2013 M01 - Januar/Februar/März - Business Location Südtirol

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2013 M01 - Januar/Februar/März - Business Location Südtirol
In caso di mancato recapito restituire al CPO di Bolzano - Bei nicht erfolgter Zustellung wird das Magazin an das OZP Bozen geliefert - Poste Italiane S.P.A. – Spedizione in A.B. – 70% NE/BZ, Tassa Pagata/Taxe Perçue
01
januar / februar / märz 2013
Magazin für Destinationsmarketing in Südtirol
HINTERM HORIZONT
GEHT’S WEITER
Erfolgsfaktor Export: Südtiroler Unternehmen tun gut daran,
noch internationaler zu werden
1.853
Unternehmen aus Südtirol waren 2011 im Export aktiv
» 58.600 Unternehmen sind im Südtiroler Handelsregister eingetragen. Im Trentino gibt es 52.115 Betriebe, davon waren 1.088 aktive Exporteure.
(Quellen: ASTAT 2011, Handelskammer Bozen, Handelskammer Trient, ISTAT)
Export – jetzt erst recht!
Uns Südtirolern wird ja bisweilen vorgeworfen, engstirnig zu sein, nicht gut Englisch zu können, geschweige denn beide Landessprachen zu beherrschen und das
Ausland bestenfalls im Urlaub aufzusuchen. Dass das bei Weitem nicht immer
stimmt, beweist die vorliegende Ausgabe: Unternehmen, die exportieren, sind offen gegenüber anderen Kulturen, Sprachen und den Möglichkeiten, die sich bieten. Jeder fünfte Euro wird immerhin schon im Ausland verdient und viele Arbeitsplätze sind direkt oder indirekt vom Export abhängig.
Zugegeben: Was die Exportquote angeht, ist uns Tirol mit seinen 41 Prozent ein
Stück weit voraus. Südtirol erwirtschaftet rund 20 Prozent der Wirtschaftsleistung
im Ausland und steckt damit noch in den Kinderschuhen. Doch sieht man sich
die Statistik etwas näher an, entdeckt man Folgendes: Während in Tirol nur einige
wenige Betriebe 50 Prozent des Exportvolumens erwirtschaften, sind es in Südtirol
immerhin 26. Das bedeutet, dass Südtirols Wirtschaft sehr gut diversifiziert ist. Es
gibt viele, die zum Exporterfolg beitragen und nicht nur eine Handvoll großer
Player, die sagen, wo es lang geht. Und das Beste: Es gibt immer mehr Südtiroler
Betriebe, die sich hinaustrauen. Gerade werden auch politisch weitere Weichen
gestellt, die den Südtiroler Betrieben das Exportieren leichter machen sollen. Die
Devise lautet also: Export – jetzt erst recht!
Hansjörg Prast, EOS-Direktor
januar, februar, märz 2013 | M 3
Wir suchen Sie!
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Südtirol Awards der Wirtschaft 2013
denn Sie gestalten den Standort Südtirol mit!
Infos zu den Teilnahmebedingungen
www.suedtirol-awards.it
Ausschreibung
1. Januar – 15. April 2013
Inhalt
TITEL: Export
MARKETING
8 Wachstum durch Export
Kurswechsel: Nur wer sich international ausrichtet,
kann auch in Zukunft erfolgreich bleiben.
30 Schadstoffarm in die Zukunft
Die erste ADAC eRallye Südtirol positioniert das Land
und brachte viele neue Erkenntnisse.
14 Exporte aus Südtirol im Jahr 2010
Die zehn wichtigsten Exportmärkte und jener Sektor,
der dort die größte Rolle spielt im Überblick.
33 Heimliche Filmstars
Product Placement ist längst nicht mehr nur in Hollywood ein Thema.
15 Verhandeln ohne Fettnäpfchen
Fremdsprachenkenntnisse alleine genügen nicht, gefragt
sind interkulturelles Verständnis und Feingefühl.
38 Handwerk goes digital
Das Konzept zum Vertrieb der Zirbelholz-Produkte aus
Südtirol und Tirol geht auf.
16 Keiner schafft’s allein
Der Südtiroler Tourismus zeigt Skepsis gegenüber
Reiseveranstaltern und Reisemittlern.
18 Kein Land für Immigranten
Der Unternehmer Helmut Senfter berichtet über seinen
fünfjährigen Arbeitsaufenthalt in China.
20 Are you ready?
Auslandstauglich: Eine Checkliste zum Selbsttest und
zur Vorbereitung für Unternehmer.
21 "Alter Hase" hilft beim Export
Unternehmer erschließen mit den Export-Coaches der
EOS neue Absatzwege und Märkte.
Rubriken
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mailbox
made in südtirol
blick über den tellerrand
meinung
menschen
im visier der medien
marktplatz
24 Weltweit unterwegs
Drei grundverschiedene Südtiroler Unternehmen und
ihre Exportstrategie.
BLS –
Business Location Südtirol A.G., Dompassage 15, 39100 Bozen
EOS – Export Organisation Südtirol, Südtiroler Straße 60, 39100 Bozen
SMG –
Südtirol Marketing K.A.G, Pfarrplatz 11, 39100 Bozen
TIS – innovation park, Siemensstraße 19, 39100 Bozen
Verantwortlicher für den Inhalt: Reinhold Marsoner | Chefredaktion: Barbara Prugger | Redaktion: Maria C. De Paoli, Bettina König, Hartwig Mumelter, Eva Pichler,
Gabriela Zeitler Plattner, Cäcilia Seehauser | Koordination: Ruth Torggler | Layout: succus. Kommunikation GmbH | Design-Consult: Arne Kluge | Fotografie:
4betterdays.com, Frieder Blickle, Alex Filz, Lukas Nagler, NewTec Design, Federico Pedrotti, Shutterstock | Illustrationen: Lorenzo Petrantoni, Carlo Stanga | Infografik: Alessandra Stefanut | Druckvorstufe: typoplus GmbH, Bozner Straße 57, 39057 Frangart | Druck: Karo Druck KG, Pillhof 25, 39057 Frangart | Zur Abbestellung
dieses kostenlosen Magazins genügt eine E-Mail mit genauer Adressangabe an [email protected] | Eintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 7/2005 vom 9. Mai 2005
ma ilbox
len Businessplans zur Verfügung gestellt.
Die Start-up-Box ist im Gründerzentrum
des TIS innovation park abholbereit und
der Besuch kann außerdem mit einem
informellen Erstgespräch mit Gründungsexperten sowie Fachexperten der
jeweiligen Branche verbunden werden.
www.tis.bz.it/gruenderzentrum
Südtirol geht in Serie
RACCONTI #2 bringt Serienstoffe
So sieht das Motiv der Print- und Onlinekampagnen aus
APFEL, SPECK, WEIN
EU-finanzierte Infokampagnen
EXPORT. Neben den klassischen Werbekampagnen für die Südtiroler Produkte,
die aus privaten Mitteln und Landesgeldern finanziert werden, gibt es seit einigen Jahren auch zwei erfolgreiche EUProjekte: Seit 2011 läuft die zweijährige
Informationskampagne für das
schmackhafte Südtiroler Trio „Apfel,
Speck und Wein“ in Italien, Deutschland, Polen und Tschechien. Neben
kontinuierlicher Medienarbeit und
Print- und Onlinekampagnen wurden
im Rahmen des Projektes auch Informationsfilme produziert sowie Verkostungsaktionen durchgeführt.
Dem Südtiroler Wein ist es auch dank
des EU-Projektes „ProVinus“ (Promozione Vini negli United States) gelungen,
vermehrt Eintritt in den amerikanischen Markt zu finden.
www.altoadigewinesusa.com
www.suedtiroler-originale.info
Kundenbindung im Netz
Das Online-Magazin über Südtirol
MARKETING. Das Online-Magazin der
Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG)
„LebensART“ erhält Zuwachs. Nach dem
Erfolg der deutsch- und italienischsprachigen Version wurde diese Art der Kundenbindung auch in den Märkten Tschechien, Polen und Großbritannien erprobt. Mit eindrucksvollen Fotos, Videos,
6 m | januar, februar, märz 2013
interaktiven Karten und redaktionellen
Texten inspiriert das Online-Magazin für
Urlaub in Südtirol und verlinkt zu Partnerseiten, Hotels, Regionalseiten oder
Restaurants. In
den neuen Märkten geht es um die
Themen Dolomiten, Skifahren mit
Genuss, Winterevents, Familienskifahren etc. In
Tschechien wurde
das Magazin an 300.000 Kontaktadressen geschickt, in Polen an 520.000
Kontakte. In Großbritannien wiederum
erhielten das Magazin 180.000 potentielle Südtirol-Urlauber.
www.smg.bz.it/de/Onlinemagazine
IMPORT. Im Rahmen der Initiative RACCONTI geht die Business Location Südtirol (BLS) jedes Jahr auf die Jagd nach
guten Film- und TV-Stoffen, die im Idealfall in Südtirol verfilmt werden. Themenschwerpunkt von RACCONTI #2
war „Serie gesucht“, also Konzepte für
hochwertige TV-Serien mit Schauplatz
in Südtirol für den deutsch- und italienischsprachigen Fernsehmarkt. Viele
tolle Ideen wurden bei BLS eingereicht,
eine Expertenjury wählte die allerbesten
davon aus. Die Gewinnerautoren dürfen
nun Ende Februar
und Anfang Mai
2013 in Workshops
mit vier hochkarätigen Dramaturgen
an ihren Stoffen
feilen. Mit dieser
Begleitung und der
gezielten Vernetzung der Autoren mit Produzenten und
Sendern durch die BLS erhöhen sich die
Chancen deutlich, dass eine dieser
Drehbuchideen aufgegriffen und verfilmt wird.
(gzp)
www.bls.info/de/racconti
Start-up-Box
Abholen und durchstarten
INPUT. „Abholen und durchstarten“ lautet das Motto der Kampagne „Start-upBox“ des TIS Gründerzentrums, die sich
gezielt an potentielle Gründerunternehmen mit einer innovativen Geschäftsidee richtet. Die Box enthält alle wichtigen Informationen, die benötigt werden, um ein neues Unternehmen zu
gründen: Neben allgemeinen Informationen zum TIS Gründerzentrum und
dessen Dienstleistungen werden dort
auch Informationsbroschüren sowie
Leitfäden zur Unternehmensgründung
und zur Erstellung eines professionel-
Gesucht wurden Konzepte für hochwertige
TV-Serien, die in Südtirol spielen
MADE IN s ü dtiro l
STECKBRIEF
Produkt: Audio-Tisch „Hoop Premium“
Hersteller �������������������������������������������������������������������������������������� NewTec Design: Audio, Bozen
Besonderheit ������������������ optimale gleichmäßige Klangqualität bei hochwertigem Design
Exportländer �����������������13 europäische Märkte sowie China, Indien, Korea, Singapur, USA
Unternehmensgründung���������������������������������������������������������������������������������������������������������� 2002
Der Audio-Tisch mit LED-Lichtfunktion für den Außenbereich ist nicht nur schön, sondern auch praktisch. Via Blutooth kann er von einem Smartphone aus gesteuert werden.
Die Entwicklung des Audio-Tischs war vor allem eine technische, denn das Design gab
es bereits. „In der Regel entwickeln wir unsere Produkte aber von Grund auf mit den
Designern“, erklärt Geschäftsführer Patrick Steurer. Federführend dabei ist derzeit der
Bozner Benno Simma. Getüftelt wird vor allem an der gleichmäßigen und auch leisen
Beschallung. „Das ist eine Kunst. Aber nur wenn das gelingt, erzielen wir den erwünschten
Wohlfühl-Effekt“, so Steurer. Zu den Kunden des kleinen, aber aufstrebenden Unternehmens gehören Hugo Boss, s. Oliver, Marriott und Le Meridian.
www.newtec-audio.com
januar, februar, märz 2013 | M 7
titel: E x po rt | Wachstum durch Export
8 m | januar, februar, märz 2013
Wachstum
durch Export
Früher waren es vor allem die Nachbarländer – heute sind es weltweit
150 Märkte, in die Südtirol Unternehmen exportieren. Das Exportvolumen legt zu - doch auch die Zahl der exportierenden Betriebe muss
wachsen. Denn nur wer sich international ausrichtet, bleibt erfolgreich.
Text: Maria Cristina De Paoli
Illustration: Lorenzo Petrantoni
D
as grelle Neonlicht im klei- den Top-Märkten zählen neben Italien
vor allem arabische Länder wie Ägypten,
nen Supermarkt im Herzen
Saudi-Arabien, Kuwait und die Vereinigvon Yogyakarta, der alten
Hauptstadt von Indonesien, ten Emirate, die USA und Israel, Japan
und Südkorea. „Aber auch in Australien
lässt die Waren in den Regalen noch
sind wir fleißig im Distributionsaufbau“,
fremder wirken. Für Europäer ist kaum
erklärt Dejakum. Insgesamt 91,9 Millioein Produkt erkennbar – weder am Inhalt
nen Euro hat Loacker 2011 mit seinen
noch an der Verpackung und schon gar
Waffeln, Schokoladenspezialitäten und
nicht an der Marke. Einzige Ausnahmen
sind die Coca-Cola-Flaschen in der Ge- Pralinen im Ausland erwirtschaftet. Zum
tränkeabteilung, einige Seifen von Pal- Vergleich: Auf dem italienischen Markt
wurden im selben Zeitraum 76,2 Milliomolive, das Übliche von Nestlé und – für
Südtiroler Touristen unverwechselbar – nen Euro umgesetzt. Eine Leistung, die
die Waffeln von Loacker in ihren rot-, im Vorjahr auch mit dem Südtirol Award
gelb-, und blauglänzenden Verpackun- in der Kategorie Export honoriert wurde.
gen. „In Indonesien sind wir recht stark“, So viel Erfolg fordere allerdings ein enorbestätigt Marketingleiter Hans-Peter De- mes Engagement, versichert Dejakum:
jakum. Der Inselstaat in Südostasien ist „Auf einigen Märkten haben wir uns durch
einen Dschungel geschlagen. Und als wir
aber nur ein Punkt auf der Weltkarte des
Rittner Waffelproduzenten: „Mittlerwei- endlich dort waren, wurden die Spielregeln geändert, und wir mussten uns »
le sind wir in 100 Ländern präsent.“ Zu
januar, februar, märz 2013 | M 9
titel: E x po rt | Wachstum durch Export
wieder neu organisieren.“ Gerade in Indonesien könnte dies jetzt der Fall sein.
Laut vorliegenden Informationen dürfte
in Kürze ein Verbot für Werbetexte auf
Verpackungen verordnet werden. „Das
trifft natürlich auch uns. Und wir werden
uns danach richten müssen.“ Grundsätzlich verlange der Export von den Unternehmen eine solide Basis, einen langen
Atem und viel Geduld, ist sich Hans-Peter
Dejakum sicher. Das gelte für alle Produkte. „Denn der Lebensmittelmarkt ist
schwierig. Es gibt aber auch andere Bereiche, die ebenso komplex sind. Leicht
eroberte Märkte gibt es nicht.“
Auf dem stark umworbenen FoodMarkt müssen sich aber nicht nur die
Rittner Waffeln, sondern auch die Äpfel,
das heimische Exportprodukt par excellence, messen. Laut Statistikinstitut ASTAT hat Südtirol 2011 rund 470 Millionen Euro mit Golden und Gala, Fuji und
Pink Lady im Ausland „verdient“. Etwa
50 Prozent der Produktion werden jährlich exportiert. Der Rest kommt auf den
lokalen und den italienischen Markt.
Die Stärken der Südtiroler Äpfel liegen
zweifelsohne in ihrer Qualität, aber auch
in der modernen Lagertechnologie. Hier
zählt Südtirol weltweit zu den Vorreitern.
Die Wirtschaftskrise, die sinkenden
Erntemengen, die Konkurrenz in und
außerhalb von Europa und das veränderte Konsumverhalten zwingen derzeit
aber auch die heimischen Produzenten,
neue Märkte anzupeilen. „Während der
Golden Delicious in Italien noch immer
seine Daseinsberechtigung hat, macht
diese Sorte nur mehr vier bis fünf Prozent der deutschen Apfelimporte aus“,
weiß Sepp Zöschg von der Vinschger Erzeugerorganisation VI.P. „Also muss
man dafür neue Abnehmer ansprechen.“
Zöschg spricht von Nordafrika und dem
Nahen Osten. „In Asien ist die Nachfrage
nach Golden eher bescheiden, weil die
Konsumenten dort rote Sorten wie Stark,
Gala oder Fuji bevorzugen.“
Positiver Trend
Trotz kultureller Barrieren und rechtlicher Einschränkungen, trotz Schwierigkeiten und Risiken gilt der Export heute
als entscheidender Wachstumsfaktor.
Und es genügt ein Blick in die Ranglisten
der heimischen Unternehmen, um die
positiven Auswirkungen einer Internationalisierung zu erkennen. Wer bereits
groß war, ist trotz Krise auch im Vorjahr
wieder gewachsen, während die mittleren und kleinen Betriebe oft stagnierten.
Ausschlaggebend für den Erfolg der TopUnternehmen war, neben anderen Faktoren, auch ihre internationale Ausrichtung. Wer weiterhin konkurrenzfähig
bleiben will, muss auch im Export stark
sein – darüber sind sich Analysten einig.
2 0 1 3 s ta r t e t G a r a n t i e f o nd s
f ü r e x p o r t i erende Be t r i e b e
Das Ausland macht es vor, nun zieht auch Südtirol nach:
Die Exporttätigkeit der heimischen Firmen soll künftig
besser garantiert werden – um die Risiken zu minimieren und die Konkurrenzfähigkeit zu erhöhen. Der
neue Mechanismus wurde von der Export Organisation Südtirol (EOS) ausgearbeitet, die das Land, die
Österreichische Kontrollbank (Ökb) sowie die heimischen Kreditinstitute mit ins Boot geholt hat. In Zukunft wird sich ein Untenehmen, das einen Auftrag aus
dem Ausland in Aussicht hat, zunächst an die EOS bzw. an
1 0 m | januar, februar, märz 2013
Südtirols Exportvolumen ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. 2011 wurden Waren im Wert von
3.663 Millionen Euro ausgeführt – ein
Plus von 10,3 Prozent im Vergleich zum
Vorjahr. Im zweiten Quartal 2012 wurden
zwar 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal verloren, doch der Gesamtwert blieb oberhalb der 900-MillionenGrenze – ein Ergebnis, das auch vor der
Krise nie erreicht worden war. Doch dem
nicht genug: Heute ist Südtirol mit seinen Produkten weltweit in 150 Ländern
vertreten. Wobei die bisher wichtigsten
Handelspartner Anteile verloren haben –
vor allem zugunsten neuer EU-Mitgliedsstaaten in Mittel- und Osteuropa. „Wir
sind vom deutschen, österreichischen
und Schweizer Markt nicht mehr so abhängig wie früher“, sagt Hansjörg Prast,
Direktor der Export Organisation Südtirol (EOS), der die Differenzierung positiv
wertet. Prast spricht in diesem Zusammenhang aber auch vom restlichen Italien. „Unter Export versteht man die Ausfuhr von Waren über die Grenzen eines
Staates. Und so wird die Exporttätigkeit
auch in den Statistiken erfasst.“ Um den
Außenhandel für Südtirol korrekt zu definieren, müsse man den Begriff jedoch
etwas erweitern: „Der Export beginnt
dort, wo sprachliche und kulturelle Grenzen überschritten werden.“ Denn gerade
für kleinere Betriebe stelle die Erschlie-
einen dort eingerichteten Schalter wenden. Hier werden die Unterlagen geprüft und an die Ökb weitergeleitet, die ein Rating erstellt und eine Garantie-Polizze ausstellt. Damit kann sich
der Betrieb wiederum an seine Bank wenden und einen
Vorschuss von bis zu 70 Prozent des Auftragsvolumens
erhalten. Garantiert wird das System von einem Fonds,
der sich nach einer Anfangsdotierung durch das Land
durch die Tätigkeit selbst, also die einbehaltenen
Kommissionen, finanziert. Damit kann die einheimische Wirtschaft mit den Angeboten ihrer ausländischen
Mitbewerber besser konkurrieren. Überall dort, wo solche Mechanismen bereits eingeführt wurden, ist die Exportquote höher als in Südtirol.
ßung des italienischen Marktes mitunter
eine größere Herausforderung dar als
eine Lieferung nach Deutschland.
Die Tatsache, dass der Südtiroler Export nach wie vor vom Umsatz größerer
Unternehmen geprägt wird, wird durch
die relativ breite Palette des Export-Portfolios wieder wettgemacht. Nicht nur Äpfel, sondern auch Hightech-Produkte für
Autoindustrie, Messtechnik und Medizin, Kunststofferzeugnisse und Metallkomponenten werden exportiert. Derzeit
sind 1.853 Betriebe im Ausland tätig, wobei 26 Unternehmen die Hälfte des Exportvolumens allein erwirtschaften.
„Das ist – gemessen an unseren Nachbarprovinzen Tirol und Trentino – sehr gut.
Im Trentino sind 20 Betriebe für die Hälfte des Volumens verantwortlich, in Tirol
sogar nur eine Handvoll“, so Prast. In
Zukunft müsse das Exportvolumen im
Land nicht nur wachsen, weil die Großen
stärker werden, „sondern weil sich auch
immer mehr kleine Firmen international
aufstellen – allein oder im Verbund.“ Den
größten Aufholbedarf aber auch das
größte Potential haben laut EOS Unternehmen mit fünf bis 50 Mitarbeitern –
das sind in Südtirol 3.300 Betriebe.
Krisenresistenter
Studien belegen, dass exportorientierte
Unternehmen nicht nur krisenresistenter, sondern auch offener und vernetzter
sind und mehr in Forschung und Entwicklung investieren als die „sesshafte“
Konkurrenz. „Weiters können exportierende Betriebe, sobald sie Fuß gefasst haben, zusätzliche Arbeitsplätze schaffen.
Außerdem dienen sie oft als Zugpferd für
andere Unternehmen“, weiß Prast.
So zum Beispiel die Falkensteiner Michaeler Tourism Group AG, die ihren Sitz
zwar nach Wien verlegt hat, deren Wurzeln allerdings in Südtirol liegen. Unter
anderem führt die Gruppe 36 Hotels im
Vier- und Fünf-Sterne-Segment. Sechs
davon stehen zwischen Ehrenburg und
Hafling, die restlichen in Österreich und
Kroatien, Tschechien und Serbien. „Und
überallhin haben wir ein Stück Südtiroler Gastfreundschaft exportiert“, sagt
Erich Falkensteiner. „Für uns ist das ein
wichtiges Alleinstellungsmerkmal.“ Der
„Südtiroler Schlag“, wie ihn Falkensteiner definiert, ist aber nicht das Einzige
aus Südtirol, das das Unternehmen mit
in neue Märkte nimmt. Gerade in qualitativ hochwertigen Bereichen werde
grundsätzlich mit heimischen Betrieben
kooperiert. „Projektierung und Projektsteuerung werden bei uns immer »
januar, februar, märz 2013 | M 1 1
titel: E x po rt | Wachstum durch Export
von Michaeler & Partner betreut.“ Das
Beratungsunternehmen mit Sitz in
Vahrn gehört zu 100 Prozent zur Gruppe.
„Da kennt man viele Südtiroler Betriebe
und arbeitet auch gerne mit diesen zusammen.“ Neben Türen aus dem Pustertal oder Wasseraufbereitungsanlagen
aus dem Raum Bozen sollen künftig aber
auch andere Produkte in den Falkensteiner-Hotels einen besonderen Platz finden. „Gerade im Tourismus ist der Begriff ,Südtirol‘ positiv behaftet“, sagt
Erich Falkensteiner. Das wolle man nutzen. Als Beispiele nennt er die heimischen Weine und die Erfolgsmarke Luis
Trenker. „Hier gibt es bereits Kontakte.“
Dass die Größe für die Internationalisierung eines Unternehmens nicht unbedingt ausschlaggebend ist, bestätigt
Josi Kosta von der Salurner Joko GmbH.
Sechs Mitarbeiter, eine Million Euro
Jahresumsatz, ein Exportanteil von 60
Prozent – das sind die Eckzahlen des Betriebes. Seit 40 Jahren produziert Joko
professionelle Hackblöcke, Hackbretter
und Arbeitstische aus Holz, Polyethylen
und Edelstahl. „Und seit über 35 Jahren
werden diese Produkte auch exportiert“,
so Kosta. Zunächst in die europäischen
Nachbarländer und in den Mittleren Osten. „Vor zehn Jahren haben wir uns mit
einer neuen Produktlinie ein zweites
Standbein geschaffen. Wir stellen hochwertige Küchenmodule, Grillwägen und
Kochfelder her, die für private Haushal-
1 2 m | januar, februar, märz 2013
te bestimmt und mittlerweile sogar in
Japan und Malaysia, in den USA und
Neuseeland zu finden sind“, sagt Josi
Kosta. „Die Kontakte zu den Kunden –
vor allem Wiederverkäufer und Architekten – werden auf Fachmessen geknüpft. In einigen Ländern arbeiten wir
aber auch mit Handelsvertretern zusammen.“ Sehr wichtig sei außerdem
der Internet-Auftritt. „Als kleines Unternehmen muss man genau überlegen,
wie man sich präsentieren will.“ Kosta
kennt die Angst vieler Südtiroler Betriebe vor einer Exportoffensive. „Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass gerade
sehr anspruchsvolle Kunden kurze
Dienstwege besonders schätzen. Und
das ist eben ein Vorteil von kleinen Unternehmen. Da ist der Chef oft persönlich erreichbar und kann entsprechend
schnell auf Wünsche und Vorstellungen
der Klientel reagieren.“
Export in DNA
Mit der Internationalisierung von Familienbetrieben wie der Joko GmbH hat
sich jüngst auch eine Studie der Unternehmensberatung Weissman Austria
befasst. Im Dokument, das in Zusammenarbeit mit der österreichischen Privatbank Gutmann AG entstanden ist,
wird die „DNA“ erfolgreicher Familienbetriebe erstellt. Dazu wurden über 100
Unternehmen aus dem deutschsprachi-
gen Raum (darunter auch 24 aus Südtirol) befragt. Das Fazit der Analysten ist
eindeutig: Die Stärken erfolgreicher Familienunternehmen liegen in der Konzentration auf ihre Kernkompetenzen,
in den Werten, die sie vertreten, in der
ökologischen Verantwortung, die sie
übernehmen, sowie im Anspruch, aus
eigener Kraft zu wachsen und weiterhin
in Familienhand zu bleiben. Ohne eine
internationale Ausrichtung hätten aber
auch diese Betriebe in Zukunft kaum
Wachstumschancen. Und das scheinen
sie zu wissen. Heute sind die meisten
von ihnen neben dem Heimmarkt vor
allem im deutschsprachigen Ausland
präsent. Nun wollen sie in Asien und den
USA, in Südamerika und dem restlichen
Europa wachsen. Dabei fällt auf, dass die
deutschen Betriebe ganz besonders bestrebt sind, ihr internationales MarktPortfolio zu erweitern.
Wer in einer globalisierten Welt nicht
imstande ist, über die „GeschlosseneHof-Mentalität“ hinauszuwachsen, wird
sich schwertun, wie es der Bozner Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Heinz
Peter Hager formuliert. Es sei denn, er
bewege sich in einer Nische. Aber auch
für solche Betriebe wird der lokale Markt
schnell zu eng, und der Schritt ins Ausland ist nur eine natürliche Konsequenz.
Seit 137 Jahren gibt es die Firma Ferdinand Stuflesser 1875 in St. Ulrich. Sie wird
in der fünften Generation als Familien-
E i ne b u n t e M a nn s c h a f t
E x p o r t s c h a f f t Ar b e i t s p l ä t z e
Das Überwinden der Sprachbarrieren und das Verständnis für
fremde Kulturen sind Grundvoraussetzungen, um auf einem ausländischen Markt überhaupt Fuß fassen zu können. Einige Südtiroler Betriebe „umgehen“ die Hürde, indem sie sich Personal
mit landesspezifischem Know-how ins Haus holen. Das
führt dazu, dass zwischen Sterzing und Kurtatsch, Mals
und Bruneck eine bunte Mannschaft von Spezialisten
aus verschiedensten Ländern den Export betreut.
Seit sechs Jahren arbeitet auch der Franzose Dominic Bosio in Südtirol. Er ist bei der Leitner AG für die
neuen Märkte zuständig. Seine Frau Valérie arbeitet
für Rubner in Bruneck, gewohnt wird in Brixen. „Meine beiden Töchter sind schon richtige Südtirolerinnen
geworden“, sagt Bosio, der sich hier durchaus wohlfühlt.
„Aber ich bin auch froh darüber, dass ich beruflich immer wieder im Ausland unterwegs bin.“ Die Südtiroler Unternehmer habe
er bisher als offen und interessiert erlebt. Sie seien ja quasi dazu
prädestiniert, außerhalb des Landes aktiv zu werden. Die geogra-
betrieb geführt. Das Unternehmen stellt
Kircheneinrichtungen und Statuen aus
Holz und Bronze her. Außerdem werden
Restaurierungsarbeiten durchgeführt.
„Unser Markt ist so spezifisch, dass wir
notgedrungen über die Südtiroler Grenzen hinaus müssen“, sagt Filip Stuflesser.
Die kunstvoll geschnitzten Arbeiten aus
St. Ulrich stehen in den Kirchen und Kathedralen der ganzen Welt. 40 Prozent
des Umsatzes werde über den Export er-
phische Lage Südtirols und die Tatsache, dass es hier eine Schnittstelle zwischen zwei Kulturen gibt, sieht er als enorme Vorteile.
„Die Südtiroler tun sich auch leichter, fremde Sprachen zu lernen.
Bei Leitner haben wir Mitarbeiter, die fünf, sechs, sieben Sprachen sprechen.“ Eine besondere Faszination würde die Natur auf
ihn ausüben. „Ich stamme aus der Gegend um Grenoble. Wir fahren Ski, wir gehen zum Langlaufen. Die Berge sind sicherlich
ein Grund dafür, dass es uns hier so gut gefällt.“
Zur Gruppe jener Ausländer, die in Südtirol den Export ankurbeln sollen, gehört auch Fernando Mena.
Nach langjähriger Berufserfahrung in New York arbeitet er derzeit für die Rothoblaas GmbH in Kurtatsch, „Eigentlich stamme ich aus Ecuador“, stellt
er in seinem gepflegten Italienisch mit starkem spanischem Akzent fest. Die Südtiroler seien, so seine
bisherige Erfahrung, gute Techniker, sie hätten Spitzenprodukte, viel Know-how. „Was oft fehlt, ist jedoch
eine Vision für den Export.“ Und die sei heute besonders
wichtig. „Denn das Brot liegt nicht mehr auf dem europäischen
Markt, sondern anderswo. Also muss man raus, um den Rest der
Welt zu verstehen.“
wirtschaftet. „Unsere Tradition ist unse- Know-how exportiert und der Welt unser
re beste Referenz. Die Kunden kennen
Schnitzen beigebracht haben. Wir hauns und kommen direkt auf uns zu.“ Die
ben unsere Kunst viel zu wenig geschützt.
Konkurrenz aus Billiglohnländern bekä- Nun machen uns viele Länder Konkurme das Unternehmen derzeit nicht so zu
renz.“ Dabei denkt er nicht nur an Länspüren wie andere Betriebe in Gröden, der wie z.B. China oder Rumänien, sonwobei Filip Stuflesser den Entwicklun- dern auch an Materialien wie Plastik.
gen in der Branche durchaus kritisch ge- „Wir waren zu kurzsichtig.“ Es habe eine
genübersteht. „Einige Unternehmen
Vision gefehlt. Doch gerade die ist, und
haben die Produktion ins Ausland ver- auch darüber sind sich Analysten einig,
legt. Es gab aber auch Künstler, die unser
im Export entscheidend.
januar, februar, märz 2013 | M 1 3
titel: E x po rt | Infografik
Die Top-Ten-Exportländer Südtirols 2010
Gesamtexporte in
Mio. €
1.148,7
368,3
164,5
155,0
146,6
132,0
125,1
115,4
75,2
70,4
167,8
27,4
31,8
15,6
14,8
37,7
60,9
26,6
56,2
16,3
15%
7%
19%
10%
10%
29%
49%
23%
75%
23%
Hauptexportsektor
Prozentanteil
des Sektors
am Gesamtexportvolumen
Landwirtschaftliche
Produkte
Maschinen
& Anlagen
Nahrungsmittel &
Getränke
Gummi- &
Kunststoffprodukte
Bunter Exportfächer
Längst exportiert Südtirol nicht mehr nur Lebensmittel oder Wein.
Und wer hätte vermutet, dass vor allem Pflanzenschutzmittel ins große China verschifft werden. Oder dass Autobestandteile der Sektor
Nummer eins der Exportgüter ist, die nach Großbritannien gehen. Die
Daten von 2010 sind eine Momentaufnahme: während die Hauptexportländer relativ stabil sind, tauschen die Hauptexportsektoren in
14 m | januar, februar, märz 2013
Metalle
& Metallprodukte
Transportmittel &
-komponenten
Chemische &
pharmazeutische
Produkte
das jeweilige Land von Jahr zu Jahr schon mal die Plätze. Ein großer
Markt fehlt in der Statistik: der italienische. Lieferungen innerhalb
des Staatsgebietes werden nicht gezählt, sind aber zahlenmäßig für
Südtirol von größter Bedeutung. Für kleinere Firmen ist wegen der
Sprachbarriere die Hemmschwelle oft größer südwärts zu liefern als
ins benachbarte deutschsprachige Ausland. Das Südtiroler Exportvolumen betrug 2011 rund 3,7 Mrd. Euro, jenes von Trentino 3,1 Mrd. Euro.
Tirol wies ein Volumen von 11,5 Mrd. Euro aus.
Quelle: ISTAT – Ausarbeitung WIFO / Infografik: www.cursiva.it
Exportvolumen
des Hauptexportsektors
t it el: Ex port | Knigge
Verhandeln ohne Fettnäpfchen. Nur wer die Verhaltensregeln in
fremden Ländern beherrscht und Verständnis für deren Kultur entwickelt, hat eine Chance, dort geschäftlich Fuß zu fassen. Allerdings gibt es auch Ausnahmen.
Keiner darf sich wundern, wenn der
chinesische Businessmann zwar immer wieder nickt, sich dann doch anders entscheidet, wenn der Kunde aus
Ägypten auch nach Vertragsabschluss
noch verhandeln will und der russische
Geschäftspartner einem beim Reden
ständig die Hand auf die Schulter legt.
Denn: Bei den Chinesen verläuft die
Kommunikation immer extrem höflich.
Ein klares „Nein“ gibt es nicht. Ägypter
sind passionierte Händler, die Vereinbarungen eher als Rahmenbedingungen betrachten und Russen suchen bei
Gesprächen auch die physische Nähe
zu ihrem Gegenüber. Wir wissen aber
auch, dass Schweden generell schnell
beim „Du“ sind, Briten den „Small Talk“
lieben, Inder immer und überall feilschen, Franzosen sich gerne Zeit lassen
und Ungarn grundsätzlich lieber telefonieren als Mails schreiben.
Interkulturelles Training
Andere Länder, andere Sitten – das gilt
auch für das tägliche Business. Je internationaler die Geschäftsbeziehungen
werden, desto höher also das Risiko, in
ein Fettnäpfchen zu treten. „Interkulturelles Training“ nennen Experten die
Auseinandersetzung mit den Do's und
Don’ts in fremden Kulturen. „Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten,
dass es bei bestimmten Geschäften auch
Fremdsprachenkenntnisse alleine genügen nicht
ohne spezifische Vorbereitungen geht“, gegnen will, im Vorhinein damit besagt Sylvia Ortlieb. Die Münchner Polito- schäftigen sollte“, rät Sylvia Ortlieb.
Dazu gäbe es genügend Fachliteratur.
login und Ethnologin denkt dabei an die
Rüstungsindustrie. „Da läuft alles „Mittlerweile werden aber auch allerlei
Seminare und Trainings angeboten.“
schnell und reibungslos – auch ohne
großes gegenseitiges Verständnis.“ Al- Außerdem schadet es nicht, sich in den
Medien über politische Sachverhalte,
len anderen Branchen rät Ortlieb, sich
auf den angepeilten Markt richtig einzu- erfolgreiche Filme oder Sportereignisse
stellen. Und zwar nicht nur, was die Be- zu informieren.
„Jedes Volk tickt anders, jedes Land
nimmregeln vor Ort, die adäquate Anrede oder die kulinarischen Vorlieben be- ist unterschiedlich geprägt“, sagt Ortlieb. Auf die Frage nach dem derzeit
trifft. „Noch wichtiger ist es, immer
schwierigsten Pflaster bzw. Markt hat
handlungsfähig zu bleiben und selbst
schwierige Situationen zu meistern.“ sie keine Zweifel: „Wohl Saudi-Arabien
Die Autorin des Ratgebers „Business- mit seiner streng konservativen Auslegung des Islam.“ Aber auch das freundKnigge für den Orient“ liefert auch
gleich ein Beispiel dazu. „Bei Verhand- liche Lächeln der Chinesen lässt sich
nicht immer leicht interpretieren. Ein
lungen ziehen Araber gerne sämtliche
Register. Da kann es durchaus passieren, „Vielleicht“ kann im Land der Mitte
durchaus auch „Nein“ bedeuten. Die
dass sie plötzlich schweigend vor einem
Absage wird aus Höflichkeit nie so didasitzen. Wer nicht darauf vorbereitet
rekt ausgesprochen.
ist, läuft Gefahr, aus reiner Verlegenheit
Und in den USA? „In Amerika sollte
den Preis zu senken oder die eigenen
jeder locker und mit Enthusiasmus an
Konditionen zu revidieren. Dabei ist das
die Sache gehen“, empfiehlt die deutalles nur Taktik.“
sche Journalistin und Etikett-Expertin
Isabel Nitzsche in ihrem „Business„Vielleicht“ statt „Nein“
Spielregeln rund um den Globus“. „KriEs gibt heute verschiedene Möglichkei- tik wird nicht direkt geäußert, sondern
ten, interkulturelle Kompetenzen zu er- in Lob verpackt. Ein Projekt startet man
werben. Wobei eine gute Vorbereitung
direkt und pragmatisch – vorher schon
auf einen neuen Markt nicht nur für gro- an Probleme zu denken, gilt als deutße Unternehmen möglich ist. „Grund- sche Hemmschuh-Mentalität.“ Wer
sätzlich gilt, dass sich jeder, auch der
hingegen in eine Maschine nach Rio
Tourist, der einer fremden Kultur be- steigt, sollte wissen, dass in Brasilien
ein freundliches Auftreten noch viel
wichtiger ist als in New York oder San
Francisco. Außerdem vertraut man weniger auf Gesetze, Verträge und Institutionen. „Persönliche Beziehungen spielen eine besonders große Rolle.“ Grundsätzlich ist es für Isabel Nitzsche
allerdings nicht so wichtig, die Vorinformationen „sklavisch auswendig zu
lernen“. Durchaus sinnvoller sei es, diese mit einer bestimmten Haltung zu
kombinieren und Verständnis für das
jeweilige Land, dessen Kultur und Ei(mdp)
genheiten zu entwickeln.
januar, februar, märz 2013 | M 1 5
titel: E x po rt | Tourismus
Keiner schafft’s allein. Sprach- und Transportbarrieren zwingen heute auch
den Südtiroler Tourismus vermehrt zu Kooperationen mit Vertriebspartnern. Die Unternehmer zeigen sich
jedoch vorsichtig in Sachen organisierter Reisemarkt.
„Kein Bauer kann alle seine Äpfel ab
die Tour-Operators im Schnitt verlangen,
Hof verkaufen“, sagt Cornelia Kupa, Lei- werden als Verlust und nicht als Marketerin des Bereiches Vertrieb & Tour-Ope- tinginvestition gesehen.“
rators in der Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG). „Um die gesamte Ernte
Provisionen
abzusetzen, braucht er gute Vertriebspartner. So wie Kellereien – trotz „Wir führen Südtirol in zehn Katalogen
eigenem Shop – immer auch auf Önothe- unserer verschiedensten Veranstalterken, Einzelhandel, Ketten oder Restau- marken“, sagt Thomas Innerhofer von
TUI Austria. „Darüber hinaus machen
rants angewiesen sind, um ihre Weine zu
wir auch Werbung in diversen Medien.“
vermarkten.“ Die Zusammenarbeit mit
Innerhofer spricht von gästespezifiReiseveranstaltern im Tourismus sei im
Grunde nichts anderes. „Ob TUI, Der- schen Kampagnen, von den Zielgruppen, nach denen genau unterschieden
tour oder Thomas Cook – sie alle tragen
dazu bei, das touristische Angebot zu ex- wird, und von den vielen neuen Trends,
die der Marktführer TUI jährlich ausarportieren“, sagt Kupa. Mit ihren 10.000
Betrieben, 200.000 Betten, sechs Millionen Ankünften und 29 Millionen Übernachtungen „holt“ die Branche jährlich
rund drei Milliarden Euro ins Land.
„Was den Tourismus zum stärksten Exportgut Südtirols macht“, meint SMGDirektor Christoph Engl. Zwar müsse
das „Produkt“ vor Ort konsumiert werden. „Beworben wird es jedoch außerhalb der Landesgrenzen. Und von dort
kommen auch Kunden und Kapital.“
Nahe Stammkunden
Der hohe Anteil an Stammkunden und
Individualreisenden aus den Hauptmärkten Deutschland und Italien hat
bisher viele heimische Betriebe von einer Kooperation mit Tour-Operators abgehalten. Die Entwicklungen im Tourismus würden heute jedoch zu einem Umdenken zwingen. „Wer neue Kunden
ansprechen und neue Märkte anpeilen
will, kommt – schon wegen der Sprachund Transportbarrieren – ohne Vertriebspartner nicht mehr aus“, so Kupa.
Ein Zusammenarbeiten sei jedoch nicht
so einfach, auch wegen der Berührungsängste, die es nach wie vor gibt. „Viele
Unternehmen wissen noch immer zu
wenig Bescheid. Und viele haben Angst
vor den Provisionen, die sie an die Partner bezahlen müssen. Die 25 Prozent,
1 6 m | januar, februar, märz 2013
Provisionen, Releasefristen und
Kontingente sind Verhandlungssache
beitet. „Wir wollen unseren Partnern
den besten Gästemix aus den unterschiedlichen Quellenmärkten und die
beste Auslastung garantieren.“ Und wer
das erste Mal über TUI bucht, kehrt später vielleicht als Individualkunde zurück. „Jährlich verlieren wir 15 bis 20
Prozent unserer Klientel an die Privatwirtschaft“, sagt Innerhofer. „Die Gäste
fühlen sich im ausgewählten Hotel oder
in der Destination wohl und werden
Stammgäste. Das ist für TUI auch o.k.
Denn wir wissen, dass diese zufriedenen Kunden uns für andere Urlaube
wieder aufsuchen werden.“ In Südtirol
liegt die Wiederkehrrate allgemein bei
80 bis 90 Prozent. Das heißt: Der Großteil derer, die in Südtirol Urlaub gemacht haben, kommt wieder. Das gilt
auch für Pauschalreisende.
Innerhofer kann die Angst der Südtiroler Unternehmer nur zum Teil nachvollziehen. „Die Gewinnspannen werden zwar immer kleiner, und man fürchtet, zu viel vom Kuchen an die
Tour-Operators abgeben zu müssen. Eines wird aber oft vergessen: Auch alle
anderen Marketingaktivitäten kosten
Geld – bei Zusammenarbeit mit einem
Veranstalter jedoch nur dann, wenn eine
Buchung erfolgt.“ Ähnliches berichtet
auch Elena Odegova von der russischen
PAC-Group. „Wir sind seit über 20 Jahren
mit eigenen Büros in Italien präsent, in
Kürze soll ein neues im Fassatal eröffnet
werden. Und seit 17 Jahren arbeiten wir
auch mit Grödner Betrieben zusammen.“
Nun wolle man den Markt ausbauen.
„Neben den Drei- und Vier-Sterne-Häusern suchen wir deshalb nach kleineren
Hotels, Frühstückspensionen und Ferienwohnungen für die Wintersaison“, so
Odegova. „Doch das ist in Südtirol nicht
ganz so einfach.“ Die PAC-Group arbeitet
mit Bettenkontingenten, aber auch auf
Anfrage. Das Hotel wird je nach Bedarf
kontaktiert. „Eine Möglichkeit, die gerade für kleinere Betriebe interessant sein
kann“, weiß Kupa.
Buchungsportale
Mit Provision um die zwölf Prozent müssen jene Unternehmen rechnen, die sich
ihren Vertriebspartner im Netz suchen.
Die Kooperation mit Buchungsportalen
kann aber auch teurer werden. „Das
hängt vom Ranking ab“, sagt Elmar
Premstaller, Leiter der Abteilung IT/Online-Marketing im Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV). Denn je höher ein
Betrieb gelistet wird, desto mehr muss er
bezahlen. „Mit der Gefahr, dass sich die
Unternehmen gegenseitig hochtreiben.“
Das hindert die Online-Distribution je-
Nah am Kunden: Die Kataloge und die Online-Buchungsportale sind auf Verkauf ausgerichtet
doch nicht daran, immer mehr Marktanteile zu gewinnen. Der Trend zu den Buchungskanälen im Netz ist seit Jahren
ungebrochen. Laut Angaben des deutschen Hotelverbandes werden allein in
Deutschland, Österreich und der Schweiz
bereits 27 Prozent aller Buchungen elektronisch abgewickelt. 19 Prozent davon
laufen über Reservierungsportale, der
Rest erfolgt über die Website der Betriebe oder über die Buchungssysteme von
Hotelketten und -kooperationen.
Auch von Südtirol scheinen sich die
Reservierungsplattformen in Zukunft einiges zu versprechen. Immerhin hat Booking.com kürzlich ein Büro mit zwölf
Mitarbeitern in Bozen eröffnet. Von hier
aus soll der heimische Markt bearbeitet
werden. Zu Redaktionsschluss waren
1.367 Südtiroler Betriebe auf dem Portal
gelistet. „Auf dem Buchungssystem des
HGV, BookingSuedtirol.com, sind rund
800 Betriebe gelistet, Tendenz steigend“,
sagt Premstaller. Gegen die internationale Konkurrenz könnten regionale Plattformen durch eine starke Differenzierung punkten. „Wir unterscheiden nach
Zimmerkategorien und bieten Pakete an.
Neben dem Zimmer kann man auch den
Skipass oder die geführte Wanderung
mitreservieren. Das ist bei den Großen
nicht drin. Darüber hinaus bewirkt die
Präsenz unseres regionalen Buchungssystems derzeit, dass die Provisionen in
Südtirol im Vergleich zum restlichen Italien relativ moderat ausfallen.“ (MDP)
januar, februar, märz 2013 | M 1 7
titel: E x po rt | Interview
Kein Land für Immigranten. Helmut Senfter über seine Erfahrungen
am chinesischen Markt, die Schwierigkeiten mit der Sprache und die Tatsache, dass sich nur Chinesen
in China zu Hause fühlen können.
zur person
Der Innichner Helmut Senfter (41) sitzt
im Verwaltungsrat von Grandi Salumifici
Italiani Spa mit Sitz in Modena. Innerhalb der Gruppe (670 Millionen Euro
Jahresumsatz) ist er für die Entwicklung
am chinesischen Markt verantwortlich.
Zwischen 1995 und 2010 hat er in China
gelebt und gearbeitet. Senfter ist außerdem Alleinverwalter der Ibet GmbH, die
49 Prozent an einem chinesischen Biogaswerk hält.
Herr Senfter, allgemein gilt, dass die Internationalisierung von kleinen bis mittelständischen Unternehmen nur dann
funktioniert, wenn der Chef persönlich
dahintersteht. Sie haben sich allerdings
nicht nur auf Geschäftsreisen und Kundengespräche beschränkt, sondern sind
1995 – 24-jährig und frisch vom Studium –
für die Senfter AG und ihre Expansionspläne sogar nach China gezogen.
Wir haben 1995 mit dem chinesischen
Staatsbetrieb Shineway ein Joint Ven-
trieben machen auch heute noch nur
jene Karriere, die kein Englisch sprechen. Wer sich für ausländische Kultur
interessiert, wird sofort auffällig. Mit
einem Übersetzer kommt man allerdings nicht weiter. Denn man muss in
China schon genau verstehen, was der
Gesprächspartner mit dem, was er sagt,
meint. Durch eine wörtliche Übersetzung ist das nicht möglich. Außerdem
ist es immer wieder passiert, dass die
Übersetzer, die ja selbst keine Unternehmer sind, aus einem kleinen Problem ein Riesending gemacht haben.
Und was noch dazukommt: Sobald
man in China zu dritt ist, kann man
nicht mehr frei und ehrlich sprechen.
Weil der Dritte in der Runde ein Spitzel
sein könnte. Gerade bei Übersetzern
hat man oft Angst, dass sie für den Geheimdienst arbeiten.
Wie entscheidend war Ihre Anwesenheit
vor Ort?
Wenn ich nicht nach China gegangen
wäre, hätten wir alles abgeblasen. Denn
es war uns von vorneherein klar, dass
wir das Geschäft vor Ort betreuen muss-
„In China ist man nie zu Hause,
wenn man nicht dort als Chinese
geboren wurde.“
ture zur Produktion von chinesischen
Wurstwaren gegründet. Ursprünglich
sollte unser Export-Manager nach China gehen. Kurz vor dem Start hat er es
sich allerdings anders überlegt, auch
weil er hier eine Familie hatte. Also
musste ich einspringen.
Was hat in China die größten Schwierigkeiten bereitet?
Solange wir mit dem Staat Geschäfte
gemacht haben und bis ich nicht selbst
Chinesisch gelernt habe, sicherlich die
Sprache. In der Partei und in Staatsbe1 8 m | januar, februar, märz 2013
ten. Auch hätte ein Export-Manager
wahrscheinlich nie Chinesisch gelernt,
und wir wären über die anfängliche
Konfliktsituation nie hinausgewachsen.
Es stimmt also, dass erfolgreicher Export
immer Chefsache sein muss.
Nicht unbedingt. Das hängt von der
Verwaltungsstruktur ab. In familiengeführten Unternehmen mag dies stimmen. Da muss der Eigentümer die Sache selbst in die Hand nehmen. Damit
lassen sich auch Kosten sparen. Wo
eine mittlere Führungsebene besteht,
muss der Chef auch seine Manager arbeiten lassen. Wer trotzdem alles selbst
entscheidet, riskiert eine frustrierte
Mannschaft. Mit allen Folgen, die eine
solche Situation mit sich führt.
Sie sind mit dem Unternehmen nach China
gezogen, Ihr Vater hat hingegen jahrelang
persönlich sowohl im italienischen Fernsehen als auch in den Printmedien für die
Produkte von Senfter geworben. Nicht in
jedem Betrieb bringt sich die Unternehmerfamilie so stark ein.
Die Präsenz meines Vaters in unseren
Spots und Kampagnen war damals genau die richtige Strategie auf dem italienischen Markt. Auch andere traditionsreiche Unternehmen wie etwa der Teigwarenhersteller Rana oder der Geflügelspezialist Amadori sind denselben Weg
gegangen und tun es zum Teil auch
heute noch – und zwar mit Erfolg.
Wie sieht das Engagement von Senfter
bzw. von Grandi Salumifici Italiani heute
in China aus?
Die Joint-Venture-Beteiligungen mit
Shineway wurden an ein Bankenkonsortium verkauft, das auch die Privatisierung von Shineway betreut hat. Wir
führen jetzt einen eigenen Betrieb in
Shanghai, wo wir deutsche und italienische Spezialitäten, also Kochschinken
und Würstchen, aber auch Rohschinken und Salami herstellen. Die Firmensprache ist Chinesisch. Das ist insofern
günstiger, dass wir die Mitarbeiter von
jedem anderen Unternehmen in China
abwerben können. Mittlerweile gibt es
in Shanghai auch englisch geführte Betriebe, deren Personal meist aus internationalen Konzernen stammt und entsprechend höhere finanzielle Forderungen stellt.
Wie groß ist der Betrieb?
Unser Unternehmen macht jährlich
rund fünf Millionen Euro Umsatz, was
eigentlich gar nicht so schlecht ist. Wir
fahren in China eine Nischenstrategie,
denn für unsere Produkte wird es dort
nie einen Massenmarkt geben. Die Chinesen haben eine völlig andere Esskultur. Sie konsumieren beispielsweise weder Milch noch Milchprodukte, dafür
aber sehr viel Soja. Wer zu Lebensmitteln aus anderen Ländern greift, muss
seinen Speiseplan also völlig auf den
Kopf stellen. Und nur die wenigsten
sind bereit, dies auch zu tun.
Apropos Esskultur: Fühlen Sie sich in
China mittlerweile ebenso zu Hause wie
in Innichen?
In China ist man nie zu Hause, wenn
man nicht dort als Chinese geboren
wurde. China ist kein Land für Immigranten wie Amerika oder Australien.
Man kann sich dort nicht integrieren.
Es ist gesetzlich nicht einmal vorgesehen, dass ein Ausländer die Staatsbürgerschaft bekommt. Es gibt nur eine Art
Ehrenbürgerschaft, das ist aber nur ein
Stück Papier. Pass gibt es keinen. Wer
in China arbeitet, auch für längere Zeit,
ist also immer auf Aufenthaltsgenehmigung und Visum angewiesen.
Sie haben eine chinesische Frau, die in Innichen lebt. Wie geht es ihr im Pustertal?
Chinesen haben eine ganz genaue Vorstellung von einem zivilisierten Land.
Dazu gehören breite, geteerte Straßen,
freie Gehsteige, Fahrradwege und viel
Grün, aber auch Hochhäuser mit Aufzügen wie in Atlanta oder Houston. New
York ist da fast schon grenzwertig. Ganz
zu schweigen von den historischen
Stadtzentren etwa in Italien. Ihre zum
Teil noch gepflasterten Straßen und
Gassen lösen bei meiner Frau nach wie
vor Unverständnis aus. In Innichen haben wir keine zugeparkten Fußwege,
wir haben viel Natur rundherum und
unsere Straßen werden gut instandgehalten. Und das ist die positive Seite.
Als negativ empfindet meine Frau, dass
es wenig Menschen im Dorf gibt. Aber
im Sommer und im Winter kommen ja
die Touristen, und dann ist alles o.k.
titel: E x po rt | Fitness-Test
Are you ready?
Auslandstauglich: Eine Checkliste zum Selbsttest und zur Vorbereitung für Unternehmer. In zehn Schritten zur erfolgreichen
Internationalisierung.
E
s gibt keinen Grund dafür,
dass selbst kleine und junge
Unternehmen nicht erfolgreich exportieren können.
Der Einstieg in einen neuen Markt will
jedoch genau vorbereitet sein. Die EOS
(Export Organisation Südtirol) hat einen „Fitness-Test“ für angehende Exportunternehmen erstellt. Das Instrument soll interessierte Betriebe darin
unterstützen, ihre Auslandstauglichkeit selbst zu prüfen.
Tätigkeit
Wer ins Ausland geht, muss
zunächst wissen, wie gesund und fit sein Unternehmen auf dem Heimmarkt wirklich ist. Es
empfiehlt sich eine Bestandsaufnahme.
Strategien
Intuitionen sind ein guter
Anfang. Auf das Bauchgefühl muss jedoch ein strenger Businessplan folgen. Fehlendes
Engagement, egal auf welcher Unternehmensebene, sollte immer ernst genommen werden.
Ressourcen
Wer einen neuen Markt erobern will, braucht viel Ausdauer – auch finanziell. Erfolgsgarantien gibt es keine. Ein Reservepolster für Zahlungsausfälle und
nicht eingeplante Kosten ist ratsam. Fördermittel gibt es vom Land, Staat oder
von der EU.
turen vorhanden sind oder geschaffen
werden können. Das Engagement auf
neuen Märkten fordert außerdem kompetente Mitarbeiter. Entsprechende
Schulungen können hilfreich sein.
Märkte
Will ein Unternehmen einen neuen Markt bearbeiten, muss man diesen genau kennen und dessen Entwicklungen
aktuell verfolgen. Weiters muss sein
Produkt auf dem Zielmarkt absetzbar
sein. Zumindest am Anfang ist es ratsam, sich auf einen kleinen Kundenstock zu konzentrieren.
Produkte
Wer nicht bereit (oder imstande) ist, sein Produkt
den Bedürfnissen und gesetzlichen Vorgaben des Ziellandes anzupassen, sollte auf eine Exportoffensive verzichten. Wer sein Recht auf eigene
Ideen und Namen auch im Ausland geltend machen will, sollte diese im Vorhinein schützen lassen.
Preise
Fragen zur Preisgestaltung:
Liegt der kalkulierte Preis
in einem akzeptablen Rahmen? Wie hoch fallen die Kosten für
Transport und eventuelle Zwischenlagerung aus? Gibt es Einfuhrabgaben?
Wie sehen die Zahlungsmodalitäten
aus? Wie kann das Exportkreditrisiko
versichert werden?
Organisation
Vertrieb
Der Absatz kann nur dann
gesteigert werden, wenn die
technischen Betriebsstruk-
Jede Vertriebsform hat Vorund Nachteile, die es abzuwägen gilt. Eine Kooperati-
2 0 m | januar, februar, märz 2013
on mit einem Unternehmen vor Ort ist
grundsätzlich eine gute Möglichkeit, im
Ausland Fuß zu fassen.
Verträge
Verkaufsbedingungen und
deren Änderungen müssen
immer von allen Geschäftspartnern schriftlich bestätigt werden,
um unangenehme Konsequenzen zu
vermeiden.
Marketing
Werbung und Öffentlichkeitsarbeit gelten als Voraussetzungen, um den Absatz im Ausland ankurbeln zu können.
Dabei sollte das Corporate Design konsequent eingesetzt werden. Besonders
wichtig ist auch der Internet-Auftritt.
Auf der Suche nach Lieferanten wühlen
sich immer mehr ausländische Käufer
zunächst durchs Netz.
t it el: Ex port | Export-Coach
„Alter Hase“
hilft beim Export
Gemeinsam Fährte aufnehmen: Beim Projekt „Export Coach“ der
Export Organisation Südtirol (EOS) beraten erfahrene Manager Unternehmen, die im Ausland neue Absatzwege erschließen möchten.
Der Exportcoach kennt
die Branche und die Märkte
W
er den stattlichen Mann ansieht, blickt in hellwache
Augen, in ein Gesicht voller
Elan und Tatendrang.
Christian Olbrich, hinter dem eine vielseitige berufliche Karriere liegt, ist einer von
zehn Export-Coachs, die Südtiroler Unternehmen helfen, im Ausland neue Absatzwege und -märkte zu erschließen.
Das Prinzip ist einfach und vom Außenwirtschaftszentrum Bayern bereits
über 1.000 Mal erprobt: Man nehme ein
Unternehmen, das erste Erfahrungen im
Export oder auf einem bestimmten Markt
machen möchte, und bringe es mit einem erfahrenen, möglicherweise bereits
pensionierten Exportmanager zusammen, der Lust und Zeit hat, seine Kenntnisse einzubringen. Zusammen analysieren beide den Istzustand, definieren ein
Ziel und stecken einen Plan ab. Zeitlich
ist das Projekt auf ein, maximal zwei Jahre
begrenzt. Die Kosten für den Exportmanager werden bis zu 50 Prozent gefördert.
In Pension ist der 46-jährige, in Vahrn
wohnhafte Christian Olbrich noch nicht,
ein „alter Hase“ im Exportgeschäft ist er
allemal. In München geboren und dort
aufgewachsen, startete er seine Ausbildung als Industriekaufmann mit den
Schwerpunkten Verwaltung, Controlling und Vertrieb bei Degussa (Spezialchemie-Konzern) in Frankfurt und stieg
innerhalb des Unternehmens bis zum
Vertriebs- und Marketingleiter der Degussa Thailand Ltd. auf. 1997 wechselte
er zur Durst Phototechnik AG in Brixen
als Leiter von Vertrieb und Marketing.
Ab 2005 folgte berufsbegleitend ein
MBA-Studium an der Hochschule St.
Gallen. 2007 wechselte Olbrich als Vertriebsleiter zu Swarowski Optik in Absam, wo er erfolgreich die Internationalisierung des Unternehmens vorantrieb.
Seit 2011 ist Olbrich verantwortlich für
den weiteren Ausbau der Vertriebs- und
Marketingaktivitäten bei Konica Minol»
ta in München.
H i g h Te c h
m a de i n S ü d t i r o l
30 Prozent der Südtiroler Exporte sind
Hightech-Produkte. Dazu zählen beispielsweise Spitzentechnologien für
Medizin, Raumfahrt oder Chemie. Produkte mit fortschrittlicher Technologie sind wichtig für eine Wirtschaft, da
sie viele Arbeitsplätze schaffen, die
eine hohe Ausbildung und Spezialisierung voraussetzen.
Wer nur Standardprodukte für den
Weltmarkt zu bieten hat, muss im Laufe der Zeit mit Billiglohnländern konkurrieren. Der Sektor der Technologiebranche investiert im Verhältnis viel in
Forschung und Entwicklung und lebt
von Innovationen. Dazu gehören in
Südtirol Unternehmen wie Zirkonzahn,
Barbieri Electric, Durst Phototechnik,
Industrietechnik, Microgate.
januar, februar, märz 2013 | M 21
titel: E x po rt | Export-Coach
W i e Un t erne h m en z u e i ne m E x p o r t- C o a c h ko m m en :
1. Nach einem Erstgespräch mit dem interessierten Unternehmen wird ein passender
Export-Coach ermittelt.
2. Ist ein für das Unternehmen passender Coach gefunden und stimmt die Chemie, wird
mit einem „Fitness-Check“ gestartet, bei dem das Vorhaben analysiert und die Interna tionalisierungsfähigkeit erhoben werden.
3. Der Internationalisierungsplan wird zusammen mit dem Unternehmen erstellt und um-
gesetzt. Dabei ist der Coach – je nach Absprache – einen Tag pro Woche im Betrieb und
ist dabei Know-how-Vermittler, Lösungsfinder und Motivator.
Kosten:
Das Projekt wird bis zu 50 Prozent gefördert, unterm Strich entstehen Kosten von ca. 10.000 Euro pro Projekt und Jahr für den Betrieb.
Kontakt:
Export Organisation Südtirol (EOS), Südtiroler Straße 60, Bozen, Ansprechpartner: Markus Walder, Leitung Trade Support, [email protected], Tel. 0471 945 750.
Dieser Posten bietet noch Freiraum für
die Herausforderung „Export-Coach“,
die Olbrich im letzten Sommer gerne
annahm. „Ich arbeite bei meinem
Coach-Projekt mit einem Südtiroler Betrieb zusammen, der seine Nische im
hochtechnologisierten Bereich gefun-
2 2 m | januar, februar, märz 2013
den hat – genau dort, wo ich bisher meine Erfahrung gesammelt habe. Die Situationsanalyse des Unternehmens gab
Aufschluss darüber, ob und in welchem
Umfang das Unternehmen die notwendigen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Anbahnung und Durchführung
von Auslandsgeschäften bereits erfüllt
bzw. wo noch Nachholbedarf besteht.
Die Produkt- und Leistungspalette, Zertifizierungen, Wettbewerbsfähigkeit,
Organisationsstruktur und Mitarbeiterqualifikation sind genauso gegeben
wie die Produktionskapazitäten. Das
Unternehmen exportiert sein Nischenprodukt bereits in viele Länder – gemeinsam haben wir die USA als Markt definiert, der nun von uns bearbeitet werden
soll. Erster Schritt ist eine Marktstudie
und, je nach Ergebnis, die Suche nach
einem geeigneten Handelsvertreter.“
Frisches Know-how tut gut
Es stellt sich nun die Frage, warum eine
Firma, die bereits selbst ein „alter Hase“
im Export ist, für diesen Markt mit einem Export-Coach zusammenarbeitet.
„Das ist schnell beantwortet“, meint der
Firmeninhaber, der aufgrund des wenig
fortgeschrittenen Projektes nicht namentlich genannt werden möchte: „Wir
haben von dem Projekt gehört und uns
erkundigt. Bei dem von der EOS vorgeschlagenen Coach hatten wir sofort ein
gutes Gefühl und wir wissen gute Leute
sehr zu schätzen. Wir wussten, dass wir
im amerikanischen Markt, in dem wir
S y s t e m at i s c h e Her a nge h en s we i s e i s t Tr u m p f
e x p o r t- c o a c h c h r i s t i a n o l b r i c h
Wie erfolgt die Auswahl des Marktes,
auf denen ein Unternehmen aktiv
werden will?
Oft gibt es bereits Anfragen aus einem
Markt. Es ist aber unbedingt notwendig, eine systematische und sorgfältige
Auswahl und Aufbereitung von exportbezogenen Informationen und Fakten
vorzunehmen und diese im Hinblick
auf die definierten Exportziele auszuwerten. Diese Vorarbeiten sind zeitintensiv und werden deshalb oft vernachlässigt – doch sie zahlen sich aus, denn
dadurch werden die Erfolgschancen
maximiert. In jedem Fall müssen folgende Fragen geklärt werden: Welcher
Bedarf besteht im neuen Markt? Wie
ist dort die Wettbewerbssituation?
Welche Anforderungen muss mein Exportprodukt dort erfüllen? Welche Vertriebskanäle versprechen nachhaltigen
Erfolg? Wie muss ich mich finanziell
aufstellen, um auch Rückschläge überstehen zu können?
Ist es leichter, in regional benachbarten Gebieten tätig zu werden als in
weit entfernten?
Die Auswahl eines Landes oder einer Region sollte sich daran orientieren, ob in
diesem Markt Nachfrage nach den Produkten besteht und ob man dort erfolgreich verkaufen kann. Und man sollte
daran denken, dass im Ausland manche
Geschäftsgewohnheiten anders als in
Südtirol sind. Wer neue Märkte erschließen will, muss nicht unbedingt selbst für
den Vertrieb im Ausland aktiv werden.
Vertriebspartnerschaften mit einem
Partner vor Ort bieten den Vorteil, dass
dieser Markt, Menschen, Handelsgewohnheiten, Landessprache, Mentalität,
Rechtsvorschriften usw. kennt und einen
Teil des Gesamtrisikos übernimmt.
Welche Möglichkeiten der Kontaktaufnahme bieten sich in neuen Märkten an?
Zuallererst bietet heutzutage das Internet hervorragende und günstige Möglichkeiten, Hersteller oder Vertriebspartner zu finden. Der Besuch von Fachmessen verschafft einen guten Überblick über die Mitbewerber und den
Markt, sie sind außerdem ein exzellentes Instrument zur Geschäftspartnersuche. Und: Will man selbst gefunden
werden, ist eine englischsprachige Internetseite unerlässlich.
bereits tätig waren, etwas ändern müssen. Genau für diese Umstellungsphase
brauchen wir neue Konzepte, Ideen und
vor allem Ressourcen. Natürlich sind
wir gespannt, wie sich das Projekt entwickeln wird. Zu glauben, dass den
amerikanischen Markt nun der Coach
allein für uns erobern wird, wäre vermessen. Es gibt viele Hausaufgaben, die
wir erledigen müssen – wir tun alles, damit das Projekt ein Erfolg wird.“
Genau diese Motivation und dieser
Antrieb sind für Olbrich entscheidend:
„Nur wenn die Unternehmensführung
überzeugt ist, kann es gelingen. Das ist
entscheidend.“ Doch es braucht auch
ein geeignetes Produkt, motivierte, erfahrene Mitarbeiter, entsprechende Betriebsstrukturen und die notwendigen
finanziellen Mittel. Details können oft
darüber entscheiden, ob ein Geschäft
ein Erfolg wird oder ein Flop: Sind Zollvorschriften eingehalten worden, gibt es
die geforderten Zertifikate, sind meine
Paletten genormt, habe ich die Verpackungsvorschriften und Kennzeichnungspflichten eingehalten. Olbrich:
„Das alles kann einem die Lust verderben,
das alles kann es aber auch sehr spannend machen, vor meinem Mitbewerber
(CS)
den Markt zu erobern.“
New York: Seit jeher Sinnbild
für Handel und Offenheit
titel: E x po rt | Betriebe
Weltweit unterwegs. Wenn man in Südtirol an Export denkt, denkt man vor
allem an die großen Unternehmen im Land. Es gibt aber auch viele „heimliche Gewinner“, die mit grundverschiedenen Ansätzen erfolgreich die Welt erobern.
Insgesamt betreiben 1.853 Südtiroler
Betriebe nachhaltig Export. Nachfolgend
berichten drei Unternehmer von ihren
Erfahrungen und Strategien im Ausland.
Natursteine on the road
Oben: Natursteine der Niko Bagnara AG. Unten: Edelstahl von Wolfsgruber
24 m | januar, februar, märz 2013
„Südtirol ist ein Holzland, wir verarbeiten
Natursteine“, antwortet Niko Bagnara
auf die Frage nach den Gründen, die sein
Unternehmen seit Jahren massiv in den
Export „treiben“. Die Nikolaus Bagnara
AG liefert in die USA und in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach Russland,
Südkorea und Australien. Der Exportanteil liegt bei etwa 70 Prozent des Umsatzes (28 Millionen Euro). Der Familienbetrieb mit Sitz in Eppan stellt sowohl Fertigprodukte wie Küchenarbeitsplatten,
Treppen, Böden und Fassaden als auch
halbfertige Platten und Rohblöcke aus
Naturstein her.
Das Material muss allerdings größtenteils importiert werden. „Und zwar
zu fast 70 Prozent. Wir haben eigene
Steinbrüche rund um den Globus sowie
exklusive Lieferabkommen“, erklärt Bagnara. „Die Qualität dieser Rohstoffe
und unser Know-how sind unsere
stärksten Trümpfe gegen die Konkurrenz aus China und Indien.“ In Italien
beschäftigt die Bagnara AG 70 Mitarbeiter. „In der gesamten Bagnara-Gruppe
mit ihren weltweiten Niederlassungen
sind es fast 200.“ Zehn davon sitzen in
der Außenstelle in Südkorea, wo Bagnara derzeit an einem Großauftrag arbeitet. „Für 800.000 Euro sollen wir
sämtliche Natursteinelemente für den
Bau eines Golfclubhauses in der Nähe
von Busan liefern.“ Das Überetscher Unternehmen hatte sich an einer internationalen Ausschreibung beteiligt. „Dank
regelmäßiger Architekten- und Kundenbetreuung vor Ort können wir bei
solchen Projekten mitmischen. Natursteine sind kein Low-Budget-Produkt.
Dazu braucht es auch die richtige Klientel“, sagt Niko Bagnara, der allerdings
zugibt: „Es ist nicht immer einfach, mit
großen Planungsbüros zusammenzuarbeiten. Es ist personal- und vor allem
zeitintensiv, doch langfristig sicher der
richtige Weg.“
Edelstahl auf Maß
„Früher haben wir im Ausland mit Großhändlern zusammengearbeitet“, sagt
Matthias Wolfsgruber vom gleichnamigen Brunecker Familienunternehmen.
„Die haben sich allerdings nur die Rosinen aus unserem Sortiment herausgepickt und den Rest in irgendeinem Billiglohnland herstellen lassen.“ Heute
verfügt die Wolfsgruber GmbH über drei
Niederlassungen in Deutschland, eine
in Österreich und eine in Frankreich.
„Dort stehen unsere Lager, dort arbeiten
aber auch unsere Außendienstmitarbeiter.“ In Bruneck laufen die Fäden zusammen. Und von Bruneck aus wird auch der
Rest der Welt betreut. „Wir sind vor allem in Europa präsent, aber auch außerhalb.“ Der Jahresumsatz der gesamten
Gruppe liegt bei zwölf Millionen Euro.
40 Prozent davon werden durch den Export erwirtschaftet. Das Unternehmen
stellt sogenannte Halbfabrikate aus
Edelstahl und Schmiedeeisen her. „Wir
führen 4.000 Artikel. Auf Wunsch der
Vor über zehn Jahren hatte der HerstelKunden werden die Produkte auch fertig
ler von Produkten und Lösungen für den
ausgeführt. Außerdem arbeiten wir auf
Maß bzw. nach Projekt.“ Dies war bei- Dachbau die ersten Schritte in Richtung
spielsweise beim Burj Khalifa in Dubai, Schweiz gewagt. Die positiven Erfahrungen dort haben das Unternehmen nun
dem höchsten Bauwerk der Welt, der
Fall. „Dafür haben wir Edelstahlleuch- dazu bewogen, auch andere Märkte anzupeilen. „Allen voran Spanien, Frankten hergestellt.“ Die ersten Kontakte für
reich, Kroatien und Slowenien“, so Rizzi.
diesen prestigevollen Auftrag wurden
auf einer Messe geknüpft. Der eigentli- „Den Osten Europas, also Rumänien,
Tschechien, die Slowakei und Ungarn,
che Deal kam allerdings erst drei Jahre
betreuen wir hingegen über unsere össpäter. „Beim Export braucht es eben
einen langen Atem“, versichert der Juni- terreichische Tochtergesellschaft.“
Am Sitz in Neumarkt beschäftigt Riorchef. „Man braucht aber auch Mitarwega 30 Mitarbeiter. Weitere 60 sind im
beiter, die bereit sind, immer wieder im
Ausland zu arbeiten. Wir haben ein jun- Außendienst tätig. 2011 hat der Südtiroges Team, das da problemlos mitzieht“, ler Betrieb einen Umsatz von 18 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Exportansagt Matthias Wolfsgruber.
teil lag bei sechs Prozent. Tendenz
steigend. „Unser österreichisches TochDie Dachspezialisten terunternehmen macht an die sieben
Es sind vor allem die vielen Investitio- Millionen Euro pro Jahr, sieben bis acht
nen in Forschung und Entwicklung, die
Prozent davon über den Export.“ Das
die Neumarkter Riwega GmbH zum Ex- Auslandsgeschäft ist bei Riwega Chefsaport animieren. „Wir haben immer
che. „Ich bin bei jedem Verkaufsleiterneue Produkte, die einen entsprechend
gespräch dabei und bin selbst viel untergroßen Markt brauchen“, sagt Ge- wegs.“ Um in anderen Ländern Fuß zu
schäftsführer und Firmenmitbegründer
fassen und erfolgreich zu sein, müsse
Werner Rizzi. Beschleunigt werde der
man, so Rizzi weiter, vor allem die
Internationalisierungsprozess derzeit
Sprachbarrieren abbauen. „Die Sprachaber auch durch die Krise im italieni- kenntnisse unserer Mitarbeiter sind
schen Bausektor. „Wir wissen ja nicht, uns deshalb besonders wichtig. Und da
(MDP)
wann es wieder aufwärtsgehen wird.“ wird auch investiert.“
Riwega setzt auf immer neue
Produkte rund ums Dach
titel: E x po rt
Blick über den Tellerrand
Exportprodukte,
die wir brauchen
oder auch nicht
2
1 1
26 m | januar, februar, märz 2013
Geschichtsträchtig
Taschenmesser mit Tradition
Der Name Victorinox ist eng verknüpft mit
dem legendären Offiziers- und Sportmesser
„Original Swiss Army Knife“ aus dem Jahr
1897. In Ibach, Schwyz, im Herzen der
Schweiz gründete Karl Elsener im Jahre 1884
seine Messerschmiede und leitete damit
eine beispiellose Erfolgsgeschichte ein. Millionen von Menschen rund um den Globus
verbinden mit Victorinox typisch schweizerische Werte wie Erfindergeist, Zuverlässigkeit, Funktionalität und Qualität. Heute produziert und vertreibt Victorinox weltweit
eine Reihe von wertvollen Qualitätsprodukten mit praktischem Nutzen in verschiedenen Lebensbereichen: Taschenmesser,
Haushalts- und Berufsmesser, Uhren, Reisegepäck, Bekleidung und Parfum. Alle Produkte tragen den Geist des „Original Swiss
Army Knife“ in sich. Das Unternehmen Victorinox ist im Laufe seiner über 125-jährigen
Geschichte seiner Haltung und seinen
Grundsätzen treu geblieben.
Fazit: Tradition, die bis heute weltweit fasziniert.
2 vietnamesisch
Reis und Pfeffer am Weltmarkt
Vietnam hat in den vergangenen fünf Monaten mehr als 60.000 Tonnen Pfeffer exportiert. Das sind 40 bis 50 Prozent der gesamten Pfeffer-Handelsmenge weltweit. Damit
bleibt das Land der weltweit größte Pfefferexporteur. Auch in Sachen Reis könnte Vietnam 2012 zum Exportland Nummer eins aufsteigen, denn laut Hochrechnungen wird das
Land den Weltmarktführer Thailand vom Siegerpodest stoßen und zum größten ReisExporteur der Welt aufsteigen. Angetrieben
von einer hohen Nachfrage und einem positiven Ausblick für die heimische Produktion
strebt die Hauptstadt Hanoi Reisausfuhren
im Volumen von 7,2 Millionen Tonnen für
2012 an. Im Gegensatz dazu rechnet Thailand
mit einem deutlichen Exportrückgang auf 6,6
Millionen Tonnen für 2012. Im Vorjahr notierte das Land noch einen Rekordexport von 10
Millionen Tonnen Reis im Jahr. Begründet
wird der Rückgang in Bangkok mit den durch
Regierungsinterventionen verursachten hohen Reispreisen zugunsten der Bauern.
Fazit: Die Vormachtstellung auf dem Weltmarkt dreht sich.
5
3 Luxuriös
Vom Fehler zum Exportschlager
Champagner ist der weltberühmte Schaumwein aus der Champagne, einer Region im
Norden Frankreichs. Kein anderes Getränk
wird so sehr mit festlicher Stimmung in
Verbindung gebracht wie Champagner. Und
kein anderes Getränk hat ein strengeres
Regelwerk zu Herstellung und Vertrieb. Seine Erfindung im 17. Jahrhundert gilt als Zufall: Als man anfing den (stillen) Wein in Flaschen abzufüllen, begann dieser manchmal
im Frühjahr bei steigenden Temperaturen
erneut zu gären. Dies galt zunächst als ein
Weinfehler und zerstörte viele Flaschen bei
der Lagerung und beim Transport. Doch die
aristokratischen Kunden waren von diesem
neuartigen Wein begeistert. Besondere Verdienste erbrachte Dom Pérignon, ein
Mönch im Benediktinerkloster Hautvillers
(1638–1715). Nach vielen Krisen begann nach
dem Zweiten Weltkrieg der Champagnerboom, der bis heute anhält. Pro Jahr werden
etwas mehr als 300 Millionen Flaschen
weltweit verkauft.
Fazit: Aus der Not eine Tugend zu machen –
das ist die Kunst.
3
4 Weltmeisterlich
Exportförderung in Österreich
5 Effizient
Lösungen mit System
Im Oktober dieses Jahres wurde die Außenwirtschaft der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) in Kuala Lumpur (Malaysia)
vom International Trade Centre (ITC) zur
besten Außenwirtschaftsorganisation der
Welt gewählt. „Nicht nur, dass das WKÖNetzwerk von über 115 Außenwirtschaftscentern nach jenem der USA schon das
zweitgrößte weltweit ist, jetzt wurden die
Aktivitäten unserer Außenwirtschaftsorganisation auch mit einem Weltmeistertitel
belohnt“, freut sich WKÖ-Präsident Christoph Leitl. „Damit stellen wir einmal mehr
unter Beweis, dass wir unsere Mitgliedsbetriebe bei ihren Schritten ins und im Ausland hervorragend unterstützen und so einen wichtigen Beitrag zur Export-Erfolgsgeschichte unseres Landes leisten", so Leitl
weiter. Österreichische Unternehmen verdienen laut Angaben der Wirtschaftskammer Österreich bereits 5 von 10 Euro auf
den Auslandsmärkten. Jeder zweite Arbeitsplatz hängt direkt oder indirekt vom
Export ab.
Fazit: Gute Verbindungen bilden den Nährboden für erfolgreiches Wirtschaften.
Die immer größer werdenden Datenmengen, die durch Digitalisierung vieler Medien des täglichen Gebrauchs stetig wachsen,
sprengen die Speicherkapazität der zum
Großteil noch verbreiteten Serverlösungen
vieler Unternehmen. NetApp produziert innovative Storage-Systeme (darunter der
Weltmarkführer) und Software, die Kunden
in der ganzen Welt beim Speichern, Managen, Sichern und Bewahren einer ihrer
kostbarsten Ressourcen helfen: ihrer Daten.
Das Unternehmen generiert $ 6.2 Milliarden US-Dollar Umsatz. Mehr als 12.000
Mitarbeiter in über 150 Niederlassungen
weltweit sind für den Erfolg des SoftwareUnternehmens verantwortlich. NetApp garantiert eine Steigerung der Speicherauslastung um 200 Prozent und der StorageSystem-Performance um bis zu 400
Prozent. NetApp landete kürzlich auf der
Liste der „World’s Best Multinational Workplaces 2011“ – der weltweit umfangreichsten
Umfrage zur Arbeitsplatzqualität – von
Great Place to Work Institute auf Platz drei.
Fazit: Erfolg und gute Arbeitsplatzbedingungen schließen sich nicht aus.
(GZP)
4
jan u a r , fe b r u a r , m ä r z 2 0 1 3 | M 2 7
Genussfestival Südtirol
Hier feiern Ihre Sinne!
genuss
festival
südtirol
Bozen I 24. – 26. Mai 2013
www.genussfestival.it
t it el: Ex port | Meinung
Ex I port, der; bezeichnet man im Rahmen der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) die Menge der von einer Volkswirtschaft anderen Volkswirtschaften zur Verfügung gestellten Güter. Aus Sicht der jeweils anderen Volkswirtschaft stellen diese Güterströme Importe dar.
Heim nach Berlin
Für Florian Kronbichler sind Import und Export eine Frage des Standpunkts. Warum Tourismus
dem Export zuzuordnen ist, was die Südtiroler dabei alles verkaufen und warum manche Dinge
sich auch in hundert Jahren nie ändern werden.
S
üdtirols bekanntester Exportartikel ist? Nein, Sie
haben es nicht erraten: Ist Angela Merkel. Die
deutsche Bundeskanzlerin, daheim selbst ExportWeltmeisterin, mutiert, wenn sie im Sommer zu
uns auf Urlaub kommt, ihrerseits zu unserem Exportschlager. Denn Tourismus ist Export, wenn man ihn aus
der Sicht des Gastgebers betrachtet, und naturgemäß ist er
Import für all jene, die selber reisen. Export bringt
Geld, ist also Haben, Import kostet solches,
weshalb es Soll ist. Die Merkel, wenn sie da
ist, haben wir, während sie Deutschland,
wenn sie fort ist, kostet. Klingt alles ein
bisschen verkehrt, und ich selber lernte
erst später im Leben, dass Soll und Haben, Kosten und Kassieren, Import und
Export, dass also alles eine Frage des
Standpunktes ist.
Sage niemand, es sei nicht zum SichWundern: Da sitze ich irgendwo hoch
über Sterzing, in Thuins vielleicht, schau
auf die Autobahn hinab und sehe, wie
sich die Urlauberautos vor der Mautstation stauen. Stoßstange an Stoßstange, zuerst zwei-, dann vier-, dann sechs-, schließlich zwölfreihig. Wollen alle „herein“ zu uns.
Was zieht die her? Wovon hauen sie ab? Ist es
bei denen daheim so unerträglich, oder sind wir hier so unwiderstehlich? Die Armen! Solche Gedanken fahren mir
durch den Kopf. Aber glaubt jemand, mir wäre einmal eingefallen: Export? Was da von außen ins Land einbricht, das alles ist unser Export?
Man muss schon gelernt haben, ein bisschen ums Eck zu
denken, um nicht hinter allem nur Buchhalter-Spielerei zu
sehen. Was wir da „exportieren“, sind nicht die Gäste, denn
die kommen ja. Wir exportieren unsere Gastfreundschaft, die
Freude der Kommenden an unserer Landschaft, unserem Essen, unseren Betten, dem Schifahren und, nicht zu vergessen,
den Kastelruther Spatzen, an uns selber und daran, wie wir
sind und leben. Dafür lassen wir uns zahlen. Und höflicherweise bringen die Touristen uns das Geld persönlich. Denn
nur darin liegt der Unterschied: Äpfel, Speck und Schüttelbrot liefern wir, Touristen müssen kommen und ihr Glück
persönlich abholen.
Soweit Frau Merkel. Mein Urbild von Export ist aber der
Südtirol-Stand auf der „Grünen Woche“ in Berlin. Seit wann
gibt es den etwa dort? Die Logik würde sagen, höchstens seit
es diese angeblich weltgrößte Landwirtschaftsmesse gibt.
Das wären bald 90 Jahre, aber wer weiß? Der Stand
sieht aus, als sei er schon immer da gewesen
und als wäre die „Grüne Woche“ erst nach
und nach um ihn herumgebaut worden.
Alles auf der Messe ist ständigem Wandel unterworfen, Aufmachung und Slogans wechseln mit den Moden, deutsche
Landwirtschaftsminister mit den Wahlen, es gab schon schwarze, gelbe, rote
und sogar die grüne Künast, auch Berlins Regierende Bürgermeister gehen
und kommen, nur daheim, am SüdtirolStand, bleibt immer alles beim Alten.
Und tut es das in Wirklichkeit auch nicht,
was schert mich die Wirklichkeit! Es ist,
als ob es so wäre.
Der Südtirol-Stand auf der „Grünen
Woche“ ist unsere Vorstellung von Export.
Ein Bild von immerwährender Nachhaltigkeit.
Südtirol-Werbung mit Stallwärme und Stubenatmosphäre.
Unsere Landespolitiker, die ewig währen, stellen sich mit
wechselnden deutschen Ministern und Berliner Bürgermeistern ins Foto, heben das Glasl zu „Gsundheit!“, Marketenderinnen schenken nach, und – „es erglänzt in reiner Helle /
auf dem Tische Brot und Wein“. Georg Trakl verzeihe die Anleihe. Die Tage drauf kommt das Fußvolk nach, der Landtag,
der Bauernbund, die Bäuerinnen, wir Grüne-Woche-Touristen, alle. Aber das ist dann schon wieder unser Import. So
ausgleichend gerecht sind wir.
Florian Kronbichler, 61, ist freier Journalist in Bozen.
Seine Kommentare und Glossen erscheinen in deutschen und
italienischen Zeitungen.
januar, februar, märz 2013 | M 29
ma rke ti ng
Schadstoffarm
in die Zukunft
Der SMG ist zusammen mit dem Deutschen Automobilclub
ADAC ein Coup in Sachen E-Mobility gelungen. Denn die erste
Rallye für serienmäßig gebaute Elektroautos tut nicht nur dem
Lebensraum Südtirol gut.
3 0 m | januar, februar, märz 2013
Gab den Startschuss: Thomas Kroher,
„ADAC Motorwelt“ Ressortleiter Test
und Technik
D
ie im Herbst 2012 ausgerichtete ADAC eRallye Südtirol
war eine Pionierfahrt für die
Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) und den Allgemeinen deutschen Automobilclub ADAC. Denn die
Null-Emissionen-Tour durch das Land
mit den serienmäßig gebauten Elektroautos smart electric drive, Opel Ampera,
Nissan Leaf und Peugeot i0n war die erste ihrer Art. Die Rallye war kein Rennen
im herkömmlichen Sinn: Mit an Board
waren 38 ADAC-Mitglieder, die durch einen Wettbewerb der Zeitschrift ADACMotorwelt (18 Millionen Leser pro Ausgabe) ermittelt wurden. Gefragt waren
die Disziplinen Südtirol-Wissen, Gleichmäßigkeit beim Fahren und sparsamer
Energieverbrauch.
Erklärtes Ziel der Organisatoren
SMG und ADAC: Vorreiter in Sachen EMobilität sein und praktische Erfahrungen sammeln. Für den ADAC bzw. die
Hersteller standen Effizienz und Alltagstauglichkeit der Elektrofahrzeuge im
Vordergrund. Der SMG war vor allem die
Verbindung von E-Mobilität mit dem Lebensraum Südtirol ein Anliegen: „Unser
Ziel ist es, Südtirol als grüne Region zu
positionieren, daher passte der Leitgedanke der Rallye ‚Null Emissionen‘ perfekt zu Südtirol“, erklärt SMG-Direktor
Christoph Engl die Hintergründe für
das Projekt.
Der Spaßfaktor kam dabei nicht zu
kurz. An den jeweiligen Etappenzielen
erlebten die Zweier-Teams – Busfahrer
und Anwältin, Pfarrer und Poet, Vater
und Sohn und noch andere interessante
Paare aus ganz Deutschland – einige der
schönsten Plätze Südtirols, darunter
den Waltherplatz in Bozen, den Karersee, die Sellaronda, die Dörfer entlang
der Weinstraße, Kloster Neustift und
den Jaufenpass. Dazu gab’s ein von der
SMG organisiertes Rahmenprogramm
wie den Empfang durch Landeshauptmann Luis Durnwalder im Felsenkeller
Bei der ADAC eRallye Südtirol hat sich gezeigt, dass alle Fahrzeuge die Strecke mit Bravour meistern konnten
der Laimburg, eine Kellerführung inklusive Verkostung im Weingut Lageder in
Magreid, eine Führung durch die Marmorproduktion in Laas und einen Kochkurs am Waltherplatz.
Null Emission
Die Energiewende ist das größte wirtschaftspolitische Projekt des 21. Jahrhunderts – das ist allseits bekannt.
„Wenn Südtirol federführend in den erneuerbaren Energien ist, dann ändert
das natürlich klimamäßig nichts, aber
Südtirol kann ein positives Beispiel dafür sein, dass es möglich ist, nachhaltiger zu leben und das wollen wir zeigen“,
sagt Landeshauptmann Luis Durnwalder dazu. In der Nutzung der erneuerbaren Energiequellen ist Südtirol heute
bereits führend in Italien. Bis 2020 sollen 75 Prozent des Energiebedarfs, bestehend aus Strom, Wärme und Verkehr,
mit erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden, bis 2050 über 90 Prozent.
„Mit der Strategie ‚Klimaland 2050‘ übernimmt Südtirol Verantwortung im Bereich des Klima- und Umweltschutzes
und das macht das Land zu einem der
begehrtesten Lebensräume in Europa“,
erklärt SMG-Direktor Christoph Engl.
Das Potential ist da, die Voraussetzungen in eine grüne Verkehrszukunft sind
noch nicht optimal: Laut einer kürzlich
erschienenen Studie von Deloitte wünschen sich Italiener ein E-Auto mit 320
Kilometer Reichweite, das weniger als
zwei Stunden Ladezeit braucht und weniger als 15.000 Euro kostet. Die derzeit
am Markt erhältlichen E-Autos haben
jedoch eine Reichweite von 140–150 km,
brauchen acht Stunden für eine Vollladung und kosten 28.000 Euro und mehr.
Bedarf prüfen
Trotz der bekannten Probleme hinsichtlich Reichweite, Anschaffungskosten
und Ladezeiten hat die ADAC eRallye
Südtirol gezeigt, dass Verbraucher schon
jetzt einen Nutzen aus Elektroautos ziehen können und dass die Fahrzeuge in
begrenzten Regionen gut einsetzbar
sind, zumal sie eine Reichweite von 150
Kilometer problemlos erzielen. Eine
Leistung, die für den Durchschnittsdeutschen und -italiener, der nicht mehr
als 30 bis 40 Kilometer pro Tag zurücklegt, völlig ausreicht. Die Nachtladung
genügt für einen flotten Neustart am
nächsten Morgen. In puncto E-Mobilität
braucht es daher in erster Linie ein Um-
denken. Intelligentes Fahren ist dabei
oberstes Prinzip: Denn beim sportlichen
Dahinbrausen steigt wie bei Benzinern
der Verbrauch und die Reichweite sinkt.
Auch bei den Anschaffungskosten muss
man zu Ende denken. Diese sind beim
Ankauf hoch, die Folgekosten aber sind
im Vergleich zu einem Benziner umso
niedriger. Laut IESE (Business School of
the University of Navarra) seien in fünf
bis neun Jahren die anfänglichen Kosten getilgt. Auch die Regierung Monti
hat das Potential der Ökoflitzer erkannt
und will die Verkaufszahlen erhöhen:
Für 2013 ist ein Dekret geplant, das Geschäftsreisenden eine Verschrottungsprämie von bis zu 5.000 Euro bei einem
Neukauf eines E-Autos bietet.
Ganzheitliche Lösungen
Doch der wesentlichen Punkt sei laut Experten die Einsicht, dass Elektroautos
nur einen Teil eines Gesamtmobilitätkonzeptes darstellen, bei dem eine ganze
Reihe von Mobilitätsmodulen zu berücksichtigen sei. Die intelligente Verbindung von E-Car (Carsharing), E-Bike und
Schiene sei das Zauberwort. Und Südtirol rüstet sich dafür. Die Infrastruktur im
öffentlichen Personennahverkehr »
januar, februar, märz 2013 | M 3 1
ma rke ti ng
wurde ausgebaut: Neben integrierten
Verkehrslösungen, Zuwächsen in der
Bahnnutzung, neuen Wasserstoffbussen, einem landesweiten Fahrradwegenetz mit Radverleihsystemen will das
Land außerdem ein flächendeckendes
Netz von Ladestationen bzw. E-Tankstellen und Fahrspuren für Elektrofahrzeuge bauen. Bis 2013 sollen in allen öffentlichen Tiefgaragen Ladestationen installiert werden. Gratisparkplätze für
E-Fahrer sind auch in Planung. In der
Standortagentur BLS wurde im Herbst
2012 eine Stelle eingerichtet, die mit wissenschaftlicher Unterstützung vom
Fraunhofer-Institut Bozen am Ausbau
einer Modellregion für nachhaltige alpine Mobilität arbeitet. Auch die Arbeitsgruppe „Elektromobilität im alpinen
Raum“ des TIS setzt sich intensiv mit
dem Thema E-Mobility auseinander.
Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Unternehmer Südtirols in diesem Bereich
zu unterstützen, insbesondere durch
Technologie- und Know-how-Transfer.
Förderungen beim Erwerb eines Elektrofahrzeuges sind auf Landesebene zwar
keine geplant, wohl aber ist für die Dauer
von mehreren Jahren die Befreiung von
der Autosteuer vorgesehen.
„Wie Elektromobilität in zehn Jahren aussehen wird, ist schwer voraussehbar, aber die Zeichen stehen positiv
und Südtirol wappnet sich für den Paradigmenwechsel“, resümiert Engl die
erste ADAC eRallye Südtirol. Noch gäbe
es viele Berührungsängste und Vorurteile in der Bevölkerung, aber mit Veranstaltungen wie der eRallye kann diesen
entgegengewirkt werden: „Für Südtirol
ist es eine Chance, viel über den Bereich
der E-Mobilität zu lernen und Südtirol
profitiert natürlich durch die Berichterstattung in den ADAC-Medien extrem in
Sachen Image“, so Engl abschließend.
Und dank tatkräftiger Unterstützung
von Seiten des Landes Südtirol steht der
Zielvorgabe, zu einer Modellregion für
nachhaltige alpine Mobilität zu werden,
(GZP)
nichts mehr im Wege.
Sportlich & smart
W u s s t en S i e , da s s … ?
… der Elektromotor in der Lage ist, in
unter zehn Sekunden von null auf
100km/h zu beschleunigen? Die
Höchstgeschwindigkeit der serienmäßig gebauten Autos liegt ungefähr bei
150km/h. Beschleunigt und bremst
man jedoch ständig, ist die Batterie
sehr viel schneller leer.
… es bei Elektroautos mittels Timer die
Möglichkeit gibt, das Auto während
des Ladevorgangs vorzuheizen oder zu
kühlen? Solange das Auto am Stecker
hängt, geht der Verbrauch nicht auf
Kosten der Batterie und die Reichweite verringert sich nicht.
… das Elektroauto stärker als ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor abbremst,
sobald der Fahrer aufs Bremspedal tritt
oder auch nur vom Gaspedal geht?
Dies liegt an der Energierückgewinnung. Die Reichweite erhöht sich dabei
beachtlich. Rekuperation heißt dieses
Rückgewinnungsprinzip.
Neue Autos – neues Know-how: Die Batterien von E-Autos können durch Strom aufgeladen werden, aber auch durch cleveres Fahren
32 m | januar, februar, märz 2013
Heimliche
Filmstars
James Bond tut es, die „Men in Black“ und „Ocean’s Eleven“ tun
es – und nun auch Förster Pietro alias Terence Hill in „Un Passo
dal Cielo“: Sie betreiben Product Placement. Aber: Was kann diese
Werbeform tatsächlich?
Illustration: Carlo Stanga
W
enn James Bond in einem
Aston Martin über die
Straßen fegt, dabei mit einem Sony Ericsson K800i
telefoniert und sich hinterher einen
Wodka Martini (geschüttelt, nicht gerührt) genehmigt, dann nennt sich das
im Fachjargon „Product Placement“, zu
Deutsch „Produktplatzierung“. Damit
bezeichnet man die Integration eines
Markenartikels oder eines Unternehmens in Massenmedien gegen Geldoder Sachzuwendungen, ohne dass der
Zuseher das als störend empfinden soll.
Diese gezielte Darstellung von Markenprodukten in Film und Fernsehen ist
eine neue Art der Kooperation zwischen
Film- und TV-Produktionen und Unternehmen, die für beide Partner sehr gewinnbringend sein kann.
„Jede Filmproduktion ist sozusagen
ein Unternehmen auf Zeit. Wie bei jedem
Unternehmen liegen ihm auch rein wirtschaftliche Überlegungen zugrunde: Es
gibt ein Marketing- und Auswertungskonzept, Gewinne oder Verluste und vor
allem begrenzte Budgets. Aus diesem
Grund sucht jedes Filmunternehmen
nach neuen Finanzierungsmöglichkeiten über
die Zusammenarbeit mit externen Partnern, um so ein qualitativ noch hochwertigeres Produkt umsetzen zu können“, erklärt Christiana Wertz,
Leiterin der Abteilung Film Fund & Commission der Business Location Südtirol
(BLS). Für Unternehmen würden sich
hiermit neue, sehr attraktive Werbeplattformen auftun mit der Chance, ihr Produkt oder ihre Marke auf innovative Art
und zudem sehr effizient, weil zielgruppenspezifisch, zu präsentieren.
„Product Placement ist ein besonderes Instrument des Marketings, schafft
es doch den direkten Zugang zum Inhalt.
Das aktuelle Schlagwort ‚Content is King‘
wird hier auf exzellente Weise umgesetzt“, sagt Otto Kettmann, der Vorsitzende des Verbandes für Product Placement Deutschland. „Kein anderes Instrument kann Werbemüdigkeit so
aushebeln – indem die Werbung nämlich vom Kunden nicht als solche gesehen wird. Die Botschaft des Unternehmens ist Teil der Handlung und gehört
somit für den Zuschauer untrennbar »
januar, februar, märz 2013 | M 33
Ma rke ti ng
dazu.“ Diese Einschätzung macht klar,
warum das Thema für Werbetreibende
und Unternehmen immer wichtiger wird.
Das hat man auch in Südtirol erkannt:
Otto Kettmann war vor Kurzem Gast einer Veranstaltung der BLS über Product
Placement und Tax Credit, bei der Südtiroler Unternehmen, Verbände und Institutionen über die neuen Investitionsmöglichkeiten informiert wurden. „Wir
sind überzeugt, dass Product Placement
auch für Südtiroler Unternehmen eine
gute Plattform ist, ihr Können einmal anders in Szene zu setzen und wollten die
verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen,
die sich hier auftun“, sagt Wertz.
Äpfel für Terence
Mit im Boot beim Event war die Bozner
Product-Placement-Agentur Dolomyte
Media, die nach langer Erfahrung im Verlagswesen nun einen neuen Geschäftszweig eröffnet hat. Das Ziel: Unternehmen
und Filmproduzenten zusammenzubringen und neue Wege der Werbung und Investition aufzuzeigen. „Bozen ist der ideale Dreh- und Angelpunkt für Product
Placement“, sind Gottfried Solderer und
Stefan Tschenett von Dolomyte Media
überzeugt. „An der Brücke zweier Sprachkulturen können hervorragende Kontakte
zu Nord und Süd geknüpft werden.“
G r o SSe s B u s i ne s s :
Pr o d u c t P l a c e m en t i n H o l ly w o o d
Im Film „Reifeprüfung“ gab es zwei
Hauptrollen: jene für Dustin Hoffman
und jene für seinen Co-Star, einen knallroten „Alfa Romeo Spider“.
Der erste Auftritt von Daniel Craig als
Meisterspion in „Casino Royale“ wurde
unter anderem begleitet von Produkten
von Aston Martin, Sony Ericsson und
Brioni. Product-Placement-Champion
unter den James-Bond-Filmen ist „Stirb
an einem anderen Tag“ mit Pierce Brosnan; der Film soll 120 Millionen Euro erwirtschaftet haben. Mit dabei: 20 Marken, darunter 7 Up, Jaguar, Range Rover.
Das Unternehmen Fedex spielt eine zentrale Rolle im Film „Cast away – Verschollen“ mit Tom Hanks als gestrandetem Fedex-Mitarbeiter.
Mit Ray-Ban-Sonnenbrillen bestückt
waren die beiden Alienjäger Will Smith
und Tommy Lee Jones in „Men in Black
II“, weitere 34 Marken bekamen eine
Nebenrolle.
Ganze 42 Marken, darunter Apple, Ford,
Rolex und Rolls Royce waren als CoProtagonisten mit von der Partie in
„Oceans Eleven“ mit George Clooney
und Brad Bitt.
Ein Unternehmen, das mit Unterstüt- „In der heutigen Zeit wird es immer
zung von Dolomyte Media den neuen
schwieriger, Menschen über klassische
Marketing-Weg bereits gegangen ist, ist
Werbespots zu erreichen, weshalb sich
der Verband der Südtiroler Obstgenos- der VOG 2012/13 zu einem neuen unkonsenschaften (VOG). Seine „Marlene“- ventionellen Fernsehformat entschieÄpfel sind in der zweiten Staffel der Rai- den hat: dem Product Placement. Dafür
Erfolgsserie „Un Passo dal Cielo“ zu se- hat sich die Serie geradezu angeboten:
hen, und zwar in allen 15 Folgen – so
Die Natur hat sozusagen eine Hauptrolle
sieht es die Vereinbarung über die Pro- im Drehbuch – ein gutes Umfeld für die
duktplatzierung vor. Was den VOG bewo- Präsentation unseren Produkts.“
Wie sich der Filmauftritt von Marlegen hat, seine Äpfel in der Serie zu präsentieren, fasst Georg Kössler, der Ob- ne auf deren Absatz auswirkt, ist noch
nicht bekannt, welchen Effekt Product
mann des Verbandes, kurz zusammen:
Placement aber haben kann, zeigen einige berühmte Vorgänger des Südtiroler Apfels. So verbuchte etwa der Schokoladenhersteller Hershey’s innerhalb
eines Monats Absatzsteigerungen bis
zu 75 Prozent für „Reese’s Pieces Candy“, nachdem Elliot, der Protagonist in
„E.T.“, den kleinen Außerirdischen im
Film mit dieser Süßigkeit angelockt
hatte. Die Platzierung des Sonnenbrillenmodells „Wayfarer“ im Film „Risky
Business“ bescherte wiederum Hersteller Ray Ban ein Absatzplus von 83
Prozent. Und dem Kinderwagenhersteller Bugaboo reichte ein Sieben-Sekunden-Auftritt in der TV-Serie „Sex
and the City“, um über Nacht zum Standardaccessoire moderner Großstadteltern zu werden.
Trotz dieser beeindruckenden Beispiele haben viele Unternehmer, aber
auch Marketingprofis, noch Zweifel, ob
ihr Geld in diesem Instrument gut angelegt ist. „Product Placement wirkt tatsächlich“, ist sich Otto Kettmann sicher.
„Zunächst einmal macht es Produkte bekannt. Sie werden von den Zuschauern
erkannt und abgespeichert. Durch die
Verbreitung über Massenmedien erreicht man gleichzeitig ein breites Publikum. Ein Zweites ist die Steigerung des
eigenen Images, wenn der Film in einem
entsprechenden sympathischen Umfeld handelt.“ Punkt drei bestehe in der
Stärkung der Marken- und Produktbindung: „Wer den eigenen Laptop im Kino
sieht, ist ein wenig stolz darauf und fühlt
ein wenig vom Glanz des Filmes in sich“.
Vespa vor Lavazza
Allerdings sei Product Placement nicht
für jedes Produkt und Unternehmen geeignet. „Wie andere Instrumente auch,
muss Product Placement in die Unternehmenskommunikation passen und
man muss bedenken, dass dieses Instrument auf mittlere Frist angelegt ist.
Zwischen Dreharbeiten und Ausstrahlung liegen Monate“, so Kettmann. Elementar sei natürlich das Produkt. Als
Faustregel könne man sagen: Je größer
und designstärker es sei, umso größer
der Erfolg: „Die Vespa wird sich im Bild
immer leichter tun als Lavazza.“
Wie aber reagiert der Verbraucher?
In einer Studie hat das Institut Mediascore im Auftrag der Vermarktungsgesellschaft IP Deutschland ermittelt,
dass sich Zuschauer durch Product
Placement grundsätzlich nicht gestört
fühlen. 37 Prozent der Befragten erleben es nach eigenen Angaben sogar positiv, 55 stehen ihm neutral gegenüber.
Allerdings muss die Marke gut in die
Handlung integriert sein. Ist die Platzierung zu aufdringlich, fühlen sich die
Zuschauer gestört. Fazit: Product Placement wirkt – aber nur, wenn es gut gemacht ist.
(BK)
Ta x Cred i t f ü r
In v e s tm en t s i n F i l m e
Seit 2010 begünstigt der italienische
Staat Investitionen in die Filmwirtschaft durch ein interessantes SteuerBonus-System. Dieser Tax Credit wurde aufgrund der schwindenden staatlichen Beiträge im kulturellen Bereich
als möglicher weiterer Finanzierungsbaustein für Filmprojekte eingeführt.
Wer in ein Filmprojekt investiert, verschafft sich ein Steuerguthaben, mit
dem er Steuerschulden wie IRES, IRPEF, IRAP und IVA sowie Sozialabgaben (INPS) und Versicherungsbeiträge
(INAIL) kompensieren kann. In Anspruch nehmen können den Tax Credit alle Unternehmen mit Steuersitz
in Italien.
Infos: ANICA (Associazione Nazionale
Industrie Cinematografiche Audiovisive e Multimediali), www.anica.it.
januar, februar, märz 2013 | M 35
MENSCHE N
Gutsverwalter von Klebelsberg mit der erfolgreichen
Praepositus-Weinlinie unterm Arm
Der Umkrempler. Urban von Klebelsberg begann vor 25 Jahren als Verwalter im
Kloster Neustift und baute nach und nach mit wenig finanziellen Mitteln die Weinproduktion der Stiftskellerei auf. Heute werden die Klosterweine in über 30 Länder exportiert.
Text: Hartwig Mumelter
Foto: Alex Filz
Als Urban von Klebelsberg am 1. Juli
1987 seinen Dienst als Klosterverwalter
in Neustift antrat, war sein Haar bereits
leicht ergraut. Dem damals frisch gebackenen Agronomen verlieh dies die Aura
eines reifen, besonnenen Jungmanagers, dem die Chorherrengemeinschaft
größtes Vertrauen entgegenbringen sollte. Doch der 27-jährige Bozner war von
diesen Attributen weit entfernt. Sein
lausbübischer Blick verbarg sich in den
tiefen Augenhöhlen, die schwarzbraunen Augen täuschten eine Ernsthaftigkeit vor, die dann und wann durch ein
breites – meist lakonisches Lachen
durchbrochen wurde. Nach dem Studium in Florenz unterrichtete von Klebelsberg an der Landwirtschaftlichen Ober-
Weinbau. Allein die Dachfläche der gesamten Klosteranlage beträgt zwei Hektar und war damals dringend sanierungsbedürftig. Fuhrpark und Gerätschaft befanden sich auch nicht in bestem
Zustand. Die erste Neuinvestition war
ein Lieferwagen, nachdem der alte Bedford den Geist aufgegeben hatte. „Bei jeder Steigung mussten wir Kühlerwasser
nachfüllen, sonst wäre er uns verreckt“,
erinnert sich von Klebelsberg heute mitleidig lächelnd. Die Kellertechnik bedurfte ebenfalls dringender Erneuerungen. Zunächst wurden sämtliche ausrangierte Geräte von anderen Kellereien
angekauft. Schnell verstand von Klebelsberg die Bedeutung des Weins, hatte er ja
selbst ein kleines Lagrein-Gut zu Hause
„Der Kerner war damals eine verbotene Sorte
und das hatte natürlich seinen besonderen Reiz.“
schule in Auer. Doch ein solides Rüstzeug für die schwierige Aufgabe als
Klosterverwalter bot diese Erfahrung
nicht. Das größte Kloster Tirols hatte gerade mit wirtschaftlichen Problemen zu
kämpfen. Die enorme Zinsbelastung der
späten 70er Jahre hatte einen Schuldenberg verursacht, der durch Grundverkauf getilgt werden musste. Urban von
Klebelsberg übernahm den Betrieb zwar
schuldenfrei, doch Geld für Innovation
und Investition gab es kaum. Eine rein
gewinnorientierte Ausrichtung sollte
das Kloster nach dem Willen der Augustinerchorherren ohnehin nicht haben.
Auch heute noch fließt der Nettoerlös in
soziale Kanäle und vor allem in die Bildungstätigkeit. Doch auch ohne wesentlichen Erfolgsdruck zu verspüren, musste der Jungverwalter ordentlich die Ärmel hochkrempeln. 1.200 Hektar Grund
galt es zu verwalten, davon 25 Hektar
und war mit der Materie vertraut. Die
nördlichsten Rebanlagen Italiens sind in
Klosterbesitz. Viel kann man den kargen
Böden hier nicht abverlangen. Als die
Versuchsanstalt Laimburg der neuen
Weißweinsorte Kerner ein schlechtes
Zeugnis ausstellte, „da sie auf falschem
Terroir getestet wurde“, hegte von Klebelsberg berechtigte Zweifel. In Deutschland brachte die 1969 aus Riesling und
Trollinger gezüchtete Rebsorte ansprechende Weine hervor. Warum also nicht
auch in Südtirol? „Es war der verbotene
Wein. Der damalige Kellermeister lagerte ein kleines Fass davon im Keller. Das
Verbotene reizte mich schon immer!“
Obwohl nicht zugelassen, pochte der
junge Verwalter auf Kerner-Setzlinge.
Das Resultat war mehr als zufriedenstellend. Bereits 1992 erhielt der Kerner in
Südtirol den DOC-Status, nachdem von
Klebelsberg mit Nachdruck beim Land-
wirtschaftsinspektorat interveniert hatte. Heute ist der Kerner die wichtigste
Rebsorte der Klosterkellerei mit einer
Jahresproduktion von 160.000 Flaschen.
Mit dem neuen Kellerbau 1998 und dem
umtriebigen Chefönologen Celestino
Lucin wurde auch der ökonomische
Boom des Klosters eingeläutet. Von den
650.000 Flaschen werden zwei Drittel außerhalb Südtirols verkauft. Als sämtliche
Südtiroler Kellereien auf den italienischen Markt drängten, überkam den
smarten Verwalter wieder seine innere
Skepsis. „Wer weiß, wie lange sich Italien
wirtschaftlich noch halten wird?“ Diese
Zweifel hegte er bereits vor über 10 Jahren, als noch keine Ratingagentur Italien
als Bananenrepublik einstufte. Ergo wurde neue Akquise betrieben. Von den 30
Bezugsländern sind die USA die besten
Kunden. Dort wird der Vertrieb vom Kloster selbst gehändelt. „Unser Wein wird
überall dort verkauft, wo die Leute Urlaub machen: auf den Malediven und in
der Dominikanischen Republik!“ Billige
Exportabfüllungen, wie bei anderen Südtiroler Kellereien Usus, waren von Klebelsberg stets abhold. „An dritter Stelle
liegt der Vatikan.“ Nicht etwa wegen der
klerikalen Verbindung, sondern weil
man dort mit Beziehungen den Neustifter Wein mehrwertsteuerfrei erwerben
kann“, ergänzt von Klebelsberg mit seinem breiten Lachen, das ihm in all den
Jahren nie vergangen ist.
A u g u s t i ner
C h o r h erren s t i f t
Kloster Neustift
Stiftstraße 1
39040 Vahrn
Tel. +39 0472 836 189
www.kloster-neustift.it
januar, februar, märz 2013 | M 3 7
Ma
ma rke ti ng
Handwerk goes digital
Handwerkliche Produkte und E-Commerce passen nicht zusammen? Falsch!
Ein Tiroler Designer machts vor und vertreibt über einen Online-Shop hochwertige Zirbelholzmöbel von Südtiroler und Tiroler Tischlereien.
G
eorg Juen ist sich sicher:
„Das Handwerk muss in Sachen Internet vorangetrieben werden.“ Der Tiroler
Designer hegt eine Leidenschaft für
handwerklich erzeugte Holzmöbel und
Holzobjekte, vor allem die Zirbe hat es
ihm angetan. „In Südtirol und in Tirol
gibt es viele Tischlereien und Handwerker, die mit der Zirbe arbeiten, aber
über die Grenzen hinaus ist dieses heimische Holz mit seinen einzigartigen
Eigenschaften noch nahezu unbekannt“, erzählt Juen. Und wie kommt
man am besten über diese Grenzen hinaus? Über das Internet natürlich, dachte sich die Innsbrucker Werbeagentur
ICC und stellte mithilfe von Juen und seinem Netzwerk den Online-Shop 4betterdays.com auf die Beine. Die Philosophie
dahinter ist relativ einfach: „Think local
und act global.“ Diese vielversprechende Aussage wurde von der ICC und Juen
3 8 m | januar, februar, märz 2013
einfach umgedreht, indem heimische
Produkte weltweit vertrieben werden.
Seit Oktober 2012 ist der Online-Shop
nun aktiv und vertreibt ausschließlich
hochwertige, handwerklich gefertigte
Holzmöbel und Zubehör. Derzeit befinden sich über 80 Produkte aus Zirbelholz im Sortiment – von exklusiven Betten über moderne Obstschalen bis hin
zu Hundesofas.
Gut vernetzt
Zur Verwirklichung der Zirbelholz-Designstücke holte sich Juen verschiedene
Partner-Tischlereien ins Boot. Derzeit
sind vier Südtiroler Tischlereien und
eine Nordtiroler Drechslerei dabei,
schon bald sollen neue Unternehmen
dazukommen. Juen liefert das Design
für die Designobjekte, um die Umsetzung kümmern sich die einzelnen Firmen. „Wir wollen über die Homepage zu
einem Großteil speziell designte Stücke
anbieten, um dem hohen Designanspruch, den wir an den Online-Shop stellen, gerecht zu werden“, sagt Juen. Etwa
80 Prozent der Ware auf 4betterdays.com
sei demnach exklusiv für den OnlineHandel designt, daneben gäbe es auch
einige Stücke aus dem bestehenden Sortiment der Tischlereien. Die Produkte
tragen dabei alle eine 4betterdays-Plakette, um einheitlich aufzutreten. In der
Verpackung selbst scheint der Hersteller jedoch auf, was ihm zusätzliche Visibilität gibt.
Auf der Südtiroler Seite sind etwa Möbel und Zubehör des Südtiroler Unternehmens Gaderform aus dem Gadertal
und der Tischlerei Schwienbacher aus
Schlanders über den Online-Shop erhältlich. „Wir exportieren bereits stark nach
Deutschland und Österreich“, sagt Thomas Willeit von Gaderform. Da im Gadertal selbst die Internet-Verbindung nur
Lifestyle-Produkte aus Zirbelholz können
Interessierte bequem online bestellen
schlecht funktioniert, stellt 4betterdays eine gute
Gelegenheit dar,
ins
Online-Geschäft einzusteigen, ohne sich
selbst um die Betreuung der Homepage kümmern zu
müssen. „Außerdem finde ich es gut,
dass durch das Projekt
Nord- und Südtiroler Unternehmen eng zusammenarbeiten.“ Klaus
Schwienbacher hat die Philosophie, die
hinter 4betterdays steht, ebenfalls überzeugt. „Qualitätsprodukte aus Massivholz zu vertreiben, dafür steht auch unsere Tischlerei“, sagt Schwienbacher,
der an die 20 Möbelstücke exklusiv für
den Online-Shop produziert, unter anderem auch Hundesofas in verschiedenen
Größen. „Für unseren Betrieb bedeutet
dieser Online-Shop eine Chance, sich
weiterzuentwickeln, ohne sich das gesamte Know-how, das hinter E-Commerce steckt, aneignen und ohne sich um die
Vermarktung kümmern zu müssen.“
Sein junges Team war von Anfang an von
der Idee begeistert. „Die Herstellung der
neuen Produkte stellt zwar einen Mehraufwand für uns dar, da sie aber handwerklich interessante Produktionsweisen beinhaltet, können wir sie gut in die
Lehrlingsausbildung integrieren.“
weltweit soll es nur zwei Wochen dauern“, so Juen. Um den Versand kümmert
sich ein externer Dienstleister, denn vor
allem die Lieferungen in die USA oder
nach Kanada stellen eine Herausforderung dar, etwa was das internationale
Handelsrecht anbelangt.
Den Online-Shop hat die Agentur ICC
finanziert und aufgebaut und übernimmt
nun auch die Vermarktung und Kommunikation. „Die angebotenen Möbel sind
absolute Nischenprodukte und haben
ihren Preis“, sagt Juen. Deshalb sei ein
gutes Kommunikationskonzept essentiell. 4betterdays betreibt ausschließlich
Online-Kommunikation und ist auf allen
Social-Media-Kanälen präsent.
Was den Online-Shop selbst betrifft,
werden die Produkte über Fotos bestmöglich in Szene gesetzt. „Über die Bilder
sollen Emotionen und die Qualität der
Produkte übermittelt werden“, erklärt
Juen. „In einem Geschäft oder Showroom
kann ich die Produkte live sehen, anfassen und aus verschiedenen Blickwinkeln
betrachten. Bei einem Online-Shop müssen das Foto und die Beschreibung ausreichen, um den Käufer zu überzeugen.“
Bessere Tage
Der Name „4betterdays“ und das Logo in
Herzform sollen auf die guten Eigenschaften der Zirbe anspielen: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Zirbelholz
den Herzschlag verlangsamt und somit
eine beruhigende Wirkung ausübt. „Die
Möbel sind Wohlfühlprodukte und sollen dazu beitragen, die Tage zu verschönern und zu erleichtern“, erklärt Juen.
Der Shop solle die Werte des traditionellen Handwerks und der Menschen, die
dahinterstehen, vermitteln. In den
nächsten Monaten will Juen noch weitere Tischlereien ins Boot holen und zusätzliche Holzarten aufnehmen. „Unser
Ziel ist es, in zwei Jahren der größte Online-Shop für handwerklich produzierte
Möbel im Alpenraum zu sein“, resü(EP)
miert Juen.
Produkte in Szene setzen
Jeder Partner muss eine genau definierte Stückzahl jedes angebotenen Objektes produzieren und in ein Zentrallager
liefern. Nur so kann der Versand schnell
abgewickelt werden. „Wir garantieren
den Kunden, dass die Ware europaweit
innerhalb einer Woche geliefert wird,
Beruhigter Hund – dank Zirbelholz aus dem Alpenraum
im v is i e r de r me d i en
Über Südtirol berichtet. Die Bandbreite der Medien kann sich sehen lassen.
Kulinarik-Themen waren Trumpf, aber auch neue Themen wie Südtirol als Testregion für Stromfahrzeuge
oder als Film-Location kamen nicht zu kurz.
Österreich: Der Wiener
Lifestyle-Heft für den Mann – Gleich zwei Artikel widmet
der Wiener in seiner Italien-Ausgabe Südtirol: „Mit Leib
und Seele!“ lautet der Titel des ersten, in dem Südtirol als
Schlaraffenland bezeichnet wird, das alles bietet, man
müsse nur wissen, was man brauche. Im zweiten Artikel
„In lässigen Höhen“ geht es um den Filmdreh des Dolomitendramas „Der Stille Berg“. Ausgabe August 2012
Schweiz: Das Wandermagazin Schweiz
Wandermagazin – In der 25-seitigen Reportage über den Vinschgau, gespickt
mit Infoboxen und Tipps, wird vor allem
das ausgeklügelte Bewässerungssystem
aus dem 13. Jahrhundert, die Waale,
unter die Lupe genommen. Einen Vorgeschmack auf die Möglichkeiten für
Skitourengeher, Winterwanderer und
Langläufer gibt’s obendrein.
Ausgabe Oktober/November 2012
Italia: L’Espresso
Settimanale di politica, cultura ed economia – Uno dei maggiori settimanali italiani tratta i temi scienza, innovazione e sostenibilità “Made in
Alto Adige” prendendo spunto dall’Innovation Festival. Il giornalista
Paolo Cagnan inoltre approfondisce con dovizia ai particolari storici lo
sviluppo “green” dell’Alto Adige. Edizione 27 settembre 2012
Deutschland: ARD und SWR
Ratgeber – Auto – Reise – Verkehr Könnten Elektroautos zur annehmbaren Alternative von Benzinern
werden? Die erste ADAC eRallye
Südtirol mit vier flotten Stromern
gibt Aufschluss. Eine gute Zusammenfassung über die Ergebnisse
des Wettbewerbs liefert der fünfminütige TV-Beitrag in der ARD
und auf SWR.
Erstausstrahlung
Sonntag 14. Oktober
um 16.30 Uhr
4 0 m | ja n uar , februar , m ä rz 2 0 1 3
Belgium: Wintersportgids
Sport Magazine – The Magazine which comes
out once a year with an edition of 40.000 on
12 pages full of pictures,
talks about some Ski-Resorts in South Tyrol: Alta
Badia, Val Gardena, Ortler
Skiarena and Alta Pusteria.
After this lecture the desire of getting there for a
ski-adventure is top gear.
Release October 2012
United Kingdom: Lonely Planet Magazine
Travel Magazine – On eight pages the journalist Oliver Smith describes the Legends oft
the Pale Mountains „Dolomites“ and shows
some personalities living there: Michil Costa,
an authority on the culture and traditions,
Erica Clement, a specialist in making fresh
batch of doughnuts in her kitchen and Siegfried Meyr, passionate woodcarver.
Release August 2012
Italia: Ansa Online
Agenzia di Stampa Italiana – “Castagne, vino e tradizione: l’autunno a Merano” è il titolo dell’ articolo
sul sito web dell’ANSA. Il redattore descrive
l’atmosfera autunnale a Merano e una serie di appuntamenti in centro e nei dintorni, ideati per assaporare i gusti tipici locali e per scoprire la bellezza
di questa stagione in Alto Adige.
Online dal 23 ottobre 2012
Deutschland: Schöner Wohnen
Wohnzeitschrift – Auf drei Seiten beschreibt die Redaktion ein „Loftcube“, ein mobiles
Designhaus am Ritten, konzipiert vom Berliner Designer Werner Aisslinger. Der quadratische Bungalow mit einer Grundfläche von 39 Quadratmetern wird per Hubschrauber oder Lkw binnen zwei Tagen montiert und kann jederzeit wieder abreisen.
Ausgabe Oktober 2012
Netherlands: Lifestyle
Lifestyle Magazine – 11 pages, wonderful pictures and “Fairytalelike stories”. That’s how one of the biggest Lifestyle-Magazines
of the Netherlands (Edition: 51.000) describes the Winter Season
in South Tyrol. The article end’s up with the sentence: There are
few places better to indulge a taste for cross-country skiing than
South Tyrol’s beautiful mountains. Release October 2012
januar, februar, märz 2013 | M 41
MA R KTPLATZ
Sternekoch Herbert Hintner und SMG-Direktor Christoph Engl auf der Lifestyle-Messe eat&STYLE in Köln
k ö l n , de u t s c h l a nd
Gemeinsam auf Promotion-Tour: Die Südtirol Marketing Gesellschaft (SMG) präsentierte sich mit der Export Organisation Südtirol (EOS) zum ersten Mal auf Deutschlands Kulinarik-Messe par excellence: der eat&STYLE in Köln. Mit im Gepäck waren Südtiroler Qualitätsprodukte, das Genussfestival Südtirol, das von 24.–26. Mai 2013 wieder in Bozen stattfindet,
und eine Kochshow mit dem Sternekoch Herbert Hintner. Er führte mehrmals täglich interessierte Genießer auf dem Südtirol-Stand in die Geheimnisse seiner Landesküche ein. Die Genussreihe eat&STYLE steht seit ihrer Geburtsstunde 2006 für eine bunte Mischung aus FoodEntertainment, Starköchen und Trends zum Thema Kulinarik und Gastlichkeit.
4 2 m | januar, februar, märz 2013
„Ein Unternehmen
lebt nicht von dem
was es produziert,
sondern von dem
was es verkauft.“
Unbekannter Verfasser
bozen
brixen
bruneck
sterzing
concept store bozen
4 floors of new styling