Freigrafschaft Burgund

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Freigrafschaft Burgund
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28/03/2012 |
Freigrafschaft Burgund
Die F. (franz. Franche-Comté), eine franz. Landschaft, grenzt an die
Westschweiz und liegt zwischen Elsass, Champagne und Burgund. Seit
1960 bildet sie eine Verwaltungsregion, welche die Dep. Doubs, Jura,
Haute-Saône und Territoire de Belfort umfasst. Die F. oder Grafschaft
gehörte zum Ersten und Zweiten Königreich Burgund. Sie wurde im 10.
Jh. als Grafschaft Burgund errichtet und nach dem Tod Kg. Rudolfs III.
1032 dem Hl. Röm. Reich deutscher Nation angegliedert. Im 13. Jh.
geriet die F. mehr und mehr in den Einflussbereich der burgund.
Herzöge. 1361 gelangte sie an Flandern und fiel mit diesem 1384
wieder an die burgund. Herzöge zurück. Als Teil des Herzogtums
Burgund kam die F. nach dem Tod Karls des Kühnen 1477
zwischenzeitlich an Frankreich, bevor sie 1493 im Vertrag von Senlis
den Habsburgern zugeschlagen wurde. Die F. blieb beim Hl. Röm.
Reich, bis sie 1678 von Frankreich annektiert wurde. Die Reichsstadt
Besançon wurde der F. angegliedert und nun anstelle von Dole zur
Hauptstadt der Provinz erhoben. Im MA umfasste die Erzdiözese
Besançon auch die Diözesen Lausanne und Basel. Die F. blieb im 16. Jh.
katholisch. Gesprochen wurde französisch, im Norden die Langue d'oïl,
im Süden das Frankoprovenzalische.
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Nach Beendigung der Burgunderkriege verzichteten die Eidgenossen gegen Bezahlung von 150'000 Gulden
auf ihre Ansprüche auf die F. Trotzdem unternahmen sie noch einige Streifzüge in die F., und die
Grenzstreitigkeiten wurden erst 1862 mit dem Vertrag von Dappes endgültig beigelegt. Allerdings wurde
bereits 1511 in der Erbeinung zwischen Maximilian von Österreich und den Eidgenossen die gegenseitige
Anerkennung des territorialen Status quo und eine Nichtangriffsklausel vereinbart. 1512 schlossen Margarete
von Österreich und Frankreich einen Vertrag, der die Neutralität der F. anerkannte; dieser Vertrag wurde
später mehrfach erneuert. Die Eidgenossen sollten die Einhaltung dieser Vereinbarung garantieren; sie waren
aber zu schwach, um die F. militärisch zu verteidigen, und begnügten sich deshalb mit diplomat.
Interventionen. Ihre Schwäche war durch die starke Abhängigkeit von Frankreich und ihre konfessionelle
Zerrissenheit bedingt. Sie konnten die F. weder während des Dreissigjährigen Krieges (insbesondere nicht
während des Franz.-Schwed. Kriegs 1635-48) schützen noch verhindern, dass Ludwig XIV. 1668 und 1674 die
Grafschaft besetzte. Dem definitiven Anschluss der F. an Frankreich durch den Vertrag von Nimwegen (1678)
mussten sie ohnmächtig zusehen. Die F. wurde bis zur Revolution gewissermassen als ausländ. Provinz
Frankreichs angesehen; der Handel mit dem übrigen Königreich war ebenso durch Zollschranken behindert
wie derjenige mit den Schweizer Nachbarn.
Zwischen der F. und der Schweiz besteht seit jeher ein intensiver Austausch. Vom MA an kauften die
Eidgenossen in der F. Wein, Getreide, Eisen und v.a. Salz. Vor wie nach der franz. Eroberung war ein reger
Schmuggel im Gange. Zunächst wurden hauptsächlich Salz und zunehmend auch Stoffe geschmuggelt, später
Tabak und Bücher, gelegentlich auch Getreide, Vieh und Holz. Kapital aus der Schweiz, häufig aus Basel,
förderte in der F. die Entwicklung der Industrie, insbesondere der Metallindustrie. Mit den vielen reisenden
Geschäftsleuten und Migranten, welche die Grenzen regelmässig überquerten, gelangten auch neue Ideen
und Fertigkeiten ins jeweilige Nachbargebiet. Ab Ende des 15. Jh. trugen Zuwanderer aus der F. viel zum
Entstehen einer metallverarbeitenden Protoindustrie im Waadtländer Jura bei. Nach dem Dreissigjährigen
Krieg zogen viele Schweizer aus den kath. Kantonen in die entvölkerte F. Im 17. Jh. produzierten Greyerzer im
franz. Jura Käse, und Schweizer Wiedertäufer führten in der Gegend von Montbéliard die Aufzucht von
Simmentaler Fleckvieh ein. Glasmacher aus dem Schweizer Mittelland waren im 18. Jh. für den Aufschwung
der Glasherstellung in der F. mitverantwortlich.
1790 wurde die F. in die drei Dep. Jura, Doubs und Haute-Saône unterteilt. Das Fürstentum Montbéliard, das
Frankreich 1793 annektiert hatte, wurde 1797 dem Dep. Haut-Rhin und 1816 dem Dep. Doubs angegliedert.
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Die seit der Revolution bestehenden Grenzen zwischen der F. und der Schweiz bildeten kein Hindernis für den
Austausch und Grenzverkehr, auch nicht in Kriegszeiten (eidverweigernde Priester aus der F.,
Burgunderfeldzug, gegen das preuss. Regime opponierende Neuenburger Uhrmacher, Überlebende der
Bourbakiarmee, polit. Verbannte aus der Pariser Kommune, zu internierende zivile oder militär. Flüchtlinge
während des 1. und 2. Weltkriegs). Auch heutzutage wird schweiz. Kapital in der F. investiert und lassen sich
dort Schweizer Industrielle nieder, insbesondere in Pontarlier und Besançon, wobei die Agrar- und
Ernährungswirtschaft, die Metall- und Uhrenbranche sowie die Mikrotechnik im Vordergrund stehen. Die
Schweizer gehen regelmässig in die F., um dort einzukaufen oder ihre Ferien zu verbringen. Umgekehrt
arbeiten viele Grenzgänger aus der F. in der Schweiz. 2001 waren es 15'213, davon 11'116 aus dem Dep.
Doubs stammende Personen, die mehrheitlich in der Waadt, in geringerer Zahl auch in den Kt. Neuenburg
und Jura angestellt waren. Der Verkehr auf den grenzüberschreitenden Strassen nimmt ständig weiter zu. Die
einzige Autobahnverbindung zwischen der F. und der Schweiz führt über Mülhausen nach Basel. An der Achse
Besançon-Pontarlier-Vallorbe sind die Ausbauarbeiten seit langem in Gang; von der Transjurane DelsbergPruntrut-Delle-Belfort bestehen einzelne Teilstücke. Der Eisenbahnbau weckte zunächst grosse Hoffnungen.
Ab den 1930er Jahren wurden jedoch zahlreiche Linien aufgehoben, und die Situation hat sich seither nicht
verbessert. TGV-Verbindungen verlaufen von Dole über Neuenburg nach Zürich und durch den 1916
angelegten Mont-d'Or-Tunnel nach Lausanne.
Literatur
– V. Chomel, J. Ebersolt, Cinq siècles de circulation internationale vue de Jougne, 1951
– S. Daveau, Les régions frontalières de la montagne jurassienne, 1959
– P.-L. Pelet Fer, charbon, acier dans le Pays de Vaud, 3 Bde., 1973-83
– Histoire de la Franche-Comté, hg. von R. Fiétier, 1977
– J. Courtieu, La Franche-Comté de la conquête française à la Révolution, 1978
– F. Lassus, Métallurgistes franc-comtois du XVIIe au XIXe siècle, 1980
– M. Gresset, «La correspondance entre le Conseil d'Etat de Neuchâtel e l'intendant de Franche-Comté au
milieu du XVIIe siècle», in Cinq siècles de relations franco-suisses, 1984
– G.-J. Michel, Verriers et verreries en Franche-Comté au XVIIIe siècle, 1989
– Horlogeries, hg. von J.-L. Mayaud, Ph. Henry, 1995
– A. Radeff, Du café dans le chaudron, 1996
– Tableaux de l'économie franc-comtoise, 1998
– R. Ferrer, Tabac, sel, indiennes ...: Douane et la contrebande en Franche-Comté au XVIIIe siècle, 2002
– L'Arc jurassien: histoire d'un espace transfrontalier, hg. von J.-C. Daumas, L. Tissot, 2004
Autorin/Autor: Anne Radeff / EM
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