aus dem giardino wird ein hotelpark

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aus dem giardino wird ein hotelpark
HOTELIER PHILIPPE FRUTIGER
HAT GROSSE PLÄNE
Aus dem GiArdino
wird ein HotelpArk
Philippe und Daniela Frutiger, seit fünf Jahren Gastgeber
im Fünfstern-Haus Giardino in Ascona, haben grosse
Pläne: Im Herbst eröffnen sie ihr Giardino Lago in Minusio
und im Winter folgt das Giardino Mountain (bisher Chesa
Guardalej) in St. Moritz. Damit nicht genug: Fünf bis sechs
Hotels unter der Marke «Giardino» wollen die Frutigers
und ihr Investor Daniel Borer in den nächsten Jahren im
In- und Ausland betreiben. Ein «Hotelier»-Gespräch in der
Garten-Lounge.
Interview: Hans R. Amrein
Bilder: Tanya Hasler
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Daniela und Philippe Frutiger posieren im grossen Garten des
Hotel Giardino in Ascona. Das Fünfstern-Haus wird auch in Zukunft
die Basis der neuen Giardino Hotel Group sein.
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Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger
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Kräutergarten und Massage-Pavillon im Giardino Ascona.
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P
hilippe Frutiger, haben Sie die Absicht,
eine internationale Hotelgruppe mit
hundert Häusern aufzubauen?
Nein, nein! Wenn wir von der Giardino Hotel Group sprechen, meinen wir
damit eine kleine, feine Hotelgruppe, die eines
Tages vielleicht fünf oder sechs Hotels umfasst.
Und wo findet man diese Häuser?
In der Schweiz und im nahen Ausland. Wir
haben festgestellt, dass man mit nur einem Hotel
in Ascona langfristig wenig Erfolg haben kann.
Im Sommer erzielen wir hier tolle Gewinne –
und im Winter, wenn das Haus geschlossen ist,
verbrennen wir das verdiente Geld wie Holz im
Kamin. Und: Das Giardino in Ascona ist ja fast
vier Monate geschlossen. Wer führt schon gern
ein geschlossenes Hotel!
Einige Hoteliers im Tessin wollen ihre Häuser
auch im Winter öffnen und investieren deshalb
viele Millionen in Wellnessangebote.
Das haben wir auch probiert. Vergessen Sie den
Winter im Süden. Das Tessin ist eine Sommerdestination. Tessin bedeutet Sonne, mediterranes
Klima, Palmen, See und Wassersport. Dieses Bild
ist in den Köpfen stark verankert. Doch das neue
Giardino Lago wird das ganze Jahr offen sein.
Und trotzdem wäre das Tessin vor allem für
ältere Leute geradezu ideal, weil hier auch im
Dezember und Januar in der Regel ein mildes
Klima herrscht.
Schauen Sie sich mal Saint Tropez an. Eine der
berühmtesten Sommerdestinationen. Auch die
schliessen im Winter fast alle Hotels und Restaurants, weil da unten schlicht nichts läuft! Wie soll
da das kleine Ascona im Norden Erfolg haben?
Kommt hinzu, dass das Giardino ein reines Sommerhotel ist – konzeptionell und architektonisch.
Sprechen wir über die Giardino Hotel Group.
Irgendwann hatten Sie die Idee, in Minusio ein
kleines Hotel zu kaufen (Giardino Lago), es folgte
die Giardino Lounge im Zentrum von Ascona …
Wir hatten noch viele andere Projekte. Doch wir
konnten diese im Alleingang nicht umsetzen.
Mit andern Worten: Das Giardino bot Ihnen nicht
mehr die nötige Herausforderung. Fazit: eine
neue Strategie mit dem Ziel, weitere Häuser zu
eröffnen.
Wir sind ja keine Verwalter, sondern Unternehmer. Und als Unternehmer wollen Sie etwas
unternehmen. Es geht uns einerseits darum, das
Giardino in Ascona, unser Stammhaus, weiterzuentwickeln, andererseits wollen wir die erfolgreiche Marke «Giardino» für weitere Projekte nutzen.
Sie sprechen von Projekten, die Sie nicht
verwirklichen konnten.
Es gab da zum Beispiel ein Projekt mit dem ägyptischen Investor Samih Sawiris in Andermatt. Doch
am Ende fehlte uns der Glaube daran. Zudem
hatten wir zwei konkrete Hotelprojekte mit der
Credit Suisse. Nun, Projekte mit Partnern umzusetzen, die man nicht so gut kennt, ist eine komplexe Geschichte. Also kamen wir zum Schluss:
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Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger
Wir, die Giardino-Gruppe, müssen das selbst in
die Hand nehmen.
Macht denn das kleine Giardino Lago
in Minusio Sinn, wenn man von Ihrer Strategie
ausgeht?
Absolut! Neu gibt es so etwas wie ein Giardino
Resort, bestehend aus dem Giardino Hotel, der
Giardino Lounge und dem Giardino Lago direkt
am See, ein kleines Hotel mit fünfzehn Zimmern, einer Suite und einem Restaurant mit dem
Schwerpunkt Fisch und Seafood. Zudem bieten
wir dem Gast im Lago ein Black Angus Beef aus
den USA, das in einem Spezialofen gebraten wird.
Eine Novität in der Schweiz!
Wie ist das Giardino Lago klassifiziert?
Vier oder fünf Sterne?
Gar keine Sterne!
Daniela Frutiger: Das ist ein kleines, sehr persönliches Boutique-Hotel! Da spielen die Sterne
keine Rolle.
Philippe Frutiger: Die Zimmer sind sehr klein, aber
wunderschön ausgestattet. Ein kleines Hideaway.
Eine Alternative zum Giardino Hotel?
Ja. Wir sprechen mit dem Lago ein etwas anderes Gästesegment an, weil die Zimmer wesentlich
günstiger sind als im Albergo Giardino. Und noch
etwas: Auf dem Dach des Restaurants entsteht
eine 400 Quadratmeter grosse Lounge. Sound,
Drinks und eine fantastische Sicht auf den See …
Und man sitzt in hochwertigen Sesseln
und Sofas von Dedon.
Richtig.
Sie sind ja persönlich an der Firma Dedon
beteiligt.
Nein, ich bin an «Dedon Places» beteiligt. Das
sind die Hotels und Restaurants, die Dedon in
den nächsten Jahren realisieren will. Grossaktionär bei Dedon ist unser Partner und Investor
Daniel Borer aus Biel.
›
background
Die Mitarbeiter-Philosophie
der Giardino Hotel Group SA
«In jedes Teammitglied wird höchstes Vertrauen gesetzt.
Es herrscht ein Klima, in dem das Arbeiten Spass macht
und gute Leistungen Anerkennung finden. Um dem Giardino-Qualitätsanspruch gerecht zu werden, wird ehrlich und
loyal miteinander umgegangen, konstruktive Kritik respektiert, man hilft sich gegenseitig und lebt die Hotelphilosophie! Fehler machen ist erlaubt, es gilt aus ihnen zu lernen
und sie nicht zu wiederholen. Im Giardino arbeiten Menschen, von denen jeder so einzigartig ist wie jeder Gast. Im
Giardino ist jeder Mitarbeiter dazu aufgefordert, sich aktiv
in der täglichen Umsetzung der definierten Werte einzubringen. Freundlichkeit, Offenheit und Vertrauen gepaart mit
dem notwendigen Fachwissen zeichnen jeden einzelnen von
ihnen aus. Team-Bildung und -Fähigkeit sind wichtig, laufende interne Schulungen eine Selbstverständlichkeit.
Nach der Einstellung durchläuft jeder Mitarbeiter ein Schulungsprogramm, bei dem nebst unternehmerischem Denken
die Giardino-Philosophie im Vordergrund steht.»
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Ristorante Eco im Giardino Ascona. Hier kocht Rolf Fliegauf auf der Basis einer innovativen,
nordisch geprägten Küche (2 Michelin-Sterne).
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Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger
Borers Centaurium Immobilien AG hat kürzlich die GiardinoLiegenschaft in Ascona von der Credit Suisse (CS) zurückgekauft.
Ja, zu hundert Prozent.
Wie sind Sie eigentlich auf Daniel Borer gekommen?
Ein Glücksfall, denn der nach wie vor praktizierende Arzt und
Erbe aus der ehemaligen Rolex-Familie gilt als einer der
reichsten Männer der Schweiz.
Daniel Borer ist noch während der alten Giardino-Ära in den Verwaltungsrat des Hotels gewählt worden.
Von welcher Ära sprechen Sie? Hans Leu oder später.
Später, als Hans Dieter Cleven, der ehemalige Finanzchef der Metro
Holding, hier Regie führte. Dabei war damals auch Gregor Furrer,
unter anderem Chef der Skifirma Völkl.
Daniel Borer war damals also Verwaltungsrat und Aktionär
der Giardino Hotel AG.
Er wurde damals von Gregor Furrer für den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Und im Verwaltungsrat haben wir ihn kennengelernt.
Die damaligen Hauptaktionäre Cleven, Furrer und Bass haben ja
dann das Giardino der Credit Suisse verkauft. Kurze Zeit später hat
Daniel Borrer die Anteile der drei Herren übernommen – und wurde
so Hauptaktionär der Giardino-Betriebsgesellschaft. Die Liegenschaft gehörte, wie gesagt, der CS.
Sie haben dann gemeinsam mit Borer die Giardino Hotel Group SA
gegründet. Mit dem Ziel, weitere Hotels zu übernehmen.
Richtig.
Wem gehört nun eigentlich das Giardino?
Die Giardino-Immobilie gehört zu hundert Prozent der Centaurium Immobilien AG von Daniel Borer. Die Betriebsgesellschaft,
die Hotel Giardino SA, gehört zu neunzig Prozent Daniel Borer.
Diese Gesellschaft betreibt das Hotel Giardino in Ascona, hat
aber mit der Giardino Hotel Group SA nichts zu tun. Nur ein Beispiel: Unser Resident Manager und Gastgeber im Giardino Ascona,
Wolfram Merkert, ist bei der Hotel Giardino SA angestellt.
Die Hotel Giardino SA gehört zwar zu neunzig Prozent
Daniel Borer, aber die restlichen zehn Prozent sind im Besitz
von etwa 80 Kleinaktionären.
Deshalb gehört sie nicht der Giardino Hotel Group SA. Nur: Die
Hotel Giardino SA bezieht Dienstleistungen im Bereich Marketing,
Werbung und Finanzen von der Giardino Hotel Group SA. Wichtig: Alle neuen Betriebe, zum Beispiel das Giardino Lago oder das
Giardino Mountain im Engadin werden von der Giardino Hotel
Group geführt.
Und wem gehört nun die Giardino Hotel Group SA?
Daniel Borer besitzt 40 Prozent der Anteile, meine Frau Daniela
und ich ebenfalls 40 Prozent und unser Finanzspezialist Stefan
Schmid 20 Prozent.
Seit dem 1. April gehört nun auch das ehemalige ViersternHaus Chesa Guradalej in Champfer bei St. Moritz zum kleinen
«Giardino»-Imperium.
Das Haus wird im Sommer total umgebaut und ab Winter 2011 als
Fünfstern-Hotel mit dem Namen Giardino Mountain eröffnet.
Giardino Albergo, Giardino Lounge, Giardino Lago,
Giardino Mountain – jetzt fehlt noch das Giardino Mare.
Natürlich träumen wir alle von einem Giardino am Meer!
Das haben Sie doch bereits! Auf den Philippinen entsteht ja ein
Resort auf einer einsamen Insel.
Mit dem Giardino hat das aber nichts zu tun. Das ist ein privates
Investment von Daniel Borer, Bobby Dekeyser (Dedon) und Philippe Frutiger.
›
06I2011
WER STECKT HINTER DER
GIARDINO HOTEL GROUP SA?
Die Giardino Hotel Group SA wurde
Ende 2009 gegründet. Kerngeschäft sind Management- und Beratungsdienstleistungen sowie weitere
Dienstleistungen im Zusammenhang
mit Gründung, Aufbau und Führung
von Gesellschaften in den Branchen
Hotellerie, Tourismus und verwandten
Gebieten. Der Verwaltungsrat besteht
aus Daniel Borer (Präsident, Biel),
Philippe Frutiger (General Manager
und Vize-Präsident, Ascona), Daniela
Frutiger (Projekt-Managerin/Direktion,
Ascona) und Stefan Schmidt (Finanzen, Naters).
In den Gesellschaftsstatuten steht:
«Die Gruppe verfügt über ein zuverlässiges Netz von Partnern, welche die
angebotenen Dienstleistungen stets
auf höchstem Niveau ermöglichen.
Entscheidend für jedes Projekt ist der
Anspruch, die Marke Giardino und
den damit verbundenen Qualitätsanspruch erfolgreich umsetzen zu können. Giardino steht für Lebensqualität, Nachhaltigkeit und stilvollen Service. Jedes Produkt ist einzigartig,
garantiert aber jederzeit die genannten Werte.»
Derzeit gehören zur Unternehmensgruppe das Hotel Giardino (Ascona),
das Giardino Lounge e Ristorante
(Ascona) und zwei sich in Planung
befindende neue Häuser. Im Herbst
2011 wird des Boutique-Hotel Giardino Lago (Minusio) eröffnet, im Winter 2011 öffnet das Fünfstern-Haus
Giardino Mountain (Champfer/St.
Moritz, bisher Chesa Guardalej, vier
Sterne) seine Türen.
Philippe Frutiger, Verwaltungsratsvizepräsident und Geschäftsführer der
Giardino Hotel Group SA ist, gemeinsam mit seiner Frau Daniela, für die
Unternehmungsentwicklung, Strategie, Philosophie sowie für den gesamten Auftritt der Unternehmensgruppe
zuständig. Als Leiter der Giardino
Hotel Group AG ist er auch Ansprechpartner für Hotelkonzeption und strategische Entwicklung.
Daniela Frutiger, Projekt-Managerin/Direktion, ist verantwortlich für
die Themen Innenarchitektur, Positionierung und Spa-Welten (inklusive
der Marke dipiù) der Giardino Hotel
Group SA. Daneben ist sie Mitglied im
Verwaltungsrat und unterstützt Wolfram Merkert im Hotel Giardino in den
Bereichen Angebot, Vermarktung und
Erscheinungsbild des Hotels und seiner Mitarbeiter.
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Und was machen Sie da
konkret?
Ich bin als Konzepter und Berater tätig. Aber aufgepasst: Das
ist ein kleines Projekt. Das
Resort besteht aus nur fünfzehn Villen, aber wunderschön
auf einer Insel gelegen.
Mach das Sinn?
Für Dedon ist das der ideale
Ort, um Foto-Shootings für
die neuen Möbelkollektionen
durchzuführen. Kommt hinzu,
dass die Insel ganz in der Nähe
der Produktion von Dedon auf
den Philippinen ist.
Sofa in einer Suite.
Pool im Giardino.
Sprechen wir über weitere
Projekte der Giardino Hotel
Group. Was folgt nach Minusio
und St. Moritz?
Derzeit sind zwei weitere Projekte in der Schweiz und im
nahen Ausland in der Pipeline.
Es geht da ums Thema Golf.
Mehr kann ich dazu leider nicht
sagen. Ziel der Giardino Hotel
Group SA ist es, auch fremde
Hotelbetriebe, die nicht im
Besitz der Centaurium Immobilien AG von Daniel Borer sind,
zu betreiben. Kurz gesagt: Wir
realisieren die Konzepte, bringen unser Know-how ein und
führen die Hotels als Management-Gesellschaft. Im Auftrag
der Investoren oder Eigentümer. Natürlich müssen solche
Betriebe zu unserer GiardinoPhilosophie, passen.
Römischer Badetempel im Giardino-Spa.
Und warum machen Sie nicht
ein Giardino City in Zürich, Genf
oder Basel?
Das war in der Tat ein Thema.
Doch aus Kostengründen mussten wir das Projekt aufgeben. Es
hat sich einfach nicht gerechnet.
Doch im Mittelpunkt unserer
Aktivitäten steht ganz klar die
Ferien-Hotellerie.
Wenn ich Sie frage:
City oder Meer?
Dann lieber Meer!
Vinothek im Giardino.
Mittelmeer? Oder Asien,
Karibik, Südamerika?
Zu weit weg! Wenn schon, dann
Mittelmeer. Es geht ja darum,
die Synergien zwischen den
einzelnen Hotels zu nutzen.
Die Frutigers mit Resident Manager Wolfram Merkert.
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Daniela Frutiger mit Beauty-Mitarbeiterin.
Sie wollen stets Regie führen
in Ihren Hotels.
Richtig. Meine Frau und ich wollen persönlich in allen Hotels
möglichst jede Woche vor Ort
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Hotelier-Talk Philippe und Daniela Frutiger
sein. Es geht uns nicht um die Menge, sondern
um die Qualität, die Details im Hotelalltag. Auch
der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitenden
ist uns sehr wichtig. Wenn das Haus in der Karibik steht, können Sie das vergessen.
Nochmals: Was sind die konkreten Vorteile,
die Ihnen eine kleine Hotelgruppe bietet?
Erstens: Mir macht es Spass, nicht nur ein Hotel zu
führen! Nichts Schöneres, als neue Hotelbetriebe
aufzubauen! Ich will ja etwas bewegen und nicht
einfach verwalten. Zweitens: Zahlreichen Mitarbeitenden können wir jetzt Ganzjahresverträge
anbieten. Im Sommer arbeiten sie in Ascona, im
Winter in St. Moritz. So können wir gute Leute in
der Giardino Hotel Group behalten. Die Karrierechancen innerhalb der Gruppe sind viel besser,
die Job-Angebote vielfältiger. Drittens: Den Sommergästen bieten wir nun auch im Winter ein tolles Hotel in den Bergen an – und das erst noch im
attraktiven Engadin!
Und die betriebswirtschaftlichen Vorteile?
Wir erhalten als Hotelgruppe die viel besseren
Konditionen, wenn wir Produkte, Dienstleistungen und andere Dinge einkaufen. Als bekannt
wurde, dass wir verschiedene Restaurants betreiben, sind die Lieferanten sofort auf uns zugekommen – und haben uns bessere Preise offeriert.
Beispiel Chesa Guardalej. Die Centaurium
Immobilien AG von Daniel Borer kauft die Liegenschaft – und die Giardino Hotel Group baut
um und betreibt später das Hotel.
Wer bezahlt was?
Ganz einfach: Wir realisieren die Konzepte, übernehmen den gesamten Umbau und finanzieren
die Kauf- und Investitionskosten über den Mietvertrag, also über die Mietzinsen.
Die Hotellerie ist ja nicht das lukrativste Ge­­
schäftsfeld, wenn man viel Geld verdienen
will. Warum investiert Daniel Borer in diese
Branche?
Er kauft ja primär die Immobilien! Und Immobilien sind nach wie vor ein lukratives Geschäft. Für
viele reiche Menschen ist das Hotel eine Bühne,
wo sie ihren Erfolg und Reichtum zelebrieren können. Bei Daniel Borer trifft dies in keiner Weise zu!
Ihm geht es darum, etwas zu bewegen, mit interessanten Partnern und Menschen etwas zu kreieren, eine Idee oder Vision umzusetzen. Er liebt
die Menschen! Und die Hotellerie ist ja bekanntlich ein reines People-Business.
Tönt ja wunderbar und sehr idealistisch.
Daniel Borer ist kein Investor, der nur sein Geld
vermehren will. Er ist auch alles andere als ein
Selbstdarsteller. Nochmals zu den Immobilien:
Das Giardino in Ascona liegt nicht in einer Hotel-
zone, auch das Chesa Guardalej im Engadin nicht. Das sind
äusserst lukrative Lagen!
Wie wichtig ist in Zukunft das
Giardino Hotel in Ascona?
Daniela Frutiger: Es ist und
bleibt das Mutterhaus der Giardino Hotel Group. Es ist die
Basis, denn hier sind die Wurzeln der Marke «Giardino».
Auch hier haben wir Pläne, das
Haus noch etwas zu vergrössern. Auch hier wollen wir das
Angebot laufend optimieren. Es
ist überhaupt nicht so, dass nun
alle Mittel in die neuen Projekte
fliessen.
Philippe Frutiger: Das Giardino ist klein, aber fein. Doch
punkto Infrastruktur sind uns
hier Grenzen gesetzt. Aufgrund
der Bauten und Landreserven
ist hier nicht alles machbar. Das
Giardino Ascona wird immer
die Führungsposition haben,
wenn wir von Qualität und Service-Standards sprechen. Nicht
aber, wenn es um Grösse und
H
Infrastruktur geht.
Vorteile haben Sie auch im Reservationsbereich.
Richtig. Nur ein Beispiel: Im Giardino Lago kostet ein Zimmer rund 350 Franken. Die Zimmer
werden sofort belegt sein. Und was machen wir?
Wir offerieren den Interessierten ein Zimmer im
Giardino-Stammhaus, wo sie vielleicht fünfzig
Franken mehr bezahlen. Und noch ein Detail:
Als einzelnes Hotel würden Sie ja nie eine eigene
Grafikerin beschäftigen, aber als Gruppe lohnt
sich das.
Viele in der Branche sagen:
Der Frutiger kann gut reden, der hat im
Hintergrund den reichen Mäzen Daniel Borer,
der viele Millionen in die erwähnten Hotels
und Projekte investiert und abschreibt.
Ist das so?
Vergessen Sie das! Daniel Borer ist kein Mäzen,
sondern ein weitsichtiger und nachhaltig handelnder Investor und Unternehmer, der sein Geld
möglichst profitabel anlegt oder investiert, mit der
Absicht, Gewinne zu erzielen. Die Hotellerie ist
für ihn auch kein Hobby, sondern ein Investment.
Jeder investierte Franken wird verzinst.
Nehmen wir an, Sie investieren in neue Zimmer
drei oder vier Millionen Franken.
Diese drei oder vier Millionen werden zu hundert Prozent über die operativen Erträge finanziert. Es ist überhaupt nicht so, dass Daniel Borer
sagt: Bauen wir neue Zimmer, die alten gefallen mir sowieso nicht. Hier sind drei Millionen,
machen Sie was Schönes daraus. Der grosse
Unterschied zwischen der Giardino Hotel Group
und anderen Hotelgruppen: Besitzer und Betreiber sind hier nicht identisch. Fazit: Der Betreiber
muss Geld verdienen, damit er auch investieren
kann. Wir sind also dazu «verdammt», Gewinne
zu erzielen.
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Klassifizierung: 5 Sterne-Superior
Eröffnung: 1986
Hotelier 1986: Hans Leu
Inhaber: Centaurium Immobilien AG (gehört zu
100 Prozent Daniel Borer, Arzt und Investor)
CEO Giardino Group: Philippe Frutiger
Direktion Hotel Giardino Ascona:
Wolfram Merkert (Resident Manager)
Zimmer: 54 (DZ)
Suiten: 18
Betten: 148
Mitarbeitende total: 110 bis 140 (je nach Saison)
Davon Lernende: 7
Restaurants: Aprodite (140 Sitzplätze), Ecco (40),
Pool Café (30), Bar (70)
Durchschnittlicher Zimmerpreis (DZ): CHF 860
Mindest-Zimmerpreis: CHF 650
Max. Zimmerpreis: CHF 1800
Herkunft der Gäste:
55 Prozent Schweiz
35 Prozent Deutschland
10 Prozent übrige Länder
Wellness/Spa: Dipiu Spa by
Giardino mit Dipiu Cosmetics Linie,
Aveda sowie Body Point
Übernachtungen pro Jahr:
26 000
Zimmerauslastung:
84 Prozent
Adresse
Hotel Giardino, Via del Segnale 10,
CH – 6612 Ascona
[email protected]
www.giardinohotelgroup.ch
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