ahead - Gleiss Lutz

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ahead - Gleiss Lutz
A HEAD
GLEISS LUTZ FÜR JUNGE JURISTEN
REFERENDARIAT
Start in die Zukunft
WOMEN IN BUSINESS
Der Karriere-Überblick
KARRIERE
2.015
Realitäts-Check:
Wie hart arbeiten
Associates?
2 015 | 2 016
AH EAD
INHALT
2015 | 2016
WILLKOMMEN bei Gleiss Lutz, einer der renommiertesten Anwaltskanzleien Deutschlands. Lernen Sie
uns kennen und erfahren Sie alles über Ihre Einstiegsund Entwicklungsmöglichkeiten in unserer Sozietät.
Associates und Partner berichten über ihre persönlichen Erfahrungen und Karriereperspektiven.
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04
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„WIR WOLLEN DIE BESTEN BEGEISTERN“
Alexander Schwarz im Interview .................................................................................04
STARTER-KIT
Die wissenschaftliche Mitarbeit verschafft vielfältige Chancen ..................................08
HOFFNUNGSTRÄGER
Was Referendare für die Kanzlei so wichtig macht ......................................................10
„ICH PROMOVIERE“
Associates berichten über verschiedene Promotionsmodelle .......................................14
20
WACHSTUMSMOTOR
Die Gleiss Lutz-Akademie .............................................................................................16
VOLLE FLEXIBILITÄT
Elternzeit, Sabbatical und Teilzeit bei Gleiss Lutz .......................................................18
REALITÄTS-CHECK
Alltag bei Gleiss Lutz: Wie hart arbeiten Associates? .....................................................20
RESTRUKTURIERUNG
Matthias Tresselt berichtet aus seinem Spezialgebiet .................................................25
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GLOBETROTTER
Zwei Juristinnen sprechen über ihre Auslandserfahrungen .......................................26
WENN DRÄHTE GLÜHEN . . .
Globale Deals erfordern international ausgerichteten juristischen Nachwuchs .........30
BEST IN GERMANY
Gleiss Lutz fördert gezielt die Karriere junger Anwältinnen ......................................32
WOMEN IN BUSINESS
Fünf Juristinnen berichten von ihren Branchen-Erfahrungen ...................................34
KICK-OFF IN DER KANZLEI
Der Start bei Gleiss Lutz als Sprungbrett für eine Unternehmenskarriere ................36
FÜNF MINUTEN MIT . . .
Zwei Partner ganz persönlich ........................................................................................38
KANZLEI-NEWS
Mandate, Auszeichnungen, Entwicklungen ..................................................................40
MEINE ERSTEN 100 TAGE
Kolumne .........................................................................................................................42
KONTAKTE/IMPRESSUM .............................................................................................43
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„WIR WOLLEN DIE
BESTEN BEGEISTERN“
Der für juristische Mitarbeiter verantwortliche
Partner Alexander Schwarz sagt im Interview, was
Gleiss Lutz so besonders macht, warum sich Auslandsaufenthalte lohnen und was die Kanzlei im Wettbewerb
um die besten Absolventen bietet.
Sie sind bei Gleiss Lutz für die juristischen Mitarbeiter verantwortlich. Was
genau sind Ihre Aufgaben?
Ich stehe den angestellten Rechtsanwälten, d. h. allen Associates und Assoziierten Partnern, als Ansprechpartner für
ihre persönlichen Fragen, die sie und ihre
Karriere betreffen, zur Seite. Das gilt gleichermaßen für alle Partner und Counsel
und deren Themen im Zusammenhang
mit ihren Associates und Referendaren.
Da kann es um Auslandsaufenthalte, Rotationen an andere Standorte, die Karriereentwicklung oder auch einmal um
Unstimmigkeiten gehen. Daneben bin
ich der Hauptansprechpartner für die
Human Resources- und Recruiting-Teams.
Zusammen verfolgen wir stets das Ziel, die
besten Juristen auf dem Markt für uns zu
begeistern.
Wie hat sich aus Ihrer Sicht der Bewerbermarkt in den letzten Jahren verändert?
Der Bewerbermarkt für Großkanzleien war
schon immer recht schwierig. Das liegt
natürlich z. T. an uns selbst, weil wir nur
die besten paar Prozent eines Jahrgangs
in Betracht ziehen. Jetzt stehen zudem die
letzten zahlenmäßig starken Jahrgänge an.
Von nun an wird die Zahl der Absolventen
sinken. Der Wettbewerb auf dem Bewerber-
markt wird zukünftig noch größer werden.
Wissend, dass sie die Qualifikationen haben und sich den Arbeitgeber aussuchen
können, haben die jungen Anwältinnen
und Anwälte auch hohe Erwartungen an
ihre Ausbildung. Dabei geht es weniger
um das Thema Arbeitsbelastung, sondern
vielmehr darum: Was nehme ich mit, wie
werde ich ausgebildet, was lerne ich in der
Zeit? Vielleicht auch mit dem Blick darauf,
dass nicht jeder Jurist dauerhaft bei uns
bleibt. Einige Mitarbeiter streben eine Folgekarriere an, zum Beispiel in Rechtsabteilungen namhafter Unternehmen.
„Durch die enge
Zusammenarbeit mit
den Partnern werden
unsere Anwälte zu
echten Experten in
ihrem Beruf.“
Was nehmen denn juristische Mitarbeiter mit, wenn sie die Kanzlei nach einer
gewissen Zeit wieder verlassen?
In erster Linie nehmen sie eine Top-Ausbildung mit. Sie sind bei uns in einem
Umfeld, in dem sie sehr, sehr eng mit den
Partnern zusammenarbeiten. Wir haben
eine geringe „Leverage“. Bei uns kommen
auf einen Partner etwa ein bis zwei jünge-
re Anwälte. Sie lernen dabei in erster Linie
„on the job“ alles, was einen guten Anwalt
ausmacht. Nach einer gewissen Zeit sind
sie echte Experten in ihrem Beruf.
Damit nehmen sie natürlich auch erstklassige Karrierechancen mit für den Fall, dass
sie nicht für alle Ewigkeit bei Gleiss Lutz
bleiben. Diejenigen, die einen anderen Karriereweg einschlagen möchten, erhalten in
aller Regel eine Vielzahl hochinteressanter
Angebote sowohl von anderen Kanzleien
als auch von namhaften Unternehmen.
Ich möchte allerdings eines ganz deutlich
machen: Anders als manche Wettbewerber
legen wir großen Wert darauf, dass unsere
Mitarbeiter dauerhaft bei uns bleiben und
Partner oder Counsel werden wollen – auch
mit dem Wissen, dass dieses Ziel nicht alle
erreichen können. Wir sehen uns nicht als
der „good place to come from“, sondern hoffen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei uns Karriere machen wollen.
Welche Einstiegsmöglichkeiten in die juristische Karriere gibt es bei Gleiss Lutz?
Der normale Einstieg ist bei uns die
Tätigkeit als Associate, also als angestellter Rechtsanwalt. Da fangen alle auf dem
gleichen Gehaltslevel an, es ist also sehr
egalitär. Viele Berufseinsteiger haben auch
schon früher im Rahmen eines Praktikums bei uns hereingeschnuppert. Andere
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haben während ihres Referendariats ihre
Anwalts- oder Wahlstation bei uns durchlaufen. Die Zahl derer, die uns aus einer
beruflichen Begegnung schon kennen, ist
also relativ hoch.
Die Bezahlung ist für alle Associates und
Partner gleichartig. Warum praktiziert
Gleiss Lutz ein Lock-Step-System?
Das ist in erster Linie ein Qualitätsthema.
Man kann nur dann allerbeste anwaltliche
„Man wird durch
Auslandsaufenthalte
zu einem besseren Berater, weil man gelernt
hat, sich an andere
Kulturen anzupassen.“
Leistung und Beratung liefern, wenn sich
jeder auf das konzentriert, was er am besten kann, und das, was er nicht so gut kann,
dem Kollegen abgibt, ohne dadurch einen
finanziellen Nachteil zu erleiden. Im Übrigen ist es fast in der ganzen Welt so, dass
sich die Top-Kanzleien eines Landes für ein
Lock-Step-System entschieden haben.
Auch der Teamgeist ist ein anderer, wenn
alle zusammenwirtschaften und sagen:
Das ist mein Laden, in den investiere ich,
für den arbeite ich – und ich sehe, mein
Nachbar macht es genauso. Das führt zu
einer ganz anderen Kollegialität, als wenn
sich die Referate gegenseitig abgrenzen
und sich als Konkurrenten unter dem gleichen Dach ansehen. Dieser Gedanke setzt
sich auch bei den Berufsanfängern fort,
deswegen zahlen wir allen gleich.
Was gewinnen junge Juristen durch
einen Auslandsaufenthalt?
Der rein technische Punkt ist die englische
Sprache. Wir arbeiten in allen Rechtsgebieten sehr viel auf Englisch. Es ist die moderne Lingua franca der Anwälte. Nach einem
Auslandsaufenthalt, der zu 90 bis 95 Prozent im anglo-amerikanischen Sprachraum
stattfindet, sprechen sie gutes Englisch.
Daneben lernen sie Parkettsicherheit, sich
im internationalen Umfeld zu bewegen und
sich an fremde Kulturen anzupassen. Man
wird ein besserer Berater, wenn man sich
anpassen kann und weiß, wie andere Leute
ticken, oder wenn man keine Angst hat, in
einen Conference Call mit einem amerikanischen oder in eine Besprechung mit japanischen Mandanten zu gehen.
Welche Unterstützung bietet die Sozietät dabei?
Bei der Unterstützung von Auslandsaufenthalten bieten wir die unterschiedlichsten Modelle an. Bereits Referendare
haben nach ihrer Anwaltsstation an einem
unserer Standorte die Möglichkeit, ihre
Wahlstation bei einer befreundeten Kanzlei aus unserem internationalen Netzwerk
zu absolvieren. Dabei werden sie regelmäßig auch finanziell unterstützt. Sollte es
am Anfang der Karriere erforderlich sein,
bieten wir unseren neuen Associates nach
Eintritt mehrwöchige Sprachkurse im englischsprachigen Ausland an. Viele unserer
Assoziierten Partner, die bereits seit vier
oder fünf Jahren „an Bord“ sind, schicken wir längerfristig ins Ausland. Diese
Secondments reichten bisher von drei
Monaten nach England über sechs Monate
oder ein Jahr in die USA bis hin zu zwei
Jahren nach Japan. Da spielt eine gewisse
Rolle, dass wir eine internationale Vernet-
zung mit unseren guten und besten Freunden weltweit herstellen wollen, indem wir
die Kontakte auch personalisieren, es Gesichter zur Kanzlei gibt.
Sie selbst haben unter anderem in
Oxford studiert. Welche persönlichen
oder beruflichen Eindrücke haben Sie in
dieser Zeit gewonnen?
Oxford bietet ein sehr inspirierendes,
motivierendes Umfeld, in dem eine Vielzahl kluger Leute aus aller Welt zusam-
DER WEG ZUM PARTNER –
in sieben Jahren ganz an die Spitze
Die Karriereschritte bei Gleiss Lutz
sind klar gestaltet. Nach einem Jahr
entscheiden wir über die Aufnahme
auf den Briefkopf, nach dreieinhalb
Jahren über die Assoziierte Partnerschaft, und nach sieben Jahren über
die Vollpartnerschaft. Der Einstieg
kann im Praktikum, Referendariat,
als wissenschaftlicher Mitarbeiter
oder Associate erfolgen. Jedes Jahr
bilden wir etwa 160 Referendare
aus und stellen zwischen 40 und 45
Anwälte ein.
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menkommt, mit denen man zusammen
arbeitet, lernt, studiert, aber auch Spaß hat
und das ein oder andere Bier trinkt. Geblieben sind natürlich Freundschaften, die bis
heute halten. Ich treffe mich mit meinen
drei besten Freunden aus Oxford, einem
Holländer, einem Polen und einem Griechen, jedes Jahr wieder zu einer kleinen
Privat-Reunion in Paris. Das ist jetzt schon
fast zwanzig Jahre geblieben, und das ist
eigentlich das Schönste daran.
Stichwort Weiterbildungsmodelle in Referendariat und Praktikum: Was gibt es,
und wie funktionieren sie?
Zweimal im Jahr kommen Praktikanten für
fünf Wochen zu uns ins Haus – einmal im
Frühjahr, einmal im Spätsommer – und
arbeiten unter der Ägide eines erfahrenen
Rechtsanwalts. Sie schauen ihm über die
Schulter und lernen, wie der Arbeitsalltag
bei unseren Anwälten aussieht. Neben diesem Einblick in den Arbeitsalltag gibt es Einführungs- und Abschlussveranstaltungen.
Diese ermöglichen einen besseren Blick ins
Berufsleben und dienen dazu, Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und
sich ein nützliches Netzwerk zu schaffen.
„Flexible Arbeitszeitmodelle praktizieren
wir seit vielen Jahren.
Die Sabbaticals sind
seit ihrer Einführung
ein Erfolg.“
Bei den Referendaren ist es ähnlich. Wir
beschäftigen im Jahr etwa 160 Referendare, die für einige Monate bei uns sind.
Auch für sie bieten wir im Rahmen des
Gleiss Lutz-Referendarprogramms an allen
Standorten ein vielfältiges Angebot, das
u. a. Fachvorträge, Aktenvortragstrainings,
Englischkurse sowie standortübergreifende Referendar-Retreats umfasst. Dabei werden die Referendare optimal auf das Zweite
Staatsexamen und auf den Berufseinstieg
vorbereitet. Natürlich bieten insbesondere
auch die zahlreichen After-Work-Events
genügend Raum für Spaß und Networking.
KARRIERE
ALEXANDER SCHWARZ
Alexander Schwarz absolvierte sein
Studium in Konstanz und Oxford (M.Jur.
1996). Seit 2003 ist er Partner bei
Gleiss Lutz. Von 2000 bis 2003 war
Schwarz Resident Partner im damaligen Prager Büro von Gleiss Lutz. Heute
berät er bei M&A-Transaktionen, in
gesellschaftsrechtlichen Angelegenheiten sowie zu Private Equity im
Düsseldorfer Büro. In den vergangenen
Jahren hat er zahlreiche, meist grenzüberschreitende Transaktionen betreut.
Daneben verfügt er über besondere
Expertise in der Beratung von Transaktionen mit Bezug zu Zentral- und
Osteuropa. Schwarz ist Lehrbeauftragter an der Frankfurt School of Finance
& Management.
Die Kanzlei bietet den Mitarbeitern verschiedene Modelle für eine bessere
Work-Life-Balance. Wie funktionieren
Flex-Time und Sabbatical? Wie ist die
Resonanz auf diese Angebote?
Flex-Time, also die Möglichkeit, zwischen
50, 60, 70, 80, jetzt auch 90 Prozent zu
arbeiten, haben wir schon seit vielen Jahren. Das wird problemlos angenommen. Es
ist auch längst nicht mehr nur ein Thema
für berufstätige Mütter, sondern wir haben
an allen Standorten aus den unterschiedlichsten Gründen Mitarbeiter, die weniger arbeiten möchten. Das sind Männer
wie Frauen gleichermaßen, teilweise aus
familiären, aber auch anderen Gründen.
Die Sabbaticals sind erfolgreich angelaufen und zeigen positive Wirkung. Die ersten Anwälte sind längst aus ihren Sabbaticals zurück, und wir erhalten regelmäßig
neue Anfragen. Dieses Ergebnis spricht für
sich: Es sind keinerlei Berührungsängste
spürbar, diese einmonatige, bezahlte Auszeit anzutreten. Ganz im Gegenteil. Manche planen ein Sabbatical für die Geburt
eines Kindes, andere für eine Weltreise.
Das ist ein großer Erfolg. Darüber hinaus
ermuntern wir unsere Mitarbeiter, hin und
wieder im Home Office zu arbeiten. Auch
das hat sich zu einer Selbstverständlichkeit entwickelt, sei es, weil das Kind krank
ist, sei es, weil man einen Termin hat. Das
klappt aus unserer Sicht sehr gut.
Sie sind am relativ neuen Standort Düsseldorf für Gleiss Lutz tätig. Wie haben
Sie die Entwicklung der letzten Jahre
erlebt und wie schätzen Sie die Entwicklungen für die Zukunft ein?
Der Standort Düsseldorf existiert inzwischen seit gut fünf Jahren und wir haben
uns von einem „New Kid on the Block“ zu
einem Büro mit rund 35 Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälten entwickelt. Wir
arbeiten immer mehr für große Mandanten an Rhein und Ruhr und sind bei den
Juve Awards 2014 als „Kanzlei des Jahres –
Westen“ ausgezeichnet worden. Zudem hat
sich erfüllt, was wir uns im Hinblick auf
den Nachwuchs erhofft hatten: Die großen
Universitäten Nordrhein-Westfalens haben
sich uns besser erschlossen. Wir haben
Zugang zu einem tollen Bewerberpool erhalten und sind auf einem guten Weg, hier
als besonders attraktiver Arbeitgeber angesehen zu werden. Diese Entwicklung wird
so weitergehen. Wir werden maßvoll weiterwachsen, können aber jetzt schon aus
dem Düsseldorfer Büro heraus in fast allen
Rechtsgebieten beraten, ohne notwendigerweise einen anderen Gleiss Lutz-Standort
in die Mandate mit einzubeziehen.
PERSÖNLICHER TIPP:
Warum lohnt es sich, nach Düsseldorf
zu kommen?
Düsseldorf ist eine Stadt, in der sich
super arbeiten lässt, es ist eine Stadt der
kurzen Wege, eine Stadt, die alles bietet.
Es gibt eine großartige Kunstszene, die
nicht nur für eine Stadt dieser Größe
überragend ist. Zudem ist Düsseldorf
bekannt für das beste japanische Essen
in Europa. Das liegt an den fast 10.000
Japanern, die hier wohnen. Es gibt eine
Vielzahl toller japanischer Restaurants,
die uns immer wieder Freude bereiten.
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STARTER-KIT
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach
langer Durststrecke erst mal Geld verdienen –
so lautet ein beliebtes Argument. Doch auf diesem
Weg lässt sich noch viel mehr erreichen.
E
rst mal Geld verdienen – das ist nach langer
Vorbereitung auf das Examen, einem LL.M.Aufenthalt oder während der Promotion
eine verbreitete, nachvollziehbare Motivation. So war es auch bei Bernhard Barth
während seiner Promotionsauszeit. Seit 1. September
2014 ist er als Associate im Gesellschaftsrecht im Berliner Büro tätig. Sein Beispiel zeigt: Die wissenschaftliche Mitarbeit bietet mehr als nur den warmen Regen
eines festen Einkommens. Sie ist vielmehr der ideale
Einstieg in die Großkanzlei, um praxisorientiert zu arbeiten, dabei seine persönlichen Stärken und Interessen
herauszufinden und um Kontakte zu knüpfen. So lässt
sich das Ziel, die spätere Anwaltstätigkeit, viel einfacher
erreichen. Barth: „Die wissenschaftliche Mitarbeit hat
sich für meine berufliche Zukunft bezahlt gemacht.“ Er
hat sie klug genutzt, sowohl vor dem Referendariat, um
die Wartezeit zu überbrücken, als auch referendariatsbegleitend. Nach dem Referendariat setzte er während
der Promotion seine Tätigkeit mit zwei Tagen in der Woche fort. „Man hat eine interessante Abwechslung zum
Promotionsalltag, ist finanziell gut gestellt – und kann
dennoch recht schnell promovieren.“
Ehemalige wissenschaftliche
Mitarbeiter, heute Associates:
Bernhard Barth, Johannes
Culmann und Jan Stenger
(v. o. n. u).
EINBLICK IN SPÄTERE TÄTIGKEIT
Johannes Culmann, Associate im Gesellschaftsrecht in
Stuttgart, kam es bei der Wahl seines Fachgebietes auch
darauf an, die Struktur des Referates kennenzulernen.
Wichtig war ihm, ob er sich dort wohlfühlt und die Arbeit
Spaß macht. „Dafür war die wissenschaftliche Mitarbeit
eine wichtige Entscheidungsgrundlage“, sagt Culmann,
„sie hat mir wertvolle Einblicke in meine spätere Tätigkeit gegeben.“ Auch der Zusatzverdienst neben der
Referendarvergütung war willkommen, denn Culmann
gründete gerade eine Familie. Obendrein vermittelte ihm
der längere Aufenthalt bei Gleiss Lutz eine Wahlstation
bei der befreundeten Kanzlei Cuatrecasas in Barcelona.
„Ich wollte eine Wahlstation im spanischsprachigen Ausland absolvieren, weil ich bereits in England war. Die
Entscheidung lief unkompliziert und schnell.“
DIE PSYCHOLOGIE DER PROMOTION
Auch Felicia Raub, seit Januar 2014 als Associate in der Praxisgruppe Gesellschaftsrecht im Frankfurter Büro, finanzierte
ihre Promotion u. a. durch eine zweijährige wissenschaftliche Tätigkeit bei Gleiss
Lutz. Raub erwähnt einen wichtigen psychologischen Aspekt: „Mir tat es gut, mich
ein paar Tage pro Woche mit anderen juristischen Themen zu beschäftigen, um
mich dann wieder konzentriert meiner
Dissertation zu widmen.“ Die wissenschaftliche Mitarbeit half ihr auch langfristig. Da sie vor allem die Praxisgruppe
Gesellschaftsrecht im Frankfurter Büro
unterstützte, fiel ihr die Entscheidung für
einen Arbeitgeber nach dem Referendariat
leichter. „Bei meiner Bewerbung für eine
Festanstellung war meine wissenschaftliche Mitarbeit ein Vorteil. Mein Team kannte mich bereits, und ich wusste, worauf ich
mich einlasse.“
FLEXIBLE EINTEILUNG
Jan Stenger, seit 1. Januar 2015 Associate im
Gesellschaftsrecht in Stuttgart, war vorher
dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Er schrieb seine Dissertation nach
dem Ersten Staatsexamen, die wissenschaftliche Tätigkeit finanzierte die Promotion.
Er klärte für seinen Partner vorbereitend
Rechtsfragen, schrieb Vermerke und E-MailEntwürfe, recherchierte und unterstützte
beim Verfassen von Aufsatzteilen. Seine
Promotionsphase beschreibt er so: „Die Anwälte im Team waren sehr flexibel und verständnisvoll, das war ein Riesenvorteil. Ich
konnte nach meinen zwei Arbeitstagen weitestgehend in Ruhe an meiner Doktorarbeit
schreiben, besonders in der Endphase.“
09
PERSÖNLICHER TIPP:
Felicia Raub: Mir hat die wissenschaftliche Mitarbeit für die Promotion und in
der Vorbereitung auf die Berufstätigkeit
sehr geholfen. Über die Zuarbeit zum
Team wurde ich konkret an die fachlichen
Anforderungen im Beruf herangeführt.
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Benjamin Schmorleiz,
Frankfurt Vom ersten
Tag an wurde mir das
Gefühl vermittelt, dass
ich für meinen Tutor und
die Kollegen nicht bloß
eine Unterstützung war,
sondern ein Referendar,
dessen Ausbildung oberste Prioriät hat.
Anke Siemer, Praxisgruppe
Arbeitsrecht, Frankfurt/Berlin
Ich wollte meine Wahlstation gern
im englischsprachigen Ausland
verbringen, um mein fachliches
Englisch zu verbessern. Während
meiner Anwaltsstation im Frankfurter Büro …
HOFFNUNGSTRÄGER
Stefan Mayer, seit Kurzem im Frankfurter Büro für
den juristischen Nachwuchs verantwortlicher Partner,
erklärt, was eine Referendarstation so wichtig macht.
Mit welcher Motivation haben Sie das
Amt übernommen?
Das Thema Nachwuchsjuristen war schon
immer ein Herzensanliegen von mir. Zugegeben, das Ganze ist ursprünglich etwas
aus der Not heraus geboren: Ich bin Steuerrechtler und daher seit jeher mit einem
hart umkämpften Bewerbermarkt konfrontiert. Spontanbewerbungen im Steuerrecht
als First Year Associate gibt es eher selten.
Das hat dazu geführt, dass ich schon sehr
früh meine Fühler in Richtung „Juristen in
der Ausbildung“ ausgestreckt habe. Dabei
konnte ich viele Eindrücke davon gewinnen, was angehende Anwälte interessiert
und bewegt. Das macht die Arbeit mit
dem juristischen Nachwuchs so ungemein
spannend.
Was macht einen guten Referendar aus?
Ein guter Referendar ist vor allen Dingen
offen für Neues und sehr neugierig. Das Referendariat ist die ganz entscheidende Zeit
der Orientierung in der Juristenausbildung.
Aus meiner Erfahrung sind möglichst viele
verschiedene Berührungen mit unterschiedlichen Berufsbildern und unterschiedlichen
Fachrichtungen die beste Grundlage dafür,
sich am Ende des Tages für den richtigen
Berufseinstieg zu entscheiden. Wer mit
dieser Einstellung seine Anwaltsstation in
einer Wirtschaftskanzlei verbringt, wird die
neuen Eindrücke genauso wie die hinter den
juristischen Fragen stehenden wirtschaftlichen Sachverhalte wie ein Schwamm aufsaugen und dadurch auch unglaublich viel
für sich persönlich mitnehmen können.
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Stefan Mayer, Partner im Steuerrecht,
Frankfurt Das Referendariat ist die ganz
entscheidende Zeit der Orientierung in der
Juristenausbildung. Viele verschiedene
Berührungen mit Berufsbildern und
Fachrichtungen sind die beste Grundlage
dafür, sich am Ende für den richtigen
Berufseinstieg zu entscheiden.
… ergab sich über
meine Tutorin die
Möglichkeit, die
Wahlstation bei der
Kanzlei Proskauer zu
verbringen.
Ich konnte die
drei Monate sogar
zwischen Paris,
London und New
York aufteilen.
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Gleiss Lutz kann hochkarätige Mandatsarbeit in
dynamischen Teams mit sehr
stark ausgeprägter partnerschaftlicher Kultur der
Sozietät bieten.
Warum sind Referendare für Gleiss Lutz
so wichtig?
Sie sind unsere Hoffnung! In den meisten
Fällen ist es so, dass unsere Referendare
mit uns die erste intensivere Erfahrung in
einer Großkanzlei machen. Referendaren
gefällt es oftmals dann besonders gut bei
uns, wenn sie sich neben juristischen Fragen für Teamarbeit und das Wirtschaftsleben interessieren. Unsere Referendare sind
sehr neugierig, aber vor allen Dingen auch
sehr ehrlich. Sie sind für uns insofern ein
Spiegel dafür, wer wir sein wollen und wo
wir hinwollen. Ohne Referendare, die später bei uns als Anwalt einsteigen und Partner werden wollen, könnten wir einpacken.
Was macht Gleiss Lutz Ihrer Ansicht
nach besonders gut, um junge Juristen
für sich zu begeistern?
Diese Frage sollte ich wohl besser an die
Referendare weitergeben … Ich hoffe sehr,
dass wir die angehenden Anwälte deswegen begeistern, weil wir hochkarätige Mandatsarbeit in dynamischen Teams und eine
stark ausgeprägte partnerschaftliche Kultur innerhalb der Sozietät bieten können.
Was ist Ihr persönlicher Tipp für die Referendare der Zukunft?
Die Zeit im Referendariat nutzen! Wer
viel macht und umtriebig ist, wird sich
am Ende leichter tun, eine Entscheidung
für den Berufseinstieg zu finden. Vor allem aber eines ist wichtig: Man muss auf
seinen Bauch hören. Bei der ganzen Palette an Angeboten, die einem sehr guten
Juristen offenstehen, wird es kaum möglich sein, eine Entscheidung nur nach
rationalen Erwägungen zu treffen. Jeder
Referendar sollte sich selbst fragen, wo
er am besten hinpasst, um sich mit seiner
Persönlichkeit entfalten und weiterentwickeln zu können.
STEFAN MAYER
Sein Jurastudium absolvierte Stefan
Mayer in Mainz, anschließend Promotionsstudium in Münster. Er ist
als Rechtsanwalt und Steuerberater
zugelassen und seit 2011 Partner bei
Gleiss Lutz im Bereich Steuerrecht.
Ende 2014 hat er die Funktion als
zuständiger Partner für den juristischen Nachwuchs am Standort
Frankfurt übernommen.
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ÜBUNG MACHT DEN MEISTER
Sarah Roth, Recruiting Specialist in Frankfurt, kennt die Fakten zum
Referendariat, einen der entscheidenden Karriereschritte für Juristen.
Sarah Roth betreut bei
Gleiss Lutz u. a. das Nachwuchsjuristen-Programm.
FACTS & FIGURES
• 3-6 Monate Bewerbungsvorlauf
• mind. 9 Punkte im 1. Examen
• 700 EUR pro Anwesenheitstag/Woche
• 160 Referendare pro Jahr
AUSBILDUNG
• Tutoren-/Paten-System
• Nachwuchsjuristen-Programm
– Vorträge
– Aktenvortragstraining
– Legal English
– After Work Events
• Referendar-Retreat (2x/Jahr)
INTERNATIONAL EXCHANGE PROGRAM
Wahlstation innerhalb des weltweiten Best-FriendsNetzwerks
• Voraussetzung: vorherige Station an Gleiss LutzStandort
• Vergütung durch Gleiss Lutz
I
ch empfinde es immer noch als eine der spannendsten Aufgaben im Human Resources, die jungen Talente bei uns während ihrer Station ein Stück weit zu begleiten. Dabei liegt
mir das Referendarprogramm ganz besonders am Herzen.
Natürlich darf jede Referendarin und jeder Referendar bei
uns eine exzellente Ausbildung, Einbindung in Mandate und enge
Zusammenarbeit mit Tutor und Team erwarten. Wir wissen aber
auch um die Wichtigkeit von regelmäßigem Feedback, individueller Betreuung und dem Blick über den Tellerrand. Zu keiner anderen Gelegenheit innerhalb der juristischen Ausbildung haben
Sie die Möglichkeit, so unverbindlich und frei in Ihre berufliche
Zukunft zu blicken wie jetzt. Wir geben Ihnen den Freiraum dafür
und auch den kleinen Schubs, den es vielleicht ab und an braucht,
um eigene Interessen zu wecken und Stärken auszubauen.
So wichtig Ihre Erfahrungen aus der Anwalts- oder Wahlstation
auch sind, ist es uns ein besonderes Anliegen, Sie auch in Hinblick
auf Ihr Zweites Staatsexamen zu unterstützen. Schließlich sollen
Sie an Ihre tolle Leistung im Ersten Staatsexamen anknüpfen können. Aus diesem Grund bieten wir einmal im Monat ein Aktenvortragstraining an, das Sie unter realistisch nachempfundenen
Examensbedingungen auf die mündliche Prüfung vorbereitet. Die
Trainings sind aus eigenen Associate-Reihen besetzt und garan-
tieren so eine unkompliziert-kollegiale Atmosphäre. Übung macht
bekanntlich den Meister, und mithilfe von konstruktivem Feedback und dem gemeinsamen Besprechen der Fälle gewinnen Sie
die Sicherheit und das Selbstbewusstsein, das Ihnen am Ende die
entscheidenden Punkte einbringen wird.
Ein weiteres Highlight für unsere Referendare ist die Teilnahme
am Referendar-Retreat. Mit einem eintägigen Rhetorik-Training
machen wir Sie hierbei fit für den Berufseinstieg und bieten Ihnen
wertvolle Networking-Gelegenheiten.
Wie Sie sehen, hat die Referendarausbildung bei uns oberste Priorität. Überzeugen Sie sich selbst!
Bewerbungen unter www.gleisslutz.com/karriere
SARAH ROTH
Sarah Roth hat in Saarbrücken und Bonn Rechtswissenschaften
studiert. Seit 2006 ist sie bei Gleiss Lutz im Recruiting tätig und
verantwortet dort u. a. das Nachwuchsjuristen-Programm.
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„ICH PROMOVIERE …“
Die Promotion ist eine Weichenstellung
für die weitere berufliche Entwicklung. Gleiss Lutz
bietet verschiedene Möglichkeiten, Nachwuchsjuristen individuell darin zu unterstützen.
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Nach zwei Jahren Tätigkeit als Associate ist man strukturierter, schneller,
produktiver, zielgerichteter und fokussierter. Ich habe in der Mandatsarbeit
gelernt, eine These aufzustellen und zu
begründen. Das hat mir sehr geholfen.
P
Dörte Gauger, Associate, Öffentliches Recht, Stuttgart
romovieren oder nicht – das ist für viele Absolventen nach zwei
Examina die Frage. Viele benötigen nach den langen, intensiven
Prüfungsvorbereitungen Abstand von der Bibliothek und verspüren den Drang, ihr Wissen endlich in die Praxis umzusetzen. Die
Promotion ist nicht zwingend, um bei Gleiss Lutz erfolgreich zu
starten. Im Gegenteil: Man kann als Associate eine Auszeit nehmen, um die
Doktorarbeit zu schreiben. Das kann einerseits sinnvoll sein, um die Ausbildung zu einem Abschluss zu bringen. Andererseits ist die Promotion auch
eine Voraussetzung, um Partner zu werden. Bei Gleiss Lutz lässt sie sich individuell und vielfältig organisieren.
Dörte Gauger, Associate in der Praxisgruppe Öffentliches Recht im Stuttgarter Büro, entschied, nach zweijähriger Tätigkeit als Anwältin ein Jahr Auszeit für die Promotion zu nehmen. Der Vorteil: „Die Themensuche hat sich
über die Arbeit erleichtert. Ich hätte mich nach dem Studium schwergetan,
ein Thema zu suchen, das kein Mainstream ist. Weil wir im Öffentlichen
Recht sehr spezialisiert sind, kam ich auf Aspekte, die man an der Uni nicht
so im Blick hatte.“ Wer sich entscheidet, bei Gleiss Lutz zu promovieren,
kann mit der organisatorischen Unterstützung der Kanzlei rechnen. Das
fängt bei der Literaturbeschaffung an, geht über zeitraubende Kleinigkeiten
wie Kopien anfertigen und endet bei terminlicher Koordination, wenn nötig.
Auch Jan Philipp Mohr, Assoziierter Partner im Frankfurter
Büro im Bereich Corporate, nahm drei Monate Auszeit: „Ich Der Fokus auf
hatte meine Dissertation schon vor meinem beruflichen Ein- die Promotion
stieg in der Kanzlei begonnen und wollte sie nun zum Abermöglicht ein
schluss bringen.“ Sven Haag aus dem Bereich Kartellrecht im
zügiges und
Stuttgarter Büro hat sich für das klassische Modell entschieeffizientes Arden, das die Promotion nach dem Referendariat vorsieht. „Für
mich waren Studium und Referendariat Pflicht und die Promo- beiten. Für die
tion sozusagen die Kür. Sie ist für mich wesentliches Prädikat Promotion vor
für hervorragende Anwälte, weil sie die Fähigkeit zeigt, ein dem Berufseingroßes Problem anzugehen, vielschichtig zu bearbeiten und stieg kann ich
erfolgreich zu Ende zu bringen.“ Auch finanziell unterstützt nur empfehlen,
Gleiss Lutz die Promotion. Wer sich für eine Auszeit entschei- sich schon im Redet, erhält für deren Dauer die Hälfte seines Gehaltes als Vor- ferendariat mit
schuss. Nach dem Einstieg in die Mandatsarbeit arbeitet er für Themen auseindieselbe Dauer zum halben Gehalt weiter, der Vorschuss wird anderzusetzen.
verrechnet. Sven Haag: „So kann man sich voll und ganz der Sven Haag, Associate,
Promotion widmen.“
Kartellrecht, Stuttgart
PROMOTION
Jan Philipp Mohr,
Assoziierter Partner,
Corporate,
Frankfurt
• Freistellung für maximal ein Jahr möglich.
• Zeitraum frei wählbar – vor oder während der
Anwaltstätigkeit.
• Die Hälfte der Bezüge wird während der Freistellung
fortgezahlt und nach (Wieder-) Einstieg verrechnet.
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WACHSTUMSMOTOR
Associates erhalten in der Gleiss Lutz-Akademie
eine umfangreiche Zusatzausbildung. Die Idee:
aus hervorragenden Juristen noch bessere Anwälte
und gute Unternehmer zu machen.
W
er als junger Jurist nach dem Referendariat in
einer Großkanzlei wie Gleiss Lutz startet, für den
sind die konkreten Aufgaben gleichwohl weitgehend neu. Auch die praktischen Anforderungen
unserer Mandanten sind Berufseinsteigern noch
nicht vertraut. Unser Hauptaugenmerk liegt deshalb darauf, dieses
Praxiswissen gezielt zu vermitteln. Hier setzt die Gleiss Lutz-Akademie schon am ersten Tag mit der Juristeneinführung sowie dem
einwöchigen Blockseminar für alle neuen Associates an. Genauso
wichtig ist, dass sie sich dabei standort- und rechtsgebietsübergreifend innerhalb der Kanzlei vernetzen. Auf die Einführungsveranstaltungen folgen jedes Jahr an verschiedenen Standorten regelmäßige halb- oder ganztägige Workshops, bei denen sich kleine
Gruppen von sieben bis fünfzehn Associates unter Anleitung von
Partnern vertieft mit konkreten Aufgabenstellungen beschäftigen.
„Laufende Fortbildung ist in unserem Beruf ein ganz entscheidender Erfolgsfaktor und daher ganz besonders für die jüngeren Kollegen wichtig, die noch nicht so viel Erfahrung haben“, sagt Jan
Bauer, Partner in der Praxisgruppe Corporate in Frankfurt und
in der Kanzlei für die Fortbildung in der Praxisgruppe Corporate
verantwortlich. Obwohl Gleiss Lutz eine Full Service-Kanzlei ist,
bildet der Bereich Corporate einen Schwerpunkt.
juristisch beraten, wenn man nicht weiß, worauf es den Kaufleuten
ankommt. Unser Ziel ist, die Schnittstellen zwischen Unternehmen
und Kanzlei so reibungslos wie möglich zu gestalten.“
VOM ALLGEMEINEN ZUM SPEZIELLEN
Zu Beginn der Ausbildung geht es auch beim Corporate Training
Program um Grundlagenvermittlung, zum Beispiel die Rolle der
Rechtsberater bei einem Unternehmenskauf. In einem zweitägigen
Workshop wird durchgespielt, wie ein „Deal“ für den Mandanten
rechtssicher abgewickelt wird. Bauer: „Welche Verträge sind nötig,
welche Dokumente, was müssen sie umfassen und warum?“ Komplexität und Spezialisierung des Corporate Training Program steigern sich von Jahr zu Jahr, vergleichbar in etwa dem Lehrplan an
der Universität. Im zweiten Jahr etwa werden speziellere Themen
wie Übernahmeangebote oder Private Equity-Transaktionen durchgespielt oder gezeigt, wie man die Hauptversammlung einer börsennotierten Gesellschaft vorbereitet. Inhaltlich geht es nicht nur um
Juristisches. In fast allen Mandaten arbeiten die Juristen mit den
Entscheidern ihrer Mandanten zusammen, die oft einen kaufmännischen oder technischen Background haben und ein bestimmtes
geschäftliches Ziel verfolgen. Bauer: „Man kann nicht sachgerecht
banken eingeladen. Was ist der Zweck der Gleiss Lutz-Akademie?
Bauer: „Es geht um die stetige Weiterentwicklung unserer Associates. Wir wissen, dass wir hoch motivierte, bestens ausgebildete
Juristen eingestellt haben. Es geht dann darum, Stärken zu fördern und Schwächen idealerweise abzustellen. Dabei stehen fachliche Seminare sowie Trainings zu Rhetorik, Zeitmanagement oder
effektiven Kommunikationstechniken auf dem Weiterbildungsplan. Wenn nach dreieinhalb Jahren mit der Assoziierten Partnerschaft das nächste Karriereziel erreicht ist, verschiebt sich der
Fokus der Fortbildung dahin, wie aus dem Assoziierten Partner
ein erfolgreicher Partner wird.“ Bauer: „Wir wollen aus guten
Juristen sehr gute Anwälte und Unternehmer machen.“ Im zweiten Teil wird es daher spezifischer und individueller. Die Ausbildung erfolgt weniger in Gruppen, sondern stärker auf den Einzelnen zugeschnitten. Doch auch damit hat die Gleiss Lutz-Akademie
ihren Auftrag längst nicht erfüllt. Denn auch die Partner bilden
sich hier noch weiter.
KNOW-HOW UND NETZWERK
Die juristischen Inhalte in den Ausbildungsprogrammen behandeln die eigenen Partner. Zum einen aus inhaltlichen Gründen,
weil so das eigene, hoch spezialisierte Know-how weitergegeben
werden kann. Zum anderen verfolgt die Kanzlei einen NetzwerkAspekt. Bauer: „Durch die Workshops bringen wir Kollegen
zusammen, die in der täglichen Mandatsarbeit nicht ständig miteinander Kontakt haben. Das fördert das Teamverständnis über die
Standorte hinweg.“ Neben eigenen Partnern werden externe Referenten von Wirtschaftsprüfungs-Gesellschaften oder Investment-
„Sich ständig auf dem
Laufenden zu halten und
zu verbessern, ist eine
Kernkompetenz und
Voraussetzung, dauerhaft
erfolgreich zu sein.“
Jan Bauer, Partner, Corporate, Frankfurt
17
PARTNER
• Praxisgruppenbezogene
Weiterbildungsveranstaltungen
• Managing Key Clients
• Honorarverhandlungen
4.–7. JAHR
(ASSOZIIERTE PARTNER)
Die Ausbildung in
der Gleiss Lutz-Akademie
wird im Laufe der
Karriere bei Gleiss Lutz
zielgenauer und
individueller. Die
Komplexität und
Spezialisierung unserer
Trainings steigern sich
von Jahr zu Jahr.
• Praxisgruppenbezogene
Weiterbildungsveranstaltungen
• Rhetorik Level III
• Business DevelopmentWorkshop
• Verhandlungstraining
• Bilanzkunde
1.–3. JAHR (ASSOCIATES)
• Praxisgruppenbezogene
Weiterbildungsveranstaltungen (u. a. Corporate Training
Program)
• Rhetorik Level I + II
• Zeitmanagement-Training
• Effektive Kommunikationstechniken
• Bilanzkunde
ONBOARDING
• Zweitägige Juristeneinführung
• Einwöchiges Blockseminar
(Vorstellung aller Praxisgruppen sowie Einführung in
Kommunikationsskills und
Kanzlei-Marketing)
18
VOLLE
FLEXIBILITÄT
Elternzeit, Sabbatical, Teilzeit – die Frage
nach der Work-Life-Balance wird bei Gleiss
Lutz mit flexiblen Arbeitszeitmodellen
beantwortet. Vier Anwälte berichten.
Tobias Abend,
Associate im Büro Frankfurt,
Arbeitsrecht
Sabbatical
Ich liebe die kanadische Wildnis. So habe ich mir im Sommer 2014
SABBATICAL
Associates und Assoziierte Partner
können auf dem Weg zum Partner
oder Counsel zweimal eine einmonatige Auszeit nehmen – bei
vollem Gehalt. Das Sabbatical ist ab
dem dritten und sechsten Jahr der
Kanzleizugehörigkeit möglich, es
kann zudem mit dem Jahresurlaub
kombiniert werden.
vier Wochen Zeit genommen, die ich mit meiner Familie in einem abgelegenen Haus direkt an einem See in der Provinz Nova Scotia verbracht habe.
Die nächste Einkaufsmöglichkeit war 20 Minuten mit dem Auto entfernt, die
nächste Stadt eine Stunde und Halifax zwei. Ich bin gesegelt, geschwommen,
habe geangelt und gegrillt. Dazu lag ich jeden Tag in der kanadischen Sonne und habe einige Bücher „verschlungen“ – freilich nur Belletristik, keine
Fachbücher. Es gab keinen Handy-Empfang und kein Internet. Dass man da
den Kopf freibekommt, muss man sich erst gar nicht vornehmen, es geschieht
ganz von allein. Erst bei den Versorgungsfahrten merkte ich, was an Nachrichten auf einen einprasselt, wenn man wieder Zugang zum Internet hat. Die Entscheidung, das Sabbatical in der abgeschiedenen Wildnis zu verbringen, war
aber unproblematisch, weil ich meinen Plan rechtzeitig vorher mit meinen
Tutoren und Kollegen abgestimmt habe. Ich fand es großartig, eine längere
Zeit an einem solchen Ort mitten in der Natur verbringen zu können.
PERSÖNLICHER TIPP:
Dies ist eine Gelegenheit, die so schnell nicht wiederkommt. Ich würde
jedem raten, in einem Sabbatical etwas zu machen, das man schon immer
machen wollte, zum Beispiel eine Reise an einen besonderen Ort.
19
Die Geburt unseres zweiten Sohnes war für
Johannes Scherzinger,
Associate im
Büro Stuttgart,
Kartellrecht,
Sabbatical
mich der Anlass, ein einmonatiges Sabbatical in
Anspruch zu nehmen. Ich wollte in meiner Auszeit nicht nur die ersten Lebenswochen meines
Sohnes begleiten, sondern viel Zeit mit meiner
Familie verbringen und den Familienalltag erleben: meinen knapp dreijährigen Sohn von der
Tagesmutter abholen, mit ihm auf den Spielplatz
gehen, die Familie bekochen und gemeinsame
Familienaktivitäten planen – also alles, was man
als Vater so macht und im Berufsalltag häufig
zu kurz kommt. Es ist schön zu sehen, wie der
Ältere darauf reagiert. Er genießt es sehr, wenn
sein „Papi“ zu Hause ist. Ich habe meinem Tutor
früh von der Schwangerschaft meiner Frau und
meinen Plänen berichtet. Er ist selbst ein Familienmensch mit vier Kindern und hat mich dabei
voll unterstützt. Meine Kollegen haben mich sogar ein wenig beneidet, weil ich einer der Ersten
bin, der ein Sabbatical nimmt.
PERSÖNLICHER TIPP:
Das Sabbatical ist eine besondere Gelegenheit. Man sollte sorgfältig abwägen,
aus welchem Anlass man sich dafür entscheidet, damit es sich wirklich lohnt.
Ich bin begeisterter Radfahrer und
unternahm mit neun Freunden eine Alpenüberquerung. Von Innsbruck ging es auf dem
Rennrad in sechs Tagen über zahlreiche Pässe
nach Bern. Zudem war ein Ziel meines Sabbaticals, ein Haus auf Korsika zu mieten, um
dort mit meiner Frau und allen vier Kindern
gemeinsam ein paar Wochen zu verbringen.
Ab dem dritten Tag war ich ohne Computer
und Blackberry gedanklich aus den Mandaten heraus. Quasi zum Ausgleich für den
Geist las ich in den fast vier Monaten meines
Sabbaticals einige anspruchsvolle Werke zur
Wirtschaftstheorie, wozu ich im normalen
Tagesablauf zeitlich nicht gekommen wäre.
Von Kollegen und meinen Mandanten erhielt
ich fürs Sabbatical viel Zuspruch. Es gab keinen Burn-out-Verdacht oder andere Einwände, denn Sabbaticals sind mittlerweile gesellschaftlich voll akzeptiert.
Detlef Bauer,
Partner
im Büro Frankfurt,
Corporate,
Sabbatical
PERSÖNLICHER TIPP:
Wenn Ihnen nach einer Auszeit ist, gilt: Je schneller Sie es tun, desto besser.
Es gibt Abstand vom Berufsleben, Sie lernen Kontrolle abzugeben und kehren
ausgeruht mit neuem Unternehmergeist zurück.
Birgit Colbus,
Counsel im Büro Frankfurt,
Kartellrecht,
Flex-Time-Modell
Seit der Geburt meiner Töchter arbeite
ich in Teilzeit. Ich verbringe etwa sechs Stunden am Tag im Büro und bin die restliche
Zeit über Blackberry und Notebook erreichbar. Manchmal arbeite ich auch im Homeoffice, zum Beispiel wenn ein Kind krank
ist oder wenn es besser in die Familienorganisation passt. Im Großen und Ganzen
klappt alles prima, doch man braucht gute
Nerven, Flexibilität und Spontanität im
Alltag. Es gibt immer unvorhergesehene
Situationen, und dann muss man improvisieren. Auch mein Team im Kartellrecht
unterstützt mich sehr und hilft, wenn es
brennt. Das Schöne am Flex-Time-Modell
ist, dass ich beides haben kann: einen anspruchsvollen Beruf und Zeit für meine
Kinder – das ist wirklich ein ganz großes
Plus bei Gleiss Lutz.
PERSÖNLICHER TIPP:
Ich möchte Juristinnen ermutigen, Anwältinnen zu werden, wenn sie es wollen.
Über Flex-Time lassen sich Anwaltsberuf
und Familie vereinbaren.
20
REALITÄTS-CHECK
Der Einstieg als Associate in einer Großkanzlei ist
eine Herausforderung. Gleiss Lutz-Associates berichten,
warum sich Leistungsbereitschaft und Commitment lohnen.
A
n dem ,Gerücht‘, dass Anwälte in Wirtschaftskanzleien
viel arbeiten, ist sicher etwas
dran. Wirtschaftskanzleien
sind bekannt für üppige Gehälter und große Mandate. Erstere wollen
verdient sein, Letztere bereiten Arbeit –
so schließt sich der Kreis“, findet Harald
Weiß, Associate im Kartellrecht des Brüsseler Büros. „Ob überdurchschnittlich viel
gearbeitet wird, hängt vom Vergleichsmaßstab ab. Ich denke nicht, dass wir
mehr arbeiten als andere Berufsträger mit
vergleichbarem Gehalt und ähnlich anspruchsvollen Aufgaben. Oder selbstständige Unternehmer, die im Begriff sind, ihr
eigenes Geschäft auf die Beine zu stellen.“
Für Weiß kommt es nicht allein auf die
Uhrzeiten an, sondern auch darauf, womit
er in seiner Arbeitszeit beschäftigt ist. Er
wollte nach seinem Studium und seiner
Promotion bei einer renommierten Wirtschaftskanzlei in Brüssel an spannenden
nationalen und internationalen Mandaten
im Bereich Kartellrecht und Europarecht
mitarbeiten. Da man viel Zeit mit seinen
Kolleginnen und Kollegen verbringt, war
ihm bei der Wahl seines zukünftigen Arbeitgebers besonders wichtig, dass die
Chemie stimmt. „Honorierung des Einsatzes durch Mandanten und Kollegen,
Teamarbeit auf höchstem Niveau, spannende Mandate, angemessene Bezahlung
und zu guter Letzt in der Regel freie Wochenenden“ sind für ihn Belohnung für
seine Arbeit und sein Engagement.
DIE REWARDS STIMMEN
Sebastian Sonn, Associate im Bereich
Kartellrecht im Stuttgarter Büro, erlebte
seinen Einstieg ähnlich: „Eine Wirtschaftskanzlei setzt zweifelsohne ein enormes
Commitment voraus. Der Einsatz ist überdurchschnittlich hoch.“ Doch er sagt auch:
„Der Unterschied zu Freunden und Bekannten in anderen Branchen ist nicht so
groß, wie im Allgemeinen angenommen
wird.“ Sonn glaubt wie Weiß, dass sich der
Einsatz lohnt, weil die Rewards stimmen.
Ein weiterer Aspekt für ihn: „Selbst wenn
nicht alle Kollegen für ihre gesamte Karriere in einer Wirtschaftskanzlei tätig bleiben werden, genießt man hier doch eine
herausragende Ausbildung und empfiehlt
sich so auch für andere Berufe in der späteren Laufbahn.“ Eine wichtige Quelle für
permanente Motivation ziehen die Associates zudem aus der Bestätigung durch den
Erfolg der Arbeit. Melanie Eckardt, Associate in der Praxisgruppe Dispute Resolution
im Stuttgarter Büro: „Das ist ein nicht zu
unterschätzender Aspekt. Wenn man in
einem Fall etwas erreicht, man mit seiner
eigenen Performance zufrieden ist und
vom Mandanten auch die entsprechende
Anerkennung erhält, fühlt sich das ungemein gut an.“
FREIRÄUME SCHAFFEN
Wie sind die Erfahrungen von Anwälten,
die schon länger dabei sind? Hendrik Marchal, Assoziierter Partner im Steuerrecht im
Hamburger Büro, arbeitet mit einer zweijährigen Unterbrechung seit 2007 für die
Kanzlei: „Anwälte in Wirtschaftskanzleien
arbeiten viel, weil sie komplexe Fälle und
schwierige rechtliche Fragen bearbeiten,
21
Melanie Eckardt, Associate, Dispute Resolution/Litigation, Stuttgart. Ohne Engagement,
Leistungsbereitschaft und Erreichbarkeit geht es in unseren Mandaten nicht. Wir bemühen uns in unserem Team,
auf die Bedürfnisse und Pläne der Einzelnen Rücksicht
zu nehmen. Aber wenn es brennt, dann brennt es. Läuft
in einem Großverfahren eine Schriftsatzfrist ab, arbeiten
wir alle mit Hochdruck daran. Ich glaube nicht, dass dies
anders zu bewältigen wäre. Viel wichtiger ist, dass man
gemeinsam sehr gute Arbeit leistet und der Mandant mit
dem Ergebnis zufrieden ist. Nach jedem Hoch gibt es auch
ruhigere Phasen. Ständige Erreichbarkeit kann zeitweise
etwas anstrengend sein, jedoch ist diese für uns am Wochenende eher ungewöhnlich und im Urlaub die absolute
Ausnahme. Dies ist mir wichtig, da ich auf diese Weise
richtig abschalten und neue Energie tanken kann.
„Wir stimmen im Team ab, wer
wann regelmäßig oder einmalig
etwas vorhat und nehmen darauf
Rücksicht.“
Benjamin Herz, Associate, Öffentliches Wirtschaftsrecht, Frankfurt/Berlin. Ich habe vor über drei
Jahren bei Gleiss Lutz angefangen und mich auf das Bankaufsichtsrecht spezialisiert. Dort haben wir es oft mit aktuellen Themen zu tun, über die im Wirtschaftsteil der Zeitungen zu lesen ist.
Dass wir am Puls der Zeit sind, trägt dazu bei, dass ich jeden Tag
gerne ins Büro gehe. Da viele Mandate eine politische Dimension
haben und die Themen interessant sind, stellt sich die Frage nach
einer Work-Life-Balance so eigentlich nicht. Insbesondere bei
Unternehmenstransaktionen kommt es natürlich häufig vor, dass
kurzfristig belastbare Einschätzungen zu komplexen rechtlichen
Themen abgegeben werden müssen. Dass sich unsere Mandanten
in kritischen Situationen voll auf uns verlassen, ist Herausforderung und Anreiz zugleich.
„Dass sich unsere Mandanten voll auf
uns verlassen, ist Herausforderung und
Anreiz zugleich.“
Lukas Schultze-Moderow, Associate, Dispute Resolution/Litigation, Frankfurt. Es gehört zum Rechtsanwaltsberuf, das Mandanteninteresse
nach vorne zu stellen, und zwar unabhängig von Großkanzlei oder Ein-Mann-Kanzlei. Die
spannendsten Herausforderungen lassen sich nicht immer zwischen 9:00 und 17:00 Uhr
bewältigen, und ich glaube, das gilt in fast jedem Berufsfeld. Ein Beispiel: 12.000 Fans
begleiteten Eintracht Frankfurt im Europapokal nach Bordeaux – so auch ich. Während
11.999 Fans gen Stadion liefen, arbeitete ich noch im Hotelzimmer. Die Infrastruktur der
Kanzlei hilft mir, den Anforderungen gerecht zu werden. Statt auf die Reise nach Bordeaux zu verzichten, konnte ich so für einige Stunden dort arbeiten. Und pünktlich zum
Anstoß und zur anschließenden Siegesfeier war ich im Stadion.
„Ich arbeite, wenn und weil die Interessen meines
Mandanten das erfordern. Es geht nie darum,
länger im Büro zu sein als irgendjemand anders.“
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Nico Holtcamp, Associate, Corporate/
M&A, Stuttgart. Im Umgang mit den Kollegen gibt es
im Arbeitsalltag lustige und unbeschwerte Momente. Das
ist für mich sehr wichtig und trägt dazu bei, dass ich morgens gerne ins Büro komme. Das allein reicht längerfristig
aber natürlich nicht aus. Die Faktoren, die mich dauerhaft
für meine Arbeit bei Gleiss Lutz motivieren, sind daher andere: Das ist zum einen der Umstand, dass die Arbeit hier
anspruchsvoll und abwechslungsreich ist und ich das Gefühl habe, mich juristisch und persönlich weiterentwickeln
zu können – es wird eben nicht langweilig. Hinzu kommt,
dass es nicht darum geht, sich ohne Ziel zu „schinden“,
sondern dass am Ende jeder Belastungsphase ein Ergebnis
steht, das der Mandant ohne diese besondere Anstrengung
nicht erzielt hätte. Das Wissen, durch besonderen Aufwand
etwas nicht ganz Selbstverständliches geschafft zu haben,
kann durchaus für manch harten Arbeitstag entschädigen.
„Ich schätze vor allem das stets
partnerschaftliche und konstruktive Miteinander. Auch in stressigen
Phasen und an langen Tagen behalten alle ihren Sinn für Humor.“
Hendrik Marchal Assoziierter Partner,
Steuerrecht, Hamburg. Den hohen Anspruch
„Wenn man anspruchsvolle Mandate bearbeiten möchte, geht das nur,
wenn man bereit ist, überdurchschnittlichen Einsatz zu bringen.“
an Einsatzbereitschaft und Erreichbarkeit halte ich für
zeitgemäß. In einer globalisierten Welt, in der wir internationale Unternehmen beraten und dabei auch in ständigem
Vergleich zu anderen Beratern stehen, sind die Anforderungen der Mandanten an uns und unsere Arbeit natürlich
sehr hoch. Persönlich empfinde ich diese Anforderungen
aber nicht als Belastung. Gerade im Steuerrecht haben wir
es täglich mit unterschiedlichsten Personen aus verschiedensten Branchen und Ländern zu tun; außerdem ändert
sich das Steuerrecht laufend. Es bleibt daher immer spannend und abwechslungsreich. Außerdem sind die Arbeitsbedingungen sehr gut: Mein Sekretariat unterstützt mich,
die Bibliothekare besorgen mir in kürzester Zeit jeden Aufsatz und jedes Urteil, und ich kann unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter bitten, etwas für mich zu recherchieren
oder eine Stellungnahme vorzubereiten.
23
Harald Weiß, Associate,
Kartellrecht, Brüssel. Ohne
hohe Leistungsbereitschaft und
gute Erreichbarkeit tut man sich
im Anwaltsberuf sicher schwer,
nicht nur in der Großkanzlei. Ich
bin mir allerdings nicht sicher, ob
sich die Anforderungen an das
Engagement von Anwälten in Wirtschaftskanzleien im Vergleich zu
früher verschärft haben. Sicherlich
ist es im Zeitalter von Smartphones und virtuellem Schreibtisch
im Home-Office einfacher und
„verlockender“ geworden, rund
um die Uhr zu arbeiten. Ich habe
aber nicht das Gefühl, dass das
erwartet wird. Weder von Mandanten noch von Kollegen. Hier muss
jeder – wahrscheinlich sehr viel
mehr als früher – selbst wissen,
wann er die Bremse zieht und sagt:
„Auf die E-Mail kann ich guten
Gewissens auch morgen oder am
Montag antworten, weil das keinen
Unterschied macht.“
„Die Frage, was
dringend ist und
was nicht, kann
und muss jeder–
jedenfalls bis zu
einem gewissen
Grad – für sich
selbst entscheiden.“
oftmals unter großem Zeitdruck. Aber niemand – weder bei Gleiss Lutz noch bei anderen Wirtschaftskanzleien – muss deswegen
sein Privatleben oder seine Interessen aufgeben. Ob in der Großkanzlei oder der Boutique: Die Anforderungen sind die gleichen,
wenn man auf juristisch hohem Niveau arbeiten möchte.“ Marchal kann es beurteilen,
denn er war zwischenzeitlich in einer auf
Umsatzsteuerrecht spezialisierten Boutique
tätig. Sein Rat an Einsteiger: „Zeit für private Aktivitäten muss man sich nehmen. Viel
hängt allerdings davon ab, wie gut man sich
selber organisieren kann. Das lernt man
aber mit der Zeit. Beispielsweise kann man
auch mal in der Mittagspause zum Sport gehen. Oder man kommt morgens früher ins
Büro, wenn man am Abend ins Theater oder
ins Konzert gehen möchte.“
PREDICTABLE TIME OFF
Heißt Leistungsbereitschaft, jeden Tag von
morgens früh bis abends spät im Büro zu
sitzen? Nico Holtkamp ist Associate im
Stuttgarter M&A-Team, in dem es häufig zu
Spitzen kommt. Doch er sagt: „Es ist sicher
nicht so, dass stete Anwesenheit gefordert
wäre. Vielmehr geht es darum, erreichbar
zu sein bzw. dann ein Ergebnis liefern zu
können, wenn es verlangt ist.“ Gerade im
Transaktionsgeschäft lassen sich Abläufe
nur sehr schwer vorhersehen, „Last-MinuteEinsätze“ sind üblich. Holtkamp sieht das
aber auch positiv: „Das macht ein Stück weit
den Reiz aus.“ Um private Aktivitäten dennoch fest zu etablieren, hat sein Team eine
faire Lösung gefunden: Predictable time
off. An einem wöchentlich vorab festgelegten Tag soll ein vorhersehbarer Feierabend
auch bei kurzfristiger, dringender Mandatsarbeit möglich sein. Intern stellt das Team
sich dazu so auf, dass diese Aufgabe gegebenenfalls von einem anderen übernommen
werden kann. In den allermeisten Fällen
funktioniert das gut. „Es lässt uns die Möglichkeit, sich planbar an mindestens einem
Abend pro Woche zu verabreden oder einem
regelmäßigen Hobby nachzugehen.“ Eingeführt wurde dieses Modell auf Vorschlag des
Partners, der voll dahintersteht. Holtkamp:
„Auf diese Weise wird unser Modell tatsächlich gelebt – und niemand muss dabei ein
schlechtes Gefühl haben.“ Das System der
Predictable time off bürgert sich mehr und
mehr auch in anderen Bereichen bei Gleiss
Lutz ein.
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Anna Frey, Associate, Arbeitsrecht,
München. Es lässt sich nicht leugnen, dass in einer
Großkanzlei viel gearbeitet wird. Das steht meiner Meinung nach im direkten Zusammenhang mit der Erwartungshaltung unserer Mandanten. Wir vertreten häufig
große Wirtschaftsunternehmen, in denen unsere Ansprechpartner ebenfalls keinen Nine-to-five-Job haben.
„Nach meiner Erfahrung schneiden
Großkanzleien im Arbeitszeitvergleich mit anderen Beschäftigungsfeldern für Juristen nicht schlecht ab.“
Marc Seeger, Associate, Corporate/M&A, Düsseldorf. Natürlich arbeiten wir überdurchschnittlich viel. Ich bin
aber kein Freund davon, dass „viel Arbeit“ gleich einen negativen
Beigeschmack hat. Die Arbeitsbelastung jedes Einzelnen hängt
sicherlich auch davon ab, wie man sich organisiert. Ich bin zum
Beispiel relativ früh im Büro und verzichte gerne mal auf meine
Mittagspause, um abends früher raus zu kommen. Das gelingt natürlich nicht immer, wenn abends noch Aufgaben zu erledigen sind
oder in transatlantischen Mandaten auch mal Telefonkonferenzen
stattfinden – im Regelfall aber doch ganz gut. Dass Inhouse-Juristen
deutlich weniger arbeiten als wir, scheint mir auch ein Mythos zu
sein. Wir können die Arbeitsbelastung der Kollegen aus den Rechtsabteilungen, die M&A-Projekte betreuen, ganz gut anhand der
E-Mails und Telefonkonferenzen nachvollziehen. Geringere Arbeitszeiten kann ich da in vielen Fällen nicht erkennen.
„Anrufe oder E-Mails, die eine direkte
Reaktion erfordern, sind am Wochenende oder spätabends die Ausnahme.“
Sebastian Sonn, Associate, Kartellrecht, Stuttgart.
Bei Gleiss Lutz gibt es keine Stundenvorgaben und keine Mindestanwesenheitszeiten. Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitigem Vertrauen, und
am Ende des Tages zählt allein, ob man die Arbeit erledigt hat – nicht, wie
lange man im Büro war. Auch der Mythos, in einer Wirtschaftskanzlei werde
regelmäßig bis 23 Uhr und auch am Wochenende gearbeitet, trifft nicht zu.
Es gibt zwar Spitzenzeiten, aber in der Regel enden die Arbeitstage deutlich
früher und Wochenendarbeiten sind Ausnahmen. Wichtig ist auch, dass der
hohe Einsatz bei uns nicht als selbstverständlich hingenommen, sondern
gewürdigt wird. In einigen Referaten bürgert es sich zudem zunehmend ein,
dass die einzelnen Anwälte abwechselnd an einem festen Wochentag offiziell etwas früher aus dem Büro kommen und so auch unter der Woche noch
regelmäßige Privataktivitäten fest planen können.
„Entgegengebrachtes Vertrauen und daraus
resultierende Eigenständigkeit in der Mandatsarbeit sind für mich zentrale Elemente, die
den Einsatz ohne weiteres rechtfertigen.“
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WARUM NICHT RESTRUKTURIERUNG?!
Matthias Tresselt, Partner im Stuttgarter Büro, berichtet über seine Tätigkeit als
Restrukturierungsanwalt und was er am Insolvenzrecht besonders schätzt.
H
aben Sie schon einmal von den Herren Görg, Frege
oder Geiwitz gehört? Was fällt Ihnen spontan ein,
wenn Sie an Karstadt, Schlecker, das Bankhaus Lehman oder Suhrkamp denken? Falls Sie jetzt nicht nur
Kleidung, Drogerieartikel, Wertpapiere oder Bücher
vor sich sehen, sondern Ihnen mediale Schlagworte wie „Insolvenzverfahren“, „Schutzschirm“, „Eigenverwaltung“ oder „Planinsolvenz“ einfallen, dann sind Sie vermutlich noch kein ausgemachter
Experte im Insolvenzrecht, aber ein „juristisch interessierter Laie“
und vielleicht – bei weitergehendem Interesse und entsprechender Weichenstellung – ein angehender Restrukturierungsanwalt.
INSOLVENZRECHT IN DER PRESSE
Was sich tatsächlich hinter diesen Begriffen verbirgt, erfährt man
weder aus der Bildzeitung noch aus der FAZ, dem Spiegel oder dem
Handelsblatt. Die insolvenzrechtliche Presseberichterstattung, in
der versucht wird, die Untiefen des Insolvenzrechts auszuloten,
lässt mir mitunter die Haare zu Berge stehen. Manchmal wird in
einem sog. „Fachbeitrag“ eine Einschätzung zu Details des Insolvenzplanverfahrens abgegeben, beispielsweise den Unterschieden
zwischen einem „270a-Verfahren“ und einem „270b-Verfahren“,
die es in der Sache leider selten trifft. Meistens breche ich leicht
entnervt die Lektüre vorzeitig ab.
GEDULDSPROBE SUHRKAMP
In letzter Zeit hatte ich viele solcher wenig erbaulichen Lese-Momente, vor allem in einem unserer jüngsten Fälle, den wir kürzlich
erfolgreich abgeschlossen haben und der ein echter Dauerkandidat in der Medienberichterstattung war: Wir haben den Suhrkamp
Verlag, eines der renommiertesten Verlagshäuser in Europa, in ein
Schutzschirmverfahren begleitet und für den Verlag einen Insolvenzplan erstellt, der unter anderem die gesellschaftsrechtliche
Umwandlung der Schuldnerin von einer Kommanditgesellschaft
in eine Aktiengesellschaft vorsah. Dieser Insolvenzplan, der von
den Gläubigern angenommen wurde, hat die Gerichte anschließend lange beschäftigt und das Unternehmen – v. a. die Mitarbeiter
– und auch uns Anwälte nicht nur auf die rechtliche, sondern vor
allem auf die vielbesagte „Geduldsprobe“ gestellt. Wir haben den
Insolvenzplan nicht nur durch alle Instanzen verteidigt – vor dem
Insolvenzgericht, dreimal vor dem Landgericht und zweimal vor
dem BGH –, sondern auch vor dem Bundesverfassungsgericht. Ein
opponierender Beteiligter hatte einen Antrag auf einstweilige Anordnung gestellt (§ 32 BVerfGG) mit dem Ziel, die Wirkungen des
Insolvenzplans zu stoppen und zu verhindern, dass die Umwand-
MATTHIAS TRESSELT
Matthias Tresselt studierte an der Universität Tübingen. 2008
arbeitete er bei einer Kanzlei in New York, seit 2015 ist er
Partner bei Gleiss Lutz.
Tresselt ist Mitglied der Deutsch-Amerikanischen Juristen-Vereinigung und berät im Bereich Restrukturierung, im Insolvenzrecht
sowie im Gesellschaftsrecht und bei M&A-Transaktionen.
lung des Verlags in eine Aktiengesellschaft in das Handelsregister
eingetragen wird. Mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung eines
Teams aus Insolvenz-, Aktien-, Prozess- und Verfassungsrechtlern
ist es uns gelungen, binnen kürzester Zeit eine Stellungnahme abzugeben und nach dem BGH auch das Bundesverfassungsgericht
davon zu überzeugen, „grünes Licht“ für die Umsetzung des Insolvenzplanes zu geben.
RESTRUKTURIERUNG ALS TRANSAKTION
Wie der Suhrkamp-Fall zeigt, sind das Insolvenzrecht und die
Arbeit an Restrukturierungsmandaten spannend und abwechslungsreich. In vielen der insolvenzrechtlichen Mandate, die wir
bei Gleiss Lutz betreuen oder betreut haben – wie etwa bei Apcoa,
IVG, Pfleiderer, Centrotherm, Solarworld oder Suhrkamp –, ist
der Schlüssel zum Erfolg eine maßgeschneiderte Lösung für den
Mandanten, die nur durch eine enge Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Rechtsgebieten gelingt.
In einem Restrukturierungsmandat gibt es neben den insolvenzrechtlichen Fragen meistens auch steuer-, finanz-, arbeits-, gesellschafts- oder kartellrechtliche Aspekte zu beachten. Der „große
Restrukturierungsfall“ stellt sich für uns als Transaktionsgeschäft
dar, bei dem wir als „Restrukturierer“ die Koordination übernehmen und darauf achten, dass die unterschiedlichen juristischen
Teile richtig ineinandergreifen. Mir macht diese interdisziplinäre
Arbeit in einem Team von spezialisierten Anwälten sehr viel Spaß
– sowohl persönlich und atmosphärisch als auch fachlich.
PERSÖNLICHER TIPP:
Nutzen Sie die Chance, mit einer anwaltlichen Tätigkeit im Insolvenzrecht über den eigenen juristischen Tellerrand hinauszublicken.
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GLOBETROTTER
Zwei Juristinnen berichten über ihre praxisbezogenen Auslandserfahrungen. Anke Siemer, Associate im Berliner Büro, arbeitete
in London, Paris und New York. Stephanie Lumpp, Assoziierte
Partnerin in Stuttgart, führte ein Secondment nach Sydney.
Frau Siemer, wie kam es zu Ihrer Wahlstation?
Schon von Beginn meines Referendariats
an hatte ich den Plan, meine Wahlstation
im Ausland zu verbringen. Wie viele Referendare überlegte ich erst, sie beim Auswärtigen Amt zu absolvieren. Lieber wollte
ich allerdings im englischsprachigen Ausland mit Muttersprachlern zusammenarbeiten und so mein fachliches Englisch
verbessern. Während meines Referendariats in Frankfurt bei Doris-Maria Schuster
bekam ich das Angebot, meine Wahlstation bei Proskauer Rose LLP (Proskauer) zu
verbringen. Zu meinem absoluten Glück
fragte mich Proskauer, ob ich nicht meine
dreimonatige Wahlstation zwischen mehreren Standorten aufteilen wolle. So verbrachte ich sechs Wochen im ProskauerOffice in London, zwei Wochen in Paris und
fünf Wochen in New York.
Woraus resultiert Ihr Auslandsdrang?
Einen Auslandsdrang habe ich schon seit
meiner Kindheit, geerbt von meinem Vater,
einem leidenschaftlichen Geografen. Schon
während meiner Schulzeit verbrachte ich
viele meiner Ferien in Frankreich oder
England und ging für einige Monate nach
Kanada. Nach meinem Abitur lebte ich ein
Jahr in Frankreich und verbrachte im Rahmen meines Studiums zwei Jahre in Paris.
Da ich auch in meiner späteren beruflichen
Zukunft gerne international arbeiten wollte und nach meiner Examensphase dringend einen Tapetenwechsel brauchte, war
es mir wichtig, meine Wahlstation im Aus-
land zu absolvieren. Darüber hinaus habe
ich eine ausgeprägte Liebe für England, die
englische Landschaft und London, weshalb
ich glücklich war, einen Teil der Wahlstation dort verbringen zu können.
„Bei Tarifverhandlungen in den USA betritt
man eine ganz andere
Welt. Manche Themen
erscheinen aus deutscher Sicht absurd und
überflüssig.“
Wie war der Empfang?
Dreimal ein Empfang in drei verschiedenen Ländern und dreimal ein sehr herzlicher Empfang auf seine eigene typische
Art. Die Vorstellungsrunde durch das Büro
in London erfolgte mit der obligatorischen
Tasse Tee in der Hand, und in guter englischer Tradition lernte ich die Kollegen
nach der Arbeit bei gemeinsamen PubBesuchen näher kennen. In Paris saß ich
mit mehreren angehenden Anwälten in
einem Büro und hatte so die Gelegenheit,
auch bei häufigen gemeinsamen Mittagessen, alle näher kennenzulernen. Auch in
New York waren alle sehr freundlich, offen und hilfsbereit. Hier wurde ich gleich
von den Junganwälten unter die Fittiche
genommen und bekam eine umfangreiche
Einführung in das amerikanische Großkanzleileben.
Wie war Ihr Aufgabenbereich vor Ort?
Auch das war sehr unterschiedlich und hat
mir die Möglichkeit gegeben, Einblicke in
verschiedenste Gebiete des jeweiligen nationalen Arbeitsrechts zu bekommen. In
London nahm ich an vielen Mandantengesprächen teil und wurde stark in den
alltäglichen Arbeitsablauf mit eingebunden. Obwohl ich nur zwei Wochen in Paris
verbrachte, konnte ich auch dort an einigen Projekten mitarbeiten und nahm an
Gerichtsverhandlungen teil. In New York
arbeitete ich hauptsächlich im Bereich executive compensation mit und erlebte die direkte Arbeit und Kommunikation mit den
Mandanten.
Was war beruflich prägend?
Die Teilnahme an Tarifverhandlungen in
den USA. Aus dem deutschen oder auch
dem französischen Arbeitsrecht kommend,
betritt man hier eine andere Welt. Es geht
um Themen, die uns mit der Absicherung
des deutschen Sozialsystems als absurd
und überflüssig erscheinen, für amerikanische Arbeitnehmer allerdings existenziell
sein können. Daher kann auch die Verhandlung über die Höhe einer arbeitgeber-
PERSÖNLICHER TIPP:
Was ich an Berlin liebe:
„Kunst, Kultur, Trends, eine Stadt im
Wandel und alles an internationaler
Küche, was man sich wünschen kann.“
27
London
Paris
New York
seitigen Beteiligung an einer Krankenversicherung mehrere Tage dauern.
Was hat Sie besonders beeindruckt?
Die Art und Weise, wie Rechtsanwälte aus
verschiedenen Ländern mit Mandanten umgehen, und der Ablauf arbeitsgerichtlicher
Verfahren in den jeweiligen Ländern. In
London war es spannend zu sehen, wie sich
die Trennung zwischen Solicitor und Barrister auf den Arbeitsalltag einer Kanzlei und
der Anwälte auswirkt. In New York hat mich
besonders beeindruckt, wie hoch spezialisiert jeder einzelne Partner arbeitet.
Was waren die Highlights?
Die unglaubliche Lage aller drei Büros von
Proskauer. Jeder Morgen, an dem die Sonne schien und ich mit einem Kaffee in der
Hand zum Times Square, in Richtung des
Jardin des Tuileries oder zur Liverpool
Street lief, war ein Highlight. Daneben war
ich zum ersten Mal in New York und beeindruckt von der Größe und Kultur und Küche. Als besonders empfand ich es auch, wie
intensiv ich in London in meinen nur sechs
Wochen in den Kanzleialltag und externe
Veranstaltungen eingebunden wurde. So
habe ich zahlreiche Anwälte kennengelernt,
zu denen ich jetzt noch regelmäßig Kontakt
habe. Ein weiteres Highlight war, einem USPartner bei Proskauer dabei zu helfen, eine
hohe Steuerrückzahlung vom deutschen Finanzamt geltend zu machen. Dies entsprach
zwar nicht unbedingt meinem Rechtsgebiet,
führte aber zu einem Jubelschrei, den ich so
schnell nicht vergessen werde.
Kontrastprogramm:
Anke Siemer
genoss außerhalb
der Arbeit im Büro
Proskauer die englische Landschaft
und Großstadtatmosphäre.
ANKE SIEMER
Anke Siemer studierte im Rahmen des
deutsch-französischen Magisterstudiengangs Rechtswissenschaften in Köln
und Paris (LL.M.). Nach dem Referendariat in Bonn inkl. einer Anwaltsstation im Frankfurter Gleiss Lutz-Büro
verbrachte sie ihre Wahlstation bei
Proskauer Rose in London, Paris und
New York. Seit 2014 ist sie als Associate in der Praxisgruppe Arbeitsrecht in
Berlin und Frankfurt tätig.
28
Sydney
Durch die rechtzeitige Ankunft war Zeit,
sich mit Sydney vertraut zu machen –
oben die Oper. Auch Trips ins Hinterland
und zum Strand gehörten dazu.
STEPHANIE LUMPP
Stephanie Lumpp studierte in Bayreuth, Genf und Würzburg Jura mit
wirtschaftswissenschaftlicher Zusatzausbildung. An ihre Promotion schloss
sich 2006/2007 ein LL.M.-Studium
im neuseeländischen Christchurch an.
Stephanie Lumpp arbeitet seit 2009 als
Rechtsanwältin im Stuttgarter Gleiss
Lutz-Büro und berät umfassend im
Gesellschaftsrecht.
29
„Mein Secondment in Sydney war auch deshalb reizvoll,
weil bislang kein Gleiss Lutz-Anwalt bei einer australischen
Kanzlei war und ich damit Pionierarbeit leisten konnte.“
Frau Lumpp, wie kam der Kontakt zu der
Kanzlei zustande, wie kam es zu diesem
Ziel?
Seit meinem LL.M.-Studium in Neuseeland habe ich einen besonderen Bezug
zu „Down Under“. Als Gerhard Wegen,
ein Partner aus dem Stuttgarter Büro von
Gleiss Lutz, mir ein Secondment in Sydney
vorschlug, habe ich daher sofort zugesagt.
Ich fand diesen Vorschlag auch deshalb
reizvoll, weil bislang kein Gleiss Lutz-Anwalt auf einem Secondment bei einer australischen Kanzlei war und ich damit Pionierarbeit leisten konnte. Den Kontakt zu
Corrs Chambers Westgarth hat dann auch
Gerhard Wegen hergestellt.
Wie nervös waren Sie am ersten Tag?
Natürlich war ich am ersten Tag etwas nervös. Nach mehreren Jahren Berufserfahrung befand ich mich auf einmal wieder in
der Situation, mich in einem mir bis dahin
unbekannten Umfeld bewähren zu müssen.
Meinen Jetlag hatte ich zum Glück schon
verkraftet, da ich einige Tage vorher in
Sydney angekommen war. Dass Corrs mich
gleich nach meiner Ankunft mit einem
Willkommenspaket mit australischen Spezialitäten überrascht hatte, fand ich schön.
An meinem ersten Tag bei Corrs wurde ich
dann sehr freundlich empfangen.
Wie lief das Tagesgeschäft?
Insgesamt habe ich weniger selbstständig
gearbeitet als bei Gleiss Lutz, was im Wesentlichen daran liegt, dass ich keine vertieften Kenntnisse im australischen Recht
habe. Anders als bei Gleiss Lutz, wo ich
mich mit klassischem Gesellschaftsrecht
befasse, war ich bei Corrs vorwiegend im
Bereich M & A tätig und habe bei mehreren
Transaktionen an der Due Diligence mitgewirkt.
Wie lief es sprachlich?
Ich würde sagen, gut. Natürlich musste ich
mich am Anfang erst einmal an das aus-
tralische Englisch gewöhnen. Das hat aber
nicht lange gedauert, da ich von meinem
LL.M.-Studium in Neuseeland schon mit
dem neuseeländischen Akzent vertraut
war, der dem australischen ähnlich ist. Insgesamt konnte ich mein Englisch während
der sechs Monate in Sydney sicher noch
perfektionieren.
Wie würden Sie die Unterschiede in der
Arbeit beschreiben?
Am augenfälligsten war der Unterschied
in der Arbeitsumgebung: Anders als bei
Gleiss Lutz haben die Anwälte bei Corrs
keine eigenen Büros, sondern sitzen alle
im Großraumbüro. Dies mag zwar in kommunikativer Hinsicht Vorteile haben. Ich
habe mich allerdings bis zuletzt nicht daran gewöhnt. Ein Unterschied bestand für
mich auch darin, dass ich in einem großen
Team mitgearbeitet habe. Dies ist für M & A
üblich, im klassischen Gesellschaftsrecht
bei Gleiss Lutz in Stuttgart arbeite ich aber
häufiger in kleineren Einheiten.
Wie fühlten Sie sich privat eingebunden?
Auch außerhalb des Büros habe ich mich
in Sydney sehr wohlgefühlt. Zum einen
habe ich mit einigen Kollegen von Corrs
ab und zu privat etwas unternommen. Eine
Kollegin hat mich etwa an Weihnachten
zu ihrer Familie eingeladen, sodass ich
ein richtiges „Australian Christmas“ erlebt habe. Zum anderen habe ich über ein
Expat-Netzwerk Leute aus verschiedenen
Ländern kennengelernt und mit ihnen viel
in meiner Freizeit unternommen. Sydney
bietet unzählige Freizeitmöglichkeiten. Es
gibt traumhafte Strände, viele kulturelle
Angebote und eine Vielzahl guter Restaurants. Langeweile kam hier nie auf!
Wie hat sich die Beziehung zur Kanzlei
für Sie entwickelt?
Ich habe von Anfang an ein deutliches
Interesse auf Seiten von Corrs bemerkt,
freundschaftliche Beziehungen zu Gleiss
Lutz aufzubauen. Corrs ist unabhängig,
hat sich also in der Vergangenheit keiner
US-amerikanischen oder englischen Kanzlei angeschlossen, sodass ein weltweites
Netzwerk befreundeter Kanzleien von großer Bedeutung ist. Während meines Aufenthalts habe ich viele Corrs-Anwälte aus
verschiedenen Bereichen kennengelernt.
Ich bin mir sicher, dass ich mit einigen von
ihnen weiterhin in – auch freundschaftlichem – Kontakt bleiben werde.
Was waren die Highlights?
Das ist schwer zu sagen. Allein der Umstand, dass Sydney während eines halben
Jahres mein beruflicher und privater Lebensmittelpunkt war, ist unvergesslich.
Um ein paar wenige der vielen Highlights
zu nennen: ein „Running Festival“, bei dem
ich im Corrs-Team bei großartiger Kulisse
durch Sydney gelaufen bin; eine erstklassige Aufführung der Mozart-Oper „Don
Giovanni“, die mir durch eine geschäftliche
Einladung ermöglicht wurde; und nicht zuletzt ein Aufenthalt in einem abgelegenen
Yoga-Retreat im Regenwald im nördlichen
Queensland, wo ich meinen Weihnachtsurlaub verbracht habe. Australien ist ein faszinierendes Land, und ich kann eine Reise
dorthin absolut empfehlen!
PERSÖNLICHER TIPP:
Warum es sich lohnt, nach Stuttgart zu
kommen:
„Auch wenn Stuttgart nicht die traumhaften Strände Sydneys zu bieten hat,
ist die Hauptstadt der Schwaben
lebenswert und liebenswert: Besonders
gefallen mir die vielen grünen Ecken, die
Stadtviertel in Hanglage mit einer großartigen Aussicht über die Stadt und das
tolle kulturelle Angebot. Eine attraktive
Mischung aus provinzieller Gemütlichkeit
und Metropole!“
30
WENN DRÄHTE
GLÜHEN …
In länderübergreifenden
Mandaten berät Gleiss Lutz in
einem internationalen Netzwerk.
Dafür benötigt die Kanzlei
juristischen Nachwuchs mit
entsprechender Ausrichtung.
A
ls eine der größten unabhängigen und international tätigen Full Service-Kanzleien
in Deutschland baut Gleiss
Lutz auf ein flexibles und erprobtes internationales Netzwerk zu Kanzleien, die in ihren Ländern führend sind. In
diesem Netzwerk pflegen die zuständigen
„Country Relationship-Partner“ enge persönliche Kontakte zu den Kanzleien und
deren Anwälten. Das Netzwerk bietet die
Flexibilität, überall gezielt und auch sehr
schnell mit den besten und geeignetsten
Partnern zu kooperieren.
GRÖSSTES CHINESISCHES EINZELINVESTMENT IN DEUTSCHLAND
Ein wichtiger Baustein ist ein European
Network mit engen Beziehungen zu Kanzleien in Frankreich, Spanien und Italien.
Daneben hat zuletzt Asien an Bedeutung
gewonnen, vor allem China, Japan, Korea,
Singapur und Hongkong. Regelmäßig besucht etwa der regionalverantwortliche
Partner Michael Burian die Kanzleien vor
Ort, beobachtet den Markt und analysiert
die Entwicklung. Wie gut das Netzwerk
weltumspannend
funktioniert, zeigt exemplarisch
eine Transaktion, bei der der
chinesische Mischkonzern
Shandong Heavy Industry bei
dem Wiesbadener Gabelstaplerhersteller KION einstieg. Gleiss
Lutz hat bei dem bislang mit
Abstand größten chinesischen
Direktinvestment in Deutschland
sowohl KION als auch die KION-Eigentümer, das Private-Equity-Unternehmen
Kohlberg Kravis Roberts & Co. und die
Investmentbank Goldman Sachs, beraten.
Das Transaktionsvolumen betrug 738
Millionen Euro.
GESCHÄRFTES PROFIL
Von 2000 bis 2011 pflegte Gleiss Lutz
neben seinem eigenen Netzwerk eine
Allianz mit der englischen Großkanzlei
Herbert Smith und der niederländischen
Kanzlei Stibbe. Gerhard Wegen, Partner
im Gesellschaftsrecht/M&A im Stuttgarter Büro: „Sie brachte in der damaligen
Fusions- und Internationalisierungswelle
große Vorzüge, zum Beispiel Visibilität für
die Mandanten, aber
auch für den Nachwuchs.“ Nach ihrem Ende
hat sich die internationale Ausrichtung der Kanzlei weiter positiv entwickelt.
Wegen: „Wir haben ganz neuen Zugang zu
den besten Kanzleien in vielen Ländern
erhalten, mit denen wir auch arbeiten.
Unser Profil als unabhängige Top-Kanzlei
ist viel schärfer geworden.“ Ein internatio-
31
GERHARD WEGEN
ermöglicht. Johannes Culmann (s. S. 8) aus der
Praxisgruppe
Corporate
im Stuttgarter Büro etwa
absolvierte eine Wahlstation bei Cuatrecasas in Barcelona. Daneben wächst die
Bedeutung von Secondments im
internationalen Umfeld. So repräsentieren Anwälte die Kanzlei im
Ausland als Botschafter und etablieren
ein persönliches Netzwerk, das sowohl
ihnen als auch der Kanzlei zugutekommt.
nales Netzwerk
stellt
auch das Recruiting
vor Herausforderungen.
Wegen: „Wir suchen junge Anwälte, die es reizt, als Verbindungsstelle zu
fungieren und die Beziehungen zu den
Kanzleien vor Ort zu pflegen.“ Bereits
Referendaren wird bei Interesse und vorhandener Kapazität eine Wahlstation bei
einer befreundeten Kanzlei im Ausland
BOTSCHAFTER DER KANZLEI
Dies war zuletzt etwa bei Stephanie Lumpp,
Assoziierter Partnerin aus der Praxisgruppe Corporate im Stuttgarter Büro, der Fall.
Sie absolvierte ein Secondment bei der
australischen Kanzlei Corrs Chambers
Westgarth (s. S. 28). Gerhard Wegen: „Wir
glauben, dass wir mit dem internationalen
Netzwerk für die Zukunft hervorragend
aufgestellt sind. Unser Konzept eröffnet
neue Chancen, in allen Ländern der Welt
Zugang zu unabhängigen Top-Kanzleien zu
bekommen.“
Nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann studierte Gerhard Wegen
in Hamburg, Genf, Tübingen und
an der Harvard Law School (LL.M.
1981). Er ist seit 1987 Partner bei
Gleiss Lutz und berät im Bereich
Gesellschaftsrecht/M&A. Wegen
verfügt über einen herausragenden
Track-Record insbesondere bei
komplexen grenzüberschreitenden
M&A-Transaktionen. Des Weiteren
ist Gerhard Wegen auch regelmäßig
an internationalen Schiedsverfahren
beteiligt. In mehr als 120 Verfahren
wurde er bisher als Schiedsrichter
oder Rechtsberater hinzugezogen.
INTERNATIONAL
EXCHANGE PROGRAM
In diesem Programm ist eine Wahlstation im Ausland über einen Austausch innerhalb des internationalen Netzwerks
möglich. Voraussetzungen sind eine
Anwaltsstation an einem Gleiss LutzStandort und eine Empfehlung durch
einen Partner. Gleiss Lutz unterstützt
den Austausch finanziell, das Programm
ist unbürokratisch und unkompliziert.
32
BEST IN
GERMANY
Gleiss Lutz fördert mit der Initiative Women in Business
gezielt und preisgekrönt Diversity. Auf hochkarätig
besetzten Informationsveranstaltungen lässt sich diskutieren,
orientieren und netzwerken.
D
ie stetige Verbesserung von
Diversity ist ein dauerhaftes
Anliegen von Gleiss Lutz.
Anfang 2013 rief die Kanzlei die Initiative „Women in
Business“ ins Leben. Sie umfasst neben
Networking-Abenden und anderen kanzleiinternen Aktivitäten für Nachwuchsjuristinnen auch spezielle Veranstaltungen für
Mandantinnen. Informative Podiumsdiskussionen über Karrieremöglichkeiten für
Frauen in unterschiedlichen juristischen
Bereichen runden die Initiative erfolgreich
ab. Die Kanzlei fördert damit gezielt ihre
weiblichen Nachwuchstalente und setzt
Maßstäbe in der Branche.
ZWEIFACHE EHRUNG
Für ihr Engagement wurde die Kanzlei im
vergangenen Jahr gleich zweifach geehrt:
Bei den European Women in Business Law
Awards erhielt Gleiss Lutz den Preis als
„Best in Germany“. Zudem wurde die Initi-
Karriere-Ausblick: Die Frankfurter Skyline lieferte den
Hintergrund für eine „Women
in Business“-Veranstaltung
ative „Women in Business“ europaweit als
„Best gender diversity initiative by national
firm“ ausgezeichnet. „Diese internationale
Auszeichnung ist ein schöner Erfolg für
uns und zeigt, dass beim Thema Diversity bei Gleiss Lutz viel in Bewegung ist“,
erklärt Petra Linsmeier, Partnerin im
Münchner Büro, die die beiden Awards für
Gleiss Lutz in London entgegennahm.
DIVERSITY IN DER PRAXIS
Juristinnen treffen je nach Branche auf die
unterschiedlichsten Bedingungen. Insbesondere die Realisierung flexibler Arbeitszeitmodelle für Frauen mit Karrierewunsch
und die Balance zwischen Arbeit und Familie sind Fragen, die auch für gut ausgebildete und leistungsbereite Frauen von zentraler
Bedeutung sind – und sehr unterschiedlich
beantwortet werden. Auf dem branchenübergreifenden „Women in Business“Netzwerkabend in Frankfurt kann etwa
Kristina Döring aus dem Personalreferat im
Hessischen Finanzministerium aus eigener
Erfahrung berichten. Döring hat dort sehr
positive Erfahrungen gemacht: „Die Verbindung von beruflichem Aufstieg und Familie
ist gelebter Alltag. In beinahe allen Positionen – auch in den oberen Leitungsebenen
im Finanzressort – findet man Frauen mit
Familie.“ Ähnliche Erfahrungen schildert
„Ich habe meine Arbeitszeit mehrfach an die Veränderungen in meinem familiären Umfeld angepasst.“
Jennifer Hattaß, Assoziierte Partnerin,
Kartellrecht, Stuttgart
auch Richterin Nina Grabolle: „Gerade in der
Justiz sind flexible Arbeitszeitmodelle sehr
realistisch. So ist Teilzeit ab 25 % möglich und
wird – gerade für den Wiedereinstieg nach
dem Mutterschutz oder der Elternzeit – meiner Einschätzung nach sehr häufig genutzt.“
Wie sieht es in einer großen Wirtschaftskanzlei aus? Für Jennifer Hattaß, Assoziierte Partnerin im Kartellrecht in Stuttgart,
ist flexibles Arbeiten selbstverständlich.
Die enge Zusammenarbeit in Projektteams
ermöglicht es, die hierzu erforderlichen
Freiräume zu schaffen. „Ich selbst habe meine Arbeitszeit schon mehrfach an die Veränderungen in meinem familiären Umfeld
angepasst. Das lief immer völlig unproblematisch.“ Mehr über die Erfahrungen von
Juristinnen in Justiz, Kanzlei, Wissenschaft,
Unternehmen und Verwaltung lesen Sie auf
den nächsten Seiten.
33
„Women in Business“ 2014 im
Frankfurter Gleiss
Lutz-Büro: Nach der
Podiumsdiskussion
bot sich Gelegenheit zum Netzwerken. Die Kanzlei
erhielt in London
bei den „European
Women in Business Law Awards“
zwei Preise für die
Initiative.
34
WOMEN IN BUSINESS
Unternehmen
Justiz
Vera Jordan
Deutsche Börse AG
Head of HR
Europe & US
Nina Grabolle
Richterin
Warum haben Sie sich als
Juristin für dieses Berufsfeld
entschieden?
Ich habe im Zuge der Referendariatsausbildung
in die klassisch juristischen Berufe reingeschnuppert und mich dann ganz bewusst für
einen Beruf in der Wirtschaft entschieden,
weil mich die Themenvielfalt und die Entwicklungsmöglichkeiten in der Wirtschaft fasziniert
haben.
Mich begeistern die abwechslungsreichen
und verantwortungsvollen Aufgaben, die die
Justiz bietet. Ein weiterer wesentlicher Grund,
weshalb ich mich für die Justiz entschieden
habe, ist, dass man losgelöst von Mandantenoder Arbeitgeberinteressen nur nach Recht
und Gesetz entscheidet.
Was macht Ihnen an Ihrem
Beruf am meisten Spaß?
Ich liebe an meinem Beruf die Zusammenarbeit
mit meinen Kolleginnen und Kollegen, die Tatsache, dass ich Dinge bewegen kann, und dass
ich morgens nicht weiß, was mich über den Tag
hinweg erwartet.
Es kommt auf den Einsatzbereich im Staatsdienst an: Als Staatsanwältin die Ermittlungstätigkeit, als Richterin im Zivilrecht die Möglichkeit, die streitenden Parteien zu befrieden.
Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihrem Berufsfeld/
Ihrer Branche?
Bei der Gruppe Deutsche Börse liegt der Frauenanteil auf dem Mitarbeiterlevel bei ca. 40 %,
im Top & Middle Management bei rund 15 %.
Ich schätze ca. 60 %.
Welche Entscheidungen
waren wichtig für Ihre heutige
Position? Was waren die
wichtigen Erfolgsfaktoren
für Ihre Karriere?
Ich habe in unterschiedlichen Bereichen Erfahrungen gesammelt und ein breites Netzwerk
aufgebaut. Diese Kombination hat mich zu
meiner jetzigen Position geführt. Viel Realismus, ein bisschen Idealismus, Disziplin, viel
Energie, Flexibilität, Glück, eine unerschütterliche optimistische Einstellung, eine Familie, die
mich in meinem Tun stets unterstützt hat, und
letztlich ein Arbeitgeber, der mir die Chance zur
Entwicklung gegeben hat.
In der Rückschau waren alle Entscheidungen
wichtig, die ich bisher getroffen habe. Die
wichtigste Entscheidung fällt aber mit der Wahl
des Studiums und dessen Gestaltung. Wichtige
Erfolgsfaktoren sind aus meiner Sicht Flexibilität, Neugier und die Fähigkeit, sich neuen
Herausforderungen gerne und offen zu stellen.
Wie lautet Ihr persönlicher Tipp
für Berufseinsteigerinnen?
Haben Sie Mut und Selbstbewusstsein, trauen
Sie sich etwas und verabschieden Sie sich von
dem Streben nach Perfektionismus.
Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl.
35
Fünf Juristinnen aus verschiedenen Berufsfeldern
geben Auskunft über Erfolgsfaktoren, Erfahrungswerte
und Entwicklungsmöglichkeiten.
Verwaltung
Anwaltschaft
Wissenschaft
Dr. Jennifer
Hattaß
Gleiss Lutz
Assoziierte
Partnerin
Kartellrecht
Kristina Döring
Hessisches
Ministerium der
Finanzen
Personalreferat
Prof. Dr.
Julia RedeniusHövermann
Professorin
Frankfurt
School of
Finance
Gereizt hat mich vor allem die Mischung aus
anspruchsvoller juristischer Tätigkeit, den Möglichkeiten der Rotation und insbesondere den
sozialen wie organisatorischen Aufgaben einer
Führungskraft.
Ich wollte in einem internationalen Umfeld tätig
sein. Und ich suchte nach einer Möglichkeit,
mich in meiner täglichen Arbeit mit europarechtlichen Fragen auseinanderzusetzen. Als
Rechtsanwältin für Kartellrecht habe ich beides
gefunden.
Der Wissenschaftsbetrieb hat mich seit
meinen Anfängen als studentische Hilfskraft
fasziniert. Letztlich waren es aber meine
akademischen Lehrer, die mich geprägt und
bestärkt haben, in die Wissenschaft zu gehen.
Spannend finde ich insbesondere die tägliche
Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten
Menschen und die damit einhergehenden unterschiedlichsten Fragestellungen und Herausforderungen an eine Führungskraft.
Ich mag die gute Mischung. Ich denke mich
gerne in komplexe juristische Sachverhalte ein.
Aber auch der für die Kartellrechtsberatung
typische investigative Teil meiner Arbeit ist
spannend. Sehr reizvoll finde ich auch die Entwicklung strategischer Optionen, etwa in einer
Verhandlungssituation.
Die Vermittlung von Wissen, die Zusammenarbeit mit jungen Leuten, die Freiheit zu
forschen.
Etwa 42 %.
Ich schätze gut 30 %.
Der Anteil an Frauen in der Wissenschaft
hat sich bereits verbessert, muss aber noch
weitere Fortschritte machen. Ein tolles
Beispiel einer solchen Förderung ist das FastTrack-Programm für Wissenschaftlerinnen der
Robert Bosch Stiftung.
Für wichtig halte ich vor allem die örtliche wie
fachliche Flexibilität, Aufgeschlossenheit gegenüber Menschen, aber als Beamtin natürlich
auch die Eignung, Befähigung und fachliche
Leistung.
Die zentralen Entscheidungen habe ich sicher
schon während meiner Ausbildung getroffen.
Aus heutiger Sicht war mein Auslandsjahr
ebenso wichtig wie meine Promotion. Für den
beruflichen Erfolg entscheidend sind insbesondere fachliche Exzellenz, Engagement und Flexibilität. Und ganz wichtig: Spaß an der Arbeit!
Zunächst einmal die Entscheidung, zu promovieren und dann auch zu habilitieren. Die
wichtigsten Erfolgsfaktoren sind die Unterstützung durch die akademischen Lehrer,
aber auch das eigene Durchhaltevermögen.
Planen lässt sich die Karriere innerhalb der
Wissenschaft nur sehr schwierig, denn die
Rahmenbedingungen (Wo wird eine Stelle frei?
Welches Profil wird genau gesucht?) hängen
nicht allein von der eigenen Person ab.
Seien Sie neugierig und aufgeschlossen – und
schauen Sie auch einmal abseits der typischen
juristischen Berufsfelder.
Folgen Sie Ihrer Leidenschaft und trauen Sie
sich viel zu.
Planen Sie nicht zu viel und haben Sie Freude
an dem, was Sie tun.
36
THOMAS LOEST
Thomas Loest studierte Jura in Kiel.
Nach der Promotion arbeitete er u.a.
von 2003 bis 2007 im Brüsseler Gleiss
Lutz-Büro im Kartellrecht. Anfang 2008
wechselte er als Chief Counsel EMEA
in die Europazentrale des US-amerikanischen Zellstoff-Konzerns Georgia Pacific Services S.N.C., zum Januar 2012
übernahm er die Leitung des Commercial Legal Teams von Nike in Hilversum.
Seit 1. November 2014 leitet Thomas
Loest die EMEA Rechtsabteilung von
Kimberly-Clark in London.
37
KICK-OFF
IN DER KANZLEI
Thomas Loest wechselte vom Kartellrecht im Brüsseler
Gleiss Lutz-Büro in die Wirtschaft. Im Interview sagt er,
warum der Start in der Kanzlei der perfekte Ausgangspunkt
für eine Karriere außerhalb sein kann.
H
err Loest, 2007 haben Sie als Gleiss Lutz-Anwalt
u.a. Siemens in der Auseinandersetzung mit der
EU-Kommission um gasisolierte Schaltanlagen mit
beraten. Wenige Wochen später saßen Sie als Legal
Counsel von Georgia Pacific quasi auf der anderen
Seite des Schreibtischs. In welcher Hinsicht mussten Sie sich
am meisten umstellen?
Als Unternehmensjurist sind Sie Teil des Managements, und da
gehen Ihre Aufgaben deutlich über das Juristische hinaus. Für einen Anwalt ist das anfangs ein Meer der Unwissenheit. Als Legal
Counsel sitzen Sie zudem ständig im driver‘s seat. Sie müssen immer eine Entscheidung treffen. Sie sagen also: Wir sollten das jetzt
so machen, statt: Sie hätten folgende Möglichkeiten. Daran musste
ich mich gewöhnen.
häufiger sehe, teilweise sitze ich täglich mit ihnen an einem Tisch.
Das Vertrauen ist da ein anderes, man kennt die Abläufe im Unternehmen viel besser und weiß, was möglich ist und was nicht.
Ein wichtiger Punkt ist, dass man Fragen so formulieren kann,
dass der externe Anwalt gleich anfangen kann zu arbeiten. Das
Einbinden externer Anwälte will gelernt sein.
Sie haben die EMEA Rechtsabteilung von Kimberly-Clark,
einem der führenden Hygieneartikelhersteller der Welt, übernommen. Was reizt Sie an dieser Position besonders?
Von Nike bin ich wirklich sehr schweren Herzens weggegangen.
Aber wir sind eine internationale Familie und London ist für uns
der ideale Standort, weil dort auch meine Frau arbeiten kann. Die
Position bei Kimberly-Clark reizt mich ungemein: Meine Aufgabe ist es, die EMEA Rechtsabteilung neu
zu strukturieren und dabei vor allem die
Zukunftsmärkte im Blick zu haben. Außerdem kümmert sich Kimberly-Clark sehr
um seine Mitarbeiter und ein gutes Arbeitsklima, und als ich meinen Chef in den
USA kennengelernt habe, war sofort klar,
dass die Chemie stimmt.
„Im Fachwissen, der
Methodik und im
Wissen um Machbarkeit war Gleiss Lutz
eine tolle Schule.
Davon profitiere ich
heute noch.“
Welche Erfahrungen aus Ihrer Beratertätigkeit sind Ihnen bis heute am
nützlichsten?
Fachwissen ist das, worin man in der Kanzlei wohl am meisten geschult wird. Gleiss
Lutz hat sehr hohe Ansprüche an die Ausbildung der Anwälte, aber nur so können
Sie richtig gut in ihrem Bereich werden.
Auch in Sachen Methodik war Gleiss Lutz
eine tolle Schule. Wenn es darauf ankommt,
die Prinzipien des Rechts anzuwenden, profitiere ich heute noch
davon. Methodik und Fachwissen sind also eine sehr gute Navigationshilfe im Unternehmensalltag. Darüber hinaus ist es wichtig,
dass man nicht nur Spaß an der Gehirnakrobatik hat, sondern
sich immer auch fragt: Ist meine Idee machbar? Den Mittelweg zu
finden zwischen einem kreativen Ansatz und einer praktikablen
Lösung, das habe ich in der Kanzlei gelernt.
Der Zusammenarbeit zwischen Rechtsabteilung und externen
Beratern hilft es demnach, wenn der Inhouse Counsel selbst
einmal anwaltlich tätig gewesen ist?
Unbedingt, die anwaltliche Methodik bringt mir wie gesagt heute
noch sehr viel. Ich habe ja auch heute noch Mandanten, jetzt den
CEO, den ich genauso überzeugen muss wie der Anwalt seinen
Mandanten. Der Unterschied ist, dass ich meine Mandanten viel
Sie haben zuletzt in Belgien und in den
Niederlanden gearbeitet, jetzt in England. Wie denken Sie über eine Rückkehr nach Deutschland?
Never say never. Ich habe eine Rückkehr nach Deutschland nie
ausgeschlossen und würde das auch für die Zukunft nicht tun.
Zurzeit passt London aber für uns einfach besser. Obwohl meine
Kinder bestimmt nichts dagegen hätten, im Land des amtierenden
Fußballweltmeisters zu leben ...
Vermissen Sie manchmal die anwaltliche Tätigkeit? Und wenn
ja, welche Facetten des Anwaltsberufs schätzen Sie besonders
in der Kanzlei?
Beide Welten haben ihre Vor- und Nachteile. Die Beratung im
High-end-Bereich einer Kanzlei ist toll, weil sie Sie fachlich immer
wieder fordert und Sie ihr Spezialwissen in große komplexe Fälle
einbringen können. Inhouse bekommt man ein ganzheitlicheres
Bild, das schätze ich im Moment sehr.
38
5 MINUTEN MIT …
86 Partner, mehr als 300 Anwälte – und alle sind
höchst unterschiedliche Typen. Lernen Sie stellvertretend
Cornelia Topf, Partnerin im Frankfurter Büro, und
Christoph Moench, Partner im Berliner Büro, ganz anders kennen.
Seit genau dem 1. August 2003.
Sicher das „Doppeldecker“-JointVenture bei der Beteiligung des
chinesischen Konzerns Shangdong
Heavy Industry an KION und deren
Geschäftsbereich Linde Hydraulics.
Wir haben KION und deren Gesellschafter KKR und Goldman Sachs
Capital vertreten. Die Struktur war
nicht nur sehr komplex, auch die
kulturellen Unterschiede waren
eine echte Herausforderung für
unsere Verhandlungsführung.
3 Ganz klar die Entscheidung
der Kanzlei, mich zum Partner zu
wählen. Wenn es nur um eigene
Entscheidungen geht, dann die,
beim Jurastudium aus meiner Heimatstadt Leipzig nach Tübingen zu
wechseln.
4 Nicht nur ein Rechtsanwalt,
sondern jeder Berufstätige, und
das regelmäßig: Was macht mir an
meiner Arbeit Spaß?
5 Vielleicht Maschinenbauingenieur, das fand ich schon immer sehr
beeindruckend.
6 Google, Bing und vergleichbare
Suchseiten – auf alles eine Antwort.
7 Moskau. Die Stadt ist ein riesiger
Moloch und flößt mir Respekt ein,
aber es gibt jede Menge überraschender Orte, die ein besonderes
Flair haben und die die Stadt immer
1
2
Cornelia Topf, Partnerin, Corporate, Frankfurt
wieder zu einem Erlebnis machen:
versteckte Hinterhof-Bars, hippe
Restaurants, Straßenmusik … Allein
dort U-Bahn zu fahren, ist die Reise
wert.
8 Um genau zu sein, war es noch
eine Kassette: World Power von
Snap! Find ich auch heute noch ok.
9 Der letzte große Urlaub ging im
Januar 2014 nach Patagonien und
Feuerland, eine super Mischung
aus „back to basic“ mit Rucksack
und Zelt durch die Wildnis und aus
Wellness in netten Hotels.
10 Draußen sind um die 20 Grad,
die Sonne scheint, gemütliches
spätes Frühstück, danach ist der
Tag vollgepackt mit Sporthighlights
und Familienprogramm und endet
mit einem kühlen Glas Rosé auf der
Dachterrasse (und idealerweise hat
er mehr als 24 Stunden, damit alles
reinpasst …).
11 Lara Croft vielleicht? Keine
Ahnung, eigentlich am liebsten ich
selbst.
12 Das Flugzeug – oder das Internet?
13 Auf jeden Fall in die Zukunft, in
ein- oder zweihundert Jahren würde
schon reichen. Will nicht jeder wissen, wie es nach ihm weitergeht?
Lieber nicht zurück, jede frühere
Zeit hatte ihre Schattenseiten.
39
1
Seit wann arbeiten Sie bei
Gleiss Lutz?
2
Was war der spannendste Deal
oder das spannendste Verfahren,
an dem Sie bisher gearbeitet
haben?
3
Was war bisher die wichtigste
Entscheidung in Ihrer
beruflichen Laufbahn?
4
Welche Frage sollte sich
ein Rechtsanwalt mindestens
einmal stellen?
5
Wenn Sie nicht Rechtsanwalt
geworden wären, welchen
Beruf hätten Sie gewählt?
6
Was ist Ihre Lieblingswebsite?
7
Ihre Lieblingsstadt? Warum?
8
Wie hieß Ihre erste selbst
gekaufte CD/Schallplatte?
9
Wann haben Sie zum letzten Mal
Urlaub gemacht? Wo?
10
Wie sieht ein perfekter
Sonntag für Sie aus?
11
Wer oder was wären Sie gern,
wenn Sie nicht Sie selbst wären?
12
Welche wissenschaftliche
Entdeckung hat Sie am meisten
beeindruckt?
13
Wenn Sie zeitreisen könnten,
in welche Periode würden Sie
gern reisen und warum?
Christoph Moench, Partner, Öffentliches Wirtschaftsrecht, Berlin
1 Seit Oktober 1976. Ich kam als 27-jähriger zu Gleiss Lutz, war damals der jüngste
Jurist, heute bin ich der älteste Partner. Tempora mutantur.
2 Das spannendste Verfahren ist der sogenannte Atomausstieg. Wir betreuen E.ON
in der Klage vor dem Bundesverfassungsgericht gegen das Ausstiegsgesetz, letztlich
geht es um eine (Enteignungs-)Entschädigung in Höhe von ca. 10,5 Mrd. EUR. Ein
tatsächlich wie rechtlich hochkomplexes und spannendes Verfahren, das einen tiefen
Einblick in die Untiefen der Energiewende erlaubt.
3 Dass ich mich spontan und ohne langes Überlegen bei Gleiss Lutz beworben habe, auf eine Annonce in der ZEIT. Ich hatte mich damit gegen die Universitätslaufbahn entschieden, auch gegen eine Richterlaufbahn (ich war damals
„geparkt“ als beamteter Landesanwalt auf einer Verwaltungsrichterstelle beim
VG Freiburg).
4 Er sollte sich stets fragen, was er besser machen kann. Dazu gehört auch: Wie
komme ich an (noch) größere Mandate?
5 Manager (-> Geschäftsführer, Vorstand).
6 Habe ich nicht, das betrachte ich (weitgehend) als Zeitverschwendung. Wenn überhaupt, dann Nachrichtendienste und allenfalls Wikipedia.
7 Hamburg. Weil ich Bremer bin. Im Übrigen lässt sich Eros kaum rationalisieren.
8 Emil Gilels, die Beethoven-Sonaten. Dann die Beethoven-Symphonien, dirigiert von
George Szell/Cleveland Orchestra.
9 Februar 2015, Seychellen (ein Urlaubs-Paradies à la Robinson Crusoe …)
10 Mit den (noch) kleinen Kindern etwas unternehmen. Tennis spielen. Rhododendren
und Azaleen pflegen. Die Samstagsausgabe der FAZ, dann die F.A.S. lesen. Abends
Kamin und Rotwein.
11 Ein bisschen größenwahnsinnig: Simon Rattle. Wenn ich jung wäre: Jonas
Kaufmann.
12 Die Entdeckung der „Schwarzen Löcher“, der Pulsare, Quasare. Und, wenn ich
ehrlich bin: die Relativitätstheorie, weil ich sie beim besten Willen nicht verstehe und
sie offenbar trotzdem richtig ist.
13 Ich würde gerne in das Jahr 2150 reisen, um zu sehen, wie IT und das digitale Zeitalter den Menschen und die Welt verändern bzw. verändert haben. Das ist aber nur ein
kurzer Zwischenhalt: Lieber würde ich in die Renaissance der Medici nach Florenz und
Venedig fahren (die Antwort ist geschummelt, ich gebe das zu, aber ich konnte mich
beim besten Willen nicht entscheiden).
40
BABY-BOOMER
Auch Eltern mögen es bequem. Windeln, Maxi-Cosis
und andere Ausstattung für ihren Nachwuchs bestellen
sie lieber online, als mühsam im Einzelhandel einzukaufen. Das erkannten die Gründer des Online-BabyartikelVersands Windeln.de, der erst Ende 2010 in München
gegründet wurde, aber im Geschäftsjahr 2014 bereits
ca. 130 Millionen Euro Bruttoumsatz machte. Anfang
2015 beteiligte sich Goldman Sachs, begleitet von
Gleiss Lutz, als Hauptinvestor an der jüngsten Finanzierungsrunde des Unternehmens, bei der insgesamt 45
Millionen Euro eingeworben wurden. Nachdem Gleiss
Lutz Goldman Sachs bereits beim Erwerb einer Beteiligung am Online-Brillenhändler Mister Spex begleitet
hat, ist die Kanzlei zum zweiten Mal innerhalb kurzer
Zeit für die US-Investmentbank bei einer der größten
Venture-Capital-Finanzierungsrunden der letzten zwölf
Monate in Deutschland tätig geworden.
KANZLEI-NEWS
Auch 2015 bewegen Gleiss Lutz bedeutende Mandate,
Auszeichnungen, neue Standorte und Veranstaltungen.
MILLIARDENDEAL IM
AUTOMOTIVE-SEKTOR
Bei einem der größten Merger im
Automotive-Bereich seit Jahren
brachte Gleiss Lutz auf Seiten von TRW
Automotive Inc. erneut seine besondere Branchenexpertise ein. Für rund
13,5 Mrd. US-Dollar übernahm die ZF
Friedrichshafen AG sämtliche Aktien
des an der New York Stock Exchange
notierten Unternehmens. Das Merger
Agreement sieht zudem vor, dass TRW
nach Vollzug der Übernahme als ein
Geschäftsbereich von ZF geführt wird.
TRW ist vor allem auf elektronische
Fahrzeugkomponenten spezialisiert.
Der Konzern mit Sitz in Livonia im USBundesstaat Michigan beliefert über
40 Automobilhersteller weltweit und
setzte 2013 rund 17,4 Mrd. US-Dollar
um. In Deutschland beschäftigt TRW
ca. 10.000 Mitarbeiter.
Top Kartell-Kanzlei Mit der Aufnahme
in den GCR 100, ein Ranking der führenden Kartellrechtspraxen ermittelt von der britischen Branchenpublikation Global Competition Review, gehört Gleiss Lutz hier
als einzige deutsche Kanzlei zu den zehn besten der Welt.
Tatsächlich ist Gleiss Lutz an praktisch allen deutschen
und europäischen Kartellverfahren beteiligt. So war die
Kanzlei zuletzt etwa im Schienen-Kartell, einem der größten deutschen Bußgeldverfahren, im Einsatz. Dazu erzielte
sie für das südafrikanische Chemieunternehmen Sasol
eine der höchsten Bußgeldreduzierungen der letzten Jahre.
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Als der deutsche Staatsangehörige Adam Dogan 1999 in
Turkmenistan eine Hühnerfarm gründete, hatte er die
Rechnung ohne die dortige Regierung gemacht. Seit 2002
versuchte sie, Dogans Unternehmen in ihren Besitz zu
bringen, und enteignete ihn. 2007 zerstörte das turkmenische Militär die Hühnerfarm sogar. Vor dem internationalen Schiedsgericht erstritt Dogan nun mit Hilfe von
Gleiss Lutz Schadensersatz, weil die Gründung unter das
deutsch-turkmenische Investitionsschutzabkommen fiel.
Compliance-Praxis verstärkt
Weltweit hat die Zahl der Compliance-Verfahren gegen Unternehmen in den letzten
Jahren zugenommen. Zur Stärkung seiner
Compliance-Praxis gewann Gleiss Lutz
kürzlich den Strafrechtler Dr. Dirk Scherp.
Scherp war zehn Jahre lang als Staatsanwalt in Frankfurt am Main unter anderem
im Bereich Geldwäsche und Korruption
tätig. Er berät Unternehmen als OfCounsel im Frankfurter Büro im Straf- und
Ordnungswidrigkeitenrecht, insbesondere
in Compliance-Fällen und bei der Prävention von Wirtschaftskriminalität.
ZWEI JUVE AWARDS
Bei den JUVE Awards 2014 gewann Gleiss Lutz
gleich zwei der renommierten Preise. Die Kanzlei
wurde als „Kanzlei des Jahres für Steuerrecht“
und als „Kanzlei des Jahres – Westen“ ausgezeichnet. Damit wurde das erst 2009 gegründete Büro in Düsseldorf honoriert, das inzwischen
35 Juristen beschäftigt und viele renommierte
Unternehmen der Region als Mandanten gewinnen konnte. Im Steuerrecht wurde die Expertise
der knapp 20 Steuerrechtsanwälte der Kanzlei,
darunter fünf Partner, gewürdigt, die in letzter
Zeit besonders im Transaktionssteuerrecht, bei
Restrukturierungen und Compliance-Themen
sowie in der Nachfolgeplanung zum Tragen kam.
DÜSSELDORFER
BÜRO FEIERT
Das Düsseldorfer Gleiss LutzBüro konnte sich neben dem
JUVE Award (s. rechts) auch über
den Einzug in neue, moderne und
deutlich vergrößerte Räume freuen. Die insgesamt 70 Mitarbeiter
arbeiten seit Oktober 2014 in den
Stockwerken 17, 18 und 19 des
Dreischeibenhauses, eines 96
Meter hohen Gebäudes in RheinNähe und eines der Wahrzeichen
der Stadt. Gleiss Lutz-Partner
Thomas Bopp: „Die Chance,
hier einzuziehen, konnten wir
uns nicht entgehen lassen. Der
Umzug zeigt auch sinnbildlich
die Größe, die wir inzwischen in
Düsseldorf erreicht haben.“
Guter Rat
für eine gute Sache – Gleiss
Lutz unterstützt gemeinnützige Organisationen von
Fall zu Fall mit Rechtsberatung ohne Honorar. Ein
Beispiel: die Beratung der kanadischen Stiftung
Roots of Empathy, einer Organisation mit dem Ziel,
Aggressionen und Mobbing unter Schülern zu
mindern, bei der Gründung der Roots of Empathy
Deutschland GmbH. „Es ist ein gutes Gefühl, wenn
man mit seinem Know-how helfen kann, ohne dafür
eine Rechnung zu schreiben“, sagt der Hamburger
Gleiss Lutz-Partner Johann Wagner, der mit seinem
Team unentgeltlich Amtshilfe in gesellschafts-,
steuer- und arbeitsrechtlichen Fragen leistete.
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MEINE ERSTEN
100 TAGE
Am 1. August 2014 begann Bettina Sauter
als Associate im Stuttgarter Büro. Ihr ganz
persönlicher Blick zurück auf den Start.
BETTINA SAUTER
Ihr Studium absolvierte Bettina Sauter an der Bucerius Law
School in Hamburg (LL.B. 2007) sowie an der University
of Michigan, Ann Arbor, USA. Im Rahmen ihrer Promotion
arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am
Institut für Unternehmens- und Kapitalmarktrecht der
Bucerius Law School. Bettina Sauter berät im Gesellschaftsrecht, speziell im Aktien-, GmbH- und Konzernrecht.
G
enau genommen begann meine Zeit bei Gleiss
Lutz schon einige Wochen vor meinem offiziellen
Start am 1. August: Wie jedes andere „Mitglied“
des Stuttgarter Standorts erhielt ich eine Einladung zum Sommerfest Mitte Juli und sagte spontan zu. Gespannt – und leicht nervös – mischte ich mich unter
die Leute und blieb nicht lange allein. Offen empfingen mich
nicht nur die Mitglieder meines zukünftigen Teams. Auch alle
anderen Mitarbeiter hießen mich in der Gleiss Lutz-Familie
willkommen.
„MEINE“ ANTWORT WAR GEFRAGT
Als ich dann an meinem ersten Arbeitstag in mein neues Büro
einzog, gaben mir gleich alle das Gefühl, dazuzugehören. Und
genau dieses Gefühl ließ mich seitdem nicht mehr los. Von
Anfang an wurden mir umfangreiche und wichtige Aufgaben
übertragen. Schriftsätze, komplexe Gutachten zu Fragen, die
gefühlt in keinem Buch oder Urteil behandelt werden – und
die Mandanten warteten auf „meine“ Antwort. Ich war im Anwaltsleben angekommen.
IMMER OFFENE TÜREN
Natürlich stellte sich für mich als Berufsanfängerin dabei die
ein oder andere praktische wie auch anwaltliche Frage, auf die
ich allein nicht immer eine Antwort fand. Was ist hier aus anwaltlicher Sicht zu tun? Wie führt man eine Akte? Wen kann
ich zu diesem Problem fragen? Wo kann man Mittag essen?
Glücklicherweise war und bin ich mit all den vielen Fragen
und Aufgaben in der Kanzlei nie allein. Alle Türen – die der
Partner, Kollegen und Sekretariate – stehen buchstäblich immer offen. Die wichtigsten Anlaufstellen sind aber natürlich
die Kollegen. Neben meinem offiziellen „Paten“, der jedem
„Neuankömmling“ zugeteilt wird, hatte ich das Gefühl, dass
alle Kollegen mir gleichermaßen mit Rat und Tat zur Seite
standen.
LÖSUNGEN IM TEAM
Die ersten 100 wie auch alle weiteren Tage vergingen so wie im
Flug. Die anfängliche Nervosität wurde immer häufiger durch
Routine abgelöst. Schnell merkte ich auch, dass nicht nur ich es
war, die den Rat der anderen suchte, sondern selbst auch nach
Ideen gefragt wurde. Und genau das ist es, was meine Arbeit
bei Gleiss Lutz auszeichnet: Wir sind ein Team, das gemeinsam
nach Lösungen sucht – egal wie viel zu tun ist.
PERSÖNLICHER TIPP:
Warum es sich lohnt, nach Stuttgart zu kommen:
Von Zugezogenen wird Stuttgart oft unterschätzt: Die Stadt
bietet kulturell alles, was das Herz begehrt, und doch ist man
schnell im Grünen. Wie schön Stuttgart ist, zeigt sich auch
auf der Dachterrasse der Kanzlei: in jede Himmelsrichtung
traumhaft schöne Ausblicke. Als Standort für Anwälte bietet die
Metropolregion viele spannende Mandanten.
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Druck
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Eva Eifert, Praktikantin
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