industrialisierungsprobleme in jamaika

Transcription

industrialisierungsprobleme in jamaika
Hans-Dieter
Haas:
heifier Gebiete entstehen bei Wasserzulauf
in der
Regenzeit Tirse (Vertisole der US-Bodenklassifika
tion); inAustralien reicht ihrVorkommen noch bis
in trocknere
Gebiete
in Jamaika
Industrialisierungsprobleme
hinein.
4. In standig feuchten subtropischenGebieten der Ost
seite der Kontinente findetman Red-Yellow Pod
zolic Soils (SE-USA, SE-China, S-Brasilien, SE- bis
E-Australien [IV 6+ 7]). Fiir die Gebirgskli
131
weil das damalige Klima wechsel feuchter
tet war
zu starkeren
und
stoffe usw. fiihren konnte.
gestal
der Nahr
Auswaschungen
etwa vorhandenen
Re
Auf
sten dieser ?pluvialen" Boden bildeten sich dann die
Dieser
Trockenboden.
heutigen
verbunden
staubung
?sekundare"
ist z. T. mit Kalzifizierung
mungsprozefi
gewesen.
Da
diese
Umfor
und Ver
friiheren
Bo
den wechsel feuchterer
Klimate tonmineral- und
m a t e
climates"
der farbigen
Klima
nahrstoffarmer sein konnen als die a priori im trok
(?mountain
karte [Troll/Paffen])
keneren Klima gebildeten, ist in diesen Fallen die ein
gelten z. B. folgende Re
fache Beziehung Klima zu Boden ebenfalls gestort.
geln des Vorkommens bestimmter Boden: Treten in
Steppengebieten hohere Gebirge auf, so kann man Wir miissen deshalb bei unserer Problematik ggf. auch
am
Tschernoseme
beobachten.
Mit
die Boden- und Klimageschichte beriicksichtigen (Gans
Bergfufi
steigen
der Seehohe, zunehmenden Niederschlagen und ab
sen 1972, S. 37 f.).
nehmender
Verdunstung
folgen
lessivierte
Boden,
Braunerden, Podsole und schliefilich in der Schutt
region unentwickelte Boden; iiber dieser findet sich
ggf. eine bodenfreie Felsregion. H. Jenny (1941)
hat
eine
solche
am
Boden-Klima-Sequenz
des Bighorns inWyoming
Beispiel
(USA) beschrieben. Ahn
Gesteinsarten
liche, aber oft durch verschiedene
ge
storte
kann man
auch
in den Alpen
be
Sequenzen
In Gebirgen
obachten.
anderer
Klimazonen
werden
naturgemafi
auftreten
auch
andere
(s. auch
Ganssen
meist nach Fridland,
Klima-Boden-Sequenzen
S. 211-215
1972,
[zu
1951]).
Zusammengefafit lassen sich also uberwiegend, vor
allem in kleinmafistablichenKlima- und Bodenkarten,
deutliche Beziehungen zwischen den einzelnen Klima
ten der Klassifikation nach Troll/Paffen
und den in
den betreffenden Klimagebieten vorkommenden zo
nalen
und
intrazonalen
Boden
erkennen.
Wirtschaft
licheMafinahmen konnen allerdings in dicht bevol
kerten Gebieten alter Bodenkultur die dortigen Bo
den
oft wesentlich
zu
?Kulturb6den"
umformen.
Als
storend fiir die natiirliche Beziehung Klima zu Boden
konnen sich auch Klimaanderungen in der Vorzeit be
merkbar machen; so z. B. waren in der Pluvialzeit die
Trockengiirtel Afrikas wesentlich schmaler als heute,
Literatur
W. M.:
Fridland,
der Gebirgssysteme
Versuch
der
der UdSSR
bodengeogr.
(Russisch).
Unterteilung
Pocvovedenie
Nr. 9, 1951, S. 521-535.
R.:
Grundsatze
der Bodenbildung.
Mannheim
Ganssen,
1965.
: Trockengebiete.
Bodenkultivie
Boden,
Bodennutzung,
1968.
Mannheim
rung, Bodengefahrdung.
:
2. Stuttgart 1972.
Bodengeographie
zur Kenntnis
R. u. Moll,
W.:
der Bo
Ganssen,
Beitrage
den warm-arider
am
Siid
Gebiete,
dargestellt
Beispiel
2.
u. Bo
westafrikas.
f. Pflanzenernahrung,
Diingung
denkunde
1961.
94, 9-25,
Factors
of soil formation.
Jenny, H.:
don 1941.
C. F.:
Marbut,
International
A
1928.
1-31,
C:
scheme
Congr.
of
for soil
Soil
New
York
classification.
Science,
u. Lon
Proc.
1st
4,
Washington,
Karte
der Jahresgezeiten-Klimate
der Erde.
v. C. Troll
und Kh.
Paffen.
farbigen Karte
Erdkunde
XVIII,
6-28, 1964.
C. u. Paffen,
Kh.:
der Erde.
Troll,
Jahreszeitenklimate
1:16 Mill.
u. Eng
Wandkarte
Berlin
1969 (in Deutsch
Troll,
Mit
einer
lisch); die gleicheKarte in 1:80 Mill, imAtlas ?Unsere
Welt".
Berlin
1970.
IN JAMAIKA
INDUSTRIALISIERUNGSPROBLEME
Mit 2 Abbildungen und 3Tabellen
Hans-Dieter
Haas
Problems
of industrialisation
in Jamaica.
Summary:
countries
increased
efforts at
Many
developing
regard
as the only proper way of
industrialisation
achieving a rate
of economic
which is healthy and equips them
development
for the future. In many
of these countries, however,
the
ment.
hoped-for
country
materials
successes have not taken
is
place. One
example
in recent years, state efforts have led to the
where,
establishment
of industry in the Kingston-Span
widespread
ish Town
urban agglomeration.
In spite of new job oppor
into the urban
tunities, the growing influx of rural dwellers
areas has resulted in a
peripheral
rising rate of unemploy
Jamaica
This
is particularly
marked
among
(e.g. the 14-24 age group has a 32%
groups
the
lower
age
unemployment
rate).
In addition,
large measure
Because
vital
the legislation
for industrial expansion has in
attracted
to the
industries
foreign export
which
neither
raw
available
process
locally
not manufacture
goods for the domestic market.
of this, the between-plant
are
linkages which
to the process of industrialisation
do not develop.
so
In
spite of the low wages earned both by unskilled and by
newly
trained
workers,
production
costs
in Jamaica
are
132
Erdkunde
power
failures, high
transport
high
relatively
(frequent
in
and this has a negative
costs, small domestic market)
to further
fluence on entrepreneurial
decisions
in relation
industrial
establishement.
to targets for the
is geared
industrial planned
Jamaican
year 1990 but it is only since 1972 that a more pronounced
on the utilisation
of existing
local resources has
emphasis
of
greater
encouragement
through
especially
in
of an efficient agricultural
The products
agriculture.
dustry, it is hoped, could be sold on the enlarged market of
set up in 1968.
Free Trade Area which was
the CARIFTA
emerged,
Vorrangiges Ziel vieler Entwicklungslander istheute
Aufbau
der erfolgreiche
Industrie.
einer verarbeitenden
Nur seiten verlauft jedoch die angestrebte Industriali
sierung planmafiig, und allzu oft fehlt es an einer
Reihe
von Voraussetzungen,
die
dann
unter
Schwierig
keiten imNachhinein geschaffenwerden mussen. Auch
Jamaika, drittgrofite Insel der Antillen, gehort zu die
ser Gruppe
von
Entwicklungslandern.
Seit
geraumer
Zeit wird dort versucht,mit Hilfe einer staatlich ge
forderten Industrialisierung eine ausreichende Basis zur
Losung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme des
Landes zu erlangen. Zwar hat die in kolonialer Zeit
entstandene
der Zuckerrohrmono
Plantagenwirtschaft
kultur durch die schnelleEntwicklung des Bauxitberg
baus in den letzten zehn Jahren ihre wirtschaftliche
Vormachtstellung auf der Insel verloren, infolge des
arbeitsextensiven
Charakters
des
Bauxitbergbaus
ist
Band
28/1974
H. Blume [1968], S. 151). In Kuba gab es die Moglich
keit,
sich bei
der
Zuckerrohrernte
zu
anheuern
lassen.
Viele Inselbewohner emigrierten in die Vereinigten
Staaten. Nach Roberts (1957) verliefien im Zeitraum
1881-1921 146 000 Jamaikaner ihreHeimat, das ent
spricht einem jahrlichenWanderungsverlust von iiber
7000.
Eine
zweite
setzte
Massenauswanderungswelle
nach dem Zweiten Weltkrieg ein, als zwischen 1953 und
1962 rund 10 Prozent aller Jamaikaner mit dem Ziel
Grofibritannien das Land verliefien. Der jahrliche
Wanderungsverlust belief sich schliefilichzwischen 1965
und 1970 auf 26 000. Seit jedoch die Auswanderung
nach Grofibritannien nichtmehr moglich ist, richtet sich
die Auswanderungswelle nach USA und Kanada3).
Besonders nachteilig fiir die jamaikanische Wirtschaft
ist es, dafi der iiberwiegende Teil der Auswanderer
(1970: 61%) Erwerbstatige sind, die dem heimischen
1969 waren
Wirtschaftsleben
werden.
entzogen
zent der
Auswanderer
erwerbstatigen
62 Pro
Arbeits
gelernte
krafte und das Alter von zwei Dritteln der Auswan
derer lag zwischen 10 und 39 Jahren. Ein grofierNut
zen fiir die jamaikanische Volkswirtschaft liegt jedoch
von
in den
Gelduberweisungen
Kontraktarbeitern
aus
den USA, die 1970 umgerechnet 6,3Mill. DM, das
entspricht 16 Prozent der Lohne, nach Hause geschickt
haben4).
Trotz dieser hohen Auswanderung ist es dem seit
1962 selbstandigen Staat bisher nicht gelungen, der be
drohlichen
Herr
Arbeitsmarktsituation
zu werden.
In
eine zukunftsgerechteErwerbsstruktur jedoch nur iiber den letzten Jahren stieg auf der Insel die Arbeitslosig
keit in den Stadten erheblich an; diese lag 1972 weit
eine gezielte Ansiedlung verarbeitender Industrie zu
von
iiber dem Landesdurchschnitt
17 Prozent.
Beson
erreichen.Wie weit diese inzwischen gediehen ist und
ders hoch ist im ganzen Lande die Arbeitslosigkeit in
welche Schwierigkeiten und Hindernisse seither diesem
den unteren Jahrgangen (Tab. 1), vor allem in der
Ziel imWege standen, soil im folgenden naher dar
Hauptstadt Kingston, wo die Landflucht stark zu
gestellt werden1).
und Erwerbsstruktur
Bevolkerungs-
Mit seinen 1,9Mill. Einwohnern erreicht Jamaika
eine Einwohnerdichte von 166 Ew./qkm. Im Bereich
der Grofien Antillen wird es nur noch durch das mit
iibertrof
280 Ew./qkm iibervolkerte Puerto Rico
fen.Die hohe Bevolkerungsdichte kam erst in jiingerer
Zeit zustande, als die Geburtenrate, bei gleichzeiti
gem Absinken der Sterberate, stark anstieg. Innerhalb
80 Jahren verdreifachte sich somit die Bevolkerung in
Jamaika (1891: 639 500 Ew.). Die Altersstruktur der
Bevolkerung lafit seit zwei Jahrzehnten ein deutliches
Ubergewicht der jungen Jahrgange erkennen: nach
dem Zensus von I9602) waren 52 Prozent der Jamai
kaner junger als 21 Jahre.
Die Bevolkerungsverdreifachung war moglich, ob
vor
gleich Zehntausende von Jamaikanern schon kurz
und nach der Jahrhundertwende auswanderten: Zahl
reiche Jamaikaner afrikanischer Abstammung fanden
beim
Bau
des
Panama-Kanals
Beschaftigung,
andere
verliefien die Insel mit dem Ziel Zentralamerika (vor
nehmlich Costa Rica), um in den neuen Bananenpflan
zungen und beim Eisenbahnbau Arbeit zu finden (vgl.
dankt der Deutschen
Forschungsgemein
J)Der Verfasser
einer Reisebeihilfe.
schaft fiir die Gewahrung
aus der
der Daten
Veroffentlichung
2) Eine vollstandige
von 1970 lag noch nicht vor.
Volkszahlung
Buche
schlagt.
Tabelle
1: Die
der
Arbeitslosigkeit
in den
unteren
Jahrgangen
Bevolkerung
Jamaikas5)
erwerbsfahigen
in the lower age groups of the Jamaican
Unemployment
labour force
Alter
mannlich
14-19
27,0%
20-24
16,4%
14-24
22,2%
weiblich
50,7%
37,1%
44,4%
Der Agrarsektor hat durch die zunehmende Land
Stadtwanderung erheblich von seiner Bedeutung als
Erwerbszweig eingebiifit,wenngleich 1970 noch immer
es 20 800 Jamaikaner,
die mit diesem Ziel
3) 1969 waren
der gesamten Auswanderer).
Insel verliefien
88,4%
(=
waren
1970 14 538 Kon
und in Kanada
4) In den USA
nach Jamaika
wieder
nicht
sind
11%
traktarbeiter
tatig.
die
in
ist stark gestiegen, weil
Der Prozentsatz
zuruckgekehrt.
die
fiir viele
einem Arbeitsvertrag
einzige Moglichkeit
noch in
der Einreisebestimmungen
liegt, nach Verscharfung
zu gelangen.
die USA
14 und
im Alter zwischen
5)Die Zahl der Erwerbsfahigen
24 Jahrenbelief sich 1972 auf 200 300 (= 26,6% aller Er
Die
durchschnittliche
werbsfahigen).
in dieser Altersstufe
31,9%.
Arbeitslosigkeit
betrug
Haas:
Hans-Dieter
2: Die
133
in Jamaika
Industrialisierungsprobleme
in der Erwerbsstruktur
Ja
Veranderungen
der Erwerbstaigen
nach Wirtschafts
(Aufteilung
in Prozent)
bereichen
nur
Changes
group
Entwicklung der Industrie in Jamaika
Tabelle
maikas
in distribution
of the labour
industrial
force by
1943
1960
1970
39,0
36,0
0,7
0,8
Forstwirtschaft
Landwirtschaft,
und Fischerei
45,1
und Erden
Steine
Bergbau,
Produzierendes
0,1
Gewerbe
14,8
14,8
8,2
3,1
Elektrizitat
6,8
und Wasser
versorgung
0,3
0,5
Bauwirtschaft
Handel
Verkehr
andere
11,7
offentliche
Dienstleistungen
und private
26,7
100,0
36 Prozent
der
ihm
Erwerbstatigen
notigte
4,4
23,7
38,4
100,0
100,0
rend
7 Prozent
Subsistenzwirtschaft.
der Erntekampagne)
(9 Prozent
der Erwerbstatigen
nur
0,5 Prozent
waren
richtung
ins Leben
wurde.
gerufen
leistungsstarksten
zum
sein Beitrag
Wirt
Brutto
inlandprodukt der Insel lag 1970 bei 16,8 Prozent.
Damit
ist die Bedeutung des Bauxitbergbaus sogar
grofier als die des Produzierenden Gewerbes, dessen
Entwicklung in eine Stagnationsphase trat und 1970
6) Einschliefilich
.V
\
J
'
"
St James
\
Q
Westmorland
' Parish-Grenzen
Boundaries
af Panshes V
;
proParish Y
Industrtebeschdftigte
perParish
Manufacturing
Employment
H"1000
5^
^'^^N
der
aufieren
Zwang
Stromversorgung,
kam
,'
und
Verpackungsaus
ab. Wie
Zeit
Abb.
Mit
dem
?Textile
einer
1 zu
Encourage
Fruchteverarbeitungsindustrie
schon zu dieser
ersehen, war
der Industrie im
eine deutliche Konzentration
von
Gebiet
St. Andrew,
St. Catharine
und
Clarendon
festzustellen.
und
Getrankefabrik
einer Mobelfabrik
7) Errichtung
1916. Die
1911 und einer Brauerei
1885, einer Biskuitfabrik
von Geraten
wurde
fiir die Zuckerindustrie
Herstellung
>
H Cv
Trelawny
gH
St Ann
;
^
_
B *
*
St.Elizabeth
\
der verarbeitenden
unter
begann schliefilich 1947 in Jamaika die
\
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9
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Zunahme
der Industriebeschdf
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^)
Increase
ofManufacturing
Employment
/ x^~^c\^y
n bis '969
?
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2p
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\JL
^1
B bis 1959 \ ^)
Industriebetrieb
(10u.mehr
V
Beschdftigte)
n?.n.
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... .
o?.m..t?~?
Town
bis 1944
D.p.rtm.?i
w.nn.ng
andmore)
Factory
(10employees
|
V^^)
1: Standorte
es zur Er
1909 begonnen.
/
\.
Aufbau
um aus
der Industrieforderungsgesetzgebung,
Epoche
zu Investitio
wie
inlandische
Unternehmer
landische
nen zu ermutigen.
Ende
der 40er Jahre zeichne
Noch
ten sich Anfange
einer
einer Leder-,
einer Bekleidungs-,
Tonerdeherstellung.
Hanover
Schwergewicht
Importsubstitutions-Industrien,
waren.
bedeutendsten
wirtschaft sich in einem Schrumpfungprozefi befindet
und nur mit Hilfe offentlicher Subventionen ihre
44 000 Arbeitsplatze
(1970) halten konnte, ist der
Jamaikas nach dem
Bauxitbergbau
kapitalintensive
zum
Dienstleistungssektor
schaftsbereich
auf gestiegen;
den
diesem
Unter
erster
ment Law"
die Zucker
Wahrend
Das
erzeugten.
denen die Schuh- und die Kondensmilchindustrie die
verdien
lich bedeutsameren Bauxitbergbau6), der 1952 in Ja
maika
durch
Auch
det war.
wah
im wirtschaft
aber
fest
die 1923 in Jamaika begann, erhielt die Industria
lisierung keinen grofierenAuftrieb. Der entscheidende
Anstofi dazu erfolgte vielmehr erstwahrend des Zwei
tenWeltkriegs, als durch die starken Einschrankungen
der Importe die Versorgung der Bevolkerung gefahr
ten 1970 ihren Lebensunterhalt in der traditionellen
Zuckerwirtschaft,
selbst
Energie
waren.
(Tab. 2). Die Produktivitat dieses in Jamaika riickstan
digen Wirtschaftszweigs ist verhaltnismafiig niedrig
und entspricht in den 145 000 kleinbauerlichen Betrie
ben mit weniger als 5 acres Nutzflache kaum mehr als
einer
1870
der industriellen Produktion lag aber auch spater ein
deutig bei der Zuckerherstellung. Noch 1938 machte
diese allein knapp die Halfte der gesamten jamaikani
schen Industrieproduktion aus; die andere Halfte be
stand nahezu ausschliefilich aus der Herstellung von
Rum, Bier, Maismehl, Kopra, Speiseol und Tabak
0,2
2,3
zugehorig
um
Industrialisierungsansatze
stellbar7). Es handelt sichhierbei fast ausschliefilichum
kleine Betriebe der Nahrungsmittelindustrie, die ein
heimischeRohprodukte verarbeiteten und die dazu be
3,2
2,3
bei
Bruttoinlandsprodukt
Sieht man von der grofienZahl der kleinen Zucker
miihlen ab, von weichen es 1832 670 und um die Jahr
hundertwende noch 130 auf Jamaika gab, so sind erste
bescheidene
9,9
7,0
und Nachrichtenwesen
zum
13,5 Prozent
steuerte(1959: 14,1%).
Industrie
in Jamaika
Location
of manufacturing
industry
\
'^~^_\
St. Thomas
in Jamaica
"--?^-v
?
."\
Als Folge der durch den Krieg eingeleiteten und
zunachst sehr hoffnungsvollen Entwicklung stieg der
industrielle Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt von
6 Prozent (1938) auf 11 Prozent (1950). 1959 ubertraf
dieser schliefilichden der Landwirtschaft und Mitte der
60er Jahre uberflugelte die Industrie sogar den Han
del. Doch 10 Jahre spater bahnte sich in der Industria
lisierung Jamaikas die oben bereits erwahnte und bis
heute
andauernde
Produktionszuwachsrate
Stagnationsphase
von
fast
an. Die
industrielle
8 Prozent
pro
Jahr
(Durchschnittswert 1960-68) sank 1969 auf weniger
als 2 Prozent ab. Seit dieser Zeit gilt der Bauxitberg
bau als bedeutendster Wirtschaftszweig der Insel. Bis
Ende des Jahres 1970 waren auf Jamaika 46 200 Be
schaftigte in 1149 Betrieben mit der Herstellung von
Industriegiitern oder deren Reparatur befafit (Tab. 3).
Nur etwa 500 dieser Betriebe beschaftigten jedoch 10
und mehr Arbeitnehmer (Abb. 1).
Tabelle
3:
der
Entwicklung
in Ja
Industriebeschajhigung
maika
of employment
Development
in manufacturing
Zahl der Beschaftigten
Zahl der Fabriken
Jahr
14
23
46
365
627
1149
1943
1951
1970
der
80 Prozent
industry
370
100
200
was
ein Ausdruck
der
Lei
geringen
tertia
eher dem
ihren Tatigkeitsmerkmalen
mufiten.
werden
Jamaikanische
zugerechnet
Regierungsstellen verweisen haufig auf den Erfolg der
und
Industrialisierungsbestrebungen
dafi
erwahnen,
zwischen 1960 und 1968 die Zahl der industriellen
Arbeitsplatze jahrlich imDurchschnitt um 2,2 Prozent
des
einem Zuwachs
von nur 2,1 Prozent
gegeniiber
potentials
gesamten
Arbeitskrafte
sei. Dieser
angestiegen
Vergleich hinkt betrachtlich, was eine Heranziehung
der absoluten Zahlen beweist. Danach haben die indu
striellenArbeitsplatze jahrlich um ca. 1000, die Zahl
der Erwerbsfahigen in Jamaika jedoch um 17 600 zu
genommen.
F orderungsmafinahmender Regierung
Die Forderungsmafinahmen der Regierung liegen im
wesentlichen erstens in der Einschrankung des Import
marktes, d. h. in der Schaffung eines Importverbots fiir
bestimmte Giiter, oder in der Errichtung hoher Zoll
und
barrieren8)
zweitens
von
in der Gewahrung
Pro
duktionserleichterungen fiirdie Unternehmer durch ge
setzlich festgelegte finanzielleVergiinstigungen9).
8) Bei
Zolltarife
Rohmaterialien
bei maximal
und
Halbfabrikaten
20 Prozent,
wahrend
30 Prozent
der Zollzuschlag
Fertigprodukten
z. B. auch Pkws
xusgiitern, unter welche
30 Prozent
betragt.
9) So ermoglicht der ?Pioneer
Act" von 1949 eine beschleunigte
Industries
Steuerverlust
gestiegene
Als
zu
erstes
ist hier der enorm an
der von zunachst
erwahnen,
jahrlich 4,7Mill. DM imDurchschnitt der Jahre 1953
bis 1962 auf 35,3Mill. DM bis zum Jahre 1969 ange
wachsen ist.Besonders bedenklich ist,dafi die gewahr
ten Steuervorteile zu einem grofienTeil auslandischen,
zent
Arbeits
stungsfahigkeit dieser Industrie ist. Auch sind fast
die Halfte der industriellen Erwerbstatigen Selbstan
dige, und davon wiederum zwei Drittel Frauen, die
aber nach
ren Sektor
lassen.
erscheinen
Licht
Unternehmern
investierenden
in Jamaika
platze Jamaikas befinden sich inKleinst- und Hand
werksbetrieben,
Mit Unterstutzung der neugeschaffenen Jamaica
Industrial Development Corporation (JIDC) und einer
Investition von umgerechnet 314 Mill. DM ist es ge
lungen, auf dieser Grundlage bis zu Beginn des Jahres
1971 insgesamt 186 Betriebe zu errichten und damit
gleichzeitig 13 000 neue Arbeitsplatze zu schaffen.Die
Aktivitaten der JIDC beschrankten sich zunachst in
starkemMafie auf den Grofiraum Kingston, so dafi
dort heute zwei Drittel der industriellenArbeitsplatze
in dem neugeschaffenen
konzentriert sind. Allein
?Kingston Industrial Estate", der dicht beim Hafen
liegt, entstanden mit Hilfe der Industrieentwicklungs
gesellschaft in 45 Betrieben iiber 3000 Arbeitsplatze.
Allerdings zeigt diese Industrieforderungspolitik der
Regierung, die sichweitgehend auf Steuererleichterun
gen griindet, auch eine Reihe negativer Folgeerschei
nungen, welche die anfangliche vielgepriesenen Erfolge
der Industrieansiedlung heute in einem ungiinstigeren
zugute
kom
men, und diese somit noch hohere Gewinne ungeschma
lert in ihrHeimatland transferienkonnen.Nur 21 Pro
industriellen
sogenannten
2811974
Band
Erdkunde
134
bei
liegen die
Industrie
und
fallen,
bei Lu
sogar
iiber
Encouragement
von Investi
Abschreibung
unter
der
der
der Regierung
Fordergesetzgebung
geschaffenenArbeitsplatze wurden ganzlich mit jamai
kanischem Kapital errichtet,51 Prozent kamen dagegen
mit
und
auslandischem
28 Prozent
mit
gemischtem
Ka
zustande10).
pital
Erheblich sind auch die Nachteile fiir den Gesamt
industrialisierungsprozefi.Dadurch, dafi die Rohmate
rialien ganzlich importiert und Fertigprodukte voll
exportiert
standig
es nicht
kommt
werden,
zum
Auf
bau zwischenbetrieblicher Bindungen innerhalb Jamai
kas11). Oftmals
ten Erzeugnisse
gelangen
wiederum
zunachst
dieselben,
exponier
zu Mehrpreisen
als Importe
zuriick ins Erzeugerland, da sie auf den inlandischen
Markt direkt nicht gelangen diirfen.Diese arbeitsinten
siven Exportindustrien bilden aufierdem keine Arbeits
krafte
aus,
tragen
also
nicht
zur
Berufsausbildung
der
Einheimischen bei. Sozialleistungen existieren nicht
oder sindminimal. Das Ziel dieser Unternehmen ist es
vielmehr, unterAusnutzung billiger Arbeitskrafte ihre
Investitionskosten so niedrig wie moglich zu halten
und bei der oftmals unsicheren politischen Situation
eine Abschreibung der Kosten in kiirzester Zeit zu er
reichen. In der Regel schlagen nur die gezahlten Lohne
Schutz
tionen und einen zusatzlichen
der ? Industrial
gleichartiger Produkte;
1956 erlaubt Einkommenssteuerfreiheit
gegeniiber
Incentives
Importen
Act" von
fiir einen Zeitraum
Industries Encourage
19 Jahren und der ?Export
fiir Roh
ment Act"
des gleichen Jahres befreit von Zollen
sofern ganzlich
stoffe und samtlichen Einkommenssteuern,
wird.
fiir den Export
produziert
aus den Ver
kam zu 84,3%
auslandische
Kapital
10)Das
zu 7,4%
aus Grofibritannien,
zu 7,7%
einigten Staaten,
aus Panama.
aus Kanada
und zu 0,6%
von
7 bis
industrielle
Interdepen
A. Hirschman
(1967)
u) Nach
und Vorwartskoppelungs
mit Riickkoppelungsdenzen
prozessen.
Hans-Dieter
Abb.
2: Die
volkswirtschaftlich zu Buche;
ter
dem
durchschnittlichen
Haas:
Industrie
Industrialisierungsprobleme
in Spanish
sie liegen jedoch un
Industriearbeiter-Lohn
Town
Industry
in Jamaika
in Spanish
135
Town
die Halfte der fiir die industriellen Produktion be
notigtenRohstoffe eingefuhrtwerden miissen.
Das Ziel, welches sich die jamaikanische Regierung
bei der Schaffung des Industrieforderungsprogramms
setzte, namlich die Beseitigung der Arbeitslosigkeit,
niveau12). Ein Grofiteil der angesiedelten Industrien
gilt als ausgesprochen leistungsschwach,und nach Ab
lauf der Forderfrist kommt es bei diesen Unternehmen
wenn
man
an
wurde
bis heute
nicht
erreicht. Auch
haufig zu Betriebsstillegungen.
Industriebetriebe dieser Art haben sich in den 60er
nimmt, dafi durch jeden im Rahmen des Forderungs
programms direkt gewonnenen Arbeitsplatz ein wei
Jahren vermehrt aufierhalb Kingstons niedergelassen,
wo die Lohnkosten noch unter denen der Hauptstadt
terer indirekt zustande kam, ergibt dies doch nur eine
Gesamtzahl von 26 000 Arbeitsplatzen, das Arbeits
liegen. Bei den meisten dieser arbeitsintensiven Indu
strien iiberwiegt deutlich der auslandische Kapitalan
kraftepotential in Jamaika nimmt aber jahrlich allein
um 22 000 zu.
teil, so auch bei vielen Betrieben in Spanish Town
Besonders harte Kritik an dem Forderungsprogramm
(Abb. 2), einem 20 km von Kingston entferntgelegenen
Ort mit 42 000 Ew. (1970). Allein vier der funfTextil
der Regierung regt sich inzwischen im Lande selbst.
und Bekleidungsindustriebetriebe wurden dort zu
Chen Young
(1966) weist nach, dafi auch der mate
100 Prozent mit US-amerikanischem Kapital errichtet. rielle Aufwand und die Steuerverluste des Staates die
Betrachtet man die Industrie von Spanish Town ins
relativ bescheidene Erhohung des Bruttoinlandpro
duktes ubertreffen.Nach seinerMeinung ist das For
gesamt, d. h. nicht nur die durch die JIDC angesiedelte
Industrie, so belauft sichder auslandische Kapitalanteil
derungsprogramm im Grunde als ein Fehlschlag zu
dort inzwischen auf 43 Prozent. Die oben bezeichneten
bezeichnen. Unter sinnvollerem Einsatz der fiir das
Investitionen
und
Export-Industrien haben in Spanish Town die lokale
eingesetzten
Forderungsprogramm
unter voller Ausschopfung der im Lande vorhandenen
Marktorientierung stark reduziert, wenngleich die
meisten Industrieprodukte auch weiterhin auf den Rohstoffe (landwirtschaftliche Produkte, Textilien,
nahen Grofistadtmarkt gelangen. Mit der Ansiedlung
Leder) hatte eine wesentlich effektivere Industriali
der Export-Industrien haben sich allerdings zwangs
sierung entwickelt werden konnen, vor allem was die
laufig auch die Rohstoffimporte erhoht, so dafi im Schaffung von Arbeitsplatzen auf dem Lande anbe
Falle von Spanish Town, selbst unter Beriicksichtigung
(1967) und Jefferson (1972) sind
langt. Brewster
des einheimischen Zuckerrohprodukts sowie der Roh
der Ansicht, die Fordermittel hatten ganz gezielt nur
stoffe fiirdie Bau- und Keramikindustrie, bereits iiber fiirden Aufbau einerVeredelungsindustrie landeseige
ner Rohstoffe
12)Der
Wochenlohn
kleidungsindustrie
einer Naherin
(Export-Industrie)
in Betrieben
der Be
lag 1972 bei 34,- DM.
verwendet
werden
sollen.
Das Industrialisierungskonzept, wie es bisher ent
wickelt wurde, zeigt also verhaltnismafiig wenig Ver
136
Erdkunde
zum
kniipfungen
Eine
Sektor.
primaren
An
gezielte
siedlung von Industrie in landlichen Gebieten nimmt
erst
mern
seit
1967
langere
zu, nachdem
Steuerfreiheiten
man
dort
den
Unterneh
Bis
hat.
eingeraumt
En
de 1969 waren in landlichen Gebieten, aufierhalb der
Kingston Metropolitan Area, nur 39 der 190 geforder
ten
zusammen
mit
Industriebetriebe
3800
Beschaftig
ten errichtetworden, und lediglich wenige Betriebe
be-
oder
verarbeiteten
landwirtschaftliche
Erzeugnisse.
Die iibrige Industrie hat ihreWirkung auf den land
lichen Standort verfehlt. In manchen Fallen sind so
gar uberwiegend ungiinstige Folgen zu verzeichnen
z. B. dann, wenn
diese
wirtschaft
heraufdriickt.
das
in der
Lohnniveau
Land
Hemmnisse bei der Industrialisierung
Es
mag
die
zunachst
warum
auftauchen,
Frage
es
denn nicht schon friiherzu einer Industrialisierung auf
Jamaika kam. Zwei wichtige Grunde sind zu nennen:
der englischen Kolonialregie
Erstens die Haltung
rung, die keine Notwendigkeit fiir eine Industriali
sierung der Insel sah,wurde diese doch mit alien wich
tigen Industriegiitern imTausch gegen Zucker, Bananen
und
andere
Agrarprodukte
von
aus
England
versorgt,
und zweitens fehlende Initiativen in Jamaika selbst.
Die wirtschaftlich aktiven Krafte im Lande, die nicht
imAgrarsektor tatigwaren, hatten sichvielmehr dem
eintraglichenHandel mit Industriegiitern zugewandt.
Das
Interesse
an
einem
risikoreichen
von
Aufbau
In
dustrien in Jamaika war gering. Auch heute hat die
Gruppe der Importeure nur wenig Verstandnis fiir ei
ne verstarkte Industrialisierung und weifi sehrwohl
ihre
in Regierungskreisen
Interessen
entsprechenden
durchzusetzen. Hirschman
(1967, S. 124 f.) sieht
generell im Importhandel in bezug auf die Entwick
und
ein forderndes
lungslander
ment:
Erstens
dieser
ermoglicht
ein
hemmendes
die Verwendung
Mo
von
Industriegiitern, so dafi die Bevolkerung ihrenNutzen
zweitens
kommt
kennenlernt,
Interessen,
fung machtvoller
es aber
nur
die
auch
die
zur
Schaf
Fortsetzung
und den Ausbau eines profitreichenHandels zum Ziele
haben. Cumper (1960, S. 262), bekannterWirtschafts
aus
wissenschaftler
von
hand
Beispielen
an
diese These
Kingston,
belegt
aus Jamaika.
verstarkendes
Als
Moment kommt in diesem Punkt hinzu, dafi das Ver
trauen des Verbrauchers in die im Lande hergestellten
Waren gering ist. Es werden in jedem Falle Import
giiter vorgezogen. Diese Haltung der Einheimischen
wurde nicht unbetrachtlich durch den Tourismus und
durch die amerikanischenWerbemethoden genahrt, die
in zunehmendem Mafie die den Industrielandern ei
genen Verbrauchergewohnheiten propagieren (vgl.W.
Gerling, 1969).
Wie auch immer ein Industrialisierungskonzept fiir
Jamaika aussehen mag, drei wichtige Ungunstfaktoren
sind in jedem Falle inRechnung zu stellen:
1.Knappheit an nichtlandwirtschaftlichen Rohmate
rialien
2. schlechteAusstattung der Insel mit Energie
3. geringe
Grofie
des
Inlandmarktes.
fiir die verarbeitende Industrie
Die Materialien
werden zu einem hohen Prozentsatz mit dem Schiff
Band
28/1974
auf die Insel gebracht. Die Herkunftslander
erster Linie die USA, England und Kanada.
es nicht
kommt
zu
seiten
sind in
Dabei
der Lieferun
Verzogerungen
gen und somit zu oft tagelangen Produktionsausfal
len. Erstaunlich ist, dafi selbst solcheMaterialien ein
gefiihrt werden, die ohne weiteres auch im Lande
selbst
vorhanden
sind
oder
werden
gewonnen
konn
ten. Als Beispiel mag hier eine vom Verfasser besich
tigteBesen- und Biirstenfabrik inKingston dienen, die
selbstHolzstiele und -griffe sowie Tierhaar und -bor
sten
aus
Grofibritannien
Die
einfuhrte.
Energiever
sorgung ist in Jamaika mehr als unbefriedigend.Wenn
gleich 1970 auf der Insel 230 MW13) elektrischeEnergie
gegeniiber nur 40 MW im Jahre 1952 erzeugt wurden,
so andert dies nichts an der Tatsache, dafi gemafi einer
Erhebung des Verfassers bei Industriebetrieben in
Kingston die Unternehmer iiber fortlaufende Strom
ausfalle klagen. Danach betrug der durchschnittliche
wochentliche
Stromausfall
Betrieb
pro
sechs
Stunden.
Eine echte Industrialisierungsschranke stellt ferner die
geringe Grofie des jamaikanischen Markts dar, auch
wenn
heit
das
Dieses betrug
1,1 Millionen
559 DM 1960
gleich sei aber
das
in der
Pro-Kopf-Einkommen
beachtlichen
Zuwachs
einen
zu
Vergangen
verzeichnen
hatte.
1938 bei einer Gesamtbevolkerung von
nur umgerechnet 129 DM gegeniiber
und 1853 DM im Jahre 1970. Zum Ver
erwahnt, dafi in vielen Industrielandern
1970
Pro-Kopf-Einkommen
10 000 DM
bereits
zwischen
und 15 000 DM lag.
Benachteiligt ist die Industrialisierung in Jamaika
ferner
durch
teuren
den
nach
Transport
und
von
der
Insel, der bei der geringenGrofie des Landes besonders
stark insGewicht fallt. Ein weiterer Punkt ist die be
reits
angesprochene
Der
Kapitalbeschaffung.
Investor
erwartet bei hoherem Investitionsrisiko auch grofiere
Gewinne. Bedingt durch die Insellage ist zusatzlich der
fiir den Aufbau und die Instandhal
Kapitaleinsatz
tung
Fach-
der
und
hoher.
Produktionsanlagen
Fiihrungskrafte
knapp
und
Drittens
teuer.
sind
Ein weiterer hemmender Faktor istder schlechteRuf
der Arbeitskrafte. Fast iiberall wird in den Industrie
betrieben Klage iiber die schlechteArbeitsmoral der
Arbeitskrafte gefiihrt.Man sagt diesen Unachtsamkeit
und Gleichgiiltigkeit nach; Arbeitsstolz findetman so
gut wie nicht. Selbst Gewerkschaftsfiihrer sind der An
sicht, dafi die Verantwortung fiir die Produktion al
lein in den Handen der Unternehmer liegt.Nach An
sicht der Unternehmer ist jedoch auf lange Sieht eine
Aufbesserung der Lohne nur iiber eine Steigerung der
zu
Arbeitsproduktivitat
erreichen.
Lohnforderungen
der Gewerkschaften stehen oft in keinem Verhaltnis
zur Steigerung der Produktivitat. Es kommt vor, dafi
bei nahezu stagnierender Produktivitat Lohnerhohun
gen zwischen 20 und 40 Prozent in einer Drei-Jahres
Periode
den14).
von
Viele
den
Gewerkschaften
junge
Jamaikaner
lichesAnfangsgehalt, wenn
verlassen
haben
und
werden
13) 187 MW
sellschaften erzeugt.
sich nach
heute
wer
durchgesetzt
erwarten
ein ansehn
sie die Secondary School
einem
zusatzlich
Arbeitsplatz
von
privaten
um
Ge
reichen schon Ankiindigungen
Sektor
14) Im offentlichen
im Bergbau
aus,
hohere Produktionsziffern
iiber mogliche
zu formulieren.
um entsprechende
Lohnforderungen
Haas:
Hans-Dieter
sehen15).Haufig bleiben sie lieber so lange arbeitslos,
bis sie einen Posten finden, der ihrenErwartungen in
bezug
zialen
Status
und
des Gehalts
auf Hohe
des
so
angestrebten
entspricht.
Ziele der Industrieplanung in Jamaika
Trotz dieser Schwierigkeiten und Hemmnisse, die
sich der Industrialisierung in Jamaika entgegenstellen,
halten die Regierungsstellen an ihrem Industrialisie
rungskonzept fest.Danach sieht die Industrieplanung
bis zum Jahre 1990 die Einrichtung von 70 00016) neu
en industriellenArbeitsplatzen vor. Dies sind 175 Pro
in Ja
als zum
mehr,
Zeitpunkt
gegenwartigen
Grofienord
sind. Die
maika
vorhanden
vorgesehene
zent
nung istbeachtlich, und ihreRealisierung erscheintum
so fraglicher, als neben den oben angefuhrten Schwie
rigkeiten heute schon die jamaikanische Industrie
ernsthafte
hat.
Absatzschwierigkeiten
fahigkeit des einheimischenMarktes
wurde
gramms
seither
im Rahmen
durch
des
Die
Aufnahme
ist begrenzt. Sie
Industrieforderungspro
entsprechende
Importrestriktionen
kunstlich erweitert. Auf dem Exportmarkt gestaltet
sich der Wettbewerb schwierig.Nimmt man das Ex
portprodukt Zucker aus, so belief sich 1970 die Ex
portquote in der Industrie nur auf 8 Prozent. Selbst
bei der Textil- und Bekleidungsindustrie, die nach der
Mineralolveredelung
die
bedeutendste
Exportindustrie
ist,wird nur ein Viertel der Produktion exportiert17).
Grofie Hoffnungen setzt die Regierung auf die neue
Freihandelszone, die 1968 fiirden Bereich der ehemals
in Westindien geschaffen
britischen Kolonialmacht
wurde und heute unter der Abkiirzung CARIFTA18)
bekannt ist. Seit diesem Zeitpunkt konnen namlich
90 Prozent aller Waren zollfrei innerhalb der CA
RIFTA-Lander
gehandelt werden. Die Schaffung die
ser
Freihandelszone
hatte
zwar
zur
Folge,
dafi
bis
1970 die jamaikanischen Industrieexporte in die Mit
gliedslander um 86 Prozent (40,8 Mill. DM) anstie
gen, gleichzeitig jedoch die Importe aus diesen Lan
dern um 135 Prozent (31,4 Mill. DM) zunahmen.
Schon jetzt bemiiht sich die Regierung um die Re
der fiir die
notwendi
servierung
Industrieansiedlung
zur
Nach
eines
gen Flachen.
Berechnungen
Planung
zusammen
UN-Teams
diese
eingesetzten
betragen
eine grofie Facharbeiter
herrscht in Jamaika
15)Generell
bei den Industrialisierungsbestrebun
knappheit. Mifierfolge
gen sind daher auch zu einem guten Teil auf die fehlenden
So konn
zuriickzufiihren.
Berufsausbildungsmoglichkeiten
ten in den 24 ?Training
die 1972 in Jamaika be
Centres",
120 weibliche
und
standen, nur 900 mannliche
Lehrlinge
werden.
aufgenommen
wird
in Jamaika
bis 1990
16)Die
Bevolkerungszunahme
voraussichtlich
700 000 Menschen
betragen. Geht man von
von 50?/o aus, so ergibt dies 350 000 Er
einer Erwerbsquote
Bei
einer potentiellen
werbsfahige.
Industrieerwerbsquote
von maximal
20%
70 000 Arbeits
entspricht diese Zahl
platzen.
Anteile
der wichtigsten
17)Die
jamaikanischen
Export
1970: Produkte
der Mi
giiter am Gesamtexport
betrugen
neralolindustrie
Toiletten-Artikel
31%,
26%,
Bekleidung
7%.
12%, Zement
5%, Tabakwaren
Free Trade
Association.
18)Caribbean
137
in Jamaika
Industrialisierungsprobleme
1500 ha, was einer durchschnittlichenArbeitsplatz
grofie von 200 qm entspricht.Die derzeitig verfug
baren
Industrieflachen-Reserven
betragen
allerdings
nur 720 ha; hiervon befinden sich41 Prozent imGrofi
raumKingston und 35 Prozent im benachbarten Parish
St. Catherine. Zwei Drittel dieser Flachen sind Privat
land. Bei dieser grofiraumlich ungleichen Verteilung
des Industrielandes ist aber zu befiirchten, dafi die
Landflucht der bauerlichen Bevolkerung weiter anhalt
und die einseitig ausgerichtete Sogwirkung der Indu
strie bestehen bleibt. Aufgabe der Industrieplanung
mufite es auch sein, die zwischenbetrieblichen Bezie
der
hungen
auf
Industrie
auszubauen,
Jamaika
allem die noch fehlende Verkniipfung
herzustellen.
sektor
Denn
die
Zukunft
vor
zum Agrar
der
industriel
len Entwicklung Jamaikas liegt, ebenso wie auf einer
Reihe anderer westindischer Inseln, im Aufbau von
leistungsfahigen Agro-Industrien. Ein Anfang wird
erfreulicherweise diesbezuglich zur Zeit mit der Pla
nung einer grofieren Zahl von Tabakfarmen (durch
schnittlicheGrofie: 9 ha) gemacht, die Qualitatstabake
fiir die jamaikanische Zigarrenindustrie liefern sollen.
Ferner
ist der Aufbau
einer grofieren
Friichtekonser
und
vierungsFleischverarbeitungsindustrie
geplant.
Investitionen
son
braucht
also nicht nur die Industrie,
dern auch die Landwirtschaft, die zu einem produk
tivenWirtschaftszweig entwickelt werden mufi. Hier
liegt nach Ansicht des Verfassers eine guteMoglichkeit,
eine wettbewerbsfahige,
und
somit
zubauen,
arbeitsintensive
eine
gesicherte
Industrie
auf
zur Be
Grundlage
waltigung der bedrohlichen Arbeitslosensituation der
Insel
zu
schaffen.
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-
Mulchansingh,
Planning
Town
vielf.)
2811974
Mit 2 Abbildungen
Wenzens
Gerd
An Oligocene
Summary:
limestone depression.
A solution doline which
of the Iserlohn
fashion
with
doline
has
filling
sunk
in the
Iserlohn
to the 300 metre
level
has been filled in synsedimentary
depression
interbedded
marine
sands,
upper Oligocene
the
of fossil soils. While
and the remnants
clays, loams
sediments identify the Iserlohn limestone depression
marine
sea which
as a small arm of the Oligocene
stretched from
soil remnants
to Balve,
the clays, loams and
Wuppertal
the lime
indicate a number of land phases. Orographically,
con
indicates
surface and
stone depression
is an erosion
dissection of the northern Sauerland.
late Tertiary
lime
the Iserlohn
The fact that the 300 metre level within
stone depression
is of at least Upper Oligocene
age provides
siderable
a datum-line
surfaces
for the stratigraphic
in the Sauerland.
Reste
tertiarer
sequencing
Verwitterungsdecken
sind
of Tertiary
n. \Menden
Letmathes^^f^
\
I
(
^^^X/xA
Iserlohn
/
| a/ v r
j\
1 / \
\l/
J S B I e yf^jBeckum
Hohen\
\ ^ (I /(
0L/
L\
iimburg
^a^/Z^s\ \
j
im nordli
chen Rheinischen Schiefergebirge vor allem aus den
devonischen
bekannt
Massenkalkgebieten
geworden.
In Schlotten,Dolinen und Hohlen wurden sie vor der
Abtragung geschiitzt.Eine Literaturubersicht der wich
(1964) zusammenge
tigsten Funde hat W. Wirth
Fiir die Datierungen der tertiaren Flachen ist das
Alter der Fiillungen in den Karsthohlformen von
grofiterWichtigkeit; doch ist stets zu iiberpriifen, in
wieweit mittels der Verwitterungsrelikte die Genese
und das Alter der Verebnungen rekonstruiertwerden
konnen, da die meisten Fiillungen vom Zeitpunkt ih
rer Sedimentation bis heute vielfaltigen chemischenund
Umwandlungen
unterworfen
waren.
So
fuhren direkteKorrelationen zwischen dem Alter nach
gewiesener Verwitterungsbildungen und dem Alter der
Verebnungen zu erheblich voneinander abweichenden
Datierungen der Iserlohner Kalksenke (Abb. 1), einer
von etwa 300 m auf 250 m abfallenden, zwei Kilo
meter breitenMulde, in die sich die Honne im Pleisto
zan bis zu 60 m tief eingesenkt hat. W. Paeckelmann
(1938) deutete hellgraue Tone, die bei Eisborn in 270
bis 300 m Hohe zusammen mit gebleichtem Kiesel
schieferschutt
vorkommen,
?als
Oberreste
einer
alt
-
^^^^^
-51?15'
0_5
^km^,
Abb.
stellt.
mechanischen
f"~^
1: Lage
-i-Doline
X_
des Untersuchungsgebietes
/ key map
tertiarenVerwitterung" (1938, 36) und erklarte des
halb dieses Niveau als Teil der praoligozanen Land
oberflache.
W. Wirth (1970) hat in Sanden, Schluffen und To
in
nen einer Karstspalte der Iserlohner Kalksenke
270 m pliozane Pollen gefunden und deshalb diesem
Niveau
barer
ein
pliozanes
genetischer
Alter
zuerkannt.
Zusammenhang
Ein
zwischen
unmittel
der
Ent
stehung des 280 bis 300 m ii. NN Niveaus und der
Fiillung der Hohlform mufi jedoch keineswegs beste
hen. Vielmehr liegt die Moglichkeit nahe, dafi die be
reits voll ausgebildete, korrosiv angelegte Iserlohner
Kalksenke nachtraglich im Zuge der pliozanen Ver
schiittung allochthon verfiillt wurde (G. Wenzens,
1974).
Bei einer Bearbeitung dieses Gebietes habe ich eine
etwa 500 m nordlich von Beckum gelegene Dolinen
Haas
2/1974, S. 135, Aufsatz H.-D.
Berichtigung fiirHeft
probleme in Jamaika"
?Industrialisierungs
Wir bitten, die Unterschrift der Abb. 2 ?Die Industrie in Spanish Town"
nachfolgende
Legende
I Chemie;
Erden;
II Waldland;
12 Inidustriegelande;
I Chemicails,
chemical
5
foodstuffs
clothing;
8 percentage
forests;
16 mainroad;
2
products;
and
12 industrial
17 secondary
of
foreign
road.
u. Genuftmittel;
9 Zuckerrohr;
6 Steine,
10 Kokospalmen;
14 junge Siedlungsteile;
15 Bahn
II.Ordnung
electrical
semiluxuries;
zones;
5 Nahrungs-
Kapitalanteile;
13 stadt. Kernbereich;
17 Strafien
I.Ordnung;
products;
4 Metall;
8 auslandische
Bekleidung;
linie; 16 Strafien
II
3 Holz;
2 Elektrocechnik;
7 Textil,
durch
zu erganzen.
6
owned
13 commercial
3 wood
engineering;
non-metallic
capital;
sector;
9
mineral
sugar
4 metal
products;
products;
cane;
14 later housing
10
7
coco-nut
areas;
textiles,
trees;
15 railway;