herausforderung

Transcription

herausforderung
BAU-BOOM IN PEKING
OLYMPISCHE ARCHITEKTUR
A BUSINESS
AND TECHNOLOGY
MAGAZINE FROM SANDVIK
COROMANT
DAS
WIRTSCHAFTSUND TECHNOLOGIEMAGAZIN
VON SANDVIK
COROMANT
#2/2008
MELESI RECYCELT
WENDEPLATTEN
MEDIZININDUSTRIE:
BESSERE BEARBEITUNG
UNIVERSITÄT +
INDUSTRIE
= ERFOLG SOFORT
Hiroyuki Otani,
Leiter des Werks
Kure der IHI
Corporation, vor
einem Triebwerk
für den Airbus
A320
IHI CORPORATION:
LUFTFAHRT-PIONIERE
EDITORIAL
Die Skyline der Zukunft
Erfolg ist schwer erreicht und leicht verloren.
Man kann ihn nicht besitzen und er wird weniger daran gemessen, was man heute tut, als
an den Plänen, die man für morgen hat. Wir
bei Sandvik Coromant messen Erfolg an dem
Erfolg, zu dem wir unseren Kunden verhelfen.
Ihr Erfolg ist höchste Priorität.
In Japan vertraut die Flug-Triebwerksfabrik
Nr. 2 in Soma auf Coromant Capto, um seine
Leistung zu vervollkommnen. In der Schweiz
hat die Kooperation von Sandvik Coromant
mit dem Maschinenhersteller Tornos die
Produktivität beider Unternehmen gesteigert.
„Wir sehen diese Art von Partnerschaften als
Schlüssel, um stets die besten Lösungen für
unsere Kunden bieten zu können und den
Mittbewerbern einen Schritt voraus zu sein“,
sagt Philippe Charles, Marketingleiter für den
Bereich Medizintechnik bei Tornos.
WER VORN BLEIBT, erhöht den Einsatz noch
FOTO: MATS JONHOLT
mehr, da die Erfolgsstories von heute sehr
rasch zu Schnee von gestern werden. Wir
stellen uns der Herausforderung, die Technologie der Metallbearbeitung stetig voranzutreiben, und fragen uns dabei ständig selbst,
was dient der Produktionswirtschaft unserer
Kunden noch mehr? Geht es auch anders?
Welche technologischen Veränderungen wird
2
METALWORKING WORLD
die Zukunft bringen, und wie können wir sie
nutzen, um für unsere Kunden Einsparungen
und Profitabilität zu erreichen?
Zu diesem Zweck haben sich Sandvik
Coromant und andere Hochtechnologieunternehmen mit der Universität Sheffield in
England und deren Manufacturing Research
Centre (AMRC) zusammengetan, um neue
Technologien zu erarbeiten. In dieser Ausgabe der „Metalworking World“ können Sie
über die „Fabrik der Zukunft“ lesen, die im
AMRC aufgebaut und eine der fortgeschrittensten Forschungseinrichtungen der Welt sein
„Wir messen Erfolg an dem
Erfolg, zu dem wir unseren
Kunden verhelfen können“
wird. Wissenschaftliche Theorie, nachhaltige
Lösungen und Fertigungsprinzipien werden
angewendet und getestet, um neue Lösungen für komplizierte Fertigungsprobleme zu
entwickeln. Wir glauben, dass davon viel zu
erwarten ist.
SICH DIE ZUKUNFT vorzustellen bedeutet auch,
das Jetzt sehen zu können. In dieser Ausgabe
der „Metalworking World“ können Sie auch
über die Veränderungen lesen, die die bevorstehenden Olympischen Spiele für Pekings
Skyline bringen. Ein reiches Kulturerbe wird
gegen eine Zukunftsvision abgewogen. Genau
das ist der Punkt: Erfolg hat man oft genau
dann – wenn man auf das vertraut, was man
erreicht hat, aber noch immer von der Überzeugung getrieben wird, dass man es morgen
besser machen kann.
Wir haben Ihren Erfolg im Blick.
KENNETH V. SUNDH
PRÄSIDENT SANDVIK COROMANT
Cortat Leon beim
Schweizer Maschinenhersteller Tornos inspiziert das
Innere einer fast fertigen
Maschine
INHALT
METALWORKING WORLD #2/2008
TECHNIK
15 HOCHMODERNES ECKFRÄSEN
Das Fräsen von Schultern wird wieder
zunehmend beliebt. Ein Grund ist der Trend
hin zu kleineren Maschinen, der neue
betriebswirtschaftliche Anforderungen
widerspiegelt
20 NEUES WERKZEUG SPART KOSTEN
Der CoroMill 490 ist das erste Mitglied einer
Familie neuer Fräser, die beim Plan- und
Eckfräsen kleiner und mittlerer Lose,
besonders bei geringen Schnitttiefen, Kosten
senken. Neue Wendeplattensorten kombiniert
mit einmaligen Wendeplattengeometrien
garantieren hochqualitative, einheitliche
Bauteile
ADE
30 MIKROBEWEGUNGEN
Beim Gewindedrehen sind Mikrobewegungen
der Wendeplatte ein häufiger Grund für
Unterbrechungen. Ein kürzlich erzielter
Durchbruch bei der Wendeplattentechnologie
hat zu neuen Wegen der Fixierung von Wendeplatten im Werkzeughalter und im Plattensitz
geführt. Im CoroThread 266 ist dies
verwirklicht, was höhere Produktivität beim
Gewindedrehen verspricht
16
4 METALWORKING NEWS
9 WIE DIE IHI
30
CORPORATION
DEN HIMMEL EROBERT
16 GROSSER ERFOLG FÜR
AUTOMATEN FÜR DIE
KLEINTEILFERTIGUNG
22 MELESI DENKT GRÜN
– UND VERDIENT GELD
25 METALWORKING NEWS
26 AMRC: PRODUKTIVE
32
© CCTV/OMA REM KOOLHAAS AND OLE SCHEEREN IMAGE COURTESY OF OMA
Die Herstellung moderner medizinischer
Komponenten für lebenslange Dienste im
menschlichen Körper oder zur Unterstützung
von Heilungsprozessen erfordert hohe
Präzision. Sandvik Coromant liefert Produkte,
Kompetenz und Unterstützung für die
zentralen Bereiche der Herstellung medizintechnischer Bauteile
FOTO: DARRIN VANSELOW / GETTYIMAGES
6 PRÄZISIONSFERTIGUNG FÜR DIE MEDIZIN
PARTNERSCHAFT
32 PHANTASTISCHE
ARCHITEKTUR IN PEKING
METALWORKING WORLD ist ein Wirtschafts- und Technologiemagazin von AB Sandvik Coromant,
811 81 Sandviken, Schweden. Tel: +46 (26) 26 60 00. „Metalworking World“ erscheint dreimal jährlich in 18 Sprachen.
Sandvik Coromant-Kunden in aller Welt beziehen das Magazin kostenlos. Herausgegeben von Spoon Publishing in
Stockholm, Schweden. ISSN 1652-5825.
Chefredakteurin und verantwortlich im Sinne des schwedischen Presserechts: Pernilla Eriksson. Kontakterin:
Christina Hoffmann. Redaktionsleitung: Johan Andersson. Art Director: Erik Westin. Bildredakteur: Christer Jansson.
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Unangeforderte Manuskripte werden nicht akzeptiert. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Anfragen bitte
an die Verantwortlichen der „Metalworking World“. In Artikeln vertretene Meinungen und Ansichten werden nicht notwendigerweise von Sandvik Coromant oder dem Herausgeber mitgetragen.
Zuschriften erbitten wir an: „Metalworking World“, Spoon Publishing AB, Kungstensgatan 21B, 113 57 Stockholm,
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Tel: +46 (26) 26 60 14. E-mail: [email protected]
Druck: Sandvikens Tryckeri. Gedruckt auf MultiArt Matt 115 g/m2 und MultiArt Gss 200 g/m2 von Papyrus AB,
zertifiziert nach ISO 14001 und EMAS-registriert. Coromant Capto, CoroMill, CoroCut, CoroPlex, CoroTurn,
CoroThread, CoroDrill, CoroBore, CoroGrip, AutoTAS, GC und iLock sind von Sandvik Coromant eingetragene
Warenzeichen.
„Metalworking World“ wird zu Informationszwecken herausgegeben.
Die gegebene Information ist von allgemeiner Natur und sollte
nicht als Beratung betrachtet oder als Grundlage für Beschlüsse
oder spezifische Anwendungen benutzt werden. Die Nutzung
dieser Information geschieht auf eigenes Risiko des Benutzers.
Sandvik Coromant kann für direkte,
zufällige Folgeschäden, die aus solcher
Anwendung von Informationen aus dieser
Publikation entstehen, nicht haftbar
gemacht werden.
METALWORKING WORLD
3
NEWS
SUPER-SOFTWARE SPART ZEIT
Das Management von Werkzeugdaten
ist kein Kinderspiel – es sei denn, man
hat die effiziente Software des Sandvik
Coromant-Partners TDM Systems
GmbH zur Hand. Die Krones AG,
globaler Lieferant von Abfüll- und
Verpackungssystemen, führte eine
Generalüberhohlung mit Hilfe von TDM
durch und sparte eindrucksvolle 70
Prozent der Zeit, die eine manuelle
Eingabe aller Daten gebraucht hätte.
Als die Krones AG in Neutrabling ein
neues Werkzeugdatenprojekt
einleitete, war das Ziel, Werkzeugdaten
für die Planung und Produktion digital
bereitzustellen. Ausgangspunkt des
Wechsels war die Einsicht, dass der
Werkzeugfluss in der Produktion nur
dann genau
geplant werden
kann, wenn
Datenströme
überall im
Prozess
kontrolliert
werden – von
der Prozessplanung über die
NC-ProgramMaximilian Kraxner
mierung bis
hinein in die
Maschine. Die Lösung? Die „Tool data
management“ (TDM)-Software.
Statt Werkzeug- und Bauteildaten
von Hand einzugeben, nutzte die
Krones AG den hervorragenden
TDM-Daten- und Grafikgenerator,
um Werkzeugdaten und Stammdaten
der Bauteile in Rekordzeit in einer
Datenbank zu sammeln. „Der TDMDaten- und Grafikgenerator ermöglichte es uns, in nur sechs Wochen die
Daten von mehr als 2 450 Bauteilen
in unserer Datenbank zu speichern“,
sagt Maximilian Kraxner, Leiter des
Bereichs CAM-Technik bei der Krones
„Der Generator
arbeitet schnell
und ist einfach zu
bedienen“
FACHMESSEN 2008
•SIAMS, 20.–24. Mai,
Moutier, Schweiz
•Farnborough Air Show,
14.–20. Juli, Farnborough, GB
•IMTS, 8.–13. September,
Chicago, USA
•AMB, 9.–13. September,
Stuttgart, Deutschland
•ITF Plovdiv, 29. September–4.
Oktober, Plovdiv, Bulgarien
•Vienna-Tec, 7.–10. Oktober,
Wien, Österreich
•CIMES, 9.–13. Oktober,
Peking, China
•TATEF,14.–19. Oktober,
Istanbul, Türkei
•MD&M Minneapolis,
22.–23. Oktober,
Minneapolis, USA
•JIMTOF, 30. Oktober–
4. November, Tokio,
Japan
•Prodex,18.–22. November,
Basel, Schweitz
MAXIMILIAN KRAXNER, LEITER DES
BEREICHS CAM-TECHNIK BEI DER
KRONES AG
AG. „Mit der elektronischen Integration
von Werkzeugdaten aus den Katalogen
der Hersteller sparten wir gut 70
Prozent der normalen Eingabezeit. Der
Generator arbeitet schnell und ist
einfach zu bedienen, liefert korrekte
Daten und, das Beste von allem, er
stellt 3D-Grafiken in verschiedenen
Formaten bereit.“
Die Wiper WMXGeometrie steigert die
Vorschubraten bei
gleichbleibend hoher
Oberflächengüte
KRONES – EINE GLOBALE KRAFT
Die Krones-Gruppe entwickelt und
fertigt innovative Abfüll- und
Verpackungsanlagen und bietet
umfassenden Produktsupport. Die
Gruppe hat mehrere einheimische und
internationale Tochterfirmen, darunter
Krones Inc., zuständig für die USA,
Kanada, Mittelamerika und die
Karibik. Der Hauptsitz der Krones AG
befindet sich in Neutrabling in Bayern.
WIPER: ENDE DER ZEITVERSCHWENDUNG
Die neue Wiper WMX-Geometrie
ermöglicht die Steigerung von
Vorschubraten über die Möglichkeiten der bisherigen Wipergeometrien hinaus – bei ebenso guter
Oberflächenqualität. Wenn mehr
Bauteile ohne Kompromisse bei der
Oberflächengüte produziert werden
können, erlangt man bessere
Produktivität.
4
METALWORKING WORLD
Wiper WMX weist kaum Neigung
zu Vibrationen auf und arbeitet mit
einem „weichen“ Schnitt bei
ruhigem Lauf.
Sandvik Coromant bietet ein
breites Sortiment an WiperWendeplatten, das mit der neuen
Geometrie noch in der zweiten
Hälfte 2008 ausgebaut wird.
COROMANT CAPTO SETZT DEN STANDARD
Das von Sandvik Coromant in den
späten 1980er-Jahren entwickelte
und 1990 auf den Markt gebrachte
Werkzeughaltersystem Coromant
Capto wird bald weltweiter ISOStandard sein.
Der Antrag auf ISO-Zertifizierung
wurde Ende 2007 vom Zertifizierungsbüro der Organisation angenommen
und im zweiten Quartal 2008
umgesetzt. „Die Zertifizierung
bedeutet: Jeder, der Coromant Capto
verwenden möchte, hat einen
Ronald Schreiber,
Leiter Werkzeugsysteme bei
Sandvik
Coromant
zum Drehen, Fräsen und Bohren sowie
für Multi-Task-Bearbeitungszentren.
Es hat sich auch als StandardWerkzeugschnittstelle für solche
Hersteller bewiesen, die viele
verschiedene Maschinen in ihrer
Produktion einsetzen.“
„Dies wird für
lange Zeit das
vorherrschende
System bleiben“
Maschinen und Prozesse wertvoll
wird. „Normalerweise würden hier
mehrere verschiedene Ausrüstungen
von Werkzeugen benötigt“, sagt
Schreiber.
Seit diesem Jahr ist das Patent
abgelaufen. Die ISO-Zertifizierung
ist ein Weg, um die einzigartige
Qualität und Funktionalität des
Werkzeugsystems abzusichern.
„Durch die ISO-Zertifizierung wird
Coromant Capto sein derzeitiges
Aussehen auch künftig behalten“,
erklärt Schreiber.
RONALD SCHREIBER, LEITER
WERKZEUGSYSTEME BEI
SANDVIK COROMANT
weiteren Beweis dafür, dass dies für
lange Zeit das vorherrschende System
bleiben wird“, sagt Ronald Schreiber,
Leiter Werkzeugsysteme bei Sandvik
Coromant. „Seine einzigartige
Konstruktion macht Coromant Capto
zu einem stabilen, sicheren System
Wer Coromant Capto verwendet,
benötigt nur eine Art von Haltern,
ungeachtet der Anwendung oder
Maschine. Dies wiederum bedeutet,
dass Werkzeuge zwischen verschiedenen Maschinentypen ausgetauscht
werden können, wodurch das System
besonders für Fertigungsbetriebe
mit einer Reihe verschiedener
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NEUE INITIATIVEN IN KANADA
Gemeinsam mit dem Northern
Alberta Institute of Technology (NAIT)
und dem McMaster Manufacturing
Research Institute (MMRI) sponsert
Sandvik Coromant zwei Initiativen zur
Ankurbelung der Produktivität in der
kanadischen Industrie.
NAIT bietet ein Programm zum
Intensivtraining und zur Entwicklung
von Fertigkeiten in den Arbeitsbereichen vom Buchhalter bis zum
Schweißer an, darunter auch ein
spezialisiertes Programm in
Bearbeitungstechnik. Als Teil der
neuen Partnerschaft wird dieses
Programm in den kommenden zehn
Jahren „Sandvik Coromant Centre for
Machinist Technology“ heißen.
„Sandvik Coromant wird durch
Trainingstage in das Programm mit
einbezogen, in Theorie wie Praxis“,
erklärt Brian Philip, leitender Mitarbeiter im Bereich Geschäfts- und
Produktivitätsentwicklung bei Sandvik
Coromant. „Das NAIT unterhält seit
langem gute Beziehungen zur
Geschäftswelt und zur Industrie in
der Provinz Alberta, besonders im
wichtigen Korridor von Calgary nach
Edmonton.“
Im Rahmen der zweiten Partnerschaft wird das MMRI, eines der
größten universitären Institute für
Fertigungsforschung in Kanada, als
kundenorientierte F&E-Einrichtung
für Sandvik Coromant Kanada dienen.
„Sowohl Sandvik Coromant als auch
das MMRI haben bewiesen, dass man
gerne kooperiert, um Unternehmen
bei der Einführung von Fertigungslösungen zu helfen, die Produktivität
steigern, Herstellungskosten mindern
und die Bauteilqualität verbessern“,
sagt Eugene Ng, Forschungleiter des
Labors für Fertigungssysteme bei
MMRI, der eng mit Philip zusammenarbeitet. Sandvik Coromant und das
MMRI hätten bereits früher in kunden-
basierten Forschungsprojekten
zusammengearbeitet, die den
teilnehmenden Unternehmen
umgerechnet rund 1,37 Millionen Euro
an Einsparungen brachten. Lesen Sie
mehr darüber auf Seite 26.
Das Northern Alberta Institute of
Technology, NAIT, bietet unterstützt
von Sandvik Coromant spezialisierte
Ausbildung in Bearbeitungstechnik an
METALWORKING WORLD
5
TECHNIK
VON ELAINE McCLARENCE
PRÄZISIONSFERTIGUNG
FÜR DIE MEDIZIN
HERAUSFORDERUNG: DIE HERSTELLUNG VON BAUTEILEN, DIE DEN ANFORDERUNGEN DER
MODERNEN MEDIZINISCHEN IMPLANTAT-TECHNOLOGIE GERECHT WERDEN
LÖSUNG: EIN UMFASSENDES WERKZEUGPROGRAMM, DAS AUF WISSEN ÜBER
DIE BEARBEITUNG ANSPRUCHSVOLLER MATERIALIEN AUFBAUT
moderner medizinischer
Komponenten, egal ob diese für lebenslange Dienste im menschlichen Körper oder
zur Unterstützung von Heilungsprozessen
gedacht sind, erfordert hohe Präzision und
die Fähigkeit, anspruchsvollen Werkstoffen gerecht zu werden.
Sandvik Coromant hat in Produkte,
Kompetenz und Unterstützung für
Kleinteilfertigungsprozesse investiert, das
Herzstück der Fertigung von medizintechnischen Komponenten wie etwa KnochenDIE HERSTELLUNG
VORTEILE
• bessere Produktivität
• wirtschaftliche Lösung für die
Fertigung größerer Mengen
• sichere und stabile Bearbeitung
• Span- und Gratkontrolle
• erreicht Toleranzen im µ-Bereich
schrauben. Eine Reihe biokompatibler
Materialien wie Kobalt-Chromlegierungen,
rostfreier Stahl (316LVM) und Titan wird
derzeit für immer neue Anwendungen
nutzbar gemacht.
Innerhalb der Sandvik-Gruppe bietet
Sandvik Bioline eine eigene Werkstoffreihe für solche Einsatzfälle an. Auch
Sandvik Coromant hält ein breites
Produktspektrum und viel Wissen über
schwierig zu bearbeitende Werkstoffe
bereit; man hat eng mit Spezialisten
zusammengearbeitet, um alle Aspekte des
Produktionsprozesses zu verstehen. Dieses
Wissen kam bereits erfolgreich bei
Hüftgelenkimplantaten zur Anwendung, so
etwa bei der Entwicklung von Lösungen für
die Bearbeitung künstlicher Gelenkkugeln
und -pfannen. Die Lösung für die Pfanne,
die mit runden Wendeplatten sphärisch
gedreht wird (bei verdoppelter Produktivität
und um ein Drittel geminderten Werkzeugkosten), hat in der Industrie breite Akzeptanz gefunden.
Jeder Werkstoff bietet Herausforderungen; stets nachgefragt sind jedoch
Flexibilität und gute Oberflächen bei
anspruchsvollen Materialien. Die Spanentwicklung muss kontrolliert werden, die
Herstellung gratfreier Oberflächen und die
richtigen Bauteil-Eigenschaften müsse
gewährleistet sein.
BAUTEILE FÜR Implantate wie Knochen-
schrauben sind oft lang und schlank, und
jedes ist entsprechend seiner Anwendung
und der besten Möglichkeit, das Implantat
in den Körper zu integrieren, einmalig
konstruiert. Konkret werden Werkzeuge
mit scharfen Schneidkanten benötigt, die
Effiziente Werkzeuglösung
mit runden Wendeplatten für
die Fertigung von Bauteilen
für Hüftgelenke
Ein künstliches
Hüftgelenk besteht
aus zwei Teilen, der
Gelenkkugel und der
Pfanne. Beide müssen
mit großer Präzision
gefertigt werden
6
METALWORKING WORLD
FALLSTUDIEN: CLEVERE WECHSEL – STARKE ERGEBNISSE
GERMAN MEDICAL COMPONENTS
ZAHNTECHNIKUNTERNEHMEN
HERSTELLER MEDIZIN-
Ein Schnellwechselsystem reduzierte die
Werkzeugwechselzeiten eines Zahntechnikunternehmens bei der Herstellung von
Bauteilen für Zahnbohrer von drei Minuten
auf 20 bis 30 Sekunden.
Das Unternehmen arbeitet mit Titan und
rostfreien Stählen.
Die jährlichen Gesamt-Zeitersparnisse
betrugen 67 Produktionsstunden oder
ausgedrückt in Kostenersparnissen
4 000 Euro. Zusätzlich stieg die Zahl der
produzierten Teile pro Werkzeug von 1 000
auf 2 500.
TECHNISCHER BAUTEILE
Eine Original-Werkzeuglösung half einem
deutschen Unternehmen, die Herstellung
einer Reihe kleiner medizintechnischer
Bauteile zu optimieren. Die Lösung baute
auf den Werkzeugen CoroTurn XS und
CoroCut XS auf. Der äußere Durchmesser
des Teils betrug nur einen Millimeter, und
eine 0,3-Millimeter-Bohrung innen
bereitete oft Qualitätsprobleme.
Mit der Sandvik Coromant-Werkzeuglösung gelang ein Quantensprung der
Produktivität. 57 Bearbeitungsstunden
oder 13 000 Euro konnten eingespart
werden, und die Produktion stieg auf
50 000 Bauteile pro Jahr.
TECHNIKFAKTEN
WERKZEUGLÖSUNGEN:
Medizinische Implantate wie
Knochenschrauben werden
aus anspruchsvollen
Werkstoffen gefertigt
•QS Halterungssystem für schnelleren
Werkzeugwechsel in Langdrehautomaten
•CoroTurn 107 Wendeplattentechnologie
•CoroCut XS und CoroTurn XS
•CoroDrill Delta C Bohrer
•CoroMill Plura Vollhartmetallfräser
WENDEPLATTEN UND SORTEN:
•GC1105 für rostfreien Stahl und Titan
•DCET Wendeplatten mit scharfen
Schneidkanten
zum Drehen, Auskammern sowie für die
Fertigung von Gewinden – unter Massenproduktionsbedingungen – und für
anspruchsvolle Werkstoffe geeignet sind.
SANDVIK COROMANT hat ein spezielles
Programm für die Kleinteilfertigung mit
einem großen Sortiment von Werkzeugen
zum Außen- und Innendrehen, Fräsen und
Bohren entwickelt. Außerdem gibt es ein
Schnellwechselsystem für Langdrehautomaten. Für das allgemeine Drehen und die
Innenbearbeitung kleiner und mittelgroßer
Bohrungen ab 6 mm ist CoroTurn 107 die
erste Wahl. Zusätzlich wurde GC1105
speziell für die Bearbeitung von Materialien entwickelt, aus denen Knochenschrauben hergestellt werden. Die
Werkzeugsysteme CoroCut MB und
CoroTurn XS eignen sich zum Drehen,
Auskammern und für die Herstellung von
Gewinden. Sie bieten diverse Werkzeuglösungen für kleine Bohrungsdurchmesser
bis hin zu 0,3 mm. Zudem bietet die neue
Wendeplatte DCET dank einer dünnen
PVD-Beschichtung eine extrem scharfe
Schneidkante, kombiniert mit guter Wirtschaftlichkeit. CoroTurn XS-Wendeplatten sind für hohe Präzision bei Drehbearbeitungen gemacht. Vollhartmetallbohrer
und -schaftfräser der Reihen CoroMill
Plura und CoroDrill Delta-C sind für
Kleinteilbearbeitungen vorgesehen.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung
ZUSAMMENFASSUNG
Die Herstellung medizinischer
Implantate erfordert in einem
Massenfertigungsumfeld präzise
Prozesse, die mit engen Toleranzen
arbeiten. Biokompatible Implantate
werden aus Werkstoffen gefertigt, die
bei der Bearbeitung hohe Anforderungen stellen, was beträchtliches
Wissen über die Bearbeitung von
Kleinteilen erfordert. Sandvik
Coromant hat umfassend in Lösungen
zur Erfüllung der Anforderungen dieses
wachsenden Marktes investiert.
METALWORKING WORLD
7
NEWS
ERTRAGREICHE GLOBALE
PARTNERSCHAFT
Peter Augustsson
und Göran
Hjertstedt von
Camito mit Niyazi
Akdas, Geschäftsführer und
Eigentümer von
AKDAS
CAMITO ZU NEUEN
UFERN IN DER TÜRKEI
Die türkische Gießerei AKDAS wurde
kürzlich für die Herstellung neuartiger
Bimetall-Form- und Gesenkwerkzeuge
der schwedischen Camito zertifiziert
und wird damit zum Gießerei-Pionier.
Das kleine Unternehmen Camito im
schwedischen Olofström hat just
seinen ersten Schritt hin zur MassenProduktion eines eigenen Verbundwerkstoffs (Stahl und Grauguss)
getan, der zur Herstellung von
Gesenken (Formwerkzeugen) für
Karosserieteile für neue Automobilmodelle dienen soll. Camito arbeitet
mit Sandvik Coromant zusammen,
um sicherzustellen, dass die Fertigung
der Gesenke vor der Inbetriebnahme
in die Produktion so zeit- und
kosteneffizient wie möglich abläuft.
Die größte private Stahlgießerei der
Türkei, AKDAS Dokum in Ankara, wird
als weltweit erste für die Anwendung
jenes speziellen Prozesses zur
Herstellung des neuen Verbundwerkstoffs zertifiziert, bei dem Werkzeugstahl und Grauguss „nass auf nass“
in einer Form gegossen werden.
Göran Hjertstedt, Geschäftsentwickler bei Camito, war bei der
offiziellen Zertifizierungszeremonie
von AKDAS kurz vor Weihnachten
2007 zugegen. „In der Türkei gibt es
einige Autohersteller, die eigene
Werkzeug- und Gesenkabteilungen
8
METALWORKING WORLD
unterhalten, und viele Werkzeug- und
Gesenk-Zulieferer für die Automobilindustrie“, sagt er. „Wir haben einige
von ihnen besucht, und das Interesse
an unserer Methode ist groß. Wir
rechnen damit, dass AKDAS im Laufe
von 2008 die ersten Aufträge erhält.“
Die Camito-Gießerei „Camito
Technology Centre“ in Hästveda in
Schweden wird Mitte 2008 zertifiziert.
„Das wär‘s dann vorerst“, sagt
Hjertstedt. „Es braucht Zeit, diese
Art des Geschäfts aufzubauen, und
Das französische Unternehmen
Horizontaldrehzentren SC 130BX
SNECMA Groupe SAFRAN, eines
des taiwanesischen Herstellers
der weltweit größten LuftfahrtunJohnford zur Fertigung von
ternehmen, konstruiert, entwickelt
Turbinenwellen für das CFM56.
und fertigt Triebwerke für
„Die Wellen haben einen DurchFlugzeuge, Trägerraketen und
messer von 400 Millimetern und
Satelliten. Die Entscheidung des
sind 1 800 Millimeter lang, und die
Unternehmens, drei
Schneidköpfe müssen so
Drehzentren seiner neuen
steif wie möglich sein“,
Fabrik in Suzhou, China,
erklärt Gauthier, „daher
mit Coromant Capto
verwenden wir Coromant
auszustatten, hat einer
Capto C6, einen 16multinationalen
Werkzeug-Revolver.“
Kooperation von Europa
Omnitechnique
bis Asien die Tür geöffnet.
arbeitete bei der genauen
Der franzöische MaschiBestimmung der Revolver
nenvertrieb Omnitechnieng mit Sandvik Coromant
Bruno Gauthier
que, gegründet und
France zusammen. Dann
geleitet von Pierre Nézondet, hat
wurde die Konstruktion in
soeben das letzte der drei
Kooperation mit Sandvik Coromant
Drehzentren für die Fabrik in Suzhou
Taiwan mit Johnford abgestimmt.
geliefert. Sie fertigt die Teile für das
„Wir haben alles vor der Lieferung
in einer Reihe von Flugzeugen,
mit SNECMA in Taiwan getestet“,
darunter dem Airbus A320 und der
sagt Gauthier. „Das war eine sehr
Boeing 737 verwendete Jetenge und wirklich multinationale
Triebwerk CFM56. „SNECMA
Kooperation. Für uns ist in
bestellte speziell die Ausstattung mit
internationalen Projekten wie
Coromant Capto, weil man mit dem
diesem die Zusammenarbeit mit
System deutliche Vorteile bei der
Werkzeuglieferanten auf allen
Steifigkeit erzielt“, erklärt Bruno
Stufen – von der MachbarkeitsGauthier, Großkundenbetreuer bei
prüfung über das Angebot bis zur
Omnitechnique.
Werkzeugabnahme – ausschlagOmnitechnique lieferte 3-Metergebend für den Erfolg.“
„Das Interesse
an unserer
Methode ist
groß“
GÖRAN HJERTSTEDT, GESCHÄFTSENTWICKLER BEI CAMITO
die Gießereien brauchen eine Weile,
bis sie die nötigen Fertigkeiten
entwickelt haben. Der Prozess ist
komplex und zeitaufwändig.“
Nach Tests an neuen Automodellen
kann die Camito-Methode etwa ein
Viertel der Durchlaufzeit für die
Herstellung neuer Gesenke sparen;
ein Prozess, der mit heutigen
Methoden etwa ein Jahr in Anspruch
nimmt.
Die drei Drehzentren
fertigen 1,8 Meter lange
Turbinenwellen, daher
müssen die Schneidköpfe
so steif wie möglich sein
HOCH HINAUS
Japan. Als in zwei japanischen Werken der IHI Corporation
kostspielige Investitionen in Maschinen nötig wurden, bat man
Sandvik Coromant um Rat. Bald war aus den Investitionen ein
Projekt mit dem Ziel geworden, den maximalen Ertrag pro
investiertem Yen zu erzielen. MWW besuchte die beiden Werke,
um sich die Investitionen anzuschauen, die bereits Gewinn bringen
Fukushima
Hiroshima
Kure
Tokio
Soma
❯❯
RIESEN-KRÄFTE
Die japanische IHI Corporation
ist ein Industrie-Riese, der eine
Reihe von Bereichen umfasst,
darunter die Fertigung von
Flugtriebwerken. Zwei Werke
befinden sich in Soma, östlich
von Fukushima, und in Kure,
südlich von Hiroshima
GETTY IMAGES
METALWORKING WORLD
9
❯❯
Business
as unusual
WERK KURE:
Um die Nummer eins unter den Herstellern von Wellen für Jet-Triebwerke
zu bleiben, verbessert das Werk Kure der IHI Corporation fortlaufend seine
Produktivität. Standardlösungen kommen nicht in Frage
MANCHMAL FRAGE ICH MICH: Wenn wir hier
ernste Probleme bekämen, würde dann die
Welt untergehen?“, sinniert Hiroyuki Otani,
Leiter der IHI Corporation-Fabrik Nr. 2 zur
Herstellung von Flug-Triebwerken im
japanischen Kure. Eine nicht unberechtigte
Frage. Die Fabrik steht für die Hälfte aller
weltweit für Jet-Triebwerke produzierten
großen Wellen – jener langen Bauteile, die das
Rückgrat der Triebwerke ausmachen. „Unsere
Wellen werden rund um den Globus ausgeliefert“, sagt Otani. „Sie werden in vielen JetTriebwerken eingesetzt. Produktionsprobleme
bei uns würden die Luftfahrtindustrie schwer
beeinträchtigen. Um die Wünsche der Kunden
zu erfüllen, sind wir als weltweit führender
Jet-Triebwerkshersteller bereit, jedes
Produktionsproblem zu lösen – koste es,
was es wolle.“
DIE IHI CORPORATION
10
METALWORKING WORLD
als verlässlicher Partner
zu erhalten, muss Kure den Anforderungen der
Kunden stets gerecht werden. Dafür hat Otani
alles getan: von der Bestellung von mehr
Ausrüstung über die Einstellung neuer
Mitarbeiter bis hin zur Auslagerung von
Arbeit. Letztlich geht es darum, jeden Tag
aufs Neue das Maximale aus der Produktion
herauszuholen. Die Partnerschaft mit Sandvik
Coromant ist laut Otani für die Steigerung der
Produktion von zentraler Bedeutung. „In den
nächsten vier Jahren werden wir die meisten ❯❯
ABER UM SEINEN RUF
GETTY IMAGES
in Japan ist ein
Industriegigant, der eine Vielzahl von
Bereichen umfasst. Ein Viertel des Gewinns
kommt aus der Triebwerksherstellung, und das
Unternehmen besitzt mehrere Fabriken in der
Region, darunter die Triebwerksfabrik Nr. 2
in Soma, östlich von Fukushima City in der
Provinz Fukushima, und das Werk in Kure,
einer kleinen Stadt südlich von Hiroshima.
Flugzeuge attraktiv machen, über die rasche
Industrialisierung Chinas und anderer
asiatischer Länder bis hin zur ausgeprägten
Nachfrage nach der neuen Boeing 787 – hat zu
einem Boom in der Luftfahrtindustrie geführt.
Die Stärke der Fabrik Nr. 2 für Flugtriebwerke
in Kure ist die Tatsache, dass man der
führende Hersteller von Wellen für JetTriebwerke ist. Die Herstellung dieser Wellen
ist schwierig und nicht sonderlich lukrativ;
doch just diese Spezialisierung verschafft IHI
den Wettbewerbsvorteil vor den Mitbewerbern. „Die Kunden kommen zu uns, weil sie
wissen, wir können sämtliche Prozesse zur
Herstellung von Triebwerks-Bauteilen
,handlen‘“, erklärt Otani.
Hiroyuki Otani,
Leiter der Fabrik
für Flugtriebwerke
Nr. 2 in Kure
Dass die Luftfahrtindustrie derzeit in
einem Tempo expandiert, das die Produktion
unter Druck setzt, ist kein Geheimnis. Eine
Kombination verschiedener Faktoren – von
steigenden Treibstoffpreisen, die für Fluggesellschaften kleinere, energieeffizientere
VORN BLEIBEN
GETTY IMAGES
The Kure factory is the
world’s leading
manufacturer of fan
shafts.
Takashi Matsumura
und Chuzo Udaka,
beide erfahrene
Dreher, mit einer
GE90 Kegelwelle
GETTY IMAGES
Coromant Capto hat sich bei IHI Corporation
bewährt. Es bietet die ausschlaggebenden
Zeiteinsparungen und ermöglicht der Fabrik, die
Anforderungen der Kunden in der boomenden
Luftfahrtindustrie zu erfüllen. „Sobald Coromant
Capto auf dem Markt war, boten wir es IHI
Corporation an, denn wir wussten, dass es das
perfekte Werkzeugsystem für all ihre Bearbeitungsprozesse ist“, erklärt Toshikazu Kawamukai, Leiter
Geschäftsentwicklung bei Sandvik Coromant Japan.
„In der Luftfahrtindustrie haben viele spezialisierte
Bauteile komplizierte Formen und erfordern eine
Menge Werkzeuge, die oft gewechselt werden
müssen – vermutlich mindestens zehnmal so oft wie
in der Automobilindustrie.” Coromant Capto,
erläutert er weiter, ermöglicht etwa 30 zusätzliche
Arbeitsstunden pro Werkzeug im Revolver, weil der
Werkzeugwechsel von durchschnittlich acht
Minuten auf durchschnittlich eine Minute verkürzt
wird – so amortisiert sich die Anschaffung innerhalb
weniger Monate.
Ein weiterer wichtiger Vorteil von Coromant
Capto ist die Stabilität. Die in der Luftfahrtindustrie
notwendigen Bearbeitungen warmfester Superlegierungen erfordern doppelt so hohe Schnittkräfte wie
andere Arten der Bearbeitung. „Mit Coromant Capto
ist dies bei reduzierten Vibrationen machbar“,
erklärt Kawamukai und hebt hervor, dass die
Sandvik Coromant-Lösung Silent Tools „die einzige
Lösung ist, die es IHI Corp ermöglicht, sicherer bei
höherer Produktivität zu bearbeiten. So ziehen wir
mehr Nutzen aus Silent Tools.“ Um die Bohrungen
der langen Wellen der Jet-Triebwerke zu bearbeiten,
benötigt man sehr lange Werkzeuge. Die gedämpften Bohrstangen des Silent Tools-Sortiments
eliminieren Vibrationen, die sonst die Wendeplatten
beschädigen und Qualität und Produktivität
reduzieren. „Bei IHI Corp haben wir langjährige
Erfahrung mit der Anwendung von Standard-Silent
Tools“, so Kawamukai. „1990 wurden uns die ersten
sehr langen Silent Tools geliefert und seither ist die
Zahl dieser Bohrstangen, die das Unternehmen
verwendet stetig gestiegen.“
Trent 700 Comp Disks
mit geräumten Nuten
METALWORKING WORLD
11
Die Werft
des Werks Kure
GETTY IMAGES
❯❯
„Weil der Platz begrenzt
ist, müssen wir die
Durchlaufzeiten senken
und unsere Maschinen
effizienter nutzen“
HIROYUKI OTANI, LEITER DER FABRIK NR.2 ZUR
HERSTELLUNG VON FLUGTRIEBWERKEN IN KURE
GETTY IMAGES
Maschinen mit automatischem Werkzeugwechsler durch solche mit Revolver ersetzen.
Weil der Platz begrenzt ist, müssen wir die
Durchlaufzeiten senken und unsere Maschinen
effizienter nutzen. Wir gehen davon aus, dass
alle NC-Drehautomaten nach dem Abschluss
der Maschineninvestition mit Coromant Capto
ausgerüstet sind.“ Die Rolle von Coromant
Capto darf nicht unterschätzt werden. „Wir
sparen unglaublich viel Zeit“, sagt Werkzeugkonstrukteur Shinichi Hata, Produktionsleiter
im Werk Kure. „Ein Werkzeugwechsel, der pro
Maschine früher zehn Minuten dauerte, dauert
jetzt eine Minute. Und für ein Umrüsten von
vormals einer Stunde braucht es heute zehn
Minuten. Dank dieser
schnellen Wechsel
arbeiten wir mit sehr
viel weniger Personal.“
TATSÄCHLICH BRAUCHT
man im Werk für
Flugtriebwerke Nr. 2 in
Kure für die Bedienung
von sechs mit Coromant Capto ausgerüsteten
Revolver-NC-Drehmaschinen nur zwei
Bediener. Ein weiterer Schlüssel für die
steigende Produktivität sind Innovationen.
Der Einsatz von Standardprodukten ist in
Shinichi Hata
Kengo Kuwahara,
Werkzeugkonstrukteur, Triebwerksfabrik
Nr. 2, Kure
der Luftfahrtindustrie nicht möglich. Aufgabe
von IHI-Werkzeugkonstrukteur Kengo
Kuwahara ist es, Konstruktion oder Geometrie
von Werkzeugen so zu verändern, dass sie in
ihrem Umfeld die beste Leistung erbringen.
Sandvik Coromant lud Kuwahara kürzlich
zu einem technischen Austausch in die
Unternehmenzentrale nach Sandviken in
Schweden ein. Dort überbrachte er den
Sandvik Coromant-Ingenieuren zehn
Verbesserungswünsche, darunter bessere
Schneidkanten, rascheres Zerspanen großer
Mengen und die bessere Zerspanung harter
Werkstückstoffe. „Wir müssen jetzt beginnen,
Lösungen zu finden und dranbleiben“, sagt er.
„Dieses Treffen fördert die Beziehung
zwischen IHI und Sandvik Coromant, hebt sie
auf ein neues Niveau – von einem KundenLieferantenverhältnis zu einer partnerschaftlichen Kooperation.“
CAROL HUI
DIE FABRIK FÜR FLUGTRIEBWERKE NR. 2 IN KURE
DIE HERAUSFORDERUNG IN KÜRZE
DIE ANFORDERUNGEN:
Die Optimierung der Herstellung von Wellen und
Bauteilen für mittlere bis große Jet-Triebwerke.
Die Gesamtproduktion der Bauteile für JetTriebwerke zu verbessern, um steigende
Anforderungen zu erfüllen
DIE LÖSUNG:
Coromant Capto und die Verwendung gedämpfter Bohrstangen „Silent Tools“ für die Bearbeitung langer Bauteile
DAS ERGEBNIS:
Weniger Nebenzeiten und verbesserte Produktivität. Weniger Vibration und gleichbleibend höhere
Qualität der Produkte. Weniger Personal
12
METALWORKING WORLD
GETTY IMAGES
Asami Tsukano, Maschinenbedienerin im Werk Soma, beim
Wechsel eines Coromant
Capto-Schneidkopfes
WERK SOMA:
Eine Notlösung verändert die Welt der
Werkzeugmaschinen. Alles begann mit einem
gewöhnlichen Hammer – und einer tollen Idee...
Flugtriebwerke Nr. 2 in Soma, ist ein Mann
der Resultate; jemand, der Dinge in die Hand
nimmt.
Vor fünf Jahren war Kashimura für drei
Produktionslinien im Werk
Kure verantwortlich. An
einer Linie traten wiederholt
Vibrationsprobleme an
beiden Stechschwertern der
Coromant Capto Werkzeuglösung auf. Gemeinsam
mit dem Werkzeugkonstrukteur Shinichi Hata erzeugte
Kashimura mit einem
Tatsuya Kashimura
Hammer bewusst Schwingungen, um die Stellen zu finden, die
behandelt werden mussten. Die Schwerter
selbst versahen sie mit Bohrungen, um die
Vibrationen zu minimieren.
Diese hausgemachte Lösung funktionierte
gut. Um Vibrationen noch weiter zu reduzieren, rieten sie Sandvik Coromant, die
Schwerter mit Schwingungsdämpfern zu
versehen. Hiervon ausgehend entwickelte
❯❯
METALWORKING WORLD
13
GETTY IMAGES
Hausgemachte
Lösung
TATSUYA KASHIMURA, Leiter der Fabrik für
GETTY IMAGES
❯❯
„Wir kaufen Maschinen
nach Vernunftkriterien –
nicht die neuesten,
schicksten Produkte,
sondern solche, die
unsere Bedürfnisse
erfüllen“
TATSUYA KASHIMURA, LEITER DES WERKS
NR. 2 FÜR FLUGTRIEBWERKE IN SOMA
❯❯ Sandvik Coromant eine Hartmetall-Dämp-
fungslösung, die heute in ähnlichen Fällen
weltweit zur Anwendung kommt. Kashimura
sagt, er erinnere sich kaum an seinen Beitrag
zu dieser Lösung; Notlösungen kämen in
seinem Alltag ständig vor. „Ich tue einfach,
was nötig ist, um meine Linien am Laufen zu
halten.“
Grundeinstellung hat
Kashimura dazu gebracht, 25 Maschinen im
bisherigen Werk Soma mit Coromant Capto
auszustatten. „Wir kaufen Maschinen nach
Vernunftkriterien – nicht die neuesten,
schicksten Produkte, sondern solche, die
unsere Bedürfnisse erfüllen“, erklärt er.
Kashimura glaubt, dass Coromant Capto
für die Herstellung von Jet-Triebwerken
unabdingbar ist. Seine Überzeugung bekräftigte er durch Anschaffungen für eine weitere
neue Fabrik in Soma, die im Juli 2008 fertig
sein soll. Das Werk wird große Turbinenscheiben für Jet-Triebwerke herstellen und dabei
nur mit Coromant Capto ausgestattete
Drehmaschinen verwenden. Für die neue
Fabrik sind rund 27 Revolver-Drehmaschinen
und 14 ATC-Maschinen geplant.
Kashimura sieht in der neuen Fabrik für
ganz IHI gültiges Modell für effiziente
Produktion. Das neue
Werk wird in einer
verglichen mit der
derzeitigen Fabrik Nr. 2
halb so großen Halle
ein Fünftel der
Mitarbeiter beschäftigen - 120 statt heute
600. „Coromant Capto
reduziert den Personalbedarf, das ist der
Toru Nemoto
DIESE SACHLICHE
14
METALWORKING WORLD
Mayu Suzuki, Bediener
(links), Takao Minagawa,
Vorarbeiter (Mitte), und
Takeshi Kawamura,
Prozessingenieur
Schlüsselfaktor für unseren Erfolg hier“,
erklärt Toru Nemoto, Produktionsleiter des
Flugtriebwerke-Werks Nr. 2 in Soma.
die bessere Produktionseffizienz in der neuen Fabrik in Soma mit
einem Haus, das auf drei Pfeilern ruht –
Sicherheit, Stabilität und Zuverlässigkeit.
„Diese drei Faktoren sind für den Hausbau
grundlegend, wenn man gute Qualität erzielen
will. Zeitgerechte Lieferungen und Kosteneffizienz sind das Dach“, sagt er. „Es stürzt
ein, sobald auch nur ein Pfeiler nachgibt. Und
das Gerüst des Hauses ist eine numerische
Steuerung, eingebaut in Hochleistungsmaschinen, die effizient von einer zahlenmäßig kleinen, kundigen Belegschaft bedient
werden. Dieses Gerüst bietet unseren Kunden
hochqualitative Produkte zu angemessenem
Preis, zeitgerecht geliefert.“
Kashimura, der kürzlich von einem
technischen Austausch im schwedischen
Sandviken zurückgekehrte, hat einen
besonderen Wunsch an Sandvik Coromant.
„In unserem Geschäft sind 50 Prozent der
Kosten Materialkosten“, erklärt er. „Daher ist
es extrem wichtig, kein Material auf Tests zu
verschwenden. Könnte ich Daten darüber
bekommen, was Werkzeuge unter Bedingungen leisten, die nicht-optimal sind und unsere
KASHIMURA VERGLEICHT
FABRIK FÜR FLUGTRIEBWERKE NR. 2 IN SOMA
DIE HERAUSFORDERUNG
IN KÜRZE
DIE ANFORDERUNGEN:
Die Optimierung der Fertigung von Bauteilen
für kleine bis mittelgroße Jet-Triebwerke und
Turbopumpen für Raketen.
DIE LÖSUNG:
Coromant Capto.
DAS ERGEBNIS:
Die Werkzeugwechselzeiten sanken.
Weniger Personal.
Bedürfnisse besser widerspiegeln, dann würde
ich Zeit und Material beim Testen sparen.“
Solch ein Wissensaustausch ist vielleicht
das wahre Zeichen für eine vertrauensvolle
Partnerschaft.
CAROL HUI
TECHNIK
VON LYNTON McLAIN
ECKFRÄSER FÜR DAS
21. JAHRHUNDERT
HERAUSFORDERUNG: VIELSEITIGERES UND KOSTENGÜNSTIGERES FRÄSEN
LÖSUNG: EIN VIELSEITIGER UND PRÄZISER ECKFRÄSER STEIGERT DIE PRODUKTIVITÄT
UND HÄLT DIE KOSTEN IN SCHACH
ECKFRÄSPROZESSE machen mehr als die
Hälfte aller Fräsanwendungen aus. Im
Zuge der großen Veränderungen, die
Fertigungsunternehmen mit Blick auf
Produktivitätssteigerung und Kostensenkung vornehmen, erlebt dieser Bereich
eine rasante Entwicklung. Die Fertiger
sind heute bereits um einiges schlanker
und ihrer Aufgabe besser gewachsen.
Ein Grund für die spektakuläre
Renaissance des Eckfräsens ist die
Tatsache, dass Projektingenieure aus
betrieblichen Gründen kleinere Maschinen
wählen. Welcher Zusammenhang besteht
zwischen dem Eckfräsen und kleineren
Maschinen? Die zunehmende Verwendung hochqualitativer, vorgefertigter
Guss- und Schmiedeteile reduziert die
Zahl der notwendigen Bearbeitungsdurchgänge. Gefragt sind Wendeschneidplatten
in kleineren Durchmessern. Oft sind es
kleinere Maschinen mit Kegelgröße 30
und 40er-Spindeln, die kleinere Eckfräser
erfordern. Nicht zuletzt sparen kleinere
Maschinen Platz, was die Kapital- und
Betriebskosten reduziert.
Da die Produktionslose in vielen
Der neue, topmoderne
Fräser CoroMill 490 setzt
beim Eck- und Planfräsen
neue Standards
kleinen und mittelgroßen Unternehmen
kleiner werden, möchten Kunden heute
kein großes Sortiment an Werkzeugen
vorhalten, von denen einige nur selten
oder nur für kurze Fertigungsläufe
verwendet werden. Statt dessen fragen sie
weniger, aber dafür sehr vielseitige
Werkzeuge nach, um Werkzeugbestände
zu mindern, Lageranforderungen zu
ZUSAMMENFASSUNG
Fertigungsunternehmen, die fräsen,
verwenden zunehmend hochqualitative
vorgefertigte Guss- und Schmiedeteile.
Daher sind weniger Bearbeitungsdurchgänge, dafür aber HochpräzisionsWerkzeuge nötig, typischerweise
Eckfräser für geringere Schnitttiefen in
kleineren Durchmessern. Diese passen in
kleinere Maschinen, die Platz, Kapital und
Betriebskosten sparen. Kleinere
Fertigungslose erfordern weniger und
dafür vielseitigere Werkzeuge. Diese
Vielseitigkeit wiederum reduziert Inventar
und Lagerbedarf und steigert dieFlexibilität.
Der CoroMill 490 ist zur Erfüllung dieser
Anforderungen konstruiert.
senken und die Flexibilität ihrer Maschinen zu steigern.
Neue, ausgeklügelt konstruierte
Eckfräser wie etwa der CoroMill 490
kommen auf den Markt; leise, präzise und
unerreicht vielseitig.
Eine Besonderheit des CoroMill 490
sind die niedrigen radialen Schnittkräfte der
Wendeplatten, die durch eine hervorragende Wendeplattengeometrie erzielt werden –
ein wichtiger Vorteil zur Vermeidung von
Werkzeugauslenkung, da beim Eckfräsen
große Radialschnittkräfte auftreten.
Übermäßige Krafteinwirkung kann die
Qualität des Bauteils mindern und zu
schlecher Oberflächengüte führen, wobei
Vibrationen und reduzierte Schnittkräfte oft
unvermeidlich sind.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung
METALWORKING WORLD
15
PIONIER DER
MEDIZINTECHNIK
Schweiz. Der Maschinenhersteller Tornos
bietet optimale Fertigungslösungen für die
medizintechnische Industrie an. Eine
Zusammenarbeit mit Sandvik Coromant hilft
beiden Unternehmen, die Wettbewerbsfähigkeit
ihrer Kunden zu steigern
16
METALWORKING WORLD
EINGEBETTET ZWISCHEN DEN BLAUEN SEEN,
steilwandigen Schluchten und schroffen
Höhen des „Uhrentals“ im Herzen des
Schweizer Jura liegt die kleine Stadt Moutier,
Heimat des Maschinenherstellers Tornos und
Geburtsstätte der Industrie präzisionsgedrehter
Bauteile.
Die erste Drehmaschine mit beweglichem
Spindelstock kam 1880 nach Moutier. Sie war
acht Jahre zuvor von dem Ingenieur Jacob
Schweizer erfunden worden, in Bienne, gleich
am anderen Ende des Tals. Kurz darauf wurde
das Unternehmen Tornos gegründet, das seit
nunmehr über 120 Jahren die Schweizer
Uhrenindustrie mit Hochpräzisionsdrehautomaten mit einer oder mehreren Spindeln
beliefert. Dieser Bereich macht heute
allerdings nur noch 20 Prozent des Geschäfts
aus. Daneben beliefert Tornos Zulieferer der
GETTYIMAGES/DARRIN VANSELOW
GETTYIMAGES/DARRIN VANSELOW
Tornos baut derzeit starke
Partnerschaften mit IndustrieExperten der Medizintechnik auf
TORNOS IN KÜRZE
Der Konstrukteur und Hersteller von
Drehautomaten Tornos wurde1905 von Willy
Mégel gegründet. Gleichzeitig entstanden
zwei andere Drehmaschinenhersteller,
Petermann und Bechler. Tornos und
Petermann schlossen sich in den 1960erJahren zusammen, zehn Jahre später kam
Philippe Charles,
Marketing-Manager
für den Bereich
Medizintechnik
Automobil-, elektronischen sowie medizinund zahntechnischen Industrie.
Derzeit richtet Tornos sein besonderes
Augenmerk auf den Bereich Medizintechnologie. Zur Erweiterung der Tätigkeit sucht man
Partnerschaften mit anderen Spezialisten der
Branche. „Obwohl wir den medizintechnischen Bereich erst seit 20 Jahren beliefern,
sind wir Branchen-pioniere und bieten
optimale Fertigungslösungen für Traumatolo-
gie, Orthopädie, Bandscheibenbehandlungen, Werkzeugherstellung
und Zahntechnik an“, erklärt
Philippe Charles, MarketingManager für den Bereich Medizintechnik. „Wir möchten vom
einfachen Zulieferer zum
Lieferanten kompletter Lösungen werden.“
gingen Tornos und Sandvik
Coromant eine exklusive Partnerschaft ein,
denn in beiden Unternehmen ist man
zunehmend bestrebt, Lösungen und Produktivitätsverbesserungen für die jeweiligen
Medizintechnik-Kunden zu entwickeln.
Sandvik Coromant liefert ein Sortiment
hochspezialisierter Werkzeuge, darunter
ANFANG 2007
Bechler hinzu. Heute beschäftigt die Tornos
SA 730 Mitarbeiter in Moutier, 35 Auszubildende und rund 185 weitere Mitarbeiter in
ihren internationalen Tochterunternehmen
sowie über 50 Agenturen weltweit. 2006
betrug der Umsatz rund 250 Millionen
Schweizer Franken (150 Millionen Euro).
Bohrer und Drehwerkzeuge sowie Wendeplatten zum Drehen, sämtlich angepasst zur
Bearbeitung der für medizinische Zwecke
nötigen biokompatiblen Spezialmaterialien.
„Wir sehen diese Art von Partnerschaften als
Schlüssel, um stets die besten Lösungen für
unsere Kunden bieten zu können und den
Mittbewerbern einen Schritt voraus zu sein“,
sagt Charles. „Sandvik Coromant gehört zu
den Besten. Ihr guter Ruf ist für uns ein gutes
Geschäft.“
Als Kernstück der Partnerschaft vermarktet
Tornos seit Februar das Werkzeughaltersystem
Coromant Capto in den Drehautomaten Sigma
20 und Sigma 32: „Wir bieten all unseren
bisherigen Kunden diese Lösung an.
Coromant Capto ist ein sehr steifes und
❯❯
METALWORKING WORLD
17
„Es ist die Maschine, die
Bauteile macht, aber
die Peripherie- geräte
zählen auch. Für
Hochleistungslösungen
braucht man die besten
Partner“
PHILIPPE CHARLES, MARKETINGMANAGER FÜR DEN BEREICH MEDIZINTECHNIK
❯❯ präzises System, das bei relativ zähen
Werkstoffen, wie harten und mittelharten
Stählen, Zusatznutzen bringt – ebenso wie
es gewiss anderen Industrien, die diese Art von
Werkstückstoffen bearbeiten, Nutzen bringt.“
Patrick Eray, Leiter des
Tornos-Technologiezentrums, zeigt den Drehautomaten Deco Sigma 20, der
mit Coromant Capto
ausgerüstet wurde
3D-Test auf einer
Messmaschine
GETTYIMAGES/DARRIN VANSELOW
Das Coromant CaptoSystem ist vollmodular,
daher können Kunden ihre
Tätigkeiten standardisieren
kleineren, spezialisierten
europäischen Bauteile-Hersteller, die TornosDrehautomaten zur Fertigung hochwertiger
Produkte in kleinen Losen verwenden, können
nun in den Genuss all der Vorteile des
Coromant Capto-Systems kommen, die bisher
den Benutzern größerer Drehautomaten
vorbehalten waren. „Mit gut befestigten
Werkzeugen können die Maschinen die volle
Kapazität ausschöpfen“, sagt Bertrand Faivre,
leitender Ingenieur. „Geschwindigkeit und
Effizienz des Schnellwechselsystems bringen
deutliche Produktivitätsgewinne, und die
Technologie ist solide und zuverlässig bei
hohen Wiederholbarkeitsraten. All das geben
wir an unsere Kunden weiter.“ Tatsächlich
haben Studien von Sandvik Coromant gezeigt,
dass sich die Investition in Coromant Capto,
trotz doppelt so hoher Initialkosten wie bei
anderen Werkzeughaltern, bereits nach acht
Monaten amortisieret hat. Da das System
vollmodular ist, können Kunden ihren
DIE IN DER REGEL
PARTNER IN DREI SPRACHEN
„Vor einem Jahrhundert war die
Schweizer Uhrenherstellung eine
Massenindustrie“, sagt Laurent
Cartier, Regionalspezialist bei
Sandvik Coromant France. „Doch
seit dem Einzug der Digitaluhr auf
den Markt, war man gezwungen, sich
in Richtung Automobilindustrie,
Haushaltswaren, Medizintechnologie,
Elektronik- und Computerindustrie zu
entwickeln. Überall geht der Trend
hin zur Kleinteilfertigung.“ Ralph
Gerber, Technikberater bei Sandvik
18
METALWORKING WORLD
Coromant Schweiz, fügt an: „Die
frühere Massenindustrie besteht
heute aus kleinen und mittleren
Herstellern mit ihren spezifischen
Problemen. „Sie verfügen nicht mehr
über Lager, die Lebensdauer von
Bauteilen sinkt ständig, und der
Wettbewerb aus anderen Teilen der
Welt nimmt zu. Sie müssen schneller
fertigen und auf einen veränderlichen
und zuweilen unberechenbaren
Markt schnell reagieren. Genau hier
können wir helfen.“
„Die Lösung heißt Innovation“,
sagt Cartier. „Es gilt, ihre Technik
besser zu machen als die der
anderen, und mit Tornos und deren
Maschinen gelingt uns das. Das ist
eine tolle Zusammenarbeit und eine
wirkliche Partnerschaft – und ein
erstklassiges Beispiel für die
erfolgreiche Zusammenarbeit von
Sandvik Coromant in der Schweiz
und in Frankreich. Wir haben die
Entwicklungs- und Konstruktionsabteilung in Frankreich, sie haben den
Kunden in der Schweiz; also
unterhält Ralph den Kundenkontakt
und wir liefern die Lösungen.“
„Es ist auch eine Frage der
Sprachen – mit Deutsch, Französisch
und Italienisch in der Schweiz haben
wir mehr als genug zu tun!“, sagt
Gerber. „Geografische Grenzen
lassen sich überqueren, aber
Sprachbarrieren können gute
Geschäfte verhindern – und Tornos
und Sandvik Coromant sprechen
definitiv dieselbe Sprache.“
GETTYIMAGES/DARRIN VANSELOW
Michel Fleury, fertigt und
repariert Werkzeuge für den
Eigenbedarf bei Tornos
Tätigkeitsbereich standardisieren und es auf
sämtlichen Maschinen verwenden. „Unsere
Kunden brauchen in ihrer gesamten Produktion Standardlösungen – und die bekommen sie
hier“, sagt Faivre.
„Ein weiterer Vorteil ist die Einfachheit“,
meint Patrick Eray, Leiter des Technologiezentrums. „Die langwierigen Neueinstellungen nach einem Werkzeugwechsel entfallen,
daher können auch nicht ausgebildete
Nachtschicht-Bediener bei Bedarf Werkzeugköpfe wechseln. Das gewährleistet Produktivität rund um die Uhr“, betont er. „Der Nutzungsgrad dieser Art von Maschinen liegt bei
vielleicht 60 Prozent, die restliche Zeit wird
für Säuberung, Wartung und Werkzeugwechsel verwendet. Die Ausstattung mit Coromant
Capto kann die produktive Zeit auf 80 Prozent
oder mehr erhöhen.“
DIE ANPASSUNG von Coromant Capto an
Tornos kleinere Drehautomaten ist das
Ergebnis vieler Monate harter Arbeit und
einer intensiven Zusammenarbeit. „Sandvik
Coromant stand kontinuierlich in Kontakt mit
unserem Technikzentrum, und wir arbeiteten
bei der Konstruktion eng zusammen“, erklärt
Bertrand Faivre. „In der ersten Phase der
Studie schickten sie mir sämtliche Pläne.
Meine Rückmeldung wurde dann in der
nächsten Konstruktionsphase integriert.“
Coromant Capto ist für die breitest
mögliche Anwendung angepasst worden –
darunter Außen- wie Innenbearbeitungen –
und für alle Werkzeuge in sämtlichen
Fertigungsunternehmen mit Tornos-Maschinen. „Obwohl wir mit der Sigma 20 und
32 gerade erst angefangen haben, erwägen
wir schon, Coromant Capto mit allen
Tornos-Maschinen anzubieten“, so Philippe
Charles. „Wir müssen unseren Kunden
helfen, ihre Maschinen mit neuen Augen
zu betrachten und die enormen Vorteile zu
sehen, die das System bringt. Es ist die
Maschine, die die Bauteile macht, aber die
Periphäriegeräte zählen auch. Um Hochleistungslösungen zu schaffen, braucht man die
besten Partner.“
ANNA MCQUEEN
TORNOS
DIE HERAUSFORDERUNG IN KÜRZE
DIE ANFORDERUNG:
Kleine und mittlere europäische Bauteilzulieferer
müssen die Produktivität steigern, um wachsender globaler Konkurrenz begegnen zu können.
DIE LÖSUNG:
Tornos und Sandvik Coromant bildeten eine
Partnerschaft, in deren Rahmen sie arbeitserleichternde Hochleistungslösungen entwickeln.
Sie vereinfachen Prozesse, reduzieren Nebenzeiten und steigern die Zuverlässigkeit.
DAS ERGEBNIS:
Die Verwendung von Produkten wie Coromant
Capto auf den Drehautomaten von Tornos macht
europäische Bauteilfertiger produktiver, reaktiver
und profitabler. So halten sie einer Umwelt mit
immer stärkerem Wettbewerb stand.
METALWORKING WORLD
19
TECHNIK
VON LYNTON McLAIN
Leicht und präzise mit weniger Kraft zerspanen
DER NEUE STANDARD FÜR
DAS PLAN- UND ECKFRÄSEN
HERAUSFORDERUNG: AUSSERORDENDLICHE PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG AUF MASCHINEN
MIT KLEINEN SPINDELN, DIE GERINGERE SCHNITTTIEFEN ERFORDERN
LÖSUNG: EINE NEUE KONSTRUKTION DER WENDEPLATTEN MIT EINZIGARTIGER GEOMETRIE
UND PLATTENSITZEN SETZT BEIM ECKFRÄSEN EINEN NEUEN STANDARD.
DER COROMILL 490 ist das erste Mitglied
einer neuen Familie vielseitiger Werkzeuge, die beim Plan- und Eckfräsen kleiner
VORTEILE
• Standard-Fräswerkzeug mit
niedrigeren Werkzeugkosten
und weniger Lagerhaltung
• große Flexibilität, hohe Präzision
und bessere Toleranzen
• leichtes und geräuscharmes
Zerspanen bei geringerer
Leistungsaufnahme
• hohe Produktivität mit außerordenticher Wendeplattengeometrie und
neuen Sorten
• schärfere Schneidkanten und
gratfreie, glattere Profile
• fertiges Bauteil in einer Aufspannung
• echter, fast stufenloser 90-GradWinkel
und mittlerer Lose, besonders bei geringen
Schnitttiefen, Kosten sparen. Verschiedene Fallstudien zeigen, dass der CoroMill
490 niedrigere Kosten, mehr Flexibilität,
höhere Präzision und bessere Toleranzen
bietet und herkömmlichen Werkzeugen in
jeder Hinsicht überlegen ist. Der CoroMill
490 ist konstruiert für das Planfräsen, für
flache und tiefe Schultern, das Fräsen von
Kanten und Konturen, das Vorschlichtund Schlichtfräsen mit 2-mm-Aufmaß,
Aufbohren mit spiralförmiger Interpolation sowie zum Vollnutfräsen auf eine
Breitentoleranz von -0,15 mm.
Der CoroMill 490 zerspant mit
quadratischen Wendeplatten leicht und
leise, mit hoher Oberflächengüte und sehr
geringer Gratbildung. Dank einer
herausragenden Wendeplattengeometrie
und neuen Sorten sind geringere Kräfte
nötig. Die neuen Sorten ermöglichen
schärfere Schneidkanten und weichere
Schnitte, wodurch weniger Schlichtoperationen nötig werden. Wendeplattengeometrie und Sorten machen den CoroMill 490
zum ersten Fräser mit echten 90 Grad und
einer Welligkeit von 0,03 mm und kaum
erkennbaren Stufen auf einer glatten Oberfläche.
Kliener, schwächer gelagerte Spindeln
werden in kleineren Maschinen beispielsweise zum flachen Schlichten vorgefertigter Gussteile (Maximale Schnitttiefe 5,5
mm, empfohlen 4 mm) eingesetzt. Der
CoroMill 490 ist für die Herstellung eines
fertigen Produkts in einer Aufspannung
konstruiert und eignet sich daher
ausgezeichnet für die kosteneffiziente
Bearbeitung vorgefertigter Bauteile.
DER COROMILL 490 verwendet die
Frässorten der neuen Generation von
Sandvik Coromant. Sie sind mit einzigartigen Wendeplattengeometrien kombi-
FRÄSBEARBEITUNGEN MIT COROMILL 490
Eckfräsen
20
METALWORKING WORLD
Planfräsen
Kanten- und
Konturenfräsen
Langlochfräsen
Aufbohren
FALLSTUDIEN: NEUE LÖSUNGEN STEIGERN DIE PRODUKTIVITÄT
SCHLUSS MIT GRATBILDUNG
PERFEKTE SPÄNEABFUHR
Ein Bauteilhersteller der deutschen
Automobilindustrie hatte Probleme mit
Gratbildung und der Entstehung übermäßiger Axialkräfte, besonders bei weit
auskragenden Werkstücken. Um diese
Probleme zu lösen und die Produktivität zu
steigern, war ein Werkzeug mit geringen
Axialkräften nötig. Der CoroMill 490 bietet
geringe Schnittkräfte und dabei mehr
Zähne am Schneidkopf. Das neue
Werkzeug eliminierte die Gratbildung und
erhöhte den Vorschub von 1 400 mm/min
auf 1 760 mm/min bei reduzierten
Axialkräften.
Ebenfalls in Deutschland entstand eine
Herausforderung bei einem Havy DutyEinsatz durch die Spanabfuhr von rund 1000
Kilogramm Spänen pro Bauteil. An dem
4000 x 450 x 230 mm großen Werkstück
mußte über die gesamte Länge eine Nut mit
einer Breite von 115 x150 mm tief gefräst
werden. Eingesetzt wurde eine Wendeplatte
mit einem Eckenradius von 1,6 mm (ap 4
mm; fz 0,15). Bis zu einer Tiefe von 90 mm
wurde mit einer kurzen Aufnahme und dann
weiter mit einer Coromant Capto Verlängerung gearbeitet (ap 1,4 mm; fz: 0,25 ). Bei
dieser Bearbeitung zeigte der CoroMill 490
seine Stärke durch perfekte Späneabfuhr
mit hohen, definierbaren Standzeiten bei
sehr geringen Schnittkräften und enormer
Laufruhe. Alles in allem eine produktive und
sehr sichere Bearbeitung.
Grundplatte aus
Stahl für eine
Druckmaschine
Stahlgussbauteil für die Motorindustrie
niert, um durchgängig hochqualitative
Bauteile auf produktive Art, mit vorhersagbaren Standzeiten und besseren
Toleranzen zu fertigen. Zu den Charakteristika gehören eine neue Ausführung der
Planfasen für sehr dünne Späne, vier
Schneidkanten und eine bessere Kalkulation von Leistung und Genauigkeit.
Dank seiner Vielseitigkeit reduziert der
CoroMill 490 die Kosten beim Plan- und
Eckfräsen. Dieses neue Eckfräskonzept
folgt dem Trend der Maschinenhersteller
hin zu kleinen dynamischen Maschinen,
großen Maschinen mit Pick Up-Spindeln
und HSC-Machinen. Diese neue Generation der Werkzeugmaschinen verbindet
eine grundlegende Eigenschaft: Höhere
Geschwindigkeiten bei gleichzeitig
geringerer Leistung. Hier zeichnet sich ein
Werkzeug aus, das mit kleinen Wendeplatten geringe Schnittkräfte generiert.
Gleichzeitig können durch die geringe
Baugröße im Verhältnis zum Werkzeugdurchmesser mehr Wendeplatten
eingebaut werden – eine überzeugende
Kombination für die moderne Metallzerspanung.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung
TECHNIKFAKTEN
• Wendeplatten mit vier Schneidkanten
• Zerspanen mit hohem Axialwinkel
• echter 90-Grad-Winkel; Welligkeit
0,03 mm
• Winkelgenauigkeit +10–20 (+ 30 mit
anderer Technologie)
• hohe Startwerte
• erhältlich in Durchmessern von 25
bis 80 mm
• Teilungen L, M und H erhältlich.
Eckenradius 0,4 bis 1,6 mm
ZUSAMMENFASSUNG
Der CoroMill 490 ist das erste
Mitglied einer neuen Fräserfamilie,
die beim Plan- und Eckfräsen kleiner
und mittlerer Lose Kosten spart,
besonders bei geringeren Schnitttiefen. Der CoroMill 490 verwendet
Wendeplatten-Sorten der neuen
Generation von Sandvik Coromant,
kombiniert mit einer einzigartigen
Wendeplattengeometrie. Daraus
resultiert bei besseren Toleranzen
eine produktive und voraussagbare
Herstellung durchgängig hochqualitiativer Bauteile. Das Werkzeug ist so
konzipiert, dass es in einer
Aufspannung Produkte fertig
bearbeitet. Die Vielseitigkeit des
CoroMill 490 reduziert die Kosten für
das Plan- und Eckfräsen und macht
ihn zum neuen Standardwerkzeug
der Industrie. Er spart dabei
Lagerbestände und vereinfacht die
Fertigungskontrolle.
EINSPARUNGEN DURCH INNOVATION
Hochpräzises Fräsen mit Toleranzen des
Werkzeuges mit Wendeplatte von + 0,075
mm ist für den CoroMill 490 Routine. Hohe
positive Spanwinkel und Axialwinkel
garantieren eine geringe Geräuschentwicklung und einen weichen Eintritt in das
Werkstück.
Der CoroMill 490 bietet den Kunden
höhere Startwerte und bessere Produktivität (fz = 0,1 bis 0,2 mm Vorschub pro
Schneide für den CoroMill 490 mit L- und
M-Geometrie, verglichen mit 0,1 mm für
den CoroMill 390). Seine Präzision erlaubt
hohe Schnittdaten, was die Produktivität
bei höherem Vorschub steigert. Der
CoroMill 490 ist in Durchmessern von 25
bis 80 mm erhältlich, mit Fräserdornaufnahme, Coromant Capto, Zylinderschaft
und Weldon-Aufnahme, mit L-, M-, und HTeilung in Metrisch- sowie in Zollausführung. Wendeplatten sind inP-Sorten und
demnächst auch für ISO M und K erhältlich.
Die gesamte CoroMill 490-Serie wird das
Spektrum 25 bis 125 mm abdecken.
Schneidplattengeometrien in L,M und H
sind erhältlich. Der Eckenradius beträgt 0,4
bis 1,6 mm.
METALWORKING WORLD
21
CLEVERES
„GRÜNES“ GESCHÄFT
Italien. Melesi, ein Zulieferer der Ölförderungs- und Gasindustrie, schreibt
Umweltschutz seit jeher groß. Das Einsammeln verbrauchter
Hartmetallwendeplatten bringt dem Unternehmen zusätzliche Einkünfte
und befördert eine vorteilhafte (demnächst ISO-zertifizierte) Umweltbilanz.
Geld spart man auch, denn man weiß immer haargenau, wann
Wendeplattenwechsel notwendig sind
22
METALWORKING WORLD
MAURIZIO CAMAGNA
Sandvik Coromant
recycelt verbrauchte
Wendeplatten,
ungeachtet der
Marke
ist ein ganz
normales mittelständisches Unternehmen in
Norditalien; allerdings findet man es nicht in
einem grauen, verschmutzten Industriegebiet.
Nur einen Steinwurf entfernt von der Fabrik in
Cortenova, östlich des Comer Sees, weiden
auf den grasbewachsenen Berghängen des
Sassinatales Kühe und Schafe, die die Milch
für so bekannte Käsesorten wie Taleggio und
Casera liefern. In Tempo und Lebensqualität
unterscheidet sich Cortenova drastisch vom
OFFICINE AMBROGIO MELESI
nur eine Autostunde entfernten Mailand. Man
könnte sagen, die Tatsache, dass Melesi in
dieser natürlichen Umgebung „geboren und
aufgewachsen“ ist, hat sein Umweltbewusstsein von Anfang an geschärft.
Das Unternehmen recycelt das Holz aus
Kisten und Paletten und verkauft es an
Möbelhersteller, die damit verschiedene
Lackieröfen beheizen. Man recycelt auch
Eisenoxid (Schlacken aus Gießereien, sie
stehen für zwei bis drei Prozent des Rohstoff-
MAURIZIO CAMAGNA
Melesi hat seinen
Sitz in Cortenova,
eine Autostunde
von Mailand
Betriebsleiter
Antonio Gallo und
Fertigungsleiter
Roberto Benedetti
gewichts), das an Zementwerke zur Mischung
von Beton verkauft wird. Hydraulische und
emulgierbare Öle werden ebenso rückgewonnen, wie Metallspäne, die in begrenztem Maße
zur Herstellung von Stahl verwendet werden.
Und schließlich recycelt man, dank einer
Partnerschaft mit Sandvik Coromant,
Hartmetallwendeplatten, die aus Wolframkarbid und Kobalt hergestellt werden und daher
potenziell umweltschädlich sind.
Melesi hat den Zertifizierungsprozess nach
ISO 14001 begonnen, der die geringen
Umweltauswirkungen des Unternehmens
attestieren wird. Das Zertifizierungsunternehmen Det Norske Veritas wird den Prozess im
Laufe des Jahres 2008 abschließen. „Viele
große Kunden bitten uns heute darum, unsere
Umweltauswirkungen zu dokumentieren“,
erklärt Betriebsleiter Antonio Gallo. „Alle
umweltbewussten Unternehmen sollten sich
zertifizierten lassen. Es verleiht uns einen
Wettbewerbsvorteil gegenübern unseren
Melesi recycelt seit
1989 verschlissene
Wendeplatten
Mitbewerbern aus Asien, die keine ökologischen Produktionsweisen garantieren können.“
Melesi Wendeplatten, in Zusammenarbeit mit lokalen Recyclingunternehmen. 2006 schloss man sich dem
Sandvik Coromant-System an. Damals erboten
BEREITS 1989 RECYCELTE
sich andere italienische Recyclingunternehmen
und einige Wendeplattenhersteller, die verschlissenen Wendeplatten von Melesi zu sammeln.
„Wir begannen aus finanziellen Gründen mit
dem Recycling“, sagt Fertigungsleiter Roberto
Benedetti. „Heute treibt uns eher das Umweltbewusstsein an. Wir haben Sandvik Coromant ❯❯
METALWORKING WORLD
23
❯❯ als Partner gewählt, weil wir wissen, dass sie
unsere Abfallprodukte in umweltverträglichen
Prozessen rückgewinnen.“ Das Sammelverfahren von Sandvik Coromant ist überall gleich.
Die Wendeplatten werden (ungeachtet der
Marke) in speziellen Tonnen gesammelt, die
dann von gewöhnlichen Spediteuren zu
Sammelzentren transportiert werden. Sandvik
Coromant bezahlt auf Gewichtsbasis.
Melesi bearbeitet Titan und hochlegierte
Stähle mit hohem Nickelanteil. Diese Werkstückstoffe verschleißen die Wendeplatten
rasch – so rasch, dass oft Sandvik CoromantTechniker aus Schweden anreisen, um neue
Materialien zu testen. So wurden beispielsweise die Wendeplattenbohrer der Produktfamilie
CoroDrill 880 in Zusammenarbeit mit Melesi
(sowie anderen Kunden) entwickelt.
WICHTIGSTE MÄRKTE
VON ASIEN BIS AMERIKA
Melesi wurde 1914 zur Herstellung
landwirtschaftlicher Geräte gegründet. Bald
jedoch verlegte man sich auf die Produktion
von Flanschen für die Öl- und Gasindustrie.
In dem 43 000 Quadratmeter großen Werk
arbeiten 138 Mitarbeiter an Pressen,
Hämmern und Zerspanungsmaschinen.
2006 wurden fast 28 Millionen Kilogramm
Rohstoffe verarbeitet. Der Umsatz betrug 93
Millionen Euro, für 2007 wurden
133 Millionen Euro Umsatz erwartet. Die
Hauptmärkte des Unternehmens sind der
Nahe Osten, Asien, Nord- und Südamerika
sowie Europa (vor allem Offshore-Plattformen in der Nordsee).
Jedes Jahr entstehen bei Melesi rund 600
Kilogramm Hartmetall-Schrott. Daher ist die
Begrenzung des Werkzeugverschleißes ebenso
wichtig wir das Recycling. „Jede Maschine
verschleißt die Wendeplatten auf ihre Art“,
sagt Sandvik Coromant-Spezialist Corrado
Galbusera, der für das Recyclingprogramm
bei Melesi verantwortlich ist. „Wir haben
daher die Einführung eines Procedere zur
Kontrolle des Schneidkantenverschleißes
vorgeschlagen. Die genaue Erfassung der
Kosten einer jeden Bearbeitungsoperation
hat mehr als 30 Prozent Einsparungen
ermöglicht.“ Bei Melesi ist derzeit Benedetti
für das Wendeplatten-Management zuständig.
Demnächst wird das Unternehmen jedoch
jemanden speziell mit dieser Rolle beauftragen. Wenn Benedetti einer Maschine ein
Werkzeug zuweist, gibt er den Strichcode in
ein Kontrollprogramm ein. Er übergibt dem
Bediener das Werkzeug und erhält im
Gegenzug das verschlissene Werkzeug.
„Bevor ich das Werkzeug in den Schrott
werfe, ermittele ich, in welcher Weise und wie
stark es verschlissen ist“, sagt Benedetti. „Oft
kann es in der betreffenden Maschine oder in
MELESI
DIE HERAUSFORDERUNG
IN KÜRZE
DIE ANFORDERUNG:
Einen Partner mit umweltverträglichen Prozessen
für das Recycling von verschlissenen Wendeplatten finden.
DIE LÖSUNG:
Das Sandvik Coromant-Recyclingprogramm.
DAS ERGEBNIS:
Die Möglichkeit, eine Zertifizierung nach dem ISO
14001-Standard für geringe Umweltauswirkungen
zu erlangen, sowie eine verbesserte Finanzlage,
durch die Bezahlung recycelter Wendeplatten,
aber auch vorhergehender WendeplattenVerschleißkontrolle.
einer, die auf andere Art verschleißt, noch
weiter verwendet werden, beispielsweise
indem man die andere Seite der Wendeplatte
nutzt.
MASSIMO CONDOLO
Warmpressen einer Nabe.
Melesi verwendet Pressen,
Hämmer und Zerspanungsmaschinen
MAURIZIO CAMAGNA
24
METALWORKING WORLD
NEWS
CATARINA THEPPER, KAROLINSKA UNIVERSITETSSJUKHUSET
Die neue Herzklappe ist
eine der ersten, die ganz
aus Titan gefertigt ist
HERZKLAPPE AUS TITAN
VERSPRICHT ERFOLG
Im Herbst 2006 erhielten zwei
Patienten eine mechanische
Herzklappenprothese – ein Produkt,
dass sich zu einer globalen
Multimillionen-Industrie entwickeln
kann. „Den Patienten geht es gut“,
sagt Jan Lentell, der das Gerät
gemeinsam mit Kenneth Pehrsson
vom Karolinischen Universitätskrankenhaus in Stockholm entwickelt
und konstruiert hat. Dort wurden
die Eingriffe auch ausgeführt. „Wir
warten auf grünes Licht von der
schwedischen Arzneimittelbehörde
zur Durchführung dreier weiterer
Operationen innerhalb einiger
Monate und von rund 1 000
Eingriffen insgesamt in diesem
Jahr.“
Die neue Herzklappe ist die erste,
die ganz aus Titan gefertigt ist. „Der
große Durchbruch ist die Konstruktion in Form dreier Blättchen“,
erklärt Lentell. „Der Blutfluss ist mit
dem der körpereigenen Herzklappe
identisch, ohne Blockierungen des
Durchflusses und ohne Turbulenzen.
Sie ist lautlos, genauso biokompatibel wie animalische Herzprothesen,
hat aber verglichen mit diesen eine
wesentlich längere Lebensdauer.“
Lentell hofft, die Prothese bald in
größerem Umfang produzieren zu
können. „Die Herzklappe ist Teil des
Kreislaufsystems und lebenserhaltend“, sagt er. „Daher erfordert die
Produktion hohe Präzision beim
Drehen und Fräsen, und das Gerät
unterliegt strengen internationalen
Regeln.“
Für die Bearbeitung von Titan
ist eine scharfe Schneidkante
entscheidend, so Håkan Ericksson,
zuständig für die Kleinteilfertigung
bei Sandvik Coromant. „Wir haben
gerade eine neue Hartmetallsorte
entwickelt, GC 1105, die sich für
„Die Produktion
erfordert hohe
Präzision beim
Drehen und
Fräsen, und das
Gerät unterliegt
strengen internationalen Regeln“
JAN LENTELL, KONSTRUKTEUR UND
ENTWICKLER DER HERZKLAPPE
diese Art der Bearbeitungen sehr
gut eignet“, sagt er. „Sandvik
Coromant verfügt über Programme
speziell für das Drehen, Bohren
und Fräsen kleiner Teile aus Titan.“
Mehr über die Bearbeitung von
Bauteilen für die Medizintechnik
auf Seite 6.
SCHULBANK IN ARGENTINIEN
Seit dem Beginn 2004 haben
2 000 Mitarbeiter in
Argentinien am Trainingsprogramm „Sandvik Coromant
University“ teilgenommen –
90 Prozent von ihnen sind laut
Umfragen sehr zufrieden.
2008 werden weitere 400
bis 500 Teilnehmer erwartet,
und für nächstes Jahr sind
Aufbaukurse in Kooperation
mit argentinischen Universitäten geplant.
Die „Sandvik Coromant
University“ ist ein Erfolg und
hat zur Veränderung in
Argentinien beigetragen.
2000 sah sich das Land
aufgrund einer fehlgeschlagenen Wirtschaftspolitik mit
einem fortschreitenden
Verlust nicht nur von
Fertigungsstätten, sondern
auch von ausgebildeten
Arbeitskraften und technischem Können konfrontiert.
Doch das Land ging aus der
Krise gestärkt hervor und
erweiterte in wenigen Jahren
seine Fertigungskapazitäten.
Sandvik Coromant
Argentina rief die „Sandvik
Coromant University“ ins
Leben, um kleinen und
mittleren Unternehmen die
Weiterbildung ihrer
Arbeitskräfte zu ermöglichen.
„Derzeit überarbeiten wir die
Kurse, damit Regionen mit
großer Ölförderungsindustrie
wie Santa Cruz, Neuquén und
Mendoza insbesondere das
Gewindedrehen und die
Fertigung von Rohren üben
können“, sagt Jorge Garcia,
Marketing- und Verkaufsmanager bei Sandvik Coromant
Argentina. „Auf diese etwas
andere Art unterstützt
Sandvik Coromant den
Wirtschaftsboom.“
Anders Wallin (rechts) mit Sheikha Lubna Al-Qasimi, Ministerin für
Wirtschaft und Planung der Vereinigten Arabischen Emirate (links), und
P. V. Ramana, Vorsitzender der ITM Business School und Kanzler der ITM
University in Indien
NEUE AUSZEICHNUNG
Auf dem16. Asia Brand Congress am 26.-27. September 2007 in Bombay
wurde Sandvik mit der Auszeichnung Brand Leadership Award geehrt.
Thema des Kongresses war die „klare und einheitliche Markenkommunikation in der Multi-Channel-Welt von heute“.
„Die Sandvik-Gruppe, und vor allem Sandvik in Indien, ist über diese
Anerkennung hoch erfreut“, sagt Anders Wallin, Vorstand Kommunikation der Sandvik AB. „Sandvik wird weiterhin dafür arbeiten, allen
Interessenten den besten Service und die besten Produkte zu bieten.“
METALWORKING WORLD
25
Großbritannien. Das Advanced Manufacturing Research
Centre der Universität Sheffield und die Fertigungsindustrie
kooperieren in einer für beide Seiten vorteilhaften Weise
EINIGE DER ZUKUNFTSWEISENDSTEN Technik-
unternehmen der Welt haben sich mit
akademischen Spitzenkräften zusammengetan, um innovative Technologien so schnell
wie möglich in der Produktion umzusetzen.
Die Kooperation findet im Advanced
AMRC IN KÜRZE
• 60 Millionen Euro-Anlage nahe der
Universität Sheffield
• will sich zu einer Forschungseinrichtung
der Weltklasse für die Entwicklung
innovativer und hochtechnologischer
Lösungen für die Formung komplizierter
Materialien entwickeln
• weitere Investitionen in Höhe von 100
Millionen Euro bis 2012
• 60 Mitarbeiter, die Hälfte mit Doktortitel
• 41 Partnerunternehmen, darunter solche
von der Fortune-500-Liste, Weltführer in
der Luft- und Raumfahrt-Lieferkette sowie
internationale Forschungsinstitute
• zu den Sponsoren zählen die EU ebenso
wie britische Behörden wie: British
Department Enterprise and Regulatory
Reform, Engineering and Physical Sciences
Research Council, Higher Education
Innovation Fund und Yorkshire Forward
26
METALWORKING WORLD
PAULMCMULLIN
BEIDSEITIGER
NUTZEN
Manufacturing Research Centre,
Zwischen
AMRC, mit Sitz an der Universität
Mitarbeitern des
AMRC und den
Sheffield in England statt.
PartnerunternehDas AMRC wurde 2001 gegründet,
men findet ein
reger Austausch
um bahnbrechende Techniken zu
von Ideen statt
verfeinern, die das fertigungstechnologische Forschungsteam des
Sheffielder Professors Keith Ridgway
für die Luft- und Raumfahrtindustrie
entwickelt hatte. Aus dieser Kerntruppe ist eine der weltweit erfolgreichsten
Forschungseinrichtungen für Bearbeitungsanwendungen erwachsen.
Ridgway verfolgt einen kooperativen Ansatz, der „alle Partner zur
Arbeit auf ein gemeinsames Ziel hin
ermuntert und motiviert“, erklärt Adrian
DAS AMRC VERFÜGT über einen beträchtlichen
Allen, Marketing-Direktor des
Erfahrungsschatz im Hinblick auf neue
AMRC. Zu Beginn eines jeden Projektes
Materialien, insbesondere harte Werkstückstoftreffen sich der Industriepartner, die zuständife wie Titan und nickelhaltige Legierungen, die
ge Behörde und sachkundige Akademiker,
vor allem in der Luft- und Raumfahrtindustrie
um zu diskutieren, womit jeder beitragen
von größtem Interesse sind. Die meisten
kann und was im Gegenzug gebraucht wird.
großen Bauteilhersteller der Luft- und
„So werden Doppelarbeit, Unklarheiten
Raumfahrtindustrie – darunter Boeing, Rollsund Konflikte vermieden“, sagt Allen
Royce, Messier Dowty und GE Aviation –
und versichert, dass „das Team in zeitsparenzählen zu den Sponsoren des Zentrums.
der und effizienter Weise zusammenarbeitet,
„Große Sponsoren aus dem Bereich der
wobei alle einander helfen, sowohl persönWerkzeugmaschinenhersteller wie Cincinnati
liche als auch gemeinsame Ziele zu erreiMAG, Mori Seiki, Starrag und Haas arbeiten
chen.“
gemeinsam mit Sandvik Coromant an
ZUGRIFF AUF DIE ZUKUNFT
Sandvik Coromant schloss sich als eines der ersten
Unternehmen dem AMRC an und arbeitet sehr eng
mit dem Zentrum zusammen. Andy Smith, leitender
Angestellter im Verkauf bei Sandvik Coromant
Großbritannien, meint, die Partnerschaft habe
„Sandvik Coromant als sehr professionelles und
kompetentes Unternehmen“ positioniert. Kunden
profitieren vom Können des Unternehmens im
Bereich der Wendeplatten-Werkzeuge, und Sandvik
Coromant profitiert von der Teilhabe an künftigen
Projekten und Werkstückstoffen. Außerdem erhält
Sandvik Coromant laut Smith einen Einblick in die
Herausforderungen, vor denen Fertigungsunternehmen am Anfang der Entwicklung eines neuen
Bauteils oder Prozesses stehen.
sdf sf sdf sdf sdf
sdf sdf
sdf sdf
sd
Adrian
Allen,
Marketingfsdf sdfdes
sdfAMRC,
sdf sdfhält die
Direktor
sdfsd fsdfsd
Tatsache,
dass alle Projekte
direkte Bedeutung für die
Industrie haben, für den
Schlüssel zum Erfolg
Projekten, um Wege zu finden, Produkte
besser, schneller und leichter zu machen“, sagt
Allen. Der Schlüssel zum Erfolg des Zentrums
sei die enge Beziehung zur Industrie sowie die
Tatsache, dass die AMRC-Projekte unmittelbare Bedeutung für die Industrie haben. So wurde
bei einem Projekt das hohe Ziel gesteckt, die
Bearbeitungszeit einer Ventilatorscheibe aus
Titan um 66 Prozent zu senken. Die AMRCForscher erreichten eine Zeiteinsparung um 97
Prozent – ohne Materialbeschädigung und bei
besseren Werkzeugverschleißwerten. Ein
anderes Mal setzten sich die Forscher eine 66prozentige Verkürzung der Bearbeitungszeit
PAULMCMULLIN
Das AMRC besitzt
ein bedeutendes
Wissen über neue
Werkstückstoffe
eines Zapfens aus Titan zum Ziel. Wiederum
übertrafen sie sich selbst und erreichten eine
Zeiteinsparung um 88 Prozent, ohne Materialschäden und bei sehr reduziertem Werkzeugverschleiß sowie verbesserter Oberflächengüte.
Ein drittes Beispiel stammt von der Zusammenarbeit mit Ingenieuren von Messier Dowty
an einem Titan-Bauteil für ein FlugzeugFahrgestell: Im Ergebnis sank die Bearbeitungszeit im Vergleich mit dem früheren
Rekord um 80 Prozent. Messier Dowty erhielt
den Auftrag und konnte wettbewerbsfähig in
Großbritannien fertigen.
Mehr als 85 Prozent der Vorstandsmitglieder des AMRC kommen aus der Privatwirtschaft. Auf Vorstands- und anderen Sitzungen
des AMRC können Ideen ausgetauscht und
Forschungsmöglichkeiten diskutiert werden.
„Das ist ein ideales Forum zum Knüpfen von
Netzwerken“, sagt Andy Smith, Verkaufsleiter
von Sandvik Coromant Großbritannien und
Vertreter des Unternehmens im AMRCVorstand. „Man trifft Gleichgesinnte und
erhält einen Einblick in die künftigen Trends.“
JOHN BARAGWANATH,
Projektdirektor des
AMRC, betont, dass im Rahmen des AMRC
entwickelte Fertigungstechniken „signifikant“
zur Wettbewerbsfähigkeit vieler Unternehmen
beigetragen haben. „Das gilt besonders für
relativ reife Bereiche des Bearbeitens“, sagt er.
„Hier haben es vom AMRC entwickelte
Techniken ermöglicht, die Bearbeitungszeiten
für große Bauteile aus anspruchsvollen
Werkstückstoffen sensationell zu senken.“
Wenn ein Unternehmen ein neues Bauteil
fertigen muss oder einen neuen Werkstoff
verwenden möchte, bringt der AMRC eigene
Experten mit denen von Partnerunternehmen
zusammen, um den besten Weg für die
Umsetzung in der Fertigung zu finden. Ziel ist
die Steigerung der Produktivität, die Senkung
der Produktionskosten pro Bauteil und die
Steigerung des Outputs, damit die Partnerunternehmen wettbewerbsfähig bleiben.
DARAUF BAUT eine zweite Entwicklungsphase
auf – die „Fabrik der Zukunft“, die im ersten
Halbjahr 2008 eröffnet wird. Sie soll bis heute
ungelöste Fertigungsprobleme durch die
Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse
sowie nachhaltiger Entwicklungen und
Fertigungswege beseitigen. Die Einrichtung,
die von Großfirmen wie Boeing und RollsRoyce unterstützt wird, wird, so Allen,
„viermal so groß sein wie bisherige Zentren
und Testlabors und hochmoderne Ausstellungsräume bieten, die ein einzigartiges
Millieu für Weiterbildung und Wissenstransfer
sein werden“. Die Kohlendioxid-neutrale
Anlage, geschätzte Kosten 27 Millionen Euro,
wird Ingenieuren ermöglichen, in Fertigungszellen Prozesse zu modellieren, zu planen und
zu optimieren, sowie die Leistung von
Werkstückstoffen und Schneidwerkzeugen zu
testen. Dank Forschung dieser Art können die
Partnerunternehmen Lösungen bieten, die den
künftigen Bedürnissen der Kunden besser
gerecht werden.
ELAINE MCCLARENCE
METALWORKING WORLD
27
Bei den USA-weiten
SkillsUSA-Meisterschaften treten
Studenten aus 87
verschiedenen
Berufbereichen an
DAS RÜSTZEUG
EINER NATION
USA. Im globalen Wettbewerb sind gut ausgebildete Arbeitskräfte
oberstes Gebot. Die nationale Organisation SkillsUSA trägt hierzu bei
SkillsUSA bietet ein
umfassendes Angebot an Weiterbildungsprogrammen und Initiativen für Lehrer und
Schüler, die sich auf Berufslaufbahnen als
Facharbeiter oder Anlernkräfte in technischen
und Dienstleistungsberufen vorbereiten. Es
geht darum, hochqualitative Bildungserlebnisse für Schüler weiterführender Schulen zu
bieten, um Selbstvertrauen und eine positive
Einstellung zum Arbeitsleben sowie Kommunikationsfähigkeiten zu fördern.
Wirtschaft, Industrie und Arbeitnehmerorganisationen unterstützen SkillsUSA
finanziell, durch Sachleistungen und mit der
Bereitstellung von Personal für einzelne
Aktivitäten. Neben lokalen Programmen
veranstaltet die Organisation jedes Jahr einen
Wettbewerb, bei dem die besten Schüler aus
DIE ORGANISATION
28
METALWORKING WORLD
High-Schools und Colleges ihre
Fähigkeiten messen. „Unternehmen
bietet dies eine Möglichkeit,
Maßstäbe für Fähigkeiten und
Erwartungen zu setzen“, erklärt
James Wall, stellvertretender
Direktor des National Institute for
Metalworking Skills, der den
SkillsUSA-Wettbewerb im Bereich
Präzisionsfertigung betreut.
Bundesstaat werden nur zwei
Schüler pro Kategorie zugelassen.
Sie müssen sich zuvor in Regionalund Landesausscheidungen
qualifizieren. „Über 15 000
Menschen sehen den etwa 5 000
Teilnehmern zu“, erklärt Wall. Ein
Freiwilligenteam bereitet die
James Wall
zweitägigen Wettkämpfe vor. Der
Wettkampf im Präzisionsfertigen
erfordert nicht nur praktisches Können,
DER WETTBEWERB endet jeweils mit einem
sondern setzt auch die erfolgreiche AbsolvieUSA-weiten Finale anlässlich der Jahresrung einer schriftlichen Prüfung voraus.
hauptversammlung in Kansas City, Missouri,
Nicht zuletzt, so Wall, erhalten Sponsoren
der eine Berufs-Messe angeschlossen ist.
hier die Möglichkeit, Einfluss darauf zu
Höhepunkt des SkillsUSA-Jahres ist die
nehmen, was in den Schulen gelehrt wird, und
Meisterschaft, bei der Schüler in 87 Berufsbei der Verbesserung der Ausbildungsprobereichen gegeneinander antreten. Aus jedem
gramme der Schulen behilflich zu sein.
INNOVATION VERBINDET
Brasilien. Dank des Institute Factory of the
Millennium gehört Brasilien zu jenen weltweit
nur acht Ländern, in denen die Technologie des
Hochgeschwindigkeitsschleifens verwendet wird
„Unternehmen bietet
der Wettbewerb eine
Möglichkeit, Maßstäbe
für Fähigkeiten und
Erwartungen zu setzen“
JAMES WALL, STELLVERTRETENDER
DIREKTOR DES NATIONAL INSTITUTE
FOR METALWORKING SKILLS
Dadurch sichern sich die Unternehmen
Arbeitskräfte mit den nötigen Fähigkeiten für
den internationalen Wettbewerb. Auch
Sandvik Coromant US unterstützt Skills USA.
„Wir tragen mit der Bereitstellung von
Schneidwerkzeugen zu dem Wettbewerb bei“,
sagt Brent Stogsdill, Ausbildungsspezialist bei
Sandvik Coromant US. Zudem hilft Stogsdill
als Mitglied des Technikkommitees Schülern
(in einem festgelegten Rahmen) durch die
Beantwortung von Fragen. Sandvik Coromant
US bildet darüber hinaus die Prüfer für die
schriftlichen Tests aus. „Es freut uns, jungen
Facharbeitern und Unternehmern behilflich
sein zu können“, so Stogsill.
ELAINE McCLARENCE
SKILLSUSA IN KÜRZE
• gegründet1965
• betreut über 280 000 Schüler
und Lehrer jährlich
• arbeitet mit13 000 Schulen in 54
staatlichen und regionalen Vereinen
zusammen
• umfasst über14 500 Examinatoren und
Verwaltungsmitarbeiter. SkillsUSA bietet
auch eine Reihe von Programmen zur
Einführung von Standards für Berufsausbildungen in Klassenräumen und Labors
Für die Herstellung von Hochpräzisionsbauteilen ist Hochgeschwindigkeitsschleifen
unerlässlich. In der Automobilindustrie
werden etwa 25 Prozent der Fertigungszeit
auf das Schleifen von Bauteilen für Motoren
und Getriebe verwendet.
Brasilien verfügt über eine starke
Automobilindustrie. Die Entwicklung des
Hochgeschwindigkeitsschleifens hat zur
Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
beigetragen, sowohl in Brasilien selbst als
auch im Ausland.
„Um die Bedürfnisse
der Automobilindustrie zu erfüllen, wollte
der Schleifmaschinenhersteller Zema die
Geschwindigkeit
seiner Maschinen von
45 m/s auf 100 m/s
João Fernando Gomes
erhöhen“, erinnert
de Oliveira
sich João Fernando
Gomes de Oliveira, Koordinator des Institute
Factory of the Millennium (IFM). 2002
bildeten Zema und das IFM ein Konsortium,
dem Zema einen Maschinenprototypen zur
Verfügung stellte. Das IFM testete, unterstützt
von verschiedenen Lieferanten, mehrere
Hochgeschwindigkeitsschleifanwendungen.
Die Partnerschaft erwies sich als erfolgreich
und resultierte in einer Hochgeschwindigkeitsschleif-Technologie, die für viele in
Brasilien hergestellte Fahrzeugteile, wie etwa
gusseiserne Kurbelwellen des Opel Corsa und
Ventile für Honda 125 cc-Motorräder, genutzt
wird.
Das IFM ist Teil des „JahrtausendProgramms“ der brasilianischen Regeriung.
Hauptziel die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und der wissenschaftlichen und
technologischen Fertigkeiten von Fertigungsunternehmen, vor allem solcher, die im
Bereich der Anlagegüter tätig sind. Außerdem
soll die Nachhaltigkeit der brasilianischen
Fertigungskette gefördert werden. Zu den
Das Bearbeitungslabor des IFMHauptsitzes in São Carlos
jüngsten Erfolgen gehören Forschungsergebnisse über die Anwendung von Lasern zur
Nano-Strukturierung von Zerspanungswerkzeugen, was die Standzeiten von Bohrern bei
Gussanwendungen verzehnfacht.
Sponsorfirmen wie Sandvik Coromant
unterstützen das IFM mit der Bereitstellung
von Werkstückstoffen, Ausrüstungen,
Stipendien und sogar ihrer eigenen Versuchsanlagen. „Sandvik Coromant hat ein Labor im
IFM-Hauptsitz voll ausgestattet“, erklärt
Oliveira.
MIRIAM MORAES
DAS IFM-NETZWERK
Das 2001 gegründete IFM ist eine Organisation,
die vom brasiliansichen Ministerium für
Wissenschaft und Technik unterstützt wird. 800
Wissenschaftler arbeiten in 39 Forschungsgruppen, die 32 Universitäten angegliedert sind. Der
Kommunikationskanal des IFM-Netzwerks ist das
Centre of Metal Mechanics Information, das heute
rund 1,5 Millionen Besucher monatlich auf seiner
Website verzeichnet. Studenten der angeschlossenen Universitäten können auf Vermittlung ihrer
Professoren an den Programmen teilnehmen.
Weitere Informationen:
www.ifm.org.br und www.cimm.com.br
METALWORKING WORLD
29
TECHNIK
VON CHRISTER RICHT
FEST IM GRIFF
HERAUSFORDERUNG: DIE GEWINDEHERSTELLUNG VERBESSERN
LÖSUNG: MIKROBEWEGUNGEN DER GEWINDESCHNEIDPLATTE ELIMINIEREN
Problemquelle beim
Gewindedrehen auf CNC-Drehmaschinen
sind geringfügige Bewegungen der
Wendeplatte im Plattensitz. Mikrobewegungen haben häufig zur Folge, dass das
hergestellte Gewindeprofil außerhalb des
Toleranzbereichs liegt und der Werkzeugverschleiß fortschreitet, was die gesamte
Bearbeitung unzuverlässig macht. Da sich
Fertigungsunternehmen darüber im Klaren
sind, dass das Phänomen mit den
Schnittkräften zu tun hat, werden oft die
Schnittdaten gering gehalten, was die
Effizienz beim Gewindedrehen begrenzt.
So sind Schneidkanten-Instabilitäten zu
einem wachsenen Problem geworden,
nicht zuletzt für Hersteller von Präzisionsgewinden. Unter Beachtung einiger
wichtiger Faktoren kann man jedoch
relativ leicht einen gut laufenden Prozess
erzielen, der Gewinde des benötigten
Standards bei vorhersehbarer Werkzeugstandzeit und mit hoher Produktivität
herstellt.
DIE HÄUFIGSTE
DIE GRÜNDE FÜR Wendeplattenbewegun-
gen liegen vor allem in der Natur der
Gewindedreh-Operation: Ebenso wie
Schneidplatten für die Profilbearbeitung
sind Gewindeplatten anfällig für diese
Wendeplattenbewegungen. Dieser Effekt
wird zu Beginn und zum Ende eines jeden
Durchganges aktiviert; und zur Fertigung
eines Gewindes sind viele Durchgänge
nötig. Infolge der größer werdenden
Schnittkräfte wird die Wendeplatte im
Plattensitz zunehmend bewegt, wobei die
30
METALWORKING WORLD
Anlagepunkte deformiert werden. Zudem
sind aufgrund der Variation der Gewindetypen und -steigungen Unterschiede bei
der Anlage der Wendeplatte im Plattensitz
unvermeidlich. Es ist eine Frage der
Stabilität – Schlüsselfaktor einer jeden
Fertigungsoperation.
SCHNITTKRÄFTE
Die Schneidplatten zum Gewindedrehen
sind aufgrund ihrer Schneidenform
besonders anfällig für Plattenbeweguungen. Die axialen Schnittkräfte FA wirken
sich besonders am Anfang und am Ende
eines jeden Gewindedurchganges aus
(siehe Schaubild).
Sowohl positive als auch negative
Kräfte, bezogen auf die Richtung, wirken
auf die Wendeplatte. Diese Variationen
bewegen die Wendeplatte im Plattensitz,
verformen den Anlagepunkt und erhöhen
so die Instabilität.
Die Tauglichkeit konventioneller
Methoden zur Spannung von Wendeplatten gegen drei Anlagepunkte im Plattensitz, fixiert durch eine Schraube und
mitunter mit einer Spannpratze ergänzt,
ist für einige Operationen in Frage gestellt
worden. Daher beauftragte Sandvik
Coromant vor einigen Jahren die
Abteilung F&E mit der Entwicklung einer
zuverlässigen Methode, die Wendeplatten
sicher und exakt, unter Ausschluss von
Mikrobewegungen, fixiert. Das Ergebnis
ist das heutige iLock-Konzept, das für
eine Reihe von Anwendungen eingeführt
worden ist und künftig verstärkt zum
Einsatz kommen wird. Schon jetzt hat das
Konzept in Situationen, wo Mikrobewegungen Leistung und Ergebnis beeinträchtigten, positive Effekte gezeigt, besonders
beim Präzisionsdrehen und beim Fräsen.
Es hat sich zudem als Sicherheitsfaktor für
das Hochgeschwindigkeitsbearbeiten
(HSM) erwiesen.
anfällig
für Mikrobewegungen sind, wurde die
Einführung des iLock-Konzeptes in
diesem Bereich zur Priorität erklärt.
Sie erfolgte in diesem Jahr mit der
Einführung des CoroThread 266.
Die Wendeplatte des CoroThread
266 ist an der Unterseite mit drei
prismatischen Aussparungen versehen,
die von einem Führungsprofil der
Zwischenlage aufgenommen wird. Die
Spannschraube fixiert die Wendeplatte
in ihrer Position, wobei sie sich auf das
DA GEWINDEDREH-WENDEPLATTEN
Die extrem stabile iLockSchnittstelle hält die
Schneidplatte auch bei
variierenden Schnittkräften in der richtigen
Position
STABILITÄT: SCHLÜSSEL FÜR EINE HÖHERE STANDZEIT
Die Entwicklung einer neuen Wendeplattensorte hat die Voraussetzungen für eine
weiterere Optimierung des Gewindedrehens geschaffen. Höhere Schnittkräfte und
längere, besser voraussagbare Werkzeugstandzeiten sind möglich. Die Stabilität
des CoroThread 266 bietet weiteres
Potenzial.
Beim Gewindedrehen bei hohen
Schnittdaten entstehen hohe Temperaturen, und da die entstehende Hitze bereits
infolge der Schneidplattenform konzentrierter ist, ist Widerstandsfähigkeit gegen
plastische Schneidkantenverformung von
höchster Bedeutung. Die Wendeplatte
muss also hitzebeständiger sein. Die
Schneiden solcher Wendeplatten halten
jedoch oft der mechanischen Beanspruchung, die zum Teil aus Instabilität
entsteht, schlechter stand. Die Stabilität,
die CoroThread 266 bietet, kompensiert
dies. Angewendet werden kann eine
härtere, beständigere Wendeplattensorte,
die den Einsatz höherer Schnittkräfte
ermöglicht und längere, vorhersehbare
Werkzeugstandzeiten bringt.
Jüngste Entwicklungen bei der
Feinstkornsubstrat-Technologie haben eine
einzigartige neue PVD-beschichtete Sorte,
GC 1125, hervorgebracht. Optimiert für
das Gewindedrehen sowie zum Ein- und
Abstechen verbessert diese Sorte die
Produktivität durch höhere Schnittgeschwindigkeiten – ein nicht voll genutztes
Potenzial beim Gewindedrehen. Die Sorte
stellt ein optimierende Ergänzung zur
Grundsorte GC1020 dar, die breitere Allround-Fähigkeiten besitzt.
GC1125
VORTEILE
CoroThread 266 ermöglicht ein
effizienteres Drehen von Gewinden.
Höhere Gewindeprofilpräzision und
Herstellungsproduktivität resultieren
aus der Eliminierung von Mikrobewegungen der Wendeplatte. Dank der
zusätzlichen Stabilität können
verschleißfestere Sorten eingesetzt
werden.
ZUSAMMENFASSUNG
CoroThread – das völlig
unbewegliche Werkzeug zur
Fertigung von Gewinden, wenn
hohe Präzision unabdingbar ist
Führungsprofil der Zwischenlage stützt.
Dies sorgt für eine kompromisslos
stabile und exakte Positionierung.
Denn da das Führungsprofil senkrecht
zur Vorschubrichtung steht, werden
die Schnittkräfte während der Bearbeitung über das Führungsprofil zur
Anlage im Halter geführt. Dies setzt
jeglichen bisherigen Tendenzen zur
Verformung oder Bewegung im Plattensitz
ein Ende.
❯❯ WEITERE INFORMATIONEN bei Ihrer
örtlichen Sandvik Coromant-Vertretung
Beim Gewindedrehen sind Mikrobewegungen der Wendeplatte häufig
Grund für Unterbrechungen.
Verkürzte Werkzeugstandzeiten,
ungleichmäßige Leistung und
unbefriedigende Ergebnisse sind oft
auf winzige Bewegungen der
Schneide während der Bearbeitung
zurückzuführen.
Ein Durchbruch bei der Wendeplattentechnologie hat jetzt zu neuen
Methoden der exakten Spannung von
Wendeplatten in Werkzeughalter und
Plattensitz geführt. Mit dem
CoroThread 266 wurde eine ultrastabile iLock Präzisionsschnittstelle
zwischen Wendeplatte und WerkzeugPlattensitz für höhere Produktivität
beim Gewindedrehen eingeführt.
METALWORKING WORLD
31
Der Hauptsitz des
staatlichen chinesischen
Fernsehens, CCTV, ist
eines der vielen spektakulären Gebäude, die für die
Olympischen Spiele
errichtet wurden
EXTRAVAGANTE
ARCHITEKTUR
China. Die Olympischen Spiele in Peking werden neben der Sport-Elite
der Welt auch einige der besten neuen Bauwerke präsentieren,
geschaffen von chinesischen und internationalen Top-Architekten
verändert sich rasend schnell.
Entlang der engen Straßen und Höfe der „hutongs“
genannten traditionellen Innenstadt-Viertel entstehen im
Vorfeld der Olympischen Spiele futuristische Gebäude. An
diesen Großprojekten arbeiten ausländische Architekten
mit chinesischen Partnern zusammen – gemeinsam
schaffen sie einen Schmelztiegel von Traditionen und
Visionen, ein großartriges neues architektonisches Erbe
DIE SKYLINE VON PEKING
32
METALWORKING WORLD
für ganz China. „Das schönste Gebäude der Welt ist für
mich der alte Tempel des Himmels südlich von Peking“,
sagt der australische Architekt John Bilmon. „Die
quadratischen Sockel und das kreisförmige Dach entsprechen der chinesischen Architektur-Philosophie, wonach
Menschen den Raum zwischen Himmel und Erde
einnehmen.“ Bilmon weiter: „Das nationale Wassersportzentrum ist quadratisch, leicht, grazil und blau. Es steht im
GETTY IMNAGES
Kontrast zum Nationalstadion, einer runden, robusten
Konstruktion in Rot. Jedes Gebäude gewinnt aus seiner
Beziehung zum anderen. In ihnen sehen wir einen weiteren
Aspekt der traditionellen chinesischen Architektur
verwirklicht: das Konzept von Yin und Yang.“
seit vielen Jahren in China gearbeitet, als
er den Auftrag erhielt, das nationale Wassersportzentrum –
eines der zentralen Ikonen der Olympischen Spiele 2008
in Peking – zu entwerfen. Er leitet das Team der PTW
Architects in Sydney, die das „Wasserwürfel“ genannte
Projekt gemeinsam mit der staatlichen chinesischen Bauund Konstruktionsgesellschaft, dem Shenzhen Design
Institute (heute CCDI) und dem Ingenieurbüro Arup in
Sydney durchführen.
PTW gehört auch dem Erbauer-Konsortium des
olympischen Dorfes an. Die Aufträge wurden im Rahmen
internationaler Wettbewerbe vergeben. Mit der Teilnahme
an der Vorbereitung der Spiele in Sydney im Jahr 2000
geriet PTW in den olympischen Sog. Damals nahm das
Büro an der Entwicklung des Gesamtkonzeptes teil und
gestaltete das internationale Wassersportzentrum, was zu
noch größerem Engagement bei den Spielen in Athen vier
Jahre später führte. Heute ist das Unternehmen mit drei
Büros und rund 25 Mitarbeitern in China vor Ort.
© CCTV/OMA REM KOOLHAAS AND OLE SCHEEREN IMAGE COURTESY OF OMA
BILMON HATTE
vor 20 Jahren erstmals nach Peking kam, sahen
die Stadt und ihre Skyline völlig anders aus. „Die Olympiade hat das Selbstvertrauen der Stadt enorm gestärkt“, meint
er. „Das sieht man den Leuten richtig an.“ Bilmon rühmt die
Qualität der für die Spiele geplanten Gebäude. Möglich
werde dies zum Teil schon allein dadurch, dass Pekings
ALS BILMON
„Die Spiele haben das
Selbstvertrauen der Stadt
enorm gestärkt“
JOHN BILMON, AUSTRALISCHER ARCHITEKT
Weitläufigkeit viel Raum für hochmodernstes Architekturdesign biete. „Hier gibt es einen Flugplatz von Norman Foster,
ein tränenförmiges Opernhaus von einem französischen
Architekten und den Hauptsitz des neuen Staatsfernsehens,
eine atemberaubende Konstruktion.“
ANDERS ALS IN SHANGHAI reflektiert die Architektur in
Peking weiterhin traditionelle chinesische Traditionen,
besonders mit weitläufigen Gebäuden, engen Straßen und
Höfen in den von Bilmon geliebten „hutongs“. „In Peking
gibt es Gegenden mit größeren Häusern, aber keine
riesigen Hochhauskonstruktionen wie in anderen Großstädten“, sagt er. „Peking ist seit jeher für seine tief verwurzelte Kultur, Romantik und Musik bekannt gewesen. Das
kulturelle Erbe und die Sehnsüchte der Bevölkerung
drücken sich in der Architektur aus, und die neue Architektur erzählt von Pekings Vertrauen in seine Zukunft als
Wirtschaftsmacht“, so Bilmon: „Man beharrt auf einer
steten Steigerung der Qualität der Gebäude, was sich in der
Qualität der Stadtplanung und in der Kreation schöner
Die verbotene
Stadt und im
HIntergrund die
moderne
Pekinger Skyline
DIE SPIELE VON PEKING 2008
Die Olympischen Spiele vom 8. bis 24.
August in Peking tragen das Motto „Eine
Welt, ein Traum“. Über 10 500 Athleten
werden in 28 Sportarten gegeneinander
antreten, mehr als 20 000 Medienvertreter aus aller Welt und viele Millionen
Zuschauer, vor Ort oder an den
Fernsehschirmen rund um den Globus,
werden das Ereignis verfolgen.
Austragungsorte sind neben Peking
Qingdao, Hongkong, Tianjin, Shanghai,
Shenyang und Qinhuangdao.
Vom 6. bis 17. September werden in
Peking die Paralympics ausgetragen, ein
Multi-Sportereignis für körperbehinderte
Athleten.
öffentlicher Räume widerspiegelt. Das Bewusstsein für
Nachhaltigkeit, Energie sparendes Bauen und die Minderung der Gesamtumweltkosten steigt. Zugleich enthält die
neue Architektur – der Wasserwürfel inbegriffen – subtile
Referenzen an die Vergangenheit.“
des Wassersportzentrums wurde
mehrfach durch Ideen, die so unterschiedliche Faktoren
wie Strukturen von Metall und Eis beinhalteten, verändert.
„Wir stellten eine Reihe von Konstruktionsparametern für
das Gebäude auf, und wir hörten unseren örtlichen
Partnern zu“, sagt Bilmon. „Es sollte im olympischen
Kontext eindrucksvoll sein. Es sollte das Element Wasser
und die physische Empfindung von Wasser reflektieren.
Und es sollte auf zeitgemäße Art die Ideale der traditionellen chinesischen Architektur widerspiegeln. Teil des
Auftrages war, Energie und Wasser zu sparen, was uns
anspornte, eine Art isoliertes Treibhaus zu bauen“, erklärt
er. In der chinesischen Philosophie hat jede Form eine
bestimmte Bedeutung. Der Kreis steht für den Himmel und
das Feuer, das Quadrat für die Erde und das Wasser. „Wir
fanden, es entspreche der chinesischen Tradition am besten, an das
Hauptstadion anzuknüpfen – ein
kreisrundes Gebäude in glühendem
Rot. Blau ist eine Reflexion über das
Wasser, das Quadrat steht für die
Erde. Sieht man das Gebäude im
vollen Licht – man beachte, wie es
die Wolken reflektiert – kann man
John Bilmon
durch die Außenhaut hindurch die
Konstruktion sehen und die Silhuetten der Menschen im
Gebäude. Ich bin von diesem Anblick nach wie vor
überwältigt.“
DIE KONSTRUKTION
JANE GARNER
❯❯
METALWORKING WORLD
33
Grandiose Skyline
Die Gebäude für die Olympischen Spiele 2008 in Peking
spiegeln die architektonische Sensibiltiät und den Mut
ihrer Erbauer wider, sich Herausforderungen zu stellen
PEKING LIEGT in einer der seismisch aktivsten
Zonen der Welt. Daher müssen alle Gebäude
für die Olympischen Spiele 2008 erdbebensicher gebaut werden. Eine zusätzliche
Herausforderung ist die Wasserknappheit in
der Stadt. Die Veranstaltungsorte müssen
daher mit einer Kombination aus Wasserwiederverwertung, Neugewinnung und Aufbereitung in Klärwerken arbeiten. Wenn die Spiele
beginnen, wird die Skyline von Peking um
einige potenziell weltbekannte Wahrzeichen
reicher sein.
Die Architektur des 21. Jahrhunderts ist in
Peking phantastisch und futuristisch, und die
neuesten Entwicklungen sind in olympische
Größenordnung umgesetzt worden. Unter den
ikonenhaften Konstruktionen und rund um sie
34
METALWORKING WORLD
DAS NATIONALE WASSERSPORTZENTRUM
– DER „WASSERWÜRFEL“
Hinter den blasenverzierten Wänden des
nationalen Wassersportzentrums - genannt „der
Wasserwürfel“ - befinden sich Schwimmbecken,
eine Wellenanlage, Rutschen und ein Restaurant,
sowie Sitzplätze für 17 000 Zuschauer. Die
Blasen bestehen aus einem speziellen
herum ergänzen rechtzeitig zu den Spielen fast
150 Kilomenter neue Gleise für Schmalspurund Straßenbahnen die riesigen fünfte und
sechste Ringstraße um die City. Zusätzlich
wurde am internationalen Flughafen von
Peking ein neues Terminal gebaut, entworfen
von Norman Foster und Arup, den Erbauern
des gewaltigen „Swiss-Re-Hauses“ in London
(im Volksmund „die Gurke“ genannt).
Pekings Stadtväter erhoffen sich von den
Kunststoff, der nur ein Prozent des Gewichts der
gleichen Menge Glas hat und sich bei Regen
selbst reinigt. Bewusst wie ein isoliertes
Treibhaus konstruiert, nutzt das Gebäude
Sonnenenergie zur Erwärmung von Luft und
Wasser.
29. Olympischen Spielen Vorteile ähnlich
denen infolge der Spiele 1992 in Barcelona,
dessen internationales Ansehen sich völlig
veränderte. Die Chinesen bestehen darauf,
dass alle ausländischen Architekten mit
örtlichen Partnern zusammenarbeiten, was für
eine neue Generation chinesischer Architekten
und Stadtplaner Gutes verheißt. Hier sehen Sie
drei der spektakulärsten neuen Gebäude für
die Olympischen Spiele.
© ARUP/CSCEC/PTW
❯❯
CHINAS STRAHLENDE
ZUKUNFT
© HERZOG & DE MEURON
Beim chinesischen Volk sorgen die
Olympischen Spiele für Optimismus, auf die
Fertigungsindustrie haben sie jedoch wenig
Auswirkungen. Die Spiele hätten dafür
gesorgt, dass die Chinesen optimistischer
in die Zukunft blicken, meint Ee Sian Lee,
Leiter von Sandvik Coromant China. „Aber
ich glaube, dieser Optimismus wird nach
Ende der Spiele verschwinden“, sagt er.
Seit 1990 ist der chinesische Markt
enorm gewachsen. Sandvik Coromant,
seit 1985 in China tätig, hat zu dieser
Entwicklung beigetragen. Das Unternehmen beschäftigt heute rund 300 Mitarbeiter am Hauptstandort Peking sowie
Mitarbeiter in den Produktionsanlagen, die
Sandvik Coromant mit anderen Unternehmen der Sandvik-Gruppe teilt.
„Zwischen1998 und 2007 wuchsen wir
im Jahr durchschnittlich
um 22 Prozent“, sagt Lee.
„Im letzten Jahr betrug das
Wachstum 35 Prozent.“
Die Olympischen Spiele
hätten beispielsweise auf
die Infrastruktur einen
riesigen Einfluss gehabt.
Etwaige Auswirkungen auf
die Fertigungsindustrie
möchte er aber nicht
Ee Sian Lee
übertreiben. „Wir haben
nicht so viel von den Spielen gespürt. Unsere Kunden, vorrangig aus der Automobilindustrie, der Luft- und Raumfahrtindustrie
und der Energieindustrie, sind von ihnen
nicht direkt betroffen. Andere äußere
Faktoren, wie Gesetzbegung und
Regulierungen sowie internationale
Beziehungen, machen sich für uns sehr viel
stärker bemerkbar.“
Im Nationalstadion werden neben der Eröffnung am
8. August und der Abschlussveranstaltung am 24.
August die Leichtathletikwettkämpfe stattfinden.
Wichtigstes Leitmotiv der Architekten war es, eine
Konstruktion zu entwickeln, die auch im Anschluss
an die Spiele noch funktionell bleibt; eine neue Art
des urbanen Ortes zu schaffen, der das öffentliche
Leben in diesem Teil Pekings ankurbelt. Die
Chinesen gaben dem Stadion-Design den
Spitznamen „Vogelnest“, noch bevor es überhaupt
den Zeichentisch verlassen hatte.
Was aus der Ferne wie eine einfache, deutlich
zugeschnittene Konstruktion aussieht, wird bei
näherem Betrachten zu einem chaotischen Dickicht
von Stützen, Balken und Stufen. Die Geometrien der
Sockel gehen in die des Stadions über, die
Konstruktion gleicht einem Baum mit Wurzeln.
Behutsam, fast unmerklich, erhebt sich die
städtische Erde und formt einen Sockel für das
Stadion, sodass sich der Eingang leicht erhebt und
einen Blick über den olympischen Gebäudekomplex
frei gibt. Fußgänger bewegen sich über ein Gitter
aus weichen Schiefergängen, die aus der
Konstruktion herausragen. Die Zwischenräume
sind mit versunkenen Gärten, steinernen
Plätzen, Bambus-hainen, Gesteinsformationen
und Durchbrüchen zum Sockel selbst ausgeschmückt.
HAUPTSITZ DES CHINESISCHEN STAATSFERNSEHENS
Die Fassade des CCTV-Hauptsitzes ist als
dreidimensionale gekrümmte Schlaufe und als
Neudefinition der physikalischen Beschaffenheit
von Wolkenkratzern beschrieben worden.
Das 234 Meter hohe Gebäude, geformt aus zwei
leicht gegeneinander geneigten, gemeinsam ein Rohr
bildenden Türmen, wurde von Rem Koolhaas und Ole
Scheeren vom Office for Metropolitan Architecture in
den Niederlanden entworfen. Während der Spiele
wird es das internationale Übertragungszentrum
beherbergen. Einige schwierige konstruktionstechni-
sche Herausforderungen mussten gemeistert
werden, nicht zuletzt die Risiken für Erdbeben und
extreme Temperaturen. Das in der Fassade sichtbare
diagonale Fachwerkgitter („diagrid“) widerspiegelt
die Verteilung der Schwerkraft. Gelegen neben dem
CCTV-Gebäude, wird ein kleineres Gebäude, das
Kulturzentrum des Fernsehens, TVCC, ein Hotel
beherbergen, dessen 300 Zimmer aussehen wie
zufällig unter einem Baldachin angehäuft (die
Inspiration kommt, so wird gesagt, von einem
Termitennest).
© CCTV/OMA REM KOOLHAAS AND OLE SCHEEREN IMAGE COURTESY OF OMA
DAS NATIONALSTADION – DAS „VOGELNEST“
METALWORKING WORLD
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Der CoroMill® 490 ist so gut,
wie er aussieht.
Der neue CoroMill® 490 verleiht Ihnen mehr Flexibilität – und die
Möglichkeit, Werkstücke in nur einem Schnitt fertig zu stellen.
Die einzigartige Konzeption mit vier Schneiden reduziert die
Werkstückkosten und erzeugt exzellente Oberflächengüten.
Ab wann nutzen Sie die Vorteile des CoroMill® 490 in Ihrer Fertigung?
Think smart | Work smart | Earn smart
Fragen Sie den für Sie zuständigen Außendienstmitarbeiter von
Sandvik Coromant, womit Sie rechnen können.
www.coromant.sandvik.com
Print n:o C-5000:525 GER/01
© AB Sandvik Coromant 2008:2
Unwiderstehlich.