bau|zeit #1
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bau|zeit #1
Magazin für Architektur, Bauen und Gesellschaft | Ausgabe 1 bau zeit Wege BIM – Zukunft im Bau | Bauindustrie 4.0 bei GOLDBECK Architektenwettbewerb | Standortoptimierung in Bielefeld Automotive-Industrie | Märkte, Wege & Logistik 2 E DI TO RI A L Editorial 10.450 km Der Europäische Fernwanderweg E4 ist mit 10.450 Kilometern der mit Abstand längste des Kontinents. Er führt vom Kap St. Vincent in Portugal durch Spanien, die Pyrenäen, vorbei am Bodensee in Deutschland und endet nach einer Schleife durch Osteuropa auf Zypern. 2.802 m 13.515 km 44 % Die höchstgelegene Passstraße in den Alpen der Col de la Bonette Das größte Autobahnnetz Europas mit 13.515 Kilometern hat Spanien. Deutschland liegt auf dem zweiten Platz mit 12.879 Kilometern. der Deutschen haben eine Fahrzeit von einer halben Stunde oder weniger zur Arbeitsstelle. 160 km Liebe Leserinnen und Leser, ein neuer Name, ein neues Layout – unsere Kun denzeitschrift hat sich verändert. Mehr Seiten, mehr Information. Faszinierende Bilder. Einblicke und Ausblicke. Das passt gut zu unserem aktuellen Leitthema, denn damit haben auch wir neue Wege eingeschlagen. Sie sollen uns noch direkter zu den Themen führen, die Ihnen und uns am Herzen liegen. „bau|zeit“ richtet den Fokus auf Spannendes aus der Welt des Bauens, schaut aber auch über den Teller rand. Architektur, Technik, Märkte, gesellschaftliche Aspekte und Themen unserer Kunden – all das tragen wir für ein interessantes und informatives Leseerlebnis zusammen. „bau|zeit“ bietet Raum und Zeit für Vielfältigkeit. Diese beinhaltet in dieser Ausgabe zum Beispiel einen Blick in die Zukunft unseres Standortes in Bielefeld, der nicht nur an Größe, sondern auch an Format gewinnt. Mit dem Lagerparkhaus Bremerha ven stellen wir Ihnen eines der größten Parkhäuser Deutschlands vor. Und in dem Artikel „Ohne sie läuft nichts“ geht es um die Rolle der Zulieferer in der deutschen Automobilindustrie – vielfach Familienunternehmen und „Hidden Champions“. Ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrem persön lichen (Lese-)Weg durch die neue „bau|zeit“! könnten mit den in GOLDBECK-Werken gefertigten Parkhausträgern des letzten Geschäftsjahres ausgelegt werden. Das wäre die Strecke zwischen Hamburg und Flensburg. Jörg-Uwe Goldbeck 3 4 Inhalt I N H A LT T I T E LT H E M A ARCHITEKTUR BAUEN GESELLSCHAFT MÄRKTE 6 10 18 22 25 Eigene Wege Was es wirklich bedeutet, wenn der Weg das Ziel ist Definieren – konzentrieren – optimieren Ein Neubau mit Format am Standort Bielefeld Neuland an der Hafenkante Über 7.000 Stellplätze im Lagerparkhaus Bremerhaven Vom Finden und Forschen Prof. Dr. Christina Hoon lehrt und forscht über die Führung von Familienunternehmen Ohne sie läuft nichts Die deutschen Automobilzulieferer sind „Hidden Champions“ 34 38 46 Das Prinzip GOLDBECK Unsere Standorte in Ulm und Rostock stellen sich vor 32 Das Zahnpasta-Prinzip Möglichkeiten des 3-D-Drucks 40 Die Frischzellenkur Bauen im Bestand gewinnt an Bedeutung 50 Glossar Fachbegriffe verständlich erklärt 50 Forschungsfreundschaft Einladung der Max-PlanckGesellschaft 44 Offener Empfang Kommunikationswege bei GOLDBECK Wunder von Menschenhand Eine Reise zu Ingenieurkunst werken, die neue Wege schufen BIM – Zukunft im Bau Digitale Visualisierung eines Bauprojekts von der Planung bis zum Rückbau 5 6 T I T E LT H E M A EIGENE WEGE „Der Weg ist das Ziel.“ Dieser Spruch wird Konfuzius zugeschrieben und gehört wohl zu den meistzitierten überhaupt. Gern wird er uns scherzhaft an den Kopf geworfen, wenn wir uns verfahren haben. Schade eigentlich. Denn in ihm steckt eine wichtige Botschaft. ► M an kann nicht zwei mal in den gleichen Fluss springen“, sagte Heraklit. Denn beim zweiten Sprung ist das Wasser weitergeflossen, sind Fische wei tergeschwommen, Steine, Schlamm und Pflanzen am Grund haben sich eben falls verändert. Der Fluss ist nicht mehr der gleiche. Bedeutet das aber, dass er nun ein anderer ist? Der gesunde Men schenverstand sagt: Nein! Er hält es für absolut plausibel, zum Beispiel jeden Tag im Rhein baden zu gehen. Die Philo sophen lösten dieses Problem, indem sie zwischen numerischer und qualitativer Gleichheit unterschieden. Numerisch ist der Fluss, in den ich immer wieder springe, der gleiche. Qualitativ aber, bedingt durch die vielen kleinen Ver änderungen, ist er ein anderer. Übertragen wir das Beispiel auf ei nen Weg und behaupten: Kein Mensch kann den gleichen Weg zweimal gehen. Stimmt nicht, sagt nun wieder der gesun de Menschenverstand und erinnert an all die Wege, die man jeden Tag zurücklegt: vom Bett ins Bad, von der Haustür zum Auto, vom Schreibtisch zum Drucker. Ein philosophischer Haarspalter könnte nun behaupten, dass hier das Gleiche gilt wie beim Fluss. Jedes Mal ist eine Kleinigkeit anders – an uns und an den Rahmenbedingungen. Und wenn wir unsere Perspektive erweitern und an ei nen deutlich längeren Weg denken, dann bekommt auch die Veränderung unserer Person eine neue Dimension. Denn: We ge können Menschen verändern – und zwar intensiv und nachhaltig. „Wir rei sen nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“, formulierte Goethe die „Der Weg ist das Ziel“-Philosophie um. Reisen um zu reisen – klingt das nicht nach einem Luxus-Zeitvertreib? Nein. Jeder, der schon einmal eine län gere Rucksackreise gemacht hat, kennt das aufregende Freiheitsgefühl, das sich einstellt, wenn morgens das Zelt eingepackt ist, die Schuhe geschnürt sind und man wieder „on the road“ ist. Die Luft ist frisch, die Kräfte riesig, die Abenteuerlust groß – was wird der neue Tag bringen? Was werde ich sehen? Wen werde ich kennenlernen? Welche Her ausforderungen liegen vor mir? Urlauber erleben dieses Gefühl nur selten. Wer von einem Flugzeug ans Ziel gebracht 7 wird, der verlagert einfach seinen Auf enthaltsort. So schön es ist, sich in süd licher Sonne 14 Tage lang verwöhnen zu lassen – wirklich reisen ist etwas ganz anderes. Es hängt mit dem Weg zusammen, der selbst zurückgelegt wird. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit dem Motorrad oder Auto. Mit der Bahn, per Anhalter oder mit dem Boot. Wichtig ist, sich Zeit zu lassen. Was Bilbo Beutlin wusste Es gibt besondere Wege, die Menschen magisch anzuziehen scheinen. Der Ja kobsweg ist ein solcher Weg – und in Deutschland in besonderem Maße, seit Hape Kerkeling ihn gegangen ist und ein Buch über seine Erlebnisse geschrie ben hat. Eigentlich handelt es sich beim Jakobsweg um ein Wegenetz, das ganz Europa durchzieht. Ziel ist das Grab des heiligen Apostels Jakobus in Santiago de Compostela, Spanien. Oft hört man, der Jakobsweg sei der Weg, den man nimmt, wenn kein anderer Weg mehr offen zu sein scheint. Und so pilgern Jahr für Jahr Tausende zu Fuß oder mit dem Rad den Weg nach Spanien in der Hoffnung, Klarheit über Lebensfragen zu gewinnen. Und ob dies nun gelingt oder nicht, so kann die Reise die Menschen doch verändern. Wann sonst ist man so sehr auf sich und seine eigenen Kräfte gestellt? Wann sonst hat man Gelegen heit, mit seinen Gedanken so lange allein zu sein? Auf einer Reise muss man sich zwangsläufig mit Dingen auseinanderset zen, die man sonst eher vermeidet. Das Gute daran: Man kann sich selbst wie der näherkommen. Das Schlechte: Man entdeckt vielleicht auch unangenehme, unschöne Aspekte. Reisen ist die Chance zur Veränderung. Und gerade das ist so unglaublich reizvoll und erschreckend zugleich. In „Der Herr der Ringe“ zitiert Frodo Beutlin seinen Onkel Bilbo: ‚„Es ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus deiner Tür hinauszugehen“, pflegte er zu sagen. „Du betrittst die Straße, und wenn du nicht auf deine Füße aufpasst, kann man nicht wissen, wohin sie dich tragen.“‘ Trampelpfade – Militärstraßen Wege auf der Erde gab es schon lange, bevor der erste Mensch seinen Fuß da rauf setzte. Auf der Suche nach Futter und beim Durchstreifen des Reviers schufen Tiere Trampelpfade, die den geografischen Gegebenheiten folgten. Auch die ersten Menschen nutzten diese Wege. Und legten neue an, die zu Nahrung, Wasserstellen oder Lage rungsmöglichkeiten führten. Je größer die menschlichen Siedlungen und je wichtiger Handel und Austausch wur den, desto mehr Wege mit überregiona ler Bedeutung entstanden. Die ersten europäischen Afrikareisenden konnten den Kontinent auf Wegen durchqueren, die von Dorf zu Dorf führten. Und auch die Indianerpfade Nordamerikas sind legendär: Höchstens einen halben Meter breit, waren sie nur im Gänsemarsch zu begehen. Solche Pfade gab es auch in Europa. Hier beginnt die Geschichte der befestigten Wege mit der Expansi on des Römischen Reichs. Zu seinen Hochzeiten um 200 nach Christus war das römische Straßennetz gut 85.000 Kilometer lang und erstreckte sich bis zu den Britischen Inseln, über die Al pen nach Mittel- und Osteuropa und die Länder rund um das Mittelmeer ein schließlich Nordafrika. Viele römische Straßen existieren noch heute, so solide wurden sie gebaut. Manche dienen als Unterlage heutiger Fernstraßen. Das ausgezeichnete Straßennetz verlieh den Römern militärische Stärke. Truppen konnten rasch verlagert, Waren schnel ler transportiert werden. Einleuchtend also, dass die Straßen vom Militär an gelegt wurden. Doch die Medaille hatte zwei Sei ten. Die Straßen, die den Römern dien ten, wurden auch von ihren Feinden genutzt. Germanische Stämme erhoben sich und kämpften gegen die römische Herrschaft. Ted Conover schreibt in sei nem sehr lesenswerten Buch „Die Wege der Menschen“: „Die ausgezeichneten Straßen hatten maßgeblichen Anteil daran, dass dem Weströmischen Reich erfolgreich der Garaus gemacht wurde.“ Und dieses Janusgesicht haben Straßen noch heute, so der Autor: „Dieselben Straßen, auf denen Medikamente beför dert werden, beschleunigen die Ausbrei tung tödlicher Krankheiten; dieselben Straßen, die eine Außenanbindung und Wissen zu den Menschen bringen, die sich danach sehnen, bedeuten manch mal auch das Ende indigener Kulturen; dieselben Straßen, die zur Entwicklung der menschlichen Wirtschaft beitragen, 8 T I T E LT H E M A 9 öffnen der Zerstörung der Umwelt Tür und Tor (…).“ Mit dem Ende der römischen Herrschaft verschwand auch das Wissen um den Straßenbau in Europa. Jahrhundertelang rumpelten Wagen über verfallende Straßen, die nicht mehr instand gesetzt werden konnten. Matsch Fun! Doch der reizvollste Weg muss nicht unbedingt der perfekt begeh- und befahrbare sein. Seit einigen Jahren gibt es Laufveranstaltungen, die das unter Beweis stellen. Sie heißen Tough Mudder, Spar tan oder Mudderella (der Tough Mudder nur für Frauen) und führen über eine 16 bis 18 Kilometer lange Strecke mit den unterschiedlichsten Hin dernissen. Menschen rennen durch unwirtliches Gelände, robben durch Matsch und enge Röhren, überwinden hohe Wälle mit Schlammfundament und ducken sich unter Elektrodrähten weg. Hin terher sind sie völlig verdreckt, aber glücklich. Warum tun sie sich das an? Der Grund scheint in der Herausforderung zu liegen. Im Verlassen der Komfortzone. Und oft auch in der Gemeinschaft. Denn das ist das Besondere bei einigen dieser For mate: Es geht nicht ums Gewinnen! Die Teilnehmer kommen vielmehr nur durch den Parcours, wenn sie sich gegenseitig unterstützen. Nur wer sich an der Steilwand auf helfende Hände verlassen kann, schafft das Hindernis. Tough Mudder nennt sich selbst „eine Herausforderung, die im Team bewältigt werden muss“. Körperlich intensiver als bei einem solchen Lauf kann ein Weg wohl kaum bewältigt werden. Sein extremes Gegenstück wäre dann ein Weg, der gar nicht körperlich begangen wird. Ein Weg, auf dem der Geist spazieren geht. Auch solche Wege gibt es – in Japanischen Gärten. Von einem Pavillon oder Teehaus aus kann man sie betrach ten, den Geist auf die Reise schicken, meditieren und zur Ruhe kommen. Oder einfach nur den wun derschönen Anblick bewundern. Denn betreten darf man sie nicht. Diese Zen- oder Trockengärten werden manchmal ausschließlich aus Kies, Sand und Steinen komponiert. Felsen stellen dann Berge oder Inseln dar, Kies und Sand stehen für Wasser und Wege. Diese Reduktion schafft Freiraum für den Geist. Und wenn man Glück hat, kann man feststellen: Neue Wege lassen sich manchmal auch dann beschreiten, wenn man keinen Fuß darauf setzt! Für welchen der vielen verschiedenen Wege wir uns auch entscheiden, für den meditativen, den sportlichen, den gut befestigten oder den, der nach Abenteuer riecht: Wir sollten es wagen. Wir können nur gewinnen. ■ „Der reizvollste Weg muss nicht unbedingt der perfekt begehbare sein.“ 74,667 mm – Ted Conover schreibt in seinem sehr lesenswerten Buch „Die Wege der Menschen“ 10 ARCHITEKTUR DEFINIEREN KONZENTRIEREN OPTIMIEREN 11 12 ARCHITEKTUR 13 Als Bekenntnis zum Standort Bielefeld zeigt das Projekt deutlich: Wir Die Keimzelle des Unternehmens wächst nicht nur deutlich, sie ge winnt auch an Format. Ein ge planter Neubau gibt Antworten auf räumliche, architektonische und städtebau liche Fragen. W enn ein Unternehmen wächst, kann man die Wachstumsintervalle oft deutlich erkennen. Im besten Fall sind histori sche Kleinode aus vergangenen Jahrhun derten erhalten geblieben, die von langer Tradition erzählen und liebevoll erhal ten werden. Im schlimmsten Fall gilt es, Bausünden zu integrieren, die man am liebsten ungeschehen machen würde. Mit seiner 47-jährigen Unternehmens tradition hat GOLDBECK weder das eine noch das andere. Alle baulichen Erweite rungen am Bielefelder Stammsitz erfolg ten mit Bedacht und gut abgestimmt auf Bestehendes. Und doch sind auch hier die Wachstumsintervalle naturgemäß sichtbar. Deshalb ist die Erweiterung des Unterneh menssitzes eine komplexe Herausforde rung: Es gilt, aus Bestehendem und Neuem eine harmonische Einheit zu formen. Keimzelle war 1969 eine kleine Werk halle, in der Stahlbauteile hergestellt wurden. Ihr Tragwerk ist heute noch in tegrierter Teil der Werksanlage. 1974 kam das erste Bürohaus als markanter Ver waltungssitz hinzu. In dieser Zeit gab es fast jährlich bauliche Veränderungen. Mit dem SystemZentrum vervielfachte sich 1998 die Bürofläche und wurde um einen Showroom ergänzt. Wachstum braucht Raum Bis heute setzt sich der Wachstumspro zess fort – und das deutlich beschleu nigt. In den vergangenen Jahrzehnten ist GOLDBECK zwar stets gewachsen, doch seit 2010 nahm die Mitarbeiterzahl um mehr als 1.000 auf jetzt über 4.000 zu. Et wa ein Viertel davon arbeitet in Bielefeld. Und trotz der Gründung von zahlreichen weiteren Standorten in Deutschland und Europa hat der Stammsitz seine zentrale Bedeutung behalten. Weil vor allem die Büroarbeitsplätze vollständig belegt sind, wird jetzt erweitert. ► wachsen weiter – aus eigener Kraft. Auch zwei Parkhäuser gehören dazu. Der Neubau setzt Bestehendes fort, schenkt ihm aber neue Funktionen und Raumtypen. Großzügige Glasfronten schaffen Offenheit. 14 ARCHITEKTUR Hans-Jörg Frieauff, Geschäftsführer der GOLDBECK Regionalgesellschaft Nord: „Mit einem Architek turwettbewerb haben wir dazu eingeladen, Ideen von außen für den Ausbau unseres Bielefelder Standortes zu entwickeln.“ Über 50 Architektur büros bewarben sich dafür, elf davon wurden zur Teilnahme ausgewählt. Ihre Aufgabe: die städte bauliche Neuordnung des Standortes mit Büround Konferenzbereichen, Parkhaus, Lehrwerk statt und dem Themengebiet „Sport, Freizeit und Erholung“. Zudem galt es, ein Bürogebäude, ein Konferenz-, Seminar- und Veranstaltungszentrum sowie ein Parkhaus zu planen. Frieauff: „Besonders spannend ist die Kombi nation aus Hochbau und Städteplanung. Sie erfor dert Fingerspitzengefühl – eine öffentliche Straße quert das Areal. Zudem müssen Werkszufahrten und Parkbereiche berücksichtigt werden.“ Auch deshalb haben sich die Verantwortlichen für einen Wettbewerb entschieden: „Städtebauliche Aspekte sind bei unseren Projekten eher selten. Und dass wir selbst mit unseren Systemen bauen können, wissen wir und stellen es täglich unter Beweis“, so Frieauff. „Für unser neues Projekt war es uns deshalb wichtig, Stadtplaner einzubeziehen, un sere Ansätze beiseitezulegen und uns neuen zu öffnen.“ So stärken der Architektur-Wettbewerb und die Kooperation mit externen Architekten die Unternehmenskompetenz. Der Geschäftsfüh rer: „Unser System gespiegelt in einer kreativen Außenperspektive – das bringt der Siegerentwurf überzeugend auf den Punkt.“ Er stammt vom Düs seldorfer Architekturbüro slapa oberholz pszczul ny (sop), das sich sehr über den ersten Platz freute. Kommentar: „GOLDBECK ist erfreulich anders als andere Bauunternehmen. Wir wollten schon seit Langem gern mit Ihnen zusammenarbeiten.“ Zusammenhalt Hauptmerkmal des Entwurfs: Er setzt das beste hende SystemZentrum fort, schenkt ihm aber neue Funktionen sowie neue Raumtypen und erfindet es damit räumlich neu. „Den sop-Architekten ist es gelungen, das gesamte Gebäudeensemble aufzu werten und abzurunden“, meint Fachjurorin Ilka Goldbeck. Die bestehende Magistrale behält ihre verbindende Funktion. Der Haupteingang bleibt, wird aber durch einen zweiten Eingang ergänzt, der direkt gegenüber den neu entstehenden Park häusern liegt. Dank dieser Konstruktion ist das neue Konferenzzentrum ideal integriert, bleibt aber ungestört und sichert ruhiges Arbeiten in den Bürobereichen. Neben der gelungenen Ver bindung von Alt und Neu nahm die Jury auch die gelungene Gestaltung der Außenbereiche positiv auf: Wandelwege, Wasser und viel Grün schenken Freiraum und schaffen einen ruhigen, positiven Rahmen für das gesamte Ensemble. Baustart ist im Frühjahr 2017. „Spannend wird es dann sein, die verschiedenen Arbeitswelten zu gestalten“, meint Hans-Jörg Frieauff. Und weiter: „Unser Neubau ist ein deutliches Bekenntnis zum Standort Bielefeld. Eine gute Balance zwischen Dezentralität und Kundennähe auf der einen Seite und unserem Bekenntnis zum Hauptstandort Bielefeld auf der anderen gehört zu unserer Un ternehmenskultur.“ ■ 15 Mut wird belohnt Gerhard Wittfeld, Dipl.-Ing. Architekt BDA, ist geschäftsführender Gesellschafter und Gründungsmitglied der kadawittfeldarchitektur GmbH. Beim Architekturwettbewerb zum neuen Campus saß er der Jury vor. Seine Wahrnehmung von Wettbewerb und Siegerentwurf schildert er im Interview. bau|zeit: Was empfanden Sie bei diesem Wettbe werb als besonders herausfordernd? Gerhard Wittfeld: Mein erster Eindruck war: Das ist schon fast zu viel, was da verlangt wird. Diese Aufgabe ist extrem komplex. Denn es geht ja nicht nur um den Bau selbst, sondern auch um die Frage: Wie stellt sich das Unternehmen künftig auf? Der Neubau muss dem Unternehmen eine Zukunftsperspektive geben. GOLDBECK will ein Top-Arbeitgeber sein. Deshalb sind auch Social Skills einbezogen, zum Beispiel der Kindergarten und die Kantine. Besonders beeindruckt hat mich, dass hier ein Traditionsunternehmen sehr junge Ideen in der Unternehmensführung lebt. Man will nicht auf alten Pfaden wandeln, sondern richtet den Blick nach vorne. bau|zeit: Welche Dinge haben Sie am Standort Polygonal statt orthogonal: So nutzt der Neubau den vorhandenen Raum optimal aus. Neue Sichtachsen sorgen für Struktur. Bielefeld als positiv, welche als negativ wahrge nommen? GW: Am Standort herrscht eine gute Atmosphä re, ein guter Spirit. Positiv überrascht war ich vom SystemZentrum und vor allem vom Aus stellungsbereich. Dort sind die eigenen Produkte sehr gelungen mit den Arbeitszonen verwoben. Auch den liebevollen Erhalt des ersten Büro Bürohaus Nr. 1 von 1974 hauses empfinde ich als positiv. Andererseits ist das Gelände recht unübersichtlich. Es gibt kaum Orientierungsmöglichkeiten, keine übergeordnete Idee ist erkennbar. Der Umgang mit Grün ist zwar liebevoll und üppig, aber nicht wirklich durch dacht. Es gibt keine Sichtachsen. Insgesamt sieht man, dass das Ensemble mit der Zeit gewachsen ist. Dabei wurde zwar die Funktion des Ganzen, aber nur die Ästhetik der einzelnen Bestandteile im Auge behalten. bau|zeit: Was empfehlen Sie Teilnehmern an vergleichbaren Wettbewerben? ► 16 ARCHITEKTUR 17 „Das, was man mit so viel platziert wurde, ist eine klare Ansage an die Beleg schaft: Unser Kongressbereich ist kein Elfenbeinturm, sondern ein weiteres Element unserer Arbeitswelt. Der Neubau schreibt die Unternehmensgeschichte zukunftsfähig weiter. Mut angefangen hat, sollte bau|zeit: Was wird sich für die Mitarbeiterinnen und man jetzt mit dem gleichen Mitarbeiter, die in dem neuen Gebäude arbeiten, ändern? Mut fortführen.“ GW: Sie bekommen ein differenzierteres Angebot an Arbeitsbereichen. Das Büro der Zukunft wird mehr ein Ort des Treffens, der Kommunikation sein, denn die Kommunikation nimmt immer mehr Raum ein. Positiv sind kurze Wege: Der Neubau ist verwoben mit dem vorhandenen Gebäude und separiert sich nicht von dem Bestehenden. Trotzdem sorgt seine Lage für Ruhe und Ungestörtheit in allen Bereichen. bau|zeit: Welche Trends sehen Sie bei Büroimmobilien? GW: Nach meiner eigenen Erfahrung gibt es einen Trend GW: Ein Gebäude muss den Menschen Dipl.-Ing. Architekt BDA Gerhard Wittfeld, geschäftsführender Gesellschafter und Gründungsmitglied der kadawittfeldarchitektur GmbH 1968 geboren in Moers | 1989–1995 RWT – Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen | 1995 Diplom in Architektur RWTH Aachen, Auszeichnung Springorum-Denkmünze – Theater Rostock, Auszeichnung Hünnebeck-Thyssen-Stiftung – Theater Rostock | 1997–2004 Lehrauftrag an der RWTH Aachen, Architektur und Bautypologie | 1999 Partner Büro Kada + Wittfeld, Gründung des Büros kadawittfeldarchitektur | 2000 Mitglied BDA (Bund Deutscher Architekten), erweiterter Vorstand | 2001–2006 Wettbewerbsberater der Architektenkammer NRW | 2004–2007 Vertretungsprofessur an der Architekturfakultät der FH Bochum (Lehrstuhl für Gebäudelehre) | 2005 Mitglied des AKJAA (Arbeitskreis junger Architektinnen und Archtekten) | seit 2006 Architektenbeirat Stadt Aachen | 2006 Gestaltungsbeirat der Stadt Gummersbach | 2010 Gründungsmitglied aachen fenster – Raum für Bauen und Kultur und dem von ihnen gewünschten Zweck dienen. Es kommt aber auch auf die atmosphärische Qualität an. Wichtig ist es deshalb, sich intensiv mit dem Unternehmen, seinen Zielen und seiner Philosophie auseinanderzusetzen. Im Wettbewerb ist das deutlich erkenn bar: Alle Entwürfe, die es in die engere Auswahl geschafft haben, zeugen von dieser intensiven Beschäftigung mit GOLDBECK. Wichtig ist eine individu elle Handschrift der Architekten. Alles in unserer Gesellschaft wird stärker individualisiert – auch Gebäude! Bandbreite von Anbietern zu dem Wett bewerb einladen und diese Büros mit Sorgfalt aussuchen. Wenn ich nur die kleinen vertrauten Partner anspreche, mit denen ich ohnehin zusammenarbei te, dann kann ich den Wettbewerb auch gleich bleiben lassen. Darüber hinaus ist es wichtig, die richtigen, qualifizierten Juroren auszusuchen, um eine fachkun dige Jury zusammenzustellen. die Architekturwettbewerbe ausrichten wollen? GW: Zunächst einmal: Es ist gut, dass sich das Mittel „Wettbewerb“ immer weiter durchsetzt. Großunternehmen nutzen es schon lange, nun kommen mehr und mehr Mittelständler hinzu. Auch sie wollen sehen, in welchen Varianten sie ihre Zukunft gestalten können. Dafür ist es wichtig, externes Know-how zu holen, den Prozess mo derieren zu lassen, andere neutral und unvoreingenommen auf das Thema zu gehen zu lassen. Man sollte eine große bau|zeit: In welchem Verhältnis stehen für Sie das Bauen im System und die architektonische Qualität? bau|zeit: Was zeichnet aus Ihrer Pers GW: Bauen ist immer systemimmanent, denn die dazu pektive den Gewinnerentwurf beson ders aus? verwendeten Produkte sind genormt. Dass aber ein Ziegel immer viereckig ist, bedeutet nicht, dass auch jedes Gebäude viereckig sein muss. Je intelligenter ein System ist, desto mehr Kreativität ermöglicht es – bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit. Beispiel 3-D-Druck: Auch ihm liegt ein System zugrunde. Trotz dem erreicht man mit ihm Strukturen in industrieller Präzision, die zuvor nicht realisierbar waren. GW: Vor allem strahlt er Selbstbewusst bau|zeit: Was raten Sie Unternehmen, zu informellen Arbeitszonen. Die funktionieren aber nur bei gleichzeitigem Angebot von Rückzugsorten. Die Arbeitswelt wird also variantenreicher und bekommt mehr Freiraumqualität. Ich nenne das ‚Möglichkeits räume‘. Konzentration und Entspannung gehören zusammen – das sollten Gebäude spiegeln. Einen weiteren Trend sehe ich in Bezug auf die Raumhöhe: Auch in Bürogebäuden wird die Deckenhöhe zuneh men. Bei entsprechenden Fenstern gelangt so mehr Tageslicht in die Büros. Ein anderes großes Thema ist die Verbesserung der Akustik. sein aus und sagt deutlich: „Ich bin neu!“ Er gibt GOLDBECK ein Gesicht zur Straßenseite, wo demnächst durch den Neubau einer Umgehungsstraße ein Großteil des Verkehrs vorbeigelenkt wird. Hier schließt er das Vorhandene ab, harmonisch, aber trotzdem eigen ständig und mit individueller Fassade. Weil er die Orthogonalität verlässt, nutzt er den vorhandenen Raum optimal aus. Dabei vereint er unterschiedliche Qua litäten: Open Space, den indirekten Bezug zur Natur, die Verzahnung mit dem Außenraum, Innenhof, Atrium und Kongressbereich. Dass dieser nicht se parat und tempelartig auf dem Gelände bau|zeit: Welchen Rat geben Sie GOLDBECK nach Abschluss des Wettbewerbs? GW: Das, was man mit so viel Mut angefangen hat, sollte man jetzt mit dem gleichen Mut fortführen. Der Bauherr muss sich nach einem solchen Wettbewerb emanzipieren. Wichtig ist, dass die Entscheidung für einen Entwurf von allen mitgetragen wurde. Nur so klappt die Umsetzung. ■ Regionale Architektentage gibt es bei GOLDBECK schon lange. Sie dienen dem fachlichen Austausch und dem Netzwerken unter Kollegen. Jetzt fand der erste überregionale Architekturtag statt. Er bestärkte: Architek tur ist eine unserer wichtigs ten Kompetenzen. D as vielleicht spannends te Thema des Treffens: Die Ergebnisse des Ar chitekturwettbewerbs. Zeichnungen und Model le wurden ausgestellt und lebhaft disku tiert, der Siegerentwurf kritisch betrachtet und für gut befunden. Wenn so viele Ar chitektinnen und Architekten zusammen kommen, wird sich fachlich ausgetauscht und auseinandergesetzt. „Genau dafür ist unser Architekturtag gedacht“, sagt Orga nisatorin Melanie Sieker. Im Mittelpunkt stand der Kunde. „Wir haben unseren Kolleginnen und Kollegen einige zentrale Fragen gestellt und diese mit interessan ten Vorträgen verknüpft.“ Kunden wün schen architekturbezogenes Fach-Knowhow – wie also binden wir Architekten stärker in den Kundenkontakt ein? Wie können wir durch starke Entwürfe Emo tionen wecken? Wie können wir unseren Kunden unsere besonderen Kompetenzen stärker verdeutlichen? Schirmherrin Ilka Goldbeck: „In den vergangenen Jahren ist das Thema ,Architektur‘ in unserem Unternehmen immer wichtiger gewor den. Auf dem Architekturtag waren aber nicht nur Architekten, sondern auch viele Niederlassungsleiter anwesend. Beide konnten neue Impulse für ihre Niederlas sung mitnehmen. Unser Ziel ist es, unsere Kompetenzen im Architekturbereich im mer weiter auszubauen.“ 18 BAUEN 19 NEU LAND AN DER HAFENKANTE Mit dem Bau des ersten Lagerparkhauses haben die GOLDBECK-Parkhausspe zialisten neue Pfade beschritten. Das Parkregal am Auto-Um schlagplatz Bremerhaven be sticht durch seine Kapazität, smarte Lösungen – und kurze Wege. ► 20 BAUEN 21 Ansicht Süd Stellplätze 7.050 Dimensionen 235 Meter lang, 105 Meter breit, Ü berseehafen Bremerha ven. Im riesigen Con tainer-Terminal wird die Ladung von Con tainer- und Kühlschiffen gelöscht, nebenan bugsieren Errich terschiffe gigantische Windradfunda mente und Rotorenblätter auf Frachter. Mächtige Kreuzfahrtschiffe schieben sich langsam an Auto-Carriern vorbei, den auf Fahrzeuge spezialisierten Trans portschiffen. Bremerhaven ist nicht zuletzt einer der bedeutendsten Au to-Umschlagplätze der Welt – und der Ort, an dem GOLDBECK sein erstes Lagerparkhaus errichtet hat. 78,3 Milli onen Tonnen Seegüter wurden 2014 in Europas viertgrößtem Universalhafen, der Hafengruppe Bremen / Bremerha ven, umgeschlagen. In Bremerhaven werden seit 2011 jährlich konstant mehr als zwei Millionen Fahrzeuge umgeschlagen. Die Kais, an denen bis zu 15 Auto-Carrier anlegen können, sind länger als drei Kilometer. 2014 wurden 1.783.830 Fahrzeuge europäi scher Hersteller exportiert, die meisten nach Nahost, Ostasien und in die USA. 485.682 Fahrzeuge wurden importiert, zumeist aus Japan, Korea und den Über see-Werken deutscher Autobauer. Umwege kosten Geld 120.000 Pkw-Stellplätze gibt es hier, auf Europas wichtigster Fahrzeugdreh scheibe. Der Pkw-Umschlag im großen Stil verlangt hoch professionelle Logis tik auf Wasser, Schiene und Asphalt. Wege müssen so kurz wie möglich sein, Umwege und Verzögerungen sind die natürlichen Feinde der Logistikprofis. Beim Laden und Löschen tickt die Uhr. Liegt ein Frachtschiff länger als nötig 144.000 Quadratmeter Fläche auf am Kai, kostet das viel Geld. Diese Rah menbedingungen spiegeln sich in der Infrastruktur. Landläufig gilt ein Regal als offenes Aufbewahrungssystem, das so bestückt ist, dass man daraus schnell den gera de benötigten Gegenstand hervorholen kann. Folgerichtig nennen Logistiker die Parkhäuser, in denen die Autos an den Umschlagplätzen zwischengelagert werden, auch Parkregale. Um als Durch gangsstation im logistischen Räderwerk zu fungieren, müssen sie auf kürzestem Weg und verzögerungsfrei beparkt wer den können. So wie das neue Lager parkhaus. Nur die Gleise, auf denen die Autozüge anrollen, trennen das Anfang November 2015 in Betrieb gegangene Parkregal von der Hafenkante und den Liegeplätzen der Transportschiffe. Nur eineinhalb Jahre zuvor hatte das Projekt seinen Anfang genommen. Im Juni 2014 hatte GOLDBECK sich an der Ausschreibung durch die Bremer BLG LOGISTICS GROUP, das größte deutsche Automobil-Umschlagsunter nehmen, beteiligt. Schon länger hatten die Spezialisten den Markteintritt in dieses Segment vorbereitet. Kai Becker, Niederlassungsleiter in Bremen, Heiko Frey, Leiter Planungsteam Parkhäuser, und Markus Mühlhaus, Produktma nager Parkhäuser, stellten ein Team zusammen, das sich gemeinsam auf das Neuland „Lagerparkhausbau“ wagte. Es sollte eine erfolgreiche Expedition werden. Das Konzept entkräftet die Vorbehalte „Ab September standen wir im Aus tausch mit dem Kunden. Wir mussten zunächst Vertrauen aufbauen“, verrät Markus Mühlhaus. Anfangs gab es Vor behalte gegen die Stahlverbundbauwei se. Schließlich waren die bisherigen sieben Lagerparkhäuser in Bremerhaven allesamt massive Betonkonstruktionen. Doch das Team erfasste schnell die Bedürfnisse des Kunden und leistete Überzeugungsarbeit. „Wir haben alles auf den Zweck des Gebäudes herunter gebrochen“, sagt Heiko Frey. Bewirt schaftung, Schranken und Einzelplatz erfassung entfielen. Oberste Prämisse war, möglichst viel Parkraum zu schaffen. Anders als in Standard-Parkhäusern werden die Autos in Parkregalen so eng wie mög lich und hintereinander geparkt. „Also haben wir unser Tragwerk und damit die Parkrichtung gedreht“, erklärt Kai Becker. Ein Geniestreich, der das be währte Parkhauskonzept des Bielefel der Unternehmens auch für den neuen Zweck kompatibel machte. „Wir haben außerdem konsequent darauf geschaut, wo sich für den Kunden Kosten ein sparen lassen“, ergänzt Becker. Zudem wurden smarte Lösungen vorgesehen, die zum kostengünstigen Betrieb beitra gen – etwa Tageslichtsensoren, die die Beleuchtung je nach Einstrahlung von natürlichem Licht dimmen. Konzept und Gesamtpaket überzeugten. Kurz vor Weihnachten 2014 erteilte BLG den Bauauftrag. sechs Ebenen Tiefbau Auf 700 jeweils etwa 20 Meter langen Rammpfählen, für die alleine 1.500 Kubikmeter Beton verarbeitet wurden, gründet das Gebäude. Ansicht West Superlativ in Beton und Stahl Schon im Januar 2015 machten sich die Parkhaus-Spezialisten an die Arbeit. „Ein Vollgeschoss-Parkhaus mit außen liegenden Rampen und stützenfreiem Parkraum für 7.050 Stellplätze“, cha rakterisiert Heiko Frey das imposante Bauwerk, das nun im Nordhafen ent stand. „Umgerechnet auf ein Parkhaus mit normaler Aufteilung wären das 5.500 Stellplätze. Damit ist es eines der größten Parkhäuser Deutschlands.“ Die nackten Zahlen unterstreichen dessen Dimensionen: 235 Meter lang, 105 Me ter breit, 144.000 Quadratmeter Fläche auf sechs Ebenen. Während die Mitar beiter in den Werken in Bielefeld und Kutná Hora (Tschechien) in kürzester Zeit die Systemteile produzierten, wur de in Bremerhaven beim Tiefbau der Boden bereitet. Auf 700 jeweils etwa 20 Meter langen Rammpfählen, für die alleine 1.500 Kubikmeter Beton verar beitet wurden, gründet das Gebäude. Schneller am Ziel als geplant „Deckenplatten und Stahlträger wur den geliefert, während der Betrieb auf dem Umschlagplatz normal weiterlief. Das war eine echte logistische He rausforderung“, sagt Kai Becker. 6.200 Deckenplatten wurden verbaut, dazu 3.500 Tonnen Stahl für Schweißträger, Stützen und Brüstungsgitter. Alle Räd chen griffen perfekt ineinander; das Gebäude wuchs innerhalb kürzester Zeit in den Himmel. Den Spezialisten gelang, was bei vergleichbar ambitio nierten Bauvorhaben als Wunschtraum gilt: Sie wurden sechs Wochen vor der geplanten Übergabe fertig. Der Kunde ist mit seiner Entschei dung zufrieden; das Projekt hat für einiges Aufsehen gesorgt. Nicht zu letzt, weil es mit dem neuen Parkre gal nun mehr als 50.000 überdachte Pkw-Stellplätze in Bremerhaven gibt. Vieles spricht dafür, dass der neu ein geschlagene Weg nun häufiger beschrit ten wird – und GOLDBECK-Parkregale bald zum gewohnten Bild an FahrzeugUmschlagplätzen zählen. ■ „Ein VollgeschossParkhaus mit außen liegenden Rampen und stüt zenfreiem Park raum für 7.050 Stellplätze (...) Damit ist es eines der größten Park häuser Deutsch lands.“ 22 GESELLSCHAFT 23 VOM FINDEN UND FO RSCHEN Seit einem halben Jahr gibt es an der Universität Bielefeld den Lehrstuhl „Führung von Familien unternehmen“. Finanziert wird er von zehn Familienunternehmen und Stiftern, an der Spitze steht Dr. Christina Hoon als Stiftungsprofessorin. Es ist der Weg von einer ambitionierten Idee zu einer besonderen Kooperation. O Prof. Dr. Christina Hoon (Jahrgang 1972, verheiratet, zwei Kinder) stammt aus einer Unternehmerfamilie. Die gelernte Industriekauffrau studierte Wirtschaftswissenschaften an der Leibniz Universität Hannover, wo sie 2003 ihre Promotion abschloss und als Habilitandin am Institut für Personal und Arbeit forschte und lehrte. Seit Herbst 2015 ist sie Professorin am Stiftungslehrstuhl „Führung von Familienunternehmen“ an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld. stwestfalen ist die Region der Fami lienunternehmen. Hier sind neben bekannten Namen viele „Hidden Champions“ zu Hause. Warum nicht genau hier einen Lehrstuhl für die Führung von Familienunternehmen auf bauen? Diese Idee hatte Ortwin Goldbeck, als er in seiner Funktion als Präsident der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld über 100 Firmen in der Region besuchte und dabei die Vielfalt der unternehmerischen Aktivitäten und das breite wirtschaftliche wie gesellschaftliche Engagement kennenlernte. Schnell gewann er Prof. Dr. Fred G. Becker von der Wirtschaftswis senschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld als Mitstreiter. Gemeinsam überzeugten sie zehn regionale Unternehmen, vier Institutionen sowie weitere Unterstifter, den Lehrstuhl „Führung von Familienunternehmen“ für zehn Jahre mit mehr als 2,5 Millionen Euro zu finanzieren. Im Herbst 2015 ging der Lehrstuhl an den Start, heute spricht Stiftungsprofessorin Dr. Christina Hoon über die Bedeutung und über Herausforderungen und Ziele dieser deutschlandweit einmaligen Kooperation: bau|zeit: Frau Hoon, dieses ist der erste öffentli che Lehrstuhl in Deutschland, der sich mit der „Führung von Familienunternehmen“ beschäftigt. Warum ist dieser Lehrstuhl wichtig? Christina Hoon: Der Mittelstand ist der Motor unserer Wirtschaft. 91 Prozent aller Wirtschafts unternehmen sind Familienunternehmen. Mehr als 50 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in familienkontrollierten Unternehmen. Trotz dieser Wirtschaftsmacht gibt es zu Familienunterneh men kaum Studien. Doch Familienunternehmen brauchen wissenschaftlich belegbare Argumente, um ihre Bedeutung für die Wirtschaft und Ge sellschaft in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Sie brauchen wissenschaftliche Untersuchungen, um ihr unternehmerisches Handeln zukunftsorientiert ausrichten zu können. Und sie brauchen Mitarbei ter, die auf die speziellen Herausforderungen von Familienunternehmen vorbereitet sind. ► 24 GESELLSCHAFT 25 „Lange Zeit wurden nur die großen Konzerne als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Mittlerweile erkennen die Studierenden zunehmend, dass das Arbeiten in mittelständischen Familienunternehmen mit vielen Vorteilen verbunden ist.“ bau|zeit: Wie genau sehen diese Herausforderun CH: Dem Lehrstuhl angegliedert ist das Institut gen von Familienunternehmen aus? für Familienunternehmen (iFUn). Dies ist die „Tanzfläche“, auf der sich Theorie und Praxis begegnen. Hier geben wir unser Wissen aus For schung und Lehre weiter. Hier können wir mit den Unternehmen Fragestellungen bearbeiten, die den Ausgangspunkt für Forschungsprojekte bilden. In diesem Miteinander ist auch die Idee zum aktuellen Forschungsprojekt „Shared Lea dership“ entstanden. Dabei geht es um die Frage, wie gemischte Führungsteams in Familienunter nehmen funktionieren. CH: Ich sehe drei zentrale Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen. Da ist zum einen die Professionalisierung des Managements, um die Chancen der Digitalisie rung und Technologisierung nutzen zu können. Die zweite Herausforderung betrifft die Nachfol geplanung. Hier besitzen gemischte Teams aus Familien- und Nicht-Familienmitgliedern großes Potenzial. Drittens gilt es die Handlungsfähigkeit von Familienunternehmen sicherzustellen. Fami lienstiftungen, aber auch Familienverfassungen oder ein Familienrat können Konfliktpotenziale mindern und die sogenannte „Familiness“ stärken. bau|zeit: Ein Blick in die Zukunft. Was sind Ihre Ziele? CH: Nachdem am Stiftungslehrstuhl die Lehrveran bau|zeit: Was macht Familienunternehmen für Jungakademiker attraktiv? CH: Lange Zeit wurden nur die großen Konzerne als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Mitt lerweile erkennen die Studierenden zunehmend, dass das Arbeiten in mittelständischen Familien unternehmen mit vielen Vorteilen verbunden ist. Hier sind vor allem die große Identifikationskraft, das von Werten geprägte Miteinander und das Angebot attraktiver Karrierewege zu nennen. bau|zeit: Die Stiftungsprofessur ist eine in Deutsch land einmalige Kooperation. Was reizt sie daran? staltungen aufgebaut sind, freue ich mich, mit der Forschung durchzustarten. Mit Forschungsergeb nissen zum Projekt „Shared Leadership“ rechne ich im Herbst dieses Jahres. Langfristig möchte ich in Bielefeld einen Kompetenz-Pool aufbauen und dazu beizutragen, dass Familienunternehmen endlich zu einem wissenschaftlich beschriebenen Blatt werden. Wir sind da auf einem sehr guten Weg. ■ Die Stifter Beckhoff Automation GmbH, Goldbeck Stiftung, HARTINGGruppe, Hettich Holding GmbH & Co. oHG, HORSTMANNGROUP, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu CH: Es ist diese besondere Verbindung von Theorie Bielefeld, nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG, Herbert und Praxis, die Möglichkeit, im direkten Kontakt zur Wirtschaft zu forschen und zu lehren. Hier haben sich Unternehmen zusammengeschlossen, um gemeinsam etwas Großes zu schaffen. Kannegiesser GmbH, Melitta Bentz GmbH & Co. KG, Stiftung bau|zeit: Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Stiftern ganz konkret aus? Ohne sie läuft nichts Familienunternehmen, Stiftung der Sparkasse Bielefeld, Schüco International KG, HBL Dr. Stückmann und Partner mbB, Universitätsgesellschaft Bielefeld sowie weitere Unterstifter Die deutsche Zulieferindustrie ist ein „Hidden Champion“ – bis zu 80 Prozent des komplexesten Konsumguts stammt von mehrheitlich mittelständischen Unternehmen. ► 26 MÄRKTE 27 Der schnellste und luxuriöseste Seriensportwagen der Welt: Den Bugatti Chiron gibt es nur 500 Mal. Aber immer ist ein Mitec-Bauteil an Bord. N och heute erinnert sich Dr. Mi chael Militzer an diesen Anruf: Im Jahr 2004 war es, da klingelte das Telefon beim Chef der MITEC Au tomotive AG in Thüringen. Jemand vom VW-Konzern war dran: Es gebe Probleme bei einer Fahrzeugentwicklung, man suche dringend nach handfesten Lösungen. „Wie viele Einheiten wollt ihr denn überhaupt bauen?“, fragte Militzer arglos zurück. Die lakonische Antwort: „250.“ Ja gut, aber wie viele genau? Pro Tag? Pro Woche? „250 Stück insgesamt“, gab der Anrufer aus Wolfsburg zurück. Militzer lacht noch heute – in einer Branche, die in 10.000er-Chargen rechnet, muss eine derartige Anfrage wie ein Aprilscherz klingen. Und so habe er auch reagiert: „Wenn es wirklich nur 250 sind, kriegt ihr die Lösung geschenkt.“ Zulieferer bleiben zumeist im Dunkeln Am Ende wurden es 450: Im seinerzeit schnells ten Seriensportwagen der Welt, dem legendären Bugatti Veyron, übernimmt ein spezialverzahnter Triebsatz, ein knapp ein Kilogramm schwerer Bau satz von Mitec in Eisenach, die Sisyphusarbeit der Kraftübertragung zur Hinterachse. Der unsichtbare Radsatz im Achsgetriebe macht es erst möglich, den zwei Tonnen schweren Koloss auf eine End geschwindigkeit von 407 Stundenkilometer zu katapultieren. Wie viel die Mitec AG mit dem historischen Spezialauftrag am Ende verdiente, bleibt Militzers Geheimnis – doch zweifellos kam es die VW-Toch ter Bugatti vergleichsweise günstig: Hauptsache, eine Lösung war gefunden. „Die kriegten das unglaubliche Drehmoment der Maschine einfach nicht auf die Straße.“ Kein Wunder bei 1.200 PS aus acht Litern Hubraum. Die Mitec AG schaffte es. Ein mittelständischer Zulieferer aus Eisenach griff dem Riesen ohne viel Aufhebens unter die Arme. Und der Kunde war zufrieden. Nur folge richtig, dass auch der neue Bugatti Chiron seine nunmehr 1.500 PS mithilfe eines Mitec-Erzeug nisses voll in Richtung Asphalt entfalten kann. Das sündhaft teure Millionärsspielzeug war im März 2016 auf dem Genfer Automobil-Salon der unumstrittene Star der Show. Jeder sah das leuch tende Bugatti-Logo, das in Überlebensgröße den Messestand zierte – die Arbeit von Mitec und Hunderter weiterer Zulieferer blieb im Dunkeln. Das war schon immer so. Rundreise quer durch die Wirtschaft Es ist eine buntscheckige Branche: Wer sich die Zulieferer der Automobilindustrie vor Augen ruft, unternimmt eine Rundreise quer durch die deutsche Wirtschaft. Sie verdeutlicht, was in so einem Auto alles drinsteckt: von der Maschine über viele elektrische und fast unzählige elek tronische Komponenten, Kabel und Halter, Sitze und Verkleidung, Lacke und Reifen, Konsolen und Knöpfe. Bis zu 3.500 Unternehmen, so wird geschätzt, arbeiten derzeit in Deutschland als Teil der Zulie ferindustrie der Autohersteller – „Hidden Cham pions“ der deutschen Wirtschaft. Insgesamt liegt die Zahl ihrer Beschäftigten bei über 850.000. Das beschränkt sich nicht auf namhafte Giganten wie Bosch, Continental oder Scheffler – die Mehrheit der Arbeit wird von mittelständischen und klei nen Firmen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern geleistet. Der Jobmotor der Branche besteht aus Pri vatunternehmen, in denen der Chef die Aufträge hereinholt und die meisten Angestellten noch mit Namen kennt. Unbekannte Spezialisten, de ren Beharrlichkeit und Zuverlässigkeit das große Ganze, das glänzend im Autohaus die Blicke auf sich zieht, erst möglich macht. Aushelfen, wenn schnelle Lösungen gefragt sind „Unser Produkt sieht man so nie“, sagt Barbara Messow, Assistentin der Geschäftsführung bei der Ahlberg Metalltechnik GmbH, einem Auto mobilzulieferer im Süden von Berlin. Sie holt ein schwarzes Blech aus einer Vitrine: ein sehr flacher Behälter in schlichtem Schwarz, etwas größer als eine Tafel Schokolade, in Rechteckform mit kreuzförmigen Sicken – eine Getriebeölwanne. Von diesem unscheinbaren Stück Metall werden bei Ahlberg 100.000 Einheiten pro Jahr gefertigt. 143 Mitarbeiter aus vier Teilunternehmen arbeiten erst seit Kurzem an dem gemeinsamen Standort – von GOLDBECK stammt die neue, 8.000 Quadrat meter große Halle. Firmenchef Mario Ahlberg betrachtet sein Pro dukt völlig frei von Leidenschaft: „Wenn die Marge stimmt, interessiert mich eine Unterlegscheibe mehr als eine Ölwanne.“ Warum produziert er dann Teile für die Autoindustrie und nicht zum Beispiel Brühwürfel? „Die Verlässlichkeit der Branche ist genial.“ Ahlberg hat im Kleinen bereits das vollzogen, was vielen in der Branche noch bevorsteht: Er hat mehrere kleine Unternehmen, deren Besitzer keine Nachfolger fanden, gekauft – und verschmolzen. ► Blick in die Produktion bei Mitec. 28 MÄRKTE „Ich wollte immer Unternehmer werden – aber ich kann eben kein rosa Wasser erfinden oder Kaffee tassen mit drei Henkeln, ich bin Kaufmann!“ Drei Tage im Monate verbringt Ahlberg durchschnitt lich bei Kunden, Aufträge organisieren. „Geschäfte machen Menschen, daran wird sich nichts än dern.“ Das Unternehmen habe sich einen guten Ruf erarbeitet – wenn bei einem Kunden etwas in der Konstruktion nicht ideal passt, wenn schnell eine Lösung hermuss, hier wird ihm kurzfristig geholfen. 60 Prozent der Produktion von Ahlberg gehen an Autohersteller, ein alter Kunde ist die Daimler AG. Die Ölwannen werden sogar nach China verfrachtet. Kleine spezialisierte Helfer wie Ahlberg, die für drängende Probleme in wenigen Tagen pas sable Lösungen improvisieren, gibt es viele. Ihre geringe Größe erlaubt es ihnen, agil und flexibel zu agieren. Andere wie die Mitec AG sind in die Entwicklungsprozesse der Autobauer eingebunden und machen sich durch innovative Produkte un entbehrlich. Ihnen allen spielt in die Hände, dass die Fertigungstiefe beim Autohersteller traditionell gering ist: „Rund 80 Prozent der Teile eines Au tos stammen von Zulieferern“, bestätigt Michael Militzer, Gründer der thüringischen Mitec AG. Militzer ist zwar in Hessen aufgewachsen, doch in Steinbach-Hallenberg / Thüringen geboren. Nach der Wende kehrte er zurück nach Thürin gen und entwickelte das Unternehmen aus dem ehemaligen Automobilwerk Wartburg. Mit einem VW-Vertrag in der Tasche ging es los, später waren das Engineering und die Fertigung von Ausgleichs wellen für Motoren Ursache für den betrieblichen Aufschwung. Inzwischen liefert die Mitec AG in alle Welt, produziert in eigenen Werken in China und den USA. Neben großen deutschen Mar ken sind mittlerweile auch General Motors, Ford und die chinesische Marke Great Wall Kunden. Gerade ist ein neues Werk außerhalb Eisenachs entstanden, der vierte Standort in Thüringen – von GOLDBECK stammt die Fertigungshalle. 29 „Ich sage immer: Wir brauchen mehr Spinner!“ Vom Lohnfertiger zum Entwicklungsspezialisten Der Unternehmensverbund mit knapp 1.100 Mit arbeitern, davon 800 in Thüringen, und etwa 190 Millionen Euro Umsatz ist ein Beispiel für den Wandel der Zulieferindustrie: von einem Lohnfertiger, der Getriebe für das T2-Getriebe baute, weil Volkswagen die Produktion im eige nen Hause nicht mehr rentabel schien, zum hoch technisierten Entwicklungsspezialisten, der eng in den Innovationsprozess der Hersteller einge bunden ist und viele ihrer Probleme schon im Vorfeld löst. Dafür hat die Mitec AG eine eigene Entwicklungsabteilung mit 40 Ingenieuren und Prozessentwicklern. Militzer: „Und das ist eigentlich nicht genug. – Ich sage immer: Wir brauchen mehr Spinner!“ Denn auch im Zeitalter von CAD, Internet und TQM liegt Innovation heute wie vor 50 Jahren im Tüfteln. Die Mitec AG ist groß geworden durch sogenannte Ausgleichsgetriebe – komplexe Ge füge von Wellen und Zahnrädern, die mit bis zu 14.000 Umdrehungen / Min. im Motor rotieren und die resultierenden Vibrationen in Motorblock durch Gegenschwingungen kompensieren und eine Schwingungsreduzierung im kompletten Fahrzeug bewirken. Millionen hat das Unternehmen inzwischen davon produziert, das Rückgrat des Unternehmens leistet heute in unzähligen Pkw unsichtbare Diens te. „Vorher hat jeder in der Branche gesagt, das funktioniert nicht“, sagt der Firmengründer. Eine Innovation, nach der keiner gefragt hatte – aber sie setzte sich schlussendlich durch. „Erfolg ist, wenn das Talent der Mitarbeiter auf eine Chance trifft“, sagt Militzer dazu. Chancen gebe es im mer wieder, denn „ein guter Ingenieur muss das Gegenteil dessen, was er sieht, für richtig halten. Und auch mit dem Scheitern rechnen.“ Zulieferer sind unternehmergeführt Auch das ist ein Merkmal der Zulieferindustrie: Das Risiko trägt hier der Unternehmer – und das ist nicht nur bei der Mitec AG zumeist ein Mensch, der mit Haut und Haaren für das Gelingen seiner Unternehmung einsteht. Militzer: „Was ist Mittel stand? Wir tragen das volle Risiko. Ich kenne tolle Manager, aber die tragen nicht das Risiko – sie können allenfalls ihren Job verlieren.“ Und das Risiko hat zugenommen: Globalisierung, Innova tionsdruck, Marktverlagerung – das sind Faktoren, die für die Branche große Herausforderungen bedeuten. Dabei sind die Startbedingungen an sich hervorragend: „Die letzten fünf bis sechs Jahre waren die besten der Automobilgeschichte“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. In einer Studie hat er kürzlich die Branche unter die Lupe genommen. Sein Fazit: Insbesondere die deutsche Autowirtschaft hat von einem globalen Wachstum, einem wahren Hunger nach Autos profitiert. Seit 2000 ist die Fahrzeugproduktion weltweit um nahezu 50 Prozent gewachsen – und ein Ende ist bisher nicht abzusehen. Globalisierung führt allerdings auch zu Kos tendruck: Auf vielen Märkten sehen sich Her steller und damit auch Zulieferer mit verlockend günstigen Wettbewerbern konfrontiert. „Klar, wir verlieren auch schon mal einen Auftrag an billige Konkurrenten“, heißt es bei Ahlberg in Berlin – doch mitunter komme der Einkäufer schon nach kurzer Zeit von dem Dumping-Produzenten zu rück, wenn die Fertigungsqualität dann doch nicht den gewünschten Standards entsprach. Von Modellvielfalt profitieren Zulieferer Der wachsende Konkurrenzkampf hat auch dazu geführt, dass immer mehr Fahrzeug-Varianten produziert werden, um auch die letzte Nische zu besetzen. Audi zum Beispiel hatte Anfang der 1980er-Jahre nur fünf Modelle im Katalog – in zwischen sind es 50. Viele Zulieferer profitierten von dieser Vielfalt. Zugleich ächzen sie unter dem hohen Tempo: Wurde die erste Mercedes E-Klasse, die Baureihe W124, noch volle 13 Jahre (1984 – 1997) gebaut, vergeht heute weniger als die Hälfte der Zeit bis zu einem Modellwechsel. Die Branche steuert inzwischen auf Entwicklungszyk len von drei Jahren zu – Zulieferer müssen extrem kurzfristige Aufträge bedienen. Hinzu kommt: Das Gros des Wachstums fin det nicht mehr in Europa statt. Während hier die Produktion sogar geringfügig zurückgeht, boomt die Nachfrage und die lokale Produktion vor allem in Schwellenländern wie China und Indien, aber auch in Russland, Teilen Afrikas und Südamerikas. Darauf reagieren viele Hersteller durch Verla gerung der Produktion. Zulieferer sehen sich mit der mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen Forderung konfrontiert, Auftraggebern nachzu folgen – für kleine Unternehmen nicht allein ein schwer zu kalkulierendes unternehmerisches Risiko, sondern auch ein kultureller Schock. Die Thüringer Mitec AG hat schon vor Jahren den Sprung über die Grenze gewagt: 2007 gründe te sie ein chinesisches Joint Venture mit dem Hongkonger Unternehmen Jebsen, 2010 wurde die erste Tochterfirma in den USA eröffnet, zwei Jahre später die zweite. In China habe man bereits nach einem Jahr den ersten Gewinn erwirtschaftet. Ahlberg Metalltechnik in Berlin steht dieser Schritt noch bevor: „Wir müssen da was tun.“ In Mexiko plant der Unternehmer den Aufbau einer Repräsentanz. Das Land am Berührungspunkt zwischen den USA und dem wachsenden Markt Südamerika ist für Unternehmer zurzeit ein Hot spot: Seine Beteiligung an mehreren Freihandels abkommen, seine Nachbarschaft zu den Vereinig ten Staaten und das niedrige Lohnniveau machen es zu einem denkbar attraktiven Standort. Einzig die hohe Kriminalitätsrate dort lässt Unternehmer wie Militzer und Ahlberg zögern. ► „Es kostet weniger, ein Kilo gramm Ware nach China zu schicken als eine Postkarte innerhalb Deutschlands.“ 30 MÄRKTE 31 Was unsere AutomotiveKunden alles bauen Stoßfänger „Erfolg ist, wenn das Talent der Mitarbeiter auf eine Chance trifft.“ 66 Bauherren aus der Automobilzulieferer- Branche haben bereits auf GOLDBECK Licht Kotflügel Vorderwagen Armaturen, Kunststoffteile, Innenspiegel Mittelkonsolen, Türverkleidungen Außenspiegel Sitzsysteme, Sitzschienen Fensterheber, EBS gesetzt. Fast ließe sich aus ihren Produkten ein vollständiges Auto zusammenbauen: Vom Fahrwerk über Tempo, Flexibilität, Vertrauen Karosserie und Motor bis zu Getriebe Eine Branche macht Tempo: „Bei Bauaufträgen aus und Innenraum sind alle Bereiche der Zulieferindustrie ist das Zeitfenster enorm klein“, abgedeckt. leiter in Thüringen. Nach seiner Beobachtung schla- Allerdings ist gerade für hoch qualifizierte Indus gen die immer kürzeren Auto-Entwicklungszyklen trien der Zwang zur Abwanderung in Billigmärkte voll auf die Planungsspielräume durch. Kiermeier nicht das Allheilmittel: „Je spezialisierter die kennt Fälle, in denen zwischen Erstkontakt und Mitarbeiter sind, die Sie benötigen, desto mehr Übergabe der Fertigungsanlagen weniger als zwölf müssen Sie dafür zum Beispiel auch in China Monate vergingen – die Planung habe aber zu einem zahlen“, sagt der Wissenschaftler Stefan Bratzel Zeitpunkt begonnen, als der Zulieferer nicht einmal vom CAM. Auch die Logistikkosten spielen für verbindlich wusste, ob ihm seine Teile abgenommen die Ansiedlung von Werken keine allzu große würden. Eine weitere Anforderung der Kunden an Rolle mehr: „Es kostet weniger, ein Kilogramm GOLDBECK: Hohe Flexibilität bei der Hallennutzung. Ware nach China zu schicken als eine Postkarte „Wir müssen bei der Planung auch gleich daran den- innerhalb Deutschlands“, sagt Michael Militzer ken, dass zwei Jahre später eventuell der gesam- von der Mitec AG. te Maschinenpark umgruppiert werden muss.“ Das Gravierender sehen die Experten die techno GOLDBECK-Prinzip der „integralen Planung“ – also logischen Herausforderungen, die der Branche der parallelen Erledigung sämtlicher Teilarbeiten bevorstehen: Connectivity – der Einzug des In beim Bau – habe sich hier besonders bewährt. Und ternets ins Auto – und Elektromobilität werden das würde von den Kunden auch erwartet. Im Ge- in Zukunft einen gewaltigen Wandel und hohen genzug werde der Spezialist an der langen Leine Anpassungsdruck bei Herstellern wie Zulieferern geführt: „Wenn ein mittelständischer Autozulieferer bewirken. Militzer: „Beim Elektroauto entfällt ein sich einmal festlegt mit dem Bauauftrag, ist die Be- Großteil der Mechanik.“ reitschaft, die Dinge aus der Hand zu geben, bei 100 Doch darf auch mit dem Potenzial der Zuliefe Prozent“, sagt Andreas Kiermeier. rer gerechnet werden: Die Mitec AG zum Beispiel Fast alle wesentlichen deutschen Automobilherstel- ging vor Kurzem mit dem thüringischen Start-up ler haben bereits auf GOLDBECK gesetzt, zum Bei- Möwe eine strategische Partnerschaft ein und hat spiel Audi, BMW, Mercedes-Benz, Opel, Porsche und erste Prototypen des innovativen Pedelec-Antriebs Volkswagen. Aktuell realisiert das Unternehmen für „Cyfly“ produziert, der wie bei Elektro-Fahrrä Bentley Motors Ltd. in Crewe (UK) ein 7.500 Quad- dern 30 Prozent Energie einsparen hilft. Jedoch ratmeter großes Bürogebäude, in dem das Bentley durch reine Mechanik, ohne Batterie. Ein kleiner Engineering Team Raum findet. brüten. Und ganz nebenbei den Einstieg in eine Wachstumsbranche: Der Fahrradmarkt boomt, da geht es um einiges mehr als nur um 250 Stück ... ■ elektr. Schließsysteme Fenstersysteme Tankaußenschalen Heckklappen Motorkühlung Turbolader Zylinderköpfe Kolbensysteme Kurbelwellen Massenausgleichssysteme Klimatisierung, Standheizung Ölwannen Lenkung Getriebe Brems-, Kupplungshydraulik Antriebssysteme Kraftstoff-, Ölleitungen Dieselpartikelfilter, Katalysatoren Bohr-, Fräs-, Drehteile Schritt nur, der aber den Zugang zu „Spinnern“ ermöglicht, die gewiss weitere geniale Ideen aus Türen Dachsysteme sagt Andreas Kiermeier, GOLDBECK-NiederlassungsHerausforderung durch Elektromobilität Karosserie, Stahlbleche Fahrwerksysteme Reifen 80% der Bestandteile eines Autos stammen von Zulieferern. Der kleinste Teil wird von den Autoherstellern selbst produziert. 32 GESELLSCHAFT 33 DAS ZAHNPASTAPRINZIP Christian Büscher, Joachim und Jan-Hendrik Goldbeck erlebten in Shanghai, was industriell genutzter 3-D-Druck schon heute möglich macht – und wo (noch) seine Grenzen liegen. ► E in neuer Markt wird ge boren“, schrieb die FAZ angesichts der explosi onsartig gestiegenen Zahl von 3-D-Druckverfahren. Mediziner drucken individuelle Or ganmodelle aus, um für bevorstehende Operationen zu üben. Sie experimentie ren mit dem Druck von Haut, Knochen und Knorpel und könnten damit in we nigen Jahren Patienten heilen, die heute nur unzureichend behandelt werden können. Die NASA hat einen Drucker auf die Internationale Raumstation ge bracht, um dort Gegenstände ausdru cken zu können, die sonst per Rakete hingeschickt werden müssten – das Grundmaterial für den Druck ist da, die jeweilige Druckanleitung wird einfach per Datenübermittlung geschickt. Die Möglichkeiten des 3-D-Drucks scheinen grenzenlos. Doch die wirklich erfolg reichen Verfahren dienen bisher nicht der Massenproduktion. Dafür ist die Methode (noch) zu langsam. „Wer 2.000 Aluminiumdosen in einer Stunde her stellt, braucht 3-D nicht“, sagt Kristian Arntz, Abteilungsleiter Lasermaterial bearbeitung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnologie in Aachen. GOLDBECK nutzt das 3-D-Druckverfah ren zurzeit für die Herstellung von Ge bäudemodellen, die dem Kunden sein geplantes Projekt vorab veranschauli chen. Das ist typisch für die zurzeit am häufigsten genutzten Verfahren: kleine Menge, höchste Individualität. Fortschritt made in China In China druckt Winsun Global, Lie ferant von Baustoffen und 3-D-Druck technologie, bereits seit Jahren drei dimensional mit Kunststoff, Gips und Beton. Als es dem Unternehmen gelang, Beton-Bauelemente für zehn Mini-Häuser innerhalb eines Tages aus zudrucken und zusammenzubauen, ging dies durch alle Medien. Grund genug für Christian Büscher, Joachim und Jan-Hendrik Goldbeck, sich das Verfahren vor Ort anzuschauen. Mit der Fragestellung: „Welche Bedeutung könnte 3-D-Druck für das GOLDBECKGeschäftsmodell haben?“ reisten die drei Geschäftsführer im November nach Shanghai. Weil Winsun ein Joint Ven ture mit der China Railway Construction Corporation Limited (CRCC) gründet – dem nach Umsatz zweitgrößten Ingeni eur- und Bauunternehmen der Welt –, trafen die drei dort nicht nur den CEO von Winsun, sondern zudem das Füh rungsteam von CRCC. Gemeinsam Leicht und effizient Der dreidimensionale Druck erfolgt nach dem Zahnpasta-Prinzip. Eine Düse spritzt Schicht für Schicht der Betonmasse aufeinander, bis das Bauteil fertig ist. Ein schnelles Aushärten der Masse sorgt für Stabilität. Die einzelnen Segmente sind etwa 50 Zentimeter breit. Sie werden nicht massiv gedruckt, son dern mit großen Lücken dazwischen, nach dem Prinzip von Hohlraumbau steinen. Das macht sie leicht und den Transport komfortabel. Das Verfahren ist höchst effizient: Kein bisschen Bau stoff geht dabei verloren. Zudem kön nen so Strukturen auf den Millimeter genau gedruckt werden. Doch die Methode hat auch Gren zen: Das bei Winsun verwendete Ma terial ist eine Mischung aus Zement, Glasfasern, Stahl, recycelten Baustel lenabfällen und speziellen Additiven. Für hoch belastete Anwendungen ist es nicht geeignet, denn unvollständige Verbindungen und Anisotropien (Vor zugsorientierungen) sorgen für schlech te Materialeigenschaften. „Unsere Be tonfertigteile werden aus höherwertigen und belastbareren Materialien herge stellt“, sagt Lukas Romanowski vom Team GOLDBECK New Technology. „Ein weiteres Problem ist die geringe Druckgeschwindigkeit.“ Zudem fehlen noch zerstörungsfreie Prüfverfahren und die bauaufsichtliche Zulassung, weil die Einhaltung bestehender Nor men geprüft und neue, dem Verfahren entsprechende Normen definiert wer den müssen. Es gilt also noch einige Herausforderungen zu meistern, bevor der 3-D-Druck mit Beton sinnvoll ein gesetzt werden kann. Dreidimensionales Erinnerungsfoto Früher ließen sich Feldherren und Fürsten in Stein meißeln – heute gibt’s das Mini-Denkmal für jedermann. In vielen Städten habe findige Unternehmer eine echte Marktlücke und einen tollen Einsatzzweck für den 3-D-Druck entdeckt: realistische Porträt-Figürchen aus dem Drucker. Ein schneller Körper-Scan – und ruck, zuck ist das kleinere Ich ge- Es bleibt spannend Dennoch ziehen die drei Geschäftsfüh rer ein positives Fazit ihrer Reise. Chris tian Büscher: „Die 3-D-Druck-Tech nologie ist in anderen Industrien auf dem schnellen Vormarsch. Eine ähn liche, wenn auch etwas zeitversetzte Entwicklung könnte es auch bei der Produktion von Bauelementen geben. GOLDBECK steht für das Bauen mit vorgefertigten Bauelementen. Es ist da her wichtig, dass wir die Entwicklung der 3-D-Druck-Technologie beobachten und regelmäßig prüfen, ob wir Einsatz möglichkeiten für eine Verbesserung unserer Produkte sehen. Die Reise hat uns einen guten Eindruck gegeben, wie in China an dieser Technologie gearbei tet wird und welche Fortschritte erzielt werden.“ ■ schaffen. Zehn bis 30 Zentimeter groß, farbecht und mit allen Details. Als Geschenk für die Liebsten, Erinnerung an besondere Momente oder auch als bleibendes Porträt des geliebten Haustiers. Pfiffig! www.figurenwerk.de Chinesisches Unternehmen druckt Betonfertigteile: GOLDBECK-Geschäftsführer besichtigten sie einige Projekte im Um feld von Shanghai. „Zuvor konnten wir eine Fabrik von Winsun besuchen“, so Christian Büscher. „Dort testet das Un ternehmen die Möglichkeit, Beton und Wandverkleidung in einem Arbeits prozess herzustellen.“ Zurzeit druckt das Unternehmen Wandelemente und verkleidet sie anschließend. Komplett per 3-D-Druck erstellt: Wandelement von Winsun Global, Shanghai 34 T I T E LT H E M A 35 WUNDER VON MENSCH ENHAND Berge versetzen? Das Meer bezwingen? Wasser bergauf fließen lassen? Das kann kein Mensch. Oder doch? Wenn wir sehen, was Bauingenieure tagtäglich vollbrin gen, welche Brücken sie schlagen und welche Verbin dungen sie schaffen, dann können wir nur staunend vor ihren Bauwerken stehen. Willkommen zu einer Reise durch die Wunderwelt der Ingenieurskunst. ► Panamakanal 1910 36 T I T E LT H E M A B eginnen wir diese Reise im Norden. Hier überbrückt eine beeindruckende Konstruktion den 16 Kilometer brei ten Öresund und verbindet so zwei Nachbarländer miteinander. Aus der Luft betrachtet sieht die Öresundbrücke zwischen der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und Malmö in Schweden aus wie eine Landebahn mitten im Meer. Auf der künstlichen Betoninsel Peberholm scheint die Fahrbahn einfach in der Ostsee zu versinken. In Wirklichkeit geht sie in einen Tunnel über, für den vorgefertigte Betonkästen auf den Meeresboden abgesenkt und miteinander ver bunden wurden. Grund dafür ist der Flugverkehr des nahegelegenen Kopenhagener Flughafens, der sonst gestört würde. Mit 7.845 Metern ist die Öresundbrücke die längste Schrägseilbrücke der Welt, die Straßen- und Bahnverkehr kombiniert – Autos oben, Züge unten. 37 Oben Bohrkopf „Sissi“ in Aktion. sieben Jahre zuvor die Hand reichten, wurde Ver kehrsgeschichte geschrieben. Heute kann „Sissis“ Bohrkopf in Luzern vor dem Eingangsportal des Verkehrshauses bewundert werden. Und am 1. Juni 2016 wird dann der mit 57 Kilometern längste und tiefste Eisenbahntunnel der Welt offiziell eröffnet. „Wenn man selbst Ideen entwickelt hat und sieht, wie sie dann umge setzt werden, dann ist das schon ein beglückendes Gefühl.“ Seine 66 Rollenmeißel arbeiteten sich durch das Gestein. Unten Die Öresundbrücke verbindet Schweden und Dänemark. Sie ist fast acht Kilometer lang. Die Perspektive des Ingenieurs Die faszinierenden Werke der Ingenieure 2.500 m zu Lande, zu Wasser und in der Luft – die 2.000 m 1.500 m hat auch Unternehmensgründer Ortwin lich als Weltbürger“, sagt er. Und noch viel Göschenen 1.000 m 500 m Basel 0m Goldbeck im Blick. „Das verfolge ich natür- Gotthard-Basistunnel Zürich Ceneri-Basistunnel Arth-Goldau Erstfeld mehr als Branchenkenner: Der 77-Jährige Airolo Biasca Zimmerberg-Basistunnel Lugano Bellinzona Chiasso Milano ist Ingenieur mit Leib und Seele. „Wenn man selbst Ideen entwickelt hat und sieht, wie sie dann umgesetzt werden, dann ist das schon ein beglückendes Gefühl.“ Aufgewachsen in einer Handwerkerfamilie, verschrieb er sich dem Handwerk und Steinbeißer Ingenieurskunst überwindet Meere. Doch auch Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, stellen kein Hindernis dar. In der Schweiz wurden in den vergangenen Jahren buchstäblich Berge versetzt. An dem Mammutprojekt „Neuer Gotthard-Tun nel“ arbeiteten zeitweise 2.400 Menschen. Der Gotthard-Basistunnel gräbt sich auf einer Länge von 57 Kilometern zwischen Erstfeld im Kanton Uri bis nach Bodio im Tessin durch den Fels. Für die beiden einspurigen Hauptröhren sowie für Sicherheits-, Belüftungs- und Querstollen wurden 28,2 Millionen Tonnen Stein herausgebro chen. Dieses Volumen entspricht der ägyptischen Cheopspyramide – mal fünf! Schon der alte Gott hard-Tunnel war ein Mythos, ein Symbol dafür, was von Menschenhand geschaffen werden kann. Der neue aber ist nicht nur 40 Meter länger, die Gleisstrecke ist auch viel tiefer, geradliniger, ebe nerdiger. „Sissi“ heißt die Tunnelbohrmaschine, die ihm den Weg bereitete. Am 15. Oktober 2010 um 14.17 Uhr schaffte sie den Durchschlag in der Oströhre des neuen Gotthard-Basistunnels. Als sich die Mineure erstmals seit dem Vortriebsbeginn Wasserstraße Einen neuen Weg, eine neue Verbindung schufen Ingenieure vor mehr als 100 Jahren in Mittelame rika. Der Panamakanal, der am 15. August 1914 eröffnet wurde, galt als das achte Weltwunder. Die künstliche Wasserstraße verbindet auf einer Länge von knapp 82 Kilometern Atlantik und Pazifik und erspart Schiffen damit einen Umweg von rund 15.000 Kilometern. Kap Hoorn, die bei Seefahrern berüchtigte südliche Spitze Südame rikas, verlor dank einer großartigen Ingenieur leistung seinen Schrecken. Etwa sechs Prozent des Welthandels werden heute durch den Kanal gefahren. Gigantische Schleusenbauwerke lassen Höhenunterschiede verschwinden. Im wilden Dschungel ist es so, als würde Wasser bergauf fließen. Auch heute noch wird am Panamakanal gebaut, um noch größeren Schiffen die Passage zu ermöglichen. Ab Mai dieses Jahres soll der Wass erweg für die sogennannte Post-Panamax-Klasse mit bis zu 14.000 Containern frei sein. ■ dem Konstruieren. „Die Überzeugung und Begeisterung ist ein Leben lang geblieben“, sagt der Senior-Chef der GOLDBECK-Gruppe. Im Zuge der Gründung der GOLDBECK Stahlbau GmbH 1969 wurde aus dem Ingenieur mit den vielen Ideen ein Unternehmer. Und aus dem Metallbauer ein Visionär, der industrielles Arbeiten im Bauwesen perfektionierte. „Ich befand mich immer im Spannungsfeld zwischen Ingenieur und Unternehmer“, sagt er rückblickend. Und nicht alles, was der Ingenieur sich ausgedacht hatte, konnte im Unternehmen sofort realisiert werden. „Es galt immer, Mittel und Wege zu finden, um die Ideen möglichst wirtschaftlich und gut umzusetzen.“ Ortwin Goldbeck hat die Verantwortung für das operative Geschäft vor neun Jahren abgegeben und kümmert sich nun vermehrt um technische Details. Der Ingenieur gewinnt wieder die Oberhand. 38 ARCHITEKTUR BIM ZUKUNFT IM BAU Österreich-Liebhaber denken bei dem Begriff „BIM“ an die wienerische Bezeichnung für die Straßenbahn. Tatsächlich handelt es sich bei den drei Großbuchstaben um eine Baumethode, die auf dem besten Wege ist, zum Standard zu werden. Hinter dem Building Information Modeling steckt die digitale Visualisierung eines Bauprojekts von der Planung bis zum Rückbau. ► G lobalisierung und Digi talisierung sind zweifel los die Prozesse, die uns heutzutage am meisten beschäftigen. Die Welt rückt immer enger zusammen, dadurch steigt die gegenseitige Verflechtung. Diese Entwicklung wird durch einen stetig wachsenden Technisierungsgrad ermöglicht. Arbeitsprozesse und Kom munikation finden zunehmend im di gitalen Raum statt. Die Wirtschaftswelt kann und darf vor solchen Modernisie rungsprozessen keinen Halt machen. Dass Innovationen ihre Zeit brau chen, zeigt das Building Information Modeling (BIM) in herausragender Wei se. 1992 kam der Begriff erstmalig auf, die Methode selbst fand zunächst in den Vereinigten Staaten Verbreitung. Laut einer diesjährigen europaweiten Umfra ge des Softwareanbieters Conject ist die Hälfte der britischen Immobilienunter nehmen vertraut im Umgang mit BIM, in Kontinentaleuropa liegen die Werte bei zehn bis 30 Prozent. Jeder Schritt eines Bauprojekts wird in einem digi talen Modell veranschaulicht und mit einer Fülle an Informationen verknüpft. Trotz vielfältiger Vorteile gibt es laut BIM-Leitfaden des Bundesbauministe riums immer noch Missverständnisse bezüglich der Wirkungsmöglichkeiten. Überzogene Erwartungen an die neue Methode sind einer der Hauptgründe für die mangelnde BIM-Implementie rung. BIM-Kenntnisse müssen demnach auf ein breiteres Fundament gestellt werden. Dies ist möglich, wenn BIM mittels Zertifizierung und Standardi sierung in Ausbildung und Praxis fest etabliert wird. Mehr als ein 3-D-Modell BIM erlaubt nicht nur die Erstellung eines digitalen Gebäudemodells. Das ist schon viel und schön anzusehen, aber BIM geht über die 3-D-Geomet rie hinaus noch zwei entscheidende Schritte weiter. Eine detaillierte Auf listung über Liefer- und Bauzeiten ist ein erster entscheidender Vorteil. Der zweite Mehrwert ergibt sich durch integrierte Kostenkalkulationen für Material, Transport und Personal. In der Planungsphase ist es somit mög lich, für jede Komponente eine exakte Kostenkalkulation aufzustellen, deren 39 Summe das Gesamtprojekt beziffert. Darüber hinaus ist BIM dynamisch: Es ist möglich, zu fest definierten Zeit punkten den jeweiligen Konstruktions fortschritt zu erkennen. Dazu bedarf es einer ständigen Informationspflege durch möglichst alle Projektbeteiligten. Der BIM-Leitfaden der Bundesregierung verlangt folgerichtig „ein kontinuierlich diszipliniertes und strukturiertes Arbei ten“ – ein Mehraufwand im Vergleich zur analogen Methode, der gleichwohl Früchte trägt. Hohe Anforderungen an die Projektparteien Wenn alle Vorgaben erfüllt werden, sieht das ideale BIM-Szenario so aus: Alle Projektbeteiligten von Bauherren über Planer bis hin zum ausführenden Bauunternehmen speisen fristgerecht ihre Informationen ein und haben über ein identisches Modell Zugriff auf dieselben Daten. Das Resultat ist ein Höchstmaß an finanzieller und zeit licher Effizienz, zu jedem Zeitpunkt besteht eine vollständige Kontrolle seitens aller ausführenden Parteien. Die Vorgaben des zu Beginn geschlos senen Vertrags finden ihre konsequente Verwirklichung in der bezugsfertigen Immobilie. Diese Situation ist zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch Utopie. Noch gehören papierne Baupläne nicht der Vergangenheit an. Ebenso gilt es, die Fülle an Zulieferern und die Vielfalt der auf dem Markt angebotenen Softwares zu bedenken. Allerdings gibt es Fakto ren, die eine effiziente BIM-Anwendung garantieren. Hierzu zählt insbesondere die Versammlung vieler Projektbetei ligter unter einem Dach. GOLDBECK arbeitet seit 2013 in allen Prozessstufen von der Planung bis zur schlüsselfer tigen Übergabe mit BIM. 300 Projekte sind seitdem realisiert worden. Durch die zentral organisierten Abläufe ent fällt die multiple Datenerfassung einzel ner Gewerke, die sich häufig besonders zeitraubend gestaltet. Der Bauherr hat eine klare Orientierung anhand eines verbindlichen Modells und einen zen tralen Ansprechpartner für jeden ein zelnen Prozessabschnitt. Gleichwohl muss eine hohe Verbindlichkeit der Projektbeteiligten gegeben sein. Denn eine entscheidende Änderung im Bau vorhaben führt gleich zu einem neuen Modell, die zuvor eingegebenen Daten verlieren ihre Relevanz. BIM ist folg lich auch eine kommunikative Her ausforderung: Wer welche Daten zu welchem Zeitpunkt einspielt, muss von Beginn an klar definiert sein. Das Dresdner Architekturbüro Obermeyer, einer der BIM-Pioniere in der deutschen Planerzunft, hat hierzu einen eigenen zentralen BIM-Manager installiert. Ei ne Maßnahme, die für alle Zweige der Baubranche sinnvoll ist, um Herr über die Datenmengen zu bleiben. Wie geht es mit BIM weiter? Zum Ende des vergangenen Jahres hat das Bundesbauministerium mitgeteilt, dass BIM für größere Bauprojekte bis 2020 verbindlich wird. Die öffentliche Hand hat also ebenso wie die zukunfts orientierten Akteure der Bauwirtschaft die Vorteile von BIM erkannt. Natürlich kann ein solch umwälzender Prozess nicht von heute auf morgen zum fes ten Bestandteil der Branche werden. Dies ist auch gar nicht notwendig: Verschiedene Entwicklungsstufen von BIM lassen auch weiterhin die Nutzung von Analogmodellen zu, ehe mit der höchsten Stufe das gemeinsame digitale Modell irgendwann einmal zur Regel wird. Der Weg dorthin ist nicht mehr weit, zu sehr überwiegen die Vorteile für alle Bauprojekte unterschiedlicher Größen. Und um die legitime Geldfrage zu klären: Wenn BIM Eingang in die Ho norarordnung erhält, ist die dann wo möglich letzte Barriere überwunden. ■ 40 MÄRKTE 41 Büro- und Geschäftshaus HZ2: Bei dem Geschäftshaus aus dem Jahr 1971 plante, entwickelte und Baujahr DIE FRISCH ZELLEN KUR In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern werden Bauflächen in Großstädten zunehmend rar. Die logische Folge ist, dass in die Jahre gekommene Bestandsbauten in den Fokus der Investoren rücken. Ob es Revitalisierung, Auffrischung oder Refurbishment heißt: Eine Rundumsanierung gibt die Gelegenheit, die Immobilie neu auf dem Markt zu platzieren. GOLDBECK agiert seit zehn Jahren in diesem Bereich – und wird ihn zukünftig deutlich ausbauen. ► 1971 sanierte GOLDBECK die Fassade. 2014 42 MÄRKTE Das Bürogebäude an der Willy-Brandt-Straße in Hanau wurde 1977 errichtet und einer Baujahr 1977 Kernsanierung unterzogen. 2015 43 B auen im Bestand wird den deutschen Immobiliensek tor über die nächsten Jahre beherrschen. „In beliebten großstädtischen Lagen ist es heute unmöglich, geeignete Flächen für einen Neubau zu finden. Zugleich haben wir eine große Zahl von Bestands bauten, die ohne großen Aufwand zu neuem Glanz geführt werden können“, sagt GOLDBECK-Geschäftsführer Lars Luderer. Für viele Unternehmen mag es zunächst verlockend erscheinen, einen vollständigen Neubau für ihre Zentrale oder eine repräsentative Nie derlassung zu planen. Die Erfüllung spezieller Flächenanforderungen und die Integration der Unternehmensmarke in die Architektur sind dabei gern ge nannte Argumente. Doch solch ein Bau könnte derzeit eher nur außerhalb der großen urbanen Zentren entstehen. Zu dem sind die Anforderungen an einen Neubau ebenso beim Bauen im Bestand zu erfüllen. Der Abriss eines Gebäudes stellt in vielen Fällen eine größere Investition dar als eine Revitalisierung. Dies hängt wesentlich auch mit dem deutschen Planungsrecht zusammen. Denn jede „alte“ Immobilie genießt Bestands schutz. Das heißt, aktuelle rechtliche Anforderungen werden nicht eins zu eins auf den bestehenden Bau übertra gen. Wenn ein Abriss erfolgt, entfällt der Bestandsschutz – und die neu zu bebauende Fläche muss wegen neuer Auflagen häufig kleiner ausfallen als die Bestandsfläche. Die Masse an Re gularien wie verschärfte Brandschutz bestimmungen oder erhöhte Umweltan forderungen nimmt dem Neubau etwas von seiner strahlenden Vision. Wie die Asset-Manager von Corpus Sireo ermit telten, beträgt die Wertsteigerungsmar ge nach umfassenden Refurbishments aufgrund höherer Nettomieten bis zu 50 Prozent. Das Kölner Unternehmen rät insofern zu Bestandssanierungen als Investitionsobjekt. Renditen von bis zu sechs Prozent seien in entsprechenden Lagen der Lohn für umfassende Modernisierungsmaß nahmen. Nicht zuletzt sind geringere Nebenkosten dank einer Anpassung an moderne energetische Stan dards ein Argument für die bessere Vermietbar keit. Das Bundesumweltministerium berechnete für nicht sanierte Gebäude aus den 1970er-Jah ren einen durchschnittlich doppelt so hohen Energieverbrauch wie bei Gebäuden, die um die Jahrtausendwende errichtet wurden. Maßnahmen für eine effizientere Wärmedämmung oder auch eine verstärkte Nutzung natürlichen Lichts leisten einen Beitrag zu höherer Umweltfreundlichkeit. Gebäudezertifizierungen honorieren vorbildliche Projekte, die sich durch die Schonung natürlicher Ressourcen auszeichnen. Refurbishment – ein komplexer Vorgang Wer im eigenen Heim schon einmal Wände einge rissen oder Fenster und Dach einer energetischen Sanierung unterzogen hat, weiß, wie viel Aufwand damit verbunden ist. Übertragen auf eine Schule, ein Bürohaus oder ein Einkaufszentrum, bedarf es ausgeprägter Kompetenz auf vielen Feldern. Dies beginnt mit einer umfassenden Gebäudeanalyse, die den jeweiligen Mikrostandort berücksichtigt. Denn eine gelungene Integration in die umgebende Architektur ist für die Außendarstellung eines Unternehmens essenziell – der Firmensitz wird so zur zweiten Visitenkarte. Die kontinuierliche Inanspruchnahme des selben Auftragnehmers anstelle einer Aufteilung auf verschiedene Projektbeteiligte ist zweifellos ein Plus für Kunden, die eine Revitalisierung wünschen. Ein Ansprechpartner garantiert ein Sanierungsrezept gemäß den Vorstellungen des Eigentümers. Falls keine konkreten Gebrauchs konzepte für die neuen Flächen bestehen, berät GOLDBECK im Sinne einer langfristigen Nutzung. Denn die Mieterfluktuation steigt angesichts einer verstärkten Präsenz ausländischer Unternehmen auf dem deutschen Markt kontinuierlich an. Jeder Mieter hat gemäß seines Produktes und der jewei ligen Firmenkultur unterschiedliche Flächenan forderungen. Vergleicht man beispielsweise eine Bankfiliale mit einem Start-up-Büro, wird dieser Umstand mühelos ersichtlich. Gerade kleinere Unternehmen sind zudem auf die Abfederung finanzieller Risiken bedacht. „Für uns ist es eine Frage der Fairness, die sogenannte ‚Revitalisierung zum Festpreis‘ anzubieten. Der Kunde hat über den gesamten Projektzeitraum die vollständige Kostenkontrolle“, so Luderer. Fazit: In dubio pro Revitalisierung Auch wenn Refurbishment in der Bau- und Im mobilienbranche in Zukunft immer präsenter sein wird, gibt es im Falle einer sanierungsbedürftigen Immobilie vielfältige Optionen. Fällt jedoch die Entscheidung zugunsten des Bauens im Bestand, empfiehlt sich ein Blick auf die rundum verbesser ten Zahlen einer umfassend erneuerten Immobilie. Und nicht zuletzt wird aus einem wenig ansehn lichen Entlein wieder ein prächtiger Schwan. ■ „Eine große Anzahl von Bestandsbauten könnte ohne großen Aufwand zu neuem Glanz geführt werden.“ 44 MÄRKTE 45 OFFENER EMPFANG Print Alle wichtigen Informationen über das Unternehmen und seine Produkte stehen in gedruckter Form und zum Download auf www.goldbeck.de zur Verfügung. Film Manchmal muss es einfach Film sein! Kein Medium eignet sich besser, um Menschen zu begeistern und Vorfreude zu wecken. Auch Entwurfspräsentationen gibt es auf Wunsch als 3-D-Filmerlebnis. „Wie kommuniziere ich mit meinen Kunden?“ Bei GOLDBECK lautet die Antwort: „Am liebsten persönlich!“ Also ein direkter Weg zum Kunden, in dessen Zentrum das persönliche Gespräch steht. Unterstützt durch mediale Wegbereiter, die systematisch miteinander verbunden sind. Digitale Kataloge Schritt für Schritt zur Wunschimmobi lie. Die digitalen Produktkataloge sind ein wichtiger Bestandteil der Beratungs gespräche. Persönliches Gespräch GOLDBECK ist da, wo die Kunden sind – mit Beratungskompetenz und Regio nal-Know-how an 43 Standorten im In- und Ausland. Systemzentren Hautnah und in XXL: In den SystemZentren in Bielefeld und Hirschberg können Kunden Gebäudeteile begehen und Ausstattungsdetails im Original erleben. Selbst komplizierte Technik wird hier verständlich und lässt sich buchstäblich begreifen. Virtuelle 3-D-Modelle machen nicht nur die Pla nung einfacher, sie helfen auch, komplizierte Sachverhalte einfach zu erklären. Social Media Ins Gespräch kommen und im Gespräch bleiben. Die sozialen Netzwerke nutzt das Unternehmen, um über interne wie externe Ereignisse zu berichten und um neue Mitarbeiter zu begeistern. Ein Aus bau der digitalen Aktivitäten ist geplant. Internetpräsenz Seit November 2015 ist die überarbeitete Inter netseite online. Das Ziel: mit Kunden, Bewerbern und der Presse noch näher in Kontakt zu kommen. Doch wie gelingt das? Was als erstes auffällt, ist die klare Struktur. Alle Inhalte sind für Tablet und Smartphone optimiert. Verschiedene Such wege sorgen dafür, dass der Nutzer schnell an die gewünschten Informationen kommt. Dies ist laut Marketingleiterin Karin Padinger auch in Hinblick auf potenzielle Bewerber wichtig: „Schließlich ha ben wir 400 offene Stellen, und die müssen schnell gefunden werden.“ Was weiter auffällt: Der Content ist lebendiger geworden. Viele Bilder, Zitate und knackige Fakten machen Lust, GOLDBECK zu ent decken. Auch die Referenzen spielen eine deutlich größere Rolle. Sie stehen jetzt im direkten Bezug zu den Produkten und werden bis in einzelne Details gezeigt. Überraschend: Neben zahlreichen Printpu blikationen gibt es auch den Geschäftsbericht zum Download. Zudem hat jeder Standort eine eigene Seite – mit Leistungen, Referenzen, Anfahrt und Kontaktdaten. Internet-Suchende werden mittels GEO-Targeting direkt zu „ihrer“ nächsten Nieder lassung geführt. Ganz klar, der neue Auftritt macht Spaß und er wird sich weiterentwickeln, ein Blog oder ein News-Ticker sind denkbar. „Wir haben eine neue Seite konzipiert und gebaut, jetzt geht es ans erfolgreiche Betreuen!“, sagt Karin Padinger. 46 BAUEN Das Prinzip GOLDBECK 43 Fähnchen auf der Landkarte zeigen un sere Standorte überall in Deutschland und in einigen Nachbarländern an. Wir setzen unsere Reise zu ihnen fort, um sie und ihre jeweilige Region besser kennen zulernen. Diesmal geht es nach Rostock und Ulm. Zwei Städte mit Geschichte, zwei Stand orte mit spannenden Geschichten. Als ExtraSchmankerl gibt’s Tipps zu den schönsten Wan derwegen, die es dort zu erobern gilt. ► Ulm Weithin sichtbar überragt er seine Stadt: der Turm des Ulmer Münsters. Er ist der höchste Kirchturm der Welt, und in seiner weit ausstrahlenden Wirkung gleicht er der Stadt. Ulm prägt eine der dynamischsten Wirtschafts regionen Süddeutschlands. Die GOLDBECK-Niederlassung vor Ort passt bestens dazu. D Wanderbare Schwäbische Alb Westlich von Ulm lockt die Schwäbische Alb mit hervorragenden Wanderwegen durch wunderschöne Landschaften. Besonders reizvoll sind die vielen Schmankerln am Wegesrand: Die Alb zählt zu den burgenund schlösserreichsten Regionen Deutschlands. Und auch unterirdisch gibt es viel zu sehen: Über 2.000 Höhlen laden dazu ein, Erdgeschichte zu erfahren. Mehrere Museen zeigen Urzeitfunde – Relikte der ersten Menschen, die hier lebten. Lohnenswert ist der Dreifürstensteig bei Mössingen. Er hat es beim Wettbewerb um Deutschlands schönsten Wanderweg auf Platz zwei geschafft! ie Donaustadt liegt strategisch günstig auf der Achse München – Stuttgart. Hier kreuzen sich A7 und A8. Öster reich und die Schweiz, aber auch Frankreich, Italien und Osteuropa sind rasch erreichbar. Kein Wunder, dass im Branchenmix der Region das Thema „Mobilität“ besonders stark ver treten ist. Roger Breyer, GOLDBECKNiederlassungsleiter in Ulm: „Das spiegelt auch unsere Auftragsstruktur. Wir bauen viel für den regionalen Lo gistikmarkt, für Mittelständler aus dem Automotive-Bereich, aber auch für die großen Unternehmen der Region, zum Beispiel EADS – heute Airbus Group – oder Liebherr. Für Boehringer Ingel heim setzten wir am Standort Biberach einen Planungsauftrag um.“ Als positive Herausforderung empfindet der Diplom-Ingenieur Ar chitektur (FH) den starken Wettbewerb innerhalb der Branche. „Wir messen uns mit den Platzhirschen und großen Generalplanungsbüros.“ Dabei setzt er auf die typischen GOLDBECK-Stärken: Kundennähe, eine starke integrale Pla nung innerhalb der Unternehmensgrup pe und Kompetenz für die technische Gebäudeausstattung in der Verkaufsund Ausführungsphase. 28 kreative Köpfe unterstützen ihn dabei. „Mein Team meistert sehr motiviert, ehrgei zig und mit viel Spaß an der Arbeit die täglichen Herausforderungen. Das Miteinander hat große Bedeutung. Wir sind ein Team und rocken die Region!“ Breyer, selbst Schwabe und gebürtig aus Konstanz am Bodensee, mag die Mentalität im „Ländle“: „Bodenstän dig, sparsam, zuverlässig. Mündliche Vereinbarungen gelten fest.“ Diese Sympathie passt ins Bild – und zu den erfolgreichen Projekten. Beispiel Seifert Logistics: Innerhalb von nur acht Monaten realisierte Breyers Team eine moderne Multiuser-Halle. Auf bemerkenswerten 24.000 Quadrat metern bietet sie heute den Kunden des Logistikers beste Rahmenbedingungen für Lagerung und Distribution. Etwas kleiner, aber ebenso flott realisierten die Ulmer die 10.000 Quadratmeter große Multiuser-Halle „Southpoint“ im Ulmer Norden. Mit dem Bürogebäu de für den Softwarehersteller mercatis entsteht zudem bis Dezember 2016 ein hochmodernes Bürogebäude im Ulmer Science Park II. ■ 47 48 BAUEN 49 Rostock Blau, Gelb und Grün sind die Farben, die untrennbar mit der Ostsee verbunden sind. Das blaue Meer, die gelb leuchtenden Rapsfelder und die grünen Hügel und Wälder machen die Ostseeküste zu einer traumhaften Landschaft. Hier ist gut leben – und arbeiten. D enn auch die altehr würdigen Handels- und Hansestädte gehören unbedingt dazu. Sie er zählen von maritimen Traditionen, die bis ins Heute reichen. Zum Beispiel Rostock. Als größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns und einzi ger Tiefseehafen an der deutschen Ost seeküste ist die Hansestadt Dreh- und Angelpunkt von Verbindungen nach Skandinavien und überregionales Zen trum für Handel, Dienstleistung, Kultur und Bildung. Die Rostocker Universität ist eine der ältesten in Nordeuropa. Seit fünf Jahren ist auch GOLDBECK Teil dieser lebendigen Stadt. Geschäfts stellenleiter Volker Huber, Mann der ersten Stunde, erzählt: „Zu dritt sind wir 2011 gestartet. Bis heute ist unser Team auf zehn gewachsen. Und als star ke Geschäftsstelle der Niederlassung Magdeburg sind wir inzwischen fester Bestandteil Rostocker Bauwirtschaft. Wir tragen mit viel Energie dazu bei, die Region voranzubringen, mit unseren Gebäuden den Hebel dort anzusetzen, wo es unsere Kunden stärkt.“ Die aktu ellen Projekte zeigen das deutlich. Im Fährhafen Sassnitz auf Rügen entsteht zurzeit eine 9.000 Quadratmeter große Produktions- und Lagerhalle für einen türkischen Rohrhersteller. Hier wer den künftig klassische Kunststoffrohre für das europaweite Baugewerbe ge fertigt. Geplant sind sogar in einem Stück gefertigte, bis zu 1.000 Meter lange Kunststoffrohre, die zu Flößen zusammengefügt und bis nach Süd amerika befördert werden sollen. Dort finden sie zum Beispiel im Straßenbau ihren Einsatz. Ebenfalls im Sassnitzer Fährhafen realisiert Huber mit seinem Team ein Projekt für den spanischen Energiekonzern Iberdrola. Büro und Halle dienen hier dem Betrieb und der Wartung eines Off-Shore-Windparks. Und auch in die Landeshauptstadt hat GOLDBECK den Fuß gesetzt: Dort ver bindet die Geschäftsstelle im Industrie park Görries den Neubau von Halle und Büro mit den bestehenden Gebäuden eines ortsansässigen Unternehmens. Diplom-Bauingenieur Volker Huber ist zwar kein gebürtiger Rostocker – er stammt aus der Uckermark –, doch er schätzt den Menschenschlag hier an der Küste: „Den typischen Rostocker erlebe ich eher wortkarg, gelegentlich rau, aber absolut zuverlässig und höchst quali tätsbewusst. Wenn man sein Vertrauen gewonnen hat, ist die Zusammenarbeit großartig.“ ■ Von der Rostocker Heide bis zum Fischland Die Rostocker Heide nordwestlich der Hansestadt ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Norddeutschlands. Verblüffend nah an der Großstadt, lockt sie mit kilometerlangen Rad- und Wanderwegen durch Wald- und Wiesenlandschaften, vorbei an Seen und Mooren. Eisvögel und Seeadler sind hier ebenso zu Hause wie verschiedene Orchideenarten. Das Jagdschlösschen Gelbensande lockt als historisches Kleinod, im Ostseeheilbad Graal-Müritz gilt es, den Rhododendronpark zu entdecken. Quer durch die Rostocker Heide gelangen Sie bis zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Tief durchatmen! Das besondere Klima aus Wald- und Seeluft ist unvergleichlich! 51 Forschungsfreundschaft – Max-Planck-Gesellschaft lädt GOLDBECK ein. D ie Max-Planck-Gesell schaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. (MPG) hat GOLDBECK zu einer Fördermitglied schaft eingeladen. Das wird nur den wichtigsten und prägendsten Unter nehmen der deutschen Industrie zuteil. Die MPG zählt zu den führenden Institutionen für Grundlagenforschung in Deutschland. „Die Einladung ist ei ne große Ehre für uns“, sagt Joachim Goldbeck. „Sie gibt uns einen neuen Zugang zur Grundlagenforschung. Wir können bei konkretem, aber auch all gemeinem Interesse Institute der Ge sellschaft ansprechen oder besuchen und gemeinsame Projekte auf den Weg bringen.“ Das Forschungsspek trum der MPG reicht von naturwis senschaftlich-technischen Themen über die Medizin bis hin zu Geis teswissenschaften und Psychologie. Einen Überblick über die Forschung gibt es unter www.mpg.de. GLOSSAR 50 Vorschau Liebe Leserinnen und Leser, Die kommende Ausgabe unseres Magazins erscheint im Herbst. künftig werden wir in jeder Ihr Leitthema: „Wahrnehmung“. Wie nehmen wir Menschen, Ausgabe unseres Magazins Dinge und Ereignisse wahr? Wie sehen uns andere? Begriffe aus der Welt des Wie beeinflusst Architektur unser Empfinden – inner Bauens für Sie erläutern. halb von Gebäuden oder als Betrachter von außen? In der ersten Ausgabe dieses Wo können uns unsere Sinne einen Streich spielen? Glossars geht es – passend zu Licht, Design, Proportionen und Materialien – unserem Leitthema „Wege“ – es gilt, viele Facetten zu erfassen. um Logistikimmobilien. Mezzanin Zwischen- oder Halbgeschoss, zum Beispiel in einer Halle. Das Wort leitet sich aus dem italienischen „mezzano“, „mittlerer“ ab. Geringere Höhe und Fläche gegenüber Vollgeschoss. In Logistikhallen liegt das Mezzanin meist oberhalb der Ladetore und beherbergt Büroflächen, die somit in die Kubatur der Halle aufgenommen sind und damit die Energiebilanz verbessern. Hallenabmessungen geben die Größenverhältnisse vor. Lob oder Anregungen, Kompetenz vor Ort – immer in Ihrer Nähe Gut, wenn ein Ansprechpartner immer in der Nähe ist. Noch besser, wenn er die regionalen Gegebenheiten kennt. Am b esten aber ist es, wenn bei ihm alle Fäden zusammenlaufen und er kompetent all Ihre Fragen beantworten kann. Unser Niederlassungsnetz macht’s möglich! www.goldbeck.de Kommentare oder Kritik? Ihre Meinung ist uns wichtig! Schreiben Sie uns an: [email protected] HUB „Hub and Spoke“ – englisch für „Nabe und Speiche“ – steht in der Logistik für ein überregionales, sternförmiges Transportsystem mit einem Knotenpunkt in der Mitte. Zu diesem Mittelpunkt – HUB genannt – gelangen alle Sendungen der einzelnen Lieferstandorte. Sie werden gebündelt, vorsortiert und dann an die passenden Depots weitergeschickt. Der Begriff „HUB“ steht deshalb häufig auch für „Hauptumschlagbasis“. Kiel Birmingham Rostock Hamburg Bremen Impressum Köln Gießen Karlsruhe Ummelner Straße 4–6, 33649 Bielefeld, Dresden Tel. 05 21 94 88-0 Plauen Nürnberg Prag Krakau Kutná Hora Regensburg München Bodensee Rosenheim St. Gallen Bregenz Linz Salzburg Redaktionsleitung: Tanja Adler | Editorial: Jörg-Uwe Goldbeck | Texte: Katrin Borcherding, Martina Prante, Tovačov Stuttgart Ulm Eine Überladebrücke ist das Verbindungselement zwischen Logistikhalle und Lkw. Sie gleicht sowohl den horizontalen als auch den vertikalen Abstand zwischen beiden aus und passt sich beim Be- und Entladen flexibel der wechselnden Höhe der Ladefläche an. In Logistikhallen sind hydraulisch betätigte Überladebrücken aus Stahl Standard. Diese können mit Gabelstaplern befahren werden. Geschäftsleitung GOLDBECK GmbH, Posen Leipzig Erfurt Suhl Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Magdeburg Bielefeld Hamm Düsseldorf Kassel Bochum Koblenz Frankfurt Mannheim Überladebrücke Berlin Hannover Münster Daniel Timme, Robert A. Wildberg | Kommentar: Prof. Gerhard Wittfeld | Gestaltung: deteringdesign.de | Titel- Wien Bratislava bild: Pass Col du Glandon (1.924 m), Frankreich, Region Savoyen, Berthold Steinhilber / laif | Bildnachweise: Aviahuismanphotography / Dreamstime.com (S. 8/9), Bugatti Automobiles S.A.S. (S. 26), Archivio GBB/Contrasto/laif (S. 34/35), AlpTransit Gotthard AG (S. 37 oben) Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung www.goldbeck.de