Famulaturbericht Israel - Medizinische Universität Graz

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Famulaturbericht Israel - Medizinische Universität Graz
Famulaturbericht Israel
Ich habe im Juli 2013 eine selbstorganisierte Auslandsfamulatur im Hadassah
Medical Center Mt. Scopus in Jerusalem absolviert und möchte hier von den
Erfahrungen während meines 4 wöchigen Aufenthaltes, der Organisation und dem
Leben in Israel berichten.
Im Winter 2012/2013 habe ich beschlossen eine Famulatur im Ausland zu
absolvieren und diese selbst zu organisieren. Die Wahl viel nach kurzem Überlegen
auf Israel, Jerusalem, da ich mich für die Geschichte des Landes, die kulturelle
Vielfalt und die geographische Lage schon lange interessiert habe. Im Internet
recherchierte ich, welche Krankenhäuser für mein Vorhaben in Frage kämen. Nach
kurzer Suche stieß ich auf das Hadassah Ein Kerem Hospital in Jerusalem, dem
größten Krankenhaus im Nahen Osten. Ich schrieb eine email mit meinem Anliegen
an das Students Exchange Office und erhielt bereits nach wenigen Tagen Antwort.
Um mich als Famulantin zu bewerben musste ich ein Formular im Internet ausfüllen.
Wenige Tage später erhielt ich eine Zusage vom zuständigen Exchange Officer,
womit meinem Vorhaben schon nichts mehr im Wege stand. Im weiteren Verlauf
musste ich eine Kopie des Reisepasses, eine Kopie des Impfpasses, den Nachweis
eines Mendel-Mantoux-Tests sowie den Supporting Letter der Medizinischen
Universität Graz per email nach Jerusalem schicken. Der zuständige Exchange
Officer war sehr bemüht, antwortete schnell auf Fragen und erklärte mir alles was ich
wissen musste. Auch die Unterkunft vor Ort musste ich mir nicht selbst organsieren,
mir wurde eine Studentenwohnung direkt neben dem Hadassah Medical Center Mt.
Scopus (eine Zweigstelle des Hadassah Ein Kerem Hospitals am anderen Ende der
Stadt) zugesagt.
Somit bleibt zu sagen die Anmeldung und Organisation stellte sich als sehr einfach,
schnell und unkompliziert heraus, die Kontaktpersonen erwiesen sich als sehr
freundlich, kompetent und zuverlässig.
Ich absolvierte meine Famulatur an der Abteilung für Allgemeinchirurgie. Die Ärzte,
Schwestern und dortigen Studenten waren alle sehr freundlich, direkt erfreut eine
Studentin aus dem Ausland auf der Station zu haben und (bis auf eine Ausnahme)
sehr bemüht mit mir Englisch zu sprechen. Trotzdem hatte ich leider nur wenig
direkten Patientenkontakt da ich kein Hebräisch spreche. Ich konnte zwar bei allen
Aufnahmen, präoperativen Untersuchungen und anderen Tätigkeiten zusehen und
mitarbeiten, selbstständiges Arbeiten war jedoch nicht möglich. Bei den Operationen
konnte ich jederzeit zusehen bzw. assistieren wenn Assistenz gebraucht wurde, auch
hier bemühten sich die Ärzte mir alles auf Englisch zu erklären. Die Arbeitsstimmung
war die ganzen 3 Wochen sehr angenehm und ich fühlte mich gut aufgenommen.
Man konnte um umgerechnet 3 Euro im Krankenhaus zu mittag essen, es gab jeden
Tag eine große Auswahl an vegetarischem und fleischhaltigem Mahlzeiten, Beilagen,
Suppen und Salaten. Es gab keine streng vorgegebenen Arbeitszeiten, wie lange
man am Nachmittage bleiben wollte konnte man selbst entscheiden.
Franziska Stulnig
Somit blieb neben der Famulatur viel Zeit um die Stadt Jerusalem und auch dessen
Umgebung ausgiebig zu erkunden und das Land und die Leute kennen zu lernen. Es
stellte sich allerdings schnell heraus dass das Leben, Essen, Getränke und co.
teilweise um Einiges teurer sind als in Österreich. Glücklicherweise stellen die
beliebten Fast Food Gerichte Falaffel, Humus usw. eine Ausnahme dar, sie sind an
jeder Ecke in vielen verschiedenen Variationen in Unmengen sehr günstig zu haben.
Die Busverbindungen in Jerusalem und zu den Umliegenden Städten bzw. zum
Toten Meer sind gut, jedoch existieren keine richtigen Fahrpläne und man muss sich
oft von Bus zu Bus durchfragen. Am Shabbat fahren die israelischen Busse leider nur
sehr selten, die arabischen Busse aber durchgehend, gleich wie unter der Woche.
Wenn man auf Sightseeing Tour gehen will, ist es ratsam sich vorher über
Öffnungszeiten und Bekleidungsvorschriften zu informieren. Empfehlenswert ist auf
jeden Fall ein Tuch mitzunehmen, dass man sich bei Bedarf über die Schultern
werfen kann. Leider bleiben viele Sehenswürdigkeiten an den Wochenenden
geschlossen oder den verschiedenen religiösen Gruppen vorbehalten, daher wäre es
gut im Voraus zu planen wann man was ansehen will. Für die beliebtesten
Touristenattraktionen wie z.B. Grabeskirche oder Tempelberg gilt am besten
entweder früh morgens oder abends kurz bevor sie schließen vorbeizuschauen um
den Touristenmassen aus dem Weg zu gehen.
Die Leute in Israel sind im Allgemeinen sehr freundlich und hilfsbereit, so gut wie
jeder spricht Englisch. Auf den Märkten in der Altstadt versuchen Verkäufer natürlich
mit allen Tricks ihre Ware zu verkaufen, manche von ihnen können dabei durchaus
unangenehm aufdringlich werden, zu nahe trete tut einem aber im Allgemeinen
niemand.
Ein absolutes Muss ist es, ob bei den Studentenwohnungen, im Krankenhaus, bei
einigen Sehenswürdigkeiten oder bei Ausflügen in palästinensische
Autonomiegebiete wie z.B. Bethlehem den Reisepass oder ein gleichwertiges
Dokument mitzuführen um sie bei den Sicherheitskontrollen vorzeigen zu können.
Zum Schluss meines Aufenthaltes in Israel habe ich noch zwei Tage in Tel Aviv
verbracht. Leider nur zwei, ich wäre gerne noch länger geblieben. Das weltoffene,
moderne und individuelle Tel Aviv liefert einen besonderen Kontrast zum eher
konservativ geordneten, sehr geschichtslastigem Jerusalem. Man trifft innerhalb
eines Landes auf eine ganz andere Welt und kann es sich nach der Famulatur an
den Stränden, Bars, Clubs und auf den wahnsinnig tollen, kreativen Märkten von Tel
Aviv noch einmal so richtig gut gehen lassen.
Alles in allem war meine Reise nach Israel ein tolles Erlebnis und eine wundervolle
Erfahrung und ich kann es jedem der sich für das Land interessiert wärmstens
weiterempfehlen.
Franziska Stulnig