Festschrift - Mittelschule Stockstadt
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Festschrift - Mittelschule Stockstadt
15 Sonderausgabe Unterfränkische Schule 28 September 2014 8. Jahrgang Jahre ULLV 1864–2014 Festschrift Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverband 2 Grußwort „Bildungspolitik ist die Sozialpolitik des 21. Jahrhunderts“ Diesen Satz kann man nicht oft genug wiederholen. Denn Bildung eröffnet den jungen Menschen alle Chancen für ihre und unsere Zukunft. Zugleich wird damit deutlich, welche wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe die Lehrerinnen und Lehrer auszufüllen haben. Qualität und Gerechtigkeit sind nach wie vor Maßstab für gute Bildung. Jede Schülerin und jeder Schüler hat das Recht, gefordert und gefördert zu werden – unabhängig von der Herkunft, dem Bildungsstand und dem Geldbeutel der Eltern. Qualitative Bildung umfasst neben der Vermittlung des Wissens auch das Einüben der sozialen Kompetenzen. Werte wie Toleranz, Respekt und Verantwortung müssen in erster Linie im Elternhaus, aber auch in der Schule erfahren werden. Demographischer Wandel, Migration und Digitalisierung sind zusätzliche Herausforderungen für die Erziehungs- und Bildungsarbeit. Vor diesem Hintergrund bleibt zuallerst festzuhalten: An bayerischen Schulen wird großartige Arbeit geleistet. Die allermeisten Pädagoginnen und Pädagogen sind hoch motiviert, über ihre Arbeitszeit hinaus engagiert und mit vollem Herzen bei den jungen Menschen, die ihnen anvertraut sind. Und das, obwohl ihr Beruf anstrengender und schwieriger geworden ist. Zu Unrecht werden oft gesellschaftliche Defizite auf den schulischen Sektor verschoben. Wir in der Politik müssen alles dafür tun, dass die Lehrerinnen und Lehrer die Rahmenbedingungen vorfinden, die sie für ihre Verantwortung mit den jungen Menschen brauchen. Schule kann nur dann gelingen, wenn diejenigen, die dort arbeiten, das Vertrauen und den Rückhalt der Gesellschaft insgesamt, und insbesondere der Eltern und Schüler spüren. Nur in einem Miteinander aller Beteiligten können wir eine Schule gestalten, in die Kinder und Jugendliche gerne gehen, weil sie Freude am gemeinsamen Lernen haben. Das ist die beste Voraussetzung für eine Erziehung und Bildung, die unsere Jugend befähigt, Verantwortung zu übernehmen und Zukunft zu gestalten. Barbara Stamm, MdL Präsidentin des Bayerischen Landtags Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband auf allen Ebenen leistet dabei eine besondere Unterstützung. Einerseits ist er Interessenvertreter für seine Mitglieder. Andererseits erfüllt er zum Teil mit viel Kampfgeist und Nachdruck seine Aufgabe als bildungspolitischer Impulsgeber. Das ist wichtig, wenn es um die Bildungsgerechtigkeit oder um das Überdenken von Strukturen geht. Ob flächendeckende Schulversorgung, Stellenplanung der Junglehrer oder Unterrichtsausfall – der unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband erhebt seine Stimme und scheut nicht davor zurück, klare Forderungen zu stellen. Herzlichen Dank für Ihre engagierte Arbeit in den vergangenen 150 Jahren. Ich bin sicher, es wird in Zukunft nicht weniger anstrengend sein. Dazu wünsche ich Ihnen weiterhin viel Kraft, Leidenschaft und Gottes Segen! Barbara Stamm 3 Grußwort „Lehrer öffnen Türen – aber hineingehen musst Du selbst“ Prof. Dr. Winfried Bausback, MdL Bayerischer Staatsminister der Justiz Dieses chinesische Sprichwort finde ich sehr treffend. Lehrerinnen und Lehrer ermöglichen jungen Menschen den Zugang zu neuen Räumen des Wissens. Und damit nicht genug: Sie weisen Ihnen zugleich den Weg in ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben. Sie unterstützen die Schülerinnen und Schüler dabei, sich zu Persönlichkeiten zu entwickeln, die später ihren Platz in der Gesellschaft außerhalb der Schultore finden. Lehrkräfte vermitteln nicht nur Wissen, sondern auch Werte. Sie schaffen Perspektiven und Motivation, damit die jungen Menschen die große Chance, durch die weit geöffneten Türen zu gehen, auch wahrnehmen. Diese Leistungen der Lehrkräfte sind nicht nur für das Leben jedes einzelnen Schülers, sondern für unsere gesamte Gesellschaft von unschätzbarem Wert. Unsere Lehrerinnen und Lehrer verdienen hohe Anerkennung: Sie tragen nicht nur besondere Verantwortung, sondern erfüllen auch eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. Das Unterrichten erfordert neben fundierten Fachkenntnissen 4 pädagogische, psychologische und didaktische Fertigkeiten – und oft auch eine Menge Geduld. Viele Lehrerinnen und Lehrer engagieren sich auch weit über ihre Dienstpflichten hinaus – für sie ist ihr Beruf zugleich Berufung. Ohne diese Lehrkräfte wären viele Unterrichtsstunden grauer, das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern kühler. Und Klassenfahrten in Schullandheime, von denen unsere Kinder mit leuchtenden Augen zurückkehren, Theater- und Musik-AGs und andere Projekte, die die Schulgemeinschaft bereichern, wären undenkbar. Ich möchte mich bei den Lehrkräften in meiner unterfränkischen Heimat von Herzen für ihr Engagement und die Leistung, die sie Tag für Tag vollbringen, bedanken. Und ich danke dem Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V. dafür, dass er sich nach Kräften für unsere Pädagoginnen und Pädagogen und die Bildung in der Region einsetzt und seinen Mitgliedern stets beratend und unterstützend zur Seite steht! Grußwort „Den Lehrerberuf weiter attraktiv halten“ Im Jahr 2014, in dem wir die 200-jährige Zugehörigkeit Unterfrankens zu Bayern begehen, hat auch der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband ein bedeutsames Jubiläum. Der Verband kann heuer auf 150 Jahre erfolgreiche Arbeit als Standesvertretung von Lehrkräften seit seiner Gründung im Jahre 1864 zurückblicken. Wirft man einen Blick auf die lange Geschichte des Verbandes, so stößt man auf interessante Fakten. Bereits 1848 gab es in Unterfranken 10 Bezirkslehrervereine, die allerdings 1849 bzw. 1850 aufgelöst werden mussten. Um Lehrkräften in ihrer damals teilweise schwierigen sozialen Lage zu helfen, wurden in der Folge Lehrerunterstützungsvereine gegründet, die den Kolleginnen und Kollegen bei materiellen und rechtlichen Problemen mit Rat und Tat zur Seite standen. Viele Lehrkräfte erkannten, dass die Mitgliedschaft in einem berufsständisch ausgerichteten Verein dem Einzelnen mehr an Sicherheit und Schutz bietet. So war es nicht verwunderlich, dass schon im Gründungsjahr 1864, weit über sechzig Prozent der unterfränkischen Lehrerschaft im damaligen Unterfränkischen Lehrerverein organisiert war. Die Grundüberzeugung, die in langen Jahren gewachsen ist und der sich der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerin- nenverband mehr denn je verpflichtet fühlt, dass in einer demokratischen Gesellschaft Bildung den Auftrag hat, junge Menschen zu qualifizieren und sie in die Gesellschaft zu integrieren, ist gewissermaßen das „pädagogische Grundgesetz“ jeglicher Tätigkeit von Lehrerinnen und Lehrern. Vor diesem Hintergrund vertritt der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband die Interessen aller Lehrkräfte unabhängig von ihrem Lehramt oder ihrer politischen und religiösen Ausrichtung. Um die Kolleginnen und Kollegen bei der Umsetzung des Bildungsauftrags bestmöglich zu unterstützen, kümmert sich der Verband als aktiv tätige Standesvertretung auch um die Lehrerfortbildung. Seine Fortbildungsveranstaltungen sind stets mit hochkarätigen Referentinnen und Referenten besetzt und ergänzen die staatlichen Lehrerfortbildungsmaßnahmen um wichtige Aspekte. Viele Funktionsträger im Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband übernehmen seit Jahren in Unterfranken Verantwortung als Personalräte auf örtlicher oder auf Bezirksebene und sind damit in vielfältigen Personalangelegenheiten auch wichtige Ansprechpartner für alle Schulen und Dienststellen, die sich auf die sachliche, konstruktive und erfolgreiche Zusammenarbeit im Dienste der Lehrkräfte verlassen können. Dr. Paul Beinhofer Regierungspräsident Lässt man die 150 Jahre seit Gründung einer unterfränkischen Standesvertretung für die Lehrkräfte Revue passieren, dann kann man feststellen, dass der Freistaat Bayern im konstruktiven Miteinander mit den Berufsverbänden sehr viel dafür getan hat, um den Lehrerberuf weiter attraktiv zu halten, den Pädagogen den ihnen im Hinblick auf ihre hohe gesellschaftliche Funktion zukommenden Rang in der Gesellschaft einzuräumen und die berufliche Situation in der Bildungsarbeit vor Ort ständig zu verbessern. Die hohe Zahl an Studierenden für das Lehramt belegt eindrucksvoll die nach wie vor große Attraktivität des Lehrerberufs. Dem Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverband wünsche ich für die Zukunft ein erfolgreiches Wirken, baue auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit des Verbandes mit allen staatlichen Stellen und danke für 150 Jahre verlässliche Partnerschaft. 5 Grußwort „Die Gründungsväter wären stolz auf den ULLV“ Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband (ULLV) e.V. feiert sein 150-jähriges Bestehen. Diese Sonderausgabe der „Unterfränkischen Schule“ schaut zurück auf eine bewegte Vereinsgeschichte. Als die Gründungsväter im September 1864 den „Unterfränkisch-aschaffenburgischen Kreislehrerverein“ aus der Taufe hoben, waren sie sich Ihrer Ideen, Ziele und Forderungen bereits sehr sicher. Schon bei der Gründungsversammlung in Würzburg wurde die Vereinssatzung verabschiedet und der erfahrene und hoch geschätzte Würzburger Lehrer Georg Rupert Benz trotz seiner Erkrankung zum ersten Vorsitzenden gewählt. 6 Enttäuschungen, aber auch nachhaltige Erfolge. Die grundlegenden Ziele konnten tatsächlich verwirklicht werden. Heute steht die Schule unter der Aufsicht des Staates. In der Verfassung des Freistaates Bayern ist geregelt, dass die Schulaufsicht durch „hauptamtlich tätige, fachmännisch vorgebildete Beamte ausgeübt“ wird. Lehrer und Lehrerinnen sind in der Regel Beamte und beziehen heute Gehälter, die sich im Laufe der Jahrzehnte um vier bzw. fünf Besoldungsstufen verbessert haben. Und schließlich ist die Lehrerbildung seit 1976 endlich an der Universität angekommen. Dies war ein klares Zeichen, denn Benz war schon 1848 als Unterzeichner des „Kitzinger Gesuches“ der Lehrer an die Deutsche Nationalversammlung hervorgetreten, in dem die Aufhebung der geistlichen Schulaufsicht, die Trennung von Schule und Kirche, die „Erhebung der Volksschule zur Staatsanstalt“, die Verbeamtung der Lehrer und die Integration der Lehrerbildung in die Universitäten gefordert wurden. Ich bin sicher: Die Gründungsväter des ULLV wären stolz auf die erfolgreiche Arbeit des von ihnen gegründeten Vereins, der im Laufe der Jahrzehnte immer wieder das Vertrauen von weiten Teilen der Lehrerschaft genoss, heute mit seinen 6215 Mitgliedern die mit Abstand größte Lehrerorganisation Unterfrankens ist und innerhalb des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) die zweithöchste Mitgliederzahl eines Bezirksverbandes (nach Oberbayern) aufweist. Die Ideen der Gründerzeit wurden von vielen Lehrergenerationen weiterverfolgt. Es gab Siege, Rückschläge und Auch für die Zukunft hat der ULLV grundlegende Ideen, Ziele und Forderungen, die er mutig und mit Überzeugungskraft Gerhard Bleß, Vorsitzender verfolgen wird. Diese sind insbesondere die Stärkung der Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen sowie aller pädagogischen Berufe durch höhere Investitionen in den Bildungsbereich, die Gleichwertigkeit der Lehrer und Lehrerinnen aller Schularten hinsichtlich Ausbildung und Status, außerdem die Verwirklichung einer längeren gemeinsamen Schulzeit für unsere Kinder und Jugendlichen in zeitgemäßen, demokratischen Bildungseinrichtungen. Daneben werden wir den ULLV noch mehr zu einer Serviceeinrichtung für unsere Mitglieder ausbauen, die ihnen in allen Phasen ihres Berufslebens Information, Unterstützung, Rat und Hilfe bietet. Inhalt Impressum Herausgeber: Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e.V., www.unterfranken.bllv.de Vorsitzender: Gerhard Bleß, Hinterer Rosengarten 11, 97253 Gaukönigshofen, Telefon privat 09337 2293; Telefon dienstlich 0931 380-1761 Inhalt Grußworte 3 Zeitgeschichte 1864 – das Jahr, in dem der ULLV gegründet wurde 8 Gründungsaufruf 11 Anfänge des ULLV Vom unterfränkischen Kreis-Lehrerverein 1864 zum ULLV 2014 12 Vorsitzende und Ehrenvorsitzende des ULLV 17 Volksschule Zur Geschichte der Volksschule in Unterfranken 18 Stimmen zu 150 Jahre ULLV 21 Hauptschule Der ULLV kämpft für Bildungsgerechtigkeit 22 Förderschule Vom Aufbau der Sonderschulen bis zur Inklusion 28 Ehrenmitglieder 31 Studenten Die Entwicklung der BLLV-Studentengruppe Würzburg 32 Das BLLV-Studentenwohnheim 34 Junglehrer Die Geschichte der ABJ Unterfranken 36 Pädagogisches Seminar 40 Porträt Fritz Schäffer Ein Kämpfer mit Geist und Geschick 44 Porträt Albin Dannhäuser Zwischen Euphorie und Auflehnung 46 Die Beiträge von Prof. Dr. Matthias Stickler (Seiten 8 bis 10) und Dr. Verena Stürmer (Seiten 18 bis 21) wurden von der Redaktion leicht gekürzt. Die ungekürzten Texte finden Sie mit vollständiger Literaturliste im Internet: www.unterfranken.bllv.de Delegiertenversammlung 48 Vorstandschaft und Bezirksausschuss seit 1972 50 Politische Arbeit Der ULLV in der Öffentlichkeit 51 Weitere Hinweise: Der Bezugspreis für die „Unterfränkische Schule“ ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich 8 €. Nichtmitglieder können die Zeitschrift bei der Redaktion bestellen. Namentlich gekennzeichnete Artikel stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift erscheint jährlich viermal. Adressänderungen bitte an das ULLV-Referat Mitgliederverwaltung und Statistik: Peter Kiesel, Wurmerich 14, 97720 Nüdlingen, Telefon privat 0971 6993267, Telefax privat 0971 69523, E-Mail: [email protected] Lehrertage Viel mehr als Fortbildung 56 Lehrerbildung Der lange Weg zur universitären Lehrerbildung 59 Auch ein Kind des ULLV: Das Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Würzburg 60 Personalrat Vertrauensvolle Zusammenarbeit 62 Unterfränkische Schule Wie die USCHi grün geworden ist 64 Referat Öffentlichkeitsarbeit: Peter Nossol, Neubergstraße 7a, 97072 Würzburg, Telefon 0931 72778; E-Mail: [email protected] Redaktion: Joachim Huppmann, Linsenweg 7, 97332 Gaibach, Telefon/Fax 09381 715773, E-Mail: [email protected] Für diese Sonderausgabe der Unterfränkischen Schule bildete sich ein Redaktionsteam, bestehend aus Gerhard Bleß, Walter Roth, Joachim Huppmann und Peter Nossol. Besonderer Dank gilt auch Fritz Schäffer für viele Hinweise. Layout: Agentur Hummel + Lang, Am Exerzierplatz 4 ½, 97072 Würzburg, Telefon 0931 804480, www.hummel-lang.de Druck: Druckerei Lang, Storchengasse 12–14, 97616 Bad Neustadt, Telefon 09771 6233-0, www.langdruck.de Bildhinweise: Alle Bilder, die nicht mit dem Namen des Fotografen gekennzeichnet sind, stammen aus dem ULLV-Archiv oder von ULLV-Mitgliedern. Vielen Dank allen, die uns Bilder zur Verfügung gestellt haben. Literaturhinweise: Die Autoren stützten sich bei Ihrer Recherche vor allem auf Unterlagen des ULLV-Archivs und auf folgende Literatur: nn Guthmann, Johannes: Unterfränkischer Lehrer- und Lehrerinnenverein. Geschichte der Schule, des Standes und des Vereins. Band II. Würzburg, 1972 nn Schäffer, Fritz: Brüder reicht die Hand zum Bunde. Anmerkungen zu 125 Jahre unterfränkischer Schul- und Verbandsgeschichte. Würzburg, 1989 7 1864 Das Jahr, in dem der ULLV gegründet wurde von Prof. Dr. Matthias Stickler, Universität Würzburg, Lehrstuhl für Neueste Geschichte II Der heutige Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband wurde in eine Umbruchszeit hinein gegründet. Die 1860er Jahre brachten für Unterfranken, Bayern, Deutschland und Europa mannigfaltige Veränderungen. Nur einige Beispiele seien genannt. und wurde Gliedstaat des kleindeutsch-preußischen Nationalstaats. Gleichzeitig setzte diese Entwicklung in Bayern einen von Preußen erzwungenen Modernisierungsschub in Gange. nn nn 8 Die Zerstörung des Deutschen Bundes war eine Folge der militärischen Eskalation zwischen Preußen und Österreich, die um die Führung in der deutschen Mitte Europas rangen. Der Sieg Preußens und seiner Verbündeten im Deutschen Krieg (1866) schuf die Voraussetzungen für die Gründung zunächst des Norddeutschen Bundes (1867), dann 1871 des Deutschen Reiches und damit die Entstehung einer neuen europäischen Großmacht. Dadurch verlor das Königreich Bayern seine Souveränität nn Die Neukonstituierung der Habsburgermonarchie erfolgte als österreichisch-ungarische Doppelmonarchie im Gefolge des Ausgleichs von 1867. Dadurch wurden zwar die Konflikte mit Ungarn beigelegt, die grundlegenden Nationalitätenprobleme des Vielvölkerstaates aber nicht gelöst, weil sich insbesondere die slawischen Völker als Verlierer des Ausgleichs sahen. Die Entstehung eines italienischen Nationalstaats – einen den ganzen „Stiefel“ und die Insel Sizilien umfassend – vollzog sich in drei Etappen: 1859–1861, 1866/67, 1870. Dadurch verlor neben zahlreichen italienischen weltlichen Fürsten auch das Papsttum seine seit dem frühen Mittelalter ausgeübte weltliche Herrschaft („Patrimonium Petri“, Kirchenstaat). Papst Pius IX. (1846–1878) reagierte auf diese Entwicklung mit schroffer Abgrenzung zu allem, was er als modern ansah (Syllabus Errorum, 8.12.1864). Gleichzeitig wandelte sich aber unter ihm die Katholische Kirche zu einer Volkskirche, die begann, die Teilhabechancen, die der moderne Staat bot, konsequent zu nutzen für die Durchsetzung katholischer Interessen. nn Kulturkampf in Deutschland Die Emanzipation des so genannten politischen Katholizismus löste in vielen Teilen Europas Gegenbewegungen aus. In Deutschland ergriff die liberale Regierung des Großherzogtums Baden um 1860 erstmals (Kultur-)Kampfmaßnahmen gegen die Katholische Kirche. Auch in Bayern formierte sich seit den 1860er Jahren eine weltanschaulich liberale und kirchendistanzierte Bewegung, die insbesondere die Abschaffung der kirchlichen Schulaufsicht anstrebte. Die Gründung von BLLV und ULLV als dezidiert nicht konfessionell gebundene Lehrerverbände müssen in diesem Kontext gesehen werden. nn Liberalismus und Sozialdemokratie Neben dem Politischen Katholizismus sammelten sich in Deutschland auch der Liberalismus und die Sozialdemokratie: 1861 wurde in Preußen die Deutsche Fortschrittspartei, Vor- 4 Zeitgeschichte läufer der heutigen FDP, gegründet, 1863 in Leipzig der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein (ADAV), Vorläufer der heutigen SPD, unter dem Vorsitz von Ferdinand Lassalle (1825–1864), welcher allerdings bereits ein Jahr später bei einem Duell getötet wurde. 1867 erschien der erste Band des „Kapital“ von Karl Marx. nn Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft Auch wissenschaftlich, kulturell und wirtschaftlich vollzogen sich in den 1860er Jahren wichtige Entwicklungen: Alfred Nobel (1833–1896) stellte erstmals in Deutschland Dynamit her, der mährische Augustinermönch Gregor Mendel (1822–1884) entdeckte die nach ihm benannten Regeln der Vererbung und wurde auf diese Weise zum Vater der modernen Genetik. 1869 wurde der Suez-Kanal eröffnet, der den Seeweg in den Indischen Ozean verkürzte. Lew Nikolajewitsch Tolstoi (1828–1910) veröffentlichte 1868/69 seinen monumentalen Roman „Krieg und Frieden“, Lewis Carroll (1832–1898) 1865 das Kinderbuch „Alice im Wunderland“. Richard Wagner (1813–1883) schaffte in den 1860er Jahren dank der Förderung durch König Ludwig II. von Bayern endgültig den Durchbruch als Komponist: 1865 wurde in München seine Oper „Tristan und Isolde“ uraufgeführt, 1868 die „Meistersinger von Nürnberg“ und 1869 „Rheingold“, das Vorspiel zu seiner Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“. Würzburg in den 1860er Jahren Würzburg war die viertgrößte Stadt im rechtsrheinischen Bayern, sie war Sitz der Regierung des Kreises (Regierungsbezirks) Unterfranken und Aschaffenburg, eines katholischen Bischofs, einer großen Garnison sowie, nicht zu vergessen, einer der drei bayerischen Landes universitäten. 1854 war Würzburg an das expandierende bayerische Eisenbahnnetz angeschlossen worden. Doch überdeckte die damit verbundene relative Zentralität innerhalb des neubayerischen Staates, dass Würzburg seit dem zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts im Vergleich mit anderen Städten dennoch zurückgefallen war. Gemessen an der Einwohnerzahl überholten im Laufe des 19. Jahrhunderts 33 Städte Würzburg. 1918 hatte Würzburg 94.671 Einwohner. Die Stadt profitierte von der Dynamik der industriellen Revolution damit nur unterdurchschnittlich. Für diese bis in die Gegenwart nachwirkende Entwicklung gibt es geographische sowie landes- und kommunalpolitische Gründe: Ungünstig wirkte sich für Würzburg zunächst einmal seine Kessellage aus sowie die Tatsache, dass auf den die Stadt umgebenden Anhöhen Weinbau betrieben wurde und damit für eine industrielle Umnutzung kein Raum war. Würzburg und sein Umland verfügten ferner über keine Rohstoffe, die geeignet gewesen wären, die Stadt zum Industriestandort zu machen und zudem setzte die Landwirtschaft nicht genügend Arbeitskräfte frei, die Industriebetriebe hätten anziehen können. Würzburg hatte sich im 19. Jahrhundert im Vergleich zur fürstbischöflichen Zeit nicht wesentlich weiterentwickelt, die Stadt blieb wirtschaftlich gesehen vor allem eine Handels- und Ackerbürgerstadt, ein regionaler Umschlagplatz für Wein, Getreide, Holz, Tuche, Salz, Bier und Tabak sowie handwerkliche Produkte. Sie blieb ein politisches und geistiggeistliches Zentrum in Unterfranken. Hinzu kam erschwerend die Tatsache, dass Würzburg bis 1856 eine Landes festung war, was der Expansion der Stadt über ihr mittelalterliches und frühneuzeitliches Gebiet hinaus enge Grenzen setzte; linksmainisch wurde die Festungseigenschaft erst 1867 aufgehoben. Zudem betrieb das Königreich Bayern bis ins letzte Drittel des 19. Jahrhunderts hinein eine Politik der „geminderten Industrie“, d.h. es blieb im Ergebnis ein Agrarstaat und es bildeten sich nur punktuell industrielle Zentren heraus. Erst der Modernisierungsschub in Bayern als Folge der am preußischen Vorbild orientierten Reformen auf dem Felde der Wirtschafts- und Sozialpolitik zwischen 1867 und 1871 und die Entfestigung seit 1869 schufen die Voraussetzungen dafür, dass in Würzburg echte Urbanisierung stattfinden konnte durch verstärkte Bautätigkeit und die vermehrte Ansiedlung von Handel und Gewerbe. 9 Zeitgeschichte Insgesamt können wir in Würzburg den auch in vergleichbaren Städten nachweisbaren Fall einer Urbanisierung ohne Industrialisierung beobachten. Diese Entwicklung stand durchaus nicht quer zu den Interessen der bürgerlichen Eliten. Vielmehr herrschte eine kommunalpolitische Mentalität vor, die von den Interessen des kleinen Mittelstands bestimmt war, was ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber wirtschaftsbürgerlicher Dynamik und dem damit verbundenen Bevölkerungszuwachs implizierte. Insgesamt hatte Würzburg „das Profil einer behäbigen Bürger- und Beamten stadt mit schmalem proletarischem Unterbau, die wenig Hang zu expansiver Dynamik besaß und kaum soziale Konflikte kannte“ (Harm-Hinrich Brandt). Politischer Katholizismus Konfessionell gab es seit dem frühen 19. Jahrhundert einige Verschiebungen: War 1814/15 noch gut 97 % der Stadtbevölkerung katholisch gewesen, so sank dieser Anteil bis 1880 auf 78 %, während der Anteil der Protestanten von 2 % auf 17,5 % und der der Juden von 0,7 %auf 4,4 % stieg. Politisch war Würzburg im späten 19. Jahrhundert mehrheitlich „ultramontan“ eingestellt, wie der zeitgenössische, pejorativ gemeine Kampfbegriff lautete, d.h. die Bayerische Patriotenpartei (seit 1887 Bayerische Zentrumspartei), in der sich der Politische Katholizismus parteipolitisch organisierte, war seit der Reichsgründung in der Regel die stärkste politische Kraft in Würzburg. Dass dennoch die Liberalen eine wichtige Rolle spielten, lag auch am Wesen der damaligen bayerischen Kommunalverfassung, welche die wohlhabende bürgerliche Oberschicht begünstigte, weil das Wahlrecht an das nur schwer bzw. kostspielig zu erwerbende städtische Bürgerrecht geknüpft war. Bayern um 1864 König von Bayern war seit 1848 bis zu seinem Tode am 10. März 1864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), Nachfolger 10 wurde sein Sohn Ludwig II. (1845–1886). Vorsitzender des bayerischen Ministerrats war seit 1859 bis zum 4. Oktober 1864 Karl Freiherr von Schrenck von Notzing (1806–1884), ab dem 4. Dezember 1864 dann bis 1866 Ludwig von der Pfordten (1811–1880). Regierungspräsident von Unterfranken war Friedrich Freiherr von Zu Rhein (1802–1870, im Amt 1849–1868), Erster rechtskundiger Bürgermeister war Jakob Hopfenstätter (1827–1865, im Amt 1862–1865). Bischof von Würzburg war seit 1840 Georg Anton von Stahl (1805–1870). Thronwechsel in Bayern Nach dem jähen Tode seines Vaters Maximilian II. Joseph (1811–1848, reg. 1848–1864) bestieg am 10. März 1864 der erst 18-jährige Kronprinz Ludwig (1845–1886) als Ludwig II. den bayerischen Thron. Bereits tags darauf legte der junge Herrscher seinen Amtseid ab, eine Krönung fand nicht statt. Ludwig II. war eine schwärmerisch veranlagte Persönlichkeit, der sich vor allem für Musik, Malerei und Architektur interessierte. In besonderer Weise förderte er den von ihm sehr verehrten Komponisten Richard Wagner. Die 1876 erstmals stattfindenden Bayreuther Festspiele hätten ohne Ludwig II. in dieser Form nie entstehen können. Anders, als dies der Mythos vom Märchenkönig glauben machen will, war Ludwig II. allerdings kein unpolitischer Monarch. Wie sein Vater Maximilian II. hielt er an dem Grundsatz fest, dass die Regierung ausschließlich vom Vertrauen des Monarchen abhängig war. Parlamentarisierungsbestrebungen stand er deshalb ablehnend gegenüber. Ministerialbürokratie entsteht Zu den Besonderheiten seiner Politik gehörte es, dass Ludwig II. trotz der starken Stellung des Zentrums im Landtag und seiner persönlichen Neigung für eine romantisch grundierte katholisch-konservative Religiosität durchweg liberale Regierungen berief. Dieser scheinbar paradoxe Befund erklärt sich aus der seit den 1850er Jahren gestiegenen Bedeutung des Ministeriums bzw. der Leitenden Minister, die ihre starke Stellung zum Machterhalt nutzten und Ludwig II. einerseits seine Grenzen immer wieder aufzeigten, andererseits ihm vermittelten, dass die Bildung einer von der parlamentarischen Mehrheit getragenen Regierung geeignet war, die Stellung der Krone dauerhaft zu schwächen. Hier traf sich die auf Machterhalt zielende Intention der Ministerien mit dem selbstherrscherlichen Selbstverständnis Ludwigs II. Ihm fehlte wohl auch letztlich die politische Erfahrung und Härte für politische Experimente bei der Regierungsbildung. Im Ergebnis entwickelte sich unter Ludwig II. die konstitutionelle Monarchie in Bayern hin zu einer Herrschaft der Ministerialbürokratie. Angesichts der Tatsache, dass Ludwig II. immer mehr erkennen musste, dass seiner persönlichen Herrschaft deutliche Grenzen gesetzt waren, entzog er sich der aktiven Politik immer mehr und verweigerte sich insbesondere den Repräsentationspflichten. Seine Schlossbauten kann man insofern auch als Denkmäler der Monarchie bzw. eines letztlich absolutistisch gedachten Herrschaftsverständnisses deuten. Der Rückzug Ludwigs II. aus der aktiven Politik wurde auch dadurch erleichtert, dass Bayern seit der Reichsgründung kein souveräner Staat mehr war. Bismarcks Reichsgründungspolitik hatte Ludwig II. trotz persönlicher Wertschätzung für den preußischen Ministerpräsidenten ablehnend gegenüber gestanden, weil er die damit verbundenen Souveränitätseinbußen als Einschränkung seiner herrscherlichen Gewalt ansah. Für die monarchische Idee in Bayern war der Rückzug Ludwigs II. aus der Öffentlichkeit langfristig gesehen problematisch, weil der damit verbundene Verzicht auf die Entfaltung des symbolischen Kapitals der Monarchie geeignet war, das Königtum an sich in Frage zu stellen. Zeitgeschichte Gründungsaufruf Auszug aus der Bayerischen Schulzeitung, dem Vorläufer der BLLV-Zeitschrift „Bayerische Schule“, Archiv des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, München 11 Vom unterfränkischen Kreis-Lehrerverein 1864 zum ULLV 2014 Grundlagen und Entwicklungen einer Erfolgsgeschichte von Fritz Schäffer, Ehrenvorsitzender des ULLV, und Gerhard Bleß, Vorsitzender des ULLV Die Vereinsgründung Nach der Niederwerfung der 1848er Revolution herrschten Reaktion und Restauration. Alle Lehrervereine wurden verboten. Die ersten fränkischen Lehrervereine waren in Nürnberg gegründet worden, 1821 der Erste Nürnberger Lehrerverein mit 345 Mitgliedern, davon etwa 50 aus Unterfranken. 1833 wurde er nach den Unruhen des Vormärz verboten. 1842 der nächste Anlauf: Der Zweite Nürnberger Lehrerverein mit 37 Zweigvereinen, davon fünf unterfränkischen, entstand. 1848 bestanden bereits 10 unterfränkische Bezirkslehrervereine. bereits tätigen 38 Einzelvereine. Am 29. September 1864 wurde im Hutten’schen Garten in Würzburg der „Unterfränkischaschaffenburgische Lehrerverein“ aus der Taufe gehoben. Gründungsvorsitzender wurde der Versbacher Lehrer Georg Rupert Benz (1800 bis 1879). Noch am Gründungstag wurde eine Vereinssatzung beschlossen. Der Unterfränkische Lehrerverein hatte Ende 1864 bereits 884 Mitglieder, das waren immerhin 64 Prozent der unterfränkischen Lehrerschaft. Geboren aus Not, Elend und Unterdrückung der Lehrer, trat der junge Verein als Sprachrohr der Lehrerschaft in die politische Arena. 1849 und 1850 wurden alle Lehrervereine aufgelöst. Trotz der Verbote ließen sich die führenden Köpfe der unterfränkischen Lehrer nicht einschüchtern. Bald schon gründeten sie Lehrerunterstützungsvereine, Witwen- und Waisenkassen, um die trostlose soziale Lage der Lehrer, insbesondere der Pensionisten, der Witwen und Waisen zu lindern, auch um getarnt schul- und gesellschaftspolitisch arbeiten zu können. Das geistig-politische Selbstverständnis des ULV Die konstitutiven Merkmale des ULV waren 1864 und sind heute: Der Verein sollte politisch neutral und konfessionell nicht gebunden sein. Er sollte allen Lehrern, gleichgültig welcher politischen Überzeugung sie anhingen oder welcher Religion sie waren, berufliche Heimat bieten. Dieses Prinzip hat sich 150 Jahre bewährt. Es ist die eigentliche Stärke des Verbandes, erlaubt es doch faktisch jedem Lehrer, Mitglied zu werden. Gleichzeitig verlangt dieses Prinzip das Benz war ein bekannter Lehrerführer und gehörte zu den Unterzeichnern der Kitzinger Gesuche an die Nationalversammlung. Dass die gegen ihn ausgesprochene Strafversetzung nicht ausgeführt wurde, hatte er einflussreichen Fürsprechern zu verdanken, die seine ausgezeichnete schulische Arbeit und seine Rolle im Würzburger Musikleben für ihn ins Feld führten. Bei seiner Wahl war der 65jährige bereits krank und so musste er den Vorsitz des jungen Vereins bereits nach fünf Monaten abgeben. Sein Nachfolger wurde der Schneeberger Lehrer Georg Bock. Er führte den ULV von 1865 bis 1871. Die große Verehrung und Wertschätzung, deren sich Rupert Benz Bald nach der Gründung des Landesvereins (1861) drängten die unterfränkischen Lehrer auf die Gründung eines Kreisvereins als Zusammenschluss der 12 in der unterfränkischen Lehrerschaft erfreute, kommt in einer Georg Rupert Benz (1800–1879) geradezu rührenden Geste zum Ausdruck: Im Jahre 1869 verlieh ihm die Delegiertenversammlung des ULV in Würzburg den Ehrentitel „Vater Benz“. Anfänge des ULLV Festakt zum 100jährigen Bestehen des Unterfränkischen Lehrervereins im Dezember 1964 in der Aula der Alten Universität in Würzburg. In der ersten Reihe ganz links der Pädagoge Professor Albert Reble und BLLV-Landesvorsitzender Hugo Zirngibl. permanente Bemühen um den vernünftigen Kompromiss. Der ULV hat sich in seiner Geschichte nie als reiner Interessenverband gesehen. Er hat sich stets drei große Aufgabenbereiche gestellt: Kampf um wirtschaftliche Sicherheit und geistige Freiheit für seine Mitglieder; Kampf um eine gute, leistungsfähige, freiheitliche Schule; Erweiterung und Vertiefung der Fachkompetenz des Lehrers durch Verbesserung von Aus- und Fortbildung. Für wirtschaftliche Unabhängig keit und geistige Freiheit schiedlichkeit waren, hat nach der Gründung des Vereins bis 1920 zu häufigen und schwierigen Auseinandersetzungen über die Besoldungspolitik des ULV und des BLV geführt. Die Stadtlehrer hatten ein festes Bareinkommen, das häufig zwei- bis dreimal höher lag als das ihrer Kollegen aus den Dörfern. Diese mussten zudem aus einem Wust von Bar- und Naturaleinnahmen mühsam ihr Gehalt zusammentreiben. Dazu kam, dass der Landlehrer seine Bezüge und Naturalien von vielen „Arbeitgebern“ bekam. Diese waren häufig recht säumig und Die Geschichte des Volksschullehrerstandes ist die kummervolle Geschichte der mühseligen Emanzipation eines kleingehaltenen, getretenen und verachteten Standes. Volksschullehrer war bis in unser Jahrhundert hinein geradezu ein Synonym für materielle Armut und geistige Subalternität. So kann es nicht verwundern, wenn die erste und stärkste Triebfeder für den solidarischen Zusammenschluss der Lehrer vor 150 Jahren die haarsträubenden materiellen Lebensverhältnisse und die entwürdigenden Arbeitsbedingungen waren. der Lehrer musste seinem Lohn oft in beschämender Weise hinterherlaufen. Es soll auch vorgekommen sein, dass die Naturalien falsch abgewogen waren. Im Kampf um eine gerechte Lehrerbesoldung hat ein Würzburger Lehrer eine für Bayern und ganz Deutschland entscheidende Rolle gespielt: Jakob Beyhl (1862–1927). Gelöst wurde der Konflikt schließlich durch das Volksschullehrergesetz vom 14.08.1919. Es bestimmte: „Die Volksschullehrer sind Beamte des Staates“. Bayerischer Ministerpräsident Beyhl kam 1891 nach Würzburg und war ein vielseitig interessierter, hochgebildeter Lehrer, Schriftsteller, Politiker und Kämpfer für Lehrerrechte. Beyhls Hauptangriffspunkte waren erstens die fachfremde (kirchliche) Schulaufsicht und zweitens die unwürdige finanzielle Lage der Volksschullehrer. Als Schriftleiter der „Freien Bayerischen Schulzeitung“ rief er die Lehrerschaft zum Kampf für eine gerechte Volksschullehrerbesoldung auf. „Das Amt muss den Mann ernähren“ lautete Beyhls Postulat. In der berühmten Hackerbräu-Versammlung 1908 rechnete er in einer äußerst scharfen Rede mit der Bayerischen Staatsregierung ab. .„Man schätze uns nicht zu gering ein, wir sind auch eine Macht, (...)., bayerisches Volk, bayerischer Staat, hier stehen deine Volksschullehrer, stolz und aufrecht, und fordern von dir Gerechtigkeit“. Dies brachte ihm Abmahnung, Androhung der Strafversetzung Die Tatsache, dass die Lehrergehälter in Stadt und Land von grotesker Unter- Jakob Beyhl (1862–1927) und schließlich die Versetzung in den Ruhestand ein. Zum Gedenken an Beyhl stiftete der ULLV eine Büste. 13 Anfänge des ULLV Marshall wurde als Lehrersohn in Bieberehren/Tauber geboren. Ab 1847 war er Schulverweser in Aub. Hier gründete und leitete er einen Gesangverein, der wegen seiner liberal-demokratischen Tendenzen unter polizeilicher Beobachtung stand. Ebenfalls in Aub versammelte er Lehrer aus dem Ochsenfurter Gau, aus dem benachbarten Mittelfranken und aus dem angrenzenden Württemberg. Nach privater Vorbereitung bestand er das Realienlehrerexamen und wurde 1861 an der Gewerbeschule Freising angestellt. 1870 wurde er vom Münchener Stadtrat zum ersten welt- Georg Nikolaus Marschall (1826–1909) lichen Schulrat in München gewählt. Marschall verfasste elementare programmatische Ausarbeitungen zur Politik des BLV. Er war einer der Gründungsväter des BLV. war der Pfälzer Lehrer und BLV-Mitglied Johannes Hoffmann. Das erste große Ziel des Lehrervereins war nach 60 Jahren zähen Ringens erreicht. Der Lehrer war Staatsbeamter und damit nicht mehr abhängig von lokalen politischen und kirchlichen Instanzen. Die Beamteneigenschaft bedeutete die einheitliche Besoldung der Lehrer durch den Staat. Die festgelegte Besoldungsklasse war – besonders für die Stadtlehrer – sehr enttäuschend. Die Lehrer kamen in die Besoldungsgruppen 17 und 18 zu den Regierungsassistenten und Bezirkssekretären. In den vielen Jahren, die seither verstrichen sind, hat Gustav Adolf Kesselring (1820–1888) Kesselring hatte als erster die Bedeutung der Lehrerfortbildung erkannt. Der Bauernsohn aus Hohenfeld war 25 Jahre Lehrer in Winterhausen. Er übernahm im Jahre 1871 den Vorsitz des ULV für 15 Jahre. 1888 starb er – 68jährig und noch im Amt – in Marktsteft. Bleibende Verdienste erwarb er sich durch die Organisation der Lehrerfortbildung. Die Kreisregierung übertrug dem ULV offiziell diese Aufgabe. Jährlich veranstaltete dieser sechs jede Generation im Verband weitergekämpft für eine gerechte Besoldung. Nur mühsam und sehr langsam erfolgten die Gehaltsverbesserungen. 1927 die Angleichung an den Inspektor (nach der heutigen Besoldungsgruppe A 9), 1951 der Inspektor mit Zulage, 1959 der Oberinspektor A 10, 1965 der Amtmann A 11 und 1970 der Oberamtmann A 12. 2009 folgte nach langen Auseinandersetzungen das Beförderungsamt nach A12 Z und ab 2013 nach A 13. Die ersten Studienräte an Grund- und Mittelschulen sind in Amt und Würden. Die geistige Emanzipation des Lehrerstandes Neben der materiellen Abhängigkeit galt der Kampf unserer Lehrervorfahren der geistigen Unmündigkeit, in der ihr Stand gehalten wurde. Die Gründerväter von BLV 1861 und ULV 1864 sahen zwei Wege zur geistigen Emanzipation: Eine Lehrerausbildung und Lehrerfortbildung, die dem Lehrer die geistige Weite vermitteln, die er für seine pädagogische Arbeit braucht, und eine Schulaufsicht, ausgeübt von Fachleuten, die zur Beratung und Innovation befähigt sind. zeigers“ ab 1873 schuf er ein Medium, das über viele Jahrzehnte hinweg ein Organ der Lehrerfortbildung und eine wichtige Fundgrube für die unterfränkische Schulgeschichte darstellte. 14 Für den ULV zählte seit der Gründung zu den wichtigsten Programmpunkten: Eine selbstbewusste, freie Lehrerschaft, durch Berufsausbildung und Berufserfahrung fachkompetent, kann es nicht hinnehmen, durch fachfremde Personen beaufsichtigt, kontrolliert und qualifiziert zu werden. Schon gleich nach der Gründung des BLV wandte sich Georg Nikolaus Marschall in einer glänzend geschriebenen Denkschrift gegen die geistliche Schulaufsicht. Die Forderung richtete sich gegen die Lokal- und Distriktinspektion als Einrichtung. Sie wandte sich aber nicht gegen die Geistlichen als Mitglieder der Ortsschulpflege und nicht gegen sie als Religionslehrer. Eine scharfe Note in die Auseinandersetzung brachte der Würzburger Lehrer und spätere Landtagsabgeordnete Jakob Beyhl, als er 1902 die geistliche Schulaufsicht eine „unsittliche Einrichtung“ nannte. Mit diesem aufreizenden Urteil zog er sich nicht nur den Hass der regierenden Zentrumspartei zu, sondern auch Andreas Hofmann (1865–1929) Hofmann wurde 1865 in Maibach geboren. Der Bauernsohn und Einserabsolvent des Lehrerseminars, war 10 Jahre Vorsitzender des Kreisverbandes Wiesentheid, bevor er Pflichtkonferenzen von jeweils vierstündiger Dauer. Durch die Herausgabe des „Schulan- Schulaufsicht“ war Ursache zahlloser bitterer Auseinandersetzungen. Sie vergiftete häufig das Verhältnis von Lehrern und Geistlichen in den Gemeinden. In jedem Dorf und in jeder Stadt war der örtliche Pfarrer als Lokalschulinspektor Dienstaufsichtsperson des Lehrers. Für die Schulaufsicht auf Bezirksebene war ebenfalls ein Geistlicher als Distriktschulinspektor tätig. Es ist verständlich, dass diese Regelung bei dem engen dörflichen Miteinander von Pfarrer und Lehrer häufig zu Spannungen führte. Seit der Entstehung der sogenannten „teutschen Schulen“ in der Zeit der Aufklärung, durch die Jahrhunderte hindurch bis zum 31.12.1918, stand die Volksschule unter der Aufsicht und Kontrolle der Kirche. Die „geistliche 1919 zum ULV-Vorsitzenden ernannt wurde. Es war in erster Linie sein Verdienst, dass das einmalige Experiment der kollegialen Schulaufsicht in Unterfranken im wesentlichen gelang. 1929 starb Hofmann in Oberndorf bei Schweinfurt. Anfänge des ULLV Johannes Guthmann (1892–1976) Ein Vorkämpfer für die akademische Lehrerbildung und selbst ein bekannter Lehrerbildner war das Ehrenmitglied des ULLV, Prof. Dr. Johannes Guthmann (1892–1976). Nach seiner Ausbildung in Schwabach war er als Lehrer an vielen unterfränkischen Schulen tätig, unter anderem in Aubstadt, Hasloch, Burgsinn, Bonnland und Kitzingen. Nach Zusatzstudium und Promotion wechselte er in die Lehrerbildung, wo er an der Hochschule für Lehrerbildung in Würzburg, später an der dortigen Lehrerbildungsanstalt und zuletzt an der Universität Erlangen lehrte. Im BLLV war er vom ABJ-Obmann über die Funktion des Referenten für Berufswissenschaft im ULLV bis zum Leiter der Berufswissenschaftlichen Hauptstelle des BLLV von 1955 bis 1967 tätig. Seine beiden Werke über die Geschichte des BLLV und die Geschichte des ULLV sind Standardwerke in der Geschichte von Schule und Lehrer. eine Reihe von zermürbenden Prozessen, die aber sein unerbittliches Wirken um die Anerkennung des Volksschullehrerstandes nicht erschüttern konnten. Im Jahre 1869 war eine erste Bresche in die fachfremde Schulaufsicht geschlagen worden. Städten über 5.000 Einwohnern wurde es gestattet, Stadtschulräte aus dem Lehrerstand einzusetzen. Mit großer Genugtuung konnte der ULV registrieren, dass fünf der ersten 10 Stadtschulräte in Bayern Mitglieder des BLV waren. Es sollte aber noch fast 50 Jahre dauern, bis in ganz Bayern die Fachaufsicht durch Gesetz eingeführt wurde. Eine interessante Zwischenstation bis zur Installierung der heutigen Form der Schulaufsicht ist noch anzuführen. In der Verordnung über die Lehrerräte vom 5.5.1919 heißt es unter Ziff. 10 „In jedem Regierungsbezirk wählt die gesamte Lehrerschaft einen aus neun Mitgliedern bestehenden Lehrerrat“ und unter Ziff. 11 „Der Kreislehrerrat ist die Vertretung der Lehrerschaft bei der Regierung als Schulaufsichts- und Schulorganisations- Der ULV in den 1960ern: Vorsitzender August Deufert mit seiner Stellvertreterin Berta Händel und Heribert von Kannen, damals stellvertretender BLV-Präsident. Foto: Röder stelle. Er ist in allen wichtigen Fragen, insbesondere auch über die Ernennung von Bezirksschulinspektoren und Kreisschulinspektoren gutachtlich einzuvernehmen“. Bei der Wahl vom 5. Juli 1919 entfielen in Unterfranken sieben Sitze auf die Vertreter des ULV, zwei auf die Vertreter des Katholischen Lehrerinnenvereins. Die Bezirkslehrerräte schlugen je drei Bewerber für die Schulratsposten vor. Die Regierung ernannte alle von der Lehrerschaft vorgeschlagenen Bewerber. Diese Form der kollegialen Schulaufsicht wurde nicht lange durchgehalten. Am 14.3.1920 trat die Regierung Hofmann zurück. Die nachfolgende konservative Regierung hob mit dem Schulaufsichtsgesetz vom 1.8.1922 die Mitwirkung der Lehrerschaft wieder auf. Ebenfalls aufgehoben wurde die nebenamtliche Stellung des Schulrats, der bis dahin eigenverantwortlich eine Klasse führen musste. So markiert dieses Gesetz von 1922 den Beginn des hauptamtlichen Schulrats. Die große allgemeinpolitische Bedeutung der Frage der Schulaufsicht zeigt sich auch darin, dass nach dem II. Weltkrieg die Ausübung der Schulaufsicht Verfassungsrang erhielt. Im Artikel 7, Ziff. 1, steht: „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“. Die Bayerische Verfassung postuliert noch deutlicher: „Artikel 130 (1) Das gesamte Schul- und Bildungswesen steht unter Aufsicht des Staates; er kann daran die Gemeinden beteiligen. (2) Die Schul- Heywang legte nach 1945 die Fundamente für die Neugründung des ULV. Geboren 1885 im Elsaß besuchte er bis 1905 das Lehrerseminar in Straßburg. Er unterrichtete in seiner Heimat an einklassigen Schulen zweisprachige Klassen. Nach Ende des Ersten Weltkrieges musste er „aufgrund meiner deutschen Überzeugung“ fliehen. Über Oberndorf und Gochsheim kam er nach Marktbreit. Er war überzeugter Deutscher und ebenso überzeugter Nazi-Gegner. 1933 wurde er verhaftet und zwangspensioniert. Ernst Heywang (1885–1965) 1945 erfolgte die Reaktivierung – zunächst als Schulrat in Ochsenfurt, dann in Kitzingen. Er starb 1965 in Marktbreit. 15 Anfänge des ULLV aufsicht wird durch hauptamtlich tätige, fachmännisch vorgebildete Beamte ausgeübt.“ Damit ist verfassungsrechtlich festgelegt, wer Schulrat werden kann. Die Formen und Modalitäten der Schulaufsicht, die Ausübung in der Praxis, haben die Arbeit des ULV und des ULLV bis heute mitgeprägt. Es gab wohl kaum eine Delegiertenversammlung des Bezirks- oder Landesverbandes, bei der diese Frage nicht heftig diskutiert worden wäre. Sie wird wohl nie ganz ausdiskutiert werden können, weil das komplexe, vielschichtige Beziehungsgeflecht Lehrer–Schulrat sich in jeder Generation mit neuen Ausprägungen zeigt. Der schulpolitische Mitgestaltungsanspruch des ULV In der Satzung des ULLV heißt es über den Zweck des Verbandes unter anderem: „Förderung des gesamten Schulund Bildungswesens...“. Der ULV bzw. ULLV hat sich seit der Gründung des Verbandes als Initiator schulischen Fortschritts gesehen. Die Bedürfnisse von Schule und Kind standen in der Prioritätenliste des Verbandes stets an oberster Stelle. Die Bemühungen um die Verbesserung des Volksschulwesens richteten sich im Wesentlichen auf drei Bereiche: Schaffung besserer Unterrichtsverhältnisse durch Verkleinerung der Klassenstärken und Überwindung der einklassigen und wenig gegliederten Schulen, Verlängerung der Pflichtschulzeit, Mitgestaltung der Inhalte schulischer Arbeit. Zu Zeiten der Gründung des ULV 1864 gab es keine Verordnung über Klassenstärken. Der Lehrer hatte so viele Schüler zu unterrichten, wie vorhanden waren. Die erste Aussage über Klassenstärken ist eine königliche Verordnung von 1873, welche auf massiven Druck des BLV zurückzuführen war. Sie sagt, dass eine Klasse zu teilen sei, wenn über 5 Jahre hinweg mehr als 100 Kinder in ihr säßen. Wilhelm Theiß (1893–1975) Theiß war Sohn eines Spenglermeisters aus der Pfalz. Von 1912 bis 1925 unterrichtete er in Ludwigshafen. Dort engagierte er sich im Sozialwerk der Protestantischen Landeskirche. Er geriet immer wieder in Konflikt mit den Nationalsozialisten. 1934 wurde er nach Unterfranken strafversetzt. Nach Kriegsende baute er an der Seite von Heywang den ULV wieder auf. 16 Im Jahre 1873 gab es in Unterfranken 81.046 Schüler, 1.485 Lehrer und 1.471 Klassen. Das ergibt einen Klassendurchschnitt von 55 Schülern. Diese Zahl täuscht sehr, denn sie beinhaltet auch die Riesenzahl von Zwergschulen mit 10 bis 15 Schülern. Von den 1.176 Schulen Unterfrankens waren 793 einklassig (67 %), 215 zweiklassig (18 %), 40 dreiklassig (3 %),und 128 Schulen hatten mehr als drei Klassen (11 %). August Deufert (1901–1992) Deufert gehörte der sechsten Generation eines seit 1760 in Unterfranken nachgewiesenen Lehrergeschlechts an. Er engagierte sich Zeit seines Lebens im BLLV. In seiner Amtszeit als ULLV-Vorsitzender von 1958 bis 1964 verfolgte er mit viel Tatkraft die gesellschaftliche Hebung des Lehrerstandes. Besonderen Nachdruck legte er auch auf die berufswissenschaftliche Arbeit. Höhepunkt seines Wirkens war die Hundertjahrfeier 1964 in Würzburg. Nach dem II. Weltkrieg (1950) hatte Unterfranken 1.048 Schulen, davon waren 370 ungeteilte (35,5 %), 75 Schulen in Unterfranken hatten Jahrgangsklassen. Der Klassendurchschnitt betrug 46,26 Schüler je Klasse. Im Schuljahr 2013/14, gut zwei Generationen später: Unterfranken hat 380 Grund- und Mittelschulen mit 3.049 Klassen, 62.131 Schülern, davon 41.002 Grundschüler und 21.129 Mittelschüler, der Klassendurchschnitt beträgt 20,3. ULV und ULLV haben diese Entwicklung unablässig vorangetrieben. Niemand kann die Eingaben zählen, die Resolutionen und Anträge. Eine gezielte, permanente politische Einflussnahme war nötig und ganz besonders eine wirksame Pressearbeit, die darauf abzielte, die Eltern als Verbündete zu bekommen. Anfänge des ULLV Die Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden des ULV/ULLV seit 1864 Vorsitzender, Ort Zeit Ehrenvorsitzender am Georg Rupert Benz, Würzburg 29. September 1864–25. Februar 1865 2. September 1869 Georg Bock, Schneeberg/Miltenberg 25. Februar 1865–9. Juni 1871 Gustav Adolf Kesselring, Winterhausen/Ochsenfurt 9. August 1871–1. September 1886 Johann Adam Dittmann, Randersacker/Würzburg 1. September 1886–3. September 1888 Josef Hämmel, Bad Kissingen 22. September 1888–14. Dezember 1911 Paul Lang, Würzburg 20. Januar 1912–27. Dezember 1913 Josef Rettelbach, Aschaffenburg 27. Dezember 1913–21. November 1918 Andreas Hofmann, Schweinfurt-Oberndorf 15. Februar 1919–31. Dezember 1928 Adolf Vogel, Würzburg 1. Januar 1929–31. Juli 1929 August Troll, Partenstein/Lohr 1. August 1929–21. September 1930, geschäftsführend Otto Pfeuffer, Würzburg 21. September 1930–30. Juni 1934 Siegfried Othmar, Karlstadt 1. Juli 1934–31. Dezember 1937 Ernst Heywang, Marktbreit 18. Oktober 1946–30. Dezember 1952 Wilhelm Theiß, Würzburg 30. Dezember 1952–30. Dezember 1958 August Deufert, Würzburg 30. Dezember 1958–29. Dezember 1964 Fritz Schäffer, Kirchheim/Würzburg 29. Dezember 1964–7. April 1984 8. April 1984 Walter Roth, Aschaffenburg 7. April 1984–6. Mai 2000 6. Mai 2000 Gerhard Bleß, Gaukönigshofen/Würzburg seit 6. Mai 2000 1. September 1886 27. Dezember 1928 30. Dezember 1958 Quellen: Guthmann 1972, S. 74 f, Schäffer 1989, S. 131 f Zusammenstellung: Walter Roth 1973: ULLV-Vorsitzender Fritz Schäffer mit seinen Vorgängern Wilhelm Theiß und August Deufert (von links). 1989: ULLV-Vorsitzender Walter Roth mit seinen Vorgängern Fritz Schäffer und August Deufert (von links). 2009: ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß mit seinen Vorgängern Walter Roth (links) und Fritz Schäffer (rechts). 2014: Der aktuelle ULLV-Vorstand: Vorsitzender Gerhard Bleß (rechts) mit den Stellvertretern Ingrid Otto und Helmut Schmid. 17 „Pädagogik“ mit dem Rohrstock dargestellt von Albert Anker (1831–1910): „Die Dorfschule“von 1848, 1895/96, Öl auf Leinwand Zur Geschichte der Volksschule in Unterfranken von Dr. Verena Stürmer, Universität Würzburg, Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und -didaktik Schule und Unterricht im Wandel Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in der bayerischen Schulgeschichte Neuerungen in rechtlicher, organisatorischer, inhaltlicher und methodischer Hinsicht, die deutlich aufklärerische Züge zeigten und die Schule nachhaltig veränderten. Zentrale Merkmale waren die Verstaatlichung des vorher fast vollständig in kirchlicher Hand gelegenen Schulwesens, die Einführung der Schulpflicht1 (Verordnung vom 23.12.1802)2 sowie die Erweiterung des bislang auf basale Kulturtechniken und religiöse Inhalte beschränkten Fächerkanons. Bildungspolitik wurde als staatliche Aufgabe aufgefasst, was zu einer deutlichen Verbesserung der Bildungsmöglichkeiten der Bevölkerung führte. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde ein vergleichsweise dichtes und leistungsfähiges Netz an Schulen aufgebaut, Die Unterschiede zwischen einer Lehrtätigkeit in den Städten und auf dem Land waren groß; in reicheren Gemeinden konnten dem Lehrer (häufig, wie etwa im unterfränkischen Aub, mit kirchlicher Unterstützung) attraktive Arbeitsbedingungen geboten werden, auf dem Land hingegen mussten Volksschullehrer neben dem Schuldienst in großen Klassen zum Teil noch zahlreiche Nebentätigkeiten ausführen, etwa als Kantor, Organist, Hochzeitslader oder Leichenbitter. Es handelt sich im eigentlichen Sinne nicht um etwa für das Hochstift Würzburg durch Adam eine Schul-, sondern um eine Unterrichtspflicht, Friedrich von Seinsheim im Jahre 1774. Die Ver- da weiterhin Privatunterricht zugelassen war. ordnung von 1802 ist aber die erste bayernweit 1 2 Es gab regional durchaus vorher bereits eine Schul- bzw. Unterrichtspflicht; in Unterfranken 18 das den Unterricht in Klöstern oder Privatwohnungen der Lehrer zunehmend ersetzte. Grundsätzlich wurde an der Konfessionalität der Volksschule festgehalten, gerade im konfessionell gemischten Unterfranken gab es aber durchaus geduldete „Gastschulverhältnisse“, etwa in Schweinfurt. gültige staatliche Festsetzung der Unterrichtspflicht, die auch durchgesetzt wurde. Die Weimarer Grundschule Mit der Weimarer Verfassung wurden 1919 erstmals reichseinheitliche Regelungen geschaffen, die die Stellung der Volksschule betrafen. Eine für alle Kinder gemeinsame Grundschule wurde zur Pflichtschule gemacht, die sog. „Vorklassen“, in die privilegierte Eltern ihre Kinder zur Vorbereitung auf das Gymnasium und wohl auch zur sozialen Separierung geschickt hatten, wurden verboten. In Bayern wurde 1919 die bis dahin noch bestehende kirchliche Schulaufsicht zunächst abgeschafft und die Stellung der Volksschullehrer verbessert. Der konservative Kultusminister Dr. Matt, der einer autonomen Schulleitung nicht traute und der Volksschullehrerschaft „Unfähigkeit und Mangel an gutem Willen“ bescheinigte (Buchinger 1997, 44), schaffte die neu erworbene Autonomie jedoch bereits nach kurzer Zeit wieder ab. Insbesondere nach dem 1. Weltkrieg stellte die wirtschaftlich angespannte Lage ein Problem im Schulsystem Unterfrankens dar, da im Volksschule Der ULLV im Einsatz für die Grundschule Grundschulalltag heute, aufgenommen 2006 an der Grundschule Wasserlosen, Landkreis Schweinfurt. Fotos: Merkl Zuge von Einsparungen allein 1924 insgesamt 199 Lehrerstellen gestrichen wurden, davon 49 in Würzburg. Das Schulwesen im NS-Staat Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte, wenngleich mit zeitlicher Verzögerung, zu einer Vereinheitlichung des Schulwesens im damaligen „Deutschen Reich“. 1939 wurde ein allgemeinverbindlicher Lehrplan für die Volksschule erlassen, der nationalsozialistische Inhalte wie etwa Vererbungslehre oder Rassenkunde bereits in der Grundschule verankerte. Gefordert wurden u. a. die Begeisterung der Kinder für heldische Gedanken, Volk und Führer sowie eine durchweg nationalsozialistische Erziehung. Auf Schule, Lehrer und Schüler wurde ein massiver ideologischer Einfluss ausgeübt und gegen die jüdische Minderheit wurde auch in den Schulen massiv und in menschenverachtender Weise vorgegangen (Entlassung jüdischer Lehrer, Beschränkung jüdischer Schüler bei der Zulassung zu Schulen und Hochschulen, 1938 Ausschluss jüdischer Kinder von deutschen Schulen, 1942 Schließung aller jüdischer Schulen). Die Nachkriegszeit Nach dem Krieg stand zunächst die Wiederherstellung eines geregelten Schul- Erster Schultag in der Volksschule Gaukönigshofen im September 1961. betriebs im Vordergrund. In Anbetracht der großen Zerstörungen (in Würzburg waren 85 % der Schulgebäude zerstört, in Kitzingen 40 %, in Schweinfurt 50 % vgl. Dettelbacher 1997b, 657) und des massiven Lehrermangels (ein Großteil der bisherigen Lehrer war aufgrund der Entnazifizierung aus dem Schuldienst zunächst entlassen worden), gestaltete sich dies zunächst sehr schwierig. Dennoch wurde am 3.10.1945 in den meisten Orten Unterfrankens der reguläre Unterricht wieder aufgenommen. Um dem Lehrermangel zu begegnen, wurden z.T. Ersatzlehrkräfte ohne pädagogische Vorbildung in überfüllten Klassen voll traumatisierter Schüler eingesetzt, häufig fand der Unterricht im Schichtbetrieb statt. Trotz der amerikanischen Bestrebungen um eine Umgestaltung der bayerischen Schulstruktur im Sinne einer differenzierten Einheitsschule, konnten sich solche Reformgedanken aufgrund der starken konservativen Tendenzen im Kultusministerium sowie des mangelnden Reforminteresses der Bevölkerung auch unter amerikanischem Druck nicht durchsetzen. Die aus der Weimarer Republik tradierten Schulstrukturen wie etwa die Gliederung des Schulwesens 19 Volksschule schulen zunehmend in Frage gestellt, zudem ließen sich immer weniger Lehrer für die Arbeit an solchen Schulen gewinnen. In Unterfranken, wo es bayernweit die meisten Zwergschulen gab, sollten insgesamt 39 Schulen zusammengelegt werden. Nach anfangs großen Bedenken in Politik, Kirche und Bevölkerung fanden die Verbandsschulen aufgrund der besseren Bildungsmöglichkeiten immer mehr Anhänger auch auf dem Land. Landschulreform und Entkonfessionalisierung Engagement für die Grundschule: ULLV-Kreisvorsitzende und Mitglieder des Bezirksvorstandes sammelten 2009 für eine Petion an den Bayerischen Landtag über 15000 Unterschriften. Titel der BLLV-Aktion: „Unsere Kleinen ganz groß“. nach der Grundschule oder auch die Konfessionalität des Volksschulwesens blieben daher erhalten bzw. wurden wiedereingeführt. Viele der von liberalen Bildungspoli tikern geforderten Veränderungen im bayerischen Bildungssystem kamen nicht etwa durch politische oder gar pädagogische Diskussionen, sondern eher durch gesellschaftliche Veränderungen zustande, die sich auf das Schulwesen auswirkten und zwangsläufig Reformen nötig machten. Unter dem Eindruck des Bildungsdrucks aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft wurden etwa die einklassigen Zwerg- Ein „Nebeneffekt“ dieser Landschulreform war die Entkonfessionalisierung, die gerade in konfessionell heterogenen Gegenden wie Unterfranken langfristig unumgänglich wurde, wenn Zwergschulen benachbarter Gemeinden mit unterschiedlicher Konfession zusammengelegt wurden. Von 1964/65 an wurden Verbandsschulen daher als christliche Gemeinschaftsschulen gegründet, 1968 die Konfessionalität der Volksschule endgültig abgeschafft. Der ULLV im Einsatz für die Grundschule Die Grundschule hat in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich durch zahlreiche, insbesondere pädagogisch-didaktisch ausgerichtete Veränderungen sehr an Profil gewonnen. Fast alle dieser Neuerungen bedeuteten dabei die Umsetzung langjähriger ULLV-Forderungen, die in zahllosen Gesprächen mit Politikern, Schulverwaltung und Presse immer wieder erhoben wurden. So forderte die ULLV-Delegiertenversammlung bereits 1997 in einem Leitantrag u. a. mehr Investitionen in den Primar bereich, eine flexible Eingangsstufe je nach dem individuellen Entwicklungsstand des einzelnen Kindes, jahrgangsübergreifendes Lernen, eine deutliche Verringerung der Klassenstärken, den Ausbau von Ganztags-Grundschulen, den Ausbau des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes, mehr Schulpsychologen und Sozialpädagogen und die Intensivierung der Zusammenarbeit Schule–Elternhaus und Schule–Kindergarten. Der ULLV hat die Umsetzung seiner Beschlüsse stets kritisch begleitet und z. B. die Bildung jahrgangsgemischter Klassen abgelehnt, wenn diese lediglich zur Einsparung von Lehrerstunden angeordnet wurden. Diesen Weg gilt es in den nächsten Jahren konsequent fortzusetzen. Insbesondere muss die Umsetzung der Vorhaben deutlich schneller erfolgen. Und 20 sie müssen personell wie finanziell sehr viel besser ausgestattet werden. Erfolgreich war der ULLV zudem hinsichtlich seiner permanenten Forderung nach einem Beförderungsamt für die Lehrkräfte aller Schularten – auch in Zeiten als viele im BLLV schon resigniert aufgeben wollten. Dass bei der Durchsetzung dieses Zieles im Jahr 2009 entgegen erhebliche Widerstände die Grundschullehrkräfte mit einbezogen wurden, ist nicht zuletzt der hartnäckigen Arbeit der ULLV-Abteilung Dienstrecht und Besoldung zu verdanken, deren Leiter Gerhard Bleß (1989–2000) und Wolfgang Wittmann (2000–2014) sich in diesem Punkt auf allen Ebenen konsequent einsetzten. Derzeit (Stand: 09/2013) gibt es in Unterfranken 267 Grundschulen, in denen 41.002 Schülerinnen und Schüler in 3049 Klassen (davon 224 jahrgangskombiniert) unterrichtet werden, was einer durchschnittlichen Schülerzahl von 20,71 entspricht. Aufgrund des erheblichen Schülerrückgangs in den letzten Jahren gibt es inzwischen bereits 18 Grundschulen (Vorjahr 6), die weniger als vier Klassen aufweisen. Wenn dieser Trend anhält, wird eine Diskussion über den Erhalt von Grundschulstandorten nicht ausbleiben. Gerhard Bleß Stimmen zu 150 Jahre ULLV Bildungsexpansion – und Bildungsgerechtigkeit? Die Debatte um die 1964 von Picht ausgerufene „deutsche Bildungskatastrophe“ wurde in Bayern mit einer spezifisch bayerischen Strategie angegangen. Die im Deutschen Bildungsrat entwickelten Ideen (etwa Gesamtschulen) wurden schnell wieder aufgegeben, stattdessen wurde auf Bildungswerbung und die leistungsorientierte Ausschöpfung von Begabungsreserven gesetzt, um im nationalen, aber auch internationalen Wettbewerb mithalten zu können. Wenn ich an 150 Jahre ULLV denke, dann denke ich an... Walter Hahn, Schulrat a.D.; stellv. Landrat a.D. Diese Strategien führten zu Wachstumsschüben im höheren Bildungswesen, so dass etwa das in den 1950er Jahren klassischerweise noch bildungsbenachteiligte „katholische Arbeitermädchen vom Lande“ tatsächlich bessere Bildungsmöglichkeiten erhielt (bereits die Aufhebung des Koedukationsverbotes in den 1950er Jahren brachte eine diesbezügliche Verbesserung für die Mädchen) und die Quote an mittleren und höheren Bildungsabschnitten ab den 1970er Jahren fast sprunghaft anstieg. ... den jahrelangen und letztendlich erfolgreichen Einsatz des Verbandes zur Schaffung eines Beförderungsamtes für Grund- und Mittelschullehrkräfte als Anerkennung ihres beruflichen Einsatzes und ihrer beruflichen Leistungen: Vom Dorfschulmeisterlein zum Studienrat! Erich Markert, Studienrat im Mittelschuldienst ... 150 Jahre Engagement für bildungspolitische Belange und an 150 Jahre Einsatz für funktionierende Schulen in Unterfranken. Eine gute schulische Ausbildung von Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für berufliche Karrieren. Auch für Karrieren im unterfränkischen Handwerk. Wir sagen Danke und herzlichen Glückwunsch zu diesem Jubiläum. Hugo Neugebauer, Präsident der Handwerkskammer für Unterfranken Dennoch stellt eine umfassende Bildungsgerechtigkeit den PISA-Daten zufolge gerade in Bayern weiterhin eine sehr große Herausforderung dar, wurde dieses katholische Landmädchen doch abgelöst von dem sozial unterprivilegierten Jungen mit Migrationshintergrund aus der Großstadt. Die Förderung von Kindern nichtdeutscher Muttersprache wie auch von Kindern aus sozial schwachen Familien wurde in Bayern lange Zeit vernachlässigt, obwohl Kinder mit Migrationshintergrund seit den 1960er und verstärkt seit den 1970er Jahren das bayerische Schulsystem durchlaufen. Neben der veränderten Bedeutung der Mittelschule und der pädagogisch sinnvollen Umsetzung von Inklusion gehört das Thema Bildungsgerechtigkeit in der bayerischen Bildungspolitik wohl zu den größten Herausforderungen der nächsten Jahre. ... die Mitte der 60er Jahre, als für die Einführung des 9. Schuljahres, die Umgliederung der Volksschule in Grund- und Hauptschule und die Verwirklichung der Mittelpunktsschulen auf dem Lande, sinnvolle Lösungen gesucht wurden. Damals hat der BLLV als Diskussionsbeitrag einen konkreten Planungsvorschlag für den Landkreis Gerolzhofen auf Initiative der Kreisvereine Volkach, Wiesentheid und Gerolzhofen der Öffentlichkeit vorgelegt. Darin wurden die örtlichen Gegebenheiten beachtet sowie den Mindesterfordernissen zur Verwirklichung der Grund- und Hauptschule und einer besseren Schulgliederung Rechnung getragen. Die Broschüre bezeichnete der Landesverein als "wertvolle Diskussionsgrundlage". nn das Wirken des Verbandes in einer dramatisch wechselhaften Zeitgeschichte in einer herausfordernden Verantwortung für die Bildungsarbeit in der Schule nn die Prälat Günter Putz, Domdekan immensen Herausforderungen in der Auseinandersetzung um das Profil der christlichen Volksschulen und den konfessionellen Religionsunterricht nn die Wichtigkeit, dass für das Unterrichten nach wie vor die beste Qualitätssicherung die Person der Lehrerpersönlichkeit darstellt 21 „Das 8. Schuljahr wurde 1895 in München eingeführt. Würzburg folgte im Jahr 1907. Die letzten unterfränkischen Gemeinden warteten bis 1943.“ (zitiert nach Fritz Schäffer, Brüder reicht die Hand zum Bunde, 1989) Volksschul-Oberstufe, Hauptschule, Mittelschule Der ULLV kämpft für Bildungsgerechtigkeit von Walter Roth, ULLV-Ehrenvorsitzender, unter Mitarbeit von Steve Bauer, ULLV-Abteilungsleiter Schul- und Bildungspolitik Der Kampf um eine attraktive Hauptschule Fast 50 Jahre dauerte es also, bis das 8. Schuljahr in ganz Bayern durchgesetzt war. Der ULLV und die unterfränkischen Lehrkräfte engagierten sich weiter für Volksschul-Oberstufe, Hauptschule, Mittelschule (so die jeweils aus politischen Gründen veränderten Bezeichnungen), für das Ziel, den Schülerinnen und Schülern mehr Chancen im Beruf und im Leben zu eröffnen. Die Hauptschule entstand am Ende „des Jahrzehnts der Reformen 1960 bis 1970“ (Schäffer, S. 38 ff ). Er schreibt: „Bayern kam seinen Verpflichtungen aus dem „Hamburger Abkommen“ von 1964 zur Vereinheitlichung des Schulwesens nach und führte zum Schuljahresbeginn 1969/70 mit einem Federstrich das 9. Schuljahr ein.“ Und: „Aus der Volksschuloberstufe wurde die Hauptschule“ … u. a. mit einer Pflichtfremdsprache (Englisch), Leistungsdifferenzierung z. B. in Deutsch und Mathematik, Verstärkung der Naturwissenschaften, mit praktischer und theoretischer Arbeitslehre. Es 22 ging um Qualität, nicht um eine bloße Schulzeitverlängerung. „Ziel war, neben Realschule und Gymnasium eine dritte weiterführende Schule zu installieren“. Aufbruchstimmung bei den Lehrern Diese einschneidenden Veränderungen wurden in einer ungünstigen Zeit eingeführt: starker Lehrermangel, Klassendurchschnitt bei 40 Schülern, kein Lehrplan, keine Bücher und Arbeitsmittel, die Lehrer waren nicht vorbereitet. Die Ziele schienen schwer erreichbar. Dennoch ging es voran: Für die 9. Klasse kam ein eigener Lehrplan. Die neue Abschlussprüfung (Qualifizierender Hauptschulabschluss, kurz „Quali“) war anspruchsvoll, für die Zulassung zur Prüfung waren Mindestnoten vorgeschrieben. Die Lehrer waren überzeugt, die Hauptschule für Schüler und Wirtschaft attraktiv gestalten zu können. Auch in Unterfranken die Regel, nicht die Ausnahme: Klassen mit über 40 Schülern. Hauptschule 1998 protestierte der BLLV gegen Sparmaßnahmen im Bildungsbereich. Mit dabei bei der Aktion „Mehr Geld für Bildung“ die ULLV-Kreisverbände. Sie sammelten „Bildungspfennige“, hier eine Aufnahme aus Schweinfurt mit den Kreisvorsitzenden Michael Herrler, Albert Werner, Walter Schäffer, Walter Langenberger, Hannelore Glass und Dieter Klopfleisch mit den ULLV-Vorsitzenden Walter Roth und Ulrike Busch-Gerber (Mitte). Doch die Unterstützung aus Staat und Teilen der Wirtschaft blieb aus, im Gegenteil: Für zahlreiche Berufe, etwa bei den Kommunen und in Verwaltungen, bei Bahn, Post, Banken wurde nun der Realschulabschluss als Einstellungsvoraussetzung verlangt. Folge: Der Zustrom an die Realschule und Gymnasien hielt unvermindert an. Quali für alle, Prüfung nur an Hauptschulen Erst ab dem Schuljahr 1982/83 durfte jeder Hauptschüler, unabhängig von seinen Noten, am Quali teilnehmen. Vorher wurden die Klassen in unpädagogischer und demotivierender Weise „gespalten“. Es gab in den Hauptfächern A-Kurse und B-Kurse. Wer einmal B-Schüler war, hatte geringe Chancen, aus diesem Käfig herauszukommen und den Quali abzulegen. Es war der ULLV-Vorsitzende Fritz Schäffer, der bei der Landesdelegiertenversammlung 1978 in Augsburg die Diskussion um die Abschaffung der Leistungsdifferenzierung vorantrieb und der schließlich, unterstützt durch die BLLV-Vizepräsidentin Erna Holzinger und den ULLV-Schulpolitiker Linus Dietz die Würzburger CSU-Abgeordneten und Kulturpolitiker Barbara Stamm und Walter Eykmann überzeugte. Über die so genannten Dillinger Papiere der Regierungspartei wurden 1981 die strengen Zulassungsvoraussetzungen zum Quali abgeschafft. Der in Teilen der Wirtschaft und der Elternschaft sehr angesehene Quali durfte zudem nur noch an der Hauptschule erworben werden. Schüler anderer Schularten, vor allem von Realschulen und Gymnasien, mussten fortan als Externe die Prüfungen an der Hauptschule ablegen. Diese Regelungen haben sich insgesamt bewährt. Wege an: entweder das anspruchsvolle bayerische Hauptschulmodell („MiniGymnasium“) zu verteidigen oder eine „pädagogische“ Hauptschule mit weniger rein kognitiven Angeboten und mit verstärkter Schülerförderung anzustreben. Die Bezirksdelegiertenversammlung 1981 in Bad Königshofen forderte diese „Pädagogisierung“ der Hauptschule. Unser Konzept wurde kurze Zeit später auf der LDV in Nürnberg mit sehr großer Mehrheit angenommen. Enthalten waren auch die Forderungen nach einer „gemeinsamen Schulzeit von 6 Jahren“ und nach einem mittleren Abschluss nach einem freiwilligen 10. Hauptschuljahr. Das dreigliedrige System gerät aus den Fugen Freiwilliges 10. Schuljahr mit Mittlerem Schulabschluss Von 1965 bis 1979 vervierfachte sich die Abiturientenquote in Bayern von (niedrigen) vier Prozent auf 16 Prozent, mit stark steigender Tendenz. Prognosen auf das Jahr 1990 gingen dahin, dass „nur noch 25 Prozent eines Jahrgangs in der Hauptschule sein werden“ (Fritz Schäffer). In dieser Situation boten sich zwei Ein Teil der Forderungen und Vorschläge des BLLV wurde durch den neuen Hauptschullehrplan 1985 erfüllt: Stoff-Fülle und Ein-Stunden-Fächer wurden verringert, Klassenlehrerprinzip und Schülerbezug betont, „Schulleben“ verstärkt. Jedoch: Bayern war das letzte Land der Bundesrepublik ohne 10. Haupt- 23 Hauptschule schuljahr, es gab noch nicht einmal Schulversuche. Wer nach der 9. Hauptschulklasse in einem weiteren Schuljahr die „Mittlere Reife“ erreichen wollte, musste die Schulart und meist auch den Schulort wechseln und eine der wenigen „Besonderen 10. Klassen“ an ausgewählten Realschulen besuchen. Kraftakt für Schulversuche mit dem freiwilligen 10. Schuljahr Ab 1984 stand diese Frage im Mittelpunkt der schulpolitischen Aktivitäten des Bezirksvorsitzenden Walter Roth und des Schulpolitikers Linus Dietz. Informationen und Anregungen holten sie sich auch in anderen Bundesländern. In Nordrhein-Westfalen gab es 10 Schuljahre für alle Schüler in allen Schularten. Aus diesem Bundesland kam Heinz Wagner, Schulpolitiker unserer Bundesorganisation Verband Bildung und Erziehung VBE, und unterstützte uns im Dezember 1985 beim Würzburger Hearing „Ohne Umsteigen zum Ziel“. Bereits vorher hatten wir erreicht, dass die Stadt Würzburg, vertreten durch Stadtschulrat Michler und legitimiert durch den Beschluss des Stadtrats, am 1. August einen Schulversuch 10. Hauptschuljahr mit Mittlerem Abschluss beim Kultusministerium beantragte. Vier Wochen später kam die Absage der Behörde per Formbrief. In unsere Kampagne bezogen wir die Kreisverbände des BLLV und über diese die Bürgermeister und Gemeinderäte in ganz Unterfranken ein. Schulleitungen und Elternvertreter sowie Handwerk und Industrie wurden informiert. Mitte 1987 hatten bereits sieben Kommunen derartige Anträge gestellt – und alle wurden vom Kultusministerium, damals unter Leitung von Hans Zehetmaier, innerhalb kurzer Zeit formal vom Tisch gewischt. „Wenn die Lehrkräfte etwas selbstbewusster auftreten würden, könnte das Ansehen der Hauptschule wirksam gesteigert werden.“ Diese Schuldzuweisung aus dem Kultusministerium nach 20 Jahren Hauptschule war völlig ungerechtfertigt. Letztlich führte sie dazu, dass BLLV und ULLV ihre Anstrengungen für den Mittleren Schulabschluss an der Hauptschule verstärkten. Ende Juli lagen aus allen Teilen Unterfrankens etwa 20 Anträge vor. Der ULLV forderte beim Kultusminister einen Flächenmodellversuch mit wissenschaftlicher Begleitung des ISB. Politisches Vorgehen im Schwerpunktjahr 1990 Aktion gegen Mediengewalt: ULLVVorsitzender Walter Roth übergibt Tausende Unterschriften an Regierungspräsident Dr. Franz Vogt. 24 Wichtigster politischer Ansatzpunkt waren die Landtagswahlen am 14. Oktober 1990. Der ULLV organisierte drei Treffen von Hauptschul-Schulleitern sowie ein Bildungspolitisches Forum mit wichtigen Abgeordneten aller Parteien. Wir befragten alle Wahlkreisbewerber der CSU zum Wahlprüfstein „Zukunft der Hauptschule“ und baten um eine Abstimmung ja oder nein zum 10. freiwilligen Hauptschuljahr. Wir diskutierten mit dem CSUBezirksvorsitzenden Albert Meyer und schließlich mit Kultusminister Hans Zehetmair am 21. September in Gerbrunn. Am Rande dieser Veranstaltung äußerte sich der Kultusminister gegenüber dem Bezirksvorsitzenden Walter Roth sinngemäß so: Ihr Hauptschullehrer wollt mit dem 10. Schuljahr ein Beförderungsamt erreichen, es geht Euch doch weniger um die Schülerinnen und Schüler. Aufforderung an uns, dem Minister unsere Ziele nochmals zu verdeutlichen… F 10 versus R 6 Das freiwillige 10. Schuljahr (F 10) wurde 1994/95 eingeführt. An der FriedenHauptschule in Schweinfurt leistete Rektor Rudolf Gampl Pionierarbeit, und der ULLV schaltete sich von Anfang an konstruktiv mit ein: „Die Kolleginnen Karin Speidel (BLLV-Kreisvorsitzende) und Heide Bossinger (2. Bezirksvorsitzende) unterrichteten an der FriedenHauptschule und stellten die direkte Verbindung her“. Im Schuljahr 1996/97 gab es bereits Standorte von 10. Schuljahren in zehn von zwölf Schulamtsbereichen. Dies, obwohl es hohe Zugangshürden zum F 10 gab, nämlich jeweils die Quali-Note 2 in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch, und obwohl der Modellversuch der sechsstufigen Realschule (R 6) die F 10 konterkarierte. Modellversuch sechsjährige Realschule 1992/93 war nach nur kurzer öffentlicher Diskussion der erste Modellversuch des R 6 an der katholischen Maria-WardSchule in Würzburg gestartet worden. Es waren insbesondere die ULLV-Schulpolitiker Alfred Schäffer (Abteilungsleiter), Walter Schäffer, sein Stellvertreter, und Harald Friedrich, der Haßfurter Kreisvorsitzende, die sich energisch und lange erfolgreich entgegenstemmten. Im Februar 1995 wurde durch die Abteilung Schulpolitik eine Analyse für ganz Unterfranken herausgegeben, welche eine Prognose über die Auswirkungen einer sechsstufigen Realschule enthielt: Danach waren von den 199 Hauptschul- Hauptschule Schreiben: Einst mit Schiefertafel und Griffel, heute am Laptop. standorten in Unterfranken 102 „gefährdet bzw. stark gefährdet“. „Schullandschaft“ Haßberge Trotz zahlreicher Aktivitäten und massiver Öffentlichkeitsarbeit des BLLV entschieden die Kreisräte des Landkreises Haßberge Anfang Januar 1997, das Angebot der Staatsregierung einer so genannten „Schullandschaft mit sechsstufigen Realschulen“ anzunehmen. Bis dahin hatte es nur einzelne Modellversuche in Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Haßfurt gegeben. Zum Schuljahr 1997/98 bot der Landkreis Haßberge die R 6 flächendeckend an. Harald Friedrich bilanzierte: „Der Kampf ist noch nicht zu Ende. Der Bayerische Landtag hat noch keine endgültige Entscheidung getroffen. Es wird aber noch viel Aufklärung und Überzeugungsarbeit nötig sein, wenn diese pädagogisch fragwürdige, schulpolitisch unsinnige und finanziell nicht kalkulierbare ‚Reformʼ verhindert werden soll.“ Billigschulen verhindert, mit Volksbegehren gescheitert. Nach der BDV 1997 in Lohr lag ein Schwerpunkt unserer Verbandsarbeit auf Aktionen zur Rücknahme von Kürzungen in allen Schulbereichen. Die ULLV-Mitarbeiter informierten zusammen mit den Eltern im Dezember 1997 in der spek- takulären Nikolaus-Christkind-Aktion alle Abgeordneten mit Tausenden von Postkarten über die Fehlentwicklungen an den Schulen. Wir sammelten in allen unterfränkischen Städten und Landkreisen 150 000 „Bildungspfennige“, die schließlich in der Münchner Großdemo „Mehr Geld für Bildung“ am 25. April 1998 der Staatsregierung als „Starthilfe“ anvertraut wurden. Ergebnis: Noch vor den Landtagswahlen im September 1998 wurden 5 mal 500 Arbeitsverträge für junge Lehrkräfte zugesagt, die zu Verbesserungen beitrugen. Die Regierungspartei CSU, bei den Wahlen erneut ausgestattet mit der absoluten Mehrheit, machte sich daran, dem Ziel einer flächendeckenden R 6 mit allen Mitteln näher zu kommen. Geschickt wurde dem BLLV eine Forderung erfüllt, nämlich der nach Mittlere-Reife(M)-Klassen und -zügen. Nach gründlicher Vorbereitung bis hinein in jeden Kreisverband, mit vielen Kooperationspartnern, etwa dem Bayerischen Elternverband BEV, startete der BLLV das Volksbegehren „Die bessere Schulreform“. Hauptziel war die Verhinderung der R 6; die neue Hauptschule sollte auch Mittelschule sein, eine längere gemeinsame Schulzeit wurde gefordert und begründet. Die Regierungspartei mobilisierte Gegenbündnisse, versuchte die Lehrerschaft zu spalten. Wochenlang diskutierten ULLV-Mitarbeiter auf den Straßen und in den Sälen Pro und Contra. Immerhin 80.000 unterfränkische Bürger/innen schlossen sich dem Volksbegehren an, rund 8 Prozent der Wahlberechtigten. In Bayern waren es nur 5,7 Prozent. Der Landkreis Hassberge („Schullandschaft“) lag mit 10,2 Prozent an der Spitze, in den Städten interessierten sich weit weniger Menschen für die komplexe Thematik. Präsident Albin Dannhäuser nahm am 29.2.2000 Stellung: „Wir sehen uns weiter verpflichtet, für weniger Auslesedruck, für mehr Elternrechte, für den Erhalt der wohnortnahen Hauptschulen … zu kämpfen.“ Nach dem gescheiterten Volksbegehren ging es schnell: Im Mai 2000 verlautbarte das Kultusministerium, dass die R 6 schon bis zum Jahr 2003 flächendeckend eingeführt werden solle. Ursprünglich war dies erst für 2005 geplant. Kultusministerin Monika Hohlmeier erhielt zusätzliche 350 Millionen Mark zugesagt. Bereits im September sollte wegen der hohen Anmeldezahlen die Zahl der R 6-Schulen von 98 auf 140 gesteigert werden, hieß es. … „Einheit der Hauptschule“ lässt Teilhauptschulen sterben Der Bayerische Landtag beschloss am 22. Juli 2004, dass Hauptschulen grundsätzlich alle Jahrgangsstufen umfassen sollen. In allen Staatlichen 25 Hauptschule Schulämtern wurden im Jahr 2005 so ge nannte Regionalkonferenzen für Landräte und Bürgermeister, Schulleiter und Elternbeiräte einberufen, in denen die Neuorganisationen, also Schließungen oder Zusammenlegungen „erarbeitet“ wurden. Die noch vorhandenen 53 unterfränkischen Teilhauptschulen wurden bis 2007 meist geräuschlos abgewickelt. Proteste und Öffentlichkeitsarbeit des BLLV, der Eltern, der Gemeinden, der SPD blieben wirkungslos. Wie Recht doch Alfred Schäffer mit seiner 1995er Prognose hatte. ULLV für eine Regionale Schulentwicklung (RSE) Die Schließung der Teilhauptschulen verschaffte der Hauptschule keine Ruhepause. Die demographische Entwicklung und das veränderte Übertrittsverhalten blieben zunehmend große Herausforderungen und drohten zum Sargnagel zu werden. Denn neben der Anerkennung fehlten der Hauptschule vor allem die Schüler. Unser Bezirk war vom Schülerrückgang mit am stärksten betroffen. Aus 102.354 Grund- und Hauptschülern in Unterfranken im Jahr 1997 waren 2006 84.890 Schüler geworden. Die Haupt schüler-Quote sank bayernweit zwischen 2000 und 2006 von 48 auf 35 Prozent. Der ungleichen Verteilung des Schülerrückgangs versuchte der BLLV in den nun folgenden Jahren mit dem Einsatz für eine Regionale Schulentwicklung (RSE) entgegenzuwirken. Vor Ort sollte entschieden werden dürfen, in welcher Konstellation die Kinder der Region miteinander lernen und arbeiten, die Tür damit auch für schulartübergreifendes „Kooperieren“ sowie für eine längere gemeinsame Schulzeit geöffnet werden. Die Konzeption hat eine lange Geschichte im Verband. Die Ziele wurden in einem aufwändigen Diskurs und unter Mitwirkung des ULLV – namentlich vor allem der Abteilung Schul- und Bildungspolitik unter der Führung von Steve Bauer und Walter Schäffer – an die aktuelle schulpolitische Situation angepasst und auf der Landesdelegiertenversammlung in Würzburg im Mai 2007 schließlich auch in einem einstimmig von der Landesdelegiertenversammlung angenommenen Leitantrag festgezurrt. Darin fordert der BLLV „die Übertragung von Gestaltungskompetenzen über die äußere Schulentwicklung an einen regionalen Schulausschuss“ (Zitat aus dem Leitantrag). Wichtig dabei: Der Druck auf die Politik sollte „von unten“ kommen, der Bedarf einer RSE vor allem auch durch die Kommunen selbst artikuliert werden. Die Umsetzung des Beschlusses musste aufgrund der regionalen Disparitäten dezentral über die Bezirke geschehen. Mit dem Bezirksvorsitzenden Gerhard Bleß hatte der ULLV einen unermüdli- Verändertes Übertrittsverhalten in Bayern 60 % Für RSE: Walter Schäffer, stellvertretender Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im ULLV chen und ehrgeizigen Motor hinter dieser Initiative, mit dem Abteilungsleiter Steve Bauer einen engagierten Motivator und Organisator. Der ULLV bildete entsprechend einen eigenen Beraterstab aus Mitarbeitern der Bezirksvorstandschaft (Gerhard Bleß, Steve Bauer, Stephan Debes, Harald Friedrich und Wolfgang Wittmann) sowie einigen Kreisvorsitzenden (Walter Schäffer, Christoph Rüttiger, Josef Grodel) aus. Die konkrete Entwicklung der Schüler zahlen in den unterschiedlichen Regionen Unterfrankens wurde exakt recherchiert, zahlreiche Gespräche mit Landtagsabgeordneten sowie regionalen und lokalen Politikern wurden geführt und schließlich Kommunen und Schulen direkt beraten und bei der Formulierung von Anträgen auf eine Regionale Schulentwicklung unterstützt. „Gemeinden rütteln am dreigliedrigen System“ überschrieb die Main-Post am 24. Juni 2008 einen Artikel über die Regionale Schulentwicklung des ULLV. 50 % 40 % 30 % 20 % 10 % 0 % 2000/01 2001/02 Gym-Quote 26 2002/03 R6-Quote 2003/04 R4-Quote 2004/05 2005/06 RS-Quote insg. 2006/07 HS-Quote Auf das Ergebnis der Aktivitäten kann der ULLV noch heute stolz sein. Aus keinem anderen Bezirk Bayerns kamen so viele Anträge, die regionale Schulentwicklung selbst in die Hand nehmen zu dürfen, wie aus Unterfranken. Trotz des umfassenden Votums bayerischer Gemeinden und vieler Anträge lenkte die Staatsregierung nicht ein. Ministerpräsident Seehofer tauschte Kultusminister Siegfried Schneider durch Ludwig Hauptschule Spaenle aus, der sich selbst in einem Interview in der Main-Post im Dezember 2008 auf das Schulsystem bezogen als „... wertkonservativ bis in die Knochen“ bezeichnete. Und schließlich wurden alle Anträge aus Unterfranken abgelehnt. Das Ministerium ersann einen eigenen Schlachtplan zur Rettung der Hauptschule... stützung und einer ungewissen Zukunft. Ihre Leistungen sind unbestritten: Sie verleiht wichtige Abschlüsse: den Hauptschulabschluss, den Quali und den Mittleren Schulabschluss. Mittelschulen entstehen Aus den angekratzten Hauptschulen sollten ab Mitte 2009 sog. „Mittelschulen“ werden. Spaenle sah darin eine „Aufwertung“ durch ein „breit gefächertes Bildungsangebot“ (SZ vom 9. Juli 2009). Letztlich blieb es ein neuer Titel – ohne wesentliche neue Mittel. Inhaltlich wurde insbesondere die berufliche Orientierung verstärkt betont und auch finanziell besser unterstützt. Sonst tat sich wenig. Dennoch beantragten auch in Unterfranken binnen zwei Jahren alle Hauptschulen den Titel „Mittelschule“. Der eigentliche Clou dieser Reform lag im Strukturellen. Schließlich versprach Spaenle den durch die RSE mutiger und selbstbewusster gewordenen Regionen und Kommunen die Mittelschule auch als Antwort auf den Schülerschwund und zur Rettung von Standorten. Strategisch wurde die folgende Bildung von so genannten „Mittelschulverbünden“ ausgesprochen raffiniert umgesetzt. Vor Ort blieb den Entscheidungsträgern aus Lokalpolitik, Schulverwaltung und Schule gar keine andere Wahl, als sich darauf einzulassen. Für RSE: Steve Bauer, Leiter der Abteilung Schul- und Bildungspolitik im ULLV Von den 110 unterfränkischen Mittelschulen sind derzeit 104 in insgesamt 35 Verbünden organisatorisch zusammengefasst. Zum 1. August 2013 gab es 24 Standorte unter 100 Schülern (Quelle: Presseinfo der Regierung von Unterfranken, 5.9.2013). Einige Schulen werden daher nicht mehr lange zu halten sein. Und ohne eine organisatorische Schulentwicklung, wie sie der BLLV schon lange fordert, ohne ein Aufbrechen der strikten Trennung der Schularten im Sekundarbereich wird die wohnortnahe Schule immer stärker gefährdet sein. So steht die Hauptschule unter einem neuen Namen auch in Unterfranken weiterhin in einem Geflecht aus großen Ansprüchen, zu wenig konkreter Unter- Als eine zentrale gesellschaftliche Reparaturinstanz Bayerns bewältigt sie in beeindruckender Weise den Alltag. Sie stellt sich einer ausgesprochen heterogenen Schülerschaft, vielen Kindern mit sozialen Defiziten und enormen Anforderungen an die Integrationsarbeit durch immer mehr Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Nicht zuletzt durch die flächendeckende Verteilung von Flüchtlingen sind das verstärkt auch Herausforderungen für die Schule auf dem Land geworden. Sie wird viel gelobt, die Haupt-/Mittelschule – am lautesten von denen, die sie gerne behalten würden als Auffangbecken für Kinder und Jugendliche, zu denen sie sich selbst gerne sozialpsychologisch abgrenzen; und als Hauptakteur bei einer Billiglösung in der Inklusionsdebatte. Wie lange sie das alles noch leisten kann? Das wird davon abhängen, wie ernst Bildungsgerechtigkeit genommen und wie konsequent die Unterstützung der Mittelschülerinnen und -schüler durch Politik und Gesellschaft voran getrieben wird. Demografischer Wandel Entwicklung der 6- bis unter 10-jährigen 1988 bis 2024 nach Variante 4b1-2004 Einwohner-Index (1988=100) 130 Die Verbünde konnten in der Tat bis heute mithelfen, manchen kleinen Standort durch gemeinsame Stundenbudgets noch eine Weile am Leben zu erhalten – auf Kosten des inhaltlichen Angebots an den größeren Schulen im Verbund. Zunehmend sind diese kleinen Standorte aus den knappen Budgets aber nicht zu halten – und werden schließlich von den Bürgermeistern und Rektoren vor Ort höchstselbst geschlossen. Wirklich raffiniert ... 120 110 100 90 80 1988 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2024 27 Förderschule Vom Aufbau der Sonderschulen bis zur Inklusion von Frank Tollkühn, Leiter der Fachgruppe Förderschulen Förderschulen bzw. Sonder- oder Hilfsschulen – wie sie früher hießen – haben in Bayern eine lange Tradition, die teilweise bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückreicht. Die schulische Förderung blinder, sehbehinderter, gehörloser, schwerhöriger und körperbehinderter Schüler war mit (meist zentral gelegenen) Einrichtungen gut ausgebaut. Es fehlten Angebote für lernbehinderte, geistigbehinderte, sprachbehinderte und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, vor allem im ländlichen Raum. Der Ruf nach mehr Sonderschulen wurde, getragen durch Elterninitiativen, neue sonderpädagogische Erkenntnisse wie auch verstärkte Leistungsanforderungen der Volksschule, immer lauter. Im Sommer 1965 beschloss der Bayerische Landtag daher das Sonderschulgesetz. Dieses führte die einheitliche Bezeichnung „Sonderschulen“ mit einer Unterteilung in neun Behinderungsfor- men ein. Weitere Besonderheiten dieses Gesetzes waren auch, dass die Schulvorbereitende Einrichtung ein fester Bestandteil des Förderschulwesens wurde. Desweiteren eine Subsidiaritätsklausel, wonach keine öffentlichen Sonderschulen eingerichtet werden sollen, wenn der Unterricht durch private Schulen gewährleistet wurde. Diese Monopolstellung von privaten Trägern blieb bis heute dem Förderschulwesen erhalten. Der Beginn der ersten Auf- und Ausbauphase, die ab 1966 der Pionierzeit gleichkam, führte innerhalb des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes konsequenterweise zur Gründung der Fachgruppe Sonderschulen. Etwa 160 Sonderschulen gab es im Schuljahr 1965/66 in Bayern und 10 Jahre später waren es bereits 380 (in etwa so viele wie heute). Schwerpunkt der Fachgruppenarbeit war in dieser und in der folgenden Zeit die kritische Begleitung des Aufbaus und die Stärkung eines Wechsel an der Spitze der Fachgruppe 1986: Wolfgang Zirkelbach (links) übergibt an Ingeborg Kandolf (später: KieferHeegen). BLLV-Präsident Dannhäuser gratuliert. 28 flächendeckenden Sonderschulnetzes samt der organisatorischen, personellen und baulichen Voraussetzungen. Einen Bericht über die Geschichte der Fachgruppe Sonderschulen, der auf engstem Raum einen Einblick geben will, muss wohl überlegt werden. Deshalb möchte ich ausgewählte Zitate verwenden, die ich in den dokumentierten Tätigkeitsberichten der Fachgruppe Sonderschulen (später Förderschulen) gefunden habe. Meine Intention ist es, damit ein Stück Fachgruppengeschichte lebendig werden zu lassen. Ich danke an dieser Stelle allen, die Textpassagen und/oder Fotos zur Verfügung gestellt haben. Die Anfänge der Fachgruppe „Die pädagogische Hochschule München ist so überlastet, dass eine ausreichende Zahl von Sonderschullehrern schon seit Jahren nicht mehr ausgebildet werden kann. Der Fehlbestand an Lehrkräften an den Sonderschulen Bayerns nimmt laufend zu. Dadurch stockt der notwendige Ausbau des Sonderschulwesens. Die Errichtung einer zweiten Ausbildungsstätte kann (…) nicht mehr länger hinausgeschoben werden. (…) Am Studienort muss sich eine Universität mit medizinischer Fakultät, mit Kliniken und Instituten befinden. Außerdem muss ein reiches Angebot an sonderpä- Förderschule 4. Tag der Sonderpädagogischen Förderung 2010 in Würzburg. Mit dabei – wie jedes Jahr – viele Vertreter der Schulverwaltung. Ganz links der Referent: Ministerialrat Erich Weigl aus dem Kultusministerium. dagogischen Schulen (…) zur Verfügung stehen. Alle Voraussetzungen für die Errichtung der zweiten Ausbildungsstätte im nordbayerischen Raum bietet Würzburg“ (Aus der Resolution „Zweite Ausbildungsstätte für Sonderschullehrer in Bayern, 1972, Fachgruppenleiter: Heribert von Kannen). „Mit dem Beginn der Ausbildung der Sonderschullehrer an der Universität Würzburg im WS 1974/75 wurden die langjährigen Bemühungen der Fachgruppe erfüllt. Über 100 Bewerber wurden zum Studium in Würzburg zugelassen. Innerhalb der Studentengruppe des BLLV an der EF der Uni Würzburg konstituierte sich bereits eine Untergruppe „Behindertenpädagogik“. Aufgabe der nächsten Zeit muss es sein, im unterfränkischen Sonderschulbereich verstärkt für den BLLV zu werben. Nur ca. 60 % des Personals an Sondervolksschulen sind im BLLV organisiert.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht 1975, Fachgruppenleiter: Ortwin Krieg) „Bis 1978 gab es lediglich das viersemestrige Aufbaustudium für an Volksschulen bewährte Kollegen, um Lehrer an SoSchulen zu werden. (…) Grundständiges Studium, gemeinsame Hochschulwahlen und zunehmende GEW-Aktivitäten waren schließlich Hauptgründe, dass beide BLLV-Studentengruppen an der Uni mehr aufeinander zugingen und zusammenarbeiteten. Am 12.06.1979 fand eine erste gemeinsame Veranstaltung an der Hochschule statt. (…) eine notwendige Fusion der beiden BLLV-Studentengruppen offensichtlich, die dann noch am gleichen Abend in einem fast BLLV-historischen Wahlakt im vollbesetzten Tagungsraum des BLLVStudentenwohnheims in Würzburg unter Leitung des neuen Hochschulreferenten Günter Bayer stattfand. Die Wahl ergab, dass von den sieben Vorstandsmitgliedern drei Sonderpädagogen waren, (…)“. (Aus BLLV-Studentengruppe Sonderpädagogik an der Universität Würzburg 1981, gez. Wolfgang Zirkelbach) Gewinnung von neuen Mitgliedern und erste Erfolge „Erfreulich ist der zunehmende BLLVOrganisationsgrad der unterfränkischen Sonderschullehrerschaft, (…) Da der BLLV bei den Lehrerstudenten allgemein und bei denen der Sonderpädagogik insbesondere als rechtsstehend gilt, ist der KEG-Organisationsgrad bei den SoLAs unbedeutend; der der GEW zeigt jedoch eine gefährlich nach oben führende Steilkurve auf. (…) Etwa zweimal im Schuljahr fand in Würzburg eine Tagung statt, die entweder verbandspolitischen, berufswissenschaftlichen oder schulpolitischen Charakter hatte. Diese Nachmittagsveranstaltungen waren mit durchschnittlich 40 bis 50 Kolleginnen und Kollegen gut besucht (…) Schwerpunkte und Erfolge in der Arbeit seit der letzten BDV: Besetzung der Lehrstühle für Sonderpädagogik in Würzburg (…) Neue Sonderschul-Schulräte in Unterfranken (…) Neues Bayerisches Lehrerbildungsgesetz (…) Zulagen im Sonderschulbereich (…) Sorgen im privaten Sonderschulbereich (…)“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Sonderschulen 1981, Fachgruppenleiter: Wolfgang Zirkelbach) „Die Fachgruppe konnte auch in diesem Berichtszeitraum ihren Erfolgskatalog fortsetzen: (…) dem handstrichartigen Einsatz zur Schaffung eines eigenständigen Studiums mit eigener Laufbahn, beginnend in A13, der Durchsetzung einer SoSch-Zulage von 100,– DM für alle an Sonderschulen eingesetzten Lehrkräften (Ausn. PA), hat es die ufr. FG alleine fertiggebracht, dass die vorgeschlagene Berufsbezeichnung für das Personal für heilp. Unterrichtshilfe, nämlich Heilpädagoge im Sonderschuldienst in das neue BayEUG gesetzlich verankert wurde und 29 Förderschule nicht nur vorübergehenden Engpässe aufgezeigt. Mit Vertreterinnen und Vertretern der Fraktionen im Bayerischen Landtag (Petra Münzel, Walter Eykmann, Herbert Franz) konnte dieser Katalog bei einer eigenen Veranstaltung am 4. Oktober 1996 sachlich erörtert werden.“(Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 1997, Fachgruppenleiterin: Ingeborg Kiefer-Heegen (ehem. Kandolf) Veranstaltung der Fachgruppe Sonderschulen 1982: Fachgruppenleiter Wolfgang Zirkelbach, Referent Franz Rumpler, Landtagsabgeordneter Volker von Truchsess, 3. ULLV-Vorsitzender Eugen Albert und Schulamtsdirektor Max Thannheuser. 30 Schülerzahlen an den Förderschulen in Unterfranken 2001–2013 Volksschule zur sonderpädagogischen Förderung Schülerzahlen (einschließlich Schule für Kranke) 9000 8000 8044 7977 7698 7511 7387 7352 7262 7270 7213 7000 6980 6884 6782 6700 6000 5000 4000 3000 2000 013 6.2 2 201 1 201 0 201 9 200 8 200 7 200 6 200 5 200 4 200 3 200 0 2 1000 200 „Die Arbeit der Fachgruppe war (…) geprägt von den wachsenden Problemen an den Schulen für Behinderte und Kranke. Ein sich bereits seit längerem abzeichnender Mangel an ausgebildeten Sonderschullehrern konsolidiert sich, die Zahl der Kolleginnen und Kollegen aus dem Grund- und Hauptschulbereich, die ihren Dienst an der Sonderschule versehen, ist entgegen vorheriger Prognosen keineswegs rückläufig.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Sonderschulen 1994, FGL Kandolf) „Die sich sukzessive verschlechternden Arbeitsbedingungen an Förderschulen erfordern von Seiten der Fachgruppe besonderen Einsatz. In einer Bestandsaufnahme, an der sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen der verschiedenen Förderschulen beteiligten, wurden die gravierenden Mängel bezüglich Raumausstattung, Klassengröße, Personalzuweisung und der daraus resultierenden 1 „Einem dringenden Verlangen der Kolleginnen und Kollegen nach Fort- und Weiterbildung im Bereich aktueller Themen konnte der 1. Unterfränkische Sonderschultag des BLLV Rechnung tragen, der am 4. April 1990 in Würzburg stattfand. (…) Abschluss war die Podiumsdiskussion zum Thema „Integration Behinderter“. Der rege Besuch verdeutlichte, dass die Fachgruppe Sonderschule mit dieser Veranstaltung ins Schwarze getroffen hat.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Sonderschulen 1991, Fachgruppenleiterin: Ingeborg Kandolf) Fachgruppe Sonderschule wird zur Fachgruppe Förderschule 200 dass die Oberlehrerbesoldung wegen Planstellenmangels nicht aufgeschoben wurde (…).“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Sonderschulen 1984, Fachgruppenleiter: Wolfgang Zirkelbach) „Alarmiert durch immer neue Anrufe von Kollegen, entsprechende Hinweise sowie Zahlenmaterial, beschloss die Fachgruppe, eine Befragung an unterfränkischen Förderschulen durchzuführen, um die Situation des Unterrichtsausfalles durch Krankheit, Lehrgänge etc. abzuklären. Das Ergebnis bestätigte die Notwendigkeit der Befragung, führte jedoch leider zu gewissen Irritationen mit der Schulabteilung der Regierung von Unterfranken, was umso unverständlicher ist, da die Regierung zu keiner Zeit und in keiner Form im Zusammenhang mit der Befragung und ihrem Ergebnis erwähnt oder gar kritisiert worden war.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2000, Fachgruppenleiterin: Ulrike Wolfrum-Schalk) Ehrenmitglieder Die Neue Ausrichtung der Sonderpädagogik „Der Paradigmenwechsel in der Sonderpädagogik bedingt das Finden des geeigneten Förderortes für SchülerInnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Kooperation mit der allgemeinen Schule unter Einbeziehung der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste. (…) Die daraus entstehenden Ziele sind: Erhalt und Steigerung der Qualität der sonderpädagogischen Förderung in Bayern, Verbesserungen für das Personal an Förderschulen. Oben anzustrebende Ziele wurden mit den Vertretern der Abteilung Schulund Bildungswesen der Regierung von Unterfranken mit AD Jürgen Röhling, den LRSCHDen Frey und Stern mit der Vorstandschaft des ULLV und den Leitern der Fachgruppe Förderschulen erörtert.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2003, Fachgruppenleiter: Werner Düll) „Der Vorsatz, in den nächsten Jahren die Sonderpädagogischen Dienste auszubauen, ist löblich. Die mit Zahlen belegbaren Erfahrungen gerade in den letzten drei Jahren lassen aber Skepsis aufkommen. (…) Eine bestmögliche Förderung von Kindern und Jugendlichen einem rigiden Finanzierungsprimat hintan zu stellen, mag vielleicht die öffentlichen Kassen momentan entlasten. Auf Dauer jedoch wird es sicherlich die teurere Lösung sein.“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2006, Fachgruppenleiter: Werner Düll). „Schwerpunkt der Sitzungen und Mitgliederversammlungen waren u. a. Inklusion von Schülern mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Regelschulen, Inklusion und Lehrerbildung, Schulen mit dem Schulprofil „Inklusion“, Schulabschlüsse an Förderschulen, (…), Dienstrechtsreform, (…)“. .“ (Aus dem Tätigkeitsbericht der Fachgruppe Förderschulen 2012, Fachgruppenleiter: Werner Düll) Ehrenmitglieder des ULV/ULLV seit 1864 Name, Ort, Würdigung Josef Schwarz, Rück/Obernburg Leiter der Rechtsschutzstelle des BLV von 1908 bis 1931 Johann Baptist Schilling, Schweinfurt Schatzmeister des ULV von 1893 bis 1919 Ernst Heywang, Marktbreit Wiederbegründer des ULV, Vorsitzender von 1946 bis 1952 Regina Jäger, Miltenberg „hochherzige Gönnerin“ der Studenten, Stifterin des Hauses Miltenberg Josef August Eichelsbacher, Würzburg „als Anerkennung seiner Verdienste um die unterfränkische Schulgeschichte“ August Deufert, Würzburg Vorsitzender des ULLV von 1958 bis 1964 Prof. Dr. Johannes Guthmann, Würzburg Verfasser der „Geschichte des ULLV“ Walter Jander, Würzburg Geschäftsführer des ULLV von 1960 bis 1984 Ehrenmitglied, Zeit 15. Februar 1919 15. Februar 1919 28. Dezember 1956 29. Oktober 1961 23. April 1967 9. Juli 1972 9. Juli 1972 8. April 1984 Erna Holzinger, Würzburg 14. März 2003 BLLV-Vizepräsidentin von 1967 bis 1984, Kuratoriumsvorsitzende Studentenwohnheim Würzburg Quellen: Guthmann 1972 S. 75 f, Schäffer 1989 S. 133 f Zusammenstellung: Walter Roth Unterfränkische Ehrenmitglieder des BLV/BLLV Name Ehrenmitglied, Zeit Georg Nikolaus Marschall 27. Dezember 1902 Johann Georg Hochstädter 9. August 1911 Franz Mayer 20. Juli 1949 („Mayer war einige Tage vor Aushändigung der Urkunde verstorben“, Guthmann ) Prof. Dr. Johannes Guthmann 18. Mai 1967 Fritz Schäffer 13. Juni 1984 Erna Holzinger 13. Juni 1984 Ludwig W. Müller 25. Mai 1990 Hildegund Rüger 18. Mai 2007 Quellen: Guthmann 1972 S. 76, Schäffer 1989 S. 134, www.bllv.de Ausführliche Würdigung der BLLV-Ehrenmitglieder: www.bllv.de/Ehrenmitglieder.2968.0.html Zusammenstellung: Walter Roth 31 Studentisches Männerballett beim Lehrerfasching 1984 der BLLV-Kreisverbände Würzburg-Stadt/-Land. Hand in Hand: Die Studentengruppe im Herbst 2007 bei einem Seminar zum Thema Erlebnispädagogik. Die Entwicklung der BLLVStudentengruppe Würzburg von Katharina Pföß, Vorsitzende der BLLV-Studentengruppe, und Gabi Simon, Referat Studentenarbeit im ULLV Die Anfänge Das Lehramtsstudium in seiner heutigen modularisierten Form ist ein Produkt der neuesten Entwicklungen der Bildungsund Hochschulpolitik. Vor einigen Jahrzehnten sah die Ausbildung von Lehrkräften in Bayern noch ganz anders aus. Nach Ende des zweiten Weltkriegs erfolgte die Lehrerausbildung in Form von Schulhelfer- und Abiturientenjahrgängen, erstere umfassten eine dreimonatige Einführung, eine Zwischenpraxisphase über ein Jahr hinweg und einen neunmonatigen Abschlussteil. Dagegen dauerten die Abiturientenlehrgänge nur ein Jahr. Eine erste Veränderung kam 1950 zustande, das Kultusministerium initiierte sogenannte Pädagogische Lehrgänge, die zunächst von achtzehnmonatiger Dauer waren, ab den Jahren 1952/53 sich dann über vier Semester erstreckten. Kurz darauf, im Jahre 1954, bekamen die Lehrgänge den Titel „Institut für Lehrerbildung“, die Teilnehmer wurden jedoch erst zwei Jahre später zu „Studierenden“. Im November desselben Jahres begannen schließlich die ersten Studierenden ihr Studium, jedoch unter denkbar schlechten materiellen Voraus- 32 setzungen. Dennoch war die Vorfreude auf Seiten der Lehrenden, sowie der Lernenden sehr groß, man hatte große Pläne und Vorstellungen für die künftige Ausbildung der Lehrer. Die Entwicklung der Studentengruppe (SG) Würzburg sowie der Landesstudentengruppe (LSG) im BLLV begann Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre. Aber auch schon bevor eine wirkliche Studentengruppe, wie wir sie heute kennen, in Würzburg entstand, zog der ULLV bereits gemeinsam mit den Lehramtsstudierenden an einem Strang. Auf Einladung des damaligen ABJ-Vorsitzenden nahmen Studierende des Würzburger Instituts für Lehrerbildung an Wochenendtreffen und Arbeitstagungen teil. Zum 1. August 1958 wurden aus den bisherigen Instituten schließlich Hochschulen. Am 28. Dezember 1958 wurde dann das ULLV-Heim in der Sieboldstraße 2 in Würzburg eröffnet und auch viele BLLV-Studenten gehörten hier zu den Gästen. Es bot allen Interessierten eine pädagogische Freihandbücherei, sowie einen „Beratungsdienst“ von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. ABJ und der Kreisverein Würzburg luden vom Frühjahr 1959 an die Studierenden zu einem gemeinsamen Arbeitskreis ein, der sich sowohl mit beruflichen Fragestellungen befasste als auch die Möglichkeit zu geselligen Veranstaltungen bot. Viele Würzburger Studenten nahmen in diesem Zusammenhang auch an den BLLV-Studententagen in Bad Tölz und München teil. Eine wichtige Veränderung auf Landesebene kam Ende Juli 1961, durch einen Beschluss der Landesdelegiertenversammlung des BLLV, die Studentengruppen der Pädagogischen Hochschulen zu einer bayernweiten Landesstudentengruppe zusammenzuschließen. Schon kurze Zeit später wurde auch die schon länger informell bestehende Würzburger Studentengruppe von Walter Jander und Heribert von Kannen offiziell. Und schon vom Wintersemester 1962/63 war die SG im AStA der Pädagogischen Hochschule Würzburg vertreten. Seit dieser Zeit gab es auch gedruckte Semesterprogramme für alle Interessierten, hier gab es für die Mitglieder verschiedene Angebote und Veranstaltungen, wie beispielsweise gemeinsame Ausflüge, Teilnahme an landesweiten BLLV-Veranstaltungen oder Seminare zur Vorbereitung auf den Schulalltag. Und Studenten Dichtes Gedränge auf den Fluren des Uni-Gebäudes am Wittelsbacher Platz: Seit 2004 veranstalten BLLV-Studentengruppe und ABJ Unterfranken gemeinsam einen „Crash-Kurs für angehende Lehramtsanwärter und Referendare“, hier eine Aufnahme vom Juli 2007. schon seit Juli 1965 betreuten Studentenreferenten des ULLV die Studierenden in vorbildlicher Weise. Arbeitsbereiche, in denen sich die Studierenden als Interessensvertretung engagierten, waren neben der Mitarbeit im AStA die Studienberatung, die Hochschulpolitik, sowie die Zusammenarbeit mit anderen Studentenverbänden. Die aktuelle Situation Die Studentengruppe Würzburg umfasst momentan ca. 15 aktive Mitglieder, die sich während des Semesters alle zwei Wochen treffen. Jedes Wintersemester stellen sich die Studierenden in verschiedenen Einführungsveranstaltungen und auch der „Ersti-Messe“ der Universität vor, um neue Mitglieder zu werben. In den vergangenen Semestern gab es dazu gemeinsam mit der Studentengruppe Bamberg eine „Ersti-Hütte“, bei der Fragen rund um das Lehramtsstudium beantwortet wurden. Zudem organisiert die Studentengruppe Informationsveranstaltungen für die Auslandspraktika des BLLV, sowie weitere interessante Vorträge und Workshops zu lehramtsspezifischen Themen. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Informationsveranstaltung zum Referendariat, welche die SG Würzburg im Sommersemester 2014 gemeinsam mit der ABJ Unterfranken veranstaltete und die von den Studierenden äußerst gut besucht und angenommen wurde. Dieses Angebot soll aufgrund der großen Nachfrage von Seiten der Lehramtsstudierenden der Universität Würzburg in den folgenden Semestern auch fortgeführt werden. Ständiges Thema ist natürlich die Ver- besserung der Lehramtsausbildung im modularisierten Studium. Hier arbeitet die SG Würzburg auch mit anderen Studentengruppen, sowie der LSG zusammen. In knapp einjähriger Arbeit ist so das Lehrerbildungspapier der Studierenden im BLLV entstanden, welches neue Anreize für die Gestaltung des zeitgemäßen Lehramtsstudiums gibt. Besonders wichtig ist die Unterstützung, welche die SG Würzburg durch ihre Studentenreferenten, die ABJ und den ULLV erfährt, ohne deren Unterstützung viele Projekte nicht realisierbar wären. Gesellige Runde: Die BLLV-Studentengruppe Würzburg im Januar 2013 mit der Vorsitzenden Veronika Dumbacher (rechts). 33 Das BLLV-Studentenwohnheim von Walter Roth, Kuratoriumsvorsitzender des BLLV-Studentenwohnheims Würzburg „Der BLLV betreibt als einziger Lehrerverband Deutschlands Studentenwohnheime. Träger für sie ist, vom BLLV juristisch abgetrennt, der „Verein Studentenwohnheime des BLLV e.V.“… Sie stehen in München, Würzburg, Regensburg und Augsburg.“ So Erna Holzinger in einer Vorbemerkung zu den „Daten aus der Baugeschichte II“, zusammengestellt zur Einweihungsfeier am 19. Mai 1994 nach einer Generalsanierung und Erweiterung. Dies lässt fragen nach der „Baugeschichte I“: August Deufert, ULLV-Vorsitzender Heribert von Kannen 34 von 1958 bis 1964, beantragte bei der Vertreterversammlung in Passau 1959, „das nächste Studentenwohnheim“ in Würzburg zu errichten. Guthmann berichtet von jahrelangen Anstrengungen, ein geeignetes Grundstück zu finden. Den Durchbruch schaffte im Jahr 1963 Heribert von Kannen, damaliger 2. Landesvorsitzender des BLLV, zusammen mit Wilhelm Theiß, der seinen Einfluss als Würzburger Stadtrat geltend machte. Ein Bebauungsplan insbesondere für das Grundstück am Mönchberg, Besitz des Bürgerspitals zum Hl. Geist, wurde erarbeitet und durchgesetzt (Ende 1965). Das Grundstück wurde in Erbpacht an den ULLV vergeben. Die Finanzierung konnte erst nach schwierigen Zuschussund Darlehens-Verhandlungen in Bonn, München und Würzburg sichergestellt werden. Ergebnisse: Höhe der Baukosten 1,92 Millionen DM, Beitrag des BLLV 500 000 DM, davon „Goldene Spende“ von BLLV-Mitgliedern 189 000 DM. Erster Leiter des Studentenwohnheims mit 91 Einzel- und 7 Doppelzimmern war Heribert von Kannen. Beim Festakt zur Eröffnung am 14.12.1968, also ein knappes Jahrzehnt nach Deuferts Antrag, begrüßte BLLV-Präsident Wilhelm Ebert die Gäste und konnte über ein modernes und voll ausgelastetes Studentenwohnheim berichten. Guthmann stellt fest: „Das Heim ist bestimmt für studierende Söhne und Töchter von nicht ortsansässigen BLLV-Mitgliedern und für PH-Studenten, die Vereinsmitglieder sind…“. Daraus ergibt sich eine große Werbewirkung des Heims für den Verband. Im Laufe der Zeit wurde das BLLV-Heim zum Zentrum des ULLV. So fanden 1971 dort 59 Veranstaltungen statt, z. B. Fort bildungen des Referats Berufswissenschaft wie auch Sitzungen der Gremien. Auch die Studentengruppe bekam Platz für ihre wichtige Arbeit. Um Wirtschaftlichkeit und Belegung des BLLV-Heims kümmert sich ein „Kuratorium“ mit eh- Studenten Sie sorgen heute für den reibungslosen Betrieb im Studentenwohnheim: Wiltrud Kuhn, Heimleitung; Gabriele Neubert, Verwaltung; Stefan Neubert, Hausmeister renamtlich arbeitenden Mitgliedern. Es arbeitet im Auftrag des Vereins Studentenwohnheime des BLLV. Neben BLLVMitarbeitern, der Heimleitung und der Hausverwaltung sind die Studenten mit Senior/in und Tutoren vertreten, und es wirkt ein Uni-Professor mit. Kuratoriumsvorsitzende seit 1968: Hugo Zirngibl, ehemaliger BLLV-Präsident, Erna Holzinger (langjährige BLLV-Vizepräsidentin), Fritz Schäffer, Walter Roth. Zur Baugeschichte II: Erna Holzinger übernahm sehr engagiert die finanziell hochriskante Aufgabe, nach 20 Jahren Nutzung ab 1988 eine Generalsanierung zu planen und aus wirtschaftlichen Gründen eine Erweiterung um 70 Appartements zu realisieren. Eine teure Tiefgarage wurde uns durch die Stadt Würzburg als Genehmigungsbehörde vorgeschrieben. Letztlich kosteten die Baumaßnahmen mehr als 10 Millionen DM, wobei unsere Rücklagen gut ein Prozent davon betrugen. Der Großteil der Darlehen kam wie beim Bau 1968 von Bund und Land und reduziert sich pro Betriebsjahr um 2 Prozent. Es wird also mit einer Nutzungsdauer von 50 Jahren kalkuliert, ein Zeitraum, der wirklichkeitsfremd erscheint. Drei Millionen DM waren als Bankdarlehen zu hohen Zinsen aufzunehmen, zwei BLLV-Heime waren in der Lage, dem Würzburger Heim den Restbetrag zu leihen. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen und Einsprüchen aus der Mönchberg-Nachbarschaft, die Stadt Würzburg unterstützte uns dabei gut, konnten dennoch nach 18monatiger Bauzeit am 1. Juni 1993 alle 170 Appartements und Zimmer neu belegt werden. Erna Holzingers Verdienste und ihr unermüdlicher Einsatz bei der „Baugeschichte II“ wurden mit einer Ehrentafel im Eingangsbereich des Heims gewürdigt. Unter der Leitung des Kuratoriumsvorsitzenden Fritz Schäffer wurde ein hervorragendes „Team Mariannhillstraße 6“ (Hausverwaltung: Ehepaar Neubert, Heimleiterin Wiltrud Kuhn) gefunden. Heute, 2014, ist das BLLV-Studentenwohnheim sehr beliebt, regelmäßig voll ausgebucht und es gibt eine lange Warteliste. Der Unterfränkische Lehrerund Lehrerinnenverband hat hier seine Geschäftsstelle, die Studentengruppe ihren Raum, und der Saal im 7. Stock ist sehr gut für kleinere Tagungen geeignet. Dennoch: In den nächsten fünf Jahren steht die Entscheidung an, ob es eine „Baugeschichte III“ geben wird. Die 70 Appartements mit Kleinküche und „Nasszelle“ genügen den Ansprüchen, jedoch sind Ausstattung und Zuschnitt der rund 100 Zimmer sehr in die Jahre gekommen. Es gilt, neue Formen des Zusammenwohnens zu ermöglichen (Stichworte: Wohngemeinschaften, Inklusion), und dies erfordert erhebliche Gelder auch des Gesamtvereins Studentenwohnheime des BLLV mit dem umsichtigen Herwig Puschner an der Spitze. Sicher ist die Demographie ein besonders wichtiges Thema: Wie werden sich die Studentenzahlen in den nächsten beiden Jahrzehnten entwickeln? Erna Holzinger 35 Auf der Bezirksdelegiertenversammlung 1971 der ABJ Unterfranken wurde ein neues Führungsteam gewählt (v.l.n.r.): Volker Körner (München), Landesvorsitzender der ABJ; Rüdiger Bernhard (Mönchberg), Kassier; Fritz Schäffer (Kirchheim), erster Vorsitzender des ULLV; Werner Bühner (Bad Neustadt), Landesschatzmeister; Annegret Schmitt (Johannesberg), bisherige zweite Vorsitzende; Sylvia Laufer (Würzburg), Vertreterin der Fachlehrer; Brigitte Zahout (Haßfurt), neue zweite Vorsitzende; Hilke Radler (Bad Kissingen), Referentin für Handarbeit und Hauswirtschaft; Hartmut Wahlen (Faulbach), Geschäftsführer; Albin Dannhäuser, mit Brille (Würzburg), neuer erster Vorsitzender; Günter Bayer (Würzburg), Pressereferent; Günther Birkle (Röthlein), bisheriger erster Vorsitzender. Die Geschichte der ABJ Unterfranken Die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer (ABJ) ging Anfang des 20. Jahrhunderts aus einem zunächst rein gesellschaftlichen und verbandsunabhängigen Zusammenschluss oberbayerischer und Münchner Junglehrer unter dem Namen „Paedagogia“ hervor. Am 9. Mai 1908 gründeten Mitglieder dieses Zusammenschlusses die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer. von Linda Wörner, Vorsitzende der ABJ Unterfranken der BLV neu gegründet. Im Zuge dessen sahen auch junge Lehrer die Notwendigkeit, sich erneut zu einer Gemeinschaft zusammenzuschließen und gemeinsame Interessen zu vertreten. Beteiligt an diesem Gedanken war allen voran der heutige Ehrenpräsident des BLLV, Dr. h. c. Wilhelm Ebert. In der ersten Ausgabe der Bayerischen Lehrerzeitung vom Juli/August 1948 rief der damals 25-Jährige zu einer Neugründung der Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Junglehrer auf: „Erste Aufgabe von Junglehrern ist es, jung zu sein! Mit jugendlicher Begeisterung wollen wir vor unsere Schüler treten und mit heiterem und aufgeschlossenem Herzen unsere schöne Aufgabe meistern. Das Zeichen jungen Geistes war zu allen Zeiten ‚Sturm und Drang‘. Wir fühlen diesen Not der Junglehrer lindern Der Hauptgrund für die Gründung einer Junglehrerorganisation war zum damaligen Zeitpunkt das gemeinsame Ziel, die materielle Notlage der Junglehrer zu überwinden. Über die materielle Besserstellung hinaus definierte die ABJ „die grundlegende Beschäftigung mit moderner Pädagogik, Schulpolitik und Volkswirtschaft“ als Ziel. Ab dem 1. Januar 1911 erschien die „Deutsche Junglehrerzeitung“. Am 3. November 1919 wurde die ABJ in den damaligen Bayerischen Lehrerverein (BLV) eingegliedert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde 36 ABJ-Bezirksdelegiertenkonferenz 1989: Klaus Joerg (vierter von rechts) löst Monika Hutzler als Vorsitzende ab. Junglehrer Die ABJ Unterfranken zählt seit ihrer Gründung im Juni 1948 insgesamt 22 Bezirksvorsitzende: 1948–1951 Gregor Groganz Fahr/Gerolzhofen 1951–1954 Richard Landsberg Wiesenbronn/Kitzingen 1954–1955 Heribert von Kannen Theilheim/Würzburg 1955–1957 Fritz Schäffer Moos/Würzburg 1957–1959 Rudolf Erben Euerhausen/Ochsenfurt 1959–1963 Herbert Kappes Rehweiler/Gerolzhofen 1963–1964 Ernst Glück Heinrichsthal/Alzenau 1964–1965 Katrin Körner Schweinfurt 1965–1971 Günther Birkle Röthlein/Schweinfurt 1971–1973 Albin Dannhäuser Würzburg 1973–1977 Karl Herrmann Würzburg 1977–1981 Walter Roth Aschaffenburg 1981–1987 Alfred Schäffer Geldersheim/Riedbach 1987–1989 Monika Hutzler Stadtlauringen 1989–1993 Klaus Joerg Veitshöchheim 1993–1995 Josef Grodel Arnstein 1995–1999 Raimund Willert Zeil am Main 1999–2003 Peter Nossol Würzburg 2003–2007 Carina Herteux Hösbach 2007–2011 Kai Feser Aschaffenburg 2011–2012 Jochen Wahlen (kommissarisch) Würzburg 2012–heute Linda Wörner Kirchzell/Rimpar Geist, wir wollen nicht mehr säumen. Wir dürfen uns nicht verzetteln. Schließen wir uns zusammen! Arbeiten wir selbst an der Lösung der verschiedenen Nöte und Probleme, die uns bedrängen. Gerade heute, wo das Angebot an Lehrern, dank einer merkwürdigen Planung, ständig wächst, wollen wir uns wirtschaftlich sichern. Wir wollen aktiv mitarbeiten an der Gestaltung ‚unserer Schule‘ im Großen wie im Kleinen, wird doch diese Schule unser Leben in den nächsten Jahrzehnten weit beeinflussen. Nicht Zwang sei das Motiv unserer Arbeit. Aus eigenem Antrieb wollen wir uns weiterbilden, um unsere Aufgabe, unsere Berufung zu erfüllen. Als Erzieher wollen wir nicht Herren und nicht Diener, sondern Menschen sein!“ Die jungen Lehrer erkannten ihre Aufgabe. Folglich schlossen sie sich vielerorts zu Gruppen zusammen und bewiesen bei verschiedenen Tagungen ihren entschlossenen Gestaltungswillen. Im Sommer 1948 wurde die ABJ wieder gegründet und Wilhelm Ebert wurde zum ersten Landesvorsitzenden gewählt. Heute ist die ABJ mit rund 12.000 Mitgliedern die größte Junglehrervertretung in Bayern. Sie wird als Zusammenschluss von Lehramtsanwärtern bzw. Referendaren und jungen Lehrerinnen und Lehrern aller Schularten bis zum 10. Dienstjahr bezeichnet und ist Herausgeberin der Zeitschrift „JuNGLeHREr.“ Innerhalb des BLLV gliedert sich die ABJ in insgesamt neun Bezirksverbände. Seit 1948 ABJ Unterfranken Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der ABJ Unterfranken zeigt, dass diese seit der Gründung im Jahre 1948 im Wesentlichen drei Ziele verfolgte: Mitarbeiter für den BLLV gewinnen, Serviceangebote etablieren und politisch Einfluss nehmen. Serviceangebote etablieren Eine Hauptaufgabe der ABJ war und ist es, Serviceangebote zu etablieren, die Junglehrern den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Bereits in den 50er Jahren lag laut Auszug eines Protokolls des Bezirksvorsitzenden Richard Landsberg der Schwerpunkt der Arbeit darin, „die jungen Kolleginnen und Kollegen zur Mitarbeit in unserer Berufsorganisation heranzuziehen und ihnen klar zu machen, dass ihre Sorgen und Nöte als angehende Beamte von der ABJ am besten vertreten werden.“ Vom Seminar zum Crash-Kurs Ab 1968 gab es ein Begrüßungsschreiben für alle Neuzugänge sowie einen Fragebogen über die beruflichen Wünsche der Mitglieder. Der Bezirksvorsitzende Günther Birkle etablierte 1966 Seminare zum ersten Schultag, „deren Teilnehmerzahl ungefähr jener der ins Lehramt Eintretenden entsprach.“ Veranstaltungen, wie zum Beispiel „Was erwartet mich auf meiner ersten Blick zurück: Rudolf Erben, von 1957 bis 1959 selbst ABJ-Vorsitzender, führte 1998 eine Gruppe von Junglehrern durch das Schulmuseum im Schloß Aschach. Erben stellte 1982 dem Bezirk Unterfranken seine Sammlung an Dokumenten und Realien aus Unterfrankens Schulen zur Verfügung. Daraus entstand das Schulmuseum. 37 Geschichte der ABJ Die ABJ Unterfranken auf der Straße (Oktober 1997) ... Schulstelle?“ oder „Hilfen für die Vorbereitung auf eine selbständige Klassenführung“ lassen deutliche Parallelen zu den heutigen Serviceangeboten der ABJ erkennen: „Crash-Kurs für den Vorbereitungsdienst“, „Was erwartet mich nach dem Studium?“, „2. Staatsexamen – was nun?“ oder die „Dienstanfängerseminare“. Auch der Ursprung der heutigen Prüfungsvorbereitungsseminare liegt bereits viele Jahrzehnte zurück. Seminare vor der Anstellungsprüfung für das Lehramt an Volksschulen gab es beispielsweise erstmals 1968. mit anderer Akzentuierung – vor einem halben Jahrhundert genau so aktuell und brisant waren wie sie es heute sind. Politische Einflussnahme Neben den Serviceangeboten für junge Kolleginnen und Kollegen war es der ABJ ein weiteres Hauptanliegen, die Interessen der Junglehrer sowohl innerhalb des Verbandes, aber auch nach außen hin zu vertreten. kunft.“ Aktionen für arbeitslose Lehrer, aber auch diverse Pressemitteilungen, wie zum Beispiel „Junglehrer fühlen sich ausgebootet“ oder „Auch junge Lehrer brauchen eine Chance“ machten auf diese Missstände aufmerksam. Des Weiteren wurde die Umwelterziehung konkretes Arbeitsthema. In den 90er Jahren rief der ABJ Bezirksvorsitzende Raimund Willert dazu auf, „Schule neu zu denken“. Er forderte offene Unterrichtsformen, die Kinder nach eigenem Arbeitsrhythmus handeln lassen und so individuelle Erfolgserlebnisse ermöglichen. Unter dem Motto „Alte Hüte auf neuen Köpfen“ wurden pädagogische Konzepte aus der Vergangenheit auf ihre Tauglichkeit für das 21. Jahrhundert abgeklopft. Dabei zeigte sich, dass alte Hüte, wie beispielsweise die Reformpädagogik mit ihren Freiarbeitsangeboten sehr gut auf neue (Schüler-)Köpfe passen. „Junge Lehrer für die Zukunft – statt junge Lehrer ohne Zukunft.“ Neben den Hilfen für Prüflinge und Berufseinsteiger zählt auch die Kompetenzerweiterung von bereits fertig ausgebildeten und im Dienst stehenden Junglehrern zu den Serviceangeboten der ABJ. Bereits Ende der 60er Jahre fanden „Didaktische Seminare“ statt. Die Themen reichten von: „Sprachgefühl, Spracheinsicht, Sprachregel“ bis hin zu „Management“, „Rhetorik“ und „Menschenführung“. Zieht man einen Vergleich zu den Fortbildungsangeboten der aktuellen Vorstandschaft („Stimmbildung und Körpersprache“, „Effektives Zeit- und Stressmanagement“, „Classroom Management“, „Rhetorik in Konfliktsituationen“), dürfte man unschwer erkennen, dass die Themen – selbstverständlich 38 In den 50er Jahren setzte sich die ABJ schwerpunktmäßig für eine Verbesserung der wirtschaftlichen Belange ein. Es ging um Diätensätze, Anfangsgehälter, Härteausgleich, Rechtsstellung und Kündigungsschutz. In den folgenden Jahren verlagerte sich das Gewicht auf pädagogische Fragen, wie die Gestaltung zur Schulaufsicht. Auch schulpolitische Themen, wie beispielsweise die Nachwuchskrise und die Lehrerbildung, wurden Gegenstand von Diskussionen. In den 80er Jahren kritisierten die unterfränkischen Junglehrer die Lehrerarbeitslosigkeit. Die BDV 1985 stand unter dem Motto: „Junge Lehrer für die Zukunft – statt junge Lehrer ohne Zu- „Schule neu denken“ bedeutete auch, die Lehrerbildung zu überdenken. In einem Leitantrag forderten die Delegierten ein neues und umfassendes Bildungskonzept für alle Lehrämter. Dies sollte von einer stärkeren TheoriePraxis-Verzahnung an einer erziehungswissenschaftlichen Universitätsfakultät geprägt sein und stets als Gesamtkon- Junglehrer ... am Infostand (Juli 2004)... zept aus universitärer, praktischer und weiterbildender Phase gedacht werden. Im Herbst 1997 gründeten Studenten in Würzburg einen runden Tisch für Bildung. Die ABJ Unterfranken tauschte sich immer wieder mit Vertretern der Universität, der Fachhochschule, der Gewerkschaften, der Lehrer- und Elternverbände aus und planten gemeinsame Veranstaltungen. Um die Jahrtausendwende standen Themen wie zum Beispiel der Einsatz für kleinere Klassen, für die Rücknahme der Stundenkürzungen und für die Einstellung von mehr Junglehrern ganz oben auf der ABJ-Agenda. Die BDV stand unter dem Motto: „Eltern oder/und Lehrer – gemeinsam für eine gute Schule.“ Die ABJ beteiligte sich am „Bündnis für Bildung“ und demonstrierte unter dem Motto: „Auch Ihr Kind hat ein Recht auf eine gute Schule.“ In diesem Zusammenhang sprach sich die ABJ gezielt für die Ausweitung ganztägiger Betreuungsangebote, auch für Ganztagesschulen aus. Darüber hinaus wurden in den folgenden Jahren neue Akzente in der Personalentwicklung gesetzt. Schulen sollten nach Vorstellungen der ABJ Stellen ausschreiben und Lehrer sich direkt an Schulen bewerben können. Heftig diskutiert wurde die Forderung, den Schulsprengel aufzuheben ... mit konkreten Forderungen (März 2014) und so Konkurrenz unter den Schulen zuzulassen. In den letzten Jahren engagiert sich die ABJ vor allem für die Schaffung von mehr Lehrerplanstellen, eine Erhöhung der An- Unterfranken beschäftigten Lehrkräfte mit einem befristeten Angestelltenvertrag arbeitet. Dadurch herrscht eine gewaltige Lehrerfluktuation, die Teamarbeit, Profilbildung oder Schulentwicklung nahezu unmöglich macht. „Auch Ihr Kind hat ein Recht auf eine gute Schule.“ wärterbezüge, eine stärkere Berufsfeld orientierung der Lehrerbildung, mehr Gestaltungsfreiheiten in den Schulen vor Ort sowie mehr Möglichkeiten der individuellen Förderung und Forderung aller Kinder- und Jugendlichen. Die aktuelle Vorstandschaft stellte ihre BDV im März 2014 unter das Motto: „Wir wollen mehr… Lehrer in Unterfranken.“ Seit Jahren gleicht unser Regierungsbezirk bei der Einstellung von Junglehrern einem gigantischen Verschiebebahnhof, da ein Großteil der in Unterfranken ausgebildeten Junglehrer nur eine Planstelle in Oberbayern erhält. Um die Lücken an den unterfränkischen Grund- und Mittelschulen zu schließen, werden zahlreiche Junglehrer mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen „abgespeist“. Gerade in der Region am Untermain zeigen sich die verheerenden Folgen der gegenwärtigen Einstellungspraxis sehr deutlich, da hier fast die Hälfte aller in Im Rahmen der Aktion „Wir kreiden an!“ machte die ABJ im Juli 2014 in der Aschaffenburger Fußgängerzone auf diese Missstände aufmerksam. Angekreidet wurden neben der aktuellen Einstellungssituation auch der Unterrichtsausfall bzw. die unzureichende mobile Reserve, die mangelnde Realisierung der Inklusion, die ungenügende Umsetzung des Ganztagskonzepts sowie die fehlenden Ressourcen für individuelle Förderung. Betrachtet man die beiden aufgeführten Hauptaufgabenfelder der ABJ (Serviceangebote und politische Einflussnahme) im geschichtlichen Kontext, so bleibt Folgendes festzuhalten: Seit Gründung der ABJ folgen Generationen von Junglehrern dem Aufruf Wilhelm Eberts. Die ABJ arbeitet stetig „an der Lösung der verschiedenen Nöte und Probleme“. Sie „arbeitet aktiv mit an der Gestaltung unserer Schule“. Wenn sich auch die Schwerpunktsetzungen im Laufe der Jahrzehnte verändert haben, so war „das Zeichen unseres jungen Geistes“ doch zu allen Zeiten „Sturm und Drang“. 39 Das pädagogische Seminar des ULLV von Anneliese Pollak und Christoph Hartmann Im Schuljahr 1967/68 gründete der Vorstand des Unterfränkischen Lehrer‑ und Lehrerinnenverbandes e.V. das Pädagogische Seminar im ULLV. Es sollte jungen, fähigen und engagierten Kolleginnen und Kollegen zusätzliche Möglichkeiten zur persönlichen Weiterbildung bieten. Dahinter stand eine zweifache Zielsetzung. Erstens sollten die Teilnehmer durch eine vielseitige und kontinuierliche Fortbildung befähigt werden, verantwortliche Aufgaben im Bereich der Schule zu übernehmen. Zweitens sollten sie schulpolitisch aktiviert und in die Lage versetzt werden, innerhalb des Verbandes Nachwuchsfunktionen zu übernehmen. Aus dieser doppelten Zielsetzung ergaben sich für die Seminararbeit die folgenden vier Schwerpunkte: nnErziehungswissenschaft nn Didaktik und Unterrichtsvollzug nn Schulorganisation und -verwaltung nn Schul‑ und Verbandspolitik Mit sehr großem Engagement setzten sich neben den beiden Leitern des Seminar zum Thema „Lehrerpersönlichkeit“ mit Professor Winfried Böhm, 1981 40 Referats Berufswissenschaft, Ruthard Bohlender (Schuljahr 1967/68–1971/72) und Günther Birkle (Schuljahr 1972/73– 1986/87) Siegfried Baumann, Werner Bühner und Heinz Larisch für die Realisierung der angestrebten Ziele ein. Aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit entwickelte sich das Pädagogische Seminar zu einer Fortbildungsinstitution von hohem Niveau. Für Vorträge aus den Gebieten der Pädagogik, der Didaktik und der Unterrichtspraxis konnten stets fachlich versierte Referenten gewonnen werden. Namhafte Referenten Anerkannte Professoren wie W. Böhm, L. Katzenberger, A. Reble, H. Schröder (alle Würzburg), H.‑J. Ipfling, W. Tröger (beide Regensburg), P. Paulig (Eichstätt), E. Weber (Bayreuth) u.v.a. mehr gaben in den ersten zwanzig Jahren des Bestehens des Pädagogischen Seminars ihr fundiertes Fachwissen an 1.186 Seminarteilnehmer weiter. Auch die Schulpraxis war Gegenstand intensiver Seminararbeit. Ein Blick in die Veranstaltungslisten zeigt, dass zahlreiche Schulräte, Seminarrektoren und Lehrer Pädagogisches Seminar Bild links: Arbeitsteam des ULLV-Referates Berufswissenschaft im BLLV 1973: Von links SL Dieter Herrmann/Bad Neustadt; Albin Dannhäuser, Versitzender der ABJ Unterfranken; SL Jürgen Röhling/ Höchberg; Schulrat Walter Jander (in Vertretung von Regierungsschulrat Schumacher); SL Günther Birkle; SL Siegfried Baumann/Lengfeld; Geschäftsführer Werner Bühner. Bild rechts: Die Teilnehmer des PädSem diskutierten im Oktober 1980 im Lesesaal des Studentenwohnheims mit Hans-Joachim Schumacher (zweiter von links), dem Abteilungsleiter Schule an der Regierung von Unterfranken, über das 10. Schuljahr an Hauptschulen. durch qualifizierte Referate und praktische Übungen Anregungen und Hilfen für die Berufsarbeit gaben. Hervorzuheben ist seit der Gründung des Pädagogischen Seminars die beständige Unterstützung der Seminararbeit durch die Schulabteilung der Regierung von Unterfranken. Besonders interessant für die Teilnehmer waren die informativen Besuche deutschsprachiger Schulen im Ausland (Österreich, Schweiz, Südtirol) und das Kennenlernen wegweisender Schulversuche in anderen Bundesländern (Nordrhein‑Westfalen, Hessen, Rheinland‑Pfalz). Aktuelle Themen Ein zentrales Anliegen der jeweiligen Leiter des Pädagogischen Seminars war und ist die Information der jungen Kolleginnen und Kollegen über die gegenwärtige Schul- und Kulturpolitik und die Aktivierung der Teilnehmer im Hinblick auf tatkräftige Mitarbeit im Verband. Auf zahlreichen Arbeitstagungen legte vor allem Fritz Schäffer, 1. Vorsitzender des ULLV von 1964 bis 1984, dem „Nachwuchs“ die Bedingungen für eine erfolgreiche Verbandsarbeit dar und nahm engagiert Stellung zu aktuellen Fragen und Problemen der Schul‑ und Verbandspolitik. Darüber hinaus entwickelte er bei allen seinen Überlegungen tragfähige Perspektiven für eine kindgerechte Schule. Diese Tradition führte Walter Roth seit 1984 fort. Seit der Festveranstaltung zum 20jährigen Bestehen des Pädagogischen Seminars des ULLV am 12. November 1988 zeichneten für das Pädagogische Seminar als erster Vorsitzender des ULLV Walter Roth und als Berufswissenschaftler Leonhard Blaum und Heinz Larisch verantwortlich. Ihre intensive Arbeit baute auf dem bereits geschaffenen Fundament auf. Für verantwortungsbewußte Lehrerinnen und Lehrer stellte sich verstärkt die Aufgabe, das pädagogische Anliegen auch verbandspolitisch umzusetzen. Hilfestellung bei der Bewältigung dieser wichtigen Aufgabe bot den jungen Kolleginnen und Kollegen das Pädagogische Seminar. Ziel des Pädagogischen Seminars war es, interessierte und leistungsbereite Seminarteilnehmer weiterzubilden und somit für eine erfolgreiche Arbeit in Schule und Verband zu befähigen Neukonzeption Die im Schuljahr 1988/89 beschlossene Neukonzeption des Pädagogischen Seminars beinhaltete die Idee, anstelle der bislang offenen Teilnehmergruppe eine geschlossene Gruppe von ca. 30 jungen herausragenden Prüflingen sowie aktive Mitarbeiter in einen etwa 2-jährigen Seminardurchgang einzubinden. Die Teilnehmer erhielten dabei „eine weiterführende Schulung in den Bereichen Pädagogik, Psychologie, Didaktik und Methodik mit dem Ziel der Kompetenzerweiterung bezüglich Unterrichtsarbeit, Führungsstil und Leitungsfunktion und eine Qualifikation im persönlichen, gesellschafts-, schul und verbandspolitischen Bereich mit dem Ziel der Kompetenzerweiterung bezüglich der Mitgestaltung inhaltlicher und struktureller Prozesse im BLLV. Die 10 Arbeitstagungen eines Seminardurchgangs fanden ganztägig samstags statt. Dazu kam eine 2- oder 3-tägige Exkursion, meist zu Schulen mit besonderen pädagogischen Konzepten. Eine Veränderung der eigentlichen Zielsetzung war nicht beabsichtigt und wurde lediglich folgendermaßen neu formuliert: „Das „PädSem“ ist eine Fortbildungseinrichtung des ULLV, die von der Abteilung Berufswissenschaft organisiert wird. Mit dem Durchgang 1989–1991 startete diese Konzeption erstmals mit 27 Kolleginnen und Kollegen. Während des Durchganges wurden acht ganztägige Seminarveranstaltungen und eine Exkursion durchgeführt. Gleichzeitig mit dieser Umstellung hatte Leonhard Blaum die Abteilung Berufswissenschaft übernommen, Otmar Rüger seine Stellvertretung; Anneliese Pollak stand ihm als Geschäftsführerin des Pädagogischen Seminars zur Seite. Heinz Larisch war 41 Pädagogisches Seminar sonen gewesen, die soeben einen PädSem-Durchgang erfolgreich durchlaufen hatten. Daher beschloss das Kuratorium unter dem Vorsitz von Jürgen Röhling einen Zwischendurchgang einzuschieben, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der letzen drei Durchgänge für ein Jahr ins „PädSem spezial“ einladen sollte. PädSem spezial Exkursion in die US-High-School in Würzburg: Unfreiwilliger Sketchpartner war Jürgen Röhling, lange Jahre Kuratoriumsvorsitzender des Pädagogischen Seminars. bereits seit 1979 als Leiter des Pädagogischen Seminars tätig. Mit dem folgenden Seminardurchgang 1992–1994 (32 Teilnehmer/-innen) übernahm Christoph Hartmann die Geschäftsführung des PädSem. In diesem Durchgang führte die Exkursion zur Odenwaldschule. Interessante Exkursionen Mit dem Seminardurchgang 1994–1996 (40 Teilnehmer/-innen) gab es einen Wechsel in der Leitung der Abteilung Berufswissenschaft: Klaus Joerg folgte Leonhard Blaum im Amt als Leiter der Abteilung nach. Die Exkursion ging an eine Schule in Köln, die sich dem Pädagogischen Konzept von Peter Petersen verschrieben hat. Während des folgenden Durchgangs 1996–1998 (44 Teilnehmer/-innen) übernahm Christoph Hartmann zusätzlich das Amt des stellvertretenden Leiters der Abteilung Berufswissenschaft. Bei diesem Durchgang wurde auch deutlich, dass die Teilnehmer-Vorschläge der unterfränkischen Seminarleiter/-innen und Schulräte/-innen, meist Kolleginnen und Kollegen berücksichtigten, die direkt nach dem zweiten Staatsexamen 42 in den Schuldienst kommen und sich in der Regel im Schulgeschehen (auch bedingt durch Wechsel von Ausbildungszu Einsatzschule) erst einmal orientieren müssen, bevor sie an eine weitergehende Übernahme von Verantwortung im Verband denken. So entstand die Idee, die Konzeption dahingehend zu ändern, dass die Zielgruppe mindestens das 5. Dienstjahr erreicht haben sollte. Für einen Durchgang ab 1998 wären das aber genau die Per- Diese Idee wurde 1999–2000 mit sehr großem Erfolg in die Tat umgesetzt. Den 38 Teilnehmern/-innen des PädSem spezial wurden fünf Veranstaltungen u. a. zu Themen wie Schulentwicklung, Personalmanagement, Gesprächsführung angeboten. Am Ende dieses Durchganges gab es bedeutende personelle Veränderungen in der Leitung des PädSem und der Abteilung Berufswissenschaft. Nachdem Heinz Larisch zum Abschluss des „PädSem spezial“ sein Amt als Leiter des Pädagogischen Seminars nach gut 20 Jahren zur Verfügung stellte, gab es eine Personalrochade. Klaus Joerg, bisher Leiter der Abteilung Berufswissenschaft übernahm die Leitung des PädSem, Christoph Hartmann, bisheriger Stellvertreter und Geschäftsführer des PädSem, wurde Leiter der Abteilung Berufswissenschaft. Das Amt des Geschäftsführers übernahm Bernd Lussert. 1994 besuchte PädSem die Odenwaldschule, damals eine anerkannte Reformschule. Mit dabei unter anderen Heinz Larisch (zweiter von links), Walter Schäffer (Mitte), Werner Bühner (rechts). Pädagogisches Seminar Neue Zielgruppe Der folgende Durchgang 2000–2002 hatte erstmals als Zielgruppe Kolleginnen und Kollegen ab dem 5. Dienstjahr. Die 31 Teilnehmer/-innen erlebten zehn ganztägige Veranstaltungen sowie eine Exkursion an die Nikolaus-Lenau Schule in Gmunden/Österreich. Die 25 Teilnehmer/-innen des Durchgangs 2003–2005 erlebten unter anderem eine Exkursion an die Grundschule „Harmonie“ in Bonn. Die Folgen des Ersteinsatzes von ehemaligen Prüflingen in Oberbayern hatten sich bereits im abgelaufenen Durchgang gezeigt, der mit 25 Teilnehmer/-innen der bislang kleinste gewesen war. Der Versuch, ab 2006 einen neuen regulären Durchgang zu starten, scheiterte an der geringen Zahl potentieller Bewerber/-innen, so dass das Kuratorium beschloss, ein weiteres PädSem spezial einzuschieben. Dieses fand 2006/2007 mit 27 Teilnehmern/-innen statt. Die Besonderheit stellten zwei Exkursionen und eine zusammenhängende Konzeption statt. Die erste Exkursion führte mit einer Fahrt nach Hanau zur Firma Heraeus. Die zweite Exkursion, die auch in mehreren Veranstaltungen intensiv vorbereitet worden war, führte nach München, um sich u. a. mit Kultusminister Siegfried Schneider und BLLV-Präsident Albin Dannhäuser zu treffen. Mit dem PädSem-Durchgang 2007–2009 (33 Teilnehmer/-innen) fand nun der siebte reguläre (mit PädSem spezial sogar der neunte) Durchgang seit der Neukonzeption 1989 statt. Insgesamt besuchten 232 Teilnehmerinnen und Teilnehmer das PädSem, 65 davon nochmals das PädSem spezial. In der Leitung gab es 2007 wieder einen Wechsel. Die Bezirksdeligiertenversammlung wählte Harald Tröger zum stellvertretenden Leiter der Abteilung Berufswissenschaft. Gleichzeitig übernahm er die Geschäftsführung des Päd- Gruppenbild mit BMW Z8 (Mai 2000) Gruppenbild mit Kultusminister Siegfried Schneider (Oktober 2006) Gruppenbild mit BLLV-Präsident Klaus Wenzel (Juni 2012) Sem. Da dieser aber ab dem Schuljahr 2007/08 in Bayreuth eine Dozentenstelle am Staatsinistitut für die Ausbildung von Fachlehrern annahm, musste er beide Ämter bereits nach kurzer Zeit wieder aufgeben. Als Geschäftsführer des PädSem arbeitete dann Jochen Wahlen. Dr. Ruth Klawitter war seit November 2007 stellvertretende Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft. Weitere personelle Veränderungen ergaben sich im Jahre 2008. Mit Ablauf seiner Amtszeit als Leiter der Abteilung Berufswissenschaft im Frühjahr 2008 übergab Christoph Hartmann dieses Amt an Dr. Ruth Klawitter und wurde selbst Leiter des PädSem. Bereits 2009 folgte Julia Schuck als neue Leiterin der Abteilung Berufswissenschaft. Ihr zur Seite steht seit 2011 Dr. Dirk Hartwig. Aus dem PädSem 2007–2009 erwuchs mit Tatjana Schaeben (jetzt: Keller) eine neue Geschäftsführerin. Somit erfolgte der PädSem-Durchgang 2010–2012 mit einer völlig neuen Leitung. Dieser Kurs hatte 31 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Die Exkursion führte in die Schweiz. Im Dezember 2012 bat Herr Jürgen Röhling um Entlassung aus dem Amt des Kuratoriumsvorsitzenden, das er seit 1991 innehatte. Seit Januar 2013 ist Klaus Joerg der neue Kuratoriumsvorsitzende. 2013–2014 erfolgte ein weiterer Durchgang des PädSem spezial mit 18 Teilnehmerinnen. Die Exkursion wurde als Eintagesfahrt nach Röckingen (LernLandSchaft) durchgeführt und durch eine zweitätige Seminarveranstaltung zum Thema Führung aus systemischkonstruktivistischer Sicht ergänzt. Aktuell ist der Durchgang 2015–2017 in Planung und Vorbereitung. 43 Fritz Schäffers 80ter Geburtstag: Der Jubilar mit der langjährigen BLLV-Vizepräsidentin Erna Holzinger. von Pat Christ Ein Kämpfer mit Geist und Geschick Wie Fritz Schäffer die Geschichte des ULLV in den spannenden 60er Jahren prägte Besuch bei einem Urgestein: Heuer im Dezember sind es genau 50 Jahre, dass Fritz Schäffer den Vorsitz des ULLV übernahm. Der ehemalige Rektor und Schulrat, der im Juli 2014 seinen 85. Geburtstag feierte, wird als besonders politischer und kämpferischer Mann in die Geschichte des ULLV eingehen. Mutig setzte er sich für eine nicht mehr nach Konfessionen getrennte Gemeinschaftsschule, für die Landschulreform und ein neuntes Hauptschuljahr ein. Nichts geschieht von allein. Wer wüsste das besser als Fritz Schäffer. Um Veränderungen zu erreichen, nahm er eine Menge auf sich. Mehrfach wurde er von der Kanzel herab angeklagt, weil er gegen die 1969 per Volksentscheid abgeschaffte Bekenntnisschule war. „Am Tag der Abstimmung ging ich mit allen zehn Lehrern unserer Schule geschlossen zur Wahl“, erinnert er sich. Das konnte der damalige Pfarrer nicht fassen: „Am nächsten Tag meldete er sich von Kirchheim weg.“ In einem Ort, 44 wo man nicht hinter der Bekenntnisschule stand, wolle er nicht länger tätig sein, schrieb er in einem Brief, der Fritz Schäffer berührte. Woher er denn den Mumm genommen hatte, gegen so große Widerstände zu kämpfen? Fritz Schäffer lacht: „Ein Held bin ich ganz sicher nicht. Ich tat einfach immer nur meine Pflicht.“ Was bedeutete: Er setzte sich dafür ein, dass das geändert wurde, was er selbst als junger Lehrer einer Einklassschule in Moos tagtäglich als untragbar erlebt hatte. Übers ganze Land verteilte Zwergschulen, wo oft nur um die 30 Schüler von der ersten bis zur achten Klasse unterrichtet wurden, waren schlicht nicht leistungsfähig. Im südöstlichen Unterfranken wurde beispielhaft gezeigt, wie ein landschulreformierter Kreis aussehen könnte. „Wir machten damals für Gerolzhofen eine Art Planspiel“, erinnert sich der ehemalige ULLV-Vorsitzende. Darin eingebunden waren drei engagierte Kreisvorsitzende. Die Landschulreform Kein anderer Lehrerverband war auf Idee gekommen, so gründliche Vorarbeit für die Landschulreform zu leisten. 1966 erschienen die Ergebnisse der Planungsgruppe in einer in München herausgegebenen, 16-seitigen Publikation mit dem Titel „Der Ausbau des Volksschulwesens im Landkreis Gerolzhofen“. Die Broschüre bereitete in ganz Bayern den Boden für die danach bald eingeführte, dringend notwendige Reform. Insgesamt hatte es 1966 im Freistaat 3.788 ein- bis dreiklassige Schulen gegeben. Harten Fakten kann man sich schlecht widersetzen. So überzeugte die Darlegung, wie sinnvoll es wäre, aus 71 Volksschulen im Kreis Gerolzhofen 24 Grund- und 8 Hauptschulen zu machen. Aufgezeigt wurde, wie die Transporte der Kinder zu organisieren wären und wie viele Schulräume, Turnhallen und Fachunterrichtsräume im Landkreis neu gebaut werden müssten. Porträt Fritz Schäffer Bei diesem Thema gab es auch keine Blockadehaltung seitens des Kultusministeriums. Im Gegenteil. Seit seinem Amtsantritt 1964 warb Minister Ludwig Huber intensiv um Verständnis für die Notwendigkeit einer Landschulreform mit größeren Schulzusammenschlüssen. 1968 bildete Huber eine Kommission, zu der auch Fritz Schäffer gehörte. Schon 1969 griffen die Reformpläne: Die Zahl der unterfränkischen Volkschulen sank dadurch von 1.040 auf 344, die zum Schuljahr 1969/70 an den Start gingen. Umstrittene Differenzierung Wenn ein Grundschullehrer heute darüber klagt, dass ihm die Aussortierung der Kinder am Ende des vierten Schuljahres ein Gräuel ist, kann Fritz Schäffer das nur zu gut verstehen. Ihn empörte damals die Leistungsdifferenzierung in wichtigen Fächern der Hauptschule: Nur A-Schüler durften den Quali machen, B-Schüler nicht. Um dieses Thema ging es auch 1978 auf der LDV in Augsburg. Wie sehr und warum es ihm widerstrebte, als Lehrer Schüler aussortieren zu müssen, legte Schäffer bei seiner Stellungnahme in fünf Thesen dar. Die Zuweisung zu Leistungskursen erfolge nach fragwürdigen Kriterien, die Leistungsdifferenzierung sei zutiefst unpädagogisch und vor allem für jüngere Schüler äußerst problematisch, zeigte er auf. Für Schäffer stellte sie darüber hinaus eine Korrumpierung durch die Gesellschaft und deren Bedürfnisse dar. Aus seiner Wut machte der ULLV-Mann vor versammelter Mannschaft keinen Hehl. Durch die Differenzierung, empörte er sich, werde die Hauptschule „zu einer Selektionsanstalt pervertiert.“ Den historischen Ballast der Aussonderung zugunsten eines Unterrichts in heterogenen Gruppen abzuwerfen, das ist eine Aufgabe, die heute noch zu lösen ansteht. Geschichte hingegen ist der Kampf um das neunte Hauptschuljahr, über das in den 60er Jahren ebenfalls heftig gestritten wurde. Mit einem Fritz Schäffer (zweiter von rechts) ehrt 1967 als junger Bezirksvorsitzender August Deufert, Josef August Eichelsbacher und Wilhelm Theiß (von links). Mit den Geehrten freuen sich Heribert von Kannen, damals stellvertretender BLLV-Präsident, und BLLV-Ehrenpräsident Franz Xaver Hartmann (rechts). Foto: Röder Federstrich wurde es im Herbst 1969 eingeführt – ohne eine Vorbereitung der Lehrer, ohne Lehrplan, ohne Arbeitsmittel. Zum Glück hatte Fritz Schäffer bereits zwei Jahre zuvor das Pädagogische Seminar gegründet. Dadurch konnte der ULLV die Hauptschullehrer fit machen. Schäffer: „Wir hatten das neunte Hauptschuljahr quasi neu erfinden müssen.“ „Ich bin halt ein Optimist“ Steter Tropfen höhlt den Stein – dass dieses Sprichwort stimmt, lässt sich an der Erfolgsgeschichte des ULLV unter Schäffers Regie in den 1960er Jahren ablesen. „Es ist schon richtig, ich hatte viel Erfolg“, schmunzelt Fritz Schäffer: „Was vielleicht daran liegt, dass ich ein Optimist bin.“ Menschen, denen er begegnet, unterstelle er grundsätzlich erst einmal Kompetenz und positive Absichten.“ Zu diesem Erfolgsgeheimnis gesellt sich ein zweites: Der Zusammenhalt damals unter den Lehrern im ULLV. „Alle vier Wochen trafen wir uns mittwochs“, berichtet Schäffer. Bis zu 40 Mitglieder kamen zusammen, stritten mitunter heftig, setzten sich intensiv mit aktuellen Themen auseinander. Und sie ermutigten sich gegenseitig. „Ich hatte immer gute Leute um mich herum gehabt“, so Schäffer. Eine Tatsache, die wiederum keineswegs von ungefähr kam. Fritz Schäffers Erfolg hatte seinen Ursprung nicht zuletzt in seiner Gabe, frei reden zu können und durch seine Reden andere zu begeistern, sie zu faszinieren und in Bann zu ziehen. Man wollte an seiner Seite kämpfen. Für eine Schule, die jeden Schüler, auf seine gesamte Persönlichkeit bezogen, auf bestmögliche Weise fördert, so dass ihm die größtmöglichen Zukunftschancen offen stehen. Auch dieses Streben Fritz Schäffers kommt keineswegs von ungefähr. Schäffer selbst hatte viel Ermutigung von außen erfahren. Als jugendlicher Schüler einer Einklassschule wäre er nie auf die Idee gekommen, Lehrer zu werden. Es waren wohlmeinende Pädagogen gewesen, die es dem katholischen Bauernburschen aus Aufstetten, großgeworden in einer elfköpfigen Familie, nahe gelegt und ermöglicht hatten, eine Lehrerlaufbahn einzuschlagen. Fritz Schäffer nimmt als ULLV-Ehrenvorsitzender gemeinsam mit seinen Söhnen Alfred und Walter, beide im ULLV aktiv, und Dr. h.c. Albin Dannhäuser, dem BLLVEhrenpräsidenten, an der ULLV-Delegiertenversammlung 2009 teil (von rechts). 45 Zwischen Euphorie und Auflehnung von Pat Christ Früh erwachte das Interesse des Unterfrankens Albin Dannhäuser an aktiver Mitwirkung Er fiel bald auf im Studium, der junge, ambitionierte Albin Dannhäuser. „Seine brillante Intelligenz, sein unglaublicher Fleiß, seine Organisationskraft waren nicht zu übersehen“, schreibt Fritz Schäffer in seinem Buch „Brüder reicht die Hand zum Bunde“. Warum er ein so herausragender Student gewesen war? „Nun, ich musste doch etwas wissen, bevor ich etwas weitergeben konnte“, so der aus Großwenkheim stammende Lehrer. Doch auch für ihn ging es im Rückblick tatsächlich blitzschnell mit der Karriere innerhalb des BLLV: „Ich trat quasi morgens ein und wurde am Abend gleich in ein Amt gewählt.“ So war Dannhäuser, eher er sich versah, Vorsitzender der BLLV-Studentengruppe an der Uni Würzburg. Es folgte der rasche Aufstieg in den ABJ-Landesvorstand. Von 1974 an war Dannhäuser Sprecher der Junglehrer im Verband Bildung und Erziehung (VBE). Zehn Jahre später gelang es ihm als erstem Unterfranken, Präsident des BLLV zu werden. Es war nicht Widerspruch und es war nicht Auflehnung, was ihn damals dazu getrieben hatte, sich als Student im ULLV zu engagieren, erklärt der passionierte Grund- und Hauptschullehrer: „Mich hatte es gereizt, mitgestalten zu können.“ Und zwar sowohl bei der Lehrerbildung als auch bei der Schulpolitik. 46 Das war Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre. Lebhaft diskutiert wurde damals über die Gesamtschule. Sie sollte verhindern, dass Kinder allzu früh ausgesiebt werden. Euphorisch reagierten die Junglehrer 1974 auf das mit großer, Partei übergreifender Mehrheit vom Landtag verabschiedete Lehrerbildungsgesetz für die Stufenlehrerausbildung. Bekanntlich mündeten die damaligen Diskussionen dann doch nicht in eine Reform. Ganz im Gegenteil: „Kultusminister Hans Maier war die Speerspitze der Gegenreform“, erinnert sich der 1943 geborene Pädagoge. Maier wollte eine nach Schularten gegliederte Schule – und keine Stufenlehrerausbildung. Die Euphorie verflog In den 1980er Jahren ballten sich die Schwierigkeiten: „Es folgte für uns ein Rückschlag nach dem anderen.“ Die Euphorie der Großen Bildungsreform war ganz und gar verflogen. Dannhäuser: „Diese Jahre waren geprägt von Gegenreaktion und Polarisierung, hinzu kamen ideologische Kämpfe innerhalb der Lehrerorganisationen.“ Dannhäuser kämpfte unverdrossen für die Professionalität des Lehrerberufs und einen gleichwertigen Status aller Lehrämter. Die Kämpfe ebbten auch in den 1990er Jahren nicht ab. So dachte das Kultusministerium 1992 laut darüber nach, die Ausbildung der Hauptschullehrer an die Fachhochschulen zu verlagern. Wer das tue, „gräbt gegen uns das Kriegsbeil aus!“, wetterte Dannhäuser beim Schulpolitischen Aschermittwoch 1993 in Landshut. Ein solcher Plan sei „ein Frontalangriff auf unsere Profession und eine zynische Abwertung der Bildungsansprüche unserer Schüler.“ Eine Neuorientierung in Sachen Bildung sehe anders aus: „Nämlich: kleinere, überschaubare Klassen und Lerngruppen, Zeit für die individuelle Förderung.“ Dannhäuser forderte wiederholt zusätzliches pädagogisches Personal, Zeit für Führung und Verwaltung der Schule sowie die Anerkennung der Lehrämter in allen Schularten. Pädagogisch war für ihn jede Richtung eine Orientierungshilfe, die das Kind in den Mittelpunkt rückt: „Der BLLV war immer offen für neue Ideen.“ Dannhäuser beeindruckte die Reformpädagogik Ellen ULLV-Ehrenvorsitzender trifft BLLVEhrenpräsident: Walter Roth und Albin Dannhäuser 2009 in Schweinfurt. Porträt Albin Dannhäuser Deutscher Junglehrertag 1978 in Würzburg: Walter Roth, ABJ-Vorsitzender in Unterfranken, Jürgen Weber, zweiter Bürgermeister, ABJ-Landesvorsitzender Albin Dannhäuser, Björn Engholm, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft, Karl Herrmann, Schriftleiter der ABJ-Zeitschrift „Der Junglehrer“, Wolfram Machalitzky, damals BLLV-Vizepräsident, und Dieter Krause, VBE-Geschäftsführer. Foto: Heußner Keys, deren Hauptmotive die „Erziehung zur Selbsttätigkeit“ und die „Erziehung vom Kinde aus“ waren. Er befasste sich auch mit der reformpädagogischen Landschulbewegung, die zu Beginn der Weimarer Republik einen neuen Aufschwung nahm. „Keine Nischenpädagogik!“ Dass sich Kinder originär zum Ausdruck bringen, wenn sie sich mit der Umwelt auseinandersetzen, erkannte auch die Italienerin Maria Montessori. Von ihr ließ sich der BLLV-Präsident ebenso inspirieren wie von der Waldorfpädagogik. Dannhäuser: „Wir wollen von den freien Entwicklungen möglichst viel lernen.“ Da der BLLV Schule immer als gesellschaftlichen Auftrag angesehen habe, war er gleichzeitig gegen jede „Nischenpädagogik“: „Wir versuchen, positive Entwicklungen aus den Nischen zu holen und sie in die öffentliche Schule zu bringen.“ Wie schaffte er es, dass ihm nie die Puste ausging – trotz aller Kämpfe und Rückschläge? „Wer starke Wurzeln hat, der gibt nicht so schnell auf“, meint Dannhäuser. War der Gegenwind allzu harsch, dachte er an die prägenden Persönlichkeit im ULLV und BLLV, die ebenfalls kämpfen mussten und die durch die Kämpfe gestählt wurden. Dannhäuser: „Ich erinnerte mich dann zum Beispiel an die Generation, die den Kampf gegen die Konfessionsschule gewonnen hatte.“ Rückschläge, Niederlagen und Frustrationen machten ihn nicht mundtot und ließen ihn nicht resignieren: „Sie trieben mich vielmehr weiter voran.“ Zu den bittersten Niederlagen gehörte im Jahr 2000 das Scheitern des Volksbegehrens „Die bessere Schulreform“. Nur 5,7 Prozent der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger hatten sich im Februar dieses Jahres eingetragen. Das stieß Dannhäuser sauer auf. Scheiterte doch damit der Versuch des BLLV, „eine Schulpolitik zu korrigieren, die im direkten Widerspruch zu unseren pädagogischen und schulpolitischen Grundsätzen stand.“ Die Staatsregierung hatte nun den Weg frei, die flächendeckende sechsstufige Realschule einzuführen. In jeder Hinsicht unabhängig Wichtig war Dannhäuser stets ein unabhängiger Verband, der nicht am finanziellen Tropf einer Partei oder irgendeiner anderen Organisation hängt. Das ist für einen Lehrerverband nicht selbstverständlich. So wird die Katholische Erziehergemeinschaft (KEG) von der Kirche unterstützt: „Andere Verbände erhalten Unterstützung von der Wirtschaft.“ Auch achtete Dannhäuser streng auf parteipolitische und weltanschauliche Neutralität. Dass ihm dies gelang, zeigt die Tatsache, dass er keine Scheu vor der Kooperation mit Politikern jeder Couleur hatte und hat. 2008 nahm Dannhäuser von der Grünenpolitikerin Margarete Bause für sein Lebenswerk den „Grünen Doktorhut“ entgegen. Als Mitglied des Fernsehausschusses des Rundfunkrats arbeitet er mit Inge Laures von der SPD und Otmar Bernhard von der CSU vertrauensvoll zusammen. 2007 erhielt er von der SPD-Landtagsfraktion im Senatssaal des Maximilianeums als „mutiger Kämpfer für Schule und Kinder“ den WilhelmHoegner-Preis. Mehrmals traf sich Albin Dannhäuser als BLLV-Präsident mit den Freien Wählern zum Austausch. Dass die Arbeit in seinem Ursprungsverband ULLV so gut vorangeht, freut den Ehrenpräsidenten, der stark von ULLV-Persönlichkeiten wie Fritz Schäffer geprägt ist. „Ich halte den ULLV für einen der selbstbewusstesten, stärksten und solidesten unserer Bezirksverbände“, erklärt er. Aus einer sehr großen Vergangenheit habe der ULLV immer die Zukunft im Blick: „In vielen Dingen ging er bayernweit voran, ob es sich um Fragen der Lehrerbildung, der Schulreform oder um schulpolitische Innovationen handelte.“ Gerade der ULLV habe stets den „Blick der unmittelbar Betroffenen“ verfolgt: „Und konkrete Erfahrungen aus dem Schulalltag gebündelt.“ 47 ULLV-Delegiertenversammlung 1984 in Veitshöchheim: Am Rednerpult ULLV-Vorsitzender Firtz Schäffer, am Vorstandstisch ULLV-Geschäftsführer Walter Jander. Die Delegiertenversammlung des ULLV „Die Bezirksdelegiertenversammlungen sind die Markierungspunkte des Verbandslebens. Auf ihnen werden die klärenden Diskussionen geführt, Entscheidungen getroffen, Beschlüsse gefasst“. (Fritz Schäffer) Der Ablauf dieser Versammlungen ist seit Jahrzehnten ähnlich und bewährt, wird aber nach Notwendigkeit variiert: Sie finden an zwei Tagen (Freitag, Samstag) statt, beginnen mit einer ersten Arbeitssitzung (Totenehrung, Rechenschaftsbericht der Vorstandschaft, Kassenbericht, Entlastung, Beratung von Anträgen, Neuwahlen) und bieten am Abend des Freitag ein Unterhaltungsprogramm für Delegierte und Gäste aus dem Verband. Diskussionsrunden zu Tagungsthemen Der Samstag startet mit der Festveranstaltung in aller Regel nach der Begrüßung durch den Bezirksvorsitzenden mit der Festrede des BLLV-Präsidenten 48 und mit Grußworten und Statements von Ehrengästen aus der Politik, der Gesellschaft und der gastgebenden Stadt. Mehrfach gab es im Rahmen der Festveranstaltung auch eine Diskussionsrunde zum Tagungsthema mit ganz unterschiedlichen Teilnehmern. In einer weiteren Arbeitssitzung behandeln die Delegierten die Anträge und beschließen Positionspapiere und Resolutionen. In der Nachkriegszeit bis 1964 fand die BDV jeweils im Zwei-Jahres-Rhythmus und in Würzburg statt. Ab 1967 änderte sich dies: Die Versammlung tagte in anderen unterfränkischen Kommunen, ab 1969 im Turnus von drei Jahren (siehe Tabelle Seite 49), zuletzt wegen der guten Tagungsbedingungen mehrmals in Schweinfurt. Zusammenstellung und Kommentierung von Walter Roth Die Tagungsthemen der Delegiertenversammlungen wurden stets gemeinsam im Vorstand und im Ausschuss gefunden und festgelegt. Meist wurde Bezug genommen auf aktuelle Entwicklungen in der Politik und der Bildungsdiskussion, oft wurden Themen aus der Landesdelegiertenversammlung aufgenommen. Das Wort „Schule“ wurde zuletzt kaum noch verwendet: BLLV und ULLV verstehen sich stärker als noch vor 50 Jahren als einflussreiche Verbände im Bereich der gesamten Bildung und Erziehung. Festreden der Präsidenten als Aktionsprogramm Noch 1978 („Schule in schwerer Zeit“) und 1984 („Schulpolitik in einer Zeit des Umbruchs“) stellte BLLV-Präsident Wilhelm Ebert die Umbrüche in den Mittelpunkt seiner Festreden, besondere Aktivitäten in der Schulpolitik waren jetzt gefragt. Dagegen rückten 1987 und 1991 ULLV und Präsident Albin Dannhäuser die Arbeitsbedingungen und die Arbeit der Lehrer, der Pädagogen ins Zentrum der Diskussionen. Delegiertenversammlung Kontrastreich die Tagungsthemen 1994 und 1997: Die Werte-Erziehung wurde erörtert, erstmals in einer Diskussionsrunde mit Vertretern der Medien und der Wirtschaft, von Kirche und Justiz. Drei Jahre später ging es knallhart darum, einer Kürzungsrunde der Staatsregierung und drohenden „Billigschulen“ Widerstand entgegenzusetzen. Gemeinsam stark Bei den letzten BDVen wurde ein kurzer knackiger Nenner gefunden, um die Ziele festzulegen. Präsident Klaus Wenzel brachte die BLLV-Politik für die Zukunft auf den Punkt: Gemeinsam stark. Jahr Tagungsort Tagungsthema der Delegiertenversammlung 1967 Lohr Tagungsthema nicht bekannt 1969 Schweinfurt „Reale Schulpolitik im Zeitalter der Pläne“ 1972 Bad Neustadt „Schule und Lehrer 1972“ 1975 Marktheidenfeld „Ist der BLLV eine politische Organisation?“ 1978 Bad Kissingen „Schule in schwerer Zeit“ 1981 Bad Königshofen „Erziehung – neu gefragt“ 1984 Veitshöchheim „Schulpolitik in einer Zeit des Umbruchs“ 1987 Bad Brückenau „Rückschritt oder Aufbruch in der Schul- und Lehrerpolitik?“ 1991 Gemünden „Verantwortung und Freiheit des Pädagogen“ 1994 Bad Brückenau „Leitbilder – damit es Menschen werden“ 1997 Lohr „Vorrang für Bildung – Billigschulen verhindern“ 2000 Aschaffenburg „Priorität für Bildung und Erziehung“ 2003 Schweinfurt „Bildung braucht Basis“ 2006 Bad Kissingen „Bessere Bildung für alle“ 2009 Schweinfurt „Schule braucht Freiheit“ 2012 Schweinfurt „Gemeinsam stark“ DV 1975 in Marktheidenfeld: Karl Bausback, 3. Vorsitzender; Helmut Schoßwald, Kassier; Karl Herrmann, unterfränkischer Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bayerischer Junglehrer (ABJ); Margot Deufert, 2. Vorsitzende; Walter Jander, Geschäftsführer; Fritz Schäffer, Vorsitzender; Jürgen Röhling, Schul- und Bildungspolitik; Günther Birkle, Berufswissenschaft (von links). DV 1984 in Veitshöchheim: In der ersten Reihe die Träger der Karl-Heiß-Medaille Elisabeth Schamberger, Walter Jander, Heinz Otte, Erwin Ziska, Franz Schaffer sowie ULLVEhrenvorsitzender Fritz Schäffer (von links). Dahinter der neu gewählte Vorsitzende Walter Roth, Geschäftsführer Ernst Kinzinger und Abteilungsleiter für Dienstrecht und Besoldung Reinhold Breunig (von links). DV 1991 in Gemünden: Walter Roth, Vorsitzender; Kunigunde Fraas, Beisitzerin; Heide Bossinger, 2. Vorsitzende; Alfred Schäffer, Schulpolitik; Claudia Cebulla, 3. Vorsitzende; Klaus Joerg, ABJ-Vorsitzender; Leonhard Blaum, Berufswissenschaft,; Stephan Debes, Geschäftsführer; Gisela Tittus, Beisitzerin; Gerhard Bleß, Dienstrecht und Besoldung; Bernd Kuhn, Kassier. DV 2012 in Schweinfurt: Bernd Kuhn, Kassier; Stephan Debes, Beisitzer; Julia Schuck, Berufswissenschaft; Steve Bauer, Schul- und Bildungspolitik; Ingrid Otto, 3. Vorsitzende; Christine Starz, Beisitzerin; Wolfgang Wittmann, Dienstrecht und Besoldung; Linda Wörner, ABJ; Wiltrud Kuhn, Geschäftsführerin; Helmut Schmid, 2. Vorsitzender; Gerhard Bleß, Vorsitzender; Walter Roth, Ehrenvorsitzender. 49 Delegiertenversammlung Vorstandschaft und Bezirksausschuss des Unterfränkischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes Bezirksausschuss 1972 1975 1978 Ehrenvorsitzende des ULV u. ULLV Wilhelm Theiß Ehrenmitglieder des ULV u. ULLV August Deufert Prof. Dr. Johannes Guthmann August Deufert Prof. Dr. Johannes Guthmann 1984 1987 Fritz Schäffer Fritz Schäffer August Deufert Walter Jander August Deufert Walter Jander Unterfr. Ehrenmitglieder des BLV u. BLLV Prof. Dr. Johannes Guthmann Prof. Dr. Johannes Guthmann Erna Holzinger Erna Holzinger Fritz Schäffer 1. Vorsitzender/Vorsitzende/r Fritz Schäffer Fritz Schäffer Fritz Schäffer Fritz Schäffer Walter Roth Walter Roth 2. Vorsitzende/r/1. Stellv. Vorsitzende/r Margot Deufert Margot Deufert 3. Vorsitzende/r/2. Stellv. Vorsitzende/r Karl Bausback Karl Bausback Margot Deufert Rita Hartmann Rita Hartmann Heide Bossinger Karl Herrmann Eugen Albert Eugen Albert Heide Firnkes Geschäftsführer/in Walter Jander Walter Jander Walter Jander Walter Jander Ernst Kinzinger Ernst Kinzinger Bezirkskassierer/Schatzmeister Helmut Schoßwald Helmut Schoßwald Helmut Schoßwald Helmut Schoßwald Helmut Schoßwald Bernd Kuhn ABJ-Vorsitzende/r 1972: Albin Dannhäuser 1973: Karl Herrmann Karl Herrmann Walter Roth Alfred Schäffer Alfred Schäffer Monika Hutzler 1. Beisitzer/in Hermann Lang Hermann Lang Rüdiger Bernhard Rüdiger Bernhard Winfried Trischler Hildegund Rüger 2. Beisitzer/in Liselotte Trump Liselotte Trump Liselotte Trump Liselotte Trump Gisela Tittus Gisela Tittus Berufswissenschaft Günter Birkle Günter Birkle Günter Birkle Günter Birkle Günter Birkle Leonhard Blaum Schul- und Bildungspolitik Ludwig W. Müller Jürgen Röhling Jürgen Röhling Linus Dietz Linus Dietz Linus Dietz Standespolitik/Dienstrecht und Besoldung Berthold Engelhard Berthold Engelhard ab 1977: Roland Frank Roland Frank Walter Roth Reinhold Breunig Reinhold Breunig "Organistation und Statistik/ Mitgliederverwaltung und Statistik" Johann Thinschmidt Johann Thinschmidt Johann Thinschmidt Günter Dusel Günter Dusel Günter Dusel Rechtsschutz Karl Heinz Neumann Karl Heinz Neumann Karl Heinz Neumann Karl Heinz Neumann ab 1983: Fritz Keßelring Fritz Keßelring Fritz Keßelring Presse/Öffentlichkeitsarbeit Wolfgang Zirkelbach Wolfgang Zirkelbach ab 1976: Reinhard Glaab Reinhard Glaab Reinhard Glaab Reinhard Glaab Reinhard Glaab Herbert Kappes Herbert Kappes Herbert Kappes Herbert Kappes Herbert Kappes Franz Werthmann Sozialschutz Ingemarga Mogwitz Ingemarga Mogwitz Ingemarga Mogwitz Ingemarga Mogwitz Ingemarga Mogwitz Christine Helling Studentenarbeit G/H Rainer Fritsch 1975/76: Günter Bayer 1976/77: Peter Wagenbrenner Heide Firnkes Heide Firnkes Heide Firnkes ab 1984: Walter Schäffer Walter Schäffer Vorsitzende/r der Studentengruppe Würzburg Helmut Rahner 1975: Helmut Rahner 1976: Bernhard Helm 1977: Alfred Schäffer 1978 :Walter Schäffer 1978: J. Zischka 1979: Ossi Glöbl 1980: Alois Weinmann 1981: Evelin Spohrer 1982: Conny Kraetzl 1983: G. Rexrot 1984: Silvia HochmuthRexa 1985: M. Klingenstein 1986: Anja Strasser 1987: Dieter Ulrich 1988: D. Pototschnik 1989: Stephan Wohletz 1. Frauenvertreter/in Elisabeth Schamberger Gertrud Ulrich Gertrud Ulrich Gertrud Ulrich Heide Firnkes Marlies Umhau 2. Frauenvertreter/in Ilse Faltus Christine Helling Christine Helling Christine Helling Christine Helling Annemarie Friedrich 1. Beisitzer/in BA Rüdiger Bernhard Rüdiger Bernhard Hans Rogosch Frithjof Grell Franz Altwasser Franz Altwasser 2. Beisitzer/in BA Hans Rogosch Hans Rogosch Frithjof Grell Winfried Trischler Friedrich Goldstein Friedrich Goldstein BLLV Aktuell/Unterfränkische Schule ab 1974: Rudolf Franz Rudolf Franz Rudolf Franz Rudolf Franz Rudolf Franz Roland Dauth August Deufert 1981 August Deufert Sport Pensionistenbetreuung Jugend und Volksbildung/ Jugend und Verbände Schule, Kirchen, Religionen Studentenarbeit FöSch 50 Delegiertenversammlung 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 Fritz Schäffer Fritz Schäffer Fritz Schäffer Fritz Schäffer Walter Roth Fritz Schäffer Walter Roth Fritz Schäffer Walter Roth Fritz Schäffer Walter Roth Fritz Schäffer Walter Roth August Deufert Valentin Rosel Erna Holzinger Erna Holzinger Erna Holzinger Erna Holzinger Fritz Schäffer Erna Holzinger Fritz Schäffer Ludwig W. Müller Erna Holzinger Fritz Schäffer Erna Holzinger Fritz Schäffer Erna Holzinger Fritz Schäffer Erna Holzinger Fritz Schäffer Erna Holzinger Fritz Schäffer Hildegund Rüger Erna Holzinger Fritz Schäffer Hildegund Rüger Walter Roth Walter Roth Walter Roth Gerhard Bleß Gerhard Bleß Gerhard Bleß Gerhard Bleß Gerhard Bleß Heide Bossinger Heide Bossinger Ulrike Busch-Gerber Ulrike Busch-Gerber Harald Friedrich Harald Friedrich Harald Friedrich Helmut Schmid Claudia Cebulla Kunigunde Fraas Monika Hutzler Harald Friedrich Maria Scheuring Maria Scheuring Maria Scheuring Ingrid Otto Stephan Debes Stephan Debes Christopher Strätling Christopher Strätling Harald Tröger Wiltrud Kuhn Wiltrud Kuhn Wiltrud Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Bernd Kuhn Klaus Joerg Raimund Willert Raimund Willert Peter Nossol Carina Herteux Carina Herteux Kai Feser Linda Wörner Kunigunde Fraas Harald Friedrich Franz Altwasser Stephan Debes Stephan Debes Stephan Debes Stephan Debes Stephan Debes Gisela Tittus Gisela Tittus Heide Bossinger Wiltrud Kuhn Wiltrud Kuhn Helmut Schmid Helmut Schmid Christine Starz Leonhard Blaum Klaus Joerg Klaus Joerg Christoph Hartmann Christoph Hartmann Christoph Hartmann 2009: Dr. Ruth Klawitter 2010/11: Julia Schuck Julia Schuck Alfred Schäffer Alfred Schäffer Alfred Schäffer Alfred Schäffer Alfred Schäffer Steve Bauer Steve Bauer Steve Bauer Gerhard Bleß Gerhard Bleß Gerhard Bleß Wolfgang Wittmann Wolfgang Wittmann Wolfgang Wittmann Wolfgang Wittmann Wolfgang Wittmann Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Peter Kiesel Fritz Kesselring Fritz Keßelring Fritz Keßelring Winfried Trischler Winfried Trischler Franz-Josef Remling Franz-Josef Remling Stephan Withelm Reinhard Glaab Reinhard Glaab Reinhard Glaab Reinhard Glaab Peter Nossol Peter Nossol Peter Nossol Peter Nossol Norbert Krista Norbert Krista Norbert Krista Norbert Krista Norbert Krista Norbert Krista Wolfgang Schmitt Wolfgang Schmitt Rudolf Franz Rudolf Franz Rudolf Franz Rudolf Franz Reinhold Breunig Reinhold Breunig Sigbert Mantel Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Franz Werthmann Günter Birkle Joachim Hartmann Joachim Hartmann Joachim Hartmann Joachim Hartmann Sabine Wenzel Sabine Wenzel Sabine Wenzel Annemarie Friedrich Annemarie Friedrich Annemarie Friedrich Annemarie Friedrich Annemarie Friedrich Annemarie LerchlFriedrich Annemarie LerchlFriedrich Annemarie LerchlFriedrich Nikoline Krebs Claudia Pinger Claudia Pinger Doris Müller n. b. Daniela Rienecker Gabi Simon Gabi Simon Ute Wolfrum-Schalk Ute Wolfrum-Schalk Ute Wolfrum-Schalk n. b. Frank Tollkühn Frank Tollkühn Frank Tollkühn Frank Tollkühn 1991/92: Sabine Flütsch 1993: Claudia Pinger 1994/95: Walter Leyh 1997: Jörg Baumann 1996: Jörg Baumann 1998/99: Katharina Hay Christina Müller 2003/04: Daniela Rienecker 2005: Ruth Szkaley 2006/07: Kerstin Mikschl 2008: Susanne Schott 2009: Susanne Schott 2010/11: Maximilian Langner 2012: Veronika Dumbacher 2013: Andreas Rosenberger 2014: Isabell Bittermann Werner Bühner Andreas Herrmann Andreas Herrmann Joachim Huppmann Joachim Huppmann Joachim Huppmann Marlies Umhau Annemarie Friedrich Franz Altwasser Harald Friedrich Werner Bühner Werner Bühner 51 Politische Arbeit Der ULLV in der Öffentlichkeit 52 ULLV-Vorsitzender Walter Roth mit MdL Walter Eykmann (CSU), Vorsitzender des Ausschusses für den Öffentlichen Dienst ... ... und mit MdLHermann Leeb, Staatsminster der Justiz. BLLV-Vizepräsidentin Hildegund Rüger und ULLV-Kreisvorsitzende Christel Wohletz mit MdL Petra Münzel (Grüne). ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß mit MdL Günter Felbinger und Dr. Hans-Jürgen Fahn (beide Freie Wähler). Gesprächstermin mit CSU-Vertretern: Staatssekretär Gerhard Eck, MdL; Oliver Jörg, MdL; Manfred Ländner, MdL; Landtagspräsidentin Barbara Stamm, MdL; Judith Gerlach, MdL; Thorsten Schwab, MdL. Gesprächstermin mit SPD-Vertretern: Gerhard Bleß, ULLVVorsitzender; Wolfgang Wittmann, ULLV; Karin Radermacher, MdL; Alfred Schäffer, ULLV; Karin Pranghofer, MdL; Wiltrud Kuhn, ULLV; Walter Roth, ULLV-Ehrenvorsitzender. Treffen mit Kultusministern: Gerhard Bleß und Gerhard Estenfelder (beide ULLV) mit Monika Hohlmeier ... ... und Gerhard Bleß mit Ludwig Spänle Politische Arbeit 2014 in Erlenbach am Main Wer politisch etwas bewegen will, muss an die Öffentlichkeit. Der Unterfränkische Lehrer- und Lehrerinnenverband hat sich in seiner 150jährigen Geschichte nie gescheut, öffentlich Position zu beziehen. In Gesprächen mit Politikern verschiedener Parteien und Vertretern der Schulverwaltung auf allen Ebenen, in Pressekonferenzen zu aktuellen Bildungsthemen, an Infoständen in Städten und Gemeinden, bei Demonstrationen für höhere Investitionen in Bildung, mehr Lehrerplanstellen, angemessene Bezahlung, bessere Arbeitsbedingungen und mehr Bildungsgerechtigkeit. Der bunte Bilderbogen dokumentiert die politische Arbeit des ULLV vor allem in den letzten Jahren und Jahrzehnten. 2010 in Würzburg 2010 in Würzburg 2004 in Würzburg 2002 in Berlin urg 2004 in Würzb en 1998 in Münch 1998 in Mü nchen 53 Politische Arbeit 54 Politische Arbeit 55 Innovation Diskussion Begegnung von Walter Roth unter Mitarbeit von Christoph Hartmann und Helmut Schmid Die Lehrertage des ULLV – viel mehr als Fortbildung! „1980 gab die ABJ Unterfranken den Anstoß zur Durchführung einer großen überregionalen Fortbildungsveranstaltung, um für den jeweiligen Prüfungsjahrgang letzte Hilfen für die II. LAP zu bieten.“ (Fritz Schäffer, Brüder reicht die Hand zum Bunde, S. 78). Die ersten Lehrertage Zum 1. „Würzburger Lehrertag“ kamen rund 220 junge Lehrerinnen und Lehrer in die Gustav-Walle-Schule Würzburg. Nach der Begrüßung durch den ABJVorsitzenden Walter Roth nahm Fritz Schäffer temperamentvoll Stellung zur „Situation an unseren Volksschulen“. Ein Programmpunkt, der von Anfang an die Lehrertage mit prägte und oft lebhafte Diskussionen erzeugte. Am 1. März 1980 folgten auf diese schulpolitische Einführung jeweils fünf Seminare zur Heimat- und Sachkunde der Grundschule bzw. zum Sachunter- 56 richt der Hauptschule. Referenten waren unterfränkische Seminarleiter/innen. Die zentralen Lehrertage sind bis heute eine große Gemeinschaftsleistung mehrerer ULLV-Gruppen: der Kreisverbände Würzburg-Stadt und Würzburg-Land, der ABJ Unterfranken und des Referates (heute: Abteilung) Berufswissenschaft, das ab 1981 die Veranstaltung vorbereitete und durchführte. Die „Macher“ waren in den ersten Jahren vor allem Referatsleiter Günther Birkle und Geschäftsführer Werner Bühner. Doch ohne die Mobilisierung oft des gesamten Lehrerkollegiums vor Ort, an der GustavWalle-Schule organisiert durch Linus Dietz, hätten die Lehrertage mit bis zu 600 Lehrerinnen und Lehrern nicht stattfinden können. Wir behaupten nicht, dass im ULLV alle Ideen für die Lehrertage selbst „geboren“ wurden. Eher im Gegenteil: Zumindest am Anfang haben wir sehr davon profitiert, dass es bereits ein „Amberger Seminar“ des BLLVBezirksverbands Oberpfalz gegeben hat und dass der VBE Nordrhein-Westfalen derartige Lehrertage durchführte. Innovation und Begegnung Der „Würzburger Lehrertag“ sprach nach einigen Jahren die gesamte unterfränkische Lehrerschaft an den Grund-, Haupt- und nun auch Förderschulen an. Schäffer: „Innovation und Persönlichkeitsbildung sollten gleichberechtigt neben Pädagogik und Fachdidaktik treten.“ Dazu kamen Ausstellungen namhafter Lehrmittelverlage und die Präsentation von Kinder- und Jugendliteratur. Ab 1987 übernahm Leonard Blaum die Leitung des Referats Berufswissenschaft und damit der Lehrertage, Lehrertage Veranstaltungsort war die Volksschule in Gerbrunn. Bis dahin hatten meist BLLVMandatsträger, unter ihnen Wilhelm Ebert und Erna Holzinger, das Hauptreferat gestaltet. Nun setzte Blaum kräftige reform- und sozialpädagogische Schwerpunkte. Bei mehreren Lehrertagen nach der „Wende“ konnten wir zahlreiche Kolleginnen und Kollegen aus Thüringen begrüßen, Ergebnis unserer Partnerschaft mit dem Thüringer Lehrerverband TLV. Ab 1991 veranstalteten weitere Kreisverbände mit viel Erfolg Lehrertage, zuerst die Schweinfurter Kolleginnen und Kollegen. Ab 1994 fand der Lehrertag am Kaufmännischen Berufsschulzentrum Würzburg statt. Veranstaltungsprogramme und -ort zeigen deutlich die Handschrift des neuen „Berufswissenschaftlers“ Klaus Joerg: Handlungsorientiert und kommunikativ muss Schule, müssen Lehrer sein, um „Lust am Lehren und Lernen“ zu erreichen. Ernüchterung beim 21. Lehrertag 2000: Vorsitzender Walter Roth musste bei seiner letzten Lehrertags-Rede eingestehen, dass der BLLV mit dem Volksbegehren „Die bessere Schulreform“ gescheitert war. Doch wir „haben unseren aufrechten Gang behalten“, war die Botschaft. Für Gerhard Bleß bleibt die bayerische Schul- und Lehrerpolitik ein ergiebiges Feld für politische Aussagen und Kommentierungen, so etwa beim 24. Lehrertag: „Schulqualität durch motivierte Lehrerinnen und Lehrer“. Lehrer- und Erziehertag 2001 wanderte der Würzburger Lehrertag hoch auf den Heuchelhof. Christoph Hartmann, der die Abteilung Berufswissenschaft übernommen hatte, konnte von Anfang an auf die starke Unterstützung des dortigen Hauptschulleiters Reinhard Glaab bauen. 2004 lautete der Titel der Veranstaltung: 25 Jahre Innovation – Information – Kommunikation. 25 Jahre Würzburger Lehrertag 2004: Gerhard Bleß (ganz links) mit den vier im Laufe der Jahre zuständigen Abteilungsleitern Berufswissenschaft Günther Birkle, Christoph Hartmann, Klaus Joerg und Leonhard Blaum (von links). Zum Jubiläum gratulierten BLLV-Präsident Albin Dannhäuser, die ULLV-Ehrenvorsitzenden Fritz Schäffer und Walter Roth und BLLV-Vizepräsidentin Hildegund Rüger (von rechts). 57 Lehrertage gogen, Schulberatung, Verwaltungsangestellte) fanden die „Unterfränkischen Lehrertage“ 2011 und 2014 statt, nach wie vor in der Mittelschule WürzburgHeuchelhof). Namhafte Referenten hautnah erleben: der Kinder- und Jugendpsychologe, Psychotherapeut und Bestsellerautor Michael Winterhoff 2011 beim Würzburger Lehrer- und Erziehertag auf dem Heuchelhof. Hartmann stellte Team- und Unterrichtsentwicklung in den Mittelpunkt mehrerer Würzburger Lehrertage. Er bot ein gut genutztes „Baukastensystem“ an, mit dem die zahlreichen Lehrertage auf der Schulamtsebene und für die Fachgruppen unterstützt wurden. Ab 2006 machte der ULLV bei den Einladungen deutlich, dass er längst nicht mehr „nur“ ein Lehrerverband ist: Am 25. März fand der 27. Lehrer- und Erziehertag statt, mit Veranstaltungen für „Seminare aller Schularten“ und vier Workshops, die eigens auch für Erzieher/innen aus dem „KiTa“-Bereich ausgewiesen waren. Lehrertage im Wandel Thematisch setzten die Lehrertage nach 2006 Schwerpunkte, die mit Verzögerung auch in der staatlichen Lehrerfortbildung Niederschlag fanden: So wurden Begriffe, wie Kompetenzorientierung (z. B. im Lesen 2006, in Mathematik 2007) oder gestaltete Übergänge (2009), heute in aller Munde, mit Inhalt gefüllt oder aber Trends gesetzt. Dabei war die Auseinandersetzung mit der (Lehrer)gesundheit (2005, 2008, 2010) eines der zentralen Themen, die durch Christoph Hartmann forciert wurden, die aber auch in den zusätzlichen „Gesundheitstagen“ des BLLV dezidiert aufgegriffen wurden. Immer wieder boten die Lehrertage die Plattform, um schulpolitische Themen im ULLV, aber auch in die Öffentlichkeit zu transportieren. Neben den politi- 58 schen Grußworten des Vorsitzenden Gerhard Bleß sind hier vor allem die Auftritte von Protagonisten aus dem Landesverband BLLV (z. B. Simone Fleischmann 2009) zu nennen. Da die Lehrertage regelmäßig von wichtigen lokalen und regionalen Politikern besucht werden, bieten sich häufig Möglichkeiten zu informellen Gesprächen. Ein sich veränderndes Fortbildungsinteresse und sinkende Besucherzahlen zwangen die Organisatoren der Abteilung Berufswissenschaft, mittlerweile unter der Leitung von Julia Schuck, 2011 zu einer Neuausrichtung der Lehrertage. Der traditionsreiche Würzburger Lehrer- und Erziehertag firmiert seither als Zeichen für den Wandel unter dem Emblem „Unterfränkischer Lehrer- und Erziehertag“. Im dreijährigen Wechsel mit den mittlerweile bestens eingeführten lokalen Lehrertagen (Aschaffenburg, Miltenberg, Bad Kissingen, Kitzingen, Schweinfurt, Hassberge) und den Lehrertagen der Fachgruppen (Fachlehrer, Förderlehrer, Schulleiter, Sonderpäda- Inhaltlich ruht der Fortbildungstag nunmehr auf drei Säulen: Neben der bewährten Verlagsausstellung präsentiert sich der ULLV als schulpolitische Avantgarde in Unterfranken, realisiert durch die Rede seines Vorsitzenden. Drittens kommt ein schlagkräftiger, über die unterfränkischen Grenzen bekannter Referent wie etwa Michael Winterhoff zu Wort. Die bislang betriebenen Workshops, jahrelang ein Magnet für die Besucher, entfielen letztlich mangels nachhaltiger Akzeptanz. Eine Bilanz Nach 33 Lehrertagen in Würzburg und zahlreichen Veranstaltungen in den Regionen und für die Fachgruppen ist zu bilanzieren: Die Lehrertage setzten und setzen Maßstäbe. Manche Innovation nahm an diesen Tagen ihren Anfang. Immer wurden die Lehrertage in den Schulämtern und der Regierung von Unterfranken aufmerksam zur Kenntnis genommen. Immer fanden sich (zuletzt wieder) viele Kolleginnen und Kollegen ein, die das Gehörte in Unterfranken multiplizierten. Die Konzeption der Lehrertage erwies sich jederzeit als flexibel und am Bedarf der Kolleginnen und Kollegen ausgerichtet. Das wird den Lehrertagen auch in der Zukunft den Zulauf sichern. Fazit: Fortbildung auf höchstem Niveau ist in Unterfranken ohne den ULLV nicht denkbar. Lokale Lehrertage – hier eine Aufnahme vom Schweinfurter Lehrertag 1991 – ergänzen die zentrale Veranstaltung in Würzburg. Lehrerbildung Gespräche über die Zukunft der Lehrerbildung an der Universität Würzburg: ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß 2002 mit Uni-Präsident Prof. Dr. Theodor Berchem und BLLV-Vize-Präsident Dr. Ludwig Eckinger (von links). Der lange Weg zur universitären Lehrerbildung von Fritz Schäffer 1989; überarbeitet von Gerhard Bleß 2014 Eine der Hauptpunkte im Forderungskatalog der Lehrer an die Nationalversammlung in Frankfurt 1848 war „Ausbildung aller Lehrer an den Universitäten des Landes“. Diese Forderung wurde bei der Gründung des ULV 1864 sofort wieder aufgegriffen. Sie war über 112 Jahre hinweg bis 1976 wichtiger Programmpunkt aller Delegiertenversammlungen, unzähliger Eingaben, Memoranden und Anträge an die Parlamente. Die wichtigsten Stationen dieses Weges: 1770: Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim gründet in Würzburg das erste Lehrerseminar Süddeutschlands. Ab diesem Zeitpunkt musste jeder Lehrer Unterfrankens ein Jahr das Seminar besuchen. Ab 1814 wurde das Seminar auf zwei Jahre ausgedehnt. 1770 „Ausbildung aller Lehrer an den Universitäten des Landes“ nn nn nn Unerschütterlich haben Generationen von Lehrern an dieser Zentralforderung festgehalten, ungeachtet der Demütigungen und Schmähungen und unbeeindruckt davon, dass die Widerstände von politischen, kirchlichen, gesellschaftlichen Kreisen und selbst von den Universitäten gegen dieses Ziel schier unüberwindlich schienen. Von 1958 bis 1976 wurde die Lehrerbildung schrittweise über die Institute für Lehrerbildung und die Pädagogische Hochschule schließlich zur Universitätsausbildung überführt. Erst mit dem Lehrerbildungsgesetz von 1976 konnte der ULLV die Erfüllung dieser LangzeitForderung erleben: Die Volksschullehrer waren endlich an der Universität angekommen. 1866 1866: Das Lehrerbildungsnormativ bestimmte: nn 7 Jahre Volksschule 3 Jahre Präparantie 2 Jahre Seminar I. Lehramtsprüfung nn Fortbildungsseminar 1–3 Jahre nn II. Lehramtsprüfung Dieses Normativ blieb – in Einzelheiten mehrmals abgeändert – Rechtsgrundlage der Lehrerbildung in Bayern bis 1958. 1935 Ein kurzes Zwischenspiel von 1935–1941 brachte die „Hochschule für Lehrerbildung“, die aber von den Nationalsozialsten schnell wieder abgewürgt wurde. Hitler und seinen Genossen waren akademisch gebildete Lehrer mit eigenständigem Denken ein Greuel. Ihnen schwebten für diesen Beruf Befehlsempfänger und kritiklose Befehlsausführer vor, ausgemusterte Unteroffiziere etwa, wie Hitler einmal in seinen Tischgesprächen meinte. Verständlicherweise gibt es auch heute Kritik an dieser Ausbildung. Aber für den ULLV gilt: Diese Lehrerbildung, für die vier Lehrergenerationen gekämpft haben und die erst die fünfte erreicht hat, steht für uns als Ganzes nicht zur Disposition. Nach verständlichen Anlauf- und Orien tierungsschwierigkeiten gewann sie an Profil und Format; die Absolventen erweisen sich als fach- und sachkompetente Lehrer, die mit hohem Fachwissen und pädagogischem Engagement ihre beruflichen Aufgaben meistern. Ein Vorkämpfer für die akademische Lehrerbildung und selbst ein bekannter Lehrerbildner war das Ehrenmitglied des ULLV, Prof. Dr. Johannes Guthmann (1892–1976). Nach seiner Ausbildung in Schwabach war er als Lehrer an vielen unterfränkischen Schulen tätig, u. a. in Aubstadt, Hasloch, Burgsinn, Bonnland und Kitzingen. Nach Zusatzstudium und Promotion wechselte er in die Lehrerbildung, wo er an der Hochschule für Lehrerbildung in Würzburg, später an der dortigen Lehrerbildungsanstalt und zuletzt an der Universität Erlangen lehrte. Im BLLV war er vom ABJ-Obmann über die Funktion des Referenten für Berufswissenschaft im ULLV bis zum Leiter der Berufswissenschaftlichen Hauptstelle des BLLV von 1955 bis 1967 tätig. Seine beiden Werke über die Geschichte des BLLV und die Geschichte des ULLV sind Standardwerke in der Geschichte von Schule und Lehrer. 59 Auch ein „Kind“ des ULLV Das Zentrum für Lehrerbildung an der Universität Würzburg von Gerhard Bleß Vier Punkte waren es, die den damaligen Vorsitzenden des BLLV-Bezirksverbandes Unterfranken, Gerhard Bleß, vor gut zwölf Jahren zu der Überzeugung brachten, dass der ULLV mithelfen muss, damit an der Universität Würzburg ein Zentrum für Lehrerbildung entsteht: Bildung und Erziehung (VBE), Dr. Ludwig Eckinger, nahm daran teil. Aus der Taufe gehoben wurde bei dieser Veranstaltung ein Planungsteam für ein Zentrum für Lehrerbildung unter der Leitung von Frau Prof. Dr. Margareta Götz, die Keimzelle des heute existierenden Zentrums für Lehrerbildung. nn nn 60 Die damals massiv einsetzende politische Diskussion um die Schließung von Standorten der Lehrerbildung. Dabei stand plötzlich auch die traditionsreiche Lehrerbildung in Würzburg zur Disposition. Der auch damals wieder aufkommende, völlig inakzeptable Versuch der Fachhochschulen, den Universitäten einen Teil der Lehrerbildung abspenstig zu machen. nn Die dringend notwendige Optimierung der Lehrerbildung, die mehr denn je als lebenslanger Prozess aufgebaut werden muss. nn Die Erkenntnis unserer ULLV-Fach gruppe Hochschule unter der da maligen Leitung von Prof. Dr. Ernst Kircher, dass die vielen guten Einzelaktivitäten zur Lehrerbildung an der Universität Würzburg zu wenig oder gar nicht koordiniert werden und ein Austausch der an der Lehrerbildung Beteiligten nur sehr unzureichend stattfindet. Mehrere Aktivitäten des ULLV folgten, um die Entstehung eines Zentrums für Lehrerbildung an der Universität Würzburg zu unterstützen, u. a. Gespräche mit den Präsidenten (Berchem/Haase) und Vizepräsidenten (Böning/Sinn/ Schneider) der Universität, mit dem Leiter der Schulabteilung der Regierung von Unterfranken, usw. Außerdem lud der ULLV vor zwölf Jahren (11.11.2002) zu einem hervorragend besuchten Expertengespräch zur „Zukunft der Lehrerbildung an der Universität Würzburg“ ein. Teilnehmer waren zahlreiche Professoren (Böning, Götz, Müller, Ahrens, Abraham, Weigand etc.), sowie die Spitze der unterfränkischen Schulverwaltung und des BLLV. Auch der damalige Vizepräsident des BLLV und Bundesvorsitzende des Verbandes Zu der ersten Sitzung dieses Planungs teams am 20.01.2003 (Teilnehmer: Prof. Dr. Margareta Götz, Prof. Dr. Dr. h.c. Rüdiger Ahrens, Prof. Dr. Dieter Böhn, PD Dr. Ernst Kircher, AL Dr. Stefan Vorderobermeier, LRSchD Siegfried Baumann, RSchR Ludger Maag, SRin Margit Holzgartner, ULLV-Vorsitzender Gerhard Bleß) erfolgte die Einladung noch durch den ULLV, bevor Frau Prof. Dr. Götz unter weiterhin enger Einbeziehung mehrerer Mitarbeiter des ULLV die Leitung voll und ganz in die Hand nahm. Bereits bei der ersten Sitzung nahm das ZfL eine konkrete Form an, die in den Grundzügen der bis vor wenigen Monaten bestehenden Struktur entsprach. Schließlich wurde im Sommer 2004 das „Zentrum für Lehrerbildung“ der Univer- Lehrerbildung Die drei Leiter der Fachgruppe Hochschule im ULLV: Prof. Dr. Lothar Katzenberger (1975–1995), Dr. Peter Pfriem (2005– 2008), Privatdozent Dr. Ernst Kircher (1995–2005). sität Würzburg offiziell gegründet, noch ohne Mittel, Räume und Personal, aber es war damit konkret vorhanden. Seither war es das Bestreben aller Beteiligten, dieses zarte Pflänzlein ZfL kontinuierlich auf- und auszubauen. Der ULLV hat dies durch zahlreiche Gespräche mit den Verantwortlichen in der Hochschulleitung (Uni-Präsidenten Prof. Dr. Haase, Prof. Dr. Forchel, Vizepräsident Prof. Dr. Sinn, Vizepräsident Prof. Dr. Schneider, Vizepräsidentin Prof. Dr. Götz, Vizepräsident Prof. Dr. Riedel) und der Regierung von Unterfranken (AD Röhling/ AD Portscher/AD Eirich) getan. Zudem wurden alle seither vom ZfL durchgeführten Veranstaltungen finanziell wie ideell vom ULLV unterstützt. Inzwischen ist das ZfL der Uni Würzburg um den Bereich der Bildungsforschung erweitert und zu einer zentralen wissenschaftlichen Einrichtung der Universität mit vielfältigen Aktivitäten geworden. Es hat den Auftrag, nn die Lehrerbildung, d.h. die Aus- und Fortbildung sowie die Bildungsforschung, weiter zu entwickeln nn Knotenpunkt zu sein von Studierenden, Lehrer(inne)n aller Schularten, HochschullehrerInnen, Politik, Schulbehörden und Verbänden nn die wissenschaftlichen Ressourcen in der Lehrerbildung und Bildungsforschung an der Universität fakultätsübergreifend zusammenzuführen nn interdisziplinäre Forschung und den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern Im Gespräch mit Prof. Dr. Margarete Götz, Vizepräsidentin der Uni Würzburg, Vorsitzender Gerhard Bleß und der Fachgruppenleiter Hochschule Dr. Matthias Erhardt (von links). Es bietet als Kompetenz- und ServiceZentrum nn Information zu den modularisierten Lehramtsstudiengängen nn Beratung für Lehramtsstudierende nn Stärkenanalyse nn Tagungen zur Schulentwicklung nn Transfer wissenschaftl. Ergebnisse nn Workshops zu Forschungsmethoden nn Seminare zu interkultureller Kompetenz nn internationale Vernetzung Das ZfL der Uni Würzburg hat 2014 durch Erlass des Senates eine neue „Ordnung“ mit völlig neuen Strukturen erhalten, die dafür sorgt, dass die Fachwissenschaften verstärkt in seine Arbeit eingebunden werden, die aber gleichzeitig auch die Mitbestimmungsmöglichkeiten durch die Vertreter der II. Phase der Lehrerbildung erheblich eingeschränkt hat. Fazit Durch die grundsätzlich positive Entwicklung der letzten 12 Jahre dürfen wir uns nicht blenden lassen. Die Lehrerbil- dung hat noch längst nicht den Stellenwert innerhalb der Universität Würzburg erreicht, der ihr gebührt und das ZfL wird noch sehr viel kontinuierliche Aufbau arbeit erfordern. Das Zentrum für Lehrerbildung und Bildungsforschung kann an der Universität Würzburg zu einem echten Erfolgsmodell werden. Es muss dann aber auch nach der Neukonzeption die Einbeziehung nicht nur der Fachdidaktiken und Fachwissenschaften, sondern auch der II. Phase der Lehrerbildung und der Lehrerfortbildung ernsthaft verfolgen. Nur so kann es ein umfassender Ort der Lehrerbildung werden, der Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt. Und nur so kann es einzigartig bleiben unter Deutschlands Lehrerbildungszentren. Fest steht: Der ULLV wird weiterhin seine Unterstützung für die Lehrerbildung leisten und in seinen Bemühungen nicht nachlassen, den Ausbau des ZfL gegenüber der Universitätsleitung einzufordern, aber auch kritisch zu begleiten. ULLV trifft ZfL(2006): Prof. Dr. Wolfgang Schneider (ZfL), Maria Scheuring, Harald Friedrich, Wiltrud Kuhn (alle ULLV), Dr. Birgit Hoyer, Prof. Dr. Ulrich Sinn (beide ZfL); Gerhard Bleß (ULLV). 61 Seit 1996 (hier ein Foto von 2008) die Führungsspitze des Bezirkspersonalrates bei der Regierung von Unterfranken: Gerhard Bleß (Vorsitzender) und Christine Starz (Stellvertretende Vorsitzende). Vertrauensvolle Zusammenarbeit von Gerhard Bleß Unterfränkische Personalräte wachen über Recht und Billigkeit. 62 den ULLV besonders wichtigen Gruppe der Lehrer an Volksschulen (heute: Lehrer an Grundschulen und Mittelschulen) zusätzliche Sitze brachte. Heute hat diese Gruppe neun Sitze, von denen der ULLV acht innehat: Gerhard Bleß, Wiltrud Kuhn, Jochen Wahlen, Silvio Rummolino, Maria Scheuring, Julia Schuck, Joachim Huppmann, Franka Popp. Bei den ursprünglich alle drei, später alle vier und heute alle fünf Jahre stattfindenden Bezirkspersonalratswahlen hat der ULLV immer Kandidatenlisten für den Bereich der Volksschulen bzw. Grundschulen und Mittelschulen eingereicht. Diese haben stets hervorragende Ergebnisse erzielt: Der/Die im Vorstand des Bezirks personalrates angesiedelte Gruppen vertreter(in) der Lehrer an Volksschulen bzw. an Grund- und Mittelschulen wurde seit 1959 immer vom ULLV gestellt. Von 1969 bis 1982 wurde diese(r) gleichzei- ULLV-Ergebnisse bei den Wahlen zum Bezirkspersonalrat 80 % 78,1 79,4 76,7 76,6 77,0 74,6 75,1 76,0 73,7 73,5 69,8 70 % 73,1 71,0 71,8 73,7 60 % 6 2 1 201 200 200 8 199 0 6 4 199 199 198 2 198 4 8 197 197 9 196 6 196 3 196 1 196 9 50 % 195 Demokratische Errungenschaften brauchten in der Nachkriegsgeschichte des Freistaates Bayern – wie in ganz Deutschland – einige Jahre, um zur Entfaltung zu kommen. So erfolgte eine Regelung hinsichtlich der Beteiligung der Beschäftigten an Entscheidungen des Dienstherrn erst mit dem Bayerischen Betriebsrätegesetz vom 25.10.1950, das auch Vorschriften für den öffentlichen Dienst enthielt. Ein eigens für diesen Bereich maßgebliches Gesetz kam in Bayern erst am 21.11.1958 (Bayerisches Personalvertretungsgesetz) zustande. Es blieb 15 Jahre lang weitgehend unverändert bis zu seiner grundlegenden Neufassung. Das neue Bayerische Personalvertretunggsgesetz (BayPVG) 1974 brachte eine weitreichende Erweiterung und Verstärkung der Mitbestimmungsrechte der Personalvertretungen in personellen und sozialen Angelegenheiten. Die Zahl der Mitglieder der Bezirkspersonalräte wurde auf bis zu 17 erhöht, was der für Personalrat Vorsitzende des Bezirkspersonalrats tig zum/zur stellvertretenden Vorsitzenden (erstmals Walter Jander) und seit 1982 zum Vorsitzenden des Bezirkspersonalrates gewählt (erstmals Robert Bräutigam). Seit 1986 kandidierte der ULLV auch in der Gruppe Angestellte (heute Arbeitnehmer) und erreichte auf Anhieb einen Sitz im Bezirkspersonalrat. Gewählt wurde damals Berta Glania, Verwaltungsangestellte am Staatlichen Schulamt im Landkreis Würzburg. Diese wurde 1990 erneut in den Bezirkspersonalrat und zur Gruppenvertreterin der Angestellten sowie zur Stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Seit dem Jahr 1994 gehören sogar zwei Mitglieder des ULLV der Gruppe Angestellte bzw. Arbeitnehmer im Bezikspersonalrat an: Christine Starz (Würzburg, bis heute) sowie Ingeborg Kuntscher (Hafenlohr, 1994–1998), Ursula Bauer (Würzburg, 1998–2011) bzw. Sigrid Weigand (Iphofen, seit 2011). Christine Starz ist seit 1994 Gruppenvertreterin im Vorstand des Bezirkspersonalrates und stellvertretende Vorsitzende. Durch die stets hohe Präsenz des ULLV im Bezirkspersonalrat sowie die Übernahme führender Positionen in diesem Gremium konnte der ULLV über einen Zeitraum von 55 Jahren sicherstellen, dass die Meinungen und Positionen des Verbandes in den grundsätzlichen 1959–66 Hermann Lang, Würzburg 1966–74 Walter Jander, Würzburg 1974–76 Herbert Klein, Würzburg 1976–82 Ingemarga Mogwitz, Kitzingen 1982–86 Robert Bräutigam, Waldbüttelbrunn 1986–88 Reinhold Breunig, Marktbreit 1988–90 Walter Roth, Aschaffenburg seit 1990 Gerhard Bleß, Gaukönigshofen/Würzburg Für neu gewählte Personalräte veranstaltet der ULLV Schulungen. Hier eine Aufnahme von 2009 mit BLLV-Vizepräsident Gerd Nitschke (dritter von rechts). Fragen des unterfränkischen Schul- und Bildungswesens sowie die personellen und sozialen Interessen der Beschäftigten im Schulbereich gegenüber der Regierung von Unterfranken nachhaltig vertreten wurden. Auch auf Ebene der örtlichen Personalvertretungen ist der ULLV äußerst erfolgreich und stellt seit 1974 in allen 12 Schulamtsbezirken sowie im Personalrat für Förderschulen die Vorsitzenden. Mindestens einmal jährlich treffen sich die ÖPR-Vorsitzenden und BPR-Mitglie- der aus den Reihen des ULLV zu Koordinierungssitzungen, um sich inhaltlich abzustimmen und neueste Entwicklungen im Personalvertretungsrecht und deren Umsetzung zu erörtern. Außerdem führt der ULLV immer im Anschluss an die Personalratswahlen Schulungen für neu gewählte Personalratsmitglieder durch, die hervorragend besucht sind und zwischen 20 und 35 Teilnehmer aufweisen. Durch diese Maßnahmen wird eine kontinuierliche und fundierte Personalratsarbeit auf allen Ebenen der Schulverwaltung sichergestellt. Vorsitzende der örtlichen Personalvertretung Frank Tollkühn Förderschulen in Unterfranken Wolfgang Wittmann Lkr. Bad Kissingen Horst Kern Lkr. Miltenberg Frank Rabenstein Lkr. Aschaffenburg Hubertus Schneider Lkr. Rhön-Grabfeld Matthias Weinberger Lkr. Haßberge Andreas Liebald Lkr. Kitzingen Josef Grodel Lkr. Main-Spessart Hermann Ertl Stadt Aschaffenburg Wolfgang Meier Stadt Würzburg Stephan Debes Lkr. Würzburg Walter Schäffer Lkr. Schweinfurt Birgit Pensel Stadt Schweinfurt Die ULLV-Mitglieder im aktuellen Bezirkspersonalrat bei der Regierung von Unterfranken (V.l.n.r.): Jochen Wahlen, Sigrid Weigand, Silvio Rummolino, Christine Starz, Wiltrud Kuhn, Franka Popp, Julia Schuck, Joachim Huppmann, Maria Scheuring, Gerhard Bleß (Aufnahme vom Juli 2011) 63 Das Redaktionsteam der Unterfränkischen Schule: Peter Nossol, Leiter des Referates Öffentlichkeitsarbeit, und Joachim Huppmann, Chefredakteur. Wie die USCHi grün geworden ist von Joachim Huppmann Der Weg von der Wandzeitung zum Mitgliedermagazin Mit dieser Festschrift halten Sie die 28. Ausgabe der „Unterfränkischen Schule“ in den Händen. Im Versand befinden sich um die 6.300 Exemplare, die Mitglieder des ULLV, der Schulverwaltung, Promis und Politiker viermal im Jahr per Postversand nach Hause oder an ihre Dienststellen erhalten. Die Zeitschrift soll, wie es in der Zielsetzung für das Vorgängermedium „BLLV aktuell“ heißt, über standes- und schulpolitische Fragen informieren. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der regionale Bezug ist bei der Themenauswahl Grundvoraussetzung. Das überregionale Pendant, die „Bayerische Schule“ deckt ganz Bayern in ihrer Berichterstattung ab. Mitgliederinformation 3.0 Unsere Bezirkszeitung ist die dritte Evolutionsstufe in Sachen Mitgliederinformationen in Unterfranken. Am Anfang stand die Wandzeitung „BLLV aktuell“. Etabliert wurde das Konzept 1974. Rudolf Franz betreute das Blatt bis 1987. Roland Dauth führte die Zeitung fort bis 1990. Im Schnitt sechsmal pro Jahr schmückten je 1000 Exemplare der auf farbiges A3-Papier kopierten Wandzeitungen die unterfränkischen Lehrerzimmer. Wichti- 64 Die Vorgänger der USCHi: Die Wandzeitung „BLLV aktuell“ und die Zeitschrift „Blickpunkt Schule“, die ein Unikat blieb. ge Personen und Institutionen wurden per Post versorgt. Zwischenzeitlich gab es den Versuch einer Mitgliederzeitschrift. Die erste Ausgabe war zugleich die letzte Ausgabe. „Blickpunkt Schule“, welche die Wandzeitung ersetzen sollte bleibt ein Unikum, da die erhoffte kontinuierliche Mitarbeit an der Zeitung ausblieb. Nach Werner Bühner, der die Geschicke des „Blättles“ von 1990 bis 1999 leitete, übernahm Andreas Herrmann aus Höchberg die Leitung von „BLLV aktuell“. So lief die Wandzeitung weiter bis ins Jahr 2006. Im November diesen Jahres ging die „Final Edition“ in den Versand. Andreas Herrmann wechselte in das neu etablierte Team der neuen Bezirkszeitung mit dem Kosenamen USCHi. Dass USCHi die Eifersucht der Ehefrauen von Peter Nossol, Joachim Huppmann und Andreas Herrmann weckte, blieb Unterfränkische Schule Wir, das gegenwärtige Redaktions team, Peter Nossol, Referatsleiter für Öffentlichkeitsarbeit, und Joachim Huppmann, Chefredakteur der USCHi, bedanken uns bei allen, die uns mit ihren Anregungen, Texten und Bildern unterstützt und Nachsicht bei Fehlern geübt haben. Das bleibt bei allen Korrekturen und Kontrollen leider nicht aus. Was wir weiterhin und gerne auch mehr brauchen: Viele Beiträge von vielen engagierten ULLV-Mitgliedern. nicht lange aus. Es handelt sich nach wie vor um eine sehr zeitaufwändige „Liebe“. Im Jahr 2007 schied Andreas Herrmann, der auch den Online-Auftritte für den ULLV betreute aus. Frank Rabenstein ist nun für das Onlineangebot verantwortlich. Von Lehrern für Lehrer Mit an Bord von USCHi kam Pat Christ, eine Profijournalistin, die vor allem recherche- und reiseaufwändige Themenstellungen auf Honorarbasis in fertige Artikel verwandelt, und somit das gegenwärtige Team entlastet. USCHi ist eine von Lehrern „echt selbstgemachte“ Zeitung und ist somit nahe an den Gefühlen, Meinungen und Problemen der Kollegen, die in den Schulen ihren Dienst tun. Das soll auch so bleiben. Ja, wie ist denn nun die Uschi grün geworden? Die Planungen für eine Die Titelbilder liegen der Redaktion besonders am Herzen, für sie ist Chefredakteur Joachim Huppmann verantwortlich. Nachlesen kann man in den einzelnen Ausgaben im Internet unter www.unterfranken.bllv.de unterfränkische Bezirkszeitung begannen 2006. Ein großer Teil der Bezirksverbände des BLLV beabsichtigte seine in die Jahre gekommenen Zeitschriften zu renovieren. Man einigte sich darauf, ein Designbüro in München mit einem gemeinsamen Layout für die Mitgliederorgane zu beauftragen. Die Layoutvorschläge für die einzelnen Bezirke unterschieden sich lediglich in den Farben. Die Münchner Lehrerzeitung wurde zum Beispiel blau. Unterfranken suchte sich die Farbe grün aus. Nach einigen Treffen in München letztendlich, konnten wir mit einer Layout-CD in der Tasche auf die Suche nach einer Druckerei gehen. Die Firma Lang in Bad Neustadt ist uns nun über sieben Jahre ein zuverlässiger Layout- und Druckpartner geworden. Der Versand wird heute nach einem Versuch über einen regionalen Anbieter von der Deutschen Post bewerkstelligt. Unsere Titelbilder von 1 bis 27 65 Unterfränkische Schule 66 Unterfränkische Schule 67