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März 2011 EINE FAMILIE EIN FILM VON PERNILLE FISCHER CHRISTENSEN www.einefamilie-derfilm.de www.trailer-ruhr.de OXIWKDQVDFRP (XURSDKLQ XQG]XUđFN 6WUHHW9LHZOLYH DE .RPSOHWWSUHLVLQNOřř (LQ3URGXNWYRQ/XIWKDQVD /XIWYHUNHKUVWHXHU &RORVVHR 9LDGHL)RUL,PSHULDOL 0LW6WUHHW9LHZLQ*RRJOH0DSV VHLQ/LHEOLQJV]LHORQOLQHDQVFKDXHQ XQGGDQQJđQVWLJKLQĠLHJHQ 0HKUXQWHUOXIWKDQVDFRP )đU'LUHNWĠđJH]XđEHU=LHOHQLQ(XURSDEHL%XFKXQJXQWHUOXIWKDQVDFRP%HJUHQ]WHV6LW]SODW]DQJHERW 5 Ein ständiger Drahtseilakt: Mensch und Technik, Foto: Francis Lauenau trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I März 2011 5 Nano, Bio, Quarks Welche Möglichkeiten und Gefahren stehen uns durch die neuen Technologien bevor? Bühne. 10 Theater RUHR „Iphigenie auf Tauris“ im Theater Oberhausen 11 Theater Oberhausen / Grillo-Theater 12 Premiere „Headspin Critical Mess“ am Grillo-Theater 13 Theater am Marientor/ Mercatorhalle Duisburg Aalto-Theater 14 Theater RUHR „Geschlossene Gesellschaft“, „heimat unter erde“ 15 Schauspiel Bochum 16 Theater RUHR „Closer Than Ever“, „Choke“ und „McBeth“ 17 Hilbert Theater Theater am Schlachthof 18 Theater RUHR Schlosstheater Moers: „Die unsichtbare Hand“ 19 Cabaret Queue / GOP 20 Kulturzentrum Herne 21 Theater Fletch Bizzel/ Landestheater Neuss 22 Grugahalle Essen/ Theater demnächst Theatertreffen Duisburg 23 Theater Freudenhaus im Grend Das kleine Theater Essen /Ebertbad 24 Opernzeit – unsere Zeit „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ 25 MIR/ Theater im Depot / Rottstr 5 Theater 26 Bucardo / Komikzentrum Ruhr Alltagsbewältigung mit Hirn und Humor 27 Rü Bühne / Kulturzentrum Wichern/ Bahnhof Langendreer /Flottmann Hallen/ Et Cetera Varieté 28 Theater Duisburg 29 Consol Theater 30 Theater-Kalender Ruhr 32 Kulturbüro Dortmund: Jüdische Kulturtage 53 Theater Rathaus Essen MDT mehr zum Bühnengeschehen unter www.trailer-ruhr.de/bühne KÖLN-THEMA Zahltag KULTUR IN NRW THEATER Wahltag istPremiere Foto: Edi Szekely 12 Foto: Matthias Stutte Kino. 34 culture club Kino Café: „Small World“ im UCI Bochum und Duisburg „Der Plan“ in den Union Kinos im Forum Mülheim 35 Film-ABC/Vorspann 36 Film des Monats: „Eine Familie“ Gefühlvolles Familiendrama 37 Kritikerspiegel Ruhr/Kino-Kalender trailer gibt einen Ausblick auf das März-Kino 38 weitere Filmbesprechungen 41 Kino.Ruhr Porträt: Premierenkino Essener Lichtburg 42 Roter Teppich Diane Kruger („Unknown Identity“) im Interview MDT weitere Filmkritiken und mehr unter www.trailer-ruhr.de/kino Literatur. 48 Poetry Die monatliche Video-Kolumne von Sebastian23 www.trailer-ruhr.de/literatur 49 Wortwahl lit.CARNIVAL Textwelten Kein Platz für Literatur im Fernsehen 50 Medienforum Essen Literatur-Kalender Literatur-Termine der Region MDT mehr Literaturempfehlungen unter www.trailer-ruhr.de/literatur Kunst. 52 RuhrKunst 53 K20K21/Kunsthalle Düsseldorf 54 Sammlung Gespräch mit Hans Günter Golinski 55 Kunstwandel Eine Ausstellung am Kemnader Stausee 56 Kunst-Kalender Musical KINO 28 Musik. 56 Popkultur in NRW Die Macht der Straße: Solidarität zum Djäzz 57 Westfalenhalle/ Kompakt Disk Neue Alben im März MDT Kultur in NRW. 18 Tanz in NRW Wenders‘ „Pina“ und „Stau“ von Anouk van Dyk 20 Klassik in NRW Bachs „Kunst der Fuge“ als Video 24 Oper in NRW „Die Liebe zu den drei Orangen“ am MIR 28 Musical in NRW Krefeld feiert die „Rocky Horror Show“ 29 Theater in NRW Forum Freies Theater: „Deutschlandmärchen“ 55 Kunst in NRW Napoleon und Europa / Alexandre Cabanel trailer spezial. 4 Intro 8 Innovation 9 Über Tage Stefan Laurin über Ruhrbarone und Großstadtcowboys 51 Ungeschminkt Sri Lanka: Die vergessene Flut 58 Verlagssonderseiten „trailer bildet“ 59 Auswahl 62 Kolschewsky/Impressum 63 Magenbitter Kulturfeudalismus und Aschermittwoch 63 Verlosungen/Concert Team MDT Film des Monats MUSIK 36 mehr zu Konzerten in der Region und in NRW www.trailer-ruhr.de/musik Foto: Jens van Zoest Lesen Sie mehr auf den neuen InternetSeiten! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Klassik Auswahl 20 Kalender 60 Intro Intro -ruhr.de facebook im Regal: das Gesichtsbuch, Foto: Francis Lauenau trailer + trailer-ruhr.de Beim Ballspielverein Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema Bio-Tech-Food Dr. Silke Mreyen Bioindustry e.V. zur Angst vor der Biotechnologie in der Lebensmittelindustrie 6 „Unwissenheit führt oft zu falscher Panik“ Dr. Silkev Mreyen Premiere Tummelplatz der Experimente Anna K. Becker, Sebastian Zarzutzki und Samir Akika – die drei Regisseure über ihre Produktion „Headspin Critical Mess“ am Essener Grillo Theater 12 Samir Akika Roter Teppich Von Niedersachsen nach Hollywood Diane Kruger über deutsche Wurzeln und ihre Rolle in „Unknown Identity“ 42 „Ich habe das Gefühl, ich bin die gleiche Person, die damals mit 16 Jahren weggegangen ist“ Diane Kruger Gespräch zum Film Vom Blog zum Film Ali Samadi Ahadi zu seinem Film „The Green wave“ und den Ereignissen in den arabischen Ländern: 46 Mit meiner Zehnjährigen wollte ich in dieser Saison unbedingt zum BVB. Für mich war es 17 Jahre her, das Stadion in Dortmund besucht zu haben, für sie war es Premiere. Bei einem dahergelaufenen Straßenhändler in einer windigen Unterführung erwarb sich die Kleine einen Schal – der Gegenmannschaft. Von Mutter hatte sie gelernt, dass es nicht schicklich ist, wenn Freunde die gleichen Klamotten tragen. Und mein Hals war schwarz-gelb umwickelt. Im Stadion baute sich vor uns prompt ein Kleiderschrank auf. „Sach mal, haste die Kleene nich‘ in Griff?“ wollte der leicht angetrunkene Riese von mir wissen. Gern hätte ich ihm meine Gedanken von repressionsfreiem Umgang mit Kindern, von Förderung selbstständigem Denkens und Handelns mitgeteilt. Die nackten massig tätowierten massigen Oberarme meines Gegenübers hielten mich ab. „Meine Tochter hat so ein großes Herz, die muss immer zu den Schwächeren halten.“ Der brummige schwarze Bär mit gelben Streifen zog daraufhin friedlich ab. Der BVB gewann an jenem Nachmittag 2:0 und verlor meine Tochter als mögliche Anhängerin. Sie ist nun überzeugter St-Pauli-Fan. Es gibt schlimmeres. Nicht nur fußballerisch ist das Ruhrgebiet im Moment ganz oben. Unser TRAILER-THEMA im März heißt NANO, BIO, QUARKS und widmet sich den neuen Technologien, die uns beglücken und manchmal auch bedrücken. Im ÜbertageInterview sprechen wir mit dem Blogger STEFAN LAURIN von den RUHRBARONEN. Zwar sind im Ruhrgebiet keine fiesen Diktatoren abzusetzen, aber trotzdem ist ein Mehr an Öffentlichkeit im Land von WAZ und WDR nicht ganz verkehrt. Nicht verkehrt ist auch der folgende Titel: HEADSPIN. CRITICAL MESS. Die Bezeichnung der Drehbewegung bei vollführtem Kopfstand ist nicht gestrichen, weil wir die Entf-Taste am Computer gefunden haben. Die Streichung ist tatsächlich Teil des Titels einer bemerkenswerten Aufführung im GRILLO-THEATER zu Essen. Da wird gehippt und gehoppt, gesprayt, getanzt, gesungen, gesprochen, diskutiert. Wir redeten mit den drei Regisseuren ANNA K. BECKER, SAMIR AKIKA und SEBASTIAN ZARZUTZKI, die in ihrem musicalverdächtigen Happening mit Schubladen voller Lebensvorstellungen jonglieren. Hoffentlich sprayt das Publikum nach der Vorstellung nicht die malerische Essener Innenstadt zu. Bezüglich Bildender Kunst beleuchten wir das nicht mehr ganz so innige Verhältnis zwischen öffentlichen Museen und der Kunstszene. Die Kassen sind leer, so dass inzwischen geliehen statt gekauft wird. Über dieses Problem und auch über den im vergangenen Jahr verstorbenen Kunstsammler HELMUT KLINKER sprachen wir mit dem Direktor des Kunstmuseums Bochum HANS GÜNTER GOLINSKI. Unsere Filmempfehlungen in diesem Monat sind dänisch geprägt. EINE FAMILIE handelt von der Zerrissenheit einer jungen Frau, die sich zwischen Karriere, Mutterglück und väterlichem Bäckereibetrieb entscheiden muss. IN EINER BESSEREN WELT pendelt ein junger Arzt zwischen zwei Welten, zwischen afrikanischem Bürgerkrieg und heimisch-skandinavischem vermeintlichem Idyll. Beide Streifen entstammen der vielbeachteten dänischen Regisseursschule. „Das spannende an diesen Ereignissen ist auch, dass dieser Informationsfluss nicht mehr zurückgehalten werden kann“ Ali Samadi Ahadi Einen frühlingshaft-friedlichen März wünscht Ihnen Sammlung Interviewserie RuhrKunstMuseen Museumsdirektor Hans Günter Golinski: MDT „Wir brauchen einen neuen Schulterschluss zwischen Museen und Sammmlern“ Hans Günter Golinski LUTZ DEBUS 54 Foto: Museum Bochum 4 Was hören, lesen, sehen Sie, in Prozent geschätzt: TV, Rundfunk, Gedrucktes, Internet ? E-Mail bis 15.3. an [email protected], Kennwort: Internett (Alter und Wohnort angeben) trailer verlost unter allen Einsendungen eine Städtereise für 2 Personen in Europa. Thema Genmanipulierte Rapssamen regnen auch auf das Revier, Foto: Sven Siebenmorgen Himmel oder Hölle? Wissenschaft schafft Hoffnung und Angst Der Fortschritt ist ein zweischneidiges Schwert. Dokumentarfilme jener Zeit, reichten über dem Droht Himmel oder Hölle? Und wenn, dann wel- Kopf gehaltene Aktentaschen, um Leben zu retcher Himmel? Vom Himmel fielen in den ersten ten. Der Idealisierung folgte die Dämonisierung. Minuten des neuen Jahres Milliarden von Rapssa- Inzwischen aber müssen selbst Ökologen nicht men. In Sylvesterraketen sorgen sie normalerwei- mehr an die sofortige Zerstörung allen Lebens glauben. Realpolitik ist se für das akkurate Vertrailer-Thema im März: in der Frage über die brennen verschiedener Nutzung von KernspalMetallverbindungen. tung eingekehrt. Etwa jedes zwanzigste Neue Technologien werden unser Leben in naher ZuSamenkorn kann keikunft stark verändern. Öffnen wir damit die Büchse der Pandora oder schaffen wir ein Paradies auf Erden? Andere, neue Technomen, obwohl es großer Eines ist sicher: das Ruhrgebiet ist mittendrin. logien wiederum spalHitze ausgesetzt war. ten die Gesellschaft, Wahrscheinlich wurde bei der Produktion der Pyrotechnik mitunter wie dies einst die maschinellen Webstühle und genmanipuliertes Saatgut verwendet. Verboten die Kernenergie taten. Bevor im März verganist dies nicht, schließlich handelt es sich bei Feu- genen Jahres im größten Teilchenbeschleuniger der Welt unweit des Genfer Sees Protonen mit erwerkskörpern nicht um Lebensmittel. ungeheurer Energie aufeinander trafen, berichWahrscheinlich wird die Welt in diesem Sommer teten manche Boulevard-Medien vom drohenden trotzdem nicht an furchterregenden monströsen Weltuntergang. Winzig kleine Schwarze Löcher Rapspflanzen zu Grunde gehen. Aber doch zeigt würden bei diesem physikalischen Experiment dieses Beispiel, wie schnell angeblich innova- entstehen, die unser Sonnensystem verschlucken tive und angeblich sichere Technologie zu einem könnten. Bislang allerdings leben wir noch, und Problem werden kann, obwohl die Wissenschaft zwar in Originalgröße. dem Menschen eigentlich dienen soll. Und dieses Spannungsfeld ist nicht erst seit drei Monaten zu Winzig kleine Schwarze Löcher würden erkennen. Vor über 150 Jahren zertrümmerten entstehen. Bislang allerdings leben wir die Weber in Schlesien die Webmaschinen, weil noch, und zwar in Originalgröße. diese ihnen Brot und Arbeit nahmen. Wäre infol- Die Teilchenphysik mit ihren Quarks und Higgsge der Aufstände der technische Fortschritt zum Teilchen als Grundlagenforschung ist allerdings Erliegen gekommen, wir würden noch immer in noch weit entfernt, unser tägliches Leben zu einer Feudalgesellschaft leben, manche von uns verändern. Anders sieht dies bei der Biotechnoals Fürsten, die meisten als verarmte Untertanen. logie aus. Hier gibt es besonders im Ruhrgebiet Doch diese Fiktion ist irreal. Der Fortschritt, so viele praktizierende Forschungseinrichtungen beweist die Menschheitsgeschichte, lässt sich und Unternehmen. Ob in seiner unmittelbaren nicht aufhalten. Nachbarschaft die weltrettende oder gar weltzerstörende Genkartoffel kreiert wird, bleibt Als zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die dem Normalbürger in der Regel verborgen. Radioaktivität entdeckt wurde, galt dies zunächst Befürworter der doppeldeutig sich auch „Bio“ als Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. nennenden Technologie glauben an die UngeTatsächlich möchte heute niemand mehr auf fährlichkeit ihres Handelns. Jeder Pflanzen- oder Röntgendiagnostik verzichten. Bis in die 1970-er Tierzüchter mache im Grunde nichts anderes als Jahre galt Radioaktivität sogar als harmlos. Bei die Laboranten in ihren hermetisch geschloseinem Atomkrieg, so suggerierten einschlägige senen Schutzanzügen. Gleichzeitig werden en- Nano, Bio, Quarks 5 orme Verbesserungen des Lebens in Aussicht gestellt. Quasi eine Welt ohne Hunger und Krankheit erscheint am Horizont. Die Kritiker der Gentechnologie wiederum fürchten neue Krankheiten für Pflanze, Tier und Mensch. Eine fundierte Einschätzung des Gefährdungspotentials bleiben sowohl Befürworter wie Gegner der Öffentlichkeit schuldig. Ähnlich sieht es mit der Nanotechnologie aus. Die winzigen Teile können nicht nur dabei helfen, Fenster streifenfrei zu putzen, sie sollen unser Leben revolutionieren. Solaranlagen und Akkus werden durch neue Oberflächenstrukturen erheblich leistungsfähiger. Pharmazeutische Produkte können in absehbarer Zeit viel passgenauer, also mit viel mehr Wirkung und viel weniger Nebenwirkung, eingesetzt werden. Nano-Gegner allerdings fürchten genau diese Durchdringungsfähigkeit der Mikropartikel. Chronische Entzündungen, hervorgerufen durch Asbeststaub, verursacht nachgewiesenermaßen Lungenkrebs. Ob die neuen kleinen Teilchen jene Eigenschaft haben, ist aber noch nicht geklärt. Für immer jung und unsterblich könnten wir eines Tages sein, wenn das genetische Geheimnis des Alterns gelüftet ist. Unwissenheit macht Angst. Noch mehr Angst können allerdings die Pläne mancher Wissenschaftler machen. Für immer jung und unsterblich könnten wir eines Tages sein, wenn das genetische Geheimnis des Alterns gelüftet ist. Die Teilchenphysiker mit ihrem Protonenbeschleuniger wiederum suchen nach dem Gottes-Teilchen, dem Bestandteil im Atomkern, der für das Wunder des Lebens verantwortlich ist. Etwas mag dabei tröstlich sein: selbst wenn die Existenz Gottes wissenschaftlich bewiesen ist, droht nicht automatisch ein Armageddon. Dafür ist der Alte viel zu phlegmatisch. LUTZ DEBUS Thema „Nicht grundsätzlich gefährlich“ So schön kann Nano sein: Silizium – ganz klein, Foto: CeNIDE Universität Duisburg-Essen Tobias Teckentrup über Chancen und Risiken der Nano-Technologie trailer: Herr Teckentrup, welche Chancen lie- unterscheiden, ob der chemische Stoff an sich gefährlich ist oder ob die Substanz gefährlich gen in der Nano-Technologie? Tobias Teckentrup: Nano-Technologie wird in ist, weil sie aus Nanopartikeln besteht. Manche Nanoteilchen sind zum Beispiel vielen verschiedenen Bereichen „Oft sind die Nanopartikel in bei einer bestimmten Größe angewendet. Wir sehen eine einem Material gebunden und gefährlich, wenn sie aber nur große Bedeutung insbesondere bei Nano-Materialien für den kommen nie in den Menschen” fünf Prozent größer oder kleiner sind, sind sie unbedenklich. Energie-Sektor. Energieumsetzung findet in vielen technisch relevanten Außerdem besteht die Gefahr, dass NanopartiProzessen an Grenz- und Oberflächen statt und kel in den Körper gelangen, nur dann, wenn sie lässt sich daher in hohem Maß von Strukturen freigesetzt werden. Oft sind die Nanopartikel in auf der Nanometerskala beeinflussen. Batterien, einem Material gebunden und kommen nie in Solarzellen und Brennstoffzellen können so sehr den Menschen. viel leistungsfähiger, effizienter und kostengünstiger werden. Wie wichtig ist der Nano-Standort Ruhrgebiet? Das klingt sehr ökologisch. Gibt es auch Ge- Die Region ist sicher führend in diesem Bereich. Speziell die Universität Duisburg-Essen bündelt fahren? Nano ist nicht grundsätzlich gefährlich. Das viele Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der muss differenzierter gesehen werden. Wir ha- Nano-Technologie forschen. Hier am Center for ben es mit ganz verschiedenen Materialien und Nanointegration Duisburg-Essen arbeiten 350 Partikelgrößen und -formen zu tun. Man muss Wissenschaftler interdisziplinär an dem Thema. Können Sie die Bedenkenträger verstehen? Natürlich. Nanopartikel sind mit dem bloßen Auge und auch mit anderen optischen Mitteln nicht zu erkennen. Da braucht man schon spezielle Geräte wie ein Elektronenmikroskop. ZUR PERSON Dr. Tobias Teckentrup (29) ist stellvertretender Geschäftsführer von CeNIDE - Center for Nanointegration an der Universität Duisburg-Essen Foto: CeNIDE Universität Duisburg-Essen „Unwissenheit führt zu Panik“ Silke Mreyen zu den Chancen und Risiken der Biotechnologie trailer: Frau Mreyen, wo begegnen dem Nor- tiple Sklerose oder Herz-Kreislauferkrankungen malbürger heute schon Produkte der Biotech- früher diagnostiziert werden können. So steigen die Heilungschancen. Die Medizin wird sozusagen nologie? personalisiert. Dadurch werden Silke Mreyen: Die Frage sollte „Wenn ich einen Apfel esse, Krankheiten früher erkannt, Nelauten: Wo begegnen dem Nordann werde ich nicht grün, benwirkungen vermieden und malbürger diese Produkte nicht. Klassische biotechnologische obwohl dieser das entsprechende Kosten gesenkt. Gen in sich trägt” Produkte gibt es seit JahrtauWie erklären sie sich die Angst senden. Denken Sie an Wein und Bier oder die Verarbeitung von Milchprodukten der Gegner? durch Hefe. Die Biotechnologie ist also nichts Natürlich können Fortschritte auch Risiken bergen. Wichtig ist allerdings zu differenzieren, welNeues, Unheimliches, das uns plötzlich bedroht. che Information ich habe und welche Schlüsse Wie wird die Biotechnologie unser Leben in ich daraus ziehe. Wenn ich einen Apfel esse, dann werde ich nicht grün, obwohl dieser das entspreden nächsten Jahren verändern? Der Einsatz von Enzymen hat zum Beispiel das chende Gen in sich trägt. Unwissenheit führt oft Wäsche waschen revolutioniert. Dies ist ein gro- zu falscher Panik. ßer Vorteil für die Umwelt, weil die Waschmittelmenge viel geringer ist. Und es kann Energie Welchen Stellenwert hat das Ruhrgebiet bei gespart werden, weil die Temperatur niedriger der Biotechnologie? sein darf. Auch werden in Zukunft Krankheiten Die Biotechnologie an der Ruhr hat sich zu eiwie Krebs, Alzheimer, Lebererkrankungen, Mul- ner der herausragenden Branchen entwickelt. 6 46 Hinsichtlich der rund 500 in der Biotechnologie tätigen Unternehmen ergibt sich ein klarer Schwerpunkt in der Medizin. Der Technologie Park Dortmund mit dem BioMedizinZentrum Dortmund genießt internationales Ansehen. Mit dem BioMedizinZentrum Bochum wurden weitere Möglichkeiten für Start-up-Unternehmen geschaffen. Es gibt bereits zahlreiche Anfragen aus dem europäischen und dem asiatischen Raum. INTERVIEWS: LUTZ DEBUS ZUR PERSON Dr. Silke Mreyen, (39) ist Geschäftsführerin des BioIndustry e.V. in Dortmund Foto: privat Thema Trotz intensiver Suche bleiben Nano-Teilchen unsichtbar , Foto: Sven Siebenmorgen Aus der Asche entstiegen Das Projekt Phoenix fördert Hightech statt Kohle Rund 15.000 neue Arbeitsplätze in den wichtigen Schlüsselbranchen, ein Wohnviertel mit hohem Freizeitwert und ein Stausee mit kilometerlanger Uferpromenade: Auf dem ehemaligen Hochofenund Stahlwerksgelände PHOENIX im Dortmunder Süden entsteht auf einer Gesamtfläche von über 200 Hektar ein futuristisch anmutender Anziehungspunkt für Stadt, Wirtschaft und Wissenschaft. Gerade fünf Kilometer von der Innenstadt entfernt, lassen sich die Verantwortlichen das Vorzeigebauwerk der kurzen Wege einen dreistelligen Millionenbetrag kosten, schließlich mangelt es nicht an großzügigen Subventionen. Als erstes Projekt war am selbsternannten Zukunftsstandort im Stadtteil Hörde die „MST.factory dortmund“ realisiert worden, die als europaweit einzigartiges Kompetenzzentrum für Mikro- und Nanotechnologie die notwendige Infrastruktur auf diesem Sektor für kleine und mittlere Unternehmen sowie für Gründer bereithält. Neben Büros, Laboren und Reinräumen sowie einem hochmodernen Maschinenpark umfasst das Angebot auch Beratung und Quali- fizierung rund um die komplexen Technologiefelder. Die im Bereich PHOENIX West angesiedelten Firmen sind unter anderem auf Lasertechnologien, industrielle Computertomografie, Mikrochips aus Silizium, Software-Tools, Elektronen- und Ionenstrahl-Litografiesysteme, Beschichtungsverfahren, Präzisionsteile aus Metall oder zelluläre Mikro-Schäume spezialisiert und verbinden somit an der Stätte einstiger Vollmaloche alte Tradition mit üppiger Innovation. Mega-Vorhaben im Umfang von 300 Fußballfeldern Ein Anflug von Größenwahn oder lobenswerte Vision? Beteiligt an dem Mega-Vorhaben im Umfang von 300 Fußballfeldern sind jedenfalls neben dem Land Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Union auch die Initiative dortmund-projekt, die sich als einer der Architekten für das „neue Dortmund“ begreift. Längst hat sich die Heimat der auf Meisterkurs liegenden Borussia-Fußballer fast ebenso spielerisch zu einem der führenden Hightechstandorte Europas gemausert. Mit Blick auf die zuletzt auf über 200.000 Menschen gestiegene Zahl der so- zialversicherungspflichtig Beschäftigten stellt nicht nur Udo Mager, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund, erfreut fest: „Aufgrund der vielfältigen Anstrengungen im Strukturwandel sind wir hier gut durch die Krise gekommen.“ In absehbarer Zeit kann außerdem die einst als „Verbotene Stadt“ getaufte Fläche rund um die im Jahr 2001 stillgelegte Hermannshütte sogar zum künftigen Freizeitparadies herhalten. Der Grund liegt vor allem am PHOENIX-See. Bei den ursprünglichen Planungen noch vielfach für einen Aprilscherz gehalten, fließen dort nun seit Oktober 2010 täglich 1.500 Kubikmeter Grund- und Frischwasser hinein - im Herbst soll das künstliche Gewässer als besondere Attraktion dann komplett voll gelaufen und somit größer als die Hamburger Binnenalster sein. Ob parallel die von Kritikern beklagte Kostenflut noch munter weitersprudelt, wird sich dagegen erst nach dem Verschwinden der letzten Bauzäune ermitteln lassen. FRANK-MICHAEL RALL www.phoenixseedortmund.de Die Zukunft ist Nano? Eine Pilotanlage in Leverkusen produziert seit einem Jahr winzige Röhrchen In Leverkusen wurde im Januar 2010 von Bayer die weltweit größte Produktionsanlage für KohlenstoffNanoröhren (eng. carbon nanotubes) als Pilotfabrik in Betrieb genommen. Von den winzigen Röhrchen, die etwa 50.000 Mal kleiner sind als ein menschliches Haar, werden dort im Jahr rund 200 Tonnen produziert. Rein chemisch betrachtet bestehen sie aus dem gleichen Material wie eine Bleistiftmine, weisen aber sehr bemerkenswerte Eigenschaften auf. Mit Nanotubes veredelte Produkte könnten stabiler, belastbarer und leichter – Kunststoffe sogar leitfähig – werden. Die unter dem Markennamen „Baytubes“ angepriesenen Nanoröhren könnten im Automobil- und Flugzeugbau ebenso wie in elektrischen Bauteilen oder Beschichtungen Verwendung finden. Den Wettlauf um Zukunftstechnologien gewinnt oftmals, wer zuerst grünes Licht gibt. NRW hatte die Nase vorn und genehmigte die Pilotanlage, doch wenn es nach Philipp Mimkes geht, sollte man „so einen Wettlauf nicht unbedingt gewinnen wollen“. Mimkes ist Vorstandsmitglied des „Coordination gegen BAYER-Verfahren e.V.“, der bereits seit 1978 daran arbeitet, auf die Gefahrenpotentiale und Risiken chemischer Großproduktion aufmerksam zu machen. Gegen die Nanotubeproduktion macht der Verein nun Front, denn die Röhren stehen im Verdacht, im Körper Entzündungen hervorrufen zu können und somit – ähnlich wie Asbest – Krebs zu erzeugen. Aufgrund ihrer geringen Größe können Nanoteilchen über Atemwege, Magen-Darm-Trakt oder Haut in den Körper und über den Blutkreislauf in Organe gelangen. Auf ein Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung konnte verzichtet werden Im Falle der Leverkusener Produktion von Nanotubes ist fraglich, ob für Belegschaft, Anwohner und Anwender der Produkte Risiken bestehen. Welche Immissionen sind zu erwarten? Wie hoch ist die Atemluftbelastung innerhalb des Betriebs und welche Mengen Nanotubes könnten bei einem Störfall austreten? Zufriedenstellende Antworten gibt es keine, denn die 7 Anlage wurde durch die Bezirksregierung Köln lediglich als Versuchsbetrieb genehmigt. Auf ein Genehmigungsverfahren mit Umweltverträglichkeitsprüfung und die Beteiligung der Öffentlichkeit konnte dadurch verzichtet werden. Die Bundesimmisionsschutz- und Störfall-Verordnungen haben für die Produktionsstätte keine Gültigkeit, schließen aber Nanoprodukte ohnehin noch nicht ein. „Unternehmen sind dazu da, Profite zu machen“, beurteilt Mimkes realistisch die Situation, „deswegen muss es eine kritische Öffentlichkeit und Aufsichtsbehörden geben“. Er hält ein Genehmigungsverfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit sowie die unabhängige Prüfung der Umweltverträglichkeit und gesundheitliche Unbedenklichkeit für notwendig, bevor eine Großproduktion genehmigt wird. Laut Bayer ist bis 2012 eine Erweiterung der jährlichen Produktion auf bis zu 3.000 Tonnen der Nanotubes geplant. MARTIN THELEMANN www.baytubes.com www.cbgnetwork.org e ün Gr Innovation en it Se 11 20 STÄDTE-RANKING RUHR BO DO DU E 12/10 20 18 14 73 Anzahl Elektro-Fahrzeuge Quelle: Kraftfahrtbundesamt u. lokale Ämter Ein Motorboot der Schweizer Boesch-Werft ist seit Generationen der Traum von Gutbetuchten an den südlichen Seen. Jetzt gleiten sie auch mit leisem Elektroantrieb übers Wasser, Foto: Boesch-Boats Elektrisch die Welle machen E-Mobilität ist auf dem Wasser angekommen – vor allem dort, wo Beschränkungen gelten Mit voller Hose lässt sich gut stinken ... und wer sechsstellige Beträge übrig hat, um sich ein schickes Motorboot an den Steg zu legen, wird kaum zählen, ob man damit im Sommer tatsächlich 30 Stunden auf dem Wasser unterwegs war oder doch weniger. Auf manchem See zählt eben, dass man’s überhaupt kann: in den Alpen wie im Bereich der Ruhr-Talsperren. Da wie dort sind neuerdings Elektroboote der exklusive Schlüssel zum Skipperglück. Schauplatz Kärnten, Wörthersee: An seine 16 Kilometer Ausdehnung passen eine Menge Ufergrundstücke – doch ohne Bootslizenz kommt wenig Prestigeglanz auf. Die Erlaubnis zum flotten Karriolen hat die Landesregierung nämlich streng reglementiert. Genau 338 Motorboote sind nur zugelassen und Bootslizenzen werden vererbt oder teuer verkauft. „Unter Freunden kostet sie inzwischen 250.000 Euro“, erzählt Wolfgang Schmalzl. Der Bootsbauer (mit See-Lizenz) wusste, was zu tun war: Er legte die „Julika“ als Replika eines 60 Jahre alten Holz-Taxibootes auf Kiel, statt von einem 70-PS-Diesel allerdings nun von einem Elektromotor angetrieben. Dafür braucht es keine SeeGenehmigung. Und Schmalzl ist damit bei weitem nicht der Einzige. Limitierte Zugänge, Umweltbewusstsein oder nur die Freude am lautlosen Dahingleiten haben innerhalb weniger Jahre die E-Boot-Bauer von absoluten Exoten zu ... sagen wir beachteten Nischenvertretern gemacht. Am unteren Leistungs-Ende das Start-Up „Torqeedo“ aus Starnberg, wo man schon mehrere Hundert Elektro-Außenborder verkaufte. Oben vielleicht der Schweizer Traditionsbetrieb Boesch, dessen Top-Sportboote für 400.000 Euro per 80-kW-Doppel-Elektroherz auf Touren kommen Innovativ: Der Wittener Uwe Feller baut ein Sportboot mit Methanol- und Elektropower, Foto: boro-Media und mit über 50 km/h die Welle machen. Die austrische Frauscher-Werft hat ihre „600 Riviera HP“ auf Brennstoffzelle und Wasserstoffbefeuerung umgerüstet. Und der Kreuzberger Mittelständler Thomas Meyer entwickelt Fahrgastschiffe mit Solar-Elektroantrieb, die beispielsweise in Singapur Touristen befördern. Man muss freilich gar nicht so weit schauen: Ein wegweisendes 8,5-Meter-Boot mit Hybridantrieb entsteht nämlich gerade im Ruhrgebiet, zwei Autominuten vom Kemnader Stausee entfernt. In einer historischen Wittener Maschinenhalle arbeiten Bootsbauer Uwe Feller (35) und seine Crew an der nicht nur optisch recht futuristisch wirkenden „Dymax Power“. Ihr schlanker Rumpf besteht aus glasfaserverstärktem Sperrholz. Im Heck des 40 Knoten (75 km/h) schnellen Bootes steckt der Clou. „Unsere neue Yacht wird angetrieben von vier Motoren – zwei methanolbetriebenen Verbrennern mit zusammen 286 PS und zwei Elektromotoren“, erläutert der Designer. Den besonderen Kraftstoff erzeugt der Schweizer Partner Silicon Fire aus Solarstrom, Kohlenwasserstoff und dem Klimagas CO2. Das umweltfreundliche Wasserstoff-Methanol verbrennt sauber. Einziges Abfallprodukt: Wasser. Manövrieren und langsame Vorausfahrt erfolgen mit reiner Elektrokraft. Die je 13 kW starken EMotoren summen unhörbar leise. „Wenn unsere Dymax frühmorgens startet, geschieht das ohne Lärm. Da wird kein Skipper an Bord benachbarter Boote von einem brummigen Schiffsdiesel aus dem Schlaf geschreckt“, lacht Feller, der am britischen Lowestoft Boatbuilding College sein Handwerk erlernte. Ins Wasser kommen erste Exemplare des ab 200.000 Euro teuren Hybrid-Traumboots im Frühjahr. Ausgedehnte Probefahrten sollen im Mai auf dem Vierwaldstätter See folgen, dort, wo das ReinMethanol-Powerboot schon seit vergangenem Jahr seine Runden dreht. Längst haben sich die Elektroboote „alltagstauglich“ gezeigt, auch wenn aller Anfang „blei-schwer“ war. „Je nach dem, Kaffeefahrt oder Wasserski, reicht die Energie der hochmodernen Lithium-Akkus jetzt für 30 bis 80 Kilometer“, gibt Juniorchef Markus Boesch den aktuellen Entwicklungsstand bei den Schweizern wieder. Die Zukunft heißt: 8 ruhrmobil-E-Serie, Teil 12 „ruhrmobil-E“ heißt das in Bochum gegründete Netzwerk, in dem Akteure aus Wirtschaft und Forschung, Anwender und Kommunen in Sachen Elektro-Mobilität kooperieren. Das trailer-ruhr-Magazin berichtet über Entwicklungsfortschritte von „ruhrmobil-E“ und hält nach verwandten Aktivitäten in der Ruhrstadt Ausschau. Infos: www.ruhrmobil-E.de Bodensee-Längsachse hin und zurück, von Bregenz nach Bodman-Ludwigshafen, macht 127 Kilometer. Mit einer Akkuladung. Auf dem Haupt-Ruhrgebietsfluss können E-Boote heute schon fahren - theoretisch: Bis zur Mülheimer Schlossbrücke ist die Ruhr Bundeswasserstraße, bis zur „Zornigen Ameise“ in Essen-Rellinghausen ein Wasserweg in Landeshoheit. Da ist alles erlaubt. Flussaufwärts dürfen nur noch DLRG und Fahrgastschiffe motoren. Boote mit E-Antrieb zu erlauben, wäre - etwa am Kemnader See - eine Chance für die Anliegerstädte. Der Anfang ist bereits gemacht: Für die bisher gesperrten Trinkwasser-Talsperren an Sorpe, Bigge, Möhne und Henne läuft gerade ein Genehmigungsverfahren der Bezirksregierung Arnsberg, das der Ruhrverband initiierte. Dort hat man freilich nicht Wasserski-Läufer, sondern stille Angler im Fokus. „Die wollen gerne auf den See, weil sie dort mehr fangen als am Ufer“, erklärt Ruhrverbands-Sprecher Markus Rüdel. Mit einem E-Außenborder soll das bald kein Problem mehr sein. Übrigens: E-Mobilität gibt’s auf der Ruhr auch als Hausboot-Erlebnis. Der Mülheimer Verleiher Franke & Tiefenbach verleiht seit Jahren Tretpedal-bewegte „Escargots“, die vor allem flussaufwärts vor einem Elektromotor mitgeschoben werden. Ein Riesenspaß für Familien–und geübte Trampler-Waden schaffen es bei der typischen Wochenend-Tour (Fr. - So.) durchaus bis auf den Baldeneysee. TOM JOST / THOMAS BOROWSKI www.felleryachting.de I www.torqeedo.com www.boesch-boats.ch I www.julika.at www.gruene-flotte.de Über Tage – Ruhr Der Großstadtcowboy im Dienste der Pressefreiheit, Foto: privat/Ruhrbarone „Wir können nicht aufhören zu schreiben“ Stefan Laurin über die journalistische Internetplattform „Ruhrbarone“ trailer: Herr Laurin, warum gibt es die Ruhrbarone? Stefan Laurin: Die Ruhrbarone bieten eine sehr schöne Möglichkeit, Texte zu schreiben und zu veröffentlichen, die woanders nicht erscheinen. Wir können mit neuen Textformen experimentieren und viel schneller, als dies in anderen Medien möglich ist, auf Themen reagieren. regierung hat, egal zu welcher. Ja? Nein, das war in den letzten Jahren nicht so. Die WAZ ist inzwischen sehr kritisch gegenüber dem Bergbau. Das war vor vielen Jahren noch undenkbar. Vor kurzem erschienen die Ruhrbarone das zweite Mal auf Papier. Warum? Manche Geschichten sind so opulent, dass sie sich Bringen die Ruhrbarone eher ergänzende Texte für das Internet nicht eignen. Das erste Heft ist gut oder stellen Sie Gegenöffentlichkeit her? gelaufen. Das zweite wird gerade verkauft. Wir arDer Begriff Gegenöffentlichkeit wäre stark übertrie- beiten nun am dritten. Das Heft „Wir Großstadtcowboys“ ist mit 8,95 Euro für 120 ben. Wir sind nur ein Player in der journalistischen Landschaft im „Wir haben hier nun mal ein an- Seiten zugegebenermaßen ein Ruhrgebiet und dazu noch ein sehr deres Publikum als in Frankfurt, hochpreisiges Produkt. kleiner. Wir sehen uns auch nicht Berlin oder Hamburg. Das Intein der Rolle, gegen die anderen zu resse der Leute hier ist noch sehr Was sind die Ruhrbarone eisein, sind als Blogger nur ein Teil auf ihren Kirchturm beschränkt.” gentlich für Leute? der Medienszene. Bundesweit ist Wir sind Journalisten, die ihre die Bloggerszene weniger Gegenöffentlichkeit denn Arbeit so gern machen, dass wir sogar weiterarTeil der Medienszene. beiten, wenn wir nicht bezahlt werden. Wir können nicht aufhören zu schreiben. Wir arbeiten anKönnen Sie das Wort Blog dem bislang nicht sonsten für den WDR, für die Welt am Sonntag, für die Frankfurter Rundschau, für die taz und viele bloggenden Teil unserer Leser erklären? Ein Blog ist zunächst einfach eine technische Mög- andere Medien. lichkeit, Texte im Internet zu veröffentlichen. Die Beiträge erscheinen in der Reihenfolge der Eingabe. Sind Sie mit der übrigen Presselandschaft im Der neueste Text steht immer oben. Ruhrgebiet zufrieden? Die Beschränkung der Presselandschaft im Ruhrgebiet Es gibt keinen Chefredakteur und keinen Verlag, hat weniger etwas mit den Medien zu tun als mit den der Ihnen reinredet? Leuten, die hier leben. Viele Sachen gehen einfach Nö. nicht, weil die Sozialstruktur hier so ist wie sie ist. Warum nennen Sie sich eigentlich Barone? Sind Sie adlig? Im Moment ist der Adel ja wieder populär… Nein, der Name stammt aus dem Jahr 2007 und da war Adel noch nicht so populär. Als wir uns damals im Freibeuter in Bochum trafen, fanden wir den Namen originell. Außerdem war die Webadresse noch frei, das war ja auch wichtig. Aber Barone berichten in der Regel nicht kritisch über ihr Herrschaftsgebiet. Sind Sie kritisch? Natürlich, aber wir sind nicht die einzigen. Die WAZ zum Beispiel berichtete doch nun sehr kritisch über die STEAG-Käufe der Stadtwerke. Es geht aber das Gerücht um, dass die WAZ traditionell immer enge Verbindungen zur Landes- Die Leute hier sind beschränkt? So möchte ich das nicht ausdrücken. Aber wir haben hier nun mal ein anderes Publikum als in Frankfurt, Berlin oder Hamburg. Das Interesse der Leute hier ist noch sehr auf ihren Kirchturm beschränkt. Wie viele Leute fahren von Bochum nach Dortmund ins Theater? Insofern machen die Ruhrbarone ein Minderheitsprogramm für diejenigen, die sich für die gesamte Region interessieren. Ein Medium allerdings, das kommerziell erfolgreich sein will, muss den Hang der Menschen hier zu ihren Kirchtürmen immer auch berücksichtigen. Hat das Kulturhauptstadtjahr in der Presselandschaft etwas verändert? Nein, das war aber auch nicht zu erwarten. RUHR.2010 war ein Festivaljahr, mehr nicht. Viel9 leicht haben ein paar Menschen nun begriffen, wie groß das Angebot an kulturellen Einrichtungen hier ist. Es gibt eine Studie des Regionalverbandes Ruhrgebiet aus den neunziger Jahren, die aufzeigt, dass das Interesse der Menschen hier an kulturellen Themen eher gering ist. Das hat sich meines Erachtens so sehr nicht geändert. Hat sich die Sicht der Welt auf das Ruhrgebiet geändert? Ich benutze absichtlich das Wort Welt, um die Frage doppeldeutig zu formulieren. Sie schreiben ja für die „Welt am Sonntag“. Die „Welt am Sonntag“ berichtet in ihrer NRWAusgabe seit Jahren intensiv über das Ruhrgebiet. Es gab und gibt dort viele Autoren, die sich in dieser Ecke der Republik gut auskennen. Der Chefredakteur der NRW-Redaktion stammt aus Duisburg. Insgesamt hat das Feuilleton auch der anderen überregionalen Medien im ganzen Land während des Kulturhauptstadtjahres das Ruhrgebiet stärker beachtet. Ob dies so bleibt, ist aber zweifelhaft. Wir wurden auch belächelt? Teilweise schon. Das wurde von den Veranstaltern aber auch provoziert. Viele Aktionen haben sich mit den großen Problemen der Region überhaupt nicht auseinandergesetzt. Ein Projekt wie „Land for Free“, das dies hätte leisten könne, wurde ja abgesagt. Da muss man sich nicht wundern, wenn so etwas von außen als relativ profane Feier wahrgenommen wird. Wirkliche Probleme der Region, die Leerstände, der demographische Wandel, die teilweise illusionären Hoffnungen, die mit der Kreativwirtschaft verbunden wurden, sind nicht ernsthaft angegangen worden. Im Gedächtnis bleiben stattdessen das Stillleben, die Schachtzeichen und die Loveparade. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailerruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Der Journalist Stefan Laurin zeichnet verantwortlich für die Internetpräsenz www.ruhrbarone.de Foto: privat/Ruhrbarone Theater Ruhr Iphigenie (Elisabeth Kopp) am Strand aus Reclamheften. Weit entfernt liegt Griechenland, Foto: Andrea Engelke Sitzecke mit Priesterin Der junge griechische Regisseur Sarantos Zervoulakos inszeniert Goethes Iphigenie auf Tauris am Theater Oberhausen Fünf Schauspieler sitzen auf Couch und Stühlen und blicken ernst drein. Hinter ihnen haufenweise gelbe Hefte, unschwer als Reclamausgaben zu identifizieren. Ein weiteres Bühnenbild ist nicht zu erkennen, drei weiße Wände, Requisiten werden von den Büchlein verdeckt, die jeder Schüler kennt, aber nicht notwendigerweise lieben gelernt hat. Das also soll jetzt Tauris sein, die schöne Krim, den Griechen wohlbekannt, doch selten bereist, weil dort immer alle Fremden einen Kopf kürzer gemacht wurden? Kein Wunder, dass alle so ernst blicken. Der junge griechische Regisseur Sarantos Zervoulakos inszeniert am Theater Oberhausen Goethes Iphigenie auf Tauris, ein für Abiturjahrgänge gern gespieltes Stück über Fragen, was, ob und wie man in Konfliktsituation handeln sollte. Eins weiß der Zuschauer bereits nach ein paar Minuten: Wenn es Reclamhefte regnet, einfach bewegungslos sitzen bleiben, nicht zucken, nichts sagen, einfach nur das schlichte Gelb genießen. Was dann kommt, kann man mit gutem Gewissen ein extremes Kammerspiel nennen, denn weder das Mobiliar noch die Schauspieler werden bis zum glücklichen Ende die Bühne verlassen, sie werden den antiken Stoff in jambischen Versen quasi als zeitgenössische TV-Gesprächsrunde im schicken Outfit anbieten, und alle spielen mimisch immer mit, obwohl das im Reclam anders steht. Zurück also zur quirligen Iphigenie (Elisabeth Kopp spielt sie gekonnt im knappen Schwarzen), die auf der Insel mit Hilfe der Göttin Diana eine Zuflucht gefunden hat vor ihrer blutrünstigen Chaosfamilie in Griechenland. Ihr Vater Agamemnon wollte sie opfern, um bei den Göttern Wind für seine Überfahrt nach Troja zu erbitten. Eine schöne Idee, doch Iphigenie entkommt. Jeder weiß: Irgendwie hat es der alte Recke aber doch geschafft übers Mittelmeer zu kommen. Geht doch. Nun ist sie auf Tauris. Thoas, König der Taurier (Michael Witte) behandelt sie gut, hat sich in sie verliebt und deswegen auch das alte Gesetz alle Fremden auf dem Altar der Diana zu opfern, ausgesetzt. Iphigenie geht es also gut, sie kann in den Tag hinein leben, hier ein paar heilige Rituale, da mal ein paar duftende Blumen auf die verwaiste Richtbank im Tempelhain, doch sie will einfach nur weg. Steht also immer am Strand und sinnt über das Meer. Ausgerechnet zurück nach Griechenland zu der Familie und dem Fluch, den die Götter ihrer Sippe auferlegt haben, weil irgend so ein Halbgott im Stammbaum mal seinen Sohn für die Göttermahlzeit frisch zubereitet hat, weil er deren Allwissenheit testen wollte. Die Geschichte erzählt die Königstochter in Oberhausen zum Aperitif, quasi auch als Entschuldigung dafür, dass sie den netten Thoas nicht ehelichen will, sie will nach Hause. „Hat nicht die Göttin, die mich rettete, allein das Recht auf mein geweihtes Leben?“ Iphigenie sucht verzweifelt und mit allen Mitteln nach Auswegen. Der König ist sauer, nimmt die Richtbank für zwei gefangen genommene Fremde wieder in Betrieb. Ein bisschen Druck muss sein. Auch Goethe konnte schon prima mit Frauen umgehen. Bis hierhin hat man sich an Zervoulakos Regie gewöhnt. Seine Abläufe innerhalb der Figurengruppe sind behutsam, aber nicht langweilig und von einer szenischen Lesung weit entfernt. Das liegt natürlich auch an den überzeugenden Schauspielern, die den nun entstehenden zusätzlichen Konflikt auch durch Bewegungsfreude auf der Couch untermalen. Denn die Gefangenen sind Iphigenies Bruder Orest (Martin Hohner) der Muttermörder und sein Freund Pylades (Michael Golab). Beide wollten die berühmte Statue der Diana klauen, was misslingt. Orest nimmt es mit Todessehnsucht, Pylades mit Fluchtgedanken. Iphigenie erkennt den Bruder, hört die neuesten Nachrichten aus der Heimat: Troja gefallen, Vater Agamemnon wegen ihr von der Mutter Klytämnestra getötet, die wieder aus Rache von Orest. Nun wollen die beiden Burschen fliehen, doch die Priesterin Iphigenie sieht sich in der heiligen Pflicht, beichtet alles beim König, der nun erst einmal richtig überredet werden will. Das schafft die geschickte Rhetorikerin. Thoas haucht noch traurig „Lebet wohl!“ und Schluss ist mit altem Fluch und greller Bühnen-Beleuchtung. Ein gradlinig inszeniertes Schauspiel und eine Hymne auf das Versmaß sind aus. Ob am glücklichen Ende die zahlreich erschienenen Jugendlichen wieder mehr Freude an den gelben Heftchen haben werden, wage ich allerdings stark zu bezweifeln. PETER ORTMANN Iphigenie auf Tauris Fr., 4.3., 19.30 Uhr Theater Oberhausen 0208 857 81 84 10 K U LT U R I N E S S E N . T U P Das Theater Neumarkt Zürich zu Gast am SCHAUSPIEL ESSEN Birgit Minichmayr Sebastian Blomberg Das Interview Nach dem Film von Theo van Gogh und dem Drehbuch von Theodor Holman Inszenierung: Martin Kušej Vorstellungen: 2.4.2011, 19:30 Uhr, Grillo-Theater 3.4.2011, 18:00 Uhr, Grillo-Theater Karten: T 02 01 81 22-200 [email protected] www.schauspiel-essen.de Premiere Legal, illegal, scheißegal. Manche Kunstform kann eben nur im Untergrund gemacht werden, Foto: Edi Szekely „Offiziell wird niemand zugeben, dass er in der Öffentlichkeit sprayt“ Das Essener Grillo-Theater wird bei „Headspin Critical Mess“ zum Tummelplatz illegaler Sprayer und Breakdancer Es waren die illegalen Straßenparties der New Yor- Was wird es denn jetzt? Ein Theaterstück? Eine ker Jugendlichen, die in den 1970er Jahren einen Choreografie? Eine Performance? neuen Lebensstil begründeten. Mit Breakdance, Sebastian Zarzutzki: Würde ich alles verneinen. Rap, DJing und Graffiti war der Hip Hop geboren. Anna K. Becker: Alles ja und alles nein. Die Art von Doch was für die einen der totale Thrill oder gar Tanz, die Samir Akika inszeniert, ist ja meist immer eine neue Kunstform im öffentlichen Raum ist, ist als Tanztheater angelegt, weil da auch gesprochen für andere Ausdruck purer Respektlosigkeit, Ver- und performt wird. Wir haben auch Live-Musiker auf wahrlosung und Kriminalität. der Bühne, also könnte es im wei„Also wir versuchen eher Schauspieler, Tänzer, Rapper und testen Sinne auch ein Musical sein. konstruktiv mit diesen SchubSprayer untersuchen in “HeadEs wird getanzt, gespielt, gesproladen von Lebensvorstellungen chen, es wird gesungen, es wird spin Critical Mess” das Spanzu jonglieren.” diskutiert, es werden relativ viele nungsfeld zwischen Bürgerlichkeit und Protest und begeben sich gemeinsam auf Spiele gespielt, vielleicht wird auch gebastelt und gemalt. Mit einem Happening würde man jetzt auch die Suche nach ganz persönlichen Geschichten. nicht falsch liegen. Performance stimmt ja immer. Wir trailer: Hip-Hop-Theater in Bochum, in Oberhau- haben Sprayer. Das Spartenübergreifende wird hier wirklich ausgekostet. sen, in Dortmund, jetzt auch in Essen? Anna K. Becker: Es ist tatsächlich ein Trend, der gerade entdeckt wird. Aber es gibt viele Adaptionen. Was ist mit dem Sprayen, das in seiner UrsprüngManche inszenieren „Romeo und Julia“ mit Hip Hop lichkeit illegal stattfindet? Im Theater kann es nur oder übernehmen nur den virtuosen Tanzaspekt. Un- legal stattfinden. Ich denke, das muss ja irgendwie ser Ansatz ist eigentlich ein anderer. Es geht um Hin- eingebunden sein in eine bestimmte Performativitergründe, um Hip-Hop als Kunstform, die kein Alibi tät. Sprayen die auf die Bühne? im Theater braucht. Auch um die Frage nach der Sub- Samir Akika: Im Theater ist das nicht so einfach. Das kultur, den künstlerischen Potentialen jenseits ihrer Sprayen dauert, man muss ja warten, bis es trocken Vermarktung. Weil wir sehr viel mit den Beteiligten ist. Dann sind ja auch noch die Musiker und Tänzer und ihrer Biografie, also ziemlich dokumentarisch ar- auf der Bühne. Erst bei der Performance wird alles beiten, ist es etwas anderes als diese Shows, die durch zusammenarbeiten. Offiziell wird niemand zugeben, Hip Hop angereichert werden. Wir versuchen das real dass er in der Öffentlichkeit sprayt. Anna K. Becker: Wir haben das momentan noch auf die Bühne zu stellen. ein bisschen ausgelagert, weil man es auf der BühNehmen wir mal den Titel. Also „Headspin“, das ne nicht machen kann; oder wenn man es da macht, kann ich mir vorstellen. „Critical Mess“, da kann dann ist es nicht mehr illegal, denn man besprüht ja nicht die Theaterwände, ohne gefragt zu haben. Aber ich mir nichts drunter vorstellen. Anna K. Becker: Das ist ein Art Wortspiel, abgelei- das ist ein wirklich spannender Punkt. Wir befinden tet von den Critical Masses. Das sind Bewegungen, uns an diesem sicheren Ort des Theaters und sprechen ähnlich wie Flashmobs, aber immer mit politischem über Dinge, die eigentlich solche Systeme stören solHintergrund. Mittels moderner, schneller Kommu- len. Fast alles, was wir machen, würde niemand ernst nikation bringt man viele Menschen an einen Ort, nehmen, sondern als Theater begreifen. Es sei denn, um zu protestieren, auch um sich als Gruppe, und wir versuchen Drogen zu verkaufen. Das wird eine unwo- gegen man ist, sichtbar zu machen. Wir haben serer Zündstellen sein, dass man sich fragt, wer kann jetzt die mess, also die Unordnung, das Chaos dazu denn was wo, ohne dass man banal kriminell wird. genommen, und den „Headspin“, diese berühmte Figur aus dem Hip-Hop. Im Graffiti gibt es auch eine Die Produktion firmiert nicht unter dem SchlagKultur des Cross, das heißt man crossed das Tag von wort Jugendtheater? jemand anders, indem man über den Schriftzug malt Nein. oder ihn durchstreicht und so zeigt, dass man den nicht gut findet. Wir haben quasi unseren eigenen Und was soll das Abo-Theaterpublikum da lernen? Titel durchgestrichen, kritisch gecrosst mit der Fra- Anna K. Becker: Also in Samirs und meiner Arbeit ge nach dem Mainstream. Der Begriff Headspin ist ist nichts, was die Leute so dringend lernen sollen, so schon fast ein Klischee und insofern eine Beleidi- aufklärerisch verstehen wir uns gar nicht. Wir ermöggung für alle Leute, die sich schon so lange damit lichen Kontakte und regen zum Nachdenken an. Wofür und wogegen war ich und bin ich jetzt? Habe ich auseinandersetzen. 12 46 früher selber Häuser besetzt, und jetzt wohne ich in der noblen Gegend? Ist auch in Ordnung, darf man ja. Auch gleichzeitig freie Szene machen und Golf spielen. Also wir versuchen eher konstruktiv mit diesen Schubladen von Lebensvorstellungen zu jonglieren. Auch um die einzige Antwort zu finden, die wir schon kennen: Man kommt den Dingen nicht bei mit diesen Schubladen. Aber es gibt zum Glück die, die immer daneben stehen. Es gibt dieses Dreieck zwischen dem Markt, der Subkultur an sich und den Potenzialen, die die Welt verändern können. Wo bleibt das Geldverdienen? Sebastian Zarzutzki: Vermarktung ist in jedem Fall ein großes Thema. Dass Jugendkulturen vereinnahmt werden, dass bestimmte Modetrends gesetzt und verkauft werden, die ganze Musikindustrie will verdienen. Anna K. Becker: Es gibt immer dieses Problem, dass die Subkultur, die Avantgarde irgendwann vereinnahmt wird von denen, die was vermarkten wollen. Spätestens dann kommt die nächste Generation, die sagt, das ist ja alles Kommerz, nur ich bin richtig Untergrund, denn wer richtig Untergrund sein will, der kann eigentlich nicht richtig die Kasse klingeln lassen. Bei den Graffitikünstlern beginnt das Problem schon bei Kunstpreisen. Wer soll die denn abholen, wenn man sich nicht enttarnen will. Also Untergrund oder berühmt werden. INTERVIEW: PETER ORTMANN Headspin Critical Mess I Sa, 26.3., 19.30 Uhr (Uraufführung) I Grillo-Theater, Essen I 0201-8122200 ZUR PERSON Anna K. Becker studierte in Gießen Angewandte Theaterwissenschaften. Sie arbeitet als freie Regisseurin und Dramaturgin in Deutschland und in der Schweiz. Samir Akika, Tanzstudium an der Essener Folkwang, erhielt den Kurt-Jooss-Förderpreis und wurde von Pina Bausch 2001 für das Förderprogramm des Hansischen GoethePreises nominiert. Sebastian Zarzutzki ist freier Regisseur und Theaterautor. Nach seinem Studium der Musik- und Theaterwissenschaften in Köln war er als Regieassistent am Rheinischen Landestheater Neuss und am Staatstheater Mainz tätig. Fotos: Theater Essen K U LT U R I N E S S E N . T U P ĽTHEATER AM MARIENTOR Ľ 12.03.2011 VOLKER PISPERS 20:00 Uhr „Bis neulich“ (aktualisierte Fassung) 26.03.2011 22. DUISBURGER TANZTAGE 15:00 Uhr 19:00 Uhr Vorfinale Kids & Teens Vorfinale Adults 27.03.2011 22. DUISBURGER TANZTAGE 17:00 Uhr Finale 20.05.2011 MANFRED LEUCHTER & IAN MELROSE 20:00 Uhr Akustikduo „World Accordion meets Fingerstyle Guitar“ 28.05.2011 SALUT SALON – UM ALLES IN DER WELT 20:00 Uhr Konzert „Um alles in der Welt“ 01.06.2011 MIKE & THE MECHANICS 20:00 Uhr „Hit The Road“ Tour 2011 Tickets bei allen bekannten VVK-Stellen oder unter www.duisburgticket.de erhältlich. Plessingstr. 20 | 47051 Duisburg | www.theater-am-marientor.de Mercatorhalle Duisburg Aktuelle Highlights ( 13.03.2011 ) 7. KAMMERKONZERT Werke von Franz Schubert ( 22.03.2011 ) ZWISCHEN KONZERT UND SINFONIE 12:00 UHR Öffentliche Probe zum 8. Philharmonischen Konzert ( 23.03.2011 + 24.03.2011 ) 8. PHILHARMONISCHES KONZERT „Zwischen Konzert und Sinfonie“ Werke von Elgar und Brahms 20:00 UHR ( 25.03.2011 ) THE TEN TENORS 20:00 UHR ( 09.04.2011 ) TOCCATA 4 16:00 UHR Orgelmusik am Samstagnachmittag (Eintritt: € 6,-) ( 10.04.2011 ) 8. KAMMERKONZERT mit Werken von Robert Schumann ( 12.04.2011 ) UNTERWEGS IN FERNEN WELTEN 12:00 Uhr Öffentliche Probe zum 9. Philharmonischen Konzert ( 13.04.2011 + 14.04.2011 ) 9. PHILHARMONISCHES KONZERT 20:00 UHR „Unterwegs in fernen Welten“; Werke von Mozart, Chen, Holst mit dem philharmonischen chor duisburg 19:00 UHR 19:00 UHR A A LTO -T H EATE R Romeo & Julia Oper von Vincenzo Bellini I C apuleti e i Montecchi (konzertante Aufführung in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln) Musikalische Leitung Stefan Soltesz Choreinstudierung Alexander Eberle Tickets bei allen bekannten VVK-Stellen & unter www.duisburgticket.de erhältlich. Service-Telefon: 0203.39306-306 (Ansage) König-Heinrich-Platz 47051 Duisburg www.mercatorhalle.de Premiere 6. März 2011 Weitere Vorstellungen 9., 11., 19., 22., 24. März; 1., 3., 6. Juli 2011 Karten T 02 01 81 22-200 [email protected] www.theater-essen.de Theater Ruhr Geschlossene Gesellschaft, Foto: Birgit Hupfeld heimat unter erde, Foto: Birgit Hupfeld „Der Heilige Paulus“ Foto: WLT Castrop-Rauxel Ewige Pein ohne Gewalt Ein pechschwarzer Ort Ein Fundamentalist Die Hölle auf Erden ist ein steinernes Gewölbe an der Bochumer Rottstraße. Doch es ist auch der tatsächliche Ort der theatralischen Verdammnis. Dorthin schickt Jean-Paul Sartre in „Geschlossene Gesellschaft“ seine drei Sünder zur ewigen Folter. Doch erster Eindruck: So schlimm ist es ja gar nicht. Sitzgruppe, Kerzen, rotes Schummerlicht. Ein sehr freundlicher Kellner im Frack. Nix also mit Fegefeuer, Streckbank, Höllenhunde. Für die drei Insassen erst einmal beruhigend. Doch diese Erfahrung ist extrem trügerisch. Oliver Paolo Thomas hat das eigentlich sehr einfach gestrickte Sartre-Stück für das RottstraßenTheater inszeniert. Ohne viel Brimborium. Mit ausgezeichneten Schauspielern und dem Gespür für die schonungslose Kriegs-Psychologie hinter den Zeilen. Erster Proband im Höllencamp ist der Journalist Garcin (Jost Grix), der den Laden „durchschaut“, den lächelnden Kellner in Diskussionen verwickelt, er weiß warum er da ist, der Pseudo-Revoluzzer weiß, wovon er redet, seine Leichen sind schlichte Feigheit im entscheidenden Moment und eine misshandelte Frau. Die schlaue lesbische Inés (Karin Moog) stößt dazu. Ihre Freundin hat sich und sie vergiftet, nachdem der verstoßene Cousin von einer Straßenbahn überrollt wurde. Garcin und Inés tragen die ersten Platzhirschkämpfe aus, können sich noch arrangieren, bis die reiche und schöne Estelle (Sonja Baum) das infernalische Trio komplettiert. Auch sie ist natürlich falsch in der Hölle. Was hat sie auch schon getan, Kindsmord und den Geliebten in den Tod getrieben. Pah. Alle versuchen erst einmal Fronten zu errichten gegen die anderen, dann Koalitionen zu bilden fürs eigene Wohlbefinden. Doch immer bleibt die Konstellation zwei gegen einen auf die Dauer lähmend, aufreibend, verletzend. Thomas gelingt dafür eine gekonnte Choreografie auf der überaus schmalen Fläche mit einer eisernen Tür ins Nirgendwo. „Der Folterknecht ist jeder von uns für die beiden anderen“. Mit dieser Erkenntnis beginnt der Weg in die ewige Verdammnis. Kein Essen, kein Schlaf, Resignation und Stereotype sind schlimmer als die Streckbank. Selbst die plötzlich offen stehende Stahltür entzündet da keine Hoffnungsschimmer mehr. Als die jungen Rapper aus der Nordstadt zu Beginn von ihrem Stadtteil sangen, konnte noch niemand wissen, dass die Dortmunder Tiefenbohrung „Heimat unter Erde“ ihre eigentlichen Reize doch eher in der Vergangenheitsbewältigung suchte. Wenn erst einmal die drei ehemaligen Steiger der Zeche von der „guten, alten“ Zechenzeit berichten, dann ist die letzte Spur vom Strukturwandel verweht, Nostalgie treibt Freudentränen in die Augen, dass Migration und die heutigen Probleme mit der vierten Gastarbeitergeneration erst durch ein Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und der Türkei vor 50 Jahren angekurbelt wurden – das bleibt Ursache, hat aber für den Reigen auf der Bühne keine unmittelbare Wirkung. Regisseur Stefan Nolte hat am Theater Dortmund zur bebilderten Heimatkunde geladen. Das theatralische Rückgrat hingegen liefert Hugo von Hofmannsthal mit dramatischen Textpassagen aus „Das Bergwerk zu Falun“. Immenser Arbeitskräftemangel in den deutschen 1960er Jahren trieb die jungen Türken ins Ruhrgebiet, hier gab es Ausbildung, Brot und Job und natürlich auch Mädchen. Ali Baykurt, gespielt vom jungen Schauspieler Orhan Müstak kam aus Anatolien nach Dortmund. Er wird 1964 Berglehrling in Dortmund und lernt bei seiner ersten Begegnung mit der fremden Kultur gleich Anna (Caroline Hanke), die Tochter des Betriebsführers, kennen. Sie verlieben sich und diese Liebe zieht sich wie ein roter Faden durch die Plattformen der Inszenierung, in der neben Rap auch der Bergmannschor „Harmonie“ der Zeche Victoria seinen Platz findet. Im Auf und Ab der Bühnenmotorik, zwischen Über- und Unterwelt treibt auch der einst verschüttete Berggeist Maciek (Ekkehard Freye) die Sozialisierung der neuen Kumpel voran. Die Motive aus Hofmannsthals Bergbaudrama werden geschickt mit echten Biografien verknüpft. Hölzern und ziemlich nervös erzählt Arif Sarıkaya seine Geschichte am Mikrophon. Zusammen mit seinen alten Kumpeln Peter Thill und Max Rehfeld sorgen sie für eine Authentizität, der man sich kaum entziehen kann. Arif ist im Prinzip Ali, Arif heiratet in Deutschland, Ari schafft es bis zum Steiger und bleibt in Deutschland. Seine Enkel werden am Ende noch einmal von diesem goldenen Ort rappen: „Hier fühl ich mich zu Haus, auch wenn ich nur ein Fremder bin“. Das Leben eines Heiligen ist definitiv kein Dauerbrenner auf deutschen Bühnen, da wird schon eher dem Atheismus gehuldigt. Aber ein Bedürfnis nach Religion, oder besser nach Spiritualität, scheint die Menschen umzutreiben, sonst gäbe es keinen Markt für Engeltarotkarten. Das entlegene Castrop-Rauxel scheint die Zeichen der Zeit zu erkennen, ohne daraus eine biedere Religionsstunde zu machen. Ein Klaus-Kinski-Spektakel ist es aber auch nicht. Der Abend ist inspiriert von dem niemals realisierten Filmprojekt Pierre Paolo Pasolinis, der bereits mit dem kontroversen Film „ Das 1. Evangelium-Matthäus“ die Welt des tiefen Glaubens bebildert hat. Religiösität wird bei Tankred Schleinschock aufgefächert zu einem Spektrum aus Mystik, Ritual, Spieltrieb, Wahn und bedingungsloser Liebe. Bereits die erste Szene versetzt in weihevolle, um nicht zu sagen weihrauchvolle Atmosphäre: Dunkelheit, ein Choral, dazu Kerzenlicht. Eine Stimmung, die sich wie ein roter Faden durchzieht, dennoch oft gekonnt gebrochen wird. Pastor Hanns Kessler liest mit samtener Stimme die Paulusbriefe. Dieses Fest des Pathos gerät allerdings nicht schwülstig, zu einfallsreich sind da die eingebauten Querverweise, etwa die Schergen der etablierten Gläubigen als Momos Graue Männer. Ein paar Slapstickeinlagen weniger hätten es aber sein dürfen. Gezeigt wird nicht einfach eine Biografie, sondern der Held tastet sich vor zu den Tiefen der Religion. Paulus, fesselnd gespielt von Andreas Kunz, ist ein Getriebener. Auf diesem Weg werden ihm Gefährten an die Seite gestellt: der umtriebige Titus, der Gelehrte Barnabas, seine Schwester. Diese hebt zwar die Frauenquote, die frauenfeindliche Haltung des biblisch-historischen Paulus wird aber nicht zum Thema. Dafür wird bei religiösem Eifer genauer hingesehen. Denn der spätere Heilige ist ein Besessener, ein Fanatiker, ein Fundamentalist – jeder Kompromiss undenkbar. Klug wird so eine Parallele zum Hier und Jetzt hergestellt. Insgesamt bleiben die angepriesenen Bezüge zur Moderne Bruchstücke: durchaus erkennbar, wenn man sie sehen möchte, unsichtbar, wenn der Blick auf Anderem ruht, fast drei Stunden Spielzeit fordernd. Eine weniger wäre tatsächlich eine Erlösung gewesen. „Geschlossene Gesellschaft“ I Fr 11. 3., 19:30 Uhr Rottstr. 5 Theater, Bochum I 0163 761 50 71 „heimat unter erde“ - memleket topragιn altιnda So, 6.3., 18 Uhr I Schauspielhaus Dortmund 0231 502 72 22 „Geschlossene Gesellschaft“ in Bochum PETER ORTMANN „heimat unter erde“ – Heimatkunde für Ruhries PETER ORTMANN 14 46 „Der Heilige Paulus“ im WLT Castrop-Rauxel ANNA SCHIFF „Der Heilige Paulus“ I 16. bis 22.5., 20 Uhr I WLT Castrop-Rauxel I 02305 97 80 20 LIEBE KANN MAN NICHT SPIELEN KASIMIR UND KAROLINE VON ÖDÖN VON HORVÁTH REGIE: LISA NIELEBOCK PREMIERE: 19.2.11 KARTEN: 0234 / 33 33 55 55 WWW.SCHAUSPIELHAUSBOCHUM.DE Theater Ruhr Closer than ever, Foto: MIR Gelsenkirchen Choke, Foto: Diana Küster MacBeth, Foto: Uwe Stratmann Liederreigen der Yuppies Zusammenhalt in der Not Marionetten der Macht Das Leben ist kein Wunschkonzert. Nach der Euphorie der Jugendjahre wartet es im fortgeschrittenen Alter mit allerlei Unbill auf. Aber: „Irgendwo gibt es immer eine Tür ...“ - und dahinter stecken auch neue Chancen. Die Botschaft des Stücks ist bewusst allgemein gehalten, schließlich soll sich in „Frau 1“, „Frau 2“, „Mann 1“ und „Mann 2“ möglichst das ganze Publikum wiedererkennen, sofern es sich mit den Problemen New Yorker Yuppies überhaupt identifizieren kann. Eine zusammenhängende Geschichte wird in „Closer Than Ever“, einer Off-Broadway-Revue von 1989, nicht erzählt. Die insgesamt 23 Songs von Komponist David Shire und Texter Richard Maltby sind als Einzelepisoden nur lose miteinander verknüpft, gesprochene Zwischendialoge gibt es überhaupt nicht. Trotzdem hat das Musiktheater im Revier den bunten Liederreigen in der Kategorie „Musical“ auf den Spielplan gesetzt. Das weckt mehr Erwartungen, als erfüllt werden können. Obwohl kein Einsatz gescheut wird, das als richtige Inszenierung auf die Bühne bringen. Mit überschaubarem Aufwand bei beachtlicher Wirkung rückt ein junges Team um Regisseur Carsten Kirchmeier die Revue ins allerbeste Licht. Auch die Darsteller glänzen mit großem Einsatz und guter Gesangsperformance. Allein das einst preisgekrönte Stück ist mittlerweile reichlich kalter Kaffee. Die Nummern um heiratswillige Frauen, die angesichts ihrer bindungsscheuen Partner endlich ihr Selbstbewusstsein entdecken, und um Jungdynamiker, die sich für ihren Erfolg auch im Fitnessstudio abrackern, sind in ihrer Klischeehaftigkeit nur noch mäßig komisch und wirken abgenutzt. Daran kann die beste Präsentation nichts ändern. Neben den guten Sängern sind mit Patricia Martin am Klavier und Günter Jackowiak am Kontrabass auch tolle Instrumentalisten zu erleben, die der finessenreich komponierten, aber oft allzu glatten Musik feine Nuancen entlocken. Dem heiteren Reigen um junge Ehe, kleine Kinder und Karriere folgt übrigens der große Katzenjammer. Die Ehen werden nun geschieden, die Männer sterben, und überhaupt ist der Lack endgültig ab. Aber, es gibt ja immer noch „irgendwo eine Tür ...“ Wenigstens das. Mit Choke wird sich an ein sensibles und angesichts des demographischen Wandels bedeutendes Thema herangewagt: Was tun, wenn ein Elternteil nicht mehr alleine kann? Das Stück der kanadischen Autorin Cathleen Rootsaert handelt von den Brüdern Dylan und Greg, die beide nicht der Pubertät entwachsen sind. Aber während Greg einer geregelten Beschäftigung nachgeht, auch wenn es „nur“ ein Job im Supermarkt ist, versumpft Dylan vollends im Peter-Pan-Syndrom, wohnt kiffend und zockend immer noch bei Mama. Diese drückt da liebevoll beide Augen ganz fest zu. Warum diese Kindmänner sich weigern, erwachsen zu werden, bleibt im Unklaren. Als die Mutter einen Schlaganfall erleidet, wandeln sich die Rollen. Dylan, geplagt von Schuldgefühlen, weil er seine Mutter so spät gefunden hat, zieht das Supermario T-Shirt aus und das verantwortungsbewusste Karohemd an. Allerdings flüchtet er in eine Traumwelt, die seine Internetfreundin Mae-Li bewohnt, die immer wieder in Alltagsfluchtszenen auftaucht. Durch die E-Mail-Korrespondenz erfährt man von seinem Innenleben und vom früh verstorbenen Vater, was eine Psychologisierung aufmacht, die so nicht aufgeht. Greg hingegen reagiert schroff und zynisch auf seine Überforderung. Seine Egozentrik wird fast schon ins Absurde gesteigert, als er das Geld seiner Mutter, vorgesehen für einen Platz im betreuten Wohnen, dazu benutzt eine Kneipe zu kaufen. Weshalb dieser verlorene Sohn so missraten sein soll? Man weiß es nicht. Braucht man auch nicht. Zum Schluss löst sich alles wie von Zauberhand in absolutes Wohlgefallen auf. Zwar gelingt der Inszenierung (Elina Finkel) mit der Darstellung des geistigen Niemandslandes der Mutter als Walzer mit einem zum Leben erwachten Plüschaffen ein poetischer Moment. Insgesamt wirkt der Abend allerdings hölzern und schablonenhaft. Die eingestreute Komik kann die knapp zwei Stunden nicht auflockern, sondern erinnert unangenehm an Vorabendserien. Trotz der Partnerschaft des Essener Schauspiels mit der städtischen Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen, die mit diesem Stück begann, gelingt der Versuch, Kunst und soziale Wirklichkeit glaubhaft miteinander zu verbinden, leider nicht. Die Welt von Heerführer McBeth ist allzeit geschützt durch einen Körperscanner. Obwohl das Piepen niemanden zu interessieren scheint. Egal wer die zentral auf der Bühne stehende rollende Tür durchschreitet – es piept. Unbewaffnet ist also niemand in der interessanten McBeth-Version von Claudia Bauer am Wuppertaler Schauspielhaus. Auch Shakespeare hätte bestimmt seine Freude an dieser abgedrehten Inszenierung gehabt. Es geht um den „großen Mord“, um Karriere als universelle Lebensform, auch wenn der zu Beglückende gar nicht will, oder zumindest nicht danach drängt. Doch die schicke Lady McBeth (Sophie Basse) weiß, was sie will. Schon beim Entree, bei dem das ungleiche Paar die Zuschauer per Handschlag begrüßt, moderiert sie offen ihre neureichen Ziele ins Mikro. Das wird schneller gehen als sie denkt, im Hintergrund lauern schon die Hexen im Nebel. Daniel Breitfelder, Sebastian Stert und Marco Wohlwend spielen sie als Ausgeburten eines Horrorfilms, mit langen, verdreckten Perücken, in zerrissenen Strumpfhosen und in einem Interieur aus Müllresten, Puppengliedern und Dreck. Dazu spielen die drei alle anderen Rollen und allein die Kostümwechsel sind eine lustvolle Angelegenheit. Claudia Bauer hinterfragt in ihrer Inszenierung mit schöner Choreografie und Personenführung auch die Wirkung von Fremdsteuerung hoher Persönlichkeiten, die, ohne das sie wollen, nach kurzer Zeit in einen unaufhaltbaren Strudel von Macht und Gier nach Geltung gezogen werden. McBeth wird dabei eigentlich nur zur Projektionsfläche der Träume seiner Gattin. „Sitting on the top of the world“, der alte Bob Wills Countryschinken, wird zum Running-Song quer durch den Klassiker, in dem natürlich blutig gemordet, elysisch gehaucht und eklig mit Erde rumgeschmiert wird. Doch zuviel Trash führt irgendwann zu überreizter Aufmerksamkeit, selbst wenn die Transformation vom treuen Heerführer zum recht dilettantischen Königsmörder nur über typische Partnerschaftsstreitereien gelingen will, die heute gern vor den Flachbildschirmen der Nation konsumiert werden. Als Gegenentwurf hängt ein oller Ölschinken auf der Bühne, der die Landschaft außerhalb des Hexenkessels zeigt, mit dem Wald, der eben immer wieder seit Shakespeares Uraufführung zu McBeths Untergang führt. „Closer Than Ever” I 4.3., 20 Uhr MiR, Gelsenkirchen I Kleines Haus I 0209 409 72 00 „Choke” I 3.3., 19 Uhr I Casa Essen 0201 812 22 00 „McBeth” I Do 10.3., 20 Uhr I Kleines Schauspielhaus Wuppertal I 0202 569 44 44 „Closer Than Ever“ im MiR KARSTEN MARK Erstaufführung von „Choke“ in der Casa Essen Ein sehenswerter McBeth ANNA SCHIFF 16 46 PETER ORTMANN FATIH AKIN Heinz-Hilpert-Theater Mi 23.03.2011, 20 Uhr Sonderpreis für Schüler / Studenten: 7 € www. tp es g . e www.dtpdesign.de Telefon: 02306 104-2299 E-Mail: [email protected] Internet: www.luenen.de\kulturbuero INE HO2T7L 7 499 02131 Mit freund Mit ffreundlicher reundliche lich r Unterstützung Unterstützung: tzung: zung: D`e`jk\i`ld]i=Xd`c`\#B`e[\i Al^\e[#Blcklile[Jgfik [\jCXe[\j Efi[i_\`e$N\jk]Xc\e THEATER AM SCHLAC SCHLACHTHOF CHTHOF NEUSS The t am Theater m Schlachthof NNeuss Blücherstraße 31-33, 4146O Neuss www.tas-neuss.de d Theater Ruhr Tanz in NRW „Die unsichtbare Hand“, Foto: Christian Nielinger „Stau“ von Anouk van Dijk, Foto: Jerry Remkes Koloraturen der Banker Pina for ever Die Krise ist vorbei und alle warten auf ihr Eintreffen. Das Moerser Theater macht sich einen polemischen Gedanken zur Lage, indem es die übliche Bankerlyrik mit einer Formulierung von Adam Smith in Bezug setzt. In seinem Buch „Der Wohlstand der Nationen“ hatte der Begründer der Nationalökonomie „die unsichtbare Hand“ als selbstregulierenden Mechanismus beschrieben, der die Unterschiede zwischen ökonomischen und sozialen Ansprüchen, zwischen Eigennutz und Gemeinwohl austariert. Die Finanzkrise wirft die Frage auf, wie es um die durchgreifende Wirkung der „unsichtbaren Hand“ heute eigentlich bestellt ist. In den vier Ecken der Theaterhalle in Moers ist jeweils ein Zelt aus rotem Samt auf-gebaut. Wie die Feldherren schreiten die Alphatiere auf einem Wegekreuz in die Mitte des Raumes, bereit zur Schlacht um den willigen Aktionär. Man trägt Grau und ist doch irgendwie derangiert, falsche geknöpfte Hose hier, zu hohe Absätze dort. Die Sätze sind durchweg O-Töne aus dem Mund von Bank-Leitwölfen wie Josef, Ackermann, Lloyd Blankfein, Richard Fuld oder Henry Paulson. Es fliegen ein paar Wurstscheiben ins Publikum: Krumen vom Tisch des Großkapitals. Eine Darstellerin befragt flüsternd aufgehängte weiße Hemden mit Krawatte. Ein wütender Investmentbanker fühlt sich während der Krise von seinen Mitmenschen behandelt wie ein Pädophiler. Dann werden die Koloraturen der leitenden Damen und Herren plötzlich martialisch: Vom Herz ausreißen oder vom Zerquetschen des Rivalen ist die Rede. „Und was sagt die unsichtbare Hand dazu“, lautet plötzlich die Frage. Alle blicken auf den Boden, doch nichts tut sich. Dafür wird die Krise als Naturkatastrophe behauptet, die die Schauspieler herumwirbelt samt ihren Umzugskartons. Eine Darstellerin muss nach der Krise mit dem Bohrer operiert werden, die Scheiße eines Bankers wird von allen gemeinsam verspeist und ans Publikum verteilt. Der Moerser Abend ist nicht frei von Hilflosigkeit. Die Kunst singt die Arien der Finanzwirtschaft nach und zeigt mit ausgestrecktem Finger auf deren Oberflächlichkeit und Lügen, überbietet sie mit Drastik oder Sarkasmus – und kommt ihr trotzdem nicht wirklich bei. Natürlich ist ein Satz wie „Die soziale Verantwortung der Bank ist es, Gewinne zu maximieren“ eine Idiotie. Die „ökonomische Geisterbeschwörung“, wie der Abend im Untertitel heißt, geht aber gerade nicht auf die Fiktionalität des finanzkapitalistischen Handelns, wie sie der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl kürzlich analysiert hat, ein. Wo alles auf Erwartungen und virtuellen Werten basiert, kann von einer Rationalität der Ökonomie nicht die Rede sein. Am Ende berichtet ein Mann vom Besuch bei Prostituierten und verschaltet ihn mit Abkürzungen für Finanzprodukte. Josef Ackermann darf sich als Gipfelstürmer und Extremsportler beweisen. Schließlich singt Reverend Billy und seine „Church of Life after Shopping“ sein Hohelied auf den Konsumverzicht –als Glaubensinhalt. Jeder beschwört eben die Geister, die ihm am genehmsten erscheinen. Von Klaus Keil Geschockt sei er gewesen und zu Tränen gerührt, so erzählt Wim Wenders, als er erstmals in den achtziger Jahren das Tanztheater von Pina Bausch erlebt hat. Besonders das Tanzstück „Café Müller“, in dem Pina bis zu ihrem Tod 2009 immer wieder getanzt hat, habe ihn sehr erschüttert. Wie ihm ist es damals vielen gegangen. Man fühlte sich von der Ambivalenz der Gefühle, die ihre Bilder auslösten, regelrecht überwältigt. In seinem dokumentarischen Film „Pina“, der bei der Berlinale uraufgeführt wurde und seit einer Woche in den deutschen Kinos läuft, bringt Wenders auch das in Erinnerung. Das Bausch-Zitat im Filmtitel „tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“, klingt wie ein Vermächtnis, das Pina, wie sie viele liebevoll nennen, der Nachwelt hinterlassen hat. Deshalb will der Film sie auch nicht als Erfinderin einer neuen Kunstform vorstellen, sondern lässt die Tänzer über ihre Arbeit mit Pina erzählen. Dazu werden Tanzszenen gezeigt, die im Freien gedreht wurden. Sind damit schon die Gren„Die Ambivalenz der Bilder zen zwischen dem Tanz und der Realität überwältigt.” überschritten, so werden mit dem 3-DVerfahren auch die räumlichen Grenzen erweitert. Und inhaltlich hatte Pina Bausch ohnehin längst die Begrenzung des Bühnenraums aufgehoben, indem sie die Probleme der Menschen, ihre Sehnsüchte und Ängste auf die Bühne gebracht hat. In ihren Stücken haben sich die Menschen wiedererkannt: liebend, leidenschaftlich, zärtlich, gewalttätig. Menschen wie sie sind, nicht wie sie in einer normierten Gesellschaft sein sollen. Den Film wollten Pina und Wim Wenders gemeinsam drehen. Dann starb sie und Wenders wollte aufhören. Doch die Tänzer drängten ihn, weiter zu machen. Wie gut, denn der 100-minütige Film ist zum beeindruckenden Dokument einer Kunstform geworden. „Mich hat Bewegung als solche vorher nie berührt“, sagt Wim Wenders, „ich habe die immer als gegeben vorausgesetzt. Man bewegt sich eben. Alles bewegt sich. Erst durch Pinas Tanztheater habe ich auf Bewegungen, Gesten, Haltungen, Gebärden, Körpersprache achten gelernt. Und diese dadurch erst achten gelernt“. „Die unsichtbare Hand“ am Schlosstheater Moers HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Die unsichtbare Hand“ R: Ulrich Greb Schlosstheater Moers 4., 12.3. I 19.30 Uhr „tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren“ Grenzen überschreiten Eine andere Choreografin, die die traditionellen Grenzen des Theaters aufbricht und die Begrenzung des Bühnenraums mit in ihre Tanzstücke einplant, ist Anouk van Dijk. In ihrem Tanzstück „Stau“, das vom 10. bis 12. März in der Halle Kalk in Köln aufgeführt wird, geht sie sogar noch einen Schritt weiter. Sie sucht nach einer neuen Form der Beziehung zwischen Darsteller und Publikum. Das anfangs begrenzte Bühnenquadrat dehnt und weitet sich zu einem grenzenlosen Raum, in dem sich mit dem Stück auch die Beziehung zum Zuschauer verändert. Spielerisch, humorvoll, bewegend, theatral entwickelt sich die physische Nähe in „Stau“ zu emotionaler Intimität. Solche Nähe zuzulassen, ist nicht jedermanns Sache. Bei Anouk van Dijk wird anders inszeniert und anders getanzt als bei Pina Bausch. Doch die emotionalen Erfahrungen, die man als Zuschauer macht, sind ähnlich. Es ist seltsam, Klaus Keil ist Journaso die Tanzkritik, dass wir Menschen für diese Erfahrung list, Tanzkritiker und eine Tanzaufführung brauchen. Hochschuldozent „Stau“ I Do. 10.3. - Sa. 12.3., je 20 Uhr I Halle Kalk Köln www.pina-bausch.de I www.schauspielkoeln.de 18 46 rt: e i t n e s prä Highlights MÄRZ 1 1 Sa. 05.03. 2 Fr. 11.03. 3 Sa. 12.03. 4 Do. 17.03. 5 Fr. 18.03. 6 Fr. 04.03. 2 Sa. 19.03. 3 So. 20.03. Fr. 25.03. Mi. 25.03. 4 Sa. 26.03. Sa./So. 26./27.03. Vorschau: 5 jeden Dienstag 6 Cabaret Queue Sebastian Cabaret Queue Der Krämer www.CabaretQueue.de Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 7 „Akademie der Sehnsucht“ Obel „Alles rund - Obel earth“ Bardowicks „Mann mit Eiern“ Cabaret Queue Holger Paetz „Gott hatte genug Zeit“ Schwerte Rohrmeisterei Wilfried Schmickler „Weiter“ Cabaret Queue Thomas Koch + KSK Koch liest Ghostwriter - ein Mann liest zurück 7 Cabaret Queue Der Telök „Das Schnuckiputz Inferno“ Cabaret Queue Reiner Kröhnert „Das Jesus Comeback - oder sind wir noch Papst?“ 8 9 Cabaret Queue Emmi & Herr Willnowsky „Forever alive“ Schwerte 10 Rohrmeisterei Matze Knop 11 Cabaret Queue Andrea Badey PREMIERE: „Wer mit sich selbst fremd geht…“ 12 PZ-Hombruch Herbert Knebels Affentheater Cabaret Queue Ken 01./02.04. Ape/Feuerstein; 04.04. Fatih Cevikkollu; 08./09.04. Simone Fleck; 15./16.04. Premiere Hubert Burghardt; 22.-25.04 Lioba Albus; ab 29.04. bis 17.06. Dinner Attacke am Freitag; 06.05. WDR2-Lachen live; 14.05. Sabine Wiegand CabaretQueue jeden Mittwoch CabaretQueue jeden Donnerstag CabaretQueue Tango Salon mit DJ Topolino Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler Thirty Wonderland die Ü-30-Party 8 9 10 11 12 13 13 o! 3 E u r nt 2 b a e ts Ticke -Arrangem enü m e u g M i Prem nkl. 3 - Gän ! ts i u ro Ticke ab 55, 50 E Dieses innovative Ensemble ist atemberaubend! Vom 10. März bis 1. Mai 2011 Tickethotline: (02 01) 2 47 93 93 Rottstraße 30 · 45127 Essen · variete.de 19 Klassik in NRW Moderner Wintergarten für Bach, Foto: Jens van Zoest Glas, Stahl und Beton Bachs „Kunst der Fuge“ als Video Von Olaf Weiden Mit Weichzeichner und rundlicher Beschaulichkeit lässt es sich im Gegensatz zur Architektur des Barock den architektonischen Machenschaften in der Musik eines Johann Sebastian Bachs nicht nahe kommen. Doppelung der Eindrücke, wie verschiedene Konzertreihen in NRW durch Musikdarbietung „Kamerafahrten wirken wie in historisch passendem Ambiente ver- Einblicke in ein Mausoleum“ mitteln wollen, führen oft zu intensiven Erlebnissen für Auge und Ohr. Noch extremer greifen natürlich Versuche, sinfonische Musik mit filmischem Material zu bebildern, Brahms mit blühenden Landschaften, eine Alpensinfonie von Richard Strauss mit mächtigen Felsmassiven oder „Die Moldau“ mit sprudelndem Quellwasser: Alle diese Anstrengungen und optischen Verführungen liefern der Musik programmatische Inhalte, die sie so konkret nie eingefordert hat. „Die Kunst der Fuge“ bleibt wohl immer ein magisches Werk für die Künstler der Alten Musik, viele Rätsel heften sich an diese späte Sammlung, deren letzte Fuge die Buchstaben B-A-C-H haucht und dann abreißt: ein Opus ultimum. Im Jahre 2007 machte sich das Spezial-Ensemble „Musica Antiqua Köln“, das sich bereits 2006 offiziell als aufgelöst gemeldet hatte, posthum auf, um ein besonderes Experiment – dreißig Jahre waren die Musiker unter der Führung Reinhard Goebels keiner Herausforderung aus dem Weg gegangen und hatten revolutionäre Interpretationen abgeliefert – ebenfalls als „Opus ultimum“ einzuspielen. „Die Kunst der Fuge“ als Filmkonzert ohne Publikum, mathematisch geprägte Musik in einer sachlich-statisch geprägten Architektur von ebenfalls erhabener Größe: Der Stararchitekt Tadao Ando hatte auf einer ehemaligen Nato-Basis zwischen Neuss und Düsseldorf das Kunst- und Ausstellungshaus der Langen Foundation gebaut, ein filigranes Werk aus Stahl, Glas und Beton mit herrlichen Ausblicken und Durchsichten, das 2004 eröffnet wurde. Der Regisseur Enrique Sánchez Lansch realisierte diese WDR Produktion, die filmisch das Gebäude, die Umgebung, die Musiker in den Sälen und die Natur aus Licht und ziehenden Wolken mit der Musik synchronisiert – ohne sie bedrängen oder befummeln zu wollen. Goebel lässt diverse Fugen von seinem Cembalisten Léon Berben intonieren, manchmal im Duett mit dem Kollegen Wolfgang Kostujak am zweiten Cembalo. So wechselt Saitenzupfen mit dem üppigen Klang des Streichquartetts. Brisant macht dieses Vermächtnis aus Bild und Musik natürlich auch die Tatsache, dass dieses Ensemble bereits zur Aufnahme gar nicht mehr existierte. Und so wirken die Kamerafahrten an den glatten Betonwänden wie Einblicke in ein Mausoleum oder eine Pyramide, deren Architektur ja auch entscheidend von rechnerischen Verhältnissen und Ausrichtungen bestimmt wurde. Für Freunde der „Musica Antiqua“ bietet die vor wenigen Tagen erschienene DVD eine sympathische Auffrischung der Erinnerung an die Konzerte mit dem Ensemble und seinem oft ruppigen Meister: Goebel selbst wirkt übrigens beinahe Olaf Weiden arbeitet wehmütig in dieser einzigartigen Situation seines Enals Musiker und Musikkritiker in NRW. sembles: Wer produziert schon posthum ein Requiem? Musica Antiqua Köln DVD – Johann Sebastian Bach: Die Kunst der Fuge 20 THEATER FLETCH BIZZEL Mi. Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de März 11 02.03. MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW mit Emscherblut „Sekt oder Selters € 15,-/10,- Fr. 04. + Sa. 05.03. BJÖRN JUNG „War das jetzt schon Sex? oder Mann in Not“ Fr. € 15,-/10,- 11.03. LUNA UND LATÜCHTE „Geschüttelt und Gerührt“ € 15,-/10,- Sa. 12.+ So. 13.03. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ € 15,-/10,- Fr. 18. + Sa. 19.03. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL Premiere! Fr. 25. + Sa. 26.03. BIANKA LAMMERT „Das kunstseidene Mädchen“ € 15,-/10,- Veranstaltungsbeginn: 20.30 Uhr · So. 19.00 Uhr TURBO PROP THEATER „Die Schmuddels feiern Karneval“ · Mi. 02.03. -10 Uhr · So. 06.03. -11 + 15Uhr THEATER TURBINE „Hokus Pokus Zauberkiste“ · So. 20.03.-11 Uhr · Mi. 23.03.-10 Uhr So. 27.03.- 11 Uhr MUSIKTHEATER Martin Hörster & Klaus Neuhaus · „Heut ist Karneval“ Do. 03.03.-10 Uhr Ensemble Fletch Bizzel „Der Lindwurm und der Schmetterling“ · Do. 17.03.-10 Uhr Sabine Kreter-Neuhaus „Der kleine Wolfgang Amadeus“ · Do. 24.03.-10 Uhr GEIERABEND 2010 13. Jan. - 08. März 2011 - „POTT TO GO“ Zeche Zollern II/IV · Grubenweg 5 · DO-Bövinghausen Theater Aktuell Kampf mit den Schatten der Vergangenheit Familiendrama ster Premiere am Fr, 18.03.11, 20.00 Uhr .P %J 4P %P 6IS 6IS 6IS 6IS 4P .J 4B 'S 6IS 6IS 6IS 6IS www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 %BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT Spielzeit 2010/11 – kämpfen! Henrik Ibsen Theater demnächst Cool. Unsere Grugahalle 02 | 03 | 2011 Dr. Eckart von Hirschhausen „Liebesbeweise“ 04 | 03 | 2011 37. Essener Volkskarneval Galasitzung 13 | 03 | 2011 Pur Live und Akustisch 19 | 03 | 2011 Atze Schröder Revolution Es geht wie immer um die schwierige Balance zwischen Glück und Unheil 26 | 03 | 2011 Suberg’s Ü-30 Party Der große Party-Spaß 28 | 03 | 2011 Nils Landgren & The Bohuslän Big Band Featuring the music of Cole Porter 15 | 05 | 2011 Herbert Knebel Solo „Ich glaub, ich geh kaputt…“ 24 | 06 | 2011 Blink-182 Die Punk-Rocker live auf Tour 02 | 10 | 2011 Helge Schneider „Buxe voll!“ 03 | 12 | 2011 21. Oldie Night u.a. mit Racey, T. Rex, Dozy, Beaky, Mick & Tich 17 | 12 | 2011 Wise Guys Wunsch-Tour 2011 19 | 01 | 2012 Martin Rütter Hund – Deutsch / Deutsch – Hund Wer hat an der Uhr gedreht? Schon wieder Ferien für gestresste Kinder und reisefreudige Pädagogen? Das Theatertreffen in Duisburg muss jedenfalls terminlich vorrücken. Vor den Kurztrip an die Pyramiden oder den billigen Badegenuss in Tunesien. Aber auch vor die Ruhrfestspiele in Recklinghausen und die „Stücke“ in Mülheim. Dafür versprechen Theater aus Berlin, Frankfurt, Hannover, Bochum und Wien aber die wiedererstarkte „Sehnsucht nach Glück“, trotz Freude im Urlaub, Spaß am Besitz oder nur eine gelungene Beziehung. Der Duisburger Jugendclub „Spieltrieb“ zeigt die deutschsprachige Erstaufführung des Stückes „Gemeinschaftskunde“ des britischen Autors Mark Ravenhill. Hier geht es um die schwierige Auseinandersetzung mit dem Schwulsein und ums Küssen. Auch in Phädra geht es um obsessive Leidenschaft. Die Frau des Königs von Athen ist rasend verliebt in ihren Stiefsohn Hippolytos. Als sie erfährt, dass ihr Mann in der Fremde gestorben ist, gesteht sie ihm diese verbotene Leidenschaft. Der aber weist sie zurück, denn seine Liebe gehört Aricia. Verboten ist dies auch, denn Aricia besitzt Ansprüche auf den Thron und wird deshalb von Hippolytos‘ Vater gefangen gehalten. Und plötzlich kehrt der tot geglaubte Vater und Ehemann zurück. Die Inszenierung des Schauspiel Frankfurt seziert dieses unbarmherzige Liebes-Chaos bis ins Kleinste. Ganz anders ist das Stück „Benefiz“ von ausundproductions in Koproduktion mit dem Verein Freunde des Theaters an der Rott e.V. und Eigenreich Berlin. Hier proben fünf Schauspieler eine Spendengala. Es gilt für jeden einen Afrikaner zu retten. Doch wie kann man die Spendenbereitschaft der Zuschauer am besten wecken? Wie informieren, ohne zu langweilen? Die Proben geraten nach und nach zu einem absurden Eiertanz um die so genannte political correctness und sie werden auch zu einem bitterbösen Schaulauf zwischen eigenen Eitelkeiten, falscher Betroffenheit, echter Betroffenheit und inszenierter Betroffenheit. Die Sehnsucht nach Glück bleibt bisher auf der Strecke. Ein Überangebot an Unterhaltung, Ablenkung und Lebenszeitvernichtung macht den ungetrübten Blick auf die Wirklichkeit und seine Position darin immer schwerer. Diese Macht der flimmernden Bilder hat scheinbar auch die Theaterbühnen erreicht. Vier Videoleinwände und gleich zwei Live-Kameras benutzt Matthias Hartmann am Burgtheater Wien um seine Version des Goethe-Klassikers Faust (Zweiter Teil) zu inszenieren. In diesem doch seltener gespielten Teil wird Faust im Schlaf durch Elfen von Erinnerungen und schlechtem Gewissen befreit. Kaum aufgewacht geht es an den Hof des Kaisers. Mithilfe von Mephisto rettet er das marode Reich kurzfristig durch die Erfindung des Papiergeldes. Danach macht ihn Mephisto zum Zeugen der Erschaffung des Homunkulus, der ihm den Weg ins antike Griechenland weist. Hier sucht Faust die Erfüllung seines Sehnens in der Gestalt von Helena, dem schönsten Wesen auf Erden. Doch auch das Glück mit ihr dauert nur einen traumhaften Augenblick. Aber wie viel das eigentlich schon ist, lässt sich kaum ermessen. Der regelmäßige Theatergänger kann eine Ballade davon singen. Terminstand: Februar 2011 . Änderungen vorbehalten Schauplatz der Sehnsucht nach Glück, das Theater Duisburg, Foto: Theater Duisburg Die theatralische 11er Wette PETER ORTMANN MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr [email protected] . www.grugahalle.de Theatertreffen Duisburg 24.3. bis 10.4. I 0203 30 09 10 0 22 46 Die Mutter aller Ruhrgebietskomödien rigin O s a d d Wir sin al . im GREND · Westfalenstr. 311 · 45276 Essen Kartenvorverkauf + Vorbestellung (Di, Do, Fr 16 - 19 Uhr) Telefon 0201 - 851 32 Karten sind auch an allen CTS-Vorverkaufsstellen erhältlich Freitag, 04.03.2011 / 20.00 Uhr ZURÜCK ZUM HAPPY END Komödie von Frank Pinkus Samstag, 05.03.2011 / 20.00 Uhr Samstag, 19.03.2011 / 20.00 Uhr EIN SCHÖNER SCHLAWINER Komödie von Pierre Chesnot Freitag, 11.03.2011 / 20.00 Uhr Sonntag, 20.03.2011 / 19.00 Uhr EIN JOGHURT FÜR ZWEI Ein (Wellness) Lustspiel von Stanley Price Samstag, 12.03.2011 / 20.00 Uhr Freitag, 25.03.2011 / 20.00 Uhr ALLES IM GARTEN Schwarze Komödie von Edward Albee Freitag, 18.03.2011 / 20.00 Uhr GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT Schauspiel von Jean-Paul Sartre Samstag, 26.03.2011 / 20.00 Uhr PLÖTZLICH UND UNERWARTET Kriminalstück von Francis Durbridge Sonntag, 27.03.2011 / 19.00 Uhr Aktuelle Eintrittspreise: Reihe 1 bis 4 Reihe 5 bis 7 Kinder bis 13 Jahre UND DANN GAB´S KEINES MEHR Kriminalstück von Agatha Christie 15,- € / erm. 13,- € 13,- € / erm. 11,- € 8,- € pro Platz Gänsemarkt 42 · 45127 Essen · Tel. 02 01/ 52 098 52 www.kleines-theater-essen.de · [email protected] Opernzeit - unsere Zeit Diktieren Hausse und Baisse das Schicksal der Menschen?, Foto: Michael-Grabscheit/pixelio.de Oper in NRW Hauptträger der Komik: Der freche Hofnarr Trufaldino (l.) und der Prinz. Foto: Pedro Malinowski Geld darf alles! Kurzweilig, farbenfroh und mäßig witzig Was passiert mit einer Gesellschaft, die alles erlaubt, nur eines nicht: Kein Geld zu haben? Diese provozierende Frage stellen Brecht und Weill in ihrer Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ und lösten damit bei der Uraufführung 1930 in Leipzig einen der größten Theaterskandale des 20. Jahrhunderts aus. Das konservative Premierenpublikum stürmte die Bühne, vor dem Theater randalierten die Nationalsozialisten, so dass die Folgeaufführungen unter Polizeischutz stattfinden mussten. Geplante Aufführungen in anderen Städten wurden abgesetzt. Das Stück traf den Nerv der Zeit. Es verarbeitet die Erfahrungen des „Brecht und Weill hauen dem entfesselten Kapitalismus der goldenen Publikum die bürgerliche 20er, der zur Weltwirtschaftskrise 1929 Kunstform der Oper regelrecht führte und in der Folge zur Auflösung der um die Ohren“ demokratischen Grundordnung in Deutschland. Heute ist die Thematik aktueller denn je, da aus der Krise 2008 nach dem Zusammenbruch von Lehmann-Brothers keine grundsätzlichen Konsequenzen gezogen wurden. Spitzenmanager freuen sich weiterhin über saftige Boni, während sich Regierung und Oppostion über eine Erhöhung des Hartz IV Regelsatzes um fünf Euro streiten. „Die Hauptfigur des Stückes ist die Stadt, die aus den Bedürfnissen des Menschen entsteht und durch die Bedürfnisse des Menschen zugrunde geht“, schreibt Kurt Weill über Mahagonny. Mitten in der Wüste - wer denkt hier nicht an Las Vegas - gründen drei Verbrecher auf der Flucht diese Stadt. Sie erlebt einen rasanten Aufstieg, es herrscht Goldgräberstimmung, doch bald greift Langeweile um sich. Die Preise fallen angesichts des Missverhältnisses von Angebot und Nachfrage, die erste Krise kündigt sich an. Ausgerechnet ein Hurrikan bringt die entscheidende Wende zum vermeintlich Besseren: Angesichts des drohenden Untergangs wird das Gesetz der menschlichen Glückseligkeit erlassen: Jeder darf tun, was ihm gefällt, alles ist erlaubt, es gibt keine Tabus mehr. Wie durch ein Wunder zieht das Unwetter vorbei und es herrscht Hochbetrieb wie nie zuvor in der Stadt der unbegrenzten Möglichkeiten: Fressen und Saufen bis zum Exitus, Prostitution, Gewaltexzesse. Es gibt erste Tote. Alles ist erlaubt, nur eines nicht: Kein Geld zu haben ist das größte Verbrechen. Wer nicht zahlen kann, wird mit dem Tode bestraft, wohingegen Mord nicht geahndet wird. Brecht und Weill hauen dem Publikum die bürgerliche Kunstform der Oper regelrecht um die Ohren. Die musikalischen Mittel und die inhaltliche Aggressivität gehen weit über die Dreigroschenoper von 1928 hinaus. Die groteske Überzeichnung der herkömmlichen Nummernoper und ihrer Dramaturgie entlarvt die Verlogenheit einer in sich maroden Gesellschaft. Weill karikiert in seinen verzerrten Stilkopien Bach und Händel ebenso wie Verdi und Weber und montiert vulgäre Schlager, wie den legendären Alabama-Song neben LyrischEmpfindsames. Dialoge werden ersetzt durch Texte, die zwischen den Musiknummern eingeblendet werden. Die grelle Collage erlaubt dem Zuschauer keine Identifikation mit den Bühnengeschehen mehr, sondern fordert ihn auf, sich mit diesem auseinanderzusetzen. Mahagonny sei ein Erlebnis, schreibt Brecht nicht unbescheiden, ein Spaß und deshalb werde die Oper Mahagonny dem Unvernünftigen der Kunstgattung Oper bewusst gerecht. Am Ende geht das goldene Zeitalter der Stadt Mahagonny in Chaos und Anarchie unter – ein unendlicher Spaß, ein Vergnügen, bei dem einem das Lachen im Halse stecken bleibt. Von Karsten Mark Fast könnte man meinen, er habe sein Publikum ärgern wollen. Allem, was es an der Oper so liebte, erteilte Sergej Prokofjew eine deutliche Abfuhr: kein Pathos, keine Psychologie und kein Realismus. Und doch wurde seine skurrile Märchenoper „Die Liebe zu den drei Orangen“ einer der beliebtesten Klassiker der Moderne. Das Musiktheater im Revier hat den kurzen schwarzhumorigen Vierakter von einem Fernsehmann in Szene setzen lassen. Elmar Gehlen, Jahrgang 1943, ist als Schauspieler bekannt aus der ZDF-Serie „Küstenwache“, führt bei Fernsehproduktionen auch Regie und versucht sich seit einigen Jahren ebenfalls als Opernregisseur. In Gelsenkirchen inszenierte er 2009 Mozarts Entführung aus dem Serail – farbenfroh und harmlos. Auch heute zeichnet sich Gehlen, der seine Karriere einst als Dekorateur und Bühnenbildner begann, für Regie und Bühne (mit Beata Kornatowska) zugleich verantwortlich. Wieder ist es eine äußerst farbenfrohe Inszenierung, was gleichwohl vor allem den Kostümen von Martina Feldmann zu verdanken ist. Als Spielfläche präsentiert „Eine ungemeine dichte, poinGehlen durch alle vier Akte hindurch tierte und temporeiche Musik” eine Tribünenkonstruktion mit schmalen Terrassen. Mit ihr lässt sich das zahlreiche Personal gut unterbringen, das vor allem durch den großen Chor vertreten ist. Die Spielmöglichkeiten grenzt es allerdings auch ein, was schwierig ist bei einem Stück, das sich ausgiebig der Stilmittel der spielfreudigen Commedia dell´arte bedient. Die Regie löst das Problem zum Teil, indem sie auch den hinteren Teil der Bühne nutzt und dem Publikum diesen über einen großen, schräg angebrachten Spiegel sichtbar macht. Die Verschiebung der Perspektive bringt einige witzige optische Effekte, akustisch an einigen Stellen auch kleine Einschränkungen. Dass „Die Liebe zu den drei Orangen“ durchaus Erfolg bei einem breiten Publikum hat, liegt wohl daran, dass Prokofjew letztlich nicht ganz so radikal komponierte, wie es auf den ersten Blick erscheint. Die Vorliebe fürs Pathetische etwa wird zwar nicht direkt bedient, doch über den Umweg der Persiflage und der Anklänge wird das Bedürfnis dennoch ein Stück weit gestillt. Prokofjew schrieb eine ungemeine dichte, pointierte und temporeiche Musik, in der er sich viele harmonische und rhythmische Freiheiten nimmt, dabei aber immer wieder auf melodisch einfaches, volkstümliches Material zurückkommt. Dirigent Rasmus Baumann und die Neue Philharmonie Westfalen erfüllen die farbenreiche, teils impressionistisch schillernde Partitur durchweg mit Schwung und Leben. Der Funke springt sowohl auf die Solisten als auch auf den bemerkenswert kraftvollen Chor über. Leider sind die widerstreitenden Gruppen innerhalb des Chores – die Anhänger der Komödie, der Tragödie, der Lyrik sowie die Hohlköpfe und die Sonderlinge – optisch nicht unterscheidbar, die Komik geht somit in einheitsgrauer Straßenkleidung verloren. Komisches Talent beweisen unterdessen vor allen William Saetre als frecher Hofnarr Trufaldino mit schlankem silbrigem Tenor und Lars-Oliver Rühl als Prinz von der traurigen Karsten Mark ist freier Gestalt, der seiner Heldenpartie einen schönen ironischen Journalist und lebt im Ruhrgebiet. Kultur und Einschlag verleiht. Die junge Sopranistin Alfia Kamalova besonders das Mumuss als einzige überlebende Orangen-Prinzessin lange auf siktheater gehören zu seinen Schwerpunkten. ihren Einsatz warten, bestreitet dafür ein glänzendes Finale. Premiere am 23. März in der Oper Köln l weitere Vorstellungen im März und April www.operkoeln.com „Die Liebe zu den drei Orangen“ I 13.3., 18 Uhr I MiR, Gelsenkirchen 0209 409 72 00 24 Eine Märchenoper: „Die Liebe zu den drei Orangen“ am MiR Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny KERSTIN MARIA PÖHLER MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN DER feierliche Auftakt der Ballett-Saison 10.11 und überdies Ballettdirektor Bernd Schindowskis letzte Premiere im Großen Haus. GEDANKEN EINES ZWEIFLERS SCHOSTAKOWITSCH 14. & FLAUBERT Ballett von Bernd Schindowski TERM INE 5. , 11., 2 7 7., 10. März 2011 April 2 011 WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209. 4097-200 PROGR AMM 03–011 Komikzentrum Ruhr Sia Korthaus weiß, warum Glückskekse krümeln, Foto: Danny Frede Anleitungen zum Glücklichsein Wie man den Alltag mit Hirn, Humor und Hintersinn bewältigt Was unterscheidet einen witzigen Heimathirsch aus Südtirol von einem aus dem Ruhrgebiet? Die Antwort: Konrad Beikircher nennt sein Programm „Schön ist es auch anderswo“, Frank Goosen dagegen sagt es mit den Worten seines Oppas: „Woanders is auch scheiße“. Deutlicher könnte der Graben zwischen den verschiedenen Humorzentren nicht zutage gefördert werden. Hier der diplomatisch herum lavierende Südtiroler, dort der Bochumer, der sagt, was Sache ist. Dass der in Bonn lebende Beikircher sich am 11. März in die Gelsenkirchener Kaue traut, beweist, dass der Mann Mut hat. Was bestimmt belohnt werden wird – spätestens dann, wenn er in den Komödianten-Himmel kommt. Anders gelagert ist die Sache bei Sia Korthaus: Sie wird sich noch eine Weile gedulden müssen, bis sie als blond gelockter Engel unter den himmlischen Heerscharen aktiv werden darf. Bis dahin macht sie sich jede Menge Gedanken über den Sinn des Lebens – und teilt die Ergebnisse ihrer anstrengenden Kopfarbeit den Zuschauern mit – und zwar in ihrem Programm „Auch Glückskekse krümeln“ (am 31. März im Duisburger Hundertmeister). Als ehemalige Pharmareferentin in der Lombardei ist sie geradezu prädestiniert für knifflige ProblemLösungsstrategien. Wer sich wünscht, zwei Stunden hintereinander glücklich zu sein, braucht das nicht dem Universum mitzuteilen, sondern sollte sich lediglich Eintrittskarten für den puppenlustigen Streifzug durch die Welt von heute besorgen. Aus München angereist kommt Andreas Giebel, ein gestandenes Mannsbild, das sich in seinem Programm „Das Rauschen der Bäume“ fragt, was eigentlich los ist und warum die diversen Pläne für ein glückliches Leben ums Verrecken nicht funktionieren: Lotte will alles richtig machen, Horst steigt auf Berge, Viona findet aus ihrer inneren Einkehr nicht hinaus und Anton setzt alle Hoffnungen auf einen winzig kleinen Bildschirm. Mit seinem sehr dezenten bayerischen Idiom – vulgo: man versteht jedes Wort – tritt Giebel am 18. März im Oberhausener Ebertbad auf. „Ich bin nicht sauer, ich bin aus Berlin“, raunzt Cloozy Haber, die Schöpferin der Vorstandssekretärin Helga Raspel. Zu deren Hobbys zählen blickdichte geblümte Blusen, ihren Gästen serviert sie Hundefutter mit Bärlauch und in ihrer Freizeit setzt sie sich für die „Anonymen Astronauten“ ein, vereinsamte Menschen, die ohne Krankenversicherung und ohne Taschentücher auf der Milchstraße herum irren. Unterstellungen, sie habe sich zur Vorstandssekretärin hoch gegrätscht, weist sie empört von sich. Hat sie als Bürokraft aus Leidenschaft auch nicht nötig. Ausgestattet mit surrealer Phantasie und subversivem Anarchismus locht sich Helga durch den Alltag, entfernt in Pferdekalendern schon mal die Augen der Tiere und schaut sich Dokumentationen über Steuerhinterziehung in der Kreidezeit an. Eines ihrer Talente besteht in der perfekten Nachahmung europäischer Vogelstimmen und dem Zelebrieren von tiefen Stoßseufzern. Außerdem zeigt Cloozy als begnadete Handpuppen-Spielerin (am 4. März im Bochumer Bahnhof Langendreer), was herauskommt, wenn sich Komik mit Intelligenz und spielerischer Ausdruckskraft paart: Ein Ereignis – verspricht Ihnen Ihre stets über Tage lebende ANNE NÜME 26 7 BAHNHOF LANGENDREER 03 / 11 BO ” WALLBAUMWEG 108 TEL.: 0234 / 687 16 10 www.bahnhof-langendreer.de FR 04.03. Cloozy Haber 20 Uhr ’Cloozy und Konsorten∆ MO 07.03 RatzFatz 15 Uhr Kinderkarneval DO 10.03. Gregor Meyle 20 Uhr ’meylenweit∆ FR 11.03. Heinz Ratz 20 Uhr ’Tour der 1000 Brücken∆ DO 17.03. Maserati ’Pyramid Of 20 Uhr The Sun∆ √ Post Rock SO 20.03. Daniel Basso & 20 Uhr Mirko van Stiphaut Popolski ’After Show∆ DO 24.03. Max Pashm ’Never 20 Uhr Mind the Balkans∆ FR 25.03. Volk & Knecht 20 Uhr Comedy SA 26.03. Esther Bejarano & 20 Uhr Microphone Mafia SO 27.03. Stadthalle WAT 20 Uhr Vince Ebert ’Freiheit ist allles∆ DI 29.03. Watcha Clan 20 Uhr ’Radio Babel∆ MI 30.03. Itchy Poopzkid 20 Uhr ’Lights out London∆ Vorverkauf im Endstation Kino Café täglich von 19.00 √ 22.30 Uhr Musical in NRW „The Rocky Horror Show“, Foto: Matthias Stutte Im Theater ist die Hölle los Krefeld feiert die „Rocky Horror Show“ Von Rolf-Ruediger Hamacher Als 1977 die Programmkino-Landschaft noch in Ordnung war, mischte im Kölner „Unicenter“-Kino ein Film die Szene auf, der von den MainstreamVerleihern schon als Flop abgeschrieben war: Die Verfilmung des 1973 uraufgeführten Musicals „The Rocky Horror Show“. Die Vorstellungen der bizarren Parodie auf Horror-, Musical- und Science-Fiction-Filme wurden zum Happening: das Publikum kam in Strapsen, war „bewaffnet“ mit Reis, Wasserpistolen und Klopapier, um alles „auf Stichwort“ einzusetzen. Nach diesem „Vorlauf“ eroberte die in London mittlerweile zum Kult-Musical aufgestiegene „Rocky Horror Show“ (2.960 Vorstellungen en Suite) auch die deutschen Bühnen. Nur in Köln hat sich bis heute kein Theater an eine eigene Inszenierung gewagt, obwohl die Stadt vor Zielpublikum nur so überquillt. Glücklicherweise ignorieren die meisten NRW-Theater das Genre nicht so sträflich. So kann man jetzt in Krefeld, das sich zu einer weit über die regionalen Grenzen hinaus strahlenden Hochburg des Musicals entwickelt hat, wieder einmal die „Rocky Horror Show“ genießen. Der neue Intendant der Krefeld-Mönchengladbacher Bühnen, Michael Grosse, hat noch nicht jenes glückliche Händchen, dass sein Vorgänger bei der Auswahl der Regisseure und Schauspieler hatte, sodass sich in den zur Zeit laufenden Musicals „Me and my Girl“ (Regie: Georg Köhl) und „Rocky Horror Show“ (Regie:Frank Matthus) doch einige Geschmacksunsicherheiten eingeschlichen haben. Sind es bei dem einen die allzu zeitgeistige Dialog-Überarbeitung, ist es bei der „Rocky Horror Show“ eine nicht gerade familienfreundliche Inszenierung der erotischen Schattenspiele, wenn Frank´n´Furter Janet und Brad verführt. Abgesehen von diesem Missgriff braucht Matthus‘ Inszenierung auch etwas Anlaufzeit, um jene „Temperatur“ zu erreichen, die das Publikum dann letztendlich mitreißt. Das liegt vor allem an dem wenig charismatischen Auftritt der beiden Verlobten Janet (Felicitas Breest) und Brad (Ronny Tomiska) in der Eröffnungsszene, als sie nach einer Autopanne am Schlosstor des Transvestiten-Fürsten Frank´n´Furter klingeln. Vor allem Felicitas Breests dünnes Stimmchen will einfach nicht über die Bühnenrampe kommen. Immerhin ist sie hübsch anzusehen, was einen dann bis zum Auftritt des Straps-gewandeten Adrian Linke (Frank´n´Furter) bei der Stange hält. Linke beherrscht fortan die von Johanna Maria Burkhart stimmungsvoll gestaltete „Horror-Atmosphäre“, in der der lüsterne Transvestit seinem Namen mit der Erschaffung von „Rocky“ und dem Verspeisen des Rockers Eddie alle Ehre macht. Der Erzähler (sonorig: Matthias Oelrich) fungiert als Mittler zwischen Publikum und Bühnen-Geschehen, streut wie beiläufig die Mitmach-Codes. Und so sieht sich so mancher ehrwürdige Abonnent plötzlich von Klopapier umkränzt und mit Reis im Haar im Regen stehen. Gut gelaunt verlässt man Rolf-Ruediger Hamacher ist Mediendozent, das schrille Travestie-Spektakel und ärgert sich vielleicht Journalist und im Vornur, dass man vorher nicht im Supermarkt vorbeigeganstand des FilmkritikerVerbandes gen ist, um die „Rocky“-Utensilien einzukaufen. Infos: www.theater-krefeld.de 28 Theater in NRW 14+ Di, 01.03. und Mi, 02.03. um 10.30 Uhr Drei Rekommandeurinnen aus dem Märchenpark, Foto: Gerhard F. Ludwig Knusper, knusper, knäuschen NATHAN Nach dem dramatischen Gedicht von G.E. Lessing Das Forum Freies Theater lädt zum „Deutschlandmärchen“ Von Hans-Christoph Zimmermann Die Bäume des Waldes strahlen in sattem Grün und hüllen ein kleines Holzhäuschen heimelig ein. Ein Daunenkissen hängt aus dem Fenster. Idylle satt, bis zum ironischen Abwinken. „Wir zeigen, Drei junge „Rekommandeurinnen“ ladass wir manipulieren.“ den freundlich in den Märchenexpress: „Wir fahren Sie mitten hinein in unseren wirtschaftswunderlichen Märchenwald. Wir fahren auch dahin wo es ganz ganz dunkel ist. Die Wirtschaftwunderzigarre qualmt schon und setzt unsere Konjunkturlokomotive unter Dampf. Abfahrt nach Marshallplan“. Die neue Produktion des Duos Bernadette LaHengst und Till Müller-Klug unter dem Titel „Deutschlandmärchen“, die März im Düsseldorfer Forum Freies Theater zu se-hen ist, bringt Märchen der Gebrüder Grimm mit den politischen Mythen der Gegen-wart zusammen. „Die Vereinigung ‚Neue soziale Marktwirtschaft’, die vom Arbeitge-berverband finanziert wurde, hat sehr erfolgreich solche Mythen unter dem Anschein der Wissenschaftlichkeit in Umlauf gebracht. Das wollen wir entzaubern“, sagt Till Müller-Klug. So lassen sich zum Beispiel in einem Märchen wie „Frau Holle“, mit der fleißigen und der faulen Tochter, zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Leistungsgesellschaft finden. Fr, 04.03. um 20.00 Uhr Geschichten aus der Bütt Geschichten auf Consol mit André Wülfing in der Kellerbar Sa, 05.03. um 20.00 Uhr Jazz trotz(t) Karneval die alljährliche Jazz-Veranstaltung zu Karneval mit vier Bands 15+ Sa, 19.03. um 20.00 Uhr | PREMIERE! Gegen den Fortschritt Groteske Szenen über den Zustand der Welt von Esteve Soler Di, 22.03. und Mi, 23.03. um 10.30 Uhr Angela Merkels Autoscooter Die drei Rekommandeurinnen sind Angestellte des Märchenparks Deutschland, die von ihrer Chefin drangsaliert werden. Diese Chefin ist niemand anderes als Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich mit Kommentaren, Ermahnungen bis zu „Knusper, knusper, knäuschen“-Sprüchen ins Geschehen mischt. Kennzeichen der Arbeiten von La Hengst und Müller-Klug ist der virtuose Umgang mit Originalton-Material, das sie aus diversen Quellen beziehen. Für die aktuelle Produktion hat man die rund 200 Reden genutzt, die Angela Merkel seit ihrem Amtsantritt als Podcast veröffentlicht hat. Nichts wurde dabei nachgesprochen oder imitiert. “Wir manipulieren allerdings in diesen Texten mitunter massiv, teilweise Silbe für Silbe, Buchstabe für Buchstabe, damit so etwas wie ‚Autoscooter’ oder ‚Knusper, knusper, knäuschen’ herauskommt“, erzählt Till Müller-Klug. Manipulieren sie damit nicht letztlich genauso, wie es die Politik mit der öffentlichen Meinung tut? Till Müller-Klug verneint. „Wir machen zwar eine Art von Gegenmanipulation, verstecken aber unsere Arbeitsweise nicht, sondern zeigen, dass wir manipulieren.“ Die Tonschnitte zwischen den zusammengestoppelten Silben wurden nicht glatt gebügelt, sondern bleiben hörbar. Zugleich ergebe sich dadurch ein schöner Nebeneffekt: Merkels Sprechweise erinnert ein wenig an die etwas hölzernen Figuren in den Schaukästen der Märchenparks. Ein Happy End gibt es am Ende zwar nicht. Aber die beiden Schwestern aus „Frau Holle“ entdecken immerhin, dass man nicht jedem Politmärchen hinterherHans-Christoph laufen muss. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein ganzer Zimmermann ist Theaterkritiker Haufen Frösche – aber das ist schon wieder eine neue für Printmedien Geschichte. und Hörfunk. Groteske Szenen über den Zustand der Welt von Esteve Soler Di, 22.03. um 19.00 Uhr KOnzertMEDitation Klang und Stille mit Michael Gees Do, 24.03. um 20.00 Uhr Hans-Wanning-Trio GEjazzt auf Consol in der Kellerbar So, 27.03. um 15.00 Uhr. Mo, 28.03. und Di, 29.03. um 11.00 Uhr Die zweite Prinzessin 4+ von Gertrud Pigor 11. Gelsenkirchener Schultheatertage am Consol Theater Gelsenkirchen vom 03.– 09.April 2011 „Deutschlandmärchen“, Text und Regie: Bernadette LaHengst Till Müller Klug I Forum Freies Theater Düsseldorf I 16.,18.,19.3. I 20 Uhr 0211 876787 18 I www.forum-freies-theater.de 29 15+ Gegen den Fortschritt Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen Tel.: 0209 9 88 22 82 E-Mail: [email protected] www.consoltheater.de Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Much Ado about nothing Di. 1.3. 19.30, Mi. 2.2. 19.30 Kasimir und Karoline Mi. 2.3. 19.30, Do. 10.3. 19.30, Mi. 16.3. 19.30, Fr. 25.3. 19.30 Cyrano de Bergerac Do. 3.2. 19.30, So. 6.3. 19.00, Mo. 7.3. 19.30, So. 27.3. 17.00 Faust Fr. 4.3. 19.30, Fr. 18.3. 19.30 Candide oder der Optimismus Sa. 5.3. 19.30 Die Labdakiden Fr. 11.3. 19.30 Der Sturm Sa. 12.3. 19.30 Woyzeck So. 13.3. 17.00, Sa. 19.3. 19.30 Dieter Hildebrandt Mi. 23.3. 20.00 Peer Gynt Sa. 26.3. 19.30 A Tribute to Johnny Cash Mi. 30.3. 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Die Dreigroschenoper Fr. 4.3. 19.30, Do. 17.3. 19.30, Sa. 26.3. 19.30 Die 39 Stufen Sa. 5.3. 19.30, So. 20.3. 18.00, Fr. 25.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30 heimat unter erde + So. 6.3. 18.00, Fr. 18.3. 19.30 Macbeth Sa. 12.3. 19.30, Mi. 16.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.30, So. 27.3. 18.00 Woyzeck Mi. 23.3. 19.30 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 User Di. 1.3. 20.00, Mi. 2.3. 20.00, Hautnah Do. 10.3. 20.00 Cyrano de Bergerac Fr. 18.3. 20.00 Phädra Do. 24.3. 19.30, Fr. 25.3. 19.30 Gemeinschaftskunde Sa. 26.2. 20.00, Mo. 28.2. 20.00, Do. 31.3. 20.00 Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner So. 27.3. 19.30 Moby Dick Di. 29.3. 20.00 Maria Magdalena Mi. 30.3. 20.00, Do. 31.3. 11.00 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 Prinz Friedrich von Homburg Mi. 2.3. 19.30, Fr. 11.3. 19.30, So. 20.3. 19.00 25 sad Songs Do. 3.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.30 Shockheaded Peter Fr. 4.3. 19.30 Jede Menge Kohle Sa. 5.3. 19.30 Buddenbrooks So. 6.3. 19.00, So. 13.3. 16.00, Do. 17.3. 19.30, Do. 31.3. 19.30 Abgesagt! Eine musikalische Leerstellenkompensation Fr. 18.3. 19.30 Headspin Critical Mess + Sa. 26.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30 THEATER HAGEN 02331 207 32 18 Gegen die Wand Di. 8.3. 19.30, Mi. 16.3. 19.30, Mi. 23.3. 19.30 Così fan tutte Do. 10.3. 19.30 Augen/Wave of Emotions/A Far Cry Fr. 11.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.30, Fr. 25.3. 19.30, Sa. 26.3. 19.30 Ein Maskenball Sa. 12.3. 19.30, So. 20.3. 15.00, So. 27.3. 18.00 Im Weissen Rössl So. 13.3. 18.00, Fr. 18.3. 20.00, Do. 24.3. 19.30 Werner Schneyder Fr. 18.3. 19.30 Jekyll & Hyde Di. 22.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30 Oskar und die Dame in rosa Do. 31.3. 19.30 THEATER KREFELD 02151 80 51 25 Othello Di. 1.3. 20.00, Fr. 11.3. 20.00, Sa. 12.3. 20.00, So. 13.3. 19.30, Di. 15.3. 20.00, Fr. 25.3. 20.00 Die Comedian Harmonists Mi. 2.3. 20.00, So. 6.3. 19.30, Do. 10.3. 20.00, Do. 17.3. 20.00 Viva la Mamma! Die Sitten und Unsitten des Theaters Fr. 4.3. 20.00, Fr. 25.3. 20.00 The Rocky Horror Picture Show Sa. 5.3. 18.00, Mi. 16.3. 20.00, Fr. 18.3. 20.00, + So. 20.3. 16.00 Woyzeck Mi. 9.3. 20.00, Do. 10.3. 11.00 Der Ring an 1 Abend Sa. 19.3. 18.00 Casanova So. 27.3. 19.30 SCHLOSSTHEATER MOERS 02841 20 17 31 Der Drang Do. 3.3. 19.30, Sa. 5.3. 19.30 Die unsichtbare Hand Fr. 4.3. 19.30, Sa. 12.3. 19.30 Der Kirschgarten Fr. 11.3. 19.30 König Lear Sa. 19.3. 19.30, So. 20.3. 18.00 Iphigenie auf Tauris Mi. 23.3. 19.30, Do. 24.3. 19.30 = Premiere = trailer Empfehlung THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 La Lecon – Die Unterrichtsstunde Mi. 2.3. 19.30 Die Dreigroschenoper Fr. 4.3. 19.30 Die Kunst der Komödie Sa. 5.3. 19.30, Do. 31.3. 19.30 Helden Do. 8.3. 19.30 Traumnovelle Do. 17.3. 19.30, Fr. 18.3. 19.30 Peter Pan & the Lost Boys Mi. 23.3. 18.00, Do. 24.3. 18.00 Der kleine Prinz Fr. 25.3. 19.30 Treppe nach oben Sa. 26.3. 19.30 THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84 Woyzeck Mi. 2.3. 19.30 Nora oder Ein Puppenhaus Do. 3.3. 19.00, So. 20.3. 18.00 Iphigenie auf Tauris + Fr. 4.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30 Ein Sommernachtstraum Sa. 5.3. 19.30 Never Too Loud – The Velvet Underground So. 6.3. 19.30 Drei Schwestern Fr. 11.3. 19.30 Waisen Sa. 12.3. 19.30 Der Kirschgarten So. 13.3. 18.00 Carmen Fr. 18.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.30 König Lear Fr. 25.3. 19.30, Sa. 26.3. 19.30 Penelope So. 27.3. 18.00 WESTFÄLISCHES LANDESTHEATER CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Andorra Di. 1.3. 11.00 und 20.00, Mi. 2.3. 11.00 und 20.00, Do. 3.3. 11.00 und 20.00, Fr. 4.3. 11.00 und 20.00, Sa. 5.3. 20.00, So. 6.3. 18.00 Die Frau in Schwarz Fr. 18.3. 20.00, Sa. 19.3. 20.00, So. 20.3. 18.00 Eine Herz und eine Seele Sa. 26.3. 20.00 MUSIKTHEATER + AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 I Capuleti e i Montecchi So. 6.3. 18.00, Mi. 9.3. 19.30, Fr. 11.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.00, Di. 22.3. 19.30, Do. 24.3. 19.30 Aida Sa. 12.3. 18.00 Götterdämmerung So. 13.3. 16.30, So. 20.3. 17.00 Siegfried Sa. 26.3. 17.00 Tosca So. 27.3. 18.00 DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG 01805 44 70 Luncia di Lammermoor Do. 3.3. 19.30, So. 6.3. 18.30, Sa. 12.3. 19.30, Sa. 19.3. 19.30 La Bohème Fr. 4.3. 19.30, Di. 8.3. 19.30 Die Entführung aus dem Serail Sa. 5.3. 19.30, So. 13.3. 15.00 Persephone Sa. 12.3. 15.00 Eugène Ionesco ging mit seinem Stück „La Lecon - Die Unterrichtsstunde“ der Manipulierund Instrumentalisierbarkeit der Sprache nach. Wie sehr das Sprechen tatsächlich das Denken formt, muss nach Ionesco stets hinterfragt werden. Thomas Peter Goergen inszenierte am Theater an der Ruhr dieses sprachkritische Kammerspiel, Foto: Andreas Köhring. MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Anatevka Do. 3.3. 19.30, Sa. 12.3. 19.30, So. 20.3. 18.00 Gedanken eines Zweiflers Fr. 4.3. 19.30, Fr. 11.3. 19.30, So. 27.3. 18.00 30 + = trailer Theaterkritik Die Liebe zu den drei Orangenen So. 6.3. 15.00, So. 13.3. 18.00, Sa. 19.3. 19.30 Zar und Zimmermann Sa. 26.3. 19.30 Herbert Knebel Mo. 28.3. 20.00 Olaf Schubert Mi. 30.3. 20.00 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 ! Lucia di Lammermoor Sa. 5.3. 19.30, Mi. 9.3. 19.30, So. 13.3. 18.00, Sa. 19.3. 19.30, Do. 31.3. 19.30 Peter Pan So. 6.3. 15.00 Ritter Blaubart Fr. 11.3. 19.30, Fr. 18.3. 19.30 Rusalka Sa. 12.3. 19.30, Fr. 25.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30 Sekretärinnen So. 27.3. 18.00 VARIETÉ + BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42, Beginn 20.00 Sebastian Krämer Fr. 4.3. Der Obel Sa. 5.3. Ken Bardowicks Fr. 11.3. Holger Paetz Sa. 12.3. Carolin Kebekus So. 13.3. Thomas Koch Fr. 18.3. Der Telök Sa. 19.3. Reiner Kröhnert Fr. 25.3. Andrea Badey Sa. 26.3. GOP VARIETÉ ESSEN 0201 247 93 93 Wild Boys Bis 6.3.: Jeden Mi. und Do. 20.00, jeden Fr. 18.00 und 21.00, jeden So. 15.00 und 19.00 Move Ab dem 10.3.: Jeden Mi. und Do. 20.00, jeden Fr. 18.00 und 21.00, jeden So. 15.00 und 19.00 DAS KLEINES THEATER ESSEN 0201 520 98 52 Zurück zum Happy End Fr. 4.3. 20.00 Ein schöner Schlawiner Sa. 5.3. 20.00, Sa. 19.3. 20.00 Ein Joghurt für zwei Fr. 11.3. 20.00, So. 20.3. 19.00 Alles im Garten Sa. 12.3. 20.00, Fr. 25.3. 20.00 Geschlossene Gesellschaft Fr. 18.3. 20.00 Plötzlich und unerwartet Sa. 26.3. 20.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 Souvenir Di. 1.3. 19.30, Mi. 2.3. 19.30, Do. 3.3. 19.30, Fr. 4.3. 19.30, Sa. 5.3. 16.00, So. 6.3. 19.00, Mo. 7.3. 19.30, Di. 8.3. 19.30, Mi. 9.3. 19.30, Do. 10.3. 19.30, Fr. 11.3. 19.30, Sa. 12.3. 19.30, So. 13.3. 19.00 Suche impotenten Mann fürs Leben Mi. 16.3. 19.30, Do. 17.3. 19.30, Fr. 18.3. 19.30, Sa. 19.3. 16.00, Sa. 19.3. 19.30, So. 20.3. 19.00, Mo. 21.3. 19.30, Di. 22.3. 19.30, Mi. 23.3. 19.30, Do. 24.3. 19.30, Fr. 25.3. 19.30, Sa. 26.3. 19.30, So. 27.3. 15.30, Mo. 28.3. 19.30, Di. 29.3. 19.30, Mi. 30.3. 19.30, Do. 31.3. 19.30 Best of Heinz Erhardt So. 27.3. 19.00 VARIETÉ ET CETERA BOCHUM 0234 130 03 Du bist dann mal weg! Jeden Mi, Do., Fr. und Sa. 20.00, jeden So. 19.00 Theater-Kalender Ruhr Theater-Kalender Ruhr FREIE SZENE BAHNHOF LANGENDREER 0234 687 16 12 , Beginn 20.00 Cloozy Haber Fr. 4.3. Volk & Knecht Fr. 25.3. Vince Ebert So. 27.3. CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Nathan Di. 1.3. 10.30, Mi. 2.3. 10.30 Geschichten aus der Bütt Fr. 4.3. 20.00 ! Gegen den Fortschritt Sa. 19.3. 20.00, Di. 22.3. 10.30, Mi. 23.3. 10.30 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24, Beginn 20.00 Der Altweiberball der Ruhrwerkstatt 2011 Do. 3.3. 19.30, Fr. 4.3. 19.30 Politischer Aschermittwoch Mi. 9.3. 20.00 1Live Hau ab XXL!!!-Tour Do. 10.3. 20.00, Fr. 11.3. 20.00 Christian Alexander Müller Sa. 12.3. 20.00 Ottfried Fischer Mi. 16.3. 20.00 Das Bundeskabarett Do. 17.3. 20.00 Andreas Giebel Fr. 18.3. 20.00 Kay Ray Mi. 23.3. 20.00 Sascha Grammel Do. 24.3. 20.00 Ingo Oschmann Fr. 25.3. 20.00 La Signoras Comedy Club Spezial Di. 29.3. 20.00 Hennes Bender Mi. 30.3. 20.00 Gerhard Pott Do. 31.3. 20.00 FLOTTMANN - HALLEN HERNE 02323 16 29 51 PlatzRegen Fr. 4.3. 20.00, Sa. 5.3. 20.00 Kay Ray Mi. 9.3. 20.00 Das GlasBlassSing-Quintett Mi. 16.3. 20.00 Hokuspokus Fr. 18.3. 20.00 Räuber spielen Mi. 23.3. 11.00, Fr. 25.3. 11.00, Sa. 26.3. 19.00 HILPERT THEATER LÜNEN 02306 104 22 99 Liebesperlen Fr. 4.3. 20.00, Sa. 5.3. 20.00 Der Richter und sein Henker Sa. 12.3. 20.00 Das Käthchen von Heilbronn Di. 15.3. 20.00, Mi. 16.3. 11.00 Carmen Sa. 19.3. 20.00 Auf der anderen Seite Mi. 23.3. 20.00 Hagen Rether Do. 31.3. 20 Uhr PACT ZOLLVEREIN ESSEN 0201 289 47 00, Beginn 20.00 Eszter Salomon Fr. 4.3., Sa. 5.3. Mandafounis, Mazliah, Zarhy Fr. 18.3., Sa. 19.3. Philipp Gehmacher Di. 29.3., Mi. 30.3. PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 0234 77 11 17 Der Tod eines Bienenzüchters Mi. 2.3. 20.00 Mein lieber Schwan Fr. 4.3. 20.00, Sa. 5.3. 20.00, So. 6.3. 19.00, Sa. 19.3. 20.00, So. 20.3. 19.00 Job Act®: Das Versprechen Fr. 11.3. 19.30, Sa. 12.3. 19.30, So. 13.3. 18.30 Die Grönholm-Methode Mi. 16.3. 20.00, Do. 17.3. 20.00 Das Interview Di. 22.3. 20.00, Mi. 23.3. 20.00 Prinz Friedrich von Homburg Fr. 25.3. 20.00, Sa. 26.3. 20.00 Iphigenie auf Tauris Mi. 30.3. 20.00, Do. 31.3. 20.00 HUNDERTMEISTER DUISBURG 0203 298 30 86, Beginn 20.00 Kabarett Bundes:Liga Sa. 5.3. Annette Kruhl Do. 10.3. 1Live Hau ab XXL!!!-Tour Mi. 16.3. Kerim Pamuk Do. 17.3. Ken Bardowicks So. 20.3. WDR-Kabarettfest Mi. 23.3. Heinz Gröning Do. 24.3. Emmi & Herr Willnowsky Di. 29.3. Sia Korthaus Mi. 31.3. RINGLOKSCHUPPEN MÜLHEIM AN DER RUHR 0208 99 31 60, Beginn 19.30 Next Generation: Not in our name Sa. 12.3. Abwärtsbunker Do. 17.3., Fr. 18.3. In der Einsamkeit der Baumwollfelder Do. 24.3., Fr. 25.3. KULTURZENTRUM HERNE 02323 16 27 79 Der Ferienkönig Mi. 9.3. 19.30 Mirja Boes Fr. 11.3. 20.00 Die Schöne und das Biest Mi. 16.3. 16.00 The Best of Swedish Legend Do. 24.3. 20.00 KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND 0231 86 30 98 3, Beginn 19.30 Volk & Knecht Fr. 18.3. Süchtig Do. 31.3. LWL INDUSTRIEMUSEUM ZECHE ZOLLVEREIN II/IV 0201 289 47 00, Beginn 20.00 Geierabend 2011 - Ruhrpottkarneval Di. 1.3. 19.30, Mi. 2.3. 19.30, Do. 3.3. 19.30, Fr. 4.3. 19.30, Sa. 5.3. 19.30, So. 6.3. 18.30, Mo. 7.3. 19.30, Di. 8.3. 19.30, Mi. 9.3. 19.30 RÜ-BÜHNE ESSEN 0201 384 67 66, Beginn 20.00 Ballett Oriental Sa. 5.3. 20.00 Karl-Heinz Henrich So. 6.3. 20.00 Romulus der Grosse, eine ahistorische Komödie Fr. 11.3. 19.30, Sa. 12.3. 19.30, So. 13.3. 19.30 Mr. Pilks Irrenhaus Fr. 18.3. 20.00, Sa. 19.3. 20.00, So. 20.3. 20.00 Elvis Eifel Tour 2011 Fr. 25.3. 20.00 Improgranti aus Bochum Sa. 26.3. 20.00 Firelands So. 27.3. 19.00 STRATMANNS THEATER ESSEN 0201 820 40 60 Doktor Stratmann Mi. 2.3. 20.00, Do. 3.3. 20.00, Fr. 4.3. 20.00, Sa. 5.3. 20.00, Sa. 26.3. 20.00, So. 27.3. 19.00 Männerhort So. 6.3. 19.00 Die 39 Stufen Fr. 11.3. 20.00, Sa. 12.3. 20.00 Unter Vögeln So. 13.3. 20.00, Do. 17.3. 20.00, Fr. 18.3. 20.00 Caveman Sa. 19.3. 20.00, So. 20.3. 19.00 Mädelsabend Do. 24.3. 20.00, Fr. 25.3. 20.00 THEATER AM MARIENTOR 0203 28 54 40 Volker Pispers Sa. 12.3. 20.00 Vorfinale Duisburger Tanztage Sa. 26.3. 15.00 Finale Duisburger Tanztage Sa. 27.3. 19.00 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Emscherblut Mi. 2.3. 20.30 Björn Jung Fr. 4.3. 20.30, Sa. 5.3. 20.30 Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran Sa. 12.3. 20.30, So. 13.3. 19.00 Das kunstseidene Mädchen Fr. 18.3. 20.30, Sa. 19.3. 20.30, Fr. 25.3. 20.30, Sa. 26.3. 20.30 Psycho-Spielchen zwischen People-Press-Puppe und politischem Journalisten: In Theodor Holmanns „Das Interview“ geraten ein frustrierter Journalist und ein vollbusiges, selbstüberschätztes Starlett aneinander. Im Prinz Regent Theater, Foto: Edi Szekely 31 THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN 0201 851 32 30 Pott sei Dank! Fr. 4.3. 20.00, Sa. 5.3. 20.00, So. 6.3. 19.00 Grell, greller, Kay Ray: Extravaganz und MultiTask-Performance sind hier der Standard. In seinem Programm „Haarscharf“ kommen nicht nur knallbunte Strähnen zur Entfaltung. In den Flottmann – Hallen Herne, Foto: Thomas Nitz. Budenzauber Fr. 11.3. 20.00, Sa. 12.3. 20.00, So. 13.3. 19.00 Freunde der italienischen Oper Fr. 18.3. 20.00, Sa. 19.3. 20.00, So. 20.3. 19.00 Eli und die Alten Herren Do. 24.3. 20.00, Fr. 25.3. 20.00 Zwei Witwen sehen rot Sa. 26.3. 20.00 Danke, Bitte, Tach und Tüss… So. 27.3. 19.00 THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Book of Faces Sa. 5.3. 20.00 Mir scheint, als wäre ich bunter geworden Sa. 12.3. 19.30 The Piggelz So. 13.3. 17.00 FischBAR Do. 17.3. 20.00 Bad or Mad Fr. 25.3. 20.00, Sa. 26.3. 20.00, So. 27.3. 19.00 Bald ruh ich wohl – Eichmanns letzte Nacht Do. 31.3. 11.00 und 20.00 THEATER ROTTSTR. 5 BOCHUM 0163 761 50 71, Beginn 19.30 Lieblingsmenschen So. 6.3. Il Postino Mo. 7.3. Nibelungen #2: Siegfrieds Tod Do. 10.3., Fr. 25.3. Geschlossene Gesellschaft + Fr. 11.3., Do. 31.3. Fight Club Sa. 12.3. Nibelungen #1: Siegfried Superheld Fr. 18.3., Do. 24.3. Fräulein Julie Sa. 19.3., Sa. 26.3. Traum eines lächerlichen Menschen So. 20.3. Angry young Men: Wodka in Dublin So. 20.3. Angry young Men: Richard 3 Mi. 23.3. Nach Troja III Mi. 23.3. S. – Requiem für Sylvia Plath So. 27.3. Werther So. 27.3. WERK°STADT WITTEN 02302 171 31 65 Lisa Feller Do. 10.3. Oliver Polak Sa. 12.3. Horst Schroth Sa. 19.3. Programmauswahl DORTMUND Ausstellung Konzert Benno Elkan Avishai Cohen Konzert Film Abraham Inc. Promises Konzert Lesung Esther Ofarim Barbara Honigmann Tanz / Theater Biogralsches Theater ORTO- DA Theatre Group „Ein anderes Leben“ Museum für Kunst und Kulturgeschichte 18.03. – 22.05. domicil 24.03. domicil 06.04. sweetSexteen- Kino im Depot 09. + 10.04. Konzerthaus 31.03. Taranta Babu 14.04. Theater im Depot 02.04. Theater im Depot 15.04. weitere Veranstaltungen, Infos, Tickets: KulturInfo Shop - KIS www.dortmund.de/kis 0231 / 50 2 77 10 26 www.trailer-ruhr.de www.facebook.com/trailerruhr JENNIFER LAWRENCE IN WINTER’S BONE EIN FILM VON DEBRA GRANIK www.wintersbone-derfilm.de ab 31.3. im Kino culture club culture club Kino Café Film Small World DER PLAN Konrad Lang war als zurückgelassenes Kind einer Angestellten Spielkamerad des gleichaltrigen Thomas aus der reichen Industriellenfamilie Senn. Nachdem beide sich in die gleiche Frau verliebten und der reiche Junge den Joker zog, trennten sich ihre Wege. Jahrzehnte später, die beiden sind über 60, leidet Konrad an Alzheimer, hat versehentlich das Feriendomizil der Senns abgefackelt und platzt ungebeten in die Hochzeitsfeier von Thomas‘ Sohn. In der Reihe Kino Café – Kuchen und Kaffee zum Kino. Eine verhängnisvolle Affäre, die sich zum schwindelerregenden Thriller auswächst: Gemeinsam mit einer schönen Ballerina (Emily Blunt) gerät der Kongressabgeordnete David (Matt Damon) in ein tödliches Komplott. Drehbuchautor George Nolfi („Das Bourne Ultimatum“) suchte sich für sein Regiedebüt eine wundervolle Kurzgeschichte des Science-Fiction-Autors Philipp K. Dick aus dem Jahre 1954 aus. Bochum: Am Einkaufszentrum 22 Karten: 0234 239 02 34 Union Kinos im Forum Hans-Böckler-Platz 10, Mülheim a. d. Ruhr Karten: 0208 99 18 70 Duisburg: Neudorferstraße 36-40 Karten: 0203 301 90 www.uci-kinowelt.de www.cinemotion-kino.de trailer verlost je 3x2 Karten. Email bis 31.3. an [email protected] Kennwort: „Small World Bochum“ oder „Small World Duisburg“ trailer verlost zum Kinostart am 10. März 3 x 2 Karten für die erste Abendvorstellung. Email bis 7. März an [email protected], Kennwort: Der Plan Mi, 6. April, um 14.30 Uhr Do, 10. März, um 20.00 Uhr „...ein absoluter TRIUMPH...“ – The New York Times „UNVERGLEICHLICH“ 07. - 11.09.11 / OBERHAUSEN KÖNIG-PILSENER-ARENA TICKETS: 0208 - 82 000 · 01805 - 57 00 70* Örtliche Durchführung: Dirk Becker Entertainment GmbH in Kooperation mit BB Promotion GmbH www.cirquedusoleil.com PRESENTED BY OFFICIAL SPONSORS MEDIA PARTNERS *0,14 €/Min. aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min. – Los Angeles Times 34 Film-ABC Vorspann Lee (Jennifer Lawrence) muss sich um ihre Familie kümmern, Foto: Ascot Filmverleih KULTUR.KINO.RUHR. 22 Jhg. I März 2011 FILMKRITIK-ÜBERSICHT FILMSTART-TERMINE 24.2. 3.3. 10.3. 17.3. 24.3. 43 DER ADLER DER NEUNTEN LEGION 47 ALLES ERLAUBT X 39 ALMANYA X 38 BETTY ANN WATERS 47 BIG MAMA’S HAUS 40 BIUTIFUL 41 LA DANSE 43 DRIVE ANGRY 36 EINE FAMILIE 47 FASTER 45 DER GANZ GROSSE TRAUM 39 GNOMEO UND JULIA 43 ICH BIN NUMMER VIER X 44 IN EINER BESSEREN WELT X 43 I KILLED MY MOTHER 47 IRON DOORS 40 JACK IN LOVE 47 JUSTIN BIEBER 47 DER LETZTE TEMPELRITTER 43 MEINE ERFUNDENE FRAU 45 PICCO 47 PINA 45 DER PLAN 43 POWDER GIRL 43 RANGO 47 THE RITE – DAS RITUAL X 40 DAS SCHMUCKSTÜCK X 39 THE TREE 38 TRUE GRIT 39 UNKNOWN IDENTITY 41 WINTER’S BONE MDT X X X X X X X X X X X X X X X X Besucht die Kinos der Region: Frank Brenner Bitte mehr kopieren! Warum die Guttenbergsche Taktik im Filmbetrieb so wichtig ist Mit einer Kopie kommt die ganze Sache ins Rollen. Diese lässt ein Filmverleih machen, um sie dann für einen entsprechenden Betrag an bestimmte Kinos zu schicken. Welche Lichtspielhäuser dabei eine Kopie bekommen, hängt insbesondere von dem mehr oder weniger fiktiven Prädikat „Filmregion“ ab. Großstädte wie Berlin, München oder Köln tragen diese Bezeichnung aber nicht nur, weil sie eine erhebliche Dichte an Kinos vorweisen können. Sie gelten vor allem als wichtige Standorte der deutschen Filmindustrie. Die Nähe zwischen Produktionsfirmen, Verleihern und Kinobetreibern ermöglicht hier insbesondere Filmen, die auf keiner großen Promotionwelle reiten „Es ist nicht mehr so, dass das können, bessere Ausgangsbedingungen, Kino als Monopol der Filmausum einen Projektionsort zu finden. Würwertung fungiert“ de man sich allein an das Kriterium einer dichten Kinolandschaft klammern, so bräuchte sich das Ruhrgebiet nicht gleich hinter diesen Filmzentren zu verstecken. Gleichwohl wissen einige Kinobetreiber ein wehklagendes Lied darüber zu singen, wie schwer es ist, kleine Filme auch ins Ruhrgebiet zu holen, den technischen Standard zu warten und ein aktuelles Programm zu gestalten. Es ist auch nicht mehr so, dass das Kino als Monopol der Filmauswertung oder als einziger innerstädtischer Treffpunkt fungiert. All dies sind nicht gerade rosige Rahmenbedingungen und man möchte zum kulturpolitischen Agitator werden, der sich hier für mehr institutionelles Engagement einsetzt, damit das Ruhrgebiet seine Kinodichte aufrecht erhalten kann. Warum dies so wichtig ist, liegt auf der Hand. Auch in diesem Monat starten zwischen Rhein und Ruhr wieder mehr als zwanzig Filme, von denen viele internationale – im Sinne von nicht-amerikanischen – Produktionen sind. Es ist dabei keine Selbstverständlichkeit, eine solche Auswahl vorzufinden. Noch weniger darf man voraussetzen, dass sie von einem großen Publikum wahrgenommen wird. Und dies (hier ist jetzt Schluss mit der Kausalkette) hat wiederum Auswirkungen darauf, wie viele Filmkopien pro Monat in das Ruhrgebiet trudeln, denn die Kinos verdienen nicht am Film, sondern an den Eintrittskarten und dem „Popcorn“ (allgemeine Umschreibung für Essen und Trinken im Kino), also durch ihn. X X X X X 31.3. Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / kino Eine Art ideale Balance zwischen Guttenbergschem Glamour und besonderem Kommunalkino hält die Essener Lichtburg. Wo schon vor dem Kinostart die Stars zur Deutschlandpremiere ihres Films vorfahren, schlendert am Tag darauf das Essener Publikum wieder in den riesigen Theatersaal. Wir befragten in unserem Kino-Portrait die Kinoleiterin Marianne Menze zu dieser deutschlandweit einzigartigen Filmstätte. Außerdem traf sich trailer mit dem iranischen Regisseur Ali Samadi Ahadi, der diesen Monat mit „The Green Wave“, einem mit Animationen versetzten Dokumentarfilm über die grüne Revolution im Iran 2009, in den Kinos startet. Leider gibt es noch keine Kopie im Ruhrgebiet. Hoffen wir darauf, dass sich das schnell ändert. Frank Brenner 35 Neue Filme Verstehen sich bestens: Vater (Jesper Christensen) und Tochter (Lena Maria Christensen) Eine Familie Ein Film von Pernille Fischer Christensen Ein Familienunternehmen droht am Tod des Familienoberhauptes zu zerbrechen. Gefühlvolles Familiendrama Ditte (Lena Maria Christensen) ist Galeristin in Kopenhagen und mit dem Künstler Peter (Pilou Asbæk) liiert. Beruflich öffnen sich ihr gerade neue Türen: Ein Job in New York winkt und damit Galeriebesuche in aller Welt. Als sie merkt, dass sie schwanger ist, müssen Peter und sie abwägen, ob sie das Kind behalten wollen, denn der Nachwuchs lässt sich nicht mit der Karriere vereinbaren. Zu allem Überfluss erkrankt Dittes Vater Rikard (Jesper Christensen). Das Familienoberhaupt führte jahrzehntelang stolz und erfolgreich die Traditionsbäckerei, die innerhalb von drei Generationen zum königlichen Hoflieferanten aufgestiegen ist. Ditte ist Papas Liebling. Nun, den Tod vor Augen, will er das Zepter an sie weiter reichen. Schon bald ist Ditte überfordert von der Situation, denn eines ist für sie gewiss: „Ich bin keine Bäckerin.“ Und Ditte will das Leben leben. Eine Familie, drei Generationen, ein Traditionsbetrieb aus Großvaters Zeiten, dessen Existenz auf dem Spiel steht, weil der Nachwuchs andere Wege einschlägt. Dieses Drama hätte das Zeug zum Buddenbrookschen Familien-Epos. Sogar der Konflikt zwischen väterlichem, unerbittlichen Fokus auf den Fortbestand der Firma und dem Kind, das sich der Kunst verschreibt, erinnert an Thomas Manns Jahrhundert-Roman. Doch Regisseurin Pernille Fischer Christensen verweigert sich dem Epischen und beschränkt ihr Drama auf übersichtliche 102 Minuten, in denen sie von der Familie an sich erzählen möchte, die „sowohl ein Privileg als auch eine Verpflichtung“ darstellt. Von dieser anfänglichen Ausrichtung rückt die Filmemacherin ab, sobald Vater Rikard in den Mittelpunkt gerät, der, zuerst noch mitten im Leben, durch den Krankheitsverlauf zunehmend wirr und verbittert, am Ende kraftlos um den Erhalt seines Lebenswerks kämpft. Allein die markante Präsenz von Jesper Christensen vereinnahmt mehr und mehr die Leinwand. Klingen die Konflikte um ihn herum anfangs nur an, so verdichtet sich das Drama durch Christensen zu einem wundervollen, traurigen Film über das Sterben im Kreis der Familie. Das mag klar auf Kosten der eigentlichen Idee gehen: Der Konflikt, der Ditte zwingt, sich zwischen familiärer Verpflichtung und der Verlockung der weiten Welt zu entscheiden, der eine verfehlte Kommunikation mit ihrem Lebenspartner nach sich zieht, die Rolle ihrer Geschwister und der zweiten Frau des Vaters – all das streift Pernille Fischer Christensen, am Ende aber bleibt es nur angedeutet und somit beinahe trivial. Das Drama punktet dagegen klar mit der lebensnahen Darstellung des drohenden Todes Rikards. Der Krankheitsverlauf Rikards versetzt die Angehörigen in ein Wechselbad der Launen und Gefühle, die Regisseurin verzichtet auf filmästhetische Verstärkung. Sie fängt mit berührender Schlichtheit Schmerz, Streit, Verzweiflung und sanfte Ruhe ein – Stimmungen, die die Protagonisten entzweien und versöhnen. Selten wurde die Sanftmut eines Todes so gefühlvoll auf die Leinwand gebannt. HARTMUT ERNST Berlinale 2010: FIPRESCI Preis DK 2010 - Drama - Regie: Pernille Fischer Christensen - Kamera: Jakob Ihre - mit: Jesper Christensen, Line Kruse, Coco Hjardemaal - Verleih: Tobis - Start: 3.3. BO: Casablanca/Metropolis, E: Filmkunstkinos, MÜL: Cinemotion EINE FAMILIE – Am Rande „Eine Familie“ erzielt seine große Intensität durch eine fast dokumentarische Authentizität. „Wir haben mit den Sets gearbeitet, die wir vorfanden. Wenn es regnete, dann regnete es auch in der Szene, und wenn die Sonne rauskam, dann war es ebenso. Wir filmten die Umgebung so wie sie eben war, und das Gefühl der Intimität, das dieser Film vermittelt, resultiert genau daraus“, erklärt die Regisseurin. „Es ist eine Bildästhetik, die ich in all meinen Filmen zu pflegen versuche, dieses Gefühl des Augenblicks, Zeuge eines Teils vom ‚echten Leben’ zu sein“. Damit knüpft Pernille Fischer Christensen an die Dogma-Tradition ihrer Produktionsfirma Zentropa Entertainments an, die 1992 von dem Regisseur Lars von Trier und dem Produzenten Peter Aalbæk Jensen gegründet wurde. In ihrem Dogma 95 stellten Lars von Trier, Thomas Vinterberg, Kristian Levring und Søren Kragh-Jacobsen vor nunmehr 16 Jahren zehn Regeln auf, die der Wirklichkeitsentfremdung des Kinos Einhalt gebieten sollten. Nur an Originalschauplätzen, ohne künstliche Beleuchtung und nur mit Handkameras dürfe gedreht werden. Keine Musik, die nicht durch die Handlung motiviert ist, und keine Nennung des Regisseurs / der Regisseurin im Vor- oder Abspann waren weitere Forderungen. Auch wenn es keinen einzigen Film gibt, der allen Dogma-Regeln entspricht, hatte das Manifest doch eine nachhaltige stilbildende Wirkung auf den dänischen Film. Zu den wichtigsten Werken, die aus der DogmaBewegung hervorgegangen sind, zählen Vinterbergs „Das Fest“, von Triers „Idioten“ und Kragh-Jacobsens „Mifune“. CHRISTINE SCHILHA Mehr Infos zu Zentropa Entertainments unter: www.zentropa.dk 36 Kritikerspiegel Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann Sascha Westphal Sebastian Ko R.-Ruediger Hamacher Katja Nicodemus Michael Kohler Ingrid Bartsch Frank Brenner Marieke Steinhoff Lars Olaf Beier Cristina Nord Hartmut Ernst WAZ EPD-Film WDR 1 LIVE film-Dienst Die Zeit Frankfurter Rundschau ARD Morgenmagazin trailer Schnitt Spiegel taz engels Biutiful von A. G. Iñárritu Biutiful von A. G. Iñárritu True Grit von E. Coen, J. Coen Pina von W. Wenders In einer besseren Welt von S. Bier Almanya Willkommen in Deutschland von Y. Samderel *Enthaltung Biutiful von A. G. Iñárritu Ich bin Nummer vier von D.J. Caruso True Grit von E. Coen, J. Coen The Tree von J. Bertucelli Almanya Biutiful Willkommen von in Deutschland A. G. Iñárritu von Y. Samderel Sascha von D. Todorovic Biutiful von A. G. Iñárritu Almanya Willkommen in Deutschland von Y. Samderel Almanya Willkommen in Deutschland von Y. Samderel Das Schmuckstück von F. Ozon Das Schmuckstück von F. Ozon Almanya Mein Kampf Willkommen von in Deutschland U. Odermatt von Y. Samderel Almanya Willkommen in Deutschland von Y. Samderel Eine Familie von P. F. Christensen Wer wenn nicht wir von A. Veiel True Grit von E. Coen, J. Coen Biutiful von A. G. Iñárritu Eine Familie von P. F. Christensen In einer besseren Welt von S. Bier Pina von W. Wenders In einer besseren Welt von S. Bier Betty Anne Waters von T. Goldwyn Eine Familie von P. F. Christensen Almanya Willkommen Herausragend in Deutschland von Y. Samderel Bemerkenswert Biutiful von A. G. Iñárritu Best of Comedy Best of Dram The Tree von J. Bertucelli Unknown Identity von J. Collet-Serra Besondere Erwähnung Pina von W. Wenders Das Schmuckstück von F. Ozon The Green Wave von A. S. Ahadi Almanya Pina Willkommen von in Deutschland W. Wenders von Y. Samderel Das Schmuckstück von F. Ozon Pina von W. Wenders Der ganz große Traum von S. Grobler True Grit von E. Coen, J. Coen True Grit von E. Coen, J. Coen The Green Wave von A. S. Ahadi Kino-Kalender PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 1.3., 18.00 Uhr, NOSTALGIE DES LICHTS (Omu), Kino Babylon Hagen Politisch-essayistischer Dokumentarfilm des Chilenen Patricio Guzman 17.3., 18.00 Uhr, ÄLTER WERDEN IN DEUTSCHLAND, Schauburg Dortmund Ein Film der das Altern türkischstämmiger Senioren in Deutschland portraitiert. In Kooperation mit der AWO und der Arbeirtswohlfahrt 2.3., 18.00 Uhr, LA REFUGE – RÜCKKEHR ANS MEER (OmU), Astra Theater Essen François Ozon kommt wieder mit „Das Schmuckstück“. In Essen zeigt man in Kooperation mit dem Deutsch-Französischen Institut sein Werk aus dem Jahr 2009. 16.3., 20.00 Uhr, CARMEN, Cinestar Dortmund George Bizets Oper in 3D-Exklusivübertragung aus dem Londoner Royal Opera House 15.3., 19.30 Uhr, CLOCKWORK ORANGE (OF), Sweet Sixteen-Kino Dortmund Stanley Kubricks gewaltkritisches Manifest im Pop-Art-Milieu der Siebziger. In der Reihe „Film und Architektur“ des Sweet Sixteen-Kinos und der Architektenkammer 7.3., 17.00 Uhr, DON QUICHOTTE, UCI Bochum/Duisburg Live-Übertragung auf Kinoleinwand des Ballettstückes nach dem Epos von Cervantes 8.3., 18.00/20.30 Uhr, WE WANT SEX, Schauburg Gelsenkirchen Am Weltfrauentag zeigt die Schauburg den Kampf der Arbeiterinnen aus dem Dagenhamer Ford-Werken gleich zweimal. We want Sex 9.3., 18 Uhr/17.3., 20 Uhr, DER ZORN (OmU), Black Box-Kino Düsseldorf Die Retrospektive zu Pier Paolo Pasolini präsentiert diesen außergewöhnlichen Kompilationsfilm Lost in Translation 16.3., 20.00 Uhr, DIE JUNGS VOM BAHNHOF ZOO, Eulenspiegel Theater Essen Preview des neuen Films von Kult-Regisseur Rosa von Praunheim in seiner Anwesenheit 17.3., 20.00 Uhr, SÜDAMERIKA – MIT DEM FAHRRAD AUF EXTREMER TOUR, Schauburg Gelsenkirchen, Eine Live-Multivisionsshow nimmt die Gäste auf eine audiovisuelle Reise durch den Kontinent 28.3., 17.30 Uhr, HELEN, Casablanca Bochum In Kooperation mit dem Verein für psychosoziale Beziehung e.V. findet nach dem Film eine Diskussion über das Thema Depression statt 20./27.3., 16.00 Uhr, DIE WILDE FARM, Walzenberger Oberhausen Kino für die ganze Familie zur rasenden französischen Tier-Komödie 20.3., 20.30 Uhr, SASCHA, Lichtburg Oberhausen Preview des Films in der Homochrom-Reihe in Anwesenheit des Regisseurs Dennis Todovic 22.3., 19.30 Uhr, LOST IN TRANSLATION, Sweet Sixteen-Kino Dortmund Scarlett Johansson ist mit Bill Murray so schön in japanisch-stoischer Architektur verloren. In der Reihe Architektur und Film 17.3., 21.00 Uhr, HEREAFTER, Cineworld Lünen Bei „Cineworld Spezial“ werden Filme gezeigt, die noch nicht zum Bundesstart in Lünen liefen. Der große Diktator 9.3., 20.00 Uhr, DIE LETZTE VERSUCHUNG CHRISTI, Casablanca Bochum Der Skandalfilm von Martin Scorsese läuft in der Reihe „Die Wunde Wagner“ der Bochumer Symphoniker. Der Eintritt ist frei. 14.3., 15.00 Uhr, GOETHE, Filmwelt Herne Kino-Café zum Dichter-Portrait von Philipp Stölzl Hereafter 16.3., 15.30 Uhr, NINOTSCHKA, Filmforum Duisburg Greta Garbo als loyale Kommunistin in einem der letzten Werke von Ernst Lubitsch 20.3., 17.00 Uhr, DAS WEIßE BAND, Babylon Kino Hagen Die Reihe Kirche&Kino zeigt das kontrovers diskutierte und mehrfach ausgezeichnete Meisterwerk von Michael Haneke 23.3., 20.00 Uhr, DER GROßE DIKTATOR, Casablanca Bochum Ein weiterer Film in der Reihe „Die Wunde Wagner“, die das Verhältnis von Wagners Musik zu Israel und den Antisemitismus thematisiert. Eintritt frei. 20.3., 20.00 Uhr, DAS FLIEGENDE KLASSENZIMMER, Kino Endstation Bochum Kurt Hoffmanns Verfilmung des Erich Kästner Romans von 1954 ist immer noch eine tadellose Nachmittagsbeschäftigung für die ganze Familie 7.3., 18.00 Uhr, OSCAR GEWINNER 2011, Union-Kino Bochum Eine Woche nach der Verleihung der Academy Awards zeigt das Bochumer Kino einige Preisträgerfilme Uhrwerk Orange 37 Die Jungs vom Bahnhof Zoo Neue Filme Der Tanz hört nicht am Bühnenrand auf Western mit Seele Pina True Grit Ein Film von Wim Wenders Ein Film von Joel und Ethan Coen Wim Wenders gibt kunstvolle Einblicke in Seele und Kraft der Bühnenkunst von Pina Bausch. Filmische Verbeugung vor der großen Choreografin Ein U.S. Marshall und ein Texas Ranger helfen einem jungen Mädchen, den Mord an ihrem Vater zu rächen. Beseelter, gewitzter Western „Man hatte immer den Eindruck, man war mehr als nur ein Mensch, wenn man mit Pina gearbeitet hat“, sagt ein Mitglied des Tanz-Ensembels aus Wuppertal. Wim Wenders funktioniert die Kamera zum Opernglas um und hält die Darbietungen des unter Pina Bausch über sich hinaus gewachsenen Ensembles fest. Beeindruckende, plastische 3D-Aufnahmen zeichnen nach, wie sich die Ausdruckstänzerinnen und –tänzer erhaben, infantil, zwanghaft oder absurd und immer phantasievoll durch Pinas Welt bewegen. Dass die nicht am Bühnenrand aufhört, belegen persönliche, improvisierte filmische Widmungen, in denen sich die Künstler in und um Wuppertal vor ihrer 2009 verstorbenen Lehrerin verneigen. Konzeptionell leicht holprig, gelingt Wim Wenders insgesamt eine sinnliche, stilvolle Ode an die Welt des Tanztheaters. HARTMUT ERNST D/F 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Wim Wenders - Kamera: Hélène Louvart, Jörg Widmer - mit: Pina Bausch - Verleih: NFP - Start: 24.2. BO: Metropolis, UCI, DO: Cinestar, DU: Filmforum (in 2D), UCI, E: Cinemaxx, Filmkunstkinos Essen, MÜL: Cinemaxx OB: Lichtburg Würde alles für ihren Bruder (Sam Rockwell) tun: Betty Anne (Hilary Swank) Betty Anne Waters Ein Film von Tony Goldwyn Als ihr Bruder zu Unrecht verurteilt wird, setzt seine Schwester alles in Bewegung, um ihn auf legalem Weg zu befreien. Spannendes Tatsachen-Drama Es ist fürwahr eine filmreife Geschichte: Der junge Vater Kenny Waters (Sam Rockwell) bekommt 1980 wegen Mordes lebenslänglich aufgebrummt. Seine Schwester Betty Anne (Hilary Swank) glaubt an seine Unschuld und beginnt, Jura zu studieren, um ihren Bruder herauszuboxen. Das Tatsachen-Drama, kinogerecht aufgepäppelt, erzählt zum einen vom Kampf einer starken Frau, die alles opfert, um ihrem Bruder Gerechtigkeit zukommen zu lassen – Hilary Swank mit ihrer ins Gesicht gemeißelten Verbissenheit ist da ideal besetzt. Zum anderen liefert der Film einen interessanten Rückblick auf den Wandel in der Beweisführung vor Gericht durch den Einbezug von DNS-Spuren Anfang der 90er Jahre. Eine Revolution in der Geschichte der Rechtsprechung, die so manche richterliche Willkür entlarven ließ. HARTMUT ERNST Boston Film Festival 2010: Bester Darsteller (Sam Rockwell) USA 2010 - Komödie - Regie: Tony Goldwyn - Kamera: Adriano Goldman - mit: Juliette Lewis, Hilary Swank, Minnie Driver - Verleih: Tobis - Start: 17.3. BO: Union Kino, DO: Cinestar Joel und Ethan Coen sind Amerikaner durch und durch. Ihre Filme spiegeln und karikieren den American Way of Life so, wie sie den Genres huldigen und sie neu erfinden. Da ist es nur konsequent, dass sich in ihr Werk nun das uramerikanischste aller Kinogenres einordnet – ein Western. Auch wenn man ihren „No Country for Old Men“ als modernen Western lesen darf, mit „True Grit“ inszenieren die Coens ihren ersten klassischen Western. Eine Rachegeschichte, in der die Rächerin in ihrer Stringenz und Kompromisslosigkeit an Quentin Tarantinos „Kill Bill“ erinnert. Nur ist der Racheengel in diesem Fall keine ausgebildete Killerin, sondern ein kleines Mädchen aus dem Wilden Westen, das sich keines Samurai-Schwerts, sondern zweier Haudegen behilft. Arkansas, 1872: Als ihr Vater im Streit von Tom Chaney (Josh Brolin) ermordet wird, schwört die 14jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) Rache und will den flüchtigen Mörder hängen sehen. Von gesetzlicher Seite kann sie keine Hilfe erwarten, also engagiert sie für eine Handvoll Dollar den abgehalterten U.S. Marshall Rooster Cogburn (Jeff Bridges). Während der noch hadert, wird Texas Ranger LaBoeuf (Matt Damon) vorstellig, der Chaney schon länger wegen anderer Delikte auf der Spur ist und das Kopfgeld kassieren will. Das ungleiche Gespann macht sich auf, den Bösewicht zu jagen. Dass der Roman von Charles Portis bereits 1969 mit John Wayne in der Rolle Cogburns verfilmt wurde, interessierte die Brüder Coen nicht. „Wir machen kein Remake, wir verfilmen den Roman neu“, werden sie von Jeff Bridges zitiert. Dabei ergötzen sie sich an den umwerfenden Dialogen, die die literarische Grundlage hergibt und die sich großzügig im Film wieder finden: Zum ersten Schusswechsel kommt es in diesem Western erst nach einer geschlagenen Stunde – vorher ballern sich die drei Protagonisten die Worte um die Ohren. Diese Wortgefechte sind wahrlich ein Genuss: Ein gewitztes, vorlautes Mädchen, das schon bald dem schießfreudigen Eigenbrötler die Leviten liest; ein Ranger aus dem Machostaat Texas, den das Mädchen schon bei der ersten Begegnung zum Rodeo-Clown degradiert; und zwei echte Kerle, die gegeneinander um die Gunst des Kindes rivalisieren, das sie vorführt. Aber keine Angst, Männer: Auch wenn die Dialoge das Fundament bilden, ist dieser Film noch lange kein Soap-Western. Wenn es hier endlich knallt, dann wird es derb. Das sind die Coens ihrem Publikum schließlich schuldig. Es spricht für die Regie-Brüder, dass sie dabei in den letzten Jahren zunehmend poetisch werden. So klischeebesetzt die zwei männlichen Hauptfiguren auch sein mögen, sie verkommen keinesfalls zu eindimensionalen Abziehbildern. Im Gegenteil. „True Grit“ ist, wie bereits „No Country for Old Men“, eine beseelte Literaturverfilmung. Ein rauer Western mit Seele, der einem die Tränen ebenso vor Lachen in die Augen treibt wie vor Rührung. Derb, zynisch, poetisch. Ein Coen-Western. HARTMUT ERNST BAFTA Film Preis: Beste Kamera USA 2010 - Western - Regie: Ethan Coen, Joel Coen - Kamera: Roger Deakins mit: Hailee Steinfeld, Paul Rae, Jeff Bridges - Verleih: Paramount - Start: 24.2. BO: Casablanca, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI E: Cinemaxx, Filmkunstkinos Essen, GE: Schauburg, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx 38 36 Neue Filme Dr. Harris (Liam Neeson) auf Spurensuche in Berlin Der Baum hält die Familie zusammen Unknown Identity The Tree Ein Film von Jaume Collet-Serra Ein Film von Julie Bertucelli Ein Arzt besucht mit seiner Frau einen Kongress in Berlin. Nach einem Unfall ist plötzlich nichts mehr, wie es einmal war. Spannender Thriller Der Geist eines verstorbenen Vaters scheint in einen Baum eingekehrt. Die Hinterbliebenen reagieren unterschiedlich. Mystisch angehauchtes Trauer-Drama Als Dr. Martin Harris (Liam Neeson) nach einem Unfall aus einem viertägigen Koma erwacht, steht die Welt, wie er sie kennt, Kopf: Seine Frau (January Jones), mit der er gerade nach Berlin gereist war, ist plötzlich mit einem Mann verheiratet, der sich selbst als Martin Harris ausgibt. Als das Unfallopfer hartnäckig nach der Wahrheit sucht, heften sich ihm schon bald Killer auf die Fersen. Seine letzte Hoffnung: Die Fahrerin des Unfallwagens (Diane Kruger). Joel Silver („Stirb langsam“, „Lethal Weapon“) produzierte diese prominent besetzte, internationale Co-Produktion, die beweist, dass auch die deutsche Hauptstadt das Zeug zur Kulisse für einen ActionThriller mit Hollywood-Format hat. Ein kurzweiliger, gewitzter, spannender GenreReißer - da darf die Logik auch mal auf der Strecke bleiben. HARTMUT ERNST Dawn (Charlotte Gainsbourg), Mutter von vier Kindern, verliert ihren Mann. Während sie in Lethargie verfällt, nähert sich ihre achtjährige Tochter Simone (Morgana Davies) dem urigen Baum an, der das Farmhaus überschattet. Sie glaubt, dass die Seele ihres Vaters in dem verzweigten Geäst haust. Der Baum erweckt seltsame Launen und scheint die Vermutung des Mädchens zu bestätigen. Es mag wie ein Horrorfilm anmuten, doch Julie Bertucelli beschränkt sich, ähnlich wie Peter Weir mit „Picknick am Valentinstag“, auf Andeutungen. Insgesamt geht es der Regisseurin um Trauerverhalten, das sie in einen mystisch angehauchten Rahmen bettet. Inhaltlich verliert sich der Film dabei gelegentlich, insgesamt aber überzeugt er durch Atmosphäre, Darsteller und die lebendige Spiegelung des Alltags im australischen Hinterland. HARTMUT ERNST USA/D/GB/F 2011 - Drama / Thriller - Regie: Jaume Collet-Serra - mit: Aidan Quinn, Diane Kruger, Bruno Ganz - Verleih: Kinowelt - Start: 3.3. BO: Bofimax, UCI, Union Kino, DU: UCI, GE: Multiplex Apollo, OB: Lichtburg, MÜL: Cinemotion Rasenmäher-Racing der Gartenzwerge F/AU/D/I 2010 - Drama - Regie: Julie Bertucelli - Kamera: Nigel Bluck - mit: Marton Csokas, Tom Russell, Charlotte Gainsbourg - Verleih: Pandora - Start: 3.3. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, E: Filmkunstkinos Essen Sorgt sich um Großvater (Vedat Erincin): Cousine Canan (Aylin Tezel) Gnomeo und Julia Almanya – Willkommen in Deutschland Ein Film von Kelly Asbury Ein Film von Yasemin Samdereli Ein Gartenzwerg verliebt sich in eine Gartenzwergin, die allerdings der verfeindeten Sippe angehört. Flotter Animationsspaß Der sechsjährige Cenk ist ganz verwirrt. Ist er nun Deutscher oder Türke? Seine Cousine Canan erzählt ihm daraufhin, wie sein Großvater nach Deutschland kam. Tragikomisches Migrantenschicksal Klare Fronten in den beiden benachbarten Vorstadt-Gärten: Auf der einen Seite herrschen rot bezipfelte, auf der anderen blau bezipfelte Gartenzwerge, die, sobald die Menschen aus dem Haus sind, zum Leben erwachen und sich gegenseitig selbiges schwer machen. Bis sich eines Tages Blauzipfel Gnomeo (Bürger Lars Dietrich) in Rotzipfelin Julia verliebt. Das bringt allerlei Griesgram und Neid ins Spiel. Angelehnt an Shakespeares Liebestragödie fallen in dieser Pixel-Komödie zwei Gartenzwergvölkchen übereinander her, die am liebsten mit dem Rasenmäher um die Wette rasen. Das fällt kindgerecht eher scherbig als blutig aus, lässt nach hinten etwas nach, punktet aber mit witzigen Figuren und Tempo. Elton John unterlegt den Spaß mit neuen und alten Gute-Laune-Songs. HARTMUT ERNST Es ist offensichtlich sehr schwer, bei Komödien mit Migrationsthematik den richtigen Ton zu finden. Sonst gäbe es nicht so viel Klamauk, der vor den ernsten Hintergründen des Themas flüchtet. Die Schwestern Yasemin und Nesrin Samdereli – Regie und Drehbuch – haben diesen Ton jedoch gefunden. Anfänglich mit gutem, drastischem und sehr klugem Humor, werden sie immer ernsthafter und gefühlvoller in ihrem drei Generationen umspannenden Film über Türkische Migranten in Deutschland. Der Clou, die Türken deutsch, die Deutschen hingegen ein Kauderwelsch, dass an Chaplins großen Diktator erinnert, sprechen zu lassen, ist großartig. Denn Einfühlung und Identifikation funktioniert über die Sprache. Und so sind einem die Türken sehr schnell viel näher als die komischen Deutschen, die zudem kannibalistisch Blut und Fleisch von Gottes Sohn verzehren. CHRISTIAN MEYER GB/USA 2011 - Trickfilm / Fantasy - Regie: Kelly Asbury - Verleih: Walt Disney Start: 24.3. BO: UCI, Union Kino, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Mulpitplex Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion, Rio Mülheim, Lichtburg Oberhausen D 2010 - Komödie - Regie: Yasemin Samdereli - Kamera: Ngo The Chau - mit: Demet Gül, Aylin Tezel, Vedat Erincin - Verleih: Concorde - Start: 10.3. BO: Union Kino, DO: Camera, Cinestar, GE: Multiplex Apollo, OB: Lichtburg 39 Neue Filme Sieht nur so aus, als sänge sie: Catherine Deneuve Opfert sich für seine Kinder auf: Uxbal (Javier Bardem) Das Schmuckstück Biutiful Ein Film von Francois Ozon Ein Film von Alejandro González Iñárritu Frankreich 1977: Suzanne Pujol ist im Leben ihres Fabrikanten-Gatten Robert nicht mehr als ein dekoratives „Schmuckstück“ - bis sie nach dessen Herzinfarkt die Firmenleitung übernimmt. Nostalgische Emanzipationskomödie Uxbal schlägt sich mit illegalen Machenschaften durch, um seine beiden Kinder zu versorgen. Da erfährt er von einer schweren Krankheit. Komplexe Reflexion über Leben und Tod Mit der Rolle der wunderschönen Regenschirmverkäuferin Genevieve in Jacques Demys durchgehend gesungenem Liebes-Melodram „Die Regenschirme von Cherbourg“ begann 1963 die internationale Karriere von Catherine Deneuve. Nun, fast 50 Jahre später, joggt sie als Gattin eines ausbeuterischen RegenschirmFabrikanten (wunderbar cholerisch: Fabrice Luchini) im knallroten Trainingsanzug und mit Lockenwicklern durch den Wald. Die Reminiszenzen an Demy sind vielfältig. So hat man auch in „Das Schmuckstück“ ständig die Erwartung, dass die Schauspieler anfangen zu singen. Aber Deneuve und Depardieu wagen in Erinnerung an ihre Liebe nur mal einen berührenden Disco-Tanz à la Travolta und zum Schluss trällert Deneuve fröhlich: „Das Leben ist schön“. Wie das Kino, das man nach diesem Film beschwingt verlässt. ROLF-RUEDIGER HAMACHER F 2010 - Komödie - Regie: François Ozon - Kamera: Yorick Le Saux - mit: Gérard Depardieu, Sergi Lopez, Gautier About - Verleih: Concorde - Start: 24.3. DO: Camera, Cinestar, OB: Lichtburg, DU: Filmforum Lernt für Connie (Amy Ryan) Schwimmen: Jack (Philip Seymour Hoffman) Jack in Love Ein Film von Philip Seymour Hoffman Jack ist Chauffeur und liebt Reggae. Und er ist ein Eigenbrötler. Als seine Freunde den ewigen Single mit Connie verkuppeln wollen, bemüht er sich ernsthaft. Ruhiges Außenseiterdrama Jack und sein Kollege Clyde würden gerne ihr Chauffeur-Dasein an den Nagel hängen und beruflich vorankommen. Während aber zumindest Clyde privat schon lange in festen Händen ist, ist der ewige Single Jack nach all den Jahren schon etwas eigen geworden. Aber er ist ein gutherziger Kerl, und als ihm Clyde und seine Frau Lucy Connie vorstellen, ist er voll motiviert, sein Leben für sie zu ändern. Mit Hilfe eines Schwimm- und eines Kochkurses will er der Angebeteten imponieren. Während sich Jack und Connie näher kommen, zeigen sich jedoch bei Clyde und Lucy Risse. Seymour Hoffmans Regie-Debüt ist unaufgeregt charmant. Auch wenn sie ein wenig penetrant auf dem Nerd-Faktor seiner Hauptfigur herumreitet, ist „Jack in Love“ eine sympathische kleine Geschichte um Großstädter am Rande des Nervenzusammenbruchs. CHRISTIAN MEYER Alejandro González Iñárritu, Meister des verschachtelten Erzählens, macht es dieses Mal ganz einfach. „Biutiful“ ist chronologisch und linear entlang einer Person erzählt. Aber „Biutiful“ wäre kein Film von Iñárritu, wenn es dann nicht doch sehr komplex würde. Mit Uxbal taucht Iñárritu ein in ein gesellschaftliches Schattendasein, das für viele Menschen zum Alltag geworden ist. Nachdem sein letzter Film „Babel“ ganz allgemein verschiedene Globalisierungseffekte narrativ verwob, widmet er sich nun dem Thema der Migration. Uxbal verdient sein Geld, indem er das Leben und vor allem die Arbeit von illegalen Einwanderern organisiert – senegalesische Straßenhändler oder chinesische Näherinnen. Uxbal nimmt damit eine äußerst widersprüchliche Rolle ein: Zum einen Schützt er die Migranten vor dem Zugriff der Polizei und setzt sich für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen ein. Zum anderen profitiert er ja gerade von ihrem unsicheren, illegalen Status und den relativ schlechten Rahmenbedingungen ihres Daseins. Die Widersprüchlichkeit setzt sich im Privaten fort: Uxbal hält seine manisch depressive Frau Maramba von den gemeinsamen Kindern fern. Zum Schutze der Kinder, die zugleich unter der Trennung von der Mutter leiden. Richtig und falsch verschwimmen in der Welt von „Biutiful“. Und so kann eine unmoralische Handlung Gutes bewirken und gut Gemeintes direkt in die Katastrophe führen. Als Uxbal von seiner tödlichen Krankheit erfährt, muss er akzeptieren, dass seine Möglichkeiten des Handelns sehr begrenzt und endlich sind. Er muss mit sich und der Welt ins Reine kommen. Und er muss dafür sorgen, dass es seinen Kindern auch nach seinem Tod gut geht. Doch in dem täglichen Hamsterrad der Verantwortung wird sein Körper zunehmend schwächer. In den engen Gassen Barcelonas – nicht im Zentrum, sondern in den Randgebieten, dort wo die Touristen fern bleiben – ist der Film angesiedelt. Trotz der täglichen Last, das Leben zu meistern, zu überleben, sind die Bilder geprägt von einer erstaunlichen Vitalität. „Biutiful“ fängt diese Atmosphäre in unruhigen Bildern ein, die ebenso wie die Lebensumstände der Protagonisten in ihrer Widersprüchlichkeit nicht auflösbar sind. Im Verlauf des Films wird die Stimmung zunehmend fiebrig und die Inszenierung analog zum Zustand seiner Hauptfigur, die den Film in fast jeder seiner Szenen trägt, kurzatmiger. Alejandro González Iñárritu ist ein höchst moralischer Filmemacher. Er ist aber nie ein simpler Prediger oder gar Ankläger. Seine Leistung ist zum einen die Fähigkeit eines detaillierten Blicks. Zum anderen seine emotionale Sensibilität und sein Mitgefühl. Das alles kongenial mit Hilfe seiner Darsteller – allen voran Javier Bardem („No Country for old Men“) – auf die Leinwand zu bannen, ist nicht nur eine große künstlerische, sondern auch eine menschliche Leistung. CHRISTIAN MEYER E/MEX 2010 - Drama - Regie: Alejandro González Iñárritu - Kamera: Rodrigo Prieto mit: Maricel Álvarez, Ana Wagener, Guillermo Estrella - Verleih: Prokino - Start: 10.3. BO: Casablanca, DO: Sweet Sixteen, E: Filmkunstkinos Essen USA 2010 - Komödie - Regie: Philip Seymour Hoffman - Kamera: W. Mott Hupfel III mit: Amy Ryan, Daphne Rubin-Vega, Rafael Osorio - Verleih: Alamode - Start: 24.2. E: Filmkunstkinos Essen, BO: Endstation 40 36 Kino.Ruhr Kümmert sich um die ganze Familie: die 17jährige Ree (Debra Granik) Mit dem „Wachhund“ in der Lichtburg, Theaterleiterin Marianne Menze Premierenkino Winter‘s Bone In der Essener Lichtburg wird der Rote Teppich ausgerollt Ein Film von Debra Granik Auf der Suche nach ihrem Vater zieht eine junge Frau das Misstrauen der HinterlandGemeinde auf sich. Packendes Thriller-Drama In einer verarmten Gegend im bewaldeten Nirgendwo Missouris wohnt die 17jährige Ree (Jennifer Lawrence). Sie erzieht ihre zwei jüngeren Geschwister und pflegt die verstummte Mutter. Als ihr auf Kaution entlassener Vater untertaucht und damit Hab und Gut auf dem Spiel stehen, begibt sich die junge Frau auf die Suche nach ihm. Die verschworene Backwood-Gemeinde ist ihr die einzige Hilfe, begegnet ihr aber zunehmend mit feindseligem Argwohn. Mit markanten Gesichtern, glaubwürdigen Figuren und unter Andeutung von Thriller- und Vortäuschung von Slasher-Elementen, die aber nie ins Abenteuerliche abgleiten, vermittelt Regisseurin Debra Granik ein spannendes und beklemmend überzeugendes Bild amerikanischer Hinterland-Realität. Verdientermaßen wurde der Film bereits zuhauf nominiert und mit Preisen ausgezeichnet. HARTMUT ERNST Sundance Film Festival 2010: Bester Film; bestes Drehbuch USA 2010 - Drama - Regie: Debra Granik - Kamera: Michael McDonough - mit: John Hawkes, Sheryl Lee, Ashlee Thompson - Verleih: Paramount - Start: 31.3. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, DU: Filmforum Intensiv und episch: Ballett im Palais Garnier La Danse Ein Film von Frederick Wiseman Der Dokumentarfilm beobachtet den Alltag des Balletts der Opéra National de Paris – vor und hinter den Kulissen. Mitreißende, epische Ballett-Dokumentation Neun Wochen lang begleitete Regisseur Frederick Wiseman Tänzerinnen und Tänzer, Choreografen, Kostümbildner, Köche und die Verwalter des Hauses. Seine Kamera ist stiller Beobachter: Wiseman verzichtet auf Interviews und Einzelportraits. Er bietet einen ganzheitlichen Eindruck der Geschehnisse rund um die neun Stücke, an deren Entstehung er teilnimmt. Eine 158-Minuten-Dokumentation, die jedem Eindruck, den sie einfängt, ihren zeitlichen Raum schenkt. Dadurch nähert er sich dem Wahrhaftigen, wird intensiv und episch. Und nicht zuletzt ergötzt sich Wiseman am Tanze selbst. Selten spiegeln Dokumentarfilme ihren Gegenstand so sinnlich und allumfassend – ohne ein Wort der Erklärung. HARTMUT ERNST F/USA 2009 - Dokumentarfilm / Musik - Regie: Frederick Wiseman - Verleih: Kool Start: 30.12. BO: Endstation 41 Als die Lichtburg 1928 eröffnet wurde, galt sie als modernstes Kino Deutschlands. Auch im Jahr 2011 beherbergt die „alte Dame des Ruhrgebiets“ den größten Kinosaal des Landes. 2003 wurde der restaurierte und renovierte sowie unter Denkmalschutz stehende Bau feierlich wiedereröffnet. Unter der Leitung von Marianne Menze hat das Kino daraufhin seine Bedeutung als wichtiges Premierenkino wiedererlangt. Schon in den 50er und 60er Jahren flanierten hier Stars wie Gary Cooper und Romy Schneider über den Roten Teppich. trailer: Frau Menze, wie ist es, ein solch legendäres Kino zu leiten? Marianne Menze: Das erste Jahr war sehr ungewöhnlich, weil mein Mann und ich, aus dem Programmkinobereich kommend, plötzlich damit konfrontiert waren, nicht nur die hehre Filmkunst zu zeigen. Denn im größten Kino Deutschlands kann man nicht den brasilianischen Independentfilm spielen. Man muss schon anders programmieren und erhält dadurch auch Kontakt zu anderen Filmverleihen. Nach welchen Kriterien programmieren Sie heute? Wir müssen große Filme spielen, aber das ist ja nichts Schlimmes, denn es gibt ja eine Menge toller Mainstreamfilme. Aber wir versuchen dabei, nicht unter ein bestimmtes Niveau zu gehen. Die besucherstarken, gut gemachten und nicht Gewalt verherrlichenden Mainstreamfilme und jede Menge deutscher Filme kommen dafür in Frage. Ein weiteres wichtiges Kriterium sind unsere Premieren, von denen ziemlich viele hier stattfinden. Dabei haben wir es geschafft, wieder an die Tradition der 50er und 60er Jahre anzuknüpfen. Kommen die Verleihe wegen der Premieren auf Sie zu oder geht der Impuls von Ihnen als Kinoleiterin aus? Es sind natürlich die Premieren der Filmverleiher, die auch die Organisation dafür übernehmen. In Zeiten der Länderfilmförderung bestimmt die Höhe der Fördergelder oft auch, wo die Premiere stattfindet. Wir haben das Glück, dass die Filmstiftung NRW bundesweit sehr viel Filmförderung betreibt, deswegen haben wir hier im Haus oft auch die Deutschlandpremiere eines Films. Viele Verleiher wählen die Lichtburg auch unabhängig von den Geldern als Premierenkino aus, weil es eben das größte Kino in Deutschland ist und man deswegen neben den geladenen Gästen auch noch jede Menge Kinobesucher unterbringen kann, und das schafft eine ganz andere Atmosphäre für den Film. Und es ist auch so, dass das Publikum im Ruhrgebiet sehr geschätzt wird, weil es wohl doch noch mal etwas anders mit seinen geliebten Stars und Regisseuren umgeht als anderswo in Deutschland. Haben Sie denn an einen Premierengast besonders positive Erinnerungen? Man kann ja mittlerweile fast sagen, von den deutschen Schauspielern und Regisseuren waren 90% irgendwann mal hier. Bis auf einige wenige Ausnahmen war der Umgang mit allen sehr angenehm. Besonders herausheben kann man da höchstens so jemand wie den völlig legendären Peter Ustinov, der für jeden, der mit Film oder Kultur zu tun hat, ein unbeschreibliches Erlebnis war. INTERVIEW: FRANK BRENNER Roter Teppich Hilft Liam Neeson bei der Suche nach seiner wahren Identität: Diane Kruger in „Unknown Identity“ „Ich habe Angst zu sterben“ Diane Kruger über „Unknown Identity“, ihr Verhältnis zum Tod und ihre Beziehung zu Deutschland 1976 kam Diane Kruger als Diane Heidkrüger in für die englische Fassung anzutrainieren, und es Niedersachsen zur Welt. Über die Zwischensta- wäre schade, das nun für die deutsche oder frantion als Model begann sie in Paris ihre Schau- zösische Fassung mangels Zeit zu ruinieren. spielkarriere, die sie schnell bis nach Hollywood führte. In Filmen wie „Troja“, „Das Vermächtnis „Unknown Identity“ bietet einige extreme der Tempelritter“ oder Quentin Tarantinos „In- Situationen, ähnlich wie ihr kürzlich abgeglourious Basterds“ stellte sie ihr Starpotenzial drehter Film „Special Forces“ – wie ist es um unter Beweis. Nun ist sie an der Seite von Liam Ihre eigenen Survival Skills bestellt? Neeson in einer Actionrolle als bosnische Taxi- Angeblich sehr gut, wie ich in Tadschikistan festfahrerin Gina in „Unknown Idengestellt habe. Manchmal denke „MIT DEUTSCHEN REGISSEUREN tity“ auf der Leinwand zu sehen. ich wirklich, warum mache ich ZU ARBEITEN, so etwas eigentlich. Neunzehn WÄRE WIRKLICH EIN TRAUM.“ Stunden sind wir von Duschanbe trailer: Frau Kruger, Sie haben einmal gesagt, dass Sie gerne Rollen spielen, gefahren, das ist die Hauptstadt von Tadschikidie kontrovers sind. Worin lag bei Gina das stan, um auf viereinhalb tausend Metern im Himalaja anzukommen und dort in einem Zelt ohne Kontroverse? Diane Kruger: Na ja, Rollen müssen nicht un- Elektrizität zu schlafen. Anderthalb Monate war bedingt kontrovers sein, aber sie sollten eine ich ohne Telefon und Internet, da fragte ich mich Komplexität besitzen. Für das Genre des Action- wirklich, was ich denn da eigentlich mache. Auf thrillers ist es ungewöhnlich, dass eine weibliche der anderen Seite war es ein unglaubliches ErlebFigur mehrere Facetten hat. Ich fand gut, dass nis. Aber es sind manchmal schon Extremsituatiman sieht, woher sie kommt. Gina ist eine Figur, onen. Wenn man in einer Großstadt dreht, kommt die auf dem Papier sehr tough ist, aber wenn man man am Abend nach Hause, kann dort wieder dann ein bisschen kratzt, offenbart sie ihre Ver- abschalten. Aber dort kam man einfach nie weg, konnte sich am Abend nicht richtig erholen, hatte letzlichkeit. Das fand ich sehr berührend. kein tolles Essen und kein Glas Wein, um mal über Sie selbst haben durchaus Lust auf Actionrol- etwas Anderes zu reden. In „Special Forces“ hatlen. Haben Sie da irgendwelche Vorbilder, im te ich dann auch noch jede Menge emotionaler weiblichen Bereich gibt es ja nicht allzu viele? Szenen. Da habe ich eine der bislang intensivsten Es war lustig, das hier einmal zu machen. In die- Rollen meines Lebens gespielt, und davon kommt sem bestimmten Fall wollte ich das machen, weil man dann auch nach Drehschluss nicht so richtig es zur Rolle passte. Aber ich bin mir nicht sicher, los. Ich war noch nie so deprimiert nach einem ob ich nun die nächste Angelina Jolie in „Salt“ Dreh. Ich habe einen Monat gebraucht, um wieder in mein Leben zurückzufinden. werde. Aber, wer weiß… (lacht) Werden Sie die Rolle auch für die deutsche Fassung wieder synchronisieren? Ich hätte es gerne gemacht, aber leider nein. Ich hätte für die deutsche Fassung den bosnischen Akzent auch noch einmal lernen müssen, und dafür habe ich leider überhaupt keine Zeit. Normalerweise synchronisiere ich meine Rollen auch immer für den deutschen und den französischen Markt, aber in Frankreich mache ich das dieses Mal auch nicht. Ich bräuchte für das Lernen des Akzents in jeder Sprache noch mal zusätzlich drei bis vier Wochen, was zeitlich einfach nicht drin ist. Ich benötigte vier Monate, um mir den Akzent Was war der verrückteste Job, den Sie jemals angenommen haben? Das war als Altarmädchen bei Beerdigungen, und das zwei Jahre lang, ohne Witz! Im Alter von zehn bis zwölf Jahren habe ich das gemacht. Ich bin sehr katholisch aufgewachsen, und da habe ich dann bei Beerdigungen vor dem Sarg gestanden, dreimal die Woche. Man sieht den Leuten dann mit der Zeit an, ob die Hinterbliebenen wirklich traurig sind oder nicht. Haben Sie dadurch ein anderes Verhältnis zum großen Mysterium Tod bekommen? 42 46 Ich habe Angst zu sterben, das möchte ich nicht. Ich denke darüber schon relativ häufig nach, denn ich habe beispielsweise große Angst vor dem Fliegen. Ich glaube, weil ich so häufig fliege, steigt die Wahrscheinlichkeit immer mehr, dass mir dabei irgendwann mal etwas passiert. Wie viel vom ursprünglichen deutschen Mädchen haben Sie auf ihrem Weg über Paris, Kanada und Hollywood verloren? Ich glaube nicht, dass ich viel verloren habe. Ich bin nur heute einfach jemand anderes, als ich geworden wäre, wenn ich komplett in Deutschland geblieben wäre. Aber ich wäre auch jemand anderes, wenn ich nur in Paris geblieben oder wenn ich nur Model geblieben wäre. Das kann man so überhaupt nicht beurteilen. Ich habe das Gefühl, ich bin die gleiche Person, die damals mit 16 Jahren weggegangen ist. Auf der anderen Seite ist es klar, dass ich viele Tricks and Trades mitgenommen und gelernt habe. Aber als Person habe ich noch immer die gleichen Freunde und die gleichen Bekannten. Ich glaube nicht, dass ich mich sehr verändert habe. Wenn Ihnen als Deutsche manchmal deutsche Worte nicht mehr einfallen, weil Sie so sehr im Englischen verhaftet sind, ist das dann ein komisches Gefühl? Ab und zu schon, aber das dauert dann meistens nur so eine Woche, dann kommt das alles wieder. Aber mit dem Französischen ist es das gleiche, wenn ich davor zu lange in Amerika gewesen bin. Ihre in Deutschland gedrehten Filme waren bislang immer ausländische Produktionen. Könnten Sie sich auch einmal vorstellen, in einer rein deutschen Produktion mitzuspielen? Ja, das würde ich sogar sehr gerne einmal. Es war immer mein Traum, eine internationale Schauspielerin zu sein und zwischen den Stühlen zu sitzen. Ich möchte wirklich nicht nur deutsch sein, nicht nur französisch oder nicht nur amerikanisch. Ich möchte alle Nationalitäten spielen können, in allen möglichen Sprachen. Mit deutschen Regisseuren einmal zu arbeiten, wäre wirklich ein Traum. INTERVIEW: FRANK BRENNER Neue Filme Drive Angry Ich bin Nummer Vier USA - Action - Regie: Patrick Lussier - Verleih: Warner - Start: 24.2. USA 2011 - Science Fiction - Regie: D.J. Caruso - Verleih: Walt Disney - Start: 17.3. Nicolas Cage sieht mal wieder rot: Als Gauner namens Milton tritt er mit einem schwarzen 71er Challenger gegen eine Sekte an, die den Tod seiner Tochter auf dem Gewissen hat und nun ähnliches mit seiner Enkelin plant. Hauptgegner ist Sektenführer Jonah King (Billy Burke) und ein eigenwilliger Killer (William Fichtner). Kellnerin Piper (Amber Heard) steht dem Helden zur Seite. HE John (Alex Pettyfer) lebt in einer Kleinstadt in Ohio – und ist eigentlich einer von acht Außerirdischen, die nach der Zerstörung seines Planeten Zuflucht auf der Erde gesucht haben. Inzwischen erwachsen und mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, werden er und seine Freunde von bösen Mächten gejagt. Einziger Verbündeter: Beschützer Henri (Timothy Olyphant). Mystery-Action-Drama. HE BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Multiplex Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Mulpitplex Apollo , HER: Filmwelt, MÜL: Cinemotion Meine erfundene Frau Rango USA - Komödie - Regie: Dennis Dugan - Verleih: Sony Pictures - Start: 24.2. USA 2011 - Abenteuer / Trickfilm - Regie: Gore Verbinski - Verleih: Paramount - Start: 3.3. Lügen haben kurze Beine. Das merkt auch Danny (ewiger Kindskopf Adam Sandler), der sein Singledasein mit einem falschen Ehering drapiert, um sich dem anderen Geschlecht unverfänglich nähern zu können. Als plötzlich die Traumfrau (Brooklyn Decker) vor ihm steht, muss er die Ehe-Lüge inszenieren. Seine Assistentin Kathryn (Jennifer Aniston) springt als zukünftige Ex-Frau ein. HE Chamäleon Rango (im Original gesprochen von Johnny Depp) sitzt im Terrarium und träumt davon, ein Held zu sein – sprich: Rango befindet sich mitten in einer Identitätskrise. Das Schicksal katapultiert ihn geradewegs in eine Western-Stadt. Die von Banditen geplagte Gemeinde sehnt einen Helden herbei – und befördert den neuen Gast unverhofft zum Sherriff. Lustiges CGI-Abenteuer. HE BO: Bofimax, UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Multiplex Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Multiplex Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Verbunden in Hassliebe: Hubert (Xavier Dolan) mit seiner Mutter (Anne Dorval) Powder Girl GB/D/A 2010 - Komödie / Lovestory - Regie: Philip Traill - Verleih: Paramount - Start: 17.3. Skateboard-Girl Kim (Felicity Jones) ist nicht auf den Mund gefallen – es gelingt ihr aber nicht, etwas aus ihrem Talent zu machen. Ein Job als Hausmädchen in einem Chalet im verschneiten St. Anton offeriert ihr neue Möglichkeiten und einen Blick auf die Blöden und Reichen. Außerdem entdeckt sie das Snowboarden für sich – und nette Jungs (Ed Westwick, Ken Duken). Romantische Komödie. HE BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Der Adler der Neunten Legion GB/USA 2010 - Historienfilm - Regie: Kevin Macdonald - Verleih: Concorde - Start: 3.3. Einer Legende zufolge verschwand im zweiten Jahrhundert nach Christus in Nordengland eine 5000 Mann starke Armee – die Neunte Legion. Das Historienabenteuer folgt dem jungen Marcus (Channing Tatum, „Step Up“), Sohn des Anführers der verschollenen Armada. Der begibt sich gemeinsam mit dem Sklaven Esca (Jamie Bell) auf die Suche. Regie: Kevin Macdonald („State of Play“). HE I Killed My Mother Ein Film von Xavier Dolan Hubert verbindet mit seiner alleinerziehenden Mutter eine Hassliebe. Der Konflikt spitzt sich zu. Coming of Age-Hysterie Mit 17 schrieb Xavier Dolan das Drehbuch, mit 19 Jahren verfilmte er es und spielte zugleich die Hauptrolle. Ein Wunderkind? Scheint so. Denn „I Killed My Mother“ ist nicht nur solide inszeniert, der Film wandelt auch gekonnt zwischen komödiantischen und dramatischen Momenten – lässt gar beides ineinanderfließen. Das Coming of Age-Drama – das zugleich ein Coming Out-Drama ist – wird aus der hysterischen Schwarzweißsicht eines Pubertierenden erzählt. Dieser Pubertierende wartet aber zugleich mit relativierenden Weisheiten auf, dass man nur staunt. Dolan weiß, dass er nicht immer recht hat, er als Pubertierender aber im Moment per se recht hat. Alles eine Frage der Perspektive. Und wenn ein 17Jähriger souverän beide Perspektiven zugleich vorführt, dann darf man sich wundern. CHRISTIAN MEYER Cannes 2009: Prix Regards Jeunes USA 2010 - Drama - Regie: Darren Aronofsky - Kamera: Matthew J. Libatique mit: Mila Kunis, Vincent Cassel, Winona Ryder - Verleih: Fox - Start: 20.1. BO: Endstation BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx 43 Neue Filme In Afrika gerät Anton (Mikael Perbrandt) in Gewissensnöte In einer besseren Welt Ein Film von Susanne Bier Während der Arzt Anton in Afrika seine ethischen Normen prüft, muss sich auch sein Sohn in Dänemark moralische Fragen stellen. Oscar nominiertes Drama mit Nachwirkung Bewegende, rasante Afrika-Aufnahmen eröffnen uns den Alltag des engagierten, idealistischen Arztes Anton (Mikael Perbrandt). Er lebt im Spagat zwischen zwei Welten: im provisorischen Flüchtlingscamp behandelt er selbstlos und bis zur Erschöpfung unzählige Verletzte und Gewaltopfer. Daheim – in der Idylle einer dänischen Hafenstadt – versucht er seine zerrütteten Familienverhältnisse zu retten: Sohn Elias (Markus Rygaard) ist ein introvertierter Einzelgänger und die Ehe in krisenhaftem Zustand. Neu in der Nachbarschaft sind Wittwer Claus (Ulrich Thomsen) und sein unzugänglicher Sohn Christian (William Johnk Nielsen). Die Wege beider Familien kreuzen sich, als der 12 jährige Christian am ersten Schultag miterlebt, wie Elias von einer halbstarken Clique drangsaliert wird. Als Christian bei einem erneuten Übergriff Elias zur Hilfe eilt, kommt ein Messer ins Spiel. Die Wirkung der Waffe verleiht den beiden Jungs Gefühle von Macht und Selbstbewusstsein. Von nun an halten sie als Verbündete und Freunde zusammen. Vater Anton, der mit den Auswirkungen menschlicher Brutalität in Afrika stark konfrontiert ist, versucht die Jungs jedoch konsequent gegen Rache- und Gewaltgedanken zu erziehen. Trotz seiner fürsorglichen, präventiven Experimente wollen die Heranwachsenden – allen voran Christian – ihre Würde und Stärke durchsetzen und verlieren dabei aus dem Auge, dass sie sich und andere dabei lebensbedrohlichen Gefahren aussetzen. Antons eigene, pädagogischen Ideale drohen derweil zu bröckeln, als er zurück in Afrika den „Big Man“ behandeln soll, einen Bandenführer, der für die grausame Verstümmelung und Ermordung vieler seiner Patientinnen verantwortlich ist. Gequält von der Frage „was ist Gerechtigkeit“ hält er damit unfreiwillig das Schicksal des barbarischen Täters in seinen Händen. Susanne Bier („Open Hearts“) kontrastiert menschliche Ängste im afrikanischen Krisengebiet mit der Idylle Dänemarks. „So entstehen Kriege“ sagt Anton einmal, und formuliert damit die zentrale Aussage, die uns „In einer besseren Welt“ durch intensive und eindrucksvolle Bilder vor Augen führt. Der Film erzählt von der Eskalation zwischenmenschlicher Beziehungen sowie der Zerbrechlichkeit ethischer Grundsätze. Die Konflikte sind im Kern auf alle Milieus und auf jedes Alter übertragbar, sowohl im kleinen Kosmos der Kinder als auch in der Größenordnung Afrikas. Jede Situation kann im wahrsten Sinne des Wortes explosiv werden. In diesem hochkarätig besetzten Familiendrama beweist Susanne Bier erneut ihr Fingerspitzengefühl für eine schonungslose Inszenierung. Die Schauspieler transportieren die Figuren dabei auf bodenständige Weise. Einzig die Filmmusik hätte an einigen Stellen reduzierter eingesetzt werden können. Ob ihr für den Oscar nominierter Film am 27. Februar das Rennen um den besten nicht-englischsprachigen Film macht, steht noch nicht fest. Das Potential hat er. ELMIRA RAFIAZADEH DK/S 2010 - Drama - Regie: Susanne Bier - Kamera: Morten Søborg - mit: Trine Dyrholm, Markus Rygaard, Martin Buch - Verleih: Universum - Start: 17.3. BO: Casablanca/Metropolis, DO: Camera, DU: Filmforum IN EINER BESSEREN WELT – Am Rande Das als bester ausländischer Film mit dem Golden Globe® prämierte Drama „In einer besseren Welt“ geht als dänischer Kandidat ins Rennen um den Oscar® für den besten nicht-englischsprachigen Film. Bereits ihr Film „Nach der Hochzeit“ (2006) führte die Deutsch-Dänin Susanne Bier mit einer Oscar®-Nominierung nach Hollywood, wo sie 2008 das Drama „Things We Lost in the Fire“ mit Halle Berry und Benicio Del Toro inszenierte. Der Oscar® für den Best Foreign Language Film of the Year wurde ab 1948 als Spezialpreis verliehen. Erst seit 1956 wird der Preisträger-Film durch die Mitglieder der Academy aus einer Auswahl von fünf nominierten Filmen gewählt, wie in den anderen Kategorien auch. Das Vorschlagsrecht für einen in Deutschland produzierten Film wird von der German Films Service + Marketing GmbH (vormals Export-Union des Deutschen Films) ausgeübt. Das Land mit den meisten Auslands-Oscars® ist Italien mit zehn Trophäen, wobei alleine Federico Fellini den Preis viermal mit nach Hause brachte. Am häufigsten nominiert wurden jedoch Produktionen aus Frankreich. Volker Schlöndorff holte die Trophäe 1980 erstmals nach Deutschland. 2003 und 2007 wurden mit „Nirgendwo in Afrika“ und „Das Leben der Anderen“ erneut deutsche Produktionen ausgezeichnet. Nach Dänemark ging der Preis 1988 mit „Babettes Fest“ und 1989 „Mit Pelle der Eroberer“. Vielleicht schafft es ja in diesem Jahr die dänisch/schwedische Koproduktion „In einer besseren Welt“ und damit immerhin zum dritten Mal in der Geschichte der Kategorie eine Regisseurin. CHRISTINE SCHILHA Mehr Infos zu den Oscars unter: oscar.go.com 44 46 Neue Filme Kick it im Kaiserreich: Daniel Brühl als Sportlehrer Der ganz große Traum Ein Film von Sebastian Grobler Ein junger Lehrer versucht, im ausgehenden 19. Jahrhundert den Fußball im Kaiserreich zu etablieren. Komödie über die Ursprünge des Fussballs Das Herzogtum Braunschweig 1874: Der ambitionierte Lehrer Konrad Koch (Daniel Brühl) kehrt gerade von seiner Referendarszeit aus England zurück. Jetzt will er britische Tugenden und Traditionen in den Unterricht im Kaiserreich einfließen lassen, allen voran: Fair Play und eine Sportart namens Fussball. Sehr zum Missfallen konservativer, einflussreicher Förderkreise, die den Fortschritt der Zivilisation in Gehorsam, Drill und Exerzieren verorten. Ihnen gilt das „weibische Getrete“ als anarchistisch und undeutsch. Doch Konrad geht in die Offensive. Mit einem prima aufgelegten Ensemble (Burghart Klaußner, Justus von Dohnányi, Axel Prahl) serviert Sebastian Grobler eine freche Komödie über den Einzug des Fußballs in unser Land - „frei nach wahren Begebenheiten“. HARTMUT ERNST D 2010 - Drama / Komödie - Regie: Sebastian Grobler - Kamera: Martin Langer mit: Axel Prahl, Daniel Brühl, Thomas Thieme - Verleih: Senator - Start: 24.2. BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, GE: Multiplex Apollo, Schauburg, HER: Filmwelt, OB: Lichtburg ÚUYNK+_^Y >/=>/8 =3/ ?8=/</ >/=>=>+<= X KL 4O^d^ ]MRY \Y ! /_ Auch der Aufenthaltsraum hebt die Laune im Knast nicht Picco Ein Film von Philip Koch Kevin kommt in den Jugendknast. Hier herrschen andere Regeln als draußen. Besser, man befolgt sie. Bedrückender Gefängnisfilm Wenn Kevin betrunken ist, geht ihm manchmal die Sicherung durch. Nun muss er in den Jugendvollzug. Das latent gewalttätige Klima dort macht ihm jedoch zu schaffen. Schon bald ist er in der Opferrolle. Regisseur Philip Koch nimmt sich des Mordes in der JVA Siegburg an. Dort hatten 2006 drei Häftlinge ihren Zellengenossen zunächst vergewaltigt und gefoltert und schließlich getötet. Der alarmierende Fall entfachte auch eine Diskussion um die Mitschuld des Personals. Koch zeigt das soziale Gefüge im Knast beinahe analytisch auf und thematisiert zugleich die Gleichgültigkeit des überforderten Personals. Ein klaustrophobisches Kammerspiel, das sich nie in Pathos oder Gewaltszenarien verliert. CHRISTIAN MEYER Int. Filmfest Oldenburg 2010: Bester deutscher Film D 2009 - Drama - Regie: Philip Koch - Kamera: Markus Eckert - mit: Konstantin Frolow, Constantin von Jascheroff, Martin Kiefer - Verleih: Movienet - Start: 3.2. BO: Endstation 45 Abbildung zeigt Sonderausstattung ÚUYNK+_^Y .SO 3WZY\^WK\UO WS^ NOX WOS]^OX >O]^]SOQOX zLO\dO_Q^ NSO 0KMRZ\O]]O _XN SR\O 6O]O\ 6K]]OX TO^d^ K_MR =SO ]SMR LOQOS]^O\X >O]^OX =SO d, NOX 0KLSK =:/-3+6 WS^ 5VSWK KXVKQO /=: 0KR\O\ _XN KL]MRKV^LK\OW ,OSPKR\O\KS\LKQ =OS^OXKS\LKQ] _XN `SOVOX aOS^O\OX 2SQRVSQR^] 4O^d^ LOS _X] KL ! /_\Y +?>9 D/3>?81 @O\QVOSMR]^O]^ NO\ +?>9 D/3>?81 ]OS^ # # 5\KP^]^YPP`O\L\K_MR Pz\ NOX 0KLSK 33 6SWY_]SXO =:/-3+6 V UA := SX V UW XKMR 1\_XN\SMR^VSXSO " "/A1$ UYWLSXSO\^ ! SXXO\Y\^] ! K_O\Y\^] ! -9/WS]]SYXOX UYWLSXSO\^ SX QUW$ +_^YWYLSVO 0\SONOX]OSMRO 1WL2 -K]^\YZO\ 2OVVaOQ # " ,YMR_W >OV$ # 0Kb$ # " P\SONOX]OSMROQP* ZK\^XO\]UYNKK_^YNO aaaK_^YWYLSVOP\SONOX]OSMRONO Gespräche zum Film Filmwirtschaft Regisseur Ali Samadi Ahadi, Foto: Paul Schöpfer Personifizierter Publikumsmagnet, Till Schweiger Ich denke nicht in Genres Endgültige Bilanz 2010 1972 im Iran geboren, kam Ali Samadi Ahadi 1985 ohne Familie nach Deutschland. Nach dem Abitur in Kassel studierte er Visuelle Kommunikation. Nach „Lost Children“ und „Salami Aleikum“ ist „The Green Wave“ sein dritter Kinofilm. Besuch Traditionell wird zur Eröffnung der Berlinale von der Filmförderungsanstalt (FFA) in Berlin das zurückliegende Jahr in Daten aufbereitet. Während am Jahresanfang lediglich die wichtigsten Verleiher und Kinos ihre Zahlen veröffentlichen, liefert die FFA eine exakte Auswertung, die nicht nur den Besuch, sondern auch noch viele andere wichtige filmstatistische Daten umfasst. Mit 126,6 Mio. verkauften Tickets wurden fast exakt 20 Millionen weniger in den Kinos verkauft und sie sind rein rechnerisch fast ausschließlich auf den deutschen Marktanteil anzurechnen. In 2009 gingen 40 Mio. Menschen in deutsche Filme, 2010 waren es nicht einmal mehr 21 Mio. Es ist leider sofort erkennbar, wenn in einem Jahr kein Film von Till Schweiger oder Bully Herbig auf den Leinwänden zu sehen ist. Wie wichtig dies ist, zeigt der starke Erfolg von Kokowäh, der vor einigen Wochen startete. Für 2011 werden mit zwei Filmen, in denen Bully mitspielt oder die er produziert (Wiki in 3-D und Hotel Lux) und einem weiteren von Till Schweiger (Keinohrhasen 3) die wichtigsten deutschen Kassenmagneten ihre Anziehungskraft ausüben. Regisseur Ali Samadi Ahadi über „The Green Wave“ Umsatzeinbußen für deutsche Filmprojekte trailer: Herr Samadi, sie waren gerade beim Sundance Filmfestival in Utah, wo ihr Film als einziger deutscher Beitrag lief. Wie sind die Reaktionen dort ausgefallen? Ali Samadi Ahadi: Sehr gut! Der Film hat die Zuschauer bewegt, wir hatten Standing Ovations und sehr viele Emotionen. Die Presse war auch toll – es gab unglaublich viele Anfragen und Interviews. Wenn ein Film Menschen erreicht und spannende Fragen aufwirft, dann ist es das, was man sich wünscht. Als Exil-Iraner betreffen sie die Ereignisse im Iran sehr direkt. Wie haben Sie während der Zeit der Zusammenstöße den Kontakt zu Angehörigen und Freunden gehalten? Die meisten Informationen kamen von Freunden aus den größeren Städten. Die Verbindungen waren alle gekappt: Wir hatten keinen Telefonkontakt, die Handys waren abgeschaltet, und man kam nur über Proxys aus dem Land raus. Die sicherste Variante, um sich nicht zu gefährden, waren E-Mails. Die Blogs, über die viele der Informationen durchsickerten, sind die narrative Grundlage für ihren Film. Wie konnten sie den Wahrheitsgehalt der Schilderungen überprüfen? Wenn man 1500 Seiten Blogs liest und 3500 Seiten Twitternachrichten, und es zeichnet sich immer dasselbe aus unterschiedlichsten Quellen und Perspektiven ab, dann entsteht ein klares Bild von den Ereignissen. Dieses Bild haben wir versucht wiederzugeben. Das spannende an diesen Ereignissen ist auch, dass dieser Informationsfluss nicht mehr zurückgehalten werden kann. Was bislang Monopol dieser Diktaturen war, wurde durchbrochen. Dass man plötzlich auch in der Lage ist, Information selbst zu generieren – das macht die Einzigartigkeit dieser Bewegung aus. Das ist etwas, dass im Moment auch in Tunesien und Ägypten praktiziert wird. Ihr Film verbindet neben Interviews und originalen Handy- und Filmaufnahmen auch Comicszenen. Es ist recht naheliegend, nach dem Einfluss von „Persepolis“ und „Waltz with Bashir“ zu fragen … Ich habe diese Filme erst im Nachhinein gesehen. Tatsächlich gibt es aber kaum andere Möglichkeiten. Reenactment hätte verwässert und abgeschwächt. Ich wollte den Texten viel Raum lassen, deswegen fand ich eine abstrakte Animation besser als ein detailliertes Reenactment, das den Ereignissen sowieso nicht entsprechen kann. Motion-Comic, wie ich ihn verwende, hat mit den wesentlich aufwändigeren Frameby-Frame Animationen der beiden anderen Filme aber schon technisch nichts zu tun. Ihre bisherigen Filme könnten kaum unterschiedlicher sein. Ist der ständige Wechsel von Gattung und Form für Sie eine notwendige Herausforderung? (lacht) Ich lerne gerne und ich möchte wachsen. Ich denke nicht in Genres, sondern versuche zu verstehen, wie der Stoff von mir erzählt werden will und versuche dem Wusch des Stoffs nachzukommen. Zugleich versuche ich auch so viele Zuschauer wie möglich zu erreichen. Bei „Salami Aleikum“ war es mir wichtig, viele Menschen zu erreichen. Das Thema Heimat und Zugehörigkeit ist eine Herzensangelegenheit, und wie erreicht man die Herzen besser als mit einer Komödie – einem Lächeln? Bei „The Green Wave“ habe ich einen Dokumentarfilm gemacht, weil mir im Moment wohl die Möglichkeit fehlt, aus dem Thema eine Komödie zu machen. Umsatz Der Besuchererosion von 13,5 % stand allerdings ein deutlich niedrigerer Umsatzrückgang von 5,7 % gegenüber. Gleichwohl fiel der Umsatz von 976,1 auf 920,4 Millionen €. Der deutlich gestiegene Eintrittspreis ist aber weniger Resultat allgemeiner Preiserhöhungen, sondern dem immer stärker werdenden Besuch von 3D-Filmen geschuldet. Sind im Jahr 2009 6,9 Millionen Besucher in dreidimensionale Filme gegangen, waren es im vergangenen Jahr etwa 18,4 Millionen. Damit wurde jede sechste Kinokarte für einen 3-D Film erworben, obgleich der Anteil am Gesamtfilmangebot unter 5 % lag. Filme Während die Anzahl von 3-D-Filmen mit der Verbreitung entsprechender Projektionssysteme stark gestiegen ist, ist die Gesamtzahl der aufgeführten Filme rückläufig. Nur 146 amerikanische Erstaufführungen kamen ins Kino, der niedrigste Wert seit 2005. Mit 189 ist erstmals seit 2003 die Anzahl der deutschen Premieren wieder gesunken (2009: 217). Zusammen mit den Produktionen aus anderen Ländern kamen dennoch 507 Filme ins Kino, 6 weniger als im Vorjahr. Der Begriff deutsche Erstaufführung ist allerdings etwas verwirrend, denn viele der Filme haben ihre Erstaufführung auf Festivals oder in wenigen Großstadtkinos und treiben die Anzahl künstlich in die Höhe. In Städten wie Wuppertal dürfte die Anzahl der gezeigten Filme etwa bei der Hälfte liegen. Kinos Ein weiterer wichtiger statistischer Befund betrifft die Anzahl der Kinos und Leinwände. Diese ist seit fünf Jahren rückläufig und hat mit 4.699 Leinwänden einen Tiefststand. Zwar wurden im vergangenen Jahr 95 Leinwände neu- oder wieder eröffnet, gleichzeitig kam es aber zu 130 Schließungen. Während die Schließung von Kinos in Großstädten zwar beklagt werden kann, ist das Kinosterben auf dem Land von größerer kulturpolitischer Bedeutung. Denn das Verschwinden des letzten Kinos in einem Ort bedeutet einen Verlust an lokaler Kulturarbeit. In insgesamt 954 Städten und Gemeinden gibt es noch ein Filmtheater, 22 weniger als im Vorjahr. Aus diesem Grund sieht die Filmpolitik eines ihrer wichtigsten Augenmerke darin, gerade diesen gefährdeten Kinos die Überführung in die digitale Welt zu ermöglichen, um hier Investitionsimpulse zu setzen, und somit erneut Nachfrage binden zu können. CHRISTIAN MEYER KIM LUDOLF KOCH 46 Neue Filme The Rite – Das Ritual Der Plan USA 2011 - Horror - Regie: Mikael Håfström - Verleih: Warner - Start: 17.3. USA 2010 - Science Fiction - Regie: George Nolfi - Verleih: Universal - Start: 10.3. Natürlich war „Der letzte Exorzismus“ nicht der letzte Exorzismus auf der Leinwand: In diesem, jaja, auf Tatsachen beruhenden Thriller, studiert der junge Michael (Colin O’Donoghue) Exorzismus im Vatikan. Sein Lehrmeister: Pater Lucas (Anthony Hopkins). Sein Feind: Der Teufel, dem so gar nichts heilig ist. Nicht einmal der Heilige Stuhl. Regie: Mikael Håfström ("Zimmer 1408"). HE Ein junger, temperamentvoller Politiker (Matt Damon) kommt einer frechen Ballerina (Emily Blunt) näher. Merkwürdige Männer mit Hüten versuchen die Liaison zu vereiteln, um den sogenannten Plan des sogenannten „Vorsitzenden“ umzusetzen. Als Unterbau diente eine Kurzgeschichte von Philip K. Dick, das Ergebnis ist ein schwammiges Sci-Fi-Drama, das inhaltlich an zu viel Willkür scheitert. HE BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Mulpitplex Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: UCI, Union Kino, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Mulpitplex Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Faster Der letzte Tempelritter USA 2010 - Action / Drama - Regie: George Tillman Jr. - Verleih: Sony Pictures - Start: 17.3. USA 2010 - Action / Abenteuer - Regie: Dominic Sena - Verleih: Universum - Start: 24.3. Vor zehn Jahren wurde sein Bruder bei einem gemeinsamen Banküberfall ermordet. Jetzt kommt Driver (Dwayne Johnson) aus dem Knast und will sich an den Verantwortlichen rächen. Nach seinen kindgerechten Ausflügen als „Daddy ohne Plan“ bzw. „Zahnfee auf Bewährung“ kehrt Johnson zurück ins Action-Genre. Billy Bob Thornton heftet sich ihm dabei als Cop auf die Fersen. HE Eigentlich schade, dass sich Nicolas Cage inzwischen trotz Talent als Charakterdarsteller („Leaving Las Vegas“, „Bad Lieutenant“) überwiegend auf Action- und Abenteuerware eingeschossen hat. In diesem Mittelalter-Film beschützt er an der Seite von Ron Perlman ein Mädchen, das für die Pest verantwortlich gemacht wird. Mystery-Action von Dominic Sena („Nur noch 60 Sekunden“). HE E: Cinemaxx, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: UCI, DU: UCI, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Justin Bieber – Never say never Big Mama‘s Haus – Die doppelte Portion USA 2011 - Dokumentarfilm / Musik - Regie: Jon Chu - Verleih: Paramount - Start: 10.3. USA 2011 - Komödie - Regie: John Whitesell - Verleih: Fox - Start: 3.3. Der „Traum-Boy“ ist gerade mal 17 und schon der jüngste Künstler mit einem Nummer 1 Album in den US-Charts. Alle, die ihm dahin via YouTube oder Konzertticket verholfen haben, dürfen die Traumkarriere des betörenden R’n’B-Milchgesichts jetzt noch einmal auf der Leinwand nachvollziehen: Konzerthäppchen, Backstage-Material und Interviewschnipsel füttern das Star-Spektakel. HE Ein FBI-Agent, der sich als übergewichtige Big Mama mit viel Klamauk undercover auf Mördersuche begibt – das Konzept scheint genug Menschen zum Lachen zu bringen, um ein zweites Sequel zu rechtfertigen: Diesmal verschlägt es Malcom Turner (Martin Lawrence) mitsamt Stiefsohn (Brendan T. Jackson) in eine – haha - Kunstakademie für Mädchen. Missverständnisse – hihi - vorprogrammiert. HE BO: UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Mulpitplex Apollo, Schauburg, OB: Lichtburg, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion BO: Bofimax, UCI, DO: Cinestar, DU: UCI, E: Cinemaxx, GE: Multiplex Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion Iron Doors Alles erlaubt – Eine Woche ohne Regeln D 2011 - Thriller - Regie: Stephen Manuel - Verleih: Kinostar - Start: 10.3. USA 2011 - Komödie - Regie: Bobby Farrelly, Peter Farrelly - Verleih: Warner Bros. - Start: 10.3. Zuerst erinnert der Plot ein wenig an „Cube“: Ein Mann (Axel Wedekind) ohne Erinnerung erwacht in einem Tresorraum, und der Weg hinaus ist noch lange nicht das Ende. An zehn Drehtagen inszenierte Stephen Manuel die klaustrophobische One-Man-Show in einem Kölner Bunker. Der Thriller kommt in 3D ins Kino und ging in L.A. bereits als Sieger des 3D-Filmfestivals hervor. HE Im neuesten Streich der Farrelly-Brüder („Verrückt nach Mary“, „Nach 7 Tagen – ausgeflittert“) geht ein lang gehegter Wunsch der besten Freunde Rick und Fred (Owen Wilson, Jason Sudeikis) in Erfüllung: Ihre Frauen (Christina Applegate, Jenna Fischer) geben ihnen eine Woche Auszeit vom Eheleben! Endlich das tun, wovon man träumt. Das ist allerdings leichter geträumt als getan… HE E: Cinemaxx, MÜL: Cinemaxx DO: Cinesta, E: Cinemaxx, GE: Multiplex Apollo, HER: Filmwelt, MÜL: Cinemaxx, Cinemotion 47 Poetry Textwelten Sinkendes Zentralgestirn in Zeiten steigender Aktienkurse Für Leser bleibt im ZDF der Bildschirm leer, Foto: T. Linden Im Park parken Bitte, mehr Pflichtveranstaltungen! Wenn man ein sanftes Drücken spürt, dass sich von innen gegen die Schläfen lehnt, bis sich schließlich ein schmaler Spalt im Schädel auftut, aus dem vorsichtig hervorsprießend ein Osterglöckchen nach ersten Sonnenstrahlen sucht, dann wird es Metapher, bzw. Frühling; kurz: März. Die Menschen beenden ihre Beziehungen, denn die wärmebedingte Wiedererweckung ihres Hormonhaushaltes spült die Lust auf Neues an den Strand ihrer Lenden. Außerdem ist es nicht mehr so kalt, dass man Liebe braucht, um sich zu wärmen. Sex reicht. Was waren das noch für Zeiten, als sich Marcel Reich-Ranicki mit Sigrid Löffler über eine pornografische Szene in Haruki Murakamis Roman „Gefährliche Geliebte“ zoffte und die ganze Nation am Bildschirm miterlebte, wie Löffler nach zwölf gemeinsamen Jahren das Tischtuch des „Literarischen Quartett“ zerschnitt. Literatur erregte die Gemüter der Fernsehwelt, zuletzt noch 2008 als Reich-Ranicki den Deutschen Fernsehpreis ablehnte, weil ihm das Fernsehprogramm wie ein einziger großer „Blödsinn“ erschien. Dabei wollte man ihn doch dafür ehren, dass er als Anwalt der Literatur dem Fernsehen angeblich die Qualitäten der Buchkultur so anschaulich offenbart hatte. Scheinheilig wirkte diese Ehrung schon damals. Deshalb nutzte Reich-Ranicki wohl auch die Gelegenheit, um der Chefetage der Sender einen Skandal zu bescheren. Jetzt bestätigt das ZDF diesen Eindruck auf ganzer Linie. Nachdem Elke Heidenreich die Kündigung für ihre Sendung „Lesen!“ erhalten hatte, verstarb zum Jahreswechsel auch deren Nachfolger „Die Vorleser“. Nun könnte man einwenden, dass Literatur und Fernsehen nie in einer Liebesheirat aufgehen mochten, das ZDF entledigte sich also nur einer lästigen Pflicht. Aber so einfach ist die Sache nicht. Die Publikumsverlage legten jetzt über den Deutschen Börsenverein mit einem Appell Beschwerde ein: „Das ZDF nimmt seinen Kulturauftrag als öffentlich-rechtlicher Sender beim Thema Literatur und Lesen nur ungenügend wahr. Literatur findet dort derzeit in einer eigenständigen Sendung nicht mehr statt“, stellen sie fest. Deshalb fordern die Verlage „die Programmverantwortlichen des Senders auf, sich dieses Themas intensiv anzunehmen“. Offenbar muss das ZDF daran erinnert werden, dass es sich noch nicht ungeniert wie ein Privatsender aufführen darf. Tatsächlich wirkt die Kaltschnäuzigkeit, mit der man sich selbst der kulturellen Alibi-Sendungen entledigt, schockierend. Man darf die großen Sender jedoch nicht aus der Pflicht nehmen. Die Literatur braucht in unseren Tagen die Unterstützung des Fernsehens, denn das Fernsehen stellt die Leitwährung unserer Medienlandschaft dar. Wenn im „Literarischen Quartett“ ein Titel empfohlen wurde, kamen die Buchhändler am nächsten Tag mit dem Bestellen nicht mehr nach. Als die Polin Wisława Szymborska – die eine wundervolle, für jeden verständliche Lyrik schrieb – den Literaturnobelpreis erhielt, verkauften sich ihre Bücher in Deutschland auch nicht besser als ohne Preis. Nachdem Elke Heidenreich ihre Texte hingegen öffentlich las, kam der Suhrkamp Verlag beim Nachrucken der Szymborska-Titel ordentlich ins Schwitzen. Die Menschen wollen lesen, aber sie haben die Bindung an den öffentlichen Diskurs über Literatur - der ja auch nur noch spärlich betrieben wird - verloren. Und sie wollen auch einmal etwas anderes als Charlotte Link und Stephenie Meyer lesen, dazu brauchen sie den literarischen Tipp aus dem Fernsehen. Und warum sollte das Fernsehen nicht auch einmal ein bisschen Leseförderung betreiben, ihm gehört doch eh schon das Feld der medialen Aufmerksamkeit. Also, ihr Pflichtvergessenen, ob es euch schmeckt oder nicht, lesen muss sein. Sebastian 23 zählt an: sechs – Die Video Kolumne Spät rechts einschlafen „Das Grüne grünt“, wie Heidegger gesagt hätte. Dieser Philosoph, der dereinst von den Almen des Schwarzwaldes an die Universität Freiburg hinab wandelte, hatte nämlich einen eigenen Zugang zur Sprache. Gerne sagte er: „Die Welt weltet“ oder „Der Tisch tischt“. In Anbetracht einer Kirmes hätte er vermutlich gesagt, dass sie kirmst, während er autoscootet und im Allgemeinen heideggert. Als er das soweit geklärt hatte, wandte er sich anderen Fragen zu, z.B., was im Wort „Dasein“ das „Da“ bedeutet oder, ob das ursprüngliche Erleben des Menschen sich als Geviert der Weltbezüge beschreiben lässt. Man merkt schon, dass es bei Heidegger oft Frühling war, zumindest blüht da sprachlich so einiges. Hätte ich meinerseits seinerzeit auf der Kirmes so geblümt gesprochen, hätte mir auch einiges geblüht. Da gab es im Dunstkreis des Autoscooters genug Jungs, deren Geviert der Weltbezüge ganz ursprünglich durch ihre Fäuste sprach. Die fragten höchstens mal nach dem „Au“ in „Aua“. Dann hieß es: Pflaster lässt sein fleischwurstfarbenes Band wieder flattern durch die Lüfte. Früh links erwachen Aber jetzt ist das Band grün und über allen Schlägern ist Ruh, denn es ist Frühling. Es ist nicht mehr so kalt, dass man Gewalt braucht, um sich zu wärmen. Text reicht. Frühling. Da blühte es nicht nur in Heideggers Formulierungen, da lächeln auch die ratternden Schreibmaschinen der Journalisten gerne mal chlorophylstrotzende Satzsprießlinge auf die fruchtbar weißen Äcker des Papiers. Dieser Satz aus einer Opernkritik in der „Welt“ kann nur dem triebhaften Lenz entsprungen sein: „…diese Geschichte reduziert sich zwischen Pappquadern und goldener Gotik-Laubsägearbeit auf einen brokatgefütterten Kostümschinkentoast im ligurischen Reichskanzleistil.“Der Satz hat selbstverständlich seinen Weg in den Hohlspiegel gefunden, kann aber nicht oft genug gedruckt werden. Nein, so wie der Frühling jedes Jahr erneut den Bodenfrost das Fürchten lehrt und die Schneemänner und Hosenlatze zum Schmelzen bringt, sollte er regelmäßig aufleuchten als Signallicht am nebeligen Horizont des Sprachverlusts. Der Satz setzt sich Man stelle sich vor, was Heidegger mit diesem Satz hätte anstellen können, hätte er ihn nur im Geviert seiner Weltbezüge vorgefunden: „Die Pappquader pappquadern, der Kostümschinkentoast kostümschinkentoastet und der Reichskanzleistil versteckt ein Ei.“ Aber das war natürlich gar nicht der Reichskanzleistil, sondern der Osterhase, den Heidegger da meinte. Dieses freche Mümmelmonster ist aber einen Monat zu früh und hat in einer Märzkolumne nichts verloren. Aber keine Sorge, dem werde ich zeigen, wer hier kolumnt. Nur weil Frühling ist, muss man sich ja nicht alles blühen lassen. Schreibt euch das hinter die Löffel, Heidegger und Osterhase. Die Sonne sonnt; ich geh jetzt in den Park und parke. FOTO/TEXT: SEBASTIAN 23 Das ZDF streicht die Literatur aus seinem Programm. THOMAS LINDEN Sebastian 23 - Die Video Kolumne: Auf youtube und auf trailer-ruhr.de 48 Wortwahl ComicKultur lit.CARNIVAL Schwirrende Farbstrudel Nä, was geht es dieser Tage wieder jeck zu in den Hochburgen und Möchte-gernKapitalen von Jux und Dollerei. Närrische Tollitäten allerorten. Gewandet und verkleidet, um sich unter spaßigem Deckmäntelchen in unverhohlener Frivolität Wams und Mieder vom Leib zu reißen und endlich mal wieder ganz schamlos den sinistren Urfreuden des irdischen Seins zu fröhnen. Ließe man dies Treiben nüchtern über sich ergehen, würde man sich unweigerlich in eine karnevaleske Version von Guillermo del Torros und Chuck Hogans Vampirthriller „Das Blut“ (Heyne) versetzt fühlen, in dem sich ganz New York ob einer Seuche in willenlose Untote verwandelt. Erst recht, wenn die verfeindeten Fledermausclans unter lautem Helau und Alaaf zum Infight übergehen. Gehetzt und getrieben jagen Amors Ritter und Mariechen von Kaschemme zu Kaschemme, um sich den göttlichen Liebestrank gleich literweise hinter die Binde zu kippen, so dass unweigerlich der Verdacht aufkeimt, die Kneipiers stünden zur fünften Jahreszeit mit einer geheimnisvollen Kraft im Bunde, die ihnen ordentlich das Säcklein füllt. Sagenumwobene Kapitalvermehrungen rumoren in der Gerüchteküche – und erinnern an die verheißungsvollen Ammenmärchen von einem vorzeitlichen Unwesen, das in Bernardo Fernández‘ „Das Auge des Drachen“ (Suhrkamp) Glücksjägern aller Epochen wie Kontinente den Kopf verdreht und zudem einem greisen Chinesen die Macht über den Alkohol- und Opiumschmuggel an der mexikanisch-amerikanischen Grenze zu verleihen scheint. Doch wen interessiert auf dem Höhepunkt seiner hedonistischen Ausschweifungen schon die Kehrseite von Laster und Zaster. Sollen sich Ellen & Hyper und Irina & Oskar doch ruhig zu viert vergnügen. Einjeder nach seiner Fasson. Wenn es am Ende von Sophie Andreskys Hard-Core-Drama allerdings heißt „Fuck Your Friends“ (Heyne) und das Gegenseitig-an-die-Wäsche-wollen eine entgegengesetzte Konnotation erfährt, kann sich der gestandene Jeck nur noch vor den Kopf Hanns Zischler kennt man seit Jahrzehnten als Schauspieler. Dass er 1968 den Alpheus Verlag gründete, den er vor einigen Jahren reaktivierte, ist weniger bekannt. Nun tritt er auch als Autor eines Comics auf: „Aus der Nachwelt“, dynamisch und grob straffiert illustriert von Friederike Gross, erzählt von einem erfolglosen Maler, dem Besuch aus der Zukunft ins Haus steht. Und der erzählt ihm von seiner großen, posthumen Retrospektive. Nicht nur ist die Zeitreise stimmungsvoll erzählt, auch die Zeichnungen begeistern mit einigen raffinierten Momenten, so zum Beispiel der Visualisierung von Musik (Alpheus Verlag). Aisha Franz erzählt in ihrem Debüt „Alien“ von einer zerfallenen Familie und ihren Sehnsüchten. In kleinen Bleistiftzeichnungen entwirft die Künstlerin ein tragisches Bild von enttäuschten Hoffnungen, vertanen Chancen und selbstgezimmerten Zuflüchten (Reprodukt). Noch ein Debüt: Mit „RPM“ erinnert Martina Lenzin an die Aufbruchsstimmung des Post-Punk, als Musiker die Selbstbestimmung entdeckten und im Do-it-yourself Verfahren ihre Musik veröffentlichten. Eingebunden in eine Rahmenhandlung, deckt Lenzin die Eckdaten jener Szene ab und reflektiert zugleich wie weit die damaligen Ideale heute noch − oder wieder − Relevanz haben (Reprodukt). Noch eine Zeichnerin – es werden immer mehr: Jule K. „Love Rehab“ ist allerdings kein Debüt, die Hamburgerin hat sich mit ihren Comics bereits einen Namen gemacht. Mit „Love Rehab“ erzählt Jule K. wieder ein großes Liebesdrama. Charlotta wird von ihrem Freund verlassen. Ein Selbstmordversuch, eine Liebesentzugsklinik und eine Reise nach Australien – nichts hilft der verzweifelten Comicladenbesitzerin. Jule K. paart Herzschmerzromantik mit Idealen von Mädchenfreundschaft und ewiger Treue in ihrem furios campen Herz-Schmerz-Drama (Edition 52). schlagen. Menschenskinder, wofür haben wir denn den Nubbel. Anzünden, die kleinen Verfehlungen einfach in Rauch aufgehen lassen und am Aschermittwoch gehen wir alle zusammen wieder einträchtig Fisch essen. Aber vorher geben wir dem Pferd auf dem Flur noch einmal flugs die Sporen; ganz so wie es der „Texas Jewboy“ Kinky Friedman in „Zehn kleine New Yorker“ Tiamat, seinem finalen Krimi um den jüdischen Großstadtcowboy und seine Village Irregulars, zu tun pflegt: in alkoholgeschwängerter Lakonie und über Gesetz und Ordnung hinweg. Oder wie wäre es mit einem psychedelischen Ritt auf Thomas Pynchons ultimativer Welle? Geistig weniger hochtrabend, dafür umso leichtfüßiger und grenzdebiler, eignet sich das letzte Machwerk des Kultautors um einen abgehalfterten Hippie-Detektiv, durchgeknallte Surf-Prolls, einen Donald Duck fetischisierenden Anwalt, ein dentistisches Verbrechersyndikat sowie allerlei andere Manons & Nixons - so ganz nebenbei auch noch als Quell der Inspiration zur nächstjährigen Verschleierung „Natürliche(r) Mängel“ (Rowohlt). Ein alter Hase ist Joann Sfar. Seine Serie „Klezmer“ um eine Gruppe von Musikern im Odessa des frühen letzten Jahrhunderts geht in die dritte Runde: In „Diebe, alles Diebe“ müssen sich die Musiker nach dem rauschenden Fest des zweiten Bandes in ihrer neuen Heimat zurechtfinden. Dabei geht es ordentlich zur Sache, denn das Machtgefüge ist zwar verworren, aber im direkten Körperkontakt mit allerlei Dieben recht deutlich. Getragen von Sfars schwirrenden Farbstrudeln gleitet die Tragikomödie weiter in unbekannte Sphären (avant-verlag). Mit „Martha Washington“ schuf Frank Miller in den frühen 90er Jahren eine martialische Heldin, die sich gegen eine korrupte Männerhorde in Politik und Militär zur Wehr setzen muss. Seine Gesellschaftssatire birgt immer noch überraschend aktuelle Momente. Alleine die überbordende Grafik ist deutlich in der Entstehungszeit verortet. Mit dem dritten Sammelband „Martha rettet die Welt“ liegt nun erstmals die komplette Serie inklusive aller Kurzgeschichten auf deutsch vor (Panini). Das Hamburger Comicmagazin „Orang“ versammelt seit 2002 regelmäßig thematisch gebündelt Kurzgeschichten. Inzwischen ist man bei der neunten Ausgabe angelangt und widmet sich frei assoziativ dem Begriff „Atlas“. Auf 176 Seiten präsentieren 17 KünstlerInnen, darunter Aisha Franz, Moki oder Verena Braun, magische, fantastische Welten. Tierfiguren sind hier nach wie vor hoch im Kurs (Reprodukt). LARS ALBAT P.S.: Bevor sich der geneigte Leser nun aber dem gemeinen Vorwurf, ich sei eine karnevalistische Spaßbremse, anschließt, muss ich an dieser Stelle noch zu meiner närrischen Ehrenrettung bemerken dürfen, dass ich sehr wohl auch in diesem Jahr wieder durch den kölschen Fasteleer mäandern werde, um dem Nubbel meine ganz persönliche Aufwartung zu machen: als garstiger, in der Nase popelnder Grisgram mit blutunterlaufenen Augen, der frei nach Andy Stanton & David Tazzyman (in Übersetzung von Harry Rowohlt) sämtlichen Zorn infantiler Narretei auf sich vereint: »Sie sind ein schlechter Mensch, Mr. Gum!« Sauerländer. Für Euch doch gerne ;-) 49 CHRISTIAN MEYER Literatur-Kalender Ruhr 22.03.2011 24.03.2011 30.03.2011 Für immer anders – Wenn Familien Zeiten der Trauer erleben Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben viele Fragen und Gedanken, wenn lebensbegrenzende Krankheit, der Tod und das, was danach kommt, aktuell wird. Gespräch und Vortrag anhand von Beispielen aus der alltäglichen Trauerpraxis. Eintritt: 8,00 € - 19.30 Uhr Gott sei Dank in der Welt! Ein Konzil verändert die Kirche Auf der Grundlage der Publikation “Die Kirche der Weltgesellschaft. Das II. Vatikanische Konzil und die Globalisierung des Katholizismus“ von Dr. Stefan Nacke sollen nach einem Impulsreferat des Autors aus unterschiedlichen Perspektiven die Herausforderungen, die heute mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil für die Menschen verknüpft sind, diskutiert werden. Eintritt: frei - 19.30 Uhr Die hohe Kunst der Weltrettung Das Komischste aus dem wirklich wahren Leben mit dem Kabarettisten Kai Magnus Sting Als Rastelli der gesprochenen und geschliffenen Rede, als gnadenloser Menschenbeobachter und Menschenkenner, als Parodist des Lebens, Terrorist des Wortes und Meister des Zwischenmenschlichen hat Sting seine Lieblingsnummern im Gepäck und die ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 10,00 € - 19.30 Uhr Babyrassell statt Discokugel, Wladimir Kaminer, Foto: A. Walther DIE LITERATUR-TERMINE DER REGION BOCHUM – RIFF 0234 640 46 26 ESSEN – CAFÉ ZENTRAL 0201 812 20 Wladimir Kaminer: Salve Papa Do 03.03. 20 Uhr Der Deutschen liebster Russe hat die Russendisco an den Nagel gehängt und widmet sich stattdessen in „Salve Papa“ dem Leben als Vater – und schafft es tatsächlich, diesem Genre neue Aspekte abzugewinnen. Auch am 02.03. in Essen, Zeche Carl Der literarische Salon: Brigitte Kronauer Mi 23.03. 20 Uhr Die in Essen geborene Büchner-Preisträgerin gibt Einblick in ihre Prosa und Essays. BOCHUM – ROTUNDE – ALTER KATH.-TAGSBAHNHOF 0234 961 66 20 Christian Brückner: Moby Dick Sa 12.03. 20 Uhr DORTMUND – EKAMINA IM SISSIKINGKONG 0231 728 25 78 Ben Redelings: Scudetto-Halbzeitpause Fr 25.03. 20 Uhr Mit dem VfL Bochum hat die Prosa von Ben Redelings gemein, dass sie nicht erstklassige Literatur ist – aber ungemein unterhaltsam kann so ein Scudetto-Abend vor allem für Fußballfans sein. DORTMUND – EKAMINA IM SISSIKINGKONG 0231 728 25 78 Murat Kayi & Daddy Weiland Di 01.03 20 Uhr Ein evangelischer Türke schreibt von Westfalen und Anatolen, angereichert mit Folkpop à la Elliot Smith. ESSEN – ZECHE CARL 0201 834 44 10 ESSEN – MUSEUM FOLKWANG 0201 884 54 44 Der Fall Oskar Pastior Fr 04.03. 20 Uhr Er zählte zu den bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikern und seine Lebensgeschichte wurde zum Vorbild von Herta Müllers preisgekröntem Roman „Die Atemschaukel“. Nach seinem Tod gab es Enthüllungen über Spitzeltätigkeiten für die Sekuritate, die auch seine Weggefährtin überraschten. Urs Allemann und Ernst Wichner gehen den Spuren nach. ESSEN – MUSEUM FOLKWANG 0201 884 54 44 Wolf Wondratschek: Das Geschenk Mi 23.03. 20 Uhr Einen Tag vor dem Auftritt bei der gehypten lit.cologne ist Wondratschek bereits Gast des Schreibheftes. Schade, dass es zeitgleich mit Brigitte Kronauer ist, das macht es dem Literaturliebhaber aus dem Revier nicht leicht ... OBERHAUSEN – BUCHHANDLUNG ZWEITBUCH 0208 68 63 99 Tolkien-Lesetag Fr 25.03. 16Uhr Vielleicht eine schöne Gelegenheit, sich dem Werk des Hobbit-Schöpfers einmal fernab der Verfilmung zu nähern... Wiglaf Droste und Ralf Sotscheck Fr 25.03. 20 Uhr Die vielleicht scharfzüngigste Feder Deutschlands und der Irland-Fan Ralf Sotscheck an einem Abend – das verspricht einen launigen Ablauf. Empfehlungen von Frank Schorneck = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] 50 Ungeschminkt In Sri Lanka stehen ganze Landstriche unter Wasser Sri Lanka: Die vergessene Flut Eine Fotostrecke über eine bisher unbemerkte Naturkatastrophe Wahrnehmung kreiert Realität – auch beim Blick auf Naturkatastrophen. Während die Überschwemmungen in Australien und die Oderflut ihren Widerhall in deutschen Medien fanden, ging die Flutkatastrophe in Sri Lanka buchstäblich unter. Ein Drittel der ostasiatischen Insel steht unter Wasser, Felder und Häuser sind geflutet, eine Million Menschen sind betroffen. Die Regierung hat vorsorglich Dämme und Wassertanks geöffnet. Doch anders als im Falle Australiens nimmt die Öffentlichkeit davon kaum Notiz, von Vierzeilern einmal abgesehen. Gegen das Vergessen zeigt diese Fotoreportage aus Sri Lanka deshalb Bilder der Flut. Nach ungewöhnlich starken Regenfällen während des Monsuns stehen in Sri Lanka ganze Landstriche unter Wasser. Die Bewohner der südasiatischen Insel erleben die schlimmste Naturkatastrophe seit dem Tsunami im Jahr 2004 – nahezu unbemerkt von der weltweiten Öffentlichkeit, Foto 1. Nach Angaben der Regierung sind eine Million Menschen im Norden und im Westen Sri Lankas von den Überschwemmungen betroffen. Viele von ihnen haben ihre Häuser und Dörfer verlassen. In Flüchtlingslagern finden sie eine vorübergehende Bleibe – und werden mit Nahrung versorgt, Foto 2. Die Flüchtlinge leben unter einfachsten Bedingungen in den improvisierten Lagern. Dieser Angehörige der hinduistischen Minderheit besitzt einige Küchenutensilien, Lebensmittel und eine Schlafmatte, Foto 3. Trotz des Hochwassers harren viele Menschen so lange es geht in ihren Häusern aus. Auch diese Frau hat ihr Dorf nicht verlassen. Noch nicht? Foto 4 Als sie am Himmel ein Flugzeug sehen, vergessen die drei Kinder für einen Moment das beengte und trostlose Leben in dem Flüchtlingslager, Foto 5. Die Flut ist auch in der Hauptstadt Colombo ange- kommen: Mitarbeiter einer Bank protestieren gegen die Reduzierung ihrer Rentenansprüche – und gegen die Preiserhöhungen von Lebensmitteln in Folge vernichteter Ernten, Foto 6. Kleiner, ohne Stimme und Entscheidungsgewalt: Für Kinder ist das Leben in den Lagern noch schwieriger als für die Großen. Auch weil es meist keine Schutz- oder Rückzugsräume gibt, so wie in dieser Schule nahe der Stadt Batticaloa, die für etwa 100 Menschen ein vorübergehendes Zuhause ist, Foto 7. Leben ohne Privatsphäre: Die Fenster der insgesamt zehn Räume sind nur provisorisch mit Tüchern abgehangen. Familien mit bis zu zwölf Menschen teilen sich einen kleinen Klassenraum, kochen, essen und schlafen dort, Foto 8. TEXT/FOTOS: ØLE SCHMIDT 1 2 3 4 5 6 7 8 RuhrKunst Zeitgenossen aus Düsseldorf Ausstellungen in Essen und Duisburg Es ist gut, dass die Holzschnitte und Fotoarbeiten von Pidder Auberger in seiner Ausstellung im Essener Museum Folkwang auch von ihrer handwerklich-technischen Seite beleuchtet werden. Parallel finden nämlich Schauen mit den Drucken von HAP Grieshaber wie auch des jungen Jan Brokof statt. Pidder Auberger nun ist in seinem Werk ein Experimentator mit relativ tradierten Medien, die er hinterfragt, neuartig kombiniert und sozusagen für sich und in der zeitgenössischen Kunst entdeckt. Wie Ute Eskildsen, die Leiterin der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang berichtet, bezeichnet sich Auberger selbst als „Laborkünstler“. Seine oft großformatigen, als Serien entstehenden Arbeiten zielen gerade auf unerwartete Ergebnisse. Das beginnt schon damit, dass er mit dem flächigen Holzschnitt nicht-festgelegte lineare Verschlingungen in enorm räumlicher Empfindung zeigt. Die künstlerischen Verfahren selbst aber standen bei Pidder Auberger schon frühzeitig fest. Der 1946 geborene Künstler „wandte sich bereits Mitte der siebziger Jahre der Fotografie zu. Anfang der achtziger Jahre entstanden erste Holzschnitte, Mitte der Achtziger die ersten Clichés-verre“, fasst Jennifer Crowley im Essener Katalog zusammen (Göttingen 2010, 86). Im Museum Folkwang ergibt sich daraus eine lockere Retrospektive, die allerdings planvoll unvollständig ist. Vorgestellt werden vor allem die abstrakten Darstellungen, weniger die gegenständlichen. Auch die Malerei – das Metier, das Auberger einst an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat – bleibt am Rande, deutet sich aber allenthalben an. Schon die Wirkung der fotografischen Arbeiten, bei denen mehrere Ebenen über- und umeinander gelagert sind, ist mit ihren Unschärfen malerisch. Aus der Ferne in die Nähe Von Essen nach Duisburg, zur Ausstellung von Birgit Jensen im Kunstverein Duisburg. Bei allen Unterschieden zu Pidder Auberger: Auch Birgit Jensens Bilder Birgit Jensen, Uluru, 2010, Acryl auf Leinwand, 200 x 340 cm © VG Bild-Kunst, Bonn / Foto: Birgit Jensen beruhen auf indirekten Methoden, sie handeln mit Reproduktionsverfahren und sind doch Malerei und bleiben als solche Unikate. Dazu nutzt sie das Medium des Siebdrucks. Sie setzt die Rasterpunkte von Hand mit dem Pinsel auf die Folie, so dass noch, schaut man genauer hin, ein eigener Duktus auszumachen ist. Auf diese Weise sind große Querformate entstanden, die zwischen Abstraktheit und Konkretheit oszillieren. Suggeriert sind Landschaftspanoramen bei Nacht, die sich aus dem Kontrast weißer, aneinander anschließender Punkte inmitten dunkler Flächen konstituieren. Gegeben ist z.B. der Blick hinab auf das nächtliche Los Angeles mit seinen Lichtbändern vom fließenden Autoverkehr und den erleuchteten Gebäuden. In der Annäherung des Betrachters „kippt“ die Darstellung in die Tiefe, scheint zu schweben und lässt dann wieder an den Anflug auf Landebahnen bei Dunkelheit denken... Derartige Bilder, mit denen Birgit Jensen bekannt wurde, sind bis etwa 2005 entstanden, anschließend hat sie den Umgang mit Hell und Dunkel umgekehrt und einzelne urbane Situationen fokussiert. Zugleich eine Art Schneegestöber,kristallisiert sich eine deutlichere Erkennbarkeit heraus, bei der ihre Kunst zur analytischen Bestandsaufnahme im Stadtraum wird. Daran schließen die aktuellen Bilder in Duisburg an. Birgit Jensen wendet sich heute einzelnen atmosphärisch aufgeladenen, oft monumentalen Orten zu und zoomt diese heran, etwa Uluru (der kultische Berg der australischen Ureinwohner, der bis vor wenigen Jahren Ayres Rock hieß) und die Buddha-Statuen, die durch die Taliban zerstört wurden. Sie befragt deren „eigentliche“, rituelle Bedeutung und die zeitgenössische mediale Rezeption, indem ihre Bilder aus monochromen Rasterpunkten bestehen. Die Frage nach dem Entstehen von Information und deren Übermittlung ist eines der Themen im Umschlag von Ferne zu überwältigender Nähe, als aktiver Vorgang des Betrachters. Birgit Jensen selbst vergleicht dies in einem Statement mit einem Schleier, der sich öffnet und wieder schließt. Sie verweist dafür noch auf die Definition von Passagen/Schwellen bei Walter Benjamin. THOMAS HIRSCH Pidder Auberger – Fotografien und Holzschnitte, bis 3. April im Museum Folkwang, www.museum-folkwang.de Pidder Auberger, Cliché-verre Gr. 6, 1988, Bromsilbergelatine, Cliché-verre, aquarelliert, Fotografische Sammlung Museum Folkwang, Essen © VG Bild-Kunst, Bonn / Museum Folkwang, Essen Birgit Jensen – rites de passage, bis 5. März im Kunstverein Duisburg, www.kunstverein-duisburg.de 52 46 THOMAS STRUTH FOTOGRAFIEN 1978 – 2010 26. 02. – 19. 06. 2011 In Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich K20 GRABBEPLATZ Düsseldorf www.kunstsammlung.de Paradise 1, Daintree, Australia 1998, Chromogener Abzug, 225,5 × 179 cm, © Thomas Struth @G>L:I NZhiZgÉcÉIdYVn &.#;ZWgjVgÄ&#BV^'%&& Grabbeplatz 4 I D - 40213 Düsseldorf I www.kunsthalle-duesseldorf.de <Z[gYZgiYjgX] Hi~cY^\ZgEVgicZg YZg@jchi]VaaZ9hhZaYdg[ BZY^ZceVgicZg @))!'%%. ½^c9hhZaYdg[Vj[.+!* 9^Z@jchi]VaaZ9hhZaYdg[ l^gY\Z[gYZgiYjgX] Sammlung „Ein Pionier der zeitgenössischen Kunst“ Emil Schumacher, Lybia, 1962, Öl auf Holz, 77 x 171 cm, Foto: Presse Museumsdirektor Hans Günter Golinski über den Kunstsammler Helmut Klinker Helmut Klinker (1925 bis 2010) zählt zu den Wegbereitern zeitgenössischer Kunst in Bochum. Viele bedeutende Werke aus seiner Sammlung fanden Eingang in die Museumskollektion. Als Hommage hat das Kunstmuseum Bochum eine Präsentation von Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen zusammengestellt, die aus seiner Sammlung erworben werden konnten. Darunter Werke von Anatol, Joseph Beuys, Alexander Calder, Sigmar Polke, Gerhard Richter, Bernhard Schultze, Emil Schumacher und Andy Warhol, die Sammlerinstinkt und Sammlerglück des Bochumer Kunstfreundes anschaulich dokumentieren. zeitgenössische Kunst in dieser Stadt eine Rolle spielt. Und das ging über das Museum hinaus. Er hat beispielsweise Joseph Beuys, als der noch als Bürgerschreck galt, zu sich nach Bochum geholt. Er hat bei Künstlern wie Gerhard Richter und Sigmar Polke Portraits bestellt. In seinem Garten konnten Vertreter der Minimal Art künstlerisch arbeiten. Er war ein Pionier, dem damals auch Kritik und Häme entgegenschlug, aber er mochte auch das Provokative, das er sehr aggressiv und argumentativ verteidigen konnte. Sponsern mit Gegenleistung war nicht sein Ding. Gibt es noch Sammler wie ihn, die nicht nur ein eigenes Museum haben wollen? trailer: Wie wichtig war Helmut Klinker für das Peter Ludwig hat diese Bewegung ja ins Rollen gebracht. Heute gibt es immer mehr SammlerBochumer Museum? Dr. Hans Günter Golinski: Er ist einer der Grün- museen. Die andere Sammlerspezies vergleichbar dungsväter des Museums. Helmut Klinker war mit Helmut Klinker gibt es vereinzelt auch noch, schon 1958 beteiligt, als es darum ging eine erste aber die Rahmenbedingungen haben sich ja auch gravierend verändert. Die Szene städtische Kunstgalerie zu schaf„Die Kunstszene ist eine war wesentlich überschaubarer. fen. Er hat damals auch bereits Parallelszene Im Rhein-Ruhrgebiet gab es rund die inhaltliche Ausrichtung diezur Museumsszene“ 15 Galerien, die konnte man alle ser Institution beeinflußt. Die besuchen. Das gleiche galt für Kunstgalerie zeigte damals in erster Linie Kunst nach 1945. Er war eng befreun- die Künstlerschaft. Beides ist in den Jahren darauf det mit Peter Leo, dem Gründungsdirektor. Helmut in der Masse explodiert, der Kunstmarkt hat eine Klinker hat damals sogar in Absprache mit ihm ganz andere Dimension erreicht. Damit sind auch gesammelt. Er hat dem Museum dann ermöglicht, ganz andere Sammlertypen entstanden. Kunstwerke von ihm zur Hälfte des damals gegenwärtigen Zeitwerts zu kaufen. Deshalb konnte er Macht der Markt denn die kommunalen Muauch im Gegenzug Strukturen des Hauses nutzen, seen kaputt? hatte einen Magazinraum und konnte Transporte Für mich ist die Kunstszene eine Parallelszene zur über das Museum durchführen. Richard Erny, der Museumsszene. Es gibt da Überschneidungen, aber damalige Bochumer Kulturdezernent, hat das da- beide funktionieren nach eigenen Gesetzen. Wir mals vertraglich fixiert. Dreimal sind in den 1980er sind als kommunales Museum in eine größere DiJahren Arbeiten von Klinker zum halben Preis ge- stanz zum Kunstmarkt geraten, weil wir schlicht kauft worden. Das waren alles Werke, die die Stadt und einfach nicht mehr ankaufen können. Durch die Bochum zum vollen Preis nie hätte erwerben kön- bescheidenen Budgets, die wir als kleine und mittlenen, die damals auf dem Kunstmarkt bereits richtig re Häuser, aber auch die großen Museen haben, ist teuer waren. Aber es waren auch Werke dabei, de- viel von den alten Strukturen zwischen Galerien und ren Bedeutung erst viel später deutlich wurde. Bis Sammlern und den Museen verloren gegangen. Wir zuletzt ist Helmut Klinker dem Museum Bochum konnten noch in Galerien kaufen, konnten auch deverbunden geblieben. ren Netzwerke nutzen. Da war man näher an einem Mann wie Helmut Klinker. Es gibt die verstärkte TenHat es in den letzten 20 Jahren auch noch An- denz, heute eher auf eigene Rechnung zu sammeln und dies auch nach außen zu demonstrieren. Wir käufe von ihm gegeben? Im meiner Amtszeit nicht mehr. Aber das hatte bräuchten aber wieder einen neuen Schulterschluß nichts mit Helmut Klinker zu tun, sondern mit der zwischen öffentlichen Museen und Sammlern, die sind heute wichtiger denn je. Finanzlage der Stadt Bochum. War er ein Sponsor oder eher Mäzen? Er hatte mäzenatische Ambitionen, wollte das Ist die Zukunft des Bochumer Museum zwischen Ostwall im Dortmunder U und Folkwang in Es54 sen wie die des VFL Bochum zwischen Borussia und Schalke? Nein. Ein Museum gewinnt seine Bedeutung in erster Linie durch seine Sammlung. Die Osthaus Sammlung ist in unserer Region exzeptionell. Und damit ist auch das Ausstellungsgeschehen verbunden. Das funktioniert teilweise ganz simpel: Gibst du mir, gebe ich dir. Wenn man Projekte plant, kommt man viel leichter an Leihgaben. Dieser Leuchtturm in Essen ist wahnsinnig wichtig und gibt der Region einen markanten Eckpunkt. Davon können die kleineren Häuser nur profitieren. Ob das Dortmunder U eine Konkurrenz ist, vermag ich nicht zu sagen. Ich bin froh, daß ich ein komplexes Haus habe mit dem man sich identifiziert. Meiner Meinung nach kranken diese mehr funktional genutzten Orte daran, dass sich die einzelnen Institute darin auch behaupten müssen. Der Besucher identifiziert sich anders mit einem Museumskomplex, als wenn er wie im U oder auch beim Museum in Luzern oben drauf gesetzt erscheint. Wir haben alle im Moment Sorgen, aber ich habe keine Existenzängste. Das Museum Bochum mit einem Alt/Neubau am Stadtpark muss bei der bildenden Kunst auch als Ganzes gesehen werden. Wir haben zusammen mit der Kunstsammlung der RUB und der Situation Kunst dezentrale Schwerpunkte, es wäre natürlich günstiger, wenn alles zusammen einen Komplex bilden würde und wir uns die Besucher wechselseitig zulotsen könnten, aber diese dezentrale Komplexität ist auch etwas, womit die Stadt Bochum den anderen Städten Paroli bieten kann. INTERVIEW: PETER ORTMANN Sammlung: Die Interviewserie mit den RuhrKunstMuseen ZUR PERSON Hans Günter Golinski, Studium der Pädagogik in Wuppertal, Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik in Bochum. In den 1980ern Kunst am Bau Beauftragter des Landes NRW, dann wiss. Mitarbeiter am Rheinischen Landesmuseum in Bonn und wissenschaftlicher Kustos am Museum Bochum. Seit 1997 ist er dort Direktor. Foto: Museum Bochum Kunstwandel Kunst in NRW Stätte des Museums für Geldgeschichte, das Haus Kemnade in Hattingen, Foto: Haus Kemnade A. Cabanel: Der gefallene Engel, Öl auf Leinwand, 121x190 cm, © Musée Fabre, Montpellier / Wallraf-Richartz-Museum, Köln Mal bezahlen mit der Axt Künstler am Hof Bezahlen mit dem guten Namen, das funktionierte schon in der Antike nicht mehr. Schon vor über 5.000 Jahren kannte man in China den Wert des schnöden Mammons, zahlte für Dienstleistungen jedweder Art eine Belohnung. Die Kaurimuschel (kleine Schnecken auf Fäden gefädelt) wurde in Papua Neuguinea noch bis 1961 benutzt, zwar nur mit symbolischem Charakter, dafür aber hochoffiziell. Im Museum Haus Kemnade, einer ehemaligen Wasserburg auf Hattinger Geländer, kann man nun den traditionellen Zahlungsmitteln aus Asien, Ozeanien und Afrika nachspüren. „Kauri. Kina. Kissipenny“ heißt die interessante, umfangreiche Ausstellung, die das „Geld“ nach Erdteilen in großen gläsernen Vitrinen sortiert zeigt. Am Wichtigsten dabei ist das Schauen. „Das ist keine wissenschaftlich strukturierte Exponatenschau, eher eine Wunderkammer“, sagt Bochums Museumschef Hans Günter Golinski bei der ersten Besichtigung. Geld spielt in der historischen Wasserburg, deren Errichtungsdaten bis heute nicht geklärt sind, seit sieben Jahren eine besondere Rolle, seitdem ist hier auch das Museum für Geldgeschichte der Sparkasse Bochum und eine bedeutende Spardosensammlung untergebracht. Die brauchten die Indonesier auf der kleinen Insel Alor ganz sicher nicht. Bis 1914 waren dort die „Mokkos“, sanduhrförmige Messingtrommeln, die Hauptwährung. Verzierte Gongs galten als Kleingeld. Das System beinhaltete auch ein Kreditwesen. Wer beispielsweise einen Brautpreis nicht bezahlen konnte, lieh sich dafür eine Mokko und musste nach einer festgelegten Zeit ein größeres Exemplar zurückgeben. In Ozeanien zahlte man traditionell mit Muschelgeld, dem Kauri. Als Schmuckplatte um den Hals getragen nannte man das Geld Kina, man hatte es aber aus der Perlenauster hergestellt. Für die Ahnen hatte man symbolisches Bambusgeld. Alles ist ganz schön unüberschaubar, hat aber eine ganz eigene Ästhetik, die sich, in Vitrinen geräumt, weit vom Kunsthandwerk entfernt hat. Ganze 450 Exponate hat Jürgen Stollmann, Leiter des Museums für Geldgeschichte, zusammengetragen. Unter den ausgefallenen Leihgaben auch das Sühnegeld bestehend aus 60.000 roten Federn eines Kardinalvogels. Auch wenn der sicher nicht begeistert war, musste schließlich die Familie für den Ausfall ihrer Tochter als Arbeitskraft adäquat entschädigt werden. Wie Polynesier das Problem lösten, zeigt eine komplette Muschelwerkstatt zur Geldherstellung. Eine interessante Idee, die heute allerdings bei uns unter Strafe steht. Fehlt aus dem Titel noch der merkwürdig vertraut klingende Begriff Kissipenny. Mit Münzen hat das immer noch nichts zu tun, eher mit dünnen seilförmig gedrehten Eisenstäbchen mit flach ausgeschmiedeten Enden. Sie galten an der afrikanischen Westküste als eher geringfügiges Zahlungsmittel, das meist auch zu Bündeln zusammengepackt war. Und weil sie beim Stamm der Kissi so beliebt waren, nannten die europäischen Kolonialherren sie analog zu dem Britenpenny Kissipenny. Im Kongo mussten sie sich dagegen vor dem Zahlungsmittel Nspa fürchten. Äxte waren dort Kriegswaffen und Zahlungsmittel zugleich. Dann schon lieber Messingtrommeln. Von Thomas Hirsch Es ist die Crux historisch und kulturgeschichtlich motivierter Ausstellungsprojekte: Die „reine“ Kunst wird primär als Illustration verstanden. Ein wenig kennzeichnet dies auch die Schau zu Napoleon Bonaparte in der Kunstund Ausstellungshalle in Bonn. Napoleon Bonaparte, der 1769 auf Korsika geboren wurde und 1821 in der Verbannung auf St. Helena gestorben ist, ist durch seine Feldzüge, welche die Grenzen innerhalb Europas neu gezogen haben, seinen kometenhaften Aufstieg und seine Erscheinung noch heute im Bewusstsein. Die Bonner Ausstellung geht zugleich dem öffentlichen Bild von Napoleon nach, der staatsmän„Meister der prunkvollen nischen Propaganda in der Erzeugung Inszenierung“ von Verklärung und Legende. In einer Art Geschichtsstunde sind die unterschiedlichen Facetten von Napoleon angesprochen, anhand von Kleidungsstücken, Kronen und Modellen, aber auch Karikaturen. Und dann gibt es eben die Kunstwerke, die mal fiktional, mal real und oft als Auftragskunst Napoleon und seinen Taten zuwenden. Dazu gehören Ingres‘ kolossales Gemälde „Napoleon als thronender Jupiter“ (1806) und Antonio Canovas „Napoleon als friedensbringender Mars“ (1803-06) – wobei Napoleon über die Nacktheit des Gipsmodells derart erschrocken gewesen sein muss, dass er den Körper verhüllen ließ. Nur die Büste gab der Kaiser frei: zur Vervielfältigung in Marmor. So war das mit der Kunst am Hof. Traditionelle Zahlungsmittel aus Asien, Ozeanien und Afrika Imposante Auftragsmalerein aus Frankreichs Kaiserzeit Gar nicht so weit entfernt, nämlich im Wallraf-Richartz-Museum in Köln ist derzeit ein anderes, wortwörtlich verwandtes, allerdings angezogenes ganzfiguriges Porträt zu sehen, „Napoleon III.“, gemalt 1865 von Alexandre Cabanel (1823-1889). Es gehört zu den wichtigsten Aufträgen dieses Salonmalers, der mit seinen Bildnissen in der Pariser Gesellschaft, aber auch in den Vereinigten Staaten gefragt war. Das Beharren auf den akademischen Traditionen der Malkunst und das Erfüllen von Aufträgen mögen indes wesentliche Gründe dafür sein, dass Cabanel über Frankreich und seine amerikanischen Sammlerkreise hinaus nie weiter bekannt wurde, bis heute. So gesehen ist die Retrospektive im Wallraf-Richartz-Museum eine Entdeckung. Sinnvoller Weise bedenkt sie alle Werkphasen und vermittelt so den Weg hin zur „theatralischen“ Historienmalerei des Spätwerks. Ausgestellt ist auch Cabanels Hauptwerk „Die Geburt der Venus“ (1863), das zwischen lasziv und künstlich interpretiert wird. Dass all das aber im rechten Licht vermittelt wird, ist das Verdienst der ebenso prächtigen wie dezenten Ausstellungsarchitektur, welche der Modeschöpfer Christian Lacroix entwickelt hat. Lacroix, der aktuell auch das Bühnenbild zur Aida an der Kölner Oper entworfen hat, stammt wie Alexandre Cabanel aus Montpellier und ist ein Bewunderer Thomas Hirsch ist von dessen Malerei. Also, die Meister der prunkvollen Kunsthistoriker, Kurator und Journalist. Inszenierung finden hier zusammen! PETER ORTMANN Napoleon und Europa – Traum und Trauma bis 25. April in der Bundeskunsthalle Bonn I www.bundeskunsthalle.de Alexandre Cabanel – Die Tradition des Schönen I bis 15. Mai im WallrafRichartz-Museum & Fondation in Köln I www.wallraf.museum.de Kauri.Kina.Kissipenny I bis 31.7.2011 Haus Kemnade, Hattingen I 0234 90 42 30 55 Kunst-Kalender Popkultur in nrw Franz Jansen, Promenade, 1925, Öl auf Hartfaser, 76 x 95 cm © Kunstmuseum Bonn Die Kunst-Termine NRW AACHEN – Reichsabtei Kornelimünster www.kunst-aus-nrw.nrw.de Hans Salentin bis 13.3. Skulpturen und Collagen des avantgardistischen Kölner Bildhauers (1925-2009) BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Napoleon und Europa bis 25.4. Eine Kulturgeschichte zum Leben und zur Legende Napoleon Bonapartes BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de Gefühl ist Privatsache bis 15.5. Die Hauptvertreter der Malerei der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre in Deutschland DUISBURG – Lehmbruck Museum www.lehmbruckmuseum.de Max Klinger bis 24.4. Der Maler, Grafiker und Bildhauer an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert ESSEN – Museum Folkwang www.museum-folkwang.de HAP Grieshaber bis 3.4. Holzschnitte und Plakate des engagierten einzelgängerischen Künstlers HAGEN – Osthaus Museum www.osthausmuseum.de Horst Becking 13.3.-8.5. Der Hagener Maler mit neuen Bildern zwischen Gegenstand und Abstraktion HAMM – Gustav-Lübcke-Museum www.hamm.de BRÜHL – Max Ernst Museum www.maxernstmuseum.lvr.de Emil Nolde 27.3.-19.6. Reisen durch Deutschland, Spanien, Schweiz in der Malerei des expressiven Künstlers Werke aus der Menil Collection bis 3.4. Leihgaben zu Max Ernst aus Houston KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de DORTMUND – Hartware MedienKunstVerein www.hmkv.de Bethan Huws bis 5.6. Filigrane reduzierte Zeichnungen der jungen walisischen Künstlerin Barbara Breitenfellner bis 5.6. Zwei begehbare Installationen der jungen Österreicherin, die um Träume kreisen KÖLN – Wallraf-Richartz-Museum www.wallraf.museum.de DORTMUND – Museum am Ostwall www.dortmund.de Alexandre Cabanel bis 15.3. Der französische Salonmaler des 19. Jahrhunderts in einer Retrospektive Bild für Bild bis 25.4. Hauptwerke der modernen Kunst aus der Sammlung des Pariser Centre Pompidou LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de DÜSSELDORF – Kunsthalle www.kunsthalle-duesseldorf.de Ferdinand Kriwet bis 1.5. Hörtexte, Konkrete Poesie und Neonarbeiten des aus Düsseldorf stammenden Künstlers DÜSSELDORF – K20 www.kunstsammlung.de Thomas Struth bis 19.6. Werkschau des Hauptvertreters der Düsseldorfer Fotoklasse von Bernd Becher DÜSSELDORF – Museum Kunst Palast www.smkp.de Gralglas Dürnau bis 29.5. Gebrauchs- und Ziergefäße der im Designbereich führenden Manufaktur Radical Shift 13.3.-22.5. Politische und soziale Umbrüche in der Kunst Argentiniens seit den 1960er Jahren MARL – Museum Glaskasten www.marl.de/skulpturenmuseum Sándor Szombati bis 20.3. Retrospektive mit Skulpturen, die mittels magnetischer Kräfte funktionieren NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de Japanische Naturdarstellungen bis 8.5. Kunst aus zehn Jahrhunderten im Dialog mit Klassischer Moderne und junger Kunst OBERHAUSEN – Ludwig Galerie www.ludwiggalerie.de Artefakt und Naturwunder bis 17.4. Das Leuchterweibchen der Sammlung Ludwig, entstanden um 1540 in der Schweiz DUISBURG – Museu m Küppersmühle www.museum-kueppersmuehle.de REMAGEN – Arp Museum www.arpmuseum.org Anthony Cragg bis 13.6. Der britische Bildhauer, der in Wuppertal lebt und an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrt Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger bis 14.8. Vielteilige, poetisch-verspielte Installationen zum Thema Wasser der Schweizer Künstler Empfehlungen von Thomas Hirsch Solidarität zum Djäzz auch unter Anwohnern Die Macht der Straße Die Sperrzeitverlängerung des Duisburger Clubs Djäzz wird zum Politikum Von Christian Steinbrink Eines kann man über die Musikszene Duisburgs mit Sicherheit nicht sagen: dass es dort einen Überfluss an Orten gäbe, in denen Livemusik gespielt wird. Dementsprechend hart traf es Musiker und Fans, als bekannt wurde, dass der in der Innenstadt gelegene Jazzkeller Djäzz vom städtischen Ordnungsamt mit einer Sperrzeitverlängerung belegt wird. Die „Die Stadt Duisburg zu erwartenden Folgen waren von Anfang muss sich generell fragen lasan klar: wenn das Djäzz täglich schon um sen, was mit ihrer Innenstadt ein Uhr seine Pforten schließen muss, kann geschehen soll.“ es seine Party-Veranstaltungen nicht mehr in bisherigem Rahmen durchführen und verliert dadurch seine Haupteinnahmequelle. Ergo: Die Schließung in absehbarer Zeit wäre unausweichlich. Zu der neuen Auflage kam es durch Anwohnerbeschwerden wegen Ruhestörung. Die Beschwerden betrafen nicht die Musik im ausreichend schallisolierten Djäzz, sondern die Stimmen der Besucher auf ihren Hin- und Rückwegen. Ein Problem, für dass die Betreiber des Clubs kaum verantwortlich gemacht werden können, zumal die Straße davor öffentlich und dadurch kaum kontrollierbar ist. Trotzdem brachte eine Klage wie so oft in solchen Fällen nicht die erhoffte Aufhebung der neuen Auflagen. Das Ende des Djäzz schien besiegelt. Doch dann geschah etwas, das selbst die größten Optimisten unter den DjäzzKunden nicht für möglich gehalten hatten: es formierte sich eine Protestbewegung, die eine so machtvolle Öffentlichkeit schuf, dass die Politik nicht mehr an dem Thema vorbeischauen konnte. Sichtbar wurde der Protest zunächst im Internet. Im sozialen Netzwerk Facebook bildete sich unter dem Banner „I love Djäzz“ eine Gruppe, die es innerhalb kürzester Zeit schaffte, den Protest aus dem virtuellen Raum auf die Straße zu tragen. Es folgten Aktionen wie eine Kundgebung am Rande einer Ratssitzung und Solidaritätsbekundungen von vielen Seiten, sogar von den Fans des örtlichen Fußballvereins. Die Spitze war erreicht, als mehr als 500 Unterstützer in der Duisburger Innenstadt für den Erhalt des Djäzz demonstrierten. Regionale Medien berichteten so umfassend über die Protestbewegung, dass sie letztlich erste Teilerfolge erreichte: Die Duisburger Politik und das Ordnungsamt bewegten sich, viele Ratsmitglieder drückten ihre Sympathie für das Djäzz aus und versprachen Hilfe, um den Club auch in Zukunft zu erhalten. Sascha Bertoncin, der für das künstlerische Programm zuständige Mitarbeiter des Clubs, ist von der Unterstützung immer noch überwältigt: „Ich hätte nie mit einer so breiten Solidarität gerechnet.“ Gegenwärtig sind mehrere Optionen für die nach wie vor unsichere Zukunft des Djäzz im Gespräch: Wenn schon nicht die Aufhebung der neuen Sperrzeitregelung, erhofft sich Bertoncin kommunale Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Standort. Auch das wird nicht leicht, schließlich ist die Lage des bisherigen Djäzz ein Glücksfall. Die Stadt muss sich generell fragen lassen, was mit ihrer Innenstadt geschehen soll. Sollte das Djäzz schließen müssen, läuft sie Gefahr, gerade in den AbendChristian Steinbrink stunden weiter zu veröden. Eine Großstadt, die Duisburg lebt in Duisburg und schreibt über Popmusik sein will, sollte andere Optionen bieten. www.ilovedjaezz.de l www.djaezz.de 56 Kompakt Disk Im letzten Jahr erschien nach 16 Jahren mit „I‘m new here“ das erste neue Album von Rap-Ahne Gil Scott-Heron. Jetzt hat sich Jamie Smith von The XX des Albums angenommen, und mit „We are new here“ fast das komplette Album in ein düsteres Soundgewand gekleidet. Nennt es Dubstep, Trip Hop oder Dark Urban Soul – es klingt auf jeden Fall verdammt cool (XL Records). Quietschfiedel ist das finnische Duo Le Corps Mince De Francoise, kurz LCMDF. Ihr Club-Hit „Something Golden“ klang betörend charmant. Auf Albumlänge kann die post-punkige PopFröhlichkeit auf New Rave-Basis etwas anstrengen. Aber man kann ja zwischendurch pausieren (Heavenly). Das französische Post Rock-Trio NLF 3 vereint auf ihrem neuen Album „Beautiful is the Way to the World beyond“ wieder rumpelnde Rhythmen, psychedelisch getupfte Sounds und sparsam eingesetzte Stimmen. Sonnig und leichtfüssig (Prohibited). Earth machen inzwischen Doom ohne Metal. Mit ihrem Zeitlupen-Wüstensound sind sie näher an Americana. Das gilt auch für das neue Album „Angels of Darkness, Demons of light Vol. 1“, das erhabene Meditationen anbietet und den deutschen Kollegen Bohren und der Club of Gore immer näher kommt (Southern Lord). 23. - 27.02.2011 02.03.2011 03.03.2011 11. + 12.03.2011 17.03.2011 19.03.2011 19.03.2011 24.03.2011 29.03. - 03.04.2011 02.04.2011 12.04.2011 15.04.2011 19.04.2011 30.04.2011 11.05.2011 18.05.2011 22.05.2011 23.05.2011 25.05.2011 27.05.2011 29.07.2011 Der Berliner Siriusmo legt sich nicht fest: Von seinem verdrehten Clubhit „High Together“ über Mr. Oizo mäßiges Gehacke und brutalo Tech-Rap zu Funk- und House-Anleihen kann der Mann so einiges. Fehlt nur die eigene Handschrift. Aber wen kümmert‘s … (Monkeytown Rec.). Stephan Bodzin & Marc Romboy sind bekannt für ihre minimalistischen, melodisch grummelnden Technotracks mit weichem Analog-Flair. Sie versammeln auf ihrem opulenten Debüt auf zwei CDs nicht nur bisherige Maxi-Tracks, sondern auch neue Stücke, Versions und Remixe von Freunden wie Dominik Eulberg, Moritz von Oswald oder Robag Wruhme. Eine dritte CD bringt nochmal einen dreieinhalb stündigen Mp3-Mix (Systematic). Das Kölner Techno-Urgestein Mathias Schaffhäuser hat die Spendierhosen an. „In Konzert“ ist ein Live-Mix elf seiner Stücke, die Schaffhäuser im Club mit Vocals und etlichen Instrumenten veredelt hat. Den Download gibt’s auf seiner Label-Webseite „ware-net.de“ mit Cover und allem Pipapo. Daneben erscheinen zwei Vinyl-EPs mit Auszügen und Remixen. Die darf man käuflich erwerben (Ware). Kreidler bauen ihre minimalistischen Soundscapes auf „Tank“ langsam und stetig auf. Den sessionhaften Charakter merkt man den Stücken an, die Sozialisation der Musiker zwischen Techno und Krautrock ebenfalls. Kontemplativ und suggestiv zugleich (Bureau B). Die Amsterdam Klezmer Band gibt sich auf „Katla“ wieder höchst lebenslustig. Bierseelig könnte man in manchen Momenten auch sagen. Polka, Klezmer und Artverwandtes vereint die siebenköpfige Truppe, lässt aber anders als einige Balkan Beat-Kollegen die Elektronik außen vor (Essay Rec.). Der israelische Jazz-Bassist Avishai Cohen führt den melancholischen Tonfall seiner letzten Alben auf „Seven Seas“ fort. Die Verbindung aus weichen Sounds, abstrakten Vocals und komplexen Rhythmen funktioniert auch hier großartig, wenngleich einige Momente des neuen Albums schon fast zu glatt ausgefallen sind (Blue Note). Das Label raster-noton steht für glasklare Digitalsounds. Zusammen mit Ryoji Ikeda arbeitet Labelchef Carsten Nicolai an komplexer audiovisueller Konzeptkunst. Die CD „ID“ ihres Projektes Cyclo liefert den akustischen Teil, der mit grenzwertigen Frequenzen die Ohren attackiert: Hör mit Schmerzen! Ein Buch folgt im Laufe des Jahres. CHRISTIAN MEYER 57 Tischtennis German Open Helge Schneider KIM WILDE PUR Der W BEATSTEAKS Paul Panzer VICKY LEANDROS Europameisterschaft im Ringen Valery Meladze Chris de Burgh WWE presents WrestleMania Revenge LENA MAYDAY - Twenty Young Matthias Reim Helene Fischer KAYA YANAR 40 Jahre DISCO PETER MAFFAY & Band JÜRGEN VON DER LIPPE RONAN KEATING 4)#+%4).'7%34&!,%.(!,,%.s4ELEFONCT-INUTE -OBILFUNKPREISEMAXCT-INUTEsWWWWESTFALENHALLENDE DIE WHISKY-MESSE DES RUHRGEBIETS 12.— 13. MÄRZ 2011 GESELLSCHAFT HARMONIE BOCHUM Alle Infos unter: www.Whisky n More.de ¯NDERUNGENVORBEHALTEN Highlights in Dortmund Hör mit Schmerzen! bildet Bildung für Ihren Erfolg mit Brief und Siegel Meisterkurse keine Wartezeit nach Gesellenprüfung Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Vollzeit und berufsbegleitend Module einzeln buchbar Akademie für Unternehmensführung Studiengänge zum/zur Betriebswirt/in (HWK) mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Management-Seminare UnternehmensManager (HWK) Sprachkurse Kaufmännische Seminare Technische Seminare Inhouse-Schulungen EDV-Seminare Kommunikation ist alles Sprache und Bildung verbinden In dem von der Kritik hochgelobten Kinofilm „The King’s Speech“ geht es um einen Regenten mit Sprachproblemen: Der zukünftige König George VI. stottert und kann keine Reden an sein Volk halten. Abhilfe schafft ein Sprachtherapeut. Doch nicht nur für repräsentative Mitglieder von Königshäusern erschwert sich das Leben, wenn die Worte fehlen. Die DA Düsseldorfer Akademie hat sich ganz der Sprecherziehung verschrieben. Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie und Förderzentrum für Logopädie- Ergotherapie- Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum. DA Düsseldorfer Akademie Harffstr. 51, Düsseldorf I 0211 73 77 96 8 0 www.duesseldorfer-akademie.de Ausbildungsbeginn an der Schule für Logopädie ist jeweils im April und Oktober. Die nächsten Informationsabende über die Ausbildung zur Logopädin / zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor finden am 9. und 31. März um 17.30 Uhr statt. Vorherige Anmeldung erforderlich. Kommunikation & mehr - Aktuelle Tipps Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund Ihre Ansprechpartnerin: Monika Mederski • [email protected] 0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de Auslandsgesellschaft NRW e.V. Steinstr. 38, Dortmund I 0231 838 00 33 I www.agnrw.de Studien- und Sprachreisen weltweit, Business-Sprachreisen und Sprachreisen 50+. Auslandspraktika (u.a. China, Japan), Jobben und Reisen. Für Schüler: Sprachreisen, High-School- und Schulbesuch im Ausland (auch in staatliche Colleges in den USA), Freiwilligendienste, Internationaler Jugendaustausch (u.a. mit China, Israel, USA). Bernd-Blindow-Schule Plittersdorfer Str. 48, Bonn I 0228 93 44 90 I www.blindow.de Ausbildung, Studium und Weiterbildung nach Maß an vielen Standorten in Deutschland. Akkreditierte Studiengänge in Kooperation mit der DIPLOMA – FH Nordhessen. Das Ausbildungsangebot umfasst u. a. die Bereiche Natur + Technik, Dress + Beauty, Grafik sowie Gesundheitsfachberufe. staatlich anerkannte Schule für Logopädie Modellschule des Landes NRW Ausbildung zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor Ausbildungsbeginn jährlich April, August und Oktober Anmeldung und Info´s unter 0211-73779680 www.duesseldorfer-akademie.de )BSGGTUSr%ÛTTFMEPSG HFH • Hamburger Fern-Hochschule Alter Teichweg 19, Hamburg I 040 350 94 360 I www.hamburger-fh.de Berufsbegleitende staatlich anerkannte und akkreditierte Bachelor- und Masterabschlüsse sowie Promotionen im Fernstudium. Fachbereiche: Gesundheit und Pflege, Technik und Wirtschaft. Für Kurzentschlossene: Noch bis 28. Februar ist die Anmeldung zum MBA-Fernstudiengang „Global Business“ möglich. Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a, Wuppertal I 0202 73 95 40 I www.impulse-schule.de Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker. Wuppertaler Privatschule Saarbrücker Str. 30, Wuppertal I 0202 55 76 06 www.wuppertaler-privatschule.de Die Höhere Ganztagsschule in Elternträgerschaft hat sich dem Motto „Miteinander zum Ziel“ verschrieben und behandelt ihre Schüler nach ganzheitlichem Ansatz. Ob hochbegabt, mit sozialen oder Lernschwierigkeiten, der Schüler wird an seinem jeweiligen Stand abgeholt und individuell begleitet. Soziales Lernen sowie intensive Ganztagsbetreuung mit vierteljährlichen Zeugnissen und engem Austausch zwischen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen gewährleisten den Schulerfolg. TEXT/ZUSAMMENSTELLUNG: GESA KLAPPROTH 58 Auswahl Stadt Ruhrgebiet Das Besondere im März Die gebrannte Kunst im Fass Motto: einblicke – jüdisches [er]leben Die Suche im Nichts DORTMUNDER Gesellschaft Harmonie, Bochum Jüdische Kulturtage NRW 2011 20. März bis 17. April Termintipp: Abraham Inc (s.S. 61) Do 24. 3., 20 Uhr Domicil, Dortmund Infos: 0231 862 90 30 Infos: 0234 943 07 83 Mehr Service an der Ruhr Das Ruhrgebiet, eine polyzentristische Region, sucht sich selbst. Wir wollen, dass Sie in unserem Magazin besondere Ereignisse und Veranstaltungen finden. Klassische Stadtmagazine präsentieren fürs Finden eher Kleinstgedrucktes als Mini-Hinweise im Stile von Telefonbüchern. Was erfahren Sie dabei? Bei über 90 Prozent der benannten Ereignisse wenig. Wir halten diese Art der Darstellung für überholt und wählen bewusst andere Formen auf den Auswahl-Seiten. Deshalb genießen Sie unsere Empfehlungen des Monats, beginnend mit einer ruhrgebietsweiten Besonderheiten-Schau, danach die Tipps nach Städten sortiert und wie immer persönlich ausgewählt. Das polyzentristische Ruhrgebiet braucht weniger Telefonbücher, dafür mehr Service. Wir legen schon mal vor. (Der Herausgeber) 59 Eszter Salamon (HU/DE) Fr 4.3. 20 UHR PACT Zollverein, Essen Infos: 0201 812 22 00 19. 2. - 1. 5. 2011 „Dance for Nothing“ heißt das jüngste Stück der Choreographin und Tänzerin Eszter Salamon. Es entstand auf Basis von John Cages „Lecture on nothing“, die bestimmten zugrunde liegenden Zeitteilungen ähnlich denen seiner Musik folgt. Salamon legt in ihrer Choreographie eine Spur von Bewegungen, die zwar parallel entstehen, jedoch einem unterschiedlichen Zeitmaß folgen: Tanz und Text teilen sich gleichberechtigt eine Performancezeit. IM MUSEUM FÜR KUNST- UND KULTURGESCHICHTE DORTMUND 3. Whisky ’n’ More Die Whisky-Messe im Ruhrgebiet Sa und So 12. - 13. März Die Jüdischen Kulturtage finden bereits zum vierten Mal statt und inzwischen ist fast ganz Nordrhein-Westfalen dabei. 500 Veranstaltungen in 52 Städten und 14 beteiligte jüdischen Gemeinden zeigten pralles zeitgenössisches Leben, die Historie steht dabei nicht im Fokus. Entstanden ist ein alle Kunstsparten umfassendes Programm. Ein Beispiel: Abraham Inc. ist eine ansteckende Groove-Orgie aus Klezmer, Funk und Rap. Krakauers Klarinette beherrscht traditionelle jiddische Musik, Free Jazz, rasenden Rock und sogar Electro. Wesleys Posaune groovt lustvoll die Funk-Götter an. Und die wunderlichen Hip-HopBasteleien von SoCalled geben dem Ganzen einen leicht wahnsinnigen Touch. Neben diesen Musikevents stehen insbesondere die Begegnungsprojekte als kulturelle Beiträge aus den jüdischen Gemeinden. Gerade sie führen dem Publikum vor Augen, welches enorme künstlerische Potential in der Region vorhanden ist EINE AUSSTELLUNG DES FRITZ-HÜSER-INSTITUTS FÜR LITERATUR UND KULTUR DER ARBEITSWELT, DORTMUND Das Thema Whisky ist komplex und kompliziert. Es geht um die sinnliche Wahrnehmung eines alkoholischen Getränks, das in seiner Ausdeutung irisch-schottischen Ursprungs ist. Der gegenwärtige Whiskypapst Jim Murray ist für den interkulturellen Dialog bekannt. In seiner aktuellen »Whisky Bible« rückt er den indischen »Amrut Fusion« (97 Punkte) bis auf einen halben Punkt in die Nähe der anbetungswürdigen »Ardberg Uigeadail« und »Ardberg Supernova«. Die höchste Punktwertung sind in dieser Skala die bisher von Murray noch nicht vergebenen 100 Punkte. Was soviel bedeuten kann: Selbst in Schottland oder Irland ist der perfekte Whisky ist noch nicht hergestellt worden. Aber können auch deutsche Brennereien einen Whisky herstellen, der mit einer satten Punktzahl geadelt wird? Ja, denn in Hagen gibt es sie Märkische Spezialitäten Brennerei in Hagen. Brennmeister Klaus Wurm hat einen Whisky destilliert, von dem Jim Murray vor Ort eine Fassprobe nahm und dem Brennmeister seine Anerkennung für sein gelungenes Destillat aussprach. Mit mindestens 90 Punkten soll dem Vernehmen nach sein Whisky in der »Whisky Bible 2012« vorgestellt werden. ZUM 50. GEBURTSTAG DER DORTMUNDER GRUPPE 61 GRUPPE Auswahl Bochum SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Dortmund PRINZ REGENT THEATER ROTUNDE-ALTER KATHOLIKENTAGSBF. Mi 30. 3., 20 Uhr So 13.3., 19 Uhr, Kammerspiele Parzival Parzival weiß von nichts. Nicht einmal seinen Namen. Seiner Mutter fragt er Löcher in den Bauch. Doch sie erklärt ihm nichts. Sie will ihn vor der Welt bewahren und hat ihn deshalb in der Einöde großgezogen. Aber Parzival will die Welt sehen, möchte ein Ritter werden. Er zieht los, trifft bald schon auf Artus und die Ritter der Tafelrunde – und stellt die dümmsten Fragen. Doch der dumme Junge ist stark, erschlägt den roten Ritter und legt sich seine Rüstung an. Ein alter Mann unterrichtet ihn. Sagt ihm, was er tun soll und was nicht: Vor allem soll er nicht mehr fragen. Und Parzival gehorcht. Regie David Bösch. Infos: 0234 33 33 55 55 www.boropa.de Iphigenie auf Tauris Bad Or Mad Auch wenn Iphigenie mal mit dem Telefon ihre Göttin anruft: Dass durch Vertrauen errungene Friedfertigkeit möglich sei, ist die Utopie Goethes und der gesamten Aufklärung. Nicht mehr List und kriegsbereite Wehrkraft sollen den Frieden erhalten, sondern die Überzeugungskraft der Wahrheit. Goethes Schauspiel handelt von Verantwortung, Schuld und Vergebung, Pflicht und Neigung, Schicksalsergebenheit und selbstbestimmtem Handeln und entwirft dabei ein Idealbild vom Menschen als einem vernünftigen und verantwortungsbewussten Wesen. Infos: 0234 477 20 www.prinzregenttheater.de Christian Brückner liest „Moby Dick“ In welchem Zustand befinden sie sich eigentlich? bad or mad? Was ist ihr Herzschlag, ihr Rhythmus? Wie ticken sie? Was fehlt ihnen? Kommt nach dem Schmerz die Anpassung? Neben der phlegmatischen Psychologiestudentin Lilli leben sechs junge Leute zwischen Alltag und Alptraum in einer WG. Kann Musik ihren Schmerz lindern? Du bist bad, du bist mad - Du versuchst deine Träume zu retten. Infos: 0231 98 21 20 www.depotdortmund.de BAHNHOF LANGENDREER Do 24.3. 20 Uhr Max Pashm So 27.3., 20 Uhr Wir sind so frei wie nie zuvor, nur was wir daraus machen, ist unfreiwillig komisch. Wir haben die Demokratie erkämpft, aber bei der Europawahl stimmen weniger Bundesbürger ab als bei Deutschland sucht den Superstar. Vince Ebert wandert auf den Spuren von Freidenkern und Denkfreien. Vom Dalai Lama („Free Tibet“) bis zu David Hasselhoff („I’ve been looking for freedom“). Infos: 0234 687 16 10 www.stadthalle-wattenscheid.de Fr 25.3., 20 Uhr Sa, 12. März, 20 Uhr STADTHALLE WATTENSCHEID Vince Ebert THEATER IM DEPOT Gepeppte Balkan-Beats mit irren Scratch-Samples, versetzt in feierliche Klezmermelodien: Max Pashm, DJ und Bandleader, verbindet analoge und digitale Soundelemente zu aufbrausenden, folkloristischen Party-Stücken. Sein Set-Up macht tanzwütig, ganz egal mit welcher Absicht man zum Konzert schlendert. Als Pionier der Elektro-World-Fusion-Bewegung hat Pashm sein explosives Klezmer-Balkan-Gemisch bereits 1995 gezündet und bis heute reicht ein Besuch seiner Show um sich zu vergewissern, dass der Sprengsatz immer noch scharf ist. „The King of Falafel Techno“ wird im Rahmen der jüdischen Kulturtage NRW zu sehen sein. Infos: 0234 687 16 10 www. bahnhof-langendreer.de www.juedische-kulturtage-rheinland.de „Nennt mich Ismael. Ein paar Jahre ist‘s her - unwichtig, wie lang genau -, da hatte ich wenig bis gar kein Geld im Beutel, und an Land reizte mich nichts Besonderes, und so dacht ich mir, ich wollt ein wenig herumsegeln und mir den wässerigen Teil der Welt besehen.“ Zahlreiche Lesungen aus Melvilles Jahrhundertroman kann man allein im März im Ruhrgebiet erleben. Schauspielerinnen und Schauspieler wagen sich in die stilistische Takelage des imposanten Prosa-Fünfmasters. Dennoch sei an dieser Stelle die Lesung von Christian Brückner hervorgehoben, denn niemand geringerer als „The Voice“, Synchronsprecher von Robert de Niro und anderen, hat es gewagt, eine über 30-stündige Gesamtlesung des Romans auf ein Hörbuch zu bannen. Zwei Stunden atemberaubenden Hörgenuss verspricht die szenische Lesung, mit der Brückner den weißen Wal ins Bochumer Bermuda3eck bringen wird. www.Die-Lust-am-Lesen.de 60 KULTURZENTRUM WICHERN Do 31.3., 19 Uhr Süchtig Spielen, Klauen, Sex, Drogen - willkommen in der Welt der Abhängigkeiten! Menschen verfallen dem Rausch des Geldausgebens, des Internets, des Fernsehkonsums und schaffen es nicht, ohne fremde Hilfe davon zu lassen. Es wird so viel analysiert und therapiert wie nie zuvor - nicht immer mit Erfolg, aber stets mit großem Ernst. Mark Lundholm hält dagegen. Sein Solo- Stück „SÜCHTIG. Relativ komischer Stoff“ ist schonungslos, aber nicht Mitleid heischend. Es geht um Sucht, um Süchte überhaupt ohne erhobenen Zeigefinger oder moralische Parolen. Es zeigt die Grausamkeit von Sucht und ist dabei grausam komisch. Das Stück lässt sich nicht vergleichen mit den Klassikern der Sucht-Literatur von Borroughs bis Bukowski. Es verklärt nicht, klagt nicht an. „SÜCHTIG“ ist Comedy, bittere Comedy. Infos: 02318 63 09 83 www.wichern.net Auswahl Duisburg Essen KONZERTHAUS CAFÉ STEINBRUCH THEATER ESSEN THEATER FREUDENHAUS Di 15.3. 20 Uhr Fr 4.3. 20 Uhr Sa 12. 3., 20 Uhr So 27. 3., 20 Uhr Efterklang Mouse On The Keys Abba Jetzt! Vergangenes Jahr überzeugten die Dänen von Efterklang beim Traumzeit Festival in Duisburg, wo sie gemeinsam mit den Efterkids, einer Gruppe von musizierenden Kindern aus der Ruhrregion, auftraten. Es ist gerade ihre Experimentierlust, die diese bunte Band aus- und gut macht. Im Laufe ihrer Karriere entwickelten sie sich von Indie-Pop zu experimenteller Musik bis hin zu Musical-Anleihen. Was sich die Band für den besonderen Auftritt im klassisch geprägten Konzerthaus ausgedacht hat, darf durchaus mit Spannung erwartet werden. Infos: 0231 22 69 62 00 www.pop-abo.de Mouse On The Keys sind eine Band zwischen Szenen und Welten, unkategorisierbar und trotzdem – wer sie einmal live sieht, ist von ihrer Klasse begeistert. Die Japaner sind angedockt an das Umfeld des Ruhrgebietslabels Denovali, sie machen aber, anders als das Gros der Labelkollegen, keinen Postcore oder Ambient-Rock. Sie sind ein Instrumental-Trio, technisch enorm versiert und daher in jazzigen Gefilden zuhause, ohne allerdings den Gestus und die Standards des Stils zu übernehmen. Sie sind druckvoll und spielerisch zugleich, rhythmisch mitreißend und atmosphärisch verwoben. Ihr Weg wird weiter nach oben führen, da gibt es keinen Zweifel. Infos: 0203 37 61 89 www.cafe-steinbruch.com DOMICIL Mo 14.3. 20 Uhr Julien Siegel Quartett THEATER DUISBURG Do 24.3. und 25.3., je 19.30 Uhr Phädra Wer spielt noch wirklich Be-Bop? Schwierige Frage. Was man aber im Spiel des britischen Saxophonisten Julien Siegel heraushört, ist oft jene harmonische Hektik, die an viele Charlie Parker-Stücke erinnert. Eine Betonung des Angebrochenen, die erst im freien Spiel ohne melodiöse Zwänge abgerundet werden kann. Julien Siegel ist ein Meister auf diesem Gebiet. Siegel kommt mit seinem Quartett, bestehend aus Liam Noble, Oli Hayhurst und Gene Calderazzo, zum Auftakt der British Jazz Week ins Dortmunder Domicil. Nicht seine erste Ruhrgebietserfahrung. Er spielte bereits bei der Ruhrtriennale 2006 mit Laurie Anderson und Steve Nevie. Phädra, Frau des Königs von Athen, ist verliebt, rasend verliebt in ihren Stiefsohn Hippolytos. Als sie erfährt, dass ihr Mann in der Fremde gestorben ist, gesteht sie dem Sohn diese verbotene Leidenschaft. Hippolytos aber weist sie zurück, seine Liebe gehört Aricia. Eine verbotene Liebe auch dies, denn Aricia besitzt Ansprüche auf den Thron und wird deshalb von Hippolytos‘ Vater gefangen gehalten. Und plötzlich kehrt der tot geglaubte Vater und Ehemann zurück ... Racine lässt die extreme Gefühlswelt der Figuren auf eine strenge und harte Versform prallen, obsessive Leidenschaft auf gedankliche Schärfe und Genauigkeit. Seiner Heldin Phädra, hoch aufschäumend, gleichzeitig in untröstlichem Liebesverlangen tief niedersinkend, verleiht der Dichter die Intelligenz, ihre Schuld unbarmherzig analysieren und verurteilen zu können. 0203 300 91 00 www.duisburg.de 61 Die musikalisch-kabarettistische Antwort auf die anhaltend grassierende ABBA-Begeisterung liefern Tilo Nest, Hanno Friedrich und Alexander Paeffgen mit ihrem preisgekrönten Programm. Ganz stilecht im Frack präsentieren sie Hits wie S.O.S., Money-Money, Dancing Queen und Waterloo als einen atemberaubenden Ritt durch alle musikalischen Genres, wunderbar komisch und immer überraschend anders. Infos: 0201 812 22 00 www.theater-essen.de PACT ZOLLVEREIN Di 29.3., 20 Uhr (Deutschlandpremiere) In their name (performance) Das Verhältnis zum Anderen. Berührung meint Zuwendung, aber auch Abstand, nicht festhalten wollen und können. Den Abstand zwischen dem eigenen Körper und dem anderen spüren wir ständig, er prägt unsere Lebensrealität, er ist unüberwindbare Grenze und wichtiger Spiegel zugleich. Der österreichische Choreograph Philipp Gehmacher stellt in seinen Arbeiten sehr präzise grundlegende Fragen – des Tanzes und menschlicher Beziehungen generell. Seine Bewegungen schließen den Tanzkörper mit dem alltäglichen Körper kurz, ohne repräsentierende Bilder zu erzeugen. Infos: 0201 289 47 00 www.pact-zollverein.de Danke, Bitte Tach und Tüss... Das Ruhrgebiet aus der Sicht einer „sanitären Fachkraft“ - im Pott wird Klartext über den Pott gesprochen. Auch das Nachfolgeprogramm von „WC-Geflüster“ ist eine pointierte Bestandsaufnahme des Ruhrgebietes heute. In der „schönen, neuen Welt“ von Ein-Euro-Shop, Ein-Euro-Job und Euroland-Krise, schaut der Protagonist auf alle „Schlaglöcher“, Leerstände und Nothaushalte, lässt aber auch die positive Seite unserer „Ruhr-Realität“ nicht zu kurz kommen. Dazu gibt es viel Musik von Abba bis Zappa. Infos: 0201-851 32 30 www.theater-freudenhaus.de ZECHE CARL Do 10.3. 20 Uhr Diego Diego aus Karlsruhe wird oft zugeschrieben, sich stark vom Postpunk Interpols und der Editors inspiriert haben zu lassen, und das ist sicher nicht falsch. Trotzdem ist ihre Musik weit mehr als bloß ein fader Abklatsch, sondern in Songs und Arrangements durchweg überzeugend. Sie können einfach diese kühle, stoische und zwingende Atmosphäre, die die Musik der angloamerikanischen Kollegen so reizvoll macht. Ein Fall, in dem man mal wieder guten Gewissens sagen kann: Beachtet die heimischen Bands, sie sind keinen Deut schlechter als die ausländischen Stars. Und die Konzerte, die man von ihnen sehen kann, sind meistens sogar gemütlicher. Mi 16.3. 2011, 20 Uhr U.K. Subs Charlie Harper bildet dabei als einziges Mitglied, das von der Anfangsformation aus den 70ern übrig blieb, den urpunkigen Kern. An die erfolgreichen Chart-Positionen von „Another Kind of Blues“ oder „Diminished Responsibility“ muss man nicht mehr herankommen. Stattdessen ist jedes Konzert der Subs ein intensives und lautes Zitat der Punkgeschichte – mit einer beständigen Portion politischer Wut. Infos: 0201 834 44 10 www.zechecarl.de Ausblick GELSENKIRCHEN HERNE MÜLHEIM OBERHAUSEN MUSIKTHEATER IM REVIER FLOTTMANN-HALLEN THEATER AN DER RUHR THEATER OBERHAUSEN Sa 5.3., 19:30 Uhr Mi 16.2., 20 Uhr Do 10. 3., 19:30 Uhr Fr 18. 3., 19:30 Uhr Gedanken eines Zweiflers Keine Macht den Dosen Justin Vali & Ny Malagasy Orkestra Carmen (Premiere) Ein Ballett von Bernd Schindowski: Verflochten sind hier zwei Perspektiven auf die Ränder des Lebens: Ein junger Mensch packt sich die ganze Weltphilosophie auf die Schultern und gibt sie in phantastischen Visionen wieder. Ein alter Mensch lässt im Bewusstsein des nahen Endes sein Leben in phantastischen und einprägsamen Stationen an sich vorüberziehen. Eine Geliebte macht sich schön für den Tod ihres Sturmsoldaten. Im Kerker schreit ein Todgeweihter um Gottes Erbarmen. Doch die poetische Kraft des Menschen ist auch hier allgegenwärtig: „Der Abend naht lautlos, und plötzlich über mir Licht, das die Dunkelheit bannt. Im Stillen hier ganz allein: Ich und mein klarer Verstand.“ Infos: 0209 409 72 00 www.musiktheater-im-revier.de Dass ein abendfüllendes Programm mit Flaschenmusik nicht nur eine Schnapsidee oder Bierlaune sein muss, sondern wunderbar funktioniert und trägt, hat das GBSQ bei Flottmann bereits mit seinem ersten Stück „Liedgut auf Leergut“ bewiesen. Nun kehrt die Gruppe mit ihrem zweiten Programm „Keine Macht den Dosen“ zurück. Und greift noch etwas tiefer in die Trinkkiste. Infos: 02323 16 29 61 www.flottmann-hallen.de Neue Berufe – Neue Chancen Heilpraktiker/in Psychotherapie Gesundheitsberater/in Psychologische/r Berater/in Ernährungsberater/in Ausbilder/in AT und PM Fitness- und Wellnesstrainer/in Erziehungs- und Entwicklungsberater/in Staatlich zugelassene Fernlehrgänge mit Wochenendseminaren in vielen Städten. Impulse e. V. Rubensstr. 20a · 42329 Wuppertal Tel. 0202/73 95 40 · www.Impulse-Schule.de Das musikalische Erbe Madagaskars ist so reichhaltig, dass die verschiedenen Musikstile häufig nur grob mittels ihrer geographischen Herkunft benannt werden – ohne damit den eigenständigen und teilweise Jahrhunderte alten Traditionen gerecht zu werden, die diese Vielfalt der madagassischen Musik prägen. Das Projekt von Justin Vali will genau dieses Defizit beheben und die madagassische Musik in ihrer Breite und Vielfalt erlebbar machen, um die verschiedenen Traditionen zu pflegen, neu zu beleben, aber auch miteinander in Dialog zu bringen. Jedes Konzert ist ein musikalischer Streifzug durch das immense Repertoire der Musik der großen Insel. Infos: 0208 599 01 88 www. theater-an-der-ruhr.de Das Theater Oberhausen wird im März 2011 erneut zum Musiktheater, wenn Joan Anton Rechis Carmen-Inszenierung Premiere hat. Dabei handelt es sich zum einen tatsächlich um Georges Bizets berühmte, 1875 entstandene Oper, zum anderen aber um eine echte Neufassung: Der musikalische Leiter Otto Beatus überträgt Bizets Melodien in eine neue musikalische Sprache und arrangiert sie als Songs für ein kleines Ensemble. Und auch die vertraute Geschichte um die tödlich endende Liebe Don Josés zu der femme fatale Carmen wird zum einen zwar so erzählt, wie man sie kennt, doch zum anderen neu interpretiert. Carmen ist purer Mythos, großes Melodram und wenig glamouröse Kleine-LeuteGeschichte zugleich. Infos: 0208 857 81 84 www.theater-oberhausen.de DRUCKLUFT Mi 16.3. 21 Uhr 206 IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt Redaktion: Dawid Kasprowicz (v.i.S.d.P.), Christian Meyer Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Thomas Borowski, Frank Brenner, Lutz Debus, Christiane Enkeler, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Thomas Hirsch, Tom Jost, Gesa Klapproth, Klaus Keil, Marianne Kolarik, Thomas Linden, Jules Lux, Thomas Ninnemann, Sandra Nuy, Anne Nüme, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Frank-Michael Rall, Elmira Ramzadeh, Øle Schmidt, Frank Schnorneck, Sebastian 23, Christian Steinbrink, Martin Thelemann, Olaf Weiden, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Wilhelm Schmidt Gestaltung: PS Grafik GmbH Citadellstr. 14, 40213 Düsseldorf Telefon 0211-8668212 Fax 0211-8668222 Anzeigenverwaltung: Berndt Media Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum E-Mail: [email protected] Tel. 0234-94191-0, Fax -94191-91 Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbr. Auflage: IVW IV/2010 34.146 Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. 62 206 sind die neue Entdeckung des wohl wichtigsten Labelbosses des Punk, Alfred Hilsberg. Grund genug, mal genauer hinzuhören, schließlich hat dieser Mann seinerzeit eine junge Band namens Blumfeld unter Vertrag genommen. Mit denen haben 206 auch die eine oder andere Gemeinsamkeit, besonders im Gesang. Musikalisch ist das Trio aus Halle/Saale dagegen konzentrierter, dynamischer und druckvoller. Definitiv eine der neuen deutschen Indie/ Punk-Bands, die etwas Eigenes in sich tragen. Ihr Debütalbum „Republik der Heiserkeit“ wird das beweisen. Infos: 0208 85 24 54 www.drucklufthaus.de Magenbitter VERLOSUNGS-BOX Weitere Auswahl-Tipps und Verlosungen – E-Mail mit dem zugehörigen Kennwort an [email protected] Foto: N.Schmitz/pixelio Pina: Wim Wenders‘ Verbeugung vor der großen Choreografin ist ab dem 24. Februar in 3D in deutschen Kinos zu sehen. trailer verlost 1 Fanpaket mit je 1 Buch „Peter für/for/pour Pina: die Bühnenbilder von Peter Pabst für die Stücke von Pina Bausch“, 1 Filmposter und 2 Kinokarten I Email bis 3.3. I Kennwort: Pina Foto: Alexander-Hauk/pixelio Kulturfeudalismus und Aschermittwoch Warum der Teufel immer auf den größten Haufen scheißen soll We are the people that rule the world A force running in every boy and girl All rejoicing in the world Take me now, we can try. (Empire of the sun) Von Peter Ortmann Stellen wir uns einmal vor, wir hießen Senfkopf. Dann wäre schon die Jugend verpfuscht gewesen. Dumme Sprüche, Hänseleien, selbst die Lehrer hätten gegrinst, wenn sie uns aufgerufen hätten. „Kommen Sie mal nach vorne Senfkopf“. Höhöhö. Dann lieber schon nur Theodor als Vornamen, kennt jeder, der mit dem Ofenrohr. Ein dummer Witz. Doch zusammen wäre es ein halber Weltuntergang. Theodor Senfkopf, gerade gegoogled. Gibt es wohl nicht, sonst hier schon mal ein demütiges Sorry. Aber. (mittellange Pause) Die Welt wäre nicht halb so schlecht, wenn drei Buchstaben diesen Malus nicht entkräften könnten. Es macht nämlich einen Unterschied, wenn es Theodor von Senfkopf heißen würde. Ganz alter Adel aus der Nähe von Bautzen. Der Urgroßvater war bereits Oberst in der preußischen Armee, die Mutter eine geborene von und zu Bautzen. Ja dann, dann hätte kein Lehrpersonal gegrinst, Hänselein hätte es auch nicht gegeben, wahrscheinlich wäre man sowieso nicht auf eine gewöhnliche Schule mit gewöhnlichen Schülern gegangen. Fürs Abitur den ersten fahrbaren Untersatz, Cabrio versteht sich. Uni. Studieren auf ein Fach was der Papa schon lange betreibt. Doktorarbeit in Auftrag geben. Ist momentan en vogue. Dann heißt es bereits Dr. Theodor von Senfkopf und von und zu Bautzen. Die ganze Welt steht offen. Von US-Amerika bis Afghanistan. Der Feudalismus hat nämlich nie aufgehört zu existieren, und das adelige Geschlecht, das seine Besitztümer noch mit Kopf abhacken und Menschen schinden erworben hat, leider auch nicht. Sie sind eben teures Kulturgut geworden. Gut geht es im kulturellen Feudum des Ruhrgebiets auch nur denen, die sowieso schon dem Imperium dienen. Ihre Pfründe sind gesichert, doch es soll immer noch mehr werden. Mehr Geld, mehr Einfluss, mehr medienwirksame Beute. Die Vasallen stehen abseits im Regen, obwohl sie nicht alle Senfkopf heißen. Schon gar nicht die grauen Eminenzen. Und der Teufel soll immer weiter auf den größten Haufen scheißen. Beispiel: Nach dem medienwirksamen Start des Museums Folkwang im Kulturhauptstadtjahr möchte die finanziell klamme Stadt Essen mehr Landesgeld für den Alltagsbetrieb des Hauses. Das Land soll nun 10 oder 20 Prozent der laufenden Kosten von derzeit 4,5 Millionen Euro im Jahr übernehmen. Wir erinnern uns. Ganze 55 Millionen Euro hatte die Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gegeben (ja wenn das Wörtlein von nicht wär). Den laufenden Betrieb und zusätzliche Rückstellungen für das Gebäude in Millionenhöhe muss die Stadt finanzieren. Das ist schwierig, trotz der 800.000 Besucher. Geld vom Land fließt sowieso. Über die Kunststiftung NRW für Ankäufe und staatliche Hilfe bei der kostspieligen Versicherung der Werke. Auf der anderen Seite ist die vom 1999 gestorbenen Geiger Yehudi Menuhin gegründete Stiftung Ende Januar zahlungsunfähig geworden, weil die Bezirksregierung Fördergelder von mehr als einer Million Euro nicht ausgezahlt hatte. Werden jetzt weniger Kinder von der MUSE geküsst? Oder ist Aschermittwoch alles vorbei – mit den Senfköpfen und Teufelshaufen? 63 Powder Girl: Liebestrubel im Pulverschnee — am 17. März startet die romantische Komödie um Snowboarderin Kim in den deutschen Kinos. trailer verlost 3x2 Fanpakete mit je 2 Freikarten zum Film und der aktuellen CD der Band Livingston, die den Soundtrack beisteuerte I Email bis 20.3. I Kennwort: Powder Girl Rango: Ein durchgeknalltes Chamäleon entkommt aus dem Terrarium und wird zum Westernhelden. Zum Kinostart am 3. März verlost trailer 3x2 Fanpakete mit Hängematte, Flip Flops und Kaktus Tasse I Email bis 20.3. Kennwort: Rango Ticketinfos unter: www.concertteam.de 04.03.2011 Essigfabrik Köln OVERKILL 21.03.2011 E-Werk Köln 29.03.2011 Kulturkirche Köln OTTMAR LIEBERT & LUNA NEGRA 11.04.2011 Gloria Köln 18.04.2011 Live Music Hall Köln 26.04.2011 Essigfabrik Köln ASHLEY HICKLIN ALEX MAX BAND I BLAME COCO 27.03.2011 Luxor Köln 20.04.2011 Musical Dome Köln 18.03.2011 Die Werkstatt Köln LYKKE LI THE HUMAN LEAGUE JAN ROUVEN 01.05.2011 RuhrCongress Bochum JAN ROUVEN SUNRISE AVENUE 10.05.2011 Live Music Hall Köln KAMELOT 14.05.2011 Essigfabrik Köln SONDASCHULE 15.05.2011 Live Music Hall Köln SAXON 20.05.2011 Underground Köln DELAIN 20.06.2011 Tanzbrunnen Köln support: KEULE CHICAGO 26.08.2011 Zeltfestival Ruhr Bochum DIETER THOMAS KUHN 02.09.2011 Museumsplatz Bonn DIETER THOMAS KUHN 24.09.2011 E-Werk Köln THE SPECIALS 29.10.2011 König-Pilsener-Arena Oberhausen FMX GLADIATOR GAMES März 2011 www.trailer-ruhr.de IN EINER BESSEREN WELT EIN FILM VON SUSANNE BIER www.ineinerbesserenwelt-film.de ab 17.3. im Kino 37