Manuskriptservice - evangelische kirche im hr

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Manuskriptservice - evangelische kirche im hr
Manuskriptservice
Verkündigungssendungen der
Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck
Hessischer Rundfunk: "Zuspruch am Morgen, HR2“
Ralf Ruckert, Pfarrer
Homberg-Waßmuthshausen
14.12.2007
„Der kleine Lord“
Rechtzeitig vor Weihnachten hat Konstantin Wecker zusammen mit Christian Berg
aus dem „kleinen Lord“ ein Musical gemacht. Ich höre die Nachricht und freue mich.
Auch wenn einer bei vielen als böser Bube abgestempelt ist wie Wecker, kann er
immer noch etwas tun, das ganz und gar nicht böserbubenhaft ist.
Gleichzeitig rattert es in meinem Kopf... der kleine Lord... wieso läuft er eigentlich
immer Weihnachten im Fernsehen? Wie war das noch...? Kleiner Junge gewinnt
durch geradezu penetrant vorbehaltlose Güte das Herz seines verbitterten
Großvaters. Weihnachten... ein kleiner Junge soll geboren werden. Später wird er
auch „Herr“ genannt werden: „The Lord“. Jesus – Der kleine Lord?
Es gibt tatsächlich eine Tradition im christlichen Glauben, die solche Gedanken nahe
legt: Der zornige Gott des Alten Testaments, in der Kunst oft eher einem Großvater
als einem Vater ähnlich dargestellt, dessen Zorn gestillt wird durch die Hingabe des
Sohnes, der von keiner Sünde weiß, genauso wenig wie little Lord Fauntleroy.
Die Lehre stammt aus dem Mittelalter: der sündlose Sohn Gottes leidet
stellvertretend für die sündige Menschheit und verhindert dadurch, deren
Vernichtung; eine Interpretation des Bibelwortes aus Jesaja 53: „Die Strafe liegt auf
ihm, auf dass wir Frieden hätten“. „Ja Vater, ja von Herzensgrund, leg auf ich will
dir´s tragen“. So lässt der Dichter Paul Gerhardt in seinem wunderschönen
Passionslied „Ein Lämmlein geht“ Jesus zum zornigen Gottvater sprechen.
Dass der Kleine Lord im Gegensatz zu Jesus nicht leiden müsste, kann ich nicht
gelten lassen. Es ist schon ein großes Opfer, wenn ein kleiner Junge entwurzelt und
zu fremden Menschen gebracht wird. Aber der Vergleich hinkt trotzdem. Erstens ist
der so genannte alttestamentliche Gott mit seinem Zorn unvollständig. Gott ist im
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Verkündigungssendungen der
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Hessischer Rundfunk: "Zuspruch am Morgen, HR2“
Ralf Ruckert, Pfarrer
Homberg-Waßmuthshausen
14.12.2007
Alten Testament genauso der Tröstende und Liebende und Werbende und eben
nicht wie Alec Guinness als alter Lord Fauntleroy. Und zweitens muss man das
Weihnachtsgeschehen ernst nehmen: Bei der Weihnachtsbotschaft ist Gott selbst
Absender und Inhalt. Die längst im Übermaß vorhandene Güte des Vaters macht das
Kind in der Krippe erst möglich. Es muss nicht erst die Güte Gottes gewinnen.
Viel mehr will es unsere Herzen gewinnen. Wenn das Kind groß ist, wird es sich mit
Menschen zusammensetzen, die von anderen abgestempelt sind. Jeder soll sehen,
wie falsch es ist, andere abzustempeln. Und dieses Kind wird uns Liebe als die
Aufgabe der Aufgaben auftragen, damit – ja, damit wir es so ähnlich machen, wie der
kleine Lord und durch Güte Widerstände überwinden.
Also: Demnächst kommt er wieder, der kleine Lord. Im Fernsehen. Und der große
Lord kommt auch - in Ihrer Kirche.
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