Fleischbranche unterDruck
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Fleischbranche unterDruck
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So genau weiß er das nicht. Auf seinem Hof in Melle züchtet er Schweine. 1100 Tiere passen in seinen Stall. Er ist nach Zahlen der Tierseuchenkasse einer von 73 600 Bauern, die Schweine, Rinder oder Geflügel in Niedersachsen halten, etwa 0,9 Prozent der Gesamtbevölkerung. Noch nie sah sich diese Gruppe einem solchen öffentlichen Druck ausgesetzt wie jetzt. Als Bolte den Hof übernahm, herrschte noch die politische und gesellschaftliche Maßgabe, die Landwirtschaft müsse die wachsende Bevölkerung im Nachkriegsdeutschland ernähren. Möglichst viel, möglichst günstig. Diese Kriterien haben einerseits immer noch Gültigkeit – erinnert sei nur an den massiven Preiskampf im Einzelhandel. Andererseits ist der Blick der Öffentlichkeit auf die Fleisch-Branche kritischer geworden. Massentierhaltung wurde zum Kampfbegriff, der über den Feldzug der Tier- und Umweltschützer hinaus polarisiert. Landwirtschaftslobbyisten zucken mit den Achseln. „Da können wir nicht dagegenhalten“, sagt Heike Hartsick vom Verband der Fleischindustrie (VDF). Resignation statt Gegenwehr? Es geht auch anders. Der Verband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft macht es vor. Im Sommer schmiedete man den Plan, den Menschen zu zeigen, wo ihr Brathähnchen herkommt. Fortan öffneten Ställe in Niedersachsen abwechselnd die Tore für interessierte Besucher. Der Unkenntnis vieler Kritiker, so der Verbandsvorsitzende Wilhelm Hoffrogge, sollte mit Aufklärung und Der Blick der Öffentlichkeit wird kritischer. E D I TO R I A L FLEISCHINDUSTRIE Der liebe Braten Nordwesten besonders betroffen 73 600 Bauern im Land halten Schweine, Rinder oder Geflügel. Transparenz begegnet werden. „Denn die Vorbehalte sind unberechtigt.“ Die Kritiker aber monierten, nur moderne Anlagen seien zu sehen. Die Wirklichkeit der meisten Masthähnchen in ZehntausenderStallanlagen sei trostlos. Aber immerhin: Ein Anfang war gemacht. Die Transparenzoffensive ist aber noch nicht überall angekommen. Wer etwa bei dem Unternehmen Rothkötter um einen Gesprächstermin bittet, stößt auf taube Ohren. Dabei ist der Betrieb aus dem emsländischen Haren der größte Geflügelfleischproduzent der Republik. Sein Schlachthofneubau in Wietze bei Celle sprengt alle bisher gekannten Dimensionen. Doch Öffentlichkeitsarbeit steht hintan. Fehlanzeige auch beim Konkurrenten Wiesenhof, der in der Regel eigentlich auskunftsfreudiger ist: in absehbarer Zeit kein Gesprächstermin zum Thema Imageprobleme der Geflügelbranche. Was Rothkötter bei Geflügel ist, ist Tönnies bei Schweinen – die Nummer eins in Deutschland. In der Konzernzentrale in Rheda-Wiedenbrück reagiert man auf negative Schlagzeilen durchaus. Etwa über jene über fragwürdige Unterbringungen von Schlachthofmitarbeitern im emsländischen Sögel, einem Produktionsstandort des Tochterschlachthofs Weidemark. Tönnies ist bemüht um einen guten Ruf und schickt beispielsweise Josef Springensguth vor. Er macht Öffentlichkeitsarbeit für den Fleischkonzern. Kein einfacher Job. Wer im Internetlexikon Wikipedia „Tönnies“ nachschlägt, findet unter dem Punkt „Kritik“ fast mehr Lesestoff als zur Unternehmensgeschichte. EINZELPREIS 1,90 € VON BERTHOLD HAMELMANN Der Umweltverband BUND kreidet dem Unternehmen an, von üppigen Subventionen zu profitieren. 2009 etwa habe Tönnies mit 3,3 Millionen Euro so viel kassiert wie keine andere Firma der Branche. Fast mantraartig hält Springensguth dagegen: „Wir zahlen gute Löhne, wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter.“ Angesichts des enormen Preiskampfes in der Fleischbranche gehört aber auch zur Wahrheit, dass Tönnies wie seine Mitbewerber Danish Crown oder Vion in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg die komplette Schlachtung an Subunternehmen ausgegliedert hat. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) läuft dagegen seit Jahren Sturm. Viele Probleme in einer Branche, die zudem nicht immer mit einer Stimme spricht. Was wohl auch an den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Sparten und Unternehmen liegt. Zurück zum Verband der Geflügelwirtschaft: Dessen Chef Wilhelm Hoffrogge hält den Kritikern der Massentierhaltung entgegen: „Der Pro-Kopf-Verbrauch von Hähnchenfleisch in diesem Jahr steigt.“ Trotz Kritik. Der Ställe-Boom – allein elf Millionen beantragte Plätze für Hähnchen im Landkreis Emsland – habe eine realwirtschaftliche Grundlage. Schweinehalter und Weiterverarbeiter haben da andere Probleme. „Die alte Aussage ,Gegessen wird immer‘ gilt nicht mehr“, sagt VDFSprecherin Hartsick. „Der Binnenmarkt ist gesättigt. Unsere einzige Wachstumschance liegt im Export.“ Stillstand scheint in der Fleischwirtschaft keine Option. Und Rückschritt erst recht nicht: „Es gibt kein Zurück zur Landwirtschaft wie vor 20 Jahren. Das ist nostalgischer Blödsinn“, sagt Hoffrogge. Fortsetzung Seite 2 Die lukrativste Ernte kommt von meinen Dächern! „Lebensmittel sind alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden.“ Diese lebensmittelrechtliche EU-Definition muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Immerhin geht es um Nahrungsmittel. Von gesunden Lebensmitteln steht in der Verordnung 178/2002 nichts. Lebensmittel sind längst ein Riesengeschäft. Allein die niedersächsische Fleischwirtschaft erwirtschaftet 8,7 Milliarden Euro Umsatz. Doch die Zahl darf nicht über die Probleme hinwegtäuschen. Es gärt. In deutschen Landen wird längst weit mehr Fleisch produziert als verzehrt. Die preiswerte Überproduktion landet vermehrt in außereuropäischen Staaten und torpediert dort den Aufbau eigener Versorgungsstrukturen. Die Zeche zahlen auch in unseren Regionen die Bürger. Neuund Ausbau von Tierställen sind oft höchst umstritten. Ländliche Gebiete, die für einen sanften Tourismus geradezu prädestiniert sind, klagen über massiven Verlust an Lebensqualität. „Gülle“ und „Vermaisung“ reichen als Stichworte. Die verfehlte EU-Subventionspolitik führt zudem dazu, dass die Kluft zwischen Erzeugern und Kunden immer breiter wird. Es profitieren besonders die Großen. Und die absurde „Geiz ist geil“Mentalität sorgt dafür, dass Schweine, Rinder und Geflügel weiter mit Turbogeschwindigkeit gemästet werden und als BilligBraten auf dem Tisch landen. Nur der Preis zählt – leider. Denn billig entpuppt sich schon jetzt in der Gesamtbetrachtung als sehr teuer. Solarstrom von eigenen Gewerbeflächen bringt nach wie vor gute Renditen. Mit Solarstrom-Anlagen von EMS PLUS. Fahren Sie ganz nebenbei reiche Ernte ein: mit Jahresrenditen von immer noch bis zu 10% auf Ihre Investition. 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Fest steht: In der Branche tobt ein Preiskampf, unter dem viele leiden. Hauptsache billig – diese Devise gilt nicht nur in der Tiefkühltruhe des Supermarkts. Vom Maststall über den Schlachthof bis hin zur Weiterverarbeitung muss die Branche preisoptimiert denken. Kostenfaktoren gilt es, auf ein Minimum zu reduzieren. Unter Fachleuten herrscht Uneinigkeit darüber, was diesen Trend ausgelöst hat. Viele sagen, es sei der Einstieg der Discounter in den Fleischverkauf gewesen. Andere sehen die Schuld bei den vielen Konsumenten, die in erster Linie auf den Preis achten. Als die Discounter in das Geschäft mit Hähnchenflügeln und Schweineschnitzeln einstiegen, begann in der Landwirtschaft ein Bauboom, dessen Auswirkungen bis heute zu spüren sind. Ein Megaschlachthof wie der in Wietze (Landkreis Celle) der emsländischen Rothkötter-Gruppe wäre ohne Großabnehmer kaum denkbar. Mit der Geflügelware aus den Tiefkühlregalen verdoppelte sich der Geflügelfleischkonsum in Deutschland innerhalb von 20 Jahren. Laut Bundesamt für Statistik verzehrten die Bundesbürger 2010 im Schnitt 19,3 Kilogramm. Wie entstehen die niedrigen Preise? In erster Linie durch Masse. Beispiel Hähnchen: Über 30 Millionen Mastplätze gibt es allein im Landkreis Emsland – eine Vervielfachung binnen weniger Jahre. Die durchschnittliche Mastzeit, bevor es zum Schlachthof geht, ist kurz. Etwa siebenmal im Jahr werden die Ställe neu besetzt. Auch bei den Mastschweinen drücken die Produzenten aufs Tempo. Es gibt Tiere, die pro Tag ein Kilogramm an Gewicht zunehmen. Für Gegner der Massentierhaltung bieten solche Umstände ideale Angriffsflächen. Dicht gedrängt stehen die Masthähnchen im Stall – oft zu schwer, um ihre eigenes Gewicht zu tragen. Auch die Mast von Schweinen wirkt auf viele abschreckend, wenn etwa für Medikamente gegen Kannibalismus geworben wird, damit die Tiere sich im engen Stall nicht gegenseitig anknabbern. Aus Sicht der Tierschützer sind die Hühner, Schweine und Rinder die Verlierer. In den Augen der Gewerkschaften sind es hingegen die Arbeitnehmer. Zum Töten und Zerlegen der Schweine ist in kaum einem Schlachthof der Region noch ein deutscher Schlachter angestellt. Die Fleischkonzerne heuern Subunternehmer an, die ihre Angestellten – überwiegend aus Ost- und Südosteuropa – in die Betriebe schicken. Werkvertrag nennt sich das. Eines der jüngsten Beispiele ist der Vion-Schlachthof bei Emstek. Vergeblich machte sich der Betriebsrat hier für die Stammbelegschaft stark. Auch sie wird ausgetauscht. Laut Gewerkschaft NGG könnten durch die Auslagerung an 2 Machen Front: Gegner eines Geflügelschlachthof-Neubaus in Wietze demonstrieren vor dem Niedersächsischen Landtag in Hannover. Subunternehmer die Kosten für die Schlachtung eines Schweins von derzeit zwei bis 2,50 Euro auf etwas mehr als einen Euro gesenkt werden. Vion selbst will das nicht bestätigen, sondern verweist darauf, dass Werkverträge bei der Konkurrenz längst Praxis sind. Ein weiteres Problem, dass zuletzt in den Fokus gerückt ist: ie ab! S n ie Konzeption und Pr e odu hd b kti c r on e du in d ensfilme. rnehm nte Wi r rU lle ue id iv Bei der Vielzahl an Angeboten ist es wichtig, sich von der Konkurrenz abzuheben. Präsentieren Sie Ihr Unternehmen auf eine einzigartige Weise: • mit einem Imagefilm, der Ihr gesamtes Unternehmen in Szene setzt, • mit einem Spot, der die Vorteile Ihres neuen Produktes hervorhebt oder • einem Video, das gezielt die Personalsuche unterstützt. Unser professionelles Team begleitet Sie gerne von der ersten Ideen entwicklung bis zum fertigen Film. Mit diesem können Sie bei uns auch im Kabel und WebTV werben. Wir sollen auch Sie abheben? Dann sprechen Sie uns gerne an: Für das Emsland: 05 91/964 957-0 · [email protected] Für die Region Osnabrück: 05 41/310 438 · [email protected] Nicht alle Subunternehmer sorgen für eine ordnungsgemäße Unterbringung ihrer Angestellten. Das Thema erreicht die Politik. Erste Stimmen fordern – wenn auch kaum durchsetzbar – den Mindestlohn für Werkvertragsschlachter. Käme es dazu, wäre diese Methode der Kostensenkung aller Voraussicht nach am Ende. Während in den vergangenen Jahren immer mehr Schlachter aus Schlachthöfen ihre Arbeit aufgeben mussten, können auch die Landschlachter mit ihren Ladenlokalen um die Ecke im Preisduell mit Supermärkten und Discountern nicht mehr bestehen. Nach Angaben des Deutschen Fleischerverbandes sank die Zahl der Selbstständigen in Niedersachsen von 1580 auf 1230 – innerhalb der vergangenen zehn Jahre, also dem Zeitraum, in dem die Mastställe im Nordwesten aus dem Boden schossen. Aber auch für die Landwirte zahlt es sich immer weniger aus, auf das Pferd Massentierhaltung gesetzt zu haben. Zum einen, weil Proteste sich mehr und mehr auch gegen sie richten. Zum anderen, weil trotz Masse die Produktionskosten steigen. „Wir müssen ganz schön kämpfen“, beschreibt Hermann-Josef Bolte das Befinden der Schweinezüchter in der Region. Die finanziellen Probleme rührten in vielen Fällen von den hohen Futterpreisen her. Das bestätigt Wilhelm Hoffrogge vom Verband der Geflügelwirtschaft. Allein 2012 seien die Kosten für Tiernahrung um 30 Prozent gestiegen. Ein heftiger Schlag ins Kontor, denn „Futtermittel machen 60 bis 65 Prozent der Erzeugungskosten aus“. Und diese Mehraufwendungen ließen sich kaum an den preisbewussten Einzelhandel weitergeben. Der reagiere ohnehin nur auf den Wunsch des Verbrauchers, Foto: dpa findet Bolte, der Vorsitzender beim Kreisverband Melle des Landvolks ist. Und der lautet seiner Ansicht nach: möglichst günstiges Fleisch. Diese Maßgabe werde verdreht und den Landwirten von ihren Kritikern zum Vorwurf gemacht. „Wenn wir von Wirtschaftlichkeit sprechen, dann bedeutet das, dass wir mit unserem Betrieb eine Familie ernähren müssen.“ Allerdings ist er auch dafür, die Kritik ernst zu nehmen. „Damit müssen wir uns beschäftigen. Das Problem: Tierschützer sehen das Thema emotional, wir Landwirte aber wirtschaftlich.“ Diese Standpunkte würden kollidieren, „das müssen wir versachlichen“. Nach fünf Stallbränden ermittelt die Polizei. Der Verdacht: Brandstiftung. Was sonst passieren könnte, wird in der Geflügelbranche deutlich: Bei fünf abgebrannten Mastställen ermittelt die Polizei nach Angaben des Innenministeriums derzeit wegen des Verdachts der Brandstiftung. Zuletzt gingen drei leere Ställe in Klein Fullen in Flammen auf, Sachschaden: über eine Million Euro. Im Internet findet sich eine Selbstbezichtigung aus dem Kreis der militanten Tierschützer. Trotz aller Probleme der Schweine- und Geflügelzüchter kann sich Hartmut Zingel entspannt zurücklehnen. Er ist Geschäftsführer beim Züchterverbund WeserEms-Union, einem Zusammenschluss von Landwirten, die aufs Rindvieh gesetzt haben. Ja, auch hier seien die Rohstoffkosten gestiegen, berichtet Zingel. Aber zugleich erhielten die Bauern derzeit einen verhältnismäßig guten Preis für ihre Milch. Und außerdem boome der Rinderexport: Die Schwarz-Bunten, das Aushängeschild der Weser-Ems-Union, sei ein Verkaufsschlager im Ausland. Protest? Der komme bei den Rinderzüchtern nicht so massiv an wie etwa bei Hähnchenmästern: „Das hat für mich psychologische Gründe. Bei uns kann die Bevölkerung sehen, wie es den Tieren geht.“ Er verweist auf die Tradition der offenen Höfe, bei denen Besucher einmal im Jahr auf Tuchfühlung mit den Rindern gehen können. Und noch einen Punkt führt Zingel an: „Damit unsere Kühe ein Maximum an Milch geben, muss es ihnen richtig gut gehen.“ Der Unions-Geschäftsführer verweist beispielsweise auf Bürsten, die mittlerweile in fast jedem Stall Standard seien. Daran können sich die Kühe schrubben. Vorbildlich vielleicht, aber nicht für Geflügel- und Schweinezüchter. Für den Wohlfühl-Faktor ist in einem Stall mit 80 000 Hähnchen kein Platz. Zweitwichtigster Brötchengeber 110 000 Gemessen an den Beschäftigtenzahlen ist die Ernährungsindustrie nach der Autobranche der zweitgrößte Arbeitgeber in Niedersachsen 68 000 Fleischbranche 22 600 Ernährungsindustrie Keiner ist näher dran! 1) in Betrieben mit mindestens 20 Mitarbeitern Automobilindustrie Quelle: Niedersächsisches Kompetenzzentrum Ernährungswirtschaft · Grafik: Neue OZ/Michel 3 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 MACHER & MÄRKTE In aller Munde Wie der Pralinenhersteller Leysieffer zur Weltmarke aufstieg VON WALTRAUD MESSMANN OSNABRÜCK. Was haben dunkle Schokolade und gute Rotweine gemeinsam? Ähnlich wie Wein wird hochprozentige Schokolade bei entsprechender Lagerung und Pflege mit den Jahren immer besser. Entdeckt hat das der Osnabrücker Axel Leysieffer. Was für die beiden Genussmittel gilt, trifft auch auf die Marke Leysieffer zu: 1909 als Konditorei-Café mit sechs Tischen gegründet, gehört das Unternehmen heute zur Crème de la Crème der Chocolatiers und Pralinenmacher. Konditormeister Ulrich Leysieffer hat das wohl nicht zu träumen gewagt, als er am 1. April 1909 mit seiner Frau Emilie in einem kleinen Café im Osnabrücker Zentrum die ersten Gäste bediente. 1912 zog das Paar in ein größeres Gebäude mit Backstube in der Krahnstraße 41 um, wo das Café auch noch heute zu finden ist. Hier begann man 1936 auch mit der Herstellung von köstlichen Pralinen. Im Zweiten Weltkrieg zerstört, bauten Karl und Ursula Leysieffer 1950 das Geschäft am gleichen Standort wieder auf. Im gleichen Jahr werden die ersten „Himmlischen“ produziert, köstliche in Zu- cker gewälzte Pralinen mit cremig-schmelzender Füllung. Mit ihnen sind die Pralinenmacher aus Osnabrück auch heute noch in aller Munde. Vom Erfolg der „Himmlischen“ beflügelt, entwickelt sich Leysieffer zu einer Weltmarke. Die Geschäfte liefen so gut, dass 1973 die Produktion nach Osnabrück-Atter verlegt werden musste. Inzwischen gibt es von Sylt bis Rottach-Egern 19 Confiserien und sechs Leysieffer-Bistros. Das Unternehmen beschäftigt deutschlandweit circa 450 Mitarbeiter. Die Maxime von Unternehmensgründer Ulrich Leysieffer „Qualität geht über alles“ ist auch für Axel Leysieffer und seinen Sohn Jan, der das Unternehmen heute in vierter Generation leitet, weiterhin das Credo unternehmerischen Handelns. Und weil Qualität ohne gute Zutaten nicht zu machen ist, lassen sie sich auf den Preiswettbewerb im Einzelhandel gar nicht erst ein. „Nichtsdestotrotz sind wir stolz darauf, dass wir es branchenunüblich trotz der für uns gestiegenen Produktionskosten geschafft haben, die Preise für unsere Kunden in den letzten zwei Jahren stabil zu halten“, betont Jan Leysieffer. Alle Produkte werden mit hochwertigen Ingredienzien und in Handarbeit hergestellt. Künstliche Aromastoffe und Konservierungsstoffe findet man in der Backstube in Atter nicht. Auch die Gentechnik muss draußen bleiben: „Gentechnisch veränderte Zutaten gibt es bei uns nicht – und wird es auch nie geben. Das lassen wir uns von all unseren Rohstofflieferanten garantieren und entsprechend zertifizieren“, erläutert der Konditormeister. Um hohe Qualität zu gewährleisten, produziere das Unternehmen auch ganz bewusst in Deutschland, so der Geschäftsführer. „Es kam für uns nie infrage, im Ausland zu produzieren.“ Damit alles frisch beim Kunden ankommt, wird nicht auf Vorrat, sondern nach Bestelleingang produziert. In der Produktionsstätte ist vor Weihnachten Marzipanhauptsaison. Flinke Hände modellieren Pilze, Igel und Kastanien. In einem aufwendigen Verfahren wird hier auch Baumkuchen hergestellt: Der König seiner Art wird in bis zu 40 Lagen an einem sich drehenden Spieß, der sogenannten Walze, Schicht für Schicht gebacken. Das führt zu der den Jahresringen von Bäumen ähnelnden Optik, der der traditionsreiche Kuchen seinen Namen verdankt. Daneben entstehen rund 300 verschiedene Pralinen und Schokoladen in Handarbeit. 70 bis 80 Kuchen und Torten nicht zu vergessen. Heute bestellt morgen geliefert ELA-Büro-, Wohn-, Mannschafts-, Sanitär-, Lager-Container, Kindergärten, Schulen, Verkaufsräume, Bankgebäude, Jugend-, Freizeit- und Seniorenresidenzen. Lieferung sofort, europaweit. In vierter Generation leitet Jan Leysieffer das Osnabrücker Unternehmen. Das große Bild zeigt eine Schokoladenkomposition mit Cranberries. Doch wer ist eigentlich der Schöpfer all dieser Köstlichkeiten? „Mein Vater und ich lassen uns gerne inspirieren – sei es bei einem Spaziergang in der Natur oder einem Ausflug auf den Wochenmarkt. Danach wird zu Hause oder mit unseren Konditormeistern in der Produktion ausprobiert Fotos: Leysieffer und getestet“, erzählt Jan Leysieffer. Am Ende einer solchen Experementierphase stehen dann nicht selten exotische Geschmackskompositionen: Vollmilchschokolade mit rosa Pfeffer oder Rosenöl, halbherbe Schokolade mit Kardamom oder indischen Gewürzen und Blutorange oder weiße Scho- kolade mit Mokka und original Jamaica-Rum. „Im Leysieffer’ schen Schokoladen-Sortiment setzen wir ganz bewusst eine Vielfalt natürlicher Aromen ein“, sagt der Chef nicht ohne Stolz. Sein Vater Axel Leysieffer entwickelte in Anlehnung an die Azteken die erste moderne Schokolade mit Chili. Mit der jüngsten Produktlinie hat man nun auch die Genießer mit Lebensmittelunverträglichkeiten ins Visier genommen: „Im letzten Jahr haben wir unsere laktosefreie Produktlinie – bestehend aus fünf Schokoladenund fünf ganz neu entwickelten Pralinensorten – auf den Markt gebracht. Das war ein wichtiger Schritt, doch sicherlich nicht der letzte in diese Richtung“, kündigt Jan Leysieffer weitere Aktivitäten auf diesem Gebiet an. Natürlich sind die innovativen Pralinenmacher aus Osnabrück auch schon längst im Internet unterwegs: Seit 1998 bietet das Unternehmen seine Produkte auch in seinem Onlineshop an. „Der neue Vertriebskanal hat sich schon deutlich bemerkbar gemacht“, zeigt sich Jan Leysieffer zufrieden. „Ich bin aber fest davon überzeugt, dass das für uns noch ein ganz großer Zukunftsmarkt ist.“ Kostenlos im App Store ! herunterladen 40 Stadt und Land Osnabrück in einer App bündelt Informationen für Ihr Leben in der Region. 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Es ist frühmorgens, das Osnabrücker Restaurant der Kette Vapiano hat noch nicht geöffnet. Rehkämper ist Teil einer gastronomischen Erfolgsgeschichte aus Deutschland, die sich auf der ganzen Welt fortsetzen könnte. Jung. Kreativ. Mutig. Drei Gastro-Start-ups made in Osnabrück Jungunternehmer mit Lebensmitteln auf Erfolgskurs. Wagnis direkt im Anschluss an das Studium. Osnabrück ein gutes Pflaster, um Dinge auszuprobieren. VON STEFANIE HIEKMANN OSNABRÜCK. Die drei jungen Os- nabrücker Unternehmen „yolibri“, „YouShiMe“ und „CoffeeBike“ haben auffällig viele Gemeinsamkeiten: Alle drei sind in den vergangenen zwei Jahren von jungen Männern unmittelbar nach dem Studium in Osnabrück gegründet worden. Alle drei verkaufen Lebensmittel, und alle drei sind gerade dabei zu expandieren. Osnabrück als Startrampe für Gastro-Unternehmensgründer? Sie sind jung, kreativ und mutig: Die Gründer von „yolibri“ (Frozen Yogurt), „YouShiMe“ (gefüllte Reisrollen) und „Coffee-Bike“ (Kaffee vom Fahrrad in der Fußgängerzone) haben mit 25, 26 und 27 Jahren einiges gewagt: Im direkten Anschluss an ihr BWL-Studium haben die jungen Männer aus Rheine, Ennigerloh und Osnabrück einen Unternehmensplan geschrieben, Standortanalysen durchgeführt und sich in die Selbstständigkeit gewagt. Wie es bislang aussieht: für alle ein Erfolgsweg. Drei Kurzporträts. Yolibri Bereits zum Ende des Studiums haben sich Christoph und Robert Düsterberg umgehört, wo der richtige Ort für ihr gemeinsames Unternehmen sein könnte. Die Brüder haben in Münster BWL studiert und sind im Auslandssemester in Kalifornien auf den amerikanischen Trend „Frozen Yogurt“ aufmerksam geworden. Kalt wie Eis, aber geschmacklich eindeutig wie Joghurt – kein Wunder, denn hinter „Frozen Yogurt“ verbirgt sich auch nichts anderes als eiskalter, cremig gerührter Joghurt. „So et- „Irgendwann treffen wir uns wieder und gründen etwas.“ was fehlt in Deutschland“, hatten sie sich schon vor Ort in Kalifornien gedacht. Zum Ende des Studiums wurde dieser Gedanke dann wieder aktuell: „Wir haben natürlich erst mal den Schwerpunkt auf Münster gelegt, aber es war einfach nichts Passendes zu bekommen“, berichtet Christoph Düsterberg über die Standortsuche. Das, was sie brauchten, war eine 1a-Innenstadt-Immobilie. Nach einiger Zeit bekamen sie von einem Makler den Hinweis, sich an die „L+T-Markthalle“ in Osnabrück zu wenden. „Das war ein großes Glück“, betont Christoph Düsterberg. Denn in der Markthalle bekamen sie die Möglichkeit, auf einer Aktionsfläche zwei Monate ihr Produkt zu testen. „Uns gefiel die Idee, und wir wollten das Vorhaben unterstützen, weil es gut in das Gefüge der Markthalle passte“, sagt L+T-Geschäftsführer Mark Rauschen. Die Probephase verlief für yolibri so gut, dass sie rasch mit den Verantwortlichen der Markthalle über einen festen Stand verhandelten. Mit Erfolg: Nach der Probephase wurde aus dem Provisorium ein festes Ladenlokal. Mittlerweile ist zudem ein zweiter „yolibri“-Laden in der Kamp-Promenade und eine „Fruchtbar“ in der Markthalle hinzugekommen. Über 30 junge Menschen arbeiten mittlerweile für das junge Unternehmen der Düsterbergs. http://www.yolibri.de/ YouShiMe Für Marc Schrulle und Christoph Hödl beginnt der erste Schritt zum eigenen Unternehmen ebenfalls im Auslandssemester – in ihrem Fall in Australien. Die Zeit zwischen den Lehrveranstaltungen verbrachten Unternehmen made in Osnabrück: Yolibri, Coffee-Bike und YouShiMe Fotos: Michael Hehmann, H Stefanie Hiekmann, Jörn Martens die Studenten aus Ennigerloh gern in einem Starbucks-Café, wo sie Arbeiten schrieben, lasen oder lernten. Gegenüber konnten sie täglich den Andrang vor einem Sushi-Takeaway-Shop (Sushi zum Mitnehmen) beobachten, der sie letztlich zu ihrer Unternehmensidee inspirierte. Nun ist Sushi bei vielen Deutschen so eine Sache: Die einen lieben es, die anderen schrecken zurück. Dass das nicht am Reis liegt, war Marc Schrulle und Christoph Hödl schon damals klar. Warum also nicht den Versuch wagen, Sushi mal westlich zu interpretieren und mit Zutaten zu füllen, die sonst auch gern gegessen werden: Fleisch, Gemüse, Frischkäsekreationen wären eine Idee. Mit dem Gedanken im Gepäck kamen die Studenten zurück nach Deutschland und ließen die Idee reifen. Als sie so weit war, dass die Ideenzünder bereits auf Standortsuche waren, kam auch für sie Osnabrück als möglicher Start-Ort ins Spiel. „Wir hatten die Möglichkeit, sofort in der Markthalle anzufangen und unser Produkt auszuprobieren“, berichtet Schrulle. „Eine große Chance“, wie er betont. Denn die Suche nach einer geeigneten Immobilie erwies sich zuvor schon als schwer: „Als Start-up im Gastrobereich ist es unheimlich schwer, etwas Passendes zu finden. Erst recht, wenn man noch keine Erfahrungen vorweisen kann“, sagt Marc Schrulle. Und gerade bei ihrem Produkt sei es im Vorfeld zudem auch nicht absehbar gewesen, wie es angenommen wird: „Reisrollen sind eben weder mit Currywurst, Eis oder Pommes vergleichbar.“ Doch anfängliche Berührungsängste einiger Osnabrücker haben sich immer mehr gelegt: Auch für „YouShiMe“ hat sich die Testfläche in der Markthalle schnell zum richtigen Restaurant verwandelt. „Osnabrück war für uns ein optimaler Standort, um zu starten“, sagt Marc Schrulle. „Man war nicht anonym, man hat die Kunden schnell kennengelernt und konnte Feedback direkt umsetzen!“ In größeren Städten wie Berlin, Hamburg oder München hätte das niemals so funktionieren können, weiß der Unternehmensgründer. Seit November sind Schrulle und Hödl zudem auch mit einer Filiale in Essen im Ruhrgebiet vertreten. http://www.youshime.de Coffee-Bike „Eines Tages treffen wir uns wieder und gründen was!“ Das haben die beiden Osnabrücker Jan Sander und Tobias Zimmer sich nach ihrem Abitur am Graf-Stauffenberg-Gymnasium versprochen. 2009, nachdem beide ihre Ausbildungswege an unterschiedlichen Stellen beendet hatten, trafen sie sich wieder – wie besprochen. Ein gemeinsamer Urlaub in Dänemark brachte sie dann auf die Idee, sich mit einem selbst gebauten, antik angehauchten Kaffee-Fahrrad selbstständig zu machen. In der Garage der Eltern fingen die Freunde an zu basteln: Wie konnten sie aus einem normalen Fahrrad ihr persönliches „Coffee-Bike“ kreieren? Im Herbst 2011 hatten sie nicht nur den ersten Prototyp, sondern zugleich auch das gesamte Unternehmenskonzept fertig vorliegen. Nun ging es richtig los: Denn es sollte von Anfang an nicht bei einem Rad bleiben. „Wir haben immer so geplant, dass Coffee-Bike ein großes, schnell wachsendes Franchise-Unternehmen wird“, erklärt Tobias Zimmer. Keine zwei Jahre nach dem Unternehmensstart, den die jungen Osnabrücker beinahe parallel in Osnabrück und in Hannover durchgeführt haben, können sie mit Fug und Recht sagen, dass dieser Plan aufgegangen ist: „Wir haben bereits jetzt über 25 Franchisenehmer.“ Allein in Deutschland sei das CoffeeBike bereits jetzt in 21 Städten vertreten. Hinzu kämen die Franchisenehmer aus Rumänien, den Niederlanden, Frankreich und Tschechien. Dass Tobias Zimmer und Jan Sander in Osnabrück gestartet haben, hatte vor allem persönliche Gründe: „Wir kommen beide hierher und sind hier beide aufgewachsen. Jetzt haben wir in unterschiedlichsten Städten studiert – nur nicht in Osnabrück.“ Mit ihrem Unternehmensstart wollten sie wieder dahin zurückkehren, wo sie Ort und Leute kennen. Zudem sei Osnabrück in seiner Größe zum Starten einfach sehr attraktiv gewesen: „Die Miete für unser Büro und das Lager wäre in Hamburg wohl ziemlich teuer geworden – vor allem für junge Menschen, die gerade erst anfangen.“ htttp://www.coffee-bike.com/de Er geht durch den großen Gästesaal, um zwei Cappuccinos zu holen – der Raum ist unterteilt in einen Bereich mit Esstischen, Bänken und Stühlen aus Eichenholz sowie einem Lounge-Teil mit niedrigen Sesseln und Sofas. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos aus Italien, die Menschen in Cafés oder am Strand zeigen. Vom „Piazza-Gefühl“ wird Rehkämper später noch sprechen, als er das Konzept der Restaurantkette beschreibt. Er ist 46 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder. Rehkämper kommt ursprünglich aus Ennigerloh (Kreis Warendorf), machte nach dem Abitur eine Ausbildung im RestaurantManagement bei McDonald’ s. Als er 2003 das erste Mal in Hamburg ein Vapiano betreten habe, sei das „wie eine Offenbarung“ gewesen, sagt er. „Der Stil, die Atmosphäre, das leckere italienische Essen, zubereitet in der offenen Küche – mir ist schnell klar gewesen, dass ich mich mit dieser Idee selbstständig machen möchte.“ Heute betreibt Rehkämper drei Vapianos – neben Osnabrück auch Münster und Bielefeld, das erst kürzlich eröffnet hat. Zwei weitere Restaurants habe er in Planung, sagt der Unternehmer: Ein zweites in Münster sowie eines, „dessen Lage ich noch nicht verraten will, außer dass ich Richtung Paderborn schaue“. Denn wie für andere Restaurants gelte auch für Vapianos: „Die Lage ist ganz, ganz wichtig.“ Ihren Ursprung hat die Kette – deren italienischer Name so viel wie „Geh es locker an“ bedeutet – in Hamburg, wo 2002 das erste Vapiano-Restaurant eröffnete. Die Unternehmer Gregor Gerlach, Friedeman Findeis, Klaus Rader und Kent Hahne hatten die Idee entwickelt, wobei sie auch Berufserfahrung einbrachten, die sie bei McDonald’ s gesammelt hatten. Wie die US-Hamburgerkette bedient sich auch Vapiano des sogenannten Franchise-Prinzips: Interessierte müssen sich bei der Geschäftsführung um eine Lizenz bewerben. Sie können dann einerseits vom gastronomischen Konzept profitieren, müssen sich andererseits aber an Auflagen halten. So bleibt gewährleistet, dass sich alle Restaurants ausreichend ähnlich sind. „Wir wollten von Anfang eine gastronomische Idee umsetzen, die sich bewusst multiplizieren lässt“, erinnert sich Miterfinder Gregor Gerlach. Die italienische Küche habe sich dafür am besten angeboten, auch weil sie so „einfach und ehrlich“ sei. „Anders als etwa die asiatische Küche verwendet sie keine seltenen Gewürze“, sagt Gerlach. Auch deshalb könne die Zubereitung der Gerichte gut in einzelne Arbeitsschritte zerlegt werden, was bei der Systemgastronomie entscheidend sei. Im Jahr 2004 eröffnete das erste Franchise-Vapiano in Düsseldorf – seither hat die Kette einen bemerkenswerten Aufstieg hinter sich: Inzwischen gibt es 120 Vapianos in 28 Ländern, davon mehr als 50 in Deutschland. Weltweit beschäftigt das Unternehmen 8000 Mitarbeiter Joachim Rehkämper mit einer Mitarbeiterin seines Osnabrücker Vapianos vor dem Kräutergarten, der Teil des gastronomischen Konzepts der Kette ist. „Vapiano hat die Chance, eine weltweit bekannte Marke zu werden.“ und machte zuletzt nach eigenen Angaben einen Jahresumsatz von rund 300 Millionen Euro. Und weiteres Wachstum ist geplant. Inzwischen gehört die Kette neben Gerlach – dem Vorstandsvorsitzenden – auch der Vermögensverwaltung Mayfair des Tchibo-Erben Günter Herz sowie dem WellaErben Hans-Joachim Sander. Gemeinsam wollen sie Vapiano zu neuen Gipfeln führen: Bis 2015 sind weltweit 250 Restaurants geplant, wobei das Unternehmen neben Europa auch Asien und die USA verstärkt in den Blick nimmt. Bei der genauen Zahl für Deutschland will sich Gerlach nicht festlegen. „Aber es wird sicher das Land mit den meisten Restaurants bleiben“, erläutert der Firmenchef. Den Erfolg von Vapiano erklärt er sich vor allem mit der „ganzheitlichen Herangehensweise“ in seinem Unternehmen. Einerseits werde natürlich besonders auf das Essen geachtet. „Sämtlicher Pastaund Pizzateig sowie alle Soßen werden täglich frisch in den einzelnen Vapianos zubereitet“, sagt Gerlach. Das mache die Gerichte zwar etwas teurer als beispielsweise McDonald’ s. Doch der Unternehmenschef ist überzeugt: „Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei uns stimmt.“ Andererseits spiele in den Restaurants das Besuchserlebnis eine zentrale Rolle. „Daher achten wir auch besonders auf ein hochwerti- ges Design, das der Südtiroler Architekt Matteo Thun für uns entwickelt hat.“ Vapiano wolle gutes Essen in angenehmer Atmosphäre bieten. „Die Kommunikation unter den Gästen ist uns wichtig.“ Markus Zeller, Professor für Systemgastronomie an der Hochschule Heilbronn, sieht in Vapiano „eine der interessantesten Fortentwicklungen in der Systemgastronomie der vergangenen Jahre“. Die Kette treffe mit ihrem Frische-Konzept und der modern interpretierten italienischen Atmosphäre sehr gut den Zeitgeist. „Vapiano bewegt sich im Bereich der sogenannten FastCasual-Restaurants, die schon in den vergangenen Jahren stark im Trend lagen, mit Elementen aus dem Fast Food – wie Selbstbedienung – erweitert um ein hochwertiges Ambiente.“ Beim Gast akzeptiert sei auch das Bezahlverfahren in den Restaurants: Der Kunde erhält am Eingang eine Chipkarte, auf die er Gerichte und Getränke buchen lässt. Beim Verlassen des Vapianos wird die Karte zum Bezahlen an der Kasse abgegeben. „Das erlaubt dem Besucher eine ungewöhnlich große Freiheit beim Kommen und Gehen. Ich bin mir sicher, dass wir diese Bezahlart künftig noch stärker bei systemgastronomischen Unternehmen sehen werden.“ Das hält auch Branchenexpertin Gretel Weiß für wahrscheinlich. Die Herausgeberin des Fachblatts „food-service“ hält Vapiano für „die systemgastronomische Erfolgsgeschichte seit der Jahrtausendwende schlechthin“. Und das Unternehmen habe großes Potenzial: „Pizza und Pasta sind weltweit beliebt“, sagt sie. Anders als beispielsweise bei Sushi müsse sich die Kette den Markt nicht erst erschließen. „Von Europa über Asien bis Süd- und Nordamerika mögen die Menschen italienische Küche. Sie ist ein Sympathieträger – das kann man beispielsweise von Hamburgern nicht uneingeschränkt sagen.“ Daher glaube sie auch, dass Vapiano noch erheblich wachsen werde. „Wo da die Grenzen liegen, will und kann keiner so genau definieren. Ich glaube aber, dass Vapiano eine Riesenchance hat, in den nächsten zehn Jahren eine weltweit bekannte Marke zu werden.“ Das schnelle Wachstum hält Firmenchef Gerlach auch für eine der größten Herausforderungen der kommenden Jahre. „Ganz entscheidend ist, dass das Konzept nicht verwässert wird. Jedes Vapiano soll sofort als solches erkennbar sein.“ Das sei nicht immer leicht durchzusetzen. „So hatten wir eine Zeit lang eine intensive Diskussion über Frische.“ Im Unternehmen sei überlegt worden, ob nicht beispielsweise Soßen doch fertig angeliefert werden könnten. „Aber nein, die Restaurants müssen jedes Produkt selbst zubereiten.“ Sie erhielten daher beispielsweise keine fertige Tomatensoße, sondern Tomaten. „Ich bin froh, dass diese Diskussion vom Tisch ist.“ Auch der Betreiber des Osnabrücker Vapianos, Joachim Rehkämper, sieht in der frischen Zubereitung des Essens einen entscheidenden Vorteil des Vapiano-Konzepts. Die Firma setzt ihn in den Restaurants auch offensiv als Verkaufsar- Fotos: Egmont Seiler gument ein: So gibt es in jedem Vapiano einen kleinen Kräutergarten hinter Glas, in dem Basilikum- oder Rosmarinpflanzen stehen. Zudem müssen Restaurantbetreiber mindestens einen echten Olivenbaum in den Gästesaal stellen. „Ich habe mich gleich für zwei entschieden, weil ich sie so hübsch finde“, sagt Rehkämper. Mit Investitionskosten von durchschnittlich 1,5 bis 2 Millionen Euro müsse man pro Restaurant schon rechnen, erläutert er. „Da ist einiges an unternehmerischem Risiko dabei.“ Bisher habe er aber Glück gehabt – alle seine Vapianos liefen gut. „Bei der Eröffnung in Bielefeld hatte ich neulich das Gefühl, die Menschen hätten nur darauf gewartet.“ Bei den Menschen spreche sich offenbar herum, dass Vapiano ein überzeugendes Konzept sei. „Und das, obwohl wir überhaupt keine Werbung in Zeitschriften oder Fernsehen machen.“ Die Leute erzählten sich eben positive Dinge über Vapiano. „Etwas Besseres kann doch einem Restaurant gar nicht passieren.“ Auch der Pastateig wird täglich frisch in den Vapiano-Restaurants zubereitet. Dabei können die Gäste durch eine Glasscheibe zusehen. 6 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 MACHER & MÄRKTE Fuchs hat das Sagen Das Machtzentrum des europäischen Gewürzhandels liegt vor den Toren Dissens – Osnabrück als Testmarkt für Fuchs Gewürze VON CHRISTIAN SCHAUDWET DISSEN. Still und leise ist in Dis- sen über 60 Jahre der inzwischen zweitgrößte Gewürzkonzern der Welt herangewachsen. Das Erfolgsrezept von Fuchs Gewürze: Das Unternehmen macht fast alles selbst. Jetzt erprobt es eine neue Marketing-Strategie. Für einen, der drei Viertel des deutschen Gewürzmarkts beherrscht und beim Umsatz nur von einem Konkurrenten auf der Welt übertroffen wird, erregt Dieter Fuchs wenig Aufsehen. Öffentlichkeit ist des 84-Jährigen Sache nicht. Vom 60. Jubiläum seines Unternehmens in diesem Jahr nahmen wenige Notiz. Ein einziges Interview nur hat der gebürtige Osnabrücker in seinem Leben gegeben. Der Vergleich mit Karl und Theo Albrecht liegt nah: Wie die scheuen Aldi-Brüder begann Fuchs nach dem Zweiten Weltkrieg mit leeren Händen und schuf aus den Trümmern Deutschlands ein Lebensmittel-Imperium. Sein heutiges Vermögen wird auf eine halbe Milliarde Euro geschätzt. Alles begann 1952 im Städtchen Dissen, dorthin hatte es den jungen, im Krieg verwundeten Mann verschlagen. Noch heute laufen am Teutoburger Wald die Fäden Visitenkarte eines Weltkonzerns: die 2009 errichtete Eingangshalle bei Fuchs Gewürze in Dissen. zentrale Integrationsfigur, die Mitarbeiter wollen ihn sehen“, sagt Nils Meyer-Pries, Sprecher der Geschäftsführung und Finanzchef bei Fuchs Gewürze. Fuchs sei „nah an den Menschen“. Sie können ihn ansprechen, etwa dann, wenn der Patriarch über eine der langen Galerien vorbei an milchverglasten Großraumbüros in die Räume der seiner Macht zusammen. Die schmucklose, weitläufige Unternehmenszentrale mit der acht Stockwerke hohen Mahlfabrik lässt keinen Zweifel daran, dass sie das Herz eines Weltkonzerns beherbergt. So scheu wie in der Öffentlichkeit ist Fuchs dort nach Bekunden seiner Manager nicht: „Er ist die D BÄDER UN FLIESEN: E! Markenware direkt vom BÄDER UND FLIESEN: Hersteller, RANTI mit TIEFPREIS-GA Markenware direkt vom Hersteller, mit TIEFPREIS-GARANTIE! SAUNA. NATURSTEIN. NEN. EMOTIO FLIESEN. BÄDER. RAUM FÜR 93000, PLANUNG. TEL. 05934 3 x IN HAREN, www.jasken.de AUSGABE 05/12 ER 2012 , 18. OKTOB DONNERSTAG WWW.DIEWIRTSCHAFT.NOZ.DE REVOLUTION AUF DEM ACKER SEITE 9 24 FLOPS SEITE SEITE BEIM CHEF 11 EINZELPREIS WWW. BÖRSE: TOPS UND FLOPSDIEWI SEITE RTSCH 19 DONNERSTAG, 30. AUGUS AUGUST 2012 AUSGABE 04/12 AFT.NOZ.DE BÖRSE: TOPS UND FLOPS SEITE KOMMEN UND BÖRSE: TOPS BÄDER UND FLIESEN: FLIESEN. BÄDER. NATURSTEIN. SAUNA. PLANUNG. 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Februar 2013 WIR BERATEN SIE GERN: Marco Hinrichs Monika Hackmann Tel.: 05 41/310-984 Fax: 05 41/310-760 [email protected] Tel.: 05 41/310-798 Fax: 05 41/310-760 [email protected] Günter Wiegmann Tobias Kupka Tel.: 0 49 61/808-45 Fax: 0 49 61/808-95 [email protected] Tel.: 05 91/8 00 09-92 Fax: 05 91/8 00 09-91 [email protected] Verkaufsberater Stadt & Landkreis Osnabrück Verkaufsberater Nördliches Emsland Verkaufsberaterin Standortporträts Verkaufsberater Südliches Emsland Ein Unternehmen aus dem Medienhaus Neue OZ www.mso-medien.de Europameister „Anwendungsentwicklung“ geht. In dem schlichten hellen Kochstudio in Nachbarschaft eines Labors tüfteln Fuchs-Köche an neuen Fonds, Saucen und Suppen der zum Konzern zählenden Feinkostmarke Escoffier, bereiten Gerichte mit der Crema di Balsamico Schoko-Orange des 2006 übernommenen Herstellers Kattus zu, testen, wie sich die Gewürzmischung der Fuchs-Marke Schuhbeck’ s im Kücheneinsatz bewährt. Fuchs sei oft dort, sagt MeyerPries, und praktisch täglich im Haus. Dieter Fuchs und seine sechs Geschäftsführer müssen das Unternehmen in Bewegung halten, soll es seine Stellung als europäischer Marktführer behaupten. Trends verschlafen darf auch ein Platzhirsch nicht. Täglich bringt Fuchs Gewürze vor allem in seinem Sortiment für die Ernährungsindustrie neue Produkte auf den Markt. Viele Lebensmittelhersteller würzen mit Fuchs: „Sie können davon ausgehen, dass Sie jeden Tag etwas von Fuchs“ essen, sagt Meyer-Pries mit unverkennbarem Stolz. Wichtige Konkurrenten in der Gewürzbranche hat Fuchs aufgekauft. Als größter Coup des Gewürzkönigs gilt die Übernahme des Herstellers Ostmann im Jahre 1998, danach verleibte er sich in rascher Folge die Konkurrenten Ubena und Wagner ein. Heute überragt ihn nur noch der amerikanische, in Frankreich und Großbritannien starke Kräuterriese McCormick. Mit seiner Marktmacht kehrt Fuchs die in vielen anderen Produktgruppen herrschenden Kräfteverhältnisse um: Nicht der Handel hat bei Gewürzen das Sagen, sondern Massenhersteller Fuchs. Eigene Vertriebsmitarbeiter bestücken die mitgelieferten, von einer Vertragswerkstatt in Melle getischlerten Regale. Vor zehn Jahren brachte Fuchs das Bundeskartellamt gegen sich auf. Es warf ihm „unbillige Behinderung“ des kleinen Koblenzer Konkurrenten Hartkorn vor. Der Behörde zufolge hatten Fuchs-Vertriebler Exklusivität zur Bedingung für die Zahlung hoher Werbekostenzuschüsse gemacht. Spielt Fuchs fair oder nicht? Die Branche ist geteilter Meinung. Fest steht: Seine Vertriebsmethoden funktionieren. 2012 steigerte die Gruppe ihren Umsatz um sechs Prozent auf 553 Millionen Euro. Alles bei Fuchs mit seinen Aus fernen Ländern: Rohgewürzverarbeitung bei Fuchs. über 2700 Mitarbeitern weltweit ist auf große Mengen ausgelegt. Nur Größe erlaube es dem Konzern, alles selbst zu machen – vom Anbau der Rohstoffe bei Exklusiv-Lieferanten in tropischen Ländern bis zum Einräumen der Packungen in heimische Supermarktregale. Der Boden unter Meyer-Pries’ Füßen vibriert. Ohrenbetäubendes Sausen umgibt den 42-jährigen Manager. Düfte wie aus Tausendundeiner Nacht schwängern die Luft. Meyer-Pries trägt eine weiße Haube und einen weißen Kittel mit dem Fuchs-Logo auf der Brust. Seine Stimme schneidet durch den Lärm: „Das ist die modernste Gewürzmühle der Welt!“ Das Geheimnis der Fuchs’ schen Effizienz besteht aus einem Gewirr von Mahlwerken, Reinigungssystemen und Rohren. Darin treiben Luftströme die Ware von einer Verar- „Sie können davon ausgehen, dass Sie jeden Tag etwas von Fuchs essen.“ Nils Meyer-Pries, Sprecher der Fuchs-Geschäftsführung. Fotos: Gert Westdörp beitungsstufe zur nächsten, nicht etwa Förderbänder oder -schnecken. „So ist es am schonendsten“, ruft Meyer-Pries. 2009 wurde der achtstöckige, kilometerweit sichtbare Kasten fertig, der die Mühle bei Dissen umschließt. Auch in Rumänien ließ Fuchs neu bauen. Das Unternehmen steckt jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag in seine weltweite Infrastruktur. Bisher einmalig ist die Investition, die Fuchs im Herbst in Osnabrück getätigt hat: Am 1. September eröffnete der Konzern in einer innerstädtischen Einkaufspassage den ersten Gewürzladen unter eigener Marke: Riechen, anfassen und schmecken soll das Osnabrücker Testpublikum die Ware. Geht das Ladenkonzept auf, erwägt Fuchs, in anderen Städten weitere Shops zu eröffnen. „Wir wollen mit den Endverbrauchern direkt in Kontakt kommen“, sagt MeyerPries. Bisher konzentrierte sich die Kommunikation mit Endkunden auf die Gewürzdosen-Präsentation in den Regalen der Händler. Jetzt gehen die Dissener auf Tuchfühlung. Auch im Internet kann man inzwischen direkt beim Hersteller kaufen. Fuchs ging im September mit seinem Gewürzshop und Rezepteportal so-schmeckts.de online. Alle 14 Lebensmittelmarken im Sortiment gehören zur FuchsGruppe. Immer neue Produktideen sollen helfen, den Wachstumskurs zu halten. Experimentierfreudige junge Menschen brächten von Fernreisen Neugier auf exotische Geschmacksrichtungen mit, sagt Meyer-Pries. Also nimmt Fuchs zunehmend Gewürzmischungen aus fernen Ländern ins Sortiment, arabisches Ras el Hanout aus 18 Einzelzutaten etwa oder ayurvedischen Ceylon Curry, mit dem Urlaubsrückkehrer sich fernöstliche Geschmacksnoten in die heimische Küche holen können. Und die nächsten Trends? „Heilkräfte von Gewürzen und Kräutern“, sagt Meyer-Pries“, das ist für uns ein Zukunftsthema. Die größte Bewährungsprobe indes wartet nicht auf dem Markt, sondern im Innern: die Nachfolge des betagten Firmengründers und mehrfachen Vaters Dieter Fuchs. Für das operative Geschäft hat der Patriarch offenbar vorgesorgt. Vor einem Jahr gliederte er sein Geschäft in vier Segmente und unterstellte sie eigens rekrutierten Sparten-Managern. Über sie und die zahlreichen Tochterunternehmen wacht die zentrale DF World of Spice Holding in Dissen. 7 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 MACHER & MÄRKTE Zur Eisdiele des Handels hochgearbeitet R&R-Werke in Europa Leeming Bar Auch wenn es nicht draufsteht: Unzählige Eispackungen enthalten R&R Ice Cream VON STEFANIE HIEKMANN OSNABRÜCK. Nestlé und Unilever – klar doch. Doch wer denkt bei Großproduzenten der Eisbranche an R&R Ice Cream? Das Osnabrücker Unternehmen zählt neben den beiden Weltkonzernen zu den drei größten Eisproduzenten Europas. Für Handelsmarken von Supermarktketten und Gastronomie, für Marken wie Milka, Landliebe, Oreo, Philadelphia und Toblerone wird hier Eis hergestellt. Nestlé hat Mövenpick und Schoeller, Unilever kann mit Namen wie Langnese, Magnum oder Cremissimo auftrumpfen. Obwohl er mengenmäßig in einer ähnlichen Liga spielt, ist der Osnabrücker Hersteller R&R Ice Cream weitaus unbekannter als die genannte Konkurrenz. Woran liegt das? „Wir treten mit unserem Namen größtenteils nicht in Erscheinung“, sagt Birger Lahme, Produktmanager bei R&R Ice Cream am Standort Osnabrück. Nur ein Beispiel: 40 Prozent der Eigenmarken, die in Europas Speiseeis-Kühltruhen angeboten werden, kommen – grob geschätzt – von R&R. „In keinem Fall treten wir dabei mit unserem Namen nach draußen“, erklärt Lahme. Die einzige Chance, den Namen R&R auf seiner Eispackung zu entdecken, ist, ein Marken-Produkt des Unternehmens in die Hand zu nehmen: Botterbloom, Landliebe, Milka, Daim, Toblerone Philadelphia und Oreo sind Marken, für die R&R Eisproduktion und -vertrieb übernommen hat. „Wir sehen uns selbst als zweitgrößten Eisproduzenten Europas“, sagt Produktmanager Lahme. Im Gebiet der reinen Handelsmarkenproduktion sei R&R sogar auf Platz eins in Europa. Schritt für Schritt ist das Unternehmen gewachsen – 80 Jahre lang. Mit einer einzigen Eisdiele in Osnabrück legte die Italienerin Regina Roncadin 1932 den Grundstein für das heutige Unternehmen R&R Ice Cream. Über die folgenden Jahrzehnte eröffneten ihre Verwandten weitere Eisdielen in Deutschland. 1982 stieg die Familie erstmals in die industrielle Eisproduktion ein und betrat damit das Terrain, das sie bis heute besetzt. 2007 übernahm die damals noch unter dem Namen Roncadin tätige Firma das erste ausländische Werk im französischen Bordeaux. Weite- re Übernahmen folgten, bis im Jahr 2000 dann durch die Übernahme des Eisgeschäfts von Dr. Oetker auch der Sprung ins Markengeschäft geschafft war. Sechs Jahre später wurde aus Roncadin R&R Ice Cream: Die US-amerikanische Investmentgesellschaft „Oaktree Capital Management“ übernahm 2006 die Hauptanteile von Roncadin auf der einen und dem britischen Eishersteller Richmond auf der anderen Seite. Gemeinsam firmieren die beiden Unternehmen seitdem als R&R Ice Cream. Vergleiche der Investmentgesellschaft mit einer Heuschrecke, weißt Produktmanager Lahme strickt zurück: „Das können wir absolut nicht bestätigen. Oaktree hat hier in den vergangenen Jahren immer wieder hochstellige Summen investiert. Da sind wir gut zufrieden.“ In der Unternehmenszentrale beschäftigt das Osnabrücker Werk auf den 18 000 Quadratmetern im Stadtteil Sutthausen rund 500 Mitarbeiter, die insgesamt 29 Produktionslinien betreuen. „Im Sommer kommen noch etwa 300 Zeitarbeiter hinzu“, sagt Lahme. 500 000 Kilogramm Rohware können in den Eismix-Behältern am Osnabrücker Standort gelagert werden. „Das reicht für etwa zwei Tage Produktion“, erklärt Produktionsleiter Achim Wintels. Rund 20 Lastwagen bringen dafür täglich die Zutaten, die dann nach rund 600 verschiedenen Rezepturen verarbeitet werden können. 800 000 Liter Eis verlassen in der Hochsaison nach Unternehmensangaben „Natürlich versuchen wir, Europas größter Eisproduzent zu werden.“ Unter scharfer Kontrolle läuft die Produktion im Osnabrücker Werk des Handelsmarken-Herstellers R & R Ice Cream. Crossgates Schwanewede Osnabrück Bodmin (Kellys) Plouédern Mielec Dangé St. Romain Vayres Carcassonne Terni Quelle: R&R · Grafik: Neue OZ/Michel Schicht für Schicht produziert die R & R-Belegschaft Speiseeis für die Supermarkt-Tiefkühltruhen. Rund 500 Mitarbeiter sind im Osnabrücker Werk tätig, im Sommer kommen 300 Zeitarbeiter hinzu. Fotos: Jörn Martens das Werk. „Das macht rund 1200 Paletten“, sagt Wintels. Wobei sich diese Zahlen nur auf Osnabrück beziehen. Europaweit gehören elf Werke mit einer Produktionskapazität von rund 1,1 Milliarden Litern pro Jahr zu R&R Ice Cream. Rund 2300 Mitarbeiter erwirtschaften mit 106 Produktionslinien einen Umsatz von rund 750 Millionen Euro. Die spannendsten Länder, was den Umsatz angeht, seien Deutschland, England, Italien und Frankreich, sagt Lahme. Und das, obwohl Skandinavier tendenziell das meiste Eis verzehren. „Doch allein die hohen Einwohnerzahlen führen dazu, dass sich das interessanteste Eisgeschäft in den vier Ländern abspielt.“ Der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland pendelt seit Jahren um acht Liter pro Jahr. „Und der Umsatz steigt dabei“, so Lahme. Ganz offensichtlich sind die Preise also in den vergangenen Jahren auch im Eisgeschäft gestiegen: Die Menschen essen zwar nicht mehr und auch nicht weniger Eis; geben aber mehr Geld dafür aus. Aktuell gehe der Trend hin zu kleineren Portionsgrößen, sagt Lahme. So kauften immer weniger Konsumenten große Ein- oder gar Zwei-Liter Haushaltspackungen, sondern lieber kleinere Portionen. Lahme sieht diesen Trend in der Tendenz zu immer kleineren Haushalten begründet. Es ist nicht alles Sahne in der Eisbranche: Der nordrhein-westfälische Handelsmarkenhersteller Rosen Eiskrem etwa geriet in wirtschaftliche Schräglage und wurde Ende November vom Milchkonzern Deutsches Milchkontor übernommen. „Nichts dergleichen bei R&R“, sagt Lahme. „Wir sind ein sehr gesundes Unternehmen.“ So gesund offenbar, dass es versuchen wird, sich auf dem europäischen Markt beim Umsatz weiter Unilever anzunähern. „Natürlich versuchen wir, Europas größter Eisproduzent zu werden“, sagt Lahme. Doch – da mache sich auch R&R nichts vor – der Weg sei nicht leicht, denn Unilever ist ein Riese. www.pwc.de/mittelstand Steuerquote zum Erfolgsfaktor machen Steuerzahlungen lassen sich nicht vermeiden. Umso wertvoller ist ein Partner, der Ihre Unternehmensstruktur versteht und für Sie die optimale Gestaltung nicht nur planen, sondern bis ins Detail auch umsetzen kann – national wie international. Unsere Mittelstandsexperten sind Ihre verlässlichen Begleiter auf dem Weg zu einer niedrigeren Steuerquote. Sprechen Sie uns gerne an. Georg Stegemann, Tel.: +49 541 3304-558, [email protected] © 2012 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezieht sich auf die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. 8 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 MACHER & MÄRKTE VIPs und Schokolade Reiner Heilmann aus Melle leitet das Hotel Sacher in Wien und pflegt die weltberühmte Marke VON AXEL ROTHKEHL WIEN. Das Hotel Sacher in Wien ist eine österreichische Institution. Seit fast einem Vierteljahrhundert steht ein Mann aus Melle an der Spitze des Traditionsunternehmens: Hoteldirektor Reiner Heilmann. Das Hotel Sacher bietet mehr als nur die Torte. In der Bildergalerie hängen Porträts von Schauspielern, Sportlern und Monarchen, die sich in den vergangenen 100 Jahren im Heiligtum der österreichischen Hotellerie einquartiert haben. Letzten November gehörten UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon, Modedesignerin Vivienne Westwood und Sängerin Tina Turner zu den Gästen. Autogrammwünsche an die Stars sind beim Sacher-Personal verpönt. „Für den seriösen Umgang sind wir bekannt“, sagt Hoteldirektor Reiner Heilmann, „sonst würden wir viele Gäste verlieren.“ Soll ein Staatsgast, wie kürzlich Tschechiens Präsident Václav Klaus, im Sacher unterkommen, dann muss Reiner Heilmann schon Wochen zuvor in der Präsidentschaftskanzlei an Planungssitzungen teilnehmen. „So eine Vorbereitung ist wichtig, denn diese Besuche verlaufen streng nach Proto- koll. Da wird jede Ampelschaltung und die Vorfahrt am Hotel auf die Minute festgelegt“, erklärt Heilmann. Und im Vorfeld darf die Presse nichts davon erfahren. Überhaupt legt er auf Diskretion viel Wert. Undenkbar, dass seine Mitarbeiter ausplaudern würden, ob sich Topmodel Kate Moss bei ihrem letzten Aufenthalt über die legendäre „Original Sacher-Torte“ hergemacht hat. Davon nascht Reiner Heilmann auch nach 24 Jahren an der Spitze des Hauses noch immer. An seine Schwester schickt er regelmäßig eine Torte per Post nach Wellingholzhausen bei Melle, wo Heilmann ei- Jeder Hotelgast erhält eine Sachertorte im Miniformat. gentlich von seinen Eltern das erfolgreiche Hotel mit Gaststätte übernehmen sollte. Erfahrungen sammelte der potenzielle Erbe Anfang der 80er-Jahre in Timmendorf. Nach Engagements in Versmold und dem Hotel Imperial in Wien kamen schnell Angebote von Traditionshäusern in der Schweiz und London. Im Sacher arbeitete er zunächst drei Jahre als Direktionssekretär, und ihm wurde schnell klar, dass seine berufliche Zukunft eben nicht im elterlichen Betrieb liegt. Amtszeiten von Hoteldirektoren über zwei Dekaden sind in der Branche eher unüblich. Noch konstanter ist bei Sacher der Erfolg des populärsten Produktes, der „Original Sacher-Torte“. Die hatte sich im Jahr 1832 der Kochlehrling Franz Sacher am Hofe von Wenzel Clemens Fürst Metternich ausgedacht. In der feinen Wiener Gesellschaft wurde über die schmackhafte Kreation aus Schokokuchen, Marillenmarmelade und Glasur getuschelt, bis sie zur Spezialität in ganz Europa wurde. Sacher eröffnete ein Delikatessengeschäft in Wien und stellte die Torte nun regelmäßig her. Inzwischen produziert das Unternehmen jährlich 360 000 Stück. Davon verzehren die Hotel-, Res- Der Umgang mit Stars wie der Schauspielerin Tilda Swinton (rechts) gehört für Reiner Heilmann zum Berufsalltag im Hotel Sacher, taurant- und Cafégäste in Wien etwa ein Drittel. Die gleiche Menge setzt Sacher jeweils im Online-Shop sowie durch einige Verkaufsstellen in Österreich ab. Beststeller im Internetportal ist die „Größe III“ mit zwölf Portionen für 41 Euro – also nichts für den Kindergeburtstag, aber jeder Gastgeber kann an der heimischen Kuchentafel herrlich damit angeben. Die meisten Bestellungen für den Privatgebrauch kommen aus Deutschland und den USA. Trotz der Popularität ist alles Foto: Alexander Tuma Handarbeit, und die Glasur muss aus einem Guss sein. Das von Franz Sacher geschriebene Rezept ist geheim. Für Chefkonditor Alfred Buxbaum wurde es zum Amtsantritt vor 23 Jahren aus dem Tresor geholt. Torten mit der Aufschrift „Sacher“ stellt heute fast jeder Bäcker her. Nur der Name „Original Sacher-Torte“ ist geschützt. So gehört die „Markenbeobachtung“, wie es Heilmann nennt, zu seinen wichtigsten Aufgaben. Gerade erst hat ein Anwalt die Sacher-Rechte gegen einen Konzern vertreten. „Für den Markenschutz geben wir viel Geld aus. Sie ist unser wichtigstes Hab und Gut.“ Auch auf die Betten-Konkurrenz in der Hauptstadt reagiert er. Gerade eröffnete Ritz-Carlton eine Dependance in Wien, Kempinski und Park Hyatt wollen nachziehen. Heilmann ist zuversichtlich, die Position in der Luxus-Hotellerie verteidigen zu können. Vor ein paar Monaten hat er einige PenthouseSuiten vergrößern und noch erlesener ausstatten lassen. Eine ist nach dem früheren Balletttänzer Rudolf Nurejew benannt, der bis 1988 als Choreograf an der Staatsoper direkt gegenüber wirkte. Ihn hat Heilmann in seiner Anfangszeit persönlich kennengelernt. Insgesamt bietet das Sacher 86 Zimmer und 63 Suiten an. In allen dieser Räume wartet zur Begrüßung die kleinste Version der Torte, der „Original Sacher-Würfel“, als Geschenk auf den Gast. Den hat schon so mancher in Reiner Heilmanns Meller Heimat genossen. Als der 48-Jährige an seiner früheren Schule, der Ratsschule, einen Vortrag über seine Karriere hielt, hatte er für alle Zuhörer eine dieser Köstlichkeiten im Gepäck. – ANZEIGE – FIRMENPORTRÄT Erfolgsgeschichte KraussMaffei Neue Werkleitung – Positive Geschäftsentwicklung – Jubiläum: 1000stes Werkzeug Der Standort von KraussMaffei in Georgsmarienhütte steht ab 1. Januar 2013 unter neuer Führung. Dieter Bühler übernimmt die Leitung von Rainer Janotta und möchte die erfolgreiche Geschäftsentwicklung am Standort fortsetzen. Dabei arbeitet KraussMaffei für Marktführer der Automobil- oder Elektronikbranche. Für deren Produkte, beispielsweise das Armaturenbrett des Audi A4 oder die handschmeichelnde Rückseite eines Smartphones, konstruieren die Mitarbeiter in Georgsmarienhütte passende Werkzeuge und stellen sie für die Serienproduktion her. Darüber hinaus entwickeln sie maßgeschneiderte Lösungen, um die Produkte ihrer Kunden noch besser zu machen. Werksleitung ab 1. Januar 2013 in neuen Händen Dieter Bühler (52) wird zum 1. Januar 2013 neuer Leiter des KraussMaffei-Werks in Georgsmarienhütte. Rainer Janotta verlässt das Unter- Herstellung von Werkzeugen für zahlreiche Branchen. nehmen zum Jahresende auf eigenen Wunsch, um sich neuen beruflichen Herausforderungen zu stellen. Dieter Bühler startete 2006 bei KraussMaffei Automotive Component Systems in Viersen und bringt über 20 Jahre Erfahrung im Werkzeugbau mit. Diese sammelte er unter anderem als Werksleiter wie auch im technischen Vertrieb von Das Produktionswerk von KraussMaffei in Georgsmarienhütte wurde Werkzeugen. „Herr 2005 gebaut. Bereits 2010 wurde die Produktions-fläche verdoppelt. Bühler verfügt über exzellentes Fach- und Vertriebs- eine exzellente Reputation am gen betreut. So werden heute Know-how sowie operative Markt und wurde bei unseren in den USA und in der SlowaFührungsstärke. Damit wird er Kunden Dank seiner Profes- kei Werkzeuge mit Unterstütdie Position von KraussMaffei sionalität sehr geschätzt. Wir zung der Mitarbeiterinnen und im Markt für Werkzeuge wei- bedauern seinen Weggang Mitarbeiter aus Georgsmater ausbauen. Wir wünschen und danken ihm für die jah- rienhütte gebaut. Damit bieihm für die neue Aufgabe viel relange hervorragende Leis- tet das Unternehmen seinen Erfolg“, so Nicolas Beyl, Leiter tung. Wir wünschen ihm alles global operierenden Kunden des Segments Reaktionstech- Gute und viel Erfolg in seiner durch die Produktion vor Ort nik der Marke KraussMaffei neuen Tätigkeit“, so Beyl. zum einen kürzere Lieferzeiund für den Standort Georgs- 2005 baute die KraussMaffei- ten und Preisvorteile, zum marienhütte verantwortlich. Gruppe den Standort in Ge- anderen direkte Serviceanorgsmarienhütte auf. Seitdem sprechpartner. Große Wertschätzung und ist das Traditionsunternehmen in der Lage, Kunden komplet- Positive Aussichten für hohe Professionalität Rainer Janotta (47) war seit te Polyurethan-Anlagen von 2013 Nach einem sehr positiven 2005 bei KraussMaffei tä- der Projektierung bis zur Intig. Beginnend mit dem Start betriebnahme aus einer Hand Jahr 2012 stehen auch die von KraussMaffei am Stand- anzubieten. Die Mitarbeiter Zeichen für 2013 sehr gut. ort Georgsmarienhütte am in Georgsmarienhütte unter- Die starke Nachfrage nach 1. August 2005 baute Rainer stützen die Geschäftsaktivität hochwertigen Werkzeugen Tochtergesellschaften hält weiter an. Neben klassiJanotta das Werk profes- von sionell zu einem modernen weltweit. „Von Georgsmarien- schen Schäumwerkzeugen Fertigungsstandort auf. Mit hütte haben wir unser Werk- ist insbesondere Werkzeugihm verbunden ist unter an- zeug-Know-how in die Welt technologie für kombinierte derem auch der Ausbau der getragen“, freut sich Bühler, Prozesse (Kombination von Schäumwerkzeugkompetenz der auch die ausländischen Spritzgieß- und Reaktionsbei KraussMaffei. „Er genießt Werkzeugbau-Niederlassun- technik) zur Herstellung ge- fragt. Hier bietet KraussMaffei die Maschinen und Werkzeugtechnik aus einer Hand und unterstützt seine Kunden darüber hinaus mit umfassender Beratung und hohem Know-how. Auch die Automation und die Endbearbeitung bis hin zur vollautomatischen Produktionszelle bietet KraussMaffei aus einer Hand. Im April dieses Jahres wurde das 1000ste in Harderberg gefertigte Werkzeug an die Firma Eppendorf, einem treuen Kunden aus Deutschland, ausgeliefert. Dabei handelt es sich um ein Werkzeug zum Verschäumen der Innenund Außenkessel für Zentrifugen aus Stahlblech. Bisher wurden insgesamt 15 Werkzeuge für unterschiedlichste Schäumanwendungen an Eppendorf geliefert. Dieses Vertrauen bestätigt unsere Kundenorientierung und die ausgezeichnete hohe Qualität der gelieferten Formen. In enger Abstimmung mit den erfahrenen Prozessoptimierungsmitarbeitern innerhalb der Produktion bei Eppendorf werden die Anforderungen aus den Laboren im Design der Zentrifugen berücksichtigt und gemeinsam mit den Werkzeugspezialisten aus Harderberg geeignete Produktionslösungen entwickelt. „Auf die Qualität der von KraussMaffei gefertigten Werkzeuge können wir uns voll und ganz verlassen“, bestätigt Dr. Matthias Schmidt, Produktionsleiter von Eppen- KraussMaffei Technologies GmbH GRÜNDUNG: WERKLEITER: MITARBEITER: FIRMENSITZ: KERNKOMPETENZEN: dorf Leipzig. „Die Anlieferung erfolgt zu den vereinbarten Te rminen und die Werkzeuge können sofort in der Produktion eingesetzt werden, wo sie durch Langlebigkeit und Zuverlässigkeit überzeugen.“ Doch Eppendorf setzt nicht nur auf Werkzeuge von KraussMaffei, sondern auch auf Misch- und Dosiermaschinen sowie Mischköpfe zur Polyurethanverarbeitung. In den vergangenen knapp sieben Jahren hat der Werkzeug- und Formenbau in Georgsmarienhütte eine 1838 Dieter Bühler 66 (davon sechs Azubis) Georgsmarienhütte Automobil und -zulieferer, Bau, Elektronik, Freizeit beeindruckende Entwicklung vollzogen. Seit dem Start mit drei Mitarbeitern ging es stetig aufwärts. Bereits 2010 wurde die Produktionsfläche auf 2.700 Quadratmeter verdoppelt, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Heute sind etwa 70 Mitarbeiter beschäftigt. Das Werk Georgsmarienhütte gehört zur weltweit operierenden KraussMaffei-Gruppe, einem der führenden Hersteller für Kunststoffmaschinen mit Hauptsitz in München. Mit den drei Produktmarken KraussMaffei, KraussMaffei Berstorff und Netstal vermarktet die Unternehmensgruppe weltweit ihre Produkte INFO/KONTAKT :::::::::::::: Dieter Bühler, neuer Werksleiter in Georgsmarienhütte. 49124 Georgsmarienhütte Bielefelder Straße 29 Telefon 0 54 01/33 92-20 www.kraussmaffei.com DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE 9 Frischetest: Hans Kröger führt einen Familienbetrieb in Bissendorf. Im vergangenen Jahr feierten sie dort das 100-jährige Bestehen der Bäckerei und Konditorei. Einen Nachfolger hat Kröger noch nicht gefunden. Foto: Hermann Pentermann Allein gegen die Billigheimer Zahl der Bäckerbetriebe sinkt weiter – Schwierige Nachfolgersuche – Verbandschef ruft zum Durchhalten auf Der Trend geht zu Konzentration und Großbäckereien. Back-Discounter machen Handwerkern zu schaffen. Kostendruck kann zur Bedrohung für die Qualität werden. VON MICHAEL SCHIFFBÄNKER BISSENDORF. Billiganbieter und steigende Rohstoffkosten haben dafür gesorgt, dass die Zahl der Bäcker-Betriebe in den vergangenen Jahren geschrumpft ist. Doch die Bäcker der Region sehen eine Chance, den Abwärtstrend zu stoppen: Qualität. Der Weg zur Bäckerei Kröger führt vorbei an Feldern und Höfen bis zu einer Parkbucht am Rand von Bissendorf. Die Markise über dem Schaufenster sieht aus, wie eine weiße Markise eben aussieht, wenn sie über Jahre dem Regen und der Sonne ausgesetzt war. Durch das Schaufenster ist das Brotregal zu sehen. Werbung gibt es nicht. Keine Banner, keine Aufsteller, nicht einmal einen Schriftzug auf der Markise. Nur ein Schild an einem Metallgestänge „Bäckerei und Konditorei Kröger“ steht darauf. Wenn der Wind kommt, wackelt das Schild leicht. Drinnen sitzt Hans Kröger im Café auf einem weißen Sessel, ihm gegenüber knistert ein Elektrokamin. Kröger hat die Schuhe ausge- zogen. Wegen des Mehls, sagt er. Macht Flecken auf dem dunklen Fußboden. Er trägt noch das Weiß der Backstube. 1980 hat der Bäcker- und Konditormeister den Familienbetrieb von seinem Vater übernommen. So wie der ihn zuvor von seinem Vater. Seit 1911 steht die Bäckerei Kröger dort, wo sie jetzt steht. Zum 100-jährigen Bestehen kam der Bürgermeister, und Hunderte von Grundschülern sangen ein Geburtstagslied. Inzwischen sei er 60 Jahre alt, sagt Kröger. „Und dann kommt das leidige Thema: Nachfolger.“ Eine Bäckerei übernehmen – das wolle heut kaum noch jemand. Der Markt der Bäcker in Deutschland hat sich gewandelt. Seit den 50er-Jahren sank die Zahl der Handwerksbetriebe von 55 000 auf 14 000, und es geht weiter abwärts. In 15 Jahren würden etwa noch 10 000 Betriebe in Deutschland am Markt sein, mutmaßt Armin Werner, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Bäckerhandwerks. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich auch im Osnabrücker Land und im Emsland ab. Nach Statistiken der Handwerkskammer waren von den 219 im Jahr 2002 gemeldeten Betrieben im Oktober 2012 noch 163 übrig. „Die Bäckerei um die Ecke verschwindet“, sagt Willi Wolke, Obermeister der Osnabrücker Bäckerinnung. Nicht alle natürlich, aber der Trend gehe zur Konzentration, zu Großbäckereien mit mehreren Filialen. Viele Bäcker hätten gleich ganz aufgegeben. Die Gründe dafür sind nach Wolkes Worten die explodierenden Rohstoff- und Energiekosten. An den Börsen werden mit Saat, Getreide und Früchten spekuliert. Das treibe die Preise zusätzlich. „Das macht uns zu schaffen, egal ob groß oder klein.“ In seinem Café in Bissendorf hat sich Kröger beim Thema Energiekosten nach vorne gelehnt, die Schultern etwas angehoben. Was soll ich machen, sagt die Haltung. „Maschinen abstellen geht ja nicht.“ Hinter ihm tickt eine Standuhr mit vergoldetem Pendel. Verbands-Chef Armin Werner ist kaum zu stoppen, wenn er über die Gründe für die Probleme der Bäckereien redet. Der demografische Wandel, sagt er. Der wiege gleich doppelt schwer. Zum einen sinke durch die abnehmende Bevölkerung der Bedarf nach Bäckereien, zum anderen bedeuten weniger junge Menschen auch weniger Lehrlinge. Haushalte schrumpften, und dadurch werde das gemeinsame Frühstück seltener. Außerdem will Werner „Wir müssen jeden Tag ran, jeden Tag kämpfen, jeden Tag präsent sein.“ Immer weniger Bäcker Landkreis Emsland Bäckereien und Konditoreien in der Region 1) Landkreis Osnabrück 96 Stadtt Osnab Stad O Osnabrück snabrück rück 94 81 77 29 2002 1) eingetragene Betriebe 76 68 25 2007 19 2012 Quelle: Handwerkskammer Osnabrück-Emsland · Grafik: Neue OZ/Michel eine neue Abendbrotkultur ausgemacht haben, eine, die auf warmes Essen setzt. „Da sind wir dann raus mit dem Brot“, sagt er. Dazu komme die Generation der unter 30-Jährigen: Die sei „voll auf der Discounterschiene“, kaufe vor allem in Backshops und Supermärkten, die Geld mit billig produzierten und aufgebackenen Teiglingen machten. Werner zerlegt das Problem in Teile wie eine Brotschneidemaschine den Laib. Wer ihm zuhört, verliert von Minute zu Minute mehr den Glauben daran, dass das Bäckerhandwerk eine Zukunft hat. Dann hört Werner plötzlich auf und sagt, als wäre nichts gewesen: „Schwanengesang ist nicht angesagt.“ Im Klartext heißt das: Klagen ist okay, aufgeben nicht. Diese Maxime vertritt auch Peter Lüttel. Wenn der Bäckermeister aus Lingen über die Herausforderungen der Zukunft spricht, klingt es, als stünde er vor einer Fußballmannschaft, die kurz vor dem Abstieg steht: „Wir müssen jeden Tag ran, jeden Tag kämpfen, jeden Tag präsent sein.“ Er prognostiziert einen weiteren Konzentrationsprozess. Die Industrie könne günstiger produzieren, deshalb bleibe den kleineren Betrieben nur eine Chance: Qualität. Doch die kann nur liefern, wer nicht angesichts steigender Kosten in die Knie geht, wer nicht die Trends verschläft und wer Kunden mehr Service bietet als der Billigbäcker in der Fußgängerzone. Dazu gehöre eben auch das Rationalisieren und Automatisieren, sagt Obermeister Wolke. Maschinenhilfe in der Backstube galt bei manchen lange Zeit als verpönt, heute ist sie notwendig, um profitabel arbeiten zu können. Zudem gilt die Devise: voneinander lernen und Netzwerke bilden. „Das müssen gerade die kleinen Betriebe berücksichtigen“, sagt Wolke. Der Bissendorfer Bäcker Kröger hat sich längst mit anderen Bäckern zusammengeschlossen, um beim Einkauf günstigere Preise zu erzielen. Liefern seine Mitarbeiter Waren aus, achten sie darauf, keine Leerfahrten zu unternehmen. Viele Bäcker haben sich zu Gruppen zusammengeschlossen, tauschen Strategien und Erfahrungen aus, um voneinander zu lernen und keinen erfolgreichen Trend zu verschlafen. Dennoch haben ihnen die vergangenen Jahre vor Augen geführt, dass es Sicherheit nicht mehr gibt. „Heute kann der Laden gut laufen, und in zwei, drei Jahren kann es schon anders aussehen“, sagt Kröger, als eine schwarze Katze ins Café huscht. Diese Tiere bringen Unglück, sagt der Volksmund – Kröger sagt: „Ksch!“ Dabei wedelt er mit den Armen, um das Tier zu verscheuchen. Doch das schlüpft lediglich hinter einen Tresen und damit außer Sicht. Der Bäcker schaut hinterher. Dann schmunzelt er und beginnt zu erzählen: Vor einem Jahr habe die Katze vor der Tür gesessen. Sie bekam Milch, später Katzenfutter. Seitdem gehört die Katze zum Betrieb, ist schon fast ein Maskottchen. Schlechte Ware, die Konkurrenz von Billigverkäufern, die Produktionskosten und der Nachwuchsmangel, die können einen Betrieb gefährden, sagt Kröger. Aber ganz sicher nicht ein Tier mit schwarzem Fell, das sich nichts aus Teig macht. 10 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE Mehr als nur Tiefkühltruhe Lebensmittel-Hersteller Apetito aus Rheine erwartet fünf Prozent Wachstum – Catering und Großküchen VON WILFRIED ROGGENDORF RHEINE. Die Tiefkühlbranche boomt. Nach Angaben des deutschen Tiefkühlinstituts, dem Dachverband der Hersteller tiefgefrorener Lebensmittel, betrug der Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland im Jahr 2011 40,4 Kilogramm. Viele Verbraucher dürften, oft ohne es zu ahnen, Produkte der in Rheine ansässigen apetito AG erhitzt und verspeist haben. Wer das Unternehmen im Rheinenser Industriegebiet besucht, erlebt direkt am Empfang eine Überraschung. Man würde vieles erwarten bei einem Hersteller von Tiefkühllebensmitteln, aber keinen ehemaligen Sterne-Koch. Robert Weber empfängt seit 20 Jahren die Gäste im mittags geöffneten Restaurant von Apetito. Doch dieser Koch, der zwischen 1983 und 1992 im Walk’ schen Haus in Weingarten seinen Michelin-Stern über neun Jahre behaupten konnte, spiegelt die Philosophie des Unternehmens wider. Apetito setzt auf Qualität, Geschmack und gesunde Ernährung. Warum das so ist, macht Unternehmenssprecherin Ruth Fislage während eines Rundgangs durch die Produktionsstätten deutlich. Jedes Produkt, das die Großküche in Rheine mit ihren 500 oder 1000 Litern fassenden Kesseln verlässt, wird stichprobenartig gekostet. Ein vierköpfiges Team probiert – und wehe, es schmeckt nicht wie gewollt. „Dann werden die Köche hinzugeholt, und es wird entschieden, ob wir einzelne Komponenten des Gerichtes austauschen oder direkt die ganze Charge vernichten“, so Fislage. Neben der Geschmackskontrolle müssen alle Mahlzeiten, die das Werk in Rheine verlassen, auch Untersuchungen im Labor bestehen. Dort wird jedes Produkt auf eventuelle Schadstoffrückstände untersucht, eine Nährwertanalyse durchgeführt und die Ware auf mikrobiologischer Basis getestet. Diese Strategie der 1958 von Karl Düsenberg gegründeten Gesellschaft scheint sich zu bewähren. Im Geschäftsjahr 2011 erzielte Apetito einen Umsatz von 690 Millionen Euro. „Wir erwarten eine jährliche Umsatzsteigerung von fünf Prozent“, gibt Fislage das Ziel des sich nach wie vor im Familienbesitz befindlichen Unternehmens wieder. Apetito, das Wort bedeutet übrigens, aus dem Spanischen übersetzt, nicht nur Appetit, sondern auch Lust, scheint Lust auf mehr zu haben. Mehr als 8700 Vorher – nachher: In der Entwicklungsküche am Hauptstandort Rheine (unten) bereiten Mitarbeiter neue Gerichte zu oder verfeinern bestehende Rezepturen. Die fertigen Produkte landen beispielsweise in einer Düsseldorfer Schulküche (links). Fotos: dpa, Wilfried Roggendorf Schockwellen nach dem Skandal beim Konkurrenten Sodexo blieben aus. Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen mit seinen Tochterfirmen in den Niederlanden, Großbritannien und Kanada nach eigenen Angaben weltweit. Dabei sieht sich Apetito gut aufgestellt. In vier Geschäftsfeldern der Branche ist das Unternehmen aktiv. 31 Prozent seiner Umsätze erzielt es im Ausland. Im Bereich des Caterings werden 24 Prozent der Umsätze erwirtschaftet. Als „Systemgeschäft“ bezeichnet die Apetito die Sparte der Gemeinschaftsund Individualverpflegung, die Tag für Tag über verschiedene Organisationen an Menschen geliefert wird, die sich ihr Essen nicht mehr selbst zubereiten können. Damit erzielt das Unternehmen 26 Prozent seiner Umsätze. Der Verkauf über den Lebensmitteleinzelhandel macht mit 19 Prozent den geringsten Anteil aus. Die Apetito dürfte aber gerade aus diesem Segment den meisten Verbrauchern bekannt sein. „Wir produzieren nicht nur seit 2003 unter dem Eigennamen Apetito, sondern beliefern alle großen Einzelhandelsketten, beispielsweise Rewe, Edeka und Aldi, mit unseren Produkten“, sagt Fislage. Auch wenn es nicht draufsteht – in vielen Packungen von Tiefkühlkost ist Apetito drin. Am Erfolg der Rheinenser ändert auch der jüngste Skandal um Tiefkühlkost nichts. Nachdem Anfang Oktober über 10 000, vorwiegend Jugendliche in Kindergärten und Schulen, Opfer von mit Noroviren infizierten tiefgekühlten Erdbeeren des Konkurrenten Sodexo geworden waren, unter Durchfall und Erbrechen litten, befürchteten viele in der Branche einen Umsatzeinbruch. Den sieht Fislage jedoch nicht. „Die Verträge im Cateringbereich sind auf mehrere Jahre geschlossen und nicht einfach zu kündigen“, sagt sie. Der Vorfall habe bis jetzt keine Auswirkungen auf die Apetito. Trotzdem habe das Unternehmen natürlich etwas getan. „Viele Kunden haben uns deswegen gefragt, und wir haben darauf sofort reagiert, indem wir unsere Kunden schnell und umfassend informiert haben“, so Fislage. Der Gründungsstandort Rheine des Unternehmens scheint gesichert. Im Industriegebiet Rheine-Nord verfügt die Apetito über eine Fläche von 138 000 Quadratmetern. Gerade einmal 38 000 davon sind bebaut. Dies lässt dem Unternehmen Raum für Erweiterungen, die es auch nutzt. „Wir haben 2011 circa 30 Millionen Euro investiert, davon einen großen Teil in ein Logistikzent- rum hier in Rheine“, erklärt Fislage. Der Rundgang endet bei einem heißen Kaffee in der Kantine, in der die Mitarbeiter täglich unter mehr als 20 Gerichten aus eigener Produktion auswählen können. Dort bekennt Unternehmenssprecherin Ruth Fislage, sosehr es ihr in der Kantine auch schmecke, „am Wochenende koche ich zu Hause selbst“. Made in Norway Comfort ist … das Gefühl, Besonderes zu besitzen inal! Entdecken Sie das Orig Sie nehmen in einem Stressless® Platz und verstehen sofort was wahrer Comfort bedeutet. Sie erleben, wie er sanft zurückgleitet und Ihnen in allen Positionen perfekte Unterstützung bietet. Entdecken Sie echten Stressless® Comfort bei einer Sitzprobe. 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Kältetechnik, Klima- und Lüftungstechnik, Transportkühlung, Fleischereibedarf und Fleischereimaschinen – wie behält man da noch den Überblick? „Es geht“, sagt Martin Rüterbories. „Aber die eine Abteilung weiß inzwischen oft tatsächlich nicht mehr, was in der anderen Abteilung passiert.“ Seit zehn Jahren leitet Rüterbories gemeinsam mit seinem Schwager Björn Reckhorn das Traditionsunternehmen Heifo. Zu Beginn der Firmengeschichte im Jahr 1856 war das Angebot noch übersichtlich: Gründer Heinrich Fettkötter bot in der Osnabrücker Krahnstraße Stahl- und Silberwaren an, etwas später auch Jagdbedarf. Anfang des vergangenen Jahrhunderts gliederte das Unternehmen dann einen Großhandel für Fleischereibedarf an. Ende der 20er-Jahre kam die Kältetechnik dazu, im Jahr 1954 schließlich wurde der eingangs erwähnte Großvater von Martin Rüterbories zum persönlich haftenden Gesellschafter. Bis heute ist Heifo ein Familienunternehmen geblieben. Doch aus dem Einzelhandelsgeschäft für Stahl- und Silberwaren hat sich ein europaweit agierender Betrieb entwickelt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 130 Mitarbeiter, der Umsatz liegt bei 40 Millionen Euro. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Geschichte von Heifo ist der Firmenstandort Osnabrück. „Um uns herum ist praktisch die ganze Fleischindustrie“, sagt Martin Rü- terbories. Die Lage zwischen dem „Schweinehimmel“ im Raum Cloppenburg und der Region rund um die Fleischstadt Versmold habe die positive Entwicklung des Unternehmens erst möglich gemacht. Trotzdem hat sich Heifo in den vergangenen Jahren von der Konzentration auf diesen Geschäftsbereich gelöst. „Wir waren zu fleischlastig“, sagt der Mit-Geschäftsführer Björn Reckhorn. Vor allem BSE und andere Lebensmittelskandale haben zu einem Umdenken geführt. Vor zehn Jahren, so Martin Rüterbories, sei Heifo noch zu 90 Prozent von der Fleischindustrie abhängig gewesen. Inzwischen seien es nur noch 60 Prozent. In der Zusammenarbeit mit Lebensmittel verarbeitenden Betrieben sieht sich Heifo als Anbieter einer Rundumversorgung. „Es gibt vielleicht Unternehmen, die stärker spezialisiert sind und sich zum Beispiel beim Pökeln besonders gut auskennen“, sagt Martin Rüterbories. Dem Kunden aber nütze „Wir haben großen Mangel an Fachkräften im Bereich Kältetechnik.“ Sie führen das Familienunternehmen: die Heifo-Chefs Björn Reckhorn (links) und Martin Rüterbories. das seiner Erfahrung nach wenig. Heifo sei ein Systemlieferant, der eben nicht nur die Bratwurst-Füllmaschine anbiete, sondern auch die dazu passende EDV. Zum Rundumservice gehört außerdem, dass Heifo seine Kunden regelmäßig schult. „Wir vernichten damit wahrscheinlich einige Aufträge – aber wir möchten unsere Kunden einfach in die Lage versetzen, bestimmte Dinge selbst erledigen zu können“, sagt Björn Reckhorn. Sollten allerdings Probleme mit einer Kälte-Anlage auftreten, ist der Kunde als Reparateur nicht mehr gefragt. Dann schickt Heifo seine Monteure los, die Anlagen in Umrüstung & Modernisierung U UVV-Prüfungen · Modernisierung von Kranen · Schweißarbeiten durch Schweißfachmonteure · Schweißprüfung nach DIN 8560 Eignungsnachweis DIN 18800 · Austausch von Kranbahn- und Katzschienen inkl. Erstellung von Vermessungsprotokollen · Auswechslung von Stahlbau- und Maschinenbaukomponenten · Einbau von komplexen vorgefertigten Baugruppen an Krananlagen U Umrüstung & Modernisierung UVV-Prüfung Kranservice & Technik GmbH Inspektion & Wartung In M Montage & Demontage ganz Europa warten. Der Job ist anspruchsvoll, die Mitarbeiter müssen flexibel sein und tragen eine Menge Verantwortung – Anforderungen, die für viele junge Leute offenbar zu hoch sind. „Wir haben in diesem Bereich einen riesigen Fachkräftemangel“, sagt Martin Rüterbories. An Mitarbeitern, die Kälte-Anlagen konzipieren, mangele es nicht – an denen, die sie bauen und warten, allerdings schon. Schwierig ist der Bereich Kältetechnik auch deshalb, weil die Hersteller in einem fortwährenden Zwiespalt stecken. „Man kann es so zusammenfassen: Entweder man schädigt die Umwelt – oder man tötet Menschen“, sagt Rüterbories. In der Vergangenheit waren Kühlmittel ausnahmslos Klimakiller. Inzwischen gibt es Alternativen, die den Treibhauseffekt weit weniger fördern. Dazu gehört das Kältemittel R1234yf, das Mercedes mit großen Hoffnungen getestet hat. „Inzwischen haben sie es aber schon wieder abgeschafft. Das Zeug ist brennbar und kann Ihnen um die Ohren fliegen“, sagt Rüterbories. Auch Heifo forscht nach geeigneten Kühlmitteln, die möglichst aus einer natürlichen Quelle stammen sollen. Und laut Rüterbories hat das Unternehmen das Kältemittel der Zukunft bereits gefun- Foto: Michael Hehmann den: Ammoniak. „Wir haben sieben Mitarbeiter, die in diese Richtung arbeiten, und können schon sehr gute Referenzen vorweisen“, sagt er. Es gebe nur sehr wenige Unternehmen, die Kälteanlagen mit einem klassischen künstlichen Kühlmittel wie Frigen oder alternativ mit Ammoniak anbieten könnten. Für Heifo aber ist genau das die Zukunft: größtmögliche Flexibilität, basierend auf einem maximalen technischen Verständnis. Und am Ende gilt, ein wenig erweitert, noch immer der Satz von Martin Rüterbories’ Großvater: Egal, was der Kunde will – von Heifo bekommt er es. Individuelle Lösungen für jeden Anspruch Das WeltAuto. Gute Gebrauchtwagen. Garantiert. Wir führen die technischen Überprüfungen an Ihren Arbeitsmitteln nach den aktuellen Unfallverhütungsvorschriften für Sie durch. Zum Beispiel: · BGV D6 Krane · BGV A3 Elektrische Anlagen und Betriebsmittel · BGR 232 Kraftbetätigte Fenster, Türen und Tore · BGI 694 Leitern und Tritte (außer Steigleitern) KST Kranservice & Technik GmbH · Querkanal 4 · 26903 Surwold · Tel.: 0 49 65 - 90 83 890 · Fax: 0 49 65 - 90 83 889 [email protected] · www.kranservice-technik.de Ihr Partner für Volkswagen, Volkswagen Nuztfahrzeuge sowie Skoda-Service Service Meppener Straße 134 · 49744 Geeste-Groß-Hesepe · Tel. 0 59 37 / 92 76-0 · E-Mail: [email protected] Viele Neu- und Gebrauchtwagen zu günstigen Preisen warten auf Sie! 13 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE BRANCHEN & BETRIEBE Würstchen unter Hochdruck LEBENSMITTEL-PROZESSTECHNIK Haltbare neue Welt Ohne Hitze und Chemie – Prozesstechnik der Lebensmittelbiotechnologie, die Lebensmittel haltbar macht oder den Ertrag von Rohstoffen aus ihnen steigert: Hochspannungsimpulsverfahren (PEF): Bei dem Verfahren werden Zellwände mithilfe elektrischer Spannung zerstört. So können Inhaltsstoffe aus den Zellen gewonnen, Mikroorganismen oder Enzyme in Das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik erforscht, was Menschen künftig essen In Quakenbrück stehen Kartoffeln unter Strom. Unter den Auftraggebern: große Lebensmittelkonzerne. Das Ziel: besonders haltbare und gesunde Lebensmittel. VON DÉSIRÉE THERRE QUAKENBRÜCK. Im Deutschen Ins- titut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück forschen Wissenschaftler an den Lebensmitteln der Zukunft: Sie jagen Strom durch Kartoffeln, setzen Würstchen unter Druck oder analysieren die Struktur von Blätterteig. Das Ziel: Nahrung sicherer, gesünder und schmackhafter machen. Viele Aufträge kommen von ganz oben: Globale Lebensmittelriesen wie PepsiCo, Nestlé, Kraft Foods oder General Mills lassen in Quakenbrück neue Produkte entwickeln. Das DIL ist in erster Linie Dienstleister, finanziert sich über die Aufträge der Unternehmen – darf als gemeinnützige Forschungsinstitution aber keinen Gewinn erzielen. Hinzu kommen internationale Forschungskooperationen von der Türkei bis nach Taiwan. Seit mehr als zwei Jahren hat das DIL auch eine Zweigstelle in Brüssel. Von dort wird das Wissenschaftsnetzwerk „High Tech Europe“ koordiniert. Es soll das Fundament für das geplante Europäische Institut für Lebensmittelentwicklung (EU-IFP) legen. Einige Forschungsprojekte am DIL werden auch von der Europäischen Kommission unterstützt. Ein Projekt, an dem das DIL schon lange forscht: die Herstellung von Hochdruckwürsten. Nach eigenen Angaben ist das DIL eine der wenigen Institute, die über die nötigen Anlagen im industriellen Maßstab verfügen. Lebensmittelingenieur Bajo Bajovic steht in weißem Kittel und Haube in dem Labor. Das Gerät vor ihm erzeugt mehr Druck als die Wassermassen der Tiefsee. Ein Kollege legt ein Paket Würste in blaue Plastikröhren, dann schiebt er diese in die Druckkammer. Drei Minuten unter Hochdruck, dann sind die Grillwürstchen fertig. Der Druck vernichtet krankheitserregende Mikroorganismen. „Bratwurst ist ein kritisches Produkt“, sagt Bajovic. Frische Bratwurst sollte am besten direkt am Tag der Herstellung aufgegessen werden. Weil das aber nicht immer geht, kommt sie in das Hochdruckgerät. In dem silbernen Apparat wirken bis zu 6000 Bar – an der tiefsten Stelle des Meeres, dem Marianengraben im Pazifik, herrscht in mehr als 11 000 Meter Tiefe ein Druck von rund 1170 Bar. Die Abteilung Hochdrucktechnologie legt aber nicht nur Würste in die Druckkammer, auch Säfte beispielsweise werden unter Hochdruck länger haltbar gemacht. Aro- Würste unter Druck: Techniker Markus Badewien legt sie in den Hochdruckautomaten. Ingenieurin Martina Weiss (r.) biegt einen strombehandelten Kartoffelstift. mastoffe oder Vitamine bleiben erhalten – anders als bei einer Behandlung mit Hitze beim Zusatz von Konservierungsstoffen. Lebensmittel vor allem für lange Transportwege haltbar zu machen wird nach Ansicht der DIL-Forscher künftig eine immer größere Rolle spielen. Hochrechnungen zufolge müssen im Jahr 2050 rund neun Milliarden Menschen ernährt werden. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen müsste dafür doppelt so viel Nahrung produziert werden wie heute. Oder eben andere: „Es ist kein Mengenproblem, sondern eher ein Verteilungsproblem“, sagt Biotechnologe Volker Heinz, seit 2006 Direktor des DIL. Er sitzt in einem abgedunkelten Konferenzraum, an der Wand ist die Computerpräsentation zu sehen, die er vor ein paar Tagen in Brüssel beim Treffen des Verbandes europäischer Hersteller von Speziallebensmitteln gezeigt hat. Sie stellt dar, wie neue Technologien den Menschen helfen können. Denn der Mensch hat versagt – oder eher die Gesundheitserziehung, wie Heinz sagt. „Wir sind alle fetter geworden.“ Es müsse nun darum gehen, wie Lebensmittel für die Zukunft verändert werden können, um sie sicherer, gesünder und schmackhafter zu machen. Das ist eine Aufgabe für die Abteilung Produktinnovation. Dort löffelt eine Mitarbeiterin in einem Labor Gelatine-Pulver auf ein Schälchen, um es zu wiegen. Eine einge- schweißte Nussmischung liegt neben ihr. Was sie herstellt, darf die Mitarbeiterin nicht verraten. Einen neuen Müsliriegel vielleicht? Im Raum nebenan wird an Füllungen für Schokoladenprodukte getüftelt. Nicht weit entfernt drückt eine Maschine – der Extruder – hellbraune dickflüssige Masse als Strang auf ein Fließband. Der Extruder funktioniert wie eine überdimensionale Spritztülle. Durch ihn wird am DIL alles gequetscht: von Fleisch bis Erdnussmasse für Flips, von Fleischanaloga wie Soja, Erbsen oder Kartoffeln bis hin zu Getreide für das Frühstücksmüsli oder Knäckebrot. Was genau hier produziert wird, bleibt ein Geheimnis. Ingenieurin Martina Weiß verändert auf andere Weise die Eigen- Lebensmitteln zerstört werden. Vitamine und Aromen bleiben erhalten. Ähnliche Wirkung erzielt die Hochdruckbehandlung (HPP). Bakterienzellen werden durch eine Kombination von Druck- und Temperaturbehandlung zerstört. Die HPP wird beispielsweise bei der Saftproduktion genutzt, um mehr Saft aus der Zelle zu gewinnen. Dabei wirken Drücke von bis zu 800 Me- Fotos: Egmont Seiler schaften einer Kartoffel. Sie setzt sie unter Strom. Dann beugt sich Weiß über eine Presse und begutachtet die Kartoffelstücke, die sie da herausdrückt. Der etwa drei Zentimeter lange Kartoffelstift lässt sich zu einem Kringel verbiegen, ohne zu brechen – eine wichtige Eigenschaft für Pommes frites. Mit sogenannten gepulsten ionisierten Feldern wird auch die Zellstruktur von Tomaten oder Zuckerrüben weicher gemacht, damit sie sich besser verarbeiten lassen. Die strombehandelte Kartoffel sieht glatter aus als die unbehandelte. „Ich könnte mir vorstellen, dass an der glatten Oberfläche das Fett nicht so haf- tet“, sagt Weiß. Ob das beim Frittieren tatsächlich der Fall ist, hat sie noch nicht untersucht. Es wäre allerdings ein weiteres Plus für die Strom-Kartoffel. Verabschieden müsse man sich von dem Gedanken, „alles frisch vom Feld zum Verbraucher zu bringen“, sagt Volker Heinz. Ein Keks wachse schließlich auch nicht am Baum. Alle Lebensmittel seien vom Menschen verändert. Er bricht einen Blätterteigkeks durch, dessen gefächerte Struktur ist zu erkennen. „Wir müssen an der Struktur angreifen“, sagt Heinz. Dort, wo man die Veränderung nicht sehen, aber schmecken kann. Das ist das Reich von Ute Bindrich, in der Abteilung für Lebensmittelphysik geht es um Größen, die viel kleiner sind als ein Staub- gapascal (MPa) – der Druck eines Autoreifens liegt bei etwa 0,2 MPa. Plasmatechnologie: Ein Gas – in der Lebensmitteltechnologie häufig Stickstoff oder Argon – wird durch ein elektrisches Feld geschickt. Diesem Prozess werden die Lebensmittel ausgesetzt. Dabei werden die Zellmembranen unerwünschter Mikroorganismen beschädigt – und diese zerstört. korn. Mit dem Rasterkraftmikroskop werden Oberflächen im Nanometerbereich erkundet. Die Nadel des Graphen tastet die Oberfläche ab wie jemand, der seinen Weg durch die Dunkelheit erfühlt. „Das funktioniert wie ein Plattenspieler“, erklärt Doktorandin Dana Lampe. Jede Kante und Stufe, die von der Nadel erfasst wird, wandelt das Mikroskop in ein Computersignal um. Die Abbildungen auf dem Computerbildschirm erinnern an eine Mondlandschaft. Wenn die Struktur eines Produkts bekannt ist, können die Forscher sie auch verändern – und Zutaten austauschen. Eiweiße statt Fett oder Pflanzenfasern statt Fleisch beispielsweise. Sie könnten tun, was Industrie, Handel, Politiker und Verbraucher nicht schaffen: den Überfluss bändigen. Allerdings könne es nicht darum gehen, das Fett im Blätterteig zu reduzieren und durch Kohlenhydrate zu ersetzen. „Die machen genauso dick“, sagt Volker Heinz. Wenn der Verbraucher nicht bereit sei, seinen Lebensstil zu ändern, dann müssten die Lebensmittel verändert werden. Ein Hamburger ohne Fleisch sei nicht nur gesünder, sondern spare auch Ressourcen bei der Produktion. „Bioerzeugnisse bringen uns da nicht weiter“, sagt Heinz über die Herausforderung, immer mehr Menschen mit weniger Rohstoffen zu versorgen. „Fette Nationen produzieren mehr Abfall“ Lebensmittelforscher Dietrich Knorr über unsichtbare Technologien und die Wegwerfgesellschaft VON DÉSIRÉE THERRE mission der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewertet die Sicherheit. Sie ist grundsätzlich bei diesen Methoden gewährleistet. Es kommt jedoch immer darauf an, im Einzelfall zu entscheiden. In manchen Ländern steht dann auf der Verpackung: Mit schonender Hochdrucktechnologie behandelt. In anderen steht nichts. Das wird immer wieder den Herstellern überlassen. OSNABRÜCK. Dietrich Knorr forscht im Fachgebiet Lebensmittelbiotechnologie und -prozesstechnik an der Technischen Universität Berlin. Der Professor ist Präsident der „European Federation of Food Science and Technology“, einer Gemeinschaft europäischer Lebensmitteltechnologen mit Sitz in Wageningen in den Niederlanden sowie Beiratsmitglied des Deutschen Instituts für Lebensmitteltechnik in Quakenbrück. Herr Professor Knorr, wie muss Ernährung künftig aussehen? Das größte Problem sind immer noch verunreinigte Lebensmittel. Diese müssen haltbarer und damit sicherer gemacht werden. Das geht nur über Technologien. Diese sollten nachhaltig sein: energieschonend bei der Verarbeitung, abfallfrei und ohne große Wassermengen. Welche Verfahren sind das beispielsweise? Wir arbeiten viel mit Hochspannungsimpulsen, wo auch das Deutsche Institut für Lebensmitteltechnik aktiv ist. Dabei wird Strom über die Zelloberfläche gejagt, sie wird dadurch durchlässig, und den Verfall fördernde Mikroorganismen gehen kaputt. Sie wollen die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängern: Brauchen wir denn Joghurt, der drei Jahre haltbar ist? Nein, wozu denn? Wir alle sollten lernen, dass Lebensmittel verderblich sind. Sie brauchen ausschließlich eine Haltbarkeitsverlängerung, um auch über lange Dietrich Knorr. Foto: privat Strecken transportiert werden zu können. Wir behandeln die Lebensmittel eben mit physikalischen Methoden wie Druck statt mit chemischen Konservierungsstoffen. So bleibt die Natürlichkeit erhalten. Zugleich verbessern wir auf diese Weise Verdaulichkeit, Geruch, Geschmack oder Farbe von Lebensmitteln. Sie forschen also daran, einen Apfel röter und knackiger zu machen? Nicht röter und knackiger, aber ich möchte ihn in seiner Rotheit und Knackigkeit erhalten. Ein amerikanischer Kollege nennt das die unsichtbare Technologie: die Karotte, die wie eine Karotte ausschaut und schmeckt, aber trotzdem werden schädlichen Mikroorganismen abgetötet. Haben diese „unsichtbaren“ Verfahren denn Auswirkungen auf unsere Gesundheit? Sie sind schonender als die konventionellen Methoden. Eine Kom- Im WABE-Bildungszentrum dreht sich alles um nachhaltige Ernährung OSNABRÜCK. Im WABE-Zentrum wird gekocht, gebacken, unterrichtet, experimentiert und gekäst – ein Multi-Einsatzort rund um gesunde Ernährung und nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Zwar gehört die Bildungseinrichtung zur Hochschule Osnabrück, doch ihre Angebote richten sich längst nicht nur an Studierende und Professoren. Auch Schülergruppen kommen auf ihre Kosten. Um die Geschichte des WABE-Zentrums zu verstehen, schaut man sich den Namen der Bildungseinrichtung am besten noch mal etwas genauer an: „Waldhof-Aktion-Bildung-Erleben“ bringt nämlich genau das auf den Punkt, was den Ausschlag zur Gründung des WABE-Zentrums gab – und was es noch heute ausmacht. Der benachbarte Versuchsbetrieb „Waldhof“ besteht zwischen Lechtingen und Rulle bereits seit 1986. Seit über 20 Jahren baut die Hochschule hier unterschiedliche Kartoffelsorten und Pflanzen unter ökologischen Landwirtschaftsbedingungen an und hält Tiere. Einige selbst angebaute Lebensmittel wurden schon damals im Hofladen verkauft. Nach und nach sei dann der Gedanke entstanden, dass der Waldhof allein noch einen wichtigen Aspekt auslasse, wenn es darum gehe, einen Teil von dem, was an der Hochschule passiere, auch an Verbraucher, Schüler, Lehrer und andere Multiplikatoren weiterzureichen, erklärt Dorothee Straka, die Versuchsbetriebsbeauftragte des WABE-Zentrums. Neben dem Lebensmittel-Anbau und den Versuchsreihen, die am Waldhof stattfinden, würde sich eine Einrichtung zur Verarbeitung von Lebensmitteln und zur Schu- Käsemachen gehört zum Praxisangebot des WABE-Zentrums zwischen Lechtingen und Rulle. Foto: Jörn Martens lung rund um das Thema gesunde Ernährung hervorragend machen. So weit die Idee. Dank der finanziellen Unterstützung der Rut-und Klaus-Bahlsen-Stiftung wurde daraus schnell Realität: 2004 öffnete das wabenförmige WABE-Zentrum neben dem Waldhof seine Türen. Schülergruppen, Studierende, Lehrer und interessierte Verbraucher gehen seitdem regelmäßig ein und aus. „Schulklassen pflanzen im Frühjahr zum Beispiel ihre eigenen Kartoffeln, die sie dann im Herbst selbst ernten“, berichtet Straka. In der Versuchsküche geht es anschließend um die Frage, was man mit den Knollen anstellen kann. Rezepte werden ausprobiert, Kinder verfolgen den Weg der Knolle bis auf den Teller. „Dafür sind wir da“, sagt Straka: „Wir informieren Verbraucher rund um den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln, über nachhaltige Lebensmittelverarbeitung und Ernährung.“ An dieser Stelle kommen auch Studierende des ernährungswissenschaftlichen Studiengangs „Ökotrophologie“ ins Spiel: In Praxiseinheiten können sie in der hauseigenen Käserei des WABE-Zentrums Käse produzieren. Im Augenblick laufe auch ein Projekt zum Sojaanbau, berichtet Straka, die als Professorin für Ernährungskommunikation immer im direkten Kontakt mit den Ökotrophologie-Studenten steht. Mit Masterstudierenden habe sie zum Beispiel schon geschaut, inwiefern man aus diesem Soja Tofu herstellen kann. Eine Möglichkeit für Endverbraucher, einen Blick hinter die Kulissen von Waldhof und WABE-Zentrum zu werfen, ist das jährlich stattfindende Kartoffelfest. Hier stehen traditionell nicht nur die eigenen Kartoffeln, sondern auch Verarbeitungsvarianten, der eigene Käse, aktuelle Versuchsreihen und Projekte der Studierenden im Mittelpunkt. Ist diese Entwicklung noch zurückzuschrauben? Nein. Wenn Sie wüssten, was in der Lebensmittelverarbeitung an Reststoffen verloren geht, wenn man nur ein bestimmtes Produkt aus einem bestimmten Rohmaterial gewinnen will . . . Bis zu 40 Prozent des Rapses bei der Biodieselherstellung werden entweder an Tiere verfüttert oder verbrannt – das sind wertvolle Eiweiße. Technologie ist also die eine Sache, Esskultur die andere? Wenn sie bedenken, dass wir alle drei Wochen unser eigenes Körpergewicht an Lebensmitteln zu uns nehmen und die gleiche Menge an Flüssigkeit, da würde man meinen, dass die Wertschätzung für Nahrungsmittel etwas höher ist, als sie es tatsächlich derzeit ist. Aber das sind keine technologischen Probleme, die unsereiner lösen kann, sondern soziale. Selbst gemacht VON STEFANIE HIEKMANN Die nationale Forschungsstrategie „Bioökonomie 2030“ hat sich eine biobasierte Wirtschaft zum Ziel gemacht – das bedeutet auch eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen. Wie kann das gelingen? Wir haben diese biobasierte Ökonomie schon seit 40 oder 50 Jahren. Aber dann kam die Monokultur Soja und hat alles verdrängt. Ein erster Schritt wäre, das bekannte Wissen wieder zu reaktivieren. Das Wichtigste jedoch ist, Abfall zu vermindern. Wir schmeißen über 50 Prozent weg. Es wäre wichtig, Kinder und Erwachsene Respekt vor Lebensmitteln zu lehren. Gerade in den reichen Ländern. Das klingt jetzt zwar plakativ, aber fette Nationen haben mehr Abfall und produzieren somit einen größeren Beitrag zur Klimaveränderung. tut ch-Insti bert-Ko o R : e ll ue hland, Q Deutsc hren in a J 9 7 18 und ischen uen zw ra F d n u r Männe 14 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE An der Salatbar wird es persönlich In der neuen Mensa des Studentenwerks Osnabrück soll Schluss sein mit langen Schlangen und Standard-Essen VON MARIE-LUISE BRAUN OSNABRÜCK. Ein Teller, gefüllt mit Standardkombinationen aus Gemüse, Fleisch, Teigwaren, dazu ein Schälchen Nachtisch. Das war einmal. Heute können sich Studierende ihr Essen selbst zusammenstellen. Das liegt bundesweit im Trend, und so soll es auch in der neuen Mensa des Studentenwerks Osnabrück sein. In diesen Tagen wird sie eröffnet. „Der Gast muss sich wohlfühlen“, darauf sei alles in dem neuen Mensagebäude am Westerberg in Osnabrück abgestimmt, sagt Annelen Trost, als Leiterin der Hochschulgastronomie des Studentenwerks Osnabrück zuständig für den Betrieb der Mensa. Der Service-Gedanke prägt die Wortwahl. Denn spricht Trost von den Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitern der Hochschulen, nennt sie sie „Kunden“. Die sollen möglichst ohne Warterei zu ihrem Essen kommen, auch in den Stoßzeiten zur Mittagszeit. Das ist sportlich: Bis zu 5000 Essen pro Tag können die Köchinnen und Köche in der neuen Mensa täglich zubereiten. Hinzu kommen die Angebote der Cafeteria. Doch von Anfang an: Das Gebäude ist von der Tür an auf Effizienz ausgelegt. Im Eingangsbereich unterstützt die Gestaltung den Verkehrsfluss der Gäste. Im hinteren Bereich haben die Architekten des Planungsbüros Rohling den Schwerpunkt auf Arbeitsabläufe wie Lieferung, Zubereitung des Essens, Reinigung des Geschirrs und Abtransport der Reste konzentriert. Beim Betreten der Mensa fällt der Blick auf die Treppe, über die die Gäste in den ersten Stock geleitet werden. Oder sie biegen gleich rechts ab zur Cafeteria mit Platz für über 300 Kaffeedurstige. Montags bis donnerstags sind hier von 9 bis 21 Uhr Getränke und kleine Gerichte erhältlich, freitags bis 16.30 Uhr. Auch mit der Vermischung von Cafeteria und Mensa – an anderen Hochschulen „Mensateria“ genannt – hat das Studentenwerk einen Trend aufgegriffen. Die Mensa – verkürzt aus den lateinischen Worten „mensa academia“ für „Mittagstisch der Universität“ – hat täglich von 11.30 bis 14.15 Uhr geöffnet. In zwei Räumen bietet sie rund 1000 Gästen Platz. Die Platz für 1000 Esser: Die jüngste Osnabrücker Mensa – hier kurz vor der Eröffnung – entstand nach neuesten kantinengastronomischen Erkenntnissen. haben über wandhohe Fenster einen guten Ausblick nach draußen. Kuppeln in der Decke lassen Sonnenlicht hinein. Besonders edel wirkt der Boden aus Eichenparkett. „Das ist erst einmal etwas teurer, hält aber lang“, weiß Manfred Blome, Gebäudemanager der Universität Osnabrück, aus seinen Erfahrungen in der Mensa am Schlossgarten. Was früher „Essensausgabe“ hieß, ist heute der „Freeflow-Bereich“. Dort können sich die Mensagäste an zwei gegenüberliegenden Punkten ihr Essen zusammenstellen, an beiden werden alle Speisekomponenten angeboten. Zwischen die Ausgabestellen kommt etwas Besonderes: „Da ist ein Frontcooking-Bereich eingeplant“, sagt Bärbel Helmig, Projektleiterin der Hochschule Osnabrück für den Mensabau. Hier sollen Gäste den Köchen beim Zubereiten der Speisen zusehen können. An der Salatbar geht es persönlich zu, hier werden die Gäste von Mitarbeitern bedient. Sie sollen sich „angesprochen fühlen“, sagt Fotos: Jörn Martens Trost. Ein paar Schritte weiter wieder Selbstbedienung: Hier können sich Gäste Getränke zapfen oder Flaschen ziehen. Nach dem Essen verschwinden die Tabletts mit dem benutzten Geschirr hinter einer Wand zur Reinigung in einer der beiden Waschstraßen. 34 Tabletts schafft jede von ihnen pro Minute. Nicht mehr weit ist es von hier zum „Freeflow-Bereich“ und zum „Frontcooking-Bereich“ der Letzte Handgriffe vor der Eröffnung: Annelen Trost, Leiterin der Hochschulgastronomie des Mensa. Dort können die Studenten ihren Hunger stillen. Studentenwerks Osnabrück. KSB Marketing & Vertrieb Joachim Böhl Ihr Partner für Handel und Gewerbe! [email protected] Rajen 184 26817 Rhauderfehn Tel. 0 49 52 / 80 93 53 IHR VERTRIEBSPARTNER FÜR ERSATZTEILE WIE Z.B.: Hydraulik Anlasser Lichtmaschinen Motorenteile ... UND VIELES MEHR! 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Zurück nach Osnabrück: Kurz vor der Eröffnung der neuen Mensa am Westerberg hat Annelen Trost nur einen Wunsch: „Ich hoffe, dass unser Konzept nach ein paar Tagen Eingewöhnung so aufgeht, wie wir es geplant haben.“ &$+( #$ ""#),$ " . $-(!('+" */* #$))*()) 0( (% ) &$+( ))("$( *()) #$ (+$ $+)*( ( Serraflecto %%- ""#),$ 15 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE „Biofleisch ist ein Nischenprodukt“ Boom auf niedrigem Niveau – Handel sieht Wachstumspotenzial VON KLAUS-PETER JORDAN MINDEN/VISBEK. Nachdem die Bio-Bauern zwei Jahre lang kleine Brötchen backen mussten, hat der Bio-Zug im vergangenen Jahr wieder deutlich Fahrt aufgenommen. Um fast zehn Prozent auf rund 6,6 Milliarden Euro stieg der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland. Allerdings kommen die „ökologisch korrekt“ produzierten Lebensmittel auch nach diesem Zuwachs nur auf einen Anteil von 3,7 Prozent an den gesamten Lebensmittelausgaben der Deutschen. Am meisten lieben die Deutschen die Bio-Möhre. Sie hat nach Angaben der Agrarmarkt Informations GmbH (AMI) fast ein Drittel des Möhren-Marktes erobert. Noch ziemlich bio-düster sieht es hingegen an der Fleischtheke aus. Gerade einmal 1,1 Prozent des Marktes ist laut AMI Bio; bei Geflügel sind es sogar nur 0,5 Prozent. Den Grund hierfür sieht der Informationsdienst Ökolandbau im Biopreisaufschlag, der bei Fleisch wegen höherer Produktionskosten deutlich größer ist als bei Gemüse oder Obst und sich schwer beim Verbraucher durchsetzen lasse. Wie schwierig das Geschäft mit Biofleisch ist, hat auch Deutschlands Geflügel-Tycoon, die zur PHW-Gruppe gehörende Wiesenhof aus Visbek im Kreis Vechta, erlebt. 2002 stiegen die Visbeker mit einem „Weide-Hähnchen“ in den Bio-Geflügelmarkt ein. Doch das kam nie ins Laufen – wohl auch, weil es dreimal so teuer wie ein konventionell erzeugtes Hähnchen war – und wurde mittlerweile beerdigt. „Wiesenhof“ produziert nun gar kein Bio-Geflügel mehr selbst, sondern lässt seine Bio-Ware beim Marktführer Biofino aus Emstek im Landkreis Cloppenburg aufziehen. Dort will man derzeit zur Entwicklung nichts sagen. Seinen Marktanteil bei der Verarbeitung von Bio-Geflügel gibt das Unternehmen im eigenen Internetauftritt mit „mehr als 50 Prozent“ an. Wiesenhof-Sprecherin Maria Große Böckmann nennt als Absatz 2000 Bio-Tiere pro Woche. Bei etwa 4,5 Millionen konventionell erzeugten Tieren wöchentlich liegt der Bio-Absatz damit bei Wiesen- hof gerade einmal bei 0,04 Prozent. „Biofleisch ist ein Nischenprodukt für eine kleine Klientel“, räumt denn auch Peter Wesjohann ein, Vorstand des Geflügel-Marktführers PHW mit zuletzt 2,23 Milliarden Euro Umsatz. Diese Einschätzung teilt die Edeka Hannover-Minden, größter Einzelhändler in Norddeutschland. „Biofleisch- und Wurstwaren sind nach wie vor ein Nischenprodukt“, sagt Edeka-Sprecher Andreas Laubig. Bei der Fleisch-Eigenmarke „Bauerngut“ liege der Umsatzanteil von Bio unter einem Prozent. Auch Laubig verweist auf den „markanten Preisunterschied zu konventioneller Ware“. Woher kommen die Kosten, die Biofleisch in der Herstellung so viel teurer macht als konventionell erzeugtes Fleisch? Die genauen Vorschriften für Bio füllen allein auf EU-Ebene mehrere Hundert Seiten. Der Informationsdienst Ökolandbau hat die wichtigsten Prinzipien für die Tierhaltung so zusammengefasst: ● Die Tierarten und -rassen sollen an die Standortbedingungen angepasst, vital und widerstandsfähig sein. ● Die Tiere stammen aus eigener Nachzucht oder von anderen ökologischen Betrieben. ● Den Tieren ist Auslauf im Freien und je nach Tierart Weidegang zu gewähren. 0,5 Prozent des Geflügels in der Fleischtheke sind bio. Das Umfeld der Tiere muss hinsichtlich der Belüftung, der Lichtansprüche und des Platzund Komfortbedarfs artgerecht gestaltet sein und das natürliche Sozialverhalten ermöglichen. ● Eine ganzjährige Anbindung ist nicht erlaubt. ● Vollspaltenböden sind nicht zulässig ● Ferkel und Hühner werden nicht in Käfigen gehalten. ● Das Futter muss ökologischer Herkunft sein, so weit wie möglich vom eigenen Betrieb. ● Der Einsatz von Hormonen, Wachstums- und Leistungsförderern ist verboten. ● Der vorbeugende Einsatz von Medikamenten, Antibiotika usw. ist nicht erlaubt. ● Eingriffe am Tier wie Zähnekneifen, Kupieren des Schwanzes, Stutzen der Schnäbel usw. dürfen nicht systematisch angewendet werden. „Bei den hiermit verbundenen höheren Investitions- und Futterkosten bleibt es schwierig, neue Landwirte für die Bio-Mast zu gewinnen“, stellt der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der Spitzenverband von Erzeugern, Verarbeitern und Händlern ökologischer Lebensmittel in Deutschland, fest. Er hält die Preisunterschiede eher noch für zu gering, um Landwirte zur Umstellung ihres Betriebs auf Bio zu animieren. Außerdem sitze den Bio-Erzeugern ständig die Angst im Nacken, die Verbraucher könnten bei Erhöhungen preissensibel reagieren. Denn auch das ist Fakt: Bio-Kunden essen weniger Fleisch als der Durchschnittskunde. Im vergangenen Jahr allerdings waren diese Ängste grundlos. Trotz stärkerer Preiserhöhungen als bei konventionellem Fleisch boomte Bio-Fleisch. Der Informationsdienst AMI hat 2011 Umsatzsteigerungen – auf dem niedrigen Niveau – von 40 Prozent ausgemacht. Die Edeka-Marke „Bauerngut“ legte bei Bio insgesamt zwar nur um knapp sieben Prozent zu, bei den Wurstartikeln aber um 28 Prozent. Das hat auch Vertriebsgeschäftsführer Wolfgang Junglas Mut gemacht: „Wir sehen noch Wachstumspotenziale im Biosegment“, verkündet er. Doch insgesamt sieht die Branche Bio in der Nische gefangen. Ein Aspekt aus Bio scheint die Verbraucher allerdings – aufge● Biofleisch-Konsum steigt Umsatzwachstum bei Bionahrungsmitteln 1) 39,6 Frischfleisch 31,9 Eier 21,9 Heißgetränke 20,1 Fleischersatz Nahrungsfette (Butter, Öle) 15,1 1) von 2010 auf 2011 in Prozent schreckt durch schlimme Bilder und Berichte über leidende Tiere – immer stärker zu interessieren: das Tierwohl. Es gebe eine gewisse Klientel, „für die Kriterien wie Biofutter nicht ausschlaggebend sind, die jedoch gerne mehr bezahlen, wenn sie dabei ein Mehr an Tierwohl fördern können“, ist sich Josef Bachmeier, Mitglied im Quelle: AMI · Grafik: Neue OZ/Michel Beirat Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes, sicher. Bei einer reinen Tierwohl-Variante könnte der Preisabstand zu konventioneller Ware auch kleiner ausfallen, meint man bei „Bauerngut“ und wartet schon auf ein neues Tierschutzlabel. Wiesenhof ist seit gut einem Jahr mit solchen Produkten auf dem Markt. Vom Erfolg ermutigt, hat Wiesenhof die Zahl der Aufzucht-Höfe für diese „Tierwohl-Variante“ von zwölf auf fast 30 mehr als verdoppelt. 40 Prozent mehr im Laden muss der Verbraucher für ein besseres Gewissen zahlen. Und „Wiesenhof“ bekommt dafür – ungewöhnlich genug – Lob von Tierschützer Bachmeier. Bielefelder Str. 27 a · 49124 Georgsmarienhütte · Tel. 0 54 01 - 83 88 2-0 · [email protected] Ihr kompetenter Partner für Industriewaagen Waagen aller Hersteller und Klassen Projekte – Systemlösungen Beratung, Service, Reparatur, Wartung DKD-Kalibrierung, Eichung AUTOKRANE-ARBEITSBÜHNEN-SCHWERTRANSPORTE www.autokrane-gertzen.de 26892 Kluse-Ahlen · Tel. 0 49 63/9 11 80 49811 Lingen-Ems · Tel. 05 91/71 00 99-0 SCC Arbeitssicherheit SCC Wir sind zertifiziert Regelmäßige freiwillige Überwachung 16 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 BRANCHEN & BETRIEBE Käsemachen aus Leidenschaft – trotz EU-Bürokratie Kleine Bio-Bauernhöfe tun sich schwer damit, alle Brüsseler Auflagen zu erfüllen. VON SANDRA DORN BISSENDORF. Auf einem stillen Fleckchen Land bei Osnabrück haben sie sich ihren Lebenstraum vom eigenen Biohof erfüllt: Gudrun Schwämmle und Thomas Lunau stellen in Bissendorf-Astrup in liebevoller Handarbeit Feinkost-Käse her. Doch was anmutet wie die perfekte Landidylle, ist auch ein permanenter Kampf gegen die EUBürokratie. Nebel liegt über den Feldern. Ein Schaf blökt von Ferne, die Schweine dösen im Matsch. „Im Winter entschleunigt sich alles“, sagt Landwirtin Gudrun Schwämmle lächelnd. Doch zum Entspannen bleibt trotzdem wenig Zeit: Brot backen, den Hofladen betreuen, die 30 Schweine versorgen und alle zwei Wochen ein paar von ihnen schweren Herzens zum Schlachter bringen – die Liste der Arbeiten auf dem Hof „Dicke Eiche“ ist auch im Winter lang. Ihre Zeit können Schwämmle und ihr Mann sich jetzt aber frei einteilen. Der Milchfluss der 40 Mutterschafe ist versiegt – und damit fällt das Melken und Käsemachen weg, das sonst den Takt vorgibt. Im Leib tragen die Tiere aber schon den Nachwuchs. Ein Schafbock namens „Herr Lehmann“ hat in der zweiten Septemberwoche ganze Arbeit geleistet. Im Frühjahr, wenn die Lämmer zur Welt kommen, wird Schwämmle wieder Käse herstellen – aus den 60 Litern Milch, die ihr Mann täglich melkt. „Klack, klack, klack“ macht dann die Vakuumpumpe, untermalt vom sonoren Brummen der Melkmaschine. Zweieinhalb Stunden lang, jeden Morgen und jeden Abend. „Für uns läuft immer Geld durch die Schläuche“, sagte Thomas Lunau im vergangenen Mai schmunzelnd und steckte das Melkgeschirr an das nächste Thomas Lunau und Gudrun Schwämmle leben von der Schafskäseproduktion. Doch die neue EU-Lebensmittel-Infoverordnung bedroht ihre Land-Idylle. Euter. Der Aufwand ist gewaltig. Zum Vergleich: Eine Kuh gibt etwa 30 Liter Milch bei einem einzigen Melkvorgang. Um dieselbe Menge Milch zu bekommen, muss Thomas Lunau vierzig Euter reinigen, das Melkgeschirr anstecken und wieder abziehen. Ist der Edelstahlbehälter mit Milch gefüllt, beginnt für Gudrun Schwämmle die eigentliche Arbeit. Der Blick auf die Uhr in ihrer kleinen Käserei ist das Wichtigste: „Käsemachen ist ein Minutengeschäft“, sagt sie. Wenn sie den richtigen Zeitpunkt nach Zugabe der Bakterienkulturen verpasst, riskiert sie, dass der Käse zu kräftig wird oder nicht die gewünschte Konsistenz bekommt. Das Käsemachen hat die Bio-Landwirtin vor 27 Jahren auf einem Ziegenhof in der Nähe von Bayreuth gelernt, erzählt sie, während sie Arbeitsfläche und Käseformen desinfiziert. Vor 17 Jahren erfüllten sie und ihr Mann sich dann den Traum vom eigenen Biohof. Exakt zwei Stunden nach Zugabe des Labs ist es so weit: Die Milch ist fest geworden, nun zählt jede Minute. Ein Postbote, der am Fenster klopft, wird abgewiesen. „Stellen Sie das Päckchen vor die Tür“, ruft Schwämmle. Mit einem langen Messer schneidet sie die Masse in Scheiben, und mit einer Art Schaufel zerteilt sie den sogenannten Bruch schließlich in walnussgroße Stücke. Die Masse verschöpft die Landwirtin geschickt in kleine Förmchen. Teilweise gibt sie vorher noch Basilikum oder Wiesenkräuter hinzu. Nach kurzer Zeit erkennt man bereits das Endprodukt: Weichkäsetaler. Zuletzt werden die Taler eingesalzen und sind fertig. Anders als Schwämmles Pecorino, Rotweinkäse oder roter Astruper müssen sie nicht reifen. Die Kräuter wachsen zwar im Sommer in Schwämmles Garten, aber verwenden darf sie sie nicht. Der Grund: die strengen Lebensmittelverordnungen der EU. „Jede Zutat muss eine Schadensnummer haben.“ Schwämmle seufzt. „Ich muss die Kräuter deshalb bei einem Biogärtner kaufen.“ Seit sie und ihr Mann vor dreieinhalb Jahren eine EU-Zulassung für ihre Käserei beantragten, führt Gudrun Schwämmle an jedem Tag der Käseproduktion Protokoll: Wetter und Temperatur werden festgehalten, sie muss regelmäßig Wasserproben, Käseproben und sogenannte Abklatschproben von Wänden und Tischen einschicken. „Mit unseren gerade mal 7000 Litern Abbildung zeigt Wunschausstattung gegen Mehrpreis. FORD RANGER XL Audiosystem Radio CD, Außenspiegel elektrisch verstellbar und beheizbar, Elektronisches Sicherheits- und Stabilitätsprogramm, Fahrer- und Beifahrerairbag, Kopfairbag,Seitenairbag und Knieairbag für Fahrer Bei uns für € 20.825,– 1 Kraftstoffverbrauch (in l/100 km nach VO (EC) 715/2007): Ford Ranger: 8,5 (innerorts), 6,7 (außerorts), 7,3 (kombiniert); CO2-Emissionen: 192 g/km (kombiniert). Angebot gilt für einen Ford Ranger XL 2,2 l TDCi Duratorq-Motor 92 kW (125 PS). 1 Milch pro Jahr haben wir dieselben Auflagen wie die großen Molkereien“, klagt Schwämmle. „Den kleinen Käsereien wird das Leben immer schwerer gemacht.“ Ihren Käse verkauft Gudrun Schwämmle nur zu einem kleinen Teil in ihrem Hofladen. Überwiegend geht er an Feinkostläden und Restaurants auf den Friesischen Inseln, in Hamburg und Bremen sowie an einige kleinere Händler. Unsicher ist, wie es weitergeht. Im Oktober hat die EU eine neue Lebensmittel-Informationsverord- Nährwerttabelle bedroht Existenz kleiner Betriebe. Fotos: Jörn Martens nung erlassen. Bislang sind Nährwerttabellen auf Lebensmittelverpackungen weitgehend freiwillig. Ab dem 13. Dezember 2014 sind sie in allen EU-Ländern Pflicht. Der Kaloriengehalt sowie die sechs Nährstoffe Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz müssen dann angegeben werden. Ausgenommen ist lose verkaufte Ware. Bei ihr muss nur über Allergene informiert werden. Was nach großer Transparenz für die Verbraucher aussieht, macht Gudrun Schwämmle große Sorgen: Sie müsste dann etwa den genauen Fettgehalt ihres Käses angeben. „Das geht gar nicht, da müsste ich jede Woche Proben nehmen. Zu Beginn ist die Milch immer sehr fett, der Fettgehalt nimmt dann bis zum Herbst ab.“ Das Problem ist der EU bekannt. So heißt es in Artikel 54 der Verordnung: „Unregelmäßige und häufige Aktualisierungen der Anforderungen an Informationen für Lebensmittel können zu einem erheblichen Verwaltungsaufwand für Lebensmittelunternehmen, insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen, führen.“ Doch wie genau das Dilemma gelöst werden soll, geht daraus nicht hervor. Also müssen Schwämmle und Lunau weiter um ihre Existenz bangen. DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT 17 Knappes Gut: An große Mengen Zucker zu kommen, wird für Lebensmittelproduzenten schwer. Das Bild zeigt eine Fabrik bei Uelzen, die das begehrte Vorprodukt aus Zückerrüben herstellt. Foto: dpa Ab durch die Decke Lebensmittel-Rohstoffe werden rasch teurer – Verarbeiter wollen die Mehrkosten an Handel und Endverbraucher weitergeben Brot: Bis 25 Prozent der Produktionskosten sind Rohstoffkosten. Die Sommerdürre in den USA wirkt auf dem Getreidemarkt nach. Sicherung durch Hedging eignet sich für Agrarprodukte kaum. VON DIRK FISSER UND CHRISTIAN SCHAUDWET OSNABRÜCK/DISSEN. Apokalyptisch wirkten die Bilder von amerikanischen Feldern im vergangenen Sommer: Schlaff hingen Maispflanzen über der ausgetrockneten Erde. Eine bis dato nicht gekannte Hitzewelle hatte die Kornkammer des Landes, den Mittleren Westen, im Griff. Weit weg? Von wegen. Die Folgen sind auch für die Unternehmen aus der Region zu spüren: Wer auf Agrar-Rohstoffe angewiesen ist, unterliegt längst globalen Einflüssen. So manchem Einkäufer trieb der Blick auf die Preisentwicklung bei Mais und Weizen den Schweiß auf die Stirn. Noch bevor überhaupt klar war, welche Auswirkungen die Dürre auf die Ernte haben würde, schnellten die Preise durch die Decke. An den Terminmärkten machte die Angst vor einer Rohstoffverknappung die Runde. Was da war, wurde weggekauft. „Schon schlechte Aussichten schlagen sich auf den Preis nieder“, sagt Olaf Zinke, Marktanalyst beim Deutschen Landwirtschaftsverlag. Und im Jahr 2012 waren die Aussichten besonders schlecht: Dürre in den USA, absehbar schlechte Ernte in Russland und Osteuropa. „Deswegen ist die Nachfrage nach EU-Weizen gestiegen. Das Angebot ist nach wie vor sehr, sehr knapp.“ Das merken alle, die auf die Rohstoffe angewiesen sind. Einer von ihnen ist Friedrich WilhelmBorgstedt, Geschäftsführer der Milser Mühle bei Bielefeld. „Die Lage ist einfach prekär: Wir müssen die höheren Rohstoffkosten an unsere Kunden weitergeben, denn bei den Steigerungen in diesem Jahr sind wir schnell bei Mehrkosten von vier bis fünf Millionen Euro“, sagt der Müller. So viel verdiene er gar nicht, um die Preissteigerungen im Einkauf auszugleichen. Das bekommen Kunden wie beispielsweise die Bäcker zu spüren. Im September hätten ihn und seine Kollegen die Auswirkungen der Wetter-Extreme rund um den Globus erreicht, sagt Bernd Abeln. Der Bäcker aus dem Emsland besitzt 20 Niederlassungen mit 100 Angestellten in den Landkreisen Emsland, Cloppenburg und Osnabrück. Bei einem durchschnittlichen Backprodukt, so Abeln, machten die Rohstoffe 20 bis 25 Prozent der Produktionskosten aus. Da schlage ein gestiegener Weizenpreis natürlich zu Buche. Da sich in den vergangenen Jahren auch Energie und Personal kontinuierlich verteuert hätten, stünden viele Bäckereien unter Druck. „Diese Kosten müssen die Handwerksbetriebe weitergeben, um zu bestehen“, sagt Abeln. Da sehe er keine andere Möglichkeit. Er macht weder seinen Berufskollegen noch den Kunden Hoffnung, dass die Preise wieder fallen könnten. Eine Einschätzung, die Werner Bosse vom Landvolk Niedersachsen bestätigt. Allerdings findet er Getreide „immer noch sehr billig“ und fügt hinzu: „Die Zeiten, in denen die Tonne Getreide für 100 Euro zu haben war, sind vorbei.“ Das derzeitige Preisniveau sei vergleichbar mit dem vor 30 Jahren. „Die schwierige Situation im nächsten Jahr kann man bereits jetzt an den Märkten erkennen“, so Bosse. Analyst Zinke pflichtet stoffen verkraften. Fluggesellschaften etwa versuchen, Schwankungen des Kerosinpreises durch das sogenannte Hedging abzufedern, durch Sicherungsgeschäfte am Finanzmarkt. Für Vorprodukte, die Coppenrath & Wiese braucht, eignet sich die Methode nach Wallmeiers letztjähriger Einschätzung aber nicht. Das Unternehmen versuche stattdessen, auf Vorrat zu kaufen, wenn die Preise niedrig sind. Als sich etwa im Lieferland Serbien ein Engpass und damit ein Preisanstieg bei Kirschen abzeichnete, kaufte Coppenrath & Wiese kurz entschlossen im großen Stil ein und ließ Kirschen lastwagenweise nach Deutschland holen. bei: „Vorläufig ist keine Besserung in Sicht.“ Die steigenden Agrarpreise setzen auch dem Hersteller von Tiefkühl-Gebäck Coppenrath & Wiese zu: „Die Welt der Lebensmittel ist seit 2007 nicht mehr dieselbe“, bilanzierte Andreas Wallmeier, Geschäftsführer des in Mettingen und Osnabrück ansässigen Unternehmens, bereits vor zwölf Monaten. Spekulationsblasen, rasant steigende Nachfrage aus Asien und Biosprit-Durst hatten Verarbeiter von Agrarware weltweit in Atem gehalten. Der Einkaufspreis von Zucker etwa stieg 2011 um mehr als 50 Prozent, Weizen wurde 35 Prozent teurer, Butter 19 Prozent. Auch andere Branchen müssen Preissteigerungen bei ihren Roh- Achterbahnfahrt für Getreideverarbeiter „Ich verdiene Entwicklung der Weltmarktpreise von Mais und Weizen nicht genug, um den Preisanstieg 340 Mais auszugleichen.“ 330 Weizen Index: Jahr 2000 = 100 320 310 300 290 280 270 260 250 240 230 01/11 03/11 05/11 07/11 09/11 11/11 01/12 03/12 05/12 07/12 09/12 11/12 Quelle: IGC · Grafik: Neue OZ/Michel Wohl denen, die ihre Rohware in solchen Zeiten nicht auf dem freien Markt kaufen müssen, sondern selbst anbauen. Das Dissener Unternehmen Fuchs, zweitgrößter Gewürzproduzent der Welt, bezieht viele Vorprodukte aus China, Vietnam, Indien und Brasilien, dort teils von eigenen Plantagen. Kaum ein Unternehmen der Branche beherrscht seine Lieferkette so wie Fuchs. Doch auch Kontrolle schützt vor Knappheit nicht. „Ein wichtiger Preisfaktor ist der steigende Eigenkonsum in den Erzeugerländern“, sagt Dirk Haucap, in der Fuchs-Geschäftsführung zuständig für den Einkauf. Die Mittelschicht in Schwellenländern wachse, die Kaufkraft nehme zu. Binnen fünf Jahren habe sich der Einkaufspreis von Gewürzen teils verfünffacht, sagt Haucap. Kämen dann noch wetterbedingte Ernteausfälle hinzu, sei es eine „Herausforderung“, die nötige Menge in optimaler Qualität zu bekommen. Wetterprobleme und Zocker an den Terminmärkten allein sind für die Verarbeiter von LebensmittelRohstoffen vielleicht noch zu verkraften, aber: „Der Megatrend“, sagt Landvolk-Vetreter Bosse, „ist eindeutig.“ Aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums und der sich wandelnden Ernährungskultur in Boom-Ländern wie China sei von dort mit verstärkter Nachfrage zu rechnen. Das Angebot, sagt Bosse voraus, könne nur Schritt halten, wenn die landwirtschaftliche Produktion weiter intensiviert werde. Deren Potenzial aber sei in vielerlei Hinsicht bereits ausgereizt. 18 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT Anruf beim Chef: Frohe Weihnachten!? 1 slx OSNABRÜCK. Briefträger haben rund um die Feiertage besonders viel zu tun. Ein großer Teil der täglichen Post-Flut dürfte dabei auf mehr oder weniger fantasievoll gestaltete „Frohe-Weihnachten-undeinen-guten-Rutsch-Grußkarten“ entfallen. Mehr als die Hälfte der bei unserer Exklusivumfrage unter Spitzenmanagern der Region Befragten gaben an, eben solche Karten an ihre Geschäftspartner zu verschicken. 66 von 176 Befragten verschenkten darüber hinaus (auch) Kleinigkeiten. 14 Unternehmen entscheiden sich für Spenden statt Grüßen. Die kleinste Gruppe stellen die Weihnachtsignoranten. CH EF- 66 8 14 13 2 13 1) Mehrfachnennungen möglich Wir machen nichts. Wir verschicken Grußkarten. Wir verschenken (auch) Kleinigkeiten. Wir sparen uns aufwendige Weihnachtsgrüße und spenden das Geld für karikative Zwecke. 3 Nein. Ja, früher haben wir mehr ausgegeben. Ja, früher haben wir weniger ausgegeben. Ja. Eine Spendenaktion machen wir erst seit Kurzem. Dürfen Ihre Mitarbeiter Weihnachtspräsente von Geschäftspartnern annehmen? 48 14 Interessant ist, was mit den Geschenken bei den Empfängern geschieht: Bei den meisten befragten Unternehmen werden die Geschenke gesammelt und anschließend unter den Mitarbeitern verteilt. In einem Unternehmen läuft es der Umfrage zufolge genau anders herum. Dort müssen alle Mitarbeiter ihre Präsente beim Chef abgeben, wo sie auch bleiben. Hat sich Ihr Schenkverhalten in den vergangenen Jahren verändert? 85 81 GE UMFR A 2 In welcher Form wünschen Sie Ihren Geschäftspartnern „Frohe Weihnachten“? 1) 23 23 Dafür gibt es keine betrieblichen Regeln. Nein. Ja, wenn ein bestimmter Wert nicht überschritten wird. Bei uns werden Präsente gesammelt und unter den Mitarbeitern verteilt oder verlost. Einfach abschalten! Quelle: buw · Grafik: Neue OZ/Michel MSO Digital – die Online-Marketing-Agentur, die Ihr Unternehmen sicher und erfolgreich ans Ziel führt TM Die MSO Digital ist der Digitalmarketing-Spezialist mit breitem Leistungsportfolio aus dem Medienhaus Neue OZ. effiziente Online-Kommunikation für Ihr Unternehmen Wenn es um effiziente geht, bieten wir Ihnen maßgeschneiderte Lösungen: Unser Team von Experten aus verschiedenen Online-Disziplinen analysiert Ihre Bedürfnisse, berät Sie verständlich und partnerschaftlich bis zur Realisation aller Maßnahmen aus einer Hand. Kurz – Ihr Rundum-Sorglos-Paket, das Ihre Zeit und Ihr Budget schont! Sicherheit und Erfolg in Kombination bieten wir Ihnen unter folgender Telefonnummer: 05 41/310-550 Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen! Unser Portfolio } Regionale TV- und Online-Medien } Suchmaschinenmarketing } Suchmaschinenoptimierung } Social-Media-Marketing } Online-Vermarktung DIGITAL www.mso-digital.de Ein Unternehmen aus dem Medienhaus Neue OZ 19 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT Guten Rat gibt es nicht zum Nulltarif Vergütung per Honorar oder Provision? Bei der Vermögensberatung zählt Transparenz VON PETRA HOFFKNECHT OSNABRÜCK. Weil kaum jemand bereit ist, für ein Beratungsgespräch eine Rechnung zu bezahlen, verdienen die meisten Geldanlageberater hierzulande an den Provisionen für vermittelte Produkte. Politiker möchten nun auf nationaler und europäischer Ebene das Modell der Honorarberatung als alternative Vergütung für Anlageberater stärken. Beide Bezahlmodelle sind erlaubt. Anleger müssen lediglich wissen, worauf sie sich einlassen. Nach der Lehman-Pleite, Nachrichten über spektakuläre Falschberatungen und dem Imageschaden durch die Finanzkrise misstrauen viele Anleger ihren Bankberatern. Sie fürchten, diese ließen sich bei ihren Empfehlungen eher von hohen Provisionen für ein bestimmtes Produkt leiten als eine für den Kunden geeignete Lösung zu finden. In der Tat verlieren Verbraucher durch Fehlberatungen jährlich bis zu 30 Milliarden Euro, schätzen Experten. Wahr ist aber auch, dass viele Menschen sich ungern mit der eigenen Finanzplanung beschäftigen. Noch weniger sind sie Studien zufolge bereit, für kompetente Beratung zu bezahlen. Schließlich kostet eine Geldanlageberatung etwa bei einem unabhängigen Honorarberater pro Stunde zwischen 150 und 200 Euro. Weil viele Menschen mit Blick auf ihre Altersvorsorge oder zur Risikoabsicherung aber trotzdem Beratung brauchen, setzen sie stattdessen auf die vermeintlich kostenlose Beratung bei Banken oder Finanzdienstleistern, die sich über Provisionen bezahlen lassen. Die Zahlen sprechen für sich: Laut Statistik kommen auf geschätzte 500 000 Provisionsberater etwa 1700 Honorarberater. Der Provisionsberater wird vom Emittenten eines Geldanlageproduktes bezahlt, indem er für vermittelte Produkte eine Provision erhält. Der Berater muss dann seinen Kunden darauf hinweisen, dass und in welcher Höhe er Provisionen bekommt. Den Honorarberater bezahlt der Anleger direkt, die Anlageempfehlung setzt er danach entweder selbst um – oder sein Berater tut es für ihn. Sollte der Berater dafür eine Provision bekommen, reicht er diese an seinen Kunden eins zu eins weiter. Diesen Weg wählten beispielsweise Inge Schäfer-Schmidbauer und Isolde Regensburger von Schäfer Regensburger Vermögensmanagement: Die beiden Ex-Bankerinnen machten sich 2011 als unabhängige Vermögensverwalter mit Büros in Münster und Berg am Starnberger See selbstständig, um gegen ein Stundenhonorar von 180 Euro vermögende Anleger zu deren Depotstruktur zu beraten. In Osnabrück arbeiten mit der Knüppe, Huntebrinker & Co GmbH (KHP), der Collegium Vermögensverwaltungs AG und der Spiekermann & Co AG gleich drei private Finanzanlagenvermittler provisionsunabhängig und frei von Vertriebsinteressen gegen Honorar. Gemeinsam verwalten sie Mandantengelder im Volumen von gut einer Milliarde Euro. Dafür zahlen die Kunden jährlich etwa ein Prozent ihres Depotwertes. Allerdings lohnt sich eine individuelle Vermögensverwaltung oft erst ab Vermögen im sechsstelligen Bereich. Die breite Masse der Anleger verfügt freilich nicht über solche Beträge. Um dennoch die Anlageberatung für alle zu verbessern, überarbeitet die Europäische Union derzeit ihre FinanzmarktRichtlinie „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFiD). Diese enthält unter anderem Vorgaben für die korrekte Beratung und Aufklärung beim Kauf von Wertpapieren. 2014 soll MiFiD II in nationales Recht umgesetzt werden. Parallel dazu möchte hierzulande das Bundesfinanzministerium die Honorarberatung stärken, indem diese erstmals gesetzlich geregelt werden soll. Dazu hat das Ministerium in diesem Herbst ein Gesetz entworfen, das das Berufsbild des Honorarberaters definiert. Anders als in Großbritannien oder den Niederlanden, in de- Die Politik will die Beratung gegen Honorar stärken. nen ab dem kommenden Jahr ein Provisionsverbot gilt, wird es in Deutschland künftig neben der Honorarberatung aber auch weiterhin die Provisionsberatung geben. „Letztendlich entscheidet die Nachfrage über das Beratungsangebot“, sagt KHP-Geschäftsführer Wolfgang Pieper. Für kleinere Summen, Standardversicherungen oder Riester-Verträge sei Beratung derzeit nur über Provisionszahlungen darstellbar, räumt er ein. Gehe es jedoch nicht um den Kauf eines einzelnen Produktes, sondern um eine ganzheitliche Betreuung größerer Vermögen bei komplexen Sachverhalten, akzeptierten immer mehr Mandanten, dass die erforderliche umfassende und kompetente Beratung und Begleitung ihren Preis habe, hat Friedhelm Spiekermann von der Spiekermann & Co AG festgestellt. Aber egal ob Honorar- oder Provisionsberatung – frei von Interessenkonflikten ist keines der beiden Bezahlmodelle: Provisionsberater könnten tendenziell versucht sein, Produkte wegen ihrer hohen Provisionen statt ihrer Eignung für den Kunden zu empfehlen. Während sich der Kunde noch in einem Beratungsgespräch wähnt, handelt es sich für den Berater womöglich schon um ein Verkaufsgespräch. Schließlich werden insbesondere Bankberater daran gemessen und danach vergütet, wie viele Produkte ihrer Bank sie vertreiben. Auch Honorarberater Hat es in sich: Der vom Europäischen Parlament in Straßburg verabschiedete Entwurf der Finanzmarkt-Richtlinie „Markets in Financial Instruments Directive“ (MiFiD) enthält unter anderem Vorgaben für die korrekte Beratung und Aufklärung beim Kauf von Wertpapieren. sind abhängig, nämlich vom Honorar. So könnte beispielsweise der Anreiz bestehen, länger als nötig zu beraten, wohlhabende Kunden vorzuziehen oder zu größeren Investitionen zu raten, um höhere Einnahmen zu erzielen. „Ob eine Beratung gut oder schlecht ist, entscheidet nicht die Vergütung des Beraters“, äußert sich dazu Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassenund Giroverbandes. „Wenn der Kunde im Vordergrund steht, spielt die Vergütung des Beraters keine Rolle“, ergänzt Pieper. Damit Anleger sichergehen können, eine qualitativ hochwertige Beratung zu bekommen, raten Verbraucherschützer zu folgenden Schritten: Sich gut vorbereiten und im Erstgespräch eine gute Grundlage für die Beratung schaffen, bei späteren Treffen intensiv nachfragen, selbst Protokoll führen, sich das Beratungsprotokoll aushändigen und die Angebote vor dem Kauf gegenprüfen lassen. Von Vorteil ist außerdem, wenn der Berater seine Qualifikation durch einen Abschluss als Bankkaufmann oder ein IHK-Zertifikat nachweisen kann und in Berufsverbänden organisiert ist. Als Qualitätsmerkmal für einen unabhängigen Vermögensverwalter gilt die Zulassung und fortlaufende Überwachung durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). VERMÖGENSBERATER Provision oder Honorar? Provisionsberater: Sie leben von den Provisionen des Anbieters, dessen Produkte sie verkaufen. Honorarberater: Sie kassieren einen Stundenlohn für die Finanzberatung oder lassen sich einen gewissen Prozentsatz des verwalteten Vermögens überweisen. Foto: Colourbox Von Steuerberater Hubert Nüvemann – ANZEIGE – Überlassen Sie nichts dem Zufall! Habe ich schon mal daran gedacht, was passiert, wenn ich als Unternehmer plötzlich nicht mehr das Unternehmen leiten kann? Jeder Unternehmer sollte über dieses Thema mal nachdenken. Leider folgt bei vielen Unternehmern auf diese Frage ein Schweigen. Jedes Jahr stehen zigtausende Unternehmer vor einem Führungswechsel. Davon etliche aufgrund plötzlichen Todes oder eines Unfalles. Nur ca. jeder siebte Unternehmer hat einen Notfallplan. Dabei hat jeder Unternehmer eine Fürsorgepflicht gegenüber seiner Familie, seinem Unternehmen, den Mitarbeitern und sich selbst gegenüber. Die Generalvollmacht gibt es häufig nicht. Verstirbt der Unternehmer beispielsweise plötzlich durch einen tragischen Unfall, ohne dass ein Testament vorliegt, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft. Dies kann nicht die beste Lösung sein, zumal noch minder-jährige Kinder das Erbe antreten sollen. Die Handlungsfähigkeit des Unternehmens wird stark eingeschränkt, denn die Kinder werden durch einen Vormund des Gerichts vertreten. Wichtig ist daher, schon frühzeitig ein Testament zu verfassen. Hier sollten die Wünsche des Unternehmers aufgenommen werden. Die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten, dem Steuerberater und dem Notar ist hier auf jeden Fall empfehlenswert. Erbschaftoder schenkungssteuerrechtliche Regelungen sind zu berücksichtigen. Was ist aber, wenn der Unternehmer beim Unfall nicht verstirbt, sondern beispielsweise im Wachkoma liegt? Dann tritt keine Rechtsnachfolge ein. Hat der Unternehmer für derartige Fälle keinen Notfallplan entwickelt, steht in Windeseile das ganze Unternehmen still. Kontenbewegungen können nicht verfolgt und Löhne und Gehälter nicht überwiesen werden. Hier können nur entsprechende Vollmachten Abhilfe schaffen. Aber nicht nur im persönlichen Bereich bestehen Gefahren. Für ein Unternehmen gibt es verschiedene Arten der Bedrohung, etwa technisches Versagen durch Stromausfall oder Hardwaredefekt, höhere Gewalt wie Wasserrohrbruch oder schadhafte Software, die sich über Viren verbreiten. Aber auch vorsätzliches Handeln durch Löschen von Daten durch Mitarbeiter oder Nachlässigkeiten und Fehlbedienung im Unternehmen sind Ursache für viele IT-Sicherheitsprobleme. Um ein derartiges Durcheinander zu vermeiden, sollte eine passende Nachfolge- und Notfallplanung vorhanden sein. Ein Handlungsplan mit klaren Prioritäten sollte erstellt werden. Notfallschecklisten sollten erstellt und jedem Erben und verantwortungsvollem Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden. Der Notfallordner/Notfallkoffer soll helfen, alle Abläufe transparent zu machen. In diesem Ordner sind das Testament, Vollmachten, Vertretungspläne, wichtige Adressen von Kunden und Lieferanten, Informationen über laufende und ausstehende Aufträge und vor allen Dingen Passwörter und Codes aufzunehmen. Weiter sind sämtliche Versicherungen und Grundbuchauszüge dort aufzubewahren. Selbst für das Rating des Unternehmens ist für Banken das Vorhandensein eines Notfallplans ein bedeutender Faktor. Daher, überlassen Sie nichts dem Zufall! Steuerberater Hubert Nüvemann Großhandelsring 6, 49084 Osnabrück Telefon: 05 41 5 25 48, Fax: 05 41 5 55 74 www.Steuerberater-Nüvemann.de [email protected] 21 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT GELD & GESCHÄFT Naiv im Netz Ein Schwarm für den Maulwurf Gerade Mittelständler laufen Gefahr, Opfer von Angriffen aus dem Internet zu werden – Experten mahnen zu mehr Selbstschutz IT-Angriffe der Konkurrenz bemerken 20 Prozent der Firmen. Weitere 23 Prozent erleben Info-Klau durch unbekannt. Social Media werden zur offenen Flanke von Unternehmen. VON FLORIAN PFITZNER ESSEN. Daten sind vor ihnen nicht sicher, sie knacken Firewalls und rauben geistiges Eigentum. Die Angriffe von Kriminellen im Internet auf Firmennetzwerke nehmen zu. Trotzdem wird die Gefahr des Cybercrime noch häufig unterschätzt. Dabei sind Reputationseinbußen und verlorenes Vertrauen nur schwer wieder auszugleichen. Kriminalhauptkommissar Peter Vahrenhorst vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen sieht sich bemüht, das Phänomen von Grund auf zu erklären. Cybercrime, so scheint es in der übersichtlichen IT-Halle auf der Sicherheitsmesse Security in Essen, ist auch internetaffinen Menschen der Wirtschaft noch eine fremde Vokabel. Vahrenhorst zählt auf: Unter Cybercrime fielen unter anderem Warenkreditbetrug und Stalking, Beleidigung und Mobbing, aber auch digitale Schutzgelderpressung und Wirtschaftsspionage. „Die Kriminalität im Internet“, steht irgendwann in etwas sperrigem Behördendeutsch auf einer seiner Präsentationsfolien, „ist ein Spiegelbild der allgemeinen Kriminalitätsformen unter Ausnutzung der technischen Infrastruktur.“ Vahrenhorst referiert über Viren, Trojaner und Schadprogramme, die sich mit hoher Dynamik zu einer brisanten Gefahr entwickelten. Dem Fachbericht Norton Cybercrime Report 2012 zufolge kostet Internetkriminalität jeden deutschen Nutzer durchschnittlich 188 Euro im Jahr. Beinahe die Hälfte aller hiesigen Unternehmen ist nach einer weiteren Studie von Industriespionage bedroht. 20 Prozent aller Unternehmer haben demnach schon einmal Angriffe der Konkurrenz erlebt, weitere 33 Prozent bemerkten einen Informationsabfluss aus dem Unternehmen, ohne die Spionage direkt belegen zu können, berichtete die Süddeutsche Zeitung unter Berufung auf eine Umfrage unter knapp 600 Unternehmen. Die Wirtschaft selbst fürchtet zwar Schäden in Milliardenhöhe, dennoch ist ihr Wissen um Gefahren und Gefahrenabwehr nach Einschätzung von IT-Experten teils erschreckend gering. Sie attestieren ihr bei technischen Sicherheitsfragen einen höheren Informationsbedarf denn je. „Die IT-Kriminalität erfährt eine zunehmende Industrialisierung“, warnt Norbert Pohlmann, Leiter des Instituts für Internet-Sicherheit. Pohlmann wird wie Kriminalhauptkommissar Vahrenhorst immer wieder zu Sicherheitsmessen eingeladen, um die Besucher wachsam gegenüber den Gefahren aus der virtuellen Welt zu machen. Da Unternehmen häufig nicht ausreichend geschützt seien, fordert er Überwachungstechnik auf der Messe Security in Essen. Schutz gegen Eindringlinge aus Fleisch und Blut hätten Unternehmen reichlich, sagen Experten. Nachlässig seien sie oft gegenüber Kriminalität aus dem Internet. einen Paradigmenwechsel. „Bei den heutigen reaktiven IT-Sicherheitssystemen rennen wir den IT-Angriffen hinterher“, sagt Pohlmann. „Das bedeutet, wenn die IT-Sicherheitslösungen einen Angriff durch eine entsprechende Angriffssignatur oder eine Anomalie erkennen, dann versuchen sie, uns so schnell wie möglich zu schützen, um den Schaden zu reduzieren.“ Die zunehmende Vielfalt und Komplexität der Endgeräte und Infrastrukturen bräuchten jedoch deutlich verlässlichere, robustere und wirkungsvollere Sicherheitskonzepte. „Wir müssen weg von ausschließlich reaktiven hin zu modernen proaktiven IT-Sicherheitssystemen.“ Heinrich Langkopf von der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim schlägt in dieselbe Kerbe. „Schon weit im Voraus lässt sich sehr viel dafür tun, damit es erst gar nicht zu solchen oft existenzbedrohenden Vorkomm- nissen kommt.“ Unternehmenssicherheit erklärt Langkopf daher zur Chefsache. „Die Unternehmen der Region tragen dem immer stärker Rechnung.“ Vortragsveranstaltungen der IHK oder das regelmäßige IHK-Netzwerk Unternehmenssicherheit seien stets gut besucht. Die deutsche Wirtschaft rechnet für 2012 ob der Internetkriminalität mit Kosten im zehnstelligen Bereich, wobei die Zahlen je nach kalkulierten Folgeschäden variieren. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen verkennen die Gefah- ren aus dem Internet, sagt Harald Olschok vom Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW). „Management und Belegschaft sind oft nicht ausreichend sensibilisiert.“ Alexander Silhavy, Berater für Informationssicherheit, stellt eine härtere Diagnose: „Die Naivität ist immer noch hoch.“ Die Kosten-Nutzen-Rechnung für IT-Sicherheit sei für viele Manager schwer nachvollziehbar, was sich auch wieder auf der Security Essen erwiesen habe: „Schulungen werden nett belächelt.“ Tatsächlich zeigte die ausgestellte Technik dort, wie sehr das Thema Unternehmenssicherheit in Deutschland zuweilen allein mit hohen Zäunen und scharfen Kameras assoziiert wird. „Sichtbare Sicherheitsvorkehrungen vermitteln das Gefühl von Schutz“, erklärt Silhavy, „diese Denkweise ist heute überholt.“ Werden virtuelle Attacken also immer noch unterschätzt? „Das Bild stimmt so nicht“, sagt Bartholomäus Sailer von der Arbeitsgemeinschaft für Sicherheit der Wirtschaft (ASW). „Im Großen und Ganzen wird beim Thema Unternehmenssicherheit schon seit Längerem im zunehmenden Maße ein Blick auf die Gesamtproblematik der Sicherheitsthemen und Risiken geworfen.“ Demnach erkennen deutsche Unternehmen mehr und mehr, wie akut die Gefahr ist, Opfer eines Cyber-Angriffs zu werden. Das sagt auch IT-Experte Silhavy. „Allerdings gibt es bei der Verknüpfung von strategischer und operativer IT Foto: Messe Essen Experten fordern: Opfer von Spionage aus dem Internet sollen ihr Schweigen brechen. immer noch viele Optimierungspotenziale.“ Reinhard Clemens, Chef der Telekom-Tochter T-Systems, bringt es beim IT-Gipfel in Essen drastischer zum Ausdruck: „Die sichere Welt, die wir mal kannten, wird es nicht mehr geben.“ Als Chef des Instituts für Internet-Sicherheit doziert Pohlmann vor allem über die Ursachen. Er sieht Schwachstellen vor allem in der am stärksten verbreiteten Software, im Gebrauch mobiler Geräte sowie in der häufig ungenügenden Internetkompetenz der Nutzer. „Zudem besteht ein unzureichender Schutz vor Malware“, also Viren, Würmern und Trojanern. „Die sind es inzwischen auch nicht immer“, merkt Heinrich Langkopf von der Industrie- und Handelskammer Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim an. „Es sind teilweise ganz banale Angriffe über soziale Netzwerke.“ Der Norton Cybercrime Report zeichnet ebenfalls ein Bild vom unbedarften User, der dem Internet-Betrüger unbewusst nutzbare Informationen in die Hand gibt. Vertrauliche Daten würden nicht nur entwendet und missbraucht, sondern auch zum Nachteil des Unternehmens verändert und verfälscht, warnt ASW-Vorstand Sailer. „Dies kann nicht nur zu finanziellen Schäden führen, die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens kann in Gefahr geraten, was wiederum den Verlust von Arbeitsplätzen bedeutet.“ Vor allem die Auswirkungen möglicher Reputationseinbußen überträfen den materiellen Schaden mitunter erheblich. „Verlorenes Kundenvertrauen lässt sich nur mühsam mit hohem Ressourcenaufwand wiedergewinnen.“ Zentrale Furcht der Unternehmen sei ein Imageschaden, der sich nicht mit Geld aufwiegen lasse, sagt IT-Sicherheitsexperte Silhavy. Entwerfen Unternehmen Notfallpläne, um auf unerwartete Szenarien vorbereitet zu sein, verschaffen sie sich damit nach Ansicht der meisten Experten einen Wettbewerbsvorteil. „Präventivkosten für Investitionen in Sicherheit sind immer geringer als Reaktionskosten“, so Silhavy. „Es empfiehlt sich, dass die Unternehmen nicht erst bei einem Hackerangriff, sondern bereits vorher sich durch Profis beraten lassen“, sekundiert Olschok vom BDSW. T-Systems-Chef Clemens sieht sowohl jeden Internetnutzer als auch sein Unternehmen in der Pflicht: „Wir als Provider sind gefordert, für sichere Kommunikation zu sorgen.“ Die Basisaufgaben müssten allerdings am anderen Ende der Leitung gemacht werden. „Ist das Haus mit der Tür errichtet, muss man die Tür auch abschließen.“ IT-Sicherheitsexperte Pohlmann geht einen Schritt weiter. Er fordert, dass die Unternehmen offen über Angriffe aus dem Internet berichten. Davon sind sie weit enternt: „Ist eine Firma Opfer eines Angriffes geworden, versucht sie in der Regel, das Problem allein und isoliert zu lösen“, sagt Pohlmann. Informationen über Angriffe, Vorgehensweise der Angreifer, Umfang von Schäden und Wirkung von Gegenmaßnahmen blieben für Wirtschaft und Gesellschaft ungenutzt. „Durch eine geordnete und vertrauenswürdige Zusammenarbeit von Firmen und Behörden würde eine deutlich höhere Internet-Sicherheit erreicht.“ Aber dazu müssten die Unternehmen endlich über ihren Schatten springen. Ein Projekt, viele Unterstützer: Das Finanzierungsvolumen mittels Crowdfunding steigt von Quartal zu Quartal Ab Herbst 2013 im Kino: Komödiant René Marik hat mittels Crowdfunding so viel Geld eingesammelt, dass er nun einen Maulwurf-Film drehen kann. VON KARSTEN GROSSER OSNABRÜCK. Gemeinsam stark sein. Wenn viele Menschen zusammenhalten, dann können sie Aufgaben meistern, zu denen sie allein nicht in der Lage wären. Dieses Prinzip steht auch hinter der Schwarmfinanzierung: ein Projekt, viele Investoren. Während das Modell in den USA bereits erfolgreich ist, fehlt es dem sogenannten Crowdfunding in Deutschland noch an Bekanntheit. Aber immerhin: Das Finanzierungsvolumen steigt von Quartal zur Quartal. Der Maulwurf kommt ins Kino. Mehr als 100 000 Euro sammelte der Komödiant René Marik ein, um seine flauschige Vorzeige-Puppe auf die große Leinwand zu bringen. 2665 Unterstützer investierten bis Mitte November Beträge zwischen 2,99 Euro und 5000 Euro, um die Dreharbeiten für eine „temporeiche Räuberpistole“ zu ermöglichen. Im Herbst des kommenden Jahres soll der Film mit Schauspieler Christoph Maria Herbst in einer Hauptrolle anlaufen. Das Erfolgsmodell der Finanzierung heißt Crowdfunding. Auf Deutsch: Schwarmfinanzierung. Viele Menschen zahlen vergleichsweise geringe Geldbeträge, um gemeinsam die Umsetzung von Projekten zu ermöglichen. Als Mittler dienen Online-Plattformen wie Startnext, auf denen Projektplaner und Unterstützer zusammengebracht werden. Helfer erhalten für ihre Beteiligung Gegenleistungen als Dankeschön. Im Fall Marik zum Beispiel T-Shirts, signierte Originaldrehbücher, eine Statistenrolle im Film oder eine Privatvorführung. Doch bei Crowdfunding-Projekten muss es nicht immer nur um hohe Gesamtbeträge gehen. Im Gegenteil: Auch Anliegen, die lediglich dreistellige Summen erfordern, sind ein Fall für die Schwarmfinanzierung. Das beweist ein Beispiel aus der Region: Unter dem Titel „Ponytime im Kino“ wurden bei Startnext Fans der „My little Pony“-Filme gesucht, um die Miete für das Bramscher Kino „Universum“ aufzubringen. Als Gegenleistung lockte der Eintritt zur langen „My little Pony“Nacht. Schon am ersten Tag waren die nötigen 300 Euro eingesammelt. Wer etwas mehr zahlte, durfte sich seinen Wunschplatz aussuchen. Doch nur gut 40 Prozent aller Schwarmfinanzierungsversuche in Deutschland enden erfolgreich: Ein Autoren- und Filmproduktionsteam aus dem Osnabrücker Land etwa warb via Startnext lediglich knapp die Hälfte der anvisierten 2200 Euro zur Finanzierung einer bitterbösen Komödie ein. Und auch eine freie Theatergruppe aus Osnabrück blieb deutlich unter dem Gesamtbetrag, welcher der Inszenierung eines Stückes dienen sollte. Trotz der Fehlschläge: Die Investoren müssen nicht um ihr Geld bangen. Scheitert die Finanzierung, zahlt die Crowdfunding-Plattform die bislang zusammengetragenen Beträge zurück. Erst wenn die anvisierte Summe eingesammelt ist, erhält der Projektinitiator das Geld. Mit bislang nicht einmal 1000 erfolgreichen Projekten wartet das Modell der Schwarmfinanzierung in Deutschland noch auf den Durchbruch. Immerhin: Das Finanzierungsvolumen steigt kontinuierlich. Die CrowdfundingPlattformen für kreative Projekte, allen voran Startnext, kassierten laut einer Recherche des Portals Für-Gründer.de allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr als dreimal so viel Geld wie im gesamten Jahr 2011: rund 1,6 Millionen Euro. Gut eine Million Euro mehr verbuchten im selben Zeitraum die führenden Schwarmfinanzierer für Start-up-Unternehmen. Mit aufsteigender Tendenz. Seedmatch, Markführer in diesem Segment, meldete jüngst die erfolgreiche Finanzierung des Hamburger Cloud-ComputingStart-ups Protonet. Innerhalb von 48 Minuten hätten 216 Personen die Gesamtsumme von 200 000 Euro investiert. So schnell sei in Europa noch nie ein Unterneh- Foto: PR men mittels Crowdfunding finanziert worden, teilte Seedmatch mit. Für Klaus-Martin Meyer liegt ein Vorteil der Schwarmfinanzierung in der Transparenz. Firmengründer seien bei diesem Modell auf der sicheren Seite, sagt der 43-jährige Bad Iburger, der seit einigen Monaten auf crowdstreet.de einen Blog zum Thema betreibt. Der Suchmaschinen-Optimierer interviewt beispielsweise Experten und untersucht die wachsende Popularität von Crowdfunding. Er selbst hörte erstmals im Jahr 2008 von diesem Modell, als der britische Fußballklub Ebbsfleet United an eine Internet-Community verkauft wurde. „Ich fand das hip“, blickt Meyer zurück. Mittlerweile investierte der Bad Iburger auch in eine Trinkflasche aus Hanfkunststoff und in die Rettung der Berliner Weiße. Letzterem Projekt gingen durchaus wissenschaftliche Untersuchungen voraus. Doch auch unabhängig davon hat auch die Wissenschaft selbst das Modell Crowdfunding für sich entdeckt. Seit Mitte November ist Sciencestarter online, eine Plattform, die Forscher und Geldgeber zusammenbringen soll. Zu den ersten Teilnehmern gehören Geoinformatiker aus Münster, die intuitive und natürliche Körpergesten entwickeln wollen, mit denen eine Wenn ein Projekt scheitert, erhalten Investoren ihr Geld zurück. berührungslose Arbeit mit digitalen Karten möglich werden soll. Allerdings deutete die in den ersten Wochen des Finanzierungszeitraums geringe Investitionsbereitschaft auf ein Scheitern des Projekts hin. Kein Wunder, dass die Universität Osnabrück im Crowdfunding noch kein Instrument sieht, um Forschungsmittel zu akquirieren. Schwarmfinanzierung sei in erster Linie für Projekte und Aktionen geeignet, die von einer breiten Öffentlichkeit unterstützt werden. Dennoch will die Uni nicht ausschließen, Crowdfunding bei kleineren Projekten – insbesondere mit lokalem Bezug – künftig einzusetzen. In den USA hingegen hat die Schwarmfinanzierung große Dimensionen erreicht. Für die Weltraumsimulation „Star Citizen“ haben Fans dem Spieleentwickler Chris Roberts mehr als sechs Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Roberts, der in den 90erJahren mit der PC-Spiel-Serie „Wing Commander“ bekannt wurde, und seine Firma Cloud Imperium brachen nach eigenen Angaben damit den Crowdfunding-Rekord. 2,13 Millionen Dollar kamen demzufolge über die Website Kickstarter zusammen, weitere 4,1 Millionen Dollar sammelte Roberts auf seiner eigenen Homepage ein. Fast 90 000 Menschen unterstützten das Projekt. 1612441 en ssen Kass lle Ka Volle Vo Kassen hland schland eutsc eut olumens in D svolumens -Finanzierung ungsv funding-Finanzier wdfunding rowd C dess Cro tieg de Anstieg Ans nstieg Crowdfunding-Finanzierungsvolumens Deutschland 1094965 neu im Zeitraum gesammeltes Kapital 517475 bereits gesammeltes Kapital alle Angaben in Euro 697898 198518 76515 122003 76515 1. Quartal 2011 2. Quartal 2011 353351 457924 104573 397067 239975 154833 198518 353351 457924 697898 1094966 3. Quartal 2011 4. Quartal 2011 1. Quartal 2012 2. Quartal 2012 3. Quartal 2012 Quelle: Für-Gründer.de · Grafik: Neue OZ/Michel 22 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT „Gesamtkunstwerk aus vielen Puzzleteilen“ 21. Februar vormerken Berner Ladenbau erhält den Osnabrücker Wirtschaftspreis 2012 bekr OSNABRÜCK. Der Osnabrücker Wirtschaftspreis 2012 geht an das Unternehmen Berner Ladenbau Die über 170 Mitarbeiter von Berner Ladenbau an der Wersener Landstraße 82 vor den Toren Osnabrücks haben sich auf das Design, die Konstruktion und den Einbau von Bäckereifilialen in Deutschland, Europa und Russland spezialisiert. Über 600 Ladeneinrichtungen werden im Jahr in Osnabrück gebaut, Referenzprojekte sind das Bäckerei-Café Krimphove im Stadtzentrum von Münster mit schmiedeeisernen Kronleuchtern und schwarz-weißen Kacheln in französischem Stil oder das Bäckerei-Café Peters am Meer in Sassnitz auf Rügen, wo es galt, den Charme der elf Meter hohen Halle des ehemaligen Hafenbahnhofs zu erhalten. „Wir müssen stets aus vielen Puzzleteilen ein Gesamtkunstwerk erschaffen, das auf die speziellen Wünsche der Kunden abgestimmt ist“, erklärte Firmenchef Riesner. 1913 als Bau- und Möbeltisch- Träger des Wirtschaftspreises 2012: Gerd Meurer und René Riesner (vorne v. l.) und ihre über 170 Mitarbeiter, bei denen sich die beiden BernerLadenbau-Chefs ausdrücklich für ihre Leistung bedankten. Mit den Ausgezeichneten freuen sich VVO-Vorstand Mark Rauschen (l.), Oberbürgermeister Boris Pistorius (Mitte) und Sparkassen-Vorstand Johannes Hartig (rechts). lerei von Christian Berner gegründet, wurde Berner Ladenbau im Jahr 1986 von der Werhan KG in Foto: Klaus Lindemann Neuss gekauft. „Herr Riesner hat den Bezug zu unserer Region wiederhergestellt, als er Berner aus diesem Konzern wieder herauslöste“, sagte in seiner Laudatio Marc Rauschen als Vorstandsmitglied des Vereins für Wirtschaftsförderung (VWO). Der Verein und die Stadt Osnabrück tragen die Wirtschaftsförderung, die als Publicprivate-Partnership seit 1992 existiert. „Riesner ist in der New Economy groß geworden, hat aber bewusst auf die Old Economy gesetzt“, so Rauschen. Dass Ladenbau inzwischen aber viel mehr ist als Handwerk, zeigt die breit gefächerte Berufspalette bei Berner, wo auch Designer, Architekten, IT-Fachleute und Servicekräfte beschäftigt sind. „Wir bauen Erlebniswelten“, sagte Riesner, sein Partner Gerd Meurer sprach von Bühnen, die für die Waren geschaffen würden, da bei der Kaufentscheidung vieler Menschen viel Psychologie mitspiele. Berner Ladenbau habe den unter dem Motto „Wirtschaft, Weitblick, Wachstum“ ausgeschriebenen Preis auch erhalten, weil das Unternehmen 3,5 Millionen Euro seit 2009 in den Standort Osnabrück investiert habe und viele Arbeits- und Ausbildungsplätze (derzeit sind es 16) sichere, erklärte Rauschen. Kurz notiert Mehr Schulden Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist 2012 nach einem leichten Rückgang im Vorjahr wieder merklich angestiegen. So hat sich laut Schuldneratlas 2012 der Creditreform die Zahl der überschuldeten Personen im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um rund 190 000 um drei Prozent auf bundesweit 6,6 Millionen erhöht, das sind 9,7 Prozent aller erwachsenen Deutschen über 18 Jahre (2011: 9,4 Prozent). In der Region Weser-Ems stieg die Schuldnerquote von 9,76 Prozent im Vorjahr um + 0,18 Prozent auf 9,94 Prozent. Somit sind im Nordwesten aktuell rund 200 000 Menschen zum Stichtag 1. Oktober 2012 überschuldet und weisen nachhaltige Zahlungsstörungen auf. Den höchsten Zuwachs um + 0,48 Prozent auf 10,57 Prozent (2011: 10,09 Prozent) verzeichnet die Stadt Osnabrück. Die niedrigste Schuldnerquote der Region – zusätzlich den stärksten Rückgang von – 0,13 Prozent – verzeichnete erneut der Landkreis Vechta mit 7,94 Prozent (2011: 8,07 Prozent). Dahinter liegen die Grafschaft Bentheim mit 8,34 Prozent und der Landkreis Emsland mit 8,43 Prozent. Im Vergleich der Bundesländer liegt Niedersachsen mit einer Quote von 10,37 Prozent im den und Kommunen sowie Unternehmen und anderen Kompetenzträgern zu schaffen. Mittelfeld zwischen Bremen mit 13,62 Prozent als Schlusslicht und Bayern mit 6,98 Prozent an der positiven Spitze. Preis für Umweltmanagement „Mit den aktuellen Investitionen von Volkswagen in den Standort Osnabrück geben wir in allen Bereichen kräftig Gas, so auch beim Umweltschutz.“ Dies erklärte jetzt Ludger Teeken, Geschäftsführer der Volkswagen Osnabrück GmbH (VW), anlässlich einer Auszeichnung. Die IHK hat Volkswagen Osnabrück mit der EMAS-Urkunde für freiwilliges Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung ausgezeichnet. „Die systematische Erfassung und Auswertung von Daten wie z. B. von Energie- und Wasserverbräuchen, Emissionen und Abfallmengen bildet eine wichtige Grundlage für Entscheidungen. Hinzu kommen muss aber eine Grundhaltung, mehr für die Umwelt tun zu wollen. Diese Überzeugung ist bei VW Osnabrück deutlich zu spüren“, so IHK-Geschäftsführer Eckhard Lammers Energie-Kooperation Die langjährige Zusammenarbeit zwischen dem Land Niedersachsen und der Woiwodschaft Großpolen soll auf dem Gebiet regene- Deutscher Handelspreis: Norddeutschlands schönstes Modehaus liegt nicht an Elbe, Weser oder Leine – sondern an der Hase, mitten im Herzen von Osnabrück: Das Modehaus L+T ist jetzt in Berlin für sein Management mit dem Deutschen Handelspreis in der Kategorie Mittelstand ausgezeichnet worden. Lengermann & Trieschmann sei in der Lage, Mode nicht nur zu verkaufen, sondern sie auch erlebbar zu machen, hieß es in der Jurybegründung. Mit dieser Philosophie habe es das Familienunternehmen geschafft, nicht nur eine herausgehobene Marktstellung in der Osnabrücker Region einzunehmen, sondern das führende Modehaus Norddeutschlands zu werden. Das Modehaus zählt nach eigenen Angaben pro Jahr etwa zehn Millionen Besucher. Es verfügt über 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 45 Millionen Euro. Foto: Elvira Parton rative Energien und Klimaschutz intensiviert und ausgebaut werden. Das 3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe e. V. in Werlte und die Energieagentur Wielkopolska Agencjia Zarzadzania Ener- gia (WAZE), Posen, besiegelten dieses jetzt durch eine Kooperationsvereinbarung. Ziel ist es, ein gemeinsames Energienetzwerk als dauerhaftes Forum für den Wissens- und Informationsaustausch zwischen den Regionen, Gemein- Preis für Inklusion 40 Mitarbeiter, davon zehn mit körperlicher oder geistiger Behinderung – die Pfau Tec GmbH aus Quakenbrück nimmt ihren Leitspruch „Wir produzieren mit Behinderten für Behinderte“ ernst. Diesen Einsatz ehrten die Wirtschaftsjunioren (WJ) Osnabrück nun mit der Auszeichnung „Ehrbares Unternehmertum 2012“. Der Schirmherr der Auszeichnung, IHK-Präsident Gerd-Christian Titgemeyer, lobte das hohe gesellschaftliche Engagement: „Inklusion wird in diesem Unternehmen von Anfang an gelebt. Sie war und ist dort Chefsache, und davon profitieren alle Beteiligten. Die Mitarbeiter mit Behinderung erhalten dadurch die Möglichkeit zu einer Teilhabe am Wirtschafts- und Arbeitsleben, die sehr individuell auf sie abgestimmt ist. Das tägliche Handeln ist geprägt von Achtsamkeit und einer weitsichtigen Planung des Arbeits- und Produktionsablaufs.“ PFAU Tec entwickelt, konstruiert und baut Reha- und Mobilitätshilfen sowie Dreiräder für Kinder und Erwachsene, die spezielle Unterstützung benötigen, um mobil sein zu können. Die nächste „Die Wirtschaft“ erscheint am 21. Februar 2013. Anzeigenschluss ist am 31. Januar 2013. Weitere Infos im Internet unter www.diewirtschaft.noz.de SPITZENPOSITION Osnabrücker Milchkühe bleiben vorn pm OSNABRÜCK. Osnabrücker Kühe geben bundesweit am meisten Milch. Mit durchschnittlich 9811 kg Milch pro Jahr haben sie nach Angaben des Landvolk-Pressedienstes ihre Milchleistung um 126 kg gesteigert. Bundesweit ermittelten die Prüfer eine Leistung von 8237 kg Milch je Kuh. SORRY sha OSNABRÜCK. In der OktoberAusgabe der „Wirtschaft“ hieß es irrtümlich, die Salzbergener Raffinerie H&R ChemPharm sei nach Auskunft des Unternehmens nicht die älteste produzierende Spezialraffinerie der Welt. Korrekt ist: H&R zufolge ist sie die älteste produzierende Spezialraffinerie der Welt. HERAUSGEBER: Verleger Hermann Elstermann und Prof. Dr. Dr. h. c. Werner F. Ebke GESCHÄFTSFÜHRER: Laurence Mehl und Christoph Niemöller CHEFREDAKTION: Ralf Geisenhanslüke (Chefredakteur), Dr. Berthold Hamelmann (stellvertretender Chefredakteur) KOORDINATION: Sven Lampe, Christian Schaudwet AUTOREN DIESER AUSGABE: Dr. Marie-Luise Braun, Sandra Dorn, Dirk Fisser, Karsten Grosser, Dr. Berthold Hamelmann, Stefanie Hiekmann, Petra Hoffknecht, Klaus-Peter Jordan, Georg Kern, Rainer Lahmann-Lammert, Sven Lampe, Waltraud Messmann, Florian Pfitzner, Sebastian Philipp, Stefan Prinz, Wilfried Roggendorf, Axel Rotkehl, Christian Schaudwet, Michael Schiffbänker, Hendrik Steinkuhl, Désirée Therre, Stefan Wolff FOTOGRAFEN: Michael Hehmann, Dirk Hellmers, Stefanie Hiekmann, Klaus Lindemann, Jörn Martens, Thomas Osterfeld, Elvira Parton, Hermann Pentermann, Wilfried Roggendorf, Egmont Seiler, Alexander Tuma, Gert Westdörp GRAFIK: Matthias Michel, Monika Wegmann VERLAG: Neue Osnabrücker Zeitung GmbH & Co. KG, Postfach 42 60, 49032 Osnabrück; Breiter Gang 10–16, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Telefon 05 41/310-330, Telefax 05 41/310266; Internet: www.diewirtschaft.noz.de; E-Mail: [email protected] ANZEIGEN-/WERBEVERKAUF: MSO Medien-Service GmbH & Co. KG, Große Straße 17–19, 49074 Osnabrück, Postfach 29 80, 49019 Osnabrück, Telefon 05 41/310-500, Geschäftsführer: Sebastian Kmoch (V.i.S.d.P.), Verantwortlich für Anzeigen-/Werbeverkauf: Sven Balzer, Hubert Bosse, Dirk Riedesel, Wilfried Tillmanns, Marvin Waldrich ANZEIGENANNAHME: Geschäftskunden: Telefon 05 41/310-510, Telefax 05 41/310-790; E-Mail: [email protected] TECHNISCHE HERSTELLUNG: Druckzentrum Osnabrück, Weiße Breite 4 Fast 100 Jahre Tradition und Innovation. Die Schokoladenfabrik Berning ist ein Unternehmen, das mit den Weiterentwicklungen in Handel und Märkten immer Schritt gehalten hat. Dazu hat nicht zuletzt die zeitlose Qualität der Berning-Produkte beigetragen. Wir stehen seit fast 100 Jahren für Tradition, kreative Rezepte und innovative Ideen. Seit dem Jahr 1973 befindet sich unser Unternehmen an der Alten Heerstraße 1 in Georgsmarienhütte. Schokoladenfabrik Gustav Berning GmbH & Co. KG Feine Confiserie seit 1915 Alte Heerstraße 1 · 49124 Georgsmarienhütte Telefon (05401) 8640-0 · Telefax (05401) 45544 Internet: www.berning.de · E-Mail: [email protected] 23 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT Vom Blazer bis zum Blaumann Der Modehersteller Ahlers aus Herford setzt in seiner Strategie auf Hochwert- und Spezialmarken VON STEFAN WOLFF HERFORD. Was die Solarindustrie für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist, was Finanzunternehmen für das Rhein-Main-Gebiet sind, das ist die Bekleidungsbranche für Ostwestfalen-Lippe. Insgesamt setzen fünf Unternehmen mehr als 1,5 Milliarden Euro um. Die Ahlers AG in Herford ist nach Gerry Weber das zweitgrößte börsennotierte Textil-Unternehmen der Region. .„Joop“, „Boss“ oder „Lagerfeld“ sind klingende Namen in der Modewelt. Bei „Ahlers“ wird es nicht bei jedem Konsumenten klingeln, doch ist es wahrscheinlich, dass sehr viele von ihnen schon einmal Mode aus Herford getragen haben oder tragen. Die Marken „Otto Kern“, Baldessarini“ und „Pierre Cardin“ zählen ebenso dazu wie „Pioneer“, eines der bekannteren Jeans-Label. Auch Arbeitskleidung („Pionier“) und Sportswear, also Freizeitbekleidung („Jupiter“, „Gin Tonic“), gehören zum Portfolio der Westfalen. Stella Ahlers, die das Unternehmen seit 2005 führt, hat konsequent den Umbau hin zu höherwertigen Marken vorangetrieben. Eine der ersten Amtshandlungen der gelernten Theologin war der Verkauf des Hemdenanbieters „Eterna“ und der Zukauf der ehemaligen „Hugo Boss“-Marke „Baldessarini“. Vor zwei Jahren gliederte sie den Jupiter-Hemdenbereich aus. 2011 erfolgte die Komplettübernahme von Otto Kern. Die Markenrechte waren schon elf Jahre zuvor erworben worden. Stella Ahlers’ Großvater Adolf Ahlers legte 1919 mit einer Tuchgroßhandlung den Grundstein für das Unternehmen. Der Firmensitz lag im friesischen Jever, 1925 zog Ahlers nach Oldenburg um. Sieben Jahre später folgte der Umzug nach Herford-Elverdissen. Dort liegt bis heute der Hauptsitz des Unternehmens. Die wohl größte Umwälzung erlebte die Textilbran- Hinter Pierre Cardin, Otto Kern und Baldessarini verbirgt sich Ahlers. Edler Zwirn: Von der Marke Baldessarini verspricht sich das Textilunternehmen Ahlers höhere Margen als von Alltagsmode. che in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts. Die wachsende Konkurrenz aus den Billiglohnländern zwang auch Ahlers dazu, deutsche Produktionsstätten zu schließen und die Textilfertigung ins Ausland zu verlagern. Beim Börsengang im Mai 1987 umwarb Ahlers die Investoren da- mit, noch nie in der Firmengeschichte rote Zahlen geschrieben zu haben. Das änderte sich zwar in späteren Jahren, doch setzen die Herforder vor allem auf eine kontinuierliche Dividendenpolitik. Im Mai 2012 schüttete die Gesellschaft eine Dividende von 0,65 Euro je Stammaktie und 0,70 Euro je Vorzugsaktie für das abgelaufene Geschäftsjahr 2010/11 aus. Das entsprach einer Dividendenrendite von 6,4 Prozent für die Stammaktie und 6,7 Prozent für die Vorzugsaktie und kann sich durchaus sehen lassen. Die Kontrolle bleibt aber in der Familie. Der Ahlers-Clan hält über Je ferner, desto besser – ANZEIGE – Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM). Ein Kündigungshindernis? Gildemeister-Kurs steigt weiter – Westag leidet unter Euro-Krise VON CHRISTIAN SCHAUDWET Kursverlauf Westag + Getalit AG sind, dass der Arbeitgeber diese nicht mehr hinnehmen muss. Grundsätzlich obliegt dem Arbeitgeber nach § 84 Abs. 2 Satz 1 SGB IX (Sozialgesetzbuch Neuntes Buch) die Verpflichtung, mit Zustimmung und Beteiligung der betroffenen Person die Möglichkeiten zu klären, wie Hier kommt das Betriebliche Eingliederungsmanagement ins Spiel: Angaben in Euro Rechtsanwalt, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Notar Hans A. Welp aus Rheda Wiedenbrück und Gildemeister aus Bielefeld belegen es mustergültig: Schwächelt die Konjunktur in Europa, trennt sich die Spreu vom Weizen. Vor allem, wer in fernen Schwellenmärkten Abnehmer hat, kann aufatmen. Anfang des Jahres 2012 empfahl das Anlegermagazin Börse Online die Aktie von Westag & Getalit noch zum Kauf. Der Winter war mild, die Baubranche frohlockte angesichts lebhafter Konjunktur. Das Unternehmen aus Rheda-Wiedenbrück beliefert Bauunternehmen mit Schalungsflächen aus Sperrholz, außerdem mit Türen, Laminat und anderen Materialien für den Innenausbau. Vieles sprach dafür, dass Westag & Getalits Aktienkurs sich nach einem durchwachsenen zweiten Halbjahr 2011 und einer vielversprechenden Aufwärtsbewegung Ende 2011 weiter erholen würde. Ihren damaligen Spitzenwert von knapp über 19 Euro jedoch sollte die Aktie nicht mehr erreichen. Sie kratzte im Sommer zwar nochmals an der 19-Euro-Marke, fiel dann aber stetig ab. Das Unternehmen spürt die Konjunktureintrübung. Bau- und Bauzulieferbetrieben schlagen wirtschaftliche Dunkelphasen meist als Ersten aufs Gemüt. In den ersten drei Quartalen setzte vor allem die Schwäche europäischer Abnehmerländer dem Exportgeschäft der Rheda-Wiedenbrücker zu. Nichts spricht derzeit dafür, dass die Nachfrage nach ihren Produkten in den nächsten Monaten deutlich anziehen könnte. Das dürfte sich weiterhin auch im Kursverlauf spiegeln. Die Arbeitsgerichte mussten sich in jüngster Vergangenheit mehrfach mit dem sogenannten Betrieblichen Eingliederungsmanage ment (BEM) im Zusammenhang mit Arbeitgeberkündigungen befassen. 17,5 OSNABRÜCK. Westag & Getalit I. 16,5 ➢ eine Arbeitsunfähigkeit überwunden ➢ mit welchen Leistungen oder Hilfen erneute Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt 16,0 September Oktober November Kursverlauf Gildemeister AG Angaben in Euro 14,5 14,0 13,0 II. 12,5 12,0 11,5 Oktober Konjunktursorgen haben auch die Maschinenbauer, noch allerdings hält sich die Branche gut. Im Oktober gingen nach Angaben ihres Verbandes VDMA sieben Prozent mehr Aufträge ein als im Vorjahresmonat. Das Plus bei den Bestellungen kam vorwiegend aus dem Ausland, meist aus nicht europäischen Ländern. Ein Börsenstar der Branche ist derzeit der Bielefelder Werkzeugmaschinenbauer Gildemeister. Er legte ein glänzendes drittes Quartal hin und steigerte im Oktober seine Prognosen für das Gesamt- ➢ der Arbeitsplatz erhalten werden kann. Diese Verpflichtung besteht für den Arbeitgeber immer dann, wenn Mitarbeiter innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt arbeitsunfähig sind bzw. waren. Dabei ist die zuständige Interessenvertretung, bei schwerbehinderten Menschen außerdem die Schwerbehindertenvertretung, einzubeziehen. Denn nach § 84 Abs. 2 Satz 7 SGB IX wachen diese einschl. dem Betriebsrat darüber, dass der Arbeitgeber seine gesetzlichen Verpflichtungen erfüllt. Bereits im Jahre 2007 entschied das Bundesarbeitsgericht (BAG), dass diese Obliegenheit ein sog. Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) durchzuführen, für alle Arbeitnehmer besteht und nicht etwa nur für behinderte Menschen. 13,5 September Foto: Ahlers 75 Prozent aller Stimmrechte und (inklusive der stimmrechtslosen Vorzüge) mehr als 55 Prozent aller Aktien. Einflussnahme von außen ist damit quasi unmöglich. Auch die Leitung der Firma ist Familiensache. 1968 trat Jan A. Ahlers die Nachfolge des verstorbenen Firmengründers an. Die direkte Übergabe an die Tochter fand allerdings nicht statt. Von 2003 bis 2005 leitete der langjährige Finanzvorstand Karl A. Galling den Konzern. Für die laufenden Geschäfte ist das Unternehmen zuversichtlich. In den ersten neun Monaten des am 30. November endenden Geschäftsjahres 2011/2012 ist zwar der Umsatz des Unternehmens um 2,7 Prozent auf 193 Millionen Euro zurückgegangen, doch die Entwicklung in den einzelnen Sparten gibt der Unternehmensstrategie recht. Während die eher preiswerte Marke „Gin Tonic“ schwächelte, legten die Premiummarken zu. „Baldessarini“, „Otto Kern“ und „Pierre Cardin“ erreichten zum Quartalsende einen Anteil am Gesamtumsatz in Höhe von 61 Prozent (Vorjahr: 56 Prozent). Immer wichtiger wird es für die Herforder auch, mit eigenen Geschäften präsent zu sein. Ein Zehntel der Umsätze kommen aus selbst oder im Franchiseverfahren betriebenen Läden. November jahr. Seit Mitte November bewegt sich der Aktienkurs stetig aufwärts, seinem bisherigen 2012erHöchstwert von 15,60 Euro entgegen. Von seinem Rekordhoch von 23 Euro im Jahre 2008 ist Gildemeister zwar noch weit entfernt. Das Unternehmen gehört aber zu den Sektoren der deutschen Industrie, die dank starker Nachfrage aus den USA und aus Schwellenländern wie China und Brasilien ihre Abhängigkeit von ungewissen europäischen Exportmärkten verringern können. Die Durchführung eines BEM ist bei Ausspruch einer sog. krankheitsbedingten Kündigung nach dem Kündigungsschutzgesetz von Bedeutung. Die gerichtliche Überprüfung einer solchen Kündigung ist nach ständiger Rechtsprechung in drei Stufen vorzunehmen: Danach ist zunächst eine negative Prognose über den Gesundheitszustand erforderlich (1. Stufe). Sodann müssen die zu erwartenden Auswirkungen des Gesundheitszustandes des Arbeitnehmers zu einer er heblichen Beeinträchtigung der betrieblichen Interes sen führen (2. Stufe). Schließlich ist auf der 3. Stufe eine Interessenabwägung vorzunehmen, bei der zu prüfen ist, ob die betrieblichen Beeinträchtigungen so groß Bei der Überprüfung einer Kündigung wird von den Arbeitsgerichten der sog. Verhältnismäßigkeitsgrundsatz angewendet. Danach ist eine Kündigung unverhältnismäßig und damit rechtsunwirksam, wenn sie durch andere Mittel vermieden werden kann oder mit anderen Worten: Eine Kündigung ist zur Beseitigung der betrieblichen Beeinträchtigungen nicht erforderlich. Mittlerweile besteht Einigkeit darüber, dass die Durchführung eines BEM nach § 84 Abs. 2 SGB IX keine formelle Wirksamkeitsvoraussetzung für den Ausspruch einer krankheitsbedingten Kündigung ist. Vielmehr stellt das BEM eine Konkretisierung des oben erwähnten Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes dar. Das Bundesarbeitsgericht (BAG) sieht das BEM als ein nicht formalisiertes Verfahren an, das den Beteiligten jeden denkbaren Spielraum lässt. Nach Ansicht des BAG vertraut das Gesetz darauf, dass die Einbeziehung von Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Betriebsrat und externe Stellen ausreichen, um den Interessen aller Beteiligten gerecht zu werden. Auswirkungen hat das BEM allerdings aus prozesstaktischen Erwägungen bei der sog. Darlegungs und Beweis last innerhalb eines Kündigungsschutzprozesses. Hier muss der Arbeitsrichter prüfen, ob der Arbeitgeber bei einer krankheitsbedingten Kündigung ausreichenden Sachverhalt vorgetragen hat und notfalls auch beweisen kann, um den Kündigungsschutzprozess gewinnen zu können. III. Für die betriebliche Praxis werden diese Fragen in Zukunft insbesondere bei langandauernden Erkrankungen eine wichtige Rolle spielen. Jedenfalls in solchen Fällen, bei denen eine Kündigung unter das Kündigungsschutzgesetz (KSchG) fällt und zwar unabhängig davon, ob eine Interessenvertretung für behinderte Menschen bzw. ein Betriebsrat existiert. Ein kündigender Arbeitgeber muss also durch entsprechende Vorbereitung sicherstellen, dass er im Kündigungsschutzprozess nicht alleine deswegen unterliegt, weil er der erweiterten Darlegungs- und Beweislast ohne Berücksichtigung des BEM nicht oder nicht ausreichend nachgekommen ist. Hans-Christian Agarius (Bachelor of Law) Hans Adolf Welp (Fachanwalt für Arbeitrecht) Hans A. Welp Tel. 0541 - 33159 - 0 Fax. 0541 - 33159 - 29 E-Mail: [email protected] www.welp-kohake.de Niedersachsenstraße 13 49074 Osnabrück 24 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 GELD & GESCHÄFT Kartelle als Geißel der Marktwirtschaft Über die Zerstörungskraft geheimer Preisabsprachen VON PETER MAYER * OSHKOSH. Vorwürfe über Ab- sprachen der Preise für Benzin, für Fernsehgeräte, für Krabben, Kabel oder Zinsen haben Schlagzeilen gemacht. Tatsächlich werden regelmäßig Kartellabsprachen entdeckt und bestraft. Kartelle verursachen hohe Kosten auf der Seite der Endverbraucher. Sie schädigen Unternehmen, die überteuerte Vorleistungen einkaufen. Sie beeinträchtigen die Wahrnehmung und Wertschätzung der Marktwirtschaft, und sie bürden den beteiligten Unternehmen hohe Kosten auf. Allein die EU-Kommission verhängte zwischen 2008 und 2012 Strafen in Höhe von 7,7 Mrd. Euro. In Osnabrück ist vielen noch gut die im Jahr 2003 von der EU verhängte Strafe gegen KME Germany wegen Preisabsprachen bei Kupfer-Installationsrohren in Erinnerung. KME musste eine Strafe von 107 Millionen Euro zahlen. Die Wirtschaftsethik, die sich mit moralischen Normen und Idealen in der modernen Volkswirtschaft befasst, gibt eine Reihe von einander ergänzenden Empfehlungen, wie mit diesem Problem umzugehen ist. Bereits Adam Smith beschrieb in seinem Werk „Vom Wohlstand der Nationen“ ein Grundproblem der Preisbildung: Geschäftsleute kämen selten zusammen, „ohne dass das Gespräch in einer Verschwörung gegen die Öffentlichkeit endet oder irgendein Plan ausgeheckt wird, wie man die Preise erhöhen kann“. In der Philosophie der sozialen Marktwirtschaft nimmt das klare Bekenntnis zur aktiven Rolle des Staates zum Schutz des Wettbewerbs eine zentrale Stellung ein. Starke Sanktionen und Anreize zur Destabilisierung von Kartellen wie Kronzeugenregelungen und Ausstiegshilfen sollen Kartelle aufdecken und letztlich verhindern. Die Begründung für die wettbewerbspolitische Ausrichtung ist wirtschaftsethischer Natur: Konsumenten sind vor der Macht der Unternehmer zu schützen. Und klare ordnungspolitische Regelungen und deutliche Strafen beseitigen das Dilemma, dass individuelles moralisches Verhalten des einzelnen Unternehmers im Markt nicht entlohnt wird, wenn Wettbewerber mit illegalen, aber nicht sanktionierten Absprachen Vorteile erzielen können. Auf Grundlage der Globalisierung sind viele Kartelle international angelegt. Mangels einer internationalen Wettbewerbsbehörde befasst sich die EU daher auch mit Kartellen außerhalb Europas, insofern sie Rückwirkungen auf den europäischen Markt haben. Schwerpunkt der EU-Wettbewerbspolitik sind allerdings Absprachen auf dem europäischen Markt. Nationale Behörden befassen sich mit Verstößen auf nationalen Märkten. In Deutschland wird die institutionelle Vielfalt durch Landeskartellämter noch ergänzt. Das wirtschaftsethisch wichtige Prinzip der Subsidiarität wird hier befolgt. Zu beachten ist aber auch das in der Wirtschaftsethik als „ethical displacement“ bezeichnete Prinzip: Ein Problem ist nicht immer auf jener Ebene zu lösen, auf der es zunächst auftritt: Die Problemlösung muss auf der richtigen Ebene angesiedelt sein, eine Verschiebung („displacement“) des Lösungskonzeptes kann sinnvoll sein: Wenn etwa ein Wettbewerbsproblem im Grunde ein internationales Problem ist, ist das Vorgehen allein einer nationalen Kartellbehörde der falsche Ansatz. Vielmehr muss über die EU, OECD, WTO oder ein koordiniertes Vorgehen nationaler Behörden nach Lösungen gesucht werden. Bei der Bekämpfung von Preisabsprachen sind jedoch auch die Unternehmen gefordert: Sie können sich an freiwilligen Initiativen der kollektiven Selbstbindung zum Beispiel einer Branche beteiligen und damit dem Problem der Preisabsprachen proaktiv mit einer ordnungspolitischen Strategie begegnen (siehe etwa die Compliance-Initiative des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf Bild: Getty Images und Logistik, BME). Und wenn solche Reglungen nicht freiwillig zustande kommen, kann die kollektive Bindung an Standards aufgrund von staatlichen Initiativen im ureigenen Interesse der Unternehmen liegen. Die Höhe der monetären Strafen, die Entdeckungswahrscheinlichkeit, aber auch und häufig mehr noch der Reputationsverlust infolge aufgedeckter Vergehen stellen nicht nur erhebliche einzelwirtschaftliche Risiken dar, sondern sind auch als große Risiken für die Profitabilität und Attraktivität einer Branche anzusehen. Im innerbetrieblichen Geschehen müssen Unternehmen ihren Handlungsspielraum nutzen und wirksame Governance-Strukturen schaffen: Sie können durch geeig- Der Staat tritt an zum Schutz des Wettbewerbs. nete interne Regeln Transparenz schaffen, für manche Verabredungen das Vier-Augen-Prinzip oder die Einbeziehung externer Stellen einführen, Kontrollgremien etablieren oder Audits einführen, um frühzeitig Probleme zu erkennen. Im internationalen Geschäft wird die Existenz klarer ComplianceStrukturen zunehmend zur conditio sine qua non. Die Entwicklung einer Unternehmenskultur, welche Integrität und regelkonformes Verhalten fördert, ist schließlich ebenso bedeutsam. Hier sind alle Führungsebenen eines Unternehmens gefordert, klar Stellung zu beziehen. Die Dokumentation der Prinzipien im Rahmen eines allgemeinen Kodex oder eines speziellen Verhaltenskodex für besonders betroffe- ne Gruppen gehört dabei zunehmend zu den Standards der guten Unternehmensführung. Preisabsprachen werden sich nicht völlig beseitigen lassen. Die systematische Arbeit sowohl an dem ordnungspolitischen Rahmen als auch den Strukturen in den Branchen und Unternehmen ist jedoch durchaus geeignet, sukzessive Fortschritte zu erzielen * Prof. Dr. Peter Mayer lehrt Wirtschaftsethik an der Hochschule Osnabrück und arbeitet gegenwärtig an der University of Wisconsin-Oshkosh. Foto: privat Wie gut ein Geschäft wirklich ist, erkennt man nur, wenn man klar sieht. Mehr Durchblick durch Einblick: Creditreform! Es gibt viele Methoden, sich neue Perspektiven zu verschaffen. Eine der sichersten hat einen Namen: Creditreform. Creditreform Oldenburg Creditreform Osnabrück Bolte KG Unger KG Telefon 04 41-9 73 99-0 Telefon 05 41-6 92 55 40 www.creditreform-oldenburg.de www.creditreform-osnabrueck.de Bolte KG Unger KG Telefon 04 41-9 79 82-0 Telefon 0 59 21-80 81-0 www.creditreform-leer.de www.creditreform-nordhorn.de Creditreform Leer Creditreform Nordhorn Leer, Halle für Handwerker/Stahlbau, am Emstunnel, 700 m², Freigelände ab 3.000 m², Pacht 1.700 Euro, plus Mwst., zuzügl. Kaution und Courtage. Borkum, Restaurant mit Cafe im Zentrum, guter Umsatz, viele Stammgäste, Pacht 3.000 Euro plus Mwst.. zuzügl. Abstand, Kaution, Courtage. Borkum, Cafe mit 5 Wohnungen, Grundstück 2.500 m², Anbau und Umbau möglich, Kaufpreis 1.100.000 Euro, zuzüglich Courtage 5,95 % incl. Mwst. Leer, Nesse, Speicherhäuser-Hafenstraße, Büro über zwei Etagen, 195 m², / ZKBB, Kauf oder Miete, zuzüglich Courtage. Uwe Brahms Büro Leer Tel.: 0491-92 50 717 [email protected] Borkum, Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen, eine Minute vom Hauptstrand, Kaufpreis auf Anfrage, zuzüglich Courtage 5,95 % incl. Mwst. Leer-Loga, Neubau 2013, Mehrfamilienhaus, sechs Wohnungen, Fahrstuhl etc., Kaufpreis auf Anfrage, zuzüglich Courtage 5,95 % incl. Mwst. IMMOBILIEN AN DER KÜSTE © UWE BRAHMS & TEAM Leer - Borkum - Aurich - Norden - Emsland DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT 25 Flüssiges Gold Osnabrücker Whisky-Freunde schwören auf schottischen Single Malt Whisky kommt von Usquebaugh, und das bedeutet Lebenswasser. Flaschenpreise kennen nach oben keine Grenze. Mit „Sláinte“, was auf Gälisch „Gesundheit“ heißt, wird angestoßen. VON SEBASTIAN PHILIPP OSNABRÜCK. Für Johann Wolfgang von Goethe war das Leben zu kurz, um schlechten Wein zu trinken. Für die Malt-Maniacs aus Osnabrück kann das Leben dagegen gar nicht lang genug sein für Whisky, zumeist schottischer Herkunft. Freilich ist der noch junge Osnabrücker Whisky-Club keine Vereinigung für überhöhten SingleMalt-Konsum – die mittlerweile mehr als 35 Mitglieder haben vielmehr ihre Leidenschaft für die Vielfalt, die Besonderheiten und den genießerischen Aspekt des flüssigen Goldes entdeckt. Übrigens: Das Wort Whisky stammt vom gälischen „Usquebaugh“ ab, welches übersetzt „Lebenswasser“ heißt. Kann man erklären, worin die Faszination für das Lebenswasser besteht? Torsten Hoffmann winkt ab. „Man kann viel Interessantes über Whisky erzählen – um zu verstehen, muss man aber selbst probieren.“ Gemeinsam mit Christian H. Meyer und Jürgen Schwarze gehört Hoffmann dem engeren Zirkel des Clubs an. Was alle Mitglieder eint, ist die Begeisterung für die schier unendliche Vielfalt der Spirituose. Kenner wie Hoffmann schmecken mittlerweile sogar die Region heraus, in der die WhiskySorte gebrannt wurde. „Wenn ich dabei die Augen schließe, sehe ich den Produktionsprozess, die Eigenarten jeder Destillerie. Die Vielfalt der Geschmäcker und Aromen – das macht für mich die Faszination von Whisky aus“, schwärmt Hoffmann. Und immer würden ihm doch die Worte fehlen, um die Faszination in ihrer Gesamtheit auszudrücken. Probieren macht also schlauer. Wie passend, dass die Malt-Maniacs ihr Wissen gerne weitergeben: Vier- bis fünfmal pro Jahr veran- Jürgen Schwarze ist einer von zurzeit 35 „Malt Maniacs“. Foto: Thomas Osterfeld In solchen Brennblasen entstehen in Schottland die beliebten Single-Malt-Whiskys. stalten die Clubmitglieder ein öffentliches Tasting in der Osnabrücker Location „Remise“. Dort werden unterschiedliche Whisky-Sorten in kleinen Mengen zum Probieren angeboten. Für Laien und Kenner gleichermaßen steht hier das Betreten von Neuland im Mittelpunkt. Hoffmann, Meyer, Schwarze und Co. bieten bei den Tastings Sorten an, die im herkömmlichen Handel nur mit besonderem Spürsinn aufzutreiben sein dürften. „Diese Veranstaltungen sind die perfekte Möglichkeit, sich näher mit dem Thema auseinanderzusetzen und eigene Vorlieben für spezielle Sorten herauszufinden“, sagt Schwarze. Bei Flaschenpreisen mit einer Preisspanne, die zumindest nach oben keine Begrenzung kennt, ist das Wissen um die Neigung zu bestimmten Sorten gewiss kein Nachteil. Einen Teil der Whiskys holen sich die Maniacs sogar selbst aus Schottland. Erst im September ging es für acht Mitglieder auf eine einwöchige Rundreise durch das „Gelobte Land“. „Der Trip mit Besuchen zahlreicher Destillerien war so etwas wie der vorläufige Höhepunkt der Clubgeschichte. Wiederholungen werden auf jeden Fall folgen“, verspricht Meyer. Langfristiges Ziel sei es, per Schiffsreise sieben schottische Inseln anzusteuern – mitsamt Destillerie-Besuch, versteht sich. Wer die Whisky-Materie vollends durchleuchten möchte, ist bei Hoffmanns geführten Tastings richtig aufgehoben, die ebenfalls zumeist in der Remise stattfinden. Hier gilt: Zeit mitbringen. Produktionsmethoden, Eigenarten und regionale Hintergründe werden hier zu einzelnen Whisky-Sorten präsentiert. So ein Tasting könne auch schon einmal vier Stunden dauern. „Whisky in seiner Gesamtheit ist eben ein exklusives Produkt, für das man sich Zeit nehmen muss. Man schluckt ihn ja Foto: Imago Wer Whisky verstehen will, braucht neben der Theorie vor allem praktische Erfahrungen. auch nicht einfach hinunter wie Schnaps, sondern lässt ihn im Mund zergehen“, erklärt Hoffmann. Wer denkt, der Club sei genauso exklusiv in seiner Mitgliederstruktur, der irrt übrigens: „Wir haben Abiturienten in unseren Reihen, Studenten, Arbeiter, Geschäftsführer und Ruheständler – also alle Gesellschafts- und Altersgruppen. Gerade die Geselligkeit und das Zusammenkommen spielen ja auch eine Rolle.“ Bei allen Erklärungen der MaltManiacs – wer Whisky verstehen will, braucht neben der Theorie vor allem praktische Erfahrungen. Darum: testen. Mit dem Wort „Sláinte“, was auf Gälisch so viel heißt wie Gesundheit, wird angestoßen. Ein Blick ins Glas, es folgt der Geruchstest – und schließlich erquickt das flüssige Gold die Geschmacksknospen des Genießers. Für manche Dinge kann das Leben eben gar nicht lang genug sein. WIR FREUEN UNS AUF IHR KOMMEN: IN EINEM DER GRÖSSTEN SPORTHÄUSER NORDDEUTSCHLANDS SPORT · OUTDOOR · CAFE SPORT & OUTDOOR 2 AUF 3000m + sportklahsen.de afe 26871 ASCHENDORF · IN DER EMSMARSCH 2-4 · TELEFON 0 49 62/9 13 60 · MO.- FR. 9.00-19.00 UHR UND SA. 9.00-18.00 UHR 26 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT VON STEFANIE HIEKMANN ser Frage wesentlich schneller als sein Kollege Thomas Bühner. „Ich esse sehr gern Miesmuscheln und Lamm in allen Variationen“, sagt Lampe. Als Kind war es das Jägerschnitzel mit Pommes, für das er alles stehen und liegen gelassen hat. Das esse er zwar jetzt auch noch gern, doch inzwischen darf es für ihn auch etwas Feineres sein. „Gern auch mit einem passenden Glas Wein“, sagt der Kantinenchef. Worauf er sehr gut verzichten könne, sei Matjes. Thomas Bühner tut sich immer noch schwer, sich auf ein konkretes Lieblingsgericht festzulegen. Er esse fast alles gern – „sofern es gut gemacht ist!“. Als Kind sei es der Apfelauflauf seiner Mutter gewesen, den er geliebt hat. Wenn er heute mal faul sei, dann stehe ein Stück guter Rohmilchkäse hoch im Kurs. Was bei ihm gar nicht auf den Tisch kommen muss: Bier, Fischaugen, 1000-jährige Eier und Ameisen. Alles wurde ihm bereits serviert. Bier ist Geschmackssache, aber die drei letztgenannten Lebensmittel machten in seinen Augen auch schlichtweg keinen Sinn: „Ameisen schmecken wie Kerne von Himbeeren – warum sollte man die essen?“ OSNABRÜCK. Beide sind Köche. Doch ihr Arbeitsalltag könnte kaum unterschiedlicher aussehen: Thomas Bühner, Chefkoch des Drei-Sterne-Restaurants „La Vie“, und Dietrich Lampe, Chefkoch der Osnabrücker Kreishaus-Kantine, leiten beide ein Restaurant. Dem einen gehört eines der angesehensten Häuser der Welt, der andere führt seit 14 Jahren eine Kantine, die für viele Osnabrücker zur festen Institution geworden ist. Im Gespräch mit „Die Wirtschaft“ tauschen sich die beiden über ihren Berufsalltag aus. Volles Haus. Das haben beide fast jeden Tag. Wobei „voll“ jeweils individuell definiert werden sollte: 600 bis 800 Essen gehen bei Kantinenkoch Dietrich Lampe täglich aus der Küche. „Hinzu kommen oft noch Tagungen und unsere traditionellen Grünkohl- und Spargel-Essen“, bemerkt der Kantinenchef. Firmen, Verbände und andere Gruppen aus Osnabrück und Umgebung mieten sich ins Kreishaus ein, die Kantine kümmert sich auch bei solchen Gästen um die Verpflegung. 1000 Teller am Tag sind für Dietrich Lampe und sein Team dann keine Seltenheit. Das „La Vie“ von Drei-Sterne-Koch Thomas Bühner begnügt sich mit weniger als fünf Prozent davon: Denn mit 45 Gästen ist das Luxus-Restaurant in der Altstadt voll besetzt. „Wahnsinn!“, ist Bühners SpontanReaktion auf die Masse von 600 bis 800 Essen, die Lampe allein zum Mittagstisch aus der Küche schickt. Jedoch seien nur ein Teil dieser Kunden tatsächlich Kreishaus-Mitarbeiter: „Wir haben viele Externe, die täglich zu uns kommen“, sagt Lampe. Sowohl Berufstätige anderer Osnabrücker Unternehmen, die selbst keine Kantine haben, wie auch Privatleute – vor allem Rentner und Alleinstehende. Thomas Bühner kann im Gegenzug von Gästen berichten, die extra für ein Abendessen aus Brasilien einfliegen: „Das „La Vie“ war das einzige Drei-Sterne-Restaurant, das sie noch nicht besucht hatten“, erzählt Bühner über das südamerikanische Ehepaar, das erst vor wenigen Wochen bei ihm zu Gast gewesen ist. Tatsächlich gebe es diese Art von Fernbesuchen immer öfter, seit er mit dem dritten Stern ausgezeichnet worden ist, bestätigt Bühner. Kein Wunder: Drei Sterne bedeuten Champions League. Arbeitszeiten. Um genau 6.30 Uhr fangen die Kochlöffel, Teller und Töpfe in der Kreishaus-Kantine an zu klappern. Und wer glaubt, bis neun oder zehn Uhr herrsche erst mal die ruhige Kaffee-Phase, der hat sich getäuscht: „Wir brauchen die Zeit, um alles für den Mittagstisch vorzubereiten“, erklärt Lampe. Liegen noch Abendveranstaltungen an, werden auch diese bereits zu Teilen am Vormittag in Angriff genommen. Drei verschiedene Hauptgerichte plus Beilagen, Eintopf, Salatbuffet und Desserts kommen in der Kreishaus-Kantine jeden Tag frisch auf den Tisch. Richtig rund geht es, wenn die hungrigen Kunden vor der Theke stehen und bestellen: „Wenn ein Gericht dann besonders gefragt ist, kochen wir eben nach“, sagt Lampe. Und das muss schnell gehen. Wann sich sein Arbeitstag dem Ende neigt, sei sehr variabel: „Wenn abends noch Veranstaltungen im Kreishaus stattfinden, wird es unter Umständen Nacht. Es gibt aber auch Tage, an denen gegen Nachmittag irgendwann Feierabend ist.“ Köche aus Leidenschaft sind sie beide, im Alltag aber arbeiten sie in unterschiedlichen Welten: Kantinenkoch Dietrich Lampe (links) und Sternekoch Thomas Bühner. Fotos: Gert Westdörp Profis aus verschiedenen Welten Ein Beruf, zwei Extreme – Sternekoch Thomas Bühner und Kantinenkoch Dietrich Lampe Das kann Thomas Bühner kategorisch ausschließen. Denn bei ihm ist der Abend Hauptgeschäftszeit. Vormittags zwischen neun oder zehn Uhr beginnt der in Riesenbeck geborene Sterne-Koch seinen Arbeitstag. An zwei Tagen hat das Restaurant mittags geöffnet, ansonsten füllen auch hier Vorbereitungen für den Abend den Tag. Hinzu kommen noch unterschiedlichste andere Termine, die ein Leben als Drei-Sterne-Koch mit sich bringt: „Vor Kurzem war ich auf einem Kongress in Südkorea“, berichtet Bühner. Kurz danach ging es noch zu Terminen nach München und auf die Insel Sylt. Was übrigens auch bedeutet, dass die Wochenenden zum Großteil für Besuche im Ausland, für Termine in anderen Sterne-Restaurants, für Kongresse und weitere Veranstaltungen draufgehen. Womit der 49Jährige jedoch sehr gut leben kann: „Ich war in den vergangenen Monaten in Dubai, im Libanon, in Polen, in Korea – das sind so viele spannende Sachen, die man da sieht und erlebt. Da kann ich nur sagen: Pfeif aufs Wochenende!“ Der Koch liebt seinen Job, das hört man nicht nur, das sieht man auch, wenn er spricht. Zurück zu seinem „normalen“ Arbeitstag in Osnabrück: Vor Mitternacht sei der Tag eigentlich nie zu Ende. In der Regel eher später. „Wobei ich eine feste Regel habe“, bemerkt Bühner: „Egal, wie toll die Gäste sind – um 1.30 Uhr gehe ich nach Hause!“ Schließlich geht es gegen neun Uhr auch wieder von Neuem los. Menschen in der Küche. Wieder sind es Zahlen, mit denen die beiden Köche sich gegenseitig zum Staunen bringen. Denn auf die Frage, wie viele Angestellte bei ihnen arbeiten, folgen wieder völlig verschiedene Antworten – die ganz besonders interessant werden, wenn man die zu bewirtenden Gäste berücksichtigt. Acht Arbeitskräfte kümmern sich in der KreishausKantine um die Beköstigung der Kunden. „Vier Gesellen und vier Auszubildende“, sagt Lampe. Das macht 125 Essen, die jeder Angestellte im Schnitt für das Mittagund Abendgeschäft zubereitet. Thomas Bühner hat dem 14 Angestellte entgegenzusetzen. Das macht gut drei Essen pro Mitarbeiter. „Nein, gar keine Auszubildenden“, bestätigt Bühner auf Nachfrage. Ein kleines Beispiel verdeutlicht dazu auch sehr gut, warum das Kapitel „Auszubildende“ ein sehr schwieriges für das „La Vie“ wäre: „Ein fertig ausgebildeter Koch würde schon ein halbes Jahr brauchen, bis er hier ansatzweise drin ist“, sagt Bühner. Jeder Mitarbeiter hat seine eigene Aufgabe, die er im Gefüge des „La Vie“ mit höchsten Qualitätsansprüchen zu erfüllen hat. Sich selbst sehe er da übrigens in erster Linie als „Trainer der Mannschaft“, sagt Bühner. „Tauschen? Dann würde ich schreiend rauslaufen.“ Kunden und Gäste. Vielleicht ist es schon aufgefallen: Mal ist hier von „Kunden“, mal von „Gästen“ die Rede. Dahinter verbirgt sich kein unüberlegter Gebrauch von scheinbaren Synonymen, sondern der unterschiedliche Sprachgebrauch, der in der KreishausKantine auf der einen und im „La Vie“ auf der anderen Seite herrscht. „Zu unseren Kunden gehören vor allem Osnabrücker, aber längst nicht nur Kreishaus-Mitarbeiter“, sagt Dietrich Lampe. „Seit dem dritten Stern sind die Gäste immer internationaler“, sagt Thomas Bühner. Der eine redet von Kunden, der eine von Gästen. Auch das verdeutlicht die Unterschiede zwischen Sterne- und Kantinenküche. Beide wollen, dass es den Menschen schmeckt. Doch auch hier spielen wieder völlig verschiedene Dimensionen rein: „Mir ist bewusst, dass es Leute gibt, die lange Zeit darauf hinsparen, sich einen Abend im „La Vie“ zu gönnen“, weiß Bühner. Spontan erinnert er sich an einen kleinen Jungen, der sich zu seinem zehnten Geburtstag ein Essen im „La Vie“ gewünscht und auch bekommen hat. So etwas mache ihm dann immer wieder seine Verantwortung bewusst, die er bereits mit einem einzigen der 45 Abendessen habe, das er aus der Küche schickt. Für die Gäste sei es nicht irgendein Abendessen, sondern das Abendessen, für das sie möglicherweise auf einen Urlaub oder etwas anderes Großes verzichtet haben. Natürlich hat auch Kantinenchef Lampe Verantwortung für das Essen seiner Kunden. Doch schon Masse und Preis geben hier eine andere Hausnummer vor. „Wir geben uns auch große Mühe, unseren Kunden immer wieder etwas Neues zu präsentieren – und das schätzen sie auch“, weiß Lampe. Doch nichtsdestotrotz ist ein Essen im Kreis- haus-Restaurant natürlich nicht mit einem Endessen im „La Vie“ zu vergleichen: Anspruch ist hier nicht Anspruch oder um den Vergleich von Äpfel und Birnen zu bemühen: Hier wird auf völlig verschiedenen Ebenen gekocht. Mit unterschiedlichen Ansprüchen in der Küche und mit unterschiedlichen Erwartungen seitens der Kunden. Lieblingsessen. Welche Vorlieben hat man auf dem Teller, wenn man selbst in der Lage ist, sich jedes erdenkliche Gericht selbst zu kochen? Dietrich Lampe ist bei die- Experiment. „Was wäre, wenn Sie einen Tag mit Herrn Lampe den Arbeitsplatz tauschen sollten?“, fragen wir den Sternekoch. „Dann würde ich schreiend rauslaufen“, antwortet dieser spontan, aber mit großer Gewissheit und fügt hinzu: „Ganz ehrlich, ich könnte es gar nicht!“ Gemeinschaftsverpflegung, wie Dietrich Lampe sie seit über 15 Jahren in der Kreishaus-Kantine leitet und durchführt, sei ein völlig anderes Kapitel, als die Sterne-Gastronomie. „Ich habe großen Respekt davor, für mich wäre es aber absolut gar nichts“, stellt Bühner klar. Und auch Lampe verspricht: Würde er einen Tag das Zepter im „La Vie“ in die Hand nehmen, „würde es ganz sicher im Chaos enden“, meint er und lacht. „Man mag es sich zudem aber auch gar nicht anmaßen, mit jemandem wie Herrn Bühner zu tauschen“, sagt Lampe. Respekt von beiden Seiten steht also ganz klar zwischen den beiden Fronten Sterne- und Kantinenküche. Und vielleicht bleiben die beiden Köche genau deshalb am liebsten hinter ihrem eigenen Herd. Sicher ist sicher. Bei Dietrich Lampe gehen täglich zwischen 600 und 800 Essen aus der Küche. 27 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT Der Schlüssel zum Glück liegt im Gemeinschaftsgarten Osnabrücker Projekt soll Menschen aller Generationen und Kulturen verbinden VON MARIE-LUISE BRAUN OSNABRÜCK. In Berlin tun sie es, auf den Dächern von New York tun sie es, auf Verkehrsinseln in London – und in Osnabrück: Städter greifen zu Spaten und Hacke, roden mitten im Zentrum Boden um und pflanzen Tomaten, Salat und Gurken, um sie später auf ihren Esstisch zu bringen. Urban Gardening heißt dieser Virus, der mittlerweile auf der ganzen Welt um sich greift. Und auch in der Region gibt es solche Gärten. Die Menschheit wird klüger, glaubt man Joachim Ringelnatz: „Kinder weinen, Narren warten, Dumme wissen, Kleine meinen, Weise gehen in den Garten“, dichtete er einst – und derzeit werden es immer mehr, die sich einen Garten wünschen, um Ruhe und einen Ausgleich zu finden, um eigenes Gemüse anzubauen oder einfach in der Sonne zu sitzen. Vor wenigen Jahren noch galten Schrebergärten unter jüngeren Leuten als der Inbegriff der Spießigkeit. Jetzt kommt der Wunsch nach einem eigenen Stück Land, nach ein bisschen Natur in der Stadt unter dem englischen Begriff „Urban Gardening“ viel lockerer daher. Und mit dem klassischen Schrebergarten hat das auch nur noch wenig gemein. Denn die Höhe der Hecke und die Ordnung im Garten sind dort nicht reglementiert. Es soll grünen und das möglichst üppig. Im Berliner Prinzessinnengarten beispielsweise wächst seit dem Sommer 2009 Grünzeug für den Kochtopf, wo 60 Jahre lang 6000 Quadratmeter Brachfläche war. Weil die Organisatoren das Gelände bislang immer nur für ein Jahr von der Stadt Berlin pachten konnten, bauten sie Gemüse, Obst und Kräuter in umfunktionierten Bäckerkisten, Tetrapaks und Reissäcken an. Mittlerweile engagieren sich hier Kinder, Jugendliche, Erwachsene und auch alte Menschen für eine ökologische Landwirtschaft – mitten in Berlin. Es gibt ein Café und eine Gartenküche. Niemand hat dort ein eigenes Beet, jeder, der mag, kann mitmachen. Und sie wollen es weiter tun: Fast 30 000 Stimmen haben die Organisatoren mittlerweile beisammen, damit der Garten erhalten werden kann. Denn die Stadt will das Gelände jetzt verkaufen. In Osnabrück steht der Friedensgarten erst am Anfang. Elf Obstbäume sind bereits gepflanzt auf dem 10 000 Quadratmeter großen Gelände am Haster Weg. Im kommenden Jahr sollen Gemüse, Blumen und Obst auf Gemeinschafts- und Einzelbeeten angebaut werden. Die Betriebsfläche ist auf dem Lageplan bereits ausgewiesen, ebenso ein Platz für eine Pergola, unter der die Gärtner gemütlich beisammensitzen können. Die Initiatoren haben den Verein „Friedensgarten“ gegründet, dem die Stadt das Gelände zur Verfügung stellt. Hier soll ein „Interkultureller Gemeinschaftsgarten“ entstehen, an dem sich jeder beteiligen kann, der mag. So wirbt Doris Kube bereits in entsprechenden Vereinen in der Stadt um Mitglieder, die sich im Garten engagieren möchten. Zusammen mit dem Physiker Wieland Sack hat die Landschaftsplanerin und Umweltbildnerin das Konzept für den Friedensgarten entwickelt, der auf eine Idee von Sack zurückgeht. Vor etwa zehn Jahren hatte der gebürtige Leipziger eine Ausstellung in Berlin über Städte besucht, deren Industrie zusammengebrochen war. Menschen, die dadurch kein Einkommen mehr hatten, begannen die Brachflächen der Industrie aufzubrechen, zu beackern und sich davon zu ernähren. Das war die Initialzündung für ein ähnliches Projekt in seiner Wahlheimat Osnabrück, erzählt Sack, der aus Leipzig die Schrebergartenkultur kannte. Nun entwickelte er Pläne für ein „Schreber zwei“, der Basis für den jetzigen Friedensgarten. Dieser Name ist Programm: Denn hier sollen Menschen jeden Immer mehr Städter bauen Obst und Gemüse an. Alters mit unterschiedlichem kulturellen und sozialen Hintergrund gemeinsam Land bestellen – ob Arm, ob Reich, ob Alt, ob Jung, ob Osnabrücker oder „tolopen Volk“, wie Zugereiste hier genannt werden. „Wir sehen das Projekt als Teil der Friedenskultur der Stadt Osnabrück und möchten ein Begegnungsort werden, an dem Toleranz und Solidarität im Alltag gelebt werden“, erläutert Doris Kube. Das Konzept orientiere sich an den Zielen der Stiftung Interkultur, Der Anfang ist gemacht: Im Osnabrücker „Friedensgarten“ sind die ersten Obstbäume gepflanzt. Im nächsten Jahr sollen Gemüse- und Blumenbeete angelegt werden. einem Netzwerk, dem deutschlandweit 139 Gärten angehören. Weitere 77 Projekte sind in Planung. Die Gärten sollen Raum schaffen für ein neues Verständnis von Integration, so heißt es in der Satzung der Stiftung, die gern auch bei neuen Projekten berät. Was genau in Osnabrück angepflanzt werden soll, das sollen die Mitglieder in den kommenden Monaten entscheiden. Auf jeden Fall soll biologisch gegärtnert werden. Den beiden Initiatoren ist es wichtig, dass der Friedensgarten ein Projekt des nachhaltigen Wirtschaftens wird. „Auf diese Weise wird auch Familien mit geringen Einkommen ermöglicht, sich von biologischen Lebensmitteln zu ernähren“, betont Doris Kube und fügt nach kurzem Nachdenken hinzu: „In Zeiten von allgemeiner Unsicherheit, Arbeitslosigkeit und finanzieller Krisen ermöglicht er eine höhere Lebensqualität und sinnstiftende Tätigkeiten.“ Es kann natürlich auch einfach Spaß machen, in der Erde zu wühlen, Gießkannen zu schleppen – und im Sommer an selbst gezogenen Möhren zu knabbern. Im Friedensgarten besteht aber auch die Möglichkeit, sich über das Gärtnern auszutauschen und so eine Menge über die Natur und den Anbau von Lebensmitteln zu erfahren. Noch trägt sich das Projekt nicht von selbst. Die Obstbäume sind Spenden von Baumschulen, der Pflug zum Bestellen der Brachflächen war eine Leihgabe. Künftig soll der Garten von den Menschen leben, die sich hier engagieren. Es gibt bereits einige Mitglieder und weitere Interessenten. So informierten sich beim Friedensgartenfest im Oktober fast 200 Besucher über die Idee und die Möglichkeit mitzumachen. Der Trend, Natur in die Stadt zu holen, setzt sich auf immer neuen Wegen fort. So gibt es in den Niederlanden Pläne, einen ganzen Landschaftsgarten als eine Art Obst- und Gemüseladen zu bauen. Hier können die Kunden dann einkaufen, was gleich nebenan angebaut wird. Mehr Steueroptimierung und Liquidität Das 6-SterneBusinesskundenVersprechen Leasingraten sind als Betriebsausgaben steuerlich absetzbar. Als 100 % objektbezogene Fremdfinanzierung schont Leasing Ihr Eigenkapital und Ihre Kreditlinie. Mehr Planungssicherheit Mehr Technologieoptionen Optionen für Austausch und Erweiterung im Leasingvertrag erleichtern Ihnen die Entscheidung für Modernisierungs- und Folgeinvestitionen. Die Optionen bestehen bereits während der Grundlaufzeit. So bleiben Sie jederzeit flexibel und mit den technischen Anforderungen Ihres unternehmerischen Auftrages auf Augenhöhe. Mehr Absicherung gegen Folgekosten In der Full-Service-Vertrags-Variante sind mit der monatlichen Leasinggebühr alle Kosten für die Nutzung eines Gerätes abgegolten. Reparaturen aufgrund von Verschleiß und Abnutzung sind damit ebenso abgesichert, wie nahezu alle weiteren Risiken. Selbst bei einem Totalschaden erhalten Sie unter Anrechnung einer angemessenen Selbstbeteiligung umgehend ein gleichwertiges Gerät. JETZT x Foto: Thomas Osterfeld Leasingkosten sind fix und fallen monatlich an. Sie haben somit eine feste Größe für Ihre Liquiditätsplanung. In der Regel zahlen Sie die Leasingrate aus den laufenden Einnahmen, die durch die Nutzung des geleasten Objektes erwirtschaftet werden. Mehr Bilanzneutralität Der wirtschaftliche Eigentümer des Leasingobjektes ist die Leasinggesellschaft. Sie aktiviert das Objekt in Ihrer Bilanz. Trotz Investition verschlechtert sich das Verhältnis von Eigenkapital zu Bilanzsumme und Eigenkapital zu Anlagevermögen nicht – insgesamt eine Verbesserung für Ihr Rating. Mehr Absicherung gegen Restwertrisiko Über eine Verwertung eines nach Vertragsende freigestellten Objektes brauchen Sie sich keine Gedanken mehr zu machen. Ihr Händler nimmt das Gerät zurück und Sie können sich in aller Ruhe über Ihr Folgegerät auf dem neuesten Stand der Technik informieren. Informieren Sie sich in Ihrer Filiale! IN DEUTSCHLAND. WWW.MEDIMAX.DE 49716 Meppen, MEDIMAX-Elektronik GmbH Meppen, Auf der Herrschwiese 5-9, Tel. 05931/9801-0 Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.30 - 18.30 Uhr Sa 9.30 - 16.00 Uhr 49751 Sögel, Media Park GmbH, Gewerbeweg 2, Tel. 05952/968780, Fax 9687811 Öffnungszeiten: Mo - Fr 9.30 - 18.30 Uhr, Sa 9.30 - 16.00 Uhr TVV • AAUDIO UDIO UD IO • EELEKTRO LEKT LE KTRO RO • EENTERTAINMENT NTER NT ERTA TAIN INME MENT NT • FOTO FOT OTO O • PC • HA HAND HANDY NDYY Energieberatung DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 VERLAGS-SONDERVERÖFFENTLICHUNG ENERGIEWIRTSCHAFT Dir k Anteil der erneuerbaren Energien soll bis zum Jahr 2050 auf 80 Prozent steigen Deutschland ist weltweit Spitzenreiter bei der installierten Leistung von Fotovoltaikanlagen und auf dem zweiten Platz bei Windenergieanlagen. Dass die deutsche Erneuerbare-Energien-Branche inzwischen zu den wichtigsten Wachstumszweigen zählt, wird auch dadurch unterstrichen, dass sich innerhalb der letzten acht Jahre die Zahl der Beschäftigten mehr als verdoppelt hat. Etwa 382 000 Mitarbeiter sind heute in den Unternehmen tätig, bis zum Jahr 2020 will die Branche 500 000 Leute beschäftigen. Deshalb überrascht es auch nicht, dass der Bedarf an Fachkräften groß ist. Viele Firmen beklagen einen Mangel an qualifiziertem Personal. Universitäten, Fachhochschulen und Unternehmen reagieren bereits auf diese Situation und schaffen neue Ausbildungsmöglichkeiten. Etwa 300 Studiengänge werden aktuell in diesem Bereich angeboten. Unternehmen der erneuerbaren Energien sind inzwischen für viele ein attraktiver Arbeitgeber. Die Mischung aus Technik und Wirtschaft sowie der Anspruch auf aktiven Klimaschutz stößt insbesondere bei jungen Menschen auf großes Interesse. Mit dem hohen Innovationsgrad und der Internationalisierung der Branche eröffnen sich immer neue Arbeitsfelder. Neben der Windenergie (siehe gesonderten Bericht) spielt auch die Wasserkraft eine bedeutende Rolle für die Stromerzeugung. Ende des letzten Jahres waren weltweit Wasserkraftanlagen mit rund 970 000 MW installierte Leistung am Netz, die insgesamt 3400 Terawattstunden Strom erzeugten. Es handelt sich um eine technisch ausgereifte Technologie, die seit über 100 Jahren genutzt wird. Ihr großer Vorteil liegt in der stetigen Verfügbarkeit, dem hohen Wirkungsgrad und der Fähigkeit, Energie zu speichern. Die Menge des in Deutschland erzeugten Wasserkraftstroms schwankt in Abhängigkeit vom und Niederschlagsaufkommen liegt seit den 1990er-Jahren im Bereich von jährlich 15 bis 25 Terawattstunden (20 Milliarden Kilowattstunden). 2011 betrug die Stromerzeugung aus Wasserkraft in Deutschland 19,5 Milliarden kWh, damit wurden 3,2 Prozent des Brutto-Stromverbrauchs oder der Bedarf von 5,6 Millionen Haushalten gedeckt. Für die deutschen Hersteller von Wasserkraftanlagen spielt der Export eine besonders große Rolle. Etwa die Hälfte der Anlagen basiert weltweit auf deutschem Know-how. Der Anteil der Sonnenenergie an der deutschen Energieversorgung ist zwar noch gering, er steigt aber kontinuierlich. In Deutschland sind zurzeit etwa 2,3 Millionen Fotovoltaik- und Solarthermieanlagen installiert. Fotovoltaikanlagen produzierten 2011 rund 19,0 Milliarden Kilowattstunden und hatten damit einen Anteil von 3,1 Prozent am Gesamtstromverbrauch. Solarthermieanlagen trugen mit 5,6 Milliarden Kilowattstunden rund 0,4 Prozent zum gesamten Wärmeverbrauch bei. Noch viel zu wenig in der breiten Öffentlichkeit ist das Kombikraftwerk bekannt. Es verknüpft und steuert 36 über ganz Deutschland verstreute Wind-, Solar-, Biomasse- und Wasserkraftanlagen. Den Angaben zufolge ist es ebenso zuverlässig und leistungsstark wie ein herkömmliches Großkraftwerk. Das Kombikraftwerk zeigt, wie durch gemeinsame Regelung kleiner und dezentraler Anlagen bedarfsgerecht und zuverlässig Strom bereitgestellt werden kann. Kombikraftwerk bedeutet, die Vorteile der verschiedenen erneuerbaren Energien optimal zu kombinieren. Windenergieanlagen und Solarmodule leisten je nach Verfügbarkeit von Wind und Sonne ihren Beitrag zur Stromerzeugung. Ausgleichend werden Biogas und Wasserkraft eingesetzt: Je nach Bedarf werden sie in Strom umgewandelt, um kurzfristige Schwankungen auszugleichen, oder vorübergehend gespeichert. Einer Vollversorgung mit erneuerbaren Energien steht technisch nichts im Wege. Das erste Kombikraftwerks-Projekt beruht auf einer Initiative der Firmen Enercon GmbH, Schmack Biogas AG und Solarworld AG, unterstützt durch Partner aus der Branche. Dabei wurde dokumentiert, dass der Strombedarf allein aus erneuerbaren Energien in Kombination mit Speichern gedeckt werden kann. Die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundli- chen Energieverbrauch e. V. (ASUE) setzt auf eine Strom erzeugende Heizung, die nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) funktioniert – sie erzeugt Strom und Wärme gleichzeitig. Im Gegensatz zu größeren KWK-Anlagen, die ganze Stadtteile oder Großverbraucher versorgen, sind Strom erzeugende Heizungen von ihrer Leistung her nach Angaben der ASUE speziell auf den Energiebedarf von Einund Mehrfamilienhäusern abgestimmt. Damit stellten sie eine besonders zukunftsträchtige Lösung für die Strom- und Wärmeversorgung für Kleinverbraucher dar. Das Funktionsprinzip der Geräte sei denkbar einfach, heißt es. Durch die Verbrennung von Erdoder Bioerdgas entstehe einerseits kostbare Wärme für die Heizung und Warmwasserbereitung. Gleichzeitig werde ein Teil der Wärme in mechanische Energie umgewandelt, die wiederum einen Generator antreibe, der dann Strom erzeuge. Durch die Stromund Wärmeerzeugung direkt im Haus verkürzten sich laut ASUE die Transportwege, und damit reduzierten sich die Übertragungsverluste auf ein Minimum. Zudem könnte die nicht selbst genutzte Elektroenergie ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden. s.sa. OSNABRÜCK. Die Nutzung des Windes als Antriebsenergie hat Tradition. So wurden Windmühlen zum Mahlen von Getreide oder als Säge- und Ölmühle eingesetzt. Als vor 25 Jahren an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste der erste kommerzielle Windpark in Deutschland in Betrieb genommen wurde, ahnten wohl nur die Experten, dass sich diese Energiequelle als wesentlicher Bestandteil in unserem Land etablieren würde. Der Anteil „grünen Stroms“ am Gesamtverbrauch soll lang gfristig auf 80 Prozent steigen. Foto: Colourbox Doch damit nicht genug: Die Herstellung und der Betrieb von Windkraftanlagen sind inzwischen ein gewichtiger Wirtschaftszweig. Die einstige Branche für Bastler und Tüftler beschäftigt in Deutschland aktuell mehr als 100 000 Mitarbeiter. 2011 erzielten die Hersteller einen Umsatz von knapp sechs Milliarden Euro, davon entfielen zwei Drittel auf den Export. Aufgrund des Wachstums des Weltmarktes haben einige Firmen auch Produktionsstätten im Ausland errichtet. Nach einer Analyse des Instituts der Deutschen Wirtschaft werden vor allem Türme und Rotorblätter jenseits der deutschen Grenzen produziert, während die Gondeln mit Generator, Getriebe und Elektronik weiter in Deutschland entstehen. Allerdings haben sich die einstigen Wachstumsraten von mehr als 30 Prozent abgeschwächt. Die Gründe für diese Entwicklung: Manche Märkte sind gesättigt, andere wie Großbritannien und die USA expandieren oder schrumpfen je nach Förderbedingungen. Wie dem auch sei: Nicht nur die Fertigungsstandorte der Unternehmen profitieren vom Ausbau der Windkraft, sondern auch die Kommunen, in denen Dienstleister und Zulieferbetriebe angesiedelt sind. Zwar entstehen nach einer Studie der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung die größten Arbeitsplatzeffekte relativ zur jeweiligen Gesamtbeschäftigung in den Ländern, die den Ausbau der Windenergie bisher stark vorangetrieben haben, wie etwa in Niedersachsen, Brandenburg oder Sachsen-Anhalt. Aber auch für die Bundesländer, die bei der Nutzung der Windenergie noch am Anfang stehen, haben die Autoren der Studie aufgrund der Zulieferketten nennenswerte Arbeitsplatzeffekte ermittelt. Insbesondere der Elektronik- und der Maschinenbausektor erbringen bedeutende Vorleistungen für die Windindustrie. Davon würden neben Niedersachsen vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen profitieren, heißt es. • • • • • Gebäude-Energieberatung (BAFA-gefördert) Baugutachten • Bausanierung Thermografie • KFW-Nachweise Immobilien-Kaufberatung Erstberatung kostenlos! Dirk Brunsmann Kemnader Feld 11 49084 Osnabrück Telefon 05 41-77 08 69 43 Telefax 05 41-77 08 69 44 E-Mail [email protected] I www.osnabruecker.energie-check.de Dipl.-Ing. (FH) Bernd Nachtigall Ingenieurbüro für Energieberatung Effizienz rauf - Kosten runter • Energieauditor nach DIN EN 16247-1 • Energiemanagementbeauftragter nach DIN ISO 50001 • Herstellerunabhängige Beratung für kleine und mittlere Unternehmen • Kostenlose Analyse des möglichen Einsparpotentials • Initial- und Detailberatung im KfW-Programm „Energieberatung Mittelstand“ mit Förderung von bis zu 80% der Beratungskosten • Provisionsfreie Strom- und Gas-Ausschreibung • Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für den Einsatz erneuerbarer Energien und von KWK-Anlagen • Luftdichtheitstest von Gebäuden (Blower-Door-Test) • Thermografiegutachten • Erstellung von Energiekonzepten • Beratung zur Finanzierung und Förderung von Energieeffizienzmaßnahmen (z.B. KfW, BAFA…) • Erstellen von (Teil-) Klimaschutzkonzepten im Rahmen der Klimaschutzinitiative des BMU Ingenieurbüro für Energieberatung • Dipl-Ing. (FH) Bernd Nachtigall • Hansastr. 8 • 49716 Meppen • Tel.: 05931 845510 Neues Stromzeitalter Bilder: © gudo, © Picture-Factory www.fotolia.de s.sa. OSNABRÜCK. Strom ist aus dem täglichen Leben nicht wegzudenken. Ob zum Heizen oder Haareföhnen, zum Rasieren oder Rasenmähen: Ohne Energie geht fast nichts. Regenerative Quellen wie Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse deckten im Jahr 2011 bereits 20 Prozent des deutschen Strombedarfs – 1991 waren es erst drei Prozent. Und die Bundesregierung hat sich auch für die Zukunft ehrgeizige Ziele gesetzt: Im Rahmen der Energiewende soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf 50 Prozent und bis 2050 sogar auf 80 Prozent steigen. Bereits mehr als 100 000 Mitarbeiter Bau- u. Energieberatung www.energieberatung-meppen.de Ohne Strom geht fast nichts mehr Wind bringt Beschäftigung BRUNSMANN Bei der Umsetzung der Energiewende lauern viele Hürden POWER AM TOWER Perfekte Landung: Das Flachdach-Montagesystem Vario-UltraLight von zentralsolar deutschland auf dem Flughafen Düsseldorf. www.zentralsolar.de s.sa. OSNABRÜCK. In Deutschland ist die Energiewende politisch auf den Weg gebracht worden. Bei der Umsetzung der Planungen steht das Land jedoch noch vor großen Herausforderungen, zumal sich die Bundesregierung ambitionierte energie- und klimapolitische Ziele gesetzt hat. So soll der Ausstoß der Treibhausemissionen bis 2050 um mindestens 80 Prozent gegenüber 1980 gesenkt werden. Zweitens sollen die erneuerbaren Energien zukünftig den Hauptteil der deutschen Energieversorgung bereitstellen. Und drittens soll der Energieverbrauch deutlich gesenkt und die Energieeffizienz erhöht werden. Damit steht die Energieversorgung in Deutschland vor einem fundamentalen Umbau. Kein Wunder also, dass die Debatte über die Energiewende immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Das Thema kam stark in den Fokus der Öffentlichkeit, als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Mai dieses Jahres den damaligen Bundesumweltminister Norbert Röttgen entließ und Peter Altmaier zu seinem Nachfolger bestimmte. Außerdem ist die Solarförderung in der öffentlichen Diskussion, seitdem im Bundesrat auch CDU-regierte Länder eine Kürzung der Solarförderung ablehnten. Ende Mai mehrten sich in der schwarz-gelben Koalition und in der Wirtschaft Stimmen, die das bisherige Vorgehen bei der Energiewende in Zweifel zogen, worauf Altmaier den Willen der Bundesregierung bekräftigte, am Atomausstieg und Energiewende festhalten zu wollen. Allerdings äußerte der Minister auch Zweifel, ob sich der Stromverbrauch, wie im Konzept der Energiewende geplant, bis 2020 um zehn Prozent senken ließe. Aber auch in der SPD schwelt ein Streit zwischen Umwelt- und Wirtschaftspolitikern über „den richtigen Kurs“ Sogar Bundespräsident Joachim Gauck schaltete sich in den Konflikt ein. Er warnte davor, dass die Energiewende nicht „allein mit planwirtschaftlichen Verordnungen“ zu realisieren sei und „wohl auch nicht mit einem Übermaß an Subventionen, sondern vielmehr mit überzeugenden Innovationen und im fairen Wettbewerb“. Zugleich warnte Gauck davor, die Kosten für die Umweltpolitik nachfolgenden Generationen aufzubürden, da eine solche Haltung „schlicht verantwortungslos“ wäre. Ohnehin monieren Kritiker, dass die Finanzierung der Energiewende derzeit ungleich verteilt ist. So zahlen zum Beispiel arme Haushalte einer Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft zufolge relativ bis zu zehnmal mehr für die Subvention von Sonnen- und Windstrom als reiche. Zudem ist die energieintensive Industrie im Gegensatz zu Kleinunternehmen und den meisten Mittelständlern von der Umlage weitestgehend befreit, sodass laut Bundesnetzagentur Großunternehmen, die zusammen 18 Prozent des deutschen Stroms verbrauchen, nur 0,3 Prozent der Umlage tragen müssen. Dass beim Umbau der Energieversorgung die Atomkraft auf der Strecke bleibt, stößt bei den meisten Bundesbürgern auf Verständnis. Deutschlands billigste Energiequelle ist zugleich die umstrittenste. Die deutschen Kohlenimporteure warnen unterdessen vor drohenden Stromengpässen durch den Atomausstieg. Sollten nicht genug thermische Kohlekraftwerke am Netz bleiben, könnte der Energiebedarf möglicherweise nicht mehr gedeckt werden, wird argumentiert. Der Branchenverband VDKi betont unter Berufung einer Prognos-Studie, dass aufgrund des Atomausstiegs im Jahr 2020 bereits mindestens acht Gigawatt (GW) gesicherte Erzeugungskapazität für die Stromversorgung im Moment der Höchstlast fehlen würden. Bis zum Jahr 2025 erhöhe sich dieser Wert auf 19 GW oder 22 Prozent und bis 2030 auf 27 GW oder 32 Prozent der nötigen Höchstlast. Im Moment des Spitzenverbrauchs liegt der Strombedarf in Deutschland bei 80 GW. Der VDKi warnt zudem, dass sich die bestehenden Kohlekraftwerke aufgrund der aktuellen Marktbedingungen wirtschaftlich kaum noch betreiben ließen und sie deswegen sogar noch vor Ablauf der Frist vom Netz genommen werden könnten. Dies würde die Situation verschärfen. Die Energiewende könne nur dann gelingen, wenn die regelbaren Kraftwerke die stark fluktuierende Stromeinspeisung aus den erneuerbaren Energiequellen absichern würden, heißt es in diesem Zusammenhang. Deswegen würden Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer dieser Kraftwerke immer wichtiger. Der Untersuchung zufolge wäre es volkswirtschaftlich am günstigsten, wenn die drohende Kapazitätslücke durch die bestehenden thermischen Kraftwerke geschlossen werde. Wie dem auch sei: Eine zukunftsfähige Stromerzeugung muss vor allem drei Ansprüche zugleich erfüllen: Eine kontinuierliche und stabile Stromversorgung zu gewährleisten ist die Mindestanforderung einer jeden Energiepolitik. Eine wesentliche Rolle spielt die Wirtschaftlichkeit. Vereinfacht gesagt: Strom darf nicht zu teuer sein. Dies liegt im Interesse der privaten und gewerblichen Kunden, denn zu hohe Stromkosten verschlechtern die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Industrie. Und letztlich kommt auch der Umweltverträglichkeit ein hoher Stellenwert zu. Strom und Wärme hausgemacht. Mit Kraft-Wärme-Kopplung reduzieren Sie Ihre Energiekosten nachhaltig um bis zu 50 Prozent. Wie das geht? Beim Heizen mit KWK erzeugen Sie Ihren eigenen Strom. Die Einsparung, die Sie dadurch erwirtschaften, können Sie in das Gas für den Motor investieren. Mit dem Kühlwasser des Motors heizen Sie Ihr Haus. So sparen Sie bares Geld. Prüfen Sie die Einsatzbedingungen für Ihren Betrieb: 05904-93660. Bawinkeler Straße 17 • 49838 Langen • Telefon 05904-93660 • www.koldehoff.de Ihr Partner für regenerative Energien Bei uns erhalten Sie alles rund um die Bereiche Elektro, Heizung, Sanitär. In unserer hauseigenen Badausstellung können Sie Anregungen für Ihr neues Bad entdecken. Auch Heizungsanlagen für alle Energiequellen können Sie sich bei uns erläutern lassen. Nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf oder besuchen Sie uns persönlich. Planung · Beratung · Ausführung · Verkauf Kundendienst · Sanitär · Elektroinstallationen Heizung · Solar-/PV-Anlagen · Klemperei Leckageortung · Bautrocknung Haustechnik Knobbe Meisterbetrieb GmbH & Co.KG Mühlenstr. 25 a · 49832 Freren Tel. 0 59 02 / 3 55 · Fax 0 59 02 / 56 89 [email protected] www.haustechnik-knobbe.de 30 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT Harte Töne schlägt Boris Grundl bei seinen Vorträgen an. Der Management-Trainer provoziert gern bei seinen bundesweiten Auftritten, hier beim Stuttgarter Wissensforum. Fotos: PR „Ich bin das Ende aller Ausreden“ Boris Grundl gilt als knallharter Management-Trainer – Nach seiner Querschnittslähmung startete er richtig durch VON HENDRIK STEINKUHL OSNABRÜCK. Der beißt nicht, der will nur provozieren. Boris Grundl gilt als der härteste Management-Trainer Deutschlands. Boris Grundl ist nicht gemein. Das sagt jedenfalls Boris Grundl. „Gemein ist, wenn man sich von einem Alzheimer-Kranken Geld leiht. Ich bin einfach nur klar.“ Der 46-jährige Coach sieht sich als Mann, der deutlich die Schwächen anspricht, die andere nur höflich umschreiben. Dass Grundl mit diesem Stil großen Erfolg hat, ist nicht zuletzt die Folge eines schweren Unfalls, der Grundl an den Rollstuhl gefesselt hat. Aus dieser Position kann er es sich leisten, einen härteren Ton als die anderen anzuschlagen. Zu einem Mann wie Boris Grundl würde es nicht passen, hätte er seine Querschnittslähmung von einem Kopfsprung in einen Baggersee davongetragen. Als Coach für Führungskräfte lebt Grundl Erfolg und das große Wagnis vor. Zwar zitiert er gerne Helmut Schmidt, indem er Menschen mit Visionen empfiehlt, zum Arzt zu gehen. Doch Grundl sagt auch, dass jeder Mensch alles erreichen könne. Wenn er nur bereit sei, den notwendigen Preis dafür zu zahlen. Grundls Preis für den Erfolg – das sagt er selbst – war die Querschnittslähmung. Mit 25 sprang Grundl im mexikanischen Puerto Vallarta von einer Klippe. Beim Aufprall auf die Wasseroberfläche war sein Hals derart überstreckt, dass er sich mehrere Wirbel brach. In vielen Interviews hat Grundl gesagt, er habe sofort gemerkt, dass etwas Schlimmes passiert sei. „Ich war bei vollem Bewusstsein und hatte so eine eigenartige Ruhe.“ Ein Freund zog ihn aus dem Wasser und ließ ihn nach Deutschland ausfliegen, wo die Ärzte eine Tetraplegie diagnostizierten – eine Querschnittslähmung, von der alle vier Gliedmaßen betroffen sind. 90 Prozent seines Körpers waren gelähmt, der leidenschaftliche Sportler und Saxofonist verlor seinen Lebensinhalt und wurde zum Pflegefall. Er machte sich Vorwürfe: „Warum habe ich mit dem Feuer gespielt?“ Bis er lernte, sein Partnerschaft ist der Grundstein für gutes Bauen! Ihre Partner für Bauen und Modernisieren. Schützenstraße 40 49716 Meppen (Ems) Telefon 05931 4010 „Temporäre Prostitution“ auf dem Weg an die Spitze. Schicksal zu akzeptieren. Dieses „emotionale Annehmen“, wie Grundl es nennt, versucht der Coach heute als Kerntugend zu vermitteln. Auf einem Management-Seminar in Osnabrück sprach Boris Grundl über wirkungsvolles Führen. „Sie müssen die unterschiedlichen Lebensbilder von Menschen erst einmal verstehen – ohne einverstanden zu sein. Sie gehen auf die Insel des anderen und gucken, wie er denkt. Und dann gibt er Ihnen die Erlaubnis, ihn zu entwickeln.“ Nachdem Grundl sein Schicksal akzeptiert hatte, erlebte er einen beinahe unglaublichen Aufstieg. Zuerst brachte er sein Sportstudium zu Ende und war damit Deutschlands erster Rollstuhlfahrer, dem das gelang. Dann begann er einen Job im Vertrieb eines Unternehmens und wurde dessen erfolgreichster Außendienstmitarbeiter. Er stieg ins Management auf und wurde parallel dazu einer der besten europäischen Rollstuhlsportler im Rugby und Tennis. 2001 gründet er dann eine Akademie für Führungskräfte. Heute coacht er Top-Manager und berät Unternehmen wie Microsoft, Novartis oder SAP. Außerdem hält Grundl Vorträge zu den Themen Persönlichkeitsentwicklung, Selbstverantwortung und Mitarbeiterführung. Er sieht sich als Menschenentwickler, will andere dazu bringen, ihren eigenen Weg zu gehen. „Ich bin das Ende aller Ausreden“, sagt Grundl über sich. Nach seinem Unfall habe ihm niemand mehr etwas zugetraut. Als es ihm dann langsam besser ging, hätten sich die Leute zunächst gefreut. „Nachdem dann dieser große Erfolg kam, habe ich aber gemerkt, dass einige damit Schwierigkeiten haben.“ Wenn man einen Lebensweg wie seinen betrachte, müsse sich schließlich jeder fragen: Was könnte ich selbst eigentlich schaffen? Boris Grundl ist ein exzellenter Menschenkenner. Von manchen Journalisten ist er schon als „Philosoph unter den Coaches“ bezeichnet worden. Doch das trifft nicht den Kern. Grundl will kein Philosoph sein. Er kennt sich bestens in dem Fach aus, dem er sich neben seinem Sportstudium gewidmet hat: Psychologie. Bei seinem Vortrag in Osnabrück lässt er die Zuhörer immer wieder an diesen Kenntnissen teilhaben und fürchtet sich nicht vor mutigen Thesen: „Der Deutsche jammert überhaupt nicht. Wenn wir wirklich so viel jammern würden, hätten wir nicht diesen Erfolg.“ Das deutsche Gejammer sei in Wahrheit eine intellektuelle Dominanzgeste. Der Deutsche habe einfach Spaß daran, Missstände zu sezieren und sich für seine brillante Analyse einen Orden anzuheften. Im Publikum raunen einige Zuschauer, sie halten die These wohl für zu steil. „Denken Sie in einem ruhigen Moment einfach mal darüber nach“, sagt Grundl. Der 46-jährige Schwabe mag die Provokation. Den Mythos, Führung wäre eine angeborene Fähigkeit, nimmt er mit großer Lust auseinander und spielt auch hier so lange mit dem Begriff des Führers, bis das Publikum zu raunen beginnt. Grundl ist ein freundlicher, durch und durch lebensfroher Mensch. In Interviews nimmt er sich angenehm zurück, er nutzt nicht wie viele Trainer jede Plattform, um seine Erfolgsformeln herauszuposaunen. Auf der Bühne aber schlägt Grundl einen lauteren, härteren Ton an. Das gehört zu seinem Job – doch manchmal würde man sich auch wünschen, er möge ein bisschen herunterfahren. Erst geißelt Grundl Visionäre, dann ruft er von der Bühne herunter, ihm würden ständig Menschen erzählen, sie hätten keine Zeit; dabei kenne er Männer, die erfolgreich über 60 Firmen führen würden. „Und die haben Zeit!“ Danach sagt er, Authentizität im Job müsse man sich erstmals leisten können, auf dem Weg an die Spitze müsse man zunächst „temporäre Prostitution“ betreiben. Ein halbes Dutzend Zuhörer verabschiedet sich während des Vortrags. Sie müssen sicher nicht alle zu einer Familienfeier. Boris Grundl polarisiert, vielleicht ein wenig zu stark; und säße er nicht im Rollstuhl, würden ihm noch mehr Leute seinen Ton übel nehmen. Doch säße er nicht im Rollstuhl, wäre er auch nicht die Inspiration, die er ohne Zweifel ist. Was Grundl nach seinem Unfall geschafft hat, ist bewundernswert. Und wer sich nicht von diesem Vorbild erdrückt und seinem Ton bedrängt fühlt, der kann von Boris Grundl eine Menge lernen. Denn dieser Coach sieht hinter die Dinge und schafft es, seine Erkenntnisse auf den Punkt zu bringen. In einer Branche, in der es von Schwaflern wimmelt, ist Grundl eine wohltuende Ausnahme. Im kommenden Januar hält er einen Vortrag in Versmold bei der Firma Kraftverkehr Nagel. 31 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT „Wir sind zu klein, um jemandem zu schaden“ Mineralwasser als Lifestyle-Produkt? Nicht bei Avanus in Belm. Der Abfüller hat es sich in einer Nische bequem gemacht. VON RAINER LAHMANN-LAMMERT BELM. Manche Menschen lassen sich Cloud Juice aus Tasmanien einfliegen. So rein wie dieser Wolkensaft soll kaum ein Mineralwasser sein, außer vielleicht Voss, der norwegische Wasserfall, direkt aus dem Gletscher gezapft. Oder Fiji Water von der Insel Viti Levu im Pazifik. Ein kleiner Schönheitsfehler nur, dass für den Transport dieser Lifestyle-Tropfen so viel Sprit verbrannt werden muss. Dann schon lieber das Mineralwasser aus der Region: Für Avanus in Belm sind die Wege kurz. 20 Kilometer in jede Richtung. Avanus ist ein kleiner Familienbetrieb. Betriebsam, bodenständig und bescheiden. „Wir sind zu klein, um jemandem zu schaden“, sagt Inhaber Norbert Klenke, und seine etwas spitzbübische Art könnte den Eindruck erwecken, hinter diesem Understatement stehe der kleine Asterix, der die Römer herausfordert. Aber der 54-Jährige meint das gar nicht so. Avanus ist wirklich klein und hat sich in dieser Nische eingerichtet. Jedes Mal, wenn der Verband der deutschen Mineralbrunnen seine Branchendaten veröffentlicht, gehört der Abfüller aus Belm zu den Umsatz-Schlusslichtern. Andere, die auf einer Liste mit 180 Unternehmen auf Platz 180 stehen, würden kein Wort darüber verlieren. Norbert Klenke findet das eher zum Lachen. Es ist gar nicht sein Ehrgeiz, den Großen in die Suppe zu spucken. Dabei kann ihm deren Marktmacht nicht gleichgültig sein. Eine Kiste Avanus kostet um die 4,50 Euro. „Recht hoch“, wie Klenke selbst einräumt. Aber mit dem Preis will und kann er nicht heruntergehen. Die Konkurrenz schon. Im Getränkemarkt macht sie mit Aktionspreisen von 2,99 Euro auf sich aufmerksam – und dem Kleinmengenabfüller vom Power Weg das Leben schwer. Bodenständig geht es zu im 16-Mann-Betrieb des Belmer Mineralwasser-Abfüllers Avanus. Zwei Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet der 16-Mann-Betrieb im Jahr. In dieser Summe stecken aber auch die Zahlen aus dem Getränkemarkt im Hof, den die Klenkes zusätzlich betreiben. Manchmal bedient der Chef selbst. Einen Lieferservice gibt es auch. Auf Wunsch bis in den Keller. „Wir müssen dankbar sein für jeden Kunden, der was bestellt“, sagt Norbert Klenke. Wer sich im Betrieb umschaut, bekommt den Eindruck, dass jeder für alles zuständig ist. Nur um eines kümmert sich niemand – die Werbung. Avanus lebt von seinen langjährigen Kunden und mit etwas Glück von denen, die sich bewusst für ein regionales Produkt entscheiden. „Neue Kunden zu gewinnen ist extrem schwer“, bekennt Norbert Klenke. Bei den Großabnehmern gehe das nur über Webseiten den Preis. Ihm liegt es zwar näher, mit Qualität zu punkten. Aber er hat die Hoffnung aufgegeben, dass sich mit diesem Argument höhere Umsätze erzielen lassen. Bliebe noch die Möglichkeit, die Belmer Quelle als exquisite Nobelmarke im Kristallglas für die Reichen und Schönen dieser Welt hochzustilisieren. Aber da ist Norbert Klenke in seiner dunkelblauen Strickjacke wohl nicht der richtige Typ. Ein Wort wie „Lifestyle“ geht dem bodenständigen Unternehmer nicht so einfach über die Lippen. Und wenn sich jemand im Luxushotel Wasser aus Norwegen auf den Tisch stellen lässt, ist das für ihn eher ein Zeichen von Dekadenz. Dabei hat das Belmer Wasser Vorzüge, die bei gesundheitsbewussten Naturen ankommen dürften. Es enthält wenig Natrium- Fotos: Gert Westdörp Der Name Avanus wurde im Familienrat ausgebrütet. chlorid, also Kochsalz, sogar weniger als die Konkurrenz, die ausdrücklich damit wirbt. Für Menschen, die zu überhöhtem Blutdruck neigen, ein unbestreitbarer Vorteil. Zumal diese Salzarmut nicht zulasten von Calcium und Magnesium geht. „Unser Wasser ist sehr ausgewogen“, betont Franz Klenke, der Bruder des Geschäftsführers. Damit eignet sich der AvanusQuell gut für Süßgetränke wie Apfelschorle, aber auch Orangensaft und andere Erfrischungen hat Avanus im Sortiment. Wichtigster Umsatzbringer ist allerdings das Medium-Mineralwasser, gefolgt vom stillen Wasser. Die Variante mit der vollen Kohlensäure-Dröhnung steht auf Platz 3, erst danach kommen Schorle, Limo und Co. Etwas mehr als 3,5 Millionen Flaschen verlassen jedes Jahr die Social Media basecom GmbH & Co. KG | Hannoversche Str. 6-8 | 49084 Osnabrück | Ein Unternehmen aus dem Medienhaus Neue OZ Abfüllanlage am Power Weg. Bei Avanus gab es schon mal Überlegungen, auf PET-Behältnisse umzusteigen, die wegen ihres geringeren Gewichts immer beliebter werden. Aber die Investition von einer halben Million Euro ließ das Unternehmen davor zurückschrecken. Engpässe zeichnen sich zudem bei den Viertelliter-Glasflaschen ab, die gern in der Gastronomie, beim Catering, bei Empfängen oder Sitzungen verwendet werden. Will ein kleiner Betrieb wie Avanus Nachschub ordern, dann muss er auf einen Schlag 500 000 Stück abnehmen. Und hätte die Paletten als totes Kapital auf dem Hof herumstehen. Für Norbert Klenke ein krasser Fall von Größenwahn: „Die wollen nur Wachstum, Wachstum, Wachstum.“ Zum Glück reicht sein Vorrat an Viertelliterflaschen noch eine Weile. Aber so stößt der kleine Belmer Betrieb immer wieder an Grenzen, mit denen sich die Branchenriesen nicht herumärgern müssen. Auch die Technik ist schon in die Jahre gekommen. Die Etikettiermaschine läuft zwar gut, aber sie läuft eben schon seit 30 Jahren. Länger, als es das Avanus-Mineralwasser gibt. Franz Klenke, der Vater des heutigen Geschäftsführers, hatte in den 80er-Jahren die Idee, einen Brunnen zu bohren und das Wasser zu vermarkten. Eine neue Verordnung der Europäischen Gemeinschaft bot die Grundlage dafür. Der Name Avanus wurde damals im Familienrat ausgebrütet. „Wir haben den Duden in die Hand genommen“, erinnert sich Norbert Klenke. Ganz vorn im Alphabet, das passte schon. Gab es da nicht einen griechischen Dichter namens Avenius? Oder einen römischen Historiker? Aus Avenius wurde Avanus. Und eine gewisse Namensverwandtschaft mit dem Artus-Mineralbrunnen aus Bad Hönningen war willkommen. Artus ist vor einigen Jahren vom Markt verschwunden. Aber Avanus aus Belm hält wacker die Stellung. Mobile Apps Online-Shops www.basecom.de 32 DONNERSTAG, 13. DEZEMBER 2012 LEBEN & LEIDENSCHAFT „Roulade mit Rotkohl kann ein Liebesbeweis sein“ Unternehmer Arthur van Hese hat sich einen gastronomischen Traum verwirklicht VON STEFAN PRINZ PAPENBURG. Moskau, Rio, Schanghai: Arthur van Hese vermietet Formel-1-Simulatoren in der ganzen Welt und hat sich gemeinsam mit seiner Frau in Papenburg den Traum eines ganz besonderen gastronomischen Anlaufpunktes erfüllt. „Die-Wirtschaft“-Autor Stefan Prinz erfuhr in der Küche des 52-Jährigen, warum mutige Unternehmer mehr Spaß am Leben haben . Durch die Küche des Restaurants „Van Hese“ zieht der vorweihnachtliche Duft von Rotkohl und gebratener Gans, während Arthur van Hese prüfend den Topfdeckel hebt. Herr van Hese, welche kulinarischen Erinnerungen sind Ihnen als gebürtigem Niederländer an Ihr Heimatland geblieben? Eigentlich keine besonders guten (lacht). Die deutsche Küche fand ich schon immer besser: Ich liebe deftiges Essen. Meine Frau kocht auch besonders gut. Also geht bei Ihnen Liebe auch durch den Magen? Ja, ganz sicher sogar. Eine mit Hingabe zubereitete Roulade mit Rotkohl kann auch ein Liebesbeweis sein. Ich bin in einer Familie mit sieben Geschwistern aufgewachsen, und unsere Mutter konnte nicht besonders gut kochen. Als ich dann vor 35 Jahren nach Deutschland kam, fand ich diese herzhafte Küche ganz besonders lecker. Mit welchem Gericht zeigen Sie denn im Gegenzug Ihrer Frau Ihre Liebe? Meine Liebe zeige ich ihr gar nicht in der Küche (schmunzelt). Sie kann nämlich deutlich besser kochen als ich. In unserem Restaurant beschäftigen wir Profis, die das Kochen übernehmen. (Van Hese greift sich eine Gabel, schmeckt das Rotkraut ab und streift mit beiden Händen zufrieden über die Schürze.) Wie kamen Sie dann auf die Idee, ein Restaurant zu eröffnen? „Ich liebe einfach neue berufliche Herausforderungen. Sie bestimmen mein ganzes Leben. Ich kam als 17-Jähriger nach Deutschland und begann eine Lehre in der Landwirtschaft. Weil ich dort nichts verdienen konnte, legte ich in Discos Platten auf. Diese Arbeit als Discjockey lief richtig gut und machte mir wahnsinnig viel Spaß. Ich lebte 14 Jahre davon. Und warum war denn trotzdem Schluss? Die in den 1990er-Jahren aufkommende Techno-Ära war einfach nicht mehr meine Musik. Deshalb stieg ich aus und eröffnete verschiedene Kneipen. Unter anderem auch zwei in Belgien. Das lief richtig gut. Und trotzdem lockte mich schon die nächste Herausforderung. Also verkaufte ich die Kneipen. Sie wechselten also wieder die Branche? Richtig. Ich kaufte mir ein Formel-1-Auto und baute einen Rennsimulator ein, mit dem man auf Partys und Messen Spaß haben konnte. Die Nachfrage war gewaltig. Ich kaufte weitere Formel-1Autos dazu, baute ebenfalls Rennsimulatoren ein und vermietete diese Geräte an große Firmen, die Stolz wie Arthur: Der Papenburger Gastronom Arthur van Hese (r.) gewährt Autor Stefan Prinz Einblick in die Töpfe seines Restaurants. damit ihre Messestände bestückten. Die Anfragen kommen mittlerweile aus der ganzen Welt. Wir beschäftigten inzwischen vier feste Mitarbeiter, die für die Vermietung unserer 18 Simulatoren zuständig sind. Afrika, Amerika, Asien – wir sind mit in der ganzen Welt unterwegs. Und dennoch sind Sie ins Emsland zurückgekommen und eröffneten vor einem Jahr ein neues Restaurant. Warum? Meine Frau kommt aus Papenburg, und uns gefällt es hier sehr gut. Unser Traum war es, ein Lokal zu eröffnen, das Restaurant, Bar, Kneipe und Café in einem ist. Etwas, das es hier so noch nicht gab. Diesen Traum haben wir uns mit dem „Van Hese“ verwirklicht. Welche Regeln gelten in rer Küche? Wichtig ist für mich, dass verwendeten Lebensmittel frisch wie möglich sind und Ihalle so aus Foto: Dirk Hellmers der Region stammen. Das sichert größtmögliche Qualität, und ich unterstütze die Erzeuger vor Ort. Regionalität ist mir sehr wichtig. Ich gehöre nicht zu denen, die im Internet einkaufen. Das Wichtigste ist Spaß an der Arbeit. Wer seine Aufgabe macht, ist in seinem Job auch besser. Niemals einen Job mit Widerwillen erledigen – dann besser aufhören. Das rate ich auch meinen Kindern. Sie vermieten Renn-Simulatoren, sind Gastronom, waren Discjockey und konnten sich bisher in allen drei Sparten ganz erfolgreich behaupten. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Aus welchen Fehlern haben Sie gelernt? Da gibt es sicher eine Menge Fehler. Viel wichtiger ist mir rückblickend aber, dass ich heute sagen kann: Ich bereue keinen einzigen Tag! Bleiben Sie und Ihr Team fit und flexibel: Nutzen Sie das Konzept von Hansefit auch für Ihr Unternehmen und verbessern Sie die Gesundheit und Fitness Ihrer Mitarbeiter. • Ihre Mitarbeiter trainieren in über 600 angeschlossenen Fitnessclubs, Schwimmbädern und Gesundheitseinrichtungen in ganz Deutschland, davon zahlreiche in der Region Osnabrück/Emsland. • Steigern Sie die Loyalität Ihrer Mitarbeiter gegenüber Ihrem Unternehmen durch eine günstige Fitnesspauschale zum Vorzugspreis. • Erhöhen Sie die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft Ihrer Mitarbeiter! Wir beraten Sie gern unter: 05 41 / 80 30 57 oder 04 21 / 22 37 90 30 (Zentrale) Stichwort: „Die Wirtschaft“ als Le Exklusiv für Sie ser von aft* h c s d e li g it -M s 1 Monat Grati Erfahren Sie noch mehr über Hansefit: * Werden Sie mit Ihrem Unternehmen Hansefit-Partner und profitieren Sie von unserem Willkommensangebot: www.hansefit.de Ganze 12 Monate nutzen und nur 11 Monate zahlen! Angebot gültig bis zum 30. Dezember 2012