Paris 2004

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Paris 2004
Erfahrungsbericht über ein Semester in Paris
(28. 09. 2003 bis 30. 01. 2004)
Wohnen
...eins der schwierigsten Kapitel, das einem den Schlaf rauben und den
Kopf zerbrechen kann, es sei denn, man kümmert sich wirklich
rechtzeitig um eine Wohnmöglichkeit. Die Wohnungen und
Studentenzimmer sind unglaublich begehrt und gleichzeitig knapp, und
der größte Fehler, den man bei der Planung eines Auslandsaufenthaltes
begehen kann, ist, sich entspannt zurückzulehnen und zu denken, das
wird ja wohl nicht so schwer sein. Also, sobald der Entschluss feststeht,
nach Paris zu gehen, ist es sinnvoll, an den Computer zu stürzen und
sich intensiv mit der Seite www.colocation.fr zu beschäftigen. Das ist
eigentlich eine Seite, auf der man (in ganz Frankreich) WGs nach
seinem Geschmack- mit oder ohne Aufzug, Haustiere, Raucher,
Feinauswahl nach Miete, Geschlecht der Mitbewohner oder
arrondissement ist auch möglich- suchen und finden kann. Man kann
Anzeigen aufgeben und abrufen, dann kann man mit den anderen
Kontakt aufnehmen. Die Variante „Ach, erst mal hinfahren, dann finde
ich schon was vor Ort“ kann gehörig in die Hose gehen oder auch
funktionieren. Ich habe Leute kennen gelernt, die nach mehreren
Nächten zelten(!) in Paris ohne Erfolg und ohne Wohnung wieder nach
Hause fahren mussten, weil sie keine Möglichkeit mehr gefunden haben.
Wenn man es geschickter anstellen will, kann man schon einen Monat
vorher zum Beispiel Sprachkurse vor Ort machen, und diese Programme
ermöglichen es, für die Zeit des Sprachkurses erst mal einen Platz in der
Cité Universitaire zu bekommen. Hier gibt es das Heinrich- Heine- Haus
für deutsche Studenten, und diese noch nicht mal sehr billigen Zimmer
sind normalerweise sehr schwer zu bekommen, weil dort offensichtlich
die ganze Welt wohnen will (ist auch sehr schick und toll organisiert, also
wer das nötige Kleingeld und Glück hat, nach der Bewerbungsprozedur
tatsächlich aufgenommen zu werden, kann natürlich auch das ganze
Semester dort bleiben). Und wenn man dann einmal in Paris ist, kann
man Glück haben und vor Ort dann die Wohnungsangebote erkunden,
wie zum Beispiel in der Eglise Américaine (siehe Erfahrungsbericht von
Steffi Lenz). Oder aber man geht vor Ort auf die Seite
www.colocation.fr und hat da den Vorteil, direkt überall die möglichen
Mitbewohner zu beschnuppern und nicht die Katze im Sack zu kaufen.
Auf der Internetseite finden sich aber zusätzlich sehr interessante Links
zu ALLEN Studentenwohnheimen und Résidences Universitaires samt
Telefonnummer!!
Ich persönlich habe mich leider viel zu spät um eine Wohnmöglichkeit
gekümmert, und als ich schon dachte, ich könnte gar nicht mehr nach
Paris, habe ich mit einer Anzeige in einer Zeitung Glück gehabt und eine
supernette Gastfamilie gefunden, bei der ich des Kellergeschoss mit
Zimmer und neuem Badezimmer ganz für mich allein hatte: Es war eine
super Sache: Ich habe im 16. arrondissement, also neben dem 1., 2. und
3. eins der schicksten ganz nah am Eiffelturm. Ich hatte ne Putzfrau, ein
eigenes Regal im familiären Kühlschrank und natürlich fast immer
jemanden da, mit dem ich richtiges französisch reden konnte. Eine tolle
Erfahrung, die einem das Alltagsleben in einer französischen Familie und
viel nebenher viel französische Kultur nahe bringt (jetzt weiß ich, dass
auf einer richtigen Käseplatte immer eine ungerade Anzahl von Käse
arrangiert sein muss). Eine ganz schlimme Sache ist, so wie ich das bei
manchen anderen Erasmus Studenten beobachtet hab, zu denken es
wäre ja ganz cool mit einer eigenen Wohnung für sich allein. Ich habe
eine Studentin kennen gelernt, die eine Traumwohnung im
5.arrondissement, also im Studentenviertel direkt an der Sorbonne
ergattern konnte und nachher ganz unglücklich war. Man sitzt mitten in
Paris und hat den ganzen Tag vielleicht drei Sätze französisch in der Uni
gesprochen, man kommt nach Hause und hat keinen zum sprechen und
man leiht sich in seiner Not französische DVDs aus, um wenigstens
etwas von der Sprache mitzukriegen. Also WG oder Wohnheim oder
Familie, alles besser als allein zu wohnen!
Dann hätte ich noch einen Rat, was die Lage der Wohnmöglichkeit
betrifft: Man muss damit rechnen, dass man WGs und Wohnungen
billiger im banlieue von Paris, also ein bisschen außerhalb findet. Im
Nachhinein kann ich sagen, dass man sich überlegen muss, ob sich
diese Ersparnis lohnt: Diese Orte sind nur mit dem RER und nicht mit
der Metro zu erreichen. Das bedeutet, dass die Fahrt zur Uni jeden
morgen lange dauert und man abends niemals in die Disco oder
insgesamt ausgehen kann, denn ab halb eins nachts fährt nichts mehr,
kein RER, keine Metro. Für diejenigen, die aber zentral wohnen, gibt es
noch Nachtbusse, mit denen man sich zugegebenermaßen umständlich,
aber zumindest überhaupt fortbewegen kann. Wer außerhalb wohnt,
muss sich jemanden organisieren, bei dem man nach einer
durchgefeierten Nacht schlafen kann und der innerhalb von Paris eine
Wohnung hat.
Aber Achtung: Egal, was ihr macht, es ist wichtig, einen Mietvertrag oder
etwas anderes schriftliches auszumachen, schon allein deshalb, weil
man das braucht, um Wohngeld beantragen zu können. Das ist nämlich
der Clou, um seinen Geldbeutel wenigstens ein kleines bisschen
aufzupolstern, denn JEDER Student kann zur Caisse d’allocation
familiale (CAF) gehen und Wohngeld beantragen. Man füllt ein bisschen
Papierkram aus und es funktioniert wirklich ohne Probleme. Man braucht
seinen Personalausweis, ein Passfoto und dringend ein französisches
Konto (dazu später). Das bedeutet, schnellstmöglich nach Ankunft in
Paris sollte man ein Konto eröffnen und dann zur CAF. Die Zuschüsse
variieren in Abhängigkeit von Quadratmeterzahl und Miete. Als Beispiel:
Ich habe 365 EUR Miete im Monat an meine Gastfamilie bezahlt für 12
qm2 Zimmer und ein extra Bad mit Dusche und WC und 143,82 EUR
Wohngeld erhalten. Vom Erasmus Programm hatte ich pro Monat an die
100 EUR und schon ist das alles halb so wild. Trotzdem ist eins klar: Das
Leben in Paris ist ziemlich teuer, und am Ende des Geldes ist immer
noch so viel Monat übrig...daher hier noch weitere Tipps und Tricks:
Metro fahren
Jetzt, wo man kein Touri, sondern ein(e) echte(r) Pariser(in) ist, kann
man natürlich nichts mehr mit den carnets, also den Zehnertickets, die
man in den Reiseführern vorgeschlagen bekommt, anfangen. Leider ist
es nicht so wie in Duisburg geregelt, dass man mit dem
Studentenausweis alle öffentlichen Verkehrsmittel nutzen kann. Für
diejenigen, die länger als fünf Monate bleiben, lohnt sich das Ticket
ImagineR, das sich auf längere Zeit wirklich rechnet. Das kann aber nicht
einfach so gekauft werden, sondern es muss tatsächlich eine Art Antrag
ausgefüllt werden, den man an der Metro Station bekommt. Und da
komme ich auch schon zu einem der wichtigsten Dinge, die man in Paris
dabeihaben muss: Passfotos, Passfotos und noch Passfotos. Nicht nur,
dass man sie zum Beantragen des Wohngeldes braucht, sondern auch
für alles andere wie auch für das Metroticket und für die Uni sowieso
mindestens fünf.
Ich hatte ein Ticket Orange( weil ich nur vier Monate da war), das pro
Monat 48 EUR kostet und einem erlaubt, in unbegrenztem Umfang
Metro, RER oder Busse zu benutzen. Dafür ist zwar ein Passfoto, aber
kein Antrag notwendig
Uni und ihr Drumherum
Wenn ihr bei unserem ERASMUS Büro in Duisburg die ersten
Formalitäten erledigt und die ersten Papiere ausgefüllt habt (Passfotos!),
bekommt ihr eine Email oder eben einen Brief von der Sorbonne mit ein
paar Details über Semesterbeginn- und ende, die Kontaktadresse des
ERASMUS Büros in Paris und Infos über die mitzubringenden
Unterlagen. Ihr müsst dann telefonisch oder per Mail einen
Einschreibtermin mit Mme Sobrino vereinbaren. Wenn ihr dann in Paris
angekommen seid, bekommt ihr im ERASMUS Büro euren
Studentenausweis und den Bibliotheksausweis (Passfotos!!) ausgestellt.
Man wird euch fragen, welches Fach ihr studieren wollt, aber keine
Angst, das ist nur pro forma und ihr müsst euch noch nicht festlegen ,
auf eurem Studentenausweis steht eh nur ERASMSU drauf(sondern
lieber von meinem Tip Gebrauch machen, siehe „Museen“). Ihr müsst im
Gegensatz zu den einheimischen Studenten dank des ERASMUS
Programmes keinerlei Gebühren bezahlen.
Für Studenten der WiWi würde ich als Studiengang LEA, das bedeutet
langues étrangères appliquées empfehlen. Die einheimischen Studenten
müssen zwei Fremdsprachen belegen und darüber hinaus sehr viele
Wirtschaftskurse wie Marketing, Rechnungswesen, Wirtschaftsrecht,
also Sachen, die ein WiWi schon von zu Hause kennt. Ich war am
Anfang etwas verwirrt, wie das System funktioniert, denn man hört ja
immer von DEUG, licence, maitrise...also, DEUG entspricht unserem
Grundstudium und ist für einen WiWi nicht angemessen, weil sehr wenig
Wirtschaft und eher so Sachen wie Rhetorik und Grundlagen des Rechts
auf dem Stundenplan stehen. Licence ist eine Stufe drüber und ist
eigentlich perfekt für jemanden, der frisch aus dem Grundstudium
kommt. Man kann auch Kurse für maitrise, also das Abschlussjahr,
besuchen. Dort werden hauptsächlich Referate gehalten und
Hausarbeiten geschrieben. Was ihr wählt, ist eigentlich fast egal. Ich
habe die Erfahrung gemacht, dass der Status eines ERASMUS
Studenten einem viele Vorteile verleiht und man oft das Wort ERASMUS
gebrauchen muss, und schon heißt es „Ach so, wenn das so ist, ist das
natürlich kein Problem...“. Ich habe in dem Studiengang LEA alle
Vorlesungen, die mich interessiert haben, erst mal
durcheinandergewürfelt, das heißt, ich habe manche DEUG Kurse
angefangen zu hören, aber auch Sachen aus licence oder maitrise. Man
ist auf keinen Fall an diese drei Stufen gebunden. Es hat sich dann
schnell rauskristallisiert, dass die DEUG Kurse nicht wirklich viel bringen,
und Informatik aus der licence (müssen die einheimischen Studenten
innerhalb des Studiengangs machen, ist wie bei den WiWis die EDV
Klausur) habe ich noch rausgeworfen aus meinem Stundenplan, und
schliesslich hatte ich aus dem Bereich licence die Fächer „Analyse
économique et sociale de l’entreprise“, droit des affaires, gestion
comptable. Im ersten Fach habe ich am Ende sogar eine Klausur
geschrieben. Ich musste wieder mal nur sagen, dass ich ERASMUS
Studentin bin, und schon habe ich am Tag der Klausur ein Spezial
ERASMUS Thema bekommen und durfte dabei ein Wörterbuch
benutzen. Diese Privilegien und Sonderbehandlungen haben NUR die
ERASMUS Studenten. Es gab andere ausländische Studenten, die mit
anderen Programmen oder privat gekommen sind und das Nachsehen
hatten. Das Gute ist, dass man für all seine Leistungen eine attestation
de note (so etwas wie einen Leistungsschein) erhält, die man sich in
Deutschland evtl. anrechnen lassen kann. Das sollte man aber vorher
mit dem PA in Duisburg und den passenden Profs abklären.
Aus dem Bereich maitrise habe ich Marketing besucht, aber man kann
auch „Structures d’entreprise et gestion des ressources humaines dans
l’environnement international“ oder „Management interculturel“. In jedem
Fall sollte man, um von den wirklich ziemlich interessanten Vorlesungen
etwas mitzubekommen, gute oder sehr gute Französischkenntnisse
mitbringen. Klar, man kommt ja nach Paris, um die Sprache zu lernen.
Aber ohne ein bisschen Fachvokabular geht’s nicht. Teilweise geht es in
den Vorlesungen um Monopole, Privatisierung etc., und man sollte halt
ein bisschen entsprechende Wortfelder kennen (siehe Literaturtips in
diesem Bericht). In Marketing musste ich dann mit einer Französin
zusammen ein Referat halten und habe dafür auch eine attestation de
note bekommen.
Sehr gut sind die Übersetzungskurse Deutsch- Französisch und
Französisch-Deutsch. Diese sind für die einheimischen Studenten
bestimmt, die innerhalb des Studiengangs LEA als eine Fremdsprache
Deutsch gewählt haben. Es werden dort Zeitungsartikel oder andere
Sachtexte aus dem Bereich der Wirtschaft übersetzt- gar nicht so
einfach, aber bringt viel! Auch hier könnt ihr, wenn ihr wollt, am Ende die
zugehörige Klausur mitschreiben.
Achtung, es gibt in keinem Fach so etwas wie Skripte, ich seid auf jeden
Fall auf eure eigenen Notizen angewiesen und auf die Literaturhinweise
von den Profs.
Und noch mal Achtung, es gibt KEINE Uniparties so wie wir es von
Duisburg gewohnt sind....sehr schade, denn dadurch wäre es sicherlich
einfacher, Kontakte zu knüpfen. Aber wenn ihr sonst offen seid und euch
mal hier, mal da unterhaltet, euch nette Leute für ein gemeinsames
Referat sucht, kommen neue Freunde von alleine. Als Mädchen hat man
es sowieso ziemlich einfach, denn wenn die Franzosen hören, dass man
Deutsche ist, sind die fast nicht mehr zu halten, diese kleinen
Charmeure☺ Insgesamt habe ich die Franzosen (natürlich meine ich
auch die Mädels) als supernette Leute kennengelernt, die sich für
deutsche interessieren und überhaupt nicht so hochnäsig sind wie
manchmal behauptet wird, und ich halte noch immer mit meinen
Freunden dort Kontakt.
Dann habt ihr bestimmt schon mal gehört, dass die ERASMUS
Studenten verpflichtet sind, den ERASMUS- Sprachkurs in der Sorbonne
mitzumachen. Dazu gibt es am Anfang des Semesters einen Sprachtest,
der dazu dienen soll, die Studenten einzustufen. Ich persönlich hätte so
einen Kurs sehr wichtig gefunden und wollte ihn, unabhängig von der
Pflicht, schon sehr gerne mitmachen. Doch als dann der Sprachtest
vorbei war, hieß es, nur die, die am schlechtesten abgeschnitten haben,
dürften einen Sprachkurs bekommen. Und der ganze Rest stand dann
ohne da! Angeblich gäbe es zu wenig Platz und Personal, um allen
ERASMUS Studenten einen solchen Kurs zu gewährleisten. Meine
deutsche Freundin wollte das dann aber unbedingt für sich durchsetzen
und hat das ERASMUS Büro darauf hingewiesen, dass der ERASMUS
Vertrag das Recht eines jeden auf den Sprachkurs einräumt- und durfte
plötzlich auch dran teilnehmen! Ich hab mich auf die oben genannten
Übersetzungskurse beschränkt, das hat schon richtig was gebracht.
Sport an der Sorbonne
Es gibt ein super umfangreiches Angebot! Der Beitrag ist 26 EUR pro
Semester. Allerdings funktioniert auch das Einschreiben in einen Kurs
nicht einfach so. Man sollte möglichst bald in das kleine Sportbüro
gehen, das ganz versteckt in der Nummer 15, Rue Champollion liegt.
Dort muss man ein Passfoto und einen ärztlichen Sportattest mitbringen.
Letzteren würde ich auf jeden Fall schon aus Deutschland mitbringen,
denn es ist ein Riesenaufstand, zu dem Unisportarzt zu gehen, der zwar
nichts kostet, aber zu Semesterbeginn immer recht ausgebucht ist. Und
wenn man erst zu spät einen Termin beim Arzt bekommt, dann hat
womöglich schon der Sportkurs angefangen, ohne dass man sich
eingeschrieben hat, weil man ja erst dieses Attest braucht. Als ich da
war, war in dem Büro ein so großer Andrang, dass beschlossen wurde,
dass die Studenten per Internet einen Einschreibetermin für Sport
ausmachen sollen und erst dann ins Sportbüro kommen können. Um all
so was zu vermeiden, schnell sein und vor der großen Welle das Ganze
erledigen.
Museen
An dieser Stelle will ich nicht auf die vielen und auch sehr interessanten
Museen eingehen (das können die Reiseführer besser), aber einen
genialen Tip geben, mit dem jeder Student umsonst (!!) ins Louvre,
Musée d’Orsay etc. kommen kann! Wenn ihr bei der Einschreibung im
Erasmus Büro gefragt werdet, welches Fach ihr studieren wollt, sagt
einfach, dass ihr eventuell Kunstgeschichte machen wollt, ihr es aber
noch nicht so genau wisst etc.. Dann bekommt ihr eine attestation, die
ihr nur an den Museen vorzeigen müsst, und ihr habt freien Eintritt, egal
wann und wie oft! Ansonsten kann man jeden ersten Sonntag im Monat
umsonst hinein, und es gibt natürlich auch Studentenermäßigungen.
Student nach Haus telefonieren
In Fällen, in denen man den Partner zu Hause gelassen hat oder man
jemandem persönlich zum Geburtstag gratulieren möchte, gibt es die
Möglichkeit, sich Telefonkarten zu kaufen, die 7,50 EUR oder 15 EUR
kosten und auf denen sich ein code à gratter (ein Code zum Aufkratzen
wie bei Rubbellosen) befindet. Man ruft dann eine Zentrale an, gibt den
Code übers Tastentelefon ein und dann kann man so billig telefonieren
wie sonst in keinem Callcenter oder Telefonzelle mit normalen Karten.
Emails kann man gratis an der Sorbonne loswerden. Im Hauptgebäude
im 5. arrondissement und in Malesherbes (Annexgebäude im 17.
arrondissement, wo ich war) gibt es Interneträume mit sehr schnellen
und hochmodernen Computern.
Student nach Haus fahren
Ganz heiße Adresse für jeden, der nahe Flughafen Köln/Bonn wohnt,
also praktisch für alle Ruhrpottler, ist www.germanwings.de. Je früher
man bucht, desto günstiger. Also schon früh überlegen, ob und wann
man Weihnachten nach Hause fährt. Thalys- Züge gehen auch, kommt
aber meistens teurer als fliegen.
Aller chez le docteur
Dieses Thema gehört zwar nicht unbedingt in einen Erfahrungsbericht,
aber ich muss euch unbedingt etwas dazu sagen, weil ich so auf die
Schnauze gefallen bin und teuer bezahlt hab. Ihr könnt in Frankreich
nicht einfach einen Arzt anrufen, den ihr zufällig im Telefonbuch
gefunden habt. Es gibt drei Gruppen von Ärzten, und am Telefon sollte
man als allererstes erfragen, zu welcher der betreffende Arzt gehört:
1. Das ist es, was ihr braucht: einen docteur conventionné. Er kann
Behandlungskosten nur in der Höhe verlangen, wie man sie als
Student mit dem Krankenkassenschein E128(den ihr euch vorher
bei eurer Krankenkasse in Deutschland ausstellen lassen müsst)
auch ersetzt bekommt. Ihr müsst vor Ort eure Behandlungskosten
bezahlen (nicht über 40 EUR) und ihr bekommt einen Beleg über
eure Zahlung, mit dem ihr zu folgender Adresse geht, um euch den
Betrag auf euer frz. Konto zurücküberweisen zu lassen: Sécurité
Sociale, Division des relations internationales, 173 rue de Bercy,
75012 Paris. Eine gute Gelegenheit, um das Bercy- Viertel zu
besichtigen!
2. Vorsicht bei docteurs aux honoraires libres. Dort war ich, habe 70
EUR Behandlungskosten für ein kleines Kinkerlitzchen bezahlt und
nur 16 EUR erstattet bekommen, weil der Arzt nicht conventionné
war!
3. Schimmster Fall: Der Doktor ist non-conventionné.
Bank
Es empfiehlt sich ,ein frz. Bankkonto zu eröffnen, weil Beträge wie das
Wohngeld von der CAF oder Kostenrückerstattungen wie nach einem
Arztbesuch nur auf inländische Konten überwiesen werden. Ich war bei
der CCF, eine Freundin bei der Crédit Lyonnais, und letztere ist auf
jeden Fall besser, hab nicht so tolle Erfahrungen gemacht mit der CCF.
Am besten einfach reingehen und einen persönlichen Termin für die
Kontoeröffnung ausmachen. Man erhält dann die carte bleue, mit der
man Geld an Automaten ziehen kann.
Party machen
Auch ein wichtiges Thema! Es macht übrigens sehr viel Spaß, mit
„echten“ Franzosen wegzugehen. Überhaupt finde ich, dass man nicht
immer nur mit den anderen ERASMUS Studenten aus Deutschland
zusammenhängen sollte, sonst hat man keine Zeit und auch keinen
Ansporn, sich mit Franzosen auseinander zu setzen. Das ist zwar
wesentlich schwieriger, zumindest am Anfang, aber der Sprung ins kalte
Wasser lohnt sich, und so lernt man ganz leicht die Umgangssprache
der Jugendlichen.
Also, für Freunde des Hip Hop und Latin ist eine gute Adresse das Barrio
Latino mit guten Mixes dieser zwei Musikrichtungen. Ein bisschen wie
eine Mischung aus Soundgarden und Delta ist die Locomotive, eine
Disco direkt neben der Moulin Rouge (lohnt sich also schon wegen der
Location). Zu empfehlen ist auch das Favela Chique. Eintritt immer so
um die 10 EUR, aber wehe, frau kommt mit zu vielen Accessoires daher:
In der Garderobe zahlt man für jede Handtasche, jeden Schal,
Strickjacke und Regenschirm JEWEILS 2 EUR. Das Barrio Latino
befindet sich nahe Rue de Lappe, also im Bastille Viertel, wo nachts echt
die Post abgeht und sich eine Disco an Kneipen reihen. Für Techno und
House Fans gibt’s noch den Rex Club im 10. arrondissment und
bestimmt noch tausend andere Möglichkeiten, die ich nicht kenne. Es
gibt auch unzählige Kneipen, die manchmal auch ein bisschen
Discocharakter haben und wo super Musik gespielt wird- ausprobieren!
Die Pariser sind auch Fans von Privatparties, die teilweise echt vom
feinsten sind. Ich hatte Glück und wurde öfter mal auf solche
mitgenommen, unter anderem auf eine Party im 1. arrondissment
(superschickes Viertel!!) in einem Partkeller. Mit den Kommilitonen
unterhalten lohnt sich also wirklich!
Literatur i. w. S.
- „Langenscheidt Taschenwörterbuch Fanzösisch“ (für die
Unitasche)
- „Langenscheidts Handwörterbuch Französisch“ (ein Riesenteil)
- Grammaire exliquée du francais, Verlag CLE
- „PONS Wörterbuch der Jugendsprache“ (da lernt ihr schon mal,
was Zicke, Asitoaster und Frittenbunker heisst)
- „Écoute“, ein Magazin für Deutsche auf französisch mit vielen
interessanten Artikeln, viel über Paris, erscheint monatlich, sehr
hilfreich
- „Alternatives économiques“, Magazin, das man in Frankreich
kaufen kann und für den Studiengang LEA von den Profs
empfohlen wird
- Das Pendant zum Stern und Spiegel: Le Point und L’Express
- „Mots et contexte“, Verlag Klett (zum Lernen von Wortfeldern)
- „Paris pas cher“ von Alain et Anne Riou
- und schließlich ein Tip für Mädels: Man glaubt gar nicht, wie viele
wichtige Sachen man lernt, wenn man sich die frz. Cosmopolitan
holt!! Supergutes Vokabeltraining, und sehr effektiv, weil man
Themen, die man eh interessant findet, ja besser behält!