Der Weg in die Krise und aus der Krise - GO

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Der Weg in die Krise und aus der Krise - GO
Nummer 1/2010
4 201009 010014
GO AHEAD!
leading responsibly
www.go-ahead.at
DAS MAGA ZIN FÜR VISIONÄRE DENKER UND ANDERE
Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Seite 47
Ralf Flierl
Durch die österreichische
Brille Seite 88
GO AHEAD!
Kristof Berking
Andreas Unterberger
Die Freiheit und ihre
größten Feinde Seite 20
Die „Ron Paul Revolution“
Muster einer Graswurzelbewegung Seite 8
Foto: (c) United States Congress
Der Weg in die Krise
und aus der Krise
Das Magazin für visionäre Denker und andere
DER WEG IN DIE KRISE UND AUS DER KRISE
NUMMER 1/2010
24 / 7 / 365
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Angeführte Preise gültig zum Zeitpunkt des Erscheinens (1. Oktober 2010). Alle aktuellen Preis- und Produktinformationen finden Sie im uptime iShop.
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und Sicherheit
Eine VertriebssoŌware, die mühelos den Brückenschlag vom Wunsch
des Verkäufers nach Autonomie
zum Anspruch des Managements
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Editorial
Der Weg in die Krise und aus der Krise.
DER DIESJÄHRIGE GO AHEAD! BUSINESS SUMMIT BESCHÄFTIGT SICH NOCH
EINMAL MIT DEM THEMA KRISE. ES ERSCHEINT NOTWENDIG, DIE SICHT DER
„ÖSTERREICHISCHEN SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE“ VOR DIESEM HINTERGRUND, VERTIEFEND UND ERWEITERND ZU DISKUTIEREN.
Mag. Nikolaus Kimla
Herausgeber
Dass die Zufriedenheit mit den bisherigen Erklärungsansätzen für die Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise und vor allem
mit den bisherigen „Exit“- Strategien eine enden wollende ist,
zeigt sich auch an den medialen und öffentlichen Wellen, die
unser Kongress schon lange vor seinem Start schlug.
die richtigen Lösungsperspektiven zu entwickeln. Es geht
darum, die Schlüsselkonzepte einer zukunftsverträglichen
wirtschaftlichen Entwicklung, nämlich Freiheit und Verantwortlichkeit, wiederzuentdecken, freizulegen und in Gesellschaft und Politik neu zu verankern.
In der Tat sind die Handlungserfordernisse nach der scheinbaren Bewältigung der Krise nur noch gestiegen. Riesige
Schuldenberge verstellen uns, insbesondere in Europa, den
Blick in die Zukunft. Über die Zukunft der europäischen
Währung wird mehr denn je gemunkelt. Unsicherheit und
auch Angst vor Radikalisierung machen sich breit. „ Doch
das „Licht am Ende des Tunnels“, das heute die Konjunkturforscher und die mediale Wahrnehmung begeistert, könnte
auch nur das Licht des entgegenkommenden Zuges sein.
Denn die Auswirkungen der dramatischen Schuldenlast
auf die reale Wirtschaft sind in ihrer Dimension noch nicht
abschätzbar. Die Leidtragenden stehen heute schon fest: das
mittelständische Unternehmertum und die nächste Generation. Sie werden zur Kasse gebeten und müssen die riesige
offene Rechnung begleichen, die Krise und Krisenbekämpfung verursacht haben. Lässt sich dagegen nichts tun?“ Diese
Zeilen hatte ich vor einem Jahr im Vorwort zum business
summit 09 geschrieben. Der von einigen Rednern bereits
angekündigte „Insolvenzfall Griechenland“ wurde damals
medial stillgeschwiegen. Vor diesem Hintergrund will der
zweite Kongress zur „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ mit kritischen Analysen neue Perspektiven für
die Zukunft eröffnen. Denn wer die Ursachen der Krise nicht
verstanden hat, der wird wohl kaum dazu in der Lage sein,
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen mit der aktuellen Ausgabe
unseres Magazins und mit seinen hochkarätigen Autoren
eine spannende und aufschlussreiche Lektüre – und Ihnen
als Besucher des GO AHEAD! business summit 10 neue
Impulse und Perspektiven. Es geht um die Zukunft. Diese zu
gestalten ist unsere Aufgabe, Verpflichtung und Verantwortung. Lassen Sie mich mit den Worten von Ludwig von Mises
enden: „Alles, was heute im sozialen und wirtschaftlichen
Leben geschieht, das Gute und das Schlechte, ist das Ergebnis von Ideen. Was not tut, ist der Kampf gegen schlechte
Ideen. ...Ideen, und nur Ideen können Licht in die Dunkelheit
bringen. Diese Ideen müssen der Öffentlichkeit so vorgestellt
werden, dass die Menschen sie verstehen und überzeugt werden...Ich wiederhole es: Wir brauchen nichts anderes zu tun,
als die schlechten Ideen durch bessere zu verdrängen.“ «
5
Industrie
gefährdet die
Arbeitslosigkeit.
www.iv-net.at
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wer in Österreich der größte
Arbeitgeber ist?
• Die Industrie sichert annähernd 2 von 3 Arbeitsplätzen.
schnittslohn).
• Die Industrie zahlt überdurchschnittlich hoch (2.800 Euro Durch
DIE INDUSTRIE MACHT’S …
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Inhalt
Cover-Story
Foto: (c) United States Congress
DIE RON PAUL REVOLUTION
DER HARTE KERN VON RON PAUL-AKTIVISTEN BETRÄGT IN DEN USA SCHÄTZUNGSWEISE ZWISCHEN 100.000 UND 500.000 PERSONEN. BEI DEN VORWAHLEN ZUR
NOMINIERUNG DES REPUBLIKANISCHEN PRÄSIDENTSCHAFTSKANDIDATEN 2008
HABEN CA. 1,2 MILLIONEN ALS REPUBLIKANER REGISTRIERTE WÄHLER FÜR RON
PAUL GESTIMMT, UND DIES OBWOHL ER VON DEN MEDIEN TOTGESCHWIEGEN ODER
ALS CHANCENLOS HINGESTELLT WURDE, WÄHREND TATSÄCHLICH UNBELIEBTE KANDIDATEN HOCHGEJUBELT WURDEN.
Ron Paul Seite 8
Die Ron Paul Revolution
8
Die Freiheit und ihre größten Feinde
oder: Die Macht der Eliten
Falsch gestellte Weichen
20
Die Freiheit und ihre größten Feinde
oder: Die Macht der Eliten
Andreas Unterberger
28
Seite 20
36
Das Menschenbild der Österreichischen
Schule der Nationalökonomie
47
Der Weg in die Krise und aus der Krise
Das Menschenbild der Österreichischen
Schule der Nationalökonomie
78
210 Tage arbeiten für den Staat
Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite
beginnt mit dem richtigen Verständnis
vom Wesen des Geldes
Durch die österreichische Brille
Herbert Unterköfler
Eugen Maria Schulak
82
Seite 36
88
Staatssucht: Welche Therapie hilft?
Privates Wachstumskapital –
Ausweg aus der Krise!
98
Nicht schon wieder die Krise!
Nicht noch immer die Krise!!
102
Ralf Flierl
Seite 88
Die archäologischen Ausgrabungen im Hof
des ehemaligen Niederösterreichischen
Landhauses in Wien
GO AHEAD! Die Wirtschaftsplattform
Durch die österreichische Brille
94
Staatssucht: Welche Therapie hilft?
108
Nikolaus Kimla
Seite 94
114
7
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
Kristof Berking
Die Ron Paul Revolution
Muster einer Graswurzelbewegung
Ron Paul spricht auf der „Rally for the Republic“ 2008
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
WARUM KAM DIE WENDE VON 1989 UND KOMMEN ÜBERHAUPT REVOLUTIONEN SO PLÖTZLICH UND FÜR SÄMTLICHE
DEMOSKOPEN UND POLITIKWISSENSCHAFTLER, DIE DOCH VON BERUFS WEGEN STRÖMUNGEN IN DER BEVÖLKERUNG
UND TENDENZEN IM POLITISCHEN SYSTEM BEOBACHTEN UND UNTERSUCHEN, SO GÄNZLICH UNERWARTET? WEIL
SICH DIE MEISTEN MENSCHEN IN DER ÖFFENTLICHKEIT ANDERS ÄUSSERN, ALS SIE IN WAHRHEIT DENKEN.
Sie orientieren sich bei ihren Meinungsäußerungen an
der vermeintlichen Mehrheitsmeinung, laufen, bildlich gesprochen, dem Wagen, auf dem die Kapelle
spielt (engl. „bandwagon“), hinterher. Durch die Präferenzverfälschung unzähliger Individuen erscheint
die „herrschende Meinung“ allen Beteiligten unverrückbar – bis sich, angeleitet durch das Vorbild einiger weniger Wagemutiger, die ihr Verhalten ändern, für
den Einzelnen herausstellt, dass er mit seiner wahren Meinung nicht allein steht, sondern einer großen
Menge oder gar Mehrheit angehört. Wenn das, und
sei es auch nur durch einen geringen Anlass, offenbar wird, kann sich sehr plötzlich ein neuer Bandwagon in Bewegung setzen. – Diese Antwort jedenfalls
gibt der amerikanische Wirtschaftswissenschaftler
Timur Kuran in seinem Buch „Private Truths, Public
Lies – The Social Consequences of Preference Falsification“ (1995).
untersuchte plötzliche Umspringen der öffentlichen Meinung,
das aus der Schweigespirale oder dem „Bandwagon-Effekt“
folgt, werden die Jahre der Paradigmenwechsel, in denen
wir leben, möglicherweise reichlich Anschauungsunterricht
bieten, etwa bei der Viren- und Impfhypothese der derzeit
herrschenden Pharma- und Gerätemedizin, beim Geld-darfnur-durch-Bankkredit-in-die-Welt-kommen-Prinzip der herrschenden Geldordnung, den regierungsamtlich verbreiteten
Verschwörungstheorien zu Terroranschlägen der jüngeren
Vergangenheit, oder bei der CO2-Klimakatastrophen-Hypothese der Global-Governance-Agitatoren.
Der Mitläufereffekt täuscht Stabilität vor
Aus Angst vor Isolation und dem Verlust guter Reputation
verbergen viele Menschen insbesondere in moralisch aufgeladenen politischen und sozialen Fragen ihre eigene Meinung
und leben, auch wenn sie formal Meinungs- und Redefreiheit genießen, ein „Leben in Lüge“, so der Titel der deutschen Übersetzung des Buches1. Das Phänomen, dass das
dominante Meinungslager, also in der Regel diejenige Meinung, die über die Massenmedien verbreitet wird und damit
nicht notwendigerweise die tatsächliche Mehrheitsmeinung,
automatisch immer lauter wird, hat bereits Elisabeth NoelleNeumann in den 1970er Jahren mit ihrer Theorie von der
„Schweigespirale“ formuliert2. Für das von Timur Kuran
Einen Vorgeschmack darauf, wie auch in westlichen Demokratien quasi über Nacht eine veritable Graswurzelbewegung entstehen kann, die das Establishment herausfordert
und bestehende, scheinbar unverrückbare Strukturen und
Dogmen radikal infrage stellt, bot 2007/2008 die „Ron Paul
Revolution“ in Amerika. Der Bandwagon, den die Präsidentschaftskandidatur des republikanischen Kongressabgeordneten Ron Paul in Bewegung setzte, hat zwar nicht bis ins
Weiße Haus geführt – der eigentliche Bandwagon-Effekt,
also das Aufspringen der großen Masse der Mitläufer, kam
letztlich nicht zustande –, aber die Nachhaltigkeit der Bewe-
1) Timur Kuran: Leben in Lüge – Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen. Tübingen, Mohr Siebeck, 1997.
2) Elisabeth Noelle-Neumann: Die Schweigespirale. Öffentliche Meinung – unsere
soziale Haut. München, Langen-Müller, 1. Aufl. 1980.
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
Kürzeste Bezeichnung des Programms der Freiheit
Dr. Ron Paul, geboren 1935 in Pennsylvania, ist von Hause
aus Arzt. Als Geburtshelfer hat er 4.000 Babys zur Welt
gebracht; nicht wenige davon dürften in seinem Abgeordnetenwahlkreis in Texas heute zu seinen Wählern gehören.
Selbst ist er Vater von fünf Kindern und hat 19 Enkel und vier
Urenkel. Seine Vorfahren stammen aus Deutschland. Noch
sein Großvater väterlicherseits, Kaspar Paul, war als preußischer Staatsbürger in einem kleinen Nest bei Schlüchtern
im heutigen Hessen geboren. Dort kann man nach unseren
Recherchen die väterliche Linie lückenlos und namentlich
acht Generationen zurückverfolgen bis zu einem Georg Paul,
der offenbar zur Zeit des 30jährigen Krieges geboren wurde
und 1675 in Hutten starb. Kaspar Paul emigrierte 1881 als
15jähriger mit seiner Familie nach Pennsylvania. Ron Pauls
deutsche Großmutter starb erst 1964. Da die Großeltern 1926
ihre Verwandten in Deutschland besucht hatten, wusste sie
der Familie von den Gefahren einer Inflation zu berichten,
wie Ron Paul sich erinnert.
gung hat alle Beobachter verblüfft. Ihre eigentliche Wirkung
wird die „Generation ’08“ vielleicht erst noch, so wie seinerzeit die 68er Generation, mit Verzögerung entfalten, denn die
Anhänger Ron Pauls und seiner Botschaft sind zum größten
Teil jung, gebildet und – nach wie vor – wild entschlossen.
Im übrigen gilt mutatis mutandis, was Max Planck 1928 im
Hinblick auf wissenschaftliche Paradigmenwechsel schrieb:
„Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in
der Weise durchzusetzen, dass ihre Gegner überzeugt werden
Schon während seines Medizinstudiums Ende der 1950er
Jahre und als junger Arzt in Lake Jackson, Texas, stieß Ron
Paul auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie
und studierte Ludwig von Mises und Friedrich August von
Hayek. Die Aufhebung der Golddeckung des Dollars unter
Präsident Richard Nixon – zur Finanzierung des Vietnamkriegs und allerlei anderer Wohltaten – trieb Ron Paul in die
Politik; die Geldordnungsfrage ist bis heute sein wichtigstes
Thema geblieben. Er entschied sich, für den Kongress zu
kandidieren, und wurde im zweiten Anlauf, 1976, gewählt.
Mit einer größeren Unterbrechung von 1985 bis 1997 sitzt
Ron Paul heute zum elften Mal als direkt gewählter Abgeordneter im Repräsentantenhaus in Washington. Er gehört
dessen Finanzausschuss und dem Ausschuss für auswärtige
Angelegenheiten an.
Ron Paul führte 1976 die Texas Delegation für Ronald Reagans (links im
Bild) erste Präsidentschaftskandidatur an.
und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, dass
die Gegner allmählich aussterben und dass die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut
gemacht wird.“
Der harte Kern von Ron Paul-Aktivisten beträgt in den USA
schätzungsweise zwischen 100.000 und 500.000 Personen.
Bei den Vorwahlen zur Nominierung des republikanischen
Präsidentschaftskandidaten 2008 haben ca. 1,2 Millionen als
Republikaner registrierte Wähler für Ron Paul gestimmt,
und dies obwohl er von den Medien totgeschwiegen oder als
chancenlos hingestellt wurde, während tatsächlich unbeliebte
Kandidaten hochgejubelt wurden3. Wer ist dieser Mann, mit
dessen Kandidatur plötzlich eine beträchtliche außerparlamentarische Opposition in den USA manifest wurde?
In absolut ungebrochener Linie steht Ron Paul seit nunmehr
vierzig Jahren für dieselben Positionen. In Interviews und
Talk Shows aus den 80er Jahren, die bei YouTube hochgeladen wurden, sind Ron Pauls Äußerungen praktisch wortgleich mit seinen heutigen Reden und seinen zahlreichen
Aufsätzen und aktuellen Büchern insbesondere zu wirtschaftspolitischen Themen4. Die beispiellose Konsequenz
3) Einen schlagenden Nachweis des Medienboykotts gegen Ron Paul lieferte Jerry
Day im April 2008 mit einem YouTube-Video „Media Caught Lying“: www.youtube.
com/watch?v=7iW5kOB1pmg.
4) Zum Anhören von O-Töne und zur vertiefenden Recherche haben wir Ihnen unter
10
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
seines Denkens und Handelns hat den Namen Ron Pauls zu
einem Synonym gemacht für das komplette, in allen gesellschaftlichen Fragen durchdeklinierte, klassisch liberale Programm: für individuelle Selbstbestimmung, gegen staatliche
Bevormundung – Austrian Economics in Reinkultur. „Der
Staat ist das Problem, nicht die Lösung“, pflegte Ronald
Reagan zu sagen, dessen Präsidentschaftskandidatur Ron
Paul seinerzeit frühzeitig unterstützt hatte und dessen Name
heute noch symbolisch für die alte Republikanische Partei
steht, bevor sie in der Bush-Cheney-Ära von den „Neocons“
gekapert wurde5.
Auffassung Vieler verfassungswidrig ist und die Ron Paul
ersatzlos streichen will6. Ron Paul ist es, der den militärischindustriellen Komplex, vor dem bereits Präsident Eisenhower
in seiner Abschiedsansprache warnte, als wahren Nutznießer
der Kriege und der US-Staatsverschuldung benennt. Zu dem
von der Verfassung verbürgten Recht der Bürger, Waffen zu
besitzen, steht er selbstverständlich ohne Wenn und Aber.
Wenig beachtet, aber sehr berechtigt und aus dem Munde
eines Arztes besonders glaubwürdig ist Ron Pauls Warnung
vor dem „medizinisch-industriellen Komplex“ und dessen
Zusammenspiel mit dem Gesetzgeber.
Der Tenor fast aller Positionen Ron Pauls ist Non-Interventionism. In der Geldpolitik heißt das: zurück zu gedecktem
Geld durch Abschaffung des Zentralbanksystems „Federal
Reserve“ und Einführung von Free Banking. Außenpolitisch
vertritt Ron Paul eine strikte Politik der Nichteinmischung
in andere Staaten. Er fordert den schnellstmöglichen Abzug
sämtlicher außerhalb Amerikas stationierter amerikanischer
Truppen; nicht Weltpolizist, sondern friedliches Vorbild solle
Amerika sein. Ron Paul will den Überwachungsstaat stoppen
und zahlreiche Bundesministerien und -Behörden komplett
abschaffen, zum Beispiel die CIA und vor allem den IRS. Der
Internal Revenue Service ist die Regierungsagentur, die die
Bundeseinkommensteuer der USA einsammelt, welche nach
Geld vom Staat ist unmoralisch
Ron Pauls unbestechliches und prinzipiengebundenes
Abstimmungsverhalten in elf Wahlperioden hat ihm im Kongress den Spitznamen „Dr. No“ eingetragen. In den Worten des ehemaligen US-Finanzministers William Simon (†
2000) ist Dr. Paul die eine Ausnahme in der „Gang of 535
on Capitol Hill“ (535 Mitglieder haben die beiden Häuser
des Kongresses). Er hat von Beginn an gegen den Irak-Krieg
gestimmt, anders als etwa Barack Obama. Er hat nie einer
Steuererhöhung und nie einem unausgeglichenen Haushalt
zugestimmt. Er hat auch nie für eine Erhöhung der Abgeordnetenbezüge gestimmt, überweist jedes Jahr einen Teil seines
Abgeordnetenbudgets zurück an den Staat und nimmt auch
www.smart-investor.de/ronpaul/ einen umfassenden „Internetführer zur Ron Paul
Revolution“ zusammengestellt.
5) Die sogenannten Neokonservativen, wie Paul Wolfowitz, Donald Rumsfeld,
Richard Perle, zeichnen sich durch etatistische Planungsphantasien und machiavellistisches Weltherrschaftsstreben aus und sind ideologisch teilweise sogar marxistischer Provenienz. Ronald Reagan wiederum vertrat zwar verbal das Programm
der Freiheit und bekannte sich wie Margaret Thatcher zur Sozialphilosophie des
Friedrich August von Hayek, doch unter seiner Ägide wuchs das Haushaltsdefizit der
USA enorm, so dass Ron Paul sich nicht auf Reagan beruft, obwohl das gewiss gut
ankäme bei der republikanischen Basis.
6) Es gibt kein vom Kongress verabschiedetes Einkommensteuergesetz, sondern
nur Ausführungsvorschriften. Zudem verbietet die US-Verfassung direkte Personensteuern auf Bundesebene. Der 16te Zusatzartikel der Verfassung, der eine
Ermächtigung enthält, wurde nie von allen Bundesstaaten ratifiziert. Er stammt aus
dem Jahr 1913, in dem das ebenfalls verfassungswidrige Gesetz zur Errichtung des
sog. „Federal Reserve Systems“ kurz vor Weihnachten durch den Kongress gejagt
wurde. Ron Paul enthält sich indes der juristischen Argumentation der Einkommensteuergegner und rechnet stattdessen vor, dass der Bund leicht ohne diese Personensteuer auskommen kann, wenn alle überflüssigen und schädlichen Ausgaben
unterblieben.
11
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
nicht am lukrativen Pensionsprogramm des US-Kongresses
teil, das er als „pervers“ bezeichnet. Seinen Kindern verbot er, Studentendarlehen anzunehmen, weil sie vom Steuerzahler mitfinanziert werden, und Patienten behandelt er
lieber unentgeltlich als Zahlungen von staatlichen Gesundheitsorganisationen anzunehmen; seine Praxis hatte er auch
als Kongressabgeordneter nie aufgegeben. Er hat gegen jede
Reglementierung des Internets gestimmt und war von Beginn
an gegen den Partriot Act, mit dem die Bürgerrechte nach
dem 11. September massiv eingeschränkt wurden. „Wer die
Freiheit für Sicherheit opfert“, zitiert er gerne Benjamin
Franklin, „verliert am Ende beides“.
die Verbreitung seiner Ideale nutzen. Dieses Ziel hat er, weiß
Gott, erreicht, und die fortwährende Aufklärung der Bevölkerung, insbesondere der Jugend und der Studenten, über
das so überaus schädliche herrschende Fiat-Money-System
ist das große Verdienst dieses Mannes. Dabei hat er die disparaten Häuflein von Libertären und Klassisch Liberalen unversehens zu einer gemeinsamen und starken Bewegung zusammengeführt, was ein vielleicht noch größeres Verdienst ist.
Wie das Ron Paul-Phänomen begann
Als ein ehemaliger Redakteur einer libertären Nachrichtenplattform von der geplanten Kandidatur Ron Pauls erfuhr,
startete er ein Internettagebuch über Ron Paul. Sein Weblog
war schon online, bevor überhaupt das Vorbereitungskomitee für Ron Pauls Kandidatur eine eigene Website oder Telefonnummer hatte. Gleichzeitig wurde in Pasadena, Kalifornien, die erste „Ron Paul Meetup Groupe“ gegründet, von
denen es später – das Internet macht’s möglich – in den
USA und 30 anderen Ländern über 1.500 gab mit mehr als
100.000 Mitgliedern. Ein Anhänger kam auf den „Ron Paul
Revolution“-Slogan und entwarf das Logo mit den hervorgehobenen und rückwärts lesbaren Buchstaben EVOL. Eine
Unterstützergruppe in Phoenix druckte es auf Schilder und
Banner, die bald in der ganzen Stadt zu sehen waren. Bei
YouTube erschienen die ersten Videos über Ron Paul, und
bald schwappte die Ron Paul-Revolution über ganz Amerika.
Freiheitsfreunde aus aller Welt schlossen sich mit eigenen
Initiativen an und verbreiten Ron Pauls Botschaft in ihren
Ländern und in ihren Sprachen. Aus spontanen, autonomen
Aktionen entstand eine echte Graswurzelbewegung. Die
Phantasie und der Einfallsreichtum der Ron Paul-Unterstützer kannte keine Grenzen. Von den alten Medien mehr oder
weniger ignoriert, brach die Ron Paul-Bewegung im Internet
alle Rekorde.
Bis 2007 war dieser „quiet little country doctor who has gone
to Congress“, wie Ron Paul sich heute noch selber gerne apostrophiert, kaum jemandem bekannt. Nur beim Ludwig von
Mises Institute in Auburn, Alabama, und in der libertären
Szene hatte er ein Forum. Immerhin wählte ihn der amerikanische Bund der Steuerzahler wiederholt zum „Taxpayers’ Best Friend“. Als er sich Anfang 2007 überreden ließ,
sich um die Nominierung der Republikanischen Partei für
die Präsidentschaftswahl 2008 zu bewerben, tat er dies im
vollen Bewusstsein der Aussichtslosigkeit; er wollte lediglich
die mit dem Vorwahlkampfzirkus verbundene Publicity für
Ein Schlüsselmoment des Wahlkampfes war die zweite große
Debatte der zehn Kandidaten der Republikaner, die Fox News
am 15. Mai 2007 inszenierte. Schon bei der ersten großen
Debatte auf MSNBC hatte Ron Paul, obwohl ihm für seine
Antworten insgesamt nur vier Minuten zugestanden worden waren, die beste Resonanz aus dem Publikum bekommen, wie Umfragen zeigten. Nun wurde er vom Moderator gefragt, ob sich seine nicht-interventionistische Position
in der Außenpolitik seit den Anschlägen des 11. September
Reminiszenz an die „Boston Tea Party“ von 1773, bei der amerikanische
Revolutionäre aus Protest gegen englische Steuern Teekisten in den Hafen
schmissen
12
Ron Paul
US-amerikanischer Arzt und Politiker, Mitglied der Republikanischen Partei und Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Amerikas
führende Stimme für weniger Staat, niedrige
Steuern und freie Märkte.
ben. Er tritt für eine Auflösung der nationalen
Steuerbehörde IRS sowie des Federal Reserve
Systems ein.
Ziele seiner Politik sind Deregulierung, geringe
Steuern und weitestgehende individuelle
Selbstbestimmung.
1988 Präsidentschaftskandidat der Libertarian Party und 2008 Bewerber um die republikanische Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. Paul versteht sich als Vertreter der freien
Marktwirtschaft im Sinne der Österreichischen Schule der Nationalökonomie. Seine
politische Einstellung wird als libertär, konstitutionalistisch und konservativ beschrieDr. Ron Paul
Foto: (c) United States Congress
nicht geändert habe. Keinesfalls, antwortete Paul, und erläuterte ausführlich die Blowback-Theorie, zusammengefasst:
„Die Terroristen sind hier, weil wir dort sind“. Rudy Giuliani, der ehemalige Bürgermeister von New York, der damals
von den Medien als Favorit der republikanischen Kandidaten
gehandelt wurde, fiel Ron Paul ins Wort, überspitzte dessen
Aussage und forderte ihn mit inszenierter Empörung auf,
sie zurückzunehmen. Doch Ron Paul beharrte in aller Ruhe
darauf, dass der amerikanische Interventionismus den Terrorismus schüre. „Wenn wir glauben, dass wir in der ganzen
Welt tun können, was wir wollen, und damit keinen Hass
schüren, dann haben wir ein Problem.“ – Nach der Livesendung, in der Paul natürlich auch die Abschaffung der Fed, des
IRS, des Bundesbildungsministeriums usw. forderte, saßen
die Kandidaten – außer Ron Paul – noch mit den Moderatoren und Journalisten zusammen, klopften sich auf die Schultern, bewerteten die Darbietung der Kandidaten und waren
sich einig, dass Ron Paul sich lächerlich gemacht habe. Dann
kamen vor laufender Kamera die Telefonumfrageergebnisse
herein, und dem Moderator fiel die Kinnlade herunter, als er
verlesen musste, dass Ron Paul in der Zuschauergunst führte.
Dies war so ein Moment, in dem eine große Diskrepanz zwischen der „herrschenden Meinung“ und den wahren Präferenzen der Menschen offenbar wurde und ein neuer Bandwagon Fahrt aufnahm.
Zu einer anerkennenden Berichterstattung über die Erfolge
der „Ron Paul Revolution“ sahen sich einige Sender und Zeitungen erstmals gezwungen, als am 5. November 2007 die
erste sogenannte „Money Bomb“ platzte, zu der Ron PaulUnterstützer im Internet aufgerufen hatten. Innerhalb von
24 Stunden wurden der „Ron Paul 2008“-Kampagne online
4,2 Millionen Dollar gespendet – durchweg Kleinspenden
von Tausenden von Unterstützern. Von Soldaten und sonstigen Angehörigen des US-Militärs erhielt Ron Paul, trotz oder
gerade wegen seiner außenpolitischen Positionen, insgesamt
sogar mehr Spenden als alle anderen Kandidaten zusammengenommen! Am 24. November 2007 erschien in „USA
Today“, der meistgelesenen überregionalen Tageszeitung in
den USA, eine eindrucksvolle ganzseitige Anzeige, die sich
ein Ron Paul Anhänger 85.000 USD hatte kosten lassen, ein
„Open Letter to the American People“7. Im Dezember 2007
ließen wieder andere Unterstützer die nächste Sensation im
wahrsten Sinne des Wortes „steigen“: ein sechzig Meter langes Luftschiff, das wochenlang über amerikanischen Städten Werbung flog, auf der einen Seite riesig das „Ron Paul
Revolution“-Logo, auf der anderen „Google Ron Paul!“.
Am 16. Dezember 2007, dem Gedenktag der „Boston Tea7) Siehe www.truthradio.com/images/usatoday.pdf. Siehe auch „Why I support Ron
Paul“ von Lawrence Lepard, dem Autor der Anzeige: www.lewrockwell.com/orig8/
lepard2.html.
13
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
party“, mit der 1773 die Amerikanische Revolution begann
– „No taxation without representation!“ –, platzte die zweite
„Money Bomb“, zu der Ron Paul-Unterstützer für diesen Tag
aufgerufen hatten. Diesmal wurden binnen 24 Stunden über
sechs Millionen Dollar gespendet – absoluter Rekord, das
hatte es vorher noch nie gegeben. Gleichzeitig fanden in verschiedenen Städten der USA und sogar in Übersee „Boston
Teaparty Celebrations“ für Ron Paul statt. Zu diesem Zeitpunkt war ein Sieg Ron Pauls bei der Nominierung der republikanischen Partei in den Bereich des Denkbaren gerückt,
doch die Medien und das Establishment, insbesondere auch
das der „Grand Old Party“ – so werden die Republikaner
umgangssprachlich genannt –, behielten die Oberhand.
St. Paul, Minnesota, verwehrt wurde, lud er kurzerhand zu
einer eigenen Großveranstaltung am selben Tag in Minneapolis ein, der Zwillingsstadt von St. Paul. 12.000 aus ganz
Amerika angereiste Ron Paul-Anhänger feierten mit einem
fulminanten Reigen von Rednern in der größten Arena der
Stadt enthusiastisch die Ron Paul Revolution und sandten
damit die Botschaft aus: Jetzt fangen wir erst richtig damit
an, die Republik zurückzuerobern; die Revolution hat gerade
erst begonnen8.
Auf tausenden von Schildern stand „Calling the GOP back
to its Roots“, womit die Grand Old Party, die auf der anderen
Seite des Flusses John McCain zum Präsidentschaftskandidaten kürte, daran erinnert wurde, dass sie einmal die fiskalpolitisch konservative und außenpolitisch nicht-interventionistische Partei der Freiheit gewesen ist. Obwohl der Ruf nach
einer dritten Partei gerade auch durch die Ron Paul-Bewegung immer lauter geworden ist, setzt Ron Paul selbst auf ein
Umkrempeln der Republikaner von innen, denn das Mehrheitswahlrecht der USA – the winner gets it all – führt automatisch zu einem Zweiparteiensystem; unabhängige Kandidaten oder neue Parteien haben praktisch keine Chance. Als
Pol der Freiheit kommt aber nur die Republikanische Partei
in Frage, und der Geist der Gründerväter der Vereinigten
Staaten, aus dem sie einmal hervorgegangen ist, ist schließlich genau das Credo des Verfassungspatrioten Ron Paul, der
sich daher als der wahre Republikaner sieht.
Die „Kampagne für die Freiheit“ wird geboren
Zwar konnte Ron Paul schon bei den ersten Vorwahlen mit
10 % der Stimmen Rudy Giuliani überrunden, der nur bei
3 % landete und bald ausstieg, doch nachdem ein Kandidat
nach dem anderen aufgab, gewann schließlich John McCain
eine Mehrheit von Delegierten, so dass im Juni 2008 auch
Ron Paul als letzter noch verbliebener Konkurrent seine
Kampagne beendete. Beendete? Nein, nicht wirklich.
Er firmierte nur um. Aus der
Präsidentschaftskampagne
wurde die auf Dauer angelegte „Campaign for Liberty“
(C4L), in die Ron Paul auch
das noch vom Wahlkampf
übrig gebliebene Geld einbrachte. Diese Kampagne für
die Freiheit macht nun bereits
Verfassungspatrioten auf die
im dritten Jahr sehr erfolgBarrikaden! – Ron Pauls Manifest
reich das, was Ron Pauls
der Freiheit wurde zum Bestseller.
Hauptanliegen von vornherein war: aufklären, ausbilden, mobilisieren. Die Berühmtheit, die Paul durch die Präsidentschaftskampagne erlangt
hat, hatte bereits dazu geführt, dass sein im April 2008
erschienenes Buch „The Revolution – A Manifesto“ zeitweilig auf Platz Eins der New York Times-Bestseller Liste kletterte. Der erste große Coup der C4L wurde nun die „Rally
for the Republic“ im September 2008. Da Ron Paul ein Redeauftritt auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner in
Wo steht die Bewegung heute? Ihr sichtbarster Teil waren
lange Zeit die „End the Fed“-Aktionen im ganzen Land, die
jederzeit wieder aufleben können. Ron Paul hat der weit verbreiteten Kritik am Federal Reserve System und überhaupt
an der monetären Planwirtschaft der weltweit herrschenden
Fiat Money-Ordnung ein Gesicht gegeben und trägt die positive Alternative der Österreichischen Schule in die Öffentlichkeit. Unvergessen sind seine seit 2007 regelmäßig bei
YouTube als Video hochgeladenen Auftritte im Finanzausschuss des Kongresses, wo er in Anhörungen den Vorsitzenden der Fed, Ben Bernanke, immer wieder zwar ausnehmend höflich und respektvoll, aber letztlich doch wie einen
dummen Schuljungen über die geldpolitischen Zusammenhänge der Finanzkrise belehrt. Jahrelang stieß seine Kritik,
8) Einen ausführlichen Augenzeugenbericht von der Rally for the Republik Anfang
September 2008, dem „Woodstock of our time“, finden Sie unter www.ef-magazin.
de/2008/09/24/700-usa-die-ron-paul-bewegung-laesst-nicht-locker.
14
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
derte von Mrd. USD aus dem Nichts schöpfen und nach
eigenem Gutdünken an ausgewählte Banken geben kann.
Der Gesetzgeber und angebliche Souverän, der diese ungeheure Macht 1913 an das Bankenkonsortium, das sich „Federal Reserve“ nennt, verliehen hat (angeblich verliehen hat),
hat keine Möglichkeit, zum Beispiel zu erfahren, welchen
Banken zu welchen Konditionen die auf dem freien Markt
unverkäuflichen Schrottpapiere aus den Immobilienkrediten
von der Fed abgekauft wurden. Der von Ron Paul im Repräsentantenhaus eingebrachte „Federal Reserve Transparency
Act of 2009“ sieht dabei keine Befugnis des Kongresses zur
Einmischung in die Geldpolitik der Fed vor, und zum Schutz
aktueller sensibler Geschäftsvorgänge ist für die Offenlegung
der Bücher eine Verzögerung von sechs Monaten eingebaut.
Um mehr als eine Buchprüfung geht es also faktisch nicht bei
dem „Audit the Fed“-Gesetz, aber schon das wäre eine Revolution in der herrschenden Geldordnung; die Fed wehrt sich
mit Händen und Füßen dagegen. Deshalb ist es eine kleine
Sensation, dass „Doctor No“ mit 320 von 435 Abgeordneten
weit mehr als eine 2/3-Mehrheit des Repräsentantenhauses
für die Unterstützung des Gesetzes gewinnen konnte.
die ganz und gar die Kritik der Austrian Economics ist, auf
taube Ohren. Doch als im September 2008 die Pleite von
Lehman Brothers die Meinungsmacher aus ihrer schönen
Es-kann-alles-immer-nur-wachsen-Welt riß, erinnerte man
sich doch dieses Kongressabgeordneten, der die Krise und
ihre zwangsläufige Verschärfung unablässig vorausgesagt
hatte. Bereits im Jahr 2003 hatte Ron Paul im Finanzausschuss detailliert begründet, warum die Privilegierung der
Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac und die
staatliche Ermutigung zur Überinvestierung im Häusermarkt
sowie die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen unweigerlich
zu einem Crash des Immobilienmarktes führen müsse und
welche Konsequenzen das wiederum haben werde. Ein Fernsehmoderator, der im Mai 2009 diese Warnung Ron Pauls
aus dem Jahr 2003 zitierte, konnte sich kaum wieder einkriegen vor Erstaunen über diese Weitsicht. Überhaupt herrscht
seit Herbst 2008 – die Präsidentschaftswahl war gelaufen –
ein anderer Ton gegenüber Ron Paul. Er wird häufig interviewt, und man behandelt ihn auch bei den großen Sendern
mit Respekt, manchmal sogar mit besonderer Herzlichkeit,
als habe man etwas gutzumachen. Vielleicht ist man sich in
den oberen Etagen mittlerweile aber auch nur sicher, dass
Ron Paul sowieso nicht mehrheitsfähig ist und dass die Ron
Paul-Crowd nicht wirklich gefährlich werden kann.
Den Abgeordneten sitzt vermutlich noch der Schrecken von
der Verabschiedung des „Emergency Economic Stabilization
Act“, also des Paulson-Plans zur Rettung des Finanzsystems
vom September 2008, in den Knochen. Dieses 700 Mrd. USD
schwere Notgesetz war sehr überraschend im Repräsentantenhaus zunächst durchgefallen, woran die Ron Paul-Anhänger einen beträchtlichen, wahrscheinlich sogar den entscheidenden Anteil hatten. Sie hatten in einer von der Campaign
for Liberty orchestrierten Aktion sämtliche Abgeordnete so
sehr mit eindringlichen persönlichen Briefen, Emails und
Anrufen aus ihren Wahlkreisen bombardiert, dass zeitweilig
sogar die Server des Kongresses zum Erliegen kamen. Dieser
massive Druck der Wähler, von deren Gunst ein Abgeordneter schließlich abhängt, war für kurze Zeit stärker, als der
Druck von Seiten der Fed, der Bush-Regierung und der Fraktions- und Parteivorsitzenden. Wenige Tage später gelang es
dann allerdings, eine sogar noch verschlimmerte Fassung des
450 Seiten starken Gesetzes zur Rettung des Finanzsystems
durchzupeitschen – übrigens auch mithilfe massiver Drohungen gegen einzelne Abgeordnete. Nach allem, was in der
Wirtschaft, der Bankenwelt und der öffentlichen Meinung
seither geschehen ist, sind die Abgeordneten nun offenbar
Schluss mit der Geheimniskrämerei der Fed
Ein ganz konkreter Erfolg der Ron Paul-Bewegung ist der
Zuspruch, den Ron Pauls „Audit the Fed“-Gesetzesvorlage
im Kongress findet. Seit Jahren hat Paul immer wieder
vollkommen vergeblich eine
Wirtschaftsprüfung
und
mehr Transparenz des Federal Reserve Systems gefordert. Selbst über die Interna
der CIA könne man als Abgeordneter mehr erfahren, als
über die der Fed. Dabei handelt es sich bei diesem Notenbankkonsortium um die vielleicht mächtigste Institution
der Welt, die, wie bei den
Eine deutsche Übersetzung
Bailouts nach der Lehmandes Buches ist im Kopp-Verlag
erscheinen.
Pleite, per Knopfdruck hun-
16
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
soweit, dass sie sich dem Ruf nach mehr Transparenz für die
Milliarden-Entscheidungen der Fed nicht mehr verweigern
mögen; die „Paulities“ hatten sich wiederum Abgeordneten
für Abgeordneten vorgenommen. Doch nach einem langen
Hin und Her mit Alternativanträgen und der Verschnürung
mit anderen Gesetzesvorlagen ist die „Audit the Fed“-Vorlage bei der zweiten Lesung im Juni 2010 einstweilen doch
gescheitert. Nun wird Ron Paul seine Forderung nach einem
Auditing der Fed, wie in all den Jahren zuvor, erneut im Kongress einbringen müssen.
Fernziel: „End the Fed“
Dem „Audit the Fed“-Gesetz hätte ohnehin auch noch der
Senat zustimmen müssen, damit es in Kraft tritt. Dort stagniert die Zustimmung aber seit Monaten bei 32 Stimmen;
die Mehrheit liegt bei 51. So ist es unwahrscheinlich, dass die
Fed sich in absehbarer Zukunft vom Souverän in die Bücher
schauen lassen muss. Dies ist indes auch gar nicht das eigentliche Ziel der Ron Paul-Bewegung. Es geht darum, die Fed
überhaupt abzuschaffen. So ist Ron Pauls neuester Bestseller
denn auch nach dem Schlachtruf benannt, den seine Zuhörer zu skandieren pflegen: „End the Fed“9. Für November
2010 hat Ron Paul unterdessen die Bekanntmachung eines
Gesetzesvorschlags angekündigt, der eine Überprüfung der
US-Goldreserven vorsieht und den er im kommenden Jahr
im Kongress einbringen will. Die letzte Überprüfung von
Fort Knox hat vor 50 Jahren stattgefunden, und zahlreiche
Experten argwöhnen, dass das Gold ganz oder teilweise gar
nicht mehr im Besitz der Federal Reserve ist, sondern zur
Manipulation des Goldpreises verkauft oder verliehen wurde.
Wenn das Gold noch da ist, so fragt Ron Paul, warum verweigert sich die Fed dann einer Auditierung der Goldbestände?
„Dr. Ron Paul hat meine Apathie geheilt“ wurde zu einem geflügelten Wort
der Politikverdrossenen. „And you have cured my scepticism“, antwortete
Ron Paul 2008 den Massen von enthusiastischen jungen Unterstützern
Obamas Gesundheitsreform oder eben gegen die Bailouts auf
Steuerzahlers Kosten. Während in Europa Rettungspakete
für ganze Staaten geschnürt werden – weil „too big to fail“
–, wird sich der Kongress in den USA wahrscheinlich nicht
trauen, erneut mit teuren Rettungspaketen ganzen Industrien aus der Patsche zu helfen. Die Aufklärung der Bevölkerung über die Fragwürdigkeit der Inflationspolitik ist zu weit
vorgedrungen, insbesondere auch bei jungen Akademikern.
So gehört zu den größeren Organisationen und Initiativen,
die aus der Ron Paul Revolution hervorgegangen sind, auch
die Studentenorganisation „Young Americans for Liberty“,
YAL, die mittlerweile an über 500 Universitäten, Colleges
und High Schools vertreten ist und der Ron Paul-Botschaft
Gehör verschafft. In Amerika ist der Slogan „Freedom ist
Popular“, den die Ron Paul-Anhänger auf Plakatwände kleben, nicht bloß Wunschdenken. Anders als in Europa, hat in
den USA das klassisch liberale Programm eine lange Tradition; es war die Philosophie der Verfassungsväter10.Von dem
Grad der Aufklärung über das Unwesen von Big Government im Allgemeinen und der herrschenden Papiergeldordnung im Besonderen, den die Ron Paul-Bewegung in den
USA offenbar gemacht hat und stetig steigert, sind wir in
Europa meilenweit entfernt. Deshalb kann es durchaus sein,
Das Drohpotential der längst nicht mehr nur von Ron Paul
angeführten außerparlamentarischen Opposition ist nicht zu
unterschätzen. Die „Teaparty“-Proteste, die in Ron Pauls Präsidentschaftswahlkampf begonnen hatten, haben sich längst
verselbständigt und werden von verschiedensten Gruppen
initiiert. An symbolischen Tagen, wie zum Beispiel dem
„Tax Day“ am 15. April, werden landesweit Demonstrationen organisiert gegen Big Government, gegen Präsident
10) Deshalb werden die klassisch Liberalen in den USA „Conservatives“ oder auch
„Constitutionalists“ genannt, während mit den „Liberals“ stets die eher linken
Demokraten gemeint sind. Ronald Reagan erklärte: „I believe the very heart and soul
of conservatism is libertarianism ... The basis of conservatism is a desire for less
government interference or less centralized authority or more individual freedom
and this is a pretty general description also of what libertarianism is.“
9) Zu dem Buch lesen Sie bitte die Rezension von Robert Grözinger bei ef-online.de,
„Kampfschrift: Gegen die Federal Reserve“. Eine deutsche Übersetzung des Buches
ist 2010 im Kopp-Verlag erschienen unter dem Titel „Befreit die Welt von der USNotenbank! Warum die Federal Reserve abgeschafft werden muss“.
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
dass die Amerikaner die Finanz- und Wirtschaftskrise in
einigen Jahren als erste überwinden, obwohl sie am tiefsten
darin stecken und sogar hauptschuldig an ihrer Entstehung
sind. Die Ron Paul-Bewegung ist ein Seismograph für das
Umdenken, das sich, wie der Bandwagon-Effekt lehrt, sehr
plötzlich ereignen kann, wenn das Maß voll ist (und die Refinanzierungsmöglichkeiten des Staates erschöpft sind).
schaft zu einer interventionistischen Außenpolitik und möglicherweise auch zu einer interventionistischen Sicherheitspolitik im Inneren mach Rand Paul, der wirtschaftspolitisch
durchaus ein anti-interventionistischer Libertärer ist, zu
einem Kandidaten, dessen Wahl zum Senator die Machtelite
des Landes tolerieren kann.
Anders sieht es aus bei Peter Schiff, der ebenfalls zu den
Senatswahlen 2010 kandidierte – in Connecticut – und der
kompromisslos libertär und anti-interventionistisch ist.
Schiff ist Inhaber der Brokerfirma „Euro Pacific Capital“
und Autor des Buches „Crash Proof“, das den Finanzkollaps
antizipierte. Anhänger der Österreichischen Schule durch
und durch, war er Ron Pauls Berater für das Wirtschaftsprogramm der Präsidentschaftskampagne. Berühmtheit erlangte
Peter Schiff durch ein millionenfach angeklicktes YouTubeVideo „Peter Schiff was right“, in dem jemand zahlreiche
Ausschnitte von Fernsehinterviews und -debatten der vergangenen Jahre zusammengestellt hat, in denen Peter Schiff
aufgrund der Österreichischen Konjunktur- und Geldtheorie unter anderem das Platzen der Immobilienblase voraussagte und dafür stets völliges Unverständnis und zuweilen
schallendes Gelächter aller anderen Experten erntete. Das
verschaffte ihm auch bei den etablierten Medien ab der Lehman-Pleite 2008 großen Respekt als Finanzexperte. Seine
Kandidatur für den Senat jedoch wurde von den großen Sendern CNN, Fox, CNBC, ABC, NBC und CBS merkwürdigerweise mit keinem Interview oder Bericht gewürdigt. Als
weitgehend unbekannter Kandidat verlor er am 10. August
2010 mit immerhin 23 Prozent der Stimmen die Vorwahlen, kündigte jedoch an, 2012 wahrscheinliche erneut für den
Senat kandidieren zu wollen.
Wie geht es weiter?
Indiz für diese Entwicklung wird das Abschneiden der „Ron
Paul-Kandidaten“ sein, die auf allen Ebenen des Staates –
sei es als Unabhängige oder als Mitglieder der Republikanischen Partei – kandidieren und die von der Campaign for
Liberty bei der Erringung von Mandaten unterstützt werden.
Prominentester Kandidat ist derzeit Dr. Rand Paul, der drittälteste Sohn Ron Pauls, ebenfalls Arzt und, wie sein Vater,
ein All American Boy mit
einem untadeligen und unangreifbaren Lebenslauf: Familienvater, gestanden im Beruf,
beim Militär gedient. Er hat die
Nominierung der Republikaner
in Kentucky als deren Kandidat
für den US-Senat 2010 bereits
gewonnen; am 2. November
2010 werden 36 der 100 Senatssitze neu besetzt. Dank der
USA-weiten Unterstützung hat
Rand Paul sehr gute Chancen,
gewählt zu werden, vielleicht
auch deshalb, weil er in einem
Punkt von der Politik seines
Vaters abweicht: Außenpolitisch verfolgt er einen „patriotischen“ Kurs, das heißt er teilt
die selbstgefällige Anschauung vieler Amerikaner – oder tut
jedenfalls so, als ob er sie teilte –, dass die USA die Angegriffenen sind und ihre Kriege stets nur führen, um Leute
abzuwehren, die die Freiheit der Amerikaner hassen. Diese
unkritische, politisch korrekte Haltung oder jedenfalls Rhetorik kommt auch in Rand Paul politischen Sympathiebekundungen für Sarah Palin zum Ausdruck und darin, dass er
sich bereitwillig von der Tea Party-Bewegung vereinnahmen
lässt, in der sich neben den Libertären zunehmend auch das
dumpf-konservative Amerika sammelt. Diese latente Bereit-
Im Auge behalten sollte man auch den erfolgreichen Unternehmer, Sportsmann und Ex-Gouverneur von New Mexico,
Gary E. Johnson, der schon auf Ron Pauls „Rally for the
Republic“ 2008 als potentieller Präsidentschaftskandidat
der libertären Republikaner gehandelt wurde. Weitere Ron
Paul-Kandidat, die es sich lohnt, einmal näher anzuschauen,
sind der Rechtsanwalt Michael Lee, der in Utah für den USSenat kandidiert, der Geschäftsmann John Dennis, der in
Kalifornien für das US-Repräsentantenhaus kandidiert, der
36jährige artige B.J. Lawson, der nicht sehr aussichtsreich in
North Carolina für das US-Repräsentantenhaus kandidiert,
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die „Ron Paul Revolution“
und, colorandi causa, Adam Kokesh, ein echter Revoluzzer
und „angry young man“, der in New Mexico vergeblich für
den Kongress kandidierte11.
Reden auf Teleprompter angewiesen sind, in die Tasche, und
seine Familie steht geschlossen hinter ihm. Auf eine Kandidatur 2012 immer wieder angesprochen, antwortet er stets
hinhaltend, dass er seine Aufgabe primär darin sehe, die Freiheitsbotschaft zu verbreiten und neue Köpfe und Kandidaten heranzubilden. Doch es mehren sich die Anzeichen, dass
er sich erweichen lässt, auch weil eine erneute Kandidatur
der Freiheitsrevolution neuen Schub geben und damit Ron
Pauls eigentlichem Ziel, der Verbreitung der Freiheitsphilosophie, gedient würde. Für den diesjährigen Jahrestag der Boston Tea Party am 16. Dezember wird bereits zu einer neuen
„Money Bomb“ aufgerufen, die das Spendenergebnis vom
16. Dezember 2007 von sechs Millionen Dollar noch einmal
übertreffen soll, Verwendungszeck: eine Ron Paul 2012 Präsidentschaftskampagne (siehe www.theronpaulteaparty.com).
Nach der Enttäuschung, die die Obama-Regierung für viele
Amerikaner bedeutet – seine den Welfare-Warfare-State
expandierenden Programme werden zahlreichen Umfragen
zufolge mehrheitlich abgelehnt –, stünden die Chancen für
einen Small Government-Republikaner gewiss besser, als
beim letzten Mal. Doch die Finanz- und Wirtschaftskrise
muss dem Establishment vermutlich erst noch gänzlich außer
Kontrolle geraten, bevor die USA reif sind für einen Ludwig Erhard. Immerhin steht einer bereit. Amerika – in dieser
Beziehung hast Du es besser. «
Und Ron Paul selbst? Wird er 2012 noch einmal zur Präsidentschaftswahl antreten? Dann ist er 77 Jahre alt. In dem
Alter wurde Konrad Adenauer gerade zum zweiten von vier
Malen zum Kanzler gewählt. Gesundheitlich ist Ron Paul
in bester Form; an Fachkompetenz und Eloquenz steckt er
ohnehin all die üblichen Vorzeigepolitiker, die bei ihren
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Februar
2010-Ausgabe des Anlegermagazins Smart Investor und
wurde für dieses Kongressmagazin aktualisiert. Einen
umfassenden Internetführer zur „Ron Paul Revolution“ und
der „End the Fed“-Bewegung von Kristof Berking finden Sie
unter www.smartinvestor.de/ronpaul/
› Rights belong to individuals, not groups.
› Property should be owned by people, not government.
› All voluntary associations should be permissible – economic and social.
› The government‘s monetary role is to maintain the integrity of the monetary unit, not participate in fraud.
› Government exists to protect liberty, not to redistribute wealth or to grant special privileges.
› The lives and actions of people are their own responsibility, not the government‘s.
The Ron Paul FREEDOM PRINCIPLES
Quelle: http://paul.house.gov
11) Umfangreiche Listen von „Liberty Candidates“ auf allen Ebenen des Staates finden sich unter www.liberty-candidates.org und www.libertyslate.com.
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
Andreas Unterberger
Die Freiheit und ihre
größten Feinde oder:
Die Macht der Eliten
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
WENN ES EIN OBERSTES GEMEINSAMES GRUNDMOTIV IM DENKEN ALLER EXPONENTEN DER ÖSTERREICHISCHEN
SCHULE GIBT, DANN IST ES EIN HOHER, FAST DEMÜTIGER RESPEKT FÜR DIE FREIHEIT JEDES EINZELNEN. OHNE FREIHEIT KANN KEIN FUNKTIONIERENDES WIRTSCHAFTSSYSTEM ENTSTEHEN, SO HABEN SIE NACHGEWIESEN.
OHNE FREIHEIT KANN AUCH – WAS MINDESTENS EBENSO WICHTIG IST – KEIN MENSCHENWÜRDIGES GESELLSCHAFTSSYSTEM FUNKTIONIEREN, WIE ETWA FRIEDRICH AUGUST HAYEK IN „VERFASSUNG DER FREIHEIT“ SEHR
ÜBERZEUGEND GEZEIGT HAT.
Während sich manche andere Autoren der Österreichischen Schule primär mit theoretischen Fragen
befassen, hat Hayek schon vor mehr als 50 Jahren
geradezu hellseherisch die Vorzüge des Schweizer
Systems der direkten Demokratie herausgearbeitet.
Inzwischen hat die Schweiz nämlich besser als jeder
andere europäische Staat die Wirtschaftskrise überlebt. Das hängt zweifellos damit zusammen, dass die
Schweiz sowohl der direkten Demokratie wie auch
einem den Ideen der „Austrians“ relativ nahen liberalen Wirtschaftssystem treu geblieben ist. Während man in den Nachkriegsjahren, in denen Hayek
schrieb, die Schweiz noch als glücklichen Sonderfall abtun konnte, ist sie heute ein Beweis der Praktikabilität der „Österreichischen“ Ideen (mit denen
die österreichische Politik selber bekanntlich recht
wenig zu tun hat).
den chinesischen Mandarinen wie auch bei der europäischen
Aristokratie, sowohl bei den iranischen Imamen wie auch
den kommunistischen Apparatschiks. Stets hat eine Schicht
um die Macht gerungen und sie meistens auch errungen.
Wobei man ihren Exponenten durchaus zubilligen muss: Sie
hatten in der Anfangsphase meist sehr humanitäre Motive.
Sie wollten ja nur das Beste für die ungebildeten Menschen
gäbe es Ordnung anstelle von Chaos.
So ist der europäische Adel im frühen Mittelalter oft durch
das explizite oder implizite Versprechen an die Macht
gekommen, den Bauern Law and Order zu verschaffen; im
Gegenzug bekämen sie das Recht zur Herrschaft über die
Bauern. Recht und Ordnung waren nach den dunklen Jahren
der Gesetzlosigkeit der Völkerwanderung besonders attraktive Angebote. Aber in Wahrheit zahlten die Bauern für ein
oft nicht eingehaltenes Versprechen mit Jahrhunderten der
Inzwischen zeigt sich aber noch
Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in
etwas viel deutlicher: Dass die Freiheits-Ideen der Österreichischen
hohem Ausmaß vom ständigen Kampf von Eliten um
Schule in Kontrast zu einem konmehr Macht auf Kosten jedes Einzelnen geprägt.
trären Leitmotiv fast der gesamten
Geschichte stehen. Denn die Kultur- und Wirtschaftsgeschichte ist in hohem Ausmaß vom
Leibeigenschaft, in denen sie und ihre Arbeitsleistung durch
ständigen Kampf von Eliten um mehr Macht auf Kosten jedes
Zehent und Fron, durch Münzprivilegien (samt dem damit
verbundenen Betrug) und Unfreiheit ausgebeutet wurden.
Einzelnen geprägt. An dieser Konstante ändert es nichts, ob
diese Eliten nun in der jeweiligen Epoche durch Stand, Klassenzugehörigkeit, Beruf oder Ideologie definiert werden.
Zugleich war das Ordnungs-Versprechen eine bedeutungslose Finte: Denn in jenen Regionen, wo die Bauern ihre
Dieses Muster machtgieriger Eliten findet sich sowohl bei
Freiheit bewahren oder sehr früh zurückerobern konnten,
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
wie etwa in Tirol und der Schweiz, herrschte alles andere
als Unrecht, Chaos und Unordnung. Kultureller Gleichklang
sorgte dort sogar für besonders vorbildliche Gemeinwesen.
Ebenso blühten von Flandern bis Oberitalien jene Städte
besonders stark auf und gewannen einen anderswo damals
unbekannten Wohlstand, in denen sich das durch Handel und
Gewerbe aktive Bürgertum feudalen Souveränitätsansprüchen weitgehend entziehen konnte.
auch diese stellen nach idealistischen Anfängen nur eine
moderne Form elitären Machtanspruchs dar. Langfristig gibt
es keinen Beweis, dass in Ländern mit starken Gewerkschaften ein größerer Anteil von Menschen einen guten Arbeitsplatz hätte als in anderen. Im Gegenteil: Wenn die Gewerkschaften erfolgreich sind, verschafft das zwar einem Teil der
Arbeitenden attraktive Bedingungen, vergrößert aber die
Zahl der Arbeitslosen und prekären Situationen für die NichtBesitzer eines Arbeitsplatzes, und führt volkswirtschaftlich
zu Schulden und Inflation.
Zwar muss man ehrlicherweise darauf hinweisen, dass dieser
Zugewinn an Freiheit und Selbstbewusstsein, an Wohlstand
und Mitsprache für Bauern und Bürger keineswegs automatisch auch das Los des Gesindes, der Mägde und Knechte
verbessert hat. Jedoch gibt es keine Indizien, dass es dieser
in der sozialen Hackordnung ärmsten Gruppe in Regionen
mit einer starken Feudalherrschaft besser gegangen wäre.
Sie gewann erst durch Aufklärung und liberale Revolutionen
ihren Freiheitsanspruch. Dieser Anspruch konnte letztlich
erst durch die Unabhängigkeit der Justiz und den technischen
wie wirtschaftlichen Fortschritt des 19. und 20. Jahrhunderts
auch für die Masse Wirklichkeit werden.
Das Scheitern der Versprechungen
jedes elitären Machtanspruchs lässt sich in ähnlicher Weise in
der ganzen Menschheitsgeschichte durchdeklinieren. Und sei
er anfangs noch so gut gemeint gewesen. Ab dem Zeitpunkt
der Machterringung wächst immer sofort die Versuchung zu
zynischem Missbrauch der Macht. Ohne Mitsprache der ganzen Bevölkerung und ohne selbstverantwortete Freiheit jedes
Einzelnen kann kein Gesellschaftsmodell funktionieren.
Besonders gefährlich ist das Scheitern derzeit im Fall der
an Atombomben bastelnden iranischen Imame. Bei ihnen
ist der einst wohl durchaus wohlgemeinte Anspruch, einen
funktionierenden Gottesstaat mit breiter Unterstützung der
Ihre Freiheit errangen diese lange im Schatten stehenden
Schichten übrigens nicht durch die Gewerkschaften. Denn
Kaum ist aber der Kommunismus in einer
gigantischen Implosion untergegangen,
so sind die Eliten schon wieder mit neuen
Tricks und Strategien zum Kampf um die
Macht angetreten.
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
Menschen errichten zu können, längst zu einem Folter- und
Unterdrückungssystem degeneriert.
kann man an der kilometerlangen Länge der Gesetze und
Verordnungen genauso ablesen wie an der tendenziell ständig steigenden Abgabenquote (dem Anteil der öffentlichen
Hand an allem, was die Menschen erarbeiten), die in Österreich weit über 40 Prozent liegt, und an der Staatsquote (dem
Anteil des Staates an allen Ausgaben), der dank sonstiger
Staatseinkünfte und Schulden sogar mehr als 50 Prozent
beträgt. All diese Werte sind in den westlichen Industrieländern fast jedes Jahr gestiegen.
Besonders spektakulär war das Scheitern einer sich als
Avantgarde der Bauern und Arbeiter ausgebenden Elite im
Falle des Kommunismus. Der Glaube war geradezu absurd,
mit einem von Bürokraten ausgearbeiteten Fünfjahresplan zu
funktionierenden Ergebnissen einer ganzen Volkswirtschaft
zu kommen. Und natürlich waren die Ergebnisse einer solchen Planwirtschaft für die Menschen viel unattraktiver, als
es die Resultate einer freien Wirtschaft sind. In einer solchen
entscheiden ja die Menschen selbst über ihre materiellen wie
immateriellen Prioritäten. Sie können ihre Entscheidungen
auf all ihrem individuellen Wissen und auf Aber-Millionen
Erfahrungen aufbauen.
Die Abgabenquote liegt heute weit über jedem Prozentsatz,
den jemals eine Obrigkeit ihren Untertanen abgeknöpft hat.
Man erinnere sich nur an die diversen historischen Konflikte
um die Ablieferung eines Zehents, also von bloßen zehn Prozent.
Kaum ist aber der Kommunismus in einer gigantischen
Implosion untergegangen, so sind die Eliten schon wieder mit
neuen Tricks und Strategien zum Kampf um die Macht angetreten. Während die freie Welt in der Polarisierung gegen
den Kommunismus noch stolz auf ihre Freiheit war, wird
seither von vielen elitären Machtkämpfern ununterbrochen,
wenn auch ohne Beweise, behauptet, dass der Kapitalismus
genauso gescheitert sei wie der Kommunismus. Wobei sie
unter „Kapitalismus“ die Freiheit und die Marktwirtschaft
verstehen, der Ludwig Erhard und seine Mitdenker – die
Gründer des Neoliberalismus – einst das Adjektiv „sozial“
verliehen haben. Worunter Erhard&Co damals nicht eine
Einschränkung der Marktfreiheit verstanden haben, sondern
eine nähere Beschreibung der Ergebnisse des freien Wirkens
der Marktkräfte.
Man erinnere sich daran, dass noch
vor hundert Jahren der Prozentsatz
der höchsten Einkommensteuer
überall nur eine einstellige Zahl
betragen hat.
Trotz dieser unglaublichen Einkassier-Gier der neuen „demokratischen“ Herrscher machen sie höhere Schulden, als
jemals von Staaten gemacht worden sind. Trotz dieser Gier
erwecken die Propagandisten der herrschenden Elite den
Eindruck, dass Hunger und Elend drohten, wenn nicht der
Staatsanteil ständig noch weiter ausgedehnt wird. Und sie
attackieren mit Effizienz den Kapitalismus, also Freiheit und
Marktwirtschaft.
Zu dieser heute um ihre Macht kämpfenden Elite zählen
heute alle Parteien, die „Sozialisten in allen Parteien“, wie
Hayek sie einst pointiert genannt hat. Fast überall wird heute
diffus von einem Dritten Weg zwischen Kommunismus und
Kapitalismus geschwärmt, der nur in einem Punkt klar ist: in
der wichtigen Rolle, die Eliten auf diesem Weg haben.
Diese Propaganda gelingt vor allem deshalb so gut, weil die
Journalisten trotz mancher Scheinkritik selbst Teil der elitären Machtstruktur geworden sind, ohne aber elitär qualifiziert zu sein – was ja auch die Politiker nicht sind. Wenn in
Österreich ein Berufsstand so heftig von den Staatsbudgets
profitiert wie die Journalisten (über alljährlich hunderte Millionen an Inseraten, Kooperationen, Förderungen von Bund,
Ländern und politisch kontrollierten Unternehmungen),
dann hat er jedes Interesse daran, dass all diese verteilenden (bestechenden) Institutionen selbst gut wattiert bleiben.
Es gibt in Europa keine ernsthafte Bewegung, die etwa wie
Amerikas populäre Tea Parties für weniger Staatsmacht, für
Small government kämpfen würde. Das Ausmaß der Regulierung und die Einschränkung der Bürger haben seit Hayeks
Zeiten im Gegenteil ungeahnte Ausmaße angenommen. Das
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
Heute ist die repräsentative Demokratie ein Eckstein der
elitären Strukturen geworden. Sie wird vor allem mit dem
Argument gegen alle Ideen von mehr direkter Demokratie
verteidigt, dass es ohne die Herrschaft einer repräsentativen
Elite zu „falschen“ Entscheidungen kommen würde. Was ist
aber richtig und falsch? Darüber entscheidet in dieser Argumentationskette natürlich wieder die Elite selbst. Diese bildet
soziologisch einen politisch-medial-juristisch-bürokratischprofessoralen Komplex (während beispielsweise das einst
wichtige Militär heute ebenso bedeutungslos geworden ist
wie Aristokratie oder Bischöfe). Dieser Komplex wird trotz
und Direktoren zugunsten bürokratischer und juristischer
Machtansprüche. Die dadurch (und einige andere Faktoren)
verursachte Verschlechterung der Bildungsergebnisse wird
nun sogar zynisch als Argument verwendet, die schulische
Vielfalt, die Eltern- und Lehrerrechte noch mehr zu reduzieren.
Die gleiche Elitendiktatur zeigt sich auch rund um die rapide
Zuwanderung der letzten Jahrzehnte. Die in einer utopischen
Welt lebenden Juristen und Politiker haben ein Zuwanderungsmodell durchgesetzt, das jedem in einem fremden Land
Beschäftigten im Gegensatz zu allen früheren Epochen das Recht gibt, seine ganze
Dass eben dem Volk keine zusätzlichen
Familie mitziehen zu lassen. Die Zahl der
arabischen und türkischen Immigranten
Kompetenzen übertragen werden dürfen.
vermehrt sich zusätzlich durch eine weitere Zuwanderung aus der alten Heimat
aller in Details ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten
via arrangierter Eheschließungen. Die Konsequenzen dieser
von einem grundlegenden Konsens getragen: Dass eben dem
forcierten Zuwanderung müssen die Eliten in ihren NobelVolk keine zusätzlichen Kompetenzen übertragen werden
ghettos freilich am allerwenigsten selbst tragen. Übt dann ein
dürfen.
mutiger Dissident aus der Elite wie Thilo Sarrazin fundierte,
wenn auch pointierte Kritik, wird er sofort als Rassist denunDer aktuelle Anspruch der Eliten auf ständig noch mehr
ziert und nach totalitärer Methode sogar um seinen Arbeitsplatz gebracht. In den deutschsprachigen Ländern wird man
Macht lässt sich an vielen Beispielen nachweisen. Er beginnt
mit dem zunehmend lauter werdenden Wunsch nach
überdies durch willkürlich vergebenen Stempel wie etwa:
Abschaffung der – einst hart erkämpften – Geschwornen„Rassist“ auch noch mitschuldig am Holocaust.
und Schöffen-Judikatur.
Kein Wunder, dass bei Umfragen
schon über 50 Prozent der
Österreicher sagen, dass sie in einem
Land leben, in dem man nicht mehr
frei seine Meinung sagen kann.
Er zeigt sich im geldverschlingenden Gesundheitssystem.
Wohl wird dieses rhetorisch mit den Interessen des Patienten
gerechtfertigt. In Wahrheit aber geht es dort um eliten-interne
Machtspiele von Ärzten, Bürgermeistern, Landeshauptleuten, um Führungsposten in den Pflicht-Versicherungen für
Gewerkschafter und Kammer-Funktionäre. Die sich trotz
ihrer Vielzahl vor jedem Wettbewerb fürchten und ihre
Monopolbereiche heftig verteidigen.
Weil es der herrschende Elitenkonsens verbietet. Mit der
Meinungsfreiheit ist eines der zentralsten Menschenrechte
atomisiert worden. Dies ist ein erschütterndes Ergebnis nach
einem Vierteljahrtausend der Aufklärung und der demokratisch-liberalen Verfassungen. Die Political Correctness hat
nicht zu mehr Rücksichtnahme auf wirklich Benachteiligte
geführt, sondern sie ist zu einem universalen Maulkorb der
Eliten gegen jede aufmüpfige Meinung geworden.
Der Machtanspruch der Eliten setzt sich fort im Schulsystem.
Er hat dort eine klare ideologische Tendenz: verpflichtende
Einheitsschule, Reformen um ihrer selbst willen a la Rechtschreibreform, Ablehnung von familiärem Home Schooling,
keine Mitbestimmungsrechte der Eltern bei der Direktorenbestellung, immer stärkere juristische Regulierung des Erziehungsprozesses und weitgehende Entmachtung der Lehrer
24
Investor sein. Und Gutes tun.
Dual Return Fund - Vision Microfinance NAV Veränderung seit Gründung (EUR)
Anlagestrategie:
Direktinvestition in weltweit
ausgewählte MFIs (MikrofinanzInstitutionen)
114
Wertpapierart:
Luxemburgischer Investmentfonds
112
Fondsvolumen:
91 Mio EUR
110
ISIN:
LU0236782842
(private Anleger)
116
108
LU0306115196
(institutionelle Anleger)
106
104
Fondswährung:
EUR
102
Handel:
monatlich
100
Vertriebszulassung: Österreich
2006
2007
2008
2009
2010
Info:
www.visionmicrofinance.com
Investieren mit sozialer Rendite
Mikrokredite haben schon Millionen von Familien ermöglicht, nachhaltig aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen
und ein Leben in Würde und Selbstbestimmung aufzunehmen. Vision Microfinance leistet hierzu einen wichtigen
Beitrag. Als einziger in Österreich zum Vertrieb zugelassener Mikrofinanz-Fonds bringt Vision Microfinance
aber mehr als nur “soziale Rendite”. Der Fonds genügt auch strengen Anforderungen an gute Absolute ReturnInvestments:
- breite Streuung über Tausende Kleinstunternehmer und zahlreiche Mikrofinanz-Institute in allen Erdteilen
- geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen
- Sicherheit durch kurze Laufzeiten und Rückzahlungsraten von 97-98%
- regelmäßige Erträge seit Auflage im April 2006.
Absolute Por tfolio Management GmbH, Wallnerstraße 3/17, A - 1010 Wien, Tel.: +43 (1) 533 59 76, www.absolutepm.at
Diese Anzeige dient ausschließlich Werbe- und Marketingzwecken und stellt kein Angebot dar. Ein rechtlich gültiges Angebot kann erst nach Übereinstimmung mit dem jeweils anzuwendenden Recht und in Verbindung mit dem jeweils aktuellen
Fondsprospekt gelegt werden. Der veröffentlichte Prospekt des hier genannten Fonds in seiner aktuellen Fassung inklusive sämtlicher Änderungen seit Erstverlautbarung (Kundmachung im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung”) steht Interessenten
bei der CPB Kapitalanlage GmbH und der Semper Constantia Privatbank Aktiengesellschaft, beide A-1010 Wien, Bankgasse 2, kostenlos zur Verfügung und ist auch unter www.absolutepm.at abrufbar. Sie sollten, soweit nötig, Ihre eigenen,
unabhängigen und kompetenten Rechts- und Finanzberater sowie sonstige professionelle Berater konsultieren, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die Sie treffen, für Sie in Anbetracht Ihrer Umstände und finanziellen Lage geeignet
ist. Wenden Sie sich in Hinblick auf die jeweils steuerliche Situation an Ihren Steuerberater, da sich diese durch Rechtsprechung oder Gesetzgebung ändern kann. Diese Anzeige dient lediglich als Grundlage für ausführliche Informationsgespräche
eines professionellen Beraters mit seinen Kunden. Investitionen in Fremdwährungen unterliegen Kursschwankungen. Kurse und Erträge können steigen und fallen. Erträge der Vergangenheit sind kein Indiz für die Zukunft. Die hier verwendeten
Daten und Informationen basieren auf zuverlässigen Quellen. Absolute Portfolio Management GmbH und die mit ihr verbundenen Gesellschaften übernehmen trotz sorgfältiger Ermittlung keinerlei Garantie für die Richtigkeit aller Daten
sowie eine allfällige Haftung aus Nachteilen, die direkt oder indirekt aus der Verwendung dieser Anzeige oder ihres Inhaltes entstehen.
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die Freiheit und ihre größten Feinde oder: Die Macht der Eliten
Nun werden manche die ehrlich gemeinte Sorge äußern, dass
mehr direkte Demokratie ja auch zu einer Diktatur der 51
Prozent über Minderheiten führen könnte. Jedoch gibt es
kein einziges Land, indem das wirklich der Fall wäre. In der
Schweiz etwa ist heute mit der direkten Demokratie und dem
eine delikate Machtbalance herstellenden Föderalismus nach
Epochen des Konflikts die Toleranz gegenüber den traditionellen sprachlichen und religiösen Minderheiten stärker und
besser fundiert als in jedem anderen Land der Erde. Es sind
ganz im Gegenteil oft repräsentativ gewählte oder gar autokratische Herrscher, die mit Schüren von Emotionen gegen
Minderheiten ihren eigenen Machterhalt sichern.
Länder so viel Geld, weil auch die roten und blau-orangen
Länder so viel kassieren und umgekehrt.
„Gibst Du mir, so geb ich Dir“ ist wohl die übelste Form, mit
den Staatsfinanzen umzugehen. Daran ändert es auch nichts,
dass die Profiteure dieses System propagandistisch als Konsensdemokratie rühmen.
Wir sollten uns aber im Klaren sein: Noch ist in den Menschen der meisten westlichen Länder das Bewusstsein nicht
entscheidend gereift, dass das Gaukelbild einer totalen Wohlfahrt und soziale Rundum-Absicherung nicht funktionieren
kann. Sie glauben noch mehrheitlich an die Schimäre der
durch eine Obrigkeit hergestellten Sicherheit. Sie begreifen
nicht, dass ohne eine entscheidende Rolle der Eigenverantwortung das Leben nicht funktionieren kann. Sie wollen
nicht akzeptieren, dass der Staat nur in wirklichen Notfällen
eine Antwort auf die Probleme unseres Lebens sein kann.
Die repräsentative Demokratie hat noch ein weiteres Defizit.
Sie ist meist mit dem Verhältniswahlrecht verbunden. Dieses produziert in den meisten Fälle Koalitionsregierungen,
weil nur selten eine Partei eine ausreichende Mehrheit erzielt.
Koalitionsregierungen aber sind die teuerste inner-elitäre
Allianz: Denn die dabei notwendigen Kompromisse werden
meist mit Steuergeld beziehungsweise Schulden erkauft.
Das wissen die Schweizer, das weiß ein guter Teil der Amerikaner, und das haben die Osteuropäer in bitteren Lektionen
gelernt. Uns stehen die noch bevor. «
Jede Partei versucht in einer Koalition, ihre eigenen Anhänger-Gruppen zu bedienen. Das läuft etwa so: Hier sinnlose
Milliarden für die Bundesbahn; dort sinnlose Milliarden für
die Bauern. Da werden sinnlose Monster-Tunnels in den Berg
gebaut, weil irgendwann einmal ein Mini-Grüppchen gerade
die Regierung erpressen konnte; dort bekommen schwarze
Dr. Andreas Unterberger
Österreichischer Journalist, von 2005 bis 2009
Chefredakteur der Wiener Zeitung sowie von 1995
bis 2004 Chefredakteur der Tageszeitung Die Presse.
Führt seit 2009 als freier Publizist den Blog
„Das nicht ganz unpolitische Tagebuch“ unter
www.andreas-unterberger.at.
26
Beweglicher als Gold:
APM Gold & Resources Fund
DJ Euro Stoxx 50 Aktienindex
Quelle: Bloomberg, Wochenkurse, logarithmische
Skala, 02.11.2007 - 20.08.2010
Kursentwicklung in EUR
(indexiert, Basis 100)
APM Gold & Resources Fund
Goldaktienindex XAU
100
40
Nov 2007
Apr 2008
Sep 2008
Feb 2009
Jul 2009
Dez 2009
Anlagestrategie
Gold- und Goldaktienfonds mit
aktivem Risikomanagement
Wertpapierart
Österr. Investmentfonds,
UCITS III konform
ISIN
AT0000A07HE7
(thesaurierend, AUT)
AT0000A07HF4
(vollthesaurierend, GER)
Fondswährung
EUR
Handelbarkeit
täglich
Vertriebszulassung Deutschland, Österreich
Mai 2010
Gold – Die ultimative Währung
Gold ist heute unverzichtbarer Portfolio-Bestandteil als Schutz vor Instabilitäten des Finanzsystems. Physisches
Gold und Goldaktien sind allerdings hochvolatil.
Der APM Gold & Resources Fund ist durch seine flexible Allokation beweglicher als reine Goldinvestments.
Sein Anlageuniversum umfasst Gold-, Silber- und Rohstoffaktien, sowie indirekte Investments in Gold und Silber.
Sein Absolute Return-Ansatz steht für aktives Risikomanagement: mehr Sicherheit bei fallenden Kursen ohne
Aufgabe der Partizipation an steigenden Kursen.
Absolute Por tfolio Management GmbH, Wallnerstraße 3/17, A - 1010 Wien, Tel.: +43 (1) 533 59 76, www.absolutepm.at
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bei der CPB Kapitalanlage GmbH und der Semper Constantia Privatbank Aktiengesellschaft, beide A-1010 Wien, Bankgasse 2, kostenlos zur Verfügung und ist auch unter www.absolutepm.at abrufbar. Sie sollten, soweit nötig, Ihre eigenen,
unabhängigen und kompetenten Rechts- und Finanzberater sowie sonstige professionelle Berater konsultieren, um sicherzustellen, dass jede Entscheidung, die Sie treffen, für Sie in Anbetracht Ihrer Umstände und finanziellen Lage geeignet
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
Gregor Hochreiter
Falsch gestellte Weichen
Von verschiedenster Seite ist schon das Ende
der Krise verkündet worden.
28
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
EINE TRÜGERISCHE RUHE HAT SICH IN WEITEN TEILEN DER WELT EINGESTELLT, NACHDEM DIE MILLIARDENSCHWEREN RETTUNGSPAKETE DER REGIERUNGEN UNZÄHLIGE GESCHÄFTSBANKEN VOR DEM KOLLAPS GERETTET HABEN. VON VERSCHIEDENSTER SEITE IST SCHON DAS ENDE DER KRISE VERKÜNDET WORDEN. IN DEN VERGANGENEN
MONATEN, SO LASSEN UNS DIE WIRTSCHAFTSFORSCHUNGSINSTITUTE WISSEN, HABE DIE KONJUNKTUR MERKLICH
AN FAHRT GEWONNEN. IN DEUTSCHLAND IST GAR VOM „NEUEN DEUTSCHEN WIRTSCHAFTSWUNDER“ DIE REDE. DOCH
WER MEINT, DASS DIE FINANZ- UND WIRTSCHAFTSKRISE ÜBERWUNDEN SEI, DER TÄUSCHT SICH GEWALTIG. WEDER
WURDEN DIE SYSTEMISCHEN MÄNGEL DES MODERNEN BANK-, KREDIT- UND GELDSYSTEMS BEHOBEN, JA NICHT EINMAL IN ANGRIFF GENOMMEN. NOCH IST IN DER GESELLSCHAFTLICHEN GRUNDHALTUNG GEGENÜBER DER RELATIVEN
BEDEUTUNG DES WIRTSCHAFTLICHEN IM VERGLEICH ZU DEN ANDEREN LEBENSBEREICHEN EINE ÄNDERUNG DER
PRIORITÄTEN WAHRZUNEHMEN. ALLES MUSS GLEICH BLEIBEN, DAMIT SICH ALLES ÄNDERT – SO SCHEINT DIE DEVISE
DES AUGENBLICKS ZU LAUTEN.
Im Folgenden sollen einige Aspekte angesprochen
werden, die in den nächsten Jahren der intensiven
gesellschaftlichen Erörterung bedürfen. Diese inhaltliche Auseinandersetzung und persönliche Re-Orientierung benötigen viel Zeit, weil wir nicht mit einem
bloß oberflächlich-technischen Problem konfrontiert sind. Entscheidend ist, daß wir vor den gewaltigen Herausforderung nicht zurückzuschrecken, sondern sie als die Aufgabe der heutigen, und wohl auch
nächsten Generation annehmen. Mit Schönfärberei
kommen wir aus dem beträchtlichen Schlamassel
nicht heraus.
sam einen großen Teil seiner Landstraßen in gute Weide und
Kornfelder zu verwandeln und dadurch den Jahresertrag des
Bodens und der Arbeit beträchtlich zu vermehren.“
Mit diesem ansehnlichen Bild beschreibt und rechtfertigt
Adam Smith im „Wohlstand der Nationen“ das neue, die mittelalterliche Geldordnung ablösende Geldsystem. Wie in der
anderen Teilbereichen der Ökonomie so vollzog sich auch in
der Geldtheorie im 18.Jahrhundert ein markanter Wandel.
In der Antike und im Mittelalter nahm das Ringen um das
rechte Verständnis der göttlichen und damit menschengemäßen Moralordnung einen äußerst bedeutsamen Platz in den
akademischen wie politischen Debatten ein. Als ein Teilbereich des menschlichen Handelns war das Wirtschaften den
allgemein verbindlichen Handlungsnormen unterworfen. Die
zielstrebige Erwirtschaftung des materiellen Lebensunterhaltes basierte nicht auf einer von den anderen Lebensbereichen gänzlich losgelösten Wirtschaftsmoral. Allgemein
anerkannte Normen wurden auf den Bereich des wirtschaftlichen Handelns angewendet. Die betriebswirtschaftlichen
Effizienzüberlegungen waren von dem Streben nach Gerechtigkeit überlagert.
Effizienz statt Gerechtigkeit
„Der Gebrauch dieses Geldes [d.h. Papiergeldes; Anm.] an
Stelle des Gold- und Silbergeldes ersetzt ein sehr kostspieliges Verkehrswerkzeug durch ein weit weniger kostbares
und zuweilen ebenso geeignetes. […] Indem nun kluge Bankoperationen eine Art von Fuhrweg durch die Luft schaffen
(a waggon way through the air), wenn ich ein so kühnes Bild
Das eingangs angeführte Zitat von Adam Smith atmet hin-
gebrauchen darf, setzen sie das Land in den Stand, gleich-
29
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
gegen eine durch und durch anderen Geist. Die Gerechtigkeit wird der Effizienz untergeordnet. Der moderne Ökonom
versteht sich allen voran als Experte für betriebs- und volkswirtschaftliche Effizienzsteigerungen. Eine Handlung, eine
gesellschaftliche Institution gilt dann als gut, wenn sie den
Wohlstand der Nation mehrt.
mal verlassen, läßt sich jeder noch so geringe Mindestreservesatz verteidigen, vor allem wenn man bedenkt, daß die
Höhe des Wirtschaftswachstum in direkte Beziehung mit
der Verfügbarkeit von Zirkulationskrediten gebracht wird.
Zur Bestätigung dieser weitverbreiteten Annahme rufe man
sich die zahlreichen flehentlichen, manchmal auch drohenden
Gesuche von Ökonomen und Politikern an die Geschäftsbanken, die Kreditvergabe zu verstärken.
Im Bereich des Geld- und Kreditwesens hat die systematische Überbetonung des Effizienzgedankens die Teildeckung
der Banknoten bzw. der Sichteinlagen zur Folge; Das in den
Tresoren der Zentralbank bzw. der Geschäftsbanken brachliegende Gold bzw. die Banknoten könnten doch, da nie alle
Menschen zugleich ihre Banknoten in Gold bzw. ihre Sichtguthaben in Banknoten einlösen wollen, investiert werden,
um dadurch das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Es wäre
eine unentschuldbare Verschwendung knapper Ressourcen
die rechtlichen Verpflichtungen einzuhalten. So plausibel die
Rechtfertigung in den Ohren des heutigen, vom utilitaristischen Denken geprägten Menschen klingen mag, so fatal
sind die Konsequenzen dieser systematischen Verletzung von
Eigentumsrechten.
Das auf Teilreservehaltung basierende Bankensystem destabilisiert sich Schritt für Schritt.
Mit der Reduktion der gesetzlich vorgeschriebenen Mindestreserve geht der sukzessive Rückgang der Eigenkapitalquote
des gesamten Bankensystems einher. Erschwerend kommt
hinzu, daß die aus dem Nichts geschöpften Zirkulationskredite, denen keine Spareinlagen gegenüberstehen, an immer
mehr Kreditnehmer mit fragwürdiger Bonität vergeben werden. Mitunter genügt mittlerweile ein geringer Zahlungsausfall, um den Fortbestand einer Geschäftsbank existentiell zu
gefährden.
Dieses Problem ist systemischer Natur und kein Einzelfall,
der ausschließlich auf betriebswirtschaftlichen Fehleinschätzungen oder betrügerische Absichten beruht. Zweifellsohne
können diese hinzutreten. Die strafrechtliche Verfolgung
der Betrüger allein taugt jedoch nicht, um die fundamentale
Fehlkonstruktion zu sanieren.
Es liegt in der Natur der Sache, daß das Streben nach einer
quantitativen Mehrung des materiellen Wohlstandes, das
die Grenzen des persönlich Notwendigen und des von der
Gerechtigkeit Gebotenen nicht mehr kennt, unbegrenzt ist.
Mehr zu haben als im derzeitigen Augenblick ist immer
denkbar. Die Aufgabe der 100%-Deckung zum Zwecke der
Förderung des Wirtschaftswachstums gibt den Startschuß
zu einem unaufhaltsamen Wettlauf nach unten. Ist einmal
die Büchse der Pandora geöffnet, sinkt die Deckung der
Banknoten bzw. der Sichtguthaben beständig. Wenn eine
40%-Deckung ein höheres Wachstum verspricht als eine
100%-Deckung, dann ist mit einer 30%-Deckung ein noch
höheres Wachstum zu erreichen und erst recht mit einer
20%-Deckung. Hat man das Prinzip der Gerechtigkeit ein-
Verfolgt man die gegenwärtigen Reformdebatten, so wird
deutlich, daß der überwiegende Teil der (ökonomischen)
Auseinandersetzung sich auf dem Boden einer effizienteren
Regulierung bewegt. Wie die Wirtschaftsgeschichte der vergangenen Jahre andeutet, steht zu befürchten, daß mit dieser
irrigen Grundhaltung der Kern des Problems nicht entdeckt
wird bzw. aus grundsätzlichen Erwägungen nicht angenommen wird.
30
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
Oberflächliche Symptombekämpfung statt
tiefgreifender Reform
Auf diese fundamentale Desorientierung im Denken und
Handeln läßt sich das seit Aufkommen der Konjunkturkrisen im 18. und 19.Jahrhundert zu beobachtende Muster der
oberflächlichen Symptombekämpfung erklären; eine Schuldenkrise mit der Aufnahme weiterer Schulden zu bekämpfen ist ungefähr so sinnvoll wie einen Kater mit dem Leeren
einer Schnapsflasche zu kurieren. Dieser Weg ist kurzfristig
erfolgreich und mit Sicherheit einfacher als den schmerzhaften Weg des radikalen Umbaus einzuschlagen. Zielführend
ist er jedoch nicht.
bare Unwillen der Bevölkerung, den Gürtel enger schnallen
zu wollen. Wie süß sind doch die Verlockungen der scheinbar unlimitierten Geld- und Kreditausweitung, die Konsum
ohne Ende, Wohlstand ohne Anstrengung, Investitionen ohne
Ersparnisbildung, Ernte ohne Aussaat versprechen.
Wie laut wäre der Aufschrei der Wähler, wenn tatsächlich
der Abbau der Staatsschulden angegangen würde und infolgedessen die Staatsausgaben in Form von Transferzahlungen und Subventionen merklich zurückgestutzt würden? Wie
laut wäre der Aufschrei der Unternehmer, wenn den Banken
das ökonomisch wie rechtlich wie moralisch gebotene Verbot
der Verwendung von Sichteinlagen zur künstlichen Kreditausweitung auferlegt wird? Wie laut wäre der Aufschrei der
Banken, wenn das Fremdkapital nicht mehr steuerrechtlich
bevorzugt wäre und sie sich streng an die Fristenkongruenz
von Kreditvergabe und Spareinlagen halten müßten? Wie
laut wäre aber auch der Aufschrei der Politiker selber, die
teilweise aus billigem politischen Opportunismus, teilweise
aus ideologischer Verblendung ihre Legitimationsgrundlage
verlieren, die sie in immer umfangreicher dotierten Budgetmitteln zu erkennen glauben? Wie laut wäre der Aufschrei all
derer quer durch alle Bevölkerungsschichten, die in Ermangelung anderer Maßstäbe für ein gelungenes Leben die Orientierung verlieren, weil sie sich über ihr eigenes Konsumniveau definieren oder den Erfolg eines Politikers anhand des
reduktionistischen Konzept des Bruttoinlandsprodukts und
anderer Wirtschaftsindikatoren beurteilten.
Es soll nicht geleugnet werden, daß die lockere Geldpolitik,
die jahrzehntelange Schuldenpolitik und die vollmundigen
Wahlversprechen, der dem potentiellen Wähler zusätzliches
Transfereinkommen verspricht, die über die Begebung von
immer neuen Staatsanleihen von der kommenden Generation
zu begleichen sein wird, zu der hedonistischen Konsumgesellschaft beigetragen hat, deren Ressourcenverschwendung
und Ökonomisierung weiter Lebensbereiche aus unterschiedlichsten politischen Ecken kritisiert wird. Insofern zeichnen
die Politiker, Interessensvertreter, Intellektuellen, Journalisten und Unternehmer für die Propagierung und schrittweisen
Umsetzung der Politik der allgemeinen Verschuldung und
Konsumorientierung in den letzten Jahrzehnten maßgeblich
verantwortlich. Denn es steht außer Zweifel, daß Führungspersonen ob ihrer gesellschaftlichen Stellung eine besondere
Verantwortung innehabe.
Der verstorbene österreichische Psychiater Viktor Frankl
führt in seinem Buch „Der Wille zum Sinn“ aus, daß die
Flucht in die Arbeit bzw. das Streben nach einem immer
höheren Einkommen auf eine „innere Inhaltsleere“, ein
„existentielles Vakuum hinweist:
Man macht es sich aber zu einfach, wenn allein die Politiker
für den beunruhigenden Zustand unseres Geld- und Kreditsystems verantwortlich gemacht werden. Die Ängstlichkeit
der von kurzfristige Wahlerfolge abhängigen Politiker vor
dem Wahlvolk bringt ebenso sehr die grassierende Kurzfristigkeit zum Vorschein wie der ebenso wenig entschuld-
„…, in solchen Fällen mangelt es an einem Lebenssinn und
31
DiePresse.com
Institut für Wertewirtschaft
Das Institut für Wertewirtschaft ist eines der
wenigen, vollkommen unabhängigen akademischen Institute in Österreich und widmet sich
der Lehre und Forschung. Gegründet wurde
es von einer Gruppe kritischer Köpfe aus den
unterschiedlichsten Fachbereichen, die ein
kritischer Blick auf die Gegenwart eint, in der
wir eine vielgestaltige Krise wahrnehmen, und
auf das politische und akademische Establishment, wo wir dominante Illusionen, falsche
Methoden und schlechte Anreize sehen. Wir
vereinen ökonomischen Sachverstand in der
Tradition der Wiener Schule der Ökonomie mit
einer fundierten Werte- und Sinnorientierung
und scheuen Utopien, intellektuelle Modetrends, Ideologien, politische Korrektheit und
jedes einseitige Schönreden von Problemen,
sind aber trotzdem einer positiven, hoffnungsvollen Perspektive verbunden. Das Institut
bietet tiefgehende Analysen, eine einzigartige
Bibliothek, Lehrgänge, universitäre Lehrveranstaltungen, Vorträge, Unternehmensseminare
und Beratung an.
Kontakt: Institut für Wertewirtschaft
Doeblinger Hauptstrasse 17/4/12
1090 Wien
http://wertewirtschaft.org
[email protected]
die Vorzüge wie folgt an:
dadurch wird entweder die Arbeit zum Selbstzweck oder
aber auch das, was die Arbeit einbringt, nämlich das Geld.
Die Leute haben etwas, von dem sie leben können, aber sie
Ein solch Papier, an Gold und Perlen Statt,
haben nichts mehr, für das leben könnten. Sie haben Geld,
Ist so bequem, man weiß doch, was man hat,
aber ihr Geldhaben hat eigentlich keinen Sinn mehr.“
Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,
Kann sich nach Lust in Lieb und Wein berauschen;
Das Versiegen des Geldhahnes würde jene politischen, gesellschaftlichen und persönlichen Probleme ans Tageslicht hieven, die in den letzten Jahrzehnten durch das Ausstellen von
ungedeckten Schecks auf bequeme Art und Weise (schein-)
gelöst worden sind. Ein moralisches Problem verlangt jedoch
zuvorderst eine moralische Lösung, nicht die bloß vorübergehende Zudeckung desselbigen mit Geldscheinen.
Will man Metall, ein Wechsler ist bereit,
Und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.
Äußerst hellsichtig erkennt Goethe, der der am Weimarer
Hof für Wirtschaftsfragen zuständige Minister war und das
unselige Papiergeldexperiment John Laws in Frankreich zu
Beginn des 18.Jahrhunderts und dem die damit einhergehende Spekulations- und Konsumorgie bekannt war, daß die
neu in Umlauf gelangten Teilreserve-Zertifikate nur dann
voll umfänglich eingelöst werden können, wenn zusätzliche
Bodenschätze gefördert werden. Das Schuldgeld verspricht
somit mehr als es halten kann. Es greift schamlos auf die
Zukunft zu. Es betont den Konsum und eine Ethik des die
Konsequenzen nicht berücksichtigenden, weil kurzsichtigen Handelns. Stetigkeit, Ausgewogenheit, Nachhaltigkeit,
Aufrichtigkeit, Genügsamkeit, Sparsamkeit und Bescheidenheit sind passé. Wer auf den Erwerb eines Konsumgutes
oder eines Investitionsgutes hinspart und auf gegenwärtigen
Konsum und Verschuldung statt investivem Sparen
Die modernen Alchemisten versuchen nicht mehr unedle
Metalle in Gold zu verwandeln. Vielmehr bringt das aus der
Zentralbank und den Geschäftsbanken bestehende moderne
Bankensystem ungedeckte Kredite und Geldscheine „aus
dem Nichts“ hervor. Schon Goethe läßt im zweiten Teil seines Faust Mephistopheles – der personifizierte Teufel – in
der berühmten Mummenschanz-Szene in der Kaiserlichen
Pfalz dem wieder einmal finanziell angeschlagenen Kaiser
das Papiergeld schmackhaft machen. Mephistopheles preist
33
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
Konsum verzichtet, sich der rastlosen Betriebsamkeit entzieht und sich mit dem bestehenden Güterangebot zufrieden
gibt, gilt als „von gestern“.
nehmen mit schwindeligen Geschäftsmodellen verdrängen
jene Alt- und Neuunternehmer, die sich in der Unternehmensführung strikt an die Sorgfaltspflicht des ordentlichen Kaufmanns halten und in der Bilanzierung das Prinzip der kaufmännischen Vorsicht walten lassen. Besonders problematisch
ist daher, wenn wie nach dem Zusammenbruch von Lehman
Brothers die Bilanzierungsvorschriften geändert werden, um
jene Unternehmen vor dem Zusammenbruch zu retten, die
offensichtlich jegliches Augenmaß in ihrer Unternehmensführung verloren haben. Eine Gesellschaft, die Maßlosigkeit
belohnt und das Maßhalten bestraft, darf sich nicht wundern,
wenn sie immer stärker ins Wanken gerät.
Die auf die inflationäre Geldproduktion zurückgehende permanente Geldentwertung erschwert die Ersparnisbildung
noch zusätzlich. Zudem können jene Staaten, Unternehmer
und Privatpersonen, die sich auf Teufel komm raus verschulden, das bestehende Preisniveau mit dem aufgenommenen
Fremdkapital überbieten. Damit drängen sie den redlichen,
sich die für die Investition notwendigen Geldmittel vom
Mund Absparenden vom Markt. Allmählich machen sich
Glücksritter, die nicht am nachhaltigen Aufbau von Unternehmen ein Interesse haben, sondern das schnelle Geld
verdienen wollen, in der Wirtschaft breit. Selbst John M.
Keynes, der einer der wichtigsten Fürsprecher der inflationären Geldproduktion des 20.Jahrhunderts ist, kritisiert in
„Die wirtschaftlichen Folgen des Friedensvertrages“ (1920),
daß in hochinflationären Zeiten „die Reichtumsbildung zum
Spiel und zur Lotterie wird.“
Nicht verschwiegen werden soll, wenngleich dieser Aspekt
in diesem Rahmen nur berührt wird, daß es verschiedenste
ideologische Motive gibt, die das gegenwärtige Bankensystem gegen teils erhebliche Widerstände eingeführt haben.
Bereits erwähnt ist die angelsächsisch-liberale Tradition mit
ihrer starken Betonung der Effizienz und des ungezügelten
Wirtschaftswachstum. Mit den sogenannten „St.Simonisten“,
einer Gruppe utopischer Frühsozialisten aus Frankreich, die
auf den heilsversprechenden Ideen von Graf Henry de Saint-
Nach und nach verändert sich die Wirtschaftsstruktur. Unter-
34
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Falsch gestellte Weichen
Simon aufbauen, fanden sich kräftige Fürsprecher ebenfalls im sozialistischen Lager. Ihnen ging es zum einen um
die Überwindung der Armut, der utopischen Vorstellung,
menschliches Leben ohne Armut, Leid und Schmerz wäre
denkbar. Diese im 19.Jahrhundert gängige Illusion bringt in
befürwortendem Tone Heinrich Heine in „Deutschland. Ein
Wintermärchen“ prägnant auf den Punkt:
werfungen. Oder aber es wird die verbleibende Zeit genutzt,
um unerläßliche Vorkehrungen zu treffen und den fundamentalen Umbau der Institutionen wie auch die Neuorientierung unser aller Verhaltens in Angriff zu nehmen. Je früher
begonnen wird und je mehr Menschen in den unterschiedlichsten Lebensbereichen bereit sind, diese Veränderungen
vorzunehmen, desto sanfter wird die harte Landung ausfallen. Entweder beendet man das Ganze also freiwillig und versucht einen gesteuerte Rückführung oder das Bankensystem
wird uns wohl früher als später um die Ohren fliegen.
Ein neues Lied, ein besseres Lied,
O Freunde, will ich euch dichten!
Wir wollen hier auf Erden schon
Das Himmelreich errichten.
Entscheidend für die Veränderung des eigenen Handelns
sollte nicht eine Erwartungshaltung sein, die sich die unmittelbare Anerkennung durch die Öffentlichkeit erhofft. Damit
ist nicht zu rechnen. Verantwortungsvolles Handeln zeichnet
sich gerade dadurch aus, daß man nach eingehender Prüfung
des Gewissens das Gute und Richtige unabhängig davon tut,
ob die Öffentlichkeit dies gutheißt. Das Gute bedarf nicht der
Akklamation der Öffentlichkeit. Es steht für sich allein. Es
belohnt uns mit einer inneren Zufriedenheit, die die kurzlebige Öffentlichkeit nicht zu geben imstande ist. Abschiednehmen müssen wir jedenfalls von der Vorstellung, daß ohne
persönliches Opfer – Verzicht auf zeitnahen Konsum bzw.
öffentliche Anerkennung – jene Weichenstellungen vorgenommen werden, die für die Wiedererlangung eines menschenwürdigen Zusammenlebens unabdingbar sind. «
Zum anderen sprachen sie sich für die inflationäre Kreditgewährung aus sozialreformatorischen Gründen aus. Sie
erhofften sich vom Bankier die Etablierung einer egalitären Gesellschaft. Beiden gemein ist ihre starke Vorliebe
für die Großindustrie und die Zentralisierung der Kredite
in Geschäftsbanken, die im Unterschied zu früher als Kapitalgesellschaften organisiert sind. Die Anonymisierung der
Wirtschaftsbeziehungen ist ein weiteres Kennzeichen des
modernen Wirtschaftens. Statt persönlicher Kontrolle im
Kleinen, versucht der Gesetzesstaat den aufgeklärten Egoismus in die Schranken zu weisen. Nicht unerwähnt bleiben
darf eine dritte Gruppe, die bewußt die bestehende Finanzarchitektur aufgezogen haben, um sich mithilfe des ungerechten Teilreservebankensystem und des Papiergeldes auf
Kosten der breiten Masse zu bereichern.
Gregor Hochreiter ist Ökonom (Universität Wien) und hat
als profunder Kenner der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“ zahlreiche Artikel zu wirtschaftspolitischen
Themen verfasst.
Der Weg aus der Krise
Wie die bisherigen Ausführungen dargelegt haben, handelt
es sich bei der gegenwärtige Krise nicht um eine partielle
Krise. Das Feinstellen von Schrauben löst die gegenwärtigen
Probleme nicht. Vielmehr müssen wir unser Verhalten und
die wirtschaftspolitischen Institutionen grundlegend ändern.
Wir haben zwei Möglichkeiten; die eine, wenig anstrebenswerte, ist eine Fortsetzung der oberflächlichen Symptombekämpfung. Der Krug geht dann solange zum Brunnen bis
er endgültig bricht. Die tiefgreifende Wirtschaftskrise wird
den Großteil der Bevölkerung am falschen Fuß erwischen.
Weil sich so gut wie niemand auf die unvermeidliche Rezession vorbereitet haben wird, drohen massive politische Ver-
KRANKES GELD - KRANKE WELT
von Gregor Hochreiter
ISBN-13: 978-3935197946
35
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Herbert Unterköfler / Eugen Maria Schulak
Das Menschenbild der
Österreichischen Schule
der Nationalökonomie
Ein historischer Abriss
36
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
WANN IMMER IN DISKUSSIONEN DIE JÜNGSTE FINANZKRISE ZUR SPRACHE KOMMT, WIRD MIT HOHER WAHRSCHEINLICHKEIT AUCH DIE MENSCHLICHE GIER ALS DEREN URSACHE ANGEFÜHRT. BEMERKENSWERTERWEISE SCHEINT
SICH DIESES PLAKATIVE ERKLÄRUNGSMUSTER NICHT NUR BEIM WIRTSCHAFTSKUNDLICH UNBEDARFTEM PUBLIKUM,
SONDERN AUCH BEI AUSGEBILDETEN ÖKONOMEN GROSSER BELIEBTHEIT ZU ERFREUEN.
Es mag deshalb fast erstaunen, dass uns die Sozialund Wirtschaftswissenschaften noch keinen homo
avarus, noch keinen habgierigen Menschen als
modellhafte Erklärung für die jüngste Krise beschert
hat.
zelne sein Urteilen und Handeln bewusst oder unbewusst
ausrichtet. In unserem Falle würde eine einge-hende Analyse
möglicherweise ergeben, dass der homo avarus vornehmlich
in einem intel-lektuellen Biotop gesichtet wird, in dem einerseits Knappheit von Güter, Sparsamkeit und Erwerbstüchtigkeit als überholte Narrativa gelten und andererseits wie
zugleich auch egalitäre Gesellschaftsvorstellungen, der
Glaube an den Überfluss von Gütern sowie der Glaube an die
Segnungen paternalistischer Obsorge vorherrschen. Daraus
ließen sich schon erste Konturen eines Menschenbilds gewinnen. Zumindest wäre eine unausgesprochene Prädisposition
in der besagten Diskussion klargestellt.
Freilich wäre gegen das Modell eines solchen homo avarus
Grundsätzliches einzuwenden: Ein solches Konzept würde
auf eine extreme Einengung menschlicher Handlungsoptionen hinauslaufen und außerdem die vielfältigen institutionellen Arrangements in einer Gesellschaft völlig ausblenden. Die soziale oder ökonomische Wirklichkeit könnte
damit kaum oder nur verstümmelt wahrgenommen werden;
die Erklärungsrendite wäre eindeutig zu gering. Im Allgemeinen stoßen derart reduktionistische Deutungen im sozialwissenschaftlichen Diskurs zumeist auf heftige Ablehnung.
So würde niemand im Ernst etwa die hohen Scheidungsraten
mit der Wollust erklären oder als Ursache für die Arbeitslosigkeit einen Hang zum Müßiggang sehen wollen. Nicht so
bei der Gier: Sie wird regelmäßig und fast schon atavistisch,
wie bei der Beschwörung eines Geistes, in Diskussionen und
Kommentaren angerufen – und selbstverständlich verdammt.
Individualistischen und säkularen Menschenbild
Tatsächlich wird den Ökonomen immer wieder vorgehalten, dass diese ihr jeweiliges Menschenbild gerne wie eine
„verschwiegene Voraussetzung“ handhaben. Dieser Vorwurf
ist in seiner Allgemeinheit schon für die Standardökonomie
kaum haltbar, ganz sicher aber trifft er nicht auf die Österreichische Schule der Nationalökonomie zu, die mehr als jede
andere wirtschaftswissenschaftliche Richtung den realen
(wirtschaftenden) Menschen in den Mittelpunkt ihrer Forschung gestellt hat. Carl Menger (1840-1921), der Begründer
der Österreichischen Schule, ging von einem individualistischen und säkularen Menschenbild aus. Seiner Volkswirtschaftslehre, die von sittlichen, religiösen oder politischen
Vorgaben losgelöst war, lag die Auffassung zugrunde, dass
die Erscheinungen der Volkswirthschaft nicht das Ergebnis
von Gesetzen seien, deren Wirksamkeit sich unabhängig von
dem Willen und Strebungen der Menschen geltend machen,
dass vielmehr die complicirten Erscheinungen der mensch-
Der Grund für diese eigenartige Ambivalenz liegt in dem
zugrundeliegenden Menschen-bild, in dem menschliche
Eigenschaften wie Gier, Wollust oder Müßiggang offenbar
unterschiedlich konnotiert sind. Ein Menschenbild ist als
Konstrukt bzw. als Bündel von generalisierte Wertungsdispositionen immer Teil eines Weltbildes, nach dem der Ein-
37
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
lichen Wirthschaft [...] Gesamtergebnisse, Resultirende, der
zahllosen Bestrebungen handelnder (wirthschaftender) Menschen und ihrer organisirten Verbände sind.
Für Menger galt das Individuum, und nicht die Gesellschaft
als „letzte Wirklichkeit“: Es gäbe keine wirthschaftliche
Erscheinung, welche in letzter Linie nicht ihren Ausgangspunkt und ihr Maß in dem wirthschaftenden Menschen und
seinen ökonomischen Erwägungen fände. Menger bereitete
damit den Boden für einer wissenschaftlichen Herangehensweise, für die knapp zwei Jahrzehnte später der junge Joseph
A. Schumpeter (1883-1950) die bleibenden Begriffe methodologischer Individualismus und methodologischer Subjektivismus prägte.
Heute, fast 140 Jahre später, erscheint uns dieses Menschenbild immer noch erstaunlich realistisch und lebensnah. Dies
gilt ebenso für das Konzept des einsamen Robinson Crusoe,
das Menger und seine Nachfolger gerne bemühten, wenn sie
das Bild von der isolirten (verkehrslosen) Wirthschaft verdeutlichen und Phänomene wie die subjektive Präferenzbildung oder die Wertzuschreibung analysieren und darstellen
wollten. Die deutsche Historische Schule, die jede Suche
nach zeitlos gültigen ökonomischen Gesetzen ablehnte, hatte
dafür nur Hohn übrig; für sie war Robinson Crusoe bloß ein
langweiliger Probirbengel.
Homo oeconomicus
Während sich die Österreichische Schule im ausgehenden 19.
Jahrhunderts endgültig festigte, formierte sich, sozusagen als
Wie lässt sich der wirtschaftende Mensch, der bei Carl Menger „Ausgangspunkt“ und „Maß“ aller „wirtschaftlichen
Konkurrenz, das bis heute wohl bekannteste Menschenbild
Erscheinungen“ ist, nun charakterisieren? In seinem Erstder Wirtschaftswissenschaften, der homo oeconomicus. Seit
lingswerk Grundsätze der Volkswirthschaftslehre (1871) entmehr als hundert Jahren durchwandert er unermüdlich die
warf Menger ein naturalistisches Menschenbild, das durch
Hörsäle sowie die Literatur der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und changiert dort zwischen Fiktion und Faktidie Grundannahme der dauernden Trieb- und Bedürfnisorientierung eine gewisse biologistische Tönung erhielt. In dem
zität. Das Verhaltensmodell des homo oeconomicus reprä285 Seiten starken Buch taucht der Begriff „Bedürfnis“ oder
sentiert folgende sechs Eigenschaften des wirtschaftenden
eines seiner Komposita mehr als 520 mal auf. Der (wirtschafMenschen: eigeninteressiert, rational im Handeln, den Nutzen maximierend, auf Umweltbedingungen reagierend, mit feststehenden
„Es gäbe keine wirthschaftliche Erscheinung, welche in letzter Linie nicht
Präferenzen ausgestattet und vollihren Ausgangspunkt und ihr Maß in dem wirthschaftenden Menschen und seinen ökonomischen Erwägungen fände.“
ständig informiert. Das Konzept dieCarl Menger
ses Modells geht auf John Stuart Mill
(1806-1873) zurück; die erstmalige
tende) Mensch wird als ein naturgegeben bedürftiges Wesen
Verwendung des Terminus homo oeconomicus wird allgebeschrieben, das mit einer gewissen Rastlosigkeit Befriemein Vilfredo Pareto (1848-1923) im Manuale d’economia
digung sucht und seine Zeit als begrenzt erlebt. In der ihn
politica (1906) zugeschrieben. Doch taucht der Begriff schon
umgebenden Güterwelt nehme der Mensch mehr Knappheit
einige Jahre früher bei dem heute vergessenen Menger-Schüals Überfluss wahr, sodass er angehalten ist, seine Präferenler Julius von Gans-Ludassy (1858-1922) auf, in Die wirthzen zu reihen und andauernd den jeweiligen Bedingungen
schaftliche Energie (1893).
anzupassen. Nur sein Forscherdrang und die laufende Aneignung von Wissen über Sachzusammenhänge in der Natur
Obwohl der Eigenschaftskatalog des homo oeconomicus
und über Methoden zur Gütergewinnung versetzen ihn halbganz offensichtlich in krassem Widerspruch zum Menschenwegs in die Lage, Zukunftsvorsorge zu betreiben, um den
bild der Österreichischen Schule steht, werden auf UniverUnwägbarkeiten seines Lebens Herr zu werden. Und dennoch
sitäten und in populärwissenschaftlichen Schriften immer
sei menschliches Wissen meist nur bruchstückhaft, blieben
wieder Vertreter der Österreichischen Schule, insbesondere
manche Hoffnungen nur trügerischer Schein, so dass EinbilLudwig Mises oder Friedrich A. Hayek, mit dem Konzept
dung und Irrtum das wirtschaftliche Handeln stets ebenso
des homo oeconomicus identifiziert. Zumeist sind schlichte
begleiten.
Unkenntnis, manchmal auch eine ideologische Einengung
38
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
des Blickfeldes dafür verantwortlich zu machen, wenn die
eigenständige Position der „Österreicher“ in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften pauschal der Neoklassik zuschlagen wird.
war, hielt er für einen folgenreichen Wendepunkt: Er ist nunmehr nicht mehr Thatsache, er ist nicht mehr ein constitutives, er ist vielmehr ein regulatives Princip. Es wird nicht
mehr gesagt: in der Wirthschaft kommt nur mehr Egoismus
ins Spiel, sondern das Wirthschaftliche ist so zu betrachten,
wie wenn in ihm nur Egoismus wirksam wäre.
Tatsächlich zieht sich die Kritik am homo oeconomicus wie
ein roter Faden durch die Geschichte der Österreichischen
Schule. Schon Menger stellte im Zuge des Methodenstreits
in einer beiläufigen Bemerkung fest, dass der wirthschaftende Mensch oft allein wegen Irrtum, Unkenntnis der Sach-
Von dieser Argumentation führt eine direkte Linie zu Friedrich A. Hayek und Ludwig Mises, die beide die Überlegungen der Österreichischen Schule vertieften sowie entscheidend erweiterten. Als die
Gleichgewichtsanalyse in den
Denn Menschenbilder wirken stets auf die Individuen
30er Jahren zunehmend en
zurück und können wirkmächtige Faktizität erlangen,
vogue wurde, witzelte Hayek,
wenn sie durch Politik, Gesetzgebung, Rechtsprechung, dass damit das Hausgespenst
in unserem Schrank, der homo
Wissenschaft oder Leitbilder und Richtlinien direkt oder oeconomicus, den wir mit
Beten und Fasten vertrieben
indirekt normativen Charakter erhalten.
haben, durch die Hintertür wieder hereingekommen ist. Vor allem stieß sich Hayek an der
lage oder durch äußeren Zwang gar nicht eigennützig handeln könne. Emil Sax (1845-1927), zuerst Konkurrent und
Annahme der Allwissenheit der wirtschaftlichen Akteure,
dann Mitstreiter von Menger, versuchte eine psychologische
auf deren begrenztes Wissen er schon in der so genannten
Fundierung der Schule und ortete den Egoismus, MutualisKalkulationsdebatte nachdrücklich hingewiesen hatte. Nach
mus und Altruismus als gleich starke menschliche Grunddem 2. Weltkrieg fasste er in The Sensory Order (1952) seine
triebe. Friedrich von Wieser (1851-1926), der von allen SchüForschungen zu den biologischen, physiologischen, psycholern Mengers sich am weitesten von den individualistischen
logischen und kulturellen Grundlagen der menschlichen
Wurzeln der Schule entfernt hatte, sah das Individuum dann
Wahrnehmung zusammen. Danach sei der Mensch als wirtschaftlicher Akteur zwar zielbewusst, jedoch in der Rationicht berechnend seinen Vorteil verfolgen, wenn es sich der
größeren Kraft der Gesellschaft ein- und unterordnet. Gansnalität des Verhalten und in seiner Wahrnehmungskapazität
Ludassy fasste die Kritik schließlich pointiert zusammen:
grundsätzlich begrenzt. Dies habe dazu geführt, dass im VerDer homo oeconomicus ist lediglich ein Bereicherungsautolauf der menschlichen Entwicklungsgeschichte aus der Intermat, dem alles Menschliche fremd ist.
aktion von Menschen unzählige Verhaltensweisen, Regeln
oder Institutionen aus Interaktionen entstanden seien, die den
Ganz-Ludassy erkannte zudem sehr klar, dass MenschenbilTraditionskorpus unserer Kultur bis heute prägen und dem
der auch für die Wissen-schaften verhaltenssteuernd wirken
Menschen dabei helfen, die Komplexität seiner Umwelt zu
und dort die Themenwahl, die Zielsetzung und das methodireduzieren. Für Hayek ist der Mensch ein Regelbefolger und,
sches Vorgehen mitbestimmen, und zwar unabhängig davon,
anders als der homo oeconomicus, ein Lernender und mit den
ob die Menschenbilder realistisch oder bloß fiktiv gestaltet
Mitmenschen interagierender Zeitgenosse.
sind. Denn Menschenbilder wirken stets auf die Individuen
zurück und können wirkmächtige Faktizität erlangen, wenn
Subjektivismus der Wissenschaft vom Handeln
sie durch Politik, Gesetzgebung, Rechtsprechung, WissenSo wie Hayek hielt auch Ludwig Mises den homo oeconoschaft oder Leitbilder und Richtlinien direkt oder indirekt
micus für einen epistomologischen Fehlgriff. Dahinter stand
normativen Charakter erhalten. Dass die Fiktion des homo
seiner Meinung nach eine nationalökonomische Auffassung,
oeconomicus in der Nationalökonomie salonfähig geworden
die sich nur auf die ökonomische Seite des menschlichen Ver-
39
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
haltens konzentriere und andere Beweggründe – etwa solche moralischer Natur – unberücksichtigt lasse: Sie habe den
englischen Businessman der Wende des 18. und 19. Jahrhunderts vor Augen, einen zeitlich und national gebundenen
Typen, der sich zu keiner anderen Zeit und bei keinem anderen Volke finden ließe und gefunden werden könne. Jedes
Wort dieser Deutung der klassischen Natio-nalökonomie ist
ein Missverständnis.
oder altruistisch sein, mag es nach Idealen oder nach Gemeinem streben. Sie begreift in derselben Weise das Handeln des
Sparsamen, Berechnenden, Vorausschauenden wie das des
Verschwenders, des Leichsinnigen und des nur auf das Heute
Bedachten. Sie begreift alles menschliche Handeln, nicht nur
das eines bestimmten Typus.
Mises nennt dies den Subjektivismus der Wissenschaft vom
Handeln. Die Praxeologie habe das Handeln der Menschen zu
beobachten und zu erforschen, aber nicht zu werten und richten. Handeln sei ex definitione immer vernünftig; der Ausdruck „rationales Handeln“ wäre ein Pleonasmus und stellte
schon eine Wertung dar. Die Ziele und Zwecke des Handelns
würden zwar von dem handelnden Menschen gesetzt, seien
aber nicht weiter Gegenstand der Nationalökonomie, die sich
nur mit den Mittel und Wegen befasse, die zu den Zielen und
Zwecken führen sollen. Mises erweitert die subjektivistische
Wertlehre um den Begriff der subjektiven Rationalität und
sieht darin einen gewaltigen Fortschritt: In diesem Subjektivismus unserer Lehre liegt zugleich ihre Objektivität. Weil sie
subjektivistisch gerichtet ist, weil ihr jedes Werturteil eines
handelnden Menschen als gegeben und keiner weiteren Kritik unterworfen erscheint, ist sie über alle Parteiungen und
Parteikämpfe erhaben, ist sie selbst ohne Weltanschauung
und ohne Moral, ist sie objektiv, wertfrei, voraussetzungslos,
Nach Mises war die klassische Nationalökonomie ursprünglich eine Theorie des Markt-preises gewesen, doch mit
der subjektivistische Wertlehre – wie sie auch die Österreichische Schule vertrat – hätte sie sich zu einer Theorie
der Wahlakte weiterentwickelt. Es wäre verfehlt diese bloß
auf die wirtschaftlichen Seite des menschlichen Handelns
zu beschränken: Sie ist die Lehre von allem menschlichen
Handeln schlechthin. Denn nichts, was Menschen begehren
oder meiden wollen, bleibt der Ordnung und Reihung durch
die Wertskala und durch das Handeln entzogen. Zwar differiere der Inhalt der einzelnen Handlungen, aber die Struktur des Handelns selbst sei unwandelbar. Daraus entwickelte
Mises seine Lehre vom menschlichen Handeln, die Praxeologie: Diese geht nicht vom Handeln eines Geschäftsmannes
oder eines fiktiven homo oeconomicus aus, sondern von dem
jedermanns. Sie umfasst alles Handeln, mag es egoistisch
40
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
ist sie allgemeingültig und schlechthin „menschlich“.
Da menschliche Handeln stets auf eine ungewisse Zukunft
und wegen seiner jüdischen Abkunft manche Zurücksetzung
ertragen musste, beschäftigte sich ebenso eingehend mit dieser Thematik, speziell
mit der Vorstellung
Ganz generell zeichnet sich die Österreichischen Schule
eines Polylogismus,
den er mit Irratiodadurch aus, dass sie stets von einem universell gültigen
nalismus und einem
Menschenbild ausging.
Versuch zur Abschaffung der Wissenschaft
ausgerichtet ist, enthält es notwendigerweise ein spekulatigleichsetzte. Polylogismus bezeichnet eine Lehre, die Menves Moment. Handeln angesichts von Unsicherheit ist jedoch
schen verschiedener Rassen, sozialer Klassen oder Zeitalein charakteristisches Wesensmerkmal für eine unternehmeter auch verschiedene Logiken zuschreibt. Entschieden und
rische Funktion, so dass nach Mises jeder wirtschaftende
mit Scharfsinn verteidigte er das universale Menschenbild
Mensch im praxeologischen Sinne ein Unternehmer sein.
der „Österreicher“ gegenüber den Polylogisten, die aus den
Einer seiner Schüler, Israel Kirzner (*1930), hat dieses KonReihen der Nationalsozialisten, Sozialisten und Marxisten
zept dann später weiterentwickelt und die alertness als besonund des Historismus stammten, ganz nach seinem persönlidere Fähigkeit des Unternehmers hervorgehoben. Darunter
chen Leitspruch Tu ne cede malis, sed contra audentior ito
versteht er eine allgemeine Wachheit und Aufmerksamkeit,
(Weiche dem Unglück nicht, gehe ihm vielmehr unverzagt
entgegen).
die den handelnden Menschen ermöglicht, ihre wirtschaftlichen Ziele zu verfolgen.
Mit Mises Lehre vom menschlichen Handeln kommt eine
Ganz generell zeichnet sich die Österreichischen Schule
lange Entwicklung des Menschenbildes der Österreichische
dadurch aus, dass sie stets von einem universell gültigen
Schule zu einem vorläufigen Abschluss. Diese Entwicklung
Menschenbild ausging. Bereits für Menger und seine Schübirgt einige überraschende Aspekte. Der erste Aspekt betrifft
ler stand fest, dass die Logik der wirtschaftenden Menschen
die erstaunliche Kontinuität im Menschenbild der Österreiüberall und zu jeder Zeit grundsätzlich dieselbe ist. Differenchischen Schule von Menger bis Mises und Hayek.
zierungen nach Geschlecht, Religion, Klasse, Nationalität,
Zeitalter oder kulturellem Entwicklungsstadien lehnten sie
Das zweite überraschende Moment ist die Tatsache, dass
ab. Wo dennoch das wirtschaftliche Handeln unterschiednach einer fast 140jährigen Geschichte gerade in den letzten
liche Ergebnisse hervorbrachte, führte man dies auf einen
10 bis 15 Jahren eine Reihe neuerer Forschungsergebnisse
unterschiedlichen Wissensstand bzw. auf unterschiedliche
den Einwänden der „Österreicher“ gegen das Konzept des
natürliche oder institutionelle Voraussetzungen zurück. Für Menger war die Das zweite überraschende Moment ist die Tatsache,
Frage der Universalität des Menschen- dass nach einer fast 140jährigen Geschichte
bildes so essentiell gewesen, dass er
Zeit seines Lebens eifrig alle Hinweise gerade in den letzten 10 bis 15 Jahren eine Reihe
über die wirtschaftliche Verhältnisse in neuerer Forschungsergebnisse den Einwänden
fremden Kulturen und bei sogenannten
primitiven Völkern sorgfältig studierte der „Österreicher“ gegen das Konzept des homo
und so mehr als 3000 Schriften mit ethoeconomicus Recht zu geben scheinen.
nologischem und ethnographischem
Inhalt sammelte.
homo oeconomicus Recht zu geben scheinen. So stellt die
Experimentelle Ökonomie dem behaupteten Eigennutz ein
Mises, der das antisemitische Klima in Wien selbst erleben
Reziprozitätsprinzip gegenüber; die Verhaltensökonomik
42
geht von einer wesentlichen Einschränkung der Annahme
der Nutzenmaximierung aus; die Neue Institutionenökonomie ist von den Annahmen der vollständigen Informiertheit
und dem ausschließlich rationalen Verhalten abgerückt und
die Evolutionsökonomik redet einer begrenzten Rationalität
das Wort. Selbst in der Standardökonomie erfährt das Konzept des homo oeconomicus eine liebevolle Rundumerneuerung einschließlich eines „Rebranding“ zum ökonomischen
Modell individuellen Verhaltens.
Damit verbunden ist der dritte Aspekt. Die Standardökonomie greift zwar viele „alte“ Einwände der „Österreicher“
gegen das Konzept des homo oeconomicus auf, doch sie
berührt kaum die grundsätzlichen erkenntnistheoretischen
Fragen wie sie Mises mit seiner Praxeologie zu beantworten
versuchte. Der homo oeconomicus wird immer noch nicht
zur endgültigen Bleibe bei den Dogmenhistorikern verbracht,
sondern für den weiteren Einsatz als „Erklärungskonzept“
kosmetisch aufgeputzt, mit ein paar neuen Benimm-Regeln
ausgestattet und frisch drapiert. Denn wie es scheint, hat
ihn die jüngste Finanzkrise doch recht zersaust. So konfiguriert die Standardökonomie momentan ihr Lieblingswerkzeug neu, über 70 Jahre nachdem die Österreichische Schule
mit dem praxeologischen Paradigma die erkenntnistheoretische Krücke des homo oeconomicus ein für allemal abgelegt
haben. «
Dr. Eugen Maria Schulak
[email protected]
Dr. Herbert Unterköfler
herbert_unterkoefl[email protected]
43
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Karl Menger
(1840 - 1921)
Kaum je hat in der Geschichte der Volkswirtschaftslehre ein einzelnes Werk einen so revolutionierenden und dauernden Einfluss ausgeübt und doch eine so beschränke Verbreitung
gefunden wie Carl Mengers Grundsätze der
Volkswirtschaftslehre (1871). Obwohl er von
jenen drei großen Gelehrten, denen um 1870
die Wiederherstellung des Interesses an der
Theorie gelang, wegen des aktiven Widerstandes der „jüngeren deutschen Historischen
Schule“ gewiß in der ungünstigen Position war,
begründete Menger mit diesem Buch, ohne
Lehrer oder Vorbild, die Österreichische Schule
und deren einzigartige Stellung in der Entwick-
lung der Nationalökonomie. Schon 1873 wurde
Menger zum Professor an der Universität Wien
bestellt. Fanden seine Grundsätze zunächst
wenig Resonanz. Sein direkter Angriff auf die
anerkannte Lehre führte in der Folge zu jenem
leidenschaftlichen „Methodenstreit“ zwischen
ihm und Gustav von Schmoller, in den bald
sämtliche Vertreter der beiden Schulen verwickelt waren.
1903 zog sich Menger vorzeitig von der Universität zurück und veröffentlichte bis
zu seinem Tode im Wesentlichen
nur mehr den berühmte Nachruf auf seinen indirekten Schüler,
Eugen von Böhm-Bawerk.
Carl Menger
Quelle: econlib.org
Eugen von Böhm-Bawerk
Freundschaft mit F.A. von Hayeks Großvater, Franz von
Juraschek, stammt aus dieser Zeit. 1889 trat BöhmBawerk in das Finanzministerium in Wien ein und
wurde dreimal hintereinander, nämlich 1885, 1887 und
1900 zum Minister ernannt.
(1851 - 1914)
Eugen von Böhm-Bawerk gilt als einer der führenden
Köpfe der zweiten Generation der Österreichischen
Schule der Nationalökonomie. Mengers Grundsätze
der Volkswirtschaftslehre (1871), mit denen er noch
während seines juristischen Studiums in Wien in Kontakt kam, übten auf ihn und seinen Schwager Friedrich
von Wieser den nachhaltigsten Einfluß aus.
Ab 1904 bis zu seinem Tode 1914 lehrte er an der Universität Wien und hielt auch dort sein berühmtes Seminar,
aus dem so unterschiedliche Persönlichkeiten wie
L. von Mises, J.A. Schumpeter oder Otto Bauer hervorgegangen sind.
Böhm-Bawerk setzte seine volkswirtschaftlichen Studien von 1875-1877 unter Knies, Roscher und Hildebrand in Deutschland fort, blieb aber in seinem Schaffen auf dem Boden der Österreichischen Schule. Von
1880-1889 lehrte er an der Universität Innsbruck, wo
auch die beiden Bände seines Hauptwerkes Kapital
und Kapitalzins (1884-1889) entstanden sind. Auch die
Eugen von Böhm-Bawerk
Quelle: Duke University
44
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Das Menschenbild der Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Ludwig von Mises
wurde ihm während seiner ungewöhnlich langen Tätigkeit weder in Wien noch in Genf, noch später in New
York eine reguläre Professur angeboten. Seine große
Wirkung erzielte er in seinem zweiwöchentlichen Privatseminar an der Wiener Handelskammer, in dem er
die vierte Generation der Schule heranbildete.
(1881 - 1973)
Ludwig Edler von Mises ist neben Menger und Hayek
sicherlich zu den einflußreichsten Vertretern der
Österreichischen Schule zu zählen. Gemeinsam mit so
unterschiedlichen Persönlichkeiten wie dem Rechtspositivisten Hans Kelsen (mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband), Joseph A. Schumpeter
und dem Austro-Marxisten Otto Bauer veröffentlichte
er bereits seine wichtige Theorie des Geldes und der
Umlaufmittel, mit der es ihm gelang, Entstehung und
Wert des Geldes mit der Theorie des Grenznutzens zu
erklären.
Mises‘ Gemeinwirtschaft (1922) legte den Grundstein
zur theoretischen Überwindung des Sozialismus.
Obwohl Mises sicherlich zu den bedeutendsten Sozialwissenschaftler dieses Jahrhunderts zu rechnen ist,
Ludwig von Mises
Quelle: clarenceboddicker.wordpress.com
Friedrich August von Hayek
(1899 - 1992)
Friedrich August von Hayek war der älteste
von drei Söhnen des Arztes und Botanikprofessors der Universität Wien August von Hayek
und von dessen Frau Felicitas (geborene Juraschek). Die Familie stammte aus dem kleinen
Militär- und Beamtenadel und war mütterlicherseits einigermaßen begütert.
Der Vater von Hayeks Mutter, Franz von Juraschek, war Professor und wurde später zum
Präsidenten der statistischen Zentralkommission ernannt. Eugen von Böhm-Bawerk war
häufiger Gast im Hayek‘schen Elternhaus. In
seiner Kindheit interessierte sich Friedrich
(von den Eltern Fritz genannt) zunächst vor
allem für Mineralogie, Insektenkunde und
Botanik. Später folgte ein Interesse für Fossile und für die Evolutionstheorie.
Nach Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg (ab
März 1917) und einer Malariaerkrankung studierte Friedrich
August von Hayek ab 1918 an der
Universität Wien offiziell Rechtswissenschaft, besuchte aber vor
allem Kurse in Volkswirtschaftslehre und Psychologie.
Friedrich August von Hayek
Quelle: www.rationalconduct.com
45
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Haute Couture des Wohnens
GO AHEAD! business summit ‘10
Ron Paul
Der Weg in die Krise und aus der Krise.
Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie
Marc Faber
Wien, 1. und 2. Oktober 2010
im Palais Niederösterreich
2010
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49
49
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1914
1919
19291999
Carl Menger
In Zusammenarbeit mit
Böhm Bawerk
Ludwig von Mises
Friedrich A. von Hayek
Dipl. Ing. Josef Pröll
MEHR WETTBEWERB, DYNAMISCHE MÄRKTE UND UNTERNEHMERTUM
SIND MERKMALE EINER ERFOLGREICHEN VOLKSWIRTSCHAFT.
Bereits im vergangenen Jahr war der Kongress zur Österreichischen Schule der Nationalökonomie von intellektueller Offenheit und der Diskussion zukunftsträchtiger
Ideen gekennzeichnet. Die Weiterentwicklung eines freien marktwirtschaftlichen Verständnisses stand dabei im
Vordergrund. Es freut mich daher, die Veranstaltung auch
dieses Jahr wieder in Wien begrüßen zu dürfen.
Die Auseinandersetzung mit der Lehre der Österreichischen Schule der Nationalökonomie ist heute aktueller
denn je. Das kritische Hinterfragen der Rolle des Staates
und das Bekenntnis zu Wettbewerb und Unternehmertum muss eine wesentliche Rolle spielen, wenn wir uns
mit Ursachen und Auswirkungen der Krise beschäftigen.
Unternehmergeist und dynamische Märkte sind zweifelsfrei die Triebfedern unseres wirtschaftlichen Erfolges. Wir brauchen daher mehr und nicht weniger Wettbewerb. Die Aufgabe des Staates ist es, entsprechende
Rahmenbedinungen zu bieten, in denen sich neue Ideen
bestmöglich entfalten und in marktfähige Produkte
umsetzen lassen.
Josef Pröll
Bundesminister für Finanzen
von bis zu 1,5% bzw. für das Jahr 2011 von bis zu 1,9%,
womit wir über dem EU-Schnitt liegen.
Der Titel „Wege in – und aus der Krise“ könnte deshalb
nicht besser gewählt sein. Ich freue mich ganz besonders, dass Wien Gastgeber ist, denn wo, wenn nicht
hier - am Ursprungsort der Österreichischen Schule der
Nationalökonomie - wäre der ideale Austragungsort für
die Konferenz!
In diesem Sinne wünsche ich allen TeilnehmerInnen, eine
interessante, offene Diskussion und uns allen möglichst
viele wichtige Lösungsansätze in dieser herausfordernden Zeit.
Wir befinden uns derzeit in einer sensiblen Phase, in der
es gilt, den Spagat zwischen einer konsequenten Konsolidierung der Staatsfinanzen und einer Stärkung des
Wirtschaftswachstums zu schaffen.
Die Wirtschaftsforschung prognostiziert in Österreich
für das Jahr 2010 ein Wachstum der realen Wirtschaft
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Dr. Reinhold Mitterlehner
DIE VON DEN IMMOBILIEN- UND FINANZMÄRKTEN DER USA AUSGEHENDEN
TURBULENZEN HABEN DIE GRÖSSTE FINANZ- UND
WIRTSCHAFTSKRISE SEIT 1945 AUSGELÖST.
Diese Krise hat aber auch handfeste realwirtschaftliche
Hintergründe. In vielen Bereichen wurde am Markt vorbei
produziert; zum Beispiel hat die Automobilwirtschaft zu
große und zu verbrauchsintensive Fahrzeuge hergestellt.
Österreich war in weiterer Folge nicht nur wegen seines
großen Autozuliefer-Sektors stark betroffen, sondern
auch durch seine hohe Exportquote von 60 Prozent sowie die überdurchschnittliche Verflechtung mit Ost- und
Südosteuropa.
Trotz dieser ungünstigen Ausgangslage hat sich Österreichs Position im internationalen Vergleich verbessert.
Das Erfolgsrezept war, dass wir den wichtigen Inlandskonsum gestützt und öffentliche Investitionen forciert
haben sowie die Finanzierung der Unternehmen über
zinsgünstige Kredite und Haftungen sichern konnten.
Parallel dazu hat die Bundesregierung ein Kurzarbeitsmodell etabliert, mit dem die Betriebe wichtige Fachkräfte trotz Auftragsrückgängen halten können und das
mit Qualifizierungsmaßnahmen verbunden ist. Somit haben wir den Firmen eine wichtige Atempause verschafft,
die sie für Umstrukturierungen nützen müssen. Denn um
ein echtes, sich selbst tragendes Wachstum schaffen zu
können, dürfen wir nicht andauernd künstliche Impulse
setzen, sondern müssen wieder stärker die Prinzipien
Angebot und Nachfrage wirken lassen.
Reinhold Mitterlehner
Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend
produktiven Teil der Staatsausgaben zurückfahren, um
trotz knapper werdender Budgets die Bereiche Bildung,
Forschung und Innovation sowie die Exportfähigkeit
stärken zu können. Anstatt linear nach unten zu sparen,
sollten gerade in diesen Zukunftsbereichen intelligente
Investitionen getätigt werden.
Angesichts dieser Herausforderungen sind auch die
Prinzipien der traditionsreichen Österreichischen Schule
der Nationalökonomie aktueller denn je. Die Betonung
von freien Märkten, mehr Wettbewerb und internationalem Handel ist von entscheidender Bedeutung, um die
Krise nachhaltig zu überwinden. In diesem Sinne wünsche ich allen Kongressgästen spannende Diskussionen.
Ein hochkarätiger Meinungs- und Erfahrungsaustausch
ist durch nichts zu ersetzen.
So wie bei den Unternehmen die Umstrukturierung im
Gang ist, müssen jetzt auch die Staaten einen umfangreichen Sanierungskurs einleiten. Sie müssen den un-
1979
1989
1999
2009
2019
Dr. Erwin Pröll
DAS PALAIS NIEDERÖSTERREICH, IN DIESEM JAHR ZUM ZWEITEN MAL
AUSTRAGUNGS¬ORT DES KONGRESSES DER ÖSTERREICHISCHEN
SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE, IST MIT SICHERHEIT
EIN GANZ BESONDERER VERANSTALTUNGSORT.
Dieses Gebäude ist nicht nur ein wesentlicher Schauplatz niederösterreichischer und österrei¬chischer
Geschichte, es ist auch Zeuge großer Weichenstellungen,
die das Wohlergehen und den Wohlstand unseres Landes für Generationen be¬stimmten. Umso mehr freut es
mich, dass das ehemalige NÖ Landhaus dazu auserkoren
wurde, um sich mit dem Thema „Der Weg in die Krise
und aus der Krise“ auseinander zu setzen. Denn kaum
ein anderer Ort würde sich so gut eignen, die richtigen
Lehren aus der Vergangenheit und gleich¬zeitig daraus
die richtigen Schlüsse für die Zukunft zu ziehen.
Dies ist auch jener Weg, den das Bundesland Niederösterreich in den ver¬gangenen Jahren gegangen ist und
auch in Zukunft beibehalten möchte. Denn natürlich
konnte sich auch unser Land nicht von den internationalen Turbulenzen abkoppeln, natürlich ist auch für
unser Land der wirtschaft¬liche Weg wieder steiler
geworden. Allerdings ist es uns gelungen, durch frühes
und entschlossenes Handeln – etwa durch unsere vier
Konjunktur¬pakete im Umfang von rund 880 Millionen
Euro – konsequent gegen die krisenhaften Erscheinungen vorzugehen. Dieser Weg hat sich auch ge¬lohnt: Für
das Jahr 2010 wird für Niederösterreich ein Wirtschaftswachstum von rund zwei Prozent prognostiziert und die
Arbeitslosigkeit ist bereits wieder über mehrere Monate
hinweg im Sinken.
Dr. Erwin Pröll
Landeshauptmann
Maßnahmen der Konjunkturpakete nicht nur verlängert,
sondern auch neue inhaltliche Schwerpunkte gesetzt. So
haben wir uns etwa vorgenommen, unsere Wirtschaftsstrategie auch auf neue Märkte, die in den kommenden
Jahren Wachstumsraten erwarten lassen, zu konzentrieren. Gleichzeitig wollen wir auf die Nutzung der neuen
„grünen“ Technologie-Jobs setzen. Denn gerade für
Niederösterreich liegen hier besondere Chancen, das
Potenzial liegt bei rund 20.000 zu¬sätzlichen Arbeitsplätzen.
Eine komplexe Situation exakt zu analysieren, um sich
danach effektiv zu positionieren – das ist jene Strategie, die angesichts der derzeitigen Lage an den globalen
Wirtschaftsmärkten optimistisch in die Zukunft blicken
lässt. Ich bin fest davon überzeugt, dass der diesjährige
Kongress der Österreichischen Schule der Nationalökonomie erneut wichtige Weg¬marken setzen kann.
Als Landeshauptmann wünsche ich abschließend allen
Teilnehmerinnen und Teilnehmern viele interessante
Ein- und Ausblicke und aufschlussreiche Tage im Palais
Niederösterreich!
Nun gilt es für das Bundesland Niederösterreich, auch
weiterhin offensiv zu investieren. Darum haben wir die
1919
1929
1939
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Dr. Veit Sorger
MIT EXPORTEN AUS DER KRISE
DIE GRAVIERENDSTEN HERAUSFORDERUNGEN AUS DER GLOBALEN
FINANZ- UND WIRTSCHAFTSKRISE HABEN ÖSTERREICHISCHE
UNTERNEHMEN MITTLERWEILE BEWÄLTIGT.
Dr. Veit Sorger
Präsident der Industriellenvereinigung
Das konjunkturelle Umfeld in Österreich und Europa
zeigt uns aber: Ein selbsttragender und nachhaltiger
Aufschwung ist nicht in Sicht.
In diesem Zusammenhang ist eine theoretische Grundsatzdiskussion unter dem Motto „Der Weg in die Krise
und aus der Krise“ von zentraler Bedeutung für uns alle.
Der diesjährige Kongress der Österreichischen Schule
der Nationalökonomie trifft mit diesem Thema auch den
Kern der wirtschaftspolitischen Hauptherausforderung
für Europa und Österreich, nämlich: Wie schaffen wir es,
ausgestattet mit den „Learnings“ aus der Krise, zurück
auf den Wachstumspfad zu kommen.
Für Österreich führt dieser Weg über Investitionen und
vor allem den Export. Für eine kleine offene Volkswirtschaft gibt es keine Alternative dazu, ihren Wohlstand
über die Nachfrage auf den globalen Wachstumsmärkten abzusichern.
Die bisherige Exportentwicklung ist für Österreich eine
Erfolgsbilanz, die sich sehen lassen kann: In keinem
anderen EU-Mitgliedsstaat ist die Exportquote in den
vergangenen 10 Jahren so stark gewachsen wie in Österreich. Von den beiden großen heimischen WirtschaftsInstitute prognostizierten mindestens 1,3 Prozent an
realem Wachstum für 2010 kommen in Österreich bereits
wieder die Hälfte über den Beitrag von den Weltmärkten.
Nur 28 Prozent gehen auf den privaten Konsum zurück.
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Am österreichischen Beispiel ist zudem abzulesen,
dass exportorientierte Staaten keineswegs den Konsum
schwächen, ganz im Gegenteil: Exportierende Unternehmen zahlen um 23 Prozent höhere Löhne und weisen
eine um 72 Prozent höhere Investitionsintensität aus.
Der Weg in die Krise führte unter anderem über Staaten,
die Jahre und Jahrzehnte über ihre Verhältnisse gelebt
und ihre industrielle Basis – und damit auch den Großteil ihrer Exportbasis - vernachlässigt haben. Der Weg in
die Krise war hier lange sichtbar - in Form explodierender Budgetdefizite.
Der Weg aus der Krise muss nun in mehr Nachhaltigkeit, Budgetdisziplin und Wettbewerbsfähigkeit liegen.
Diejenigen, die auf Exporte gesetzt haben, werden nun
auch die Staaten sein, die am schnellsten aus der Krise
herauswachsen.
Ich wünsche dem diesjährigen Kongress der Österreichischen Schule der Nationalökonomie exzellente Impulse
und befruchtende Diskussionen!
2009
2019
Dr. Christoph Leitl
WEG AUS DER KRISE: ERNEUERN STATT BESTEUERN
DIE ÖSTERREICHISCHE SCHULE DER NATIONALÖKONOMIE
IST KEINE FREUNDIN DES KLEIN-KLEIN.
Dr. Christoph Leitl
Präsident der Wirtschaftskammer Österreich
Deshalb beschäftigen Sie sich in diesen zwei intensiven Tagen zu Recht mit dem drängendsten Problem der
Weltwirtschaft seit dem zweiten Weltkrieg: Dem Weg in
die Krise und aus der Krise.
Auch wenn der eine oder andere erfreuliche Hoffnungsschimmer am Horizont leuchtet, wie die sinkende Arbeitslosigkeit oder die steigenden Exporte zeigt, stehen
wir erst am Anfang eines sehr steinigen Weges, den wir
nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung bewältigen können. Ihr ambitioniertes Tagungsprogramm
spiegelt die nationalen sowie internationalen Herausforderungen wider, vor denen wir stehen.
Die „Schuldenfalle“, mit der Österreich und viele Partnerländer in der EU konfrontiert sind, ist ein solches
Problem. Es wird verschärft durch die Steuerdebatte, die
in Österreich seit Monaten lodert. Fast täglich werden
die Unternehmen und Leistungsträger unseres Landes
mit neuen, standortschädlichen Steuerideen konfrontiert. Zusätzliche und höhere Steuern sind jedoch nicht
die Lösung, sie schaffen ein zusätzliches Problem. Das
zarte Pflänzchen der konjunkturellen Erholung droht im
Keim zu ersticken, der Wirtschaftsstandort würde in den
Strudel einer wirtschaftlichen Abwärtsspirale – weniger
Wachstum, weniger Arbeitsplätze, weniger Steuereinnahmen – gezogen.
ern“ muss unser Motto für den Weg aus der Krise lauten.
Bund, Ländern und Gemeinden sind aufgefordert,
gemeinsam sinnvolle Sparanstrengungen etwa bei der
Verwaltung umsetzen. Ebenso schlummern im Pensionssystem sowie im Gesundheits- und Bildungswesen
Sparpotentiale in Milliardenhöhe, die es schleunigst zu
heben gilt. Das sind wir unseren Kindern und zukünftigen Generationen schuldig.
Darüber hinaus gilt: Wer bei Bildung, Investitionen und
Innovationen auf die Bremse steigt, wird die Krise verschlimmern, nicht entschärfen. Gezielte Wachstumsimpulse in Zukunftsbereiche sind gerade jetzt notwendig,
um Wohlstand für alle in unserem Land dauerhaft zu
sichern.
Beim GO AHEAD business summit 2010 werden viele
dieser brennenden Probleme unserer Zeit Thema sein.
Ich wünsche Ihnen informative Tage und spannende und
ergebnisorientierte Diskussionen!
Daher führt an einer ausgabenseitigen Konsolidierung
des Budgets kein Weg vorbei. „Erneuern statt besteu-
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GO AHEAD! business summit ‘10
Margarete Kriz-Zwittkovits
EHRLICHES UNTERNEHMERTUM, EIN NACHHALTIGER WEG
DER ÖSTERREICHISCHE GEWERBEVEREIN VERTRITT DASS EHRLICHE,
ENGAGIERTE UNTERNEHMERTUM.
Die Ursachen, Verursacher und die Entwicklung der
aktuell auf- und abschwellenden Krise zeigen einmal
mehr, dass nur ein ehrliches, engagiertes und verantwortungsvolles Unternehmertum die Basis für materiellen
Wohlstand und eine freie Gesellschaft sein kann.
Margarete Kriz-Zwittkovits
Präsidentin des Österreichischen Gewerbevereins
Jene Unternehmer, ob Gründer oder alteingesessenes
Traditionsunternehmen, die Innovationen vorantreiben,
auf die ständige Weiterentwicklung ihrer Kernkompetenzen achten, stets auch auf dem globalisierten Markt
reüssieren. Doch ist letztlich erfolgreiches globales
Handeln nur möglich auf Basis einer tiefen Verwurzelung
zu Hause möglich. Hier wurde das Unternehmen aufgebaut, hier übernehmen Unternehmen Verpflichtungen
weit über die ureigenste Tätigkeit hinaus, hier sind sie
der Gesellschaft in besonderer Weise verpflichtet.
Das unternehmerische Umfeld verändert sich laufend.
Gerade jetzt zeigt sich, dass grundlegende Umstellungen notwendig sind. Der Kongress zur Österreichischen
Schule der Nationalökonomie unterstützt die Meinungsbildung unserer Unternehmer, die als Beschäftigungsmotoren, Internationalisierungsmotoren und Innovationsmotoren den Standort Österreich erst ermöglichen.
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2009
2019
PROGR AMM
Programm: Freitag, 1. Oktober
08.30 - 09.00
Kick-Off & Opening durch Nikolaus Kimla
09.00 - 10.00
VORTRAG
Gerd Habermann
The essence of the Austrians – why the Austrians predicted the crash. (Vortrag in deutscher Sprache)
Im Gegensatz zu den Neoklassikern, die von dem mit umfassenden Wissen ausgestatteten „homo oeconomicus“
ausgehen, besteht die Annahme der „Austrians“ darin, dass unser individuelles Wissen eng begrenzt ist. Dies kann in
Großbürokratien nicht akkumuliert werden und das Entdecken neuer Mittel und Wege ist unsere permanente Aufgabe
um Wohlstand zu generieren.
10.00 - 11.00
Kritische Stimmen – „Die Austrians, zu Unrecht unterschätzte Vordenker“.
Beginnend mit Carl Menger (1870) waren die „Austrians“ die Ersten, die systematisch die Begriffe Zeit & Wert,
Geld & Kredit, Geschäft & Kapital, Handeln & Wissen in die Wirtschaftstheorie eingebracht haben.
DIALOG mit Gerd Habermann, Peter Brandner, Jörg A.L. Schallehn
Moderation: Barbara Kolm
11.00 - 11.30
BREAK & NETWORKING
11.30 - 12.30
VORTRAG
Frank Schäffler
Das Elend der Geldproduktion – Europa in der Schuldenfalle.
Die „Griechenland-Hilfe“ und das „Euro-Stabilitätsgesetz“ retten nicht den Euro, sondern zerstören ihn. Was wir zur
Lösung unserer Probleme in Europa brauchen, ist eine marktwirtschaftliche Geldordnung und nicht Planwirtschaft.
12.30 - 14.00
LUNCH & NETWORKING
14.00 - 15.00
PARALLEL Foren – Bubbles and Protection
Schattenwirtschaft. „Am Staat vorbei“ Geht es nur um „Steuerschonung“ und Krankenkassenbeiträge? Was sind
die Auswirkungen auf Arbeitsplätze, internationale Wettbewerbsfähigkeit, Geldwäsche, Korruption…? Wer sind die
echten Gewinner?
KEYNOTE Christoph Schneider PODIUM Maximilian Burger-Scheidlin, Peter Kotauczek
MODERATION Karl-Peter Schwarz
Green Tech. Was kosten Green-Jobs wirklich? Ist die nächste Blase durch einseitige Anreizsysteme, zum vermeintlich nachhaltigen Schutz unserer Umwelt & Ressourcen, durch die öffentliche Hand vorprogrammiert?
KEYNOTE Markus Tomaschitz PODIUM Sektionschef Günter Liebel, Leo Schirnhofer, Lukas Schirnhofer
MODERATION Christian Ortner
Gold. Goldinvestments zwischen Crack-up-Boom und Währungsreform.
Edelmetalle als unverzichtbare strategische Anlage.
KEYNOTE Martin Siegel PODIUM Andreas Böger, Michael Fleischhacker
MODERATION Kristof Berking
Microfinance – Investieren und Gutes tun als Weg aus der Armut. Kann/darf/soll man mit den Armen Geld verdienen? Marktwirtschaft und Wettbewerb – der Königsweg zur nachhaltigen Armutsbekämpfung?
KEYNOTE Manfred Kastner PODIUM Andreas Reinisch, Othmar Hill
MODERATION Bernhard Weber
15.00 - 15.30
BREAK & NETWORKING
15.30 - 16.00
Doppelconférence Barbara Kolm und Nikolaus Kimla Zusammenfassung der Workshops
16.00 - 17.00
VORTRAG
Thomas Druyen
„Die Zukunft des Vermögens – über die Verantwortung Vermögender“
17.00 - 18.00
VORTRAG
Ron Paul
Ways Out – How to overcome the current crisis. What institutional changes need to be considered?
1919
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1949
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1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Programm: Samstag, 2. Oktober
08.30 - 09.00
RÜCKBLICK & AUSBLICK Johannes Thun-Hohenstein
09.00 - 10.00
VORTRAG
Thorsten Polleit
„Free Markets, Free Market Money, Free Banking“ – nur so kann es gutes Geld geben.
Das internationale Kreditmarktfiasko wurde durch das staatliche Geldangebotsmonopol verursacht. Der Versuch,
es zu erhalten, wird die unternehmerische und buergerlichen Freiheiten immer weiter zerstoeren. Um Freiheit und
Wohlstand zu erhalten, muss das Geldsystem reformiert werden.
10.00 - 10.30
Dialog mit Thorsten Polleit, Kristof Berking, Jörg A.L. Schallehn
Moderation: Barbara Kolm
10.30 - 11.00
BREAK & NETWORKING
11.00 - 11.45
VORTRAG Marc
Faber
Währungswettbewerb, Standortwettbewerb und Wege aus der Schuldenfalle.
11.45 - 12.30
Dialog mit Marc Faber, Staatssekretär Lopatka, Philipp Vorndran
Moderation: Barbara Kolm
12.30 - 14.00
LUNCH & NETWORKING
14.00 - 15.00
VORTRAG Ralf
Flierl
The ideal Austrian world.
15.00 - 15.30
Dialog mit Ralf Flierl, Kristof Berking, Thorsten Polleit
Moderation: Barbara Kolm
15.30 - 15.45
BREAK & NETWORKING
15.45 - 16.15
VORTRAG
Philipp Vorndran
Kreative Zerstörung – hatte Schumpeter Recht?
Muss sich die entwickelte Welt erst ökonomisch selbst zerstören, bevor neue Wege und innovative Lösungen gefunden werden können? Wir stolpern von einer Krise in die nächste - Europa braucht Reformen und keine Flickschusterei. Alle müssen endlich wieder an einem Strang ziehen!
16.15 - 17.00
VORTRAG
G. Marcus Cole
Der Weg in und aus der Krise.
Der Weg in und aus der Krise - Why keynesianism failed in the long run and why we are all „debt“. Best practices,
market-based solutions guarantee a prosperous society and provide ways out of the crisis.
17.00 - 17.15
SCHLUSSWORT Barbara Kolm / Nikolaus Kimla
Von anderen ökonomischen Zugängen unterscheidet sich die Österreichische
Schule der Nationalökonomie insbesondere darin, dass sie ein wesentlich
realistischeres Menschenbild zulässt.
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NOTIZEN
Gerd Habermann
The essence of the Austrians – why the Austrians predicted the crash.
NOTIZEN
Im Gegensatz zu den Neoklassikern, die von dem mit umfassenden Wissen ausgestatteten „homo
oeconomicus“ ausgehen, besteht die Annahme der „Austrians“ darin, dass unser individuelles
Wissen eng begrenzt ist. Dies kann in Großbürokratien nicht akkumuliert werden und das Entdecken
neuer Mittel und Wege ist unsere permanente Aufgabe um Wohlstand zu generieren.
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GO AHEAD! business summit ‘10
Frank Schäffler
Das Elend der Geldproduktion – Europa in der Schuldenfalle.
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Die „Griechenland-Hilfe“ und das „Euro-Stabilitätsgesetz“ retten nicht den Euro, sondern zerstören
ihn. Was wir zur Lösung unserer Probleme in Europa brauchen, ist eine marktwirtschaftliche Geldordnung und nicht Planwirtschaft.
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NOTIZEN
PAR ALLEL FOREN – BUBBLES AND PROTECTION
Schattenwirtschaft. „Am Staat vorbei“
Green Tech. Was kosten Green-Jobs wirklich?
Gold. Goldinvestments zwischen Crack-up-Boom und Währungsreform.
FOREN
NOTIZEN
Microfinance. Wege aus der Armut
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GO AHEAD! business summit ‘10
Thomas Druyen
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„Die Zukunft des Vermögens – über die Verantwortung Vermögender“
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NOTIZEN
Ron Paul
NOTIZEN
Ways Out – How to overcome the current crisis. What institutional changes
need to be considered?
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GO AHEAD! business summit ‘10
Thorsten Polleit
„Free Markets, Free Money, Free Banking“ – nur so kann es gutes Geld geben.
NOTIZEN
Das internationale Kreditmarktfiasko wurde durch das staatliche Geldangebotsmonopol verursacht. Der Versuch, es zu erhalten, wird die unternehmerische und buergerlichen Freiheiten immer
weiter zerstoeren. Um Freiheit und Wohlstand zu erhalten, muss das Geldsystem reformiert werden.
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NOTIZEN
Marc Faber
NOTIZEN
Währungswettbewerb, Standortwettbewerb und Wege aus der Schuldenfalle.
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GO AHEAD! business summit ‘10
Ralf Flierl
NOTIZEN
The ideal Austrian world.
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NOTIZEN
Philipp Vorndran
Kreative Zerstörung – hatte Schumpeter Recht?
NOTIZEN
Muss sich die entwickelte Welt erst ökonomisch selbst zerstören, bevor neue Wege und innovative
Lösungen gefunden werden können? Wir stolpern von einer Krise in die nächste - Europa braucht
Reformen und keine Flickschusterei. Alle müssen endlich wieder an einem Strang ziehen!
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GO AHEAD! business summit ‘10
G. Marcus Cole
Der Weg in und aus der Krise.
NOTIZEN
Der Weg in und aus der Krise - Why keynesianism failed in the long run and why we are all „debt“.
Best practices, market-based solutions guarantee a prosperous society and provide ways out of the
crisis.
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REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Kristof Berking
Andreas Böger
Kristof Berking ist von Haus aus Jurist, studierte auch VWL und Geschichte und produziert als
selbständiger Filmemacher Dokumentarfilme.
Seit Oktober 2007 Portfolio Manager des APM
Gold & Resources Fund, ein auf den Edelmetallsektor spezialisierter UCITS III Investmentfonds
Als langjähriger Anhänger der Österreichischen Schule der
Ökonomie plädiert er bereits seit Anfang der 90er Jahre
für eine Deregulierung des Geldmonopols als wichtigsten
Punkt der liberalen Agenda. Im Jahr 2000, beim Tiefststand
des Goldpreises, produzierte er den Ratgeberfilm „Gold –
das Investment von morgen“ mit Dr. Bruno Bandulet und
verfolgt seither die Edelmetallmärkte. Er ist Mitglied der
Friedrich August von Hayek-Gesellschaft und rief 2009 die
„Hamburger Hayek-Gespräche“ ins Leben.
mit aktivem Risikomanagement. Der Fonds soll als kapitalmarktgebundenes Produkt eine höhere risikobereinigte
Rendite als passive Investments in Gold und Goldaktien
erwirtschaften. Das Management erfolgt unter Berücksichtigung der Lehren der Österreichischen Nationalökonomie,
hier insbesondere die unterschiedliche Behandlung von
Theorie und Geschichte des menschlichen Handelns. Böger,
CAIA Mitglied, wechselte nach Abschluss seines Medizinstudiums vor 10 Jahren in die Finanzbranche.
Mag.
Peter Brandner
Dr. Max
Burger-Scheidlin
Peter Brandner ist als Fachexperte für empirische Geschäftsführer, ICC Austria – International
Wirtschafts-und Finanzmarktforschung im BunChamber of Commerce, Experte für internationale
desministerium für Finanzen tätig.
Wettbewerbsverschiebungen, Korruption,
Davor war er wirtschaftspolitischer Berater im Kabinett von
Finanzminister Grasser, Wirtschaftswissenschafter sowohl
am Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung
(WIFO), als auch am Institut für Höhere Studien (IHS), der
Universität Wien und in der Österreichischen Nationalbank
(OENB). Seine Forschungsschwerpunkte und Publikationen
umfassen unter anderem die Gebiete Geld- und Fiskalpolitik sowie Finanzmärkte. Er fungiert außerdem als Experte
des Staatsschuldenausschusses.
1919
1929
1939
Produktpiraterie, Wirtschaft und Ethik, führende Stimme
beim Thema: „Wie finanzieren wir – unfreiwillig – Kriminelle
und Mafiosi?“ Mitglied der ICC und BIAC Anti-Corruption
Commission, Paris, Partner von Commercial Crime Services,
London, Ko-Autor von Publikationen über Korruption, Produktpiraterie, Ethik und internationale Streitbeilegung.
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GO AHEAD! business summit ‘10
Prof. Dr.
G. Marcus Cole
Univ.-Prof. Dr.
Thomas Druyen
Professor an der Stanford Law School, Rechtsexperte im Bereich Insolvenz, Corporate Reorganization und Venture Capital.
Vorstand des Instituts für Vergleichende Vermögenskultur an der Sigmund Freud Privatuniversität in Wien sowie Direktor des Forums für
Cole studierte Rechtswissenschaften an der Northwestern
University, wo er 1993 mit dem Doktorat abschloss und ist
seit 1997 Mitglied der Fakultät der Stanford Law School.
Marcus Cole ist Mitglied des Board of Directors für die
Central Pacific Region der Anti-Defamation League of B‘nai
B‘rith und der Redaktion der Cato Supreme Court Review.
Seine wissenschaftlichen Interessen reichen von der klassischen liberalen politischen Theorie bis hin zu Naturrecht
und der Geschichte des Wirtschaftsrechts.
Vermögensforschung an der Universität in Münster. Er gilt
als einer der renommiertesten Forscher im Bereich der
Reichtums- und Vermögensforschung und das Institut in
Wien ist bisher einzigartig in Europa. In seinen Studien
untersucht er unter anderem den Einfluss privaten Geldvermögens auf die Gesellschaft. Druyen ist unter anderem
Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Dialog der Generationen und einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden
mit den Büchern „Olymp des Lebens – das neue Bild des
Alters“ und „Goldkinder – die Welt des Vermögens“.
Dr. Marc Faber
Michael
Fleischhacker
Schweizer Börsenexperte, Fondsmanager und
Buchautor. Gründer und CEO der Investmentgesellschaft Marc Faber Ltd., lebt seit 1973 in
Seit September 2004 Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung „ Die Presse“, von 2002 bis
2004 stellvertretender Chefredakteur.
Hongkong. Gilt als pessimistischer Börsenguru, da er vergangene Crashs, nämlich die Japan-Baisse, den Börsencrash von
1987, die Asienkrise und das Platzen der Technologie-Blase
2000 richtig prognostizierte. Herausgeber des Newsletters
„The Gloom, Boom & Doom Report“. Wird deshalb auch „Dr.
Doom“ genannt. Im Juli 2007 sagte er Konjunkturschwierigkeiten in den USA für das 2. Halbjahr 2007 und als Reaktion
der amerikanischen Zentralbank Zinssenkungen voraus.
Faber studierte Wirtschaftswissenschaften und promovierte
in Wirtschaftsgeschichte an der Universität Zürich.
Davor von 2000 bis 2001 Chef vom Dienst beim „Standard“.
Michael Fleischhacker wurde am 26. Mai 1969 geboren.
Matura am Stiftsgymnasium Admont; unabgeschlossenes
Studium in Theologie, klassische Philologie und Germanistik. Ab April 1991 Redakteur der Kleinen Zeitung im Ressort
Außenpolitik, 1994 Redakteur in der Chefredaktion. Von
1995 bis 1997 Chef vom Dienst, 1998/99 stellvertretender
Chefredakteur sowie ab Mitte 1998 auch Verlagsleiter mit
dem Aufgabenbereich Strategieentwicklung und Neue
Medien.
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REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Dipl-Kfm. Ralf Flierl
Prof. Dr.
Gerd Habermann
Gründer und Geschäftsführer der in München
ansässigen Smart Investor Media GmbH sowie
Chefredakteur des Magazins Smart Investor.
Deutscher Wirtschaftsphilosoph, Hochschullehrer und Leiter des ASU-Unternehmerinstituts der
Familienunternehmer / Arbeitsgemeinschaft
Zudem verantwortlich für den wöchentlich erscheinenden
Börsen-Letter Smart Investor Weekly. Das Smart Investor Magazin richtet sich vor allem an erfahrene und anspruchsvolle Anleger, vermittelt fernab vom Mainstream
interessantes Börsen-Know-how und ist ein kompetenter
Ratgeber bei Investmententscheidungen. Vor seiner jetzigen Tätigkeit war er unter anderem Wertpapieranalyst bei
der FINANZWOCHE in Pullach bei München und Leiter des
Research bei der GoingPublic Media AG in Wolfratshausen.
Selbständiger Unternehmer in Berlin. Mitbegründer und Geschäftsführer der Friedrich August von Hayek-Gesellschaft
und Vorsitzender der 2002 gegründeten Friedrich August
von Hayek-Stiftung. Studium der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Politischen Wissenschaften, Philosophie und
Volkswirtschaft an den Universitäten Frankfurt am Main,
Wien, Tübingen und Konstanz. Autor von mehr als 300 Veröffentlichungen, publiziert unter anderem in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung, der Neuen Zürcher Zeitung und der
Welt und ist u.a. Autor der Zeitschrift Eigentümlich frei.
Dr. Othmar Hill
Mag.
Manfred Kastner
Gründete 1975 die Personal- und Managementberatung HILL International und baute kontinuierlich ein internationales Netzwerk von derzeit
Vorsitzender des Vorstands des Gasdienstleistungsunternehmens C.A.T. oil AG. Gründungspartner von Model Management.com und Partner
rund 40 Büros in mehr als 20 Ländern auf. Spezialist für
»Interkulturelles Management«; begleitet als HR-Experte
Unternehmen bei ihrer strategischen Ausrichtung in die
Länder Zentral- Ost- und Südosteuropas. Autor der Bücher
»Das Ende der Massenmenschhaltung: Humanistisches
Management in Zeiten rasender Gesellschaften« und »Das
Mittelmäßigkeits-Kartell: Die Verschwörung der Kleinkarierten«. Veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu den Themen
Karriereplanung, Reformstaaten, neue Arbeitswelten,
Wirtschaftspsychologie sowie strategische Planung.
von Production Paradise.com und Kay Kim Haute Couture. In verschiedenen sozialen Projekten involviert und
u.a. Partner und Präsident des Verwaltungsrat des Vision
Microfinance Fonds, der 2005 gegründet wurde und aktuell
über 100 Millionen US$ Darlehen an die Armen in über 20
Ländern vergeben hat. Förderer und Vorstandsmitglied der
Antara Stiftung, einer Forschunsinstitution, die sich dem
Schwerpunkt “Education Entrepreneurs” widmet.
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GO AHEAD! business summit ‘10
Prof. Ing.
Peter Kotauczek
Sektionschef
DI Günter Liebel
Vorstandsvorsitzender der BEKO HOLDING AG,
Gründer der BEKO Engineering und Informatik
AG., Präsident des Verbandes Österreichischer
Seit 1996 im Bundesministerium für Land- und
Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft in
leitenden Funktionen tätig und dort seit 2006
Software-Industrie. Lehrbeauftragter an der Universität für
angewandte Kunst, Meisterklasse für visuelle Mediengestaltung Prof. Peter Weibel. Gastprofessor für Telekommunikation und Mitglied des Kuratorium an der Donau Universität Krems. Gründungs-Mitglied des „Club of Vienna“ am
Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung. Masaryk-Preisträger für innovative Computerkunst
und Träger der Franz Kafka Medaille für Kunst. Begründer
des Instituts für Humaninformatik und Autor der Bücher:
„Hi-Tech-Faktor Kunst“ und „Die Weltbildmaschine“.
Leiter der Sektion „Allgemeine Umweltpolitik“. Außerdem
Aufsichtsrat und Eigentümervertreter der Umweltbundesamt GmbH, Mitglied des Präsidiums des Klima- und
Energiefonds sowie Mitglied des Präsidiums der Österreichischen Energieagentur. Liebel war nach dem Studium der
„Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung“ an der
Universität für Bodenkultur in Wien u.a. als Angestellter im
Bundesverband der Erwerbsgärtner Österreichs sowie als
leitender Mitarbeiter im Umweltbundesamt tätig.
Dr.
Reinhold Lopatka
Dr. Ron Paul
Seit 2008 Staatssekretär im Bundesministerium für
Finanzen, davor von 2003-2007 Abgeordneter zum
Nationalrat und Generalsekretär zum Nationalrat
US-amerikanischer Arzt und Politiker, Mitglied
der Republikanischen Partei und Abgeordneter im
Repräsentantenhaus. Amerikas führende
und Generalsekretär der ÖVP. Leitete 2004 den Wahlkampf
der ÖVP bei der Europawahl. Von 2007-2008 Staatssekretär
für Sport im Bundeskanzleramt sowie von 2007-2009 Geschäftsführender Präsident der Österreichischen Sporthilfe. Lopatka ist außerdem seit 2004 Landesparteiobmannstellvertreter der Steirischen Volkspartei und Vizepräsident
der Politischen Akademie der ÖVP. Lopatka war nach dem
Studium der Theologie und Rechtswissenschaften zunächst
als Assistent am Insitut für Kirchenrecht an der juridischen
Fakultät der Karl-Franzens-Universität in Graz tätig.
Stimme für weniger Staat, niedrige Steuern und freie
Märkte. 1988 Kandidat der Libertarian Party und 2008
Bewerber um die republikanische Kandidatur für die Präsidentschaftswahl. Paul versteht sich als Vertreter der freien
Marktwirtschaft im Sinne der österreichischen Schule der
Nationalökonomie. Seine politische Einstellung wird als
libertär, konstitutionalistisch und konservativ beschrieben.
Er tritt für eine Auflösung der nationalen Steuerbehörde IRS
sowie der Federal Reserve Bank ein. Ziele seiner Politik sind
Deregulierung und geringe Steuern.
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REFERENTEN UND DIALOGPARTNER
Prof. Dr.
Thorsten Polleit
Andreas Reinisch
Seit Oktober 2000 Chief German Economist bei
Barclays Capital. Davor für ABN AMRO in Frankfurt am Main, London und Amsterdam tätig und
Seit dem Verkauf der von ihm gegründeten „gfwGesellschaft für Werbemittelverteilung“ (2001)
stehen Corporate Social Responsibility,
ab März 1998 Chief German Economist von ABN AMRO
Deutschland AG. Mitglied der Friedrich-August-von-HayekGesellschaft und des Forschungs-Netzwerks Research on
Money in the Economy (ROME). Sein Hauptinteressengebiet
liegt in den Bereichen monetäre Ökonomik, Geldtheorie
und -politik, sowie Kapitalmarktheorie. Er gründete im Jahr
2000 die ECB Observer, eine unabhängige Beobachtergruppe der Europäischen Zentralbank. 2003 erhielt er einen Ruf
als Honorarprofessor an die Frankfurt School of Finance &
Management.
Wissenschaft und Spiritualität im Fokus. Zeigt als Mitinitiator des „OeNWE-Österreichisches Netzwerk Wirtschaftsethik“ sowie des „TRIGOS“– Österreichs Auszeichnung
für CSR – auf, dass Ethik und Wirtschaft erfolgreich Hand
in Hand gehen können. Gründungsvater des austrianSocialBusinessDay Unternehmerisch engagiert in der
bdcg-Business Data Consulting GmbH sowie der Unternehmensberatung reinisch-RESPONSibility. 2001 Gründung
des Netzwerkes Humans.Circle mit Persönlichkeiten aus
Wirtschaft, NPO’s, NGO’s, Wissenschaft, Politik und Medien.
Dipl.-Bw.
Frank Schäffler
Jörg A.L. Schallehn
Abgeordneter der FDP-Fraktion im 17. Deutschen Bankkaufmann, studierte WirtschaftswissenBundestag und Mitglied im Finanzausschuss. Seit schaften und ist seit 1977 selbständig. Seit 1981
2010 Vorsitzender der AG Bürokratieabbau der
führt er die heutige Schallehn Family Office
FDP-Bundestagsfraktion. Ausbildung zum Industriekaufmann sowie Studium der Betriebswirtschaftslehre in
Paderborn und Bielefeld. Von 1997 bis 2010 als selbstständiger Berater für die Marschollek, Lautenschläger und Partner AG (MLP) tätig. Seit 1987 engagiert in der Lokal- und
Landespolitik in Nordrhein-Westfalen als Mitglied der FDP.
2005 als Kandidat der FDP über die Landesliste NordrheinWestfalen in den 16. Deutschen Bundestag gewählt. 2009
als Kandidat der FDP über die Landesliste Nordrhein-Westfalen in den 17. Deutschen Bundestag gewählt.
1919
1929
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GmbH. Er begann bereits damals mit der Entwicklung eines
ganzheitlichen Konzepts der Beratung, das – basierend
auf der Einhaltung der Naturgesetze und auf der Grundlage von Salutogenese, Kybernetik und Bionik – ihn bis
heute antreibt. Er ist Mitbegründer und Geschäftsführer
der Vermögensakademie GmbH ( 2005 ), die Unternehmern
aufzeigt, wie öko – humanes Unternehmertum erfolgreich
umzusetzen ist, und der Auxano Beteiligungsgesellschaft
mbH (2007), die sich ausschließlich an ökologisch – ökonomisch nachhaltigen Unternehmen beteiligt.
1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Dr. Christoph
Schneider
Martin Siegel
Experte für Standort- und Konjunkturpolitik. Seit
2009 Leiter der Stabsabteilung Wirtschaftspolitik
in der Wirtschaftskammer Österreich. Seit 1999
Berater des Stabilitas Pacific Gold + Metals (Bester Goldminenfonds 2009). Gründer der Goldhandelsfirma Westgold. Geboren 1964 in Nagold,
in der Wirtschaftskammer Österreich tätig. Vor seinem Eintritt in die WKÖ arbeitete Schneider als Wissenschaftler für
die IIASA (Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse) in Laxenburg, wo er maßgeblich an der Erarbeitung
wirtschaftspolitischer Grundlagen für den Übergang der
Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas zur Marktwirtschaft beteiligt war. Nach dem Studium der Agrarökonomie
an der University of British Columbia, Kanada, studierte
Schneider an der Wirtschaftsuniversität in Wien Sozial- und
Wirtschaftswissenschaften und promovierte 1992.
zeigte Martin Siegel bereits in sehr jungen Jahren Interesse an den Entwicklungen von Edelmetallen. Seit 1987
gab er über drei Jahre den Börsebrief „Der Goldmarkt“
heraus und verfasste sechs Bücher über die Analyse des
Goldmarktes und Goldminenaktien. Er war Berater des
Fonds PEH –Q – Goldmines und gründete 2006 seine eigene
Goldhandelsfirma „Westgold“. Seit 2007 ist Siegel Berater
des Stabilitas Pacific Gold + Metals. Seine Marktberichte
und Analysen sind täglich auf www.goldhotline.de und auf
www.goldseiten.de nachzulesen.
Dr.
Markus Tomaschitz
Philipp Vorndran
Seit Oktober 2006 bei Magna International Europe AG, Executive Assistant to the Chairman and
Founder Frank Stronach, derzeit Director Magna
verstärkt als Kapitalmarkt Stratege seit Anfang
2009 das Investment Team von Flossbach & von
Storch. Er begleitet die Flossbach & von Storch
Education & Research. Studium und Dissertation an der
Karl-Franzens-Universität Graz, MBA Studium an der California State University East Bay. Berufliche Laufbahn über
verschiedene Stationen in Graz, Deutschland und den USA
bei Oracle, Continentale und Europe MPO GmbH. Von 2003
- 2006 kaufmännischer Direktor der FH Joanneum. Lektor
an nationalen und internationalen Hochschulen (u.a. CLU
Thousand Oaks, Universidad Santiago de Chile). Publikationen zu den Themenbereichen Geschäftsfeldentwicklung,
Unternehmensführung, Hochschulmanagement u.a.
AG zuvor bereits seit 2005 als Aufsichtsrat. Davor von
1997 bis 2008 bei der Credit Suisse Gruppe in verschiedenen Funktionen. Unter anderem als globaler Chefstratege
im Asset Management sowie von 2004 bis 2006 CEO der
Credit Suisse Asset Management GmbH in Deutschland.
Seinen beruflichen Werdegang startete er bei Julius Bär
in Frankfurt und Zürich. Leitete dort von 1992 bis 1996
unter anderem den Bereich Derivative von Julius Bär Asset
Management. Absolvent eines Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg.
1979
1989
1999
2009
2019
R AHMENPROGR AMM & RÜCKBLICK BUSINESS SUMMIT 2009
Rahmenprogramm
Um über den Kongress hinausgehenden Mehrwert zu schaffen, bietet GO AHEAD! für die Sprecher
und Teilnehmer des Kongresses auch in diesem Jahr wieder besondere Side-Events.
Samstag, 2. Oktober, 21.00 Uhr
„The Liberty Party“ Elysium-Club
Der stylishe Club in einem der ältesten Gewölbe Wiens.
Schönlaterngasse 5, A-1010 Wien
Eintritt im Kongresspreis inkludiert (Konsumationen ausgenommen)
Sonntag, 3. Oktober
„Austrian Economists Walk”
Auf den Spuren des Nobel-Preisträgers Friedrich August von Hayek
und anderer namhafter Vertreter der Österreichischen Schule der
Nationalökonomie, wie Menger, Mises oder Böhm-Bawerk.
Der Weg führt vom historischen Gebäude der Wiener Wirtschaftskammer über das Hayek Institut in der Grünangergasse mit Kaffee
und Ausstellung über das Leben Hayeks und den Heldenplatz bis
zur neuen Universität am Ring.
1919
1929
1939
1949
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GO AHEAD! business summit ‘10
Rückblick business summit 2009
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2009
2019
KONGRESSORT
Palais Niederösterreich
Landtagssaal
Freitag, 1. Oktober und Samstag, 2. Oktober / 08:30 bis 18:00 Uhr
Alle Vorträge
Palais Niederösterreich
Rittersaal
Freitag, 1. Oktober 14:00 bis 15:00 Uhr / Parallel Foren
1919
1929
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1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Palais Niederösterreich
Prälatensaal
Palais Niederösterreich
Herrensaal
Freitag, 1. Oktober, 14:00 bis 15:00 Uhr
Parallel Foren
Freitag, 1. Oktober, 14:00 bis 15:00 Uhr
Parallel Foren
1979
1989
1999
2009
2019
PARTNERS & SPONSOREN
Veranstalter
In Zusammenarbeit mit
Mit freundlicher Unterstützung von
1919
1929
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1949
1959
1969
GO AHEAD! business summit ‘10
Partner
CLUB UNABHÄNGIGER LIBERALER
FÜR LIBERALE ALLER RICHTUNGEN UND AUS ALLEN PARTEIEN
Medienpartner
Inside Your Business. Today.
1979
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2009
2019
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat
Barbara Kolm
210 Tage
arbeiten für den Staat
Tax Freedom Day 2010
78
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat
IN DIESEM JAHR FIEL DER TAX FREEDOM DAY AUF DEN 28. JULI, UND DAMIT AUF DEN 210. TAG DES JAHRES 2010. DEN
BERECHNUNGEN DES AUSTRIAN ECONOMICS CENTER, MIT UNTERSTÜTZUNG DES KARL-BRÄUER-INSTITUTS DES BUNDES DER STEUERZAHLER DEUTSCHLAND ZUFOLGE MUSSTEN DIE ÖSTERREICHER RECHNERISCH BIS ZU DIESEM TAG
ARBEITEN UM FÜR SÄMTLICHE STEUERZAHLUNGEN UND SOZIALABGABEN AUFZUKOMMEN.
Erst von diesem Tag an kann der Steuerzahler sein
Einkommen zur Finanzierung seiner täglichen Ausgaben, Investitionen und der privaten Vorsorge verwenden. Zur Berechnung des Tax Freedom Day wird
hierbei die gesamte Steuer- und Abgabenlast einer
Volkswirtschaft ins Verhältnis zum Volkseinkommen gesetzt, die Summe aller von Inländern erzielten Lohn- und Kapitaleinkünfte. Die Steuerbelastung
umfasst dabei alle direkten Steuern, wie Lohn- und
Körperschaftssteuer und die Kapitalertragssteuer
als auch die indirekten, wie die Umsatzsteuer und die
Normverbrauchsabgabe. Der auf Basis dieser Daten
ermittelte Wert von rund 57% wird dann auf das Jahr
mit 365 Tagen umgelegt, um rechnerisch den Tag zu
ermitteln bis zu dem die Österreicher durchschnittlich für den Staat arbeiten müssen.
den Jahren 2001, nach dem Platzen der New-Economy-Blase
oder im Jahr 2008, in dem die globalen Folgen der aktuellen
Finanzkrise immer deutlicher spürbar wurden, wirkten sich
aufgrund steigender Staatsausgaben und rückläufiger Einkommen, negativ auf das Datum des Tax Freedom Day aus.
In den letzten Jahren stellte sich ein Rückgang der Steuerbelastung ein, weshalb sich der Tax Freedom Day entgegen
der langfristigen Entwicklung wieder um etwa einen Monat
nach vorne verschob.
Seit 1976 stieg das Volkseinkommen um durchschnittlich 14%, die Steuern und Sozialabgaben jedoch um 17%,
wodurch das Verhältnisses von Steuern und Sozialabgaben zum Volkseinkommen von 49% auf über 57% anstieg.
Angesichts der in jüngster Zeit stark angestiegenen Staatsverschuldung und der krisenbedingten, erhöhten Ausgaben für
Arbeitslosenunterstützung, darf zumindest bezweifelt werden, dass diese Entwicklung eine nachhaltige ist.
Veranschaulichung der Entwicklung der Steuer- und
Abgabenlast in Österreich ab 1976
Das Konzept des Tax Freedom Day geht auf die in Washington DC ansässige Tax Foundation zurück, die den Tax Freedom Day für die USA seit 1948 berechnet. Mittlerweile
haben sich mehrere Wirtschaftsinstitute derartiger Projekte
angenommen, darunter das britische Adam Smith Intitute
und das Karl-Bräuer Institut des Bundes der Steuerzahler
Deutschland.
Die nachfolgende Grafik bildet die Entwicklung des Tax
Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976 ab (Abb. 1).
Steuerlast im internationalen Vergleich
Im internationalen Vergleich offenbart sich die hohe Belastung der österreichischen Steuerzahler. In Deutschland wurde
der Tax Freedom Day vom Karl-Bräuer-Institut für den 4. Juli
errechnet, womit die deutschen Steuerzahler durchschnittlich
etwa drei Wochen weniger für den Staat arbeiten müssen.
In anderen Ländern treten im Vergleich zu Österreich noch
deutlichere Unterschiede zu Tage; in Großbritannien fiel der
Tax Freedom Day auf den 30 Mai, in den USA gar auf den 9.
April, den 99. Tag des Jahres.
Ziel dieser Berechnungen ist die Veranschaulichung der Steuerbelastung und die Schaffung eines Bewusstseins in der
Bevölkerung für die Steuerbelastung, auch in Hinblick auf
die historische Entwicklung der Steuer- und Abgabenquote.
In den vergangenen Jahrzehnten vollzog sich eine Entwicklung zunehmender Steuerbelastung, die zur Folge hatte, dass
der Tax Freedom Day der im Jahre 1976 noch auf den 23. Juni
gefallen war, bis zum Jahr 2001 den 22. August erreichte.
Besonders in Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs, wie in
All diesen Berechnungen liegt das Volkseinkommen
zugrunde weshalb eine gute Vergleichbarkeit der Werte
gegeben ist. Die Betonung der Eigenverantwortlichkeit des
79
ABB. 1
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat
TAX FREEDOM DAY
die Entwicklung des Tax Freedom Day in Österreich seit dem Jahr 1976
Quelle: Austrian Economics Center (AEC)
einzelnen Individuums und die damit einhergehenden vergleichsweise geringen Ausgaben für das Sozialsystem sind
als Ursachen für eine geringere Steuerbelastung in Großbritannien und den USA zu nennen. Dass die in Österreich
anfallenden Ausgaben für Sozialleistungen letztlich der
Bevölkerung zu Gute kommen steht außer Frage, jedoch
sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass diese Leistungen mit Steuern finanziert werden, die wiederum von Unternehmen und Privatpersonen über Steuern bezahlt werden
müssen.
Massensteuern vs. Wirtschaftswachstum
Die künftige Entwicklung der Steuerlast ist davon
abhängig wie die Politik die Problematik der zunehmenden Staatsverschuldung zu lösen versucht. Die
Anhebung von Massensteuern würde zu einer
Beschneidung der Kaufkraft der Bevölkerung führen und damit das künftige Wirtschaftswachstum
gefährden. Eine Anhebung der Körperschaftsteuersätze hätte negative Auswirkungen auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen und damit auch
auf die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskraft. Die Senkung der Lohnsteuer würde die Nettoeinkommen der Arbeitnehmer erhöhen, deren
Leistungsbereitschaft anregen und auch die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöhen und so zu einer Entlastung
der Situation auf dem Arbeitsmarkt führen. Die Höhe der
Personalkosten ist zudem ein wichtiger Standortfaktor im
internationalen Wettbewerb.
Stattdessen könnte der Staat Kostensenkungen forcieren;
einerseits um Kaufkraft und Wirtschaftswachstum zu sichern
und andererseits um Generationengerechtigkeit zu gewährleisten indem versucht wird, die Schulden, die einer nächsten Generation aufgebürdet werden, auf ein Mindestmaß zu
Dr. Barbara Kolm
Growth. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre an der
Universität Innsbruck und der UCLA.
Generalsekretärin
das
Friedrich
August
v.
Hayek Institut in Wien, das als „Großhändler von
Ideen“marktwirtschaftliche Lösungen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Sicherung des Arbeits- u.
Wirtschaftsstandortes und Armutsbekämpfung anbietet, sowie die Lehre der Österreichischen Schule der
Nationalökonomie verbreitet. Gründerin des Austrian
Economics Center, das sich der Forschung und Politikberatung im Bereich der gesellschaftlichen Verantwortung von Individuen in Kombination mit ökonomischen
Fragen widmet. Mitglied der Mont Pélerin Society
und Präsidentin der European Coalition for Economic
Dr. Barbara Kolm, Director
Austrian Economics Center (AEC)
[email protected]
www.austriancenter.com
www.taxfreedomday.at
80
begrenzen. Wirtschaftswachstum und Anreize für
Innovationen und Bildung versprechen den Erhalt
der Kaufkraft, Beschäftigung und eine nachhaltige
Konsolidierung des Budgets.
ABB. 2
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ 210 Tage arbeiten für den Staat
INTERNATIONALER VERGLEICH DER STEUERSÄTZE FÜR 2009
Gelb = keine Veränderung in 2009; Rot = gesenkte Rate;
Orange = gesteigerte Rate
Quelle: IREF Länderberichte und Eurostat:
„Taxation Trends in der Europäischen Union, 2009“
Volkseinkommen als Basis der Berechnung
Die Auswahl des Volkseinkommens an Stelle des
Bruttoinlandsprodukts zur Berechnung des Tax
Freedom Day erfolgt aus der Überlegung, dass das
Volkseinkommen ein besseres Maß für die Summe
der Einkommen einer Volkswirtschaft ist, da dieses im Gegensatz zum Bruttoinlandsprodukt von
Verzerrungen wie beispielsweise Abschreibungen
nicht berührt ist und demnach auch die geeignete
Größe zur Berechnung einer Steuer und Abgabenquote auf Einkommen ist. Aus diesem Grund
führen viele bedeutende Wirtschaftsinstitute wie
die Tax Foundation und das Adam Smith Institute
ihre Berechnungen anhand des Volkseinkommens
durch.
Österreich
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Österreich ein Hochsteuerland in Europa ist und die
letzte substanzielle Steuerreform im Jahr 2004/05
erfolgte (Senkung der Körperschaftssteuer von 34%
auf 25%) und die Abschaffung der Erbschafts- und
Schenkungssteuer im Jahr 2008. Um die Wettbewerbsfähigkeit und die langfristige Sicherung des
Arbeits- und Wirtschaftsstandortes zu garantieren,
müssen Steuersenkungen und Ausgabenreduktionen erfolgen. «
(*) PIT: Einige Länder haben Steuerbemessungsgrundlagen. Nur die Änderungen der Steuersätze führen zu Veränderungen von gelb zu rot oder orange.
(*) VAT: Viele Länder haben spezielle Steuersätze für bestimmte Waren. Nur
Änderungen der Steuersätze führen zu gelb.
(*) Einige Länder haben Vermögenssteuern nur für Kapitalgesellschaften
oder keine.
Personal
Income*
0/36.5/43.21/50
25/30/40/45/50
10
…/45
15
8/43.5/56.1
(2010)
5.5/14/30/40
14/42/45
0/15/25/35/40
20/41
23/27/38/41/43
15
0/8/10/…/38
33.6/…/52
28/…/47.8
18/32
10.5/…/42
16
19
24/28/37/43
29/…/50
21.7 (avg.)
25
25
15/33.33/36.6
29.83
25 (max)
12.5
31.4
20
20/21
20/25.5
28
19
12.5/25
16
19
25/30
26.3
21.2 (avg.)
UK
20/…/50
21/28
USA
10/…/35
15/…/39
2.1/5.5/19.6
7/19
4.5/9/19
13.5/21.5
4/10/20
19
15
6/19
8/14/25
0/3/7/22
5/12/20
5/9/19
10/19
4/7/16
0/6/12/25
8
17.5 (15
temporarly)
0/…/6.87
(sales tax)
Austria
Belgium
Bulgaria
Croatia
Czech Rep.
Denmark
France
Germany
Greece
Ireland
Italy
Lithuania
Luxembourg
Netherlands
Norway
Poland
Portugal
Romania
Slovakia
Spain
Sweden
Switzerland
81
Corporate
Inc.
25
24.25/31/34.5
10
20
20
VAT*
Excise
10/20
6/12/21
7/20
0/10/23
9/19
UP
Wealth
tax
no
no
no
UP
no
no
Yes
no
UP
no
no
Down no
UP
no
UP Yes *
no
Yes
no
no
UP
no
UP
no
Yes *
no
UP
no
no
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes
Jörg A.L. Schallehn
Der Weg zu einer nachhaltigen
Rendite beginnt mit dem
richtigen Verständnis
vom Wesen des Geldes
82
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes
DAS BRETTON – WOODS – ABKOMMEN, DURCH DAS DIE WELTBANK UND DER INTERNATIONALE WÄHRUNGSFONDS
ETABLIERT WURDEN, WAR 1944 DER NEUSTART DES KAPITALISMUS IN DER WESTLICHEN WELT. IM OSTEN HATTE SICH
DER KOMMUNISMUS BEREITS SEIT DEN 1920ER JAHREN IN DER UDSSR ETABLIERT UND ERSTARKTE MIT DER GRÜNDUNG DER VOLKSREPUBLIK CHINA IM JAHRE 1949.
Damit begann der Wettstreit dieser beiden politischen Systeme, deren wesentlicher Unterschied sich
in der Frage abbildet: Ist Eigennutz oder Gemeinnutz
die wahre verbindende Kraft in einer Gesellschaft.
Mit dem Staatsbankrott von Island im Oktober 2008 wurde
jedoch klar, dass die Lage allseits falsch beurteilt worden
war. Auch Griechenland ist eine Folge von falsch verstandenen Mechanismen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollten bereit sein, die notwendigen Lehren aus dem Erreichten
und somit aus der Vergangenheit zu ziehen. Denn wer nicht
gewillt ist, aus der Vergangenheit zu lernen, wird gezwungen, sie zu wiederholen. Somit wird ein aufmerksamer Blick
in die Vergangenheit von Zeit zu Zeit zu einem hilfreichen
Mittel, um die Hintergründe zu verstehen.
1991 brach die Sowjetunion als am Gemeinnutz orientiertes System zusammen. Damit schien die Frage beantwortet.
Fast zeitgleich wurde in der westlichen Welt das Stakeholder – Value – System durch das Shareholder – Value – System abgelöst. Nun wurden die Gewinnmaximierung und der
kurzfristige Erfolg zum obersten Prinzip, Geld und Rendite
zum Maßstab aller Dinge.
Ich habe mir das im Oktober 2009 von Prof. K. Rogoff
(IWF – Chefökonom) veröffentlichte Buch „Dieses Mal ist
alles anders. Acht Jahrhunderte Finanzkrise“ angeschaut.
Ich fand nicht die von mir erwartete Antwort auf die Frage
nach dem „Warum“, sondern lediglich die Erkenntnis, dass
Staatspleiten keine Seltenheit sind. Sie heißen Inflationskri-
Kapitalisten und Neoliberale meinten, dass das System des
Eigennutzes mit der Devise „Der Markt wird es schon richten“ allen anderen Systemen überlegen sei. Wesentliche Kontrollmechanismen wurden verwässert bzw. aufgehoben und
damit Aspekte des Gemeinnutzens eliminiert. Es begann die Umverteilung von
Auch im Schulden – Reich von Ludwig XIV., dem
unten nach oben, dem Gier – Kapitalismus wurden mehr und mehr Tür und Tor
Sonnenkönig, drohte der Staatsbankrott.
geöffnet, alle Arten von Wetten und Spekulationen wurden sukzessive bis zum
Exzess zugelassen, wissenschaftlich gestützt durch ökonosen, Währungszusammenbrüche, Bankenkrisen, etc. Alle
mische Lehren.
weiteren Untersuchungen haben nur bestätigt, was bereits
König Midas erfahren musste: Dass der Schwindel mit den
Im Juni 2007 wurde durch den Bankrott der IKB und im
Goldmünzen den Untergang herbeiführt. Auch im Schulweiteren Verlauf der Ereignisse um Lehmann deutlich, dass
den – Reich von Ludwig XIV., dem Sonnenkönig, drohte der
Staatsbankrott. Mit Hilfe von John Law, einem in Edinburgh
der Bogen überspannt war. Der Markt ist ohne Leitplanken
nicht in der Lage, sich selbst zu organisieren. Ohne funkgeborener Nationalökonomen, Spieler und Banker, und seitionierende Kontrollmechanismen kam es zum „Beinahe
nen geldpolitischen Ideen gelang es scheinbar, Abhilfe zu
wirtschaftlichen Zusammenbruch“, der Gier – Kapitalismus
schaffen. Im Regierungsauftrag revolutionierte er das französische Finanzsystem mit der Einführung des Papiergeldes
schien dem Ende nah. Durch die staatlichen Rettungsversuals allein geltendes Zahlungsmittel.
che wurde vermeintlich das Schlimmste verhindert.
83
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes
Im Glauben, man brauche nur zu drucken, begann 1715 das
Wirtschaftswunder. Bereits 1719 brachen alle Träume und
Theorien zusammen, das Inflationsgespenst war geboren und
das Vertrauen in Papiergeld zerstört.
lichen Komponenten hinzuziehen, ergibt sich folgendes Bild:
Als erstes unterscheiden wir Eigentum und Besitz, Leistung
und Gegenleistung, Zins und Preis, Glauben und Vertrauen.
Als zweites stellen wir uns die Frage: „Was heißt Wirtschaften ?“ Dann versuchen wir, die Wechselwirkungen zu erkennen.
Dabei hatte bereits Aristoteles (384 – 322 v.Chr.) über Papiergeld folgendes gesagt: „An sich ist Papiergeld in Ordnung,
vorausgesetzt unsere Obrigkeit ist perfekt und die Könige
verfügen über eine göttliche Intelligenz.“
Eigentum im engeren Sinne (an Gegenständen und Sachen)
kann ich gut einsetzen, um von der Bank ein Darlehn zu
erhalten, das verwendet wird, um z.B. ein Geschäftsmodell
im Markt zu etablieren. Sollte der Mensch nicht über solches
„Eigentum“ verfügen, aber neben einem guten Geschäftskonzept auch über die notwendige Überzeugungskraft (Persönlichkeit), dann ist es möglich, trotzdem einen Kredit zu
erhalten. So geschehen bei den Brüdern Albrecht mit Aldi
durch die Privatbank Trinkaus & Burkardt oder bei Herrn
Beisheim mit Metro durch die Familie Haniel.
Wenn wir den Gedanken Aristoteles‘ folgen, dann haben wir
wohl immer noch nicht wirklich verstanden, um was es sich
bei GELD handelt – und einige Ökonomen mit Nobelpreis
wohl auch nicht. Wie z.B. die beiden Myron Scholes und
Robert Merton, die für das sogenannte Black Scholes Modell
1997 den Nobelpreis erhielten. Sie machten Geld zu einer
Ware und stürzten dadurch mit der LTCM (Hedge Fonds)
1998 die Welt in eine Beinahe – Finanzkrise.
Für mich ist die Frage elementar: „Ist Geld ein Recht oder
eine Ware ?“ – ähnlich wichtig und bedeutend wie die Frage:
„Ist die Erde eine Scheibe oder eine Kugel ?“ oder „Dreht
sich die Erde um die Sonne oder umgekehrt ?“ Wie die
Antwort auf meine Frage ausfällt, ist systemrelevant, denn
Staatspleiten oder Revolutionen können dadurch ausgelöst
bzw. verhindert werden.
Demnach gibt es Eigentum an Gegenständen und Sachen,
bei denen das RECHT in Grundbüchern oder Handelsregistern dokumentiert wird, und Eigentum des Menschen an sich
selbst (Persönlichkeit), das durch die MenschenRECHTE
gesichert wird.
Besitz stellt den materiellen Teil dar, mit dem Leistung
erbracht wird, sei es der Boden, der durch die Leistung des
Menschen und der Natur Früchte hervorbringt, oder die
Maschine, die ein Produkt erzeugt.
Gunnar Heinsohn gab uns einen ersten zentralen Hinweis
zur Beantwortung meiner Frage. Er ist inzwischen Mitglied
im Wissenschaftsrat der Vermögensakademie, und er hat
gemeinsam mit Otto Steiger die Eigentumsökonomik entwickelt, die
1. eine fundamentale Unterscheidung zwischen Eigentum
und Besitz macht und
2. in diesem Zusammenhang Aufklärung anbietet, wie
Geld entstanden ist, nämlich durch Belastung von
Eigentum, und
3. klarstellt, dass Zins kein Konsumverzicht, sondern eine
Entschädigung für den Verlust von Freiheit über Eigentum ist.
Alles, was auf der Welt produziert wird, wird geschaffen, um
es entweder für sich selbst zu verwenden oder um es anderen anzubieten. Damit ist alles (Aus) Tauschen und dadurch
erst entsteht Wirtschaft. In der Regel ging ein Tausch mit
zeitlichen Verzögerungen einher, d.h. Leistung und Gegenleistung passen zeitlich nicht zusammen. Deshalb brauchte
der Mensch ein Hilfsmittel, das nach Heinsohn wie folgt entstand:
Ein reicher Landwirt, der sich selbst versorgt und seinen
Überschuss gut vermarktet, erhält Besuch von einem Landwirt 2, der vom Leben nicht so begünstigt wird. Dieser fragt
den reichen Landwirt, ob er ihm seine Waren abnimmt. Da der
reiche Landwirt nichts braucht, steht er vor einem Dilemma,
Wenn wir nun den Überlegungen der beiden Wissenschaftler folgen, mit den Gedanken der Vermögensakademie in
Bezug auf persönliches Vermögen verbinden und die recht-
84
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes
denn helfen will er. Also sucht er nach einer Lösung. Ergebnis seiner Überlegungen: Er händigt Landwirt 2 einen Schein
aus, auf dem er sich für einen bestimmten Betrag verbürgt
(„reicher Landwirt ist gut für …“). Damit belastet er seinen
solches bereits als die Gegenleistung betrachtet wird. Dies ist
deshalb falsch, weil Geld ein verbrieftes Recht auf Eigentum
ist, gleichgütig ob als Papiergeld materiell sichtbar oder als
Giralgeld auf dem Konto. Geld ist, wie vielfach angenommen, keine Ware und somit auch keine
Gegenleistung und schon gar kein
„An sich ist Papiergeld in Ordnung, vorausgesetzt unsere Obrigkeit ist perfekt
Tauschmittel. Damit hat Geld auch
und die Könige verfügen über eine göttliche Intelligenz.“
Aristoteles (384 – 322 v.Chr.)
keinen Wert, außer vielleicht einen
Materialwert, bei Papier sehr gering,
Ruf und sein materielles Eigentum. Im Gegenzug erhält er
bei Gold oder Silber entsprechend seiner Reinheit und seiein Pfandrecht auf das Grundstück von Landwirt 2, und als
nem Gewicht.
Gegenleistung erhält er einen Zins. Da der reiche Landwirt
als reich bekannt ist, hat niemand einen Zweifel daran, dass
Durch Geld hat der Inhaber ein Recht auf Gegenleistung und
dieser Schein jederzeit eingelöst wird. Landwirt 2 löst diedie Möglichkeit, frei zu wählen, welche Form der Gegenleissen Schein z.B. gegen neue Saat ein, um dann mit seiner
tung er vorzieht. Ohne Geld müsste der Helfer beim Hauszukünftigen Leistung seine Verbindlichkeiten wieder abzubau von mir als Gegenleistung akzeptieren, was immer ich
lösen. Der Besitzer des Scheins kauft sich seinerseits das,
habe. Kann er nichts von dem, was ich ihm anbiete, brauwas er braucht, irgendwann landete der Schein wieder bei
chen, „schulde“ ich ihm die Gegenleistung. Damit wird deutdem reichen Landwirt und wenn Landwirt 2 diesem Ware
lich, dass im Geld eine Kreditvergabe enthalten ist. Mit Geld
gibt, die der reiche Landwirt nun auch braucht, erlischt die
übertrage ich die Gegenleistung auf jemand anderen. Dieser
Andere heißt Markt. Im Markt entstehen durch Angebot und
Gültigkeit des Scheins. So oder so ähnlich könnte man sich
Nachfrage Preise. Auch die menschliche Leistung hat einen
die Geburtsstunde von Geld vorstellen.
Preis, der sich ebenfalls durch Angebot und Nachfrage findet.
Heute geht alles einfacher, aber die Gesetze, die dem Geld zu
Grunde liegen, sind immer noch die gleichen: Geld hat immer
Je neutraler Geld (Recht) gestaltet ist, desto öfter ist es vereinen Eigentums– und Leistungsbezug, es stellt immer ein
wendbar. Die erwünschte Neutralität ist am größten, wenn
Recht dar, das Recht auf eine Gegenleistung. Es ist immer
die Geldhoheit beim Staat liegt. Damit geht auch einher, dass
verbunden mit Vertrauen. Es beinhaltet immer einen Kredit
dem Vertrauen, das dem Geld innewohnt, Genüge getan wird,
(credere = Glauben). Kredit hat immer etwas mit Zukunft
indem der Staat jederzeit das Geld gegen eine Leistung einzu tun.
tauschen kann, die der Überbringer für sich verwenden kann.
So geschehen in den USA, als sich der Staat verpflichtete,
Weiter oben haben wir den Eigentumsbegriff bereits auf den
jeden ausgegebenen Dollar gegen Gold zu tauschen (Gold
Menschen erweitert. Wir gehören uns ! Ist das nicht der Fall,
gedeckte Währung), was jedoch im Jahre 1933 gegenüber den
liegt der Mensch entweder im Koma oder ist ein Sklave. In
Bürgern und 1973 gegenüber den Mitgliedstaaten des Bretton
jedem von uns ist der Wunsch, der Anspruch, das Bedürf– Woods – Abkommens eingestellt wurde, woraufhin dieses
nis vorhanden, etwas leisten zu wollen. Eine erbrachte LeisBündnis aufgegeben wurde.
tung ist unser Eigentum, aus Leistung entsteht materielles
Eigentum / Besitz, z.B. ein Haus, das ich mit meinen eigenen
Hier die wesentlichen Punkte, die speziell bei der ersten HerHänden baue, in dem ich wohne. Versichere ich mich beim
ausgabe, aber auch bei allen folgenden gelten (sollten):
Hausbau der Hilfe Dritter, so haben diese Anspruch auf eine
1. Der Staat verfügt über ausreichend Eigentum.
Gegenleistung.
2. Die Leistung seiner Volkswirtschaft ist bekannt und
kann in ihrer Abhängigkeit von noch nicht erbrachten
Es besteht jedoch in unserer Gesellschaft und unserer Zeit
Gegenleistungen und den resultierenden Wechselwirein großer Irrtum: Immer wieder passiert es, dass Geld als
kungen richtig beurteilt werden.
85
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Der Weg zu einer nachhaltigen Rendite beginnt mit dem richtigen Verständnis vom Wesen des Geldes
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Das führt – abhängig von der UmschlagsgeschwindigStaat, die Zentralbanken und die Banken, die mit ihrer Politik
keit – zu der notwendigen Geldmenge.
und den falschen Impulsen es besonders „Ausgeschlafenen“
Neue Produktivität ist von Umtausch zu unterscheiden.
aus der Wirtschaft erst ermöglichen, ihr Diebstahlspiel zu
Bei einer Kreditvergabe sind folgende Faktoren genau
betreiben. Es liegt an jedem Einzelnen, jedem Bürger, sich
zu beurteilen: neue Produktivität, Umtausch, Finanznicht länger ausnutzen zu lassen, die Enteignung zu stoppen.
kredite, Fähigkeit, Würdigkeit, Sicherheiten, Bewertung.
Mit einem besseren Verständnis von Geld wäre vieles in
Wann und wie entsteht Inflation oder aber Deflation?
unserer Welt ausbalancierter. Es ist Aufgabe des Staates und
Preisentwicklung durch Angebot und Nachfrage: Wie
seiner Politiker, unabhängig zu sein und dafür zu sorgen,
viel Inflation oder Deflation sind
eingepreist?
Wir gehen soweit, dass kein Staat das Recht
Wie stellt sich die Zinspolitik dar,
die sich aus dem bisher Gesagten
hat, wahllos Geld zu drucken.
ableitet?
dass die Wirtschaft ihrer Aufgabe nachkommt, Leistung und
Gegenleistung in Balance zu halten. Es kann und darf nicht
die Aufgabe sein, sich mit dem Drucken von Geld aus der
Affäre zu ziehen und Unrecht hervorzubringen.
All das mit Bezug auf die Welt, in der wir leben und in der
wir unter Nutzung ihrer Ressourcen schaffen und arbeiten.
Leistung und Gegenleistung sind Prinzipien der Wirtschaft. Aus ihnen entsteht Kaufkraft. Wird Geld nun ohne
Leistungsursprung gedruckt, kann es keinen Anspruch auf
Gegenleistung geben, und das hat fatale Folgen. Derjenige,
der die Leistung bereits erbracht hat und den Geldschein
besitzt, wird um den Wert seiner Leistung betrogen, da diese
durch bloßes Gelddrucken gemindert wird. Damit findet eine
permanente, schleichende Enteignung (Diebstahl) statt. Diesen Vorgang nennt man etwas vornehmer Inflation.
Sicher ist es nicht einfach, eine solche Balance in einer globalen Welt zu wahren, doch sollte es mit den heutigen Möglichkeiten machbar sein – sofern der Wille dazu vorhanden ist.
Fazit:
Es kann immer noch sein, dass wir uns irren. Prüfen Sie
selbst: Wenn Geld ein Recht (und keine Ware) ist, das durch
Leistung (Eigentum) entsteht, dann verkörpert Geld einen
Anspruch auf Gegenleistung. Wenn dieses Recht weitergegeben wird, erlischt mein Anspruch und der des Anderen
lebt auf. Dies kann unendlich so weiter gehen. Entscheidend
ist, dass auch immer Kredit, Glauben und Vertrauen im Geld
wirken.
Wir gehen soweit, dass kein Staat das Recht hat, wahllos
Geld zu drucken. Schon durch die Mathematik, der sich Banken bedienen, um Kredite herauszugeben – wir erinnern uns:
Hierbei werden zukünftige Leistungen finanziert –, entsteht
so etwas wie Gelddrucken. Die Aufgabe und das Interesse
eines Staates kann nur im Ausbalancieren von Inflation
(Geldmengenerhöhung), Deflation (Geldmengenminderung),
Recht und Gerechtigkeit liegen.
Wenn Kapitalismus für den Eigennutz steht und Sozialismus für den Gemeinnutz, dann steht Geld für den Gesamtnutz. Gerechtigkeit entsteht, wenn diese Faktoren in Balance
gehalten werden.
Für die Gesellschaft und den von ihr beauftragten Staat ist
es unerlässlich, sich mit Geld und den ihm innewohnenden
Gesetzmäßigkeiten zu beschäftigen. Aus meiner Sicht sollte
und müsste dieses Thema schon in den Schulen gelehrt werden. Damit wäre es schwieriger, dass sich höhere Instanzen
das Eigentum anderer unrechtmäßig aneignen – und an dieser Stelle meine ich mit „höheren Instanzen“ vor allem den
Das vergrößert die Verantwortung von Staat und Politikern
und macht die Aussage von Aristoteles zu einer sehr weisen. «
86
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille
Ralf Flierl
Durch die
österreichische Brille
Wer sich mit Austrian Economics beschäftigt,
sieht die Welt mit ganz anderen Augen – auch
was die Börsen anbelangt.
88
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille
KRITIK AM JETZIGEN FINANZSYSTEM DER DERZEITIGE ZUSTAND DER WELT(-WIRTSCHAFT)
IST NICHT GOTTGEGEBEN. GANZ IM GEGENTEIL: EINE WIRKLICH AN DER NATUR DES MENSCHEN ORIENTIERTE WIRTSCHAFTSORDNUNG WÄRE FÜR DIE MEISTEN WIRTSCHAFTSSUBJEKTE FAST NUR MIT VORTEILEN GEGENÜBER HEUTE VERBUNDEN – WENNGLEICH SIE AUCH KEIN PARADIES WÄRE. ALLERDINGS WÜRDE
EINE „ÖSTERREICHISCHE WELT“ VÖLLIG ANDERS AUSSEHEN ALS UNSERE DERZEITIGE.
DIESER ARTIKEL IST DAHER ALS KONSTRUKTIVE KRITIK AN UNSEREM JETZIGEN WIRTSCHAFTSUND FINANZSYSTEM ZU VERSTEHEN.
Wer die Prinzipien einer Welt mit gesundem Geld verstanden hat, dem wird schlagartig bewusst, was in
unserer jetzigen Welt falsch läuft. Und zudem lässt
sich dann auch prognostizieren, wie sich das jetzige
Finanzsystem in groben Zügen weiterentwickeln wird.
Sehen wir uns dazu Abb. 1 an. Der obere Teil zeigt,
schematisch dargestellt, die typische Entwicklung in
unserem derzeitigen System: Die Wirtschaftsleistung
(BIP) legt über die Jahre relativ konstant zu, allerdings bei sehr viel schneller steigender Geldmenge.
Dieses überproportionale Geldmengenwachstum ist
nur in unserem Fiat-Money-System, also einem System von ungedecktem Papiergeld, möglich. Denn hier
entsteht Geld durch die Aufnahme von neuen Schulden. Dies erfolgt erstens über die stetig steigende
Staatverschuldung. Und zweitens über die Banken,
die im Zusammenspiel mit der Zentralbank ein Vielfaches ihres Eigenkapitals als Kredite ausgeben können (Teilreservesystem).
dementsprechend mit nach oben. Zwar steigt dann auch das
BIP deutlicher (Crack-up-Boom), aber nicht mehr in vergleichbarem Maße. In diesem Schema würde es in Periode 11
vermutlich zu einer Währungsreform (Staatsbankrott) kommen. Die aktuelle Situation dürfte in etwa der Periode 9 in
Abb. 1 entsprechen.
Die „österreichische Welt“
Im Gegensatz dazu könnte in einer österreichischen Welt die
Geldmenge nicht bzw. nicht sehr stark ausgedehnt werden1.
Dementsprechend würde es auch keinen Wirtschaftsboom
geben, wie er heutzutage mit der Neukreditaufnahme kreiert
werden kann. Die Wirtschaftsleistung würde sich, nominal
gesehen, daher recht konstant entwickeln. Die Preise dagegen müssten theoriegemäß sogar leicht fallen, was mit dem
technischen Fortschritt und Effizienzsteigerungen begründet
werden kann. So ist es einem Unternehmer mit einer neuen
besseren Maschine möglich, mehr Waren mit demselben Produktionsfaktor bzw. in der selben Zeit wie früher herstellen. Dadurch vermag er seine Verkaufspreise zu senken und
damit einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten zu erzielen. Gesamtwirtschaftlich wird daher bei der Unterstellung
von laufendem technischem Fortschritt das allgemeine Preisniveau (leicht) sinken2. Vor diesem Hintergrund jedoch ist die
Geld- und Realwirtschaft
Die laufend weiter steigende Geldmenge rührt also aus der
Neuverschuldung, die in jeder Periode durch den Staat und
Privatwirtschaft (via Banken) eingegangen wird. Dieses
regelmäßige Geldmengenwachstum „trifft“ auf ein „hinterherhinkendes“ Güterangebot. Was zur Folge hat, dass
die Preise steigen (Teuerung). Wie Abb. 1 oben auch zeigt,
wächst die Schulden- und damit die Geldmenge sehr viel
stärker als das BIP, und dies hat nicht zuletzt mit dem Zinseszins-Effekt zu tun. Am Schluss (ab Periode 8 bis 10) wächst
die Geldmenge sogar exponentiell und zieht auch die Preise
1) Hierbei wird idealtypischerweise von einer hoch entwickelten Volkswirtschaft
ausgegangen. In sogenannten aufstrebenden Ländern (Emerging Markets) bzw. bei
neuen großen Funden von Edelmetallen (soweit diese als Deckung für eine Währung
herangezogen würden) wäre natürlich auch ein leichter Anstieg der Geldmenge oder
des BIP möglich.
2) Kritiker der Österreichischen Schule könnten hier einwenden, dass sich bei laufendem Rückgang des Preisniveaus automatisch ein Attentismus (Abwartehaltung)
unter den Konsumenten breit macht. Schließlich würde man eine Ware umso günstiger bekommen, je länger man mit dem Kauf wartet. Damit drohe die Wirtschaft in
eine „deflationäre Spirale“ zu geraten. Tatsächlich wäre das Phänomen des Konsumrausches, wie er für die heutige Zeit typisch ist – man denke an den Immobilien- und Konsumboom in den USA in den letzten Jahrzehnten –, in einem System
89
ABB. 1
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille
FIAT-MONEY-SYSTEM VERSUS „ÖSTERREICHISCHE WELT“
Quelle: Smart Investor
treter der Österreichischen Schule in Deutschland,
völlig richtig, dass irgendwann „nachhungert“ werden muss, was „vorgefressen“ wurde.
Die "österreichische Welt"
Ein „österreichischer Finanzsektor“
Bei all diesen Überlegungen wäre natürlich inte4,5
ressant zu wissen, wie sich der Finanzsektor und
4
3,5
BIP
vor allem auch die Börsen in einer österreichiGeldmenge
3
Preise
schen Welt verhalten würden. Die Antwort muss
2,5
sehr ernüchternd ausfallen: Der Finanzsektor, zum
2
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
dem im weiteren Sinne selbstverständlich auch die
Finanzpresse und damit auch „Smart Investor“ zu
Unsere derzeitige Welt
zählen ist, würde nicht 30 oder 40% der Volkswirt25
schaft ausmachen, sondern vielleicht nur noch 3,
BIP
20
Geldmenge
4, 5 oder höchstens 6%. Er wäre also um den FakPreise
15
tor 5 bis 10 kleiner als heute. Das bedeutet, dass
10
viele der heutigen Finanzprodukte und -Dienstleis5
tungen keine Chance am Markt hätten. Entweder,
0
weil das nicht vorhandene Geldmengenwachstum
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
keinen Raum dafür ließe. Oder aber, weil sie aufgrund des deutlich höheren Qualitätsbewusstseins
stetige bzw. konstante nominale Wirtschaftsentwicklung (des
der Menschen nicht nachgefragt würden. So wären undurchBIP) gar nicht so statisch. Denn aufgrund des Rückgangs des
schaubare Derivate-Konstruktionen, wie sie heute vielfach
Preisniveaus steigt das BIP real (also unter Herausrechnung
angeboten werden, völlig undenkbar. Aber auch die Fonddes Preisrückgangs) kontinuierlich an.
sindustrie, die zum großen Teil nur mittelmäßige oder gar
vermögensvernichtende Produkte hervorbringt, würde sehr
In einer „Austrian World“ führt der technische Fortschritt
stark eingedampft werden. Ganz zu schweigen von den Banken, die keine Kredite mehr vergeben, sondern nur noch vertatsächlich zu einer realen Verbesserung des BIP und damit
mitteln könnten.
auch des Wohlstands, und dies in einer relativ konstanten
und nachhaltigen Weise. In einem Papiergeld-System (wie
derzeit) dagegen erkauft man sich mit den ständig neuen
Aktien & Anleihen
Krediten zusätzliches Wachstum3, welches dann mit der Zeit
Dieses Umfeld würde selbstverständlich auch an den Böraber über die nachfolgende Teuerung zunichte gemacht und
sen enorme Auswirkungen haben. Zum einen ist zu vermuschließlich real sogar ins Gegenteil (Schrumpfung) verkehrt
ten, dass im Vergleich zu heute viel weniger Finanzierungen
wird. Daraus entsteht der sogenannte Boom-and-Bust-Zyküber Fremd- und sehr viel mehr über Eigenkapital erfolgen
lus. Daher sagt Roland Baader, einer der bekanntesten Verwürden. Die Anleihenmärkte wären also deutlich abgespeckter. Bei den Aktienmärkten wäre vermutlich sogar mit einer
mit gedecktem Geld nicht möglich. Das Konsumverhalten würde sich weitaus stetigrößeren Anzahl von gelisteten Unternehmen als heute zu
ger, also mit viel weniger ausgeprägten Boom- und Bust-Phasen entwickeln. Davon
abgesehen wird die Gefahr einer deflationären Spirale deutlich überschätzt. Erstens
rechnen, aber im Durchschnitt mit sehr viel kleineren (siehe
wären davon ohnehin nur Produkte betroffen, bei denen technischer Fortschritt
möglich ist (bei vielen ist dies wohl nicht der Fall). Zweitens zeigt das Beispiel Comauch Interview mit Roland Baader). Die Kursentwicklung an
puter, dass sich auch im Falle über Jahrzehnte laufend sinkender Preise kein Attentismus bemerkbar machen muss.
den Aktienmärkten wäre dagegen eine völlig andere. Wäh3) Genau hierin liegt auch das Motiv für die Abkehr von einem gedeckten Geldsystem. Erstens lassen sich mit ungezügelter Kreditaufnahme Wohltaten für die Bevölrend heute Aktienanleger fast nur noch auf die Performance
kerung erzielen, womit man sich wiederum deren Wählerstimmen „erkaufen“ kann.
Zweitens lassen sich nur mit drastischer Neuverschuldung große „Projekte“ wie z.B.
ihrer Titel achten, hätten sie in der Austrian World mit dieKriege oder auch die Raumfahrt finanzieren. So wurde die z.B. FED auch kurz vor
dem ersten Weltkrieg installiert, womit die Möglichkeit entstand, den Goldstandard
ser Erwartungshaltung nicht viel Freude. Denn hier würden
5,5
5
in den USA zu umgehen und so den Krieg über neue Schulden zu finanzieren.
90
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Dem Mainstream den
Rücken kehren.
ABB. 2
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Durch die österreichische Brille
DOW JONES INDUSTRIALS SEIT 1920
auf 10.000). Dies entspricht einer Rendite von fast
10.000% in 90 Jahren bzw. 5,25% pro Jahr. Bereinigt um die Inflationsrate ist die Kursentwicklung
jedoch schon weitaus weniger sportlich, nämlich nur noch etwa 900% (von 100 auf 1.000), was
einem jährlichen Zuwachs von rund 2,60% entspricht. Bedenkt man zudem, dass ab Anfang der
80er Jahre die Teuerungsrate massiv nach unten
manipuliert wird, indem die Berechnungsparameter laufend geändert werden (Stichwort: hedonische Preisindizes)4, so dürfte der Perfomanceschub
in den 80er Jahren real noch deutlich schwächer
zu sehen sein. Realistischerweise könnte man vermutlich im langjährigen Durchschnitt nur von einer
Aktienmarktperformance zwischen 1,5 und 2%
jährlich ausgehen (bei 1,8% jährlicher Rendite hätte
sich der Dow in 90 Jahren verfünffacht). Anbieter
von Finanzprodukten wie z.B. Fonds mit jährlichen Verwaltungsgebühren von 1,5% oder mehr hätten in einem solchen
Umfeld sicherlich kaum Absatzmöglichkeiten.
(nominal und infl ationsbereinigt)
Quelle: www.markt-daten.de
ABB. 3
aufgrund der deutlich geringeren Schwankungsbreite ganz
klar die Dividende und die damit zu erzielende Rendite im
Vordergrund stehen. Im Übrigen bedeutet dies auch, dass
ANNUAL CONSUMER INFLATION - CPI VS ALTERNATE
Fazit
Unser jetziges Wirtschafts- und Finanzsystem
hat einen Systemfehler, nämlich das ungedeckte
Zwangsgeld. Mit diesem Fehler lassen sich alle
ökonomischen und teils auch gesellschaftlichen
Missstände und Fehlentwicklungen unserer heutigen Zeit schlüssig erklären. Allerdings verschließt
sich der Mainstream hartnäckig den Erkenntnissen der Austrians, und obendrein wäre es für eine
erfolgreiche radikale Wende bereits zu spät. Um ein
oft zitiertes Bild zu gebrauchen: Es ist heute nicht
mehr fünf Minuten vor zwölf, sondern mindestens
30 Minuten nach zwölf! Mit dieser Aussage soll
der geneigte Leser nicht desillusioniert werden.
Vielmehr sollte er nach der Lektüre dieses Artikels
verinnerlicht haben, dass ein Wirtschafts- und Finanzsystem sehr viel besser und nachhaltiger gestaltet sein kann und
irgendwann auch wieder wird, als das, was wir jetzt haben.
Year to Year Change. Through July 2010. (Source:BLS, SGS)
Quelle: www.shadowstats.com
die Fundamentalanalyse zulasten der Technischen Analyse
wieder deutlich mehr im Fokus der Investoren stehen würde.
Die Nominal-Performance täuscht
Die dünne obere Linie in Abb. 2 zeigt die Entwicklung des
Dow Jones seit 1920 (die Kursskala ist logarithmisch, der
Startpunkt wurde auf 100 normiert). Bis heute sich hat der
US-Aktienmarkt ziemlich genau verhundertfacht (von 100
Von Ralf Flierl, Chefredakteur des Smart Investor
«
4) Gemäß den Auswertungen des US-Statistikers John Williams dürfte in den offiziellen Daten die Teuerungsrate seit 1980 im Durchschnitt um zwei volle Prozentpunkte jährlich unterschätzt worden sein (www.shadowstats.com). Abb. 3
92
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft?
Nikolaus Kimla
Staatssucht:
Welche Therapie hilft?
94
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft?
IN GANZ EUROPA SCHMÜCKT SICH EIN TEIL DER ENTSCHEIDUNGSTRÄGER AUS WIRTSCHAFT UND POLITIK DAMIT,
DIE KRISE ERFOLGREICH ÜBERWUNDEN ZU HABEN. DIE LEICHTE AUFHELLUNG AM KONJUNKTURHORIZONT WIRD MIT
EINEM WIEDEREINTRITT IN DEN KONJUNKTURPFAD VOR DER KRISE VERWECHSELT. UND FÜR VIELE MENSCHEN HAT
DIE KRISE – DANK DER SÜNDTEUREN „KONJUNKTURMASSNAHMEN“ DER REGIERUNGEN, DIE MASSIV ÜBERS ZIEL
HINAUSGESCHOSSEN HABEN (STICHWORT: ABWRACKPRÄMIE) – OHNEHIN NICHT STATTGEFUNDEN.
Doch die Wirklichkeit ist eine andere. Nach der Krise
ist vor der Krise. Explodierende Schuldenberge und
wacklige Währungen prägen das Bild. „Ozeane aus
Scheingeld“ sieht Roland Baader über uns hereinbrechen. Aber das alles sind nur Symptome einer
viel grundlegenderen Entwicklung: der fundamentalen Gefährdung unserer Freiheit.
ein großer Teil der Entscheidungsträger sich derer entledigt.
Der schleichende Verlust der Freiheit ist eine kulturelle Herausforderung, die sich im staatlichen Anreizsystem widerspiegelt bzw. dessen Ergebnis ist. Man darf von einem Staat
mit einer Staatsquote von rund 50 Prozent freilich nicht
erwarten, dass er über ein kluges Anreizsystem für die Förderung individueller Freiheit und Verantwortung verfügt.
Dann sägt der Staat nämlich am Ast, auf dem er sitzt. Anders
ausgedrückt: Staat macht süchtig- nach mehr Staat. Das ist
das große gesellschaftspolitische „Programm“, das in zahlreichen europäischen Staaten abgespielt wird. Und dank der
Krise und ihrer vermeintlich erfolgreichen Bekämpfung mit
großem Erfolg.
Um die Freiheit ist es still geworden
Um die Freiheit ist es nicht nur in Zusammenhang mit der
Krise und ihrer „Bekämpfung“ auffallend still geworden.
Tritt sie uns nicht gerade als konsumentische Wahlfreiheit
für Instant-Kaufentscheidungen entgegen, macht sich für
die Freiheit kaum jemand mehr stark. Möglicherweise wird
das Ansteigen der Steuer- und Abgabenlasten, mit denen
Die Politik hat den Staat zur individuellen Wunscherfüldie Staaten ihre kreditfinanzierten Anti-Krisen-Pakete
lungsmaschine gemacht. Was die Stimmbürger wünschen
finanzieren, einer breiten Öffentlichkeit deutlich machen, dass ihre Freiheit, über ihr hart
Die staatlich kultivierte „Wünsch Dir was“erarbeitetes Geld nach eigenem Ermessen zu
Industrie blüht und gedeiht.
verfügen, massiv geschrumpft ist. Darin liegt
denn auch die große Chance, den Stellenwert
der Freiheit wieder breit und öffentlich zu erörtern. Und die
und wünschen sollen, wird umgehend umgesetzt. Auf ihre
Freiheit zu stärken.
Kosten bzw. auf Kosten der Steuerzahler, aber darüber wird
nicht viel geredet. Die staatlich kultivierte „Wünsch Dir
was“-Industrie blüht und gedeiht. Das hängt wohl auch mit
Trotz kosumentischer Wahlfreiheit ist die reale Flexibilität
der Entscheidungsfreiheit im Rückzug. Denn die freie Wahl
den individuellen Präferenzen zusammen, die gleichermaßen
zu haben heißt nicht allein, Entscheidungen treffen zu dürgefordert wie gefördert werden. Frei nach der Devise: Ich will
alles – und das gleich. Leistung – ohne Gegenleistung. Hohe
fen, sondern Entscheidungen treffen zu müssen. Diese Entscheidungsfreiheit zieht Verantwortung nach sich, auch wenn
Erträge – ohne viel Arbeit. Viel Geld – ohne Sparen. Waren
95
doch die individuellen Präferenzen je nach Alter unterschiedlich, scheint heute die frühzeitig in Rente geschickte Aufbaugeneration sich mehr mit Schnäppchenjägerei zu beschäftigen. Traumreise, Trauminsel, Traumpartner im Alter, die
„Wünsch Dir was - Industrie“ – macht es möglich, doch diese
irrsinnige Spirale ohne jeglichen Untergrund, wird uns durch
unfinanzierbare Pensionen und Gesundheitskosten an den
Abgrund der Finanzierbarkeit bringen.
ten Sinne des Wortes reifen. Doch was zeichnet den ordentlichen Kaufmann aus?
➛ Lernen:
Perspektive braucht Entwicklung. Und Entwicklung braucht
Lernen. Wir müssen lernen, richtig zu lernen, wenn wir
uns richtig entwickeln wollen. Lebenslanges Lernen ist die
Anforderung der Neuzeit.
➛ Üben:
Was man gut macht, soll man besser machen können. Denn
das stiftet mehr Nutzen. Der Weg dazu führt nur über das
(Aus-)Üben. Individuelle Weiterentwicklungsbereitschaft ist
in allen Bereichen gefragt – gerade in Bildung und Beruf.
„Das Wesentliche ist aber nicht die Begabung, sondern das,
was man aus ihr macht.“ hält Prof. Malik in dem Standardwerk: „Führen, Leisten, Leben“ fest und vertieft: „ ..und das
erfordert, wie jede Erfahrung und Analyse zeigt, ständiges
Üben.“
Mit einem Wort: Unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung ist die Perspektive abhanden gekommen. Wir leben in
beschleunigten Verhältnissen, in denen sich offenkundig niemand mehr traut, auf die Bremse zu treten.
Der ordentliche Kaufmann
Gefragt ist die Haltung des ordentlichen Kaufmanns. Denn
nur aus der Wirtschaft und dem wieder erstarkenden Unternehmertum kann eine nachhaltige Reform ausgehen, denn
Manager müssen vom Kaufmann zum Unternehmer im bes-
96
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Staatssucht: Welche Therapie hilft?
➛ Dienen:
Wer gut im (Aus-)Üben ist, der verdient viel. Der ist sich aber
auch dessen bewusst, dass sein (Aus-)Üben nicht bloß auf
Verdienen, sondern auch auf Dienen abzielt. Heute wollen
viel zu viele verdienen, ohne zu dienen. Darunter leiden nicht
nur die Kunden. Unsere Gesellschaft torpediert sich so zu
ständigen Gier und Geiz Anreizen und nimmt die wesentliche Veränderung der schleichenden Umverteilung von unten
noch oben nicht mehr wahr.
für die Haltungen des ordentlichen Kaufmannes? Das ist die
große Frage für Politik und Gesellschaft in den kommenden
Jahren. Der bisherige Weg führt in Armut und Radikalisierung.
Vieles spricht dafür, dass wir lernen müssen, Freiheit und
Verantwortung neu zu buchstabieren. Wir brauchen eine neue
Verantwortungsarchitektur, welche die Verantwortungslasten und Verantwortungschancen neue ausbalanciert zwischen
Individuum, Bürgergesellschaft und Staat. Es braucht neue
Verantwortungspartnerschaften. Analog zu den Public Private Partnerships brauchen wir Freedom Resonsibility Partnerships.
So wurde aus dem Stakeholder der Shareholder, Geldverdienen ohne Beteiligung, ohne Dienst am Kunden. Doch aus
Nichts kann doch nur wieder Nichts werden? Der Versuch
des „creatio ex nihilo“ (geschaffen aus dem Nichts) scheint
beim Dienen sein Ende gefunden zu haben. Dienen hat seinen
Ursprung und sein Ziel beim DU wie der Religionsphilosoph
Martin Buber treffend bezeichnete.
Das bewährte Modell der
Freiwilligen Feuerwehr hilft uns
als Denkfigur weiter!
➛ Sparen:
Wer gut dient und verdient, der ist gut beraten, das Verdiente zu sparen. Sparen ist aus der Mode gekommen. Mit
lächerlichen Sparzinsen will sich niemand zufrieden geben.
Das System hat diese Haltung gefördert: Der kleine Sparer
wurde bestraft. Wer über seine Verhältnisse lebte und lebt,
belohnt. Das muss sich wieder ändern. Denn nur Sparen ist
die Grundlage, um das zu ermöglichen, was Wirtschaft und
Wohlstand nachhaltig stärkt.
Das bewährte Modell der Freiwilligen Feuerwehr hilft uns
als Denkfigur weiter: Für ihren persönlichen Schutz und
ihre persönliche Freiheit schließen sich Bürger mit anderen
zusammen, um gemeinsam entsprechende Leistungen zu
organisieren.
Der Staat bietet dafür den nötigen Rahmen und punktuelle
Unterstützung. Aber er setzt nicht länger Anreize, gar nichts
für die eigene Freiheit zu tun und alles an ihn zu delegieren. Wie könnte ein Gesundheitswesen aussehen, das individuelle, gemeinschaftliche und staatliche Leistung klug verbindet? Wie ein Pensionssystem, das ohne Staatszuschuss
auskommt? Wie soziale Sicherheit, die den Status des Sozialhilfebeziehers nicht bloß vererbt?
➛ Investieren:
Entwicklung braucht Investitionen. Investitionen nicht in
windige Termingeschäfte, sondern in mittel- und langfristige, für den wirtschaftlichen Erfolg notwendige Güter, Infrastrukturen, Dienstleistungen etc. Nur langfristige Investitionen sichern langfristig eine positive wirtschaftliche
Entwicklung. Wer kurzfristig denkt, bekommt eben kurz
darauf die Rechnung dafür präsentiert.
Darüber nachzudenken ist gerade jetzt wichtiger denn je. Die
Österreichische Schule der Nationalökonomie liefert dafür
Bezugspunkte jenseits von Menschen- und Staatsbildern, die
mit der Krise gescheitert sind. «
Wir tun gut daran, die Tugenden und Strategien des ordentlichen Kaufmanns zum Maß der Dinge zu machen. Und nicht
länger die Staatssucht zu kultivieren, die uns Kaskaden von
letztlich auch unfinanzierbaren Instant-Wünschen beschert.
Freiheit braucht Verantwortung
Was ist also die richtige Therapie gegen die Staatssucht und
97
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise!
Der österreichische Private Equity- und Venture Capital-Markt 2009
Privates
Wachstumskapital –
Ausweg aus der Krise!
ÖSTERREICHISCHE PRIVATE EQUITY UND
VENTURE CAPITAL KURBELT TROTZ ALLER
WIDRIGKEITEN DIE KONJUNKTUR AN
98
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise!
PRIVATES WACHSTUMSKAPITAL INVESTIERT 2009 133 MIO. EURO IN 89 KMU UND TRÄGT SOMIT TROTZ ALLER INTERNATIONALER UND NATIONALER HÜRDEN ZUR KONJUNKTUR-BELEBUNG SOWIE ZUR ARBEITSPLATZSCHAFFUNG UND
-SICHERUNG IN ZEITEN DER INTERNATIONALEN FINANZKRISE BEI.
DAS FUNDRAISING 2009 WEIST MIT 287 MIO. EURO SOGAR EINE STEIGERUNG GEGENÜBER DEM VORJAHR UM 16% AUF.
DAMIT STEHEN AUCH FÜR INVESTMENTS DER NÄCHSTEN JAHRE MITTEL ZUR VERFÜGUNG.
FIG. 1
Die AVCO, die Dachorganisation der österreichischen
die mittlere Deal-Größe gegenüber dem Vorjahr gesunken
Beteiligungskapitalindustrie und Ansprechpartner
ist. Das Buyout-Segment ist 2009 rückläufig, jedoch konnten
für alle Fragen zu Private Equity und Venture Capidie Frühphaseninvestments zulegen und liegen nun bei 26%
tal in Österreich, veröffentlicht die aktuellen
Zahlen zum österreichischen Private EquityINVESTMENTS ÖSTERREICH 1995 - 2009 (in mio. Euro)
Markt.
Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks
Industry statistics (by ountry of private equity firm)
Im Jahr 2009 wurden von österreichischen Private
335
Equity- und Venture Capital-Fonds insgesamt 133
Mio. Euro an privatem Wachstumskapital in 89
216
kleine und mittlere Unternehmen investiert. Ein
163
158
147 146
141 143
Wert, der belegt, dass die heimische Private Equity133
113
89
und Venture Capital-Industrie, trotz internationa51
ler Finanzkrise weiter handlungsfähig bleibt. Ins19
1
1
besondere die Unternehmen, die bereits vor Beginn
1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
der Krise einen Private Equity-/Venture CapitalMiteigentümer an Bord hatten, profitieren nun von
der Möglichkeit allfälliger Folgeinvestments und von der
des Investmentvolumens. „Business and Industrial Products“
aktiven Management-Unterstützung, mit der Eigenkapitalführen auch heuer wieder das Branchen-Ranking an, gefolgt
investment einhergeht.
von „Chemicals and Materials“ und „Computer and Consumer Electronics“.
Die weitere Aufrechterhaltung der Investitionstätigkeit, wenn
auch auf niedrigerem Level, geht mit einer wieder leicht
Das Fundraising steigt leicht.
gestiegenen Fundraising-Aktivität einher. In den neu eingeDie Mittelbeschaffung für zukünftige Beteiligungsinvestitiworbenen Fondsmitteln für zukünftige Beteiligungsinvestionen ist durch die internationale Finanzkrise auch in Östertionen, in der Höhe von 287 Mio. Euro, ist ein signifikanter
reich sehr schwierig, wie in allen Teilen Europas ebenfalls zu
Anteil von 64% an öffentlichen Mitteln enthalten.
beobachten ist. Konnten die österreichischen Private EquityGeber 2008 lediglich 248 Mio. Euro an frischem Kapital ein
Investments
werben, so ist 2009 mit 287 Mio. Euro ein Steigerung um
16% zu beobachten (Fig. 2). Der traditionell hohe Anteil
Insgesamt wurden im Jahre 2009 133 Mio. Euro von österreichischen Fonds in 89 Unternehmen investiert (Fig. 1).
an Banken, als Quelle für kommittiertes Kapital 2009 ist
Damit bleibt die Anzahl der Unternehmen, in die investiert
nahezu erloschen. Kompensiert wurde dies hauptsächlich
durch öffentliche Mittel, was im europäischen Trend liegt
wurde gegenüber dem Vorjahr auf gleichem Niveau, wobei
99
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise!
FIG. 2
und speziell in Österreich durch fehlende, international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen verstärkt wird, da internationale, institutionelle Investoren nicht für den heimischen
Markt und seinem herrschenden Gesetzesvakuum gewonnen
werden konnten.
Bei den Deinvestitionen schlagen nun erstmals Abschreibungen (43%) deutlich zu Buche, gefolgt von Trade Sales mit
30% des Exitvolumens. Im Vorjahr betrugen die Abschreibungen noch 10% des Exitvolumens. Nach wie vor ist zu
beobachten, dass mit den Exits aber auch abgewartet wird.
Ein Vorteil für so manches Beteiligungsunternehmen, da diese mit dem Private Equity-/Venture
Capital-Investor über einen starken Miteigentümer
verfügen, der mit Know-how, Management-Unterstützung und zusätzlichem Kapital durch die Krise
hilft.
FUNDRAISING ÖSTERREICH 1995 - 2009 (in mio. Euro)
Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks
Industry statistics (by ountry of private equity firm)
508
Nationale und internationale
Rahmenbedingungen
248
235
217
In Zeiten schwacher Konjunktur und dem
183
177 164
erschwerten Zugang für österreichische KMU zu
137
124
122
Krediten sind alternative Finanzierungsinstru61
24
mente von besonderer Bedeutung. Privates Wachs1
tumskapital stellt ein solches vorbörsliches Inves1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
titionsinstrument dar, das als ein eigenständiges
Finanz- bzw. Kapitalmarktsegment eine gerade
jetzt dringend nötige Finanzierungsfunktion übernimmt
Mit Exits mit einem Gesamtvolumen
und mit „intelligentem Geld“ Finanzierungslücken reduziert und den Unternehmen maßgeschneiderte Unterstütvon 59 Mio. Euro verzeichnet
zung (wie z.B. Management-Know-how, ReferenzkundenÖsterreich gegenüber dem Vorjahr
Vermittlung, Strategieplanung etc.) bietet. Dies ist vor allem
durch die schwierige wirtschaftliche Gesamtlage (internatieinen Rückgang um 48%
onale Finanzmarktkrise) für Wachstums orientierte, innova287
279
100
FIG. 3
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Privates Wachstumskapital – Ausweg aus der Krise!
ken des Finanzmarkts zu kontrollieren, die Interessen der Investoren zu schützen und für mehr Transparenz zu sorgen. Ziele, die der Austrian Private
Equity and Venture Capital Organisation - AVCO
und der österreichischen Private Equity- und Venture Capital-Industrie ebenfalls ein Anliegen sind
und daher voll inhaltlich unterstützt werden. Der
vorliegende Entwurf unterscheidet jedoch nicht
zwischen den verschiedenen Anlage-Klassen und
dem damit verbundenen, variierendem Risiko für
den Finanzmarkt und hat daher noch großes Optimierungspotential um die genannten Ziele tatsächlich zu erreichen.
INVESTMENTS ANTEIL AM BIP 2009 (in %)
Quelle: PEREP_Analytics / EVCA Yearbooks
Industry statistics (by ountry of private equity firm)
Nur wenn durch internationale Best PracticeRegelungen sowohl die EU, als auch Österreich zu
attraktiven Finanz- und Wirtschaftsplätzen ausgebaut werden, ist auch in Zukunft die Eigenkapitalausstattung
österreichischer KMU garantiert. Damit wären die KMU gut
gerüstet, um die aktuelle Krise hinter sich zu lassen, ohne
einen Cent an Steuergeld in Anspruch zu nehmen. «
tive KMUs im vorbörslichen Bereich dringend erforderlich.
Sowohl national wie auch auf EU-Ebene sind die rechtlichen
Rahmenbedingungen dafür zurzeit im Umbruch. In Österreich, das weiterhin am unteren Ende des Europa-Ranking zu
Private Equity-Investments (Fig. 3) zu finden ist, fehlt nach
wie vor ein international wettbewerbsfähiges Private EquityGesetz, das den Rahmen dafür bildet, damit privates Kapital fließen kann. Auf EU-Ebene wird zurzeit an dem von
der Europäischen Kommission im April 2009 präsentierten
Entwurf der Alternative Investment Fund Manager (AIFM)
Guideline gearbeitet, die zum Ziel hat, systematische Risi-
Über die AVCO
(Austrian Private Equity and
Venture Capital Organisation)
Dr. Jürgen Marchart,
Geschäftsführer
Lothringerstraße 12
1030 Wien
Tel.: +43/1/526 38 05
Die AVCO ist als Dachorganisation der österreichischen
Beteiligungskapitalindustrie Ansprechpartner für alle
Fragen zu Private Equity und Venture Capital in Österreich. Sie verfügt derzeit über 18 ordentliche und 27
assoziierte Mitglieder, die die Arbeit der AVCO auch mit
Expertise und inhaltlichem Engagement unterstützen.
Email: [email protected]
Internet: www.avco.at
101
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
Paul Jezek
Nicht schon wieder die Krise!
Nicht noch immer die Krise!!
Doch! Denn wer war denn eigentlich schuld daran?
102
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
DIE FRAGE NACH DER SCHULD ODER DOCH ZUMINDEST NACH DER VERANTWORTUNG IST EINE ZUTIEFST MENSCHLICHE: WOMIT HAT DAS GRÖSSTE GLOBALE WIRTSCHAFTSDEBAKEL SEIT JAHRZEHNTEN DENN EIGENTLICH BEGONNEN?
WOHL MIT DER US-IMMOBILIENKRISE BZW. „SUBPRIMEKRISE“ IM FRÜHSOMMER 2007. WELTWEITE VERLUSTE UND
INSOLVENZEN BEI UNTERNEHMEN DER FINANZBRANCHE (UND SEIT ENDE 2008 AUCH IN DER REALWIRTSCHAFT) SIND
JEDENFALLS NICHT WEGZUDISKUTIEREN. AUSGELÖST WURDE DIES IN DEN USA ZUMINDEST WESENTLICH DURCH FALLENDE IMMOBILIENPREISE, DIE SICH NACH EINER LANGEN PREISSTEIGERUNGSPHASE ZU EINER IMMOBILIENBLASE
ENTWICKELT HATTEN.
Gleichzeitig konnten immer mehr Kreditnehmer ihre Kreditraten nicht mehr bedienen, teils wegen steigender Zinsen,
teils wegen fehlender Einkommen. Subprime-Hypotheken
charakterisierten sich durch geringe Zinssätze in den ersten
Jahren und eine drastische Erhöhung derselben in den Jahren
danach. Die Risiken wurden für gewöhnlich nicht komplett
dargelegt und vielen Kunden wurde zudem versichert, sie
könnten den Kredit in ein paar Jahren refinanzieren, um so
den Zinssatz niedrig zu halten. Ökonomen warnten zwar vor
den Gefahren, aber im Allgemeinen wollte in den USA niemand die Partyatmosphäre der Immobilienblase stören. Jeder
schien dabei Geld zu verdienen: die Bauunternehmen und
Zulieferer, die Immobilienmakler und die Banken. Glückliche Konsumenten konnten zum ersten Mal im Leben Hausbesitzer werden. Die Industrie konnte dank Jahrzehnten der
Deregulierung durch die republikanische Partei im Prinzip
unbeobachtet von der Regierung agieren.
wer die nun „wertlosen“ Schuldtitel besaß. Plötzlich waren
Banken nicht mehr bereit, sich gegenseitig Geld zu leihen
und verursachten durch den Mangel an frischem Kapital eine
Kreditklemme. So häuften bis Juli 2008 Großbanken und
Finanzinstitute in der ganzen Welt Verluste von etwa 435
Milliarden Dollar an.
Diverse zusätzliche Faktoren
Inzwischen bekamen Banken und andere Finanzinstitute
keine Kredite mehr und blieben auf den faulen Krediten in
ihren Bilanzen sitzen. Viele mussten bereits Insolvenz anmelden oder standen kurz davor. Aus Angst vor negativen Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft wurden zahlreiche
dieser Institutionen von ihren Regierungen gerettet. Hierzu
gehörten Freddie Mac und Fannie May in den USA, der Ver„’s ist leider Krieg –
und ich begehre
nicht schuld daran zu sein!“
Matthias Claudius, Kriegslied, 1775
Doch dann kam die Zeit, die Zeche zu bezahlen. Die Zinssätze für Subprime-Kredite schossen in die Höhe. Viele der
neuen Hauseigentümer konnten die Hypotheken nicht mehr
abzahlen oder refinanzieren. Die Krise hätte sich dabei auf
die US-Immobilienbesitzer beschränken können; bedauerlicherweise hatten die Banken und Geldgeber diese Kredite
jedoch weiterverkauft. Die Schuldtitel wurden aufgeteilt und
an andere Investoren und Banken in der ganzen Welt veräußert, in komplizierten Finanzpaketen, die scheinbar nur
wenige Leute wirklich verstanden. 2007 wurden fast 1,3 Millionen US-Immobilien zwangsvollstreckt, eine Steigerung
von 79 Prozent zum Jahr 2006. Panik verbreitete sich im
weltweiten Finanzsystem - denn niemand schien zu wissen,
sicherungsgigant AIG, Northern Rock in Großbritannien
sowie Fortis und Dexia in Belgien. Die Aussicht auf weitere Insolvenzen brachte die US-Regierung zur Ausarbeitung
eines 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaketes und in anderen
Ländern kam es zu ähnlichen Aktionen.
Die Subprime-Krise und die „Kreditklemme“ waren 2008
allerdings nicht die einzigen Faktoren für die Wirtschaftskrise. Auch der auf Rekordniveau angewachsene Ölpreis
auf Grund steigender Energienachfrage in den boomenden
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
Volkswirtschaften Indiens und Chinas hatte dramatische
Auswirkungen auf Konsumenten in Europa und Nordamerika. Zunächst stiegen die Treibstoff- und Heizkosten und
dann hatte der steigende Ölpreis drastische Auswirkungen
auf die Nahrungsmittelpreise, denn zu Produktion und Transport von Nahrung wird schließlich Treibstoff benötigt. In
Entwicklungsländern wurde Nahrung so teuer, dass es teilweise zu Aufständen kam.
demnach weite Teile der Weltwirtschaft von der Krise betroffen. Die Wirtschaft schrumpfte u. a. auch in Österreich, in
Frankreich und in den USA, wo der anhaltend stärkste Wirtschaftsrückgang seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs konstatiert wurde. Gravierend waren auch die Auswirkungen
in der Türkei sowie in Japan, Südkorea und Italien. Viele
Schwellenländer wie China, Russland, Indien und Brasilien
verzeichneten eine Verringerung ihrer Wachstumsrate.
Nachdem die Depression auf den Rohstoffmärkten in den
1980er und 1990er Jahren zu extrem niedrigen Preisen
führte, war nach dem Millennium ein signifikanter Rohstoffboom auszumachen. Im Jänner 2008 hatte der Ölpreis zum
ersten Mal in seiner Geschichte die 100-Dollar-Marke überschritten und damit in den Augen vieler einen Level erreicht,
der das Öl für viele unbezahlbar machte. Aber dieser Preis
schien nichts zu sein im Vergleich zum Höchststand vom
Juli 2008, als für ein Barrel Öl 147 Dollar bezahlt werden
mussten. Das Wirtschaftswachstum in den USA und Europa
verlangsamte sich rasant. Am 30. 9. 2008 verkündete Großbritannien, dass das Wirtschaftswachstum mit null Prozent
im vorherigen Quartal zum Erliegen gekommen war und
erklärte sich gemeinsam mit Deutschland per Ende 2008 als
offiziell in einer Rezession befindlich. Seit Ende 2008 sind
Und die „Heuschrecken“?
Oft mit Heuschrecken verglichen, gelten auch Hedgefonds als
Mitverursacher der globalen Finanzkrise. Die 20 führenden
Industrie- und Schwellenländer (G-20) hatten deshalb beim
Weltfinanzgipfel Mitte November 2008 eine stärkere Kontrolle dieser speziellen Art von Investmentfonds beschlossen.
Hedgefonds verfolgen in der Regel äußerst riskante Strategien, die im Erfolgsfall auch sehr hohe Gewinne versprechen. Sie nutzen alle möglichen Derivate (Finanzwetten), um
Gewinne sowohl in steigenden als auch fallenden Märkten
zu erzielen. Typisch für solche Fonds sind „Leerverkäufe“,
bei denen große Aktienpakete gegen Provision von Fondsgesellschaften oder Banken ausgeliehen und an der Börse verkauft werden. Das drückt in der Regel den Kurs. Zu den dann
niedrigeren Bewertungen kaufen die Hedgefonds die Papiere
Paul Jezek
Geheimnis der privaten Universitäten“, „So kommt
mein Unternehmen in die Medien“, „Handbuch für
Export, Logistik und Auslandsinvestitionen“, „High
Tech World Champion Austria“ (2009), Unternehmerhandbuch 2010 sowie „Investieren in Österreich“ (mit
anderen, 2010).
Paul Christian Jezek, 46, ist Chefredakteur des KMUMagazins UNTERNEHMER und gilt als einer der profundesten Kenner und Förderer der heimischen KMUbzw. EPU-“Szene³. Mitarbeiter u. a. von abc markets,
Börse Express, Logistik Express, Pharma-Time, PKAJournal, Sharaka. 1995 Gründungsmitglied des WirtschaftsBlatts, war in den vergangenen zwei Jahrzehnten u. a. auch Chefredakteur von NEW BUSINESS,
Exporter‘s (Weekly), Austria Export, Österreichs Wirtschaft, WirtschaftsKurier. Zahlreiche (auch literarische) Veröffentlichungen, u. a. „Der Fall Libro“, „Ethik
in der Wirtschaft“, „Communication goes Europe“, „Das
Motto, frei nach Werner Schwab:
„Alle Dinge, die nicht professionell
abgehandelt werden, kommen später schamlos zurück.“
104
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
zurück und reichen sie an Banken oder Fondsgesellschaften
weiter. Ein wesentliches Element ist außerdem die weitgehende Finanzierung solcher Geschäfte durch Kredite. Durch
den so erzielten Hebel- oder Leverage-Effekt wird der mögliche Gewinn noch weiter erhöht, allerdings auch das finanzielle Risiko für die Anleger beim Scheitern der Spekulation
erheblich vergrößert. Meist sind Hedgefonds in Finanzoasen
angesiedelt - auf den Kaiman-Inseln oder den Bermudas etwa
nutzen sie die niedrigen Steuersätze und lockeren Kapitalmarktregeln. Ihre Manager freilich sitzen an großen Finanzplätzen wie New York oder London. Anleger sind vor allem
Institutionen wie Pensionsfonds, Lebensversicherungen oder
Stiftungen, aber auch wohlhabende Privatleute. Schätzungen
zufolge verwalten Hedgefonds derzeit (= Sommer 2010) ein
weltweites Anlagevolumen von mehr als 1,9 Billionen Dollar (1539 Milliarden Euro). In der Finanzmarktkrise nach der
Pleite der Investmentbank Lehman Brothers war das Volumen auf rund 1,5 Billionen Dollar gesunken, mittlerweile
hat es sich aber wieder erhöht. Hedgefonds-Manager sorgen
auch immer wieder für Schlagzeilen, was ihre Gagen betrifft.
2009 kamen die 25 besten Verdiener im Schnitt auf jeweils
gut eine Milliarde Dollar. Spitzenreiter war der Amerikaner
David Tepper, der vier Milliarden Dollar kassierte.
deren Manager an die Leine zu nehmen, freute sich Finanzminister Josef Pröll. Das sei eine klare Perspektive, dass es
so wie bisher nicht weitergehen könne. Keiner habe zuvor
erwartet, dass Großbritannien zustimmen werde. Doch mit
dem neuen britischen Kollegen George Osborne von den
Tories gebe es eine ganz „neue Diskussionsqualität“, lobte
Pröll. Tatsächlich war Großbritannien bisher immer gegen
die Pläne der anderen Mitgliedstaaten Sturm gelaufen. Im
Gegenteil wollten die Briten ihre Offshore-Fonds am liebsten weiter ohne Beschränkungen in der Union vertreiben.
Doch Schatzkanzler Osborne hat offenbar die Ausweglosigkeit der Situation bei seinem ersten Finanzministertreffen erkannt und will vielleicht seine Kraft für den Kampf
gegen die Verschärfung der Finanzaufsicht in der Union
sparen, denn auch dort gehen Großbritannien die Wünsche
der meisten anderen Mitgliedstaaten zu weit. Laut Pröll dürfen künftig nur Hedgefonds, die in einem Mitgliedsland die
Zulassungsbedingungen erfüllt haben, auch in den anderen
EU-Staaten tätig werden. Für Fonds aus Drittländern sei ein
bilateraler Vertrag mit jedem einzelnen Mitgliedstaat nötig;
es gebe keinen EU-Pass, der den Zutritt zur Spekulation in
der gesamten Union gewähre. Bisher waren die alternativen
Investmentfonds überhaupt nicht von EU-Recht erfasst. Sie
werden zwar nicht direkt für die Finanzkrise verantwortlich
gemacht. Binnenmarktkommissar Michel Barnier bezeichnete sie wegen der riesigen Geldbewegungen als „systemisches Risiko“.
Hedgefonds kommen an die Leine
Neuerdings könnte sich jedoch das „goldene Zeitalter“ der
Hedgefonds, Private-Equity- und anderer Spezialfinanzgesellschaften in einem Europa ohne jede Regulierung tatsächlich bald dem Ende zuneigen. Denn am 18. Mai dieses Jahres haben sich die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen auf
strengere Regeln für die bisher völlig unerfassten MilliardenSpekulanten geeinigt. Es sei gelungen, die Hedgefonds und
„Das Europäische Parlament hat jetzt die erste Hürde genommen und strenge Aufsichtsregeln für Hedgefonds beschlossen“, freut sich der österreichische EU-Parlamentarier Othmar Karas. „Alle Insitutionen und Manager müssen künftig
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1
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
registriert werden und ihre Aktivitäten transparent machen.“
Dennoch sei noch viel zu tun. „Jetzt müssen die EU-Finanzminister rasch nachziehen“, fordert Karas. „Europa braucht
mehr Transparenz und besseren Schutz von Investoren.
Zudem gehören Leerverkäufe schleunigst reguliert. Spekulationen gegen Griechenland und damit gegen den Euro sind
nun nicht mehr möglich.“ Karas begrüßt auch, dass die EU-
gingen. Eine Traumkonstellation für risikofreudige Hedgefonds: Sie kauften weiter CDS zu und spekulierten munter
darauf, dass die Euroländer zwar notfalls den Stabilitätspakt
in die Luft jagen könnten, um Griechenland vor der Pleite
zu retten, diese Rettung aber nicht funktionieren würde. Die
Spekulanten gehen nach wie vor davon aus, dass die Gläubiger Athens früher oder später zum „Haircut“ müssen, um
auf einen Teil ihrer Forderungen zu verzichten. Andernfalls würde Griechenland
Allerdings werden weder strenge Regeln für
nicht einmal den Zinsendienst für die
Hedgefonds noch Steuern auf Finanztranswachsenden Schuldenberge bewältigen
können. In der Politik läuft eine derartige
aktionen am grundsätzlichen Problem etwas
Anlagestrategie unter dem Titel „Wetten
ändern: Selbst eine Welt ohne Spekulanten und
auf den Untergang bedrängter Staaten“.
(Siehe dazu z. B. Argentinien im Jahr
Hedgefonds macht über beide Ohren verschul2001.) Ein Untergang, der freilich wenidete Staaten nicht zahlungsfähiger.
ger von Spekulanten als von den demokratisch gewählten Regierungen jener
Finanzminister „endlich“ gegen die KreditausfallversichePleitestaaten vorbereitet wurde, die Schulden versteckten,
rungen (Credit Default Swaps: CDS) und gegen Leerverkäufe
Budgetdaten frisierten und das billige Geld zur Absicherung
aktiv werden wollen. „Eine verstärkte Finanzmarktaufsicht
der eigenen politischen Zukunft einsetzten. Und von jenen
durch Kontrolle und Transparenz und somit zur Stärkung des
Finanzministern aus dem „reichen“ Norden, die Schmiere
Euro und zur Stabilisierung der Märkte sind äußerst notwenstanden, um sich im Mai 2010 im Namen der Allgemeinheit
dig.“ Wobei: Ohne das vermeintliche Teufelszeug CDS wären
dazu verpflichten, die Schuldenstaaten freizukaufen, sollte es
Länder wie Griechenland längst zahlungsunfähig. Denn nur
tatsächlich eng werden. Das wiederum verkauft die Politik
mehr Ahnungslose hätten dem griechischen Staat Geld gelieder Öffentlichkeit als „verantwortungsvolles Handeln“. Nun
hen, wären da nicht jene Versicherungen gewesen, mit denen
spricht nichts dagegen, Hedgefonds zu regulieren. Allerdings
sich Gläubiger gegen den Ausfall ihrer Ausleihungen absiwerden weder strenge Regeln für Hedgefonds noch Steuern
auf Finanztransaktionen am grundsätzlichen Problem etwas
chern konnten. Auch bei finanziell potenteren Euroländern
ändern: Selbst eine Welt ohne Spekulanten und Hedgefonds
wären Geldgeber ohne derartige Versicherungen übrigens
längst zurückhaltender.
macht über beide Ohren verschuldete Staaten nicht zahlungsDie Politik wäre den Spekulanten also im Grunde ebenso zu
fähiger. Bestenfalls gäbe es zwei „schuldige“ Sündenböcke
Dank verpflichtet wie die investierende Allgemeinheit den
weniger...
ominösen Hedgefonds. Ohne sie wären viele ins offene Messer gelaufen: Schließlich kauften Hedgefonds immer mehr
Das Sündenregister der Ökonomie
CDS auf griechische Staatsanleihen auf, als das finanzielle
oder: „Nichts Genaues weiß
Desaster Athens konkretere Formen anzunehmen begann.
Aufgrund der wachsenden Nachfrage verteuerten sich die
man nicht“
Preise für CDS – was wiederum Pensionsfonds und andere
Anleger auf das steigende Risiko aufmerksam machte und
letztlich verschreckte.
Ein französischer Ökonom übt angesichts der internationalen Finanzkrise massive Kritik an seinen Fachkollegen. Viele
Griechenland kam in der Folge freilich immer schwerer zu
würden die impliziten Annahmen ihrer Modelle mit der Reaneuen Krediten, während die Staatsausgaben durch die Decke
lität verwechseln, lautet sein Hauptvorwurf. Und: Wäre die
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GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Nicht schon wieder die Krise! Nicht noch immer die Krise!!
Der Zug der Lemminge
Von einsamen Warnern abseits des Mainstreams abgesehen,
habe die große Masse der Ökonomen daraus wenig gelernt,
denn die aktuelle Finanzkrise sei ganz ähnlich abgelaufen,
sagt Marterbauer. „Herdenverhalten“ nennt man die Situation, wenn alle Anleger im Gleichschritt marschieren, weil
sie ihr individuelles Agieren an jenem der Gruppe ausrichten.
Das mag bei ökonomischer Schönwetterlage zwar funktionieren - in Krisensituationen ist diese Gleichschaltung jedoch
fatal, weil sie zu einem Lawineneffekt führt. „In den letzten
fünf bis zehn Jahren hatten wir das entsprechende Herdenverhalten auf den Vermögensmärkten in Form spekulativer
Übertreibungen. Und jetzt ist das Ganze eben wieder in sich
zusammengestürzt. Die Erkenntnis, dass es so etwas wie
Herdenverhalten gibt, ist aber nicht neu, das hat John Maynard Keynes bereits in den 30er Jahren festgestellt.“
Die unkritische Verwendung von Modellannahmen kann
zwar laut Marterbauer der Auslöser der aktuellen Krise sein,
die eigentlichen Gründe liegen allerdings tiefer. „Die Ursache
liegt eher in der Deregulierung auf den Finanzmärkten, die
dazu geführt hat, dass sich die Probleme auf die ganze Welt
ausgebreitet haben - und nun etwa biedere österreichische
Unternehmen wie die Bundesbahnen in diese Krise involviert sind.“
Ökonomie so modellkritisch wie die Physik, wäre der Kollaps der Finanzmärkte so nicht geschehen. „Die Ökonomie
braucht eine wissenschaftliche Revolution“ forderte JeanPhilippe Bouchaud in „Nature“. „Im Vergleich zur Physik
kann man durchaus sagen, dass die quantitativen Ergebnisse
der Wirtschaftswissenschaften enttäuschend sind. Raketen
fliegen zum Mond, aus Atomen kann man Energie gewinnen
und die Satelliten des GPS-Systems weisen Millionen Menschen den Weg. Und was ist das Flaggschiff der Ökonomie?
Abgesehen von der Unfähigkeit, Krisen vorherzusehen oder
abzuwenden - inklusive der Kreditkrise.“
Bouchaud zufolge hinterfragt die Mainstream-Ökonomie
ihre grundlegenden Annahmen viel zu wenig. Ein Beispiel
dafür ist etwa das Konzept des Homo oeconomicus, also
die Annahme, der Mensch orientiere sich durchgängig am
Prinzip der Nutzenmaximierung. Verhaltensstudien zeigen
nämlich, dass der Mensch in vielen Situationen Fairness
und Kooperation durchaus stärker gewichtet als finanzielle
Aspekte. Ein anderes ist etwa das Dogma der „Effizienz der
Märkte“. „Das heißt etwa im Fall von Aktien, dass sie ein
Spiegel der tatsächlichen Unternehmenswerte sind“, meint
Markus Marterbrauer vom Wirtschaftsforschungsinstitut.
„Diese Annahme hat sich angesichts der aktuellen Finanzkrise erledigt“.
Bouchaud empfiehlt jedenfalls, man müsse die ökonomische
Theorie stärker an der Wirklichkeit testen und die gängigen
Schönwettermodelle durch krisensichere Konzepte ersetzen.
Es sei dringend nötig, sich stärker an Versuch und Irrtum
zu orientieren, wie es etwa in der Physik üblich ist, schreibt
er. Wenngleich klar ist: Dieser Paradigmenwechsel würde
die ohnehin schon komplizierte Finanzmathematik noch
komplizierter machen. Und hätte so eine Neuorientierung
der Ökonomie den Kollaps der Finanzmärkte denn verhindern können? Marterbauer: „Grundsätzlich wäre es natürlich
verhinderbar gewesen, wenn die Finanzmärkte ausreichend
reguliert worden wären. Warum man auch ‚Nein‘ argumentieren kann: An diesen Dingen haben sehr viele Leute sehr
viel Geld verdient. Und die Politik tut sich sehr schwer, solche
individuellen Interessen zu regulieren, weil diese Interessen
sehr mächtig sind.“ «
Ein weiteres Beispiel: In den 70er Jahren hatten drei Wirtschaftswissenschaftler ein mathematisches Modell für die
Bewertung von Finanzoptionen entwickelt, das heute als
Black-Scholes-Modell bezeichnet wird. Diese Innovation
erwies sich in der Praxis zunächst als sehr erfolgreich und
wurde auch mit dem Ökonomie-Nobelpreis belohnt. Dennoch
war die allgemeine Verwendung des Black-Scholes-Modells
hauptverantwortlich für den Aktiencrash 1987. Das Modell
geht nämlich davon aus, dass die Preisänderungen normalverteilt sind - was nichts anderes bedeutet, als dass man die
Wahrscheinlichkeit extremer Ereignisse vernachlässigen
kann. Diese Annahme wurde im Oktober 1987 klar widerlegt. Zunächst fielen die Aktienkurse. Da alle Anleger ihr
Risiko synchron mit ähnlichen Modellen berechneten, verstärkten sie den Effekt um ein Vielfaches und schufen damit
paradoxerweise jenes Extremereignis, das laut Modellannahmen ausgeschlossen wurde. Das Ergebnis: die Kurse fielen
ins Bodenlose.
Paul Christian Jezek
Chefredakteur UNTERNEHMER
107
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
Marina Kaltenegger / Michaela Kronberger
Die archäologischen Ausgrabungen
im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
Abb. 7: Oberstes Dokumentationsniveau der Grabungsfläche: die
Steinfundamente. Blick nach Norden (Foto: M. Kaltenegger)
108
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
DIE GEPLANTE RENOVIERUNG DES EHEMALIGEN NIEDERÖSTERREICHISCHEN LANDHAUSES IN DER HERRENGASSE SAH DEN EINBAU EINES HAUSTECHNIKKELLERS IM HERRENGASSENSEITIGEN TEIL DES INNENHOFES ALS ERSTE
STUFE DES UMBAUPLANES VOR. DIE AUSHUBARBEITEN MUSSTEN IN DER KALTEN JAHRESZEIT ZWISCHEN MITTE
NOVEMBER 2001 UND ENDE JANUAR 2002 DURCHGEFÜHRT WERDEN. IM EINVERNEHMEN MIT DER ABTEILUNG FÜR
BODENDENKMALE DES BUNDESDENKMALAMTES ERFOLGTE DER AUSHUB GROSSTEILS MASCHINELL, JEDOCH NACH
VORGABEN DER ARCHÄOLOGIE, UM DIE NOCH VORHANDENEN ÜBERRESTE DER BESIEDLUNG SEIT DER RÖMERZEIT
VOR DER ZERSTÖRUNG ENTSPRECHEND ZU DOKUMENTIEREN UND DIE FUNDE ZU BERGEN.
Das Stadtviertel um das Landhaus in römischer Zeit
In der Römerzeit prägte die Anlage des Legionslagers Vindobona die Wiener Innenstadt. Ab der Zeit des Kaisers Domitian (81–96 n. Chr.) beherbergte es 6000 Soldaten, die für die
Sicherung der römischen Nordgrenze des römischen Imperiums zuständig waren (Abb. 1).
fand die zivile Bevölkerung innerhalb der Mauern des Legionslagers Schutz.
Auch die Grundstücksparzelle, auf der viel später das Niederösterreichische Landhaus errichtet wurde, befand sich
innerhalb der Lagervorstadt direkt an der Limesstraße. Die
Nähe zu einem Bachlauf (dem im Mittelalter umgeleiteten
Ottakringer Bach) war ein weiterer positiver Aspekt für die
Ansiedlung, da er Nutzwasser für Gewerbebetriebe lieferte.
Hauptverkehrsader war die Limesstraße. Sie stellte die
Verbindung zwischen den einzelnen Truppenstützpunkten an der römischen Flussgrenze zum freien Germanien
dar. Vom Hilfstruppenlager in Klosterneuburg entlang der
Donau kommend erreichte der Verkehrsweg von Nussdorf
über die Währingerstraße das Wiener Stadtzentrum, führte
über Schottengasse, Herrengasse und Augustinergasse an der
Südfront des Legionslagers vorbei, über den Rennweg in die
römische Zivilstadt im heutigen 3. Wiener Gemeindebezirk
und weiter zum nächsten wichtigen Legionsstandpunkt nach
Carnuntum.
Analogien aus Wien selbst aber auch aus anderen römischen Städten machen wahrscheinlich, dass die Limesstraße
zumindest im Bereich der Handwerkerviertel zu beiden Seiten von so genannten Streifenhäusern gesäumt war (Abb. 2).
Im vorderen Teil der Häuser war der Wohnbereich, wobei sich
kleine Räume an einen zentralen Mittelkorridor reihten. Zur
Straße hin richtete man Geschäftslokale ein, in denen entweder eigens produzierte Güter oder Handelsware verkauft
werden konnte. Im nach hinten anschließenden Wirtschaftshof übte man verschiedene handwerkliche und gewerbliche
Tätigkeiten aus.
Im Vorfeld des Legionslagers siedelten sich Händler, Handwerker und Gastwirte an, um den Soldaten ihren Dienst am
Rande der römischen Welt angenehmer zu gestalteten und sie
mit Gütern zu versorgen, die einen bescheidenen Wohlstand
gewährleisteten. Auch war es den Angehörigen der Soldaten
gestattet sich hier niederzulassen. Im Laufe der Zeit dehnte
sich diese Siedlung, die canabae legionis, immer weiter aus
und erstreckte sich bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts wohl
über den gesamten 1. Bezirk. Erst in der Spätantike – als die
militärischen Einheiten generell stark dezimiert wurden –
Bei den Ausgrabungen im ehemaligen Landhaushof ist ein
derartiger Hinterhofbereich angeschnitten worden. Die
Überreste des straßenseitigen Gebäudes sind spätestens beim
Bau des Landhauskellers im 19. Jahrhundert zerstört worden und bei verschiedenen Bau- und Planierungsarbeiten seit
dem Mittelalter waren auch große Teile des römischen Begehungshorizontes mit abgetragen worden. Dies konnte bereits
bei früheren Grabungen auf der Freyung, am Minoritenplatz
109
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
oder in benachbarten Palais beobachtet werden, während in
anderen Bereichen des Militärstützpunktes die Auflagerungen seit der Römerzeit oft mehr als eineinhalb Meter hoch
angewachsen sind.
So waren es vor allem in den Boden eingetiefte Gruben, die
von der wirtschaftlichen Tätigkeit der römischen Bewohner
erhalten geblieben sind (Abb. 3). Durch ihre dunkle Verfärbung heben sie sich deutlich vom ockergelben anstehenden
Löss ab und ihre Form und Tiefe lässt auf die unterschiedliche
Nutzung schließen – für die Aufbewahrung von Vorräten, als
Materialentnahme-, Müll- oder Sickergruben. Besonders tief
reichende rundliche Gruben waren womöglich Brunnen (sie
konnten nicht vollständig ergraben werden), aber auch eine
Verwendung als Latrinen wäre denkbar.
die Datengrundlage, um ein lebendiges Bild des täglichen
Lebens in der römischen Siedlung entstehen zu lassen.
Den mengenmäßig größten Anteil am Fundspektrum bietet
die Keramik.
Ihre chronologische Einordnung gibt uns Auskunft über den
Zeitraum zwischen Beginn und Ende der Besiedlung des
Untersuchungsgebietes: vom Ende des 1. bis um die Mitte
des 3. nachchristlichen Jahrhunderts.
Der Großteil des einfachen Tafelgeschirrs und der Koch- und
Vorratsgefäße wurde in heimischen Werkstätten erzeugt.
Lokaler Warenverkehr mit anderen römischen Siedlungszentren wird durch Gefäße belegt, die aus der Umgebung des
römischen Favianis/Mautern oder Aelium Cetium/St. Pölten
nach Vindobona gelangten, aber auch Austausch mit anderen pannonischen Städten wie Carnuntum ist wahrscheinlich.
Das Luxusgeschirr jedoch, das als „Terra Sigillata“ bezeichnete feine Tischgeschirr, wurde nachweislich importiert
Allen Gruben gemeinsam ist ihre Verfüllung, nachdem
sie nicht mehr genutzt wurden (Abb. 4). Die darin enthaltenen Objekte - der seinerzeitige Abfall - liefert uns heute
Abb. 1 (rechts): Legionslager und Lagervorstadt von Vindobona in seiner größten Ausdehnung. (Plan: M. Kronberger)
Abb. 3 (links): Übersichtsplan des zweiten Dokumentationsniveau der Grabungsfläche im Landhaushof: braun und grau gefärbt die römischen Grubenbefunde
(Plan: M. Kaltenegger - Dig.: M. Kronberger)
110
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
(Abb. 5). Ware aus dem Rheinland (Rheinzabern) aber auch
aus der römischen Provinz Rätien (Westerndorf und Pfaffenhofen in Süddeutschland) ist zahlenmäßig am häufigsten
vertreten, aber auch mittel- und südgallische Werkstätten
können als Produktionsstätten belegt werden. Den weitesten
Transportweg hatte ein leider nur fragmentarisch erhaltenes
fein gearbeitetes Schälchen hinter sich, das aus Nordafrika
stammt. Auf einen bescheidenen Nahrungsluxus deuten die
Fragmente von Amphoren hin, deren Inhalt Öl und Wein
gewesen sein kann.
Darüber hinaus geben Speisereste, allen voran Knochen und
Schalen verschiedenster Tiere Auskunft über die Nahrungsgewohnheiten der hier lebenden Handwerker.
Das Fundmaterial lässt auch Rückschlüsse auf die Berufszweige zu, die sich hier im Lauf von beinahe 200 Jahren
angesiedelt hatten. Gusstiegel und Schlackenreste belegen
Metall verarbeitende Betriebe, während Fehlbrände auf
Keramikproduktion schließen lassen.
verändert worden.
Innerhalb der Grabungsfläche konnten die letzten Fundamentreste eines mittelalterlichen Gebäudes aufgedeckt werden, das vermutlich als das „Liechtenstein’sche Haus“ zu
identifizieren ist (Abb. 7).
Das Haus der Niederösterreichischen Landstände –
„Stöcklgebäude“ und Latrine
1513 kauften die Stände das Haus in der Herrengasse von
den Brüdern Liechtenstein und begannen bald danach mit
der Umgestaltung.
Direkt an der Herrengasse und von den anderen Trakten
getrennt stand ein kleines einstöckiges Gebäude, der so
genannte „Alte Trakt“, das alte Liechtenstein’sche Haus.
Bei den Grabungen konnte der Westteil dieses mittelalterlichen Gebäudes erfasst werden, dessen Fundamentmauern einen später verlegten, neuzeitlichen Ziegelfußboden
umschließen. Es wird durch einen jüngeren Anbau nach Westen zu erweitert, die südliche Abschlussmauer liegt etwas
außerhalb der Grabungsgrenze. Ein mit Steinplatten ausgelegter Weg oder Korridor führt durch diese Mauer in den
Hof, am anderen Ende befindet sich eine gemauerte Latrinengrube (Abb. 8).
Die Zeit vor dem Bau des Landhauses
Wenig hat sich aus der Zeit nach Beendigung der römischen
Siedlungstätigkeit erhalten. Der fehlende „Schutt der Jahrhunderte“ lässt mehrere Erklärungen zu. Einerseits wurden
die Wohnbereiche außerhalb des römischen Lagers bereits
in spätrömischer Zeit aufgegeben und auch die mittelalterliche Stadt beschränkte sich bis ins Hochmittelalter auf
den geschützten Siedlungsbereich innerhalb der ehemaligen Legionsmauern. Erst durch die Stadterweiterung im 13.
Jh. gewann das Viertel um die Herrengasse an Attraktivität, noch später gehörte es zu den gefragtesten Wohnadressen innerhalb der Stadt. Weiters ist durch die Verlegung und
Zuschüttung des Ottakringer Baches und die Planierung des
Bauplatzes für die Minoritenkirche das Terrain sehr stark
Dieser Fund war besonders bemerkenswert und willkommen, da Latrinen wahre „Fundgruben“ für die Archäologie
sind. In Wien sind jedoch noch kaum Latrinen bei archäologischen Grabungen aufgedeckt worden, obwohl sie in den
Schriftquellen häufig erwähnt werden. Ab dem 14. Jahrhundert werden auch „Nacht- oder Kotkönige“ (purgatores prives) genannt, die für die nächtliche Reinigung der Latrinen
verantwortlich waren.
Die Latrine des Stöcklgebäudes ist von hufeisenförmiger Form, etw
etwa 3,2 m tief gemauert mit einem
noch tie
tiefer führenden runden Schacht, der
nicht zur Gänze ausgegraben werden konnte. Am Boden und im
obersten Bereich des Schachtes
fand sich eine Vielzahl von Glasund Keramikfragmenten, aber auch
Austernschalen,
Austern
Schnecken und KnoAbb. 2: Rekonstruktion eines Streifenhauses nach
Grabungsbefunden am Michaelerplatz.
(Rekonstruktion: Michael Klein)
111
GA ➛ Nummer 1/2010 ➛ Die archäologischen Ausgrabungen im Hof des ehemaligen Niederösterreichischen Landhauses in Wien
chenreste. Es hat den Anschein, als wäre hier ein komplettes Haushalts- oder eher Betriebsinventar entsorgt worden
- eine Art Entrümpelungsaktion möglicherweise. Dafür
spricht, dass auch völlig unversehrte Glas- und Keramikgefäße im Fundmaterial aufscheinen. Einfaches und feineres
Tafelgeschirr ist ebenso vertreten wie Vorratsgefäße, Krüge
und Glasflaschen, verzierte und unverzierte Gläser in unterschiedlichsten Formen (Abb. 9), aber auch ein Sortiment an
Nachttöpfen. Bemerkenswert ist das Vorkommen von medizinisch-pharmazeutischen Gefäßen wie Salbtöpfchen, winzigen Glasfläschchen und sogar einem Urinal. Die Fundgegenstände sind zeitlich ab dem späteren 17. Jahrhundert bis
ins frühe 18. Jahrhundert zu datieren und markieren den Zeitpunkt kurz vor Aufgabe der Latrine, bevor sie mit relativ sterilem Material gänzlich verfüllt wurde.
Der jüngste Baubefund im Grabungsbereich ist ein mit Steinplatten überdeckter Kanal, der zu einer Sickergrube führt
und zur Ableitung der Dachabwässer diente (s. Abb. 7 und
8). Er gehört bereits zum 1848 neu gebauten Niederösterreichischen Landhaus. «
Abb. 4: Profilschnitt durch eine verfüllte Grube
(Foto M. Kaltenegger)
Abb. 5: Fragmente einer
Terra Sigillata Schüssel aus
Westerndorf mit dem Stempel
STABILIS F.
(Foto: M. Kaltenegger)
Abb. 9: Tafelgeschirr und keramische
Sonderformen (Weihwassergefäße, Model,
Pfeife) aus der Latrine, 17./ 18. Jh.
(Foto: M. Kaltenegger)
Abb. 8: Latrine, im Hintergrund Sickergrube für
Dachabwässer. (Foto: M. Kaltenegger)
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