DAS VERRÜCKTESTE LIFESTYLE-GRANDHOTEL

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DAS VERRÜCKTESTE LIFESTYLE-GRANDHOTEL
Das Schweizer Fachmagazin für Hotellerie und Gastronomie
3 | 2015
WÄHRUNGSKRISE
Wie wollen
Schweizer Hoteliers
die SCHWIERIGE
ZUKUNFT meistern?
HOTEL DER ZUKUNFT
Willkommen in der
NEUEN, DIGITALEN
HOTEL-WELT!
PREIS-STRATEGIE
Warum Schweizer
Hoteliers VIEL
GELD VERLIEREN
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WER IST ER?
CARSTEN K. RATH ist kein konventioneller Hotelier.
Wer ist der Mann, der soeben DAS VERRÜCKTESTE LIFESTYLE-GRANDHOTEL
der Schweiz («Kameha Grand Zürich») eröffnet hat?
HOTELIER TALK CARSTEN K. RATH
Carsten K. Rath über sein «Kameha
Grand Zürich»: «Wir haben es uns
zum Ziel gesetzt, unseren Gästen
den freundlichsten, aufmerksamsten
und herzlichsten Service der Branche
zu bieten.»
Das «Kameha Grand Zürich». Kein konventionelles Luxus-Hotel
mit fünf Sternen, wie Kameha-Gründer Carsten R. Rath betont.
«Es ist ein für die Schweiz einzigartiges Lifestyle-Hotel.» Der
47-jährige Hotel-Profi weiss, wovon er spricht: Er hat als HotelManager mehrere Luxushäuser in aller Welt eröffnet und aufgebaut.
Wie sieht Carsten K. Rath die Rolle des Grandhoteliers? Wie lautet
sein Erfolgsprinzip? Was versteht er unter Service-Exzellenz?
TEXT Carsten K. Rath
E
s gibt viele Gründe, warum Menschen glauben, sie können einmal in
ihrem Leben ein Restaurant eröffnen
oder gar ein Hotel führen. Mindestens
genauso viele Gründe gibt es, warum Menschen
denken, das sei einfach. Das ist ein bisschen wie
mit den 80 Millionen deutschen Bundestrainern,
welche die Nationalmannschaft besser aufstellen können als Jogi Löw: Fast jeder hat schon
einmal Fussball gespielt und meint deshalb, er
könne diesen Job beurteilen. Genauso hat jeder
schon in Restaurants gegessen oder war zu Gast
in einem Hotel und glaubt, Bescheid zu wissen.
Hoteliers amüsieren sich über dieses Phänomen
ein bisschen, sind aber auch ein bisschen genervt.
So heisst es dann: «Jeder, der schon mal erfolgreich einen Cappuccino getrunken hat, fühlt sich
zum Hotelier berufen.»
«Sex & Drugs & Rock ’n’ Roll»
Was wir da so tun, mag aussehen wie «Sex &
Drugs & Rock ’n’ Roll». So sah es auch für mich
aus, bevor ich in die Hotellerie einstieg. Und das
soll es auch – für die Gäste. Doch in Wahrheit
ist es eher «Blood & Sweat & Tears». Wir erleben alle immer wieder ordentlichen, manchmal sehr guten und häufig weniger guten Service. Aus unserer Perspektive als Kunde sind wir
davon überzeugt, ein Gefühl dafür entwickelt zu
haben, was gut ist oder was wir als gut empfinden. Und daraus basteln wir uns einen Massstab.
Reicht das, um erfolgreich ein Service-Unternehmen zu führen? Die meisten glauben ja. Doch
ganz so einfach ist es nicht. Auch wenn ich einen
Cappuccino machen kann, bin ich noch lange
kein Gastronom. Exzellenter Service erwächst
nicht aus einer Fertigkeit, sondern aus der Empathie für den Gast. Es gibt sie nicht auf Knopfdruck
aus dem Kaffee-Vollautomaten.
KAMEHA-GRÜNDER CARSTEN K. RATH
ÜBER GASTGEBER UND SERVICE-EXZELLENZ
Hoteliers sind immer
für ihre Gäste da!
Unsere Gäste sind globale Menschen
Wir Hoteliers sehen uns heute sehr erfahrenen und stets bestens informierten Reisenden
gegenüber. Gästen, die viele Erfahrungen rund
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um den Globus machen. Unsere Gäste kennen
die Herzlichkeit der Balinesen ebenso wie die
State of the Art Service Centers mit den schnellsten Internet-Zugängen in New York, die Business-Suiten in Frankfurt genauso wie die Übersetzungsdienste in koreanischen Taxis. Sie kennen die Seifen-Concierges von «Ritz-Carlton»,
die abends vom Bauchladen aus den Gästen
zum Turn-down-Service eine grosse Auswahl
der feinsten Waschutensilien reichen. Bei Hochzeiten auf den Malediven haben sie Romantik pur
erlebt und in Familien-Hotels oder Resorts wie
den Robinsonklubs Sport, Wellness und Action
auf Weltklasse-Niveau genossen. Sie haben
Kobesteaks in Japan gegessen und kennen sich
mit organischem Gemüse aus dem Hochland von
Bhutan aus.
Diese Menschen, denen man nichts vormachen kann, sind unsere Gäste. Ihre gesammelten
Service-Erlebnisse haben sich auf ihrer «Festplatte» eingebrannt. Bei jedem neuen Hotel-Aufenthalt werden sie abgerufen und mit der aktuellen Service-Erfahrung abgeglichen. Top oder
Flop? Für uns bedeutet das, frei nach Sepp Herberger: Nach dem Besuch ist vor dem Besuch.
Was zeichnet den heutigen Gastgeber
oder Hotelier aus?
Wir Gastronomen sind immer nur so gut wie das
letzte Essen, das wir serviert haben. Worauf lässt
man sich also ein, wenn man heute Grandhotelier oder auch Top-Gastronom werden möchte?
Was zeichnet den Gastgeber des 21. Jahrhunderts aus, der sich diesen Herausforderungen
stellen darf?
Hoteliers müssen, im Unterschied zu vielen
anderen Berufen, bei ihren Kunden in die Tiefe
und in die Breite denken und fühlen. Als Hotelier
braucht man Leidenschaft und Ausdauer. Hier ist
kein schnelles Geld zu machen. Ähnlich sieht es
in der Gastronomie aus. Im Gastgewerbe – dem
zweitältesten Gewerbe der Welt – kann man nur
noch mit nachhaltiger Rundumbetreuung Gäste,
nein: Freunde fürs Leben gewinnen. Hinter ❯
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HOTELIER TALK CARSTEN K. RATH
« ALS HOTELIER BRAUCHT
einem Tresen hervor zu lächeln,
so wie in der Werbung, reicht
längst nicht mehr.
MAN LEIDENSCHAFT
UND AUSDAUER. HIER IST
KEIN SCHNELLES GELD
ZU MACHEN. »
CARSTEN K. RATH
Hoteliers sind 24 Stunden
für die Gäste da!
«Kameha Grand Zürich» im Zürcher Glattpark.
Das am 1. März eröffnete «Kameha Grand Zürich»
(245 Zimmer und Suiten) setzt auf mondäne Architektur und
ungewöhnliches Interior Design, «aber vor allem auf Herz­
lichkeit und zuvorkommenden Service», wie Carsten K. Rath
betont. Der niederländische Star-Designer Marcel Wan­
ders war für die Innenarchitektur verantwortlich. Er entwarf
auch die elf exklusiven Themen-Suiten des Hotels. Darunter
eine «Poker Face»- Suite mit Roulette und Poker-Tisch und
eine «Serenity»-Suite mit speziellen Lichtein­stellungen, Duft­
kerzen und Yoga-Zubehör. Für Fitness-Lieb­haber bietet die
«Workout Suite» ein Laufband und eine Hantelbank.
Italienische & japanische Küche
Im «Kameha Grand Zürich» werden drei gastronomische
Konzepte umgesetzt: Das Restaurant «L'Unico» setzt auf fri­
sche, hausgemachte Pasta und italienische Spezialitäten.
Gehobene Gastronomie wird im japanischen Restaurant
«Yu Nijyo» geboten. Die mit Gold-Paletten verzierte «Pure­
gold Bar» bietet einen «stylischen Treffpunkt» für HotelGäste und Besucher. Zudem bietet das Haus seinen Gäs­
ten eine Smoker's Lounge im britischen Stil, wo hochwertige
Zigarren, Cognacs und Whiskeys angeboten werden. Orien­
talisch geht es in der «Shisha Lounge» zu. Hier werden u.a.
arabische Shishas und Tabak serviert.
Doppelzimmer.
Event- und Ballsaal für 960 Personen
Neben sechs Business-Suiten und acht Banketträumen ver­
fügt das Hotel über einen Event- und Ballsaal («Kameha
Dome») für maximal 960 Personen. Der Saal mit neobaro­
ckem Design gilt als Herzstück des Hotels und erstreckt sich
über 700 m2.
Wellness & Fitness
Der Kameha Spa umfasst vier Behandlungsräume, Sauna,
Dampfbad, Sanarium und Relax-Liegen auf einer weiträumi­
gen Dachterrasse (Spa Lounge). Das «Fitness Power House»
ist rund um die Uhr geöffnet und bietet modernste FitnessTechnologie.
Mitglied der «Autograph Collection»
Das «Kameha Grand Zürich» ist das erste Schweizer Hotel
der Marke «Autograph Collection» von Marriott Internatio­
nal. Die Autograph Collection ist eine Gruppe unabhängiger,
einzigartiger Hotels. Weltweit gibt es derzeit 60 AutographCollection-Häuser. Die Gäste des «Kameha Grand Zürich»
können dadurch am Bonusprogramm (Marriott Rewards)
teilnehmen und Punkte in über 3200 Hotels in 68 Ländern
sammeln.
Badezimmer.
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www.kameha.com
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Die Aufgabe eines Hoteliers besteht darin, alles zu tun,
damit der Gast sich wirklich
wohlfühlt. Alles. Das klingt so
einfach – und ist es doch nicht.
Den hybriden Kunden kann nur
noch überzeugen, wer sich aufrichtig für ihn interessiert und
sich physisch, emotional, kulinarisch, manchmal sogar psychologisch und immer persönlich um ihn kümmert – vom
Moment seiner Ankunft bis zur Event-Halle
Abreise, wenn der letzte Koffer
verstaut ist. In anderen Branchen gibt es Öffnungszeiten, in
manchen sogar Betriebsferien –
nicht bei uns. Wir Hoteliers sind
24 Stunden, 365 Tage, ein
Leben lang für unsere Gäste
da. Gastgeber haben keine Öffnungszeiten! Was auch immer
im letzten Moment verändert oder langfristig
optimiert werden muss, geschieht bei uns im laufenden Betrieb – wir schliessen nie.
Die Asche der alten Dame …
Hotels sollten massgeblich zur Steigerung unserer Lebensqualität beitragen, denn viele unserer
Kunden verbringen erhebliche Teile ihres Lebens
in Restaurants und Hotels. Und manchmal, zum
Glück nur ganz selten, reisen sie sogar «kalt» ab,
wie wir das in der Hotellerie nennen.
Tatsächlich hatte eine alte Dame, die bei uns im
«Hotel Grand Roche» in Paarl praktisch lebte,
verfügt, ihre Asche möge von uns über dem
Tafelberg verstreut werden. Sie starb nicht im
Hotel, aber ihre letzte Anreise tätigte sie in einer
Urne, versehen mit einer Kopie jenes Testaments,
in dem sie uns bat, ihr diesen letzten Wunsch zu
erfüllen. Selbstverständlich wurde ihr Wunsch
erfüllt: Wir streuten ihre Asche über dem Tafelberg aus.
Gäste wollen ein Hotel, das ihr Leben
lebenswert macht
Unsere Gäste erwarten zu Recht, dass wir uns
liebevoll um sie kümmern, während sie oft weit
weg von ihren Familien sind. Sie verlassen sich
darauf, dass wir ihnen fern von zu Hause ein
Zuhause bieten. Sie wollen aber auch inspiriert
und überrascht werden. Sie erwarten aussergewöhnliche Erlebnisse, Harmonie und maxima3 I2015
karriere
WER IST CARSTEN K. RATH?
Der Hotelier Carsten K. Rath ist Unternehmer, Vortrags­
redner, Hochschuldozent und Coach für Führungskräfte.
Doch er sei vor allem eins, «ein leidenschaftlicher Gastgeber
und Qualitätsenthusiast», so der Filmproduzent Nico Hof­
mann. Sein Credo: «Nicht das Produkt ist der Star, sondern
der Gast.» Fremde Kulturen, exklusive Grandhotels und kom­
promissloser Service sind seine Passion.
Sein Handwerk als Hotelier hat Carsten K. Rath von der
Pieke auf gelernt. Der Weg des 1966 in Lahnstein gebo­
renen Betriebswirts führte vom Terrassenkellner in einem
Familien-Hotel im Schwarzwald über die Leitung besonderer
Luxus-Hotels in der ganzen Welt – wie das «Adlon» in Ber­
lin und das «Ritz-Carlton» in Naples, Florida – bis zum Grün­
der und CEO der Kameha Hotels & Resorts. Er wurde zum
«Hotel-Manager des Jahres» gekürt, als «bester Gastgeber
Deutschlands» ausgezeichnet, erhielt den «Innovationspreis
der deutschen Tourismusbranche» und ist darüber hinaus als
Dozent und Redner gefragt. «Als durch und durch überzeug­
ter Service- und Qualitätsenthusiast repräsentiert Carsten
K. Rath den Grandhotelier unserer Zeit. Er versteht es, Men­
schen zu begeistern, und ist ein grossartiger Redner. Er ist
einerseits Visionär und andererseits detail­versessen –
eine seltene Kombination», so der bekannte deutsche Hote­
lier Frank Marrenbach.
background
len Komfort. Am liebsten – das
ist für beide Seiten der Idealfall
– möchten sie mit der HotelMarke eine Beziehung eingehen. Kurz: Sie wollen ein Hotel,
das ihr Leben lebenswert macht.
Deshalb gibt es für Hoteliers
vor allem dieses eine Gesetz,
das alles andere begründet
und bedingt. Ich habe dies von
meinem geschätzten Kollegen
und Freund, dem Grandhotelier Frank Marrenbach, CEO
der Oetker Hotel Collection,
gelernt: M 4 = Man muss Men­
schen mögen.
Hotel-Gäste
erwarten
für die Zeit ihres Aufenthalts
das perfekte Leben. We make
it happen! Leicht ist das nicht.
Doch wenn es gelingt, dann
ist Grandhotelier zu sein die
schönste Aufgabe der Welt. H
Quellenangabe: Der hier publizierte
Text von Carsten K. Rath stammt aus
dem Buch «Sex bitte nur in der Suite.
Aus dem Leben eines Grandhoteliers»
(Verlag Herder).
Hinter dem «Kameha Grand Zürich» steht die Lifestyle Hospitality & Entertainment Management AG (LH&E Group).
Sie ist eine Betriebs- und Management-Gesellschaft der
Kameha Hotels & Resorts. Kameha betreibt und managt
internationale Lifestyle-Hotels, Luxus-Resorts, private
Design-Residenzen sowie hochwertige Event-Gastronomie.
Gründer und CEO ist Carsten K. Rath, Präsident des Verwal­
tungsrates ist der Schweizer Unternehmer und Investor Peter
Mettler. Der Sitz der LH&E Group befindet sich in Ermatingen
(Thurgau). Der 53-jähriger Peter Mettler ist seit 2012 Eigen­
tümer und CEO des Projektentwicklers «Mettler2Invest AG».
Die Firma mit Sitz in St. Gallen ist auf Immobilienentwick­
lungen spezialisiert. Das «Kameha Grand Zürich» wird von
Mettlers «M21» entwickelt. Eigentümer der Hotel-Liegen­
schaft im Glattpark ist der Fonds «Sima» der Grossbank UBS.
Das erste Hotel der LH&E Group, das «Kameha Grand Bonn»,
wurde mit nationalen und internationalen Preisen ausge­
zeichnet, wie beispielsweise «Bestes Hotel des Jahres welt­
weit» (Diners Club Award). Nach der Eröffnung der «Kameha
Suite» in Frankfurt am Main sowie des «Kameha Grand
buchtipp
Carsten K. Rath, der «Rockstar der Grandhotellerie» («Die
Welt») hat jetzt auch ein Buch geschrieben: Als Insider
erzählt Rath von Menschen im Hotel, von Prominenten und
anderen Paradiesvögeln: ein Blick hinter die Kulissen der
5-Sterne-Welt.
Carsten K. Rath, «Sex bitte nur in der Suite»
Aus dem Leben eines Grandhoteliers, Klappenbroschur,
288 Seiten, ISBN 978-3-451-32959-3, Herder Verlag,
CHF 28.90
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