bau|zeit #1

Transcription

bau|zeit #1
Magazin für Architektur, Bauen und Gesellschaft | Ausgabe 1
bau zeit
Wege
BIM – Zukunft im Bau | Bauindustrie 4.0 bei GOLDBECK
Architektenwettbewerb | Standortoptimierung in Bielefeld
Automotive-Industrie | Märkte, Wege & Logistik
2
E DI TO RI A L
Editorial
10.450 km
Der Europäische Fernwanderweg E4 ist mit 10.450
Kilometern der mit Abstand längste des Kontinents. Er führt vom Kap St. Vincent in Portugal
durch Spanien, die Pyrenäen, vorbei am Bodensee
in Deutschland und endet nach einer Schleife
durch Osteuropa auf Zypern.
2.802 m
13.515 km
44 %
Die höchstgelegene Passstraße in den
Alpen der Col de la Bonette
Das größte Autobahnnetz Europas mit 13.515
Kilometern hat Spanien. Deutschland liegt auf
dem zweiten Platz mit 12.879 Kilometern.
der Deutschen haben eine
Fahrzeit von einer halben
Stunde oder weniger zur
Arbeitsstelle.
160 km
Liebe Leserinnen und Leser,
ein neuer Name, ein neues Layout – unsere Kun­
denzeitschrift hat sich verändert. Mehr Seiten, mehr
Information. Faszinierende Bilder. Einblicke und
Ausblicke. Das passt gut zu unserem aktuellen
Leitthema, denn damit haben auch wir neue Wege
eingeschlagen. Sie sollen uns noch direkter zu den
Themen führen, die Ihnen und uns am Herzen liegen.
„bau|zeit“ richtet den Fokus auf Spannendes aus der
Welt des Bauens, schaut aber auch über den Teller­
rand. Architektur, Technik, Märkte, gesellschaftliche
Aspekte und Themen unserer Kunden – all das
tragen wir für ein interessantes und informatives
Leseerlebnis zusammen. „bau|zeit“ bietet Raum
und Zeit für Vielfältigkeit.
Diese beinhaltet in dieser Ausgabe zum Beispiel
einen Blick in die Zukunft unseres Standortes in
Bielefeld, der nicht nur an Größe, sondern auch an
Format gewinnt. Mit dem Lagerparkhaus Bremerha­
ven stellen wir Ihnen eines der größten Parkhäuser
Deutschlands vor. Und in dem Artikel „Ohne sie
läuft nichts“ geht es um die Rolle der Zulieferer
in der deutschen Automobilindustrie – vielfach
Familienunternehmen und „Hidden Champions“.
Ich wünsche Ihnen viel Freude auf Ihrem persön­­
lichen (Lese-)Weg durch die neue „bau|zeit“!
könnten mit den in GOLDBECK-Werken
gefertigten Parkhausträgern des letzten
Geschäftsjahres ausgelegt werden. Das
wäre die Strecke zwischen Hamburg und
Flensburg.
Jörg-Uwe Goldbeck
3
4
Inhalt
I N H A LT
T I T E LT H E M A
ARCHITEKTUR
BAUEN
GESELLSCHAFT
MÄRKTE
6
10
18
22
25
Eigene Wege
Was es wirklich bedeutet,
wenn der Weg das Ziel ist
Definieren – konzentrieren –
optimieren
Ein Neubau mit Format am
Standort Bielefeld
Neuland an der Hafenkante
Über 7.000 Stellplätze im Lagerparkhaus Bremerhaven
Vom Finden und Forschen
Prof. Dr. Christina Hoon lehrt
und forscht über die Führung
von Familienunternehmen
Ohne sie läuft nichts
Die deutschen Automobilzulieferer sind „Hidden Champions“
34
38
46
Das Prinzip GOLDBECK
Unsere Standorte in Ulm und
Rostock stellen sich vor
32
Das Zahnpasta-Prinzip
Möglichkeiten des 3-D-Drucks
40
Die Frischzellenkur
Bauen im Bestand gewinnt
an Bedeutung
50
Glossar
Fachbegriffe verständlich erklärt
50
Forschungsfreundschaft
Einladung der Max-PlanckGesellschaft
44
Offener Empfang
Kommunikationswege bei
GOLDBECK
Wunder von Menschenhand
Eine Reise zu Ingenieurkunst­
werken, die neue Wege schufen
BIM – Zukunft im Bau
Digitale Visualisierung eines
Bauprojekts von der Planung
bis zum Rückbau
5
6
T I T E LT H E M A
EIGENE
WEGE
„Der Weg ist das Ziel.“ Dieser Spruch wird Konfuzius zugeschrieben
und gehört wohl zu den meistzitierten überhaupt. Gern wird er uns
scherzhaft an den Kopf geworfen, wenn wir uns verfahren haben.
Schade eigentlich. Denn in ihm steckt eine wichtige Botschaft. ►
M
an kann nicht zwei­
mal in den gleichen
Fluss springen“, sagte
Heraklit. Denn beim
zweiten Sprung ist das
Wasser weitergeflossen, sind Fische wei­
tergeschwommen, Steine, Schlamm und
Pflanzen am Grund haben sich eben­
falls verändert. Der Fluss ist nicht mehr
der gleiche. Bedeutet das aber, dass er
nun ein anderer ist? Der gesunde Men­
schenverstand sagt: Nein! Er hält es für
absolut plausibel, zum Beispiel jeden
Tag im Rhein baden zu gehen. Die Philo­
sophen lösten dieses Problem, indem sie
zwischen numerischer und qualitativer
Gleichheit unterschieden. Numerisch
ist der Fluss, in den ich immer wieder
springe, der gleiche. Qualitativ aber,
bedingt durch die vielen kleinen Ver­
änderungen, ist er ein anderer.
Übertragen wir das Beispiel auf ei­
nen Weg und behaupten: Kein Mensch
kann den gleichen Weg zweimal gehen.
Stimmt nicht, sagt nun wieder der gesun­
de Menschenverstand und erinnert an all
die Wege, die man jeden Tag zurücklegt:
vom Bett ins Bad, von der Haustür zum
Auto, vom Schreibtisch zum Drucker.
Ein philosophischer Haarspalter könnte
nun behaupten, dass hier das Gleiche
gilt wie beim Fluss. Jedes Mal ist eine
Kleinigkeit anders – an uns und an den
Rahmenbedingungen. Und wenn wir
unsere Perspektive erweitern und an ei­
nen deutlich längeren Weg denken, dann
bekommt auch die Veränderung unserer
Person eine neue Dimension. Denn: We­
ge können Menschen verändern – und
zwar intensiv und nachhaltig. „Wir rei­
sen nicht um anzukommen, sondern
um zu reisen“, formulierte Goethe die
„Der Weg ist das Ziel“-Philosophie um.
Reisen um zu reisen – klingt das
nicht nach einem Luxus-Zeitvertreib?
Nein. Jeder, der schon einmal eine län­
gere Rucksackreise gemacht hat, kennt
das aufregende Freiheitsgefühl, das
sich einstellt, wenn morgens das Zelt
eingepackt ist, die Schuhe geschnürt
sind und man wieder „on the road“ ist.
Die Luft ist frisch, die Kräfte riesig, die
Abenteuerlust groß – was wird der neue
Tag bringen? Was werde ich sehen? Wen
werde ich kennenlernen? Welche Her­
ausforderungen liegen vor mir? Urlauber
erleben dieses Gefühl nur selten. Wer
von einem Flugzeug ans Ziel gebracht
7
wird, der verlagert einfach seinen Auf­
enthaltsort. So schön es ist, sich in süd­
licher Sonne 14 Tage lang verwöhnen
zu lassen – wirklich reisen ist etwas
ganz anderes. Es hängt mit dem Weg
zusammen, der selbst zurückgelegt wird.
Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auch mit
dem Motorrad oder Auto. Mit der Bahn,
per Anhalter oder mit dem Boot. Wichtig
ist, sich Zeit zu lassen.
Was Bilbo Beutlin wusste
Es gibt besondere Wege, die Menschen
magisch anzuziehen scheinen. Der Ja­
kobsweg ist ein solcher Weg – und in
Deutschland in besonderem Maße, seit
Hape Kerkeling ihn gegangen ist und
ein Buch über seine Erlebnisse geschrie­
ben hat. Eigentlich handelt es sich beim
Jakobsweg um ein Wegenetz, das ganz
Europa durchzieht. Ziel ist das Grab des
heiligen Apostels Jakobus in Santiago
de Compostela, Spanien. Oft hört man,
der Jakobsweg sei der Weg, den man
nimmt, wenn kein anderer Weg mehr
offen zu sein scheint. Und so pilgern
Jahr für Jahr Tausende zu Fuß oder mit
dem Rad den Weg nach Spanien in der
Hoffnung, Klarheit über Lebensfragen zu
gewinnen. Und ob dies nun gelingt oder
nicht, so kann die Reise die Menschen
doch verändern. Wann sonst ist man so
sehr auf sich und seine eigenen Kräfte
gestellt? Wann sonst hat man Gelegen­
heit, mit seinen Gedanken so lange allein
zu sein? Auf einer Reise muss man sich
zwangsläufig mit Dingen auseinanderset­
zen, die man sonst eher vermeidet. Das
Gute daran: Man kann sich selbst wie­
der näherkommen. Das Schlechte: Man
entdeckt vielleicht auch unangenehme,
unschöne Aspekte. Reisen ist die Chance
zur Veränderung. Und gerade das ist so
unglaublich reizvoll und erschreckend
zugleich. In „Der Herr der Ringe“ zitiert
Frodo Beutlin seinen Onkel Bilbo: ‚„Es
ist eine gefährliche Sache, Frodo, aus
deiner Tür hinauszugehen“, pflegte er
zu sagen. „Du betrittst die Straße, und
wenn du nicht auf deine Füße aufpasst,
kann man nicht wissen, wohin sie dich
tragen.“‘
Trampelpfade – Militärstraßen
Wege auf der Erde gab es schon lange,
bevor der erste Mensch seinen Fuß da­
rauf setzte. Auf der Suche nach Futter
und beim Durchstreifen des Reviers
schufen Tiere Trampelpfade, die den
geografischen Gegebenheiten folgten.
Auch die ersten Menschen nutzten
diese Wege. Und legten neue an, die
zu Nahrung, Wasserstellen oder Lage­
rungsmöglichkeiten führten. Je größer
die menschlichen Siedlungen und je
wichtiger Handel und Austausch wur­
den, desto mehr Wege mit überregiona­
ler Bedeutung entstanden. Die ersten
europäischen Afrikareisenden konnten
den Kontinent auf Wegen durchqueren,
die von Dorf zu Dorf führten. Und auch
die Indianerpfade Nordamerikas sind
legendär: Höchstens einen halben Meter
breit, waren sie nur im Gänsemarsch
zu begehen. Solche Pfade gab es auch
in Europa. Hier beginnt die Geschichte
der befestigten Wege mit der Expansi­
on des Römischen Reichs. Zu seinen
Hochzeiten um 200 nach Christus war
das römische Straßennetz gut 85.000
Kilometer lang und erstreckte sich bis
zu den Britischen Inseln, über die Al­
pen nach Mittel- und Osteuropa und
die Länder rund um das Mittelmeer ein­
schließlich Nordafrika. Viele römische
Straßen existieren noch heute, so solide
wurden sie gebaut. Manche dienen als
Unterlage heutiger Fernstraßen. Das
ausgezeichnete Straßennetz verlieh den
Römern militärische Stärke. Truppen
konnten rasch verlagert, Waren schnel­
ler transportiert werden. Einleuchtend
also, dass die Straßen vom Militär an­
gelegt wurden.
Doch die Medaille hatte zwei Sei­
ten. Die Straßen, die den Römern dien­
ten, wurden auch von ihren Feinden
genutzt. Germanische Stämme erhoben
sich und kämpften gegen die römische
Herrschaft. Ted Conover schreibt in sei­
nem sehr lesenswerten Buch „Die Wege
der Menschen“: „Die ausgezeichneten
Straßen hatten maßgeblichen Anteil
daran, dass dem Weströmischen Reich
erfolgreich der Garaus gemacht wurde.“
Und dieses Janusgesicht haben Straßen
noch heute, so der Autor: „Dieselben
Straßen, auf denen Medikamente beför­
dert werden, beschleunigen die Ausbrei­
tung tödlicher Krankheiten; dieselben
Straßen, die eine Außenanbindung und
Wissen zu den Menschen bringen, die
sich danach sehnen, bedeuten manch­
mal auch das Ende indigener Kulturen;
dieselben Straßen, die zur Entwicklung
der menschlichen Wirtschaft beitragen,
8
T I T E LT H E M A
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öffnen der Zerstörung der Umwelt Tür und Tor
(…).“ Mit dem Ende der römischen Herrschaft
verschwand auch das Wissen um den Straßenbau
in Europa. Jahrhundertelang rumpelten Wagen
über verfallende Straßen, die nicht mehr instand
gesetzt werden konnten.
Matsch Fun!
Doch der reizvollste Weg muss nicht unbedingt der
perfekt begeh- und befahrbare sein. Seit einigen
Jahren gibt es Laufveranstaltungen, die das unter
Beweis stellen. Sie heißen Tough Mudder, Spar­
tan oder Mudderella (der Tough Mudder nur für
Frauen) und führen über eine 16 bis 18 Kilometer
lange Strecke mit den unterschiedlichsten Hin­
dernissen. Menschen rennen durch unwirtliches
Gelände, rob­ben durch Matsch und enge Röhren,
überwinden hohe Wälle mit Schlammfundament
und ducken sich unter Elektrodrähten weg. Hin­
terher sind sie völlig verdreckt, aber glücklich.
Warum tun sie sich das an? Der Grund scheint in
der Herausforderung zu liegen. Im Verlassen der
Komfortzone. Und oft auch in der Gemeinschaft.
Denn das ist das Besondere bei einigen dieser For­
mate: Es geht nicht ums Gewinnen! Die Teilnehmer
kommen vielmehr nur durch den Parcours, wenn
sie sich gegenseitig unterstützen. Nur wer sich
an der Steilwand auf helfende Hände verlassen
kann, schafft das Hindernis. Tough Mudder nennt
sich selbst „eine Herausforderung, die im Team
bewältigt werden muss“. Körperlich intensiver als
bei einem solchen Lauf kann ein Weg wohl kaum
bewältigt werden.
Sein extremes Gegenstück wäre dann ein Weg,
der gar nicht körperlich begangen wird. Ein Weg,
auf dem der Geist spazieren geht. Auch solche
Wege gibt es – in Japanischen Gärten. Von einem
Pavillon oder Teehaus aus kann man sie betrach­
ten, den Geist auf die Reise schicken, meditieren
und zur Ruhe kommen. Oder einfach nur den wun­
derschönen Anblick bewundern. Denn betreten
darf man sie nicht. Diese Zen- oder Trockengärten
werden manchmal ausschließlich aus Kies, Sand
und Steinen komponiert. Felsen stellen dann Berge
oder Inseln dar, Kies und Sand stehen für Wasser
und Wege. Diese Reduktion schafft Freiraum für
den Geist. Und wenn man Glück hat, kann man
feststellen: Neue Wege lassen sich manchmal
auch dann beschreiten, wenn man keinen Fuß
darauf setzt!
Für welchen der vielen verschiedenen Wege
wir uns auch entscheiden, für den meditativen,
den sportlichen, den gut befestigten oder den, der
nach Abenteuer riecht: Wir sollten es wagen. Wir
können nur gewinnen. ■
„Der reizvollste Weg muss
nicht unbedingt der perfekt
begehbare sein.“
74,667 mm
– Ted Conover schreibt in seinem sehr lesenswerten
Buch „Die Wege der Menschen“
10
ARCHITEKTUR
DEFINIEREN
KONZENTRIEREN
OPTIMIEREN
11
12
ARCHITEKTUR
13
Als Bekenntnis zum
Standort Bielefeld zeigt
das Projekt deutlich: Wir
Die Keimzelle des
Unternehmens
wächst nicht nur
deutlich, sie ge­
winnt auch an
Format. Ein ge­
planter Neubau
gibt Antworten
auf räumliche,
architektonische
und städtebau­
liche Fragen.
W
enn ein Unternehmen
wächst, kann man die
Wachstumsintervalle oft
deutlich erkennen. Im
besten Fall sind histori­
sche Kleinode aus vergangenen Jahrhun­
derten erhalten geblieben, die von langer
Tradition erzählen und liebevoll erhal­
ten werden. Im schlimmsten Fall gilt es,
Bausünden zu integrieren, die man am
liebsten ungeschehen machen würde.
Mit seiner 47-jährigen Unternehmens­
tradition hat GOLDBECK weder das eine
noch das andere. Alle baulichen Erweite­
rungen am Bielefelder Stammsitz erfolg­
ten mit Bedacht und gut abgestimmt auf
Bestehendes. Und doch sind auch hier die
Wachstumsintervalle naturgemäß sichtbar.
Deshalb ist die Erweiterung des Unterneh­
menssitzes eine komplexe Herausforde­
rung: Es gilt, aus Bestehendem und Neuem
eine harmonische Einheit zu formen.
Keimzelle war 1969 eine kleine Werk­
halle, in der Stahlbauteile hergestellt
wurden. Ihr Tragwerk ist heute noch in­
tegrierter Teil der Werksanlage. 1974 kam
das erste Bürohaus als markanter Ver­
waltungssitz hinzu. In dieser Zeit gab es
fast jährlich bauliche Veränderungen. Mit
dem SystemZentrum vervielfachte sich
1998 die Bürofläche und wurde um einen
Showroom ergänzt.
Wachstum braucht Raum
Bis heute setzt sich der Wachstumspro­
zess fort – und das deutlich beschleu­
nigt. In den vergangenen Jahrzehnten ist
GOLDBECK zwar stets gewachsen, doch
seit 2010 nahm die Mitarbeiterzahl um
mehr als 1.000 auf jetzt über 4.000 zu. Et­
wa ein Viertel davon arbeitet in Bielefeld.
Und trotz der Gründung von zahlreichen
weiteren Standorten in Deutschland und
Europa hat der Stammsitz seine zentrale
Bedeutung behalten. Weil vor allem die
Büroarbeitsplätze vollständig belegt sind,
wird jetzt erweitert. ►
wachsen weiter – aus
eigener Kraft. Auch zwei
Parkhäuser gehören dazu.
Der Neubau setzt Bestehendes fort, schenkt ihm
aber neue Funktionen und
Raumtypen. Großzügige
Glasfronten schaffen
Offenheit.
14
ARCHITEKTUR
Hans-Jörg Frieauff, Geschäftsführer der GOLDBECK
Regionalgesellschaft Nord: „Mit einem Architek­
turwettbewerb haben wir dazu eingeladen, Ideen
von außen für den Ausbau unseres Bielefelder
Standortes zu entwickeln.“ Über 50 Architektur­
büros bewarben sich dafür, elf davon wurden zur
Teilnahme ausgewählt. Ihre Aufgabe: die städte­
bauliche Neuordnung des Standortes mit Büround Konferenzbereichen, Parkhaus, Lehrwerk­
statt und dem Themengebiet „Sport, Freizeit und
Erholung“. Zudem galt es, ein Bürogebäude, ein
Konferenz-, Seminar- und Veranstaltungszentrum
sowie ein Parkhaus zu planen.
Frieauff: „Besonders spannend ist die Kombi­
nation aus Hochbau und Städteplanung. Sie erfor­
dert Fingerspitzengefühl – eine öffentliche Straße
quert das Areal. Zudem müssen Werkszufahrten
und Parkbereiche berücksichtigt werden.“ Auch
deshalb haben sich die Verantwortlichen für einen
Wettbewerb entschieden: „Städtebauliche Aspekte
sind bei unseren Projekten eher selten. Und dass
wir selbst mit unseren Systemen bauen können,
wissen wir und stellen es täglich unter Beweis“,
so Frieauff. „Für unser neues Projekt war es uns
deshalb wichtig, Stadtplaner einzubeziehen, un­
sere Ansätze beiseitezulegen und uns neuen zu
öffnen.“ So stärken der Architektur-Wettbewerb
und die Kooperation mit externen Architekten
die Unternehmenskompetenz. Der Geschäftsfüh­
rer: „Unser System gespiegelt in einer kreativen
Außenperspektive – das bringt der Siegerentwurf
überzeugend auf den Punkt.“ Er stammt vom Düs­
seldorfer Architekturbüro slapa oberholz pszczul­
ny (sop), das sich sehr über den ersten Platz freute.
Kommentar: „GOLDBECK ist erfreulich anders
als andere Bauunternehmen. Wir wollten schon
seit Langem gern mit Ihnen zusammenarbeiten.“
Zusammenhalt
Hauptmerkmal des Entwurfs: Er setzt das beste­
hende SystemZentrum fort, schenkt ihm aber neue
Funktionen sowie neue Raumtypen und erfindet
es damit räumlich neu. „Den sop-Architekten ist
es gelungen, das gesamte Gebäudeensemble aufzu­
werten und abzurunden“, meint Fachjurorin Ilka
Goldbeck. Die bestehende Magistrale behält ihre
verbindende Funktion. Der Haupteingang bleibt,
wird aber durch einen zweiten Eingang ergänzt,
der direkt gegenüber den neu entstehenden Park­
häusern liegt. Dank dieser Konstruktion ist das
neue Konferenzzentrum ideal integriert, bleibt
aber ungestört und sichert ruhiges Arbeiten in
den Bürobereichen. Neben der gelungenen Ver­
bindung von Alt und Neu nahm die Jury auch die
gelungene Gestaltung der Außenbereiche positiv
auf: Wandelwege, Wasser und viel Grün schenken
Freiraum und schaffen einen ruhigen, positiven
Rahmen für das gesamte Ensemble.
Baustart ist im Frühjahr 2017. „Spannend wird
es dann sein, die verschiedenen Arbeitswelten zu
gestalten“, meint Hans-Jörg Frieauff. Und weiter:
„Unser Neubau ist ein deutliches Bekenntnis zum
Standort Bielefeld. Eine gute Balance zwischen
Dezentralität und Kundennähe auf der einen Seite
und unserem Bekenntnis zum Hauptstandort
Bielefeld auf der anderen gehört zu unserer Un­
ternehmenskultur.“ ■
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Mut
wird belohnt
Gerhard Wittfeld, Dipl.-Ing. Architekt BDA, ist geschäftsführender
Gesellschafter und Gründungsmitglied der kadawittfeldarchitektur
GmbH. Beim Architekturwettbewerb zum neuen Campus saß er der
Jury vor. Seine Wahrnehmung von Wettbewerb und Siegerentwurf
schildert er im Interview.
bau|zeit: Was empfanden Sie bei diesem Wettbe­
werb als besonders herausfordernd?
Gerhard Wittfeld: Mein erster Eindruck war: Das
ist schon fast zu viel, was da verlangt wird. Diese
Aufgabe ist extrem komplex. Denn es geht ja nicht
nur um den Bau selbst, sondern auch um die
Frage: Wie stellt sich das Unternehmen künftig
auf? Der Neubau muss dem Unternehmen eine
Zukunftsperspektive geben. GOLDBECK will ein
Top-Arbeitgeber sein. Deshalb sind auch Social
Skills einbezogen, zum Beispiel der Kindergarten
und die Kantine. Besonders beeindruckt hat mich,
dass hier ein Traditionsunternehmen sehr junge
Ideen in der Unternehmensführung lebt. Man will
nicht auf alten Pfaden wandeln, sondern richtet
den Blick nach vorne.
bau|zeit: Welche Dinge haben Sie am Standort
Polygonal statt orthogonal:
So nutzt der Neubau den
vorhandenen Raum optimal
aus. Neue Sichtachsen
sorgen für Struktur.
Bielefeld als positiv, welche als negativ wahrge­
nommen?
GW: Am Standort herrscht eine gute Atmosphä­
re, ein guter Spirit. Positiv überrascht war ich
vom SystemZentrum und vor allem vom Aus­
stellungsbereich. Dort sind die eigenen Produkte
sehr gelungen mit den Arbeitszonen verwoben.
Auch den liebevollen Erhalt des ersten Büro­
Bürohaus Nr. 1 von 1974
hauses empfinde ich als positiv. Andererseits ist
das Gelände recht unübersichtlich. Es gibt kaum
Orientierungsmöglichkeiten, keine übergeordnete
Idee ist erkennbar. Der Umgang mit Grün ist zwar
liebevoll und üppig, aber nicht wirklich durch­
dacht. Es gibt keine Sichtachsen. Insgesamt sieht
man, dass das Ensemble mit der Zeit gewachsen
ist. Dabei wurde zwar die Funktion des Ganzen,
aber nur die Ästhetik der einzelnen Bestandteile
im Auge behalten.
bau|zeit: Was empfehlen Sie Teilnehmern an
vergleichbaren Wettbewerben? ►
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ARCHITEKTUR
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„Das, was man mit so viel
platziert wurde, ist eine klare Ansage an die Beleg­
schaft: Unser Kongressbereich ist kein Elfenbeinturm,
sondern ein weiteres Element unserer Arbeitswelt.
Der Neubau schreibt die Unternehmensgeschichte
zukunftsfähig weiter.
Mut angefangen hat, sollte
bau|zeit: Was wird sich für die Mitarbeiterinnen und
man jetzt mit dem gleichen
Mitarbeiter, die in dem neuen Gebäude arbeiten,
ändern?
Mut fortführen.“
GW: Sie bekommen ein differenzierteres Angebot an
Arbeitsbereichen. Das Büro der Zukunft wird mehr
ein Ort des Treffens, der Kommunikation sein, denn
die Kommunikation nimmt immer mehr Raum ein.
Positiv sind kurze Wege: Der Neubau ist verwoben mit
dem vorhandenen Gebäude und separiert sich nicht
von dem Bestehenden. Trotzdem sorgt seine Lage für
Ruhe und Ungestörtheit in allen Bereichen.
bau|zeit: Welche Trends sehen Sie bei Büroimmobilien?
GW: Nach meiner eigenen Erfahrung gibt es einen Trend
GW: Ein Gebäude muss den Menschen
Dipl.-Ing. Architekt BDA Gerhard
Wittfeld, geschäftsführender Gesellschafter und Gründungsmitglied
der kadawittfeldarchitektur GmbH
1968 geboren in Moers | 1989–1995
RWT – Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen | 1995 Diplom
in Architektur RWTH Aachen, Auszeichnung Springorum-Denkmünze –
Theater Rostock, Auszeichnung Hünnebeck-Thyssen-Stiftung – Theater
Rostock | 1997–2004 Lehrauftrag an der
RWTH Aachen, Architektur und Bautypologie | 1999 Partner Büro Kada +
Wittfeld, Gründung des Büros kadawittfeldarchitektur | 2000 Mitglied BDA
(Bund Deutscher Architekten), erweiterter Vorstand | 2001–2006 Wettbewerbsberater der Architektenkammer
NRW | 2004–2007 Vertretungsprofessur an der Architekturfakultät der FH
Bochum (Lehrstuhl für Gebäudelehre) |
2005 Mitglied des AKJAA (Arbeitskreis
junger Architektinnen und Archtekten) |
seit 2006 Architektenbeirat Stadt
Aachen | 2006 Gestaltungsbeirat der
Stadt Gummersbach | 2010 Gründungsmitglied aachen fenster – Raum
für Bauen und Kultur
und dem von ihnen gewünschten
Zweck dienen. Es kommt aber auch auf
die atmosphärische Qualität an. Wichtig
ist es deshalb, sich intensiv mit dem
Unternehmen, seinen Zielen und seiner
Philosophie auseinanderzusetzen. Im
Wettbewerb ist das deutlich erkenn­
bar: Alle Entwürfe, die es in die engere
Auswahl geschafft haben, zeugen von
dieser intensiven Beschäftigung mit
GOLDBECK. Wichtig ist eine individu­
elle Handschrift der Architekten. Alles
in unserer Gesellschaft wird stärker
individualisiert – auch Gebäude!
Bandbreite von Anbietern zu dem Wett­
bewerb einladen und diese Büros mit
Sorgfalt aussuchen. Wenn ich nur die
kleinen vertrauten Partner anspreche,
mit denen ich ohnehin zusammenarbei­
te, dann kann ich den Wettbewerb auch
gleich bleiben lassen. Darüber hinaus ist
es wichtig, die richtigen, qualifizierten
Juroren auszusuchen, um eine fachkun­
dige Jury zusammenzustellen.
die Architekturwettbewerbe ausrichten
wollen?
GW: Zunächst einmal: Es ist gut, dass
sich das Mittel „Wettbewerb“ immer
weiter durchsetzt. Großunternehmen
nutzen es schon lange, nun kommen
mehr und mehr Mittelständler hinzu.
Auch sie wollen sehen, in welchen
Varianten sie ihre Zukunft gestalten
können. Dafür ist es wichtig, externes
Know-how zu holen, den Prozess mo­
derieren zu lassen, andere neutral und
unvoreingenommen auf das Thema zu­
gehen zu lassen. Man sollte eine große
bau|zeit: In welchem Verhältnis stehen für Sie das
Bauen im System und die architektonische Qualität?
bau|zeit: Was zeichnet aus Ihrer Pers­
GW: Bauen ist immer systemimmanent, denn die dazu
pektive den Gewinnerentwurf beson­
ders aus?
verwendeten Produkte sind genormt. Dass aber ein
Ziegel immer viereckig ist, bedeutet nicht, dass auch
jedes Gebäude viereckig sein muss. Je intelligenter
ein System ist, desto mehr Kreativität ermöglicht es –
bei gleichzeitig hoher Wirtschaftlichkeit. Beispiel
3-D-Druck: Auch ihm liegt ein System zugrunde. Trotz­
dem erreicht man mit ihm Strukturen in industrieller
Präzision, die zuvor nicht realisierbar waren.
GW: Vor allem strahlt er Selbstbewusst­
bau|zeit: Was raten Sie Unternehmen,
zu informellen Arbeitszonen. Die funktionieren aber
nur bei gleichzeitigem Angebot von Rückzugsorten. Die
Arbeitswelt wird also variantenreicher und bekommt
mehr Freiraumqualität. Ich nenne das ‚Möglichkeits­
räume‘. Konzentration und Entspannung gehören
zusammen – das sollten Gebäude spiegeln. Einen
weiteren Trend sehe ich in Bezug auf die Raumhöhe:
Auch in Bürogebäuden wird die Deckenhöhe zuneh­
men. Bei entsprechenden Fenstern gelangt so mehr
Tageslicht in die Büros. Ein anderes großes Thema ist
die Verbesserung der Akustik.
sein aus und sagt deutlich: „Ich bin
neu!“ Er gibt GOLDBECK ein Gesicht
zur Straßenseite, wo demnächst durch
den Neubau einer Umgehungsstraße
ein Großteil des Verkehrs vorbeigelenkt
wird. Hier schließt er das Vorhandene
ab, harmonisch, aber trotzdem eigen­
ständig und mit individueller Fassade.
Weil er die Orthogonalität verlässt, nutzt
er den vorhandenen Raum optimal aus.
Dabei vereint er unterschiedliche Qua­
litäten: Open Space, den indirekten
Bezug zur Natur, die Verzahnung mit
dem Außenraum, Innenhof, Atrium und
Kongressbereich. Dass dieser nicht se­
parat und tempelartig auf dem Gelände
bau|zeit: Welchen Rat geben Sie GOLDBECK nach
Abschluss des Wettbewerbs?
GW: Das, was man mit so viel Mut angefangen hat,
sollte man jetzt mit dem gleichen Mut fortführen. Der
Bauherr muss sich nach einem solchen Wettbewerb
emanzipieren. Wichtig ist, dass die Entscheidung für
einen Entwurf von allen mitgetragen wurde. Nur so
klappt die Umsetzung. ■
Regionale Architektentage
gibt es bei GOLDBECK
schon lange. Sie dienen
dem fachlichen Austausch
und dem Netzwerken unter
Kollegen. Jetzt fand der erste
überregionale Archi­tekturtag
statt. Er bestärkte: Architek­
tur ist eine unserer wichtigs­
ten Kompetenzen.
D
as vielleicht spannends­
te Thema des Treffens:
Die Ergebnisse des Ar­
chitekturwettbewerbs.
Zeichnungen und Model­
le wurden ausgestellt und lebhaft disku­
tiert, der Siegerentwurf kritisch betrachtet
und für gut befunden. Wenn so viele Ar­
chitektinnen und Architekten zusammen­
kommen, wird sich fachlich ausgetauscht
und auseinandergesetzt. „Genau dafür ist
unser Architekturtag gedacht“, sagt Orga­
nisatorin Melanie Sieker. Im Mittelpunkt
stand der Kunde. „Wir haben unseren
Kolleginnen und Kollegen einige zentrale
Fragen gestellt und diese mit interessan­
ten Vorträgen verknüpft.“ Kunden wün­
schen architekturbezogenes Fach-Knowhow – wie also binden wir Architekten
stärker in den Kundenkontakt ein? Wie
können wir durch starke Entwürfe Emo­
tionen wecken? Wie können wir unseren
Kunden unsere besonderen Kompetenzen
stärker verdeutlichen? Schirmherrin Ilka
Goldbeck: „In den vergangenen Jahren
ist das Thema ,Architektur‘ in unserem
Unternehmen immer wichtiger gewor­
den. Auf dem Architekturtag waren aber
nicht nur Architekten, sondern auch viele
Niederlassungsleiter anwesend. Beide
konnten neue Impulse für ihre Niederlas­
sung mitnehmen. Unser Ziel ist es, unsere
Kompetenzen im Architekturbereich im­
mer weiter auszubauen.“
18
BAUEN
19
NEU LAND
AN DER
HAFENKANTE
Mit dem Bau des ersten
Lager­parkhauses haben die
GOLDBECK-Parkhausspe­
zialisten neue Pfade beschritten.
Das Parkregal am Auto-Um­
schlagplatz Bremerhaven be­
sticht durch seine Kapazität,
smarte Lösungen – und kurze
Wege. ►
20
BAUEN
21
Ansicht Süd
Stellplätze
7.050
Dimensionen
235 Meter lang, 105 Meter breit,
Ü
berseehafen Bremerha­
ven. Im riesigen Con­
tainer-Terminal wird
die Ladung von Con­
tainer- und Kühlschiffen
gelöscht, nebenan bugsieren Errich­
terschiffe gigantische Windradfunda­
mente und Rotorenblätter auf Frachter.
Mächtige Kreuzfahrtschiffe schieben
sich langsam an Auto-Carriern vorbei,
den auf Fahrzeuge spezialisierten Trans­
portschiffen. Bremerhaven ist nicht
zuletzt einer der bedeutendsten Au­
to-Umschlagplätze der Welt – und der
Ort, an dem GOLDBECK sein erstes
Lagerparkhaus errichtet hat. 78,3 Milli­
onen Tonnen Seegüter wurden 2014 in
Europas viertgrößtem Universalhafen,
der Hafengruppe Bremen / Bremerha­
ven, umgeschlagen. In Bremerhaven
werden seit 2011 jährlich konstant
mehr als zwei Millionen Fahrzeuge
umgeschlagen. Die Kais, an denen bis
zu 15 Auto-Carrier anlegen können,
sind länger als drei Kilometer. 2014
wurden 1.783.830 Fahrzeuge europäi­
scher Hersteller exportiert, die meisten
nach Nahost, Ostasien und in die USA.
485.682 Fahrzeuge wurden importiert,
zumeist aus Japan, Korea und den Über­
see-Werken deutscher Autobauer.
Umwege kosten Geld
120.000 Pkw-Stellplätze gibt es hier,
auf Europas wichtigster Fahrzeugdreh­
scheibe. Der Pkw-Umschlag im großen
Stil verlangt hoch professionelle Logis­
tik auf Wasser, Schiene und Asphalt.
Wege müssen so kurz wie möglich sein,
Umwege und Verzögerungen sind die
natürlichen Feinde der Logistikprofis.
Beim Laden und Löschen tickt die Uhr.
Liegt ein Frachtschiff länger als nötig
144.000 Quadratmeter Fläche auf
am Kai, kostet das viel Geld. Diese Rah­
menbedingungen spiegeln sich in der
Infrastruktur.
Landläufig gilt ein Regal als offenes
Aufbewahrungssystem, das so bestückt
ist, dass man daraus schnell den gera­
de benötigten Gegenstand hervorholen
kann. Folgerichtig nennen Logistiker
die Parkhäuser, in denen die Autos an
den Umschlagplätzen zwischengelagert
werden, auch Parkregale. Um als Durch­
gangsstation im logistischen Räderwerk
zu fungieren, müssen sie auf kürzestem
Weg und verzögerungsfrei beparkt wer­
den können. So wie das neue Lager­
parkhaus. Nur die Gleise, auf denen die
Autozüge anrollen, trennen das Anfang
November 2015 in Betrieb gegangene
Parkregal von der Hafenkante und den
Liegeplätzen der Transportschiffe.
Nur eineinhalb Jahre zuvor hatte
das Projekt seinen Anfang genommen.
Im Juni 2014 hatte GOLDBECK sich an
der Ausschreibung durch die Bremer
BLG LOGISTICS GROUP, das größte
deutsche Automobil-Umschlagsunter­
nehmen, beteiligt. Schon länger hatten
die Spezialisten den Markteintritt in
dieses Segment vorbereitet. Kai Becker,
Niederlassungsleiter in Bremen, Heiko
Frey, Leiter Planungsteam Parkhäuser,
und Markus Mühlhaus, Produktma­
nager Parkhäuser, stellten ein Team
zusammen, das sich gemeinsam auf das
Neuland „Lagerparkhausbau“ wagte.
Es sollte eine erfolgreiche Expedition
werden.
Das Konzept entkräftet die Vorbehalte
„Ab September standen wir im Aus­
tausch mit dem Kunden. Wir mussten
zunächst Vertrauen aufbauen“, verrät
Markus Mühlhaus. Anfangs gab es Vor­
behalte gegen die Stahlverbundbauwei­
se. Schließlich waren die bisherigen
sieben Lagerparkhäuser in Bremerhaven
allesamt massive Betonkonstruktionen.
Doch das Team erfasste schnell die
Bedürfnisse des Kunden und leistete
Überzeugungsarbeit. „Wir haben alles
auf den Zweck des Gebäudes herunter­
gebrochen“, sagt Heiko Frey. Bewirt­
schaftung, Schranken und Einzelplatz­
erfassung entfielen.
Oberste Prämisse war, möglichst
viel Parkraum zu schaffen. Anders als
in Standard-Parkhäusern werden die
Autos in Parkregalen so eng wie mög­
lich und hintereinander geparkt. „Also
haben wir unser Tragwerk und damit
die Parkrichtung gedreht“, erklärt Kai
Becker. Ein Geniestreich, der das be­
währte Parkhauskonzept des Bielefel­
der Unternehmens auch für den neuen
Zweck kompatibel machte. „Wir haben
außerdem konsequent darauf geschaut,
wo sich für den Kunden Kosten ein­
sparen lassen“, ergänzt Becker. Zudem
wurden smarte Lösungen vorgesehen,
die zum kostengünstigen Betrieb beitra­
gen – etwa Tageslichtsensoren, die die
Beleuchtung je nach Einstrahlung von
natürlichem Licht dimmen. Konzept
und Gesamtpaket überzeugten. Kurz
vor Weihnachten 2014 erteilte BLG den
Bauauftrag.
sechs Ebenen
Tiefbau
Auf 700 jeweils etwa 20 Meter langen
Rammpfählen, für die alleine 1.500
Kubikmeter Beton verarbeitet wurden,
gründet das Gebäude.
Ansicht West
Superlativ in Beton und Stahl
Schon im Januar 2015 machten sich die
Parkhaus-Spezialisten an die Arbeit.
„Ein Vollgeschoss-Parkhaus mit außen
liegenden Rampen und stützenfreiem
Parkraum für 7.050 Stellplätze“, cha­
rakterisiert Heiko Frey das imposante
Bauwerk, das nun im Nordhafen ent­
stand. „Umgerechnet auf ein Parkhaus
mit normaler Aufteilung wären das
5.500 Stellplätze. Damit ist es eines der
größten Parkhäuser Deutschlands.“ Die
nackten Zahlen unterstreichen dessen
Dimensionen: 235 Meter lang, 105 Me­
ter breit, 144.000 Quadratmeter Fläche
auf sechs Ebenen. Während die Mitar­
beiter in den Werken in Bielefeld und
Kutná Hora (Tschechien) in kürzester
Zeit die Systemteile produzierten, wur­
de in Bremerhaven beim Tiefbau der
Boden bereitet. Auf 700 jeweils etwa
20 Meter langen Rammpfählen, für die
alleine 1.500 Kubikmeter Beton verar­
beitet wurden, gründet das Gebäude.
Schneller am Ziel als geplant
„Deckenplatten und Stahlträger wur­
den geliefert, während der Betrieb auf
dem Umschlagplatz normal weiterlief.
Das war eine echte logistische He­
rausforderung“, sagt Kai Becker. 6.200
Deckenplatten wurden verbaut, dazu
3.500 Tonnen Stahl für Schweißträger,
Stützen und Brüstungsgitter. Alle Räd­
chen griffen perfekt ineinander; das
Gebäude wuchs innerhalb kürzester
Zeit in den Himmel. Den Spezialisten
gelang, was bei vergleichbar ambitio­
nierten Bauvorhaben als Wunschtraum
gilt: Sie wurden sechs Wochen vor der
geplanten Übergabe fertig.
Der Kunde ist mit seiner Entschei­
dung zufrieden; das Projekt hat für
einiges Aufsehen gesorgt. Nicht zu­
letzt, weil es mit dem neuen Parkre­
gal nun mehr als 50.000 überdachte
Pkw-Stellplätze in Bremerhaven gibt.
Vieles spricht dafür, dass der neu ein­
geschlagene Weg nun häufiger beschrit­
ten wird – und GOLDBECK-Parkregale
bald zum gewohnten Bild an FahrzeugUmschlagplätzen zählen. ■
„Ein VollgeschossParkhaus mit
außen liegenden
Rampen und stüt­
zenfreiem Park­
raum für 7.050
Stell­plätze (...)
Damit ist es eines
der größten Park­
häuser Deutsch­
lands.“
22
GESELLSCHAFT
23
VOM FINDEN UND
FO RSCHEN
Seit einem halben Jahr gibt es an der Universität
Bielefeld den Lehrstuhl „Führung von Familien­
unternehmen“. Finanziert wird er von zehn
Familienunternehmen und Stiftern, an der Spitze
steht Dr. Christina Hoon als Stiftungsprofessorin.
Es ist der Weg von einer ambitionierten Idee zu
einer besonderen Kooperation.
O
Prof. Dr. Christina Hoon
(Jahrgang 1972, verheiratet,
zwei Kinder) stammt aus einer
Unternehmerfamilie. Die gelernte
Industriekauffrau studierte
Wirtschaftswissenschaften an
der Leibniz Universität Hannover,
wo sie 2003 ihre Promotion
abschloss und als Habilitandin
am Institut für Personal und
Arbeit forschte und lehrte. Seit
Herbst 2015 ist sie Professorin
am Stiftungslehrstuhl „Führung
von Familienunternehmen“ an der
Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Bielefeld.
stwestfalen ist die Region der Fami­
lienunternehmen. Hier sind neben
bekannten Namen viele „Hidden
Champions“ zu Hause. Warum
nicht genau hier einen Lehrstuhl
für die Führung von Familienunternehmen auf­
bauen? Diese Idee hatte Ortwin Goldbeck, als er in
seiner Funktion als Präsident der Industrie- und
Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld über
100 Firmen in der Region besuchte und dabei die
Vielfalt der unternehmerischen Aktivitäten und
das breite wirtschaftliche wie gesellschaftliche
Engagement kennenlernte. Schnell gewann er
Prof. Dr. Fred G. Becker von der Wirtschaftswis­
senschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld
als Mitstreiter. Gemeinsam überzeugten sie zehn
regionale Unternehmen, vier Institutionen sowie
weitere Unterstifter, den Lehrstuhl „Führung von
Familienunternehmen“ für zehn Jahre mit mehr
als 2,5 Millionen Euro zu finanzieren. Im Herbst
2015 ging der Lehrstuhl an den Start, heute spricht
Stiftungsprofessorin Dr. Christina Hoon über die
Bedeutung und über Herausforderungen und Ziele
dieser deutschlandweit einmaligen Kooperation:
bau|zeit: Frau Hoon, dieses ist der erste öffentli­
che Lehrstuhl in Deutschland, der sich mit der
„Führung von Familienunternehmen“ beschäftigt.
Warum ist dieser Lehrstuhl wichtig?
Christina Hoon: Der Mittelstand ist der Motor
unserer Wirtschaft. 91 Prozent aller Wirtschafts­
unternehmen sind Familienunternehmen. Mehr
als 50 Prozent aller Beschäftigten arbeiten in
familienkontrollierten Unternehmen. Trotz dieser
Wirtschaftsmacht gibt es zu Familienunterneh­
men kaum Studien. Doch Familienunternehmen
brauchen wissenschaftlich belegbare Argumente,
um ihre Bedeutung für die Wirtschaft und Ge­
sellschaft in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Sie
brauchen wissenschaftliche Untersuchungen, um
ihr unternehmerisches Handeln zukunftsorientiert
ausrichten zu können. Und sie brauchen Mitarbei­
ter, die auf die speziellen Herausforderungen von
Familienunternehmen vorbereitet sind. ►
24
GESELLSCHAFT
25
„Lange Zeit wurden nur die großen Konzerne als attraktive Arbeitgeber
wahrgenommen. Mittlerweile erkennen die Studierenden zunehmend,
dass das Arbeiten in mittelständischen Familienunternehmen mit vielen
Vorteilen verbunden ist.“
bau|zeit: Wie genau sehen diese Herausforderun­
CH: Dem Lehrstuhl angegliedert ist das Institut
gen von Familienunternehmen aus?
für Familienunternehmen (iFUn). Dies ist die
„Tanzfläche“, auf der sich Theorie und Praxis
begegnen. Hier geben wir unser Wissen aus For­
schung und Lehre weiter. Hier können wir mit
den Unternehmen Fragestellungen bearbeiten,
die den Ausgangspunkt für Forschungsprojekte
bilden. In diesem Miteinander ist auch die Idee
zum aktuellen Forschungsprojekt „Shared Lea­
dership“ entstanden. Dabei geht es um die Frage,
wie gemischte Führungsteams in Familienunter­
nehmen funktionieren.
CH: Ich sehe drei zentrale Herausforderungen für
die Zukunftsfähigkeit von Familienunternehmen.
Da ist zum einen die Professionalisierung des
Managements, um die Chancen der Digitalisie­
rung und Technologisierung nutzen zu können.
Die zweite Herausforderung betrifft die Nachfol­
geplanung. Hier besitzen gemischte Teams aus
Familien- und Nicht-Familienmitgliedern großes
Potenzial. Drittens gilt es die Handlungsfähigkeit
von Familienunternehmen sicherzustellen. Fami­
lienstiftungen, aber auch Familienverfassungen
oder ein Familienrat können Konfliktpotenziale
mindern und die sogenannte „Familiness“ stärken.
bau|zeit: Ein Blick in die Zukunft. Was sind Ihre
Ziele?
CH: Nachdem am Stiftungslehrstuhl die Lehrveran­
bau|zeit: Was macht Familienunternehmen für
Jungakademiker attraktiv?
CH: Lange Zeit wurden nur die großen Konzerne
als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Mitt­
lerweile erkennen die Studierenden zunehmend,
dass das Arbeiten in mittelständischen Familien­
unternehmen mit vielen Vorteilen verbunden ist.
Hier sind vor allem die große Identifikationskraft,
das von Werten geprägte Miteinander und das
Angebot attraktiver Karrierewege zu nennen.
bau|zeit: Die Stiftungsprofessur ist eine in Deutsch­
land einmalige Kooperation. Was reizt sie daran?
staltungen aufgebaut sind, freue ich mich, mit der
Forschung durchzustarten. Mit Forschungsergeb­
nissen zum Projekt „Shared Leadership“ rechne
ich im Herbst dieses Jahres. Langfristig möchte
ich in Bielefeld einen Kompetenz-Pool aufbauen
und dazu beizutragen, dass Familienunternehmen
endlich zu einem wissenschaftlich beschriebenen
Blatt werden. Wir sind da auf einem sehr guten
Weg. ■
Die Stifter
Beckhoff Automation GmbH, Goldbeck Stiftung, HARTINGGruppe, Hettich Holding GmbH & Co. oHG, HORSTMANNGROUP, Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu
CH: Es ist diese besondere Verbindung von Theorie
Bielefeld, nobilia-Werke J. Stickling GmbH & Co. KG, Herbert
und Praxis, die Möglichkeit, im direkten Kontakt
zur Wirtschaft zu forschen und zu lehren. Hier
haben sich Unternehmen zusammengeschlossen,
um gemeinsam etwas Großes zu schaffen.
Kannegiesser GmbH, Melitta Bentz GmbH & Co. KG, Stiftung
bau|zeit: Wie sieht die Zusammenarbeit mit den
Stiftern ganz konkret aus?
Ohne sie
läuft nichts
Familienunternehmen, Stiftung der Sparkasse Bielefeld,
Schüco International KG, HBL Dr. Stückmann und Partner mbB,
Universitätsgesellschaft Bielefeld sowie weitere Unterstifter
Die deutsche Zulieferindustrie ist ein „Hidden Champion“ –
bis zu 80 Prozent des komplexesten Konsumguts stammt von
mehrheitlich mittelständischen Unternehmen. ►
26
MÄRKTE
27
Der schnellste und
luxuriöseste Seriensportwagen der Welt:
Den Bugatti Chiron
gibt es nur 500 Mal.
Aber immer ist ein
Mitec-Bauteil an Bord.
N
och heute erinnert sich Dr. Mi­
chael Militzer an diesen Anruf: Im
Jahr 2004 war es, da klingelte das
Telefon beim Chef der MITEC Au­
tomotive AG in Thüringen. Jemand
vom VW-Konzern war dran: Es gebe Probleme bei
einer Fahrzeugentwicklung, man suche dringend
nach handfesten Lösungen. „Wie viele Einheiten
wollt ihr denn überhaupt bauen?“, fragte Militzer
arglos zurück.
Die lakonische Antwort: „250.“ Ja gut, aber
wie viele genau? Pro Tag? Pro Woche? „250 Stück
insgesamt“, gab der Anrufer aus Wolfsburg zurück.
Militzer lacht noch heute – in einer Branche, die
in 10.000er-Chargen rechnet, muss eine derartige
Anfrage wie ein Aprilscherz klingen. Und so habe
er auch reagiert: „Wenn es wirklich nur 250 sind,
kriegt ihr die Lösung geschenkt.“
Zulieferer bleiben zumeist im Dunkeln
Am Ende wurden es 450: Im seinerzeit schnells­
ten Seriensportwagen der Welt, dem legendären
Bugatti Veyron, übernimmt ein spezialverzahnter
Triebsatz, ein knapp ein Kilogramm schwerer Bau­
satz von Mitec in Eisenach, die Sisyphusarbeit der
Kraftübertragung zur Hinterachse. Der unsichtbare
Radsatz im Achsgetriebe macht es erst möglich,
den zwei Tonnen schweren Koloss auf eine End­
geschwindigkeit von 407 Stundenkilometer zu
katapultieren.
Wie viel die Mitec AG mit dem historischen
Spezialauftrag am Ende verdiente, bleibt Militzers
Geheimnis – doch zweifellos kam es die VW-Toch­
ter Bugatti vergleichsweise günstig: Hauptsache,
eine Lösung war gefunden. „Die kriegten das
unglaubliche Drehmoment der Maschine einfach
nicht auf die Straße.“ Kein Wunder bei 1.200 PS
aus acht Litern Hubraum. Die Mitec AG schaffte es.
Ein mittelständischer Zulieferer aus Eisenach griff
dem Riesen ohne viel Aufhebens unter die Arme.
Und der Kunde war zufrieden. Nur folge­
richtig, dass auch der neue Bugatti Chiron seine
nunmehr 1.500 PS mithilfe eines Mitec-Erzeug­
nisses voll in Richtung Asphalt entfalten kann.
Das sündhaft teure Millionärsspielzeug war im
März 2016 auf dem Genfer Automobil-Salon der
unumstrittene Star der Show. Jeder sah das leuch­
tende Bugatti-Logo, das in Überlebensgröße den
Messestand zierte – die Arbeit von Mitec und
Hunderter weiterer Zulieferer blieb im Dunkeln.
Das war schon immer so.
Rundreise quer durch die Wirtschaft
Es ist eine buntscheckige Branche: Wer sich die
Zulieferer der Automobilindustrie vor Augen
ruft, unternimmt eine Rundreise quer durch die
deutsche Wirtschaft. Sie verdeutlicht, was in so
einem Auto alles drinsteckt: von der Maschine
über viele elektrische und fast unzählige elek­
tronische Komponenten, Kabel und Halter, Sitze
und Verkleidung, Lacke und Reifen, Konsolen
und Knöpfe.
Bis zu 3.500 Unternehmen, so wird geschätzt,
arbeiten derzeit in Deutschland als Teil der Zulie­
ferindustrie der Autohersteller – „Hidden Cham­
pions“ der deutschen Wirtschaft. Insgesamt liegt
die Zahl ihrer Beschäftigten bei über 850.000. Das
beschränkt sich nicht auf namhafte Giganten wie
Bosch, Continental oder Scheffler – die Mehrheit
der Arbeit wird von mittelständischen und klei­
nen Firmen zwischen 100 und 500 Mitarbeitern
geleistet.
Der Jobmotor der Branche besteht aus Pri­
vatunternehmen, in denen der Chef die Aufträge
hereinholt und die meisten Angestellten noch
mit Namen kennt. Unbekannte Spezialisten, de­
ren Beharrlichkeit und Zuverlässigkeit das große
Ganze, das glänzend im Autohaus die Blicke auf
sich zieht, erst möglich macht.
Aushelfen, wenn schnelle Lösungen gefragt sind
„Unser Produkt sieht man so nie“, sagt Barbara
Messow, Assistentin der Geschäftsführung bei
der Ahlberg Metalltechnik GmbH, einem Auto­
mobilzulieferer im Süden von Berlin. Sie holt ein
schwarzes Blech aus einer Vitrine: ein sehr flacher
Behälter in schlichtem Schwarz, etwas größer
als eine Tafel Schokolade, in Rechteckform mit
kreuzförmigen Sicken – eine Getriebeölwanne.
Von diesem unscheinbaren Stück Metall werden
bei Ahlberg 100.000 Einheiten pro Jahr gefertigt.
143 Mitarbeiter aus vier Teilunternehmen arbeiten
erst seit Kurzem an dem gemeinsamen Standort –
von GOLDBECK stammt die neue, 8.000 Quadrat­
meter große Halle.
Firmenchef Mario Ahlberg betrachtet sein Pro­
dukt völlig frei von Leidenschaft: „Wenn die Marge
stimmt, interessiert mich eine Unterlegscheibe
mehr als eine Ölwanne.“ Warum produziert er
dann Teile für die Autoindustrie und nicht zum
Beispiel Brühwürfel? „Die Verlässlichkeit der
Branche ist genial.“ Ahlberg hat im Kleinen bereits
das vollzogen, was vielen in der Branche noch
bevorsteht: Er hat mehrere kleine Unternehmen,
deren Besitzer keine Nachfolger fanden, gekauft –
und verschmolzen. ►
Blick in die
Produktion
bei Mitec.
28
MÄRKTE
„Ich wollte immer Unternehmer werden – aber ich
kann eben kein rosa Wasser erfinden oder Kaffee­
tassen mit drei Henkeln, ich bin Kaufmann!“ Drei
Tage im Monate verbringt Ahlberg durchschnitt­
lich bei Kunden, Aufträge organisieren. „Geschäfte
machen Menschen, daran wird sich nichts än­
dern.“ Das Unternehmen habe sich einen guten
Ruf erarbeitet – wenn bei einem Kunden etwas in
der Konstruktion nicht ideal passt, wenn schnell
eine Lösung hermuss, hier wird ihm kurzfristig
geholfen. 60 Prozent der Produktion von Ahlberg
gehen an Autohersteller, ein alter Kunde ist die
Daimler AG. Die Ölwannen werden sogar nach
China verfrachtet.
Kleine spezialisierte Helfer wie Ahlberg, die
für drängende Probleme in wenigen Tagen pas­
sable Lösungen improvisieren, gibt es viele. Ihre
geringe Größe erlaubt es ihnen, agil und flexibel
zu agieren. Andere wie die Mitec AG sind in die
Entwicklungsprozesse der Autobauer eingebunden
und machen sich durch innovative Produkte un­
entbehrlich. Ihnen allen spielt in die Hände, dass
die Fertigungstiefe beim Autohersteller traditionell
gering ist: „Rund 80 Prozent der Teile eines Au­
tos stammen von Zulieferern“, bestätigt Michael
Militzer, Gründer der thüringischen Mitec AG.
Militzer ist zwar in Hessen aufgewachsen,
doch in Steinbach-Hallenberg / Thüringen geboren.
Nach der Wende kehrte er zurück nach Thürin­
gen und entwickelte das Unternehmen aus dem
ehemaligen Automobilwerk Wartburg. Mit einem
VW-Vertrag in der Tasche ging es los, später waren
das Engineering und die Fertigung von Ausgleichs­
wellen für Motoren Ursache für den betrieblichen
Aufschwung. Inzwischen liefert die Mitec AG in
alle Welt, produziert in eigenen Werken in China
und den USA. Neben großen deutschen Mar­
ken sind mittlerweile auch General Motors, Ford
und die chinesische Marke Great Wall Kunden.
Gerade ist ein neues Werk außerhalb Eisenachs
entstanden, der vierte Standort in Thüringen – von
GOLDBECK stammt die Fertigungshalle.
29
„Ich sage immer:
Wir brauchen mehr
Spinner!“
Vom Lohnfertiger zum Entwicklungsspezialisten
Der Unternehmensverbund mit knapp 1.100 Mit­
arbeitern, davon 800 in Thüringen, und etwa
190 Millionen Euro Umsatz ist ein Beispiel für
den Wandel der Zulieferindustrie: von einem
Lohnfertiger, der Getriebe für das T2-Getriebe
baute, weil Volkswagen die Produktion im eige­
nen Hause nicht mehr rentabel schien, zum hoch
technisierten Entwicklungsspezialisten, der eng
in den Innovationsprozess der Hersteller einge­
bunden ist und viele ihrer Probleme schon im
Vorfeld löst. Dafür hat die Mitec AG eine eigene
Entwicklungsabteilung mit 40 Ingenieuren und
Prozessentwicklern.
Militzer: „Und das ist eigentlich nicht genug. –
Ich sage immer: Wir brauchen mehr Spinner!“
Denn auch im Zeitalter von CAD, Internet und
TQM liegt Innovation heute wie vor 50 Jahren im
Tüfteln. Die Mitec AG ist groß geworden durch
sogenannte Ausgleichsgetriebe – komplexe Ge­
füge von Wellen und Zahnrädern, die mit bis zu
14.000 Umdrehungen / Min. im Motor rotieren
und die resultierenden Vibrationen in Motorblock
durch Gegenschwingungen kompensieren und
eine Schwingungsreduzierung im kompletten
Fahrzeug bewirken.
Millionen hat das Unternehmen inzwischen
davon produziert, das Rückgrat des Unternehmens
leistet heute in unzähligen Pkw unsichtbare Diens­
te. „Vorher hat jeder in der Branche gesagt, das
funktioniert nicht“, sagt der Firmengründer. Eine
Innovation, nach der keiner gefragt hatte – aber
sie setzte sich schlussendlich durch. „Erfolg ist,
wenn das Talent der Mitarbeiter auf eine Chance
trifft“, sagt Militzer dazu. Chancen gebe es im­
mer wieder, denn „ein guter Ingenieur muss das
Gegenteil dessen, was er sieht, für richtig halten.
Und auch mit dem Scheitern rechnen.“
Zulieferer sind unternehmergeführt
Auch das ist ein Merkmal der Zulieferindustrie:
Das Risiko trägt hier der Unternehmer – und das
ist nicht nur bei der Mitec AG zumeist ein Mensch,
der mit Haut und Haaren für das Gelingen seiner
Unternehmung einsteht. Militzer: „Was ist Mittel­
stand? Wir tragen das volle Risiko. Ich kenne tolle
Manager, aber die tragen nicht das Risiko – sie
können allenfalls ihren Job verlieren.“ Und das
Risiko hat zugenommen: Globalisierung, Innova­
tionsdruck, Marktverlagerung – das sind Faktoren,
die für die Branche große Herausforderungen
bedeuten.
Dabei sind die Startbedingungen an sich
hervorragend: „Die letzten fünf bis sechs Jahre
waren die besten der Automobilgeschichte“, sagt
Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive
Management (CAM) in Bergisch Gladbach. In einer
Studie hat er kürzlich die Branche unter die Lupe
genommen. Sein Fazit: Insbesondere die deutsche
Autowirtschaft hat von einem globalen Wachstum,
einem wahren Hunger nach Autos profitiert. Seit
2000 ist die Fahrzeugproduktion weltweit um
nahezu 50 Prozent gewachsen – und ein Ende ist
bisher nicht abzusehen.
Globalisierung führt allerdings auch zu Kos­
tendruck: Auf vielen Märkten sehen sich Her­
steller und damit auch Zulieferer mit verlockend
günstigen Wettbewerbern konfrontiert. „Klar, wir
verlieren auch schon mal einen Auftrag an billige
Konkurrenten“, heißt es bei Ahlberg in Berlin –
doch mitunter komme der Einkäufer schon nach
kurzer Zeit von dem Dumping-Produzenten zu­
rück, wenn die Fertigungsqualität dann doch nicht
den gewünschten Standards entsprach.
Von Modellvielfalt profitieren Zulieferer
Der wachsende Konkurrenzkampf hat auch dazu
geführt, dass immer mehr Fahrzeug-Varianten
produziert werden, um auch die letzte Nische
zu besetzen. Audi zum Beispiel hatte Anfang der
1980er-Jahre nur fünf Modelle im Katalog – in­
zwischen sind es 50. Viele Zulieferer profitierten
von dieser Vielfalt. Zugleich ächzen sie unter
dem hohen Tempo: Wurde die erste Mercedes
E-Klasse, die Baureihe W124, noch volle 13 Jahre
(1984 – 1997) gebaut, vergeht heute weniger als die
Hälfte der Zeit bis zu einem Modellwechsel. Die
Branche steuert inzwischen auf Entwicklungszyk­
len von drei Jahren zu – Zulieferer müssen extrem
kurzfristige Aufträge bedienen.
Hinzu kommt: Das Gros des Wachstums fin­
det nicht mehr in Europa statt. Während hier die
Produktion sogar geringfügig zurückgeht, boomt
die Nachfrage und die lokale Produktion vor allem
in Schwellenländern wie China und Indien, aber
auch in Russland, Teilen Afrikas und Südamerikas.
Darauf reagieren viele Hersteller durch Verla­
gerung der Produktion. Zulieferer sehen sich mit
der mehr oder weniger deutlich ausgesprochenen
Forderung konfrontiert, Auftraggebern nachzu­
folgen – für kleine Unternehmen nicht allein
ein schwer zu kalkulierendes unternehmerisches
Risiko, sondern auch ein kultureller Schock. Die
Thüringer Mitec AG hat schon vor Jahren den
Sprung über die Grenze gewagt: 2007 gründe­
te sie ein chinesisches Joint Venture mit dem
Hongkonger Unternehmen Jebsen, 2010 wurde
die erste Tochterfirma in den USA eröffnet, zwei
Jahre später die zweite. In China habe man bereits
nach einem Jahr den ersten Gewinn erwirtschaftet.
Ahlberg Metalltechnik in Berlin steht dieser
Schritt noch bevor: „Wir müssen da was tun.“ In
Mexiko plant der Unternehmer den Aufbau einer
Repräsentanz. Das Land am Berührungspunkt
zwischen den USA und dem wachsenden Markt
Südamerika ist für Unternehmer zurzeit ein Hot­
spot: Seine Beteiligung an mehreren Freihandels­
abkommen, seine Nachbarschaft zu den Vereinig­
ten Staaten und das niedrige Lohnniveau machen
es zu einem denkbar attraktiven Standort. Einzig
die hohe Kriminalitätsrate dort lässt Unternehmer
wie Militzer und Ahlberg zögern. ►
„Es kostet weniger, ein Kilo­
gramm Ware nach China zu
schicken als eine Postkarte
innerhalb Deutschlands.“
30
MÄRKTE
31
Was unsere AutomotiveKunden alles bauen
Stoßfänger
„Erfolg ist, wenn das Talent
der Mitarbeiter auf eine
Chance trifft.“
66
Bauherren aus der Automobilzulieferer-­
Branche haben bereits auf GOLDBECK
Licht
Kotflügel
Vorderwagen
Armaturen, Kunststoffteile, Innenspiegel
Mittelkonsolen, Türverkleidungen
Außenspiegel
Sitzsysteme, Sitzschienen
Fensterheber, EBS
gesetzt. Fast ließe sich aus ihren
Produkten ein vollständiges Auto
zusammenbauen: Vom Fahrwerk über
Tempo, Flexibilität, Vertrauen
Karosserie und Motor bis zu Getriebe
Eine Branche macht Tempo: „Bei Bauaufträgen aus
und Innenraum sind alle Bereiche
der Zulieferindustrie ist das Zeitfenster enorm klein“,
abgedeckt.
leiter in Thüringen. Nach seiner Beobachtung schla-
Allerdings ist gerade für hoch qualifizierte Indus­
gen die immer kürzeren Auto-Entwicklungszyklen
trien der Zwang zur Abwanderung in Billigmärkte
voll auf die Planungsspielräume durch. Kiermeier
nicht das Allheilmittel: „Je spezialisierter die
kennt Fälle, in denen zwischen Erstkontakt und
Mitarbeiter sind, die Sie benötigen, desto mehr
Übergabe der Fertigungsanlagen weniger als zwölf
müssen Sie dafür zum Beispiel auch in China
Monate vergingen – die Planung habe aber zu einem
zahlen“, sagt der Wissenschaftler Stefan Bratzel
Zeitpunkt begonnen, als der Zulieferer nicht einmal
vom CAM. Auch die Logistikkosten spielen für
verbindlich wusste, ob ihm seine Teile abgenommen
die Ansiedlung von Werken keine allzu große
würden. Eine weitere Anforderung der Kunden an
Rolle mehr: „Es kostet weniger, ein Kilogramm
GOLDBECK: Hohe Flexibilität bei der Hallennutzung.
Ware nach China zu schicken als eine Postkarte
„Wir müssen bei der Planung auch gleich daran den-
innerhalb Deutschlands“, sagt Michael Militzer
ken, dass zwei Jahre später eventuell der gesam-
von der Mitec AG.
te Maschinenpark umgruppiert werden muss.“ Das
Gravierender sehen die Experten die techno­
GOLDBECK-Prinzip der „integralen Planung“ – also
logischen Herausforderungen, die der Branche
der parallelen Erledigung sämtlicher Teilarbeiten
bevorstehen: Connectivity – der Einzug des In­
beim Bau – habe sich hier besonders bewährt. Und
ternets ins Auto – und Elektromobilität werden
das würde von den Kunden auch erwartet. Im Ge-
in Zukunft einen gewaltigen Wandel und hohen
genzug werde der Spezialist an der langen Leine
Anpassungsdruck bei Herstellern wie Zulieferern
geführt: „Wenn ein mittelständischer Autozulieferer
bewirken. Militzer: „Beim Elektroauto entfällt ein
sich einmal festlegt mit dem Bauauftrag, ist die Be-
Großteil der Mechanik.“
reitschaft, die Dinge aus der Hand zu geben, bei 100
Doch darf auch mit dem Potenzial der Zuliefe­
Prozent“, sagt Andreas Kiermeier.
rer gerechnet werden: Die Mitec AG zum Beispiel
Fast alle wesentlichen deutschen Automobilherstel-
ging vor Kurzem mit dem thüringischen Start-up
ler haben bereits auf GOLDBECK gesetzt, zum Bei-
Möwe eine strategische Partnerschaft ein und hat
spiel Audi, BMW, Mercedes-Benz, Opel, Porsche und
erste Prototypen des innovativen Pedelec-Antriebs
Volkswagen. Aktuell realisiert das Unternehmen für
„Cyfly“ produziert, der wie bei Elektro-Fahrrä­
Bentley Motors Ltd. in Crewe (UK) ein 7.500 Quad-
dern 30 Prozent Energie einsparen hilft. Jedoch
ratmeter großes Bürogebäude, in dem das Bentley
durch reine Mechanik, ohne Batterie. Ein kleiner
Engineering Team Raum findet.
brüten. Und ganz nebenbei den Einstieg in eine
Wachstumsbranche: Der Fahrradmarkt boomt, da
geht es um einiges mehr als nur um 250 Stück ... ■
elektr. Schließsysteme
Fenstersysteme
Tankaußenschalen
Heckklappen
Motorkühlung
Turbolader
Zylinderköpfe
Kolbensysteme
Kurbelwellen
Massenausgleichssysteme
Klimatisierung, Standheizung
Ölwannen
Lenkung
Getriebe
Brems-, Kupplungshydraulik
Antriebssysteme
Kraftstoff-, Ölleitungen
Dieselpartikelfilter, Katalysatoren
Bohr-, Fräs-, Drehteile
Schritt nur, der aber den Zugang zu „Spinnern“
ermöglicht, die gewiss weitere geniale Ideen aus­
Türen
Dachsysteme
sagt Andreas Kiermeier, GOLDBECK-NiederlassungsHerausforderung durch Elektromobilität
Karosserie, Stahlbleche
Fahrwerksysteme
Reifen
80%
der Bestandteile eines Autos stammen
von Zulieferern. Der kleinste Teil wird von
den Autoherstellern selbst produziert.
32
GESELLSCHAFT
33
DAS
ZAHNPASTAPRINZIP
Christian Büscher, Joachim und Jan-Hendrik Goldbeck erlebten in Shanghai,
was industriell genutzter 3-D-Druck schon heute möglich macht –
und wo (noch) seine Grenzen liegen. ►
E
in neuer Markt wird ge­
boren“, schrieb die FAZ
angesichts der explosi­
onsartig gestiegenen Zahl
von 3-D-Druckverfahren.
Mediziner drucken individuelle Or­
ganmodelle aus, um für bevorstehende
Operationen zu üben. Sie experimentie­
ren mit dem Druck von Haut, Knochen
und Knorpel und könnten damit in we­
nigen Jahren Patienten heilen, die heute
nur unzureichend behandelt werden
können. Die NASA hat einen Drucker
auf die Internationale Raumstation ge­
bracht, um dort Gegenstände ausdru­
cken zu können, die sonst per Rakete
hingeschickt werden müssten – das
Grundmaterial für den Druck ist da, die
jeweilige Druckanleitung wird einfach
per Datenübermittlung geschickt. Die
Möglichkeiten des 3-D-Drucks scheinen
grenzenlos. Doch die wirklich erfolg­
reichen Verfahren dienen bisher nicht
der Massenproduktion. Dafür ist die
Methode (noch) zu langsam. „Wer 2.000
Aluminiumdosen in einer Stunde her­
stellt, braucht 3-D nicht“, sagt Kristian
Arntz, Abteilungsleiter Lasermaterial­
bearbeitung des Fraunhofer-Instituts
für Produktionstechnologie in Aachen.
GOLDBECK nutzt das 3-D-Druckverfah­
ren zurzeit für die Herstellung von Ge­
bäudemodellen, die dem Kunden sein
geplantes Projekt vorab veranschauli­
chen. Das ist typisch für die zurzeit am
häufigsten genutzten Verfahren: kleine
Menge, höchste Individualität.
Fortschritt made in China
In China druckt Winsun Global, Lie­
ferant von Baustoffen und 3-D-Druck­
technologie, bereits seit Jahren drei­
dimensional mit Kunststoff, Gips
und Beton. Als es dem Unternehmen
gelang, Beton-Bauelemente für zehn
Mini-Häuser innerhalb eines Tages aus­
zudrucken und zusammenzubauen,
ging dies durch alle Medien. Grund
genug für Christian Büscher, Joachim
und Jan-Hendrik Goldbeck, sich das
Verfahren vor Ort anzuschauen. Mit
der Fragestellung: „Welche Bedeutung
könnte 3-D-Druck für das GOLDBECKGeschäftsmodell haben?“ reisten die
drei Geschäftsführer im November nach
Shanghai. Weil Winsun ein Joint Ven­
ture mit der China Railway Construction
Corporation Limited (CRCC) gründet –
dem nach Umsatz zweitgrößten Ingeni­
eur- und Bauunternehmen der Welt –,
trafen die drei dort nicht nur den CEO
von Winsun, sondern zudem das Füh­
rungsteam von CRCC. Gemeinsam
Leicht und effizient
Der dreidimensionale Druck erfolgt
nach dem Zahnpasta-Prinzip. Eine
Düse spritzt Schicht für Schicht der
Betonmasse aufeinander, bis das Bauteil
fertig ist. Ein schnelles Aushärten der
Masse sorgt für Stabilität. Die einzelnen
Segmente sind etwa 50 Zentimeter breit.
Sie werden nicht massiv gedruckt, son­
dern mit großen Lücken dazwischen,
nach dem Prinzip von Hohlraumbau­
steinen. Das macht sie leicht und den
Transport komfortabel. Das Verfahren
ist höchst effizient: Kein bisschen Bau­
stoff geht dabei verloren. Zudem kön­
nen so Strukturen auf den Millimeter
genau gedruckt werden.
Doch die Methode hat auch Gren­
zen: Das bei Winsun verwendete Ma­
terial ist eine Mischung aus Zement,
Glasfasern, Stahl, recycelten Baustel­
lenabfällen und speziellen Additiven.
Für hoch belastete Anwendungen ist
es nicht geeignet, denn unvollständige
Verbindungen und Anisotropien (Vor­
zugsorientierungen) sorgen für schlech­
te Materialeigenschaften. „Unsere Be­
tonfertigteile werden aus höherwertigen
und belastbareren Materialien herge­
stellt“, sagt Lukas Romanowski vom
Team GOLDBECK New Technology.
„Ein weiteres Problem ist die geringe
Druckgeschwindigkeit.“ Zudem fehlen
noch zerstörungsfreie Prüfverfahren
und die bauaufsichtliche Zulassung,
weil die Einhaltung bestehender Nor­
men geprüft und neue, dem Verfahren
entsprechende Normen definiert wer­
den müssen. Es gilt also noch einige
Herausforderungen zu meistern, bevor
der 3-D-Druck mit Beton sinnvoll ein­
gesetzt werden kann.
Dreidimensionales Erinnerungsfoto
Früher ließen sich Feldherren und Fürsten in Stein meißeln – heute gibt’s das
Mini-Denkmal für jedermann. In vielen
Städten habe findige Unternehmer eine
echte Marktlücke und einen tollen Einsatzzweck für den 3-D-Druck entdeckt:
realistische Porträt-Figürchen aus dem
Drucker. Ein schneller Körper-Scan –
und ruck, zuck ist das kleinere Ich ge-
Es bleibt spannend
Dennoch ziehen die drei Geschäftsfüh­
rer ein positives Fazit ihrer Reise. Chris­
tian Büscher: „Die 3-D-Druck-Tech­
nologie ist in anderen Industrien auf
dem schnellen Vormarsch. Eine ähn­
liche, wenn auch etwas zeitversetzte
Entwicklung könnte es auch bei der
Produktion von Bauelementen geben.
GOLDBECK steht für das Bauen mit
vorgefertigten Bauelementen. Es ist da­
her wichtig, dass wir die Entwicklung
der 3-D-Druck-Technologie beobachten
und regelmäßig prüfen, ob wir Einsatz­
möglichkeiten für eine Verbesserung
unserer Produkte sehen. Die Reise hat
uns einen guten Eindruck gegeben, wie
in China an dieser Technologie gearbei­
tet wird und welche Fortschritte erzielt
werden.“ ■
schaffen. Zehn bis 30 Zentimeter groß,
farbecht und mit allen Details. Als
Geschenk für die Liebsten, Erinnerung
an besondere Momente oder auch als
bleibendes Porträt des geliebten Haustiers. Pfiffig!
www.figurenwerk.de
Chinesisches Unternehmen druckt Betonfertigteile: GOLDBECK-Geschäftsführer
besichtigten sie einige Projekte im Um­
feld von Shanghai. „Zuvor konnten wir
eine Fabrik von Winsun besuchen“, so
Christian Büscher. „Dort testet das Un­
ternehmen die Möglichkeit, Beton und
Wandverkleidung in einem Arbeits­
prozess herzustellen.“ Zurzeit druckt
das Unternehmen Wandelemente und
verkleidet sie anschließend.
Komplett per 3-D-Druck
erstellt: Wandelement von
Winsun Global, Shanghai
34
T I T E LT H E M A
35
WUNDER VON
MENSCH ENHAND
Berge versetzen? Das Meer bezwingen? Wasser bergauf
fließen lassen? Das kann kein Mensch. Oder doch?
Wenn wir sehen, was Bauingenieure tagtäglich vollbrin­
gen, welche Brücken sie schlagen und welche Verbin­
dungen sie schaffen, dann können wir nur staunend vor
ihren Bauwerken stehen. Willkommen zu einer Reise
durch die Wunderwelt der Ingenieurskunst. ►
Panamakanal 1910
36
T I T E LT H E M A
B
eginnen wir diese Reise im Norden.
Hier überbrückt eine beeindruckende
Konstruktion den 16 Kilometer brei­
ten Öresund und verbindet so zwei
Nachbarländer miteinander. Aus der
Luft betrachtet sieht die Öresundbrücke zwischen
der dänischen Hauptstadt Kopenhagen und Malmö
in Schweden aus wie eine Landebahn mitten im
Meer. Auf der künstlichen Betoninsel Peberholm
scheint die Fahrbahn einfach in der Ostsee zu
versinken. In Wirklichkeit geht sie in einen Tunnel
über, für den vorgefertigte Betonkästen auf den
Meeresboden abgesenkt und miteinander ver­
bunden wurden. Grund dafür ist der Flugverkehr
des nahegelegenen Kopenhagener Flughafens,
der sonst gestört würde. Mit 7.845 Metern ist die
Öresundbrücke die längste Schrägseilbrücke der
Welt, die Straßen- und Bahnverkehr kombiniert –
Autos oben, Züge unten.
37
Oben Bohrkopf „Sissi“ in Aktion.
sieben Jahre zuvor die Hand reichten, wurde Ver­
kehrsgeschichte geschrieben. Heute kann „Sissis“
Bohrkopf in Luzern vor dem Eingangsportal des
Verkehrshauses bewundert werden. Und am 1. Juni
2016 wird dann der mit 57 Kilometern längste und
tiefste Eisenbahntunnel der Welt offiziell eröffnet.
„Wenn man selbst Ideen entwickelt
hat und sieht, wie sie dann umge­
setzt werden, dann ist das schon ein
beglückendes Gefühl.“
Seine 66 Rollenmeißel arbeiteten
sich durch das Gestein.
Unten Die Öresundbrücke verbindet Schweden und Dänemark. Sie
ist fast acht Kilometer lang.
Die Perspektive des Ingenieurs
Die faszinierenden Werke der Ingenieure
2.500 m
zu Lande, zu Wasser und in der Luft – die
2.000 m
1.500 m
hat auch Unternehmensgründer Ortwin
lich als Weltbürger“, sagt er. Und noch viel
Göschenen
1.000 m
500 m
Basel
0m
Goldbeck im Blick. „Das verfolge ich natür-
Gotthard-Basistunnel
Zürich
Ceneri-Basistunnel
Arth-Goldau
Erstfeld
mehr als Branchenkenner: Der 77-Jährige
Airolo
Biasca
Zimmerberg-Basistunnel
Lugano
Bellinzona
Chiasso Milano
ist Ingenieur mit Leib und Seele. „Wenn
man selbst Ideen entwickelt hat und sieht,
wie sie dann umgesetzt werden, dann ist
das schon ein beglückendes Gefühl.“
Aufgewachsen in einer Handwerkerfamilie, verschrieb er sich dem Handwerk und
Steinbeißer
Ingenieurskunst überwindet Meere. Doch auch
Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, stellen
kein Hindernis dar. In der Schweiz wurden in den
vergangenen Jahren buchstäblich Berge versetzt.
An dem Mammutprojekt „Neuer Gotthard-Tun­
nel“ arbeiteten zeitweise 2.400 Menschen. Der
Gotthard-Basistunnel gräbt sich auf einer Länge
von 57 Kilometern zwischen Erstfeld im Kanton
Uri bis nach Bodio im Tessin durch den Fels.
Für die beiden einspurigen Hauptröhren sowie
für Sicherheits-, Belüftungs- und Querstollen
wurden 28,2 Millionen Tonnen Stein herausgebro­
chen. Dieses Volumen entspricht der ägyptischen
Cheopspyramide – mal fünf! Schon der alte Gott­
hard-Tunnel war ein Mythos, ein Symbol dafür,
was von Menschenhand geschaffen werden kann.
Der neue aber ist nicht nur 40 Meter länger, die
Gleisstrecke ist auch viel tiefer, geradliniger, ebe­
nerdiger. „Sissi“ heißt die Tunnelbohrmaschine,
die ihm den Weg bereitete. Am 15. Oktober 2010
um 14.17 Uhr schaffte sie den Durchschlag in der
Oströhre des neuen Gotthard-Basistunnels. Als
sich die Mineure erstmals seit dem Vortriebsbeginn
Wasserstraße
Einen neuen Weg, eine neue Verbindung schufen
Ingenieure vor mehr als 100 Jahren in Mittelame­
rika. Der Panamakanal, der am 15. August 1914
eröffnet wurde, galt als das achte Weltwunder.
Die künstliche Wasserstraße verbindet auf einer
Länge von knapp 82 Kilometern Atlantik und
Pazifik und erspart Schiffen damit einen Umweg
von rund 15.000 Kilometern. Kap Hoorn, die bei
Seefahrern berüchtigte südliche Spitze Südame­
rikas, verlor dank einer großartigen Ingenieur­
leistung seinen Schrecken. Etwa sechs Prozent
des Welthandels werden heute durch den Kanal
gefahren. Gigantische Schleusenbauwerke lassen
Höhenunterschiede verschwinden. Im wilden
Dschungel ist es so, als würde Wasser bergauf
fließen. Auch heute noch wird am Panamakanal
gebaut, um noch größeren Schiffen die Passage zu
ermöglichen. Ab Mai dieses Jahres soll der Wass­
erweg für die sogennannte Post-Panamax-Klasse
mit bis zu 14.000 Containern frei sein. ■
dem Konstruieren. „Die Überzeugung und
Begeisterung ist ein Leben lang geblieben“,
sagt der Senior-Chef der GOLDBECK-Gruppe. Im Zuge der Gründung der GOLDBECK
Stahlbau GmbH 1969 wurde aus dem Ingenieur mit den vielen Ideen ein Unternehmer. Und aus dem Metallbauer ein Visionär,
der industrielles Arbeiten im Bauwesen
perfektionierte. „Ich befand mich immer
im Spannungsfeld zwischen Ingenieur und
Unternehmer“, sagt er rückblickend. Und
nicht alles, was der Ingenieur sich ausgedacht hatte, konnte im Unternehmen sofort
realisiert werden. „Es galt immer, Mittel
und Wege zu finden, um die Ideen möglichst wirtschaftlich und gut umzusetzen.“
Ortwin Goldbeck hat die Verantwortung für
das operative Geschäft vor neun Jahren abgegeben und kümmert sich nun vermehrt
um technische Details. Der Ingenieur gewinnt wieder die Oberhand.
38
ARCHITEKTUR
BIM
ZUKUNFT
IM BAU
Österreich-Liebhaber denken bei dem Begriff „BIM“ an die wienerische
Bezeichnung für die Straßenbahn. Tatsächlich handelt es sich bei den
drei Großbuchstaben um eine Baumethode, die auf dem besten Wege ist,
zum Standard zu werden. Hinter dem Building Information Modeling
steckt die digitale Visualisierung eines Bauprojekts von der
Planung bis zum Rückbau. ►
G
lobalisierung und Digi­
talisierung sind zweifel­
los die Prozesse, die uns
heutzutage am meisten
beschäftigen. Die Welt
rückt immer enger zusammen, dadurch
steigt die gegenseitige Verflechtung.
Diese Entwicklung wird durch einen
stetig wachsenden Technisierungsgrad
ermöglicht. Arbeitsprozesse und Kom­
munikation finden zunehmend im di­
gitalen Raum statt. Die Wirtschaftswelt
kann und darf vor solchen Modernisie­
rungsprozessen keinen Halt machen.
Dass Innovationen ihre Zeit brau­
chen, zeigt das Building Information
Modeling (BIM) in herausragender Wei­
se. 1992 kam der Begriff erstmalig auf,
die Methode selbst fand zunächst in den
Vereinigten Staaten Verbreitung. Laut
einer diesjährigen europaweiten Umfra­
ge des Softwareanbieters Conject ist die
Hälfte der britischen Immobilienunter­
nehmen vertraut im Umgang mit BIM,
in Kontinentaleuropa liegen die Werte
bei zehn bis 30 Prozent. Jeder Schritt
eines Bauprojekts wird in einem digi­
talen Modell veranschaulicht und mit
einer Fülle an Informationen verknüpft.
Trotz vielfältiger Vorteile gibt es laut
BIM-Leitfaden des Bundesbauministe­
riums immer noch Missverständnisse
bezüglich der Wirkungsmöglichkeiten.
Überzogene Erwartungen an die neue
Methode sind einer der Hauptgründe
für die mangelnde BIM-Implementie­
rung. BIM-Kenntnisse müssen demnach
auf ein breiteres Fundament gestellt
werden. Dies ist möglich, wenn BIM
mittels Zertifizierung und Standardi­
sierung in Ausbildung und Praxis fest
etabliert wird.
Mehr als ein 3-D-Modell
BIM erlaubt nicht nur die Erstellung
eines digitalen Gebäudemodells. Das
ist schon viel und schön anzusehen,
aber BIM geht über die 3-D-Geomet­
rie hinaus noch zwei entscheidende
Schritte weiter. Eine detaillierte Auf­
listung über Liefer- und Bauzeiten ist
ein erster entscheidender Vorteil. Der
zweite Mehrwert ergibt sich durch
integrierte Kostenkalkulationen für
Material, Transport und Personal. In
der Planungsphase ist es somit mög­
lich, für jede Komponente eine exakte
Kostenkalkulation aufzustellen, deren
39
Summe das Gesamtprojekt beziffert.
Darüber hinaus ist BIM dynamisch: Es
ist möglich, zu fest definierten Zeit­
punkten den jeweiligen Konstruktions­
fortschritt zu erkennen. Dazu bedarf
es einer ständigen Informationspflege
durch möglichst alle Projektbeteiligten.
Der BIM-Leitfaden der Bundesregierung
verlangt folgerichtig „ein kontinuierlich
diszipliniertes und strukturiertes Arbei­
ten“ – ein Mehraufwand im Vergleich
zur analogen Methode, der gleichwohl
Früchte trägt.
Hohe Anforderungen an die
Projektparteien
Wenn alle Vorgaben erfüllt werden,
sieht das ideale BIM-Szenario so aus:
Alle Projektbeteiligten von Bauherren
über Planer bis hin zum ausführenden
Bauunternehmen speisen fristgerecht
ihre Informationen ein und haben
über ein identisches Modell Zugriff
auf dieselben Daten. Das Resultat ist
ein Höchstmaß an finanzieller und zeit­
licher Effizienz, zu jedem Zeitpunkt
besteht eine vollständige Kontrolle
seitens aller ausführenden Parteien.
Die Vorgaben des zu Beginn geschlos­
senen Vertrags finden ihre konsequente
Verwirklichung in der bezugsfertigen
Immobilie.
Diese Situation ist zum jetzigen
Zeitpunkt allerdings noch Utopie. Noch
gehören papierne Baupläne nicht der
Vergangenheit an. Ebenso gilt es, die
Fülle an Zulieferern und die Vielfalt der
auf dem Markt angebotenen Softwares
zu bedenken. Allerdings gibt es Fakto­
ren, die eine effiziente BIM-Anwendung
garantieren. Hierzu zählt insbesondere
die Versammlung vieler Projektbetei­
ligter unter einem Dach. GOLDBECK
arbeitet seit 2013 in allen Prozessstufen
von der Planung bis zur schlüsselfer­
tigen Übergabe mit BIM. 300 Projekte
sind seitdem realisiert worden. Durch
die zentral organisierten Abläufe ent­
fällt die multiple Datenerfassung einzel­
ner Gewerke, die sich häufig besonders
zeitraubend gestaltet. Der Bauherr hat
eine klare Orientierung anhand eines
verbindlichen Modells und einen zen­
tralen Ansprechpartner für jeden ein­
zelnen Prozessabschnitt. Gleichwohl
muss eine hohe Verbindlichkeit der
Projektbeteiligten gegeben sein. Denn
eine entscheidende Änderung im Bau­
vorhaben führt gleich zu einem neuen
Modell, die zuvor eingegebenen Daten
verlieren ihre Relevanz. BIM ist folg­
lich auch eine kommunikative Her­
ausforderung: Wer welche Daten zu
welchem Zeitpunkt einspielt, muss
von Beginn an klar definiert sein. Das
Dresdner Architekturbüro Obermeyer,
einer der BIM-Pioniere in der deutschen
Planerzunft, hat hierzu einen eigenen
zentralen BIM-Manager installiert. Ei­
ne Maßnahme, die für alle Zweige der
Baubranche sinnvoll ist, um Herr über
die Datenmengen zu bleiben.
Wie geht es mit BIM weiter?
Zum Ende des vergangenen Jahres hat
das Bundesbauministerium mitgeteilt,
dass BIM für größere Bauprojekte bis
2020 verbindlich wird. Die öffentliche
Hand hat also ebenso wie die zukunfts­
orientierten Akteure der Bauwirtschaft
die Vorteile von BIM erkannt. Natürlich
kann ein solch umwälzender Prozess
nicht von heute auf morgen zum fes­
ten Bestandteil der Branche werden.
Dies ist auch gar nicht notwendig:
Verschiedene Entwicklungsstufen von
BIM lassen auch weiterhin die Nutzung
von Analogmodellen zu, ehe mit der
höchsten Stufe das gemeinsame digitale
Modell irgendwann einmal zur Regel
wird. Der Weg dorthin ist nicht mehr
weit, zu sehr überwiegen die Vorteile
für alle Bauprojekte unterschiedlicher
Größen. Und um die legitime Geldfrage
zu klären: Wenn BIM Eingang in die Ho­
norarordnung erhält, ist die dann wo­
möglich letzte Barriere überwunden. ■
40
MÄRKTE
41
Büro- und Geschäftshaus HZ2: Bei dem Geschäftshaus aus dem Jahr 1971 plante, entwickelte und
Baujahr
DIE
FRISCH­
ZELLEN­
KUR
In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern werden
Bau­flächen in Großstädten zunehmend rar. Die logische Folge ist, dass
in die Jahre gekommene Bestandsbauten in den Fokus der Investoren
rücken. Ob es Revitalisierung, Auffrischung oder Refurbishment heißt:
Eine Rundumsanierung gibt die Gelegenheit, die Immobilie neu auf dem
Markt zu platzieren. GOLDBECK agiert seit zehn Jahren in diesem
Bereich – und wird ihn zukünftig deutlich ausbauen. ►
1971
sanierte GOLDBECK die Fassade.
2014
42
MÄRKTE
Das Bürogebäude an der Willy-Brandt-Straße
in Hanau wurde 1977 errichtet und einer
Baujahr
1977
Kernsanierung unterzogen.
2015
43
B
auen im Bestand wird den
deutschen Immobiliensek­
tor über die nächsten Jahre
beherrschen. „In beliebten
großstädtischen Lagen ist
es heute unmöglich, geeignete Flächen
für einen Neubau zu finden. Zugleich
haben wir eine große Zahl von Bestands­
bauten, die ohne großen Aufwand zu
neuem Glanz geführt werden können“,
sagt GOLDBECK-Geschäftsführer Lars
Luderer. Für viele Unternehmen mag
es zunächst verlockend erscheinen,
einen vollständigen Neubau für ihre
Zentrale oder eine repräsentative Nie­
derlassung zu planen. Die Erfüllung
spezieller Flächenanforderungen und
die Integration der Unternehmensmarke
in die Architektur sind dabei gern ge­
nannte Argumente. Doch solch ein Bau
könnte derzeit eher nur außerhalb der
großen urbanen Zentren entstehen. Zu­
dem sind die Anforderungen an einen
Neubau ebenso beim Bauen im Bestand
zu erfüllen.
Der Abriss eines Gebäudes stellt in
vielen Fällen eine größere Investition
dar als eine Revitalisierung. Dies hängt
wesentlich auch mit dem deutschen
Planungsrecht zusammen. Denn jede
„alte“ Immobilie genießt Bestands­
schutz. Das heißt, aktuelle rechtliche
Anforderungen werden nicht eins zu
eins auf den bestehenden Bau übertra­
gen. Wenn ein Abriss erfolgt, entfällt
der Bestandsschutz – und die neu zu
bebauende Fläche muss wegen neuer
Auflagen häufig kleiner ausfallen als
die Bestandsfläche. Die Masse an Re­
gularien wie verschärfte Brandschutz­
bestimmungen oder erhöhte Umweltan­
forderungen nimmt dem Neubau etwas
von seiner strahlenden Vision. Wie die
Asset-Manager von Corpus Sireo ermit­
telten, beträgt die Wertsteigerungsmar­
ge nach umfassenden Refurbishments
aufgrund höherer Nettomieten bis zu
50 Prozent. Das Kölner Unternehmen
rät insofern zu Bestandssanierungen
als Investitionsobjekt. Renditen von bis
zu sechs Prozent seien in entsprechenden Lagen
der Lohn für umfassende Modernisierungsmaß­
nahmen.
Nicht zuletzt sind geringere Nebenkosten dank
einer Anpassung an moderne energetische Stan­
dards ein Argument für die bessere Vermietbar­
keit. Das Bundesumweltministerium berechnete
für nicht sanierte Gebäude aus den 1970er-Jah­
ren einen durchschnittlich doppelt so hohen
Energieverbrauch wie bei Gebäuden, die um die
Jahrtausendwende errichtet wurden. Maßnahmen
für eine effizientere Wärmedämmung oder auch
eine verstärkte Nutzung natürlichen Lichts leisten
einen Beitrag zu höherer Umweltfreundlichkeit.
Gebäudezertifizierungen honorieren vorbildliche
Projekte, die sich durch die Schonung natürlicher
Ressourcen auszeichnen.
Refurbishment – ein komplexer Vorgang
Wer im eigenen Heim schon einmal Wände einge­
rissen oder Fenster und Dach einer energetischen
Sanierung unterzogen hat, weiß, wie viel Aufwand
damit verbunden ist. Übertragen auf eine Schule,
ein Bürohaus oder ein Einkaufszentrum, bedarf es
ausgeprägter Kompetenz auf vielen Feldern. Dies
beginnt mit einer umfassenden Gebäudeanalyse,
die den jeweiligen Mikrostandort berücksichtigt.
Denn eine gelungene Integration in die umgebende
Architektur ist für die Außendarstellung eines
Unternehmens essenziell – der Firmensitz wird
so zur zweiten Visitenkarte.
Die kontinuierliche Inanspruchnahme des­
selben Auftragnehmers anstelle einer Aufteilung
auf verschiedene Projektbeteiligte ist zweifellos
ein Plus für Kunden, die eine Revitalisierung
wünschen. Ein Ansprechpartner garantiert ein
Sanierungsrezept gemäß den Vorstellungen des
Eigentümers. Falls keine konkreten Gebrauchs­
konzepte für die neuen Flächen bestehen, berät
GOLDBECK im Sinne einer langfristigen Nutzung.
Denn die Mieterfluktuation steigt angesichts einer
verstärkten Präsenz ausländischer Unternehmen
auf dem deutschen Markt kontinuierlich an. Jeder
Mieter hat gemäß seines Produktes und der jewei­
ligen Firmenkultur unterschiedliche Flächenan­
forderungen. Vergleicht man beispielsweise eine
Bankfiliale mit einem Start-up-Büro, wird dieser
Umstand mühelos ersichtlich. Gerade kleinere
Unternehmen sind zudem auf die Abfederung
finanzieller Risiken bedacht. „Für uns ist es eine
Frage der Fairness, die sogenannte ‚Revitalisierung
zum Festpreis‘ anzubieten. Der Kunde hat über
den gesamten Projektzeitraum die vollständige
Kostenkontrolle“, so Luderer.
Fazit: In dubio pro Revitalisierung
Auch wenn Refurbishment in der Bau- und Im­
mobilienbranche in Zukunft immer präsenter sein
wird, gibt es im Falle einer sanierungsbedürftigen
Immobilie vielfältige Optionen. Fällt jedoch die
Entscheidung zugunsten des Bauens im Bestand,
empfiehlt sich ein Blick auf die rundum verbesser­
ten Zahlen einer umfassend erneuerten Immobilie.
Und nicht zuletzt wird aus einem wenig ansehn­
lichen Entlein wieder ein prächtiger Schwan. ■
„Eine große
Anzahl von
Bestandsbauten
könnte ohne
großen Aufwand
zu neuem Glanz
geführt werden.“
44
MÄRKTE
45
OFFENER
EMPFANG
Print
Alle wichtigen Informationen über
das Unternehmen und seine Produkte
stehen in gedruckter Form und zum
Download auf www.goldbeck.de zur
Verfügung.
Film
Manchmal muss es einfach Film sein! Kein
Medium eignet sich besser, um Menschen zu
begeistern und Vorfreude zu wecken. Auch
Entwurfspräsentationen gibt es auf Wunsch
als 3-D-Filmerlebnis.
„Wie kommuniziere ich mit meinen Kunden?“
Bei GOLDBECK lautet die Antwort: „Am liebsten persönlich!“
Also ein direkter Weg zum Kunden, in dessen Zentrum das persönliche Gespräch
steht. Unterstützt durch mediale Wegbereiter, die systematisch miteinander
verbunden sind.
Digitale Kataloge
Schritt für Schritt zur Wunschimmobi­
lie. Die digitalen Produktkataloge sind
ein wichtiger Bestandteil der Beratungs­
gespräche.
Persönliches Gespräch
GOLDBECK ist da, wo die Kunden sind –
mit Beratungskompetenz und Regio­
nal-Know-how an 43 Standorten im
In- und Ausland.
Systemzentren
Hautnah und in XXL: In den SystemZentren in Bielefeld
und Hirschberg können Kunden Gebäudeteile begehen und
Ausstattungsdetails im Original erleben. Selbst komplizierte
Technik wird hier verständlich und lässt sich buchstäblich
begreifen. Virtuelle 3-D-Modelle machen nicht nur die Pla­
nung einfacher, sie helfen auch, komplizierte Sachverhalte
einfach zu erklären.
Social Media
Ins Gespräch kommen und im Gespräch
bleiben. Die sozialen Netzwerke nutzt
das Unternehmen, um über interne wie
externe Ereignisse zu berichten und um
neue Mitarbeiter zu begeistern. Ein Aus­
bau der digitalen Aktivitäten ist geplant.
Internetpräsenz
Seit November 2015 ist die überarbeitete Inter­
netseite online. Das Ziel: mit Kunden, Bewerbern
und der Presse noch näher in Kontakt zu kommen.
Doch wie gelingt das? Was als erstes auffällt, ist
die klare Struktur. Alle Inhalte sind für Tablet
und Smartphone optimiert. Verschiedene Such­
wege sorgen dafür, dass der Nutzer schnell an die
gewünschten Informationen kommt. Dies ist laut
Marketingleiterin Karin Padinger auch in Hinblick
auf potenzielle Bewerber wichtig: „Schließlich ha­
ben wir 400 offene Stellen, und die müssen schnell
gefunden werden.“ Was weiter auffällt: Der Content
ist lebendiger geworden. Viele Bilder, Zitate und
knackige Fakten machen Lust, GOLDBECK zu ent­
decken. Auch die Referenzen spielen eine deutlich
größere Rolle. Sie stehen jetzt im direkten Bezug zu
den Produkten und werden bis in einzelne Details
gezeigt. Überraschend: Neben zahlreichen Printpu­
blikationen gibt es auch den Geschäftsbericht zum
Download. Zudem hat jeder Standort eine eigene
Seite – mit Leistungen, Referenzen, Anfahrt und
Kontaktdaten. Internet-Suchende werden mittels
GEO-Targeting direkt zu „ihrer“ nächsten Nieder­
lassung geführt. Ganz klar, der neue Auftritt macht
Spaß und er wird sich weiterentwickeln, ein Blog
oder ein News-Ticker sind denkbar. „Wir haben
eine neue Seite konzipiert und gebaut, jetzt geht
es ans erfolgreiche Betreuen!“, sagt Karin Padinger.
46
BAUEN
Das Prinzip
GOLDBECK
43 Fähnchen auf der
Landkarte zeigen un­
sere Standorte überall
in Deutschland und in
einigen Nachbarländern
an. Wir setzen unsere
Reise zu ihnen fort, um
sie und ihre jeweilige
Region besser kennen­
zulernen. Diesmal geht
es nach Rostock und
Ulm. Zwei Städte mit
Geschichte, zwei Stand­
orte mit spannenden
Geschichten. Als ExtraSchmankerl gibt’s Tipps
zu den schönsten Wan­
derwegen, die es dort
zu erobern gilt. ►
Ulm
Weithin sichtbar überragt er seine Stadt: der Turm des
Ulmer Münsters. Er ist der höchste Kirchturm der Welt,
und in seiner weit ausstrahlenden Wirkung gleicht er der
Stadt. Ulm prägt eine der dynamischsten Wirtschafts­
regionen Süddeutschlands. Die GOLDBECK-Niederlassung
vor Ort passt bestens dazu.
D
Wanderbare Schwäbische Alb
Westlich von Ulm lockt die Schwäbische Alb mit hervorragenden Wanderwegen durch wunderschöne Landschaften. Besonders reizvoll sind
die vielen Schmankerln am Wegesrand: Die Alb zählt zu den burgenund schlösserreichsten Regionen Deutschlands. Und auch unterirdisch
gibt es viel zu sehen: Über 2.000 Höhlen laden dazu ein, Erdgeschichte
zu erfahren. Mehrere Museen zeigen Urzeitfunde – Relikte der ersten
Menschen, die hier lebten. Lohnenswert ist der Dreifürstensteig bei
Mössingen. Er hat es beim Wettbewerb um Deutschlands schönsten
Wanderweg auf Platz zwei geschafft!
ie Donaustadt liegt
strategisch günstig auf
der Achse München –
Stuttgart. Hier kreuzen
sich A7 und A8. Öster­
reich und die Schweiz, aber auch
Frankreich, Italien und Osteuropa
sind rasch erreichbar. Kein Wunder,
dass im Branchenmix der Region das
Thema „Mobilität“ besonders stark ver­
treten ist. Roger Breyer, GOLDBECKNiederlassungsleiter in Ulm: „Das
spiegelt auch unsere Auftragsstruktur.
Wir bauen viel für den regionalen Lo­
gistikmarkt, für Mittelständler aus dem
Automotive-Bereich, aber auch für die
großen Unternehmen der Region, zum
Beispiel EADS – heute Airbus Group –
oder Liebherr. Für Boehringer Ingel­
heim setzten wir am Standort Biberach
einen Planungsauftrag um.“
Als positive Herausforderung
empfindet der Diplom-Ingenieur Ar­
chitektur (FH) den starken Wettbewerb
innerhalb der Branche. „Wir messen
uns mit den Platzhirschen und großen
Generalplanungsbüros.“ Dabei setzt er
auf die typischen GOLDBECK-Stärken:
Kundennähe, eine starke integrale Pla­
nung innerhalb der Unternehmensgrup­
pe und Kompetenz für die technische
Gebäudeausstattung in der Verkaufsund Ausführungsphase. 28 kreative
Köpfe unterstützen ihn dabei. „Mein
Team meistert sehr motiviert, ehrgei­
zig und mit viel Spaß an der Arbeit
die täglichen Herausforderungen. Das
Miteinander hat große Bedeutung. Wir
sind ein Team und rocken die Region!“
Breyer, selbst Schwabe und gebürtig
aus Konstanz am Bodensee, mag die
Mentalität im „Ländle“: „Bodenstän­
dig, sparsam, zuverlässig. Mündliche
Vereinbarungen gelten fest.“
Diese Sympathie passt ins Bild –
und zu den erfolgreichen Projekten.
Beispiel Seifert Logistics: Innerhalb von
nur acht Monaten realisierte Breyers
Team eine moderne Multiuser-Halle.
Auf bemerkenswerten 24.000 Quadrat­
metern bietet sie heute den Kunden des
Logistikers beste Rahmenbedingungen
für Lagerung und Distribution. Etwas
kleiner, aber ebenso flott realisierten
die Ulmer die 10.000 Quadratmeter
große Multiuser-Halle „Southpoint“
im Ulmer Norden. Mit dem Bürogebäu­
de für den Softwarehersteller mercatis
entsteht zudem bis Dezember 2016 ein
hochmodernes Bürogebäude im Ulmer
Science Park II. ■
47
48
BAUEN
49
Rostock
Blau, Gelb und Grün sind die Farben, die untrennbar
mit der Ostsee verbunden sind. Das blaue Meer, die
gelb leuchtenden Rapsfelder und die grünen Hügel
und Wälder machen die Ostseeküste zu einer traumhaften Landschaft. Hier ist gut leben – und arbeiten.
D
enn auch die altehr­
würdigen Handels- und
Hansestädte gehören
unbedingt dazu. Sie er­
zählen von maritimen
Traditionen, die bis ins Heute reichen.
Zum Beispiel Rostock. Als größte Stadt
Mecklenburg-Vorpommerns und einzi­
ger Tiefseehafen an der deutschen Ost­
seeküste ist die Hansestadt Dreh- und
Angelpunkt von Verbindungen nach
Skandinavien und überregionales Zen­
trum für Handel, Dienstleistung, Kultur
und Bildung. Die Rostocker Universität
ist eine der ältesten in Nordeuropa.
Seit fünf Jahren ist auch GOLDBECK
Teil dieser lebendigen Stadt. Geschäfts­
stellenleiter Volker Huber, Mann der
ersten Stunde, erzählt: „Zu dritt sind
wir 2011 gestartet. Bis heute ist unser
Team auf zehn gewachsen. Und als star­
ke Geschäftsstelle der Niederlassung
Magdeburg sind wir inzwischen fester
Bestandteil Rostocker Bauwirtschaft.
Wir tragen mit viel Energie dazu bei,
die Region voranzubringen, mit unseren
Gebäuden den Hebel dort anzusetzen,
wo es unsere Kunden stärkt.“ Die aktu­
ellen Projekte zeigen das deutlich. Im
Fährhafen Sassnitz auf Rügen entsteht
zurzeit eine 9.000 Quadratmeter große
Produktions- und Lagerhalle für einen
türkischen Rohrhersteller. Hier wer­
den künftig klassische Kunststoffrohre
für das europaweite Baugewerbe ge­
fertigt. Geplant sind sogar in einem
Stück gefertigte, bis zu 1.000 Meter
lange Kunststoffrohre, die zu Flößen
zusammengefügt und bis nach Süd­
amerika befördert werden sollen. Dort
finden sie zum Beispiel im Straßenbau
ihren Einsatz. Ebenfalls im Sassnitzer
Fährhafen realisiert Huber mit seinem
Team ein Projekt für den spanischen
Energiekonzern Iberdrola. Büro und
Halle dienen hier dem Betrieb und der
Wartung eines Off-Shore-Windparks.
Und auch in die Landeshauptstadt hat
GOLDBECK den Fuß gesetzt: Dort ver­
bindet die Geschäftsstelle im Industrie­
park Görries den Neubau von Halle und
Büro mit den bestehenden Gebäuden
eines ortsansässigen Unternehmens.
Diplom-Bauingenieur Volker Huber
ist zwar kein gebürtiger Rostocker – er
stammt aus der Uckermark –, doch er
schätzt den Menschenschlag hier an der
Küste: „Den typischen Rostocker erlebe
ich eher wortkarg, gelegentlich rau, aber
absolut zuverlässig und höchst quali­
tätsbewusst. Wenn man sein Vertrauen
gewonnen hat, ist die Zusammenarbeit
großartig.“ ■
Von der Rostocker Heide bis zum Fischland
Die Rostocker Heide nordwestlich der Hansestadt ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Norddeutschlands. Verblüffend nah an der Großstadt,
lockt sie mit kilometerlangen Rad- und Wanderwegen durch Wald- und
Wiesenlandschaften, vorbei an Seen und Mooren. Eisvögel und Seeadler sind
hier ebenso zu Hause wie verschiedene Orchideenarten. Das Jagdschlösschen
Gelbensande lockt als historisches Kleinod, im Ostseeheilbad Graal-Müritz
gilt es, den Rhododendronpark zu entdecken. Quer durch die Rostocker Heide
gelangen Sie bis zur Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Tief durchatmen! Das
besondere Klima aus Wald- und Seeluft ist unvergleichlich!
51
Forschungsfreundschaft –
Max-Planck-Gesellschaft
lädt GOLDBECK ein.
D
ie Max-Planck-Gesell­
schaft zur Förderung
der Wissenschaften e.V.
(MPG) hat GOLDBECK
zu einer Fördermitglied­
schaft eingeladen. Das wird nur den
wichtigsten und prägendsten Unter­
nehmen der deutschen Industrie zuteil.
Die MPG zählt zu den führenden
Institutionen für Grundlagenforschung
in Deutschland. „Die Einladung ist ei­
ne große Ehre für uns“, sagt Joachim
Goldbeck. „Sie gibt uns einen neuen
Zugang zur Grundlagenforschung. Wir
können bei konkretem, aber auch all­
gemeinem Interesse Institute der Ge­
sellschaft ansprechen oder besuchen
und gemeinsame Projekte auf den
Weg bringen.“ Das Forschungsspek­
trum der MPG reicht von naturwis­
senschaftlich-technischen Themen
über die Medizin bis hin zu Geis­
teswissenschaften und Psychologie.
Einen Überblick über die Forschung
gibt es unter www.mpg.de.
GLOSSAR
50
Vorschau
Liebe Leserinnen und Leser,
Die kommende Ausgabe unseres Magazins erscheint im Herbst.
künftig werden wir in jeder
Ihr Leitthema: „Wahrnehmung“. Wie nehmen wir Menschen,
Ausgabe unseres Magazins
Dinge und Ereignisse wahr? Wie sehen uns andere?
Begriffe aus der Welt des
Wie beeinflusst Architektur unser Empfinden – inner­
Bauens für Sie erläutern.
halb von Gebäuden oder als Betrachter von außen?
In der ersten Ausgabe dieses
Wo können uns unsere Sinne einen Streich spielen?
Glossars geht es – passend zu
Licht, Design, Proportionen und Materialien –
unserem Leitthema „Wege“ –
es gilt, viele Facetten zu erfassen.
um Logistikimmobilien.
Mezzanin
Zwischen- oder Halbgeschoss, zum Beispiel in einer Halle. Das Wort
leitet sich aus dem italienischen „mezzano“, „mittlerer“ ab. Geringere Höhe und Fläche gegenüber Vollgeschoss. In Logistikhallen
liegt das Mezzanin meist oberhalb der Ladetore und beherbergt
Büroflächen, die somit in die Kubatur der Halle aufgenommen
sind und damit die Energiebilanz verbessern. Hallenabmessungen
geben die Größenverhältnisse vor.
Lob oder Anregungen,
Kompetenz vor Ort – immer in Ihrer Nähe
Gut, wenn ein Ansprechpartner immer in der Nähe ist. Noch besser,
wenn er die regionalen Gegebenheiten kennt. Am b
­ esten aber ist es,
wenn bei ihm alle Fäden zusammenlaufen und er kompetent all Ihre
Fragen beantworten kann. Unser Niederlassungsnetz macht’s möglich!
www.goldbeck.de
Kommentare oder Kritik?
Ihre Meinung ist uns wichtig! Schreiben Sie uns an:
[email protected]
HUB
„Hub and Spoke“ – englisch für „Nabe und Speiche“ – steht in der
Logistik für ein überregionales, sternförmiges Transportsystem mit
einem Knotenpunkt in der Mitte. Zu diesem Mittelpunkt – HUB
genannt – gelangen alle Sendungen der einzelnen Lieferstandorte.
Sie werden gebündelt, vorsortiert und dann an die passenden
Depots weitergeschickt. Der Begriff „HUB“ steht deshalb häufig
auch für „Hauptumschlagbasis“.
Kiel
Birmingham
Rostock
Hamburg
Bremen
Impressum
Köln
Gießen
Karlsruhe
Ummelner Straße 4–6, 33649 Bielefeld,
Dresden
Tel. 05 21 94 88-0
Plauen
Nürnberg
Prag
Krakau
Kutná Hora
Regensburg
München
Bodensee
Rosenheim
St. Gallen
Bregenz
Linz
Salzburg
Redaktionsleitung: Tanja Adler | Editorial: Jörg-Uwe
Goldbeck | Texte: Katrin Borcherding, Martina Prante,
Tovačov
Stuttgart Ulm
Eine Überladebrücke ist das Verbindungselement zwischen Logistikhalle und Lkw. Sie gleicht sowohl den horizontalen als auch
den vertikalen Abstand zwischen beiden aus und passt sich beim
Be- und Entladen flexibel der wechselnden Höhe der Ladefläche an.
In Logistikhallen sind hydraulisch betätigte Überladebrücken aus
Stahl Standard. Diese können mit Gabelstaplern befahren werden.
Geschäftsleitung GOLDBECK GmbH,
Posen
Leipzig
Erfurt
Suhl
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Magdeburg
Bielefeld
Hamm
Düsseldorf
Kassel
Bochum
Koblenz
Frankfurt
Mannheim
Überladebrücke
Berlin
Hannover
Münster
Daniel Timme, Robert A. Wildberg | Kommentar: Prof.
Gerhard Wittfeld | Gestaltung: deteringdesign.de | Titel-
Wien
Bratislava
bild: Pass Col du Glandon (1.924 m), Frankreich, Region
Savoyen, Berthold Steinhilber / laif | Bildnachweise:
Aviahuismanphotography / Dreamstime.com (S. 8/9),
Bugatti Automobiles S.A.S. (S. 26),
Archivio GBB/Contrasto/laif (S. 34/35),
AlpTransit Gotthard AG (S. 37 oben)
Nachdruck, auch auszugsweise, nur
mit schriftlicher Genehmigung
www.goldbeck.de