glück - trailer - Kultur. Kino. Ruhr.

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glück - trailer - Kultur. Kino. Ruhr.
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Klimawandel
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ForschungHeldentum Krieg und Frieden EventkulturSemiotik
Energiepolitik
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Kinderarmut Schildbürger Haushaltskrisen Euro
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Die Netze Urban GardeningKlima-ExpoDie Netze Vorhang
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Energiepolitik Grüne Stadt Haushaltskrisen Klimakultur Elf Feinde?
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Netz(re)publik: ElektropapierFernsehen
Schulpolitik
Welche Wahl
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Arme Mater
Verkehr Wozu Schule
Ehe-Los
Schulden
Krieg
Energiewende
Das Tier und wir
Europathema
Rechtsdrehung
THEMEN IN NRW
Kritik, Interviews und Links
Köln – choices.de
Düsseldorf – biograph.de
Wuppertal – engels-kultur.de
Ruhrgebiet – trailer-ruhr.de
mein
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Lesezeic
Das MeinungsMagazin
Ruhrgebiettrailer-ruhr.de
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Mai 2015
www.trailer-ruhr.de
Wim Wenders, Foto: Peter Lindbergh, 2015.
Das MeinungsMagazin
4 REAL & TRUE 2
WIM WENDERS. LANDSCHAFTEN. PHOTOGRAPHIEN.
MUSEUM KUNSTPALAST DÜSSELDORF – BIS 16.8.2015
Foto: Klaus Reinelt
FR. 26.06.2015
RHEINHAUSENHALLE DUISBURG
Karten in den bekannten VVK-Stellen
und unter www.adticket.de
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Präsentiert vom:
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Komödie von Michael Frayn
Premiere 08.05.2015
Weitere Termine 09.05. / 17.05. / 29.05. / 30.05. / 13.06.2015
www.theater-oberhausen.de
und 0208/8578-184
www.bgp.de
Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027 · www.ebertbad.de
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Mehr Meinung. Service. Hintergrund. – In NRW.
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Alle Texte. Ihre Stimme. Filmkritik im FORUM.
Foto: Thomas Aurin
trailer-Thema.
5 GLÜCK
Kauf Dir was...
6 Themeninterview
Glücksministerin Gina Schöler über die Entwicklung ihres erfolgreichen Projektes
Ökonomie des Unglücks
Ob man will oder nicht – Glück und Unglück
liegen dicht beieinander
Bühne.
Kino.
Musik.
23 Film-ABC
V orspann
24 Film des Monats – „Zweite Chance“
25 KritikerspiegelRuhr
Kino-Kalender Ruhr
26 Festival
Internationales Frauenfilmfestival IFFF
in Dortmund: Rückschau
Film-Kritik
29 Roter Teppich
Nikolaj Coster-Waldau über seine Rolle in dem
Sozialdrama „Zweite Chance“
34 Gespräch zum Film
Stina Werenfels über „Dora oder Die sexuellen
Neurosen unserer Eltern“
37 Moers Festival 2015
39 Kompakt Disk
CD-Neuerscheinungen im Mai
Kunst.
2 Ebertbad/Theater Oberhausen
8 Aalto Theater/Oper Essen
9 Auftritt – Peter Carp inszeniert in Oberhausen
Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“
10 Musiktheater im Revier
11 Premiere – Hermann Schmidt-Rahmer inszeniert in
Essen Mark Ravenhill „Shoot / Get Treasure / Repeat“
überregional
12 Komikzentrum Ruhr – Bei Eva Eiselt und dem
Kom(m)ödchen gedeihen sie prima
15 Oper in NRW
Sponsor holt Regiestar Anthony Pilavachi nach Hagen
13 Theater an der Ruhr
Tanz in NRW
u.a. „Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund
„Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzu16 Schauspiel Bochum
treten“
17 Theater an der Ruhr
17 Theater in NRW – Düsseldorf muss sein SchauspielKriegsvoyeure am Schauspielhaus Bochum
haus für 11 Monate schließen
19 Opernzeit – „Il prigioniero“/„Ekklesiastische Aktion“
18 Musical in NRW
Prolog – Westwind-Festival 2015 in Düsseldorf
„The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in
20 Theater-Kalender Ruhr
Koblenz
37 Improvisierte Musik in NRW
Simon Nabatov feiert im Loft
38 Popkultur an der Ruhr
Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland legt Wahl35 ComicKultur/Wortwahl
programm vor
Comic- und Buch-Empfehlungen des Monats
Klassik an der Ruhr
36 Literatur-Kalender Ruhr
Essen ehrt die Musik der Neuen Welt
Textwelten
41 Kunst in NRW
Klaus Theweleit analysiert die Tötungslust und
Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford
attackiert Kollegen
Kultur in NRW.
40 kunst & gut
Neue Sammlungspräsentation im Dortmunder U
41 Kunstwandel
„Das mechanische Corps“ im HMKV Dortmund
42 Ruhrkunst
Joan Mitchell in Essen
„Weisse Wölfe“ im Schauspiel Dortmund
Ricardo Saro in Bottrop
43 Kunst-Kalender
Museumslandschaft NRW
trailer spezial.
4 Intro – Freischwimmer
7 Innovation – E-Mobile taugen auch für längere
Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss
allmählich ’was passieren
44 Verlagssonderseiten – trailer bildet
45 Auswahl des Monats
Veranstaltungs-Empfehlungen im Mai
47 Impressum
Literatur.
BÜHNE
Foto: Martin Kaufhold
Premiere
11
KINO
„Zweite Chance“
Film des Monats
24
KINO
© Stina Werenfels
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
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Gespräch zum Film KUNST
34
© VG Bild-Kunst,
Museum Ostwall,
Foto: Daniela Ihrig
kunst & gut
40
Intro
-ruhr.de
Mai 2015
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten, Foto: Amélie Kai
trailer + trailer-ruhr.de
Freischwimmer
Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund
Thema
6
Vom Glück verfolgt
Das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ begann 2012 als studentische Gruppenarbeit und ist mittlerweile das Herzensprojekt
der Kommunikationsdesignerin Gina Schöler.
Was es mit der Politikmetapher auf sich hat,
verrät die „Glücksministerin“ im Interview.
Gina Schöler
Foto: Marco Justus Schöler
Bühne
11
Premiere
Wegen des Rechtsrucks in Deutschland und
Europa wird in Essen kurzfristig Mark Ravenhills „Wir sind die Guten“ ins Programm genommen, in England bekannt als „Shoot / Get
Treasure / Repeat“. Wir sprachen mit Regisseur
Hermann Schmidt-Rahmer über das Böse.
Foto: Martin Kaufhold
Hermann Schmidt-Rahmer
Film
29
Roter Teppich
Der Däne Nikolaj Coster-Waldau („Nachtwache“) ist ab dem 14. Mai in Susanne Biers
Sozialdrama „Zweite Chance“ zu sehen. Wir
befragten ihn zu seiner Karriere und der Arbeit
an dem Film, der anhand eines Familienvaters
die Linie zwischen Gut und Böse erforscht.
Nikolaj Coster-Waldau
Film
34
Gespräch zum Film
Die Schweizerin Stina Werenfels erzählt in
„Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer
Eltern“ vom sexuellen Erwachen einer behinderten 18-Jährigen. Wir sprachen mit der Regisseurin über Ihren Film und über die Fragen,
die er aufwirft.
Stina Werenfels
Foto: © Stina Werenfels
Für die meisten Menschen ist der 1. Mai nur der Katertag nach „Tanz in den
Mai“ und ein Termin, an dem man sein Auto nicht unbedingt in Berlin-Kreuzberg parken sollte. Weniger bekannt ist, dass der Maifeiertag in NRW offiziell
der „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit,
Völkerversöhnung und Menschenwürde“ genannt wird. Ein schöner Gedanke,
der angesichts der sich regelmäßig wiederholenden Flüchtlingskatastrophen
im Mittelmeer, die Ende April in einem traurigen und vermutlich nur vorläufigen Höhepunkt gipfelten, schnell schal wird. Der Versuch, über das Mittelmeer Diktaturen, Bürgerkrieg, Terror, Hunger und Armut zu entfliehen, wird
seitens der EU lediglich mit kosmetischen Bastelarbeiten an den Symptomen
beantwortet. An den Ursachen für die Flucht ändert das nicht das Geringste. Der blanke Hohn wäre nur durch die Verteilung von Schwimmflügeln in
Flüchtlingslagern zu toppen. Bisher hat immerhin noch niemand die Absicht,
eine Mauer um Europa zu errichten. Aber das haben wir ja auch schon mal
irgendwo gehört.
Fast zynisch mag es da anmuten, dass sich unser Monatsthema diesmal philosophisch mit GLÜCK auseinandersetzt. Praktisch geht das „Ministerium für
Glück und Wohlbefinden“ die Suche nach dem Glück an, wir sprechen mit
Glücksministerin GINA SCHÖLER.
Nicht nur glücklich, nahezu euphorisch sollen Probanden des zweijährigen
Praxistests gewesen sein, mit der die Ruhr-Universität Bochum die Kompatibilität von Elektroautos mit den Anforderungen von Pendlern untersuchte.
Mehr dazu auf unseren Grünen Seiten.
Politisch geht es auch am Theater zu. Wegen rechter Tendenzen in Europa
und „Pegida“ im eigenen Land hat das SCHAUSPIEL ESSEN kurzfristig WIR
SIND DIE GUTEN in den Spielplan genommen. Regisseur HERMANN SCHMIDT-RAHMER erklärt, warum das Theater der richtige Ort ist, „unserer unendlichen konsumistischen Verblödung“ etwas entgegenzusetzen und westliche Werte zu reflektieren. Die Flüchtlingsthematik greift auch Peter Carp
mit Elfriede Jelineks DIE SCHUTZEFOHLENEN am THEATER OBERHAUSEN auf.
Anders als die EU schottet sich die Kunst glücklicherweise nicht vor internationalen Einflüssen ab. Die neue Sammlungspräsentation im DORTMUNDER U rekapituliert die wichtigsten Ismen der Globalisierung der Kunst, von
den 1950er bis in die 1970er Jahre. Manchmal tut ein bisschen Nostalgie
ganz gut. DAS MECHANISCHE KORPS wandelt im HMKV auf den Spuren des
Steampunks und dem Gefühl, dass das Tempo des heutigen Lebens nicht
mehr zu den biologischen Mensch-Einheiten passen will.
Eskapismus ist auch im Kino diesmal nicht drin. Unser Film des Monats ist
Susanne Biers Drama ZWEITE CHANCE, in dem ein Polizist heimlich das eigene, plötzlich verstorbene Kind mit dem vernachlässigten Säugling eines
Junkie-Paares tauscht. Hauptdarsteller NIKOLAJ COSTER-WALDAU bewertet
„Zweite Chance“ im Interview als „noch finsterer als Game of Thrones“. Mit
DORA ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN greift Regisseurin
STINA WERENFELS mutig das Thema Sexualität und Behinderung auf. Wir
sprechen mit ihr über das brisante Thema. Komfortzonen wollte das diesjährige INT. FRAUENFILMFESTIVAL DORTMUND | KÖLN erschüttern. Gelungen
ist das nicht nur mit „The Trace of the Butterfly“, der dokumentarisch durch
zwei Jahre ägyptische Revolution führt und den trailer-Ruhr-Publikumspreis
gewonnen hat. Mehr dazu in unserem Festival-Rückblick.
MAXI BRAUN
4
Thema
ihr Glück?
 Und
[email protected]
Wir freuen uns auf Post.
Leserbriefe siehe Seite 47.
Noch glücklich oder schon gaga? © dubova / fotolia.com
Vom Glück verfolgt – Kauf Dir was...
Bei einem Samenerguss werden im Schnitt zwei ten sind dem Ranking zufolge die Schweizer, aber
bis sechs Milliliter Ejakulat ausgestoßen. Von den auch Westeuropa insgesamt schneidet sehr gut ab,
darin enthaltenden Spermien landen rund 300 stellt mit Island, Norwegen, Finnland, den NiederMillionen in der Scheide, wiederum nur ein Teil landen und Schweden noch fünf weitere der zehn
davon nimmt den Hindernisparcours des Eileiters glücklichsten Staaten. Einen Eindruck unseres nain Angriff. Nur circa 300 erreichen die Eizelle, das tionalen Glücksempfindens vermittelt der Glücksatlas der Deutschen
macht 0,0001 Prozent
trailer-Thema im Mai:
Post von 2014, dessen
der
ursprünglichen
Datenbasis Umfragen
Suppe. Was das alles
Wir alle sehnen uns nach Glück. Die Philosophie hadert
des Allensbacher Instimit Glück zu tun hat?
seit Jahrtausenden damit, der Markt hat es längst als
tuts und die repräsenSelbst wenn man sonKonsumprodukt entdeckt. Was bedeutet uns Glück? Geld,
tativen Erhebungen des
stige, die Fruchtbarkeit
berufliche Erfüllung oder vor allem private Zufriedenheit?
Sozioökonomischen
beeinflussende
FakLesen Sie weitere Artikel zum Thema auch in:
Panels (SOEP) bilden,
toren außen vor lässt,
das seit mehr als 30
ist die Wahrscheinlichwww.choices.de
www.engels-kultur.de
Jahren Wiederholungskeit, dass neues Leben
bei einem Akt zustande kommt, gering. Wenn auch befragungen in Privathaushalten durchführt und
größer als die, sechs Richtige im Lotto zu tippen auch „subjektive“ Daten zur Lebenszufriedenheit
(0,0000064 %). Obwohl mehr Kinder geboren wer- sammelt. Deutschland befindet sich demzufolge
den als Lottogewinner jubeln, dürfte sich jeder von seit vier Jahren auf einem „Zufriedenheitsplateau“,
uns rein qua Geburt ständig als ausgesprochener das Ruhrgebiet und Westdeutschland schneiden
im guten Mittelfeld ab, hinter dem noch zufrieGlückspilz fühlen.
Aber auch wenn kein Mangel an existentiellen Din- deneren Norden und vor dem mürrischen Osten.
gen wie Wasser, Nahrung, Obdach, Kleidung und
an sozialen Annehmlichkeiten wie freundschaft- Wir müssen nur wollen
lichen, familiären oder sexuellen Beziehungen Abgesehen von der Geografie: Wo finden wir unser
besteht, hüpft niemand von uns unablässig von individuelles Glück? Natürlich im Internet. Bei der
purem Glück beseelt durch Gegend. Im Gegenteil. Eingabe des Schlagwortes „Glück“ in den AmazonLaut einer Schätzung der WHO wird die depres- Bücherkatalog werden dem Glückssuchenden
sive Störung 2020 die weltweit zweithäufigste Er- 31.537 Ergebnisse geliefert. Die Ratgeberliteratur,
krankung darstellen. Stehen wir in den westlichen die mannigfaltige Wege zum ultimativen Glück
Industrienationen auf Kriegsfuß mit dem Glück? verspricht, boomt seit Jahren ebenso wie Seminare
Schließlich gilt Deutschland nicht nur als Land der bei sogenannten Lifecoaches. Rund ums Thema
Dichter und Denker, sondern auch als das der no- Glück pulsiert eine ganze Industrie, die weniger
torischen Nörgler.
nach dem „pursuit of happiness“ der Konsumenten,
Nicht wenn man dem World Happiness Report 2015, als nach Vermehrung der eigenen Einkünfte lechzt.
der am 23.4. in New York vom Earth Institute der Kann uns die Wissenschaft Antworten liefern?
Columbia Universität veröffentlicht wurde, glaubt. Akademisch versucht sich die Glücksforschung seit
In Puncto Glücksempfinden steht die BRD auf Rang den 1980er Jahren als empirische Wissenschaft
26 von 160 Ländern passabel da. Am glücklichs- zu etablieren. Der Soziologe Alfred Bellebaum
GLÜCK
5
gilt als Pionier des deutschen Forschungszweigs,
in deren Teilbereichen u.a. Philosophen,
Neurobiologen, Soziologen oder Psychologen
mit Problemen der Gegenstandsbestimmung,
Methodik, Messbarkeit und der Theoriebildung
hardern. Die US-Journalistin Barbara Ehrenreich
ist eine der bekanntesten Kritikerinnen des
Teilbereichs der Positiven Psychologie. In ihrem
2009 veröffentlichten Sachbuch „Smile or
Die: Wie die Ideologie des positiven Denkens
die Welt verdummt“ konstatiert sie, dass das
positive Denken das Glück als Mittel zum Zweck
instrumentalisiert, um im Sinne des Marktes unser
aller Leistungsfähigkeit zu steigern.
So interpretiert, fügt sich das Produkt Glück™
nahtlos in den Kapitalismus ein. Das „Streben
nach Glück“ impliziert ja auch die Arbeit, die
damit verbunden ist. Glück fällt nicht einfach so
vom Himmel, wenn jeder seines eigenen Glückes
Schmied ist. Daraus resultiert vielmehr, dass wir
alle glücklich sein können – wenn wir uns nur hart
genug darum bemühen.
Wie die Schönheit liegt auch das Glück stets im
Auge des Betrachters. (Markt)Forschung und Ratgeber können uns nicht sagen, wie glücklich wir
sind und auch nicht, wie wir es werden. Fangen wir
doch damit an uns gemeinsam darüber zu freuen,
dass wir erfolgreich 299.999.999 andere Spermien
abgehangen haben, um bis hierhin zu kommen.
Wer dann unbedingt noch den Vergleich sucht: Zu
den Schlusslichtern im World Happiness Report
gehören u.a. die Bevölkerungen Afghanistans und
Syriens. Glücklich macht diese Information gewiss
nicht, sie regt aber zum Nachdenken an.
MAXI BRAUN
Aktiv im Thema
ministeriumfuerglueck.de
www.gluecksatlas.de
www.gluecksoekonomie.net
worlddatabaseofhappiness.eur.nl
Thema
Mit der Welt im Gleichgewicht, Foto: © kasto / fotolia.com
„Warum gibt es in der westlichen Welt kein Bruttonationalglück?“
Glücksministerin Gina Schöler über die Entwicklung ihres erfolgreichen Projektes
trailer: Frau Schöler, woher kam die Idee, das von der Initiative erfahren. Da hätte die Regierung
„Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ zu kommunikativ ruhig aktiver sein können. Dafür,
dass es eine Veranstaltung zum Bürgerdialog war,
gründen?
Gina Schöler: Die Idee entstand im Dezember 2012, kam der Dialog auch etwas kurz. Ich will aber auch
als ich Kommunikationsdesign im Master in Mann- nicht mosern. Es war ja auch nur der offizielle Startheim studierte. Wir mussten selbst eine Kampagne schuss und ich bin froh, dass irgendetwas passiert.
skizzieren. Die Aufgabenstellung war abstrakt, der
Kommen wir zu Ihrem Projekt
Professor sagte: „Untersucht mal
„Ein bisschen positive
zurück. Welche Ziele hat das
ein bisschen die Gesellschaft
Revolution“
Ministerium und wie sollen dieund guckt, wo es hapert.“ Unsere
se erreicht werden?
Aufgabe als Gestalter war es, auf
kreative, optimistische und kommunikative Art und Das grundsätzliche Ziel ist es, so viele Menschen
Weise eine Plattform zu schaffen. Dann kam Bhutan wie möglich zu erreichen und auf bunte Weise zu
ins Gespräch. Wir fanden es interessant, dass dort inspirieren, sich mit dem persönlichen oder gesellein Gegenpart zum Bruttoinlandsprodukt, also das schaftlichen Glück auseinanderzusetzen, anzupaBruttonationalglück, existiert und das Wohlbefinden cken und mitzumachen. Ich will das in den Raum
der Bevölkerung anstelle des Wirtschaftswachstums stellen und schauen, wie die Menschen dann damit
im Fokus steht. Wir fragten uns, warum es das hier weitermachen. Ein bisschen positive Revolution.
in der westlichen Welt nicht gibt. Wir wollten uns Das geschieht z.B. mit kleinen Aktionen wie der
überlegen, was uns fehlt und was wir für ein gutes Erste Hilfe-Glücksbox. Ich habe das streetart-mäßig
Leben brauchen. Mein Kommilitone Daniel und ich gestartet und seitdem trudeln jeden Tag zig Mails
haben das als gemeinsame Masterthesis bis Oktober von Menschen ein, die so eine Box haben wollen.
2013 weitergeführt. Seitdem leite ich das Ministerium als selbstständige Glückministerin.
Zum Thema Glück hat sich eine regelrechte Industrie von Ratgeberliteratur bis zum Coaching
etabliert. Sehen Sie die Gefahr der KommerziaDemokratisch gewählte Ministerin?
Selbsternannt! Einer muss es den Job ja machen lisierung von Glück?
Ich habe erstmals darüber nachgedacht, als ich
(lacht).
mir die Frage gestellt habe, wie es weitergeht und
Wie passt etwas Persönliches wie Glück mit ob ich damit auch Geld einnehmen kann, weil mir
der bürokratischen Form eines Ministeriums auch Kosten durch das Ministerium entstehen. Ich
hatte auch Bauchschmerzen und versuche, einen
zusammen?
Der Ursprungsgedanke wurde von der Happiness Mittelweg finden, das nicht zu sehr zu vermarkten
Commission in Bhutan, die sich mit Bürgerumfra- und zu kommerzialisieren.
gen und mit dem Messen des Glücks beschäftigt,
abgeleitet. Wir fragten uns, wie eine solche Insti- Wie laufen die Seminare und Workshops, die
tution in Deutschland aussehen würde und wollten sie in Schulen, aber auch in Unternehmen anFunktion und Aufgaben zur Diskussion stellen. Da- bieten, ab?
durch ist die Metapher der Politik entstanden. Die Die Workshops laufen komplett unterschiedlich
Politik kann gute Grundvoraussetzungen für das ab. Es geht darum Fragen zu stellen und Impulse
persönliche Glück bieten. Wie die aussehen sollten, zu geben. Für Veränderungen müssen dann die
wird seit dem 13. April deutschlandweit im Rahmen Unternehmen – wie auch die Politik – Grundvoder Bürgerdialoge diskutiert.
raussetzungen schaffen.
Sie meinen die Bundesinitiative „Gut leben in
Deutschland – Was uns wichtig ist“?
Ja. Ich habe mich als Veranstalterin für einen der
Bürgerdialoge beworben und wurde daher zum Auftaktevent eingeladen. Ich habe aber erst sehr spät
Kümmern sich Unternehmen nicht nur um die
Zufriedenheit ihrer Angestellten, um deren
Produktivität zu steigern?
Ich schätze es eher so ein, dass die Unternehmen
in letzter Zeit merken, dass sie irgendwas machen
6
müssen, da sonst immer mehr Leute wegbrechen.
Es geht dabei meines Erachten nicht um noch
produktivere Mitarbeiter, sondern um Prävention,
damit nicht noch mehr krank werden.
Welche Werte müssen sich in der Gesellschaft
verändern, damit wir glücklicher werden?
Die Erfahrungen, die ich bei dem Projekt sammeln
konnte und meine persönlichen Vorstellungen gehen da in eine ähnliche Richtung. Das Miteinander
und nicht das Konkurrenzdenken müssen stärker
werden. Ich bin auch ein großer Fan der sozialen
Nachhaltigkeit. Wenn wir uns darum mehr bemühen, kommt auch die ökologische Nachhaltigkeit
automatisch ins Spiel. Die Frage ist: In welcher
Gesellschaft wollen wir heute leben und wie sieht
die von morgen aus? Statt zu sagen: ich will jetzt
glücklich sein, nach mir die Sintflut.
Sie lachen viel und wirken glücklich. Haben Sie
ein Patentrezept?
Es gibt eine Glücksstatistik von Sonja Lyubomirsky
die ich gerne aufgreife. Stellen Sie sich ihr persönliches Glück als 360°-Kreis vor. Davon sind 50
Prozent genetisch vorbestimmt, ob sie ein positiver
oder pessimistischer Mensch sind. Und ich habe bei
den 50 Prozent Glück gehabt. 10 Prozent sind äußere Einflüsse und die anderen 40 haben wir selbst
in der Hand. Das Projekt gibt mir viel, es ist jeden
Tag abenteuerlich und man kann sich mit Menschen austauschen, verrückte Ideen ausprobieren.
Glücklich macht mich auch ein Tag Entschleunigung: keine Termine, Handy aus, raus mit dem
Hund bei Wind und Wetter.
INTERVIEW: MAXI BRAUN
Lesen Sie die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/thema
ZUR PERSON
Kommunikationsdesignerin Gina Schöler gründete 2012
das „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“ als
Studienprojekt an der Hochschule
Mannheim und führt es seit ihrem
Abschluss allein weiter. Als Glücksministerin organisiert sie öffentliche
Aktionen und bietet Workshops an.
Foto: Marco Justus Schöler
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Gr
Innovation
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15
20
Für viele Pendlerwege sind Elektro-Autos inzwischen gut zu gebrauchen, sagt eine Praxis-Studie der Bochumer Ruhr-Uni, Foto: RUB
Mit dem Elektro-Auto pendeln? Ja – aber …
E-Mobile taugen auch für längere Wege. Doch bei Kaufpreis und Ladenetz muss allmählich ’was passieren
Ausprobieren macht Freu(n)de. So schlicht lässt
sich das Ergebnis eines zweijährigen Praxistests
abbilden, in dem Wissenschaftler der Ruhr-Uni Bochum mit einem Sharing-Fuhrpark von 24 unterschiedlichen Elektroautos untersuchten, wie diese
mit Anforderungen von Pendler/innen „matchen“.
Allerdings: Für nicht wenige hört beim Geld die
Freundschaft auch wieder auf.
Unter uns: Ich hätte auch mitgetestet. Jeweils für
sieben Tage ein lupenreines Elektromobil und anschließend eines mit Benzin-Reichweitenverlängerung. Aber wer im „Home-Office“ arbeitet, gehörte
halt nicht zur Zielgruppe. Nebenbei tat sich ein
Zweit-Problem auf: Als Teil einer „Patchwork-Familie“ möchte man regelmäßig Liebste und Töchtervolk am Rhein mit Anwesenheit erfreuen. Doch
wo dort nachladen? Das – reichlich parkplatzarme
– Wohngebiet verbietet, die Kabeltrommel aus der
vierten Etage auf den Gehsteig zu fieren, falls doch
eine Lücke vorm Haus gefunden würde. Die nächste Ladesäule ist weit entfernt, womöglich mit dem
Prof. Sourkounis: „Die Entwicklung im Ladenetz ist
stehengeblieben.“ Foto: Tom Jost
Bus erreichbar. Und bei der Benzin-Tanke vis-a-vis
sorgte die Frage nach einem Ausnahme-Stromanschluss über Nacht für ambitioniertes Kopfschütteln: „Nääää – sowat mach’mer hier nit …“
Da müssen die mehr als 400 Hinz-und-KunzProbanden, die sich von skeptischen Prognosen
unbeeindruckt an dem Projekt „LangstreckenElektromobilität“ der Ruhr-Uni beteiligten, zu
erfreulicheren Eindrücken gelangt sein. „Vorher
waren die meisten noch vorsichtig in ihrer Einschätzung der Elektroautos“, verkündete jetzt Projektleiter Prof. Constantinos Sourkounis, „nachher
waren sie regelrecht euphorisch. Dreißig Prozent
haben angegeben, sie würden ihr jetziges Auto
beim nächsten Wechsel durch ein Elektroauto ersetzen – allerdings unter einigen Bedingungen.“
Elektrisch angetriebene Fahrzeuge gelten oft noch
als Zweitmobil für die Familie und kurze Distanzen. Die Praxisstudie der RUB-Wissenschaftler
zielte bewusst in eine andere Richtung. „Wenn
Reduzierung der Luftbelastung die Antwort auf
die Frage ist, warum wir elektrisch fahren wollen,
müssen wir dort ansetzen, wo die großen Strecken
entstehen. Also bei Pendlern, die längere Wege
zum Arbeitsplatz haben“, definierte das Team an
der Elektrotechnik-Fakultät. Fahrstrecke: zwischen 40 und 120 Kilometern. Und abends wieder
zurück. Wenn solche Fahrer auf Öko-Stromantrieb
umstiegen, würde schon eine Menge CO2 eingespart.
Im Spiel sind eine Reihe von Faktoren: Beschleunigung, Komfort, Lärmminderung oder Handling.
Aber letzten Endes kommt es auf die Reichweite an. Die RUB-Forscher richteten daher ihr Augenmerk auf drei unterschiedliche Bereiche. Sind
schnelllade-fähige Mobile, deren Akku in 20 bis
30 Minuten auf 80 Prozent Kapazität gefüllt werden kann, ein attraktives Angebot? Oder favorisieren Interessenten einen „Range Extender“ wie
Opels Ampera, der nach 40 bis 80 elektrischen
Kilometern auf den Benzintank umschaltet?
Welches Potenzial steckt in Effizienzgewinnen,
etwa durch Rückfluss von Bremsenergie oder der
Einschränkung von Klimaanlagen? Und „ticken“
Männer und Frauen auch als Elektromobilisten
unterschiedlich?
77
Die Beantwortung stützt sich im Wortsinn auf die
„Erfahrung“ von 785.000 Kilometern – wobei die
neun Amperas mit durchschnittlich 45.000 Kilometern weit stärker genutzt wurden als die 15
reinen Batterieautos. Will heißen: Wo die Reichweite keine Sorgen macht, wird das Angebot auch
üppig genutzt. Muss man mit der Restladung
sparsam umgehen, unterbleibt die eine oder andere unnötige Fahrt. Unterschiedlich gestaltet sich
auf der Langstrecke auch der Zeitaufwand, wie
gemeinsame Hamburg-Fahrten zeigten. Während
das Ampera-Team trotz Staus nach vier Stunden
am Alten Fischmarkt einparkte, brauchte man mit
dem iMieV fast doppelt so lang. Denn was zählt
die Schnelllade-Fähigkeit, wenn unterwegs die
Ladesäule spinnt? Schon der eine missglückte Boxenstopp schlug mit zusätzlichen 90 Minuten zu
Buche.
Hier zeigte sich Prof. Sourkounis auch am meisten
überrascht: „Die Entwicklung bei den Ladenetzen
ist stehengeblieben“, skizziert er ein wesentliches
Hindernis. Zwar sei die Rhein-Ruhr-Region besser
ausgerüstet als das Umland, trotzdem reiche die
Struktur bei weitem nicht aus. Es regiert das alte
Henne-Ei-Prinzip: So lange nicht deutlich mehr
Elektrofahrzeuge unterwegs sind, haben Ladesäulen-Betreiber wenig Lust, weiter zu investieren.
Allein RWE, das mit Partnern europaweit rund
3.000 Ladepunkte betreibt, dürfte bisher reichlich
Geld versenkt haben. Wenn umgekehrt nur daheim
mit Haushaltsstrom Energie gezogen werden kann,
geht die Bereitschaft zum Kauf eines E-Mobils in
den Keller.
Wann „lohnt“ sich der Kauf? Das RUB-Team hat
für batterieelektrische Autos einen Schwellwert
von 11- bis 12.000 Euro Mehrkosten ermittelt, der
sich durch günstigen Unterhalt über die Lebensdauer ausgleicht. Gegenwärtig liegen Elektro- und
vergleichbare Benzinmodelle aber noch 17- bis
18.000 Euro auseinander. Das erhebende Gefühl,
manch „dicke Karre“ an der Ampel fies abgehängt
zu haben, rechnet sich nicht in Cent und Euro. Ein
Viertel der Testpersonen wartet auf günstigere
Angebote. Es bedeutet: Ein attraktives KaufanreizProgramm könnte Wunder wirken.
TOM JOST
RUSA LK A
A N T O N Í N DVO Ř Á K
Musikalische Leitung Tomáš Netopil
Inszenierung Lotte de Beer
Ausstattung Clement & Sanôu
Dramaturgie Alexander Meier-Dörzenbach
Choreinstudierung Patrick Jaskolka
Premiere 23. Mai 2015
Vorstellungen 27., 29., 31. Mai;
4., 13., 16., 19., 21., 25. Juni 2015
Aalto-Theater
W I R S I N D DI E
GUTEN
( S H O O T / G E T T R E A S U R E / R E P E AT )
von Mark Ravenhill
Deutsch von John Birke
Inszenierung Hermann Schmidt-Rahmer
Bühne und Videographie Adrian Ganea
Kostüme Michael Sieberock-Serafimowitsch
Dramaturgie Carola Hannusch
Tickets T 02 01 81 22-200
www.theater-essen.de
Premiere 25. April 2015
Vorstellungen 6., 14., 22. Mai 2015
Grillo-Theater
Tickets T 02 01 81 22-200
www.schauspiel-essen.de
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Auftritt
Plötzlich ist sie da, die „Flut“ der Schutzflehenden, Foto: Thomas Aurin
Der Schutzwall ist leider löchrig
Peter Carp inszeniert in Oberhausen Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“
Der Eiserne Vorhang in Oberhausen, diese stählerne Feuerschutzmauer öffnet
sich und Nebel (nichts geht im Theater heute mehr ohne modernes „Trockeneis“) verteilt sich im dunklen Zuschauerraum. Die Bühne ist eine Wand, an die
Mittelmeerwellen branden, ein Suchscheinwerfer tastet den Strand ab, dann
zwei, die Festung Europa ist wohlbehütet, im Soundteppich höre ich die grauenhaften Laute eines untergehenden Schiffes. Oder ist das schon Einbildung?
Ich denke nicht. Peter Carp inszeniert Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ mit starken Bildern gleich zu Beginn. Minutenlang ist nur das Stöhnen der Elemente zu hören. Wer wollte allen Ernstes freiwillig da durch und
wozu? „Wir leben. Hauptsache, wir leben, und viel mehr ist es auch nicht als
leben.“ Das Statement der Schutzsuchenden vergeht, Stille. Schwarze Nacht.
Die Mauern werden verschoben, geben den Blick frei auf die, die immer im
Hellen sitzen, Tee trinken und sich ganz der Betroffenheit hingeben wollen.
Ihr „Leben“ ist mehr wert als das Flehen derer, die das Sinken des Seelenverkäufers wohl überlebt haben, und sie wissen es zu schützen, denn die, die da
an die Strände schwemmen, bedrohen ihre heimelige Welt, die schicke Leere,
die fein ziselierte Tapete, den Kronleuchter, ach ja, die Plätzchen sowieso. Bis
dahin ist an der Inszenierung nichts auszusetzen, Carp hat zwar den eigentlichen Jelinek-Monolog ins dialogische verlegt und vier Figuren quasi als lebende Lautsprecher dazu erfunden, aber das funktioniert tadellos, wenn man
statt „wir“ einfach immer „die“ sagt, und zu sagen haben diese Protagonisten
der feinen Gesellschaft eh nichts, ratlos und depressiv sind sie angesichts der
Flut hinter ihren hohen Mauern.
Sprache und Hirn sind getrennt, auch bei denen, die Mitleid heucheln. Und so
wird der schicke riesige Kronleuchter auch schon mal zum Schmiedehammer,
als wolle er die Fremden in den Boden rammen, diese unbekannte kritische
Masse, die da das Fass Europa zum überlaufen bringen will. Eigentlich denken
alle vier: Warum bleiben die nicht einfach weg? Oder sterben einfach weit,
weit entfernt, wie die Hunderte jüngst im Mittelmeer, deren Schicksal nun
Politiker und Medien bewegt, und dann – seien wir ehrlich – sobald eine
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bestimmte britische Prinzessin Nachwuchs kriegt, niemand mehr interessiert.
Diese Gleichgültigkeit zeigt Carp über weite Strecken still und gekonnt fürs
Theater. Es fragt sich nur warum, denn so ein richtiger Knaller ist dieser Text
der Jelinek nach Aischylos „Die Schutzflehenden“ nicht, der als intellektueller
Reflex auf eine Kirchenbesetzung in Wien entstand. Da kloppt die österreichische Literaturnobelpreisträgerin genüsslich auf die reichen „Flüchtlinge“
hin, die weder eine Aufenthaltsgenehmigung brauchen und unkomplizierte
Niederlassungsfreiheit genießen. Boris Jelzins Tochter Tatjana Jumaschewa
und die Operndiva Anna Jurjewna Netrebko sind der Gegenentwurf zur europäischen Flüchtlingspolitik. Beide Russinnen wurden blitzartig österreichische
Staatsbürger, quasi über Nacht. Geld und Stimme, da flöten unsere Teetrinker
fröhlich, aber weiterbringen kann dieser böse Vergleich niemanden.
Bedenklich wird es, wenn Carp in Oberhausen den Chor aus zehn Flüchtlingen antreten lässt, schüchterne Jungs vom Hans-Sachs-Berufskolleg im
Einheitslook eines grauen Kapuzenpullis, die zwischen den schicken Zellen
der Begüterten in klassischen Kostümen hervortreten. Zugegeben, diese Visualisierung von Einzelschicksalen mag in der Inszenierung als Gegenentwurf
zur unbekannten Flut diskutierbar sein, es bleibt dennoch die Frage, ob hier
nicht eine Grenze der Teilhabe am Schicksal dieser Flüchtlinge überschritten
wird, selbst wenn einige am Ende ihre Geschichte erzählen dürfen. Unsere
vier Teetrinker jedenfalls nehmen „die da“ erst einmal gar nicht zur Kenntnis,
wo sollen sie auch hin: Tee und Plätzchen sind längst weggefuttert und Platz?
Ne, Platz gibt es eigentlich auch nicht, aber immerhin eine Vorlesung über
europäisches Asylrecht, du nicht verstehen? Nein, kaum einer dieser jungen
Männer versteht Deutsch. Das ist rührend, aber keine Lösung, und so kommt
es wie es kommen muss: Beim Nachgespräch war sie wieder da, diese verdammte designte Betroffenheit.
PETER ORTMANN
„Die Schutzbefohlenen“ | So 14.6. 18 Uhr | Theater Oberhausen
0208 857 81 84
T HEAT ER IM
4+
So, 03.05. | 15.00 Uhr
0 5 – 0 15
Der Krakeeler
PROGRAMM
09.05. | 20.00 Uhr
BODY TA L K:
OS S I M I S T E N W E S S I M I S T E N
TA N Z T H E AT E R
MIT LIVE-MUSIK
PREMIE
SA 02.05.2015 / 20 Uhr
SO 03.05.2015 / 1 1 Uhr
Fairy tales for Grown Ups:
The Grateful and the Dead
Gelsenkirchener Erzählfrühling mit Ben Haggarty
4+
So, 10.05. | ab 14.00 Uhr
HÖR MAL
Das Familienfest der Geschichtenerzähler auf Consol
PREMIERE
GIVE ME A VIBE, MR. KING
So, 17.05. | um 16.00 Uhr
TA N Z T H E AT E R Z U M T H E M A
M E N SC H , TA N Z U N D M U S I K
P RE M
IE
Premiere:
Meins!
2+
Tanztheater für die Allerkleinsten
SA 0 9.05.2015 / 20 Uhr
Weitere Vorstellungen:
SO 1 0.05.2015 / 18 Uhr
FR 2 2.05.2015 / 20 Uhr
SA 2 3.05.2015 / 20 Uhr
Di, 26.05. | 19.00 Uhr
KOnzertMEDitation
Klang und Stille mit Michael Gees und Room One
THE GREAT DEMOCRACY
SHOW – IT´S UNBELIEVABLE
So, 31.05. | 15.00 Uhr
PA R C O U R S D U R C H E I N E N
Ü B E R WA C H U N G S S TA AT
PREMIE
von Sibylle Berg
FR 2 9.05.2015 / 20 Uhr
SA 3 0.05.2015 / 20 Uhr
9+
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Consol Theater Gelsenkirchen | Bismarckstraße 240
45889 Gelsenkirchen | Tel 0209 9 88 22 82 | E-Mail kontakt@
consoltheater.de | www.consoltheater.de
MUSIKTHEATER
IM REVIER
GELSENKIRCHEN
NAHOD SIMON
(SIMON DAS FINDELKIND)
Fantastische Oper in 10 Bildern
von Isidora Žebeljan
URAUFFÜHRUNG
Freitag, 29. Mai 2015,
19.30 Uhr, Großes Haus
WEITERE TERMINE
31. Mai 2015
12., 20., 25. Juni 2015
WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE
KARTENTELEFON 0209.4097-200
Premiere
„Wir haben ganz viel zu
verteidigen“
Terror statt Datenklau. Hermann SchmidtRahmer inszeniert in Essen Mark
Ravenhills Theaterstück „Shoot / Get
Treasure / Repeat“
Aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und Europa haben die
künstlerische Leitung des Schauspiel Essen und
Regisseur Hermann Schmidt-Rahmer kurzfristig entschieden, den Spielplan der laufenden
Saison zu ändern: Anstatt des ursprünglich
angekündigten Projektes „Ich habe nichts zu
verbergen – Mein Leben mit Big Data“ wird
Mark Ravenhills Theaterstück „Wir sind die
Guten“ im Grillo-Theater Premiere feiern. Das
ist zwar nach dem Bombenattentat 2005 in
London entstanden, scheint aber immer noch
hochaktuell zu sein.
ZUR PERSON
Hermann Schmidt-Rahmer, geboren 1960 in Düsseldorf, studierte Musikwissenschaft und Philosophie in München und studierte Schauspiel an der Universität der Künste Berlin. Nach Engagements an der Freien Volksbühne Berlin, am Schauspielhaus
Köln, am Hamburger Schauspielhaus und am Wiener Burgtheater arbeitet er seit 1990 als freier Regisseur. Er arbeitet zudem
als Autor und Übersetzer und ist Professor für Szene an der Universität der Künste in Berlin.
Foto: Martin Kaufhold
Wie viele der 17 Tragödien der westlichen
Welt von Mark Ravenhills Ministücken werden
denn in Essen inszeniert?
Fünf.
Das Böse ist immer und
„Ich finde, dass wir zu bequem
trailer: In Berlin bei Peymann
überall – daran wird sich
hieß das Stück „Freedom und zu doof sind, um mal wirk- auch nichts ändern. Sind
and Democracy: I Hate You“. lich zu fragen, was denn unsere wir nicht die eigentlichen
eigentlichen Werte sind“
Warum heißt es in Essen
Bösen?
„Wir sind die Guten“?
Ich glaube Gut und Böse gibt
Hermann Schmidt-Rahmer: Das ist ja auch ein es nicht. Die Krux besteht ja darin, dass Gesellneuer Titel. Im Original heißt es „Shoot. Get Tre- schaften dazu tendieren, bestimmte Dinge als
asure. Repeat.“ Das lässt sich kaum sinnvoll über- gut oder böse zu definieren, anstatt erst einmal
setzen und wir wollten einen deutschen Titel. auf den Einzelfall zu schauen. Das ist klar, das
„Wir sind die Guten“ fand ich angesichts dieser muss im gewissen Sinne auch so sein, sonst kann
ganzen hochgekochten Pegida-Geschichte einen man politisch ja auch nicht handeln. Natürlich
treffenden Titel. Das war für mich der ausschlag- zieht sich dieser Riss durch die Gesellschaften.
gebende Punkt.
Und wir als Bürger tendieren dazu, erst einmal
das Fremde insgesamt als das Böse zu sehen,
Die europäischen Patrioten kommen also auch anstatt zu bemerken, dass das immer auch Indarin vor?
dividuen sind.
Ja. Wir haben Texte aus Originalinterviews von
Pegidisten mit eingebaut. Wir denken im Grun- Aber wenn man in den Irak oder nach Syrien
de genommen auch den ganzen Stoff auf dieser schaut, dann ist es doch eher so, dass die
westliche Welt diese Zustände verursacht hat,
Folie.
die da heute herrschen.
Also ich würde eher sagen, sie hat das noch
Schlimmere freigesetzt. Nur zu sagen, dass diese
Situation der US-amerikanischen Intervention
geschuldet ist, greift meiner Meinung nach zu
kurz, weil die Verhältnisse dort natürlich vorher
auch nicht ersprießlich waren. Die Bush-Politik
ist das Verbrechen des 21. Jahrhunderts – das
kann man schon fast sagen, aber was da vorher
gewesen ist, der Krieg zwischen Iran und Irak, das
System Saddam Hussein ist auch eine Form von
Faschismus gewesen.
Verblödete Wutbürger wohin man schaut
Foto: Martin Kaufhold
Aber Khomeini ist im Iran doch erst einmal
bejubelt worden, vom Volk und den Intellektuellen?
Na ja, das ist ja häufig so in jeder Revolution,
am Anfang steht eine wahnsinnige Hoffnung und
sobald dann die Mühlen der Ebenen kommen,
stellt sich oft das Gegenteil heraus.
11
Ist der Reiz der IS für Jugendliche nicht auch
die logische Kausalität der Brutalität von Videospielen?
Ja. Ich will mal sagen, sie hat es nach den Videospielen einfacher gehabt. Was Neues ist der IS,
glaube ich, nicht. Weil natürlich durch dieses verdammte Internet und diese verdammte mediale
Globalisierung sich Reize in Echtzeit verbreiten
und jeder Depp in Mittelengland sich plötzlich als
Islamist fühlt, der vorher vielleicht lieber Fußball
gespielt hätte.
Haben wir denn überhaupt noch etwas zu verteidigen?
Also das sehe ich ja ganz anders. Wir haben ganz
viel zu verteidigen. Ich finde, dass wir zu bequem
und zu doof sind, um mal wirklich zu fragen, was
denn unsere eigentlichen Werte sind. Und dass
wir als westliche Gesellschaft viel zu wenig benennen, wofür wir eigentlich stehen. In unserer
unendlichen konsumistischen Verblödung wird
ganz selten darüber nachgedacht. Und das sind
eben die Werte der Aufklärung. Ganz eindeutig.
Das, finde ich, haben wir auch zu verteidigen, und
man muss das auch zeigen. Gegen diese Pegida
und gegen den IS. Einfach gegen beide Seiten.
Und das Theater ist dafür der richtige Ort?
Absolut. Also Theater finde ich insofern den richtigen Ort, als das der Ort ist, in dem live und diskursiv nachgedacht wird. Wirklich zwischen Menschen, die anwesend sind und nicht immer nur
durch diesen medialen Filter.
Und wie verhindert man beim Publikum die designte Betroffenheit?
Wunderbare Frage. Indem man sie erstmal so
richtig saftig in ihren Vorurteilen bestätigt. Das
werden wir tun.
INTERVIEW: PETER ORTMANN
„Wir sind die Guten“ | Sa 25.4.(P), Mi 6.5., Fr
22.5. je 19.30 Uhr, Do 14.5. 19 Uhr | GrilloTheater Essen | 0201 812 26 00
prinz regent theater
Komikzentrum Ruhr
MAI 2015
DIE VERWANDLUNG
nach Franz Kafka · am 23. um 20.00 h,
am 24. um 19.00 h, am 27. um 20.00 h
MACBETH
von William Shakespeare
am 13. um 19.30 h, am 14. um 19.00 h
OREST
nach Sophokles, Aischylos, Euripides
am 16. um 19.30 h, am 17. um 19.00 h
Das Kom(m)ödchen-Ensemble: Kühl, Maier-Bode, Graf und Seidel, Foto: Christian Rolfes
ES IST NIE GENUG
von und mit Petra Afonin · am 20. und 21. um 20.00 h
GESTALTUNG: DESIGNBÜRO SCHÖNFELDER · FOTO: SANDRA SCHUCK
TSCHICK
Wo die Neurosen sprießen
Bei Eva Eiselt und dem Kom(m)ödchen gedeihen sie prima
von Wolfgang Herrndorf
am 1. um 19.00 h, am 2. und 6. um 20.00 h
OFFENE ZWEIERBEZIEHUNG
von Franca Rame und Dario Fo · am 10. um 19.00 h
„KUNST“
von Yasmina Reza am 9. und 30. um 20.00 h
TOI TOI BUH!
von und mit Jonas Gruber · am 8. um 20.00 h
MARCEL REICH-RANICKI – PETER RÜHMKORF:
DER BRIEFWECHSEL · Lesung am 4. um 20.00 h
www.prinzregenttheater.de
Prinz-Regent-Straße 50-60, 44795 Bochum · Kartenreservierung unter:
Fon: 0234 - 77 11 17 · E-Mail: [email protected]
Ticket
s
ab
26 E u r
o!
Lust auf lustig!
5
20. Mai bis 5. Juli 201
Rottstraße 30 · 45127 Essen
Tickets und Gutscheine: (02 01) 247 93 93 und variete.de
Der Mai ist gekommen – und mit ihm das Fernweh. Väter jedweder Couleur
nehmen den Himmelfahrtstag gerne zum Anlass, mit Bierfass und Schinkenschnitzel ins Grüne zu ziehen, Mütter müssen sich über selbst gebastelte
Untersetzer freuen und Ochsen an Pfingsten über viele bunte Bänder an
ihren Hörnern. So hat jeder was von der ins Blaue sprießenden Jahreszeit –
frei nach dem Titel des dritten Solo-Programms von Eva Eiselt „Neurosen
und andere Blumen“. Die gedeihen bei ihr jedenfalls prächtig.
Während die angekündigte Kabarettistin sich im Vollrausch befindet und
deswegen nicht auftaucht, entert eine Reihe multidimensionaler Charaktere
die Bühne. Dabei lotet Eiselt ihre diversen Figuren bis auf ihre zweifelhafte
Identität aus, will herausbekommen, ob diese – frei nach Schopenhauer
– am Ende nur als Vorstellung existieren: Gleich einem Vexierrätsel führt
allein die Frage in die Irre. Nur Angie, die Kanzlerin, gibt es wirklich – und
Mireille Mathieu. Muss man einfach gesehen haben. Zum Beispiel am 8. Mai
im Bochumer Zauberkasten.
Ebenso wie das Gastspiel des Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensembles
im Oberhausener Ebertbad am 30. Mai. „Deutschland gucken“ heißt das
Programm, in dessen Verlauf ein Männerabend aus dem Ruder läuft. Drei
Mannsbilder haben sich bei Lutz aufs Sofa hingefläzt, um ein Fußballspiel
anzuschauen – und starren frustriert auf einen defekten Bildschirm. Bis die
attraktive Solveig auftaucht, eine ambitionierte Dokumentarfilmerin, die für
eine Arte-Dokumentation ergründen will, ob es hierzulande so etwas wie
einen neuen, fröhlichen Patriotismus gibt.
Womit die Männerrunde mit ihrer bis dato geltende Regel „keine Frauen“
bricht. Das von Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode
geschriebene und mit boulevardesken Elementen angereicherte Stück lebt
vom Zusammenprall unterschiedlicher Lebensentwürfe. Neben Bodo (Heiko
Seidel), der zwar über ein dickes Bankkonto verfügt, aber mit einem sehr
sparsamen geistigen Vermögen ausgestattet ist, spielt Lutz (Daniel Graf,
der Neue im Ensemble) den intellektuellen Gegenpart, einen arbeitslosen
Lektor, der vor Jahr und Tag das Manuskript einer englischen Hausfrau abgelehnt hat, in dem es um einen elfjährigen Jungen mit magischen Fähigkeiten ging.
Dieter (ebenfalls neu im Ensemble: Martin Maier-Bode) wiederum ist stolz
darauf, ein Deutscher zu sein, versucht sich krampfhaft zu optimieren und
muss mitansehen, wie seine Firma, die Kunstharz verstärkte Gelenkmodule („das sind keine Nippel“) produziert, aufgrund der Konkurrenz aus China insolvent zu werden droht. Richtig zur Sache geht es, als sich Solveig
(Maike Kühl) zu dem Gespann gesellt, um das „total spannende soziale
Phänomen Fußball“ zu ergründen. Langsam aber sicher blättert ihre hippe
Fassade ab, hinter der eine frustrierte Vertreterin des medialen Prekariats
zum Vorschein kommt.
Wobei der rote Faden der Story, die Hans Holzbecher mit viel Gespür für
Timing und jeder Menge origineller Regie-Einfälle in Szene gesetzt hat,
reichlich Gelegenheit zu Ausflügen in tagespolitisch aktuelle kabarettistische Gefilde bietet. Ein Abend, der nicht spurlos am Zuschauer vorbeigeht
– schwört hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende
ANNE NÜME
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Theater Ruhr
„Die Möglichkeit einer Insel“, Foto: Birgit Hupfeld
„Die Verwandlung“, Foto: Sandra Schuck
Ein Klon mit Hund
Franz Kafka, na und?
Da ist das fiktive Laboratorium zwischen Soylent Green und Brave New World gleich nach
der Apokalypse, posthuman, postlethal und doch
irgendwie scheiße. Die Menschheit musste ja verschwinden, zugegeben, aber auch der unsterbliche
Neomensch verliert im Jahre 4014 langsam seine biologische Halbwertzeit. Bereits 2005 veröffentlichte Michel Houellebecq seinen Roman „Die
Möglichkeit einer Insel“, der jetzt in Dortmund in
einer Mixtur aus animierten Bildern und live gespielten Szenen von Nils Voges mit seinem Künstlerkollektiv sputnic auf eine Bühnenleinwand
geworfen wurde, als allererster Live-Trickfilm der
Geschichte.
„Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.“ Das
stimmt. Und so sind von Gregor Samsa in seinem
Zimmer nur noch die polizeilichen Umrisse geblieben, es ist ein Zimmer im Comicstil, schwarz
und rot. Aber noch ist die Akte X Samsa nicht
geschlossen, noch müssen Special Agents Daner
und Mölder das Rätsel lösen, die DNA der Schabe
in der Autopsie passt definitiv zum Handelsvertreter aus Kafkas „Die Verwandlung“ von 1912.
Kafka? Tatsächlich? Romy Schmidt inszeniert im
Bochumer Prinz Regent Theater eine Krimigroteske vom Feinsten. Insbesondere für Zuschauer
älteren Semesters. Oder kennen Sie etwa noch
„Frauengold“? DAS Mittel der 50er, das Frauen
rezeptfrei ruhigstellte, kein Wunder bei 16 %
Alkohol. Nur am Rande, ebenfalls rezeptfrei: Klosterfrau Melissengeist, die Medizin für alkoholabhängige Rentner mit 79%.
„Die Möglichkeit einer Insel“ in Dortmund
Vier Schauspieler in schwarzen Kutten dienen als
Adepten, legen Glasscheiben auf die Tricktische,
sprechen die Texte und bewegen die Szenerie aus
beleuchteten Faller-Häusern und Schienenwerk
für hochtechnisierte Eisenbahnroboter: Daniel24,
dessen genetischer Code erhalten geblieben ist,
weil er irgendwie irgendwann als einstiger Comedian einer pseudoreligiösen Weltraum-Sekte nahegekommen ist, steht gerade vor seiner Auflösung
(Tod), muss seine Gedanken noch in den Computer
(Große Schwester) speichern, damit sein nächster
Klon ordentlich sein Gehirn rebooten kann. Wie
gesagt, ein paar Probleme sind auch 4014 noch
nicht gelöst und Houellebecq wäre nicht Houellebecq, wenn es dabei nicht auch mal wieder um
Sex in allen Variationen ginge. Dennoch, nun ist es
mal wieder vorbei, das Strahlenschutztor wird geöffnet, Daniel24 wird zum Sandmännchen in der
sandigen Ödnis. Hallo Daniel25. Mist, der treue,
natürlich auch geklonte Hund Fox stirbt unmittelbar. Nils Voges lässt für den groben Animationsfilm seine Protagonisten schwitzen, optisch
erinnern sie leicht an Kraftwerk, ihre Choreografie
meist an Charlie Chaplins „Moderne Zeiten“. Die
Suche nach dem Glück fängt für Daniel25 nun an,
Fox ist auch frisch geklont und sein Vorgänger
hat ihm auch von Marie22 berichtet. Die hat ihr
lebenserhaltendes Refugium bereits verlassen, für
eine Vision von Lanzarote, einer Insel der Träume,
der schlichten Möglichkeit von Glück. Sex ist ja
o.k., aber es gibt leider keine Rückkehr.
PETER ORTMANN
„Die Möglichkeit einer Insel“ | R: Nils Voges,
sputnic | So 10.5. 18 Uhr, Mi 20.5., Sa 30.5.
19.30 Uhr| Schauspielhaus Dortmund
0231 502 72 22
„Die Verwandlung“ in Bochum
Schmidt spinnt ihre Geschichte geschickt weiter, aus dem Off gibt der sagenumwobene Dr.
Nabokov (Lolita, 1962) den beiden Kriminalisten
den Auftrag, „die Wechselwirkungen zwischen
Fantasie und Wirklichkeit zu erforschen“. Schön
und gut, doch wieso eine Schabe, das ruft doch
zwangsläufig nach den „Bugbusters“. Break mit
Titelmusik. Eine Tür wird aufgestoßen. Mist der
„Zonk“. Erinnert sich da tatsächlich jemand? Egal
in dieser Inszenierung ist alles erlaubt, und mit
Maria Wolf und Helge Salnikau hat die Regisseurin, die ab der nächsten Spielzeit das Theater übernehmen wird, zwei Protagonisten, denen
man diese Rollen auch abnimmt. Köstlich wie sie
sich die Akte-X-Bälle immer wieder zuspielen, ein
spätpubertärer Kafka zwischen „Twin Peaks“ und
„Die Fliege“ wird das jedenfalls nie. Für die Original-Verwandlung steht die blutjunge Marla Kiefer aus dem Jugendclub, die die gesamte beteiligte Familie von Gregor Samsa spielt und ständig
unter Generalverdacht steht. Am Ende ist es aber
Mölder, dem die Handschellen angelegt werden.
Er hat zwar nichts verbrochen, oder doch? Das
wird „Der Prozess“ schon zeigen, aber das ist ein
anderer Kriminalfall. Sagen Sie jetzt nicht „Na
und“, denn darauf gibt es keine Antwort. Das war
die beste Idee in dieser Inszenierung.
PETER ORTMANN
„Die Verwandlung“ | R: Romy Schmidt | Sa 23.5.,
Mi 27.5. 20 Uhr, So 24.5. 19 Uhr | Prinz Regent
Theater Bochum | 0234 77 11 17
13
„Die Schutzbefohlenen“, HH-Inszenierung, Foto: Krafft Angerer
Text gegen Kohle
Der 40. Mülheimer Dramatikerpreis
An der Festung Europa branden die Flüchtlinge.
Die westliche Welt scheint überfordert. Kein
Wunder, dass die österreichische Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek da was zu sagen
hat. Die Schutzbefohlenen (nach Aischylos‘ „Die
Schutzflehenden“) heißt ihr Text, mit dem sich
nun die Regisseure herumschlagen dürfen. Nicolas Steman lässt seine Protagonisten in Hamburg
in Natodraht hüllen, bei Peter Carp in Oberhausen dürfen sie beim Deklamieren sogar schick Tee
schlürfen. Wie dem auch sei, das Stück wurde
jedenfalls für den Wettbewerb um den 40. Mülheimer Dramatikerpreis ausgewählt, der am Ende
der „Stücke 2015“ verliehen wird. Eine Jury nominierte dazu noch sechs weitere Dramen. Dabei
sind Rebekka Kricheldorfs „Homo Empathicus“,
ur-inszeniert vom Deutschen Theater Göttingen,
Dirk Lauckes „Furcht und Ekel. Das Privatleben
glücklicher Leute“ am Schauspiel Stuttgart, und
Wolfram Lotz‘ „Die lächerliche Finsternis“ und
Ewald Palmetshofers „Die Unverheiratete“, beide
inszeniert vom Burgtheater Wien, Yael Ronen &
Ensemble mit „Common Ground“, Maxim Gorki
Theater, sowie Felicia Zellers „Wunsch und Wunder“ vom Saarländischen Staatstheater Saarbrücken. Alle Autoren ringen wie immer um die
15.000 Euro Preisgeld, denn die werden für den
Text ausgelobt, nicht für die Inszenierung.
Was das Festival der neuen Stücke in NRW so attraktiv macht, ist auch die Möglichkeit, viele zum
Teil weit entfernte Inszenierungen im Ruhrpott
kurz hintereinander zu sehen. Eröffnet wird mit
„Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz.
Auch hier kommt Europa nicht wirklich gut weg.
Sein Bundeswehr-Hauptfeldwebel Oliver Pellner
macht keine gute Figur im Dschungel.
Interessant werden dürfte auch der Abend mit
Regisseurin Yael Ronen werden. Für „Common
Ground“ ist sie mit Berliner Schauspielern ins
ehemalige Jugoslawien gereist, darunter fünf,
die es trotz der Kriegswirren einst von dort nach
Deutschland geschafft hatten. Auf der Bühne performen sie nun ihre Erfahrungen aus dem Trip, bei
dem sie viel geredet haben, ein ehemaliges Konzentrationslager besuchten und mit einer Expertin für Vergewaltigungsopfer gesprochen haben.
PETER ORTMANN
Stücke 2015 | 16.5.-4.6. | Mülheim
www.stuecke.de
Einfach beste Unterhaltung!
BUCH VON LARRY GELBART
MUSIK VON CY COLEMAN
LIEDTEXTE VON DAVID ZIPPEL
DEUTSCH VON MICHAEL KUNZE
Grugahalle: alles ist möglich.
In Kooperation mit
28 | 05 | 2015 –
30 | 05 | 2015 Mario Barth
Zusatztermin: 29.04.2016
06 | 06 | 2015 Russia´n Rocks Festival
21 | 06 | 2015 Bundesposaunenfest
03 | 10 | 2015 Subergs Ü-30 Party
18 | 10 | 2015 Der Pate
24 | 10 | 2015 Kaya Yanar
06 | 11 | 2015 Bibi Blocksberg
MUSICAL IN ZWEI AKTEN
Ausgezeichnet mit
fünf Tony Awards!
08 | 11 | 2015
14 | 11 | 2015
16 | 11 | 2015
19 | 12 | 2015
8. – 22.5.15
Schallplattenbörse
Konzert Gwiazd
Sido
Wise Guys
rkauft!
usve sexy!“
„Männer sind bekloppt,Aaber
mit DDT u.a.
CVJM Westbund
„Mehr als eine Party“
Live in concert
„Around the World“
Das Hexen-Musical
„Hexen hexen überall!“
im Foyer
Live 2015
Liebe Live 2015
Albumtour 2015/2016
Terminstand: April 2015 . Änderungen vorbehalten . [email protected] . www.grugahalle.de
Kartentelefon 0201/24
Ticket-Hotline:
MESSE ESSEN GmbH
Geschäftsbereich Grugahalle
Norbertstraße . D-45131 Essen
Telefon: +49.(0)201.7244.0
Telefax: +49.(0)201.7244.500
Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr
555 55
02 01.72 44 290
www.theater-im-rathaus.de · Porscheplatz 1 · 45127 Essen
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SO / 31.05.2015 / 19 Uhr
BEREITS IM VVK:
11. 09. |
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unter www.bahnhof-langendreer.de sowie auf Facebook
www.facebook.com/BahnhofLangendreerBochumKulturzentrum
Wallbaumweg 108, 44894 Bochum, 0234/6871610
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14.MAI BIS
9.AUGUST 2015
KULTURPARTNER:
14
Max Beckmann, Hafen bei Bandol (grau) und Palmen, 1939 (Detail),
Museum Ostwall im Dortmunder U, Foto: Jürgen Spiler, Dortmund, © VG Bild-Kunst, Bonn 2015
edenundteam.de
+ Petrels
Oper in NRW
Tanz in NRW
Richard Furman als Anatol und Katrina Sheppeard als Vanessa, Foto: Klaus Lefebvre
Tim Behren und Florian Patschovsky in „The Boy Who Cries Wolf“, Foto: Frank Erler
Unterm Eis
Kölner Tanzszene formiert sich neu
Von Karsten Mark
Der dicke Eispanzer auf dem Gemäuer ist nicht nur dem strengen Winter geschuldet, der das herrschaftliche Anwesen irgendwo im Norden umtost. Bittere Kälte herrscht auch im Salon der Baronin. Mit ihrer Tochter Vanessa spricht
sie kein Wort mehr; und Vanessa selber ist, von ihrer großen Liebe verlassen,
seit 20 Jahren in eine innere Starre ver„Ein atmosphärisch äußerst
fallen. Dazwischen steht die junge Erika,
dicht
gewobenes Psychodrama,
unschuldig und ergeben. Dann platzt ein
das zu fesseln vermag“
Mann in die abgeschottete Welt – ein Gespenst aus längst vergangener Zeit.
Als Samuel Barber 1958 seine erste Oper an der New Yorker „Met“ aufführen
ließ, da jubelte das Publikum und prompt folgte der Pulitzer-Preis für Musik.
Drei Jahre später dann die Ernüchterung: Bei den Salzburger Festspielen blieb
die Reaktion eher kühl, die Kritik fiel regelrecht über den Komponisten her. In
einer Hochphase der europäischen Avantgarde präsentierte der Amerikaner
eine große Oper nach romantischem Vorbild mit Anklängen an Puccini und
Richard Strauss: „Plüsch“ und „Kitsch“ lauteten die Urteile. Barbers „Vanessa“
war in der Alten Welt damit für lange Zeit abgehakt.
Von Klaus Keil
Gleich zu Beginn des „Open Space“ zum Tanz stellte die Tänzerin und Nachwuchs-Choreografin Lisa Freudenthal eine unerwartete, aber längst überfällige Frage: „Was will Köln eigentlich mit dem Tanz?“. Verblüfft hält man
inne.
Jahrelang hat sich Kölns freie Tanzszene
„Wann erfüllt Köln seine
ins Zeug gelegt, um die Kulturpolitik von
Bringschuld?“
der Qualität ihres Beitrags zur Kunststadt
Köln zu überzeugen – leider mit mäßigem Erfolg: unzureichende Fördermittel, fehlende Proberäume, von einer angemessenen Aufführungsstätte ganz
zu schweigen. Und nun kommt eine junge Tanzschaffende, die sich nach
künstlerischen Stationen in den USA und dem europäischen Ausland in Köln
niedergelassen hat und stellt die schlichte Frage, ob Köln dieses Angebot
einer vielfältigen, auf hohem Niveau arbeitenden Kunstform überhaupt will.
Nach den jährlich repetierten Lippenbekenntnissen der Politik zur Bedeutung
des Tanzes in Köln stellt schon allein die Frage die faktische Lage des freien
Tanzes vom Kopf auf die Füße. Welche Wertschätzung genießt eigentlich
dieses einzigartige Genre in Köln? Hat Köln nicht auch eine Bringschuld?
Zum „Open Space“ haben sich kürzlich etwa fünfzig Kölner Tänzerinnen und
Tänzer, Choreografinnen und Choreografen im Deutzer „Quartier im Hafen“ getroffen, um Fragen wie diese zu beantworten – Fragen der Professionalisierung, des angemessenen Marketings, Fragen nach der Vernetzung
untereinander und mit anderen Genres (Theater, Musik, Kunst etc.), nach
Austausch und Formen der Intervention in Politik und Wirtschaft, aber auch
nach Utopien für den Tanz in Köln. Es war das größte Treffen der Tanzszene
seit Jahren und es fand wohl auch deshalb so viel Zuspruch, weil die problematische Lage inzwischen jeden Tanzschaffenden auf irgendeine Weise
berührt. Doch in den Arbeitsgruppen ging es weniger um eine Bestandsaufnahme als um die Erarbeitung strategischer Ziele. Schon die Einladung zu
diesem Treffen klingt wie ein Aufbruch zu neuen Horizonten: „Die Zeit ist
reif, dass wir – die mit Tanz professionell befassten Menschen in Köln – uns
neu zusammenstellen, austauschen und eine starke Vision für den Tanz in
unserer Stadt entwickeln.“
Dieses neue Selbstbewusstsein des Tanzes bekam auch die Kulturamtsleiterin, Barbara Förster, zu spüren, die der Einladung zum Open Space gefolgt
war und sich der Debatte um ein Produktions- und Aufführungshaus stellte.
Sie erkannte an, dass „der Tanz den größten Bedarf“ habe und sprach von
der Notwendigkeit eines „mehrfunktionalen Raumes vorrangig für den Tanz“.
Der Tanz, so Förster, möge doch erklären, unter „welchen Bedingungen“
man mitzumachen bereit sei, das „Modell steht im Raum“. Wichtiger als
die Scharmützel um das von Kulturdezernentin LaugwitzAulbach präferierte Drei-Sparten-Haus aber bleibt die
Eingangsfrage, was Köln mit dem Tanz will. Die in das
Tanzförderkonzept der Stadt aufgenommene mittelfristige Planung für die Entwicklung des Tanzes in Köln ist
noch nicht einmal ansatzweise sichtbar. Man darf gespannt sein, wann die Kulturstadt Köln ihre Bringschuld
Klaus Keil
erfüllen wird. Darauf wartet nicht nur die Tanzszene, sonJournalist, Tanzkritiker
und Hochschuldozent dern auch das Publikum.
Amerikanische Oper in Hagen: Samuel Barbers „Vanessa“
„Der Tanz in Köln ist bereit, in eine neue Ära einzutreten“
Das Theater Hagen hat Vanessa nun wieder auf die Bühne gebracht. Sie fügt
sich ein in eine lose Folge amerikanischer Opern, die einen roten Faden der Intendanz von Norbert Hilchenbach seit 2007 bilden. Regisseur Roman Hovenbitzer hat den Dreiakter in der gestrafften Fassung von 1964 mit ausgiebigem
Einsatz von Videoeinspielungen (Film: Volker Köster) inszeniert. Herausgekommen ist ein atmosphärisch äußerst dicht gewobenes Psychodrama, das zu fesseln vermag und auch geschickt mit den Gegebenheiten operiert. Etwa, dass
sich die australische Gastsopranistin Katrina Sheppeard in der Titelrolle und
Kristine Funkhauser als Erika im Timbre recht ähnlich sind. Die Regie macht
aus der eigentlichen Nichte Erika eine Tochter und lässt sie der Mutter auch
äußerlich gleichen. Das ist auch dramaturgisch geschickt, wenngleich man
sich musikalisch vielleicht etwas mehr dramatisches Gewicht in der VanessaPartie wünschen würde. An Dramatik mangelt es der Partitur Barbers nicht –
sie ist mitunter etwas überladen damit. Die Hagener Philharmoniker kosten sie
unter Leitung von Florian Ludwig jedenfalls sehr genussvoll und farbenreich
aus. Die Musik ist oft eingängig, teils klingt sie nach Hollywood. Neben den
beiden Solistinnen singen auch die männlichen Gäste – der amerikanische
Tenor Richard Furman als jugendlicher Liebhaber Anatol und Bariton Ilkka
Vihavainen als lüstern-aufdringlicher Doktor – ihre Partien
mit beachtlicher Präsenz und Ausstrahlung. Durchweg erfreulich sind ebenso die schauspielerischen Leistungen bis
in die kleineren Rollen. Hovenbitzers ist Inszenierung auch
ein Glanzstück für den geschickten Einsatz von Videoeinspielern. In der Art glamouröser Stummfilme erscheinen
Vanessas Erinnerungen an die glückliche Vergangenheit
Karsten Mark
wie verklärte Träume. Realität und Traum verschwimmen
Journalist mit Schwerpunkt (Musik-)Theater in ästhetisch bestechender Weise. Absolut sehenswert!
„Vanessa“ | R: Roman Hovenbitzer | Mi 13.5., Fr 22.5., Do 28.5. je 19.30 Uhr,
So 17.5. 18 Uhr | Theater Hagen | 02331 207 32 18
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gerechtigkeit . tapferkeit . mäßigung
Spielzeit
2014/15
HANS
IM GLÜCK
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URAUFFÜHRUNG VON RETO FINGER
REGIE: BARBARA BÜRK
Der Revisor
Komödie/ /
Nikolai Gogol
Premiere am Freitag, 08.05.15, 20:00 h
So,
So,
Mi,
Sa,
10.05.15
17.05.15
27.05.15
30.05.15
| 14:00 h
| 18:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
Mo,
Di,
Do,
Fr,
01.06.15
09.06.15
11.06.15
12.06.15
| 20:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
| 20:00 h
www.rlt-neuss.de
Telefon Theaterkasse 0 21 31.26 99-33
Das Rheinische Landestheater • Oberstr. 95 • 41460 Neuss
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Theater Ruhr
Theater in NRW
„Im Westen nichts Neues“, Foto: Diana Küster
Marode Schönheit, das Düsseldorfer Schauspielhaus
Quellendes Gedärm
Sanierungsstückwerk
Es war einmal in der guten alten Zeit: Die Bohlen des Terrassenbodens sind
inzwischen angefault und brüchig, aus dem Gitter der Pergola Teile herausgebrochen. Und die Bewohner dieser kleinen Gartenlaube wirken in ihren
Abendkleidern und tarnfleckigen Anzügen (Ausstattung: Franziska Gebhardt)
zwar elegant, aber zugleich wie mit einer Staubschicht überzogen. Alles nur
Erinnerung? Oder ist diese Gesellschaft eher morsch und überständig bis in
Balken und Knochen?
Von Hans-Christoph Zimmermann
Und jährlich grüßt das Murmeltier. Als Staffan Valdemar Holm 2011 seine
Intendanz am Düsseldorfer Schauspielhaus antrat, dauerte es noch Monate, bis er tatsächlich ins große Haus einziehen konnte. Nun blüht Wilfried
Schulz, der ab der Spielzeit 2016/17 am Gustaf-Gründgens-Platz das Sagen
hat, weit Schlimmeres. Von Januar bis November 2016 muss das gesamte
Haus saniert werden, obwohl bereits in
„Der jahrelange Schlendrian
den Jahren 2006-08 und 2009-11 Bührächt sich jetzt“
nentechnik und das große Haus überholt
wurden. Nun sind die Wasserleitungen, die Lüftungs- und Heizungstechnik,
außerdem Fassade und Dach dran. Bei einem der letzten Starkregen sind offenbar Rohre gebrochen und 70 Kubikmeter Wasser in den Keller gelaufen, wo
sie für Kurzschlüsse gesorgt haben. Und da das Haus während der Sanierung
nicht bespielbar ist, wird auch gleich die Beleuchtungsanlage auf LED-Technik
umgestellt. Nun mögen Sanierungen hinsichtlich Wirtschaftlichkeit und energetischer Standards sinnvoll sein, doch drei Großsanierungen innerhalb von
10 Jahren, das klingt nach Stückwerk.
Kriegsvoyeure am Schauspielhaus Bochum
Düsseldorf muss sein Schauspielhaus für 11 Monate schließen
Zehn junge SchauspielschülerInnen spielen am Schauspielhaus Bochum „Im
Westen nicht Neues“, Erich Maria Remarques Roman von 1928 über den jungen Paul Bäumer, der zusammen mit seinen Klassenkameraden in die Reichswehr eingezogen wird und auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges alle
vor- und unvorstellbaren Kriegsgräuel erlebt. Regisseur Henner Kallmeyer hält
sich nicht lange mit Rollenzuweisungen auf, sondern lässt den Text mal solistisch, mal chorisch exekutieren, die Stimme von Paul Bäumer wandert munter
durch die Gruppe – und vollzieht in der Entindividualisierung damit gleich eine
zentrale Kriegserfahrung nach. Doch zunächst einmal stürmt der jugendliche
Trupp die Bühne, klettert mit wildem Elan über die Pergola. Nach der Schlacht
ist vor der Schlacht. Party geht immer. Man putscht sich auf, das Geplauder
geht über ins Anstehen an der Feldküche, in der es plötzlich doppelte Rationen
gibt, weil eine Kompagnie im Feld geblieben ist. Man besucht gemeinsam den
Kumpel Franz im Lazarett, der noch nicht weiß, dass ihm ein Bein amputiert
wurde, gibt sich den Anschein der Normalität, bis man den Kameraden als Leiche zum M*A*S*H-Song „Suicide Is Painless“ rausträgt. Der erbärmliche Alltag im Schützengraben wird genauso beschrieben wie die nervenaufreibenden
Schreie der sterbenden Pferde oder die gierigen Ratten im Unterstand. Doch
der fordernd mitreißende Erzählton hat einen ambivalenten Zug, in dem sich
jugendliche Kriegsbegeisterung mit bourgeoisem Voyeurismus paart. Eine junge Frau hängt einem Mann neugierig auf der Hüfte, der gerade zum Angriff
übergeht und Gas einatmet.
Krieg als Live-Act – wer wollte da nicht mal in der ersten Reihe sitzen. Zum
nächtlichen Treffen mit den Französinnen ziehen sich die Jungs ihre Hemden
aus und lassen sich sehnsüchtig berühren. Letzte Zärtlichkeit vor dem Exitus.
Es wird viel gesungen und getanzt in der Aufführung, man donnert auf den
Boden, rennt auf der sowieso schon kleinen Bühne des Theater unten und
spielt vor allem auf Impuls – Schauspielschüler im Stadttheatermodus, oder
was man dafür hält. Weniger wäre da manchmal mehr. Es sind vor allem die
jungen Frauen, die sich lustvoll und mit makabrer Begeisterung in die Texte
über Stummel-Beine, aufgebrochene Schädel und platzende Bäuche oder die
Begegnung mit dem verletzten Feind und damit dem Tod stürzen dürfen. Auch
da wirkt die Emphase mitunter etwas überzogen. Letztlich verträgt sich der
Kriegsvoyeurismus der Nachgeborenen nicht allzu gut mit der Ich-Perspektive
Remarques; nichtsdestotrotz ein Versuch, diesen Kriegsroman nicht platt nachzuempfinden, sondern ihn mit Gegenwart kritisch einzurahmen.
HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN
„Im Westen nichts Neues“ | R: Henner Kallmeyer | Di 5.5. 19.30 Uhr, Fr 15.5., Fr
29.5. je 19 Uhr | Schauspielhaus Bochum | 0234 33 33 55 55
17
Der Zeitplan wirkt sehr ambitioniert, auch weil es derzeit noch keinen Beschluss der Gesellschafter (das Land NRW und die Stadt Düsseldorf) zur Sanierung gibt. Der soll erst im Mai ergehen, danach folgen dann die europaweite
Ausschreibung und die Vergabe. Und ob 11 Monate Sanierungszeit überhaupt
reichen, ist zweifelhaft. Sanieren im Bestand birgt immer Unwägbarkeiten.
Glück im Unglück könnte das Schauspielhaus insofern haben, als im Frühjahr
2016 die Tiefgarage unter dem Platz abgebrochen wird und der Lärm vermutlich den Spielbetrieb erheblich beeinträchtigt hätte. Von einem pünktlichen
Start für Wilfried Schulz, wie es Kulturdezernent Hans-Georg Lohe versprochen hat, kann trotzdem keine Rede sein.
Und auch die Kostenplanung ist waghalsig. Mit 14 Mio. Euro sind die Gesellschafter angeblich dabei. Aus dem Schauspielhaus sind allerdings andere Summen zu hören: 10 Mio. Euro soll allein die neue Gebäudetechnik kosten, 6-8
Mio. kommen für die Sanierung von Dach und Fassade hinzu. Ganz zu schweigen von den Zusatzkosten für den mehrmonatigen Umzug und den Wegfall der
Einnahmen. Denn der Spielbetrieb wird ins Central, das Proben- und Werkstattzentrum des Schauspielhauses am Hauptbahnhof, verlagert. Dort gibt es zwar
eine voll funktionsfähige Bühne mit variablem Zuschauerraum, dieser fasst
aber nur 300-400 Zuschauer. Weniger Zuschauer heißt jedoch weniger Einnahmen. Und genau die sollte doch der derzeitige Interimsintendant Günther
Beelitz konsolidieren, nachdem zuletzt die Besucherzahlen
in den Keller gegangen sind. Finanzielle Entlastung dürfte allein durch ein Förderprogramm des Bundes kommen,
das die Generalüberholung von der Gebäudetechnik in
Kulturbauten unterstützt. Wie schon Wuppertal und Köln
bekommt nun auch Düsseldorf die Quittung für die jahrelange Flickschusterei bei der Sanierung eines Gebäudes aus
den 60er Jahren. Der jahrelange Schlendrian, der bekanntHans-Christoph
Zimmermann
lich auch die Infrastruktur in NRW erheblich beeinträchtigt,
Journalist und
Theaterkritiker
rächt sich jetzt, in Zeiten knapper Kassen.
culture club
präsentiert: Klassik
präsentiert: Kino-Theater
Musical in NRW
Foto: Maike Brautmeyer
culture club
LIVE: MARISS
JANSONS
„EGAL, DAS STÜCK IST
VON ANDY STRAUSS“
Modernität und Sinnlichkeit finden
zusammen, wenn Star-Dirigent Mariss
Jansons und die Berliner Philharmoniker in der nächsten Live-Übertragung
Werke von Bartók und Ravel („Daphnis
et Chloé“) spielen – sowie Schostakowitschs Violinkonzert Nr. 2 von 1967,
bei dem Geigenvirtuose Frank Peter
Zimmermann ins Zentrum tritt.
Ein besonderes Kino-Event für Film-,
Theater- und Nonsens-Fans: Andy Strauß
hat viele Talente und Ideen, deshalb will
sich der Poetry-Slammer, Autor und
Performance-Künstler auch nicht auf ein
Medium beschränken. Dieses Theatererlebnis im Kinoformat jagt jede Menge
absurden Gehirnschmalz durch den Mixer, was Ergebnisse wie den Rosenkrieg
zwischen Einhorn Sandy und Batterie
Werther zur Folge hat.
Cinestar Dortmund
Steinstraße 44
44147 Dortmund
trailer verlost 2x2 Karten
E-Mail bis 6.5. an
[email protected].
Kennwort: „Cinestar“
So 10.5. 19.30 Uhr
culture club
METROPOLIS Filmtheater
(direkt im Hauptbahnhof
Bochum)
44787 Bochum
trailer verlost 2x2 Karten
E-Mail bis 10.5. an
[email protected]
Kennwort: „Andy Strauß“
Mo 17.5. 20.30 Uhr
culture club
Foto: Thomas Aurin
präsentiert: Theater
präsentiert: Kino-Café
HAMLET
BEST EXOTIC
MARIGOLD HOTEL 2
Sein Vater ist tot – und Hamlet (grandios:
Dimitrij Schaad) schwört Rache! Doch mit
seiner jugendlichen Selbstgerechtigkeit
richtet er sich gegen alles und jeden und
reißt schließlich alle, die sich ihm in den
Weg stellen, mit in den Abgrund. Am Ende
heißt es „Sein oder Nichtsein“. Regisseur
Jan Klata inszeniert Shakespeares Drama
für das Schauspielhaus Bochum, hier in der
vorletzten Vorstellung.
Das Hotel unter der Führung des überambitionierten jungen Inders Sonny ist
mittlerweile nicht nur Alters-, sondern
Sterberesidenz. Denn so gut gefällt es den
Gästen dort, dass sie zu Lebzeiten nicht
mehr raus wollen. Kein Wunder, erleben
sie in der exotischen Oase doch allerlei
schrullig charmante Abenteuer zwischen
Liebe, Flirt und verpassten Chancen.
Schauspielhaus Bochum
Königsallee 15
44789 Bochum
trailer verlost 2x2 Karten
E-Mail bis 17.5. an
[email protected]
Kennwort: „Shakespeare“
UCI Kinowelt Ruhr Park
Am Einkaufszentrum, Bochum
Karten: 0234 239 02 34
UCI Kinowelt Duisburg
Neudorfer Straße 36-40
Karten: 0203 301 91 91
trailer verlost je Kino 3x2 Karten
E-Mail bis 25.5. an
[email protected], Kennwort:
„Marigold Bochum“ oder „Marigold“ Duisburg“
„Der Zauberer von Oz“, Foto: Pedro Malinowski
Musicals (nicht nur) für Kids
„The Wizard of Oz“ in Gelsenkirchen und „Oliver“ in Koblenz
Von Rolf-Ruediger Hamacher
Kein Musical eignet sich mehr, um auch die Kleinen an das Genre heranzuführen. Die filmische Umsetzung des Kinderbuchs von L. Frank Baum „The Wizard
of Oz“ (1939) wurde nicht nur zum Kultfilm, sondern machte auch Judy Garland zum Star und ihren Song „Somewhere Over the Rainbow“ zum Evergreen.
Zudem erlebte das Technicolor-Verfahren mit „The Wizard of Oz“ seinen ersten
künstlerischen Höhepunkt. Diese leuchtenden Farben sind es auch, die sich jetzt
am MIR in den Kostümen von Martina
„…das bis in die kleinste
Feldmann und im Bühnenbild von Britta
Nebenrolle überzeugende
Tönne widerspiegeln. Damit auch die OhEnsemble“
ren in den „Original“-Genuss kommen, hat
man sich entschieden, die Songs im Englischen (mit dt. Oberttiteln) zu belassen.
Nicht die einzige kluge Entscheidung von Regisseurin Sandra Wissmann, die
nach ihrem vielversprechenden Gesellenstück „Cabaret“ ihre Musical-Meisterprüfung mit Bravour besteht. Zusammen mit ihrem kongenialen Choreographen
Sean Stephens schickt sie die kleine Dorothy mit ihrem (echten!) Hündchen
Toto, einer Vogelscheuche, einem Blechmann und einem ängstlichen Löwen,
zum mächtigen Zauberer Oz, der ihre Wünsche zwar nicht erfüllen kann, sie
jedoch zur Selbsthilfe anleitet. Und da sind auch noch eine gute und eine böse
Hexe, die das eine oder andere Wörtchen mitzureden haben. Das alles fließt
durch das bis in die kleinste Nebenrolle überzeugende Ensemble, die präziseinfallsreiche Regie und die schmissigen Tänze (bei denen man sich lediglich ein
paar Step-Einlagen mehr gewünscht hätte) zu einer verzaubernden Reise ins
Land hinter dem Regenbogen zusammen. Chapeau!
In Koblenz verließ sich Intendant und Regisseur Markus Dietze bei „Oliver!“
leider auf die holprige Übersetzung. Dafür konnte er aber mit einem Pfund
gegenüber der Verfilmung (1968) wuchern. Deren einziger Schwachpunkt war
die Besetzung der Titelrolle mit dem allzu süßlichen und stimmlich schwachbrüstigen Mark Foster. Dem setzte Dietze mit Mariss Delamboye, dem 10-jährigen Sohn des Koblenzer Musikdirektors, eine deutlich intonierende, Spiel und
Tanzschritte präzis beherrschende Entdeckung für diese oft untergehende Rolle
entgegen. Denn das Hauptaugenmerk liegt meistens auf seinem jugendlichen
Kumpel Artful Dodger und Faggin. Leider hat Dietze der Rolle alles Diabolische
ausgetrieben, ließ Christof Maria Kaiser eher wie einen Märchenerzähler durch
die stimmungsvolle Drehbühnenszenerie von Christian Binz streifen, deren historische Authentizität er auch mit seinen Kostümen betonte. Die Übermächtigkeit des Bühnenbilds ließ andererseits zu wenig Raum für ausladende Choreografien, sodass
dynamische Nummern wie „Wer will kaufen, rote Rosen?“
eher im Gedränge und dem sich in den Hüften wiegenden
Opernchor enden. Auch Julia Steingass durfte leider kaum
zeigen, dass sie tanzen kann, betörte aber mit ihrer ausRolf-R. Hamacher
Hochschuldozent
drucksstarken Stimme. So konnte man der „Unperfektion“
und Beirat des Filmder Inszenierung letztlich doch einiges abgewinnen.
kritikerverbandes
„Der Zauberer von Oz“ | MiR, Gelsenkirchen | www.musiktheater-im-revier.de
„Oliver!“ | Theater Koblenz | ausgelaufen
trailer verlost 2x2 Karten für die Vorstellung am 4.6. um 18 Uhr.
E-Mail bis 24.5 an [email protected], Kennwort: „Zauberer von Oz“
18
Mo 25.5. 19 Uhr
Mi 3.6. 14.30 Uhr
Opernzeit
Prolog
Gastspiel Bastard, Foto: Jaka Ivančič
Hoffnung keimt selbst, wo Dunkelheit lauert , Foto: Jan Schliecker
Zuletzt stirbt die Hoffnung
Der gesplatterte Pinguin
Zwei Musiktheaterwerke, im Zweiten Weltkrieg und Anfang der Siebziger
Jahre entstanden, wenden sich gegen Krieg, Diktatur und Unterdrückung.
Sie sind nicht nur als politisches Manifest, sondern als existentielle Auseinandersetzung mit der Ohnmacht des Menschen in gottloser Zeit zu verstehen.
Weit entfernt in einer düsteren Zukunft scheint eine mystische Symbiose zu existieren, ein echtes Miteinander von Mensch und Puppe. Nichts
scheint da mehr sicher, wer ist der Spieler, wer die Marionette ohne Fäden.
Der Puppenspieler ist der brasilianische Tänzer Duda Paiva, der mit seiner
Soloperformance „Bastard!“ in diesem Jahr das „Westwind 2015“-Festival
in Düsseldorf eröffnet. Das wird gemeinsam vom Düsseldorfer Schauspielhaus / Jungen Schauspielhaus Düsseldorf, dem tanzhaus NRW und dem FFT
Düsseldorf ausgerichtet. Wie immer ist es eine Präsentation der zehn herausragendsten Inszenierungen für ein junges Publikum aus NRW, gilt bundesweit aber auch als eines der renommiertesten Theaterfestivals für diese
Zuschauergruppe. Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei die interessante
Gestaltung als Arbeitstreffen und der damit verbundenen Möglichkeit des
Austauschs zwischen Theatermachern, Publikum und Kulturpolitikern – und
ganz nebenbei gibt es ja auch ein paar tausend Euro zu gewinnen.
Dafür muss man natürlich am Wettbewerb teilnehmen. Wie das die performing group aus Düsseldorf macht. Hier geht es eher tänzerisch um das, was
im Leben wirklich zählt. Nach Interviewaufnahmen mit Kindern gehören
natürlich die Helden der Musikcharts und der persönliche Pizzageschmack
natürlich dazu. Der Titel „Chalk About“ spielt mit dem englischen „to talk
about“ und „to chalk“, was so viel wie „mit Kreide anmerken“ heißt. Sie
entwickelten so ein mit einfachsten Mitteln in Szene gesetztes Manifest
über die Unterschiedlichkeit von Menschen jenseits von Nationalität und
Geschlecht.
Drei Akteure des Bonner Theater Marabu erzählen eine ähnliche die Geschichte mit Hilfe von Licht- und Schattenspielen. Das poetische Objekttheater arbeitet auch mit Geräuschen und Musik und das ist wohl auch
notwendig: „Heute Morgen hat meine Mutter so geschrien, dass ich auseinandergeflogen bin“, sagt der kleine Pinguin und macht sich auf die Suche
nach seinen Einzelteilen. Beschützt von der Schreimutter erleben die Körperteile auf ihrer Reise fantastische Abenteuer. Splatter für Kinder. Kaum
zu glauben und doch, dieses Stück „Die Schreimutter“ findet im Rahmen der
Reihe Kleine Monster statt.
Vielleicht dann doch lieber Basteln? Das macht doch jeder gerne! Das findet
auch ein junger Mann, der sich einfach eine weiße Kugel auf den Kopf setzt
und sich anschließend als überzeugter „Leerkopf“ seine Welt zusammenbastelt. Das belgische Kollektiv Tuning People um Wannes Deneer, Jef Van
Gestel und Karolien Verlinden arbeitet bei der Live-Sound-Figuren-Performance „Leeghoofd“ mit dem Schauspieler Roel Swanenberg zusammen. So
finden sich die Zuschauer mit dem Pinhead an einem fiktiven Ort zwischen
zwischen Küche und Werkstatt, wo der sich mal eben mit Stickern, Fußballsocken und anderen Materialien Augen, Ohren, Nase und Mund zusammenknetet.
Im Anschluss an die Stücke im Wettbewerb finden Inszenierungsgespräche
statt. Zuschauer, Theatermacher und Experten beschreiben, diskutieren und
hinterfragen. Denn da gilt es alljährlich auch noch einen Publikumspreis zu
ergattern.
„Il prigioniero“/„Ekklesiastische Aktion“
Westwind-Festival 2015 in Düsseldorf
Beide Werke spielen zur Zeit der spanischen Inquisition. „Der Gefangene“
(ital. Il prigioniero) wartet auf seine Hinrichtung, doch der Kerkermeister
macht ihm Hoffnung auf Befreiung und gibt ihm die Gelegenheit zur Flucht
aus dem Labyrinth der Kerker. Unter dem freien Sternenhimmel wähnt er
sich gerettet, doch erwartet ihn dort nicht die Freiheit, sondern der Großinquisitor und der Scheiterhaufen. Das kafkaesk wirkende Libretto geht auf
die Erzählung „Folter durch Hoffnung“ von Auguste Villiers de l‘Isle-Adam
(1888) zurück.
Die Textgrundlage von Zimmermans ekklesiastischer (kirchlicher) Aktion
stützt sich auf das Buch Salomo des Alten Testaments und das Kapitel „Der
Großinquisitor“ aus Dostojewkijs Roman „Die Brüder Karamasow“ (18781880). Der Großinquisitor sucht den in Haft sitzenden Jesus Christus auf,
der auf die Erde zurückkehrte. Ihm wird zum Vorwurf gemacht, dass er den
Menschen zu viel Freiheit ließ, mit der sie nicht umgehen können und die
sie nun gegen die Macht der Kirche aufbringt. Am Ende entlässt der Großinquisitor den Gefangenen mit den Worten: „Geh und komm nicht wieder.“
Diese Romanepisode kombiniert Zimmermann mit Zitaten aus dem Alten
Testament, die von der Nichtigkeit des menschlichen Seins zeugen und dem
Unrecht, das Mächtige den Schwachen antun – ein zutiefst pessimistisches
Werk, das Zimmermann unter Aufbietung seiner letzten Kräfte am 5. August
1970 beendete. Fünf Tage später nahm er sich das Leben.
Die hochexpressive Musik beider Werke bringt tiefstes menschliches Leid
und Verzweiflung zum Ausdruck. Dallapiccola, selbst mit einer Jüdin verheiratet, wandte sich vom italienischen Faschismus ab, nachdem Mussolini 1938 zur antisemitischen Rassekampagne aufrief. In seinen Kompositionen aus dieser Zeit griff er bewusst auf die Zwölftontechnik Arnold
Schönbergs zurück, dessen Musik als entartet galt, und bekannte sich zu
ihm als menschliches und künstlerisches Vorbild. Die Zwölftonmusik ist für
Dallapiccola jedoch kein abstraktes Konstruktionsprinzip, sondern dient der
dramatischen Textausdeutung, ebenso wie die Tonalität.
Zimmermanns Werk ist Ausdruck seiner eigenen Halt- und Hoffnungslosigkeit und Zeugnis allgemein menschlicher Ohnmacht. Auch er verstand sein
Komponieren im Kontext musikalischer Tradition. So zitiert er aus Bachs
Kantate „O Ewigkeit, Du Donnerwort“, selbst Bluesrhythmen macht er sich
als Ausdrucksmittel subjektiver Not und Ausweglosigkeit zu eigen. Der letzte Satz des Werkes erscheint wie ein Selbstbekenntnis des gläubigen Katholiken: „Weh dem, der allein ist.“
KERSTIN MARIA PÖHLER
19
PETER ORTMANN
Westwind 2015 | 27.5.-3.6. | tanzhaus NRW, FFT und
Schauspielhaus Düsseldorf | www.westwind-festival.de
Theater-Kalender Ruhr
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Sa 2.5. 19.30, So 10.5. 17.00
Delikatessen
Sa 2.5. 19.30
Der Besuch der alten Dame
So 3.5. 17 Uhr; Di 12.5., Fr 15.5., Sa 16.5.
19.30; Sa 31.5. 17.00
Gift. Eine Ehegeschichte
So 3.5., So 10.5. 19.00; Mi 27.5. 19.30
Einsame Menschen
Mo 4.5., Sa 9.5. 19.30
Ein Sommernachtstraum
Mi 6.5. 19.30
[fi‘lo:tas]
Mi 6.5. 19.30
Hedda Gabler
Fr 8.5. 19.30
Hans im Glück
Sa 9.5.19.30; Sa 30.5. 20.30
Kabale und Liebe
Mi 13.5. 20.00; So 17.5. 19.00
Richtfest
Do 14.5. 19.00
Leas Hochzeit
Sa 16.5., Fr 22.5. 19.30
Frauen am Rande des
Nervenzusammenbruchs
So 17.5. 19.30
Drei Männer im Schnee
Mo 18.5. 19.30
Die Welle
Do 21.5., Do 28.5. 19.30; Fr 22.5, Fr 29.5.
10.00; Do 28.5. 12.00
Die Nibelungen
Sa 23.5. 18.00; So 24.5. 16.00
Gespenster des Kapitals
Sa 23.5. 19.30; So 19.5. 19.00
Hamlet
Mo 25.5. 19.00
Viel Lärm um Nichts
Di 26.5., 19.30
Was Ihr wollt
Do 28.5. 19.30
Die Unvernünftigen sterben aus
Fr 29.5. 19.30
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Fr 29.5. 19.30
Ein Mann will nach oben
Sa 30.5. 19.30
THEATER DORTMUND
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Szenen einer Ehe
Sa 2.5. 19.30
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Komm in meinen Wigwam
So 3.5. 20.00
Identity
Mi 6.5., 19.00
Häuptling Abendwind und die Kassierer.
Eine Punk-Operette
Sa 9.5. 19.30; So 24.5. 18.00
Das Bekenntnis eines Masochisten
Sa 9.5. 20.00; So 24.5. 18.30
Die Möglichkeit einer Insel
So 10.5. 18.00; Mi 20.5., Sa 30.5. 19.30
Moby Dick vs A.H.A.B. – All Heroes are
Bastards
So 10.5. 18.30; Mi 20.5. 20.00
Männerhort
So 17.5. 18.00
Die Leiden des jungen Werther
Di 19.5. 20.00
Minority Report oder Mörder der Zukunft
Do 21.5. 20.00; So 31.5. 18.00
Tod eines Handlungsreisenden
Fr 22.5. 19.30
Drama Queens – Neue Songs aus der
Kantine
Sa 23.5. 19.30
Endspiel
So 23.5. 20.00
Hamlet
Do 28.5. 19.30
4.48 Psychose von Sarah Kane
Do 28.5. 20.00
The Return of Das Goldene Zeitalter
Fr 29.5. 19.30
Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs
Fr 29.5. 20.00
Wer hat Angst vor Virginia Woolf?
Sa 30.5 20.00
THEATER DUISBURG
0203 300 91 00
Der kaukasische Kreidekreis
Mo 4.5., Di 5.5., Mo 11.5., Di 12.5., So 17.5., Di
19.5., So 31.5. 20.00
Der Hausmeister
Mi 6.5., Do 7.5. 20.00
Garage D’Or
So 10.5. 19.30
Ronja Räubertochter
Di 12.5. 11.00
Wassa Schelesnowa
Mi 20.5., Do 21.5. 19.30
Schachnovelle
Mi 27.5., Do 28.5. 20.00
THEATER ESSEN
0201 812 22 00
Alles ist erleuchtet
So 3.5., Di 12.5., Fr 22.5. 19.00
Wir sind die Guten
Do 14.5. 19.00; Fr 22.5. 19.30
Die Odyssee
Do 7.5. 19.30
Krieg und Heimkehr 1914/2014
Fr 8.5. 19.30
Manderlay
Sa 9.5.; Fr 29.5 19.30
Verbrennungen
So 10.5. 19.00; Sa 30.5. 19.30
Die Leiden des jungen Werther
Di 12.5., Do 21.5. 19.30
Wolken.Heim.
Fr 15.5., So 24.5. 19.00
Der Prozess
Mi 20.5. 19.30
THEATER OBERHAUSEN
0208 857 81 84
Sturmhöhe
Sa 2.5. 19.30
So viel Zeit
So 3.5. 18.00
Der nackte Wahnsinn
Fr 8.5. 19.30;
So 17.5. 18.00; Fr 29.5., Sa 30.5. 19.30
Hamlet
Mi 20.5 19.30
THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM
0208 96 09 60
Clowns 2 1/2
Sa 2.5. 19.30
Der kleine Prinz
So 3.5. 19.30
Eines langen Tages Reise in die Nacht
Do 7.5. 19.30
Auf der großen Straße
Sa 9.5. 19.30
Das Wintermärchen
So 10.5. 19.30
Demasiado Cortas las Piernas
So 17.5. 19.30
Eine Schneise
Sa 30.5. 19.30
MUSIKTHEATER
AALTO MUSIKTHEATER ESSEN
0201 812 22 00
La Traviata
So 3.5. 19.00
Così fan tutte
Sa 9.5., Sa 16.5. 18.00
Nabucco
Do 14.5. 18.00; Mo 25.5. 16.30
Rusalka
Sa 23.5. 19.00; Mi 27.5., Fr 29.5. 19.30; So
31.5. 18.00
Fidelio
Sa 30.5. 19.00
MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN
0209 409 72 00
Der Zauberer von Oz
So 3.5. 15.00; Fr 8.5., Sa 16.5. 19.30; So 10.5.,
So 17.5. 18.00
Rigoletto
So 24.5. 18.00; Sa 30.5. 19.30
Die Csárdásfürstin
So 25.5. 18.00
Nahod Simon
Fr 29.5. 19.30; So 31.5. 18.00
OPER DORTMUND
0231 502 72 22
Anatevka – Fiddler on the Roof
Sa 2.5. 19.30
Don Giovanni
So 3.5. 18.00; So 10.5. 15.00; Fr 15.5, Fr 22.5.
19.30
Saul
Fr 8.5. 19.30; So 17.5., So 24.5. 18.00
Vom Mädchen, das nicht schlafen wollte
So 31.5. 16.00
VARIETÉ & BOULEVARD
DAS KLEINE THEATER ESSEN
0201 520 98 52
Das Urteil
Fr 1.5., Fr 29.5. 20.00
Ganze Kerle
Sa 2.5., Fr 15.5., Sa 16.5. 20.00
Falsche Schlange
Fr 8.5., 20.00
Lügen über Lügen
Sa 9.5. 20.00
Zwei wie Bonnie und Clyde
Fr 22.5., Sa 23.5. 20.00
Geschlossene Gesellschaft
Sa 30.5. 20.00
GOP VARIETÉ ESSEN
0201 245 55 55
Rockabilly (bis 17.5.)
je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u. 21.00, Sa
18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00
Die Clowns Company (ab 20.5.)
je Mi 20.00, Do 20.00, Fr 18.00 u. 21.00, Sa
18.00 u. 21.00, So 14.00 u. 17.00
THEATER IM RATHAUS ESSEN
0201 245 55 55
Das hat man nun davon
1.5.: 19.30
City of Angels
8.5.-22.5.: Mo-Sa, 19.30; So 19.00; Nicht am
13.5. u. 18.5.
Best of Heinz Erhardt
Mo 18.5. 19.30
Opa ist die beste Oma
25.5.-31.5.: Mo-Fr, 19.30; So 19.00
VARIETÉ ET CETERA
0234 130 03
Das Chaos-Hotel
Do-Sa 20.00, So 19.00
FREIE SZENE
CABARET QUEUE DORTMUND
0231 41 31 46
Barbara Ruscher
Sa 2.5. 20.00
Peter Vollmer
Fr 8.5., Sa 9.5. 20.00
CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN
0209 988 22 82
Der Krakeeler
So 3.5. 15.00
Die besseren Wälder
Di 5.5., Mi 6.5, Do 7.5. 10.30
20
The Grateful and the Dead
Sa 9.5. 20.00
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Di 19.5. 10.30; So 31.5. 15.00
EBERTBAD OBERHAUSEN
0208 205 40 24
Jürgen Becker
Di 5.5. 20.00
Sascha Korf
Mi 6.5. 20.00
Anny Hartmann
Do 7.5. 20.00
Gayle Tufts
So 10.5. 19.00
Öczan Cosar
Mi 13.5. 20.00
Basta
Do 14.5. 20.00
Mirja Boes & die Honkey Donkeys
Fr 15.5. 20.00
Anka Zink
So 17.5. 19.00
Fritz Eckenga
Do 21.5. 20.00
Bembers
Fr 22.5. 20.00
Muttis Kinder
Sa 23.5. 20.00
Robert Kreis
So 24.5. 19.00
Kai Magnus Sting
Fr 29.5. 20.00
Kommödchen Ensemble
Sa 30.5. 20.00
KATAKOMBEN-THEATER ESSEN
0201 430 46 72
MS Inge Ahoi
So 3.5. 19.00
Soka ın Islığı – Das Pfeifen der Straße
Fr 8.5. 20.00
PRINZ REGENT THEATER BOCHUM
0234 77 11 17
Tschick
Fr 1.5. 19.00; Sa 2.5., Mi 6.5. 20.00
Toi toi buh!
Fr 8.5. 20.00
„Kunst“
Sa 9.5., Sa 30.5. 20.00
Offene Zweierbeziehung
So 10.5 19.00
Macbeth
Mi 13.5. 19.30; Do 14.5 19.00
Orest
Sa 16.5. 19.30; So 17.5. 19.00
Es ist nie genug
Mi 20.5., Do 21.5. 20.00
Die Verwandlung
Sa 23.5. 20.00; So 24.5 19.00; Mi 27.5. 20.00
THEATER IM DEPOT DORTMUND
0231 982 23 36
Ossimisten Wessimisten
Sa 02.05. 20.00, So 3.5. 11.00
Give me a Vibe, Mr. King
Sa 9.5. 20.00; Fr 10.5. 18.00; Fr 22.5., Sa 23.5.
20.00
Offene Zweierbeziehung
Mi 13.5. 20.00
Play Sisyphos – Ein Myterienspiel
Sa 16.5. 20.00
Moby Dick
Do 21.5. 20.00
Götz von Berlichingen mit der Eisernen
Hand
Do 28.5. 20.00
The Great Democracy Show
Fr 29.5., Sa 30.5. 20.00
Ich geh‘ tanzen
So 31.5. 18.00
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DIE GÄRTNERIN
VON VERSAILLES
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Das Programm im Mai 2015
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2 0 0 0 / 2 0 07 / 2 0 0 9 / 2 0 1 5 ?
STEHEN WIR
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MARTIN ARMSTRONG IST
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D E R D O K U -T H R I L L E R
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Am 5. Mai um 20.15 Uhr
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Ballett von Frederick
Ashton live aus London
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Evening Standard
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ARTHUR MILLER
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NATIONAL THEATRE
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Das MeinungsMagazin
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Mai 2015
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Das MeinungsMagazin
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DIE
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Am 31. Mai um 17 Uhr
Kulturmagazine
Lindbergh, 2015.
EIN FILM VON ALAN RICKMAN
Wim Wenders, Foto: Peter
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FEATURING EXCLUSIVE ACCESS TO THE BLOCKBUSTER EXHIBITION
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NATIONAL GALLERY LONDON AND PHILADELPHIA MUSEUM OF ART
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Die Geschichte der
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es sich um Kulturmagazine handelt und wenn Sie auch
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22
trailer-ruhr.de Forum
Film-ABC
Vorspann
High Perfomance – Mandarinen lügen nicht, S. 28
KULTUR.KINO.RUHR.
Mai 2015
FILMKRITIK-ÜBERSICHT
FILMSTART-TERMINE
30.4. 07.5. 14.5. 21.5. 28.5.
32
A World Beyond
X
33
Abschussfahrt
X
30
An den Ufern der heiligen Flüsse
33
Das Versprechen eines Lebens
33
Der 8. Kontinent
32
Der Babadook
X
32
Der Knastcoach
X
28
Die abhandene Welt
X
27
Die Augen des Engels
26
Die Gärtnerin von Versailles
30
Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern
27
Eden
X
27
Fassbinder
X
28
Hedi Schneider steckt fest
X
28
High Perfomance – Mandarinen lügen nicht
X
33
Käpt'n Säbelzahn und der Schatz vom Lama Rama
X
33
Kein Ort ohne dich
30
La Buena Vida - Das gute Leben
X
32
Mad Max: Fury Road
X
31
Mädchen im Eis
X
28
Mein Herz tanzt
X
31
Melodys Baby
33
Nirgendland
33
Niyazi Gül Dörtnala
X
32
Ostwind 2
X
32
Pitch Perfect 2
X
30
Reuber
32
Sam O'Cool - Ein schräger Vogel hebt ab
31
The Forecaster
33
The Gunman
X
31
The Voices
X
32
TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest
X
27
Welcome to Karastan
24
Zweite Chance
X
X
X
Wir müssen über Mutter reden
Cineasten-Gedanken zum Muttertag
„Hast du je bemerkt, wie viele Filme Schwangerschaft als Heimsuchung zeigen, als heimtückische Kolonisierung?“, fragte Tilda Swinton als Protagonistin der Adaption des Romans „We Need to Talk About Kevin“. Sie spielte
darin die Mutter eines 15-jährigen Amokschützen, die schon bei dessen Anblick im Säuglingsalter regelmäßig eher an „Rosemaries Baby“ oder „Alien“
denken musste. Wenn uns der Floristenverband jetzt wieder wie jedes Jahr
vor dem zweiten Sonntag im Mai dazu bewegen will, Bouquets zu Ehren
der Frauen zu erwerben, die uns zur Welt brachten, drängen sich auch dem
Kinogänger unfreiwillige Assoziationen auf. „Muttertag“, der Slasher-Film
aus dem Jahr 1980, ist da nur die offensichtlichste.
Mütter als Schreckensgestalten – aus dieser Verknüpfung hat die Geschichte der bewegten Bilder bislang reichlich geschöpft. Kaum vermeiden lässt
sich in diesem Zusammenhang, dass Erinnerungen an „Psycho“ die Vorhänge unseres Filmgedächtnisses beiseite reißen und uns Anthony Perkins‘
„Mutter“ anspringt. Nie mehr vergessen kann man auch die „other Mother“
der jungen Heldin Coraline im gleichnamigen Stop-Motion-Animationsabenteuer, wenn man einmal gesehen hat, wie dieses spinnenartige Wesen
nach den Knopfaugen seines Töchterleins grapscht. Aber auch jenseits
von Genre-Beiträgen hat das Kino schon etliche Mütter-Monster hervorgebracht, die uns Schauer den Rücken hinunterjagten. Die Schauspielerin
Mo‘Nique bekam 2010 als beste Nebendarstellerin in „Precious“ einen Oscar
für die Rolle, in der sie ihrer Tochter das Leben zur Hölle macht.
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X
Dass nicht nur die Mutter selbst, sondern andererseits die Fürsorge für den
Nachwuchs – insbesondere im Falle einer Alleinerziehenden mit unverarbeiteter Trauer – zum Horror werden kann, zeigt diesen Monat in einer
aufwühlenden Mischung aus Schauergeschichte und Psycho-Drama die
australische Produktion „Der Babadook“. Das Thema Mutterschaft ist jedenfalls auffällig präsent in diesem Kinomonat. Was eigentlich eine gute
Mutter auszeichnet, wem die Verantwortung für ein Kind zugestanden
werden sollte und ob Frauen schwanger werden müssen, um einem gesellschaftlichen oder persönlichen Ideal von vollkommener Weiblichkeit
gerecht werden zu können – solche Fragen stellen mehrere neue Filme zur
Diskussion. Im Drama „Melodys Baby“ verkauft eine junge Obdachlose ihr
ungeborenes Kind an eine wohlhabende Ältere, die nach einer Fehlgeburt
nicht mehr schwanger werden kann. Regisseurin Susanne Bier gleicht in
„Zweite Chance“ die mütterlichen Qualitäten einer Drogenabhängigen und
einer Polizistengattin ab. Und „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer
Eltern“ rührt am Tabu von Schwangerschaft und Behinderung.
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X
Eine breit gefächerte Auswahl also. Auch geeignet, wenn man sich mal
(wieder) einen Film mit seiner Mutter ansehen möchte. Überhaupt: Wenn
man sich schon dem moralischen Druck des kommerzialisierten Muttertags
nicht ganz entziehen mag – ein Gutschein für einen gemeinsamen Kinobesuch ist mal eine andere Geschenkidee für den 10. Mai. Statt Blumen.
X
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JESSICA DÜSTER
Wertung unter den Filmkritiken:
1(
) bis 6 (
) 6 Punkte = Höchstwertung
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
Weiß alle Arten von Mutter-Figuren zu schätzen: Jessica Düster
23
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film des Monats
Verzweifelt im Affekt: Andreas (Nikolaj Coster-Waldau)
Chaos
„Zweite Chance“ von Susanne Bier
Nach einem Schicksalsschlag fällt ein junger Familienvater eine tragische Entscheidung.
C Atemberaubendes Thrillerdrama
Regelmäßig kehrt die international renommierte Regisseurin Susanne Bier
zurück in ihre Heimat Dänemark und inszeniert dort das eine oder andere
Drama. Und das ist gut so. Die einstige Dogma-Vertreterin („Open Hearts“) ist
nach ihrem über die Landesgrenzen hinaus gefeierten Erfolg „Brothers –
Zwischen Brüdern“ von 2004 auf den Leinwänden der Welt unterwegs. Auch
wenn sich Susanne Bier immer die zurückgenommene Inszenierung bewahrt
hat und selbst in ihren Hollywood-Ausflügen („Eine neue Chance“, „Serena“)
oder gar in einer romantischen Komödie wie „Love Is All You Need“ den Versuchungen des Pompösen und von Pathos entsagte und weiterhin jenseits der
Oberfläche zu berühren vermochte, ist und bleibt sie am stärksten, wenn sie
nach Dänemark zurückkehrt. Davon zeugen ihre Filme „Nach der Hochzeit“
und „In einer besseren Welt“. Und davon zeugt auch ihr aktuelles Drama.
Eine folgenschwere Entscheidung
Bei einem Einsatz wegen Ruhestörung verschaffen sich Polizeikommissar
Andreas (Nikolaj Coster-Waldau) und sein Kollege Simon (Ulrich Thomsen,
„Adams Apfel“) Zugang in die Wohnung des vorbestraften Junkies Tristan
(Nikolaj Lie Kaas) und dessen Partnerin Sanne (das dänische Model Lykke May
Andersen). In der heruntergekommenen Wohnung finden die Männer auch
das bitter verwahrloste Baby der beiden. Andreas, selbst liebender Vater eines
kleinen Sohnes, entreißt das Baby seinen Eltern. Die Behörden aber geben es
jenen schon bald zurück, da es gesund und ausreichend ernährt ist. Andreas
ist entgeistert. Geborgenheit vor seinem Joballtag findet der junge Vater
indes daheim bei seiner Frau Anna (Maria Bonnevie) und dem Nachwuchs.
Dann aber plötzlich stirbt des nachts das Baby. Verzweifelt im Affekt trifft
Andreas eine so tragische wie folgenschwere Entscheidung. Er fährt mit dem
toten Kind zu Tristan und Sanne, die gerade ihren Drogenrausch ausschlafen,
während ihr Kind unbeobachtet auf dem Kachelboden des Badezimmers liegt.
Andreas dringt in die Wohnung ein und tauscht das lebende gegen das tote
Baby aus.
Keine Angst, diese Kritik verrät nicht zu viel. Die Geschichte nämlich geht hier
erst richtig los, und es kommt in diesem Drama noch so manches anders, als
man denkt. Susanne Biers vertrauter Drehbuchautor Anders Thomas Jensen
(„Brothers“, „In einer besseren Welt“) entwickelte gemeinsam mit der Regisseurin das Skript. Erneut sucht Bier die alltägliche Ausgangslage. Zart inszeniert sie das Familienglück des Polizisten, bitter die Zustände in der Höhle der
Junkies. Dann schlägt das Schicksal zu, der plötzliche Kindestot, und der
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
eherne Gesetzeshüter und fürsorgliche Familienvater, den Nikolaj CosterWaldau („Game of Thrones“) bravourös ungekünstelt als Sympathieträger
verkörpert, begeht eine moralisch verwerfliche Untat. Eine Straftat, die den
Zuschauer für den Rest des Films in Bann halten wird, weil sie nachvollziehbar und gerechtfertigt erscheint. Anstatt nun die moralische Keule zu schwingen, biegt Jensens Geschichte ab und ummantelt das Drama mit einem
Krimiplot. Und fährt im Folgenden noch zahlreiche Wendungen auf, die überraschen, die erschrecken und in deren Verlauf Andreas zunehmend die Situation entgleitet.
Susanne Bier inszeniert souverän. Dogma-Referenzen mag man wiederfinden
in ihrer ungefälschten Darstellung des Milieus, in den schonungslos kargen,
nüchternen Bildern. Zugleich aber greift sie bereits zu Beginn auf schmerzvoll warme Bildkompositionen zurück, die unter Einsatz von Musik zu elegischer Traurigkeit erwachsen. Susanne Bier schafft den Spagat und bewahrt
dabei die Wahrhaftigkeit. Kaltes Milieu und tiefer Schmerz, Abgrund und
Glück, Thriller und Melodram – die Filmemacherin liefert einen Spielfilm, der
Arthousefreunde ebenso einzunehmen vermag wie Fans wendungsreicher
Thrillerkost.
Was von Dogma übrig blieb
Lediglich die allerletzte, unnötig versöhnliche Szene irritiert. Bereits in „Love Is
All You Need“ fütterte Susanne Bier am Ende ihr Publikum mit Informationen,
nach denen der Film nicht verlangte. Derlei aufgesetzter Endschliff mag ein
Überbleibsel aus Biers Schaffenszeit in den USA sein. Die Regisseurin beschert
„Zweite Chance“ mitnichten ein weichgespültes Happy End, aber sie evoziert
ein vermeidbares, finales Stirnrunzeln. Ein Ende, das jedoch das Gesamtwerk
nicht zu trüben vermag. Zu stark, zu intensiv, zu echt, pur, klar und tief gestaltet sie ihre spannende Parabel über Moral, Selbstjustiz, Liebe und Gerechtigkeit. Ein Film, der anstößt und über den Kinobesuch hinaus nachdenklich
stimmt. Und der lebt durch seine Bildsprache, durch die Darsteller und allem
voran durch seine Nähe zum Leben. „Zweite Chance“ ist ein gelungenes Beispiel dafür, was von Dogma nach zwei Jahrzehnten übrig blieb. Eine reduzierte Inszenierung, die zugleich im richtigen Moment inspiriert auf etablierte, filmische Standards zurückgreift. Und die, ganz im Dogma-Sinne, mit einer Geschichte auffährt, die nur so strotzt vor Unmittelbarkeit.
HARTMUT ERNST
ZWEITE CHANCE Festival San Sebastián 2014: SIGNIS Award, Susanne Bier
DK/SE 2014 - Drama - 98 Min - ab 12 J. - Regie: Susanne Bier
mit: Nikolaj Coster-Waldau, Maria Bonnevie, Ulrich Thomsen
Start: 14.5.
BO: Metropolis/Casablanca, Union, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg
24
trailer-ruhr.de Forum
Kritikerspiegel Ruhr
Mai 2015
Die häufigsten Nennungen
Sascha
Westphal
WAZ
EPD-Film
Sebastian
Ko
WDR
Ingrid
Bartsch
ARD
1 LIVE
Morgenmagazin
Der Babadook
von J. Kent
Herausragend
Bemerkenswert
Melodys Baby
von
B. Bellefroid
Best of
Comedy
Hot Tub Time
Machine 2
von S. Pink
Hedi Schneider
steckt fest
von S. Heiss
Best of
Drama
Eden
Melodys Baby
von
von
M. Hansen-Løve B. Bellefroid
Mein Herz
tanzt
von E. Riklis
Besondere
Erwähnung
The Gunman
von P. Morel
Eden
Dora oder (...)
von
von
M. Hansen-Løve S. Werenfels
R.-Ruediger
Hamacher
film-Dienst
Susan
Vahabzadeh
Süddeutsche
Zeitung
Christian
Meyer
choices
Verena
Lueken
Kultur.Kino.Köln.
FAZ
Daniel
Kothenschulte
Frankfurter
Lars-Olav
Beier
Spiegel
Katja
Nicodemus
Die Zeit
Cristina
Nord
taz
Rundschau
Zweite Chance
von S. Bier
Melodys Baby
von
B. Bellefroid
Eden
von
M. Hansen-Løve
Pitch Perfect 2 High
von
Performance
E. Banks
von J. Moder
Die abhandene
Welt
von
M. v. Trotta
Hedi Schneider The Forecaster TinkerBell und
steckt fest
von M. Vetter, die (...)
von S. Heiss
K. Steinberger von
S. Loter
trailer
Kultur.Kino.Ruhr.
Zweite Chance
von S. Bier
Melodys Baby
von
B. Bellefroid
Frank
Brenner
Eden
Melodys Baby
von
von
M. Hansen-Løve B. Bellefroid
Mein Herz
tanzt
von E. Riklis
Eden
von
M. Hansen-Løve
Eden
The Voices
von
von M. Satrapi
M. Hansen-Løve
The Voices
von M. Satrapi
Mein Herz
tanzt
von E. Riklis
Altman
von R. Mann
Die Augen des Hedi Schneider
Engels
steckt fest
von M. Winter- von S. Heiss
bottom
Welcome to
Karastan
von B. Hopkins
Kino-Kalender Ruhr
PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN
1./2.5. 22.30 Uhr WHIPLASH, Casablanca Bochum
Oscar-prämierter Musikfilm von Damien Chazelle in der Reihe filmplusX.
15.5. 23 Uhr ROCKABILLY ZOMBIE, Apollo Gelsenkirchen
Midnight Movie. Eintritt frei! 5 € Mindestverzehr.
3.5. 13 Uhr BOMBEN AUF BOCHUM, Casablanca Bochum
Mit Regisseur, Historiker sowie Buch- und Filmautor Dr. J. V. Wagner.
16.5. 11 Uhr WAIDMANNS HEIL, Schauburg Gelsenkirchen
Buio Omega präsentiert ein Doppelpack mit viel trashigem Geballer.
3.5. 14.30 Uhr KÄPT‘N SÄBELZAHN UND DER SCHATZ VON LAMA RAMA,
CineStar Dortmund
Abenteuerfilm aus Norwegen als Preview.
17.5. 20.30 Uhr NACHTHELLE, Lichtburg Oberhausen
Mystery-Drama mit Anna Grisebach und Benno Fürmann als Preview in der
Reihe homochrom.
4.5. 20 Uhr DIE ABHANDENE WELT, Lichtburg Essen
Deutsche Kinopremiere einer feinsinnigen Familiengeschichte. Margarethe
von Trotta und Katja Riemann anwesend.
17.5. 15 Uhr OSTWIND 2, Cinemaxx Essen
Zweiter Teil des Pferdefilms in der Klexxi Sause.
6.5. 18 Uhr ANGST ESSEN SEELE AUF, Endstation Bochum
Klassiker des deutschen Kinos in der Fassbinder-Reihe.
„Whiplash“
19.5. 19 Uhr LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN, sweetSixteen Dortmund
Doku über eine Dorfgemeinschaft Kolumbiens mit anschließendem Filmgespräch mit Regisseur Jens Schanze.
7.5. 19 Uhr ABSCHUSSFAHRT, UCI Bo/Du
Fan-Event mit Anwesenheit der Hauptdarsteller Chris Tall, Tilman Pörzgen
und Lisa Volz sowie den Youtubern von Bullshit TV und Dominik Porschen.
19.5. 19.30 Uhr THE RAID, StudienKreis Film Bochum
Independent-Actionstreifen, avancierte zum Kultfilm. Zuschauerwunschfilm.
7.5. 20 Uhr THE SEPTEMBER ISSUE, Goldkante Bochum
Die Koop. endstation.goldkante präsentiert den zweiten Film in der Cinema
Couture über die Chefredakteurin der Vogue, Anna Wintour.
21.5., 19 Uhr KAPITALISMUS: EINE LIEBESGESCHICHTE, Babylon Hagen
Michael Moore-Film über die Finanzwelt. Klarsichtkino.
8.5. 21 Uhr DIE PRÄSENZ + V/H/S: VIRAL, Roxy Dortmund
Horror-Doppelprogramm mit zwei jungen Perlen des Genres.
„Breakfast on Pluto“
21./22.5. 20 Uhr SOLEILS, Kino im U Dortmund
In Kooperation mit Africa Positive e.V. und FilmInitiativ Köln e.V. – Filme
aus Afrika.
„Nirgendland“
23.5. 17 Uhr NIRGENDLAND, sweetSixteen Dortmund
Über das Tabuthema Missbrauch. Filmgespräch mit Regisseurin Helen Simon.
11.5. 21 Uhr KATZELMACHER, sweetSixteen Dortmund
Der zweite Spielfilm Fassbinders, der in diesem Monat 70 geworden wäre
27.5. 19 Uhr GRIECHE SUCHT GRIECHIN, Endstation Bochum
Alte Filme neu gesehen, vorgestellt von OB-Kandidat Wolfgang Wendland.
13.5. 18 Uhr BEVOR DER WINTER KOMMT, Astra Essen
In Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Französischen Kulturzentrum e.V.
Französische OmU.
27.5. 20.15 Uhr SAN ANDREAS, CineStar Dortmund
Katastrophenfilm von Brad Peyton als Preview.
13.5. 17 Uhr PITCH PERFECT DOUBLE FEATURE, UCI Bo/Du
Doppelpack der klingenden Komödie mit Preview des zweiten Teils.
31.5. 12.45 Uhr DAS WUNDER DES MALACHIAS, Schauburg Gelsenkirchen
Der teils in Gelsenkirchen gedrehte s/w-Film von Bernhard Wicki.
14.5. 20 Uhr MAD MAX: FURY ROAD, Cinemaxx Essen
Männerabend bei der neuesten Postapokalypse.
„Katzelmacher
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
„The Raid“
17.5. 20.30 Uhr IST DOCH EGAL, DAS STÜCK IST VON ANDY STRAUSS,
Metropolis Bochum
Mix-Media-Show über alle Grenzen hinweg mit Multikünstler Andy Strauß.
7.5. 19.30 Uhr BREAKFAST ON PLUTO, Babylon Hagen
Independentfilm in der englischsprachigen VHS-Reihe mit dem großartig
spielenden Cilian Murphy.
8.5. 22 Uhr MUTTERNACHT 2, Babylon Hagen
Der Bali Filmclub zeigt sein zweites Dario Argento Double-Feature.
17.5. 18.30 Uhr ES WAR EINMAL EINE PRINZESSIN..., Schauburg Dortmund
Bunt gemischte Kurzfilme in der Reihe homochrom-lesbisch.
25
31.5. 13 Uhr 10 MILLIARDEN – WIE WERDEN WIR ALLE SATT?,
Casablanca Bochum
Über Alternativen der Lebensmittelproduktion. Sektmatinée.
„10 Milliarden – Wie werden wir
alle satt?“
Mein
Meein
i Lesezeichen
Festival
Film-Kritik
Auch das Publikum vergab beim Frauenfilmfestival einen Preis, Foto: Guido Schiefer
Frauenquote: 100%
Rückschau auf das Int. Frauenfilmfestival Dortmund | Köln 2015
Während der Berlinale 2014 gründete sich ein Verein, dessen Name Programm
und Ziel zugleich ist: Pro Quote Regie. Die Notwendigkeit für die Gründung
des Vereins rührt von den nackten Zahlen her, die offenlegen, wie unverhältnismäßig weibliche Regisseure in der Branche vertreten sind. Während Frauen
an den Filmhochschulen noch knapp paritätisch vertreten sind, führen im
Fernsehen nur 11% Frauen Regie, im Kino bei hoch budgetierten Filmen, d.h.
ab 5 Millionen Euro, sieht es noch schlechter aus. „Especially when it comes to
public money, it has to be equal“, meinte dazu die mehrfach ausgezeichnete
Regisseurin Jane Campion in Cannes 2014. Auch Pro Quote Regie kritisiert die
bisherige Vergabepraxis als undemokratisch, da nach demokratischem Verständnis die Wirklichkeit in ihrer Vielfalt auch in Film und Medien widergespiegelt werden sollte. Darf man also das Paradigma „Qualität setzt sich halt
durch“ angesichts der mittelmäßigen Fernsehfilme weiterhin vorschieben oder
schlägt nicht vielmehr immer noch Gewohntes und Altbekanntes die vielfach
herzitierte Qualität?
Zu diesem bedauerlichen Schluss kam auch die Podiumsdiskussion des diesjährigen Frauenfilmfestivals Dortmund | Köln zum Thema Frauen in Männerdomänen und Frauenquote allgemein. Zudem sei es für Frauen noch immer
schwierig, in die notwendigen Netzwerke hineinzugelangen und dort erfolgreich mitzuspielen.
Dass Quote und Netzwerk für Frauen zu großartigen Ergebnissen führen können, stellte das Frauenfilmfestival erneut eindrucksvoll unter Beweis. Über
107 Filme von weiblichen Filmschaffenden und Treffpunkte zum Austausch
und Vernetzen machten das Festival neben bunten Programmpunkten wie
dem multimedialen Konzert von Cecilia Kim, der Performance von beißpony und dem urbanen Wildkräuter-Spaziergang zu ergiebigen Filmtagen, die
das Thema Komfort in verschiedenen Facetten, aus verschiedenen Richtungen
beleuchteten. Ruhrgebietsfilme von Elisabeth Wilms gaben den Aspekt der
Arbeit als Gegensatz wie auch als Voraussetzung von Komfort wieder. Der
Themenblock „No More Comfort“ zeigte auf, wie das beständige Streben nach
immer mehr Komfort mit voller Wucht zurückschlägt. Insbesondere der Dokumentarfilm „The Yes Men Are Revolting“ begeisterte das Publikum mit der
Darstellung provokativer und gleichzeitig cleverer Aktionen gegen Kommerz
und Ausbeutung. Und „The Punk Singer“, ein Portrait über Kathleen Hanna und
die Riot-Grrrl-Bewegung mit ihrer Message „Girls to the Front“ rüttelte an der
Komfortzone einer Szene, die von sich behauptet, keine zu haben.
Um die Arbeit von Frauen im Film auch finanziell zu unterstützen, vergab das
Festival erneut den RWE Filmpreis an einen von acht Spielfilmen im Wettbewerb. In diesem Jahr entschied sich die Jury bestehend aus Kate Kinninmont,
Vorsitzende von Women in Film and Television UK, die Regisseurin und Festivalleiterin Amal Ramsis und die deutsche Schauspielerin Lena Stolze für den
poetischen Film „Still the Water“ der japanischen Regisseurin Naomi Kawase.
Besonders beeindruckt hatte die Jury die kraftvolle Kinematografie Kawases.
Die Zuschauer beeindruckte in diesem Jahr der ägyptische Dokumentarfilm
„The Trace of the Butterfly“, und so ging der trailer-Ruhr-Publikumspreis an
das völlig überraschte, aber erfreute Jurymitglied Amal Ramsis.
LISA MERTENS
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
Der Sonnenkönig geleitet seine neue Gärtnerin durch den Hofstaat
Der Himmel auf Erden
„Die Gärtnerin von Versailles“ von Alan Rickman
Eine Landschaftsgärtnerin darf den Garten des Sonnenkönigs mitgestalten.
C Historisches Drama
Für den einen oder anderen Film in diesem Monat verlegte so mancher Schauspieler von Weltruhm seinen Arbeitsplatz hinter die Kamera. Da ist zum einen
Ryan Gosling, der mit seinem Regiedebüt „Lost River“ albtraumhafte Abgründe
sucht. Russell Crowe widmet sich mit „Das Versprechen eines Lebens“ einem
historischen Drama, das er ans Ende des Ersten Weltkriegs verortet. Ebenfalls
historisch gestaltet sich nun Alan Rickmans „Die Gärtnerin von Versailles“,
und der Titel lässt es ahnen: Die Geschichte spielt am Hofe des Sonnenkönigs
im Frankreich des 17. Jahrhunderts. Bereits vor fünfzehn Jahren inszenierte
Rickman „The Winter Guest“, ein stilles Drama über eine Gemeinde in einem
schottischen Küstenort. Auch mit seinem neuen Film sucht er eher die leisen
Töne.
Gewohnt nonchalant übernimmt der Regisseur selbst die Rolle des Sonnenkönigs. Der Herrscher ist gerade dabei, seinen Sitz nach Versailles zu verlegen.
Und dort wünscht er sich den „Himmel auf Erden“, das Feinste vom Feinsten
von den Besten der Besten. Denn „die Menschen“, sagt er, „sollen ihr Bestes
erkennen.“ Und das natürlich auch beim Flanieren im Park. Also heuert sein
Gartenarchitekt André Le Nôtre entsprechend versierte Landschaftsgestalter
an. Unter ihnen auch Sabine De Barra (Kate Winslet), eine geerdete Frau und
begnadete Gärtnerin. Ihr kreativer Ansatz unterscheidet sich fundamental
vom Kunstverständnis Le Nôtres: Während des Königs Gärtner Wert legt auf
adrette Symmetrie, sucht Sabine De Barra die Ordnung lieber im Chaos. Aber
sie wirkt klug und willensstark und beeindruckt Le Nôtres nachhaltig. Schon
wenig später obliegt ihr die Gestaltung des Salle de Bal, ein Ballsaal, gebettet
unter freiem Himmel, umgeben von Wasserspielen. Eine beträchtliche Herausforderung, liegt das Grundstück doch im Sumpfland. Darüber hinaus muss sich
die Frau, die sich auch gern mal die Hände schmutzig macht, neuerdings im
Hofstaat zurechtzufinden, wo ganz eigene Gesetze und obskure Regeln der
Etikette herrschen. Vor allem aber fühlt sich schon bald André Le Nôtre zu
ihr hingezogen. Der ist allerdings verheiratet mit der äußerst eifersüchtigen
Madame Le Nôtre. Und ist Sabine überhaupt schon bereit für die Liebe?
Alan Rickman läuft bei seiner zweiten Regiearbeit Gefahr, mit diesem konfliktreichen Überbau selbst etwas den Fokus zu verlieren. So wird die Gestaltung der Gartenanlage nur sehr spartanisch bebildert. Zugleich aber gestaltet
sich sein Drama angenehm geerdet. Er setzt ganz im Sinne seiner Heldin nicht
auf pompösen Hochglanz und widmet sich dem Geschehen zu Hofe auf Augenhöhe. Eine Begegnung von Sabine und dem König im Garten, bei der die
Gärtnerin den Herrscher nicht erkennt, steht dafür beispielhaft. Der König darf
für ein paar Minuten Mensch sein, fern der Etikette. Hier kulminieren Seele
und Humor. Und letzterer gestaltet sich gern still in diesem Drama, kommt
aber dabei nicht zu kurz.
HARTMUT ERNST
DIE GÄRTNERIN VON VERSAILLES
GB 2014 - Drama - 116 Min - Regie: Alan Rickman
mit: Kate Winslet, Matthias Schoenaerts, Alan Rickman
Start: 30.4.
BO: Union, Do: Cinestar, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
26
trailer-ruhr.de Forum
Cineast Emil (Matthew MacFadyen) ergründet Karastans Kultur
Thomas (Daniel Brühl) verliert sich zwischen Fakt und Fiktion
Zwischen den Stühlen
Puzzle ohne Lösung
„Welcome to Karastan“ von Ben Hopkins
„Die Augen des Engels“ von Michael Winterbottom
Ein Regisseur erhält eine Festivaleinladung und gerät in einen Bürgerkrieg.
C Schwarze Komödie über eine fiktive Diktatur
Thomas will einen Film über den Mord an einer britischen Studentin in Siena drehen.
C Verstörendes Filmexperiment
Riad Sattouf hat mit „Jacky im Königreich der Frauen“ gerade eine böse Satire
auf eine arabische Diktatur gemacht, Ben Hopkins legt mit seiner Satire auf
einen Nachfolgestaat der Sowjetunion nach: Der gescheiterte Regisseur Emil
Forester wird für eine Retrospektive überraschend zu einem Festival eingeladen. Das Land kennt er kaum, und als er dort anreist, liefert sich ihm ein trostloses Bild. Gerade angekommen, wünscht sich der Präsident auch noch einen
Propagandafilm über die heldenhafte Vergangenheit seines Landes von Forester. Nach kurzem Zögern willigt er ein und steckt bald mitten in einem Bürgerkrieg. Nicht nur die kleine Dikatur mit ihrer Korruption, sondern auch der
Filmemacher und sein scheinbar reflexiver Umgang mit moralischer Verantwortung wird very british parodiert.
CHRISTIAN MEYER
2007 wurde die britische Studentin Meredith Kercher im italienischen Perugia
ermordet, ihre Zimmergenossin Amanda Knox geriet unter Tatverdacht. Der
nach wie vor nicht eindeutig geklärte reale Kriminalfall dient Michael Winterbottom („9 Songs“) hier als Grundlage für eine fiktionale Nacherzählung, in der
auf autobiografische Weise auch die Erlebnisse eines Filmemachers eingewoben sind, der den Mordfall fiktional aufarbeiten will. Am Ende gewinnen nebulös-surreale Elemente die Oberhand, aber davon abgesehen ist ihm hier wieder ein beunruhigender, spannender und in seiner Selbstreflexion sowohl kritischer als auch auf interessante Weise enthüllender Film gelungen, der sich
seinem mitreißenden Thema unkonventionell annähert und streckenweise an
„Wenn die Gondeln Trauer tragen“ gemahnt.
FRANK BRENNER
WELCOME TO KARASTAN
DIE AUGEN DES ENGELS
GB/GEO/D/RU 2014 - Komödie - 99 Min - ab 12 J. - Regie: Ben Hopkins
mit: Matthew Macfadyen, Noah Taylor, MyAnna Buring
Start: 21.5.
GB/I/E 2014 - Drama - 103 Min - Regie: Michael Winterbottom
mit: Daniel Brühl, Kate Beckinsale, Valerio Mastandrea
BO: Endstation, E: Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo
Ruhelos, tyrannisch, genial. Annäherung an eine deutsche Kinolegende
Start: 21.5.
Pauls (Félix de Givry) Leben droht zum Loop zu werden
Quäl-Geist
Im Kreis auf der Stelle
„Fassbinder“ von Annekatrin Hendel
„Eden“ von Mia Hansen-Løve
Fassbinder war für sein Umfeld ein großes Glück und eine Qual zugleich.
C Doku über Fassbinders Arbeitspraxis
Ein DJ richtet sich in Paris in seiner Nische ein.
C Elliptisch erzähltes Coming-of-Age-Drama
In nur 13 Jahren hat er 40 Kinofilme, eine große Fernsehserie, einige Kurzfilme
und zahlreiche Theaterstücke realisiert. Legendär sind nicht nur Fassbinders
außergewöhnliche Filme, sondern auch sein Arbeitspensum, das schließlich im
Zusammenwirken mit Drogen 1982 zu seinem frühen Tod führte. Es geht in
„Fassbinder“ weniger um die Filme als um die Arbeit des Workaholics: Mit
Interviews, Filmausschnitten und weiterem Archivmaterial, aber auch von der
Regisseurin geführten aktuellen Interviews mit Fassbinders Mitstreitern wie
Hanny Schygulla, Margit Carstensen, Irm Hermann, Juliane Lorenz, Harry Baer,
Hark Bohm oder Volker Schlöndorff, erforscht der Film Fassbinders Praxis, mit
familiären Strukturen, aber auch Methoden von Macht und Unterwerfung zu
Arbeiten. Ein spannendes Psychogramm.
CHRISTIAN MEYER
Anfang der 90er Jahre lernt Paul die Clubkultur in Paris kennen. Schon bald hat
er sich in das Nischengenre des Garagehouse verliebt, wird DJ und organisiert
Partys. Während er über die Jahre mit mäßigem Erfolg sein Ding macht, feiern
Kollegen wie Daft Punk große Erfolge, wieder andere verabschieden sich aus
der Szene und gehen neue Wege. Nur Paul macht immer weiter, bis er merkt,
dass er auf der Stelle tritt. Mia Hansen-Løve verfilmt abermals einen persönlich inspirierten Stoff, denn Pauls Figur ist an ihren Bruder Sven angelehnt.
Und abermals irritiert sie mit einer distanzierten Inszenierung, die die Isoliertheit ihrer Figuren spiegelt. Ein sehr offen angelegter Film über die Schwierigkeit, seinen Platz im Leben zu finden. Und wer (Garage-)House mag, wird auch
musikalisch belohnt.
CHRISTIAN MEYER
FASSBINDER
EDEN
D 2015 - Porträt / Biographie - 95 Min.
Regie: Annekatrin Hendel
Start: 30.4.
BO: Endstation, DO: sweetSixteen
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
F 2014 - Drama - 131 Min - Regie: Mia Hansen-Løve
mit: Felix De Givry, Pauline Etienne, Greta Gerwig
Start: 30.4.
BO: Endstation, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
27
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Tragikomische Verhedderung à trois
Auf Gratwanderung: Hedi (Laura Tonke) und Uli (Hans Löw)
Komplexe Kontraste
Welt in Scherben
„High Perfomance – Mandarinen lügen nicht“ von Johanna Moder
„Hedi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss
Zwei ungleiche Brüder geraten in Interessenkonflikt.
C Subtile Komödie mit ernsten Tönen
Von einem auf den anderen Tag fällt Hedi in ein emotionales Tief.
C Psychologische Studie einer unvermittelten Depression
Daniel (Marcel Mohab) macht Off-Off-Theater und hält sich mit Jobs über
Wasser, dabei kommt er aus reichem Haus. Sein Bruder Rudi (Manuel Rubey)
hat das Steuer des milliardenschweren Familienunternehmens übernommen.
Als Rudi seinen Bruder fragt, ob er seine Top-Mitarbeiterin Nora (Katharina
Pizzera) für einen öffentlichen Auftritt coacht, verheddern sich die beiden
Welten der ungleichen Brüder ebenso komisch wie tragisch. Johanna Moders
Film wirkt zunächst wie eine dieser soliden amerikanischen Komödien, die
nicht dumm mit Klischees und Gegensätzen arbeiten und äußerst unterhaltsam sind. Doch „High Performance“ entfaltet auch zunehmend eine emotionale
Tiefe, die berührt. In den oft peinlichen, immer ausgespielten Szenen brillieren
die drei Hauptdarsteller. Erstaunliches Kinodebüt.
CHRISTIAN MEYER
Sie ist eine Frohnatur: Singt, pfeift und hüpft durchs Leben, und wenn sie im
Aufzug stecken bleibt, witzelt sie mit dem Mann am Notruf. Doch dann gerät
Hedis (beeindruckend: Laura Tonke) Welt ins Wanken. Ein Kollege, der ihr gar
nichts bedeutet, hat sich umgebracht, und doch ist danach alles anders und
eine große Verunsicherung legt sich über ihr Leben und damit auch über das
Leben ihres Mannes und des gemeinsamen Kindes. Hedi steckt in einer Depression mit psychotischen Schüben … Es ist nicht immer leicht, dem Film auf seiner emotionalen Fahrt zu folgen – anfangs so leicht, und dann so schwer. Aber
Regisseurin Sonja Heiss fängt genau so die für das Umfeld schwer verständlichen Stimmungswechsel der Hauptfigur ein. Ein sympathischer, humorvoller
und in seiner Direktheit sehr berührender Film.
CHRISTIAN MEYER
HIGH PERFOMANCE – MANDARINEN LÜGEN NICHT
HEDI SCHNEIDER STECKT FEST
A 2013 - Drama - 104 Min - o. Altersb. - Regie: Johanna Moder
mit: Marcel Mohab, Manuel Rubey, Katharina Pizzera
Start: 7.5.
E: Filmkunsttheater
D/N 2015 - Drama / Komödie - 90 Min - Regie: Sonja Heiss
mit: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche
Start: 7.5.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
Versteckte Zuneigung: Eyad (Tawfeek Barhom) und Naomi (Danielle Kitzis)
Stelldichein dreier großer Darstellerinnen: Katja Riemann, Karin Dor und Barbara Sukowa
Two Sisters Reloaded
Camouflage
„Die abhandene Welt“ von Margarethe von Trotta
„Mein Herz tanzt“ von Eran Riklis
Zwei Schwestern entdecken nach dem Tod der Mutter ein Familiengeheimnis.
C Autobiographisch geprägte Familiengeschichte
Ein arabischer Junge muss sich in Israel behaupten.
C Israelisches Jugenddrama über Rassismus
Margarethe von Trotta ist die einzige Regisseurin, die aus der Blütezeit des
Neuen Deutschen Films übrig geblieben und heute noch international erfolgreich ist. Mit „Die abhandene Welt“ gibt sie nicht nur einen Einblick in ihre
Familiengeschichte, sondern setzt auch ihren Hauptdarstellerinnen – erstmals
gemeinsam auf der Leinwand – als Schauspielerinnen und Sängerinnen ein
Denkmal. Die immer besser werdende Katja Riemann brilliert als erfolglose
Jazz-Sängerin, Barbara Sukowa als Operndiva. So ist der Film nicht nur ein
optischer Genuss (Kamera: Axel Block), sondern auch ein Ohrenschmaus.
Zudem gibt es ein Wiedersehen mit einer der schönsten Frauen des deutschen
Films: Karin Dor. Leider stirbt sie, wie bei Hitchcock und Bond, auch hier den
Leinwandtod.
ROLF-RUEDIGER HAMACHER
Nach seinen Erfolgen „Die syrische Braut“ und „Lemon Tree“ verhandelt der
israelische Regisseur Eran Riklis die Probleme der in Israel lebenden Araber nun
nach dem semiautobiografischen Buch von Sayed Kashua in einem Jugenddrama: Hochbegabt, erhält Eyad als einziger Araber einen Platz an einer Eliteschule
in Jerusalem. Dort lernt er über ein Sozialprogramm den an den Rollstuhl gefesselten Jonathan kennen und verliebt sich in die Jüdin Naomi. Doch die Liebe
muss geheim bleiben, denn Verständnis gäbe es für die beiden nicht. Riklis fängt
den Rassismus in der israelischen Gesellschaft, aber auch die Überwindung von
Grenzen in seinem Drama in gefühlvollen Szenen ein.
CHRISTIAN MEYER
DIE ABHANDENE WELT
MEIN HERZ TANZT
D 2015 - Drama / Melodram - 101 Min - o. Altersb. - Regie: Margarethe von Trotta
mit: Barbara Sukowa, Katja Riemann, Matthias Habich
Start: 7.5.
ISR/F/D 2014 - Drama - 104 Min - ab 6 J. - Regie: Eran Riklis
mit: Tawfeek Barhum, Yaël Abecassis, Michael Mushonov
BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
BO: Metropolis/Casablanca, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
28
trailer verlost 2 Karten für das Filmforum, Duisburg.
E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Mein Herz tanzt“
Start: 21.5.
trailer-ruhr.de Forum
Roter Teppich
Nach seiner Verzweiflungstat: Nikolaj Coster-Waldau in „Zweite Chance“
„‚Zweite Chance‘ ist noch finsterer als ‚Game of Thrones‘“
Nikolaj Coster-Waldau über „Zweite Chance“, seine Träume und die Hitserie „Game of Thrones“
Mit 24 Jahren erlangte Nikolaj Coster-Waldau tun wir trotzdem etwas, was all dem widerspricht
1994 mit seinem Kinodebüt „Nachtwache“ be- und uns am Ende selbst überrascht. Jeder von uns
reits internationale Bekanntheit. Danach war findet in seiner eigenen Vergangenheit sicherlich
Dinge, die er getan hat, auf die
der Däne in Arthouse-Hits wie
„Keiner von uns lässt sich
er nicht sonderlich stolz ist und
„Stealing Rembrandt – Klauen
in eine eindeutige Kategorie
deren Ursache nicht zu leicht zu
für Anfänger“ und „Jo Nesbø’s
stecken“
erklären ist – man war schließHeadhunters“, aber auch in
Hollywood-Blockbustern wie „Königreich der lich nicht jedes Mal betrunken (lacht). Das kann
Himmel“, „Firewall“ oder „Oblivion“ zu sehen. man als Grauschattierungen bezeichnen, aber ich
Als Jaime Lannister hat er sich mit „Game of glaube, man findet das in jedem von uns.
Thrones“ ein neues Millionenpublikum erobert.
Am 14. Mai startet mit Susanne Biers „Zweite Susanne Biers Filme sind meist sehr emotional.
Chance“ sein neuer Kinofilm, in dem er einen Können Sie weinen, wenn Sie sich einen Film
Mann verkörpert, der nach dem Tod seines Ba- anschauen?
Ich kann bei allem weinen, was ich mir anschaue,
bys ein fremdes stiehlt.
auch bei Zeichentrickfilmen. Ich bin gar nicht so
trailer: Herr Coster-Waldau, wenn Susanne Bier hart, wie man vielleicht denken könnte (lacht).
anruft, sagt man dann direkt für den Film zu
oder will man trotzdem erst das Drehbuch le- Der Film zeigt uns, wie schwierig es ist, Eltern zu
sein. Nichts bereitet einen darauf vor… Wie war
sen?
Nikolaj Coster-Waldau: Ich war aufgeregt, als sie es für Sie als zweifachen Familienvater?
angerufen hat, aber dann habe ich erst das Dreh- Es war eine wundervolle und total verrückte Erfahbuch gelesen, und war noch immer sehr aufgeregt. rung für mich. Ja, die ganze Welt ändert sich nach
Die Geschichte hat mich sehr bewegt. Dann habe der Geburt eines Kindes. Zumindest meine Welt,
ich sie zurückgerufen und für den Film zugesagt. ich kann ja nicht für die Erfahrungen der andeDas war recht unkompliziert und einfach. Ich war ren sprechen. Man ist danach nie wieder selbst der
zu der Zeit in New York und drehte diese alberne Mittelpunkt des Universums, und das ist für einen
Komödie „Die Schadenfreundinnen“, was aber eine Schauspieler besonders schwer zu ertragen (lacht).
Menge Spaß gemacht hat, und „Zweite Chance“
hätte kaum gegensätzlicher sein können, deswe- Sind Ihre Träume, die Sie vor 20 Jahren hatten,
gen fühlte es sich wie der perfekte nächste Schritt als Sie mit „Nachtwache“ berühmt wurden, alle
in Erfüllung gegangen?
an.
Das Lustige an Träumen ist, dass sie sich ständig
Es gibt im Film jede Menge Grauschattierungen, ändern, oder nicht? Noch vor „Nachtwache“ war
mein Traum, einmal Schauspieler zu werden und
fanden Sie die besonders interessant?
Ja, das entspricht doch ziemlich genau dem, wie meinen Lebensunterhalt verdienen zu können.
wir alle sind. Keiner von uns lässt sich in eine Dann träumte ich davon, als Schauspieler um die
eindeutige Kategorie stecken. Wir sind alle eine Welt zu reisen und vielleicht in England oder HolMischung der unterschiedlichsten Dinge, und sol- lywood zu arbeiten. Und das ist mir gelungen, denn
che Figuren zu spielen ist sehr interessant, weil ich hatte eine Menge Glück. Aber wie sich etwas
es unseren menschlichen Erfahrungen so nahe tatsächlich entwickelt, weiß man nie, und das ist
kommt. Mich interessiert an der Schauspielerei, das Schöne am Leben. Wenn ich mich heute daran
dass man Dinge erforscht, sich Gedanken darüber zurück erinnere, was ich als 20-Jähriger für Vormacht, was etwas bedeutet und warum wir uns stellungen von der Welt hatte, dann ist das schon
so verhalten, wie wir uns verhalten. Das ist sehr irgendwie süß. Das Komische an meinem Job ist
faszinierend. Wir können sehr starke Moralvor- ja auch, dass man tatsächlich in der Zeit zurückstellungen und Überzeugungen haben, und dann gehen und sich anschauen kann, was man damals
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
29
gemacht hat. Ich habe „Nachtwache“ nun schon
sehr lange nicht mehr gesehen, aber ich habe den
Eindruck, mich noch immer daran zu erinnern, obwohl ich mir nicht so sicher bin, dass er mir heute
noch gefallen würde (lacht).
„Game of Thrones“ ist in Deutschland sehr populär, und viele Ihrer Fans werden von „Zweite
Chance“ überrascht sein, da er so gänzlich anders ist…
Ich versuche, unterschiedliche Dinge zu drehen.
Ich mag das, weil es einen in kreativer Hinsicht
herausfordert. Man hat mir in den letzten Jahren
eine Menge anderer Ritter-Rollen angeboten, aber
die üben nicht die gleiche Anziehung auf mich aus.
Wenn ein tolles Drehbuch dahinter gesteckt hätte,
hätte ich angenommen, auch wenn ich wieder einen Ritter gespielt hätte, der mit seiner Schwester
schläft. Aber so ein Drehbuch war nicht dabei. Ich
vertraue bei meiner Rollenauswahl meinen Instinkten. Ich mag unterschiedliche Stoffe, und ja, ich
glaube, „Zweite Chance“ ist sogar noch finsterer
als „Game of Thrones“ (lacht).
Wie hat sich Ihr Leben seit „Game of Thrones“
verändert?
Natürlich hat es sich in beruflicher Hinsicht verändert, denn es bieten sich mir seither viel mehr
Möglichkeiten. In persönlicher Hinsicht kann ich
noch keine Unterschiede feststellen. Ich gehe noch
immer jeden Tag persönlich einkaufen, ich lebe in
Dänemark, da scheren sich die Leute nicht im Mindesten!
Kannten Sie George R.R. Martins Romane im
Vorfeld?
Nein, ich kannte sie nicht und wusste auch nicht,
wie erfolgreich sie waren. Ich schäme mich dafür,
aber ich hatte noch nichts von ihnen gehört. Die
ersten drei Romane habe ich mittlerweile gelesen,
aber danach aufgehört, weil sich die Fernsehserie
mittlerweile einfach zu etwas Eigenständigem entwickelt hat.
INTERVIEW: FRANK BRENNER
Lesen Sie auch die Langfassung unter:
www.trailer-ruhr.de/roter-teppich
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
Fern von romantischer Exotik: Die Kumbh Mela aus der Kinderperspektive
Dora erwacht
Glaubensgemeinschaften
Beeinträchtigte Selbstbestimmung
„An den Ufern der heiligen Flüsse“ von Pan Nalin
„Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ v. Stina Werenfels
Distanzlos inmitten des größten Rituals der Welt.
C Ethnografischer Dokumentarfilm
Die geistig beeinträchtigte Dora entdeckt ihre Sexualität.
C Tabu brechendes Drama um Sexualität und Behinderung
Mit „Samsara“ gelang Pan Nalin bereits der Durchbruch auch jenseits des indischen Kinos. In beeindruckend nahen Einstellungen führt er uns nun zur
Kumbh Mela, die alle zwölf Jahre bis zu 100 Mio. Gläubige aus aller Welt versammelt. Am Schnittpunkt des Ganges, des Yamuna und des unsichtbaren
mythischen Flusses Saraswati ereignet sich der Höhepunkt des hinduistischen
Glaubens. Um in das gigantische Geschehen einzutauchen, wählt Nalin einen
gelungenen Zugang über die Geschichte zweier Kinder: Das eine ist aus der
ländlichen Ödnis fortgelaufen, um sich in den aufregenden Massen zu verlieren, das andere ist tatsächlich abhanden gekommen und wird verzweifelt von
seinen Angehörigen gesucht. Der Zuschauer wird Zeuge von Solidarität und
spiritueller Hingabe, die einen tiefen Eindruck hinterlässt.
SILVIA BAHL
Als ihre Mutter Kristin (Jenny Schily) die Tabletten der geistig beeinträchtigten
Dora (Victoria Schulz) absetzt, entfacht das einen Selbstbestimmungsschub bei
der 18-Jährigen, der auch ihre Sexualität weckt. Die lebt sie mit einem zwielichtigen älteren Mann (Lars Eidinger) aus, sehr zum Schrecken der Eltern, zumal Dora bald schwanger wird und jener Mann wenig Verantwortungsbewusstsein zeigt, sondern Dora nur auszunutzen scheint. Victoria Schulz spielt
Dora und ihr Erwachen einer größeren Selbstbewusstheit auf beeindruckende
Art, die Kamera unterstreicht subtil ihre Wahrnehmung. Weniger subtil ist
Kristins Erkunden der eigenen Gefühle geraten. Doch die realistische Darstellung der Überforderung der Eltern und der Umgang der Behörden mit dem
Thema bilden ein gutes Gegengewicht.
CHRISTIAN MEYER
AN DEN UFERN DER HEILIGEN FLÜSSE
DORA ODER DIE SEXUELLEN NEUROSEN UNSERER ELTERN
F/IND 2013 - Dokumentarfilm - 115 Min Regie: Pan Nalin
Start: 30.4.
BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater
CH/D 2014 - Drama - 90 Min - Regie: Stina Werenfels
mit: Victoria Schulz, Lars Eidinger, Jenny Schily
Start: 21.5.
E: Filmkunsttheater
Mumblecore statt Dumbledore: Robby (Tadeus Ranisch) sucht seine Schwester
Lassen sich nicht einschüchtern: Dorfbewohner aus Tamaquito
Wilde Kerle
Offensichtliches Unrecht
„Reuber“ von Axel Ranisch
„La Buena Vida – Das gute Leben“ von Jens Schanze
Der kleine Robby flüchtet in den Wald, doch dort lauern Gefahren.
C Melancholiches Mumblecore-Märchen
Eine Dorfgemeinschaft stellt sich selbstbewusst gegen einen Großkonzern.
C Doku über ein fragwürdiges Umsiedlungsprojekt in Kolumbien
Auch wenn bereits letztes Jahr Axel Ranischs dritter Film „Ich fühl mich Disco“
im Kino lief: „Reuber“ ist nach „Dicke Mädchen“, dem Überraschungserfolg des
Mumblecore-Regisseurs Ranisch sein zweites Werk, und es ist ein Märchenfilm:
Robby hat seine kleine Schwester verloren, und aus Angst vor den Folgen rennt
er in den Wald. Dort trifft er auf einen Zauberer, der ihm die Kindheit rauben will
und auf einen Räuber, der im helfen will. Einige Verwicklungen und Überraschungen später finden wir uns in einem Trennungsdrama wieder. Der improvisierte Lowest-Budget-Film kommt nach einem wilden Intro etwas langsam in
Fahrt, um am Ende aber mit umso mehr Gefühl zartbitter zu landen. Mitunter
fehlt etwas der Esprit des Mumblecore, doch das Herz ist am rechten Fleck.
Seit 1982 gibt es den inzwischen weltgrößten Kohletagebau in Kolumbien. Seit
Mitte der 90er Jahre bedrohen die dadurch entstandenen Umweltschäden das
kleine Dorf Tamaquito. 15 Jahre später will man umziehen und geht mit selbstbewussten Forderungen auf die Firma Cerrejón zu. Doch der Verhandlungsprozess gestaltet sich schwierig. Jens Schanze kommt ohne Interviews und Kommentare aus, filmt die Dorfbewohner, ihr Leben, ihre Diskussionen und Gespräche mit den Mitarbeitern von Cerrejón. Das Unrecht ist offensichtlich, und dass
er es aufzeigt, macht den Film trotz Schwächen wichtig. CHRISTIAN MEYER
CHRISTIAN MEYER
REUBER
D 2013 - Drama / Familie - 72 Min - ab 6 J. - Regie: Axel Ranisch
mit: Tadeus Ranisch, Heiko Pinkowski, Peter Trabner
trailer verlost 2 Karten für die Vorstellung am 19.5. um 19.00 Uhr im sweetSixteen
in Anwesenheit von Regisseur Jens Schanze.
E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „La Buena Vida“
LA BUENA VIDA – DAS GUTE LEBEN
Start: 7.5.
D/CH 2015 - Dokumentarfilm - 94 Min - o. Altersb. Regie: Jens Schanze
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
DO: sweetSixteen
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
30
Start: 14.5.
trailer-ruhr.de Forum
Kenner des Geldes und seiner Macht: Martin Armstrong
Emotional herausgefordert: Leihmutter Melody
History Repeating
Meins oder deins?
„The Forecaster“ von Marcus Vetter und Karin Steinberger
„Melodys Baby“ von Bernard Bellefroid
Verschwörer oder Prophet? Ein Finanzgenie plaudert aus dem Nähkästchen.
C Aufreibende Doku über die politische Macht der Banker
Eine Frau trägt für Geld ein Kind für eine andere Frau aus.
C Sensibles Drama um eine junge Leihmutter
„Am Ende kollabiert alles.“ Tja. So ist das nun mal mit dem Geld, dem Menschen und der Gier. Der amerikanische Wirtschaftsexperte Martin Armstrong
hat in den frühen 80er Jahren ein Computermodell entwickelt, mit dem er
wiederholt Wirtschaftskrisen vorhersehen konnte. Das verschaffte ihm Berühmtheit und anschließend eine unter äußerst dubiosen Umständen verhängte, zwölfjährige Beugehaft in einem US-Gefängnis. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß und liefert zuerst einmal äußerst düstere Aussichten für
Europa. Auch wenn der kritische Blick fehlt, sind die Prophezeiungen Armstrongs äußerst unheimlich. Ansonsten liefert das Finanzgenie Einblicke in die
Verflechtung von Wirtschaft, Politik und seiner selbst, und das ist so spannend
wie ein Thriller.
HARTMUT ERNST
Melody (Lucie Debay) braucht Geld, weil sie einen Friseursalon eröffnen will.
Ein Kind für eine andere Frau zu gebären, würde ihr viel einbringen. Sie trifft
auf die alleinstehende Emily (Rachael Blake), eine reiche, ältere Geschäftsfrau, und der Deal läuft. Doch mit zunehmendem Umfang ihres Bauchs nehmen auch Melodys Gefühle für das Kind zu. Zudem ist das Verhältnis zu Emily,
die in allem das Gegenteil von Melody zu sein scheint, immer wieder von
Spannungen durchzogen. Und doch nähern sich die Frauen langsam einander
an. Der Belgier Bellefroid inszeniert sein Drama mit großer Ruhe und einem
genauem Blick, der den Gefühlen seiner großartig gespielten Protagonistinnen nachspürt. Damit wirft er nicht nur Fragen zu Leihmutterschaft, sondern
auch zum Eltern-Kind-Verhältnis auf.
CHRISTIAN MEYER
THE FORECASTER
MELODYS BABY
D 2014 - Dokumentarfilm - 97 Min - o. Altersb. Regie: Marcus Vetter, Karin Steinberger
Start: 7.5.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
B/LUX/F 2014 - Drama - 92 Min - ab 12 J. - Regie: Bernard Bellefroid
mit: Rachael Blake, Lucie Debay, Don Gallagher
Start: 14.5.
BO: Metropolis/Casablanca, DO: sweetSixteen, DU: Filmforum, E: Filmkunsttheater
Nicht ganz Herr seiner Sinne: Psychokiller Jerry (Ryan Reynolds)
Bunter Horror
Schneetreiben
„The Voices“ von Marjane Satrapi
„Mädchen im Eis“ von Stefan Krohmer
Er spricht mit seinen Haustieren und tötet aus Versehen Frauen.
C Haarsträubende Splatterkomödie
Ein Oligarch verhilft einer unglücklich Verliebten zu neuer Hoffnung.
C Liebesdrama
Hinter einer fröhlich-naiven Fassade versteckt er Abgründe. Jahrelang war Jerry
in der Psychiatrie und muss immer noch Medikamente nehmen. Doch dass tut
er nicht. Denn ohne sie erscheint ihm die Welt schön, mit ihnen ist sie grau. Nur
sind da ohne Tabletten auch wieder die Stimmen im Kopf – und die lassen
nahendes Unheil befürchten. Marjane Satrapi („Persepolis“) hat ähnlich wie ihr
ebenfalls zum Film gewechselter Comic-Kollege Riad Sattouf einen schwer verdaulichen Humor. Ihre quietschbunte „Psycho“-Hommage ist nicht nur böse und
abgründig, sondern entfaltet auch ungeahnte Perspektiven, wenn Jerry zwischen
seinen Wahrnehmungen wechselt.
CHRISTIAN MEYER
Regisseur Stefan Krohmer fing 2003 mit „Sie haben Knut“ treffend das
Lebensgefühl der 70er und 80er Jahre ein. Nun zieht es ihn ins schneebedeckte nordische Russland. Dort nämlich schlägt die 20-jährige Winja
(Lucie Heinze, „Das Hochzeitsvideo“) auf, um in dem angesiedelten
Wintersporthotel ihren Geliebten Andrei (Anton Pampushnyy) zu überraschen. Der dreht allerdings den Spieß um und überrascht Winja mit Frau
und Kind an seiner Seite. Winja verzweifelt. Und sie stößt auf einen anderen Hotelgast: den 70-jährigen Öko-Oligarchen Wsewolod. Der reiche
Umweltaktivist steckt in chaotischen Dreharbeiten zu einem apokalyptischen Kurzfilm. Und er will Winja helfen. „Ein schwarzhumoriger Road
Movie-Thriller mit Pinguinen“, verrät der Verleih.
HARTMUT ERNST
trailer verlost 1x2 Karten.
E-Mail bis 3.5. an [email protected], Kennwort: „The Voices“
THE VOICES
MÄDCHEN IM EIS
USA/D 2014 - Komödie - 109 Min - ab 16 J. - Regie: Marjane Satrapi
mit: Ryan Reynolds, Gemma Arterton, Anna Kendrick, Jacki Weaver
D/RU 2014 - Drama - Regie: Stefan Krohmer
mit: Lucie Heinze, Alexei Guskow, Juri Kolokolnikow
Start: 30.4.
BO: Metropolis/Casablanca, UCI, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden.
Start: 21.5.
E: Filmkunsttheater
31
Mein
Meein
i Lesezeichen
Film-Kritik
trailer verlost 2 Karten für die
Filmpassage, Mülheim.
E-Mail bis 24.5. an
[email protected],
Kennwort: „A World Beyond“
Ostwind 2
D 2015 - Drama / Jugend - Regie: Katja von Garnier
A World Beyond
Start: 14.5.
USA 2015 - Science Fiction / Abenteuer - Regie: Brad Bird
Start: 21.5.
Was ist da bloß mit Ostwind los? Mika will sich in den Ferien eigentlich um ihr
Pferd kümmern. Doch Ostwind trägt merkwürdige Wunden am Körper und
scheint unkonzentriert. Ist der Grund die geheimnisvolle Schimmelstute, die
Mika im Wald trifft? Fortsetzung des Mädchen- und Pferdeabenteuers.
HE
Der ehemalige Pixar-Regisseur Brad Bird inszeniert nach „Mission Impossible –
Phantom Protokoll“ diesen fantastischen Spielfilm. George Clooney verkörpert
einen Wissenschaftler im Ruhestand, der die junge Casey dazu ermuntert, das
geheimnisvolle Tomorrowland zu besuchen. Fantastische Abenteuerreise. HE
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE:
Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
Der Babadook
Mad Max: Fury Road
AU 2014 - Horror / Drama - 94 Min - ab 16 J. - Regie: Jennifer Kent
Start: 7.5.
Nach dem Unfalltod seines Vaters lebt der verhaltensauffällige Samuel (Noah
Wiseman) allein bei seiner Mutter (Essie Davis). Nachdem die ihm aus einem
Kinderbuch von dem unheilvollen „Mister Babadook“ vorliest, geschehen merkwürdige Dinge im Haus der Witwe. Gruseliger Psychospuk, der atmosphärisch,
darstellerisch und mit einem adrett gestalteten Pop-Up-Buch punktet.
HE
trailer verlost 1x2 Karten.
E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „Der Babadook“
BO: UCI, DU: UCI, GE: Apollo
Start: 14.5.
George Miller, Regisseur der Ur-Trilogie, holt Max Rockatansky zurück auf die
Straße. Nach Mel Gibson schlüpft nun Tom Hardy („Inception“) in die Rolle des
ehemaligen Cops, der vom liebenden Familienvater zum einsamen Rächer
erwachsen ist. Und da Öl zu Endzeiten noch kostbarer und die Straßen noch
unsicherer sind, gibt es genug zu tun für den Road Warrior.
HE
trailer verlost 1 Fanpaket (Karten, T-Shirt, Autoaufkleber und Cap.)
E-Mail bis 17.5. an [email protected], Kennwort: „Mad Max“
BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, OB: Lichtburg u.v.m.
Pitch Perfect 2
USA 2014 - Komödie / Musikfilm - 105 Min - Regie: Elizabeth Banks
AU/USA 2015 - Action / Abenteuer - Regie: Dr. George Miller
TinkerBell und die Legende vom Nimmerbiest
Start: 14.5.
USA 2014 - Trickfilm / Fantasy - 76 Min - o. Altersb. - Regie: Steve Loter Start: 30.4.
Nachdem sie sich im ersten Teil in den A-Capella-Olymp geträllert haben,
suchen Beca, Fat Amy und Jesse nun auch in der Fortsetzung, das Publikum mit
Spaß, wildem Wirbel und Gesang bei der Stange zu halten. Die nächste Herausforderung der Bellas ist die A-Capella-WM in Kopenhagen. Zugleich wird die
Freundschaft auf die Probe gestellt. Teenieaffines Feel-Good-Musical.
HE
Nanu, treibt da etwa ein Monster sein Unwesen im Tal der Feen? Es hört sich
zumindest danach an, denn irgendwer brüllt dort gar fürchterlich. Die kleine
Tierfee Tinkerbell nimmt sich des Störenfrieds an und stellt fest: Das Nimmerbiest ist gar nicht so fürchterlich. Tinkerbell versucht, das vermeintliche Monster
vor seinen Jägern zu schützen. Disney-Abenteuer nur für Kinder.
HE
BO: Bofimax, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
BO: Bofimax, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, Schauburg,
HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, OB: Lichtburg
Der Knastcoach
Sam O'Cool – Ein schräger Vogel hebt ab
USA 2015 - Komödie - 100 Min - ab 12 J. - Regie: Etan Cohen
Start: 7.5.
F 2014 - Trickfilm - 90 Min - Regie: Christian De Vita
Start: 21.5.
Schluss mit dem Lotterleben: Der schwerreiche Hedgefonds-Manager James
(Will Ferrell) wird wegen Betrugs zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Ihm bleibt
noch ein Monat bis Haftantritt. Die Zeit will James nutzen, um sich auf das
Leben hinter Gittern vorzubereiten. Einer seiner Angestellten, der Autowäscher
Darnell (Kevin Hart) soll ihm dabei helfen. Buddy-Komödie.
HE
Der kleine Vogel Sam O’Cool ist ein Waisenkind und wächst unter der Obhut
seiner Adoptivmutter Ladybug auf. Außerdem ist er mit einem Marienkäfermädchen befreundet. Sonst kennt der Nesthocker nicht viel von der Welt. Das
ändert sich, als er eine Zugvogelschar gen Süden begleiten soll. Auf den gelben Piepmatz wartet eine große Reise. Animationsabenteuer.
HE
BO: UCI, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
32
trailer-ruhr.de Forum
Das Versprechen eines Lebens
AU/TRK/USA 2014 - Drama / Kriegsfilm - 111 Min - Regie: Russell Crowe
Der 8. Kontinent
Start: 7.5.
D 2014 - Drama - 102 Min - ab 6 J. - Regie: Serdar Dogan
Start: 30.4.
1919: Der erste Weltkrieg ist vorbei. Der australische Farmer Joshua Connor
(Russell Crowe) reist in die Türkei, um seine drei Söhne zu suchen, die seit der
verheerenden Schlacht von Gallipoli verschollen sind. Unterstützung erfährt
Joshua lediglich durch Ayshe (Olga Kurylenko), eine hübsche Hotelbesitzerin
aus Istanbul. Historiendrama und Regiedebüt von Russell Crowe.
HE
Regisseur, Kameramann und Drehbuchautor Serdar Dogan („Kopfkino“) folgt
mit diesem Roadmovie der 22-jährigen Lena (Maike Johanna Reuter) rund um
die ganze Welt. Damit kommt sie einem Wunsch ihrer kürzlich verstorbenen
Mutter (Cosma Shiva Hagen) nach. Lena hatte sich mit ihren Eltern zerstritten,
nun sucht die junge Frau postum die Wiederannäherung.
HE
BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, Schauburg
BO: Union, E: Filmkunsttheater
Abschussfahrt – Vier ist einer zu voll
D 2015 - Komödie - 90 Min - ab 12 J. - Regie: Tim Trachte
Käpt‘n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama
Start: 21.5.
N 2015 - Abenteuer - 97 Min - Regie: John A. Andersen, Lisa Marie Gamlem Start: 7.5.
Welche Schüler interessieren schon Museen oder Bildungsreisen? Das fragen
sich auch Paul, Berny und Max, die auf Klassenfahrt nach Prag reisen. Während
der Geschichtslehrer pädagogisch wertvolle Ausflüge plant, reißen die drei aus.
Im Schlepptau: Der autistische Bruder von Juli, Pauls heimliche Liebe. Moderner Schulbank-Lümmelstreich und Regiedebüt von Tim Trachte.
HE
Ahoi! Während „Fluch der Karibik“ unerschütterlich ins nächste Abenteuer
driftet, setzt Norwegen dem Hollywood-Piratenspektakel dieses kindergerechte Hochseeabenteuer entgegen. Der elfjährige Pinky will darin bei der
Crew des berüchtigten Käpt‘ns Säbelzahn anheuern. Der ist allerdings vielmehr damit beschäftigt, eine Schatzkarte zu entschlüsseln.
HE
trailer verlost 1 Fanpaket (2 Karten, Kopftuch, Augenklappe u. Plakat)
E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: „Käpt’n Säbelzahn“
trailer verlost 3x2 Karten und drei Soundtracks.
E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Abschussfahrt“
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Passage
BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Lichtburg, GE: Apollo, MÜL: Filmpassage
The Gunman
Kein Ort ohne dich
E/GB/F 2013 - Action / Thriller - 115 Min - ab 16 J. - Regie: Pierre Morel
Start: 30.4.
USA 2015 - Drama - 139 Min - Regie: George Tillman Jr.
Start: 30.4.
Sean Penn will es den Genrefans noch einmal zeigen und tritt unter der Regie
von Pierre Morel („96 Hours“) als gejagter Ex-Killer zum soliden Actionspektakel an. Dafür hat sich der 54-Jährige athletisch in Form gebracht, was Morel
mit allerlei Freikörperszenen anschaulich zu inszenieren weiß. Drumherum: Ein
Actioner von der Stange. Kurzweil ohne Nachhall.
HE
US-Schriftsteller Nicholas Sparks liefert fleißig Vorlagen für romantische Dramen, derer Hollywood sich regelmäßig dankbar annimmt („Safe Haven“). So
auch diese Romanze über den Rodeoreiter Luke und die Kunsthistorikerin
Sophia, deren Liebe auf den Prüfstand gestellt wird, als Sophia in der Ferne ein
Job winkt. Ein alter Witwer schenkt dem jungen Paar Zuversicht.
HE
BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt,
MÜL: Cinemaxx, Filmpassage, OB: Lichtburg
BO: UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Apollo, MÜL: Cinemaxx
Nirgendland
Niyazi Gül Dörtnala
D 2014 - Dokumentarfilm - 77 Min - Regie: Helen Simon
Start: 21.5.
TRK 2015 - Komödie - Regie: Hakan Algül
Start: 14.5.
Als Kind wird Tina von ihrem Vater sexuell missbraucht. Es folgen Jahre der
Verdrängung und des Schweigens. Dann bekommt Tina eine Tochter. Auch sie
wird schließlich Opfer des Sexualstraftäters. Am Ende klagen sie ihn an. Der
Mann aber wird freigesprochen. Der Dokumentarfilm vollzieht das von Angst,
Schmerz und Manipulation begleitete Leiden der beiden Opfer nach.
HE
Sultan und Riza sind beide gleichermaßen dem Reitsport zugeneigt. Und sie
sind Konkurrenten. Als sie von Professor Gül zu hören bekommen, der an einem
Dopingmittel für Tiere arbeitet, wollen beide das Wundermittel für sich beanspruchen. Dabei vergessen die zwei Rivalen zuweilen, dass sie eigentlich längst
ineinander verliebt sind. Tierische, romantische Komödie.
HE
DO: sweetSixteen
DO: Cinestar
Mit trailer -ruhr.de beginnt die Filmwoche
33
Mein
Meein
i Lesezeichen
Gespräch zum Film
Filmemacherin Stina Werenfels mit Kamermann Lukas Strebel, Foto: © Stina Werenfels
„Gleichstellung heißt auch: das Recht auf Familie“
Stina Werenfels über „Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern“ und das Tabuthema Sexualität und Behinderung
Stina Werenfels, geboren 1964 in Basel, stu- von Menschen mit Behinderung stattgefunden.
dierte zuerst Pharmazie in Zürich, dann an der In der Schweiz hat sinnigerweise das ErwachseNew York University Film, u.a. bei Spike Lee nenschutzgesetz das alte Vormundschaftsgesetz
abgelöst. Gleichstellung heißt
und Arthur Penn. Ihr erster
„Sie sucht Sex, aber sie hat
auch: das Recht auf Familie.
langer Kinofilm „Nachbeben“
keine genaue Vorstellung
(2006) wurde im Panorama
davon, wie er zu sein hat“
Dennoch fragen manche Zuder Berlinale uraufgeführt und
mehrfach prämiert. Sie unterrichtet Filmschau- schauer, warum Dora überhaupt „mündig“ ist
spiel an der Zürcher Hochschule der Künste. oder keine Dreimonatsspritze bekommt.
„Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer El- Selbstbestimmung ist heute das Maß aller Dinge,
zumindest auf Gesetzesebene. Eine Bevormuntern“ startet am 21. Mai im Kino.
dung im früheren Sinne ist nicht mehr vorgesetrailer: Was hat Sie an Lukas Bärfuss‘ Theater- hen. Sobald dies in die Praxis umgesetzt wird, taustück so gepackt, dass Sie es verfilmen wollten? chen aber genau die alten Fragen wieder auf. So
Stina Werenfels: Es war dieser Widerspruch: Ei- gab es die schockierende Reaktion:„Warum wird
nerseits eine schutzbedürftige Tochter mit eige- Dora nicht sterilisiert?“ Interessant ist, dass die
nem Willen und andererseits die Vorstellungen Zuschauer dann oft über sich selbst erschrecken,
einer Mutter darüber, was für ihre Tochter richtig etwa weil eugenische Vorstellungen durchscheiist. Die Theatervorlage von Lukas Bärfuss endet nen.
mit einer Abtreibung und Doras Gebärmutterentfernung. Mich rief die Vorlage geradezu dazu auf, Wie realistisch behandeln Sie die Frage der
sie mit meinem weiblichen Blick neu zu Ende zu Verhütung?
schreiben: Als Frau und Mutter wollte ich die Ent- Ich bleibe so nah an der Realität wie möglich. Tatwicklung der Mutter-Tochter-Beziehung untersu- sache ist, in der seriösen Sexualberatung wendet
man nicht einfach Verhütungsregeln an, sondern
chen und Dora ihr Kind austragen lassen.
versucht, individuelle Lösungen zu finden. VerWorum ging es Ihnen? Ein Plädoyer für selbst- hütung kann ja auch einem Missbrauch Tür und
Tor öffnen, der dann nicht durch eine Schwanbestimmte Sexualität?
Das ist es auf alle Fälle. An der Frage der Sexu- gerschaft auffliegt. Darum ist Sexualaufklärung
alität von Menschen mit Behinderung zeigt sich, gerade bei Menschen mit Behinderung so wichtig.
wie liberal eine Gesellschaft wirklich ist. Inwieweit lässt sie das zu? Und wird eine Konsequenz, Gewalt ist ein Stichwort: Warum muss Dora
nämlich Schwangerschaft, in unserer Gesellschaft erst vergewaltigt werden, um ihre Sexualität
akzeptiert? Da gehen alle roten Fahnen hoch.
entdecken zu können?
Das ist im Theaterstück drin und hat mich anWar es schwierig, die Abstraktionsebene des fangs auch schockiert und lange umgetrieben.
Mediums Theater mit den realistischeren An- Von der Seite des Mannes her ist es ganz klar ein
sprüchen an einen Film in Einklang zu bringen? Übergriff. Auf Doras Seite ist wenig Klarheit: Sie
Tatsächlich habe ich mich da sehr lange mit dem sucht Sex, aber sie hat keine genaue Vorstellung
Stoff beschäftigt. Etwas ging bei der Transkription davon, wie er zu sein hat. Sie erlebt ihr erstes
in die Gegenwart nicht auf. So musste ich mich Mal – wie wohl die meisten Frauen – äußerst
stark mit der juristischen Lage auseinanderset- zwiespältig: Es tut weh, aber es löst auch Wohlzen: Gebärmutterentfernungen waren früher befinden aus. Und wir schreien auf, als es auf
gängige Praxis zur Schwangerschaftsverhütung. diese Weise passiert. Später wird deutlich, dass
Ein massiver Übergriff auf den Körper einer Frau! Dora klar ausdrücken kann, was ihr gefällt und
Inzwischen hat in fast allen europäischen Län- was nicht. Und dass sie dies auch durchzusetzen
dern eine Liberalisierungswelle zur Gleichstellung weiß.
Mein Film, mein Kino, meine Meinung
34
Es gibt viele Reibungspunkte in Ihrem Film.
War es schwierig, ihn produziert zu bekommen?
Unendlich schwierig. Denn ich sagte klar: Das
wird nicht das mainstreamige „Feelgood Movie“,
welches ihr erwartet. Der Stoff hat schon beim
Lesen sehr viele moralische Fragen ausgelöst,
ohne sie vorschnell zu beantworten. Wenn etwas
schwierig ist, kommt ja aus lauter Selbstschutz
die Frage auf, ob das diskutiert bzw. gefördert
werden darf. Dank des Schweizer Fernsehens,
eines privaten Investors und des Deutschen Filmförderfonds konnten wir dann in Deutschland
drehen.
War es von Anfang an klar, dass Sie für die
Dora eine nicht-behinderte Schauspielerin einsetzen wollen?
Wir haben Castings gehabt beim Berliner Theater RambaZamba, das behinderte Menschen
zu Schauspielern ausbildet. Parallel suchten wir
auf Theaterschulen und in Streetcastings nach
unserer Dora. Ich stellte bei etlichen professionellen Schauspielerinnen ohne Behinderung fest:
Der Stoff und die Nacktszenen lösen viele Ängste
und Vorbehalte aus. Darum wurde es mir wichtig,
jemanden zu besetzen, der die volle Dimension
erkennt. Ich wollte niemanden manipulieren, was
auch eine Form von Übergriff darstellen würde.
Zur Gestaltung: Doras Perspektive ist visuell
eingeschränkt, verwischt – auch nach Absetzung der Tabletten. Warum?
Mir war wichtig zu zeigen, dass Dora einen poetischen Blick hat auf die Welt; dass sie Dinge sieht,
die wir in unserem Nutzdenken schon längst anders anschauen. Sie fokussiert anders. Das wollte
ich visuell klar unterscheiden. Später im Film gibt
es immer noch subjektive Einstellungen, aber Doras Blick wird schärfer. Es war mir wichtig, ihre
Entwicklung zu zeigen. Während der Drehbucharbeit und der Finanzierung hörte ich immer wieder,
eine behinderte Hauptfigur sei unmöglich, weil
sie sich nicht entwickeln könne. Da kamen ganz
fürchterliche Vorurteile zum Vorschein.
INTERVIEW: JESSICA DÜSTER
trailer-ruhr.de Forum
ComicKultur
Wortwahl
Autoren-Action
Unter Homies
Scott McCloud ist vor allem durch seine in Comicform verfassten Theoriebände „Comics verstehen“ und „Comics neu erfinden“ bekannt geworden. Nun
überrascht er mit seiner ersten, gleich 500 Seiten umfassenden Graphic Novel.
Erzählt wird in „Der Bildhauer“ die Geschichte von David Smith, der einen Allerweltsnamen hat, aber fürchtet, auch als Bildhauer als nur einer unter vielen
unter zu gehen. Da kommt ihm ein Deal mit dem Tod gerade recht: Er kann von
nun an alle Skulpturen mit bloßen Händen formen, hat dafür aber nur noch
200 Tage zu leben. David stürzt sich in die Arbeit, doch dann lernt er eine Frau
kennen und sein Blick auf die Welt ändert sich. Auch wenn seine Zeichnungen
etwas steif wirken, zeigt Scott McCloud, dass er die Techniken des grafischen
Erzählens vollkommen beherrscht: Spannungsaufbau und Rhythmuswechsel
führen zu einem spannenden Lesevergnügen bis zum actionreichen Finale.
Und auch thematisch entfaltet er ein komplexes Geflecht aus Alltagsgeschehen, Kunstexkurs und existentieller Philosophie (Carlsen).
„Heiho, Jörgensen, da bist du ja endlich wieder!?“ Und hoch die Tassen. So
geht es immer im „Encuentro“. Die Notwendigkeit, das Auskommen mit
irgendwelchen Arbeitsaufträgen auf und für das europäische Festland zu
sichern, sorgt für ein ständiges Kommen und Gehen unter den Homies. Und
jedes Mal: Und hoch die Tassen. „Willkommen zurück in der Heimat!“ Der
Däne kippt Peps frisch Gezapftes in einem Zug. „Diese Plörre nennst du
Heimat?!“ Nicht ahnend, was er damit für eine Diskussion auslöst, setzt
Stan zu einem seiner kruden Gedankensprünge an: „Home is where your
heart lives!“ – „Pah!“, geht Adolfo mal wieder steil, „Meine Heimat ist und
bleibt Deutschland. Zuhause muss es heißen. Nicht Heimat. Hier ist er nur
zuhause!” Die Einheimischen unserer Runde werden hellhörig. Ich frage
mich, was ich zum Thema beisteuern könnte; außer dass ich meine Seele
an den Fußballklub meiner Geburtsstadt verschenkt hab.
Nina Bunjevacs Eltern sind Exil-Jugoslawien, die in den USA eine Familie
geründet haben. Doch der nationalistische Vater radikalisiert sich immer mehr
und wird in den 70er Jahren schließlich zum Terrorist gegen das kommunistische Regime. Bunjevac verbindet in „Vaterland“ raffiniert die Zeitebenen –
die Gegenwart mit ihrer Kindheitsgeschichte und der Vorgeschichte der Großeltern – und skizziert in klaren, stilisierten Schwarzweißzeichnungen zugleich
eine Geschichte Jugoslawiens (Avant Verlag). Noch mal Geschichtsunterricht
aus erster Hand: „Ein schöner Kleiner Krieg“ sind Marcelino Truongs Kindheitserinnerungen an seine Zeit in Vietnam. Der Sohn eines vietnamesischen
Diplomaten zieht 1961 als kleines Kind von den USA nach Vietnam. Der Bürgerkrieg droht sich gerade zum internationalen Konflikt auszuweiten, Marcelino und seine Familie sind mitten drin, weil der Vater persönlicher Übersetzer
des brutalen Präsidenten der Republik Vietnam wird. Truong erzählt sowohl
aus der Perspektive des Kindes von damals als auch erläuternd mit dem Wissen von heute von dem unübersichtlichen Geschehnissen – so nah ist man
selten dran (Egmont).
Spontan fällt mir Keith Richards‘ Kinderbuch „Gus & ich“ [Heyne, inkl. cd]
ein: die wundersam »zartbesaitete« Geschichte des Stones-Gitarristen, wie
ihm sein Großvater die Welt der Musik eröffnet. Eine universale Leidenschaft, ein mobiler Elfenbeinturm, in den man sich jederzeit und jeden Orts
zurückziehen kann. / Von ähnlichen Heimatsehnsüchten sind die Jagdausflüge in das Territorium ihrer Ahnen beflügelt, zu denen Vater, Großvater
sowie ein Freund der Familie den elfjährigen Erzähler in David Vanns „Goat
Mountain“ [Suhrkamp] regelmäßig mitnehmen. Als der Junge jedoch statt
seines ersten Hirschs, ohne mit der Wimper zu zucken einen Wilderer erschießt, bricht die epische Wunde der nordamerikanischen Ureinwohner auf
psychodramatische Weise erneut auf. / Auf Heđin Brús Faröern hingegen
ist es der Fortschritt, der den Alten die Heimat entreißt: Als Ketil nach dem
Walfang im Überschwang ein viel zu großes Stück Fleisch ersteigert, steht
die Ehre der Familie auf dem Spiel. Fortan sind „Vater und Sohn unterwegs“ [Guggolz], um auf archaische Weise der Technik die Stirn zu bieten
und die Schulden zu tilgen.
Mit dem „Handbuch der Hoffnung“ eröffnet der Finne Tommi Musturi ein
weites Feld: Der Protagonist ist ein älterer, dickleibiger Mann, der mit seiner
nur selten im Bild erscheinenden Frau in einem einsamen Holzhaus wohnt. Er
lässt sich mit Nichtstun oder kleineren, spielerischen Tätigkeiten von Tag zu
Tag treiben. Dabei gibt sich der Tagträumer mitunter infantilem Humor hin,
erträumt sich als Abenteurer, Western- oder Superheld, ist zärtlich und brutal,
verliert sich aber auch im existentiellen Philosophieren. Ebenso zoomt die Bildebene von der Ameise bis zum kosmischen Ganzen. Farbenprächtig sind die
stilisierten Bilder der lakonischen Geschichte (Avant Verlag). „Das Nest“ von
Jean-Louis Tripp und Régis Loisel findet mit „Notre Dame“ seinen Abschluss.
In neun Bänden haben die beiden Autoren von dem langsamen Wandel in
einem kleinen kanadischen Dorf in den 20er Jahren erzählt. Nachdem der Krämer plötzlich verstorben ist und seine Witwe Marie den Laden übernehmen
muss, kommt es in dem kleinen Dorf zu immer neuen sozialen Umwälzungen,
die nicht zuletzt dem dort gestrandeten schwulen Städter Serge zuzuschreiben sind. Eine liebevoll und in aller Breite erzählte Geschichte einer Befreiung
von gesellschaftlichen Zwängen und außerdem ein hochaktuelles Ideal eines
regionalen Zusammenlebens, das zum Finale auch beinahe Actioncharakter
zeigt (Carlsen).
Welche Heimat soll man da noch besingen? Sean Duffy fällt dazu in Adrian
McKintys „Die verlorenen Schwestern“ [Suhrkamp] nichts ein. Nordirland,
1983: zerrissen, zerbombt, gefangen in seiner Geschichte. Ein LockedRoom-Rätsel wie der Fall selbst, für den der britische Security Service den
abgesetzten Sergeant reaktiviert. Gut, das Geheimnis ist eine Herausforderung. Aber im Grunde pflügt der gekränkte Bulle nur durch seine heimatliche Vergangenheit, die dabei ist, sich selbst auszulöschen. / Eine archetypische Identität, die bei Moritz und Konsorten im heutigen Berlin keinen
Platz mehr im Bewusstsein findet. Und das liegt nicht nur an den Drogenund Partyexzessen. Wie in einer bipolaren Depression beamen sich Boris
Pofallas Protas in „Low“ [MetroLit] durch ein sinnentleertes Außen, um irgendwie einen Funken Leidenschaft zu erhaschen. Nur in sich selber suchen
sie nicht. / Wie eine Labsal erscheint da der Lynch‘sche Neo-Mystizismus
in Tom Drurys „Das stille Land“ [Klett-Cotta]: Seelenverwandtschaft und
-wanderung ohne esoterisches Pling-pling in modernem Western-Outfit. In
Zeiten kultureller und materieller Auflösung wird die Seele zum einzig wahren Zuhause. Sie ist Heimat – oder Heimatlosigkeit.
trailer verlost 1x „Der Bildhauer“ von Scott McCloud, Carlsen Verlag.
E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: „Der Bildhauer“
trailer verlost je 1 Exemplar der vorgestellten Bücher.
E-Mail bis 24.5. an [email protected], Kennwort: Buchtitel
Zuhause zwischen alter und neuer Heimat
suhrkamp
Fiktive und dokumentarische Spannung jenseits von Superhelden
CHRISTIAN MEYER
35
LARS ALBAT
Literatur-Kalender Ruhr
22.03.2011
12.05.2015
24.03.2011
10.06.2015
30.03.2011
Für immer anders – Wenn Familien
Zeiten der Trauer erleben
Kinder, Jugendliche und Erwachsene
haben viele Fragen und Gedanken,
wenn lebensbegrenzende Krankheit,
„Und immer stark sein - Die Geschichten unserer
der Tod und das, was danach kommt,
Mütter“
aktuell
Gespräch
Vortrag
Lesung
undwird.
Gespräch
mit Uteund
Elisabeth
Mordhost
Stellvertretend
eine ganze Generation
anhand vonfürBeispielen
aus der von Frauen,
diealltäglichen
zwischen den
beiden Weltkriegen geboren wurTrauerpraxis.
den, erzählt Ute Elisabeth Mordhorst in ihrem Buch
Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr
die Geschichte ihrer Mutter: wie sich ein Krieg anfühlt,
wenn man weder Uniform noch Waffe hat, welche
Gott
DankDurchhaltewillen
in der Welt! es
- braucht, FamiKraft
undsei
welchen
verändert
die Kirche
lienEin
amKonzil
Leben zu
erhalten, ohne
selbst ausreichend
Verdienstmöglichkeiten
und wie sich das
Auf der Grundlage zuderhaben
Publikation
Wirtschaftswunder
anfühlt,
wenn
man
nach getaner
“Die Kirche der Weltgesellschaft.
Aufräumarbeit
in
den
Trümmern
nach
Das II. Vatikanische Konzil und dieHause geschickt wird und mühsam um seine Rechte kämpfen
Globalisierung des Katholizismus“
muss.
von Dr.10,00
Stefan
sollen nach
Eintritt:
€ - Nacke
19.30 Uhr
einem Impulsreferat des Autors aus
unterschiedlichen Perspektiven die
Herausforderungen, die heute mit
Lebenskönnerschaft –
dem Zweiten
Vatikanischen
Konzil
Impulse
aus der Philosophie
der Lebenskunst
für die Menschen
verknüpft sind,
Filmgespräche
im Medienforum
Leitung:
Marcus
Minten, Mülheim
diskutiert
werden.
Themen
Eintritt: frei - 19.30 Uhr
Ŗ8QPFGT.KGDGKPFGT(COKNKG
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(TGWPFGP
Die hohe Kunst der Weltrettung
Ŗ8QPFGT.KGDG\W(GKPFGP
Das Komischste aus dem wirklich
Ŗ8QPFGT.KGDG\W9GUGPWPF&KPIGP\WT9GNV
wahren
Leben
mit.GDGP
demWPF
Kabarettisten
Ŗ 8QP
FGT .KGDG
\WO
\W GKPGO &CT×DGTKai Magnus Sting
hinaus
Eintritt:
frei - 19.30
Uhr
Als Rastelli
der gesprochenen
und
geschliffenen Rede, als gnadenloser
Menschenbeobachter und Menschenkenner, als Parodist des Lebens,
Terrorist des Wortes und Meister des
Zwischenmenschlichen hat Sting seine
Lieblingsnummern im Gepäck und die
ein oder andere neue Geschichte.
Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr
Kartenvorverkauf
Medienforum des Bistums Essen
Zwölfling 14 / 45127 Essen
Tel.: 0201 / 2204-274
Fax: 0201 / 2204-272
[email protected]
Theresa Hahl strandet bei Treibgut
Literatur-Termine im Mai
Bochum – Schauspielhaus, Theater unt.
0234 333 30
Goosens neue Bücher, Gast: Patrick
Salmen
Mi 20.5. 19.30 Uhr
Im Mai hat Goosen den Wuppertaler
Slam-Poeten und Lese-Kabarettisten
Patrick Salmen zu Gast.
Bochum – Kulturcafé
0234 322 22 90
Offene Bühne mit Theresa Hahl und
Treibgut
Di 12.5. 20 Uhr
Die studentische Literaturinitiative
Treibgut hat eine Weile pausiert – zum
Neustart ist die Bochumer Slam-Poetin
Theresa Hahl eingeladen. Wer selbst
lesen möchte, meldet sich hier:
treibgutliteratur.wordpress.com
Dortmund - Buchhandlung transfer
0231 28 65 83 90
Christiane Pieper und David Basler:
Landei
Mi 6.5. 20.15 Uhr
Die Kinderbuchautorin Christiane Pieper
erzählt in ihrer ersten Graphic Novel
eine Kindheit auf dem Land in den
deutschen 60er Jahren.
Dortmund – Gasthaus zur Quelle
0231 98 18 93 36
Whiskylesung
Fr 29.5. 19.30 Uhr
Die Bochumer Whiskyleser präsentieren
Texte und Live-Musik rund um das
goldene Nass – und die Küche des
Gasthauses zur Quelle serviert hierzu
passende Speisen.
Dortmund – Literaturhaus
0231 33 04 84 97
Heike Geißler: Saisonarbeit
Do 7.5. 19.30 Uhr
Über die Arbeitssituation beim großen
Online-Kaufhaus dürfte eigentlich
ausreichend bekannt sein – aber
vielleicht braucht es den persönlichen
Einblick einer Insiderin, um den
nächsten Kauf per Klick zu überdenken?
Duisburg – Grammatikoff
0203 36 39 96 81
Philipp Möller: Isch hab Geisterblitz
Mi 15.4. 19.30 Uhr
Der ehemalige Lehrer und jetzige
Bestseller-Autor („Isch geh Schulhof“)
präsentiert in seiner neuen Leseshow
weitere Einblicke in Sprachverwirrung
und Bildungschaos.
Auch in Essen (14.4. Zeche Carl) und
Bochum (16.4. Zeche Bochum)!
Dortmund – Fletch Bizzel
0231 14 25 25
Sebastian 23: Popcorn im Kopfkino
Sa 9.5. 20 Uhr
Gibt es im Revier einen Poetry-Slam, der
noch nicht vom Mann mit der Kappe
moderiert wurde? Hier scheint er die
Bühne für sich zu haben – aber man
weiß ja nie…
Dortmund – Mayersche Buchhandlung
0231 80 90 50
Christian v. Ditfurth: Heldenfabrik
Di 5.5. 20.15 Uhr
Ein vegetarischer Killer und ein deutschtürkischer Ermittler mit ADHS könnten
auch Zutaten eines neuen Tatorts sein
– Kritiken bescheinigen dem Auftakt
von Ditfurths Krimireihe Spannung und
Tempo.
Dortmund – Harenberg City Center
0231 905 61 66
Fritz Eckenga & Hartmut El Kurdi:
Revolverhelden auf Klassenfahrt
So 31.5. 12 Uhr
Fritz Eckenga präsentiert mal wieder
einen Gast: Diesmal den Autor,
Schauspieler, Regisseur mit jordanischen
Wurzeln, der am Dortmunder Theater
kein Unbekannter ist.
Dortmund – Stadt- und Landesbibliothek
0231 50 23 237
Gabriella Wollenhaupt: Grappa und die
stille Glut
Di 19.5. 19.30 Uhr
Ein Pfarrer wird von einer 72-jährigen
Stalkerin verfolgt – mit erotischen
Tänzen… – Wenn das kein Thema für die
Polizeireporterin aus Bierstadt ist.
Essen – Buchhandlung Proust
0201 23 40 44
Szczepan Twardoch: Morphin
Mi 6.5. 20 Uhr
Navid Kermani und Claus Leggewie
präsentieren diesmal einen der Stars
der europäischen Gegenwartsliteratur.
„Tiefgründig, böse und atemberaubend“
wird sein Roman beschrieben.
Recklinghausen – Ruhrfestspiele (Theaterzelt)
02361 921 80
Max Goldt: Schade um die schöne
Verschwendung
Sa 16.5. 19 Uhr
Inmitten der wieder einmal
aufgefahrenen schauspielerischen
Prominenz präsentieren die Ruhrfestspiele
dann doch auch einen Autor. Max Goldt
kann aber auch kein Schauspieler so gut
lesen wie der Autor selbst…
Unna – Lindenbrauerei
02303 25 11 20
Jan Weiler: Mein Leben mit dem
Pubertier und andere Geschichten
Mi 6.5. 20 Uhr
Dass man der Pubertät des eigenen
Kindes mitunter auch unterhaltsame
Seiten abgewinnen kann, beweist
Weiler in diesem ebenso witzigen wie
liebevollen Buch.
Empfehlungen von Frank Schorneck
36
künstlerische Leitung: Reiner Michalke
Improvisierte
Musik
in in
NRWNRW
Improvisierte
Musik
Moskau, New York, Cologne: Simon Nabatov, Foto: Gerhard Richter
Köln-Jubiläum
Simon Nabatov feiert im Loft
Von Olaf Weiden
Nun ja, er war jung, und er brauchte das Geld. Dieser lustige Satz trifft auch
auf eine Erzählung des damals tatsächlich noch relativ jungen Pianisten Simon Nabatov, der mir in einem Interview sichtlich erschüttert erzählte, er
habe in New York Klavier gespielt – und die Leute hätten dazu gegessen.
Lange ist das verdaut und vergessen, denn
„In New York entdeckte
Nabatov residiert nunmehr seit 25 Jahren
Simon den Jazz“
in Köln und – als anerkanntes Urgestein
in Müllers Guter Stube – damit auf Kölns
engagiertester Avantgarde-Bühne „Loft“. Jetzt feiert er dieses nennenswerte
„Köln-Jubiläum“ in vier Projekten, von denen zwei in den Monat Mai fallen.
Grund für einen Blick auf diesen großen Virtuosen, dessen musikalische Gänge
nur Menükarten meiden.
Mit drei Jahren bearbeitete Simon bereits die Tastatur, angeleitet vom Vater,
einem Musiker in Moskau. Auf dem dortigen Konservatorium erlernte er die
berühmte russische Klavierkunst, bis die Familie 1979 nach New York emigrierte: Dort entdeckte er an der Juilliard School of Music auch den Jazz und
die Improvisierte Musik. Seine sensationelle Spieltechnik befähigt ihn deshalb
bis heute, zwischen den verschiedenen Disziplinen zu changieren, Stile zu verschmelzen: Von Gershwins Klavierkonzerten bis zur freien Improvisation mit
einem Stimmkünstler reicht seine Ausdruckspalette.
Als er nach zehn Jahren in New York nun in Köln landete, kannte er schon
diverse Musiker, die ihm vom Rheinland und seiner Musikszene berichtet hatten. Nach 25 Jahren, nunmehr als reifer Mittfünfziger, ist das Interesse an
den Menschen und Künstlern nicht erloschen, feste Bands blieben bis heute
erhalten. Matthias Schubert, Frank Gratkowski und der damals in Köln lebende
Posaunist Nils Wogram bezogen den Pianisten in ihre Projekte ein, mit Tom
Rainey und Mark Helias pflegt Simon seit 20 Jahren ein New Yorker Trio.
Für sein erstes Projekt „Young Cologne“ verbindet er sich nun mit zwei Absolventen der Muho Köln, einem eingespielten Rhythmusduo aus Bass (Stefan
Schönegg) und Schlagzeug (Dominik Mahnig), die mehrfach gemeinsam in
festen Ensembles wie Die Fichten (aufgemerkt: nicht die Randfichten) bestens
funktionierten. Für dieses Trio schreibt er ein ganz neues Programm. Auch für
„Fernweh – Brasilien“ wird komponiert. In die südamerikanische Musik hat
sich Nabatov so verliebt, dass er sogar Portugiesisch lernte und sich mit der
Folklore beschäftigte. Hier treten der brasilianische Bassist André de Cayres und der kolumbianische Schlagzeuger
Rodrigo Villalon an, die beide in Köln arbeiten und sich mit
Samba, Choro, Forró, Maracatu und vielem mehr sehr gut
auskennen. Im Herbst folgen dann noch Besetzungen für
Kammermusik und ein Trio „Freies Europa“ mit dem Engländer Barry Guy und dem Amerikaner Gerry Hemingway,
Olaf Weiden
die beide schon lange in der Schweiz leben – auch ein beMusiker und
Musikkritiker
liebtes Land für Jazzmusiker.
Hayden Chisholm & Lucerne Jazz Orchestra0
The Nest0
Colin Stetson & Sarah Neufeld0
The Jones Family Singers0
Eve Risser »White Desert Orchestra«0
sPacemoNkey0
Pulverize the Sound0
Michael Mantler »The Jazz Composer’s0
Orchestra Update«0
Stetson/Dunn/Fox0
The Baylor Project0
Sara McDonald0
Ziad Rajab Trio0
Mikko Innanen 10+0
Eivind Opsvik Overseas0
Colin Stetson »Sorrow, a reimagining0
of Gorecki’s 3rd Symphony«0
RocketNumberNine0
Born in Flamez0
Dean Blunt0
Trondheim Jazz Orchestra0
feat. Sofia Jernberg0
Frank Gratkowski0
»Z-Country Paradise«0
„Young Cologne“: Fr 8.5. Bunker Ulmenwall in Bielefeld,
Sa 9.5. Loft in Köln
„Fernweh – Brasilien“: Sa 30.5. Loft in Köln
Info: www.nabatov.com
Colin Stetson solo0
Bassekou Kouyaté0
37
Gefördert durch
supported by:
Medienpartner
media partners:
Popkultur an der Ruhr
Klassik an der Ruhr
Sänger und OB-Kandidat Wendland, Foto: Lutz Keiss
Ein Punk für alle Bürger
Kassierer-Sänger Wolfgang Wendland legt Wahlprogramm vor
Von Timon-Karl Kaleyta
Da ich schon immer eine Schwäche für Außenseiter hatte, mir selbst aber zu
einem solchen Lebensentwurf die Courage fehlte, schloss ich in der 9. Klasse des Gymnasiums eine Freundschaft zu dem einzigen echten Punk meiner
Schule. Zum Zeichen unserer Verbindung schenkte sie mir ein T-Shirt der
Band Die Kassierer sowie eine Kassette
„Es dürfte nicht viele Politiker
mit den größten Hits.
geben, deren Genitalien so
Ich trug das Shirt bis zu seiner völligen
wohldokumentiert sind“
Auflösung zu jeder denkbaren Gelegenheit – es war die Entdeckung der Subversion in Zeiten des Eurodance. Die
Tatsache, dass es in Wattenscheid eine Band gab, die davon sang, wie man
mit einem Außenbordmotor Probleme lösen konnte, hatte mich tief beeindruckt. „Dich knöpf ich mir vor / mit meinem Motor / fräß‘ ich durch deine
Stirn / tief in dein Gehirn“, hieß es da.
Zwanzig Jahre später kandidiert Wolfgang „Wölfi“ Wendland, Sänger dieser
Zeilen, in Bochum für das Amt des Bürgermeisters, womit sich auf wundersame Weise ein Kreis schließt. Und tatsächlich könnte dieser Umstand ein
Glücksfall sein, denn die Agenda des 52-Jährigen liest sich wie der Aufruf zu
einer dringenden Erneuerung.
Lange hielt man die Kandidatur für einen Witz, denn wer Wendland einen
Komplettspinner nennen möchte, findet hinreichend Gründe. Es dürfte nicht
viele Politiker geben, deren Genitalien so wohldokumentiert sind, denn Kassierer-Konzerte sind ein Spektakel der Geschmacklosigkeit – am Ende sind
alle nackt, und irgendwer hat sehr wahrscheinlich auf die Bühne uriniert.
Seine Kandidatur aber ist weit von einer Groteske entfernt. Zuletzt saß er
von 2009 bis 2014 für Die Linke in der Bezirksvertretung von Bochum-Wattenscheid, davor war er Mitglied der APPD. Über sein schillerndes Wirken als
Punk-Epigone kann man schnell vergessen, dass der gelernte Schriftsetzer
sich mit Lokalpolitik auskennt.
Das präsentierte 10-Punkte-Wahlprogramm trägt den Titel „Bochum soll
Großstadt werden“. Es ist ein unpathetischer Aufruf, die Belange der Stadt
– die res publica – ernst zu nehmen. Im Kern des ur-demokratischen Dokumentes geht es um Gleichbehandlung, Bürokratie-Abbau, Jugendförderung, um einen Rückbau der Verbotskultur und um Transparenz. Es finden
sich Sätze wie dieser: „In letzter Zeit hat es offensichtlich Hochkonjunktur,
Verbote zu erlassen.“ Die Menschen hätten sich so sehr an leere Staatskassen
gewöhnt, dass diese niemand mehr hinterfrage, so Wendland. Als OB aber
würde er die Finanzen der Stadt öffentlich machen und in einer Broschüre
die Fehlinvestitionen der letzten Jahre auflisten – er glaubt nicht an Politikverdrossenheit, nur die seit 1946 währende Regentschaft
der SPD bereitet ihm Sorgen.
In dem Kassierer-Song „Staatsbeamter“ sang Wendland
einmal: „Staatsbeamter möchte jeder gerne sein! / Staatsbeamter – schon der Titel schüchtert ein! / Staatsbeamter
bin auch ich als Resultat / Denn wozu braucht es sonst
einen Staat?“. So genial dieser Text ist, so sehr darf man
sich einen Triumph Wendlands am 13.9. wünschen – für
Timon-Karl Kaleyta
Autor & Journalist die Stadt, seine Bürger und mich würden hochinteressante
Leiter des Instituts für
Zeitgenossenschaft
Jahre anbrechen.
Philharmonie Essen, Alfried Krupp Saal, Foto: © PE / Frank Vinken
Sinfoniekonzert auf Amerikanisch
Essen ehrt die Musik der Neuen Welt
Von Olaf Weiden
Die Tschechen haben über Generationen großartige Musiker hervorgebracht.
Böhmische und mährische Musikanten zieren weltweit die Orchester und tragen ihre außergewöhnliche Musikalität in die Musik. Auch die Amerikaner holten den „Böhmischen Brahms“ über den
großen Teich, gemeint ist Antonín Dvořák, „Lenny war ein echter Mensch
er sollte den Amis eine neue, eigene und musikalisch ein Berührer“
„klassische“ Nationalmusik schaffen. An
Dvořáks Tradition knüpft jetzt der Essener GMD Tomás Netopil an, der in seinem Abo-Konzert mit dem markanten Titel „amerikanisch“ im Mai die wahren
Nationalkomponisten Amerikas erklingen lässt – als „Tscheche in Essen“.
Als „Amerikaner in Paris“ erfand Gershwin einen frühen urbanen Orchesterklang, in dem er originale Autohupen aus Paris zur New Yorker Premiere importieren ließ. Die Musik spiegelt den Blick eines amerikanischen Touristen auf
die Seine-Metropole, der launige Beobachter schlendert zu Ragtime und Blues
über die bunten Boulevards. Diese Komposition kennzeichnet außerdem die typisch amerikanische Natürlichkeit im Umgang mit Mischformen aus „seriöser“
und unterhaltender Musik – da hängen die deutschen Kulturbürger noch nach.
Auch Leonard Bernsteins Musical „West Side Story“ lebt von den Rhythmen des
Jazz, es ist das Meisterwerk dieses charismatischen Superstars unter den Dirigenten, der vor 25 Jahren in New York verstarb. Kein anderer Dirigent verkörperte so stringent wie Lenny die Gegenposition zum europäischen Großmeister
Herbert von Karajan – Lenny war ein Musikvermittler der Zukunft, ein echter
Mensch und Freund und musikalisch ein Berührer. Lebens-Nähe zeigt auch die
an „Romeo und Julia“ angelehnte Handlung seiner Story im puertoricanischen
Viertel New Yorks, mit Gangs und Straßenschlachten entwirft sie ein modernes
Sittengemälde mit hinreißender Musik.
Das Prädikat „Ergreifende Musik“ wird nicht häufig verliehen. Für ein Werk
des amerikanischen Komponisten Samuel Barber wurde dieser Ausdruck wohl
erfunden. „Adagio for Strings“ fungiert als nationale Trauermusik in der Neuen
Welt, zahlreiche Präsidenten wurden mit diesen Klängen zu Grabe getragen,
nationale Gedenkveranstaltungen erhielten mit dieser Streichermusik emotionalen Tiefgang. Leider hat sich das sonstige Werk dieses postromantischen
Komponisten in unseren Landen nie durchgesetzt. Nur das Adagio erklingt auch
in Europa – Barber hat es ja auch in Rom komponiert, und der Italiener Arturo
Toscanini hat es in New York uraufgeführt.
Aaron Copland komponierte für Zeitgenossen wie Benny
Goodman und schrieb „Wildwest-Ballette“ mit Titeln wie
„Billy the Kid“ oder „Rodeo“, echte nationale Themen – galt
doch Kid einst als amerikanischer Robin Hood. Sein populärstes Werk wurde aber die Ballettmusik „Appalachian
Spring“, dafür wurde er sogar mit dem Pulitzer-Preis ausOlaf Weiden
gezeichnet: Ein Frühling in der grandiosen Natur Amerikas
Musiker und
Musikkritiker
bleibt bis heute preisverdächtig.
10. Sinfoniekonzert der Essener Philharmoniker – amerikanisch.
Do 7.5. u. Fr 8.5. 20 Uhr | Philharmonie Essen
www.philharmonie-essen.de
38
Kompakt Disk
Maximal Minimal
Neue Platten von Indie Rock über EDM zu Minimal Music
Tocotronic haben mit dem unbetitelten „roten Album“ demonstrativ ein
Popalbum vorgelegt. Weniger Schrammelpop und Gitarrenwände, stattdessen eine klare Produktion mit Synthie, Background Chor und gesanglichen
Manierismen wie „Ich ö-ö-öffne mich für uns“. Denn textlich gehen sie auch
voll in der Subjektivität amouröser Poplyrik auf. Das ist mit Geigen und allem
Pipapo teils großartig, mitunter aber auch ein Fall für die Kategorie guilty
pleasure (Universal). Zum 25-jährigen Bandjubiläum erscheint außerdem die
mit über 1000 Abbildungen reich bebilderte Bandgeschichte „Tocotronic
Chroniken“, laut Verlag in enger Zusammenarbeit mit der Band entstanden
(Blumenbar). Elf Jahre nach dem letzten Album erscheint „Sol Invictus“ von
den reunierten Faith No More. Schwierig, so etwas zeittypisches wie den
Crossover-Entwurf von FNM in die Gegenwart zu retten. Doch sie knüpfen
natürlich nicht an den schmierigen Pathos-Metal der frühen Jahre an, sondern eher an das letzte Album bzw. die Weiterentwicklung der einzelnen
Musiker, allen voran Sänger Mike Patton. Und das ist dann trotz einigem
Zeitkolorit durchaus in der Gegenwart hörbar (Reclamation).
Der superjunge Shamir aus Las Vegas erinnert mit seinem hippen, explizit
schwulen Disco-House-Entwurf an Hercules & Love Affair, und seine präpubertäre Stimme bringt den androgynen Touch des Ganzen wundervoll auf
den Punkt. Wird sicher noch groß (XL). Midlife-Krise, was beweisen wollen,
oder einfach gut drauf? Squarepusher macht mit „Damogen Furies“ eine
überbordend verschachtelte elektronische Schlachtplatte, die gleichermaßen brutal und böse wie poppig ist, und … Verzeihung … damit manchmal
fast nach Skrillex klingt. Aber all das, was einen Skrillex links liegen lässt,
lässt Squarepusher weg, so dass man Squarepusher dann doch nicht links
liegen lassen muss (Warp).
DAV ID
S C H N E LL
— VIA —
N EU E
G A LE RIE
GL A DBECK
24.04.
— 26.0 6.
2015
»Castel« (Ausschnitt)
courtesy Galerie EIGEN + ART
W W W. N EU E - G A LE RIE - GL A DBECK.DE
»SEXY, SCHNELL UND SENSATIONELL!«
Charlemagne Palestine, Jahrgang ’45, zählt zu den bedeutenden MinimalKomponisten, auch wenn sein Name nicht so bekannt ist wie der von Steve
Reich, Terry Riley oder Philip Glass. Das neue Album des extrovertierten Musikers und Installationskünstlers heißt „Ssingggg Sschlllingg Sshpppingg“ und
schwillt über eine knappe Stunde langsam immer mehr an – vom ethnischen
Gesang über White Noise mit Field-Recordings bis zu einer Geräuschkakophonie mit menschlichem Antlitz von allergrößtem Reichtum (Idiosyncratics). Zusammen mit dem Post-Minimalisten Rhys Chatham veröffentlicht
er zeitgleich das Werk „Youuu + Mee = Weee“, das drei einstündige Stücke
auf 3 CDs vereint, die mit ihren organisch an- und abschwellenden Instrumenten klassischer wirken (Sub Rosa). Wer sich für Minimal Music interessiert, sollte auch in die Steve Reich-Interpretationen des Leipziger Ensemble Avantgarde reinhören, die mit „Four Organs“, „Phase Patterns“ und
„Pendulum Music“ drei frühe Werke des Komponisten aus den Jahren ’68-’70
eingespielt haben, die mit rhythmischen Verschiebungen arbeiten. Vinyl mit
Downloadcode (Karlrecords).
Betrug: Nachdem Thurston Moore seine Frau und Bandkollegin Kim Gordon
klassisch mit einer Jüngeren betrogen hat, ist das Ende der Indie-Legende Sonic Youth im Jahr 2011 besiegelt und deren Funktion als Rolemodel
angekratzt. In ihrer Autobiografie „Girl in a Band“ rekapituliert Gordon
spürbar enttäuscht und wütend ihr Leben als selbstbestimmte Künstlerin
und Musikerin, Ehefrau und Mutter, die trotz aller Bemühungen um Unabhängigkeit immer wieder schmerzvoll gegen die patriarchalen Strukturen
prallt. Ein bisschen Wunden lecken, wenig Nabelschau, etwas Kunst, viel
Gesellschaft(spolitik) und ganz viel Sonic Youth (KiWi). CHRISTIAN MEYER
trailer verlost 1 Exemplar „Girl in a Band“ von Kim Gordon, Verlag KiWi.
E-Mail bis 24.5 an [email protected], Kennwort: „Girl“
39
8. MAI – 16. AUGUST 2015 20. – 23. AUGUST 2015
CAPITOL THEATER DÜSSELDORF
THEATER AM MARIENTOR DUISBURG
Das MeinungsMagazin
biograph.de
Ruhrgebiet
trailer-ruhr.de
Tickets & Infos:
www.eintrittskarten.de | www.tap-dogs.de | 0211-73440
kunst & gut
Ausstellungsansicht „Angenehmer Aufenthalt“ mit Werken von Günter Fruhtrunk, Hartmut Böhm, Roland Altmann, Alfonso Hüppi, © Künstler, VG Bild-Kunst, Museum Ostwall, Foto: Daniela Ihrig
Zeiten mit vielen Stilen
Szenenwechsel im Museum Ostwall im Dortmunder U
Einer der „Stars“ dieser Ausstellung ist das Holzrelief von Alfonso Hüppi. Es
springt dem Betrachter aus der Fläche heraus entgegen und verfügt selbst
über einen spannungsvollen Bildraum: Wir meinen, dass zwei Holzkuben zueinander versetzt auf einem Holzboden stehen und wir da jetzt hindurch schreiten könnten. Jahrzehnte vor der Popularisierung von 3-D-Effekten arbeitet
Alfonso Hüppi, der Schweizer Künstler mit Wohnsitz in Baden-Baden, mit der
Plastizität auf der Fläche. Seine Mittel sind ebenso lapidar wie wirkungsvoll.
Das Bild ist tatsächlich aus Holzbrettern zusammengefügt und die rechte untere Ecke ist abgeschrägt, was vom räumlichen Gefüge des einen Kubus aufgenommen wird: Alfonso Hüppi kombiniert Realität mit Illusion.
seiner Kollegen nach dem Krieg über das amerikanische Militär in Deutschland
hängen blieb und in Köln ansässig wurde, wird anlässlich seines 20. Todestages gedacht: eine aufmerksame Geste für einen der stillsten Fluxus-Künstler
überhaupt. Wenige kennen den Namen von Al Hansen, aber seine Venus-Darstellungen aus den Abfällen der Genussgüter der Wohlstandsgesellschaft sind
vertraut. Sie sind simple, dabei mit Hingabe gemachte Miniaturen, die sich
in ihrer Geste mit seinen Performances deckten: als Operationen am offenen
Herzen des Alltags. Schön auch, dass von Geoffrey Hendricks, der im vergangenen Jahr den Fluxus-Preis des Museum Ostwall erhalten hat, die „Himmelsleiter“ zur Erinnerung an Al Hansen ausgestellt ist.
Entstanden 1973 und seiner Werkgruppe der „Holzwände“ zuzuordnen, ist
Hüppis Relief ein vorzügliches Beispiel für die internationale Avantgarde dieser Jahre zwischen dem geometrischen Hard Edge und der flirrenden Irritation der Op Art, zum einen in Berührung mit der äußersten Reduktion von
ZERO, zum anderen in Abgrenzung von den figurativen Tendenzen und der Pop
Art oder dem Spezialfall Fluxus. Es nimmt die Idee der tatsächlich schrägen
„Shaped Canvas“ auf und ist dabei selbst ebenso gegenständlich wie gegenstandsfrei – es liegt schließlich an unserem Blick und der Annäherung mit den
Füßen, was wir draus machen.
An anderer Stelle werden Victor Vasarely und der Dortmunder Roland Altmann
vorgestellt anhand des Siebdrucks als technischem Medium von Pop und Op
Art in Zeiten, in denen hierzulande die Jahresgaben der Kunstvereine die Demokratisierung von Kunst vorantrieben. Ab und an wird in der Ausstellung auf
die Politisierung der Kunst hingewiesen, etwa bei einer Arbeit von H.A. Schult,
und mit jedem Kunstwerk wird natürlich das Bezugssystem komplexer. Um die
Dimensionen des Globalen und zugleich systemimmanent Differenten weiter
zu erfassen, ist es sinnvoll, durch den verbliebenen Bestand des Dortmunder
U eine Treppe hochzugehen, wo in einem Kabinett mehrere Papierarbeiten
russischer, non-konformistisch tätiger Künstler präsentiert sind. Richtig umfangreich sind diese implantierten Neuzugänge auf den beiden Ebenen des
Museum Ostwall freilich nicht. Aber schon wegen der Arbeit von Alfonso Hüppi und einem sehr frühen, ganz ungewohnten Bild von Dieter Krieg oder dem
Raum zu Al Hansen lohnt sich der Besuch dieser Ausstellung, die so frisch und
leichthin präsentiert ist, wie sie heißt.
THOMAS HIRSCH
Diese Gleichzeitigkeit der unterschiedlichen stilistischen Tendenzen, die sich
in rascher Abfolge ab Ende der 1950er und bis in die 1970er Jahre in den
Kunstmetropolen ausgebildet hatten, ist nun das Thema der neuen Sammlungspräsentation im Dortmunder U. In separaten Räumen, aber miteinander
korrespondierend, werden anhand der eigenen, unterschiedlich aussagekräftigen Bestände die wichtigen Ismen der Globalisierung der Kunst rekapituliert.
Zugleich werden die hausinternen Schwerpunkte von ZERO um Heinz Mack
und Otto Piene und von Fluxus vertieft. An Al Hansen, der wie so mancher
„Angenehmer Aufenthalt. Sammlung in Bewegung“ | bis 30.8.
Museum Ostwall im Dortmunder U | 0231 502 47 23
40
Kunst in NRW
Kunstwandel
Abb. 1
Das ist er, der Soundpanzer von Nik Nowak, Foto: Andrea Eichardt
Aufmarsch der Maschinen
Kunst mit Architektur
Eigentlich ist die Geräuschkulisse in einem Museum selten stilbildend. Dass
sich jetzt auch noch gleich ein Soundpanzer in den Eingeweiden des Dortmunder U versteckt hielt, das lag am „mechanischen Corps“, das die neue Ausstellung des Hartware MedienKunstVereins bespielt oder besser gesagt bedampft.
Der Monster-Soundpanzer von Nik Nowak aus Berlin durfte auch nur zur Eröffnung in der Tiefgarage eingesetzt werden, permanente 4000 Watt könnten
ja die alten Geister des ehemaligen Gär- und Lagerkellers der Brauerei aus dem
Jenseits befreien und die hatten ja schon ihre Ausstellung im HMKV.
Jetzt geht es also um die Spuren von Jules Verne, um Steampunker und um
dieses immer mehr um sich greifende Gefühl, dass die Geschwindigkeiten des
heutigen Lebens irgendwie nicht mehr zu den biologischen Mensch-Einheiten
dieses Planeten passen. Warum ausgerechnet das Zeitalter der Industrialisierung im ausgehenden 19. Jahrhundert heute wieder in Mode gerät, das versucht die Ausstellung, kuratiert von Peter Lang (†) und Christoph Tannert, zu
ergründen und dem vielschichtigen Phänomen nachzuspüren. O.k., ich gebe es
ja zu, mich faszinierte natürlich erst einmal der Nautilus Gameboy (2014) von
Wendy Esmeralda Castillo – die Locus-Solus-Experimentieranordnung habe ich
als Tetris-Jünger zwar nicht ganz verstanden, aber die Vorstellung, dass Käpt‘n
Nemo da irgendwo unter Wasser an den goldenen Rädchen fummelt und Super
Mario ins Rennen schickt, das hat schon was. Es schlägt irgendwie nicht nur
eine Brücke in die Welt vor den 3D-Echtzeit-Wargames, visuell zeigt es auch
die Liebe zum unikaten Detail eines alten Handwerkers.
Während ich noch staune, klickt es unaufhörlich. Die Ursache ist nicht so einfach zu finden in den Räumlichkeiten, Uhren sind nicht zu entdecken. Dafür
eine einfache Leiste und ein Spiegel, hier kommt das Geräusch her. Die Polin
Alicja Kwade beschäftigt sich in „Singularität“ (2009/14) mit der Zeit an sich,
die vergeht, selbst wenn den Uhren die Zeiger entwendet wurden. Ansonsten
scheint die Zeit eher stehengeblieben zu sein. Andreas Gerth aus Berlin hat sie
in Tönen generiert, mit Steuerspannungen, die sich gegenseitig modulieren,
ein Verfahren, das ein halbes Jahrhundert alt ist. Völlig aus der Zeit gefallen
scheint Roland Fuhrmanns „Rudi 1“ (2002). Ein goldblitzendes Gebilde aus dem
zahlreiche Paddel starren. Ein Versuchsmodell zur Ermittlung der Effizienz des
Ruderantriebs für Luftschiffe nennt der Künstler das hängende Gebilde. Ich
überlege, was Jules Verne dazu wohl gesagt hätte. Bis zum Mars vielleicht
– mit Paddeln? Eigentlich eine schöne Idee. Dermaßen skurril geht es immer
weiter, retro-futuristische Maschinen wohin man schaut, eine alte Schreibmaschine dient als Keyboard, ein alter U-Boot-Dieselmotor erzeugt Stimmen und
Geräusche, das Kronos-Gerät von Roland Boden fährt im Abwasserkanal. Die
abgefahrenste Idee zu Schluss: Michael Sailstorfer bohrt mit der Freiheitsstatue Löcher in die tragenden Säulen des Dortmunder U. Mitten in der Ausstellung. „Freedom Fries am Arbeitsplatz“ (2014) heißt das kleine Maschinchen. In
Paris soll es eine große geben. Was bohrt denn die wohl an?
Von Thomas Hirsch
Das Gebäude ist Wahrzeichen seiner Stadt: Vor zehn Jahren wurde das Marta Herford als Museum für zeitgenössische Kunst eröffnet. Der amerikanische
Architekt Frank Gehry hat hier vieles von dem verwirklicht, womit er berühmt
wurde: Er verzichtet auf rechte Winkel, um„Konzept des
fasst die Steinwände mit gewölbten und
Sowohl-als-auch“
mäandernden, Licht reflektierenden Metallflächen, die so verschachtelt sind, dass sie in dynamischen Wellenbewegungen
stürzen und wirbeln. Zu Recht ist das Gebäude selbst als Skulptur zu verstehen.
Das Marta hat dieses Sowohl-als-auch ebenso in seinem Ausstellungskonzept
aufgegriffen. Als Gründungsdirektor hat Jan Hoet Gattungsgrenzen überschritten und sich etwa dem Design zugewandt. Dieses Konzept gilt nach wie vor, so
auch in der Ausstellung, die nun zum 10-jährigen Jubiläum zu sehen ist: „(un)
möglich!“ stellt Werke von bildenden Künstlern seit dem frühen 20. Jahrhundert vor, die sich auf Architektur beziehen. Zu sehen sind Zeichnungen und
Collagen, dreidimensionale Modelle, Objekte und Installationen. Ausgestellt
sind außerdem begehbare Werke: So wie Architektur Kunst sein kann, kann
Kunst als Architektur funktionieren. Ausgehend von den Phänomenen ihrer Zeit
– Beobachtungen zum Städtebau, zum technischen Fortschritt, zur Population
– thematisieren die Künstler der Ausstellung Fragen des Nostalgischen und der
Utopie, ökologische Bedenken und die Schaffung von Rückzugsräumen, wobei
die Akzente im Laufe eines Jahrhunderts gewechselt haben.
„Das mechanische Corps“ im HMKV Dortmund
Die Jubiläumsausstellung im Marta Herford
PETER ORTMANN
Vertreten sind Vordenker wie die russischen Konstruktivisten und die niederländische De Stijl-Gruppe. Oder Walter Jonas mit seinem Modell einer trichterförmigen Wohnanlage und das Atelier van Lieshout mit seinen Komprimierungen von Wohn- und Arbeitswelt. Vito Acconci demonstriert mit seinen
Montagen die fiktionale Durchdringung aller Lebensbereiche. Daneben stehen
unspektakuläre Umspielungen drängender Fragen wie die „Floating Cities“ von
Charles Simonds, bei denen es sich um s/w-Fotocollagen mobiler Städte im
Meer handelt. Oder die „Tree Huts“ von Tadashi Kawamata: fragile Hausskulpturen aus Hölzern, die, als Nester für Bäume oder Hausfassaden gedacht,
vor allem den Umgang mit unseren Ressourcen thematisieren. In Herford
ergibt sich daraus ein lockerer Parcours, bei dem die historischen Beiträge
und die aktuellen, teils direkt für die Ausstellung geschaffenen Kunstwerke
abwechseln. Dass dabei die Architektur von Frank Gehry
verdeutlicht wird (die „Fassade“ von Claus Richter betont
die Passage am Ausstellungseingang; die höhlenartige
Skulptur von Dai Goang Chen reflektiert die Raumhöhe)
ist ein angenehmer Gewinn. Zudem verdeutlicht die Ausstellung die Notwendigkeit der Kunst für alle gesellschaftlichen Bereiche. Und vielleicht regt sie noch an, bewusster
Thomas Hirsch
die Gestaltung des Stadtraumes wahrzunehmen.
Kunsthistoriker,
Kurator und Journalist
„Das mechanische Corps“ | bis 12.7. | HMKV im Dortmunder U
0231 496 64 20
trailer verlost 1x2 Karten für die Ausstellung. E-Mail bis zum 24.5. an
[email protected], Kennwort: „Corps“
41
„(Un)möglich! – Künstler als Architekten“ | bis 31.5. | Marta Herford
05221 99 44 300
Abb. 1: Ausstellungsansicht mit Claus Richter: Façade, 2007, © C. Richter, MARTa Herford,
Foto: Hans Schröder
RuhrKunst
Von der Natur
Abb. 1
Joan Mitchell in Essen
In Deutschland ist Joan Mitchell wahrscheinlich
nur Spezialisten bekannt: Als wichtige Vertreterin des abstrakten Expressionismus reflektierte
sie mit ihrer farbintensiven Malerei Erlebnisse
der freien Natur. Neben Kollegen wie Willem de
Kooning und Clifford Still hat sie es allerdings
nie zu Weltruhm geschafft. Wie qualitätsvoll
und nuanciert ihr Werk aber ist, zeigt jetzt das
Museum Folkwang anhand von sechzig Zeichnungen aus Skizzenbüchern, die, flankiert von
einem großformatigen Gemälde, zu essentiell
sind, um hier von einer Kabinettausstellung zu
sprechen. Natürlich, die zeichnerische Notation
ist die spontanste Bannung des Gedankens. Sie
verzichtet auf die weitere ästhetische Umkreisung: Sie hält den Gedanken im Kern fest – dies
trifft genauso auf die Blätter von Joan Mitchell
(1925-1992) zu. Sie stammen aus den 1960er
Jahren, als die amerikanische Malerin – bereits
gefestigt in ihrem Stil – nach jahrelangem Pendeln von New York ganz nach Paris gezogen war,
wo sie ab 1967 ein Landhaus mitten in der Natur
an der Seine bewohnte. Obzwar auch weiterhin
eng mit dem internationalem Kunstgeschehen
in Kontakt, hat sie sich in ihrer eigenen Malerei
zurückgezogen und ganz auf ihre Seherlebnisse
konzentriert: Sie transzendiert Licht, Bewegung
und weitere Phänomene der Landschaft in Farbe und Gestus. Das trifft nun auch auf die Essener Auswahl zu. Die Zeichnungen sind am Rand
perforiert, unsigniert, wahrscheinlich nicht so
explizit für die Öffentlichkeit vorgesehen und
waren im Übrigen auch nur bedingt „Vorlage“
für die großformatigen Gemälde. Aber auf diesen Blättern passiert etwas Erstaunliches. Sie
sind mit ihren sich verdichtenden, wieder auseinanderdriftenden kräuselnden Linien in Pastell
und Kohle, teils auch Tusche und Filzschreiber
lapidar, abstrakt, und doch stellen sie in ihrer
Farbigkeit, die im Wesentlichen den Farben der
Natur folgt, eine tief empfundene, immens sinnliche Umschreibung dessen dar, was Mitchell
beobachtet hat. Man kann sehr schnell durch die
Ausstellung laufen. Und man kann eine Stunde
oder länger in ihr verweilen.
THOMAS HIRSCH
„Joan Mitchell – The Sketchbook Drawings“
bis 31.5. | Museum Folkwang in Essen
0201 884 50 00
Abb. 1: Joan Mitchell, Untitled, um 1967, Pastell, Tinte auf
Papier, 24,5 x 19,5 cm (Ausschnitt), © Estate of Joan Mitchell
„Weisse Wölfe“, © Jan Feindt
Abb. 2
Der braune Faden
Farbe und Licht
Kunst-Ausstellungen im Theater haben eigentlich
immer einen fahlen Beigeschmack. Zu schnell werden sie zu einer Dekoration des Wartens und damit der Beiläufigkeit ausgesetzt. Im Theater Dortmund ist momentan ein Gegenbeweis zu sehen.
Die Ausstellung „Weisse Wölfe“ ist eine grafische
Reportage über rechten Terror. Schwarzweiße Comic-Tableaus hängen da im Rang-Foyer, schneller
Konsum ist möglich, Beiläufigkeit oder Deko sind
ausgeschlossen, David Schraven (Text) und Jan
Feindt (Grafik) haben eine Recherche über den
braunen Mob gemacht. Oder, wie David Schraven
es bei der Eröffnung auf den Punkt brachte, eigentlich nur eine Frage beantwortet: Was in aller
Welt treibt jemanden aus Baden-Württemberg
dazu, quer durch die Republik zu reisen um ausgerechnet in Dortmund einen Türken zu erschießen?
Die Bilder von Ricardo Saro teilen auf den ersten
Blick mit, dass sie eine Sache konzentrierter Aufmerksamkeit sind. Man sollte sich Zeit nehmen,
vielleicht hat man das Glück, dass sich währenddessen die Lichtverhältnisse ändern: Dann sehen
die Bilder wieder anders aus. Es handelt sich um
Farbraumkörper, die sich in den Raum hinein wölben und gegenstandsfrei auftreten. Aus der Tiefe
scheinen lichtdurchflutete Felder auf, die von
Farbgespinsten überlagert sind. Es geht um Malerei: um Farben und ihren Auftrag. Ricardo Saro legt
diese Fragestellungen nicht theoretisch und analytisch dar, sondern als Maler mit einer enormen Erfahrung in seinem Metier. In früheren und anderen
Werkgruppen (auch davon gibt es Beispiele in der
Ausstellung) hat er die Bildfläche geteilt und den
Rand durch ein anderes Farbklima abgesetzt.
Beim schnellen Rundgang sind es erst einmal die
expressiven Bilder, mit denen Jan Feindt die Reportage visualisiert, dunkel ist es in Deutschland,
dunkel in den Köpfen dieser Jugendlichen, die zwischen Bier und Sex und dumpfer Musik „politische
Soldaten“ werden wollen. Ihre Ideologie dafür ist
meist fremdgesteuert, und wer erst einmal in die
Szene rutscht, der fühlt sich wohl zwischen Kameradschaft und Untergrund, darin unterscheidet sie
sich in nichts von denen, die lieber in Syrien Videospiele Realität werden lassen wollen. Und Dortmund ist eine Hochburg, wenn die gut situierten
Stadtfuzzis das auch nicht wahrhaben wollen. Ein
großes Tableau der Zellen in der Stadt beweist das
Gegenteil.
In den neueren Bildern, welche im Zentrum der
Bottroper Ausstellung stehen, stellt die Bildfläche
einen durchgehenden Ereignisraum im Wechselspiel aus Hell und Dunkel dar. Der Betrachter tastet sich durch die Linien und Felder, verliert sich
in ihnen und hält sich an einzelne Bildmotive.
Handlung, Bewegung, Innehalten und Atemholen vereinen sich in diesen stillen Malereien. Man
kann sich ihnen deskriptiv, mit dem Versuch der
minutiösen Beschreibung nähern, etwa das Verhältnis der Schichten zueinander beobachten, ja,
die Fließspuren mit den Augen verfolgen. Oder man
kann die Bilder in ihrer Gesamtheit sinnlich sehen:
Wie die Farbspuren vor der Leinwand zu schweben scheinen, einen Klang erzeugen, der sich dann
wieder in eine Vielzahl Farben unterteilt. Oder die
Bilder abschreiten und staunen, wie vielfältig Farbe ist, wie sich Nachbarschaften beeinflussen und
sich mit der Annäherung die Bilder wandeln. Damit
berührt Ricardo Saro Fragestellungen, die Josef
Albers, dessen Werk in diesem Museum zuhause
ist, ebenfalls thematisiert hat. Es ist konsequent,
dass die Bilder dieser beiden Künstler zueinander
gehängt sind. Unverständlich bleibt hingegen, dass
der Katalog selbst nach längerer Laufzeit noch
nicht vorliegt. Schade, denn die Ausstellung ist gut.
„Weisse Wölfe“ im Schauspiel Dortmund
Nimmt man den „Comic für die Gesellschaft“
selbst in die Hand – und das sollte man – taucht
man ein in eine krude Gedankenwelt, in Brutalität
und Hoffnungslosigkeit einer Ideologie, die weltweit seine Anhänger rekrutiert. Erst hier wird das
Konstrukt aus Text und Zeichnung auch zum eigentlichen Kunstwerk. Der braune Faden ist das
ideologische Fundament des rechten Terrors: die
verbotenen Turner-Tagebücher. Und selbstverständlich hat die Geschichte auch kein Happy End.
Die Geister, die sich irgendwann in allen Gesellschaften einnisteten, mögen hart, zäh und flink
sein, aber sie sind nicht unbesiegbar.
PETER ORTMANN
„Weisse Wölfe“ | bis 26.6. | Schauspiel Dortmund, Rangfoyer | 0231 502 72 22
42
Ricardo Saro in Bottrop
THOMAS HIRSCH
„Ricardo Saro. Calle de Madrid“ | bis 24.5.
Museum Quadrat Bottrop | 02041 297 16
Abb. 2: Ricardo Saro, Caliari, 2014 (Ausschnitt)
© R. Saro, Foto: Anne Pöhlmann
Kunst-Kalender
KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum
www.wallraf.museum.de
Herzog & Segers bis 12.7.
Der deutsche Regisseur mit einer
Videoinstallation, die, musikalisch
begleitet, die winzigen grafischen
Landschaftsdarstellungen von Hercules
Segers abtastet
MÜLHEIM/RUHR – Kunstmuseum
www.kunstmuseum-mh.de
Picasso – Suite Vollard bis 28.6.
Vorgestellt werden die 100 Radierungen
unterschiedlicher Motivfelder, die
Picasso 1930-37 auf Anregung seines
Kunsthändlers Ambroise Vollard
geschaffen hat
NEUSS – Langen Foundation
www.langenfoundation.de
Olafur Eliasson bis 18.10.
Überblick über das Werk des dänischisländischen Künstlers, der mit den
Ressourcen der Natur arbeitet, anhand
des Bestandes in der Sammlung Boros
OBERHAUSEN – Ludwiggalerie
www.ludwiggalerie.de
Green City 10.5.-13.9.
Kunstbeiträge, die sich mit dem
Ruhrgebiet in seiner Verfasstheit und
Zerteilung durch Autobahnen und
Wasserstraßen und mit den spezifischen
Themen beschäftigen
PADERBORN – Städtische Galerie
www.brueghel-ausstellung.de
Zeng Fanzhi, Hare, 2012, 2 panneaux, 400 × 400 cm (Ausschnitt), Pinault Collection © Zeng Fanzhi studio, zu sehen in Duisburg, Museum
Küppersmühle, i.R. der Ausstellung „China 8: Malerei“
Museumslandschaft NRW
Die Brueghel-Familie bis 21.6.
Die berühmte flämische Malerfamilie
aus dem 16. und 17. Jahrhundert
mit vier Generationen, die sich
unterschiedlichen motivischen
Schwerpunkten widmeten
REMAGEN – Bahnhof Rolandseck
DORTMUND – Museum Ostwall
HERFORD – Marta
www.moyland.de
www.museumostwall.dortmund.de
marta-herford.de
Lori Nix 10.5.-9.8.
Großformatige inszenierte Fotografie der
US-amerikanischen Künstlerin (geb. 1969),
die die Errungenschaften der Zivilisation
mit Naturgewalten konfrontiert
Angenehmer Aufenthalt! bis 30.8.
Neue Räume in der SammlungsPräsentation, die sich den 1950er bis
1970er Jahren widmen, im besonderen
ZERO, Fluxus, Op- und Pop Art
(Un)möglich! bis 31.5.
Reale und fiktive Architekturen und
Raumkonzepte von Künstlern wie Theo
van Doesburg über Constant bis hin zu
Thomas Schütte und Caroline Bayer
Ernesto Neto bis 25.5.
Der wichtige brasilianische Künstler mit
seinen organischen, teils wuchernden
und begehbaren Installationen, in die
mitunter Riten der brasilianischen
Indianer fließen
BERG.-GLADBACH – Villa Zanders
DÜSSELDORF – K20
KÖLN – Käthe Kollwitz Museum
SOLINGEN – Kunstmuseum
www.villa-zanders.de
www.kunstsammlung.de
www.kollwitz.de
Ignacio Uriarte bis 7.6.
Skulpturale Inszenierungen mit Papier
und den Materialien im Büro, die
auf witzige und kritische Weise die
Bedingungen unserer Arbeitswelt
hinterfragen
Günther Uecker bis 10.5.
Der Düsseldorfer „Nagel“-Künstler und
Hauptvertreter der ZERO-Bewegung
mit wichtigen Installationen, seinen
Nagelreliefs und Dokumenten zum 85.
Geburtstag
Käthe Kollwitz bis 28.6.
Fotografien und Korrespondenzen,
die, ergänzt v.a. um frühe Kunstwerke,
das private Leben der sozialkritischen
Zeichnerin und Bildhauerin beleuchten
George Grosz bis 14.6.
Der berühmte Dada-Künstler und
kritische Zeichner mit Werken aus
seiner Berliner Zeit 1914-1931 als
Ausstellungspremiere des Zentrums für
verfolgte Künstler
KÖLN – Kunstverein
BOCHUM – Kunstmuseum
DÜSSELD. – Museum Kunstpalast
www.koelnischerkunstverein.de
UNNA – Zentrum für Lichtkunst
www.kunstmuseumbochum.de
www.smkp.de
Russische Avantgarde bis 31.5.
Fotografie und Zeichnung der Sepherot
Foundation, mit Werken aus dem
Russland des frühen 20. Jahrhunderts u.a.
von Malewitsch, Rodschenko und Tatlin
Wim Wenders bis 16.8.
Der berühmte Filmemacher zum 70.
Geburtstag in seiner Heimatstadt mit
einer Retrospektive seiner autonom
aufgenommenen analogen Fotografien
Petrit Halilaj bis 2.8.
Ein Shooting-Star der Kunstszene,
der in seiner Installation aus Zeichen
und Schrift von den Erinnerungen
und Dokumenten seiner Schulzeit in
Albanien ausgeht
BONN – Bundeskunsthalle
DUISBURG – Museum Küppersmühle
KÖLN – MAKK
www.kah-bonn.de
www.museum-kueppersmuehle.de
www.museenkoeln.de
Ärger im Paradies bis 11.10.
Beiträge von 14 internationalen
Künstlern der jungen und mittleren
Generation zum Themenbereich Garten
und Natur, zu sehen auf dem Dach der
Bundeskunsthalle
China 8: Malerei 15.5.-13.9.
Das Initial-Museum für die
Ausstellungsreihe CHINA 8, die ab Mitte
Mai in acht NRW-Museen passend zu
deren Konzept zeitgenössische Kunst
aus China vorstellt
System Design bis 7.6.
Systeme als ordnungs- und
chaosstiftende bildnerische und
funktionale Verfahren im Design der
letzten 100 Jahre mit Hauptwerken u.a.
von Breuer und Wagenfeld
BRÜHL – Max Ernst Museum
ESSEN – Museum Folkwang
KÖLN – Museum Ludwig
www.maxernstmuseum.lvr.de
www.museum-folkwang.de
www.museum-ludwig.de
Real Surreal bis 19.7.
Avantgarde-Fotografie aus der
Sammlung Siegert, mit Schwerpunkten
auf dem Surrealismus in Paris, der
Situation in Prag und der deutschen
Fotografie 1920-1950
Conflict, Time, Photography bis 5.7.
Fotografien zum Thema Krieg
zwischen 1855 und 2013 unter
Berücksichtigung des Zeitpunkts
der Aufnahme, der auch Jahre nach
dem Kriegsereignis liegen kann
Sigmar Polke bis 5.7.
Retrospektive zum berühmten Künstler,
der in seiner oft gesellschaftskritischen
Malerei experimentell gearbeitet und
auch Filme, Fotografien und Objekte
geschaffen hat
DORTMUND – H. Med. KunstVerein
HAGEN – Osthaus Museum
KÖLN – SK Stiftung Kultur
BEDBURG HAU – Museum Moyland
www.hmkv.de
www.osthausmuseum.de
www.photographie-sk-kultur.de
Das mechanische Corps bis 12.7.
Ein dichtes Sammelsurium von
mechanischen Konstruktionen,
Kostümen und fiktiven Entwürfen aus
Kunst und Populärkultur, das das 19.
Jh. zitiert
Hundertwasser bis 10.5.
Werkschau des österreichischen
Universalkünstlers, der mit seinen
ornamentalen Malereien, Architekturen
und mit seinem ökologischen
Engagement berühmt wurde
Martin Rosswog bis 9.8.
Ein Überblick über die Recherchen des
Soziologen und Fotografen, der bei
Bernd Becher studiert hat und sich
privaten Wohnhäusern in ganz Europa
zuwendet
43
www.arpmuseum.org
www.kunstmuseum-solingen.de
www.lichtkust-unna.de
The Future of Light Art bis 28.6.
Die drei Finalisten zum internationalen
Light Art Award, die Licht in LED-Bahnen
wiegen, Signale und Symbole leuchten
lassen und Hirnströme sichtbar machen
WUPPERTAL – Neuer Kunstverein
www.neuerkunstvereinwuppertal.de
hobbypopMUSEUM bis 10.5.
Die aus Düsseldorf stammende Gruppe
mit sechs Künstlern bzw. Architekten,
die in der Zusammenarbeit vor Ort eine
begehbare malerische Installation schaffen
WUPPERTAL – Von der Heydt-Kunsthalle
www.von-der-heydt-kunsthalle.de
Jan Albers bis 28.6.
Neuere Arbeiten des Düsseldorfer
Künstlers (geb. 1971), der in der
Auseinandersetzung mit Farbe und
Struktur Malerei als Medium befragt
WUPPERTAL – Waldfrieden
www.skulpturenpark-waldfrieden.de
Erwin Wurm bis 12.7.
Der angesagte österreichische Künstler,
der in seinen Werken Skulptur
und gesellschaftliche Verfasstheit
thematisiert, hier nun anhand des Topos
des Hauses
Empfehlungen von Thomas Hirsch
bildet
Mit Köpfchen voran
Bildung Ruhr – Aktuelle Tipps und Adressen
Auslandsgesellschaft NRW
Steinstr. 48, Dortmund, Tel. (0231) 83 800 15, www.agnrw.de
Die Auslandsgesellschaft begleitet Sie in die Welt: Studienreisen weltweit,
Sprachreisen weltweit (Erwachsene, Schüler, Business, 30 und 50+), Auslandspraktika, Europäischer Freiwilligendienst, Internationaler Jugendaustausch,
High-School und Schulbesuch im Ausland.
DA Düsseldorfer Akademie
Harffstr. 51, Düsseldorf, (0211) 73 77 96 80, www.duesseldorfer-akademie.de
Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie- und Förderzentrum für Logopädie, Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule
für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem
Dach. Ausbildung zur Logopädin / zum Logopäden mit der Möglichkeit der
Doppelqualifikation zum Bachelor.
Euro-Schulen Bochum
Herner Str. 299, Bochum, Tel. (0234) 54 06 46, www.bochum.eso.de
Sprach- und Kommunikationstraining, Computer- und Fremdsprachenkurse.
Neu: Integrationskurse.
Handwerkskammer Dortmund – Bildungszentren Ardeystraße & Hansemann
Ardeystr. 93-95, Barbarastr. 7, Dortmund I Tel. (0231) 54 93 400 und 54 93
850, www.hwk-do.de
Maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung.
Auf www.handwerk.de/super-koenner kann man sich genauer über berufliche Chancen und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handwerk informieren
„Mit dem Angebot möchten wir junge Menschen in der Berufsphase dabei
unterstützen, sich über die zahlreichen Perspektiven zu informieren, und sie
für eine Ausbildung im Handwerk begeistern“, betont Otto Kentzler, Präsident
der Handwerkskammer (HWK) Dortmund und zugleich des Zentralverbandes
des Deutschen Handwerks (ZDH).
Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe
Rubensstr. 20a, Wuppertal, Tel. (0202) 73 95 40, www.impulse-schule.de
Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker.
SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung
Lievelingsweg 102-104, Bonn, Tel. (0228) 62 93 10, www.sbb-stipendien.de
Die Stiftung betreut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und
Forschung das Weiterbildungsstipendium und das Aufstiegsstipendium. Wer
aus dem Beruf heraus ein Studium plant, ist beim Aufstiegsstipendium richtig. Der Schulabschluss spielt keine Rolle, was zählt sind die Leistungen in
Ausbildung und Berufspraxis. Die aktuelle Online-Bewerbung ist bis zum 29.
Juni möglich: www.aufstiegsstipendium.de.
Weiterbildungsinstitut WBI Dortmund – Essen – Oberhausen
Hoffnungstr. 2, Essen, Tel. (0201) 97 79 90, www.weiterbildungsinstitut.de
Professionelles Büromanagement, kaufmännische Qualifizierungen, Vertrieb,
Marketing, Coaching.
Widar Schule
Höntroper Str. 95, Bochum I (02327) 9 76 10 I www.widarschule.de
Einzügige staatlich anerkannte Waldorfschule, in der alle SchülerInnen ab
der 1. Klasse gemeinsam lernen können, mit dem Angebot aller Abschlüsse
bis zum Abitur. Zwei Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer.
TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG: JULES LUX
Klar bringt mich ein
Studium vorwärts!
, für Fachkräfte mit Berufsausbildung
, Studienförderung auch berufsbegleitend
, Online-Bewerbung ab 14. April 2015
www.aufstiegsstipendium.de
44
Auswahl
BOCHUM
UCI KINOWELT RUHR
BAHNHOF LANGENDREER
La Fille Mal Gardée, A View From
The Bridge, The Impressionists
Mo 25.5. 20 Uhr
Gisbert zu Knyphausen
Di 5.5. 20.15 Uhr, Mo 11.5. 20 Uhr,
So 31.5. 17 Uhr
Thema „über lesen“. Auf welche Art lesen wir? Worauf sind wir fokussiert und
was wird überlesen? Gezeigt werden
Hochschulprojekte, Workshopergebnisse
und internationale Einreichungen – ein
Diskussionsraum für forschende und innovative Ansätze der Buchgestaltung.
Präsentiert vom Institut für Buchforschung der FH Dortmund, FB Design und
der UZWEI Kulturelle Bildung.
Info: 0231 502 38 43
DÜSSELDORF
MUSEUM KUNSTPALAST
Foto: Dennis Williamson
Gisbert zu Knyphausen umweht ein
Hauch von Tragik, seitdem sein kongenialer Partner in der Band Kid Kopphausen, Nils Koppruch, im Oktober 2012
kurz nach der Veröffentlichung ihres
gemeinsamen Albums unerwartet verstarb. Seitdem klingen seine eh schon
wunderbaren Songs noch eine Spur würdevoller – auch, weil Knyphausen immer
wieder mit der Kid Kopphausen Band die
Erinnerung an Koppruch wach hält. Das
zeigte er vor einiger Zeit im Dortmunder
Konzerthaus und wird er auch an diesem
Abend im Bahnhof Langendreer unter
Beweis stellen.
Info: 0234 687 16 10
HAUS KEMNADE
Regelmäßig bietet das UCI-Kino cineastische Leckerbissen wie Kunstführungen,
Theaterstücke oder Liveübertragungen
berühmter Opernhäuser. Highlights dieses Monats sind u.a.: Das Ballettstück
„La Fille mal gardée“ (5.5.) von Frederick
Ashton, live aus dem Londoner Royal
Opera House; das Theaterstück „A View
From The Bridge“ (11.5.) von Arthur Miller mit Mark Strong vom National Theatre London und die Kunst-Dokumentation „The Impressionists“ (31.5.), welche
die Geschichten der großen Revolutionäre der Kunst nacherzählt.
Info: 0234 239 02 22
trailer verlost 1x2 Karten für
„The Impressionists“ im UCI Ruhrpark
(Bochum). E-Mail bis zum 24.5. an
[email protected],
Kennwort: „UCI The Impressionists“
Sa 16.5. bis 27.9.
Geishas - Dirnen - Kurtisanen
Japanische Farbholzschnitte
DORTMUND
DIVERSE LOCATIONS
Fr 22.5 bis So 24.5.
Way Back When Festival
Fr 1.5. - So 16.8. Di-So 11–18 Uhr,
Do 11-21 Uhr
Wim Wenders. Landschaften.
Photographien
Foto: Peter Lindbergh
Wim Wenders ist nicht nur ein erfolgreicher und bekannter Regisseur von
Filmen wie „Der Himmel über Berlin“,
sondern auch ein leidenschaftlicher Fotograf. In diesem Jahr wird der Künstler
70 Jahre alt. Zu diesem Anlass kann das
Publikum knapp 80 Bilder in Großformat
bewundern. Dabei sind sowohl SchwarzWeiß-Serien, die Wenders während seiner
frühen Jahre als Fotograf erstellt hat, als
auch neuere Farbfotografien. Wenders
arbeitet stets ohne Hilfsmittel wie Stativ
oder Kunstlicht. Das Ergebnis lässt sich sehen: Der Betrachter taucht ein in skurrile,
manchmal einsame Momentaufnahmen,
die ganze Geschichten erzählen.
Info: 0211 56 64 21 00
AALTO-MUSIKTHEATER
Sa 23.5. 19 Uhr
Rusalka
Die Farbholzschnittserie von Taiso Yoshitoshi „24 Stunden im neuen Weidenviertel“ zeigt auf unverkennbare Art
und Weise Japans Entwicklung hin zur
Moderne. Seit jeher gehören Geishas zu
dem, was die exotische Kultur Japans
so einzigartig geheimnisvoll macht. Insbesondere das Weidenviertel zeigte im
späten 19. Jahrhundert die Entwicklung
Tokios zu einer Großstadt. Moderne und
Tradition trafen hier aufeinander und
bildeten ein Netz aus politischen Verirrungen, Sex und Erzählungen. Yoshitoshis Arbeiten fangen dieses bunte und
geheimnisvolle Miteinander auf. Der Eintritt zu der Ausstellung ist frei.
Info: 0234 910 33 00
DORTMUNDER U
bis 7.6.
Buchlabor
Zum dritten Mal eröffnet das buchlabor
und präsentiert in der Ausstellungsreihe
Dialoge über Bücher, dieses Mal zum
45
GRILLO-THEATER
Sa 14.3. ab 18 Uhr
Ein Zeichen setzen für den
Frieden
Foto: Thilo Beu
ESSEN
Als das Way Back When Festival im vergangenen Jahr Premiere feierte, war es,
als wären die kühnsten Träume eines
jeden Indie-Fans im Ruhrgebiet wahr
geworden: Ein äußerst geschmackvolles
Line-up in diversen angenehmen Locations unterhielt Dortmund ein ganzes
Wochenende. Das Festival war so erfolgreich, dass so gar nichts dagegen sprach,
das Konzept für dieses Jahr nicht beizubehalten. Nur die auftretenden Bands
sind noch eine Spur prominenter geworden: Unter anderem sind Bilderbuch, die
Wild Beasts, Foxygen, Fink, AnnenMayKantereit und Wanda dabei.
Info: www.waybackwhen.de
nachzugehen, fordert einen hohen Preis:
Rusalka muss verstummen und der Geliebte, der Rusalka schließlich doch verstößt, bezahlt mit seinem Leben. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Störung
des Gleichgewichts zwischen Mensch
und Natur, das der Prinz schließlich
durch das Geben seines Lebens wieder in
die richtigen Bahnen lenken möchte. Es
ist insbesondere die Musik Dvoráks, die
die Oper zu einem musikalischen und inhaltlichen Drama werden lässt.
Info: 0201 812 22 00
70 Jahre nach der „Stunde Null“, die
Richard von Weizäcker einst als den „Tag
der Befreiung“ bezeichnete, widmen sich
die SchauspielerInnen des Grillo-Theaters
in drei verschiedenen Veranstaltungen
dem 8. Mai. Um 18 Uhr liest der Historiker
Steffen Bruendel über die „Zeitenwende
1914 – Künstler, Dichter und Denker im
Ersten Weltkrieg“. Es folgt ab 19.30 Uhr
das Stück „Eine Jugend in Deutschland
– Krieg und Heimkehr 1914/2014“. Im
Grillo-Theater wird diese Inszenierung,
die die Autobiografie von Ernst Toller aus
dem Jahre 1933 zur Vorlage hat, zum
letzten Mal gezeigt. Höhepunkt ist eine
zwölfstündige Nachtlesung unter dem Titel „Denn jetzt ist alles Zukunft“. Bis um
10 Uhr des nächsten Tages referieren und
diskutieren die Intendanten sowie auch
Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß,
Bürgermeister und TUP-Aufsichtsratsvorsitzender Franz-Josef Britz, Mathias
Streicher (Bistum Essen), Claus Leggewie
(Kulturwissenschaftliches Institut Essen),
Hauptmann Uwe Henry Welther (Zentrum
Innere Führung der Bundeswehr). Außerdem sind die Journalisten Peter Lange
(Deutschlandradio Kultur), Jörg Bartel
(NRZ), Ulrike Gondorf und Stefan Keim
(beide WDR u. a.), Peter Ortmann (trailer
u.a.) und Christian Pflug (Radio Essen) als
Diskussionsteilnehmer anwesend.
Info: 0201 812 22 00
GRILLO-THEATER
Mi 20.5. 20 Uhr
Freischuss-Inszenierung:
„nicht brennen“
Foto: Philipp Ottendörfer
„Rusalka“ ist eine tschechische Oper, die
im Jahre 1901 in Prag uraufgeführt wurde. Nach Vorlage von „Der kleinen Meerjungfrau“ von Hans Christian Andersen,
aber auch mit Elementen von Friedrich
de la Motte-Fouqués Erzählung „Undine” sowie Gerhart Hauptmanns Drama
„Die versunkene Glocke” schuf Antonín
Dvorák das lyrische Märchen nach VorFoto: Karina Ter-Ovanesova
lage des Librettisten Jaroslavl Kvapil. Der Nicht umsonst gilt die aktuelle FreiWunsch Rusalkas, zum Mensch zu wer- schuss-Inszenierung „nicht brennen“ als
den und endlich der Liebe zum Prinzen ertanzter Monolog. Mit der Vorlage von
Auswahl
Auswahl
Sarah Kuttners Roman „Wachstumsschmerz” entwickelten die Schauspielerin Silvia Weiskopf und die Choreografin
Jelena Ivanovic eine Inszenierung, in der
die Bewegung und nicht das gesprochene Wort im Vordergrund steht. Ihre
Feststellung ist, dass Worte eben nicht
immer das aussagen können, was wir eigentlich meinen. „nicht brennen“ ist die
erste gemeinsame Produktion von Weiskopf und Ivanovic.
Info: 0201 812 22 00
MUSEUM FOLKWANG
der zu arbeiten. 2015 feiert das Projekt
sein zehnjähriges Jubiläum. Anders als in
den vergangenen Jahren, liegt der Fokus
dieses Mal insbesondere auf den StudentInnen aus NRW. In der Waschkaue
finden die Studierenden verschiedenster
künstlerischer Disziplinen die Möglichkeit, im Rahmen einer Feldforschung
miteinander zu arbeiten. Der „Palast der
Projekte“, eine Installation von Ilya und
Emilia Kabakov, dient dabei als Grundlage
für die interdisziplinäre Forschungsarbeit.
Info: 0201 289 47 00
bis 16.8., Di-So 10-18, Do, Fr 10-20 Uhr
PACT ZOLLVEREIN
Robert Frank
Do 21.5 & Fr 22.5. je 19 Uhr
Friendly Takeover
Foto: Robert Frank, Santa Fe, New York (Aus
dem Buch „The Americans“, 1959),
s/w-Fotografie, © R. Frank
Der Fotograf und Filmemacher Robert
Frank (geb. 1924), der mit seinem Fotobuch „The Americans“ berühmt wurde,
gehört zu den einflussreichsten Künstlern zwischen Dokumentation und subjektiver Sicht. Er wählt ungewöhnliche
Perspektiven, schneidet Personen durch
das Format an, fotografiert durch Autoscheiben, bewahrt die Spontaneität und
erweist sich damit als herausragender
Vertreter der Street Photography. Gleichberechtigt werden im Museum Folkwang
Essen die Filme gezeigt.
Info: 0201 884 50 00
PACT ZOLLVEREIN
Sa 16.5. 14-18 Uhr
feldstärke NRW 15
Foto: Jana Mila Lippitz
Das transdisziplinäre Feldforschungsprojekt „feldstärke“ bietet Studierenden
von Kunsthochschulen eine Plattform,
um sich auszutauschen und miteinan-
Die Brüsseler beursschouwburg - das sind
unter anderem der Visual Artist Feiko
Beckers und Miet Warlop, die gemeinsam mit vielen anderen Performern an
zwei Tagen im Mai die Räume des Pact
Zollvereins in ein buntes Miteinander
verwandeln. Verschiedene Performances,
Farb-Schlachten, Installationen und Videoarbeiten laden die Besucher zu einer
bunten Mischung an Kultur und Kunst
ein. Bei den jeweiligen musikalischen
Abschlusskonzerten mit belgischen und
deutschen Bands lässt es sich am Ende
des Tages gut abfeiern. Für alle, die nicht
aus Essen und Umgebung kommen, bietet
eine Campingmöglichkeit in den Räumen
der Waschkaue den perfekten Ort, um
Kontakte zu knüpfen und neue Freundschaften zu schließen.
Info: 0201 289 47 00
SCHAUSPIEL ESSEN-CASA
THEATER IM RATHAUS
Sa 23.5. 19.30 Uhr & So 24.5. 19 Uhr
Gunther Emmerlich singt und liest
Er ist das, was man wohl ein Multitalent
nennt. Gunther Emmerlich war jahrelanges Mitglied der Semperoper, wurde
mit Aufführungen wie „Die Zauberflöte“
bekannt. Noch bevor die Mauer fiel, war
der in Eisenberg geborene Emmerlich
zum TV-Liebling der Bevölkerung geworden. Mitte 2000 hat er dann sein Talent
für das Schreiben entdeckt. Auf der Bühne ist seine Heimat und darum begeistert
er seine Fans immer wieder mit neuen
Geschichten, Anekdoten und Erzählungen. „Streifzüge durch Ost und West“,
eine künstlerisch vielfältige Show, die die
Zuschauer in das Leben des Opern- und
TV-Stars nimmt.
Info: 0201 245 55 55
Rezo Chkhikvishvili ist gebürtiger Georgier und seit Mitte der neunziger Jahre
Mitglied des Schauspielhauses Essen. Er
liebt die Schauspielerei, doch wer ihn
kennt, weiß, dass er auch der Musik zugetan ist. So sehr, dass er gemeinsam mit
dem künstlerischen Leiter Robert Smajgert seine Lieblingslieder zu einem bunten Liederabend unter dem Titel „Leb dein
Leben“ arrangiert hat. Seine Zuhörer erwartet ein buntes Potpourri aus Liebesliedern und Songs, die über Chkhikvishvilis
Träume und Wünsche, seine Sehnsüchte
und sein Leben in Deutschland erzählen.
Unterstützt wird der Sänger unter anderem durch tangobelle Nino WijnbergenShatberashvili.
Info: 0201 812 22 00
ZECHE CARL
Sa 30.5. 20 Uhr
And So I Watch You From Afar +
Mylets
ZECHE CARL
Mi 13.5. 20 Uhr
The Toasters
Zu Beginn der achtziger Jahre wurden
The Toasters berühmt und sind seitdem
auf Tour, um den Ska in die Welt zu tragen. Damit gehören sie nicht nur zu den
wichtigsten, sondern wohl auch ältesten
Ska-Bands aus den USA. Seit kurzem
sind sie wieder auf Europa-Tournee. Im
Gepäck haben sie ihr neues Album „Live
at CBGB‘S“. Die Fans dürfen sich auf
viele neue Songs, eine gehörige Portion
Ska und, wie es häufig bei Live-Auftritten
von The Toasters zu hören ist, Elementen
des Punks freuen.
Info: 0201 834 44 28
Mo 25.5. 19 Uhr
Deutsch-georgischer Liederabend
ne (Klein-)Kriminelle zu. Bisley eckt an,
er will nicht jedem gefallen, und dabei
ist er authentisch und geht offen mit seiner kriminellen Vergangenheit um. Seine
Autobiographie „Zurück aus der Hölle“
ist seit März im Buchhandel. Darin beschreibt der gebürtige Sauerländer, der
den Blog „dortmund-diary.de“ betreibt,
seinen Weg zurück ins Leben.
Info: 0201 834 44 28
Das Paket, das sich an diesem Abend in
der Zeche Carl vorstellt, besitzt zweifelsohne die Qualität, jeden Fan von
US-Indierock und Postrock in Wallung
zu versetzen: And So I Watch You From
Afar spielen sowieso schon etwas länger
den detailverliebtesten, rasantesten und
technisch perfektesten Postrock weit
und breit. Ihr gerade erschienenes Album
„Heirs“ unterstreicht das nur. Und der
junge Henry Kohen alias Mylets ist mit
seinem neuen Album „Arizona“ auf dem
besten Weg, ihnen dabei nachzufolgen.
Info: 0201 834 44 10
ZECHE CARL
Fr 8.5. 20 Uhr
Sascha Bisley:
Zurück aus der Hölle
GELSENKIRCHEN
VELTINS-ARENA
Fr 29.5.- So 31.5.
Rock im Revier
Sascha Bisley erlangte traurige Berühmtheit, als er mit 19 Jahren einen
Obdachlosen tötete – im Alkoholrausch.
Im Knast zu einem anderen Menschen
geworden, hören ihm heute hartgesotte-
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culture club
Klar: Die Begleitumstände, unter denen
das Rock im Revier letztendlich zustande
kam (Verlegung eines Festivals vom Nürburgring wegen schlechter Vorverkäufe),
waren alles andere als günstig. Aber wieso
nicht die Gunst der Stunde nutzen, wenn
ein Festival mit so einem Rockstar-Lineup direkt vor der eigenen Haustüre stattfindet und man so leicht zuhause schlafen
kann? Namen wie Metallica, Muse oder
KISS sprechen schließlich für sich. Und der
Rasen in der Arena hat in der Sommerpause ja auch genug Zeit, um zu regenerieren.
Info: www.rock-im-revier.de
zunächst figürlichen, dann abstrakten
Formsprache aus Spiralen und Linienmustern – bei den Siebdrucken noch
teils mit eingelegten Goldflächen – sehr
populär war und sowohl im freien künstlerischen als auch im angewandten Bereich gearbeitet hat. Indes war für Friedensreich Hundertwasser die Kunst nie
Selbstzweck. Er war vorausschauender
Mahner in ökologischen Fragen und erwies sich als Visionär in der Architektur
und im Städtebau.
Info: 02331 207 31 38
GLADBECK
DRUCKLUFT
NEUE GALERIE
Motorama
David Schnell – via
Foto: David Schnell, Via Strata, 2013, Öl auf
Leinwand, 230 x 360 cm, © D. Schnell,
courtesy Galerie EIGEN + ART;
Foto: Uwe Walter, Berlin
Der 1971 in Bergisch-Gladbach geborene, heute in Leipzig lebende David
Schnell bedenkt in seinen Malereien
die medialen Oberflächen der digitalen
Welt und inszeniert die Virtualität von
Räumen zwischen Innen und Außen. In
diesen Bildern verirrt sich der Betrachter
wie in einem Labyrinth, die Bildebenen
kippen im Laufe des Erkenntnisprozesses um. Mit dieser Ausstellung setzt
die Neue Galerie Gladbeck ihr Programm
zur zeitgenössischen deutschen Malerei
überzeugend fort.
Info: 02043 319 83 71
Foto: Monica Rittershaus
präsentiert: Klassik
Modernität und Sinnlichkeit finden zusammen, wenn Star-Dirigent Mariss Jansons und die Berliner Philharmoniker in
der nächsten Live-Übertragung Werke von
Bartók und Ravel („Daphnis et Chloé“) spielen – sowie Schostakowitschs Violinkonzert
Nr. 2 von 1967, bei dem Geigenvirtuose
Frank Peter Zimmermann ins Zentrum tritt.
Do 21.5. 20 Uhr
bis 26.6., Mi-So 15-20 Uhr
IMPRESSUM
BERLINER
PHILHARMONIKER
OBERHAUSEN
Trotz aller globalen Vernetzung via Internet dürfte es auch heute in der russischen Provinz kein Leichtes sein, The
Cure, The Smiths und Joy Division so zu
entdecken, zu durchdringen und nachzuvollziehen, wie es Motorama geschafft
haben. Dass sie zudem auch noch in der
Lage zu einem sehr guten, sehr eigenen
Songwriting sind, zeigt ihr zweites Album „Poverty“ aufs Feinste. Deshalb ist
ihr Auftritt in Oberhausen jede Empfehlung wert.
Info: 0208 85 24 54
ZUSAMMENGESTELLT VON: THOMAS HIRSCH,
ANNA LENKEWITZ, CHRISTIAN STEINBRINK
Lichtburg Essen
Kettwiger Straße 36
45127 Essen
trailer verlost 1x2 Karten
E-Mail bis 6.5. an
[email protected]. Kennwort:
„Lichtburg“
So 10.5. 19.30 Uhr
POST
AN DIE REDAKTION
NÄHER ZUSAMMEN....
betr.: Thema 0415
WOHNART
www.trailer-ruhr/thema.de
Veranstalter-Infos an:
[email protected]
HAGEN
Auswahl
Herausgeber:
trailer-ruhr Verlag
Joachim Berndt, Büro Bochum
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
Tel: 0234-94191-0, Fax: -91
E-Mail: [email protected]
www.trailer-ruhr.de
Chefredaktion: Maxi Braun (v.i.S.d.P.)
Red. Mitarbeit an dieser Ausgabe:
Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Jessica Düster, Hartmut Ernst, Sanje Gautam,
Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch,
Tom Jost, Timon-Karl Kaleyta, Klaus Keil,
Anna Lenkewitz, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Peter Ortmann,
Kerstin Maria Pöhler, Jan Schliecker, Frank
Schorneck, Christian Steinbrink, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann
Projektleitung: Birgit Michels
Grafik:
Amélie Kai, Dominik Empl, Thomas Müller,
Janina Wittmann
Anzeigenverwaltung:
BERNDT MEDIA
Joachim Berndt
Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum
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E-Mail: [email protected]
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Graphischer Betrieb Henke GmbH
Engeldorfer Straße 25
50321 Brühl
Buchhaltung:
Karin Okniewski
Alle nicht gesondert gekennzeichneten
Bilder sind Pressefotos.
Heute schon digitale Fingerabdrücke hinterlassen?
trailerRuhr
OSTHAUS MUSEUM
bis 10.5., Di-So 11-18 Uhr
Hundertwasser – Lebenslinien
Eine Werkschau des österreichischen
Künstlers, der mit seiner ornamentalen,
trailer bietet Platz
für freie AutorInnen!
präsentiert:
13. Wanner Mondnächte
5. bis 7. Juni 2015
u.a. mit den Tributebands
U12 (U2) & BOUNCE (Bon Jovi)
Kinderliedermacher Volker Rosin
Verkaufsoffener Sonntag am 7. Juni
Früher waren diese angeblich hochmodernen Mehrgenerationenhäuser weit
verbreitet, das Konstrukt schimpfte
sich schlicht und ergreifend Familie.
Heute vereinzelt die Geseschaft zusehends und jeder zieht sich auf sich
zurück. Bloß keine Bindungen und
Risiken mehr eingehen, was dies aber
kostet, werden die Betroffenen tatsächlich erst bemerken, wenn sie in ein
entsprechendes Alter kommen. Dann
ist es vielleicht zu spät? Wir müssen
aufpassen, dass der sog. Neoliberalismus uns nicht auch noch das Soziale
austreibt. Wir sollten wieder näher zusammen rücken.
Die Auflage unterliegt der ständigen Kontrolle der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der
Verbreitung von Werbeträgern.
Durch Berndt Media werden auch folgende Kultur-, Kino- und Bildungsmagazine
(Köln, Wuppertal, Aachen und Düsseldorf)
vertreten:
Jürgen Schmidt
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oder Online-Kommentare
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Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von
LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Kommentare geben nicht zwangsläufig die Meinung
der Redaktion wieder.
www.wannermondnaechte.de
47
trailer wird
d auff
10
00 % Recyyclingpapieer gedrruckkt
DER BESTE
SOUND
DER WELT
AUF
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und auf funkhauseuropa.de
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103,3