die chirurgische behandlung von krankhaftem übergewicht

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die chirurgische behandlung von krankhaftem übergewicht
DIE CHIRURGISCHE
BEHANDLUNG VON
KRANKHAFTEM
ÜBERGEWICHT
KOMPETENZ, DIE VERTRAUEN SCHAFFT.
24H HERZ- UND BAUCHNOTFALL
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KLINIK BEAU-SITE
BERNER VISZERALCHIRURGIE
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EINFÜHRUNG
INHALTSVERZEICHNIS
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EINFÜHRUNG
Ursachen
Vorurteile
Folgekrankheiten
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KONSERVATIVE BEHANDLUNG
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CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
Das anpassbare Magenband
Der Standard-Magenbypass
Der Schlauchmagen («Sleeve-Magen»)
Malabsorptive Eingriffe
Übergewichtige sind mit ihrem Problem
nicht allein. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Adipositas
(krankmachendes Übergewicht) als
das grösste chronische Gesundheitsproblem überhaupt. In den meisten
westlichen Industrienationen liegt der
Anteil an übergewichtigen Menschen
bei über 30 Prozent. Je nach Nation
verursachen Adipositas und ihre Folgeerkrankungen fünf bis zehn Prozent
der Gesamtkosten des Gesundheitswesens.
Was ist Adipositas?
Adipositas ist eine Erbkrankheit und
wird als übermässige Vermehrung von
Körperfett, verbunden mit erhöhten
Gesundheitsrisiken, definiert. Das krankhafte Übergewicht ist polygenetisch
bedingt, das heisst, es sind mehrere,
möglicherweise über 25 verschiedene
Defekte an verschiedenen Genen
möglich. Je nach Ausmass und Verteilung des Gendefektes entsteht das
Übergewicht schon im Kleinkindesalter oder tritt später im Laufe des
Lebens auf.
Body Mass Index (BMI)
Es gibt keine goldene Regel für das
Körpergewicht. Heutzutage hat sich
aber für internationale medizinische
Vergleiche der so genannte Body-
Copyright © 2014 PD Dr. med. Rudolf Steffen, Bern
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Klassifikation
Body-Mass-Index (BMI) kg/m2
Untergewicht
< 20
Normalgewicht
20 – 24.9
Übergewicht
25 – 29.9
Adipositas Grad I
30 – 34.9
Adipositas Grad II
35 – 39.9
Adipositas Grad III
40 – 49.9
Super-Adipositas
> 50
mass-Index (BMI) durchgesetzt. Er
basiert auf dem Körpergewicht in
Kilogramm, geteilt durch die Körpergrösse in Metern im Quadrat. Eine
Person, die 90 Kilogramm wiegt und
eine Grösse von 1,75 Metern hat, kann
ihren BMI also wie folgt berechnen:
90 / (1,75 x 1,75) = 29,41.
Übergewichtsklassen
Die Aufteilung in unterschiedliche
Übergewichtsklassen ist wichtig für
die Behandlung. Ab einem BMI von
27 kg/m2 nimmt die Lebenserwartung
mit steigendem Gewicht ab.
Wenn ein Mensch einen BMI von 35
und mehr erreicht hat, kann man davon
ausgehen, dass eine erblich bedingte
Adipositas vorliegt. In diesen Fällen ist
prinzipiell eine Operation als Behandlungsstrategie zu wählen. Das gilt auch
für Patientinnen und Patienten mit
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einem BMI von 30 und mehr, falls
bereits Folgekrankheiten wie Zuckerkrankheit, hoher Blutdruck, Störungen
der Blutfette oder gravierende Probleme an den Gelenken bestehen.
Für die Risikoklassifizierung ist auch
die Erscheinungsform des Übergewichts entscheidend. Diese wird am
Verhältnis des Taillenumfangs zum
Hüftumfang gemessen. Bei Männern
spricht man von einer androiden
Fettverteilung («apfelförmiger Typ»,
Fett am Bauch), bei Frauen eher von
einer gynoiden Fettverteilung («birnenförmiger Typ», Fett an Hüften und
Oberschenkeln).
«AB EINEM BMI VON 30 KG/M2
GILT DAS ÜBERGEWICHT
ALS ADIPOSITAS UND MUSS
BEHANDELT WERDEN.»
URSACHEN
Krankhaft Übergewichtige können
weder etwas dafür, dass sie dick sind,
noch können sie leider viel dagegen
unternehmen. Vielmehr leiden diese
Menschen an den genetisch bedingten
Defekten der Steuerung ihres Körpererscheinungsbildes. Vieles darüber ist
unbekannt, einiges ist gut erforscht
und belegt.
«DER HAUPTGRUND FÜR DIE
ENTSTEHUNG VON KRANKHAFTEM ÜBERGEWICHT
LIEGT MIT RUND 75% IN DER
GENETISCH DEFEKTEN
ERBSUBSTANZ.»
Das Ausmass des Übergewichtes hängt
nur zum Teil von der Ernährung ab.
Soziokulturelle Einflüsse sind etwa
zu 25 Prozent an den Ursachen der
Adipositas beteiligt. Der Hauptgrund
für die Entstehung des krankhaften
Übergewichts liegt mit rund 75 Prozent
in der defekten Erbsubstanz, die innerhalb der betroffenen Familien von
Generation zu Generation weitervererbt wird.
Genetische Faktoren
Der Beweis für das Vorliegen einer
Erbkrankheit hat die medizinische Forschung Mitte der 80er Jahre erbracht.
Damals wurden in den Vereinigten
Staaten fast 4000 Familien untersucht, wobei ein Elternteil krankhaft
übergewichtig war und in der Familie
sowohl adoptierte als auch eigene
Kinder aufwuchsen. Die Ergebnisse
zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit,
dass ein eigenes Kind ebenfalls krankhaft übergewichtig ist, bei 80 Prozent
liegt. Demgegenüber war die Wahrscheinlichkeit des Übergewichts eines
adoptiertes Kindes, das in der genau
gleichen Familie unter denselben
Bedingungen aufwuchs, nur bei 30 bis
40 Prozent.
In Zwillingsforschungen fand man eine
signifikante Diskrepanz zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen. Der
kanadische Molekularbiologe Claude
Bouchard hat 1991 einen so genannten
«Auffütterungsversuch» durchgeführt.
Er hat zwölf eineiige Zwillingspaare
mit zwölf Einzelpersonen verglichen.
Die zu Untersuchenden nahmen in
100 Tagen einen Überschuss von
84000 Kalorien zu sich. Die Zwillinge
verhielten sich alle sehr ähnlich, das
heisst, beide nahmen immer zusammen
entweder stark oder schwach zu.
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Die Menge und die Verteilung der
Fettreserven werden von einem sogenannten «Adipostaten» im Gehirn
reguliert. Wenn dieser defekt ist, passiert das gleiche wie bei einem zu
hoch eingestellten Thermostaten in
einem Haus: Die Wohnung wird zu
warm und entsprechend wird der
Mensch zu dick. Ein übergewichtiger
Mensch muss etwa drei bis vier Mal
mehr essen als eine schlanke Person,
um im Gehirn die gleiche Sättigungsmeldung zu erhalten. Hinzu kommt,
dass bei übergewichtigen Menschen
die Fettdepots aufgrund gewisser
Enzyme weniger schnell abgebaut
werden.
Die molekularbiologische Forschung
konzentriert sich auf die Suche nach
den Gendefekten und hat bereits fassbare Resultate gebracht, unter anderem
zum Hormon Leptin. Es wird von den
Fettzellen produziert und ist verantwortlich für das langfristige Sättigungsgefühl. Bei krankhaft übergewichtigen
Menschen wird das Hormon zu wenig
produziert oder das Hirn kann die Konzentration im Blut nicht richtig messen.
Die Folge ist, dass das Sättigungsgefühl bei den dicken Menschen nicht
wie bei den schlanken durch das Leptin
kontrolliert wird, sondern quasi entkoppelt die Nahrungsaufnahme erhöht.
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Die Forschung arbeitet zurzeit daran,
das Leptin nachzubauen. Der komplexe
Vorgang für die Entstehung einer Fettsucht kann jedoch nicht auf einem einzigen Mechanismus beruhen und so sind
Entwicklungen in diesem Bereich mit
einer gewissen Vorsicht zu betrachten.
Nicht-genetische Faktoren
Auch nicht-genetische Faktoren spielen
bei der Entwicklung von Übergewicht
eine wichtige Rolle. Jeder Mensch,
der sich ungesund ernährt, läuft Gefahr,
übergewichtig zu werden. Studien
haben gezeigt, dass das Gewicht in
den niedrigen sozioökonomischen
Gruppen prozentual höher ist.
Zunehmende Bewegungsarmut und
veränderte Arbeitsformen führen zu
einer deutlichen Abnahme des pro Tag
notwendigen Energiebedarfs. Zusammen mit einer übermässigen Nahrungszufuhr führt dies zu einer Anhäufung
überflüssiger Energie in Form von
Körperfett.
Obwohl die genetische Komponente klar
ist, sollte jede übergewichtige Person
vor einem operativen Eingriff während
insgesamt mindestens zwei Jahren –
unter spezialärztlicher Führung –
versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren.
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VORURTEILE
Übergewichtig sein ist eine schreckliche Last. Dicke Menschen werden
häufig mit Faulheit, Trägheit, fehlender
Intelligenz, Unsauberkeit und Willensschwäche assoziiert. Keines dieser
Vorurteile ist haltbar und trotzdem
werden Übergewichtige in vielen
Lebensbereichen diskriminiert.
Schule
Ein Grossteil der krankhaft Übergewichtigen ist bereits im Schulalter dick.
Diese Kinder leiden nicht nur unter
den Hänseleien der Mitschüler, sondern
werden vom Lehrkörper häufig zurückgestellt. Viele werden im Turnen
herumgehetzt und so zum Gespött
aller Anwesenden. Kinder unter sechs
Jahren bezeichneten ein dickes Kind
auf einer Zeichnung als «faul, dreckig,
dumm, hässlich, als Betrüger und als
Lügner». Das gezeichnete dicke Kind
wurde im Vergleich mit einem «normalen» Kind, einem Kind mit fehlenden
Händen oder einem Kind mit Entstellungen im Gesicht als am wenigsten
liebenswert bezeichnet. Besonders
tragisch: Sogar dicke Kinder kamen
selbst zur gleichen Rangfolge.
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Arbeit
Über die Diskriminierung von Übergewichtigen bei der Arbeit gibt es etliche
Untersuchungen. In einer Befragung
gaben Arbeitgeber an, dass sie übergewichtige Angestellte als weniger
leistungsfähig, weniger zuverlässig
und als häufiger krankgeschrieben
betrachten als Normalgewichtige. In
einer anderen Studie wurden auf
Video aufgenommene Bewerbungsgespräche untersucht und dicke mit
schlanken Bewerbern verglichen:
Einem schlanken Bewerber mit gleicher
Qualifikation wurde in fast allen Fällen
gegenüber einem dicken der Vorzug
gegeben. 44 Prozent der Arbeitgeber
gaben an, dass sie übergewichtige
Menschen nur sehr ungern anstellen
würden, 16 Prozent sagten, dass sie
eine übergewichtige Person unter
keinen Umständen unter Vertrag nehmen würden. Eine Studie bewertete
die Gehaltsaussicht von Dicken und
kam zum Schluss, dass pro Kilogramm
übergewichtigem Fett rund 2000 Dollars pro Jahr an Gehalt verloren gehen.
Partnerschaft
Auch bei der Partnersuche werden
übergewichtige Menschen diskriminiert.
Die Wahrscheinlichkeit einer festen
Beziehung ist deutlich geringer als bei
Normalgewichtigen, wobei dicke
Frauen noch mehr benachteiligt sind
als dicke Männer. In Interviews mit
Studenten wurden Kokainsüchtige,
Ladendiebe oder körperlich Behinderte
als Partner begehrenswerter eingeschätzt als Übergewichtige.
Ein weiteres Vorurteil beruht auf der
Ansicht, dass Übergewichtige aufgrund einer psychischen Krankheit
dick sind. Häufig verhält es sich jedoch
gerade umgekehrt: Viele Übergewichtige werden psychisch krank, weil sie
dick sind. Diese Aussage ist durch
amerikanische, skandinavische und
eigene Studien belegt.
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KONSERVATIVE BEHANDLUNG
FOLGEKRANKHEITEN
Die mit Übergewicht assoziierten Krankheiten sind für adipöse Menschen oft
die Hauptmotivation für eine Operation.
Jede krankhafte Veränderung, die mit
zunehmendem Übergewicht schlimmer
und durch Gewichtsverlust verringert
wird, gilt als Folgekrankheit. Dazu gehören unter anderem Bluthochdruck,
Zuckerkrankheit, Gicht, Überlastung
der Gelenke mit Arthrose, Überlastung
des Rückens, Atemnot und Schlafstörungen (Schlaf-Apnoe), Krebs und
nicht zuletzt Hautinfektionen. Auch
das Blutvolumen nimmt bei Übergewicht zu und belastet das eher schwächere Herz chronisch.
Unter den genannten Folgekrankheiten
bildet das «tödliche Quartett» eine
Einheit: Diabetes, hoher Blutdruck,
erhöhter Fettspiegel im Blut und
Fettsucht. Sie stellen nebst Rauchen
die vier der fünf Hauptrisikofaktoren
für den Herzinfarkt dar. Auch die meisten Krebskrankheiten kommen bei
Übergewichtigen häufiger vor als bei
Normalgewichtigen.
Folgekrankheiten von Übergewicht
schränken die Lebenserwartung ein.
Das Sterblichkeitsrisiko von Männern
im Alter zwischen 15 und 39 Jahren,
die mehr als 115 Kilogramm wiegen, ist
fast 200 Prozent höher als das ihrer
10
schlanken Altersgenossen. Mit Zunahme
des Gewichtes steigen die Sterblichkeitsraten fast parallel. Bei krankhaft
Übergewichtigen erreicht nur einer
von sieben Patienten die normale
Lebenserwartung.
«EINE GEWICHTSREDUKTION
HILFT, FOLGEKRANKHEITEN
ZU REDUZIEREN UND SOMIT
DIE LEBENSERWARTUNG ZU
STEIGERN.»
Schlanksein durch Rauchen ist
gesundheistschädigend
Raucher haben eine höhere Fettverbrennung als Nichtraucher. Deshalb
nehmen Menschen, die aufhören zu
rauchen oft zu, wenn sie nicht gleichzeitig kalorienreduziert essen. Viele
Patientinnen und Patienten rauchen,
um abzunehmen. Sie handeln sich
dadurch ein hohes Krebsrisiko ein
und treiben somit den Teufel mit
dem Beelzebub aus.
Bei einem BMI von über 30 kg/m2,
also beim Vorliegen einer Adipositas,
muss Übergewicht behandelt werden,
da längerfristig schwerwiegende gesundheitliche Konsequenzen durch
Folgekrankheiten drohen. Nach einer
Analyse der Ernährung durch eine
Ernährungsberaterin kann bestimmt
werden, ob die Zusammensetzung
der Nahrung ausgewogen ist und ob
beispielsweise ein Vitamindefizit vorliegt. Darauf basierend wird eine
individuelle Diät zusammengestellt.
Damit nehmen Patientinnen und
Patienten pro Woche bis zu einem
Kilo ab und in drei bis vier Monaten
bis zu 20 Kilogramm.
Daneben erhalten sie einen individuellen Trainingsplan für körperliche
Aktivitäten unter fachkundiger Leitung
(Physiotherapeut, Arzt). Besonders
geeignet sind Nordic-Walking, Velofahren, Schwimmen und Aqua-Fit,
also möglichst gelenkschonende Ausdauersportarten, sowie gezieltes
Krafttraining. Nicht selten liegen auch
psychopathologische und psychosoziale Probleme mit gestörtem Ess- und
Ernährungsverhalten vor. Diese bedürfen manchmal der Unterstützung und
Therapie.
und eine «Wunderdroge» noch nicht
in Sicht. Zeitlich begrenzt und unter
ärztlicher Kontrolle können appetitzügelnde Medikamente eingesetzt
werden, wobei von amphetaminhaltigen
Präparaten dringend abgeraten wird.
Trotz all dieser Möglichkeiten gelingt
es in der Regel den bisher bekannten
konservativen Behandlungsprogrammen
nicht, das Gewicht der Patientinnen
und Patienten dauerhaft zu reduzieren.
Jeder Therapieabbruch wird von einer
überschiessenden Fettgewebs-Akkumulation gefolgt und beeinträchtigt
spätere Fettgewebsreduktionen. Es
finden sich deshalb immer häufiger
Betroffene, die einen BMI von über
35 kg/m2 aufweisen. Für diese Gruppe
der Betroffenen stellt die moderne
chirurgische Behandlung der Krankheit
eine gute Möglichkeit dar. Diese führt
in der Regel zu einer langfristigen und
dauerhaften Gewichtsreduktion.
Da die an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligten Mechanismen
noch weitgehend unbekannt sind, ist
eine medikamentöse Therapie der
Adipositas erst in Ansätzen möglich
11
CHIRURGISCHE BEHANDLUNG
1992 gab es in der Schweiz nur in
Lausanne die Möglichkeit einer Übergewichtsoperation. PD Dr. Rudolf
Steffen hat an der Klinik Beau-Site
damals als erster in der deutschen
Schweiz mit der bariatrischen Chirurgie
begonnen und von Anfang an ein interdisziplinär strukturiertes Programm
angeboten.
1996 kamen die laparoskopisch implantierbaren Systeme («Schlüssellochtechnik») auf. 1998 implantierten
bereits 100 Chirurgen an 50 Spitälern
Magenbänder. Das hatte den Vorteil,
dass den in der Schweiz von dieser
Krankheit betroffenen 150 000 bis
200 000 Patientinnen und Patienten
geholfen werden konnte und die Akzeptanz von Diagnose und Behandlung stieg. Leider hielt die Nachsorge
vielerorts mit den Operationen nicht
Schritt. Die Betreuung der operierten
Patientinnen und Patienten ist von
zentraler Bedeutung, da die Krankheit
durch den Eingriff nicht geheilt wird
und ein an sich gesundes Organsystem
verändert wird.
Ende der 90er Jahre waren dann auch
die Techniken für die Bypasschirurgie
zur breiten Anwendung reif. Da mit
einem Magenband häufig funktionelle
Speiseröhrenprobleme auftreten,
setzte ein Wechsel vom Band zum
Bypass ein.
«HEUTZUTAGE GEHÖRT
DER MAGENBYPASS ZU
DEN STANDARDOPERATIONEN
IN DER CHIRURGISCHEN
BEHANDLUNG VON ÜBERGEWICHT.»
Bei welchen Patientinnen und Patienten ist eine Operation sinnvoll?
Folgende Kriterien entsprechen internationalen Standards:
• Übergewicht von mehr als 80 Prozent oder 42 Kilogramm über dem Idealgewicht
• BMI (Bodymass-Index) über 35 kg/m2 oder BMI über 35 kg/m2 bei Patientinnen und Patienten mit Übergewichtsfolgekrankheiten. In der Schweiz werden
nur Operationen bei BMI > 35 kg/m2 von den Krankenkassen als Pflichtleistung
übernommen
•M
indestens 5 Jahre Übergewicht
•V
ersagen der nichtoperativen Behandlungen. Die Versicherungen verlangen
eine konservative Behandlung während insgesamt 2 Jahren (nicht am Stück)
unter fachkundiger Führung
•K
eine schweren Allgemeinerkrankungen, keine Alkoholkrankheit oder gravierende psychische Krankheiten
12
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Erwartungen
Häufig sind die Hoffnungen, die mit
einer Operation verbunden werden,
unrealistisch. Nur wenige Patientinnen
und Patienten erreichen nach einem
Eingriff ihr Idealgewicht. Rund die
Hälfte braucht nach der Gewichtsreduktion einen plastisch-chirurgischen
Eingriff um überschüssige Haut zu
entfernen. Nebst diesen Fakten müssen
auch sekundäre Erwartungen bezüglich
Arbeit, Partnerschaft und Sexualität
genannt und diskutiert werden.
Bedingungen für die
Kostengutsprache
Bevor ein chirurgischer Eingriff geplant
werden kann, müssen wichtige Abklärungen durchgeführt werden, die von
der «Swiss Society for the Surgery of
Morbid Obesity and Metabolic Disorders (SMOB)» empfohlen werden.
Diese Richtlinien wurden durch die
politischen Behörden in der Krankenpflegeleistungsverordnung (KLV)
vom 1.1.2011 in Kraft gesetzt. Die Krankenkassen bezahlen einen solchen
Eingriff nur, wenn ein Body-Mass-Index
von mindestens 35 kg/m2 vorliegt und
eine insgesamt zweijährige adäquate
Therapie zur Gewichtsreduktion zuvor
erfolglos war. Eine Altersgrenze für
die Operation gibt es nicht mehr;
bei Patientinnen und Patienten über
65 Jahren sind jedoch Operationsrisiken und Lebenserwartung aufgrund
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der Begleiterkrankungen sorgfältig abzuwägen. Die Klinik Beau-Site in Bern
zählt seit Jahren zu den renommiertesten Referenzzentren der Schweiz.
2012 wurde sie mit PD Dr. Rudolf Steffen
durch die «International Federation for
the Surgery of Obesity and Metabolic
Disorders» (IFSO) als bisher einziges
Schweizer «Center of Excellence»
akkreditiert.
Ziele
Damit eine Behandlung als erfolgreich
gilt, werden folgende international
gültigen Kriterien verlangt:
1.Reduktion des Übergewichts um
mindestens 50%
2.und dies für mindestens 5 Jahre
Das Ziel ist also eine anhaltende
Reduktion des Übergewichts. Punkt 1
können fast alle Diäten erreichen –
das macht sie so populär. Punkt 2, der
Langzeiterfolg, wird aber mit konservativen Methoden nur sehr selten
erreicht. Die einzige Behandlungsform,
die die oben erwähnten Kriterien
erfüllt, ist ein chirurgischer Eingriff.
Risiken
Kandidatinnen und Kandidaten für
einen chirurgischen Eingriff müssen
sich bewusst sein, dass der Weg nicht
eben ist. Es kann zu Komplikationen
oder Zweitoperationen kommen. Je
jünger Patientinnen oder Patienten
Stellen Sie sich die richtigen Fragen
Fragen Sie sich, ob Sie mit einer Reduktion von etwa 50% des Übergewichts
zufrieden sind. Werden Sie sich bewusst, dass das Ziel der Behandlung nicht
das Erreichen des Idealgewichts ist und dass wir keine Schönheitsoperation
durchführen. Setzen Sie sich hin und rechnen Sie aus, wie viel 50 Prozent
Übergewichtsreduktion für Sie ausmachen. Überlegen Sie sich auch, was es
ausmacht, die Folgekrankheiten nicht mehr tragen zu müssen, zum Beispiel
kein Insulin spritzen zu müssen, den Blutdruck in den Griff zu kriegen und nicht
mehr die Folgen der Fettstoffwechselstörung fürchten zu müssen. Die letztgenannten Ziele werden schon bei wesentlich geringerer Übergewichtsreduktion
in vielen Fällen erreicht.
zum Zeitpunkt der Erstoperation sind,
desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sie in ihrem Leben
noch weitere Eingriffe brauchen werden.
gegenüber der normalgewichtigen
Vergleichsbevölkerung, die einen
ähnlichen Eingriff zu überstehen hat,
nicht erhöht.
Das Sterblichkeitsrisiko beträgt je nach
gewähltem Eingriff 1:100 (Bypassoperation) bis 1:800 (nur Magenbandoperation). Dabei sind alle Patientinnen und Patienten eingeschlossen,
also auch die Gewichtsklassen über
200 Kilogramm oder Herzkranke, bei
denen ein besonders hohes Risiko
besteht. Diese Raten sind wiederum
zehn Mal geringer als die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von fünf Jahren an
den Folgen des unbehandelten krankhaften Übergewichtes zu sterben.
Auch Lungenentzündungen oder
Narbenbrüche (bei Patientinnen und
Patienten mit Bauchschnitt) können
den Verlauf komplizieren. Daneben
gibt es spezifische Risiken, die nur bei
einer jeweiligen Operationstechnik
auftreten können. Diese Risiken werden
in den entsprechenden Abschnitten
erläutert.
Zu den allgemeinen Risiken gehören
die üblichen Risiken von Narkose und
Operation, wie Blutung und Wundinfekte. Dazu gehört auch das Thromboserisiko und damit verbunden das
Lungenembolierisiko. Letztere sind
Gewichtsabnahme
Patientinnen und Patienten können mit
einer Gewichtsabnahme von 40 bis
70 Prozent des Übergewichts innerhalb von sechs Monaten bis zwei Jahren
rechnen. Wenn nämlich der Körper nur
noch so viele Kalorien verbraucht wie
der Patient nach der Operation zu sich
nehmen kann, stabilisiert sich das
Gewicht.
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DAS ANPASSBARE MAGENBAND
Nachsorge
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG)
hat die Übergewichtschirurgie in die
Liste der Pflichtleistungen für die
Krankenkassen aufgenommen. Damit
verbunden sind Qualitätskontrollen.
Als anerkanntes Zentrum für bariatrische Chirurgie liefert die Klinik
Beau-Site dem BAG die anonymisierten
Daten der operierten Patientinnen und
Patienten, aber auch die Nachsorgedaten, das heisst, den Verlauf der
Behandlung. Das BAG verlangt im
Minimum zwei Kontrollen beim Spezialisten pro Jahr. Dabei werden auch
Begleiterkrankungen wie Mangelerscheinungen erfasst, was wiederum
Untersuchungen bedingt. Um die Qualität der Nachsorge zu gewährleisten,
muss die Klinik die operierten Patientinnen und Patienten an die Nachsorge
erinnern und diejenigen, die nicht zu
den Kontrollen erscheinen, schriftlich
mahnen.
Eingriffsarten
In den folgenden Kapiteln werden die
wichtigsten Operationsverfahren erläutert. Diese stellen nur eine Auswahl
aus einem fast zweiseitigen Sammelkatalog von möglichen Eingriffen dar.
Die Techniken, in denen wir besondere
Erfahrungen haben und die wir anbie16
ten, werden ausführlicher vorgestellt.
Grundsätzlich unterscheiden wir zwei
Grundprinzipien:
• Restriktive Eingriffe
(Latein: restringere = einschnüren)
Dabei wird der Magen zweigeteilt,
in einen sehr kleinen Vormagen und
den übrigen Hauptmagen. Patientinnen und Patienten haben nach
diesem Eingriff beim Essen ein frühzeitiges Sättigungsgefühl, wodurch
sie weniger Kalorien zu sich nehmen.
Zu den restriktiven Eingriffen gehören unter anderem das anpassbare
Magenband, der Standard Magenbypass und der Schlauchmagen.
• Malabsorptive Eingriffe
(Latein: Malabsorption = schlecht
aufnehmen oder schlecht verdauen)
Durch Umleitung des natürlichen
Speiseweges vom Magen bis zum
Dickdarm kann nur noch ein Teil der
gegessenen Nahrung aus dem Darm
aufgenommen werden. Das gängigste
Prinzip ist dabei die teilweise Ausschaltung des Dünndarms.
Die Klinik Beau-Site bietet die Technik
der anpassbaren Magenbänder seit
1996 an. Seither wurden über tausend
Magenbänder eingepflanzt. Im Laufe
der schon bald 20 Jahre musste bei
mehr als der Hälfte der Patientinnen
und Patienten das Band wieder entfernt
werden. Fast immer wurde gleichzeitig
ein Magenbypass angelegt. Auf Grund
der Ergebnisse ist das Spezialistenteam
der Klinik Beau-Site mit der Implantation von Magenbändern zurückhaltend
geworden. Junge Menschen, speziell
Jugendliche, sind aber nach wie vor
Kandidaten für einen solchen Eingriff,
weil die Anatomie intakt bleibt und
sich die Erfolge in dieser Altersgruppe
durchaus sehen lassen können.
Der Eingriff
Die Operation wird in Vollnarkose
durchgeführt, die Patientin oder der
Patient steht unter antibiotischem
Schutz und erhält Medikamente gegen
tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien. Die Operation erfolgt
laparoskopisch, das heisst, dass der
Bauch nicht aufgeschnitten wird.
Durch fünf kleine Einschnitte werden
eine stabförmige Fernsehkamera und
die Instrumente in die aufgeblähte
Bauchhöhle geführt. Das Magenband
wird durch die Bauchwand in die
Bauchhöhle hineingebracht und um
den Magen herum verschlauft. Es
besteht aus einem festen Teil und einem
Ballonteil. Der Ballon ist verbunden
mit einem Schlauch und dieser wiederum mit einem Port, das heisst ein
Ventil, das unter die Haut auf den
Knochen des Brustbeines angenäht
wird. In dieses Ventil wird nach der
Operation mit einer speziellen Nadel
wasserähnliche Flüssigkeit eingefüllt.
Danach wird der Verbindungsschlauch
durch einen der Instrumentenkanäle,
herausgezogen. Das Fett wird durchtrennt, bis der Knochen des Brustbeins
freigelegt ist. Anschliessend wird eine
Tasche gebildet. Den Übergang vom
Das Magenband wird um den obersten Teil des Magens
herum geschlungen, so dass der Magen, ähnlich einer
Sanduhr, in zwei Abteilungen eingeschnürt wird.
17
kleinen Vormagen (Pouch = Tasche)
zum Hauptmagen kann man sich wie
bei einer Sanduhr vorstellen. Die Grösse
des Pouches hilft, das Sättigungsgefühl mitzubestimmen. Die Erfahrung
hat gezeigt, dass ein funktionierender
Pouch mit dem Durchmesser einer
Espressotasse ideal ist. Bei den anpassbaren Magenbändern bildet sich
dieser Pouch im Laufe von einigen
Monaten nach der Operation von selber
aus und der Ausgang des Pouches kann
fein eingestellt werden.
Gegen Ende der Operation wird der
Verbindungsschlauch auf den Port
aufgesteckt und letzterer wird in der
gebildeten Tasche festgenäht. Über
dem Port wird die Wunde verschlossen. Anschliessend werden die Patientinnen oder der Patienten für wenige
Stunden auf die Überwachungsstation
gebracht, danach ins Zimmer. Nach
dem Aufwachen dürfen sie bereits
trinken und erhalten ausreichend
Schmerzmittel. Die Schmerzen halten
sich insgesamt jedoch in Grenzen.
Was am meisten weh tut, ist die Stelle,
wo der Port eingenäht ist.
Spitalaufenthalt und Arbeitsunfähigkeit
Der Spitalaufenthalt beträgt zwischen
zwei und drei Tagen, die Arbeitsunfähigkeit je nach Beruf ein bis drei Wochen.
Nachsorge
In der ersten Woche dürfen die Patientinnen und Patienten nur trinken, in
der zweiten Woche pürierte Kost zu
sich nehmen und ab der dritten Woche
dann faserarme Normalkost. Bezüglich
Mengen bestehen keine Vorschriften.
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Am Anfang ist das Band noch leer
und viele nehmen in der ersten Phase
möglicherweise kein Gewicht ab. Im
Durchschnitt gehen aber etwa zehn
Prozent des Übergewichts bereits verloren.
Danach kommt die Bandanpassung
in drei bis vier Schritten in monatlichen
Abständen. Das geschieht mit einer
schmerzarmen Spritze in den Port.
Eingefüllt wird ein wasserähnliches
Röntgenkontrastmittel, mit dem das
Band unter Durchleuchtung sichtbar
ist. Der Port wird in kleinen Schritten
gefüllt, damit die optimale Bandweite
langsam gefunden werden kann. Diese
ist erreicht, wenn Patientinnen und
Patienten mit etwa einem Drittel bis
einem Viertel der bisherigen Nahrungsmenge satt sind. Danach werden die
Kontrollintervalle länger und individuell
abgemacht. Die Hausärztin oder der
Hausarzt übernimmt die Aufgabe der
Zucker-, Blutwerte- und Blutdruckkontrollen.
Risiken
In der Klinik Beau-Site gab es bisher
keine Todesfälle nach diesem Eingriff.
Seltene Komplikationen sind Blutungen,
Lungenentzündungen, Verletzung der
Milz mit nachfolgend notwendiger
Entfernung des Organs, Thrombose
und Lungenembolien, Luftembolien
durch die Luft, die es zur laparoskopischen Operation braucht.
Risiken am Port
Der Port kann schmerzen, wandern,
vereitern oder kippen. Zudem kann
der Schlauch abrutschen. Bei ausgeprägter Gewichtsabnahme kann er
auch unter der Haut vorstehen und
sichtbar werden. Diese Risiken liegen
im Bereich von zwei bis drei Prozent
Wahrscheinlichkeit pro Jahr. Sie bedürfen einer operativen Korrektur, die
jedoch nicht aufwändig ist und in den
meisten Fällen mit einem ambulanten
Eingriff erledigt werden kann.
Risiken am Band
Bänder können durchlässig werden.
Die Flüssigkeit, die beim Leck austritt,
ist harmlos (es handelt sich um Wasser),
aber das Band verliert dann sofort
seine Funktion und muss operativ
ersetzt werden. Das Band kann auch
vereitern, was jedoch eine sehr seltene
Komplikation ist. Daneben sind in der
Literatur Verletzungen der Speiseröhre
und des Magens beschrieben.
Technische Komplikationen
Die häufigste Komplikation ist das so
genannte «Slipping». Dabei rutscht der
Magen durch das Band hinauf, so dass
der Pouch viel zu gross wird. In der
Klinik Beau-Site kam das bei 2.7% der
Fälle pro Jahr vor. Auch diese Komplikation bedarf einer erneuten Operation.
Weiter kann das Magenband in den
Magen hineinwandern (1% pro Jahr).
Die meisten dieser in den Magen hinein
gewanderten Bänder konnten durch
eine Magenspiegelung entfernt werden.
In aller Regel sind sowohl das Slipping
als auch die Bandpenetration ungefährlich, ziehen aber eine Nachoperation
nach sich. In äusserst seltenen Fällen
kann es beim Slipping zu gefährlichen
Einklemmungen von Magenanteilen
kommen, bis hin zum Absterben solcher
Magenanteile. Dies ist dann eine sehr
gravierende Komplikation, die unter
Umständen die Entfernung des gesamten Magens nach sich zieht.
Slippings müssen ernst genommen
werden, damit das Band frühzeitig
gelockert werden kann. Bei Bandpenetrationen sind in der Literatur Blutungskomplikationen beschrieben. Auch ein
Magenleck könnte theoretisch auftreten.
Beides kam in der Klinik Beau-Site
bisher noch nicht vor.
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Bei Komplikationen müssen sich Patientinnen und Patienten immer umgehend
an das Spezialistenteam wenden. Nur
so können schlimmere Komplikationen
vermieden werden. Zusammenfassend
muss mit drei bis fünf Prozent solcher
technischen Komplikationen pro Jahr
gerechnet werden, was Zweit- oder
Mehroperationen zur Folge hat.
Funktionelle Komplikationen
Langfristig kommen mehr als die Hälfte
der Patientinnen und Patienten mit der
Einschnürung nicht zu Gang. Sie erbrechen dauernd, die Speiseröhre wird
überlastet und sie nehmen dabei sogar
an Gewicht zu. Die Ursachen sind noch
nicht klar. In diesen Fällen muss das
Band entfernt und meistens gleichzeitig ein Magenbypass gemacht werden.
Das Erbrechen nach der Operation
gilt nicht unbedingt als Komplikation,
sondern eher als Folge des Bandes.
Erbrochen wird in der Regel nur dann,
wenn Betroffene unter Stress und Zeitdruck essen und grosse Bissen hinunter
schlingen. Wenn ein Bissen stecken
bleibt, sollten sie unverzüglich einen
Spezialisten kontaktieren, damit das
Band geöffnet werden kann. Mit zu-
nehmender Erfahrung im Umgang mit
der neuen Situation lernen fast alle
Patientinnen und Patienten, dass sie
sehr sorgfältig kauen und sich fürs
Essen Zeit nehmen müssen.
Das Magenband führt seltener zu
Mangelerscheinungen als der Bypass.
Trotzdem müssen insbesondere die
Spurenelemente überwacht werden.
Die häufigste Mangelerscheinung ist
bei menstruierenden Frauen der Eisenmangel. Entsprechende Präparate,
auch Polyvitaminpräparate werden
vom Nachsorgeteam bei Bedarf verschrieben.
Gewichtsverlust
Mit dem Band verlieren Betroffene
etwa 60 Prozent des Übergewichts. So
kann zum Beispiel eine 160 cm grosse
Frau mit 120 kg Körpergewicht und
damit 60 kg Übergewicht erwarten,
dass sie die Hälfte verliert, das heisst,
etwa 30 kg. Für Patienten und Patientinnen, die weniger Gewicht verlieren,
muss ein anderer Weg gefunden
werden, beispielsweise eine zusätzliche medikamentöse Behandlung
oder ein operatives Bypassverfahren.
Vorteile
Nachteile
Geringe Belastung durch die laparoskopische Technik.
Rund drei Viertel aller Magenbandpatienten erfahren Komplikationen
oder nehmen ungenügend ab.
Der Magen wird weder geschnitten
noch genäht.
Die Bandweite kann angepasst
werden.
Der Eingriff ist sicher.
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DER STANDARD-MAGENBYPASS
Der Standard-Magenbypass ist der
häufigste Routineeingriff des Zentrums
für bariatrische Chirurgie der Klinik
Beau-Site. Bisher wurden mehr als
2000 Magenbypassoperationen durchgeführt, im Schnitt zwischen 150 bis
200 pro Jahr. Obwohl die Laparoskopie
für Patientinnen und Patienten immense Vorteile bringt, bleibt der Magenbypass ein grosser Eingriff, bei dem
geschnitten und genäht wird. Entsprechend birgt er gegenüber dem Magenband mehr Risiken.
Der Eingriff
Die Vorbereitungen für den Eingriff
sind mit denen einer Magenbandoperation im vorangehenden Kapitel
vergleichbar. Beim Magenbypass wird
der Pouch (=Tasche) aber chirurgisch
gebildet und entspricht etwa dem halben Durchmesser einer Espressotasse.
Er weitet sich innerhalb eines Jahres aus.
Entsprechend ist die Einschränkung beim
Essen anfänglich ausgeprägt und nimmt
mit der Zeit ab. Die Pouchgrösse bestimmt das Essverhalten nach der
Operation. Bei einem gut funktionierenden Bypass stellt sich das Sättigungsgefühl bereits bei einem Viertel bis
einem Drittel der bis zur Operation
eingenommenen Mahlzeitenmenge
ein. Der Ausgang in den Hauptmagen
wird komplett verschlossen. An dieser
Stelle wird eine Dünndarmschlinge
hochgenäht, so dass der Magen und
der Zwölffingerdarm aus der Nahrungspassage ausgeschlossen werden.
Spitalaufenthalt und Arbeitsunfähigkeit
• Laparoskopisch Operierte sind
4–5 Tage im Spital und
2–4 Wochen arbeitsunfähig
• Offen Operierte sind 8–10 Tage
im Spital und 8–10 Wochen arbeitsunfähig. Die Wahrscheinlichkeit,
dass eine Patientin oder ein Patient
offen operiert werden muss, beträgt
weniger als ein Prozent
Beim Standard-Magenbypass wird der Magen ganz
oben zweigeteilt.
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Nachsorge
Mangelerscheinungen für Spurenelemente und Vitamine sind beim Magenbypass sehr häufig. Die Nachsorge ist
deshalb lebenswichtig. Die Mangelerscheinungen betreffen nebst dem
Spurenelementstoffwechsel (Eisen,
Zink, usw.) auch die Vitamine und
damit auch den Knochenstoffwechsel.
Langfristig drohen bei nicht angemessenen Ersatzbehandlungen Komplikationen. Betroffene spüren die Mängel
nicht und es können Schäden auftreten,
die bleibende Folgen (z.B. am zentralen
Nervensystem, Knochen) hinterlassen!
«LANGFRISTIG DROHEN
BEI NICHT ANGEMESSENEN
ERSATZBEHANDLUNGEN
KOMPLIKATIONEN.»
Risiken
Frühe Komplikationen
Eine gefürchtete Komplikation ist das
Nahtleck. Es kommt bei offen Operierten häufiger vor als bei laparoskopisch
Operierten und ist in der Klinik BeauSite bei Ersteingriffen praktisch verschwunden. Bei Zweiteingriffen liegt
die Wahrscheinlichkeit eines Nahtlecks
unter einem Prozent.
Die zweithäufigste Komplikation im
Zusammenhang mit der Operation sind
Blutungen. Diese treten fast ausschliesslich an den Nähten auf. Betroffene
haben am zweiten oder dritten Tag
nach der Operation Blut im Stuhl.
Meist ist dieses Ereignis harmlos und
hört von selbst auf. Die Patientinnen
und Patienten werden beobachtet und
falls Anzeichen bestehen, dass die
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Blutung nicht von selbst stoppt, wird
die Blutungsquelle anlässlich einer
Magenspiegelung verödet.
der Betroffenen entwickelt ein Magengeschwür, dessen Behandlung medikamentös ist.
Intraoperative Verletzungen von
Begleitorganen könnten rein theoretisch eine Erweiterung des Eingriffs
notwendig machen. Das kann die Milz
betreffen, aber auch den Restmagen
oder die Leber. Bei voroperierten
Patientinnen und Patienten ist allgemein
das Blutungsrisiko etwas höher, ebenfalls das Verletzungsrisiko des Dünndarms bei Verwachsungen. Letzteres
ist in der Klinik Beau-Site bisher nicht
aufgetreten. Wundinfektionen und
kleinere Lungenentzündungen können
ebenfalls in seltenen Fällen auftreten,
machen aber kaum eine erneute Operation notwendig.
Das Dumping ist eher eine Folge des
Eingriffs als eine Komplikation. Es tritt
bei etwa 15 Prozent der Patienten mit
Magenbypass auf und ist eigentlich
eine Zuckerunverträglichkeit. Wenn
Zucker in grösseren Mengen (z.B. in
Form von Kuchen, Torten, Coca Cola)
in die dem Pouch angenähte Darmschlinge gelangt, wird Wasser aus der
Blutbahn in den Darm gezogen. Die
Folge ist Herzklopfen, Schwindel und
Durchfall. Seltener, aber gefährlicher
ist das Spätdumping. Dies ist eine
Unterzuckerung und kann sogar zu
einem Koma führen. Gemeinsam sind
beiden Dumpingformen der schnelle
Übertritt der Nahrung von Magenpouch in den Dünndarm. Zur Behand-
Im Zeitraum von vier bis sechs Wochen
nach der Operation kann es zu Nahtschrumpfung am Übergang zwischen
der geschaffenen Magentasche und
dem Darm führen. Betroffene merken
das daran, dass sie immer schlechter
essen und am Schluss kaum mehr trinken
können. Sie sollten sich frühzeitig beim
Spezialistenteam melden. Die Behandlung dieser Nahtschrumpfung erfolgt
ambulant durch eine Magenspiegelung.
Im Durchschnitt beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Nahtschrumpfung
etwa zehn Prozent. In der Klinik BeauSite sind bei Aufdehnungen bisher
keine Komplikationen eingetreten.
Späte Komplikationen
Nach einem Eingriff kann es bei zirka
zwei bis drei Prozent zu einem Darmverschluss kommen. Ursache dafür
sind Verwachsungen oder eine innere
Darmverschlingung. Etwa ein Prozent
lung muss der Magen wieder eingeschnürt werden, damit die Nahrungspassage verzögert wird. Das kann zum
Beispiel durch einen Ring (Fobi-Ring)
um den Magenpouch erreicht werden.
Gewichtsverlust
Patientinnen und Patienten mit einem
Standard-Magenbypass können etwa
10 bis 15 Prozent mehr Übergewichtsreduktion erwarten als mit einem
alleinigen einschnürenden Eingriff,
also etwa 60 bis 70 Prozent des Übergewichtes. Sie nehmen schneller ab
als Magenbandträger. Nach neun bis
zwölf Monaten flacht die Kurve ab,
etwa dann, wenn der chirurgisch
geschaffene Pouch sich auf den Durchmesser einer halben Kaffeetassengrösse erweitert hat.
Vorteile
Nachteile
DIE international anerkannte
Operation zur Gewichtsreduktion.
Invasiver Eingriff mit potentiell
schlimmen Komplikationen bis hin
zur Sterblichkeit .
Effiziente Übergewichtsabnahme um
rund 70 Prozent mit Versagerquote
von langfristig etwa 15 Prozent durch
sekundäre Gewichtszunahme. Zweitoperationen sind hier die Regel.
Fast sichere Mangelzustände für
Vitamine und Mineralstoffe. Regelmässige Kontrollen sind lebenswichtig.
Dokumentierte Langzeiterfahrung
(mehr als 30 Jahre).
Weniger Festnahrungsprobleme als
bei den Magenbändern.
Kann aufgehoben resp. zurückoperiert
werden.
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DER SCHLAUCHMAGEN
Beim Schlauchmagen («Sleeve-Magen»)
werden 80 bis 85 Prozent des gesunden
Magens definitiv entfernt. Es bleibt ein
schlauchartiger Restmagen in der Verlängerung der Speiseröhre übrig. In
der Klinik Beau-Site besteht vor allem
in seiner ursprünglichen Anwendung
als Teil des Marceaux Magenbypasses
Erfahrung. Er wird auch bei entzündlichen Darmerkrankungen oder nach
Voroperationen mit vielen Verwachsungen angewendet.
MALABSORPTIVE EINGRIFFE
Die Operation kann als sicher gewertet
werden und Komplikationen sind
sehr selten geworden. Aus der Zeit der
offenen Chirurgie wurde aber auch die
Erfahrung gemacht, dass Lecks eher
schwierig zu behandeln sind.
Vorteile (gegenüber dem Bypass)
Nachteile (gegenüber dem Bypass)
Einfachere Operation.
Kann nicht zurückoperiert werden
und 85 Prozent des gesunden
Magens werden entfernt.
Keine Veränderung des Speiseweges.
Lecks gehen schlechter zu.
Keine Komplikationen am Darm.
Belastung der Speiseröhre häufiger.
Kein Dumping.
Langzeitresultate noch nicht gesichert.
Schwieriger zu standardisieren
(unterschiedliche Schlauchgrössen
= unterschiedliche Resultate).
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Gemeinsames Ziel dieser Operationen
ist es, das Fett im Darm durchgehen
zu lassen, so dass es im Stuhl direkt
ausgeschieden wird. Bei sogenannten
biliopankreatischen Diversionen wird
im Magen-Darm-Trakt eine Situation
geschaffen, mit der die Verdauungsfermente aus der Bauchspeicheldrüse
und die Galle nur noch auf etwa zehn
Prozent der ursprünglichen Dünndarmlänge einwirken können. Verdauungsfermente und Galle braucht es aber im
Dünndarm, um Fett zu verdauen.
Durch die Verkürzung dieser Einwirkstrecke reicht diese nicht mehr, um das
mit der Nahrung eingenommene Fett
zu verdauen und es wird mit dem Stuhl
ausgeschieden.
Bei dieser Variante wird aber nicht
ausschliesslich das Fett ausgeschieden,
sondern ebenfalls Eisen, gewisse
Vitaminen und Salze. Diese lebenswichtigen Substanzen müssen nach
der Operation mindestens in der
Phase der raschen Gewichtsabnahme
ersetzt werden. Entsprechend sind
mehr Kontrollen als bei den einfacheren
Eingriffen notwendig.
Da diese Eingriffe einerseits hoch
effizient, andererseits potentiell
gefährlich sind, sind sie für eine bestimmte Patientengruppe reserviert.
Prinzipiell sind dies Patientinnen und
Patienten im Bereich der so genannten
Superobesitas, das heisst ab einem
BMI von 50 kg/m2, insbesondere,
wenn eine Stammfettsucht besteht
und wenn gravierende Stoffwechselkrankheiten wie Zuckerkrankheit und
Bluthochdruck vorhanden sind.
Spitalaufenthalt und Arbeitsunfähigkeit
• Gleich wie beim Magenbypass
• Wahrscheinlichkeit eines Bauchschnittes ist höher (um die fünf
Prozent)
Nachsorge
Die Nachsorge in einem Team, das
Erfahrung mit malabsorptiven Eingriffen hat, ist lebenswichtig.
Gewichtsverlust
Zu erwarten ist ein Gewichtsverlust
von 70 bis 80 Prozent des Übergewichts.
Bei Patientinnen und Patienten der
Klinik Beau-Site betrug er im Mittel
76 Prozent nach zwei Jahren.
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müssen nach der Stuhluntersuchung
meistens erneut operiert werden,
wobei die Verdauungsstrecke verlängert
wird. Eiweissmangelzustände können
unter Umständen durch Eiweisszusätze
zum Essen verbessert werden. Wenn
dies nicht ausreicht, muss auch hier
eine Zweitoperation geplant werden.
Risiken
Das Sterblichkeitsrisiko und schwerwiegende Komplikationen sind höher
als bei den einfachen Eingriffen.
Allerdings nicht wegen der Operationstechnik, sondern wegen den weit
gewichtigeren und damit kränkeren
Patientinnen und Patienten. Auch
Blutungen, Wundinfekte, Lungenentzündungen und Narbenbrüche gehören
zu den allgemeinen Risiken.
Späte Komplikationen
Die Nahtschrumpfung tritt bei rund
fünf Prozent der Betroffenen innerhalb
von vier bis sechs Wochen nach der
Operation auf. Drei Prozent leiden
unter einem Anastomosengeschwür
am neuen Übergang vom Magen in
den Darm. Säurehemmende Medikamente sind lebenswichtig, da solche
Geschwüre durchbrechen oder heftig
bluten können.
Frühe Komplikationen
Gefürchtetste Komplikation ist
wiederum das Nahtleck. Daneben
die Thrombose und Embolie und
wie oben erwähnt, die Blutung.
Der Magenbypass kann zu «scharf»
sein. Rund drei bis vier Prozent der
Betroffenen entwickeln chronische
Durchfälle oder schwere Eiweissmangelzustände. Patientinnen und
Patienten mit chronischen Durchfällen
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Rund drei bis vier Prozent der Operierten erfahren innere Hernien, das heisst
Darmabknickungen. Diese treten eher
mild in Form von Koliken nach dem Essen
auf und müssen in der Regel reoperiert
werden. Es gibt aber auch akute Darmverschlüsse (0,5 – 1%). Solche sind
lebensgefährlich und eine Notoperation
innerhalb von kurzer Zeit ist unumgänglich.
Vorteile
Nachteile
Der Gewichtsverlust ist noch höher
als bei Magenbändern und dem
Standard-Magenbypass und beträgt
um die 70 bis 80 Prozent des
Übergewichts.
Der Hauptnachteil liegt in den
Mangelerscheinungen. Diese treten
fast immer auf und sind zum Teil
erheblich. Patientinnen und Patienten
die sich nicht nachkontrollieren lassen,
können an den Mangelerscheinungen
sterben oder bleibende Gesundheitsschäden wie Osteoporose, Nierensteine, Nierenschädigung, Haarausfall
davon tragen. Sämtliche fettlöslichen
Vitamine müssen regelmässig ersetzt
werden.
Die für alle einschnürenden Verfahren
typischen Gewichtswiederanstiege
nach zwei bis drei Jahren kommen bei
malabsorptiven Eingriffen nicht vor.
Ein weiterer Nachteil sind die stinkenden Fettstühle. Stuhlentleerungen
sind zwischen drei und fünf Mal pro
Tag die Regel. Der Stuhlgang ist breiig.
Wind und Stuhlgang können derart
störend stinken, dass Betroffene sich
sozial zurückziehen. Diese Nebenerscheinungen können durch Auswahl
der Nahrung und auch durch Medikamente günstig beeinflusst werden.
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