Kommerzielle Immobilien in Ungarn
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Kommerzielle Immobilien in Ungarn
Kommerzielle Immobilien in Ungarn – außerhalb des Fokus internationaler Immobilieninvestoren 10/2012 Real Estate Country Facts Real Estate Country Facts Impressum: Herausgeber und Medieninhaber: UniCredit Bank Austria AG http: //www.bankaustria.at Redaktion: Bank Austria Real Estate Consulting & Investment, Karla Schestauber, Tel. +43 (0)50505-54784 Produktion: www.horvath.co.at Stand: 21.09.2012 Eine gemeinsame Produktion von Bank Austria Real Estate, Immobilien Rating GmbH (IRG) und UniCredit Political Studies Wichtige rechtliche Information – bitte lesen: Diese Publikation stellt weder eine Marketingmitteilung noch eine Finanzanalyse dar. Es handelt sich lediglich um Informationen über allgemeine Wirtschafts- und Immobilienmarktdaten sowie daraus abgeleitete Immobilienmarkteinschätzungen. Trotz sorgfältiger Recherche und der Verwendung verlässlicher Quellen kann keine Verantwortung für Vollständigkeit, Richtigkeit, Aktualität und Genauigkeit übernommen werden. Die Publikation wurde nicht unter Einhaltung der Rechtsvorschriften zur Förderung der Unabhängigkeit von Finanzanalysen erstellt und unterliegt nicht dem Verbot des Handels im Anschluss an die Verbreitung von Finanzanalysen. Diese Informationen sind nicht als Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten oder als Aufforderung, ein solches A ngebot zu stellen, zu verstehen. Diese Publikation dient lediglich der Information und ersetzt keinesfalls eine individuelle, auf die p ersönlichen Verhältnisse der Anlegerin bzw. des Anlegers (z. B. Risikobereitschaft, Kenntnisse und Erfahrungen, Anlageziele und fi nanziellen Verhältnisse) abgestimmte Beratung. Wertentwicklungen in der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu. Es ist zu bedenken, dass Wert und Rendite einer Anlage steigen und fallen können und dass jede Anlage mit Risiko verbunden ist. Die nachstehenden Inhalte enthalten kurzfristige Markteinschätzungen. Die Wertangaben und sonstigen Informationen haben wir aus Quellen bezogen, die wir für zuverlässig erachten. Unsere Informationen und Einschätzungen können sich ändern, ohne dass wir dies bekannt geben. 2 I Real Estate Country Facts 10/2012 Kommerzielle Immobilien in Ungarn – außerhalb des Fokus internationaler Immobilieninvestoren Europa ist nach wie vor fest im Griff der Eurozonenkrise. Es ist, trotz einer Reihe von Krisenbekämpfungsmaßnahmen wie der Installation neuer Rettungsschirme, noch nicht gelungen, dieses Kapitel abzuschließen. Ein Großteil der Hoffnungen beruht nach wie vor auf der Europäischen Zentralbank. Vor allem der zuletzt angekündigte Ankauf von kurzläufigen Staatsanleihen der EUR-Krisenländer am Sekundärmarkt zur Dämpfung zu hoher Renditen könnte die erhoffte Beruhigung bringen. Davon hängt nicht zuletzt die weitere konjunkturelle Entwicklung in Europa ab. Die Prognosen für 2013, die für die Eurozone gesamt wieder von einem leichten Wirtschaftswachstum ausgehen, be ruhen auf der Annahme, dass die Eurozonenkrise entschärft werden kann. Auch die Wachstumserwartungen für Ungarn hängen stark davon ab, wie sich die europäische Wirtschaft entwickelt. Rund 80 % der ungarischen Exporte gehen nach Europa. Damit ist die Wirtschaft des Landes eng an die europäische gekoppelt. Darüber hinaus war die konservative Regierungskoalition unter Viktor Orban für eine Reihe von wirtschaftspolitischen Überraschungen gut, die die Märkte zusätzlich verunsicherten und die ungarische Wirtschaft belasteten. Allerdings ist es zuletzt von ungarischer Seite zu einem gewissen Einlenken gekommen. Insbesondere wurden im Sommer dieses Jahres wieder Gespräche mit EU / IWF aufgenommen und damit ein positives Signal gesendet. Der Risikoappetit kommerzieller Immobilieninvestoren ist in diesem schwierigen Umfeld nach wie vor gedämpft. Die Nachfrage konzentriert sich stark auf Core-Immobilien, bevorzugt in konjunkturell und wirtschaftspolitisch stabilen Volkswirtschaften. Damit liegt ngarn nicht im Fokus international tätiger Immobilieninvestoren. U Im ersten Halbjahr 2012 lag das umgesetzte Investitionsvolumen in Ungarn unter € 100 Mio. Die Spitzenrendite im Bürobereich in Budapest pendelte sich um 7,50 % ein. Der Bürosektor leidet nach wie vor unter einem hohen Leerstand, da in den Jahren nach Ausbruch der internationalen F inanz- und Wirtschaftskrise, ausgelöst durch die Lehman-Pleite, noch viele Büroobjekte entwickelt wurden. Erst seit dem vergangenen Jahr ist die Bautätigkeit deutlich zurückgegangen und es ergeben sich damit Chancen auf eine Markterholung. Der Einzelhandelssektor ist gut entwickelt. Insbesondere in Budapest gibt es bereits eine hohe Marktsättigung. Die Regierung Orban hat Ende 2011 ein strenges Baugesetz für Handelsimmobilien mit mehr als 300 m2 Verkaufsfläche eingeführt, das zunächst bis 2014 gelten wird. Damit wird der Verdrängungswettbewerb in Budapest etwas entschärft. Sollte sich die Eurozonenkrise tatsächlich stabilisieren und die Regierung Orban ein IWF-Abkommen unterzeichnen, könnte das dem ungarischen Markt für kommerzielle Immobilien entscheidende positive Impulse geben. Der europäische Bankensektor ist ebenfalls nach wie vor von der Krise und den neuen verschärften Regulierungsmaßnahmen betroffen. Die Refinanzierungskosten sind dementsprechend immer noch hoch und müssen an die Kunden weitergegeben werden. Wir als Bank Austria sind gut aufgestellt und bereit, solide Projekte zu finanzieren. Als Teil der UniCredit Group können wir österreichische, aber auch internationale Entwickler und Investoren nach Ungarn begleiten, um die gegebenen Marktchancen möglichst erfolgreich zu nutzen. Mit freundlichen Grüßen Karla Schestauber Real Estate Country Facts 10/2012 I 3 Real Estate Country Facts Wirtschaft zeigt Schwäche Einige Eckdaten Seit Mai 2010 ist in Ungarn eine konservative Regierungskoalition unter Premierminister Viktor Orban (Fidesz-KDNP) an der Macht, die im Parlament über eine solide Zwei-Drittel-Mehrheit verfügt. Das Land hat 10 Millionen Einwohner, die Staatsfläche beträgt 93.036 km2. Die Nachbarstaaten sind Österreich, Slowakei, Ukraine, Rumänien, Serbien, Kroatien und Slowenien. Im vergangenen Jahr betrug das Bruttoinlandsprodukt € 100,5 Mrd. Das BIP / Kopf lag bei € 10.045. Ungarn ist seit 1. Mai 2004 EU-Mitglied. Die solide Zwei-Drittel-Mehrheit wurde von der Regierung Orban als Argument verwendet, die politischen und wirtschaftlichen Strukturen des Landes zu verändern. Insbesondere auch die Versuche, stärkeren Einfluss auf das Justizsystem und die ungarische Notenbank zu nehmen, stießen auf beträchtlichen internationalen Widerstand und hatten die Einleitung von Rechtsverletzungsverfahren durch die EU zur Folge, die mittlerweile teilweise geschlossen wurden. Verschuldung des Landes lässt geringen fiskalpolitischen Spielraum Neben der Auslandsverschuldung stellt die nach wie vor relativ hohe Staatsverschuldung von gut 80 % des BIP die Wirtschaftspolitik vor Herausforderungen. Die von der Regierung gesetzten Sondermaßnahmen zur Reduktion des Budgetdefizits, wie Zwangssteuern auf einzelne Wirtschaftszweige und insbesondere die Verstaatlichung der privaten Säule der ungarischen Pensions versicherung, wurden von der EU als nicht nachhaltig abgelehnt. Die Regierung reagierte darauf mit einem revidierten Konvergenzplan / Szell Kalman 2.0, der weitere Steuern und Ausgabenkürzungen vorsieht und das Budgetdefizit bis zum Jahr 2015 auf 1,5 % des BIP senken will. Verschuldung (in % des BIP) 180 Verschuldung der öffentlichen Hand Auslandsverschuldung 160 Erst ein Einlenken der ungarischen Regierung erlaubte im Juli 2012 die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU. Ungarn, das zuvor die Unterstützung des IWF abgelehnt hatte, bemüht sich nun wieder um einen Hilfskredit von € 15 Mrd. Obwohl das Land nach Jahren hoher Leistungsbilanzdefizite seit 2010 wieder Leistungsbilanzüberschüsse verbuchen kann, bleibt die hohe Auslandsverschuldung mit knapp 140 % des BIP im laufenden Jahr eine wesentliche Schwachstelle der ungarischen Wirtschaft. 140 120 100 80 60 40 20 0 2009 2010 2011 2012 2013 Quelle: UniCredit Research Überblick Wirtschaftsdaten Ungarn 2010 Wirtschaftswachstum (real, Vdg. z. Vorjahr) 2011 2012s 2013p 2014p 1,3 1,6 – 1,9 0,5 1,8 Privater Konsum (real, Vdg. z. Vorjahr) – 2,7 0,2 – 1,5 – 1,9 1,5 Bruttoanlageinvestitionen (real, Vdg. z. Vorjahr) – 9,7 – 5,5 – 5,5 – 2,3 1,8 Exporte i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr) 14,3 8,4 2,9 6,4 6,4 Importe i.w.S. (real, Vdg. z. Vorjahr) 12,8 6,3 1,7 5,3 6,5 Inflationsrate (VPI) (Vdg. z. Vorjahr) 4,9 3,9 5,9 4,3 3,7 Arbeitslosenquote (%) 11,1 11,0 11,2 10,8 9,9 Öffentlicher Haushalt (in % des BIP) – 4,2 4,3 – 2,9 – 2,8 – 2,2 Öff. Verschuldung (in % des BIP) 82,2 81,6 78,9 77,1 75,7 142,3 130,9 136,3 123,1 112,0 275 279 297 285 279 Auslandsverschuldung (in % des BIP) HUF/EUR (Durchschnitt) s … Schätzung; p … Prognose Quelle: UniCredit Research 4 I Real Estate Country Facts 10/2012 Die restriktive Fiskalpolitik in Kombination mit den Turbulenzen in der Eurozone und einem zurückhaltenden Bankensektor führten im ersten Quartal 2012 zu einem realen BIP-Rückgang um 1,0 % im Vorquartalsvergleich (– 1,2 % im Vorjahresvergleich) und im zweiten um 0,2 % (– 1,0 % im Vorjahresvergleich). Auch für das Gesamtjahr 2012 zeichnet sich damit ein Rückgang der realen Wirtschafts leistung ab. Erst 2013 wird im Zuge der erwarteten leichten inter nationalen Wirtschaftsbelebung auch in Ungarn wieder ein BIP-Zuwachs von rund 0,5% erwartet. Das ist aber zuwenig, um die Arbeitslosenrate spürbar zu reduzieren. Im Jahresdurchschnitt 2013 wird immer noch eine Arbeitslosenrate von 10,8 % prognostiziert. 5 4 3 2 1 12 Ju li 12 Jä n. 11 Ju li 11 10 Jä n. Ju li 10 09 Jä n. 320 280 –2 260 –4 240 –6 220 Inflation liegt deutlich über dem Inflationsziel der ungarischen Notenbank Der geldpolitische Spielraum zur Stimulierung der Konjunktur ist begrenzt. Die Inflation liegt seit Beginn 2012 trotz schwacher Wirtschaft mit über 5 % über dem Inflationsziel der Ungarischen Nationalbank von 3 %. Dennoch senkte die Notenbank Ende August überraschend die Leitzinsen von 7,0 % auf 6,75 %. 2 08 .0 6 .1 1 11 .1 2 .1 1 .0 6 .1 0 .1 .1 2 16 14 0 .0 6 .1 9 .0 .1 2 21 19 9 24 .0 6 .0 8 .0 .0 .1 2 26 01 Quelle: UniCredit Research 8 200 8 Rumänien .0 Bulgarien .0 1 Tschechien Ju li 340 .0 6 2011 2012 0 Polen 09 Die international kritische Beurteilung der Wirtschaftspolitik des Landes, wirkte sich auch auf die Wechselkursentwicklung des ungarischen Forint (HUF) gegenüber dem Euro aus. In der zweiten Jahreshälfte 2011 kam es zu einer ausgeprägten Schwächephase. Ein Einlenken der Regierung bei umstrittenen Maßnahmen und insbesondere die Wiederaufnahme der Gespräche mit dem IWF zur Jahresmitte 2012 brachten eine Beruhigung und ermöglichten auch 300 Ungarn Jä n. Quelle: Ungarische Notenbank 2 –8 08 0 29 2009 2010 4 6 Wechselkursentwicklung HUF gegenüber EUR Wirtschaftswachstum im regionalen Vergleich (in %) 6 7 Ju li Ungarische Wirtschaft befindet sich in Rezession und zeigt im regionalen Vergleich Schwäche 8 08 Besonders stark im Fokus der wirtschaftspolitisch unorthodoxen Maßnahmen der Regierung Orban steht der Bankensektor. So wurden die Banken gezwungen, ungarischen Kreditnehmern mit Schweizer-Franken-Krediten einen begünstigten Wechselkurs anzubieten. Darüber hinaus wurde eine spezielle Bankensteuer in Höhe von rund 0,4 % des BIP eingeführt, die erst 2013 halbiert werden soll. Damit könnten die Kosten der 2013 in Kraft tretenden Finanztransaktionssteuer, deren Ausgestaltung und Auswirkungen nach wie vor nur schwer abschätzbar sind, teilweise kompensiert werden. Inflation (VPI, in %) Jä n. Bankensektor besonders stark von Maßnahmenpaket der Regierung betroffen Quelle: OeNB den Zinssenkungsschritt der Nationalbank. Die weitere Entwicklung der ungarischen Währung wird nicht zuletzt von Erfolg oder Misserfolg der Verhandlungen mit dem IWF abhängen. Ein schwächerer HUF verbessert zwar die Wettbewerbsfähigkeit des Landes, verteuert auf der anderen Seite jedoch die Importe und wirkt damit preistreibend. Real Estate Country Facts 10/2012 I 5 Real Estate Country Facts Ungarn außerhalb des Fokus kommerzieller Immobilieninvestoren Im ersten Halbjahr 2012 wurden in CEE-Gesamt laut CBRE rund € 2,4 Mrd. investiert, was in etwa einer Halbierung zum Vergleichszeitraum des Vorjahres entspricht. Ungarn schnitt mit einem Investitionsvolumen von unter € 100 Mio. im 1. HJ 2012 deutlich schwächer ab. Damit reduzierte sich der Marktanteil am CEE-Transaktionsvolumen in diesem Zeitraum von gut 5,5 % 2011 auf rund 4 %. Dieses schwache Ergebnis ist sicherlich auch darauf zurückzuführen, dass das Angebot an Prime-Immobilien knapp ist. Darüber hinaus haben sich einige der internationalen Banken aus dem ungarischen Immobilienfinanzierungsgeschäft zurückgezogen. 1.400 1.200 1.000 800 600 400 200 0 20 H2 04 20 H1 04 20 H2 05 20 H1 05 20 H2 06 20 H1 06 20 H2 07 20 H1 07 20 H2 08 20 H1 08 20 H2 09 20 H1 09 20 H2 10 20 H1 10 20 H2 11 20 H1 11 20 12 Die Eurozonenkrise hat den Risikoappetit kommerzieller Immobilieninvestoren beeinträchtigt. Verlangt wird fast ausschließlich nach CoreImmobilien in konjunkturell und politisch möglichst stabilen Märkten. Größe und Liquidität der Immobilienmärkte sind weitere entscheidende Faktoren. Damit fällt Ungarn weitgehend aus dem Fokus der Investoren. Zum einen befindet sich das Land in einer Rezession. Zum anderen hat die Regierung Orban mit ihren wirtschaftspolitischen Maßnahmen zusätzliche Verunsicherung generiert. Investitionsvolumen in ungarische kommerzielle Immobilien (in Mio. €) H1 Immobilieninvestoren haben nach wie vor gedämpften Risikoappetit Quelle: CBRE, IRG Prime und Nicht-Prime ist jedoch weiter aufgegangen. Erst mit einer Verbesserung des Risikoappetits dürften die höheren Renditen von Nicht-Core-Immobilien für Investoren wieder interessanter werden. Spitzenrenditen im Bürobereich Kommerzielle Immobilieninvestitionen in CEE 2. Quartal 2012 %-Anteil im 1. Halbjahr 2012 Stadt Ungarn Polen Tschechien Russland Rumänien Quelle: CBRE Spitzenrendite in % Spitzenrendite Veränd. z. Vorjahr in bsp Wien 5,20 – 5 24,50 Warschau 6,25 0 27,00 Spitzenmiete in € / Monat Prag 6,50 0 21,00 Bratislava 7,25 0 17,00 Budapest 7,50 0 20,00 Bukarest 8,00 – 50 19,50 Zagreb 8,30 0 15,15 Sofia 9,00 – 35 13,00 Belgrad 9,50 0 14,75 Quelle: CBRE Der Verlust an Marktanteilen im ersten Halbjahr 2012 zeigt die relativ geringe Attraktivität des ungarischen Marktes. Es zeigt jedoch auch, dass der Markt bei einer Verbesserung der Rahmenbedingungen einiges an Potenzial bietet. In Budapest lag die Spitzenrendite im Bürobereich Ende des zweiten Quartals 2012 laut Daten von CBRE relativ stabil bei 7,5 % und damit im oberen Mittelfeld in CEE. Ähnlich positionierte sich der PrimeSC-Bereich mit einer Rendite von gut 7,0 %. Der Spread zwischen 6 I Real Estate Country Facts 10/2012 Defaultrisiko Ungarns nach wie vor relativ hoch Das Defaultrisiko Ungarn wird, seitdem das Land wieder konstruktive Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds führt, deutlich geringer eingeschätzt. Der CDS-Spread, der die Defaultwahrscheinlichkeit eines Landes abbildet, hat sich deutlich zurückgebildet. Dennoch wird das Risiko nach wie vor höher als jenes von Rumänien und deutlich stärker als jenes von Tschechien oder Polen eingeschätzt. Ungarns Immobilienmarkt wird als relativ transparent eingeschätzt 5-jährige CDS-Spreads (in bp) 800 Ungarn wird von Jones Lang LaSalle als relativ transparenter Immobilienmarkt gereiht. Im Transparency Index 2012 liegt Ungarn hinter Polen, Italien, Österreich und der Tschechischen Republik auf Platz 26 in der Kategorie Transparent und ist damit das drittbeste CEE-Land. Ungarn Tschechien Rumänien Polen 700 600 500 400 300 200 JLL Transparency Index 2012 Europa 100 Transparenz-Niveau Rang 2 4 7 8 9 10 12 19 20 22 24 26 28 01 .0 1. 07 01 .0 7. 07 01 .0 1. 08 01 .0 7. 08 01 .0 1. 09 01 .0 7. 09 01 .0 1. 10 01 .0 7. 10 01 .0 1. 12 01 .0 7. 12 0 Hoch Quelle: DataStream Wechselkursbewegungen dürfen nicht ganz außer Acht gelassen werden Der Wechselkurs des Forint zum Euro hat sich 2012 und insbesondere seit der Wiederaufnahme der Gespräche mit dem IWF stabilisiert. Mit der überraschenden Senkung der Leitzinsen durch die Ungarischen Nationalbank um 25 bp auf 6,75 % schwächte sich der Forint wieder etwas ab. Dass größere Wechselkursbewegungen möglich sind, zeigte die zweite Jahreshälfte 2011, als der HUF gegenüber dem Euro um knapp 20 % an Wert verlor. Obwohl Mietverträge in Euro abgeschlossen werden, haben Investoren ein indirektes Wechselkursrisiko. Dieses kann bei einer zu starken Währungsschwankung schlagend werden. Indexierte Wechselkursentwicklung HUF gegenüber EUR (1.1.2011 = 100) 120 Transparent Markt Großbritannien Niederlande Frankreich Finnland Schweden Schweiz Deutschland Polen Italien Österreich Tschechien Ungarn Portugal Quelle: Jones Lang LaSalle IPD Index zeigt Under-Performance ungarischer Immobilien IPD (Investment Property Databank) publiziert für Ungarn, die Tschechische Republik und Polen einen Performance-Index und hat damit beigetragen, die Transparenz dieser Märkte zu erhöhen. Das von IPD in Ungarn beobachtete Immobilien-Portfolio wies für das Gesamtjahr 2011 einen Total Return von 5,2 % aus, wobei sich die Netto-Cash-Flow-Rendite mit 6,6 % errechnete und die Wertänderungsrendite 1,4 % kostete. Damit lag Ungarn im Ländervergleich mit Tschechien und Polen an letzter Stelle. IPD Immobilienindex 2011 (in %) 115 Netto-Cash-Flow-Rendite Wertänderungsrendite Gesamtertrag 12 110 10 105 8 100 6 95 4 2 12 12 9. .0 03 12 7. .0 03 12 5. .0 03 12 3. .0 03 11 1. .0 03 11 1. .1 03 11 9. .0 03 1. .0 11 Quelle: OeNB, eigene Berechnungen 03 11 7. .0 03 11 1. .0 03 11 5. .0 03 3. .0 03 03 .0 1. 11 90 0 –2 Ungarn Polen Tschechien Quelle: IPD Real Estate Country Facts 10/2012 I 7 Real Estate Country Facts Noch hohe Leerstände im Bürobereich trotz Rekordtief bei Neubautätigkeit Budapest ist der wichtigste Bürostandort in Ungarn, andere Städte sind damit für internationale Investoren kaum von Bedeutung. Seit dem Jahr 2000 hat sich der Bestand an modernen Büroflächen durch massive spekulative Bautätigkeit in der ungarischen Hauptstadt verdreifacht. So wurden trotz Krise in Budapest weiterhin sehr viele Büroprojekte fertiggestellt, die zu einer weiteren Belastung auf dem ohnehin bereits angespannten Markt geführt haben, die bis heute zu spüren ist. Büromarktentwicklung Budapest 2000– 2012(f) Millionen m2 3,5 Büroflächenbestand 2011 pro Einwohner m2 / Einwohner Zürich 27,50 Genf 23,11 Frankfurt 17,36 München 16,68 Mailand 9,10 Wien 5,99 Bratislava 3,17 Prag 2,15 Warschau 1,98 Budapest 1,79 3,0 Sofia 1,06 2,5 Bukarest 1,03 Moskau 0,95 Zagreb 0,74 2,0 1,5 Belgrad 0,31 1,0 Istanbul 0,18 0,5 Quelle: IRG (f) 11 12 20 10 20 09 20 08 20 07 20 06 20 05 20 04 20 03 20 02 20 01 20 20 20 00 0,0 Quelle: CBRE/ IRG Derzeit gibt es in Budapest einen Bestand von knapp 3,2 Mio. m2 moderner Büroflächen. Die wichtigsten Submärkte sind in Buda die Bürozonen Central Buda sowie Buda Nord und Süd. In Pest sind die wichtigsten Bürostandorte der Central Business District (CBD), der sog. Vácí Corridor und Central Pest (Nord / Süd). Budapest hat, bezogen auf die Büroflächen pro Einwohner innerhalb der osteuropäischen Länder einen Platz im oberen Mittelfeld und liegt nur etwas hinter Warschau, während Prag und noch deutlicher Bratislava das Feld anführen. Im Vergleich mit westeuropäischen Metropolen ist weiterhin ein deutlicher Abstand zu beobachten. Seit dem vergangenen Jahr ist eine geringere Bautätigkeit festzustellen. Die Neuflächenproduktion in Budapest reduzierte sich 2011 auf knapp 90.000 m2 und auch für 2012 wird nochmals ein deutlicher Rückgang erwartet. Nur mehr rund 20.000 m2 neue Büroflächen dürften insgesamt bis Jahresende fertiggestellt werden. Flächenerwartung für 2012ff (Auswahl) Büroprojekt Gesamtnutzfläche in m2 Status Stadt Green House 17.800 in Bau Budapest Váci Greens (Building A) 15.500 in Bau Budapest Eiffel Palace 14.000 In Bau Budapest Nordic Light Offices 26.000 in Planung Budapest K4 Office Tower 23.500 in Planung Budapest Quelle: IRG Im Gegensatz zur Neuproduktion war die Vermietungsleistung auf dem Budapester Büromarkt im Jahr 2011 hoch und erreichte knapp 400.000 m2, wenngleich davon nur ein kleinerer Teil auf tatsächliche Neuvermietung entfiel und der überwiegende Teil auf Vertragsverlängerungen oder Umzüge zurückzuführen war. 8 I Real Estate Country Facts 10/2012 Die niedrigsten Leerstände weist der Büromarkt Central Pest auf, die höchsten Leerstände mit bis zu 34 % finden sich in den Büromärkten in der Peripherie abseits der gängigen Bürostandorte. B edingt durch das nahezu vollständige Fehlen spekulativer Bautätigkeit sollten die Leerstände im Laufe des Jahres jedoch nicht weiter ansteigen. Neuflächenproduktion vs. Neuvermietung CEE* 2003– H1 2012 Neuflächenproduktion Flächenabnahme CEE Leerstandsrate 1,5 18 16 Millionen m2 12 10 8 0,5 Leerstand in % 14 1,0 6 4 2 0,0 Ähnlich wie in anderen Bürostandorten in CEE kam es auch in Budapest zu Rückgängen bei den Mietpreisen. So erreichten die monatlichen Spitzenmieten für Büroflächen in Budapest im Jahr 2007 Werte bis 23 € / m2 und lagen Mitte 2012 nur mehr bei ca. 20 – 21 € / m2, wenngleich bei exklusiven Topobjekten oder Flächen in besonders nachgefragten Lagen auch vereinzelt Werte darüber erzielt werden konnten. 12 20 20 10 20 08 09 20 20 07 20 05 06 20 11 H1 *) exkl. EE Quelle: CBRE /IRG 20 04 20 20 03 0 Spitzenmieten Büro Budapest 2007 –H1 2012 € /m2 /Monat Durch die insgesamt hohe Nachfrage im Jahr 2011 sank die Leerstandsrate im Bürosektor bis zum Jahresende auf knapp über 19 %. Allerdings ging in der ersten Jahreshälfte 2012 die Nachfrage ebenfalls deutlich zurück, sodass trotz der geringen Neuproduktion bis zum Ende des ersten Halbjahres 2012 bereits wieder ein leichter Anstieg der Leerstandsraten auf mehr als 21 % festzustellen war. Damit gehört Budapest weiterhin zu den Städten in Europa mit hohen Büroleerständen, jedoch unterscheiden sich die Leerstandsraten in den einzelnen Bürozonen der ungarischen Hauptstadt teils deutlich voneinander. 30 25 20 15 10 5 0 2007 2008 2009 2010 2011 H1 2012 Quelle: IRG Leerstand Büroflächen Europa 2012 in % 25 Da insgesamt wenig Bewegung auf dem Budapester Büromarkt zu spüren ist und eine niedrige Nachfrage einer ebenso niedrigen Neuflächenproduktion gegenübersteht, werden bei den Mieten kurzfristig keine nennenswerten Veränderungen erwartet. 20 15 Mit einer Stabilisierung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen in Ungarn, insbesondere nach Abschluss eines Abkommens mit EU / IWF und einem Anziehen der Konjunktur, sollte der ungarische Büromarkt auch für internationale Investoren wieder an Attraktivität gewinnen. 10 5 Du bl Bu i Am dap n st est er da m K Bu iew ka Lis rest sa b M on os ka u Pr Br ag üs s M el St ad oc rid kh I ol Ko stan m pe bu nh l ag e B n W erl ar in sc ha u Ro m Os lo Lo W ie nd on P n W aris es tE nd 0 Quelle: IRG Real Estate Country Facts 10/2012 I 9 Real Estate Country Facts Logistikmarkt zeigt kaum Bewegung Der Logistikmarkt in Ungarn ist stark auf den Großraum Budapest konzentriert. Daneben finden sich weitere kleinere Logistikstandorte v.a. rund um die Städte Debrecen, Miskolc und Györ. Ende 2011 gab es im Großraum Budapest etwa 1,8 Millionen m2 Lager- und Logistikflächen, wovon der größte Teil im Süden der Hauptstadt angesiedelt ist. Entwickler sind weiterhin zurückhaltend und es werden nach wie vor keine spekulativen Projekte gestartet. Aktuell sind daher bis auf wenige eigengenutzte oder bereits vorvermietete Objekte keine weiteren Logistikprojekte im Großraum Budapest in Bau. Hohe Leerstände im Logistiksektor Trotz der Zurückhaltung der Developer bei der Entwicklung neuer Lager- und Logistikflächen sind die Leerstände im Großraum Budapest hoch und liegen bei über 21 %. Ähnlich wie im Bürosektor gilt auch hier, dass sich bei einer Verbesserung der Konjunktur die Leerstände durch limitierte Neubautätigkeit stabilisieren dürften. Mietpreise auf niedrigem Niveau stabil Der Stillstand auf dem Logistikmarkt spiegelt sich auch in den weitgehend unveränderten Mieten wieder. Sie liegen durchschnittlich bei € 3,5 / m2 / Monat. Je nach Ausstattung der Flächen werden bis über € 5 / m2 bezahlt, ältere Flächen sind bereits unter € 3 / m2 verfügbar. Durch fehlende spekulative Neuflächenproduktion sollten, trotz zu erwartender weiterhin schwacher Nachfrage, die Mieten auch im weiteren Verlauf des Jahres stabil bleiben. Insgesamt ist der ungarische Lager- und Logistikimmobilienmarkt also als bewegungsarm, jedoch im Augenblick als weitgehend stabil zu bezeichnen. Auch hier gilt, dass die weitere Entwicklung eng von den wirtschaftspolitischen und konjunkturellen Rahmenbedingungen abhängen wird. Bei einer Verbesserung wird auch der ungarische Logistikmarkt wieder in Schwung kommen. Leerstand Lager und Logistik Budapest Durchschnittliche Mieten Lager und Logistik Budapest in % €/m2 /Monat 25 5,0 2007 –H1 2012 2007–H1 2012 4,5 20 4,0 15 3,5 10 3,0 5 0 2,5 2007 2008 2009 2010 2011 H1 2012 Quelle: IRG Die Mieter agieren vorsichtig. Die Dauer der Mietverträge nimmt tendenziell ab und der Anteil von Neu- und Nachverhandlungen steigt. 10 I Real Estate Country Facts 10/2012 2,0 Quelle: IRG 2007 2008 2009 2010 2011 H1 2012 Einzelhandel kämpft an mehreren Fronten Die Rezession in Ungarn macht auch dem ungarischen Einzelhandel zu schaffen. Ein schwacher Arbeitsmarkt in Kombination mit rückläufiger Kaufkraft dämpft den Konsum und schlägt sich in schwachen Handelsumsätzen nieder. Die am Jahresbeginn 2012 erfolgte Anhebung des bereits sehr hohen Mehrwertsteuersatzes von 25 % auf 27 %, von der die meisten Waren des täglichen Gebrauchs betroffen sind, führte zu höheren Preisen. Dazu kommt noch die Besteuerung der Handelsumsätze durch die Einführung einer Krisensteuer. Von dieser Besteuerung mit bis zu 2,5 % des jährlichen Umsatzes sind vor allem Großkonzerne wie z. B. Tesco oder Spar betroffen. Einkaufszentrumflächen in Europa (Vermietbare Fläche in m2 pro 1.000 Einwohner) 400 350 300 250 200 150 100 Die jährliche Kaufkraft betrug 2011 lt. MB Research in Ungarn rund € 5.581 pro Kopf. Damit lag sie deutlich unter dem EU-27-Durchschnitt von € 15.501. Wie auch in vielen anderen CEE-Ländern bestehen innerhalb des Landes große regionale Unterschiede. Die ärmsten Regionen befinden sich im Süden und im Osten des Landes. Die höchste Kaufkraft weist Budapest mit € 7.425 pro Kopf aus. Budapest, die wichtigste und größte Handelsmetropole Ungarns, hat 1,7 Mio. Einwohner. Die Stadt verfügt über knapp 1 Mio. m2 Shoppingcenterflächen – das sind rund drei Viertel des gesamten Shoppingcenterflächenbestandes des Landes – und rund 170.000 m2 Flächen in Fachmarktzentren. Damit ist die Hauptstadt mit Handelsflächen sehr gut versorgt. Im Ländervergleich liegt Ungarn bei der Versorgung mit Shoppingcenterflächen eher im hinteren Bereich. Laut Cushman & Wakefield verfügt das Land über 131,4 m2 Handelsflächen je 1.000 Einwohner und liegt damit unter dem europäischen Durchschnitt von 246,6 m2. Die Finanzkrise traf viele Shoppingcenterprojekte entweder kurz vor oder während ihrer Realisierungsphase. Eine Reihe dieser Projekte musste vorübergehend gestoppt, verschoben oder eingestellt werden. Eine Erschwernis für Entwickler bedeutet ein Ende 2011 verhängtes strenges Baugesetz für Handelsimmobilien mit mehr als 300 m2 Verkaufsfläche, der sogenannte „Plaza Stopp“. Der „Plaza Stopp“ gilt zunächst bis 2014. Ausländische Filialisten müssen sich entscheiden, ob sie ihre Expansionspläne zurück stellen, sich der Genehmigungskommission stellen oder auf leere Flächen in bestehenden Handelsobjekten ausweichen. Besonders betroffen von den verschärften Genehmigungsverfahren sind die Lebensmittel-Diskonter, die in den kommenden Jahren in Ungarn stark wachsen wollten. 50 Es tla ow nd en Ös ien te rre ic Lit h EU au -2 e 7- Let n Du tla rc hs nd ch n Kr itt oa tie n Po Sl len ow Ts ak ch ei ec hi e Un n g Ru arn m än Ru ien ss la nd Tü Bu rkei lg ar ie Uk n ra in e 0 Sl In Ungarn leben rund 10 Mio. Menschen. Wie die meisten europäischen Länder hat auch Ungarn mit der Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen. In den nächsten Jahren wird mit einem weiteren Bevölkerungsrückgang aufgrund der rückläufigen Geburtenrate gerechnet. Die größten Städte und damit auch für den Einzelhandel interessant sind Budapest, Debrecen, Miskolc und Szeged. Quelle: Cushman & Wakefield, Stand März 2012 Die sinkenden Umsätze und die erschwerten Marktbedingungen haben einige Filialisten dazu veranlasst, den ungarischen Markt zu verlassen. Andere Filialisten wiederum sehen ihre Chance, frei werdende Geschäft zu günstigeren Mieten in besseren Lagen zu bekommen. Sie erhoffen sich einen Startvorteil gegenüber anderen Marktteilnehmern, die noch nicht in Ungarn vertreten sind, sobald eine Erholung der ungarischen Wirtschaft eintritt. 2011 kamen rund 160.000 m2 neue Handelsflächen, vorwiegend in Budapest, auf den Markt. 2012 kommen voraussichtlich nur die beiden Projekte Sió Pláza mit 18.500 m2 vermietbarer Fläche in Siófok und das Hegyvidék Center in Budapest mit 5.300 m2 Fläche hinzu. Ausgewählte SC Shoppingcenter KÖKI Terminal Árkád Szeged Ferihegy T2 Sky Court (Airport) Sió Pláza Váci 1 Emporium Europeum SC Hegyvidék Center Árkád II (Erweiterung) Mundo Center Vermietbare Fläche m2 ~ 55.000 ~ 41.000 ~ 40.000 (Geplante) Eröffnung / Status 2011, fertiggestellt 2011, fertiggestellt 2011, fertiggestellt Stadt ~ 18.500 ~ 11.000 2012, fertiggestellt 2011 / 2012, tw. fertiggestellt 2011, fertiggestellt 2012, in Bau 2013, in Bau 2015, in Planung Siófok Budapest ~ 6.000 ~ 5.300 ~ 20.000 ~ 37.300 Budapest Szeged Budapest Budapest Budapest Budapest Budapest Quelle: BulwienGesa, IRG Die Mieten in den meisten Shoppingcentern in Budapest sind seit dem Beginn der Finanzkrise zwischen 10 und 30 % gesunken, allerdings haben sich die Mieten zwischenzeitlich wieder etwas Real Estate Country Facts 10/2012 I 11 Real Estate Country Facts stabilisiert. Sie liegen derzeit, abhängig von der Größe und der Lage des Geschäftes, zwischen € 8 und € 70 pro m2 pro Monat. Es wird erwartet, dass die Mieten aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheit, vor allem in weniger erfolgreichen Shoppingcentern, wieder unter Druck geraten, während die Mieten in Top-Shoppingcentern stabil bleiben dürften. Beispiele für Top-Einkaufszentren in Budapest sind u.a. das WestEnd City Center, das Mammut, Árkád, Arena Plaza und Allee. Einkaufsstraßen Auslaufende Mietverträge in weniger attraktiven Centern werden von Seiten der Mieter teilweise nicht verlängert, weil diese die Chance nutzen, um auf attraktivere Flächen in einem der Top-Shoppingcenter zu wechseln. Bei neuen Mietverträgen versuchen die Retailer immer häufiger, das unternehmerische Risiko auf die Shoppingcenterbetreiber abzuwälzen, indem nur mehr eine umsatzabhängige Miete gezahlt wird. Durchwachsene Aussichten Die traditionellen Top-Einkaufsstraßen in Budapest sind die luxuriöse Andrássy út sowie die Váci utca. Die Nachfrage seitens internationaler Luxusmarken ist bei den Top-Einkaufsstraßen allerdings gedämpft. Die Miete liegt bei rund € 30 bis € 100 pro m2 im Monat. Rund 15 % bis 20 % der Handelsflächen in den Einkaufsstraßen stehen leer. Im Halbjahr 2012 lagen die Spitzenrenditen bei 7,0 – 7,25 %. Durch die hohe Sättigung mit Handelsflächen, insbesondere in Budapest, wird es bei den Shoppingcentern voraussichtlich zu einer Marktbereinigung kommen. Im verschärften Wettbewerb werden die Lage, der Mietermix und ein professionelles Management die langfristigen Erfolgsfaktoren sein. Allerdings hat die Einführung des „Plaza-Stopps“ für die bestehenden Shoppingcenter auch positive Auswirkungen, da der Verdrängungswettbewerb durch neue Projekte entschärft wird. Der Leerstand liegt im Shoppingcenterbereich bei 15 – 20 %, wobei die Leerstandsrate in gutgehenden Shoppingcentern weit geringer ist. Durch das geringe Neuflächenangebot in den nächsten Jahren dürfte der Anteil an leerstehenden Geschäften in guten Lagen nicht weiter ansteigen. Für internationale Investoren, die derzeit noch zurückhaltend sind, sollten bei einer Stabilisierung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und mit dem Anziehen der Konjunktur Shoppingcenter zunehmend wieder interessant werden. Die Spitzenrendite lag im Halbjahr 2012 bei 7,25 – 7,5 %. Einkaufzentren Budapest LEGENDE enter Center r tere y Court g Center uda pont ár pont r tere Einkaufszentren 1 Aréna Plaza Center 2 Mammut 3 KÖKI 4 WestEnd City Center 5 Pólus Center 6 Allee Center 7 Árkád örs vezér tere 8 Ferihegy T2 Sky Court 9 Campona 10 Duna Pláza 11 Asia Center 12 Corvin Shopping Center 13 Savoya Park 14 MOM Park 15 Lurdy Ház 16 Europark 17 Új Buda Center 27 18 EuroCenter Óbuda 19 Sugár Üzletközpont 20 Neo Center 21 Új Udvar 22 Csepel Plaza 23 Auchan Soroksár 29 24 Fashion Street 25 Récsei Center 26 Váci 1 27 Budagyöngye 28 Eleven Center 29 Hegyvidek Központ 28 30 Árkád örs vezér tere (Erweiterung) 31 Mundo Center 24 5 18 18 21 31 27 4 2 14 26 25 29 14 1 20 12 6 u nung 26 19 30 20 1 12 15 16 3 3 8 22 20,001 – 50,000 m² Vermietbare Fläche in m² > 50,000 m² 23 22 Status EKZ in Bau 25 7 19 30 13 Vermietbare Fläche in m² Bestehende EKZ e EKZ 7 4 17 16 13 17 11 31 6 28 15 Einkaufszentren 1 Arena Plaza Center 2 Mammut 3 KÖKI 4 WestEnd City Center 5 Pólus Center 6 Allee Center 7 Árkád örs vezér tere 8 Ferihegy T2 Sky Court 9 Campona 10 Duna Plaza 11 Asia Center 12 Corvin Shopping Center 13 Savoya Park 14 MOM Park 15 Lurdy Ház 16 Europark 17 Új Buda Center 18 EuroCenter Óbuda 19 Sugár Üzletközpont 20 Neo Center 21 Új Udvar 22 Csepel Plaza 23 Auchan Soroksár 24 Fashion Street 25 Récsei Center 26 Váci 1 27 Budagyöngye 28 Eleven Center 29 Hegyvidek Központ 30 Árkád 8 örs vezér tere (Erweiterung) 31 Mundo Center 11 10 2 < 20,000 m² 000 m² 5 21 10 > 50,000 m² he in m² LEGENDE 24 9 9 23 0 Einkaufszentren Budapest Flächenangaben: BulwienGesa, King Sturge, ICSC, Entwickler-Angaben Einkaufszentren Budapest EKZ in Planung BulwienGesa, King Sturge, ICSC, Entwickler-Angaben 12 I Real Estate Country Facts 10/2012 0 1,5 ± 20,001 – 50,000 m² 3 ± 1,5 6 Kilometer Erstellt am: 09.08.2012 Quelle: IRG, ESRI < 20,000 m² Status 3 6 Kilometer Bestehende EKZ Erstellt am: 09.08.2012 Quelle: EKZ inIRG, BauESRI EKZ in Planung Wohnen – Markt steht still Wohnbau auf historischem Tiefstand Es war einmal eine neu renovierte 87 m2 große 2-Zimmer-Wohnung im Zentrum von Budapest. Ziel war es, sie 2010 auf dem schnellsten Weg an einen Investor zu verkaufen. Eigentlich sollte dies für eine Wohnung in bester Lage in Verbindung mit einem geübten Makler keine große Herauforderung sein. Dennoch, zwei Jahre später steht die besagte Wohnung immer noch leer, obwohl der Quadratmeterpreis dafür bereits mindestens um 20 – 30 % gesenkt wurde. Dieses Beispiel ist kein Einzelfall und ist kennzeichnend für die aktuelle Problematik am ungarischen Wohnungsmarkt. Fremdwährungskredite, insbesondere in Schweizer Franken, haben den Markt für Wohnimmobilien lange Zeit maßgeblich angetrieben. Durch die starke Aufwertung des CHF bzw. Schwäche des HUF wurde die Rückzahlung für viele Kreditnehmer unfinanzierbar. Staatlich fixierte günstigere Rückzahlungskurse entschärften die Lage für Kreditnehmer zwar etwas, für den Bankensektor ist diese Fixierung jedoch teuer. Da Forintkredite bei hohen Zinsen relativ wenig attraktiv sind, wurde der Kauf von neuen Wohnimmobilien von vielen Interessenten auf unbestimmte Zeit verschoben. Die sinkende Nachfrage hatte zur Folge, dass der private Hausbau 2011 im Vergleich zum Vorjahr um fast 40 % auf 8.000 Einheiten und damit auf das niedrigste Niveau seit Beginn der Datenaufzeichnung 1930 einbrach. Laut der ungarischen OTP Bank fiel die Zahl der gesamten Wohntransaktionen 2011 auf 90.000. Im Jahr 2003 und damit am Höhepunkt des Immobilienbooms waren noch insgesamt 270.000 Verkaufstransaktionen verzeichnet worden. Ungarn hatte zum Stichtag 31.12.2011 einen Wohnungsbestand von rund 4,4 Mio. Einheiten auf einer Nutzfläche von 334,9 Mio. m2. Rund 71 % des gesamten Wohnungsbestandes sind in den Städten zu finden. Jede fünfte Wohnung zählt man in der Hauptstadt Budapest. Den höchsten Zuwachs an Wohnungen in der letzten Dekade verzeichneten die NUTS-2* Regionen Zentralungarn (+13,2 %) und Westtransdanubien (+10,8 %). Insgesamt ist die durchschnittliche ungarische Wohnung 76 m2 groß und wird von 2,3 Personen bewohnt. Der Anteil leer stehender Wohnungen liegt bei rund 11,5 %. Ein niedriger Anteil an Wohnungen von 34 % (EU-Durchschnitt: 54 %) befindet sich in Mehrwohnungsbauten. Der Anteil an Wohnungen in höhergeschossigen Häusern liegt mit 23 % ebenfalls weit unter dem EU-Durchschnitt. Aufgrund einer Privatisierungs offensive in den 90er Jahren, bei der staatliche Wohnungen günstig an die Bevölkerung abgegeben wurden, liegt die Eigentumsquote mit 90 % auf einem ähnlichen hohen Niveau wie in den meisten CEE-Ländern. *) NUTS ist die Abkürzung für „Nomenclature des unités territoriales statistiques“ Es handet sich dabei um eine hierarchische gegliederte Systematik der Gebietseinheiten für die Statistik, wie sie von Eurostat in Zusammenarbeit mit den Mitgliedsstaaten etabliert wurde. Sie unterteilt das Territorium der EU auf 3 Ebenen in Gebietseinheiten. NUTS 2 entspricht den ungarischen Grundverwaltungseinheiten. Fertigstellungen fielen seit 2010 um 70 % In Ungarn wurden im abgelaufenen Jahr rund 12.700 Wohnungen neu fertiggestellt worden. Dies war gegenüber 2010 ein Rückgang von beinahe 40 %. Historisch betrachtet ist der Wert niedriger als zwischen den beiden Weltkriegen oder in den Anfängen der kommunistischen Ära. Im ersten Halbjahr 2012 setzte sich der negative Trend weiter fort und die Zahl der neu gebauten Wohnungen schrumpfte gegenüber dem ersten Halbjahr 2011 um 20 % auf rund 4.500. Der Anteil mehrgeschossiger Wohnbauten betrug rund 30 %. Anzahl neu gebauter Wohnungen 40.000 Ungarn Budapest 35.000 30.000 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 H1 2012 Quelle: KSH, Hungarian Central Statistical Office Der Rückgang bei den Fertigstellungen ist in der Stadt Budapest wesentlich stärker ausgeprägt als im restlichen Ungarn. Der Grund liegt darin, dass der gesamte ungarische Markt von zur Eigen nutzung errichteten privaten Ein- und Zweifamilienhäusern dominiert wird. In der Hauptstadt selbst sanken die Fertigstellungen im Jahr 2011 erstmals seit 10 Jahren unter 3.200 Wohnungen. Diese entspricht gegenüber den letzten beiden Jahren einer Verringerung um 70 %. Seit dem Jahr 2010 übersteigen die Fertigstellungen auch die Bewilligungszahlen, wodurch keine positiven Signale für eine rasche Wiederbelebung des Marktes zu erkennen sind. Die Entwickler haben auf Grund der schwierigen Rahmenbedingungen (u.a. bei der Finanzierung und der geringen Nachfrage), ihre Aktivitäten stark gedrosselt und konzentrieren sich vermehrt auf kleinere Wohn projekte. Laut einer Untersuchung von Otthon Centrum ist die durchschnittliche Projektgröße von 60 Wohnungen 2007 auf 40 im Jahr 2010 gesunken. Im letzten Jahr umfassten die auf den Markt kommenden Objekte durchschnittlich nur mehr 20 Wohnungen. Nachfrage kommt nicht in Schwung Im ersten Halbjahr 2012 blieb die Nachfrage am Wohnungsmarkt wie schon in den vorangegangenen beiden Jahren verhalten, obwohl sich eine gewisse Stabilisierung gegenüber den Krisenjahren 2008 und 2009 abzeichnete. Ein niedriges Durchschnittseinkommen – ein Real Estate Country Facts 10/2012 I 13 Real Estate Country Facts Wohnungsverkauf vs. Leerstand in Budapest 10 4.000 3.500 8 3.000 6 2.500 4 2.000 2 1.500 2008 2009 2010 2011 H1 2012 1.000 Ausblick 2012 / 2013 Aufgrund der schwachen Nachfrage und der niedrigen Verkaufszahlen ist bis Ende 2012 / Anfang 2013 auf der Angebotsseite nur mit mäßigen Aktivitäten zu rechnen. Die Entwickler werden den Markt genau beobachten und auf Zeichen der Erholung bei der Nachfrage warten, bevor sie mit neuen großen Projekten starten. Für die nahe Zukunft ist in erster Linie eine Konzentration auf den Verkauf bereits fertig gestellter Neubauwohnungen zu erwarten. 8.000 6.000 4.000 2.000 0 Spitzenmieten in €/m2/Monat Marktwert Hoch in €/m2 Marktwert Tief in €/m2 Quelle: IRG Wohnungsverkauf Leerstand 10.000 12 0 2006–H1 2012 (Anzahl Wohnungen) 12.000 Hoch/Tief 2008–H1 2012 Marktwert in € /m2 Laut der Datenbank von Otthon Centrum wurden in Budapest 2011 rund 2.200 neu gebaute Wohnungen verkauft. Im ersten Halbjahr 2012 lagen die registrierten Transaktionen bei 1.000 Wohnungen, womit bis zum Jahresende mit dem Erreichen eines ähnlichen Verkaufsniveaus wie im Vorjahr zu rechnen ist. Spitzenmieten und Verkaufspreise in sehr guten und guten Lagen Mieten in € /m2 /Monat durchschnittlicher ungarischer Haushalt benötigt rund 4,5 Monatsgehälter, um einen Quadratmeter Eigentum in sehr guter Lage zu erwerben – sowie die schwierige wirtschaftliche Lage und ein unattraktives Zinsniveau bei Forintkrediten hemmen den Verkauf von Wohnungen. 2006 2007 2008 2009 2010 2011 H1 2012 Quelle: Otthon Centrum Bei der Anzahl der bereits am Markt befindlichen noch unverkauften Wohnungen ist kaum eine Veränderung eingetreten. Das N iveau betrug im H1 2012 – wie schon 2010 und 2011 – rund 3.200 Wohnungen. Obwohl es 2009 und 2010 Anzeichen für einen Abbau des Leerstandes gab, hat sich diese Entwicklung a ktuell wieder verlangsamt. Preisstabilisierung erwartet Die Preise für Wohnungen in Budapest haben sich in den letzten Jahren kontinuierlich nach unten bewegt. Im Vergleich zu den Jahren 2008 bis 2010 hat sich diese negative Entwicklung 2011 aber deutlich eingebremst. Angesichts der anhaltenden schwachen Nachfrage und der ungünstigen wirtschaftlichen Wachstumsaussichten ist ein Umschwung in den Preisrückgängen bis Ende des Jahres nicht zu erwarten. Jedoch sollte das geringe Angebot an neuen Wohnungen einem weiteren Verfall entgegenwirken, sodass mit einer Stabilisierung der Kaufpreise zu rechnen ist. In Budapest liegen die Quadratmeterpreise für eine Wohnung in guten und sehr guten Lagen in einer Bandbreite von € 1.300 – 2.400 / m2. In Bestlagen – exklusive Luxuswohnungen – sind Preise bis zu € 2.900/ m2 möglich. 14 I Real Estate Country Facts 10/2012 Fakt ist aber auch, dass die Kaufpreise für Wohnungen in Ungarn auf einem historischen Tiefststand sind und man durchaus versucht sein könnte, diesen Umstand antizyklisch zu nützen und langfristig in Wohnungen zu investieren. Ansprechpartner: Bank Austria UniCredit Bank Hungary Real Estate Günter Hofbauer Tel: + 43 (0)50505-57488 [email protected] Real Estate Finance Gabor Vörös Tel: +36 (1)301-5555 [email protected] Werner Zimmel Tel: + 43 (0)50505-62600 [email protected] Gábor Pető Tel: +36 (1) 301-5602 [email protected] Anton Höller Tel: + 43(0)50505-55980 anton.hö[email protected] Die Autoren dieser Ausgabe: Bank Austria Immobilien Rating GmbH (IRG) UniCredit – Public Affairs Real Estate Research Karla Schestauber Tel: + 43 (0)50505-54784 [email protected] Market Research Doris Tomschizek Tel: + 43 (0)50601-51871 [email protected] Political Studies Angelica Attolico Tel: + 39 (0)66707-8277 [email protected] Alexander Stögbauer Tel: + 43 (0)50601-51904 [email protected] Helmut Schneider Tel: + 43 (0)50601-51863 [email protected] Real Estate Country Facts 10/2012 I 15