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Nr. 6/2002
DIE KUNST DER KRAFT
EISENBIEGER IN HERDECKE
FIKTION UND WIRKLICHKEIT
DIE FILMSTUDIOS IN BABELSBERG
HORSE COUTURE
WER PFERDE ANZIEHT
- Anzeige Postbank
Fiktion und Wirklichkeit
I N H A LT
Seit 90 Jahren entstehen in den Babelsberger Filmstudios
Welten, die verzaubern und erschrecken, trösten und
erstaunen. Autos fliegen durch die Luft und Gebäude stürzen ein – Fiktion. Zweihundert Kilometer weiter östlich:
Dömitz, ein Städtchen in Mecklenburg-Vorpommern, entkommt knapp dem Hochwasser – die Wirklichkeit.
Nr. 6/2002
Seite 10: Hintergrund
Die Kunst der Kraft
Es zischt und es kracht. Es riecht nach Anstrengung.
Sebastian (23) und Yvonne (21) bearbeiten glühend heißen Stahl – mit Kraft, Raffinesse und Geduld. Das ist
Kunst. Die beiden sind Metallgestalter.
Seite 16: Reportage
Horse Couture
Der kräftige schwarze Hengst hat ein Problem. Ein großes
Stück ist aus seinem Huf rausgebrochen. Hufschmied Uwe
Lukas macht sich an die Arbeit. Er ist neben dem Tierarzt
der wichtigste Ansprechpartner für den Reiter.
Seite 24: Szene
Was ist Erfolg?
Erfolg ist, wenn man viel Geld verdient, sagen die einen.
Erfolg ist, wenn man trotzdem lacht, unken die anderen.
Aber: Ist Erfolg überhaupt messbar?
Seite 22: Nachgefragt
Service
04
Einblick
06
Ausflug in die Praxis
Alben für Dubai
Foto-Alben aus Holz – gibt’s das? Ja. Stephan Kronenberg
fertigt so etwas, aus Sperrholz, mit edlem Furnier. Solide,
schwer, elegant – besonders eben. Jedes ein Einzelstück,
alles Handarbeit.
Seite 30: Neben der Spur
Hintergrund
Reportage
16
Die Kunst der Kraft
Trends & Kult
20
fun4you
Nachgefragt
„Ein Schuss Dreck“
10
Fiktion und Wirklichkeit
22
Was ist Erfolg?
15 Jahre lang hat er Campino das Tempo vorgegeben, hat
im Schauspielhaus Bonn gespielt und ist darüber hinaus
reich & sexy geworden: Wölli, Ex-Drummer der Toten
Hosen, unterstützt heute Nachwuchsbands. handfest hat
den 52-Jährigen zu Hause besucht.
Szene
24
Horse Couture
Neben der Spur
Seite 32: Interview
0 1 8 0 3 . 2 1 2 1 2 7 - w w w. h a n d f e s t - o n l i n e . d e
30
Alben für Dubai
Interview
32
Ein Schuss Dreck
Rätsel
33
Vorschau
34
03
04 Service
Stärker als Alles
Kostenlose Nummer
Macht Alkohol dumm? Stimmt’s dass das
Gehirn schrumpft, wenn man regelmäßig
Alkohol trinkt? Kann Alkohol bis zum
Herzstillstand führen? Welchen Einfluss hat
Alkohol auf Sex? Unter www.bist-du-staerker-als-alkohol.de findest du die Antworten. Und noch viel mehr: Rezepte für coole
Cocktails – ohne Alkohol, dein Horoskop,
einen Cartoonwettbewerb und einen Wissenstest. Der Internet-Service der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung ist
nicht nur klasse gemacht, sondern auch voll
mit starken Infos. Ein echter Tipp.
Das Bürgertelefon des Bundesarbeitsministeriums informiert bei arbeitsrechtlichen
Fragen. Wenn in Ausbildung oder Beruf mal
nicht alles glatt läuft, dann erhältst du
unter der kostenlosen Nummer 0800/
1515157 professionelle Hilfe. Tipp: Auch
die Ausbildungsberatungen der Handwerkskammern helfen weiter.
Lohnender als Vieles
Was gilt fürs erste Girokonto? Wie finde ich
mich zurecht im Versicherungsdschungel?
Was bedeuten die vielen Abkürzungen auf
der Lohnabrechnung? Und was macht ein
gutes Piercingstudio aus? Die Verbraucherzentrale NRW bringt unter
www.checked4you.de Licht ins Dunkel.
Diese Internetseite bietet noch vieles mehr:
Spartipps für Azubis und ein SMS-Special.
Clicks, die sich lohnen können.
Sozialversicherung &
Ferienjob
Für eine Beschäftigung, die von vornherein
auf maximal zwei Monate oder 50 Arbeitstage begrenzt ist, werden keine Sozialversicherungsbeiträge fällig. Dies gilt allerdings nur für einen Job pro Jahr. Sonderregelungen gelten bei Praktika. Individuelle
Beratung unter der kostenlosen Hotline der
Landesversicherungsanstalt
0 800-582 22 55.
Alle Berufe auf einen Blick
Freiwillig, sozial und
ökologisch
Freiwilliges Jahr statt Zivildienst? Wer nicht
älter als 27 ist, kann sich für ein freiwilliges
soziales oder ökologisches Jahr in den
Hochwassergebieten bewerben. Mehr dazu
unter www.bmfsfj.de.
Der Katalog des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) umfasst die zum Stichtag 1.
Oktober aktuellen, anerkannten Ausbildungsberufe sämtlicher Wirtschaftszweige.
Darüber hinaus liefert das über 450 Seiten starke Nachschlagewerk die Anschriften der
zuständigen Stellen sowie einen Einblick in Fortbildungsmöglichkeiten der jeweiligen
Berufe. So lange der Vorrat reicht, bestellen Lehrer und Berater das Verzeichnis kostenfrei beim BiBB, unter: [email protected] oder 0228/107-2401, Stichwort
„Anerkannte Ausbildungsberufe 2002“.
Jugend forscht
Im Wettbewerb ‚Jugend Forscht 2003’ winken Preise im Gesamtwert von mehr
als 800.000 €. Unter dem Motto ‚Geträumt - Gedacht – Gemacht’ können
Wettbewerbsarbeiten in folgenden Fachgebieten eingereicht werden: Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik oder Technik. Zugelassen sind Einzel- oder Teamarbeiten. Die
Altersgrenze liegt bei 21 Jahren. Anmeldeschluss ist der 30. November 2002.
Details unter: www.jugend-forscht.de
Schwerin: 600 Berufsstarter verewigen sich in der Lehrlingsrolle
Persönlich und handschriftlich
Es ist eine gute alte Tradition: Wer in den
Beruf startet, trägt sich in die Lehrlingsrolle
ein. Meistens passiert das so ganz nebenbei
und ganz automatisch. Die Lehrlingsrolle –
so wird das Verzeichnis genannt, in dem die
Berufsausbildungsverträge aufbewahrt werden. Jeder, der eine Lehre macht, steht in
der Lehrlingsrolle. Das ist eine der Zulassungsvoraussetzungen für die spätere Gesellenprüfung. Die Handwerkskammer
Schwerin hat daraus einen Festakt gemacht.
Rund 600 Berufsanfängerinnen und –anfänger haben sich in der Lehrlingsrolle verewigt – höchstpersönlich und handschrift-
lich. Anschließend bekamen sie ihre Lehrlingsausweise ausgehändigt.
Der 2. Zentrale Berufsstartertag, in dessen
Rahmen die Eintragung in die Lehrlingsrolle
stattfand, kam so gut an, dass die Handwerkskammer Schwerin bereits die dritte
Ausgabe plant. „Aber beim nächsten Mal
wollen wir das Ganze mehr in Richtung
Werktstätten verlagern. Dort werden Ausbilder, Lehrer und Handwerksunternehmer den
Beruf vorstellen“, kündigt
Manfred
Marschand, Abteilungsleiter für Berufsausbildung der Handwerkskammer Schwerin
an.
05
06 Einblick
Ein Praktikum hilft dir dabei, dich zu orientieren. In der Berufswelt und überhaupt. Es verschafft dir Klarheit und Kontakte.
Keine Frage: Eine solche Minilehre ist nützlich. Mit ihrer Unterstützung fällt es dir leichter, deinen zukünftigen Schwerpunkt zu
setzen und deine Stärken und Schwächen zu erkennen.
Der Aha-Effekt kann dabei schon mal auftauchen: Karin Marx ist begeistert von den vielen Techniken, die man als Buchbinderin
können muss, und Lenka Petzold ist überrascht von den vielen kleinen Tricks, die man als Stickerin lernen kann. Beiden hat er
viel gebracht, der handfest-Berufe-Check.
Hast du auch Appetit auf einen kurzen Ausflug in die Praxis? Willst du auch den Durchblick, was in der Berufswelt auf dich warten kann? Dann schnapp dir ein Schnupperpraktikum: handfest bringt dich für zwei Tage in einen Betrieb. Nur so zum Testen.
Unter 01803/212127 oder www.handfest-online.de erfährst du alles Weitere darüber.
KURZERAUSFLUG
INDIEPRAXIS
Berufe-Check: Buchbinderin und Stickerin
Infos zum Buchbinder (Quelle: zdh)
-
Auszubildende bundesweit im Jahr 2000: 495
davon 218 männliche und 277 weibliche Azubis
davon 24 ausländische Auszubildende (4,8%)
250 Ausbildungsstätten zum Buchdrucker bundesweit im Jahr 2000.
Wissenswertes über das Buch!
Das erste gedruckte Buch stammt aus dem Jahr 868
und wurde mit hölzernen Druckformen hergestellt.
Das Buch heißt "Diamant-Sutra" und handelt in chinesischer Übersetzung von einem Gespräch zwischen
Buddha und seinem Schüler Subhuti.
Das meistverkaufte Buch der Welt ist die Bibel mit
über 2,5 Milliarden verkaufter Exemplare seit 1815.
Eine Übersetzung des Neuen Testaments von David
Wilkens ist dagegen das Buch, das sich jemals am
schlechtesten verkaufte. Es dauerte geschlagene 191
Jahre bis alle Exemplare verkauft waren. Von den
1716 in Oxford gedruckten 500 Exemplaren wurde
etwa alle 20 Wochen eins verkauft.
Auf kostbarem Leinenpapier schrieb Leonardo da
Vinci (1452 – 1519) in Spiegelschrift seine Studien
zum Wasser, zur Erde und den Himmelskörpern nieder
und illustrierte sie mit 360 Zeichnungen. Diese 36
Blätter, der sogenannte „Codex Leicester“, sind heute
das teuerste Buch der Welt. Es wurde 1994 für 24,03
Millionen EURO versteigert. Käufer: Microsoft-Chef
Bill Gates. Der „Codex Leicester“ ist die einzige
Handschrift Leonardos in Privatbesitz.
Karin Marx (19)
Buchbinderin
Zur Person:
Karin Marx, 19, Realschulabschluss. Erste
Einblicke in die Berufsrichtung, die sie später vielleicht einmal einschlagen will, hat
sie im handfest-Berufe-Test erworben. Karin
hat sich zwei Tage lang bei Buchbindermeister und Betriebswirt des Handwerks Rainer
Rohles in der Buchbinderei Schwind in
Trier-Irsch umgesehen.
Flop:
„Gleich zu Beginn passierte das Ärgernis.
Um 7:30 Uhr sollte ich hier im Betrieb sein.
Prompt streikte bei der Abfahrt mein Auto.
Um 10 Uhr kam ich erst an. Klar, ich hatte
angerufen und Bescheid gesagt. Trotzdem,
mir war’s richtig peinlich. Zu Beginn gleich
so ein Flop.“
Mein Fazit:
Mein Vorurteil:
„Das Buchbinder-Handwerk hatte ich mir
weniger technisch und mehr traditionell
vorgestellt. Die ganzen modernen Maschinen und überall wird eingestellt, feinjustiert oder immer wieder kontrolliert. Ich
hätte mehr was Kreatives erwartet.“
Topp:
„Die neuen Erfahrungen und Eindrücke
haben mir am besten gefallen. Herr Rohles
hat mir sämtliche Arbeitsschritte von der
einzelnen Buchseite, bis hin zum fertigen
Buch gezeigt und erklärt. Interessant fand
ich den Bereich, in dem per Hand Einzelfertigungen und echte Unikate entstehen.“
„In der kurzen Zeit lernt man nur einen
sehr kleinen Ausschnitt des Berufes kennen. Gerade über die gestalterische und traditionelle Seite des Buchbinder-Handwerks
möchte ich noch mehr erfahren. Den
Bereich Restaurierung könnte ich mir auch
sehr gut vorstellen.
Für die Zukunft habe ich mir jedenfalls vorgenommen, auch hinter die Fassade weiterer Berufe zu schauen. Nirgends erfährt man
so leicht und direkt, ob einem der Beruf
zusagt. Was man sonst so erzählt bekommt
sind doch meist Vorurteile.
Das sagt der Chef:
Buchbindermeister Rainer Rohles (43) sagt:
„Das Buchbinder-Handwerk ist High Tech &
Präzision sowie Tradition & Kunst. Ob
Serienfertigung oder die Herstellung von
Einzelstücken, der Beruf bietet zahlreiche
Möglichkeiten. Vor allem nach der Ausbildung stehen vielfältige Wege offen. Entweder die eher traditionelle und gestalterische Richtung oder hinein ins technische,
den Bereich der Fachingenieure.
Ob der Beruf wirklich zu einem passt, stellt
man am besten in einem Praktikum fest.
Wer hierbei überzeugt und qualifiziert ist,
für den haben wir 2003 auch noch eine
Ausbildungsstelle zu vergeben.“
Eins steht aber für mich fest: Ein Bürojob
kommt nicht in Frage. Zu langweilig!”
Mehr Infos über den Ausbildungsplatz
zum Buchbinder/-in bei Schwind in
Trier-Irsch erteilt die Redaktion handfest. 01803-212127
07
08 Einblick
Stickerin
Zur Person:
Lenka Petzold ist 18 Jahre alt. Die Kölnerin
will nach ihrem Abitur im nächsten Jahr
Mode- und Textildesign studieren. „Es interessiert mich, wie man Stoffe herstellt und
sie verarbeitet”, sagt Lenka. Erste Erfahrungen hat sie schon in einem zweimonatigem Praktikum bei einem Modedesigner
gesammelt. Beim zweitägigen Praktikum an
der Werkstätte für Textilkunst in Bad
Honnef schnupperte sie weiter in den Beruf
hinein.
tragbar und brauchbar. Das verlangt ein
Gefühl für die Stickerei und für Farben.
Außerdem ist Kreativität gefragt. Auf
Anfrage werden neue Stickmuster angefertigt. Ich habe an einem Muster gearbeitet.
Mir wurde die Vielzahl an Materialien
gezeigt und erklärt, wie man sie anwendet.
Ich habe viele verschiedene Sticktechniken
gelernt - so konnte ich meine eigenen Ideen
mit einbringen und leichter umsetzen.”
Topp:
„Ich habe gelernt, mit Nadel und Faden umzugehen, habe einen Einblick bekommen,
welche Möglichkeiten und Sticktechniken
es gibt. Und wie man sie umsetzen kann.”
Flop:
Mein Vorurteil:
„Im Stickereiberuf wird vor allem handwerklich gearbeitet. Ganz im Gegenteil zu
den modernen Techniken, mit denen
Textilien maschinell angefertigt und weiter
verarbeitet werden.”
Mein Tag:
„Generell werden hier in der Werkstatt viele
alte Sachen wieder aufbereitet. Vereinsfahnen oder Priestergewänder zum Beispiel. Die
Aufbereitung hat einen anderen Zweck als
die Restaurierung: Aufbereitete Textilien
sind im Gegensatz zu aufbereiteten wieder
„Wenn ich einen Fehler gemacht habe und
daraus zum Beispiel ein kleiner Knoten entstanden ist, dann musste ich alles wieder
aufziehen – das war eine ziemliche Fummelarbeit. Aber dafür muss man dann eben die
Geduld und die Ruhe haben.”
Mein Fazit:
„Die Tage haben mir sehr gut gefallen. Wenn
ich noch mal die Zeit habe, kann ich mir
vorstellen, mich intensiver mit der Stickerei
zu beschäftigen. Ich finds interessant, die
Vielzahl der Techniken kennen zu lernen.“
Lenka Petzold (17)
Das sagt die Chefin:
„Ich bin erstaunt, dass Lenka so viel
geschafft hat. Sie hatte eigene Ideen, hat
ihren eigenen Beitrag gebracht. Und sie war
sehr fleißig. Sehr geschickt und sehr
ordentlich. Sie hat das Auge für Abstände –
was sehr wichtig ist in unserem Beruf.“
10 Hintergrund
Alles ist möglich. Fast alles. Wie
es das Drehbuch verlangt und
die Fantasie des Regisseurs will.
Luxusapartments mit Blick auf
Paris, verräucherte Boxarenen
oder vergammelte Hinterhöfe.
Designer, Architekten und Handwerker arbeiten Hand in Hand –
und schaffen so die gewünschte
Kulisse. Eine künstliche Welt.
Kino eben. Seit 90 Jahren entsteht in den Babelsberger Filmstudios bei Potsdam nichts als
die Wirklichkeit. Eine ausgedachte Wirklichkeit.
Knapp 200 holprige Kilometer
weiter östlich: Im Südwesten des
Landes Mecklenburg-Vorpommern, unmittelbar an der Elbe
und an der Grenze zu Niedersachsen, liegt Dömitz. Eine über
760 Jahre alte Festungsstadt. Die
Menschen dort entkommen nur
knapp dem Hochwasser. Weil die
Deiche halten, die Havel geflutet
wird und unzählige freiwillige
Helfer tausende Sandsäcke
schleppen. Und dennoch: Die
Dömitzer mussten evakuiert werden. Gott sei Dank nur für einen
Tag. Und Gott sei Dank ist nicht
mehr passiert. Das ist die harte
Wirklichkeit.
handfest berichtet aus den verschiedenen Erlebniswelten.
Fi
Wirklic
Stellen in Babelsberg, wo schon die große
Marlene Dietrich und zuletzt Roman
Polanski drehten, sind heiß begehrt. Moritz
hat nach seinem Realschulabschluss ein
Praktikum in Babelsberg absolviert – daraufhin hat er die Lehrstelle bekommen.
Irgendwie hat er die Nähe zum Film aber
auch in die Wiege gelegt bekommen: seine
Mutter ist Kostümbildnerin und sein Vater
Kameramann.
Moritz, 17
ktion
und
hkeit
Noch zwei Stunden. Volle zwei Stunden.
Genug Zeit, sich im Bett rumzudrehen, von
irgendwas Schönem zu träumen, sich sanft
wecken zu lassen und in aller Ruhe noch
einen Kaffee zu trinken. Eigentlich. Aber
das ist nicht drin. Moritz muss raus, muss
sich beeilen, ist sowieso schon spät dran. In
aller Herrgottsfrühe macht sich der 17Jährige auf den Weg zur Arbeit. Um Fünf
fährt er los, ist um Sieben pünktlich da.
Nicht irgendwo, sondern beim Film. Und wer
ihn sieht, denkt: Mensch - haben die
Herren Casting-Agenten Tomaten auf den
Augen? Das wär doch einer, wie gemalt, als
Lover von J.Lo oder Angelina Jolie.
Moritz ist im zweiten Lehrjahr zum
Stuckateur im Filmstudio in Babelsberg. Er
wohnt in Berlin. Bis Babelsberg sind’s zwar
bloß lausige 40 Kilometer, aber kaum unter
zwei Stunden zu schaffen. „Für eine gute
Ausbildung muss man eben einiges auf sich
nehmen,“ sagt er. Stimmt. Und die Azubi-
Seine Leidenschaft ist der Modellbau, er
stellt Fantasy-Figuren aus Gips her. Außerdem spielt er in einer Theatergruppe mit.
„Film und Fernsehen ist spannend. Man
trifft hier auf dem Gelände viele berühmte
Schauspieler und Produzenten. Das Problem
ist nur, dass ich sie nur selten erkenne,“
erklärt Moritz, der sich nach seiner Lehre
auf Bildhauerei und Kunst stürzen will,
wohl aber erst mal das Abi nachmachen
wird. Mit der Ausbildung in Babelsberg ist er
sehr zufrieden: „Das geht weit über Stuck
hinaus. Ich bin während der Ausbildung in
den verschiedenen Werkstätten: beim
Tischler, Zimmerer, Maurer, Fliesen-,
Platten- und Mosaikleger.“
„Wir haben das
zuerst gar nicht ernst
genommen.“
Ortswechsel. Steffen mag sein Dömitz. Den
historischen Stadtkern mit den Fachwerkhäusern und der neugotischen BacksteinKirche aus der Zeit nach dem großen
Stadtbrand von 1809. „Es ist friedlicher
hier, als in einer Großstadt wie zum Beispiel
Hamburg. Hier kann ich die Natur erleben“,
sagt er. In seiner Freizeit spielt er Fußball
und geht Angeln. Der 19-Jährige ist
Parkettleger im dritten Lehrjahr bei der
Firma Schulz Fußboden GmbH in Dömitz.
Jeden Morgen erscheint er pünktlich um
halb Sieben in der Ludwigsluster Straße 10
zur Arbeit, um von dort aus zusammen mit
seinem Chef zum Kunden zu fahren.
Nur an diesem Montagmorgen im August, da
hatte Steffen ein ziemlich mulmiges Gefühl
im Magen. „Natürlich bin ich wie jeden
Morgen zur Arbeit gegangen – aber meine
Gedanken waren nur hier“, sagt er und zeigt
auf sein Elternhaus. Dömitz drohte abzusaufen.
„Die Leute hatten Angst. Wir sind hier zwar
Hochwasser gewohnt, wir wissen, wie
schnell das gehen kann. Aber dieses mal
war es eine ganz angespannte Situation,
nachdem wir die Bilder vom Oberlauf der
Elbe gesehen hatten“, sagt Renate Vollbrecht, Bürgermeisterin von Dömitz. Der
Pegelstand der Elbe sollte auf 7,30 Meter
steigen – das war die erste Ankündigung. Es
blieb dann aber bei 6,57 Metern. Gott sei
Dank. Renate Vollbrecht erinnert sich: „Die
schlimmsten Tage waren zwischen dem 21.
und dem 23. August. Keiner wusste so
11
Steffen, 19
12 Hintergrund
Stefan Klos hat sein Hobby zum
Beruf gemacht – Steffen auch:
„Ich habe schon vor meiner
Lehre viel mit Holz gemacht.
Das Schöne an meinem Beruf
ist, dass ich mit einem lebenden
Material arbeite. Am besten
gefällt mir die Arbeit mit geöltem Holz.“ Er verlegt nicht nur
Parkett, sondern auch Linoleum
oder Teppich. Vom Fertigparkett
hält er nicht viel, sein Favorit
ist schwimmend verlegtes Parkett, meistens aus geschliffener
Buche oder Eiche: „Wenn der
Estrich staubfrei ist, kommt
Kleber unter die Dielen, danach
wird der Boden mit einem feinen Netz getellert und abschließend versiegelt.“
Eine fantastische Welt, entstanden in den Babelsberger
Studios für die gigantische
Produktion: Hans Christian
Andersen - Mein Leben als
Märchen.
genau, wie es weiter gehen würde.“ Die
Evakuierung dauerte nur einen Tag: Am 21.
August um acht Uhr ausgesprochen, am darauf folgenden Tag nachmittags um vier wieder aufgehoben.
Handwerker. Auch seine Firma war bedroht
vom Hochwasser: „Das war ein richtiger
Schock. In der Firma haben wir Regale
gebaut, alles hochgestellt und alle Maschinen auf den Dachboden gebracht.“
„Das war ein
richtiger Schock.”
Steffen ist Hobbyfußballer und Borussia
Dortmund-Fan. Sein Idol ist Stefan Klos,
obwohl der mittlerweile bei den Glasgow
Rangers zwischen den Pfosten steht: „Der
brachte starke Leistung, blieb aber immer
cool in seinem Tor. Der ist nie ausgerastet.“
Am Samstag vorher hat Steffen zusammen
mit seinen Freunden – eigentlich wollten
sie im Dorf ein Volleyballturnier ausrichten
– Sandsäcke geschleppt. Das Wasser würde
kommen. So viel wusste man. Nur wie viel –
das wollte und konnte sich keiner ausmalen. „Wir haben das zuerst gar nicht richtig
ernst genommen. Wir haben sogar Scherze
darüber gemacht“, erzählt der junge
Eine Filmkulisse entsteht.
Steffen kommt viel rum. Potsdam, Hamburg oder Hannover waren seine
letzten Stationen, um Böden zu verlegen.
Ihn nervt die mangelnde Gleichberechtigung zwischen West- und Ostlehrlingen:
„Ich find’s einfach ungerecht, dass meine
Kollegen im Westen mehr Geld verdienen,
fast 400 Euro mehr im Jahr.“ Aber er sieht’s
gelassen, wie sein Vorbild Stefan Klos.
Die Deiche haben gehalten, die Schäden
halten sich in Grenzen. Auch, weil viele
Freiwillige geholfen haben. Steffen ist einer
14 Hintergrund
„Nur ein kleiner Bruchteil“
Wie fühlst du dich, wenn du im KinoSessel sitzt und den Film anguckst, an
dem du selbst mitgearbeitet hast?
Oh je, ich muss gestehen, dass ich mir noch
nie einen Film im Kino angesehen habe, bei
dem ich mitgearbeitet habe. Ist das jetzt
peinlich?
Mariana Vassileva ist freie Künstlerin. Die gebürtige Bulgarin lebt seit zwölf
Jahren in Berlin, hat an der Hochschule der Künste studiert und übt ihr
Handwerk seit eineinhalb Jahren im Filmstudio Babelsberg aus. Dort gestaltet und bemalt sie Kulissen – zum Beispiel für den aktuellen Kinofilm „Der
Pianist“, bei dem Roman Polanski Regie geführt hat. handfest hat die
Kulissenmalerin in Babelsberg besucht.
Nein, überhaupt nicht. Gehst du gar
nicht ins Kino?
Doch, doch. Aber eben nicht so oft. Ich
schaffe das einfach zeitlich nicht.
„Italienisch für Anfänger“ war der letzte
Film, den ich im Kino gesehen habe.
meinen Job an. Ein Auftrag, den ich umsetze. Für den ich natürlich mein Bestes gebe.
Triffst du auch viele Promis, viele Schauspieler?
Klar, die laufen einem häufig über den Weg.
Das ist auch unheimlich interessant, zu
sehen, wie die drehen, sich verhalten und
überhaupt: die zu beobachten. Die GZSZSchauspieler trifft man oft auf dem Gelände.
Die sind alle sehr nett.
Gibt es etwas im Film, auf das du ganz
besonders achtest?
Ja natürlich. Ich sehe mir ganz genau an,
welches Material für eine Kulisse verwendet
worden ist und wie man das bearbeitet hat.
Du arbeitest als freie Künstlerin – was
machst du noch, außer deiner Arbeit
beim Film?
Im Filmstudio Babelsberg arbeite ich nach
Aufträgen. Und sonst arbeite ich für Galerien. Zurzeit habe ich ein Objekt in Berlin.
Dort habe ich eine Haltestelle gestaltet, die
wie ein Wohnort funktioniert.
Lenkt dich das nicht vom reinen Genießen eines Films ab?
Manchmal. Aber das ist auch bereichernd,
ich lerne dazu, gucke mir vielleicht was
Nützliches ab.
Interessiert dich nicht, was aus der Kulisse geworden ist, die du mitgestaltet
hast?
Doch, natürlich. Ich leiste ja nur einen kleinen Bruchteil, der zum Gelingen des Films
beiträgt. Da ist es natürlich immer interessant, zu sehen, wie sich diese kleine Nuance
im Ganzen auswirkt.
Das macht sicher eine Menge Spaß, beim
Film zu arbeiten?
Ja, sicher, das ist eine angenehme Zeit und
es herrscht auch eine tolle Atmosphäre beim
Film. Aber ich sehe das in erster Linie als
Wie ein Wohnort?
Ja, das Objekt heißt: Rasender Stillstand.
Das ist die Haltestelle am Bunker in der
Reinhardstraße, im Rahmen des Kunstfestivals Insideout. Aus der Entfernung sieht
man eine normale Haltestelle, je näher man
kommt umso mehr erkennt man die kleinen
aber entscheidenden Veränderungen. Wie
zum Beispiel die hochgeklappte Sitzbank
und den persönlichen Briefkasten.
Mariana Vassileva
Hast du dein Hobby zum Beruf gemacht?
Ja, das kann man wohl sagen.
Mariana gestaltet und bemalt Kulissen – zum
Beispiel für den aktuellen Kinofilm „Der Pianist“,
bei dem Roman Polanski Regie geführt hat.
Das
Filmstudio
Babelsberg
Im Jahre 1911 baute die Firma Bioscop
ihr erstes – gläsernes – Filmatelier in
Babelsberg. Ab Februar 1912 wurde
gedreht. 1926 drehte Fritz Lang
„Metropolis“ in Babelsberg. Mit dem
Bau des ersten deutschen Tonfilmateliers in Babelsberg im Jahre 1929, des
Tonkreuzes, beginnt ein neues Kapitel
der Filmgeschichte. „Melodie des Herzens“ mit Willy Fritsch ist der erste
deutsche Tonfilm. Es folgt 1930 die
Uraufführung von „Der Blaue Engel“
mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ließ
der Neuanfang nicht lange auf sich
warten. Bereits am 4. Mai 1946 fiel die
erste Klappe zu Wolfgang Staudtes
„Die Mörder sind unter uns“ mit
Hildegard Knef. Am 17. Mai 1946
wurde die „DEFA Film AG“ gegründet.
Die DEFA produzierte über 700 Spielfilme, darunter 150 Kinderfilme. Allein
für das Fernsehen sind von 1959 bis
1990 über 600 Spielfilme hergestellt
worden.
Tim, 17
davon, zufrieden sagt er: „Wir haben fürs
Erste alles überstanden. Aber wer weiß, wie
es beim nächsten Mal wird.“ Und Bürgermeisterin Vollbrecht meint: „Jeder hat,
ohne zu fragen, mit angepackt. Das hat
mich stolz gemacht und das hat die Leute
weiter zusammengeschweißt.“
„Das bedeutet
Sicherheit“
Zurück in Babelsberg. Handwerk hat hier
eine lange Tradition. Zurzeit werden etwa
25 Handwerkslehrlinge in den Filmstudios
ausgebildet. Zum Beispiel Ronald. Er ist im
zweiten Lehrjahr zum Tischler. Schon sein
Großvater hat in Babelsberg als Stuckateur
gearbeitet. Prominente Schauspieler trifft er
häufiger mal: „Das ist eigentlich nichts Besonderes. Die meisten sind ziemlich locker,
nur wenige haben Starallüren oder sind eingebildet.“ Stolz ist Ronald auf seinen Beruf:
„Ich bin froh, einen guten Ausbildungsplatz
gefunden zu haben. Das bedeutet Sicherheit.“
Möglichkeiten. Das können viele andere
Betriebe gar nicht leisten. Als ich den
Bescheid für die Ausbildungsstelle hier in
Babelsberg bekam, war ich echt happy.
Schließlich wurden nur zwei neue Lehrlinge
für die Tischlerwerkstatt genommen.“
In Babelsberg arbeiten viele Handwerke
unter Termindruck eng zusammen. In
Dömitz – und sowieso entlang der Elbe –
ebenfalls. Und zwar nicht nur gegen das
Hochwasser.
Manchmal liegen Fiktion und Wirklichkeit
ganz eng beieinander.
Seit 90 Jahren werden in Babelsberg
Visionen in Zelluloid und Phantasien
zu beweglichen Bildern verwandelt.
Viele internationale Filmproduktionen
zählten ebenfalls auf die Arbeit der
Babelsberger: „Die unendliche Geschichte III“, „Der Unhold“, „Eine
Französische Frau“, „Prince Valiant“,
„La Machine“, „Lexx-The Darkzone“,
„Prince Valiant“, „Ma Femme s´appelle“
und Roman Polanskis „Der Pianist“,
der seit dem 24. Oktober im Kino zu
sehen ist.
Das Handwerk hat eine lange
Tradition
Im Studio Babelsberg, das über eines
der modernsten digitalen Mischateliers
weltweit verfügt, werden zurzeit 25
Handwerkslehrlinge ausgebildet. Die
meisten Lehrlinge starten über ein
Parktikum in die heiß begehrte Lehre
in Babelsberg, wo der bislang teuerste
europäische Film entstanden ist:
„Enemy at the gates” von JeanJacques Annaud.
www.studiobabelsberg.com
Oder Tim aus Kleinbeeren: Auch er ist im
zweiten Lehrjahr zum Tischler. Der 17Jährige sagt: „Die Ausbildung hier ist so
beliebt, weil wir eine eigene große
Lehrwerkstatt inklusive Ausbildungsmeister
haben. Dadurch haben wir sehr viel mehr
15
16 Reportage
Der Anspruch ist hoch. „Alles, was wir
hier machen, muss nicht nur funktionieren, es muss auch noch gut aussehen“,
sagt Markus Pazic. Der 42-jährige
Gürtlermeister macht vieles – nur nichts
von der Stange. Ob der Tankdeckel in
einer Garageneinfahrt, die aus Messing
geschmiedete Türklinke oder das aus verzinktem Stahl geschmiedete
Balkongeländer - alles Einzelstücke.
Gürtler ist ein alter Beruf mit langer
Tradition. Einer, der wohl kein Trendberuf, aber sicher einer der kreativsten
Berufe im Handwerk ist. Die Berufsbezeichnung kommt aus dem Mittelalter:
Gürtler fertigten schwere Gürtel als Panzerung und Schutz im Kampf, Rangabzeichen für Kriegsherren, aber auch
Altarkreuze und Schmuckstücke.
„So viel Vertrauen muss schon da sein“, sagt
Sebastian, rückt seine Baseballcap zurecht
und schlägt zu. Nicht besonders hart, eher
wohl dosiert. Der glühend heiße Stahl gibt
nach. Eine kleine Delle entsteht, eine von
insgesamt vier leicht gerundeten Mulden in
einer rund zwei Meter langen Stange aus
unbehandeltem Stahl: In ein paar Tagen
wird das als Handlauf eines verzinkten
Balkongeländers das Haus eines Kunden
verzieren.
Yvonne taucht die schwere Stange mit
einem lauten Zischen ins kalte Bad. Unbeeindruckt - dabei war sie es, die das
Vertrauen aufbringen musste. Sie hat nämlich den Schmiedehammer gehalten, auf
den Sebastian geschlagen hat. Die 21-jährige Auszubildende legt ihre schweren Lederhandschuhe und die Ohrenstöpsel ab – und
nimmt die vor ein paar Sekunden noch glühend heiße Stelle zwischen Daumen und
Zeigefinger. Sie nickt zufrieden. Eine erste
Kontrolle: Hat sich auch nichts verzogen?
Ist alles gerade geblieben? Yvonne vertraut
zuerst auf ihr Augenmaß, guckt an der
Die Kunst
der Kraft
Markus Pazic, Kunst & Schmied aus Herdecke
schweren Stange aus unbehandeltem Stahl
entlang, misst dann aber doch lieber nach.
Sebastian überprüft: Alles okay. „Frühstückspause“, ruft Markus, Chef der beiden.
Bei Joghurt, Käsebrot, Kaffee und Apfelschorle unterhalten sich die Drei über die
nächsten Arbeiten. Echte Teamarbeit eben.
Am Anfang steht das Kundengespräch. Das
ist Chefsache. Markus guckt sich die
Gegebenheiten an. Erste Ideen, Entwürfe,
alles von Hand selbst gezeichnet – ist das
okay, macht der Gürtlermeister einen
Kostenvoranschlag. Wenn er sich mit dem
Kunden einigen kann, geht’s los. „Man muss
in diesem Beruf kreativ und pfiffig sein.
Und man muss improvisieren können. Gute
Arbeit spricht sich herum. Die beste
Werbung ist immer noch der zufriedene
Kunde“, erklärt Markus.
Derzeit arbeitet er zusammen mit zwei
Lehrlingen und einem Gesellen - normalerweise hat er zwei Gesellen beschäftigt:
„Aber der Arbeitsmarkt gibt im Moment
nichts her, gute Gesellen sind selten.“
An anspruchsvollen Aufträgen mangelt es
Markus, 42
Sebastian, 23
nicht. Zum Beispiel hat Markus die Eisenfaust von Goethe-Held Götz von Berlichingen nachgebildet. Nur anhand eines SteinAbdruckes. „Das war schwierig, denn ich
wollte den Stein nicht zerschlagen,“ erklärt
der erfahrene Metallgestalter.
Markus leitet die Kunstschmiede in Herdecke bei Dortmund jetzt seit fünf Jahren,
vorher war er hier zwölf Jahre lang Geselle.
Er gibt seinen Lehrlingen und Gesellen vieles weiter. Vor allem Verantwortung und
damit auch Motivation: „Ich bilde ein
bischen anders aus, als viele meiner
Kollegen. Ich gebe meinen Lehrlingen einen
kompletten Auftrag. Vielleicht sind sie
damit manchmal überfordert – aber sie können mich ja auch jederzeit um Rat fragen.
So lernen sie auf jeden Fall selbstständiges
Arbeiten. Das ist wichtig für die Zeit nach
der Lehre. Denn nach drei Jahren ist noch
niemand perfekt.“
Das Vertrauen ist da. Nicht nur zwischen
Sebastian und Yvonne – auch zwischen dem
Chef und seinen Mitarbeitern.
Yvonne, 21
17
18 Reportage
„Ich dachte, das
gibt’s nur in Museen“
Sebastian ist 23 Jahre alt. Er hat nach seiner Lehre zum Metallbauer, Fachrichtung
Gestaltung, erst mal Zivildienst gemacht,
als Hausmeister im städtischen Altenheim.
Er ist nun im ersten Gesellenjahr bei seinem
Ausbildungsbetrieb. Eventuell will er mal
seinen Meister machen.
„Kein Problem“
Yvonne ist im dritten Lehrjahr zur Metallbauerin, Fachrichtung Gestaltung – und die einzige Frau mit diesem Beruf in
ihrer Berufsschulklasse. handfest hat sich mit der 21-jährigen, nur 1,60 m großen Powerfrau aus Herdecke unterhalten. Yvonne hat per Praktikum in den Beruf hereingeschnuppert. Nach dem Fachabi ist sie in die Lehre eingestiegen.
Wie behauptest du dich in einem Männerberuf?
Das ist kein Problem. Natürlich ist die Arbeit anstrengend – körperlich und geistig. Aber es
ist nicht so, dass ich das nicht schaffe. Ich find’s sogar ganz angenehm, mich anstrengen
zu müssen. Ich könnte zum Beispiel nicht den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen.
Wie läuft dein Arbeitstag ab?
Am Anfang ist eine Besprechung: Wir stecken zusammen mit unserem Chef das Wichtigste
ab. Danach hat jeder seinen Auftrag zu bearbeiten. Das ist unheimlich abwechslungsreich.
Aber sicher auch eine ganze Menge Verantwortung?
Klar, es gibt auch Situationen, in denen ich mich einfach überfordert fühle. Aber ich kann
ja auch jederzeit fragen, wenn ich auf dem Schlauch stehe.
Wie geht es für dich nach der Lehre weiter?
Ich werde wahrscheinlich ein Design-Studium anschließen. Dafür habe ich hier auf jeden
Fall die richtigen Kenntnisse erworben. Ich weiß, was man mit den Materialien anfangen
kann.
Was ist das Interessante an deinem Job?
Freie Arbeit. Jeder kann seine Ideen mit
einbringen. Das Schöne ist, dass ich immer
wieder gefordert werde und nie den ganzen
Tag lang ein und denselben Handgriff
machen muss. Es gibt Tage, an denen steht
man total unter Strom, zum Beispiel,
wenn’s ans Schmieden geht. Da musst du
dich unheimlich konzentrieren.
Was empfiehlst du denen, die sich für
diesen Beruf interessieren?
Man muss wirklich wollen und richtig Lust
dazu haben. Es reicht nicht, diesen Beruf zu
ergreifen, nur weil man jetzt unbedingt
einen Beruf braucht. Man muss das Gefühl
für Formen und für Optik haben. Wer keine
Beziehung zu Metall hat, sollte es lieber
gleich lassen.
Wie bist du darauf gekommen?
Über einen Freund. Der fand ein Schulpraktikum hier richtig klasse. Ich habe auch mal
reingeguckt und fand´s ebenfalls riesig. Ich
habe gleich Kupferschälchen, Töpfe und ein
Feuerbesteck für einen Kamin gemacht. Wer
so etwas kann, den gibt’s nur in Museen –
habe ich vorher immer gedacht.
Infos zum Beruf:
Metallbildner/innen der Fachrichtung Gürtler- und Metalldrücktechnik
bearbeiten und verformen Metalle,
zum Teil auch Holz und Kunststoff. Sie
fertigen technische Apparate und Behälter sowie Möbelbeschläge, Beleuchtungskörper, Tore, Geländer, Gebrauchs-, Zier- und Schmuckgegenstände in historischen und modernen
Formen. Im Bereich der Schmuckgürtlerei werden auch Perlen, Emaille,
Korallen und Glas verarbeitet.
Bundesinnungsverband der Galvaniseure, Graveure und Metallbildner
0 21 03/25 56 30, www.biv.org
„Alles, was wir hier
machen, muss nicht nur
funktionieren, es muss
auch noch gut aussehen.“
Metallbauer/innen der Fachrichtung
Metallgestaltung fertigen Bauteile wie
Gitter, Geländer, Leuchten und andere
Gebrauchsgegenstände und montieren
sie. Nach Kundenwunsch oder nach
selbst erstellten Entwürfen erzeugen
sie meist Einzelstücke. Dabei be- und
verarbeiten sie Baustähle, legierte
Stähle und Kupferlegierungen vor
allem durch Schmieden, Biegen, Nieten und Schweißen.
Bundesverband Metall
Vereinigung Deutscher Metallhandwerke
02 01/8 96 19-0
www.metallhandwerk.de
Call 01803-212127
19
20 Trends & Kult
Ellen Alpsten
Die Zarin, Eichborn Verlag
3-8218-0889-6, 19,90 €
Hot Water Music
Caution
Melodi-Core
Alle Regler nach rechts. Denkt sich, wer die
Vorgänger-Scheibe „A flight & a crash“
schon mal seinem CD-Player anvertraut hat.
Und genau so geht’s auf „Caution“ weiter:
Schon der Opener „Remedy“ rockt. Ziemlich
dreckig und krachig sogar. Rauher Gesang
und gesellige, hymnische Refrains ziehen
sich durch das ganze Werk: Hot Water Music
haben nach nur einem Jahr Pause eine
gewohnt launige CD hingelegt. Für Partys,
fürs Alleinsein, fürs Lautmachen.
Bad Astronaut
Houston – we have a drinking problem
Speed-Pop
Dürfen die das? Keyboard, Drumloops und
Klavier auf eine Punk-Rock-Scheibe packen?
Aber klar. Weil’s sich interessant und einfach cool anhört. Und dabei auch noch mit
so viel Tempo und Kraft vorgetragen wird,
dass man „Lagwagon“ schon fast vergessen
hat. Joey Cape, Chef und Sänger von
„Lagwagon“, hat mit seinem Seitenprojekt
„Bad Astronaut“ ein starkes Stück Musik
gemacht. Speed Pop aus Santa Barbara – die
Überraschung dieses Herbstes.
Fehlfarben
Knietief im Dispo
Punkrock
Es gibt sie wieder. Alleine das ist wichtig.
Sie sind aktiv und rebellisch und fragend
und immer noch anders. Wie vor 22 Jahren.
Damals veröffentlichten Fehlfarben „Monarchie und Alltag“, eine der wegweisendsten
Platten der deutschen Rockgeschichte. Die
Band um Sänger Peter Hein, der sich nach
einem Clash-Song „Janie J. Jones“ nennt,
ist zurück. Ohne muffelige Punk-Romantik,
mit echten Standpunkten, astreinen
Melodien und starken Texten.
Rosenstolz
Macht Liebe
Pop
13 brandneue Songs finden sich auf dem
mittlerweile achten Album des Künstlerduos. Deutsche Popkultur mit internationalen Einflüssen. Mal Marlene Dietrich Stil mal
Neue Deutsche Welle – oder fette Techno
Beats. Das Rosenstolz Album bietet für jede
Generation etwas. Keine Mucke von der
Stange sondern durchdachte Texte und
echte Melodien. Am 1.11.2002 startet die
Macht Liebe Tour in Magdeburg. Mehr Infos
unter www.rosenstolz.de
Von der verkauften Bauerstochter, über die
Dienstmagd und Wäscherin schafft es
Martha, das Herz des Zaren Peter zu gewinnen. Beeindruckt von ihrer Schönheit und
ihrem unbändigen Lebenswillen, nimmt er
sie schließlich zur Frau und aus Martha wird
Katharina I. Auf wahren Tatsachen beruht
dieser historische Roman, der eine starke
Frau auf einem ganz und gar ungewöhnlichen Lebensweg begleitet – der Aufstieg
einer Leibeigenen zum gekrönten Haupt.
Let’s talk about Love
Eichborn Verlag, 3-8218-3760-8
12,95 €
Liebe, Lust und Leidenschaft
„Let’s talk about Love“ ist ein Spiele Buch
zum Thema Nr. 1. 450 Fragen aus sechs
Kategorien stehen den Spielern zur Verfügung, die sie sich gegenseitig beantworten
müssen. Steife Regeln und Gewinner gibt es
nicht, dafür aber jede Menge Spaß.
Kopfsalat
Ravensburger, 3-6 Spieler, ca. 35 €
Kopfsalat ist die bunte Mischung aus
Glücksspiel-, Rate-, Aktions- und Denksport-Aufgaben und trainiert graue Zellen
und Lachmuskeln gleichermaßen. Ein kniffeliges Kommunikationsspiel mit viel
Aktion.
Isabell Allende
Die Stadt der wilden Götter
Der Hörverlag, 8 CD’s, 3-89940-023-2
25,90 €
Zwischen Untieren und Selbsterkenntnis
Dem fünfzehnjährigen Alex gefällt es
zunächst gar nicht, dass man ihn mit seiner
bärbeißigen Oma auf eine Amazonasexpedition schickt. Lieber wäre er bei seiner todkranken Mutter geblieben. Doch in der
internationalen Forschergruppe findet er in
Nadja seine beste Freundin. Gemeinsam lernen sie das Leben der Indios kennen und
machen sich auf die Suche nach einem
sagenumwobenen Riesenwesen. In der Welt
der Geister und Dämonen lernen sie ihre
Stärken und Schwächen kennen und akzeptieren.
Holly Valance
Footprints
Pop
Mein Tipp
Hollys Vorliebe für’s Orientalische kennt
man ja schon von Kiss Kiss. Auf ihrem
neuen Album wird man noch mehr Klänge
aus 1001 Nacht hören. Aber auch RnB. und
Pop machen das Album zum Ohrschmeichler. Einfach durch und durch eine gute
Mischung für verschiedene Geschmäcker.
Le Ann Rimes
Twisted Angel
Pop
Mit elf Jahren veröffentlichte Le Ann Rimes
ihr erstes Album. Nun ist sie mit Twisted
Angel an ihrem achten angekommen. Weg
vom Country-Image konzentriert sie sich
nun auf eine gesunde Mischung von hochmodernem Pop, RnB, Rock und gemütlichen
Balladen.
Walter Moers
Der Fönig
Eichborn-Verlag, 3-8218-5222-4, 14,90 €
Wie wird der König zum Fönig? Ganz einfach, er erlässt ein Gesetz, die Buchstaben K
und F zu tauschen. So bekommt er jedes
Drogenproblem in den Griff. Kiffen gibt es
nicht mehr - nur noch .... Ist ja auch viel
gesünder. Wenn da nicht noch der plötzliche Frieg mit Kranfreisch wäre. Kein Auge
bleibt trocken, wenn Dirk Bach dieses konsonantenverschiebende Märchen liest.
Nicole Gudermann
(handfest-Redakteurin)
Warum Männer nicht zuhören und
Frauen schlecht einparken.
Allan Pease, Barbara Pease, UllsteinVerlag, 3-548-35969-8, 8,95 €
Über Männer und Frauen
Bin ich wirklich so weiblich? Anscheinend schon. Jeder wird sich in diesem
super recherchierten Buch wahrscheinlich anders wiederfinden. Ich musste
allerdings erkennen, dass sehr viele typische Verhaltensweisen wie die Faust
aufs Auge auf mich passen. Ich verwechsle dauernd rechts und links, habe
die Logik der Mathematik bis heute
nicht begriffen, verfahre mich ständig,
drehe beim Kartenlesen den Plan immer
in Fahrtrichtung und bin - außer im
Einkaufszentrum - völlig orientierungslos. Aber dafür habe ich jetzt die beste
aller Ausreden: Ich bin halt `ne Frau.
Das Autorenpaar Pease beleuchtet typisch männliche und typisch weibliche
Verhaltensweisen und gibt Erklärungsansätze aus verschiedensten Bereichen
der Wissenschaft, Biologie und Psychologie und das mit einer gehörigen
Portion Humor und Selbstironie.
Mein Fazit nach fast 400 unterhaltsamen Seiten: Leider kann ich meinem
Freund jetzt nicht mehr vorwerfen,
dass er eine lange Leitung hat, die
Milch im Kühlschrank nicht findet und so sensibel
wie eine Dampfmaschine ist. Er
ist halt - ein
Mann.
Adidas a3 = More power to you
Der Schuh ist fünf Jahre lang getestet worden. In Paris, Boston, London und Rotterdam
waren Marathonläufer, die viel schneller sind als wir, in dem neuen Schuh unterwegs. Und
sie waren überzeugt. Wir auch. Die Redaktion hat sie getestet, die neue Technologie, die
aus Schaumstoffeinheiten mit unterschiedlichen Härtegraden und einer Abrollplatte für
rundes Abrollen des Fußes besteht. Ergebnis: adidas ist ein Schuh gelungen, der dämpft,
ohne zu weich zu sein, der leicht, aber auch stabil ist. Der a3-Cushion ist für Running,
Basketball und Tennis erhältlich. Rund 150 Euro.
21
22 Nachgefragt
9
1
8
10
Was ist Erfolg?
6
4
12
11
7
3
5
13
14
2
1. Dennis (20), Zentralheizungs- und Lüftungsbauer Erfolg heißt für
mich: Viel Geld verdienen
und dafür nicht zu schwer
arbeiten müssen. Auf
jeden Fall will ich einen
sicheren Job haben.
2. Ilka (25), Volontärin
Erfolg ist für mich nicht
unbedingt an berufliche
Karriere gebunden. Erfolg
ist für mich dann, wenn
ich zufrieden bin. Wenn
ich einen Job oder Familie
oder gute Freunde habe, die mich glücklich
machen - das ist Erfolg.
3. Pia (17), Schülerin Für mich
wäre es beispielsweise ein Erfolg,
wenn ich den Q-Vermerk am Ende
des Schuljahres bekomme. Für
jemand anderen ist es vielleicht ein
Erfolg, wenn er abgenommen hat
oder viel Geld gespart hat. Erfolg ist
eine tolle Sache, egal ob man eine
große Firma aufgebaut hat oder den
Führerschein bestanden hat. Man
kann sich über den großen wie den
kleinen Erfolg freuen.
4. Wolfgang (41), Sportredakteur
Erfolg ist persönliche Zufriedenheit.
Die kann sich rein beruflich ausdrücken, finanziell, aber auch rein
menschlich. Für mich ist Erfolg ein
wenig von allem. Ein
Job, der Spaß macht, der
es ermöglicht, mit der
Familie ein vernünftiges
Auskommen zu haben,
aber dennoch nicht so
wichtig ist, dass man
sich nicht auf das
Nachhausekommen und
die Freizeit mit der
Familie freut. Erfolg
heißt auch, sich Ziele zu
setzen und sie zu erreichen. Für jeden einzelnen sehen die ganz
anders aus.
5. Joey Cape, Sänger
von Lagwagon und Bad
Astronaut Erfolg ist,
alles das zu tun, was du
liebst, ohne Kompromisse. Für mich bedeutet Erfolg, dass ich Musik machen kann und
davon leben kann. Ich bin musikalisch frei,
kann wählen, was ich will, darüber bin ich
sehr glücklich. Das können nicht viele
Musiker sagen. Mitgefühl und Ehrlichkeit
sind mir wichtig, ebenso wie Vergnügen,
Humor und Leidenschaft.
6 Mr. Nancy von Fabulous Disaster Ich
möchte keine dieser ninetofive-Personen
sein. Von neun bis fünf arbeiten, und nach
fünf Uhr kommt dann dein wirkliches Ich
raus – nein, das hat nichts mit Erfolg zu
tun. Erfolg heißt für mich, eine Karriere zu
haben, nicht bloß einen Job, und dabei sich
selbst treu zu sein. Meine Freunde, meine
Familie, meine Hunde, Spaß haben – das
alles ist mir wichtig im Leben.
7. Tim Barry, Sänger von Avail Ich fühle
mich im Moment sehr erfolgreich, weil ich
zufrieden bin. Ganz wichtig in meinem
Leben sind Freiheit, Unabhängigkeit,
Freundschaft, Familie und natürlich mein
Hund Zeke, den ich mehr als alles andere
liebe.
8. Dave Nassie, Gitarrist von No Use For A
Name Ich habe versucht, mein Leben auf
nichtmaterielle Dinge zu gründen, die ich
genießen kann, ich brauche nicht viel, um
zufrieden zu sein. Ich glaube, Erfolg hat
nichts zu tun mit Status, Geld, oder einer
unglaublichen Menge von Leuten, die sich
selbst als meine Freunde bezeichnen. Viele
der besten Momente in meinem Leben entwickelten sich aus meiner Ausdauer und
Beharrlichkeit und weil ich vorbereitet war.
Erfolg heißt vor allem für mich, hart zu
arbeiten, denn die Chancen kommen nicht
angeflogen, dafür musst du was tun. Mir ist
wichtig, in der Gegenwart zu leben, Dinge
so zu nehmen, wie sie sind und so hart an
sich zu arbeiten, um zu der liebenswerten
Person zu werden die wir alle sein können.
9. Andy (18), Raumausstatter Erfolg
heißt für mich: die Ziele, die ich mir selbst
setze, zu erreichen. Ich möchte meine Lehre
beenden, einen guten Beruf haben, eine
Familie und damit eine Zukunft aufbauen.
10. Elisa (25), Konditorin Wenn ich
glücklich und zufrieden bin und weiter
komme im Beruf – das ist für mich Erfolg.
Sicher ist der materielle Aspekt auch wichtig, aber das ist nicht alles.
11. Mert (25), Fotograf Erfolg hat etwas
mit Glück, Gesundheit und Zufriedenheit zu
tun. Mir ist wichtig, selbstständig und frei
arbeiten zu können. Erfolg ist, wenn man
tun kann, was man will. Ohne dass einem
jemand rein redet.
12. Tony (19), Raumausstatter Gesundheit, Zufriedenheit und dass ich immer
Arbeit habe – diese Dinge sind mir wichtig.
Erfolg ist für mich, wenn ich meine Lehre
gut überstehe, und zwar so, dass ich daraus
etwas gelernt habe für meinen späteren
Beruf.
13. Wolfgang (21), Verkäufer Also für
mich bedeutet Erfolg jedenfalls nicht
Karriere machen, weil mir andere Dinge viel
mehr bedeuten. Ein erfolgreiches Leben ist
für mich ein Leben ohne große Probleme.
Kleine Probleme tauchen zwar immer auf
und man muss sie bewältigen, aber das
gehört ja dazu.
14. Valerie (20), Studentin Erfolg ist für
mich ein glückliches, zufriedenes Leben.
Ich studiere Journalismus und möchte
natürlich eine gute Journalistin werden.
Nette Freunde zu haben ist sehr wichtig für
mich.
23
24 Szene
In Deutschland gibt’s rund 1,1
Millionen Pferde; davon hängen
rund 250 - 300 Tausend Arbeitsplätze ab. Zum Beispiel Reitlehrer,
Pferdewirt, Pferdewirtschaftsmeister,
Pferdepfleger, Hufschmied, Sattler –
all das sind heiß gesuchte Spezialisten.
„Es gibt zu wenig qualifizierte
Hufschmiede“, sagt Thomas
Hartwig, Pressesprecher der
Deutschen Reiterlichen Vereinigung
(FN). Neben dem Tierarzt ist der
Hufschmied der wichtigste Ansprechpartner für den Reiter. Ähnlich wichtig: der Sattler. Ein guter
Sattel ist wie ein passender Schuh,
der Sitz des Reiters wird genau vermessen. Hufschmiedemeister Uwe
Lukas und Sattlermeister Frank
Wohlhorn erzählen.
Horse
Couture
“...man
muss das
Pferd verstehen.”
Schmiedemeister Uwe Lukas, Warendorf
Infos:
www.edhv.de
www.metallhandwerk.de
www.hufbeschlaglukas.de
Call 01803-212127
„Nur 25 Prozent der Pferde überleben das“,
sagt Uwe Lukas mit ernster Miene und deutet auf den Huf des mächtigen schwarzen
Hengstes neben ihm. Ein Stück, so groß wie
eine Tafel Schokolade ist dem rassigen
Vollblüter aus dem linken Vorderhuf gebrochen. „Den Huf bauen wir nach“, erklärt
Uwe Lukas ruhig, nimmt noch einen
Schluck Kaffee, dann rührt er eine zähe
graue Paste an. Damit füllt er das Loch im
Huf. Um den gesamten Huf spannt er Folie,
zwei Stunden später ist alles trocken und
wird glatt geschliffen.
Uwe Lukas ist seit 25 Jahren selbstständiger
Hufschmied. Er trägt eine schwere Lederschürze um die Hüften, Stahlkappe auf dem
Spann, darunter ein Gel-Pad – alles zur
Sicherheit gegen überraschende Tritte. Der
wichtigste Schutz aber ist der verständnisvolle Umgang mit dem Tier. Erfahrung spielt
eine große Rolle - betont Gregor, 23-jähriger
Geselle der Metallgestaltung, Kernbereich
Hufbeschlag: „In unserer Familie haben wir,
so lange ich denken kann, immer Pferde.
Das hilft mir im Beruf - man muss das Pferd
verstehen.“
Eine neue Ausbildungsordnung für den
Hufschmied wird gerade erarbeitet – dafür
macht sich auch Uwe Lukas stark. Er sieht
seine Aufgaben auch im Vorher und Nachher
der Behandlung: „Es genügt nicht, dem
Pferd ein Eisen unter den Huf zu nageln.
Man beschlägt nicht den Huf, sondern das
Pferd. Das hat einen ganzheitlichen Ansatz.
Das ist kein Beruf für Leute, die schnell
Geld verdienen wollen – die fallen hinten
runter.“
Der schwarze Hengst spaziert in den
Behandlungsraum. Zwei Stunden sind rum.
Der Hufersatz ist fertig, fehlt nur noch das
Eisen. Gregor bringt den Ofen in Sekundenschnelle auf 1150 Grad Celsius, er hält mit
einer Zange das Eisen rein und schmiedet es
anschließend auf dem Amboss: Schuhwerk
für den edlen Schwarzen. Damit wird der
weiter erfolgreich über die Rennbahnen dieser Welt galoppieren. „Der hier macht bald
weiter wie vorher“, nickt der erfahrene
Hufschmiedemeister, und gibt seinem
durchtrainierten Patienten einen gutgemeinten Klaps auf den kraftvollen Hals.
Dafür erntet er einen Stubs mit der Nüster:
Der Patient sagt Danke.
25
26 Szene
Egal ob Dressur, Springen, Western oder
Vielseitigkeit: Pferd und Reiter müssen
zusammen passen und sich verstehen. Wer
ohne Fehler durchs Stechen oder mit hoher
Wertnote durchs Dressurviereck kommen
will, braucht einen festen und bequemen
Sitz. Dafür sorgt zum Beispiel Frank
Wohlhorn. Der 29-jährige Sattlermeister
bringt kaputte, alte oder ausgesessene
Sättel wieder in Form. In seiner kleinen
Werkstatt in Eilsverskirchen, einem kleinen
Dörfchen in der Nähe des Bundesleistungszentrums der Reiter in Warendorf, hat Frank
zusammen mit seinen drei Lehrlingen allerhand zu tun.
Nina Stockhorst ist im dritten Lehrjahr zur
Sattlerin. „Ich wollte immer was mit
Pferden machen“, erklärt die 18-Jährige. Sie
überspannt gerade eine Sitzfläche. „Das ist richtige
Das ist
Knochenarbeit“, sagt Nina.
Und eine sehr anspruchsvolle
richtige
Arbeit dazu – eine, die nicht
Knochenjeder Lehrling schon machen
darf. Hier ist das anders. „Ich
arbeit.
lege sehr viel Wert darauf,
dass die Azubis alles machen
dürfen - nur so lernen sie es. Denn irgendwann müssen sie ja auch alles können“,
begründet Frank. Er deckt als Reitsportsattler den klassischen Bereich des Sattlerhandwerks ab. Er fertigt und repariert
Ausrüstung für Pferde, dazu gehören Sättel,
Geschirre, Zaumzeug, Leinen oder Gurte.
„Ein Sattel ist wie ein passender Schuh,
wird genau vermessen. Jeder Sattel ist von
Hand gemacht, also ein Unikat“, sagt Frank.
Er arbeitet gerne mit Lehrlingen: „Wir bieten erst ein Praktikum an, und aus den
Praktikanten suchen wir dann den Lehrling
aus.“ Auf diesem Wege ist auch Nina an den
Beruf gekommen: „Ich empfehle jedem, erst
ein Praktikum zu machen, und sich dann
für eine Lehre zu entscheiden.“
Infos:
www.wohlhorn.de
Zentralverband des Raumausstatter- und
Sattlerhandwerks: ww.zvr.de
Bengt, (18) ist in der Ausbildung zum
Sattler bei Frank Wohlhorn. Er lernt Sättel,
Geschirre, Zaumzeug, Leinen oder Gurte zu
fertigen.
Der Hufbeschlag bleibt mit dem Metallhandwerk verbunden. Das ist das Ergebnis eines
Gespräches vom 6. Februar dieses Jahres in
Berlin zwischen Vertretern des Bundesverbandes Metall (BVM) und des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWI). Der BVM
bezeichnet das als einen „Teilerfolg zu
Gunsten des Handwerks“. Denn: Das BMWI
wollte den Hufbeschlag völlig aus dem Metallbauer-Handwerk herausnehmen. So gehört der Hufbeschlag zwar nicht ausschließlich, aber doch in Teilen zum MetallbauerHandwerk. An einer Neufassung der Hufbeschlagsverordnung und Ausbildungsregelung wird zurzeit gearbeitet.
27
-Anzeige-
28
Neue Broschüre:
Leistung
ohne Ende!
Was kann eine Krankenkasse für mich
tun? In der IKK-Leistungsbroschüre
“Leistung ohne Ende" erfahrt ihr alles,
was die IKK als Krankenkasse für euch
tun kann. Es gibt jede Menge Infos zu
den vielfältigen Leistungen: Angefangen
bei der Pille für Mädchen bis 18, der
Befreiung von allen Zuzahlungen bis hin
zum Jugendmagazin "spleens". Das
Beste: In der Broschüre gibt es zusätzlich
noch viele weitere Gewinnspiele.
Die kostenlose Broschüre kann angefordert werden bei der Hotline IKKcall:
01802/455 22 55 (6 Cent/Anruf) oder
per E-mail an: [email protected]
An was man beim Einstieg ins
Berufsleben denken sollte
Ausbildung geschafft, Studium erfolgreich durchgezogen – nun fehlt nur noch der passende Job.
Und sonst? Solltet ihr vielleicht noch einige
Gedanken an euren Versicherungsschutz verschwenden? Wir haben für euch recherchiert, welche Versicherungen ihr unbedingt abschließen
solltet.
• Krankenversicherung Ihr seid nur bis zum
Schulabschluss bei euren Eltern in der gesetzlichen oder
privaten Krankenversicherung mitversichert. Mit Beginn
eurer Ausbildung müsst ihr euch für eine Krankenkasse
entscheiden. Wissenswert: Wer als Arbeitnehmer mindestens EUR 3.375,- monatlich oder EUR 40.500,- jährlich verdient, sich selbstständig macht, freiberuflich tätig
oder Beamter und Beamtenanwärter ist, kann sich auch
privat versichern.
• Private Haftpflichtversicherung Spätestens nach
dem Abschluss der Ausbildung oder des Studiums
braucht ihr diese wichtigste Versicherung überhaupt. Sie
tritt dann ein, wenn ihr Schaden anrichtet. Alle, die
bereits vor dem Start ins Berufsleben heiraten, sollten
schon dann an eine Private Haftpflichtversicherung denken. Die Haftpflichtversicherung zahlt übrigens auch
dann, wenn ihr vorübergehend – bis zu einem Jahr - ins
Ausland geht. Bis zum Ende der Erstausbildung oder des
Studiums, aber höchstens bis zum vollendeten 30.
Lebensjahr ist man bei den Eltern mitversichert.
• Unfallversicherung Man unterscheidet zwischen
gesetzlicher und privater Unfallversicherung. Gesetzlich
versichert seid ihr auf dem Weg zur Arbeit und am
Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Wenn euch aber in der
Freizeit etwas passieren sollte, braucht ihr eine private
Unfallversicherung. Die Unfallversicherung zahlt, wenn
ihr euch verletzt, und euren Job nicht ausüben könnt.
Unser Tipp: Ihr solltet beim Abschluss einer privaten
Unfallversicherung – zum Beispiel der PB Unfall plus auf die Leistungen bei teilweiser Invalidität achten.
Heikel kann es werden, wenn ihr Extremsportarten ausübt,– hier lieber mal bei der Versicherung nachhaken,
welche Unfälle, die sich bei Extremsportarten ereignen
können, eingeschlossen sind.
• Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung Eine
Berufsunfähigkeitsversicherung ist vor allem für junge
Leute wichtig. Obwohl ihr bereits mit Beginn eurer
Ausbildung Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung leistet, bekommt ihr erst dann Leistungen ausgezahlt, wenn ihr mindestens fünf Jahre gearbeitet und
eingezahlt habt. Die gesetzliche Rente wird seit letztem
Jahr auch nur befristet zuerkannt und richtet sich nach
der Stundenanzahl, die nach dem Unfall oder einer
Krankheit täglich noch gearbeitet werden kann.
• Lebensversicherung Wenn ihr noch keine Familie
habt, für die ihr sorgen müsst, könnt ihr euch eine hohe
Absicherung für den Todesfall sparen. Optimal wäre eine
Kapitallebensversicherung, bei der euer Geld renditestark angelegt ist und ihr am Ende der Laufzeit ein hübsches Sümmchen ausgezahlt bekommt, wie zum
Beispiel die PB Kapital Leben.
• Rentenversicherung Inzwischen weiß jeder, dass die
gesetzliche Rente, die später einmal ausgezahlt wird,
nicht reichen wird, um damit große Sprünge zu machen.
Für junge Arbeitnehmer lohnt sich deshalb das Sparen in
eine private Rente, wie das PB Rentenkonto, bei dem
Vater Staat jedes Jahr ein hohes Sümmchen beisteuert.
Außerdem bieten mittlerweile viele Firmen eine betriebliche Altersversorgung an. Der Versicherer der Postbank
bietet Unternehmen aller Branchen seit Juni 2002 den
Pensionsfonds “PB Zukunfts-Vorsorge” als betriebliche
Altersversorgung der Mitarbeiter an. Vielleicht macht ja
auch euer Betrieb da mit.
• Hausratversicherung Eine Überlegung wert, aber
nicht zwingend notwendig.
www.pb-versicherung.de • Hotline 01803-345000
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Schule
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Auf zur Meistermesse
des Handwerks nach Köln!
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Messegesellschaft Handwerk NRW GmbH
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32 Interview
Du hast 16 Jahre Rock’n’Roll hinter dir.
Welchen Rat gibst du jungen Bands?
Wenn mich eine Band fragt, ob sie sich aufs
Musik machen konzentrieren soll, dann sage
ich: Nee, ich würd´s nicht machen. Denn es
gehört unheimlich viel Glück dazu, dass das
überhaupt klappt. Du musst zur richtigen
Zeit der richtige Mann am richtigen Ort
sein. Und wenn es dann wirklich mal ab-
zeugen. Wir gucken uns die Bands beim
Konzert oder nötigenfalls im Proberaum an.
Du könntest dich zurücklehnen und die
Beine hochlegen. Stattdessen engagierst
du dich für den Nachwuchs. Warum?
Ich habe mit den Hosen viel Glück gehabt,
wir haben überall auf der Welt gespielt.
Wenn ich schon nicht mehr selber auf die
handfest im Interview mit Wölli, dem Ex-Drummer der Toten Hosen
„Ein Schuss Dreck“
geht, dann verlierst du zuerst deine Freundin und deine Freunde. Denn dann darf nur
die Band zählen.
Der große Traum vom Rockstar also?
Klar – jeder steht irgendwann mal mit dem
Federballschläger vorm Spiegel und ist am
Posen. Jeder träumt davon, mal ein richtiger Rockstar zu werden.
So wie die No Angels oder Brosis?
Das ist doch eine Casting-Geschichte. Deren
Musik wird verkauft wie Waschmittel. Die
haben einen Haussender zur Verfügung. Es
ist schwierig, gegen so eine Macht anzustinken. Dabei will ich nichts gegen die Qualität
der Musiker sagen. Aber diese Bands haben
doch keine Geschichte, keine Identität, sie
vermitteln kein Lebensgefühl. Wer weiß
denn schon, wo die herkommen? Es ist
schwer, sich mit so einer gecasteten Band
zu identifizieren. Das sind nur Schauspieler.
Die können nicht das, was eine gute
Rock`n`Roll-Band kann.
Was macht eine gute Rockband aus?
Die muss einen Schuss Dreck haben und darf
nicht jeden Schritt einstudiert haben.
Früher trommelte er für die Toten
Hosen, jetzt für den Nachwuchs.
Wölli hat viel erlebt. Er hat in
Wohnzimmern, verräucherten
Klubs und in Stadien gespielt, in
Buenos Aires, Altötting oder
Stuttgart, vor 80 oder 80 000
Fans, er hat der Band Europe in
die Boxen gepinkelt, in einem
Tatort mitgespielt und viele
Goldene Platten eingeheimst.
Aber nach drei Bandscheibenvorfällen und einem schweren
Autounfall im Mai 2000 war
Schluss. Die Unsterblich-Tour war
seine letzte als aktiver Trommler
der Toten Hosen. Aber Wolfgang
Rohde, so sein richtiger Name,
konnte nie von der Musik lassen.
Der heute 52-Jährige, der 1986
von der Berliner Funpunk-Kapelle
Die Suurbiers zu den Toten Hosen
nach Düsseldorf gewechselt und
dort reich und sexy geworden ist,
unterstützt Nachwuchsbands und
veranstaltet erfolgreich die Festivalreihe „Rock am Turm“ in Meerbusch-Neuss.
Worauf legst du Wert bei der Auswahl
deiner Bands?
Ich muss spüren, ob jemand bereit ist, sich
zu verausgaben und sich im Dschungel des
Musikbusiness durchzukämpfen – das ist
das Entscheidende. Nach 30 Jahren
Rock’n’Roll – 15 davon erfolglos und 15 in
der ersten Liga - traue ich mir schon zu,
dass ich erkennen kann, ob jemand sein
Instrument beherrscht, sich etwas einfallen
lässt und interessante Texte schreibt.
Was bietest du den Bands?
Ich will professionelle Bedingungen schaffen. Dazu gehört eine gute PR genauso wie
eine echte Anlage. Wir vermitteln auch
Bands, die sich bei unserem Festival ausgezeichnet haben, an andere Veranstalter.
Versprechungen gibt’s bei uns nicht, aber
eine ganz anständige Gage. Dafür erwarten
wir eine professionelle Einstellung.
Was passiert mit den Bewerbungen?
Wir hören uns jede CD an, die hier ankommt. Und jede Band erhält auch eine persönliche Antwort. Aber: die Bands müssen
nicht nur im Demo, sondern auch live über-
Bühne klettern kann, will ich von dem
Glück, das ich erfahren habe, etwas abgeben. Ich will meine Erfahrung jungen Bands
zur Verfügung stellen. Das ist mein kleines
Dankeschön an mein Schicksal, das es sehr
gut mit mir gemeint hat.
Einfach nur so - aus Idealismus?
Ich habe – nicht erst jetzt durch meine
Arbeit – festgestellt, dass es viele verdammt
gute Bands hier in Deutschland gibt, die
aber nicht gefördert werden. Es gibt eine
Menge sensationeller Bands, deren Mitglieder im Schnitt gerade mal 16, 18, 20 Jahre
alt sind. Die deutschen Manager hängen
sich aber lieber an die vorproduzierten
Bands aus England und Amerika und um die
deutschen Bands kümmert sich hier keiner.
Die Firmen beschweren sich stattdessen
über Raubkopien und jammern, was sie
das alles kostet.
Ach, so ein Quatsch. Früher war das doch
nicht anders. Da hast du die neuesten
Platten auf Kassette aufgenommen. Und
jetzt besorgen sich die Kids ihre Musik eben
aus dem Netz oder sie brennen sich ihre CDs
selber. Aber ist das ein Wunder bei den
Preisen? Die CDs sind einfach zu teuer. Das
muss gar nicht sein, denn die Produktionskosten werden doch immer geringer. Es werden 2000 CDs veröffentlich im Monat, da ist
zuviel Schrott dabei.
Das nächste Rock am Turm Festival in
Meerbusch-Lank findet am 27. Dezember
statt. Der Kartenvorverkauf läuft ab dem
18. November – und ist erfahrungsgemäß auch schnell wieder beendet.
Karten sind über die Homepage zu
haben: www.rockam-turm.de
Bandbewerbung an:
RP, Norbert Stirken, Zülpicher Straße 10,
40196 Düsseldorf
Wölli präsentiert & ihr könnt eine dieser
CD´s gewinnen! Call 01803-212127
Fünf CD’s der besten
Band der Welt zu gewinnen!
Kennt ihr euch in den Neuen Bundesländern aus? Ein bisschen auch in der
Geschichte? Und seid obendrein noch stark im Kopfrechnen? Dann los. Einfach die
zehn Fragen lösen und danach die Zahlen addieren – das Ergebnis auf eine Postkarte
an Redaktion handfest, Niederkasseler Straße 61, 40547 Düsseldorf oder per E-Mail
an [email protected] oder per Telefon unter 01803-212127. Mit ein bisschen
Glück gewinnt ihr eine der am 4. November erscheinenden CDs der Ärzte, Titel:
„Rock’n’Roll Realschule.“ Die Ärzte haben aus ihrem unplugged-Auftritt bei MTV ein
neues Album gemacht: Fünf CD’s und ein T-Shirt der besten Band der Welt warten auf
euch. Einsendeschluss ist Freitag, der 15. November 2002.
1. In welcher Stadt sind die Babelsberger Filmstudios zu finden?
(47) Hamburg
(19) Potsdam
(36) Leipzig
2. Wie viele Neue Bundesländer sind durch die Wiedervereinigung
1990 hinzugekommen?
(6)
Vier
(4)
Drei
(71) Fünf
3. Welches der genannten Bauwerke ist nicht in Dresden zu finden?
(11) Zwinger
(22) Die Orientalische Tabak- und Cigarettenfabrik Yenidze
(132) Schloss Sancoussi
4. Schwerin ist die Hauptstadt welches Bundeslandes?
(64) Baden-Württemberg
(1)
Mecklenburg-Vorpommern
(52) Brandenburg
5. Wer oder was verbirgt sich hinter der Bezeichnung Checkpoint Charlie?
(20) Ein Kontrollposten an der Bezirksgrenze zwischen Mitte und Kreuzberg,
der am 22. Juni 1990 abgebaut worden ist
(31) Ein verbotenes Glücksspiel
(59) Der Hauptdarsteller einer beliebten TV-Serie aus dem
Samstagabendprogramm
6. Wie heißt das
(43)
(7)
(18)
weltbekannte Opernhaus in Dresden?
Semperoper
Scala
Sing-Sing
7. Von wann bis
(74)
(69)
(93)
wann stand die Berliner Mauer?
Vom 13. August 1961 bis zum November 1989
Vom 12. November 1955 bis zum Dezember 2000
Vom 24. Dezember 1904 bis zum 1. Januar 1985
8. Wen stellt der
(91)
(49)
(85)
Goldene Reiter, das berühmteste Reiterstandbild Dresdens, dar?
Jürgen Sparwasser, Torschütze des 1:0 bei der WM `74 gegen die BRD
August den Starken, Kurfürst von Sachsen und König von Polen
Siegfried, Held der Nibelungen-Sage
9. Wie heißt die
(12)
(27)
(66)
Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts?
Magdeburg
Berlin
Hannover
10. Welcher amerikanische Präsident hat im Juni 1963 mit dem berühmten Ausruf
„Ich bin ein Berliner“ vor dem Schöneberger Rathaus die Verbundenheit der
Vereinigten Staaten von Amerika mit Berlin unterstrichen?
(6)
John F. Kenndy
(3)
Ronald Reagan
(16) Bill Clinton
IMPRESSUM
Herausgeber:
Deutscher Handwerkskammertag
Mohrenstr. 20/21
10117 Berlin
Redaktion:
Westdeutscher Handwerkskammertag
Sternwartstr. 27-29
40223 Düsseldorf
Reiner Nolten (V. i.S.d.P.)
Chefredakteur:
Rolf Göbels
Redakteure:
Nicole Gudermann, Dieter Müller
Mitarbeiter(-innen) dieser Ausgabe:
Sonja Forsen, Alex Kozina, Mert Dürümoglu, Sabrina Haupt,
Ralf König
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34 Vorschau
Schuhe – wir stehen drauf
Wolfgang Lenz produziert rund 20 Maßschuhe im Jahr. Das ist nicht
viel, aber auch nicht das Hauptgeschäft. „Für einen maßgeschneiderten Schuh brauchen wir 35-40 Stunden. Wenn der dann 1000 Euro
kostet, ist das nicht einmal viel“, erklärt der Schuhmachermeister.
Und gerät ins Schwärmen: für Leder. „Die besten Schuhe sind aus
Leder. Turnschuhe? Für das Jogging völlig okay. Aber nicht, um
wochenlang darin rumzulaufen. Das Material atmet nicht so wie
Leder, man steht schnell im eigenen Schweiß.“
Schuhe - wir stehen drauf. Gucken, dass sie bequem sind, nicht
drücken und neuerdings auch: dass sie gut gedämpft sind. Wir
machen jede Menge Kilometer darin, bekommen Blasen darin, putzen
sie wahrscheinlich viel zu selten und sind abends froh, wenn wir sie
ausziehen können.
handfest hat sich umgesehen, alles rund ums Thema Schuhe aufgeschnappt: wer macht sie, woraus bestehen sie, wer trägt welche
Größe – und: was ist gerade angesagt!
Maskenbildner bei Miami Nights
Zweieinhalb Stunden gute Laune. Ein spritziger Cocktail aus populären Songs. Eine Liebeserklärung an die Tanzfilme der 80er. Mit TopHits von Stars wie Irene Cara über Duran Duran bis Madonna. Das
Musical „Miami Nights“ lässt die 80er wieder auferstehen. Aber wer
sorgt dafür, dass all die Tänzerinnen und Tänzer gut aussehen, dass
ihre Make-Ups nicht verlaufen und die Mikrofone nicht verrutschen?
handfest hat einen Blick hinter die Kulissen des erfolgreichen
Tanzmusicals geworfen: wir haben die Miami-Nights-Maskenbildnerin
bei ihrer Arbeit begleitet. Überraschendes kam zum Vorschein.
Das nächste handfest erscheint
im Dezember.
AUFLÖSUNG unseres Rätsels aus der letzten handfest-Ausgabe: 429!
Viele, viele handfest-Leserinnen und Leser haben richtig gerätselt und
gerechnet. Hier die Gewinner:
Je eine CD der Toten Hosen haben gewonnen:
Jan Schiwek, Recklinghausen
Simone Dümmer, Kall
Andrea Schölzel, Delmenhorst
Dirk Dembowski, Gelsenkirchen
Simon Hellenbrand, Geilenkirchen
Adelheid Dettmann, Bergisch Gladbach
Das T-Shirt der Toten Hosen geht an:
Thomas Berg, Wilnsdorf
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