Kultur Korea - Koreanisches Kulturzentrum

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Kultur Korea - Koreanisches Kulturzentrum
한국
문화
Kultur Korea
Naturparadies Entmilitarisierte Zone
Korea 1963
„Jazz ist kein Stil, sondern Seele”
Ausgabe 3/2013
Mitteilung an die Leser:
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass unser Magazin ab sofort nicht mehr im Quartalsrhythmus, sondern nur noch
zwei bis drei Mal jährlich erscheinen wird. Die nächste Ausgabe von Kultur Korea ist für Anfang 2014 geplant.
Titelbild:
1. Reihe (links, v. oben n. unten):
Cheongsanghwa / © The National Dance Company of Korea
Koreanisch-deutsche Gemeinschaftsbriefmarken 2013:
Grafische Gestaltung Briefmarke Jae-Yong Shin, Korea Post
Gyeongbokgung Palast Hyangwonjeong Pavillon Foto / © Korea Tourism Organization
Minenwarnung entlang der DMZ / © Malte E. Kollenberg
2. Reihe (Mitte, v. oben n. unten):
Jeju-do, Tintenfisch an der Leine / © Kerstin Jana Kater
Autorenlesung Jo Kyung Ran / © Koreanisches Kulturzentrum
Bushaltestelle Boseong Girl‘s Middle & High School in Seoul, 2012 / Foto: Dieter Leistner / © Museum Angewandte Kunst
3. Reihe (rechts, v. oben n. unten):
Straßenszene, Innenstadt Seoul (Sechzigerjahre) / Foto: privat
Koreanisch-deutsche Gemeinschaftsbriefmarken 2013:
Grafische Gestaltung Briefmarke Jae-Yong Shin, Korea Post
Bayreuth Sonnentempel Foto / © Thomas Köhler, Bayreuth, mit freundlicher Genehmigung der Bayerischen
Schlösserverwaltung
Jazzsängerin Youn Sun Nah / © Sung Yull Nah
Hanok-Dorf Jeonju
Editorial
© Setbyol Oh
Liebe Leserinnen und Leser,
„es grünt so grün, wenn Spaniens Blüten blühen!“
Wer würde sie nicht kennen, diese heitere Passage
aus dem Musical My Fair Lady? Die Farbe Grün steht
für Leben, Wachstum, Neuanfang und Frohsinn.
Ein Überleben in der kargen Wüste ist ohne die
grünen Oasen nicht möglich - weshalb diese Farbe
in die Nationalflaggen fast aller Wüstenstaaten
aufgenommen wurde. Darüber hinaus kommt
der Farbe therapeutische Wirkung zu: Sie wirkt
harmonisierend und entspannend und soll
Hilfsbereitschaft und Toleranz fördern.
In dieser Ausgabe widmen wir uns grünen
Landschaften, dem Umweltschutz und allerlei
Dingen, die mit dieser Farbe zu tun haben.
Wir stellen das Naturparadies in der weitgehend
menschenleeren Entmilitarisierten Zone (DMZ)
zwischen Süd- und Nordkorea vor, berichten über
staatliche Aufforstungsinitiativen, nachhaltiges
Design und das Energy Dream Center - ein
Nullenergiegebäude mitten in der koreanischen
Hauptstadt. Wer Gemüseanbau zwischen
Hochhausfassaden zum Gegensatz erklärt,
möge über das Urban Farming („Städtische
Landwirtschaft“) in Seoul lesen. Sie erfahren auch
über die Suncheon Bay Garden Expo, der als erster
internationaler Gartenexpo in Korea eine besondere
Bedeutung zukommt.
Wir informieren Sie über koreanisches Bikesharing
und den aufwendigen Herstellungsprozess von
Grünem Tee.
Darüber hinaus finden Sie die unterhaltsamen
Schilderungen eines ehemaligen DAAD-Lektors
über seinen Koreaaufenthalt in den 1960er Jahren,
ein Interview mit der berühmten koreanischen
Jazzsängerin Youn Sun Nah und ein Gespräch
mit dem Autor des Fettnäpfchenführer Korea über
die Tücken und Freuden der interkulturellen
Kommunikation.
Falls Sie in diesem Jahr eine Reise nach Korea
planen, haben wir ein paar Tipps über lohnenswerte
Reiseziele für Sie zusammengestellt.
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer und
erholsame Mußestunden beim Lesen – dieses Mal
eventuell im Grünen?
Ihre Redaktion Kultur Korea
1
KULTUR
KOREA
INHALTSVERZEICHNIS
1
EDITORIAL
2
INHALTSVERZEICHNIS
LANDSCHAFT
& UMWELT
4
Schrebergarten auf Koreanisch
von Sebastian Ratzer
6
Die Suncheon Bay
Garden Expo 2013
Interview mit Frau Dr. Jeong-Hi Go
von Gesine Stoyke
10
Naturparadies Entmilitarisierte Zone
von Malte E. Kollenberg
12
Bikesharing in Korea
von Jon Dunbar
14
„Baut uns ein Nullenergiegebäude!“
von Anne Schneppen
16
Forst-Wirtschaftsaufschwung
von Malte E. Kollenberg
18
Nachhaltiges Design in Südkorea
von Sven Schelwach
2
KULTUR
KOREA
REISE
20
Südkorea. Vom Bärenland zum Tigerstaat – Unterwegs zwischen Seoul
und Jeju
21
Das Jeonju International Sori Festival
vom Organisationskomitee des Jeonju
International Sori Festival
22
Der Byeonsanbando-Nationalpark:
grüne Berge, blaues Meer und
goldene Sonnenuntergänge
aus dem „KOREA Magazine“
24
130 Jahre
koranisch-deutsche
Beziehungen
30
Festakt in der Kaiserpfalz
Das XII. Deutsch-Koreanische Forum in
Goslar am 21.06.2013
von Dr. Sylvia Bräsel
KALEIDOSKOP
33
Korea 1963
von Georg Neumann
36
Korail - neue Züge werden Ihre Reise
zu einem Erlebnis machen
von Ji-ae Sohn
Geomantik in Korea
von Hans-Jürgen Zaborowski
25
„Es hat mich überrascht,
dass meine Musik so tanzbar sein
kann“. Interview mit dem Pianisten,
Musiker und Komponisten Yiruma
von Gesine Stoyke
Touristische Ziele im Umland der
Suncheon Bay Garden Expo
von Seung-ah Lee
BILDERBUCH KOREA
26
Fotostrecke
von Kerstin Jana Kater
38
40
Wilder Tee aus dem Jirisan-Gebirge.
Selbst gepflückt und eigenhändig
geröstet
von Rainer Rippe
42
Zu Ehren der Ahnen
von Hyun-Ock Ryoo
LITERATUR
43
44
Leseprobe
Jo Kyung
Fettnäpfchenführer
Ran: Feine KostKorea
Lesung im Rückblick
von Dr. Stefanie
45 Grote
„Es geht nicht darum, alles richtig
zu machen, sondern
46 Koreanern und
ihrer KulturFettnäpfchenführer
offen zu begegnen“.
InLeseprobe
Korea
terview mit Jan Janowski, Autor vom
Fettnäpfchenführer
Korea
48
vonund
Gesine
Stoyke sein, das
„Weitgereist
weltoffen
sind leider ganz verschiedene Dinge“
Interview mit Jan
47Janowski, Autor
vom Fettnäpfchenführer
Korea im
Jo Kyung
Ran: Feine Kost. Lesung
von Rückblick
Gesine Stoyke
von Dr. Stefanie Grote
POLITISCHE KULTUR
POLITISCHE KULTUR
50
Eindrücke von der
48Amtseinführung
von Präsidentin
Geun-hye
Eindrücke
von der Park
Amtseinführung
Namensartikel
von PSt
Hartmut
von
Präsidentin Park
Geun-hye
NaMdB
mensartikel Koschyk
von PSt Hartmut
Koschyk
MdB
PORTRÄT
PORTRÄT
52
„Jazz ist kein Stil,
50sondern Seele“,
mit der Seele“,
„Jazz istInterview
kein Stil, sondern
Jazzsängerin
Sun NahYoun
Interview
mit der Youn
Jazzsängerin
von Dr.
GroteGrote
Sun Nah
vonStefanie
Dr. Stefanie
KOREA IM ALLTAG
52
54
Koreanisches
Kulturzentrum
Vorschau
59
62
SamgyetangSamgyetang
- Koreanische GinsengKoreanische
Hühnersuppe
Ginseng-Hühnersuppe
Kurse
VERANSTALTUNGEN
Veranstaltungen
Koreanisches
Kulturzentrum
Rückblick
61
Bundesweite
Veranstaltungen
Bundesweite
Veranstaltungen
Vorschau
Vorschau
60
63
64
53
55
Kampagne:
63Feel Korea
Gelebte koreanische
Geschichte
Kampagne:
„Feel Korea “–
Gelebte koin Deutschland
reanische Geschichte
in Deutschland
von Eun-Seok Han
55
57
ProjectMuseumsuferfest
K – The Korean Film
2013
Festival
in Frankfurt
Korea Pavillon
am Main
von
vonHouyem
Jessica Alexander
Ben Amor
Korean Fantasy
Korean Fantasy
– der getanzte
Freundschaftsgruß
Der getanzte Freundschaftsgruß
Koreas an die
Koreas Deutschen
an die Deutschen
von Matthias R. Entreß
Relocating of Passion. Zum Vortrag
von Geon-Yong Lee über seine Passion
on Jesu Christi
Christi am
am 18.
18. März
März 2013
2013
von Dr. Shin-Hyang Yun
Bundesweite
Veranstaltungen
57
Rückblick
Die „PASSION
JESU CHRISTI“ von Geonyong Lee in deutscher Sprache. Wie
es dazu kam und59
was sich gestaltete
Cord Meijering
Die von
PASSION
JESU CHRISTI
von Geonyong Lee
in deutscher Sprache. Wie es dazu
kam und was sich gestaltete
von Cord Meijering
65
66
67
68
Project
Museumsuferfest
K – The Korean
2013
Film– Festival
Korea
von Jessica
Pavillon
Alexander
von Houyem Ben Amor
70
Juli - Dezember
69 2013
IMPRESSUM
72
IMPRESSUM
61
Verleihung des Mirok-Li-Preises
Presseerklärung,
Botschafter a.D. Michael Geier
3
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Schrebergarten
auf Koreanisch
Von Sebastian Ratzer
Die Wochenendfarm Sinchon
Park Young-shin mit ihren Kindern
600 Parzellen auf mehr als 19.000 Quadratmetern.
Noch regieren hier Ende April die Farben braun und
grau. Einen Farbtupfer bilden die Stiefmütterchen am
Eingang. Wer dort steht, blickt unweigerlich auf das große
Geschäftsgebäude mit seiner blauen Glasfassade auf der
gegenüberliegenden Seite.
„Nicht gießen!”, ruft Lee Hyoun-jin. Für einen Moment
sieht es so aus, als wolle sie die Hände über dem Kopf
zusammenschlagen. Dann holt sie tief Luft und erklärt.
Lee ist Mentorin auf der Wochenendfarm Sinchon und hat
nach der Eröffnung viel zu tun.
Seit Anfang April wird hier gegärtnert. Die Kleingartenkolonie befindet sich in einem Neubaugebiet im
Viertel Soha-dong von Gwangmyeong. Die 355.000
Einwohner zählende Stadt in der Provinz Gyeonggi
4
KULTUR
KOREA
grenzt im Nordosten an Seoul. Letztes Jahr startete die
Stadtverwaltung mit der Soha-Wochenendfarm nahe dem
Berg Gurumsan ihr Projekt für Urban Farming und stieß
damit bei den Bürgern auf große Resonanz.
Viele Bewerber
Aufgrund der hohen Nachfrage kamen dieses Jahr zwei
weitere Areale für Landbau in der Stadt hinzu, neben dem
in Sinchon die Okgil-Wochenendfarm. Die drei Farmen
zusammen haben eine Fläche von 28.784 Quadratmetern.
„Auf die insgesamt 1300 Parzellen kamen 5000 Bewerber”,
weiß Ko Jeong-min von der Stadt Gwangmyeong zu
berichten.
Er ist zuständig für das Projekt der Stadt, die aus einer
Not eine Tugend macht. Sie stellt brachliegende Flächen
Hobby-Gärtnern zur Verfügung. So werden freie
Grundstücke inmitten neu errichteter Hochhäuser einer
sinnvollen Nutzung zugeführt. Außerdem profitiert das
Stadtbild, wenn es dort grünt. „Die Bürger wiederum
erhalten die Gelegenheit, sich als Gärtner zu versuchen
und ihre Freizeit sinnvoll zu gestalten”, sagt Ko.
Fotos: Sebastian Ratzer
S
eit zwei Jahren betreibt die Stadt Gwangmyeong
nahe Seoul ihr Projekt für „Urban Farming“
[Städtische Landwirtschaft]. Bei den Bürgern stößt
das Gärtnern in einem Wohngebiet auf großen Anklang.
Auch die Stadt profitiert, wenn Brachflächen grün werden.
Das benachbarte Seoul fördert den Landbau in der Stadt
ebenfalls. Bürgermeister Park Won-soon hatte 2012 zum
Jahr des Beginns von Urban Farming erklärt. Auch in der
Hauptstadt werden ungenutzte Flächen zur Agrarfläche
umgewidmet. Mehr Grünflächen und der Verzehr
von selbst angebautem Obst und Gemüse sollen die
Lebensqualität der Hauptstädter steigern. Darüber hinaus
werden Dächer öffentlicher Gebäude für den Anbau
genutzt.
Hilfe vom Profi
Auf der Sinchon-Wochenendfarm hat sich Mentorin Lee
eine Gartenkralle geben lassen und zeigt, wie die Erde
rund um die Setzlinge aufgelockert wird. Denn das sei jetzt
im Frühling wichtiger als das Gießen. Auch rät sie, in den
ersten Wochen immer wieder Gartenerde zu verstreuen.
Park Young-shin schaut interessiert zu und stellt weitere
Fragen.
Die Hausfrau wohnt ganz in der Nähe und kommt
am liebsten unter der Woche auf die Farm, wenn ihre
Sprösslinge im Kindergarten sind. Weil heute Sonntag ist,
hat sie die Kinder mitgebracht. Sie erzählt, dass sie letztes
Jahr auf dem Balkon ihrer Wohnung Gemüse gezogen
hatte. Weil ihr das gut gelang, wollte sie gerne im Freien ihr
Glück versuchen.
erste Überraschung wartete beim Umgraben. Denn dabei
wurde viel Abbruchmaterial zu Tage gefördert.
Früher standen dort Reisfelder, ehe diese als Neubaugebiet
ausgewiesen wurden. Im Zuge der Bauarbeiten ringsum
gelangte auch viel Unrat in den Boden, auf dem
ursprünglich ein Krankenhaus entstehen sollte. „Mehrere
Stunden dauerte es, bis der Boden von Steinen und
Metallresten befreit war”, erzählt Kim.
Doch sobald es ans Pflanzen geht, ist die schweißtreibende
Arbeit vergessen. Auch die Kinder können dann mit
anpacken und langweilen sich nicht.
Projekt wird ausgebaut
Der Stadtbeamte Ko ist mit dem Projekt bislang zufrieden
und möchte weitere Flächen erschließen. Auch ein
Agrarfest und Führungen für Schulklassen wünscht er sich.
„Ich möchte, dass alle zufrieden sind und das MentorenProgramm ausbauen”, erklärt er.
„Ich bin nächstes Wochenende wieder hier”, sagt
Mentorin Lee und verabschiedet sich. Kim und ihre
Parzellennachbarin Lee sind zuversichtlich, dass sie dank
ihrer Tipps später ernten werden. Wenn sie ihre Sache gut
machen, dürfen sie im nächsten Jahr das kleine Stück Land
an ihrem Wohnort erneut bewirtschaften.
Ein preiswertes Hobby
Teuer ist das neue Hobby nicht. „Die Nutzungsgebühr
beträgt für knapp ein Jahr 30.000 Won (rund 21 Euro).
Setzlinge, Samen und Gartenerde werden im Internet
bestellt und kosten ähnlich viel”, rechnet Kim vor. Ein
schöner Nebeneffekt angesichts ständig steigender Preise
für Obst und Gemüse.
Sie baut von allem etwas an, vor allem aber Salat. Auch
Chili, Bohnen, Tomaten, Gurken und Erdbeeren sollen auf
ihrer Parzelle gedeihen. Ihre Sesampflanzen sind nach
einer Woche schon eingegangen. Daher ist sie froh, auf
Mentorin Lee zu treffen. „Es ist doch schwieriger, als ich
dachte”, räumt Kim ein.
Bevor geerntet werden kann, muss jeder viel Arbeit in
seinen 17 Quadratmeter großen Abschnitt investieren. Die
Foto: Klaus Ratzer
Auf der benachbarten Parzelle hat Kim Hyun-ju
aufmerksam den Ausführungen der Expertin gelauscht
und macht sich daran, deren Tipps umzusetzen. „Ich mache
das vor allem wegen der Kinder”, sagt die berufstätige
Mutter von zwei Töchtern. „Die sollen lernen, wo das
Gemüse herkommt.” Auch habe sie mehr Vertrauen in das
selbst angebaute Obst und Gemüse, erzählt sie noch.
Sebastian Ratzer
arbeitet seit Februar
2000 als Redakteur für
den südkoreanischen
Auslandsrundfunk KBS
WORLD Radio in Seoul.
Davor studierte er
Öffentliches Bibliothekswesen an der FH Köln.
5
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Die Suncheon Bay
Garden Expo 2013
(20. April – 20. Oktober)
Interview mit Frau Dr. Jeong-Hi Go, Mitorganisatorin der Gartenexpo
und Gestalterin des Deutschen Gartens
Von 2004 bis 2006 hatte ich
in Korea eine Anstellung bei
Samsung Everland. Das ist die
Tochtergesellschaft des koreanischen
Konzerns Samsung für Garten- und
Landschaftsbau. Während dieser
Zeit, d. h. im Jahr 2005, fand in
München die BUGA statt. Von
der koreanischen Fachzeitschrift
„Landscape & Environment“, bei
der ich einen Artikel zur BUGA 2005
veröffentlichte, kam der Vorschlag,
ob ich nicht ein Buch über die
deutsche BUGA schreiben wolle.
Viele koreanischen Garten- und
Landschaftsarchitekten haben
schon einmal Gartenschauen
in Deutschland besucht. Aber
aufgrund der Sprachbarriere war
ihnen der Zugang zu detaillierten
Informationen verschlossen. Mein
Buch „Streifzüge durch die deutschen
Städte der Bundesgartenschau“ kam
dann 2006 heraus. Nach ein paar
Monaten klingelte mein Telefon.
Der Bürgermeister von Suncheon
war am Apparat. Er hatte das Buch
gelesen und bat mich zu einem
Gespräch nach Suncheon. Er fragte,
wie ich die Chance einschätze, eine
Gartenbauausstellung in Suncheon
nach dem ‚deutschen Modell‘ zu
entwickeln. Ich merkte, dass es für
ihn und seinen Stab schon längst
beschlossene Sache war. Das
deutsche Modell hat ihn überzeugt.
6
KULTUR
KOREA
Suncheon war damals eine von der
Allgemeinheit wenig beachtete
Provinzstadt am Ende der Welt. Eine
Kulturstadt mit sehr beschränkten
wirtschaftlichen Möglichkeiten.
Der damalige Bürgermeister sah
in der Gartenschau eine Chance
zur Zukunftsorientierung, eine
Möglichkeit, die Aufmerksamkeit der
Zentralregierung auf sich zu lenken.
Er träumte von einer Stadt, die sich
der Ökologie und dem Umweltschutz
verschrieben hat. Der Garten und
die nachhaltigen Wirtschaftszweige,
die mit Garten und Umwelt zu
tun haben, würden besser zu dem
Bild Suncheons passen als die
Industrialisierung.
Luftbild der Gartenschau in Suncheon
Auf Ihre Empfehlung hin wurde der
Deutsche Garten in Suncheon als
Hommage an den großen deutschen
Staudenzüchter Karl Foerster gestaltet.
Warum haben Sie gerade diesen
Gartentypus für die Teilnahme an
der Suncheon Bay Garden Expo
vorgeschlagen?
Aufgrund der vorgegebenen Fläche
und des andersartigen Klimas war es
nicht möglich, den Karl-Foerster-Garten
1:1 umzusetzen. Welche Änderungen
mussten Sie vornehmen?
Was den Typus anbetrifft, musste
ich nicht lange überlegen. Das
lag auf der Hand: In den 20er
Jahren des vorigen Jahrhunderts
entstand ein neuer Gartenstil,
dessen Entwicklung Karl Foerster
maßgeblich beeinflusste. Er nannte
diesen Gartenstil „den Blütengarten
der Zukunft“. Es handelt sich um den
blühenden, natürlich aussehenden
Staudengarten, den man heute
überall sieht. In unserer Zeit ist
ein blühender Staudengarten ein
Selbstverständnis. Aber vor hundert
Jahren war er etwas ganz Neues.
Zum Glück ist der Original-Garten
in Bornim in sechs Teilbereiche
gegliedert. Der Hauptbereich ist
der Senkgarten, der durchaus als
eigenständiger Garten betrachtet
werden kann. Ich habe die Idee
des Senkgartens konzeptionell
umgesetzt. Das Problem waren
weniger die Größe des Gartens oder
das Klima, sondern das Material.
Im Original hat man sich z. B. des
Sandsteins für den Bodenbelag, die
Beeteinfassungen und die Stufen
bedient. In Korea gibt es aber kein
Sandsteinvorkommen. Granit wäre
Fotos: © Suncheon
Es ist sicher nicht übertrieben, zu sagen,
dass Sie eine zentrale Rolle für das
Zustandekommen der Suncheon Bay
Garden Expo gespielt haben. Können
Sie das einmal näher ausführen?
zu teuer geworden. Also habe
ich stattdessen rote Ziegelsteine
verwendet. Genauso habe ich auf
die Stauden zurückgegriffen, die in
Korea verfügbar sind. Das eigentliche
Problem waren Gehölze. In Korea
gibt es noch keine Baumschulen, in
denen Bäume und Sträucher art- und
zweckgerecht gezogen werden. Die
Gehölze sind im Staudengarten sehr
wichtig, weil sie die Kulisse darstellen
und Räume bilden, auch wenn man
sie nicht wahrnimmt. Der Garten
wird erst frühestens in zehn Jahren
wirklich fertig sein,1 aber ich bin
trotzdem froh, dass ein erster Schritt
gemacht wurde.
Die Suncheon Bay Garden Expo ist
die erste Gartenexpo, die in Korea
durchgeführt wird. Inwieweit stellte
diese Situation eine besondere
Herausforderung für Ihre Arbeit dar?
Ich war natürlich überfordert, weil
weder ich noch irgendjemand sonst
in Korea praktische Erfahrungen
in der Anlage von Gartenschauen
hatte. Am Anfang erstellten wir
mehrere Machbarkeitsstudien
und unternahmen Exkursionen
durch Deutschland. Wir waren
auch im französischen Nantes,
der Partnerstadt Suncheons, und
haben dort an dem „Floralies
internationales“ teilgenommen,
um Erfahrung zu sammeln. Der
damalige Bürgermeister von
Suncheon ist mindestens zwei Mal
rund um die Welt gereist, hat sich
sämtliche Gartenschauen angesehen
und mit den Zuständigen vor Ort
gesprochen. Schließlich haben
wir aus Deutschland, Holland und
Frankreich Experten eingeladen
und ein Symposium veranstaltet.
Danach folgte die Ausschreibung des
internationalen Wettbewerbs, um
ein Gesamtkonzept zu erstellen. So
ging es dann Schritt für Schritt seinen
Gang über „learning by doing“. Mein
aktives Mitwirken als Vermittlerin,
Beraterin, Reiseführerin - also als
„Frau für alles“ - war zu diesem
Zeitpunkt beendet. Suncheon
hat 2009 eine eigene Abteilung
zur Umsetzung des Vorhabens
eingerichtet. 2010 erhielt ich den
Auftrag, das Ingenieurbüro als
Supervisor zu beraten. Danach kam
der Auftrag, u. a. den deutschen
Garten zu entwerfen. Das war die
„Gegenleistung“ für mein jahrelanges
7
KULTUR
KOREA
Tradition beispielsweise in Europa?
Was die Zielsetzung betrifft,
erinnert die Gartenexpo Suncheon
an die Gartenschauen der
Neuen Bundesländer nach der
Wiedervereinigung. Potsdam hat
2001 mit der Gartenschau einen
Schub für die Stadterneuerung
erhalten. Suncheon brauchte genau
einen solchen Impuls. Schon in der
Vorbereitungsphase hat die Stadt das
Selbstbewusstsein entwickelt, „Wir
werden bald im Mittelpunkt stehen.“
Der Unterschied aber liegt meiner
Meinung nach in der ernsthaften
Auseinandersetzung mit der
Gartenkultur an sich. Leider vermisse
ich diese in Suncheon.
Salzmeldenfelder, Suncheon
ehrenamtliches Mitwirken.
Wie ist es in Korea um den Gartenbau
bestellt?
Die koreanische Gartenkultur hat
viel nachzuholen, weil sie eine
jahrhundertelange Stagnation
erfahren hatte. In der ideologischen
Welt des Joseon-Reiches (13921910) hatte die Gartenkunst kaum
Raum zur Entfaltung. Der Garten
hat die Eigenart, sich zwischen
zwei extremen Polen zu bewegen.
Einerseits ist er das Ergebnis soliden
Handwerks, andererseits ist er
prädestiniert, den Urtraum der
Menschheit nach dem Paradies
aufzufangen. Wie Sie vielleicht
wissen, führte die Annahme des
Neokonfuzianismus als politische
Ideologie dazu, dass spätestens ab
dem 15. Jahrhundert Handwerk und
Technik nicht nur vernachlässigt,
sondern geradezu verachtet wurden.
Wenn man vom Wesen des Gartens
das Handwerkliche eliminiert, bleibt
nur der Traum, der keine reale
Ausgestaltung besitzt. Darum hat
8
KULTUR
KOREA
der koreanische Garten lange Zeit
keine echte Gestalt gehabt. Das
ist der Grund, warum es in Korea
keine ordentliche Baumschule gibt.
Es gibt zwar Baumlieferanten, die
auf ihren Grundstücken Bäume
züchten, sie werden aber nicht
fachgerecht für den Gartenbau
aufbereitet. Deshalb gab es unter
den Organisatoren keinen einzigen
ausgebildeten Gärtner bzw.
Gartengestalter. Das hundertköpfige
Team bestand aus Bauingenieuren
und Verwaltungsbeamten. Später
sind dann die Nutzpflanzenforscher
aus der landwirtschaftlichen
Abteilung dazugekommen. Es war
unglaublich schwierig, mit ihnen
über die Gartenkonzeption oder den
Staudengarten zu reden. Das ist aber
typisch für Korea, wo das Prinzip
herrscht, „Jeder kann alles lernen“.
Die Behörden mussten in den letzten
fünf Jahren alles lernen. Das hat seine
Vor- und Nachteile.
Was unterscheidet Ihrer Ansicht
nach diese Gartenexpo von
Gartenausstellungen mit langer
Inwieweit wird Ihrer Einschätzung nach
die Suncheon Bay Garden Expo einen
Beitrag zur Weiterentwicklung der
Gartenbaukunst in Korea leisten?
Man muss zunächst das Ende der
Gartenschau abwarten, um eine
umfassende Bewertung abgeben
zu können. Auch wenn sie jetzt
einen großen Zulauf hat, bewegt
sie sich, aus fachlicher Sicht, auf
schmalem Grat. Aufgrund des
für Korea so charakteristischen
Ehrgeizes haben sich die Veranstalter
vom ursprünglichen Konzept weit
entfernt. Neue Elemente wurden
noch während der Bauphase
immer wieder hinzugefügt. Vom
ursprünglichen Konzept ist nur
ein Torso übriggeblieben, was
ich persönlich sehr bedauerlich
finde. Daraus ist mehr eine Art
Patchwork entstanden, als eine
klar ablesbare Gartenlandschaft.
Eine kritische Auseinandersetzung
sowohl auf fachlicher Ebene als
auch in der breiten Öffentlichkeit
ist noch zu leisten. Erst dann wird
man beurteilen können, ob die
Gartenschau einen Beitrag zur
Gartenkultur geleistet hat.
Das Gelände wird auf jeden Fall als
Erholungspark bestehen bleiben.
Der Nachnutzungsplan mit dem
integrierten Parkpflegekonzept liegt
im Entwurf vor. Eine eigenständige
Abteilung zur weiteren Pflege
und Organisation des Parks wird
bald gegründet werden. Bei der
Größenordnung des Parks und
der Investitionssumme ist es
unabdingbar, ein nachhaltiges
Parkpflegewerk zu erarbeiten.
Der Park soll in erster Linie die
Erholungssuchenden auffangen,
die zurzeit das Wattenmeer
überfluten. Für diesen Zweck hat
man z. B. auf dem Expogelände einen
großflächigen Schilfgürtel angelegt,
der zwar nicht so beeindruckend
aussieht wie das Original am
Wattenmeer, aber als Ersatz
ausreichen muss.
Wie bewerten Sie die Suncheon Bay
Garden Expo im Hinblick auf den
Umweltschutz?
Bei der Standortwahl des
Expogeländes spielte der Schutz
des Küstenfeuchtgebietes eine
entscheidende Rolle. Jährlich
strömen über eine Million Besucher
dorthin, um das berühmt gewordene
Wattenmeer zu bewundern.
Dort haben sich mit der Zeit
beeindruckende, riesige, kreisförmige
Schilfinseln herausgebildet, die in
dieser Form einmalig sind. Eine echte
Touristenattraktion. Die Besucherzahl
stieg in den letzten 6-7 Jahren stetig.
Es musste schnell gehandelt werden.
Da kam die Idee einer Gartenschau
gerade recht. Das Expogelände
befindet sich zwischen der Stadt
und dem Wattenmeer-Feuchtgebiet.
Man hat Bauplänen oberhalb des
Feuchtgebietes sozusagen einen
Riegel vorgeschoben, sodass die
städtische Entwicklung nicht weiter
nach Süden, d. h. in Richtung der
Bucht, voranschreitet. Es soll der
Versuch unternommen werden, die
Besucher weg vom Wattenmeer hin
zum neu angelegten Park zu lenken.
Bei dem Gelände der Garden Expo
handelte es sich um ehemalige
Reisfelder. Seit ca. 20 Jahren ging
der Reisanbau stark zurück, sodass
die Fläche brachlag. Die Reisfelder
mögen romantische Empfindungen
hervorrufen, aber sie sind alles
andere als ökologisch unbedenklich.
Außerdem waren die Bauinvestoren
schon dicht vorgerückt und
liebäugelten damit, auf dieser
Brachfläche neue Stadtteile zu
errichten. Durch die Ausrichtung
der Gartenschau auf dem Boden
sind die Wohnungsbauinvestoren
leer ausgegangen. Ich freue mich
aufrichtig über diesen klugen
Schachzug. Die Stadt Suncheon hat
den Flächennutzungsplan angepasst
und das Gelände als Grün- und
Erholungsfläche ausgewiesen.
Man brauchte eine stichhaltige
Begründung, um die Bevölkerung
zu überzeugen. Die internationale
Gartenschau hat die Leute
überzeugt. Ob eine Parknutzung
eine bessere ökologische Chance
bedeutet, muss im gesamten Kontext
der Stadt- und Umweltentwicklung
bewertet werden.
Die Suncheon Bay Garden Expo begann
am 20. April. Welche Bilanz ziehen
Sie heute, rund vier Wochen nach
Eröffnung der Veranstaltung? 2
Nun, die Gartenexpo konnte schon
vier Wochen nach der Eröffnung
eine Million Besucher verzeichnen.
Sie ist ein sensationeller Erfolg.
Mit so viel Aufmerksamkeit hat
man nicht gerechnet. Es gibt zwar
in Korea bereits seit 20 Jahren
Tulpenschauen, Schmetterlingsund Baumblütenfeste etc. - aber
eine Gartenschau, in der nicht nur
einzelne Blumen, sondern ganze
Gärten gezeigt werden, erweckt viel
Neugierde.
Das Interview führte Gesine Stoyke
1 Ein Staudengarten braucht mindestens drei
Jahre zum Anwachsen und vielleicht noch
weitere zehn Jahre guter Pflege, um als KarlFoerster-Garten anerkannt zu werden.
2 Das Interview wurde Ende Mai geführt.
Foto: Hyunjung Chung
Welche langfristigen Pläne liegen
für die Nutzung des Geländes nach
Beendigung der Gartenexpo vor?
Die freischaffende
Landschaftsarchitektin
und Gartenhistorikerin
Dr. Jeong-Hi Go wurde in
Seoul geboren, studierte
an der Seoul National
University Agrarwissenschaft und anschließend
Landschaftsplanung an
der TU Berlin. Nach
ihrer Promotion ging sie
nach Korea zurück. Sie
arbeitete dort als freie
Landschaftsarchitektin
und publizierte mehrere Bücher über die
Europäische Gartenkunstgeschichte in koreanischer
Sprache. Seit 2011 lebt
Jeong-Hi Go wieder
ständig in Berlin. Ihre
Hauptarbeitsgebiete sind
neben Pflanzensymbolik
Herta Hammerbacher
und der Bornimer-Kreis
um Karl Foerster.
Sie ist Kuratoriumsmitglied der Karl-FoersterStiftung und Mitglied
der Architektenkammer
Berlin.
9
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Naturparadies Entmilitarisierte Zone
Von M a l te E. Ko l l en b erg
C
ho Bong-yeon verzieht keine Miene. Alle paar Minuten
durchschneidet eine Explosion den Vogelgesang
in seinem Garten. Der 57-jährige hat sich an das
Panzerfeuer gewöhnt. „Ein Panzergeschoss knallt und macht
einen Pfeifton, eine Personen- oder Panzermine macht nur
einmal wumm“, erklärt der kleine, braun gebrannte Mann
und macht dabei erst mit den Armen die Flugbahn des
Geschosses und dann die kegelförmige Explosion einer
Landmine nach.
Doch Cho macht sich Sorgen. Nicht darum, dass Nordkorea
angreifen könnte. Auch wenn er nur wenige hundert
Meter von nordkoreanischem Territorium entfernt lebt und
sein Leben von Stacheldraht und Personenkontrollen im
Sperrgebiet bestimmt wird. Sorgen macht sich Cho um die
Natur in der Entmilitarisierten Zone (DMZ) zwischen Süd- und
Nordkorea.
Seit 60 Jahren hat sich in dem rund 250 Kilometer langen und
vier Kilometer breiten Streifen die Natur entwickeln können.
Nahezu unberührt von Menschenhand. Die destruktive Kraft
von rund einer Million Minen, die in der DMZ verlegt sind,
hat aus dem hochmilitarisierten „Todesstreifen“ ein geradezu
friedliches Naturparadies gemacht. „Ab und zu tritt mal eine
Sau auf eine Mine“, sagt Cho.
Für kleine Besuchergruppen sind weite Teile des
Landstreifens am 38. Breitengrad zugänglich.
Touristengruppen, Schulklassen und interessierte
Naturliebhaber seien es, die er immer mal wieder durch
seine Heimat führe, erzählt Cho. Bis zu 40 Personen in einem
Reisebus und ohne viel Interesse oft. Ihm seien die Leute
lieber, die mit einem genuinen Interesse an der Natur in die
DMZ kämen. Einen Massentourismus wie nach Panmunjom,
dem mit blauen UN-Baracken bestückten Touristenspot ein
paar Kilometer weiter westlich, will Cho rund um sein kleines
Dorf Haemaru auf keinen Fall sehen. Er ist so etwas wie der
Gemeindesprecher für die nur 156 Einwohner zählende
Ansiedlung.
Seit sich Cho 2001 wieder in der DMZ angesiedelt hat, ist er
als Touristenführer tätig. Früher war er Schweinezüchter. In
der DMZ war er trotzdem immer wieder. Seine Familie hat vor
dem Krieg [1950-53] dort gelebt. Viele Ahnengräber befinden
sich im Sperrgebiet.
10
KULTUR
KOREA
Sein Vater habe sein Leben lang zurückkommen wollen; ihm
habe die Heimat gefehlt. Nach dem Koreakrieg habe die
Regierung die Menschen aus dem Gebiet, das kurz darauf als
DMZ bekannt wurde, zwangsumgesiedelt. Die Dörfer seien
einfach niedergebrannt worden. „Damit niemand auf die Idee
kommt, zurückzukehren,“ erinnert er sich an Erzählungen
seines Vaters.
1997 starb der Vater. Und 1998 erhielten 60 Familien
die Erlaubnis, sich wieder innerhalb des Sperrgebiets
anzusiedeln. Auch Cho. Nachdem 2001 sein Haus fertig
war, begann er mit seinen Führungen. Zehn Jahre lang lief
alles perfekt. Seit rund zwei Jahren lebt er nun von seinen
Ersparnissen. Mit Touristen lässt sich in letzter Zeit nicht mehr
viel Geld verdienen. Die Regierung tue zu wenig, um den
Menschen die Angst vor dem Gebiet zu nehmen.
Die aktuellen Pläne im Blauen Haus [Präsidialamt Cheong Wa
Dae] in Seoul allerdings und auch die der Provinzregierungen
an der Grenze, schießen über das Ziel hinaus, glaubt Cho.
Bei ihrem Besuch in den USA Anfang Mai 2013 hatte die
südkoreanische Präsidentin Park Geun-hye ihre Idee für einen
Internationalen Friedenspark in der DMZ vorgestellt. Aber
das Vorhaben wird so schnell nicht umgesetzt werden. Die
Beziehungen zwischen Seoul und Pjöngjang sind momentan
[April/Mai 2013, Anm. d. Red.] auf einem Tiefpunkt angelangt.
Doch auch in den Provinzen haben lokale Behörden Pläne
für die touristische Entwicklung der DMZ, und das erfordert
nicht unbedingt die Zustimmung aus Pjöngjang.
Diese Vorhaben rufen oftmals Naturschützer auf den
Plan. In der Provinz Gangwon-do, an der DMZ in Richtung
Ostküste, soll eine Seilbahn gebaut werden. Bei Green
Korea, einer Umweltschutzorganisation, sieht man
diese Pläne sehr skeptisch und versucht, so lange wie
möglich zu intervenieren. „Wir gehen davon aus, dass dort
Moschushirsche leben“, erklärt Jung Kyu-surk. Mit der
verantwortlichen Behörde hat der Umweltschützer ein
Abkommen ausgehandelt, Kameras zur Überwachung
des Areals für 50 Tage aufstellen zu dürfen. Filmt er einen
Moschushirsch, kann über den Seilbahnplan neu verhandelt
werden, ist er sich sicher.
Von der Existenz bereits verschwundener Tier- und
Pflanzenarten im Rest des Landes kann auch Cho Bong-yeon
berichten. Während er den 2011 angelegten neuen Pfad rund
© Malte E. Kollenberg
Warnung vor Minen entlang der DMZ. Hinter dem Schild wird es gefährlich.
um die Deokjin-Festung herumgeht, fällt ihm alle zwei bis
drei Meter eine Pflanze auf, die erwähnenswert ist.
Cho ist Hobbygärtner. Er habe nicht so viel Ahnung von
Pflanzen gehabt, dann habe er angefangen, in seinem Garten
zu arbeiten und Bücher über Pflanzen zu lesen. Nun kennt
er sie fast alle. Schöllkraut zum Beispiel. Die Pflanze zählt
zu den Mohngewächsen, hat einen gelblichen Saft und
soll bei kleineren Verletzungen Wunder wirken, sagt Cho.
Rechts neben ihm, hinter einer Bergkuppe, veranstaltet die
südkoreanische Armee ihr 90-Tage-Manöver. Im Rücken liegt
Nordkorea. Cho bückt sich zu einer Pflanze herunter.
Foto: privat
Während er immer wieder vom Thema abschweift
und wieder eine Pflanze und wieder ein Tier erwähnt
oder plötzlich zum Himmel schaut und ruft, „dort, ein
Hüttensänger“, erklärt er die Gegend. Sagt, dass auf der
kleinen Insel im Tal seit 60 Jahren wirklich kaum ein Mensch
gewesen sei und dass das Röhren, das man hören könne,
von einer Elchkuh stamme, die ihre Jungen rufe. Laute, die
viele Städter in Südkorea wahrscheinlich höchstens aus dem
Fernseher kennen.
Auch in weiten Teilen der koreanischen Halbinsel gäbe es
viele Pflanzenarten nicht mehr, sagt Cho. Der Grund sei,
dass sie eingeschleppten Samen anderer Pflanzen nicht
gewachsen gewesen wären. Dass auch Touristen an ihren
Schuhsohlen Samen in die unberührte Natur in der DMZ
tragen, macht ihm Sorgen. Ökologisch solle der Tourismus
ganz behutsam entwickelt werden. Die Variante „höher,
schneller, weiter“, die in Südkorea oft vorherrscht, möchte er
nicht mitverantworten.
Sichtlich genießt Herr Cho die Ruhe in seinem Paradies,
die nur von den Schützenpanzern des südkoreanischen
Militärs alle zwei Minuten gestört wird. Bevor er in die DMZ
gezogen sei, habe er immer Kopfschmerzen gehabt. Seit er in
Haemaru wohne, seien die verschwunden. Nur wenn er die
DMZ verlasse, dann kämen sie wieder. Im Hintergrund wieder
ein Pfeifen, ein Knall: „Pfffffffff, wumm.“ Cho bückt sich zu
einer Pflanze und beginnt erneut: „Schauen Sie mal hier.“
Malte E. Kollenberg, aufgewachsen
in Bonn und Gummersbach, hat
in Bamberg und Seoul Politik- und
Kommunikationswissenschaften studiert.
2007 hat er zusammen mit einem Partner das Journalistenbüro KOLLENBECKER gegründet. Jetzt lebt und arbeitet
er als Korrespondent in Seoul.
11
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Bikesharing in Korea
Von Jon Dunbar
K
Fotos: Jon Dunbar
orea wird zum Land auf zwei
Rädern, da Fahrradstationen
und –wege in den Städten und
im ländlichen Raum des ganzen Landes
ausgebaut werden.
Oben: Fahrradweg entlang des Flusses Hongje in Seoul
Unten: Bikesharing-Station in Seoul, Seodaemun
Bikesharing-Programme wurden
koreaweit in sämtlichen Städten
eingeführt und ermöglichen allen
Bewohnern die Nutzung von Fahrrädern
zu erschwinglichen Preisen. Der Vorteil
des Bikesharings gegenüber dem
Verleih besteht darin, dass die Nutzer
an jeder Station innerhalb des Systems
ein Fahrrad entnehmen und an jeder
anderen Station wieder zurückgeben
können. Viele Bikesharing-Systeme
funktionieren über die Nutzung von
Mobiltelefonen oder Geldkarten.
Der in Seoul wohnhafte Franzose
Stephane Mot betreibt den Blog „Seoul
Village“ und hat das als Vélib’ bekannte
Bikesharing-System in Paris sowie
Koreas Bikesharing-Systeme getestet.
Seine ersten Erfahrungen mit dem
Radsharing in Paris „veränderten die Art,
die Stadt zu entdecken“, sagt er. „Hier ist
es das Gleiche. Es verändert tatsächlich
das Image der Stadt und die Erfahrung
für Touristen.“
Da es seitens der Einwohner von
Seoul weniger Bedenken in Bezug auf
Diebstahl oder Vandalismus gibt, sind
die Räder leichter und tendenziell in
einem besseren Zustand.
Die erste koreanische Stadt, die 2008
ein solches Bikesharing-Programm
einführte, war Changwon in der Provinz
Gyeongsangnam-do. Das Programm
nennt sich „Nubija“ („Nearby Useful
Bike, Interesting Joyful Attraction“/
‚Nützliches Fahrrad in der Nähe,
12
KULTUR
KOREA
interessante, freudige Attraktion‘).
2012 gab es bereits 230 BikesharingStationen mit über 4600 Fahrrädern, die
im Umlauf waren. Nutzer können einen
Jahres- oder einen Tagespass erwerben.
Bewohner von Changwon können
sich online, in Regierungsbehörden
und Gemeindezentren anmelden oder
bei Homeplus, im Warenkaufhaus
Daedong, in der Kyongnam-Bank oder
im Verwaltungsbüro Nubija.
Goyang, eine Vorstadt nordwestlich
von Seoul, führte 2010 das
„Fifteen“ genannte RadsharingSystem ein. Der Name geht auf
die beim Radfahren ermittelte
Durchschnittsgeschwindigkeit von
15 Stundenkilometern zurück. Seit
März 2013 verfügt die Stadt über
125 Bikesharing-Stationen mit etwa
3000 Rädern, die außerhalb jeder
U-Bahn-Station, vor Bürogebäuden,
Regierungsbüros sowie Mittel- und
Oberschulen zu finden sind, um
Fahrradpendler zu ermutigen. Nutzer
können ein Rad leihen, indem sie
ihre Mobiltelefone nutzen. Die
Kosten werden auf der nächsten
Telefonrechnung aufgelistet. Alternativ
können Tagespässe oder LangzeitMitgliedschaften erworben werden.
Bikesharing-Programme sind auch
in Daejeon, Busan und in Suncheon,
Provinz Jeollanam-do, verfügbar.
Seoul hat seit Jahren mit dem Gedanken
an Radsharing-Programme gespielt und
Pläne zur Einführung eines eigenen
Systems 2007 angekündigt. Allerdings
erfolgte die Umsetzung aufgrund
der enormen Größe der Stadt, dem
unebenen Gelände und dem Mangel an
einer entsprechenden Infrastruktur nur
langsam.
„Paris ist ein Kinderspiel verglichen
mit dem, was Sie hier vorfinden“,
sagt Mot. „Die Stadt ist durch Berge
geteilt und die Radwege sind in kleine,
sternförmige Teile eines Netzwerkes
separiert.“
Gegenwärtig werden im Rahmen der
Radsharing-Programme in 17 Bezirken
Seouls 3200 Fahrräder zur Verfügung
gestellt. Sie werden mit Ausnahme
der Bikeshares in Yeouido und am
World Cup-Park in Sangam von den
Bezirksregierungen instandgehalten
und betrieben.
Die Insel Yeouido in Seoul ist ein
beliebtes Ziel für Radfahrer. Es gibt hier
viele Radwege und eine Verbindung
entlang des Parks am Han-Fluss.
Bikesharing-Systeme im Bezirk Seocho
befinden sich insbesondere im Umfeld
von Yangjae, das sich entlang des
Flusses Yangjaecheon erstreckt.
Sangam-dong verfügt über 120 Räder
und fünf Bikesharing-Stationen,
hauptsächlich im Umfeld des World
Cup Stadium, des Sky Park und
entlang der Flüsse Hongjecheon und
Bulgwangcheon. Sie ermöglichen den
Zugang zum Nordufer des Han-Flusses.
Stetig werden die Radwege in Seoul,
insbesondere entlang der Flüsse und
Parklandschaften, erweitert, aber sie
sind immer noch nicht miteinander
verbunden. „Die meisten Nutzer leihen
Fahrräder aus, um den Han-Fluss
entlangzufahren, zu trainieren und sich
am Wochenende zu erholen“, sagte Lee
Han-chul, Manager des BikesharingProgramms Seodaemun. „Am
Wochenende kommen viele Studenten,
um den Service zu nutzen, während
Frauen eher wochentags unterwegs
sind.“
Da die Radwege innerhalb der Stadt
nicht miteinander verbunden sind,
fokussieren die Bikesharing-Systeme in
Seoul vornehmlich auf das Radfahren
zur Erholung oder zu Trainingszwecken
und weniger auf das tägliche Pendeln
zur Arbeit.
Insbesondere im Zentrum der
Stadt mangelt es an Radwegen,
was die Nutzung des Fahrrads als
Fortbewegungsmittel einschränkt. „Die
Leute haben nicht den Mut, auf Straßen
ohne Radwege zu fahren, weil es zu
gefährlich ist“, sagt Lee.
Um den Kern im Zentrum
fahrradfreundlicher zu gestalten, wurde
entlang des Flusses Cheonggyecheon
ein provisorischer Radweg angelegt,
der sich vom Cheonggyecheon-Platz
bis nach Cheonggye 7-ga erstreckt,
wo er mit bestehenden Radwegen
verbunden wird. Die 1,1 Meter breite
Radspur wurde seit April jeden Sonntag
freigegeben.
Auszug: www.korea.net
Übersetzung: Dr. Stefanie Grote
13
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
„Baut uns ein Nullenergiegebäude!“
Von Anne Schneppen
So einen Auftrag bekommen selbst
die größten Experten nicht alle Tage.
„Baut uns ein Nullenergiegebäude!“ Mit
diesen Worten wandte sich der damalige
Oberbürgermeister von Seoul, Oh Sehoon, vor fünf Jahren an das FraunhoferInstitut für Solare Energiesysteme
ISE, das für seine Erfahrung bei der
Planung energieeffizienter Bauten
weltweit anerkannt ist. „Das war
schon außergewöhnlich für uns,
etwas Besonderes“, erinnert sich
Projektleiter Dr. Jan Wienold. Denn
es ging diesmal nicht „nur“ um
Know How, Wissenstransfer und
Beratung, um spezielle Fragen
wie Tageslichtoptimierung oder
messtechnische Begleitung. Der Seouler
Stadtregierung schwebte Großes vor:
Ein Zentrum für erneuerbare Energien
als Modell für die Zukunft. Ein Haus,
das genauso viel Energie erzeugt wie
es verbraucht, aber nicht nur von der
Funktion, sondern auch von der Form
her überzeugt. Das erste öffentliche
Nullenergiegebäude für Korea, das der
„grünen Stadt“ Seoul als Visitenkarte
dienen würde.
Die Wissenschaftler in Freiburg
reizte die Herausforderung: „Es ging
um ein wichtiges Gebäude mit großer
Öffentlichkeitswirksamkeit – keine
Spielwiese“, resümiert der promovierte
ISE-Ingenieur Wienold. „Es sollte
funktionieren. Und es musste möglichst
wenig kompliziert sein, Stichwort: Low
Tech ist High Tech.“ Fest stand: Der
jährliche Gesamtenergiebedarf muss
durch den Einsatz erneuerbarer Energien
in und am Gebäude gedeckt werden.
Ein Grundstück an prominenter Stelle
war schon gefunden: im sogenannten
Friedenspark in Sangam-dong, Mapogu, wo gestresste Hauptstädter
wochenends ihr Energiereservoir
auftanken.
14
KULTUR
KOREA
Fünf Jahre später ist der Traum der
Seouler Stadtregierung, das sogenannte
Energy Dream Center, weithin sichtbar.
Im vergangenen Dezember wurde der
auffällige Bau - unter Ohs Nachfolger
Park Won-soon - feierlich seiner
Bestimmung übergeben. Seither
können sich die Besucher dort auf
drei Stockwerken - und rund 3500
Quadratmetern - in Ausstellungen
informieren und vor Ort davon
überzeugen, wie sich im Alltagsleben
Energie sparen lässt und was ein
„Nullenergiegebäude“ ausmacht. In
Deutschland wird energieeffizientes
Bauen seit Jahren erprobt und gefördert,
doch in Korea sind Passiv- und
Nullenergiehäuser, von Fachkreisen
abgesehen, so gut wie unbekannt,
das Wissen über Energieeffizienz ist
gering. „Als würde man im Vergleich
zu Deutschland 20 oder 25 Jahre
zurückgehen“, sagt Wienold.
Die Seouler Stadtregierung gab den
Freiburger Forschern weitgehend freie
Hand, sich ihr interdisziplinäres Team
aus Wissenschaftlern, Ingenieuren,
Architekten, zusammenzustellen.
Gebaut wurde das Energy Dream
Center von einheimischen Firmen,
in Kooperation mit koreanischen
Architekten und anderen Experten. Die
Koordination lag bei den deutschen
Partnern. Wienold schätzt, dass er in den
vergangenen vier Jahren wohl elf Mal in
Südkorea war.
Eine „Spielwiese“ fanden die
Wissenschaftler des Fraunhofer ISE im
Friedenspark von Seoul tatsächlich
nicht vor; wie erwartet stellte das
ambitionierte „bikulturelle“ Projekt die
Beteiligten vor neue Herausforderungen.
„Es fehlte den ausführenden
Handwerkern die Erfahrung“, erklärt
Jan Wienold, die Kenntnis über das
komplexe, ganzheitliche Konzept
eines Nullenergiegebäudes, das
perfekte Technik voraussetzt.
„Außerdem funktionieren Planungsund Bauprozesse in Deutschland und
Südkorea unterschiedlich.“ So gelten
andere Vorschriften und Bestimmungen
auf dem Bau, zum Beispiel beim
Brandschutz. Manche deutsche
Planung habe zunächst „koreanisiert“
werden müssen. Dazu kamen
Verständigungsschwierigkeiten, musste
zeitaufwendig hin und her übersetzt
werden. Die Arbeitsweise unterschied
sich fundamental: „In Deutschland
macht das Architekturbüro die
ausführende Planung, alles wird bis ins
Detail vorher durchgeplant. In Korea ist
die Planungsphase nicht so lang, es wird
häufig erst kurzfristig auf der Baustelle
entschieden und noch zu einem recht
späten Zeitpunkt wieder umgeplant.“
Auch das Klima musste berücksichtigt,
das Energiekonzept an die natürlichen
und technischen Bedingungen am
Ort angepasst werden. Zwar gibt es in
Korea wie in Deutschland Jahreszeiten,
warme Sommer und kalte Winter,
aber der koreanische Sommer ist
ausgesprochen schwül und feucht. Die
deutschen Experten hätten deshalb
gern eine solarunterstützte, thermisch
angetriebene Entfeuchtung eingesetzt,
doch im Juli und August, wenn viel
entfeuchtet werden muss, scheint die
Sonne zu wenig, es fehlt die direkte
Strahlung. „Man hätte die Kollektorfläche
riesig ausrichten müssen, und sie wäre
die meiste Zeit des Jahres ungenutzt
geblieben. Daher wird konventionell
entfeuchtet über einen hocheffizienten
Turbo-Kompressor.“
Optisch erinnert das Nullenergiegebäude mit etwas Fantasie an eine auf
dem Kopf stehende Pyramide, deren
Spitze in der Erde verschwunden ist.
Andere beschreiben seine Form als eine
Angaben des Fraunhofer ISE bei
12 Millionen Dollar.
© Fraunhofer ISE
Windmühle. Das ISE hatte den Berliner
Architekten Thomas Winkelbauer
beauftragt. Drei Entwürfe wurden
dem Oberbürgermeister von Seoul
vorgelegt, keiner entsprach seinen
architektonischen Vorstellungen.
Der vierte Entwurf – eine Mischung
aus zwei der ersten drei Entwürfe –
stieß schließlich beim Auftraggeber
auf Wohlgefallen. Der realisierte
Kompromiss baut auf einem
quadratischen Grundriss auf. Der
dreigeschossige Baukörper weitet
sich durch eine 45-Grad-Drehung
nach oben konisch aus und wird
von einem ebenfalls quadratischen
Flachdach nach oben abgeschlossen.
Schräg über die Geschosse verlaufen
keilförmige Vordächer, die wie Flügel
an der Fassade angebracht sind. Sie
sind als Witterungsschutz für die
Eingänge und als Sonnenschutz für
die Verglasungen gedacht. Auch
die Fassade setzt sich aus streng
geometrischen spitzwinkligen
Flächen zusammen. Da der Baugrund
nicht tragfähig ist, steht das Gebäude
auf einer von Pfählen unterstützten
Stahlbetonbodenplatte.
Um den Energiebedarf zu senken,
wurde die Gebäudehülle nach
Passivhausstandard konzipiert. Die
massiven Geschossdecken werden als
thermische Speichermassen genutzt.
Die Architektur sorgt für eine gute
Tageslichtversorgung. Dies wird
durch einen quadratischen Lichthof
begünstigt, der in der Mitte des
Gebäudes angelegt wurde. Neben
der Lüftungsanlage, die neben
Wärme im Winter auch Feuchte
und Kühle im Sommer reguliert,
gibt es weitere energieeinsparende
Elemente. Kernstück ist eine
Erdsondenanlage, die im Sommer das
Flächenkühlsystem mit Kälte versorgt
und ganzjährig als Wärmepumpe
für eine Wärmequelle dient. Durch
die verschiedenen Maßnahmen
wurde erreicht, dass das Energy
Dream Center 70 Prozent weniger
Energie benötigt, um das Gebäude
zu heizen und zu kühlen, als der
übliche Standard in Südkorea.
Neben geothermischer Energie für
Heizung und Kühlung erzeugen
Photovoltaikanlagen auf Dächern
und Freiflächen elektrische Energie.
624 Solarmodule sind auf dem
Dach installiert, 240 weitere an
anderer Stelle. Die Baukosten für
das Nullenergiegebäude lagen nach
Foto: privat
Seoul Energy Dream Center
Auch wenn nicht alles perfekt sei
und einige „Abstriche“ gemacht
werden mussten, zeigt sich Wienold
insgesamt zufrieden mit dem
Ergebnis von vier Jahren Arbeit.
„Das große Ziel wird auf jeden Fall
erreicht.“ Jetzt sei es wichtig, dass
der Kontakt nicht abbreche und
das Fraunhofer-ISE das Gebäude in
Zukunft messtechnisch evaluieren
und die Nutzung begleiten und
weiter optimieren könne. Auch wenn
das Gros der Häuser in Südkorea
nach wie vor konventionell errichtet
wird, glaubt der ISE-Ingenieur, dass
das „Energy Dream Center“ ein
Wendepunkt sein könnte: „Der Wille
ist auf jeden Fall da!“
Anne Schneppen
lebte von 2005 bis 2007
mit ihrer Familie in
Seoul und arbeitete von
dort - wie schon zuvor
aus Tokio - als FernostKorrespondentin der
Frankfurter Allgemeinen
Zeitung. In Korea
beschäftigte sie sich vor
allem mit politischen,
aber auch gesellschaftlichen Themen.
15
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Forst-Wirtschaftsaufschwung
Von Malte E. Kollenberg
G
enau 60 Jahre ist es her, dass die koreanische
Halbinsel einem Trümmerhaufen glich. Kaum ein
Stein lag in den Städten mehr auf dem anderen,
und auch die koreanischen Wälder waren nicht viel besser
dran. Dort, wo vor einigen Jahren noch kahler Erdboden
die Hügel bedeckte, steht nun ein Baum neben dem
anderen.
Heute sind wieder rund 64 Prozent der südkoreanischen
Landfläche bewaldet. Die meisten Wälder des
Landes, abgesehen von einem Fleckchen im Norden
und dem südlichsten Streifen der Halbinsel, sind
überwiegend Kiefernwälder. Doch Südkoreas Wald ist
noch vergleichsweise jung. In 60 Jahren hat sich kein
„erwachsener“ Wald entwickeln können. Erst in den letzten
Jahren hat der Baumbestand im Süden der Halbinsel einen
Entwicklungsstand erreicht, der die Regierung in Seoul
nun zum nationalen Forstmanagement treibt.
22. Oktober 2012: Eine Delegation aus Österreich im
Bus auf dem Weg aus dem Beton-Dschungel in den
südkoreanischen Wald. Die Beamten und Unternehmer
aus Österreich sind in Seoul, um sich über die
Waldmanagement- und Aufforstungsvorhaben der
Südkoreaner zu informieren, Geschäftskontakte zu
knüpfen und um ein „Memorandum of Understanding“,
eine Absichtserklärung über eine zukünftige
Zusammenarbeit, zu unterschreiben.
„Südkorea hat sich an Österreich gewandt und eine
Kooperation angeregt“, erklärt Martin Nöbauer vom
österreichischen Lebensministerium. Dort ist Nöbauer
unter anderem zuständig für die forstwirtschaftliche
Weiterbildung.
16
KULTUR
KOREA
Chunpyungnyeong-Plantage (1973)
Seitdem der Wald wächst und gedeiht, wird auch das
Management in diesem Bereich umso bedeutsamer.
Know-how und große Forstmaschinen aus Österreich
sollen daher die koreanischen Arbeiter unterstützen.
Der Forst in Südkorea ist integraler Bestandteil der grünen
Wachstumsstrategie des Landes. Südkorea hat die zu
41 Prozent aus Koniferen (die „Gemeine Kiefer“ ist Teil
dieser Baumgruppe) bestehende Waldfläche zu einem
„Lebensbegleiter“ gemacht. Von der Wiege bis ins Grab
soll der südkoreanische Wald die Bürger bald begleiten.
Geburtsvorbereitungsstätten, Kindergärten, Camping,
Erholungsparks, Altenheime und selbst Friedhöfe sollen in
die Wälder sozusagen integriert werden.
Der momentane öffentliche Wert des südkoreanischen
Waldes wird von der Regierung in Seoul auf gut
60 Milliarden US-Dollar beziffert. Der größte Teil der
bewaldeten Landmasse ist jedoch gar nicht in öffentlicher
Hand. 68 Prozent sind in privatem Besitz.
Nichtsdestotrotz ist das Management der südkoreanischen
Waldflächen essenziell. Besonders mit Blick über den
Zaun, Richtung Norden: Für die Vorbereitung auf
eine Wiedervereinigung oder auch nur eine wieder
aufflammende Kooperation auf der koreanischen
© Korea Forest Service
Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte für
den Baumbestand auf der Halbinsel katastrophale
Auswirkungen. Extensive Abholzung während der
japanischen Besatzungszeit und enorme Kriegsschäden
während des Koreakrieges zwischen 1950 und 1953
zwangen die junge Republik Korea zu groß angelegter
Aufforstung. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung
unter Park Chung-hee kam auch der forstwirtschaftliche
Aufschwung.
Halbinsel ist Waldmanagement notwendig, könnte man
sagen. Nordkorea gilt als eines der Länder weltweit,
die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Im
Jahr 2007 hatte die Nichtregierungsorganisation (NGO)
Germanwatch dem Land den zweiten Platz auf dem KlimaRisiko-Index zugewiesen - direkt hinter den Philippinen.
Ausflug österreichischer Unternehmer und Beamter sowie koreanischer
Arbeiter. Österreich leistet Unterstützung bei der Arbeit an den aus der
Alpenrepublik stammenden Forstmaschinen.
Auch auf dem Index für 2013 steht Nordkorea nicht
besonders gut da. Auf der Liste der Länder, die zwischen
1992 und 2011 am stärksten vom Klimawandel betroffen
waren, rangiert der Nordteil der koreanischen Halbinsel
auf dem siebten Platz.
Seit 2007 erstellt die in der UN-Stadt Bonn ansässige
NGO Germanwatch einen Risiko-Index, der angibt,
wie stark ein Land vom Klimawandel bzw. von damit
zusammenhängenden Phänomenen betroffen ist.
Die wetterabhängigen Ereignisse, die nach Angaben
von Germanwatch mit in den Index einfließen, sind
Überflutungen, Hitzewellen und Stürme.
haben viele hungernde Menschen über manchen Tag
gerettet. Die Folgen manifestieren sich nun im RisikoIndex von Germanwatch.
In Südkorea kommt der enorme Baumbestand dagegen
den Menschen zugute, wirbt die Regierung in Seoul.
Er speichert Wasser, verbessert die Luftqualität oder
verhindert die Erosion des Bodens und damit direkt
zusammenhängend das Abrutschen von Oberflächen.
Und auch die CO2-Bilanz von Brennholz aus dafür in der
jüngsten Vergangenheit angepflanzten Bäumen wird als
CO2-neutral eingestuft. „Ob es verfault oder verbrannt
wird, ist im Prinzip egal“, erläutert Nöbauer. Perfekte
Bedingungen für Südkoreas grüne bzw. nachhaltige
Wachstumsstrategie.
Für Nöbauer ist daher klar: „Steigende Energiepreise
und Verknappung der Energie rücken den Wald in den
Vordergrund bei der alternativen Energiegewinnung.“
Der Forstexperte erklärt: „Natürlich sind wir in Österreich
sehr darauf bedacht, dass auch eine stoffliche Nutzung
stattfindet.“ Kurz gesagt bedeutet das, dass das Holz
vor dem Verbrennen in anderer Form, beispielsweise als
Baumaterial, verwendet wird. Und diese stoffliche Nutzung
strebt Südkorea an, glaubt man Nöbauer.
Bald könnte der Holzexport großflächig losgehen. „Korea
ist immer sehr stark interessiert, Märkte zu dominieren“,
erklärt er. Das Land strebe die Vormachtstellung in
der asiatischen Holzindustrie an. Lediglich ein wenig
technische Hilfe braucht es noch beim Forstmanagement.
Und dann wird mit der nachhaltigen Holzwirtschaft
nachhaltig gewirtschaftet.
© Advantage Austria
Alle drei Faktoren können direkt auch mit dem
Waldmanagement in Verbindung gebracht werden.
Die wenig nachhaltige Abholzung des lokalen
Baumbestandes, die mit dem Ende des Koreakrieges
in Südkorea vorerst ein Ende fand, hat im Norden der
Halbinsel vor allem seit Mitte der 1990er Jahre eine
neue Qualität erreicht. Die Hungersnot in Nordkorea,
die Schätzungen zufolge Millionen Menschen das Leben
kostete, hatte auch schreckliche Folgen für die Bewaldung
im Land. Nordkorea ist kahlgeschoren. Baumstämme sind
völlig unreguliert in Rauch aufgegangen; Baumrinden
17
KULTUR
KOREA
LANDSCHAFT & UMWELT
Nachhaltiges
Design
in Südkorea
Von Sven Schelwach
Während Korea in den 1960er Jahren
noch als Dritte-Welt-Land angesehen
wurde - nicht nur in Bezug auf das
Design - hat sich die Nation mittlerweile
zum Designpionier und Innovator auf
breiter Basis entwickelt.
Kyung-Won Chung, Professor am
KAIST (Korea Advanced Institute of
Science and Technology), beschreibt
den strategischen Prozess vom
Nachahmer zum Vorreiter als eine stetige
Transformation, die im Designbereich
seit 1999 durch drei sogenannte
Design-Promotion-Pläne und mehrere
Design-Kongresse vorangetrieben wird.
In deren Folge soll sich Korea nicht nur
als Designpionier weiterentwickeln,
sondern auch Designforschung fördern,
Investitionen im Privatsektor stimulieren
und das generelle Designbewusstsein
stärken.
Das koreanische Designcenter und das
Institut für Designförderung unterstützen
diese Entwicklung durch den Ausbau
akademischer Kernkompetenzen,
Designveranstaltungen und Netzwerke
auf Weltniveau.1
Foto: privat
In den Jahren 2005 bis 2009 ist
die Brutto-Wirtschaftskraft der
Designindustrie auf 148 Milliarden Won
(ca. 102 Millionen Euro) gestiegen und
damit um über 55 Prozent gewachsen.
2011 wurde Seoul zur UNESCO City of
Design ernannt und hat bis heute über
170.000 Stellen in der Designindustrie
geschaffen. Zudem zählen die
Designfakultät der Hongik-Universität
und das Industriedesign-Institut des
KAIST zu den weltweit besten Schulen.2
Sven Schelwach hat
Wirtschaftsinformatik in
Mannheim und Design
in Newcastle studiert. Er
lebt seit 2009 in Korea
und arbeitet als Designer
und Fachberater für
Grünes Produktdesign
und nachhaltige Architektur.
18
KULTUR
KOREA
Die politischen Initiativen und
Investitionen im Rahmen der
geschilderten strategischen Pläne
wirken sich ausgesprochen positiv auf
die Wirtschaft und die Designindustrie
aus. Gleichzeitig hat sich auch ein
Bewusstsein für Grünes Design und
nachhaltige Entwicklung herausgebildet.
2008 postulierte Richtlinien zum Grünen
Wachstum zielen auf nachhaltiges
Wirtschaftswachstum bei gleichzeitiger
Verringerung der Umweltzerstörung
und Kohlenstoffdioxidemissionen ab. Sie
dienen einem präsidialen Komitee als
Rahmenwerk, um sowohl die öffentliche
Hand als auch den privaten Sektor
über Grüne Entwicklungsstrategien
zu beraten. Korea soll so bis 2020 zu
den Top Sieben aufsteigen und bis
2050 zu den Top Fünf der Grünen
Volkswirtschaften gehören.3
Wesentliche Bestandteile der Richtlinien
zum Grünen Wachstum sind:
• die Reduzierung von Treibhausgasemissionen
• die Generierung von Wachstumsimpulsen für Grünes Wachstum
• die Förderung eines Grünen Lebensstils
• der Aufstieg zu einem internationalen
Vorbild für Grünes Wachstum.
Außerdem sieht ein Fünfjahresplan
vor, zwei Prozent des jährlichen
Bruttoinlandprodukts für „Grünes
Investment” aufzuwenden. Viele
Bereiche erhielten bereits Mittel, so zum
Beispiel ein Stadtentwicklungsprojekt
in der Nähe von Incheon (Sangdo)
und ein kontrovers diskutiertes
Flussrestaurierungsprogramm (VierFlüsse-Projekt).
Das Projekt im Songdo International
Business District in Incheon gilt als eines
der größten und ambitioniertesten
Projekte für „Green Design“ in
Asien überhaupt. Es umfasst ein
Gesamt-Investitionsvolumen von 35
Milliarden US-Dollar (ca. 27 Milliarden
Euro) und eine LEED (Leadership in
Energy and Environmental Design)zertifizierte Fläche von 1,27 Millionen
Quadratmetern. Von 2008 bis 2010
flossen rund 13 Milliarden US-Dollar
(ca. 10 Milliarden Euro) in erneuerbare
Energien und in das Transportwesen,
und es entstand unter anderem der
weltweit erste elektrisch betriebene
Nahverkehrsbus. Entwickelt in einer
Kooperation zwischen Hyundai Heavy
Industries und Hankuk Fiber, konnte ihn
die Stadt Seoul Ende 2010 präsentieren.4
Korea hat eine mit LEED vergleichbare
eigene Gebäudebewertungsmethode entwickelt und
fördert Bildungs- und Trainingsprogramme zum Thema
nachhaltiges Bauen. Dr. Sung-Woo Shin, Professor an der
Fakultät für Architectural Engineering an der HanyangUniversität und Direktor des Sustainable Building Research
Center (SUSB, Forschungszentrum für nachhaltiges
Bauen in Korea), sieht im CO2-neutralen Städtebau einen
Zukunftstrend und fordert eine stärkere internationale
Zusammenarbeit bei Technik und Forschung im Hinblick
auf nachhaltiges Design.5
Foto: Sven Schelwach
Neben den Entwicklungen im Bau- und Energiesektor
sowie im Verkehrswesen ist die Etablierung des
koreanischen Global Green Growth Institute (GGGI) ein
weiterer Eckpfeiler der Nachhaltigkeitsentwicklung Koreas.
Das GGGI wurde 2010 als internationale Non-ProfitOrganisation gegründet mit dem Ziel, „eine Plattform für
evidentes Lernen und Innovation zu bieten”. Das Institut
fungiert als Brücke zwischen Industrienationen und
sogenannten Entwicklungsländern, verbindet Privatsektor
und Hochschulforschung und fördert Grünes Wachstum
und eine nachhaltige umweltpolitische Entwicklung.6
Zusätzlich zu strategischen Plänen, politischen Initiativen
und industriellen Innovationen verwirklicht Korea auch im
sozialen Bereich eine Vielzahl nachhaltiger Projekte. Der
ehemalige Industriedesigner Lee Jaewoo gründete 2011
auf der Insel Jeju vor der Südküste Koreas das Ökodorf
Irang. Jeju zählt zum Weltnaturerbe der UNESCO und seit
kurzem auch zu den neuen sieben Weltnaturwundern.
Die Gemeinschaft des Ökodorfs Irang engagiert sich für
Grünes Design und Permakultur.7 Das Projekt verbindet
nachhaltige Landwirtschaft, zukunftsweisendes Design,
traditionellen Hausbau und moderne Technik, um ein
Modell für soziales und ökologisches Wohlbefinden zu
erschaffen. Herr Lee hat 24 bis 30 Einfamilienhäuser,
vier Besucherwohnungen sowie ein Gemeinschaftshaus
mit Permakultur-Informationszentrum geplant. Alle
Gebäude werden im Lehmbauverfahren mit natürlichen
Materialien (Holz, Sand, Stroh, Lehm) erbaut und - so
weit möglich - über erneuerbare Energien wie Solar,
Kompostheizung und Biogas versorgt. Alle Agrarprodukte
des Dorfes wachsen rein biologisch ohne Verwendung von
Kunstdünger, Pestiziden oder Herbiziden.
Das Ökodorf Irang möchte lokale Produzenten
zusammenbringen, Architekten und Entwickler inspirieren
und die lokale Wirtschaft unterstützen. Es hat eine
Kooperative und ein Ökodorf-Netzwerk zum Ziel und
motiviert die Menschen, ein nachhaltigeres Leben zu
führen.
Irang ist allerdings nicht das einzige Projekt dieser Art.
Überall in Korea existieren Vereine, gesellschaftliche
Ökodorf Irang: der Außenküchenbereich in der Bauphase
Gruppen und Initiativen, die ökologisch sinnvolle
Lebensmittel produzieren, über nachhaltige Lebensweisen
informieren, Schulungen anbieten und dadurch die Grüne
Entwicklung Koreas auf breiter Basis voranbringen.
Quellenauswahl:
Ahn, K.H., Kim, J.Y., Kim, J.S. & Kang, D.O. (2012). The Economic Contribution of
Copyright-Based Industries in the Republic of Korea. Retrieved, February 7, 2013,
from http://www.wipo.int/copyright/en/performance/pdf/econ_contribution_
cr_kr.pdf
Businessweek (2013). D-Schools: The Global List. In Bloomberg Businessweek
Special Report. Retrieved, February 7, 2013, from http://www.businessweek.
com/innovate/di_special/20071005d-schools.html
Chung, K.W. (2004). Strategic Advancement in Korean Design Promotion. Expert
Exchange Conference in Pretoria, South Africa, 14 June. Retrieved, February 7,
2013, from http://www.defsa.org.za/?q=node/257
GGGI (2012). Overview. In Global Green Growth Institute. Retrieved, February 7,
2013, from http://www.gggi.org/about/overview
Shin, S.W. (2008). Current Work & Future Trends for Sustainable Buildings in
South Korea.
Retrieved February 7, 2013, from http://www.iisbe.org/sbconferences/Korea_
SB_Report_SB08.pdf
Singh, T. (2010). South Korea Unveils World‘s First Commercial Electric Bus. In
inhabitat. Retrieved February 7, 2013, from http://inhabitat.com/south-koreaunveils-worlds-first-commerical-electric-bus/
UNESCO (2011). Seoul UNESCO City of Design. Retrieved February 7, 2013 from
http://unesdoc.unesco.org/images/0021/002144/214437e.pdf
USGBC (2012). Korea’s Songdo International Business District. Retrieved,
February 7, 2013, from http://www.usgbc.org/Docs/News/LEED%20Release%20
Final.pdf
Young, S. (2012). Building the architecture for green growth. In
MakingItMagazine. Retrieved, February 7, 2013, from http://www.
makingitmagazine.net/?p=4510
1 Chung (2004)
2 UNESCO (2011), Ahn, Kim, Kim & Kang (2012), Businessweek (2013)
3
Young (2012)
4 Young (2010), Singh (2010), USGBC (2012)
5
Shin (2008)
GGGI (2012)
7 Permakultur: ein zyklisches Systemdesign oder auch ein biomimetisches
Designprinzip, bei dem versucht wird, natürliche Kreisläufe zu imitieren
und Symbiosen oder Synergien zu finden, um so eine nachhaltige (Lebens-)
Gemeinschaft aufzubauen. Dies bezieht sich sowohl auf die pflanzlichen
Systeme (im Garten), als auch auf die sozialen (in der Gemeinschaft).
6
19
KULTUR
KOREA
REISE
Klaus A. Dietsch:
Südkorea
Vom Bärenland zum Tigerstaat
– Unterwegs zwischen Seoul
und Jeju
Trescher Verlag Berlin;
1. Auflage 2013, 432 Seiten,
253 Farbfotos und
historische Abbildungen,
komplett in Farbe,
32 Stadtpläne und
Übersichtskarten, farbige
Klappkarten
ISBN 978-3-89794-244-8
19,95 Euro.
Informationen und Onlineshop:
www.trescher-verlag.de
Südkorea
Vom Bärenland zum Tigerstaat – Unterwegs zwischen Seoul und Jeju
Südkorea fasziniert vor allem durch seine Gegensätze. Das ›Land der
Morgenstille‹ hat sich vielerorts seine Traditionen bewahrt. Das kulturelle
Erbe können Besucher in schön gelegenen, weitläufigen Tempelanlagen, in
Volkskundedörfern und vor allem im ›offenen Museum‹ erkunden, der zum
Weltkulturerbe erklärten Stadt Gyeongju mit ihren zahlreichen Pagoden,
Tempeln und Palästen. In der hippen Metropole Seoul und in anderen
Großstädten lässt sich hingegen das moderne Korea bestaunen, das sich in
kürzester Zeit zu einer wichtigen Wirtschaftsnation entwickelt hat.
Auch landschaftlich zeichnet sich Korea durch seine Vielschichtigkeit aus: Vom
Seoraksan-Nationalpark mit seinen bizarren Felsformationen bis zur Inselwelt
des Südens und der subtropischen Landschaft der Insel Jeju reicht die Palette.
Südkorea verfügt über eine hervorragende touristische Infrastruktur, dank
schneller und zuverlässiger Verkehrsverbindungen lassen sich Reiserouten gut
planen. Unterkünfte gibt es für jeden Geldbeutel, vom Fünf-Sterne-Hotel bis
zum Hostel.
Der Reiseführer ›Südkorea‹ aus dem Berliner Trescher Verlag macht ausführlich
mit den Menschen, der Geschichte und der Kultur Südkoreas bekannt und gibt
viele praktische Tipps zu Verkehrsverbindungen, Unterkünften, regionalen
Spezialitäten, Museen und Festivals. Ein Extra-Kapitel mit vielen Tipps widmet
sich dem Reisen mit Kindern. Essays zu asiatischer Baukunst, zur Bedeutung des
Feng Shui oder zum Allheilmittel Ginseng vertiefen landeskundliche Themen.
20
KULTUR
KOREA
REISE
Das Jeonju
International
Sori Festival 2013
Vom 2. bis zum 6. Oktober sind das Jeonju Hanok
Village und das Sori Arts Center der Provinz Nord-Jeolla
Schauplatz des Jeonju International Sori Festival.
der „Makgeolli Talk“ mit einem Spezialthema, der
Amateurwettbewerb „I am the Singer“ und das Children’s
Sori Festival.
Künstliches Licht, das an Mondschein erinnert, beleuchtet
die Dächer der traditionellen koreanischen Häuser (한옥,
Hanok), während sich das Publikum, welches sich um ein
Podest in einem rustikalen Vorgarten versammelt hat,
mitreißen lässt von Musik aus aller Welt.
Die Vorträge des Pansori - präsentiert von jungen, eher
unbekannten Künstlern vor der Szenerie traditioneller
Häuser - haben einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt;
Tickets sind jedes Mal bereits frühzeitig ausverkauft. Die
Aufführungen sind in englischer Sprache untertitelt,
sodass sie leicht zu verstehen sind. Deshalb erfreuen sie
sich auch bei ausländischen Besuchern großer Beliebtheit.
Das Sori Festival bietet nicht nur eine Bühne für
traditionelle koreanische Genres wie den epischen
Gesang Pansori (판소리), sondern auch für Fusionsmusik,
traditionelle und zeitgenössische Weltmusik.
Einer der erklärten Fans des Sori Festival ist Simon
Broughton, Herausgeber des renommierten britischen
Musikmagazins „Songlines“. Seit er das koreanische
Musikfest erstmals vor zwei Jahren besuchte, nimmt er
regelmäßig daran teil.
Auch in diesem Jahr werden viele Attraktionen geboten.
In „Meisterklassen“ können die Festivalteilnehmer mit
professionellen Musikern in Kontakt treten und von ihnen
lernen. Unter anderem besteht die Gelegenheit, den
Komponisten Hyeongseok Kim kennenzulernen und seine
Performance zu hören.
Es wird verschiedene Aufführungsstätten geben, die ein
breitgefächertes Programm für traditionelle koreanische
Musik anbieten, darunter ein Auftritt des Komponisten
Hyeongseok Kim und seiner Musikerkollegen, die „VS
stage“, eine Plattform für Koreas bedeutendste Interpreten,
In diesem Jahr werden am Jeonju International Sori
Festival weltberühmte Künstler wie Kudsi Erguner (Türkei),
Waed Bouhassoun (Syrien), Fatoumata Diawara (Mali)
und Masara (Japan) teilnehmen. Darüber hinaus werden
Workshops zum Thema „Austausch und Kooperation im
Bereich der internationalen Weltmusik“ stattfinden.
In der „Sori-Taverne“ genießen die Besucher bei einer
Schale Reiswein unterhaltsame Darbietungen. In
ganz Jeonju finden „Sori Club“-Partys statt, und in den
Straßenperformances können sich Besucher an der ganzen
Bandbreite von Genres wie Rock, Pantomime, Tanz und
traditionelle koreanische Musik erfreuen.
Weitere Informationen zum Jeonju International Sori Festival 2013:
www.sorifestival.com
Auszug: Pressetext, Organisationskomitee des
„Jeonju International Sori Festival“
Übersetzung: Gesine Stoyke
21
KULTUR
KOREA
REISE
Der
Byeonsanbando-Nationalpark:
grüne Berge, blaues Meer und goldene Sonnenuntergänge
Chaeseokgang-Felsen
D
er Byeonsanbando-Nationalpark vereint eine
landschaftlich schöne Küstenlinie mit einer
schroffen, alpinen Szenerie. In dieser Hinsicht ist
er tatsächlich ein Mikrokosmos des Besten, was Korea
zu bieten hat. Eineinhalb Millionen Menschen besuchen
diesen Park jedes Jahr, um die spektakulären Ausblicke und
Sonnenuntergänge zu sehen, die zu den romantischsten
in Korea gehören. Im Byeonsanbando-Nationalpark
befinden sich zudem zwei buddhistische Tempel, darunter
der Naesosa-Tempel mit seiner bedeutenden Architektur.
Man findet auch einen einzigartigen schamanistischen
Schrein. Die Dorfbewohner beten eine lokale Gottheit an,
um Sicherheit und Wohlstand für die Fischer des Dorfes zu
erbitten.
Naebyeonsan
Der Nationalpark Byeonsanbando liegt auf einer
Halbinsel an der Südwestküste Koreas und besteht
tatsächlich aus zwei Parks in einem. Im inneren Teil
des Parks, Naebyeonsan („Innerer Byeonsan”), treffen
22
KULTUR
KOREA
Besucher auf felsige Gipfel, Wasserfälle und bedeutende
buddhistische Tempel. Im äußeren Bereich, Oebyeonsan
(„Äußerer Byeonsan”), erstreckt sich ein wunderschöner
Meeresküstenabschnitt. Hier befinden sich auch die
Chaeseokgang-Felsen, die zu den Höhepunkten des Parks
zählen.
Im Naebyeonsan gibt es zahlreiche Wanderwege. Der
beliebteste beginnt am Naebyeonsan-Ticket-Büro und
endet an den Jikso-Wasserfällen, wo das Wasser 30 Meter
in einen jadegrünen Pool hinunterstürzt.
Viele Besucher folgen dem Weg in das bergige Herz des
Parks. Auf dieser Strecke trifft man auf den Gipfel des
Gwaneumbong (425 Meter), der einen eindrucksvollen
Ausblick über den gesamten Park gewährt.
Vom Gwaneumbong wandern Sie hinunter zum NaesosaTempel, der 633 gegründet wurde und als Meisterwerk der
koreanischen Architektur gilt. Seine charmanten, rustikalen
Gebäude harmonieren perfekt mit der eindrucksvollen
Lage in den Bergen. Besonders erwähnenswert ist
seine schöne Haupthalle aus dem 17. Jahrhundert
mit ihren hölzernen Türen mit Blumenmustern und
einem imposanten Gemälde, das eine weißgekleidete
Avalokitesvara hinter dem Hauptbild von Buddha darstellt.
Versäumen Sie nicht, auch die Teestube zu besuchen.
Der andere bedeutende buddhistische Tempel Gaeamsa
ist ebenfalls einen Besuch wert. Aufgrund der geringeren
Touristenzahl strahlt er eine Ruhe aus, die Naesosa in der
Hochsaison fehlen mag. Wie Naesosa rühmt er sich einer
wunderschönen Haupthalle aus dem 17. Jahrhundert, die
eine Harmonie mit den felsigen Gipfeln bilden sollte, die
sich im Hintergrund erheben.
Oebyeonsan
Oebyeonsan besteht zum Großteil aus einem
wunderschönen Küstenstreifen. Dieser Teil des Parks ist
ideal für Touristen – die Nationalstraße Nr. 30 führt Sie
an einem schönen Teil der inspirierenden Küstenlinie
vorbei. Entlang der südlichen Strecke finden Sie den
ländlichen Hafen von Gomsohang. Der Hafen ist sehr
bekannt für seine gesalzenen Meeresfrüchte. Von
historischer Bedeutung sind die alten Salzfarmen, wo Salz
durch Verdunstung aus gigantischen Meerwasser-Pools
gewonnen wird.
jeweils einer Provinz Koreas verheiratet, während sie
selbst mit ihrer jüngsten Tochter in dem Schrein lebt, wo
Besucher ein Familiengemälde vorfinden. Die „Old Lady
of Suseong“ beruhigt die Meere, um die einheimischen
Fischer zu beschützen. In früheren Zeiten hat sie die
nahegelegenen Dörfer auch vor Tigern beschützt. Die
Dorfbewohner kommen immer noch im ersten Monat
nach dem Mondkalender jedes Jahres hierhin, um der
Göttin Opfer zu bringen.
Überall im Byeonsanbando-Nationalpark sind
wunderschöne Sonnenuntergänge zu sehen, aber der
eindrucksvollste Sonnenuntergang ist über Solseom
oder „Pine Island” („Kieferninsel“) zu beobachten.
Die untergehende Sonne stellt die einsame
Kiefernansammlung vor dem goldfarbenen Hintergrund
als Schattenbild dar.
Auszug: „KOREA Magazine“ (April 2013)
Übersetzung: Dr. Stefanie Grote
Die berühmtesten Sehenswürdigkeiten an der Küste
Oebyeonsans sind die Chaeseokgang-Felsen. Die Basis
dieser geschichteten Felsen besteht aus Granit und Gneis
aus der Kambrium-Zeit – Meereswellen haben ihnen in
unzähligen Jahren ihre heutige Form gegeben. Am Fuß
der Felsen gibt es verschiedene Höhlen, die bei Ebbe
begehbar sind. Die Sonnenuntergänge sind von den
Höhlen aus besonders schön zu betrachten.
Etwa einen Kilometer nördlich der Chaeseokgang-Felsen
befindet sich ähnlich geschichtetes Gestein. In dessen
Nähe steht ein hölzerner Schrein, von dem man auf das
Meer schauen kann. Dieser Schrein namens Suseondang
ist Gaeyanghalmi oder der „Old Lady of Suseong” (‚Alte
Dame von Suseong‘) gewidmet. Von der Meereshüterin
wird gesagt, dass sie neun Töchter habe – acht sind mit
Blick aus einer Höhle der Chaeseokgang-Felsen auf das Meer
23
KULTUR
KOREA
REISE
Korail
Neue Züge werden Ihre Reise
zu einem Erlebnis machen
Von Ji-ae Sohn
Der V-Zug macht eine Rundreise nahe der Bergkette
Baekdudaegan, die größtenteils entlang der koreanischen
Halbinsel verläuft – vom Berg Baekdusan zum Jirisan
im Süden. Der Zug passiert die Stationen Buncheon in
Gyeongsangbuk-do und Cheolam in Gangwon-do.
Beide Züge sind die ersten ihrer Art in Korea und haben
bereits vor ihrem Einsatz viel Aufmerksamkeit auf sich
gezogen.
Der O-Zug hält an 13 Stationen, darunter in Jaecheon
(Chungcheongbuk-do), Taebaek (Gangwon-do) und
Yeongju (Gyeongsangbuk-do). Der V-Zug fährt die
fünfstündige Strecke über 257,2 Kilometer vier Mal täglich.
Die Bezeichnung O-Zug geht auf die runde Form und den
Buchstaben „O“ zurück, der „Zirkulation“ andeutet.
Der Zug besteht aus vier Wagons und verfügt über
Monitore, die Passagieren einen Blick nach vorn erlauben.
Der Zug hält für zehn Minuten an der 855 Meter hoch
gelegenen Station Chujeon in Gangwon-do. In dieser Zeit
können die Passagiere Fotos von der beeindruckenden
Landschaft machen.
Passagiere des O-Zuges können an der Station Buncheon
(Gyeongsangbuk-do) auch in den V-Zug umsteigen. Das
„V“ bezieht sich auf V-förmig gestaltete Felsschluchten und
auf das Wort „Valley“ (‚Tal‘). Dieser Zug fährt zwischen den
24
KULTUR
KOREA
Stationen Buncheon und Chulam (Gangwon-do). Diese
70-minütige Rundreise wird drei Mal täglich angeboten.
Von der Station Buncheon bis zur Station Seokpo wird der
Zug sein Tempo auf 30 Stundenkilometer verlangsamen,
sodass die Passagiere die bezaubernde Landschaft des
Tales von Bonghwa, Gyeongsangbuk-do, genießen
können.
Dieser Zug verfügt über ein umweltfreundliches Design,
reduziert Kohlenstoffemissionen durch Solarzellen auf
dem Dach.
Holzsitze, Ventilatoren und der Ofen erzeugen eine
Atmosphäre, die an Zugfahrten in früheren Zeiten
erinnert, als sich die Leute unterhielten, gekochte Eier
und Süßkartoffeln aßen. Die Passagiere werden großen
Gefallen daran finden, Süßkartoffeln auf der Feuerstelle zu
rösten.
Fahrkarten für die Rundreise mit dem O-Zug kosten
bei Abfahrt von der Seoul Station 62.900 KRW und von
der Station Jaecheon 27.700 KRW. Die Ticketpreise für
die Rundreise mit dem V-Zug liegen bei 16.800 KRW.
Fahrkarten sind auf der englischsprachigen Website von
Korail (http://www.korail.com/) oder an Ticketschaltern der
Seoul Station erhältlich.
Ab 1. Juli können Passagiere eine Tageskarte, ein FünfTage-Ticket oder ein Sieben-Tage-Ticket kaufen, das
54.700 KRW, 100.300 KRW bzw. 123.100 KRW kostet. Diese
Fahrkarten sind nur am Ticketschalter der Seoul Station
erhältlich.
Auszug: www.korea.net
Übersetzung: Dr. Stefanie Grote
Fotos: Korail
Zugreisen bieten etwas, was Auto- oder Busfahrten nicht
bieten. Der O-Zug und der V-Zug sind Sonderzüge von
Korail, die seit dem Frühling im zentralen Inland Koreas
sowie entlang der Bergkette Baekdudaegan eingesetzt
werden. Der O-Zug ist ein Pendelzug, der sich an den
Attraktionen des zentralen Inlands Koreas vorbeischlängelt
und Gelegenheit zur Besichtigung der wunderschönen
Landschaft der Provinzen Gangwon-do, Gyeongsangbukdo und Chungcheongbuk-do gibt.
REISE
Touristische Ziele im Umland
der Suncheon Bay Garden Expo
Von Seung-ah Lee
Das Expogelände mit seinen aufwendig gestalteten
Gärten bietet viel Sehenswertes, aber eine Reise nach
Suncheon ist nicht vollständig ohne einen Besuch
der angrenzenden Regionen mit ihren einzigartigen
Landschaften und kulturellen Sehenswürdigkeiten.
zu ärmlichen Unterkünften - wecken bei älteren
Koreanern Nostalgie und bei jüngeren Koreanern und
ausländischen Touristen Neugier.
Nakan Eupseong Folk Village
Westlich von Suncheon, nicht weit von der Stadt
entfernt, liegt die Region Gokseong, die unter anderem
für ihr Eisenbahnwesen bekannt ist. Der Bahnhof
Gokseong verband 60 Jahre lang Iksan und Yeosu – von
1933 bis zu der Zeit, als auf der Route ein zweigleisiger
Schienenverkehr eingeführt wurde. Durch den Ausbau
der Eisenbahnlinie wurde der alte Bahnhof in eine
historische Touristenattraktion umgewandelt und
bietet nun Kurzstreckenfahrten auf einem historischen
Dampfzug an. Von Anfang Mai bis Ende Juli veranstaltet
der Landkreis Gokseong ein dreimonatiges Zugfestival.
Das Nakan Eupseong Folk Village, das von
eindrucksvollen Festungsmauern umgeben ist,
präsentiert eine faszinierende Mischung aus Alt und
Neu. Das Dorf, das zur Historischen Stätte Nr. 302 erklärt
wurde, zieht jedes Jahr rund 1,2 Millionen Touristen an.
Selbst der Nachrichtensender CNN entdeckte den Reiz
des Ortes und erklärte ihn zu einem der sehenswertesten
touristischen Ziele Koreas.
,,Nakan Eupseong ist eine von Koreas besterhaltenen
befestigten Städten aus der Joseon-Zeit“, erklärte die
Cultural Heritage Administration (Behörde für kulturelles
Erbe, CHA). „Es handelt sich um eine Festung aus
Erdreich, die in den frühen Tagen des Reiches errichtet
wurde, um die Region vor ausländischen Invasoren zu
schützen“. In den rustikalen, strohgedeckten Häusern
leben aktuell rund 300 Menschen in 108 Haushalten.
Als besonders empfehlenswert für Touristen gilt die
Umwanderung der Stadtmauern. Auf den Steintreppen
vom West- zum Südtor soll die Aussicht auf das Umland
am besten sein.
Gokseong, Region der Züge
Auszug: www.korea.net
Übersetzung: Gesine Stoyke
Foto: Stadt Suncheon
Spannende Erlebnisse an Koreas größtem Filmset
Das Filmstudio in Joryedong bietet den Besuchern
einen realistischen Blick auf das Leben der koreanischen
Bevölkerung zwischen den 1960er und 1980er Jahren.
Viele erfolgreiche Serien wurden hier gedreht, darunter
auch „King of Baking Kim Tak Goo“ (‚Kim Tak Goo,
König des Backens‘), „East of Eden“ (‚Östlich von Eden‘),
„Giant“ (‚Riese‘) und „Lights and Shadows“ (‚Lichter
und Schatten‘). Die Filmkulissen - von einem Geschäft
für Gummischuhe mit historischem Ziegeldach bis
25
KULTUR
KOREA
Jeju-do – Tintenfisch an der Leine
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KULTUR
KOREA
Fotos: © Kerstin Jana Kater
BILDERBUCH KOREA
Seoraksan-Nationalpark – Flusslauf im Morgennebel
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KULTUR
KOREA
Suncheonman-Ökopark – Angler im Schilfgras
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KULTUR
KOREA
Foto: privat
Berg Hallasan auf Jeju-do – im Höhennebel versunken
Kerstin Jana Kater lebt in Berlin und arbeitet deutschlandweit als Grafikerin, Fotografin und Videografin.
Besonders Asien weckt immer wieder eine Faszination in ihr - für das Land, die Menschen und seine Kultur, die
sie in ihren Reisereportagen stets festzuhalten versucht.
Im Sommer 2012 bereiste sie für anderthalb Monate Südkorea und konnte sich diesem so besonderen asiatischen Land ein wenig mehr widmen und sich davon begeistern lassen.
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KULTUR
KOREA
130 J a h r e k o r e a n i sch - d eu t sche Bez i ehun g en
Festakt in der Kaiserpfalz
Das XII. Deutsch-Koreanische Forum in Goslar am 21.06.2013
Von Dr. Sylvia Bräsel
„Wenn zwei Nationen ein Jubiläum ihrer Beziehungen feiern,
tun sie das meistens im Glanze ihrer Hauptstädte. Wir aber
begehen diesen Festakt nicht nur sehr gern, sondern auch
ganz bewusst und aus guten Gründen in Goslar. Denn hier,
nicht weit vom ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifen,
sind wir ganz nahe bei der Erfahrung, die unsere Länder in
besonderer Weise verbindet: die Erfahrung der Teilung. Den
Ort dieses XII. Deutsch-Koreanischen Forums verstehe ich
also als ein Zeichen der Ermutigung: Menschen können sich
ermächtigen und Grenzen überwinden!“
Mit diesen Worten leitete Bundespräsident Dr. h.c. Joachim
Gauck seine Rede im Rahmen des XII. Deutsch-Koreanischen
Forums am 21. Juni 2013 in Goslar ein. Damit traf der
bürgernahe Bundespräsident zum Festakt anlässlich der
Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen
Deutschland und Korea vor 130 Jahren und der damit
verbundenen symbolträchtigen Präsentation der deutschkoreanischen Briefmarken-Gemeinschaftsausgabe genau
den „richtigen Ton“.
Etwa 220 geladene Gäste aus Korea und Deutschland,
darunter der Parlamentarische Staatssekretär beim
30
KULTUR
KOREA
Bundesminister der Finanzen und Ko-Vorsitzende des
Deutsch-Koreanischen Forums, Hartmut Koschyk MdB, der
Botschafter der Republik Korea in Deutschland, S.E. Jae-shin
Kim, und die koreanische Ko-Vorsitzende des DeutschKoreanischen Forums, Frau Prof. Sun-Uk Kim, nahmen an
dem beeindruckenden Ereignis in der Kaiserpfalz Goslar teil.
Die am Fuße des Rammelsbergs in Goslar gelegene
geschichtsträchtige Kaiserpfalz, die seit 1992 zum
Weltkulturerbe der UNESCO gehört, präsentierte sich im
wahrsten Sinne des Wortes „bei Kaiserwetter“. So sollte es
Botschafter Kim wenig später treffend in seiner engagierten
Rede formulieren.
Die stilvolle und würdige Atmosphäre dieser bilateralen
Veranstaltung wurde durch das musikalische
Rahmenprogramm (gesponsert von der Korea-Foundation)
nachdrücklich unterstrichen. Die Teilnehmer erlebten zur
Eröffnung das international agierende Opus Ensemble (SoOck Kim, Na Young Baek, Grace Yeo und Avri Levitan) mit
einer faszinierenden Interpretation von J. Brahms‘ „Werther“.
Der Oberbürgermeister der Stadt Goslar, Dr. Oliver Junk,
begrüßte als Gastgeber die Teilnehmer des Festaktes in
Fotos: Büro Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk MdB
Präsentation der deutsch-koreanischen Gemeinschaftsbriefmarken:
Dr. Oliver Junk, Oberbürgermeister der Stadt Goslar, Hartmut Koschyk MdB, Parlamentarischer Staatssekretär beim
Bundesminister der Finanzen, Deutscher Ko-Vorsitzender des Deutsch-Koreanischen Forums, Bundespräsident Joachim
Gauck, Jae-shin Kim, Botschafter der Republik Korea, Frau Prof. Sun-Uk Kim, Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen
Forums, Generaldirektor Chonghee Hahn, Leiter der Kulturabteilung im koreanischen Außenministerium, Birgit Honé,
Staatssekretärin in der Staatskanzlei der Niedersächsischen Landesregierung (v. li. n. re.).
Bundespräsident Joachim Gauck (Mitte li.), Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk MdB (Mitte re.) und
Frau Prof. Dr. Eun-Jeung Lee (Vierte v. re., 1. Reihe), Leiterin der Koreastudien der Freien Universität
Berlin, mit StudentInnen beim XII. Deutsch-Koreanischen Forum.
der Kaiserpfalz. Er dankte dem Bundespräsidenten für sein
Engagement für die „ehemalige Grenzregion“ und sein
Interesse an den aktuellen Fragen der deutsch-koreanischen
Beziehungen. „Kommen Sie wieder nach Goslar, Sie sind
immer herzlich willkommen“, rief er den Forumsteilnehmern,
den zahlreichen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Kultur
und den vierzig Teilnehmern des Deutsch-Koreanischen
Jugendforums in der bis zum letzten Platz gefüllten
Kaiserpfalz zu.
Der Bundespräsident erinnerte dann an die langjährigen
deutsch-koreanischen Beziehungen und das verdienstvolle
Wirken von deutschen Experten vor mehr als 100 Jahren,
das zu einem regen Erfahrungsaustausch der beiden
Kulturen führte und auch in der für Korea „so schrecklichen
und traumatischen japanischen Kolonialzeit“ nicht gänzlich
abbrach. Er würdigte zudem die Arbeit des DeutschKoreanischen Forums als eines der „wichtigsten Bindeglieder
zwischen unseren Ländern“.
In bewegenden Worten sprach Joachim Gauck in diesem
historischen Kontext die Verdienste der Bergarbeiter und
Krankenschwestern aus Südkorea an, die im Rahmen
eines Abkommens vor einem halben Jahrhundert als
Arbeitskräfte in die Bundesrepublik Deutschland kamen.
Der Bundespräsident ehrte die Lebensleistung dieser
Menschen mit den Worten: „Ein Gewinn für unser Land!
Und ein Gewinn auch für Korea. Denn das Kapital aus dem
Ausland half mit beim sogenannten ,Wunder am Han-Fluss‘
– der poetischen Version des schlichten westdeutschen
,Wirtschaftswunders‘“.
Die Rede von Joachim Gauck, die immer wieder durch Beifall
unterbrochen wurde, gipfelte in dem Satz: „Sie spüren: Korea
bewegt mich“.
Die Ausführungen des Bundespräsidenten zur
gemeinsamen Teilungserfahrung ließen persönliche
Betroffenheit spüren und kulminierten in einem
leidenschaftlichen Appell für Freiheit und Menschenrechte
mit Sicht auf das abgeschottete Nordkorea. Joachim Gauck
verwies in diesem Kontext auf die verdienstvolle Arbeit der
Stiftungen und humanitären Organisationen und beschwor
die gemeinsame globale Verantwortung unserer Länder
als G-20-Mitglieder über eine wirtschaftliche Kooperation
hinaus. Der Bundespräsident schloss seine Rede mit den
31
KULTUR
KOREA
32
KULTUR
KOREA
Amt, und des Botschafters a.D. Michael Geier bzw. der
Deutsch-Koreanischen Gesellschaft, denen Hartmut Koschyk
in seiner Rede ausdrücklich dankte.
Hartmut Koschyk bündelte die kulturübergreifende
und zutiefst menschliche Botschaft in einem Zitat von
Friedensreich Hundertwasser: „Die Briefmarke kennt keine
Grenzen“.
Die Sondermarken zeigen die im 18. Jahrhundert
angelegte Parkanlage Eremitage in Bayreuth mit dem
Sonnentempel sowie den Gyeongbokgung-Park in Seoul
mit dem Hyangwonjeong-Pavillon, der 1873 errichtet
wurde. Der Leiter der Kulturabteilung im koreanischen
Außenministerium, Generaldirektor Chonghee Han, hob in
seiner nachfolgenden poetischen Würdigung insbesondere
den Harmoniegedanken hervor, der das koreanische Motiv
trägt. Denn der Hyangwonjeong-Pavillon ist Teil des bereits
1395 errichteten Gyeongbokung-Palastes in Seoul, der auf
Deutsch „Wunsch nach Glück“ heißt. Der auf der Briefmarke
abgebildete „Pavillon des weitreichenden Duftes“ – inmitten
eines 1456 angelegten künstlichen Teiches – zeigt zugleich
die „Brücke der berauschenden Düfte“ (Chwihyanggyo).
All das sei – so Chonghee Han - wie dieser harmonischlebendige Garten insgesamt - „Symbol einer tiefen, in die
Zukunft reichenden Freundschaft zwischen Korea und
Deutschland“.
Die feierliche Übergabe der Gemeinschaftsbriefmarken
durch Staatssekretär Hartmut Koschyk an Bundespräsident
Dr. h.c. Joachim Gauck und Botschafter Jae-shin Kim
bildeten den Höhepunkt des zweiten Teils der Veranstaltung.
Das Opus Ensemble leitete musikalisch zum Empfang über,
der nochmals Raum für Gespräche und Begegnungen
mit dem Bundespräsidenten bot – ganz im Sinne des
von Finanzstaatssekretär Koschyk zitierten Friedensreich
Hundertwasser: „Das winzige rechteckige Stück Papier
verbindet die Herzen (…). Es ist eine Brücke zwischen
Völkern und Ländern“.
Dr. Sylvia Bräsel lehrt als Literaturwissenschaftlerin an der Universität
Erfurt und hat sich durch zahlreiche
wissenschaftliche Publikationen zur
koreanischen Literatur und Kultur sowie
literarische Übersetzungen (Ko Un;
Hwang Tong-gyu, Oh Tae-Suk, Kim Youngha etc.) ausgewiesen. 1996 erhielt sie den
Übersetzerpreis der Daesan-Foundation
in Seoul. Von 1992 bis 1996 war sie im
Auftrag des DAAD an der Yonsei Universität in Seoul tätig. Sie ist Fachberaterin
für moderne koreanische Literatur an
Kindlers Literatur Lexikon und wurde
2009 von der DKG e.V. mit dem Mirok
Li–Preis ausgezeichnet.
Foto: privat
visionären Worten „Ein Land, das wie Korea in seiner langen
Geschichte überaus erfolgreich vermochte, seine kulturelle
und nationale Eigenständigkeit trotz aller Widrigkeiten zu
bewahren, wird auch seine Einheit wiederherstellen. Davon
bin ich fest überzeugt“.
Die nachfolgende Rede des Botschafters der Republik
Korea, S.E. Jae-shin Kim, nahm auf diese Ausführungen
aus koreanischer Sicht Bezug und ordnete das
Wirtschaftswachstum Südkoreas in die bilaterale
Beziehungsgeschichte ein. Mit berechtigtem Stolz
konnte der Botschafter ausführen, dass, auf der Basis von
Wirtschaftsentwicklung und Demokratisierungsprozess,
Südkorea heute zu den zehn stärksten Wirtschaftsnationen
zählt. Dabei hob er das „deutsche Modell“ und die
Unterstützung der Bundesrepublik auf diesem Wege
nachdrücklich hervor. Doch auch die Alltagskultur von Pop
bis Fußball spiele eine wichtige, vertrauensbildende Rolle
im Kennenlernen der Menschen. Der Austausch über die
Teilungserfahrungen verbinde zudem beide Länder auf
spezifische Weise. In diesem Sinne dankte S.E. Jae-shin
Kim dem Bundespräsidenten für sein Engagement zur
Überwindung der deutschen Teilung und Deutschland für
seine Unterstützung in Fragen der Nordkoreapolitik zur
Beförderung des Vertrauensprozesses auf der koreanischen
Halbinsel.
Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk MdB schloss in seiner
Rede anlässlich der Präsentation der deutsch-koreanischen
Briefmarken-Gemeinschaftsausgabe an diese Gedanken an.
Überzeugend und mit der ihm eigenen Nachdrücklichkeit
machte der Ko-Vorsitzende des Deutsch-Koreanischen
Forums deutlich, dass mit der „deutsch-koreanischen
Gemeinschaftsbriefmarke 2013 (…) die freundschaftlichen
Beziehungen zwischen Deutschland und Korea sichtbar
zum Ausdruck gebracht“ werden. Die in beiden Ländern
vertriebenen Briefmarken (in Deutschland zu 75 und
150 Cent), die von dem Grafiker Jae-Yong Shin aus Seoul
entworfen wurden, symbolisieren – so Hartmut Koschyk mit der Motivwahl „,Traditionelle Gärten‘ besonders gut die
deutsch-koreanischen Beziehungen: So haben sich diese
auf historisch gewachsener Grundlage stets dynamisch
fortentwickelt, so wie sich in einem traditionellen Garten
Flora und Fauna ständig im neuen Lichte zeigen und sich
kontinuierlich immer wieder neues Leben regt. So wie
traditionelle Gärten immerwährende Zuwendung und
Pflege benötigen, so benötigen auch die traditionellen
deutsch-koreanischen Beziehungen beständige
Aufmerksamkeit beider Seiten sowie neue und lebendige
Impulse“. Nur auf diese Weise kann eine fundierte Brücke
zwischen unseren Kulturen und Menschen geschlagen
werden. Das war zugleich die Intention der Unterstützer
dieser Briefmarken-Gemeinschaftsausgabe - des
Ministerialdirektors Dr.Dr.h.c.mult. Hans-Ulrich Seidt, Leiter
der Abteilung Kultur und Kommunikation im Auswärtigen
K ALEIDOSKOP
drei Studienjahre innehatte. Es war
meine erste Tätigkeit nach Abschluss
des Studiums, die dann mein ganzes
Berufsleben, das im Wesentlichen auf
Asien ausgerichtet war, entscheidend
mitgeprägt hat.
Korea 1963
Von Georg Neumann
Straßenszene, Innenstadt Seoul (Sechzigerjahre)
E
Foto: privat
s gibt Daten, die man in seinem
Leben nicht vergisst, und ein
solches ist für mich der 9.
September 1963, als ich zum ersten
Mal koreanischen Boden betrat. Zu
damaliger Zeit gab es lediglich zwei
internationale Flüge pro Woche, die
Seoul mit der Außenwelt verbanden,
und mit einem dieser Flüge landete ich
vor 50 Jahren am Kimpo Airport. Das
war mit der neu in Dienst gestellten
Boeing 707 der Northwest Airlines,
einer heute nicht mehr existierenden
amerikanischen Luftlinie, die als einzige
die Strecke von Seoul nach Tokio
bediente, meistens mit halbleeren
Maschinen, wie auch in meinem
Fall. Daneben gab es von und nach
Korea nur noch eine internationale
Verbindung, und zwar mit der Fähre
zwischen Busan und Shimonoseki, bei
deren Benutzung man sich allerdings
auf eine umständliche Prozedur
einzustellen hatte.
Grund meiner Reise nach Korea war
die Übernahme eines vom DAAD
geförderten Lektorats an der Seoul
National University (SNU), das ich dann
Wurde ich bei den Vorbereitungen
auf meinen Korea-Aufenthalt auch
schon über die Aufgeschlossenheit der
Koreaner uns Deutschen gegenüber
informiert, so war ich doch von
der Herzlichkeit, mit der ich an der
SNU empfangen wurde, geradezu
überwältigt. Die Gastfreundschaft,
die mir von Seiten der Kollegen,
der Professoren und Studenten
entgegengebracht wurde, ist in
meiner Erinnerung noch heute
lebendig. Dabei war es unverkennbar,
dass Korea ein armes Land war. Die
damaligen Einkommensverhältnisse
meiner Partner waren alles anderes als
üppig, eher dürftig. Ich erhielt für eine
Unterrichtsstunde an der SNU eine
Vergütung von 200 Won (eine Deutsche
Mark entsprach 30 Won), wofür ich mir
2 Flaschen Bier (im Lokal eine Flasche)
leisten konnte. Durch Unterstützung
des DAAD und der Deutschen Botschaft
hatte ich aber einige Privilegien, an
denen ich, wenn auch am Rande der
Legalität, aber immer guten Gewissens,
meine koreanischen Freunde, Kollegen
und Partner habe teilnehmen lassen
können.
Noch eine Bemerkung zum Bier, das
neu auch als Fassbier auf den Markt
kam, allerdings nicht gezapft, sondern
aus Fässern geschöpft. Nach einem
Versuch habe ich auf weitere verzichtet.
Für mich war es immer ein Wunder,
wie die koreanischen Professoren
angesichts der - jedenfalls an der
staatlichen SNU - kümmerlichen
Gehälter ein durchaus munteres
Leben führen und dabei ihre meist
vielköpfigen Familien haben ernähren
können. Weitere Zusatzverdienste
33
KULTUR
KOREA
waren daher unerlässlich. Für den
Lehrkörper an der SNU bot sich
zusätzlicher Unterricht an einer
privaten Universität an. Schon 1963
war die SNU die unangefochten erste
Hochschule im Lande, und finanziell
besser gestellte private Hochschulen
schmückten sich gerne mit
klangvollen Namen von Professoren
der SNU, um ihre Reputation
und somit die Anziehungskraft
auf Studienbewerber, die dort
beträchtliche Gebühren zahlen
mussten, zu erhöhen. Da sie die
gesetzlichen Vorgaben, die eine Art
von numerus clausus bei der Vergabe
von Studienplätzen vorsahen, nicht
allzu ernst nahmen, erschloss sich
für die privaten Hochschulen eine
weitere Geldquelle, die sie dann in die
Lage versetzte, sich bei der Vergütung
von Unterrichtsstunden diesen
Professoren gegenüber großzügiger
zu zeigen als es einer staatlichen
Hochschule wie der SNU möglich war.
Das Verfassen eigener Lehrbücher,
die die Studenten notgedrungen
kaufen mussten, war ein zusätzlicher
Nebenerwerb. Allerdings konnte
es dabei nicht ausbleiben, dass
diese in eigener Regie erarbeiteten
Lehrmaterialien von unterschiedlicher
Qualität waren. Dennoch hielt ich die
häufig von deutscher Seite in zum Teil
herablassender Form zum Ausdruck
gebrachte Kritik für unangebracht. Ich
habe noch in lebhafter Erinnerung,
mit welcher Hingabe sich die
koreanischen Dozenten für die
deutsche Sprache, die Germanistik
und alles, was mit Deutsch in
Verbindung gebracht werden konnte,
engagierten, und es ist ihnen zu
verdanken, dass sich die deutsche
Sprache neben Englisch eines großen
Zulaufs auch unter Vertretern anderer
Fachbereiche erfreuen konnte. Weit
abgeschlagen folgten Französisch
und Spanisch. Bis zu 90 Prozent der
Oberschüler sollen sich für Deutsch
als zweite Fremdsprache entschieden
34
KULTUR
KOREA
haben, denen allerdings, wie ich
immer wieder feststellen konnte bzw.
musste, ein recht verklärtes Bild von
Deutschland vermittelt wurde. So
konnten einige meiner Studenten
ihre Enttäuschung darüber nicht
verbergen, dass ihr eingereister
Deutsch-Lektor nicht aus Heidelberg
kam. In diesem Zusammenhang sind
auch die teilweise romantischen
Vorstellungen zu verstehen,
mit denen die angeworbenen
koreanischen Krankenschwestern
und Bergleute ihrem bevorstehenden
Aufenthalt in Deutschland
entgegensahen.
Besuche bekannter Persönlichkeiten
aus Deutschland waren selten.
Sie zeigten sich dann aber
stets beeindruckt von dem in
Korea herrschenden Interesse
an Deutschland und erwiesen
sich im Nachhinein als wichtige
Multiplikatoren. So erinnere
ich mich lebhaft an den Besuch
des Präsidenten des Deutschen
Bundestags, Eugen Gerstenmaier,
der als Dank für die Verleihung der
Ehrendoktorwürde der SNU einen
Betrag über 50.000 DM für die
Bibliotheken der Deutschen Abteilung
und der Juristischen Fakultät
spendete, eine Summe, mit der man
damals schon etwas anfangen konnte.
Besonders deutsche Politik wurde
in Korea mit großer Aufmerksamkeit
verfolgt. Aber was wusste man in
Deutschland über Korea? Den vor
10 Jahren zu Ende gegangenen
Koreakrieg [1950-53] hatte man
zwar noch im Gedächtnis, zumal
er auch für die deutsche Politik
nicht folgenlos blieb, doch ein
tiefergehendes Interesse an Korea
war kaum vorhanden. Hingegen
gab es in Korea bereits eine rührige
Koreanisch-Deutsche Gesellschaft,
deren Präsident der fließend Deutsch
sprechende Ministerpräsident
Choi Doo Sun war. Er hatte in den
1920er Jahren an den Universitäten
Marburg, Jena und Berlin studiert.
Zum Vorstand der KDG gehörten
auch der erste Erziehungsminister der
Republik Korea, An Hosang, ebenfalls
ein Alumnus der Universität Jena
zu Zeiten der Weimarer Republik,
und der Präsident des Parlaments,
der Germanist Rhee Hjoe Sang. Als
Sekretär der KDG war ich mehrfach
Gast in ihren Familien und wurde
somit auch vertraut mit dem privaten
Umfeld führender Politiker des
Landes. Viele meiner Studenten
konnte ich für die Mitgliedschaft
in der KDG gewinnen, sodass diese
Gesellschaft einen jugendlichen
Anstrich bekam.
Unterrichtet habe ich nicht nur
an der SNU, sondern auch an der
konfuzianisch geprägten Sung Kyun
Kwan Universität und auf Bitten des
zuständigen Ministeriums auch an
der Air Force Academy (AFA). Ca.
30 Offiziersanwärter lernten hier
äußerst fleißig Deutsch, wobei es mir
nie klar war, ob sie es aus Interesse
an dieser Sprache taten, sich davon
einen Karrieresprung versprachen
oder einfach zum Unterricht
abkommandiert wurden. Es war
schon eine ungewöhnliche Erfahrung,
in einem Militärjeep mit Blaulicht
durch die immer verstopften Straßen
Seouls zur AFA chauffiert zu werden
und von allen Polizisten und Soldaten,
von denen es in der Stadt nur so
wimmelte, militärisch stramm gegrüßt
zu werden, und ich als Angehöriger
des „weißen Jahrgangs“, der also nie
eine Uniform zu tragen brauchte,
nicht wusste, wie ein solcher Gruß zu
erwidern sei.
Zu einer Reihe meiner ehemaligen
Studenten ist der Kontakt nie
abgebrochen, einige haben sich
als Wissenschaftler einen Namen
oder im öffentlichen Dienst als
Botschafter und Minister Karriere
gemacht. Zu ihnen zählte auch Herr
Straßenszene,
Seouler Stadtteil Jongno-gu
(Sechzigerjahre)
Foto: privat
Ein Erlebnis der ganz besonderen
Art war eine Begegnung mit einem
ehemaligen Studenten am Flughafen
Kimpo. Bei einem meiner späteren
Aufenthalte in Korea kam ein
uniformierter Herr auf mich zu, stellte
sich als Mr. Kim, meinen ehemaligen
Studenten (an den ich mich allerdings
nicht erinnern konnte) und nunmehr
stellvertretenden Flughafendirektor
vor. Nach einem kurzen netten
Gespräch bat er mich um meine
Bordkarte, die mich als Reisenden in
der Economy-Klasse auswies. Nach
wenigen Minuten Wartezeit hatte ich
einen First-Class- Boarding-Pass in
der Hand und erreichte so zum ersten
Mal völlig ausgeruht und entspannt
meinen Zielort Frankfurt. Leider
ist mir dieser Mr. Kim bei meinen
folgenden Besuchen in Seoul nie
mehr begegnet.
Die erste Hälfte der 1960er Jahre
war eine unruhige Zeit, in jeder
Hinsicht. Soziale Probleme waren
offensichtlich. So musste eine Mensa
der SNU geschlossen werden, da
sich viele Studenten das tägliche
Mittagessen nicht leisten konnten,
und Jobangebote für Studenten gab
es kaum.
Verordnete Sparmaßnahmen wirkten
sich auf fast alle Lebensbereiche
aus. Angehörigen des öffentlichen
Dienstes wurde der Besuch
teurer Restaurants untersagt,
Reis durfte nur vermengt mit
Sojabohnenerzeugnissen serviert
werden und die Herstellung von
reinem Makkoli wurde untersagt.
Unter solchen Umständen ist es kein
Wunder, dass der Schwarzmarkt seine
Blütezeit erlebte. Die Lebensfreude
der Menschen schienen alle
diese Maßnahmen aber nicht zu
beeinträchtigen. Die Cafés (tabang)
waren weiterhin gut besucht, in den
Kneipen (taepojip) konnte man kaum
einen Platz finden, und (Life)-Musik
schallte bereits am Nachmittag
aus den vielen Arubaito-Salons.
Bezeichnet „arubaito“ (koreanische
Wiedergabe des deutschen Worts
„Arbeit“) heute einen Nebenjob, so
verstand man damals darunter ein
Tanzvergnügen.
Schon 1970, als ich Korea vier
Jahre nach meinem Weggang zum
ersten Mal wieder besuchte, war ich
beeindruckt von dem neuen Anblick,
der sich mir bot. Der Fortschritt war so
rasant, dass einige Seouler Stadtteile
nicht wiederzuerkennen waren. Wenn
ich auch innerlich bedauerte, dass
einige mir so vertraute Ecken mit
ihrem traditionellen Umfeld nunmehr
Opfer dieser Entwicklung geworden
waren und Platz für moderne
Siedlungen machen mussten, so
war es aber doch ein beruhigendes
Gefühl, erleben zu können, dass die
Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit
der Menschen auch unter dieser
Entwicklung nicht gelitten hatte, und
das gilt bis heute.
Foto: privat
Kwon Youngmin, der als koreanischer
Botschafter in Berlin 2005 das
Koreajahr in Deutschland initiierte
und Herr Professor Ahn Sam Huan,
der im vergangenen Jahr vom DAAD
mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet
wurde.
Georg Neumann
war von 1963 bis 1966
DAAD-Lektor an der Seoul
National University (SNU).
Danach war er Leiter
der DAAD-Außenstellen
in Neu Delhi und Tokio.
Bis zu seinem Ruhestand
bekleidete er das Amt
des für Asien zuständigen
Gruppenleiters in der
DAAD-Zentrale, Bonn.
35
KULTUR
KOREA
K ALEIDOSKOP
Geomantik in Korea
Von Hans-Jürgen Zaborowski
Ü
berall auf unserer Erde, in unserer Welt sind die
Menschen gezwungen, sich an ihre Umgebung
anzupassen, um dort leben überleben zu können.
Sie versuchen, die Wechselwirkungen mit den natürlichen
Gegebenheiten zu erkennen, zu verstehen, um daraus
Möglichkeiten zu entwickeln, die eigene Existenz in
Übereinstimmung mit der Umwelt weiterzuentwickeln.
Wenn dann aber der Versuch unternommen wird, die
Umwelt, die Erde nach den eigenen Notwendigkeiten
der Menschen umzugestalten – was wird dann?
Eine Steigerung ist denkbar: dass nicht mehr die
Notwendigkeit, sondern die vorhandenen Möglichkeiten
den Anstoß geben, die Welt zu verändern. Bis zu welcher
Grenze?
Da ist Mutter Erde: die Erde als Lebensspenderin, als
Bewahrerin des Lebens. Soll man ihren Weisungen
folgen? Soll man ihr Dankbarkeit entgegenbringen? Im
ostasiatischen Kulturerdteil hat man darauf früh eine
Antwort gefunden. Nur wenn die Menschen die Gesetze
der Natur, die Gesetze von Himmel und Erde erkennen
und achten, werden sie ihr Leben positiv gestalten,
entwickeln können. Das hat man bezeichnet als „Weg des
Himmels und der Erde“. Archäologische Ausgrabungen
in China machen wahrscheinlich, dass die Anwendungen
dieses Weges schon für das 4. vorchristliche Jahrtausend
anzusetzen sind. Sie bestimmten die Planung von
Anwesen für die Lebenden und für die Verstorbenen: für
Häuser, ganze Siedlungen, besonders die Palastanlagen
– und für Gräber. Es galt, für sie alle im Raum und in der
Zeit die optimalen Stellen zu finden, an denen sich Energie
(Koreanisch „Ki“) konzentriert hat, was als Lebenskraft
zu verstehen ist, die durch die rechte Ortswahl nutzbar
gemacht werden konnte. Der Nachweis dafür in Texten
ist schon um 1000 v.Chr. zu finden – mit dem Namen
„Wind- und Wasserwissenschaft“; in einem frühen Text
heißt es: „Energie reitet auf dem Wind und wird verstreut,
aber sie wird bewahrt, wenn sie auf Wasser trifft.“ Energie,
das ist die Wechselwirkung der beiden Urkräfte Yin und
Yang (음양), die wiederum die fünf Elemente (Feuer,
Wasser, Holz, Metall und Erde) hervorbringen und durch
deren unterschiedliche Vermischung die Gesamtheit aller
Phänomene (traditionell „Zehntausend Phänomene“, mit
der Zehntausend als der höchsten vorstellbaren Zahl)
schaffen. Um einen optimalen Ort zu finden, werden die
Formen der Landschaft auf die unterschiedliche Wirkung
36
KULTUR
KOREA
von Yin und Yang, auf die Zusammensetzung ihrer
Elemente untersucht. Ein komplexes System, das für seine
Anwendung nicht nur die natürlichen Gegebenheiten
sowie deren Einordnung in die Achse Nord - Süd, sondern
auch den oder die betroffenen Menschen einbezieht,
hilft dem Fachmann, dem Geomanten bei seinen
Betrachtungen, bei seinen Entscheidungen. Er versucht,
durch die Analyse eines komplexen, ja universellen Bildes
das Bestmögliche für die Menschen zu bewirken.
In Korea wurde die Geomantik schon zur Zeit der
Drei Reiche Goguryeo, Baekje und Silla verbreitet. In
japanischen historischen Quellen ist mehrfach die Rede
von Meistern der Wind- und Wasserlehre, die von der
Halbinsel nach Japan gekommen sind und ihre Kenntnisse
und Fähigkeiten vermittelt haben. Im 10. Jahrhundert ist es
der buddhistische Mönch Tosôn, der als Meister der Lehre
ausgewiesen ist und der ihr für Korea eine „orthodoxe“
Form gegeben hat. Er spielt auch sowohl im Buddhismus
wie im Schamanismus im weiteren Verlauf der Geschichte
eine große Rolle.
Als 1392 das langlebige letzte koreanische Königshaus,
die Yi-Dynastie,1 die Macht in einem Staatsstreich
übernommen hat, sucht ein buddhistischer Mönch
namens Muhak im Auftrag des ersten Herrschers einen
Platz für den Bau einer neuen Hauptstadt. Man hatte
geplant, das neue Zentrum in der Gegend der heutigen
Millionenstadt Taejôn zu errichten. Aber für diese Region
gab es eine alte Prophezeiung, dass dort einmal eine
Familie Wang die Königswürde übernehmen solle. Nicht
eine Familie Yi, wie die neuen Herrscher heißen. Also
wandert der Mönch durch das Land – mit offenen Augen
und den Hilfsmitteln eines Geomanten ausgestattet.
Südöstlich von Seoul glaubte er am Ziel zu sein, nickte
vom langen Weg ermattet ein. Im Traum sah er den
Meister Tosôn, wie er einen Wasserbüffel vor sich hertrieb
in nordwestliche Richtung und das Tier aufforderte:
„Du dummes Vieh – geh noch zehn Meilen weiter!“. Die
Anrede „Dummes Vieh“ bezog Muhak („Der ohne Wissen
ist“) auf sich selbst - wegen seines Mönchnamens. Den
ganzen Satz verstand er als Befehl des Meisters aus der
früheren Zeit, er möge seine Aufgabe nach den Vorgaben
der geomantischen Tradition sorgfältig erledigen. Er
machte sich auf den Weg - und nach weiteren zehn Meilen
erreichte er den Ort, wo dann der erste Palast der noch
Dort, wo man den ersten Königspalast baute, den
Gyeongbokgung-„Palast des Leuchtenden Glücks“, bietet
sich tatsächlich dem Kundigen noch heute trotz der
vielen Hochhäuser wenigstens eine Ahnung, dass hier ein
geomantisch optimaler Standort gefunden worden war.
Glückverheißend, der Name sagt es. Nördlich umschließt
halbkreisförmig eine Bergkette mit steilen Hängen den
Palast und die Stadt, die sich südlich anschließt. Der
höchste Gipfel ist Endpunkt einer Gebirgskette, die sich
nordöstlich erstreckt bis hin zu dem Gebirge an der
Ostküste Koreas, das von den Geomanten als wichtigster
Weg für den Energiefluss gedeutet wurde. Der Palast liegt
gleichsam im Brennpunkt eines Hohlspiegels, wo die
Energie sich sammelt und ihre positiven Kräfte entfalten
kann: für die Königsfamilie, für das Volk, für das ganze
Land. Ja, das scheint Wirkung gehabt zu haben - die
Yi-Dynastie gehört zu den langlebigsten Königshäusern
der Weltgeschichte, bis 1910, bis zur Machtübernahme
der japanischen Fremdherrscher, hat sie das Land
regiert. Im Süden schließt der Namsan, der „Südberg“,
die Residenzstadt ab. Der Han-Fluss weiter im Süden ist
das Wasser, das die Energie aufhält und bewahrt. Zwei
Berge auf dem anderen Ufer liegen nicht ganz korrekt in
der Achse, die das geomantische System gerne gehabt
hätte. Das wurde gedeutet als Gefahr durch Feuer.
Tatsächlich: zweihundert Jahre später, im siebenjährigen
Invasionskrieg [Imjin-Krieg] der Japaner (1592 – 1598), ist
der Palast in Brand geraten und bis auf die Grundmauer
niedergebrannt.
Nicht jeden Tag wird eine Hauptstadt gesucht, gegründet.
Wichtigste einträglichste Aufgabe der Geomanten war
die Suche nach bestmöglichen Orten für Gräber der
Verstorbenen. Ein günstiger Grabplatz soll positive
Auswirkungen für die Geschicke der Familie haben, die
einen guten Geomanten mit der Suche beauftragte –
und dann auch keinen hohen Preis scheute, um den
ausgewählten Platz zu erstehen. Die Gräber sollten – wie
Seoul von halbkreisförmig gelegenen Bergen – wenigstens
von einer bescheidenen Hügelkette geschützt sein. Auf
den modernen Friedhöfen muss eine ebensolche Mauer
ausreichen.
Sowohl in den überlieferten Texten gebildeter Hofbeamter
wie auch in der Volksliteratur, in Märchen und Sagen,
spielt die Geomantik in Korea eine große Rolle. Dort ist
auch zu lesen oder zu hören, dass besonders bei der
Grabsuche Geomanten korrupt gewesen sind, um ihre
Einnahmen zu erhöhen. Beißende, bittere Kritik ist vor
allem in Volkserzählungen festzustellen. Aber dieser
Kritik gegenübergestellt werden die segensreichen
Auswirkungen einer guten Platzwahl. Wohlstand,
Reichtum einer Familie hat meist auch seine Begründung
in der Investition für Geomant und Grabplatz. Nicht nur
Grabstätten, die Familienriten insgesamt waren kostspielig.
Dies ist schon den Westmenschen aufgefallen, die im
späten 19. Jahrhundert nach Korea kamen, dort gelebt
haben. Ein Missionspfarrer schrieb 1898 über einen
ihm merkwürdig erscheinenden Brauch: „Als besonders
pietätvoll galt es, wenn ein Sohn seinen Eltern zum
60. Geburtstag einen schönen Holzsarg kaufte, in dem
irgendwann die sterbliche Überreste beigesetzt werden
sollten. Der wurde dann im Haus aufgestellt. Für Gäste der
Familie war es sicherlich ein wenig bedrückend, vielleicht
in dem Raum mit dem Sarg übernachten zu müssen.“
In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde
durch ein Gesetz zur Vereinfachung der Familienriten der
Versuch unternommen, solche Dinge zu unterbinden.
Aber: Bräuche, die sich über lange Jahrhunderte gehalten
haben, sind nur bedingt durch Gesetze und Verordnungen
zu verhindern …
1 Gebräuchlicher als der Begriff „Yi-Dynastie“ ist „Joseon-Dynastie“
(Anm. d. Red.).
Foto: privat
jungen Yi-Dynastie errichtet werden sollte, in Hanyang,
dem heutigen Seoul. Sein Ausgangspunkt heißt heute
noch Wangsimni („Geh noch zehn Meilen“), ein eigener
Stadtteil der modernen Großstadt, ein Bahnhof des
S-Bahn-Systems der Metropolen-Region.
Hans-Jürgen
Zaborowski hat an den
Ostasienabteilungen der
Universitäten in Berlin
(FU), Bonn, Frankfurt und
an der Hankuk University
in Seoul unterrichtet. Er
ist Übersetzer von Texten
aus allen Gattungen der
koreanischen Literatur.
37
KULTUR
KOREA
K ALEIDOSKOP
„Es hat mich
überrascht, dass
meine Musik so
tanzbar sein kann“
Interview mit dem Pianisten,
Musiker und Komponisten
Yiruma
Sie haben eine formale Ausbildung in westlicher
klassischer Musik erhalten. Warum haben Sie
sich nach Ihrem Studium der leichteren Musik
zugewandt?
Ich war immer der Ansicht, dass Musik möglichst
viele Menschen erreichen sollte. Deshalb war
es mein Wunsch, eingängige Melodien zu
komponieren, die einfach nachzuvollziehen sind.
Vor allem deshalb habe ich mich für die leichtere
Musik entschieden.
Ihre Musik wird allgemein dem „Easy listening“
oder der „populären Klassik“ zugeordnet. Welche
Definition würden Sie selber wählen, und woher
rühren Ihre Inspirationen?
38
KULTUR
KOREA
Sie treten in Asien, Nordamerika und Europa in vollbesetzten Konzertsälen
auf, und Ihre Titel erreichen Höchstplatzierungen in internationalen MusikCharts. Worin liegt Ihr Erfolg beim internationalen Publikum begründet?
Mein Titel „River Flows in You“ war ein ziemlich großer Hit in Korea und
Europa. Besondere Erfolge feierte er in Deutschland, wo er 2010 von Alex
Christensen (Jasper Forks) als Dance-Version herausgebracht wurde.
Daraufhin wurde er in Clubs in ganz Europa aufgelegt. Es hat mich
überrascht, dass meine Musik so tanzbar sein kann.
© Ho Geun Kim
Yiruma ist in seiner Heimat Südkorea ein
Megastar. Der Pianist, Musiker und Komponist,
der 1978 unter dem Namen Lee Ru-Ma in
Seoul geboren wurde, begann im Alter von fünf
Jahren mit dem Klavierspiel. Ende der 1980er
Jahre zog er mit seiner Familie nach Großbritannien, wo er die Purcell School of Music und
das King’s College London besuchte.
Heute lebt er wieder in Korea und komponiert Soundtracks für Musicals, Filme und
Theaterstücke. Er gibt Konzerte im Ausland
und veröffentlichte zwischen 2001 bis heute
diverse Alben, darunter sein erstes Album
„Love Scene“, das während des Studiums am
King’s College entstand. Zu seinen größten
Erfolgen zählen die Titel „River Flows in You“,
„Kiss the Rain“ und „May Be“.
Gegenwärtig bin ich noch dabei, meinen
musikalischen Stil herauszufinden. Sollte ich meine
Musik mit einem Begriff umschreiben, würde ich
sie als „Poem Music“ [‚Gedichtmusik‘] bezeichnen,
denn sie ist sehr poetisch, nostalgisch und lyrisch.
Auch wenn sie keine Lyrics [Texte] hat, kann der Zuhörer die Art, wie ich
komponiere, intuitiv erfassen. Die Inspirationen für meine Arbeit ziehe
ich aus meiner Umgebung: dem Kontakt zu Freunden, dem Alltag mit
meiner Familie und den Filmen, die ich schaue. Jeder Tag meines Lebens
gleicht einem Tagebuch. Immer, wenn ich etwas im Studio aufzeichne, ist
es wie ein Teil von mir – ich könnte sagen, dass meine Musik ein Spiegel
meines Lebens ist.
Meine Kompositionen sind auch für nichtprofessionelle
Instrumentalisten sehr leicht umzusetzen. Viele
Amateurmusiker haben sie auf dem Klavier nachgespielt
und die Videos ins Internet gestellt. Dies hat mir wirklich
sehr geholfen, meine Musik in Deutschland, in ganz
Europa und den USA vorzustellen – eigentlich überall auf
der Welt.
Gerade erwähnten Sie, inwiefern die Neuen Medien
Ihre internationale Karriere beflügelt haben. Dies trifft
insbesondere auf den von Ihnen erwähnten Titel „River Flows
in You“ zu, der 2001 herauskam. Richtig erfolgreich wurde er
erst, nachdem private Internetnutzer Jahre später Bilder aus
dem Film „Twilight“ im Netz veröffentlichten, die mit Ihrem
Song unterlegt waren. Wie kam es dazu?
Der Film „Twilight“ war auch in Deutschland ein riesiger
Erfolg. In der Romanvorlage der US-amerikanischen
Jugendbuchautorin Stephenie Meyer findet ein Schlaflied
namens „Bella’s Lullaby“ Erwähnung, und ein Fan meiner
Musik - ich weiß nicht, ob es sich um einen männlichen
oder weiblichen Fan handelte - fand, dass sich „River Flows
in You“ gut für die Vertonung dieses Lieds eigne. Also
unterlegte er oder sie eine Filmszene mit meiner Musik
und stellte sie ins Internet. Das Echo war enorm. Viele
Internetnutzer, die den Clip sahen, glaubten tatsächlich,
dass mein Song im Film auftaucht. Obwohl auch die
Buchautorin Meyer davon angetan war, wurde „River
Flows in You“ nie als Soundtrack für „Twilight“ verwendet.
Dennoch bringen viele Leute das Lied immer noch mit
dem Film in Verbindung. Dies war der Moment, in dem
meine Karriere wirklich abhob. Ich habe den Neuen
Medien viel zu verdanken.
Sie produzieren unter anderem Soundtracks für Filme und
Fernsehserien. Manche Vertreter der „ernsten“ Musik sehen
auf die Filmmusik herab. Was würden Sie diesen Kritikern
entgegnen?
Süd und Nord. Dass in Deutschland die Wiedervereinigung
gelungen ist, betrachte ich als eine enorme Leistung; ich
habe die Menschen in Deutschland immer bewundert.
Das sind die Gedanken, die mich jedes Mal überkommen,
wenn ich nach Deutschland und insbesondere nach Berlin
reise. Nie werde ich den Moment vergessen, als die Mauer
fiel. Er gab mir und vielleicht allen Koreanern das Gefühl,
dass es auch für unsere Nation Hoffnung gibt.
Welche Musik hören Sie in Ihrer Freizeit, und welche
Komponisten bewundern Sie am meisten?
In meiner Freizeit höre ich sehr viele unterschiedliche
Arten von Musik. Besonders liebe ich britische Popmusik
von Oasis, Travis oder Alan Parsons Project, da ich meine
Jugend in Großbritannien verbracht habe.
Ich habe immer Ennio Morricone bewundert – für mich
einer der bedeutendsten Komponisten für Filmmusik
aller Zeiten. Auf asiatischer Seite ist Ryūichi Sakamoto
bereits seit Beginn meiner professionellen Musikerkarriere
mein absolutes Idol. Er ist Mitbegründer der bekannten
japanischen Elektropop-Band Yellow Magic Orchestra
(Y.M.O.), experimentiert mit vielen Musikgenres wie Bossa
Nova und hat unter anderem die Filmmusik für „Der letzte
Kaiser“1 geschrieben. Ich verehre ihn und möchte so sein
wie er.
Und woran arbeiten Sie gegenwärtig?
Zurzeit komponiere ich Soundtracks für viele verschiedene
koreanische Filme und Fernsehserien. Auf diese Weise
kann ich mit den unterschiedlichsten Musikgenres
experimentieren, was mir viel Freude bereitet.
Interview und Übersetzung: Gesine Stoyke
Es stimmt, dass manche Vertreter der „ernsten“ Musik
auf meine Musik herabsehen, aber es stört mich nicht
besonders. Ich habe meinen eigenen, unverkennbaren
Stil. Denjenigen, die meine Musik abwerten, entgegne
ich, dass sie selbst einmal versuchen sollten, etwas
Vergleichbares zu schreiben. Dann wird sich herausstellen,
ob es wirklich so leicht ist, wie es aussehen mag.
Im April 2013 hatten Sie Ihr erstes Konzert in Deutschland, ein
Auftritt, dem Sie sehr positiv entgegensahen. Hat Deutschland
eine besondere Bedeutung für Sie?
Deutschlands Hauptstadt Berlin ist für mich eine der
großartigsten Städte überhaupt. Wie Sie wissen, steht
Korea immer noch im Spannungsfeld der Teilung zwischen
1 Der Komponist David Byrne schrieb die asiatisch klingenden Stücke
des Soundtracks, während Sakamoto die Titel im Stil der europäischen
Klassik verfasste (Quelle: wikipedia) (Anm. d. Red.).
39
KULTUR
KOREA
K ALEIDOSKOP
Wilder Tee
aus dem Jirisan-Gebirge
Selbst gepflückt und eigenhändig geröstet
Von Rainer Rippe
Rainer Rippe lebt mit
einjähriger Unterbrechung
seit 2008 in Korea. Er ist seit
Dezember 2012 Mitarbeiter
der Friedrich-NaumannStiftung für die Freiheit. Mehr
Bilder zu diesem Artikel
unter: rainerrippe.weebly.com
Chinesischer Tee ist Duft; japanischer Tee, Farbe; der
koreanische Tee: Geschmack. – Park Hijin
Am Tag nach Buddhas Geburtstag, einem sonnigen
Samstagmorgen im Mai, schwärmte ich mit einer
Schar „Hippies“ in grauen Mönchsgewändern mit
Kunststoffschürzen und breitkrempigen Strohhüten in den
Wald oberhalb der Gucheungam-Einsiedelei (구층암) aus, um
wilden Tee zu pflücken.
Hinter den „Hippies“ verbargen sich keine Aussteiger, sondern
überwiegend Samsung-Mitarbeiter aus einem Dutzend
verschiedener Länder. Sie hatten durch die von ihrer Kollegin
Sonja Gläser betreute Freizeitgruppe-Gruppe „Hippie-Korea“
von deren Teeleidenschaft gehört. Sonja ist Absolventin des
renommierten Banyaro-Instituts (반야로) der Teemeisterin
Chae Won Hwa (채원화) und organisiert jedes Jahr eine Reise
für Teeliebhaber und solche, die es werden wollen.
Tee kam Mitte des ersten Jahrtausends von China nach
Korea und wurde im Süden der Halbinsel angepflanzt, wo
die Böden sauer und die Winter nicht zu kalt sind. Eines der
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KULTUR
KOREA
Bergauf hinter dem Tempel befindet sich die kleine
Einsiedelei, die uns für zwei Nächte beherbergte. Dort lebt
Deokje (덕제), ein freundlicher und humorvoller Mönch, der
sich ganz der Herstellung von organischem Tee verschrieben
hat. Anders als die meisten Teeanbauer hat er keine Plantagen
angelegt, sondern pflückt die Blätter von den Sträuchern,
die wild in der Umgebung wachsen. Wilder Tee heißt auf
Koreanisch „Yasaeng-cha“ (야생차).
Wir folgten Deokje den Hang hinauf in den Wald. Auf einer
von Bambus gesäumten Lichtung wuchsen die dunkelgrünen
Teesträucher kreuz und quer den Hang hoch. Wenn der Tau
von Bäumen und Bambus auf den wilden Tee tropft, nennt
man ihn „Jungno-cha“ (죽로차), das bedeutet „Bambus-TauTee“ und zeugt von hervorragender Qualität.
Außerdem gilt: je kleiner die Blätter, desto besser der Tee.
Behutsam brachen wir nach Anleitung des Mönchs den
Stengel stets unterhalb des dritten Blattes ab, weil die
nachfolgenden Blätter zu groß sind und den Geschmack
verderben. In Korea ist die traditionelle Bezeichnung für
Foto links: Rainer Rippe
Foto rechts: privat
중국차가 향기라면 일본차는 빛깔이고
한국차는 맛이나라.
ersten Anbaugebiete war Jirisan (지리산), das höchste Gebirge
auf dem südkoreanischen Festland. In seinen westlichen
Ausläufern liegt Hwaeomsa (화엄사), der größte Tempel der
Region. Er wurde im Vereinigten Silla-Reich (645 – 935 n. Chr.)
zum Zentrum der nach der Avatamsaka-Sutra benannten
Blütengirlanden-Schule des Buddhismus (chinesisch: Huayen;
koreanisch: Hwaeom). Danach gibt es eine harmonische,
universelle Ordnung, durch deren Erkenntnis sich Konflikte
und Spannungen vermeiden lassen.
Grünen Tee „Jakseol-cha“ (작설차), wörtlich „SpatzenzungenTee“, und die winzigen Knospen sehen tatsächlich so aus.
Während wir pflückten, zwitscherten übrigens keine Spatzen;
stattdessen riefen Kuckucke (검은둥뻐꾸기).
gab es eine Pause mit Bananen und Wassermelonen, die in der
Hitze besonders köstlich schmeckten. Der ganze Raum war
erfüllt von dem bitter-herben Geruch des Tees, und aus dem
Radio erklang klassische Musik.
Die Qualität des Tees wird auch durch die Erntezeit beeinflusst
– je früher, desto besser. Am teuersten ist der vor dem 20. April
geerntete Ujeon (우전), gefolgt vom Sejak (세작) und dem
Jungjak (중작) ab dem 6. Mai. Wir befanden uns also schon am
Ende der nur etwa einen Monat dauernden Ernteperiode und
konnten daher keinen Schaden mehr anrichten.
Noch sechs Mal mussten wir den Tee bei nach und nach
niedrigerer Temperatur rösten, und obwohl wir ihn dann nicht
mehr zu rollen brauchten, kamen wir gehörig ins Schwitzen.
Den neunten und letzten Durchgang nahmen der Mönch und
seine erfahrenen Helfer persönlich vor. Dieser dauerte zwei
Stunden, und sie pickten die ganze Zeit mit bloßen Händen
akribisch Blätter, die nicht ihren hohen Qualitätsansprüchen
entsprachen, aus dem nun nur noch 90 Grad heißen Kessel.
Am Ende waren die einstmals saftig grünen Blätter zu
dunklen, krumpeligen geschrumpft.
Normalerweise wird der Tee von Frauen aus den umliegenden
Dörfern gepflückt. Sie dürfen sich am Morgen von Erntetagen
nicht mit parfümierter Seife waschen, weil der Tee deren
Geruch annehmen würde. Am Ende dieses Vormittags trugen
wir zwar nicht langhaarigen, aber beinahe ungewaschenen
„Hippies“ und der kahlgeschorene Mönch unsere Ernte hinab
zum abgedunkelten Gewächshaus neben der Küche. Dort
wurden die Kängurubeutel unserer Schürzen entleert und die
Teeblätter in einer großen, flachen Schale gesammelt.
Der Vorgang des Trocknens muss rasch vonstattengehen,
bevor der Tee oxidiert, daher ging es gleich nach dem
Mittagessen weiter. Wir bekamen jeder eine Stoffschürze, ein
Kopftuch, zwei Unterarmschoner und vier Paar Handschuhe,
eines davon aus Plastik, damit der Schweiß von den Händen
nicht in den Tee tropft. Wozu wir mehrere Lagen Handschuhe
brauchten und warum wir schwitzen würden, wurde schnell
klar: Auf der einen Seite des Gewächshauses standen drei
gasbetriebene, stählerne Kessel zum Rösten des Tees, die
bereits auf 350 Grad Celsius vorgeheizt waren. Durch die
Hitze ziehen sich die Blätter zusammen und verlieren ihre
Feuchtigkeit.
Wir bildeten Gruppen von vier Personen, die sich um die
Kessel gruppierten und die heutige und gestrige Ernte
hineinschütteten. Es zischte und knisterte leicht, als die
Blätter das heiße Metall berührten; darum mussten sofort
die sich gegenüberstehenden Personen mit ihren dick
behandschuhten Händen die Blätter wenden, bevor sie
anbrannten. Trotzdem wurden unsere Finger sehr schnell
heiß! Laut zählten wir: „Drei, zwei, eins!“ – dann übernahmen
die anderen beiden. Sieben Minuten lang wirbelten wir so die
Blätter umher, dann entnahmen wir sie dem Kessel.
Auf der anderen Seite stand ein langer, mit einem
Stofftuch bespannter Tisch, auf den wir die bereits etwas
geschrumpelten Blätter schütteten. Danach rollten wir die
Blätter mit unseren Händen wie Pizzateig, um die Feuchtigkeit
herauszudrücken. Klumpen beseitigten wir zwischendurch
durch sachtes Reiben zwischen den Händen. Harte Stengel
sowie zu große oder angebrannte Blätter warfen wir vom
Tisch. In dieser Zeit kühlte der Tee wieder etwas ab. Derselbe
Prozess wiederholte sich dann bei 280 Grad. Anschließend
Man sagt, dass ein Kilo frische Blätter ca. 100 Gramm
getrockneten Tee ergeben. Am Abend bekamen wir jeder
einen Beutel mit 20 Gramm selbst hergestelltem Tee
überreicht und konnten ihn probieren.
Wir saßen in dem hölzernen Teehaus neben dem kleinen
Tempel der Einsiedelei im Schneidersitz an niedrigen,
hufeisenförmig angeordneten Tischen. An den Wänden
hingen Kalligrafien, buddhistische Zeichnungen und ein paar
Postkarten von früheren Gästen. Am Kopfende des Saals saß
Deokje, hinter sich allerlei Utensilien, und bereitete unseren
Tee zu. Draußen plätscherte der Bergbach, drinnen brodelte
der Wasserkocher. In der gläsernen Kanne leuchtete der Tee
noch goldfarben, aber nachdem er in die kleinen Schälchen
vor uns gegossen wurde, war seine Farbe klar und hell. Er
schmeckte wunderbar mild und gar nicht bitter.
Am darauffolgenden Tag führten wir beim Wildteefestival im
nahegelegenen Hadong unter fachgerechter Anleitung eine
koreanische Teezeremonie durch und kosteten so manche
Teesorte der zahlreichen Aussteller aus der Region. Unser
selbstgemachter Tee brauchte den Vergleich nicht zu scheuen.
Weitere Informationen:
Aus Platzgründen konnte nur ein Ausschnitt der Reise wiedergegeben
werden. Wer eine Teereise mit Sonja Gläser machen möchte, erreicht sie
unter [email protected] oder über ihre Facebook-Gruppen
Korean Tea Lovers http://on.fb.me/11Rl8Nj und Hippie-Korea
http://on.fb.me/16JAmVt
Die Einsiedelei findet man auf Koreanisch unter
http://www.hwaeomsa.org/9 und die E-Mail-Adresse des Mönchs
lautet [email protected]
Reisetipps zum Hadong Wildteefestival auf Deutsch unter
http://bit.ly/YUqinR
Englische Bücher zum Thema: „The Korean Way of Tea“ von Brother
Antony of Taizé und Hong Kyeong-Hee, erschienen bei
http://www.seoulselection.com
„Temples of Korea“ von Yoo Myeong-jong und Jeon Sung-young,
2009 von Discovery Media mit Unterstützung der Korea Foundation
herausgegeben.
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KULTUR
KOREA
K ALEIDOSKOP
Zu Ehren der Ahnen
Von Hyun-Ock Ryoo
N
un saß ich mit Jan im Flugzeug, das uns in meine
Heimat bringen sollte. All die Jahre war er sich nicht
sicher gewesen, ob er sich in Korea wohlfühlen
würde. „Ich kann kein Koreanisch, und ich kenne deine
Familie nicht“, das war immer seine Ausrede gewesen.
Als er allerdings einmal halbherzig angedeutet hatte,
mitzukommen, habe ich den Rest seiner Zweifel durch
Überzeugungsarbeit aus dem Weg geräumt.
„Du wirst sehen – es ist ein wunderschönes Land!“
Das war vor vier Jahren.
Meine Geschwister trafen sich bei meinem ältesten Bruder,
der das Familienoberhaupt ist, seit dem Tod unseres Vaters.
Es war am Todestag meiner Großmutter.
Mein Bruder, ein Unternehmer im modernen Korea, hält
die Zeremonie zum Totengedenken genau so wie vor
fünfzig Jahren ab, so, wie es ihm einst mein Vater vorgelebt
hat.
Viele koreanische Familien haben inzwischen das Ritual
zeitgemäß reformiert, indem sie es am Tage durchführen.
Aber mein Bruder kann, nachdem er von klein auf
miterlebt hat, wie mein verstorbener Vater es gehalten
hat, offenbar einen solchen Bruch mit der Tradition nicht
begehen. Es wäre ein Verrat, nicht nur dem verstorbenen
Vater, sondern auch sich selbst gegenüber. Daher findet
die Gedenkfeier zu der Stunde statt, zu der sich der Geist
frei bewegen kann: um Mitternacht.
Mein Bruder setzte sich an seinen schrägen Tisch an der
Wand, der extra zu dem Zweck angebracht worden ist,
um schwarze Tusche herzustellen. Er tropfte etwas Wasser
auf den Byuru [벼루], den Tusch-Reibestein, und rieb mit
regelmäßigen Handbewegungen mit Meok [먹, Tusche],
welche das Wasser dunkel werden ließ.
Diese Handlung bezeichnet den Beginn des Rituals. Dieses
Bild versetzte mich in meine Kindheit zurück. Ich erinnerte
mich daran, wie mein Vater im weißen Leinengewand
dasaß und meiner Mutter zurief: ,,Meokmul deuryeora!“
(먹물 드려라‚ Bring Wasser für die Tusche!‘)
Meine Mutter brachte ihm ein kleines Porzellangefäß, in
dem sich klares Wasser frisch aus dem Brunnen befand.
Anschließend sagte sie zu ihrem ältesten Sohn, dem
Stammhalter: „Setz dich hin und sieh genau zu, wie dein
Vater Meokmul herstellt, damit du es später allein kannst!“
Der Geruch von unbekannten Baumwurzeln von
Meok erfüllte das frisch geputzte Haus. Auf dem Byuru
entwickelte sich das dickflüssige, cremige Meok.
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KULTUR
KOREA
Mein Vater holte einen feinen Pinsel aus dem Holzkasten
und schrieb auf dem Seidenpapier auf Chinesisch die
Namen der verstorbenen Vorfahren.
Irgendwann erhob meine Mutter die Stimme: „Beim
nächsten Mal lässt du deinen Sohn schreiben, damit er es
lernt.“
Daraufhin erwiderte er: „So lange ich lebe, werde ich
schreiben. Er wird es schon können, wenn ich nicht mehr
da bin. Er ist schließlich ein kluger Junge. Du solltest dich
lieber um die Tafel für das Festmahl kümmern und dir
genau merken, wie man sie herrichtet, damit du es deiner
Schwiegertochter beibringen kannst.“
„Keine Sorge, keine Frau wird meine Schwiegertochter,
wenn sie kein Gedenkfestmahl für die Toten ordentlich
herrichten kann.“
Meine Mutter bekam später - genau wie sie es sich
gewünscht hatte - eine Schwiegertochter, die von ihren
Eltern das Herrichten von Totengedenkfestmahlen gelernt
hatte.
Meine Schwägerin stand nun in der Küche und bereitete
die Tafel genau den Vorschriften entsprechend zu. Es ist
genau festgelegt, wo der Reiskuchen liegen soll, welchen
Platz der Körper des Fisches einnimmt und in welche
Richtung der Fischkopf zeigen soll. Meine Mutter saß ein
wenig abseits und beobachtete, wie ihr Sohn den Pinsel
führte. Jan saß ebenfalls ganz still auf der Couch und
beobachtete meinen Bruder mit seinem fotografischen
Blick. Neben seiner Haupttätigkeit als Arzt hat Jan noch
zwei weitere Berufe - einer davon ist Fotograf. Dazu hat
er ein fotografisches Gedächtnis, sodass er später seinen
Freunden in Berlin haargenau alle Vorgänge berichten
konnte.
„Wer macht das, wenn dein Bruder nicht mehr da ist?“,
flüstert Jan mir leise zu. Das ist eine Frage, die in unserer
Familie häufig gestellt wird. Mein Bruder hat nur einen
einzigen Sohn, der sich seit dem Studium in England in
der Weltgeschichte herumtreibt. Er wird es schwer haben,
dieser Aufgabe nachzugehen.
Nach alter Tradition werden die Ahnen von vier
vorangegangenen Generationen zum Totengedenken
geehrt, allerdings nur die väterliche Linie. Da aber an
jeden Vorfahren an seinem Todestag gedacht wird, findet
das Fest acht Mal im Jahr statt. Nach meinem Vater hat
bis jetzt sein ältester Sohn diese Aufgabe übernommen
- wie schon gesagt. Meine Mutter hatte mehrere Jahre
gebraucht, diese ehrenvolle Aufgabe ihrer berufstätigen
Schwiegertochter zu übergeben.
Mein Bruder heftete die fertig geschriebenen Namensschilder an die vorbereitete kleine schwarze Setzwand.
Damit sind die Vorbereitungen beendet und auch
Mitternacht war nicht mehr fern. Mein Bruder, als
Oberhaupt der Zeremonie, überprüfte noch einmal
alles und dann sagte er mit gewichtigem Ton: „Bittet die
Großmutter herein!“
Mein Schwager ging an die Tür, öffnete sie mit gebückter
Haltung und bat den Geist meiner Großmutter, hereinzukommen. Ganz so, als hätte dieser lange vor der Tür
gestanden und darauf gewartet.
Jan meinte später in Berlin, dass sein Schwager, der
exzellentes Englisch spricht und normalerweise in
Anzug und Krawatte herumläuft, durch diese Handlung
wieder zu einem Teil der alten Zeit geworden sei. Wir alle
waren sehr leise und in uns gekehrt, als der Geist der
Großmutter anwesend war. Zart verbreiteten sich Düfte
von Räucherstäbchen im ganzen Haus. Mein Bruder kniete
vor der Tafel und sagte mit der gleichen gewichtigen
Stimmlage, die auch mein Vater zu diesen Anlässen immer
angeschlagen hatte: „Bring den Wein für den Altar!“
Danach verbeugten wir uns der Reihe nach vor der
Großmutter. Zuerst die männlichen Nachkommen, dann
die Frauen. „Ock, komm her mit Jan. Ihr solltet unsere
Großmutter grüßen!“
Ich nahm Jan bei der Hand mit zum Altar und wir machten
zwei tiefe Verbeugungen.
„Hoffentlich verwirrt das Großmutter nicht“, sagte mein
Neffe leise. Er hat eine etwas distanzierte Haltung zu den
Zeremonien. Sein Vater, der Zeremonienmeister, sagte
daraufhin in lockerem Ton: „Sie wusste schon vorher,
wer alles anwesend ist. Sie freut sich sehr über den
Schwiegerenkel aus Europa. Jan wird ihr sehr gefallen.“
Nachdem die Zeremonie beendet war, rief mein Bruder
alle zu Tisch. Es war bereits nach 1 Uhr nachts. An der Tafel
gemeinsam zu sitzen und zu essen ist ein wichtiger Teil
des Rituals. Die Schwiegertöchter kamen eher widerwillig.
„Die überflüssigen Kalorien mitten in der Nacht!“ Auch Jan
wehrte sich gegen das Essen.
Mein Bruder erhob wieder die Stimme in seiner Funktion
als oberster Gastgeber: ,,Großmutter wird ganz traurig sein,
wenn du am Festmahl zu ihren Ehren nicht teilnimmst.
Außerdem ist es doch bei euch zuhause gerade Zeit fürs
Abendbrot!“ Und so saßen wir alle am Tisch und machten
uns über das leckere Essen her.
,,Jan! Ich werde dir jetzt die zweite Lektion beibringen, die
du für das Leben in Korea brauchst“, sagte mein Schwager
und setzte sich neben Jan. Seine erste Lektion, die er
ihm in Seoul schon beigebracht hatte, war die Kunst, mit
Stäbchen getrocknete Bohnen zu greifen. Seitdem kann
Jan sehr gut Reis mit Stäbchen essen. Seine zweite Lektion
beinhaltete Folgendes: Man muss laut ,,Mul“ rufen, wenn
langsam die Tafel abgetragen werden soll. Mul bedeutet
„Wasser“. In diesem Fall handelte es sich jedoch um ein
anderes Getränk und zwar um Wein. Auf diesen Zuruf
hin stehen die Frauen auf und gehen in die Küche, um
die Weintafel herzurichten. In Korea trinkt man Wein zu
verschiedenen Leckerbissen. Es war früher so und wird
auch immer so bleiben. Auch in Zukunft wird immer der
Herr des Hauses „Mul!“ rufen.
Im Herbst letzten Jahres waren wir zu fünft im Flugzeug,
weil drei Freunde aus Berlin mitkommen wollten. Wir
reisten gemeinsam zwei Wochen durch das ganze Land.
Für mich war diese Reise sehr anstrengend, weil ich
ständig übersetzen, erklären und vermitteln musste.
Nachdem unsere Freunde wieder nach Deutschland
zurückgeflogen waren, fuhren Jan und ich nach
Jelranamdo, zum bekanntesten Tempel Koreas, Bekyangsa,
auf den Nesangberg, einem buddhistischen Kloster, um zu
innerer Ruhe zu finden. Jan meinte zwar später, er hätte
dort - wie überall in Korea - nicht schlafen können, doch für
mich war der Schlaf Nebensache.
Um 3 Uhr früh war die erste Meditationszeremonie. Es
waren beeindruckende Gesänge von Mönchen, nur
begleitet von zwei gigantischen Gongs. In der Stille der
tiefen Berge schallten die lange nachhallenden Stimmen
der Geistlichen. Um 6 Uhr folgte die zweite Zeremonie, die
dritte um 10 Uhr, die vierte um 16 Uhr und die letzte um 20
Uhr. Wir tauchten regelrecht ein in den Meditationsgesang.
Wir konnten alles um uns geschehen lassen. Ich hatte
den Wunsch, statt der vorgesehenen drei Tage lieber drei
Monate oder drei Jahre dort unterzutauchen. Das Kloster
lag eingebettet in einem Tal, umgeben von Nesang,
Bergketten. Aus verschiedenen Richtungen flossen die
Bäche ins Tal, um sich schließlich tief in der Schlucht zu
sammeln; das kalte, klare Bergwasser bewegte sich leise.
Und obwohl der Winter noch fern war, fühlte sich die
frische Luft kalt an.
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KULTUR
KOREA
Wir bekamen drei Mahlzeiten am Tag: Zu dem frisch
gekochten Reis gab es vegetarische Beilagen. Ich fühlte
mich seelisch und körperlich leichter.
Ein paar Tage später war das Erntedankfest. Jan war
diesmal mit dabei. Am 15. August des Mondkalenders
feiern Koreaner ihren größten Feiertag. An dem Tag
werden all ihre verstorbenen Vorfahren durch das
Ritual geehrt. Anschließend suchen alle Nachkommen
gemeinsam die Grabstelle ihrer Vorfahren auf und
verbeugen sich tief vor ihnen. Dieser Besuch wird
traditionsgemäß nur den männlichen Nachkommen
gestattet. Nun durfte auch ich mitkommen, weil
einem Europäer (Jan) zum ersten Mal die Tradition des
Grabbesuchs erklärt werden sollte.
Meine Großmutter starb, als ich sieben Jahre alt war. Ihr
Grab liegt direkt an einem Bergbach. Obwohl das Grab ein
halbes Jahrhundert lang der Witterung ausgesetzt war, ist
es noch da.
Ich als Lieblingsenkelin trat als Letzte allein an das Grab
und machte die Verbeugung. Dann goss ich den Reiswein
über das Grab. Ich hörte ihre Stimme – oder ob es nur der
vorbeiziehende Wind war?
Jan erzählt unseren Freunden oft von diesem Erlebnis. Er
meint nun, dass er in Zukunft auch allein meine Familie
in Korea besuchen könne. Er wurde schließlich nicht nur
von meiner lebenden Familie, sondern auch von allen
Vorfahren akzeptiert.
Foto: Hyun-Ju Park
Bei dem vorliegenden Text handelt es sich um eine gekürzte Fassung.
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KULTUR
KOREA
Hyun-Ock Ryoo kam 1970
als Krankenschwester nach
Berlin. Sie ist Mitglied des Koreanischen Literaturverbands
in Deutschland, veröffentlicht
in koreanischen Magazinen
und wurde bereits mit diversen Preisen ausgezeichnet: Internationaler Krankenschwesternpreis (Nachtigallenpreis)
für die Biografie über eine
Koreanerin (1988), Literaturpreis beim Wettbewerb für
koreanische Migranten für die
Kurzgeschichte „Zu Ehren der
Ahnen“ (2010), Essayistenpreis
des Koreaverbands (2011).
2013 publizierte sie den
Erzählband „베를린의 하늘“
(Jeonmang-Verlag).
Deutsche Erstausgabe. Luchterhand Taschenbuch.
288 Seiten.
ISBN: 978-3-630-62185-2. € 9,00.
Originaltitel: Tongue
Originalverlag: Munhakdongne Publishing Corp.
Aus dem Koreanischen von Kyong-Hae Flügel
Erschienen am 15. November 2010.
Zum Roman:
Die koreanische Autorin Jo Kyung Ran erzählt von
der Gourmet-Köchin Ji-won, die seit Kurzem allein
in ihrer Traumküche ist. Denn der Mann, den sie
liebt, ist anderweitig auf den Geschmack gekommen
– ausgerechnet bei einer Schülerin aus Ji-wons
Kochkurs.
Ji-won kann sich mit diesem Verlust nur schwer
abfinden. Ihr Leben, das bisher voller sinnlicher
Gerüche, Geschmäcker, Liebe und Lust war, ist
plötzlich grau und leer. Nur die Liebe zum Kochen
und ihre Arbeit in dem italienischen Restaurant
„Nove“ geben ihr noch Halt. Als der Frühling kommt,
erwachen ihre Sinne, und sie empfindet wieder
Freude am Kochen. Mit ihrer wiedergewonnenen
Energie und Kreativität keimen in ihr ganz neue,
unaussprechliche Ideen, und sie beginnt, ein
meisterhaftes, alles übertreffendes Menü zu
planen, mit dem sie ihren Geliebten wieder für sich
zurückgewinnen will.
Zur Autorin:
Jo Kyung Ran wurde 1969 in Seoul geboren. In ihrer
Heimat ist die südkoreanische Autorin ein Star;
sie zählt zu den wichtigsten neuen literarischen
Stimmen des Landes. Ihre Romane und Erzählungen
wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, für
„Feine Kost“ erhielt sie 2008 den renommierten
Dong-in Literary Award. Der Roman wurde in zehn
Länder verkauft.
LITERATUR
Jo Kyung Ran:
„Feine Kost“
Lesung im Rückblick
Auf den ersten Blick ist „Feine Kost“ ein Roman über
das Essen. Auf den zweiten Blick ist er viel mehr als
das. Vor dem Hintergrund einer gescheiterten Liebe
wird die gesamte Bandbreite der Emotionen, werden
Leidenschaft, Verzweiflung, Hoffnung, Gewalt und Rache
verhandelt. Die Autorin jongliert mit Worten und schafft
eine literarische Präzision, die im Höchstmaß fasziniert
- kurzweilig, spannend, zuweilen bizarr, abgründig. In
dieser Ausprägung übersteigt die Geschichte vermutlich
die Erwartungen zahlreicher LeserInnen, die sie mit dem
nüchtern anmutenden Thema Essen verbunden haben.
Bei Jo Kyung Ran wird dieses Grundbedürfnis zum
Lebenserhalt jedoch zur Metapher für die vielfältigen
Ausprägungen menschlicher Begegnung. Wenn zwei
Menschen aufeinandertreffen und eine gute Beziehung
aufbauen wollen, sollten sie teilen, was sie gemeinsam
haben, statt zu unterstreichen, was sie unterscheidet,
antwortet die Autorin auf die Frage, wieso sie dieses Thema
gewählt habe und bezieht sich mit dieser Empfehlung
auf Tolstoi. Essen ist eine Gemeinsamkeit und gehört zum
alltäglichen Leben. Im Essen drücke sich aus, was Menschen
ausmacht. „Ich habe das Essen als Medium gewählt, um
psychische Abläufe zwischen zwei Menschen darzustellen“,
wird sie von der Dolmetscherin zitiert. „Eigentlich wollte
ich in diesem Roman über die Lust und über Ängste
schreiben…“. Überzeugend gelingt, was sie zur Absicht
erklärt. - Warum eigentlich „eigentlich“?
Foto: Koreanisches Kulturzentrum
Es duftet nach Cappuccino. Das Licht ist weich, die
Atmosphäre gediegen, modern, weitläufig. Die Rede ist
von der Berliner Buchhandlung ocelot – „not just another
bookstore“, wie auf der Website zu lesen ist. Nein, nicht
irgendein weiterer Buchladen ist das hier. Wer eintritt,
möchte bleiben, verweilen, Café trinken, in Geschichten
versinken. Bunte Bücherwände mit erlesenen Werken laden
ein, auf der Sitzbank Platz zu nehmen, die sich um eine
tragende Säule schlingt, wie üblicherweise um einen Baum
– und zu lesen. Oder zu hören, wie an diesem Abend.
Nach und nach finden sich die Gäste zu der Lesung der
südkoreanischen Autorin Jo Kyung Ran ein, die in ihrer
Heimat große Popularität genießt. Auf dem Tisch stehen
Tulpen. Autorin, Dolmetscherin, Schauspielerin und
Moderator bilden ein kompetentes Quartett auf dem
Podium neben der komplett verglasten Schaufensterfront mitten im Geschehen, mitten in Berlin.
Jo Kyung Ran trägt eine kurze Passage in ihrer
Muttersprache vor. Sie wirkt anmutig, die Stimme ist
zart. „Feine Kost“ erschien 2010 in deutschsprachiger
Übersetzung, aus der die Schauspielerin Dorothee Krüger
mit beeindruckender Intensität vorliest. Es gelingt ihr, das
Publikum ‚mitzunehmen‘, in die Geschichte einzubinden, als
wäre es Teil des Geschehens.
Von Dr. Stefanie Grote
Von links: Dorothee Krüger (Sprecherin),Yuna Cho (Dolmetscherin), Jo Kyung Ran (Autorin),
Dr. Thomas Wörtche (Moderator)
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KULTUR
KOREA
LITERATUR
Leseprobe: Fettnäpfchenführer Korea
18. Der Ausflug
Ankommen ist das Ziel des Wegfahrens
Auch das Geumgang-Gebirge besichtigt man nicht auf leeren Magen
Dann ist es so weit. In aller Herrgottsfrühe trifft man sich am Campus, wo bereits
ein vom Studentenkomitee gemieteter Reisebus wartet. Julia hofft, im Bus
etwas Schlaf nachholen zu können, denn das Seminar wird sicher anstrengend.
Doch dann staunt sie nicht schlecht, als sie sieht, wie ihre koreanischen
Studienkollegen am verabredeten Treffpunkt ankommen: Strohhut, Sandalen,
eine leichte Tasche. Die Organisatoren des Ganzen sind dafür umso schwerer
bepackt. Doch statt Seminarmaterialien sieht Julia nur Kühlboxen, Grills, riesige
Plastikschläuche mit Knabberzeug und ganze Paletten soju.
»Ich dachte, wir machen Membership Training?«, fragt Julia auf die Fresspakete
schauend.
»Ja klar, ist das nicht genug Alkohol? Wenn es nicht reicht, können wir in einen
convenience store gehen.«
Immer in der Nähe: der convenience store (pyeonuijeom)
Eigentlich überall anzutreffen und dann meist auch noch 24 Stunden
geöffnet. In etwa von der Funktion gleichbedeutend mit Tankstellenshops
im deutschsprachigen Raum, nur nicht so teuer. In Seoul gibt es eigentlich
an jeder Ecke mindestens zwei oder drei. Scherzhaft sagt man, dass jede
Gemeinde in Korea mindestens einen Coffeeshop, einen convenience store
und ein PC-bang habe. Polizei, Arzt und Feuerwehr hingegen sind optionale
Infrastruktur.
»Oder magst du die Marke nicht? Wir haben jetzt zwar Cheoumcheoreom
gekauft, aber wenn du lieber Chamiseul magst, auch kein Problem, können wir
kaufen!«
»Wir haben für euch Mädchen auch extra Fresh gekauft!«, wirft ein anderer ein.
»Aha. Völlig egal. Ich habe noch nie soju getrunken.«
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KULTUR
KOREA
Text und Coverbild © 2013 Conbook Medien GmbH
Jan Janowski
Fettnäpfchenführer Korea
Auch ein Affe fällt mal vom Baum
ISBN 978-3-943176-38-4
€ 12,95
CONBOOK Verlag
Meerbusch, 2013
© 2013 Conbook Medien GmbH
Julia fährt mit ihren Studienkollegen zu einem zweitägigen Ausflug aufs Land.
Ein bisschen Bammel hat sie schon. Weder Sewon dabei noch jemand anderes,
den sie gut kennt, alles neue Gesichter, denn bislang hat sie an der Uni wenig
echte Bekanntschaften machen können. Das wird jetzt wohl die Feuerprobe.
Eigentlich wollte sie gar nicht mit, aber Sewon hat sie mit Engelszungen davon
überzeugt, dass sie sich nicht wegen ein paar negativer Erfahrungen am Anfang
ausschließen darf. Über den Trip selbst weiß sie ansonsten bislang nur, dass es
ein »MT« sei.
Im Internet hat sie gelesen, dass dies die Abkürzung für Membership
Training ist, und jetzt zittert sie vor lauter Angst, dass sie zwei Tage lang
ein stinklangweiliges Seminar über sich ergehen lassen muss, in dem man
sich gegenseitig zu Höchstleistungen motiviert. Für den Fall der Fälle, dass
es etwas Freizeit gibt, hat sie sich aber trotzdem vorbereitet, sich über alle
Sehenswürdigkeiten der Umgebung informiert, Busfahrpläne bis ins letzte Dorf
ausgedruckt und schließlich ihre Kamera-Ausrüstung fachgerecht gepackt.
Betretenes Schweigen. Dann Lachen. Dann wieder Schweigen, als klar wird, dass
Julia es ernst meint.
Ein Prosit auf den soju
Soju ist das soziale Schmiermittel der Wahl in allen Lagen, vom ersten Treffen
in der Universität über das Berufsleben und im wahrsten Sinne des Wortes
bis zur Bahre. In vielen Supermärkten ist soju preiswerter zu haben als
Mineralwasser, vor allem aber günstiger als jeder andere Schnaps. Es gibt ihn
in zahlreichen Varianten. Kenner schätzen den wirklich hochwertigen (und
hochprozentigen) traditionellen soju aus der Region Andong. Die Wahl der
Marke ist tatsächlich eine wichtige Glaubensfrage für viele. Chamiseul (»Echter
Tau«) und Cheoumcheoreom (»Wie beim ersten Mal«) haben beide um die 20
Prozent Alkohol und sind die beliebtesten Marken. Fresh ist eine Variante, die
Werbestrategen erfunden haben, um Frauen zu ködern. Er schmeckt genauso,
Auf geht es, der Bus ruckelt los. Kaum hat man das Mauttor am Stadtrand
Seouls passiert, erschallt plötzlich eine Fanfare durch den ganzen Bus.
Der Studentensprecher holt ein Mikrofon hervor; dies ist ab sofort ein
echter Partybus. Aus der Decke kommen Bildschirme gefahren und die
Karaokemaschine dudelt ein Lied der bekannten Gruppe DJ Doc. Nach
Freiwilligen suchend, wandert das Mikrofon nun durch die Reihen.
Da haben wohl die Partykönige das Ruder in die Hand genommen. Der ganze
Bus ist begeistert und schon ertönen die ersten schrägen Stimmen. Julia ist
um diese Zeit noch nicht nach feiern zumute. Und überhaupt, so ganz ohne
angetüdelt zu sein, kann sie nicht singen. Sie lässt lieber den anderen den
Vortritt. Die machen denn auch fleißig Gebrauch von der Chance und geben
einen nach dem anderen zum Besten. Selbst die stillsten Mäuschen trällern
tapfer mit. So vergeht die Fahrt wie im Flug – für die anderen. Julia versucht
krampfhaft ein paar Minuten Schlaf zu bekommen, was aber natürlich
unmöglich ist bei einer Horde tanzender Mittzwanziger in einem fahrenden Bus.
Zum Autor:
Jan Janowski bereiste Korea
das erste Mal 2002, direkt nach der
Fußball-WM. 2007 absolvierte er ein
Austauschjahr an der Korea-Universität
in Seoul, studierte dann von 2008 bis
2009 an der Übersetzerakademie
KLTI und schloss anschließend seinen
Master in Politikwissenschaften an der
Korea-Universität ab. Während seines
Studiums arbeitete er für verschiedene
Medien und die Tourismuszentrale KTO,
übersetzte erste Bücher. 2012 folgte
sein erstes eigenes Buch, ein Reiseführer
über Korea, und 2013 schließlich
der Fettnäpfchenführer Korea. Heute
ist er im Auswärtigen Dienst für die
Bundesrepublik Deutschland tätig.
Als sie schließlich in einem netten kleinen Dorf, in einem Tal gelegen,
ankommen, ist Julia wieder in ihrem Element: Sie steht inmitten wunderschöner
Natur, vor der Herberge fließt sogar ein kleiner Bach entlang des Wanderwegs.
Sie legt nur kurz ihre Sachen ab und fragt den Studentenvertreter, wie das
Programm nun aussehe.
»Jetzt wird erst einmal das Essen vorbereitet. Die Jungs spielen da drüben eine
Runde Fußball auf dem Platz. Und heute Abend trinken wir dann auf unsere
Gemeinschaft.«
»Gut, Fußball kann ich ohnehin nicht. Dann komme ich gleich wieder.«
Während die anderen Mädchen in dem großen Schlafsaal sich umziehen
und für den Abend schick machen, geht Julia schnurstracks zum Bergbach
hinunter und setzt sich auf einen großen Felsen, der mitten im Wasser thront.
Sie lässt die zauberhafte Szenerie auf sich wirken. Das Plätschern, die Wolken,
die vorbeiziehen, die Vögel, die im Tal hin und her fliegen. Auf dem Berg
drüben ein traditioneller Pavillon, und sogar einen kleinen Wasserfall meint sie
auszumachen. Jetzt versteht sie, warum die Mutter ihrer koreanischen Freundin
in Deutschland von ihrer Heimat immer als geumsugangsan, »Berge und
Wasser wie Gold und Seide«, sprach. Etwas geschwollen poetisch, aber absolut
zutreffend, wie Julia findet. Ab und an kommen ein paar Wanderer auf dem
Weg vorbei, heben ihre Wanderstöcke und grüßen freundlich mit einem kurzen
»Hello«.
Hier endet der Auszug.
47
KULTUR
KOREA
LITERATUR
„
Weitgereist und weltoffen sein,
das sind leider ganz
verschiedene Dinge
“
Interview mit Jan Janowski,
Autor vom Fettnäpfchenführer Korea
diverse Fettnäpfchen zu tappen. Wie groß ist die koreanische
Toleranz, Ausländern diverse Fauxpas zu verzeihen?
Kein Koreaner erwartet, dass ein Ausländer alles richtig
macht und erst recht nicht, dass er alles versteht.
Einem Gast gegenüber werden große Geduld und viel
Verständnis entgegengebracht. Das Maß der Geduld
hängt aber auch mit der Haltung des Gastes zusammen:
Wer versucht, zu lernen und zu verstehen, der erfährt
sicher ein größeres Entgegenkommen. Das deutsche
Sprichwort „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt
es heraus“ gibt es nicht umsonst sinngemäß auch im
Koreanischen.
Welche Rolle spielt die Beherrschung der Sprache zum
Verständnis der koreanischen Kultur?
Ich bin fest davon überzeugt, dass, wer Korea wirklich
verstehen will, die Sprache zu einem gewissen Grad
beherrschen muss. Die wirklich guten Erläuterungen zur
koreanischen Kultur habe ich allesamt auf Koreanisch
erhalten; muss man sich hingegen auf Englisch
verständigen, erschöpfen sich Erklärungen meist
notgedrungen auf „It is Korean culture“ [‚Das ist die
koreanische Kultur‘] oder „This is our tradition“ [‚Das ist
unsere Tradition‘].
Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Faktoren für eine
erfolgreiche interkulturelle Kommunikation?
Ihre Freunde sagen von Ihnen, Sie müssten in einem früheren
Leben Koreaner gewesen sein. Woher rühren Ihr Interesse und
Ihre große Sympathie für das Land?
Erstmals in Kontakt mit Korea gekommen bin ich über
einen Taekwondo-Kurs bereits in der Grundschule, aber
verstetigt hat sich das Interesse über meinen besten
Freund im Gymnasium, der Koreaner war. Er und seine
Familie, insbesondere sein Vater, haben mir über Jahre die
koreanische Kultur in allen Facetten nähergebracht. Das
hat sich dann über Urlaubsreisen und Austauschsemester
bis hin zu Auslandsstudium und Arbeit in Korea
weiterentwickelt.
In Ihrem Buch zeigen Sie, dass es für Ausländer, die nicht mit
der koreanischen Kultur vertraut sind, relativ leicht ist, in
48
KULTUR
KOREA
Grundsätzlich gilt es also zunächst einmal, sich von
Mensch zu Mensch zu begegnen, d.h. offen und
vorurteilsfrei an einen Kontakt heranzugehen. In dem
Zusammenhang halte ich es auch für entscheidend, sich
selbst nicht zu wichtig zu nehmen und vom eigenen
hohen Ross herabzusteigen: Wer schon gegenüber
anderen Lebensentwürfen oder Andersdenkenden im
eigenen Land keine Offenheit zeigt, sich also über „diese
Schwaben“ aufregt oder sich über den sächsischen Dialekt
lustig macht, der wird auch in Korea auf Probleme stoßen.
Weitgereist und weltoffen sein, das sind leider ganz
verschiedene Dinge.
Foto: privat
Jan Janowski
Wie schon gesagt, es geht nicht darum, alles richtig
zu machen, sondern Koreanern und ihrer Kultur
offen zu begegnen. Das fängt damit an, koreanische
Gesprächspartner nicht gleich als typische Vertreter ihres
Volkes zu analysieren. Ich treffe immer wieder Menschen,
die in schlauen Büchlein gelesen haben, dass die
koreanische Kultur kollektivistisch geprägt sei. Das mag
zwar durchaus stimmen, aber dadurch werden Individuen
noch lange nicht zu einer uniformen Masse.
Das Kunststück besteht im Endeffekt darin, auch nicht
gleich ins andere Extrem zu verfallen, d.h. übervorsichtig
und hyperkorrekt aufzutreten. Ich habe erlebt, dass
Tabubrüche oder bewusst etwas ketzerisch gestellte
Fragen durch Ausländer von Koreanern oft sogar als
frische Denkansätze geschätzt werden, wenn sie nicht
belehrend oder überheblich daherkommen.
Inwiefern lohnt sich die Begegnung mit Menschen anderer
Kulturen, auch wenn vielleicht zunächst einmal diverse
Hürden zu überwinden sind, um auf einen gemeinsamen
Nenner zu kommen?
Wenn man langfristig in einem Land leben möchte, ist
das Überwinden von Hürden der einzige Weg, sich vor
täglichen Enttäuschungen und einem Spießrutenlauf zu
schützen: Immer rein ins Dornenfeld, irgendwann ist die
Rose ihrer Dornen beraubt, und es bleibt nur noch die
Blüte übrig.
Für die eigene Person ist die Begegnung mit anderen
Kulturen auf alle Fälle wertvoll. Im Idealfall wird man
sehr viel bescheidener in Bezug auf die Eigenkultur und
eingefahrene Verhaltensmuster und entspannter im
Umgang mit anderen. Die eigene Kultur ist dann nicht
mehr das Maß aller Dinge, sondern nur mehr gewohnter
als andere Kulturen, die dann nicht als falsch oder
eigenartig, sondern schlicht als anders wahrgenommen
werden.
Der Fettnäpfchenführer zeigt, dass Sie einen sehr intensiven
Einblick in die koreanische Gesellschaft gewinnen konnten.
War es schwierig für Sie als Nichtkoreaner, diesen Zugang zu
erhalten?
Korea gilt ja als besonders „exklusive“ Kultur, in dem
Sinne, dass man nicht wirklich eintauchen kann, wenn
man nicht zu bestimmten „inklusiven“ Gruppen Zugang
findet. Das mag auch stimmen. Aber zumindest mir
wurde – nachdem ich die richtigen Zugangskarten zur
Gesellschaft hatte (Universität, verschiedene Firmen) und
mich fließend auf Koreanisch verständigen konnte - kaum
noch Diskriminierung zuteil. Im Gegenteil, der Eintritt des
Gefühls, z.B. an der Uni als gleichberechtigtes Mitglied mit
allen Rechten und Pflichten eines koreanischen Studenten
akzeptiert zu werden, das war der Moment, von dem an
ich mir mein Leben ohne Korea nicht mehr vorstellen
konnte.
Wie lange haben Sie gebraucht, um sich einigermaßen
„stilsicher“ auf koreanischem Parkett bewegen zu können?
vor wenigen Monaten war ich das letzte Mal in Seoul,
und mir fallen spontan schon wieder einige Dinge ein,
die ich „falsch“ gemacht habe. Mir persönlich hat sicher
geholfen, dass ich viele verschiedene Umfelder (deutsch
geprägte Koreaner, koreanische Unternehmenswelt,
koreanische Medien, koreanische Uni) kennenlernen und
dabei mit Menschen unterschiedlichsten Hintergrundes,
tatsächlich vom Präsidenten bis zum betrunkenen Bettler,
Gespräche führen konnte. Ich erlebe aber auch, dass
mit zunehmenden Sprach- und Kulturkenntnissen die
Erwartungen der Umgebung steigen. Manchmal sind
Koreaner wirklich erstaunt, wenn ich in einer Mail einmal
einen Rechtschreibfehler mache oder eine Fachvokabel
nicht kenne.
Es heißt, dass man seine eigene Kultur nur richtig
kennenlernen könne, wenn man sich mit fremden Kulturen
auseinandersetze. Inwieweit wurde Ihnen durch Ihre
Beschäftigung mit der koreanischen Kultur ein Spiegel
vorgehalten? Erscheinen Ihnen heute Dinge, die vielleicht
früher selbstverständlich für Sie waren, in einem anderen
Licht?
In welche Richtung man den Wasserhahn aufdreht, um
an warmes Wasser zu kommen, ob steigende Kurse in Rot
oder Blau oder auf andere Weise angezeigt werden - das
sind in erster Linie Konventionen, die irgendwann einmal
festgelegt wurden. Es ist zunächst anders als gewohnt;
man ist unweigerlich irritiert und fühlt sich irgendwie
unwohl, obwohl es dafür objektiv gar keinen Grund gibt.
Andererseits haben viele andere Konventionen wirklich
einen konkreten Wert, den wir manchmal noch kennen,
oft aber schon nicht mehr. Das hat mir geholfen, auch
in der eigenen Kultur zu unterscheiden, welche Dinge
es wert sind, bewahrt zu werden, und welche Dinge
entbehrlich sind.
Und natürlich versuche ich täglich, in mein Leben
das Beste beider Kulturen zu integrieren: Die relative
Unkompliziertheit der zwischenmenschlichen
Beziehungen innerhalb der deutschen und den großen
Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb
der koreanischen Kultur.
Manch einer wird da sagen: „Der pickt sich ja nur die
Rosinen heraus“. Demjenigen antworte ich: „Na und?
Probieren Sie diese süßen Leckereien selbst einmal, auf
die man stößt, wenn man gewohnte Pfade verlässt.“
Das Interview führte Gesine Stoyke
Es stellt sich die Frage, ob ich das überhaupt tue. Erst
49
KULTUR
KOREA
POLITISCHE KULTUR
Eindrücke von der Amtseinführung
von Präsidentin Park Geun-hye
Namensartikel von PSt Hartmut Koschyk MdB
Präsidentin Park Geun-hye (re) und PSt Hartmut Koschyk MdB
50
KULTUR
KOREA
D
a Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel an der Amtseinführung von Frau
Park Geun-hye zur Staatspräsidentin der Republik Korea am 25. Februar
2013 nicht teilnehmen konnte, hat sie mich als „ausgewiesenen Freund“
Südkoreas beauftragt, sie zu vertreten und Staatspräsidentin Park Geun-hye
ihre herzlichen Glückwünsche zu übermitteln. In ihrem von mir überbrachten
Schreiben hob Bundeskanzlerin Merkel die besondere Bedeutung des Jahres
2013 für die Freundschaft zwischen der Republik Korea und der Bundesrepublik
Deutschland hervor und lud Staatspräsidentin Park Geun-hye ein, noch in
diesem Jahr Deutschland zu besuchen.
Es war mir eine große Freude, stellvertretend für Bundeskanzlerin Merkel an
der Amtseinführung von Staatspräsidentin Park Geun-hye teilzunehmen.
Gerne denke ich an die zahlreichen gemeinsamen Begegnungen mit ihr in
Deutschland und Korea zurück und weiß um ihre tiefe Verbundenheit zu
Deutschland. Insbesondere vor dem Hintergrund der leidvollen Erfahrung
der deutschen Teilung und dem Glück der deutschen Wiedervereinigung war
es ihr stets ein besonderes Anliegen, für eine nachhaltige innerkoreanische
Annäherung einzutreten. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und die künftige
Staatspräsidentin Park Geun-hye haben sich bereits 2006 in Deutschland auf
meine Vermittlung hin erstmals getroffen, und ich bin überzeugt, dass die
deutsch-koreanischen Beziehungen unter der Präsidentschaft von Frau Park
Geun-hye nachhaltig weiter vertieft werden.
© Präsidialamt Cheong Wa Dae, Republik Korea
Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk
war von 1998 bis 2009 Vorsitzender der
Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe
des Deutschen Bundestages und hat in
dieser Eigenschaft zahlreiche Reisen nach
Südkorea, aber auch nach Nordkorea
unternommen. Er begleitete u.a. den
damaligen Bundespräsidenten Johannes
Rau bei dessen Staatsbesuch im Juli 2002
und den Altbundespräsidenten Richard von
Weizsäcker nach Seoul, um dort an den
Feierlichkeiten zur Amtseinführung des
damaligen koreanischen Staatspräsidenten
Roh Moo-hyun teilzunehmen. Seit 2003
ist Koschyk Präsident und seit 2012
Ehrenpräsident der Deutsch-Koreanischen
Gesellschaft in Deutschland. Seit 2007 ist er
deutscher Ko-Vorsitzender des DeutschKoreanischen Forums, das die Regierungen
Deutschlands und Koreas 2002 ins Leben
gerufen haben. 2012 erhielt er die höchste
koreanische Auszeichnung, die Ausländern
verliehen wird, den Erste-Klasse-Orden für
besondere diplomatische Verdienste, die
„Gwanghwa-Medaille“.
In ihrer beeindruckenden Rede zur Amtseinführung
nannte Präsidentin Park Geun-hye als eine ihrer
vordringlichsten Aufgaben die Wiederbelebung der
Wirtschaft. Dies will sie durch eine „kreative Wirtschaft und
wirtschaftliche Demokratisierung“ bewerkstelligen. Im
Zentrum einer kreativen Wirtschaft stünden Wissenschaft,
Technologie und die IT-Industrie. Präsidentin Park Geunhye kann hierbei auf die Unterstützung von und die
Zusammenarbeit mit Deutschland zählen. Regierung
und Wirtschaft setzen unter dem neuen Staatsoberhaupt
zunehmend auf das „Modell Deutschland“. Als
exemplarisch gilt für die neue Regierung Südkoreas
beispielsweise der global agierende deutsche Mittelstand
mit seinen „hidden champions“1 [‚heimlichen Gewinnern‘].
Die Soziale Marktwirtschaft deutscher Prägung mit einer
starken mittelständischen Wirtschaft hat Vorbildcharakter,
und ich bin überzeugt, dass Präsidentin Park Geun-hye
erfolgreich die Weichen stellen wird, in den kommenden
fünf Jahren die sogenannte „Demokratisierung der
Wirtschaft“ in der Republik Korea erfolgreich umzusetzen.
Auch gilt das deutsche duale System der Berufsausbildung
als wegweisend, und der Umgang der Bundesregierung
mit der Energiewende und dem Wachstumspotenzial
erneuerbarer Energien stoßen auf starkes Interesse.
Im Verhältnis zu Nordkorea zeigte die Antrittsrede von
Präsidentin Park, dass sie besonnen und mit Weitsicht
reagieren wird. Überschattet von schweren Spannungen
wegen des nordkoreanischen Atomwaffenprogramms
warnte sie davor, dass „Nordkoreas Atomtest eine
Herausforderung für das Überleben und die Zukunft
des koreanischen Volkes“ sei. Zugleich versprach sie
aber, in ihrer fünfjährigen Amtszeit durch eine Politik
des gegenseitigen Vertrauens die Grundlage für die
Vereinigung mit dem kommunistischen Nachbarland
schaffen zu wollen. Auch trotz der jüngsten militärischen
Drohungen aus Nordkorea hält sie an ihrem Plan fest,
die Linie ihres konservativen Vorgängers Lee Myung
Bak aufzugeben und sich um eine Wiederaufnahme des
Dialogs mit Nordkorea zu bemühen. Gerade aufgrund
unserer eigenen Geschichte bedeuten zwei Jahrzehnte
Deutsche und Europäische Einheit auch, dass wir Deutsche
und Europäer zu unserer Verantwortung stehen, dass
die Stabilität in Nordostasien gewahrt bleibt und die
gesamte koreanische Halbinsel wieder Teil unserer
freiheitlichen, demokratischen Staatengemeinschaft
wird und die Menschen dort dauerhaft in Frieden, unter
rechtsstaatlichen, die unveräußerlichen Menschenrechte
wahrenden Verhältnissen in Freiheit und Sicherheit leben
können. Daher wird Deutschland Präsidentin Park Geun-
hye bei ihren Bemühungen zur Überwindung der Teilung
Koreas gerne unterstützen und den innerkoreanischen
Annäherungsprozess mit großer Anteilnahme und
tatkräftigem Engagement auch weiterhin begleiten.
In einem persönlichen Gespräch am Rande der
Amtseinführung stimmte Präsidentin Park Geun-hye mit
mir überein, dass dieses Jahr von großer symbolischer
Bedeutung für die Beziehungen unserer beider Länder ist.
Es markiert den 130. Jahrestag der offiziellen Aufnahme
deutsch-koreanischer diplomatischer Beziehungen sowie
das 50. Jubiläum des Vertrags über die Entsendung
koreanischer Krankenschwestern und Bergarbeiter
nach Deutschland. Präsidentin Park freute sich sehr, von
mir zu erfahren, dass Bundespräsident Joachim Gauck
die Bedeutung dieser beiden Jubiläen symbolhaft
unterstreicht, indem er seine Teilnahme am kommenden
XII. Deutsch-Koreanischen Forum in Goslar zugesagt hatte.
Im Rahmen des bilateralen Deutsch-Koreanischen Forums
habe ich gemeinsam mit Herrn Bundespräsidenten
Gauck in der Kaiserpfalz zu Goslar am 21. Juni 2013 die
deutsch-koreanischen Gemeinschaftsbriefmarken der
Öffentlichkeit vorgestellt.2
Ich freue mich sehr, dass Präsidentin Park Geun-hye
noch in diesem Jahr die Bundesrepublik Deutschland
besuchen wird. Südkorea genießt ein hohes Ansehen
bei den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes.
Sicherlich wird das Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel
auch dazu beitragen, die Beziehungen zwischen unseren
beiden Ländern noch weiter zu vertiefen und nachhaltig
auszubauen.
1 Relativ unbekannte, kleine oder mittelständische Unternehmen, die
in ihrem Bereich jedoch Marktführer sind (Quelle: www.wikipedia.de,
Anm. d. Red.)
2 Siehe dazu auch: „Festakt in der Kaiserpfalz. Das XII. DeutschKoreanische Forum in Goslar am 21.06.2013“ von Dr. Sylvia Bräsel in
dieser Ausgabe.
51
KULTUR
KOREA
PORTRÄT
„Jazz ist kein Stil,
sondern Seele“
Interview mit der Jazzsängerin
Youn Sun Nah
Die beiden Länder sind völlig unterschiedlich. 1989
habe ich in Korea an einem Chanson-Wettbewerb
teilgenommen und gewonnen, woraufhin ich ein
Stipendium bekam. Ich ging dann für mehrere Monate
nach Lyon, sodass ich schon einige Erfahrungen über das
Leben in Frankreich sammeln konnte. Außerdem hatte ich
koreanische Freunde, die auch in Frankreich lebten und
mir von ihren Eindrücken erzählt hatten. Als ich später zum
Studium nach Paris kam, war es, als hätte ich dort schon
seit langem gelebt. Der Kulturschock war deshalb nicht
allzu groß.
Was die Musikszene betrifft, war ich allerdings geschockt.
Die Jazz-Geschichte in Korea ist sehr kurz. In Frankreich
entdeckte ich all die Jazzschulen, traf viele Jazzmusiker aus
der ganzen Welt, für mich war das wie ein Paradies. Hier
konnten die Musiker von ihrer Musik leben. In Korea ist
das sehr schwer, dort muss man einen anderen Job haben,
52
KULTUR
KOREA
weil es nur eine kleine Jazz-Szene gibt.
Warum haben Sie sich für Frankreich entschieden?
Ich war und bin immer noch sehr interessiert an
französischen Chansons, und ich wollte Jazz und Chanson
studieren, weshalb ich nach Frankreich gegangen bin.
Außerdem gibt es in Paris eine der ältesten Jazz-Schulen
Europas.
Was war der Auslöser für Ihre Entscheidung, Jazz zu studieren?
Ich bekam die Gelegenheit, in Korea in dem Musical „Linie
1“ mitzuwirken. Das hat mich mit der Frage konfrontiert,
ob ich Sängerin werden wollte. Außerdem komme ich aus
einer Musikerfamilie. Ein Freund riet mir zu Jazz, und ich
fragte ihn, was denn „Jazz“ sei, weil ich niemals zuvor Jazz
gehört hatte. Er sagte, das sei originäre Popmusik. Wenn
ich mich also damit beschäftigen würde, könne ich jede
Art von Musik singen. Das schien mir sehr interessant zu
sein, und ich traute mich, weil ich keine Ahnung von Jazz
hatte. Zu Beginn meines Studiums habe ich dann gedacht,
dass es eine falsche Entscheidung war. Als ich Ella Jane
© Sung Yull Nah
Ihr Heimatland ist Korea. 1995 sind Sie nach Paris gegangen,
um Jazz und Chanson zu studieren. Welches waren ihre
ersten Eindrücke von dieser westlichen Metropole? Inwiefern
unterscheiden sich die beiden Welten aus Ihrer Sicht als
Musikerin am meisten voneinander?
Fitzgerald, Billy Holiday und Miles Davis hörte, war das für
mich eine völlig neue Erfahrung. Es war nicht etwas, was
man ‚einfach so‘ lernen konnte. Im Laufe der Zeit fühlte ich
mich allerdings immer besser. - Im Grunde bin ich also per
Zufall bei der Jazz-Musik gelandet.
eines der größten Jazz-Festivals Asiens, das Jarasum
International Jazz Festival. Die Menschen richten ihre
Aufmerksamkeit zunehmend auf dieses Land, sie mögen
die enthusiastische Reaktion des koreanischen Publikums.
Was bedeutet Jazz für Sie persönlich?
Ihre Musik ist eine Melange aus sämtlichen Genres – Jazz,
Chanson, Pop, Metallica, koreanische Volksmusik, Klassik.
Worin begründet sich Ihre Vorliebe für diese Vielfalt?
Als ich im Studium mit Freunden und anderen Studenten
eine Gruppe gründete, haben wir uns an den JazzStandards orientiert. Schließlich haben wir aber unser
Repertoire erweitert – das Gute war, dass der Bassist aus
Israel, der Pianist aus Deutschland, der Violinist aus Irland
und ich aus Korea kam, sodass wir den verschiedensten
musikalischen Einflüssen unterlagen und in unsere Musik
integrieren konnten. Ich habe immer noch das Gefühl,
so viel wie möglich lernen und ausprobieren zu müssen,
sodass jede Musik für mich interessant ist. Ich bin sehr
neugierig und arbeite noch daran, meinen Stil zu finden.
Ihr Werdegang ist eine Erfolgsgeschichte. Sie haben zahlreiche
renommierte Auszeichnungen erhalten und werden von
Kritikern und Medien euphorisch gefeiert – „Ganz große Kunst“,
„Bezaubernd“, „Weltklasse-Gesang“. Was ist das Geheimnis
Ihres Erfolgs?
Ich kann das gar nicht genau sagen. Ich bin glücklich,
dass ich vielen wundervollen Menschen begegnet bin,
die mir geholfen haben. Auf jeden Fall versuche ich nicht,
Menschen zu imitieren, sondern bemühe mich, etwas
Eigenes zu machen, mit meiner eigenen Stimme zu singen.
Musik ist etwas sehr Individuelles. Vielleicht mögen die
Leute meine Musik, weil ich immer versuche, ich selbst zu
sein.
Auch in Korea erfreut sich Jazz mittlerweile zunehmender
Beliebtheit. Welche Resonanz gibt es dort auf Ihre Musik?
Koreaner sind mit Jazz nicht besonders vertraut. Es
gibt nicht allzu viele Orte, an denen Jazz gespielt wird.
Gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass die Koreaner
meine Musik mögen - das überrascht mich. Ich hätte nie
gedacht, dass meine Konzerte in Korea einmal ausverkauft
sein würden, weil es nicht viele Jazz-Fans gibt. Als ich 2002
mein erstes Konzert in Korea gegeben habe, waren die
Besucher sehr neugierig, weil ich eine Art französischen
Jazz verkörperte. Mittlerweile treten auch immer mehr
ausländische Jazz-Musiker in Korea auf. Keith Jarrett ist
so ein Beispiel. Er hat vor drei Jahren sein erstes Konzert
in Korea gegeben und ist bis heute bereits drei Mal
aufgetreten. Der Musikmarkt verändert sich und wird
immer größer, es gibt immer mehr Musikfestivals, darunter
Jazz ist kein Stil, sondern Seele. Jazz erlaubt es Menschen,
etwas Eigenes in die Musik hineinzugeben. Jazz bedeutet
für mich hundertprozentige Freiheit, hier gibt es keine
Grenzen, keinen Unterschied, kein Alter. Ich habe den
Eindruck, dass Jazz niemals altert – das gibt mir Mut und
Freude und das Gefühl von Freiheit.
Gibt es ein musikalisches Vorbild?
Ich habe so viele Vorbilder, dass ich gar nicht nur eines
nennen kann. Gewiss mag ich all die legendären JazzMusikerInnen wie Miles Davis oder Charles Parker. Ich
denke, dass ich von all diesen großartigen MusikerInnen
beeinflusst bin.
Heute leben Sie wieder in Korea. Vermissen Sie Frankreich?
Es mag sich vielleicht erstaunlich anhören, aber ich fühle
mich zu Hause, wo immer ich bin. Wenn ich in Korea bin,
denke ich überhaupt nicht an Frankreich, und wenn ich
in Frankreich bin, denke ich überhaupt nicht an Korea. Ich
fühle mich überall so, als sei ich dort geboren. Ich weiß, es
klingt komisch, aber ich kenne kein Heimweh.
Gibt es einen großen Wunsch für die Zukunft?
Ich habe mein musikalisches Leben niemals geplant.
Ich habe nur zufällig damit begonnen. Jeder Tag ist ein
Geschenk. Mein Plan und mein Wunsch für die Zukunft
sind es, fortzusetzen, was ich gerade tue. Ich träume nicht
von etwas Großem, ich bin so glücklich und schätze die
Gegenwart, dass ich einfach nur weitergehen will.
Das Interview führte Dr. Stefanie Grote
53
KULTUR
KOREA
KOREA IM ALLTAG
Samgyetang
/ 삼계탕
Koreanische Ginseng-Hühnersuppe
Samgyetang wird in Korea in den
Sommermonaten, traditionell an den
„Sambok“-Tagen – den drei heißesten
Sommertagen – gegessen. Die Zutaten
sollen die Nährstoffe ersetzen, die
durch das Schwitzen im Sommer
verloren gehen. Samgyetang stärkt den
geschwächten Körper und führt ihm
Energie zu.
Zutaten (für 1-2 Personen):
1 küchenfertiges Stubenküken (ca. 600g)
50 g Klebreis
1 getrocknete Ginsengwurzel
3 getrocknete koreanische Datteln
3 große Knoblauchzehen
1,5 l Wasser
Salz, Pfeffer
¼ Frühlingszwiebel
1. Klebreis waschen, 3 Stunden in kaltem Wasser einlegen, in ein Sieb geben und ca. 15 Minuten abtropfen lassen.
2. Stubenküken unter fließendem Wasser ab- und ausspülen und mit einem Küchentuch trocken tupfen.
3. Ginseng und Datteln waschen und abtrocknen, Knoblauchzehen schälen.
4. Stubenküken mit zuvor gekochtem Klebreis, Ginsengwurzel, Datteln und Knoblauch füllen und die Beine so ineinander
verschränken, dass die Füllung nicht herausfallen kann.
5. Stubenküken vorsichtig in einen großen Topf legen, mit Wasser übergießen und bei geschlossenem Deckel zum
Kochen bringen und ggf. abschäumen.
6. Die Suppe 15 Minuten bei hoher Temperatur kochen, dann die Hitze reduzieren und weitere 45 Minuten köcheln
lassen.
7. Frühlingszwiebel waschen, in Ringe schneiden und über die Suppe streuen.
8. Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
54
KULTUR
KOREA
Foto: Korean Culture and Information Service
Zubereitung:
Veranstaltungen
Koreanisches kulturzentrum - Rückblick
Korean
Fantasy
Der getanzte Freundschaftsgruß Koreas
an die Deutschen
Foto: The National Dance Company of Korea
Von Matthias R. Entreß
Tanz ist, unter vielem anderen, ritualisierte
Selbstdarstellung, ästhetisierte Veräußerlichung von
inneren Regungen oder auch Repräsentation des
Herrschers durch seine Untergebenen. An der Tanzkultur,
wie an den anderen Künsten auch, lässt sich der Charakter
der Kultur eines Volkes ablesen. Die Korean Fantasy der
National Dance Company of Korea ist seit über 15 Jahren
in vielen Fassungen und Programmen der Botschafter
koreanischer Wesensart und war im Mai 2013 zum zweiten
Mal in Berlin zu Gast, diesmal aus Anlass des 130-jährigen
Bestehens diplomatischer Beziehungen zwischen
Deutschland und Korea und des Beginns der koreanischen
Arbeitsimmigration durch koreanische Bergleute vor 50
Jahren.
Seit der Premiere der ersten Version von Korean Fantasy
in den 1990er Jahren hat sich das Verhältnis der
zeitgenössischen Kultur zur koreanischen Tradition stark
gewandelt, insbesondere durch die Art und Weise der
Präsentation von traditionellen Aufführungskünsten im
Ausland. Heute werden nicht mehr Musikbeispiele und
Ausschnitte, sondern große Werke auf der Höhe westlicher
Hochkultur vorgestellt: komplette Pansori-Aufführungen
oder Konzerte, die sich auf ein einziges kulturelles Segment
konzentrieren, und sie werden vom kunstinteressierten
Publikum mit Begeisterung begrüßt. Doch koreanische
Musik und Aufführungskünste sind kein Gegenstand von
Massenkultur, und so ist der Unterschied zwischen um
Authentizität ringende Aufführungen traditioneller Musik
und der Korean Fantasy der Unterschied zwischen „was wir
besitzen“ und „wie wir uns euch zeigen wollen“.
Und doch ist Korean Fantasy auch der kontinuierlich sich
entwickelnde Versuch, die Tradition – „was wir besitzen“
– mit dem Stolz, in der Gegenwart zu bestehen, zu
versöhnen.
Die beiden Hälften des Abends im Stage Theater am
Potsdamer Platz, nach der Deutschen Oper Berlin das
zweitgrößte Theater der Stadt, unterschieden sich
substanziell: während im ersten Teil ein moderner Blick
auf die nationalen Tanzkünste gerichtet wurde, gab es
im zweiten Teil, als wäre ein Schleier entfernt worden,
die unbekümmerte Fröhlichkeit und Emotionalität der
unsterblichen koreanischen Volksseele.
Was heißt modern? Im Programmheft war von „Erneuerung
Ganggangsullae
Cheongsanghwa
des koreanischen Tanzes“ die Rede, doch nicht die Tänze
wurden geändert, sondern der künstlerische Blick darauf.
Wieso wirkte der zum Auftakt gezeigte Taepyeongmu – in
Korea als Unantastbares Kulturerbe Nr. 92 gelistet – so
„modern“? Da bewegten sich Tänzer in Königstrachten zu
schamanistischen Rhythmen – ein Stilbruch? Keineswegs,
denn Taepyeongmu ist kein Hoftanz, sondern ein
Tanz, bei dem sich die Darsteller, die mit dem Tanz um
friedvolle Herrschaft und reiche Ernte baten, als Könige
verkleideten. Nein, modern wirkte es durch die ästhetische
Verfeinerung, und durch das selbstbewusste Auftreten
der professionellen Tänzer, mit dem der Tanz aus dem
ursprünglichen Zusammenhang heraus zur Bühnenkunst
erhoben wurde. Es signalisierte, dass die Zeiten der
Unterwürfigkeit vorm König vorbei seien. Die alte
Gesellschaftsordnung ist überwunden, übrig geblieben
sind die Kunstwerke.
55
KULTUR
KOREA
56
KULTUR
KOREA
alltäglichen Schwächen und Schwachheiten lustig. Bei
Maskentänzen, die weniger Tanz als Schauspiel waren, und
bei dem der durch die Maskierung bedingte Mangel an
Mimik durch exaltierte Gestik ausgeglichen wurde, konnte
man sich auch nach Herzenslust über die hochmütige
Gelehrtenschaft wie über gesellschaftliche Missstände
mokieren. Der Maskentanz im Programm der Korean
Fantasy war gewiss die befremdlichste Darbietung,
erinnerte aber überaus wirksam daran, welch interessante
Ausdrucksformen sich unter der Landbevölkerung im alten
Korea entwickelt hatten und warf ein ganz neues Licht
auf die Frage, was „typisch koreanisch“ ist. Und wirklich,
neben der Liebe zur Anmut gibt es auch den speziellen
koreanischen Humor, der Lust am Grotesken und an greller
Situationskomik hat.
Mit den Paradestücken aller reisenden koreanischen
Tanzensembles, dem Fächertanz und dem Trommeltanz,
wurde der Kreis geschlossen. Als traditionell angesehen,
sind sie in Wahrheit Choreografien aus den 1960er
Jahren, also „modern“ aus einer etwas früheren Epoche.
Anders als der erwähnte Volkstanz Ganggangsullae sind
dies ganz ausdrücklich Bühnentänze, die auf große
Wirkung hin gearbeitet sind. Im Fächertanz schlägt
die Anmut der einzelnen Tänzerinnen in die durch die
aneinandergelegten Fächer erzeugten bühnenfüllenden
Bilder um – eine einfache und liebenswerte Zauberei
und doch spektakulär. Der dröhnende Trommeltanz, mit
dem die Kompagnie das Publikum in den begeisterten
Schlussapplaus geleitete, war noch einmal eine Kategorie
für sich. In einem zigfach wiederholten Aufbau von mit
Wänden aus Trommeln gebildeten Séparées bewegten
sich die Tänzer in perfekter Synchronizität und führten
Trommelrhythmen buddhistischer und bäuerischer
Herkunft aus, und hier zeigte sich der Stolz der Nation,
die corporate identity fröhlicher Menschen in einem
prosperierenden Staat.
Matthias R. Entreß, geb.1957 in
Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin
als freier Autor, Musikjournalist und
-kurator. Er studierte Theaterwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte an der FU Berlin. Darüber
hinaus kuratierte er 2004 in Berlin
und 2007 in Italien Festivals mit koreanischer Musik, Konzerttourneen mit
Pansori 2009 und Volksmusik 2011. Er
initiierte 2005 die ersten deutschen
Übersetzungen von Pansori, an denen
er auch mitarbeitete. Musikjournalistische Schwerpunkte sind Neue Musik
und Außereuropäische Musik für
DLR, HR, WDR.
Foto: © M.R.Entreß
Der Reiz der alten Kunst wirkt nach, und in der Korean
Fantasy zeigte sich das Bemühen, diesen Reiz mit heutiger
Kreativität zu neuem Leben zu erwecken – und zu
erforschen, wie das Neue aus dem Alten geboren werden
kann.
Die Liebe der Koreaner zu Anmut und Schönheit wird
jedem bewusst, der in Korea einmal ein HochzeitsfotoShooting in schöner Umgebung beobachten konnte,
oder im Seouler Kulturzentrum am Verdi-Brunnen
stand und die zutiefst gerührten Menschen sah, die
den hochsprühenden farbigen Fontänen zuschauten.
Vielleicht ist dies eine von westlicher Kultur befeuerte
Leidenschaft, und doch ist sie typisch koreanisch. Hier wird
der Wunsch verständlich, die oft als spröde betrachteten
künstlerischen Traditionen dem ästhetischen Gefühl des
Großteils der heutigen Koreaner anzunähern. Die Korean
Fantasy als „work in progress“ experimentiert in diese
Richtung: z.B. mit dem Tanz Cheonsanghwa, der auf die
Legende von den fünf Himmelsdamen zurückgreift. Die
Tanzbewegungen sind fließend, ohne die Würde des
traditionellen Tanzes sowohl der schamanistischen als
auch der höfischen Tradition zu verlieren, und die Kostüme,
nicht hochgegürtet, sondern von der Hüfte herab sich
bauschend, zitieren doch den Faltenwurf des Hanbok,
der traditionellen koreanischen Kleidung: Traditionell
anmutend, und doch einer Modenschau würdig. Dieser
modernen, durchaus modebewussten Selbstbestimmung
koreanischer Tanzkunst des ersten Teils des Abends
standen in starkem Kontrast die eher traditionellen
Tänze des zweiten Teils gegenüber. Dass diese Tänze
nicht am Anfang, wo sie als museal hätten angesehen
werden können, sondern als Antwort der Vergangenheit
aufs Heute erst zum Schluss gegeben wurden, war ein
sinnreicher Kunstgriff. Wirklich eindrucksvoll und vielleicht
unvergesslich war das Arrangement des wunderbaren
Frauen-Volkstanzes Ganggangsullae, der dem heung, der
koreanischen Lebensfreude, in einem großen Reigen
kollektiven Ausdruck verleiht. Dafür, dass die National
Dance Company hier nicht versuchte, die berührende naive
Kunstlosigkeit des Volkstanzes künstlerisch aufzurüsten,
sondern das deutsche Publikum an dem zur Freude wie zur
Trauer hochbegabten koreanischen Wesen teilhaben ließ,
gebührt ihr höchstes Lob. Kulturvermittlung ist nicht nur
Kunstvermittlung!
Aber auch die echte Volkskunst wurde nicht vergessen:
Der „Tanz der alten Dame Miyal“ ist ein Maskentanz,
koreanisch Talchum, aus der Provinz Hwanghae, das
heute in Nordkorea liegt. Den nationalen Kulturinstituten
Südkoreas liegt die Pflege von Kulturschätzen aus ganz
Korea am Herzen. Der Maskentanz ist das Medium, mit
dem den normalen Menschen der Spiegel vorgehalten
wurde und macht sich natürlich vor allem über die
Veranstaltungen
KOREANISCHES KULTURZENTRUM - Rückblick
Relocating of Passion
Zum Vortrag von Geon-Yong Lee über
seine Passion Jesu Christi am 18. März 2013
Von Dr. Shin-Hyang Yun
Vortrag von Prof. Geon-Yong Lee im Koreanischen Kulturzentrum
Foto: Tobias Liefert
A
m diesjährigen Palmsonntag,
dem 24. März 2013, wurde
in der Paulus-Gemeinde in
Darmstadt ein besonderes Konzert
veranstaltet: Dort erklang die Passion
Jesu Christi (Texte aus vier Evangelien,
diverser Lyrik, 2007) des koreanischen
Komponisten Geon-Yong Lee1, und
nach dem Wunsch des Veranstalters
sollte der ursprüngliche koreanische
Text in deutscher Übersetzung
gesungen werden. Es war das erste
Mal, dass die Passion eines asiatischen
Komponisten von einem deutschen
Chor in dieser Form aufgeführt
wurde. Ein historisches Ereignis
also in den koreanisch-deutschen
Musikbeziehungen, noch dazu im
130. Jubiläumsjahr der Aufnahme
diplomatischer Beziehungen
zwischen Korea und Deutschland.
Geon-Yong Lee (geb. 1947) legte im
März dieses Jahres nach 33 Jahren
Lehrtätigkeit seine Professur nieder,
die er im Jahr 1979 unmittelbar nach
seinem Studium an der Hochschule
für Musik in Frankfurt am Main an
verschiedenen Universitäten in
Korea erhalten hatte, und reiste
nach Deutschland, um die deutsche
Uraufführung seiner Passion zu
erleben. Anlässlich dieser Aufführung
lud das Koreanische Kulturzentrum
Berlin den Komponisten am 18. März
2013 zu einem Vortrag ein, um einen
Einblick in das Passionswerk zu geben.
Im Jahr 2006, als Lee ein einjähriges
Sabbatical in New York verbrachte,
erhielt er vom Chor der koreanischen
anglikanischen Gemeinde Seoul,
deren Mitglied er seit langer Zeit ist,
einen Kompositionsauftrag. Dieser
Auftrag erinnerte ihn an Notizen,
die er als Andenken an seinen nach
langer Krankheit verstorbenen Vater
vor rund 20 Jahren niedergeschrieben
hatte. In Gedenken an seinen Vater,
der von Beruf Pastor war, schreibt er:
„In den letzten drei, vier Jahren war
er krank, […] Ihm wurde nicht die
Wohltat einer guten medizinischen
Behandlung zuteil, und so ging er
im Alter von 57 Jahren von uns.
Seit dieser Zeit hatte ich immer das
Gefühl, dass ich ihm, von dem ich
die Gläubigkeit und die Musikalität
geerbt hatte, etwas schuldig bin. Ich
hatte immer den Wunsch, ein Werk
für ihn zu schreiben. So habe ich mir
ohne einen konkreten Plan Notizen
zu ,14 Stationen der Passion’ gemacht.”
Im Vortrag ging es um diese
Konzeption, den Entstehungsprozess
und den Aspekt der Übersetzung des
koreanischen Textes. Da die Passion
nicht für professionelle Musiker,
sondern für den Amateurchor seiner
Gemeinde konzipiert war, sollte
sie keinen hohen künstlerischen
Anspruch haben. Diesbezüglich
zeigte er am Beispiel von „Ave verum
corpus” aus der letzten Station, wie
unterschiedlich die Texte je nach
musikalischem Niveau vertont werden
können. Über seine Musikvokabulare,
die er für sein Werk verwendete,
äußert er sich folgendermaßen:
„Mein Musikvokabular lässt sich
gerade zwischen dem Hörer und mir
lokalisieren. Deshalb verwende ich
sehr diverse Vokabulare: zuweilen
die koreanische traditionelle Musik,
zuweilen die Technik der westlichen
Tradition oder Moderne, zuweilen
das Vokabular anderer Regionen,
die außerhalb dieser Kultur liegen.“
Gut nachzuvollziehen war auch,
in welchem Umfang die originäre
Musikstruktur durch die Übersetzung
des Textes vom Koreanischen ins
Deutsche verändert wurde. Die
unterschiedliche Silbenzahl der
koreanischen und der deutschen
Sprache und deren Akzentstellen
waren wichtige Faktoren bei der
musikalischen Umstrukturierung.
Nicht nur für den Kulturaustausch
zwischen Deutschland und Korea,
sondern auch für den Komponisten
selbst war diese Aufführung sicher
anregend. Er teilte nach dem Konzert
57
KULTUR
KOREA
Wer komponiert heute noch eine
Passion? Die Passion, die musikalische
Darstellung der Leidensgeschichte
Jesu Christi, hat ihre Wurzeln in
westlichen kirchenmusikalischen
Gattungen des 17. Jahrhunderts.
Speziell in Deutschland ist es
bis heute ein übliches Ritual, die
Passionswerke von Heinrich Schütz
oder J. S. Bach in der vorösterlichen
Passionszeit aufzuführen. Dass in
Korea auch meist die Passionen von
J. S. Bach und seltener die von H.
Schütz aufgeführt werden, ist seit
dem Aufbruch der westlichen Musik
in Korea ein selbstverständlicher
Brauch. Es gab zwar viel Chor- und
Kirchenmusik von koreanischen
Komponisten vor Lee oder von ihm
selbst, indes ist mit seiner Passion die
erste integrale Passion im asiatischen
Raum entstanden. Die Water Passion
(2000) des chinesisch-amerikanischen
Komponisten Tan Dun stand in puncto
Entstehungsgeschichte und Konzept
in einem völlig anderen Kontext.
Im Hinblick auf das Verhältnis
zwischen Musik und Text steht die
Passion von Lee der von H. Schütz
näher als der von J. S. Bach. Denn das
Musikalische überlagert selbst an
den Stellen wie „Lass ihn kreuzigen!“,
wo sich das Dramatische steigert,
das Wort nicht gänzlich. Und die
Tendenz, bestimmte Wörter wie ein
musikalisches Ostinato [sich stetig
wiederholende musikalische Figur] zu
verwenden, ist in allen Vokalwerken
Lees enthalten. Das DramatischMusikalische und die Narrativ-Textur
existieren bei ihm quasi parallel. So
gesehen kann die Quintessenz seines
vokalidiomatischen Gesamtwerkes
- unabhängig von seiner Haltung
gegenüber dem Niveau der
Auftraggeber - als ,Vom Wort zur
Musik, von der Musik zum Wort‘
58
KULTUR
KOREA
bezeichnet werden.
Andererseits trifft die Aussage von
Lee, „meine rechte Körperhälfte ist
Schamane, meine linke ist Schubert,
mein Kopf ist Christ”, nicht nur auf
seine Kirchenmusik, sondern auch
größtenteils auf seine anderen
Werke zu, da das Idiom der Trauer im
abendländischen Sinne mit dem der
Klage im Sinne der schamanistischen
Gefühlslage verschwistert ist. Laut
seinem Bekenntnis ist nicht zu
verkennen, dass die nachträgliche
Trauerarbeit über den Tod von Lees
Vater in der Passion untergründig
ebenfalls Thema ist. Auch dass in
seiner Novelle Sok Ki Ssi Dae [Steinzeit]
(1967), die während der Krankheit
seines Vaters entstanden war, das
Motiv des Grabes auftaucht, ist
sicherlich kein Zufall.
In der deutschen Uraufführung
der Passion von Geon-Yong Lee in
Darmstadt am 24. März 2013 vollzog
sich so etwas wie ein Gattungstransfer
der Passion im doppelten Sinne: Das
Rückprojizieren der im deutschen
Kirchenraum verankerten Passion von
Korea ins Ursprungsland bedeutet,
dass eine Passion aus dem asiatischen
Raum fähig ist, sich hierzulande
wieder zu lokalisieren, einen Raum
zu finden. Die Wiederverortung der
koreanischen Passion in Deutschland
stellt zweifellos eine Reaktion auf
die westliche Missionsgeschichte
und zugleich ein Echo der abendländischen Musiktradition dar. Das
Echo filtert jedoch das Original und
trägt sein akustisches Umfeld mit
sich: Wurden in der Passion von
Lee die kompositionstechnischen
wie die ästhetischen Merkmale der
abendländischen Musiktradition –
vom Generalbasszeitalter bis ins 19.
Jahrhundert - ins Gedächtnis der
koreanischen Gegenwart gerufen,
so sind das Pansori-Vokabular in der
zweiten Szene der Fußwaschung der
Jünger durch Jesus, der koreanische
Chang Dan [sich wiederholender,
spezifischer Rhythmustypus] im
Choral der letzten Station und der
wie ein Basso Continuo verwendete
koreanische Grabgesang in der
letzten Szene als Kennzeichen
des akustischen Umfeldes der
koreanischen Tradition bzw.
Gegenwart zu verstehen.
1 Der Name existiert in zwei
unterschiedlichen Schreibungen:
Geonyong Lee und Geon-Yong Lee.
Foto: privat
mit, dass viele Teile des Textes für ihn
wie Koreanisch und bestimmte Stellen
wie ein Fremdklang - nicht wie seine
eigene Musik - geklungen hätten.
Dr. Shin-Hyang Yun
Die Musikwissenschaftlerin
war Stipendiatin der
nationalen Forschungsstiftung Koreas (20032004, 2008-2010), PostDoktorandin am Korean
Art Institute der National
University of Arts in
Seoul (2003-2004) und
Gastprofessorin an der
Fakultät für Musik und
Darstellende Kunst an der
Kyemyung-Universität in
Daegu (2006-2008). Seit
2006 ist sie Mitglied des
Redaktionsausschusses
der Zeitschrift Umakhak
[‚Musikwissenschaft‘] sowie
wissenschaftlicher Beirat
der Korean Musicological
Society. Seit 2011 ist sie
Lehrbeauftragte an
verschiedenen Hochschulen Deutschlands
(derzeit an der Hochschule
für Musik und Darstellende
Kunst Stuttgart).
BUNDESWEITE VERANSTALTUNGEN - Rückblick
Die PASSION JESU CHRISTI
von Geonyong Lee in deutscher Sprache
Wie es dazu kam und was sich gestaltete
Von Cord Meijering
Wenn man dem Leben sein Herz weit öffnet,
strömt das erstaunliche Leben herein und
gestaltet die Sprache des Herzens... (Cord Meijering)
Geonyong Lee1 und ich trafen uns erstmals am 28.
November 2011 in Seoul. Gemeinsam mit seiner Ehefrau
holte er mich in meinem Hotel nahe der Gyodae-Station
ab, und wir begannen unser Kennenlernen und unsere sich
außergewöhnlich rasch entwickelnde Freundschaft - wie
immer in Korea - mit einem gemeinsamen Mittagessen.
Wir besuchten ein Restaurant nahe der Korean National
University of Arts.
Mit Geonyong Lee traf ich einen Menschen, der mir sehr
offen und herzlich entgegentrat. Er gehört zu den ganz
wenigen wirklichen Gentlemen, denen ich in meinem
bisherigen Leben begegnet bin. Seine klare, sanft
auffordernde Art zieht mich an, lässt mich erwartungsvoll
gespannt sein auf all das, was folgen wird.
Wir trafen uns während meines dreiwöchigen Aufenthalts
in Seoul sehr oft, sprachen über Musik, über menschliche
und musikalische Kultur zwischen den Kulturen in dieser
sich selbst bekämpfenden und sich selbst umarmenden
Welt.
Geonyong Lee überreichte mir eine DVD mit der Aufnahme
seiner PASSION OF JESUS CHRIST 2. Ich hörte diese Musik,
und sie zog mich in ihren Bann. Sie ist mir Sinnbild eben
dieses Kampfes in dieser Umarmung.
Ich war dabei, als seine Lieder für Bariton und Klavier für
eine CD produziert wurden. Ich las die Musik. Sie sah im
Notenbild aus wie Schubert. Ich hörte die Musik, und ich
hörte schamanische Gesänge. Das verwirrte mich. Später,
in diesem Gasthaus, fragte Geonyong Lee: „Hast du [in
meiner Musik] meine große Liebe [zu] Schubert gehört?”
Ich antwortete: „Ich habe sie gelesen. Gehört habe ich
schamanische Gesänge”. Sichtlich erfreut entgegnete er
mir (er strich dabei mit der rechten Hand über seine rechte
Körperhälfte): „Diese Seite ist Schamane”. Dann strich er
über die linke Körperhälfte und sagte: „Diese Seite ist
Schubert”. Dann wies er auf seinen Kopf und sagte: „Und
mein Kopf ist Christ”.
Bei anderer Gelegenheit fragte ich ihn, ob er eine
Übersetzung seiner PASSION ins Deutsche für möglich
halte. Er gab die richtige Antwort: „Ich denke, dass das
nicht möglich ist”. Hätte er die Frage mit „Ja” beantwortet,
wäre es vielleicht nicht so schnell zu einer Übersetzung
dieser wunderbaren Musik gekommen. So aber provozierte
Geonyong Lee mich, ihm das Gegenteil zu beweisen. Im
Sommer 2012, während eines siebenwöchigen Aufenthalts
in Seoul, begann ich mit der Übersetzung. Es dauerte
sieben Monate, bis alles geschafft war.
Die Bibel-Texte der Passion existieren in deutscher Version.
Daher sehen Geonyong Lee und ich sie als unveränderlich
an. Aus diesem Grund veränderte er seine Musik, richtete
sie auf den deutschen Bibeltext aus. Ich revidierte die
Deklamation und hatte nichts zu revidieren, da Geonyong
Lee dem Charakter der deutschen Sprache vollkommen
entsprochen hatte.
Meine Aufgabe war es, die poetischen Texte der PASSION
ins Deutsche zu übersetzen. Das war eine große Aufgabe,
bei der ich ebenso viel über die koreanische wie über die
deutsche Sprache erfuhr.
Der amerikanische Dichter Ezra Pound benannte
Melopoeia, Phanopoeia und Logopoeia als die
wesentlichen Koordinaten der Dichtung. Die Melopoeia
betrifft den Rhythmus und den Klang und die Melodie
des Textes, die Phanopoeia das Imago, das vor dem
inneren Auge entsteht, wenn ein Wort ausgesprochen
wird. Logopoeia bezeichnet den Sinn der Worte, den
extravaganten Zusammenhang.
Der Weg, einen Prosa-Text zu übersetzen, ist nicht
mit Steinen zum Stolpern belegt, da es nur um die
Übersetzung der Logopoeia, die Sinn-Übertragung, geht.
Der Weg, einen poetischen Text zu übersetzen, ist so
lange nicht schwierig, wie es um die Übertragung der
Phanopoeia geht. „Eine Rose” ist „a rose”, ist „una rosa”, ist
„djangmi” [장미].
59
KULTUR
KOREA
Die Melodie jedoch ist die höchste Abstraktion der
musikalischen Welt. Daher ist die Übersetzung der
Melopoeia von einer in eine andere Sprache unmöglich.
Die deutsche Sprache ist eine Auftakt-Sprache, da sie
der Artikel bedarf: Das Haus, des Hauses, im Haus... Die
koreanische Sprache befolgt diese Regeln nicht. Sie hat
keine Artikel, bezeichnet alles über Endungs-Partikel, ist
somit eine Volltakt-Sprache: Djib [집], Djibi [집이], Djibeul
[집을], Djibe [집에] etc.
Wenn man die Worte einer koreanischen Musik ins
Deutsche übersetzen möchte, ist man immer mit
dieser unterschiedlichen Art, den Puls der Erde und die
Herausforderung des Himmels zu bezeichnen, konfrontiert.
Ich habe aufgrund dieser Herausforderung und aufgrund
meiner Liebe zu Geonyong Lees Musik mein Bestes
gegeben, um diese Aufgabe zu erfüllen.
Am Ende kam alles zusammen wie im Traum: Volker
Jung, Präsident der Evangelischen Kirche Hessen Nassau,
erklärte sich bereit, die Finanzierung der Uraufführung
zu gewährleisten. Wolfgang Kleber dirigierte die
Uraufführung mit seinem Paulus-Chor.
Es ergab sich, dass im Jahr 2013 das 130-jährige Jubiläum
der Koreanisch-Deutschen Beziehungen gefeiert wird.
Am Anfang war eine Begegnung. Daraus ergab sich eine
Freundschaft. Diese bewirkte schöne Dinge für unsere
Welt.
Es geht um das Zusammenspiel.
In diesem Fall spielten Geonyong Lee (Komponist),
Cord Meijering (Komponist), Volker Jung (Präsident
der Evangelischen Kirche Hessen Nassau), Wolfgang
Kleber (Dirigent), die Solistin Barbara Meszaros und die
Solisten Hwan-Cheol Ahn, Johannes Hill, Richard Logiewa
und Andreas Wagner, der Paulus-Chor der PaulusKirche Darmstadt, die Instrumentalistinnen Friederike
Richter, Mysty Schaffert und Julia Sauter sowie der
Instrumentalist Marcel Sartor, der Oberbürgermeister der
Wissenschaftsstadt Darmstadt, Jochen Partsch, und der
Generalkonsul der Republik Korea, Won-Jung Han.
Es war ein gutes Spiel, gespielt von Menschen
verschiedener Nationen.
1 Der Name existiert in zwei unterschiedlichen Schreibungen:
Geonyong Lee und Geon-Yong Lee.
2 Koreanischer Originaltitel: 예수 그리스도의 수난
Der Generalkonsul der Republik Korea, Won-Jung Han,
und der Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt
Darmstadt, Jochen Partsch, übernahmen für das Konzert
die Schirmherrschaft.
Die Anforderungen, die Geonyong Lees PASSION OF
JESUS CHRIST an einen Laien-Chor stellt, sind immens.
Es war bewegend, zu sehen und zu hören, wie der Chor
der Paulus-Gemeinde, der überwiegend aus älteren
Menschen besteht, sich leidenschaftlich dieser Aufgabe
angenommen hat.
Der Dirigent Wolfgang Kleber begeistert die Sängerinnen
und Sänger des Paulus-Chors, weil er selbst begeistert ist.
Die Gesangssolisten und die Instrumentalisten musizierten
auf hohem Niveau und leisteten so ihren hervorragenden
Beitrag zum Gelingen dieser außergewöhnlichen
Uraufführung.
60
KULTUR
KOREA
Cord Meijering ist
Komponist und Direktor
der Akademie für Tonkunst
in Darmstadt. Er studierte
bei Hans-Werner Henze
in Köln und Hans Jürgen
Wenzel an der Akademie
der Künste in Ost-Berlin.
Sein umfangreiches
Werkverzeichnis umfasst
Orchester-, Kammer,Opern-, Ballett- und
Film-Musiken. Meijering ist
Autor zahlreicher Vorträge
und Essays.
Weitere Informationen:
www.meijering.de
Foto: © Barbara Aumüller
Es sangen der Paulus-Chor, verstärkt durch Sängerinnen
und Sänger der Akademie für Tonkunst in Darmstadt,
sowie die Solistin Barbara Meszaros und die Solisten HwanCheol Ahn, Johannes Hill, Richard Logiewa und Andreas
Wagner. Begleitet wurden sie von Friederike Richter
(Klavier), Mysty Schaffert (Orgel) sowie Julia Sauter und
Marcel Sartor (Schlagzeug).
BUNDESWEITE VERANSTALTUNGEN - Rückblick
Foto: Andreas David Gunderlach
Verleihung des Mirok-Li-Preises
Professorin Dr. Eun-Jeung Lee, Leiterin der Koreastudien
an der Freien Universität Berlin, wurde von der DeutschKoreanischen Gesellschaft am 17. Mai 2013 mit dem MirokLi-Preis geehrt.
Vor einer großen Zahl von Mitgliedern der DeutschKoreanischen Gesellschaft (DKG) und Freunden erhielt
Professorin Eun-Jeung Lee den diesjährigen Mirok-LiPreis durch den Präsidenten der Deutsch-Koreanischen
Gesellschaft, Botschafter a.D. Michael Geier, überreicht. Das
frühklassizistische Wrangelschlösschen in Steglitz verlieh
dieser Feierstunde einen eindrucksvollen Rahmen.
In seiner Laudatio hob der Ehrenpräsident der DKG,
Herr Hartmut Koschyk, MdB und Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen (BMF),
die besonderen Verdienste von Professorin Lee für die
kulturellen und politischen Beziehungen zwischen den
beiden befreundeten Ländern im deutsch-koreanischen
Jubiläumsjahr hervor. Vor 130 Jahren wurden die
diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern
aufgenommen; das Abkommen über die Anwerbung
koreanischer Bergleute ist 50 Jahre alt. Professorin Lee
sei in beiden Welten zu Hause, der koreanischen und der
deutschen. Ihre Habilitationsschrift an der Universität Halle
beschreibe den Einfluss des chinesischen Staatsdenkers
Konfuzius auf Philosophen der deutschen Aufklärung
wie Christian Wolff, Gottfried Wilhelm Leibnitz und
Immanuel Kant. Professorin Lee beschäftige sich mit
Leidenschaft auch mit aktuellen politischen Fragen
wie Wahlen in beiden Ländern und der Persönlichkeit
der koreanischen Staatspräsidentin Park Geun-hye. Sie
leite eine Arbeitsgruppe unter Dr. Werner Pfennig zur
Dokumentation der Deutschen Einheit. Diese sei eine
wichtige Grundlage für eine hochrangige deutschkoreanische Expertenkommission, die die koreanische
Regierung in Fragen der Wiedervereinigung auf der
koreanischen Halbinsel berät und der sie ebenfalls
angehöre.
Professorin Lee sei eine begeisterungsfähige und
begeisternde Lehrerin für 130 Studenten der Koreanistik
an der FU und eine wichtige Beraterin des jährlichen
Deutsch-Koreanischen Forums, das in diesem Jahr im Juli
in Goslar stattfand. Das „Jugendforum“ beruhe wesentlich
auf ihren Ideen.
Professorin Eun-Jeung Lee bedankte sich mit einem
mitreißenden Vortrag über Paul Georg von Möllendorff,
von 1882 bis 1885 wichtigster außenpolitischer Berater
von König Gojong. Der polyglotte, ehemalige Diplomat
musste Korea als Opfer von Intrigen verschiedener
Presseerklärung, Botschafter a.D. Michael Geier
Verleihung des Mirok-Lee-Preises an Professorin Dr. Eun-Jeung Lee (re.)
durch Botschafter a.D. Michael Geier (li.).
interessierter Großmächte wieder verlassen. Das tragische
Ende der Yi-Dynastie [1392-1910] erlebte er nicht mehr.
Zu Beginn begrüßte der Hausherr Norbert Knopp,
Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf und
Vater einer beginnenden Städtepartnerschaft zwischen
Steglitz und einem Stadtteil (구, Gu) von Seoul,
die Festversammlung. Gesandter Eon Wook Heo,
Geschäftsträger a.i. der Botschaft der Republik Korea, hob
in einer Gratulationsrede ebenfalls die Verdienste von
Professorin Eun-jeung Lee hervor.
Mirok Lee, Namensgeber des Preises, wurde 1899
in Korea geboren und floh 1920 als Aktivist der
Unabhängigkeitsbewegung vor den japanischen Truppen
über Schanghai nach Deutschland. 1928 promovierte er
in Biologie und lehrte Chinesisch und Kalligrafie an der
Universität München. Berühmt wurde er als Schriftsteller,
vor allem mit dem autobiographischen Roman „Der
Yalu fließt“. 1950 starb er und ist in einem Ehrengrab in
Gräfelfing begraben. Der 1999 gestiftete Preis wird jährlich
abwechselnd von der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft
in Berlin und der Koreanisch-Deutschen Gesellschaft in
Seoul vergeben.
61
KULTUR
KOREA
VERANSTALTUNGEN Koreanisches Kulturzentrum / ab Juli 2013
KURSE
Veranstaltungsort für alle Kurse: Koreanisches Kulturzentrum, Leipziger Platz 3, 10117 Berlin, Kontakt: Tel. 030/ 269 52-0
Sprachkurse
Koreanisch
Grundstufe 1A (1. Quartal: neuer
absoluter Anfängerkurs)
DozentIn: N.N.
Dienstag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 09.07.-10.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1A
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 1A (1. Quartal: neuer
absoluter Anfängerkurs)
DozentIn: N.N.
Mittwoch, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 10.07.-11.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1A
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 1A (2. Quartal:
Fortsetzungskurs des absoluten
Anfängerkurses)
DozentIn: N.N.
Dienstag, 10.30-13.00 Uhr
Zeit: 09.07.-10.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1A
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 1A (3. Quartal:
Fortsetzungskurs der Grundstufe 1A des
2. Quartals)
DozentIn: N.N.
Montag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 08.07.-09.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1A
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 1B a (1. Quartal)
DozentIn: N.N.
Donnerstag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 11.07.-12.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1B
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 1B b (1. Quartal)
DozentIn: N.N.
Samstag, 10.30-13.00 Uhr
Zeit: 13.07.-14.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 1B
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 2A (1. Quartal)
DozentIn: N.N.
Dienstag, 18.00-20.30 Uhr
Zeit: 09.07.-10.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 2A
(Student‘s Book + Workbook)
62
KULTUR
KOREA
Kalligrafie-Kurs
Grundstufe 2A (2. Quartal)
DozentIn: N.N.
Freitag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 12.07.-13.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 2A
(Student‘s Book + Workbook)
Grundstufe 2B (3. Quartal)
DozentIn: N.N.
Montag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 08.07.-09.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 2B
(Student‘s Book + Workbook)
Mittelstufe 3A (3. Quartal)
DozentIn: N.N.
Donnerstag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 11.07.-12.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 3A
(Student‘s Book + Workbook)
Mittelstufe 4A (3. Quartal)
DozentIn: N.N.
Freitag, 17.30-20.00 Uhr
Zeit: 12.07.-13.09.13
Kursbuch: Sogang Korean New Series 4A
(Student‘s Book + Workbook)
Lehrmaterial: Die Lehrbücher können die
Kursteilnehmer bei
www.seoulselection.com oder
www.koreanbook.de erwerben (Die Lehrbücher
sind NICHT im Koreanischen Kulturzentrum
erhältlich).
Dozent: Zen-Meister Byong Oh Sunnim
Mittwochs, 10.00 – 12.00 Uhr
Mittwochs, 18.00 – 20.00 Uhr
Unterrichtssprache: Koreanisch/ Deutsch
*Der Einstieg in beide Kurse ist jederzeit möglich.
Gayageum (zwölfsaitige Zither)
Dozentin: Frau Yi Seul Park (Kontakt: 0179/ 3759509)
Anfänger: Mittwochs, 16.00 – 17.30 Uhr
Mittelstufe: Montags, 17.00 – 18.30 Uhr
Unterrichtssprache: Koreanisch
Danso (kleine Bambusflöte) und
Daegeum (große Bambusflöte)
Dozent: Herr Hong Yoo
Danso: Dienstag, 17.00-18.30 Uhr
Daegeum: Dienstag, 18.30-20.00 Uhr
3. Quartal (zehn Wochen):
30.07.–01.10.13
4. Quartal (zehn Wochen):
08.10.-17.12.13
Die Instrumente können im Koreanischen Kulturzentrum käuflich
erworben werden.
Unterrichtssprache: Koreanisch/ Englisch
Koreanische Bewegungsmeditation
Dozentin: Hanna (Seohee) Jang
Mittwochs: 18.00 – 19.00 Uhr, Figur
19.10 – 20.10 Uhr, Yin/Yang
Samstags: 11.00 - 12.00 Uhr, Yin/Yang
12.15 – 13.15 Uhr, Figur
13.30 – 14.30 Uhr, Power
Programm
1. Figur-Yoga: figurformend/ Stärkung der Muskulatur
2. Yin/Yang-Yoga: natürliche Bewegungsmeditation
*Der Einstieg in alle Kurse ist jederzeit möglich.
Mitzubringen: eine Matte und bequeme Kleidung
Leitung: Tel. 030/ 7680-4759 (Hanna)
Hinweis: Im Juli und August pausiert der Kurs.
Wiederbeginn: 04.09.13 (Mi)
Änderungen vorbehalten
VERANSTALTUNGEN Koreanisches Kulturzentrum / ab Juli 2013
VERANSTALTUNGEN
KONZERTE
Geomungo Sanjo der Han Gabdeuk-Schule
Donnerstag, 05.09.13, 19.00 Uhr
Veranstaltungsraum, Koreanisches Kulturzentrum
Kim Joon-Young (Geomungo), Yoo Hong (Janggu), Chung Il-Ryun (Moderation)
Momentum (2012) für Daegeum, Violine, Viola und Violoncello von Chung Il-Ryun
Donnerstag, 21.11.13, 19.00 Uhr
Veranstaltungsraum, Koreanisches Kulturzentrum
AsianArt Ensemble (Yoo Hong, Daegeum; Matthias Leupold, Violine; Yoo Chang-Yun, Viola; Gabriella Strümpel, Violoncello; Chung
Il-Ryun, Moderation)
JazzKorea
29.11. - 08.12.13
München, Berlin, Frankfurt, Pfaffenhofen, Reutlingen, Diessen, Pforzheim, Grafing
Weitere Informationen finden Sie auf S. 72.
FILM
FILM FOKUS KOREA 2013*
14.11.13, 19.00 Uhr
Dance of Time (시간의 춤)
26.09.13, 19.00 Uhr
Agada (수녀 아가다)
Diaspora in koreanischen Filmen
Dokumentation, 2009 (92 min)
Regie: Song Il-gon
Drama, 1984 (97 min)
Regie: Kim Hyun-myung
12.12.13, 19.00 Uhr
Hanaan (하나안)
24.10.13, 19.00 Uhr
Red Gate of Tragedy
(비련의 홍살문)
11.07.13, 19.00 Uhr
Go (고)
Drama/Aktion/Komödie, 2001
(122 min)
Regie: Yukisada Isao
08.08.13, 19.00 Uhr
Dooman River (두만강)
Drama, 2009 (93 min)
Regie: Zhang Lu
12.09.13, 19.00 Uhr
Let The Blue River Run
(푸른 강을 흘러라)
Drama/Romanze, 2008 (85 min)
Regie: Kang Mi-ja
10.10.13, 19.00 Uhr
In Between Days (방황의 날들)
Drama, 2006 (80 min)
Regie: Kim So-young
Drama/ Krimi, 2011 (88 min)
Regie: Ruslan Park
Kleine Im Kwon-taek Retrospektive
25.07.13, 19.00 Uhr
Prince Yeon-san’s Life (연산일기)
Drama, 1987 (118 min)
Regie: Im Kwon-taek
Drama, 1978 (100 min)
Regie: Byun Jang-ho
28.11.13, 19.00 Uhr
Man On Top of a Roof
(지붕위의 남자)
Drama, 1978 (105 min)
Regie: Park Nam-soo
Das Leid der Frauen
22.08.13, 19.00 Uhr
Only because you are a woman
(단지 그대가 여자라는 이유만으로)
Drama, 1990 (105 min)
Regie: Kim Yu-jin
*Alle Filme haben englische Untertitel
63
KULTUR
KOREA
bundesweiTE VERANSTALTUNGEN - vorschau
Kampagne: Feel Korea
Gelebte koreanische Geschichte in Deutschland
Von Eun-Seok Han
Feel Korea beinhaltet sechs Videoclips, in denen in
Deutschland lebende Koreaner/innen aus verschiedenen
gesellschaftlichen Bereichen jeweils ihre persönliche
Geschichte erzählen. Jede/r Erzähler/in schildert seine/ihre
Erfahrungen und Eindrücke aus dem Leben und Wirken
in Deutschland. Jede Erzählung ist für sich einzigartig
und geformt von dem individuellen Charakter. Zugleich
wird aber deutlich, dass das „Koreanische“ sich – bewusst
oder unbewusst – in dem jeweiligen Leben und Wirken
widerspiegelt.
Die Darsteller der Reihe Feel Korea prägen auf ihre Art
und Weise das gesellschaftliche Bild Deutschlands und
geben der fünfzigjährigen Geschichte der Koreaner/
innen in Deutschland ein sympathisches und gleichzeitig
authentisches Gesicht. Gelebte koreanische Geschichte in
Deutschland.
© Sangkun Yoo
Der historische Hintergrund von Feel Korea
Deutschland und Korea verbindet seit vielen Jahren eine
tiefe Freundschaft. Die Grundlagen hierfür wurden bereits
1883 mit dem Abschluss des Handels-, Freundschafts- und
Schifffahrtsvertrages zwischen Deutschland und Korea
geschaffen. Seither entwickeln sich die Beziehungen
zwischen beiden Ländern kontinuierlich weiter. Ein
Meilenstein in diesem Verhältnis bildet vor 50 Jahren
die Unterzeichnung des Gastarbeitervertrages zwischen
Deutschland und Korea. Im Zuge dieser Vereinbarung
reisen koreanische Bergarbeiter und Krankenschwestern
in die Bundesrepublik ein, um in den hiesigen
Kohlebergwerken und Krankenhäusern zu arbeiten.
Ankunft der ersten Krankenschwestern in Deutschland
64
KULTUR
KOREA
Diese erste Generation koreanischer Einwanderer bildete
das Fundament für die heute so intensive Zusammenarbeit
zwischen Deutschland und Korea. Auf politischer,
wirtschaftlicher und kultureller Ebene herrscht ein reger
Austausch zwischen beiden Ländern. Für mehr als 30.000
Koreaner ist Deutschland inzwischen zur zweiten Heimat
geworden, sodass koreanisches Leben aus Deutschland
nicht mehr wegzudenken ist. Viele hochqualifizierte
Koreaner arbeiten in deutschen Unternehmen. Umgekehrt
bieten zahlreiche koreanische Unternehmen vielen
Deutschen einen sicheren Arbeitsplatz.
Wie alles begann…
Die Idee für einen Beitrag über Koreaner in Deutschland
schwebte meinem Freund Myong-Hun Oh und mir
schon seit geraumer Zeit vor. Aus unserer Sicht war
die Wahrnehmung von Korea und insbesondere der
koreanischen Gemeinde und ihrem gesellschaftlichen
Beitrag in Deutschland vergleichsweise gering. Immer
wieder tauschten wir uns darüber aus, wie die Sichtbarkeit
der Verdienste von in Deutschland lebenden Koreanern
erhöht werden könnte. Bei all den Überlegungen
spielte auch die tiefe Dankbarkeit unseren eigenen
Eltern gegenüber eine tragende Rolle, die uns stets
unterstützend zur Seite standen. Sie hatten selbst vor
vielen Jahren den Weg aus Korea nach Deutschland
gefunden und sind seitdem ein Teil der gelebten
koreanischen Geschichte in Deutschland. Diese Geschichte
galt es zu würdigen.
Im Spätsommer 2012 nahm die Idee konkrete Form an.
Wir waren uns schnell einig, dass das Format modern
und authentisch sein sollte. Die Authentizität sollte vor
allem durch die Anwendung des „emotional storytelling“
(‚emotionales Geschichtenerzählen‘) in den Videoclips zum
Tragen kommen. Im Kern wurde eine Reihe von kurzen
Videoclips angedacht, in der in Deutschland lebende
Koreaner der 1. und 2. Generation ihre ganz persönliche
Geschichte erzählen.
Einen großen Schub erhielt das Projekt schließlich durch
die Unterstützung des koreanischen Generalkonsulats
in Frankfurt a.M. Die Zusammenarbeit mit Feel Korea
war dabei eher einem Zufall zu verdanken. MyongHun Oh hatte gemeinsam mit seiner Frau Adi am
vom koreanischen Außenministerium initiierten
Filmwettbewerb „I love Korea because…“ mit einem
Videobeitrag teilgenommen und unter 1400 weltweit
eingereichten Filmbeiträgen den Golden Prize gewonnen.
Bei einem Treffen mit dem Botschafter aus Seoul,
der für Public Diplomacy verantwortlich ist,
präsentierte er die Idee und erhielt sofort dessen
Zusage, das Projekt zu unterstützen.
Während der Dreharbeiten, die sich über einen
Zeitraum von etwa zwei Monaten erstreckten,
wurden wir uns immer mehr des Privilegs bewusst,
die in Deutschland lebenden Koreaner filmisch
begleiten zu dürfen. „Wir waren beeindruckt
von jeder einzelnen Geschichte, die stets etwas
‚Koreanisches‘ in sich trug“, so Myong-Hun Oh.
Nach den Gesprächen mit den Darstellern hatten
viele mit unterschiedlichen Herausforderungen zu
kämpfen, die aber oftmals als ‚typisch koreanisch‘
erachteten Verhaltensweisen wie z.B. Disziplin
oder Fleiß zugeordnet wurden. „In ein fremdes
Land zu migrieren, hat für mich viel mit Mut,
Aufopferung, aber auch mit einem unbedingten
Willen, es schaffen zu wollen, zu tun. Ob als Arbeiter
oder Akademiker, die Menschen dachten nie ans
Aufgeben, sondern immer nur ans Weitermachen.
Dieser unbedingte Wille ist meines Erachtens eng
mit einem Anpassungswillen verknüpft. Somit sind
wir bei dem Thema Integration angekommen“, so
Oh.
Des Weiteren erinnert sich Oh an die vielen
Begegnungen und interessanten Gespräche, auch
wenn die Kamera mal nicht lief. „Jeder Darsteller
hat uns herzlich empfangen und uns tiefe Einblicke
in sein Leben gewährt. Ich habe nie irgendwelche
Hemmungen gespürt. Im Gegenteil, uns wurde
immer leckeres Essen serviert, als wären wir ,nach
Hause‘ gekommen.“
© Myong-Hun Oh
Feel Korea – Die Kampagne
Den Start der Feel Korea -Kampagne bildet das
für den 16. Juli 2013 geplante Launching Event
im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt a.M., bei
dem der Öffentlichkeit erstmals die Hintergründe
und Videoclips vorgestellt werden. Zugleich
werden die Clips sowie weitere Informationen
zu Veranstaltungen auf einer Homepage (http://
feelkorea.org) zur Verfügung gestellt. Durch
die Bereitstellung der Clips auf verschiedenen
Social Media-Kanälen (Facebook etc.) soll zudem
insbesondere das jüngere Publikum angesprochen
und informiert werden. Einen weiteren Baustein
der Kampagne stellen geplante Kooperationen
beispielsweise mit der hessischen Landesregierung,
mit Rundfunkanstalten oder Stiftungen dar, die den
Fokus auf das Thema Integration richten.
Die Initiatoren Eun-Seok Han (links) und Myong-Hun Oh (rechts)
Die Initiatoren
Myong-Hun Oh ist freiberuflicher Filmemacher aus Frankfurt am
Main. Er führt bei Feel Korea Regie, übernimmt Kamera und Schnitt und
ist außerdem für die Kreation sowie die Dramaturgie und Inszenierung
der einzelnen Filme verantwortlich. Seit seinem Beginn als Filmemacher
im Jahre 2009 konnte er schon bei vielen internationalen Projekten
mitarbeiten und seine Fähigkeiten im „storytelling“, aber auch in Bezug
auf die technischen Aspekte des Filmemachens kontinuierlich ausbauen
(www.myonghunoh.com)
Eun-Seok Han ist hauptberuflich im Finanzsektor mit Schwerpunkt
Strategie & Beteiligungen tätig. Bei Feel Korea ist er insbesondere für
das Projektmanagement, die Szenarioplanung der Clips und die OnlineKampagne zuständig.
65
KULTUR
KOREA
bundesweiTE VERANSTALTUNGEN - vorschau
t“,
sign und Identitä
„Korea Power. De
13
ndte Kunst 20
Museum Angewa
Museumsuferfest 2013
Korea Pavillon
„Korea Power“, Mittlerer und kleiner Soban, Arumjigi
Culture Keepers, 2011, Aluminium, Teakholz
Von Houyem Ben Amor
Korea Pavillon 2013 – Vielfältigkeit Koreas erleben
Das Generalkonsulat der Republik Korea in Frankfurt a.M.
wird zum dritten Mal in Folge an dem Museumsuferfest
teilnehmen und erneut eine einzigartige Kombination aus
Kunst, Kultur und koreanischen Spezialitäten präsentieren.
Nachdem sich die Besucher im Korea Pavillon in die
66
KULTUR
KOREA
Wie auch im letzten Jahr wird dabei rund um das Museum
und den Korea Pavillon ein vielseitiges Programm geboten,
das den Besuchern einen interessanten Einblick in die
Kultur Koreas bietet.
Die Ausstellung „Korea Power – Design und Identität“
Vom 27. April bis zum 25. August zeigt das Museum
Angewandte Kunst unter dem Titel „Korean Power“ eine
Sonderausstellung zum zeitgenössischen Produkt- und
Grafikdesign Koreas.
Südkorea zählt heute zu den führenden Industrieländern.
Parallel zu seiner enormen Produktion von Konsumgütern
entwickelt sich das Land zu einer Kulturregion, in der
intensiv nach Lösungen für die Weiterentwicklung der
Produktwelt von morgen gesucht wird. Welche Wege
Südkorea dabei bestreitet und warum sich das Land zu
einem der dynamischsten und abwechslungsreichsten
Orte für Design im ostasiatischen Raum etablieren konnte,
thematisiert die Ausstellung „Korea Power. Design und
Identität“.
Foto rechts: Cho Heewon © Museum Angewandte Kunst
Die 22 am Mainufer gelegenen Museen haben während
des Festivals ihre Tore bis weit in die Nacht hinein geöffnet
und laden Besucher, die einen Museumsuferfest-Button
tragen, zu kostenlosen Besichtigungen und Führungen ein.
An der etwa vier Kilometer langen Uferpromenade werden
auf mehr als 20 Bühnen Tanz- und Musikvorführungen
dargeboten, und an den rund 1000 Verkaufsständen
wird nicht nur für das leibliche Wohl gesorgt, sondern es
werden auch allerlei kunsthandwerkliche Gegenstände
und Souvenirs feilgeboten.
exotische Welt der koreanischen Küche entführen lassen
haben, können sie anschließend im Museum Angewandte
Kunst die aktuelle Sonderausstellung „Korea Power –
Design und Identität“ besuchen.
Foto links: Nobert Miguletz © Museum Angewandte Kunst
Von Freitag, den 23. August, bis Sonntag, den 25. August,
findet in Frankfurt am Main das alljährliche Museumsuferfest statt. Ein ganzes Wochenende lang steht Frankfurt
im Zeichen von Kunst, Varieté und Musik aus aller Welt.
Mittelpunkt der Veranstaltung ist dabei das Mainufer,
das wegen der zahlreichen, dort angesiedelten Museen
auch „Museumsufer“ genannt wird, was diesem größten
Kulturfestival Europas mit seinen über drei Millionen
Besuchern seinen Namen gab.
Rückblick: der Korea Pavillon 2012 –
Kombination von Kunst, Kultur und
einzigartigem Geschmack
Auf dem Museumsuferfest 2012
wurden im Korea Pavillon an sechs
verschiedenen Ständen eine große
Auswahl koreanischer Spezialitäten,
Getränke und Süßspeisen angeboten.
Die Korea Tourism Organization stellte
zudem ausführliche Informationen über
Korea als Reiseland zur Verfügung.
Bushaltestelle Boseong Girl‘s Middle & High School in Seoul, 2012
Auf dem Museumsuferfest 2013 wird das Museum Angewandte Kunst die
Entwicklung der koreanischen Identität bis zur heutigen Moderne anhand
zahlreicher Begleitprogramme erklären.
Freuen Sie sich bei dem diesjährigen Museumsuferfest auf das Erlebnis
der koreanischen Kunst, das breite und facettenreiche Angebot an
Kulturveranstaltungen und den einzigartigen Geschmack Koreas.
Öffnungszeiten Korea Pavillon:
Fr. 23.08.2013
15.00 - 01.00 Uhr
Sa. 24.08.2013
11.00 - 01.00 Uhr
So. 25.08.2013
11.00 - 24.00 Uhr
© Houyem Ben Amor
Foto: Dieter Leistner © Museum Angewandte Kunst
Weitere Informationen:
http://deu-frankfurt.mofa.go.kr
http://www.museumangewandtekunst.de
Houyem Ben Amor studiert empirische
Sprachwissenschaften mit dem Schwerpunkt Sprache und
Kultur Koreas und Ethnologie an der Goethe-Universität
Frankfurt am Main. Seit 2012 Mitglied des Project K e.V., hilft
sie bei der Organisation und Umsetzung von Project K – The
Korean Filmfestival. Sie hat 2012 auf dem Museumsuferfest am
Korea Pavillon mitgearbeitet. Zurzeit ist sie als Praktikantin im
Generalkonsulat der Republik Korea in Frankfurt tätig.
Der Korea Pavillon befand sich
direkt gegenüber dem Museum
Angewandte Kunst, in dem zu
dieser Zeit die Sonderausstellung
„Entdeckung Korea! Schätze aus
deutschen Museen“ präsentiert
wurde. Diese Ausstellung bildete auch
den Fokus des Sommerprogramms
des Museums. Neben regelmäßigen
Führungen, die von Freitag bis Sonntag
angeboten wurden, organisierte das
Museum in Zusammenarbeit mit dem
Generalkonsulat der Republik Korea in
Frankfurt für Groß und Klein ein buntes
Begleitprogramm zum Thema Korea.
So wurden im Museum Angewandte
Kunst koreanische Teezeremonien
vorgeführt, bei denen zum Grünen
Tee aus koreanischen Keramiken auch
typisches koreanisches Teegebäck
gereicht wurde. Des Weiteren wurde der
Ablauf einer traditionellen koreanischen
Hochzeitszeremonie gezeigt sowie die
Fotoaktion „Bitte lächeln“ veranstaltet,
die die Besucher ebenso zum
Mitmachen animierte wie der Workshop
zu koreanischen Drucktechniken,
bei denen Interessierte koreanische
Tier-, Pflanzen- und Landschaftsbilder
drucken konnten.
Weitere Programm-Highlights waren
der Hanji-Workshop (koreanisches
Spezialpapier), der Kalligrafie-Stand
sowie der Keramik-Workshop im
Freien, bei dem die Besucher ihre
eigenen Teeschalen nach koreanischem
Vorbild dekorieren und in der
Abenddämmerung in einem mobilen
Ofen brennen konnten. Natürlich kamen
bei all diesen Angeboten auch Musik
und Tanz nicht zu kurz. Angefangen von
traditionellen Trommeltänzen bis hin
zu aktueller B-Boy-Musik wurde alles
gespielt, was die koreanische Klangwelt
zu bieten hat.
67
KULTUR
KOREA
bundesweiTE VERANSTALTUNGEN - vorschau
Project K 2012, Eröffnung
Project
K
Project K 2012, Teezeremonie
The Korean Film Festival in Frankfurt am Main
Von Jessica Alexander
68
KULTUR
KOREA
Filmfestival, veranstaltet von dem gemeinnützigen Verein
Project K e.V., ins Leben gerufen.
Erfolgreiches Project K 2012
Der Verein wurde 2012 aus dem Wunsch heraus gegründet,
der Kultur Koreas, insbesondere der des koreanischen
Films in Deutschland, einen höheren Bekanntheitsgrad
zu verleihen. Filminteressierte Studenten der Frankfurter
Koreastudien schlossen sich aus diesem Grund mit dem
Generalkonsulat der Republik Korea und dem Korean
German Network e.V. zusammen, um innerhalb Frankfurts
eine „koreanische Insel“ in Form eines Filmfestivals zu
gründen.
Doch warum ausgerechnet in Frankfurt? Im Rhein-MainGebiet leben etwa 5000 Koreaner und Koreanerinnen,
soviel wie nirgendwo sonst in Kontinentaleuropa. Mehr
als 300 koreanische Unternehmen sind in Frankfurt
und Umgebung ansässig. Dies hat zur Folge, dass die
koreanische Kultur den Ballungsraum Frankfurt auf
vielfältig Weise beeinflusst. So werden im Koreanischen
Kulturzentrum e.V. (erbaut 2005) regelmäßig verschiedene
Veranstaltungen und Möglichkeiten des interkulturellen
Austausches angeboten. Frankfurt als ein Ballungszentrum
koreanischer Kultur bietet demnach den idealen
Austragungsort für ein solches Filmfestival.
Fotos: © Project K
Trotz der wachsenden Beliebt- und Berühmtheit des
koreanischen Films seit den 1990er Jahren zunächst
in Ostasien, mittlerweile aber auch weltweit, ist diese
Entwicklung in Europa erst seit knapp zehn Jahren
zu beobachten. Der koreanische Film stößt hier im
Vergleich zu seinen asiatischen Nachbarn noch immer
auf eher geringe Resonanz, setzt sich bei internationalen
Juroren jedoch immer mehr durch. Der Erfolg des Films
Oasis (2002) des Regisseurs Lee Chang-dong bei den
Filmfestspielen von Venedig 2002 (Gewinner des Silbernen
Löwen) markierte den Beginn einer Reihe weiterer
renommierter Auszeichnungen für das koreanische Kino.
Park Chan-wook erhielt nur zwei Jahre später für seinen
bekannten Film Oldboy (2003) den zweiten Großen Preis
der Jury von Cannes und auf der Berlinale desselben Jahres
den Preis für die beste Regie für Samaria (2004). Und erst
letztes Jahr wurde Kim Ki-duks Film Pieta (2012) in Venedig
der Goldene Löwe verliehen, und der Regisseur selbst
erhielt den umworbenen Douglas-Sirk-Preis des Filmfestes
Hamburg. Man kann also davon ausgehen, dass der
koreanische Film in Zukunft eine tragende Rolle spielen
und sich bei den Zuschauern zunehmender Beliebtheit
erfreuen wird.
Und doch ist der Bekanntheitsgrad des koreanischen
Kinos in Deutschland noch klein – wie gesagt. Um diesem
Umstand entgegenzutreten, wurde Project K – The Korean
Project K 2013: „4 Days in Seoul“
Nach dem erfolgreichen ersten Festival findet Project K –
The Korean Filmfestival dieses Jahr erneut statt. Vom 17.
bis zum 20. Oktober 2013 entsteht auf dem Frankfurter
Universitätscampus Bockenheim erneut eine koreanische
Insel. Unter dem Motto „4 Days in Seoul“ wird das
Veranstaltungsgebäude entsprechend der koreanischen
Hauptstadt in verschiedene Viertel unterteilt. In den
„Stadtteilen“ Gangnam, Itaewon, Myeong-Dong und
Insa-Dong werden die Besucher in eine koreanische
Welt innerhalb Frankfurts am Main entführt. Neben einer
großen und abwechslungsreichen Auswahl an Filmen
soll die koreanische Kultur, ihre moderne wie auch die
traditionelle Seite, den Besuchern auf anschauliche Weise
nähergebracht werden.
Das Filmfestival wird am Donnerstagnachmittag eröffnet.
Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem koreanischen
Film. In der künstlerischen Auseinandersetzung ermöglicht
dieses Medium einen unmittelbaren Einblick in die
koreanische Gesellschaft. Auf dem diesjährigen Filmfestival
werden dabei nicht nur die im Ausland preisgekrönten
Filme gezeigt, sondern auch die international weniger
bekannten Produktionen. Auf diese Weise möchten wir die
Vielfalt der koreanischen (Film-) Kultur präsentieren und
bei dem deutschen Publikum den koreanischen Film in
seiner ganzen Bandbreite etablieren.
Das koreanische Filmfestival Project K wird durch ein
abwechslungsreiches Rahmenprogramm ergänzt.
Traditionelle Kultur, koreanisches Essen und K-Pop-Events
(kostenloses Hip-Hop Konzert des deutsch-koreanischen
Rappers JongsN, koreanischer Karaoke-Wettbewerb, K-Pop
Party) spiegeln den Facettenreichtum und die Dynamik
der koreanischen Kultur wider. Workshops zu „Korean
Martial Arts Yoga“, präsentiert von einer koreanischen
Yoga-Schule aus Frankfurt, und zu koreanischem Tanz nach
dem Vorbild des spätestens seit seinem „Gangnam Style“
in Deutschland sehr beliebten K-Pop-Stars PSY, runden das
diesjährige Rahmenprogramm von Project K ab und sind
nur einige von vielen Höhepunkten.
Eine Neuerung des diesjährigen Festivals stellt die
Einführung eines themenbezogenen Kulturprogramms
dar. Im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums des
Anwerbeabkommens zwischen Deutschland und
Korea werden von Freitag bis Sonntag koreanische
Bergarbeiter und Krankenschwestern dem interessierten
Publikum erzählen, wie sie in den 1960er Jahren nach
Deutschland kamen und welche Erfahrungen sie in dieser
anfangs neuen Umgebung machten. Umrahmt werden
diese Zeitzeugenberichte von einer Ausstellung mit
persönlichen Bildern der vortragenden Gäste. Darüber
hinaus wird es am Donnerstag und Freitag Vorträge zu
Themen wie der „Koreanischen Filmgeschichte“ und
„Korean Wave International“ geben, die dem Besucher
einen tieferen Einblick in die moderne koreanische Kultur
und ihren weltweiten Einfluss ermöglichen.
Im vergangenen Jahr gab es eine Sonderaktion, und es
wurden zwei Round-Trip-Tickets nach Südkorea verlost.
Während der Hanbok-Anprobe und K-Pop-Party hatten
unsere Fotografen Bilder von den Teilnehmern gemacht.
Der Teilnehmer mit den meisten „Likes“ auf einer sozialen
Netzwerkseite gewann eines der Tickets. Das zweite
Ticket wurde unter den Kinobesuchern verlost. Diese
Sonderaktion wird es auch in diesem Jahr wieder geben.
Weitere Informationen:
www.project-k-frankfurt.de
Facebook: www.facebook.com/ProjectKTheKoreanFilmfestival
Twitter: @Project_K_eV
© Jessica Alexander
Vom 12. bis 14. Oktober 2012 fand daher zum
ersten Mal das Project K – The Korean Filmfestival
auf dem Bockenheimer Universitätscampus statt.
Über das Medium Film wurden das Land Korea
und vorwiegend die gegenwärtige koreanische
Kultur authentisch und unmittelbar im Zuge eines
abwechslungsreichen Rahmenprogramms vorgestellt.
Neben genreübergreifenden Filmen konnten die Besucher
im Rahmen zahlreicher traditioneller Workshops ihr Wissen
über koreanische Kalligrafie und Tee-zeremonie erweitern
und selbst in klassische koreanische Gewänder schlüpfen.
Obwohl das Filmfestival zum ersten Mal veranstaltet
wurde, konnte es im Schnitt mit 2500 zufriedenen
Besuchern am Wochenende einen erfolgreichen Start
für die Folgejahre erzielen. Positive Rückmeldungen und
Verbesserungsvorschläge erhielt das Project K – The Korean
Filmfestival vor allem über soziale Netzwerke. Begeisterte
Besucher schrieben: „Grandioses Festival!“, „Es war einfach
Bombe“, „Wieso erst nächstes Jahr?“.
Jessica Alexander studiert
an der Frankfurter GoetheUniversität Japanologie und
empirische Sprachwissenschaften
mit dem Schwerpunkt KoreaStudien. Seit 2012 Mitglied des
Project K e.V., hilft sie bei der
Organisation und Umsetzung von
Project K – The Korean Filmfestival.
69
KULTUR
KOREA
bundesweiTE VERANSTALTUNGEN / Juli - Dezember 2013
JULI
02. Juli
Hamburg
Querflötenabend
BachelorAbschlussprüfung von
Junhee Park und Xiou
Roung Liu
Eintritt frei
Zeit: 20.00 Uhr
Ort: Spiegelsaal im Museum
für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz, 20099 Hamburg
Tel: 040/ 42813-4880
03. Juli
Berlin
Veranstaltungsreihe:
Westliche Musik in Korea
Kim Hye-sun
Zeit: 18.00 Uhr
Ort: Institut für Koreastudien,
Raum 5
Fabeckstraße 7, 14195 Berlin
Tel: 030/ 8385-6894
E Mail: koreastudien@geschkult.
fu-berlin.de
geschkult.fu-berlin.de
05. Juli-1. September
Frankfurt am Main
Einzelausstellung
„Walls To Talk To“ von
Jewyo Rhii
Eröffnung: 4. Juli um 19.00 Uhr
Ort: Museum für moderne
Kunst
Domstraße 10
60311 Frankfurt am Main
Tel: 069/ 2123-0447
mmk-frankfurt.de
06. Juli
Hamburg
Opera Recital Konzert
Abschlussprüfung Recital
Han-Sung Yoo
Eintritt frei
Zeit: 16.45 Uhr
Ort: Forum der Hochschule für
Musik und Theater Hamburg
Harvestehuder Weg 12
20148 Hamburg
Tel: 040/ 428482
hfmt-hamburg.de
07. Juli
Berlin
Europäischer und
koreanischer Lieder-und
Klavierabend
Ducksoon Park-Mohr
(Sopran) und Markus Wenz
(Klavier)
Eintritt frei
Zeit: 17.00 Uhr
Ort: Königin-Luise-Kirche
Waidmannslust
Bondickstraße 74, 13469 Berlin
Tel: 030/ 4111-145
ev-kg-w.de
13. Juli
Stuttgart
„Friede auf Erden“ –
vier Uraufführungen und
Werke von Hyun Kyung
Lim und Jin Soo Kim
Sechs koreanische
KomponistInnen
Eintritt frei
Zeit: 20.00 Uhr
Ort: Spätgotische Stadtkirche
Stuttgart – Bad Cannstatt
Marktplatz 1, 70372 Stuttgart
– Bad Cannstatt
Tel: 0711/ 5499-7378
musik-am-13.de
16. Juli
Frankfurt am Main
„Feel Korea“ – LaunchingEvent
Zeit: 20.15 Uhr
Ort: Deutsches Filmmuseum
Schaumainkai 41
60596 Frankfurt am Main
17. Juli
Kassel
Jazz-Abend
Youn Sun Nah und Ulf
Wakenius
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Kulturzelt an der
Drahtbrücke Kassel
Friedrich-Ebert-Straße 176a,
34119 Kassel
Tel: 0561/ 203-204; 0561/
788-060
kulturzelt-kassel.de
20. Juli
Remscheid
Weltklassik am Klavier
– Intermezzi und
Rhapsodien von Brahms
Yu Mi Lee (Klavier)
Zeit: 17.00 Uhr
Ort: Klosterkirche RemscheidLennep
Klostergasse 8
42897 Remscheid
Tel: 0 49 27 – 187 949
E Mail: [email protected]
weltklassik.de
AUGUST
13. August
13. August
Kassel
Gwacheon
Symphonieorchester aus
Südkorea
List
„Impressionen aus
dem südkoreanischen
Wattenmeer“
Vortrag von Anja
Szczesinksi vom WWF
Zeit: 20.00 Uhr
Ort: Kongress Palais Stadthalle,
Festsaal
Friedrich-Ebert-Straße 152
34119 Kassel
Tel: 0561/ 707-702
E Mail: kongress-palais@kasselmarketing
kongress-palais.de
70
KULTUR
KOREA
Eintritt frei
Zeit: 18.15 Uhr
Ort: Erlebniszentrum
Naturgewalten Sylt
Hafenstraße 37, 25992 List
Tel: 04651/ 836-190
naturgewalten-sylt.de
23. – 25. August
Frankfurt am Main
Museumsuferfest 2013 –
Korea Pavillon
Tel: 069/ 21 23 88 00
museumsuferfest.de
Bis 25. August
Frankfurt am Main
Korea Power – Design und
Identität
Ort: Museum Angewandte
Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Tel: 069/ 21234037
museumangewandtekunst.de
SEPTEMBER
04. September
07. - 15. September
Greifswald
Stücke von Bach,
Schumann, Schubert und
Frank
Hyeyoon Park (Violine) und
Florian Uhlig (Klavier)
Berlin
Workshops: Koreanische
Teezeremonie
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Aula der Universität
Domstraße 11
17489 Greifswald
festspiele-mv.de
Zeit: jeweils um 12.00 Uhr,
14.00 Uhr und 16.00 Uhr
Ort: Gärten der Welt
Eisenacher Straße 99
12685 Berlin
Anmeldung erforderlich
Tel: 030/ 70090-6699
gruen-berlin.de
Bis 20. September
München
„Exploring Korea Impressionen der
Jugendbildungsreise
des Jugendtreffs am
Biederstein durch
Südkorea“
Eintritt frei
Paul-Heyse-Straße 22
80336 München
Tel: 089/ 343776
kjr-m.de
Ort: Galerie 90 in der
Geschäftsstelle des
Kreisjugendrings (KJR)
München-Stadt
OKTOBER
11. Oktober
17. - 20. Oktober
Marienberg
3. Stadtkonzert: Streichtrio
Triple Strings
Amy Park (Violine), Peijun
Xu (Viola) und Hendrik
Blumenroth (Violoncello)
Frankfurt am Main
„Project K – The Korean
Filmfestival“
Zeit: 19.30 Uhr
Ort: Ratssaal des Marienberger
Rathauses
Markt 1, 09496 Marienberg
Tel: 03735/ 602-270
Ort: AStA, Campus
Bockenheim
Mertonstr. 26-28
60325 Frankfurt am Main
project-k-frankfurt.de
17. Oktober - Ende
Januar 2014
Bonn
Ausstellung als Teil des
Projekts „Transfer Korea-
NRW“
Ort: Kunstmuseum Bonn
Friedrich-Ebert-Allee 2
53113 Bonn
Tel: 0228/ 776-260
kunstmuseum-bonn.de
18. Oktober - 05. Januar
2014
Düsseldorf
Ausstellung als Teil des
Projekts „Transfer KoreaNRW“
Tel: 0211/ 8996-243
kunsthalle-duesseldorf.de
19. Oktober - 05. Januar
2014
Hagen
Ausstellung als Teil des
Projekts „Transfer KoreaNRW“
Ort: Osthaus Museum Hagen
Museumsplatz 3, 58095 Hagen
Tel: 02331/ 2073-138
osthausmuseum.de
Ort: Kunsthalle Düsseldorf
Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
NOVEMBER / Dezember
02. November
Ueckermünde
Koreanischer Kulturabend
Zeit: Einlass 18.00 Uhr
Beginn: 19.00 Uhr
Ort: Pommern Mühle
Liepgartener Straße 88
17373 Ueckermünde
Tel: 0397771/ 2000
pommern-muehle.de
29. November - 08.
Dezember
JazzKorea
München, Berlin, Frankfurt,
Pfaffenhofen, Reutlingen,
Diessen, Pforzheim, Grafing
Weitere Informationen finden
Sie auf S. 72.
71
KULTUR
KOREA
I MPRE S S U M
HERAUSGEBER
Koreanisches Kulturzentrum
Kulturabteilung der Botschaft der Republik Korea
Leipziger Platz 3, 10117 Berlin
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29.11.2013 - 08.12.2013
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JKorea
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Gesine Stoyke
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MITARBEIT
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Kultur Korea erscheint als Print-Magazin und steht auf der
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Frankfurt a.M./
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Bands: Supersax Korea
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