Zwei Tage lang aussteigen - Teil 1

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Zwei Tage lang aussteigen - Teil 1
Teneriffas Neue Presse - Nachrichten Informationen Reportagen
Zwei Tage lang aussteigen - Teil 1
4. Oktober 2006
Eine Reise nach La Gomera verspricht Ruhe, nebelverhangene Wälder und einsame Bergdörfer.
Von Arne Phillipp Klug
La Gomera steht meist im Schatten der großen Nachbarinsel Teneriffa. Als Wander- und Aussteigerparadies genießt sie
jedoch den Ruf als Rückzugsort, für all diejenigen, die das laute Strand- und Nachtleben in den Urlaubshochburgen
Teneriffas oder Gran Canarias satt haben.
In der Tat bietet La Gomera vor allem eines: Ruhe in mitten einer herrlichen Natur. Partyzonen und hektische Großstädte
sucht man hier vergebens. Wer auf La Gomera aber nicht ganz einsam sein will, muss sich nicht verlassen fühlen. In der
Hauptstadt San Sebastián im Westen oder in die touristisch erschlossenen Orten rund um die Küste stößt man sehr wohl
auf Leben. Selbst im dünn besiedelten Innland kann, wer will, beispielsweise im Rahmen kanarischer Fiestas das
Tanzbein schwingen.
Um auf La Gomera zu gelangen, gibt es im Grunde nur zwei Möglichkeiten: im Flugzeug oder per Schiff.
Die innerspanische Fluglinie Binter steuert zu recht günstigen Preisen den kleinen Airport im Süden der Kanaren Insel an.
Allerdings sollen die Flüge von Teneriffa und Gran Canaria nach La Gomera 2007 eingestellt werden, da die kanarische
Regierung die Subventionen streichen wird.
Nicht nur umweltfreundlicher sondern ebenfalls sehr schnell ist es, die Insel mit dem Schiff zu erreichen. Der GarajonayExpress und auch Fred Olsen stechen von Los Cristianos aus in See. Alle, die eine tarjeta de residencia besitzen,
bekommen besonders günstig auf die Insel, per Schiff oder per Flugzeug. Gerade auch der Garajonay-Express bietet
häufig spezielle Sonderangebote, bei denen in der Überfahrt gleich noch ein Mietauto inbegriffen ist.
Seefahrt ohne Gischt
Mit ersterem trete ich dann auch meine Reise an. Wer auf eine Insel möchte, sollte sich dieser vom Wasser aus nähern, so
sagt man zumindest. Doch leider will sich das Seefahrtsgefühl nicht so recht einstellen. Das eher kleine Schiff hat kein für
die Passagiere begehbares Außendeck. Zwar schaukelt es während der ca. 45-minütigen Überfahrt hin und wieder ganz
ordentlich, aber von der frischen Atlantikgischt kann man leider keine Portion abbekommen.
Bei der Einfahrt in den Hafen der Hauptstadt San Sebastían wird man dafür mit einem schönen Blick auf die von
Felsmassiven eingerahmte niedliche Metropole belohnt.
Eine Freitagnacht in San Sebastían: Kinder dürfen wie in ganz Spanien in den Sommerferien bis in die kleinen Uhren wach
sein, hüpfen und rennen über die Plaza de Américas. Die Angestellten der kubanische Bar nehmen sich alle Zeit der Welt,
die geduldigen Gäste zu bewirten. Schon nach wenigen Momenten auf der Insel merkt man: hier geht alles noch
entspannter zu als es für deutsche Verhältnisse auf den übrigen Kanaren Inseln sowieso schon tut.
Alle guten Dinge sind drei
Gerade einmal 7.000 Menschen wohnen in San Sebastían. 45 Menschen müssen sich auf La Gomera einen
Quadratkilometer teilen, auf Teneriffa sind es rund 335. Während auf letzterer Insel 112 Buslinien verkehren, brauch der
Gomero keinen komplizierten Verkehrspläne im Kopf zu behalten. Genau drei Buslinien zählt die kleine Insel.
Neben dem Torre de Conde, der den Spanier bei der Inselerobeurng 1447 einst als Festung diente, und dem
gleichnamigen Parrador Nacional gibt es in der Hauptstadt keine auffälligen Sehenswürdigkeiten. Wer aber La Gomera
kennen lernen will, sollte sich so schnell wie möglich zur Hauptattraktion der Insel begeben und die heißt Natur.
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Durch karge Kakkteenlandschaften führt die Carretera TF 713 ins Zentrum des Eilands, wo sich auf mehr als 1.000
Höhenmetern der Parque Nacional de Garajonay erstreckt. Wegen seiner besonderen engstehenden Vulkanschlote
wurde er 1986 zum UNESCO-Weltnaturerbe bestimmt.
Wolkenthron
Von seinen höchsten Aussichtpunkten wie dem Roque Agando (1.250 Meter), dem Roque Zareita (1.212 Meter) oder dem
sagenumwogenen Garajonay-Felsen (1.487 Meter) hat man einen fantastischen Blick über die Insel. An wolkenfreien
Tagen wie heute erscheint der Teide fast zum Greifen nahe. Spaniens höchster Berg ragt in voller Pracht aus der
Wolkendecke, als ob er kein Fundament besäße und auf weißen Nebelschwaden thronen würde. Beeindruckend.
Beim Anblick des Garajonay-Felsens geht einem unweigerlich die Geschichte des Liebespaares Gara und Jonay denkt,
die sich lieber am höchsten Berg La Gomeras mit einem spitzen Stock umarmten und im Tode vereinten als von den
Zwängen der Gesellschaft entzweit zu werden.
Von dem höchsten Punkten der Insel geht es tiefer hinein in das Herzstück des Nationalparkes: in den immergrünen
Lorbeernebelwald hinein. Zweimeter hohe Farne, von den Bäumen hängenden Bartflechten und moosbewachsene
knorrigen Ästen prägen des Bild des Herzens von La Gomera.
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