was sie schon immer über wertpapiere wissen wollten.
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was sie schon immer über wertpapiere wissen wollten.
Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 1 WAS SIE SCHON IMMER ÜBER WERTPAPIERE WISSEN WOLLTEN. www.volksbank.at WAS SIE SCHON IMMER ÜBER WERTPAPIERE WISSEN WOLLTEN. Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 2 2 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 3 VORWORT Gerade in den letzten Jahren sind die Wahlmöglichkeiten WISSEN BRINGT ERTRAG – MIT FINANZBILDUNG DEN PERSÖNLICHEN ERFOLG BEFLÜGELN im Bereich der Geldanlage größer geworden und ermöglichen so jedem Anleger eine optimale Veranlagung und Streuung seines Kapitals. Die wichtigste Voraussetzung für einen idealen Anlageerfolg ist heute die Beachtung der Mit der Initiative „Fit for Banking“ fördert die Volksbank Grundregeln der Vermögensanlage sowie die Kenntnis der Finanzbildung, Wissenserweiterung und Optimierung der wichtigsten Produkte. Geldanlage für alle Interessierten. Sowohl Grundregeln als auch Produkte werden prägnant ANLAGEWISSEN und übersichtlich dargestellt. Die Broschüre enthält Wis- Hauptvoraussetzungen für die Geldanlage sind Information senswertes über Geldanlagen im Allgemeinen, wesentliche und Wissen. Im Rahmen von „Fit for Banking“ bietet die Charakteristika der unterschiedlichen Wertpapiere und Volksbank relevante Bildungsangebote und unterstützt die Hintergrundinformationen. Die Darstellung verschafft Vermittlung von Finanzwissen in verständlicher und nach- Vereinfachung und mehr Klarheit, um sich exakt auf die für vollziehbarer Form. die Geldanlage wesentlichen Erfolgsfaktoren konzentrieren zu können. Mit dieser Broschüre geben wir grundlegende Erklärungen zu den verschiedenen Veranlagungsmöglichkeiten an den „Was Sie schon immer über Wertpapiere wissen wollten.“ Kapitalmärkten sowie Entscheidungshilfen. Wichtiges und Ein Baustein von „Fit for Banking“. Interessantes zum Thema wird kompakt in vorliegender Publikation dargestellt. 3 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 4 INHALT VORWORT 3 ANLAGEWISSEN 5 Anlagegrundsätze 6 Die Anlageentscheidung 6 Magisches Dreieck der Geldanlage 7 Anlagepyramide 8 Aufteilung des Vermögens 9 ANLAGEFORMEN 10 Wertpapiere allgemein 11 Anleihen – Forderungspapiere 11 Aktien – Beteiligungspapiere 13 Investmentfonds 15 Strukturierte Produkte 18 Zukunftsvorsorge (ZVE) 19 FINANZMÄRKTE 20 Funktion der Finanzmärkte 21 Geld- und Kapitalmarkt 21 Zinsen 21 Die Börse 22 RECHT & STEUERN 4 24 Rechtliche Bestimmungen 25 Steuerliche Bestimmungen 25 Impressum 28 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 5 ANLAGEWISSEN ANLAGEGRUNDSÄTZE DIE ANLAGEENTSCHEIDUNG MAGISCHES DREIECK DER GELDANLAGE ANLAGEPYRAMIDE AUFTEILUNG DES VERMÖGENS 5 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 6 ANLAGEWISSEN ANLAGEGRUNDSÄTZE Die klare Formulierung von Anlagezielen und eine genaue Analyse der persönlichen Situation stehen am Beginn einer Vermögensaufstellung ANLAGE AKTUELLER ERWARTETE BETRAG erfolgreichen Vermögensanlage. Die individuellen Anlageziele stellen die Basis für den Aufbau eines persönlichen Spareinlagen Finanzplanes dar. Dieser zeigt auf, wie die gewünschten Bausparverträge Ziele mit den vorhandenen finanziellen Ressourcen best- Wertpapiere möglich zu erreichen sind. Fonds ERTRÄGE Versicherungen Pensionsansprüche DIE ANLAGEENTSCHEIDUNG Priv. Pensionsvorsorge Die ideale Anlageform ist weitgehend von der Anleger- Andere Werte (Immobilien, situation abhängig. Für die optimale Anlageentscheidung Edelmetalle, Kunst etc.) gibt es zwei wesentliche Faktorengruppen: . . personenbezogene und anlageformbezogene Merkmale.*) *) Vermögensanalyse Eine detaillierte Darstellung dieser Thematik ist in dem Buch „Geld – sicher anlegen und vermehren“, Rainer Konrad/Wolfgang Layr, Schäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, zu finden. Zu erwartende Veränderungen sind in die Finanzplanung Personenbezogene Merkmale: um eine optimale Veranlagung zu erzielen. ANLEGERSITUATION . Einkommen . Vermögen . Anlageziele . Risikobereitschaft . Risikotragfähigkeit . Familienstand mit einzubeziehen: Eine mehrjährige, möglichst realistische Vorausplanung der Einnahmen und Ausgaben ist sinnvoll, Nachfolgende Rechnung ergibt das für die Geldanlage bereitstehende Kapital: EINNAHMEN Berufliche Einkünfte Sonstige Einkünfte Zinseinnahmen Mieteinnahmen Einkommen und Vermögen – AUSGABEN Konsum Zuerst verschafft man sich einen Überblick über die Wohnen momentane berufliche, private und finanzielle Situation. Kreditraten Danach beantwortet man die Frage, wann wie viel Geld Fortbewegungsmittel benötigt wird und definiert die eigene Risikobereitschaft Urlaub sowie -tragfähigkeit. Ausbildung Abgaben Mit der folgenden Tabelle sollte jener Teil des Vermögens Sonstige Ausgaben erhoben werden, der in eine aktive Anlageentscheidung einbezogen werden kann: 6 = FÜR GELDANLAGE BEREITSTEHENDES KAPITAL Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 7 ANLAGEWISSEN Anlageziele Die Liquidität (Verfügbarkeit) Zu Beginn ist es wichtig, detailliert die eigenen Anlageziele hängt davon ab, wie schnell ein investierter Betrag wieder wie Altersvorsorge, Risikoabsicherung (Familie, Angehörige), zu Bargeld gemacht werden kann. Unter diesem Gesichts- Ansparen für bestimmte Investitionen, Ausbildung, Notfall- punkt sind Bargeld, Girokonten und Sparbücher mit kur- reserve, etc. zu bestimmen. Diese Ziele sind weitgehend zen Bindungen und wenig schwankende Wertpapiere die durch die Lebensumstände vorbestimmt. ideale Anlage. Risikobereitschaft/-tragfähigkeit TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: Risikobereitschaft ist abhängig von persönlicher Einstellung Die beste Methode, das Risiko des eigenen Vermögens sowie familiärem, sozialem oder kulturellem Umfeld. Für zu verringern, ist die Diversifikation (= die Streuung) eine gute Lebensqualität ist das eigene Geld so zu investie- über verschiedene Anlagen unter Berücksichtigung der ren, dass man sich mit der Geldanlage wohl fühlt. persönlichen Risikobereitschaft bzw. -tragfähigkeit. Anlageformbezogene Merkmale: ANLAGEFORM . Laufzeit . Sicherheit . Rendite/Ertrag . Liquidität DAS MAGISCHE DREIECK DER GELDANLAGE SICHERHEIT Nach Festlegen der personenbezogenen Merkmale sind für die Auswahl der geeigneten Anlageform noch mehrere Kriterien zu beachten: Die Laufzeit wird durch die persönlichen Anlageziele bestimmt. Unter Sicherheit versteht man den ständigen Erhalt des Kapitals. Risiko bezeichnet im Anlagebereich die vorübergehende Wertänderung (= Volatilität) bzw. manchmal auch den Verlust. Die Rendite ist der Ertrag, den man mit dem eingesetzten Kapital lukriert. Diese wird in Prozent pro Jahr angegeben. Für LIQUIDITÄT ERTRAG den Realertrag ist noch die Inflation sowie eine eventuelle Kapitalertragsteuer zu berücksichtigen. SICHERHEIT-LIQUIDITÄT-ERTRAG Jeder Anleger wünscht, dass seine Investition - höchstmögliche Sicherheit - höchstmögliche Liquidität - höchstmöglichen Ertrag bietet. 7 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 8 ANLAGEWISSEN Anlagen, die alle drei Anforderungen in höchstem Maß Im nächsten Schritt geht es um die gezielte Auswahl von erfüllen, gibt es aber nicht. Wie diese zum Teil konkurrie- konkreten Anlageformen entsprechend den individuellen renden Kriterien zu gewichten sind, ergibt sich aus der Bedürfnissen/Zielen und der Sicherheitsneigung des An- persönlichen Präferenz des Anlegers. legers aus der Vielzahl an Anlageprodukten. Nicht das einzelne Produkt, sondern ein gelungener Mix von Anlage- Sicherheit steht für die Erhaltung des angelegten Ver- möglichkeiten bestimmen den Gesamterfolg der Ver- mögens. Abhängig ist dies vor allem vom Konjunkturrisiko, mögensveranlagung. Inflationsrisiko, Länder- und Währungsrisiko. Eine ausgewogene Verteilung des Vermögens (= Diversifikation) ANLAGEPYRAMIDE erhöht die Sicherheit. Die Anlagepyramide erlaubt einen ersten Überblick. Die Liquidität bedeutet die Möglichkeit für den Anleger, seine Anlageprodukte sind in den entsprechenden Ebenen Anlagen jederzeit zu marktgerechten Preisen verkaufen zu (= Risikoklassen) der Pyramide – beispielhaft nach Pro- können. duktgattungen – geordnet. Die Rendite einer Veranlagung bestimmt sich aus dem Die erste Ebene der Pyramide enthält möglichst liquide Ertrag, also Zins- bzw. Dividendenzahlungen sowie Kurs- und sichere Veranlagungen. Hier sind Spareinlagen und änderungen, bezogen auf ein Jahr. Staatsanleihen mit sehr guter Bonität zu finden. Wenn die 3 Punkte des „magischen“ (weil nie alle 3 Fakto- Die Anlageinstrumente der zweiten Ebene verbinden ren bestmöglich erfüllbar sind) Dreiecks der Geldanlage – geringes Kursrisiko mit höheren Ertragschancen bei mit- Sicherheit, Liquidität und Ertrag – zusätzlich zu den perso- tel- und langfristiger Veranlagung. Diese Pyramidenebene nenbezogenen Merkmalen ausführlich analysiert worden beinhaltet Wertpapiere mit geringen Kursschwankungen, sind, kann sich jeder Anleger seinen optimalen Finanzplan weist aber bei mittel- und längerfristigen Veranlagungen erstellen. höhere Ertragschancen auf. Neben der Chance auf Kursgewinne ist bei einer längeren Bindung meist auch eine Optionen, Optionsscheine, Futures Ebene 5 Ebene 4 Aktien, Aktienfonds, Gemischte Fonds (> 50% Aktienanteil), Zertifikate ohne Kapitalschutz, Anleihen mit Rating im spekulativen Bereich* oder ohne Rating, Rentenfonds, die überwiegend in diese Anleihen investieren, Nachrangige Anleihen, Ergänzungskapitalanleihen Ebene 3 Gemischte Fonds (bis 50% Aktienanteil) Euro-Anleihen mittlerer Bonität, Fremdwährungsanleihen Rentenfonds, die in diese Anleihen investieren Ebene 2 Euro-Anleihen sehr guter und guter Bonität, Rentenfonds, die in diese Anleihen investieren, 100% Kapitalschutzprodukte, sehr guter und guter Bonität Immobilienfonds nach österreichischem Recht Spareinlagen, Festgelder, Euro-Staatsanleihen sehr guter Bonität Ebene 1 * Non Investment-Grade = Rating unter Ratingstufe BBB– (S&P, Fitch), Baa3 (Moody's) 8 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 9 ANLAGEWISSEN höhere laufende Verzinsung erzielbar. Auf dieser Stufe AUFTEILUNG DES VERMÖGENS sind Forderungswertpapiere in Euro mit sehr guter und Unter Asset Allocation versteht man die Aufteilung des guter Bonität, sowie Rentenfonds, die in diese Anleihen Vermögens auf verschiedene Veranlagungsformen. investieren. Auch die staatlich geförderte Zukunftsvorsorgeeinrichtung befindet sich aufgrund der Kapitalgaran- Die Struktur des Vermögens (= Asset Allocation) be- tie in dieser Ebene. stimmt im Wesentlichen die Renditen und Risiken des Vermögens und ist daher eine der wichtigsten Entscheidungen Die dritte Ebene bietet für Investoren Gelegenheit, bei im Rahmen der Finanzplanung. überschaubarem Risiko höhere Erträge zu generieren. Neben der längeren empfohlenen Anlagedauer weist diese Es wird zwischen „Strategischer Asset Allocation“ Risikoklasse meist größere Kursschwankungen auf. Ande- (SAA) und „Taktischer Asset Allocation“ (TAA) rerseits können über längere Zeiträume wesentlich höhere unterschieden. Dabei steht SAA für die langfristige Erträge erzielt werden. In diese Stufe fallen gemischte Vermögensstruktur, die sich aus den individuellen Rahmen- Investmentfonds (bis 50% Aktienanteil), EUR-Anleihen bedingungen des Anlegers ergibt. So wird die SAA eines mittlerer Bonität und Fremdwährungsanleihen. jüngeren Anlegers – ohne Rücksicht auf die jeweiligen subjektiven Vorlieben oder Neigungen – einen höheren Die vierte Ebene bietet Anlageformen für risikofreudige Risikoanteil aufweisen als die SAA eines älteren Anlegers, Investoren, die für höhere Ertragschancen auch größere der kurz vor der Pensionierung steht. Risiken in Kauf nehmen. Hier sind Anlagen mit deutlichen Kursschwankungen – aber auch mit langfristig sehr hohen Die TAA ist auf das Ausnutzen von aktuellen Chancen an Erträgen zu finden. Dazu gehören vor allem Aktien und den Finanzmärkten ausgelegt. Aufgrund aktueller Situatio- Aktienfonds. Die Kursschwankungsbreite kann je nach nen an den Finanzmärkten erfolgen im Zuge der TAA Streuung der Investmentstile, Regionen und Branchen kurzfristige Anpassungen der Anlagestruktur (z.B. Um- bzw. Kreditrisiko variieren. schichtungen von Renten in Aktien). Die Ebene fünf beinhaltet spekulative Anlageformen wie Optionen, Optionsscheine und Futures, die sehr risikofreudigen Anlegern vorbehalten sind. 9 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 10 ANLAGEFORMEN WERTPAPIERE ALLGEMEIN FORDERUNGSPAPIERE BETEILIGUNGSPAPIERE FONDS STRUKTURIERTE PRODUKTE 10 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 11 ANLAGEFORMEN WERTPAPIERE ALLGEMEIN Der Verkauf von Wertpapieren bei Emission wird als Primärmarkt bezeichnet, der anschließende Handel – börslich Kurz erklärt: oder außerbörslich – als Sekundärmarkt. Die Qualität der Wertpapiere sind Urkunden über Vermögensrechte, die Emittenten wird meist über das Rating eingeschätzt. Je besser dem jeweiligen Besitzer spezifische Rechte garantieren. das Rating, desto höher ist die Bonität des Schuldners und Wertpapiere kann man in der Regel jederzeit kaufen desto geringer das Risiko einer Anleihe und umgekehrt. und verkaufen, verpfänden, vererben oder verschenken. . Ausstattungsmerkmale Vor Auflage (= Emission) einer Anleihe wird eine Reihe Je nach Art des verbrieften Rechts wird zwischen . Forderungs- bzw. Gläubigerpapieren (Anleihen) und . Beteiligungspapieren (Aktien, Investmentfonds) unterschieden. von Ausstattungsmerkmalen festgelegt, die für das zu begebende Wertpapier gelten. Die Details dazu sind in den Emissionsbedingungen festgeschrieben. Nachfolgend sind die wichtigsten Merkmale aufgelistet: Daneben gibt es eine Reihe von Papieren, die bestimmte Spezifika der oben genannten Wertpapiere kombinieren Nominale ➜ auch Nennwert, ist der Betrag, auf den sich (siehe Strukturierte Produkte). die verbrieften Rechte beziehen (meist Euro 100,– oder Euro 1.000,–). ANLEIHEN – FORDERUNGSPAPIERE Nominalzinssatz ➜ gibt die Höhe der Verzinsung an und wird als Kupon bezeichnet; die Auszahlung der Zinsen Kurz erklärt: erfolgt meist jährlich, kann aber auch in kürzeren Intervallen Forderungspapiere (auch Anleihen, Renten, Schuldver- (z.B. vierteljährlich) bzw. am Laufzeitende (z.B. Null- schreibungen oder Bonds genannt) sind Schuldurkunden, kuponanleihe) erfolgen. in denen sich der Aussteller (Emittent, Schuldner) dem Inhaber (Gläubiger) gegenüber zur Verzinsung des erhal- Emittent ➜ Der Anleiheemittent (z.B. Bund, Länder, Ban- tenen Kapitals und dessen Rückzahlung verpflichtet. ken, Unternehmen) ist der Schuldner des Kapitals und für die Zinszahlungen verantwortlich. Der Schuldner erhält langfristiges Kapital und kann so mit Hilfe der aufgelegten Anleihe TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: Investitionsvorhaben durchführen. Je besser die Bonität (Kre- Mit dem Erwerb einer Anleihe gewährt der Anleger (Gläu- ditwürdigkeit) der Emittenten, umso geringere Zinsen muss biger) einem Schuldner (z.B. Bund, Länder, Banken, Unter- er für das geliehene Kapital zahlen. Daraus lässt sich auch nehmen) meist ein mittel- bis langfristiges Darlehen. Dafür ohne Finanzwissen das „Risiko“ von Anleihen sehr früh erhält der Anleger vereinbarte Zinsen, wobei deren Gestal- bestimmen. tung in den Anleihebedingungen genau definiert ist. Am Ende der Laufzeit erfolgt die Tilgung (= Rückzahlung) des Ausgabekurs ➜ jener Preis, zu dem die Anleihe in der zur Verfügung gestellten Betrags. Die Höhe der Zahlungen Zeichnungsphase am Primärmarkt erworben werden kann. hängt von der Bonität des Emittenten ab. Dieser wird in Prozent des Nominales angegeben. Nach der . Emission Zeichnungsphase unterliegt der Kurs der Anleihe am Sekundärmarkt den üblichen Marktänderungen. Während der Darunter versteht man die Platzierung von Wertpapieren Laufzeit kann der Inhaber der Anleihe diese in der Regel bei Anlegern. Im Sinne des Anlegerschutzes unterliegen jederzeit zum aktuellen Kurs am Finanzmarkt verkaufen. Emissionen ganz bestimmten Standards und Regelungen, welche in Österreich im Kapitalmarktgesetz geregelt sind. 11 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 12 ANLAGEFORMEN Tilgung ➜ Rückzahlung der vom Schuldner begebenen . Methoden der Renditeberechnung Anleihen. Die einfachste Berechnungsmethode ist die laufende Verzinsung (= current yield) und gibt einen ersten groben Ergänzende Ausstattungsmerkmale ➜ Währung, Überblick des Wertes einer Anleihe. Sie ergibt sich, wenn Volumen (= Emissionsbetrag), Mindeststückelung (= kleins- die jährliche Kuponzahlung auf den Anschaffungskurs te handelbare Einheit), Zeichnungsfrist (für den Ersterwerb) bezogen wird, gemäß der folgenden Formel: sowie mögliche Haftungsbestimmungen. LAUFENDE VERZINSUNG = Nominalzins x 100 Anschaffungskurs TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: Der Anleihebesitzer hat die Möglichkeit, die Anleihe Die laufende Verzinsung entspricht dann dem Kupon, entweder bis zur Rückzahlung (= Tilgung) zu behalten wenn der Kaufkurs dem Nominale (= 100) entspricht. In oder diese bereits vorher am Finanzmarkt (Se- allen anderen Fällen weicht die laufende Verzinsung immer kundärmarkt) weiterzuverkaufen. Es gilt in diesem Fall von der Nominalverzinsung (= Kupon) ab, da der Kaufkurs jedenfalls die volkswirtschaftlichen Rahmenbedin- höher oder niedriger als 100 sein kann. gungen zu beachten. Durch Bewegungen des allgemei- Eine Weiterentwicklung der laufenden Verzinsung ist die nen Zinsniveaus ändert sich auch der Kurs der Anleihe, einfache Renditeformel (= Simple-Yield-to-Maturity). Bei was bei einem vorzeitigen Verkauf zu beachten ist. dieser Berechnung werden Kursgewinne und -verluste, die Steigt das Zinsniveau, so fällt der Kurs einer Anleihe mit sich aus der Differenz zwischen Tilgungskurs und Anschaf- fixer Verzinsung. Sinkt das Zinsniveau, so steigt der fungskosten ergeben, berücksichtigt. Auch diese Methode Kurs derselben Anleihe. Dies bezeichnet man als Zins- ist nur eine Näherungsberechnung, da die Zinseszinseffek- änderungsrisiko. te keine Beachtung finden. . Ertrag oder Rendite Weit komplizierter zu rechnen ist die effektive Rendite nach der Yield-to-Maturity-Methode. Diese berücksichtigt Der Kauf einer Anleihe hat eine längerfristige Kapital- zeitpunktbezogen alle Zahlungsströme (= Zinszahlungen, bindung zur Folge und wird in der Regel durch einen Tilgung) bis zur Fälligkeit. höheren Ertrag als für kurzfristige Bindung des Geldes aus- Die so erhaltene Effektivverzinsung wird auf allen wichtigen geglichen. So werden Anleihen anhand ihrer Rendite Anleihemärkten nach eben dieser Methode mit speziellen bewertet, welche die Jahresgesamtverzinsung in Prozent Rechenprogrammen ermittelt. des eingesetzten Kapitals aufzeigt. Die Rendite (= Ertrag) setzt sich aus mehreren Faktoren zusammen: Falls der Anleger seine Anleihe zwischen zwei Kuponter- – Zinszahlungen (fix, variabel) meist jährlich im Nachhinein minen verkauft, stehen dem Verkäufer die Zinsen – Kursgewinn/-verlust bei Tilgung bzw. durch vorzeitigen (= Stückzinsen) für den Zeitraum zwischen dem letzten Verkauf – Zinseszinsen aus der Wiederveranlagung der erhaltenen Kupons Bei der Bewertung einer Anleihe ist nicht nur die Kupon- Zinstermin und dem Verkaufstag zu. Der Käufer zahlt die bisher angefallenen Stückzinsen. . Arten von Anleihen Bezüglich Ausstattungs- sowie Gestaltungsmerkmalen von zahlung und Tilgung, sondern vor allem auch der Preis der Anleihen hat sich eine Vielzahl an Varianten je nach Bedürf- Anleihe relevant. nissen von Anlegern und Emittenten am Kapitalmarkt herausgebildet. Neben variabel verzinsten Anleihen (= Floater) gibt es auch Anleihen ohne laufende Zinszah- 12 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 13 ANLAGEFORMEN lungen (Nullkupon-Anleihen). Zusätzlich können Anleihen aufgrund zusätzlicher Komponenten gegenüber den speziell verbriefte Rechte aufweisen (z.B. Wandelanleihen, herkömmlichen Anleihen erzielt werden. Solche An- Optionsanleihen) und in Fremdwährung begeben werden. leihen reagieren oft sensitiver auf Marktveränderungen und weisen neben dem Zinsänderungsrisiko noch zusätz- DIE WICHTIGSTEN ANLEIHEN SIND IM FOLGENDEN liche Einflussfaktoren auf (z.B. Inflation-Linked Bonds). KURZ BESCHRIEBEN: Fixzinsanleihe TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: ➜ ist die einfachste Art, welche über die gesamte Laufzeit Auch bei Anleihen gilt: je mehr Ertrag erzielt werden eine fixe Verzinsung (= Kupon) aufweist. kann, desto höher ist das Risiko. Zinsänderungen am Markt und die Bonität des Emittenten haben direkten Floater Einfluss auf die Preisbildung bei Anleihen. ➜ der Nominalzinssatz wird periodisch über einen Referenzzinsatz angepasst, wodurch das Zinsänderungsrisiko verkleinert wird. AKTIEN – BETEILIGUNGSPAPIERE Nullkupon-Anleihe (Zero Bond) Kurz erklärt: ➜ es gibt keine Zinszahlungen während der Laufzeit . Der Aktien sind Wertpapiere, die ein Miteigentumsrecht an Ertrag für den Anleger ergibt sich aus einem niedrigen Aus- einer Aktiengesellschaft verbriefen. gabekurs, der Laufzeit und dem Tilgungskurs. Die Aktiengesellschaft (AG) ist eine Gesellschaft mit Wandelanleihe (Convertible Bond) eigener Rechtspersönlichkeit, deren Gesellschafter mit ➜ als Besonderheit gibt es bei diesen Anleihen ein zusätz- Aktien am Grundkapital beteiligt sind. Der Besitz von liches Umtauschrecht (= Wandelrecht), im Regelfall in Aktien Stammaktien sichert neben Vermögenswerten auch des Anleiheschuldners. Der Anleger hat die Wahl, ob er Mitspracherechte am jeweiligen Unternehmen. - die Anleihe bis Laufzeitende behalten, - während der Laufzeit weiterverkaufen . Arten von Aktien - oder zum vorgegebenen Termin vom Wandelrecht Der Erwerb einer Stammaktie ist mit dem Stimmrecht in Gebrauch machen möchte, wodurch er vom Anleihe- der Hauptversammlung verbunden. Der Inhaber einer gläubiger zum Aktionär wird. Vorzugsaktie wird bei der Dividendenzahlung bevorzugt behandelt, hat jedoch in der Regel kein Stimmrecht. TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: Bei Wohnbauwandelanleihen ist der Kupon bis zu einer . Ertrag bei Aktien Höhe von 4% KEST-frei. Normalerweise wird die Aktie an der Börse gehandelt. Der Kurs bildet sich nach Angebot und Nachfrage und orien- Kündbare Anleihen tiert sich an der aktuellen und prognostizierten wirtschaft- ➜ Anleihen mit Kündigungsrecht(en) seitens des Emittenten lichen Entwicklung des Unternehmens sowie an den allge- (oder auch des Anleihebesitzers), wobei der genaue Zeit- meinen volkswirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Da der punkt (ein- oder mehrmalig) für die Ausübung dieses Rech- Aktionär Miteigentümer ist, hat er sowohl Anteil am Erfolg tes und die Tilgungshöhe in den Emissionsbedingungen als auch Misserfolg im Geschäftsverlauf, der sich im Kurs beschrieben wird. widerspiegelt. Strukturierte Anleihen Die Dividende ist der an die Aktionäre ausgeschüttete ➜ Strukturierte Anleihen können durch ihre spezielle Gewinn. Eine Kennzahl für den prozentualen Anteil des Konstruktion sehr flexibel ausgestattet werden um Chan- ausbezahlten Gewinns einer Aktiengesellschaft am Börse- cen am Kapitalmarkt zu nutzen. Dieser Mehrertrag kann kurs ist die Dividendenrendite. 13 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 14 ANLAGEFORMEN Diese errechnet sich wie folgt: DIVIDENDENRENDITE = zulassen und laut Ausschüttungspolitik der Firma vorgeDividende Börsekurs der Aktie sehen ist. . Emission Die Ausgabe von Aktien erfolgt bei Gründung des Unter- Die Höhe der Ausschüttungen hängt von der Dividenden- nehmens oder im Laufe der Geschäftstätigkeit im Zuge politik der AG ab, da manche Unternehmen einen möglichst einer Kapitalerhöhung. Aktien haben keine Laufzeit. hohen Teil ihrer Gewinne in z.B. Forschung investieren und beim Ausschütten an die Aktionäre eher zurückhaltend sind. . Kapitalerhöhung Wird das Grundkapital der AG durch Ausgabe neuer Eine weitere Kennzahl ist das Kurs-/Gewinnverhältnis Aktien erhöht, steht jedem Aktionär ein seinem Anteil am (= KGV). Zuerst wird der Gewinn pro Aktie errechnet. bisherigen Grundkapital entsprechender Teil der neuen Dann wird der aktuelle Börsekurs durch diesen Gewinn Aktien gegen Bezahlung des Bezugspreises zu. Nur soweit pro Aktie geteilt und ergibt das KGV: Aktionäre von ihrem Bezugsrecht keinen Gebrauch KURS-/GEWINNVERHÄLTNIS = Börsekurs Gewinn je Aktie machen, sondern es verkaufen, können sich Außenstehende an der Kapitalerhöhung beteiligen. . Aktienkurs So wird ausgedrückt, wie viele Jahre die Gesellschaft den Börsenkurse sind das Ergebnis von Angebot und Nach- gleichen Gewinn erzielen muss, um ihre derzeitige Börse- frage. Abgesehen von kurzfristigen spekulativen Schwan- kapitalisierung zu erwirtschaften. Die Aktie ist daher umso kungen richten sich die Kauf- und Verkaufsinteressenten in billiger, je niedriger das KGV ist. Ein KGV-Vergleich ist ihren Preisvorstellungen nach den zukünftigen Ertrags- jedoch nur innerhalb der gleichen Branche sinnvoll. erwartungen des Unternehmens bzw. dem geschätzten Substanzwert. Somit liefert der Aktienkurs eine Einschät- TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: zung des Firmenwertes aufgrund der prognostizierten Der Aktionär stellt dem Unternehmen Eigenkapital zur Zukunftsaussichten der AG. Verfügung. Mit der Aktie erwirbt der Anleger ein Beteiligungspapier, das ihn rechtlich zum Miteigentümer . Aktienkursentwicklung macht. Damit hat der Anleger Anteil am Erfolg und Performance steht für Kursentwicklung eines Marktes oder Misserfolg im Geschäftsverlauf. Wertes. Für die Charakterisierung der Kurstendenzen ver- . Anteil an einem Unternehmen wendet man im Börsenjargon Spezialausdrücke: „Bullish“ steht für steigende Kurse, „Bearish“ für fallende Kurse Aufgrund des Anteils am Unternehmen werden Aktien als oder auch Märkte, abgeleitet vom Symbol des Bullen und Risikokapital bezeichnet. Auch bei sorgfältiger Prüfung Bären für die Entwicklung an den Börsen. kann nicht garantiert werden, ob die AG eine günstige 14 oder ungünstige wirtschaftliche Entwicklung haben wird. Auch die täglichen Kursentwicklungen werden mit spezifi- Gewinne lassen Unternehmen in der Substanz wachsen, schen Ausdrücken versehen: Verluste schrumpfen. Da die Aktie einen Miteigentums- gleichbleibende Kurse werden als „behauptet, gehalten, anteil an der Gesellschaft darstellt, wird sie in beiden Fällen unverändert“ bezeichnet. in ihrer Kursentwicklung unmittelbar betroffen sein. Bei „Freundlich, fest oder erholt“ beschreibt tendenziell stei- günstiger Entwicklung des Unternehmens steigt der Wert gende Kurse. der Aktie. Eine Dividende (= Gewinnausschüttung) erhält Die Lektüre des Kursteils von Zeitungen kann sehr span- der Aktionär, sofern es die Geschäfts- und Ertragslage nend sein! Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 15 ANLAGEFORMEN Die meisten Tageszeitungen widmen den Börsenkursen INVESTMENTFONDS eigene Seiten. Dort wird nicht nur die Entwicklung der wichtigsten Aktien, sondern auch die der bedeutendsten Kurz erklärt: Börsenindizes, welche die Gesamtperformance eines Ein Investmentfonds ist ein Sondervermögen, be- Marktes wiedergeben, veröffentlicht. Bei den einzelnen stehend aus den verschiedensten im Fonds enthaltenen Titeln werden Höchst- und Tiefststände (H/T) angegeben, Wertpapieren, das von einer Kapitalanlagegesellschaft ebenso der letzte Kurs des Handelstages (= Schlusskurs (KAG) professionell nach bestimmten Richtlinien im oder Close) sowie die Kurse vom Vortag. Manchmal wer- Rahmen des österreichischen Investmentfondsgesetzes den auch ergänzend Kurszusätze beigefügt. Diese signali- verwaltet wird. sieren den Anlegern zusätzliche Informationen: z.B. eD bedeutet „ex Dividende“ und drückt aus, dass am Zahlungs- Der Fonds stellt das gemeinsame Vermögen von vielen Anle- tag der Dividende der Kursabschlag vorgenommen wurde. gern dar. Durch Einzahlung des zu investierenden Betrages erwirbt der Anleger entsprechendes Miteigentum an sämtlichen Vermögenswerten des Fonds entsprechend seinem TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: . Durch den Kauf von Aktien wird in Sachwerte inves- Anteil. Dazu gehören neben den Wertpapieren und Barguthaben, Zinsen und Dividenden. Wenn ein Anleger Fonds- tiert, wobei in der Regel jederzeit wieder über die anteile erwirbt, wird dieser nicht Mitgesellschafter der Börse verkauft werden kann. Kapitalanlagegesellschaft (KAG), sondern die Einzahlungen . Bei günstig bewerteten Titeln kann daher langfristig werden einem Sondervermögen (= Investmentfondsvermö- mit einem Substanzwachstum gerechnet werden, so- gen) zugeführt, das von einer KAG verwaltet wird. Das fern eine Unterbewertung vom Markt erkannt wird. Fondsvermögen wird vom Vermögen der Kapitalanlage- . Neben der Erwartung einer Kurswertsteigerung gesellschaft getrennt gehalten. Diese strikte Trennung dient besteht aktienabhängig die Chance auf eine angemes- dem besonderen Schutz der Anleger vor Verlust ihrer sene Dividende. Gelder durch Forderungen Dritter gegenüber der KAG. stark eine Aktie um ihren Mittelwert schwankt. . Auflage eines Investmentfonds . Die Volatilität (= Schwankungsfreudigkeit) gibt an, wie . Der Kurs der Aktie orientiert sich an der prognosti- Die Kapitalanlagegesellschaften (meist Tochterunter- zierten Entwicklung des Unternehmens und den allge- nehmen von Banken oder Versicherungen) legen Fonds meinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. entsprechend der gesetzlichen Bestimmungen auf und unter- Auch die Zinsentwicklung kann auf die Unternehmen liegen der Finanzmarktaufsicht. In Österreich gilt als Grund- Einfluss nehmen. Steigende Zinsen drücken eher auf lage für die Auflage von Fonds das Investmentfondsgesetz die Aktienkurse. Zusätzlich können auch irrationale (InvFG) mit detaillierten Bestimmungen zum Anlegerschutz. die Kursentwicklung und damit den Ertrag der Veran- . Professionelles Management lagung beeinflussen. Die Veranlagung des Geldes wird vom Fondsmanagement . Faktoren wie Stimmungen, Meinungen, Gerüchte etc. . Die Qualität von Unternehmen wird davon bestimmt, durchgeführt und erfolgt unter dem Gesichtspunkt einer inwieweit sie in der Lage sind, den Bedürfnissen des optimalen Risikostreuung (= Diversifikation). So wird das Marktes entsprechende Produkte oder Dienstleistungen Anlagekapital, je nach Risikotyp des Fonds, auf unter- zu entwickeln, kostengünstig zu erzeugen und schließ- schiedliche Titel, Branchen, Länder verteilt. Qualifizierte lich zu verkaufen. Eine Verschlechterung der Ertragslage Fondsmanager setzen sich mit Markt- und Börsenent- kann schlimmstenfalls zu Insolvenz und damit zur Wert- wicklungen auseinander und managen aktiv das Portfolio. losigkeit der Aktien führen. Das Ziel ist, dem Anleger neben Zeit- und Nervenersparnis Ertragsvorteile zu verschaffen. 15 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 16 ANLAGEFORMEN UNTERSCHEIDUNG VON INVESTMENTFONDS . nach der Zusammensetzung des Fondsvermögens Dachfonds (Fund of Funds) ➜ sind Fonds, die das Geld der Anteilseigner wiederum in Anteilen von Invest- Rentenfonds ➜ investiert wird vorwiegend in Anleihen. mentfonds anlegen. Die Fonds, in die der Dachfonds inves- Der Rentenmarkt ist sehr vielschichtig, sodass der Anleger tiert, bezeichnet man dabei als Zielfonds. Durch die Dach- von einer Vielzahl an differenzierten Rentenportfolios profi- fonds-Konstruktion kann der Fondsmanager die einzelnen tieren kann. Durch die Aufteilung des Fondsvermögens auf abzudeckenden Marktsegmente mit den jeweils attraktivs- diverse Schuldner, Währungen, Anleihetypen soll eine opti- ten Fonds belegen. Für den Anleger bedeutet das, in ein male Mischung der verschiedenen Titel einen möglichst breit diversifiziertes und gemanagtes Portfolio veranlagt zu hohen Ertrag bringen. Aufgrund des differenzierten Ange- sein. Dabei wird nicht nur über einzelne Wertpapiere bots können Anleger im Bereich Rentenfonds unterschied- gestreut, sondern auch über verschiedene Fondsmanager liche Risikoklassen erwerben. und Fondsgesellschaften. Mischfonds ➜ investiert wird in unterschiedliche Anla- Immobilienfonds ➜ investieren gemäß dem Österrei- geklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe u.v.m. Je nach chischen Immobilieninvestmentfondsgesetz mit strengen Marktentwicklung wird der Schwerpunkt der Veranlagung Vorgaben hinsichtlich Anlegerschutz in ausgewählte Immo- flexibel entsprechend der besten Gewinnchancen ange- bilien. Es ist so auch mit kleinen Beträgen der Einstieg in die passt. Anleger, die mehr Potenzial durch Aktien nützen Immobilienanlage möglich. Die Preise für Immobilien wollen, können von dieser Vermögensaufteilung bei ent- korrelieren kaum mit Anleihepreisen, Zinssätzen und sprechender Marktentwicklung profitieren. Diese Fonds Aktienkursen, somit bringen diese Fonds eine weitere werden nach Risiko- bzw. Ertragskategorien angeboten Risikostreuung in jedes Anlegerportfolio. und unterscheiden sich meist in der Höhe der Gewichtung Hinweis: Nicht verwechseln mit Beteiligungsmodellen, des Aktienanteils (bzw. in der Gewichtung der Anlageklas- die mit der Bezeichnung „geschlossene Immobilienfonds“ sen mit aktienähnlichem Risiko). angeboten werden. Hier handelt es sich nicht um Wertpapierveranlagungen im herkömmlichen Sinn, sondern um Aktienfonds ➜ investiert wird vorwiegend in Aktien. Die Unternehmensbeteiligungen. Wertentwicklung des Fonds folgt der allgemeinen Kursentwicklung an den Börsen. Durch die Risikostreuung Hedgefonds ➜ Hedgefonds (von engl. to hedge = absi- werden Kursschwankungen einzelner Titel möglichst ausge- chern) sind eine spezielle Art von Investmentfonds, die glichen. Diese Fonds sollten immer als langfristige häufig durch eine spekulative Anlagestrategie gekennzeich- Geldanlage (d.h. ab 10 Jahren) eingesetzt werden. Aktien- net sind. Hedgefonds bieten dadurch die Chance auf hohe fonds bringen langfristig die höchsten Erträge und unterliegen Renditen, sind aber dementsprechend mit hohem Risiko damit auch größeren Kursschwankungen, sodass Anleger in behaftet. Manche Hedgefonds verfolgen auch einen klassi- einer schlechten Börsephase genug Zeit haben sollten, um schen Absicherungsansatz. Sie sind durch die Wahl der eine Erholung abwarten zu können. In den letzten Jahren Instrumente, mit denen das erreicht werden soll, jedoch erfreuen sich Fonds für spezielle Themen (z.B. Regionen, trotzdem den spekulativen Anlageformen zuzurechnen. Branchen, Anlagestile) großer Beliebtheit. 16 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 17 ANLAGEFORMEN . nach der Art der Gewinnverteilung jederzeit zum Rücknahmepreis abzunehmen. Allerdings gilt Ausschüttungsfonds ➜ nehmen regelmäßig Ausschüt- es die wirtschaftlich sinnvolle Behaltedauer zu beachten, die tungen der angefallenen Zinsen und Dividenden vor, meist sich aufgrund der möglichen Wertschwankungen ergibt. einmal pro Jahr. Erzielte Kursgewinne werden wahlweise Diese Behaltedauer beträgt bei Rentenfonds im Schnitt drei vom Fondsmanagement gleich im Fonds wieder veranlagt bis fünf Jahre, bei Aktienfonds 10 und mehr Jahre. oder auch ausgeschüttet. Der Anleger erhält seinen Anteil an den Erträgen in Form einer Ausschüttung. An diesem Sicherheit ➜ ergibt sich aus der Wahrscheinlichkeit und Tag sinkt der Rücknahmepreis um jenen Betrag, der abzüg- der Stärke von Schwankungen des Fonds. Das Auf und Ab lich eventueller Steuern an den Anleger bar ausbezahlt der Kurse von Einzeltiteln stellt das Schwankungsrisiko dar. wird. Durch die Streuung des Wertpapierportfolios im Fonds auf verschiedene Titel, Branchen, Märkte und Währungen wird Thesaurierungsfonds ➜ es werden alle Erträge aus Zin- das Risiko im Vergleich zu einer Einzelveranlagung in Wert- sen, Dividenden, realisierten Kursgewinnen gleich im papieren deutlich reduziert. Daher ist die Fondsveranlagung Fonds wieder veranlagt. Die Wertsteigerung (bedingt gerade auch für kleine Veranlagungen sehr gut geeignet. durch die Nichtausschüttung) drückt sich im höheren Wert des einzelnen Anteils aus. Ein Betrag in Höhe der Ertrag ➜ Die Basis des Ertrags sind Anlagedauer und Art Steuer auf Zinsen, Dividenden sowie realisierte Kurs- des Fonds (beziehungsweise Risikoklasse). Daraus ergeben gewinne wird ausbezahlt und für die Begleichung der sich entsprechende Ertragserwartungen. Wie bei der Kapitalertragsteuer verwendet. So erreicht der Anleger die Direktanlage kann der Ertrag des Fonds schwanken, auf- Endbesteuerungswirkung. grund der Risikostreuung bieten Fonds jedoch dem Anleger . nach der Ausgabe der Fondsanteile üblicherweise Ertragsvorteile gegenüber der Einzelanlage. Offene Fonds ➜ es erfolgt laufend und unbeschränkt je TIPP – ERTRAGSVORTEILE FÜR DEN ANLEGER! nach Nachfrage die Anteilsausgabe. Das hereinkommende Der professionelle Fondsmanager kann schneller und Kapital wird sofort wieder entsprechend den Fonds- effizienter auf den Markt reagieren. Der Ertrag des Fonds bestimmungen veranlagt. Für die Kapitalanlagegesellschaft kann über verschiedene Anlageinstrumente, die nur besteht bei diesen Fonds eine jederzeitige Rücknahmever- Großanlegern zur Verfügung stehen, verbessert wer- pflichtung. Alle österreichischen Fonds sind offene Fonds. den. Zusätzlich verfügt der Fondsmanager über die aktuellsten Informationen und technischen Hilfsmittel. Geschlossene Fonds ➜ vor Ausgabe wird die Höhe des In Summe führt dies zu Ertragsvorteilen für den Privat- Fondsvermögens und die Anzahl der auszugebenden anleger! Investmentzertifikate festgelegt. Sobald alle Anteile verkauft sind, wird der Fonds geschlossen. Danach können Fondsanteile nur mehr am Sekundärmarkt gehandelt werden. Eine Rücknahmeverpflichtung wie bei offenen Fonds durch die Kapitalanlagegesellschaft besteht nicht. LIQUIDITÄT, SICHERHEIT UND ERTRAG BEI FONDS Liquidität ➜ Die Laufzeit von Fonds kann begrenzt oder unbegrenzt sein, wobei ein Großteil der Fonds ohne Laufzeitende aufgelegt wird. Die Kapitalanlagegesellschaft ist gesetzlich dazu verpflichtet, Fondsanteile dem Anleger 17 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 18 ANLAGEFORMEN STRUKTURIERTE PRODUKTE Indexzertifikate Diese bieten dem Anleger die Möglichkeit, das mit dem Kauf Kurz erklärt: einzelner Aktien verbundene Risiko durch Investition in Strukturierte Produkte werden durch die Kombination breit gestreute Indizes zu vermindern. Außerdem ist der verschiedener Finanzinstrumente geschaffen. Es entste- Erfolg dieser Investmentform nicht von subjektiven Ent- hen so neue, einzigartige Strukturen, welche den indivi- scheidungsfaktoren abhängig. Der Anleger partizipiert 1:1 duellen Veranlagungsbedürfnissen gerecht werden und an der Entwicklung des Index. Der Kurs des Indexzertifika- zusätzlichen Nutzen für den Anleger schaffen. Zumeist tes ist der aktuelle Indexstand zum jeweiligen Bezugsver- sind strukturierte Produkte eine Kombination aus hältnis. Dadurch hat der Anleger hohe Transparenz durch Anleihe und einer Option. die Möglichkeit der Marktbeobachtung. An- und Verkaufspreise orientieren sich am aktuellen Indexstand. Strukturierte Produkte TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: Kapitalschutzzertifikate Teilschutzzertifikate Indexzertifikate Strukturierte Produkte erweitern das Spektrum des Veranlagungsangebots und ermöglichen so ein spezifisches Eingehen auf die persönliche Erwartungshaltung. DIE WICHTIGSTEN PRODUKTE Strukturierte Produkte bieten die Möglichkeit entspre- Kapitalschutzzertifikate chend der individuellen Markterwartung an steigenden, Diese eignen sich für Anleger, die mit wenig oder keiner gleichbleibenden oder fallenden Märkten zu partizipie- Wertpapiererfahrung ihr Vermögen in Aktien veranlagen ren. Bedeutend für den Anleger sind die transparente wollen, jedoch das damit verbundene Risiko nicht tragen und nachvollziehbare Darstellung der Strukturen und möchten. Gewinnchancen mit einschätzbarem Verlust- die tägliche Handelbarkeit zum aktuellen Kurs. risiko sind charakteristisch für Kapitalschutzzertifikate. Es bietet sich zusätzlich die Möglichkeit, von der Wertsteige- Zu beachten ist, dass die Tilgung sowie sämtliche Zah- rung eines Basiswertes (Aktien, Aktienindex, Rohstoffe, lungen des Zertifikats von der Zahlungsfähigkeit der Währungen) zu profitieren. Die Kursentwicklung während Emittentin abhängig sind. Das gilt auch für Kapital- der Laufzeit ist von der Entwicklung der dem Produkt schutzzertifikate zugrunde liegenden Basiswerte, der Anleihe und der Marktschwankungen abhängig. Oft werden Kapitalschutzzertifikate mit einer Mindestverzinsung ausgestattet und bieten die Chance auf einen höheren Ertrag. Teilschutz-Zertifikate: Diese Produkte bieten dem Anleger die Möglichkeit, an der positiven Wertentwicklung des Basiswertes zu partizipieren und beinhalten häufig einen Sicherheitspolster. Zusätzlich bieten einzelne Produktvarianten einen höheren Partizipationsfaktor bzw. einen attraktiven Bonus. 18 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 19 ANLAGEFORMEN ZUKUNFTSVORSORGE Prämienbegünstigung Vorsorge beinhaltet neben gezieltem Vermögensaufbau und Prämienbegünstigt können Beiträge bis etwa 55% der Sicherung der Lebensqualität auch die Absicherung in der Pen- Höchstbeitragsgrundlage zur Sozialversicherung pro Kalender- sion. Die gesetzliche Pensionsversicherung ist unzureichend. jahr einbezahlt werden. Auf seine jährlichen Einzahlungen Die Pensionslücke (Differenz zwischen dem letzten Aktiv- erhält der Anleger eine staatliche Prämie. Diese richtet sich bezug und dem Pensionseinkommen) wird immer größer. nach der Bausparprämie plus einen Aufschlag. Der jeweils für Der Grund dafür: Die Zahl der Erwerbstätigen und die Zahl ein Kalenderjahr festgesetzte Prozentsatz ist von der Entwick- der Geburten gehen kontinuierlich zurück, gleichzeitig nimmt lung des Zinsniveaus auf den Kapitalmärkten abhängig und die Zahl der Pensionisten stetig zu. Die derzeitige demografi- wird analog zur Bausparprämie berechnet. sche Entwicklung, die Notwendigkeit Versorgungslücken zu schließen um den aktuellen Lebensstandard auch in der Pen- Voraussetzung für die Prämienbegünstigung sion genießen zu können, zeigen die Wichtigkeit des Themas Jeder kann für sich selbst eine prämienbegünstigte Pensions- Zukunftsvorsorge. Beim Pensionsantritt verliert man im vorsorge in Anspruch nehmen, weil die Pensionsvorsorge Schnitt an die 30% des bisherigen Nettoeinkommens. Je höher einen persönlichen Bezug – Ansparen für die eigene Pensions- also der letzte Aktivbezug, desto größer die Differenz zur Pen- vorsorge – hat. Die Inanspruchnahme der Prämie wird seitens sion, d.h. desto größer ist die Pensionslücke. der Abgabenbehörden kontrolliert, um Mehrfachinanspruchnahme zu verhindern. Die Zukunftsvorsorge (ZVE) soll die Absicherung des Lebens- Siehe Näheres unter Punkt „garantierte Steuerfreiheit“. standards in der Pension durch Prämienbegünstigung, Steuer- ZVE: Stand Jänner 2014 freiheit, Kapitalgarantie und Optimierung über Anleihe- und Der Gesetzgeber sieht vor, dass frühestens – bei einer Aktienmärkte fördern. Das Ziel ist so eine steuerfreie, lebens- Mindestlaufzeit von 10 Jahren – zum Zeitpunkt des Aus- lange Rente zu ermöglichen. Mit 1. Jänner 2010 änderten sich zahlungsbeginns als lebenslange Pension (= widmungsge- die rechtlichen Rahmenbedingungen für die staatlich geför- mäße Verwendung) das angesparte Kapital und die erhalte- derte Zukunftsvorsorge. Bereits abgeschlossene Verträge blei- nen Prämien garantiert sind. ben jedoch in Zukunft bestehen und werden wie bisher bespart. Die Mindestaktienquote wurde aufgrund der neuen TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: gesetzlichen Bestimmungen reduziert. Je nach Alter des Prämienbegünstigt vorsorgen Investors variiert die Mindesaktienquote der ZVE, wobei mit Gemäß den gesetzlichen Rahmenbedingungen und vor- zunehmendem Alter risikoärmer investiert wird. Für Verträge, gegebenen Veranlagungsgrenzen profitiert der Anleger die von 1.1.2010 bis 31.7.2013 abgeschlossen wurden, gilt fol- mit der geförderten Zukunftsvorsorge von gende Mindestaktienquote: für Anleger jünger als 45 Jahre liegt diese bei 30%, zwischen 45 – 55 Jahre bei 25% und bei Anlegern älter als 55 Jahre bei 15%. . der Entwicklung ausgesuchter Aktien- und Anleihemärkte, . der staatlichen Prämie . 100% Garantie auf das angesparte Kapital und die Prämien . der Steuerfreiheit für alle Erträge. Für Vertragsabschlüsse ab dem 1.8.2013 ist die Aktienquote mindestens 15% und höchstens 60% für Anleger <50 Jahre; Die Qualität der Garantie hängt von der Bonität des Garantiegebers (= Emittent) ab. mindestens 5% und höchstens 50% Aktienquote für Anleger >50 Jahre. Garantierte Steuerfreiheit Es fällt keine Kapitalertrags-, Einkommens-, und Versiche- Die Einstufung des Investors erfolgt bei Vertragsabschluss. Bei rungssteuer in der Ansparphase und der widmungsgemäßen Erreichen der nächsten Altersstufe, wird jährlich entsprechend Auszahlungsphase an. Zum Überblick hinsichtlich der der vorgeschriebenen Mindestaktienquote umgeschichtet. steuerlichen Behandlung von Finanzprodukten siehe das Kapitel „Recht & Steuern“. ZVE: Stand Jänner 2014 19 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 20 FINANZMÄRKTE FUNKTION GELD- UND KAPITALMARKT ZINSEN DIE BÖRSE 20 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 21 FINANZMÄRKTE Finanzmärkte sind jene Märkte, an denen Wert- Kapitalmarkt papiere, Geld, Devisen, Derivate und Rohstoffe ➜ Dieser ist hingegen der Markt für längerfristig angeleg- gehandelt werden. tes Geld, das mehr als zwölf Monate gebunden ist und die langfristigen Finanzierungsmittel – vor allem Anleihen und FUNKTION DER FINANZMÄRKTE Aktien – umfasst. Anleger, die ihr Geld gewinnbringend Finanzmärkte üben eine grundlegende wirtschaftliche anlegen möchten, und Unternehmen, die Investitions- Funktion aus. Sie kanalisieren Kapital von Kapitalgebern zu vorhaben finanzieren wollen, agieren auf dem Kapital- Kapitalnehmern. Dadurch tragen Finanzmärkte zu höherer markt, wobei die Börse als Marktplatz fungieren kann. Produktivität und Effizienz innerhalb einer Wirtschaft bei. Primärmarkt Geld ist neben der Funktion als Recheneinheit ein allgemei- ➜ werden Wertpapiere neu emittiert, ist das der Markt nes Tauschmittel (= Zahlungsmittel). Es ermöglicht und aus erster Hand. Am Primärmarkt können Papiere nur erleichtert in einer arbeitsteiligen Wirtschaft den Aus- gekauft werden, z.B. bei Emissionen von Anleihen, Aktien tausch von Gütern und Dienstleistungen. Geld besitzt auch oder innerhalb der Bezugsfrist einer Kapitalerhöhung. die Funktion des Wertaufbewahrungsmittels und kann für spätere Verwendung aufgehoben, d.h. gespart werden. Für Sekundärmarkt das gesparte Geld zahlen die Banken Zinsen. Die Banken ➜ der Markt, auf dem Wertpapiere den Besitzer wechseln. wiederum verleihen das gesparte Geld gegen Zinsen an Ein Anleger verkauft an einen anderen kaufwilligen Markt- Unternehmen und Private für deren Investitionsvorhaben. teilnehmer. Der Sekundärmarkt, auf dem also die Papiere gehandelt werden, die auf dem Primärmarkt ausgegeben GELD- UND KAPITALMARKT wurden, zeigt die Stimmung bzw. Erwartung der Anleger an. Die Preise auf Märkten bilden sich über Angebot und Nachfrage. Ist das Angebot niedrig und die Nachfrage hoch, wird ZINSEN der Preis eher hoch sein. Ist das Angebot hoch und die Die Zinsen sind ein wichtiger Faktor in einer Volkswirtschaft Nachfrage niedrig, wird der Preis eher tief sein. Auch Geld und können beispielsweise Menschen motivieren, auf ak- und Kapital haben einen Markt. Man unterscheidet zwischen tuellen Konsum zu verzichten, um diesen auf später zu ver- kurz-, mittel- und langfristigen Veranlagungen. Entsprechend schieben. wird auch zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Zinsen differenziert. Gemäß den Fristigkeiten der Zinssätze wird Reiht man die Höhe der Zinssätze, die für verschiedene in Geldmarkt und Kapitalmarkt unterschieden. Laufzeiten bezahlt werden, grafisch nach ihrer Laufzeit, erhält man eine so genannte Zinskurve, welche die Zins- Geldmarkt struktur widerspiegelt. Meist zeigt diese Darstellung eine ➜ In der Finanzwelt versteht man unter Geldmarkt kurz- mit zunehmender Laufzeit ansteigende, allmählich flacher fristig angelegte Beträge, entweder nur für einige Tage oder verlaufende Kurve. für wenige Monate. 21 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 22 FINANZMÄRKTE Zinssätze 3.50 3.00 2.50 2.00 1.50 1.00 0.50 0.00 3M 6M 1J 2J 3J 4J 5J 6J 7J 8J 9J10J 15J 20J 30J Laufzeit (M = Monate, J = Jahre) 50J Zinsstrukturkurve Euroland (Stand August 2014) DIE BÖRSE Die Börse ist ein Markt für Wertpapiere, ähnlich einem Die Bedeutung der Börse richtet sich in erster Linie danach, Warenmarkt, auf dem Käufer und Verkäufer regelmäßig welche und wie viele Unternehmen dort notiert sind. So zusammenkommen, um Geschäfte abzuschließen. Von zeigt die Marktkapitalisierung unter anderem, wie stark ein einem herkömmlichen Markt unterscheidet sich die Börse Kapitalmarkt ist. Der Börsewert eines Unternehmens wird insofern, als die Güter physisch nicht anwesend sind. Der durch Multiplikation der Anzahl der Aktien mit ihrem aktu- Handel damit wird nicht direkt zwischen Käufer und Ver- ellen Börsekurs errechnet. Die Marktkapitalisierung einer käufer betrieben, sondern von speziell dazu berechtigten Börse ergibt sich demnach aus der Anzahl der notierten Personen, den Börsehändlern. Die Börse dient dem Kapi- Aktien multipliziert mit ihrem jeweiligen Kurswert. talmarkt als Ort zum Handel und zur Bewertung von Wertpapieren. In Wien befindet sich die einzige Wert- Die Marktkapitalisierung der Börse ist aber auch im Zusam- papierbörse Österreichs. menhang mit der Größe der jeweiligen Volkswirtschaft zu sehen: So ist die Wiener Börse eine eher kleine Drehschei- BEDEUTUNG DER BÖRSE be für den Kapitalmarkt, verglichen etwa mit den Börsen Zu den Aufgaben der Börse zählt die Kapitalbeschaffung der USA, Japans oder Deutschlands. für die Wirtschaft und für die öffentliche Hand sowie die Veranlagung für Sparer und Investoren zu erleichtern. 22 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 23 FINANZMÄRKTE ORGANISATION DER BÖRSE Kassamarkt an der Wiener Börse – Handelsmodell Präsenzbörse In Wien bietet das Xetra®-Marktmodell einerseits den Fort- ➜ hier agieren die handelnden Menschen auf dem Börse- laufenden Handel (Fließhandel) in Kombination mit Auktio- parkett vor Ort. nen sowie andererseits für manche Werte nur eine Auktion pro Handelstag. Am Handel der Wiener Börse dürfen nur Computerbörse zum Börsehandel zugelassene Institute, z.B. Banken und ➜ Hier geben die Händler ihre Aufträge (= Orders) über ihre Vertreter (Händler), teilnehmen. Die Aufträge der vernetzte Handelssysteme ein. Diese Systematik hat die Anleger werden über verschiedene Orderroutingsysteme Präsenzbörse zunehmend verdrängt. in das elektronische Orderbuch gestellt. Daraufhin überprüft das System automatisch, ob die gegenüberliegende Auch der Handel an der Wiener Börse ist vollelektronisch Seite des Orderbuchs ein passendes Angebot enthält und und wird über das Handelssystem Xetra® (Kassamarkt) so der Auftrag ausgeführt werden kann. abgewickelt, was bestmögliche Transparenz sowie eine schnellere und effizientere Durchführung der Markttrans- Vorteilhaft beim Fortlaufenden Handel ist die Möglichkeit, aktionen gewährleistet. In Wien gibt es keinen eigenen dass jederzeit ein Geschäft zu Stande kommen kann, ohne Terminmarkt. Derivate auf die wichtigsten österrei- dass ein Auktionstermin abgewartet werden muss. chischen Aktien und Aktienindizes werden an der deutschen Terminbörse (EUREX Frankfurt) gehandelt. Bei der Auktion eines Wertpapiers wird der Handel auf einen bestimmten Zeitpunkt konzentriert. Die Preisermit- Info: Kassamarkt – Terminmarkt tlung erfolgt nach dem Meistausführungsprinzip, d.h. alle Generell werden am Kassamarkt die so genannten Basis- Kauf- und Verkaufsaufträge werden innerhalb eines festge- werte gehandelt. Das können Wertpapiere (Aktien und legten Zeitrahmens gesammelt. Durch Gegenüberstellung Anleihen) oder Waren, wie zum Beispiel Rohstoffe, sein. wird der Kurs ermittelt, zu dem die meisten Umsätze zu Der Kassamarkt zeichnet sich durch das zeitliche Stande kommen. Zusammenfallen von Geschäftsabschluss und Geschäftserfüllung aus. An der Wiener Börse gibt es mehrere, durch das Börsegesetz vorgegebene Segmente für die Zulassung von Wert- Auf dem Terminmarkt werden Vereinbarungen über zu- papieren. Unterschieden wird zwischen den geregelten künftige Käufe oder Verkäufe gehandelt (Optionen, Märkten (Amtlicher Handel, geregelter Freiverkehr) und Futures = Derivate). Bei diesen Geschäften erfolgt die dem dritten Markt (Multilateral Trading Facility). Details Erfüllung zu einem späteren Zeitpunkt. Preis, Menge und zur Marktsegmentierung finden Sie auf der Homepage der Liefertermin werden von den Vertragspartnern aber be- Wiener Börse AG (www.wienerboerse.at). reits bei Geschäftsabschluss fix vereinbart. Die ursprüngliche Bedeutung der Terminmärkte war die Absi- Das Börsegesetz regelt die Rechte und Pflichten der Han- cherung (= Hedge) für Kassamarktgeschäfte. In der letzten delsteilnehmer. Es enthält neben Zulassungsbestimmungen Zeit werden diese Märkte auch für reine Spekulationen bzw. Einbeziehungskriterien der Wertpapiere für den genützt. Handel auch die Pflichten der Emittenten sowie der Finanzmarktaufsicht. Die FMA überwacht die Rechtmäßigkeit der Börseorganisation sowie die Ordnungsmäßigkeit des Börsehandels. 23 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 24 RECHT & STEUERN RECHTLICHE BESTIMMUNGEN STEUERLICHE BESTIMMUNGEN 24 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 25 RECHT & STEUERN RECHTLICHE BESTIMMUNGEN Die nachfolgend dargestellten steuerliche Ausführungen in Im Wertpapierbereich gibt es eine Reihe von Be- diesem Abschnitt geben ausschließlich Auskunft über die stimmungen, die den gesetzlichen Rahmen bilden. Rechtslage zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Wertpapier- Nachfolgend ein Überblick der wichtigsten Fakten: broschüre (Stand: August 2014) und beziehen sich auf Anleger, die in Österreich der Steuerpflicht unterliegen. Die steu- Börsegesetz (BörseG) erliche Behandlung ist von den persönlichen Verhältnissen des ➜ regelt die Rechte und Pflichten der Handelsteilnehmer. Es jeweiligen Anlegers abhängig und kann durch eine andere enthält Bestimmungen, die die Zulassung von Titeln und die steuerliche Beurteilung der Finanzverwaltung und Rechtspre- Pflichten von Emittenten, aber auch die Finanzmarktaufsicht chung – auch rückwirkend – Änderungen unterworfen sein. betreffen. Die FMA überwacht die Rechtmäßigkeit der Börseorganisation sowie die Ordnungsmäßigkeit des Börsehandels Unbeschränkt steuerpflichtig sind alle natürlichen Personen, in Österreich. die im Inland einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt haben. Sowie jene natürlichen Personen die iS der Zweit- Wertpapieraufsichtsgesetz (WAG) wohnsitzVO 2003 über einen inländischen Wohnsitz verfü- ➜ enthält Bestimmungen zur Beaufsichtigung von Wert- gen, den sie länger als 70 Tage im Jahr nutzen. Auf jeden Fall papierdienstleistungen und statuiert Bestimmungen für die tritt nach sechs Monaten ständigen Aufenthalts in Österreich, Wohlverhaltensregeln bei der Erbringung von Finanz- und zwar rückwirkend, die unbeschränkte Steuerpflicht ein. dienstleistungen sowie Konzessionsbestimmungen für Die Staatsangehörigkeit ist dabei nicht entscheidend. Wertpapierdienstleistungsunternehmen. Kapitalertragsteuer (KESt) Finanzmarktaufsichtsgesetz (FMAG) In Österreich wird von Kapitalerträgen auf einem Depot im ➜ enthält Bestimmungen über die Organisation der Inland KESt in der Höhe von 25% einbehalten. Seit Aufsichtsaufgaben der Finanzmarktaufsichtsbehörde als 1.4.2012 wird die Kapitalertragsteuer von 25% auch auf Allfinanzaufsichtsbehörde. realisierte Wertsteigerungen von Kapitalvermögen, unabhängig von einer allfälligen Behaltedauer der Wertpapiere, Kapitalmarktgesetz (KMG) abgezogen. Im Gegenzug dazu wurde die Möglichkeit eines ➜ enthält Bestimmungen über die bei einem öffentlichen Verlustausgleiches innerhalb der Einkunftsart eingeführt (siehe Angebot von Wertpapieren und anderen Kapitalveranla- dazu: Tipp – Die Kursgewinnbesteuerung). Steuerschuldner gungen einzuhaltenden Vorschriften bezüglich Prospekter- ist immer der Anleger als Empfänger der Kapitaleinkünfte. stellung. Weiters enthält es Bestimmungen für den Anlegerschutz sowie Regelungen über Meldeverpflichtungen zu Die Kapitalertragsteuer auf inländische Beteiligungspapiere Wertpapier- und Veranlagungsangeboten. (z.B. Aktien) wird als KESt I und die seit 1989 eingeführte Kapitalertragsteuer auf Zinsen aus Bankeinlagen und For- Investmentfondsgesetz (InvFG)/ derungswertpapieren als KESt II, jene auf Substanzgewinne Immobilien-Investmentfondsgesetz (ImmoInvFG) aus Investmentfonds als KESt III bezeichnet. ➜ ist die rechtliche Grundlage für Kapitalanlagegesellschaften sowie die Auflage von Wertpapier- bzw. Immobilien- Zusatzinfo: Bestimmte juristische Personen (z.B. AG, GmbH, fonds in Österreich. Gen.) können sich mit einer Befreiungserklärung von der KESt II, KESt III und der Kursgewinnsteuer freistellen lassen. STEUERLICHE BESTIMMUNGEN Unterschiede zwischen KESt I, KESt II und KESt III Anbei in aller Kürze die wichtigsten steuerlichen Bestim- KESt I ➜ ist eine unmittelbare Quellensteuer, d.h. die KESt mungen, die für private Anleger relevant sind. ist vom ausschüttenden Unternehmen einzubehalten und an das Finanzamt abzuführen. 25 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 26 KESt I fällt insbesonders an: . bei Ausschüttungen auf österreichische Beteiligungspapiere (z.B. inländische Aktien, Partizipationsscheine, etc.) . bei Ausschüttungen und ausschüttungsgleichen Erträgen von bestimmten Investmentfonds mit Aktienveranlagung. . Für Fondsgeschäftsjahre, die ab dem 1.1.2014 begonnen haben, hat sich der Satz der Bemessungsgrundlage auf alle im Fonds realisierten Substanzgewinne aus Wertpapieren und Derivaten auf 60% erhöht (ab 1.1.2012 Erhöhung auf 40%, ab 1.1.2013 Erhöhung auf 50%). Nach der Übergangsphase sind daher 60% als ausschüttungsgleiche Erträge KESt II und KESt III ➜ sind mittelbare Quellensteuern, steuerpflichtig. Die restlichen Substanzgewinne (40%) wer- d.h. die Steuer wird von der auszahlenden Bank einbehal- den bei der Veräußerung steuerlich erfasst. ten und an das Finanzamt abgeführt. Die Verlustausgleichsmöglichkeit auf Fondsebene wird erweitert. KESt II fällt insbesonders an: . bei Zinserträgen aus Geldeinlagen bei inländischen Banken (z.B. Sparbuch) . bei Zinserträgen aus in- und ausländischen Forderungswertpapieren mit auszahlender Stelle im Inland . bei Ausschüttungen und ausschüttungsgleichen Erträgen Hinweis: Derzeit wird nur mehr zwischen Meldefonds (Weiße Fonds) und Nichtmeldefonds (Schwarze Fonds) unterschieden. Für Meldefonds meldet ein steuerlicher Vertreter jährlich und im Zeitpunkt der Ausschüttung die steuerpflichtigen Erträge an bestimmter inländischer und ausländischer Investment- die Österreichische Kontrollbank. Hingegen haben Nichtmel- fonds, die oben angeführte Finanzanlagen enthalten defonds keinen steuerlichen Vertreter, die ausschüttungsglei- . bei Ausschüttungen von Immobilieninvestmentfonds . bei Ausschüttungen von ausländischen Dividenden über chen Erträge werden nach einer gesetzlichen Formel geschätzt (Pauschalbesteuerung). Die steuerliche Behandlung der Aus- ein inländisches Depot unter Anrechnung (bis maximal schüttung von Meldefonds wird im jährlichen Rechenschafts- 15%) bereits einbehaltener ausländischer Quellensteuern bericht der Fondsgesellschaft veröffentlicht. von Indexzertifikaten, die bis zum 31.3.2012 angeschafft Optionserklärung wurden. ➜ Bei bestimmten Forderungswertpapieren, sogenannten . auf positive Wertsteigerungen gegenüber dem Ausgabewert . bei Aufwertungsgewinnen aus Immobilienfonds (80%) Altemissionen, die vor dem 1.1.1989 begeben und Emissionen internationaler Finanzinstitutionen, die vor dem 1.10.1992 KESt III fällt an: . auf Substanzgewinne und Vermögenszuwächse in Investmentfonds. begeben wurden, erfolgt der KESt-Abzug nicht automatisch. Die Endbesteuerung kann der Anleger nur durch Abgabe einer unwiderruflichen Optionserklärung (freiwillige Abfuhr der KESt) im Zeitpunkt der Anschaffung derartiger Wertpapiere Der Abzug der KESt I, der KESt II und KESt III bewirkt bei bei seiner Bank erreichen. natürlichen Personen bzw. bei bestimmten öffentlich- rechtlichen Körperschaften (gemeinnütziger Verein, Gemeinde, EU-Zinsrichtlinie etc.) eine Endbesteuerung hinsichtlich der Einkommensteuer Ziel der EU-Zinsrichtlinie ist die Sicherstellung der Besteuerung (ESt) bzw. der Körperschaftsteuer (KSt). von Zinserträgen von EU-Bürgern und somit eine lückenlose Besteuerung im EU-Raum für Zinserträge. Erzielt eine österrei- ACHTUNG: Neue Regelung hinsichtlich der Besteuerung von chische Privatperson Zinserträge z.B. aus einem Depot oder Fonds beginnend mit 2013! Sparbuch beispielsweise in Deutschland, so erfolgt seit 1.7.2005 Seit 1.1.2013 gilt die Befreiung für Substanzgewinne aus For- eine Meldung der deutschen an die österreichische Finanz- derungswertpapieren nicht mehr ➜ es gilt die gleiche behörde. Besteuerung wie bei den Substanzgewinnen aus Aktien und damit in Zusammenhang stehenden Derivaten. 26 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 27 EU-Quellensteuer . Kursgewinne der noch vor dem 1.1.2011 gekauften Die EU-Quellensteuer stellt die Umsetzung der EU-Zinsricht- Aktien und Investmentfondsanteilen sind nach Ablauf linie in Österreich dar. Erzielt z.B. eine deutsche Privatperson der einjährigen Spekulationsfrist steuerfrei. Zinserträge aus einem Depot oder Sparbuch in Österreich, so wird von der Bank EU-Quellensteuer auf die Zinsen eingeho- Spekulationsgeschäfte ben. Der EU-Quellensteuersatz beträgt derzeit 35%. Durch Mit Inkrafttreten der neuen Kursgewinnbesteuerung per die Offenlegung des Depots gegenüber der deutschen Finanz- 1.4.2012 (siehe TIPP) wurde die Versteuerung der realisierten behörde kann die deutsche Privatperson erreichen, dass sei- Kursgewinne aus Wertpapieren als Spekulationsgeschäft, d.h. tens der Depotbank kein EU-Quellensteuerabzug erfolgt. Versteuerung im Rahmen der Veranlagung zum Einkommensteuertarif, obsolet. Jedoch können Spekulationsgeschäfte weiterhin bei Kursgewinnen aus sonstigen Vermögensgegen- TIPP – WICHTIG FÜR DEN ANLEGER: ständen vorliegen (z.B. physisches Gold). Die Kursgewinnbesteuerung Anbei sind wesentliche Inhalte aus den gesetzlichen Grund- Einkünfte aus Spekulationsgeschäften ergeben sich aus der lagen zur Kursgewinnbesteuerung zusammengefasst: positiven Differenz zwischen dem Verkaufserlös und den . Das neue Gesetz zur Kursgewinnbesteuerung ist mit 1.4.2012 in Kraft getreten. . Banken sind seit 1.4.2012 verpflichtet, 25 % auf reali- Anschaffungskosten von Vermögensgegenständen und bleiben steuerfrei, wenn die gesamten aus Spekulationsgeschäften erzielten Einkünfte (Saldo aus Spekulationsgewinnen und sierte Kursgewinne von Aktien, Forderungswert- Spekulationsverlusten) im Kalenderjahr höchstens € 440,– papieren, Derivaten (depotfähig), Zertifikaten und betragen. Für den Fall, dass diese Freigrenze überschritten Fondsanteilen einzuheben. wird, ist der gesamte Spekulationsgewinn zu versteuern. . Von der Kursgewinnsteuer betroffen sind inländische Hingegen kommt bei unselbstständig Tätigen ein Veranla- einkommensteuerpflichtige Personen (Privatpersonen, gungsfreibetrag für alle anderen Einkünfte in Höhe von Personengesellschaften und Einzelunternehmer) und € 730,– zum Tragen. Führen Spekulationsgeschäfte in inländisch beschränkt steuerpflichtige Körperschaften einem Kalenderjahr zu Verlusten, so sind diese nur mit (z.B. Gemeinden, begünstigte bspw. gemeinnützige Spekulationsgewinnen aus demselben Jahr, nicht aber mit öffentlich rechtliche Körperschaften). Einkünften aus anderen Einkunftsarten, ausgleichbar. Spe- Für Anschaffungsvorgänge, die vor dem 1.4.2012 kulationseinkünfte sind daher auch nicht vortragsfähig. erfolgten, gilt noch die alte Regelung, allerdings mit folgenden Ausnahmen bzw. Übergangsregeln: . Aktien und Investmentfondsanteile die ab 1.1.2011 gekauft wurden und nach dem 31.3.2012 verkauft Verlustausgleich Seit 1.1.2013 erfolgt durch die Banken ein automatischer Verlustausgleich. werden, unterliegen seit 1.4.2012 der neuen 25% Kursgewinnsteuer, . Im Unterschied dazu unterliegen Anschaffungen von Beschränkte Steuerpflicht auf Zinsen („AusländerKESt“) Anleihen, Derivaten und Zertifikaten erst ab Anschaf- Ab 1.1.2015 unterliegen auch (österreichische) Zinsen, die fungsdatum 1.4.2012 der neuen Kursgewinnbesteue- an Steuerausländer gezahlt werden, der beschränkten rung. Steuerpflicht und dem KESt-Abzug. Betroffen sind alle aus- . Wenn Anleihen, Zertifikate und Derivate jedoch ab dem ländischen Zinsempfänger unabhängig davon, ob es sich 1.10.2011 gekauft wurden und erst nach dem 31.3.2012 um natürliche oder juristische Personen handelt – es sei veräußert werden, unterliegen die realisierten Kursge- denn, sie unterliegen ohnehin der EU-Quellensteuer (bzw. winne dem besonderen Einkommensteuersatz von dem Informationsaustausch). 25 %. Achtung: „Ewige“ Spekulationsverfangenheit Berücksichtigung in der privaten Steuererklärung. 27 Wertpapierwissen_02_2014_V5_A4 01.10.14 10:52 Seite 28 IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft, 1090 Wien, Kolingasse 14-16 Redaktion, Satz, Layout: Österreichische Volksbanken-Aktiengesellschaft, Marketing & Communications, Hersteller: Druckerei Odysseus Stavros Vrachoritis GesmbH, Haideäckerstr. 1, A-2325 Himberg Bildnachweis: Corbis, Alexandra Eizinger, Bilderbox, istockphoto Unternehmensgegenstand: Bank- und Kreditwesen Blattlinie: Kundeninformation über Wertpapieranlage Hinsichtlich der übrigen Angaben laut § 25 MedienG verweisen wir auf die unter www.volksbank.com im Impressum enthaltenen Informationen. Alle Recherchen wurden sorgfältig durchgeführt, sind aber ohne Gewähr. Haftungsansprüche sind ausgeschlossen. August 2014 © Copyright by Österreichische Volksbanken-AG Nachdruck und Vervielfältigungen sind nicht gestattet. 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