Bild der Wissenschaft - SeeReal Technologies

Transcription

Bild der Wissenschaft - SeeReal Technologies
von Bernd Müller
JETZT KOMMT
LEBEN IN DIE BUDE!
3D-Film e haben ein en neuen Kinoboom ausgelöst
Doch das ist erst der Anfang: Dreid im en sionale Bilder
werd en bald Fernseher, Handys und Kame ras erobern .
84
bild der wissenschaft 412010
EIN ABGEDUNKELTER RAUM, ein schwerer
Tisch mit einem merkwürdigen schwarzen
in Dresden hat ein Verfahren entwickelt,
Kasten darauf. Plötzlich erscheint vor dem
mit dem sich Bewegtbild-Hologramme mit
Kasten das rote Gittermodell eines Raum-
TV-Displays erzeugen lassen. Greilbar nah
schiffs, gleitet nach vorne und scheint frei
in der Luft zu schweben, dann verschwindet
ist damit der 1hum von mitten im Raum
es rotierend nach hinten. " Das können wir
in der berühmten Szene mit Prinzessin Leia
im ersten Star-Wars-Film von 1977.
auch in Farbe". sagt Hagen Stolle - und
einen Mauskliek später ist das Raumschiff
bunt, mmmen aber deutlich. "Das liegt am
langsamen Monitor", erklärt der Geschäftsführer von SeeReal Technologies. ,,[n ein paar
i. Monaten flimmert es nicht mehr, und es ist
~
Revolution. Denn das junge Unternehmen
100-mal heller." Wenn das stimmt, wärectie
a Demonstration im Labor von SeeReal eine
KOMPAKT
schwebenden Schauspielern - ähnlich wie
• Digitale Filme und LC-Displays erleichtern den Sprung in die dritte Dimension.
• Zwei Dutzend Spiele der Fußball-WM in
Auch ohne Holografie ist 3D das nächste
Megathema in der Unterhaltungselektronik.
Den Anfang machte das Kino. 2009 kamen
gut zehn Filme neben der gewohnten 20Fassung auch als 3D· Variante ins Kino, darunter spektakuläre Streifen wie James Ca-
Südafrika werden in 3D aufgezeichnet.
• Bisher sorgen Spezialbrillen für einen
räumlichen Eindruck bei den Zuschauern.
• Künftig sollen räumliche Fernsehbilder
ohne Brille zu sehen sein : als Hologram·
me, die vor dem TV-Gerät schweben.
bild der wissenschaft 4 12010
85
Kassenknllller: ,.Avatar"
(rechts: SzenenbHd) ist der
kömmliche Leinwand geworfen wird.
stolze 10000 Dollar (rund 7000 Euro). Alle
Nach den Kinos wollen auch die TV-Sender
Hersteller setzen auf Brillen-Lösungen.
bislang umsatzstärkste
die drille Dimension erobern. Als erster TV-
Sony hat eine Shutterbrille angekündigt. die
Kinofilm. Er spielte noch
Kanal will der Bezahlsender Sky in diesem
auch für 3D-Spiele auf der Playstation und
mehr Geld ein als der
Jahr 3D-Sendungen ausstrahlen, zunächst
bisherige Umsatz-Re kord-
allerdings nur in England. Und die FIFA
die 3D-Steuerung per Computer geeignet sein
soll. Philips verwendete bei seiner Vorfüh-
halter ..Titanit". Besonders
plant, bis zu 25 Spiele der Fußball-WM im
rung auf der IFA ebenfalls eine Brille, aller-
beliebt ist die 30-Version.
Sommer in Südafrika in 3D au fzuzeichnen.
dings eine Polarisationsbritle. die nur neun
ruf die man eine Spezial·
Der uS-Sponsender
ESPN will das Eröff-
Gramm wiegt und sehr preisgünstig ist -
nungsspiel Südafrika gegen Mexiko in 3D
auf die endgültige Technik wollte man sich
zeigen. Dafür müssten sich die Zuschauer
einen 3D-Fernseher anschaffen. Solche
aber noch nicht festlegen.
brille benötigt (links).
merons .. Avatar~ und "Oben" aus den
warum. Auch die Filmemacher haben dazu·
perimentierte in den 199Oer-Jahren mit
Nachrichtentechnik (Heinrich-Hertz-Institut.
Pixar·Studios, der als erster Animations-
gelernt: Stall auf billige Effekte mit schein -
3D-Druck und dem Heft beigelegten Bril-
HHI). 'fut sächlich ist 30 eigentlich nur ein
film die Filmfestspiele in Cannes erö ffnen
bar
niegenden
len. die die Landschaft des Mars dreidimen-
Abfallprodukt der Digitalisierung des Kin os.
durfte. 2010 werden voraussichtlich rund
Pfeilen und schnappenden Saurierzähnen,
sional zeigten. Doch im Nachhinein muss
Immer mehr Säle stellen zur Projektion der
70 Filme in 3D gedreht, denn alle profitieren
davon : Die Filmstudios, weil sie mit 3D-
setzen die Regisseure inzwischen eher auf
man zugeben: Besonders beeindruckend
Filme auf die Leinwand von riesigen Zellu -
eine unterschwellige Ernreiterung des Seh-
war das alles nicht, mit den simplen soge-
loidrollen auf digitale Beamer um. Das hat
Filmen rund dreimal höhere Umsätze ein-
erlebnisses.
nannten Anaglyphenbildern wirkten die
logistische Vorteile. da die teuren Kopierkosten wegfallen. Denn die Daten kön nen
in
den
Zuschauerraum
Geräte waren auf der Internationalen Funk-
BRILLE AUF BEIM FERNSEHEN
auss tellung 2009 in Berlin auf fast jedem
Philips hat auf der IFA einen neuen Fern-
Stand der größeren Hersteller zu bewun-
seher mit dem ex trem brei ten 21 :9·Format
dern. Und auf der Consumer Electronics
als 3D-Version mit Mikropolarisationslin-
Show in Las Vegas Anfang Januar presch-
sen vor der Mattscheibe vorgestellt. der
ten einige Hersteller mit der Ankündigung
vor, schon im Frühjahrersle Flachfernseher
mehreren Zuschauern ein räumliches Er-
mit 3D-Th:hnik auf den Markt zu bringen.
Der koreanische Konzern LG will im April
chend geringerer Aunösung. 25000 Dollar
(17000 Euro) kostet ein weiterer ProtOtyp
damit starten, kurz danach soll ein HD- und
mit vierfacher HDTV-Aunösung, den Phi-
3D-fähiger Projektor verkauft werden - für
lips bereits in Hollywood präsentiert hat.
lebnis verschafft. allerdings mit entspre-
•
BESUCHERMAGNETEN
Sesucherzahlen in Deutschland an den ersten Wochenenden nach Ki nostart in Millionen
spielen - von den 3,9 Millionen Besuchern.
die "Avatar~ in den letzten Wochen des
TIEFE BILDER, FLACH E STORY
Landschaften wie übereinandergelegte Pappscheiben. Außerdem fehlten die Farben,
billig auf Festplanen gespeichert und
alten Jahres sahen, emschieden sich 2.5
Veßuche mit 3D-Kinos gab es schon 1952.
weil die Brillen nur ein roles Bild ins eine
transportiert werden. Außerdem ist die ~
Millionen für die 3D-Version. Die Kinos.
weil wieder mehr Besucher in die Säle
doch nur wenige Filme wie der Hilchcock-
und ein leicht verschobe nes grünes Bild ins
Konvenierung in andere Formate zur Zweil-
Klassiker "Dial M for Murder" konnten
andere Auge durchließen, um dem Gehirn
verwertung im Fernsehen oder auf DVD ~
kommen. Und das Publikum, weil das
überzeugen - die Bilder waren tief, die
einen räumlichen Effekt vorzugaukeln.
3D-Erlebnis weit über das hinausgeht, was
Storys leider oft nach. Auch die TV-Sender
beziehungsweise Blueray-Oiscs bedeutend :
einfacher. Für die 3D-Wiedergabe enthal- l!
3
l<
selbst mit der besten lieimkinoanlage
versuchten es alle paar Jahre mit 3D-
Und warum wird 2010 alles anders? "Weil
ten die digitalen Daten einfach doppelt so ,..
machbar ist. Die Zuschauer sind offenbar
Filmen, die man mit bunten Pappbrillen an-
viele Bilder - 48 stall 24 pro Sekunde.
....
bereit , dafür bis zu fünf Euro mehr an den
Kinokassen zu bezahlen. Wer .. [ce Age r
schauen konme, bis man - meistens recht
man mit der Digitalisierung des Kinos 3D
fast kostenlos dazu bekommt~. sagt Ralf
schnell - KopfSChmerzen bekam. Auch die
Schäfer, Leiter der Abteilung Bildverarbei-
FOR JEDES AUGE EIN EIGENES BILD
I
oder "CoraJine~ in 3D gesehen hat, weiß
Redaktion von bild der wissenschaft ex-
tung am Berliner Fraunhofer-Instilut für
Im Gegensatz zu früher braucht man aber ~.
;
nicht zwei Projektoren, die peinlich genau
i
justiert sein müssen. sondern nur einen ~
Beamer und eine Leinwand mit Silber· ~
DIE DRITTE DIMENSI ON AM STEUER
i
Dreidi mensionale Projektionen sollen künftig nichl nur Filmfans
System, bei dem die Teilnehmer slets Blickkontakt haben. ganz so,
erfreuen. Für das Auto-Cockpit hat das Fraunhofer Heinrich·Henz-
als würden sie am selben TIsch sitzen. Dazu wird der reale runde
beschichtung, die die Polarisationsrichtung
der Lichtwellen erhält. Die Zuschauer tra -
Institut (HHI) zum Beispiel ein autostereoskopisches Display ent·
wickelt. Darauf lassen sich Anzeigen perspektivisch sortieren: wich·
TIsch virtuell in die Arbeit sumgebung jedes Teilnehmers projiziert.
gen dann Polarisationsbtillen, die die beiden
Kameras verfolgen die Blickrichtung der Teilnehmer und errechnen
Bilder jeweils nur in das eine oder andere
tige - wie derTacho - im Vordergrund. die Öldruckanzeige wei ter
daraus eine TIefeninformation, sodass der per Video zugeschattete
Auge lassen. Die Filter schlucken etwas
Der meistbesuchte Kinofilm der letzten 30 Jahre ist manieN. Bereits zehn Wochen nach
hinten. Stauwarnungen springen förmlich aus der Anzeige heraus.
Gesprächspartner perspektivisch richtig in Szene gesetzt ist.
licht. doch das fallt kaum au f. Auf jeden
Fall verändern sie die Farbwiedergabe
dem Kinostart im Juli 1997 hanen den Strei fe n in Deutschland über 1Z Millionen Menschen
Ein Gewinn wä re dieses Display auch fUrs Navigationsgerät. Denn
Fujifilm hat mit der FinePix Real 3D eine digitale Kompakt-
Wochenende
ft
gesehen. Insgesamt lockte der Film fast 18 Millionen Zuschauer in deutsche Kinos - well-
den Autofahrern fallt es mitunter schwer, die Fahrtrichtungspfeile
kamera auf den Markt gebracht. die mit zwei Objektiven Stereo·
nicht. Eine teurere Alternative sind Shutter·
weit über 355 Millionen. Einen ähnlich großen Erfolg hatte ,.Avatar" mit rund 900000
korrekt zuzuordnen und in die richtige Seitenstraße abzubiegen.
bilder aufnimmt und sie auf einem 3D-Display anzeigt. Erhältlich
brillen, die abwechselnd die Scheibe vor
Zuschauern schon am ersten Wochenende im Dezember 2009. Den Rekord fü r die meisten
Nach hinten verlaufende 3D·Pfeiie verdeutlichen die Entfernung
ist auch ein digitaler Bilderrahmen und ein Druckservice, der die
dem rechten und dem linken Auge blocken
Besucher in den ersten 7 Tagen nach Kinostart hält der Animationsfilm "lee Age 2" mit 2,4
bis zur Kreuzung besser. Vom HHI stammt auch ein Videokonferenz·
beiden Ansichten nach dem Kippbilder·Prin zip aufs Papier bringt.
und so immer das passende Bild durch·
Millionen Zuschauern im April 2006. Danach sanken die Besucherzahlen aber rasch.
lassen, das im selben Thkt auf eine her86
bild der wissenschaft
41 Z010
bild der wissenschaft
41 ZOlO
87
Mitten in der Action: Ober
300 Kinos in Deutschland
haben bereits 3D-Technik.
Sie lässt die film e unter
die Haut gehen (Bild:
Szene aus nSpy Kids 3D
- Game over").
beziehungsweise die beiden Sichten fiir das
linke und rechte Auge im Computer unter
den feststehenden Linsen nachführt . Oder
man packt in das Videosignal nicht nur eine
einzige dreidimensionale Ansicht, sondern
mehrere. So kann sich der Betrachter etwas
zur Seite bewegen und sieht dennoch das·
se!be Bild dreidimensional. Die Mehrfach·
ansichten sind auch nötig, damit mehrere
Personen auf dem Sofa in den Genuss von
3D kommen. Im Prinzip funktioniert das
wie die Postkarten mil den Kippbildern, die
je nach Blickwinkel unterschiedliche Bilder
oder sogar einfache Bewegungsabläufe zeigen. Allerdings: Je mehr Ansichten, umso
Ein Produkt sei aber noch nichl geplant.
Wichtig: Nimmt man die Brille ab, sieht
man keinen Unterschied zum normalen
Fernsehbild. Das kommt aus einem Blue·
ray-Player und das wird auch die erste
Quelle fürs 3D-Kino zu Hause sein. Wäh rend die Ausstrahlung von 3D-Sendungen
enorme Investitionen erfordert und zu nächst nur sporadisch erfolgen wird,lassen
sich Blueray-Player relativ leicht anpassen.
Volker Blume, Projektmanager TV bei Philips, rechnet dennoch anfangs nicht mit
großen Stückzahlen für 3D-Fernsehgeräte.
nannten autostereoskopischen Displays
gehen, die auch ohne Brille ein dreidimensionales Bild zeigen. Das Prinzip klingt ein·
fach: Man setze vor den Bildschirm eine
feingestreifte Linsenmaske, die das Licht
von der Hälfte der Bildpixel ins rechte und
von der anderen Hälfte ins linke Auge
lenkt. Das Signal aus der Fernsehübertra·
gung oder aus dem Blueray-Player enthält
entsprechend zwei versetzte Bilder.
jekte nicht so frei im Raum schweben wie
bei den Hologrammen der Kollegen von
SeeReal, die auf der anderen Seite des glei-
Die Technik mit Polarisationsbrillen oder
Shutterbrillen ist bewährt - und dennoch
nur ein technischer Zwischenschritt. "Im
M INILINSEN AUF DER MAITSCHEIBE
Wie weit die Technik ist, zeigt Hans Thiel
im Showroom der Spatial View GmbH in
Dresden auf einem großen Flachbildschirm
und auf einem Laptop. Geht man näher
an die Mallscheibe, sieht man ein feines
Kino akzeptieren die Zuschauer Brillen,
aber nicht daheim vor dem Fernseher", sagt
Fraunhofer-Forscher Schäfer. Hier gehen
die Meinungen (noch) auseinander, denn
die großen TV-Gerätehersteller setzen vorerst ausnahmslos auf Brillen: Langfristig
wird der nend aber wohl doch zu soge-
Streifenmuster aus Minilinsen, das schräg
über den Schirm läuft, in einigen Metern
Entfernung aber nicht mehr auffällt. Bunte
Blumen und exotische Tiere erscheinen
dreidimensional, fast zum Anfassen, wobei
die Tiefe des 3D-Effekts auf die halbe Bildschirmdiagonale begrenzt ist und die Ob-
Dieses Problem haben alle autostereoskopischen Displays. Bewegt man den Kopf,
müssen die beiden Teitbilder nach geführt
werden. Das geht, indem man die Augenbewegung des Betrachters ver folgt und die
Unsenscheibe durch einen Motor bewegt
GUT ZU WISSEN: HOLOGRAFIE
Eine Fotografie ist die Aufnahme von Licht verschiedener Intensität.
das von einem Objekt reflektiert wurde und durch eine linse abge·
bildet wird. So entsteht ein zweidimensionales Abbild des Objekts.
Ein Hologramm ermöglicht dagegen dessen dreidimensionale Darstellung. Allerdings muss man dafür zusä tzlich die Phase der lichtwellen aufnehmen, in der die räumliche Information steckt. Dazu
dient ein Referenzstrahl.lhn liefert das kohärente Licht eines lasers,
das sich durch gleiche Frequenz, wellenlänge und Richtung auszeichnet. Mithilfe eines Lichteilers wird der laserstrah l in zwei
Teilstrahlen getrennt. Einer davon dient als Referenzstrahl, der
die holografische Platte direkt trifft, während der zweite Strahl auf
Frequenz und Intensität. Die beiden Strahlen interferieren auf der
Platte: Diese Eigenschaften des Lichts werden in der holografischen
Emulsion " eingefroren". Sie ist eine dünne, lichtempfi ndliche
Schicht der holografischen Pla tte, die alle Bildinformationen
speichert. Später lässt sich das Bild des zweiten Strahls rekon·
struieren, indem man einen Strahl auf die Fotoplatt e rich tet. der
dieselben Eigenschaften wie der beim Erzeugen des Hologramms
benu tzte Referenzstrahl hat.
Anwendung für Hologramme gibt es zum Beispiel in der Me·
dizin, bei der Computertomografie und in der Werbeindustrie.
Außerdem werden Verpackungen mit Hologrammen verschönert.
das Objekt gerichtet ist. Nachdem dieser vom Objekt reflektiert
wurde, trifft er ebenfalls auf die Platte, jedoch mit veränderter
Die dreidimensionalen Bilder findet man auch auf Kreditkarten
und Ausweisen, die sie vor Fälschungen schützen .
88
bitd der wissenschaft 4 12010
stellung nicht reichen und dass beim Anschwellen des 3D-Booms neue Displays mit
noch höherer Auflösung auf den Markt
kommen werden.
ENITÄUSCHUNG BEI DER FU SSBALl-WM
Auf den TV·Bildschirmen arbeitet Spatial
Das Ziel heißt 8K. Damit sind 8000 Bildpunkte in der Horizontalen gemeint, HDTV
hat nur 2K mit genau 1920 Pixeln. Mit der
ebenfalls rund vierfachen Pixelzahl in der
Vertikalen (4000 Punkte) wären das 16-mal
View mit fünf Ansichten. Die werden aber
nicht mit fünf Kameras aufgezeichnet, sondern nur mit zwei, die Zwischenbilder errechnet der Computer. Damit ein autostl'·
so viele Bildpunkte wie bei HDTV und sogar 80-mal so viele wie bei der StandardTV-Auflösung - ideal also für 3D. Etliche
Unternehmen versuchen, 8K-Displays zu
chen Gebäudes in Dresden arbeiten.
Witzig ist 3DeeSlide, eine Schutzhülle von
Spatial View für Apples iPhone mit integrierter Streifenfolie, die wie gewohnt die
Bedienung mit dem Finger erlaubt. Beim
Flug über schneebedeckte Berge ist tatsäch lich so etwas wie ein 3D-Effekt erkennbar,
doch die geringe Auflösung des Handy-Displays und die deutlich sichtbaren Streifen
der Scheibe lassen keine rechte Freude
aufkommen. Außerdem kommt es sehr darauf an, dass man das iPhone im richtigen
Winkel hält und den Kopf nicht bewegt.
CD
weniger Bitdpunkte stehen pro Ansicht zur
Verfügung. ,,3D ist immer ein Kompro·
miss", sagt Hans Thiet.
reoskopisches Display beim Drehen des
Kopfes eine fließende Bewegung um das
Objekt im Bild zeigt, wären allerdings 50
Ansichten nötig. Doch dafiir haben heutige
Bildschirme viel zu wenig Bildpunkte. Wer
sich gerade einen HDTV-Femseher angeschafft hat und gespannt auf die hochauflösenden Bilder von ARD und ZDF von der
Fußballweltmeisterschaft wartet, darf sich
mental schon mal darauf einstellen, dass
diese Geräte für eine befriedigende 3D-Dar·
Schwebende Bilder: Entwickler der Firma SeeReal aus Dresden feilen an 3D-Monitoren, die
Hologra mme erze ugen. Sie sollen kllnftig nicht nur fil rs Fernse hen eingesetzt werden, sondern
auch CAD-Zeichnungen und Computerspiele dreidimensional wiedergeben.
AUCH 20 PROFITIERT
3D braucht mehr Bildpunkte - und so
geht der Trend zu deutlich höheren Auf·
lösungen, von denen auch die zweidi·
mensionale Projektion profitiert. Weil
HDTV momentan das maximal technisch
Machbare und Bezahlbare ist, setzt man
für die Aufnahme noch feine rer Bilder
die Videosignale aus mehreren Kameras
zusammen und wirft sie überentsprechend viele Beamer auf die leinwand.
Das Ergebnis ist spektakulär: Sieben HD·
Projektoren erzeugen im Showroom des
Fraunhofer Heinrich·Hertz-lnstituts in
Berlin eine 180 Grad Panoramaansichl.
Jeder Projektor ist für einen vertikalen
Streifen zuständig_ So erlebt man etwa
das Bundesligaspielzwischen Borussia
Dortmund und 1899 Hoffenheim so, als
wäre man selbst im Stadion. Sechs Kameras in einem kugelförmigen Gehäuse
haben das Spiel am 28. Februar 2008
aufgezeichnet. Für die gewaltige Klangkulisse der Fan·5prechchöre sorgen über
100 Lautsprech'er des 10sono·Sound·
systems, das Fraunhofer-Kollegen am
Insitut für Digitale Medientechnologie
in IImenau entwickelt haben.
bauen. Sony hat schon einen 4K·Projektor
im Programm. Auch 'Texas Instruments,
Marktführer für Mikrospiegelsysteme in Projektoren, arbeitet an 4K-Beamern, die zunächst für Kinos gedacht sind. Die Amerikaner versuchen zudem, die extrem detaillierten Bilder mit entsprechend vielen Kameras zu erzeugen - ein Irrweg findet Ralf
Schäfer: HDie Datenrate steigt drastisch an.
M
Wie die meisten 3D-Entwickler setzen die
Forscher am Heinrich·Hertz-Institut deshalb
auf ein Prinzip, bei dem, wie gehabt, eiße
Zentralansicht sowie ein Grauwertbild mit bestanden. Doch autostereoskopische DisTiefeni nformationen übenragen werden. plays haben außer der begrenzten SitzpoDas braucht nur 10 bis 20 Prozent mehr sition noch einen weiteren Nachteil: ManDaten als ein zweidimensionales Bild. Aus chen Zuschauern wird schlecht, weil die
beiden Infannationen kann ein Computer dreidimensionale Szene zwar vor oder hineine dreidimensionale Ansicht erzeugen. ter dem Fernseher zu spielen scheint, das
Außerdem haben die HH1-Experten die kam- Auge aber versucht, auf die Mattscheibe
plene 3D-Produktionstechnik entwickelt, scharf zu stellen. ~Deshalb haben wir autodarunter Software, die eine blitzschnelle stereoskopische Displays hinter uns gelas3D-Bildoptimierung vornimmt und den sen und konzentrieren uns voll auf die
Filmtechnikern die Nachbearbeitung er- H olografie~, sagt SeeReal-Chef Hagen Stolmöglicht. In den Filmstudios in Potsdam- le_Statt das Gehirn mit zwei versetzten BilBabelsberg hat die Technik ihre Feuertaufe dern auszutricksen, zeigt das Hologramm
Nützliche Spielerei: Sensoren ermöglichen es, die
räumliche Darstellung
einer Augzeugturbine auf
einem Bildschirm einfa ch
per Hand zu kippen und
zu drehen.
DIE PUPILLEN IM VISIER
LeD·
Bitdschirm
Prinzip der Holografie
rekonstruiertes
Objekt ~~? ,
klassisches Hologramm
-c:::t--1~Y\\~
t-
modutierte
lichtwetlenfront . Ü""'.....' h
Obiektpunkt
bis 60 Grad
8etlgtlngswinkel
t Mikrometer
SeeReal·Technologie
~4C"
die Rekonstruktion der echten Szene, und
das Auge fokussiert dort, wo das 3D·Objekt
im Ra um schwebt, Stolle ist davon überzeugt, dass das Verfahren funktionieren
wird und dass sein Unternehmen das einzige mit dieser Technologie ist. ~Bis 2007
sind wir U-Boot gefahren~, schmunzelt
Stolle und meint damit, dass man lange im
Verborgenen entwickelt und mit zahlreichen Patenten abgesichert hat, was die
Konkurrenz für unmöglich hielt.
großer Betrachtungsbereich: viel nuulose
Information
virtuelles Blickfensler:
nur die wesentliche
Information
Ztls<hauer
Das schrumpft die Datenmenge so radikal,
dass ein PC mit normaler Grafikkarte genügt, um die Hologramme zu generieren,
Den Entwicklern von SeeReal kommt entgegen, dass sich moderne LCD-Flachbildschirme im PrinZip als Holo-Displays eignen. Die Flüssigkristalle in den Bildpunkten
können die Phasenlage polarisiener Uchtwellen beeinflussen_ Als Referenzlicht dient
die Hintergrundbeleuchtung des Fernsehers
- also das Prinzip herkömmlicher gedruckSCHRUMPFKUR FÜR DIE DATEN
ter Hologramme. Der Bildschirm wird nicht
Will man herkömmliche Hologramme, wie mit einem fertigen Bild gespe-ist, sondern
man sie an die Wand hängt, als digitale mit einem grauen Interferenzmuster, das
Hologramme und als Bewegtbild herstellen, aus zwei Millionen überlappenden Subbräuc!ne man dazu 2S0000-fache HOTV- Hologrammen besteht. Mit zwei DisplayAuflösung mit Pixeln kleiner als ein Mikro- Herstellern in Asien hat SeeReal eine Vermeter - technisch ist das nicht realisierbar, einbarunggetroffen. Sie produzieren kleine
schon wegen der unvOlStelibar hohen Dalen- LCD-Displays, die eigens auf die Holografie
_ menge. Die Dresdner Wissenschaftler haben abgestimmt und lOO-mal heller sind als der
eine verblüffend einfache Lösung gefun- schummerige Kasten im Labor. "Das wird
~ den: Statt ein volles Abbild der Szene im die Hersteller überzeugen, schnell ein ProRaum zu berechnen, erzeugt der Kasten nur dukt daraus zu machen, vielleicht schon in
i: zwei winzige Ausschnitte aus der Bildwol- zwei bis drei Jahren", hofft Stolle.
j ke, die gerade so groß sind wie die Pupillen
§ im Auge. Bewegen sich die Augen, wird ein
Dieses Produkt wird sich zunächst an Kon.! anderer Ausschnitt des Bildes berechnet. strukteure wenden, die ihre CAD-Zeichnungen am Bildschirm in 3D beurteilen wollen.
Auch ComputelSpieler könnten rasch um~
steigen, denn die Software der Spiele erzeugt ohnehin 3D-Ansichlen, die heutigen Monitore stellen das nur nicht dar.
Weltweit gibt es mehrere Millionen Profis,
die 3D berufsmäßig nutzen könnten, dazu
gut 200 Millionen Spielefreaks, die mehr als
fünf Computerspiele pro Jahr kaufen, zählt
Stolle auf - ein gigantischer Markt. Bis zum
Holo-Fernseher ist der Weg etwas weiter,
denn auch die SeeReal-1echnologie ist zunächst nur für eirfen einzigen Betrachter
ausgelegt. Im Prinzip ist es aber kein Problem, die Augen mehrerer Personen mit
einer Kamera zu verfolgen und mehrere
kleine Hologramme dorthin zu projizieren.
Bei einem Problem sind allerdings auch die
SeeReal-Entwickler machtlos: Rund zehn
Prozent der Menschen können nicht oder
nur eingeschränkt dreidimensional sehen. •
BERND MÜLLER hat HOben~
in 20 und 3D gesehen - und
witl seither nicht mehr auf die
dritte Dimension verzichten,
i
i
I
virtuelles
Btkkfenster
i
i
Hologramm·Display
Um ein Hologramm vor einem Bildschirm zu erzeugen, wird das
holografische Muster auf dem Display eines LCD-Fernsehers von
hinten mit Licht beleuchtet. das Linsen zuvor fokussiert haben_
Dadurch werden die Lichtwellen moduliert (links oben) . Bei der
herkömmlichen Methode ist jeder Bildpunkt als großes Hologramm
auf dem Display codiert und wird in den gesamten Raum vor der
Mattscheibe projiziert (rechts oben). Dazu ist eine riesige Zahl
90 bild der wissenschaft
412010
winziger Pixel auf dem Display erforderlich. Ein Großteil der durch
sie erzeugten Information ist jedoch nutzlos, weil de r Zuschauer
sie gar nicht wahmimmt. Die Technologie von SeeReal verringert den
Aufwand deutlich, indem sie jeden Punkt nur auf zwei kleine Aus·
schnitte abbildet, die gerade von den Pupillen des Zuschauers
erfasst werden (rechts unten). Zu jedem Objektpunkt einer 3D·Szene
gehört ein Sub-Hologramm auf dem lV-Monitor (links unten).
Ein neuartiges Cockpit aus den
Fraun hofer-Labors bringt lacho,
Drehzahlmesser und Navi-Anzeige
dreidimensional ins Auto,
MEHR ZUM THEMA
INTERNET
Verzeichnis der 3D-Kinos in Deutschland
und der aktuellen 3D-Filme:
www_kinos3d.de
Mehr zum holografischen 3D-Fernsehen
von SeeReal:
www_seereal.de/en/holography
Infos zur 3D-lV-Technologie vom
Fraunhofer Heinrich-Hertz·lnstiltll:
www_hhi.fraun hofer.de/de/departments/
image-processing/immersive-media-3d-video
liste aller 3D·Spielfilme in der Wikipedia:
de.wikipedia.org/wiki/3D-Film#Filmliste
bild der wissenschaft
4120 10
91
I