Opfer Deal 09 2

Transcription

Opfer Deal 09 2
Dez
09
NO
2
Opfer Deal
E d i t o r i a l
I fly like paper , get high like planes
opfern, ohne auf den Handel zu spekulieren. Die Grenze verläuft mal wieder in unserem saugfähigen Papier.
Und auch 2009 wird bald gewesen
sein. Ob mit ihm auch ein Wechsel
eintritt, der eine Grenze bejaht, wäre
interessant zu wissen. Oder mit Jens
Friebe: „Sagtest du: Ich hab was gehört?/ Sagtest
du:
Da
war
nichts?/ Sagtest du: wenn jetzt nichts
passiert/ Sehen wir uns nie mehr?//
Doch es ist nur die Paranoia/ Baby,
es ist nur Rauch/ Es ist nur Rauch
ohne Feuer/ Aber jetzt riech ich es
auch“.
Wir suchen Modelle für
internes Training und
Seminare. Wir bitten um
persönliche Vorstellung.
MÜNCHEN
O D E O N SP L AT Z 8 –10
M A P
Pg. 11 & 14
O p f e r.
Eine Definition.
P L A K A T
Pg. 12 & 13
Da war der Wur m drin
Opfer Deal
Pg. 15
M U A L L E M ’s b o u t i q u e
L I V E
Pg. 16
T H E A T R E
Pg. 22 & 23
Pg. 9
I N T E R V I E W
F O O D
Pg. 10
Dirk Baecker
Pg. 18
P A R T Y
Pg. 26 & 27
Bart van der Heide
P R O G R A M M
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Pg. 6
Maximilian Rossner
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B O O K S
Denis Pernath
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TIQQUN
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Pg. 20
Pg. 21
5
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the
S U P E R ––––––– PA P E R
To b i a s S t a a b
IMPRESSUM
Chefredaktion
H u b e r t u s B e c k e r, M i r k o H e c k t o r, To b i a s S t a a b
Art Direction
Mirko Borsche
( B u r e a u M i r k o B o r s c h e ) ( w w w. m i r k o b o r s c h e . c o m )
Redaktion
To b i a s S t a a b , M i r k o H e c k t o r, F l o r i a n F a l t e r e r, S e b a s t i a n S t e i n a c k e r, D a v i d M u a l l e m ,
L e a R i e c k , A r m i n S t e g b a u e r, S t e f a n B r i t z e , D a n i e l a S t ö p p e l , M a r k u s D i c k l h u b e r, B o r i s N i k i t i n ,
M i l e n T i l l , A n g e l a O b s t , E s t h e r B e c k e r, M a r t i n P e t e r, L u c i e Tu m a , J o h a n n e s K r a a k
Grafik
Dominik Schatz (Bureau Mirko Borsche)
N o e m i e S t e g m ü l l e r – w w w. n o e m i e s t e g m u e l l e r. d e
Map – Julia Klausen
Herausgeber
H u b e r t u s B e c k e r – h u b e r t u s @ s u p e r p a p e r. d e
S u p e r P a p e r e r s c h e i n t m o n at l i c h i n e i n e r Au f l a g e vo n 1 5 . 0 0 0 E xe m p l a r e n . Ko s t e n l o s
fashion & accessories
for women & men
I N D I V I D UE L L E R L OOK
F O T O S
F A S H I O N
Pg. 4
–
Autoren, die ihre jeweiligen Themengebiete wie immer bearbeiten. Wie
immer, nur eben, dass sie kontaminiert durch die über allem schwebenden Begriffe einen neuen Zugang oder
einen anderen Umgang mit ihrem Gegenstand zu finden gezwungen sind.
Sei es, dass sie sie überhaupt nicht
mit einbeziehen und deren Präsenz in
ihrer Abwesenheit aufscheinen lassen.
Opfer. Deal. Auch der Leser wird nicht
umhinkommen, gebrandmarkt, verfolgt von dieser Unterscheidung die
Dinge zu bewerten. So auch unser
Held der Redaktion, Armin Stegbauer,
der im Vorfeld die größten Zweifel
über eine derartige thematische Bindung artikulierte, einige Minuten nach
Redaktionssitzung aber mit dem größten aller Einfälle um die Ecke kam:
Seinen Körper will er opfern, aber
nicht so wie er das als Gastrokritiker
eigentlich jedes Mal macht. In dieser
Ausgabe gibt er seinen Körper, entblößt ihn, befreit für den Markt: „An
dieser Stelle könnte ihre Werbung
platziert sein“. Schnell sein, sonst
sind nur noch Haare übrig. (Fast)
jeder Zentimeter ist buchbar. Humankapital, zur Abwechslung im humanitären Sinne. Denn das Geld, das wir mit
der Ausstellung von nackten Körpern
verdienen, geht direkt an den Earthlink e.V.. Das ist der Deal. Wir können
natürlich niemandem verbieten, das
Bildnis Armins zu missbrauchen und
statt wie meinereiner – von der edlen
Form erregt – einfach ob des figürlichen Inhalts unser Zeitungspapier mit
potentiellem Leben zu tränken. Überhaupt, je mehr man darüber nachdenkt, desto unmöglicher erscheint
die Möglichkeit der Gabe an sich. Zu
4
Die erste Ausgabe des SUPER PAPER
brach also nun über eure-unsere Köpfe hinweg und man konnte bereits an
diesem Erstling erkennen, dass nicht
nur ein erotischer Bezug zu Druckerschwärze möglich sein kann (was in
Zeiten der inflationären Internetpornografie ja fast schon in Vergessenheit geraten ist), sondern dass man
sich an Papier auch schneiden kann.
Es geht schließlich um die haptische
Erfahrung zweidimensionaler Sexualität. Ich tat es. Und vermutlich war ich
nicht der einzige... I came on SUPER
PAPER... Mit der Grenzerfahrung verschiebt sich immer die Grenze mit.
Auch der Impetus dieses Nachfolgers
muss also ganz und gar auf den Willen
zur Überschreitung gerichtet werden.
Um den einzelnen Gedanken, die in
der Zeitung geäußert werden, einen
losen gemeinsamen Grund zu verschaffen, haben wir uns entschieden,
unserer Nummer 2 einen einheitlichen
thematischen Überbau zu verleihen.
Der simple wie vielsagende Dualismus
aus „Opfer“ und „Deal“ muss dafür
herhalten. Warum? Weil wir Weihnachten haben, die Zeit der Liebe, die uns
die Krise zugunsten einer wachsenden
Konjunktur vergessen macht. Genauso
wie die Opfer des Kapitalismus und die
Wunden in den zerfledderten Leibern
jener, die unsere alten Hähnchenschenkel essen, während wir auf patentierte riesenhafte Bruststücke
abonniert bleiben. Mein Leib. Mein
Blut. The real Deal. Geiz ist geil, ist
doch nicht normal für ne Bank, ihr
wisst schon. Statt jedoch sozialkritischer zu werden, als uns gut zu Gesicht steht, streuen wir besagte beide
Worte einfach ins Bewusstsein unserer
Razzle Dazzle, Hans-Sachs-Str. 2, 80469 München
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E i n f a c h b e g r e i f e n , d a s s m e i n e l e t z t e M KO Ko l u m n e i n d e r N o v e m b e r a u s g a b e 0 9 d e s S u p e r P a p e r s e r s t m a l
n i c h t v e r b e s s e r t w e r d e n k a n n , d e s h a l b k o n s e q u e n t s e i n u n d m e i n e n P l a t z H e r r n S T E FA N B R I T Z E o p f e r n .
A l s o h i e r i s t e r : E i n Te x t v o n S t e f a n B r i t z e
Die Notwendigkeit des Leidens, das unabwendbare Unglück zu nehmen, ertragen vielleicht auch zu bezwingen, damit
der Tod nicht eine verdrängte Erlösung
aus der Knechtschaft des Überlebenswillens, -müssens ist, dachte ich und
auch der symbolische Tausch und Tod,
also, dass der Tod die letzte sinnhaltige Enklave in einer usw. ist, dachte ich
vielleicht und während ich dieses alles
nicht mehr so klar und deutlich (Wodka)
dachte, fuhren wir, oder, sprengten wir
links in die Akademiestraße, das schwere Chrysler Chassis brach durch die Reihen, schwarz-stahl-behelmte Allangst,
Carbon ummantelte obrigkeitsvertretende Idealästhetik stand phallisch
phalanxhaft, die immerraffenden an den
Trögen labenden studiengelderfressenden Professoren verteidigend, vor dem
revoltierenden Maximalterror bourgeoiser Kindeskünstlerfürsten, brachen also,
weiter hinten sang die Merz-Klasse zum
Richtfest ihrer Kopie des Nietzschegeburtshauses aus Braunkohle, auf den
Überkünstler, gleiteten und kamen zum
Stehen vor dem hell erleuchteten Foyer
der Kunstakademie, gleichzeitig, neben
uns der Alkoport-Lieferant, 10 Kästen
Augustiner, die Selbstbürokratisierung
des eigenen Widerstandes war in vollem
Gange, wir hinterher, irgendwie drinnen, draußen das Toben der Schlacht,
drinnen Hektik, abstrakt-expressive
Panik, Jonathan Meese schrie seine
NAZI-SCHEIßE von der Balustrade, nein
doch nicht ich hatte es mir eingebildet
im Flash dieses All-Untergangs, diesem
ÜBER-OPFER, verstörte Selbstverwirklichungsjunkies riefen die neuesten
News und akuten Aktuellereignisse direkt live aus der Welt hier in den Flammenbau getwittert: Münster smoked
out, Heidelberg? hat jemand was gehört, Potsdam ja!, SMASH CAPITALISM,
Graz standhaft, Wien 20 Tote, alles
entmachten, das Gemachte, Geschaffene entmachten, die Historie in den
Keller, GENERALSTREIK, Torino kämpft,
kämpft, kämpft alle in die VOKÜ en bloc
Belagerung, Marburg burned, hamstert, weiter, weiter Progressivfortschritt
Phillip Lahm SZ WE 07.11.09: „...und
wir wollen doch besser werden. Alles
muss besser werden.“, Aaron stand
auf einem Tisch von der angstzersetzten führungs- und orientierungslosen
Masse unter ihm bedrängt, wie weiter
Aaron, wir brauchen ein Bild, Ideal,
ein Plenum verbarrikadiert!!! schließt,
versperrt, nein die Massengräber sind
schon ausgehoben, vorwärts, vorwärts
AUSNAHMEZUSTAND, und da kannte ich
mich zufällig aus, machten wir doch im
Theater seit Wochen nichts anderes, als
eben jenen Endzustand der Totalbelagerung zu fixieren, die Selbstmordattentäter der eigenen psychologischen;
Befindlichkeit zu sezieren, die erkrankte
Gesellschaft, der Fäulnisapparat, schüttelt an den Festen, werft Viren über die
Wälle, insistiert die Krankheit an sich,
der sozialen Skulptur, symptomatisiert,
dann das Ohnmachtsgefühlomen (Empire, s. Antonio Negri) 9/11, Hurricane
Catrina, Lehmann Brothers bankrott,
Erdbeben in Indonesien, Mahmud
Ahmadinedschad, Wahlbetrug, der
messbare Maximalhorror überschritten,
die Gegenkampagne, die Anti-Maschinerie rollt an, ab jetzt machen wir alles
richtig, nur noch Bio, Demeter, Flucht
in die Kirche, Flucht in die VOKÜ, die
abwrackprämierten Karosserien, als
Blockagen in den Straßenschluchten,
alles auf die Barrikaden, die Selbstgeißelung führt das Volk... usw... und
dann aus der Abstraktion in den AgitPop-Propaganda-Photorealismus: Nicolas Sarkozy und Francois Fillon vom
Westen her gen Osten, schlagen, das
muss man sich mal vorstellen, schlagen die Hämmer im Brudertakt immer
wieder und tiefer in die plansozialistischen Restweltbestände, selbst Kohl
nicht anwesend sondern voller Zweifel
im Ausland, aber diese beiden lächelnd
inmitten der Trümmerberge, über denen
man, 20 Jahre später einen fröhlichen
Candide neben einem altersfröhlichen
Gorbatschow vermuten kann, von den
Massen umjubelt in der besten aller
Welten, nur einer, abwesend, verneinend, hält die Warnung, schon immer
wissend: Enzensberger. Hans Magnusder habituelle Hakenschläger- Enzensberger, Montag Nacht, 09.11.09: „Der
Mensch ist voller Fehler.“
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Meistens läuft man mit eingeschränktem Blickfeld
d u r c h d i e We l t . J e n a c h B e d a r f – S c h e u k l a p p e n r a u s !
Vieles muss, will und kann man einfach nicht mehr
sehen. Das ist aber auch okay so, rein wissenschaftlich werden wir täglich sowieso mit mehr Sinneseindrücken konfrontiert, als wir aufnehmen können.
Tr o t z z e i t w e i l i g e m M a n g e l a n I n t e r e s s e f ü r d i e U m we l t , kö n n e n s i c h m a n c h e Fa k t e n ab e r d o c h d u rc h
den Nebel der anderen Gedanken schlagen und irgendwo zwischen Augen, Ohren und Hinterkopf häng e n b l e i b e n . U n d w a r u m ? We i l s i e s c h e i ß e s i n d . O d e r
ganz grandios und sehenswert. Manchmal vielleicht
sogar banal und trotzdem gut. Vielleicht eine Basis,
auf der die Auseinander setzung zum T hema Modeopfer stattfinden kann.
M o d e o p f e r N r. 1 :
„Opfer (Schimpfwort), ein gängiger Ausdruck der Jugendsprache“.
Nach mehr oder weniger reiflicher Überlegung ist diese Definition durchaus auch auf den Begriff
Fashion Victim anzuwenden. Für ein Fallbeispiel gehen wir in die Welt der Modeblogger. Da hätten
wir everybody’s Darling Bryan Boy (http://www.bryanboy.com/). „I am so gay I sweat glitter“ ist
die Devise des zierlichen Asiaten. Schon dieses Zitat ist dermaßen affektiert und übertrieben, dass
nur mit viel gutem Willen eine weitere Auseinandersetzung mit seiner „Arbeit“ stattfinden kann.
Worin genau die jedoch besteht, wird auf den ersten Blick nicht ganz klar. Seine Website – ein
Konsumtempel, der vor allem Hinweise darauf gibt, wo man die heißesten IT-Items möglichst
teuer erstehen kann. Zwischendurch jede Menge Bilder von Stars und Sternchen. Kann man aber
auch auf den üblichen bekannten Celebrity Portalen sehen. Dreh und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist etwas ganz anderes: die perfektionierte Selbstdarstellung. Immerhin kann Bryan Boy
von sich behaupten, wenigstens auf diesem Gebiet ein Meister zu sein. Aber wen interessiert nach
der Welle von Prominenten, mit deren Privatleben wir täglich ungewollt konfrontiert werden, eigentlich ein doch eher unbedeutender Modeblogger? Anscheinend viele. Schade dass der Erfolg
dem kleinen champagnerschlürfenden Bryan Boy recht gibt. Und dass eine kritische und intelligente Auseinandersetzung mit dem Thema Mode komplett auf der Strecke bleibt. Dafür aber ganz
wichtig: „Ein Tag, ein Designer, ein Trend“. Das Stil-Credo von Bryan Boy. Markenfetischismus wird
wieder groß geschrieben. Und genau hier kommen wir wieder zurück auf die eigentliche Definition
des Fashion Victims: „Ein Mensch, der jedem Trend sklavisch folgt, selbst wenn dieser nicht zum
eigenen Typ passt.“ Damit dürfte die Beweislage eindeutig sein.
M o d e o p f e r N r. 2 :
„Opfer (Ethik), etwas unter Entbehrung oder Verzicht Gegebenes“.
Gut, dass man sich mit Mode auch auf anderer Ebene beschäftigen kann. Wunderbare Projekte,
die den Initiatoren (man mag es kaum glauben) wirklich am Herzen liegen. Und in die sie jede
Menge Zeit, Energie und unter anderem auch Kreativität stecken. Oft mit dem Risiko, nicht den
Anklang zu finden, den sie gerne hätten. Nennt man unter anderem auch Leidenschaft.
So sehr wie ich manche Modeblogger nicht verstehe und geradezu verachte, so sehr ist aber auch
die Arbeit von anderen zu schätzen. Auf viele gute Fashionblogger trifft jeder der oben genannten
Punkte zu. Vor allem am Anfang der Entwicklung des Mode-Bloggings in Deutschland vor gut drei
Jahren gab es dabei nicht viel mehr zu verdienen, als ein bisschen Anerkennung. Und ich spreche
da aus eigener Erfahrung wenn ich sage: Man sollte die Arbeit, die hinter einem solchen Projekt
steht, auf keinen Fall unterschätzen. Zum Glück hat sich im Laufe der Zeit einiges getan. Inzwischen
gibt es sogar immer häufiger Kooperationen zwischen der Bloggerfront und Modelabels.
Wie das zum Beispiel aussehen kann, zeigt Filippa K: Nach der erfolgreichen Eventserie „Get Shot!“
hat das Label sich jetzt in Zusammenarbeit mit unserem Super Paper etwas ganz Besonderes für
die Präsentation ausgedacht. Die bekanntesten Streetstylefotografen Deutschlands haben für die
Eventreihe in den jeweiligen Städten (München: Gunnar von Styleclicker, Berlin: das Team von Stil
in Berlin, Düsseldorf: Claudio von Modedorf etc.) die modebegeisterten Besucher abgelichtet, die
ihren unverwechselbaren eigenen Stil mit Teilen aus der Filippa K Kollektion kombiniert haben. Am
11.12. steht hier in München eine großartige Location bereit, um dort die Ergebnisse zu präsentieren: Das Filmcasino am Odeonsplatz 8-10. Ab 22.30 Uhr startet die Präsentation zu „Get Shot“.
Und wer jetzt noch immer nicht überzeugt ist, bekommt gleich noch vier andere Gründe der Veranstaltung beizuwohnen: Mooner, Mirko Hecktor, Superrookie und Hubertus Becker an den Plattentellern.
Aber kommen wir wieder zurück auf das eigentliche Thema: Auch weitere gute Beispiele zu „opfern“
im positiven Sinne kann man in unserer nahen Umgebung finden.
In der heutigen Zeit des virtuellen Online-Shoppings ist es immer wieder ein Wagnis, einen richtigen
Laden aufzumachen. Dass das auch gut gehen kann, lehrt uns Marco mit seinem neuen Baby
„Stella“ (Kreuzstr. 11). Der Betreiber des Shops „Zentgraf“ hat neben dem richtigen Riecher auch
genug Mut und Idealismus, um bei „Stella“ seine Ideen umzusetzen. Der liebevoll eingerichtete
Laden mitten in der Innenstadt setzt auf eine Mischung aus tragbar, ausgefallen und raffiniert.
Zwischen Labels wie Sessún, Ba&sh und Supertrash L.A lassen sich zu geldbeutelfreundlichen
Preisen Lieblingsstücke aber auch Basics finden.
Kommen wir noch zu einem anderen Gebiet, auf das sich (vielleicht auch aufgrund der rasenden
online Berichterstattung) kaum mehr jemand vorwagt. Bücher. Dass es auch im Bereich Mode
immer wieder gut recherchierte und mit viel Aufwand betriebene Veröffentlichungen gibt, geht leider
oft unter. Das gerade herausgekommene „Fashion Inside“, kann man aber definitiv dazu zählen.
Die Autorin Anne-Celine Jaeger arbeitet unter anderem für das Magazin Wallpaper, die London
Sunday Times, den Guardian und die Süddeutsche Zeitung. Mit jeder Menge journalistischer Erfahrung widmet sie sich also der Modeindustrie mit einer angenehmen Tiefe und beantwortet auch
interessante Fragen, die sich nicht nur um aktuelle Trends und Spielereien drehen. Ausnahmsweise also bitte mal wieder Augen weg vom Computerbildschirm und das Buch in die Hand nehmen!
An dieser Stelle ist es vielleicht auch an der Zeit, noch auf ein ganz besonderes Schmankerl hinzuweisen. Ich habe es ja wirklich nicht so mit der Weihnachtszeit, dafür aber, wie man wahrscheinlich unschwer feststellen kann, umso mehr mit schönen Klamotten. Dass das Event, auf das ich
mich diesen Monat mit am meisten freue, dann zufällig am dritten Adventswochenende stattfindet,
kann ich ihm also nicht verübeln. Besonders nachdem das Ganze eigentlich nichts mit dem Festtagskitsch zu tun hat. „Add to Basket“ ist ein Jung-Designer-Basar, der dieses Jahr in der Baaderstraße 7 residieren wird. Ab 12 Uhr gibt es unter anderem Schätze von Hannibal, Thokk Thokk
oder Gross-Artic zu ergattern. Die jungen Designer, die dort die Arbeiten verscherbeln, in die sie
ihr ganzes Herzblut gesteckt haben, gilt es auf jeden Fall zu unterstützen. Da lasse ich sogar die
Ausrede durchgehen, noch Geschenke für das heilige Fest zu suchen.
M o d e o p f e r N r. 3 :
„Opfer (Kriminologie), die durch ein Verbrechen geschädigte Person eines Verbrechens“.
Man könnte jetzt fälschlich meinen, dass ich auf die üblichen Modeverbrechen (auch manchmal mit
dem Unwort „No-Go“ bezeichnet) hinaus will. Die können den Augen der Mitmenschen durchaus
oft weh tun, keine Frage. Aber lebt man nun die ganzen albernen Regeln, wie „kein schwarz zu
blau“ und „keine Socken in den Sandalen“, kann man sich gleich im ultimativen Spießerlook begraben lassen. Nicht dass ich gegen den was hätte. Aber ein bisschen Abwechslung ist auch okay.
Also weg von den kleinen Modesünden, hin zu einem Thema, das leider oft einfach totgeschwiegen
wird. Dazu eine kleine Geschichte: Eine noch relativ unbekannte deutsche Designerin entwirft in
Kooperation mit einer kleinen Firma einen Schuh. Das Projekt soll groß aufgezogen werden, Schuhfirma und Designerin investieren ein halbes Jahr ihrer Zeit, jede Menge Geld und viele Ideen in die
Entstehung des Models. Der Prototyp wird vorgestellt. Einen Monat später gibt es eine ziemlich
exakte Kopie genau dieses Models bei einer großen Kette (fängt mit G an und hört mit einer
zweistelligen Zahl auf) zu erstehen. Die Bestellungen bei der kleinen Firma und der Designerin
brechen ein, was beiden fast das Genick bricht. Das Original kann nie auf den Markt gebracht
werden.
Guess what, das ist leider kein Einzelfall. Habt ihr euch schonmal gefragt woher H&M, Zara und
Co die meisten ihrer Ideen nehmen? Richtig. Ein gutes Beispiel der vorherrschenden Dreistigkeit
in Sachen Ideenklau ist auch eine Begegnung, die ich mit „Einkäuferinnen“ des weltweit größten
Versandhandelsunternehmen auf der Modewoche in Kopenhagen machen durfte. Bei gefühlten 40
Grad spannten wir gemeinsam bei einer Cola im Pressebereich aus. Etwas desinteressiert (dieselbe Sprache ist eigentlich alles was man mit dem Gegenüber an Gemeinsamkeiten hat...) hörte ich
mir also ihre Ausführungen über die Arbeit bei einem Riesenkonzern an. Aus der üblichen HitzeLethargie werde ich erst gerissen, als sie letztendlich doch aufhören, sich gegenseitig ihr Talent
und ihre Qualität als Trendscouts zu versichern und mit ziemlich klaren Worten auf den Tisch
packten, was ihr Job eigentlich bedeutet: Auf Modemessen fahren, dort Designs und Stücke fotografieren die sie für massentauglich (sprich: „trendy“) halten. Wofür? Damit besagtes Versandhandelsunternehmen die Klamotte mehr oder weniger genau nachproduzieren kann.
Schöne neue Modewelt.
M o d e o p f e r N r. 4 :
„Todesopfer, durch Unglück, Katastrophe, Verbrechen, Krieg oder ähnliches zu Tode gekommene
Personen“
Ich wollte es. Ganz ernsthaft. Mich zum ersten Mal in meinem Leben offiziell zum Thema Magermodels äußern. Gerade jetzt, nachdem ich dachte, die Wogen hätten sich geglättet. Die Wogen, die
alle Streitenden blind für die Argumente der Gegenseite werden lassen.
Dann lese ich online einen Artikel über das neue Konzept der Brigitte. Keine Profi-Models mehr.
Die Frau von der Straße. Halte man davon was man will. Darunter eine ellenlange KommentarSchlacht. Muss ich natürlich auch lesen. Muss ich immer, wenn ich erstmal einen Artikel ganz
konsumiert habe. Und jetzt... nö. Ich glaube Models können mich mal.
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Die Nachricht, dass demnächst
wieder einmal ein neues
Magazin erscheinen wird
erreichte uns im Sommer:
Bücherregal
B B
I.
Identitätsbildung bei
TIQQUN
II. Situationsbeschreibung
während des Lesens des Buchs
I I I . Wa s i s t T I Q Q U N ?
I V. E i n o r d n u n g » G r u n d b a u steine einer Theorie eines
Jungen- Mädchens«
V. S u b j e k t i v e E i n s c h ä t z u n g e n /
E r f a h r u n g e n e i n Ta g n a c h d e m
Lesen des Buchs
VI. Programm
I.
Um den für TIQQUN zentralen Begriff
eines permanenten Bürgerkriegs zu
erklären, auf den das Buch »Grundbausteine einer Theorie eines JungenMädchens« verweist, das als Textversion 1999 in TIQQUN 01 publiziert
wurde, hier nun einige Thesen aus
TIQQUN Introduction à la guerre civile, VLCP, Paris 2006.
»Der Mensch definiert sich nicht über
den Körper, als ein Individuum, sondern durch verschiedene Formen des
Lebens. Um eine Form anzunehmen,
muss diese tatsächlich gedacht werden. Kommen zwei gleiche Formen
zusammen, entsteht Gemeinschaft, die
Macht des Einzelnen potenziert sich.
Treffen zwei unterschiedliche Formen
aufeinander wird Singularität erlebt,
das wiederum produziert Feindseeligkeit. Wenn etwas innerhalb dieser
Singularität erkannt wird, verlässt es
den Raum der Feindseeligkeit und
wird entweder, Freund oder Feind.
Gemeinschaft und auf der anderen
Seite Feindseeligkeit sind ethisch-politische Konzepte. Beide produzieren
eine hohe Zirkulation, Fluktuation von
Affekten, welche durch das Spiel miteinander organisiert werden können.
Der moderne Staat, etymologisch auf
die indogermanische Wurzel st- aufgebaut, ist starr und unveränderbar zu
dem was ist. Wenn der Staat nur noch
um Selbsterhalt kämpft, weil er eben
unbeweglich ist, wird die Umkehrung
klar. Es herrscht permanenter Bürgerkrieg, griech. stasis, und der Staat
an Sich, ist nur noch der Prozess der
Reaktion auf diesen Krieg. Der moderne Staat, absolutistischer, liberaler, sozialer wird scheitern. Die Übergänge können als korrespondierende
Bürgerkriege gesehen werden, Kriege
der Religion, Klassenkampf und der
Imaginary Party. Das Empire, krempelt den liberalen Staat von außen
nach innen um, Wenn das stattgefunden hat, ist MAN von einer Welt aufgeteilt durch Gesetze, in einen Raum,
der durch Normen polarisiert ist vorgedrungen. Das Empire sieht den
Bürgerkrieg nur als Risiko. Im Gegensatz zum modernen Staat verleugnet
das Empire den Bürgerkrieg nicht, es
organisiert ihn. Wo immer die Netzwerke des Empires ungenügend zudringlich sind, zögert es nicht, eine
Allianz mit einer lokalen Guerillatruppe aufzunehmen, solange klar ist,
dass diese die Kontrolle herstellt. Es
OO
geht dem Empire nicht darum WER
ETWAS KONTROLLIERT, vorausgesetzt
die Kontrolle ist bereits hergestellt.
Weder Raum, noch Zeit, noch biopolitisches Geflecht ist sicher vor der Intervention. Die elektronischen Archive
ermöglichen eine allgemeine Transparenz, die Produktion verkommt zu
einer Form der Kontrolle, die Reduktion der juristischen Evidenz ist eine
Waffe im Arsenal der Norm – all das
macht aus jedem Bürger des Empires
einen Verdächtigen. Die einzige Möglichkeit diese Sphäre der Feindseeligkeit zu reduzieren ist die Ausweitung
des ethisch-politischen Bereichs von
Freundschaft und Feindlichkeit. Das
ist der Grund, weshalb das Empire
diesen Bereich nicht ausweiten
kann.«
An diesem Punkt beginnt »Grundbausteine einer Theorie eines JungenMädchens«, das den polarisierten
Normbürger, in uns von innen nach
außen torpediert/ streichelt.
II.
Zwischen I-Phone You Tube Videos
von Sun Palace Winning oder Azymuth
Dear Limmertz und der Auswahl meiner Haarpflegeprodukte Paul Mitchell,
denke ich; Bin Teil von Shampoo Planet, Super Skinny Daily Treatment,
Express Style Round Trip, Extra Body
Daily Boost oder Daily Shampoo/
String Superstrong Daily Conditioner
hin und her gerissen, lese ich »Grundbausteine einer Theorie eines JungenMädchens« in der Badewanne. Circa
fünf Stunden. Lang. Mein Körper
weicht auf.
III.
TIQQUN: (hebräisch:
) Verbesserung, Reparieren
»TIQQUN ist, soviel vorab, weder ein
Autor noch ein Autorenkollektiv. TIQQUN ist ein Instrument, ein Instrument im Dienste einer Position...«
(Diaphanes Verlag, Berlin Zürich)
»Um die systemimmanente Kritik der
Linken zu durchbrechen, soll jede Widerstandspraxis eine Revolte sein, ein
konzeptloses Aufbegehren, das Informationsströme durchbricht und nicht
intensiviert.«
(Wikipedia Eintrag bzgl. TIQQUN)
»Julien Coupat und seine Freunde können nicht die Autoren der in TIQQUN
veröffentlichten Texte sein, weil diese
in einer Zone angesiedelt sind, in der
es unmöglich ist, zwischen Subjekt
und Dispositiv zu unterscheiden, d.h.
in der der Begriff des Autors jegliche
Bedeutung verloren hat.«
(Giorgio Agamben, www.bloom0101.
org)
I V.
Marx/ Ware, Produktion, Kapital. Als
Ursprungsort. Mashed up mit Lacan/
Begehren. Foucault/ Dispositive. Guy
Debord/ Spektakel. Negri & Hardt/
Empire. Strukturell gesehen, wird das
Junge- Mädchen, zunächst noch auf
Tausend Plateux’s gespanked, jedoch
entsteht nach und nach ein Röntgenbild, eine Kernspintomographie jenseits der Fassade des Körpers.
Sezierte Trash-Philosophie. (Gedanke: Marlon Brando: »Hol die Butter,
Baby?«) Trotzdem konservativ, schreit
are
Pg. 8
im
präzisiert Marc Valli seine Ideen für
das neue Magazin. Er will eine Brücke
bauen zwischen zwei Welten, die er
immer noch durch eine tiefe Kluft getrennt sieht: auf der einen Seite die
klassische Kunst, in Museen und Galerien – auf der anderen Seite kommerzielle Kunst, wie z. B. Grafikdesign, Illustration oder Mode. Richtig
interessant wird es seiner Meinung
nach aber meist erst dann, wenn die
ausgetretenen Pfade verlassen werden und jemand in das Territorium
des anderen hineinwandert, wenn
Künstler sich mit Trends befassen
oder Designer wie Künstler denken
und die Vorgaben ihres Briefings
durchbrechen. Viermal im Jahr will
ELEPHANT in Zukunft Informationen
über diese farbenfrohe Grauzone liefern und in der Erstausgabe hat das
Redaktionsteam die selbst gesetzten
Ziele erreicht und unsere Erwartungen erfüllt. Bleibt noch die Frage
warum jemand ein Magazin ELEPHANT nennt? Vielleicht weil man so
einen Koloss nicht so leicht übersieht? Wir werden den Elefanten auf
jeden Fall im Auge behalten.
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Elefant
ELEPHANT – The Art & Visual Culture
Magazine. Die Erwartungen an dieses
Projekt waren hoch, zum einen, weil
Chefredakteur Marc Valli aus London
vorher bereits das herausragende
Grafikdesign-Magazin mit dem schlichten Namen GRAPHIC konzipiert hatte,
zum anderen, weil in der Ankündigung
viel versprochen wurde. Wie bei den
meisten Neuerscheinungen sparten
die Herausgeber auch diesmal nicht
an Superlativen: tiefer und umfassender als alle anderen Visual-Art-Magazine wolle man recherchieren und
berichten, hieß es. Jetzt ist sie da, die
erste Ausgabe - vom Format her etwas kleiner als DIN A4, 204 Seiten
stark, fast einen Kilo schwer, mit einem kleinen silbernen Elefanten auf
dem matten Umschlag. Die Gestaltung
ist innovativ ohne sich in den Vordergrund zu drängen, die inhaltliche Aufteilung in 5 Bereiche mit den Themen
Meetings, Research, Studio Visits,
Economies und Cities erinnert an die
Struktur der Zeitschrift Monocle. Insgesamt ist es ein Heft, das nach dem
Lesen eher im Bücherregal landet, als
in der Altpapiertonne. Im Editorial
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Eine Auseinander setzung
mit TIQQUN »Grundbausteine einer Theorie eines Jungen- Mädchens«.
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Pg. 9
Te x t : M i r k o H e c k t o r
es für eine Romantik, die es mit jedem
Satz gleich wieder negiert. Und verändert dann das anfängliche Fetzenbild,
ganz klar in einen Auftrag. Zurück
zum Körper. Genauer, ins Innere des
Körpers.
V.
Einen Tag später gehe ich mit meiner
Freundin japanisch Essen, danach in
eine Bar, Montag Abend. Gehirn gebraten, großartig. Jeder Satz, egal
von wem ein Lacher. Sie: »Es macht
mich unsicher, dass Du die ganze Zeit
lachst, wenn ich Dir etwas erzähle
oder wenn Du etwas sagst«. Hunderte
von Zitaten aus dem Buch im Kopf,
unterbrechen Informationsströme.
Junge-Mädchen: »Was ist eine gute
Partie?«. Sex war schön, gut, toll,
wichtig, wie auch immer, in dieser
Nacht. Aber richtig zufrieden, ich liege
auf ihr, blicke in ihre Augen, mustere
sie, scheint Sie aber auch nicht zu
sein. Bin ich es? TIQQUN: »Das JungeMädchen ist, optimistisch, entzückt,
positiv, zufrieden, begeistert, glücklich; anders gesagt, es leidet.« Was
jetzt? Lieber lachen oder mustern?
TIQQUN: »Das »Ich« des Jungen- Mädchen ist so dick wie eine Illustrierte.
Wer jetzt? Du oder ich? Junge-Mädchen: »Man muss sich an irgendetwas
festhalten«. Das Junge- Mädchen im
Selbstversuch.
VI.
Das Buch ist eine Art Programm aus
Textfragmenten. Ein Mantra, das das
Denken verstellen will oder soll. Propagandamaterial einer Gegenposition.
Nach der x-ten Wiederholung des Begriffs Jungen- Mädchen übersetzt
MAN diesen völlig automatisch in Idealbürger. Europa, Amerika, große
Teile Asiens, Afrika, Mittlerer Osten,
Australien, alle sind sie, ist MAN, sind
wir dieses hohle, Junge- Mädchen, das
seinen Körper und auch sämtliche
Beziehungen, Liebe etc. bereitwillig
zur Ware erklärt, ökonomisiert hat
(griech.: oikos »Haus«, nomos »Gesetz«, beschreibt nach Agamben die
Organisation eines Haushalts) und
diese gerne dem Empire zur Verfügung stellt. Die Organisation der Form
des Lebens, die auf den Körper übertragen wird, stellt somit die Macht des
Empires dar. TIQQUN siedelt das Auftauchen des Jungen- Mädchens logischerweise in der Zeit zwischen den
zwei Weltkriegen an, in der auch die
Ideen zum kybernetischen Zeitalter
entstanden.
Allerdings drängt sich einem in der
Einleitung die Frage auf, wo genau der
Unterschied zwischen uns, ihr und
MAN gemacht wird. Wie bei vielen TIQQUN Publikationen, die MAN kennt.
MAN versteht die Differenz aber trotz-
S
dem ohne die genauen Koordinaten
festlegen zu können. MAN ist subjektiv. MAN ist objektiv. Denn jeder ist
woanders MAN. Manchmal ist MAN
mehr MAN, manchmal weniger. Trotzdem sind alle gleichzeitig MAN. MAN
verkauft seinen Körper (nicht zu oft
um den Marktwert zu steigern), seine
Denkweisen und letzten Geheimnisse,
um am Empire zu partizipieren, welches gerade deshalb durch uns alle
erschaffen wird. Tatsächlich geht es
aber weniger um den reinen Mehrwert
des Körpers an Sich, als um die Kontrollmöglichkeit durch dessen Einsatz.
MAN ist der gläserne Körper, den wir
nicht als völlig entleert anerkennen
können und wollen, bei dem es aber
primär darum geht ausschließlich die
Oberfläche zu erhalten. Selbsttechnik
eines Jungen- Mädchen.
Somit wirft TIQQUN nebenbei auch die
Frage um den Verlust der Liebe auf.
Den Verlust der Liebe zu sich selbst
und zum Anderen. TIQQUN entwickelt
die Idee eines Ruhepols in Mitten eines Sturms, in Mitten des guerre civile. Eine »Leere Achse«, in unserem
Inneren, der MAN erst zustimmen
muss um sie zu entdecken, die MAN
aber verleugnet, da das Außen bereits
zu einem Innen (auch Inhalt) geworden ist. Von dieser Achse führt TIQQUN seine Revolten gegen das Empire und das Junge- Mädchen, das
laut TIQQUN mit dem Buch weniger
bekehrt als dort abgeholt und getroffen werden soll, wo es sich jeweils
individuell verschieden befindet. Dies
wäre eine mögliche Antwort auf die
Vision der Ausweitung der ethischpolitischen Bereiche von Freundschaft
und Feindschaft.
VI. I.
» No, no, no. What you sent. It’s all
pretend. An actified danger. A circuit
nature. Danger.
An innocence. The present sense. It’s
left behind. By your whole mankind.
No, no, no. Imitation Lover. It’s inside
all the stream. Flipside of your dream.
Around the world from this chair...«
Bodycode: Imitation Lover (Spectral
071)
Literaturliste:
- Tiqqun. Grundbausteine
einer Theorie eines JungenMädchens. Merve: Berlin 2009
- Tiqqun. Introduction à la
guerre civile. VLCP: Paris
2006
- Guy Debord. Die Gesellschaft des Spektakels. Nautilus: Hamburg 1978
- Michael Hardt/ Antonio Negri. Empire. Campus: Frankfurt
am Main 2002
- Michel Foucault. Dispositive
der Macht. Über Sexualität,
Wi s s e n u n d Wa h r h e i t . M e r ve :
Berlin 1978
- G i o rg i o A g a m b e n . Wa s i s t e i n
D i s p o s i t i v. D i a p h a n e s : Z ü r i c h Berlin 2008
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Das Kalb (lat. | vitulus) bezeichnet den
beidgeschlechtlichen Spross verschied e n s t e r S ä u g e t i e r a r t e n ( G i r a f f e / Wa l /
W e i s s e l c h … ) b z w. E i s m a s s e n d i e v o n e i nem Gletscher abbrechen („Dort wo der
Gletscher kalbt“). Im Folgenden gilt
aber hier im Besonderen der Leitsatz:
„ D a s K a l b i s t d e r Ku h u n d d e m R i n d
sein Kind“
Nachdem besagtes Kalb mittels divers e r G e b u r t s h i l f e n ( b a y r. „ K e i b e s t r i c k “ )
ins Leben gerufen wurde, bewegt es der
genfreie Ökobauer in das Abkalbabteil.
Anbei versorgt es die Mutter mit der
Colostralmilch. Beste Futtermittel und
eine stressfreie Umgebung gewährleisten
dem Jungtier alle Möglichkeiten sich im
Geschmack und der Lebenslust zu entfalten. Da das Rind im Gegensatz zum
M e n s c h e n m i t h ö h e r e n Te m p e r a t u r e n a u f
Kriegsfuss steht wird eine Aufzucht bei
22 Grad empfohlen.
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Kurz vor der Einjahresgrenze wiederum aus dem Leben befördert wird das Kalb
gut gemetzgert und speziell das Filet für mind. 10 Tage abgehangen. Sämtliche
Herangehensweisen sind eine Philosophie für sich. Die Guten verwenden klimatisch getrennte Kühlschranke in denen das Fleisch je nach Reifegrad umgeschichtet wird und die Bösen das Gefrierfach. Die Reifung des Fleisches ist ein
Vorgang, der sich innerhalb der Muskelfasern des Fleisches abspielt. Sie beginnt bereits während des Abkühlens des noch warmen Fleisches nach dem
Schlachten und findet im weiteren Verlauf bei Temperaturen zwischen -1 und
+7°C statt. Beim Rind dauert die Reifung unter diesen Bedingungen mindestens zwei und beim Kalb etwa eine Woche. Die Fleischreifung verläuft in zwei
Phasen:
In der ersten Phase geht die zunächst weiche und schlaffe Muskulatur in die
Totenstarre (Rigor mortis) über. Dies geschieht, weil mit der Schlachtung die
Blutversorgung und damit die Sauerstoffversorgung der Muskeln unterbrochen
wird. Die Muskulatur verharrt nun in einem angespannten, starren Zustand und
ist gekennzeichnet durch eine maximale Zähigkeit und ein minimales Wasserbindevermögen.
In der zweiten Phase setzt nun die eigentliche Fleischreifung ein. Die Totenstarre löst sich beim Rind normalerweise nach 36-40 h. Die freiwerdenden
Enzyme bewirken eine Auflösung der Muskelfaserstrukturen und somit eine
zunehmende Verbesserung der Fleischzartheit. Die dabei entstehenden freien
Aminosäuren sind wichtig für die Ausbildung des Aromas. Folgendes Gericht
ist einfach zubereitet, verleitet zu Kaminfeuer DVD´s und beinhaltet einen kleinen Showeffekt. Die Widmung geht an S.T.
*Als erstes werden die sauberen Einweckgläser mit den Gewürzen, der gequetschten Knoblauchzehe, und dem Heu ¼ voll befüllt und in ein Wasserbad
gestellt.
*Die Kalbsfilets bei mittlerer Hitze auf jeder Seite knappe 2 min. anbraten
und dann salzen und pfeffern .
*Währenddessen das Wasserbad mit den Gläsern auf ca.90 Grad erhitzen und
anschließend mit den Filets befüllen und die Gläser verschließen.
*Für ca.10 min im Wasserbad ziehen lassen und dann die Gläser abtrocknen
und auf den Tisch stellen.
*Nun kommt der Clou. Wenn alle Ihre Gläser gleichzeitig öffnen verbreitet sich
schlagartig ein Wald und Wiesengeruch in der Bude und das Fleisch ist von
einem dezenten erdigen Aroma durchzogen,
Dazu passt sehr gut Rosenkohl und ein
Karottengemüse. Wichtig ist auch der
exzessive Genuss von Rotwein (z.B. Côtes du Rhône) und einheimischen klaren Obstbränden. („Das perfekte Promilledinner“)
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www.galeriewittenbrink.de
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Kunstraum
Kunstverein
Stadtmuseum
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Orleanstrasse
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Sonnenstr. 18
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Galeriestr. 4
Sankt-Jakobs-Platz 1
Jahnstr. 18
Rumfordstr. 26
Max-Joseph-Platz 1
Muffathalle (Ampere)
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Rosenheimerstrasse
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WEISSENBURGER
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Heimeranstrasse
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Ganghofer str
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Westendstrasse
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Geroltstrasse
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Rosenheimerstrasse
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089 27 27 22 01
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Haus der Kunst
Kammerspiele
Pinakothek (mod.)
Volkstheater
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Prinzregentenstr. 1
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Türkenstr. 11
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www.p1-club.de
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Realms of bliss, realms of light,
Some are born to sweet delight
Some are born to sweet delight
Some are born to the endless night
shops
cafes
FOOD
bars
clubs
ART
E nd of the night E nd of the night E nd of the night
E nd of the night
superpaper_933x1363.pdf 23.11.2009 12:48:54
C
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Pg.15
Bayerstrasse
Ich gehöre nicht zu den Ganzkörperrasierten, sondern trug bis zu unserem Fotoshooting eigentlich an diversen Stellen mehr Körperbehaarung.
Die Härchen musste ich opfern, um
somit eine klebebereite Werbefläche
für Münchner Gastronomen und befreundete Läden abgeben zu können.
Der Deal mit den Sponsoren ist, dass
die eingenommene Kohle an den
Münchner Verein Earthlink e.V. geht.
Wir unterstützen die Kampagne www.
aktiv-gegen-kinderarbeit.de , denn
218 Millionen Kinder unter 15 Jahren
arbeiten, davon 126 Millionen unter
ausbeuterischen Bedingungen. 73
Millionen sind jünger als 10 Jahre.
Armin Stegbauer, Gastroredakteur
SuperPaper
CM
MY
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CMY
K
Wir danken
Den Restaurants Broeding, Gesellschaftsraum , Glockenbach
u n d Vo l k s g a r t e n , d e n C l u b s
Harry Klein, Die Registrat u r, C a f é a m H o c h h a u s , C r u x ,
Café King, Elli Disco und
Pimpernel, den Freunden von
FunkOptik, Boque auf Croque,
Te a m f r o m H e l l , M ü n c h e n 7 2 ,
DesignLiga, VisonBites, Herrenabteilung, Parke6, Kristin a N e m e t z Fr i s e u re, Ku y i c h i ,
N i c o n é , We L o v e P R , F u c k t h e
B a ck m i s c h u n g by C a f e Ku b i t s c h e c k , Ko c h s c h u l e W i r t schaftswunder und natürlich
L i g h t s O n W a l l s , P h o t o g r a p h y.
l
Pg.16
i
v
Gerupftes Huhn
Danke, Mama... Das wär doch nicht nötig gewesen. Aber danke.
Ja, ja ist alles ganz aufregend und neu hier, aber toll! Ja, wirklich...
Ich weiß es noch nicht genau, mal sehen.... Schönen Abend euch
auch!
Ich lege auf. Sogar der Telefonhörer ist kalt. Ich weiß nicht wie
das möglich ist, ist ja Plastik, das leitet nicht, oder so... Wahrscheinlich sind einfach meine Finger so kalt, dass sich das irgendwie auf den Hörer überträgt... Eine physikalische Glanzleistung. Dabei hab ich schon Handschuhe an, wie ein Penner. Obwohl
meine sind lila und selbst gestrickt.
Das Paket kam vor einer Woche, ich habe es aufgerissen, als
könnte darin etwas überraschend Großartiges sein. Es war ein
Adventskranz, ganz einfach. Ein Haufen Nadeln ist auf dem Postweg draufgegangen, die kamen lose hinterher als ich die Verpackung in den Mülleimer in meinem Zimmer gestopft habe. Der ist
klein und aus transparentem Plastik mit Metallrand, nicht für
verendete Kieferngewächse gedacht. Eher für Papier... Studentenabfall eben. Bin ich ja auch, Student. Also, Studentin... Theoretisch zumindest. Über die Praxis lässt sich streiten. Ich komme
mir irgendwie nicht so vor. Ich trage auch keine Perlen in den
Ohren. Mag ich halt nicht so. Dafür gibt’s andere, die das tun,
die immer alles richtig machen. Wie Tina, oder Sabrina oder wie
auch immer sie heißt. Hab kurz nicht aufgepasst bei der Vorstellungsrunde und jetzt ist der Zeitpunkt zum Fragen längst vorbei.
Rede eh nicht mit ihr. Ergibt sich irgendwie nicht. Wüsste gar nicht
wo anfangen... Manchmal stelle ich mir vor, wie ich sie auf dem
Flur abpasse und anschreie, was zum Teufel sie sich dabei gedacht hat. Ein Zimmer zu vermieten, dass keine Heizung hat?!
Verarsche ist das! In meiner Vorstellung fängt Tina/Sabrina dann
an zu weinen, ihr Augen Make-up verschmiert aber nicht. Sie
weint und entschuldigt sich und sagt, dass morgen der Installateur käme und eine Heizung einbaut... Träum weiter.
Ich weiß, dass ich selber schuld bin, ja das weiß ich! Alles meine
Entscheidung, mein freier Wille. Niemand zwingt mich zu gar
nichts. Ich habe die Worte: „es hat allerdings keine Heizung“
schon vernommen. Sie sind durch meine Ohren in mein Hirn gedrungen. Aber ich war einfach zu euphorisch. Oder zu ungeduldig... ich bin immer alles zu viel... zu stolz auch. Wie ein Spatz,
der vor einem riesigen Croissant hockt, dass jemand auf die
Strasse geworfen hat, aber nicht teilen will. Er wird es nie alleine
essen können, aber er verteidigt es wie blöde. So komm ich mir
vor... das Leben an und für sich ist mein Croissant... Ich leide
wahrscheinlich irgendwie gern. Macht mich interessanter. Oder
überhaupt interessant.
Ich muss hier raus, sonst dreh ich durch vor Kälte! Wie man sich
bettet so liegt man, ja, aber ich kann fast nicht schlafen in dieser
Eishöhle. Socken anziehen nützt gar nichts. Und Wärmflaschen
sind auch für die Katz. Ich hätte schwer Lust mich von jemandem
abschleppen zu lassen, nur um die Nacht nicht in meinem Zimmer
verbringen zu müssen. Aber so was kann ich irgendwie nicht.
Männer in Bars beachten mich nicht. Vielleicht hat das auch etwas
mit Perlenohrringen zu tun, beziehungsweise deren Abwesenheit.
Ist nur ne These.
Ich kenne mich noch nicht sonderlich gut aus, in dieser Stadt.
Alles neu macht der Mai. Wenn doch schon Frühling wär! Jetzt
scheint hier alles leer und verlassen. Die braven Studenten sind
ausgeflogen ins heimische Nest um die nahenden Feiertage im
Schoss der Vogelfamilie zu verbringen. Nur ich hab den Schwarm
verpasst, bin noch nicht längst auf dem Weg nach Süden. Mehrmals habe ich den Button „jetzt verbindlich buchen“ ignoriert. Es
war mir unmöglich verbindlich zu sein und zu Mama zu rennen...
Ich will groß und stark sein! Und endlich Schlagzeug spielen lernen! Doch langsam dämmert mir, dass die Wahrscheinlichkeit der
Verwirklichung dieser Vorsätze rapide sinkt. Gen Null sozusagen.
Im Moment bin ich ein zitterndes Etwas in einer fremden Stadt
und es ist keine Sau da um mich zu bemitleiden! Ich in nicht dumm,
oder langsam. Ich weiß nicht, was mit mir nicht stimmt, dass ich
nicht längst in einem überfüllten ICE sitze und mich der stickigen
Wärme im Abteil erfreue. Ich habe wenig Übung im selbstständig
sein, das ist schon so. Ich weiß den Weg nicht alleine. Ich bin
jahrelang einfach immer hinterher gewatschelt und hab nicht darauf geachtet wo lang. Im Windschatten war es sehr lauschig.
Jetzt muss ich lernen mein eigener Kompass zu sein. Learning
the hard way. Mein Blick fällt auf den lädierten Adventskranz, der
auf dem Fenstersims steht und mich an ein gerupftes Huhn erinnert.
Da kommen mir die Tränen, aber ich traue mich nicht sie loszulassen, vielleicht würden sie gefrieren auf ihrem Weg meine Wangen hinab, und dann würden sie dort festkleben, als Mahnmal
meiner Hilflosigkeit und das kann ich jetzt auch nicht gebrauchen.
Ich zünde alle Kerzen auf einmal an. Wenn die Bude hier abfackelt,
mir auch recht!
Das reicht. Das ist absurd und nicht mehr tragbar. Ich werde mir
keine Lungenentzündung holen, nur weil ich keine feige Nuss sein
will. Das muss auch anders gehen. Vorsätze hin oder her, bis
Sylvester ist noch etwas Zeit. Ich schnappe mir den kalten Telefonhörer und wähle die einzige Nummer die ich außer meiner
eigenen auswendig kann.
Mama, ich bins noch mal. Ich komme jetzt doch schon früher, Ok?
Ich nehme den Nachtzug heute, falls da noch was frei ist.
te x t :
Esther Becker
te x t :
F l o r i a n Fa l t e re r
LIVE
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Wie ich einmal lernen musste,
dass mir der Pfarrer Diegel
einst im Religionsunterricht
jahrelang einen riesengroßen
S c h m a r r e n a n d i e Wa n d p ro j i ziert hat – und was das ganze
mit einer Leberkässemmel am
Heiligabendvormittag zu tun
hat.
Ostern ist das große christliche Opferfest, der Jahrtag der Eigenopferung des Mannes, den sie Herr nennen. Wochenlang
bereitet sich der engagierte Katholik vor, indem er fastet, also
seine geliebte Wurst Wurscht sein lässt oder seinen Körper sonst
wie geißelt, damit die Seele schön merkt, dass sie eins ist mit
dem Körper, und nichts zu lachen haben braucht. So habe ich es
gelernt. In der Grundschule, dritte Klasse, Kommunionsunterricht
bei Kreisdekan Josef Diegel, Ratzinger-Freund, Bauchträger, bekannt mit der Frau des Bürgermeisters jener Kleinstadt. Auch
sonst blieb bei ihm kein Auge trocken, er lehrte, dass man in der
Fastenzeit ruhig bei seiner Wurscht bleiben dürfe, wenn man nur
auf etwas anderes verzichtete, Fernsehen zum Beispiel. An die
Onanie freilich hat er sich nicht herangetraut, also den Verzicht
zur Fastenzeit zu empfehlen – wäre ja auch ein wenig früh gewesen für die dritte Klasse. Zudem kannte er sich in diesen Dingen sicher nicht sonderlich aus. Die Frau des Bürgermeisters
hieß übrigens Waldtraut.
Jener Diegel schaffte es also, uns lieben Kinderlein glaubhaft zu
machen, dass Fernsehverzicht in direktem Zusammenhang steht
mit der Kreuzigung und schließlich auch mit unseren armen Altersgenossen im fernen Afrika, weil die nämlich keinen Fernseher
nicht kennen, was quasi ein andauerndes Opfern sei. Sacritainment. Daily. Ohne Werbeunterbrechung. Mundigl muss ein großer
Freund des Fernsehens gewesen sein. Wie sonst wäre er auf die
Idee gekommen, Hungernde in Afrika dafür zu bemitleiden, dass
sie keinen Wim Toelke anschauen können – und dass es unsere
Seele reinigt, wenn wir einmal selbst die Erfahrung machen. Mundigls Solidarität mit dem geknechteten Kontinent hatte schon
etwas Sonderbares. Ich hätte ihn gerne gefragt, ob der befohlene Kondomverzicht seines Vereins für die Afrikaner auch nur
unterstützerische Gründe hat, damit sie einmal merken, das Aids
ja auch einen Opfercharakter annehmen kann, und damit dem
Herren sicher gefällt und man im Himmel danach kein Leben mehr
ohne Wim Toelke haben muss. Aber HIV war damals je erst im
Kommen.
An das alles musste ich denken, als ich vergangenen Heiligabendvormittag in die Innenstadt fuhr, um mir beim Herrmannsdorfer
am Viktualienmarkt eine Katerleberkässemmel zu kaufen. Das ist
echtes self-sacrificing, am 24. ins Zentrum. Ich überlegte Kurz,
ob das jetzt eine Eingebung war, und ich nicht doch wieder in die
Kirche eintreten sollte, aus ihr war ich kürzlich erst ausgetreten,
31 Euro, profan, weihelos, mit Kassenbon, keine Spur von Feierlichkeit beim Standesbeamten, es war aber auch ganz knapp
vor Mittag, er dachte sicher an seinen Deal an der Kantinentheke, Rahmgulasch mit Spätzle, Beilagensalat, 3,80.
Ich entschied mich an jenem 24. dann doch gegen die Kirche.
Der Applestore war näher, für sein Opfer bekommt man dort
anstatt eines lebenslang schlechten Gefühls wenigstens einen
Ipod Nano, neuerdings sogar mit Kamera. Braucht kein Mensch,
die Kamera, was sie einem Opfer dann doch ganz ähnlich
macht.
rz_anz_superpaper_final.indd 1
20.11.09 11:55
Im Zusammenhang mit der Finanzkrise ist viel von einer „Vertrauenskrise“ gesprochen worden. Hinter dem
Vertrauen lauert bekanntlich der Betrug. In einem Artikel über die Finanzkrise in der Neuen Zürcher Zeitung
haben Sie über Betrüger, die sogenannten con men, also confidence
men geschrieben. Wer ist der con
man?
DB:
Der con man ist der erste in einem
Gespann von zwei Betrügern. Nämlich
jemand, der jemand anderen ins Ver-
zweite Betrüger mit ins Spiel, den der
Betrogene nicht kennt, spricht mit
dem, fragt, was denn passiert sei, was
er sich denn so aufrege usw. und sagt
ihm, je nach dem wie sich die Geschichte entwickelt: „reg Dich mal
nicht so auf, immerhin hast Du ja was
gelernt, das passiert Dir nie wieder
und überleg Dir genau, ob Du zur
Polizei gehen willst, denn Du machst
Dich ja lächerlich. Du bist der Betrogene, Du stehst ja ganz dumm da. Und
sprich auch möglichst nicht mit anderen darüber“ usw.
Das nennt sich cooling the mark out,
da gibt es einen tollen Aufsatz von
Erving Goffman mit genau dem Titel.
Der mark ist der Jargonausdruck für
„Opfer“ im Amerikanischen. Das
heisst, der Betrogene, das Opfer, wird
in seiner Bereitschaft, zur Polizei zu
gehen, abgekühlt, um sich zu beruhigen, mit Argumenten, die ihn wieder
in eine Vertrauensgeschichte einwickeln. Der Betrogene wird abgekühlt,
auch noch um seine Aufregung betrogen und so kann der erste Betrüger
in der Nachbarschaft weiterhin seinem
Geschäft nachgehen. Weil kein Aufruhr
entsteht.
BN:
Wenn der con man ins System eingeführt ist, wenn man weiss, dass es
ihn gibt, muss man dann nicht in jedem Deal potentiell mit ihm rechnen?
Dass man es möglicherweise gerade
mit einem con man zu tun hat?
DB:
Goffman legt die Vermutung nahe,
dass Gesellschaft insgesamt die Struktur des cooling the mark out hat. Das
heisst, wir haben es dauernd mit Situationen zu tun, in denen wir nicht
genau wissen, wer hat uns jetzt wie
über den Tisch gezogen hat. Wir brauchen ja bloss einen Arbeitsvertrag
abzuschliessen. Wir brauchen ja bloss
Kinder in die Welt zu setzen und merken damit, wir kommen gar nicht mehr
ins Kino, weil wir abends zu Hause
sein müssen und auf die Kleinen aufpassen. Wir sind eigentlich dauernd in
der Situation, das Gefühl zu haben,
dass die Opportunitätskosten, wie der
Ökonom sagt, dessen, was wir alle
tun, höher sind als der Gewinn. Dass
es eigentlich besser gewesen wäre,
etwas anderes zu tun. Und dann können wir uns umschauen und sehen,
dass es hunderte von Semantiken
gibt, die uns darin dahingehend beruhigen, dass das, wofür wir uns entschieden haben, genau das Richtige
war. Semantiken sagen uns, es ist
doch viel schöner, Kinder zu haben als
keine Kinder zu haben; Semantiken
sagen uns, es ist wichtig, dass Du
einen Arbeitsplatz hast, damit bist Du
eine verlässliche Grösse in der Gesellschaft, Du kannst Dein eigenes Leben
in die Hände nehmen, lieferst auch
einen sinnvollen Beitrag zur Wohlfahrt
des Landes usw. Wir sind die ganze
Zeit von diesen Beruhigungs- oder
Einwicklungssemantiken umgeben und
können auch da immer - also auch
wenn wir jetzt hier so reden - den
Verdacht haben: werden wir jetzt gerade eingewickelt oder ist das eine
reelle Beruhigung, die gleichsam eine
Wirklichkeit beschreibt, mit der wir
uns halt anfreunden müssen?
BN:
Diesen Moment des Verdachts, den
Sie gerade beschreiben, kann man
the confidence man
Der T heaterregisseur Boris Nikitin im Gespräch mit dem Soziologen Dirk Baecker über die Perfor mativität von Betrüger n und ihren Einfluss auf das Gespräch selbst
BN:
Pg.18
Interview mit
Dirk Baecker
Te x t :
Boris Nikitin
trauen zieht und ihm vertrauensvoll
irgendein Geschäft anbietet, das eigentlich ein betrügerisches Geschäft
ist. In der Regel merkt der Betrogene
schon kurze Zeit darauf, dass er betrogen worden ist. Und der Betrüger
macht sich aus dem Staub, weiss aber,
dass der Betrogene jetzt anfängt, sich
typischerweise aufzuregen und zur
Polizei zu gehen oder Umherstehende
anzusprechen und zu sagen: „Mensch,
da ist einer unterwegs, der betrügt
mich usw“. Und deswegen kommt der
diesen als das Resultat einer soziologischen, also distanzierten Betrachtung verstehen? Dass man den Rahmen, innerhalb dessen man agiert,
plötzlich sieht bzw. als Handlungsoder Spielfeld erkennt und dann realisiert, dass es beispielsweise diese
Semantiken gibt, die einen beruhigen
sollen, und dadurch entsteht das Gefühl des Verdachts?
DB:
Man ist mit seinem eigenen Misstrauen konfrontiert und weiss nicht,
woher es kommt. Wird man betrogen
oder betrügt man sich selber? Beruhigt man sich zu Recht oder gehört
das zum bösen Spiel dazu?
BN:
Wenn nun der con man eingeführt
ist, wenn ich um ihn weiss, dann kann
das potentiell dazu führen, dass ich
mein Gegenüber im Gespräch zu mustern beginne und zu lesen. Das heisst,
ich sehe so ein Gespräch wie z.B. das
unsere, und das Sprechen meines Gegenübers als eine Performance.
DB:
Richtig, ja.
BN:
Nichtsdestotrotz ist es ja so, dass
in einem Gespräch, wie dem unseren,
also zwischen zwei Personen, es ja
nicht üblicherweise so ist, dass man
sich dabei gegenseitig mustert, zuschaut oder beobachtet, wie man miteinander spricht. Das wäre ja viel zu
anstrengend.
DB:
Ja, man tut‘s trotzdem. Man tut es
vor allem unauffällig. Den größten
Aufwand in der Kommunikation verwenden wir darauf, vor uns selbst und
vor anderen den Eindruck zu zerstreuen, wir würden gerade beobachten.
BN:
Ja.
DB:
Manchmal merken wir nach einem
Gespräch, wie erschöpft wir sind. Das
liegt an der sozialen Arbeit, die wir
geleistet haben, auch und gerade
dann, wir uns ganz gelassen geben.
Hinzu kommt, dass wir uns ja nicht als
unveränderbare Personen, sondern
als ergänzbare Identitäten begegnen.
Ein Gespräch verändert uns. Wir begegnen jemanden in einer besonderen
Situation, erfahren neue Meinungen,
sind selbst in einer besonderen Situation, müssen herausfinden, worum
es in diesem Gespräch geht und worauf es hinaus will. Wenn ich mich nicht
in möglicherweise einigen wenigen
Hinsichten ändere und wenn mein Gegenüber das auch nicht tut, dann
haben wir es nicht mit einem Gespräch,
sondern mit einer Begegnung ohne
Folgen. Wenn jemand nach dem Gespräch mit mir genau derselbe ist wie
vor dem Gespräch mit mir, verliere ich
die Lust am Gespräch. Ich möchte
gewisse Meinungswechsel sehen. Ich
möchte sehen, dass jemand in seinem
Verhalten vielleicht etwas weicher oder
etwas härter wird, als er es vorher
war. Ich möchte sehen können, dass
die Begegnung mit mir einen Unterschied macht. Aber damit bin ich in
der Situation, die Zumutung zu formulieren, dass der andere seine Identität
nur deswegen ergänzt, wechselt, variiert, weil er mir begegnet. „Wie komme ich dazu?“, muss ich mich ebenfalls laufend fragen. Und ich behandle
mich mit derselben Zumutung; auch
meine Identität verschiebt sich ein
wenig, wenn ich mit dem anderen
rede.
Der Deal in einem Gespräch oder
in einem Interview ist, dass man sich
austauscht, das man nicht als feste,
hermetische Identität in die Interaktion eintritt und offen ist für Veränderung. Im Interview ist es aber auch so,
dass es ein Gespräch zwischen zwei
Personen ist, mit einem potentiell dritten Zuhörer, dem Leser. Der Leser, der
sich schon im Aufnahmegerät manifestiert, dass da jetzt gerade bei mir
auf dem Tisch steht und läuft.
DB:
Obwohl der Leser vermutlich aktiver sein wird, als Ihr Aufnahmegerät.
BN:
(lacht) Aber er ist präsent für uns
beide durch die Tatsache, dass unser
Gespräch aufgenommen wird. Das
führt ja auch dazu, dass Sie sich in
Ihrer Wortwahl mehr Mühe geben
müssen, als wenn es dieses Aufnahmegerät nicht geben würde.
DB:
Ja
BN:
Das heisst, es ist eine manipulative
Komponente anwesend. Man hat zwei
Personen, aber ein Dritter beobachtet.
DB:
Ja
BN:
Was dazu führt, dass man sich
selbst beobachtet, weil man weiss,
man wird irgendwann einmal überprüft. Das ist dann, wenn der Leser
dieses Interview liest. Und das denkt
man, also z.B. wir, wahrscheinlich
mit.
DB:
Ja
BN:
Da würde mich interessieren, ob
eine Interview vielleicht etwas ist zwischen einem Gespräch und einer Theateraufführung?
DB:
Ja, die Performancedimension ist in
einem Interview sicherlich wesentlich
deutlicher, als in einem Gespräch,
dass nicht mitgeschnitten wird. Goffman hat auch das sehr gut beschrieben. Selbst das kleinste Gespräch fällt
in eine performance-, eine Darstellerrolle und eine audience-, eine Publikumsrolle, auseinander. Der, der
spricht, performt, und der, der zuhört,
ist Publikum. Und das geht im rasenden Wechsel hin und her. Und zusätzlich, sonst würde das Gespräch nicht
funktionieren, muss der Zuhörer seine
Rolle performen und muss der Performer das Publikum der Darstellung des
Zuhörens sein. Auch das kriegen wir
normalerweise wunderbar hin. Andererseits braucht man sich angesichts
der Komplexität dieser Rollenverschränkung nicht darüber wundern,
dass es dann doch auch ziemlich häufig knirscht. Und man wendet sich an
Dritte, die viel besser merken, worum
es geht als der jeweils Angesprochene. – Vielleicht rede ich ja schon
längst nicht mehr mit Ihnen, sondern
mit dem Leser? Und Sie merken es gar
nicht?
BN:
Ja.
DB:
(lacht) Es kann sein, dass ich
schon längst ein Gespräch mit dem
Leser aufgenommen habe, dem ich
jetzt hinreichend Gelegenheit gebe,
sich über Ihre Fragen zu wundern und
meine Antworten als eigentlich angemessenere Behandlung der Materie zu
würdigen.
BN:
Die interessante Frage ist ja, was
eigentlich passiert, wenn man spricht
und es aufnimmt und dann eben mit
dem potentiellen Leser kommuniziert,
der auch ein Zuschauer ist und er daBN:
durch wiederum Einfluss nimmt auf
die Situation, auf die er eigentlich gar
nicht Einfluss nehmen kann, weil es
ihn ja noch gar nicht gibt. Nämlich auf
die Performance der Sprechenden.
Auf uns.
DB:
In der Sozialtheorie hat ja die Figur
des Dritten eine enorme Bedeutung.
Von Georg Simmel bis Michel Serres
ist die Figur des Dritten eine ganz
wesentliche Figur. Man denke nur an
Serres‘ grossartiges Buch über den
Parasiten. Die Figur des Dritten, aber
eben auch des Parasiten soll erklären, woher die Strukturen kommen,
die uns in diesen Situationen zu Hilfe
eilen – oder, besser gesagt, oft allzu
zögerlich zu Hilfe kommen.
BN:
Können Sie dazu etwas Genaueres
sagen?
DB:
Der Dritte ist die Figur, die ein Soziologe immer dann einführt, wenn er
nicht gleich von der Gesellschaft reden will, aber beobachten will, dass
zwei Leute, die miteinander reden,
sich auf eine überraschende Weise
Restriktionen unterwerfen, die im Moment gar nicht sichtbar sind. Ein Mann
begegnet einer Frau, alles wäre möglich, aber siehe da, sie benehmen sich
ganz gesittet, sie laden sich ins Kino
ein, sie gehen miteinander essen, sie
versucht zaghaft ein Küsschen, er
zieht sich zurück oder was auch immer und man fragt sich, mein Gott,
was ist da los? Wieso halten diese
Säugetiere so an sich? Antwort: der
Dritte in der imaginierten Gestalt der
Schwiegermutter oder der Eltern, an
deren Ermahnungen man sich erinnert, oder der eigenen Freunde, deren
Respekt man nicht verlieren möchte,
ist immer mit anwesend. Der hat schon
längst am Tisch Platz genommen, an
dem diese beiden sich gegenseitig in
die Augen schauen und sich fragen,
wie sie zueinander kommen können.
Sie sehen, dass sie sich wollen, und
sie sehen, dass sie mit Restriktionen
kämpfen, die ihnen unbekannt sind
und die sie Stück für Stück erst abbauen müssen.
BN:
Und die Reflektionsmöglichkeit, die
durch den Dritten eingeführt wird,
macht sowas wie den con man ja überhaupt erst möglich.
DB:
Das kann man so sagen, ja. Der
con man beutet die Möglichkeiten aus,
die die Restriktionen des anderen dem
Betrüger einräumen. Zum Opfer wird,
wer an das Gute im Menschen glaubt.
Man leiht sich unter einem fadenscheinigen Grund dessen Uhr und der Betrogene sieht seine Uhr nie wieder.
Das sind die Szenen, die Herman Melville in seinem Roman „The Confidence
Man“ aus dem Jahr 1857 auf dem
Mississippi-Dampfer spielen lässt.
Dirk Baecker ist Soziologe und
Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und -analyse an der Ze ppelin
University (ZU) in Friedrichshafen.
Davor war er Professor für Unter nehmensführung, Wirtschaftsethik und
sozialen Wandel an der Universität
Witten/Herdecke. Baecker ist Experte
u.a. auf den Gebieten der Wirtschafts - und Organisationssoziologie
sowie der Managmenttheorie.
Boris Nikitin ist T heaterregisseur
und hat am Institut für Angewandte T heaterwissenschaft in Giessen
studiert. Seine beiden Inszenierungen
„Woyzeck“ und „F wie Fälschung
(nach Orson Welles)“ sind dieses Jahr
zum Festival „Impulse“ eingeladen
worden. Sein letztes Stück „Imitation of Life“ hatte im Oktober im
HAU in Berlin Premiere.
D aniela S t ö ppel & M a r kus D i c klhube r , R A D A R i n t e r v i e w m i t
Bart van der Heide
Wenn du im Januar als neuer Direktor des Münchner Kunstverein antrittst, was wird sich verändern? Neues Design, neue Mitarbeiter, andere Partys, neue Raumnutzung?
BvdH:
Grundsätzlich ist es so in Ordnung, wie es ist. Natürlich wird sich aber das Graphikdesign
verändern. Das Team bleibt. Die größte Veränderung wird wohl eher sein, dass ich versuchen
werde, den Kunstverein als solchen wieder ins Zentrum zu setzen, also die Räume und das Ausstellungsprogramm. Man konnte in den letzten 10 Jahren im Kunstverein natürlich sehr gute Ausstellungen sehen, aber diese hätten genauso gut auch an einem anderen Ort stattfinden können.
Diese Ausstellungen waren sehr anspruchsvoll, international sehr beachtet und von renommierten
Kuratoren konzipiert, aber es wurde nicht klar genug artikuliert, warum sie im Kunstverein München
und nicht an einem anderen Ort stattfinden mussten. Die Ausstellungen, die ich plane, sollen in
viel stärkerer Weise durch den Ausstellungsraum bestimmt werden, durch seine Geschichte, seine
Größe, durch sein Publikum und die Situation in München, wie sie durch die Kunstakademie oder
andere Kunstinstitutionen bestimmt ist. Sie sollen wirklich etwas zur lokalen Szene beitragen, ohne
die internationale Ausrichtung aufzugeben. Es soll deutlich werden, warum eine bestimmte Ausstellung nur an diesem Ort und in dieser Stadt stattfinden kann. Für mich wird das eine große
Herausforderung, auch weil ich nichts ausstellen will, das ich schon kenne. Sondern ich möchte
Ausstellungen machen, in denen ich genauso Publikum bin wie alle anderen auch. Der Kunstverein
ist dabei der ideale Ort, um mit verschiedenen Medien und Ausstellungsformen zu experimentieren,
wobei ich in die Position versetzt bin, mir den Raum erst erobern zu müssen.
DS:
Te x t :
Andrea Stöppel
Markus Dicklhuber
w w w. m - r a d a r. d e
Das erinnert mich ein wenig an das, was Maria Lind damals mit dem Kunstverein vorhatte. Hast
du ihr Programm verfolgt oder dich damit auseinandergesetzt?
BvdH:
Ich war damals noch ein Student, als sie im Kunstverein München war. Sie war natürlich eine
wichtige Vertreterin einer Internationalisierung der Künste in den Neunziger Jahren und einer bestimmten damit verbundenen Ästhetik. Zusammen mit anderen Kuratoren, Hans-Ulrich Obrist oder
Eric Troncy, hatte sie großen Einfluss. Was ich an Maria Lind, oder auch an Stefan Kalmàrs, Arbeit
im Kunstverein interessant fand und woran ich auch anknüpfen werde, ist, dass Cultural Studies
ästhetische Praxis brauchen und beide in Ausstellungen zusammenkommen müssen. Aber was mich
sehr stark von Maria Lind unterscheidet, und ich möchte eigentlich in kuratorischer Hinsicht überhaupt nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden, ist, dass mein Programm wesentlich visueller
orientiert ist, während sie viel diskurslastiger war. Bei mir geht Diskurs immer Visuellen aus. Das
Visuelle soll den Betrachter animieren, in einen Diskurs einzusteigen. Meine Ausstellungen werden
also völlig verschieden sein von den Ausstellungen von Maria Lind.
DS:
Wie würdest du deinen kuratorischen Stil denn beschreiben?
BvdH:
Ich setze den Künstler immer ins Zentrum. Ich mache vor allem Einzelausstellungen. Ein
DS:
künstlerisches Ouevre hat so viel zu bieten, dass es heute viel wichtiger ist, die verschiedenen
Aspekte eines einzelnen Künstlers zu zeigen, als eine Gruppenausstellung zu machen. Außerdem
geht es mir darum, die Verantwortung der Institution herauszustellen, die nicht nur einfach ein Ort
ist, an dem Ausstellungen gezeigt werden, sondern vor allem ein Ort der Vermittlung und Übersetzung. Dabei geht es mir besonders um visuelle Inhalte. Es wird also keine Leseecken geben.
DS:
Podiumsdiskussionen?
BvdH:
Natürlich wird es viele öffentliche Veranstaltungen geben, aber ihr Ausgangspunkt wird immer
die Ausstellung bleiben, und nicht anders herum, dass die Diskussion zum Ausgangspunkt für die
Ausstellung wird, sondern die Veranstaltungen müssen Position zur Ausstellung beziehen.
DS:
Mit was wirst du im Frühjahr beginnen?
BvdH:
Ich habe mir selbst die Aufgabe gestellt, ein Programm zu entwickeln, das auf die Geschichte
des Raums reagiert. Wenn man sich die Räume ansieht oder die Art der Beleuchtung, dann repräsentiert der Kunstverein einen klassischen Ausstellungsraum, der darauf ausgerichtet ist, Malereiausstellungen zu zeigen, also eine klassische Vorstellung von Ästhetik zu präsentieren. In den
letzten 10 bis 20 Jahren hat sich jedoch eine ganz andere Ästhetik durchgesetzt, die mehr auf
gemeinsamen Dialog oder individuelle Interpretation ausgerichtet ist. Dies hat sich vor allem zu
einer Ablehnung der Malerei geführt. Und ich möchte nun gerne Malerei und „Kunstverein“ wieder
zusammenbringen, um zu zeigen, dass sie sich gar nicht gegenseitig ausschließen müssen. Ich
habe noch nie eine Malerei-Ausstellung gemacht und auch nie mit Malerei gearbeitet. Ich möchte
nun die Frage aufwerfen, was getan werden muss, um die Malerei zurück in
den Kunstverein zu holen und was der Status der Malerei innerhalb einer postkonzeptualistischen Kunst ist. Es werden natürlich Bilder an der Wand hängen,
aber genauso wichtig ist das, was sich außerhalb des Rahmens abspielt. Also:
die Interpretation durch den Betrachter, gesellschaftliche Entwicklungen, Raum,
Ausstellungs-Display. Es geht also vielmehr um die Art der Ausstellung und die
Installierung als um die Leinwand als solche. Alle Künstler, die ich ausstellen
möchte, sind postkonzeptuelle Künstler, die Malerei verwenden, um die Betrachtersituation in der Ausstellung zu thematisieren.
DS:
Gib uns doch ein Beispiel, welcher Künstler vertreten sein wird, der diese
besondere Aufgabe der Malerei zeigen kann!
BvdH:
Eine der ersten Einzelausstellungen wird mit Silke Otto-Knapp, einer deutschen Malerin, sein. Sie ist außerhalb Deutschlands ziemlich bekannt, hatte
aber wenige institutionelle Einzelausstellungen in Deutschland. Ich glaube, die
deutschen Institutionen wissen nicht so recht, wie sie mit ihrer Arbeit umgehen
sollen. Deshalb möchte ich ihr in einer Einzelausstellung, Gelegenheit geben,
zu zeigen, was sie macht. Das Interessante an ihrer Arbeit ist, dass es ihr nicht
primär darum geht, ein Bild zu malen, sondern einen bestimmten Zugang zu
Bildern herzustellen. Mit Hilfe von Farben, Reflexionen, Formen, Motiven und
ungegenständlichen Elementen, leitet sie den Betrachter durch ihre Bildräume.
Es geht also vielmehr um den Ausstellungsdisplay und sie verwandelt den
Ausstellungsbesucher in eine Art von Tänzer. Sie benutzt die Farbe und den
Raum in ihren Bildern, um die Erfahrungen der Besucher physisch zu steuern
oder zu choreografieren.
DS:
Wie schätzt du allgemein die Münchner Kunstszene ein? Kanntest du z.B.
Münchner Künstler, bevor du nach München kamst?
BvdH:
Ich möchte natürlich mit der Kunstszene hier kooperieren. Mir ist bereits
aufgefallen, dass die jungen Künstler hier sehr selbstbewusst und auch ziemlich
gut organisiert sind. Zusammengearbeitet habe ich schon einmal mit Michaela
Meliàn, deren letzte Arbeiten „Speicher“ und „Rückspiegel“ ich im Cubitt gezeigt habe. Wir haben ihre Arbeiten ins Englische übersetzt und damit zugänglich gemacht für ein internationales Publikum. Daher kommt auch meine Vorstellung von der Institution als „Übersetzer“, die die Aufgabe hat, private
Arbeiten öffentlich zu machen. Dann habe ich natürlich schon einige Kollegen
vom Lenbachhaus, der Pinakothek und vom Haus der Kunst kennengelernt. Ich hatte den Eindruck,
dass hier alle am gleichen Strang ziehen und sehr kollegial miteinander umgehen, weil alle an dem
gleichen Ziel arbeiten: München zu einer interessanten Plattform für zeitgenössische Kunst zu
machen. Ich sehe hier sehr viele Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Ich denke, dass ist eine sehr
einzigartige Kultur des Umgangs, ganz anders als in Amsterdam, wo ich aufgewachsen bin, oder
in London, wo jede Institution für sich allein arbeitet. München scheint mir eher der kulturelle Ort
zu sein, wo sich die Leute gegenseitig ergänzen wollen.
DS:
Wie siehst du also deinen Umzug nach München? Opfer oder Deal?
BvdH:
Nach München zu kommen, ist eigentlich ein ziemlich guter Deal! Es gibt nicht viele Orte wie
den Kunstverein München. Er ist einer der wenigen Orte in Deutschland, die es einem fremden
Kurator ermöglichen, Ausstellungen zu machen. Und er hat natürlich viel zu bieten: Allein, experimentelle Ausstellungen zu machen, von denen man vorher nicht weiß, wie sie ausgehen! Man kann
sich dort als Kurator austesten. Die großen Ausstellungsflächen zwingen einen dazu, sich den Raum
zu erarbeiten und sich dazu zu positionieren.
.
2
0
Ich hatte mir
ein festes Ziel
gesetzt,
ich
hatte mir fest
vorgenommen,
ich war fest davon überzeugt
in der Klasse
Wur m an der
Angewandten
in Wien zu studieren und das
tat gut.
Ich arbeitete Tag für Tag, Monate lang
an meiner Mappe, montierte, photographierte, importierte und sortierte,
es machte Spaß. Es gab Rücksprachen, Empfehlungen, Meinungen, Zustimmungen aus allen Ecken, mit der
Familie, Freunden und Haustieren,
alle waren involviert und ich motiviert,
es war schön. Mein Leben machte
Sinn, es machte Sinn, meine Sinne
machten Sinn, es ging los; Objekte,
Installationen, Filme, Aktionen und
Fotos im Geiste Wurm, ein Versuch,
eine Hoffnung, eine Arbeit, ein Werk,
meine eigene Mappe, ich war stolz auf
mich.
„BewerberInnen. Die im Herbst 2009
zur Zulassungsprüfung in die Klasse
für Bildhauerei und Multimedia antreten wollen, haben die Möglichkeit am
11. August 2009, 10:00 – 12:00
Uhr, ihre Arbeitsproben zu zeigen und
zu besprechen“; den Termin nahm ich
wahr, es war ein Erfolg, ich fühlte mich
bestätigt, die Sicherheit stieg. Ich sah
andere Bewerber, schlechte Mappen,
strenge Assistenten. Ich stellte mich
als letzter vor, gestärkt von der Unsicherheit meiner Vorgänger, punktete
mit Präsentation, Qualität und Humor.
Darunter meine „Raucherbeine“ eine
Arbeit aus zwei langen Papprollen als
Zigaretten verkleidet in meinen
schwarzen APC Boots gesteckt, ein
Lacher. Daraufhin Zigarettenpause
und Smalltalk kurz: Smirten. Es sah
gut für mich aus, Wien gefiel mir auch,
Erwin Wurm sowieso, die Sache lief,
nur Geduld. Freitag 25. September:
Anmeldung und Mappenabgabe, kein
Problem. 17 Uhr Aushang der Liste
der zur Zulassungsprüfung angenommenen BewerberInnen in der Rustenschacher Allee 2-4 und am OskarKokoschka-Platz 2: Milen Till, Milen
Till, Nummer 46, Nummer 46. Hurra,
Hurra! Montag, 28. September, 10
Uhr: Beginn der Zulassungsprüfung,
ich komme zu spät und falle auf, das
Thema? „Vom Praterstern zum Lusthaus“, 29 Bewerber marschieren los,
4 km, die Sympathie fällt, ich werde
Außenseiter. Ich überlege, Google,
rauche und ziehe ein Ass aus meinem
Ärmel: die Darstellung der Mappen
der nicht angenommenen BewerberInnen zwischen dem Praterstern und
dem Lusthaus, ein Blick in die Zukunft,
in die Vergangenheit in die Gegenwart,
da war doch was.
Ich ging shoppen: kleine Mappen,
große Mappen, schwarz grün befleckte Mappen, rot karierte Mappen, Mappenkoffer, Mappentaschen, Umhängerollen, Papprollen, DVDs, USB Sticks.
Anschließend Verunstaltete ich sie,
füllte sie, beklebte sie, bemalte und
signierte sie. Sie wurden zu Masken
der Bewerber und ich wurde zur Maske des Auswahlverfahren Erwin Wurms
und seinem Team. Ich stopfe die Mappen in Mülleimer, Container, Telefonzellen und Gullis, ich dokumentierte
per Foto und Film. Ich ließ die Mappen
vom Müllwagen überfahren, von Tauben voll kacken und sich von der Brücke in die Donau werfen. Ich entschied
was mit welcher Mappe geschah, welche neben Schwänen schwimmen und
welche neben Hundescheiße liegen
durfte oder welche für beides verdammt war, es war ein schöner Tag,
die Sonne schien und es regnete Kastanien. Das ganze druckte ich im
nächsten Fotoladen auf Hochglanz
Papier mit weißen Rahmen aus, die
Filmchen kamen auf einen USB Stick
und obendrauf der Zeitplan und die
Anweisungen der Universität für Angewandte Kunst Wien BILDHAUEREI
UND MULTIMEDIA Univ.-Prof.Mag.art
Erwin Wurm, den stets wiederholten
Satz „Rückgabe der Mappen an nicht
angenommene BewerbeInnen zwischen .. und .. Uhr“ markierte ich mit
einem Orangen farbigen Marker, damit auch alles verständlich sein sollte,
fertig. Mittwoch, 30 September: 12
Uhr Projektabgabe, 16 Uhr Präsentation des Projekts, die Spannung stieg,
die Freude auch. „Wolfgang Tillmanns“?! ich werde mit einem
schlechten Witz von der indischen Assistentin aufgerufen, ich reagiere:
„mein Vater heißt Wolfgang, das war
gar nicht so schlecht!“, keine Reaktion. Im Raum saßen drei Assistenten,
noch ein Mann, und in der Mitte Erwin
Wurm, ich bleibe stehen, öffne meine
Pappbox, verteile die Fotos gleichmäßig in paaren über den großen weißen
glatten Tisch. Das Komitee schmunzelte, lächelte, staunte, fragte. Ich
antwortete, erklärte dass ich nun
durch ihre Entscheidung Teil meiner
eigenen Arbeit werden könnte und
ihnen dadurch ihre Aufgabe, die sie
mir stellten, nun an sie stelle und bewegte mich langsam zum Computer
wo die Filmchen gezeigt wurden, Sie
lachten, ich lachte, es war perfekt.
„Woher kommen Sie?“ fragte interessiert Professor Wurm. „München“
antworte ich. Ein Assistent sagte, man
höre den bayrischen Dialekt bei mir
nicht! „Zum Glück, sonst wäre ich in
diesem Moment besoffen auf der
Wiesn“ erwiderte ich. Ohne mich aus
dem Konzept zu bringen präsentierte
ich weiter. „Schöne Fotos“ meinte
Wurm, ob ich eine PhotographenAusbildung absolviert hätte, nein,
aber danke. Die Fotos seien mit eine
guten Kamera geschossen worden
und leicht bearbeitet bzw. retouchiert,
die indische Assistentin warf mir ein
kritischen Blick zu, ich wurde unsicher. Ob mein abgegebener Lebenslauf fiktiv sei, fügte sie hinzu, „um
Gottes Willen natürlich nicht, den hat
meine Freundin für mich ausformuliert, sie liebt mich sehr wissen sie“,
keine Reaktion. Welches Museum denn
mein Vater leite, fragte sie skeptisch,
„das Münchner Stadtmuseum“ antwortete ich ängstlich. Sie wollte auch
noch wissen welchen Verlag meine
Mutter besitze, ich buchstabierte G-IN-A K-E-H-A-Y-O-F-F Verlag und gab
Namen der verlegten Künstler an:
„Reims, Topor, Boltanski“, beim letzen nickte dann doch noch Erwin
Wurm und sagte: „Mehr dann Freitag“.
Freitag, meine Name stand nicht auf
der Liste, ich wurde abgelehnt, Grund:
„die erste Mappe war doch nicht gut
genug, zu Produktdesign, sie wollen
wissen, was rechts und links ist“, das
wars, gefangen in meiner eigenen Arbeit, Teil des Konzepts, Schicksal,
Pech oder die indische Assistentin?
Text
Milen Till
M U A L L E M ’ s bouti q ue
g
Pg.21
P
Da war der
Wurm drin
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS EINE DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS WELT DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS GESCHAFFEN DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DURCH
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DIE MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS WARE MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS UM MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS SICH DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS IN DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS IHR MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS SELBST MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS ZU MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS BETRACHTEN MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS
MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS
DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS DEINS MEINS!
ABENDESSEN
THERESIENSTRASSE 114 · 80333 MÜNCHEN
RESERVIERUNGEN UNTER 089 - 890 59 809
Pg.23
T
e
x
Drei ein bisschen zu knapp und ein wenig zu bunt gekleidete Mädchen am
Bordstein, aus ihrem Mobiltelefon tönt eclipse total del amor. Unwillkürlich
fällt einem erst einmal nichts dazu ein, nur: dass man sie eben nicht stören
möchte. Tristesse und Dazugehörigkeit sind gleichermaßen ekelhaft. Und:
Ein gewisses Randgebiet bevölker t zusehends die Innenstädte. Außerdem:
Streit über Frontalansichten im Gegensatz zu animalischen Erregungsprinzipien. Also: Ergiebigkeit nach Wohlstand überprüfen. Halt, andersherum:
Klare Linien ziehen sich durch nicht mehr ganz so weiße Flecken; mal nicht
Lebenswirklichkeiten verdolmetschen. Eben: Heute oder morgen diese große wunderbare Nonsensmaschine konstruieren. Aber: Verständigung ist
immer als Nebenprodukt des Begehrens zu verstehen. Ja: Ein Geheimnis
plus kein Pferd sind Maßstäbe eines Wunschdenkens, nicht nur in schwierigen Zeiten. Schlussendlich: Sie sahen und sahen, hätten selbst alle anderen Augen der Welt aufgehör t zu schauen. Junges Rauschen und mal wirklich
Mädchen zuhören. /I want more than feeling/ /Nobody complicates life, for
any mysterious reason of becoming your friend/ /Maybe there is a real
beautiful language, but for now I am young and unhappy/ Dann doch nach
Wien fahren und Falcos Grab besuchen. PS: Schnauzer trägt man nicht mehr
nur auf Einkaufstaschen durch die Gegend.
Fo t o : T h o m a s D a s h u b e r
M ü n k l e r g e h t i n s T h e a t e r. E i n p o l i t i s c h e r S a l o n
D i e Q u a l z u l e b e n u n d n i c h t G o t t z u s e i n : Vo m O p f e r z u m D e a l
Bayerisches Staatsschauspiel München
Marstall
1.
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26.
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28.
29.
uma
Erste Postreaktionäre Paneuropäische Sentimentale, zweite Postreaktionäre Paneuropäische
Sentimentale, dritte Postreaktionäre Paneurop ä i s c h e S e n t i m e n t a l e Vo n Ta f k a b
T
Angela Obst, Dramaturgin am Bayerischen Staatsschauspiel
4.12.2009, 20.00 Uhr „Die Qual zu leben und nicht Gott zu sein:
Vo m O p f e r z u m D e a l “
T e x t : J ohannes K r aak
ie
Glaubensfragen, die oft genug in der Geschichte zur Machtsicherung einzelner, mehr als dubioser Leute benutzt und damit ausgehöhlt wurden.
Im Bayerischen Staatsschauspiel hatte am 21. November „Alkestis“ von Euripides Premiere
(Regie: Dieter Dorn). Hier, im Mythos, werden Vor- und Nachteile des Opfers ausbuchstabier t.
König Admetos soll sterben, doch der Gott Apollon kann erwirken, dass sein Tod aufgeschoben
wird, wenn er einen Stellver treter aufbringen kann. Wer fällt Admetos als erstes ein? Natürlich
seine Eltern, stehen sie doch aufgrund ihres Alters eh schon mit einem Bein im Grab respektive Hades. Doch die Alten wollen das bisschen Zeit, das ihnen noch bleibt, nicht hergeben.
Alkestis, seine junge Frau, ist es schließlich, die ihr Leben bereitwillig für ihn geben will, ganz
ohne Gegenleistung. (Dass Admetos trotz dieses Opfers noch immer nicht glücklich sein kann,
steht auf einem anderen Blatt.)
Heute sucht man meist vergeblich nach Alkestis’ Nachfahren. Wer opfer t sich noch für etwas,
das mehr ist als er selbst? Selbst der islamistische Selbstmordattentäter gibt sein Leben ja mit
Blick auf Nachruhm und Jungfrauen im Paradies. Auffällig ist, dass unsere Gesellschaft aber
nach jedem gier t, der als Opfer, als Mär tyrer vereinnahmt werden könnte. Dominik B., der sich
auf dem Sollner Bahnsteig schützend vor Kinder stellte und dafür tot geprügelt wurde, hat ja
genau genommen nicht sein Leben bewusst eingesetzt, sondern das tödliche Risiko, das für
ihn bestand, nicht einschätzen können. Die Leute, die mit ihm auf dem Bahnsteig standen und
nicht eingriffen, brauchen aber genau jemanden wie ihn, um beruhigt zu sein: So schlecht kann
unsere Zeit nicht sein, wenn es noch selbstlose Menschen wie ihn gibt.
Opferst du noch oder dealst du schon? Ein Thema, das passend zur Weihnachtszeit, dem
Spagat zwischen Gabe und Geschäft, diskutier t gehör t. Im Marstall widmet sich am 4.12.2009
ein politischer Salon genau dieser Frage nach Chancen und Risiken unserer postheroischen
Gesellschaft.
c
Wird in deutschen TV-Comedy-Shows ein türkischer Jugendlicher aus, sagen wir mal, BerlinNeukölln karikier t, sieht man einen jungen Mann in viel zu großen Klamotten, ausgestattet mit
Markenimitaten, der in der einen Hand einen Joint hält und mit der anderen gen Kamera fuchtelt, während er ruft: „Hey, du Opfer!“ Das ist nicht besonders freundlich und heißt soviel wie:
Du Lusche! Du Versager! Idiot!
Interessant ist daran, dass das Opfer damit zum negativ besetzten Typus unserer Gegenwar t
wird. Der halbwegs gescheite Mensch unserer Zeit opfer t nicht, er dealt. Er gibt mit der einen
Hand – und hält die andere hin, um die Gegenleistung zu erhalten. Geld oder Leben. Herfried
Münkler, der renommier te Politologe von der Humboldt-Universität zu Berlin, hat unsere Gesellschaft deshalb als „postheroische“ charakterisier t und sich den beschriebenen Phänotyp
vor dem Hintergrund von Kriegen angeschaut. Dass der Krieg sich von Söhnen ernähr te, war
früher eine zwar bittere, aber unmissverständliche Verabredung zwischen Staat und Bürger.
Die Ehre und das Wohl des Vaterlands waren emotionale Größen, berauscht vom Blut der
Männer, die in den Schützengräben dargeboten wurden wie Opfergaben.
Führ t der Westen heute Krieg, um Demokratie und Rechtssicherheit auch im Rest der Welt
durchzusetzen (und um nebenbei seine ökonomischen Interessen zu sichern), mag er eigene
Menschenleben nicht mehr investieren. Im Irak und in Afghanistan konnten und können wir
einen historisch bisher einmaligen Distanz- und Präzisionskrieg verfolgen, der die Anzahl der
eigenen Opfer und damit die schlechte Laune zu Hause klein halten soll.
Das technische Know-how verweist auf eine Asymmetrie der Stärke – hier stehen sich keine
Gegner in einer Duellsituation gegenüber, sondern eine in ihrer militärischen Überlegenheit
gottähnliche westliche Armee beißt sich die bewaffneten Zähne an den Kriegern Kleinasiens
aus, an deren Angriffen aus dem Hinterhalt und ihrem heroischen Lebenseinsatz, der dem
Westen längst fremd geworden ist.
Hier trifft man auf einen zweiten Strang des Opfer themas. Wir, der säkularisier te Westen, haben
die Götter vor langem hinter uns gelassen. Unser Schicksal nehmen wir seit der Aufklärung in
die eigenen Hände. Jeder ist seines Glückes Schmied: Lass dich nicht übers Ohr hauen! Jeder
ist sich selbst der Nächste! Nutz deinen Vor teil! Jetzt kann man sagen: Unsere Gemeinschaft
ist eine ellenbogenbewehr te individualitätsfetischisier te Narzisstenansammlung. Man kann aber
auch sagen: Wir kümmern uns endlich mal um uns selbst, nicht um Wer te, um Ideologien, um
Ich werde nichts daran ändern. Aber.
Ich. Sage. Aber. Es geht nicht um
Selbstverwirklichung und unvermeidbaren Arbeitsrausch, dem ich ausgeliefer t wäre, als hätte ich mich permanent auszudrücken: Es gibt da
nichts auszudrücken, meine Haut ist
glatt, innen ist leer, aussen dasselbe
wie innen, und umgekehr t. Eine Wahl
habe ich dennoch nicht. Aber ich
entscheide: Auftreten, performen,
unterhalten. Mit der Unterhaltung ist
es übrigens ähnlich wie mit der Aufführung: Ich kann eine Unterhaltung
führen oder unterhalten werden, und
ich kann mich aufführen oder aufgeführ t werden. Bei beiden Wor ten
erfahre ich jeweils die erste Bedeutung als euphorisierende Funktion in
meinem
Wahrnehmungssystem:
grossar tig / emanzipatorisch / weder-meins-noch-deins, sondern ein
eigenes-anderes, und die zweite als
jeweils erbärmlich / beschneidend /
manipulativen Kräften innerhalb der
Bedinungen des jeweiligen Raums
ausgeliefer t. Deswegen habe ich ein
Manifest verfasst. Es dient der Aufführung und Unterhaltung. Es leitet
dazu an, sich aufzuführen und sich
zu unterhalten.
Ich führe mich auf und beginne eine
Unterhaltung mit Peter Handke .
Lu
Pg.22
Opferst du noch oder
dealst du schon?
Ideologie, deren Wirksamkeit selbst
noch das Benennen von Selbstprekarisierung zur Arbeit erhebt. Jeden
Tag aufstehen und auftreten: mit
Andy Warhol wurde jedes Gespräch
zum Jobinterview. Die Konsequenz
der Umwer tung von Lebenszeit in
selbstverwaltete Arbeitszeit bringt
meinen Kalender zur Implosion. Und
Jammern hilft nichts. Es hör t dich
keiner. Wer selbstverantwor tlich seine Zeit einteilt, gerne wird auch erwähnt: „einteilen darf“, sollte sie
einzuteilen wissen. Die Disziplinargesellschaft wirkt bis in die Nanoebene hinein und lässt noch jede
meiner Zellen für sie arbeiten, denn,
gleichzeitig heisst das immer auch:
für mich arbeiten. Engagier t, innovativ, aktiv. Das sind wir alle. Kein
kreatives Potenzial bleibt ungenutzt.
2009 ruft die EU das Jahr der „Kreativität für alle!“ aus. Dieser Deal
kennt das Opfer nur als Opfer seiner
selbst. GoBoBo. NoGo. GoGo Girl!
Ich bewege mich in der Sphäre eigener Entscheidungen. Wenn mein Therapeut mir nicht helfen kann, dann
habe ich ihn schlecht gewählt. Verweigerung hat kurze Beine. Und
aber: Die Dinge sind so, wie sie sind,
nicht in Ordnung. Ich habe nicht die
Absicht, sie in Ordnung zu bringen.
Unordnung ist eine Ordnung auch.
t:
Text:
A ngela O bst
Ich stelle mir vor: Ich stelle mich vor.
Es ist in Zürich wie in Berlin wie in
Kopenhagen, Brüssel, Paris und New
York dasselbe wie in Montpellier
oder Taipeh: November. Zeit des Arbeitens. Arbeit ist mein Leben. Ich
liebe meine Arbeit. Ich liebe also
mein Leben. Ich werde nicht müde
davon, das zu beteuern. Es spricht:
das Opfer der freiwilligen Selbstausbeutung vom Standpunkt einer auf
ununterbrochene Produktion hin
ausgerichteten Existenz. Autonomie,
Freiheit, Freelance. Die Wissensgesellschaft erhebt das Modell der
Künstler und ewig Lernenden zum
Ideal. Es gilt nicht, als Opfer keine
Familie zu haben (überhaupt ist Familie vermintes Gelände, also schnell
weg, und sowieso nochmals eine
ganz andere Geschichte überhaupt).
Das Wor t Freizeit weckt nostalgische
Erinnerungen an vorpostfordistische
Zeiten. Es gibt hier keinen Verzicht
auf Leben, denn Leben und Arbeit
sind untrennbar miteinander verbunden. Und all dies wissen wir alle und
es wurde viel Kluges darüber geschrieben, was aber nichts daran
änder t, wie unser Alltag aussieht.
Demokratische Lockrufe von Freiheit, Selbstbestimmung und Par tizipation werden im Zuge der kapitalistischen Überbeschleunigung zur
Jede Kreativität verweigern.
Nicht mit einer Lüge herausrücken.
Behaupten wie gedruckt.
Die Dinge liegen lassen.
Nicht die Wirklichkeit Sprache,
sondern die Sprache Wirklichkeit werden lassen.
An, mit und durch Sprache arbeiten.
Sich in Widerstände verwickeln.
Nicht für den Augenblick schreiben.
Nicht für die Nachwelt schreiben.
Die Dinge in der Schwebe halten.
Die Schwere aushalten.
Sich nicht mit der Tatsachenwelt abfinden.
Mit dem ganzen Körper als ein Stück auf den Boden fallen.
Regeln für andre aufstellen und sie selber brechen.
Die Bedeutung von Smalltalk als erste und letzte Hilfe betonen.
Aus Kostümfilmen das Sterben lernen.
Selbst im grössten sublimen Werk noch
die Abwesenheit Gottes erkennen.
In altkluger Kindlichkeit dem Infantilismus die Stirn bieten.
Sich selber einE andereR sein.
Niemanden psychologisieren.
Nur von sich selber sprechen.
Immer in einem etwas zu grossen Handlungspielraum agieren.
Mit niemandem Gefühle abtauschen.
Alles Menschliche mit Abstand betrachten.
Sich durch Schreiben herausreden.
Im Kino sitzen bleiben.
Unter Wasser bleiben solange es geht.
Keine Manifeste verfassen.
Nicht mit grossen Begriffe sparen.
Text:
T obias S taab
Mellon Collie and the infinite voidness
Endlich SpielAr t möchte man meinen. Gerade als Interessent an Performances und Theateraufführungen, die auch Körpererfahrungen
der intensiveren Ar t zu transpor tieren in der Lage sind, fieber t man ja
direkt auf diese alle zwei Jahre stattfindende Akkumulation von Ansätzen
der Avantgarde hin. Theater, das
einen wie ein Blitzschlag aus der
behüteten Fruchtblase der eigenen
Rezeptionsgewohnheiten löst. Theater, dem man verzeiht, dass es einen
anspuckt, anschreit und verletzt. So
die Erwar tung, die Hoffnung jedenfalls. Eines vorweg: Anstatt eine
hinreichend adäquate Rückschau
auf das Festival in seiner Gesamtheit
geben zu können, bleibt in Anbetracht einer radikalen Redaktionsdeadline nur ein rascher Blick auf
die Impulse des ersten Wochenendes. Die Exposition, wenn man so
will. Also schnell: Erster Tag, Muffathalle. La Mélancolie De Dragons.
Bereits der Titel verweist ja auf ein
gefährliches Spiel mit einer AméliePoesie, die sich stets an der Klippe
zum oft allzu plätschernden Abgrund
feuilletonistischer Goutierbarkeit bewegt. Nebelmaschine, Seifenblasen
und riesenhafte aufgeblasene Plastiksäcke bieten entsprechend ein
eindrucksvolles Bild zum Ende hin,
insgesamt verharr t man jedoch in
einem Tenor, der sich trotz ironischer
Brechung zu sehr an der eigenen
Süße erfreut. Vielleicht ist das der
französische Charme? Nun gut, es
gibt ja noch Forced Enter tainment,
die am zweiten Tag für ein wenig
mehr Drastik sorgen. „Void Story“
präsentier t sich als Live-Lesung mit
graphisch sehr tricky arrangier ten
Projektionsbildern, die – comicar tig
unbewegt auf die Leinwand geworfen – in eindrücklicher Weise eine
verdammt dichte Geschichte erzählen. Zwar weist auch dieses Endzeitszenario Längen auf, es greift
aber doch här ter zu und weiß trotz
seiner zwei Dimensionen zu treffen.
Ein sperriges Stück das eine, das
andere eine Spur zu vergnüglich. Wir
sprechen hier schließlich von der
Festival-Eröffnung. Entsprechend
uneinschätzbar bleibt aber der weitere Verlauf des Festivals, denn gemäß der Eigenheit des Futur II, werden wir erst bei Erscheinen dieser
Zeitung entzückt, bedrückt oder verrückt gewesen sein.
\\\ SILVESTER \\\ WIR VERLASSEN DAS VIERTEL \\\
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y t r a p p a r t y
Te x t :
Pg.27
The Good, The
Bad & T he Ugly
A l l r i g h t , G r e n z g ä n g e r, e s w i r d
Zeit für die Überschreitung.
Da stehen sie also, mitten in
der Wüste, mitten im Sandsturm, an den Klippen der
Welt. Die Augen zugekniffen,
die gespannten nackten Oberkörper leicht gekrümmt, lehnen sie gegen den Wind und
lassen sich das Unwetter ins
Gesicht peitschen, atmen Wut
und Wahnsinn einer im Hitzeflirren aufgelösten Welt. Statt
sich abzuwenden, haben sie
Gitarre, Bass und Drums in
Anschlag gebracht und schicken dem Orkan eine Wand aus
Seelen zersetzendem Sound
entgegen, wie er machtvoller
von keiner Armee der Welt
produziert werden könnte. Wir
sprechen hier nicht von den
larmoyanten Selbstzweiflern
des Grundge, Indie-Weichkeksen oder irgendwelchen
adoleszenten
Mittelstandstagedieben, die in Hardcore
den Ausweg aus ihrer SuburbMittelmäßigkeit erblickt haben.
Die Rede ist von Stoner Rock,
der vielleicht letzten Bastion
einer psychedelischen Männermusik, die dem Heavy Metal entwuchs, um donnerndem
Blues zu frönen. Mit Kyuss fing
alles an. Jetzt, zwanzig Jahre
später ist es an der Zeit, eine
Supergroup zu formen, die
Rock’n’Roll-Geschichte von
über 40 Jahren auf einer Bühne vereint: JOHN PAUL JONES,
der Bassist von LED ZEPELIN,
DAVE GROHL, Drummer von
NIRVANA sowie Frontsänger der FOO FIGHTERS und
schließlich JOSH HOMME, der
ehemalige Gitarrist von KYUSS
und Leadsänger der mächtigen QUEENS OF THE STONE
AGE. Mehr geht eigentlich
nicht. Unter dem Namen THEM
CROOKED VULTURES haben
sie in diesem Jahr ein Projekt
an den Start gebracht, das
einem genau jene brachialen
und vor Dreck strotzenden
Riffs vor den Bug knallt, die
man sich beim Gedanken an
eine solche Konstellation erträumt hatte. Gereckte Fäuste,
harter Takt und psychotische
Bassläufe. Wüstenromantik für
alle, die ihren Whiskey gerne
mit einem Bodensatz Staub
zu sich nehmen. Das Album
dreht sich seit November auf
dem Plattenteller, das Konzert
kommt am 6.12. im Zenith.
Silvester knallt aus allen Gassen und man weiß mittlerweile, dass es nur schlimmer werden kann. Daheim
bleiben ist allerdings keine Lösung, denn man weiß
ja auch mittlerweile, dass das der Ort ist, wo es sich
am leichtesten stirbt. Entsprechend gilt es sich wieder
einmal in den endlosen Strudel der Nacht zu werfen,
auf die Suche nach Sex, Drugs und einem Opfer für die
Neujahrsnacht. „XTC und Red Bull kommen gut/Dies ist
mein Leib/ Dies ist mein Blut“, singt Jens Friebe und die
Frage, ob das Geschick uns ein Opfer liefert oder wieder
mal nur eine geeignete Gelegenheit findet, sich selbst zu
opfern, wird allein die Nacht ergeben. Statt in Kategorien wie Versuchung und Sünde zu denken, hat man nach
einiger Zeit hier im Freistaat gelernt, dass die Nacht ins
neue Jahr ebenso wenig ins ewige Schuldenregister des
Himmels gerechnet wird, wie Fasching oder Oktoberfest.
Der München Deal. Das hat weniger mit Spießertum zu
tun als mit einer tradierten Ordnung, die auch Ausfälle
vorsieht, an bestimmten Daten allerdings nur, mit dem
großartigen Effekt, dass was passiert gewesen sein wird,
nicht passiert gewesen sein wird. Ein Loch in der Zeit.
Der blinde Fleck des Beobachters, der sich allerdings bis
weit ins neue Jahr fressen könnte, wenn man sich zu den
unerschrockenen Recken der Schlaflosigkeit gehört, die
sich bereits auf die unendliche Afterhour in der ROTEN
SONNE zusammen mit den STOCK 5ern freuen. 1. bis 2.
Januar von Noon bis Noon. Wer einnickt, verliert. Auch
hier wird es Opfer geben, werden sich Opfer hin verirren. Allerdings ist kaum anzunehmen, dass irgendjemand einschlafenswillig sein sollte, immerhin spielen am
späten Nachmittag die drei Caballeros von dOP, die man
seit dem Regi-Closing ein wenig als dreckiges Dutzend
in Erinnerung hat. Da ist aufbleiben doch fast schon
wieder legitim, immerhin folgt auf den Gezeitenwechsel
auch direkt ein Wochenende. Klar werdet ihr sagen, Berliner Zustände oder wie? Nein, diese Differenz haben wir
in der letzten Ausgabe bereits hinter uns gelassen, wa?
Berlinstens, beginnen wir also den Panoramablick durch
die bavarische Nacht (also zurück zum 31.12.) mit einer Station im alten BMW-Gebäude am Stiglmaierplatz ,
wo dereinst schon die STROKE-Messe gastierte und nun
München’s (gesamte) Clublandschaft tagt. Eine YUMYUM Floor wird dabei sein, ein KEINE MUSIK / Stock5
Floor, der legendäre 0711-CLUB aus Benztown, eine
Horses, Cars & Stars Bar, ein TOP FRIEND / BOBBLE
/ SO NOT BERLIN Floor. Da wird das Viertel also zugunsten der Location geopfert, wobei das CAFÉ KING
bei diesem Glockenbach-Exodus außen vor bleibt. Dort
spielen nämlich ANDI THOMA von MOUSE ON MARS,
DANI SICILIANO, TELONIUS, KAOS, TONKA und mindestens nochmal so viele aus dem Freundeskreis ziemlich
konkurrenzlos in die neue Saison. Das war dann wohl
der Deal. Ein neuer und immer essentieller werdender
Punkt im Partey-Koordinatensystem der Stadt markiert
jedoch das Westend in Form der neuen REGISTRATUR,
äh der ALTEN KONGRESSHALLE. Da ist nämlich zum
ersten Mal kollektiv die Grenzgemeinde zu Gast und wird
mit JAMES HOLDEN, PHIL KIERAN, LUKE ABBOTT und
AVUS für allerlei Synapsenbrand sorgen. Legt es deren
avantgardistischer Rave-Entwurf doch gerade darauf
an, verträumte Seelen aus dem Gefängnis ihrer Leiber
zu schmelzen. Glückseligkeit und so. Ihr wisst schon,
ohne Opfer... ohne Täter... ohne Deal. Lasst uns wieder
mal Motten sein und ins Licht fliegen, auf dass wir einen
Moment lang ein Funke gewesen sein werden. Nächstes
Jahr, wenn alles wieder von vorn losgeht.
To b i a s S t a a b
Wir sind Siamesen
und zwar echte –
wir behandeln andere wie Knechte
Nach sechs Mal ist man etabliert, sollte man meinen. Drogen etwa fallen ab dem siebten
Mal nicht mehr in die Kategorie
„Mal ausprobieren“, wer beim
sechsten Mal zu früh kommt,
muss sich mit der Tatsache abfinden, dass kein Peter North
aus ihm wird und spätestens
wenn die sechste Party in
Flammen aufging, darf man
auch von einer Serie sprechen.
So wie bei MONACO MIZZI, der
Partyreihe für all jene Pussys,
die zu alt für Kindereien und
zu jung sind, um im Körbchen
zu bleiben. Wenn es in München einen Untergrund geben
sollte, dann konstituiert er
sich in diesem Dazwischen, in
dem auch die Modeverbrechen
von Morgen ersonnen werden
und stilvolles Scheitern zum
guten Ton gehört. Nachdem
man entsprechend auf den
ersten Partys Inspirationen
für aktuelle Agent Provocateur Linien lieferte, wendet
man sich nun neuen Ufern zu,
der „Ästhetik des Hässlichen“
wie Victor Hugo sagen würde.
MÖTLEY MÖNACÖ presents
METAL MIZZI (3.11.), ein im
Ohr tätowiertes, lasterhaftes
Stück Fell, das einem mit ihrem
Nietenhalsband am Bein reibt,
während sie ohne Problem den
eigenen Genitalbereich zu alter
Frische leckt. Zu diesem Anlass
findet sich das Kölner Kamikätzchen SUZI SUZUKI zusammen mit Munich’s Slickest, dem
sagenhaften DOMPTEUR MOONER hinter den Decks zu einer
Runde Disco’n’Roll ein und gehen einen weiteren Schritt auf
dem Weg, der die kleine ELLI
DISCO zum präferierten Ort
der Zerstreuung werden lässt.
Der volltätowierte Glam-RockPosterboy dieser Veranstaltung
hört zudem auf den nicht ganz
unbekannt klingenden Namen
MIRKO HECKTOR, betätigt
sich als Dichter für diese unsere Publikation und feiert
nur einen Tag nach der MIZZI
(am 4.12. also) zusammen mit
JOHANNES VOLK die ReleaseParty zum Erscheinen ihrer so
sexy wie versiert klöppelnden
Chicago-House-Split-EP auf
dem eigens gegründeten Label
namens DON’T STOP.
Dienstag
01.12.
Cord: jeden Dienstag Tabs & Chords
Pimpernel: The Heart of Munich / Flo Keller & Ted Benz
mittwoch
02.12.
Café King: Cord:
Erste Liga: Pimpernel: e
Electronic Beats: Peng Peng mit Flamingo Gang & Teichwasser DJ Team
jeden Mittwoch: Swing-a-Ling
Mind the Gap
Les Fleurs du Bass mit Floorist & Tony Mono
Nachtagenten: Turntablerocker
Follow the White Rabbit
Needles & Pins
Mirko Hecktor & BenMono (compost / Munk Band) 20h Videopremiere von
fixed city präsentiert von Geheimrad
Booty Call: Booty Call Dj’s, Tim Turbo & Not.Fx
ellimanie elli und der Diskolaus disco pop & elektronisch mit Dj Jan Peter,
Migumatix und le Discoboulet
The Ride live: Spektre; Alex Kiss & Hometrainer
The Heroes of the Zeroes: Zündfunk Goes Munich Rumble:
Sonntag
06.12.
Pimpernel: jeden Sonntag: Sunday Delight heute mit Dim Slick (The Pop Covers Quiz,)
Montag
07.12.
Pimpernel: jeden Montag: Monday Delight heute: Roch Dadier
Cafe king: Tischtennisabend & play your favorite tune
Dienstag
08.12.
Cord: Tabs & Chords
Pimpernel: The Heart of Munich
Mittwoch
09.12.
Café King: Scheinriese & Freunde
Erste Liga: Mind the Gap
Pimpernel: Stay on the Scene, Le Discoboulet & 4Brothers from different Mothers
Donnerstag
10.12.
Café King: Chapters mit: mit Max Mausser (YUMYUM) & Jojo Hofmockel (cleansuite)
Elli Disco: Schnoizbarti mit dj kaputt und kitt bang
Harry Klein: Ein Herz für … Timeless Beatz: Mirco Schlik, Ingo Heider, Phil Slide
Pimpernel: Disco Obscura, Echolot & TK-One
Freitag
11.12.
Café King: Jonas Telonius Imbery (Gomma) & Manuel Kim (Gomma)
Crux: Playoff; So Not Berlin: Dyebox, Erosie & So Not
Elli Disco: Gun-Club: Underground House Music: Severin & Gästen
Filmcasino: Styleclicker & Get Shot Filippa K., Djs Mooner, Mirko Hektor, Superrookie & Hubi
Harry Klein: Ostgut Ton Label Nacht; Marcel Dettmann, Tama Sumo & Dario Zenker
Pimpernel: Bizarre Disco Circus, Kitt Bang & Benjamin Fröhlich
P1: Grandmaster Flash
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05.12.
Alte Kongresshalle: Atomic Café: Cord: Café King: Crux: Elli disco:
Harry Klein: Pimpernel: r
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DJ Tonka Night
Playoff: Stock5: Dj Till von Sein; Pherox aka Tim Querengaesser *Live; Sascha
Silber & very special Guest
„modern disco“ pres: DontStop Label Release Party: Dj Stoopid, Mirko »mko«
Hecktor, Johannes Volk, Mädjik Marcel, Pilotem
jeden Freitag: FFFundisco
Phantasm; Efdemin & Ana
Dompteur Mooner‘s Opium Den; Mooner (Zombocombo) & Dj Kottan
Tok Tok & Soffy O Live
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Freitag
04.12.
Café King: Crux: Elli Disco: Flashbox:
Harry Klein: Pimpernel: P1: b
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Donnerstag
03.12.
Café King: Chapters mit CoverMe: Mirko Hecktor (cafe king) / Mirko Borsche & Dj Dash
Cord: jeden Donnerstag: Swing-A-Ling
Elli Disco: Hard Rock Heaven on the Decks by Suzi Suzuki (Köln) & Dompteur Mooner
Harry Klein: Ein Herz für … Electrophile mit Sascha Silber & Rampla
Pimpernel: Tchoukou Tchouku
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Samstag
12.12.
Ampere: Gute Laune Hoch 10
Atomic Café: Follow the White Rabbit
Café King: Kill the tills presents: Paris on the Line
Part.2 mit Bom bass (Cassius) & Fetisch support by Killthetills DJTeam
Crux: Hip Hop dont Stop: Jumpy, San Gabriel, Ori Schochat & Tommy Montana
Elli Disco: Ellimanie mit Dj Jan Peter und Migumatix und Hubertus Becker
Harry Klein:
Vorsicht Glas! Pres. Dear Painter Paint Me, live: Heartthrob, Dave Vega
Pimpernel: Beat the Geek, Bavarian Mobile Disco
parke6
Dienstag
15.12.
Cord: Tabs & Chords
Pimpernel: The Heart of Munich
Mittwoch
16.12.
Café King: Peng Peng mit Flamingo Gang & Teichwasser DJ Team / special guest: miss le bomb LIVE!
Erste Liga: Mind the Gap
Pimpernel: Les Fleurs du Bass
Donnerstag
17.12.
Café King: Chapters mit: Tommy Montana & & Dangerous (NICE!, crux)
K AT H A N
HANNES ROETHER
HÜFTGOLD
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HOPE
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05.11.2009 18:44:05
FOLLOW THE WHITE RABBIT
JAY SCARLETT
AMRE´ IBRAHIM
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Crux: Tim Turbo Thursday & Seen. Present Terry Lynn live; Annlove & Tim Turbo
Harry Klein: Ein Herz für … eZOO Inxec, Dawnrock & Ana
Pimpernel: Tchoukou Tchouku
SAMSTAGS @
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THE ATOMIC CAFE
ADD TO BASKET
12.12.09 bis 13.12.09
Freitag
18.12
Ampere:
Café King: Crux: Harry Klein: Pimpernel: P1: Wipe Out
Muallem presents jack: Muallem (black label) & special guest
Playoff, Pase Rock, Ori Nero
All Night Long......Karotte
Yeas Girl! Ok Girls! Mirko Hektor und Nick Birden
Massive Disco (Massive Töne)
Samstag
19.12.
Atomic Café: Café King: Crux: Freiheitzhalle: Harry Klein: Pimpernel: Follow the white Rabbit
Dorfner & Beeling
Nice! presents Pump up the Jam! Dj Passion, Not.FX
Oliver Koletzki & The Koletzkis live in Concert
10 Jahre Technoforum live: Robert Babicz vs Remute, Alex Flitsch
Meeting of the Soul Clan
Dienstag
22.12.
Crux:
Pimpernel: jammin for children: Kein Vorspiel, live; Flow,
live; Dusty & Der Mayer 2nd Floor: A Friend
of Mine & Fazee Fantasee
The Heart of Munich
Mittwoch
23.12.
Café King: Enik`s Weihnachtskonzert & Lisa Miletic
Erste Liga: Mind the Gap
Pimpernel: Happy Birthday Nici
Donnerstag
24.12.
elli Disco: SWEET X_mas ball Heavenly UKGarage & 2Step Anthems featuring Empee &
Luvin Lou hosted by MR Buzzhard (London)
Harry Klein: Heilig Abend: Italoboyz & Daniel Rajkovic
Pimpernel: Pimp My X-Mas! Dj Santa Dim
p1: Golden Christmas
Bazar für Mode, Design, Musik und Kunst
Baaderstr. 7, 80469 München
Sa.12-23 Uhr / So.12-18 Uhr
Freitag
25.12.
Café King: Christmas Chapters Spezial
Crux Playoff Homie Night, Dan Gerous, Ori Nero, Tommy Montana
Elli Disco: TLT The Lost Tapes; The X-Mas Disco Edition DJS:Mike Trend, Phil Kamp,
Roberto Sotgia
Harry Klein: Compost Black Label Session, Christian Pommern Show-B, Thomas Herb
Pimpernel: Psycho Thrill, Claus Bachor
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Samstag
26.12.
Atomic Café: Follow the white Rabbit
Café King: DJ Dakar (get physical / Disko B / Berlin)
Crux Classic Beastin Bros’
Elli Disco: e X Mas bunte weihnacht discopop & elektronisches mit Dj Jan Peter, Migumatix + Dj IT
Harry Klein: Easygoing; live: Audiowerner, Motor City Drum Ensemble
Muffathalle-Café: Halli Galli Drecksound - The X-mas Edition
Pimpernel: Powerplay Soundcrew, Sir Lord Pepsi & Paula Panther
Dienstag
29.12.
Cord: Tabs & Chords
Pimpernel: The Heart of Munich
Mittwoch
30.12.
Café King: Peng Peng mit Flamingo Gang & Teichwasser DJ Team
Erste Liga: Mind the Gap
Pimpernel: Stay on the Scene, Le Discoboulet & Sonic
Donnerstag
31.12.
Alte Kongresshalle: Happy New Border Community James Holden, Phil Kieran, live; Luke Abbott live, Avus
Plus: Der Brane, St**b, PK
BMW Gelände Dachauerstrasse: Wir verlassen das Viertel Sylvester Party auf 5 Floors; YumYum, Topfriend, So Not
Berlin, Bobble, Keine Musik, Stock5, 0711, Horse,Cars&Stars
Café King: Cafe King & Loft Sylvester. auf 2 Floors:
Andi Thoma , Dani Siciliano, Jonas Telonius, Imbery (Gomma), Dj Kaos (rong music /
Berlin), Dj Tonka (southern fried rec.), Muallem (compost black label), Michael Fakesch,
Mirko Hecktor (cafe king), kill the tills, Dorfner & Beeling, Lisa Schairer (sagadabatad),
Flamingo Gang, Teichwasser & visuals: SMALPAZE
Crux: Crux-Silverstergala
Elli Disco: elliDisco`s Silvestergala, Reservieung und alle Infos über auf www.ellidisco.de
P1: Masquerade
Harry Klein: NYE im Club:live: The Mole, Julietta, kid.chic & Sissi
Pimpernel: Xtra Special Neujahresball: Der L, Ralf Summer & Albert Pöschl
I‘m callin‘ all my ladies at the table of 3
T hrowin‘ back a couple bottles and the tabs on me
I b e e n w a i t i n ‘ t o g e t c r azzzy
Ta b l e d a n c i n ‘ , s m a s h i n ‘ g l a s s e s , i t s n i c e
Now we all ready to head out of
I‘m lookin‘ good and I can feel that all
It‘s time to show em how we do on
to get naughty
the VIP
eyes are on me
the floor
So while my DJ play the track I want my girls on the floor
Let‘s get this party started right
Let‘s get drunk and freaky fly
( ey- ey- ey- ey- ey- ey- ey- eyyyy )