NDortmunder Campus-Zeitung für UNI | FH | Technopark

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NDortmunder Campus-Zeitung für UNI | FH | Technopark
www.indopendent.de
INDOPENDENT
Nr. 165 | 23. November 2004
Foto: Jana Körte
Dortmunder Campus-Zeitung für UNI | FH | Technopark
Campus
Casting
Einige Fachbereiche
dürfen sich ihre
Studierenden künftig
selbst aussuchen.
Seite 3
Campus
Konaktiva
Richtig? Falsch? Nutzlos? Die Proteste bei
der Konaktiva sorgten
für Gesprächsstoff.
Seite 4
Campus
Bohnenduell
Lauwarme Brühe oder
Gaumenkitzler? Wir
haben verschiedene
Kaffees getestet.
Seite 5
Kultur
Skater-Lyrik
Rückkehr des
Alleskönners
An den Universitäten werden die Wissenschaften wieder zusammen geführt.
Denn die Natur hält sich an keine Fächergrenzen. Seiten 8 und 9
Bisher waren Boards
und waghalsige Tricks
ihr Leben. Jetzt erobern
Skater die Literatur.
Seite 10
Dortmund
Abgeschmiert
Vom Deutschen
Meister zum
Sanierungsfall: der tiefe Sturz des BVB.
Seite 13
Service
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| Campus | Wissenschaft | Kultur | Dortmund | InDOaktiv
Editorial
Mensa
Dienstag, 23.11.04
Und dann gibt es noch das böse
W-Wort. Das endet mit „eihnachtsgeschenke“. Wir retten in dieser Ausgabe
alle, die außer mir der W-Panik verfallen sind: Auf Seite 16 verlosen wir
– zusammen mit unserer InDOpendentTasse – Plätzchen-Ausstech-Formen.
Damit produziert ihr für eure Lieben
Weihnachtsgebäck und verpackt es in
einer schönen Dose. Selbstgemachtes
kommt sowieso am besten an.
Das Jahresende bringt auch die
Verantwortlichen in den Fakultäten ins
Grübeln. Denn einige Fächer müssen
ab dem nächsten Wintersemester den
Großteil ihrer Studierenden selbst auswählen – aber wie? Casting auf dem
Tagesgericht
Pikantes Ziegeunerfleisch
Wahlessen I
Geflügelhacksteak
Wahlessen II
Schweinerückensteak
Vegetarisch
Blumenkohlröschen mit Dip
Mittwoch, 24.11.04
Spaghetti m. Fleischsauce
Cevapcici m. pikanter Sauce
Schweineschnitzel „Toscana“
Grüne Tortellini m. Gemüsefüllung
Donnerstag, 25.11.04
Es war Anfang November, als das böseS-Wort zum ersten Mal fiel. Das böse
S-Wort geht mit „ilvester“ weiter und
erinnert mich daran, dass noch keine
Party in Sicht ist, bzw. nur blöde Partys,
auf die ich keine Lust habe.
Erbesensuppe mit Bockwurst
Bratwurtspieß m. Würstchen
Truthahnschnitzel
Pfannkuchen mit Pilzragout
Rührei mit Schinken
Hühnerfleisch „Peking“
Kabeljaufilet
Bunte Gnocchi-Gemüsepfanne
Montag, 29.11.04
Reibekuchen m. Apfelmus
Canneloni m. Tomatensauce
Hähnchenbrustfilet „Indisch“
Asiatische Nudel-Gemüsepfanne
Dienstag, 30.11.04
Fussilini m. Thunfisch
Putenstreifen „Malaysia“
Schweineschitzel „Förster Art“
Tortelloni m. Käsefüllung
Mittwoch, 1.12.04
Fischfrikadelle m. Remoulade
Westfälische Kohlwurst
Truthahnschlemmerschnitzel
Schupfnudeln m. Gemüse
Donnerstag, 2.12.04
Grüner Bohneneintopf
Schweinegulasch
Poulardenbrust m. Zwiebeln
Stangenspargel überbacken
Freitag, 3.12.04
Currywurst m. Pommes Frites
Hühnerfrikassee m. Champignons
Rotbarschfilet
Schlemmergratin m. Spinat
Termine
Werkschau „spektrum3“
100 Jahre Design- und Architektenausbildung in Dortmund feiert die FH
mit der Werkschau „spektrum3“. Noch
bis zum 28.11. lassen sich zukünftige Designer und Architekten auf die
Finger schauen. Am Max-Ophüls-Platz
und in der EF-Straße 40 zeigen sie
ab heute, 18 Uhr, Werke aus allen Semestern. Mehr zum Programm unter:
www.spektrum3.de
KHG blickt nach Chile
Student sein in Chile – was das bedeutet, erklärt Mario Sottolichio in der
KGH, Ostenbergstraße 107, ab 20 Uhr.
Er muss es wissen: Sottolichio stammt
nicht nur aus dem südamerikanischen
Land, er hat dort gerade ein Studentenwohnheim eröffnet.
Freitag, 26.11.
Multi-Kulti-Fete
Wie die Deutschen ticken – das zu
erfahren, haben ausländische Studierende hier jeden Tag Gelegenheit. Die
Multi-Kulti-Party der FH wechselt die
Perspektive: Im Foyer der Sonnenstraße 96 zeigen ausländische Studierende
ab 20 Uhr, was ihre Heimat ausmacht
– neben Kultur für Augen und Ohren
gibt‘s auch was für den Magen: traditionelles Essen und Trinken. Eintritt:
3,50 Euro (VVK), 5 Euro (AK)
Donnerstag, 02.12.
Samstag, 27.11.
Mittwoch, 24.11.
Freitag, 26.11.04
Campus – Martin Gehr und Uwe Pollmeier haben sich erzählen lassen, wie
das ablaufen könnte (Seite 3).
Dagegen war die Recherche für
Benjamin Schruff und Sebastian Quillmann ein Kaffeekränzchen. Sie gingen
der Frage nach, wo es auf dem Campus den besten Kaffee gibt. Über Geschmack lässt sich nicht streiten? Von
wegen – knallharte Kriterien wie Temperatur, Preis und Wartezeit sorgen für
maximale Transparenz. Von trinkenden
Schreibern zu schreibenden Skatern:
Gesa Schölgens hat die Skater-Literatur
entdeckt. Was das ist, erklärt sie auf
Seite 10. Viel Spaß beim Lesen!
AHS-Hallenfußballturnier
Kicken mit Dach über dem Kopf: Heute
und morgen zählen in der Uni-Sporthalle nur Tore. Die zu treffen lohnt sich:
Am Ende des Hallenfußballturniers
steht der AHS-Cup.
Mitmachen kostet
30 Euro. Anmeldung:
bis zum 23.11. im
AHS-Büro. Zuschauen ist kostenlos. Los
geht‘s an beiden Tagen um 10 Uhr.
Mittwoch, 01.12.
Kopftuch-Diskussion
Darf eine muslimische Lehrerin ein
Kopftuch tragen? Die ESG lädt zur Diskussion über das Verhältnis von Staat
und Religion – mit dabei sind u. a. ein
Kirchenrat und eine Gesamtschullehrerin; ab 10 Uhr in den Räumen der Evangelischen Theologie an der Uni.
Arbeitsagentur berät
Absolventen und solchen, die kurz
davor sind, ihr technisches oder Informatik-Studium abzuschließen, gibt die
Dortmunder Agentur für Arbeit ab 13
Uhr Bewerbungstipps. Wie man ein Assessmentcenter bewältigt, zeigt sie ab
16 Uhr; Seminarraum des Hochschulteams, EF 61. Anmelden: dortmund.
[email protected]
Uni Film Club
Harold fingiert Selbstmorde, geht gern
auf Beerdigungen, und seine Lieblingsautos sind Leichenwagen. Auf seinen
Streifzügen trifft er Maude und verliebt
sich in die fast
60 Jahre ältere Frau. Der
Uni-Filmclub
zeigt „Harold
und Maude“,
einen Film aus
den 70ern, um
21.45 Uhr. Vorher läuft „Clou“
(19 Uhr), eine
Gauner komödie mit Robert
Redford.
EFStraße 50, Hörsaal 1.
Samstag, 04.12.
Relax-Wochenende
Wem’s vor Weihnachtsstress graut, der
kann dieses Wochenende beim AHS
tief durchatmen. Entweder beim Workshop Tai Chi Chuan (jeweils 11 bis 15
Uhr) oder beim Entspannungs-Workshop, der unter anderem eine „Bierdeckel-Entspannung“ auf dem Programm
stehen hat (Sa.: 10 bis 18.30 Uhr, So.:
10 bis 12 Uhr) Die Kurse kosten je 15
Euro. Anmelden bis zum 1.12. nicht
vergessen!
Impressum
InDOpendent
Druck:
Projektleitung:
Jana Körte (jana), Corinna Weiß
Gabel (tim), Antonia Röder (arö),
ist die unabhängige Dortmunder
Lensing-Wolff Druck, Münster
Prof. Dr. Günther Rager
(CW), Marco Stapelmann (mst),
Mathias Wolff (maw)
Campus-Zeitung für Universität,
Anschrift:
Redaktionsleitung:
Uwe Pollmeier (upo), Björn
Dortmund:
Fachhochschule und Technolo-
InDOpendent,
Katrin Pinetzki, V.i.s.d.P. (kp)
Düsing (BJ), Benjamin Schruff
Katharina Heimeier (hei), Patri-
giepark.
c/o Universität Dortmund,
Produktion:
(bas), Martin Gehr (mag), Maike
zia Cyga (PC), Benjamin Schulz
Herausgeber:
Institut für Journalistik,
Lis Kannenberg (lika), Benjamin
Westphal (mai), Barbara Stählin
(ben), Susanne Samman (susa),
Institut für Journalistik,
44221 Dortmund
Schulz (ben), Lina Wöhl (lina)
(bs), Roman Goncharenko (go),
Naima El Moussaoui (nem)
Universität Dortmund
[email protected]
Anzeigen:
Mareike Potjans (MP), Sebastian
Kultur:
Verlag:
Redaktion:
Ulrike Tschirner
Quillmann (qui), Nicole Reuter
Oyindamola Alashe (oa), Bastian
Eigenverlag
Martin-Schmeißer-Weg 13
Vertrieb und Service:
(nic), Lina Wöhl (lina)
Schlange (bass), Sebastian Ul-
Erscheinungsweise:
44227 Dortmund
Natascha Aßmann, Daniela
Wissenschaft:
kan (su), Gesa Schölgens (sch)
Aktueller Plan unter:
während der Vorlesungszeit alle
Tel.: 0231/286623-0
Pegna
Katharina Beckmann (kab),
Bild:
http://www.stwdo.de
zwei Wochen dienstags
Fax: 0231/286623-1
Campus:
Franziska Badenschier (fba), Tim
Jana Körte (jana)
Montag, 6.12.04
Spaghetti m. Tomatensauce
Nudelrolle auf Tomatensauce
Schlemmerschnitzel
Gemüsefrikadelle m. Rahmsauce
Kurzfristige Änderungen möglich!
Service |
D
Campus
| Wissenschaft | Kultur | Dortmund | InDOaktiv
Casting auf dem
Campus
3
er
Dortmunder
ein Test-Tag dauert
Campus
könnte
vier bis acht Stunden,
bald jeder Castingje nachdem, wie viele
show Konkurrenz machen:
Leute an dem Tag geMöglich wird dies durch
prüft werden“, erzählt
die neuen Traummaße
Lina Schmitz (20), die
der Studienplatzvergabe:
„KuWi“ im dritten Se60-20-20. Ab dem kommester studiert. Die
menden Wintersemester
Kosten sind hoch - mit
werden 60 Prozent der
130 Euro ist man daStudienplätze in den bunbei. „Die lohnen sich
desweiten Fächern mit
aber“, sagt Lina, „da
Nicht nur für den Ausbildungsplatz, sondern auch fürs Studium kann ab dem
Numerus Clausus (NC) von kommenden Wintersemester eine Bewerbungsmappe fällig werden. Wie die Vergabe die Zertifikate zwei
den Hochschulen selbst
Jahre gültig sind und
von Studienplätzen künftig funktionieren könnte . . .
vergeben. Die restlichen
auch von ausländi40 Prozent verteilt die
schen Unis akzepZVS jeweils zur Hälfte
tiert werden.“ Eine
an die Abiturbesten und
Alternative ist der
nach Wartezeit.
TOEFL-Test (Test of
Das wäre ja alles
English as a Foreign
gar nicht so spannend,
Language), der auf
wenn die Neufassung
Multiple-Choice-Frades Hochschulrahmengen beruht und am
gesetzes den Unis nicht
Computer bearbeitet
erheblichen
Freiraum
wird.
lassen würde. Dr. Roland
Auch für die DortKischkel, Kanzler der Uni
munder LehramtsDortmund, erklärt es so:
studiengänge Kunst,
„Der Gesetzgeber will
Musik und Sport
zwar, dass die Abiturnote
müssen
Castings
in jedem Fall bestimmendurchlaufen werden.
des Gewicht bei unserer
Angehende Künstler
Auswahl hat; welche weilegen eine Mappe
teren Kriterien herangemit mindestens 20
zogen werden, steht den
Arbeitsproben
vor
Hochschulen aber frei.“
und schreiben eine
Nach Vorschlägen des
Klausur. Das ProMinisteriums für Wissengramm der Musiker
schaft und Forschung
umfasst das Vorkönnten zum Beispiel
spielen von zwei InAuswahlgespräche,
strumenten, Singen,
Studierfähigkeitstests,
Fragen zur MusiklehBerufsausbildungen und
re und einen Hörfägewichtete Einzelnoten
higkeitstest. Bei den
des Schulabschlusses
Spor tstudierenden
einfließen. „Wer in der
wird die vorhandene
Schule
naturwissenFitness
überprüft:
schaftliche und mathe2000-Meter-Lauf für
Ein Auswahlmodell: Studienplatzbewerber müssen sich den kritischen Fragen einer Jury stellen.
Foto: Jana Körte
matische Fächer belegt,
Frauen in zwölf Minukann damit etwa seine
ten, 3000 Meter-Lauf
Chancen auf einen Medizinstudienplatz
che Verfahren sie anwenden möchten, te Sprachwissenschaften“ ist ein Sprafür Männer in 13:45 Minuten, Geräteerhöhen“, verdeutlicht Bundesbildungssagt Kanzler Kischkel. Die wollen die- chenzertifikat Voraussetzung. Das kann
turnen, Schwimmen und zehn Minuten
ministerin Edelgard Bulmahn.
sen Freiraum auch nutzen. „In den man durch den IELTS-Test (International
Powern in einer Ballsportart.
Da die geplante Neuregelung nur
nächsten Wochen werden wir uns English Language Testing System) erSo ausgefeilt ist das Casting für
für die bundesweiten NC-Verfahren und
zusammensetzen und zum Verfahren werben. Die Anforderungen: Fragen zu
die Pädagogen und Rehabilitationsnicht für Orts-NCs zulässig ist, werde
konkrete Gedanken machen“, sagt Dr. einem englischen Text beantworten,
Wissenschaftler noch nicht. Aber es
sich das Vergabeverfahren an der Uni
Irmgard Merkt, Dekanin der Rehabilita- Aufsatz schreiben, Hörverständnis besoll ja auch erst im kommenden WinDortmund daher erstmal nur auf die
tionswissenschaften.
weisen und eine 15-minütige Unterhaltersemester beginnen.
Studiengänge Pädagogik, SonderpäGrundsätzlich ist Kischkel vom Nut- tung mit dem Prüfer überstehen. „So
Martin Gehr/ Uwe Pollmeier
dagogik und Rehabilitationswissenzen der erweiterten Vergabemöglichkeischaften (Fachbereiche 12 und 13)
ten überzeugt: „Gute Auswahlverfahren
beziehen, sagt Dr. Andreas Stich vom
können unter anderem dazu führen,
Dezernat für Hochschulplanung. Nicht
dass die Zahl der irrtümlichen Studienins neue Verfahren fallen dagegen die
fachwahlen verringert wird – ein Vorteil
Dortmunder
Lehramtsstudiengänge
für beide Seiten.“ Bisherige BeobachWer an der Uni Witten/Herdecke ein Medizinstudium aufnehmen möchfür Gesamt-, Haupt- und Realschulen
tungen weisen auf einen erfolgreichen
te, muss neben einem sechsmonatigen Krankenpflegepraktikum aus(GHR), da sie ab 2005 vom BundesSchnitt hin: So ist beispielsweise
reichende Englischkenntnisse durch den TOEFL-Test nachweisen und
auf den Orts-NC übertragen würden,
die Abbrecherquote der Düsseldorfer
einen Lebenslauf vorlegen. Wer der Jury gefällt, wird zum Vorstellungsso Stich.
Germanistik-Studenten, die über ein
gespräch eingeladen.
Landen in den Fachbereichen also
besonderes Verfahren ausgewählt werAn der Düsseldorfer Uni gibt es bereits vier Studiengänge, die nur über
künftig statt Bewerbungsformularen
den, um 60 Prozent gesunken.
Eignungstests belegt werden können. Neben Germanistik, Anglistik und
eher Bewerbungsmappen? Werden
Doch auch auf dem Dortmunder
Sozialwissenschaften muss auch im Fach „Literaturübersetzen“ ein
Studieninteressenten bald nicht nur
Campus gibt es in einigen StudiengänNachweis erbracht werden: In fünf Stunden müssen Bewerber mit einem
Infoblätter abholen, sondern im Institut
gen die persönlichen Eignungstests
einsprachigen Wörterbuch einen literarischen Text übersetzen. Umgehen
zum Vorstellungsgespräch erscheinen?
– und das schon seit einigen Jahren.
kann man dies mit dem erfolgreichen Abschluss eines Leistungskurses,
Die Uni Dortmund jedenfalls habe sich
Beispiele: Für die BA/MA-Studiengänge
egal in welchem Fach – mit mindestens 30 Punkten in drei Jahren.
dazu entschlossen, es im Wesentlichen
„Angewandte Literatur- und Kulturwisden Fachbereichen zu überlassen, welsenschaften“ (KuWi) sowie „Angewand-
Blick zu den Nachbarn
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Service |
Campus
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Reaktionen auf die Konaktiva
Proteste und Demonstrationen von Studierenden haben die Eröffnung
der Messe Konaktiva begleitet. Die Kontroverse entzündete sich an der
Rüstungsfirma Diehl. Björn Düsing hat Reaktionen zusammen getragen.
U
m den Messeauftritt des Waffenherstellers Diehl bei der Konaktiva gab
es schon im Vorfeld Spannungen. Der
Uni-Senat bezeichnete die Firma als unerwünscht. Die Konaktiva hielt an Diehl fest.
Die Auseinandersetzung gipfelte in einer Demonstration gegen den Waffenproduzenten,
organisiert von Attac. Diehl warf der Universität vor, „politisch einseitig zu agieren“ und
behielt sich rechtliche Schritte vor. Mittlerweile hat das Unternehmen davon Abstand
genommen. Uni-Sprecher Ole Lünnemann will
das Geschehen nicht weiter kommentieren:
„Es gibt nun Wichtigeres für uns.“
handelt nicht gegen bestehende Gesetze.“
Jan, 26, Elektrotechnik
„Natürlich ist die Frage entscheidend, wo die
Waffentechnik eingesetzt wird. Trotzdem: Waffen werden doch so oder so hergestellt. Also,
ich würde mich bei Diehl bewerben.“
Sabine, 27, BWL
„Ich würde mich nur dort bewerben, wo mir
die Firmenpolitik zusagt. Eher bei Firmen, die
etwas Nützliches für die Menschen tun und
keine Waffen bauen.“
Thomas, 29, Informatik
„Ich würde mich als Pazifist nicht in der Waffenindustrie bewerben. Aber gegen die Firma
Diehl zu demonstrieren ist völliger Humbug.
Diehl hat schon seine Berechtigung, hier zu
sein. Die Studenten sind mündig – und Diehl
Hauke, 25, Elektrotechnik
„Ich persönlich würde mich nicht bei Diehl bewerben. Waffentechnik ist nicht gerade mein
Interessenbereich. Dass Studenten protestieren, ist ihr gutes Recht. Das lenkt die Aufmerksamkeit auf das Thema.“
Die Firma
Frank, 25, Elektrotechnik
„Aus der militärischen Forschung zieht doch
auch die zivile oft ihren Nutzen. Ich würde mich
in der Waffenindustrie bewerben. Da steckt die
meiste Kohle drin.“
Tim, 26, BWL
„Ich könnte es mit meinem Gewissen nicht
vereinbaren, bei Diehl zu arbeiten. Aber ist
zum Beispiel Daimler-Chrysler nicht auch mit
Tochtergesellschaften am Waffenbau beteiligt?“
Die Messe
Lautstark und mit Transparenten machten die Demonstranten vor
einem Messezelt auf die Opfer von Landminen aufmerksam, wie sie
Diehl produziert hat.
Foto: Jana Körte
Die Kritiker
Leserbriefe
Zum Artikel „Vorsicht: Sprengstoff“ und
den dazugehörigen Standpunkten in
Ausgabe 164:
Foto:
jana
„Für uns war die Konaktiva eine sehr
gute Veranstaltung. Wir haben sehr viele interessante Gespräche mit etwa 40
Bewerbern und Interessenten geführt.
Der Standort Dortmund ist und war
immer ein Garant für gute Bewerber.
Die Angriffe gegen uns haben keinen
Inhalt; darüber habe ich auch mit Rainald Ötsch von attac persönlich gesprochen. Wir sind Partner der Bundeswehr
und richten uns nach ihren Vorgaben.
Ich finde es gut, wenn Jugendliche sich
für etwas engagieren oder einsetzen.
Nur sind die Vorwürfe gegen uns veraltet. Gerade wegen der Demonstration
und der großen Presseresonanz sind
Bewerber erst auf uns aufmerksam
geworden und haben sich bei uns gemeldet. Auch einige Dozenten haben
unseren Stand besucht und ausdrücklich gelobt, dass wir an der Messe teilnehmen.“
Michael Prymelski, Sprecher der Firma Diehl
Foto:
oho
„Am Diehl-Stand war wie letztes Jahr
sehr viel los. Das bestärkt uns, Diehl
eingeladen zu haben. Es ist aber jedem
selbst überlassen, sich bei Diehl zu bewerben oder gegen sie zu demonstrieren. Wir glauben jedoch nicht, dass die
Demonstranten für den Großteil der
Studenten stehen. Wenn Diehl kein interessanter Arbeitgeber für die teilnehmenden Studenten wäre, würden wir
das Unternehmen nicht einladen.
Wir fanden es etwas inkonsequent,
dass Herr Ötsch nur auf unserer Messe in Dortmund gegen Diehl demonstriert hat. Auf dem Absolventenkongress
in Köln hat er dies nicht getan. Auch
die Art und Weise hat uns enttäuscht.
Wir hatten abgesprochen, dass nur vor
dem Zelt demonstriert wird, um den
Messebetrieb nicht zu stören. Das
wurde nicht eingehalten. Die Unternehmensvertreter waren vorgewarnt und
haben sich nicht belästigt gefühlt.“
Sabine Tewes, Konaktiva-Sprecherin
Foto:
jana
„Mit unserer Aktion waren wir sehr zufrieden. Wir hatten ein Transparent am
Mathetower, Schilder auf dem Campus
und eine die Urkundenübergabe. Diehl
bekam eine Urkunde für jahrzehntelanges Engagement bei der Produktion
völkerrechtswidriger Waffen.
Am Anfang und Ende der Preisverleihung haben wir Diehl dazu aufgerufen,
den Preis entgegen zu nehmen. Keine
Reaktion. Daraufhin entschlossen wir
uns, den Preis im Zelt zu übergeben.
Der Umgang der Konaktiva mit den
Unternehmen ist völlig unkritisch. Viele
Menschen weltweit leben in absoluter
Armut, ohne Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten und sind von Umweltzerstörung bedroht. Es gibt viele
Beispiele, wo Großunternehmen diesen Menschen die Aussicht auf eine
bessere Zukunft nehmen. Von diesen
Unternehmen waren einige auf der Konaktiva vertreten.“
Rainald Ötsch, attac
„Was sich der Unisenat in Dortmund
erlaubt ist eine Unverschämtheit.
Dass sich eure Fakultät noch wirtschaftswissenschaftlich nennt, ist
eine Schande für alle BWL- und VWLStudenten.
Info: Wir leben in einer Marktwirtschaft!
Auch in Dortmund.“
Axel Schütte
„Dass Studenten sich die eigene Lebensgrundlage entziehen, ohne den
Sachverhalt zu prüfen (Diehl baut lange keine Minen mehr), bestätigt wieder
die aktuelle PISA-Deutschland Studie.
Deutsche sind eben dümmer als der
Rest von Europa. Offenbar besonders
die Dortmunder Studenten.
Es sollte allen Dortmunder Studenten
klar sein, dass die Produktion von Diehl
im Rest der Welt mehr als Willkommen
sein wird. Und Waffen herzustellen,
um sich gegen Schwachköpfe wie BinLaden und Ähnliche zu wehren, ist zu
begrüßen.
Weiter viel Spaß in der selbstgestrickten Arbeitslosigkeit!“ Christoph Drenk
Leserbriefe müssen nicht die Meinung
der Redaktion wiedergeben. Wir behalten uns das Recht vor, Zuschriften
zu kürzen.
Service |
Campus
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Bohn Appetit
Morgens halb zehn in Dortmund. Auf dem Campus stehen Studierende Schlange
bei ihren Dealern. Die Droge dampft in Bechern und Tassen: Kaffee. Doch wo
gibt es den besten Stoff? Sebastian Quillmann und Benjamin Schruff haben alle
Kaffee-Dealer auf dem Campus besucht und den Klassiker getestet: die kleine
Tasse, schwarz, ohne Zucker.
Automat in der EmilFigge-Straße 50
Architeri@, Vital, Cafè
Che
W
ir fassen zusammen: Kaffee
auf Knopfdruck. Ob auf dem
Süd-Campus, im Mensa-Keller oder im
ChemieGebäude –
die Kaffeemaschinen
spendieren
ein einheitliches Gebräu. Der
Geruch:
neutral.
Die Farbe:
ein wenig wie Malkastenwasser. Der
Geschmack: Nullachtfuffzehn. Nicht
gut, nicht schlecht.
Preis: 0,80-0,85 Euro (plus 1,00 Euro
Pfand)
Temperatur: 64-68 Grad Celsius
Wartezeit: 2-3 Minuten
S
anta Rica - der Name verheißt
feurigen Trinkgenuss. Doch
schon die Farbe enttäuscht.
Ochsenschwanzsuppe?
Trüb genug
ist die Brühe.
Aber
sie riecht
neutral.
Der erste
Schluck
schafft
traurige Gewissheit: sehr dünn, trotzdem bitter, ja,
es ist wohl Kaffee. Doch nur einer für
den unempfindlichen Gaumen. Auch
die belebende Wirkung hält sich in
Grenzen.
Preis: 0,60 Euro
Temperatur: 55 Grad Celsius
Wartezeit: 1 Minute
Sonnendeck
Der SegaFredo-Stand
eißes Wasser zischt dampfend
durch frisch gemahlene Bohnen.
Hier wird jede Tasse einzeln gebrüht. Der
Duft
ist
intensiv
und aromatisch. Die
Farbe
ist
kräftig und
dunkel wie
ein frisch
gezapftes
Guinness.
Daran erinnert auch der Schaum. Der Kaffee
macht angenehm wach. Er ist stark,
aber nicht zu bitter. Zum Stippen gibt
es einen Schokokeks.
Preis: 1,10 Euro
Temperatur: 71 Grad Celsius
Wartezeit: 7 Minuten
ie Not-Tankstelle ersetzt die Kaffeebar im Galeria-Treff und überrascht mit einem echten Muntermacher
zum
Mitnehmen. Er
ist kastanienbraun,
riecht dezent
und
schmeckt
leicht bitter.
Vor allem
aber haut
er ordentlich rein. Nichts für Kreislaufschwache.
Einziges Manko bei diesem Kaffee ist,
dass die Becher manchmal nicht ganz
voll sind.
Preis: 1,10 Euro
Temperatur: 80 Grad Celsius
Wartezeit: 4 Minuten
H
D
Meyerbeer Coffee
K
affee schwarz heißt hier „Caffè
Americano“. Dahinter verbirgt
sich ein doppelter Espresso,
gestreckt
mit heißem
Wa s s e r.
Der Geruch
verrät:
Auch hier
wird frisch
gemahlen
und
gebrüht.
Ein wenig
Schaum
bedeckt das karamellfarbene Getränk.
Der Geschmack ist mild; der HalloWach-Effekt kommt durch die Hintertür.
Am Boden der Tasse angekommen, erwartet den Genießer etwas Kaffeesatz
als weiteres Zeichen frischer Zubereitung.
Preis: 2,00 Euro (20% Rabatt für Erstis!)
Temperatur: 69 Grad Celsius
Wartezeit: 6 Minuten
Gewinner und
Verlierer
D
en ersten Platz belegt das Sonnendeck. Zwar ist die Wartezeit
mit sieben Minuten hier am
längsten, dafür ist das Preis-Leistungsverhältnis ungeschlagen.
Auf dem zweiten Platz folgt Meyerbeer
Coffee. Der Caffè Americano schlägt
alle Mitbewerber im Geschmack, der
Fotos: Benjamin Schruff
Preis ist im Vergleich jedoch zu hoch.
Überraschender Dritter in unserer
Wertung ist der Kaffee vom SegaFredo-Stand. Er überzeugt sowohl durch
seine einschlagende Wirkung als auch
durch seinen soliden Geschmack.
Schade nur, dass die Becher nicht
ganz voll waren. Die Automatenkaffees
in der Architeri@, im Vital und im Cafè
Che teilen sich den unrühmlichen vier-
ten Platz. Den Ausschlag gibt hier das
Geschmacksurteil: Kann man trinken,
muss man aber nicht.
Der Automatenkaffee aus der EmilFigge-Straße 50 kann zwar in den Kategorien Wartezeit und Preis punkten,
wird aber wegen seines unterirdischen
Geschmacks disqualifiziert.
Sebastian Quillmann/
Benjamin Schruff
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Campus
| Wissenschaft | Kultur | Dortmund | InDOaktiv
Wer reisen will, muss
Eine Frage des Preises? Deutsche Universitäten sind bei
amerikanischen Studierenden sehr beliebt. Viele ÜberseePendler kommen nach Dortmund, weil sie eine fremde
Sprache lernen und dabei Geld sparen wollen.
M
undpropaganda ist die beste
Werbung. Ein Paradebeispiel
dafür sind Austauschprogramme der Uni Dortmund mit Hochschulen
in den USA. Es funktioniert so: Viele
Amerikaner, die nach Dortmund kommen, finden es hier fantastisch. Ihre
Begeisterung steckt andere an, die sich
um einen Studienplatz in der Ruhrmetropole bewerben. In diesem Jahr war
die Nachfrage so groß, dass das International Student Exchange Programm
(ISEP) gebeten hat, mehr Dortmunder
nach Amerika zu schicken, damit mehr
Amis nach Deutschland dürfen.
„Wir haben hier ein gutes Angebot“,
sagt die stellvertretende Leiterin des
Akademischen Auslandsamtes (AAA)
der Uni Dortmund, Barbara Schneider. Für das Patenschaftsprogramm
„Dortmund Doubles“ engagieren sich
beispielsweise ausschließlich Studierende aus dem Bereich Anglistik und
Amerikanistik. Ihre Aufgabe: den USGästen das deutsche Leben nahe bringen und bei Alltagsproblemen helfen.
„Was ist Aldi?“ oder „Wie fährt man
mit der Bahn?“.
Keine Chance ohne
Deutschkenntnisse
Apropos Bahn. Die öffentlichen
Verkehrsmittel in Deutschland finden
Amerikaner besonders toll. „Dass
man sich einfach so in den Zug setzen
und in eine andere Stadt fahren kann,
das gibt es bei uns nicht“, sagt David
Buchmiller. Der 20-jährige Student der
University of Iowa ist jetzt für zwei Semester in Dortmund und studiert Bauwesen, Deutsch und Politik. In Amerika
gebe es zwar Busse, aber die seien
Vermisst die technischen Vorzüge seiner
Heimat-Uni in Pennsylvania: Leland Geletka (22).
Foto: ro
Ohne Geld geht auch an der Uni Dortmund nichts. Da die Studiengebühren in Deutschland aber deutlich geringer sind als in Amerika,
bleiben am Ende des Monats noch ein paar Euro mehr im Portemonnaie.
Foto: oho
„echt schrecklich“. Auch sein Landsmann Leland Geletka (22) aus dem
US-Staat Pennsylvania ist vom deutschen Verkehrsnetz begeistert. Er fährt
ungern Auto und freut sich, dass es in
Deutschland so viele Alternativen gibt.
Zusammen mit Leland und David
sind im Wintersemester 2004/05 etwa
ein Dutzend Amerikaner in Dortmund
eingeschrieben. Im Frühling kommen
noch sieben oder acht weitere hinzu.
Für Barbara Schneider vom AAA ist
das schon relativ viel. Denn generell
sei es eher schwierig, „Amerikaner
nach Deutschland zu locken“. Erstens
sei die deutsche Sprache für viele ein
Hindernis. Zweitens blieben US-Studierende nach den Anschlägen vom 11.
September lieber zu Hause. Es habe
sogar schon Anrufe von besorgten Eltern gegeben, die wissen wollten, was
die Uni Dortmund für die Sicherheit der
Amerikaner tut. Die Antwort: „Keine
besonderen Maßnahmen. Dortmund
ist sicher“, so Schneider. Leland Geletka kann das nur bestätigen: „Ich kann
hier nachts ruhig rausgehen. In New
York würde ich das niemals tun.“
Insgesamt ist die Uni Dortmund
mit ihren US-Austauschprogrammen
zufrieden. „Wir wollen keine Massen
an Austauschstudenten haben“, betont Schneider. Dortmund sei anders
als die süddeutschen Hochschulen in
München, Heidelberg oder Freiburg, wo
100 Amis pro Semester normal sind.
Da könne man auch ohne Deutschkenntnisse auskommen. In Dortmund
gehe das nicht. „Ich habe daher befürchtet, dass alle Amerikaner sich hier
nur zusammen aufhalten“, sagt Leland
Geletka. Dies sei aber nicht passiert.
Mit seinem deutschen Nachbar im
Wohnheim spricht Leland zwar Englisch
statt Deutsch. Die fremde Sprache übt
er dafür mit einem anderen Mitbewohner – aus China.
keit. „Das vermisse ich hier wirklich“,
gibt Leland Geletka zu. Aber er zeigt
Verständnis. Schließlich verdanken
amerikanische Unis ihren Reichtum
den Studiengebühren, die nicht selten
mehrere tausend Dollar betragen. Die
Deutschen dagegen studieren fast umsonst, ist Leland überzeugt. Diese Meinung teilt auch David Buchmiller aus Iowa: „The best thing here is the price.“
(„Das Beste hier ist der Preis.“
Roman Goncharenko
US-Unis sind besser
ausgestattet
Die Sprache zu lernen sei der
häufigste Grund für Amerikaner, nach
Deutschland zu gehen, sagt Barbara
Schneider vom AAA. Viele haben deutsche Wurzeln, wie zum Beispiel David
Buchmiller. Er kennt hier zwar keine
Verwandten, ist aber „zu 90 Prozent
Deutsch“. Das Einzige, was David und
andere Amerikaner in Dortmund nicht
so gut finden, ist die Ausstattung der
Universität. An den US-Hochschulen
ist es möglich, 24 Stunden am Tag
und sieben Tage die Woche zu arbeiten. Elektronische Karten ermöglichen
jederzeit Zutritt zu den Seminar- und
Laborräumen, Bibliotheken haben
nachts geöffnet, an jeder Ecke gibt es
Internetzugänge mit Supergeschwindig-
Dortmund Double Ina Schulze geht mit
„ihrem“ Austauschstudenten David Buchmiller auch mal tanzen.
Foto: oho
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Campus
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7
rechnen können
M
artha Davis sitzt an ihrem
Schreibtisch im Studentenwohnheim und sortiert Rechnungen: Kreditkartenbelege, einen
Brief von ihrer Krankenversicherung
und dann noch die Rechnung über ihre
Studiengebühren. 18.000 Dollar pro
Semester für ihr Politikstudium an der
American University in Washington, das
Dreibettzimmer im Studentenwohnheim und einige Mahlzeiten in der
Mensa eingeschlossen.
Die 20-Jährige schaut ein
wenig verlegen auf den
Boden und erklärt: „Ich
schulde der Uni noch
13.000 Dollar, obwohl das Semester
schon vor mehr
als einem Monat
begonnen
hat.
Ich hoffe, meine
Eltern überweisen bald ihren
Anteil. Anscheinend gibt es da
einen kurzfristigen
Engpass.“
Nie im Leben
käme Martha auf die
Idee, gegen Studiengebühren auf die Straße zu
gehen und gemeinsam mit
anderen Studenten Parolen
wie „Bildung für alle“ zu rufen. Für
sie sind Studiengebühren das Normalste auf der Welt. In den Vereinigten Staaten kostet es durchschnittlich
4700 Dollar im Jahr, eine staatliche
Hochschule zu besuchen. Für ein Jahr
auf einem der vielen privaten Colleges
– die weitaus besser angesehen sind
– müssen Studenten für durchschnittlich 19.700 Dollar im Jahr noch tiefer
in die Tasche greifen. Der Besuch einer
Eliteschule wie Harvard kostet etwa
40.000 Dollar im Jahr.
„Stipendien für jede
Personengruppe“
Dennoch ist Tanja Mollova, 20, Wirtschaftsstudentin an der St. Lawrence
Universität in New York, überzeugt: „In
den Vereinigten Staaten kann jeder, der
studieren will, auch studieren. Es gibt
Stipendien für amerikanische Studierende, für amerikanische Studierende
mit einer besonderen ethnischen Herkunft und für internationale Studierende.“ Tanja unterbricht sich selbst für einen Moment, um nachzudenken. Dann
lacht sie und sagt: „Hier gibt es wirklich
Stipendien für jede Personengruppe.
Ich bin sicher, es gibt sogar Stipendien,
die extra und ausschließlich für dumme Menschen ausgeschrieben werden,
damit die auch auf‘s College gehen
können.“ Und wer keine ausreichende Unterstützung finde, könne immer
noch den großen Teil seiner Gebühren
in Darlehen verwandeln, die erst nach
Deutsche Studierende gehen nur noch selten zum Protest
auf die Straße. Wenn es um Studiengebühren geht, allerdings
schon. In den USA dagegen sind die Gebühren „das
Normalste auf der Welt“.
US-amerikanische Studierende sind an Schreibkram gewöhnt: Überweisungen für Studiengebühren, Rechnungen, das eigene Testament . . .
Karikatur: Norman van Rennings
dem Studium gezahlt werden müssen.
Tanja kommt aus Bulgarien. Ihr Studium kostet – einschließlich Zweibettzimmer und Verpflegung auf dem Campus
– 38.000 Dollar im Jahr. Tanja zahlt
nichts davon, die Universität hat ihr ein
kostendeckendes Stipendium gegeben.
Die 20-Jährige betont, wie dankbar sie
dafür ist. Aber sie erzählt auch, dass
sie eigentlich zu einer anderen, besseren Schule gehen wollte, aber dort
kein Vollstipendium angeboten bekam,
sondern nur ein halbes. Tanja verzieht
ihre Mundwinkel und sagt: „Ich musste
dahin gehen, wo das Geld ist. In den
USA geht es immer ums Geld. Die Universitäten sind in erster Linie riesige
Geldmaschinen.“
Mark Distefano, 20, möchte es
anfangs nicht glauben, als er hört,
dass viele Studierende in Deutschland
zwar mehr Geld für die Universitäten
fordern, aber selbst nicht bereit sind,
mindestens einen Teil dieses Geldes
zu zahlen. Aber was Mark sagt, mag
deutschen Ohren wiederum unglaublich erscheinen: Als sein Freund Mitchell Hofer, 21, erzählt, dass er am
Gustavus-College in Minnesota 26.000
Dollar im Jahr für Studiengebühren und
Unterbringung zahlen muss, entgegnet
Mark: „Das ist doch fast geschenkt.“
Er sagt den Satz vollen Ernstes. Mark
besucht das Gettysburg-College in
Pennsylvania, Kostenpunkt: 38.000
Dollar im Jahr. Allerdings betreiben
Marks Eltern eine hochprofitable Praxis für Haartransplantationen, während
Mitchells Eltern mäßig verdienende
Lehrer sind, die von seiner Geburt an
Geld angespart haben, um ihm das
College finanzieren zu können.
Reiche Kinder im
Vorteil
„Für die Kinder reicher Eltern ist
es in den Vereinigten Staaten sehr viel
einfacher aufs College zu gehen als für
Kinder aus einkommensschwachen
Familien“, betont Richard Kahlenberg.
Er arbeitet als Wissenschaftler für die
Century-Stiftung in Washington, DC,
und ist Autor eines gerade erschienenen Buches über die Studienchancen
von Kindern aus armen Familien. Kahlenberg hat herausgefunden: Die Kinder aus Familien mit einem Einkommen
von unter 35.000 Dollar schreiben sich
deutlich seltener an einer Universität
ein als ihre Altersgenossen aus wohlhabenden und reichen Familien.
Der Wissenschaftler ist vor allem
über die Situation an Eliteuniversitäten wie Harvard verärgert:
„Einkommensschwache
Kinder sind von den
Eliteuniversitäten
praktisch ausgeschlossen. Die
Wahrscheinlichkeit, dort
auf
dem
Campus
einen Studierenden
aus einer
reichen
Familie zu
treffen,
ist 25 Mal
größer als
die, einen
Studierenden aus einer
armen Familie
zu treffen.“ Laut
Kahlenberg
liegt
dies daran, dass die
Kosten für ein Studium
in den vergangenen Jahren
stark gestiegen, die öffentlichen
Fördergelder für einkommensschwache Studierenden aber gleich geblieben
oder nur geringfügig gestiegen sind.
Kahlenberg sagt: „Wenn ein hochbegabtes Kind aus einer armen Familie
gerade einmal die selben Chancen
hat, zur Universität zu gehen, wie ein
sehr mäßig begabtes Kind aus einer
reichen Familie, dann ist etwas nicht
in Ordnung.“
Zurück zu Martha ins Studentenwohnheim. Sie erzählt, dass sie in einem Jahr ihren Abschluss macht und
danach auf einer anderen Universität
Jura studieren möchte. „Das Jurastudium dauert dann noch einmal vier Jahre,
kostet etwa 30.000 Dollar im Jahr und
die meisten Schulen bieten dafür keine
besonders guten Stipendien an“, sagt
die 20-Jährige. „Ich rechne damit, am
Ende meines Studiums 150.000 Dollar
Schulden zu haben.“ Sie blättert weiter
in ihren Rechnungen und sagt leise,
das sei nicht unbedingt der perfekte
Start ins Berufsleben. Aber plötzlich
schmeißt Martha den ganzen Stapel
Papier in ihre Schreibtischschublade
und sagt, sie bemühe sich, möglichst
wenig an ihre Schulden zu denken, so
lange sie noch studiere. Mit feierlicher
Stimme verkündet sie: „Und ich möchte betonen, dass ich tatsächlich fast
nie an all das geliehene Geld denke.
Ich lebe doch jetzt. Ich genieße mein
Studium,
so
gut
es
geht.“
Tobias Peter
8
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Grundsätzlich
anerkannt
Diskussion?
Nein, danke.
An der FH Dortmund ist das Studium
generale sehr beliebt. Studierende
können sich Allgemeinbildung für das
eigene Fach anrechnen lassen.
An der Uni Dortmund gibt es seit den 70er Jahren
das Studium generale. Doch das Interesse daran
ist nicht überragend. Antonia Röder hat mit dem
Koordinator, Professor Lutz Wingert, gesprochen.
B
ei Studium-generale-Veranstaltungen an der Uni
bleiben die meisten Stühle oft leer, an der Fachhochschule dagegen sitzen die Teilnehmer manchmal sogar auf dem Boden. Nicht, weil dort die Studierenden weit offener sind.
„Unser Erfolgsrezept ist, dass das Studium generale in das Lehrprogramm integriert ist“, sagt Peter Rath,
Mitverantwortlicher für das Studium generale an der
FH Dortmund. „Viele Seminare kann man sich für sein
Studium anrechnen lassen“. Außerdem erhalten Studierende nach der Teilnahme an drei Veranstaltungen
ein Zertifikat, das ihnen die erfolgreiche Weiterbildung
bestätigt. Allein von den jährlich 1500 Erstsemestern
belegen über 300 Kurse des Studium generale.
Die Nachfrage ist da oft größer als das Angebot der
FH, doch für mehr Veranstaltungen fehlt das Geld. Besonders die Vortragsveranstaltungen der „Offenen Fachhochschule“, die von jedermann wahrgenommen werden
können und aus dem Seminarangebot des Studium generale entstanden sind, werden zeitweise von 400 Personen besucht. In den Vorträgen geht es zum Beispiel
um die Frage nach den Gefahren des technischen Fortschritts oder um aktuelle politische Debatten.
„Wir versuchen permanent, das Angebot weiter zu
entwickeln und zu erweitern“, erklärt Peter Rath. Denkbar sei zum Beispiel, das Studium generale auch für Bürger zu öffnen, die dann einen kleinen Beitrag zahlen. „So
könnten wir die Finanzierung auf festere Beine stellen.“
Da ein Großteil der Veranstaltungen auf Video archiviert wird, gehen die Überlegungen sogar so weit, aus
diesem elektronischen Archiv eine Teleakademie ins Leben zu rufen.
Mathias Wolff
A
m Anfang stand die große Frage
nach den Grundbausteinen der Natur – und das Interesse daran, was
die Welt im Innersten zusammenhält. So
bildete sich in der Antike, um 600 v. Chr.,
die Philosophie als allumfassende, sich
um Erkenntnis bemühende Wissenschaft
heraus. Sie war eine Urwissenschaft – so wie die Mathematik, mit deren Hilfe man Alltagsprobleme wie Handel
und Landvermessung oder Himmelserscheinungen zu
erklären versuchte. Auf die große Frage gaben die Philosophen damals aber nur kurze Antworten: „Alles auf der
Erde ist im Werden und Vergehen“, sagte Aristoteles.
Entscheidend für die Evolution der Wissenschaft „war
und ist die wissenschaftliche Neugier, der Drang nach
Erkenntnis“, sagt die Dortmunder Professorin Brigitte
Falkenburg, die sich mit der Philosophie der Wissenschaft
und Technik beschäftigt. „Außerdem ist Systematisierung
das Bedürfnis, aus Einzeltatsachen eine Theorie zu machen, den Ort des Menschen im Kosmos zu bestimmen
und das Verhältnis des Menschen zur Natur zu untersuchen“, sagt Falkenburg.
In den im 12. Jahrhundert gegründeten Universitäten gab es bereits vier Fakultäten für Künste, Juristerei,
Medizin und Theologie. Trotzdem philosophierten die
Wissenschaftler fast ausschließlich. Erst Ende des 17.
Jahrhunderts spaltete sich die Naturwissenschaft von der
Philosophie ab. „Die Philosophen hatten idealistische Vorstellungen von der Natur, die Naturwissenschaftler aber
stellten Mathematisches und Experimente in den Vordergrund“, erklärt Renate Huber, die wie ihre Kollegin Brigitte
Falkenburg in Physik und Philosophie promoviert hat.
Während der Industrialisierung, wurden Dampfmaschinen und andere Geräte entwickelt, und die Unternehmer
9
Herr Wingert, würden sie das „Studium generale“ studieren?
Ja. Die Vorträge im Rahmen des Studiums generale führen im Kleinen
etwas vor, das die Universität einzigartig macht. Facetten eines Problems werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet. Uni ist
ein Ort des geschulten und schuldenden Denkens - Kontrastprogrammprogramm zu RTL. Denken light sollte hier nicht praktiziert werden.
Date der
Disziplinen
Chemische Biologie und Angewandte Kultur- und
Literaturwissenschaften:
Die Uni Dortmund will mit neuen Studiengängen
Fächergrenzen abbauen. Interdisziplinarität
liegt im Trend. Warum haben sich überhaupt
verschiedene Fächer herausgebildet, wenn sie
jetzt alle wieder vermischt werden? Und
welches Fach war das allererste?
wollten wissen, wie ihre Einnahmen steigen, wenn sie
investierten. So stiegen die Anforderungen an die Wissenschaft, der Wissensschatz wurde immer umfangreicher. Bereits ein paar Jahrzehnte später konnte niemand
mehr alles wissen. Der Universalwissenschaftler hatte
endgültig ausgedient. „Wissen wächst exponentiell,
unsere Fähigkeiten zu lernen und zu erinnern, sind dagegen beschränkt“, sagt Renate Huber. Die Naturwissenschaft spezialisierte sich also im 18. Jahrhundert in
moderne Wissenschaften wie Physik, Biologie, Chemie
und Geowissenschaften.
Einteilung der Wissenschaft
ist willkürlich
Im 19. Jahrhundert entwickelten sich dann Fächer
wie Soziologie und Politologie. Das Gesamtsystem der
Wissenschaft wurde so in immer kleinere Häppchen
geteilt. Das bescherte mehr Übersicht – und neue Probleme. „Draußen in der Welt gibt es ja keine Einteilung,
die Einteilung in Disziplinen ist willkürlich“, so Renate
Huber. Beispielsweise haben Naturphänomene physikalische, chemische und biologische Ursachen. „Man muss
also den Gesamtzusammenhang beachten.“
Allerdings: Jede Disziplin hat auch eine ganz eigene
Sprache. Vor einigen Jahren brauchte man zum Beispiel
in der Biologie Experten, die die vielen genetischen Informationen von Menschen, Tieren und Pflanzen analysieren. Die klassischen Informatiker aber kannten die
biologischen Grundlagen nicht. Also wurden Spezialstudiengänge wie Bio-Informatik eingerichtet. „Diese
Minidisziplinen kommen wieder näher an die Urwissenschaften heran, denn alles hängt mit allem zusammen.
So, wie die Welt globalisiert wird, müssen auch die Wissenschaften wieder zusammengebracht werden“, sagt
Professor Walter Grünzweig vom Institut für Amerikanistik der Uni Dortmund.
Eine Einheitswissenschaft zu formulieren, ist in der
Wissenschaftsgeschichte immer wieder gescheitert.
Heute gibt es an vielen Hochschulen das Studium generale mit seinem Versuch, fachübergreifende Veranstaltungen für alle anzubieten. Zumindest an der Uni Dortmund ist das Interesse an dieser Reihe jedoch äußerst
gering (siehe Interview rechts). Interdisziplinarität und
damit der Versuch, eigenständige Wissenschaften zu
vernetzen, verspricht da mehr Erfolg – und wird politisch
gefordert. Deshalb hat auch die Universität Dortmund
die neuen Studiengänge Biotechnologie und Chemische
Biologie eingerichtet – und schon vor drei Jahren die
Studiengänge Angewandte Sprachwissenschaften sowie Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften. Die
ersten Studierenden beenden im kommenden Semester
ihr Bachelor-Studium. Sie konnten Germanistik, Anglis-
Viele Wissenschaften forschen nun wieder
Hand in Hand.
Trotzdem geht
jede weiter ihren
Weg.
Foto: Jana Körte
Orientiert sich das Studium generale an der Uni überhaupt noch an der
Ursprungsidee großer Universalwissenschaftler?
Ja und nein. Das Publikum ist weiterhin kein reines Fachpublikum, sondern gemischt. An den Vorträgen und anschließenden Diskussionen
kann jeder nachdenkliche Zeitgenosse teilnehmen. Die oder den Universalgelehrten als solchen gibt es jedoch nicht mehr. Heute setzt er sich
zusammen aus einzelnen Gelehrten. Doch er bleibt Vorbild für unsere
Vortragsreihe: Er kann die Perspektive wechseln. Eine gesellschaftspolitische Fragestellung greift der Folgevortrag dann zum Beispiel aus
ökonomischer Sicht auf und versucht so, andere Antworten zu geben.
Die Vorträge sind für alle offen. Wie sieht es mit dem Interesse der Studierenden aus?
Nicht sehr gut. Bei einer durchschnittlichen Besucherzahl von 30 sitzen
da , wenn’s gut läuft, zehn Studierende.
Das ist ziemlich mager. Was sind die Gründe dafür?
Die Vorträge beginnen erst gegen 18 Uhr. Da sind viele Studenten
schon weg, die hohe Semesterstundenzahl
könnte ein Grund dafür sein.
tik, BWL, Journalistik, Politik, Sport, Technik und
andere Disziplinen miteinander kombinieren.
Professor Ludger Hoffmann vom Lehrstuhl für
Sprachwissenschaften erläutert den Ansatz:
„Wir wollen nicht zwischen den Stühlen, den
einzelnen Fächern, sitzen, sondern die Gedanken anderer nachvollziehen, also transdisziplinär
sein.“
Interdisziplinarität muss
sich noch bewähren
Theoretisch lässt sich gut begründen, warum es zum
Beispiel für spätere Aufgaben in einem Verlag gut ist,
Germanistik und BWL im Studium zu kombinieren. Der
Amerikanist Grünzweig gibt aber zu bedenken: „Es ist oft
Zufall, ob dieses Wissen tatsächlich verknüpft wird oder
nebeneinander stehen bleibt.“ Bisher gab es nur selten
speziell für sie aufbereitete Veranstaltungen, bemängeln
die Studiereden. So wissen viele nach drei Jahren Studium nicht, was sie mit dem breit gefächerten Wissen
und ihrem Abschluss anfangen sollen. Außerdem sind
der Wirtschaft die interdisziplinären Bewerber noch sehr
fremd; sie bevorzugen Bewerber, die sich klassisch auf
ein Fach konzentriert haben. Von den ersten Absolventen wollen deshalb viele ein Master-Studium im Ausland
anschließen – um sich zu spezialisieren. „Wir brauchen
zwar Spezialisten, die sich auf einem kleinen Gebiet auskennen; aber auch Menschen, die mehrere Disziplinen
im Blickfeld haben und zwischen diesen vermitteln“, so
Dozentin Renate Huber. Dass sich Wissenschaften zukünftig vollkommen vermischen, sei also nicht möglich
– und auch nicht nötig.
Franziska Badenschier
Skeptisch: Professor
Lutz Wingert. Foto: tim
Stellen sich die Studierenden nicht auch die
Frage, was bringt mir das?
Die Vortragsreihe unter der Bezeichnung Studium generale laufen zu lassen, ist vielleicht
etwas irreführend. Studierende würden weitere Seminare im Endeffekt als Belastung empfinden. Der Zweck eines Studium generale ist
der eines wissenschaftlichen Diskussionsforum zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen
und zu fachübergreifenden Themen. Das
Problem ist nur: Wir haben an den deutschen
Unis keine Diskussionskultur. Wäre das Studium generale optional im Studium integriert,
ergäben sich neue Probleme. Zum Beispiel:
Wer ist für die fächerübergreifenden Kurse
zuständig? Letztlich würden Kurse und Noten
die Idee eines Studium generale auf den Kopf
stellen. Denn es geht dabei eigentlich nicht
um abfragbare Leistungen, sondern um einen
intellell-disziplinierten Gedankentausch.
Studium generale
Im Mittelalter bedeutete „Studium“ Lehranstalt und „generale“
international und privilegiert. „Studium generale“ bezeichnete
so Universitäten und Ordenshochschulen und verkörperte damals die Einheit (universitas) der antik-christlichen Bildung.
Erst die Auffächerung in Einzelwissenschaften schwächte das
Studium generale. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts versuchte
man der Aufteilung der Wissenschaft in Fachstudiengänge wieder das Studium generale entgegenzusetzen Man bezeichnet
damit Lehrveranstaltungen, die für Studierende aller Fachbereiche gedacht sind und die Allgemeinbildung fördern sollen.
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10
| Dortmund | InDOaktiv
Rollende Literaten
Skater beherrschen ihre Boards, sie beeinflussen die Mode, Musik und inzwischen auch die Literatur.
Das LesArt-Festival in Dortmund hat den Skater-Geschichten und ihren Autoren einen Abend gewidmet.
E
inst bezeichnete man Skater als
„Punks” am Rand der Gesellschaft. Heute beeinflusst die ehemals subversive Gruppe Mode, Kunst,
Lifestyle und Musik – die ganze Jugendkultur. Skater fetzen über Straßen und
Gehsteige, drehen sich kunstvoll und
springen halsbrecherisch. Was man im
Allgemeinen nicht sieht: Sie nehmen
auch mal ein Buch in die Hand. Die
Literatur haben die Boarder inzwischen
– fast unbemerkt von der Öffentlichkeit – erobert. Beim LesArt-Festival
Anfang November in Dortmund stand
zumindest ein Tag ganz im Zeichen der
schreibenden Zunft der Skater.
Einer der rollenden Literaten: Holger von Krosigk, Autor von „Absolute
Beginners. Skateboard Streetstyle
Book“. Krosigk gehört zur ersten Generation von Streetskatern in Deutschland. Seine Geschichten handeln von
den Tricks und der Philosophie des
Streetskating, eben davon, was es bedeutet, die Welt mit den Augen eines
Skateboarders zu sehen.
Wer den Geschichten lauscht,
merkt: So anders ist diese Welt gar
nicht. Skater haben feuchte Träume
von älteren Frauen und fallen beim
Sport auf die Fresse. Sie haben kleine
und große Sorgen: Wo finde ich eine
gute Rampe? Wie spreche ich den
krassen Typen an, der immer barfuß
skatet? Manche Autoren thematisieren
auch das Problem älterer Skater, mit
dem Nachwuchs Schritt zu halten.
„Literatur und Skaten haben viel
miteinander zu tun“, meint Krosigk.
„Meistens findet beides leider unter
verschiedenen Dächern statt, nur wenige bringen es unter einen Hut.“ Genau
das will Krosigk ändern. Er wünscht
sich, dass sich auch Nicht-Skater mehr
für die Skater-Literatur interessieren.
Lennie Burmeister sieht in seinem
Hobby nicht nur einen Sport, sondern
eine eigene Kultur. „Viele Skater
kennen leider die Bücher gar
nicht, und wenige Menschen wissen
etwas
über
die seriösen
Auswüchse des
Skatens.“
Für
den 26-Jährigen
bedeutet Skater-Literatur „einen Einblick in die
Welt und die Ansichten
junger Leute“ zu bekommen. „Ständig passieren
in
dieser
Welt
kleine
Geschichten, darunter viele lustige Sachen, und
die werden in unserer Literatur festgehalten.“
Als Ikonen der Skater-Literatur
gelten Tony Hawk und Mark Gonzales.
Die Amerikaner zählen zu
den
bekanntesten
professionellen
Skateboardern
überhaupt. In seinem Tourtagebuch
„Zwischen Boardslides und Burnout“
beschreibt Hawk
eindrucksvoll
die verrückte Lebensweise seiner Skaterfreunde:
„9. JULI 2000 – Bin gegen neun
Uhr durch ein Klopfen an meiner Hotelzimmertür aufgewacht. Als ich die
Tür öffnete, standen da Bam, Morgan,
Matty und Rob und begehrten Einlass.
Bam wollte vom obersten Stockwerk
des Hotels in den Pool springen. Mein
Zimmer – im sechsten Stock
gelegen – schien der perfekte
Ausgangspunkt dafür. Ich rieb
mir den Schlaf aus den Augen und brachte meine Digital-Kamera gerade noch
rechtzeitig zum Stunt an
den Start. Bam kletterte auf das Geländer
und rief Barry (der
sich am flachen Ende
des Pools aufhielt)
zu: ,Nimm das auf!‘,
bevor er in das zweieinhalb Meter tiefe Ende
des Pools sprang.“
Wenn man den Geschichten
glauben darf, leben Skater gerne ungewöhnlich und intensiv.
Sie suchen den ultimativen
Nervenkitzel und entfliehen
so dem grauen Alltag. Viele
träumen davon, berühmt zu
werden.
Einen neuen Fan konnten die
Skater beim LesArt-Festival auf
jeden Fall gewinnen: Klaus-Peter
Sachau, Organisator der Veranstaltung. Sachau mag besonders
die „Ironie und den Witz“ in den
Texten. Er sieht im Skaten eine
„Alltagskultur, die sich mit vielen
anderen Gebieten überschneidet.“
Für Sachau steht fest: „Die Skater
werden sich in der Literatur etablieren.“
Gesa Schölgens
Zugabe
Literatur von Skatern
Holger von Krosigk und Helge
Tscharn: Absolute Beginners. Skateboard Streetstyle Book. Tropen Verlag. 12,80 Euro.
Tony Hawk: Hawk. Beruf: Skateboarder: Tropen Verlag. 15,80 Euro.
Justin Hocking und Jeff Knutson
(u.a.): Life and Limb. Skateboarders
Write from the Deep End. Soft Skull
Press. (Amazon-Preis: 12.50 Euro
www.amazon.de)
Mark Gonzales. Broken Poems.
Erzählungen, Gedichte und Zeichnungen. Tropen Verlag. 12,80 Euro.
Goin‘ out to skate
„
Don‘t wanna understand what my school‘s about
Don‘t wanna sit and read inside a room
I wanna scream and shout
I wanna feel my freedom in my hand
Don‘t wanna wake up at 8!
I wanna play guitar with pots and pans
I wanna sit and masturbate
Cause everyone is going out to skate
Board und Buch: Holger Korsigk ist
ein Streetskater der ersten Stunde
Fotos: Gesa Schölgens
Don‘t want to break out my pad and paper
And calculate my algebra
I just wanna go outside and skate
“
The Hippos
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| Dortmund | InDOaktiv
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So richtig Gas geben
„Watt’n Hallas“ – Das
ist nicht der Name einer
griechischen Insel, sondern
so heißt das Dortmunder
Comedy-Festival. Zum 10.
Mal trifft sich im DietrichKeuning- und Fritz-HenßlerHaus die deutsche Szene
– und das noch bis Anfang
Dezember. Mario Barth war
mit seinem neuen Programm
da: „Männer sind Schweine
– Frauen aber auch.“
Ihr Programm über Männer und Frauen
ist ja fast eine Alternative zur Eheberatung. Jetzt haben Sie auch noch das
Buch „Deutsch – Frau, Frau – Deutsch“
geschrieben. Ziemliches Klischee-Thema, oder?
Es gibt ein paar Kritiker, die sind ganz
schlau. Die sagen „Das ist ja ein altes
Thema!“ Aber was ist ,alt‘? Das Thema
,Mann und Frau‘ existiert seit tausenden von Jahren und in den nächsten
tausend Jahren wird es das immer
noch geben. Das Geheimnis des Erfolges ist vielleicht auch, dass die Leute
sagen: „Du sprichst den Menschen
aus der Seele.“ Die Männer sitzen im
Publikum und denken: „Genauso ist
das zu Hause, woher kennt der meine
Frau so gut?!“
Glauben Sie denn, dass Sie den absoluten Durchblick bei Frauen haben?
Nein, um eine Frau wirklich zu verstehen, braucht man Jahre. Da ist es
leichter, Latein und Hebräisch gleichzeitig zu lernen. Und es geht viel schneller
(lacht).
Ein Mann mit Durchblick: Mario Barth beim Dortmunder Comedy-Festival.
Ihre Geschichten handeln vom 7-Stunden-Einkaufsterror, Auto fahren oder
der Geheimsprache der Frauen. Haben
Sie das alles selbst erlebt?
Ich habe fünf Brüder, die haben viele
Frauen gehabt. Dann geht das hin und
her… So bekommst du eine ganze
Menge Fallbeispiele und genug Material, um dieses Programm zu erarbeiten.
Und dabei war ihr Start Mitte der 90er
eher ein sprichwörtlicher Griff ins Klo,
was? Sie haben nämlich mit 22 Jahren
ein Bewerbungsvideo auf einer öffentlichen Toilette gedreht. Wie kam das?
Man fängt in dieser Branche nicht an,
indem man erstmal zu Stefan Raab
geht. Sondern, indem man bekloppte Ideen hat. Dieses Video habe ich
an alle möglichen Fernsehsender
geschickt. Hat sich natürlich kein
Mensch für interessiert. Du beginnst,
vor zwei Leuten zu spielen oder Auftritte abzusagen, weil keine Sau kommt.
Aber du brauchst so einen Werdegang.
Das Schlimmste, was einem passieren
kann, ist das, was die so genannten
Popstars gerade erleben: Die sind 17
Jahre und kriegen gesagt „Du bist der
Megastar!“ Mit 22 sind sie vollkommen ausgebrannt und keiner will sie
mehr haben. Was machen die dann?
Bei McDonald’s an der Theke stehen?
Nee, dann kommt einer an und sagt:
„Ey, bist du nicht der von Bro’Sis?“
Gut, am Drive-In-Schalter werden wir
Sie also erstmal nicht sehen. Was sind
Foto: Martin Gehr
denn Ihre nächsten Projekte?
Im Januar starten zehn neue Folgen
meiner Pro7-Show „Keine Ahnung?!“.
Es wird ein Hörbuch geben und eine
DVD. Also, wir sterben ja nicht aus, wir
geben ja jetzt erst richtig Gas!
Interview: Astrid Unverricht
und Martin Gehr
G
Das Comedy-Festival „Watt’n
Hallas“ läuft noch bis 3. Dezember. Mit dabei: die Anarcho-Komiker Onkel Fisch, Frank
Goosen, Wilfried Schmickler und
Jochen Malmsheimer. Karten gibt es
ab 15 Euro. Infos unter
Telefon 02 31 / 5 02 34 61 oder im
Internet: www.fhh.de
KulturGebiet
Die Markstraße in Wattenscheid-Günnigfeld, eine alte Zechensiedlung:
Wohnt man in einer Kappskolonie, kann
man sie jeden Tag sehen – die neugierigen Köpfe in den Fensterrahmen. Täglich ragen aus irgendwelchen Stockwerken Oberkörper in Feinripp-Hemden
oder geblümten Küchenkitteln.
Manchmal steht auf der Fensterbank ein Bierchen. Meistens liegt
dort ein kuscheliges Sofakissen für
die Ellenbogen. Und immer blicken die
Augen der Menschen nach unten – auf
die Straße, wo sie das Leben auf dem
Bürgersteig beobachten.
Diese Mentalität ist für neue Zechensiedler manchmal schwierig zu
verstehen: Ein junger Mann – Dreads,
zerschlissene Jeans, Chucks an den
Füßen – läuft die Marktstraße entlang
zu seiner Wohnung. Ihm fällt auf, dass
Fenster-Theater
Im Ruhrgebiet gibt‘s Kultur an jeder Ecke. Unsere neue
Kolumne spürt ihr nach – ob in Dortmund-Wambel oder in
Bottrop-Batenbrock.
ihn Nachbarin Sporkel beobachtet. Er
wohnt seit mehr als zwei Jahren neben
ihr, hat sie jedoch im beiderseitigen
Einverständnis nie gegrüßt. Und nun
hängen ihre Augen an den Seinen.
Der Mann erinnert sich an seine
Schulzeit. Frau Sporkel könnte auch die
Protagonistin in Ilse Aichingers Kurzgeschichte „Das Fenster-Theater“ sein.
Dort wird sie wie folgt beschrieben:
„Die Frau hatte den starren Blick neugieriger Leute, die unersättlich sind. Es
hatte ihr noch niemand den Gefallen
getan, vor ihrem Haus niedergefahren
zu werden.“
Und da Frau Sporkel ihren Nachbarn seit zehn Metern anstarrt, fühlt
sich der junge Mann animiert zu grüßen. Ihre Reaktion: lediglich ein kurzes
Zucken am linken Augenlid. Es gilt die
Zechenweisheit: Wenn man in seiner
Wohnung sitzt, kann man nicht gesehen werden.
Leider werden derartige Ruhrpott-
Szenen und Menschen wie Frau S.
immer seltener. Der Zechennachwuchs
kommt nicht mehr ans Fenster. Das Leben spielt sich jetzt auf dem Bildschirm
ab. RealityTV anstatt
FensterT h e a t e r.
Menschen
an
den
Fensterbänken sterben
aus,
und
die Zechensiedlungen
v e r l i e r e n Autor mit Fensterblick
ein Stück
Foto: jana
Identität.
Vielleicht bleibt nur noch zu sagen: Viva Big Brother und heil dem DschungelKönig!
Bastian Schlange
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Dr. Gott tritt ab
Neuer Präsident, alte
Probleme: Reinhard Rauball
übernimmt die Borussia
– den Traditionsklub, der
unter seinem Vorgänger zum
Sanierungsfall wurde.
A
m Ende bekam der Mann, der
die schwerste Krise in der Geschichte des BVB mitverschuldet
hat, stehende Ovationen. „Ich bin auch
nur ein Mensch“, sagte Gerd Niebaum
und verdrückte ein paar Tränen. Über
die Leinwand in der Westfalenhalle 1
flimmerten die Bilder der großen Erfolge während der Ära des Präsidenten
Niebaum – Streicheleinheiten für die
Seelen der Vereinsmitglieder.
Es war dieselbe Leinwand, auf der
wenige Stunden zuvor noch die niederschmetternden Zahlen der BVB-Finanzmisere zu lesen waren: 120 Millionen
Euro Schulden und ein Jahresverlust
von 67 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2003/2004. Dr. Gott, wie die Borussen Niebaum einst nannten, zog die
Konsequenz: „Ich dokumentiere meine
Verantwortung durch meinen Rücktritt.“
Gebeugt verließ er die Bühne. Sein
Nachfolger Reinhard Rauball trat ins
Rampenlicht.
Unter Rauball, der bereits zwei Mal
BVB-Präsident war, soll Borussia wieder
mehr Verein und weniger Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) sein. Für
diese Politik erhält Rauball Unterstützung, zum Beispiel von Reinhard Beck,
Autor beim Fanzine schwatzgelb.de:
„Man muss wieder bescheidener werden.“
Bescheiden zeigte sich auch der
neue Präsident: Mehr als „Transparenz
und klare Antworten auf klare Fragen“
RuhrstadtMoment
Die Geister, die sein Vorgänger Niebaum rief, plagen nun Präsident Rauball.
versprach er in seiner Antrittsrede
nicht. Er will den BVB sanieren und
„daran arbeiten, dass der Sport wieder
in den Fokus rückt“.
Wenn die Personen auch wechseln
– die Probleme der Borussia bleiben.
Zur Finanzkrise kommen seit Jahren
sportliche Misserfolge. Unglückliche
Niederlagen, die Verletztenmisere und
ein zu teurer Kader: Das sind die Gründe, die Ex-Präsident Niebaum und Manager Michael Meier angeben.
Kritiker glauben nicht an diese Version. Einer davon ist Stefan ten Doornkaat von der Schutzgemeinschaft der
Kapitalanleger (SdK). Er ist überzeugt,
dass Niebaums Abgang „die vereinsinterne Quittung für schlechtes Management“ sei. Der BVB habe „massiv
DOkompakt
Neue Mode
Nachtflüge zur WM
In der Bahn. Ein großer, schlanker
Mann schlurft in das Abteil und setzt
sich. Er ist etwa 23 Jahre alt. Die Musik aus seinem Diskman dröhnt durch
das ganze Abteil.
Ein Haargummi bändigt seine langen, zerzausten Haare. Er ist ganz in
Schwarz gekleidet und trägt einen riesigen, zerfetzten Ledermantel.
Aus den Lautsprechern der Bahn
hallt es: „Nächste Haltestelle Bochum
Hauptbahnhof.“ Plötzlich ertönen ein
„Ritsch“ und ein „Klick“. Laute, die nur
eine Bauchtasche erzeugen kann, wie
sie Rentner im Urlaub mit sich tragen.
Es ist der Rocker, der die Bauchtasche
unter seinem zerfetzten Ledermantel
versteckt. Sorgfältig verstaut er seinen
Diskman darin.
susa
Zur Fußballweltmeisterschaft 2006
sollen auch nachts Flugzeuge vom
Dortmunder Flughafen starten. Dies
fordern der Deutsche Fußballbund
(DFB) und das Innenministerium. Sie
wollen erreichen, dass Fans auch nach
Abendspielen noch nach Hause fliegen
können.
hei
Melderegister online
Die Stadt Dortmund hat als erste
Kommune in NRW eine elektronische
Melderegister-Auskunft
gestartet.
Per Mausklick haben Privatleute und
Firmen Zugang zu Adressen beim Einwohnermeldeamt. Bisher dauerte die
Bearbeitung bis zu sechs Wochen, jetzt
reichen ein bis zwei Tage.
susa
gegen Aktienrecht verstoßen“. Für ten
Doornkaat ist klar: Niebaum und Meier
sind verantwortlich für die „desolate
wirtschaftliche Lage“.
Von einer desolaten Lage will Manuel Neukirchner, Leiter der Investor Relations beim BVB, nichts wissen. Zu den
Vorwürfen der SdK möchte er „nicht zu
sehr ins Detail gehen.“ Der Konzern
Borussia Dortmund richte sich neu aus
und saniere sich. Dabei gebe es einen
„natürlichen Bremsweg von zwei bis
drei Jahren“.
Stefan ten Doornkaat dazu: „Wenn
Herr Neukirchner zwei bis drei Jahre
braucht, gehört er da nicht hin.“ Es
sei kein Sanierungskonzept erkennbar;
was der BVB mache, seien lediglich
Umschuldungen. Ten Doornkaat fordert
Karikatur: Norman van Rennings
den Rücktritt von Niebaum und Meier
als Geschäftsführer der KGaA.
In all dem Wirrwarr um Millionenverluste, Aktienrecht und Sanierungskonzepte bleiben die treuen Fans der
Borussia fassungslos zurück. Sie
empfingen die Mannschaft auf der Mitgliederversammlung mit Buhrufen. Die
Fans fürchten um die Existenz ihres
Vereins. Mario Mokanski, seit über 20
Jahren auf der Südtribüne, spricht für
viele: Niebaum habe nicht länger der
Boss sein dürfen und Manager Meier
sei nicht mehr tragbar.
Die Hoffnung der Fans ruht auf
Rauball. Eine schwere Verantwortung
prophezeit Beck von schwatzgelb.de:
„Von den drei Amtszeiten ist das der
schwerste Gang.“
Benjamin Schulz
StandPunkt
Von Benjamin
Schulz
BVB-Präsident Reinhard Rauball tut gut
daran, den Sport wieder in den Fokus
zu rücken. In den vergangenen Monaten konnte man sich zeitweise des
Eindrucks nicht erwehren, der BVB sei
nur noch eine Aktiengesellschaft und
überhaupt kein Sportverein mehr.
Es ist gefährlich, die sportliche Situation als nachrangig abzutun. Die Verantwortlichen denken zu kurz, wenn sie
die noch verbliebenen Leistungsträger
verkaufen. Kurzfristig bringt das zwar
Geld. Der dringend nötige sportliche
Erfolg wird sich so niemals einstellen.
Der aber ist – bezeichnend für den
Zustand des BVB – noch das Einzige,
womit sich momentan Geld verdienen
lässt. An einer konkurrenzfähigen
Mannschaft hängen die letzten vermeintlich sicheren Einnahmequellen:
Zuschauereinnahmen von regelmäßig
rund 80.000 Fans im Westfalenstadion
und Fernsehgelder in Liga eins.
Bei einem Abstieg müsste der BVB
auch auf einen Großteil dieses Geldes
verzichten. Dann bräche die Mannschaft vollends auseinander. Vom BVB
bliebe nicht viel mehr übrig als ein
sportlicher und finanzieller Trümmerhaufen.
Deshalb muss der BVB von nun an
neue Prioritäten setzen. Sanierung ist
zwar wichtig. Aber das oberste Ziel in
dieser Saison kann nur lauten: Nichtabstieg.
Service
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Grüße die liebe Tina, die so viel für
mich tut. BB.
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Geburtsagswünsche
Hi Ernest E.,
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mine, I really wish you much success,
good health, love and a splendid birthday. Carine.
Hey Päda-Chaoten!
Schönen Gruß an die Päda-Chaoten
Simone, Wibke und Suga von der RehaSchnecke. Ach ja, und noch ein Hallo
an alle Überläufer. Gelle? Man sieht
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InDO it yourself
GeistesBlitz
Es hat einen Deckel wie ein Topf auf
dem Herd / Es hat einen Rücken wie
im Stall das Pferd / Es hat Blätter wie
im Garten der Baum /Man kann es öffnen wie die Tür in den Raum.
Du hast es noch nicht erkannt? Du
hältst es öfter in der Hand.
Diesmal verlosen wir unsere InDOpendent-Tasse zusammen mit AusstechFormen.
Lösungen bis zum 30. November an
[email protected]. Viel Glück!
Lösung 164: Der Drittplatzierte hat die Schachpartie gegen
den Fünftplatzierten gewonnen.
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Diese Rubrik ist ein Beitrag für mehr Ordnung in eurem Leben:
Wir helfen beim Aufräumen! Wir zeigen, wie man alten, ge- oder
verbrauchten Gegenständen neues Leben einhauchen kann. Heute: Was
kann ich eigentlich mit meinen stumpfen Einweg-Rasierern machen?
G
espart
werden
muss – immer und
überall. Angesichts
chronisch knapper Geldmittel ist Ideenreichtum
gefragt. Wegschmeißen
gilt nicht, und deshalb
heißt es in InDOit yourself
wieder einmal: „Aus Einweg mach Mehrzweck“.
Was also tun, wenn die
Einmal-Rasierer aus dem
Zehnerpack nicht mehr
seidig glatte Beine bescheren? Oder der Mann
den kratzigen Drei-TageBart nicht mehr los wird?
Keine Sorge, der Winter kommt bestimmt. Bei
klirrender Kälte und undichten Fenstern können
dann kunstvolle Eisblumen Die Stoppeln sind weg und die Klingen stumpf. Für einen Apfel
in die Scheiben geritzt wer- reicht‘s aber noch, meint Oyinda.
Fotos: Jana Körte
den. Als besonders praktisch erweisen sich die Rasierer auch, metikwerkzeuge zum Sparschäler umum die zugefrorene Windschutzscheibe gewandelt. Um den Pelz vom Pfirsich
des Autos frei zu kratzen.
oder die Schale von Äpfeln zu hobeln,
Ein eher ausgefallener Tipp für sollten die alten gereinigten Klingen
schlecht ausgestattete Studenten-Kü- noch brauchbar sein.
chen: In nullkommanix werden die KosOyindamola Alashe
Von wegen Orangenhaut!
WissensLücke
Hilft das Konter-Bier bei Kater wirklich?
Der Kater ist
für die Wissenschaftler eine unangenehme Sache:
Die Symptome sind meist auch ihnen
hinlänglich bekannt – nicht aber die
Ursachen. Mitverantwortlich für das
Unwohlsein nach einer durchzechten
Nacht sind wahrscheinlich die Stoffe
Acetaldehyd und Methanol. Die treiben sich nach Alkoholkonsum in hoher Konzentration in unserem Körper
herum. Mit im Spiel sind aber auch die
Endorphine - oder gerade nicht. Denn
Alkohol entzieht sie dem Körper. En-
dorphine sind Hormone, die im Gehirn
gebildet werden und unsere Schmerzempfindung dämpfen. Das Konterbier
am Morgen danach erhöht den Alkoholspiegel wieder und verlängert diesen schmerzlosen Zustand noch ein
bisschen. Doch es hilft nicht. Ist der
zweite Rausch vorbei, wird der Kater
umso größer.
Deshalb lieber vorsorgen mit einem
fettigem Essen, damit der Alkohol nicht
so schnell in die Blutbahn gelangt.
Und wenn doch
Nachsorge nötig
ist: Wasser trinken, das dem Körper
entzogen wird, eine gute, alte Kopfschmerztablette nehmen und den Kater während eines langen Spaziergangs
vertreiben.
Antonia Röder
Noch mehr Fragen zu ominösen Studien und Wahrheiten? Mut zur Wissenslücke! In der nächsten
InDOpendent wird sie gefüllt.
Fragen an: [email protected]
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Rubriken (bitte unterstreichen): Ankäufe, Verkäufe, Wohnen, Mitfahren, Dies+Das, Jobs.
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