gründe hierfür seien
die Weltwirtschaftskrise und Probleme bei den Kunden aus der Automobilindustrie. Die 100-prozentige Tochter von Lanxess machte zum
Ergebnis keine Angaben. Verluste
habe es aber nicht gegeben. Im laufenden Jahr will das Mannheimer
Unternehmen wieder wachsen. Die
weltweite Erholung der Märkte, getrieben von Asien, spiegele sich in
den Umsätzen des ersten Quartals
wider. In allen Regionen liegen die
Umsätze nach Angaben des Unternehmens deutlich über dem Vorjahr.
Gumasol findet Kauf-Interessenten
Germersheim. Die insolvente Gumasol-Werke Dr. Mayer GmbH & Co
KG soll verkauft werden. Insolvenzverwalter Martin Wiedemann hat
mitgeteilt, dass zehn Investoren an
dem Hersteller von Gummiteilen Interesse zeigten. Nach Abschluss
des Kaufvertrags sollen die 110 Beschäftigten in eine Transfergesellschaft überführt werden. Das Unternehmen war zahlungsunfähig
geworden, nachdem der Umsatz
2009 auf 18 Millionen Euro eingebrochen war (Vorjahr: 33 Mio. €). Für
das laufende Jahr rechnet Wiedemann mit einem Umsatz von rund
21 Millionen Euro.
Mercedes-Benz beendet Kurzarbeit
Mannheim/Wörth. Steigende
Nachfrage nach Mercedes BenzLastwagen haben dazu geführt,
dass Daimler die Kurzarbeit am
Standort Wörth früher als geplant
Ende Mai einstellen wird. In Wörth
sucht das Unternehmen laut einer
Mitteilung sogar 300 Ferienkräfte
für die Sommermonate. Entwarnung gibt es auch für den Standort
Mannheim. Hier soll die Kurzarbeit
wie im Juni auslaufen. Die ursprünglichen Planungen hatten
Kurzarbeit bis Ende des Jahres vorgesehen. „Durch das Instrument
der Kurzarbeit konnten wir Entlassungen vermeiden“, sagte DaimlerVorstand Andreas Renschler, der
für die Lkw- und Bus-Sparte verantwortlich ist. Besonders gut entwickele sich die Nachfrage nach Lkws
in Europa, der Türkei und in Brasilien.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Pull-Deckel soll Umsatz pushen
Der Verpackungshersteller Weidenhammer rechnet im laufenden Jahr
mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau. Gleichzeitig will die Firma mit
viel Geld ihre „Technologieführerschaft“ stärken.
Hockenheim. Sportbegeisterte auf
der ganzen Welt fiebern dem 11.
Juni entgegen. An diesem Tag beginnt mit dem Spiel Südafrika gegen Mexiko die 19. Fußballweltmeisterschaft. Doch das Großereignis lässt nicht nur die Herzen der
Fans schneller schlagen. Auch viele Unternehmen erhoffen sich von
dem vierwöchigen Spektakel einen
Kick für ihre Geschäfte. Die Weidenhammer Packaging Group ist
eines von ihnen.
Der nach eigenen Angaben führende Hersteller von Kombidosen,
Kombitrommeln und Kunststoffbehältern will vom Heißhunger vieler
Fernsehzuschauer nach Chips und
anderen Snacks profitieren. So
produzieren die Hockenheimer beispielsweise an ihrem belgischen
Standort Tür an Tür mit ihrem Kunden Procter & Gamble Kombidosen
für Chips der Marke Pringles. Der
Begriff Kombidose erklärt sich aus
der Verwendung der Materialien
Papier, Metall und Kunststoff: Außen kartonartig, ist die Dose innen
mit einer dünnen Aluminiumschicht
versehen. Der Boden ist ebenfalls
aus Metall, der Deckel hingegen
aus Plastik.
Mit diesen und anderen Produkten hat das 1955 gegründete Familienunternehmen im vergangenen
Jahr einen Umsatz von 192 Millionen Euro erzielt (+2 Mio. ¤). Geschäftsführer Ralf Weidenhammer
sprach auf der Bilanzpressekonferenz von einem zufrieden stellenden
Ergebnis, auf
das
man
auch
Bild: Weidenhammer
28
ein wenig stolz sei. „Die Bedingungen am Markt waren bekanntermaßen schwierig. Dass wir 2009 trotzdem unsere Ziele verwirklichen
konnten, zeigt, dass wir auf dem
richtigen Kurs sind.“ Zu dem Ergebnis hätten alle Geschäftsbereiche
beigetragen. Auch die 2005 gegründete Kunststoffsparte mit Sitz im
sächsischen Zwenkau habe sich
„durchweg positiv“ entwickelt. Bereits im zweiten Jahr in Folge
schreibe Weidenhammer mit ihr
„gute schwarze Zahlen“. Der
Kunststoffbereich solle mit einem
geplanten Umsatz von 20 Millionen
Euro im laufenden Jahr rund zehn
Prozent zum Gesamtumsatz der
Gruppe beitragen. Dieser solle sich
ungefähr auf Vorjahresniveau bewegen.
Für 2010 hat sich Weidenhammer zudem vorgenommen, die
„Technologieführerschaft sowohl
im Bereich der Kartonverpackungen als auch Kombiverpackungen“
zu verstärken. Insgesamt 23 Millionen Euro werden die Hockenheimer daher investieren. Rund ein
Drittel dieser Summe soll in den
Ausbau und die Modernisierung
von Gebäuden an den verschiedenen Standorten fließen. Etwa zwei
Drittel seien für Neuinstallationen
und Modernisierung von Maschinen und Produktionslinien eingeplant – davon wiederum rund die
Hälfte im Kunststoffbereich, der in
den kommenden Jahren mit hohem
Tempo weiter ausgebaut wird.
Erklärtes Ziel ist zudem, Metallverpackungen durch Kombidosen
zu ersetzen. „Nach wie vor ist die
Kombidose die deutlich kostengünstigere und zugleich nachhaltigere Alternative zu Metallverpackungen“, sagte Weidenhammer.
Hinzu komme, dass die Weidenhammer-Verpackungen Marketingvorteile bieten. Als Beispiel nannte
der Unternehmer die neue „Peel
off-Top“-Lösung. Diese solle bei Instantkaffee- und Milchpulverprodukten der in diesem Segment
noch weit verbreiteten Weißblechdose Konkurrenz machen. Ein neuartiger, durch einen Metallring verstärkter Verschluss im Verbund mit
einer Aluminiummembran biete für
diese feuchtigkeitsempfindlichen
Produkte eine erhöhte Dichtigkeit.
Vorteil für die Verbraucher sei,
dass die an Weißblechverpackungen angelehnten Ring-Pull-Deckel
weniger Verletzungsgefahr böten.
Die erste Linie zur Produktion dieser Verschlüsse wurde bereits am
griechischen Standort in Inofita installiert. Dort wurde vor wenigen
Wochen der Neubau der Produktions- und Lagerflächen abgeschlossen. In Hockenheim solle im Juli
der Neubau des Kombidosenwerks 3 eingeweiht werden. Auf
die Zahl der Mitarbeiter schlagen
sich diese Investitionen nicht nieder. Nach einem Rückgang um 20
solle die Zahl in diesem Jahr um
weitere 10 auf dann 940 sinken. Der Standort Hockenheim sei allerdings nicht betroffen.
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Abb. zeigt Sonderausstattung.
Nachrichten
„Wir gehen neue Wege“
Die Vertriebspartner der Heidelberger Lebensversicherung haben
weniger Neukunden geworben. Jetzt steht ein Strategiewechsel an.
Heidelberg. Die Heidelberger Lebensversicherung AG will sich neu
positionieren. Hintergrund ist ein
Rückgang bei den Bruttobeiträgen
von 3,7 Prozent auf 698 Millionen
Euro im vergangenen Jahr. Ein Teil
dieser Entwicklung erklärt das Heidelberger Unternehmen mit der
Wirtschaftskrise. Angesichts von
Stellenabbau und Kurzarbeit hätten
sich weniger Menschen dazu entschließen können, einen langfristigen Vertrag zur Altersvorsorge abzuschließen.
„Der zweite Grund ist, dass das
Neugeschäftsvolumen bei unseren
Vertriebspartnern insgesamt stark
rückläufig war. Das haben wir natürlich zu spüren bekommen“, sag-
Seit fünf Jahren
im Aufwind!
Die Metropolregion Rhein-Neckar.
te Vorstandsmitglied Michael Sattler bei der Bilanzpressekonferenz
Ende April in Frankfurt. Wichtigster
Vertriebspartner ist die ehemalige
Eigentümerin der Heidelberger Leben: MLP. Im Jahr 2008 stammten
noch zwei Drittel der Neuabschlüsse von den Beratern des Wieslocher Finanzdienstleisters.
Doch von dieser Abhängigkeit
will sich der Anbieter von privaten
Altersvorsorgeprodukten wie der
Riester- oder Rüruprente nun lösen. Die Heidelberger Lebensversicherung AG will sich dazu erstmals
direkt an Endkunden wenden, um
bei ihnen die Bekanntheit und die
Marke „Heidelberger Leben“ zu
stärken. Auch bei freien Maklern
will sich das Unternehmen intensiver als bisher als „Vorsorgepartner
bei fondsgebundenen Lösungen
und flexiblen Garantiefonds“positionieren. Mit dieser neuen Strategie will die Heidelberger Lebensversicherung AG ihren Marktanteil
in Deutschland von derzeit 0,6 Prozent auf langfristig zwei Prozent
steigern.
Matthias Schmitt
Hintergrund
Bruttobeiträge: 698 Mio. € (-3,7 %)
Jahresüberschuss:
25,9 Mio. € (-36 %)
Neugeschäftsbeiträge:
58,1 Mio. € (-15,9 %)
Lieblang leistet Sicherheitsservice
Mannheim. Die SDL Sicherheitsdienste Lieblang GmbH übernimmt
bei der Eishockey-Weltmeisterschaft den Sicherheitsservice für
die Spiele in der SAP-Arena. Mannheim ist Austragungsort von insgesamt 26 WM-Begegnungen. Die
Dienstleistungsgruppe mit 300 Mitarbeitern im Sicherheitsbereich hat
schon bisher bei allen anderen Veranstaltungen in der SAP-Arena diesen Service geleistet.
Deutsche Bank wächst in der Region
Mannheim. Die Deutsche Bank in
Mannheim hat ihr Geschäftsvolumen bei Privat- und Firmenkunden
im vergangenen Jahr um 3,6 Prozent
auf 7,3 Milliarden Euro gesteigert.
Die Zahl der Kunden sei mit 307 700
stabil geblieben. Das Anlagevolumen stieg um 3,7 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Das Kreditvolumen an
mittelständische Kunden sei um fast
ein Drittel auf 1,46 Milliarden Euro
gestiegen.
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Leben in Bewegung
Typisch Metropolregion Rhein-Neckar: Da sind wir gerade mal fünf Jahre jung –
und wurden mit dem Doppelsieg beim Spitzenclusterwettbewerb schon zur
Innovationsregion Nummer 1 in Deutschland. Oder wir organisieren unseren
ersten Freiwilligentag – und dann wurde daraus der größte Deutschlands.
Übrigens nur zwei von vielen guten Beispielen, die zeigen: Gemeinsam
geben wir der Region gewaltig Auftrieb. Und das ist erst der Anfang.
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Creditreform Mannheim Dangmann KG
Ansprechpartner: Frau Alexandra Knoll
Telefon:0621 / 1 80 01-81
E-Mail: [email protected]
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Ansprechpartner: Herr Wolfgang Heimrath
Telefon:06221 / 73 98-65
E-Mail: [email protected]
www.creditreform-heidelberg.de
31
32
Ein BASF-Mitarbeiter
bei der Steuerung
einer Anlage am
Standort
Ludwigshafen. Die
BASF-IT-Tochter
macht fast 90
Prozent des
Umsatzes mit der
Konzernmutter.
IT & Software
Bild: BASF
Strebsame Sprösslinge
Sie tragen berühmte Namen. Und doch können die ehemaligen IT-Abteilungen von Bilfinger
Berger, Freudenberg und der BASF sich nicht auf die Milde ihrer Konzernmütter verlassen.
Denn ihre Erziehung hat der Markt übernommen.
iemens’ Großbaustelle SIS“, titelte die FAZ am 18. März. Da
hatte der Münchener Konzern
seiner Tochter Siemens IT Solutions
and Services (SIS) gerade den Abbau
von 4200 Stellen verordnet. „Chef
auf Zeit soll Drecksarbeit machen“,
titelte das Handelsblatt zehn Tage
später. Da hatte das Unternehmen
den vorläufigen Vorarbeiter präsentiert, der den Umbau leiten soll.
Meldungen wie diese sind es, die es
den IT-Töchtern großer Konzerne
manchmal erschweren, ihren Kunden Kontinuität und Verlässlichkeit
zu vermitteln. Dabei gibt es durchaus Beispiele, die beides demonstrieren – auch in der Metropolregion Rhein-Neckar.
S
Die Bebit GmbH
Das älteste dieser Beispiele hat sich
allerdings hinter einem Kunstnamen versteckt: Bebit (siehe Kasten).
„Eigentlich hätte es Bubit heißen
müssen“, sagt Christian Thum und
lächelt. Der Geschäftsführer der Bebit GmbH hat Verständnis für die
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Entscheidung, das 1993 ausgegründete Unternehmen ein wenig anders zu nennen, als es der Bezug zur
Konzernmutter Bilfinger und Berger
nahe gelegt hätte. Wie das „e“ in
den Namen hineingerutscht sei, darauf weiß er hingegen keine Antwort. Auch der zweite Geschäftsführer des Unternehmens, Wilfried
Hübl, zuckt mit den Schultern. Den
Namen Bilfinger Berger zu verstecken, dafür gebe es aber keinen
Grund, sagt er und tippt auf seine
Visitenkarte. „Hier steht ja auch die
Dachmarke.“
Hübl ist seit dem Jahr 2000 im
Unternehmen. Zuvor war er unter
anderem bei der SAP und beim
Pharmakonzern Astra Zeneca als
SAP-Verantwortlicher
angestellt.
Für die Bebit hat der 50-Jährige zunächst den Bereich SAP-Beratung
aufgebaut. Ein Jahr später wurde er
als Verantwortlicher für die Bereiche Systemlösungen und Projekte in
die Geschäftsführung berufen, in
der Christian Thum zu diesem Zeitpunkt schon ein Jahr lang für Vertrieb, Marketing und alle kaufmännischen Belange zuständig war. Der
44-Jährige war 1999 zur Bebit gekommen, nachdem er verschiedene
Vertriebsfunktionen bei der Siemens-Nixdorf AG, der Deutschen
Telekom Systemlösungen und bei
Otello inne gehabt hatte. Bei der Bebit baute er zunächst den externen
Vertrieb aus.
Die Personalien Hübl und Thum
waren um die Jahrtausendwende
mit einer Neuorientierung der Bebit
verbunden. Denn die gesteckten
Ziele hatten sich über Jahre nicht erfüllt. Gestartet war die einstige ITAbteilung mit zunächst 65 Mitarbeitern. Die Umsätze betrugen damals
umgerechnet 14 Millionen Euro.
„Die eigentliche Motivation für die
Ausgründung waren die üblichen
Outsourcing-Argumente“,
sagt
Thum. Einerseits die Serviceorientierung der IT-Abteilung zu steigern,
andererseits das Bestreben des Gesellschafters, in einem externen
Markt Geld zu verdienen. Darüber
hinaus die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und die Transparenz. „Die Aussage war klar, die
Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen,
indem externe Kunden gewonnen
werden.“
Bis 1999, also sechs Jahre nach
der Ausgründung, hatte die ehemalige IT-Abteilung allerdings nie mehr
als fünf Prozent der Umsätze mit externen Kunden erwirtschaftet. Zu
sehr war die Konzerntochter noch
mit sich selbst beschäftigt. Auf die
Unterstützung durch externe Unternehmensberater hatte Bilfinger
Berger verzichtet. „Man musste in
den ersten Jahren diesen berühmten Mental Change innerhalb des
Hauses durchführen“, sagt Thum.
Eine der drängendsten Aufgaben sei
gewesen, Fachpersonal einzustellen, das mit Service und Vertriebsorientierung vertrauter war als Mitarbeiter, die über Jahre in einer internen IT-Abteilung gearbeitet hatten. Dies sei ein Schwenk gewesen,
den die Mitarbeiter mitmachen
mussten. „Da gab es damals eine gewisse Umorientierung“, sagt Thum.
Um am externen Markt als eigenständiges Unternehmen erfolgreich
zu sein, sei anderes Know-how notwendig, auch was Managementaufgaben angeht. „Es ist etwas anderes,
IT & Software
eine interne IT-Abteilung zu führen.“
Mit dem Kulturwandel ging auch
eine Verringerung des Leistungsportfolios einher. „Ein Unternehmen, das sich auf dem Markt bewegt, muss sich auf seine Kernkompetenzen konzentrieren“, sagt
Hübl. Die notwendige, breite Angebotspalette müsse daher auch über
Partner bereitgestellt werden.
Eine dieser Spezialisierungen ist
seit Anfang des Jahrtausends die
Ausrichtung auf SAP-Systeme. Die
Etappen dorthin waren die Umstellung des Bilfinger-Berger-Konzerns
von einer selbst entwickelten kaufmännischen Firmensoftware auf
SAP/R3. Strukturen wie Vertrieb,
Marketing und kaufmännische
Rechnungslegung wurden seit 2000
im Zuge der Umstellung auf SAPSysteme auch bei der Bebit eingeführt. Wurden Leistungen zuvor
über interne Konten verrechnet,
stellte die Konzerntochter in diesem
Zuge auf Standard-Rechnungslegung um. Die Ausrichtung auf SAP
wurde schließlich seit 2001 im Zuge einer Entwicklungspartnerschaft
beschlossen, in der die Bebit gemeinsam mit Bilfinger Berger und
der SAP eine Branchenlösung für
die Bauindustrie entwarf. „Diese
Lösung wurde zu einem SAP-Standard fortentwickelt“, sagt Hübl. So
sei eine Anwendung entstanden,
die es vorher noch nicht gab. „Wir
haben dann aus diesem Referenzprojekt heraus auch externe Kunden akquiriert.“ Es gebe eigentlich
kein Unternehmen mehr in
Deutschland, das diese Branche mit
einer solchen Tiefe wie die Bebit bearbeite.
Dieses Geschäftsfeld „Enterprise
Solutions“ trägt inzwischen rund 30
Prozent zum Bebit-Umsatz in Höhe
von 26 Millionen Euro bei. Das
zweite Geschäftsfeld, die „IT Services“, spülen rund 45 Prozent der
Umsätze in die Kasse. Zwei Rechenzentren betreibt die Bebit GmbH in
Mannheim. „Inzwischen stoßen
wir wieder an Kapazitätsgrenzen
Weshalb das Unternehmen erst im
April ein neues Rechenzentrum in
Mannheim eröffnet hat. Über die Investitionshöhe möchte sich die Geschäftsführung indes nicht äußern.
Seit 2005 hat das Unternehmen das
dritte Geschäftsfeld, die „Human
Resource Services“, im Portfolio.
Mit Dienstleistungen wie Lohn- und
Gehaltsabrechnungen für Unternehmen erlöst Bebit 25 Prozent seiner Umsätze. Inzwischen ist der
Umsatz der Bilfinger-Berger-Tochter
mit externen Kunden auf mehr als
30 Prozent gewachsen. Wobei das
Unternehmen in der Regel Unternehmen ab 250 Mitarbeitern zu seinen Kunden zählt.
Rund 70 Prozent der Umsätze erwirtschaftet die Bebit allerdings immer noch mit der Konzernmutter.
Ein eigenes, acht Mitarbeiter zählendes Team kümmert sich nur um
den „Key Account“ Bilfinger Berger.
„Es gibt sicherlich Fälle, dass IT-Aufträge nach außen abgegeben worden sind“, sagt Thum. Dies komme
zum Beispiel bei jenen Konzerntöchtern vor, die Microsofts Navision im Einsatz hätten statt SAP. „Es
gibt auch fachliche Fragen, die Bebit
einfach nicht bedienen kann oder
will, weil sie nicht Teil der strategischen Ausrichtung sind“, sagt
Thum. In der Praxis kommt es aber
selten vor, dass Bilfinger-BergerTöchter Aufträge extern vergeben.
Die Nähe sei eben von Vorteil,
wenn es an die Vergabe von Aufträgen gehe. „Wer eine gute Kundendurchdringung hat, kriegt schnell
mit, wenn ein mögliches Geschäft
generiert werden kann“, sagt
Thum. Intern sei der Akquisitionsaufwand letztlich ähnlich hoch wie
bei externen Ausschreibungen.
Profitiert hat die Bebit GmbH in
den vergangenen Jahren vor allem
von dem Dutzend Unternehmen,
die Bilfinger Berger sich in seinem
Wandel zum Baudienstleister einverleibt hat. Diese Unternehmen
brachten jeweils eigene BusinessProzesse mit, die in den Unternehmensverbund integriert werden
mussten. „Das sind Aufgaben, wo
ein IT-Dienstleister eine erhebliche
Rolle spielt“, sagt Hübl. „Das Schöne ist, dass wir bei diesen Unternehmen direkt als Bebit wahrgenommen werden.“
Die Freudenberg IT KG
Dies ist im Falle der Freudenberg IT
KG (siehe Kasten) schwieriger.
Denn anders als bei der Bebit
GmbH, findet sich der Name des
Gesellschafters nicht erst auf den Visitenkarten der Mitarbeiter wieder.
1995 ging die IT-Tochter der Weinheimer Freudenberg-Gruppe an den
왘왘
Start.
BEBIT GMBH
Mutterkonzern:
Bilfinger Berger AG
Gründungsjahr:
1993
Sitz:
Standorte:
Mannheim
rund zehn Service-Standorte in Deutschland
Rechenzentren:
Zwei Rechenzentren in Mannheim
Umsatz (2009):
26 Millionen Euro
Mitarbeiterzahl:
Mehr als 160
Geschäftsfelder: Enterprise Solutions (IT-Outsourcing; SAP-Beratung u.a.), IT-Services (Rechenzentrumsbetrieb u.a.), HR-Solutions
(Gehaltsabrechnung u.a.)
Externe Kunden: Rhein-Neckar-Verkehrsbetriebe (RNV), Stadtwerke
Heilbronn, Technische Werke Ludwigshafen, Technische Werke Kaiserslautern u. a.
Anteil externer Kunden:
gut 30 Prozent
FREUDENBERG IT KG
Mutterkonzern:
Freudenberg & Co. KG
Gründungsjahr:
1995
Sitz:
Weinheim
Standorte: 15 Standorte in Europa, Nordamerika, China und Südostasien
Rechenzentren: 11 Rechenzentren in Deutschland, den USA und China
Umsatz (2009):
75,6 Millionen Euro
Mitarbeiterzahl:
550
Geschäftsfelder:
SAP-Beratung, MES, IT-Outsourcing
Kunden:
Anteil externer Kunden:
Fuchs Petrolub, Tyszka Industriegase u.a.
rund 80 Prozent
33
IT & Software
왘왘 Doch lange litt das Unternehmen unter dem schlechten Ruf anderer IT-Konzern-Töchter wie der
oben beschriebenen Siemens IT Services. „Wenn Sie in Fachzeitschriften blättern, liest man eigentlich nie
etwas Positives über IT-Ausgründungen“, sagt Michael Fichtner,
CEO von Freudenberg IT. Dieses negative Image habe das Unternehmen schließlich zum Anlass genommen, bei der auf Software- und ITServices spezialisierten Unternehmensberatung Pierre Audoin eine
Studie über die erfolgreichsten deutschen IT-Ausgründungen durchführen zu lassen. Die Studie wurde im
Februar 2008 veröffentlicht.
Das Ergebnis: Freudenberg ist
nach Einschätzung der Berater die
erfolgreichste
IT-Ausgründung
Deutschlands. Ein Kriterium für die
Einschätzung war der Umsatzanteil,
den das Unternehmen mit externen
Kunden erwirtschaftet. Dieser liegt
heute bei rund 80 Prozent. Dabei
konzentriert sich die Freudenberg
IT im Wesentlichen auf zwei Geschäftsfelder: Erstens die IT-Beratung für kaufmännische Prozesse
und Produktionsprozesse, zweitens
das Outsourcing von SAP-Systemen
und das komplette IT-Outsourcing
bis hin zum Betrieb der Telefonanlage. „Wenn das Telefon nicht geht
oder der Drucker nicht druckt,
dann werden wir angerufen“, sagt
Fichtner. Dieser zweite Geschäftsbereich hat im Jahr 2009 erstmals
mehr zum Umsatz beigetragen als
das Beratungsgeschäft.
„Vom Auftragseingang bis
zur Maschine“
Bevor Fichtner Mitte 2004 zur
Freudenberg IT wechselte, war er
unter anderem Geschäftsführer und
fünfzigprozentiger Gesellschafter
der Mannheimer SAP-Beratung
GMA mit zuletzt 120 Mitarbeitern.
Für Freudenberg baute der 43-jährige studierte Betriebswirt zunächst
den Vertrieb auf. 2006 folgte er seinem Vater als Geschäftsführer des
Unternehmens. Der Grund, warum
er sich für die Freudenberg-Tochter
entschieden habe, sei ein Gespräch
mit Dr. Peter Bettermann gewesen.
Der Sprecher der Unternehmensleitung der Freudenberg-Gruppe habe
ihm 2003 erklärt, welche Ziele er
mit der Freudenberg IT verfolge.
„Ein Gedanke war, das Portfolio der
Freudenberg IT zu erweitern“, sagt
Fichtner. Zum damaligen Zeitpunkt
bestand dieses aus der SAP-Beratung und dem Betrieb von Rechenzentren. Doch schon 2001 hatte
Freudenberg das schwäbische Unternehmen Adicom gekauft – und
damit das Know-how produktionsnaher Systeme. So ergab sich die
Möglichkeit, die Beratung in kaufmännischen Prozessen – also bei
ERP-Systemen – mit der Beratung in
der Produktion – also bei MES-Systemen – zu koppeln. „Die Idee war,
Prozesse vom Auftragseingang bis
zur Maschine abzubilden“, sagt
Fichtner. Dies sei bis heute ein Alleinstellungsmerkmal der Freudenberg IT. „Rund achtzig Prozent unserer Kunden gewinnen wir, weil
wir diese Integration anbieten.“
Neben der Portfolio-Erweiterung
sei auch die Internationalisierung
der Freudenberg IT ein Argument
für das Unternehmen, sagt Fichtner.
„Wenn wir den Mittelständler
adressieren, steht dieser vor internationalen Herausforderungen.“ Und
um über mehrere Zeitzonen hinweg
IT-Abteilungen und Rechenzentren
am Laufen zu halten, brauche es
entweder neue Mitarbeiter oder einen entsprechenden Dienstleister.
Heute betreibt die Freudenberg IT
Rechenzentren in Deutschland,
China und den USA.
Was er unter einem Mittelständler versteht, mag Fichtner nicht
quantifizieren. „Wir sprechen gerne
von mittelständisch geprägten
Strukturen“, sagt er. Das seien jene,
in denen ein Entscheider am Tisch
sitze, der am Ende seine Entscheidung auch verantworte. „Dort, wo
der Inhaber oder Geschäftsführer
mit am Tisch sitzt, sind wir zu Hause.“ Bei Großkonzernen seien die
Entscheidungsstrukturen einfach
anders. „Da sind wir auch zu klein.“
Zwar arbeite Freudenberg IT auch
für Airbus und BMW. Dort allerdings nur für einzelne Werke, beispielsweise dann, wenn ein Werksleiter entscheide. „Bei der AirbusZentrale in Toulouse kriegen wir
keinen Termin“, sagt Fichtner.
Im Jahr der Ausgründung arbeiteten 80 Mitarbeiter für die Freudenberg IT KG. Heute sind es 550. Das
Wachstum des Unternehmens ver-
lief dabei allerdings nicht stetig.
„Der Wind, der uns nach der Ausgründung um die Ohren blies, war
allerdings recht steif“, sagt Fichtner.
So trennten sich beispielsweise Teilkonzerne von der ehemaligen ITAbteilung. Der erste bedeutende externe Kunde war drei Jahre nach der
Ausgründung der Mannheimer
Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub. Dieser zählt bis heute zu den
Kunden.
Fichtner auf das Jahr 2006. Damals
wurde die Führung des Unternehmens neu besetzt. „Wir haben gezielt Kollegen mit an Bord geholt,
die zuvor eigenständig am externen
Markt gearbeitet hatten. Wir haben
also Unternehmertypen dazugenommen“, sagt Fichtner. Das Ergebnis: Seit Ende 2006 hat die Freudenberg IT die Anzahl externer Kunden
im Outsourcing auf derzeit 160 verdreifacht.
Laut Fichtner habe die Überwindung der Startschwierigkeiten trotz
dieser ersten Erfolge Zeit gekostet.
Unter Kollegen arbeite man schließlich anders als in einem Kunden-Lieferanten-Verhältnis. „Ich denke, da
haben wir verständlicherweise einiges lernen müssen.“ Die größte
Hürde sei gewesen, dass ehemalige
Kollegen plötzlich zu Kunden wurden – dieser Wandel sei nicht für jeden einfach gewesen. Langfristig habe man sich aber gut aufeinander
eingestellt. Den Durchbruch des
Unternehmens am Markt datiert
Auch 2009 ist Freudenberg IT
um 17 Prozent gewachsen. „Wir
sind zeitweise an unsere Kapazitätsgrenzen gestoßen“, sagt Fichtner.
Weshalb das Unternehmen erst Ende 2009 ein neues Rechenzentrum
im Weinheimer Technologiepark
eingeweiht hat, ein weiteres in
North Carolina. Auch für dieses Jahr
plant die Freudenberg IT KG den
Bau eines weiteren Rechenzentrums. Für das Gesamtjahr gibt es
ein Investitionsbudget von 16 Millionen.
Nur rund zwanzig Prozent der
Umsätze stammen heute noch aus
konzerninternen Aufträgen. Ob
Freudenberg IT bei internen Projekten zum Zuge komme, hänge auch
davon ab, ob die ausschreibenden
Tochterkonzerne SAP-Systeme nutzen oder nicht, sagt Fichtner. Zwar
gebe es bei Freudenberg eine interne Empfehlung, mit SAP zu arbeiten. „Wenn aber die Geschäftsgruppe entscheidet, ein anderes ERPSystem einzusetzen, kann Freudenberg IT von vornherein keine
Dienstleistungen anbieten.“ Dies
gelte für zwei der großen Freudenberg-Töchter.
„Wir haben im Übrigen auch keinen Last Call und keine Abnahmeverpflichtung oder Garantie“, sagt
Fichtner. Im Bereich SAP sorge aber
schon der sportliche Ehrgeiz dafür,
dass sein Unternehmen die Ausschreibung gewinne. „Wir lassen es
einfach nicht zu, dass uns jemand
zuvorkommt“, sagt Fichtner. Das
würde auch eine Bebit oder eine
BASF IT nie zulassen, wenn es um
35
interne Outsourcing-Ausschreibungen gehe. „Da ticken wir alle
gleich.“
BASF IT Services
Eine Aussage, die Dr. Ralf Sonnberger sicherlich unterschreiben würde. Sonnberger ist Sprecher der Geschäftsleitung der in Ludwigshafen
ansässigen BASF IT Services (siehe
Kasten Seite 36) GmbH und innerhalb der Geschäftsführung vor allem
zuständig für Verkauf und Vertrieb.
Zwar hat sein Unternehmen jüngst
ein vergleichsweise schwaches Ergebnis für das vergangene Jahr präsentiert. So sank der Umsatz um
zwölf Prozent auf 360 Millionen
Euro. Darüber hinaus plant das Unternehmen, bis Mitte 2010 die Tätigkeiten von 120 der derzeit 1700
Mitarbeiter in Ludwigshafen zu verlagern. Ob dadurch 120 Stellen
wegfallen, hängt nach Unternehmensangaben von der Auftragslage
ab.
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Partner seiner Kunden
Erdt Systems bietet die komplette Palette an IT-Outsourcing:
von Hosting über Software-Vermietung bis zum User Help Desk
I
ndividuelle und professionelle Betreuung war unserer
Firma wichtig, als wir uns vor mehr als drei Jahren für
Erdt Systems entschieden haben. Eine Entscheidung,
die sich gelohnt hat“, sagt Dirk Prehn, IT-Chef beim
Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD in Leimen. Das
Pharmaunternehmen ist eines von mittlerweile über 30
Unternehmen in der Metropolregion Rhein-Neckar, die
sich für Erdt Systems als IT-Outsourcing-Partner entschieden haben. Das Viernheimer Unternehmen plant
und führt IT-Projekte seiner Kunden durch, leistet den
Vor-Ort-Support und gewährleistet die Nutzerbetreuung.
„IT-Outsourcing entlastet Ihr Unternehmen in vielen Bereichen“, sagt Patrick Wirth. Der Geschäftsführer von
Erdt Systems nennt als Vorteile für die Kunden: Kostenersparnis durch Reduktion der Personal-, Material-, Weiterbildungs-, Lizenz- und Prozesskosten, mehr Flexibilität, mehr Effektivität durch geringere Ausfallzeiten.
Als neue Leistungen werden „Software as a Service“,
also „Mietsoftware“, von Erdt Systems auf Basis der Microsoft Gold Partnerschaft angeboten. „Laptop as a Service“ beinhaltet die Bereitstellung der Anwenderarbeitsplätze. „So können Kunden immer mit den neusten Sys-
temen arbeiten – und das bei einem kalkulierbaren Kostenumfang.“
Die Dienstleistung „Infrastructure as a Service“ meint
die Bereitstellung von ganzen Serversystemen. Der Erdt
System eigene User Help Desk ist zudem professioneller
Ansprechpartner bei Fragen und Problemen der KundenMitarbeiter bei Software- und IT-Themen.
Im Bereich Datensicherung bietet das Viernheimer
Unternehmen unter anderem Backuplösungen für Hardund Software, Datenwiederherstellung und -rettung sowie die Simulation verschiedener Ausfallszenarien. Zum
Thema Sicherheit zählt auch das Angebot von Erdt Systems an Kameraüberwachungssystemen. Als Mobotix
Partner in der Metropolregion werden Kunden bei der
Installation und dem Kauf von hochauflösenden Digitalkameras sachkundig beraten.
Zum Portfolio von Erdt Systems zählt außerdem die
Softwareentwicklung. „IT-Dienstleistungen und Softwareentwicklung aus einer Hand. Eine bessere Lösung
kann es für unsere Kunden nicht geben, da oftmals beide
Themen in Projekten ineinander greifen“, sagt Geschäftsführer Wirth.
Das Unternehmen
Erdt Systems ist 2005 aus der ErdtGruppe hervorgegangen, zu der
das Unternehmen heute noch gehört.
Hauptsitz ist in Viernheim, seit dem
vergangenen Jahr hat Erdt Systems eine Niederlassung in Mannheim.
Im Mittelpunkt aller Aktivitäten
steht der Kunde, der Services im
Bereich IT-Outsourcing und Managed-IT sowie Softwarelösungen
aus den Sparten Zeiterfassung,
CRM und ERP in Anspruch nehmen
kann.
Erdt Systems beschäftigt 30 Mitarbeiter.
Kontakt
Erdt Systems GmbH & Co. KG
Werkstraße 31-35
68519 Viernheim
Tel. (06204) 610 67 0
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Internet: www.erdtsystems.de
36
IT & Software
IT & Software
왘왘 Wobei die BASF IT Services derzeit rund elf Prozent ihrer Umsätze
mit externen Kunden erwirtschaftet. Einen Vergleich scheut Sonnberger dennoch nicht. Denn die elf Prozent entsprächen in absoluten Zahlen durchaus jenen achtzig Prozent
einer Freudenberg IT. „Das zeigt
doch, dass wir im externen Geschäft genauso präsent sind wie
Freudenberg IT“, sagt Sonnberger.
Seit 2007 ist er Geschäftsführer
der BASF-Tochter. Zuvor war er innerhalb der BASF zuständig für das
Global-Supply-Chain-Management
des Chemiekonerns. Als Sprecher
der Geschäftsführung folgte er auf
Wolfgang Erny, der von 2002 bis
2007 amtierte und heute Berater
bei Capgemini ist. Als sich der Chemiekonzern für die Zusammenfassung seiner über Europa verstreuten
IT-Abteilungen entschied, waren die
Outsourcing-Welle der Neunziger
Jahre und die Welle der New Economy bereits vorbeigeschwappt. Erst
im April 2001 ging die BASF den
BASF IT SERVICES GMBH
Mutterkonzern:
BASF SE
Gründungsjahr:
2001
Sitz:
Ludwigshafen
Standorte:
15 größere Standorte in Europa
Rechenzentren:
Zwei Rechenzentren am Standort Ludwigshafen
Umsatz (2009)
rund 360 Millionen Euro
Mitarbeiterzahl:
rund 2300
Geschäftsfelder: Geschäftslösungen (Beratung und Entwicklung),
Systemintegration, Infrastruktur (Rechenzentren u. a.), Anwendungsbetreuung
Externe Kunden: Pfalzkom, Schloss Wachenheim, Stadt Ludwigshafen u.a.
Anteil externer Kunden:
rund 11 Prozent
Schritt hin zur Ausgliederung ihrer
Informationstechnik. Doch unabhängig von Trends lagen die Gründe
für die Auslagerung nach Ansicht
Sonnbergers stets auf der Hand. So
seien alle IT-Ressourcen aller Tochterfirmen der BASF, sei es eine Coatings oder eine Elastogran, quasi in
ein IT-Shared-Service-Center integriert worden. „Wir haben alle vormals in Europa verteilten Server in
einem großen Rechenzentrum zusammengefasst.“ Auch für die rund
2300 Mitarbeiter der BASF IT Services sei es durch den Zusammenschluss einfacher geworden, sich ge-
zielt im IT-Umfeld weiterzuentwickeln. Ein Karriereweg innerhalb
der IT wäre in der BASF sonst
schwieriger. „Dies ist auch für
Hochschulabsolventen interessant“,
sagt Sonnberger.
Zwei Jahre lang war die Ausgründung vorbereitet worden. Für die
Restrukturierung hatte die BASF externe Berater engagiert. „Bei Gründung der BASF IT Services hieß es,
ihr dürft euch auch am freien Markt
tummeln“, sagt Sonnberger. Die
Ausgründung sei groß gefeiert worden. „Dann folgte erst einmal eine
gewisse Katerstimmung.“ Der
Grund: Das Unternehmen musste
auf Wettbewerbsfähigkeit hin getrimmt werden.
„Wenn man auf den externen
Markt schaut, dann hat es bis zur
Akquise der ersten externen Aufträge lange gedauert“, sagt Sonnberger.
Den Durchbruch habe das Unternehmen erst in den Jahren 2004
und 2005 geschafft, als erste Hosting- und Managed-Services-Verträ-
ge abgeschlossen worden seien. Ein
weiterer Meilenstein sei im Jahr
2005 der Kauf des Hamburger ITBeraterhauses Plan Business mit damals rund 140 Mitarbeitern gewesen, mit dem die BASF-Tochter ihren Consulting-Bereich verstärken
wollte.
„Mittelständische Kultur
wird geschätzt“
„Man schätzt unsere mittelständische Kultur“, sagt Sonnberger. Wobei das Unternehmen unter Mittelstand in der Regel Firmen versteht,
die zwischen 1000 und 10 000 Mitarbeitern beschäftigen. Zwei Geschäftsfelder haben die Ludwigshafener im Blick: Ein Drittel der Umsätze von rund 360 Millionen Euro
macht das Projektgeschäft aus, zwei
Drittel der Betrieb von Infrastruktur,
Anwendungen, Netzwerken und
Rechenzentren. Rund vierzig Millionen Euro, also 11 Prozent des
Umsatzes, setzte die BASF IT Ser-
Einst in einem Stockwerk des Bilfinger-Berger-Konzernsitzes ansässig, zog die
Bebit GmbH im Jahr 2000 zunächst in ein Bürogebäude in der Mannheimer
Besselstraße, 2004 dann in die abgebildeten Büros in der Mannheimer
Dynamostraße.
Bild: Bebit
vices im vergangenen Jahr mit externen Kunden um.
„25 Prozent Umsatzanteil, also
mehr als hundert Millionen Euro
sind das Ziel bis 2015“, sagt Sonnberger. Ein ehrgeiziger Plan vor dem
Hintergrund dass der Umsatz mit
externen Kunden im Jahr 2006
schon einmal 17 Prozent betrug
und seitdem Jahr für Jahr sank.
Doch auch wenn die BASF-Tochter das ehrgeizige Ziel erreicht, wür-
37
de das interne Geschäft weiterhin
das Geschäft bestimmen.„Denn eigentlich gibt es nur eine moderate
Eigenständigkeit“, sagt Sonnberger.
Was allerdings auch für andere
BASF-Töchter zutreffe.So würden
Strategien und Investitionspläne mit
der Konzernführung abgestimmt.
„Das Demand-Planning wird vom
Vorstand vorgegeben. Das wird
dann runtergebrochen. Alles muss
legitimiert werden“, sagt Sonnberger. Die BASF IT Services sei daher
einerseits Partner, andererseits
Tochterunternehmen. „Wir müssen
uns um jeden Auftrag bewerben“,
sagt Sonnberger. Wobei das Unternehmen sich an Kosten-Benchmarks der Branche orientiere.
„Wenn es nicht reicht, dann schauen wir nach Optimierungsmöglichkeiten oder denken über Make-orBuy nach.“ Vor allem einfache und
wiederholbare Aufgaben würden an
externe Dienstleister abgegeben.
„Komplexe Dienstleistungen übernehmen wir lieber selbst.“
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IT & Software
IT & Software
Kiew oder Lemberg verlagern, wo
die Ameria GmbH Standorte unterhält. Das Unternehmen, das bislang
jährlich um rund 60 Prozent gewachsen ist, zählt auch zahlreiche
Mittelständler zu seinen Kunden.
Kaviza
Der Firmensitz der Syscovery AG in Mannheim. Das Unternehmen, das in diesem Jahr seinen zehnjährigen Geburtstag feiert, organisiert die Unternehmensprozesse
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Bild: Syscovery
Hightech bis wolkig
IT-Outsourcings richtet sich vor allem an Großunternehmen, wobei die ausgelagerten Prozesse oft
komplex sind. Neue Technologien erlauben es allerdings auch Mittelständlern, einzelne
Wertschöpfungsstufen auszulagern. Vier Beispiele aus der Region zeigen, was möglich ist.
D
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AG verfolgt das Geschäftsmodell, Unternehmensprozesse
benutzerfreundlich und kostensparend zu organisieren. Eines der
wichtigsten Produkte des vor zehn
Jahren gegründeten Unternehmens
ist die „Savvy Suite“. Das Programm
dient als Bestellplattform für IT-Services, wobei Anwender diese Dienste vom Büro aus selbstständig bestellen, ändern oder kündigen können. Nutzen lässt sich die Software
zum Beispiel für die Verwaltung von
Nutzerrechten für Software-Anwendungen oder zur Bestellung und
Verwaltung von Bürozubehör wie
Telefonen oder Rechnern. Die Software, die bislang nur bei Großkonzernen ab 2000 PC-Plätzen im Einsatz war, wird in diesem Sommer in
einer für mittelständische Unternehmen geeigneten Version verfügbar sein, die auch für Unternehmen
ab etwas 200 PC-Plätzen nutzbar
ist.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
Ameria GmbH
Die Heidelberger Ameria GmbH
wurde im Jahr 2001 von einem
deutschen und einem ukrainischen
Studenten in Heidelberg gegründet.
Das Unternehmen bietet seinen
Kunden das sogenannte Managed
Nearshoring an. Das bedeutet, Entwickler und Designer in der Ukrai-
ne arbeiten mit deutschen Kunden
zusammen, werden aber von den
Projektleitern in Heidelberg gesteuert. Unternehmen können so ganze
IT-Projekte oder einzelne Programmierleistungen nach Simferopol,
INTERVIEW MIT MATTHIAS BLATZ VON HEIDELBERG IT
Econo: Ab welcher Unternehmensgröße lohnt sich
das Outsourcing von IT-Leistungen?
Matthias Blatz: Das lässt sich pauschal nicht sagen.
In keinem Fall ist IT-Outsourcing nur etwas für die
Großen, auch für Ein-Mann-Betriebe kann das lohnenswert sein.
Econo: Welche Vorteile bringt es?
Blatz: Als größter Vorteil ist die höhere Verfügbarkeit der Systeme von außen zu nennen, beispielsweise bei Einsatz eines sogenannten virtuellen privaten Netzes – kurz VPN. Hinzu kommen die höhere
Sicherheit, die leistungsfähigere Internetanbindung
und natürlich geringere Kosten.
Econo: Welche Gefahren bringt es?
Blatz: Problematisch kann die Abhängigkeit vom
Outsourcing-Anbieter werden. Generell gilt zudem,
dass bei schlechter Planung und schlechtem Partner alle genannten Vorteile zu Nachteilen werden
können.
Econo: Auf was sollten Firmen bei der Auswahl des
Outsourcing-Partners achten?
Blatz: Entscheidend ist, dass der Outsourcingpartner wirklich alles in der eigenen Hand hat und nicht
auf Dritte zurückgreifen muss. Vor Umsetzung sollte
außerdem ein Ausstiegsszenario erstellt werden. Zu
achten ist außerdem auf die Verfügbarkeit aller zur
Verfügung gestellten Systeme.
Matthias Blatz ist Geschäftsführer der Heidelberg iT
Management GmbH & Co. KG.
STUDIE ZUM IT-OUTSOURCING
Wissenschaftler am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Electronic Government der Universität
Potsdam haben im Jahr 2007 eine Studie zum IT-Outsourcing erstellt.
Als wichtigste Gründe für das IT-Outsourcing nennt
die Studie: Kosteneinsparung und -transparenz
(33 %), Konzentration auf Kernkompetenz (19 %),
Qualität (17 %), mangelnde Qualität eigener Mitarbeiter (14 %) und Flexibilität (12 %).
Als häufigste Gründe für das Scheitern von Outsourcing-Projekten führen die Wissenschaftler auf: falsche Beratung (23 %), unklare Zielstellung (24 %),
mangelnde
Kommunikation/Qualitätssicherung
(19 %), unklare Verantwortung (14 %).
Das von Landau aus in den deutschen Markt drängende Unternehmen Kaviza setzt auf eine Technik,
die nicht mehr nur in Fachkreisen,
sondern auch darüber hinaus mehr
und mehr diskutiert wird: die Desktop-Virtualisierung. Sie wird durch
das sogenannte Cloud Computing
ermöglicht. Wobei mit diesem
„Rechnen in der Wolke“ die Nutzung von IT-Infrastrukturen und
Programmpaketen gemeint ist, die
nicht mehr auf den eigenen Rechnern, sondern extern von Servern in
Rechenzentren aus bereitgestellt
werden. Wer eine Desktop-Virtualisierung betreibt, braucht im Grunde
nur einen Bildschirm, eine Tastatur
und einen Anschluss an die virtuelle
Wolke. Bislang war diese Technik
allerdings Großunternehmen mit
mehreren Hundert PC-Plätzen vorbehalten. Kaviza bietet diese Dienstleistung hingegen schon für Unternehmen ab zwanzig PC-Plätzen an.
Heidelberg iT
Das Angebot der Ende 2007 gegründeten Heidelberg iT Management & Co. GmbH umfasst ein breites Angebot an IT-, EDV- und Telekommunikations-Dienstleistungen.
Das IT-Outsourcingangebot der Heidelberger fängt bei der Urlaubsoder Krankheitsvertretung an und
reicht über die Auslagerung einzelner Aufgaben bis hin zum Outsourcing der kompletten IT-Abteilung.
Die Heidelberger betreiben zudem
ein eigenes Rechenzentrum. Dort
stehen Server der Kunden, die in deren Auftrag gehostet werden. Heidelberg iT verfügt zudem über eigene, hochverfügbare Server, die an
Kunden vermietet werden. Zum
Angebot von Heidelberg iT gehört
außerdem das Webhosting von Internetauftritten der Kunden.
Kristian Klooß
Das Netzwerk für Kommunikation in der Metropolregion Rhein-Neckar.
Ausgezeichnet vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg: „Dienstleister des Jahres”
in der Kategorie „Herausragende Netzwerke und Kooperationen”.
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42
Zielgruppe Behinderte
Technik für die Sinne
Mitarbeiter, die blind oder taub sind, haben es im Berufsleben meist schwerer als ihre Kollegen.
Das richtige Umfeld und die richtige Technik helfen.
ch bin blind“, sagt Günter Christmann. „Nur hell und dunkel
kann ich unterscheiden“, sagt der
43-Jährige, die Augen an die Decke
gerichtet. „Ich sehe zum Beispiel,
dass hier neben mir eine helle Wand
ist“, sagt er und tippt mit dem Zeigefinger gegen die weiße Wand hinter
dem Bürostuhl, auf dem er sitzt.
„Ich sehe auch, dass da hinten wohl
ein Fenster ist“, sagt er und zeigt auf
die Fensterzeile auf der anderen Seite des Büros.
der Günter Christmann und Astrid
Ringe arbeiten. Er ist nicht blind, im
Gegensatz zu fünf seiner sechs Mitarbeiter im Produktmanagement.
„Ich selbst lese Braille besser mit
den Augen als mit den Fingern“,
sagt Weinbrecht.
I
Christmann ist Produktmanager
bei der Baum Retec AG. Seit 2004
arbeitet er für das seit Ende vergangenen Jahres in Meckesheim ansässige Unternehmen. Zuvor war er
sechzehn Jahre beim einstigen
Wettbewerber Audiodata beschäftigt. Die Firma war unter Blinden
bekannt für ihr Betriebssystem
„Blindows“. Baum Retec hingegen
hatte das Konkurrenzprodukt „Virgo“ im Portfolio. „Wir haben die
besten Eigenschaften von Virgo und
Blindows genommen und daraus
Cobra gemacht“, sagt Christmann.
Seit 2008 ist Cobra auf dem Markt.
Eine Fernsehserie inspirierte
die Namensgebung
Den Namen haben sich Christmann
und seine Kollegen in Anlehnung an
die US-Fernsehserie „Kobra, übernehmen Sie!“ überlegt. In der Serie,
nach deren Vorbild die Mission-Impossible-Kinofilme gedreht wurden,
geht es um ein Team von Geheimagenten, das rund um den Globus
Aufträge erledigt. Wobei sie von
ausgefeilten technischen Spielzeugen unterstützt werden. In welcher
Rolle sich die Baum-Retec-Entwickler sehen, ist natürlich klar. „Eine
synthetische Sprachausgabe zum
Beispiel muss alles können“, sagt
Christmann, „Das beginnt schon damit, dass das Wort Download auch
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Heinz Spitzmüller (r.) und sein Frau Nicole von „myWORLDof-HEARING“ passen
in ihrem Hörakustikstudio einem Kunden ein Hörgerät an.
Bild : Spitzmüller
wie Download ausgesprochen wird
und nicht wie Doff-n-lo-at.“
die Blindenschrift Braille, lernte
blind mit zehn Fingern zu tippen.
Christmann weiß, wovon er
spricht. Schon als Kind wusste er,
dass er wegen einer Erbkrankheit eines Tages erblinden würde. „Mit
fünfzehn habe ich gemerkt, das ich
nicht mehr alles sehen konnte.
Zehn Jahre später habe ich dann
nichts mehr gesehen“, erinnert er
sich.
Heute tippt sie die Handbücher
für Geräte wie den von Baum Retec
entwickelten Blinden-PDA mit dem
Markennamen Pronto. „Das hier ist
ein Pronto 18“, sagt Ringe und
streicht mit den Fingerkuppen über
ein graues, rechteckiges Gerät, das
Platz in einer großen Brusttasche
finden würde. Ringe tippt mit den
Fingerspitzen über die je vier Tasten
rechts und links neben den kleinen
Lautsprecherlöchern in der Mitte
des flachen Geräts. Aus den Lautsprecherlöchern klingen nacheinander, von einer Computerstimme gesprochen die Worte „MP-3-Player“,
„Internetradio“, „Display-Reader“,
„Web-Browser“, „MSN Messenger“, „Dateiverwaltung“. Achtzehn
Braille-Zeichen mit jeweils acht klitzekleinen weißen Punkten kann
Ringe auf dem „Pronto 18“ ertasten. „Beim Pronto 40 sind es vierzig“, sagt sie. Bei dem könne man
auch die Braille-Tastatur gegen eine
QUERTZ-Tastatur, also die übliche
Buchstabentastatur, austauschen.
Ähnlich ging es seiner Kollegin
Astrid Ringe, die ihm im Büro gegenübersitzt. Die 40-Jährige ist seit
dem Jahr 2000 bei der Baum Retec
AG angestellt. Sie ist ebenfalls blind.
Und auch sie konnte einst sehen.
„Bis zur Führerscheinprüfung hatte
ich eine Sehschwäche von gerade
einmal 0,5 Dioptrien“, sagt sie. Innerhalb von zehn Jahren habe sich
ihr Sehvermögen durch mehrere
Augenleiden wie Entzündungen,
grauer und grüner Star so verschlechtert, dass sie nicht mehr in
ihrem gelernten Beruf als Chemielaborantin arbeiten konnte. Damals,
1998, war sie 28 Jahre alt. 1999 begann sie eine einjährige Grundreha
im Berufsförderwerk Veitshöchheim
bei Würzburg. Sie lernte mit der
Sehbehinderung umzugehen, lernte
Letztere Variante wäre die bevorzugte für Torsten Weinbrecht. Der
47-Jährige leitet die Abteilung, in
Produkte wie den Pronto oder
die Software Cobra wären ohne die
Anregungen seiner blinden Kollegen kaum denkbar. Besonders wichtig für blindengerechte Anwendungen sei, dass sie übersichtlich und
gut strukturiert sein müssten. Welchen Vorteil das bietet, habe sich gerade in einem aktuellen Fall gezeigt.
„Wir haben kürzlich eine Call-Center-Software angepasst für Blinde“,
sagt Weinbrecht und schmunzelt.
„Da haben wir jetzt den Fall, dass
die nicht blinden Kollegen diese Anpassung auch haben wollen, weil
der Blinde inzwischen schneller arbeitet als sie.“
Zu den Kunden zählen
ABB und SAP
Es gibt gut ein halbes Dutzend Firmen, mit denen Baum Retec im
deutschsprachigen Markt konkurriert. Umsätze veröffentlicht das
Unternehmen, das rund 140 Mitarbeiter an den Standorten Meckesheim, Wiesenbach, Jena und einer
Hand voll Niederlassungen beschäftigt, nicht. Einzig die Verkaufszahlen der einzelnen Produkte gibt das
Unternehmen bekannt. So wurden
im vergangenen Jahr rund 800 Vorlesegeräte und Vorlesesysteme verkauft, 450 Organizer für Blinde und
Sehbehinderte, rund 2000 Sehhilfen, Bildschirmlesegeräte und elektronische Lupen sowie rund 1000
Braillezeilen. Auch in der Region
hat die Baum Retec AG zahlreiche
Arbeitsplätze mit blindengerechter
Software und Hardware ausgestattet. Darunter Büros der Städte Heilbronn und Karlsruhe sowie Arbeitsplätze bei der ABB und der SAP im
nahe gelegenen Walldorf.
Wenn Siegfried Peisl seine Visitenkarten auf den Tisch legt, muss
man die Worte, die auf ihr stehen,
eigentlich schon gar nicht mehr lesen. Denn eine Hälfte der Visitenkarte des 47-Jährigen besteht nur
aus der ins weiße Papier gestanzten
Blindenschrift Braille. Peisl ist
Schwerbehindertenvertreter
des
größten Softwarekonzerns Europas.
Bundesweit arbeiten fast 300
schwerbehinderte Menschen für
den Konzern. „In der SAP AG sind
wir rund 200, bei der Landesgesellschaft sind es rund 90“, sagt Peisl.
Er selbst ist sehgeschädigt, nachdem er als Kind mit falschen Medikamenten behandelt worden war.
„Ich habe verschiedene Stufen
durchgemacht von nahezu Blindheit bis zum heutigen Stand“, sagt
er. Normal geschriebene Texte kann
er seit knapp dreißig Jahren wieder
lesen. Auch am Bildschirm kann er,
mit größerer Darstellung arbeiten.
„Sollte doch einmal etwas zu klein
sein, schalte ich eine Lupenfunktion
mit der Maus dazu.“
1983 ließ er sich zum Datenverarbeitungskaufmann im von der
SRH betriebenen Rehabilitationszentrum für Jugendliche in Neckargemünd ausbilden. Danach begann
er in Mannheim bei der auf Verbrauchsdatenerfassung spezialisierten Firma „ista“ als Programmierer
zu arbeiten. 1991 wechselte er in
den Kunden-Support der SAP. Nach
Stationen in verschiedenen Abteilungen ist er heute für die Fortentwicklung der Customer-Relationship-Management-Software der SAP
zuständig. 2004 gehörte er zu den
ersten Behindertenvertretern des
Unternehmens. „Wir sind zwei Jahre älter als der Betriebsrat“, sagt
Peisl und lacht.
Braille-Schrift über
den Türklinken
Folgt man einem Blinden durch die
langen Korridore der Glas- und Büropaläste der SAP in Walldorf, dann
lässt sich die Handschrift Peisls und
seiner Kollegen erkennen. Denn so
manches sieht heute anders aus als
es sich die Innenarchitekten einst
gedacht hatten. Schwarze Kreise,
groß wie Kuchenteller, umziehen
die Fahrstuhlknöpfe, so dass sehbehinderte Menschen nicht die ganze
Wand nach ihnen absuchen müssen. Jeder Fahrstuhl kündigt das Öff-
nen seiner Türen mit einem Piepen
an. Während der Fahrt hinauf wird
jedes Stockwerk angesagt. Alle Glaswände weisen heute in Augenhöhe
mit hellgrauen Streifen darauf hin,
dass es hier nur scheinbar weitergeht. Weiße Streifen sind auch an
den Kanten der Treppenstufen angebracht. Und für diejenigen, die überhaupt kein Sehvermögen mehr haben, weisen kleine Metallschildchen über den Türklinken in gestanzter Braille-Schrift darauf hin,
ob es sich um den Zugang ins Treppenhaus, einen Meetingraum oder
die Damentoilette handelt.
Die Leistung zählt,
nicht die Behinderung
Knapp zwei Prozent aller deutschlandweit bei der SAP beschäftigten
Mitarbeiter sind schwerbehindert.
„Das heißt, wir sind noch in dem
Bereich, wo die höchste Abgabenlast zu zahlen ist“, sagt Peisl. Das
liege schon allein daran, dass die
Stellen bei der SAP sich für viele Behinderte nicht eigneten. Dennoch
gelte: „Wenn sich jemand bei uns
bewirbt, dann geht es zunächst einmal um die Leistung – ob behindert
oder nicht.“ Bei Bewerbungsgesprächen von Kandidaten mit einer Behinderung sei er indes beteiligt, um
die notwendige Unterstützung abzuklären.
Wenn es zur Einstellung eines behinderten Mitarbeiters kommt, gibt
es zahlreiche Möglichkeiten, unterstützend tätig zu werden. „Wir bilden seit zwei Jahren einen blinden
Azubi zum Fachinformatiker aus“,
sagt Peisl. Wobei es schon im Vorfeld vieles zu klären gab. Dies begann bei den fachlichen Voraussetzungen: Abitur, gute Noten, Programmiererfahrung. „Nach dem Bewerbungsgespräch haben wir gedacht: Okay, der passt zu uns“, erinnert sich Peisl. Der nächste Schritt
war der Anruf beim Integrationsamt
in Karlsruhe und der Blindenschule
in Ladenburg. Letztere stellte unter
anderem Lehrmaterialien wie die in
Braille-Schrift verfassten Bücher zur
Verfügung. Die Arbeiterwohlfahrt
hingegen stellte eine Arbeitsassistenz für den Auszubildenden bereit,
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Zielgruppe Behinderte
왘왘 „Für die Arbeitsassistenz müssen wir auch wieder die richtige Arbeitsumgebung schaffen. Das ist fast
wie ein zusätzlicher Azubi“, sagt
Peisl.
Die nötige Ausstattung sei über
das Integrationsamt und über das
Arbeitsamt bereitgestellt worden.
Die Arbeitsassistenz wird ebenfalls
finanziert. „Allein um die Voraussetzungen abzuklären, ist ein halbes
Jahr vergangen.“ Inzwischen ist der
Azubi im zweiten von drei Ausbildungsjahren. „Ich gehe davon aus,
dass wir den jungen Mann übernehmen werden“, sagt Peisl.
Hörgeschädigte brauchen
den Blickkontakt
Im September wird er voraussichtlich erneut einen stark sehbehinderten Azubi einstellen. Doch was tun,
wenn ein einst gesunder Mitarbeiter von heute auf morgen eine
schwere Behinderung zu tragen
hat? „Da gibt es nur eins“, sagt
Peisl. „Gucken, was in dem Einzelfall noch möglich ist.“ Checklisten
zusammenzustellen und abzuhaken, sei kaum umsetzbar. „Ich habe
einen Kollegen, der Berater ist und
durch einen Fahrradunfall plötzlich
querschnittgelähmt auf einen Rollstuhl angewiesen ist.“ Für diesen
Kollegen müsse er sich etwas anderes überlegen als für einen Kollegen,
der durch eine Diabeteserkrankung
mit den Augen Schwierigkeiten bekomme, aber noch voll beweglich
sei. Der Kollege aus der Beratung
hingegen sei nicht mehr in der Lage,
jeden Kunden zu besuchen. Nicht,
weil er selber nicht mobil sei, sondern weil die Situation bei den Kunden es oft nicht ermögliche. „Wir
müssen ihn jetzt so unterbringen,
dass er sein Können und Leistungsvermögen voll einbringen kann“,
sagt Peisl. „So dass er zufrieden ist
und das Unternehmen auch etwas
davon hat.“
Die größte Herausforderung sei
allerdings der psychische Umgang
mit Behinderungen. Dies gelte für
die betroffene Person. „Dies gilt
aber auch für das direkte Umfeld“,
sagt Peisl. Immer wieder hält er interne Vorträge zum Thema. Wie ist
mit behinderten Menschen umzugehen? Wie sind sie einzusetzen?
„Je nach Behinderung muss vielleicht öfter mal eine Pause eingelegt
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werden, vielleicht auch mal zwei
Stunden spazieren gegangen werden.“ Allein schon deshalb, weil
Rollstuhlfahrer, blinde oder hörgeschädigte Mitarbeiter für die gleiche
Arbeit statt eines Achtstundentages
oft einen Zehnstundentag bräuchten, sagt Peisl. „Wobei die Qualität
der Arbeit letztlich die gleiche ist.“
Im Umgang mit Hörgeschädigten
wäre ein typischer Fehler, ihn während des Gesprächs nicht anzuschauen. Dann fehle zum Beispiel
das Mundbild, und die Stimme
komme nicht direkt beim Empfänger an. Oder es werde zu schnell geredet. Abgesehen davon bedeute
ein Hörverlust auch nicht unbedingt, dass alles leiser werde. „Es
kann auch sein, dass Frequenzen
fehlen“, sagt Peisl. Da fehlen dann
in einem Wort bestimmte Vokale.
Die müsse der Hörgeschädigte dann
durch Geistesleistung zu einem
Wort ergänzen. „Er verbraucht also
viel Energie schon für das Zuhören,
wo andere Mitarbeiter schon mit
dem Denken anfangen können“,
sagt Peisl. Verbesserungen könnten
Hilfe für Hörbehinderte
bietet ein tragbares System,
das aus einem Sender (Bild)
und einem Empfänger
besteht und die Vorteile der
digitalen Technik nutzt.
Bild: Comfortaudio.
zum Beispiel Meetings in kleinerer
Runde sein oder die direkte schriftliche Fixierung von Inhalten.
Ab einer gewissen Karrierestufe
sind die Grenzen der Integration allerdings erreicht. Kaum jemand
weiß dies besser als der ehemalige
SAP-Manager Heinz Spitzmüller.
Seit seiner Musterung ist dem heute
48-Jährigen bekannt, dass er schon
als Jugendlicher an einer leichten
Hörschwäche litt. Heute, drei Jahrzehnte später, hört er ohne technische Hilfe kein Geräusch mehr, das
mehr als dreißig Zentimeter von seinem Ohr entfernt erklingt.
Der Verlust des Hörsinns verlief
in seinem Fall schleichend. In Spitzmüllers ersten Berufsjahren trat seine Hörschwäche kaum zutage. Im
Gegenteil: Als Berater und Trainer
kam der gelernte Programmierer bei
Seminarteilnehmern gerade deshalb
gut an, weil er auf die Menschen zuging, wenn sie mit ihm sprachen.
„Was als vorbildliches Referentenverhalten bewertet wurde, war eigentlich unbewusst eingesetzte
Hörtaktik“, sagt Spitzmüller rückblickend.
1988 wechselte er
zur SAP in die
Schweiz. Dort übernahm er 1991 die Leitung von Vertrieb und
Marketing. In Geschäftsbesprechungen
stellte er irgendwann
fest, dass sich andere
Teilnehmer bereits zu
Wort meldeten, während er selbst noch mit
der Verarbeitung des
zuvor Gesagten beschäftigt war. Er begann sich mit Lippenlesen, Interpolieren und
Raten zu behelfen.
Denn ob die Geschäftspartner nun von „future packages“ oder feature packages“ sprachen, war für Spitzmüller kaum noch zu
unterscheiden. Auch
die Erschöpfung, die er
abends nach der Arbeit
spürte, führte Spitzmüller lange Zeit nicht
auf die mit seinen Hörschwierigkeiten verbundenen Anstrengungen zurück. Auf seine
Kollegen wirkte er in-
des oft schlafmützig, angespannt
oder gar arrogant, wenn er auf Anreden nicht reagierte. Erst seit 1996
begann er ständig Hörgeräte zu tragen.
Beruflich ging es dennoch voran.
Ab 2002 leitete Spitzmüller von
Walldorf aus einen Geschäftsbereich mit mehr als hundert Mitarbeitern. Doch die Hörfähigkeit
nahm weiter ab, und damit die
Schwierigkeiten in einem Umfeld,
das von Konferenzen, Meetings und
Telefonaten geprägt war, von
Sprachgewirr,
Überkreuzgesprächen und Zugeflüstertem. Anfang
2006 – die Ärzte hatten zuvor eine
weitere Verschlechterung seines
Hörvermögens diagnostiziert – einigte sich Spitzmüller schließlich
auf einen Aufhebungsvertrag mit
seinem Arbeitgeber.
Zugbremsen quietschen und
Turbinen dröhnen
In der Freistellungsphase entwickelte er seine Idee und schrieb einen
Businessplan für ein Hörgerätestudio, das im Berufsleben stehenden
Menschen maßgeschneiderte Hörhilfen anbietet: ob Manager, Krankenschwester, Ärztin, Unternehmensberater, Bankkauffrau, Rechtsanwältin, Psychotherapeut, Lehrer
oder Sekretärin. Gut ein halbes Dutzend von Spitzmüllers Kunden sind
bei seinem ehemaligen Arbeitgeber
beschäftigt. Und sie alle fahren beim
ersten Beratungsgespräch mit dem
Fahrstuhl ins zweite Geschoss der
für rund 350 000 Euro umgebauten
und mit einem Hörstudio ausgestatteten Villa in Wiesenbach. Das Privathaus Spitzmüllers ist zugleich
Sitz seines Unternehmens, der Firma „myWORLDofHEARING“, die
er im Juli 2007 gegründet hat. In
dem im April 2008 eröffneten Studio lässt sich, dank schwenkbaren
Lautsprechern und Dolby-Surround-System, fast jede Klangsituation erschaffen: einfahrende Züge,
ein Einkauf im Supermarkt, ein Geschäftsessen oder das Brummen der
Turbinen im Flugzeug.
Inzwischen beschäftigt Spitzmüller zwei Hörgeräteakustiker und eine Musik- und Audiotherapeutin.
Sie helfen dabei, die richtige Technik am richtigen Ort nutzbar zu machen. Denn technisch hat sich in
den vergangenen fünfzehn Jahren
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Handwerk
Zielgruppe Behinderte
왘왘 Seit Mitte der neunziger Jahre
ermöglichte es beispielsweise die
Digitalisierung, einzelne Frequenzen zu verstellen, leise und laute
Signale unterschiedlich zu verstärken oder Störsignale herauszufiltern. Seit etwa 2004 ist es möglich,
Rückkopplung auszulöschen. „Das
klassische Pfeifen der Hörgeräte hatte damit ein Ende“, sagt Spitzmüller. Ein weiterer Meilenstein war die
Abschwächung von Impulsgeräuschen, wie das Abstellen eines Glases auf einer Tischplatte. Inzwischen gibt es zudem kommunizierende Hörgeräte, die sich zum Beispiel darauf einstellen lassen, dass
ein Autofahrer meist von der Beifahrerseite angesprochen wird. Ein
weiterer Fortschritt ist, dass Handys
inzwischen via Bluetooth direkt mit
Hörgeräten kommunizieren. „Mit
heutiger Technik hätte ich vielleicht
vier, fünf Jahre länger in meiner ehemaligen Position durchhalten können“, sagt Spitzmüller.
In seiner neuen Position als Unternehmer hat er im vergangenen
Jahr etwas mehr als 700 000 Euro
umgesetzt. „Wobei wir noch immer
Ein von Baum Retec ausgestatteter Büro-Arbeitsplatz für Blinde. Die Firma aus
Meckesheim hat auch ein Blinden-PDA entwickelt.
Bild: Baum Retec
keine schwarze Null gemacht haben“, sagt er. 170 Kunden setzten
inzwischen auf „myWORLDofHEARING“. 140 weitere sollen in diesem Jahr dazukommen. „Neunzig
Prozent stammen aus der Metropol-
region Rhein-Neckar“, sagt Spitzmüller.
Einer von ihnen ist Wolfgang
Bauer. Der 53-Jährige ist Systemanalyst in der IT-Abteilung der HeidelbergCement AG, wo er seit 1997 in
der Verwaltung am Standort Heidelberg arbeitet. Seine Hörschwäche
bemerkte er, als er in der Schule das
Quietschen der Kreide immer leiser
hörte. Bis Ende der siebziger Jahre,
während seiner Ausbildung bei der
Bundespost 1979, konnte Bauer seine Hörschwäche allerdings noch im
Wesentlichen kaschieren. Später
wurde dies immer schwieriger –
auch was das Verständnis der Arbeitgeber betraf. Nach einer Umschulung heuerte Bauer schließlich
bei der HeidelbergCement AG an,
wo er erst kürzlich zur Vertrauensperson für Schwerbehinderte gewählt wurde. „Für schwerbehinderte Mitarbeiter war das Klima in der
Hauptverwaltung der HeidelbergCement AG stets gut“, sagt er. Dass
es im Beruf vorangeht, verdankt
Bauer allerdings nicht nur seinem
Arbeitgeber, sondern dem technischen Fortschritt. „So wie meine
Hörfähigkeit abgenommen hat, so
hat die Hörgerätetechnik sich verbessert“, sagt er. Nur so sei sein Hörvermögen in den vergangenen Jahren weitestgehend konstant geblieben.
Kristian Klooß
VOR DEM GESETZ
Die Gleichstellung
Die deutsche Sozialgesetzgebung (§§ 68 ff.,
SGB IX) gewährt schwerbehinderten Menschen besonderen Schutz. Als schwerbehindert gelten demnach Personen, bei denen ein
Grad der Behinderung von mindestens 50 Prozent vorliegt. Personen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 30 Prozent können
schwerbehinderten Menschen gleichgestellt
werden, wenn sie infolge ihrer Behinderung
ohne diese Gleichstellung einen geeigneten
Arbeitsplatz nicht erlangen oder behalten können.
Die Beschäftigungspflicht
Arbeitgeber, die über mindestens 20 Arbeitsplätze verfügen, müssen mindestens fünf Prozent dieser Arbeitsplätze mit schwerbehinderten Personen besetzen. Ein Betrieb, der die
Beschäftigungspflicht nicht erfüllt, hat eine
Ausgleichsabgabe zu zahlen. Für Schwerbehinderte in der Ausbildung werden zwei
Pflichtplätze angerechnet.
Die Ausgleichsabgabe
Solange weniger als fünf Prozent der Beschäftigten schwerbehindert sind, muss der Betrieb
für jeden unbesetzten Pflichtplatz monatlich
eine Ausgleichsabgabe von 105 Euro bis 260
Euro zahlen. Wobei die Unternehmensgröße
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und die Beschäftigungsquote behinderter Mitarbeiter zur Bemessung der Ausgleichszahlung dienen.
Die Sonderrechte
Schwerbehinderte Menschen haben einen
Anspruch auf Zusatzurlaub von fünf Arbeitstagen. Außerdem haben sie einen einklagbaren
Anspruch auf behindertengerechte Einrichtung und Unterhaltung der Arbeitsstätten einschließlich der Betriebsanlagen, Maschinen
und Geräte sowie der Gestaltung der Arbeitsplätze, des Arbeitsumfeldes, der Arbeitsorganisation und der Arbeitszeit. Ferner sind
Schwerbehinderte bei betrieblichen Bildungsmaßnahmen bevorzugt zu berücksichtigen.
Zudem hat der Arbeitgeber die Eingliederung
von schwerbehinderten Personen in den Betrieb zu fördern.
Die Schwerbehindertenvertretung
In Betrieben mit mindestens fünf schwerbehindert Beschäftigten sind eine Vertrauensperson und mindestens ein Stellvertreter zu
wählen. Diese Vertretung hat die Interessen
der beschäftigten Schwerbehinderten zu fördern. Sie ist in allen Angelegenheiten, die Fragen der Schwerbehinderung berühren, rechtzeitig und umfassend zu unterrichten und vor
einer Entscheidung zu hören. .
Der Kündigungsschutz
Schwerbehinderte und ihnen Gleichgestellte
profitieren von einem Sonderkündigungsschutz, der über die allgemeinen Kündigungsschutz hinausgeht. Voraussetzung ist, dass
zum Zeitpunkt der Kündigung die Schwerbehinderteneigenschaft nachgewiesen werden
kann und das Arbeitsverhältnis bereits seit
sechs Monaten besteht. Der Ausspruch einer
Kündigung bedarf der Zustimmung des zuständigen Integrationsamtes. Von dort zu berücksichtigen sind allerdings nur Umstände, die
sich aus der Behinderung und der damit verbundenen Benachteiligung herleiten.
Das Fragerecht
Die Frage nach Behinderung oder Schwerbehinderung ist grundsätzlich unzulässig, da ihr
ein diskriminierender Charakter zukommt. Als
Folge einer unerlaubt gestellten Frage kann
zum einen eine Schadensersatzpflicht des Arbeitnehmers in Betracht kommen. Zum anderen steht dem Arbeitnehmer das Recht zu, die
Frage entweder gar nicht oder wahrheitswidrig zu beantworten, ohne dass zugunsten des
Arbeitgebers ein Anfechtungsgrund wegen
arglistiger Täuschung entsteht. Allerdings
kann die Frage gerechtfertigt sein, wenn sie
die vertragsgemäße Arbeitsleistung dauerhaft
unmöglich macht.
Red
47
Handwerk macht Schule
Die Handwerkskammer Mannheim unterstützt ihre Mitglieder dabei, Bildungspartnerschaften mit
Schulen einzugehen. Von dieser Zusammenarbeit sollen beide Seiten profitieren.
m Jahr 2008 haben die badenwürttembergische Landesregierung, Kammern und Arbeitgeberverbände vereinbart, sogenannte
„Bildungspartnerschaften“ ins Leben zu rufen. Ziel dabei war es, dass
jede Schule über mindestens einen
betrieblichen Partner verfügt. Damit wollen Politik und Wirtschaft
mehr berufliche Praxis in die Schulen bringen.
„Das Engagement der Unternehmen reicht von der Bereitstellung
von Praktikumsplätzen über Berufspräsentationen in der Schule bis hin
zu gemeinsam geplanten Lerneinheiten“, sagt Sandra Maier. Die Diplom-Betriebswirtin berät seit Jah-
I
resanfang Handwerksfirmen dabei,
solche Bildungspartnerschaften einzugehen. Bei der Auswahl achtet
die 27-Jährige darauf, dass die Unternehmen an einer langfristigen
Zusammenarbeit interessiert sind.
Die Begleitung einer Klasse solle
sich im Idealfall über mehrere Jahre
erstrecken. „Dabei fangen einige
Schulen schon ab der fünften Klasse
an, die Regel ist allerdings ab Klasse
7 oder 8“, sagt Maier.
Die Handwerker bringen dabei
ihre speziellen Fertigkeiten und
Kompetenzen ein. Das kann der
Feinwerkmechaniker sein, der mit
einer Klasse die Volumenberechnung eines Hammerkopfes durch-
WETTBEWERB
HWK PFALZ
Wer sind die besten
Junghandwerker 2010?
Zahl der Kleinstgründungen
im Handwerk steigt
Rhein-Neckar. Die Handwerksorganisation sucht die besten Junghandwerker 2010. Teilnehmen
können alle Junghandwerker, die ihre Gesellen- oder Abschlussprüfung
mindestens mit der Note 2,4 abgelegt haben. Die Prüfung muss zudem im Winter 2009/2010 erfolgt
sein oder im Sommer 2010 erfolgen. Als weiteres Kriterium kommt
hinzu, dass die Teilnehmer zum
Zeitpunkt der Gesellenprüfung das
25. Lebensjahr noch nicht überschritten haben dürfen. Die Junghandwerker treten im September
zunächst gegen die Besten ihres
Handwerks im jeweiligen Kammerbezirk an. Die jeweiligen Sieger
nehmen dann am Landes- und ggf.
Bundesentscheid teil. Parallel zum
Leistungswettbewerb findet eine
weitere Ausscheidung statt. Beim
Wettbewerb „Die gute Form –
Handwerker gestalten“ dreht sich
alles um das anspruchsvolle Bearbeiten von Materialien und Formen
und die ästhetische Qualität der Arbeiten. Informationen zum Wettbewerb gibt es bei den Kammern. Red
Pfalz. Die fünf Betriebsberater der
Handwerkskammer der Pfalz haben
im vergangenen Jahr 840 Beratungsgespräche mit Handwerkern
oder Existenzgründern geführt (Vorjahr 871). Das schreibt die Kammer
in ihrem Jahresbericht. Nach wie
vor stellte die Gründungsberatung
einen wesentlichen Schwerpunkt
dar. So wurden 2009 insgesamt 195
Gründungsberatungen
durchgeführt (213). Der Generationswechsel im Handwerk und die Lösung
der Nachfolgerproblematik war Gegenstand von 109 Betriebsberatungen (148). Ungeachtet der um fünf
Prozent gestiegenen Anzahl der
Neueintragungen spricht die Kammer von einer „schwachen Gründungsneigung“. Mehr als 60 Prozent der Gründungen erfolgten im
zulassungsfreien oder handwerksähnlichen Bereich. Da es sich hierbei häufig um Kleinstgründungen
mit geringem Kapitalbedarf und ohne Personal handelte, ist im vergangenen Jahr die Zahl der durchgeführten Intensivberatungen von
Gründern rückläufig gewesen. Red
führt. „Anschließend haben die
Schüler den Hammerkopf im Betrieb gebaut“, erzählt Sandra Maier.
Oder ein Maler begleitet das Streichen des Klassenzimmers und
nimmt dazu mit den Schülern vorher durch, wie man die Flächen berechnet und darauf aufbauend den
Materialverbrauch ermittelt.
Die Nachfrage der Schulen nach
Partnern aus dem Handwerk sei
groß. Derzeit ist die Kammer-Mitarbeiterin mit neun Schulen im Gespräch. Vermittelt hat Maier bisher
drei Schulen an insgesamt sieben
Betriebe, darunter Friseure, eine
Kfz-Werkstatt und eine Elektrotechnik-Firma.
„Unser Ziel ist es, in diesem Jahr
zehn Schulen Bildungspartnerschaften zu vermitteln. Das heißt, dass eine Schule ein Netzwerk mit mehreren Betrieben aufbaut“, sagt Sandra
Maier. Die Firmen akquiriert sie unter den bereits ausbildenden Unternehmen. „Das ist Grundvoraussetzung.“
Zudem haben diese Handwerker
auch ein handfestes Eigeninteresse
an der Zusammenarbeit mit den
Schulen in Form der Bildungspartnerschaften: Sie können ihre Betriebe und Gewerke bekannt machen.
Und im besten Falle lernen sie so ihre zukünftigen Auszubildenden
kennen.
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Berufliche Fortbildung
Berufliche Fortbildung
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Die Weiterbildung für Berufstätige führt an den Hochschulen immer noch ein Nischendasein. In
der Region gibt es verschiedene Ansätze, um trotzdem international bestehen zu können.
S
pätestens seit der Gesetzgeber
die wissenschaftliche Weiterbildung neben Lehre und Forschung als eine der Kernaufgaben
der öffentlich-rechtlichen Hochschulen festgeschrieben hat, legen
Universitäten und Fachhochschulen
verstärkt Angebote rund ums „lebenslange Lernen“ auf.
Den Wirtschafts- und Wissenschaftsorganisationen wie dem
Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) oder der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) geht
das aber noch nicht weit genug. Das
liegt zum Teil in den von den jeweiligen Ländern vorgegebenen rechtlichen Rahmenvorgaben begründet:
Zum Beispiel mangelt es an der entsprechenden finanziellen Honorierung von Weiterbildungsangeboten,
auch im Zusammenhang von Lehrdeputat und Nebentätigkeiten der
Hochschullehrer bestehen weiterhin Rechtsunsicherheiten. Der Anteil der berufsbezogenen wissenschaftlichen Weiterbildung am gesamten Weiterbildungsmarkt in
Deutschland ist immer noch verschwindend klein. Laut der repräsentativen Studie „Berichtssystem
Weiterbildung“, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung alle drei Jahre herausgibt, ist
der Anteil der Hochschulen daran
sogar rückläufig: Im Jahr 2006 lag er
bei nur mehr zwei Prozent.
Verlässliche Zahlen über das gesamte wissenschaftliche Weiterbildungsangebot an den insgesamt 21
staatlichen und privaten Hochschulen in der Metropolregion RheinNeckar liegen derzeit nicht vor. Fast
alle bieten – basierend auf unterschiedlichen Organisationsstrukturen – nicht nur weiterbildende, berufsbegleitende akademische Abschlüsse, sondern auch themenbezogene Lehrgänge und Seminare für
Berufserfahrene auf Hochschulniveau an.
„Das öffentliche Haushalts- und
Dienstrecht, dem staatliche Hochschulen unterliegen, erlaubt nicht
econo
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7. Mai 2010
Ein guter MBA-Abschluss in der Tasche erhöht die Chancen, auf dem
Arbeitsmarkt die persönlichen Karriereziele zu erreichen. Erste berufliche Erfolge
müssen die Bewerber allerdings vorweisen, um etwa zu einem der Mannheimer
Programme zugelassen zu werden.
Bild: MBS
den flexiblen Handlungsrahmen,
der notwendig ist, um sich mit Weiterbildungsangeboten der internationalen Konkurrenz zu stellen“,
sagt Ralf Bürkle, Pressesprecher der
Mannheim Business School (MBS).
Der 2005 ausgegründete und in
Form einer gemeinnützigen GmbH
organisierte „Weiterbildungsarm“
der Fakultät für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim
wird in Fachkreisen nicht selten als
„Bayern München des MBAMarkts“ bezeichnet. Die Schmiede
für künftige „Master of Business Adminstration“ gilt als eine der europaweiten Top-Adressen.
„Natürlich profitiert die Mannheim Business School von dem hervorragenden Ruf der BWL-Fakultät“, so Bürkle. Professoren wie
MBS-Präsident Christian Homburg
und Martin Weber stehen im jüngsten Handelsblatt-Ranking ganz
oben. Allerdings müsse man schon
erste berufliche Erfolge vorweisen,
um zu einem der Mannheimer
MBA-Programme zugelassen zu
werden. „Die Zahl der Bewerbungen übersteigt die Zahl der verfügbaren Plätze um ein Mehrfaches,
gerade beim Vollzeit-MBA“, sagt
Bürkle. Da sich die Business Schools
ihre MBA-Bewerber selbst aussuchen können, müsse der persönliche Eindruck stimmen. „Wir haben
auch schon Bewerber mit EinserExamen und Promotion abgelehnt,
wenn wir den Eindruck hatten, dass
sie nicht in die Teilnehmergruppe
passen“, erklärt Bürkle.
Rund 390 Teilnehmer sind derzeit eingeschrieben, berufsbegleitend läuft ein Executive-MBA-Programm in Zusammenarbeit mit der
französischen Grande Ecole ESSEC
sowie ein Master-Programm für
Nachwuchsführungskräfte in Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung.
Seit 2009 schulen die MBS-Professoren und Dozenten auch Führungs- und Fachkräfte in offenen
mehrtägigen Kursen zu Themen
von „Corporate Finance“ bis
„Sales“, auch ausgewählte Module
der MBA-Programme sind buchbar.
Maßgeschneiderte
Inhouse-Programme für Firmen gibt es schon
länger.
Regional organisiertes
Netzwerk
Ein ebenfalls noch junges Unternehmen am wissenschaftlichen Weiterbildungsmarkt ist die Graduate
School Rhein-Neckar (GSRN) in
Mannheim, die 2006 gegründet
wurde. Zu den Gesellschaftern der
gemeinnützigen GmbH zählen die
Duale Hochschule Baden-Württemberg, die Hochschule Mannheim
und die Fachhochschule Ludwigshafen. „Erst im Dezember vergangenen Jahres haben die allerersten
13 MBA-Absolventen ihre Urkunden überreicht bekommen“, sagt
GSRN-Geschäftsführer Dr. Stephan
Huxold. Schließlich pauken die derzeit rund 50 Teilnehmer der zwei
MBA-Studiengänge, Zertifikatskurse
und Seminare allesamt neben ihrem
eigentlichen Job als Ingenieur oder
Naturwissenschaftler. Drei neue
MBA-Programme werden zum
Herbst 2010 starten. „Besonders
präsent sind Themen wie IT und
Gesundheitsmanagement“, ist die
Erfahrung des Diplom-Kaufmanns.
Das mittlere und höhere Management in der Großindustrie gehöre
genauso zur MBA-Klientel wie Führungskräfte in kleinen Unterneh-
men, denen „die Ressourcen für interne Programme fehlten“.
Daneben können Teilnehmer
auch in einer abgespeckten Version
ein sogenanntes Zertifikat erwerben
– zum Beispiel für den im März
2010 neu eingeführten Studiengang
„Gesundheitscontroller“.
„Hier
geht es weniger um Karriereentwicklung als um die ‚Employability’
– also die Beschäftigungsfähigkeit
im Unternehmen“, so Dr. Huxold.
„In der aktuellen Wirtschaftslage
sind die Firmen bezüglich der finanziellen Unterstützung zurückhaltender geworden.“
Die GSRN zählt außerdem zu
den Partnern der im Dezember
2009 gegründeten BioRN Academy
– eines von insgesamt fünf Verbundprojekten, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung innerhalb des Spitzencluster-Wettbewerbs Biotechnologie mit
insgesamt bis zu 80 Millionen Euro
fördert. Ab Sommer 2011 sollen
sich im frisch aufgelegten MBA-Programm „Life Science Management“
vielversprechende Nachwuchskräfte zu Managern der Biotech-Industrie weiterqualifizieren. „Die wissenschaftliche Ausbildung im Bereich der Lebenswissenschaften ist
in der Region sehr gut aufgestellt“,
sagt Dr. Stephan Huxold.
Auf dem deutschen und auch europäischen Markt fehlte aber bisher
eine berufsbegleitende Management-Weiterbildung, die speziell auf
die Anforderungen der Branche zugeschnitten ist. An der Konzeption
der Studieninhalte haben sich neben Vertretern der Hochschule sowohl Unternehmen als auch potenzielle Teilnehmer per Online-Befragung beteiligt. „Ein einmaliges Projekt, das eine Brücke zwischen Naturwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre schlägt“, sagt Professor
Gerald Graf, Vorstandsvorsitzender
der BioRN Academy. Als „geistiger
Vater“ des regionalen Weiterbildungs-Netzwerks möchte er „bestehende Strukturen für junge Führungskräfte öffnen“. Inhaltlich stehen die Weitergabe von Management-Know-how und die Unterstützung von Existenzgründern im Bereich der Biotechnologie im Fokus.
Private Hochschulen
haben es leichter
Mit im Boot sind auch das Pharmaunternehmen Roche Diagnostics
und die SRH Hochschule in Heidelberg, die zur in Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen tätigen
SRH-Gruppe gehört. Letztere –
nach eigenen Angaben einer der
größten privaten Hochschulträger
in ganz Deutschland – entwickelt
am Institut für Wissenschaftliche
Weiterbildung und Personalentwicklung (IWP) aktuell einen englischsprachigen Masterstudiengang
„Business in Life Sciences“. Herzstück dieser Management-Weiterbil-
49
dung ist ein Praxismodul in Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen wie dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
und verschiedenen Biotech-Firmen.
„Unser Standort Heidelberg besetzt seit jeher die Schwerpunkte
Führung,
Qualitätsmanagement
und Personalarbeit“, so Nils Birschmann, Direktor Kommunikation
der SRH Holding in Heidelberg.
Sämtliche Weiterbildungsangebote
der staatlich anerkannten und akkreditierten Schule schlössen mit
Zertifikat ab: Rund 130 Absolventen
haben 2009 berufsbegleitende Studienprogramme wie „Systemorientiertes Management“ oder den Vertriebsstudiengang „Kundenmanagement“ absolviert. Einrichtungen
wie SRH tun sich aufgrund ihrer privatrechtlichen Struktur grundsätzlich leichter mit der Wirtschaftskooperation als ihre staatlichen
Schwestern. „Die Inhalte orientieren sich an den Bedürfnissen der
Unternehmen“, sagt Birschmann.
„Die Firmen unterstützen uns auch
in Konzeption und Durchführung
der Veranstaltungen.“
Was Mannheim für die Betriebswirtschaftslehre, das ist Worms für
die Geschäftsreiseindustrie. Die
Fachhochschule gilt in der Tourismus- und Travel Management-Branche, die ihre Nachwuchskräfte traditionell in hauseigenen Programmen schult, als eine der Keimzellen
des Management-Nachwuchses.왘왘
„IM KAMPF UM DIE BESTEN KÖPFE PUNKTEN UNTERNEHMEN MIT ATTRAKTIVER WEITERBILDUNG“
Ein Interview mit Bildunberaterin Dr. Britta
von Bezold.
Econo: Ist in der Krise die Bereitschaft gesunken, in die Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren?
Dr. Britta von Bezold: Personal- und Weiterbildungsverantwortliche reagieren erstaunlich
besonnen, was Weiterbildung und Personalentwicklung betrifft. Die Unternehmen realisieren, dass Humankapital wertvoller ist als jeder andere Vermögenswert. Dies belegen aktuelle Studien des forsa Instituts oder des Instituts für Beschäftigung und Employability
(ibe) an der FH Ludwigshafen. Für mich liegt
das auf der Hand: In Krisenzeiten hat das Gelingen von Weiterbildung einen höheren Stellenwert als in unkritischen Phasen.
Econo: Hat die Krise dazu geführt, dass Unternehmen ihre Weiterbildungskonzepte geändert haben?
von Bezold: Egal, ob gute oder schlechte Zeiten, effektive Konzepte müssen sich an der
strategischen Ausrichtung des Unternehmens
orientieren und für verschiedene Mitarbeitergruppen die Unternehmensziele greifbar machen. Notwendig sind Praxis-Nutzen und
Nachhaltigkeitskontrolle. Außerdem das systematische Aufgreifen kommender Märkte,
Kundenanforderungen oder neuer Produkte.
Ein aktuelles Beispiel: Ein Softwareunternehmen hat sich einen Anbieter für ein umfassendes Weiterbildungsprogramm über ein Jahr zu
verschiedenen Themen im Bereich der Soft
Skills ausgesucht. Auf meine Frage, wo denn
die Kontrolle der Lernerfolge und die interne
Abstützung des Transfers vorgesehen sei, gab
es lange Gesichter. Einen solch enormen Invest kann man sich schlicht sparen, wenn die
Maßnahme nicht von der Umsetzung her geplant und dann nachhaltig vorangetrieben
wird. Ich habe vom Standardprogramm abge-
raten und eine Seminargestaltung empfohlen,
die nur aus wenigen Schulungen besteht, die
aber bewirken wird, dass die angestrebten,
notwendigen Veränderungen von den Mitarbeitern auch angenommen und umgesetzt
werden. So kann Weiterbildung zu einem
Wettbewerbsvorteil und zur langfristigen Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeiter beitragen.
Econo: Was spricht für Weiterbildung in der
Krise?
von Bezold: Nur die Anwendung „danach“ sichert die geforderte Rentabilität von Weiterbildung, kann Produktivität erhöhen oder Kundenanforderungen erfüllen. Unternehmen sind
gerade in schwierigen Zeiten auf Flexibilität
und Motivation ihrer Mitarbeiter angewiesen.
Im Kampf um die besten Köpfe können sie mit
steter Weiterbildung und attraktiven Perspektiven punkten.
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econo
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왘왘 Diesen April ist in Worms erstmals ein berufsbegleitender MBAStudiengang in Business Travel Management an den Start gegangen.
„Die Kooperation mit der Wirtschaft
ist ausgesprochen intensiv“, sagt
Professor Dr. Hans Rück, Dekan des
Fachbereichs Touristik/Verkehrswesen. Neben dem Dachverband
der deutschen Geschäftsreiseindustrie seien Unternehmen wie Lufthansa, Deutsche Bahn, der Serviceanbieter für das Management von
Geschäftsreisen AirPlus oder das
Technologieunternehmen NP4 eingebunden. „Dieses Studium befähigt zur Übernahme von Aufgaben
im Top-Management von Unternehmen der Geschäftsreiseindustrie
und berechtigt zur Aufnahme eines
Promotionsstudiums.“ Ein weiterer
Ausbau des Weiterbildungsangebots
sei geplant, zu den Details will sich
Rück zum jetzigen Zeitpunkt noch
nicht äußern.
Von Personalmanagement
bis Weinrecht
Auch in einer anderen Domstadt am
Rhein trifft sich ein fachspezifischer
Führungskader aus der ganzen Bundesrepublik zum gemeinsamen Büffeln und Netzwerken: Die Deutsche
Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer bietet nicht nur
das in der öffentlichen Verwaltung
weithin bekannte „Speyer-Semester“ für angehende Juristen an, sondern auch ein breites Portfolio an
Weiterbildungs- und Aufbaustudiengängen sowie Seminarreihen und
Workshops. „Wir sehen Weiterbildung neben Forschung und Lehre
als unsere zentrale Aufgabe an“,
sagt Dr. Klauspeter Strohm, Referent des Rektors. Die Zielgruppe seien vor allem arrivierte Führungskräfte der öffentlichen Verwaltung.
Schon die ehemalige Justizministerin Brigitte Zypries drückte im Speyrer Führungskolleg die Studienbank, als sie sich auf die Übernahme
ihres Postens als Staatssekretärin
vorbereitete. Ein Kind der BolognaReform, deren Ziel ein einheitliches
europäisches Hochschulwesen mit
vergleichbaren Studienabschlüssen
ist, ist der 2002 eingeführte Weiterbildungsstudiengang Wissenschaftsmanagement. „Aktuelle Probleme
und Fragestellungen von draußen“
würden von den jährlich etwa 2000
Teilnehmern in verschiedenen Weiterbildungsaktivitäten aufgearbeitet,
so Strohm, „vom Personalmanagement in der öffentlichen Verwaltung
bis hin zum Luftverkehrs- und
Weinrecht“. Dabei variiere die
Form der Weiterbildung je nach
Thema vom Vortragsprogramm bis
hin zum interaktiven Workshop.
Nach einem Ausflug in Form einer Private-Public-Partnership mit
der SRH Learnlife AG besinnt sich
die Universität Heidelberg seit 2007
wieder auf sich selbst – und hat die
wissenschaftliche Weiterbildung in
einer eigenen Abteilung zusammengefasst. Ein Schwerpunkt der Ruperta Carola bei den Weiterbildungsprogrammen liegt – entsprechend
der Spitzen-Platzierung bei den
weltweiten Forschungs-Rankings –
in den naturwissenschaftlichen und
medizinischen Disziplinen. „In den
vergangenen Jahren wurden verstärkt weiterbildende Masterstudiengänge eingerichtet“, sagt Thomas Hetz, Abteilungsleitung Wissenschaftliche Weiterbildung. Derzeit gibt es insgesamt 15 Programme. Wie schon die Bezeichnungen
„Biomedical Engineering“, „Health
Economics“ oder „Medical Physics“
vermuten lassen, wird ein Teil der
Angebote in englischer Sprache abgehalten. Im medizinischen Bereich
bestehen Kooperationen mit der
Medizinischen Fakultät Mannheim.
Daneben können sich aber auch
ambitionierte Theologen zur Führungskraft der Kirche und angehende Geschäftsführer von Wohlfahrtsunternehmen in der Unternehmensführung weiterqualifizieren.
„Weiterbildungen unterhalb des
Master-Abschlusses, die inhaltlich
nahezu das gesamte Spektrum der
Universität repräsentieren“ ergänzen laut Abteilungsleiter Hetz das
Angebot.
In der Metropolregion ist also
schon längst Realität, was auf Bundesebene politisch eingefordert
wird: Die Entwicklung von „Insellösungen“ und Initiativen einzelner
Professoren hin zu einem umfassenden Weiterbildungskonzept der gesamten Hochschule und zur regionalen Vernetzung zwischen Hochschulen und Wirtschaft. Doch ob
privater oder öffentlicher Anbieter –
letztlich kann sich auf Dauer am
hart umkämpften Weiterbildungsmarkt nur halten, wer überzeugende, praxisrelevante Angebote auflegt.
Diane Keller
INTERVIEW
„Vereinbarungen
bringen Sicherheit“
Econo hat bei Rechtsexperten der IG Metall
und Südwestmetall nachgefragt, was beim
Thema Weiterbildung zu beachten ist.
Econo: Gibt es ein Recht auf berufliche Fortbildung?
➤ Jürgen Kaltenbach: Weiterbildungsfragen können sowohl in Bildungsurlaubsgesetzen der Bundesländer als auch vereinzelt in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen abgehandelt sein. Jeder Betrieb
sollte prüfen, ob und unter welchen
Voraussetzungen individuelle Ansprüche der Mitarbeiter festgelegt
sind. In manchen Fällen sind dem
Arbeitgeber ein „Letztentscheidungsrecht“ oder betriebliche Ablehnungsgründe vorbehalten.
➤ Thomas Hahl: Einen grundsätzlichen gesetzlichen Anspruch auf
Weiterbildung haben Arbeitnehmer
nicht. Allerdings enthält das Tarifrecht je nach Branche entsprechende Regelungen, aus denen sich ein
Anspruch des Mitarbeiters ableiten
kann – zum Beispiel im Tarifvertrag
zur Qualifizierung der Mitarbeiter
in der Metallbranche. Im Zuge der
Wirtschaftskrise haben spezielle
Weiterqualifizierungsprojekte für
Auszubildende, die sonst nicht
übernommen worden wären, ein
positives Echo gefunden.
Was ist bei der Anordnung einer
Weiterbildung durch den Arbeitgeber zu berücksichtigen? Und: Müssen private Weiterbildungen dem
Arbeitgeber gemeldet werden?
➤ Kaltenbach: Wenn die Teilnahme an Schulungen für eine ordnungsgemäße Erfüllung der übertragenen Aufgaben erforderlich ist, ist
der Mitarbeiter auch verpflichtet daran teilzunehmen. Dies kann Erhaltung oder Anpassung an den aktuel-
len Wissenstand im eigenen Arbeitsbereich oder auch an anderen Arbeitsplätzen bedeuten, auf die der
Arbeitgeber den Mitarbeiter zulässigerweise versetzen darf. Ordnet der
Arbeitgeber die Weiterbildung an,
muss er auch deren Kosten tragen.
Die Fortbildungszeit ist als Arbeitszeit zu betrachten. Zeiten der Anund Abreise bei externen Schulungen zählen in der Regel nicht als Arbeitszeit – es sei denn, Fortbildungsvereinbarung, Arbeits- und Tarifvertrag oder die Reiserichtlinien sehen
anderes vor.
➤ Hahl: Wenn sich ein Arbeitnehmer in seiner Freizeit auf eigene
Kosten beruflich fortbildet, ist das
seine Privatsache, sofern es nicht eine vertraglich vereinbarte Mitteilungspflicht gibt. Lässt sich die Qualifikation im Betrieb nutzen, kann es
aber durchaus sinnvoll sein, das Unternehmen darüber zu informieren.
Oft lässt sich eine Regelung darüber
finden, dass der Arbeitgeber einen
Teil der Kosten übernimmt oder zu
einer bezahlten Freistellung bereit
ist.
Ein MBA-Programm kann bis zu
30 000 Euro kosten, auch andere
Weiterbildungen gehen kostenmäßig schnell mal in die Tausende. Eine schriftliche Vereinbarung bringt
Sicherheit für beide Parteien. Was
sollte darin festgehalten werden?
Kaltenbach: Inhaltlich gehören
folgende Punkte unbedingt in einen
Fortbildungsvertrag: Beginn und
Ende der Weiterbildungsmaßnahme, Arbeitsfreistellung und Entgeltzahlung in dieser Zeit sowie die
gänzliche oder teilweise KostenübernahmedurchdenArbeitgeber.왘왘
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mittelständische
Betriebe
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werden interne Prozesse optimiert und Organisationsstrukturen aufgebaut. Hieraus werden durch sehr praxisnahe Schulungen (Vertriebstrainings und Einzelcoachings)
die Vertriebsaktivitäten mit dem Ziel der Nachhaltigkeit
gesteigert.
Die Schaffung von Strukturen zum einen und die Auswahl
geeigneter Mitarbeiter, sind ein weiterer Baustein, bei
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52
Berufliche Fortbildung
Berufliche Fortbildung
왘왘 Darunter fallen Schulungskosten, Unterkunft und Verpflegung sowie Reisekosten. Die Vereinbarung
einer Rückzahlungspflicht ist nötig,
falls der Mitarbeiter die Weiterbildung abbricht oder die Firma nach
erfolgter Qualifikation vorzeitig verlässt. Dabei kommt es auch darauf
an, ob dem Mitarbeiter ein eigener
Nutzen für sein berufliches Fortkommen entsteht. Außerdem sollte
man die Anrechnung von Förderleistungen, etwa durch Arbeitsagentur, Sozialversicherungsträger oder
andere Institutionen, auf die übernommenen Kosten vorsehen.
➤ Hahl: Die Richtwerte für die
Rückzahlungsklauseln beruhen auf
der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts (BAG). Die Bindungsfrist des Arbeitnehmers an das Unternehmen bemisst sich nach der
Dauer der Weiterbildung und ist gestaffelt von einem Jahr für eine Maßnahme, die zwei Monate lang dauert, bis zu fünf Jahren bei einer zwei
Jahre währenden Qualifizierung.
Die Höhe des Rückzahlungsbetrags
sinkt anteilig, je länger der Arbeit-
Thomas Hahl, Gewerkschaftssekretär und Referent Berufliche Bildung bei der IG
Metall Mannheim (l.) und Jürgen Kaltenbach, stellvertretender Geschäftsführer
der Bezirksgruppe Rhein-Neckar beim Arbeitgeberverband Südwestmetall in
Mannheim.
Bilder: IG Metall/Südwestmetall
nehmer bei der Firma beschäftigt
ist. Aber natürlich sagt die Weiterbildungsdauer noch nichts über die
Qualität der Maßnahme aus.
Welche Rolle kommt dem Betriebsrat zu?
➤ Kaltenbach: Mit dem Betriebsrat können gemäß § 88 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) freiwillige
Betriebsvereinbarungen zur beruflichen Bildung abgeschlossen werden. Diese beziehen sich auf eine
Freistellung von der Arbeitsleistung,
die Entgeltfortzahlung während der
Teilnahme sowie die Kostenübernahme durch den Arbeitgeber. Volle
Mitbestimmung hat der Betriebsrat
gemäß § 98 BetrVG bei Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung
und in der Frage, welche Mitarbeiter an der Maßnahme teilnehmen,
wenn der Arbeitgeber die Kosten
ganz oder teilweise übernimmt.
➤ Hahl: Betriebsvereinbarungen
zur Weiterbildung können in Krisenzeiten zur Beschäftigungssicherung beitragen. Zum Beispiel hat
der Betriebsrat beim Mannheimer
Landgeräte-Hersteller John Deere
gemeinsam mit der Geschäftsleitung ein solches Modell erarbeitet.
Danach werden Auszubildende, die
sonst nicht übernommen worden
wären, in Teilzeit weiterbeschäftigt
und machen bei der IHK ihren Fachwirt. Die Arbeitsagentur fördert bis
2010 die Weiterqualifizierung von
Kurzarbeitern mit der Beteiligung
an den Kosten und Übernahme der
Sozialversicherungsbeiträge – ein
breites Handlungsfeld für den Betriebsrat.
Diane Keller
„Gestärkt in den Aufschwung“
Seit mehr als einem Jahr fördert die Bundesregierung Weiterbildung in der Kurzarbeit.
Econo hat bei Unternehmen, Weiterbildungsanbietern und den Arbeitsagenturen nachgefragt,
wie sich dieses Instrument bewährt hat.
n den vergangenen Monaten ist
viel vom „deutschen Jobwunder“
die Rede. Hintergrund ist, dass
die Zahl der Arbeitslosen seit Ausbruch der Wirtschaftskrise seit Ende
des Zweiten Weltkrieges nur moderat gestiegen ist. Im Monat März ist
die Arbeitslosenquote sogar leicht
gesunken: Im Vergleich zum Vormonat waren 75 000 Menschen
weniger arbeitslos. Dieses „Jobwunder“ ist auch Ergebnis des zweiten
Konjunkturpakets aus dem Februar
2009. Der Gesetzgeber hat damit
die Kurzarbeit attraktiver gemacht
und ausgeweitet. Ein Element da-
I
von ist, dass Angestellte seither die
Kurzarbeit für eine Weiterqualifizierung nutzen können. Die Arbeitsagenturen übernehmen dann alle
anfallenden Sozialabgaben. Je nach
Alter, Qualifikation und Art der Weiterbildung zahlt die Bundesagentur
zudem zwischen 25 und 80 Prozent
der Kosten – bei Geringqualifizierten mit Bildungsgutschein sogar bis
zu hundert Prozent.
„Weiterbildung in der Kurzarbeit
ist genau die richtige Maßnahme für
Unternehmen und Mitarbeiter, um
gestärkt in den wirtschaftlichen Aufschwung zu gehen“, sagt Harald
Töltl. Der Leiter des Geschäftsbereichs Bildung der IHK Rhein-Neckar sieht in dem Instrument nicht
nur eine Möglichkeit, Arbeitnehmer
bedarfsgerecht zu qualifizieren, sondern sie auch stärker an den Betrieb
zu binden und die Zufriedenheit am
Arbeitsplatz zu erhöhen. Die Arbeitsagenturen in Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg haben
auf Nachfrage mitgeteilt, dass insgesamt 260 Firmen Anträge auf Förderung gestellt hätten. Die Zahl der so
geförderten Mitarbeiter geben die
Agenturen Mannheim und Lud-
wigshafen mit rund 2700 an, die
Agentur Heidelberg hat knapp
20 000 Qualifizierungen bewilligt.
Doch stecken dahinter weniger Arbeitnehmer, da im Laufe des Jahres
ein Arbeitnehmer an mehreren Kursen teilnehmen kann. „Nach Einschätzung der Mitarbeiter in der Abrechnung gab es Personen, die bis
zu sieben mal geschult wurden“,
sagt Pressesprecher Thomas Wehrlé. Unter den 30 Heidelberger Betrieben, die das Instrument genutzt
hätten, sei nur ein Konzern gewesen, der Rest „mittelgroße und kleine Unternehmen“.
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53
Berufliche Fortbildung
Ein Befund, der auch für die
Agenturen in den beiden anderen
Oberzentren der Metropolregion
Rhein-Neckar gilt. „Im Agenturbezirk Mannheim fragen vorwiegend
kleine und mittlere Unternehmen
nach Qualifizierung in der Kurzarbeit an und nutzen das BeratungsKnow-how des speziell eingerichteten Teams,“ berichtet die Pressesprecherin der Arbeitsagentur
Mannheim, Regina Fäßle.
Besonders stark nachgefragt seien
Schulungen im IT- und Software-Bereich sowie in der Bürokommunikation. Die Dauer bei diesen Angeboten ist sehr unterschiedlich: Sie fangen an bei wenigen Tagen und können bis zu ein Jahr in Anspruch nehmen. „Im technischen Bereich waren vorzugsweise CAD-Grundkurse
oder Vertiefungen für die Beschäftigten wichtig, um sich in der Krise
mit den aktuellen am Arbeitsmarkt
geforderten Kenntnissen vertraut zu
machen“, sagt Fäßle. Weitere „Bestseller“ seien Kurse in der Metallbearbeitung und der Qualitätssicherung sowie der Gabelstaplerschein.
왘왘
Die Kurse dauern Tage,
Wochen oder Monate
Letztgenannte Qualifikation haben
auch einige der Mitarbeiter erworben, die an den Mercedes-BenzStandorten Wörth und Mannheim
die Kurzarbeit für Weiterbildung genutzt haben. Das Unternehmen gibt
deren Zahl mit insgesamt 2800 Beschäftigten an. Ziel sei es, möglichst
viele Beschäftigte zu erreichen.
Daimler habe daher auf ein breites
Angebot gesetzt. „Einige Maßnahmen werden beispielsweise mit einem IHK-Berufsabschluss wie dem
Servicemechaniker IHK oder einem
anerkannten Zertifikat abgeschlossen“, sagt Daniel Brunner. Der Leiter der Weiterbildung in der LkwSparte nennt jedoch nicht nur solche mehrmonatigen Maßnahmen.
Einige Weiterbildungen dauerten
auch nur mehrere Wochen, wie beispielsweise Seminare im Bereich
Steuerungstechnik oder Lean-Management – oder auch nur mehrere
Tage wie der Gabelstaplerschein.
Die Nachfrage unter den Mitarbeitern sei groß. „Einige Kurse bieten
wir bereits in der zweiten oder dritten Wiederholung an“, sagt Daniel
Brunner. Die Förderung durch die
Arbeitsagentur bezeichnet der Weiterbildungs-Manager als „schönen
econo
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Anzeige
Ansatz“. Doch er betont, dass Daimler auch schon vor der Kurzarbeit
ein breit gefächertes Qualifizierungsangebot gemacht habe und
dies nach dem Ende der Krise auch
weiterhin tun werde.
Das sieht man bei der Heidelberger Druckmaschinen AG ähnlich.
Bei dem Maschinenbauer haben seit
April 2009 rund 7000 Mitarbeiter
an 31 000 Qualifizierungsmaßnahmen teilgenommen. Die Förderung
werde begrüßt. „Doch das Wichtigste ist die Know-how-Vermittlung an
unsere Mitarbeiter, damit sie nach
dem Ende der Krise umso schneller
durchstarten können“, sagt Dr.
Klaus-Dieter Hohr, Leiter der Personalentwicklung bei Heidelberg. 85
Prozent der Qualifizierungsmaßnahmen fielen in die Kategorie „Kollegen qualifizieren Kollegen“. Fast
40 Prozent der Weiterbildungstage
machten EDV-Seminare aus, 34 Prozent Fach- und 18 Prozent Methodentrainings. Das Interesse der Mitarbeiter an den Angeboten sei groß.
„Viele Mitarbeiter sind gewillt, sowohl bereits vorhandene Fähigkeiten auszubauen und zu vertiefen als
auch über den Tellerrand hinauszuschauen und sich Dinge anzueignen, die für ihre berufliche Zukunft
bei Heidelberg an Bedeutung gewinnen werden“, sagt der Personalentwickler.
Die von dem DruckmaschinenHersteller praktizierte Weiterbildung unter dem Motto „Kollegen
qualifizieren Kollegen“ mag einer
der Gründe sein, weshalb das neue
Förderinstrument nicht zu einem
Boom bei den Weiterbildungsanbie-
tern geführt hat. „Die Weiterbildung in der Kurzarbeit hat unser
Geschäft beflügelt, obwohl damit
kein Geldsegen über uns hereingebrochen ist“, sagt etwa Manfred
Winter. Zudem verweist der Vorstand der Heidelberger GFN AG auf
das unternehmerische Risiko und
die Bürokratiekosten. „Der Aufwand für die Rechnungsstellung ist
groß, da ein Teil von der Arbeitsagentur und ein Teil vom Unternehmen bezahlt wird“, sagt Winter. Außerdem seien Unternehmen, die
kurzarbeiten lassen, oft knapp bei
Kasse. „Das Ausfallrisiko ist dementsprechend hoch“, sagt der GFN-Vorstand. Insgesamt habe die GFN in
den vergangenen sechs Monaten
rund 50 Kunden in Kurzarbeit qualifiziert. Diese kämen aus rund 20 Betrieben, vornehmlich aus der Sparte
Maschinenbau.
Die TÜV Süd Akademie gibt für
die Region Baden die Zahl der Weiterbildungs-Teilnehmer in der Kurzarbeit mit 120 an. „Schwerpunkte
waren Kurse im Bereich Lager und
Logistik. Aber es wurden auch weitere technische Themen nachgefragt“, sagt Christian Schrader. Der
Regionalleiter Baden lobt auch die
Arbeitsagenturen. Diese hätten die
Kunden sehr gut über die neuen
Möglichkeiten informiert. Generell
habe das Zusammenspiel zwischen
den
Weiterbildungsteilnehmern,
den Arbeitsagenturen und dem Tüv
Süd sehr gut funktioniert. „Insbesondere hatten wir auch den Eindruck, dass die Teilnehmer den
Möglichkeiten zur Weiterbildung
Wirtschaftskrise lässt Kurzarbeit sprunghaft ansteigen
Bei der Bundesagentur angezeigte Kurzarbeiter
360
Angezeigte Kurzarbeiter in Tausend
54
270
180
90
0
Jan '07
Apr '07
Apr '08
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Okt '08
Nov '08
Dez '08
Jan '09
Grafik: impuls
sehr aufgeschlossen gegenüberstanden, um sich selbst bessere Chancen am Arbeitsmarkt zu verschaffen“, sagt Schrader.
Von diesem Trend profitiert auch
die Graduate School Rhein-Neckar
(GSRN). „Unser Angebot nutzen
weniger die Mitarbeiter, die sich in
Kurzarbeit befinden, als Arbeitnehmer, die sich zur Sicherung ihres Arbeitsplatzes weiter qualifizieren
möchten“, sagt Dr. Stephan Huxold,
Geschäftsführer der Graduate
School. So hätten seit November
2009 rund 25 Teilnehmer sogenannte Bildungsgutscheine eingereicht. Diese Gutscheine sind Teil
des Programms WeGebAU. Die Abkürung steht für „Weiterbildung Geringqualifizierter und beschäftigter
älterer Arbeitnehmer in Unternehmen“. Geringqualifizierten Arbeitnehmern zahlen die Arbeitsagenturen dabei die Lehrgangskosten in
Form von Bildungsgutscheinen aus.
Ihre Arbeitgeber erhalten in der Zeit
der Freistellung einen Zuschuss
zum Arbeitsentgelt und zu den Sozialversicherungsbeiträgen.
Alle Anbieter müssen
zertifiziert sein
Um förderfähige Kurse anbieten zu
können, hat sich die Graduate
School gemäß der „Anerkennungsund Zulassungsverordnung Weiterbildung“ (AZWV) zertifizieren lassen. Dieses Sigel brauchen auch jene Anbieter, die Arbeitnehmer in
Kurzarbeit qualifizieren möchten.
Für die Graduate School war die
Zertifizierung auch deshalb sinnvoll, da sie ermöglicht, die sogenannte „Modulare Weiterbildung
für arbeitslose Akademiker“ anzubieten. „Am Anfang durchlaufen die
Teilnehmer dabei eine umfangreiche und individuelle Profiling- und
Coachingphase. Zusammen mit Experten werden persönliche Entwicklungspläne erstellt, die im Laufe des Projekts immer wieder überprüft und angepasst werden“, erklärt Huxold.
Unabhängig vom Namen zeigen
diese Programme, dass viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber in der Krise nicht den Kopf in den Sand gesteckt haben. Und vielleicht erwächst so auf dem „Deutschen Jobwunder“ noch mal ein „Deutsches
Weiterbildungswunder“. Den Firmen und ihren Mitarbeitern wäre
das zu wünschen. Matthias Schmitt
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an, die kontinuierlich Zeitarbeitskräfte im Einsatz haben.
Von links: Geschäftsführer Manfred Unser, Gebietsleiter Dirk Knierim und Gerhard Unser.
Richtige Einstellung
Die Expansion des Personaldienstleisters ISU aus Karlsruhe ist rasant –
an vier neuen Standorten in Baden-Württemberg bietet ISU
ab Mai 2010 sein komplettes Dienstleistungspaket an.
W
ir gehen dahin, wo der Kunde ist und uns
braucht.“ Mit diesem Credo hat Firmengründer
und Geschäftsführer Manfred Unser aus Karlsruhe bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Als er 1989 die
ISU Personaldienstleistungen GmbH gründete, hat er
sich dort niedergelassen und etabliert, wo die Unternehmen aus Industrie und Handwerk Fachkräfte dringend
brauchten. In den 21 Jahren Firmengeschichte sind entlang des Rheins von Lörrach bis Karlsruhe mittlerweile
acht ISU-Geschäftsstellen erfolgreich am Markt.
ISU gehört zu den besten
30 Unternehmen der Branche
„Wir wollen unser Know-how, unsere Erfahrung und unsere qualifizierten Mitarbeiter auch den Unternehmen
zur Verfügung stellen, die wir aufgrund der räumlichen
Entfernung bisher nicht erreicht haben“, beschreibt
Manfred Unser die aktuelle Ausweitung seines Geschäftsstellennetzes.
Um in Baden-Württemberg zukünftig flächendeckend
zu agieren, eröffnet ISU zum 1. Mai 2010 vier neue Geschäftsstellen. In Achern, Rastatt, Sinsheim und Speyer
bietet ISU den Unternehmen ab sofort die komplette
Dienstleistungspalette an – von der klassischen Überlassung über die direkte Personalvermittlung bis zu anspruchsvollen On-Site-Projekten.
Damit diese ehrgeizige Expansion ein Erfolg wird, sorgen zwei Gebietsleiter, Dirk Knierim für Sinsheim und
Speyer sowie Gerhard Unser für Achern und Rastatt, für
einen reibungslosen und erfolgreichen Start der neuen
Geschäftsstellen.
Dirk Knierim arbeitet seit rund 15 Jahren bei ISU, ist
angesehener Geschäftsstellenleiter in Karlsruhe und
führt derzeit rund 140 Zeitarbeitnehmer. Bei den Unternehmen im Rhein-Neckar-Kreis kennt sich Knierim bestens aus.
Gerhard Unser hat 2007 die Geschäftsstelle Pforzheim eröffnet und hat diese binnen kurzer Zeit zu einem
zuverlässigen Personalpartner mit rund 120 Mitarbeitern ausgebaut. Er ist in der Nähe von Rastatt zu Hause
und fühlt sich mit der Region sehr verbunden.
ISU zählt heute zu den bedeutendsten mittelständischen Personallieferanten in Deutschland. Obwohl nicht
im ganzen Bundesgebiet vertreten, gehört ISU zu den
TOP 30 von rund 8000 Unternehmen der Branche.
2007 kam durch den Kauf des erfahrenen Personaldienstleisters Fischer & Funke außerdem ein starker Partner dazu, der in Bayern, Thüringen und Sachsen agiert.
21 Jahre nach der Gründung in
Karlsruhe beschäftigt ISU rund
2000 Mitarbeiter.
Kontakt
ISU Group GmbH
Schwarzwaldstraße 39
76137 Karlsruhe
Internet: www.isu-personal.de
Tel.: 07 21/83 17 19-0
Geschäftsstelle Achern
Gerhard Unser (Gebietsleiter)
Adlerplatz 13
77855 Achern
[email protected]
Tel.: 0 78 41/6 73 03-0
Tel.: 0 78 41/6 73 03-29
Geschäftsstelle Rastatt
Gerhard Unser (Gebietsleiter)
Am Schlossplatz 2/3
76437 Rastatt
[email protected]
Telefon: 0 72 22/9 68 99-0
Telefax: 0 72 22/9 68 99-29
Geschäftsstelle Sinsheim
Dirk Knierim (Gebietsleiter)
Hauptstraße 91
74889 Sinsheim
[email protected]
Telefon: 0 72 61/9 49 81-0
Telefax: 0 72 61/9 49 81-29
Geschäftsstelle Speyer
Dirk Knierim (Gebietsleiter)
Mühlturmstraße 28
67346 Speyer
[email protected]
Telefon: 0 62 32/6 99 87-0
Telefax: 0 62 32/6 99 87-29
56
On Tour
De Jure
57
Falle Facebook
Marketing mit Hilfe von Web 2.0-Angeboten wie Facebook oder Twitter ist nicht nur aufgrund der
geringen Kosten verlockend. Firmen sollten jedoch die juristischen Fallstricke im Blick haben.
oziale Netzwerke boomen. Die
Nutzerzahlen – weltweit und
in Deutschland – steigen immer noch erheblich. Facebook,
Twitter und Co. bieten damit für
Unternehmen ein enormes Marketingpotential und haben sich zu einer bedeutenden Plattform in der
Markenkommunikation entwickelt.
Für Unternehmen bietet der Einsatz von Social Media neue und vielfältige Perspektiven. Damit einher
gehen jedoch neue rechtliche Probleme und Herausforderungen. Social Media Marketing ist längst
nicht mehr nur für internationale
Großkonzerne oder Medienunternehmen ein Thema, sondern gerade
auch für kleine und mittelständische Unternehmen ein effizienter
Teil des Online-Marketings geworden.
Dieser Beitrag will einen Überblick über die rechtlichen Fragestellungen und Problemfelder geben,
die beim Einsatz von Social Media
aus Unternehmenssicht zu beachten sind. Zudem zeigt er praktische
Gestaltungsmöglichkeiten
zum
rechtssicheren Einsatz von Social
Media Marketing auf.
S
Vorsicht bei der Wahl des
Account-Namens
Bereits bei der Auswahl des Account-Namens ist darauf zu achten,
dass keine Rechte Dritter, insbesondere Namens- oder Markenrechte
verletzt werden. Vergleichbar mit
einer Domain, kann wohl beispielsweise der Bezeichnung eines Twitter-Accounts als Unternehmenskennzeichen ein gewisser Schutzumfang zukommen. Auch unter
wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten kann die Registrierung und
Verwendung eines Account-Namens, der Bezüge oder mögliche
Verwechslungen zu Wettbewerbern
oder besonders bekannten Unternehmen hervorruft, problematisch
sein. Die Grundsätze des Domain-
econo
3/2010
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7. Mai 2010
Der Experte: Jan
Morgenstern ist
Rechtsanwalt und
Fachanwalt für IT-Recht
sowie Gründungspartner
von MH Rechtsanwälte
in Speyer.
Bild: Morgenstern
rechts lassen sich sicherlich auf die
Registrierung von Twitter-Namen
übertragen: Also Hände weg von bekannten Namen und geschützten
Marken. Es droht jedenfalls die oftmals teure Geltendmachung von
Unterlassungs- und Löschungsansprüchen.
Impressumpflicht für
Twitter-Accounts
Derzeit rechtlich noch nicht vollständig geklärt ist die Frage, ob eine
rechtliche Verpflichtung besteht, ein
Impressum für den eigenen Account im Sozialen Netzwerk, beispielsweise die eigene Twitter-Seite,
bereitzuhalten. Für die Firmenwebseite ergibt sich die Verpflichtung
hierzu aus Paragraf 5 des Telemediengesetzes (TMG), der wohl auch
auf die Nutzung von Social Media
anwendbar ist. Um also rechtlich
kein Risiko einzugehen, ist die Angabe eines Impressums jedenfalls
für geschäftliche Nutzung zu empfehlen. Angesichts der weitgehend
beschränkten Möglichkeiten, die
beispielsweise Twitter bietet, sollte
eine klar und deutlich gestaltete
Verlinkung auf die eigene Homepage und das dort bereit gehaltene Impressum genügen.
Im Zweifelsfall genau geprüft
werden sollte die Frage, ob Werbung wie beispielsweise ein
Newsletter an die eigenen Kontakte, über das jeweilige soziale Netz-
werk platziert werden kann. Das
muss zum einen im Hinblick auf die
jeweiligen Nutzungsbedingungen
als auch auf grundsätzliche telemedien- und wettbewerbsrechtliche
Grundsätze geschehen. Im Zweifel
ist wohl kaum davon auszugehen,
dass allein die Mitgliedschaft in einem bestimmten sozialen Netzwerk
das Einverständnis des Mitglieds beinhaltet, hierüber Werbung in elektronischer Form zu erhalten. Eine
gesicherte Rechtsprechung zu dieser Problematik ist derzeit noch
nicht gegeben. Bis dahin sind wohl
zunächst die Grundsätze zur EMail- und E-Card-Werbung anzuwenden, wonach ein ausdrückliches und dokumentierbares Einverständnis des jeweiligen Nutzers im
Wege eines sog. Opt-In erforderlich
ist.
Urheberrechte und
Persönlichkeitsrechte
Vorsicht ist insbesondere geboten
bei der Verwendung von Bildern
und Videos. Zu beachten sind hier
insbesondere Urheberrechte und
Persönlichkeitsrechte.
Das Einstellen von urheberrechtlich geschütztem Material wie Bildern oder Videos in ein soziales
Netzwerk – wie generell in das Internet – stellt rechtlich ein sogenanntes öffentliches Zugänglichmachen dar. Es handelt sich hierbei um
einen urheberrechtlichen Verwertungstatbestand, der grundsätzlich
nur dem Urheber zusteht. Sofern
Bilder oder Videos ohne Zustimmung des Urhebers ins Internet eingestellt werden, liegt eine Urheberrechtsverletzung vor, die Unterlassungs- und erhebliche Schadensersatzforderungen nach sich ziehen
kann. Je nach Ausmaß des Verstoßes droht sogar eine Strafbarkeit.
Auch unter persönlichkeitsrechtlichen Gesichtspunkten kann die Verwendung von Bildern und Videos in
sozialen Netzwerken relevant sein.
Es ist regelmäßig eine Einwilligung
der betroffenen und identifizierbaren Personen erforderlich.
Social Media Guidelines
für die Mitarbeiter
Nicht nur der gezielte und gesteuerte Einsatz von Social Media durch
ein Unternehmen als sogenanntes
Social Media Marketing wird immer
bedeutender. Angesichts der stetig
wachsenden Zahl der Nutzer von
sozialen Netzwerken sollte aus Unternehmenssicht die Nutzung durch
Mitarbeiter eines Unternehmens
Gegenstand einer grundlegenden
Regelung sein. Das Image und die
externe Wahrnehmung eines Unternehmens werden letztlich entscheidend von seinen Mitarbeitern geprägt. Unternehmen sollten also –
soweit rechtlich möglich – versuchen, die Selbstdarstellung ihrer
Mitarbeiter in sozialen Netzwerken
positiv zu beeinflussen. Das ist nicht
nur unter Marketinggesichtspunkten empfehlenswert, sondern rechtlich vor allen Dingen auch in Bezug
auf den Schutz von UnternehmensKnow-how sinnvoll.
Social Media Marketing bietet vielfältige neue Perspektiven für Unternehmen. Zur Vermeidung von erheblichen Haftungsrisiken sollte allerdings der Einsatz von Social Media rechtlich sorgfältig strukturiert
und geprüft werden.
Messe für Netzwerker
Mehr als 1000 Gäste aus Wirtschaft
und Politik diskutierten auf der
„media solu!tions 2010“ in der SAPArena über die Zukunft der digitalen Medien. Veranstalter Winfried
Rothermel von der Leimener ColorDruck (rechtes Bild links) freute
sich mit Hausherr Daniel Hopp
auch über 30 Unternehmen, die die
Veranstaltung zur Präsentation ihrer
Produkte und Dienstleistungen
nutzten. Als Redner begrüßte Rothermel unter anderen Baden-Württembergs Innenminister Heribert
Rech (linkes oberes Bild links) und
den Arzt Michael Spitzbart. Überraschungsgast war der Mannheimer
Sänger Xavier Naidoo (linkes Bild).
Passend zu Aufbruchstimmung auf
der „größten Kontaktmesse der Region“ intonierte er seinen Song „Alles kann besser werden“.
„QUERDENKEN-IM-JOHN-DEERE-FORUM“ MIT NORBERT WALTER
Das John-Deere-Forum in Mannheim ist ein
ungewöhnlicher Veranstaltungsort. Im Eingangsbereich stehen alte und neue Traktoren
des Landmaschinenherstellers, an der Seite
Rasenmäher und neben dem Rednerpodest ein
riesiger Mähdrescher. Das Ambiente passt
von daher gut zu einer Veranstaltungsreihe,
die seit drei Jahren dort stattfindet: „Querdenken im John-Deere“ heißt das Format, das die
Wirtschaftsjunioren Mannheim-Ludwigshafen
seit 2008 ausrichten. Sponsoren sind neben
John Deere die Mannheimer Kanzlei Rittershaus und der Personaldienstleister iperdi. Econo Rhein-Neckar ist Medienpartner der Veranstaltung. „Wir sind froh, dass sich die Veranstaltung als Marktplatz des Gedankenaustauschs etabliert hat“, sagte Christoph Wigger.
Der Vize-Präsident von John Deere nannte in
seinem Grußwort auch ein aktuelles Beispiel,
das verdeutlicht, wie nötig Querdenken auch
im Geschäftsleben sein kann. So hat Russland
im vergangenen Jahr die Importzölle für Landmaschinen drastisch erhöht. So mussten die
Redner Norbert Walter (m.) mit dem Vorstand der
Wirtschaftsjunioren (v. l.): Michael Sittek, Nicole
Walz, Patrick Pohlmann und Jan Erik Jonescheit.
Bild: Gawlik / Mannheimer Hoffotografen
Mannheimer rasch ihre Expansionsstrategie
für das wichtige Abnehmerland ändern. Diese
Anekdote griff der Redner des Abends gerne
auf. „Mein Vater hat in Russland gekämpft und
keine Fabriken eröffnet“, sagte Norbert Walther. Der langjährige Chefvolkswirt der Deut-
schen Bank machte so zu Beginn seines Vortrages deutlich, weshalb ihm Europa Herzenssache sei. Die Leitfrage seines Vortrages, ob
Europa „Mühlstein oder Motor“ sei, fiel daher
zugunsten des letzteren aus. Allerdings verschwieg der 65-Jährige die „Mühlsteine“
nicht. Dabei verwies er unter anderem auf den
demografischen Wandel. Zudem nannte er die
„Umverteilungsmaschine“, die sich viele Länder leisten würden, aber nicht könnten. Und er
sprach die Probleme der Euroländer Griechenland, Spanien und Portugal an. Allerdings wollte er nicht in den Chor der Schwarzmaler einfallen. „Wir werden den Euro länger behalten
als die D-Mark“, so Walter. Sein Plädoyer an
mehr als 400 Zuhörer: „Wir brauchen einen
neuen Anfang für die Vertiefung und Erweiterung.“ Die Länge des Applauses am Ende des
Vortrags deutete darauf hin, dass Walter diese
neue Begeisterung für die europäische Idee
zumindest bei „Querdenken im John-DeereForum“ zu wecken wusste. Matthias Schmitt
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7. Mai 2010
econo
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Im Porträt
Im Porträt
Langer Marsch zur Freiheit
Michael Schenk wollte eigentlich sein liebstes Hobby zum Beruf machen und Tierarzt werden.
Daraus wurde nichts. Stattdessen machte er sein zweitliebstes Hobby zum Beruf und sorgt mit
seiner Firma epicto heute für bewegende Bilder von Pur, Papst und SAP.
B
im und Einstein gehören zu
Michael Schenks liebsten und
wichtigsten
Gesprächspartnern. Sie hören zu. Sie lamentieren
nicht. Sie treffen frühzeitige und
nachvollziehbare Entscheidungen.
Und sie sind loyal. Vor allem dann,
wenn der 50-Jährige ihnen eine
Möhre mitgebracht hat. Die beiden
Esel teilen sich eine fünf Hektar große Weide mit einigen Islandpferden,
Ziegen und Schafen. Die Stallungen
und die Forellenteiche im Schriesheimer Wald, die Schenks Eltern
einst auf einer alten Kuhweide angelegt hatten, kennt in der Gemeinde jedes Kind. „Da haben wir früher
die Ferien verbracht“, sagt Schenk.
Die „kleine Farm“, wie er sie nennt,
wird bis heute von ihm und seinen
Brüdern gehegt und gepflegt. „Das
ist mein Hobby. Da verbringe ich
meine Freizeit“, sagt er. Gern hätte
er Tiermedizin studiert. Doch daraus wurde nichts.
Zur Doktorin wurde nur seine ältere Schwester. Sie hat die Zahnarztpraxis des früh verstorbenen Vaters
übernommen. Der ältere Bruder ist
Inhaber eines großen Zahnlabors in
Schriesheim, der jüngere arbeitet in
der EDV-Abteilung eines Marburger
Unternehmens. „Die Schwester
war sehr fleißig in der Schule, und
die Jungs sind einfach zuviel Motorrad gefahren“, sagt Schenk und lächelt.
Die ersten Qualifikationen für seinen heutigen Beruf erwarb er indes
auf einem anderen Feld. Denn
schon als Schüler gehörte Schenk
immer zu jenen, die für die Organisation von Partys verantwortlich
waren. „Vielleicht war das ausschlaggebend, dass ich selber gerne
für andere etwas organisiert habe“,
sagt Schenk. Es begann damit, zu
Hause den Plattenspieler wieder abzubauen, die Platten von Deep Purple und Santana unter den Arm zu
klemmen und alles im Partykeller
econo
3/2010
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7. Mai 2010
wieder aufzubauen. Bald wurden
Zelte für die 1.-Mai-Fete, bald eine
große Tonanlage, Dia-Projektoren
oder Stromaggregate organisiert.
„Der Anspruch, mehr als einen Kasten Bier in die Ecke zu stellen und
ein paar Platten aufzulegen, der war
schon immer da“, sagt Schenk, der
sich so im kleinen Schriesheim ein
Netzwerk an Mittelständlern und
Handwerkern aufbaute.
Bis zum Abitur im Jahr 1977, das
er in Ladenburg machte, jobbte er in
verschiedenen Handwerksbetrieben, um sich nebenbei Geld für das
eigene Moped zu verdienen. „Da
war es dann naheliegend, sich einen
handwerklichen Beruf zu suchen“,
sagt er. So arbeitete er zunächst ein
halbes Jahr lang in einer Zimmerei.
Durch weitere Nebenjobs, Reisen
und die Zeit bei der Bundeswehr
vergingen einige Jahre. „Ich bin immer viel herumgekommen“, sagt
Schenk. Dennoch habe er sich immer wieder auf die Heimat, auf den
Anblick der über Schriesheim thronenden Strahlenburg gefreut. Als er
sich schließlich doch für ein Studium entschied, schrieb er sich an der
FH Darmstadt für das Fach Architektur ein.
Seine Erfüllung fand er dort allerdings nicht. „Mit jedem Semester
habe ich weniger ernsthaft studiert“, erinnert er sich. Die Lücke
zwischen Architekturtheorie und
der Handwerkspraxis sei einfach zu
groß gewesen. „Man plant als Architekt tolle Sachen“, sagt Schenk. Nur
50 000 Euro hat sich epicto-Geschäftsführer Michael Schenk diesen
Riesenflachbildschirm kosten lassen. Er wird zum Beispiel bei
Produktpräsentationen oder zur Simulation von Bühnen-Show-Effekten
eingesetzt.
Bild: Rinderspacher
würden sie von den Bauunternehmen oder Zimmerei dann nicht so
umgesetzt.
Diese Unzufriedenheit verstärkte
den latenten Hang des Schriesheimers, einen Nebenjob nach dem anderen anzunehmen. 1985 war es
schließlich einer dieser Nebenjobs,
der die Laufbahn Michael Schenks
veränderte. Ein Bekannter hatte
ihm eine Stelle bei der kurz zuvor
gegründeten Firma AV Video verschafft. Das Heidelberger Unternehmen hatte just in dieser Zeit einen
neuen Kunden gewonnen – den
Heidelberger Licht- und Bühnendesigner Günter Jäckle, der heute für
Shows von Herbert Grönemeyer,
Peter Maffay oder Howard Carpendale verantwortlich ist. Jäckle hatte
als erster in Deutschland Videoinstallationen in sein Bühnendesign
aufgenommen. Kameras und Röhrenprojektoren lieferte damals
Schenks Teilzeitarbeitgeber. Bald
wurde aus dem Nischengeschäft eine eigene Abteilung im Unternehmen. Und aus dem Teilzeitjob wurde eine Vollzeitbeschäftigung. „Das
war in der Branche der typische
Weg“, sagt Schenk. Ausbildungen
gab es damals nicht.
1986 begleitete Schenk die erste
Tournee – Jennifer Rush. „Da war
ich ein kleiner Techniker, der eine
Kamera halten durfte“, erinnert er
sich. Parallel zu den Tourneen gab
es auch Aufträge von Unternehmen. Eine aufstrebende Firma namens SAP beauftragte das Unternehmen Mitte der achtziger Jahre
für die CeBIT in Hannover. Hingucker war damals eine Wand aus Monitoren, auf der Charts gezeigt wurden. „Das sah grausam aus, war
aber State of the Art.“
Neben der Studioarbeit und dem
Verkauf und Verleih von technischem Gerät wuchs das dritte Geschäftsfeld von AV Video, die seit
1989 von Schenk verantwortete so-
genannte Show-Abteilung, sprunghaft. Mitte der Neunziger waren
zehn feste Mitarbeiter und zahlreiche Freelancer in der Show-Abteilung beschäftigt. „Bei AV Video wurde die Wichtigkeit dieser Abteilung
dennoch nicht erkannt, obwohl sie
mehr Umsatz erwirtschaftete als andere Bereiche“, erinnert sich
Schenk, der mehr Verantwortung
und Mitsprache forderte. Die Geschäftsleitung hielt ihn indes hin,
Versprechungen wurden nicht eingehalten, Pläne für eine GmbHGründung als AV-Video-Tochter verschoben. „Alles lag auf dem Tisch.
Die Finanzierung war geklärt“, sagt
Schenk. Als ihn der damalige Geschäftsführer Ingo Tetzlaff erneut
abblitzen ließ, zog Schenk einen
Strich. 1996 wagte er den Schritt in
die Selbstständigkeit. Seine Initialen
ergaben den Namen seiner ersten
Firma: MS Video. Ein Teil seiner
ehemaligen Mitarbeiter folgte ihm.
Das Unternehmen AV Video hingegen ging einige Jahre später Pleite.
Bei MS Video war Schenk zwar
freier in seinen Entscheidungen als
zuvor. Perfekt war die unternehmerische Welt des Schriesheimers aber
auch in seiner neuen Firma nicht.
Denn MS Video hatte er in eine von
fünf Gesellschaftern getragene Holding eingebracht, unter deren Dach
verschiedene Unternehmen vereint
waren. Ziel war es, Beschallung, Beleuchtung, Planung, Video und Präsentation in einem Unternehmen zu
vereinen.
DAS UNTERNEHMEN
Die epicto GmbH hat sich darauf spezialisiert, Veranstaltungen vor allem in videotechnischer Sicht zu planen und umsetzen. Zu den Kunden des Unternehmens gehören Bands wie Pur, die Söhne Mannheims oder Peter Maffay. Darüber hinaus betreut epicto unter anderem Hauptversammlungen, Kongresse oder Produktpräsentationen.
Schließlich verfügt das Unternehmen auch über Know-how für Großveranstaltungen bis hin zum Papstbesuch.
Dreizehn feste Mitarbeiter sind derzeit bei epicto beschäftigt, darunter drei Auszubildende. Zwei Neueinstellungen sind für 2010 geplant.
Dazu kommen zahlreiche Freelancer.
Der Umsatz des Unternehmens lag 2009 nach Angaben des Inhabers
Michael Schenk zwischen vier und fünf Millionen Euro. Derselbe Erlös ist für 2010 geplant.
Ab 2011 wird die epicto GmbH in den dann eigenen Firmensitz in Edingen-Neckarhausen umziehen.
„2005 gab es Querelen“, sagt
Schenk. Denn die Vorstellungen
über die Zukunft des Unternehmensverbunds gingen auseinander.
Zu unterschiedlich entwickelten
sich die einzelnen Bereiche der
rund achtzig Mitarbeiter zählenden
Holding, wobei der von Schenk verantwortete Video- und Präsentationsbereich zu den Wachstumstreibern gehörte. „Ab einer gewissen
Größe wird man als Unternehmen
unflexibel, die Verwaltung wächst,
die Kosten steigen“, sagt Schenk.
Konzernähnliche Strukturen einzuführen, wie es zwei der Gesellschafter vorhatten, war eine Idee, die seiner Ansicht nach in einer Branche,
in der persönliche Kontakte zu Kunden entscheidend seien, der falsche
Weg. „Alle Unternehmen, die das
versucht haben, sind inzwischen
wieder zurückgerudert.“ Noch ein
zweites Problem bewog den Unternehmer, zehn Jahre nach dem ersten, einen zweiten Strich zu ziehen:
Der Umstand, dass innerhalb der
Holding die Geschäftspartner stets
feststanden, egal ob sie kompetent
waren oder nicht.
So gründete er 2006 die epicto
GmbH. Dort kann der Unternehmer
erstmals schalten und walten, wie
es ihm vorschwebt. „Es kann jetzt
auch mal sein, dass wir bei einer
Veranstaltung in Hamburg einen
Partner aus Hamburg nehmen“,
sagt er. Spezielles Know-how und
Kompetenz, über das epicto nicht
verfügt, holt sich Schenk durch
Partner dazu. „Davon gibt es gerade
59
in der Metropolregion viele“, sagt
er. Auch epicto tritt als Partner auf.
„So einen Plasmabildschirm wie
diesen hier hat nicht jeder“, sagt
Schenk und tippt auf einen Bildschirm mit einer Bilddiagonale von
gut zweieinhalb Metern. Rund
50 000 Euro hat ihn das Gerät 2007
gekostet. Drei weitere kommen dazu. Sie werden zum Beispiel auf
Messen eingesetzt. Oder sie dienen
dazu, Bands wie den Fantastischen
Vier im kleinen Hirschberg zu zeigen, wie ihre Bühnenshow später in
Mannheim, Stuttgart oder Berlin
aussehen könnte.
Dass epicto derzeit seinen Sitz in
Hirschberg hat, verdankt Schenk im
Übrigen seiner Frau Heike. Die 52jährige gelernte Arzthelferin führt
heute das Sekretariat der Firma.
Über das Grundstück in Hirschberg
las sie im Mitteilungsblatt der Gemeinde. Da sich die mit Bildschirmen, Kameras und Projektoren gefüllten schwarzen und blauen Rollkisten inzwischen jedoch schon bis
in den Zufahrtsbereich des Lagers
stapeln und auch ein zusätzliches in
Mannheim angemietetes Lager aus
den Nähten platzt, stehen die
nächsten Veränderungen an. 2011
plant epicto den Umzug nach Edingen-Neckarhausen. Dort wird das
Unternehmen mit dann fünfzehn
Mitarbeitern einen eigenen Firmensitz beziehen. „Das Grundstück ist
auch groß genug, um eventuell
noch mal auszubauen“, sagt
Schenk.
Kristian Klooß
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쮿 Dr. Klaus Plate, seit 1994 Geschäftsführer der Technologiepark
Heidelberg GmbH, ist in den Ruhestand getreten. Sein Nachfolger ist
Dr. André Domin. Der promovierte
Biologe war von 2004 bis 2007 Geschäftsführer des BioRegio Jena
e.V. Anschließend wurde er Geschäftsführer der Bio-Net Technologietransfer GmbH der Bio City
Leipzig.
쮿 EWR-Netz-Geschäftsführer Johannes Krämer ist zum Vorsitzenden des Lenkungsausschusses
Netze gewählt worden. Das Gremium des Landesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft Hessen/
Rheinland-Pfalz (LDEW) vertritt die
Interessen der in ihm vertretenen
Unternehmen in Rheinland-Pfalz
und Hessen.
쮿 Dr.-Ing. Eric Jennes ist neuer
Technischer Geschäftsführer der
24/7 Netze GmbH, der gemeinsamen Netzgesellschaft der Mannheimer MVV Energie und der Energieversorgung Offenbach. Der 42Jährige folgt auf Dr. Simon Kalvoda
(40), der mit der Leitung des Shared-Service-Centers eine neue
Aufgabe innerhalb der MVV-Gruppe übernommen hatte.
쮿 Peter Korak ist in die Geschäftsführung der decon GmbH eingetreten und ergänzt somit das bisherige
Führungsduo Sven Sautter und
Hermann Teufel. In der decon
GmbH hat die MVV Energie AG ihre
internationalen Consulting-Aktivitäten gebündelt. Der 56-jährige Korak war zuletzt Vorstandsvorsitzender der Flora EcoPower AG in München.
쮿 Dietmar Hopp hat seinen 70. Geburtstag gefeiert. Anlässlich des
Jubiläums hat der SAP-Mitgründer
ein neues Förderprogramm mit dem
Titel „Starke Weggefährten“ vorgestellt. Seine Stiftung unterstützt
econo
3/2010
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7. Mai 2010
쮿 Marcus Altmann, bisher Leiter
der Geschäftsstelle in Nord bei der
Sparkasse Vorderpfalz, ist neuer
Leiter des Vorstandstabes. Er folgt
auf Stefan Fink, der als Vorstand
zur Sparkasse Ansbach gewechselt ist.
„MM“-Anzeige des Jahres: 1. Preis für die MVV
Mannheim. Nach Silber im vergangenen Jahr gab es für die MVV diesmal Gold. Die Werbekampagne mit Kinderzeichnungen unter dem Motto „Papa, die MVV war’s“ wurde von den Lesern des „Mannheimer
Morgen“ zur Anzeige des Jahres gewählt. MVV-Vorstand Matthias
Brückmann (M.) nahm den 1. Preis entgegen. Holger Vatter-Schönthal (l.) von der Privatbrauerei Eichbaum freute sich über den zweiten
Platz. Hans Peter Reiboldt (r.) von eMopol holte für die Stadtsafari mit
ihren Segways Bronze. Mit im Bild (v. l.): Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht, Dr. Björn Jansen, Geschäftsführer der Mediengruppe Dr. Haas, Pieter Schnell von der Berliner Agentur „Etwas
Neues entsteht“, Sven Behrend von der Neustadter Agentur bfw tailormade und Gerhard Haeberle, Anzeigenleiter des „Mannheimer Morgen“.
Bild: Proßwitz
die über tausend ehrenamtlichen
Sterbebegleiter in der Metropolregion Rhein-Neckar mit Weiterbildungsgutscheinen im Gesamtwert
von 500 000 Euro. Die von Hopp gegründete Dietmar-Hopp-Stiftung
gehört mit einem Fördervolumen
von 250 Millionen Euro seit 1995 zu
den größten in Europa.
쮿 Dr. Reinhard Schlemmer (43)
und Holger Elter (53) bilden die
neue operative Geschäftsführung
der Gruppe G+H Isolierung mit Sitz
in Ludwigshafen. Schlemmer übernimmt zudem die Funktion als Sprecher der Geschäftsführung. Die
beiden langjährigen Mitarbeiter
des Vinci-Konzerns, zu dem G+H
Isolierung gehört, folgen auf Dr.
Martin Niederkrüger und Bernard
Theunissen. Bernard Latour bleibt
Vorsitzender der Geschäftsleitung.
쮿 Jochen Götschel (45) ist neuer
Geschäftsführer der Mannheimer
쮿 Manfred Bauer wird neuer Vorstand für Produkt-Management
und Einkauf bei MLP. Der bisherige
Vorstandschef der Janitos Versicherung werde den Posten spätestens im August dieses Jahres übernehmen.
쮿 Der SRH-Vorstandschef Klaus
Beteiligungsfirma Leonardo Venture. Der 45-Jährige ist Nachfolger
von Steffen Paul.
Hekking hat auch den Aufsichtsratsvorsitz der SRH Kliniken GmbH
übernommen. Sein Stellvertreter
Hans-Joachim Eucker leitet das
neu zugeschnittene Ressort Personal, Recht, Steuern und Versicherungen sowie den Konzernbereich
„Bildung und Rehabilitation“. In
den Vorstand berufen wurde zudem Dr. Thomas Wolfram für den
Bereich „Gesundheit und IT-Systeme“. Er führt auch die SRH Kliniken
GmbH.
쮿 Holger Karl wurde im zweiten
쮿 Mannheims Oberbürgermeister
Wahlgang mit 69,7 Prozent der abgegebenen Stimmen zum neuen
Bürgermeister von Bammental gewählt. Der 44-Jährige setzte sich im
zweiten Wahlgang gegen Jürgen
Heß (27,1%) durch. Amtsinhaber
Gerhard Vogel war nach einer Niederlage im ersten Wahlgang nicht
mehr angetreten.
쮿 Howard Hutchings (56) ist neuer
IT-Chef der Heidelberger Druckmaschinen AG. Der 56-Jährige folgt
auf Michael Neff, der das Unternehmen verlassen hat.
쮿 Christoph Mosmann wird ab
1. Juli in die Unternehmensleitung
von Freudenberg eintreten und dort
für die Geschäftsgruppen EagleBurgmann, Freudenberg Chemical
Dr. Peter Kurz ist zum neuen Verbandsratsvorsitzenden des Bundesverbandes für Wohnen und
Stadtentwicklung e.V. gewählt
worden.
쮿 Alexander K. Althof hat den Vorsitz der Geschäftsführung der
Weinheimer Nora Systems übernommen. Er folgt auf Heinz Futscher, der Ende 2010 in den Ruhestand gehen wird. Zum neuen Mitglied des Aufsichtsrates wurde
Marc Assa bestellt. Der 69-Jährige
hatte rund 40 Jahre lang Führungspositionen in der Bodenbelagindustrie inne, zuletzt bei Tarkett.
쮿 Markus Binder wird ab 1. Juli
neuer kaufmännischer Vorstand
beim Großkraftwerk Mannheim
(GKM). Der 43-Jährige war bisher
bei der Karlsruher EnBW tätig. Binder ist Nachfolger von Wolfgang
Frey, der zur Jahresmitte in den Ruhestand tritt.
쮿 Theo Haar wurde in seinem Amt
als Vorstandsmitglied der Bezirksgruppe Südhessen des Arbeitgeberverbandes Hessen-Metall bestätigt. Haar, Vizepräsident des
Dentaltechnik-Herstellers Sirona in
Bensheim, vertritt gemeinsam mit
seinen vier Vorstandskollegen
118 südhessische Metall- und Elektrounternehmen.
쮿 Rainer Wilmers ist neuer Geschäftsführer des Mannheimer
Call-Center-Betreibers SIM Communication Center. Der 33-Jährige
leitet das Unternehmen gemeinsam
mit Albert Klotz und verantwortet
schwerpunktmäßig das operative
Geschäft am Mannheimer Standort
mit seinen 650 Mitarbeitern.
쮿 Peter Lagies, seit September
2006 Generaldirektor des Steigenberger-Hotels „Mannheimer Hof“,
hat die Leitung des Berliner Grand
City Excelsior Hotels übernommen.
Zudem ist der 46-Jährige Regionaldirektor für sieben Häuser der Unternehmensgruppe.
쮿 Carsten Südmersen, Vorsitzender der Mannheimer CDU-Gemeinderatsfraktion, und Heinz-Werner
Ufer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der RWE Energy AG, sind in
den Aufsichtsrat der MVV Energie
AG gewählt worden.
쮿 Gerhard Stutz ist neuer kommissarischer Geschäftsführer von
Zeitgeist-at-work, einem Internetportal für die Vermittlung von IT-Experten und Ingenieuren. Der 47Jährige folgt auf Andreas Loroch
(43), der das Unternehmen verlassen hat.
쮿 Michael Bös (50), Fachmann aus
dem Immobilienmanagement des
Landes Baden-Württemberg, hat
die Leitung der Verwaltung des
Heidelberger Schlosses übernommen.
쮿 Das InnovationLab hat drei neue
Wissenschaftler für die Mitarbeit
im Spitzencluster Forum Organic
Electronics gewonnen. Prof. Dr.
Wolfgang Kowalsky übernimmt die
wissenschaftliche Geschäftsfüh-
rung der InnovationLab GmbH. Darüber hinaus verantwortet er die
Leitung des Kompetenzzentrums
Analytik. Als Leiter des Kompetenzzentrums Synthese wurde Prof. Dr.
Klaus Müllen verpflichtet. Prof. Dr.
Kurt Kremer hat die Leitung des
Kompetenzzentrums
Simulation
übernommen.
쮿 Seit Januar ist Andreas Hilp-
fungiert und für den Bereich Technik zuständig ist, haben zwei weitere Geschäftsführer bei der Privatbrauerei angefangen: Prof. Dr. Oliver Nellen ist für den kaufmännischen Bereich zuständig, Peter
Schirrman für die Bereiche Marketing und Vertrieb.
über das Jahr 2011 hinaus Präsident des Zentrums für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) in
Mannheim. Der Aufsichtsrat der
Forschungseinrichtung hat beschlossen, den Vertrag mit ihm bis
ins Jahr 2013 zu verlängern.
쮿 Peter Kern (SPD) bleibt Bürgermeister in Limburgerhof (RheinPfalz-Kreis). Der 64-Jährige, der
seit 2002 im Amt ist, setzte sich mit
64,34 Prozent der Stimmen durch.
Regina Schultheiß (CDU) kam den
Angaben nach auf 31,76 Prozent,
Günther Kopp (Die Linke) auf 3,9
Prozent der Stimmen.
쮿 Sascha Klein ist vom Kommunikationsverband Club Kurpfalz als
„Kommunikator 2009“ ausgezeichnet worden. Er erhielt den Preis für
das von ihm realisierte Internetangebot „c-hub.de“, eine Plattform,
auf der sich die Kultur- und Kreativwirtschaft der Metropolregion
Rhein-Neckar präsentieren kann.
쮿 Ernst Merkel (60) wird ab Juni
쮿 Heinrich Diesbach, Herausge-
쮿 Dr. Eckart Würzner wurde zum
Aufsichtsratsvorsitzenden
der
Rhein-Neckar Verkehr GmbH gewählt. Heidelbergs Oberbürgermeister ist damit Nachfolger seines
Mannheimer Kollegen Dr. Peter
Kurz. Zum Stellvertreter des Aufsichtsratsvorsitzenden wurde Thomas Blase bestellt.
쮿 Ulrich Gaißmayer ist nach 46
Berufsjahren im Dienst der Stadt
Ludwigshafen in den Ruhestand
getreten. Seit 1994 war er Geschäftsführer der Ludwigshafener
Kongress- und Marketinggesellschaft Lukom. Davor leitete er das
Presseamt der Stadt. Sein Nachfolger als Geschäftsführer des Marketing-Vereins Ludwigshafen e.V.
ist Michael Cordier.
쮿 Die seit Jahresanfang nicht
mehr zur Actris AG gehörende
Brauerei Eichbaum hat die Geschäftsführung verstärkt. Neben
dem ehemaligen Eichbaum-Vorstand Jochen Keilbach, der nun als
geschäftsführender Gesellschafter
Impressum
쮿 Professor Wolfgang Franz bleibt
recht (28) von der Heidelberger
Wirtschaftsförderung
„Mittelstandslotse“ der Stadt. Damit ist
der Diplom-Betriebswirt Ansprechpartner für ratsuchende kleine und
mittelgroße Unternehmen.
neuer Chef der GAG. Die Nachfolge
in der Führungsspitze des größten
kommunalen Immobilienunternehmens in der Pfalz wurde notwendig,
nachdem der bisherige Vorstand
Detlef Tuttlies Mitte Januar gestorben war.
61
ber der Weinheimer Nachrichten
und Odenwälder Zeitung, ist im Alter von 88 Jahren in Weinheim gestorben. Heinrich Diesbach hatte
1945 als 24-Jähriger das Familienunternehmen gemeinsam mit seinem Bruder Hermann wieder gegründet und damit die 1862 von seinem Großvater Wilhelm Diesbach
begonnene Tradition fortgesetzt.
쮿 Der Winzer und Weinbauingenieur Werner Lauth (45) ist in Mainz
mit dem Erfinderpreis RheinlandPfalz 2010 ausgezeichnet worden.
Der in Großfischlingen (Kreis Südliche Weinstraße) lebende Lauth hat
ein Filtersystem entwickelt, das im
Weinbau und in anderen Wirtschaftsbereichen Vorteile gegenüber der herkömmlichen Technik
bietet.
쮿 Die Geschäftsstelle der Sparkasse Vorderpfalz in Ludwigshafen
Nord wird seit März von der Sparkassenfachwirtin Mireille Palestini geleitet. Seit Februar leitet der
Bankbetriebswirt Frederik Birk die
Sparkassen-Geschäftsstelle
in
Ludwigshafen Ruchheim.
econo Rhein-Neckar GmbH
Geschäftsführer:
Bernhard Klumpp, Kim Lars Erdmann
Dudenstraße 12-26
68167 Mannheim
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68167 Mannheim
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Redaktion:
Matthias Schmitt, Kristian Klooß,
Christine Storck
Autoren dieser Ausgabe:
Diane Keller
Bilder:
Markus Proßwitz, Manfred Rinderspacher
Titelseite:
Xmedias (Gestaltung),
Sunrise Medical/SOPUR (Bild)
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쮿 Prof. Dr. Dr. Klaus Strein ist aus
der Geschäftsführung der Roche
Diagnostics GmbH ausgeschieden
und zur F. Hoffmann-La Roche AG
nach Basel gewechselt.
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Zeitschriftenhandel oder ganz bequem
telefonisch anfordern unter
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3/2010
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7. Mai 2010
econo
62
Standort Weinheim
Standort Weinheim
weise der Schokoladenschmelze zu
erklären oder Pralinen zu verpacken. Nach der dreitägigen Eröffnungsfeier hat der Chocolatier seinen Tisch und die Maschine wieder
abgebaut. Sein Geschäft hat er wenige Meter weiter in der Hauptstraße 106. Im Jahr 2005 haben er und
seine Frau Sandra sich mit der Eröffnung ihres Ladens „Cacao“ einen
Traum erfüllt. „Unsere Besonderheit ist, dass alle bei uns verkauften
Waren auch von uns hergestellt
werden“, sagt Peter Gärtner. Der
Konditor-Meister und Betriebswirt
des Handwerks hat sein Geschäft
auf drei Beine gestellt. Da ist zum einen der Direktverkauf im Laden.
„Doch davon allein könnten wir
kaum leben“, sagt er. Zum anderen
beliefert er Firmen direkt mit seinen
Produkten. „Besonders beliebt in
dieser Zielgruppe sind unsere Pralinen mit Firmenlogo“, sagt Gärtner.
Am 18. März fiel der Startschuss für die Weinheim-Galerie. Mehr als 10 000 Einkäufer, Besucher und Schaulustige drängten sich an diesem Tag durch das
innerstädtische Einkaufszentrum, das auf drei Stockwerken rund 30 Geschäften Platz bietet.
Bild: Kreutzer
Wandel durch Handel
Zwei Kaufhausschließungen haben den Einzelhandel in der Weinheimer Innenstadt austrocknen
lassen. Das neue Shopping-Center „Weinheim-Galerie“ soll diesen Trend umkehren.
D
onnerstag, der 18. März, war
ein besonderer Tag: Zum ersten Mal sollte nach einem langen Winter das Thermometer die
17-Grad-Grenze erreichen und damit der Frühling spürbar sein. Klimatisch waren das gute Voraussetzungen für ein Ereignis, auf das in
Weinheim viele Menschen über Jahre hinweg zugearbeitet haben. Am
18. März um kurz nach 11 Uhr öffnete die „Weinheim-Galerie“ nach
14 Monaten Bauzeit ihre Türen.
Rund 2000 Menschen drängten
sich dazu am unteren Ende der
Hauptstraße, um bei der offiziellen
Einweihung des Einkaufszentrums
dabei zu sein. „Der Handel gehört
in die Städte. Dorthin, wo die Menschen sind, wo das Leben pulsiert,
wo das Herz einer Kommune
schlägt“, sagte Weinheims Oberbür-
econo
3/2010
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7. Mai 2010
germeister Heiner Bernhard in seiner Ansprache. Einen Seitenhieb
auf die Einkaufsstädte Viernheim
und Mannheim konnte sich das
Stadtoberhaupt dabei nicht verkneifen, als er den Odenwälder Gästen
mit lauter Stimme zurief: „Ich freue
mich, dass Sie ab heute zum Einkaufen nicht mehr weiterfahren
müssen.“ Der Oberbürgermeister
hielt seine Rede auf einem kleinen
Podest stehend, sein Outfit staatsmännisch: dunkelblauer Anzug,
weißes Hemd, rot-blau-gestreifte
Krawatte. Neben ihm stand ein jüngerer Mann, schwarzer Anzug, weißes, offenes Hemd und mit schulterlangem Haar: Lothar Schubert. Er
ist Projektentwickler und Teilhaber
von DC Commercial. Das Hamburger Unternehmen hat 48 Millionen
Euro in den Bau der Weinheim-Ga-
lerie investiert. Mit heiserer Stimme
rief er den Gästen zu: „Heute eröffnet das modernste Shopping-Center
der Region in der Nähe des schönsten Marktplatzes der Region.“ Anschließend ging Bernhard vom Podest herunter und zerschnitt mit einer goldenen Schere das rote Band,
das vor dem Haupteingang gespannt
war.
Zur Eröffnung gab es
eine große Party
Das war der Beginn einer drei Tage
dauernden Eröffnungsfeier, die Tausende Menschen anzog. Die knapp
30 Geschäfte und das Center-Management hatten einiges auf die Beine gestellt, um die Massen zu unterhalten: So spielte im Parterre eine
Band Jazz-, Rock- und Popklassiker,
auf allen drei Ebenen mischten sich
Zauberer und Jongleure unter die
Passanten und unterhielten Kinder
und Erwachsene mit ihren Kunststücken, als Osterhasen verkleidete
Animateure verteilten schwitzend
Süßigkeiten. In vielen der rund 30
Geschäften schenkten Verkäuferinnen Sekt aus und verteilten kleine
Häppchen.
Besonders umlagert war ein zwei
Meter langer Tisch im 1. Obergeschoss. Auf ihm stapelten sich handgefertigte Schokoladen, Nussnougat-Creme und Pralinen. Eine Schokoladenschmelze verströmte einen
süßen Geruch nach Kakaobohnen.
Peter Gärtner und seine Mitarbeiterinnen hatten alle Hände voll zu
tun, Frucht-Schoko-Spieße zu verteilen, den Kunden die Funktions-
Live-Pralinen-Herstellung
als Firmenevent
Das dritte Standbein sind Veranstaltungen, beispielsweise kombinierte
Schokoladen-Wein-Proben oder die
Live-Herstellung von Pralinen mit
anschließender Verköstigung auf
Feiern oder Firmenevents. Die Geschäfte laufen mittlerweile so gut,
dass er neben der „gläsernen Produktion“ einen weiteren reinen Fertigungsstandort mit zwei Konditorinnen aufgemacht hat. Einen Umzug in die Weinheim-Galerie hat er
dennoch nicht erwogen. „Die Miete
dort kommt für uns zurzeit nicht in
Frage. Da sind einmal die Kosten,
die für ein inhabergeführtes Geschäft wie das unsrige recht hoch
sind“, sagt der schlaksige Zwei-Meter-Mann. Zum anderen würde die
Chocolaterie mit ihren exklusiven
Produkten auch „nicht richtig reinpassen“. Wichtigste Zielgruppe der
Weinheim-Galerie seien junge Käufergruppen. „Das sind klassischerweise nicht jene Konsumenten, die
wissen, weshalb sie für eine gute Tafel Schokolade aus unserem Haus
drei Euro ausgeben sollten“, meint
Peter Gärtner.
„Der Schwerpunkt der Weinheim-Galerie liegt auf den Sortimenten Textil und Schuhe und zwar für
eine vorwiegend junge Käufergruppe“, sagt auch Daniela Ebel. Die Immobilien-Ökonomin ist Center-Managerin der Weinheim-Galerie. Angestellt ist die 31-Jährige beim Shop-
ZAHLEN UND FAKTEN
Einwohner:
43 300
Gewerbesteuer:
Grundsteuer A:
Grundsteuer B:
350 v. H.
350 v. H.
370 v. H.
Kaufkraft je Einwohner:
Kaufkraftindex:
22 123 €
118,1
Beschäftigte im produzierenden Gewerbe:
Beschäftigte im Dienstleistungssektor:
Beschäftigte am Wohnort:
Beschäftigte am Arbeitsort:
ping-Center-Dienstleister SEC. Das
Stuttgarter Unternehmen wurde
von der Weinheim Galerie GmbH &
Co. KG – einer Tochter von DC
Commercial – mit dem Management betraut. Den Anteil der Filialisten gibt Daniela Ebel mit 80 Prozent an, darunter die Modeketten
H&M, s.Oliver, New Yorker und
C&A sowie ein Schuhgeschäft der
Marke „Quick Schuh“. Gemeinsam
mit zwei Mitarbeiterinnen kümmert sich die gebürtige Duisburgerin um die Mieter und organisiert
die Werbegemeinschaft der Weinheim-Galerie. Dass sie ihren Beruf
ernst nimmt, zeigt sich beim Presserundgang am Eröffnungstag. Bei aller Hektik inmitten der sich drängenden Passanten bleibt sie immer
wieder stehen, hebt achtlos hingeworfene Werbeflyer und PopcornTüten auf und ordnet mit einem
Handgriff Pläne, die in einem Prospektständer ausgestellt sind und
die den Kunden durch die Weinheim-Galerie lotsen sollen. Auf dem
Faltblatt gibt es noch einige weiße
Flecken. „Rund zehn Prozent der
Verkaufsfläche sind noch unvermietet“, sagt Ebel. Insgesamt beläuft
sich die Verkaufsfläche auf 10 000
Quadratmeter. Wenn die Weinheim-Galerie voll vermietet ist, sollen die Geschäfte einen jährlichen
Umsatz von 30 Millionen Euro erzielen und 120 Mitarbeiter beschäftigen – zur Eröffnung waren es noch
zwanzig weniger. Allerdings erhalte
nicht jeder Interessent einen Mietvertrag. Der Betreiber achte sehr genau auf jene Sortimente, die in der
Innenstadt bereits vorhanden sind.
„Denn nur so können sich die bestehende Einzelhandelslandschaft und
die Weinheim-Galerie gegenseitig
befruchten“, sagt die Center-Managerin.
8314
8658
13 314
17 051
Die Erwartungen in die Weinheim-Galerie sind daher groß – auch
beim alteingesessenen Handel. Zu
diesen zählt auch Christian Mayer.
Der Florist betreibt am anderen Ende der Hauptstraße ein Blumenhaus. Zudem ist er seit 2005 Vorsitzender der Initiative „Lebendiges
Weinheim“.
dieses Potenzial durch den lokalen
Einzelhandel ausgeschöpft wird,
liegt bei lediglich 95 Punkten. Das
heißt: Von 100 Euro einzelhandelsrelevanter Kaufkraft, die in Weinheim vorhanden ist, werden nur 95
Euro auch in Weinheim ausgegeben. In absoluten Zahlen sind das
sieben Millionen Euro, die jährlich
abfließen.
„Für ein Mittelzentrum ist die
Zentralität bisher zu gering“, gibt
Oberbürgermeister Heiner Bernhard daher unumwunden zu (siehe
Interview Seite 67). Eine konkrete
Zahl für den Kaufkraftgewinn will er
zwar nicht angeben. Ein Wert von
über 100 schwebt ihm aber schon
vor. „Denn nur das signalisiert, dass
eine Stadt gesucht ist und Menschen anzieht.“ Bei der Zentralitätskennziffer die 100er-Marke zu knacken, hält Center-Managerin Daniela Ebel „in einem ersten Schritt“ für
möglich. Mittel- bis langfristig soll
Weinheim aber zusätzlich Kaufkraft
왘왘
anziehen.
Weinheimer geben ihr Geld
außerhalb aus
In dieser Funktion vertritt er die Interessen des innerstädtischen Einzelhandels gegenüber Politik und
Verwaltung. „Die Weinheim-Galerie bewerten wir positiv“, sagt der
39-Jährige. Der Branchenmix und
die Auswahl an Geschäften in Weinheim seien bisher nicht ausreichend
gewesen. „Es ist eben so, dass eine
kritische Masse vorhanden sein
muss“, erklärt der Kaufmann und
nennt als Beispiel eine potenzielle
Schuhkäuferin. Die wolle eben
nicht nur in einem Geschäft schauen. Von daher wertet Mayer auch
die vielen Filialisten in der Weinheim-Galerie ausdrücklich positiv:
„H&M und C&A gehören eben in eine Innenstadt.“ Die Hoffnung des
Interessenvertreters deckt sich so
mit jener von Oberbürgermeister
Bernhard. „Das größere Angebot
wird dazu führen, dass mehr Weinheimer hier ihr Geld ausgeben und
viele Odenwälder nicht mehr ins
Rhein-Neckar-Zentrum oder nach
Mannheim fahren“, so Unternehmer Mayer.
Bisher hat Weinheim beim Einzelhandel unter seinen Verhältnissen gelebt. So liegt die Kaufkraftkennziffer bei einem sehr guten
Wert von 118. Doch die Zentralitätskennziffer, die angibt, wie gut
63
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Telefon: ( 06201 ) 9994-0
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„Doch dabei kommt es nicht alleine auf die Weinheim-Galerie, sonder auf alle Einzelhändler und ihr
Engagement an“, sagt Ebel.
왘왘
Unternehmen
Die Peter Nick GmbH wurde XXXX
von XXXXX Nick gegründet.
Das Weinheimer Traditionshaus
ist Händler der Marken BMW und
MINI.
Zudem verkauft BMW Nick Gebrauchtwagen.
Das Autohaus beschäftigt rund
20 Mitarbeiter.
Petra Nick führt in X. Generation das Weinheimer BMW-Autohaus Nick. Vorteil für die Kundinnen: In einem von einer Frau
geführten Autohaus sind die Mitarbeiter besonders für die Belange weiblicher Kunden sensibilisiert.
Bild : BMW Nick
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das Autohaus Nick alle verbindlich
festgelegten Standards.
Dazu zählen eine erstklassige
Werkstattausrüstung, permanente
Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter und ein strenges Qualitätsmanagement.
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Zudem bietet das Autohaus eine
breite Service-Palette rund ums
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- Klimaanlagencheck
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Lackschäden oder Steinschlagschäden in der Windschutzscheibe
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Kontakt
Peter Nick GmbH,
Händelstraße 10-12
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Tel.: (0 62 01) 6 30 41,
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vor Ort, besorgen die Verkaufsberater es sehr schnell. Ob
Leasing und Finanzierung, Versicherung, Teile und Zubehör – hier findet jeder, was er sucht.
H
Auf eine erstklassige Beratung legt man im Autohaus
Nick größten Wert – und dies seit der Firmengründung
vor über 60 Jahren. Langfristige Kundenbindung durch
persönliche, individuelle Beratung und Zufriedenheit des
Kunden ist die Maxime des Unternehmens. Und die endet nicht nach dem Kauf, sie setzt sich im Service fort.
Dieser hat heute eine größere Bedeutung denn je. Aufgrund verlängerter Kaufintervalle sieht der Kunde den
Verkäufer einmal in vier bis sieben Jahren. Die Werkstatt
besucht er meist zweimal im Jahr. Auch dann, wenn weder Service noch Reparatur notwendig sind. Der Wechsel von Sommer- auf Winterräder und umgekehrt führt
die meisten Kunden ins Autohaus, wo die Räder auf
Wunsch auch über die Saison eingelagert werden. Viele
nutzen die Gelegenheit für eine Intensivreinigung, Sicherheits- oder Klimaanlagencheck, Haupt- und Abgasuntersuchung. Wenn es wirklich einmal „kracht“, werden Karosserie- und Lackschäden professionell instandgesetzt und bei eindeutiger Schuldfrage der Unfallschaden direkt mit der Versicherung abgewickelt. Kleine
Parkdellen werden mit smart repair kostengünstig weggezaubert, ebenfalls kleine Steinschlagschäden in der
Windschutzscheibe. Bleibt man mit einer Panne liegen
oder das Auto springt nicht an, kommt das Autohaus zu
Hilfe. Bei Bedarf stehen Kundendienst-Ersatzfahrzeuge,
bei Unfällen Mietwagen zur Verfügung. Wer sein Auto
außerhalb der Serviceöffnungszeiten von Montag bis
Freitag 7.15 bis 18 Uhr und Samstag von 9 bis 12 Uhr in
die Werkstatt bringen will, kann dies über den 24-Stunden-Abgabeservice „rund um die Uhr“ tun und auch einen 24-Stunden-Abholservice vereinbaren. Für die Autorisierung durch die BMW AG hat die Peter Nick GmbH
verbindlich festgelegte Standards zu erfüllen: Erstklassige Werkstattausrüstung, hohe Anforderungen an Ausund Weiterbildung der Mitarbeiter, ein strenges Qualitätsmanagement u.v.m.
Für „Frau“ als Kundin in ihrem Autohaus sieht Firmeninhaberin Petra Nick besondere Vorteile: In einem
von einer Frau geführten Autohaus sind die Mitarbeiter
besonders für die Belange weiblicher Kunden sensibilisiert – sei es beim Autokauf oder beim Werkstattbesuch.
So wissen die Verkaufsberater zu berichten: „Wenn ein
Automobilverkäufer eine Frau nicht ernst nimmt, hat er
schon verloren!“ Für Frauen ist die gute Beratung beim
Werkstattbesuch aber mindestens ebenso wichtig wie
beim Kauf, resümiert Firmenchefin Petra Nick. Sie kaufen am liebsten da, wo sie später ihre Wartungs- und Reparaturarbeiten in kompetenten Händen wissen und
über viele Jahre ihre vertrauten Ansprechpartner in allen
Abteilungen eines Autohauses kennen. Bei uns haben
die Kunden ihr „Rundumsorglospaket“ – denn das ist genau das, was Frauen und Männer wünschen, schmunzelt Autofrau Petra Nick. Und dafür sorgt sie in dem seit
bereits über 60 Jahren bestehenden und von ihr seit über
25 Jahren geführten Autohaus immer noch sehr gerne –
und persönlich. Unterstützt von einem motivierten und
kompetenten Team von 20 Mitarbeitern, gut ein Drittel
davon Frauen. „Wir leben unsere Unternehmensphilosophie“, betont sie: „Persönlich. Nah. Gut.“
Bei Dr. Heiko Pult rennt sie damit
offene Türen ein. Der Augenoptikermeister mit Promotion in Optometrie ist Geschäftsführer der Horst
Riede GmbH. Hauptsitz des Unternehmens ist Weinheim, zudem gibt
es noch Filialen in Birkenau und
Hemsbach. Das 35-köpfige Team
verkauft an den drei Standorten
Brillen, Kontaktlinsen und Hörgeräte. Das Know-how und die Beratungstiefe mache Optik Riede „einfach besser“ als den Wettbewerb.
Als Beispiele hierfür nennt Dr. Pult
die virtuelle Hörgeräteanpassung
und den sehr hohen Korrekturfaktor bei Sehschwäche: Statt der üblichen 0,25 Dioptrien Abweichung
betrage sie bei Optik Riede lediglich
0,125 Dioptrien. Dass in der Weinheim-Galerie ein weiterer Optiker
seine Dienste anbietet, lässt den aus
dem Allgäu stammenden Pult daher
nach eigenen Angaben kalt: „Das ist
ein Filialist und daher kein Wettbewerber für uns, da wir uns einer anderen Liga zugehörig fühlen.“
„Auslagen wie aus den
1950er Jahren“
Von dem Shopping-Center erwarte
er vielmehr, dass es viele Menschen
anlocke und die Frequenz in der Innenstadt erhöhe. „Davon profitieren werden vor allem jene Geschäfte, die in den vergangenen Jahren
entsprechendes Engagement gezeigt haben. Falls nicht, kann es
auch zu Verdrängungseffekten kommen.“ Dass die Stadt Teile der Innenstadt zum Sanierungsgebiet erklärt und damit auch private Investitionen erleichtert hat, begrüßt Pult
ausdrücklich. „Aber ebenso sind die
Immobilienbesitzer und die Geschäftsinhaber gefordert. Um die
Fassade und die Schaufenstergestaltung kann sich die Stadt nicht kümmern“, sagt Pult.
Furdes Uzun stößt ins gleiche
Horn. „Manche Auslagen sehen
aus, als stammten sie noch aus den
1950er Jahren“, schimpft der
Schmuckhändler, der in der Hauptstraße und in Eberbach unter der
Marke „Lia Collection“ vorwiegend
selbst gefertigten Modeschmuck
Computeranimation der neuen „Schlossbergterrassen“. In das Projekt investiert
die Mannheimer Familienheim e.G. 60 Millionen Euro.
Bild: Familienheim
verkauft. Der türkisch-stämmige
Einzelhändler lebt seit 40 Jahren in
Deutschland, 39 davon in Weinheim. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche lebhafte und
blühende Innenstadt Weinheim vor
25 Jahren hatte“, erzählt Uzun. Die
Weinheim-Galerie sei nun die Hoffnung, dass diese Zeiten zurückkehrten. Der Einzelhändler hofft jedoch
nicht nur auf mehr Kunden in seinem alt eingesessenen Geschäft.
Uzun ist einer der wenigen Weinheimer, die in die Galerie als Mieter
gezogen sind. In dieser neuen Filiale
verkauft er nun Uhren und
Schmuck von Herstellern wie Fossil, Dolce & Gabbana, Guess oder
Esprit. Die beiden Geschäfte ergänzten sich gut und machten sich daher
keine Konkurrenz.
Auch Oberbürgermeister Bernhard sieht die Weinheim-Galerie als
Instrument, sich wieder eine Position zu erkämpfen, die die Stadt früher schon einmal hatte. „Mit den
Kaufhäusern Birkenmeier und Jakob war die Stadt bis in die 90er Jahre auch im Einzelhandel Mittelzentrum der Region“, sagt der Politiker.
Zuerst gab das Kaufhaus Jakob in
der Bahnhofstraße auf, im Jahr
2001 rutschte Birkenmeier in die
Insolvenz. Das 1954 eröffnete Traditionshaus ging so mit dem Memminger Kaufhaus-Konzern Oexle
unter, dem die Weinheimer zuletzt
gehörten. Die anschließende Vermarktung gestaltete sich schwierig.
Noch bis ins Jahr 2006 gingen die
Planer von einer Sanierung der alten Birkenmeier-Immobilie aus. En-
de 2007 schließlich stieg DC Commercial in das Projekt ein. Schon zu
diesem Zeitpunkt war ein Neubau
favorisiert worden. Die Stadt lockt
den Hamburger Projektentwickler
mit der Zusage, 2400 Quadratmeter
Büroflächen in der Weinheim-Galerie anzumieten. Insgesamt verfügt
die Weinheim-Galerie neben den
10 000 Quadratmetern Verkaufsfläche über 4000 Quadratmeter Büroflächen. Im Januar 2009 schließlich
fand die Grundsteinlegung statt. Parallel haben Stadt und Politik weiter
am Fundament gearbeitet, um die
Innenstadt zu entwickeln und zu
beleben. So wurde ein Teil der Innenstadt als Sanierungsgebiet ausgewiesen, die Fußgängerzone neugestaltet und bis zum Dürreplatz erweitert. Dass diese Entscheidung
richtig ist, bestätigt der Stadt indirekt eine wissenschaftliche Studie
des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) aus dem Jahr 2008. Die
Forscher hatten untersucht, unter
welchen Bedingungen innerstädtische Einkaufszentren dem bestehenden Einzelhandel nutzen. Eines
der wichtigsten Kriterien ist die gute, das heißt barrierefreie Anbindung des Shopping-Centers an die
Innenstadt. Mit der Verlängerung
der Fußgängerzone hat Weinheim
diese Hürde genommen. Weitere
Befunde der Berliner Wissenschaftler: Die neuen Sortimente im Shopping-Center sollten die bestehenden
ergänzen und der Flächenzuwachs
sollte nicht zu groß ausfallen. Auch
dieses Kriterium scheint erfüllt,
kompensiert die Weinheim-Galerie
65
doch nicht mal jene Verkaufsflächen, die durch die Kaufhäuser Jakob und Birkenmeier verloren gegangen sind. Insgesamt verfügte
Weinheim vor der Eröffnung der
Galerie über 74 000 Quadratmeter
Verkaufsfläche, auf die Innenstadt
entfallen davon 13 700 Quadratmeter. Und auch bei einem letzten
Punkt könnte Weinheim vermutlich
in den Augen der Wissenschaftler
bestehen:
„Innenstadtrandlagen
können funktionieren. Voraussetzung ist indes, dass es einen attraktiven Gegenpol am anderen Ende der
Einkaufsachse geben muss“, sagt
Dr. Gerd Kühn vom Difu. Und genau dieser attraktive Gegenpol ist
gegeben: der nach den Worten von
Lothar Schubert von DC Commercial „schönste Marktplatz der Region“. Christian Mayer von der Initiative „Lebendiges Weinheim“ redet
angesichts des im Sommer von Platanen beschatteten Platzes gar
„vom größten Pluspunkt Weinheims“. „Die Achse Weinheim-Galerie bis zum Marktplatz verbindet
Einkauf, Erlebnis, Freizeit und Gastronomie“, sagt auch Oberbürgermeister Bernhard. Die Verantwortlichen haben auf sinnvolle Ergänzung
der Angebote Wert gelegt. So sieht
die Weinheim-Galerie im Vergleich
zu Shopping-Centern auf der grünen Wiese vergleichsweise wenig
gastronomische Angebote vor. Bisher gibt es lediglich einen Bäcker,
ein Bistro und eine Cafébar. „Unsere
Kunden finden gute Restaurants am
Marktplatz“, sagt Investor Schubert.
Familienheim e.G. investiert
60 Millionen Euro
Doch Weinheims Innenstadt lebt
nicht nur zwischen Marktplatz und
Dürreplatz auf. Direkt im sich Richtung Odenwald anschließenden
Burgenviertel hat die Familienheim
Rhein-Neckar e.G. das Projekt
„Schlossbergterrassen“ in Angriff
genommen. Seit April 2009 entstehen hier 91 Eigentumswohnungen,
ein Ärztehaus, ein Pflegeheim mit
100 Zimmern, ein Lidl- und ein Rewe-Supermarkt sowie 475 Garagenstellplätze. Auch hier hat die Stadt
begleitend in die Infrastruktur investiert: Die direkt an den Schlossbergterrassen verlaufende Straße Richtung Gorxheimertal wurde übertun왘왘
nelt.
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7. Mai 2010
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66
Standort Weinheim
Standort Weinheim
„Durch diese Einhausung der
Verkehrsführung wurde die zwingend notwendige Verkehrsberuhigung zur Innenstadt überhaupt erst
möglich“, sagt Martin Burneleit
vom Familienheim.
왘왘
Der Handel befürchtet eine
Überversorgung
Etwas kleiner als dieses 60-Millionen-Projekt der Familienheim e.G.
fällt das noch im Planungsstadium
befindliche
Drei-Glocken-Center
aus. Auf dem Gelände der ehemaligen Nudelfabrik, gegenüber dem
Bahnhof, will die Century Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG
auf 30 000 Quadratmetern Raum
für Geschäfte, Büros, Praxen, Restaurants und Wohnungen schaffen
(siehe Kasten). Das Projekt ist in
Weinheim nicht unumstritten.
Genau genommen sind es die
13 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, die einigen ein Dorn im Auge
sind. „Das führt zu einer Überversorgung“, sagt etwa Jürgen Brandt,
Inhaber des Neukauf in Weinheim.
„DREI GLOCKEN“ IN WEINHEIM
Die Century Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co. KG plant auf dem
Gelände der ehemaligen Drei-Glocken-Nudelfabrik ein 30 000 Quadratmeter großes Gebäude, in dem sich Geschäfte, Büros, Praxen
und Restaurants ansiedeln sollen.
Hinter der Firma Century stehen Nachkommen des Gründers der
Drei-Glocken-Nudelfabrik, Julius Zaiser. Diese haben das Gelände
2005 zurückerworben, nachdem das Unternehmen zuvor an Birkel
verkauft wurde.
Durch diesen Zusammenschluss war der größte deutsche Teigwarenhersteller entstanden. Das konnte jedoch nicht den Produktionsstandort in Weinheim retten, der seit der Schließung leer stand.
Auch Petra Emmerich ist skeptisch.
Sie ist bei der Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar Bereichsleiterin Einzelhandel. „Aus
unserer Sicht ergeben sich durch
das Drei-Glocken-Center keine Synergieeffekte für den innerstädtischen Handel“, sagt Emmerich mit
Verweis auf die „räumliche Distanz“ und die „Barrierewirkung der
stark befahrenen Bergstraße“. Positiv bewertet die Einzelhandels-Ex-
pertin, dass der Bebauungsplan zumindest die Verkaufsflächen für innenstadt-relevante Sortimente begrenzt. Michael Rihm, Geschäftsführer des Investors Century, folgt
diesen Einwänden nicht. Er erinnert
daran, dass nur unweit des geplanten Drei-Glocken-Centers früher die
Hauptpost ansässig war. „Dieser
Magnet hat überhaupt erst ermöglicht, dass sich die Bahnhofstraße
zur Einkaufsstraße entwickelt hat.“
Sein Wunsch sei es daher, dass das
Drei-Glocken-Center diese Aufgabe
aufs Neue übernimmt.
„Die Weinheim-Galerie
tut der Stadt gut“
67
INTERVIEW
„Wir wollen ein Gründerzentrum“
Im Interview erklärt Oberbürgermeister Heiner Bernhard, warum Weinheim bei Unternehmen
Furdes Uzun von Lia Collection
mag sich an dieser Diskussion nicht
beteiligen. Falls die Hoffnung auf
mehr Besucher aufgeht, werde er
profitieren, Konkurrenz durch die
Läden im Drei-Glocken-Center
braucht er auf der anderen Seite
aber nicht zu fürchten. Mit der neuen Filiale in der Weinheim-Galerie
ist er zumindest nach den ersten
zwei Wochen zufrieden. „Mich als
Geschäftsmann interessiert natürlich vor allem der Umsatz. Und der
ist sehr ordentlich.“ Außerdem betrachte er gerne die an seinem Geschäft vorbei flanierenden Passanten. „Die haben alle ein Lächeln auf
dem Gesicht.“ Das Fazit des Einzelhändlers fällt daher eindeutig aus:
„Die Weinheim-Galerie tut der
Stadt gut.“
Matthias Schmitt
begehrt ist und wie die Stadt Existenzgründern unter die Arme greifen will.
Econo: Wenn die Weinheimer im
Jahr 2030 an Heiner Bernhard denken, was soll ihnen da einfallen?
➤ Heiner Bernhard: Dass Heiner
Bernhard der Oberbürgermeister
war, der Weinheim dort positioniert
hat, wo es auch hingehört: als lebendiges und wirtschaftsfreundliches Mittelzentrum in der Metropolregion Rhein-Neckar, als Ort der
Innovationen, als attraktiver Einzelhandelsstandort und als Wohnort
mit hoher Wohnqualität besonders
für Familien, denen die Betreuung
und Bildung ihrer Kinder wichtig
ist. Wir befinden uns gerade auf
dem Weg dorthin.
Weinheims Unternehmen haben in
der letzten Zeit viel investiert. Woran liegt das?
➤ Bernhard: Das hat verschiedene
Gründe. Unser Standort bietet große Vorteile, was die Verkehrsanbindung und die Lage als Drehscheibe
zwischen den Metropolregionen
Rhein-Neckar und Rhein-Main angeht. Wir konnten für unsere Verhältnisse günstige Gewerbe- und Industrieflächen an günstigen Standorten erschließen und vermarkten.
Es hat sich herumgesprochen, dass
Investoren willkommen sind und
hier professionelle Partner finden.
Besonders im Bereich des Technologieparks Freudenberg bieten gewachsene Netzwerke für neue Firmen gute Anknüpfungspunkte. Zu
den Investoren gehören ja auch alteingesessene Firmen wie Freudenberg oder Naturin. Diese Bekenntnisse zum Standort beweisen, dass
unsere Wirtschaftsfreundlichkeit geschätzt wird.
Was sind denn die Pfunde, mit denen Weinheim wuchert?
➤ Bernhard: Neben anderen
Standortfaktoren ist ein Pfund die
Symbiose von einem attraktiven
Wohn- und Wirtschaftsstandort.
Wir hören es immer wieder: Die
Menschen leben sehr gerne hier
und unternehmen hier gerne etwas
– durchaus im doppelten Wortsinn.
Die Lebensqualität und unsere weichen Standortfaktoren, auch der hohe Standard an Betreuung und Bildung, locken hochqualifizierte Personen. Wer sich an einem Standort
wohl fühlt, sich mit ihm identifiziert, investiert dort auch gerne.
Das erleben wir gerade.
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ei der Kanzlei Schütz & Künzel in Weinheim schaut
man stolz auf eine lange Tradition zurück: 1948 eröffnete Diplom-Kaufmann Katharina Schütz, eine
der ersten Steuerberaterinnen in Baden, ihre Kanzlei. Ab
1981 erhielt sie Verstärkung durch ihren Sohn Dr. KarlHermann Schütz. 1986 trat Rechtsanwalt Hans-Peter
Künzel in die Sozietät ein. Komplettiert wurde das Team
2007 durch Diplom-Kaufmann und Steuerberater Jochen Wirth. „Unsere Zielgruppe umfasst neben den Privatpersonen insbesondere Unternehmen unterschiedlicher Rechtsformen und Größe. Durch den Aufbau eines
persönlichen Vertrauensverhältnisses und das Angebot
einer umfassenden Beratung erfüllen wir die Ansprüche
unserer Mandanten in allen Lebenslagen“, sagt Dr. KarlHermann Schütz. Die Schwerpunkte der längst nicht
mehr nur in Weinheim tätigen Kanzlei umfassen Arbeitsrecht, Erb- und Gesellschaftsrecht einerseits, die Steuerberatung samt Finanz- und Lohnbuchhaltung andererseits. „Wir bieten Steuer-, Wirtschafts- und Rechtsberatung aus einer Hand“, resümiert Hans-Peter Künzel.
„Viele unserer Mandanten beraten wir schon seit Jahrzehnten“, ergänzt Dr. Schütz. Doch auch wenn man sich
gerne der Anfänge erinnert, der Kanzleialltag hat sich be-
B
Die Kanzlei Schütz & Künzel: Dr. Karl-Hermann Schütz,
Hans-Peter Künzel und Jochen Wirth (v. l.).
Bild: Pro
reits den Anforderungen der Zukunft gestellt. „Auf unsere Mandanten werden durch die gesetzlich vorgeschriebene Digitalisierung an vielen Stellen Veränderungen zukommen“, erzählt Jochen Wirth und denkt beispielsweise an das ELENA-Verfahren bei der Gehaltsabrechnung
sowie vermehrt elektronisch an das Finanzamt zu übertragende Bilanzen und Steuererklärungen, aber auch an
die elektronische Kommunikation mit den Gerichten
und Behörden.
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Dr. Karl-Hermann Schütz, Rechtsanwalt, Fachanwalt für Steuerrecht, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater
Hans-Peter Künzel, Rechtsanwalt
und Fachanwalt für Arbeitsrecht
Jochen Wirth, Diplom-Kaufmann
und Steuerberater
Kontakt
Schütz & Künzel
Bismarckstraße 5
69469 Weinheim
Tel.: (06201) 25949-0
E-Mail: [email protected]
Internet: www.schuetz-kuenzel.de
68
Standort Weinheim
왘왘
Bei der Standortbefragung der IHK
Rhein-Neckar gab es dagegen
schlechte Noten bei der Höhe der
kommunalen Abgaben. Können Sie
hier den Unternehmen Besserung
in Aussicht stellen?
➤ Bernhard: Angesichts der gegenwärtigen Finanzsituation kann
ich das kurz- und mittelfristig nicht.
Aber ich denke, dass gerade die
Wirtschaft dafür Verständnis hat,
wenn der kommunale Partner mit
Sorgfalt seine eigene wirtschaftliche
Solidität im Auge behält. Es stimmt,
wir bewegen uns nicht im Discountbereich. Das gilt auch für das Angebot an Gewerbeflächen und die
städtischen Leistungen ganz allgemein. Da wird es keine Abstriche
geben. Auch hier gilt ein hoher Anspruch an Qualität.
Auch bei der Förderung von Existenzgründern schneidet Weinheim
in der Umfrage schlecht ab.
Braucht Weinheim ein Gründerzentrum?
➤ Bernhard: Ich hätte gerne eines,
und wir haben auch das Ziel, eines
zu gründen. Unsere Wirtschaftsförderung betreut seit einiger Zeit ei-
nen sehr aktiven Jungunternehmertreff, in dem es findige Köpfe und
gute Ideen gibt. An Kreativität mangelt es nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass aus diesen Anfängen ein
Gründerzentrum entstehen kann.
Das hat meiner Ansicht nach mehr
Authentizität als ein hoch subventioniertes Existenzgründerzentrum
in einer Großstadt.
Weinheim wird seiner Funktion als
Mittelzentrum gerecht, wenn es um
Arbeitsplätze geht. Anders sieht es
aus im Einzelhandel. Die Zentralitätskennziffer Weinheims liegt bei
nur 95. Bringt die Weinheim-Galerie den Trendwechsel?
➤ Bernhard: Ihre Frage ist, ohne
dass ich schon genaue Zahlen kenne, veraltet. Sie wissen, dass wir im
März die Weinheim-Galerie eröffnet
haben, das mit 10 000 Quadratmetern größte Innenstadt-ShoppingCenter der Bergstraße. Darauf haben wir jahrelang hingearbeitet und
als Stadtverwaltung sehr viel zum
Gelingen beigetragen, bis hin zur eigenen Mietzusage. Deshalb habe
ich keine Bedenken, dass sich die
Zentralität deutlich verbessern
wird, ja bereits verbessert hat. Die
ganze Innenstadt spürt jetzt schon
eine deutlich höhere Kundenzahl in
der Stadt. Aber wir arbeiten weiter
Spitzenplatz, auch landes- und bundesweit. Es ist uns früher schwer gefallen, diese Kaufkraft hier zu binden. Aber das hat sich mit der Weinheim-Galerie geändert und wird
sich weiter bessern. Die Menschen
aus Weinheim und den Nachbarorten an der Bergstraße und im Odenwald erleben die Stadt gerade wieder als Stadt des Einkaufs mit einmaliger Atmosphäre.
Muss sich das Rhein-Neckar-Zentrum fürchten?
Weinheims Oberbürgermeister
Heiner Bernhard.
Bild: Stadt
daran, nicht zuletzt mit häufigen
Aktionen unseres engagierten Stadtund Tourismusmarketing. Und es
geht weiter: Im Herbst eröffnen
zwei neue Verbrauchermärkte, Lidl
und Rewe, im Neuen Burgenviertel,
das durch einen Steg mit der City
verbunden ist. Das wird noch mehr
Kaufkraft binden.
Woher soll die zusätzliche Kaufkraft kommen?
➤ Bernhard: Das ist nicht das Problem. Kaufkraft ist in Weinheim und
seinem Marktgebiet ausreichend
vorhanden. Da belegen wir einen
➤ Bernhard: Dies zu behaupten,
wäre vermessen. Wir wollen auch
gar nicht in der Liga der riesigen
Center auf der grünen Wiese mitspielen, weil wir unsere Qualitäten
ganz anders einschätzen. Leben,
shoppen, genießen, so heißt das
Motto der Weinheim-Galerie. Das
passt auch als Motto zur Einkaufsstadt Weinheim. Wer hierher zum
Shoppen kommt, soll durch die
Stadt bummeln und die Atmosphäre
genießen, statt schnell die Tüten zu
füllen und wieder zu flüchten. Lothar Schubert, der Geschäftsführer
der Projektentwicklungsfirma DC
Commercial, hat es so ausgedrückt:
Der Handel kehrt zurück in die Innenstädte. Ich füge hinzu: Dorthin
wo er hingehört! Matthias Schmitt
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TECHNOLOGIEPARK UND INDUSTRIEPARK WEINHEIM
Weinheim ist ungeachtet des beschaulichen
Images als „Zwei-Burgen-Stadt“ auch ein bedeutender Industriestandort. So entfallen 6500
der 17 000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten auf produzierende Unternehmen.
„Wir sind stolz auf unseren industriellen Kern“,
sagt Manfred Müller-Jehle. In den vergangenen 15 Jahren jedoch ist die Zahl der Industriearbeitsplätze um mehr als ein Drittel gesunken.
Parallel dazu haben Dienstleistungsunternehmen mehr Personal eingestellt. „Dieser bundesweite Trend hat Weinheim erst relativ spät
erreicht. Das lag im Wesentlichen an der Unternehmensgruppe Freudenberg, die vergleichsweise spät begonnen hat, einen Teil der
Produktion ins Ausland zu verlagern“, erklärt
Mühler-Jehle.
Doch dieser Rückzug schafft Raum für Neues –
für neue Firmen. Denn Mitte 2008 hat Freudenberg begonnen, Produktions-, Labor- und Büroflächen sowie Grundstücke zu vermarkten.
Die Vermietung schon vorhandener Gebäude
soll die Wirtschaftlichkeit des Immobilienver-
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
mögens der Unternehmensgruppe Freudenberg sichern. Dafür verantwortlich ist die Freudenberg Immobilienmanagement GmbH. Diese
hat zwei Zielgruppen im Fokus: Für den Industriepark sucht Freudenberg produzierendes
Gewerbe, Forschungsunternehmen, Logistiker
und industrienahe Dienstleister. Im Industriepark arbeiten derzeit 6100 Menschen bei 50
Firmen. 24 Unternehmen mit insgesamt 4600
Mitarbeitern gehören zu Freudenberg-Gruppe,
die anderen 26 sind externe Unternehmen. Einer dieser Mieter ist Unimatec, ein Joint Venture des japanischen NOK-Konzerns und von
Freudenberg. „Mit dem Standort Industriepark
sind wir zufrieden“, sagt Geschäftsführer Dr.
Martin Issel. Unimatec ist nicht nur Mieter,
sondern kauft auch Dienstleistungen ein, die
Freudenberg bereitstellt. „Wir nutzen den Gebäudeservice, Rechtsdienstleistungen und
das Standortmanagement“, erklärt Issel. „Von
Werk- und Brandschutz über Ambulanz und
Kantine bis hin zu IT-, Rechen- und Telekommunikationszentren ist alles vorhanden“, sagt
Dr. Ulf Kürschner, Geschäftsleiter der Freudenberg Service KG.
Neben dem Industriepark vermarktet Freudenberg zudem Immobilien und Flächen im Technologiepark. Zielgruppe sind Unternehmen aus
Forschung und Entwicklung, dazu passende
Dienstleister, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Technologie-Unternehmen
aus den Bereichen Automotive, IT, Lebensund Materialwissenschaften, Mikrosystemtechnik sowie Nano- und Umwelttechnologie.
Für den Technologiepark wie für den benachbarten Industriepark gilt, dass die Freudenberg
Immobilien Management GmbH nicht nur Flächen vermietet oder verkauft. „Wir bieten zudem die kundenorientierte, nutzerspezifische
und hochwertige Entwicklung von Immobilien
an“, sagt Caroline Breunig, Marketing und Projektmanagement der Freudenberg Immobilien
Management GmbH. Letzter großer Neuzugang im Technologiepark war Freudenberg
Mektec Europa. Die Firma hat hier ihr europäisches Technologiezentrum angesiedelt. MSc
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70
Standort Weinheim
WIR PLANEN
Am Anfang war das Leder
Den Grundstein für den heutigen Weltkonzern legte Carl Johann Freudenberg 1849 mit einer
Gerberei. Doch die Lederproduktion ist mittlerweile verkauft. Wachsen will das Unternehmen
zukünftig in der Medizintechnik und in der Spezialitäten-Chemie.
as Müllheimer Tal verbindet
Weinheim mit dem im Odenwald gelegenen Gorxheimertal. Wer die rund zwei Kilometer
lange Strecke fährt, die sich zwischen Häusern und an bewaldeten
Hängen entlang schlängelt, wird
nicht auf die Idee kommen, dass
dort die Geburtsstätte eines Weltkonzerns zu finden ist. Im Müllheimer Tal, damals noch vor den Toren
der Stadt, gründeten 1849 zwei
Männer eine Gerberei. Der eine von
ihnen lebt bis heute im Namen des
Weinheimer Unternehmens weiter:
Carl Johann Freudenberg. Aus der
D
Lederherstellung allerdings hat sich
die Firma in den vergangenen Jahrzehnten zurückgezogen. Beschäftigte Freudenberg in den 1950er Jahren noch 3000 Menschen in dieser
Sparte, waren es 2002 noch 120. In
diesem Jahr kam das endgültige Aus
für diesen Bereich. Doch die
„Stammzelle“ lebt weiter. Zwei leitende Angestellte haben damals
Kunden, Maschinen und einige Mitarbeiter übernommen und führen
bis heute erfolgreich die ehemalige
Freudenberg-Sparte als „Weinheimer Leder“ weiter (Siehe Bericht
Seite 74).
Wer sich anschaut, wie die Firma
mit ihrem lange Zeit wichtigsten
Produkt umgegangen ist, kann viel
über Freudenberg lernen. Einfach
zu verstehen ist der Konzern nicht.
Das fängt bei den Geschäftsfeldern
an. Diese beinhalten so unterschiedliche Sparten wie die Dichtungsund Schwingungstechnik, Vliesstoffe, Haushaltsprodukte und Spezialitäten. Darunter fallen unter anderem der IT-Dienstleister FIT und der
Spezial-Chemie-Bereich. Doch mit
der Unübersichtlichkeit ist es damit
noch nicht getan. Dieser scheinbare
Gemischtwarenladen mit weltweit
32 000 Mitarbeitern ist zudem ein
Familienunternehmen. Die Führungsgesellschaft Freudenberg &
Co. gehört den 300 Nachkommen
jenes Mannes, der vor über 150 Jahren im Müllheimer Tal den Grundstein zu diesem Imperium legte.
Die Gerberei des Unternehmers
exportierte ihre Waren bald in die
ganze Welt. Der alte Freudenberg
hatte offensichtlich einen guten Riecher für den Markt. Die von ihm
entwickelten oder verbesserten Produkte wie Lack- oder Satinleder waren damals Neuheiten, auf die sich
die Schuhhersteller dankbar stürz-
TRAGWERKE
der Weiterentwicklung des Trägermaterials für Kunstleder wiederum
entwickelten sie Vliesstoffe, die sie
für die Herstellung von Haushaltsprodukten nutzten. Die Legende behauptet, dass der Produktname Vileda aus der badischen Aussprache
von „wie Leder“ entstanden sei.
Freudenberg streitet diese etymologische Herleitung allerdings ab.
ten. Doch die Firma war nicht nur
gut darin, Produkte zu entwickeln
oder zu verbessern. Viele Erfolge
zeitigte sie auch dadurch, dass sie
Prozesse optimierte. So revolutionierte Hermann Ernst Freudenberg,
der Sohn des Firmengründers, zu
Anfang des 20. Jahrhunderts die Lederherstellung, indem er zum Gerben der Häute Chrombrühe einsetzte. Die chemische Behandlung war
dem damals üblichen Einsatz von
pflanzlichen Produkten weit überlegen: Die Gerbzeit verringerte sich
um mehrere Monate. Auch dank
dieses Wettbewerbsvorteils entwickelte sich die Firma zu einer der
größten Gerbereien Europas. Freudenberg war schon innovativ, als es
dieses Wort noch gar nicht gab.
Der Freudenbergkonzern gleicht
so einem weitläufigen Anwesen, das
im Laufe der Jahre immer wieder
aufgestockt, angebaut, erweitert
und verstärkt wird. Und wenn der
Entwicklung ein alter Anbau, ein
nicht mehr zeitgemäßer Erker oder
ein undichtes Dach im Weg stehen,
wird eben abgerissen. Sentimentalität gehört nicht zum Geschäftsmodell. Wohl aber der Anspruch, in jedem Geschäftsfeld Marktführer
oder Zweiter zu sein oder die realistische Chance dazu zu haben. Der
scheinbare Gemischtwarenladen
kann so auch verstanden werden als
eine wohl durchdachte Diversifikation in ausgesuchten Geschäftsfeldern. Dass Freudenberg so nicht der
Mode gefolgt ist, „sich aufs Kerngeschäft“ zu konzentrieren, macht das
Unternehmen auf lange Sicht vermutlich krisenresistenter. Darauf
deutet zumindest die Jahresbilanz
für das vergangene Jahr hin.
Aus Schuhsohlen wurden
Dichtungsringe
Doch Produkt- und Verfahrensinnovationen erklären nur einen Teil der
Entwicklung. Spannend ist auch zu
betrachten, wie Freudenberg auf die
beiden Weltkriege und die dazwischen ausbrechende Weltwirtschaftskrise reagierte. Damit brachen zum einen Exportmärkte weg.
Das Unternehmen steuerte entgegen, indem es sein Produkt Leder
als Rohstoff für Produkte jenseits
der Schuhindustrie einsetzte. So
wurde Freudenberg ein bedeutender Hersteller von Dichtungsringen.
Als die Weinheimer Tüftler wiederum das Leder bei den Dichtungsringen durch Kunstkautschuk ersetzten, erfanden sie den bis heute weltweit bekannten „Simmerring“. Die
Chemiker und Ingenieure entwickelten außerdem den Kunstkautschuk weiter – zu Kunstleder. Aus
Zur Präsentation der Zahlen hatte
die Geschäftsleitung wie gewohnt
in das firmeneigene Herrenhaus im
Weinheimer Hermannshof geladen.
Peter Bettermann hatte dann die
Aufgabe, als Sprecher der Geschäftsleitung den ersten Verlust seit 1952
zu verkünden. Das Ebit rutschte um
447 Millionen Euro auf minus 162
Millionen Euro. Das Konzernergebnis lag bei minus 249,6 Millionen
(-426 Mio. ¤).
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74
Standort Weinheim
Standort Weinheim
Sicheren Boden unter den Füßen
Freudenberg ist nicht nur das größte Unternehmen in Weinheim, sondern auch das wichtigste.
So machen viele Firmen als Zulieferer oder Dienstleister gute Geschäfte mit dem Konzern.
Andere sind als Ausgliederung aus der Freudenberg-Gruppe entstanden.
A
achener Printen, Meißner Porzellan, Heidelberger Druckmaschinen, Mannheimer Motorenwerke – manche Produkte tragen ihre Herkunft in alle Welt hinaus. Jenes Weinheimer Produkt,
das weltweit vermutlich die größte
Verbreitung gefunden hat, trägt in
diesem Sinne nicht zum Ruhme seiner Heimat bei. Im Gegenteil: Der
Name geht vielmehr auf „Nürnberger“ zurück – in lateinischer Sprache „Norimbergensis“. Daraus
formte ein Mitarbeiter der Firma
Freudenberg den Begriff „Nora“,
der 1949 Bezeichnung für den neu
gegründeten
Geschäftsbereich
Kautschukbodenbeläge wurde. Die
Nora-Böden entwickelten sich für
die Weinheimer zu Verkaufsschlagern. Zum Designklassiker avancierte dabei der einfarbige Boden mit
runden Noppen. Tausende Quadratkilometer des Bodenbelags haben
Einzug gehalten in öffentliche Gebäude, Labore, Fabriken und Schulen.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg
kreierte Name lebt auch mehr als
60 Jahre später weiter. Das Unternehmen, das heute unter Nora Systems firmiert, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 168 Millionen Euro. Mit der Freudenberg-
Gruppe indes hat nora heute nichts
mehr zu tun: 2007 übernahm der
Berliner Finanzinvestor Capiton AG
die Kautschuk-Sparte und führte sie
in die Eigenständigkeit. „Seit der
Ausgliederung haben wir – trotz Rezession 2010 – den Umsatz kontinuierlich gesteigert und die Marktführerschaft im Segment Kautschuk-Bodenbeläge weiter ausgebaut“, sagt Alexander K. Althof,
Vorsitzender der Geschäftsführung.
Und mit 865 Mitarbeitern arbeitet
nach wie vor der größte Teil der
1100 Mitarbeiter am Stammsitz
Weinheim. Dem hat das Unternehmen auch nach dem Eigentümer-
wechsel die Treue gehalten. Nora
Systems ist im Industriepark Weinheim ansässig, dem Firmengelände
von Freudenberg, das die Weinheimer seit 2008 auch für externe Unternehmen geöffnet haben (siehe
Kasten Seite 68).
In unmittelbarer Nachbarschaft
hat ein weiteres Unternehmen seinen Sitz, das aus der FreudenbergGruppe hervorgegangen ist: Weinheimer Leder. Die Sechs-Mann-Firma ist in einem Backstein-Gebäude
aus dem frühen 20. Jahrhundert untergebracht. Im 3. Obergeschoss hat
Uwe Holubeck sein Büro. Vom
Fenster aus kann er den Industrie-
park mit seinen Fertigungshallen
und Bürogebäuden betrachten. Direkt nebenan steht das Gebäude der
Werksfeuerwehr. Auf dem Schreibtisch Holubecks liegt der Prototyp
eines Wendegürtels für Hermès, daneben steht der Schaft eines Schuhs
aus schwarzem Boxkalb. Die Besprechungsecke in seinem Büro besteht aus alten Holzstühlen mit geflochtener Sitzfläche. Dort sitzend
erzählt er gemeinsam mit Gerd
Knapp, wie sie 2002 die ehemalige
Freudenberg Leder KG übernommen haben. Von der Entscheidung
des Familienkonzerns, sich von der
Lederproduktion zu trennen, bis zur
Neugründung seien zwölf Monate
vergangen.
„Freudenberg hat uns dabei keine Steine in den Weg gelegt“, sagt
Holubeck. Von Beginn an sei klar
gewesen, dass es keine Risikobeteiligung des Alteigentümers gebe.
„Aber Unterstützung des Vorhabens.“ Formalrechtlich haben die
beiden ein neues Unternehmen gegründet. „Das war kein klassisches
Management-Buy-out“, sagt Knapp.
Gerd Knapp (l.) und Uwe Holubeck haben 2002 die Freudenberg Leder KG
übernommen. Die Firma heißt jetzt „Weinheimer Leder“.
Bild: Proßwitz
Die größte Hürde sei der Finanzierungsbedarf in Höhe von einer Million Euro gewesen. „Als vollstufiges
Unternehmen finanzieren wir die
gesamte Produktion inklusive des
Einkaufs der Häute“, erklärt Holubeck. Die Produktion der Leder hat
die Firma gleich zu Beginn einem
polnischen Lohnfertiger übertragen,
der auch die Maschinen übernommen hat. Dessen rund 100 Mitarbeiter seien fast vollständig mit den
Aufträgen aus Weinheim ausgelastet. Die 120 Stellen in der Ledersparte hatte noch Freudenberg sozialverträglich abgebaut.
„Weinheimer Leder“ erwirtschaftet nach Angaben der beiden geschäftsführenden Gesellschafter einen jährlichen Umsatz von 11,5
Millionen Euro. Die Absatzmenge
liegt bei 150 000 Quadratmetern
Leder – erstellt aus rund 70 000
Kalbsfellen.
Alle in Polen produzierten Leder
werden nach Weinheim in das dortige Lager transportiert, das im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht ist. „Hier wurde vor Jahrzehnten schon Leder vermessen,
verpackt und versendet“, sagt Holubeck. An die alten Freudenbergzeiten erinnert auch noch eine alte
Schencker-Waage aus den 1930er
Jahren. Die verschiedenen Ledersorten lagern auf Holzböcken, die
mit Rädern versehen sind. In einem
Raum stapelt sich Leder in Regalen.
Zu sehen ist vor allem schwarzes
Boxkalb, die einzige Sorte, die unabhängig von einem Kundenauftrag
produziert und gelagert wird. Vereinzelt erkennt man beigefarbene,
hell- und dunkelbraune Sorten.
Auch die Oberflächen variieren
stark: von glatt über angeraut bis zu
gemustert oder besonders behandelten Oberflächen. Im Kommissionierbereich legt ein Mitarbeiter gerade ein Leder auf eine Maschine.
Diese zieht die Ware auf Nylonschnüren liegend nach vorne und
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Daneben liegt ein ganzer Stapel
Leder auf einer Palette ausgebreitet,
der mit Plastikfolie dick umwickelt
ist. Der Adressaufkleber verrät, dass
die Ware für Großbritannien bestimmt ist. An einer anderen Palette
stapeln sich in Karton verpackte Leder für die USA. „98 Prozent der
Waren gehen ins Ausland“, sagt Holubeck, vor allem bei Herstellern
von Schuhen, Taschen und Accessoires kommen die Produkte zum
Einsatz. So werden die Weinheimer
Produkte von den Markenschuhherstellern Lloyd, Crockett & Johnes, Allen Edmonds, Dieter Kuchelkorn oder Dinkelacker zu hochwertigen rahmengenähten Schuhen
weiterverarbeitet. Als Kernkompetenz des Unternehmens beschreibt
der 48-Jährige „Services und Beratung rund um das Produkt Leder,
das wir passgenau für unsere Kunden herstellen lassen“.
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Nora Systems und Weinheimer Leder sind zwei Beispiele für Unternehmen, die aus ehemals wichtigen
Freudenberg-Sparten hervorgegangen sind. Das kann Christina Lahres
von ihrem Unternehmen nicht sagen. Und dennoch ist es eine erfolgreiche „Ausgründung“ von Weinheims größtem Unternehmen. Die
Versicherungsfachwirtin und Kreditexpertin kam ursprünglich von
Gerling zu Freudenberg. Die Weinheimer hatten die Account-Managerin für Industriekunden abgeworben. Fortan beriet sie Unternehmen
der Freudenberg-Gruppe dabei, ihren Versicherungsschutz zu optimieren. Doch mit der Umsetzung
der
EU-VersicherungsvermittlerRichtlinie im Jahr 2007 machte
Freudenberg der Mitarbeiterin den
Vorschlag, sich mit der Betreuung
der Fremdfirmen selbstständig zu
machen. „Ich bekam alle Unternehmen inklusive der Rahmenverträge
übertragen“, sagt die 41-Jährige.
Den Schritt in die Selbstständigkeit
hat sie nicht bereut. Das Prämienvolumen habe sich seither verdoppelt.
Zu ihren wichtigsten Produkten
zählen die Betriebshaftpflichtversi-
cherung, die Feuerversicherung, die
Transportversicherung und die
Elektronikversicherung. Dieses Geschäft funktioniert anders als bei Privatkunden, da der Versicherungsumfang und die Prämien für gewerbliche Kunden individuell ermittelt werden müssen. „Das geht
nicht auf Knopfdruck“, sagt Lahres.
Zu ihren nach eigenen Angaben
rund 50 Kunden zählt unter anderem die Firma Mektec, an der Freudenberg eine Beteiligung hält.
Nicht immer ist der Bezug einer
Firma zu Freudenberg so eng wie
bei Christina Lahres. Einige Unternehmen in Weinheim profitieren
einfach als Zulieferer oder Dienstleister von der Nachfrage, die Freudenberg auslöst. So ein Beispiel ist
„das Seminarhaus GmbH“. Der
Weiterbildungsanbieter
wurde
1987 in Mannheim gegründet.
„Wir sind im Jahr 2006 wegen unseres Kunden Freudenberg nach
Weinheim gezogen“, sagt Geschäftsführer Thilo Hennrich. Heimisch geworden ist die Firma mit
17 festangestellten und 80 freien
Mitarbeitern im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Drei-Glocken-Nudelfabrik. Das Firmengelände von
Freudenberg liegt gerade auf der anderen Seite der Bahngleise. So können die Mitarbeiter zu den Sprach-,
EDV- oder Kommunikationsseminaren zu Fuß gehen. Auch mit der örtlichen Volkshochschule arbeitet
Freudenberg zusammen. Die Kooperation begann in den 1980er
Jahren mit einem Gemeinschaftsprojekt, das arbeitslose Jugendliche
auf eine Berufsausbildung vorbereiten sollte. „Auf Wunsch der Firma
Freudenberg und des Arbeitsamtes
wurde dann in den 90er Jahren die
sozialpädagogische Begleitung und
der Unterricht in Fachmathematik
für Umschulungslehrgänge durch
die Volkshochschule in der Firma
übernommen“, sagt Dr. Christina
Ricca, Leiterin der VHS Weinheim
und damit verantwortlich für jährlich 1040 Kurse mit insgesamt
16 300 Teilnehmern. Mittlerweile
hätten sich neue Schwerpunkte ergeben. So habe die VHS ihr Angebot
im Bereich der persönlichen und sozialen Kompetenzen erweitert und
ein neues Angebot zur Unterstützung und Qualifizierung von potentiellen Auszubildenden eingeführt.
Während „das Seminarhaus“ und
die Volkshochschule von der Nachfrage der Firma Freudenberg profitieren, gibt es ein Unternehmen in
Weinheim, dessen weltweite Expansion ohne Starthilfe durch Freudenberg vermutlich anders verlaufen wäre. Dazu muss man fast hundert Jahre zurückgehen. In den
1920er Jahren herrschte ein Mangel
an Naturdärmen. Das war insofern
ein Problem, da es für Würste damals noch keine künstlich herge-
stellten Hüllen gab. Das war Anlass
für Walter Becker, über Alternativen
zum Naturdarm nachzudenken.
Der Maschinenbau-Student experimentierte dazu mit einem Stoff, der
aus Rinderhaut gewonnen wird:
Collagen. Der technische Durchbruch kam 1930. In diesem Jahr
startete Becker die Fertigung von
Kunstdärmen aus dem tierischen Eiweiß. Der betriebswirtschaftliche
Erfolg stellte sich jedoch erst nach
der Übersiedlung von Hamburg
nach Weinheim ein. Grund für den
Umzug im Jahr 1933 war, dass Becker nah an seinen wichtigsten Rohstofflieferanten rücken wollte: die
Firma Carl Freudenberg. Noch im
Jahr des Umzugs gründete Becker
die Naturin GmbH – mit Freudenberg als Partner. Bereits fünf Jahre
später lag die Jahresproduktion bei
60 Millionen Meter Kunstdarm.
Doch das Unternehmen ruhte sich
nicht auf diesem Erfolg aus. In den
Folgejahren entwickelte Naturin
weitere Produkte wie den essbaren
Eiweiß-Saitling oder den ersten
Kunststoffdarm auf Polyamidbasis.
1990 kauft die spanische ViscofanGruppe das Weinheimer Traditionsunternehmen auf. Dort sind derzeit
530 Mitarbeiter beschäftigt. Auch
wenn die Kunststoffhüllen-Produktion 2006 nach Tschechien und Brasilien ausgelagert wurde, spielt der
Standort Weinheim in der Gruppe
ein wichtige Rolle: Neben der Fertigung von Collagenprodukten ist
hier auch das Kompetenzzentrum
für diesen Bereich angesiedelt.
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Dr. Nürnberger übersetzte
seinen Namen
Am Sitz der Naturin Viscofan GmbH
produziert das Weinheimer
Traditionsunternehmen
Collagenprodukte.
Bild: Naturin
Der Name Naturin ist übrigens nach
der Übernahme erhalten geblieben
– das Unternehmen firmiert seit
2009 als „Naturin Viscofan GmbH“.
An „Naturin“ hatte Walter Becker
lange gefeilt. Er ist eine Kombination der Wörter „Natur“ und „INdustrielle Fertigung“. Damit wollte der
Unternehmensgründer und Erfinder zum Ausdruck bringen, dass
Kunstdärme aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Die Namensgebung Nora geht auf weniger
tiefschürfende Überlegungen zurück. Der damals bei Freudenberg
für die Schuhsohlenproduktion verantwortliche Mitarbeiter war ein
Dr. Nürnberger. Er nahm einfach die
lateinische Form „Norimbergensis“
und spielte damit.
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„Heidelberger Flair –
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Bedürfnisse und Anforderungen
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Überlegungen gestellt.
Die Marke nora steht für Kundennähe, Kompetenz in den Marktsegmenten, Lösungsorientierung, Leistungsstärke und Nachhaltigkeit.
nora systems beschäftigt weltweit
1100 Menschen, 865 davon am
Stammsitz in Weinheim.
Der Umsatz belief sich im vergangenen Jahr auf 168 Millionen Euro.
Die 43 000-Einwohner-Stadt Weinheim ist Heimat hunderter
Unternehmen. Einige sind bundesweit bekannt wie der Beltz-Verlag,
andere dagegen arbeiten abseits der öffentlichen Wahrnehmung.
ie Europäische Organisation
für astronomische Forschung
in der südlichen Hemisphäre –
kurz ESO – entwickelt derzeit ein
„European Extremely Large Telescope“. Das Teleskop mit 42 Metern
Durchmesser ist der Nachfolger des
„Very Large Telescope“, dessen
Empfindlichkeit es um den Faktor
100 übersteigt. Die Produktion des
aus 1000 Segmenten bestehenden
Spiegels ist eine technische und
handwerkliche Meisterleistung. Beteiligt daran ist auch ein Unternehmen aus Weinheim: die Dioptic
GmbH. Wie der Name verrät, dreht
sich bei der Firma alles ums Licht,
seine Wirkung, Brechung und
Wahrnehmung. Die Firma arbeitet
derzeit mit zwei der potenziellen
Lieferanten der Spiegelsegmente zusammen. „Wir helfen dabei, die
Qualität der einzelnen Elemente zu
überprüfen“, sagt Jean-Michel Asfour. Der 45-Jährige hat Dioptic
1999 in seiner Heimatstadt Offenbach gegründet. Vorausgegangen
war ein Physikstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt.
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2003. Damals ist Asfour mit fünf
Mitarbeitern aus dem Hessischen
nach Baden gezogen. Heute arbeiten 14 Menschen für die Dioptic,
vor allem Ingenieure und Physiker.
„In den kommenden Jahren werden
weitere fünf bis zehn hinzukommen“, sagt der Unternehmer.
Dass Dioptic heute in Weinheim
ansässig ist, ist alles andere als Zufall. Mit dem Geschäft unmittelbar
hat es allerdings auch nichts zu tun.
Asfour wollte lediglich näher an einem wichtigen Kunden sein, der in
Mannheim seinen Sitz hat. „Also
hat sich meine Frau die Straßenkarte vorgenommen und alle Orte, die
in Frage kommen, abgeklappert“,
erzählt er. Angefangen hatte sie mit
ihrer Besichtigungstour in Darmstadt. Die Route führte dann weiter
die Bergstraße entlang bis Heidelberg. Zudem standen noch die Riedgemeinden auf dem Programm. Die
Entscheidungsfindung sei dann
ganz leicht gefallen. Ein Kaffee auf
dem Marktplatz habe den Ausschlag gegeben. Asfours Fazit nach
Die Kunden Asfours sind wissenschaftliche Einrichtungen wie die
ESO oder Industrieunternehmen
wie Leica. Für diese konzipiert und
produziert Dioptic die Qualitätsprüfung ihrer asphärischen Kameralinsen. Asphärisch meint „nicht-kugelförmig“. „Wir unterstützen Forschungs- und Entwicklungsabteilungen unsere Kunden“, sagt Asfour. Zudem leisten die Dioptic-Mitarbeiter auch das Engineering in der
Produktentwicklung oder entwickeln die Qualitätsprüfung.
In Weinheim ansässig ist das
Technologieunternehmen
seit
Volker Cestaro, Geschäftsführer von
Atral-Secal.
Bild: Atral-Secal
sieben Jahren Unternehmer- und
Bürgersein in Weinheim: „Die Stadt
hat das Flair von Heidelberg. Aber
das bezahlbar!“
Dass die weichen Standortfaktoren Weinheims Stärke sind, meint
auch Astrid Hensel. Die Geschäftsführerin der gleichnamigen Werbeagentur ist daher kürzlich sogar innerhalb Weinheims umgezogen:
von der Nordstadt direkt an den
Marktplatz. „Wir verlagern unser
Besprechungszimmer hin und wieder ins Café“, sagt Hensel. Davon
profitierten Mitarbeiter und Kunden. Zu diesen zählt die Vier-MannAgentur unter anderem Lexmark
und SAP.
Dem Reiz der Weinheimer Altstadt sind auch schon die Kunden
der Firma Abt Mediengruppe erlegen. „Wir haben schon so manchen
unserer Kunden zu Weinheim-Fans
gemacht“, sagt Irmgard Abt. Die
Geschäftsführerin der 1937 von ihrem Schwiegervater Rudolf Abt gegründeten Firma lobt die guten weichen Standortfaktoren auch aus einem anderen Grund: „Bewerber
und Mitarbeiter kommen auch von
weither, da die Stadt attraktiv ist.“
Derzeit beschäftigt die Abt Mediengruppe in ihren drei Töchtern insgesamt 70 Mitarbeiter. Diese drei Firmen – Abt Print und Medien, AktivComm und DDZ Digitaldruck – decken ein breites Leistungsspektrum
ab, darunter Offestdruck, Digitaldruck, Neue Medien, Direktmarketing und personalisierte Mailing.
Das Inhabergeführte Unternehmen
stand technischen Neuerungen immer sehr aufgeschlossen gegenüber.
So stellte Abt als eine der ersten
Druckereien vom Bleisatz auf Foto왘왘
satz und Offsetdruck um.
Der Rohstoff
Gebäude von nora systems im Industriepark Weinheim.
Bilder: nora
– die Kautschuk-Spezialisten
nora systems prägt seit über 60 Jahren als Weltmarktführer
die Entwicklung von Kautschuk-Bodenbelägen.
timent auch Spezialqualitäten wie elektrostatisch ableitoder leitfähige sowie öl- und fettbeständige Beläge oder
die besonders trittschalldämmenden Varianten. „So sind
dem Einsatz der nora Bodenbeläge kaum Grenzen gesetzt“, erläutert der Geschäftsführer.
Der Markt bestätigt die Produktpolitik der Weinheimer. In Deutschland kommt nora systems bei Kautschukbodenbelägen auf einen Marktanteil von 80 Prozent,
weltweit auf 50 Prozent. Doch der neue Geschäftsführer
„Wir verkaufen nicht nur Kautschukbodenbeläge,
hat noch viel vor. „Mein Ziel ist es, unsere Premium-Marsondern bieten Systemlösungen, die exakt auf die Bekenstrategie weiter auszubauen und konsequent in unsedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten sind“, so
ren Kernmärkten durchzusetzen.“ Deutliches WachsAlexander K. Althof, der im Februar den Vorsitz der Getumspotenzial erkennt Althof zudem in Ländern wie
schäftsführung von nora systems übernommen hat. Die
China, USA, England, Frankreich und Russland.
Premium-Bodenbeläge von nora systems sind universell
Das Unternehmen hat seine Wurzeln in der Unterneheinsetzbar und besonders für ihre hohe Verschleißfestigmensgruppe Freudenberg. Die Weinheimer Traditionsfirkeit bekannt. Die Kombination aus Natur- und Industriema hatte in den 1930er Jahren begonnen, Schuhsohlen
kautschuk ermöglicht neben glatten auch dreidimensiound Dichtungsmanschetten aus Kautschuk herzustellen.
nale Oberflächen: Hammerschlag,
1949 begann Freudenberg
Schiefer- oder Carrée-Struktur sowie
dann, aus Kautschuk auch Boauch die berühmte, klassische Nopdenbeläge unter dem Markenpe. So bietet alleine das nora Stannamen nora herzustellen. 2007
dard-Sortiment Gestaltungsmöglichschließlich folgte die Eigenstänkeiten aus rund 300 Farb-, Designdigkeit unter dem Namen nora
und Oberflächenvarianten: unifarsystems.
ben, marmoriert oder mit GranulatDer bekannte Markenname
Struktur. „Alle überzeugen in der
wurde in diesem Zuge auch in
Praxis durch die Synthese aus Deden Firmennamen integriert.
sign, Funktionalität, WirtschaftlichHauptgesellschafter ist seither
Alexander K. Althof,
keit und Umweltverträglichkeit“,
der Berliner Finanzinvestor CaGeschäftsführer von nora systems
sagt Althof. Zudem zählen zum Sorpiton AG.
E
s wird kaum einen Menschen weltweit geben, der
noch nicht mit den Produkten von nora systems in
Berührung gekommen ist. Die von dem Weinheimer
Unternehmen hergestellten Kautschukböden liegen in
Schulen, Krankenhäusern, Universitäten, Büros, Verwaltungsgebäuden, Flughäfen und Fabriken. Und auch Fahrgäste von Eisen-, U- und Straßenbahnen sowie Bussen
laufen trittsicher über die Kautschukböden.
nora systems verwendet zum einen
Naturkautschuk, also den Saft des
tropischen Gummibaums.
Zum Einsatz kommen zum anderen
auch synthetisch hergestellte Industriekautschuke.
Beide Rohstoffe werden mit Mineralien aus natürlichen Vorkommen
und weiteren Komponenten gemischt, zu Rohlingen verarbeitet
und anschließend mit hoher Temperatur und Druck vulkanisiert.
Die Produkte
Bahnenware vertreibt nora systems unter der Marke noraplan,
Bodenfliesen unter der Marke norament.
Zum Designklassiker geworden ist
die einfarbige Rundnoppe norament 926.
nora Bodenbeläge sind als schwer
entflammbar eingestuft und frei von
PVC, Weichmachern und Halogenen wie Chlor.
Als erste elastische Bodenbeläge
tragen sie seit 2006 das weltweit
renommierte Umweltzeichen „Der
Blaue Engel“ nach den Qualifikationsrichtlinien RAL-UZ 120.
Kontakt
nora systems GmbH
Höhnerweg 2-4
69469 Weinheim
Tel.: (06201) 80-7287
Mail: [email protected]
Internet: www.nora.com
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Standort Weinheim
왘왘 Auch war die Weinheimer Druckerei einer der ersten in Deutschland, die Lettershop-Dienstleistungen anboten. Die Anregung dazu
holte sich Irmgard Abt Ende der
80er Jahre in den USA. Doch auch
Geschäfte macht Abt im Ausland:
An einer polnischen Druckerei hält
die Weinheimer Unternehmerfamilie eine Beteiligung. Die meisten
Kunden kommen dennoch aus der
Rhein-Neckar- und Rhein-Main-Region. Die regionale Verwurzelung
zeigt sich auch darin, dass das Unternehmen Strom von der MVV bezieht – und zwar ausschließlich
Öko-Strom, wie Irmgard Abt betont.
Frischer Kaviar für
Abu Dhabi
Um Nachhaltigkeit dreht sich auch
das Geschäftsmodell der United
Food Technologies (UFT) AG. Das
Unternehmen plant und baut Aquakulturanlagen zur Fischzucht. „Wir
arbeiten wie ein Ingenieurbüro, das
das eigene patentierte Verfahren
dem jeweiligen Kunden anpasst“,
sagt Pressesprecher Oliver Schönfeld. Das fange bei der Standortanalyse an und gehe über die Planung
bis zur Baubegleitung. UFT liefert
als Generalunternehmer die schlüsselfertige Anlage. Das Alleinstellungsmerkmal der Weinheimer sei
der geschlossene Wasserkreislauf.
„Abwässer entstehen keine“, sagt
Schönfeld. Die Reinigung der Becken erfolge biologisch und durch
Infrarotlicht. Bisher hat das Unternehmen nach eigenen Angaben drei
Speisefischanlagen nach China verkauft und weitere nach Luxemburg,
der Schweiz, nach Australien, in die
USA und Japan. Derzeit baut UFT
eine Kaviarzuchtanlage in Abu Dhabi. Die Finanzkrise hat das Unternehmen zu spüren bekommen, da
die Abnehmer die Projekte kaum
noch finanzieren konnten. Der Umsatz lag daher nach vorläufigen Zahlen im mittleren einstelligen Millionenbereich. „Doch im laufenden
Jahr rechnen wir wieder mit einem
Umsatz im höheren einstelligen Bereich“, sagt Schönfeld. Die EbitMarge läge bei 15 bis 20 Prozent.
Dass ein Unternehmen, das Fischzuchtanlagen baut, seinen Sitz gerade an der Bergstraße hat, mag verwundern. Die Erklärung ist jedoch
einfach: Der Gründer von UFT,
Christoph Hartung, stammt aus
Weinheim. Der Ingenieur hatte vor
der Selbstständigkeit viele Jahre in
der Wasseraufbereitung gearbeitet.
Dieses Know-how setzte er dann in
seiner Unternehmensgründung ein.
Einem anderen Unternehmen,
das heute fest in Weinheim verwurzelt ist, war es nicht vergönnt, in
der Heimat zu wachsen. Die Verlagsgruppe Beltz wurde 1841 im
Thüringischen Langensalza gegründet. 1949 jedoch siedelten die damaligen Inhaber Julius und Wilhelm
Beltz in den Westen über. Sie konnten so der drohenden Enteignung
entgehen. Dass dabei die Wahl auf
Weinheim fiel, hatte persönliche
Gründe. Die beiden Unternehmer
waren mit dem Geschäftsführer des
damaligen Weinheimer Verlages
Chemie befreundet. Und dachten
sich vermutlich: Wo ein Verlag zu
Hause ist, wird auch noch Platz für
einen zweiten sein. Im Sortiment jedenfalls gab es keine Überschneidungen. Beltz’ Schwerpunkt sind
Kinder- und Jugendbücher. Damit
erzielt der Verlag noch heute 40
Prozent seines Umsatzes, weitere
40 Prozent mit Fach- und Sachbüchern und 20 Prozent mit der Zeitschrift „Psychologie heute“. Mit diesem Programm erwirtschafteten die
80 Mitarbeiter im vergangenen Jahr
einen Umsatz von 23 Millionen Euro, 1,5 Millionen Euro weniger als
im Vorjahr.
Einen leichten Umsatzrückgang
im vergangenen Jahr verzeichnete
auch die Atral-Secal GmbH. Sie erzielte mit dem Verkauf von rund
4000 Sicherheitssystemen rund
13 Millionen Euro. „Schlecht lief
das erste Halbjahr 2009. Das zweite
wurde dann deutlich besser“, sagt
Volker Cestaro. Wenn sich dieser
Schwung fortsetze, so der Atral-Secal-Geschäftsführer, würde der Umsatz im laufenden Jahr den des Vorjahres deutlich übersteigen.
Das Unternehmen entwickelt
und vertreibt Funk-Alarmsysteme,
beispielsweise als Schutz gegen Einbruch oder um vor Feuer zu warnen. „Unser Mehrwert ist die Funkübertragung der Signale im Niedrigenergiebereich“, sagt Cestaro. Das
lohne sich immer dann besonders,
wenn solch eine Anlage nachträglich eingebaut wird. „Auch ein Design-orientierter Ladenbau wie bei
einem Juwelier kann es nahe legen,
auf Kabel zu verzichten“, sagt der
Unternehmer. Der Anteil der gewerblichen Kunden liege derzeit bei
zehn Prozent, der größte Teil geht
an Privatpersonen. Der Vertrieb
baut ganz auf den Fachhandel auf.
Einer der Atral-Secal-Kunden sitzt
direkt vor der Haustüre. So verkauft
die Alarm- und Sicherheitstechnik
Lohrer GmbH die Atral-Secal-Produkte in einem Umkreis von 20 Kilometer umWeinheim.
Die Gesamtzahl der Atral-Kunden liegt bei 1000. Darunter sind
80 Fachhändler wie Lohrer, die sich
als Daitem-Profifachhändler bezeichnen. „Die sind besonders geschult und warten die Anlagen in
bestimmten Intervallen“, sagt Cestaro. Unter dem Namen Daitem
vertreibt das Unternehmen seine Sicherheitssysteme. Produziert wird
in Weinheim jedoch nicht. Hier sind
nur 25 Mitarbeiter in Vertrieb und
Marketing tätig. Weitere 35 sind in
der Produktion sowie der Forschung und Entwicklung am Standort Wallau beschäftigt. Zu diesem
zweiten Standort kam es im Jahr
2000. Damals übernahmen die
Weinheimer den Konkurrenten Secal und firmieren seither unter
Atral-Secal. „Die Secal-Produkte haben wir in die Marke Daitem integriert. Die Aktivitäten an den Standorten Weinheim und Wallau neu geordnet“, sagt Cestaro.
1971 organisierten fünf regionale Lieferdienste den ersten deutschlandweiten
Schnelllieferdienst. 1985 wurde die dezentrale Organisation durch eine Zentrale
in Weinheim ersetzt. Hier beschäftigt der Logistiker derzeit 350 Mitarbeiter. In
der Gruppe arbeiten bundesweit 1125 Menschen.
Bild: trans-o-flex
So hat die Firma jetzt einen sogenannten Car-Sensor auf den Markt
gebracht. Damit sollen Autohäuser
zukünftig ihre Versicherungsprämie
senken können. Der Sensor liegt in
den auf dem Hof ausgestellten Fahrzeugen. Sobald jemand die Tür öffnet, die Scheibe einschlägt oder den
Wagen anhebt, um die Reifen zu
klauen, schlägt das Gerät Alarm.
„Das System ist weltweit einmalig“,
sagt Cestaro. Bisher habe Atral-Secal
fünf Autohäuser damit ausgestattet.
Vier Jahre nach Atral wurde ein
Unternehmen gegründet, das auch
„Sicherheit“ verkauft – allerdings
ganz anderer Art. Die in Weinheim
ansässige Revital AG hat unter der
Marke PrivAD einen hausärztlichen
Notdienst aufgebaut. „PrivAD bietet
mit seinem 24-stündigen Hausbesuchsdienst die beruhigende Sicherheit individueller ärztlicher Betreuung vor Ort“, sagt Peter Brehm.
Der Wahl-Weinheimer ist auf diese Geschäftsidee durch eine persönliche Erfahrung gekommen. 1994,
Brehm arbeitete bei der damaligen
Siemens Dentaltechnik – heute Sirona – unternahm er eine Mountainbike-Tour auf die Juhöhe bei
Heppenheim. Kurz nach der anstrengenden Bergetappe erlitt sein
Begleiter eine Nierenkolik. „Wir
wollten eigentlich einen Hausarzt
anrufen, wussten am Wochenende
aber nicht, wen und wie“, erzählt
Brehm. Also wählte er in seiner Verzweiflung die 112. So rückten ein
Rettungs- und ein Notarztwagen
aus. Anschließend erhielt der wieder genesene Freund eine Rechnung über 1300 D-Mark. „Ab diesem Zeitpunkt war mir klar: Das
muss einfacher, preiswerter und diskreter funktionieren“, sagt Brehm.
Es funktioniert. In 18 deutschen
Großstädten bietet PrivAD derzeit
seinen Notfall-Service an, darunter
auch in Mannheim, Ludwigshafen
und Heidelberg. „Unser langfristiges
Ziel ist es, in allen 84 deutschen
Großstädten unsere Dienstleistung
anzubieten“, sagt Brehm.
Zur Zeit arbeiten rund 200 Ärzte
mit PrivAD auf der Grundlage von
Teilnahme- und Kooperationsverträgen zusammen. Die Kunden können den Dienst unter einer bundesweit einheitlichen Telefonnummer
anfordern. Die Revital AG selbst hat
fünf Mitarbeiter, die vornehmlich
für die Erstellung und Koordination
der Dienstpläne zuständig sind.
Nutzen kann den Service theoretisch jeder. Erstattet bekommen ihn
jedoch nur Privatpatienten, denn
abgerechnet wird auf Basis der Gebührenordnung für Ärzte.
Die Revital AG erhält dann einen
prozentualen Anteil vom Umsatz,
den der Arzt dem Patienten in Rechnung stellt. Mit der Rechnung erhalten die Patienten auch eine Ant-
wortkarte. Auf ihr können sie den
PrivAD-Service bewerten. „Über 90
Prozent benoten unsere Dienstleistung mit gut oder sehr gut“, sagt
Brehm.
Ihre Wurzeln hat die Revital übrigens nicht an der Bergstraße, sondern in Hamburg. Dort hat Brehm
das Unternehmen 1995 zusammen
mit einem Partner gegründet. In der
Hansestadt startete auch der hausärztliche Notfalldienst unter der
Marke PrivAD. In rascher Folge kamen Berlin, Hannover, Frankfurt
und weitere Städte hinzu. „Hamburg erwies sich jedoch durch seine
Lage für eine deutschlandweite Expansion als ungünstig“, sagt Brehm.
Daher ist er 1999 nach Mannheim
umgesiedelt, zwei Jahre später zog
er nach Weinheim um. Die Lage
und die Stadt bezeichnet er als „sensationell“. Weinheim sei selbst zwar
eine Kleinstadt, allerdings seien viele Großstädte wie Frankfurt, Wiesbaden oder Stuttgart von hier aus
schnell zu erreichen. „Die Infrastruktur ist für uns sehr wichtig, da
wir jeden Arzt vor Vertragsabschluss
persönlich kennen lernen“, sagt der
gebürtige Münchner. Nur dann habe er das Vertrauen, dass der neue
Partner ins Netzwerk passe. Doch
nicht nur die gute Straßen- und
Schienenanbindung hat Brehm vom
Standort Weinheim überzeugt:
„Fasziniert hat mich auch, wie häufig hier die Sonne scheint.“
Matthias Schmitt
Der „Car-Sensor“ schreckt
Autoknacker ab
Diese Entwicklung war bei Gründung des Unternehmens 1990 noch
nicht absehbar. Damals startete die
Atral GmbH als reine Vertriebsniederlassung von Atral Frankreich.
Doch auf die eigene Produktion entfallen mittlerweile ein Drittel des
Umsatzes, der Rest auf die in Frankreich hergestellten Systeme. Dabei
ist die Arbeitsteilung zwischen
Frankreich und Deutschland so,
dass die am Atral-Firmensitz in Grenoble produzierten Systeme die europäischen Grundstandards erfüllen. Die Wallauer dagegen haben
Alarmanlagen im Angebot, die den
Richtlinien und Normen der Versicherungswirtschaft
entsprechen.
Und die werden immer schärfer,
was Volker Cestaro natürlich freut.
Was einen Menschen weiter bringt, lässt auch ein Unternehmen vorwärts kommen: lebenslanges Lernen ist unser Erfolgsprinzip. Seit unserer Gründung vor mehr als 160 Jahren gelingt es uns immer wieder, Erfahrungen mit Produkten und Technologien erfolgreich auf neue Märkte
zu übertragen. So entstanden der Simmerring und weitere technisch
äußerst anspruchsvolle Dichtungen, Filter, Spezialschmierstoffe, Vliesstoffe und Haushaltsprodukte rund um die Marke vileda® sowie ein
breites Spektrum an Serviceleistungen. Wie unterschiedlich unsere Innovationen auch sein mögen, geschaffen sind sie alle aus der gleichen
81
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82
Standort Weinheim
INTERVIEW
„Rückzug von den Nebenschauplätzen“
Die Infrastruktur steht, jetzt verdichtet die Cytonet-Gruppe ihre Geschäftsbereiche.
Das Weinheimer Stammzell-Unternehmen rechnet für 2011 mit Medikamenten-Zulassungen.
➤ Deissner: Im kommenden Jahr.
D
ie Weinheimer Cytonet-Gruppe zieht sich aus dem Standort
Hannover zurück und tritt die
2001 in der niedersächsischen Landeshauptstadt eröffnete Produktionsstätte an die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) ab. Was
wie ein Rückschlag aussieht, ist eine
Komponente der Strategie von
Deutschlands führendem Zelltherapie-Unternehmen. Im Interview beschreiben die Cytonet-Geschäftsführer Dr. Dr. Wolfgang Rüdinger und
Michael Deissner die nächsten Etappenziele der Biotech-Gruppe.
Econo: Herr Deissner, spüren Sie
auch die Folgen der Wirtschaftskrise oder warum gibt Cytonet den
Standort Hannover auf?
➤ Michael Deissner: Mit Krise
hat das nichts zu tun, ganz im Gegenteil. Dass wir die in Hannover
angesiedelte Aufbereitung von Blutstammzellen für den Einsatz in der
Tumor-Therapie in die Hände der
Medizinischen Hochschule übergeben, liegt vielmehr in unserer positiven Entwicklung der letzten Monate begründet. Wir haben den Punkt
erreicht, an dem wir unsere bisherigen ,Nebenschauplätze’ verlassen
können. Dazu zählte der Bereich
Blutstammzellen, mit dem wir die
Infrastruktur für unseren eigentlichen Fokus, die Leberzell- bzw. Leberstammzell-Therapie, finanziert
haben.
Wie weit ist Ihr Vorhaben gediehen, auf dem wichtigen US-amerikanischen Markt Fuß zu fassen?
Die CytonetGeschäfts-führer Dr.
Dr. Wolf-gang
Rüdinger (l.) und
Michael Deissner
schärfen nach
intensiver
Aufbauarbeit ihren
Blick für den lukrativen Geschäftsbereich LeberzellTherapie.
Bild: Fischer
Cytonet arbeitet mit Hochdruck an
einem Leber-Medikament. In welchen Fällen genau soll es zum Einsatz kommen?
➤ Dr. Dr. Wolfgang Rüdinger:
Unser Leberzell-Präparat bietet eine
neue Therapieoption für bestimmte
lebensbedrohliche
Leber-Erkrankungen. Das Präparat wird aus Leberzellen hergestellt, die nicht
transplantierbaren Spenderlebern
entnommen werden. Derzeit wird
WELTWEIT IN DER SPITZENGRUPPE
Die Weinheimer Cytonet-Gruppe gehört zu den weltweit führenden
Unternehmen, die neue, zellbasierte, medizinische Produkte entwickeln, produzieren und vermarkten. An den Standorten in Weinheim,
Heidelberg und Durham (USA) beschäftigt das 2000 gegründete Unternehmen inklusive seiner Tochtergesellschaft EPOPLUS insgesamt
60 Mitarbeiter. 2007 war Cytonet Träger des Innovationspreises der
Deutschen Wirtschaft.
econo
3/2010
•
7. Mai 2010
die Leberzell-Suspension im Rahmen der sogenannten SELICA IIStudie bei angeborenen Stoffwechselstörungen der Leber im neugeborenen oder frühkindlichen Alter eingesetzt.
Wie sieht die Zwischenbilanz aus?
➤ Rüdinger: Seit Anfang 2007
konnten mit dem Präparat an der
Universitätskinderklinik
Heidelberg, der Medizinischen Hochschule Hannover sowie in der Universitätskinderklinik in Padua vier Kinder mit lebensbedrohlichen Harnstoffzyklusdefekten erfolgreich behandelt werden – ohne die geringsten Nebenwirkungen. Ein fünftes
Kind befindet sich derzeit in Behandlung.
Wann rechnen Sie mit der Marktzulassung Ihres Medikamentes?
➤ Deissner: Die Entwicklung ist
sehr erfreulich. An unserem Standort in Durham, North Carolina, haben wir gerade unser Team auf jetzt
zwölf Mitarbeiter ausgebaut, die in
Reinraumanlagen Leberzell-Präparate herstellen. Und wir erwarten
täglich die Genehmigung der US-Behörden, auch hier mit unserer Studie zum Harnstoffzyklusdefekt beginnen zu können. Dafür haben wir
bereits 16 Studienzentren in den
Staaten für uns gewonnen. Wir stehen in den Startlöchern.
➤ Rüdinger: Wir richten unseren
Fokus – neben Deutschland – aber
nicht nur auf den US-Markt, sondern bereiten derzeit die Studie
zum Harnstoffzyklusdefekt auch für
England und Spanien vor. Nach
dem planmäßigen Aufbau der Infrastruktur in den vergangenen Jahren können wir nun allmählich die
Früchte ernten.
Was steckt neben dem LeberzellPräparat noch in Ihrer Pipeline?
➤ Rüdinger: Ein Medikament zur
Behandlung des diabetischen Fußsyndroms. In der entsprechenden
Studie unserer Tochtergesellschaft
EPOPLUS befinden sich aktuell 90
Probanden. Die Studie, die die Wirkung des körpereigenen Hormons
EPO auf die Wundheilung beim diabetischen Fußsyndrom untersucht,
läuft voraussichtlich noch bis Ende
des nächsten Jahres.
Wie viele Patienten sind davon betroffen?
➤ Deissner: Die Krankheit, die im
Extremfall zur Amputation führen
kann, ist weit verbreitet. Allein in
Deutschland sind rund 200 000
Diabetes-Patienten betroffen. wag
Standort Lorsch
Lager und Laser
Das Lorscher Gewerbegebiet Daubhart ist bei Logistikern beliebt. Kürzlich eröffnete Alnatura hier
sein Zentrallager. Doch auch Firmen wie „Seeger Lasertechnik“ haben sich niedergelassen.
er auf der Autobahn zwischen Mannheim und
Frankfurt fährt, passiert auf
der Höhe von Lorsch ein außergewöhnliches Gebäude: Unmittelbar
neben der A 67 erstreckt sich eine
144 Meter lange und ebenso breite
Halle. Mit einer Höhe von 13 Meter
ist sie schon aus der Ferne gut zu erkennen. Doch es ist nicht ihre Größe allein, die sie zu einem Hingucker macht – es ist das verwendete
Material. Die Fassade des fast
21 000 Quadratmeter großen Baus
ist aus Lärchenholz gezimmert. Das
kommt aus dem nahen Odenwald.
„,Sinnvoll für Mensch und Erde’ –
dieser Unternehmensgrundsatz gilt
für Alnatura bereits seit über 25 Jahren“, sagte Professor Götz Rehn bei
der Einweihung. Der Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer der
Bio-Supermarkt-Kette ist zwar nur
Mieter der Halle, doch der Investor
Greenfield Development hat das
Gebäude genau zugeschnitten auf
das Bickenbacher Unternehmen,
das im vergangenen Jahr für den
Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert wurde. Denn die Nachhaltigkeit des Gebäudes zeigt sich nicht
nur in der Wahl der Baumaterialien:
Auf dem Dach produziert eine 7800
Quadratmeter große PhotovoltaikAnlage Strom für rund 260 Haushalte. Die Halle selbst wird mit einer
Luft-Wasser-Wärmepumpe geheizt
und gekühlt.
W
Zur Einweihung der Halle Ende
März gewährte Alnatura einen Blick
ins Innere. Dort stapeln sich auf
17 000 Palettenstellplätzen Bio-Pro-
dukte. Das Bickenbacher Unternehmen hat in Lorsch sein erstes Verteilzentrum eröffnet und damit einen „neuen Abschnitt in der Unternehmensgeschichte“
begonnen.
Das Logistikentrum sei „das Herz,
von dem aus das Blut zu den Organen transportiert“ werde, so Unternehmenschef Rehn. Von der südhessischen Kommune aus versorgt
Altnatura die 55 eigenen Filialen
und die der 2900 Handelspartner
wie die Drogeriekette „dm“ oder
die tegut-Supermärkte mit Trockenwaren. Darunter versteht man Lebensmittel, die weder gekühlt werden müssen wie Frischmilch noch
schnell verderblich sind wie Gemüse oder Obst.
„Lorsch ist der ideale
Standort für Logistik“
Der Rundgang startet an den 14 Eingangstoren. Dort hat gerade an
Tor 3 ein Lastwagen angedockt. Ein
Mitarbeiter des Logistikzentrums
holt mit einem elektrischen Hubwagen eine Palette nach der anderen
aus dem Aufhänger des Sattelschleppers. Auf den Paletten stapeln
sich Tausende Packungen mit Oliven-Grissini. Direkt daneben an Tor
5 startet ein anderer Mitarbeiter die
Entladung eines weiteren Lkws. Seine Ladung: Tausende Flaschen Sauerkrautsaft. Der Sauerkrautsaft und
die Oliven-Grissini sind zwei von
insgesamt 2900 verschiedenen Produkten, die Alnatura in Lorsch lagert. Mit der Zentralisierung spart
Alnatura viele Transportkilometer.
„Bisher war die Belieferung dezentral organisiert. Das hieß für die Filialen: viele kleine, einzelne Lieferungen pro Tag“, erklärt Bernhard
Sauer. Er ist Logistikchef bei Alnatura und Projektleiter für die Auswahl
und den Aufbau des neuen Standorts.
Lorsch bezeichnet der Logistiker
als idealen Standort: „Nicht, weil es
hier so schön oder der Unternehmenssitz in Bickenbach gut erreichbar ist.“ Entscheidend sei einzig die
Nähe zu den Autobahnen A 67 und
A 5. Die Gemeinde habe dank der
guten Lage des Gewerbegebiets 130
Kommunen zwischen Darmstadt
und Heidelberg aus dem Feld geschlagen. Weitere Kriterien seien
der Preis, der Bebauungsplan und
die rasche Umsetzbarkeit gewesen.
Volker Knaup sieht in der Alnatura-Ansiedlung die Bemühungen der
Stadt bestätigt, Lorsch als Wirtschaftsstandort zu stärken. „Lange
Zeit wurden wir nur als Schlafstadt
betrachtet“, sagt Knaup, der Leiter
des Bauamtes und Geschäftsführer
der
Entwicklungsgesellschaft
Lorsch (EGL) ist. Doch vor zwei
Jahrzehnten kam die Wende. Damals fingen Politik und Verwaltung
an, den Standort für Unternehmen
zu entwickeln. Eines der wichtigsten Projekte war die Ausweisung
des neuen Gewerbegebietes Daubhart, in dem nun auch Alnatura ansässig ist. Das 30 Hektar große Gelände wird auf der westlichen Seite
von der Autobahn 67, auf der nördlichen Seite von der B 47 begrenzt.
Über die Bundesstraße ist auch die
A 5 in wenigen Minuten zu errei-
chen. Noch frei sind derzeit 72 000
Quadratmeter. Begonnen hat die Erschließung im Sommer 2006 mit
dem Bau eines Verkehrskreisels an
der nördlichen Zufahrt. „Kaum waren die Bagger angerückt, hatten
wir die ersten Anrufe erhalten, was
da los sei. Das waren Menschen, die
von der nahen Autobahn aus die
Bauarbeiten gesehen hatten“, erzählt Knaup. So konnte die Stadt
das erste Grundstück schon verkaufen, als das Gebiet noch gar nicht erschlossen war.
„Von hier aus die
Region erschließen“
Erster Investor war die Rudolph Logistikgruppe aus dem nordhessischen Baunatal. „Wir haben den
Standort Lorsch gewählt, um von
dort aus die Wirtschaftsregion
Rhein-Main-Neckar zu erschließen“, sagt Reinhard Braun. Er ist
Leiter des Geschäftsfeldes Industrie
und Fullfillment bei Rudolph und
damit verantwortlich für den wichtigsten Kunden der Lorscher Niederlassung: Freudenberg Dichtungsund Schwingungstechnik. Für das
Weinheimer Unternehmen betreibt
Rudolph Logistik das 13 500 Quadratmeter große Zentrallager. Rund
50 000 unterschiedliche Produkte
lagern in den 42 Regalreihen. Die
Expansionspläne von Rudolph
scheinen aufzugehen. Kurze Zeit
nach dem Vertragsabschluss mit
Freudenberg gewannen die Nordhessen die Motorenwerke Mannheim (MWM) als Kunden hinzu.
Der ehemals zum Deutz-Konzern
gehörende Hersteller von Aggregaten zur dezentralen Stromerzeugung hat sein europäisches Zentrallager von Köln nach Lorsch verlegt.
Und wie Freudenberg auf Rudolph
als
Betreiber
gesetzt.
Mit
11 000 Quadratmetern Nutzfläche
ist das Lager etwas kleiner als das
von Freudenberg. Die Zahl der eingelagerten Produkte ist mit 50 000
jedoch identisch. Und auch bei Alnatura ist Rudolph zum Zuge gekommen. Ingesamt beschäftigt der
Logistiker nunmehr 170 Mitarbeiter
in Lorsch. Wichtig waren neben der
guten Verkehrsanbindung die verfügbaren Flächen und die Nähe
zum ersten Kunden in der Region –
Freudenberg. „Letztendlich hat
auch die lösungsorientierte Unterstützung der Stadt Lorsch und die
unkomplizierte
Zusammenarbeit
mit den Behörden zur Standortentscheidung beigetragen“, sagt Braun.
Lorschs
Wirtschaftsförderer
Knaup spricht in diesem Zusammenhang ganz gerne von „Bemuttern“: „Wir bieten mehr als bloße
Grundstücke.“ Zur Betreuung der
Unternehmen zähle auch die
schnelle Genehmigung von Bauanträgen innerhalb von maximal vier
Wochen. Wenn es sein muss, übernimmt die EGL sogar die Organisation des Festakts zum offiziellen Spatenstich. Und natürlich freut sich
Knaup, wenn die Neuansiedlungen
auch Nachfrage bei lokalen Handwerkern und Dienstleistern auslösen. Als Beispiel führt er den Brandschutzservice Neuberger an. Die
Lorscher Firma hat die komplette
Brandschutzausrüstung und -schulung für das Freudenberg-Logistikzentrum übernommen. „Auch Seeger Lasertechnik ist ein gutes Beispiel für diese Effekte“, sagt Knaup.
Denn der Innenausbau sei komplett
durch Lorscher Unternehmen erfolgt.
Seeger Lasertechnik ist das einzige produzierende Unternehmen im
Daubhart. Von diesen würde die
EGL gerne weitere ansiedeln. Die
Flächen für Logistikunternehmen
dagegen sind erschöpft. Im Gegensatz zu den anderen drei Neuansiedlungen war Seeger Lasertechnik
schon lange in Lorsch ansässig. In
der Sachsenbuckelstraße am südlichen Ortsausgang produzierte das
Unternehmen auf 700 Quadratmetern. Am neu gebauten Firmensitz
im Daubhart sind es nun 1600 Quadratmeter. „Die Stadt hat den Bebauungsplan geändert, der an dieser
Stelle eigentlich nur 7,5 Meter hohe
Gebäude vorsah“, sagt Geschäftsführer Roland Kiefer. Eine Deckenhöhe von acht Metern sei aber notwendig gewesen, um das Hochregallager für Bleche einbauen zu können.
Roland Kiefer erkannte
eine Marktlücke
Der 51-jährige Kiefer hat die Firma
am 1. Januar 2006 von Bernd Seeger übernommen. Der hatte das Unternehmen 1991 gegründet. „Damals stand das Laserschneiden noch
ganz am Anfang“, sagt Kiefer. Der
jetzige geschäftsführende Gesellschafter hat diese Technik in seiner
Zeit als kaufmännischer Leiter bei
einer Tochterfirma von Meiller Kipper in Tschechien kennen gelernt.
„Das Laserschneiden hat mich von
Beginn an fasziniert. Mir war
schnell klar, dass ich mich damit
selbstständig machen werde“, erzählt Kiefer. Die Übernahme des
Lorscher Unternehmens sei sehr bewusst erfolgt, da es in dieser Region
damals so gut wie keine Laserschneidanlagen gab. Das Unternehmen habe sich seit dem Inhaberwechsel gut entwickelt. Erwirtschaftete Seeger Lasertechnik im
Jahr 2005 mit zehn Mitarbeitern
1,8 Millionen Euro Umsatz, waren
es 2008 schon 30 Mitarbeiter, die
den fast dreifachen Umsatz erzielten. 2009 sei durch sinkende Stückzahlen der Umsatz geschrumpft,
doch im laufenden Jahr erwartet das
Unternehmen schon wieder ein
Plus von 20 Prozent. Gewachsen sei
das Unternehmen vor allem orga왘왘
nisch.
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86
Standort Lorsch
Standort Lorsch
„Das A und O ist der Vertrieb“,
sagt Kiefer. 2007 haben die Lorscher
zudem eine Mannheimer Firma
übernommen, die im Bereich Umformtechnik und Metalldrücken tätig war.
„Hydraulikpressen, Stanzen und
die Mitarbeiter sind nach Lorsch
umgezogen“, sagt der Unternehmer. Mit dieser Akquisition hat die
Firma ihre Dienstleistung entlang
der Wertschöpfungskette ausgebaut. Alleinstellungsmerkmal sei Laserschneiden und Abkanten bis vier
Meter Länge. „Wir sind industrieller
Dienstleister für Laserteile und Baugruppen in Stahl, Edelstahl und Aluminium“, beschreibt Kiefer das Geschäftsmodell. Wie das in der Praxis
funktioniert, erklärt er bei einem
Rundgang durch die Produktion, in
der der Großteil der 40 Mitarbeiter
beschäftigt ist. Dominiert wird die
Halle durch drei große Laserschneidmaschinen, die Bleche in einem Format von bis zu vier auf zwei
Meter verarbeiten können. Alle
paar Sekunden erfüllt ein lautes Zischen den Raum. Das Geräusch ent-
왘왘
ZAHLEN & FAKTEN
13.471
330 %
210 %
57,3
92,6
107,5
105,6
71,7
Einwohner 2008:
Gewerbesteuerhebesatz 2009:
Grundsteuerhebesatz 2009:
Einzelhandelszentralität 2009:
Kreis Bergstraße:
Kaufkraftkennziffer 2009:
Kreis Bergstraße:
Einzelhandelsrel. Kaufkraft 2009:
Freie Gewerbeflächen bietet die Stadt Lorsch in den Gewerbegebieten „Daubhart“ (Parzellen zwischen 5000 bis 75 000 m2) und „Viehweide“ (Parzellen zwischen 1500 und 500 m2).
Die Entwicklungsgesellschaft Lorsch (EGL) ist für die Vermarktung
der Flächen verantwortlich.
Internet: www.egl-lorsch.de
steht, wenn Stickstoff die Metallschlacke aus dem Schnittspalt bläst.
In eine der zwei Abkantpressen legt
ein Mitarbeiter gerade ein großformatiges Blech ein, das die Maschine
in die vorgesehene Form biegen
wird. An einer Werkbank steht ein
Mitarbeiter, der Gewinde in ein
Blech bohrt. Das Blech wird später
als Abdeckung für einen Monitor
dienen. Auf dem Hallenboden liegen auf Holzpaletten fertige Produkte, die bald die Produktion verlassen
werden: Halterungen für Brems-
klötze und Trittstufen, die später an
Baumaschinen angebracht werden
oder Teile von Windkraftanlagen.
Auf einer Palette lagern längliche
Gitterroste aus zwei Zentimeter dickem Stahl. „Wir wissen auch nicht
immer, wo das dann später eingebaut wird“, sagt Kiefer.
Mit einer Holzfassade wie der
Nachbar Alnatura kann Roland Kiefer nicht aufwarten. Dennoch sind
beide Gebäude Beispiele für den
Trend zum nachhaltigen Bauen. Die
Laserschneideanlagen von Seeger
Lasertechnik sind wassergekühlt
und über einen Wärmetauscher an
eine Geothermieanlage angeschlossen. „Die Temperaturdifferenz nutzen wir im Winter zum Heizen und
im Sommer zum Kühlen“, sagt der
Unternehmer. Das Potenzial ist
groß, verschlingt doch die Kühlung
einer Laserschneidanlage zwei Drittel der benötigten Energie. „Das
sparen wir ein!“, sagt Roland Kiefer.
Gekrönt wird das Ganze – wie bei
Alnatura – von einer Photovoltaikanlage auf dem Dach.
Matthias Schmitt
„Echte Hingucker“
Wenn der Name „Lorsch“ fällt, denken die meisten Menschen zuerst an Weltkulturerbe. Doch die
Stadt ist auch Standort wettbewerbsfähiger Mittelständler: Sie bauen Nähmaschinen für die
Industrie, Prüfsoftware für Forschung und Entwicklung oder vertreiben Impfstoffe an Apotheken.
E
ine Ritterrüstung, ein Roboterarm und ein rund drei Quadratmeter großer Ausschnitt aus einer Flugzeugwand – diese drei sehr
unterschiedlichen Gegenstände stehen im Eingangsbereich der KSL
Keilmann
Sondermaschinen
GmbH. Diese auf den ersten Blick
seltsam anmutende Zusammenstellung gewährt einen Einblick in die
Lorscher Traditionsfirma, genauer
gesagt in ihre Produkte, ihre Arbeitsweise und in die Einsatzgebiete
ihrer Technik. Doch der Reihe nach.
Zuerst zur Ritterrüstung, die die Besucher und Mitarbeiter im Windfang begrüßt. „Die Rüstung haben
unsere Mitarbeiter für einen Messeauftritt gefertigt. Das war ein echter
Hingucker“, sagt Christine Thieringer. Dann erklärt die Sales Managerin, in welcher Beziehung das
Blechkostüm zum Unternehmen
steht: „Die Aufschrift und die Lederapplikationen wurden mit unseren
Maschinen auf das Blech genäht.“
Dass sich bei der Lorscher Firma alles um das Zusammenfügen von
Materialien dreht, zeigt auch das
zweite Exponat, die Flugzeug-Innenwand. Der rund vier Quadratmeter große Ausschnitt ist ohne die
Plastikinnenverkleidung ausgestellt
und gibt so einen Blick frei auf das,
was sich darunter verbirgt: ein Kohlefasergelege, das zwischen Innenverkleidung und Außenwand liegt.
Diese mit Harz gehärtete Ebene
trägt zur mechanischen Festigkeit
bei. KSL hat für einen Flugzeugbauer jene Maschine konstruiert und
gebaut, die die einzelnen Kohlefaserteppiche zum fertigen Gelege
drapiert und vernäht. Diese Portalnähanlagen hat die Firma auf einen
sechsachsigen Knickarmroboter der
Firma Kuka montiert. Und damit
wäre man auch schon beim dritten
Exponat – dem Roboterarm mit
Nähkopf. Solche Roboternähsysteme kommen beispielsweise auch
bei einer der wichtigsten Zielgruppen des Lorscher Unternehmens
zum Einsatz: der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer. „Opel in
Rüsselsheim war in den Anfängen
der Firmengeschichte eine treibende Kraft“, sagt Robert Keilmann.
Der Geschäftsführer leitet den Familienbetrieb in zweiter Generation. Die Anfänge legte sein Vater
Werner Keilmann mit der Gründung der „Keilmann Mechanischen
Werkstätten“ im Jahr 1964. Vor der
Selbstständigkeit vertrieb Werner
Keilmann Nähmaschinen der Marke Dürkopp und leistete dafür den
왘왘
Service.
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Das Unternehmen
Gegründet wurde die Firma Stefan
Engel 1990 in Bürstadt.
Im Jahre 1994 erfolgte die Umfirmierung in die Stefan Engel Sanitär- & Heizungstechnik GmbH und
der Umzug in die Innenstadt von
Lorsch.
Die Geschäftsfelder erstrecken
sich über den kompletten Heizungs- und Sanitärtechnikbereich
im Privathaushalt bis hin zu Industrieanlagen und der Betreuung von
verschiedenen Hotels und Firmen.
Kontakt
Stefan Engel Heizung- und
Sanitärtechnik GmbH
Waldstr. 32a
64653 Lorsch
Tel. (06251) 589100
Fax. (06251) 589101
E-Mail [email protected]
Internet: www.engel-group.de
87
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Liebe zum Detail
Die Engel Sanitär- und Heizungstechnik GmbH deckt fast alle
immoXpert vermarktet unter dem Namen „Ofedis“ großflächige
technischen Dienstleistungen im und um das Haus herum ab.
Büroimmobilien, die es in viele kleine Einheiten unterteilt.
B
aden und Wohlfühlen, Heizen und Energiesparen.
Bereits seit 1994 steht die Firma Stefan Engel
GmbH mit ihrem jungen und motivierten Team ihren Kunden in allen Fragen der Heizung- und Sanitärinstallation zur Verfügung. Derzeit sind acht Monteure,
zwei Auszubildende und zwei Halbtagskräfte im Einsatz,
um Bäder in Wohlfühloasen und alte Heizungsanlagen in
energiesparende Wärmezentralen umzuwandeln. Gerade der Aspekt des Umweltschutzes und die Nutzung erneuerbarer Energien wird bei der Firma Engel GmbH
groß geschrieben. So sind Solaranlagen, Photovoltaik
und Wärmepumpentechnik für die Firma kein Fremdwort. Die Engel-Mitarbeiter kümmern sich zudem um
die Einhaltung der betreffenden Verordnungen und Vorschriften und stimmen sich kontinuierlich mit den Auftraggebern ab. Das ist auch wichtig im Hinblick auf die
Energieeinsparverordnung, von deren Umsetzung der
Kunde profitieren kann. Hinzu kommt das enorme Sparpotential von fossilen Brennstoffen, das der Umwelt zugute kommt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der kompletten
Badsanierung. Hier bietet die Firma Engel GmbH von der
modernen drei-dimensionalen Badplanung bis hin zur
Ausführung der Fliesenarbeiten einen Service aus einer
Hand. Mit der Firma Engel verwandeln Hausbesitzer ihre Badezimmer in einen Ort der Ruhe und Entspannung,
in dem sie dem Stress und der Hektik des Alltags entfliehen können.
Eine Besonderheit im Angebotsportfolio ist ein mobiles Badezimmer mit Dusche, WC und Waschbecken.
Das wird während des Umbaus beim Kunden auf den
Hof oder auf der Straße abgestellt.
Ein neues Highlight ist die Verstopfungs- und Rohrbruchsbeseitigung. Seit letztem Jahr verfügt die Lorscher
Firma über eine Kanal- und Rohr-Farbkamera sowie eine
spezielle Ausrüstung zur Beseitigung von Verstopfungen.
Die Engel GmbH deckt somit den größten Teil der technischen Dienstleistung im und ums Haus ab. Dabei spielt
es keine Rolle, ob der Auftraggeber ein Unternehmen
oder eine Privatperson ist.
Als Selectopartner mit Produkten von
er 16. Januar 2010 markiert eine wichtige Etappe in
der Unternehmensentwicklung von ImmoXpert.
An diesem Tag eröffnete das Frankfurter Immobilienunternehmen eine Niederlassung in Lorsch. Seither
betreuen in einem Ladenlokal mitten in der historischen
Innenstadt drei immoXpert-Mitarbeiter Miet- und Kaufinteressenten sowie Eigentümer, die ihre private oder gewerbliche Immobilie gerne verkaufen oder vermieten
wollen. „Wir werden von Lorsch aus die Metropolregion
Rhein-Neckar erschließen“, sagt Nicole Lorenz. Die Immobilienfachwirtin hat immoXpert 2007 gegründet.
Neben den klassischen Dienstleistungen eines Maklers bietet immoXpert unter dem Namen Ofedis eine
Dienstleistung an, die dem Unternehmen eine Nominierung für den „Immobilien Manager Award 2010“ eingebracht hat. Hintergrund ist, dass sich viele Eigentümer
schwer tun damit, neue Mieter für große Flächen zu finden. Die Gründe liegen auf der Hand: Die Zahl der großen und langfristig planenden Unternehmen ist begrenzt
und für Existenzgründer und Mittelständler sind die Flächen oft überdimensioniert. Hinzu kommt die wachsende Nachfrage nach mehr Flexibilität bei der Fläche und
der Vertragslaufzeit.
D
Das Team von immoXpert hilft Unternehmen dabei, ihre
großflächen Büroimmobilien zu parzellieren und so
besser zu vermarkten.
Bild: immoXpert
Für alle diese Herausforderungen bietet Ofedis eine
Lösung. „Indem Vermieter ihre großen Flächen in kleine
Büroeinheiten aufteilen und bezugsfertig herrichten,
schaffen sie mit unserer Hilfe ein Angebot, das in vielen
Städten fehlt“, sagt Lorenz. Der Verzicht auf feste Laufzeiten und eine kurze Kündigungsfrist senken zudem die
Hemmschwelle für Mieter, neue Räume anzumieten. So
profitieren Eigentümer und Mieter.
Leistungen
Schwerpunkt von immoXpert ist
die Vermietung, der Verkauf und die
Verwaltung von Büroimmobilien.
Darüber hinaus ist immoXpert auch
als Makler und Verwalter für privat
genutzte Häuser und Wohnungen
tätig.
Auch die Organisation des kompletten Büroumzugs inklusive Renovierung, Umbau oder Einrichtungen zählt zu den Dienstleistungen.
Unter dem Markennamen Ofedis
vermietet immoXpert zudem kleinteilig parzellierte, hochwertige Büroflächen für Existenzgründer und
Mittelständler.
Kontakt
ImmoXpert
Ansprechpartner: Matthias Lorenz
Römerstraße 2
64653 Lorsch
Tel. (06251) 8030410
E-Mail: [email protected]
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www.ofedis.de
88
Standort Lorsch
Text
Standort Lorsch
왘왘 Der Nähmaschinen-Mechaniker-Meister stieß dabei auf eine
Marktlücke. „Mein Vater erkannte,
dass viele Firmen mehr wollten als
die handbetriebenen Standardnähmaschinen.“ So begann er mit seiner jungen Firma, um das Nähwerk
konventioneller Nähmaschinen herum komplexe Anlagen inklusive
Steuerung zu bauen. Noch heute
kommen bei den Keilmann-Anlagen
teilweise Standard-Nähköpfe zum
Einsatz. Allerdings hat das Unternehmen im Laufe der Jahre an Expertise gewonnen. Davon zeugt beispielsweise der 1993 auf den Markt
gebrachte und 360 Grad drehbare
Nähkopf. Solche Eigenentwicklungen bezeichnet Robert Keilmann
heute als Alleinstellungsmerkmal
des Unternehmens. Zudem die Planung und den Bau sehr komplexer
Anlagen.
Was „komplexe Anlagen“ bedeutet, lässt sich erahnen, wenn man
einen Gang durch die 4500 Quadratmeter große Produktionshalle
macht. So werkeln Keilmann-Mitarbeiter gerade an den einzelnen Ele-
Eine Nähmaschine der KSL Keilmann Sondermaschinen GmbH. Die Firma baut
und entwickelt Anlagen, die „biegeschlaffe Materialien“ verarbeiten. Bild: KSL
menten einer Anlage, die später
beim Kunden 25 Meter Länge messen wird. Dort soll sie einmal aus
drei verschiedenen Materialien
Schläuche für die Kanalsanierung
nähen. Die unter anderem aus Glasfaser bestehenden Schläuche werden in defekten Kanalrohren zum
Einsatz kommen. Dort mit Harz getränkt sind sie so stabil wie die sie
umgebenden Keramik-, Ton- oder
Betonröhren. „Wir sind Experten
darin, sogenannte biegeschlaffe Materialien in allen Dimensionen zu
bearbeiten“, sagt Sales Managerin
Thieringer. Ein paar Meter weiter
tüftelt ein „Keilmann“ an einer Vielnadelnähanlage. Auf ihr werden
später Autositzelemente gefertigt.
Das geschäftige Werkeln in der
Produktion zeugt von einer guten
Auftragslage. „Wir spüren, dass sich
der Investitionsstau momentan auflöst“, sagt Robert Keilmann. Noch
2009 mussten einige seiner 100 Angestellten kurzarbeiten. Im Automobil-Krisenjahr habe sich ausgezahlt, dass KSL heute Kunden in
vielen verschiedenen Branchen hat.
So zählen zu den Käufern der Keilmann-Anlagen auch Hersteller von
Luxus-Lederwaren, Matratzen oder
Filtertaschen. Insgesamt hat der Familienbetrieb bis 2006 rund 1500
Anlagen an mehr als 500 Kunden in
40 Länder verkauft. Den Exportanteil gibt der Geschäftsführer mit 70
bis 80 Prozent an. An Lorsch
schätzt der Unternehmer daher die
zentrale Lage. „Vor allem die Nähe
zum Flughafen ist für uns von Bedeutung.“
Die gute Verkehrsanbindung der
Stadt lockt immer wieder neue Unternehmen nach Lorsch. Beispiele
aus den vergangenen Jahren sind
die Freudenberg Dichtungs- und
Schwingungstechnik, die Motorenwerke Mannheim oder Alnatura,
die unmittelbar neben der A 67 im
Gewerbegebiet Daubhart Logistik-
zentren unterhalten (siehe Seite 84). Der jüngste Zugang ist dagegen ein Immobilienunternehmen.
Ende März eröffnete immoXpert eine Niederlassung in Lorsch, die erste nach dem Unternehmenssitz in
Frankenfurt. Von Lorsch aus will
das Unternehmen, das vor allem gewerbliche Immobilien verkauft und
vermietet, die Metropolregion
Rhein-Neckar erschließen. Neben
den normalen Maklerdienstleistungen möchte die Firma mit einem
Angebot expandieren, das etwas
dem Leerstand bei großflächigen
Büroimmobilien
entgegensetzen
will. ImmoXpert parzelliert dazu
große Flächen und richtet diese bezugsfertig für Mieter her, die ohne
lange Laufzeiten und Kündigungsfristen nur kleine Büros benötigen.
Auf besonderes Interesse stoße dieses Angebot bei Existenzgründern
und kleineren Unternehmen. Die
Ansiedlung freut Lorschs Bürgermeister Klaus Jäger, der für seine
Stadt gerne mit „Mittellage zwischen den beiden Metropolregionen
Rhein-Necker und Rhein-Main“
Die Brüder Stefan (l.) Jäger und Hubert Morgenstern entwickeln, bauen und
vertreiben Soft- und Hardware für Prüfstände.
Bild: Neu
wirbt. Zudem hat das Immobilienunternehmen mit seiner neuen Niederlassung den nach Angaben von
Wirtschaftsförderer Volker Knaup
letzten Leerstand in der Innenstadt
beseitigt. Durch das Leerstandsmanagement der vergangenen Jahre sei
es der Stadt gelungen, dass 2009
erstmals wieder die Zentralitätskennziffer Lorschs gestiegen sei.
Das heißt: Von der Kaufkraft wird
wieder mehr im hiesigen Einzelhandel ausgegeben – es wandert weniger in die Umlandgemeinden: nach
Viernheim, Darmstadt oder Mannheim.
Hubert Morgenstern und Stefan
Jäger sind zwei Lorscher Unternehmer, die zwar nicht im Einzelhandel
tätig sind, allerdings mit ihrer Firma
dafür Sorge tragen, dass Einwohner
hier Arbeit finden können. Seit
1992 hat die „Jäger Computergesteuerte Messtechnik“ jährlich ein
bis zwei neue Mitarbeiter eingestellt. Mittlerweile beschäftigen die
Brüder, Hubert Morgenstern hat
den Namen seiner Frau angenommen, 25 Mitarbeiter. Wie bei vielen
Unternehmen hat auch die Softund Hardwareschmiede einmal
klein angefangen. 1987 entwickelte
Hubert Morgenstern, damals noch
Jäger, die erste Prüfstandssoftware
für Unternehmen. Das war für ihn
Handwerk, da er solche Programme
in seinem Physikstudium an der
Technischen Hochschule Darmstadt
für eigene Versuche schon häufiger
geschrieben hatte. Noch einige Jahre nach Studienabschluss blieb er
diesem Metier als Einzelunternehmer treu. 1992 schließlich stiegen
sein Bruder Stefan und Andreas
Kraus in die Firma ein. Jetzt ging es
nicht mehr nur ums Programmieren
– die drei wollten nun eine entsprechende Hardware entwickeln.왘왘
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90
Standort Lorsch
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왘왘 Diese war notwendig geworden, weil Microsoft mit seinem Betriebssystem weltweit Einzug gehalten hatte. „In der alten DOS-Welt
konnte man die Mess- und Steuerungssoftware noch direkt einbinden. Doch Windows hat die Rechner ausgebremst“, erklärt Stefan Jäger. Also entwickelten die drei Hardund Software, die Windows-PC ergänzen sollten. Die Jäger-Brüder
und Andreas Kraus tauften das System auf den Namen ADwin. Das
steht für Analog, Digital und Windows. Mittlerweile ist das System
auch mit anderen Betriebssystemen
kompatibel.
Abnehmer für ihre Produkte findet die Firma in Ingenieurbüros
oder in den Entwicklungsabteilungen der Automobilhersteller und ihrer Zulieferer. Die Lorscher Produkte kommen immer dann zum Einsatz, wenn in Echtzeit gemessen,
berechnet und gesteuert werden
soll. „Da ist unser System Alternativen wie der SPS- oder Steuerung
über PC-eigene Software weit überlegen“, sagt Stefan Jäger. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal sei zudem die kurze Entwicklungszeit
und niedrigen Kosten. „Unsere Nische sind die geringen Stückzahlen“, sagt der Unternehmer. Doch
auch Großaufträge wickeln die Lorscher ab. So hat das Unternehmen
mehrere Hundert Systeme für die
Schrauben-Endmontage des VWGolf der Baureihen 5 und 6 geliefert. Dank ADwin kann VW den
Einbau und das Anziehen jeder ein-
AUFSTIEG UND FALL - UND WIEDERAUFSTIEG
Der größte Arbeitgeber in Lorsch war lange die Firma Expert Maschinenbau. Der Zulieferer für die Automobilindustrie hatte in seinen besten Zeiten mehr als 1000 Mitarbeiter. Doch die rasche Expansion und
häufige Eigentümerwechsel forderten ihren Tribut: 2006 muss das Unternehmen Insolvenz anmelden. Da hat es noch 250 Mitarbeiter. Für
den Sondermaschinenbau findet der Insolvenzverwalter keinen Käufer. Mehr als 140 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Doch aus den Trümmern der alten Expert wuchs auch Neues: Die Ratinger Firma Tünckers übernimmt die Antriebstechnik mit rund 100 Mitarbeitern und
tauft sie auf den Namen „Expert Tünckers“. Für 22 Expertianer geht
es bei der Expert Transformatorenbau GmbH weiter. Das Unternehmen ist ein Management-Buy-out dreier Führungskräfte. Die Sparte
Montageautomation lebt heute in der DFS Montageautomation GmbH
weiter. Hier schlüpften 20 Mitarbeiter unter. Den drei Firmen geht es
heute gut – alle haben in vergangenen Jahren Personal aufgebaut.
zelnen Schraube dokumentieren.
Bisher hat die Firma rund 10 000
ihrer ADwin-Systeme verkauft. Aufgrund des Wachstums entschloss
sich Hubert Morgenstern 1995 zur
GmbH-Gründung. Er wurde Hauptgesellschafter und geschäftsführender Gesellschafter, sein Bruder Stefan hält seitdem eine Minderheitsbeteiligung. Der Dritte im Bunde,
Andreas Kraus, hat sich mittlerweile
mit einem eigenen Unternehmen
selbstständig gemacht: Sein Unternehmen hat heute ebenfalls 25 Mitarbeiter. Es produziert die Hardware
für die Jäger Computer Gesteuerte
Messtechnik. Die Brüder in Lorsch
haben sich auf die Programmierung,
die Projektentwicklung bei den
Kunden, Vertrieb und Support konzentriert. Zu Hause ist das Unter-
nehmen in einem alten Fachwerkhaus, in dem früher die Großeltern
lebten. Dieses haben die beiden Unternehmer im Laufe der Jahre um
zwei Neubauten erweitert. Im Garten ist noch Platz für weitere Büroflächen. Doch das Wachstum werde
schwieriger als in den Anfangsjahren. „In Deutschland ist unser Potenzial weitgehend ausgeschöpft“,
sagt Stefan Jäger. Wachsen könne
Computer Gesteuerte Messtechnik
vor allem im Ausland. Dort erwirtschaftet das Unternehmen bisher
rund ein Drittel seines Umsatzes.
Ein anderes junges Lorscher Unternehmen konzentriert sich dagegen ausschließlich auf den deutschen Markt. Die ApoVac GmbH
beliefert als Impfstoffgroßhändler
rund 2000 Apotheken. „Der Unterschied zu den großen der Branche
ist, dass wir ausschließlich Impfstoffe vertreiben. Wir haben eine
schlanke Verwaltung und keinen
Außendienst“, sagt ApoVac-Gründer Wilhelm Maier. Das erlaube der
Firma, kostenseitig wettbewerbsfähig zu sein. Dieses Konzept scheint
aufzugehen: Begonnen hat Maier
2000 in angemieteten Räumen,
2002 hat er dann im Gewerbegebiet
Viehweide neu gebaut. ApoVac verfügt insgesamt über sechs Kühlzellen mit mehr als 100 Palettenstellplätzen. Ein Kunde von Maier hat
seinen Sitz direkt nebenan: die A1Versandapotheke. Gegründet wurde das Unternehmen 2004, unmittelbar nach der Liberalisierung des
Apothekenmarktes. Der Versandhandel hat jedoch weniger Verbraucher im Fokus. Das spiele eine „vergleichsweise geringe Rolle“, sagt Dr.
Marcus Krämer von der A1-Versandapotheke. „Wir sind vor allem
Nischenanbieter für Impfstoffe und
andere Arzneimittel, die die Arztpraxen bei uns direkt bestellen können.“ Darauf entfallen 95 Prozent
des Umsatzes. 4000 Arztpraxen
sorgten so für jährlich rund 20 000
Bestellungen. Zum Service gehöre
auch, dass Praxen saisonale Impfstoffe unverbindlich vorbestellen
könnten. Die Ärzte liefen so nicht
Gefahr, zu große Mengen abnehmen zu müssen. Und im umgekehrten Fall gelte, dass bei starker Nachfrage die Vorräte nicht ausgingen.
Matthias Schmitt
UNTERNEHMEN
Die Rhein Neckar Ticket GmbH mit
Sitz in Neustadt an der Weinstraße
vernetzt seit Anfang November
2009 die Interessen aller Akteure im
Live-Entertainment-Markt in der
Metropolregion Rhein-Neckar.
Kooperationspartner sind die Dr.
Haas Medien Gruppe (Mannheimer
Morgen, Econo) und die EventAgentur BB Promotion.
ANGEBOT
Das
regionale
Internetportal
www.rheinneckarticket.de und
die Servicenummer 0621/101011
bieten einerseits eine übersichtliche Darstellung des kulturellen Angebots in der Metropolregion. Andererseits ermöglichen sie eine
leichte und schnelle Bestellung von
Eintrittskarten. Den Veranstaltern
und Veranstaltungsstätten stellt sie
eine ebenso unkomplizierte Möglichkeit zur Verfügung, ihre kulturellen Angebote zu vermarkten.
ZIELE
NEU +++ Laserteile und
Abkanten bis 4 m Länge
Die Verbesserung des Services für
Veranstalter und Konsumenten.
Die Förderung der kulturellen Vielfalt in der Region durch professionelles Marketing.
Der Ausbau der Kultur- und Kreativwirtschaft der Metropolregion
Rhein-Neckar durch aktives Handeln im regionalen Netzwerk.
Laserschneiden von Blechen und Rohren
Schweißfachbetrieb nach DIN 18800-7 „B“
Baugruppen
Biegen und Abkanten
Stanz-, Zieh- und Drückteile
Wasserstrahlschneiden
Laserbeschriften
SEEGER Lasertechnik GmbH · Albert-Einstein-Straße 1 · D-64653 Lorsch
Tel. +49 (0) 62 51 58 65-0 · Fax +49 (0) 62 51 58 65-58
E-Mail: [email protected] · www.seeger-laser.de
Bei RheinNeckarTicket.de gibt es Tickets für die Topstars in der Metropolregion, zum Beispiel für die Soul-Diva
Whitney Houston am 29. Mai 2010 in der SAP Arena.
Kontakt
Rhein Neckar Ticket RNT GmbH
Landauer Straße 41
67434 Neustadt a.d.W
Informationen zum Unternehmen:
[email protected]
Tickets kaufen:
www.rheinneckarticket.de
Servicenummer 0621/101011
Neue Netzkultur
Seit Ende 2009 führt die Rhein Neckar Ticket RNT GmbH
Anbieter und Nachfrager im Live-Entertainment-Markt zusammen
S
ie wollen das Kulturangebot der Region auf einen
Blick? Sie wollen Eintrittskarten per Mausklick oder
Telefon buchen? Die Rhein Neckar Ticket RNT
GmbH mit Sitz in Neustadt an der Weinstraße bietet genau das. Seit drei Monaten betreibt das Unternehmen
das Internetportal www.rheinneckarticket.de. Darüber
hinaus hat es die in der Region etablierte Servicenummer
0621/101011 von der m:con – mannheim:congress
GmbH übernommen. So werden Publikum, Vorverkaufsstellen und Veranstaltungsstätten in der Metropolregion
künftig engmaschig verknüpft. Neben diesem Service
kümmert sich die Rhein Neckar Ticket RNT GmbH um
die Vermarktung von Veranstaltungen und Veranstaltungsstätten.
Torsten Wodausch, geschäftsführender Gesellschafter,
gründete das Unternehmen im August 2009. Sein Ziel
war es, eine Plattform zu schaffen, wie es sie in anderen
Großstädten und Ballungsräumen schon gibt. Eine Plattform, die dem Endkunden das vielfältige regionale Veranstaltungsangebot präsentiert. Dass ein Angebot bestehend aus Hotline und Webshop in der Region bisher fehlte, war für Torsten Wodausch offensichtlich. „Die hohe
Kundennachfrage schon in den ersten Monaten bestätigt
dies“, sagt Wodausch. Durch seine langjährige Tätigkeit
als beratender Rechtsanwalt in der Musik- und Entertainmentbranche kennt er sowohl die Bedürfnisse der End-
kunden, als auch die der großen und kleinen, der nationalen und regionalen Veranstalter gut.
Um diese Lücke im regionalen Veranstaltungssektor
bestmöglich zu schließen, hat sich die Rhein Neckar Ticket RNT GmbH zwei große Kooperationspartner ins
Boot geholt. Der Mannheimer Morgen ist die regional
am stärksten verbreitete Zeitung. Sie gehört zur Dr. Haas
Mediengruppe. Dem Anteilseigner der Hörfunksender
Radio Regenbogen, Big FM und Antenne Stuttgart gehören fünf Tageszeitungen mit einer Gesamtauflage von
135 000 Exemplaren. Darüber hinaus kooperiert die
Rhein-Neckar Ticket RNT GmbH mit der Mannheimer
BB Promotion GmbH. Die Agentur für gehobenes LiveEntertainment gehört zu den Marktführern in Europa
und veranstaltet in der Region seit vielen Jahren die Konzerte weltbekannter Rock- und Pop-Künstler, darunter
die Rolling Stones, Celine Dion, Bruce Springsteen,
Queen und Coldplay sowie außergewöhnliche LiveShows wie STOMP! oder THRILLER – LIVE.
Kooperationsgespräche mit weiteren Veranstaltungsstätten und Veranstaltern laufen. Geplant sind überdies
Gewinnspiele, Verlosungen mit VIP-Tickets, Meet-andGreets mit Künstlern und vieles mehr. „Mit unserem Service wollen wir die Region in der nationalen und internationalen Veranstaltungsbranche weiter nach vorne bringen“, sagt Torsten Wodausch. „Die ersten drei Monate
zeigen, dasd wir auf dem richtigen Weg sind.“
92
Index
Bildung & Wissenschaft
„Physisch ausgeschaltet“
Name
Seite
ABB
7, 42
78
80
50
34
14
78
83, 85
Abt
Abt, Irmgard
Air Plus
Airbus
Aksys
AktivComm
Alnatura
Christmann, Günter
Ciba
Ciber
Claus, Jürgen
Cordier, Michael
Cornelius
Corona Reisen
Credit Plus
42
7
12
41
61
13
16
26
Die Universität Mannheim war an der Zerschlagung des weltweit größten Versenders von
Spam-Mails beteiligt. Die Hochschule hat dabei mit Microsoft und weiteren Unis kooperiert.
Ben Stock hat die Beteiligung
der Mannheimer Hochschule an
der Zerschlagung des sogenannten Waledac-Botnetzes koordiniert. Econo sprach mit dem 25jährigen Informatiker über die
Aktion.
lix Freiling, Thorsten Holz, kam der
Kontakt zu Microsoft zustande. Der
Software-Konzern hatte an einer juristischen Strategie gearbeitet, das
Botnetz lahmzulegen. Die Universitäten haben dann den Part übernommen, das Botnetz auch physisch auszuschalten.
Econo: Wie kam es zur Zusammenarbeit zwischen den vier Hochschulen und Microsoft?
Wie lange haben Sie für die Ausschaltung gebraucht?
➤ Ben Stock: Im Rahmen meiner
Bachelorarbeit habe ich mich mit
dem Waledac-Botnetz beschäftigt.
Über meinen damaligen Vorgesetzten am Lehrstuhl von Professor Fe-
➤ Stock: In einer ersten Telefonkonferenz habe ich erklärt, wie man
das Botnetz angreifen könnte. Anschließend haben wir uns an die
Umsetzung gemacht und die Arbeit
Suchen & finden:
15.000 regionale
Stellen für Sie!
Hier finden Sie Ihren Traumjob in
der Metropolregion Rhein-Neckar
und im Main-Tauber-Kreis.
aufgeteilt. Die drei deutschsprachigen Hochschulen haben sich darum
gekümmert, die Infrastruktur des
Netzes zu zerstören. Die Universität
Washington hat Microsoft bei der
juristischen Attacke unterstützt.
Der eigentliche Angriff fand schon
zwei Wochen nach dieser ersten Telefonkonferenz statt. Das ist dann
ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum hinzieht und eigentlich auch bis heute anhält. Aber in
den ersten sechs Stunden hatten wir
bereits 80 bis 90 Prozent des Botnetzes unter unserer Kontrolle.
Wie muss man sich dieses „UnterKontrolle-Bringen“ vorstellen?
➤ Stock: Bei den infizierten Rechnern unterscheiden wir zwei Arten:
Spammer und Repeater. Die Spammer sind jene Rechner, die die eigentlichen Spam-Mails – unwissentlich und ungewollt – versenden. Repeater sind auch infizierte Rechner,
haben aber die Aufgabe, die Kommunikation der Bots mit dem Betreiber zu ermöglichen. Sie stellen
also die Schnittstelle zwischen den
Spammern und den im Hintergrund
arbeitenden Servern dar. Wir haben
uns als ein neuer Repeater platziert
und zwar einer, der allen anderen
Rechnern im Netzwerk gesagt hat:
„Wir sind ab jetzt der einzige Vermittler.“ So haben wir alle anderen
Repeater ausgeschaltet. Die Spammer haben wir einfach aufgefordert,
ihre Arbeit als Spammer einzustellen.
Wie groß war zum Zeitpunkt Ihres
Angriffs das Waledac-Netz?
job morgen.de
Die größte Stellensuche der Region
➤ Stock: Rund 50 000 bis 60 000
infizierte Rechner gehören nach unserer Schätzung weltweit zum Waledac-Botnetz, rund 95 Prozent entfallen auf Spammer, der Rest auf Repeater. Noch immer infiziert sind geschätzt 25 000 Rechner, die sind
aber gleichwohl harmlos, da sie keine neuen Aktionen ausführen. Zur
Herkunft ist zu sagen, dass ein Drittel der infizierten Rechner in Nordamerika zu Hause sind, ein Drittel
in Mitteleuropa und ein Drittel in
anderen Weltregionen.
Wer betreibt solche Botnetze mit
welchem Ziel?
Stock: Dahinter stehen wirtschaftliche Interessen. Nach dem Drogenhandel gehört Cyberkriminalität
heute weltweit zu den lukrativsten
kriminellen Tätigkeiten. Die Betreiber vermieten die Spam-Botnetze.
Mit Waledac konnten sogar sogenannte Denial-of-Service-Aktionen
gestartet werden. Die haben Rechner komplett lahmlegen können,
beispielsweise durch massives Aufrufen einer Domain. Zusätzlich dazu erlaubte es Waledac auch, dass
Zugangsdaten zu E-Mail-Konten
oder Webservern abgehört und an
den Botmaster gesendet werden
konnten.
Althof, Alexander K.
Altmann, Marcus
Ameria
AOK
Apotheker, Léo
ApoVac
Appel, Klaus
Asfour, Jean-Michel
Assa, Marc
Astra Zeneca
Atral
Audoin, Pierre
Autohaus Keller
Autohaus Unold
Autohaus Windisch
AVR
60, 74
60
38, 39
41
20
90
41
78
60
32
80, 81
34
26
16
16
6
Baklan, Mustafa
11
BASF
12, 16, 25, 35, 36
Bauer, Manfred
60
Bauer, Wolfgang
46
Baum Retec
42, 46
Bebit
32
Becker, Walter
77
Beetz, Alfred
23
Bender, Jörg
41
Bernhard, Heiner
62, 66, 68
Bettermann, Peter
34, 71
Beyer, Jürgen
20
D
68
78
20
16
84
61
61
48
16,17
60
22
E
63
85
18
66
7
59
36
78
60
C Commercial
DDZ Digitaldruck
Deere&Company
Dernbach, Jürgen
Deutz
Diesbach, Heinrich
Diesbach, Wilhelm
DIHK
Ditsch, Timo
Domin, André
Druckerei Krauth
bel, Daniela
EGL
Ehringer, Stefan
Emmerich, Petra
Engelhorn
Epicto
Erny, Wolfgang
ESO
Eucker, Hans-Joachim
Fath, Roland
18
FH Darmstadt
58
Fischer, Gerhard
41
Franz, Wolfgang
61
Freiling, Felix
92
Freudenberg
33, 34, 66, 68
Freudenberg, Carl-Johann
70
Wollen die fünf Partner längerfristig zusammenarbeiten?
➤ Das größte Einfallstor sind Dateien, die oftmals über E-Mails als Anhang versendet werden. Dem Benutzer wird suggeriert, dass es sich
dabei um Bilder oder Videos handelt. In Wirklichkeit sind es ausführbare Dateien, die beim Öffnen dann
den Rechner kapern. Gegen solche
Gefahren hilft ein aktueller Virenscanner, der regelmäßig Updates erhält. Es bleiben aber immer gewisse
Sicherheitslücken in Browsern,
weswegen auch das Betriebssystem
und der Browser regelmäßig aktualisiert werden sollten.
MSc
C&A
Capiton
Carpendale, Howard
CeBIT
Cellzome
Century
63
74
58
58
14
66
Freudenberg, Hermann Ernst
Frey, Wolfgang
Fuchs Petrolub
71
60
35
G
61
63
18
6
14
34
60
18
16
58
28
aißmayer, Ulrich
Gärtner, Peter
GE Jenbacher
Geinert, Rolf
GlaxoSmithKline
GMA
Götschel, Jochen
Götz, Reinhold
Grieshaber
Grönemeyer, Herbert
Gumasol Werke
H&M
63
60
18
20
52
18
7
46
Haar, Theo
Haffner, Andreas
Hagemann, Jim
Hahl, Thomas
Hahn, Olaf K.
Hambrecht, Jürgen
HeidelbergCement
Heidelberger Druckmaschinen
10, 26, 54
Heidelberger Lebensversicherungs
Korak, Peter
Kossmann, André
Kowalsky, Wolfgang
Krämer, Johannes
Kraus, Andreas
Kraus, Stefan
Kremer, Kurt
KSB
KSL
Kühn, Gerd
Kürschner, Ulf
Kurz, Peter
Lagies, Peter
Lahres, Christian
Lanxess
Latour, Bernard
Lauth, Werner
Lenroxx
Leonardo
Lidl
Link, Norman
Lohrer
LOOP5
Loroch, Andreas
60
18
61
60
89, 90
89, 90
61
14, 15
87
65
68
25, 60, 61
61
76
28
60
61
24
10
68
61
80
7
24, 61
Plate, Klaus
Posch, Helmut
PrivAD
Procter&Gamble
Prominent
Pronto
Pult, Heiko
PWC
60
9
81
28
15
42
65
22
R
ehatec-Drive Rollstuhltechnik 41
Renschler, Andreas
28
Reutax
24
Revital
81
Rewe
68
Ricca, Christina
77
Riede, Horst
65
Riester, Frank
18
Rösch, Harald
24
Roßnagel, Thomas
41
Rottmüller, Elke
8
RT Consulting
18
Rüdinger, Wolfgang
82
Rudolph Logistikgruppe
83
Ruh, Gerhars
16,17
Rush, Jennifer
58
RWE
16, 61
DIE NAMEN IN DIESEM HEFT
IG Metall
IHK Darmstadt
IHK Darmstadt
IHK Pfalz
IHK Rhein-Neckar
ImmoXpert
Issel, Martin
18
7, 19
7, 22
22
8, 53
89
68
Jäger, Klaus
89
60
52, 57
6
6
Kabel BW
24
52
60
18
60
Kaltenbach, Jürgen
Kalvoda, Simon
Karl&Probst
Karl, Holger
Bilfinger Berger
16,17, 32, 33
Binder, Marus
60
Binovate
18
BioRN
49
Birk, Frederik
61
Blase, Thomas
61
Blatz, Matthias
38
BMW
34
Bock, Otto
41
Bodner, Herbert
16
Bös, Michael
61
Brandschutzservice Neuberger 85
Brandt, Jürgen
66
Brandt, Werner
25
Braun, Reinhard
83
Brehm, Peter
81
Brunner, Daniel
54
Buchal, Olaf
18
Bürkle, Ralf
48
Burneleit, Martin
66
Burré, Uwe
20
31
13
40
10,11
20
76
60
23
75
60
50
61
54
76
92
48
60
13
32
61
11
49, 54
54
47
47
INDEX
Jennes, Eric
John Deere
Jung, Fred
Juwi
➤ Stock: Microsoft wird weiterhin
aktiv gegen Botnetze vorgehen. Da
die Zusammenarbeit gut funktioniert hat, überlegen wir derzeit, wie
wir die Kooperation fortsetzen können.
Wie kann man den eigenen Rechner schützen?
AG
Heidelcement
Heil, Michael
Heinke, Mathias
Heinrich, Claus E.
Heinrich, Thilo
Hekking, Klaus
Henle, Jörg
Hermes
Heß, Jürgen
Hetz, Thomas
Hilprecht, Andreas
Hohr, Klaus Dieter
Holubeck
Holz, Thomas
Homburg, Christian
Hopp, Dietmar
Hornbach
Hübl, Wilfried
Hutchings, Howard
Hüttel, Stefan
Huxold, Stephan
Huxold, Stephan
HWK Mannheim
HWK Pfalz
93
m:con
6, 7
Maffay, Peter
58
Maier, Sandra
47
Maier, Wilhelm
90
Marklein, Errol
41
Maugé, Michel
6
Mayer, Christian
63, 65
MBA
50, 51
McDermott, Bill
20
Meiller Kipper
85
Mektec
76
Merckle-Gruppe
20
Merkel, Ernst
61
Microsoft
33, 92
MLP
8
Moonlight-Tours
16
Morgenstern, Hubertus
90
Morgenstern, Jan
57
Mosmann, Christoph
60
Mostowfi, Mehdi
23
Motis
23
Motorenweke Mannheim
83
Müllen, Klaus
61
Müller, Georg
7
MVV
17, 61, 80
MVV Energies
7
MyWORLDofHEARING
44
Naidoo, Xavier
Nandor Gaus
Naturin
Neff, Michael
Neidinger, Jürgen
Nellen, Oliver
Neureither, Petra
Niederkrüger, Martin
Nolte Möbel
Nora Systems
Kartoffel Kuhn
Kattermann, Manfred
Kaufhaus Birkenmeier
Kaufhaus Jakob
Keilbach, Jochen
Keilmann, Robert
Keilmann, Werner
Kern, Peter
Kiefer, Roland
Klein, Sascha
Klotz, Albert
Knapp, Gerd
Knaup, Volker
Kopp, Günther
26
41
65
65
61
87, 88
87
61
85, 86
61
61
75
89
61
Opel
Optik Riede
P
alesti, Mireille
Paul, Steffen
Peisl, Siegfried
Pepperl+Fuchs
Pfalzkom Manet
Pfister, Sascha
Pföhler, Wolfgang
Phoenix
Phorms Gruppe
24
16
77
61
10
61
12
60
17
76
87
65
61
60
43, 44
14
20
18
13
20
24
S
AP 12, 20, 32, 35, 42, 43, 44, 58
Sattler, Michael
31
Sautter, Sven
60
Schäuble, Manfred
40
Scheifle, Bernd
13
Schenk, Heike
59
Schenk, Michael
58
Schetter, Hans Helmut
16
Schirrmann, Peter
61
Schlemmer, Reinhard
60
Schmitt, Wolfgang
14
Schneider-Neureither, Andreas
12
Schnell, Clemens-Georg
8
Die kommende
econo-Ausgabe
erscheint am
2. Juli 2010
Schnörr, Ralf
Schönfeld, Oliver
Schrader, Christian
Schreier, Bernd
Schröder-Wilberg, Uwe
Schubert, Lothar
Schultheiß, Regina
Schüssler, Mark
Schwager, Harald
Seeger Lasertechnik
Seeger, Bernd
SEW Eurodrive
Shell
3/2010
•
7. Mai 2010
61
80
54
26
8
62, 68
61
20
13
86
85
26
20
econo
94
Der Schreibtisch von ... / Index
ZUR PERSON: STEFFEN TAUSCH
Name
Mitte der 1980er Jahre ist Steffen Tausch aus der DDR in die Bundesrepublik
geflohen. Mittlerweile betreibt der 51-Jährige mit seiner Frau Kerstin die Industrie- und Werbedruckerei Tausch in Birkenau. Das Unternehmen ist ein
Fachbetrieb für Sieb-, Tampon-, Digital- und Textildruck. Besondere Spezialität sind sogenannte elektrochemische Signaturen. Mit diesem Ätzverfahren bedruckt Tausch Industrie- und Werbeartikel, beispielsweise Kugelschreiber mit Firmenlogos. Der Tüftler hat vor Kurzem ein Gebrauchsmusterschutz für ein von ihm entwickeltes Verfahren angemeldet: Damit kann die
Druckerei Seifen mit Werbebotschaften bedrucken.
S
iebeck, Nico
Siebeck, Otto
Siemens
Sineg
Sirona
SLV
Smits, Peter
SNP
Sobek
Sobek, Bernd
Sonnberger, Ralf
Sorg Rollstuhltechnik
Sorg, Hugo
Spitzmüller, Heinz
SRH
Stock, Ben
Stöckel, Peter
Strein, Klaus
Strohm, Klauspeter
Stutz, Gerhard
Südmersen, Carsten
Sunrise Medical
Suzuki
22
22
32, 81
20
81
6
7
12
18
18
35, 36
41
40
44
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18
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Tengelmann
7
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20
59
18
60
87
32, 33
53
24
61
54
Teufel, Hermann
Teva
Tezlaff, Ingo
Theobald, Gerd Arne
Theunissen, Bernard
Thieringer, Christine
Thum, Christian
Tötl, Harald
TransPhorms
Tuttlies, Detlef
TÜV Süd
fer, Heinz-Werner
UFT
Uniqa
U
61
80
9
V
6
72
60
90
erkehrsverbund Rhein-Neckar
Vista Med
Vogel, Gerhard
VW
DER PRAKTIKER
Falls man Büros auf einer Skala einteilen wollte, deren eines Ende „Repräsentieren“, das andere „Arbeit“ markiert, würde dieses Exemplar eindeutig in
letztgenannte Kategorie gehören. Hier amtiert kein
Frühstücksdirektor: In den Ablagen wartet die Geschäftspost, der aufgeschlagene Kalender nennt die
Termine des Tages, die Schreibunterlage ist mit Notizen übersät, Arbeitsgeräte wie Taschenrechner,
Metermaß und Lupe warten auf ihren Einsatz. Auch
die Metallschränke an der Wand deuten darauf hin,
Weberei Pahl
dass in diesem Zimmer ein Praktiker zu Hause, respektive bei der Arbeit ist. Schade nur, dass es Magazindruck noch nicht riechbar gibt. Sonst könnte der
geneigte Leser Duftnoten von Farben und Spiritus
erschnuppern. Die wehen von der direkt neben dem
Büro gelegenen Druckerei herüber. Getrennt sind
beide Bereiche durch eine Glasscheibe, im Bildhintergrund rechts zu erkennen. So hat der Chef auch
vom Schreibtisch aus alles im Blick. Er ist eben ein
Mann der Praxis.
Seite
Wehrlé, Thomas
Weidenhammer
Weidenhammer, Ralf
Weimar, Theodor
Weimar, Toralf
Weinbrecht Torsten
Weinheimer Leder
Weinheim-Galerie
Werth Group
Wigger, Christoph
Wilmers, Rainer
Wirtschaftsförderung Bergstraße
Wirtz, Sandra
Wolfram, Thomas
Würzner, Eckart
Zaiser, Julius
Zeitgeist-at-work
EXZELLENTE SPEZIALISTEN
VERNETZTE IDEEN
NEUE PERSPEKTIVEN
Einst ein reiner Zeitungsverlag mit Druckerei, heute eine innovative
Mediengruppe: die Dr. Haas GmbH. Weit mehr als nur der „Mannheimer
Morgen“ mit Fakten und Lesespaß an 7 Tagen die Woche vereint die
führende Mediengruppe der Metropolregion Rhein-Neckar
18 Unternehmen und Beteiligungen mit 700 Mitarbeitern unter einem
Dach. Und das bedeutet: Gelebte Vernetzung aller Bereiche, wertvolle
Synergien und täglich neue Perspektiven. Ganz gleich, ob bei den vielen
Tageszeitungen wie der „MM“ oder die „Schwetzinger Zeitung“, dem
Wirtschaftsmagazin „Econo“, der redaktionellen Arbeit, im Druck, im
Zustelldienst, mit der Kreativagentur „xmedias“ oder auch im Hörfunk
mit den Radiosendern wie „Radio Regenbogen“ und „Big FM“.
Kurzum: Bei der Dr. Haas Mediengruppe eröffnen sich täglich neue,
spannende Perspektiven für den Informations- und Werbemarkt – auch
für Sie. Schauen Sie vorbei! www.haas-medien.de
23
53
28
28
10
10
42
75, 76
63
23
57
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17
26
60
18, 61
66
24
Ist es nicht schön,
dass Ihr Anspruch entscheidet?
Büros mit Persönlichkeit
KAHL Büroeinrichtungen GmbH
Industriestraße 17 – 19
68169 Mannheim
Telefon 0621 32499-0
Fax
0621 32499-99
www.kahlgmbh.de
[email protected]
Öffnungszeiten:
Montag – Freitag
7.30 – 17.00 Uhr
werbeagentur