Bällebad in der Dschungeloase
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Bällebad in der Dschungeloase
Das Magazin der Diakonie Himmelsthür Bällebad in der Dschungeloase (Seite 12) Trennungen in den Köpfen überwinden Farbenfrohe Visionen der Teilhabe (Seite 8) (Seite 9) Februar 2012 Nr. 16 Wie lange arbeiten? Grußwort .................................................................... 3 Grußwort Miteinander leben, lernen, arbeiten Liebe Leserin, lieber Leser, Kreative Ideen für Wärme und Strom ......................... 4 Die Diakonie Himmelsthür macht Häuser ökologisch fit für die Zukunft Bällebad in der Dschungeloase ................................12 Das ehemalige Bewegungsbad in Sorsum ist jetzt Entspannungsbereich unter Palmenblättern Weniger Gewalt – aber mehr Bilder davon ...............13 Kriminologe Christian Pfeiffer wartet beim Freundesmahl in Sorsum mit überraschenden Erkenntnissen auf Spätabbrüche in diakonischen Krankenhäusern ....... 6 Der Fachverband diakonische Behindertenhilfe und der Vorstand der Diakonie Himmelsthür äußern sich Café Piccolo serviert süße Spezialitäten ...................14 Ehrenamtliches Engagement ermöglicht neues Angebot in Wietze Angedacht .................................................................. 7 Die Sache mit der Mitte und dem Rand Mit dem Jahr 2012 ist die Übergangszeit zur Rente mit 67 in Kraft getreten. Alle jetzt noch aktiven Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen schrittweise länger arbeiten, um in Konkret vor Ort Trennungen in den Köpfen überwinden ..................... 8 Sozialministerin Aygül Özkan zu Besuch in Sorsum: Großes Lob für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Farbenfrohe Visionen der Teilhabe ............................. 9 Landesbischof Ralf Meister eröffnete Kunstaktion der „Wilderers“ im fairKaufhaus Hannover Auf dem richtigen Weg ..............................................10 Mit Unterstützter Kommunikation barrierefrei(er) kommunizieren vor einigen Wochen meldete sich ein früherer Jugendfreund bei mir. Wir hatten uns lange nicht gesehen und gesprochen. „Stell dir vor“, sagte er, „ich habe gerade meinen Job verloren, obwohl ich mir nichts habe zuschulden kommen lassen.“ Das war natürlich bitter. Aber Dank einer auskömmlichen Abfindung muss er sich finanziell wenig Sorgen machen. Nun steht er vor der Frage, ob er mit Mitte 50 noch einmal eine neue Anstellung suchen oder lieber einen weit vorgezogenen Ruhestand genießen will. „Beneidenswert“, mögen manche denken, „vor einer solchen Alternative würde ich auch gerne stehen. Ich kann es mir nicht leisten, früher aufzuhören. Ich muss bis zum letzten Tag arbeiten, damit ich im Alter wenigstens einigermaßen abgesichert bin.“ Die Turmuhr läuft wieder wie geschmiert .................15 Und das ist das Verdienst des Wildeshauser Technik-Fans Werner Hadeler Den Stuhl direkt am Fenster .....................................16 Das neue Wohngebot in Hannover-Mittelfeld bietet Ausblicke – im doppelten Sinn den Genuss der vollen Rente zu kommen. Viele sehen das mit großer Sorge. Denn die Belastungen des Berufslebens werden fast überall nicht geringer sondern nehmen eher zu. Wem hilft es, wenn Menschen, die den Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit bereits überschritten haben, unter vielleicht schwierigen Umständen mehr schlecht als recht ihren Beruf weiter ausüben müssen? Überforderung und Krankheit können schnell die Folge sein. Andererseits, Arbeit darf und soll nicht nur Last sein. Mit dem Einsatz unserer Hände oder Köpfe können wir etwas Sinnvolles leisten, von dem Andere und die Gesellschaft aber auch wir selbst profitieren. Gaben und Kräfte nutzen, solange man sie hat, das ist ja kein böses Schicksal sondern vielfach eine gute Perspektive. Nicht umsonst wird im biblischen Verständnis immer wieder auch der Segen der Arbeit betont. Mitgestalten, gebraucht werden, dazu gehören, eine Aufgabe haben - diese Aspekte des Arbeitslebens werden oft unterschätzt. Gerade deswegen treten wir als diakonischer Träger dafür ein, auch Menschen mit Weihnachtsstollen à la Chef......................................18 Traditionelle Backaktion der CHG Catering Gesellschaft Himmelsthür in Wildeshausen Reif für die Bühne .....................................................19 Kinder und Jugendliche aus dem Haus Micha in Emmerke verwirklichen ihr eigenes Musical Es geht wirklich! ....................................................... 20 Sechster Fachtag Inklusion in Hildesheim dient zum Abgleich von Erfahrungen und Zielen Behinderungen nicht aus der Arbeitswelt auszugrenzen. Menschen sollen die Chance haben, etwas zu leisten, ohne dass man sie überfordert. Das wäre eine gute Richtschnur für die Gestaltung des Arbeitslebens. Möglichst lange arbeiten? Warum nicht? Aber mit der Verschiebung von Renteneintritts-Zeitpunkten ist es nicht getan. Wir müssen auch Arbeitsbedingungen schaffen, die das ermöglichen. Hier ist sicher noch Einiges an gesellschaftlicher und politischer Phantasie gefragt. Wir werden es uns auf Dauer nicht leisten können, die Potentiale und Einsatzbereitschaft der Älteren oder von Menschen mit Behinderungen ungenutzt zu lassen. Aber dafür braucht es einen Rahmen, der Kreativität und Produktivität zulässt. Mein Jugendfreund jedenfalls hat sich entschieden. Er ist auf der Suche nach einer neuen Anstellung. Ihr Ulrich Stoebe Leserbriefe Wenn Sie Stellung nehmen möchten zu Artikeln dieser Ausgabe oder selbst einen Artikel veröffentlichen möchten, schreiben Sie uns an die Redaktionsanschrift: Diakonie Himmelsthür Öffentlichkeitsarbeit Stadtweg 107 31139 Hildesheim E-Mail: [email protected] Konkret gesagt Bewegungsfreiheit im geschützten Raum .................21 Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung besucht Wohnbereich in Burgstemmen Die 15-Tonnen-Waschmaschine läuft......................... 11 Große Investition der Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür in zwei der größten Waschanlagen der Welt 2 Kaffeemahlen als Sinnstiftung ..................................17 Zweiter Bildungsmarkt der Tagesförderung in Hildesheim-Sorsum DAS MAGAZIN DER DIAKONIE HIMMELSTHÜR Leserbriefe ................................................................21 – Führung durch die Poppenburg – Abgerundetes Erscheinungsbild miteinander.leben Diakonie Himmelsthür Februar 2012 Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe Ende Mai ist der 15.04.2012. Die Redaktion behält sich den Abdruck der eingesendeten Beiträge und eine redaktionelle Überarbeitung vor. Termine & Jubiläen ................................................... 22 Kontakt, Impressum ................................................. 23 3 Kreative Ideen für Wärme und Strom Die Diakonie Himmelsthür macht Häuser ökologisch fit für die Zukunft Am Standort Uelzen auf dem Dach: Solaranlage für Brauchwasser und Unterstützung der Heizung „Das ist auch absolut notwendig“, erklärt Lars Stürmer. „Es geht ja darum, die Schöpfung und unsere Erde für die kommenden Generationen zu erhalten. Also muss der CO2-Ausstoß vermindert und Energie gespart werden.“ Gerade erst hat er zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen ein Energiegutachten für die Sanierung und den Umbau des Atrium-Gebäudes in Wietze angefertigt. „Das ist unser typisches Vorgehen: Wir schauen uns das Haus vor Ort an, nehmen die Pläne zur Hand, und dann wird nachgeforscht.“ 4 Baumaterialien, Wände, Decken und Dächer werden geprüft, Verbrauchsdaten, Energiebilanzen und CO2-Ausstoß unter die Lupe genommen. „Für uns sind die Faktoren Wirtschaftlichkeit, Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit und technische Reife entscheidend“, fasst der diplomierte Ingenieur und Architekt zusammen. Im Falle des Wohnhauses in Wietze werden jetzt konkrete Maßnahmen mit der Wohnbereichsleitung diskutiert. Eine Fassaden- und Dachdämmung könnte anstehen, die Errichtung eines neuen und sparsamen Gas-Brennwertkessels ist bereits beschlossen. Schan. „In den Häusern in Wildeshausen und Lüdersen haben wir beispielsweise Blockheizkraftwerke eingebaut. Die benötigen nur eine relativ geringe Menge Gas und Öl, um betrieben zu werden und erzeugen dann selbständig den Strom, den die Gebäude benötigen – sogar im Überschuss, so dass wir in einigen Monaten Strom an die So wird Schritt für Schritt und Haus für Haus umgesetzt, was der Gesetzgeber mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem Erneuerbare-Energie-Wärme-Gesetz (EEWärmeG) vorschreibt. „Wir versuchen da mit bestem Beispiel voranzugehen“, wie Lars Stürmer erklärt, „und möglichst immer noch einen Schritt weiter.“ Klar, dass eine Einrichtung wie die Diakonie Himmelsthür dabei immer auch aufs Geld schauen muss. Die ISH plant daher ökologisch sinnvolle Maßnahmen so, dass sie zugleich wirtschaftlich sind und den Kundinnen und Kunden direkt zugute kommen. „Wir sind gezwungen, uns kreative Lösungen zu überlegen“, berichtet Alexander Anbieter verkaufen können“, so der Architekt. „Durch den Motor entsteht gleich noch Wärme als Abfallprodukt, die wunderbar genutzt werden kann. Viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner brauchen ja schon aus therapeutischen Gründen viel Wärme. Insgesamt kommen wir in Lüdersen auf eine CO2-Einsparung von 26 Prozent, und die Kosten für die Errichtung werden sich in vier bis acht Jahren schon wieder eingespielt haben.“ MITEINANDER LEBEN, LERNEN, ARBEITEN Die Tendenz dabei ist klar: Was die Diakonie Himmelsthür erreichen möchte, ist eine möglichst große Unabhängigkeit von den großen Anbietern von Strom, Öl und Gas, deren Preise immer weiter in die Höhe schießen. So ist etwa in den Neubauten von drei Reihenhäusern in Uelzen eine spezielle Wärmepumpe unter dem Dach eingebaut worden. „Die funktioniert wie ein Kühlschrank“, erklärt Alexander Schan, „nur eben umgekehrt. Das Heizungssystem ist mit der Lüftungsanlage gekoppelt. Die warme Abluft, die die Bewohner zum Beispiel mit ihren elektrischen Geräten erzeugen, wird eingesaugt und durch einen Wärmetauscher für die Heizung genutzt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Frischluft ständig ausgetauscht wird – in den Wohnungen kann es also nie nach abgestandener Luft riechen. Das haben uns auch schon die Bewohnerinnen und Bewohner bestätigt, die sind ganz begeistert von dem System.“ Die Ökobilanz der Häuser, deren Solaranlagen auf dem Dach zusätzlich für die Trinkwassererwärmung und für heiße Duschen sorgen, fällt dementsprechend beeindruckend aus: Es gibt keinen Gasanschluss oder Ölkessel. Und keinerlei fossiler Brennstoff, wie beispielsweise Erdgas, Erdöl oder Steinkohle, wird verwendet. Manchmal muss man eben auf der Suche nach einer Problemlösung tiefer graben Die Wärmekamera hilft bei der Suche nach Energielecks. miteinander.leben – im wahrsten Sinne des Wortes. Für die Großküche der CGH-Cateringgesellschaft Himmelsthür in Emmerke, die 2010 eröffnet wurde, haben die Architekten sich ebenfalls etwas ganz Besonderes einfallen lassen. „Begonnen hat damals alles mit einer großen Probebohrung auf dem Gelände“, erinnert sich Lars Stürmer. „21 Erdsonden haben wir in bis zu 130 Meter Tiefe hinabgelassen, um zu schauen, ob der Untergrund leitfähig genug war für unsere Pläne.“ Das Ergebnis war zufriedenstellend, und so wird für die Energieerzeugung die Wärme der Sole, einem Gemisch aus nicht frostendem Wasser und Glycol, aus dem Erdinneren verwendet. Auch hier wird Frischluft eingesaugt und Abluft für die Wärmegewinnung benutzt – und zwar im ganz großen Stil. Das gesamte obere Stockwerk beherbergt nur die Technik“, berichtet Lars Stürmer, „und durch die dortige Wärmepumpe haben wir den CO2-Ausstoß um 30 Prozent verringern können.“ Es sind Leuchtturmprojekte, wie die beiden Architekten klarmachen, und die eigentliche Arbeit hat erst begonnen. „Es gibt viele ältere Häuser, bei denen die Diakonie Himmelsthür über die Sanierung entscheiden muss – oder Diakonie Himmelsthür Februar 2012 Große Probebohrung auf dem Gelände der CGH-Catering Gesellschaft Himmelsthür Lars Stürmer und Alexander Schan planen die ökologische Zukunft der Gebäude (v.l.). über einen Neubau.“ Hinzu kommt das große Projekt der zunehmenden Inklusion. „Kleinere Wohneinheiten lassen sich immer energieeffizienter versorgen als die klassischen großen Einrichtungen“, sagt Lars Stürmer. „Auch in dieser Hinsicht sind wir also auf dem richtigen Weg in die Zukunft.“ Nicht nur die beiden Architekten, auch ihre kleine Wärmebildkamera dürften in den kommenden Jahren einiges zu tun bekommen. Ralf Neite 5 Fotos: Ralf Neite Auf dieses Gerät greifen Lars Stürmer und Alexander Schan von der Immobilien- und ServiceGesellschaft Himmelsthür GmbH (ISH) in letzter Zeit ziemlich häufig zurück: Die Wärmebildkamera ist klein, liegt gut in der Hand und macht das Unsichtbare sichtbar. Selbst in ihren eigenen Büroräumen werden die beiden Architekten sofort fündig: Nicht nur leuchten die Heizungsröhren im Inneren der Wand tiefrot auf, auch dunkelblaue Stellen sind in den Ecken zu sehen – klarer Fall von Wärmeverlust. Ein großes Thema bei der ISH, die Lars Stürmer und Michael Henze leiten. Seit 2007 beschäftigen sie sich nun damit, die bestehenden Häuser und Neubauten der Diakonie Himmelsthür ökologisch fit zu machen für die Zukunft. Angedacht Der Fachverband diakonische Behindertenhilfe und der Vorstand der Diakonie Himmelsthür äußern sich Die Sache mit der Mitte und dem Rand Position des Vorstandes Diakonie Himmelsthür Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser: Gehören Sie eher zur Mitte oder zum Rand der Gesellschaft? Und woran macht sich das fest? Ich stelle mir vor, dass die meisten von uns sich eher in der Mitte einordnen. Vielleicht nicht ganz genau in der Mitte, aber doch schon in einem Kreis, der deutlich mehr in der Mitte als am Rand liegt, in so einer Art innerem Zirkel. einen schweren Unfall hatte und seitdem gelähmt ist. Von einer Sekunde auf die andere ist er aus seinem bisherigen Leben katapultiert worden. Ganz klar hat er vorher in der Mitte gestanden. Was wird nun seine Perspektive sein? Er ringe noch mit Gott und mit sich selbst, sagt er. Aber er wolle sein Studium wieder aufnehmen und suche gerade eine passende Wohnung. Dass wir uns dort einordnen, hat seinen Grund: Wir engagieren uns zum Beispiel im Sportverein oder in der Musikschule, gehen zur Wahl und haben meist einen positiven Kontakt zu den Nachbarn: All das zeigt, dass wir uns einbringen und akzeptiert sind in der Gesellschaft. Und zwar auf einem Platz in ihrer Mitte. Sein Platz in der Mitte ist ins Wanken gekommen. Noch ist nicht klar, wo genau er zukünftig stehen wird. Er ist nicht zufrieden damit, wie alles gekommen ist. Trotzdem: Er hat sich auf den Weg gemacht, den Platz in der Mitte wieder einzunehmen: mit seinem Engagement in diesem Gottesdienst, mit seinem Wunsch, das Studium wieder aufzunehmen, und mit der Hoffnung, dass ihm die Gestaltung seiner Zukunft mit Gottes Hilfe gelingen wird. In den letzten Wochen gab es eine bewegte öffentliche Diskussion über SchwangerschaftsSpätabbrüche in diakonischen Krankenhäusern. In Hannover war die Anzahl solcher Eingriffe in Häusern der Diakonie größer als in kommunalen Kliniken. werden, um zu einer sachgerechten Einschätzung zu kommen. Dabei gibt es berechtigte Interessen und Belange aus unterschiedlichen Perspektiven, die nicht immer konfliktfrei miteinander zu vereinbaren sind. Betroffene, Ärzte, Berater, Angehörige müssen Entscheidungen treffen, die als solche nicht falsch oder richtig sind, in denen vielmehr konkrete Umstände und ethische Grundsätze verantwortlich gegeneinander abzuwägen sind. Wie oft bei ethischen Diskussionen verbieten sich vorschnelle Urteile. Das Thema muss ausgewogen und von verschiedenen Seiten betrachtet Als Diakonie Himmelsthür schließen wir uns der Position des „Fachverbandes Diakonische Behindertenhilfe“ an. Wir stellen uns klar auf die Seite der Menschen mit Behinderungen und auf die Seite derjenigen Eltern, die sich dafür entscheiden, einem Kind mit Behinderungen das Leben zu schenken. Es kann im Einzelfall wichtige und nachvollziehbare Gründe geben, die dagegen sprechen. Diese Entscheidungen achten wir, ohne unsere eigene Position zu verlassen. Gern möchten wir mit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zu diesem Thema in einen Dialog treten und freuen uns auf Ihre Zuschriften. (Adresse siehe Seite 3) Ulrich Stoebe Positionspapier des Fachverbandes diakonische Behindertenhilfe Stellen Sie sich nun vor: Alles wird weggenommen, was außerhalb dieses inneren Kreises liegt, in den Sie sich eingeordnet haben. Schnell sind Sie viel weiter am Rand als Ihnen lieb ist. Und es wird klar: Ob wir in der Mitte oder am Rand stehen, kann sich schnell ändern und ist auch eine Frage des Blickwinkels. Die Behinderung eines Kindes darf allein kein Grund für eine medizinische Indikation1 sein. Mit der routinemäßigen Anwendung verfeinerter pränataldiagnostischer2 Verfahren ist zu befürchten, dass der Druck auf schwangere Frauen zunimmt, der Gesellschaft keine kranken oder behinderten Kinder zuzumuten. Der Evangelische Fachverband Behindertenhilfe in Niedersachsen schließt sich der Forderung der EKD vom 12.8.2008 an. Er fordert „über die medizinische Behandlung und Bera6 tung hinaus und unabhängig davon ein psychosoziales4 Beratungsangebot ..., das schwangere Frauen freiwillig vor jeder pränatalen Diagnostik in Anspruch nehmen können. Das Beratungsangebot muss zielorientiert und ergebnisoffen sein. Es gilt, die Betroffenen über alle Handlungsmöglichkeiten sowie Hilfsangebote und Unterstützung zu informieren und zusammen mit ihnen Wege zu einer Entscheidung zu suchen. Dazu gehört der Hinweis auf das Recht auf Nichtwissen, also den bewussten Verzicht auf pränataldiagnostische Untersuchungen.“ Die Entscheidung zu einem Abbruch jenseits der 22 Schwangerschaftswoche nach medizinischer Indikation oder für die Geburt eines Kindes mit Behinderung wird auch wesentlich vom familiären und gesellschaftlichen Umfeld der Schwangeren beeinflusst. In einer Gesellschaft, die den Zielen MITEINANDER LEBEN, LERNEN, ARBEITEN Foto: fotolia.de Nach geltendem Recht ist der Hinweis auf eine Krankheit bzw. Behinderung des Kindes (embryopathischer3 Befund vorgeburtlicher Diagnostik) keine Begründung für einen straffreien Abbruch. Die Indikation bezieht sich vielmehr auf die Mutter, auf ihre körperliche bzw. psychische Belastung. In der Beratung sollte von daher auch deutlich werden, dass das Leben mit einem behinderten Kind eine Bereicherung sein kann und welche gesellschaftlichen Möglichkeiten zur Hilfe bestehen. Ich denke da zum Beispiel an Samuel Koch, den jungen Mann, der im Dezember 2010 bei „Wetten, dass ...“ der Inklusion5 verpflichtet ist, bestehen gute Voraussetzungen, dass sich Eltern bewusst für ein Kind mit Behinderung entscheiden. Die Erwartung eines Kindes mit Behinderung oder schwerer Krankheit kann für die schwangere Frau die Gefahr einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des körperlichen oder seelischen Gesundheitszustands bedeuten und somit den Abbruch nach § 218a aufgrund einer medizinischen Indikation rechtfertigen. Aus Sicht des Fachverbandes liegt die Gefährdung aber ursächlich in dem Wissen um eine Umwelt, die Kindern mit Behinderung eher ablehnend gegenübersteht. Der Fachverband fordert deshalb, die Rahmenbedingungen für ein Leben mit behinderten oder schwer kranken miteinander.leben Eins ist klar: „In der Mitte der Gesellschaft sein“ wird für ihn zukünftig etwas völlig anderes sein als vor dem Unfall. Denn sein Leben ist ein anderes geworden. Er ist viel mehr als vorher auf Unterstützung angewiesen – aus der Gesellschaft, zu der er gehört. Und er braucht außerdem, so sagt er es selbst, Gott dazu und den Glauben an ihn. Kindern entscheidend zu verbessern. Es darf nicht übersehen werden, dass auch die Entscheidung für einen Spätabbruch eine erhebliche Gefahr für die physische oder seelische Gesundheit der Mutter bzw. der Eltern bedeuten kann. Insofern besteht eine ebenso große gesellschaftliche Verpflichtung, die Entscheidung für ein behindertes oder schwer erkranktes Kind zu fördern und zu unterstützen. Der Spätabbruch darf nicht als der vermeintlich einfachere Weg zum Normalfall der Entscheidung pro oder contra des behinderten Kindes werden. Diakonie Himmelsthür Der Vorstand des Fachverbandes Diakonische Behindertenhilfe in Niedersachsen Februar 2012 Da ist er mit Sicherheit an der richtigen Adresse. Gott hat sich schon zu Jesu Zeiten – modern ausgedrückt – um eine inklusive Gesellschaft bemüht: Denn Jesus hat sich denen am Rande zugewandt, um sie zu stärken. Und denen in der Mitte führte er vor Augen, dass ihre Position nicht so unerschütterlich ist wie gedacht. Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser: Gehören Sie eher zur Mitte oder zum Rand der Gesellschaft? Im Sinne von Inklusion soll es diese Unterscheidung ja so bald wie möglich gar nicht mehr geben, weil alle gleich berechtigt und uneingeschränkt dazu gehören. Dann hat sich auch die Frage erübrigt. Aber ohne die Mitwirkung von vielen Mitgliedern unserer Gesellschaft wird uns das nicht gelingen: dass aus der Gesellschaft eine Gemeinschaft wird. Möge Gott uns dabei helfen. Ute Quednow 1 Indikation = (Heil-) Anzeige; medizinische Indikation meint eine medizinische Begründung zum Beispiel für einen Schwangerschaftsabbruch 2 pränatale Diagnostik = vorgeburtlicher Befund, vorgeburtliche Feststellung 3 Embryopathie = schwere Erkrankung oder Entwicklungsstörung des ungeborenen Kindes 4 psychosozial = soziale Gegebenheiten betreffend, die die Psyche/Seele beeinflussen 5 Inklusion = wörtlich Einschluss oder Zugehörigkeit; meint in diesem Zusammenhang die gleichberechtigte und ungehinderte Teilhabe aller Menschen an der Gesellschaft 7 Foto: Fotolia.de Spätabbrüche in diakonischen Krankenhäusern Farbenfrohe Visionen der Teilhabe Sozialministerin Aygül Özkan zu Besuch in Sorsum: Großes Lob für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Landesbischof Ralf Meister eröffnete Kunstaktion der „Wilderers“ im fairKaufhaus Hannover Direktor Ulrich Stoebe begrüßte die Ministerin bei ihrer ersten Visite in Sorsum. „Wir sehen Ihren Besuch auch als Zeichen der Wertschätzung für die diakonische Arbeit“, so Stoebe, und die habe in der Diakonie Himmelsthür bereits eine mehr als hundertjährige Tradition. In jüngster Zeit sei die Inklusion „für uns zum Kompass einer Neuausrichtung geworden“. Dies schlage sich nicht zuletzt in dezentralen, an den individuellen Wünschen der Menschen orientierten Wohn- und Förderangeboten nieder. „Wir glauben, dass Inklusion nicht ein Thema für Randgruppen, sondern ein ganz zentrales gesellschaftliches Thema ist“, sagte Ulrich Stoebe und stieß bei der Sozialministerin auf offene Ohren. Inklusion dürfe sich nicht auf Menschen mit Behinderungen beschränken, sondern müsse auch 8 für Menschen mit Migrationshintergrund, beeinträchtigte Seniorinnen und Senioren oder andere Menschen mit Unterstützungsbedarf realisiert werden, so die CDU-Politikerin. Das könne freilich nur ein „sachter, vorsichtiger, langsamer Prozess“ sein. Aygül Özkan: „Inklusion heißt, dass man Trennungen, die in den Köpfen gemacht werden, überwindet.“ Bei einem Rundgang durch den Kinder- und Jugendbereich wurde deutlich, dass Menschen mit Behinderungen sehr unterschiedlichen Assistenzbedarf haben und es keine Norm für Teilhabe und Wahlmöglichkeiten gibt. Im Haus Arche leben unter anderem Kinder und Jugendliche mit sehr hohem medizinischen Unterstützungsbedarf – einige von ihnen müssen beispielsweise seit ihrer Geburt künstlich beatmet werden und sind aller Voraussicht nach auch für den Rest ihres Lebens auf diese Hilfe angewiesen. „Das Wesentliche ist für uns, dass wir die Kinder nicht nur versorgen, sondern ihnen auch Förderangebote machen“, erläuterte Reinhard „Inklusion ist die Vision gegen eine Tatsache“: dass nämlich die Gesellschaft noch weit von einer uneingeschränkten Teilhabe aller Menschen entfernt sei. So formulierte es Landesbischof Ralf Meister im fairKaufhaus Hannover. Dort wurde mit einer Malaktion der Künstlergruppe „Wilderers“ aus den proWerkstätten Himmelsthür ein farbenfrohes Signal für ein selbstverständliches Miteinander gesetzt. Komischke-Mast, Fachbereichsleiter Wohnen im Kinder- und Jugendbereich. Dazu gehören auch Schulklassen und Vorschulklassen, die sich in dem selben Haus befinden. Das Lernangebot richtet sich hier ganz nach den jeweiligen Bedürfnissen der Kinder. Sie halte solch eine variable Eingliederungshilfe für eine gute Lösung, sagte die Ministerin nach dem Rundgang: Einerseits unterstütze die Diakonie Himmelsthür Menschen bei ihrem Weg in eine größtmögliche Selbstständigkeit bis hin zur eigenen Wohnung mitten in der Stadt, andererseits ermögliche sie einen Schutzraum und einen hohen Grad von Assistenz für alle, die darauf angewiesen seien. „Man darf sich nicht der Illusion hingeben, dass das Eine durch das Andere ersetzt werden kann“, so Aygül Özkan. Zum Abschluss sprach sie den Mitarbeitenden „ein großes Lob“ aus und verabschiedete sich mit den Worten: „Schönen Gruß und frohes Schaffen!“ Ralf Neite KONKRET VOR ORT Fotos: Ralf Neite Inklusion ist seit der Behindertenrechts-Konvention der Vereinten Nationen in aller Munde. Dass es dabei um mehr geht als einen vorübergehenden Trend, stellte die niedersächsische Sozialministerin Aygül Özkan bei einem Besuch in Sorsum klar. „Das Thema wird uns in der Tat noch lange beschäftigen“, sagte sie im Gespräch mit der Leitung der Diakonie Himmelsthür. Bild links: Sozialministerin Aygül Özkan (Mitte) besichtigte im Haus Arche das Kinderzimmer eines Mädchens mit hohem Unterstützungsbedarf. Heilerziehungspflegerin Kerstin Braun, Fachbereichsleiter Reinhard Komischke-Mast und Facharzt Dr. Hans Ulrich Peltner (von links) informieren über die Angebote der Diakonie Himmelsthür für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen. Bild rechts: Sozialministerin Aygül Özkan lernte bei ihrem Rundgang durch den Kinder- und Jugendbereich auch die achtjährige Betty-Lea Rotermund kennen. Das siebenköpfige Team aus Hildesheim lud Besucherinnen und Besucher ein, selbst einen Pinsel in die Hand zu nehmen und ihre Vision von Inklusion auf die Leinwand zu bringen. Landesbischof Ralf Meister und Hannovers Bürgermeister Bernd Strauch waren die ersten, die ihre Sakkos gegen Malerkittel tauschten und gemeinsam mit den „Wilderers“ ans Werk gingen. Danach dehnte sich die Kooperation auf andere Gruppen aus, für die eine vollständige Teilhabe längst nicht selbstverständlich ist. Wohnungslose Menschen aus dem Werkheim e.V., Langzeitarbeitslose aus miteinander.leben dem Projekt Neue Arbeit, straffällig gewordene Menschen von Resohelp, die Leinelotsen (Kinder- und JugendSozialarbeit) und Mitglieder der Offenen Altenarbeit des Diakonischen Werks in Hannover ließen gemeinsam mit den „Wilderers“ ihrer Fantasie freien Lauf. Reinhold Fahlbusch, Vorstandsvorsitzender bei fairKauf, hatte die Initiativen zueinander gebracht. Denn das soziale Kaufhaus wolle nicht nur „durch Handel handeln“ und so Veränderung in die Gesellschaft tragen, sondern zugleich auch ein Marktplatz und Ort der Begegnung sein. „Wir sind ein Gewächs der Ökumene und dem christlichen Menschenbild verpflichtet“, stellte Reinhold Fahlbusch zum Auftakt der Veranstaltung klar. Bischof Ralf Meister betonte in seiner Eröffnungsrede, dass vor Gott ohnehin jeder Mensch den gleichen Wert habe. Für die Gesellschaft sei es aber noch eine große Herausforderung, Barrieren abzubauen und sich zu öffnen „für Menschen mit all ihren Möglichkeiten und Nichtmöglichkei- Diakonie Himmelsthür Februar 2012 Inklusion wird sichtbar: Ilona Röpke von den „Wilderers“, Landesbischof Ralf Meister, Hannovers Bürgermeister Bernd Strauch und Doris Sprenger, ebenfalls von den „Wilderers“ eröffnen die Kunstaktion mit einer Gemeinschaftsarbeit. (v.l.) ten“. Dabei äußerte Ralf Meister sich durchaus selbstkritisch: „Man muss nur versuchen, mit dem Rollstuhl zum Bischof zu kommen – man wird es nicht schaffen.“ Schon das Wort Inklusion werde von vielen Menschen als sperrig empfunden, entgegnete Direktor Ulrich Stoebe. Das allerdings sei kein Wunder, „weil die Sache selbst mit Haken und Stolpersteinen verbunden ist“. Stoebe forderte dazu auf, „nicht nur im engen Horizont unserer eigenen Zwänge zu denken“. Die Kunstaktion setzte ein deutliches Zeichen für mehr Offenheit. Viele hochrangige Gäste waren der Einladung gefolgt, darunter Bundestagsabgeordnete und andere Politikerinnen und Politiker sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kirche und verschiedenster gemeinnütziger Organisationen. Einige von ihnen taten es dem Bischof nach und nahmen selbst einen Pinsel in die Hand. Ralf Neite 9 Foto: Ralf Neite Trennungen in den Köpfen überwinden Auf dem richtigen Weg Die 15-TonnenWaschmaschine läuft Mit Unterstützter Kommunikation barrierefrei(er) kommunizieren Große Investition der Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür in zwei der größten Waschanlagen der Welt Einmal mehr wurde bei den Angaben zu den Haupt-Kommunikationsformen deutlich, dass tatsächlich ein sehr hoher Bedarf an Unterstützung besteht, da nur die Hälfte der hier Haupt-Kommunikationsformen 1993 Personen: Wohnen = 1599 Tagesförderung = 394 Werkstatt = 309 1018 verwenden Lautsprache = sprechen ca. 600 verwenden Gestik, Mimik, Blick und/oder Gebärden 1 2 3 4 5 = = = = = ca. 200 drücken soch in Form von Aggressionen und mit Schreien aus – 312 auch über Körperkontakt Blickkontakt Gestik Mimik Autoaggression Fremdaggression Dass der Weg ein steiniger sein würde, war den Mitarbeiterinnen des Projektteams von vornherein bewusst. Dass die Umsetzung der geplanten Einzelschritte so viel Geduld und Durchhaltevermögen erfordert, wurde jedoch erst im Laufe der Zeit deutlich. Um zu wissen, wieweit UK im Unternehmen angekommen ist, wurde zum Jahresende 2011 eine Sachstandsanalyse durchgeführt, an der sich 138 Bereiche und Gruppen aus allen Regionen (sowohl Wohnen als auch Tagesförderung), die proWerkstätten und die Diakonischen Wohnheime beteiligten. Es wurden Angaben zum Ausbildungsstand von 789 Mitarbeitenden 10 6 7 8 9 10 = = = = = 269 eigener Wortschatz Körperkontakt Schreien eigener Wortschatz Lautsprache Personen gesamt berücksichtigten Menschen mit Behinderungen über eine aktive Lautsprache verfügt – sich also anhand von Sprache verständigen kann. Inwieweit diese Menschen in ganzen Sätzen sprechen und wie hoch ihr Sprachverständnis ist, geht hieraus noch nicht hervor. Das Projektteam geht jedoch davon aus, dass es hier bei einer differenzierten Nachfrage noch zu einer Verringerung der Zahlen kommen könnte. Zumindest die andere Hälfte ist mehr oder weniger auf Maßnahmen angewiesen, die die Kommunikation unterstützen, oder sie benötigen entlastende Hilfen. Einsatz von UK-Hilfen Der Einsatz von Symbolen und Bildern ist inzwischen in der Mehrzahl der Gruppen und Bereiche zum festen Bestandteil der täglichen Arbeit geworden. Einfache Gebärden, sogenannte Alltagsgebärden, kommen daneben vermehrt gezielt zum Einsatz und verbessern die Kommunikationsmöglichkeiten untereinander. Der Einsatz elektronischer Hilfen, vornehmlich Talker, bedarf noch erheblicher Unterstützung, damit diese Hilfen auch tatsächlich ihren Sinn erfüllen können und den Nutzerinnen und Nutzern jederzeit zur Verfügung stehen. Davon können Hausfrauen und Hausmänner nur träumen: Die Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür gGmbH hat zwei neue Waschstraßen bekommen, die zu den größten der Welt gehören. Fachleute haben die erste der Mega-Waschmaschinen jetzt in geduldiger Maßarbeit installiert. „Da mit Hektik ranzugehen, hat keinen Zweck“, sagte Projektleiter Jörg Eggert vom Hersteller Kannegiesser in Sarstedt. Immerhin musste ein Schwerlastkran zwei Kolosse von 18 Metern Länge und 15 Tonnen Gewicht vom Tieflader ins Tor der Gemeinschaftswäscherei bugsieren. Der eingeschlagene Weg ist gut, und die ersten Früchte harter Arbeit konnten bereits geerntet werden. Doch es gibt noch viel zu tun auf dem Weg zu einer barrierefrei(er)en Kommunikation in der Diakonie Himmelsthür. Darum hat die Unternehmensleitung einer Projektverlängerung um weitere zwei Jahr zugestimmt. In dieser Zeit soll es gelingen, den Prozess der Einführung von UK zu stabilisieren und die dauerhafte Fortführung als Unternehmensstandard zu sichern. Um dem Ziel der Barrierefreiheit ein gutes Stück näher zu kommen, ist die Mitwirkung aller Menschen in unserer Gesellschaft erforderlich. Mit den vielfältigen Möglichkeiten der Unterstützten Kommunikation und deren Nutzung im Alltag kann jede und jeder von uns mit gutem Beispiel vorangehen. Das Projektteam möchte daher auch die Leserinnen und Leser von miteinander.leben ermutigen, tatkräftig an einer besseren Verständigung mitzuarbeiten, beispielsweise durch gemeinsames Gebärden Lernen. Die nächste Möglichkeit bietet sich am 17. März auf dem UK-Nachmittag in Hildesheim an. (s. Termine Seite 22) Andrea Strobel-Brunke KONKRET VOR ORT „Wir brauchen eine Kapazitätserweiterung, um die Wäschemengen im Zwei-Schicht-Betrieb bewältigen zu können“, erklärt Johann Liegl, der Geschäftsführer der Gemeinschaftswäscherei. 40 Tonnen Wäsche ist das momentane Tagespensum des Betriebs – Tendenz steigend. 30 Krankenhäuser sowie 100 Altenheime und Behinderteneinrichtungen mit insgesamt 9000 Bewohnerinnen und Bewohnern zwischen Rheine, Oldenburg, Kiel, Schwerin und Göttingen sind der Kundenstamm. Die millionenschwere Investition in die beiden Waschstraßen und die zugehörigen Anschaffungen soll dafür sorgen, dass die Auftragsmengen wieder im normalen Zwei-Schicht-Betrieb bearbeitet werden können, und bietet Luft nach oben für weitere Kunden. miteinander.leben Bild links-oben: Ein 100-TonnenKran bugsiert den 18-Meter-Koloss in Maßarbeit ins Tor der Wäscherei. Bild unten: Johann Liegl freut sich über die Neuerung. liche Wäschearten sortiert zwischengelagert und zu den Waschstraßen befördert werden. Jede der beiden neuen Waschstraßen, die zwei ältere Anlagen ersetzen, kann bis zu 2250 Kilogramm Wäsche pro Stunde reinigen. „Und wir haben noch eine dritte Waschstraße, so dass wir mehr als fünf Tonnen pro Stunde waschen können“, fügt Johann Liegl hinzu. Es gehe aber nicht nur um die Kapazität: Die neuen Anlagen seien zugleich effizienter, weil dadurch der Energie- und Wasserverbrauch nachhaltig reduziert wird. Um die Effizienz weiter zu erhöhen, hat die Gemeinschaftswäscherei ein zusätzliches Stahlzwischengeschoss in die Halle für Schmutzwäsche eingebaut. Hier befindet sich nun eine vollautomatische Schmutzwäschesackspeicher- und Sortieranlage für 187 Säcke mit jeweils 75 Kilogramm Schmutzwäsche, in denen unterschied- Diakonie Himmelsthür Februar 2012 Für die Weiterverarbeitung der Wäsche nach dem Waschgang hat Liegl zudem zwei Hochleistungs-Entwässerungspressen angeschafft, denn, so der Geschäftsführer: „Die gewaschene Wäsche muss schnell und effizient entwässert werden.“ Zwei riesige Silotanks zum Auffangen und Wiederverwerten von Nutzwasser ergänzen das Investitionspaket, zu dem auch eine Komplettsanierung des Hallenbodens gehört. Die Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür hat frühzeitig auf automatisierte Arbeitsprozesse gesetzt. Aufgrund der seit Jahren steigenden Auftragszahlen und Wäschemengen habe sich die Zahl der Mitarbeitenden trotz modernster Technik stetig erhöht, betont Johann Liegl. Zurzeit sind in dem gemeinnützigen Integrationsunternehmen 300 Mitarbeitende beschäftigt, davon 130 Menschen mit Behinderungen. Ralf Neite 11 Fotos: Ralf Neite zu Unterstützter Kommunikation, zu Kommunikationsformen von 1993 Kundinnen und Kunden sowie den derzeit eingesetzten Hilfen ausgewertet. Grafik: Diaonie Himmelsthür Vor fast drei Jahren startete in der Diakonie Himmelsthür das Projekt zur unternehmensweiten Einführung Unterstützter Kommunikation (UK) und der Aufbau einer UK-Beratungsstelle. Nun zieht das Projekt Bilanz. Es kommt zu überwiegend positiven Ergebnissen, sieht aber noch viele weitere Verbesserungsmöglichkeiten. Bällebad in der Dschungeloase Weniger Gewalt – aber mehr Bilder davon Das ehemalige Bewegungsbad in Sorsum ist jetzt Entspannungsbereich unter Palmenblättern Kriminologe Christian Pfeiffer wartet beim Freundesmahl in Sorsum mit überraschenden Erkenntnissen auf Buntes Treiben herrscht in der neuen Dschungeloase in Sorsum. Vor allem das Bällebad mit seinen 50000 Bällen hat es den Besuchern angetan. Darin können sich Bewohnerinnen und Bewohner entspannen und ein ganz neues Körpergefühl genießen. „Es ist ein Angebot für Menschen mit höherem Assistenzbedarf, ergänzend zum Angebot in der Sporthalle“, erklärt Marianne Heller, stellvertretende Fachbereichsleiterin für Bildung und Förderung. 12 können. In den Sommermonaten lädt eine große Terrasse zum Klönen und Kaffeetrinken ein. Marianne Heller ist sich sicher, mit der Neugestaltung des ehemaligen Bewegungsbades den Nerv der Kundinnen und Kunden getroffen zu haben: „Es gab bereits zur Eröffnung ein durchweg positives Feedback“, sagt die stellvertretende Fachbereichsleiterin und betont, dass die Dschungeloase auch privat genutzt werden könne, beispielsweise für Kindergeburtstage oder Ausflüge von Kindergärten. Ralf Neite KONKRET VOR ORT Der Fachmann vom Kriminologischen Institut Niedersachsen lieferte vor rund 200 Gästen aus Politik, Kirche, Verwaltung und Wirtschaft eine beeindruckende Menge von Statistik- und Forschungsergebnissen, die allesamt auf eine Erkenntnis hinausliefen: Die These, dass die Gewalt und insbesondere die Gewalt bei Jugendlichen zunehme, ist ein Märchen. Das Gegenteil sei der Fall, führte Pfeiffer aus. Sexualmorde, Tötungen mit Schusswaffengebrauch und andere Gewaltdelikte seien seit den 90er Jahren erheblich zurückgegangen. Die Zahl der Wohnungsmiteinander.leben positiv: „Noch nie hatten wir so ein hohes Maß an intensiver Zuwendung.“ Und viel weniger Kinder würden von ihren Eltern geschlagen. Ein Problem, das ihm viel mehr Kopfzerbrechen bereite, sei die wachsende Sucht nach Computerspielen unter Jugendlichen, vor allem bei den Jungen. Das mache sich in schulischen Leistungen und auch in der Wirtschaft bemerkbar. einbrüche habe sich in den letzten zehn Jahren halbiert. Ebenso sei die Menge der Menschen, die bei Schlägereien krankenhausreif geprügelt Sie alle sind Opfer der mediawurden, seit 1997 Christian Pfeiffer len Darstellung. um 50 Prozent geerntete für seinen sunken. Vortrag reichlich Applaus. Ulrich Stoebe, Direktor der Wie aber kommt es, dass in der öfDiakonie Himmelsthür, dankte ihm und fentlichen Wahrnehmung ein ganz annutzte die Gelegenheit, die Bemühunderer Eindruck entstanden ist? „Sie alle gen des Unternehmens für eine uneinsind Opfer der medialen Darstellung“, geschränkte und selbstverständliche stellte Christian Pfeiffer klar. Denn: Teilhabe von Menschen mit Behinde„Wir werden überflutet mit medialer rungen vorzustellen. Für diesen Zweck soll auch der Erlös des Freundesmahls Gewalt.“ Auch hier lieferte er Zahlen, die belegten, dass im Fernsehen heute eingesetzt werden: In Burgstemmen erheblich mehr Gewaltbilder gezeigt werden Menschen mit und ohne Bewerden als noch vor zehn Jahren. Solhinderung gemeinsam ein Skulpturenprojekt realisieren. Die Nachwirkungen che Eindrücke seien seelisch schwer des 2009er Freundesmahls konnten die zu verarbeiten. Gäste live erleben: Bewohnerinnen und Die Basis für das Verhalten junger Bewohner aus Sorsum erklommen die Menschen werde in der Familie gelegt. neue Kletterwand, aus den damaligen „Der Nachwuchs von Gewalt entsteht Spendenbeiträgen angeschafft. in jedem Land durch prügelnde Eltern“, sagte der Hannoveraner. Deshalb sei Ralf Neite die Entwicklung in Deutschland so Diakonie Himmelsthür Februar 2012 13 Foto: Ralf Neite Als sich die Diakonie Himmelsthür im vergangenen Jahr entschloss, das Bewegungsbad zu schließen, stand die Frage im Raum: Was tun mit dem Gebäude? Mit Unterstützung eines Designerbüros entwickelte eine Projektgruppe ein individuelles Konzept für die Dschungeloase. Das Wasser wurde abgelassen, statt dessen können Bewohnerinnen, Bewohner und Mitarbeitende nun ins Bällebad tauchen. Auch Direktor Ulrich Stoebe schaute zur Eröffnung beim Bällchenbad vorbei, allerdings ohne selbst ein Bad zu nehmen. Die Dschungeloase dient zur Entspannung und zur basalen (Fundamental, basisbildend) Stimulation sowie zur Körperwahrnehmung. Sie ist in zwei Bereiche gegliedert: Neben dem Bällebad, wo Besucher wie im Wasser abtauchen können, gibt es eine flexible Brücke und riesige Bäume, unter deren Blättern Besucherinnen und Besucher schaukeln und entspannen Foto: Ralf Neite Bild oben: Gabriele Meyer (liegend), Thomas Brunken, Gabriele Knebel (Rollstuhl) und Marianne Heller (von links) genießen den ersten Tag in der neuen Dschungeloase. Bild unten: Die Dschungeloase kommt bei allen Besuchern gut an. Renate Ehnert und Christian Jantsch genießen das Bällchenbad in vollen Zügen. Gewalt ist im Fernsehen allgegenwärtig. Und das macht Angst, zumal wenn Grenzen überschritten werden, „die bisher nach unser aller Überzeugung unverrückbar schienen“, wie es Walter Meyer-Roscher bei seiner Begrüßung zum 26. Freundesmahl in Sorsum ausdrückte. Zum Beispiel, dass jemand, der am Boden liege, nicht mehr getreten werden dürfe. Damit es aber nicht bei diffusen Angstgefühlen bleibt, hat der Verein Freunde der Diakonie Himmelsthür in Hildesheim Prof. Dr. Christian Pfeiffer als Festredner eingeladen – und der bundesweit renommierte Kriminologe wartete mit überraschenden Antworten auf. Bild links: Christian Pfeiffer beim 26. Freundesmahl Bild rechts: Marco Tollkühn (zweiter von links), Mitglied der Künstlergruppe „Wilderers“ überreichte Christian Pfeiffer (zweiter von rechts) sein Bild „Polizei“ als Gastgeschenk. Kunstpädagogin Almut Heimann, Freundeverein-Vorsitzender Walter Meyer-Roscher (Mitte) und Direktor Ulrich Stoebe dankten dem Kriminologen bei der Gelegenheit für seinen spannenden Vortrag. Die Turmuhr läuft wieder wie geschmiert Ehrenamtliches Engagement ermöglicht neues Angebot in Wietze Und das ist das Verdienst des Wildeshauser Technik-Fans Werner Hadeler Die ersten Erfahrungen machen Lust auf mehr. Das Café war sehr gut besucht, die Kuchen und Torten fanden reißenden Absatz. Beim zweiten „Piccolo“-Termin erhielt Martina Filter als Dank für ihren freiwilligen Einsatz einen großen Blumenstrauß, den ihr Fachbereichsleiterin Dorle Toppel überreichte. Darin eingebunden war ein Tortenheber – als Symbol für die Bitte, das Café in dieser Weise fortzuführen. Den Wink verstand Martina Filter sofort. In der Silvesternacht läutete Punkt 24 Uhr die Turmuhr im „Haus Ammerland“ – dem ursprünglichen „Herzogin Elisabeth Haus“ – das neue Jahr in Wildeshausen ein. Ein ehrenamtlicher Mitarbeiter hatte daran einen entscheidenden Anteil: Seit August hegt und pflegt Werner Hadeler das Uhrwerk des historischen Zeitmessers. Vier Mal im Jahr öffnet das Café Piccolo seine Türen im Allzweckraum der Tagesförderung. Jeder Gast ist willkommen, von den herrlichen Torten zu probieren. Die Termine werden kurzfristig auf unserer Homepage (www.diakoniehimmelsthuer.de) unter Aktuelles aus Wietze bekannt gegeben. Veronika Munko Das Café ist auf die Initiative von Ramona Mauritz, die seit zehn Jahren im Haus Wietze arbeitet, und ihrer Freundin Martina Filter entstanden. Martina Filter ist ein Vollprofi, sie betreibt das „filtercafe“ in Hamburg. Als ehrenamtliche Helferin ist sie schon einige Jahre in der Gruppe 2 im Altbau aktiv. Als dann die Idee aufkam, das Café Piccolo ins Leben zu rufen, erklärte sich Martina Filter sofort bereit, das Vorhaben ehrenamtlich zu übernehmen. Sie bringt nicht nur das Knowhow für das Kuchenbuffet mit, sondern backt auch die Köstlichkeiten. (KUHQDPWLQGHU'LDNRQLH+LPPHOVWKU ,FKEHVXFKHUHJHOPlLJPLWPHLQHU+QGLQ %HWW\(UZDFKVHQHPLWHLQHUJHLVWLJHQ %HKLQGHUXQJ6HOEVWGLH+XQGHOHLQH KDOWHQIWWHUQGHQ%DOOZHUIHQVWUHLFKHOQ GLH1DWXUHUOHEHQ±GLH9RUIUHXGH DXI%HWW\LVWLPPHUJUR )UPLFKLVWGLHJU|WH)UHXGH DP(KUHQDPWGLH)UHXGH GHUDQGHUHQ (OLVDEHWK.HPQDK :L U E FK UDX H L Q 6 „Die Turmuhr wurde 1908 von der Turmuhrenfabrik und Glockengießerei J. F. Weule in Bockenem hergestellt“, weiß der Wildeshauser ganz genau. Diese Uhr habe ihn schon seit seiner Kindheit begleitet: „Wenn wir auf dem Gelände der damaligen Lungenheilstätte der Landesversicherungsanstalt spielten, hörten wir den halbstündigen Glockenschlag und haben uns an ihm orientiert.“ Im Laufe dieses Jahres sei ihm aber aufgefallen, dass er die Glocke schon lange nicht mehr gehört habe. Schnell stellte sich heraus, dass zwar die Mitarbeiter der Haustechnik für die Sanierung des Glockenturmes und das Stellen und die Wartung der Uhr auch einer neuen Glocke als Spende zuständig seien, aber wegen Zeitmanübernommen hatten. gel diese Aufgabe nicht mehr hätten Nach einer Ich mache diese Arbeiten wahrnehmen könausführlichen Einmit Freude, denn alles, nen. Hier brachte weisung durch was ich ehrenamtlich mache, sich der 68-Jähriden Haustechmache ich gern. ge ins Spiel: „Ich nik-Leiter Dieter Knobloch widmehabe gefragt, ob ich diese Aufgabe übernehmen darf, te sich der gelernte Tischler seiner neuen Verantwortung. „Werner Hadeler und bekam dafür grünes Licht.“ Dies habe ihn umso mehr gefreut, da ist unsere Perle“, betont Elke Horstvor rund zehn Jahren im Rahmen mann aus den Reihen der Verwaltung und verrät, dass er in der der Sanierung des Hauses Ammerland die beteiligten Diakonie zahlreiche Handwerksbetrieehrenamtliche be die KosTä tigkeiten ten für ausübt. H $XIZZZGLDNRQLHKLPPHOVWKXHUGHXQWHUGHU5XEULNÄ6WHOOHQDQJHERWH³¿QGHQ6LH$QJHERWH ]XPHKUHQDPWOLFKHQ(QJDJHPHQW$Q]XVSUHFKHQ.XQGHQPDQDJHPHQWGHU5HJLRQHQ VLHKH6HLWH 14 KONKRET VOR ORT miteinander.leben Diakonie Himmelsthür Februar 2012 „Ich mache diese Arbeiten mit Freude, denn alles, was ich ehrenamtlich mache, mache ich gern“, betont Hadeler. Wöchentlich steigt er nun jeden Mittwoch zwischen 12.30 und 13 Uhr in den Glockenturm und stellt die Uhr, die bei ihrer Herstellung 1908 eine Besonderheit war: „Die Weiterentwicklung der Mechanik vom täglichen zum wöchentlichen Aufzug war zu jener Zeit bahnbrechend“, weiß Hadeler. Er pflege das Uhrwerk mit einem speziellen Turmuhröl, darum laufe sie nun wieder im wahrsten Sinne des Wortes „wie geschmiert“. Genau 33 Umdrehungen benötigt Hadeler, um die 30 Kilogramm schweren Gewichte der Uhr an einer vier Meter langen Kette aufzuziehen. „Das kann manchmal ganz schön schweißtreibend sein“, schmunzelt er. Heute sei alles neu und digital, bei dieser Uhr aber habe man Technik zum Anfassen, und das sei genau sein Ding. Andreas Henseler 15 Fotos: Diakonie Himmelsthür Aber nicht nur die süßen Leckereien werden auf ehrenamtlicher Basis hergestellt und verkauft. Das Kochen und Ausschenken von Kaffee, Tee und Kakao haben zuletzt Gitte Rasmus, die Tochter einer Wohnbereichsleiterin, und ihre Freundin Natalie Müller übernommen. Die beiden jungen Frauen hatten viel Freude dabei und machten ihre Sache – da war sich die Kundschaft einig – ausgesprochen gut. Fotos: Diakonie Himmelsthür Das Kuchenbüffet beim Wietzer Sommerfest ist schon seit Jahren für seine reiche und besonders leckere Auswahl bekannt. Nun werden Fans von frisch gebrühtem Kaffee und süßen Spezialitäten häufiger verwöhnt: Einmal im Quartal lockt das Café Piccolo mit seinen Leckereien. Café Piccolo serviert süße Spezialitäten Den Stuhl direkt am Fenster Kaffeemahlen als Sinnstiftung Das neue Wohngebot in Hannover-Mittelfeld bietet Ausblicke – im doppelten Sinn Zweiter Bildungsmarkt der Tagesförderung in Hildesheim-Sorsum sich schon länger einen Umzug nach Hannover gewünscht, oder die Initiative ging von ihren Angehörigen aus. Viele der bisher 18 Menschen, die nach Mittelfeld gezogen sind, können sich nicht verbal verständlich machen, doch das sei kein Hinderungsgrund, stellt Babette Rasmus fest, die den Wohnbereich in Mittelfeld leitet: „Man kann an der Mimik und Gestik sehr deutlich sehen, was ein Kunde möchte.“ Es sind vermeintlich einfache Tätigkeiten wie das Anspitzen eines Bleistifts oder das Mahlen von Kaffee, die für Menschen mit einer Behinderung zu einer echten Herausforderung werden können. Aber mit speziellen Hilfsmitteln kann beinahe jede und jeder mit Anspitzer, Kaffeemühle und anderen Geräten arbeiten. Und das hilft nicht nur im Alttag, sondern kann auch ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Arbeitsstelle sein! beim Umzug hilft. „Und die Busse sind hier alle behindertengerecht“, betont Klaus-Dieter Schima, der Vater einer anderen Bewohnerin. Gerade für stärker beeinträchtigte Menschen sei es wichtig, möglichst nah am Puls des Geschehens zu sein, erklärt Dorle Toppel, als Fachbereichsleiterin für dieses Wohnangebot zuständig: „Sie können ja nicht selbst Nach der erfolgreichen Premiere im Jahr 2010 hat die Tagesförderung der Einrichtung in Sorsum bereits zum zweiten Mal ihre Kundinnen und Kunden zum Bildungsmarkt eingeladen. In der Ernst-Kipker-Sporthalle werden Von hier oben hat man eine prächtige Sicht zur Messe hinüber und über die ganze Stadt. Doch es sind eher die Ausblicke im übertragenen Sinn, die dafür ausschlaggebend waren, eine ganze Etage in dem Hochhaus anzumieten und hier einen Wohnbereich für 22 Menschen einzurichten. Zu einer selbstverständlichen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gehört bekanntlich die freie Wahl des Wohnortes. Einige Kundinnen und Kunden aus anderen Wohnorten hatten 16 Werkstatt für Menschen mit Behinderungen vorbereitet. Sie lernen ihre besonderen Fähigkeiten kennen, die gezielt gefördert werden. Außerdem vermitteln die Mitarbeitenden den Kundinnen und Kunden auf anschauliche Weise Hintergrundwissen zu den jeweiligen Rohstoffen oder Produkten. Schritt für Schritt wird erklärt, wie etwas funktioniert. Beate Gronau: „Das ist ein bisschen wie bei der Sendung mit der Maus.“ Bild links: Susanne Nullmeier genießt den Ausblick vom Balkon ihres neuen Zuhauses in Mittelfeld. Bild rechts: Die ersten Kundinnen und Kunden, die von Wietze nach Hannover umziehen, sind in ihrem neuen Zuhause angekommen. Das Hochhaus in Mittelfeld wirkt auf den ersten Blick anonymer als die familiäre Atmosphäre auf dem Land, doch für die Betroffenen und ihre Angehörigen wiegen andere Aspekte stärker. „Ich kann jetzt selber einkaufen und arbeiten gehen“, sagt Susanne Nullmeier – ab sofort ist für sie alles viel besser zu erreichen. Das gilt auch für Klaus Engelhardt, der im Rollstuhl sitzt, sich aber in dem barrierefreien Gebäude und im Umfeld nun selbstständig bewegen kann. Er ist nicht zuletzt aus Hildesheim nach Hannover gezogen, weil seine Eltern und seine Schwester hier wohnen. „Hier kann man gut mal rüberfahren, in zehn Minuten ist man da“, sagt seine Mutter Elisabeth Engelhardt, die da hin gehen. Deshalb muss das Leben zu ihnen kommen.“ In Mittelfeld kommen viele Vorteile zueinander: In einem Nebengebäude befindet sich ein Arbeitsangebot für Menschen mit Assistenzbedarf, die so genannte Tagesförderung. Einkaufsmöglichkeiten sind zu Fuß erreichbar, und es gibt eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Das neue Wohnangebot ergänzt ein bestehendes Angebot in Hannover für Menschen mit Teilhabeschwierigkeiten und psychosozialen Problemen, das vor einem Jahr in Döhren eingerichtet worden ist. Ralf Neite KONKRET VOR ORT Fotos: Ralf Neite / Diakonie Himmelsthür Das stimmt gleich doppelt: Das neue Wohnangebot in Hannover-Mittelfeld für Menschen mit geistigen Behinderungen und besonders für Menschen mit hohem Assistenzbedarf befindet sich im zehnten Stock des Berufsbildungswerks vom Annastift. Bild oben: Thea Maul übt mit Hilfe von Mitarbeiter Daniel Iorio den Umgang mit der Kaffeemühle. Bild links: Wolfgang Sitte, Mitarbeiter der Tagesförderung, zeigt eine Erfindung der Diakonie Himmelsthür, die behinderten Menschen den Umgang mit Filtertüten erleichtert. alle Angebote der Tagesförderung präsentiert – und das ganz anschaulich und handfest. „Wir müssen den Menschen die Möglichkeit geben, Bildung zu begreifen“, erklärt Beate Gronau, die Leiterin der Tagesförderung. So können sie Papiere in Folie einlaminieren oder Werkstücke aus Holz glatt schleifen, Getränke austeilen oder Papier herstellen. Produziert werden in der Tagesförderung vor allem Dinge, die den Menschen in den Wohngruppen bei der Bewältigung ihres Alltags helfen. Dazu gehört etwa ein Gerät, das ein bisschen an einen Holzhammer ermiteinander.leben innert. Es ist so geformt, dass auch Menschen mit motorischen Einschränkungen damit problemlos eine Filtertüte öffnen können. Ein weiteres Hilfsmittel unterstützt dabei, den Rand der Filtertüten zu falzen. Erfunden wurde beides von Mitarbeitenden der Diakonie Himmelsthür. Die Produkte in der Tagesförderung werden also nicht zum Selbstzweck hergestellt, sondern haben einen konkreten Nutzen. „Das ist eine Form der Sinnstiftung“, ist Beate Gronau überzeugt. In der Tagesförderung werden die Bewohnerinnen und Bewohner zudem auf die Arbeit in einer anerkannten Diakonie Himmelsthür Februar 2012 In diesem Jahr ist geplant, eine zusätzliche Tagesförderstätte in einem Hildesheimer Stadtteil einzurichten. Dort soll es dann auch Kooperationen mit anderen Institutionen geben. Beate Gronau denkt unter anderem an die Eröffnung eines Kiosks, in dem behinderte und nicht behinderte Menschen zusammenarbeiten. Dabei werden viele Kundinnen und Kunden trotz aller Bemühungen um eine vollständige Teilhabe immer professionelle Assistenz benötigen, wie Beate Gronau klarstellt: „Unsere Kunden brauchen mehr Unterstützung, um wirklich teilhaben zu können.“ Ralf Neite 17 Fotos: Ralf Neite Aus dem beschaulichen Wietze in die Landeshauptstadt: Für Susanne Nullmeier ist dieser Tag ein ganz besonderer. Ihr neues Zimmer ist zwar noch völlig leer bis auf einen Wäschesack, der in einer Ecke liegt. Doch die Augen der 44-Jährigen leuchten vor Freude, als sie sagt: „Hier hat man ganz andere Ausblicke. Ich möchte meinen Stuhl genau vorm Fenster haben.“ Weihnachtsstollen à la Chef Reif für die Bühne Traditionelle Backaktion der CHG Catering Gesellschaft Himmelsthür in Wildeshausen Kinder und Jugendliche aus dem Haus Micha in Emmerke verwirklichen ihr eigenes Musical Im Urlaub kommen einem ja oft die besten Gedanken. Bei der Ferienfreizeit im September 2010 in Thyboron (Dänemark) entstand die Idee, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses Micha in Emmerke gemeinsam mit den Mitarbeitenden ein Musical einstudieren und aufführen könnten. Noch während der Freizeit wurde das Drehbuch in groben Zügen geschrieben. Es sollte eine Weihnachtsreise rund um den Globus werden. Bild rechts: Gerhard Pilgrimm schiebt die Stollen Richtung Ofen Bild links: Karl Markus Herbener holt den Teig aus der Teig-Knetmaschine zum Formen. die belegten Backbleche in den großen Heißluftofen. Auf das richtige Timing kommt es an, weiß der Küchenleiter und verrät: „Wir haben drei Versuche gebraucht, um die ideale Temperatur und Backzeit herauszufinden.“ Bevor die Stollen verpackt und verteilt werden, stehen sie sieben bis zehn Tage in den Kühlhäusern, damit sie gut durchziehen und ihren Geschmack entfalten können. „Der Duft von den Stollen hält sich noch wochenlang. Das ist herrlich!“ schwärmt Gerald Pilgrimm. Und für das Küchenteam in Wildeshausen bleibt damit noch ein bisschen Weihnachtsfeeling erhalten, wenn die Festtage lange vorbei sind. Elke Horstmann )6- LQGHU'LDNRQLH+LPPHOVWKU )UHLZLOOLJHV 6R]LDOHV-DKU 6LFKRULHQWLHUHQ 0LWJHVWDOWHQ 6LQQYROOHVWXQ /HEHQHUIDKUHQ =HLWJHZLQQHQIUGLH%HUXIVDXVZDKO GHQ$XVELOGXQJVSODW] *HOGYHUGLHQHQ 7HLOQDKPHELV -DKUHP|JOLFK :L U E FK UDX H L Q 6 H $QVSUHFKSDUWQHULQIUGLH)UHLZLOOLJHQGLHQVWHLQGHU'LDNRQLH+LPPHOVWKU $QGUHD6WUREHO%UXQNH7HO(0DLODQGUHDVWUREHOEUXQNH#GZKLGH 18 KONKRET VOR ORT Zurück in Emmerke wurde für das Musical ein pädagogisches Konzept entwickelt, in das jede Bewohnerin und jeder Bewohner eingebunden war. Zur Aufführung – noch in ferner Zukunft im Dezember 2011 – würden alle 30 Kinder und Jugendlichen auf der Bühne stehen. Ein ehrgeiziges Unternehmen. Zunächst wurde die Musik für die „Weihnachtsreise“ ausgewählt, natürlich gemeinsam mit allen Akteurinnen und Akteuren. Hier waren viele Wünsche zu berücksichtigen und unter einen Hut zu bringen. Dann wurde die Choreographie für die Tänze erarbeitet, Songs mussten geschrieben werden, die Geschichte benötigte noch einen Feinschliff. Kostüme wurden genäht, das Bühnenbild gebaut. Die Rollen wurden unter Berücksichtigung der unterschiedlichsten Begabungen und miteinander.leben täglich eine Probe statt – wohl bemerkt nach einem langen Unterrichtstag in der Schule! Es waren aber absolut keine Ermüdungserscheinungen zu verzeichnen. Schauspielerinnen und Bühnenbildner, Tänzer und Sängerinnen, Tontechnikerinnen und nicht zuletzt die Regisseurin waren allesamt „heiß“. Die Bühne wurde für drei Vorstellungen bestellt, abgeholt und von den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Mitarbeitenden aufgebaut – alles in Eigenregie. Wie im richtigen Theater verlief die Generalprobe noch ein wenig chaotisch. Am Premierentag war dem einen oder der anderen vor Lampenfieber ganz übel. Zur ersten Aufführung waren Eltern, Angehörige und Freunde der Diakonie Himmelsthür Februar 2012 Bild oben: „Alles was du kannst, das kann ich viel besser“ frei nach „Annie get your gun“. Bild links: ...im heimischen Tannenwald herscht himmlische Ruhe und der goldene Tannenzapfen hängt am höchsten Baum. Bild rechts: Der jüngste Schauspieler und Tänzer als Pinguin Kinder und Jugendlichen eingeladen. Das Haus Micha konnte stolze 100 Gäste begrüßen. Zur zweiten, öffentlichen Aufführung kamen sogar noch 50 Zuschauerinnen und Zuschauer mehr. Beim dritten Mal im Rahmen der alljährlichen Weihnachtsfeier des Kinder- und Jugendbereiches in Sorsum waren schließlich sage und schreibe 250 Menschen im Publikum. Bei allen drei Vorstellungen gab es donnernden Applaus. Das Projekt Musical hat allen Mitwirkenden, 54 an der Zahl gezeigt, dass man gemeinsam über sich hinauswachsen kann. Eveline Rudnick 19 Fotos: Diakonie Himmelsthür Die Idee, selbstgebackene Weihnachtsstollen zu verschenken, hatte CGH-Geschäftsführer Karl Markus Herbener vor vier Jahren. Seitdem lässt er es sich nicht nehmen, bei der jährlichen Backaktion selbst den Teig zu rühren und zu kneten, und kommt dafür extra zwei Tage nach Wildeshausen. „Wir backen die Stollen jedes Jahr in Wildes- hausen, das ist hier ein eingespieltes Team“, erzählt Karl Markus Herbener. Und den Teamgeist kann man sehen: Die einzelnen Arbeitsschritte gehen Hand in Hand, alles läuft wie am Schnürchen. Innerhalb kürzester Zeit rühren Karl Markus Herbener, Küchenleiter Gerald Pilgrimm und Auszubildender Manuel Schröder gewaltige Mengen Teig an und formen ihn zu kleinen runden Stollen. Immerhin 100 Kilogramm Mehl, 40 Kilo Rosinen, 840 Eier und noch viele andere Zutaten werden in den zwei Tagen zu insgesamt 336 Kilo Stollenteig verarbeitet. Eine große Teig-Knetmaschine übernimmt den anstrengendsten Teil der Arbeit, aber vieles ist auch noch echte Handarbeit. Zuletzt rollt Karl Markus Herbener die Marzipanmasse in jeden Stollen, dann schiebt Gerald Pilgrimm Fotos: Diakonie Himmelsthür Ende November duftete es für einige Tage wunderbar nach Weihnachtsbäckerei in der Wildeshauser Küche der CGH Catering Gesellschaft Himmelsthür. Kein Wunder, es wurden ja die Weihnachtsstollen für Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende der Diakonie Himmelsthür gebacken. 420 Stollen hat ein dreiköpfiges Team gebacken. Talente der Schauspieler in spe besetzt. Im Sommer 2011 konnten endlich die Proben beginnen. Es war erstaunlich zu beobachten, mit welchem Eifer die jungen Schauspieler und Tänzerinnen bei der Sache waren. Unermüdlich übten sie Tanz, Gesang und Sprechrollen ein. Während der Proben gab es immer wieder kleine Veränderungen der einzelnen Szenen, die die „Weihnachtsreise“ noch interessanter werden ließen. Zwei Wochen vor der geplanten Premiere fand von Montag bis Freitag Sechster Fachtag Inklusion in Hildesheim dient zum Abgleich von Erfahrungen und Zielen Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderung besucht Wohnbereich in Burgstemmen Zum sechsten Mal hat die Diakonie Himmelsthür in Hildesheim Fachleute und Interessierte zum Fachtag Inklusion eingeladen. Anfangs sei Manches noch graue Theorie gewesen, in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren habe man jedoch viele praktische Erfahrungen sammeln können, sagte Direktor Ulrich Stoebe bei seiner Begrüßung. Die erste und wichtigste laute: „Es geht wirklich!“ Die Poppenburg in Burgstemmen ist seit März des vergangenen Jahres das neue Zuhause für 21 Kundinnen und Kunden aus Sorsum. Die Bewohnervertretung hat nun den Landesbeauftragten für Menschen mit Behinderung, Karl Finke, zu einem Besichtigungstermin in die Burg eingeladen. Matthew Jackson führte als Vorsitzender der Bewohnervertretung Karl Finke und dessen Assistentin Ina HoffmannGlaß durch den Wohnbereich. 20 „Wir müssen noch wendiger und flexibler werden, in kleinen Einheiten denken“, lautet Judith Hoffmanns Vor- Bilder rechts: Judith Hoffmann, Andreas Enzmann, Dunja Wörthmann (von oben nach unten) Bild links: Inklusion funktioniert auch ganz spielerisch wie bei diesem Intermezzo des Fachtags: Eugenia Meranke bei einer „Feedback-Performance“ des Unternehmenstheaters „Narrenspiegel“. gabe für die Zukunft. Um diesem Ziel näher zu kommen, sollen in Hildesheim nicht nur Wohnmöglichkeiten, sondern schon in diesem Jahr auch Förderangebote in die Stadt verlegt werden. Andreas Enzmann von der NiederRamstädter Diakonie berichtete von ähnlichen Prozessen. In dem hessischen Unternehmen werde die Zentrale aufgelöst und in einen normalen Stadtteil verwandelt, neue barrierefreie Wohnungen entstünden in Zentrumsnähe. Enzmann nahm die früheren Aktivitäten der Eingliederungshilfe kritisch unter die Lupe: „Unsere Großeinrichtungen hospitalisieren und verhindern Integration.“ Deshalb habe sich die Nieder-Ramstädter Diakonie beim Umgang mit ihren alten Heimen für einen kompromisslosen Kurs entschieden: „Wir bauen nicht zurück, wir machen platt.“ Das neue Domizil biete den Kundinnen und Kunden Weitläufigkeit und Bewegungsfreiheit in einem geschützten Raum, erklärte Wohnbereichsleiterin Beate Schubert. Viele der Menschen seien eigengefährdet, könnten sich nicht orientieren und nicht sicher im Straßenverkehr bewegen. Im Gegensatz zum früheren Wohnen in Sorsum Inklusion sei allerdings eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft, sagte Dunja Wörthmann von der AlsterdorfAssistenz Hamburg: „Wir als Behindertenhilfe können keine Inklusion machen, sondern nur die nötigen Strukturen schaffen.“ Sie plädierte dafür, den gesamten Sozialraum in den Blick zu nehmen, wenn Menschen aus großen Heimen in normale Stadtwohnungen umziehen. „Vom Fall ins Feld“, lautete ihre Devise. Das Leben im Stadtteil biete viele Chancen zur Vernetzung und Kooperation. „Gehen Sie kleine Schritte“, riet Dunja Wörthmann, und: „Pressen Sie ihre Klienten nicht in die bekannten, vorgegebenen Strukturen!“ Leserbriefe Diesem Anspruch stellte sich der Fachtag auf seine eigene Weise: Erstmals waren nicht nur Fachleute, sondern auch Betroffene in nennenswerter Zahl unter den Gästen. Zwei von ihnen nahmen an der abschließenden Podiumsdiskussion teil, berichteten von ihren Erlebnissen und Plänen nach dem Umzug in die Stadt. Auch das heißt Inklusion: Man redet miteinander – nicht übereinander. Ralf Neite KONKRET VOR ORT gebe es nun die Möglichkeit, gefahrlos und auf eigenen Entschluss nach draußen in den Burghof oder in den Garten zu gehen. „Endlich ist nicht mehr die Haustür zu“, so Beate Schubert. Seitdem die Menschen nicht mehr auf so engem Raum zusammenlebten, gebe es auch weniger Konflikte. „Hier läuft Inklusion andersrum“, erklärte Gabriele Greve, die als Mutter einer Kundin der Bewohnervertretung angehört. Die Menschen aus Burgstemmen besuchten die Burg beispielsweise zum lebendigen Adventskalender, auch ein gemeinsames Kunstprojekt sei geplant. Die Kundinnen und Kunden erhielten therapeutische Reitstunden beim ortsansässigen Reitverein oder ein Reittherapeut komme mit Pferden zur Burg, ergänzte Beate Schubert. Auch nutze der Verein Dorfkultur das Schäferhaus auf dem Burggelände. Matthew Jackson, Vorsitzender der Bewohnervertretung, zeigt dem Besuch die Poppenburg: (von links) Wohngruppenmitarbeiter Jan Kroupa, Wohnbereichsleiterin Beate Schubert, Matthew Jackson und Landesbeauftragter Karl Finke. Es sei wichtig auf dem Weg zur Inklusion, dass Menschen mit Behinderung nicht nur Angebote innerhalb ihrer Einrichtungen erhielten, sondern auch örtliche Sportvereine oder Kurse der Volkshochschulen besuchen könnten, meinte der Landesbeauftragte Karl Finke. So gelinge Menschen mit Behinderung oft ein „automatisches Lernen“. Zum Teil lasse sich ja kaum ausmachen, ob Defizite wirklich von der Behinderung herrührten oder von der Sozialisation. Die Diakonie gehöre zu den drei Einrichtungen im Land, „die sich da bewegen“. Ralf Neite Die Stimmen unserer Leserinnen und Leser Foto links: Diakonie Himmelsthür, Fotos oben: Ralf Neite Ulrich Stoebe räumte allerdings ein: „Nicht alles, was man sich vornimmt, klappt hundertprozentig.“ Das sei auch kein Wunder, weil man einen neuen, kaum erkundeten Weg beschreite. Zudem gebe es „kein Normkonzept Inklusion“, sondern alle Maßnahmen müssten sich am konkreten, einzelnen Menschen orientieren. Trotz dieser Einschränkungen stehe der Weg an sich nicht in Frage, betonte Stoebe vor mehr als 100 Gästen, darunter Astrid Fennen vom niedersächsischen Sozialministerium und Ingrid Mellin vom Landeselternrat. Judith Hoffmann, seit Mitte Oktober die neue Geschäftsführerin der Region Hildesheim, sagte, sie sei beeindruckt, wie viele neue Ideen in kürzester Zeit angestoßen und auch umgesetzt worden seien. 116 Wohnplätze in der Sorsumer Zentrale sind bereits abgebaut und in stadtnahe Angebote umgewandelt worden. Führung durch die Poppenburg Abgerundetes Erscheinungsbild Sehr geehrter Herr Jackson, Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bedanke mich bei Ihnen heute nochmals herzlich für Ihre ausführliche Führung durch die Poppenburg. Sie haben sich viele Gedanken gemacht, wie Sie mir, als sehbehindertem Menschen, die Räume gut erklären können. Es hat mich beeindruckt, wie dick die Burgmauern sind und wie lang der Flur ist. Auch die vielen Fenster, die viel Licht in die Räume bringen, konnte ich mir gut vorstellen. Sicher haben Sie sich viel Zeit zum Überlegen genommen. Hierfür bedanke ich mich. Meine besten Grüße auch an Frau Hoffmann und Frau Schubert. Karl Finke, Landesbeauftragter für Menschen mit Behinderungen beim Nds. Ministerium für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration ich gratuliere zu einem alles in allem „abgerundeten“ Erscheinungsbild der “miteinander.leben“ Zeitschrift. Das neue Layout vermittelt deutlich mehr Ruhe und Struktur als das vorherige, die Farbbalken am Seitenrand komplettieren diesen Eindruck, zumal sie sehr schön die einzelnen Themenbereiche „untermalen/unterstreichen“. KONKRET GESAGT Weiter gutes Gelingen ! Mit freundlichen Grüßen Frank Wägeling, Diakonie Himmelsthür 21 Foto: Ralf Neite Es geht wirklich! Bewegungsfreiheit im geschützten Raum Termine Kontakt Ambulante Angebote Hildesheim Alten- und Krankenpflege Tel.: 05121 604-449 Fax: 05121 604-88449 [email protected] – 17. März Unterstützte Kommunikation Info-Nachmittag Ambulant betreutes Wohnen Tel.: 05121 604-149 Fax: 05121 604-88149 [email protected] 14:00 - 18:00 Uhr Ernst-Kipker-Sporthalle Wildeshausen – 27. April Frühlingsfest mit Maibaumsetzen – 06. Mai Kirchweih Jubiläen Wir gratulieren herzlich den Mitarbeitenden, die im vierten Quartal 2011 ihr 25jähriges Jubiläum in der Diakonie Himmelsthür gefeiert haben: Stephanie Merten Birgit Müschen Horst Müller Petra Hakemann Käthe Dove Anke Wemken Die Öffnungszeiten erfragen Sie bitte über die Kontaktmöglichkeiten. Unterstützte Kommunikation Stadtweg 100 31139 Hildesheim OT Sorsum Tel.: 05121 604-125 Fax: 05121 604-88125 [email protected] Region Niedersachsen Nord (Wildeshausen) Beratungsstelle: Henning Baden Dr.-Klingenberg-Straße 96 27793 Wildeshausen Tel.: 04431 83-678 [email protected] Morgenlicht Beratung für Eltern von Kindern mit geistiger Behinderung Familienbüro Hildesheim Peinerstraße 6 31137 Hildesheim Tel.: 05121 604-433 Fax: 05121 604-103 [email protected] Region Niedersachsen Mitte (Barsinghausen in Planung, Bennigsen, Hannover, Lüdersen/Springe, Nienburg, Triangel/Gifhorn, Wietze) Beratungsstelle: Sigrid Jahnel Angerstraße 6 30161 Hannover Tel.: 0511 640-608990 Mobil: 0162 2182422 [email protected] Regionale Ansprechpartner Udo Lau Marion Apostel Heike Wittwer Sie wünschen – Informationen über die Diakonie Himmelsthür? – einen Besuch in unserer Einrichtung? – ein persönliches Gespräch? Wenden Sie sich bitte an unser Kundenmanagement: %)' LQGHU'LDNRQLH+LPPHOVWKU %XQGHVIUHL ZLOOLJHQGLHQVW 6LFKRULHQWLHUHQ 0LWJHVWDOWHQ 6LQQYROOHVWXQ /HEHQHUIDKUHQ NHLQH$OWHUVREHUJUHQ]H *HOGYHUGLHQHQ :L U EU KH F X D Q H 6L $QVSUHFKSDUWQHULQIUGLH)UHLZLOOLJHQGLHQVWHLQGHU'LDNRQLH+LPPHOVWKU $QGUHD6WUREHO%UXQNH7HO(0DLODQGUHDVWUREHOEUXQNH#GZKLGH 22 Wir bieten Ihnen: – individuelle Beratung von Angehörigen und Familien – persönliche Begleitung von der ersten Anfrage bis zur Aufnahme in ein passendes Angebot – Informationen zu allen Angeboten der Diakonie Himmelsthür – Vermittlung von weiterführenden Angeboten Sie erreichen uns über die zentrale Servicenummer Tel.: 05121 604-440 Diakonie Himmelsthür Stadtweg 100 31139 Hildesheim [email protected] Diakonie Himmelsthür ist eine eingetragene Marke der Diakonischen Werke Himmelsthür in Hildesheim e.V. Hier finden Sie die regionalen Ansprechpartner: Kinder- und Jugendbereich (Emmerke und Sorsum) Beratungsstelle: Reinhard Komischke-Mast Stadtweg 107b 31139 Hildesheim Tel.: 05121 604-124 Fax: 05121 604-103 [email protected] Beratungsstellen – 22. April Konfirmation in der Elisabethkirche Sie suchen eine Beratung in Ihrer Nähe oder möchten einen Kundenmanager direkt erreichen? Region Hildesheim (Hannover-Döhren, Hildesheim, Nordstemmen, Sorsum) Beratungsstelle: Monika Mai Stadtweg 107 31139 Hildesheim Tel.: 05121 604-365 Mobil: 0162 2182434 Fax: 05121 604-88365 [email protected] Region Niedersachsen Süd (Bad Pyrmont, Bad Salzdetfurth, Holle, Marienhagen, Oelber, Osterwald, Salzhemmendorf ) Beratungsstelle: Tugba Schwarzer Marktstraße 40 31162 Bad Salzdetfurth Tel.: 05121 604-430 Mobil: 0162 2182435 [email protected] Spendenkonto Bank für Sozialwirtschaft BLZ: 251 205 10 Konto-Nr.: 441 110 0 Diakonische Wohnheime Himmelsthür gGmbH Bischofskamp 24 31137 Hildesheim Tel.: 05121 604-425 Fax: 05121 206-8899 [email protected] www.diakonischewohnheime.de Gemeinschaftswäscherei Himmelsthür gGmbH Am Nordfeld 4 31139 Hildesheim Tel.: 05121 80919-0 Fax: 05121 80919-199 [email protected] www.gwh-hildesheim.de proWerkstätten Himmelsthür gGmbH Stadtweg 103a 31139 Hildesheim Tel.: 05121 604-350 Fax: 05121 604-453 [email protected] www.prowerkstaetten.de CGH Catering Gesellschaft Himmelsthür mbH Stadtweg 100 31139 Hildesheim Tel.: 05121 604-202 Fax: 05121 604-88202 [email protected] www.cateringhimmelsthuer.de Lambertinum soziale Dienste Himmelsthür gGmbH Hohenstaufenring 70a 31141 Hildesheim Tel: 05121 604-449 Fax: 05121 604-88449 [email protected] www.lambertinum.net Immobilien- und Servicegesellschaft Himmelsthür GmbH Bischofskamp 24 31137 Hildesheim Tel.: 05121 99868-17 Fax: 05121 99868-69 [email protected] www.is-hi.de Impressum Herausgeber: Diakonische Werke Himmelsthür in Hildesheim e.V. 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