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D 8512
NACHRICHTEN
POLITIK
Vorläufige Bilanz
Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan zieht die
Regierung im Fortschrittsbericht
vorläufig Bilanz.
Seite 4
BUNDESWEHR
Vertrauenssache
Brigadegeneral Friedhelm
Tränapp, Leiter der Arbeitsgruppe Attraktivität: Ohne Vertrauen geht es nicht. Seite 6/7
MILITÄRGESCHICHTE
Weg zur Einheit
Vor 25 Jahren ebnet der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl
mit dem 10-Punkte-Plan den Weg
zur Deutschen Einheit. Seite 9
SPORT
Geglückter Auftakt
Die Eisschnellläufer eröffnen den
Weltcup in Japan und machen
Hoffnung auf eine erfolgreiche
Wintersportsaison.
Seite 10
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
www.bundeswehr.de
www.wirdienendeutschland.de
Nr. 46
Montag, 24. November 2014
Im Dialog mit den Bürgern
Ministerin eröffnet Showroom der Bundeswehr im Herzen Berlins – Vielfalt der Karrierechancen.
von Florian Manthey
Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat
am vergangenen Mittwoch den
Showroom der Bundeswehr in
Berlin eröffnet. Dabei handelt es
sich um ein modernes und offenes Forum, in dem künftig ein
kontinuierlicher Dialog zwischen
Bundeswehr und Öffentlichkeit
stattfinden kann.
Direkt am Bahnhof Friedrichstraße – im Herzen der Hauptstadt
– präsentiert sich die Bundeswehr
nun mit ihrem bundesweit einzigartigen Showroom. „Wir sind
bewusst in die Mitte der Gesellschaft gegangen“, machte die
Ministerin deutlich. Im Mittelpunkt des Angebots im Showroom
stehen die Karrierechancen in der
Bundeswehr.
Zur Eröffnung unterhielt sich
die Ministerin mit Bewerbern,
für die nach eigenen Angaben
vor allem die Vielfalt der Berufsund Karrieremöglichkeiten in der
Bundeswehr sehr attraktiv sei.
Von der Leyen freute sich über
die Steigerung der Bewerberzahlen, insbesondere bei den Bewerberinnen.
Hier habe die Bundeswehr
einen Zuwachs von zehn Prozent zu verzeichnen. Laut einer
Befragung von mehr als 12 000
Foto: Funk/Bundeswehr
50. Jahrgang
„Selfie“ mit der Ministerin: Bei der Eröffnung des Showrooms der Bundeswehr in Berlin trifft sich die
Ministerin mit Jugendlichen, die sich für Karrierechancen bei der Bundeswehr interessieren.
Schülern, die im Sommer veröffentlicht worden war, ist die
Bundeswehr nach der Polizei der
zweitbeliebteste Arbeitgeber bei
Schülern der Klassen 8 bis 13.
Bei den jungen Frauen liegt die
Bundeswehr erstmalig unter den
Top Ten auf Rang vier.
Auch die 19-jährige Cindy war
zu einem Beratungsgespräch im
Showroom. „Man hat mir gleich
alle meine Fragen beantworten
können“, freut sich die Berlinerin über das freundliche und auf-
geschlossene Gespräch. Sie würde
gerne Rettungsassistentin werden.
Der Termin im Showroom habe
ihr Interesse für eine Karriere in
der Bundeswehr bestärkt.
Im Showroom besteht für Interessenten die Möglichkeit zu
einem ersten Kontakt mit dem
Arbeitgeber Bundeswehr. Im
Anschluss kann ein Beratungstermin im neuen Karrierecenter
in der Friedrichstraße – in unmittelbarer Nähe zum Showroom –
folgen. Kapitän zur See Ulrich
Karsch ist bewusst, dass der
Showroom auch provozieren
kann. Der Leiter Karrierecenter Berlin erklärt gelassen, dass
die Bundeswehr das aushalten
müsse.
Der Leiter des Showrooms,
Hauptmann Jürgen Klau und
sein Team, stellen sich auch kritischen Fragen. Sie vermitteln
Ansprechpartner. Das Team steht
montags bis samstags von 9 bis
20 Uhr in der Georgenstraße 24
zur Verfügung.
Schnell Verbesserungen erzielen
www.youtube.com/bundeswehr
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augustinfotos
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Unter Leitung von Staatssekretärin Suder ist das Projekt Rüstungsmanagement gestartet.
Berlin. Unter der Leitung von
Staatssekretärin Katrin Suder
hat am vergangenen Freitag die
KickOff-Veranstaltung des Projekts Rüstungsmanagement in
Berlin stattgefunden. Das Projekt bewertet die Erkenntnisse
des externen Rüstungsgutachtens
und wird dessen Empfehlungen
in konkrete Maßnahmen für die
Bundeswehr umsetzen.
Bei dem Treffen wurden die
Teilprojekte abgestimmt und
Schnittstellen identifiziert. Das
Projekt soll von einer integrierten
Arbeitsweise geprägt sein. Bis
kommenden Monat soll die Planung innerhalb der Teilprojekte
abgeschlossen sein. Das Gutachten „Umfassende Bestands-
Foto: Wilke/RedBw
www.bmvg.de
Rüstung in vier Bänden: Das
1500 Seiten starke Gutachten
zeigt den Stand der Projekte.
aufnahme und Risikoanalyse
zentraler Rüstungsprojekte“
des Konsortiums aus KPMG,
P3 Group und Taylor Wessing
wurde Anfang Oktober an Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen übergeben und empfiehlt
grundlegende Veränderungen in
den Strukturen und Verfahren der
Rüstungsbeschaffung. Daraus hat
die Ministerin erste Konsequenzen
gezogen und mit der Agenda Rüstung einen Rahmen gesetzt.
Das Verteidigungsministerium
und die Bundeswehr arbeiten mit
Hochdruck an der Umsetzung der
Handlungsempfehlungen. In der
festen Absicht, ohne Zeitverzug
entscheidende Verbesserungen
im Beschaffungswesen herbeizuführen, hat Suder ein hochrangiges und schlagkräftiges Team
aufgestellt, das die große Aufgabe Rüstungsmanagement mit
Entschlossenheit angeht.
An der Spitze der Projektorganisation Rüstungsmanagement steht der Beauftragte für
die st rategische Steuerung
­
2
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Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
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Bundeswehr aktuell
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Intern
ZItAt
„Ron hat sich diese Chance verdient, und er hat
seine Sache super gemacht.“
Bundestorwarttrainer Andreas Köpke zur Leistung von Nationaltorwart Ron-Robert Ziegler im Freundschaftsspiel gegen Spanien.
Leitender Redakteur (App. 24 20):
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sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor.
KAlenderBlAtt
Vor 10 Jahren: Am 27. November 2004 wird die deutsche
U-19-Frauenfußballmannschaft im Finale der Weltmeisterschaft in
Thailand mit einem 2:0-Sieg über China im Rajamangala National
Stadium in Bangkok Weltmeister.
Vor 85 Jahren: Am 29. November 1929 überfliegt der amerikanische Marineleutnant Richard Evelyn Byrd als Erster mit einem Flugzeug den Südpol.
Vor 100 Jahren: Am 29. November 1814 wird die britische
Tageszeitung „Times“ zum ersten Mal mit Hilfe einer Zylinderdruckmaschine hergestellt. Damit begann eine neue Ära in der Geschichte
des Zeitungsdrucks
Vor 165 Jahren: Am 27. November 1849 gründet Bernhard Wolff
das Telegraphische Correspondenz-Bureau in Berlin als Nachrichtenbüro für die Presse. Es handelt sich um die erste deutsche und eine
der ersten Nachrichtenagenturen Europas.
Vor 140 Jahren: Am 24. November 1874 entwickelt der Farmer
Joseph F. Glidden den ersten Stacheldraht, dessen ursprüngliche
Form noch heute gebräuchlich ist.
Vor 405 Jahren: Am 30. November 1609 beobachtet Galileo Galilei
zum ersten Mal den Mond mit seinem Teleskop und fertigt Zeichnungen von Gebirgen, Kratern und Ozeanen an.
(eb)
24. November 2014
E
und bekannteste Boxerin
möchte die
Soldaten als
Fitness- und
Motivationscoach unterstützen und
damit ein Zeichen der Wertschätzung für deren
Leistungen setzen (S.12).
Zu einem glaubwürdigen Auftreten gehört jedoch auch eine
fortwährende kritische Selbstreflexion. Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan
hat sich das Bundeskabinett am
vergangenen Mittwoch mit dem
Fortschrittsbericht zum Engagement am Hindukusch befasst.
Er wirft einen differenzierten
Blick auf die Ergebnisse des
Einsatzes (S.4).
Auch die Spitzensportler der
Bundeswehr tragen einen wichtigen Teil dazu bei, die Bundeswehr in der Öffentlichkeit zu
repräsentieren. In Japan haben
die Eisschnellläufer kürzlich
die Wintersportsaison eröffnet
(S.10). In den kommenden
Wochen und Monaten wird sie
die Nachrichtenlage im Sport
dominieren.
Stefan Rentzsch
Redakteur Sport/Vermischtes
Foto: Bundeswehr
Bild der Woche
In voller Montur: Minentaucher der deutschen Marine proben den einsatz vor der Insel Stromboli mit Kräften der italienischen Marine im rahmen einer nAtO-Übung.
24. November 2014 Ministerium / Hintergrund Chancen eröffnen
Foto: Hannemann/Bundeswehr
von Ulrike Jenssen
Gruppenbild mit Damen: Ministerin Ursula von der Leyen (M.) bei der Tagung der zivilen Gleich­
stellungsbeauftragten in Berlin.
siert. Unter anderem strebe man
auch eine deutliche Erhöhung des
Frauenanteils in Führungspositi­
onen an.
„Ich möchte Ihnen sagen,
wie wichtig Sie sind, um in den
Köpfen das Denken zu veran­
kern, dass Frauen zwar anders
sind, aber genauso gut sein kön­
nen“, würdigte von der Leyen die
Arbeit der Gleichstellungsbeauf­
tragten. „Frauen sind nicht bes­
ser als Männer. Aber sie führen
anders, sie kommunizieren anders
und gehen anders mit Chancen
und Risiken um und lösen Prob­
leme anders“, ergänzte die Minis­
terin. „Bleiben Sie hartnäckig,
gestalten Sie mit und nutzen Sie
ihre Möglichkeiten“, appellierte
von der Leyen abschließend.
Die Teilnehmerinnen hatten
sich ein ambitioniertes Programm
vorgenommen. Unter anderem
trugen Referenten zu den The­
men Agenda Attraktivität, Ent­
geltordnung und Binnenarbeits­
markt der Bundeswehr vor und
kamen mit den Teilnehmerinnen
ins Gespräch. Kontrovers disku­
tiert wurde auch die Neufassung
des Bundesgleichstellungsgeset­
zes (BGleiB), das sich derzeit in
der Ressortabstimmung befindet.
Die Gleichstellungsbeauf­
tragten agieren als Beraterinnen
in allen Fragen der Gleichstel­
lung von Männern und Frauen,
etwa bei den Themen Verein­
barkeit von Familie und Dienst
und sexueller Belästigung am
Arbeitsplatz.
Hilfe zur Trauer
Die Ministerin eröffnet unter großer Anteilnahme den „Wald der Erinnerung“.
Foto: Hannemann/RedBw
G
Emotionaler Moment: Bundespräsident Joachim Gauck (3.v.r.),
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (2.v.r), und der
Befehlshaber des Einsatzführungskommandos, Generalleutnant
Hans-Werner Fritz (r.), bei der Kranzniederlegung.
Verbindung zwischen Ehren­
mal am Dienstsitz des Vertei­
digungsministeriums in Berlin
und dem „Wald der Erinne­
rung“.
Wie sehr diese Stätte des
gemeinsamen Gedenkens und
der individuellen Erinnerung
zur deutschen Gesellschaft
gehört, bewies die Anwesenheit
des Bundespräsidenten
­
Joachim
­
Gauck. Gemeinsam mit der
Ministerin legte er am Ort der
Stille einen Kranz nieder.
Sowohl die Ministerin, als auch
der Befehlshaber des Einsatzfüh­
rungskommandos, Generalleut­
nant Hans­Werner Fritz, und
3
Agenda: Laptops
an die Bundeswehr
Ministerin spricht sich vor zivilen Gleichstellungsbeauftragten für höheren Frauenanteil aus.
Berlin. „Gleichstellung bedeu­
tet nicht Gleichmachung, son­
dern gleiche Chancen für Frauen
und Männer zu eröffnen.“ Diese
Maxime hat Verteidigungsmi­
nisterin Ursula von der Leyen
anlässlich der 17. Gesamttagung
der zivilen Gleichstellungsbeauf­
tragten (GleiB) der Bundeswehr
betont.
Rund 90 Gleichstellungsbe­
auftragte aus allen Dienststellen
der Bundeswehr waren auf Ein­
ladung von Barbara Schladoth,
zivile Gleichstellungsbeauftragte
im Verteidigungsministerium,
und ihrer Vertreterin Verena
Heep in der vergangenen Woche
nach Berlin gekommen.
Der demografische Wandel
und die Bedürfnisse und Erwar­
tungen der neuen Generation
junger Arbeitnehmer stelle auch
die Bundeswehr vor eine große
Herausforderung in der Nach­
wuchsgewinnung und Mitarbei­
terbindung. Dabei spielten die
Themen Vereinbarkeit von Fami­
lie und Dienst, mobiles und fle­
xibles Arbeiten und Führungs­
kultur künftig eine zunehmend
wichtige Rolle.
„Diese Themen machen im
Zweifel den Unterschied“, sagte
von der Leyen. Mit der Agenda
Attraktivität und dem Artikel­
gesetz würden durch gesetzliche
und untergesetzliche Maßnahmen
zahlreiche dieser Themen adres­
aktuell Tanja Menz, Mutter eines gefal­
lenen Soldaten, nahmen Gaucks
Präsenz als Zeichen der öffent­
lichen Wertschätzung wahr: „In
Ihrem Beisein, Herr Bundes­
präsident, wird heute durch Sie,
Frau Ministerin, der „Wald der
Erinnerung“ seiner Bestimmung
übergeben. Ihrer beider Anwe­
senheit ehrt gerade uns Solda­
tinnen und Soldaten in besonde­
rem Maße. Sie zeigen damit Ihre
große Verbundenheit mit uns.
Das tut uns gut!“, erklärte Fritz.
Tanja Menz betonte die Möglich­
keit, im „Wald der Erinnerung“
ihrem Sohn nun wieder nahe sein
zu können.
Für Oberstabsfeldwebel Axel
Josef Hammers, als Kompanie­
feldwebel 2010 und 2013 in
Afghanistan, ist der „Wald der
Erinnerung“ ein Ort des immer­
währenden Gedenkens. Für
Stabsfeldwebel Lutz Wendt ist
es ein Platz für das „Nichtver­
gessen“.
(stä)
Berlin. Mobil, flexibel und orts­
unabhängig arbeiten, das bietet
der Arbeitgeber Bundeswehr
heute. 3000 Laptops werden ab
sofort bis Ende kommenden Jah­
res bundesweit an die Standorte
ausgeliefert – den Anfang mach­
ten in der vergangenen Woche
unter anderem Dienststellen an
den Standorten Koblenz, Wil­
helmshaven, Berlin und Ham­
burg. Weitere Standorte folgen.
Sabine Bastek, Beauftragte für
die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf, erklärt dazu: „Mit der
Bereitstellung von Laptops für
mobiles Arbeiten geben wir Bun­
deswehrangehörigen die Mög­
lichkeit des ortsunabhängigen
Arbeitens, insbesondere für die
bessere Vereinbarkeit von Fami­
lie und Beruf“ – ein Programm­
punkt der Agenda ,Bundeswehr
in Führung“.
(eb)
Mehr auf www.bmvg.de.
Kabinett billigt
Missionen
Berlin. Die Bundeswehr soll
nach dem Ende des ISAF­Ein­
satzes weiter in Afghanistan
bleiben. Das hat das Kabinett
am vergangenen Mittwoch
beschlossen. Ab 1. Januar 2015
sollen sich bis zu 850 Soldaten
unter der Führung der NATO
an der ISAF­Folgemission
„Resolute Support“ beteiligen.
Der Bundestag muss dem noch
zustimmen. Am 31. Dezember
2014 wird der ISAF­Einsatz
in Afghanistan beendet. Wei­
ter verlängerte das Bundeska­
binett die NATO­geführte Ope­
ration „Active Endeavour“. Bei
dieser Mission überwacht die
NATO das Mittelmeer mit Schif­
fen und Flugzeugen.
(fb/eb)
Ministerin beim
BundeswehrVerband
Berlin. Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen hat kürzlich
bei der Jahrestagung des Deut­
schen BundeswehrVerbands in
Berlin die besonderen Herausfor­
derungen der Bundeswehr gerade
in diesem Jahr erläutert. Auch
Defizite seien deutlich geworden.
Im Blick auf Ende 2016 kündigte
die Ministerin ein neues Weiß­
buch an. Von der Leyen machte
deutlich, dass Krisen wie durch
die IS­Terrormiliz sowie in der
Ukraine nicht vorherzusehen
gewesen seien. Der Dank der
Ministerin für die vertrauens­
volle Zusammenarbeit mit dem
DBwV mache den Stellenwert der
Interessenvertretung aller Bun­
deswehrangehörigen deutlich,
so Verbandschef Oberstleutnant
André Wüstner.
(eb)
Führungswechsel
im BKA
Mainz. BKA-Präsident Jörg
Ziercke ist nach mehr als zehn
Jahren an der Spitze des Bundeskriminalamtes (BKA) feierlich
in den Ruhestand verabschiedet
worden. Er habe sich in seiner
Amtszeit „große Verdienste“
um Deutschland erworben, sagte
Bundesinnenminister Thomas de
Maizière am vergangenen Mittwoch bei einem Festakt in Mainz.
Zum neuen BKA-Chef wurde der
bisherige Bremer Innenstaatsrat
Holger Münch ernannt. Der 67
Jahre alte Ziercke stand seit 2004
an der BKA-Spitze. Sein Nachfolger Münch wird das Amt offiziell am 1. Dezember antreten.
Der 53-jährige Beamte ist seit
2011 Innenstaatsrat in Bremen,
zuvor war er Polizeipräsident der
Hansestadt. Die Verabschiedung
Zierckes fand im Rahmen der
zweitägigen BKA-Herbsttagung
statt.
(cax)
IS-Video: Franzosen
identifiziert
Paris. In dem jüngsten Enthauptungsvideo der Extremistenmiliz
Islamischer Staat (IS) sind zwei
Franzosen identifiziert worden:
Es handele sich um zwei 22-jährige Konvertiten aus dem Großraum Paris, hieß es vergangene
Woche aus informierten Kreisen
in der französischen Hauptstadt.
In dem Video, in dem auch ein
enthaupteter US-Bürger gezeigt
wird, sind vermutlich noch weitere westliche IS-Milizionäre
zu sehen. Frankreichs Präsident
François Hollande hatte während eines Besuches in Australien bestätigt, dass auf dem Video
zwei Franzosen zu sehen seien.
Aus Frankreich kommen die
meisten europäischen Kämpfer,
die sich bislang IS in Syrien und
im Irak angeschlossen haben.(cp)
Minister Müller
am Hindukusch
Berlin. ­Entwicklungsminister
Gerd Müller hat bei einem Besuch
in Kabul Deutschlands Unterstützung beim Aufbau Afghanistans
bekräftigt. „In diesen schwierigen
Zeiten des Umbruchs kann
Afghanistan auf uns zählen: Wir
sind auch weiterhin ein verlässlicher Partner und lassen das Land
nicht im Stich“, sagte Müller am
vergangenen Dienstag zum Auftakt seiner Afghanistan-Reise.
„Unsere Entwicklungszusammenarbeit wird auch nach dem
Ende der ISAF-Mission weitergehen.“ Müller führte in Kabul
persönliche Gespräche mit dem
neuen afghanischen Präsidenten
Ashraf Ghani und dem Regierungsgeschäftsführer Abdullah
Abdullah.
(bfi)
POLITIK/HINTERGRUND
24. November 2014
Brisante Sicherheitslage
Nach dem Synagogen-Anschlag in Israel spitzt sich die Lage in Nahost einmal mehr zu.
Foto: dpa/pa
aktuell Schmerz und Trauer: Nach dem Synagogen-Anschlag herrscht in Israel tiefe Bestürzung.
Berlin/Jerusalem. Nach dem
Anschlag auf eine Synagoge im
Westteil Jerusalems hat der israelische Regierungschef Benjamin
Netanjahu die von ihm angekündigte Politik der harten Hand gegen
Palästinenser wahr gemacht.
In einer Vergeltungsaktion zerstörten israelische Soldaten und
Polizisten am vergangenen Mittwoch erstmals seit fünf Jahren
das Haus eines Palästinensers in
Ostjerusalem.
Das Haus des Palästinensers
im Stadtteil Silwan in Ostjerusalem sei zerstört worden, teilte die
Armee mit. Der 21-jährige Palästinenser Abdelrahman Schaludi
war im Oktober in Westjerusalem
mit seinem Auto in eine Fußgängergruppe gerast. Dabei waren
eine junge Frau aus Ecuador und
ein Baby ums Leben gekommen.
Die israelischen Sicherheitsbehörden werteten den Vorfall als
Attentat. Die israelische Polizei
hatte den 21-Jährigen unmittelbar danach erschossen.
Am vergangenen Dienstag
hatten zwei palästinensische
Angreifer vier jüdische Gläubige während des Gebets in einer
Synagoge im überwiegend von
ultraorthodoxen Juden bewohnten Stadtteil Har Nof in Westjerusalem getötet. Bei den Opfern
handelte es sich um drei US-Bürger und einen Briten, die jeweils
auch die israelische Staatsbürgerschaft besaßen. Ein Polizist
erlag später seinen Verletzungen,
die er bei dem Anschlag erlitt.
Israelische Polizisten erschossen
die beiden Attentäter, die wie
Schaludi aus dem von Israel
besetzten und annektierten OstJerusalem kamen. Drei weitere
Palästinenserfamilien in OstJerusalem wurden bereits über
die bevorstehende Zerstörung
ihrer Häuser informiert.
Das Auswärtige Amt in Berlin verschärfte unterdessen
seine Reisehinweise für Israel.
In einer aktuellen Mitteilung
des Ministeriums heißt es unter
Verweis auf den Anschlag vom
vergangenen Dienstag, die seit
dem Sommer bereits angespannte Sicherheitslage in Jerusalem habe sich nochmals verschlechtert. Allen Deutschen
in Israel oder den palästinensischen Gebieten werde geraten,
sich auf der „Krisenvorsorgeliste“ des Außenministeriums
online zu registrieren. Bei Aufenthalten in Israel sei die Botschaft in Tel Aviv zuständig,
bei Aufenthalten in den Palästinensergebieten die Auslandsvertretung in Ramallah. (bt)
„Licht und Schatten“
Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan zieht die Bundesregierung vorläufig Bilanz.
Berlin. Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan und
Hilfszahlungen in Milliardenhöhe hat sich das Bundeskabinett
am vergangenen Mittwoch mit
dem Fortschrittsbericht zum Afghanistan-Engagement befasst.
In der Studie des Sonderbeauftragten der Bundesregierung für Afghanistan und Pakistan, Michael Koch, werden als
Erfolge die Präsidentschaftswahlen, der Aufbau eines afghanischen Staatswesens einschließlich Polizei und Armee und eine
gestiegene Lebenserwartung
genannt. Weiter werden bei der
Menschenrechtslage, Pressefreiheit, Demokratisierung, Bildung
und Lebensqualität Fortschritte
gesehen. Allerdings bewertete
das Kabinett die Sicherheitslage
kritisch, ebenso wie den Kampf
gegen den Drogenanbau und die
wirtschaftliche Entwicklung.
Foto: Bundeswehr
4
ISAF-Einsatz: Nach 13 Jahren Bundeswehreinsatz in Afghanistan
geht die ISAF-Mission zu Ende – „Resolute Support“ folgt.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen sagte nach
der Kabinettssitzung: „Der Einsatz in Afghanistan hat Licht
und Schatten.“ Die Ministerin
sagte, man dürfe die Erwartungen an den Bundeswehreinsatz
nicht überfrachten. Gleichzeitig machte sie deutlich, dass sie
an eine positive Entwicklung in
dem Land glaube. „Afghanistan
ist nicht Brutstätte des Terrors,
sondern Afghanistan ist ein
Land, das eine Chance verdient
hat.“
Außenminister Frank-Walter
Steinmeier wies darauf hin, dass
sich der Einsatz verändern werde.
„Wir befinden uns jetzt in einer
Phase, in der wir einen Übergang
organisieren müssen.“
Für Aufbau und Entwicklung
stellte die Bundesregierung Afghanistan 2,9 Milliarden Euro Hilfsgelder zur Verfügung. Das Land
am Hindukusch bekommt so viel
deutsche Entwicklungshilfe.
In dem Bericht der Regierung
heißt es, es stehe außer Frage,
dass Afghanistan heute „in weit
besserer Verfassung“ sei als zu
Beginn des deutschen Engagements 2001.
Laut Bundesregierung habe die
internationale Hilfe für Afghanistan dazu beigetragen, dass die
Lebenserwartung seit 2001 von
45 auf 60 Jahre gestiegen sei.
Während vor 13 Jahren nur knapp
eine Million Kinder und Jugendliche zur Schule gingen, sind es
heute zwischen acht und neun
Millionen.
(cne/eb)
24. November 2014 Einsatz / Bundeswehr aktuell 5
Treffsicher am Gewehr
Schießausbildung: Vorbereitung auf den scharfen Schuss, im Probeanschlag mit dem Gewehr G36.
30 Schuss pro Mann aufmunitio­
niert. Die Abläufe und die prak­
tische Umsetzung waren kein
Problem. Die erfahrenen Solda­
ten wurden ja bereits in den ver­
gangenen Tagen in die Waffe und
ihre Handhabung eingewiesen.
Bei den ersten Durchgängen
zeigten sich die Kurden bereits
handhabungs­ und zielsicher. Im
Durchschnitt erzielte jeder von
ihnen 24 von 30 möglichen Tref­
fern. Lediglich die Treffervertei­
lung auf der Scheibe war noch
nicht so optimal, hier fehlte ein­
fach noch ein wenig Übung.
Parallel zum eigentlichen
Schießen gaben die deutschen
Soldaten immer wieder Tipps
zur Haltung, zur Atemtechnik
und zum Schießverhalten. Für
Hauptmann Thomas B. war das
selbstverständlich: „Es ist wich­
tig, den Peschmerga zu zei­
gen, wie man am besten mit der
Waffe umgeht“, erklärt er. Um
die wenige Zeit voll auszunutzen,
Japanisch auf der
„Lübeck“
Zwei Hamburger im Einsatz gegen das Ebola-Virus
Foto (2): Vennemann/RedBw
Sie sind mehr als
zwei Wochen in
Monrovia. Wie
bewerten Sie die
Situation?
Oberfeldarzt
Sudeck (r.): Die
Situation in Mon­
rovia ist besser als
noch vor einigen
Wochen. Die Bevölkerung ist sich der
Gefahren durch den Ebola­Virus bewusst.
Die Zahl der Neuerkrankungen ist deutlich
rückläufig, so dass auch das Alltagsleben
wieder an Normalität gewinnt.
„Ungeheuer Ebola“ mit Loch Ness, das den
Kopf aus dem Wasser gestreckt hatte und
jetzt wieder unter der Wasseroberfläche ver­
schwunden ist. In Sicherheit wiegen darf
man sich noch nicht, auch wenn es zu einem
deutlichen Rückgang der Neuerkrankung
gekommen ist.
Wie schützt sich die Bevölkerung vor
­Ansteckung?
Sudeck: Die Bevölkerung kann sich auf­
grund der Infrastruktur nicht hundertpro­
zentig vor Ansteckung schützen. Denn viele
leben in sehr einfachen, beengten Verhält­
nissen. Daher wird den Menschen durch ver­
schiedene Maßnahmen bewusst gemacht,
wie wichtig es ist, frühzeitig Erkrankungen
zu melden und Erkrankte aus Ihrem häus­
lichen Umfeld in die Ebola­Treatment­Unit
(ETU) zu bringen, um sie dort zu isolieren.
Ein zweiter Punkt ist das Kontakt­Briefing,
das heißt, die Feststellung wer mit dem
Erkrankten Kontakt hatte, einschließlich
des Nachverfolgens des Kontaktes. Sollte
er ebenfalls infiziert sein, muss er auch in
die ETU gebracht werden.
men benötigt wird. Außerdem muss sicher­
gestellt sein, auf entsprechend ausgebilde­
tes Personal zurückgreifen zu können. Hier
werden wir durch das Rote Kreuz sehr gut
unterstützt. Teilweise helfen auch örtliche
Hilfskräfte.
Wie klappt es mit der Verständigung?
Peilstöcker: Mit der Sprache klappt es gut.
Liberia ist englischsprachig. Man muss sich
ein bisschen daran gewöhnen, dass es afri­
kanisches Englisch ist, aber das ist einem ja
nicht völlig unbekannt. Zwei bis drei Tage
braucht man, um sich reinzuhören. Danach
klappt es dann ganz gut.
Foto: Privat
Monrovia. Oberfeldarzt Hinrich Sudeck
und Oberstabsfeldwebel Michael Peilstöcker
sind im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg
tätig. Sudeck leitet den Fachbereich Tropen­
medizin. Peilstöcker ist gelernter Fachkran­
kenpfleger für Anästhesie­ und Intensiv­
pflege. Beide haben bereits Erfahrungen in
Afrika sammeln können. Sie gehören jetzt
zu den Freiwilligen im Hilfseinsatz gegen
das Ebola­Virus.
im aufbau: die Ebola treatment unit.
Nach aktuellen Informationen scheint
es, dass die Ansteckungsrate an Ebola in
Liberia um 25 Prozent zurückgegangen
ist. Wie bewerten Sie diese Entwicklung?
Sudeck: Die Weltgesundheitsorganisation
hat kürzlich in einer Besprechung die neu­
esten Fakten vorgestellt. Der Vergleich mit
früher ergab ein sehr positives Bild. Das ist
mit großer Wahrscheinlichkeit das Resul­
tat dieser geballten Hilfsaktion, die hier im
Augenblick stattfindet. Man verglich das
Was sind derzeit
vor Ort die größten
Probleme?
­
Oberstabsfeldwe­
bel Peilstöcker (l.):
Die größten Pro­
bleme haben wir im
Bereich der Versor­
gung. Es ist wichtig,
immer ausreichend Material zur Verfügung
zu haben, das für die erforderlichen Maßnah­
wurde zeitgleich zum Schießen
immer wieder die Handhabung
der Waffe, etwa beim Zerlegen
und Zusammensetzen, geübt.
Auch der peschmergische Ver­
bindungsoffizier, Oberst B., ließ
es sich an diesem Tag nicht neh­
men, mit der für ihn neuen Waffe
in den Anschlag zu gehen und zu
schießen.
Am Ende des Tages und nach
vielen verschossenen Patronen
haben die Peschmerga das Aus­
bildungsziel erreicht. Sie haben
nicht nur Vertrauen in die Waffe
gewonnen, sondern auch wich­
tige praktische Erfahrungen
gesammelt, die sie später an die
von ihnen auszubildenden Solda­
ten weitergeben können.
Instruktor Havra F. M. war sehr
zufrieden: „Das G36 ist zielge­
nauer, als ich dachte. Zusammen
mit der theoretischen Einweisung
hat mir der Tag unglaublich viel
gebracht“, erklärte der Oberst.
Das sehen auch seine Kamera­
den so und freuen sich schon auf
den nächsten Schießtag mit den
deutschen Einweisern und dem
Gewehr G36.
(eb)
Wie sind Sie bei Ihrer Ankunft aufgenommen worden?
Von den Kameraden, Kollegen und
Mitarbeitern des Roten Kreuz sind wir
herzlich willkommen geheißen worden. Bei
den Liberianern war da eher eine vornehme
Zurückhaltung zu spüren. Vor allem merken
wir den Respekt für unsere Arbeit.
Die Fragen stellte Stefanie Pietzcha.
Foto: Fuchs/Bundeswehr
Erbil. 17 Instruktoren der
Peschmerga erlernen seit einigen
Tagen in einem zweiten Durch­
gang, wie sie mit deutschen Waf­
fen umgehen müssen. Zum ersten
Mal dabei: das G36. Die prak­
tische Ausbildung für die 17
Peschmerga unter Anleitung der
acht deutschen Soldaten fand auf
einer Schießbahn nahe der kur­
dischen Kaserne statt. Die Front
im Kampf gegen die Terrormiliz
„Islamischer Staat“ ist gerade mal
40 Kilometer von Erbil entfernt.
Die Peschmerga zeigten sich
hoch motiviert, zum ersten Mal
mit dem deutschen Sturmgewehr
G36 schießen zu können. Einer
von ihnen war Instruktor Havra
F. M., der sich, wie alle anderen
auch, ganz besonders freute. „Das
G36 ist leichter als die Kalasch­
nikow. Nun bin ich gespannt, wie
es schießt“, sagt er.
Anders als in Deutschland
musste die Schießbahn hier selbst
hergerichtet werden, das Aufstel­
len der Schützenscheiben inklu­
sive. Das war schnell getan. Dann
wurde die Munition an die ers­
ten Peschmerga ausgegeben und
Foto: Bundeswehr
Deutsche Soldaten bilden in Erbil Instruktoren der Peschmerga am Sturmgewehr G36 aus.
dschibuti. Auf der Fregatte
„Lübeck“ ist es kürzlich zu
einem Besuch der besonderen
Art gekommen. An einem
Novembermorgen näherte sich
vor der somalischen Küste der
japanische Zerstörer „Takanami“
der deutschen Fregatte. Der
Kommandeur der 6. Japanischen
Escort Division, Kapitän zur See
Tsutomu Okawa, kam zusammen
mit einer neunköpfigen Delega­
tion an Bord und nutzte die Gele­
genheit, Erfahrungen aus dem
laufenden Anti­Piraterie Einsatz
„Atalanta“ auszutauschen und
die Verständigung zwischen bei­
den Nationen zu vertiefen. Als
besonderen Höhepunkt konn­
ten zehn Soldaten der „Lübeck“
anschließend für einige Stunden
das Schiff tauschen und kamen
mit begeisterten Eindrücken von
der „Takanami“ wieder zurück.
„Dieser Besuch ist wieder ein
sichtbares Zeichen dafür, dass
Meere Nationen nicht trennen,
sondern verbinden“, betonte der
Kommandant, Fregattenkapitän
Peter Christian Semrau. (mp)
6
aktuell Bundeswehr
aktuell 7
Weg vom Schreibtisch – hin zu den Menschen
Ein bisschen was von Predigt: Brigadegeneral Friedhelm Tränapp ist sich nicht zu schade, für die Agenda Attraktivität im wahrsten Sinne des Wortes Klinken zu putzen – „es geht um unsere Bundeswehr, es geht um unsere Zukunft“.
von Heike Pauli
Berlin. Ein bisschen was von
einem Wanderprediger habe er
zweifelsohne, sagt Brigadegeneral
Friedhelm Tränapp auf der Fahrt
vom Verteidigungsministerium in
die Julius-Leber-Kaserne in Berlin. Ein Blick in seinen Terminkalender verrät: Der Leiter der
Arbeitsgruppe Attraktivität trägt
an diesem Tag auf der Tagung der
zivilen Gleichstellungsbeauftragten vor. Sein Thema ist natürlich
die Agenda „Bundeswehr in Führung – Aktiv. Attraktiv. Anders.“
– die Mitte des Jahres gestartete
Initiative, bei der es darum geht,
die Bundeswehr zu einem der
attraktivsten Arbeitgeber Deutschlands zu machen.
Weg vom Schreibtisch, hin zu
den Menschen“, dieses Motto
beschreibe eine seiner Hauptaufgaben, sagt der General. Tatsächlich hat er zusammen mit
seinem kleinen Team in nicht einmal sechs Monaten bereits mehr
als 60 Vorträge gehalten. Rund
2300 Angehörige der Bundeswehr haben sie unmittelbar vor
Ort erreicht. „Eine anständige
Bilanz“, findet Tränapp. In den
ersten drei Monaten nach dem
Start des Projekts habe man fast
keine Luft holen können, erinnert er sich. Diese Phase sei schon
sehr belastend gewesen. Mittlerweile ist alles sehr viel planbarer
geworden. „Es reicht nicht aus,
nur Broschüren zu drucken. Es
muss darum gehen, die Agenda
mit eigenen Worten zu erklären, unmittelbar auf Fragen und
Anregungen zu reagieren, sich
aber auch Kritik zu stellen“, führt
Tränapp aus. Natürlich ließen sich
Inhalte heutzutage problemlos
über das Intra- und Internet ver-
schicken: Vorträge, Informationspakete, Illustrationen – all dies
sei richtig und gut – könne aber
nicht dauerhaft die persönliche
Präsenz ersetzen. Daher sind auch
die bislang erreichten Multiplikatoren gehalten, ihr Wissen weiter
zu geben und die Informationen
– vor allem über Hintergründe und
Zusammenhänge – in die Dienststellen zu tragen.
Sich Zeit zu nehmen, ein offenes Ohr zu haben, zu erklären,
aber auch zuzuhören, darauf
komme es jetzt an, ergänzt er.
Auch bei seinem Termin heute.
„Die zivilen Gleichstellungsbeauftragten sind für uns ganz wichtige
Multiplikatoren vor Ort und in der
Fläche“, stellt Tränapp heraus. Der
Erfolg der Agenda hänge davon
ab, was bei den Menschen wirklich ankommt, welche Verbesserungen sie tatsächlich spüren, so
seine Überzeugung.
An diesem Tag ist die Autofahrt kurz, nur rund elf Kilometer. Der General schaut aus
dem Fenster, nutzt die zwanzig
Minuten zum Durchatmen. Kein
hektisches Aktenstudium, keine
vorbereitete Rede, die er noch
einmal durchliest. „Es gibt kein
festes Drehbuch für die Vorträge,
das vorher festgelegt wird“, sagt
Tränapp. Die Kernbotschaften
habe er längst im Kopf. Wie
genau die geplanten 90 Minuten
verlaufen, das hänge in erster
Linie von den Zuhörern und ihren
Fragen ab.
„Die Attraktivitätsoffensive
ist kein Selbstzweck“, stellt der
Brigadegeneral dann gleich zu
Beginn im großen Festsaal der
Unteroffizierheimgesellschaft
heraus. Rund 80 Teilnehmerinnen erhalten von ihm zunächst
einmal einen groben Überblick
über die Inhalte der Agenda – er
referiert zu den 29 untergesetzlichen Maßnahmen, zum Artikelgesetz, das sich nach der Verabschiedung im Kabinett nun
in der parlamentarischen Befassung befindet, und zur langfristig
angelegten Personalstrategie. Es
geht um die Folgen des demografischen Wandels, um die Veränderungen für die Bundeswehr,
die die Aussetzung der Wehrpflicht für die Streitkräfte bedeutet, es geht um Bewerberzahlen,
um die Bedeutung von Frauen in
der Truppe, um Besonderheiten
der Generation Y, um Flexibilität
und finanzielle Sicherheit. Und es
geht vor allem um den Menschen
in der Bundeswehr.
Tränapp betont darüber hinaus,
dass viele Bausteine der Agenda
keineswegs eine Revolution darstellen. „Wir haben viele Dinge
aufgegriffen, die schon angelegt
aber noch nicht vollendet waren.
Einige Themen waren vielleicht
über die Jahre etwas festgefahren“, so Tränapp und stellt mit
Nachdruck heraus, dass die Gelegenheit für positive Veränderungen innerhalb der Bundeswehr
aus seiner Sicht noch nie so günstig war – und sie vielleicht auch
in Zukunft nicht mehr sein wird.
„Das Commitment der Leitung
ist sehr hoch“, unterstreicht er.
Das habe er in seiner mehr als
30-jährigen Zugehörigkeit zu
den Streitkräften in dieser Form
noch nie erlebt. Die Verbindlichkeit, was den Erfolg der Agenda
angeht, sei darüber hinaus durch
die Zielvereinbarungen gewährleistet, die die Ministerin persönlich mit den Abteilungsleitern
geschlossen hat. Diese wiederum haben ihre Meilensteine in
ihren Fach- und Zuständigkeitsbereichen mit ihren Referats- und
Bereichsleitern fixiert. „So weiß
jeder, was er in welcher Zeit zu
tun hat“, erläutert Tränapp. Und
fügt hinzu: „Wir wissen, wo wir
hin wollen, Energien können
gezielt eingesetzt werden, und
es geht Schritt für Schritt voran.“
Tränapps Vortrag ist leidenschaftlich, emotional, auch
kämpferisch, resolut, motivierend. Er spricht in klaren, kurzen
Sätzen. Er ist verbindlich, freundlich, bestimmt. Mit fester Stimme
motiviert er die Anwesenden. Ein
charismatischer Auftritt.
„Wir brauchen Ihren Vertrauensbonus für die nächsten drei
Jahre, in denen die Umsetzung
erfolgt“, fordert Tränapp sie
mit Nachdruck auf. „Wir brauchen Sie als Multiplikatoren
und Motoren“, ergänzt er und
ordnet diesen Appell gleich ins
Gesamtziel ein. „Es geht um
unsere Bundeswehr, es geht um
unsere Zukunft“, schließt er seinen Vortrag. „Jetzt predige ich
Facetten des Soldatenberufs: Interessierten und vor allem Frauen die Streitkräfte näher bringen (l.) – der Einsatz gehört dazu (r.).
Foto (5): Bundeswehr
Foto (3): Hannemann/RedBw
Bei der Tagung der zivilen Gleichstellungsbeauftragten in Berlin erklärt der Leiter der Arbeitsgruppe Attraktivität, warum die Gelegenheit für Veränderungen in der Bundeswehr so gut ist wie noch nie – auf Tour mit Brigadegeneral Friedhelm Tränapp.
Soldaten mit der Kinderbetreuung nicht allein lassen: Kita-Plätze im
nahen Umfeld einer Dienststelle helfen schnell und unkompliziert.
Gleiche geschlechtsunabhängige Chancen für alle Beschäftigten: Die Gleichstellungsbeauftragten
der Bundeswehr sind eine wichtige Zielgruppe, um vor allem auch qualifizierte Frauen zu gewinnen.
ja fast schon“, schmunzelt der
General, als er für Fragen und
Anregungen auf dem Podium
neben Barbara Schladoth, Gleichstellungsbeauftragte im Verteidigungsministerium, Platz nimmt.
Die Reaktionen aus dem
Plenum folgen sofort – Hände
schnellen in die Höhe. „Wir sind
auch Visionäre in unserem Job als
Gleichstellungsbeauftragte“, sagt
Sabine Todt von der Universität
der Bundeswehr in Hamburg.
Der Vertrauensvorschuss für das
Projekt sei auf jeden Fall vorhanden, unterstreicht sie. Gleich ein
paar Fragen rund um die Themengebiete Gender Diversity,
Coaching der Führungskräfte und
den Preis der Bundeswehr, der im
kommenden Jahr an Menschen
aus dem öffentlichen Leben verliehen werden soll, die sich in
besonderer Weise um die Bundeswehr verdient gemacht haben,
hat sie sich für diese Gelegenheit notiert. Aber auch ihre Mitstreiterinnen nutzen die Chance,
den Agenda-Experten zu befragen. Ob Beurteilungssystem
oder Karrierechancen für zivile
es Richtung Nürnberg. Dort hat
er einen Termin an einer Weiterbildungseinrichtung der Bundesanstalt für Arbeit. „Die ist ein
bisschen mit unserer Führungsakademie in Hamburg vergleichbar“, erklärt er. Es sei wichtig
über den Tellerrand zu schauen,
Impulse von außen aufzunehmen
und den Blick nicht allein auf die
Bundeswehr zu verengen.
Doch eines ist ihm noch ganz
wichtig loszuwerden, bevor
er in seinem Büro im ShellHaus in der Stauffenbergstraße
verschwindet. Der Schlüssel
zum Erfolg bestehe vor allem
auch in der Eigeninitiative. Es
geht darum, nicht ständig zu
sagen, man „müsste mal“, sondern „ich mache einfach mal“,
erklärt er – natürlich im Rahmen der geltenden Gesetze.
Doch viel zu oft werde immer
wieder der Ruf nach Regelungen laut, der Spielraum eigener Entscheidungskompetenz
nicht genutzt, findet er und
hat dafür gleich ein Beispiel
parat: „Es müsste eine Regelung geben, die es uns ermög-
Beschäftigte, ob bundeswehrgemeinsames Selbstverständnis
oder Infrastrukturklagen – die
zivilen Gleichstellungsbeauftragten haben sich offenkundig im
Vorfeld intensiv auf ihren Gast
vorbereitet. Auch nach dem offiziellen Panel vertiefen sie bei
einer Tasse Kaffee im direkten
Dialog die Themen, die ihnen
unter den Nägeln brennen. Der
General nimmt sich Zeit, diskutiert, erklärt, ordnet ein, stellt in
Aussicht, verdeutlicht.
„Eine wirklich fruchtbare Veranstaltung“, bilanziert er später
auf der Rückfahrt. Es werde einmal mehr vor Ort deutlich, dass
die Führungs- und Organisationskultur tatsächlich das Leitthema
für die Bundeswehrangehörigen
darstelle. Genau das habe die
Ministerin auch so herausgestellt, resümiert er. Klar ist, dass
das Coaching beispielsweise
Kraft und natürlich Geld kostet
– „das ist die Leitung aber bereit
zu investieren“, unterstreicht er.
An diesem Tag ist es für
Tränapp ein Heimspiel in Berlin.
Aber schon am nächsten Tag geht
Schwerpunkt der Arbeitsgruppe: Die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber machen.
Ziel der Attraktivität: Die Reisetasche bleibt möglichst im Schrank,
denn Versetzungen werden auf das Nötigste reduziert.
licht, nach Dienst einmal gesellig beisammen zu sitzen“, mit
dieser Anfrage sei mal jemand
an das Sekretariat herangetreten.
„Viele suchen einfach immer
nach dem Haar in der Suppe“, so
Tränapp. Dieses Denken müsse
sich zukünftig ändern. Das sei
neben all den untergesetzlichen
und gesetzlichen Maßnahmen,
die es braucht, um die Agenda
durchzusetzen und die Bundeswehr attraktiver zu machen, ein
wesentlicher Faktor, damit die
Initiative auch nachhaltig erfolgreich ist und bei allen ankommt.
„Einfach mal machen“: Brigadegeneral Tränapp (l.).
bundeswehr
Kulinarisches im
Wettbewerb
Luxemburg. Die Kochnationalmannschaft der Bundeswehr
unter der Führung von Teamkapitän Stabsunteroffizier
Thomas Kucharski nimmt derzeit
am „Villeroy & Boch Culinary
World Cup“ in Luxemburg teil.
Zu der Kochweltmeisterschaft
werden 105 Mannschaften und
insgesamt 1000 Köche aus aller
Welt erwartet.
Die Mannschaft der Bundeswehr tritt in den Kategorien „KaltePlatte-Show“ und „Community
Catering“ an. Kucharski möchte
mit seinem achtköpfigen Team
nicht nur in den Einzelwettbewerben nach Gold greifen, sondern auch einen Spitzenplatz in
der Gesamtwertung erreichen.
Die Weltmeisterschaft findet alle
vier Jahre statt.
(dibu)
Wechsel im Amt für
Heeresentwicklung
Köln. Mit einem feierlichen
Appell übergab Generalmajor
Erhard Drews am 13. November die Führung des Amtes für
Heeresentwicklung an Generalmajor Wolfgang Köpke. Drews,
der 2011 für ein Jahr die
KFOR-Truppen führte, wird
Ende November nach 43 Jahren
Dienstzeit in den Ruhestand versetzt. Als Kommandeur des ehemaligen Heeresamtes strukturierte er die Dienststelle zum Amt
für Heeresentwicklung im Zuge
der Neuausrichtung der Bundeswehr um.
(akw)
Foto: Bundeswehr
Für die Streitkräfte
... wurde kürzlich das erste
Flugplatzrundsichtgerät
beim Taktischen Luftwaffengeschwader 33 in Büchel an
die Truppe übergeben. Mit
der neuen Technik kann der
Luftraum im jeweiligen militärischen Zuständigkeitsbereich überwacht und der Flugverkehr kontrolliert werden.
Bis 2017 sollen weitere 16
Standorte der Bundeswehr und
der NATO Flugplatz Geilenkirchen mit einem Flugplatzrundsichtgerät ausgerüstet
werden. Mit dem Datenaustausch OLDI (Online-DataInterchange) wird Deutschland damit europaweit
eine führende Rolle in der
­vernetzten Flugverkehrskontrolle einnehmen.
(eb)
24. November 2014
Starkregen und Hochwasser
Bei der Übung „Standhafter Bär 2014“ probt die Bundeswehr den Hilfseinsatz.
von Susanne Lopez
wildflecken. „Standhafter Bär
2014“ – die simulationsgestützte
Stabsrahmenübung zur Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und zivilen
Behörden sowie Organisationen ist beendet. Mitte November fand die Übung im Gefechtssimulationszentrum des Heeres
in der Rhön-Kaserne in Wildflecken statt. Ziel war es, „die Anwendung der Verfahren bei Katastrophen und besonders schweren
Unglücksfällen zu üben und die
Handlungssicherheit zu vertiefen“,
wie Generalmajor Volker Wiermann, Kommandeur des Kommandos Territoriale Aufgaben
der Bundeswehr, erklärte.
Beübt wurden die Lagezentren
der Landeskommandos Bayern,
Hessen und Rheinland-Pfalz
unter Einbindung der Operationszentrale (OPZ) des Kommandos Territoriale Aufgaben.
Als Szenario wurde eine Hochwasserkatastrophe angenommen,
angelehnt an die Erfahrungen aus
der realen Katastrophe von 2013.
Die Ausgangslage: Starkregen
in weiten Teilen Deutschlands
lässt Bäche und Flüsse zu reißenden Strömen ansteigen. In Bayern,
Hessen und Rheinland-Pfalz lösen
immer mehr Landkreise Katastrophenalarm aus. Das Kommando
Territoriale Aufgaben beobachtet
die Entwicklung genau und löst
am Vormittag des 6. November
militärischen Katastrophenalarm
der Stufe 1 aus, einen Tag später Stufe 3. Rund 7500 Soldaten
werden im Bereich der Truppenübungsplätze Grafenwöhr, Wildflecken und Baumholder zusam-
Foto: Ahrendt/Bundeswehr
aktuell Hilfe während des Hochwassers: Sandsäcke werden vorbereitet und an die Deiche geflogen.
mengezogen und einsatzbereit
gehalten.
Am 9. November beginnt die
„heiße Phase“ der Übung: Die
OPZ des Kommandos Territoriale Aufgaben wird am Übungsort in Wildflecken hochgefahren.
Auch die Lagezentren der Landeskommandos in ihren Dienststellen in München, Wiesbaden
und Mainz machen sich bereit.
Ein Drehbuch mit rund 80 verschiedenen Ereignissen gibt den
Takt vor: Im hessischen Gießen
droht das Hochwasser beispielsweise einen Trinkwasserspeicher
zu fluten.
Die zivilen Kräfte stoßen
schnell an ihre Grenzen. Der
Landrat wendet sich hilfesuchend an seinen KVK-Mann,
den Reservisten im Kreisverbin-
dungskommando, der als Berater
und Vermittler zur Seite steht.
Dieser meldet an das Landeskommando in Wiesbaden, was in Gießen gebraucht wird: 250 Soldaten
und eine Sandsackfüllanlage. Im
Lagezentrum in Wiesbaden wird
der Antrag geprüft und in Form
eines Hilfeleistungsantrags an die
OPZ des Kommandos Territoriale
Aufgaben übergeben.
Hier laufen die Fäden zusammen. Ist der Hilfeantrag genehmigt, werden Einsatzkräfte, Fahrzeuge und Material in Marsch
gesetzt. Alles ist so realitätsnah wie möglich. „Wir leben in
der Lage“, sagt Oberstleutnant
Andreas von Hacht. Die Führung
von Einsatzkräften und Material
wird über das Simulationssystem gesteuert. Ein technisches
Bedienerteam sorgt dafür, dass
die Kräfte „per Mausklick“ sofort
in Marsch gesetzt werden. Auf
dem Bildschirm ist zu sehen,
wie die Transporte vorankommen, wo die Einsatzkräfte und
die kritischen Punkte an den
Deichen sind.
Nach rund 55 Stunden gibt die
Übungssteuerung das erlösende
Zeichen: „Übungsende“. Jetzt
beginnt die Phase der Auswertung von „Standhafter Bär 2014“.
Aber schon vor der Detailauswertung steht fest: „Das Hauptziel der Übung wurde erreicht“,
sagt Generalmajor Wiermann
zum Abschluss. Die Folgeübung
„Standhafter Bär 2016“ wird
ebenfalls im Gefechtsübungszentrum des Heeres in Wildflecken stattfinden.
Projekt Gesundheitsförderung
Sportwissenschaftler leiten künftig zu gesünderer Lebensweise an.
W
des BGM am Bundeswehrkrankenhaus Ulm eingesetzt. Elf weitere ausgewählte Dienststellen
und die Dienstsitze des Verteidigungsministeriums in Bonn und
Berlin nehmen an dem Pilotprojekt zur Gesundheitsförderung
teil.
Ziel der Sportwissenschaftler ist es, die Angehörigen ihrer
Dienststellen von einer gesünderen Lebensweise zu überzeugen. „Ich sehe mich als eine
Art Wohlfühlmanager“, erklärt
Kruschke. Dabei gilt es insbesondere diejenigen für sich zu
gewinnen, die nicht zu überzeugten Sportlern zählen.
Trotzdem werden die Sportwissenschaftler in den Dienststellen unterschiedliche Voraus-
Foto: Kemper/Bundeswehr
8
Aktiv: Das Motto „Sport fördert die Gesundheit“ wird vorgelebt.
setzungen vorfinden, und das ist
auch gleichzeitig die Herausforderung: In manchen Dienststellen sind die Mitarbeiter eher
jung und womöglich sportbegeistert, in anderen ist die Situation
anspruchsvoller. Um dem gerecht
zu werden, sollen den Sportwissenschaftlern Ausbildungs-
module in Projektmanagement
und Kommunikation helfen.
Ab Januar werden die 17 ausgebildeten BGM-Koordinatoren wertvolle Erfahrungen
in den Dienststellen sammeln.
Erfahrungen, die das komplexe
Projekt langfristig zum Erfolg
führen könnten.
(uh)
24. November 2014 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9
Historische Sternstunde
Vor 25 Jahren: Mit Kohls 10-Punkte-Plan wird der Weg zur Deutschen Einheit geebnet.
Bonn. Spätestens mit den Kommunalwahlen in der DDR und
dem Fall des Eisernen Vorhangs
zwischen der Volksrepublik
Ungarn und der Republik Österreich Anfang Mai 1989 hatte
sich für das DDR-Regime das
„worst-case-scenario“ schlechthin zusammengebraut:
Immer mehr Menschen in der
DDR gingen wegen der bedrückenden Verhältnisse auf die
Straße und riefen die Parole „Wir
sind das Volk“ gegenüber denjenigen, die sich mit Gründung der
SED im April 1946 angemaßt
hatten, zu wissen, was das richtige Volk ist. Immer mehr Menschen verließen „ihre“ sozialistische Heimat via Ungarn und
schließlich ab Anfang November via Tschechoslowakei in
Scharen, weil sie genug hatten
von hohlen Phrasen und Drangsalierung durch den SED-Staat
namens DDR.
Mit dem sowjetischen Staatsund Parteichef Michail S. Gorbatschow stand seit 1985 ein
Mann an der Spitze der bisherigen Garantiemacht für die Existenz der SED-Diktatur, der einen
humanen Sozialismus realisieren
wollte. Dies immerhin zwei Jahrzehnte nachdem dieser Versuch
auf dem Gebiet der Tschechoslowakei durch sowjetische Panzer
vereitelt worden war.
Kurzum, die DDR erlitt im
Herbst 1989 den Zusammenbruch: Alle Gefährdungen, die
das DDR-Regime bislang mit
Hilfe der Sowjetunion gemeistert
hatte, traten nun in Kombination
Foto: dpa/pa
von Peter Popp,
Offizierschule der Luftwaffe
Siegerlächeln: Auf dem damaligen EG-Gipfeltreffen in Straßburg am 8. und 9. Dezember 1989 kommt
Bundeskanzler Helmut Kohl mit seinem 10-Punkte-Plan einen entscheidenden Schritt weiter.
auf, ohne dass die Sowjetunion zu
Gunsten der Herrschenden „helfend“ eingriff.
Seit dem Fall der Berliner
Mauer verkörperte die DDR kein
geschlossenes System mehr. Die
SED-Herrschaft erodierte nun
noch schneller. War die DDR
als „Nicht-Mehr-SED-Staat“ und
zugleich als sozialistische Alternative zum westlichen Deutschland noch denkbar? Im November 1989 hofften dies nicht
wenige von denjenigen, die als
Bürgerrechtler noch vor kurzem
unter Lebensgefahr auf die Straßen gegangen waren. Was die
SED-Klientel betraf, so sollte der
sozialistische Traum bald und
nun erst recht unter dem Signet
„Partei des Demokratischen
Sozialismus“ realisiert werden.
Der 9. November 1989 verkörpert den Tag, der die deutsche Frage mit einem Schlag auf
die Welttagesordnung setzte. Die
internationale Welt hatte seit 1945
ganz gut mit der Tatsache eines
geteilten Deutschlands gelebt,
ungeachtet der Tatsache, dass die
drei westlichen Schutzmächte der
Bundesrepublik Deutschland bislang jährlich ihr Bekenntnis zum
Recht der Deutschen auf Herstellung der staatlichen Einheit in
Frieden und Freiheit abgelegt
hatten. Allerdings verdankten
Großbritannien und Frankreich
ihren Großmachtstatus vor dem
9. November 1989 dem Status als
Atommächte und der Tatsache,
dass Deutschland geteilt war. Die
bisherige „Lösung“ der deutschen
Frage enthob sie der Überlegung,
ihre eigene Rolle in einem perspektivisch integrierten WestEuropa kritisch zu reflektieren.
Die Sowjetunion ihrerseits
war bestrebt, ihre Rolle als
Supermacht zu erhalten, indem
sie das Verhältnis zum Westen neu, im kooperativen Sinne
unter der Formel vom „gemeinsamen europäischen Haus“, ordnete. Deutschland konnte hier als
Helfer dienen unter der Voraussetzung, dass „Barrieren“ fielen. Für die Vereinigten Staaten
bedeutete der 9. November 1989
eine Herausforderung im durch-
weg positiven Sinn. Die Freiheit triumphierte mit dem Fall
der Mauer. In Washington sah
man sehr deutlich, dass damit der
„Eiserne Vorhang“ nicht mehr
existent war. Die Freiheit Ostmittel- und Südosteuropas hing
von der Freiheit Deutschlands
und dessen fester Verankerung
im Westen ab.
Bundeskanzler Helmut Kohl,
gelernter Historiker, erfasste die
Lage: Jetzt galt es abzusichern,
was das Grundgesetz jedem verantwortungsvollen deutschen
Politiker gebot: die Vollendung
der Freiheit in Einheit. Dass die
Herstellung der staatlichen Einheit Deutschlands nur in Einklang
mit dem nachbarlichen Umfeld
erfolgen konnte, war ihm als
überzeugten Atlantiker und Europäer wohl bewusst. Und so wurden im kleinen Kreis der Vertrauten zehn Punkte formuliert, die
in Rückschau den Weg zur deutschen Einheit genau so wiesen,
wie sie formuliert waren: Von
der Vertragsgemeinschaft beider
deutscher Staaten über die Freiheit der Menschen in der DDR
hin zum Selbstbestimmungsrecht
der Deutschen.
Das alles wurde unmittelbar
vor der Regierungserklärung vom
28. November 1989 formuliert,
noch rechtzeitig genug vor dem
EG-Gipfeltreffen in Straßburg
am 8. und 9. Dezember. Mit dem
Zehn-Punkte-Programm legte
Kohl den Grundstein zu seinem Ruf als „Kanzler der Einheit“. Die Bundesrepublik wurde
ihrem Selbstverständnis gerecht,
als Treuhänder – nicht als Vormund – für die Deutschen in der
DDR zu wirken.
„Armee im Aufbruch“
Ein neuer Sammelband führt in die Gedankenwelt junger Offiziere in den Kampftruppen der Bundeswehr ein.
von Karen Haak
Buch. Spannungsfelder beleuchten, militärhistorische Fragen
aufarbeiten, aktuelle Probleme
von allen Seiten betrachten – im
kürzlich erschienen Sammelband
„Armee im Aufbruch“ haben sich
16 Offiziere diesen Herausforderungen gestellt. Herausgekommen ist ein Buch, das Themen der Militärgeschichte und
der Inneren Führung aus teils
ungewöhnlichen Perspektiven
anpackt. „Das Projekt ‚Armee
im Aufbruch‘ versteht sich als
ein Beitrag zur gesellschaftlichen Debatte, zum ersten Mal
auch von jungen Offizieren“, sagt
Mitherausgeber Leutnant Lukas
Reitstetter. Mancher Punkt und
manche Meinung werde auf
geteiltes Echo stoßen. „Aber
gerade das bringt die Diskussion voran“, so Reitstetter.
So stellt sich Leutnant Florian
Rotter die Frage „Wie dienen?“
und setzt sich dabei mit der Rolle
der preußischen Tugenden im 21.
Jahrhundert auseinander. Diese
Tugenden sind vielleicht alt, aber
keineswegs weniger wichtig für
eine moderne Armee. Sie sollten zum ethischen Fundament
der Bundeswehr gehören. Doch
dafür werde in der Ausbildung
oft zu wenig geleistet. „Es reicht
keineswegs, Begriffe wie Mut,
Treue oder Ehre zu erlernen. Zum
Verständnis und zur Internalisierung braucht es auch Vorbilder
und Traditionen“, meint Rotter.
Entstanden ist das Buchprojekt
an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg.
In regelmäßigen Kolloquien
besprachen und kritisierten die
Autoren gegenseitig ihre Textentwürfe. Vielen von ihnen fehlt bislang noch die eigentliche Erfahrung in der Truppe. Denn in der
Offizierausbildung beginnt das
Fachstudium bereits nach etwa
einem Jahr militärischer Ausbildung. Doch dieser Mangel an
Truppen- und Einsatzerfahrung
ist kein Grund, die eigene Meinung zu verstecken.
Diese Ansicht teilt Generalleutnant a. D. Wolfgang Born,
der bis vor kurzem als Leiter der
Abteilung Personal im Verteidigungsministerium für die Universitäten der Bundeswehr zuständig war: „Dieses Buch ermöglicht
einen tiefen Blick in die Gedankenwelt einer jungen Generation.
Wir Älteren sind immer gut beraten zuzuhören. Erfahrung ist durch
nichts zu ersetzen, aber unverstellte Gedanken weiten den Blick
und zeigen Alternativen auf.“
Mehr Informationen unter
www.armee-im-aufbruch.de.
Marcel Bohnert, Lukas J.
Reitstetter, „Armee im Aufbruch – Zur Gedankenwelt
junger Offiziere in den
Kampftruppen der Bundeswehr“, 280 Seiten, Miles, Berlin 2014, ungebunden: 24,80
Euro, ISBN 978-3-93788598-8, gebunden: 24,80 Euro,
ISBN 978-3-937885-99-5
aktuell verlost ein Exemplar.
Einfach eine Mail mit Adresse
und Betreff „Aufbruch“ bis
zum 30. November senden an:
[email protected].
Start im Weltcup
gesichert
sigulda. Rennrodlerin Feld­
webel Dajana Eitberger hat
sich Mitte November den vier­
ten Startplatz in der deutschen
­Frauen­Weltcupmannschaft für
den kommenden Winter gesi­
chert. Auf der WM­Bahn von
2015 im lettischen Sigulda fuhr
die 23­Jährige aus Ilmenau im
letzten mannschaftsinternen
Wettkampf hinter den beiden
Olympiamedallien­Gewinner­
innen Natalie Geisenberger und
Hauptfeldwebel Tatjana Hüfner
auf den dritten Platz und setzte
sich damit gegen Unteroffizier
(FA) Aileen Frisch durch. „Mir
fällt ein Stein vom Herzen und
ich freue mich jetzt riesig auf den
ersten Weltcup Ende November
in Igls“, sagte Eitberger. Zuvor
hatten sich bereits Geisenberger,
Hüfner und Hauptfeldwebel
Anke Wischnewski für den Welt­
cup qualifiziert.
(sid)
Erfolgreicher
WM-Abschluss
Almaty. Oberfeldwebel Almir
Velagic hat den deutschen
Gewichthebern zum Abschluss
der Weltmeisterschaften im kasa­
chischen Almaty kürzlich die
erhoffte Top­Ten­Platzierung
beschert. In der Königsklasse
über 105 Kilogramm zeigte der
33­Jährige eine starke Vorstel­
lung und leistete sich nur einen
Fehlversuch. Am Ende belegte
Velagic nach insgesamt 421 Kilo­
gramm im olympischen Zwei­
kampf, der aus den Disziplinen
Reißen und Stoßen besteht, den
siebten Rang und sorgte damit
für seine beste Platzierung bei
Weltmeisterschaften. Der Sieg
ging an den russischen Titelver­
teidiger Ruslan Albegow, der
sich mit einer Gesamtlast von
462 Kilogramm durchsetzte.
Silber sicherte sich Olympia­
sieger Behdad Salimikordasiabi
aus dem Iran vor dem Ägypter
­Mohamed Massoud.
(sid)
Aus der Reihe
getanzt
Ludwigsburg. Hauptgefreiter
Julian Bruns hat bei den Deut­
schen Meisterschaften im For­
mationstanz Mitte November die
Silbermedaille gewonnen. Der
24­Jährige amtierende Euro­
pameister aus der Sportförder­
gruppe Köln musste sich mit
seiner Formationsgemeinschaft
TSZ Aachen/Düsseldorf Rot­
Weiß in den Lateinformationen
lediglich dem Grün­Gold­Club
aus Bremen geschlagen geben.
Der dritte Platz in der MHP­
Arena in Ludwigsburg ging an
die sgemeinschaft TSZ Velbert/
Seidenstadt/Krefeld.
(sr)
sport
24. November 2014
Aufwärtstrend in Sicht
Die deutschen Eisschnellläufer sorgen beim Saisonauftakt in Japan für Lichtblicke.
von Stefan Rentzsch
obihiro. Für den deutschen Eis­
schnelllaufsport gab es im ver­
gangenen Winter nicht viel zu
lachen: Erfolge blieben aus,
Schlagzeilen wurden häufig
außerhalb der Eisbahn gemacht.
Höhepunkt der Enttäuschungen
waren die Olympischen Winter­
spiele in Sotschi Anfang des
Jahres, bei denen keine einzige
Medaille geholt werden konnte.
Die Eindrücke aus der Trai­
ningszeit und die Ergebnisse
bei den Deutschen Meisterschaf­
ten Anfang November schürten
jedoch die Hoffnung, dass die
Talsohle überwunden werden
kann. Deswegen richteten sich
Mitte November alle Augen auf
den Weltcupauftakt im japani­
schen Obihiro. Es galt herauszu­
finden, auf welchem Leistungs­
stand sich die Kufenflitzer zum
Saisonbeginn befinden.
Bereits am ersten Wettkampf­
tag machten die Athleten vor
den sehr gut gefüllten Rängen
auf der Insel Hokkaido posi­
tive Eindrücke. Auf der Kurz­
distanz von 500 Metern sprinte­
ten Hauptfeldwebel Nico Ihle auf
den fünften und Judith Hesse auf
den vierten Platz und lagen damit
in Reichweite zum Podium. „Ich
bin zufrieden, es ist ein guter
Einstand“, sagte Ihle, der bei sich
noch Steigerungspotenzial sieht:
„Ich bin zuversichtlich und habe
gesehen, dass mir nach oben nicht
viel fehlt.“
Auch auf den Ausdauerdistan­
zen ließen die deutschen Sport­
ler aufhorchen. Über die 5000
Meter der Herren lief Hauptge­
freiter Patrick Beckert auf einen
Foto: dpa/pa
aktuell Gerangel: Bei der noch jungen Disziplin Massenstart geht es bisweilen auch ruppig zu.
starken fünften Platz. Bei den
Frauen konnten Claudia Pech­
stein als siebte und Stabsunter­
offizier (FA) Bente Kraus die
traditionelle niederländisch e
Dominanz in der Disziplin nur
ansatzweise brechen. Kraus war
trotzdem zufrieden: „Das war
mein bestes Rennen in diesem
Winter“, freute sich die 25­Jäh­
rige über ihre Zeit von 4 Minuten
und 13 Sekunden.
Die Glanzpunkte des Welt­
cups hielt aus deutscher Sicht der
zweite Wettkampftag bereit. Völ­
lig überraschend lief Oberfeld­
webel Samuel Schwarz auf sei­
ner Paradestrecke 1000 Meter
auf den dritten Platz und sorgte
damit für die erste internatio­
nale Medaille in diesem Winter.
„Ich wollte ganz sauber laufen
und habe es immer geschafft,
die Kontrolle zu behalten und
dabei nie zu überdrehen“, sagte
Schwarz, der vor vier Jahren an
selber Stelle seinen ersten Welt­
cupsieg holte.
Freudentränen gab es dann bei
der Teamverfolgung der Frauen.
Das Dreiergespann, bestehend
aus Bente Kraus, Claudia Pech­
stein und Gabriele Hirschbichler,
musste sich lediglich den über­
mächtigen Niederländerinnen
und den Lokalmatadorinnen aus
Japan geschlagen geben und holte
ebenfalls die Bronzemedaille.
Ein Erfolg, der beim Teamlei­
ter der Deutschen Eisschnell­
lauf­Gemeinschaft, Helge Jasch,
pure Freude auslöste. „Wir haben
das gar nicht zu wagen gehofft.
Wir sind extrem froh, es gibt
nur strahlende Gesichter“, sagte
Jasch. Nach dieser Vorstellung
dürfte sich das Trio, das zum ers­
ten Mal in dieser Formation star­
tete, für weitere Einsätze emp­
fohlen haben. Jasch sprach denn
auch von einer „Option für die
Zukunft“.
Der dritte Wettkampftag stand
ganz im Zeichen einer noch sehr
jungen Disziplin im Weltcup:
dem Massenstart. Hier sorgten
Feldwebel Alexej Baumgärtner
und Hauptgefreiter Patrick
Beckert mit Platz vier und fünf
für positive Schlagzeilen. Der
Wettbewerb wird in dieser Sai­
son erstmalig auch bei Weltmeis­
terschaften ausgetragen und soll
die Attraktivität des Eisschnell­
laufens steigern.
Am Ende herrschte im deut­
schen Lager große Zufriedenheit.
Die Kufensportler zeigten sich
in guter Form und konnten den
Nachweis erbringen, dass nach
der langen Durststrecke mit ihnen
in diesem Winter wieder zu rech­
nen ist. Sprintass Nico Ihle fasste
es kurz und prägnant zusammen:
„Team Germany ist am Start.“
Comeback in Tallin
Degenfechter Christoph Kneip klettert nach über zehn Jahren wieder auf das Treppchen.
T
-­
Foto: imago
10 Unangefochten: Christoph Kneip (r.) ist wieder in Topform.
reich beendete mit einem 15:11
im Finale die Siegesserie des
Leverkuseners.
„Eine prima Leistung von
Christoph“, äußerte sich Bundes­
trainer Didier Ollagnon anerken­
nend. „Die Platzierung ist das
Resultat seines Fleißes. Er sollte
nun an dieses Ergebnis anknüp­
fen“, fügte er hinzu.
Kneip krönte seine „Wiederauf­
erstehung“ sogar noch mit dem
dritten Platz im Teamwett­
bewerb. Die deutsche Mann­
schaft, der auch Hauptgefreiter
Niklas Multerer von der Sport­
fördergruppe Mainz sowie Jörg
Fiedler und Falk Spautz ange­
hörten, musste sich im Halbfi­
nale nur den Vize­Weltmeistern
aus Südkorea geschlagen geben.
Im Gefecht um Rang drei setzte
sich das deutsche Quartett
abschließend souverän gegen
die tschechische Mannschaft
mit 45:23 durch.
Das deutsche Nationalteam
der Degenfechter meldet sich
mit diesem Resultat eindrucks­
voll zurück an der Weltspitze und
kann nun zuversichtlich in die
kommenden Wettkämpfe in Oslo,
Dublin und Doha gehen. (sr)
24. November 2014 Vermischtes aktuell 11
Foto: dpa/pa
Aus dem All: Der Lander „Philae“ hat die ersten Bilder und wissenschaftlichen Daten vom
Kometen tschurjumow-Gerasimenko (genannt „tschuri“) gesendet. Laut ersten Auswertungen,
die am vergangenen montag durch die europäische raumfahrtbehörde (esA) veröffentlicht
wurden, besitzt der vier Kilometer große himmelskörper eine zehn Zentimeter dicke staubschicht, unter der sich eine sehr harte Oberfläche befindet. Der Leiter für den missionsbetrieb
der esA, Paolo Ferri, sprach zudem von „Bildern, die aussehen wie Korallenriffe auf dem
meeresboden“ und „unglaublichen strukturen“. Das werden jedoch vorerst die letzten Daten
von „Philae“ sein. Bei der nicht ganz planmäßig verlaufenen Landung am mittwoch zuvor setzte
der kühlschrankgroße Forschungsroboter an einer anderen stelle als geplant, nämlich an einem
Kraterrand in einer schrägstellung auf. Deshalb bekam er wesentlich weniger sonnenlicht ab als
für einen Weiterbetrieb notwendig. „Philae“ stellte daher seine Arbeit ein. Kurz vor der Abschaltung gelang es jedoch noch, das minilabor samt seinen sonnensegeln um 35 Grad zu drehen.
Das größte sonnensegel steht nun in einem günstigeren Winkel zur sonne und kann mehr energie tanken. Die Forscher hoffen, dass sich „Philae“ noch einmal aus seinem ruhemodus hochfahren lässt, wenn sich „tschuri“ in den kommenden monaten weiter der sonne nähert. Dies
setzt jedoch voraus, dass sich der Lander nicht von der Kometenoberfläche löst. Die in „Philae“
eingebauten Ankervorrichtungen hatten sich bei der schwierigen Landung nämlich nicht wie
geplant in dem Kometen verhakt. „Philae“ ist das erste von menschen geschaffene Gerät, das
auf der Oberfläche eines Kometen gelandet ist. Die esA spricht daher auch von einem „vollen
erfolg“ der etwa eine milliarde euro teuren mission. Die muttersonde „rosetta“ befindet sich
derweil weiterhin in einem Orbit um den etwa 500 millionen Kilometer von der erde entfernten
Kometen und wird ihn von dort aus weiter erforschen. Von der 2004 gestarteten mission erhoffen sich die Wissenschaftler neue erkenntnisse über die Frühzeit des sonnensystems. Gesucht
wird unter anderem nach organischen molekülen, wie sie eine rolle bei der entstehung von
Leben auf der erde gespielt haben könnten.
(afp/eb)
Weihnachten auf
Keltisch
Sodom und Camorra
Buch. In den 80er Jahren
studierte Mathilde Schwabeneder in Rom und wurde
später für den Österreichischen Rundfunk Korrespondentin in der italienischen
Hauptstadt. In dieser Zeit
lernte sie Italien mit all seinen Facetten kennen. Dazu
gehört eben nicht nur „La
Dolce Vita“, sondern auch
die allgegenwärtige organisierte Kriminalität. Mit
unzähligen Interviews, dem
Studium zahlloser Ermittlungs- und Gerichtsakten
und intensiven Hintergrundrecherchen erforschte die Autorin diese
geheimnisvolle Welt.
In ihrem Buch „Die Stunde der Patinnen“
befasst sie sich mit den Lebenswegen von
Frauen im Umfeld von Cosa Nostra, Camorra
und Ndrangheta. Sie stehen
dabei längst nicht mehr nur
als Ehefrauen der Paten im
Hintergrund. Viele haben
sich an die Spitze ihrer Clans
gesetzt und herrschen dort
ebenso gnaden- und skrupellos wie ihre männlichen
Pendants. Schwabeneder
­
geht auch auf Frauen ein,
welche die Mafia-Strukturen unter Lebensgefahr
hinter sich gelassen und
mit den Ermittlungsbehörden zusammengearbeitet
haben.
Die Autorin stellt ihre
Protagonistinnen im jeweiligen historischen und familiären Kontext vor. Familienehre, Geschäftszweige, internationale
Kooperationen und die Verbindung zur
italienischen Politik werden dabei ebenso
beleuchtet wie die Lebensbedingungen
inhaftierter Mafiosi und die Gefahren,
denen sich Ermittler, Staatsanwälte und
­Zeugen aussetzen.
Dieses Buch ist eine spannende Beschreibung des organisierten Verbrechens, das den
Leser von der ersten Seite an fesselt und
dabei schonungslos aufzeigt, dass die Mafia
eben nicht nur ein finsteres Kapitel der Vergangenheit ist, sondern noch immer über
Macht und Einfluss in nahezu allen Lebensbereichen verfügt.
(akw)
Mathilde Schwabeneder: „Die Stunde der
Patinnen“, 271 Seiten, gebundene Ausgabe,
styria premium, Wien/Graz/Klagenfurt
2014, 24,99 Euro, ISBN 978-3-222-13461-6
aktuell verlost vier Exemplare des Buchs.
Einfach eine Mail mit Adresse und Betreff
„Mafia“ bis zum 30. November senden an:
[email protected].
Jede Sekunde zählt
Regisseur Noel Clarke sorgt mit dem Science-Fiction-Thriller „Anomaly“ für Spannung.
DVD/Blu-ray. Wenige Jahre in
der Zukunft: Der traumatisierte
ehemalige Soldat Ryan Reeve
(Noel Clarke) erwacht im Kofferraum eines Kleintransporters.
Neben ihm liegt der kleine Alex
(Art Parkinson), der offensichtlich
– wie er selbst – entführt wurde
und dessen Mutter durch Männer
in roten Masken umgekommen
sein soll. Beiden bleiben genau
9 Minuten und 47 Sekunden, um
sich aus dieser misslichen Lage zu
befreien. Ohne auch nur zu wissen, welche Umstände zu ihrer
Geiselhaft geführt haben, können
Reeve und Alex entkommen.
Auf ihrer Flucht bemerkt
Reeve eine seltsame Maske und
eine Pistole in seiner Tasche und
ahnt Böses. Wenig später wird er
ohnmächtig und kommt erst nach
einigen Tagen wieder zu sich
– allerdings nur für 9 Minuten
und 47 Sekunden. Diese WachMomente nutzt er fortan für die
Rekonstruktion seines Lebens
und zur Suche nach Alex. Doch
überall, wo er erwacht, wartet ein
mysteriöser Mann (Ian Somerhalder) auf ihn, dessen wahre Ziele
er nicht ergründen kann.
Schauspieler Noel Clarke
hat sich mit seinen Funktionen
als Produzent, Regisseur und
Hauptdarsteller in „Anomaly“
viel Arbeit vorgenommen. Das
Ergebnis ist ein interessanter
Science Fiction-Film mit ThrillerElementen „Made in England“, der
sich klar im Independent-Bereich
einordnet. Große Settings oder
Und die Grundidee, genau
9 Minuten und 47 Sekunden Zeit
zu haben, um dem Rätsel des
eigenen Zustandes auf die Spur
zu kommen und um einen entführten Jungen zu retten, bleibt
bis zum Finale fesselnd. Der
knapp 100 Minuten lange Film
aus diesem Jahr liegt ab sofort
auf DVD und Blu-ray vor und
ist ein echter Geheimtipp. (eb)
computergenerierte Raumschiffe
sucht man in Clarkes Zukunftsvision vergeblich. Es sind vielmehr kleine Dinge wie TouchScreens und DNA-codierte
Handwaffen, die für eine futuristische Atmosphäre sorgen.
„Anomaly – Jede Sekunde
zählt“, Universal, 2014, DVD
11,84 Euro, Blu-ray 10,54 Euro
aktuell verlost drei Exemplare
der DVD. Einfach eine Mail mit
Adresse und Betreff „Zukunft“
bis zum 30. November senden an:
[email protected].
cD.
Die
­irische Sängerin Caitríona
O’Leary präsentiert: Die
weltweit erste
Einspielung der bedeutendsten
Weihnachtslieder Irlands. Die
großen Emotionen der „Wexford Carols“ drücken einerseits
die tiefen religiösen Gefühle
beim Erzählen der Weihnachtsgeschichte aus, andererseits spiegeln sie auch die politischen und
sozialen Umstände der Katholiken wieder, denen das Feiern der
Heiligen Messe seit 1678 verboten war. Durch das Singen verliehen sie ihrer Vorfreude auf das
Weihnachtsfest Ausdruck. (eb)
Caitríona O‘Leary: „The Wexford Carols“, CD, Heresy
Records, 2014, 19,99 Euro
aktuell verlost zwei Exemplare
der CD. Einfach eine Mail mit
Adresse und Betreff „Irland“ bis
zum 30. November senden an:
[email protected].
Gewinnauslosung
aktuell 44/2014.
Jeweils zwei Kinogutscheine
für den Film „Interstellar“
gewinnen Karin Maul,
Heribert Maring und Daniel
Borczewski.
Je ein Buch „Der jüdische
Patient“ von Oliver Polak
gewinnen Kerstin Wachs, Jörg
Gentsch und Stefan Schönbeck.
Herzlichen Glückwunsch!
aktuell Ausgewählte
­
Medienbeiträge
25. November, 22:45 Uhr, hr:
“verräterkinder – Die töchter
und söhne des Widerstands“
Die Männer und Frauen des
20. Juli 1944 werden heute als
Helden verehrt, die ihr Leben im
Widerstand gegen Adolf Hitler
geopfert haben. Für ihre Kinder
ist der gewaltsame Tod des
Vaters eine Katastrophe, an deren
Folgen sie bis in die Gegenwart
zu tragen haben. Christian
Weisenborns Film zeigt eindrucksvolle, hoch emotionale
Momentaufnahmen aus dem
Leben der Kinder des Widerstands. Er würdigt damit die
Courage der Eltern und gibt ihnen
einen historisch gerechten Platz.
Youtube-video der Woche:
Das Zusammenspiel von Infanterie, Joint Fire Support Teams
und luft- sowie bodengestützter
Feuerunterstützung ist im Einsatz Realität und als „Gefecht
verbundener Waffen“ wichtiger
Bestandteil moderner Kriegsführung. Dieses üben rund 350 Soldaten aus verschiedenen Verbänden. Für zwei Wochen haben sich
die Männer und Frauen dafür auf
dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr im Nordosten Bayerns eingefunden.
(eb)
Der Beitrag „Grafenwöhr unter
Feuer“ unter www.youtube.com/
bundeswehr.
vermischtes
24. November 2014
Ein Zeichen des Respekts
Regina Halmich möchte die Bundeswehr als Fitness- und Motivationscoach unterstützen.
Karlsruhe. „Ich beschäftige
mich schon sehr lange mit der
Bundeswehr und bin der Meinung, dass unsere Soldaten in der
Öffentlichkeit viel mehr Respekt
verdienen.“ So beschreibt Regina
Halmich die Motivation hinter
ihrer Idee, die Bundeswehr im
kommenden Jahr als Fitnessund Motivationscoach zu unterstützen. „Mit meinem Engagement möchte ich das öffentliche
Bewusstsein für die Aufgaben
unserer Soldatinnen und Soldaten stärken“, so die 38-Jährige
weiter.
Halmichs fachliche Kompetenz steht außer Frage: Sie ist
die bekannteste und erfolgreichste deutsche Boxerin. Zwischen 1995 und 2007 hielt sie
den Titel der Boxweltmeisterin
im Fliegengewicht und gewann
54 ihrer 56 Kämpfe.
Zwischen ihrer sportlichen
Leidenschaft und der Bundeswehr hat die gebürtige Karlsruherin einige Parallelen ausgemacht: „Ich kann mich sehr gut
in die Lage von Soldaten versetzen. Disziplin und Gehorsam
sowie das Zusammenspiel von
mentaler und körperlicher Stärke
gehören bei ihnen zum Alltag
– genau wie im Boxen.“
Halmich geht es nicht darum,
Strukturen zu verändern, sondern
Welches Wort oder welche Redewendung gebrauchen Sie zu häufig?
Ich bemühe mich, ohne Plattitüden auszukommen, aber manchmal
schleicht sich „sozusagen“ ein.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Dass ich den Boxsport bei und für Frauen gesellschaftsfähig gemacht
habe.
Foto: Regina Halmich
12 zu ergänzen. „Ich möchte einfach
ein paar Highlights setzen. Das
Ziel ist, etwas Abwechslung in
den Alltag der Soldaten zu bringen und meinen Teil dazu beizutragen, sie fit und bei Laune
zu halten“. Neben Motivationsvorträgen schweben Halmich
moderne und fordernde Trainingsmethoden wie Intervalltraining vor. „Die Soldaten sollen
danach sagen: Es war ein tolles
und anstrengendes Training und
hat uns etwas gegeben“, hofft
Halmich.
Bei einem Vortrag in Dresden
Anfang November erhielt sie
bereits großen Zuspruch von den
Soldaten und Soldatinnen für ihr
Vorhaben. „Mein Gespür dafür,
dass das genau das richtige ist,
hat sich bestätigt. Ich habe das
Gefühl, etwas Gutes bewirken
zu können.“
(sr)
Wie können Sie am besten entspannen?
Beim Sport, einem guten Essen mit Freunden oder einem Thriller
– ich liebe Krimis.
Welche natürliche Gabe möchten Sie besitzen?
Die der Gelassenheit und des Großmuts – ich bemühe mich täglich.
Welche lebende Person bewundern Sie am meisten?
Angela Merkel dafür, wie sie es geschafft hat, sich in der von Männern
dominierten Politik durchzusetzen und zu etablieren.
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Politik vielleicht? Ich gehe gern mit Menschen um und bin eine
Macherin. Schreibtisch pur wäre nichts für mich.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„We‘re like thunder“ von Doro Pesch. Sie ist eine liebe Freundin und
das war meine Walk-In Musik.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Hin und wieder Schokolade. Aber danach wird heftig trainiert…
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin neugierig auf die Welt, kann ungeheuer diszipliniert sein
und gehe die Ziele, die ich erreichen will, aktiv und entschlossen an.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ich bin nie einen Schritt zurück gegangen – es sei denn, um Anlauf
zu nehmen!