aus dem giardino wird ein hotelpark
Transcription
aus dem giardino wird ein hotelpark
HOTELIER PHILIPPE FRUTIGER HAT GROSSE PLÄNE Aus dem GiArdino wird ein HotelpArk Philippe und Daniela Frutiger, seit fünf Jahren Gastgeber im Fünfstern-Haus Giardino in Ascona, haben grosse Pläne: Im Herbst eröffnen sie ihr Giardino Lago in Minusio und im Winter folgt das Giardino Mountain (bisher Chesa Guardalej) in St. Moritz. Damit nicht genug: Fünf bis sechs Hotels unter der Marke «Giardino» wollen die Frutigers und ihr Investor Daniel Borer in den nächsten Jahren im In- und Ausland betreiben. Ein «Hotelier»-Gespräch in der Garten-Lounge. Interview: Hans R. Amrein Bilder: Tanya Hasler 28 Daniela und Philippe Frutiger posieren im grossen Garten des Hotel Giardino in Ascona. Das Fünfstern-Haus wird auch in Zukunft die Basis der neuen Giardino Hotel Group sein. 06I2011 Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger 06I2011 29 Kräutergarten und Massage-Pavillon im Giardino Ascona. 30 06I2011 P hilippe Frutiger, haben Sie die Absicht, eine internationale Hotelgruppe mit hundert Häusern aufzubauen? Nein, nein! Wenn wir von der Giardino Hotel Group sprechen, meinen wir damit eine kleine, feine Hotelgruppe, die eines Tages vielleicht fünf oder sechs Hotels umfasst. Und wo findet man diese Häuser? In der Schweiz und im nahen Ausland. Wir haben festgestellt, dass man mit nur einem Hotel in Ascona langfristig wenig Erfolg haben kann. Im Sommer erzielen wir hier tolle Gewinne – und im Winter, wenn das Haus geschlossen ist, verbrennen wir das verdiente Geld wie Holz im Kamin. Und: Das Giardino in Ascona ist ja fast vier Monate geschlossen. Wer führt schon gern ein geschlossenes Hotel! Einige Hoteliers im Tessin wollen ihre Häuser auch im Winter öffnen und investieren deshalb viele Millionen in Wellnessangebote. Das haben wir auch probiert. Vergessen Sie den Winter im Süden. Das Tessin ist eine Sommerdestination. Tessin bedeutet Sonne, mediterranes Klima, Palmen, See und Wassersport. Dieses Bild ist in den Köpfen stark verankert. Doch das neue Giardino Lago wird das ganze Jahr offen sein. Und trotzdem wäre das Tessin vor allem für ältere Leute geradezu ideal, weil hier auch im Dezember und Januar in der Regel ein mildes Klima herrscht. Schauen Sie sich mal Saint Tropez an. Eine der berühmtesten Sommerdestinationen. Auch die schliessen im Winter fast alle Hotels und Restaurants, weil da unten schlicht nichts läuft! Wie soll da das kleine Ascona im Norden Erfolg haben? Kommt hinzu, dass das Giardino ein reines Sommerhotel ist – konzeptionell und architektonisch. Sprechen wir über die Giardino Hotel Group. Irgendwann hatten Sie die Idee, in Minusio ein kleines Hotel zu kaufen (Giardino Lago), es folgte die Giardino Lounge im Zentrum von Ascona … Wir hatten noch viele andere Projekte. Doch wir konnten diese im Alleingang nicht umsetzen. Mit andern Worten: Das Giardino bot Ihnen nicht mehr die nötige Herausforderung. Fazit: eine neue Strategie mit dem Ziel, weitere Häuser zu eröffnen. Wir sind ja keine Verwalter, sondern Unternehmer. Und als Unternehmer wollen Sie etwas unternehmen. Es geht uns einerseits darum, das Giardino in Ascona, unser Stammhaus, weiterzuentwickeln, andererseits wollen wir die erfolgreiche Marke «Giardino» für weitere Projekte nutzen. Sie sprechen von Projekten, die Sie nicht verwirklichen konnten. Es gab da zum Beispiel ein Projekt mit dem ägyptischen Investor Samih Sawiris in Andermatt. Doch am Ende fehlte uns der Glaube daran. Zudem hatten wir zwei konkrete Hotelprojekte mit der Credit Suisse. Nun, Projekte mit Partnern umzusetzen, die man nicht so gut kennt, ist eine komplexe Geschichte. Also kamen wir zum Schluss: 06I2011 Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger Wir, die Giardino-Gruppe, müssen das selbst in die Hand nehmen. Macht denn das kleine Giardino Lago in Minusio Sinn, wenn man von Ihrer Strategie ausgeht? Absolut! Neu gibt es so etwas wie ein Giardino Resort, bestehend aus dem Giardino Hotel, der Giardino Lounge und dem Giardino Lago direkt am See, ein kleines Hotel mit fünfzehn Zimmern, einer Suite und einem Restaurant mit dem Schwerpunkt Fisch und Seafood. Zudem bieten wir dem Gast im Lago ein Black Angus Beef aus den USA, das in einem Spezialofen gebraten wird. Eine Novität in der Schweiz! Wie ist das Giardino Lago klassifiziert? Vier oder fünf Sterne? Gar keine Sterne! Daniela Frutiger: Das ist ein kleines, sehr persönliches Boutique-Hotel! Da spielen die Sterne keine Rolle. Philippe Frutiger: Die Zimmer sind sehr klein, aber wunderschön ausgestattet. Ein kleines Hideaway. Eine Alternative zum Giardino Hotel? Ja. Wir sprechen mit dem Lago ein etwas anderes Gästesegment an, weil die Zimmer wesentlich günstiger sind als im Albergo Giardino. Und noch etwas: Auf dem Dach des Restaurants entsteht eine 400 Quadratmeter grosse Lounge. Sound, Drinks und eine fantastische Sicht auf den See … Und man sitzt in hochwertigen Sesseln und Sofas von Dedon. Richtig. Sie sind ja persönlich an der Firma Dedon beteiligt. Nein, ich bin an «Dedon Places» beteiligt. Das sind die Hotels und Restaurants, die Dedon in den nächsten Jahren realisieren will. Grossaktionär bei Dedon ist unser Partner und Investor Daniel Borer aus Biel. › background Die Mitarbeiter-Philosophie der Giardino Hotel Group SA «In jedes Teammitglied wird höchstes Vertrauen gesetzt. Es herrscht ein Klima, in dem das Arbeiten Spass macht und gute Leistungen Anerkennung finden. Um dem Giardino-Qualitätsanspruch gerecht zu werden, wird ehrlich und loyal miteinander umgegangen, konstruktive Kritik respektiert, man hilft sich gegenseitig und lebt die Hotelphilosophie! Fehler machen ist erlaubt, es gilt aus ihnen zu lernen und sie nicht zu wiederholen. Im Giardino arbeiten Menschen, von denen jeder so einzigartig ist wie jeder Gast. Im Giardino ist jeder Mitarbeiter dazu aufgefordert, sich aktiv in der täglichen Umsetzung der definierten Werte einzubringen. Freundlichkeit, Offenheit und Vertrauen gepaart mit dem notwendigen Fachwissen zeichnen jeden einzelnen von ihnen aus. Team-Bildung und -Fähigkeit sind wichtig, laufende interne Schulungen eine Selbstverständlichkeit. Nach der Einstellung durchläuft jeder Mitarbeiter ein Schulungsprogramm, bei dem nebst unternehmerischem Denken die Giardino-Philosophie im Vordergrund steht.» 31 Ristorante Eco im Giardino Ascona. Hier kocht Rolf Fliegauf auf der Basis einer innovativen, nordisch geprägten Küche (2 Michelin-Sterne). 32 06I2011 Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger Borers Centaurium Immobilien AG hat kürzlich die GiardinoLiegenschaft in Ascona von der Credit Suisse (CS) zurückgekauft. Ja, zu hundert Prozent. Wie sind Sie eigentlich auf Daniel Borer gekommen? Ein Glücksfall, denn der nach wie vor praktizierende Arzt und Erbe aus der ehemaligen Rolex-Familie gilt als einer der reichsten Männer der Schweiz. Daniel Borer ist noch während der alten Giardino-Ära in den Verwaltungsrat des Hotels gewählt worden. Von welcher Ära sprechen Sie? Hans Leu oder später. Später, als Hans Dieter Cleven, der ehemalige Finanzchef der Metro Holding, hier Regie führte. Dabei war damals auch Gregor Furrer, unter anderem Chef der Skifirma Völkl. Daniel Borer war damals also Verwaltungsrat und Aktionär der Giardino Hotel AG. Er wurde damals von Gregor Furrer für den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Und im Verwaltungsrat haben wir ihn kennengelernt. Die damaligen Hauptaktionäre Cleven, Furrer und Bass haben ja dann das Giardino der Credit Suisse verkauft. Kurze Zeit später hat Daniel Borrer die Anteile der drei Herren übernommen – und wurde so Hauptaktionär der Giardino-Betriebsgesellschaft. Die Liegenschaft gehörte, wie gesagt, der CS. Sie haben dann gemeinsam mit Borer die Giardino Hotel Group SA gegründet. Mit dem Ziel, weitere Hotels zu übernehmen. Richtig. Wem gehört nun eigentlich das Giardino? Die Giardino-Immobilie gehört zu hundert Prozent der Centaurium Immobilien AG von Daniel Borer. Die Betriebsgesellschaft, die Hotel Giardino SA, gehört zu neunzig Prozent Daniel Borer. Diese Gesellschaft betreibt das Hotel Giardino in Ascona, hat aber mit der Giardino Hotel Group SA nichts zu tun. Nur ein Beispiel: Unser Resident Manager und Gastgeber im Giardino Ascona, Wolfram Merkert, ist bei der Hotel Giardino SA angestellt. Die Hotel Giardino SA gehört zwar zu neunzig Prozent Daniel Borer, aber die restlichen zehn Prozent sind im Besitz von etwa 80 Kleinaktionären. Deshalb gehört sie nicht der Giardino Hotel Group SA. Nur: Die Hotel Giardino SA bezieht Dienstleistungen im Bereich Marketing, Werbung und Finanzen von der Giardino Hotel Group SA. Wichtig: Alle neuen Betriebe, zum Beispiel das Giardino Lago oder das Giardino Mountain im Engadin werden von der Giardino Hotel Group geführt. Und wem gehört nun die Giardino Hotel Group SA? Daniel Borer besitzt 40 Prozent der Anteile, meine Frau Daniela und ich ebenfalls 40 Prozent und unser Finanzspezialist Stefan Schmid 20 Prozent. Seit dem 1. April gehört nun auch das ehemalige ViersternHaus Chesa Guradalej in Champfer bei St. Moritz zum kleinen «Giardino»-Imperium. Das Haus wird im Sommer total umgebaut und ab Winter 2011 als Fünfstern-Hotel mit dem Namen Giardino Mountain eröffnet. Giardino Albergo, Giardino Lounge, Giardino Lago, Giardino Mountain – jetzt fehlt noch das Giardino Mare. Natürlich träumen wir alle von einem Giardino am Meer! Das haben Sie doch bereits! Auf den Philippinen entsteht ja ein Resort auf einer einsamen Insel. Mit dem Giardino hat das aber nichts zu tun. Das ist ein privates Investment von Daniel Borer, Bobby Dekeyser (Dedon) und Philippe Frutiger. › 06I2011 WER STECKT HINTER DER GIARDINO HOTEL GROUP SA? Die Giardino Hotel Group SA wurde Ende 2009 gegründet. Kerngeschäft sind Management- und Beratungsdienstleistungen sowie weitere Dienstleistungen im Zusammenhang mit Gründung, Aufbau und Führung von Gesellschaften in den Branchen Hotellerie, Tourismus und verwandten Gebieten. Der Verwaltungsrat besteht aus Daniel Borer (Präsident, Biel), Philippe Frutiger (General Manager und Vize-Präsident, Ascona), Daniela Frutiger (Projekt-Managerin/Direktion, Ascona) und Stefan Schmidt (Finanzen, Naters). In den Gesellschaftsstatuten steht: «Die Gruppe verfügt über ein zuverlässiges Netz von Partnern, welche die angebotenen Dienstleistungen stets auf höchstem Niveau ermöglichen. Entscheidend für jedes Projekt ist der Anspruch, die Marke Giardino und den damit verbundenen Qualitätsanspruch erfolgreich umsetzen zu können. Giardino steht für Lebensqualität, Nachhaltigkeit und stilvollen Service. Jedes Produkt ist einzigartig, garantiert aber jederzeit die genannten Werte.» Derzeit gehören zur Unternehmensgruppe das Hotel Giardino (Ascona), das Giardino Lounge e Ristorante (Ascona) und zwei sich in Planung befindende neue Häuser. Im Herbst 2011 wird des Boutique-Hotel Giardino Lago (Minusio) eröffnet, im Winter 2011 öffnet das Fünfstern-Haus Giardino Mountain (Champfer/St. Moritz, bisher Chesa Guardalej, vier Sterne) seine Türen. Philippe Frutiger, Verwaltungsratsvizepräsident und Geschäftsführer der Giardino Hotel Group SA ist, gemeinsam mit seiner Frau Daniela, für die Unternehmungsentwicklung, Strategie, Philosophie sowie für den gesamten Auftritt der Unternehmensgruppe zuständig. Als Leiter der Giardino Hotel Group AG ist er auch Ansprechpartner für Hotelkonzeption und strategische Entwicklung. Daniela Frutiger, Projekt-Managerin/Direktion, ist verantwortlich für die Themen Innenarchitektur, Positionierung und Spa-Welten (inklusive der Marke dipiù) der Giardino Hotel Group SA. Daneben ist sie Mitglied im Verwaltungsrat und unterstützt Wolfram Merkert im Hotel Giardino in den Bereichen Angebot, Vermarktung und Erscheinungsbild des Hotels und seiner Mitarbeiter. 33 Und was machen Sie da konkret? Ich bin als Konzepter und Berater tätig. Aber aufgepasst: Das ist ein kleines Projekt. Das Resort besteht aus nur fünfzehn Villen, aber wunderschön auf einer Insel gelegen. Mach das Sinn? Für Dedon ist das der ideale Ort, um Foto-Shootings für die neuen Möbelkollektionen durchzuführen. Kommt hinzu, dass die Insel ganz in der Nähe der Produktion von Dedon auf den Philippinen ist. Sofa in einer Suite. Pool im Giardino. Sprechen wir über weitere Projekte der Giardino Hotel Group. Was folgt nach Minusio und St. Moritz? Derzeit sind zwei weitere Projekte in der Schweiz und im nahen Ausland in der Pipeline. Es geht da ums Thema Golf. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen. Ziel der Giardino Hotel Group SA ist es, auch fremde Hotelbetriebe, die nicht im Besitz der Centaurium Immobilien AG von Daniel Borer sind, zu betreiben. Kurz gesagt: Wir realisieren die Konzepte, bringen unser Know-how ein und führen die Hotels als Management-Gesellschaft. Im Auftrag der Investoren oder Eigentümer. Natürlich müssen solche Betriebe zu unserer GiardinoPhilosophie, passen. Römischer Badetempel im Giardino-Spa. Und warum machen Sie nicht ein Giardino City in Zürich, Genf oder Basel? Das war in der Tat ein Thema. Doch aus Kostengründen mussten wir das Projekt aufgeben. Es hat sich einfach nicht gerechnet. Doch im Mittelpunkt unserer Aktivitäten steht ganz klar die Ferien-Hotellerie. Wenn ich Sie frage: City oder Meer? Dann lieber Meer! Vinothek im Giardino. Mittelmeer? Oder Asien, Karibik, Südamerika? Zu weit weg! Wenn schon, dann Mittelmeer. Es geht ja darum, die Synergien zwischen den einzelnen Hotels zu nutzen. Die Frutigers mit Resident Manager Wolfram Merkert. 34 Daniela Frutiger mit Beauty-Mitarbeiterin. Sie wollen stets Regie führen in Ihren Hotels. Richtig. Meine Frau und ich wollen persönlich in allen Hotels möglichst jede Woche vor Ort 06I2011 Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger sein. Es geht uns nicht um die Menge, sondern um die Qualität, die Details im Hotelalltag. Auch der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitenden ist uns sehr wichtig. Wenn das Haus in der Karibik steht, können Sie das vergessen. Nochmals: Was sind die konkreten Vorteile, die Ihnen eine kleine Hotelgruppe bietet? Erstens: Mir macht es Spass, nicht nur ein Hotel zu führen! Nichts Schöneres, als neue Hotelbetriebe aufzubauen! Ich will ja etwas bewegen und nicht einfach verwalten. Zweitens: Zahlreichen Mitarbeitenden können wir jetzt Ganzjahresverträge anbieten. Im Sommer arbeiten sie in Ascona, im Winter in St. Moritz. So können wir gute Leute in der Giardino Hotel Group behalten. Die Karrierechancen innerhalb der Gruppe sind viel besser, die Job-Angebote vielfältiger. Drittens: Den Sommergästen bieten wir nun auch im Winter ein tolles Hotel in den Bergen an – und das erst noch im attraktiven Engadin! Und die betriebswirtschaftlichen Vorteile? Wir erhalten als Hotelgruppe die viel besseren Konditionen, wenn wir Produkte, Dienstleistungen und andere Dinge einkaufen. Als bekannt wurde, dass wir verschiedene Restaurants betreiben, sind die Lieferanten sofort auf uns zugekommen – und haben uns bessere Preise offeriert. Beispiel Chesa Guardalej. Die Centaurium Immobilien AG von Daniel Borer kauft die Liegenschaft – und die Giardino Hotel Group baut um und betreibt später das Hotel. Wer bezahlt was? Ganz einfach: Wir realisieren die Konzepte, übernehmen den gesamten Umbau und finanzieren die Kauf- und Investitionskosten über den Mietvertrag, also über die Mietzinsen. Die Hotellerie ist ja nicht das lukrativste Ge schäftsfeld, wenn man viel Geld verdienen will. Warum investiert Daniel Borer in diese Branche? Er kauft ja primär die Immobilien! Und Immobilien sind nach wie vor ein lukratives Geschäft. Für viele reiche Menschen ist das Hotel eine Bühne, wo sie ihren Erfolg und Reichtum zelebrieren können. Bei Daniel Borer trifft dies in keiner Weise zu! Ihm geht es darum, etwas zu bewegen, mit interessanten Partnern und Menschen etwas zu kreieren, eine Idee oder Vision umzusetzen. Er liebt die Menschen! Und die Hotellerie ist ja bekanntlich ein reines People-Business. Tönt ja wunderbar und sehr idealistisch. Daniel Borer ist kein Investor, der nur sein Geld vermehren will. Er ist auch alles andere als ein Selbstdarsteller. Nochmals zu den Immobilien: Das Giardino in Ascona liegt nicht in einer Hotel- zone, auch das Chesa Guardalej im Engadin nicht. Das sind äusserst lukrative Lagen! Wie wichtig ist in Zukunft das Giardino Hotel in Ascona? Daniela Frutiger: Es ist und bleibt das Mutterhaus der Giardino Hotel Group. Es ist die Basis, denn hier sind die Wurzeln der Marke «Giardino». Auch hier haben wir Pläne, das Haus noch etwas zu vergrössern. Auch hier wollen wir das Angebot laufend optimieren. Es ist überhaupt nicht so, dass nun alle Mittel in die neuen Projekte fliessen. Philippe Frutiger: Das Giardino ist klein, aber fein. Doch punkto Infrastruktur sind uns hier Grenzen gesetzt. Aufgrund der Bauten und Landreserven ist hier nicht alles machbar. Das Giardino Ascona wird immer die Führungsposition haben, wenn wir von Qualität und Service-Standards sprechen. Nicht aber, wenn es um Grösse und H Infrastruktur geht. Vorteile haben Sie auch im Reservationsbereich. Richtig. Nur ein Beispiel: Im Giardino Lago kostet ein Zimmer rund 350 Franken. Die Zimmer werden sofort belegt sein. Und was machen wir? Wir offerieren den Interessierten ein Zimmer im Giardino-Stammhaus, wo sie vielleicht fünfzig Franken mehr bezahlen. Und noch ein Detail: Als einzelnes Hotel würden Sie ja nie eine eigene Grafikerin beschäftigen, aber als Gruppe lohnt sich das. Viele in der Branche sagen: Der Frutiger kann gut reden, der hat im Hintergrund den reichen Mäzen Daniel Borer, der viele Millionen in die erwähnten Hotels und Projekte investiert und abschreibt. Ist das so? Vergessen Sie das! Daniel Borer ist kein Mäzen, sondern ein weitsichtiger und nachhaltig handelnder Investor und Unternehmer, der sein Geld möglichst profitabel anlegt oder investiert, mit der Absicht, Gewinne zu erzielen. Die Hotellerie ist für ihn auch kein Hobby, sondern ein Investment. Jeder investierte Franken wird verzinst. Nehmen wir an, Sie investieren in neue Zimmer drei oder vier Millionen Franken. Diese drei oder vier Millionen werden zu hundert Prozent über die operativen Erträge finanziert. Es ist überhaupt nicht so, dass Daniel Borer sagt: Bauen wir neue Zimmer, die alten gefallen mir sowieso nicht. Hier sind drei Millionen, machen Sie was Schönes daraus. Der grosse Unterschied zwischen der Giardino Hotel Group und anderen Hotelgruppen: Besitzer und Betreiber sind hier nicht identisch. Fazit: Der Betreiber muss Geld verdienen, damit er auch investieren kann. Wir sind also dazu «verdammt», Gewinne zu erzielen. 06I2011 Klassifizierung: 5 Sterne-Superior Eröffnung: 1986 Hotelier 1986: Hans Leu Inhaber: Centaurium Immobilien AG (gehört zu 100 Prozent Daniel Borer, Arzt und Investor) CEO Giardino Group: Philippe Frutiger Direktion Hotel Giardino Ascona: Wolfram Merkert (Resident Manager) Zimmer: 54 (DZ) Suiten: 18 Betten: 148 Mitarbeitende total: 110 bis 140 (je nach Saison) Davon Lernende: 7 Restaurants: Aprodite (140 Sitzplätze), Ecco (40), Pool Café (30), Bar (70) Durchschnittlicher Zimmerpreis (DZ): CHF 860 Mindest-Zimmerpreis: CHF 650 Max. Zimmerpreis: CHF 1800 Herkunft der Gäste: 55 Prozent Schweiz 35 Prozent Deutschland 10 Prozent übrige Länder Wellness/Spa: Dipiu Spa by Giardino mit Dipiu Cosmetics Linie, Aveda sowie Body Point Übernachtungen pro Jahr: 26 000 Zimmerauslastung: 84 Prozent Adresse Hotel Giardino, Via del Segnale 10, CH – 6612 Ascona [email protected] www.giardinohotelgroup.ch 35