Das Berliner Magazin für Architektur, modernes
Transcription
Das Berliner Magazin für Architektur, modernes
Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart ARCHITEKTUR Bungalow über der Stadt – Wohnen im Terrassengarten am Prenzlauer Berg INNENARCHITEKTUR Neue Linie in der Platte – Frischzellenkur für Plattenbauwohnung INTERVIEW Im Gespräch mit dem BER Architekten Hubert Nienhoff KUNST UND KULTUR David Bowie kommt nach Berlin – mit einer Retrospektive 01|14 Perfekter Schlaf seit Generationen, von Hand perfektioniert seit 1852 Entdecken Sie die neue Kollektion der handgefertigten, mitteleuropäischen und verstellbaren Hästens-Betten für Ihren perfekten Schlaf. Mit jahrzehntelanger Erfahrung, Leidenschaft und Stolz gebaut, bietet ein Hästens-Bett aus hochwertigen Naturmaterialien höchsten Schlafkomfort. hastens.com HÄSTENS STORE BERLIN Inh. Sascha Ahrensdorf. Fasanenstr. 29, 10719 Berlin Tel 030 81 86 95 64 [email protected] hastens.com INHALT MARMOR WISCHEN FELSSTEINMAUERN Der alte Vierseithof in der Märkischen Schweiz hat sich verwandelt in eine bemerkenswerte Synthese aus märkischer Bautradition und intelligent ergänzten zeitgenössischen Elementen. Die Bauherren, ein in der Energieberatungsbranche tätiges Paar, hatten den Bauernhof ein paar Jahre zuvor als halbe Ruine entdeckt und beauftragten die Berliner Architektin Anne Lampen mit dem Umbau. Seite 4 Liebe Leserin, lieber Leser, Sie halten das Frühjahrsheft von CUBE Berlin in den Händen! Frühjahr bedeutet Wachstum und Neuanfang. Die Architekturprojekte in diesem Heft passen in diese Aufbruchsstimmung - denn auffallend stark vertreten sind in dieser Ausgabe kluge und gestalterisch verblüffende Umnutzungen bestehender Bauten und Räume - die Ruine einer Schinkelkirche verwandelt sich zum vielseitigen Kulturort, ein geschichtsträchtiges Schloß zum behaglichen Wohndomizil und der alte Barnimer Vierseithof bietet nach dem Umbau nicht nur Platz für die Gäste der Bauherren, auch in die alten Stallungen ist wieder Leben eingezogen. Bisweilen sind Architekten wahre Zauberer, jeder auf seine Weise - der jungen Architekt John Huston etwa unterzieht die vorgefundenene Substanz einer kompromisslosen Radikalkur. Den Architekten Fingerle&Woeste und Ludwig Heimbach dagegen gelingt die Transformation einer WBS70-Plattenbauwohnung mit minimalen Eingriffen und einem überaus schlanken Budget. Wir hoffen, dass Ihnen unser Magazin gefällt und wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre! Ihre CUBE-Redaktion RADIKAL UMGEKREMPELT Der Architekt John Huston erwarb eine 60-Quadratmeter-Wohnung in einem typischen 60er Jahre-Neubau - und unterzog deren verwinkelten, lichtlosen Grundriss einer baulichen Radikalkur. Den neu geschaffenen, offenen Großraum taufte er „Microloft“ und versah ihn mit sorgfältig detaillierten Einbauten. Seite 16 4 MARMOR ZWISCHEN FELDSTEINMAUERN – Ein wiederhergestellter Gutshof 8 BUNGALOW ÜBER DER STADT – Wohnen im Terrassengarten am Prenzlauer Berg 12 GESCHICHTSTRÄCHTIGES DOMIZIL – Verwandlung in eine komfortable Wohnanlage 14 IN NEUER FUNKTION – Das Goldene Haus bietet Wohnraum in exponierter Lage 16 FLIESSENDER RAUM – Lichterfüllte Wohnlandschaft 18 SPIEL DER LINIEN UND WELLEN – Umbau eines Kreuzberger Mietshauses 22 NEUE LINIE IN DER PLATTE – Frischzellenkur für Plattenbauwohnung 24 NEUER NUTZEN ALTER WEITE – Umgebaute Fabriketagen am Prenzlauer Berg 28 TREFFPUNKT AN DER HANGKANTE – Mensa einer Hochschule in Eberswalde 30 FARBIGE LANDMARKE – Horizontale Farbbänder bestimmen das Airporthotel 32 INTERVIEW – Im Gespräch mit Hubert Nienhoff 36 KUNSTHANDEL – Umbau der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule 38 AUF ZU NEUEN PERSPEKTIVEN – Der Berliner Architekturfotograf Jan Bitter 40 GLÄSERNE APOTHEKE – Interior für pharmazeutische Produkte 42 SCHINKEL REVISITED – Die Sankt Elisabeth-Kirche in Berlin-Mitte 46 DER UNSICHTBARE FOTOGRAF – Görlitzer Hallenhäuser in Bildern von Ulrich Schwarz 57 BAUMEISTER DES KÖNIGS – Andreas Schlüter und das barocke Berlin 58 DAVID BOWIE – Pop- und Stilikone – eine Retrospektive 66 IMPRESSEUM 3 ARCHITEKTUR 4 ARCHITEKTUR Bestandsaufnahmen MARMOR ZWISCHEN FELDSTEINMAUERN Wo sich Landwirtschaft und urbaner Stil ergänzen – ein wiederhergestellter Gutshof Auf den ersten Blick wird man einem mit Sinn für Proportion und Materialität wiederhergestellten märkischen Hof gewahr, die Feldsteinmauern sorgfältig repariert und mit neuem Dach versehen; auf den zweiten Blick dann entdeckt man das neue, dezidiert zeitgenössische Element: Ein leichter, rundum verglaster Pavillon wurde zwischen die erdschweren Feldsteinmauern geschoben, als Bindeglied zwischen den übereck stehenden Scheunen – und zugleich zwischen der vorgefundenen rustikalen Substanz und den heutigen Wohnvorstellungen. Der alte Vierseithof in der Märkischen Schweiz hat sich verwandelt in eine bemerkenswerte Synthese aus märkischer Bautradition und intelligent ergänzten zeitgenössischen Elementen. Die Bauherren, ein in der Energieberatungsbranche tätiges Paar, hatten den Bauernhof ein paar Jahre zuvor als halbe Ruine entdeckt und beauftragten die Berliner Architektin Anne Lampen mit dem Umbau. Die Bauherren wünschten sich ein Haus, in dem sie mit und in der Natur leben konnten – so erklärt die Architektin die Entscheidung, zwischen den steinernen Wänden einen vollständig ver- glasten Pavillon einzufügen. Seine raumhohen, von nur zwei Zentimeter breiten Profilen gehaltenen Glastüren lassen sich bei warmem Wetter vollständig zum Garten öffnen. Im Inneren des Pavillons gehen der Küchen- und Essbereich fließend ineinander über. Der Bauherr, der nicht nur gerne jagt, sondern auch gerne kocht, ließ Fotos: Lon Godin sich hier eine Profi-Küche einbauen, mit der sich mühelos 15-20 Personen bewirten lassen. Damit wird das Zubereiten der Speisen ebenso zum Ereignis wie das anschliessende gemeinsame Mahl an der langen Marmortafel. Für diese an bürgerliche Tischgesellschaften erinnernde Möglichkeit, viele Gäste zu bewirten, fand die Architektin 5 ARCHITEKTUR Bestandsaufnahme eine konsequent zeitgenössische und dennoch angenehm sinnliche Architektursprache: Die Tafel steht auf einem geschliffenen Fußboden aus anthrazitfarbenen Estrich; die orangeroten Rosteinschlüsse im Marmor korrespondieren mit orangefarbenen Kissen auf den „Tulpenstühlen“ Eero Saarinens; dieser Farbton wiederholt sich im eigens angefertigten Deckenteppich der Textildesignerin Sigrid Wylach. Transparenz vermittelt nach dem Umbau nicht nur der neue Pavillon, auch die historischen Scheunen und Ställe öffnen sich mit großzügigen, durch Betonrahmen gefasste Einschnitte zur Umgebung. Zu Beginn eines Projektes achte sie sehr darauf, zu welchen Seiten des Grundstücks sich die schönsten Blicke ergeben, sagt Anne Lampen. Und weiter: „Erst durch Öffnungen und Durchblicke an den richtigen Stellen entsteht Harmonie im Raum“. Im Vergleich dazu wirkt das weiß verputzte, ehemalige Wohngebäude fast introvertiert; sorgfältig von entstellenden Umbauten befreit nutzen die Bauherren es heute als Gäste- und Seminarhaus. Gar nicht so weit entfernt von der einstigen Nutzung scheint das heutige Hofleben: Die Eigentümer, er leidenschaftlicher Jäger, sie passionierte Reiterin – gelangen über einen separaten Jägerbzw. Reitereingang in die Scheune. Im dortigen 6 Zerwirkraum kann die Jagdbeute ausbluten und später zerlegt werden. Auch in den Funktionsbereichen blieb Anne Lampen ihrem Konzept treu, neu hinzugefügtes konsequent zeitgenössisch zu gestalten und respektvoll mit dem historischen Bestand zu verbinden. (Beteiligte Gewerke siehe S. 64) Weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.anne-lampen.de Quick Ship Programm für den spontanen Kauf Ihres Lieblingsmöbels – aus Vorhandenem wählen, bestellen und innerhalb von 2 Wochen erhalten. Fragen Sie nach detaillierten Unterlagen beim autorisierten Fachhandel oder besuchen Sie uns online unter www.usm.com sowie in unseren Showrooms. by USM Berlin, Französische Str. 48, 10117 Berlin, Tel. 030-37443040 Deutschland: USM U. Schärer Söhne GmbH, D-77815 Bühl, Tel. +49 72 23 80 94 0, [email protected] Showrooms: Berlin, Bern, Düsseldorf, Hamburg, München, New York, Paris, Stuttgart, Tokio [email protected], www.usm.com ARCHITEKTUR 8 ARCHITEKTUR BUNGALOW ÜBER DER STADT Fotos: Stefan Schrills, HS Architeken Wohnen im Terrassengarten am Prenzlauer Berg Eine Dachgeschosswohnung im begehrten Stadtteil Prenzlauer Berg, ganz in der Nähe von Wasserturm und Kollwitzplatz – davon träumen viele Menschen. In der Rykestraße hat sich eine vierköpfige Familie diesen Traum erfüllt: Sie bewohnt eine großzügige Dachgeschosswohnung, die sich über zwei Ebenen erstreckt und nicht zuletzt durch eine Vielfalt an Terrassen beeindruckt. „Unser Ziel war es, Attribute von Landleben in die Stadt zu bringen“, sagt Harald Schindele, Partner von Hirschmüller Schindele Architekten, die den Auftrag zum Umbau des Gründerzeitgebäudes erhielten. Zunächst ließen sie das Dachgeschoss komplett abtragen und anschließend neu aufbauen. Während die Planer im vierten Obergeschoss die ursprüngliche Altbaustruktur beibehielten, konzipierten sie das darüber liegende, räumlich verbundene Dachgeschoss als offenen Raum, der von drei unterschiedlich großen Terrassen umgeben ist; die Innen- und Außenräume gehen ineinander über. Vor allem die etwa 40 m2 große Hauptterrasse zeigt diesen Entwurfsansatz: Sie ist teilweise von der darüber 9 ARCHITEKTUR liegenden Galerieterrasse überdeckt und weist dadurch eine zwar außen liegende, aber trotzdem geschützte Fläche auf. Natürlich wäre es möglich gewesen, an dieser Stelle ein zusätzliches Zimmer zu schaffen. Darauf aber verzichteten die Architekten ganz bewusst. Sie zogen es vor, den Außenraum als erweiterten Innenraum zu behandeln: Eine Außendusche und eine kleine Küche sorgen für ein wohnliches Ambiente, und im Sommer übernachten die Eltern mit ihren beiden Kindern sogar gelegentlich auf der Terrasse. Wenn der Winter naht, können die Bewohner den überdachten Außenbereich ohne großen Aufwand durch eine Stegplattentrennwand in einen Wintergarten verwandeln, auf dem Pflanzen überwintern können. Ohnehin werden alle drei Terrassen als Gärten genutzt: Eine kleine Terrasse neben der Küche dient als Kräutergarten, und auf der oberen Galerieterrasse baut die Familie sogar Paprika und Tomaten in einem Gewächshaus an. Zur Verschränkung von Innenund Außenraum lässt sich die Glasfassade im 90 Grad Winkel stützenfrei aufschieben. Sonnensegel und Markisen überspannen die Terrassen zeltartig. An der Innenseite der Glasfassade gibt es zwei Ebenen von Vorhängen: Zum einen hellgraue, lichtundurchlässige Vorhänge, mit deren Hilfe sich die Innenräume bei Bedarf komplett verdunkeln lassen. Ein echter Blickfang ist die 10 zweite Vorhangebene – durchscheinende Stoffe, bedruckt mit Motiven der Künstlerin Andrea van Reimersdahl. Sie ließ durchscheinende Stoffe von beiden Seiten farbig bedrucken, wodurch sich wechselnde Kombinationen von Mustern und Farben ergeben, je nachdem ob Sonnenlicht von außen durch die Vorhänge strahlt oder sie bei Dunkelheit von Innen beleuchtet werden. Eine ausgeprägte künstlerische Handschrift zeigt sich auch an anderer Stelle. Zum Richtfest luden die Bauherren nämlich das Künstlertrio Ritsche und Zast ein, das sich darauf spezialisiert hat, ARCHITEKTUR Musik in bildliche Darstellungen zu übertragen. Im Rahmen dieser Performance bemalten die Künstler eine Dreischichttafel, die ein Tischler später zu Möbeln verarbeitete. Bei alledem achteten Hirschmüller Schindele Architekten auf eine hohe Energieeffizienz. Das Dachgeschoss entspricht dem Standard eines KfW-70-Effizienzhauses. Erreicht wurde dies hauptsächlich durch eine Aufsparrendämmung und eine Dreischeiben-Isolierverglasung. Indes verzichtete man auf eine mechanische Kühlung – denn die gezielte Anordnung von Ost- und Südwest-Schiebeelementen ermöglicht einen geregelten Zuluftstrom und verhindert so eine Überhitzung des Dachgeschosses. Die Summe dieser wohlbedachten Elemente ließ mitten im Prenzlauer Berg eine behagliche, grüne Oase entstehen: Auch noch gut zwei Jahre nach Fertigstellung, berichtet Harald Schindele, freuen sich die Bauherren jedes Mal beim Nachhause kommen über ihre Wohnung. (Beteiligte Gewerke siehe S. 64 ) Weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.hsarchitekten.com www.van-reimersdahl.com 11 ARCHITEKTUR GESCHICHTSTRÄCHTIGES DOMIZIL Fotos: Oliver Plick Das Schloss Güterfelde bei Potsdam hat sich in eine komfortable Wohnanlage verwandelt Es hat eine bewegte Geschichte, das Schloss in dem zur Gemeinde Stahnsdorf gehörenden Güterfelde. 1804 als klassizistischer Herrensitz vom bekannten Architekten David Gilly errichtet, ging es später in den Besitz des preußischen Kriegsministers Albrecht von Roon und anschließend in den des einflussreichen Bankiers und BismarckVertrauten Gerson von Bleichröder über. Im 20. Jahrhundert schließlich diente es als Lungenheilstätte und Seniorenwohnheim. Seine vorerst letzte Metamorphose erlebte das Gebäude nach der Übernahme durch den Nürnberger Projektentwickler Terraplan im Jahr 2010: Nach einer umfangreichen Sanierung entstanden hier 27 Wohnungen. Verantwortlich für den Umbau war das Planungsteam von raumwandler.de unter Leitung des Berliner Architekten Uwe Licht. Dieser stand vor der Herausforderung, eine Vielzahl von Wohnungen in einem ursprünglich für eine ganz andere Nutzung konzipierten Gebäude unterzubringen und dabei die vorhandene Fläche möglichst effizient zu nutzen. Deshalb entwarfen die Architekten unterschiedliche Wohnungstypen 12 von kleinen Apartments bis hin zu Maisonetteund Split-Level-Wohnungen. Weitere neun zweibis dreigeschossige Maisonette-Einheiten entstanden im so genannten Lehmbau, einem erst 1952 in Stampflehmbauweise errichteten Bettenhaus etwas abseits des Hauptgebäudes. Geplant ist seitens des Nürnberger Investors, ihm gegenüber einen Zwillingsbau in zeitgenössischer Architektursprache zu errichten. „Wir setzten uns das Ziel, das bedeutende Bauwerk denkmalgerecht zu sanieren und trotzdem moderne Akzente zu setzen“, sagt Architekt Licht. Ein solcher moderner Akzent zeigt sich in der Mitte der zum Schlossgarten führenden Südfassade. Der dort angeordnete loggienartige Vorbau erhielt eine Glasfront. Indem Licht diesen Vorbau den Wohnungen zuordnete, vergrößerte er nicht nur die Wohnfläche, sondern schuf auch einen freien Ausblick ARCHITEKTUR in den Garten, der von der Nürnberger Landschaftsarchitektin Sibylle Herlan zeitgemäß neu interpretiert wurde. Eine weitere markante Veränderung zeigt sich bei den beiden seitlichen Anbauten: Sie wurden wieder überdacht und näherten sich damit dem historischen Erscheinungsbild des Gillyschen Ursprungsbaus an. Ansonsten entspricht das Äußere des Gebäudes im Wesentlichen der Form, die Bleichröder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schaffen ließ: In Anlehnung an das Rothschild-Schloss Ferrières ließ er das Zwischengeschoss zu einem Vollgeschoss ausbauen und den Hauptturm auf 35 m erhöhen. Trotz der idyllischen Lage brauchen die neuen Bewohner mit dem Auto nur zehn Minuten bis in die Potsdamer Innenstadt. Doch das ist nicht der einzige Vorzug ihres neuen Domizils. So verfügt das Schloss auch über einen Gemeinschaftsbereich mit Sauna, Fitnessraum und Weinkeller. Bei dessen Gestaltung arbeitete der Berliner Innenarchitekt Eugen Gehring mit ebenso simplen wie unkonventionellen Details. Die Oberflächen und Farben der Materialien schaffen eine Atmosphäre, die zum geselligen Beisammensein einlädt. So sind die Gittertüren der gewölbeförmigen Weinfächer, der Tisch und die Bänke aus einfachem Bausperrholz angefertigt, das durch seinen Beizton und die matte Lackierung einen leicht angegrauten Eindruck macht. „Alles soll unkompliziert und bodenständig sein“, beschreibt Gehring seinen Ansatz. Das trifft auch auf die ebenfalls von ihm entworfenen Leuchten im Weinkeller zu, die Klischees gleichsam umdeuten: Sie bestehen aus grünen Weinflaschen, die mit eigentlich für Heizungsrohre gedachten Rohrschellen an der Wand befestigt sind – eine ebenso einfache wie stimmungsvolle Lösung. www.raumwandler.de 13 IN NEUER FUNKTION © Jan Bitter © Jan Bitter ARCHITEKTUR Fotos: Jan Bitter, Maske + Suhren Das Goldene Haus bietet Wohnraum in exponierter Lage Neben der Erweiterung wurde das Gebäude nach dem neusten technologischen Stand vollständig saniert, so dass es nach Durchführung aller Maßnahmen heute den Standard eines „KfWEffizienzhauses 70“ nach EnEV 2009 vorweisen kann. Zudem wurde die Vorhangfassade aus Glas und Aluminium in vollem Umfang demontiert, die Treppenhäuser abgerissen und an gleicher Position als Sicherheitstreppenräume neu errichtet. Die vorhandenen Aufzugsschächte, die 14 © Jan Bitter Wo einst gearbeitet und produziert wurde, kann heute stilvoll gewohnt und gelebt werden. Denn aus dem Hochhaus Alt-Stralau, das 1981 als Bürogebäude errichtet wurde, ist heute ein modernes 11.600 m 2 umfassendes Wohnhaus geworden, das Platz für insgesamt 114 Wohnungen gehobenen Standards bietet. Dabei ließen die Investoren das achtgeschossige, ohnehin schon größte Gebäude der Halbinsel Stralau, um ein weiteres Regelgeschoss sowie zwei weitere Vollgeschosse auf reduziertem Grundriss ergänzen, um so außergewöhnlichen Wohnraum in einem begehrten Wohnbezirk Berlins anbieten zu können. nach wie vor weiter genutzt werden, wurden in die oberen Geschosse verlängert. Neben der energetischen Sanierung des Gebäudes wurden Lösungen entwickelt und realisiert, die das Wohnen im „Goldenen Haus“ besonders attraktiv machen. Dazu gehört unter anderem die sieben Meter hohe, zweigeschossige Lobby, die Bewohner und Besucher stilvoll empfängt, und in der ein Concierge und eine zentrale Briefkastenanlage untergebracht sind. Schnelle Aufzüge bringen die Eigentümer zu den Wohnungen, die mit exklusiver Ausstattung aufwarten und dank der bis zu 3,30 m hohen Decken ein besonderes Raumgefühl entstehen lassen. Zum weiteren klassischen Apartmentkonzept zählen ein Fitness- und Wellnessbereich sowie Saunen in einzelnen Wohnungen. Um dem Thema „Wohnen im Alter“ gerecht zu werden, wurden alle Wohnungen weitestgehend schwellenfrei geplant. So sind die Innentüren mit Ausnahme der Türen, die zu Abstellräumen und Gäste-WC’s führen, mit einer lichten Durchgangsbreite von mehr als 0,90 m ausgeführt. Darüber hinaus besitzen die Bäder einen © Jan Bitter © Jan Bitter © Maske + Suhren © Jan Bitter ARCHITEKTUR stufenlosen Zugang zu den Duschkabinen. Was das Wohnen im ehemaligen Büroturm ebenfalls auszeichnet, ist der weite Ausblick in die Umgebung. Dabei eröffnen großzügige Balkone mit einer nutzbaren Tiefe von 2,50 m, die dem Gebäude zur Ost-, Süd- und Westseite in Stahlbetonweise vorgestellt wurden und mit Glanzglasgeländern ausgestattet sind, den Blick zur Spree ebenso wie zur Stadt. Die Wohnungen im ersten Obergeschoss besitzen Terrassen und Privatgärten auf dem erdgeschossigen Gebäu- desockel, der deutlich erweitert wurde und die Parkgarage sowie Abstellräume aufnimmt. Im zehnten Obergeschoss wurden Dachterrassen und Dachgärten angelegt, deren Einfassungen mit Stahlbetonrahmen einen klaren Abschluss der Gebäudekubatur bilden. Weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.maskesuhren.de 15 INNENARCHITEKTUR FLIESSENDER RAUM Fotos: Henning Hesse Metamorphose: Von der tristen Sozialbauwohnung zur lichterfüllten Wohnlandschaft Der junge Architekt Alexander John Huston hat der Erläuterung seines Umbauprojekts ein Zitat von Ludwig Mies van der Rohe vorangestellt: „Mach doch die Bude groß genug, dann kannst du darin hin- und herlaufen.“ Treffender kann man den Kerngedanken seines Projektes wohl nicht auf den Punkt bringen. Huston selbst hatte eine 57 m2 große Wohnung in einem typischen, spartanisch ausgestatteten 60er Jahre-Wohnhaus am Kottbusser Damm erworben. Was er bei der ersten Begehung vorfand, war keine Wohnung, sondern eine lichtlose, enge Höhle. Die Aus gangsbedingungen, dies zu ändern, waren nicht gerade ideal: Kleinteilige Räume, eine stark ab genutzte Substanz, nur 2,50 m Deckenhöhe und eine nach Norden weisende Fensterfront. Huston entschloss sich zu einer Radikalkur und entkern te das Apartment in Eigenarbeit und der Hilfe tatkräftiger Freunde bis auf die Rohbausubstanz. Es entstand ein offener Großraum. Nur Dusche und WC sind durch eine satinierte Glaswand räumlich separiert. Steht einem der Sinn nach Cocooning, lässt sich der von Einbauschränken flankierte Schlafbereich mit lichtundurchlässigen Vorhängen separieren. 16 Der Architekt versah die „Microloft“ getaufte Wohnung mit zahlreichen, sorgfältig detail lierten Einbauten – vom Wellness-Bad mit ebe nengleicher Regendusche, über die kompakte Küchenz eile bis hin zu einem in die Decken eingelassenen Beamer, mit dem man vom Bett INNENARCHITEKTUR Vorher aus Filme schauen, aber auch am Bildschirm arbeiten kann. Weiß ist die bestimmende Farbe aller festen Elemente und der vom Architekten für die Wohnung entworfenen Möbel. Unterstrichen wird die Wirkung des White Cube durch ein in acht Lichtszenarien programmierbares Beleuchtungssystem, das nichts dem Zufall überlässt. Entstanden ist ein inspirierender Raum mit weich ineinander übergehender Zonierungen. Die wenigen, wohl gewählten Möbel wie das Loungesofa oder der alte Holztisch im Küchenbereich stören nicht den Fluss des Lichts, das sich jetzt wunderbar ungehindert im Raum ausbreitet. Alexander John Huston hat aus dem Vorgefundenen das Maximum herausgeholt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 64) Grundrisszeichnungen sowie weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.johnhuston.eu 17 ARCHITEKTUR SPIEL DER LINIEN UND WELLEN Fotos: Thomas Hillig Mit einfachen Mitteln viel erreicht: Umbau eines Kreuzberger Mietshauses Ein Dachgeschoss brennt aus, bei den Löscharbeiten werden auch die übrigen Wohnungen stark beschädigt – ein Albtraum für Mieter und Hausbesitzer. Glück im Unglück hatte jedoch der Besitzer des gründerzeitlichen Gewerbehofes am Paul-Lincke-Ufer, da zur Zeit des Brandes im Vorderhaus das Berliner Büro Thomas Hillig Architekten schon an einem Umbaukonzept für die Hinterhäuser arbeitete. Deren bisher gewerblich genutzte Obergeschosse standen teilweise leer und sollten zu Wohnungen umgebaut und um ein Geschoss aufgestockt werden. Dieses Konzept wandten die Planer dann zunächst auf das Vorderhaus und dessen Seitenflügel an. In einer ersten Umbauphase gestalteten sie zwölf Wohnungen mit einer Wohnfläche von insgesamt 2.000 m2 neu. Dabei legten sie Wohnungen zusammen, sanierten und modernisierten die Fassaden und Treppenhäuser, bauten einen neuen innenliegenden Aufzug ein und bereicherten die Kreuzberger Dachlandschaft um eine ungewöhnlich skulpturale Aufstockung. Vor Ort fällt als erstes auf, wie zurückhaltend die Architekten die straßenseitige Fassade mit einer 18 feinen, in den hellgrauen Putz eingeschriebenen Ornamentierung erneuerten. Damit entsprachen sie der bezirklichen Forderung, das Erscheinungsbild entsprechend dem tradierten Fassadencharakter der Kreuzberger Luisenstadt zu wahren. Um den Energiestandard wie gewünscht zu verbessern, brachten die Planer zunächst ein konventionelles Wärmedämmverbundsystem an der bestehenden Fassade an und konzentrierten sich anschließend bei der architektonischen Gestaltung auf dessen Oberfläche. Dafür ließen sie einen wenige Millimeter starken Glattputz auf die Wärmedämmung aufbringen. Im zweiten Arbeitsschritt wurde mithilfe von Klebestreifen ARCHITEKTUR ein Wellen- bzw. Streifenmuster abgeklebt und anschließend das eigentliche Ornament mit einem acht Millimeter starken Spritzputz aufgetragen. Die horizontalen Kanneluren und die leicht aufschwingenden Wellen sind inspiriert vom Wasser des direkt vor dem Haus verlaufenden Landwehrkanals und von der horizontalen Lineatur von Notenblättern, und damit eine Anspielung auf den Berliner Operettenkomponisten Paul Lincke, nach dem die Uferstraße benannt ist. Weitergeführt haben die Architekten dieses Motiv auch bei den neu angebrachten, straßenseitigen Balkonen. Als Stahlkonstruktionen mit einem Boden aus unbehandelten Lärchenholzdielen ausgeführt, bestehen ihre Brüstungen aus teilweise verdrehten Stahlstäben, deren Anblick ebenfalls an Wellen denken lässt. Auch die Wiederherstellung des Ziegeldaches auf der Straßenseite war eine der Auflagen des Bauamtes im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg für den Umbau im Erhaltungsgebiet. Seine konventionelle Erscheinung lässt noch nicht erahnen, dass auf seiner Hofseite eine überraschend modern anmutendende, linear gegliederte Außenhaut das Erscheinungsbild und den Rythmus des neuen Daches bestimmt. Um zeitgenössische Wohnbedürfnisse erfüllen zu können, erweiterten die Planer im Bereich des Vorderhauses das bereits bestehende Dachgeschoss. Auf den Seitenflügeln entstand es komplett neu. Indem sie aus dem polygonalen Dachvolumen Terrassen herausschnitten und weitere Austritte mit den entsprechenden Brüstungen vor die Wohnungen setzten, schufen sie einen reizvoll skulptural wirkenden, neuen Baukörper. Zusammengefasst werden alle vertikalen und schrägen Wand- und Dachflächen oberhalb des Gesimsbandes durch die samtgraue Außenhaut aus horizontal angeordneten Zinkblechen. Dominieren sonst eher vertikale Stehfalze bei Dach- eindeckungen aus Zinkblech, entschieden sich die Architekten hier, die Bleche mit horizontalen Winkelfalzen zu verbinden und damit erneut an das Motiv der Straßenfassade anzuknüpfen. Selbst im Treppenhaus variierten und abstrahierten die Architekten das filigrane Wellenmotiv. So verkleideten sie den Eingangsbereich mit lackierten MDF-Platten, in die sie per CNC die horizontale Linienstruktur einfräsen ließen. Hielten sich die Planer bei der Straßenfassade mit der Farbgestaltung bewusst zurück, so wähl19 ARCHITEKTUR ten sie im Erdgeschoss für den Durchgang zum Aufzug ein kräftiges Rot, um den schmalen, neu geschaffenen Zugang zu akzentuieren. Im Zuge des Umbaus legten die Planer die beiden kleineren der ursprünglich drei Wohnungen pro Geschoss so zusammen, dass zwei gleich große Einheiten entstanden. Dabei ist bemerkenswert, dass gegen den Trend zur Umwandlung in Eigentumswohnungen hier die Wohnungen als Mietobjekte erhalten wurden. Teilweise zogen sogar die alten Mieter wieder ein. Im Inneren passten die Architekten die Raumstrukturen an die Ansprüche des heutigen Wohnens an – Öffnungen wurden vergrößert, Räume verbunden, die Belichtung optimiert. Um verschiedenen Wohnvorstellungen gerecht werden zu können, besitzt jeweils eine Wohnung pro Etage einen Grundriss mit offenen, fließenden Räumen und die andere einen mit klar definierten, voneinander abgegrenzten Zimmern. Im Inneren knüpften Bauherr und Architekten bewusst an Atmosphäre und Ausstattung des gründerzeitliche Mietshauses an. Alle umgebauten Wohnungen stattete man mit Eichenparkett und Messingsbeschlägen aus, eine dezente Hohlkehle trat an Stelle der historischen Stuckleisten, die Profiltüren, ließ man nach alten Vorbildern neu anfertigen. Auch im Bad setzten die Planer dieses Prinzip fort. 20 So erinnern weiße und grüne Wandfliesen mit ihrem Craquelémuster und der glasierten Kante an die historischen Wandverkleidungen der New Yorker Metro. merabenden muss man nur noch entscheiden, ob man seinen Sundowner auf dem Sofa oder draußen auf der Dachterrasse nimmt. (Beteiligte Gewerke siehe S. 64) Die attraktivsten Wohnungen des Hauses sind sicherlich die beiden 160 m2 großen MaisonetteDachgeschosswohnungen, die über ihre Austritte, Balkone und Terrassen in Sichtbeziehung zueinander stehen. Luftig und gut geschnitten sind ihre Räume, weit reicht der Blick über die Dächer von Kreuzberg, und an den lauen Som- Grundrisszeichnungen sowie weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.hillig-architekten.de Der Tivoli Stuhl wurde 1955 von Verner Panton entworfen, heute gibt es den Stuhl in 5 Versionen und in 15 Farben. Entdecken Sie die Tivoli Stuhlserie in Berlin bei: Design Peter J. Lassen und Verner Panton bellaform Wohn- und Objekteinrichtungen GmbH Wörther Straße 32 10405 Berlin www.bellaform.de INNENARCHITEKTUR NEUE LINIE IN DER PLATTE Frischzellenkur für Plattenbauwohnung: WBS 70 im Relaunch 2014 Uniforme Optik, kleinliche Struktur, schematischer Grundriss – das sind nur ein paar der Vorstellungen, die sich gemeinhin mit Plattenbauwohnungen der DDR-Zeit verbinden. Doch diese Vorurteile müssen nicht zutreffen, wie die Büros Fingerle & Woeste und Ludwig Heimbach Architektur mit ihrem Gestaltungskonzept für eine Plattenbauwohnung in Berlin-Mitte beweisen. Bei der Wohnung handelt es sich um eine 1986 errichtete Vier-Zimmer-Wohnung der in der DDR sehr verbreiteten Bauserie WBS 70. Ursprünglich fassten die Planer eine Grundrissänderung und eine Verlegung der Küche ins Auge. Dann aber nahmen sie aus zwei Gründen davon Abstand: Zum einen sollte die Umgestaltung der 87 m² großen Wohnung möglichst kostengünstig erfolgen; zum anderen zeigte sich, dass die vier relativ kleinen Zimmer den Bedürfnissen der Bauherren, einer jungen, dreiköpfigen Familie gut entsprechen. Allerdings erweckt das additive Raumkonzept der WBS-70-Serie leicht ein Gefühl der Beengung. „Deshalb entwickelten wir ein Gestaltungskonzept, das diesen additiven Charakter einerseits betont, andererseits 22 Fotos: Kay Fingerle INNENARCHITEKTUR aber hin zu einem großzügigeren Raumfluss verändert“, erklärt Ludwig Heimbach. Zusammen mit Kay Fingerle und Eghard Woeste entschied er sich, die eher öffentlichen Bereiche der Wohnung klar von den intimeren Räumen abzugrenzen. Die beiden Schlafzimmer sind als monochrome Farbkapseln konzipiert – das eine ist in einem dunklen Violett, das andere in einem hellen Farngrün gehalten. Farblich abgesetzt sind auch die Küche und die Loggia, die einen melonengelben Akzent erhalten haben. Ganz anders gestaltet ist die Raumfolge Flur - Esszimmer - Bibliothek. Ungewöhnlich für den WBS-70-Typ erstreckt sie sich über eine Länge von fast 14 m durch die volle Tiefe der Wohnung. Die ungewöhnlich weitläufigen Abmessungen erklären sich dadurch, dass das Gebäude räumlich in den vorhandenen Stadtgrundriss eingepasst wurde. Plattensegmente, der an einzelnen Deckenabschnitten sichtbar geblieben ist. Der alte Beton und die neuen Grautöne kontrastieren jetzt nicht nur farblich, sondern auch haptisch: Während die Betonabschnitte an der Decke einen rauen Charakter aufweisen, sind die grau angelegten Flächen verspachtelt und fein geschliffen. Unterstrichen wird die unkonventionelle Raumgestaltung durch ein Beleuchtungskonzept, das weitgehend auf Hängeleuchten verzichtet. Eine Ausnahme stellt eine aus den siebziger Jahren stammende Dinnebier-Leuchte über dem Esstisch dar. Ansonsten sind die Leuchtsysteme in die Möbel integriert, beispielsweise in das CD-Regal im Wohnzimmer. Und auch die Bedenken, die Küche könnte zu klein sein, entkräfteten die Planer: Sie gestalteten die Küche in U-Form und schufen so eine von zwei Seiten aus zugängliche Theke. Gedanklich geleitet von einer sich durch die Wohnung ziehenden Linie, gestalteten die Architekten eine Zeichnung, die sich, ausgehend vom Boden, über Wände und Decken erstreckt. Diese Grafik überlagert gleichsam als zweidimensionale Raumebene den Grundriss, so dass die Raumfolge an Dynamik gewinnt. Farblich entschied sich das Planungstrio für ein warmes Grau in vier Abtönungen. Diese Graustufen treten in Dialog mit dem Beton der Grundrisszeichnungen sowie weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.fingerle-woeste.de www.ludwig-heimbach.com 23 INNENARCHITEKTUR NEUER NUTZEN ALTER WEITE Luftig und individuell – umgebaute Fabriketagen am Prenzlauer Berg Für den gründerzeitlichen Altbaugürtel Berlins ist die unmittelbare Nähe von Wohn- und Gewerbegebäuden charakteristisch. Auch in diesem Ensemble wurde sowohl gewohnt als auch produziert: Während sich im Vorderhaus und in den Quergebäuden seit jeher Wohnungen befanden, diente der Seitenflügel zwischen dem ersten und dem zweiten Quergebäude einst als Fabrik. Bis heute wird der Seitenflügel gewerblich genutzt. Ein An-Institut der Humboldt-Universität hat sich hier angesiedelt, eine Anwaltskanzlei, ein Künstleratelier und das Büro Ruf + Partner Architekten. Es ist das Architekturbüro, das auch mit dem Umbau des Seitenflügels betraut wurde, der sukzessive erfolgt – immer dann also, wenn eine Einheit frei wird, setzen die Architekten dort das neue Gestaltungskonzept um. Die Maßnahmen konzentrieren sich auf die Innenräume, da die Gebäudesubstanz bereits Anfang der neunziger Jahre saniert wurde. Fünf der zehn Gewerbeeinheiten wurden bisher umgebaut. Zentrales Element ist dabei stets ein hölzerner Kubus, der in den Eingangsbereich 24 Fotos: Stefan Schrills INNENARCHITEKTUR gestellt wird und die Sanitäranschlüsse für Bad und Küche enthält. Diese Lösung ermöglicht es, die zwischen 140 und 170 m2 großen Gewerbeeinheiten variabel zu nutzen. „Flexibilität ist für uns ein wichtiges Gestaltungsprinzip“, erläutert Karsten Ruf. Sie erlaubt es auch, die jeweilige Fläche nach Auslaufen des Mietvertrags ohne allzu großen Aufwand für andere Anforderungen herzurichten – ein klarer wirtschaftlicher Vorteil für den Eigentümer der Immobilie. Erleichtert wird diese Flexibilität, weil es innerhalb der einzelnen Mieteinheiten keine tragenden Wände und jeweils nur eine einzige tragende Stütze gibt. Ganz offen gestaltet ist das Künstler atelier, dessen Fußboden aus beschichtetem Rohbeton die industrielle Anmutung unterstreicht. In anderen Mieteinheiten wiederum gibt es einzelne, durch Wände aus Industrieglaspaneelen voneinander getrennte Räume und Fußböden aus Kiefernholz. „Wir arbeiten gern mit dem warmen Material Holz, um einen Kontrast zu den harten, kühlen Materialien der Wände und der gewölbten Ziegeldecke der preußischen Kappen zu schaffen“, sagt Karsten Ruf. Beim Küchen- und Toiletten-Kubus entschied er sich für RüsterFurnier, also das Holz der Ulme. Ein weiteres charakteristisches Gestaltungselement ist der ebenfalls aus Holz gestaltete Tresen, der in den Büroeinheiten als kommunikatives Zentrum dient. Kommunikative Synergien entfalten sich auch innerhalb des Hauses: Der größte Mieter, das auf Organisationsberatung spezialisierte Institut artop an der HumboldtUniversität Berlin, bietet seine Seminarräume bei Bedarf den anderen Mietern zur Untermiete an. (Beteiligte Gewerke siehe S. 64) Grundrisszeichnungen sowie weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.rufpartnerarchitekten.de 25 INNENEINRICHTUNG SCHWEBENDE OPTIK Fotos: team7 Als reizvoller Materialmix präsentiert sich das Wohnprogramm cubus pure (Team 7). Die elegante Farbglas-Ummantelung wird kombiniert mit Naturholzfronten. Die feinen Glaskanten schaffen gemeinsam mit dem rückspringenden Sockel eine schwebende Optik. Eine große Auswahl an Holzarten und Glasfarben lässt viel Raum für individuelle Kreativität. www.team7.at www.fliesen.de Berlin-Weißensee, Berliner Allee 270, 13088 Berlin, Tel.: (030) 962410 | Berlin-City, Lietzenburger Str. 44-46 10789 Berlin, Tel.: (030) 212850 | Berlin-Neukölln , Saalestr. 5-6, 12055 Berlin, Tel.: (030) 682860 Luckenwalde, Gottower Str. 22b, 14943 Luckenwalde, Tel.: (03371) 6050 | [email protected] 26 INNENEINRICHTUNG TRAM BY TON Fotos: Ton Der Stuhl Tram (Design: Thomas Feichtner) besticht durch seine außergewöhnliche Verbindung der seit über 150 Jahren zum Einsatz kommenden Technologie des Holzbiegens mit aktuellem Design. Tram kombiniert einen ge- formten Schalensitz und klassisch gebogenes Rundholz, die Rückenlehne steht in direkter Verbindung zu den Beinen. www.ton.eu Neueröffnung nach Komplettumbau - SieMatic am Leipziger Platz. Leben, wo andere nur kochen. Lernen Sie die Stilvielfalt der Marke SieMatic kennen. entdecken Sie hinter jeder Tür und jedem auszug eine neue welt: überraschende Material-kombinationen, die Sie so noch nicht gesehen haben. Überschreiten Sie die Grenzen zwischen wohnen, kochen und leben. Lassen Sie sich inspirieren! Leipziger Platz 3 | 10117 berlin | Telefon +49 (0) 30.20 21 66 36 | www.siematic-am-leipziger-platz.de Öffnungszeiten: Montag - Freitag: 10 - 19 uhr | Samstag: 10 - 14 uhr und nach Vereinbarung. 27 ÖFFENTLICHE BAUTEN TREFFPUNKT AN DER HANGKANTE Mensa der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Einen Waldcampus haben nicht viele Hochschulen zu bieten. Doch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung (FH) im brandenburgischen Eberswalde mit ihren 2.000 Studierenden verfügt tatsächlich nicht nur über einen Stadt-, sondern auch über einen Waldcampus. Die beiden Fachbereiche Wald und Umwelt sowie Holztechnik sind dort angesiedelt, außerdem Kooperationspartner wie die Landesforstanstalt Eberswalde, das Thünen-Institut für Waldökosysteme und die Materialprüfanstalt Brandenburg. Was dem Waldcampus in der Alfred-MöllerStraße aber bisher fehlte, war ein zentraler Ort der Begegnung. Diesen Ort hat jetzt der Berliner Architekt Andreas Gehrke mit dem neuen Mensagebäude geschaffen. Seine Entwurfsidee macht sich die natürliche Topographie des Geländes zunutze. Der Waldcampus erstreckt sich über einen nach Nordwesten abfallenden Hang, wobei sich genau am Standort der Mensa eine steil geneigte Böschung mit einem Niveauunterschied von rund drei Metern befindet. An diese Hangkante platzierte Gehrke das Gebäude. Damit entstanden gewissermaßen zwei Erdgeschosse: 28 Fotos: Ulrich Schwarz In diesem unteren Erdgeschoss befindet sich die eigentliche Mensa. Sie umfasst neben Küche und Nebenräumen einen Free-Flow-Bereich, in dem sich die Studierenden bedienen und einen Blick in die offene Küche werfen können, und einen Gastraum mit 125 Sitzplätzen, der dank seiner doppelten Raumhöhe auf der Hangseite und weitgehend verglaster Fassaden über viel Tageslicht verfügt. Hinzu kommen 30 Sitzplätze in einer Sitzwand – so nennt Andreas Gehrke die Stufen, die vom Speisesaal zum südlich angrenzenden Hof führen und so die Topographie des Standortes auch im Innenraum erlebbar machen. Im oberen Erdgeschoss haben vier Seminarräume und zwei Büros für Gastprofessoren Platz gefunden. Außerdem gibt es einen separaten Bereich, in dem die Studierenden in Eigenregie bis zu acht Kinder betreuen können. Wer vom südlich angrenzenden Hörsaalgebäude kommt, betritt das obere Erdgeschoss; wer den Neubau von Norden betritt, landet im unteren Erdgeschoss. Von Anfang an wünschte sich die Hochschule, das bestehende Hörsaalgebäude witterungsgeschützt mit den neuen Seminarräumen und der Mensa zu verbinden. Der Architekt löste diese Aufgabe, indem er einen existierenden Verbindungsgang zwischen Kompetenzzentrum Holz ÖFFENTLICHE BAUTEN und Hörsaalgebäude bis zur neuen Mensa fortführte, so dass eine rund hundert Meter lange Erschließungsachse entstanden ist. Diese führt ins obere Erdgeschoss des Mensagebäudes und endet in einer knapp 50 m2 großen Loggia die eine beeindruckende Aussicht auf den Waldrand des Barnimer Höhenzuges eröffnet. Im ursprünglichen Raumprogramm war diese Loggia nicht vorgesehen gewesen. Einsparungen an anderer Stelle ermöglichten ihre Realisierung. Besonders vorteilhaft wirkte sich dabei die Entscheidung für zwei Erdgeschosse aus: Dadurch sind die vorgeschriebenen Rettungswege gegeben, ohne dass Fluchtweg-Treppenhäuser gebaut werden mussten. Eng korrespondieren Innen- und Außenraum. Demnächst soll östlich der Mensa als deren Außenbereich eine Agora entstehen, die auf das Halbrund des Hörsaalgebäudes in konkaver Form reagiert und mit ihren drei Sitzterrassen auch den Ursprung der Sitzwand im Inneren bildet. In dieser Agora können sich nicht nur Studierende und Hochschulmitarbeiter treffen, hier sollen auch Veranstaltungen stattfinden. In der Materialität orientiert sich die Mensa an der für alle Gebäude der Hochschule geltenden Vorgabe, mit Holz zu arbeiten. Die Fassade besteht aus Lärchenholz, das mit der Zeit einen silbrigen Glanz annimmt. Die massiven, überall präsenten Brettstapel-Holzdecken bleiben unbekleidet und sind in schlichtem Weiß lasiert. Diese Decken unterstreichen Gehrkes Ansatz, Funktion und Ästhetik auf kostengünstige Weise zu verbinden: Sie nehmen Installationsstränge sowie Leuchten auf und schaffen gleichzeitig eine gute Akustik und ein angenehmes Raumklima. Grundrisszeichnungen sowie weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.andreasgehrke.com 29 GEWERBLICHE BAUTEN 30 GEWERBLICHE BAUTEN FARBIGE LANDMARKE Fotos: Jan Bitter Horizontale Farbbänder bestimmen das Airporthotel in Schönefeld Dass man Farben auch offensiv zur Gliederung und Akzentuierung einer Fassade einsetzen kann, beweist das neue Airporthotel in Berlin Schönefeld. Von kräftigen Gelb- und Rottönen bis ins Blauspektrum sind alle Farben vertreten und lassen das Gebäude wie spielerisch zusammengesetzt wirken. Entworfen wurde das Gebäude, das Auftakt des Airport-Business-Parks ist, vom Berliner Büro Petersenarchitekten. „Was wir sehen, ist nicht die Hülle als Fassade eines Hauses, sondern das ,Bild' einer Fassade – eine abstrakte Komposition, mit der sich das Haus einer eindeutigen Zuordnung entzieht und statt dessen den Passanten irritiert und zu einem eigenen Abstraktionsprozess auffordert“, erläutert der Architekt Ralf Petersen. Mit seiner intensiven Farbigkeit behauptet es sich zudem selbstbewusst in der weitläufigen Flughafenumgebung. Der Farbcode wurde aus den Standardfarben des Herstellers und Sonderfarben, die für das Konzept erforderlich erschienen, zusammengesetzt. Das Praktische: Die Farbbeschichtung ist durch ihre Oberflächenstruktur nahezu selbstreinigend. Zudem ist sie UV-stabil, reflexionsfrei und bei allen Witterungsverhältnissen farbintensiv. Für die Formfindung dienten Grundgeometrien wie Würfel, Scheiben, Linien und Punkte. Sie konnten in freier Ordnung organisiert werden und den Spezifika der Nutzungen folgen. „Der Weg zur Form führte über nachhaltige Footprints. Das Hotel sollte ökologisch, ökonomisch und sozial optimiert werden“, sagt Architekt Petersen. Auf diese Weise entstand ein Gebäude mit den gerade notwendigen Volumen und Oberflächen. Das Tragsystem bilden vorgefertigte Stützen und Deckenplatten. Wie das „Domino-Haus“ von Le Corbusier sind alle Grundrisse vollständig variabel - und können dadurch jederzeit an veränderte Erfordernisse angepasst werden. Weitere Fotos zu diesem Objekt finden Sie auf unserer Website: www.cube-magazin.de/berlin www.petersenarchitekten.de 31 © Timmo Schreiber INTERVIEW Hubert Nienhoff Hubert Nienhoff ist Partner des Büros von Gerkan, Marg und Partner (gmp) und einer der beiden Leiter der Berliner Niederlassung. Er ist außerdem verantwortlicher Partner für die gmp-Dependancen in Frankfurt am Main, Moskau, Madrid und Rio de Janeiro. Das ursprünglich in Hamburg beheimatete Büro mit heute weltweit mehr als 500 Angestellten hat inzwischen zehn Dependancen in Europa, in China, in Brasilien und im mittleren Osten. Der Sohn eines Landwirtes aus dem Westfälischen studierte von 1978 - 1985 an der RWTH Aachen Architektur. Nach Stationen u.a bei Christoph Mäckler in Frankfurt am Main ist er seit 1988 für gmp tätig. Zu seinen wichtigsten Projekten zählen u.a. die Neue Messe in Leipzig, der Umbau des Berliner Olympiastadions für die Fußball-WM 2006, der Flughafen BER sowie Stadionbauten in Südafrika, Polen und zuletzt für die kommende Fußball-WM in Brasilien. Hubert Nienhoff ist verheiratet, Vater einer Tochter und lebt in Berlin. www.gmp-architekten.de Architekt Hubert Nienhoff NEUE LEICHTIGKEIT FÜRS ALTE STADION © Fritz Busam Im Gespräch mit dem Architekten Hubert Nienhoff, Büroleiter vom Architekturbüro gmp Berlin CUBE: Man sieht in Berlin öfter Aufkleber mit der Aufschrift: „I love Tegel“, und es gibt eine Bürgerinitiative, die Tegel als Airport erhalten möchte. Können Sie das nachvollziehen? Nienhoff: Ich weiß nicht, ob es vernünftig wäre Tegel offen zu halten. Aber nachvollziehen kann ich diese Stimmung schon. Für Berlin ist dieser Flughafen kein bloßes Funktionsbauwerk, sondern er steht für das, was dadurch in West-Berlin an Freiheit möglich war, er war das Tor zum Westen und zur Welt. In diesem Mythos Tegel stecken viele Emotionen. Mal abgesehen von den brillanten, bis heute gut funktionierenden Abläufen, dem „Flughafen der kurzen Wege“… Weshalb kann man Flughäfen heute nicht mehr so planen? Sind es die von den Betreibern gewünschten Shoppingbereiche, die die Wege lang machen? Natürlich könnte man einen Flughafen wieder so planen, aber es gibt Vorgaben aus dem Businessplan, wie eben z.B. die den Gates vorgelagerten Shoppingbereiche. Dann gibt es, anders als damals, heute zentrale Sicherheitskontrollen. Und dieser Flaschenhals am Eingang zu den Terminals lässt sich recht gut mit Geschäftszonen kombinieren. Diese beiden Aspekte ändern das ganze Flughafenlayout. Am Flughafen Tegel dagegen gibt es einen Gate-Check-In: Sie steigen aus dem Taxi aus, gehen 30 Meter zum Schalter, bekommen Ihre Bordkarte und gehen sofort durch die Sicherheitskontrolle. Diese ist in Tegel also personalintensiver als die heutigen zentralen Sicherheitskontrollen. 32 Olympiastadion in Berlin Als Meinhard von Gerkan und Volkwin Marg Tegel 1965 planten, lautete die Aufgabe: Baut einen Flughafen, der am Anfang fünf Millionen Passagiere pro Jahr bewältigen wird und später vielleicht einmal die doppelte Zahl. Dafür gab es eine Erweiterungsplanung, die aber nie gebaut worden ist. Heute bewältigt Tegel fast 15 Millionen Personen – ohne Ausbaustufe. © Marcus Bredt INTERVIEW Etádio Nacional Brasília (Nationalstadion) in Brasília, Brasilien Suchen Sie eigentlich Projekte früherer Jahre später wieder auf? Um zu sehen, wie ist das Gebäude gealtert, wie funktioniert es im Leben? Ja, klar! Die Messe Leipzig habe ich seit ihrer Fertigstellung jedes Jahr besucht! Mittlerweile ist sie 17 Jahre alt. Ich gehe jedes Jahr zur Buchmesse. Das ist die quirligste aller Messen, da freut es mich, genau wie damals bei der Eröffnung 1996, so viele Menschen zu sehen, die diesen Ort bespielen. Das ist ja das, was dem Architekten Spaß macht: Wenn er sieht, dass das Gebäude, wie es gedacht war, tatsächlich von den Menschen angenommen wird, die Akzeptanz. Und die ist gerade bei der Buchmesse hervorragend. Da dient die zentrale Glashalle als öffentlicher Platz, wo man sich trifft und wo ein reges Treiben herrscht, wie auf einem Marktplatz – unsere Konzeption wird tatsächlich lebendig angenommen. Die Messe Leipzig ist für Sie ein besonderes Projekt? Ja, eindeutig. Weil es mein erstes Projekt mit Volkwin Marg war. Ich habe während dieser Zeit alles, was ich vorher aus vielen anderen Quellen gesogen hatte, endlich im Zusammenhang verstanden. Mit diesem Projekt bin ich von der ersten Strichskizze über das ganze Layout der Messe bis zur Baustellenbetreuung verantwortlich gewesen. Das Bearbeitungsteam, beginnend mit drei Mitarbeitern und zuletzt über 50, ist während der Bau- und Planungsphase extrem zusammengewachsen. Damals sind viele Menschen zusammengekommen, die bis heute Freunde sind. Und wir haben während dieser Zeit auch Bauherren kennengelernt, mit denen wir ebenfalls bis heute befreundet sind und das trotz des ständigen Arbeitsdrucks. Das finde ich faszinierend. Das Zusammenwirken von architektonischem Ergebnis, den Prozess dahinter und das Zwischenmenschliche, das hebt dieses Projekt doch sehr hervor. In dieser Hinsicht ist die Messe Leipzig wohl das Gegenstück zum Flughafen BER. Wie erlebten Sie das BER-Debakel und Ihre Kündigung als Planer persönlich, als menschliche Erfahrung? Das war eine Erfahrung, die bei mir einen tiefen Einschnitt hinterlässt, hinterlassen wird, hinterlassen hat. Und es hat mich letztlich daran erinnert, dass am Ende wichtig ist, mit welchen Menschen man zusammen ein gemeinsames Unternehmen startet. Das ist wie bei einer guten Segelcrew: Sie müssen gemeinsam Schönwetter segeln können, aber man muss vor allen Dingen auch bei Schlechtwetter zusammenhalten. Das hat offenbar nicht so gut funktioniert, es sind einige über Bord gegangen. Interessant ist ja tatsächlich, wie viele seitdem über Bord gegangen sind, oder sich aus der Verantwortung gestohlen haben, und auch, was für mich bei einer Segelcrew das oberste Gebot ist, die Verlässlichkeit – jeder erfüllt seine Aufgaben und übernimmt dafür die Verantwortung. Wenn es dann wirklich mal zu Schlechtwetter kommt und es ganz hart wird, geht es darum, besonnen und mit Vernunft zu handelt. Und offen gestanden scheinen mir diese Aspekte bei den Partnern, mit denen wir es hier zu tun hatten, abhandengekommen. Wenn Sie als Planer Vorgaben bekommen und sie nach den Vorgaben handeln, und die andere Seite später leugnet, dass sie diese Vorgaben gegeben hat, finde ich das nicht fair, freundlich gesagt. Diese gespielte Empörung und Heuchelei, das hat mich wirklich getroffen – von Seiten der Leute, die uns begleitet haben, die immer mit uns in einem Team waren. Es ehrt uns ja als Architekten, wie viel Verantwortung man uns tatsächlich zutraute – aber das funktioniert so nicht, wir waren ja eingebunden in umfassende Abläufe, die auch von anderen mitgeprüft wurden. 33 © Marcus Bredt INTERVIEW Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt, vom Rollfeld gesehen © Marcus Bredt Aber diese Malaise ist ja mittlerweile behoben, weil wir mit einem kompetenten und erfahrenen Pragmatiker, mit Hartmut Mehdorn, jetzt einen Partner haben, der sich wirklich um die Sache kümmert und sich nicht durch dramatisch inszenierte Schuldzuweisungen hervortut. Und der Imageschaden …? Diese fristlose Kündigung wirkte auf die Öffentlichkeit wie ein Präjudiz: Die sind schuld! Dazu kommt mir ein Wort von Marc Aurel in den Sinn: Wer eine Ungerechtigkeit nicht verhindern kann, obwohl er die Mittel dazu hat, der befiehlt sie! Das waren sehr freundliche Worte, die hat uns ein Bundestagsabgeordneter geschrieben, der die Hintergründe besser kannte. Unter diesem starken Druck in die Gegenwehr zu gehen, hätte nur die Medien weiter an dem Fall interessiert und es hätte mit den Mitteln, die wir hatten, nie wirklich ein Stück Wahrheit dabei herauskommen können. Hier braucht es Zeit und sie wird in unserem Sinne wirken. Der Umbau des Olympiastadions für die Fußball-WM 2006 war Ihr erstes großes Projekt in Berlin. Hat Sie der Raum, die Monumentalität dieser Anlage fasziniert? Ich kann Ihnen ein Erlebnis schildern, das war wirklich sehr bewegend. Wir hatten das Stadion im Rohbau fertig, das Dach war geschlossen und die Flutlichtanlage war installiert. Ich war eingeladen zu einer Probebeleuchtung im Stadion, es war Sommer, ich glaube, es sollte um 22 Uhr beginnen. Ich bin vom Büro aus etwas früher dort hin und habe mich noch eine Weile im Stadion umgesehen, und bin dann durch das Marathontor auf das Spielfeld gegangen; als ich dort war, haben sich die Techniker einen Spaß daraus gemacht, alle Register der Lichtanlage zu ziehen – ich war alleine auf dem Rasen, und in diesem Dämmerlicht wurde die ganze Stadionbeleuchtung hochgefahren und durchgespielt – das war ein tolles Erlebnis! 34 Terminal des Flughafens Berlin Brandenburg Willy Brandt Das Projekt war ein Meilenstein für Ihre Arbeit? Ich habe durch das Olympiastadion enorm viel gelernt! Weil es ein Bauen im Bestand war, weil es ein historisches Gebäude unter Denkmalschutz und weil es historisch durch die Ereignisse, die dort stattgefunden haben, auch heikel war. Wir mussten uns also mit dem, was dem Ort anhaftete auseinandersetzen, der 36er Spiele und auch der Personalien, die damit verbunden waren, von Hitler über Leni Riefenstahl und so weiter. Mir lag daran, diese Vorgeschichte nicht zu ignorieren, dennoch aber dem © Marcus Bredt © Marcus Bredt INTERVIEW Messe Leipzig Staatliche Ballettschule Berlin, Innenansicht Gebäude einen neuen Akzent zu geben – indem wir ihm etwas Leichtes, Heiteres, Strahlendes, Neues, Schwebendes hinzufügen. Das war das Dach. Und dieses Dach nicht nur deshalb, weil es eben diese Attribute hatte, sondern auch weil es ein Dach war, das innerhalb des Gesamtensembles stimmig ist. aus starken, plastisch geformten Kuben im Spiel zwischen Transparenz, Masse und Struktur, für mich einen Formenkanon zu entwickeln. Was den Bezug zur Umgebung angeht, da kommt dem offenen Marathontor eine Schlüsselrolle zu. Und dass es uns gelungen ist, ein Dach mit dieser extremen Spannweite zu konzipieren, das aber dennoch das Tor offen hält und damit den Bezug nach Außen bewahrt. Denn das Olympiastadion war nie ein nach außen abschließendes Stadion, es war immer offen. Diese Auseinandersetzung mit dem Vorhandenen hat mich extrem fasziniert. Was hat Ihr Architekturverständnis geprägt? Meine Orientierungen waren ganz vielfältig. Ich war ein lustvoller Probierer, ich habe alles einmal durchprobiert. Wenn es um architektonische Prägung geht: Ungers hat mich stark geprägt. Er war in meiner Studienzeit gerade aus Amerika zurückgekommen und hat sehr viel publiziert. An Ungers habe ich mich spielerisch erprobt, indem ich seine Geometrien nachgezeichnet habe, um seine Arbeit zu verstehen. Natürlich habe ich auch seine städtebaulichen Theorien studiert. Gottfried Böhm war für mich jemand Unerreichbares. Er hatte in Aachen den Lehrstuhl für Stadtbereichsplanung inne, und ich machte bei ihm Entwürfe. Ich habe ihn immer mal wieder nachgeahmt in seiner Zeichentechnik, Architekturdarstellungen mit Rötelstiften und mit 8BBleistiften und Kreide gezeichnet und dabei versucht, näher an seine Zeichentechnik heranzukommen. Formal habe ich mich immer wieder an Louis Kahn abgearbeitet. Ich habe versucht, ähnlich wie Louis Kahn Die Faszination für die Architektur lässt Sie auch in der Freizeit nicht los …? Immer wenn ich reise, bin ich neugierig auf die Städte und ihre Architektur und welche Rolle sie dort im Alltagsleben spielt. Damit einher geht die Faszination an Kulturlandschaften, ihre natürlichen und ihre vom Menschen geprägten Formen. Am wichtigsten ist mir der Blick von oben, Zusammenhänge zu erkennen, etwa wenn man über das Landesinnere von Afrika oder Südamerika fliegt. Mich interessieren Räume und das Wechselverhältnis zwischen Natur und Mensch. Wie harmoniert das miteinander? So etwas zieht mich auch im Urlaub sehr an. Ich reise in die Berge, wandere durch Teeplantagenterrassen – eine über Generationen vom Mensch geformte Kulturlandschaft. Dieses Schauen, Beobachtungen von Mensch und Natur, das ist ein großes Faible von mir. Ich liebe die Schönheit und ich finde, aus der Vogelperspektive kann man sie besonders gut entdecken, auch in den kleinen Dingen, die sich aus der Luft oft nur erahnen lassen. Herr Nienhoff, wir danken Ihnen für das Gespräch. Das Interview führte Frank Peter Jäger. 35 © Jan Bitter © Jan Bitter ÖFFENTLICHE BAUTEN KUNSTHANDEL STATT KUNSTUNTERRICHT Umbau der ehemaligen Jüdischen Mädchenschule in Berlin Fotos: Jan Bitter, Stefan Korte Unlängst richteten Grüntuch Ernst Architekten das Gebäude im Auftrag des international tätigen Galeristen Michael Fuchs als Galerienhaus her. Fuchs nutzt gemeinsam mit den Galerien Camera Work und Eigen+Art sowie dem Kennedy Museum Klassenräume und Aula des Gebäudes 36 © Jan Bitter Mit ihrer klinkerverblendeten Fassade und den in horizontalen Bändern zusammengefassten Fenstern ist die 1928 nach Plänen des Gemeindebaumeisters Alexander Beer errichtete Jüdische Mädchenschule in Berlin-Mitte ein schönes Beispiel der neuen Sachlichkeit. An seiner Nordseite tritt das Gebäude turmartig hervor, hier befanden sich hinter großen Fensterflächen Turnhalle und Aula der Schule. Das Dach besitzt eine 150 m2 große Terrasse, die im Sommer – bei Licht, Luft und Sonne – für Leibesübungen und Freiluftunterricht genutzt wurde. Im Jahre 1930 eingeweiht, ahnte niemand, dass die Mädchenschule nur zwölf Jahre ihrer Bestimmung dienen würde. Auf die Schließung 1942 folgten verschiedene Zwischennutzungen. Von 1950 bis 1996 diente der Bau wieder als Schule, danach stand er leer. als Ausstellungsfläche. Im obersten Geschoss entstand eine Wohnung sowie ein Gästeapartment für den Galeristen. Die Sanierung war für Grüntuch Ernst Architekten eine doppelte Herausforderung: Einerseits sollte das Haus seiner neuen Nutzung angepasst werden, andererseits galt es, zahlreiche entstellenden Einbauten zu beseitigen und die Luftigkeit und den reformatorischen Geist von 1928 wieder herauszuarbeiten. Ihn repräsentiert neben der Aula im 3. Obergeschoss das offen gestaltete Treppenhaus – es gehört zu den eindrucksvollsten Räumen des erneuerten Gebäudes. Die Architekten restaurierten die mit kleinteiligen Terrakottaklinkern verkleideten Stützen und andere noch vorhandene bauzeitliche Ausstattungen sorgfältig. Als einzige sichtbar neue Elemente fügte man zwischen den Pfeilern großflächige Glaswände ein. Die Klinkerhülle und die teils aus Stahl, teils aus Holz gearbeiteten Fenster der Fassade wurden bestandsorientiert repariert. Die umfassende technische Aufrüstung des Gebäudes bleibt dagegen unsichtbar. Während in der früheren Turnhalle mit dem Restaurant „Pauly“ die Dependance eines Berliner Promi-Lokales einzog, entstand im rückwärtigen Flügel mit dem „Kosher Classroom“ ein öffentlicher Fest- und Speisesaal für die © Jan Bitter © Jan Bitter © Jan Bitter © Stefan Korte © Jan Bitter ÖFFENTLICHE BAUTEN jüdische Gemeinde. Nach den Verwerfungen des 20. Jahrhunderts ist das Gebäude also gut 80 Jahre nach seiner Errichtung in der heiteren Normalität eines urbanen Kulturtreffpunktes angekommen, ohne Überwachungskameras und Sicherheitsschleuse. Wenn sich an Vernissagentagen Besuchermassen durchs Haus drängen, erhellen seine zierlich gesprossten Fenster als überdimensionale Laterne die Umgebung, der Bauhaus-Geist strahlt wieder. www.gruentuchernst.de 37 ARCHITEKTURFOTOGRAFIE AUF ZU NEUEN PERSPEKTIVEN Fotos: Jan Bitter Der Berliner Architekturfotograf Jan Bitter Der Fotograf Jan Bitter schickt seinen Kunden nach getaner Arbeit immer zwei Bildübersichten zu – eine mit allen brauchbaren Motiven, und eine kleinere, mit jenen Motiven, die er besonders interessant findet, gewissermaßen seine Empfehlung. „Das sind mehr atmosphärische Bilder, die ein Gebäude weniger direkt abbilden, aber vielleicht mehr erzählen“, erklärt der 43-jährige Berliner. Seine eigenen Bildfavoriten stimmen nicht immer mit jenen der Auftrag gebenden Architekten überein. Im Laufe der Zeit gelang es ihm aber schon, manche Kunden mehr für „seine“ Motive zu gewinnen – was ihn sehr freut, schließlich geht es auch darum, sich auf einen neuen, anderen Blick einzulassen. Schon länger gestaltet Bitter neben klassischen Architekturfotografien Baudokumentationen vom Beginn der Bauarbeiten bis zum fertigen Gebäude – nicht selten über mehrere Jahre. Ein Sujet, das ihm entgegenkommt, weil ihn das unfertige Ambiente von Baugruben und Hochhaustürmen im Rohbau bildlich oft stärker fasziniert als das abgeschlossene Bauwerk. Weil das Gebäude noch unfertig ist, stehen auf einer 38 Baustelle motivisch andere Dinge im Vordergrund: „Ich habe als Fotograf größere Freiheiten, die bildlichen Möglichkeiten gehen stärker über das bloß Dokumentarische hinaus.“ Seine Lieblingsbilder sind Aufnahmen, die der üblichen Wahrnehmung eines Gebäudes etwas hinzufügt, in denen verschiedenen Welten zusammentreffen – man sieht Spiegelungen, Menschen laufen durchs Bild und man erlebt ARCHITEKTURFOTOGRAFIE die Architektur in ihrem Kontext. Diese Vorliebe führte auch zu der Idee, Bilder mit vertikalen Schnittkanten als Duo gegeneinander gestellt zu präsentieren. Diese Motivkombination befreie die Bilder aus ihrer dienenden, rein dokumentarischen Funktion, in den Neu-Arrangements bekommen sie ein Eigenleben. Nicht ganz leicht zu beantworten ist für den Lichtbildner die Frage nach der eigenen Handschrift. Seine Bilder seien immer streng organisiert, Struktur und Aufbau sind klar fokussiert und sehr konzentriert. Wobei die Kunst darin besteht, ein solches Prinzip auch selbst immer wieder in Frage zu stellen. Anders als mancher Kollege empfand Jan Bitter den Siegeszug der Digitalfotografie nicht als Traditionsbruch sondern als Befreiung. Anfangs arbeitete er mit einer Plattenkamera – mit dieser konnte man kaum auf Dinge reagieren, die im Bildfeld passieren, die Arbeit war sehr statisch. Heute arbeitet er bevorzugt mit einer Digitalkamera – mit der er relativ viele Aufnahmen machen kann, was Experimente und eine tastende Annäherung an den Kern des Motivs ermöglicht. „Meine Art, Städte und Architektur zu fotografieren, kann ich erst durch die Digitalfotografie ungehindert umsetzen.“ www.janbitter.com 39 INNENARCHITEKTUR GLÄSERNE APOTHEKE Fotos: Lotte Ostermann, Felix Zimmermann Auch Hustensaft kann man elegant präsentieren – Interior für pharmazeutische Produkte "Fragen Sie den Apotheker Ihres Vertrauens" heißt es gerne im Nachsatz, wenn für Medikamente geworben wird. Nur, wie lässt sich "Vertrauen" auf architektonischen Weg vermitteln? Vor dieser Frage standen die Architekten des Berliner Büros rundzwei bei der Gestaltung der 220 m2 großen Verkaufs- und Arbeitsräume einer jungen Apothekerin im Erdgeschoss des neueröffneten Charlottenburger BismarckKarrées. Vertrauen, so ihre Überlegung, ergibt sich vor allem aus Offenheit und nachvollziehbaren Arbeitsabläufen. Transparenz wurde so zur Leitlinie ihres Gestaltungskonzeptes. Damit die Kunden schon von der Straße aus den kompletten Verkaufsraum einsehen können, hängten die Planer lediglich einige wenige offene Präsentationsboxen in die Schaufenster und beließen den Rest der Glasfläche frei. Auch vermeiden es die Planer, den Verkaufsraum mit den sonst üblichen Regalen zuzustellen. Für die Produktpräsentation im Verkaufsraum wählten sie stattdessen ein durchgehendes Wandregal aus signalweiß lackierten MDF- bzw. Tischlerplatten, das sich in dynamischen Schwüngen 40 INNENARCHITEKTUR von der Straßenseite über den Seiteneingang bis hinter den Verkaufstresen erstreckt. Die verschiedenen Produktgruppen trennten sie dabei durch zurückgesetzte, pastellfarbig lackierte Buchstützen. Diese dezente Farbigkeit verhindert eine allzu sterile Atmosphäre. Aus dem gleichen Grund kontrastierten die Planer die Regalwände und den ebenfalls weißen, aus einem langlebigen Mineralfaserwerkstoff hergestellten Verkaufstresen mit einem warm wirkenden Fußboden aus Eichenparkett. Dagegen stehen die Weißtöne der Funktionsbereiche für Hygiene und Reinlichkeit. Die durchlässige, transparente Gestaltung beschränkt sich bei diesem Projekt jedoch nicht auf die Verkaufsfläche, sondern reicht mit großzügigen, verglasten Einschnitten in den Regalwänden bis weit in die hinteren, normalerweise nicht einsehbaren Arbeitsräume. Dies ermöglicht Ein- und Durchblicke sowohl für Kunden wie auch Mitarbeiter und führt das Tageslicht weit in die rückwärtigen Räume. Der Blick hinter die Kulissen stärkt das Vertrauen in die Arbeit des Apothekers, zudem erlaubt es die offene Gestaltung, tagsüber weitgehend auf Kunstlicht zu verzichten. Modern und zukunftsweisend sollte die Innenarchitektur wirken – nicht nur die dynamisch geschwungene Form des Verkaufstresens und der umlaufenden Regale trägt dazu bei, sondern auch technische Details. So können die Mitarbeiter an bündig in die Tresenoberfläche eingelassenen Bildschirmdisplays Medikamente präsentieren oder Zusatzinformationen abrufen. www.rundzwei.de 41 ÖFFENTLICHE BAUTEN 42 ÖFFENTLICHE BAUTEN Vorher SCHINKEL REVISITED Fotos: Ulrich Schwarz Synthese aus Alt und Neu: Die Sankt Elisabeth-Kirche in Berlin-Mitte Ortstermin in Berlin-Mitte, Invalidenstraße, Februar 2014: An der Sankt Elisabeth-Kirche wird gebaut – wieder einmal oder besser immer noch, wie seit 1991. Damals begannen die Wiederaufbauarbeiten an dem 1835 von Karl Friedrich Schinkel erbauten und 1945 bis auf die Umfassungsmauern zerstörten Gotteshaus. Was sich 1990 als verwunschene, durchaus malerische Ruine präsentierte, wird seitdem vom Berliner Architekten Klaus Block in enger Abstimmung mit Kirchengemeinde und Denkmalamt zu einem Ort umgebaut, der Raum sowohl für Gottesdienste als auch für Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Tanzperformances oder Ausstellungen zur Verfügung stellt. Gerade sind die Handwerker dabei, im Kirchenschiff die 2009 bis 2011 neu errichteten Treppenhaustürme mit Akustikpaneelen aus Holzwolle-Leichtbauplatten zu bekleiden. Er wolle Konstruktion und Material möglichst klar zeigen, sagt Klaus Block im Gespräch. Deswegen bleibt die Stahlkonstruktion der neuen Treppenhaustürme auch weitestmöglich sichtbar. Sie wurde nur mit einer dünnen Wachsschicht überzogen, die als Oberflächenveredelung und Korrosionsschutz dient. Damit die erforderliche Feuerwiderstandsklasse ohne weitere Maßnahmen erreicht wird, ließ der Architekt die Stahlprofile stärker bemessen als statisch notwendig. Dennoch wirken die neuen Einbauten keinesfalls schwerfällig und korrespondieren mit ihren rauen Oberflächen reizvoll mit dem Bestand, insbesondere dem rohen Mauerwerk, das seit den Ruinenjahren frei liegt und die Atmosphäre des Innenraumes bestimmt. Mit Blick auf die kulturellen Nutzungen wurde der transluzent abgegrenzte Dachraum für die Aufnahme von Konzert- und Bühnentechnik vorbereitet. 43 ARCHITEKTUR Über die neuen Treppenhäuser erreichen die Techniker heute diese Dachebene sowie die ebenfalls bis 2011 am Ort der einstigen Orgel neu errichtete Empore. Ebenfalls in Stahl ausgeführt mit einer offenen Brüstung aus kaltgezogenem, scharfkantigem Werkzeugstahl beeindruckt sie durch ihre klare Formensprache und monumentale Anmutung – passend zur Architektursprache Schinkels. Diese Anmutung verleihen ihr die vier, unter der Empore auf den historischen Sandsteinplinthen angeordneten Kreuzstützen. Mit dem Schaft aus symmetrisch über Eck gestellten Winkelprofilen und der ausgreifenden, oberen stählernen Abschlussplatte sind sie eine gelungene Neuinterpretation des klassischen Säulenbildes. Hinter den Stützen, Kirchenschiff und Vorhalle voneinander trennend, befindet sich der ebenfalls 2011 fertig gestellte, neue Windfang. Auch hier setzt Klaus Block erfolgreich auf eine reduzierte und dennoch die Sinne ansprechende Gestaltung - durch den Kontrast zwischen kühlem Stahlrahmen mit großflächiger Verglasung und warm wirkenden Türgriffen aus Kirschholz. Viel fehlt nun nicht mehr, um die Kirche ganzjährig als Veranstaltungsort nutzen zu können. Die Gebäudehülle aus historischen Außenmauern, neuem Stahl-Glas-Dach und neu verglasten, historischen Fensterkreuzen war bereits 2006 44 geschlossen worden. Neben dem Einbau der Akustikpaneele wird im laufenden Bauabschnitt die Neuerrichtung eines weiteren Treppenturms vorbereitet. Er wird ebenfalls als Stahlkonstruktion ausgeführt und soll im abschließenden, finanziell noch nicht abgesicherten Bauabschnitt u. a. die Lüftungsanlage aufnehmen. Zuletzt soll die Ausstattung des Veranstaltungsorts mit einer Fußbodenheizung und weiterer Bühnentechnik komplettiert werden. Schon jetzt wird St. Elisabeth im Sommerhalbjahr rege genutzt. Das tempelartige Gotteshaus ist das wohltuende Beispiel eines Wiederaufbaus, welcher historischen Bestand mit neuen Nutzungsanforderungen in Einklang bringt und auf Authentizität anstatt falscher Patina setzt. www.klausblock.de Physix – Der AllrounDer für ihr Büro Physix zum Sonderpreis erwerben? Fragen Sie Ihren designfunktionBerater vor Ort. Bestellen sie online unter www.designfunktion.de designfunktion Berlin · Lehrter Straße 16 – 17 · 10557 Berlin-Moabit · T: +49 (30) 39 49 59-0 · www.designfunktion.de Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.00 – 18.00 Uhr BAUKULTUR Görlitz, Untermarkt 3, Zentralhalle mit spätgotischem Netzgewölbe DER UNSICHTBARE FOTOGRAF UNESCO Welterbe-Bewerbung: Görlitzer Hallenhäuser in Bildern von Ulrich Schwarz Eine seit dem Frühmittelalter bedeutende WestOst-Magistrale von Frankreich über Mitteleuropa bis nach Russland war die Altstraße via regia. Wichtige Etappen ihres als „Hohe Straße” bezeichneten mitteleuropäischen Abschnitts zwischen Frankfurt am Main und Breslau waren Erfurt, Leipzig und Görlitz. Mit der Ersterwähnung als „villa gorelic” in einer Urkunde Heinrichs IV. beginnt 1071 die dokumentierte Geschichte von Görlitz. Die Lage am Flußübergang der Lausitzer Neiße und am Wegekreuz der via regia und einer Handelsroute von der Ostsee nach Böhmen förderte die rasche Entwicklung von Görlitz, und die Stadt stieg durch Waidhandel, Weberei und Tuchexport sowie stattliche Privilegien im Spätmittelalter zur bedeutendsten Handelsstadt zwischen Erfurt und Breslau auf. An der Wende von der Spätgotik zur Frühen Neuzeit trafen in Görlitz die innovativen Einflüsse der Zeit wie in einem Brennpunkt zusammen und inspirierten das Baugeschehen. Die Profanarchitektur fand ihren Höhepunkt in der Bauidee des „Görlitzer Hallenhauses”. Die tief gestaffelten, über Generationen verdichteten 46 Häuser hatten die Grenzen der Ausbaufähigkeit erreicht. Expansion war nur noch in die Höhe möglich. Mit der im Hauskern eingefügten Lichtund Treppenhalle wurde ein komfortables neues Erschließungsmodell entworfen. Es markiert den Wendepunkt des Ordnungsprinzips der Häuser von der horizontalen zur vertikalen Kommunikation und vereint Pragmatik mit zeremonieller Repräsentation. Das neue Innenraum-Ensemble „Empfangstreppe – Podestbühne – Zentralhalle“ wurde zum exklusiven Symbol bürgerlicher Repräsentationskultur des Spätmittelalters nach dem Vorbild der Herrschaftsarchitektur. Dieser innovative Bürgerhaustyp der Tuchgroßhändler ist in der Architekturgeschichte Europas einzigartig. Görlitz bewirbt sich mit seinen zahlreich erhaltenen Hallenhäusern seit 2012 um Aufnahme in die UNESCO-Liste des Welterbes. Ergänzend zum rein textuellen Antragsverfahren bestand 2013 das Gebot, den Gegenstand auch anhand einer Bildauswahl zu bewerben. Die mehrgeschossige, turmartig zum Tageslicht hin aufstrebende Geometrie der Zentralhallen Fotos: Ulrich Schwarz Text: Frank-Ernest Nitzsche verweigert sich dem Kameraobjektiv jedoch überaus hartnäckig. Nicht die fotografische Inszenierung war gefragt, vielmehr galt es, die historische Botschaft der alten Bauwerke lesbar zu machen. Jedes Hallenhaus besitzt seine individuelle Formensprache. Das Spannungsverhältnis bestimmt hier die enge Nachbarschaft der Steilwände, dort die Leere einer gewaltigen Kubatur; filigrane Eleganz wechselt sich mit der Behäbigkeit robuster Baumassen ab. Die Zentralhallen liegen gefangen im Innengemäuer und sind doch Teil der Außenwelt. Licht fliest vom Obergaden ein, bricht an Graten, illuminiert Texturen und zerstreut sich zwischen Emporen, bis matter Schein nur noch Halbschatten im Labyrinth angrenzender Raumöffnungen wirft und schließlich verglimmt. Die natürlichen Gegebenheiten - also Tageslicht, Baustoffe und Konstruktionsmöglichkeiten der Zeit gaben den Baumeistern die Maßstäbe vor. Um diese Raumgefüge adäquat ins Bild setzen zu können, war ein „Häuserflüsterer" gefordert – ein Fotograf, der in der Lage ist, die Seele dieser Architektur sowohl intuitiv BAUKULTUR Görlitz, Untermarkt 25, Zentralhalle mit offenen Umgängen und Treppen als auch analytisch zu erfassen. Ulrich Schwarz, der Architektur studierte und sich danach der Fotografie verschrieben hat, gelang es mit seiner zurückhaltenden fotografischen Sprache, die bildscheuen Impulse der Zeitlosigkeit in seinen Architekturporträts beispielhaft einzufangen. Oben und rechts: Görlitz, Brüderstraße 9, Zentralhalle mit spätgotischem Rippengewölbe www.architektur-fotografie.net 47 Swing © Cave Belmont © Garpa GARTEN- UND LANDSCHAFT WOHNTRÄUME IM FREIEN Gutes Wohnen ist den Menschen wichtiger denn je. Dabei rückt der Wohnraum unter freiem Himmel immer mehr in den Fokus: Inzwischen verfügen über 60 % der Wohnungen in Deutschland über Balkon, Terrasse oder Garten. Einer aktuellen Studie zufolge ist der deutsche Outdoor-Markt der größte in Europa. Sich im Freien aufzuhalten verknüpfen die meisten Deutschen mit positiven Erfahrungen - hier findet sich das gewünschte „Stück Natur“, das im urbanen Alltag kaum noch eine Rolle spielt. Draußen zu sein wird verbunden mit dem Duft von Frühling, Urlaubsgefühlen, Grillabenden mit Freunden und perfekter Entspannung. Für das Wohnzimmer im Grünen setzen die Hersteller auch 2014 wieder auf Möbel und Gestaltungselemente, die die Grenzen zwischen drinnen und draußen verwischen. Produkte, die jedes Wetter mitmachen und sich sowohl hinsichtlich Bequemlichkeit und Luxus wie auch Optik und Haptik kaum noch von den Indoor-Varianten unterscheiden. Gefragt sind vor allem ergonomisch ausgereifte Sessel, Stühle und Liegen. 48 Trentino © Garpa Luxus und Komfort prägen das Outdoor-Wohnzimmer 2014 © Citygarden Yin Yang © Dedon GARTEN- UND LANDSCHAFT Relaxen im eigenen Garten oder auf dem Balkon: Das lässt sich in diesem Jahr besonders gut in schick anmutenden Schaukeln, die verstaubte Hollywood-Schaukeln und Hängematten alt aussehen lassen. Sie kommen stylisch und seriös daher. Schaukelstühle, die einen raffiniertwohnlichen Charme verbreiten, schwingende Sitz- und ganze Liegelandschaften. Kombiniert mit gemütlichen Sitzpolstern und Kissen steht der perfekten Entspannung im Freien so nichts mehr im Wege. Auch Schiffsschaukeln finden sich im Angebot. Die neuen Schaukeln verfügen oftmals über Dach und Seitenwände, um draußen besser geschützt zu sein. Viele Gartenmöbel Bari © Garpa Ein absolutes Muss der neuen Saison: Holz in allen Variationen! Modern interpretiert, in spannenden, zum Teil auch extravaganten Formen. Bei den Farben geben neben den Naturfarben starke Unitöne den Trend vor. Töne, die in ihrer fröhlichen Vielfalt auch in der Natur vorkommen, in allen Farben des Regenbogens. Accessoires in Pastelltönen bilden den zarten Gegenpol zu den kräftig-bunten Möbeln. Garten und Balkon sind zudem stetig mehr als nur ein Ort des Wohlfühlens - sie werden immer öfter zum Standort für eigenes Obst und Gemüse. Ein besonderer Trend sind vertikale Gärten, die auch den kleinsten Balkon in eine grüne Oase mitten in der Stadt verwandeln. können dank verbesserter und neuer Materialien auch das ganze Jahr über im Freien stehen. Gefertigt aus Polyethylen-Geflecht oder Hochdrucklaminat, dank Quick-Dry-Schaum oder geschützt durch Acryl-Faser-Bezüge trotzen sie Wind und Wetter und sparen so wertvollen Stauraum im Keller oder im Gartenhaus. Beim Sitzen geht es drinnen wie draußen auch 2014 besonders um Komfort und Bequemlichkeit. 49 © Holz Menz Swingrest © Dedon GARTEN- UND LANDSCHAFT Überhaupt feiert der nachwachsende Werkstoff Holz ein großes Comeback. Holzmöbel sind zwar empfindlicher als wetterfester Kunststoff, sie überzeugen jedoch durch eine edle Anmutung, die sich perfekt in die natürliche Umgebung einfügt. Immer mehr Haus- und Wohnungsbesitzer entscheiden sich zudem bei der Wahl des Bodenbelags von Balkon oder Terrasse für Holzdielen als Alternative zu herkömmlichen Steinplatten und Fliesen. Holz bietet echtes Urlaubs-Flair und absolute Individualität. Selbst innerhalb der gleichen Art sieht kein Baum aus wie der andere, sowohl die Holzfarbe als auch das Holzmuster variieren von Diele zu Diele. Im Rahmen der Nachhaltigkeits- und Vintage-Trends findet auch Teak zurück in die Gärten und auf die Balkone. Der ideale Spagat aus Funktionalität und designorientiertem Anspruch gelingt ferner bei 50 Oktav © Garpa Ob minimalistisch, rustikal oder romantisch, die Auswahl an Möbeln ist beträchtlich. Wie schon in der vergangenen Saison geben dieses Jahr Gartenmöbel, die aussehen wie Wohnzimmermöbel, den Trend vor. Zum Beispiel als Variante des klassischen Ohrensessels, dessen hohe Rückenlehne sich gut zum Ausruhen und Lesen eignet. Aber auch in gekonnter Materialkombination von Holz und Stahl gehen sie eine stilsichere Gemeinschaft ein. Sichtblenden aus Holz. Dank kleiner Highlights in Material und Fertigung schaffen sie einen luftigen, halb-transparenten Sichtschutz, der in zahlreichen modernen Farben erhältlich ist. Und noch eine gefragte Einsatzmöglichkeit für den nachwachsenden Werkstoff: Hochbeete aus Holz finden insbesondere auf Balkonen ein neues Zuhause. Sie schaffen auf wenig Platz als Schichtsystem Raum für Nutz- und Zierpflanzen. Gerade kleine Stadtbalkone werden auf diese Weise zu gefragten Hobbygärten. Grün auf engstem Raum bieten zudem vertikale Gärten, die überall auf der Welt an öffentlichen Gebäuden aber auch im Privatbereich angelegt werden. Sie bringen die Natur zurück in die Städte, die in Folge der Urbanisierung immer mehr Grünflächen zum Ausspannen und Gärtnern verloren haben. Gleichzeitig schaffen sie ein besseres Klima - sie nehmen Abgase auf und können dank Auffanganlagen mit Regenwasser bewässert werden. Überschüssiges Wasser wird so sinnvoll genutzt. Inzwischen gibt es viele Systeme, die sich auch ohne Hilfe eines professionellen Gärtners zu Hause installieren und bepflanzen lassen. INNENAUSSTATTUNG Icon The Wall DIE HOHE SCHULE DER TAPETENKUNST Dieter Langer für die Marburger Tapetenfabrik Fotos: Marburger Tapetenfabrik / Deutsches Tapeten-Institut Drei Kollektionen hat Dieter Langer, Art Direktor der Marburger Tapetenfabrik, unter seinem Namen bereits herausgebracht. Die „Icon“-Kollektion lebt von schwungvollen Bewegungen mit dreidimensionalem Effekt. Sandverwehungen voller Leichtigkeit sind darunter zu finden – ebenso wie Formen, die an Wandskulpturen und Mobiles von Alexander Calder erinnern. Jedes Design birgt vielschichtige und überraschende Details, die erst beim zweiten Blick und sich verändernden Lichtverhältnissen ganz wahrgenommen werden. Auch bei der Kollektion „The Wall“ erzielen raffiniert eingesetztes Metallic und Glimmer changierende Effekte, so dass die Muster immer wieder neu und anders erscheinen. Einen anderen Weg geht der erfahrene Designer mit seiner Kollektion „Pure“. Hier arbeitet Dieter Langer vor allem mit dezenten Optiken und pudrig-matten Farben. Die Motive erinnern an Eiskristalle, an verblichene Damastmotive, an jahrhundertealte Gobelins und würdevoll gealterte Stoffe. www.tapeten.de Pure 51 © Jung.de © Velux HAUSTECHNIK Solarfenster (Velux). Ausgestattet mit einem Regensensor, der bei einsetzendem Niederschlag das automatische Schließen aktiviert. Smart-Bedienpanel (Jung) kann per Touchscreen ganze Szenen abrufen und steuern. Es verfügt zudem über eine 1,3 Megapixel Kamera, einen Lautsprecher sowie ein Mikrofon. SMART HOME – DIE NÄCHSTE GENERATION Eine vierteilige Serie - Sicherheit für Haus und Garten Geräte mit smarten Funktionen gibt es bereits seit den 50iger Jahren, spätestens seit dem Film von Jaques Tati „Mon Oncle“ aus dem Jahre 1958 wurde dieses Thema in die Öffentlichkeit getragen. Doch ist aus der einst karikativen Darstellung von automatisierten Geräten ein ernst zunehmendes Thema geworden? – Ist es! Smart Home verspricht inzwischen viel Komfort, Individualität, Energieeffizienz und Sicherheit. Letzteres ist ein Grundbedürfnis des Menschen und die Unverletzlichkeit der Wohnung oder des Hauses ein Grundrecht. Deshalb wurde die Technik konsequent weiter entwickelt und kann 52 © Siedle Die Welt von heute und erst recht die von morgen ist komplex, Tendenz steigend. Geräte unterschiedlichster Art sind zunehmend vernetzt und werden in virtuelle Welten transferiert. Viele Industrien wie Informations- und Kommunikationstechnologie-, Energie- und Automobilindustrie tragen dem längst Rechnung. Jetzt heißt es, auch für ein Wohn- und Arbeitsumfeld einer breiten Bevölkerung diese Anforderungen umzusetzen. Text: Kelly Kelch inzwischen dafür sorgen, dass ungebetene Gäste ferngehalten und, falls dies einmal misslingt, sie eindeutig identifiziert werden. Der Datenfluss für ein Smart Home hat sich bis heute weitgehend standardisiert. Vereinfacht ausgedrückt, erhalten die Bewohner von einer zentralen Steuereinheit und einem PC hausintern sowie von Notebook oder mobilen Endgeräten hausextern Zugriff auf ihr Heim und können darüber ihre Funktionen steuern beziehungsweise regeln. Biometrische Zutrittskontrolle (Siedle). Ein Fingerprintleser kann nicht nur Türen öffnen. Da sich jeder Finger vom anderen unterscheidet, können mehreren Fingern unterschiedliche Funktionen zugewiesen werden. So kann beispielsweise der Zeigefinger die Tür öffnen, der Mittelfinger das Licht einschalten und der Daumen die Garage öffnen. Oder ein besonderer Finger löst beim Öffnen der Tür zugleich einen stillen Alarm aus – falls sich jemand Zugang zum Haus erzwingen will. Aber wie sicher ist ein Smart Home eigentlich? Gilt es doch gleich drei wesentliche Aspekte zu betrachten – zum einen die von Haus und Grund, zum anderen die digitaler Daten, die zwangsweise durch das Internet zur Verfügung stehen. Zu guter letzt, der Schutz gegen Witterungseinflüsse wie Sturm und Hagel sowie Brand. Sicherheit beginnt außerhalb des Hauses Für die meisten Eigenheimbesitzer hat die Sicherheit für Haus und Grund die höchste Priorität, denn die Einbrüche sind in den letzten Jahren © Busch-Jaeger © Siedle HAUSTECHNIK MasterLINE (Busch-Wächter®) Bewegungsmelder. Kann unter anderem mit Batterien betrieben werden und Bewegungen in einer Reichweite von 16 m erfassen, Design Hadid Teherani. Die Video Panels (Siedle) verfügen über einen Bildspeicher und können Schaltfunktionen auslösen, etwa für die Steuerung von Beleuchtung oder Beschattung. Sie lassen sich an der Wand oder auf dem Tisch platzieren. rasant angestiegen und verursachen Hochrechnungen zufolge jährlich einen Schaden von über 450 Millionen Euro. Statistisch betrachtet wird in Deutschland alle vier Minuten eingebrochen, wobei sich 60% der Einbrecher Zutritt über Fenster und Balkontüren verschaffen. der Hausherr verspätet, können Gäste das Haus trotzdem betreten und werden mit entsprechenden Lichtszenen und Musik empfangen. Denn alle Einganstüren und Tore lassen sich über das Handy fernbedienen und mit weiteren Funktionen koppeln. Die Hersteller reagieren mit einer Vielzahl von innovativen Produkten, die diese Thematik ganzheitlich aufgreifen, doch eines gleich vorweg - einen hundertprozentigen Schutz vor Einbruchsdelikten gibt es nicht, jedoch wirkt, laut polizeilichen Angaben, bei Einbrüchen eine gut geschützte Immobilie abschreckend und ist daher selten Objekt der Begierde. In der Regel geben die Täter nach drei bis vier Minuten Widerstand auf, deshalb sollten die Zutrittsmöglichkeiten so schwer wie möglich gestaltet werden. Beispielsweise mit Maßnahmen einer Anwesenheitssimulation, einer Alarmierung beim Auftreten kritischer Situationen oder einer Zutrittskontrolle für Haustür und Garagentor via Biometrik. Sorgen wegen eventuell latenter Fingerabdrücke würde nach Herstellerangabe nicht bestehen, der Sensor erkenne nur „lebende“ Finger. Man kann also auch mal das Haus verlassen, ohne einen Schlüssel mitführen zu müssen, wie beim Joggen. Für wen die biometrische Sensorik nicht infrage kommt, kann über sogenannte Bewegungsmelder sein Eigenheim schützen. Sie sind vielfältig einsetzbar, vergleichsweise kostengünstig und leicht montierbar. Der eigene Fingerabdruck wird zum Schlüssel – auf dem Homeserver werden Daten gespeichert, wer Zugangsberechtigt ist und den Fingerprint wann aktiviert hat. Selbst Zeitschienen lassen sich einrichten, die nur einen temporären Zutritt ermöglichen – unter anderem sehr sinnvoll für Reinigungs- und Pflegekräfte. Selbst wenn sich Bei unbefugtem Betreten des Grundstücks oder Hauses gibt es eine Reihe von Alarmfunktionen, die je nach individuellem Gusto und Geldbeutel installiert werden können. Einschüchternd sind in jedem Fall eine Flutlichtaußenanlage, die eventuell an eine Ansage gekoppelt werden kann, eine Sirene oder bei Annäherung an Fenster und Türen ein schnelles Auf- und Abfahren der Rollläden. Zudem sind Boden-Sensoren oder Infrarot-Schranken in der Lage, Bewässerungssysteme oder Lichtaktivität auszulösen. Lässt sich der Täter von all diesen Maßnahmen nicht beeindrucken, kommen als nächstes die Tür- und Fensterkontakte zum Einsatz, die auf die Rahmenfläche derselbigen geklebt und somit kabellos betrieben werden. Sie sind ebenfalls mit der Steuerzentrale verbunden und geben dem Besitzer bei einem Einbruchsversuch umgehend Meldung auf sein Smartphone oder Tablet. Das ist ohnehin die bequemste und komfortabelste Lösung alle Informationen des Hauses im Blick zu haben, egal ob man sich unterwegs, auf der Couch oder im Bett befindet. Diesen Vorteil wissen auch ältere und körperlich eingeschränkte Menschen zu schätzen, deren Sicherheitsdenken noch weitaus ausgeprägter ist. Ergänzend empfiehlt sich zudem eine Kamera- und Videoüberwachung, um eine mögliche Täteridentifizierung vornehmen zu können, auch wenn man selbst nicht zuhause ist. Nicht weniger spektakuläre Täter sind die Witterungseinflüsse, die das Heim und damit auch den Bewohner in Schwierigkeiten bringen können. Allen voran natürlich Sturm und Niederschlagsschäden. Hilfreich ist hier zum Beispiel eine Wetterstation, die nicht nur eine Vorhersage der jeweiligen meteorologischen Gegebenheiten tätigt, sondern durch die Ankoppelung an die zentrale Steuereinheit, auf diese reagieren kann. Geöffnete Fenster oder Dachluken sind unter anderem solche Leichtsinnigkeiten. Eingebaute Regensensoren können auf 53 © Telefunken © Jung.de HAUSTECHNIK Smart Building Anwesenheitssimulator (Telefunken). Mit dieser Funktion können bei unbefugtem Betreten verschiedene Alarmfunktionen aktiviert werden wie beispielsweise das Auf- und Abfahren der Rollläden. Rauchwarnmelder mit Magnet-Klebe-System (Jung). Ein Zweikammer-System unterscheidet zwischen Wasserdampf und gefährlichem Rauch und unterbindet Täuschungsalarme. Jahren an Bedeutung gewinnen wird. Die Möglichkeit, dass Unbefugte Steuerungen leicht beeinflussen oder der Nachbar mit gleichem System „unbeabsichtigt“ Steuerungsvorgänge auslösen könnte, sollte sensibilisieren, Datenübertragungen sorgfältig abzusichern. Eine Internet-Verbindung ermöglicht zudem immer das Eindringen Dritter. Alles kann gehackt werden, doch die Hersteller sehen hier noch wenige Gefahren. Die Motivation Krimineller ist noch zu schwach und immer neue Verschlüsselungsstandards erschweren die Zugriffe auf Privathaushalte. „Angriffe sind durchaus vorstellbar, auch wenn die Protokolle kryptografisch abgesichert sind“, so Rojas hierzu. Erschwerend kommt hinzu, dass mobile Endgeräte als vielseitige und bequeme Informations- und Unterhaltungssysteme dienen. Der Anwender greift auf Streaming-Dienste, soziale Netzwerke und eigene E-Mails zu oder kauft elektronisch ein. Vielen Nutzern ist nicht bewusst, dass diese Dienste keine Einbahnstraße sind. Um Informationen oder Waren zu erhalten, gibt er freiwillig Daten von sich preis, und zum Teil übertragen auch die Endgeräte Informationen ins Web. oder Smartphone. Dadurch wird die Manipulation nahezu ohne große Mühen möglich – intelligente Verschlüsselungen werden zu einem Muss. intelligente Art Schlimmeres verhindern, indem sie sich im Fall von Niederschlag selbstständig schließen. Doch nicht nur die Sicherheit von „Außen“ ist ein ernst zu nehmender Faktor, auch vom Innersten des Hauses, sozusagen vom Kern der Zentrale und deren Leitungen ist Vorsicht geboten. Virtuelle Sicherheit Die Anzahl der Computerattacken ist in den vergangenen Jahren rasant angestiegen, allein im letzten Jahr um 81 Prozent. Daher forscht unter anderem ein Team um Professorin Gabrijela Dreo Rodosek, Fakultät der Universität der Bundeswehr München, an Strategien für mehr Sicherheit im Internet. Bisher beziehen sich die Angriffe noch mehrheitlich auf Bereiche wie Großbanken, Militärinstitutionen, Behörden und Unternehmen, um die „gewonnenen“ Informationen gewinnbringend zu verkaufen. Angriffsfläche wird jedoch überall da geboten, wo kommuniziert wird. Die Forscher zeigen auf, wie leicht es Hackern fällt, Passwörter zu entschlüsseln. Digitalisierung bedeutet gleichzeitig eine leichte Stör- und Sicherheitsanfälligkeit. Zum Beispiel in der Auswirkung von Schaltimpulsen, Störsignalen oder durch Funkgeräte. Des Weiteren kommt mit der Manipulationssicherheit ein nicht zu unterschätzender Faktor hinzu, der in den nächsten 54 Die Folge ist, dass mit der Zeit Endgeräte zu wahren Fundgruben für sensible Daten und Informationen werden, was die Brisanz für das Heimnetz erhöht. Über das Einfallstor WLANRouter nutzen schon viele ihr Notebook, Tablet Die Hersteller sehen sich gut vorbereitet. Es wird permanent an neuen Sicherheitsstandards gearbeitet, um beispielsweise auch solche Fragen zu klären, was mit den Daten passiert, wenn der Strom ausfällt oder ob das Haus in diesem Zeitfenster sicher vor Einbrüchen ist. Eine entsprechende Abhilfe bietet eine Passwort-Datenbank für WLAN-Verschlüsselungen und mobile Endgeräte, die laut Hersteller zum jetzigen Zeitpunkt einen ausreichenden Schutz bieten soll. Auch bei Diebstahl mobiler Endgeräte oder wenn Kinder damit spielen, gibt es nach Aussage von Oliver Borchmann, Geschäftsführer für Innovation und Entwicklung bei Gira, ausreichend Sicherungen, die bis zu einer Sperrung des jeweiligen Gerätes führen kann. Wer sich also ein klein wenig Mühe macht, sich mit den für sich passenden Möglichkeiten zur Absicherung der eigenen vier Wände zu befassen, kann großen Ärgernissen und Schäden aus dem Weg gehen. Sicherheit im Privatbereich ist längst kein Randthema mehr und wird zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen, auch, oder gerade deshalb, weil Smart Home keine baulichen Grenzen kennt. BUCHTIPP EINFACHHEIT UND RAFFINESSE Architekturdialoge Was ist Raum? Wie kann er sinnlich erfahren, wie in seiner städtischen und kulturellen Dimension verstanden und neu gedacht werden? Diese Fragen sind Ausgangspunkt für die Arbeit des Architekturbüros Grüntuch Ernst. Der Komplexität der Anforderungen heutigen Bauens begegnen sie mit der Rückbesinnung auf traditionelle Einfachheit und gleichzeitig mit technisch-innovativer Raffinesse – und kehren dabei doch immer zur zentralen Frage nach dem Raum zurück. Neben einem Rückblick auf die Vielfalt der preisgekrönten Projekte der letzten zehn Jahre zeigt die neue Monografie auch jüngere Arbeiten und Wettbewerbserfolge wie die Deutsche Schule in Madrid oder den Umbau der ehemaligen jüdischen Mädchenschule in Berlin zu einem Ort für Kunst und Kultur. Klassische Projektbeschreibungen werden ersetzt durch persönliche Zwiegespräche, in denen das Architektenduo Grüntuch Ernst über die Motivationen und Entwicklungsprozesse ihrer Projekte reflektiert. Einen besonderen Zugang zur Architektur des Büros erlauben die Bilder des Malers Asmund Havsteen-Mikkelsen und der Fotografin Heji Shin, die sich mit der Architektur von Grüntuch Ernst künstlerisch auseinandergesetzt haben. Grüntuch Ernst Dialoge herausgegeben von Ilka und Andreas Ruby, Distanz Verlag, 49.90 € www.distanz.de NEWSLETTER Seien Sie immer aktuell wenn es um lokale Architektur, modernes Wohnen und urbanes Leben in der Region geht. Melden Sie sich jetzt für den CUBE Newsletter an unter: www.cube-magazin.de/Berlin 55 © Alfred Englert BUCHTIPP Tschechische Botschaft, außen REHABILITIERTE NACHKRIEGSMODERNE Ein Führer zum lange verkannten Bauerbe der Berliner Wiederaufbaujahre Auf 628 Seiten stellt das renommierte Autorenkollektiv unter Leitung des Kunsthistorikers Adrian von Buttlar den aktuellen Forschungsstand zur Epoche sowie 226 ausgewählte Objekte, darunter einige inzwischen abgerissene vor. Dabei ergreifen die Autoren Partei für einen differenzierten, wertschätzenden Umgang mit den Gebäuden dieser Zeit. Es ginge Ihnen darum, nicht nur zu beschreiben, sondern aktiv in laufende Kontroversen einzugreifen. Dem Buch in Gänze und den dreizehn, nach Bauaufgaben eingeteilten Kapiteln stellen die Herausgeber Essays voran, in denen sie detail56 © Alfred Englert Die Zeugnisse der Nachkriegsmoderne spalten bis heute. Da sind einerseits ihre Gegner, die sie nicht ganz zu Unrecht mit der Zerstörung historischer Stadtstrukturen in Verbindung bringen. Auf der anderen Seite die, die sie als schützenswertes Architekturerbe betrachten. Beiden Lagern verschafft der im letzten Herbst im Reimer-Verlag erschienene Architekturführer "Baukunst der Nachkriegsmoderne. Berlin 19491979" einen fundierten Überblick. Entworfen von Fritz Bornemann: Die Deutsche Oper bei Nacht reich das Berliner Baugeschehen von 1945-1979 beschreiben. Ihr großer Verdienst besteht darin, die Architektur der beiden Stadthälften vergleichend und dennoch politisch übergreifend zu betrachten und damit den Antagonismus Ost-/ Westmoderne zu überwinden. Hervorragend ergänzt werden die Objektbeschreibungen durch zahlreiche Literaturnachweise, ein umfangreiches Register sowie Karten zur Orientierung unterwegs. Der einzige Nachteil dieses Buches: Es ist ein Schwergewicht unter den Berliner Architekturführern. Adrian von Buttlar / Kerstin Wittmann-Englert u. a.: „Baukunst der Nachkriegsmoderne“, Berlin 2013, 29,95 Euro. www.reimer-mann-verlag.de © 2013. Andrea Jemolo/Scala, Florence Foto: © Florian Profitlich KUNST UND KULTUR Aus der Hochzeit des Barock: Büste der Medusa von Gian Lorenzo Bernini, um 1635 Stattlich: Andreas Schlüters Reiterstandbild des Großen Kurfürsten beherrscht die Eingangshalle des Berliner Bodemuseums. Es ist ein Nachguß aus dem Jahre 1904. ERSTER BAUMEISTER DES KÖNIGS Retrospektive im Berliner Bodemuseum: Andreas Schlüter und das barocke Berlin Die Werkschau, die alle Aspekte von Schlüters vielseitigem Schaffen zusammenführt, lässt mit herausragenden Leihgaben den opulenten Kosmos dieses vielseitigen Hofbildhauers und Baumeisters im barocken Berlins wiedererstehen. Die Ausstellung im Bode-Museum umfasst 16 Säle und Kabinette. Nicht nur Schlüters eigene Werke, sondern auch die seiner Zeitgenossen, darunter Bildwerke so namhafter Künstler wie Gian Lorenzo Bernini, Francesco Mochi, oder Francois Girardon, werden den Kunstdialog vertiefen. © Wien, Graphische Sammlung Albertina Am Berliner Schlossplatz wächst unübersehbar der Rohbau des wiederaufgebauten Schlosses empor, zugleich jährt sich 2014 zum 300. Mal der Todestag von Andreas Schlüter. Für die Staatlichen Museen Berlin zwei Gründe, jenem Mann, der das Schloss vor mehr als 300 Jahren in die jetzt zu rekonstruierenden Form versetzte, eine thematisch umfassende Ausstellung zu widmen. Ganz Kind seiner Zeit, war Schlüter nicht nur Bildhauer, sondern auch Architekt, Stadtplaner und Entwerfer von grandiosen Raumdekorationen, mit denen er der aufstrebenden Residenzstadt Berlin erstmals europäischen Glanz verlieh. Theodor Lubieniecki, Kopf eines sterbenden Kriegers Berlin, 1696 Im Januar 1701 krönte sich Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, in Königsberg selber zum König in Preußen. Bereits einige Jahre zuvor war in Berlin mit jenem Bauprojekt begonnen worden, das der neuen Königswürde sichtbaren Ausdruck verleihen sollte: Umbau und Erweiterung des alten Berliner Schlosses. Friedrich hatte zur Verwirklichung dieses Vorhabens aus Polen den gebürtigen Danziger Andreas Schlüter berufen. Das Berliner Schloss stellt für die Kunstgeschichte eine Inkunabel der deutschen Barockkunst dar. Seine Fassaden waren Zeugnis von Schlüters Interpretation der ihm zeitgemäßen hochbarocken Kunst. Gleichfalls unter Friedrich III. wurde 1695 der Grundstein des Zeughauses gelegt. Seine Errichtung zog sich über drei Jahrzehnte hin, weswegen über die Jahre vier Architekten am Bau mitwirkten, unter Ihnen Schlüter. Auf ihn geht die Gestaltung der Fassaden mit ihren Anklängen an die zeitgenössische französische Architektur zurück. Vor allem die Erdgeschosspartie der Außen- und Hoffassaden hat Schlüter wesentlich mit seiner Handschrift prägen können. Schloss Bau Meister, vom 4. April bis 13. Juli 2014 im Bode-Museum, Am Kupfergraben, 10117 Berlin-Mitte www.smb.museum/home.html 57 KUNST UND KULTUR Album cover shoot for Aladdin Sane, 1973 Photograph by Brian Duffy; Photo Duffy © Duffy Archive & The David Bowie Archive Bühnenmodell für die Diamond Dogs Tour, 1974; Entworfen von Jules Fisher und Mark Ravitz Courtesy: The David Bowie Archive; Foto © Victoria and Albert Museum DAVID BOWIE Pop- und Stilikone – eine Retrospektive Bild-/Textquelle: Victoria and Albert Museum, London/Kommunikationsagentur Avantgarde Mit der internationalen Ausstellung „David Bowie“ kommt eine der erfolgreichsten Shows in der traditionsreichen Geschichte des Victoria and Albert Museum, London (V&A), in den Martin-Gropius-Bau nach Berlin. Die multimedial inszenierte Retrospektive über David Bowie bietet ein umfassendes audiovisuelles Ausstellungserlebnis auf höchstem technischen Niveau. Erstmals erhielten die beiden Kuratoren, Victoria Broackes und Geoffrey Marsh, Zugang zum bisher verschlossenen David Bowie Archive. Sie wählten rund 300 Objekte aus, die nun in Berlin zu sehen sind: handschriftliche Texte, Originalkostüme, Fotografien, Filme und Musikvideos, Set-Designs sowie Bowies eigene Instrumente, Album-Cover und persönliche Sammlungsstücke. Die Exponate belegen die visionäre Kraft eines der einflussreichsten Künstler der jüngeren Musikgeschichte. Sie zeigen, wie Bowie spielerisch Grenzen zwischen Traum, Realität, Genre und Gender überwindet. Werbefotografie für The Kon-rads, 1963; Fotografie von Roy Ainsworth; Courtesy: The David Bowie Archive; Foto © Victoria and Albert Museum Textschnipsel für den Song Blackout aus dem Album Heroes, 1977; Courtesy: The David Bowie Archive; Foto © Victoria and Albert Museum Die Berliner Etappe zählt aufgrund der engen Verbundenheit Bowies mit der Stadt zu den Höhepunkten der internationalen Ausstellungs- tournee. Seine Berliner Jahre 1976 bis 78 gehören gleichzeitig auch zu seinen musikalisch produktivsten; hier schrieb er Musikgeschichte. Das sogenannte Berliner Triptychon – mit den Alben „Low“ (1977), „Lodger“ (1979) und dem Hauptwerk „Heroes“ (1977) – ist von der Hauptstadt 58 KUNST UND KULTUR inspiriert und teilweise in den Hansa Studios unweit des Potsdamer Platzes entstanden. Bowie und Weggefährten wie Iggy Pop erprobten hier radikal avantgardistische Persönlichkeitsentwürfe, die die Grenzen zwischen Mode, Musik und Aktionskunst aufhoben – Leben und Kunst verschmolzen zu etwas Neuartigem. David Bowies Schaffensphase in Berlin war gleichermaßen inspiriert von der Gegenwart der siebziger Jahre mit ihrer Subkultur sowie von der reichen kulturellen Vergangenheit der Stadt. Die allgegenwärtigen historischen Ausdrucksformen in Architektur und Kunst faszinierten ihn. Besonders zu den Künstlern der BrückeBewegung fühlte Bowie sich hingezogen. Wie umfassend seine Auseinandersetzung mit Berlin war, gibt der berühmte Songtext von „Heroes“ wieder. Er handelt von zwei Liebenden, die sich an einer Mauer küssen. Bowie verarbeitet darin eigene Beobachtungen und Eindrücke des Expressionismus der zwanziger Jahre. In Berlin drehte Bowie außerdem den Kinofilm „Schöner Gigolo, armer Gigolo“, den letzten Film mit Marlene Dietrich. Im Martin-Gropius-Bau zeigt Im Zentrum stehen die Vielseitigkeit von David Bowies Werk und das enge Wechselspiel zwischen den verschiedenen Disziplinen und Ausdrucksformen. Seine Musik und sein radikaler Individualismus wurden nicht nur von Bewegungen in Kunst, Mode, Design und zeitgenössischer Kultur beeinflusst, sondern prägten diese zugleich auch selbst. Die Ausstellung „David Bowie“ zeichnet umfassend die Karriere des Ausnahmekünstlers nach – vom frühen künstlerischen Werdegang des jungen Londoners David Robert Jones bis zum Weltstar David Bowie. Ausstellungsdauer: 20. Mai bis 10. August 2014 Quilted two-piece suit, 1972; Designed by Freddie Burretti for the Ziggy Stardust tour, Courtesy of The David Bowie Archive; Image © Victoria and Albert Museum Martin-Gropius-Bau Niederkirchnerstraße 7 10963 Berlin ein exklusiv für das Berliner Publikum erweiterter Teil der Ausstellung diese intensiven Bezüge. www.gropiusbau.de www.davidbowie-berlin.de in attraktiver mission sekretär miss moneypenny ab 699,- € Radius Einrichtungsbedarf GmbH Hamburger Straße 8a 50321 Brühl www.radius-design.com 59 © Sam Mertens © Foster + Partners Architectes, Michel Desvigne Paysagist REISESTIPP Die Ombrière von Norman Foster, ein 46 x 22 m großes Dach aus poliertem Stahl Das Herz von Marseille: Vieux Port, der alte Hafen MARSEILLE LEUCHTET Europäische Kulturhauptstadt 2013 © Aleksander Rabczuk Frankreichs zweitgrößte Stadt war zusammen mit der Region Provence im letzten Jahr europäische Kulturhauptstadt. Marseille hat dies genutzt, um sich kulturell grundlegend zu erneuern. Mit der enormen Summe von 660 Millionen Euro wurden vielfältige Kulturprojekte ermöglicht und neue Kulturbauten errichtet, die das Stadtbild nachhaltig verändern. Seit 1995 gestaltet die Stadt zudem die riesigen, innenstadtnahen Areale ihres einstmals bedeutenden Hafens um, das Stadtentwicklungsprojekt Euroméditerannée mit einem Investitionsvolumen von 7 Milliarden Euro plant, baut und saniert auf 450 ha Wohnungen, Büros, Geschäfte, öffentliche Gebäude, Parks und Nahverkehrseinrichtungen. Die Hafenstadt Marseille (620 v. Chr. gegründet) war und ist als Tor zum Mittelmeer ein Sehnsuchtsort und als Schmelztiegel von Menschen unterschiedlichster Nation auch immer Schauplatz vieler Mythen, die sich in Literatur, Kunst, Fotografie und Film vielfach widerspiegeln. Zuletzt war dieses rebellisch-vitale Image 60 Das Musée Regards de Provence und die Cathédrale de la Major von Schlagzeilen über soziale Spannungen, Kriminalität und Rassismus überlagert. In diesem Kontext will sich die Stadt neu bestimmen, ihre Wahrnehmung verändern und die Initiative Kulturhauptstadt Europas als Motor nutzen. Aus städtebaulicher Sicht ist insbesondere die (Wieder-)Anbindung der Stadt ans Meer gelungen, es gibt großartige Beispiele für die Sanierung und nun kulturelle Nutzung früherer Hafen- und Industriegebäude. © Agnes Mellon © Agence Rudy Ricciotti REISETIPP Blick auf die Rampen und das Gitterwerk des MuCEM Die Passarelle führt vom Fort Saint-Jean zum MuCEM (Musée des Civilisations de l'Europe et de la Méditerranée) von Rudy Riciotti © Paul Ladouce Das Interesse am sich wandelnden Marseille war groß: 800 Kultur-Veranstaltungen mit über 9 Millionen Menschen! Mit 26% stellten Deutsche die größte Gruppe der Touristen dar. Die großen Ausstellungsneubauten waren Publikumsmagnete, allein das MuCEM (Musée des Civilisations de l'Europe et de la Méditerranée) besuchten von Juni bis Dezember 1,8 Millionen Menschen, um die großartige Ausstellung über die Kulturen des Mittelmeerraumes zu sehen. © Paul Ladouce Direkt am Meer, in Nachbarschaft zur mächtigen Festungsanlage Fort Saint-Jean aus dem 17. Jahrhundert, liegen das MuCEM von Rudy Ricciotti und die Villa Méditerranée von Stefan Boeri städtebaulich exponiert auf einer Landzunge, die lange nicht zugänglich war. Heute ein beliebter öffentlicher Platz am Meer und Teil eines neu gestalteten, mehrere Kilometer langen Boulevards, der an dem von Zaha Hadid entworfenen Büroturm beginnt, dann als Kaipromenade an zum Konzerthaus umgebauten Getreidesilos und langgestreckten, als Büros genutzten ehemaligen Lagerhäusern vorbei bis zu einer früheren Werfthalle, dem Kulturzentrum J4 führt. Nicht weit davon liegt das neue Museum für Gegenwartskunst FRAC (Fonds regional d'Art Contemporaine) von Kengo Kuma. Villa Méditerranée von Stefan Boeri Das MuCEM und die Villa Méditerranée wurden unabhängig voneinander entwickelt. In ihrer Unterschiedlichkeit bilden sie ein starkes Ensemble, das neben dem gewaltigen Fort eindrucksvoll besteht. Vom Fort führt eine 135 m lange Passarelle zum MuCEM, dessen gläserner Kern (das eigentliche Ausstellungsgebäude) auf zwei Seiten und auf dem Dach von einem matt-dunklen, arabesken Gitterwerk aus ultra-hochfestem Spezialbeton überzogen ist. So erreicht man die Dachterrasse und geht über federnde Rampen mit faszinierenden Ausblicken auf Stadt und Meer 61 © Fondation Le Corbusier, ADAGP, Paris 2013 © Fondation Le Corbusier, ADAGP, Paris 2013 REISESTIPP Die Unité d'habitation von Le Corbusier, Dachterrasse und Ansicht Ein außergewöhnlicher Kulturort ist die Friche la Belle de Mai, ein Projekt der offenen Kunstszene in dem weitläufigen Gebäudekomplex einer ehe maligen Tabakfabrik von 1858 als frei zugäng 62 Kulturzentrum La Friche de Belle Mai © Sam Mertens Herz und Seele Marseilles ist der Vieux Port, das riesige Wasserbecken des alten Hafens mit der dreiseitigen Bebauung ist heute Yachthafen und immer noch ein beeindruckender Stadtraum, der durch die Neugestaltung der Freiflächen von Mi chel Desvigne, die Beleuchtung von Yann Kersalé und die Ombrière, ein Objekt von Norman Foster seine alte Kraft zurückerhält. © Caroline Dutrey bis auf die Erdgeschossebene, wo der Zugang zur Ausstellung liegt. Eine poetische Inszenierung, die mit Ort und Geschichte Marseilles spielt. Pas sarelle, Dachterrasse und Rampen sind öffentlich zugänglich. Daneben liegt weiß, scharfkantig und mit 40 m auskragendem Obergeschoss die „Villa M“ für wechselnde Veranstaltungen. Der Blick auf das Wasser wird hier über zahlreiche Fensteröffnungen in Böden, Wänden und Decken inszeniert. In Sichtweite liegt das Musée Regards de Provence, das regionale Kunst zeigt. 1948 als Krankenhaus von Fernand Pouillon errichtet und nach 40 Jahren Verfall aufwendig saniert, ist es Teil der Neugestaltungen im Umfeld der monu mentalen Kathedrale direkt am Meer unweit der neuen Kaipromenade. licher städtischer Raum mit kleinteiliger Nutzung. Kein Besuch in Marseille aber wäre vollständig ohne Le Corbusiers Wohnmaschine! 138 m lang, 25 m breit und 18 Stockwerke hoch. Seine erste Unité d'habitation von 1952 ist heute Weltkultur erbe, weitestgehend saniert und in Teilen (darun ter die Dachterrasse mit herrlichem Ausblick auf Stadt und Meer) öffentlich zugänglich. Ein Reisebericht von Bettina Schön. Ausstellungszentrum J1 in einer ehemaligen Werfthalle www.mp2013.fr www.marseille.fr VERANSTALTUNGEN VERANSTALTUNGEN IN BERLIN Zeitraum: 10.05.2014 - 11.05.2014 Zeitraum: 25.04.2014 - 27.04.2014 Schloss Kartzow Potsdam Kartzow Dorfstraße 16 14476 Potsdam www.lebensart-messe.de/LebensArt-Potsdam.html Haus, Energie und Umwelt OBERHAVELBAU ORANIENBURG Messe für Haus, Energie und Umwelt Zahlreiche Aussteller präsentieren sich auf der Messe mit ihren Produkten und Dienstleistungen für Bau- und Modernisierungswillige, Haus- und Wohnungseigentümer sowie Fachleute wie Architekten, Handwerker, Mitarbeiter und Vertreter von Kommunen und Investoren. Das Angebotsspektrum umfasst dabei Grundstücke, Immobilien, Architekten-, Fertig- und Massivhäuser, sowie Holzbau, moderne Heiztechniken und vieles mehr. Ein umfangreiches Fachprogramm, gestaltet von Fachverbänden, Bildungseinrichtungen und unabhängigen Experten bietet darüber hinaus interessante Informa- Oberhavel Bauernmarkt GmbH Bauernmarktchaussee 10 16515 Oranienburg www.oberhavelbau.de Lebensart OLDTIMER-TAGE BERLINBRANDENBURG Rund 150 Aussteller und Teilehändler präsentieren auf den OldtimerTagen ihr umfangreiches Angebot an Oldtimern, Ersatzteilen und Pflegemitteln, Werkzeugen und Literatur, sowie Modellautos und entsprechenden Reparaturdienstleistungen. Neben den vielen Ausstellern und mehr als 1.000 privaten Besuchern mit ihren Oldtimern, stellen sich auch viele Clubs der Oldtimer-Szene vor. Verschiedene Wettbewerbe und Ausfahrten runden das Angebot der Oldtimer-Tage Berlin-Brandenburg ab. NEXT ORGANIC BERLIN Lebendige, kreative und vertriebsoffene Messe für Experten, Foodies, Gastronomen und Entdecker Mehr als 120 Aussteller präsentieren auf der Messe ihre ökologischen Produkte für Fachbesucher aus den Bereichen Groß- und Einzelhandel, Großverbraucher, Hotellerie, Gastronomie, Dienstleistung, Wellness und Gesundheit. Das Angebotsspektrum umfasst dabei Trockenprodukte, Getränke, Frische-Pro- Flughafen Berlin-Tempelhof Im Rahmen der begleitenden Fachmesse Energie-ImpulsE Berlin präsentieren rund 40 ausgewählte Aussteller ihre innovativen Produkte, Dienstleistungen und praxisrelevanten Exponate rund um das Thema Energieeffizienz und Klimaschutz. Die Bandbreite reicht dabei von Informationsangeboten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie über Hersteller innovativer Heizungstechnik bis hin zu Energiedienstleistern. Mit über 250 Referenten informiert das Kongressprogramm der Energietage Berlin Fach- und Führungskräfte aus Politik, Energie- und Immobilienwirtschaft sowie Praktiker wie Architekten, Ingenieure und Consultants in mehr als 40 Tagungen, Workshops und Podiumsdiskussionen, wie sich Energieeffizienz und der Einsatz Erneuerbarer Energien steigern lassen. Platz der Luftbrücke 5 Zeitraum: 19.05.2014 - 21.05.2014 12101 Berlin Ludwig Erhard Haus www.nextorganic-berlin.de Fasanenstraße 85 Zeitraum: 17.05.2014 - 18.05.2014 Classic Remise Berlin Wiebestraße 36 – 37 10553 Berlin www.oldtimertage.de BERLINER ENERGIETAGE Kongress mit begleitender Fachmesse rund um die Themen Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Energieversorgung und Energiedienstleistungen © Next Organic Berlin Zahlreiche Aussteller präsentieren auf der LebensArt Messe Potsdam neue und exklusive Trends aus den Bereichen Haus, Garten und Lifestyle. Ein reichhaltiges Pflanzenangebot, sowie florale Künste runden den Gartenbereich ab. Darüber hinaus gehören Antiquitäten, Möbel, Wohnaccessoires, Tischwäsche und Glas in erstklassiger Qualität sowie Schmuck und Mode zum umfangreichen Angebot. Ein hochwertiges und abwechselungsreiches gastronomisches Angebot, sowie ein spannendes Rahmen- und Unterhaltungsprogramm runden die Messe ab. Energie Lebensart © EUMB Pöschk 2013 LEBENSART POTSDAM tionen in Vorträgen und Workshops sowie detaillierten Anwenderberatungen. © Next Organic Berlin Inneneinrichtung & Garten dukte, Nonfood-Produkte, sowie Vollsortimente. Im begleitenden Forum der Next Organic werden darüber hinaus Fachvorträge, Verkostungen und eine Podiumsdiskussion zu den Themen Ernährung, Wein, Nachhaltigkeit und Qualität angeboten. Zeitraum: 18.05.2014 - 18.05.2014 10623 Berlin www.berliner-energietage.de 63 © Stefan Schrills, HS Architekten Als zusätzlichen Service bieten wir Ihnen in jeder Ausgabe unseres CUBE Magazins auch eine Gewerkeliste von ausgewählten Objekten. Von Architekten über Sanitär- bis hin zu Heizungsfirmen finden Sie hier schnell und bequem Unternehmen, die am Bau der jeweils vorgestellten Gebäude beteiligt waren. Seite 8 Architekten: HS Architekten BDA Hirschmüller Schindele GbR www.hsarchitekten.com Aluminiumfenster und -fassade: Systal GmbH www.systal-metallbau.de Holzfenster: Lietze design Tischlerei www.tischlerei-lietze.de Aufzug: Schmitt + Sohn Aufzüge www.schmitt-elevators.com Elektroarbeiten: Strompoli Kamin: Feuerungs- und Schornsteinbau Helmut Tscherning Vorhangschienen: Silent Gliss GmbH www.silentgliss.de Dachdecker- und Klempner arbeiten: V&D Dachbau GmbH www.dachbau-wbg.de Zimmerei und Holzbau: Kai Vater Zimmerei und Holzbau GmbH & Co. KG 64 Seite 24 Architekten: Ruf + Partner Architekten www.rufpartnerarchitekten.de Trockenbau/Rohbau: BEAG Bauelemente und Bau GmbH Kleinert Bau GmbH Sanitär: Stahn GmbH www.stahn-gmbh.de Glaswände: GGP Glaserhandwerk GmbH Estrich: Schuch Estrich GmbH www.schuchestrich.de Tischler: Rodde & Friedrichsmeyer www.rf-tischlerei.de Fliesen: Bade & Co. GmbH Maler: MA-TEX und Malerei Leib www.leibmalerei.de Elektroinstallationen: BEG Elektrobau GmbH Dielenböden: Steinberg Seite 16 Architekten: Alexander John Huston www.johnhuston.eu Tischlerei: Plan B www.planb-berlin.de Sanitär, Heizung, Decke, Malerarbeiten: Wieslaw Urban Estrich, Fußbodenbelag: Karsten Wolter Malerei und Fußboden GmbH www.kww-berlin.de Elektroarbeiten: Stefan Dotterweich Leuchten, Möbel, Kunst : harryjtrip & manfred manfredsenschensen Kunsthandwerk: Guido Bretz © Thomas Hillig © Stefan Schrills Am Projekt beteiligte Gewerke © Henning Hesse GEWERKELISTE Seite 18 Architekten: Thomas Hillig Architekten www.hillig-architekten.de Stahlbau Balkone Timmler Stahlbau GmbH Fassade Dachgeschoss / Zinkblecharbeiten: Roland Flachdachbau F. Waldmann GmbH www.roland-flachdachbau.de Tischlerarbeiten Treppen, Wandverkleidungen: Holz & Raum Berlin GmbH www.holz-raum.de Malerarbeiten (innen): Berlin-Color M. Meyer Malerbetrieb GmbH www.berlin-color.de Küchen: Nötzel Einrichtungskopnzepte www.noetzel.de Fliesen: Fliesen & Kaminbau GmbH www.schmidt-glindow.de Parkett: IB Fußbodentechnik Berman www.ib-fussbodentechnik.de NEWS AKTUELLES IN BERLIN Papierarchitektur Architekturvermittlung über die Auswahl, Anordnung und Retusche bis hin zur Veröffentlichung sichtbar machen. Zu sehen sind zum Beispiel Aufnahmen von Arthur Köster, Hugo Schmölz oder der BauhausFotografin Lucia Moholy. www.bauhaus.de Architekturgespräch Steven Hall (*1947), Architektonische Komposition 1997, Papier, Aquarell, über Vorzeichnung in Bleistift 123 x 174, Signiert in Bleistift unten rechts: 12.30.97 S.H. © Tschoban Foundation WAS HEISST ARCHITEKTURFOTOGRAFIE HEUTE? 24.04.2014, 14.00 Uhr NEUERWERBUNGEN: WERKE AUF PAPIER. 1967 - 2013 Die kommende Ausstellung der Tchoban Foundation stellt ab dem 12.04.14 die zeitgenössische Architekturzeichnung mit Werken namhafter internationaler Architekten aus dem Entstehungszeitraum zwischen 1967 und 2013 in den Mittelpunkt. Gezeigt werden unter anderem Werke von Oscar Niemeyer, David Chipperfield, Zaha Hadid, Aldo Rossi oder des bislang einzigen deutschen Pritzker-Preisträgers Gottfried Böhm. Außergewöhnlich ist das Großformat des japanischen Architekturbüros Bow-Wow zum BMW-Guggenheim-Lab-Projekt in New York aus dem Jahr 2011. Auch in dieser Ausstellung findet sich eine Auswahl russischer Papierarchitektur, wie beispielsweise Architekturfantasien von Artur Skishali-Weis, Entwürfe des Chefarchitekten des Olympiageländes in Sotschi, Oleg Chartschenko, für die Olympischen Winterspiele 2014, sowie Architekturgraphik von Alexander Brodski. Die Tchoban Foundation freut sich besonders, neben einer Reihe von Ankäufen auch einige Zeichnungen der Öffentlichkeit vorstellen zu können, die der Stiftung als Schenkungen zugegangen sind. Mit der Ausstellung machen die Kuratoren einerseits den Zuwachs der Sammlung der Tchoban Foundation öffentlich und erlebbar. Zum anderen werden der Sammlungsgedanke der Stiftung und die damit verbundene aufmerksame Pflege des Genres Architekturzeichnung deutlich. www.tschoban-foundation.de Kontorhaus Chilehaus, Hamburg, 1922-1924, Architekt: Fritz Höger, Fotografie: Carl und Adolf Dransfeld, Bildnachweis: Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg FOTOGRAFIE ALS MEDIUM DER ARCHITEKTURVERMITTLUNG Fotografische Einblicke in die Vielfalt der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland gibt die Ausstellung „NEUE BAUKUNST! Architektur der Moderne in Bild und Buch“ im Bauhaus-Archiv bis zum 10.06.2014. Ausgehend von den zwischen 1925 und 1932 erschienenen Fotobüchern zur „Deutschen Baukunst der Gegenwart“ des Architekturpublizisten und Kunsthistorikers Walter Müller-Wulckow (18861964) wird anhand von zahlreichen Originalfotografien die stilistische Bandbreite der zwischen 1900 und 1930 entstandenen Bauten präsentiert: Diese reicht von innovativen Bauhaus-Gebäuden bis hin zu konservativen Variationen der Architekturmoderne. Walter Müller-Wulckow gilt heute aufgrund seiner Veröffentlichungen zum modernen Bauen und Wohnen als einer der einflussreichsten Vermittler der architektonischen Avantgarde in Deutschland. In Vorbereitung der Publikationen sammelte er tausende Architekturfotografien, von denen 451 Aufnahmen veröffentlicht wurden. Gemeinsam mit den Fotobüchern zeigt die Ausstellung nun mehr als 100 Originalfotografien, die den Entstehungsprozess der Bildbände vom Sammeln Architektur Generator Berlin lädt zum Gespräch, um aktuelle Positionen im Rahmen des fortlaufenden Projektes Architektur + Fotografie zu erörtern. Die aktuelle Ausstellung stellt noch bis zum 26.04.14 drei Positionen zeitgenössischer Fotografen gegenüber, die sich mit der Aneignung unterschiedlicher Lebensräume auseinandersetzen. Während die klassische Architekturfotografie vornehmlich unmittelbar fertiggestellte Gebäude als autonome Objekte in Szene setzt, richtet sich der Fokus der Ausstellung auf die Komposition mit blau ©Roger Frei nicht von Architekten gestaltete Umwelt. Die Arbeiten zeugen davon, dass es neben den allseits bekannten Dokumentationen herausragender Neubauprojekte ein zunehmendes Interesse an der Auseinandersetzung mit Alltagsarchitektur und ihren Nutzern gibt. Gezeigt werden Werke von Roger Frei, Andreas Gehrke und Stefan Oláh. www.architekturgalerieberlin.de 65 IMPRESSUM CUBE 01|14 Das Berliner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart Chefredaktion Gerrit Menke (verantwortlich) Folker Willenberg (verantwortlich) Briedestraße 1-9, 40599 Düsseldorf, Telefon 0211-650264-0 Verlag b1 communication GmbH Briedestraße 1-9, 40599 Düsseldorf Telefon 0211-650264-0, [email protected] Sitz und Registergericht: Düsseldorf, HRB 64429 Geschäftsführung Gerrit Menke, Folker Willenberg Redaktion Frank Peter Jäger, Daniela Endrulat, Dunja Hennes, Folker Willenberg, Gerrit Menke, Pia Degenhardt, Ute Veit, Kunst und Kultur: Heiko Cramer Gesamtanzeigenleitung Gerrit Menke Briedestraße 1-9, 40599 Düsseldorf Telefon 0211-650264-12, [email protected] Vertrieb b1 communication GmbH Briedestraße 1-9, 40599 Düsseldorf Telefon 0211-650264-0 [email protected] Art Director Folker Willenberg Gestaltung Vera von Laufenberg Druck hofmann druck, Nürnberg Urheber- und Verlagsrecht Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Annahme des Manuskripts gehen das Recht zur Veröffentlichung sowie die Rechte zur Übersetzung, zur Vergabe von Nachdruckrechten, zur elektronischen Speicherung in Datenbanken, zur Herstellung von Sonderdrucken, Fotokopien und Mikrokopien an den Verlag über. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz festgelegten Grenzen ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. In der unaufgeforderten Zusendung von Beiträgen und Informationen an den Verlag liegt das jederzeit widerufliche Einverständnis, die zugesandten Beiträge bzw. Informationen in Datenbanken einzustellen, die von Verlagen oder von kooperierenden Dritten geführt werden. Gebrauchsnamen Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dgl. in dieser Zeitschrift berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Oft handelt es sich um gesetzlich geschützte eingetragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht als solche gekennzeichnet sind. © b1 communication GmbH ebenfalls erhältlich CUBE Hamburg, CUBE Essen und das westliche Ruhrgebiet, CUBE Düsseldorf, CUBE Köln Bonn, CUBE Frankfurt / Rhein-Main, CUBE Stuttgart und CUBE München CUBE – jetzt auch im Abo Ab sofort bieten wir Ihnen CUBE auch im Abonnement an. Viermal pro Jahr senden wir Ihnen das Magazin bequem per Post nach Hause. So können Sie sicher stellen, dass jede Ausgabe von CUBE Sie unmittelbar nach Erscheinen und ohne eigenen Aufwand erreicht. Hier können Sie sich informieren: www.cube-magazin.de/abo 66 Schweizer Grillkunst. dEsIGN a N dR E as R EIC H l I N pat EN t I ERt W W W. F E U E R R I N G .C H *Die Teilnahmebedingungen finden Sie auf stilwerk.de/Berlin oder in der App. goes Tablet Touch the Trends Das stilwerk design paper erscheint jetzt im erweiterten Umfang auch als Digital-TabletEdition. Impressionen internationaler Einrichtermarken, aktuelle Design- und Messeneuheiten, exklusive Angebote, Informationen über Events und Ausstellungen können Sie kostenlos aufs Tablet laden und mit etwas Glück Design gewinnen*. Exklusives Einrichten // Wohnen // Schlafen // Küche // Bad // Office // Sound und mehr... stilwerk Berlin • Kantstraße 17 / Ecke Uhlandstraße • 10623 Berlin • Telefon 030 / 31 51 50 • www.stilwerk.de Öffnungszeiten SHOPS: Mo– Sa: 10:00–19:00 Uhr • HAUS: Mo– Sa: 08:00–22:00 Uhr, So: 11:00–22:00 Uhr