Respektiere 04 / 2014

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Respektiere 04 / 2014
4/2014
Tierquälerei im Weihnachtsbraten
Der Krieg in der Ukraine
Fracking
Nötiges Übel oder unnötiges Risiko?
Inhalt
Inhalt
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Inhalt
Editorial
Seite 46
Die Perrera Cuenca in Spanien
Focus
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Tierquälerei im Weihnachtsbraten
Umwelt
In eigener Sache
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Seite 12
Seite 12
Seite 13
ETN-Kastrationsaktion in Dnepropetrovsk
und Zaporogje
Das ETN-Katzenschutzprojekt auf Lanzarote
Wie Müll entsorgt
- und doch glücklich geworden
Schüler der Marie Durand Schule besuchen
Hof Wiesenfeld
Tiere von Hof Wiesenfeld suchen
ein Zuhause
Magazin
Seite 15
Seite 16
Seite 20
Seite 26
Seite 27
Seite 28
Podenco Sam
Wie geht es ihm heute?
Der Krieg in der Ukraine
Zehn Neujahrsvorsätze, die die Welt retten
Leserbrief zum Artikel "Um eines kleinen
Bissens Fleisches willen"
Veganismus - Beweggründe, auf
tierische Produkte zu verzichten
International Coastal
Cleanup Day 2014
Seite 29
Seite 34
Fracking
Nötiges Übel oder unnötiges Risiko?
Biologische Invasoren
Die Schattenseiten der Globalisierung
Service
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Serie "Mehr Platz für wilde Tiere" - Teil 2:
Ein Garten für Igel und Fledermäuse
Serie "Artgerechte Tierhaltung" - Teil 7:
Farbratten ziehen ein
Buchvorstellung "Noras Traum"
Respektierchen
Unsere Seiten für Kinder
Partner
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Die Perrera Cuenca in Spanien
TSV Marsberg - Tierschutz ohne Grenzen
Hundehilfe Deutschland e.V.
Unsere Einsatzgebiete in Europa
News
Seite 51
News
Seite 49
Hundehilfe Deutschland e.V.
Impressum
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ETN im Internet
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Cover - Jan Peifer
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Respektiere
Editorial
Liebe Mitglieder und Freunde
des ETN,
sicherlich haben Sie in den Nachrichten das ein oder
andere Mal davon gehört und vielleicht auch in unserem Newsletter davon gelesen: Der Krieg im Osten
der Ukraine nimmt kein Ende. Unter den Zivilisten in
den Regionen um Donetsk und Lugansk gab es bereits
viele Todesopfer, und auch die Tiere in der Region
leiden unglaublich unter dem Bürgerkrieg. Menschen,
die vor den Granatenangriffen geflohen sind, haben
ihre Haustiere zurückgelassen, und die Straßentiere
wissen kaum mehr, wo sie sich vor den Granatenhageln verstecken sollen. Die wenigen Tierschützer,
die noch in den bombardierten Städten geblieben
sind, müssen jeden Tag um ihr Leben und das ihrer
Schützlinge fürchten. Seit Beginn des Krieges gibt es
eine Spendenaktion des ETN e.V. für die Tierheime
der Ost-Ukraine in Lugansk, Donetsk, Gorlovka, Pervomajsk und Stachanow. Bis Redaktionsschluss kam
eine unglaubliche Spendensumme von mehr als
10.000 Euro zusammen; dafür möchten wir Ihnen an
dieser Stelle herzlich danken! Näheres zur Situation
der Tierheime der Ost-Ukraine, und wie Sie auch weiterhin spenden können, erfahren Sie ab Seite 16.
Unsere Weihnachtsausgabe beschäftigt sich diesmal
außerdem mit dem Thema „Ernährung“. Angesichts
wachsender Hungersnöte auf der Welt, der Zerstörung von einzigartigen Ökosystemen wie beispielsweise dem Amazonas-Regenwald für den Anbau von
Tierfutter, der wachsenden Bedrohung durch Antibiotika-Resistenzen und gravierender Tierschutzprobleme
in der Massentierhaltung sollte jeder Verbraucher seinen Fleischkonsum kritisch hinterfragen. Insbesondere
die Frage nach dem Weihnachtsbraten liefert viel Diskussionsstoff und sollte in Hinblick auf den Tierschutz
sorgsam überdacht werden.
kannt wurde, dass es sich bei den Hunden nicht um
Straßenhunde, sondern um Wachhunde auf einem
Privatgrundstück handelte, wurde das Tötungsgesetz nach dem Vorfall im Eilverfahren erlassen und
wird seitdem grausam und ohne jede Rücksicht auf
Tierschutz und Tierschützer umgesetzt. Tausende
Hunde, darunter kastrierte Tiere und Hunde, die einen Besitzer haben, wurden bisher brutal gefangen
und in städtische Tierheime verschleppt, wo sie oft
schon nach kurzer Zeit erschlagen oder mit illegalen
Substanzen vergiftet werden. Die Tiere, die nicht getötet werden, verhungern langsam oder sterben an
Krankheiten und bei Beißvorfällen. Seit Juni 2014 ist
das Tötungsgesetz eigentlich auf Eis gelegt, da ein
Bukarester Gericht festgestellt hat, dass die Durchführungsbestimmungen des Gesetzes nicht zulässig
sind. Dennoch wird in vielen Städten, allen voran
Bukarest, weiterhin gefangen und getötet. Um die
Tierschützer in Bukarest im Kampf gegen die Streunertötungen gezielt zu unterstützen, hat sich die
ETN-Stiftung daher entschlossen, finanzielle Hilfe
beim Aufbau einer Streuner-Klinik des Vereins „Dog
Rescue Romania“ zu leisten. Einen ausführlichen Bericht zu dieser Kooperation werden wir in der nächsten „Respektiere“-Ausgabe veröffentlichen.
Wir danken Ihnen, liebe Mitglieder und Spender,
für die kontinuierliche Unterstützung unserer Projekte
und wünschen Ihnen und Ihren Familien eine besinnliche Weihnachtszeit!
Ihr ETN-Team
Ein weiteres Thema, das uns in diesem Jahr beschäftigt hat, war natürlich die schreckliche Situation der
Straßenhunde in Rumänien. Seit September 2013
dürfen Streuner in städtischen Tierheimen nach einer Frist von vierzehn Tagen getötet werden. Auslöser für die Durchsetzung dieses Euthanasiegesetzes
war der tödliche Angriff mehrerer Hunde auf einen
rumänischen Jungen in Bukarest. Obwohl schnell be-
Respektiere
3
Focus
Tierquälerei
Foto: Jan Peifer
im Weihnachtsbraten
4
Respektiere
Focus
A
n Weihnachten möchte man
sich für das Festtagsmenü
mal
etwas
Besonderes
gönnen, nicht einfach den üblichen
Schweinebraten oder die immer
wieder aufgetischte Rindsroulade.
Gerade an Weihnachten greifen
viele Menschen deshalb gerne zu
Fleisch, das man sonst eher selten
isst, und so krönt ein aufwändig
zubereiteter Gänse-, Puten- oder
Kaninchenbraten dann allzu oft
das Festtagsessen. Bei diesem
Fleisch handelt es sich weitgehend
um Nischenprodukte, da sie in
Deutschland fast ausschließlich
zu besonderen Anlässen verzehrt
werden, und oft geht mit dem
Bewusstsein um die „Besonderheit“
des Bratens auch die Annahme
einher, das entsprechende Tier
sei artgerecht gehalten worden.
Massentierhaltung
kennt
man
schließlich eher von Hühnern oder
Schweinen. Doch auch bei der
Kaninchen-, Gänse- oder Putenhaltung
ist die industrielle Mast mittlerweile
angekommen, und im Gegensatz
zur Schweine- oder Hühnerhaltung
gibt es hier nicht einmal gesetzliche
Vorschriften.
Mastkaninchen, Gänse und Puten
waren bis vor einigen Jahrzehnten
vor allem bei Privatleuten zu finden,
welche die Tiere für den Eigenbedarf
oder für den Verkauf an Verwandte
und Bekannte züchteten und mästeten. Dabei war die Haltung der
Tiere meist nicht gerade artgerecht;
Stallkaninchen beispielsweise wurden
und werden noch heute oft in kleinen
Holzställen
ohne
nennenswerten
Foto: Jan Peifer
Respektiere
Ein traditioneller Weihnachtsbraten – Welche Tierqual dahinter steckt, sieht niemand mehr.
Foto: Barbara Eckholdt_pixelio.de
Auslauf gehalten, in denen sie
ihre
natürlichen
Verhaltensweisen
kaum ausleben können. Somit stellt
schon die Kaninchenmast bei Privathaltern ein grundlegendes und
nicht zu unterschätzendes Tierschutzproblem dar, denn mehr als 67 %
des in Deutschland konsumierten
Kaninchenfleischs stammen von privaten Züchtern, und es ist zu erwarten,
dass nur ein Bruchteil dieser Tiere
artgerecht mit genügend Auslauf
und gesunder Ernährung gehalten
wurde. Doch seit die Nachfrage
nach Kaninchenfleisch steigt, ist mit
der industriellen Kaninchenmast ein
weiteres Problem hinzugekommen.
Leben in Drahtkäfigen
Seit den 1960er Jahren bis Beginn
der Jahrtausendwende hat sich die
Produktion
von
Kaninchenfleisch
in Deutschland verdoppelt, und im
Jahr 2011 wurden in Deutschland
Schätzungen
zufolge
etwa
14
Millionen Mastkaninchen gehalten.
Dies entspricht ungefähr 15 % des
gesamten in Deutschland konsumierten
Kaninchenfleischs, Tendenz steigend.
Gibt es für Privathalter keine
Vorschriften zur Haltung von Kaninchen,
so existieren diese für industrielle
Mastanlagen schon gar nicht. Zwar
wurde im August dieses Jahres die
Nutztierhaltungsverordnung um einen
Abschnitt zur Haltung von Kaninchen
ergänzt, doch sind die Verbesserungen
marginal. Die konventionelle Haltung
von Mastkaninchen gleicht heute
nach wie vor einer Legebatterie; die
Kaninchen werden in fensterlosen
Räumen in Gruppen von bis zu acht
Tieren in mehrstöckigen Drahtkäfigen
gehalten.
Kaninchen
sind
sehr
bewegungsfreudige Tiere,
doch in
den Käfigen mit einer Höhe von
30 bis 40 cm können sie sich nicht
einmal aufrichtigen, geschweige denn
laufen. Ein Verkümmern des gesamten
Bewegungsapparates ist die Folge, und
durch das ständige Sitzen auf nacktem
Gitter ohne Einstreu erleiden die Tiere
5
Focus
schmerzhafte Verletzungen an den
Läufen. Obwohl Kaninchen Fluchttiere
sind und sich normalerweise bei der
kleinsten Bedrohung zurückziehen,
haben die Käfige keinerlei Strukturierung
oder Versteckmöglichkeit. Stattdessen
sind sie von allen Seiten einsehbar und
versetzen die Tiere so in permanenten
Stress. Auch vor Artgenossen, die den
Käfig mit ihnen teilen, können sich die
Kaninchen nicht zurückziehen, was
zu einem übersteigerten aggressiven
Verhalten und zu schweren Verletzungen
führen kann. Verhaltensstörungen wie
Selbstverstümmelung oder stereotypes
Im-Kreis-Laufen
sind
außerdem
in Kaninchenmastanlagen an der
Tagesordnung.
Für die Mast werden – wie auch bei
anderen Nutztieren üblich – spezielle
Hochleistungshybride
eingesetzt,
die sehr schnell wachsen und große
Fleischpartien ausbilden. Dazu wird
ihnen Mastfutter in Form von Pellets
gefüttert, struktur- und rohfaserreiches
Futter (wie beispielsweise Heu) gibt
es nicht. Dadurch erreichen die Tiere
bei der Intensivmast schon nach 90
Tagen ein vollkommen unnatürliches
Schlachtgewicht von 3 kg, was schwere
gesundheitliche Folgen für den
gesamten Organismus nach sich zieht.
Das interessiert in den Mastanlagen
freilich niemanden, denn das Schicksal
der Tiere ist ohnehin besiegelt und
Verlust ist einkalkuliert. Im Durchschnitt
sterben 7 % der Kaninchen bereits vor
Ende der Mast, doch nichtsdestotrotz
lohnt sich das Geschäft für die Betreiber
der Mastanlagen.
Glückliche Gänse auf grünen
Wiesen?
Das schreckliche Schicksal der
Mastkaninchen wird geteilt von der
Weihnachtsgans, die ihr Leben bis zu
ihrem Ende als Festtagsbraten schon
längst nicht mehr in Kleingruppen auf
grünen Wiesen verbringen darf. Zwar
gibt es auch Freilandgänse zu kaufen,
die sich im Preis deutlich von Tieren
aus Intensivmast unterscheiden, doch
wächst der Anteil von Gänsen aus
Großmastanlagen kontinuierlich; rund
700.000 Gänse quälen sich derzeit in
deutschen Mastanlagen. Im Gegensatz
zu den Mastkaninchen werden Gänse
nicht in Käfige gesperrt, das macht
aber angesichts der katastrophalen
Haltungsbedingungen bei Mastgänsen
kaum einen Unterschied. In großen
Hallen
werden
Tausende
Tiere
gleichzeitig gehalten, so dass für
das Einzeltier gerade mal ein halber
Quadratmeter Platz zur Verfügung steht.
Die künstliche Beleuchtung täuscht
einen verlängerten Tagesrhythmus vor,
um die Tiere zu übermäßigem Fressen
zu animieren. Je nach Mastmethode
sind die Gänse nach 10 bis 16 Wochen
schlachtreif, was auch hier wieder
durch eine spezielle und vollkommen
unnatürliche Futterzusammensetzung
garantiert wird. Die Folgen der
Turbomast sind bei Gänsen ähnlich wie
bei Kaninchen: Verhaltensstörungen,
Verletzungen und Deformationen des
Bewegungsapparates, Autoaggression
und Atemnot durch das starke
Übergewicht. In Folge der schlechten
hygienischen Bedingungen in den
Masthallen, in denen die Gänse
Mehrere Tausend Puten werden in engen, stickigen Hallen wochenlang gemästet.
Foto: Jan Peifer
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wochenlang im eigenen Kot stehen,
breiten
sich
Infektionskrankheiten
schnell aus, die prophylaktisch mit
Antibiotika behandelt werden. So wird
mit dem Weihnachtsbraten gleich ein
Medikamentencocktail gratis dazu
geliefert …
Haltungsverordnungen für Mastgänse
gibt es – wie schon für Mastkaninchen –
nicht. Bei Gänsefleisch handelt es sich
trotz 6 Millionen verzehrter Gänse pro
Jahr immer noch um ein Nischenprodukt,
für das der Gesetzgeber bisher keinen
Regelungsbedarf sah.
77 % der Gänse werden momentan
aus dem Ausland importiert, zusätzlich
dazu auch ein auf besonders
abscheulichem
Wege
erzeugtes
Gänseprodukt: Stopfleber oder Foie
Gras. Das Stopfen von Gänsen ist in
Deutschland mittlerweile verboten,
nicht aber der Import von Stopfleber,
und so ist Deutschland mittlerweile der
Hauptabnehmer von Gänsestopfleber
aus dem Ausland (v.a. Frankreich,
Belgien, Spanien und Ungarn). Beim
Stopfen wird den Gänsen mehrmals
täglich ein Metallrohr in den Hals
gesteckt, durch das der Gans insgesamt
2,5 kg gesalzener Maisbrei in den
Magen gestopft wird. Dabei kommt
es oft zu starken Verletzungen der
Speiseröhre, oder der Magen platzt,
weil er die viel zu großen Futtermengen
nicht bewältigen kann, und die Tiere
sterben qualvoll. Durch das ungesunde
und viel zu üppige Futter verändert
sich die Leber der Gänse krankhaft
und wächst auf ein Gewicht von bis zu
einem Kilogramm an. Dieses krankhaft
veränderte Organ zu Tode gequälter
Gänse landet dann an Festtagen allzu
oft als besondere Delikatesse auf
unseren Tischen. Es ist zu erwarten,
dass die meisten Konsumenten von
Foie Gras nicht wissen, wie das Produkt
erzeugt wurde, denn bei dem Gedanken
an die Tierqual, die dahinter steckt,
dürfte jedem vernünftigen Menschen
augenblicklich der Appetit vergehen.
English Turkey:
Weihnachtsbraten mit Tradition
– und Tierqual
Nicht nur in England ist der gebratene
Truthahn bzw. die Pute ein traditionelles
Weihnachtsgericht, auch in Deutschland wird auch außerhalb der Festtage
mehr und mehr Pute gegessen.
Die Bedingungen, unter denen die
Puten in Mastanlagen ihr kurzes Leben fristen müssen, unterscheiden
sich nicht wesentlich von den Hal-
Respektiere
Focus
gewachsen, so dass es bei vielen Tieren
zu Organversagen kommt. So sterben
im Laufe der Mast rund 13 % der Tiere
vorzeitig; die Landwirte nennen das
schlicht „natürliche Selektion“.
Das Fest der Liebe – Nicht für
unsere Tiere?
All diese unappetitlichen Details
möchte man als Verbraucher eigentlich
nicht hören, an Weihnachten schon gar
nicht. Aber gerade an diesen Festtagen
ist es angebracht, einmal im wahrsten
Sinne des Wortes „über den Tellerrand
zu blicken“ und sich das Leid der Tiere,
die man als Festtagsbraten vorgesehen
hatte, vor Augen zu führen.
Schließlich ist Weihnachten das Fest der
Liebe, und viele unserer Haustiere dürfen
Mastputen werden auf einen möglichst schnellen Fleischzuwachs hin gezüchtet. Die Putenrasse
deshalb an den Festtagen besondere
„B.U.T.6“ bildet beispielsweise einen übermäßigen Anteil an Brustfleisch aus. Aufgrund der
Zuwendung genießen und sich sogar
riesigen Brustmuskulatur können sich die Tiere gegen Ende der Mast nicht mehr bewegen.
über das ein oder andere Geschenk
Foto: Jan Peifer
freuen. Da sollte man sich einmal die
tungsbedingungen der Mastgänse. Zuchtverbände außerdem darauf hin, Frage stellen, ob es ethisch vertretbar
Einen Unterschied gibt es allerdings: den gesamten Körperbau der Tiere ist, dass diese Liebe die sogenannten
In Deutschland werden zurzeit über an die Ansprüche des Konsumenten „Nutztiere“ ausklammert. Ist es ver13 Millionen Puten in konventioneller anzupassen. Denn beim Verbraucher tretbar, dass man in puncto Tierliebe
Bodenhaltung gemästet. Diese Zahl ist besonders beliebt ist das Brustfleisch zwischen dem Tier, welches das Glück
um ein Vielfaches höher als die Zahl des Truthahns, was zur Zucht der hat, ein Hund oder eine Katze zu sein,
der Mastgänse und hat zur Folge, dass Rasse „B.U.T 6“ (Zuchtorganisation und dem Tier, welches das unglückliche
auch die Mastbetriebe meist deutlich „British United Turkeys“) führte, welche Schicksal eines Nahrungslieferanten
größer sind. Ungefähr 88 % der Puten einen überdimensionalen Anteil an teilt, zu unterscheiden? Besonders an
werden in Betrieben mit mehr als Brustfleisch ausbildet. Ein männliches Weihnachten, wenn Nächstenliebe und
10.000 Tieren gehalten. Für die Tiere Tier dieser Rasse wiegt am Ende Barmherzigkeit im Vordergrund stehen,
macht es natürlich keinen Unterschied, der Mast fast 20 kg und kann sich ist ein Gedanke an unsere „Nutztiere“,
ob sie in Hallen mit 1.000 oder aufgrund des starken Übergewichts die zu Tausenden in Mastanlagen und
5.000 Artgenossen auf ihr qualvolles und der riesigen Brustmuskulatur Schlachthöfen leiden, angebracht.
Ende warten, denn die psychischen kaum noch fortbewegen. Viele Tiere Mit einem kritischen Überdenken des
und physischen Schmerzen, die sie verdursten deshalb in den Masthallen, traditionellen Weihnachtsbratens kann
erleiden müssen, sind die gleichen. weil sie es nicht mehr schaffen, sich zu man einem Kaninchen, einer Gans,
Puten werden meist je nach Geschlecht den Tränken zu bewegen. Das Skelett einer Pute oder auch einem Schwein
15 bis 22 Wochen lang gemästet der Tiere kann mit dem rasanten letztlich grausame Qualen ersparen
und nehmen dabei fast 140 g pro Wachstum einfach nicht mithalten, und damit der Barmherzigkeit, die
Tag zu. Um dies zu erreichen, werden und auch die inneren Organe sind wir uns nicht nur an Weihnachten
die Tiere bis zu 24 Stunden am Tag dem unnatürlichen Körperbau nicht wünschen, ein Stück näher kommen.
bei künstlichem Tageslicht gehalten.
Wie auch bei den Mastgänsen wird
dadurch eine erhöhte Futteraufnahme
erreicht, und die Tiere entwickeln
sozusagen
als
„Nebenwirkung“
schwere Verhaltensstörungen. Dicht
an dicht gedrängt und ohne jede
Beschäftigungsmöglichkeit kann es bei
den großen Vögeln zu schweren und
teils tödlichen Auseinandersetzungen
kommen. Solche Verletzungen sollen
durch das Kürzen der Schnäbel verhindert
werden – ein weiteres Beispiel dafür,
wie die Nutztiere den Bedingungen
der
Massentierhaltung
angepasst
werden, anstatt die Haltung auf die
Bedürfnisse der Tiere abzustimmen. Als
ob die Verstümmelung der Tiere nicht
schon schlimm genug wäre, arbeiten
Respektiere
Foto: Susanne Schmich_pixelio.de
7
In eigener Sache
ETN-Kastrationsaktion
in Dnepropetrovsk und Zaporogje
– oder: Wie Improvisations- und Organisationstalent letztlich zum Erfolg führen
N
eben all den schrecklichen
Nachrichten, die uns aus der
Ukraine erreichten, gibt es
auch etwas Positives zu berichten.
Der ETN e.V. setzte auch in diesem
Jahr sein Engagement in den Städten
Dnepropetrovsk und Zaporogje fort und
führte dort die größte Kastrationsaktion
durch, die es bislang in der Ukraine gab.
Insgesamt konnten 1.620 Tiere kastriert
werden, doch die Vorbereitungen
zu dieser Aktion waren alles andere
als einfach. Unsere Projektleiterin in
der Ukraine, Polina Balitser, berichtet
von der Kastrationsaktion und den
unerwarteten Wendungen, die es zu
bewältigen gab:
Dnepropetrovsk
(28.07. - 14.08.2014):
In
diesem
Jahr
waren
die
Vorbereitungen zur Kastrationsaktion
besonders schwierig, weil es bis zum
letzten Moment noch fraglich war,
ob die Aktion überhaupt stattfinden
würde oder nicht. Aufgrund
anhaltender Kämpfe im
Osten der Ukraine und
Flugausfällen war es für
das
ETN-Tierärzteteam
letztendlich nicht möglich,
die Kastrationsaktion wie
geplant durchzuführen.
Die Verzweiflung war groß,
denn die Wartelisten waren
voll;
Volontäre,
Transportfahrzeuge
und
die
Klinik waren startklar, alle
notwendigen Medikamente
8
bereits besorgt. Eine andere
Lösung musste also her.
Nach langen Besprechungen
entschieden wir uns dann,
die Kastrationsaktion trotzdem durchzuführen, und
zwar mit dem Ärzteteam
der Tierklinik ‚Animalia’
in
Dnepropetrovsk.
Die
Tierärzte waren bei der
letzten
Kastrationsaktion
im Jahr 2013 geschult
worden und konnten das
Gelernte im Laufe des
Jahres gut umsetzen. Man
verwendet dort mittlerweile
dieselbe, moderne Kastrationsmethode, wodurch die
Tiere im Normalfall kurz
nach dem Eingriff wieder
freigelassen werden können.
Mit der Klinik wurde ein
Aktionspreis vereinbart, und
die Ärzte änderten kurzfristig
ihre Arbeitsschichten in der
Klinik und holten sogar
Kollegen aus dem Urlaub
zurück.
So konnten wir wie geplant
am 28. Juli mit der Aktion beginnen.
Wie im letzten Jahr wurde ein großes
Transportfahrzeug mit Benzin und
Fahrer zur Verfügung gestellt, um
möglichst viele Tiere in die Klinik
transportieren zu können. Private
Tierschützer mit kleinen Tierheimen
oder Pflegestellen und Tierhalter, die
zu arm sind, um eine Kastration selbst
Ein frisch kastrierter Streuner
zu bezahlen, meldeten sich ebenfalls
zahlreich an. Der Ansturm auf die Klinik
war sehr groß, und die Telefonleitung,
unter der man Tiere für die Kastration
anmelden, um Hundefänger bitten
oder einfach Auskunft über die Aktion
erhalten konnte, war ständig besetzt.
Auch das mediale Interesse war riesig;
im Laufe der Aktion gab es mehrere TVund Zeitungsberichte.
Jeden Tag wurden auf den Straßen
Hunde und Katzen eingefangen, in
die Klinik gebracht, kastriert, geimpft,
markiert, gegen Parasiten behandelt
und nach kurzer Zeit wieder freigelassen
beziehungsweise
den
Volontären
übergeben. Dieses Jahr wurden eigens
für die Aktion durchnummerierte, blaue
Ohrenmarken mit der Aufschrift ‚ETN’
bestellt. Zudem waren in der Stadt auch
viele Hunde mit den orangefarbenen
Ohrenmarken vom letzten Jahr zu
sehen.
Respektiere
In eigener Sache
Vom ersten Tag an war die Aktion
ein voller Erfolg. Es gab sehr viele
Volontäre, die täglich tolle Arbeit
leisteten: Tiere registrieren, Schilder
beschriften, bei der Narkose assistieren,
Tiere überwachen, tragen, versorgen
und noch vieles mehr. Auch die
Ärzte waren eifrig bei der Sache und
behandelten an jedem Tag mehr Tiere
als am Tag zuvor. So konnte man, trotz
tropischer 37° C, an manchen Tagen
bis zu siebzig Tiere kastrieren.
Ein Hundefänger aus Kiew, der eigens
für die Aktion gekommen war, war
auch in diesem Jahr wieder sehr
gefragt. In Dnepropetrovsk gibt es
keine städtischen Hundefänger und
vor allem in abgelegenen Gegenden,
in denen sich Hunde gut verstecken
können, kann man die Tiere oft nur
mit einem Blasrohr, viel Erfahrung und
auch Geduld fangen. Dadurch ist es
für die Tierschützer schwer, Streuner
einzufangen, die sehr scheu sind.
Jeden Tag fuhren wir um sechs Uhr früh
los und waren häufig zwölf Stunden
später noch längst nicht fertig. Die
Tierschützer waren begeistert, die Hilfe
war überwältigend, und wir wurden
ständig von Passanten angesprochen,
die uns auf Plätze hinwiesen, an denen
es noch viele streunende Hunde gab.
Für
das
Tierheim
‚Friend’
in
Tierklinik in Dnepropetrovsk
Respektiere
Dnepropetrovsk wurden spezielle Kastrationstage vereinbart,
da es in diesem Tierheim seit
unserer letzten Aktion viele
Neuzugänge
und
Welpen
gegeben hatte. Ebenfalls vom
ETN e.V. geschulte Tierärzte
aus einer kleineren Tierklinik
verlegten dafür ihren OP-Saal
kurzum ins Tierheim und konnten
insgesamt einhundertdreizehn
Hunde aus dem Heim kastrieren
- eine unglaubliche Hilfe für
das Tierheim, denn kastrierte
Hunde können viel besser
vermittelt werden. Dennoch
bleibt im Tierheim ‚Friend’ die
Nachfrage nach Kastrationen
weiterhin groß, denn das Heim
befindet sich in einem Dorf am
Stadtrand, wo viele Hundeund Katzenwelpen ausgesetzt
werden.
Insgesamt wurden vom 28. Juli
bis 14. August in der Tierklinik
‚Animalia’ und im Tierheim
‚Friends’ 988 Tiere kastriert
(678 Hunde und 310 Katzen)
und somit die Geburt tausender
Hunde und Katzen verhindert,
die sich weiter vermehrt hätten
und auf der Straße hätten
sterben müssen. Ein Erfolg, der
sich trotz aller Schwierigkeiten
sehen lassen kann!
Abschließend
lässt
sich
feststellen, dass die Nachfrage
nach Kastrationen und nach
Unterstützung beim Fang wilder
Hunde in Dnepropetrovsk sehr
hoch ist und auch bleibt. Die
Tierschützer dort leisten tolle
Arbeit, kooperieren mit vielen
Kliniken
und
vereinbaren
gute Preise für die Kastration
von Haustieren und leisten
viel
Aufklärungsarbeit.
Die
Kastrationsarbeit
und
das
Engagement sind nachahmungsund unterstützungswert.
Zaporogje
(18.08. - 29.08.2014):
Noch während der laufenden
Kastrationsaktion in Dnepropetrovsk
entschieden
wir
uns, das Tierärzteteam aus
der Klinik ‚Animalia’ mit
zur
Kastrationsaktion
nach
Zaporogje zu nehmen, denn
auch dort war bereits alles
vorbereitet, so dass man die
Aktion nicht mehr absagen
konnte.
Die ukrainischen Tierärzte bei der Arbeit
Fangaktion in einem Hinterhof
Unsere Mitarbeiterin Polina mit einem
kastrierten Hund
Fangaktion mit Blasrohr auf einem alten
Fabrikgelände – Viele Hunde sind so scheu,
dass man sie nur so fangen kann.
9
In eigener Sache
für diese Tage nicht genügend
Personal. Die Anfangszeit war ein
wenig schwierig, denn die Ärzte
mussten sich erst mit dem neuen
Arbeitsplatz arrangieren. Hinzu
kamen der Umzugsstress und
die Wohnungssuche. Aber nach
ein paar Tagen verlief die Arbeit
reibungslos.
Die Tierschützer aus Zaporogje
freuten sich sehr, dass die
Kastrationsaktion trotz allem
stattfinden konnte und waren
auch sehr gut vorbereitet.
Die Nachfrage war auch hier
riesengroß;
die
Menschen
standen täglich von früh bis
spät in der Schlange und kamen
auch unangemeldet und flehten
uns an, die von ihnen betreuten
Tiere zu kastrieren. In Zaporogje
ist die Kastration teurer als in
Dnepropetrovsk, und die OPWunde ist bei den meisten
Tierärzten oft noch unnötig groß,
Das erste von insgesamt 1.620 kastrierten Tieren
- daher war die Kastrationsaktion
für viele Menschen und ihre
Tiere eine beinahe einzigartige
Chance.
Auch in Zaporogje gibt es keine
städtischen Hundefänger. Zwar
konnte das private Tierheim in
der Stadt im Laufe des Jahres
mit der Ausrüstung, die wir
ihnen nach der letzten Aktion
überlassen hatten, selbst viele
Tiere fangen, aber auch hier sind
die finanziellen Mittel natürlich
extrem knapp und die
Spenden
aufgrund
der aktuellen Situation
in der Ukraine sehr
begrenzt.
In Zaporogje arbeiteten
die Tierschützer ebenso engagiert wie in
Dnepropetrovsk. Das
Tr a n s p o r t f a h r z e u g
für die Hundefänger,
ein großer VW-Bus,
wurde
von
ihnen
ebenso bereitgestellt
wie
das
Benzin.
Nach einer Pause von zwei Tagen
Auch in Zaporogje
fanden wir uns also am Sonntag, den konnten wir täglich mehrere
17. August, wieder in Zaporogje in der voll beladene Wagen mit
Klinik ‚Freund’ ein, um alles für den gefangenen Hunden zur
erfolgreichen Start am darauffolgenden Klinik bringen. Nicht jedes
Montag vorzubereiten. Dazu muss Tier musste eingefangen
man sagen, dass auch mit den Ärzten werden, oft brachten die
aus der Klinik ‚Freund’ in Zaporogje Volontäre die von ihnen
besprochen wurde, ob sie selbst betreuten Tiere auch selbst
bereit wären, die Kastrationsaktion zu ins Auto. Die Tiere sind nicht
übernehmen, jedoch hatte die Klinik aggressiv, können aber von
10
den Tierschützern natürlich auch nicht
mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die
Klinik transportiert werden.
In diesem Jahr gab es viel mehr
Volontäre als während unserer letzten
Aktion, aber auch doppelt und dreifach
so viel Arbeit. Die Müdigkeit war
sichtbar, aber die Motivation dennoch
groß, denn jedem Helfer war bewusst,
welch einmalige und tolle Sache
hier vonstatten ging. Je besser die
Volontäre helfen und je perfekter alles
organisiert ist, desto mehr Tiere können
die Ärzte am Tag kastrieren, und die
Zahl von 632 Tieren in zwölf Tagen
kann sich sehen lassen! Die Aktion in
Zaporogje war ein voller Erfolg, und
alle waren begeistert, denn Kastration,
Registrierung und Markierung der Tiere,
Impfung und Entwurmung können sich
die Tierschützer, Volontäre und ärmeren
Tierschützer im Normalfall fast nie
leisten.
Abschließend lässt sich sagen, dass
die beiden Aktionen in Dnepropetrovsk
und Zaporogje mit insgesamt 1.620
kastrierten Tieren ein voller Erfolg
waren. Angesichts der derzeitigen,
schwierigen Situation in der Ukraine
wird eine Unterstützung der Tierschützer
vor Ort auch weiterhin nötig und
sinnvoll sein.
Polina Balitser
Respektiere
In eigener Sache
Das ETN-Katzenschutzprojekt
auf Lanzarote
E
nde April 2014 besuchte eine
Mitarbeiterin des ETN e.V. die Insel Lanzarote, um sich vor Ort ein
aktuelles Bild des in Kooperation mit
der TUI geführten ETN-Katzenschutzprojektes zu machen und die dem Projekt angeschlossenen Hotelanlagen zu
kontrollieren.
Das Katzenschutzprojekt auf Lanzarote
wurde ins Leben gerufen, da sich die
Streunerkatzen auf der Insel unkontrolliert vermehrten und gerne in der Nähe
von Hotelanlagen ansiedelten, wo sie
von einigen mitleidigen Touristen auch
gefüttert und sogar mit auf die Zimmer
genommen wurden, was wiederum den
Unmut der Hotelbetreiber und anderer
Urlauber erregte und die Hoteldirektionen teilweise zu „radikalen“ Lösungen veranlasste.
Durch das ETN-Projekt wird die Fortpflanzung der Katzen durch Kastrat i o n e n
reguliert,
die Katzen
wurden
durch die
Errichtung
von Futterhäusern an
Respektiere
einzelne Hotelanlagen gebunden, und
durch die Kooperation mit den Hotelbetreibern wird dafür Sorge getragen,
dass die Tiere regelmäßig gefüttert und
medizinisch versorgt werden und nicht
mit den Urlaubsgästen in Konflikt kommen. Das Projekt wird seit 2008 von
einer ortsansässigen Mitarbeiterin des
ETN e.V., Cerstin Bauer, betreut, die die
Kastration der Hotelkatzen koordiniert,
die Futterhäuser kontrolliert, sich um
die medizinische Versorgung kranker
oder verletzter Katzen kümmert, mit den
Hoteldirektoren und -angestellten kooperiert, an den Rezeptionen Flyer auslegt und – soweit die Hoteldirektoren
dies genehmigen – auch Spendendosen aufstellt.
Das Katzenschutzprojekt hat sich über
die Jahre gut entwickelt. Eine feste
monatliche Anzahl an Kastrationen
wird über ETN-Spenden finanziert,
und darüber hinaus können manche
veterinärmedizinisch
notwendige Behandlungen manchmal auch
über Spenden von Hotelgästen vor Ort abgedeckt werden. Das
Interesse an unserem
ETN-Projekt steigt stetig – und nicht nur die
Katzen, sondern auch
die Touristen sowie die
Hotelanlagen profitieren davon. Wichtig ist
eine sachte Vorgehensweise ohne erhobenen
Zeigefinger – besserwisserisches und/oder
aufdringliches Agieren, auch seitens
tierlieber Urlauber, ist äußerst kontraproduktiv! Das angestrebte Ziel der
„Hilfe zur Selbsthilfe“ nimmt immer
mehr Gestalt an; die Zusammenarbeit
mit den meisten der kooperierenden
Hotelanlagen ist gut: Die Katzen werden von den Angestellten an ihren Futterhäusern regelmäßig gefüttert, die
Katzenhäuser werden gesäubert und
gepflegt. Ein Problem stellt der schnelle
Personalwechsel in den Hotels dar; hier
bedarf es regelmäßiger Präsenz und
ständiger Gespräche, um die neuen
Mitarbeiter vom Sinn und Zweck des
Konzepts zu überzeugen und zu einer
vertrauensvollen Zusammenarbeit zu
bewegen.
Der zuständige Tierarzt, der zugleich
Amtstierarzt ist und auch die Perrera in
Yaiza betreut, arbeitet schon seit Jahren
für den ETN e.V. und macht mit seinem
Team einen sehr engagierten und tierlieben Eindruck. Die Zusammenarbeit
mit diesem Veterinär wird zukünftig
weiter ausgebaut werden. Eine andere geplante Maßnahme ist, die Hotelgäste im Eingangsbereich der Hotels
durch dreisprachige Infotafeln darüber
aufzuklären, dass sich das jeweilige
Hotel um die Versorgung der Katzen
kümmert, verbunden mit der Bitte an
die Gäste, die Katzen nicht mit in die
Zimmer zu nehmen oder im Restaurant
oder Poolbereich zu füttern sowie kranke und trächtige Tiere an der Rezeption
zu melden.
Wir möchten allen Lanzarote-Urlaubern
die folgenden, in Hinblick auf ihre Tierschutzarbeit empfehlenswerten Hotels,
ans Herz legen:
Playa Blanca: Natura Palace, Heredad
Kamezi, Papagayo Arena, Bungalows
Playa Limones, Gran Castillo
Puerto del Carmen: Las Costas, La Geria, Las Calas
Puerto Calero: Iberostar Costa Calero
Playa de las Cucharas: Costa Teguise
Gardens
11
In eigener Sache
Wie Müll entsorgt
- und doch glücklich geworden!
Eine traurige Geschichte mit Happy End
Am 4. Februar 2014 wurden Paddel
und Daddel auf einem Parkplatz an der
B 80 nahe unseres Tierschutzhofes gefunden. Zwar war das niedliche, kleine
Geschwisterpaar in einem relativ guten
Zustand, doch ihr Fell roch nach einer
Mischung aus Zigarettenqualm und Küchendunst. Lange schienen Paddel und
Daddel noch nicht unterwegs zu sein.
Eigentlich dachten wir, dass sich bald
jemand melden würde, der die beiden
Paddel und Daddel in ihrem neuen Heim
schmerzlich vermisst, doch dem
war leider nicht so. Weder unsere
Anzeige in der Zeitung noch eine
Anfrage über Facebook brachten
den gewünschten Erfolg.
Schnell zeigte sich, dass sich das
süße Pärchen heiß und innig liebte,
und deshalb wollten wir es auch
nur zusammen vermitteln. Paddel
und Daddel mussten auch nicht
lange auf ihr neues Zuhau- Paddel und Daddel – Eine Geschichte mit Happy End
se warten, denn sie eroberten
das Herz eines jungen Paares
beiden, die einst wie Müll entsorgt wurim Sturm. Damit aber nicht genug. Das junge Paar plante, nach den, werden heiß und innig geliebt, haSchweden zu ziehen und dort in ben ein tolles Zuhause in einer traumZukunft zu leben. Wir haben noch haften Gegend gefunden und dürfen
nie einen Hund an einen Platz in nun ihr Leben genießen. Wir freuen
solch großer Entfernung vermittelt, uns von ganzem Herzen für Paddel und
daher hatten wir anfangs einige Daddel. Sie haben es verdient.
Bedenken. Doch wie sich zeigte, ist
das neue Zuhause für Paddel und
Daddel ein Sechser im Lotto. Die Linda Hötger
Bilder, die uns das Ehepaar ge- ETN Tierschutzhof Wiesenfeld
schickt hat, sprechen für sich. Die
Schüler der Marie Durand Schule
besuchen Hof Wiesenfeld
Die Marie Durand Schule in Bad Karlshafen ist Partnerschule des ETN-Tierschutzhofes Hof Wiesenfeld. Siebzig
Kinder der Schule besuchten kürzlich
unseren Hof und erhielten so einen Einblick in den Tierheimalltag.
Drei Schulklassen der Jahrgangsstufe 5 besuchten zusammen mit ihren
Klassenlehrern unseren Tierschutzhof.
Der Ausflug stellte den Abschluss des
Themenblocks "Haustiere" dar, den die
Fünftklässler zuvor im Unterricht behandelt hatten.
In kleine Gruppen aufgeteilt konnten
sich die Kinder einen Einblick verschaffen, welche Tiere bei uns untergebracht sind, wie sie gepflegt werden,
12
und welche Aufgaben täglich auf dem
Tierschutzhof zu bewältigen sind. Die
Schüler waren sehr interessiert, stellten
viele Fragen und verteilten jede Menge
Streicheleinheiten an unsere Schützlinge. Trotz des Regenwetters war es ein
rundherum schöner Vormittag und eine
Bereicherung für Mensch und Tier.
Weitere Schulklassen der Marie Durand
Schule oder anderer Schulen sind auf
Hof Wiesenfeld immer willkommen,
denn Kindern das Thema ‚Tierschutz’
nahe zu bringen, ist wichtig und zukunftsweisend.
Wir freuen uns auf weitere Projekte mit
unserer Partnerschule!
Trotz Regenwetters fühlten sich die Kinder
im Tierheim wohl.
Respektiere
In eigener Sache
JACKY - „Liebe fordert nicht,
Liebe ist ein Entgegenkommen.
Sie ergreift nicht Besitz; sie
gibt Freiheit.“
Jacky ist ein dreijähriger, schwarzweißer
Kater. Zusammen
mit
sechsundzwanzig anderen Katzen
Respektiere
Ein Katzenleben in Spanien ist nicht
einfach. Bestenfalls landet eine
herrenlose Katze dort im Tierheim,
oft aber in sogenannten Perreras
(Tötungsstationen). Eine Vermittlung
in Spanien gestaltet sich äußerst
schwierig, deshalb haben wir Maxi
und einige seiner Artgenossen zu uns
geholt. Eine Reise aus dem fernen
Spanien ist der Weg in eine Zukunft,
in der Katzen und Kater wie Maxi eine
reelle Chance haben, in ein richtiges
Zuhause vermittelt zu werden. Viele
spanische Katzen sind bereits im
Tierheim zur Welt gekommen oder
leben schon lange Zeit dort, nachdem
sie vor dem Tod gerettet werden
konnten.
Über Maxis Vorgeschichte wissen
wir nicht viel. Er hat sich mittlerweile
in unserer großen Katzengruppe gut
eingelebt und wartet sehnsüchtig auf
sein neues Zuhause.
MAXI - Wartet immer noch …
Unser Kater Maxi kam an einem
Sonntag im November 2013 mit
weiteren neunundzwanzig Katzen
aus Spanien zu uns auf den ETN
Tierschutzhof „Hof Wiesenfeld“.
Lucky
Maxi
MIA - Zeit, die man mit
Katzen verbringt, ist niemals
verschwendet
Mia ist aufgrund ihres Alters (12 Jahre)
eines unserer „Sorgenfelle“. Die etwas
eigenwillige, ältere Katzendame ist
vor ungefähr zwei Jahren nach dem
Tod ihres Herrchens auf unseren
Tierschutzhof gekommen. Trauer und
Übergewicht machten ihr das Leben
bei uns anfangs recht schwer. Mit viel
Liebe, gutem Zureden und reichlich
Beschäftigung schafften wir es aber,
sie wieder an ein normales Leben
heranzuführen.
Heute ist sie - ihrem Alter entsprechend
- gesund, hat ordentlich abgespeckt,
genießt die Streicheleinheiten und
kann sich seit drei Monaten in unserem
Vermittlungsraum auch gegenüber
den anderen Katzen behaupten.
Mia möchten wir unbedingt zu
etwas älteren Dosenöffnern und
Köpfchenkraulern vermitteln. Sie liebt
die Beständigkeit; Menschen, die mit
ihr reden, sie streicheln und die Sonne.
kam er am 02.05.2013 nach einem
langen Transport aus Spanien
auf unserem Tierschutzhof an. Mit
Menschen hat Jacky überhaupt kein
Problem, wohl aber mit anderen
Katzen.
Jacky ist einer der „Banditen“ in unserem Vermittlungsraum. Er vermöbelt
alles, was sich uns Tierpflegern
nähert, höchstwahrscheinlich aus
Eifersucht. Daher wünschen wir uns
für diesen charakterstarken Kater eine
Familie ohne andere Haustiere. Im
Umgang mit Kindern ist Jacky aber
sehr vorsichtig und liebevoll. Haben
Sie eine Wohnung oder ein Haus in
ländlicher Umgebung? Können Sie
Jacky Freigang ohne die Gefahren
einer
stark
befahrenen
Straße
ermöglichen? Dann ist unser Jacky
genau der richtige Kater für Sie.
Jacky
Mia
Tiere von Hof Wiesenfeld
suchen ein Zuhause
LUCKY - Der Hund, der immer
lächelt
Noch einmal stellen wir Ihnen Lucky
vor, der auf Hof Wiesenfeld immer
noch auf ein neues Zuhause wartet.
Lucky ist ein liebenswerter, kastrierter,
dreijähriger Rüde aus Rumänien.
Er wurde dort von einem Auto
angefahren; sein linkes Vorderbein
war an drei Stellen gebrochen. Die
rumänischen Tierärzte versuchten
zwar, sein Bein zu retten, doch die
Wunde entzündete sich, und letztlich
13
In eigener Sache
Coco
COCO - Der hübsche
Rüde mit den
Bernsteinaugen
Coco
ist
ein
ungefähr
fünfjähriger
Drahthaar-Mix,
den wir von einem anderen
Verein übernommen haben. Wenn
man sein Herz einmal erobert hat,
ist Coco ein toller Wegbegleiter. Er
liebt Spaziergänge über alles, wobei
er eine kräftige Hand benötigt, da
er manchmal Autos hinterherjagen
möchte. Da wir schon fleißig mit
Coco trainiert haben, legt er dieses
Verhalten jedoch nach und nach ab.
Auch ins Wasser geht er für
sein Leben gerne. Zurzeit teilt
er sich den Auslauf mit einer
Hündin, mit der er sich gut
verträgt und auch ab und an
spielt. Rüden mag Coco nur
nach Sympathie. Kleintiere
und Katzen sollten im neuen
Zuhause nicht leben, da bei
deren Anblick sein Jagdtrieb
zum Vorschein kommt.
Für Coco wünschen wir uns ein
ruhiges Zuhause, in dem er seine
festen Bezugspersonen hat, tolle
Spaziergänge
unternehmen
kann und seine tägliche Portion
Streicheleinheiten bekommt.
Camoes
CAMOES - Immer auf dem
Sprung, etwas Neues zu
entdecken
Camoes wurde 2012 in Portugal
geboren und ist seit dem 09.11.2013
bei uns. Er stammt aus üblen
Verhältnissen und hat jetzt die Chance
auf ein artgerechtes Hundeleben.
Pflege, Zuwendung und tierärztliche
Betreuung erlebt der freundliche Rüde
bei uns auf Hof Wiesenfeld zum
ersten Mal.
Camoes ist ein aufgeweckter
Junghund; seine Wachsamkeit
und sein Temperament stammen
sicherlich von seinen PodencoVerwandten. Er neigt etwas zur
Eifersucht, daher würde ihm
ein Zuhause als Einzelprinz
bestimmt gut gefallen.
14
schnell zurück ins Tierheim. Nuce
sollte möglichst rasch an liebevolle,
einfühlsame
Menschen
vermittelt
werden, die idealerweise einen
souveränen Zweithund ihr eigen
nennen.
Nuce
musste das Bein amputiert werden.
Lucky hat in seinem kurzen Leben
schon viel durchgemacht, seine
Freundlichkeit und Lebensfreude aber
nicht verloren!
Für den Rüden ist seine Behinderung
kein Problem; er ist lebensfroh,
lustig und hat – seinem jungen Alter
entsprechend – eine Menge Unsinn im
Kopf. Er liebt Ballspiele und tobt auch
gerne und ausgelassen mit anderen
Hunden. Lucky ist bedingt verträglich,
absolut freundlich zu Menschen,
sollte allerdings nicht zu Familien
mit Kindern, Katzen oder Kleintieren
vermittelt werden.
Lucky hat mittlerweile gelernt, an
der Leine zu laufen, und das kostet
er in vollen Zügen aus. Allerdings
rennt er noch Fahrrädern und
Joggern hinterher und sollte daher
vorerst nicht abgeleint werden, bis
er zuverlässig abgerufen werden
kann. Der Besuch einer Hundeschule
würde ihm sicherlich Freude bereiten.
Für Lucky wünschen wir uns Menschen,
die Spaß daran haben, sich intensiv
mit ihm zu beschäftigen und ihm
etwas beizubringen.
NUCE – Unser 2008
in Spanien geborener
Notfall
Nuce kam als Junghund
zu uns und ist eine
freundliche, allerdings recht
scheue Hündin. Mit ihrem
langjährigen
Gefährten
Roc verstand sie sich prima,
und der Rüde gab ihr Kraft.
Nun ist ihr Roc vermittelt,
und er fehlt ihr sehr. Sie
macht einen verlorenen,
traurigen Eindruck, und auch
ihr neuer Kumpel Camoes
vermag ihren Roc nicht zu
ersetzen.
Selbst die Spaziergänge
kann sie nicht genießen;
meist möchte sie nur
Bei Interesse wenden Sie sich bitte an
Tierschutzhof
„Hof Wiesenfeld“
Wiesenfeld 4
34385 Bad Karlshafen
Tel: 0 56 72 – 92 16 39
Fax: 0 56 72 – 92 19 55
Respektiere
Magazin
Podenco Sam
Wie geht es ihm heute?
durch die Dobby wieder zu humpeln
begann. Eine Physiotherapie soll nun
Abhilfe schaffen.
Wenn Sie Sam beziehungsweise Dobby auch weiterhin bei seiner Genesung unterstützen wollen, können Sie
nach wie vor gerne für ihn spenden.
Europäischer Tier- und
Naturschutz e.V.
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE59 3705 0299 0007
0070 19
BIC: COKSDE33XXX
Verwendungszweck: Sam
I
n Heft 1/2013 stellten
wir Ihnen den schwer verletzten Podenco Sam vor,
der auf Teneriffa aus einem
fahrenden Auto geworfen
wurde und anschließend
in eine Tötungsstation kam,
in der er mehrere Wochen
lang mit Knochenbrüchen
in einem Zwinger ausharren musste. Dank der tatkräftigen Hilfe vieler Spender gelang
es, die für Sam notwendigen Operationen zu finanzieren, und der kleine
Hund konnte sich danach endlich von
den physischen und psychischen Traumata erholen.
Sam kam in Deutschland zu einer Pflegefamilie, die sich augenblicklich in
den netten Hund mit den Fledermausohren verliebte und ihn gleich ganz
übernahm. Dort hat er sich inzwischen
gut eingelebt und auch einen anderen
Namen bekommen: Sam heißt nun
Dobby. Dobby und Kani, der andere
Hund der Familie, waren von Beginn
an unzertrennlich; und selbst zu Menschen fasste Dobby bald wieder Vertrauen. Auch körperlich erholte sich
der Mini-Podenco mehr und mehr und
entwickelte sich in kurzer Zeit zu einem
wahren Energiebündel. Er liebt Spiele,
Spaziergänge und Fahrradtouren –
Respektiere
Dobby ist von jeder Form von Bewegung hellauf begeistert!
Nun macht ihm jedoch seine
alte Verletzung wieder zu schaffen. Als Folgeerscheinung der
alten Brüche entstanden an verschiedenen Stellen des Beckens
schmerzhafte
Entzündungen,
15
Magazin
Der Krieg in der Ukraine
Chronik eines Überlebenskampfes für Mensch und Tier
Seit einem Jahr toben nun schon die Unruhen in der Ukraine, angefangen mit den Protesten auf
dem Maidan in Kiew im Dezember 2013 und der Besetzung der Krim durch Russland bis hin zu
den blutigen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine. Während die Proteste auf dem Maidan
trotz starker Gewaltausbrüche das öffentliche Leben der Stadt weitgehend unberührt ließen, entwickelten sich die Kämpfe im Osten zu einem Bürgerkrieg, der das Zuhause Tausender Ukrainer
zerstörte. Besonders schlimm traf es die Tierschützer in den Regionen Donezk und Lugansk.
I
m Osten der Ukraine arbeitet der ETN
e.V. seit einigen Jahren mit mehreren
Tierheimen, Tierschutzorganisationen
und Stadtverwaltungen zusammen;
erst kurz vor Beginn der Unruhen
unterschrieb der ETN beispielsweise
einen Kooperationsvertrag mit der
Stadt Donezk. In Donezk kooperieren
wir außerdem mit dem Tierheim PIF
und der Akhmetov-Stiftung. Auch
in Lugansk hat der ETN seit einiger
Zeit mehrere Kooperationspartner, so
beispielsweise die private Tierklinik
„Stadt der Freunde“ und das Tierheim
„Give a paw“. Außerdem unterstützen
wir ein privates Tierheim in Gorlovka
und zwei kleine Auffangstationen
in den Städten Stachanow und
Pervomajsk.
Von all diesen Partnern erreichten uns
seit Beginn des Krieges wöchentlich
neue Schreckensmeldungen, woraufhin der ETN eine groß angelegte
Spendenaktion ins Leben rief, um
das Überleben der Tierschützer und
ihrer Tiere zu sichern. Im Folgenden
möchten wir Ihnen eine Übersicht über
den Ablauf der Ereignisse und zum
Schicksal der Menschen und Tiere in
den Krisenregionen geben.
16
April 2014:
Im Osten der Ukraine gibt es erste
Unruhen, nachdem bei einem
Referendum der Anschluss der Krim
an Russland beschlossen wurde. Die
Region um Donezk und Lugansk wird
nach und nach von pro-russischen
Separatisten besetzt, die einen
Anschluss der Region an Russland
verlangen. Einige Wochen später
beginnt der militärische Einsatz der
ukrainischen Armee gegen die prorussischen Separatisten. Die Kämpfe
konzentrieren sich zunächst auf die
Stadt Lugansk und die Umgebung
von Donezk, weiten sich aber mehr
und mehr aus, bis der Bürgerkrieg
schließlich den ganzen Osten fest im
Griff hat.
Seit Beginn der Krise in der Ukraine
erhalten Tierschützer und Tierheime
beinahe keine Spenden mehr, und so
sind die Tierheime im Osten bereits zu
Beginn des Bürgerkrieges am Ende
ihrer Ressourcen angelangt.
Besonders schwer getroffen hat es das
Tierheim „Give a paw“ in Lugansk;
dort ernähren sich die Hunde seit
Beginn der Unruhen nur noch von
Brot, wenn überhaupt. Die Tierklinik
„Stadt der Freunde“, mit der wir seit
einigen Jahren kooperieren, trifft
bereits Vorkehrungen zur Evakuierung
der Tiere und Schließung der Klinik.
Die Bürger der umkämpften Städte
verlassen zunehmend ihre Heimat,
aber die Tierschützer können ihre
Schützlinge nicht alleine lassen.
Allein im Tierheim „PIF“ in Donezk
befinden sich zu Beginn des Krieges
900 Tiere, die täglich versorgt werden
müssen. Als sich die Lage zuspitzt,
bleiben der Tierheimleiterin Viktorija
nur noch wenige Mitarbeiter, um den
täglichen Kampf ums Überleben zu
bewältigen. Alle anderen haben die
Viele Menschen und Tiere haben nichts mehr,
wohin sie gehen können.
Respektiere
Magazin
Stadt verlassen …
Das Tierheim von Gorlovka liegt in
der Nähe von Donezk, aber relativ
weit entfernt von der nächst größeren
Stadt. Durch seine abgeschiedene
Lage ist das Tierheim zu Anfang
des Krieges nicht von direkten
Kriegshandlungen betroffen, doch
auch hier wird die Beschaffung von
Futter zunehmend schwer.
Mai / Juni 2014:
Die Präsidentschaftswahlen in der
Ukraine bringen nicht die erhoffte
Beruhigung der Lage. Zwar gibt es im
Juni eine erste einseitige Feuerpause,
doch sie hält nicht lange an. Trotz
Friedensgesprächen
werden
die
Kämpfe fortgeführt.
Die Tierheime PIF und Gorlovka
nehmen verstärkt Hunde aus stark
umkämpften Gebieten auf, obwohl
sie selbst bereits Probleme haben,
ihre eigenen Tiere zu versorgen.
Doch die Hilfsbereitschaft unter den
Tierschützern ist trotz der brenzligen
Situation ungebrochen.
Juli 2014:
In Lugansk bricht das gesamte öffentliche Leben allmählich zusammen.
Banken und Supermärkte sind geschlossen, Strom und Wasser gibt es
in weiten Teilen der Stadt nicht mehr.
Telefon- und Internetverbindungen
sind kaum vorhanden. Die Tierschützer
im Tierheim „Give a paw“ müssen
sich mit einem Generator behelfen,
Respektiere
den sie an wenigen Tagen in der
Woche ausleihen können, und der
kurzzeitig Strom bringt. Unserer
Mitarbeiterin in Kiew gelingt es
schließlich, einen gespendeten
Generator ins Tierheim zu schicken.
Die Lage im Tierheim spitzt sich weiter
zu, als die Separatisten ein Lager
unmittelbar neben dem Tierheim
errichten und die Tierschützer somit
direkt in die Kämpfe verwickeln.
Es wird zunehmend schwerer,
das Tierheim zu betreten, und
die Tierschützer laufen permanent
Gefahr, unter Beschuss zu geraten.
Die Mitarbeiter im „Give a paw“
lassen vorsichtshalber die Hunde
aus ihren Zwingern, damit sie
sich frei auf dem Tierheimgelände
bewegen und bei Beschuss Schutz
auf dem weitläufigen Gelände
suchen können. Ende des Monats
kann die Tierheimleiterin Irina das
Gelände selbst nicht mehr betreten.
Ehemalige Mitarbeiter versorgen
die Tiere weiter, aber tagelang
bekommen wir kein Update zur
Situation der Tiere dort. Das
Tierheim wird von den Separatisten
abgesperrt, die Lage ist ungewiss.
In der kleinen Stadt Stachanow
in der Nähe von Lugansk haben
Separatisten und Straßenbanden die
Kontrolle übernommen. Die Leiterin
des kleinen privaten Tierheims dort
beginnt unter Hochdruck, ihre Hunde
zu vermitteln; viele Tiere finden
in Deutschland und Russland ein
neues Zuhause. Wenn alle Hunde
vermittelt sind, wird sie das Tierheim
schließen und die Stadt verlassen. Alle
Aufbauarbeit der letzten Monate war
umsonst …
Die ukrainische Armee rückt unterdessen weiter Richtung Donezk
vor, kann kleinere Städte im Umkreis
zurückerobern, und ab Mitte des
Monats werden erste direkte Gefechte
aus der Stadt gemeldet.
In Lugansk und Donezk sind viele
Stadtteile mittlerweile weitestgehend
verlassen. Die Bürger flüchten zu
Tausenden nach Russland oder in den
Westen der Ukraine. Ihre Haustiere
lassen sie zurück; sie irren hungrig und
ziellos durch die Straßen der Städte.
Die Tierschützer versuchen, die Tiere
zu füttern und in ihre Auffangstationen
aufzunehmen,- oft riskieren sie dabei
selbst ihr Leben.
Die Versorgung der Tierheime wird
zunehmend schwieriger, auch unsere
Mitarbeiterin in Kiew hat Probleme,
unsere Spenden in den Osten liefern
zu lassen. Geld- und Futterübergaben
funktionieren nur noch über Umwege.
An die Tierheime Gorlovka und
„PIF“ können wir mehrere Tonnen
Weizenschrot liefern lassen, die von
den ETN-Spendengeldern bezahlt
wurden, und in den darauf folgenden
Wochen wird sich herausstellen, dass
diese Lieferungen lebenswichtig für
Mensch und Tier sein werden.
Ende Juli / August 2014:
Das Tierheim Gorlovka gerät
ins Zentrum des Krieges zwischen
Separatisten und ukrainischer Armee.
Lange war die Abgeschiedenheit des
Geländes ein Vorteil für das Tierheim,
aber jetzt sind die Mitarbeiter und
ihre Tiere regelrecht eingekesselt.
Nahrungsmittel und Futter für die
Tiere können nicht mehr ins Tierheim
geliefert werden, und wenn die
Mitarbeiter das Gelände verlassen,
müssen sie an den Separatisten vorbei
- direkt durch das Kampfgeschehen
hindurch. In den nächsten Wochen
leben die Mitarbeiter, Flüchtlinge,
Hunde und Katzen, die das Tierheim
beherbergt, nur von dem Weizen, der
von den ETN-Spendengeldern gekauft
werden konnte.
Donezk trifft es als Hochburg der
Separatisten ebenfalls besonders
schlimm. Die Separatisten verschanzen
sich in der Stadt, und seit Beginn der
ukrainischen Offensive kann man sich
in der Stadt nicht mehr bewegen.
Wasser und Strom gibt es teilweise
nicht mehr, Geschäfte und Kliniken
sind geschlossen. Die Tierschützer
des Tierheims „PIF“ harren bei ihren
Schützlingen aus, und zunehmend
wird das Tierheim auch zum
Zufluchtsort für die Mitarbeiter und
Menschen, die aus ihren Häusern
17
Magazin
fliehen mussten. So konnte sich
beispielsweise die Buchhalterin des
„PIF“ mit ihrer Familie in das Tierheim
retten, als ihr Stadtteil unter Beschuss
lag. Diese Entscheidung hat ihr und
ihrer Familie das Leben gerettet, denn
in ihr Haus schlug kurz darauf eine
Granate ein … Viktorija, die Leiterin
des „PIF“, konnte glücklicherweise
einen kleinen Vorrat an Lebensmitteln
und Futter ansammeln, so dass die
Mitarbeiter und Tiere dort zumindest
keinen Hunger leiden müssen.
Tierheimleiterin Irina aus Lugansk kann
lange Zeit nicht mehr ins Tierheim
„Give a paw“, da man sie nicht mehr
nach Lugansk einreisen lässt. Einige
Tierschützerinnen versuchen immer
wieder, an den Separatisten vorbei
ins Tierheim durchzudringen, doch da
es in Lugansk keine Telefonverbindung
mehr gibt, erfahren wir erst Wochen
später, wie es den Tieren geht.
Lugansk und Donezk sind mittlerweile
fast komplett zerstört, auf den Straßen
toben Kämpfe, und Menschen und
Tiere, die in den Städten bleiben
mussten,
führen
täglich
einen
verzweifelten Kampf ums Überleben.
Die ukrainische Armee kann Teile von
Lugansk zurückerobern, muss aber
immer wieder Rückschläge einstecken.
Ein Kampf um eine zerstörte Stadt …
September 2014:
Eine Waffenruhe wird ausgehandelt,
aber von beiden Seiten nicht
durchgehend befolgt. In Donezk
und Lugansk kommt es trotz der
Vereinbarung immer wieder zu
Kämpfen; es gibt mehrere Tote.
Anfang September hören wir zum
ersten Mal nach drei Wochen wieder
etwas von Irina, der Tierheimleiterin
von „Give a paw“ in Lugansk.
Das Tierheim existiert noch, doch
fünf Hunde wurden bei Angriffen
getötet. Die anderen Tiere haben
glücklicherweise überlebt. Da man
in Lugansk keinerlei Lebensmittel
kaufen kann, bringen die Tierschützer
Futter von außerhalb mit. Doch ein
Durchkommen ist trotz Waffenruhe
manchmal schier unmöglich, und
öffentliche Verkehrsmittel gibt es schon
lange nicht mehr.
Auf der Straße von Lugansk werden die
Hunde, die auf der Suche nach Futter
durch die Stadt irren, mittlerweile von
Separatisten einfach erschossen.
Das Tierheim von Stachanow ist
mittlerweile aufgelöst, alle Tiere
konnten vermittelt werden, und die
Mitarbeiter haben sich in Sicherheit
gebracht. Stachanow ist zerstört und
vollständig von Separatisten und
Straßenbanden besetzt.
In Donezk gibt es ebenfalls keine
funktionierende Infrastruktur mehr,
Bahnhof und Flughafen sind schon
lange vollständig zerstört. Allerdings
gibt es noch einige Geschäfte, in
denen man Nahrungsmittel und
Hundefutter kaufen kann, und über
einen Paketdienst konnte unsere
Mitarbeiterin noch Medikamente zum
„PIF“ liefern lassen. Die Tiere des
„PIF“ haben also Glück im Unglück.
Zum Tierheim von Gorlovka haben
wir seit längerer Zeit keinen direkten
Kontakt mehr. Noch immer ernähren
sich Mensch und Tier dort von dem
gespendeten Weizen, ab und zu
können Dorfbewohner ein paar
Lebensmittel zu den Tierschützern
bringen. 300 Hunde sind in dem Heim
zu versorgen, das von Separatisten
eingekreist und völlig von der
Außenwelt abgeschnitten ist.
Ende September 2014:
Am Ende des Monats entspannt sich
die Lage ein wenig, die Menschen
versuchen während des (brüchigen)
Waffenstillstandes
wieder
zur
Normalität zurückzukehren. Einige
Supermärkte verkaufen in Lugansk
wieder wenige Lebensmittel auf der
Straße, und Irina von „Give a paw“
kann Weizen für ihre Hunde und
Benzin für den Generator kaufen.
Trotzdem ist sie mit ihrer Kraft am
Ende, zumal eines Tages Separatisten
in ihr Tierheim eindringen und wahllos
15 Hunde direkt in ihren Zwingern
erschießen. Monatelang haben diese
Tiere den Krieg überlebt, Menschen
haben für sie ihr Leben riskiert, nur um
dann ohne jeden Grund getötet zu
werden. Einfach so.
Futterlieferungen in die Tierheime
sind noch immer nicht möglich, doch
zumindest vom Tierheim Gorlovka
haben wir mittlerweile die Nachricht
erhalten, dass sie von unseren
Spenden neuen Weizen kaufen
konnten. Ein kurzes Aufatmen in einem
endlos scheinenden Krieg …
Oktober 2014:
Der Waffenstillstand im Osten wird
nach offiziellen Angaben eingehalten,
trotzdem berichten uns die Tierschützer
aus Donezk und Lugansk noch immer
von schweren Kämpfen.
Die Stadt Pervomajsk wird von
Separatisten gehalten, die streunende
Hunde und Katzen massenweise
erschießen. Sie begründen dies
mit einer möglichen Ausbreitung
18
Respektiere
Magazin
der Tollwut, und so müssen die
Tierschützer von Pervomajsk nun alles
daran setzen, möglichst viele Tiere zu
impfen und zu markieren, denn nur
dann werden sie von den Separatisten
verschont. Zusätzlich zu diesen
Impfungen retten die Tierschützer
von Pervomajsk unglaublich viele
Straßentiere, nehmen sie in ihrem
kleinen Tierheim auf und verteilen
mit dem Fahrrad in der gesamten
Stadt Futter. Trotz Nahrungsmangel
und der ständigen Bedrohung durch
randalierende Banden leisten diese
Tierschützer schier Übermenschliches!
In Pervomajsk wie auch in allen
anderen Gebieten der Ost-Ukraine
gibt es mittlerweile massenhaft
ausgesetzte, zurückgelassene Tiere,
die aus den Nachbarstädten und
-dörfern in die größeren Städte
kommen. Sie alle hungern, frieren und
benötigen medizinische Versorgung.
In Lugansk kann Tierheimleiterin
Irina nur mit viel Glück Weizen und
altes Brot für ihre 300 Hunde im
Tierheim „Give a paw“ kaufen; viele
Hunde sind mittlerweile abgemagert.
Das Tierheim ist völlig überfüllt, denn
immer wieder kommen neue Hunde
von der Straße hinzu. Doch Irina will
und kann kein einziges Tier abweisen,
denn auf der Straße werden sie von
den Separatisten einfach erschossen.
Mittlerweile fallen die Temperaturen
in der Ost-Ukraine nachts auf
-10 °C, und der Winter naht
erbarmungslos. Schon unter normalen
Viktorija, Leiterin des Tierheims „PIF“, mit
einigen Spenden des ETN
Respektiere
Umständen stellt der ukrainische
Winter die Tierschützer vor große
Herausforderungen, doch diesmal
kann er das Todesurteil für Tausende
Menschen und Tiere bedeuten. Ohne
Brennholz und ausreichend Futter
werden die Tierschützer ihre Hunde
und Katzen nicht über den Winter
bringen können!
Bis Redaktionsschluss hielt die
Waffenruhe in der Ost-Ukraine
weitgehend an, doch die Situation
unserer Partner-Tierheime vor Ort hat
sich kaum verbessert.
Wohin man schaut, die Situation
ist überall dieselbe: Menschen und
Tiere leiden Hunger, die Bedrohung
durch
Separatistengruppen
ist
allgegenwärtig, und der nahende
Winter stellt die Menschen vor schier
unlösbare Probleme. Brennholz ist
knapp, die Tierschützer können die
Räume ihrer Tierheime nicht beheizen
und kein Futter für die Hunde kochen.
Die Städte Donezk, Lugansk und
Gorlovka sind fast vollständig zerstört,
es gibt nur wenige Möglichkeiten,
Lebensmittel und Futter für die Tiere
zu kaufen, und eine Ausreise ist nur
selten möglich. Doch die Tierschützer
können ohnehin nicht weg, denn sie
können die mehr als 900 Hunde und
Katzen im PIF, die 300 Tiere im „Give
a paw“ und die 300 Schützlinge im
Tierheim von Gorlovka nicht einfach
im Stich lassen.
Die Tierschützer in der Ost-Ukraine
kämpfen jeden Tag um das Überleben
ihrer Tiere und begeben sich damit
noch immer in größte Gefahr. Eine
medizinische Versorgung für die Tiere
in den bombardierten Städten gibt es
nicht mehr, Tierärzte und Kliniken sind
geschlossen.
Als Außenstehender kann man sich
kaum vorstellen, was die Menschen
und Tiere in den Kriegsgebieten in
den letzten Monaten durchmachen
mussten, und wie sie ihre Zukunft in
einem zerstörten Land bewältigen
sollen. Für uns, das Team des ETN, ist
es erschreckend zu sehen, wie schnell
all unsere Projekte in diesen Städten
auf einmal nebensächlich werden,
und es plötzlich nur noch darum geht,
das Überleben der Tierschützer und
ihrer Schützlinge zu sichern.
Dies ist uns mit Ihrer Hilfe, liebe Leser
von ‚Respektiere‘ und Mitglieder des
ETN, in den letzten Wochen gelungen,
und im Namen der Menschen und
Tiere der Ost-Ukraine danken wir
Ihnen ganz herzlich dafür! Sehr viele
hilfsbereite Menschen reagierten
auf unsere Spendenaufrufe, und so
konnten wir in den letzten Monaten
über 10.000 Euro für die Ost-Ukraine
sammeln, die direkt und ohne Abzüge
an die Tierschützer in Donezk,
Lugansk, Stachanow, Gorlovka und
Pervomajsk weitergegeben wurden.
Doch die Krise in der Ost-Ukraine
ist noch nicht vorbei, die Hunde
und Katzen in unseren befreundeten
Tierheimen leiden noch immer Hunger
und Durst, und niemand weiß, wie es
in der Region weitergehen wird. Die
Tiere in der Ukraine benötigen also
weiterhin Ihre Hilfe, liebe Leser!
Wenn Sie spenden möchten, nutzen
Sie bitte folgende Kontoverbindung:
Europäischer Tier- und
Naturschutz e.V.
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE59 3705 0299 0007
0070 19
BIC: COKSDE33XXX
Verwendungszweck:
Notfallhilfe Ost-Ukraine
19
Magazin
Zehn Neujahrsvorsätze,
die die Welt retten
E
s ist wieder soweit: Das neue
Jahr steht vor der Tür. Und
mit ihm massenweise gute
Vorsätze, deren Sinnhaftigkeit
man bereits am Neujahrstag
bezweifelt, und die in 99% der
Fälle sowieso nie umgesetzt
werden. Wir helfen Ihnen aus
diesem Dilemma und möchten
Ihnen zehn Vorsätze mit auf
den Weg geben, die wirklich
gut sind.
letzten Jahren Sommerhochwasser
an der deutschen Nordseeküste
stark zugenommen und bedrohen
zunehmend Brutvögel an der Küste.
Durch die Klimaveränderung wird es
zu Hungersnöten und Wassermangel
und damit zur Anfachung gewaltsamer
Konflikte kommen.
Mit einer stärkeren Erderwärmung
und einem damit verbundenen
Meeresspiegelanstieg
werden
nicht nur Millionen Menschen ihre
Heimat verlieren, auch einzigartige
Ökosysteme wie das Wattenmeer
oder
Mangrovenwälder
werden
verschwinden.
Korallenriffe
werden durch den CO2-Anstieg im
Wasser stark bedroht, der Lebensraum kälteliebender Tier- und
Guter Vorsatz Nr. 1
Fahren Sie weniger Auto
Wie der fünfte Klimabericht der IPCC
darstellt, wird sich die durchschnittliche
Temperatur auf der Erde bis zum
Ende des Jahrhunderts um 2,6
bis 4,8°C (verglichen mit dem
heutigen Niveau) erwärmen,
wenn der Ausstoß von Treibhausgasen voranschreitet wie
bisher. Mit dem Anstieg der
Treibhausgaskonzentration
in
der Atmosphäre und der Temperaturen werden mehr extreme
Wetterereignisse zu verzeichnen
sein, so beispielsweise starke
Hitzeperioden,
Dürren
in
ohnehin
schon
trockenen
Regionen,
stärkere
Stürme
Bei 15.000 km gefahrener Strecke pro Jahr
und Überflutungen. Anzeichen
produziert jeder Deutsche durchschnittlich
dieser Veränderungen gibt es
1,785 t CO2 .
bereits jetzt. So haben in den
Foto: Rainer Sturm_pixelio
20
Pflanzenarten schrumpft, und die
Artenzusammensetzung an Land und
im Wasser verschiebt sich generell.
Was hat das alles mit Ihrem Auto
zu tun? Mehr als Sie denken! Ein
umweltfreundlicher Kleinwagen produziert pro gefahrenem Kilometer
119 g CO2. Größere und ältere Autos
verursachen deutlich mehr CO2 pro
Kilometer.
Bei einer Jahresfahrleistung von
15.000 km ergeben sich:
0,119 kg x 15.000 km = 1,785 t CO2
Allein an dieser Rechnung lässt sich
schon ersehen, wie sehr man seinen
CO2-Ausstoss verringern kann, wenn
man wenigstens ab und zu einmal
aufs Auto verzichtet. Ein Fünftel
des in Deutschland ausgestoßenen
Kohlendioxids ist dem Straßenverkehr
zuzurechnen,
Tendenz
steigend.
Wenn das vorgegebene Ziel ist,
den CO2-Ausstoß in Deutschland
um 60 bis 80 % zu reduzieren,
übersteigt der Durchschnittsbürger
allein mit der durchschnittlichen
jährlichen
Autofahrleistung
sein
klimaverträgliches Budget.
Guter Vorsatz Nr. 2
Essen Sie weniger oder besser
noch gar kein Fleisch
Neben dem Straßenverkehr ist
die Produktion von Fleisch und tierischen Produkten einer der größten
Klimasünder. Durchschnittlich ver-
Respektiere
Magazin
Fleischverzicht werden mithin unsere
Ressourcen insgesamt geschont.
Und nicht zuletzt leistet man einen
wichtigen Beitrag zum Tierschutz.
Die Beispiele von Tierquälerei in der
Produktion tierischer Lebensmittel sind
endlos: Von Hochleistungszuchten für
die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion
über mangelndes Platzangebot und
fehlenden Auslauf, das Kupieren
von Schnäbeln und Schwänzen, das
Töten „unbrauchbarer“ Tiere wie
beispielsweise Eintagsküken bis hin
zu verheerenden Verstößen gegen
den Tierschutz bei der Schlachtung.
An dieser Stelle alle Missstände
aufzuführen, ginge zu weit, aber
jedem Tierschützer dürften diese
Themen auch hinlänglich bekannt
sein. In den letzten Ausgaben von
„Respektiere“ haben wir außerdem
einige dieser Themen aufgegriffen.
Sojafeld in Brasilien: Für das Soja, das meist
als Viehfutter genutzt wird, muss wertvoller
Regenwald sterben.
Foto: Klimabündnis Österreich
GmbH_pixelio.de
ursacht jeder Deutsche pro Jahr
Treibhausgasemissionen in Höhe
von etwa elf Tonnen. Davon werden
zwischen 1,5 und 2 Tonnen durch
unsere Ernährung verursacht (ca. 1520% unserer Gesamtemissionen).
Dabei macht es einen großen
Unterschied, ob wir viel Fleisch
oder überwiegend Gemüse essen,
denn den mit Abstand höchsten
Anteil unserer ernährungsbedingten
Treibhausgasemissionen verursachen
wir durch tierische Lebensmittel - nur
etwa 8 % durch pflanzliche. Dabei
ist Rindfleisch mit 13.000 g CO2Äquivalent pro Kilogramm absoluter
Spitzenreiter; für Geflügel liegen
die Emissionen bei 3.500 g CO2Äquivalent pro Kilogramm. Gemüse
verursacht dagegen nur etwa 150
g pro Kilogramm. Im Durchschnitt
entsteht bei der Produktion pflanzlicher
Lebensmittel nur etwa ein Zehntel der
Treibhausgasemissionen
tierischer
Produkte.
Die verheerende CO2-Bilanz bei
der Fleischproduktion wird vor allem
durch die Rodung von Wäldern
verursacht,
um
Weideland
zu
schaffen oder Futtermittel, allen
voran Soja, anzubauen. Allein 70 %
der neu gerodeten Flächen weltweit
werden Weideland. Gerodet werden
Respektiere
hierfür vor allem die Regenwälder
Südamerikas, die als grüne Lunge
unseres Planeten CO2 speichern und
umsetzen und somit nicht nur aufgrund
ihres einzigartigen Lebensraumes,
sondern auch aufgrund ihrer Rolle für
das Weltklima zwingend geschützt
werden müssen. Rund 80 % des nach
Deutschland importierten Soja stammt
aus Südamerika.
Ein weiterer Grund für die hohen
Treibhausgasemissionen
ist
der
hohe
Energiebedarf
bei
der
Fleischproduktion. Für eine Kalorie
Rindfleisch muss man beispielsweise
die 30-fache Menge an Getreidekalorien aufbringen. Neben
Futtermitteln werden außerdem noch
Düngemittel, Pflanzenhilfsstoffe und
Treibstoff verbraucht.
Bei Wiederkäuern wie Rind, Ziege
oder Schaf kommt außerdem ein
hoher Methanausstoß hinzu, da während des Verdauungsprozesses im
Pansen laufend Methan hergestellt
wird. Methan hat eine 25-mal stärkere
Wirkung als Kohlendioxid.
Wenn jeder Bundesbürger nur einmal
wöchentlich auf Fleisch verzichtete,
könnte das in Deutschland zu einer jährlichen Gesamteinsparung
von rund neun Millionen Tonnen
Treibhausgas-Emissionen führen. Das
entspricht umgerechnet 75 Milliarden
PKW-Kilometern.
Neben dem Klimawandel gibt es
viele weitere Gründe, auf Fleisch
zu verzichten. So werden für 1 kg
Rindfleisch beispielsweise 15.000
Liter Wasser verbraucht; durch
Guter Vorsatz Nr. 3
Wechseln Sie den Stromanbieter
Klimakiller Nr. 3, neben Straßenverkehr
und Fleischverzehr, ist natürlich der
Abbau und die Verbrennung fossiler
Energieträger wie Kohle, Öl und
Gas. Kohle ist der klimaschädlichste
Braunkohletagebaue zerstören nicht nur ganze
Landschaften, sondern auch das Klima.
Foto: Harald Schottner_pixelio.de
Energieträger überhaupt, denn bei
der Verbrennung von einer Tonne
Steinkohle werden 2,68 Tonnen
und bei einer Tonne Braunkohle
sogar 3,25 Tonnen CO2 freigesetzt.
Auf der gesamten Welt wird Kohle
als Energieträger genutzt, rund
40 % des weltweiten Stroms werden
durch Kohle erzeugt. Deutschland
ist dabei weltweit führend bei der
Luftverpestung durch Braunkohle:
Rund ein Fünftel der gesamten
deutschen CO2-Emissionen stammen
21
Magazin
aus Braunkohlekraftwerken.
Die Klimabilanz von Kohlekraftwerken ist außerordentlich
schlecht, denn selbst mit
modernster Technik erreichen
sie nur einen Wirkungsgrad
von gerade einmal 45 %. Der
Rest der erzeugten Energie
wird als Abwärme aus den
Schornsteinen gepustet. Doch
moderne Technik ist in vielen
deutschen Kraftwerken ohnehin
ein Fremdwort; zahlreiche Kraftwerke sind veraltet und müssten
längst erneuert werden. Doch
anstatt dies als Chance für
einen Umstieg zu erneuerbaren
Energien zu sehen, halten
die Energiekonzerne (allen
voran
die
Energieriesen
Vattenfall, E.ON, EnBW und
RWE) sowie Politiker an der
schmutzigen Kohle fest und
planen sogar die Erschließung
neuer Tagebaugebiete wie
beispielsweise in der Lausitz.
Für diese Tagebaue müssen
Tausende Menschen umgesiedelt
werden, historische Dörfer und
einzigartige Naturschutzgebiete
werden zerstört, und die
Landschaft wird bis auf weiteres
in Tagebau-Wüsten verwandelt.
Mit der Erschließung neuer
Tagebaue und dem Bau neuer
Kohlekraftwerke ist sicher, dass
Deutschland sein Klimaschutzziel
bis zur Mitte des Jahrhunderts verfehlen
wird.
Einen
klimafreundlichen
Anstrich wollen Politik und Energiekonzerne der Braunkohle über
neue CO2-Speichertechniken (CCSTechnologie, CO2-Verpressung und
-Speicherung) geben. Allerdings ist
auch die Speicherung von CO2 sehr
energieintensiv, die Speicherorte im
Boden müssen intensiv überwacht
werden, und Leckagen sind nicht
ausgeschlossen.
Im Gegensatz zum Braunkohletagebau
wird der deutsche Steinkohlebergbau
bis 2018 beendet, da in diesem
Jahr die Subventionen auslaufen,
die den deutschen Steuerzahler in
den letzten rund 65 Jahren über
330 Milliarden Euro gekostet haben.
Die
Steinkohlekraftwerke
laufen
aber dennoch weiter, und zwar mit
Importkohle aus Russland, Südafrika
und Kolumbien.
Insgesamt setzen Kohlekraftwerke nicht
nur Unmengen Treibhausgase frei,
sondern pusten auch Schwefeldioxid,
Feinstaub, Quecksilber und Stickoxide
22
sondern
ausschließlich
auf erneuerbare Energien
gesetzt wird. Vorsicht auch
bei Anbietern, die einzig das
RECS-Zertifikat (Renewable
Energy Certificate System)
nutzen. Dies ist kein Ökostromlabel, da es sich um ein
Zertifikat handelt, das auch
Anbieter erwerben können,
die keinen Ökostrom herstellen. Produzenten von
Ökostrom
erhalten
mit
RECS ein Zertifikat, das sie
weiterverkaufen
können,
auch an ein Unternehmen
wie beispielsweise Vattenfall. Mit diesem Zertifikat
könnte Vattenfall dann beispielsweise einen Teil seines
Atomstroms als Ökostrom
verkaufen.
Das
RECSSystem bietet also keine
Sicherheit, dass es sich bei
dem genutzten Strom um
wirklichen Ökostrom handelt.
Das Ziel eines wirklichen
Ökostromanbieters, Anlagen
für erneuerbare Energien
weiter zu fördern, wird hier
ebenfalls nicht erreicht.
Wo Plastikverpackungen unvermeidbar sind,
sollte bitte auf Recycling geachtet werden.
Foto: Andreas Morlok_pixelio.de
in die Luft, die das Risiko für
Lungenkrankheiten, Schlaganfälle und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.
Wenn Sie den Stromanbieter wechseln, zeigen Sie nicht nur der
Braunkohlepolitik von E.ON, EnBW,
Vattenfall, RWE und Co. die rote Karte,
sondern setzen auch noch einmal ein
deutliches Zeichen gegen die Nutzung
von Kernkraft. Denn obwohl es
gesetzlich beschlossen ist, dass 2022
das letzte deutsche Atomkraftwerk
vom Netz gehen soll, laufen die
Energiekonzerne Sturm gegen diesen
Atomausstieg und reichten unter
anderem
Verfassungsbeschwerden
ein.
Die großen Stromkonzerne sind
somit Bremsklötze beim Ausbau
erneuerbarer Energien, und der
deutsche Verbraucher kann diesem
Kurs eine Absage erteilen, indem
er zu Ökostrom-Anbietern wechselt.
Dabei sollte man darauf achten, dass
man keinen Strom-Mix aus fossilen und
erneuerbaren Energiequellen erhält,
Guter Vorsatz Nr. 4
Kaufen Sie weniger
Artikel aus Plastik
Sollte irgendwann in ferner
Zukunft einmal jemand unser Zeitalter
analysieren, dann wird er das nicht
anhand von Fossilien tun, sondern
anhand unseres Mülls. Unser Zeitalter
würde dann wohl - analog zu Begriffen
wie „Steinzeit“ oder „Bronzezeit“ „Plastikzeit“ heißen.
Plastik ist ausgesprochen langlebig,
so benötigt eine Plastikflasche laut
Umweltbundesamt 450 Jahre bis
sie zersetzt ist; Nylonnetze für den
Fischfang benötigen sogar 600 Jahre.
Der Plastikmüll, den wir unachtsam
wegwerfen, landet über Umwege
im Meer und zirkuliert dort in den
Meeresströmungen.
Einer
dieser
Strömungswirbel befindet sich im
Nord-Pazifik, erreicht die Ausmaße
Mitteleuropas und trägt mittlerweile
den Namen „Great Pacific Garbage
Patch“. Die Plastikteile zirkulieren
jahrelang in den Wirbeln, im
Nordpazifik hat der Plastikmüll
eine Dichte von einem Müllteil pro
Quadratmeter eingenommen.
Plastikmüll im Meer wird von vielen
Meerestieren als Futter wahrgenom-
Respektiere
Magazin
men, so beispielsweise von Vögeln
wie dem Eissturmvogel, der sein Futter
von der Wasseroberfläche absammelt.
Bei der Untersuchung verendeter
Eissturmvögel an der Nordseeküste
wurden zahlreiche Vögel entdeckt,
die verhungert waren, da sie den
gesamten Magen mit unverdaulichen
Plastikteilen gefüllt hatten. Jährlich
kommen schätzungsweise etwa eine
Million Seevögel durch Meeresmüll
zu Tode. Auch Meeresschildkröten,
die sich von Quallen ernähren,
können insbesondere durchsichtige
Plastikfolien mit Futter verwechseln
und daran sterben.
Hochseevögel, Schildkröten, Robben und Delphine verheddern sich
außerdem immer wieder in sogenannten Geisternetzen, das sind
Netze, die von Fischern aufgegeben
und zurückgelassen wurden oder die
einfach verlorengegangen sind und
im Meer treiben. Den Tieren, die sich
in den Netzen verfangen, droht der
Erstickungstod.
Durch UV-Strahlung und die Wellenbewegungen werden die Plastikteile
mit der Zeit zunehmend spröde und
zerfallen in kleinere Teile. Doch damit
ist das Problem nicht gelöst, denn
diese Mikroplastik treibt weiterhin
im Meer und wird von Tieren, die
Plankton fressen, zusammen mit
diesem aufgenommen. Die Plastikpartikel sammeln sich im Magen an
und geben im Kunststoff enthaltene,
gesundheitsschädliche Chemikalien
an den Organismus ab. An den
feinen Partikeln lagern sich außerdem
giftige Chemikalien aus dem Meer
an, die dann ebenfalls im Gewebe
der Planktonfresser akkumulieren und
sich über die Nahrungskette bis hin zu
Meeressäugern und dem Menschen
immer weiter anreichern.
Auch an Land findet sich Mikroplastik
zuhauf. Manche Strände bestehen
mittlerweile zu einem größeren Teil
aus Mikroplastikpartikeln als aus
Sandkörnern.
Um Plastikmüll zu vermeiden, kann man
beim Einkauf darauf achten, möglichst
viele Dinge ohne Plastikverpackung
zu kaufen, was zugegebenermaßen
nicht immer einfach ist.
Gemüse und andere
frische Nahrungsmittel
ohne Verpackung findet
man beispielsweise auf
Wochenmärkten.
Anstatt beim Einkauf
Plastiktüten zu benutzen,
kann man auf den guten
alten Jutebeutel oder
Papiertüten zurückgreifen. Bei Dingen, die
doppelt und dreifach
in Plastiktüten verpackt
sind (wie beispielsweise
manche Gummibärchen
eines namhaften Herstellers), kann man
seinen Unmut darüber
auch durch einen Brief
an das Unternehmen
kundtun. Führen Sie
außerdem Kunststoffe ihrem ordnungsgemäßen
Recycling zu.
Wenn Sie auf Lebensmittel in Plastikverpackungen verzichten, tun
Sie außerdem nicht nur
der Umwelt, sondern
auch Ihrem Körper etwas Gutes. Im Plastik
von
PET-Flaschen,
Joghurtbechern, Trinketc.
sind
Foto: Gabi Schoenemann_pixelio.de päckchen
Weichmacher enthalten,
die
dem
Kunststoff
Respektiere
beigemischt werden, um ihn dehnbar
und elastisch zu halten, und die im
Verdacht stehen, krebserregend und
erbgutschädigend zu sein. Es gibt
Hunderte Arten von Weichmachern,
und aus jeder Plastikverpackung
werden diese zum Teil herausgelöst
und finden sich dann in dem
verpackten Nahrungsmittel wieder.
Guter Vorsatz Nr. 5
Verwenden Sie im Garten
keine Pestizide
Wer hat sich nicht schon einmal
über sogenanntes „Unkraut“ in
Blumenbeeten,
über
Schneckenoder Insektenfraß am Gemüse geärgert?! Da greift man gerne zu
Unkrautvernichtern, Insektiziden oder
Schneckenkorn, um schnelle, einfache
und effektive Abhilfe zu schaffen.
Doch liest man sich das Kleingedruckte
auf den Pestizidpackungen durch,
findet man dort Anmerkungen wie
„wassergefährdend“, „Schutzkleidung
verwenden“ und „Darf nicht in die
Hände von Kindern gelangen“. An
dieser Stelle sollte man sich einmal
fragen, ob ein Mittel, das Lebewesen
in meinem Gartenteich abtöten
kann und nur mit Schutzkleidung
ausgebracht werden darf, wirklich
etwas auf meinem Gemüse zu suchen
hat.
Bestes Beispiel für die unterschätzte
Gefährlichkeit von Pestiziden ist
das Mittel „Roundup“ der Firma
Monsanto. Das in Roundup enthaltene
Herbizid ist das Glyphosat, das
unselektiv gegen alle Pflanzen wirkt
und deshalb vor allem auf Gartenwegen und gepflasterten Plätzen
angewandt wird, wo keinerlei
Pflanzen erwünscht sind. Monsanto
betont unentwegt, Roundup sei für
Mensch und Tier völlig unbedenklich.
Neben einem Wirkmechanismus,
der nur auf pflanzliche Zellen
wirkt, hemmt Glyphosat aber auch
Stoffwechselprozesse, die auch in
tierischen Zellen stattfinden. Somit sind
Auswirkungen des Mittels auf Mensch
und Tier nicht ausgeschlossen. Es gibt
verschiedene Studien zur Toxizität von
Glyphosat, einige davon kommen
zu dem Urteil, dass der Stoff in das
Hormonsystem eingreifen und somit
beispielsweise die Entstehung von
Brustkrebs begünstigen kann. Einigkeit
über die Forschungsergebnisse gibt es
nicht, klar ist aber, dass Chemikalien,
die zusätzlich zu Glyphosat in
Roundup enthalten sind, dessen
Wirkung verstärken.
23
Magazin
Grundsätzlich gibt es über die
Giftigkeit von Pestiziden immer
unterschiedliche Ansichten, schließlich
ist den Konzernen daran gelegen,
ihre Mittel zu verkaufen und somit
Studien, die eine Unbedenklichkeit
bescheinigen, zu „fördern“. Da negative Auswirkungen teils erst nach
Jahren ans Licht kommen, und in
einem natürlichen Garten Pestizide
grundsätzlich nichts zu suchen haben,
möchten wir hier die Empfehlung
geben, auf jede Art von Chemikalien im
Garten zu verzichten und stattdessen
auf natürliche Schädlingsbekämpfung
zu setzen. Denn ein naturnaher Garten
zeichnet sich durch Artenvielfalt aus
und sollte deshalb auch Wildkräutern
und vermeintlichen Schädlingen Platz
geben. Jeder Einsatz von Pestiziden
schränkt die Artenvielfalt ein, und
zwar nicht nur bei Schädlingen,
sondern auch bei deren Feinden.
Guter Vorsatz Nr. 6
Kaufen Sie keine Cremes mit
Mikroplastik-Partikeln
Unter Neujahrsvorsatz Nr. 4 wurde
bereits auf die Problematik von
Mikroplastik im Meer eingegangen.
Mikroplastik-Partikel finden sich in
vielen Peeling-Cremes, Zahncremes
oder Kontaktlinsenreinigern und gelangen über unseren Abfluss in Flüsse
und somit schließlich ins Meer. Achten
Sie daher beim Kauf von Peelings,
Zahncremes und ähnlichem in der
Liste der Inhaltsstoffe auf Angaben wie
„Polyethylen (PE)“ oder „Polypropylen
(PP)“, und meiden Sie Kosmetik mit
diesen Zusätzen.
Unser Partner Project Blue Sea
e.V. hat zusammen mit anderen
Umweltschutzorganisationen die internationale Kampagne „Beat the
Microbead“ gestartet und bereits erste
Erfolge erzielt. Durch die Kampagne
ist das Thema endlich in der Politik
angekommen, und erste Firmen wie
L’Oréal,
Colgate-Palmolive,
Beiersdorf und Procter & Gamble haben
sich bereit erklärt, zukünftig auf Mikroplastik zu verzichten.
Weitere Informationen finden Sie auf
www.projectbluesea.de
Guter Vorsatz Nr. 7
Lassen Sie Ihre Katze
kastrieren
Die Population verwilderter Katzen
in Deutschland wächst stetig und
von den meisten Deutschen eher
unbemerkt. Schätzungen zufolge
gibt es mittlerweile zwei Millionen
24
verwilderte Katzen in Deutschland;
genaue
Werte
kann
niemand
geben. Die Katzen müssen täglich
ums Überleben kämpfen, leiden oft
Hunger, da sie als Haustiere an ein
Leben in der Wildnis nicht mehr
wirklich angepasst sind und sterben
an Krankheiten wie Katzenschnupfen
oder FIV.
Ursprung
des
Problems
sind
sowohl ausgesetzte Katzen als
auch Freigänger, die von ihren
Haltern nicht kastriert wurden. Diese
Freigänger können sich zweimal im
Jahr fortpflanzen, und wachsen die
Jungtiere dann nicht in menschlicher
Obhut auf, verwildern sie.
Das Problem besteht längst nicht
mehr nur in ländlichen Gebieten, wo
Landwirte oft mehrere unkastrierte
Katzen auf ihren Höfen halten und
sich des ungewollten Nachwuchses sofern er denn bemerkt wird - durch
Ertränken oder Erschlagen entledigen,
sondern auch in Großstädten. Eine
Lösung kann nur die flächendeckende
Kastration verwilderter Katzen und
von Freigänger-Katzen, die einen
Besitzern haben, sein. Um auch die
letzten uneinsichtigen Katzenbesitzer
zu erreichen, wäre eine bundesweite
Kastrationspflicht von Katzen mit
Freilauf angebracht. Durch die
Novellierung des Tierschutzgesetzes
im Jahr 2013 wurde den Ländern
aber lediglich die Erlaubnis erteilt,
dass sie ihre Bürger zur Kastration
und
Registrierung
der
Katzen
verpflichten können; ob die Länder
dies auch wirklich umsetzen, bleibt
ihnen überlassen. Einige Länder wie
beispielsweise Hessen machen bereits
Gebrauch von dieser Erlaubnis,
wälzen dabei aber die Verantwortung
wiederum auf die Kommunen ab.
Den Kommunen wird dann von den
Ländern erlaubt, eine Kastrationspflicht
festzusetzen, dazu verpflichtet sind
sie nicht. Obwohl einige Kommunen
in Deutschland diese Chance bereits
nutzen, wäre eine bundesweite
Registrierungs- und Kastrationspflicht
von Freigängern sinnvoller gewesen.
Jedem Einzelnen bleibt allerdings
die Entscheidung überlassen, der
Politik zuvorzukommen und sein Tier
eigenverantwortlich kastrieren zu
lassen. Damit verhindern Sie nicht nur
ein Anwachsen der Katzenpopulation,
die in Wäldern, Parks und auf
Fabrikgeländen
unter
Hunger,
Krankheiten und Nachstellungen
durch den Menschen leidet, sondern
Sie tun auch ihrer eigenen Katze
etwas Gutes. Kastrierte Kater haben
beispielsweise ein viel kleineres
Streifgebiet als unkastrierte Tiere;
somit sind sie auch weniger Gefahren
Mikroplastik aus einer Zahncreme
Foto: Project Blue Sea e.V.
Respektiere
Magazin
durch den Straßenverkehr und die
Ansteckung durch Katzenseuchen
ausgesetzt. Außerdem lebt eine Katze,
die keinen Nachwuchs großziehen
muss, viel länger als ein Tier, das unter
Umständen zweimal im Jahr trächtig
wird.
Guter Vorsatz Nr. 8
Nutzen Sie Manpower anstatt
Elektro-Power
Elektrische Laubsauger, Motorsensen,
Motorsägen – es gibt keinen Bereich
im Haushalt oder Garten, in dem ein
althergebrachtes Werkzeug, das durch
reine Muskelkraft betrieben wird, nicht
längst durch ein motorisiertes Gerät
ersetzt wurde. Oftmals ist das eine
große Bereicherung, aber vor allem bei
vielen Hobbygärtnern bekommt man
schnell den Eindruck, dass Motorsense
und Co. viel eher um ihrer selbst
willen denn zur Arbeitserleichterung
genutzt werden. Liegen drei
Blätter auf der Terrasse,
wird gleich der Laubsauger
ausgepackt; ein Besen hätte
es in diesem Fall sicherlich
auch getan. Müssen zwei
Äste
gekürzt
werden,
greift
der
motorisierte
Hobbygärtner gleich zu
elektrischer Heckenschere
oder Motorsäge; dabei
wäre eine handbetriebene
Astschere
ausreichend
gewesen.
Natürlich
wollen
wir
niemandem die Freude an
der Gartenarbeit nehmen,
aber in manchen Situationen
lohnt es sich, Werkzeuge
Guter Vorsatz Nr. 9
Weisen Sie Ihre Mitmenschen
darauf hin, was sie besser
machen können
Wer andere Menschen mit ins
Boot holt, kann mehr bewegen.
Natürlich ist hier kein übertriebener
missionarischer Eifer gefragt, denn
niemand will sich mit erhobenem
Zeigefinger
bezüglich
seines
Konsumverhaltens belehren lassen.
Aber vielen Menschen kann man
mit netten Anmerkungen einen
Denkanstoß
geben
oder
die
Neugierde auf ein bestimmtes Thema
wecken. Wer macht sich schon von
selbst Gedanken darüber, ob in
Foto: NicoLeHe_pixelio.de seiner Zahnpasta Plastikkügelchen
enthalten sind, ob ein ÖkostromAnbieter wirklich Ökostrom verkauft,
ohne Motor zu verwenden. Das schont oder warum es sinnvoll sein kann,
nicht nur die Ohren des Nachbarn, einen Muskelkater in Kauf zu nehmen,
sondern auch unsere Umwelt, denn weil man anstatt eines Laubsaugers
um einen Rechen zu bedienen, einen Rechen benutzt hat?!
braucht es weder Strom noch Benzin. Das Interesse an Fragen des Umweltund Tierschutzes wächst und damit
Das wiederum schont unser Klima.
Durch den Verzicht auf Laubsauger auch die Chance, andere Menschen
und Laubbläser helfen Sie den Tieren in von der guten Sache zu überzeugen.
Ihrem Garten auch ganz direkt, denn Beratungsresistente Menschen wird
die ausgeblasene Luft eines solchen es immer geben, lassen Sie sich von
Geräts kann Geschwindigkeiten von ihnen nicht entmutigen!
bis zu 330 km/h erreichen, was
Insekten, Mäuse und Amphibien mit Guter Vorsatz Nr. 10
Seien Sie froh, dass wir Ihnen
Sicherheit nicht überleben werden.
Eine Rückkehr von Elektro-Power zu nicht vorschlagen, mehr Sport
Manpower lohnt also in vielerlei zu machen. Das bleibt ganz
Hinsicht. Und sei es nur, weil Sie sich alleine Ihnen überlassen …
nach getaner Gartenarbeit einen
kostspieligen Gang ins Fitness-Studio
mit Sicherheit sparen können.
Foto: Silke Kaiser_pixelio.de
Respektiere
25
Magazin
Leserbrief zum Artikel „Um eines kleinen Bissens
Fleisches willen“ in „Respektiere“ 2/2014
I
m letzten Heft veröffentlichten
wir einen Bericht einer
Veterinärmedizin-Studentin
über
ihr
Pflichtpraktikum
in einem Schlachthof. Dazu
erhielten wir folgenden Brief
eines engagierten Mitgliedes:
Ernährungsweise
informiert
und
diese Informationen anwendet und
weitergibt. Fleisch und andere tierische Nahrungsmittel sind für die
Gesundheit des Menschen unnötig.
Leben wir vegetarisch, entscheiden
wir uns für Frieden und das Leben!
Michael V.
Foto: Tim Reckmann_pixelio.de
Liebe Redaktion der "Respektiere" und
ETN-Mitglieder,
vielen Dank für den Artikel "Um eines
kleinen Bissens Fleisches willen ..." im
Heft 2/2014.
Er bringt das Schreckliche und
Unmoralische an der Tierhaltung (am
Beispiel der besonders schlimmen
Massentierhaltung) auf den Punkt.
Wenn natürliches Mitgefühl allein
die Menschen hier nicht schon zum
Veganismus führt, so gibt es zahlreiche
andere, wichtige Gründe. Dies sind
beispielsweise folgende:
Die
weltweite
Massentierhaltung
dient bekanntlich der menschlichen
Nachfrage nach Fleisch und anderen
Tierprodukten. Unser Planet könnte
landwirtschaftlich
bequem
neun
Milliarden Menschen ernähren, wenn und das ist der Punkt - die pflanzlichen
Nahrungsmittel MENSCHEN DIREKT
ERNÄHREN würden! Stattdessen
werden "Nutz"tiere damit gefüttert,
getötet, und dieses Fleisch soll
dann Menschen ernähren. Dies ist
eine riesige Verschwendung von
Nahrungsmittelressourcen.
Die globale Viehzucht ist eine
Hauptursache für viele der großen
heutigen Probleme der Menschheit.
Neben dem Welthunger ist sie auch
mitverantwortlich für den drohenden
Klimawandel (großer Ausstoß von
schädlichen Klimagasen wie Methan,
vgl. ‚Worldwatch‘-Bericht, 2009), die
allgemeine
Umweltverschmutzung
(z.B. Vergiftung der Böden und Gewässer, tote Zonen durch Fischfang/
Fischzucht in Meeren, Waldrodung),
die ständige Gefahr tödlicher Pandemien (z.B. BSE, Vogelgrippe,
Schweinegrippe, die allesamt in
den
Massentierhaltungsbetrieben
entstanden) und für weitverbreitete
Zivilisationskrankheiten.
Das Problem resultiert aus einer
fest verwurzelten, traditionellen Gewohnheit unserer Kultur, auf Kosten
der Tiere und Umwelt zu leben.
Die gute Nachricht ist: Es kommt
auf jede(n) Einzelne(n) an. Jeder
von uns kann als mächtiger Verbraucher wirksam zur Lösung des
Problems beitragen, indem er sich
über
die
vegetarische/vegane
26
Respektiere
Magazin
Veganismus – Beweggründe, auf
tierische Produkte zu verzichten
Gedanken unserer FÖJlerin Larissa
F
ür ein Leben ohne Butter, Sahne,
Milch, Eier, Honig, Leder und
alle anderen tierischen Produkte
habe ich mich vor gut vier Jahren
entschieden. Davor lebte ich bereits
neun Jahre vegetarisch. Der Verzicht
auf Fleisch fiel mir nie schwer.
Veganerin wurde ich, weil ich ständig
Tiere pflege, und es für mich nicht
mehr passte, dass ich mich einerseits
sehr um das Wohl von Tieren kümmere
und dabei andererseits beispielsweise
in Kauf nehme, dass Kälber von ihren
Muttertieren weggenommen und
geschlachtet werden, damit ich Butter
und Sahne verzehren kann. Doch
trotz dieser Beweggründe konnte ich
mich lange nicht mit dem Gedanken
anfreunden, ohne Honig, Butter, Eier
und Leder zu leben. Ich schob den
Gedanken erst einmal beiseite, doch
irgendwann wurde mir klar: Ich will
so leben, dass dafür kein Tier leiden
muss. Vegan also.
-
-
Weil es ökologischer ist, und man
so etwas für die Umwelt tut.
Weil es gesünder ist, und man
sich selbst etwas Gutes tut.
Manche Menschen essen vegan,
verzichten jedoch nicht auf Produkte
aus Leder oder Wolle. Veganismus
hat also nicht unbedingt etwas mit
Tierliebe zu tun.
Da ständig neue vegane Produkte
entwickelt werden, wird es immer
leichter, vegan zu leben, ohne auf
etwas verzichten zu müssen.
Weitere Informationen zum
Veganismus findet man unter:
www.vebu.de
www.vegan-buddy.de
ww.veggieradio.de
essenzen.schrotundkorn.de/rezepte
Larissa Wenner,
17 Jahre, FÖJlerin auf
Hof Huppenhardt
Die erste Zeit als Veganerin lebte
ich sehr gesund, da ich mich noch
nicht über vegane Alternativen zu
Eis, Süßigkeiten, Kuchen und vielem
anderen informiert hatte. Mit der Zeit
probierte ich aber einiges aus und
stellte bald fest, dass es viele sehr
leckere Alternativen zu den meisten
tierischen Produkten gibt.
Vegan, was ist das?
Veganer verzichten auf alle Produkte
vom Tier wie beispielsweise Milch,
Honig und Eier, aber auch auf Leder,
Wolle und viele andere Tierprodukte.
Es gibt verschiedene Gründe vegan
zu leben:
- Aus Tierliebe beziehungsweise
weil man es ethisch nicht mehr
vertreten kann, etwas vom Tier zu
essen.
Respektiere
Foto: Heinz Ober, Petra Bork,
twinili_pixelio.de
27
International Coastal
Cleanup Day 2014
Project Blue Sea reinigt Strand auf Langeoog
A
lljährlich finden am dritten Samstag im September weltweit viele Aktionen und Initiativen statt, die
sich dem Aufräumen von verschmutzten Stränden und Küstenabschnitten widmen. Der
ETN-Partner Project Blue Sea
führt bereits seit vielen Jahren
Küstenreinigungskampagnen
durch, welche zusätzlich von
viel Öffentlichkeitsarbeit begleitet auf die Missstände der
Meeresverschmutzung hinweisen.
reits eine weite Reise hinter sich hatten. Neben vielen niederländischen,
dänischen und englischen Produkten,
welche schon eine geraume Zeit durch
die Nordsee trieben, konnten auch
zahlreiche Fundstücke mit asiatischen,
griechischen oder kyrillischen Schriftzeichen identifiziert werden. Solche
Teile gelangen meist durch die Handelsschifffahrt in die Ozeane. Das
Identifizieren von Fundstücken ist eine
sehr interessante Sache und verdeutlicht immer wieder, dass das Meer
keine Grenzen kennt, und sich unser
Wohlstandsmüll überall verbreitet.
In diesem Jahr haben freiwillige Helfer
von Project Blue Sea einen mehrere
Kilometer langen Strandabschnitt auf
der Nordseeinsel Langeoog gereinigt. Langeoog wurde ausgewählt,
weil hier auch zeitgleich die gemeinsame Wanderausstellung „Müll im
Meer geht uns alle an“ von Project
Blue Sea und der Europäischen Tierund Naturschutzstiftung zu sehen ist.
Langeoogs Tourismus-Manager Hinrik
Dollmann berichtete von einer sehr positiven Resonanz vieler Urlaubsgäste
auf die Ausstellung.
Auch war er sehr begeistert vom Engagement der Blue Sea-Aktivisten und
unterstützte diese mit sämtlichen logistischen Dingen wie beispielsweise
einem Traktor samt Anhänger, um die
Müllsammler an die weit entfernten
Räumabschnitte befördern zu können
und später den gesamten Müll abzutransportieren und zu entsorgen.
An häufig frequentierten deutschen
Stränden findet man im Sommer über
oftmals nicht so viel Meeresmüll, da
die von Touristen genutzten Abschnitte
frühmorgens, wenn die Urlauber noch
schlafen, mit schwerem Gerät geräumt
werden und dementsprechend sauber
erscheinen. Die Project Blue Sea Aktivisten bemerken seit Jahren,
dass solche Strandabschnitte
außerhalb der Saison ein ganz
anderes Bild abgeben. Auch in
Brut-, Rast- und Ruhezonen, in
denen man sich nicht aufhalten
darf, ist leider oft ein verheerendes Müllproblem sichtbar.
Bei Küstenreinigungsaktionen sind vor
allem Teile aus Kunststoff vorzufinden.
Aufgrund der sehr langen Verweilzeiten im Meer können Plastikgegenstände durch Strömungen auch weite
räumliche Strecken überbrücken. So
wurden auch bei dieser Räumaktion
zahlreiche Dinge gefunden, die be-
28
Zahlenmäßig fielen bei der
Langeooger Müllsammelaktion
besonders die angeschwemmten
Fischereiutensilien
und größere
Seile, Stricke
und Schnüre ins Auge.
Aber
auch
sehr viele kleine Plastikteilchen wurden
gefunden.
Diese entste-
AUSSTELLUNG
27.6.-3.11.2014
Magazin
im Haus der Insel
Mo/Di/Do/Fr 10.00-12.00 Uhr
und
15.00-17.00 Uhr
Mi + Sa
10.00-13.00 Uhr
Eintritt frei, Spende für das
Project Blue Sea erbeten!
hen dadurch, dass größere Kunststoffteile im Meer durch UV-Strahlung und
Salz sehr stark verspröden und durch
Wellenbewegung und Strömung in
immer kleinere Teile zerfallen.
Zahlreiche Fundstücke der PBS-Küstenreinigungsaktionen können noch bis
zum 03. November in der Wanderausstellung im Langeooger „Haus der
Insel“ begutachtet werden. Weitere
Hintergrundinformationen über die
Meeresschutzarbeit des ETN-Partners
Project Blue Sea finden Sie unter:
www.projectbluesea.de
oben: Alte Fischernetze
links: Typischer Meeresmüll
Respektiere
Umwelt
Fracking
Nötiges Übel oder unnötiges Risiko?
Ziel der Erdgasgewinnung
steckt. Doch seit die deutsche
Bundesregierung
darüber
nachdachte, Fracking auch in
Deutschland auszubauen, ist
die umstrittene Methode in
aller Munde.
Schiefergasbohrung in Wyoming, USA
Quelle: The Pinedale Field office of the
BLM_Federal Document_Lizenziert unter
Public domain
B
is zu Beginn des letzten
Jahres kannte in Deutschland kaum jemand das
Wort „Fracking“, und nur
wenige Menschen wussten,
dass hinter diesem Begriff
das Aufbrechen von tiefen
Gesteinsschichten
mit
dem
„Fracking“
ist
die
Abkürzung
für „Hydraulic Fracturing“ (Hydraulisches Aufbrechen) und bezeichnet
eine
Bergbaumethode,
bei der eine Flüssigkeit mit einem
Chemikaliengemisch in bis zu
zweitausend Meter tiefe Bohrlöcher
im Boden eingepresst wird, um
undurchlässige Gesteinsschichten aufzubrechen und anschließend Erdgas
oder Erdöl zu gewinnen.
Erdgas tritt in zwei Formen auf: In
porösem Gestein ist es frei beweglich
und sammelt sich unter einer nach
oben geschlossenen Gesteinsschicht
(konventionelles Vorkommen).
Bohrt man ein Loch in diese obere
Gesteinsschicht, kann das Erdgas
ausströmen; es handelt sich dabei um
die konventionelle Erdgasförderung.
Beim Fracking hingegen werden
unkonventionelle Erdgaslagerstätten
angezapft. Das Gas ist hier in
kleinen Hohlräumen in Sand- oder
Kalksteinen, die untereinander nicht
verbunden sind, eingeschlossen oder
befindet sich zwischen den Schichten
von Schiefergestein (Schiefergas). In
beiden Fällen kann sich das Erdgas
nicht frei durch das Gestein bewegen,
so dass das Gestein des gesamten
Offene Grube zur Lagerung von produziertem
Wasser in den USA
Quelle: Joshua Doubek_Creative Commons
Attribution BY-SA-3.0-de, Wikimedia Commons
Respektiere
29
Umwelt
Gasbohrung „Söhlingen Z9“ der Firma ExxonMobil in Niedersachsen
Quelle: Battenbrook_Creative Commons
Attribution BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
Erdgaslagers
mittels
Fracking
aufgebrochen werden muss, um ein
Porensystem zu schaffen und an das
unkonventionelle Gas zu gelangen.
Um beim Fracking eine unkonventionelle Lagerstätte zu erschließen, wird eine senkrechte
Bohrung vorgenommen und im
Bereich der Lagerstätte horizontal
weitergeführt. Das horizontale Rohr
wird perforiert, und danach wird
unter enormem Druck von bis zu
1500 bar ein Wasser-ChemikalienGemisch, das sogenannte Fracfluid,
eingeleitet. Es wird aus dem Rohr
heraus in die Gesteinsschichten
gepresst, dringt dort in kleinste Risse
ein und erweitert sie; das Gestein
wird also buchstäblich aufgesprengt.
Dem Flüssigkeitsgemisch ist Sand
beigemischt, der sich in die Risse setzt
und sie offen hält.
Welche anderen Zutaten das Fracfluid
im Detail enthält, wird von den
Energiekonzernen geheim gehalten.
Das ist nicht weiter verwunderlich,
denn unter den rund sechshundert
Stoffen,
die
durch
Analysen
von Umweltschutzorganisationen bekannt geworden sind, finden sich
zahlreiche potenziell gefährliche
Chemikalien wie Benzole, Salzsäure,
Glykolether, verschiedene Biozide zur
Hemmung des Bakterienwachstums,
Tenside,
Formamid,
Tetramethyl-
30
ammoniumchlorid und Petroleumdestillate.
Viele
dieser
Stoffe
sind krebserregend, greifen in
den menschlichen und tierischen
Hormonhaushalt ein, verursachen
neurologische Schäden und sind
wassergefährdend. Mit solch einer
Zutatenliste und der Aussicht darauf,
dass das Gemisch in die Umwelt
gelangen könnte, will freilich kein
Gaskonzern hausieren gehen.
Um das gesamte Erdgas einer
unkonventionellen
Lagerstätte
zu
fördern, reicht aufgrund der Undurchlässigkeit des Gesteins eine
einzige Bohrung nicht aus. Deshalb
müssen in einem Bereich zahlreiche
Horizontalbohrungen
erfolgen,
die die Landschaft grundlegend
verändern. Die hohe Dichte an
Bohrungen verlangt auch einen viel
größeren Einsatz an Chemikalien
als die herkömmliche Gasförderung
– Chemikalien, die entsorgt werden
müssen oder in den Gesteinsschichten
verbleiben und sich von dort aus
ihren Weg ins Grundwasser oder in
oberirdische Wasserreservoir bahnen
können.
Die USA und ihr Problem mit
Fracking
In den USA wird Fracking schon
lange genutzt und ist fast jedem
amerikanischen Bürger bekannt. Nicht
nur, weil Amerika mithilfe von Fracking
unabhängig
von
ausländischem
Erdgas wurde und mittlerweile
neunzig Prozent des gesamten Erdgasvorkommens in den USA mittels
Fracking erschlossen wird, sondern
vor allem, weil zahllose Bürger in
ganz Amerika unter den Folgen des
Fracking zu leiden haben.
In den USA finden sich große
Erdgasvorkommen in Schieferbassins,
die sich über mehrere Bundesstaaten
erstrecken. Im Jahr 2009 waren
bereits rund 450.000 Förderbrunnen
vorhanden; bis heute hat sich
die Zahl verdoppelt. In den
Schiefergasvorkommen reichen die
Bohrungen bis zu zweitausend Meter
tief und werden häufig auf öffentlichem
Land vorgenommen, das von den Ölund Erdgasfirmen lediglich gemietet
wurde. So wird Land, das zuvor
öffentlich nutzbar war und einzigartige
Lebensräume beherbergte, von wenigen Firmen binnen kurzer Zeit in
Wüsten aus Bohrtürmen, Bohrlöchern
und Abwasserbecken verwandelt.
Viele Menschen sind mittlerweile von
Bohranlagen geradezu umzingelt
- und können sich nicht dagegen
wehren.
Die Verwendung hunderter giftiger
Chemikalien für das Hydraulic
Fracturing rächt sich in den USA
ebenfalls schon lange. Wenn das
Gas an die Erdoberfläche befördert
wird, ist es feucht, das heißt, Teile des
Fracfluids sind im Gas enthalten. In
kleinen Raffinerien direkt am Bohrloch
wird das Wasser und somit auch die
enthaltenen Chemikalien verdampft
und in Kondensat-Tanks gelagert. Ein
beträchtlicher Teil der Schadstoffe
entweicht aus diesen Tanks oder
wird aus Entlüftungsrohren einfach in
die Umwelt freigelassen und bildet
ganze Schadstoffwolken, die die
Nachbarschaft verseuchen. Tückisch
daran ist, dass viele organische
Verbindungen farblos und teilweise
auch geruchsneutral sind und die
Menschen die Gefahr erst spät
bemerken. Doch auch, wenn die
Schadstoffwolken bemerkt werden,
bleibt den Anwohnern kaum eine
Möglichkeit, sich zu schützen, und so
atmen viele Bürger der USA teilweise
seit Jahren jeden Tag krebserregende
Stoffe und Nervengifte wie Benzole und
Naphthalin ein. Schwere Vergiftungen,
Krebserkrankungen, der Verlust des
Geschmacks- und Geruchsinns und
bleibende Hirnschäden wurden bei
vielen Bürgern, die in Nachbarschaft
zu einer Fracking-Anlage leben,
festgestellt. Auch Haus- und Wildtiere
versterben teilweise sehr plötzlich
oder magern ab und verlieren ihr Fell.
Über Fleisch, das von Nutztieren aus
Respektiere
Umwelt
Fracking-Gebieten stammt, nehmen
die Menschen wiederum weitere
Giftstoffe auf.
Die giftigen Fracfluide verursachen
außerdem großen Schaden in unterund oberirdischen Wasservorkommen.
Die Hälfte des giftigen Wassers, das in
die Bohrlöcher gepumpt wird, kommt
wieder zurück an die Oberfläche;
dies ist das sogenannte „produzierte
Wasser“. Darin enthalten ist auch
das sogenannte Lagerstättenwasser.
Lagerstättenwasser ist Wasser, das
sich in der Erdgaslagerstätte selbst
befindet und beim Fracking aus den
Gesteinsschichten gelöst und mit an
die Oberfläche transportiert wird.
Durch den hohen Druck und hohe
Temperaturen in den Gesteinsschichten
ist es hochmineralisiert und kann
neben Methangas auch Benzole,
Toluol, Schwermetalle und radioaktive
Substanzen enthalten.
Die Mischung aus Fracfluid und
Lagerstättenwasser ist mit Chemikalien, Schwermetallen und organischen Verbindungen verseucht,
wird in Staubecken gesammelt und
müsste eigentlich wie Giftmüll entsorgt
werden. Stattdessen versickert ein
großer Teil durch die undichten
Becken einfach in den Boden, wird
in Flüsse oder ins Meer eingeleitet,
illegal auf Feldern entsorgt oder
durch Wasserspritzanlagen in die
Luft gesprüht, damit es schneller
verdunstet. Angesichts der Giftigkeit
der Chemikalien klingt diese Methode
absolut haarsträubend, doch in den
USA ist sie gängige Praxis. Die Toxine
gelangen so direkt oder über Umwege
wieder in den Wasserkreislauf, gehen
im Regen wieder auf die Erde nieder,
oder der Sprühnebel und verdampfte
und flüchtige Verbindungen werden
direkt von den Menschen in der
Umgebung eingeatmet.
Doch die Giftstoffe gelangen nicht nur
in oberirdisch in die Umwelt, auch
das Grundwasser ist in der Nähe von
Bohrstätten oft betroffen. Durch Risse
im Röhrensystem der Bohrung oder im
umgebenden Zementmantel können
die Fracfluide beim Einpressen der
Flüssigkeit oder beim Rückfluss an
die Oberfläche in die umliegenden
Gesteinsschichten
gelangen
und
so auch Grundwasserleiter verschmutzen. Auch Leckagen im
Röhrensystem der Bohrungen sorgen
häufig dafür, dass Fracfluide und
Lagerstättenwasser als hochgiftiges
Gemisch in grundwasserführende
Gesteinsschichten gelangen.
Das Trinkwasser der FrackingAnwohner in den USA ist deshalb
durch organische und inorganische
Chemikalien oft so stark belastet,
dass die Menschen es nicht einmal
mehr nutzen können, um Wäsche zu
waschen. Das Wasser gleicht dann
eher Klärschlamm als Trinkwasser,
und den Menschen bleibt nichts
anderes übrig, als ihre verseuchten
Trinkwasserbrunnen zu schließen und
fortan Wasser zu kaufen. Filteranlagen
versagen bei dieser Form von
Abwasser, da Verbindungen wie
beispielsweise Glykolether enthalten
sind, die nicht herausgefiltert werden
können.
Gemeinsam mit den Chemikalien
kann auch Gas ins Grundwasser
gelangen. Was in YouTube-Videos
noch lustig aussieht, ist für die
betroffenen
Menschen
bitterer
Ernst: In vielen Häusern, die neben
Fracking-Anlagen stehen, kann man
das Leitungswasser anzünden! Dreht
man den Wasserhahn auf, tritt mit
dem verseuchten Wasser auch Gas
aus, und ein kleines Streichholz
genügt, um das ganze Waschbecken
anzuzünden. Abgesehen davon, dass
dieses Wasser nicht mehr getrunken
werden kann, besteht so im Haus auch
andauernde Explosionsgefahr.
All dies müsste doch, selbst im
grenzenlosen Amerika, Grund genug
sein, Fracking zu verbieten, so könnte
man meinen. Doch weit gefehlt, die
Lobbyisten der Öl- und Gasindustrie
leisten ganze Arbeit. Das staatliche
Umweltamt bleibt untätig, und die
zahllosen Beschwerden der Bürger
verlaufen im Nichts. Zwar gibt es
in Amerika zahlreiche Gesetze, die
vor Luft- und Wasserverschmutzung
schützen sollen, doch all diese Gesetze
schließen die Öl- und Gasindustrie aus.
Unter der Regierung von George W.
Bush wurden selbst wissenschaftliche
Untersuchungen zur Gefährlichkeit
des Fracking gestoppt. Der „Frac
Act“ (Fracturing Responsibility and
Awareness of Chemicals Act), der
von
drei
Kongressabgeordneten
erstmals 2009 vorgestellt wurde und
die Offenlegung der verwendeten
Chemikalien im Fracking fordert,
wurde jahrelang wieder und wieder
im Senat und Repräsentantenhaus
eingereicht, doch eine Anerkennung
erfolgte nie. Mittlerweile hat der
Gesetzesentwurf kaum noch Chancen
auf eine Durchsetzung. Zu hoffen
bleibt nur, dass sich der Erdgasboom
in den USA durch die stark
gesunkenen Gaspreise bald selbst in
Luft auflöst. Was er hinterlässt, ist eine
zerstörte Umwelt und Anwohner, die
gesundheitlich schwer geschädigt sind
…
Fracking in Deutschland?
Nun denkt man natürlich, dass es
derartige Verhältnisse in Deutschland
nie geben wird, und Gasbohrungen
hierzulande viel besser kontrolliert
werden. Zumindest will ExxonMobile
Protest gegen Fracking im Artland
(Niedersachsen)
Quelle: IG Fracking-freies Artland e.V.
Respektiere
31
Umwelt
uns das in einem niedlichen, kleinen
Werbespot, der seit einigen Jahren
über unsere Bildschirme flimmert,
glauben machen. Doch ist Fracking
in Deutschland wirklich sicherer als in
den USA?
Die erste Fracking-Bohrung erfolgte
in Deutschland bereits im Jahr 1961;
seitdem wurden mehr als dreihundert
weitere Bohrungen durchgeführt.
Die
meistens
Fracs
erfolgten
in Niedersachsen, wo sich die
Methode neben der konventionellen
Gasförderung
schleichend
und
weitgehend ohne Kenntnis der
Bevölkerung etablieren konnte. Viele
der Bohrungen sind Fehlbohrungen,
die aufwändig wieder verfüllt werden
müssen. Teilweise handelt es sich auch
um Versenkbohrungen, in die giftiges
Lagerstättenwasser anderer Bohrungen
verpresst wird - eine besonders
bequeme Art für die Gasindustrie,
ihre Abfälle loszuwerden. Zwar soll
das Wasser zuvor aufbereitet und
gefiltert werden, doch selbst wenn
dies wirklich geschieht, erhält man am
Ende kein Wasser, das man gefahrlos
in die Umwelt einbringen kann.
Allein in Deutschland entstehen jährlich
elf Milliarden Liter Lagerstättenwasser
und produziertes Wasser, die entsorgt
werden müssen - elf Milliarden Liter
Giftbrühe also, die völlig legal in
deutsche Böden gepresst werden.
Allein diese Methode zeigt schon, dass
Fracking in Deutschland keineswegs
sicher sein kann, denn auch wenn die
Abwässer in große Tiefen gepresst
wurden, kann letztlich niemand über
Jahre hinweg garantieren, dass sie
nie wieder in grundwasserführende
Schichten gelangen.
Das selbe gilt für das Fracfluid, das
nach den Bohrungen im Boden
verbleibt – immerhin knapp die
Hälfte der eingesetzten Flüssigkeiten.
Grundsätzlich ist die Entsorgung von
Fracking-Abfällen und Rückständen
ein Problem, denn abgesehen von der
Verpressung in alte Bohrlöcher gibt es
keinen wirklichen Entsorgungsplan.
Zwar dürfen in Deutschland im
Gegensatz zu den USA die Abwässer
nicht in offenen Becken gelagert
werden, doch treten auch aus Pipelines
und Tanks immer wieder große
Mengen der giftigen Flüssigkeiten
aus. Die Kontrolle der Entsorgung
wird der „Eigenüberwachung der
Gasindustrie“ überlassen, das heißt,
die Konzerne kontrollieren sich selbst.
Muss man angesichts dieser Zustände
wirklich noch die Frage stellen, ob
32
deutsches Fracking sicherer ist als
Fracking in den USA?!
Der Umstand, dass in der Vergangenheit außerdem viele Gasförderungen und Probebohrungen
in Wasserschutzgebieten genehmigt
wurden, macht zusätzlich deutlich,
dass die Gefahr, die von Fracking
ausgeht, von Politikern und Behörden
unterschätzt wurde und noch immer
unterschätzt wird.
Seit Beginn des Frackings in
Deutschland
wurden
zahlreiche
Schadensfälle bekannt, die von kleineren Erdbeben über Leckagen bis
hin zu Bohrturmexplosionen reichen.
An verschiedenen Stellen trat bereits
Lagerstättenwasser aus oder es
kam zu einer Kontamination mit
Schwermetallen (z.B. Quecksilber)
und
Kohlenwasserstoffen.
Auch
Anwohner wurden geschädigt, so
zum Beispiel im Frühjahr 2014 im
Landkreis Rotenburg/Wümme, wo
überschüssiges
Gas
abgefackelt
und dabei eine Dampfwolke aus
Salzsäure produziert wurde, die über
den angrenzenden Ort hinwegzog.
Dank der Bürgerinitiativen, die sich in
den betroffenen Gemeinden gebildet
haben, werden solche Unfälle nun
zunehmend öffentlich bekannt.
Zusätzlich zu aktuellen Schadensfällen
gibt es sogenannte Altschäden, das
heißt, ehemalige Gasförderanlagen
oder länger zurückliegende Unfallschäden, die noch saniert werden
müssen. Eine ehemalige Anlage,
die zu Zeiten der DDR betrieben
wurde und nun rückgebaut werden
muss, liegt beispielsweise in der
westlichen Altmark (Sachsen-Anhalt).
Dort müssen Umweltschäden durch
ausgetretene Kohlenwasserstoffe und
Quecksilber ebenso saniert werden
wie Bohrschlammgruben, Bohrlöcher
und Sondenplätze.
Die Kosten dafür trägt nicht der Energiekonzern, sondern - wie so oft - der
deutsche Steuerzahler.
Fracking in Deutschland ist
unwirtschaftlich
Allein der Rückbau solcher Altlasten
kostet den deutschen Staat mehrere
Millionen Euro, doch das ist nicht
der einzige Grund, warum sich
Fracking in Deutschland nicht wirklich
lohnt. Das Zentrum für Europäische
Wirtschaftsforschung (ZEW) stellte dazu folgendes fest: „In der
Europäischen Union dagegen würde
sich Fracking, also die Förderung von
im Gestein sitzenden Gasvorkommen
durch das Einpressen von Wasser
und Chemikalien, bei den aktuellen
Gaspreisen überhaupt nicht lohnen.
Erst wenn die Gaspreise deutlich
stiegen, wäre eine Förderung in der
EU wirtschaftlich.“
Zwar kann eine Quelle bis zu
achtzehn Mal gefrackt werden,
doch verzeichnet man pro Jahr
auch großteils einen Rückgang der
Förderrate um bis zu siebzig Prozent.
Die Kosten einer Bohrung betragen
drei bis zehn Millionen Dollar; somit
liegen die Förderkosten deutlich über
dem Verkaufspreis des Gases. Wie in
der Studie der ZEW ausgeführt, müsste
der Gaspreis also stark ansteigen,
damit sich Fracking in Deutschland
überhaupt lohnt.
Trotz aller Negativbeispiele und
Unsicherheiten in Bezug auf Fracking
gibt es in Deutschland noch immer
Gasfackel am Fracking-Standort „Söhlingen-Ost Z4“ (Niedersachsen): Hier fackelt ExxonMobil vermutlich während Wartungsarbeiten an der Anlage überschüssiges Gas ab.
Quelle: Battenbrook_Creative Commons Attribution BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
Respektiere
Umwelt
Versenkbohrung „Dethlingen H1“ der Firma
ExxonMobil in Niedersachsen: Hier wird ein
giftiges Gemisch aus Lagerstättenwasser und
Fracfluid in alte Bohrlöcher gepumpt.
Quelle: Battenbrook_Creative Commons
Attribution
BY-SA-3.0, Wikimedia Commons
Politiker, die an der Methode festhalten.
Angeheizt wurde die Debatte vor allem
durch einige Gesetzesentwürfe, die von
der schwarz-gelben Bundesregierung
Anfang 2013 vorgelegt wurden.
Die Sicherheitsauflagen, die in den
Entwürfen vorgesehen waren, fielen
darin viel zu gering aus, und die
Erteilung von Genehmigungen für
Bohrvorhaben sollte erleichtert werden.
Gegen den Entwurf formierte sich
Widerstand, doch leider führte dies
letztlich nicht zu einem Verbot von
Fracking in Deutschland. Im Juli
dieses Jahres gaben Wirtschafts- und
Umweltminister ein Eckpunktepapier
zu einem zukünftigen Fracking-Gesetz
heraus. Darin soll Fracking grundsätzlich
erlaubt sein, allerdings unter Auflagen.
Hier einige Eckpunkte:
Die Gasförderung aus Schiefergestein
soll oberhalb von dreitausend Metern
verboten werden. Praktisch betrifft
dies aber kaum eine unkonventionelle
Gaslagerstätte, da diese fast ausschließlich tiefer als dreitausend Meter
liegen.
Wissenschaftliche Probebohrungen sollen erfolgen, um bis zum Jahr 2021
weitere Erkenntnisse zur Gefährlichkeit
des Fracking zu liefern.
Fracking in Sandstein soll weiterhin
erlaubt sein, wenn dabei ungefährlichere
Chemikalien eingesetzt werden als
zuvor. Allerdings benötigt man für
Fracking in Sandstein ohnehin mehr
und stärkere Chemikalien als bei der
Gasförderung aus Schiefer.
In betroffenen Gebieten müssen vor der
Gasförderung Wasseranalysen gemacht
Respektiere
werden, um Verunreinigung ohne
Zweifel feststellen zu
können, und Fracking
in Wasserschutzgebieten soll verboten
werden.
Insgesamt sollen strengere Umweltverträglichkeitsprüfungen
angeordnet werden.
Letztlich wird Fracking
durch die neuen
Auflagen
zwar
erschwert,
doch
betrachtet man die
Risiken, die mit der unkonventionellen
Gasförderung einhergehen, gehen
diese Forderungen längst nicht weit
genug.
Fazit
Fracking wird von den Energiekonzernen als lohnende Methode angepriesen, um die Energieversorgung Deutschlands für die
Übergangszeit bis zur Nutzung erneuerbarer Energien zu sichern, doch
aktuelle Studien zeigen, dass Fracking
bei den derzeitigen Gaspreisen in
Deutschland niemals wirtschaftlich sein
kann. Das Institut für Weltwirtschaft
in Kiel legt außerdem dar, dass
zukünftig eventuell zu erwartende
Lücken in der Energieversorgung mit
dem aus Fracking gewonnen Gas
nicht geschlossen werden könnten.
Werbeslogans wie „Saubere Energie durch Fracking“ werden bei
Betrachtung der Umweltrisiken und
der bereits entstandenen Schäden
ebenfalls ad absurdum geführt. Vom
Aufbau der Bohranlagen bis zur
Entsorgung der Rückstände birgt
Fracking in jedem Arbeitsschritt
enorme Gefahren für Mensch und
Natur, angefangen von Erdbeben
über Vergiftungen von Grund- und
Trinkwasser bis hin zur Verseuchung
ganzer Landstriche durch den Austritt
giftiger Flüssigkeiten und Gase.
Förder- und Entsorgungsmethoden der
Gaskonzerne werden schlecht bis gar
nicht kontrolliert, doch selbst wenn
ein Höchstmaß an Überwachung
stattfinden würde, gäbe es noch immer
Bereiche beim Fracking, die schlicht
nicht kontrollierbar sind. Das Ausmaß
der Risse in den Gesteinsschichten,
die
beim
Fracking
entstehen,
kann beispielsweise nie sicher abgeschätzt werden, da seismische
Voruntersuchungen nicht alle Gegebenheiten im Gestein erfassen
können. So können die Risse teilweise
weit über den geplanten Bereich
hinausgehen und Austrittsmöglichkeiten
für Gase und Chemikalien weit entfernt
vom Ort der Bohrung schaffen.
Ein weiteres Beispiel für die Unkontrollierbarkeit
der
FrackingMethode liegt beim Einsatz der
Chemikalien im Fracfluid. Selbst
wenn die Energiekonzerne alle verwendeten
Chemikalien
bekannt
geben und teilweise durch neuartige
Stoffe ersetzen, kann deren Toxizität
schlecht abgeschätzt werden, da sie in
Kombination und unter hohem Druck
und Temperaturen anders reagieren als
ihre Reinsubstanzen. Die tatsächliche
Gefährdung kann also im Vorfeld nicht
seriös abgeschätzt werden und zeigt sich
unter Umständen erst, wenn Böden und
Grundwasser bereits kontaminiert sind.
Selbst der Verzicht auf den Einsatz von
Chemikalien löst das Umweltproblem
nicht, denn es bleibt noch immer das
giftige Lagerstättenwasser, welches
zwangsläufig im Laufe der Gasförderung
an die Oberfläche dringt.
Ein weiteres Argument von Befürwortern
des Fracking, die bezeichnenderweise
fast nur in der Energieindustrie zu
finden sind, ist die Klimafreundlichkeit
der Erdgasnutzung. Betrachtet man
allerdings nicht nur die Emissionen bei
der Verbrennung von Erdgas, sondern
die Gesamtheit der Emissionen bei der
unkonventionellen
Erdgasförderung,
verschlechtert sich die Klimabilanz
rapide. Der massenhafte Einsatz von
Dieseltreibstoff (bis zu dreitausend
Liter pro Tag) bei der Förderung trägt
ebenso zu einer schlechten Bilanz bei
wie der Austritt des klimaschädlichen
Methangases
durch
Lecks
und
bei der Gasaufbereitung. Letztlich
zeigt sich, dass die Klimabilanz
moderner Braunkohlekraftwerke sogar
besser ausfällt als die Bilanz von
Gaskraftwerken, deren Gas durch
Fracking gewonnen wurde.
All diese Beispiele - und sie beschreiben
nur einen kleinen Teil der Risiken und
Schäden durch Fracking - zeigen
letztlich, dass man auf diese Art der
Energiegewinnung völlig verzichten
sollte und kann. Anstatt Milliarden Gelder
in die unkonventionelle Gasförderung
zu stecken und damit Menschen, Tiere
und Natur zu gefährden, wäre endlich
ein Ausbau der erneuerbaren Energien
angebracht!
33
Umwelt
Biologische Invasoren
Die Schattenseiten der Globalisierung
E
ines der facettenreichsten
Themen unserer Zeit ist die
Globalisierung. Wie ein
roter Faden zieht sie sich durch
unseren Alltag, begonnen von
der Kleidung und dem Essen,
das wir kaufen, bis hin zu
weltpolitischen Fragen. Ein so
umfassender
Themenbereich
hat jedoch immer positive und
negative Seiten.
Aus ökologischer Sicht ist die
Verschleppung von Pflanzenund Tierarten in fremde Ökosysteme eine der negativen
Seiten. Wenn sich fremde
Arten erfolgreich ansiedeln,
kann dies zu Veränderungen in
den betroffenen Ökosystemen
führen und heimische Arten
verdrängen. Man unterscheidet
hierbei zwischen beabsichtigter
und
unbeabsichtigter
Einschleppung.
Bei der beabsichtigten Einschleppung soll die fremde
Art dem Menschen oftmals
direkt oder indirekt nutzen.
Pflanzen werden als Nutz- oder
Zierpflanzen angepflanzt, wobei sie
sich häufig über die Grenzen der
Anbauflächen hinweg ausbreiten.
Auch Nutz- oder Haustiere, die dem
heimischen Ökosystem fremd sind,
können eine Gefahr für die nativen
Arten darstellen, wenn sie ausbrechen
oder ausgesetzt werden.
Umweltbedingungen jedoch günstig
und keine natürlichen Feinde vorhanden sind, können die invasiven
Arten zu einer ernsthaften Bedrohung
für die heimische Artenvielfalt werden.
Die unbeabsichtigte Einschleppung
geschieht meist über die Transportwege
von importierten Gütern. Während
größere Tiere hier auffallen würden,
können beispielsweise Insekten oder
Pflanzensamen unbemerkt über sonst
unüberwindbare Hindernisse wie
Gebirge oder Meere gelangen.
Es können sich jedoch nicht alle
eingeschleppten Arten in ihrer neuen
Umgebung ausbreiten.
Die
klimatischen
Verhältnisse,
das Nahrungsangebot und das
Konkurrenzaufgebot spielen hierbei
eine wichtige Rolle. Wenn die
Erfolgreiche Neubürger –
einige Beispiele
Das indische Springkraut (Drüsiges
Springkraut, Impatiens glandulifera)
dürfte
hierzulande
eines
der
bekanntesten
Beispiele
invasiver
Pflanzen sein. Wie der Name
schon verrät, stammt es ursprünglich
vom indischen Subkontinent und
wurde bereits im 19. Jahrhundert
als Zierpflanze bei uns eingeführt.
Charakteristisch sind die rötlichvioletten Blüten mit ihrem stark
süßlichen Duft und die Kapselfrüchte,
die im reifen Zustand bereits bei
34
Indisches Springkraut
(Impatiens glandulifera)
Quelle: Udo Sodeikat,
Peter Röhl_pixelio.de
minimalem Druck die Samen herausschleudern. Die Blütezeit ist von
Juni bis zum ersten Frost, der meist
im Oktober auftritt. Die bevorzugten
Standorte der ausländischen Gewächse sind feuchte Wälder sowie
Auen- und Uferlandschaften mit
nährstoffreichen Böden. Dort erreichen
sie bei guten Bedingungen eine Höhe
von über zwei Metern.
Ein Grund für die starke Ausbreitung
der Pflanze ist unter anderem ihre
hohe Samenproduktion. In den
langen Blühphasen können mehrere
tausend Samen pro Pflanze produziert
werden, welche wiederum bis zu
sieben Meter weit verschleudert
werden. Das ermöglicht es der
Pflanze, sich in kurzen Zeiträumen
flächendeckend auszubreiten. Da
die Samen schwimmfähig sind, ist
Respektiere
Umwelt
eine Ausbreitung an Bach- oder
Flussufern
besonders
begünstigt.
Hierbei ist jedoch problematisch,
dass die Wurzelballen des indischen
Springkrauts nur faustgroß sind und
flach wurzeln. Somit sind sie nicht
in der Lage, die Erde zu halten,
wodurch vor allem an Gewässerufern
Erosionsgefahr besteht. Aufgrund
der flächendeckenden Ausbreitung
kann sich an den betroffenen Stellen
keine standortgerechte Vegetation
ansiedeln, welche in der Lage wäre,
den Uferbereich zu stabilisieren.
Die Verdrängung heimischer Pflanzenarten hat auch Auswirkungen
auf die Tierwelt. Das indische
Springkraut wird nur von wenigen,
nicht spezialisierten Insektenarten
wie Honigbienen und großen Hummelarten aufgesucht. Somit fehlt an
den springkrautbewachsenen Flächen
das Nahrungsangebot für andere
Insektenarten.
Die Bekämpfung des indischen
Springkrauts scheint recht einfach,
da es sich um eine einjährige Pflanze
handelt. Ein paar Besonderheiten
sind allerdings dennoch zu beachten:
Auch wenn es sich um eine einjährige
Pflanze handelt, bleiben die Samen
vier bis fünf Jahre lang keimfähig.
Somit dauert es einige Jahre, um
eine Fläche von Springkraut zu
befreien. Das Entfernen der Pflanze
ist dafür aber recht simpel. Kurz vor
der Blüte werden die Pflanzen samt
Wurzelballen ausgerissen, was bei
feuchtem Boden ohne großen Aufwand
gelingt. Die ausgerissenen Pflanzen
müssen jedoch abgeräumt werden,
da sich an jedem Stängelknoten
neue Triebe bilden können, die dann
wieder erfolgreich wurzeln.
Auch in der Tierwelt kann man beobachten, wie eingeschleppte
Arten Dominanz im heimischen
Ökosystem erlangen.
Ein Beispiel ist das amerikanische
Grauhörnchen
(Sciurus
carolinensis), das sich - sehr zum
Nachteil der heimischen Eichhörnchen - in Europa ausbreitet.
Vor gut einhundert Jahren
gelangten die Grauhörnchen
erstmals nach Europa. In England
wurden etwa dreihundertfünfzig
Exemplare der Nager angesiedelt, ohne dass jemand
etwas von den verheerenden
Folgen geahnt hätte. Da
beide Hörnchenarten dieselbe
ökologische Nische besetzen,
das Grauhörnchen allerdings
größer und kräftiger ist und sich
auch schneller fortpflanzt, wurde
das Eichhörnchen in England
beinahe völlig verdrängt.
Grauhörnchen haben einen robusteren
Magen als Eichhörnchen und können
deshalb nicht nur unreife Haselnüsse
fressen,
sondern
auch
Eicheln
besser verdauen. Somit sind sie den
Eichhörnchen bei der Nahrungssuche
immer ein Stück voraus. Entscheidend
ist auch, dass Grauhörnchen den
Parapox-Virus, gegen den sie selbst
immun sind, übertragen. Dieser Virus
Tier- und Pflanzenarten werden oft
versehentlich im Zuge des weltweiten
Warentransports in neue Lebensräume
verschleppt. So können sich beispielsweise Meeresorganismen an den Rumpf von
Containerschiffen heften und sich entlang
der Schifffahrtsrouten weltweit verbreiten.
Quelle: URSfoto_pixelio.de
ist für das Eichhörnchen meist tödlich.
Die Ausbreitung des Grauhörnchens
beschränkt sich aber längst nicht mehr
auf Großbritannien. Mittlerweile sind
die amerikanischen Nager auch auf
dem europäischen Festland vertreten
und breiten sich rasant aus.
In der Pflanzen- und Tierwelt kommen
solche biologischen Invasionen immer wieder vor. Es ist allerdings
anzumerken, dass nicht alle invasiven Arten auch zur aggressiven
Verdrängung von heimischen
Arten führen. Allerdings sollte
die Einführung ausländischer
Pflanzen und Tiere immer mit
Vorsicht betrachtet werden, da
man selten absehen kann, wie sie
sich in das heimische Ökosystem
eingliedern.
Grauhörnchen (Sciurus carolinensis)
Quelle: Karl-Heinz Schack, Julian
Nitsche_pixelio.de
Respektiere
35
Service
Serie "Mehr Platz für wilde Tiere"
Teil 2: Ein Garten für Igel
und Fledermäuse
Respektiere
Quelle: Hagen Görlich_pixelio.de
36
Service
Igel sind gern gesehene Gäste im Garten, da sie neben Regenwürmern und Käfern
auch Nacktschnecken vertilgen und somit so manchem Gartenbesitzer zu einer reichen Gemüseernte verhelfen. Igel selbst fressen weder Obst noch Gemüse, sondern
nehmen rein tierische Nahrung zu sich.
Fledermäuse hingegen sind vielen Menschen unheimlich, obwohl die kleinen Säugetiere alles andere als gefährlich sind. Wenn sie abends zur Jagd ausfliegen, erbeuten
sie Mücken, Fliegen, Falter und Käfer, und ihre Beutemenge kann dabei der Hälfte
ihres eigenen Körpergewichtes entsprechen.
W
er Igel und Fledermäuse
dauerhaft in seinem Garten haben will, kann mit
wenigen, kleinen Maßnahmen geeignete Lebensräume schaffen.
Igel durchstreifen bei der nächtlichen
Nahrungssuche große Gebiete. Um
einem Igel den Zugang zum eigenen
Garten zu ermöglichen, muss man
also Durchgänge in Zäunen und
Mauern schaffen. Bei Gitterzäunen
kann man beispielsweise ein oder
zwei Gitterstäbe am Boden absägen;
auch bei Holzzäunen ist das einfach
durchführbar.
In einem igelfreundlichen Garten
sollte, wie in jedem naturnahen
Garten generell, auf den Einsatz von
Pestiziden verzichtet werden. Zwar
bedrohen diese den Igel kaum direkt,
doch töten oder schädigen sie seine
Beutetiere so, dass der Igel entweder
Die Lichtnelke lockt im Sommer
zahlreiche Insekten an.
Quelle: Angelika Wolter_pixelio.de
Respektiere
zu wenig Nahrung findet
oder die Pestizide sogar mit
seinen Futtertieren aufnimmt.
So sind zum Beispiel die
meisten SchneckenkornProdukte hochgiftig für
Igel; sie fressen sie häufig
beim Verzehr von Schnecken
mit und sterben in der
Folge an einer Vergiftung.
Wer Schnecken von seinen
Gemüsepflanzen fernhalten
will, sollte auf den Einsatz
von Schneckenkorn verzichten und
stattdessen auf eine Bekämpfung mit
natürlichen Mitteln setzen. Kaffeesatz
kann beispielsweise gut gegen
Schnecken eingesetzt werden und ist
für andere Tiere ungiftig. Sammelt
man Schnecken ab, sollte man
Tigerschnegel und Gehäuseschnecken
verschonen, da diese nur tote
Pflanzenteile und teilweise auch die
Eier von Nacktschnecken fressen. Sie
sind also nützlich für den Garten,
auch wenn es auf den ersten Blick
nicht so scheint.
Kellertreppen, Schächte, Pools
und Teiche sollte man zum Schutz
der Igel nachts abdecken oder aber
mit Ausstiegshilfen versehen, denn
mit ihren nur fünfzehn Zentimeter
langen Beinen sind höhere Stufen für
Igel ein unüberwindbares Hindernis.
Bodennahe Obstnetze
werden ebenfalls oft
zur Falle für Igel, die
sich darin verfangen.
Grundsätzlich
stellen
diese
Netze
auch
Gefahrenquellen
für
Vögel dar, deshalb
sollte man idealerweise
komplett
auf
sie
verzichten. Ist dies nicht
möglich, sollte man
die Netze zumindest
Quelle: Mensi_pixelio.de
ungefähr zwanzig Zentimeter über
dem Boden anbringen.
Wasserstellen und
Unterschlüpfe helfen den Igeln
Igel verkriechen sich tagsüber gerne
an dunklen und sicheren Orten,
manchmal schlafen sie sogar im
Komposthaufen. Will man seinen
Kompost umschichten, ist also Vorsicht
geboten. Man kann Igeln auch
künstliche Unterschlüpfe aus
Natursteinen oder Holz bauen.
Die Unterkunft sollte mindestens die
Innenmaße 20 x 30 x 15 cm besitzen
und an einem geschützten, schattigen
Platz, beispielsweise unter Sträuchern
stehen.
Über eine kleine, flache Wasserstelle
Quelle: Raphaela C. Näger_pixelio.de
37
Service
Quelle: Janusz Klosowski_pixelio.de
beziehungsweise einen Wassernapf
freut sich jeder Igel; aber bitte
keinesfalls Milch füttern, denn davon bekommen Igel Durchfall und
Koliken. Bei geschwächten Tieren
kann die Verfütterung von Milch
sogar tödlich verlaufen. In einem
naturnahen Garten ist es außerdem
nicht notwendig, Igel zuzufüttern; sie
finden dort ausreichend Nahrung.
Wildwiesen, einheimische Gehölze
und Fallobstwiesen locken zahlreiche
Tiere an, die auf der Speisekarte des
Igels stehen.
Insekten anlocken, sind beispielsweise
das Leimkraut, Königslilie, Lichtnelke
und der Stechapfel. Nachtkerzen
sind
für
fledermausfreundliche
Gärten besonders geeignet, da sie
als Anpassung an die Nachtfalter
erst abends ihre Blüten öffnen, und
auch das Geißblatt zeigt besondere
Anpassungen und verströmt den Duft
seiner Blüte erst nachts. Innerhalb
der Gewürzpflanzen sind Borretsch,
Wilder Majoran (Dost) und Salbei
sehr gefragt, während bei den
Gehölzen
Schneeball,
Holunder
Borretsch (Borago officinalis)
Quelle: Janeela_pixelio.de
und Sommerflieder für reichlich Fledermausbesuche sorgen.
Wie immer sind aber für einen
wildtierfreundlichen Garten nicht
nur einzelne Pflanzen entscheidend.
Eine große Artenvielfalt von Insekten,
Säugetieren und Vögeln erreicht
man am besten durch eine große
Strukturvielfalt in seinem Garten. Eine
Wildblumenwiese anstatt eines
englischen Rasens, verschiedene
Typische Sommerblumen,
die auch nachts viele
38
Quelle: gabriele Planthaber_pixelio.de
Wer Fledermäuse anlocken
will, braucht Insekten
Auch Fledermäuse freuen sich über
die Anpflanzung heimischer Büsche
und Wildblumen, denn diese locken
zahlreiche Nachtfalter an, die
für zahlreiche Fledermausarten die
Hauptnahrung
darstellen.
Viele
Gartenfreunde pflanzen bereits gezielt Nahrungspflanzen für Hummeln, Bienen und Tagfalter an.
Weitet man das Nahrungsangebot
auch für Nachtfalter aus, lassen
sich heimische Fledermäuse recht
einfach in den eigenen Garten
locken. Zur bevorzugten
Beute gehören neben
vielen kleinen Faltern vor
allem Nachtfalter wie
Gammaeule, Hausmutter,
Windenschwärmer und
Mittlerer Weinschwärmer.
links: Jeder Igel freut sich über eine
Wasserstelle im Garten.
Quelle: Martin Müller_pixelio.de
Respektiere
Service
Der Tigerschnegel (Limax maximus) ist im
Garten sehr nützlich, da er Gelege anderer
Nacktschnecken frisst. Unser Gemüse ist
uninteressant für ihn.
Quelle: uschi dreiucker_pixelio.de
Nachtkerzen öffnen erst abends ihre Blüten
und locken damit Nachtfalter an, die
Fledermäusen als Nahrung dienen.
Quelle: uschi dreiucker_pixelio.de
zutage oft nicht mehr zugänglich
für Fledermäuse sind, und auch
alte Bäume mit Aushöhlungen
schnell abgeholzt werden,
herrscht bei unseren heimischen
Fledermäusen mittlerweile akuter Wohnungsmangel.
Abhilfe lässt sich schaffen, indem
man alte Bäume mit Höhlen
stehen lässt und gegebenenfalls
einen
Fledermauskasten
aufhängt. Unterschieden wird
hier zwischen Flachkästen für
spaltenbewohnende Arten und
Raumkästen beziehungsweise
Fledermaushöhlen, die den
Lebensraum
in
Baumhöhlen nachahmen. Für Fledermauskästen aus Holz sollte
man unbehandelte Materialien
benutzen, um den Tieren
nicht durch giftige Dämpfe zu
schaden. Die Einflugöffnung befindet
sich an der Unterseite, so dass
die Federmäuse vor Angriffen von
Mardern geschützt sind. Die Kästen
sollten idealerweise in einer Höhe von
vier bis fünf Metern hängen, und ein
astfreier Anflugbereich sollte gegeben
sein.
Im Internet gibt es zahlreiche
Anleitungen für den Bau von Fledermauskästen, so beispielsweise
unter http://www.all-about-bats.net
/ddownload/pdfdateien/kasten_
bauanleitung.pdf
Unter www.all-about-bats.de können
Sie die Bausätze neben vielen anderen
Produkten rund um die Fledermaus
außerdem auch bestellen.
Wie man sieht, kann man schon mit
wenigen Maßnahmen sehr viel zum
Schutz von Igel, Fledermaus und Co.
beitragen. So holt man nicht nur Tiere
in den eigenen Garten, die Schnecken
und Insekten vertilgen, sondern leistet
auch selbst einen aktiven Beitrag zum
Artenschutz.
Kleinstrukturen wie Totholzstapel,
Laub- und Komposthaufen und ein
kleiner Teich locken viele verschiedene
Tiere an, darunter auch Fledermäuse
und deren Beute.
Auch bei der Gestaltung eines
Gartenteiches
kann
man
auf
Pflanzen setzen, die Beutetiere
von Fledermäusen anlocken. Für
die Tiefwasserzone eignen sich so
beispielsweise Seerosen, Wassernuss
oder Wasserhahnenfuß. In der Flachwasserzone kann man unter anderem
Sumpfschwertlilien, Wasserknöterich,
Rohrkolben und am Teichrand
Mädesüß, Pfennigkraut, Geißbart
oder Ufersegge pflanzen oder säen.
Wohnungsmangel bei den
Fledermäusen
Da Dachböden und Schuppen heut-
Respektiere
Gammaeule (Autographa gamma) – ein Leckerbissen für Fledermäuse
Quelle: Walter Eberl_pixelio.de
39
Service
Serie "Artgerechte Tierhaltung"
Teil 7: Farbratten ziehen ein
Überlegungen vor der Anschaffung
E
ine Anschaffung von Farbratten sollte gut durchdacht
sein, um das Miteinander
von Mensch und Tieren harmonisch zu gestalten. Auch
kleine Heimtiere haben große
Ansprüche, die im Vorfeld abgeklärt werden müssen.
Bevor Ratten einziehen, ist es wichtig
zu klären, ob man selbst oder vielleicht
ein Familienmitglied unter Allergien
leidet. Dies testet man entweder
direkt beim Allergologen oder man
schaut unverbindlich im Tierheim
oder im Zoofachhandel vorbei. Auch
Überlegungen zur Urlaubsversorgung,
und ob es in der Nähe einen
rattenerfahrenen Tierarzt gibt, sind
notwendig. Vor der Anschaffung muss
außerdem selbstverständlich für eine
tiergerechte Unterbringung gesorgt
sein. Ratten sind dämmerungsaktiv
und in jungen Jahren sehr agil, was
Frisches Gemüse ist bei der
Ernährung der Ratten ein Muss.
Quelle: Andreas Bender_pixelio.de,
Christine Brandt, VdRD
40
bei der Wahl des Käfigstandortes
berücksichtigt werden sollte. Das
Rattenheim darf nicht in Zugluft und
nicht in der prallen Sonne stehen.
Die Küche ist als Standort wegen
der Gerüche nicht zu empfehlen,
da Ratten einen gut entwickelten
Geruchssinn besitzen. Zudem sollte
das Gehege in einem Zimmer stehen,
in dem ein Auslauf von mindestens
einer Stunde am Tag gewährleistet ist.
Gut geeignet ist das Wohnzimmer,
in dem die Ratten in einem selbst
gebauten Auslauf oder unter Aufsicht
frei laufen können. Ideal ist natürlich
ein eigenes Zimmer für die Ratten
mit nagesicherer Auslaufmöglichkeit,
das heißt, Elektrokabel und andere
potenziell gefährliche Dinge müssen
gesichert sein. Ratten nagen alles an
und haben auch keine Hemmungen,
die Wände durch Herunterziehen der
Tapeten zu „verschönern“.
Wie viele Ratten dürfen es
sein?
Die Größe einer Rattengruppe
beginnt bei drei Exemplaren und
ist nach oben offen. Da Ratten sehr
soziale Tiere sind, ist Einzelhaltung
ein Tabu. Noch vor kurzem wurde oft
empfohlen, mindestens zwei Ratten
zu halten, dies ist aber inzwischen
überholt, denn heute weiß man, dass
bei einer Gruppe mit drei Ratten
seltener Auseinandersetzungen auftreten als bei nur zwei Tieren. Außerdem entstehen keine Probleme,
wenn eine der Ratten verstirbt und
ein neuer Partner integriert werden
muss. Das Argument, dass die Tiere in
Gruppenhaltung nicht zahm werden,
ist ein Ammenmärchen.
Um unerwünschten Nachwuchs zu
verhindern, sollten gleichgeschlechtliche Gruppen oder Weibchen mit
kastrierten Böckchen gehalten werden.
Dazu muss man wissen, dass Weibchen
bis ins hohe Alter sehr agil und nicht
immer auf Streicheleinheiten aus sind.
Böcke hingegen werden im Alter
gemütlicher. Kastrierte Böcke können
häufig über Tierschutzorganisationen
erworben werden.
Zur Unterstützung des Tierschutzes
empfiehlt es sich, Ratten aus
Tierheimen oder Notfallvermittlungen zu übernehmen. Bei
Notfallvermittlern bekommt man
bei der Besichtigung einen reellen
Eindruck von den Ratten in ihrem
Lebensraum und kann sich in
privater Atmosphäre mit direktem
Kontakt zu den Ratten für das
passende Tier entscheiden.
Hier bekommt man auch meist
alle nötigen Infos und Tipps
rund um die Ratte. In dem Fall,
dass die Nager, beispielsweise
aufgrund einer gescheiterten
Integration, doch nicht im neuen
Respektiere
Service
Zuhause bleiben können, nehmen
die Notfallvermittler die Ratten in der
Regel auch wieder zurück.
Möchte man seine Ratten bei einem
Züchter erwerben, sollte man sich
genau informieren, ob es sich um eine
liebevolle Hobbyzucht mit nur wenigen
Würfen handelt, ob der Züchter
seinen Nachwuchs gegebenenfalls
wieder zurücknimmt, und ob er auch
nach der Anschaffung jederzeit für
Fragen offen ist. Ein seriöser Züchter
gibt keine Ratten in Einzelhaltung
ab, vermittelt den Nachwuchs aus
einem Wurf immer mindestens zu
zweit und achtet darauf, dass kein
Tier übrig bleibt. Für Ratten aus
Zoofachgeschäften gilt ebenfalls, dass
sie dort tiergerecht untergebracht sein
sollten. Wichtig ist auch eine korrekte
Geschlechtertrennung.
Andernfalls
kauft man unter Umständen ein
trächtiges Weibchen und erlebt
Zuhause eine böse Überraschung,
wenn sich die Zahl der Ratten plötzlich
vervielfacht. Allerdings werden die
Ratten im Handel als Ware angesehen
und nur in Ausnahmefällen (z. B.
falsche
Geschlechterbestimmung
oder Krankheit) zurückgenommen.
Meistens können hier nur unkastrierte
Böcke erworben werden. Im Sinne
eines aktiven Tierschutzes sollte
man Ratten aus Tierheimen und
Notfallvermittlungen
bevorzugen
und
keine
Massenvermehrungen
unterstützen, indem man Ratten
Quelle: Christine Brandt, VdRD
im Zoofachhandel oder bei
Züchtern kauft.
Rattenheim und
Einrichtung
Je nach Geschick und Geldbeutel gibt es unzählige
Möglichkeiten, ein Rattengehege artgerecht zu gestalten.
Der Selbstbauer sollte sich
einen Schrank mit einer Tiefe
von mindestens 40 cm oder
besser noch 50 cm und einer
Höhe von etwa 200 cm
besorgen. Das Holz muss mit
sog. Sabberlack nach DIN EN
71-3 behandelt werden, da
ansonsten Urin einzieht, und
das Holz nach kurzer Zeit stark
riecht. Bastelanleitungen findet
man in allen Rattenforen. Eine
weitere Möglichkeit sind fertig
montierte Käfige. Der „Verein
der Rattenliebhaber und -halter
in Deutschland e.V. (VdRD)“ empfiehlt
folgende Mindestmaße (Breite x Tiefe
x Höhe):
3 Ratten: ca. 320 l
(z. B. 0,8 x 0,5 x 0,8 m)
4–5 Ratten: ca. 500 l
(z. B. 0,8 x 0,75 x 0,86 m)
6–8 Ratten: ca. 600 l
(z. B. 1,2 x 0,5 x 1 m)
9–15 Ratten: ca. 900 l
(z. B. 1,2 x 0,5 x 1,5 m)
Ratten sind sozial und gesellig.
Einzelhaltung ist tabu!
Quelle: Christine Brandt,
VdRD
Respektiere
Das Rattenheim kann natürlich gerne
größer sein, insbesondere wenn man
absehen kann, dass nicht jeden Tag
Auslauf gewährleistet ist. Bewährt
haben sich auch Vogelvolieren,
in denen Zwischenbretter oder
Plastiketagen angebracht werden.
Die Mindestgröße beträgt hier 50 x
80 x 180 cm (B x T x H), damit die
Lauffläche ausreichend ist. Von der
Firma Ferplast hat sich der ‚Furet XL‘
oder ‚Furet Tower‘ als rattentauglich
bewährt. Wer den Ratten endgültig
verfallen ist und mehr investieren
kann, wird bei www.kaskadendom.
de fündig. Liebhaber von Holzställen
können unter www.kleintierstaelle.ch
den Porsche unter den Rattendomizilen
bestellen. Zuvor empfiehlt sich aber
unbedingt ein Gespräch mit einem
langjährigen Rattenhalter, der die
Vor- und Nachteile verschiedener
Käfigvarianten aus eigener Erfahrung
kennt.
Bei der Einrichtung sind der Fantasie
keine Grenzen gesetzt. Nur das
Material sollte naturbelassen und
ungiftig sein, so wie beispielsweise
Holz, Seile, Kork, Keramik, Zeitungspapier und Äste von ungespritzten
Obstbäumen. Hygienisch und besser
zu reinigen sind zwar Gegenstände
aus Plastik, hierbei fehlt den Ratten
41
Service
allerdings der Spaßfaktor „Nagen“.
Hängematten
kann
man
sich
kostengünstig aus Gästehandtüchern
mit Aufhängern selbst basteln, um
damit größere Fallhöhen im Käfig
abzusichern. Als Wasserbehälter
eignen sich Nippeltränken. Wem
das Geräusch der Metallkugel
beim Trinken zu laut ist, kann auch
Vakuumtränken benutzen. „Wasserratten“ sollte im Sommer immer ein
größerer Napf mit frischem Wasser
zum Plantschen angeboten werden.
Einen großen Keramiknapf benötigt
man je nach Gruppengröße auch für
das Trockenfutter.
Als Einstreu können staubarme
Varianten wie Mais-, Hanf- oder
Leinenstreu verwendet werden, oder
man verzichtet ganz darauf und
beschränkt sich bei der Streu auf die
Toiletten. Ratten haben empfindliche
Atemwege und sollten daher vor Staub,
Heu und Zigarettenrauch geschützt
werden. Im Sommer wie auch im
Winter kann man zur Unterstützung
der Luftfeuchtigkeit feuchte Tücher
von außen an den Käfig hängen.
Allerdings sollte man damit rechnen,
dass diese schonungslos zernagt oder
in den Käfig gezogen werden.
Das Futter
Der Zoofachhandel bietet viele
Fertigfuttermischungen für Ratten an.
Hierbei wird zwischen Komplettfutter
und Einzelfuttermischungen unterschieden. Komplettfutter kann im
Krankheitsfall zum Päppeln gegeben
Quelle: Isabella Müller_
pixelio.de
werden, da man es auflösen und
zu Brei verarbeiten kann. Es gibt
aber auch Rattenhalter, die von
Anfang an Komplettlösungen verfüttern. Das ist letztendlich eine
Geschmacks- und Geldfrage. Auch
die Einzelfuttermischungen bieten
eine breite Auswahl. Man sollte beim
Kauf des Trockenfutters darauf achten,
dass tierisches Eiweiß enthalten ist.
Andernfalls sollte man es in Form
von Käse, getrockneten Maden oder
Seidenraupen einmal wöchentlich
zufüttern. Als Faustregel kann gelten,
dass ungefähr 20 g oder 1 Esslöffel
pro Ratte und Tag benötigt werden. Da
Ratten einen hohen
Stoffwechsel haben,
sollte
ihnen
das
Futter aber zur freien
Verfügung
stehen,
das heißt, man bietet
entweder
morgens
Trockenfutter
und
abends
Frischfutter
an oder umgekehrt.
Doch Vorsicht bei
kastrierten Böcken, da
sie bei Überangebot
zur Verfettung neigen,
Quelle: Jane23_
pixelio.de
42
und es bei einer Gruppenhaltung
schwierig ist, einzelne Tiere auf Diät
zu setzen.
Kalorienarmes
Frischfutter
kann
in großen Mengen verfüttert werden. Vorsicht ist geboten bei
Kohlgewächsen, da Aufgasungen
entstehen können. Auch Avocado
sollte wegen des hohen Fettgehalts
nicht angeboten werden. Ebenfalls
nicht auf den Speiseplan gehören
Zitrusfrüchte und größere Mengen
kalorienreiches Obst. Sowohl Obst
als auch Gemüse werden ohne
Schale und Kerne gegeben. Als
Beschäftigungsanreiz
kann
das
Frischfutter in Futterhaltern, Foodballs
oder Salatraufen an verschiedenen
Stellen im Käfig angebracht werden.
Je nach Größe der Gruppe sollte nur
so viel Futter angeboten werden, wie
von den Ratten gefressen wird. Bleibt
am Ende des Tages viel Frischfutter
übrig, verringert man die Mengen, um
die Vermehrung von Fruchtfliegen zu
verhindern.
Krankheiten und Tierarzt
Ratten können viele Krankheiten
bekommen, die wir von uns selbst
auch kennen. Aufgrund der geringen
Lebenserwartung von nur zwei bis drei
Jahren treten einige altersbedingte
Erkrankungen ab einem Alter von
1,5 Jahren auf. Weibchen leiden oft
unter Gesäugetumoren, die - frühzeitig
Respektiere
Service
Je nach Größe der Rattengruppe werden verschiedene Mindestmaße für
den Käfig empfohlen. Wie immer gilt:
Je größer, desto besser.
Quelle: Christine Brandt, VdRD
erkannt - operativ entfernt werden
können. Bei Weibchen wie Böcken
können
Atemwegserkrankungen
auftreten, mit denen die Tiere allerdings lange leben können, wenn
sie rechtzeitig behandelt werden.
Bei Untersuchungen hat man festgestellt, dass Ratten zu 98% den
Mycoplasmoseerreger in sich tragen,
und es je nach Immunsystem früher
oder später zu einem Ausbruch dieser
Atemwegserkrankung kommen kann.
Als Krankheitsvorbeugung auch bei
symptomfreien Ratten dienen die Verwendung von staubarmer Einstreu
(oder der gänzliche Verzicht
darauf), ein rauchfreies
Rattenzimmer ohne Zugluft sowie regelmäßige Untersuchungen beim Tierarzt
ab einem Alter von zwölf
Monaten.
Auch die Suche nach einem
Tierarzt mit Rattenerfahrung
ist entscheidend. Schon
vor der Anschaffung sollte
man sich über Tierärzte
informieren.
Bei
der
Recherche nach einem rattenerfahrenen Tierarzt in der
Nähe können Rattenforen helfen (z. B.
www.vdrd.de). Leider gibt es immer
noch genügend Tierärzte, für die
ein Haustier erst ab der Größe von
Meerschweinchen zählt. Nicht selten
wird gerade in ländlicher Gegend
schnell zur Euthanasie und zum Kauf
einer neuen Ratte geraten, weil der
Aufwand einer Behandlung zu groß sei
oder der Tierarzt schlicht und einfach
nicht weiß, wie er der Ratte helfen
könnte. Man darf nicht vergessen,
dass Ratten sehr kleine Tiere sind, und
alles, was über das Röntgen hinaus
geht (Ultraschall, Blutabnahme), viel
Kompetenz und Erfahrung verlangt.
Selbst das einfache Abhorchen von
Herz und Lunge beherrscht nicht jeder
Tierarzt. Darüber hinaus empfiehlt
es sich, für anfallende Tierarztkosten
eine eigene Notfallkasse anzulegen
und monatlich fünf bis zehn Euro zu
sparen.
Wer sich vor der Anschaffung
einer Rattengruppe ausreichend informiert und bei offenen Fragen
auch Experten zu Rate zieht, kann
mit den neugierigen und geselligen
Nagern viel Freude haben! Weitere
Informationen rund um das Thema
Rattenhaltung findet man unter www.
vdrd.de und in Fachbüchern.
Christine Brandt, Verein der
Rattenliebhaber und -halter in
Deutschland e.V.
Quelle: Velve_pixelio.de
Buchvorstellung
„Noras Traum“ von Ilse Henkel
Das Buch schildert eine wahre Begebenheit. Als ihr Kaninchen stirbt, ist
Nora unheimlich traurig, doch eines
Nachts hat sie einen wunderbaren
Traum: Sie besucht ihr Kaninchen im
Himmel, auf einer wunderschönen,
grünen Himmelswiese und erkennt,
dass auch für Tiere das Leben nach
dem Tod weitergeht.
Das Buch erzählt auf einfühlsame
Weise eine Geschichte zum Thema
Tod eines Haustieres und kann damit Kindern (wie auch Eltern), die ihr
Haustier verloren haben, Trost spen-
Respektiere
den. Die Autorin möchte mit „Noras
Traum“ nicht nur über den Verlust
eines geliebten Tieres hinweghelfen,
sondern insgesamt dazu beitragen,
dass wir unsere Mitgeschöpfe mit anderen Augen sehen.
Ilse Henkel: "Noras Traum, Oder …
auch Tiere kommen in den Himmel"
ISBN-13: 978-3-95488-030-0
1. Auflage 2013
Engelsdorfer Verlag
41 Seiten, zahlreiche farbige
Abbildungen
43
Service
Respektierchen
Die Fledermaus
Quelle: Gaiarama, filorosso.eu - Manfred Gerber, Margot Kessler_pixelio.de
Schon seit Jahrhunderten
fasziniert die Fledermaus die
Menschen. Die nächtlichen
Jäger wurden früher als
Vampire, Teufel und Götter
gefürchtet oder auch verehrt.
Doch was ist an den Mythen,
die sich um die Fledermaus
ranken, wirklich dran?
Fledermäuse sind beinahe weltweit
heimisch. Einzig in der Arktis, Antarktis
und auf einigen Inseln kommen sie
nicht vor. Sie bevorzugen vor allem
warme Regionen: Je wärmer es ist,
desto mehr Fledermausarten trifft man
im Normalfall an. In Deutschland
leben ungefähr dreiundzwanzig verschiedene Arten, weltweit gibt es
über neunhundert.
Lebensräumen vorkommen, ernähren
sich von kleinen Säugetieren, Fischen
und Fröschen. Der Mythos vom
Vampir ist jedoch nicht völlig aus
der Luft gegriffen: Es gibt tatsächlich
Fledermausarten, deren Nahrung aus
tierischem Blut besteht. Diese Arten
kommen allerdings nur in Südamerika
vor
und
sind
für
Menschen
ungefährlich. Die „deutschen“ Fledermäuse sind übrigens allesamt
Insektenfresser.
Trotz ihres Namens haben Fledermäuse wenig mit Mäusen gemein.
Sie gehören wie wir Menschen zu
den Säugetieren und erhielten ihren
Namen nur wegen ihrer spitzen
Gesichtsform, die an Mäuse erinnert.
Die Größenunterschiede zwischen
den verschiedenen Fledermausarten
sind erheblich. Es gibt Fledermäuse,
die in eine Streichholzschachtel
passen würden, während andere eine
Flügelspannweite von über einem
halben Meter haben.
Dass Fledermäuse so hervorragende
Jäger sind, verdanken sie ihrem
Gehör. Sie senden Klicklaute im
Ultraschallbereich aus, also in einer
Tonhöhe, die für das menschliche Gehör
nicht mehr wahrnehmbar ist. Treffen
diese Schallwellen auf ein Hindernis,
werden sie als Echo zurückgeworfen
und von der Fledermaus erkannt.
Fledermäuse können also mit den
Ohren „sehen“ und haben dadurch
bei ihrer nächtlichen Jagd einen
entscheidenden Vorteil. Eine fliegende
Fledermaus sendet die Klicklaute bis
zu dreißig Mal pro Sekunde aus;
und wenn sie jagt, dann sogar bis zu
einhundertsiebzig Mal pro Sekunde!
Früher dachte man, Fledermäuse
würden Blut trinken, doch die meisten
Arten ernähren sich ganz anders. Je
nach Region gibt es Fledermäuse,
die Insekten oder Früchte fressen
oder auch Arten, die den Nektar von
Blüten bevorzugen und dabei die
Pflanzen bestäuben. Besonders große
Fledermausarten, die in tropischen
Nur wenige Säugetiere sind in der
Lage, zu fliegen. Fledermäuse können
es, weil ihre Arme und Beine durch
Flughäute miteinander verbunden
sind. Auch zwischen den Beinen ist
eine solche Haut aufgespannt, die
allerdings oft auch zum Fangen von
Insekten während des Flugs genutzt
wird.
44
Im Mittelalter waren die Menschen
davon überzeugt, dass Fledermäuse
Geschöpfe des Teufels seien. Tagsüber
schlafen, nachts jagen und kopfüber
von der Decke hängen – all dies schien
gegen die Natur zu verstoßen. Hinzu
kam, dass sie keine weiß befiederten
Engelsflügel haben, sondern ledrige
Schwingen wie sie damals dem Teufel
nachgesagt wurden. Und so wurden
im Mittelalter viele Fledermäuse
gejagt und getötet. Allerdings war
das Bild der Fledermaus nicht überall
so negativ. Von den Mayas wurden
sie beispielsweise als Götter verehrt,
und in China gilt die Fledermaus noch
heute als Symbol für Glück und langes
Leben.
In Deutschland stehen inzwischen alle
heimischen Fledermausarten unter
Naturschutz, da sie durch Eingriffe
des Menschen in ihren Lebensraum
selten geworden sind. So werden
beispielsweise viele Insekten, also die
Hauptbeute der Fledermäuse, durch
Pflanzenschutzmittel getötet oder
sind stark mit Giften belastet. Auch
die Unterschlupfmöglichkeiten oder
Winterquartiere der Fledermäuse
sowie ihre Jagdgebiete und natürlichen Lebensräume mussten oft
dem Menschen weichen. Mittlerweile
Respektiere
Respektierchen
Service
gibt es allerdings eine Reihe von
Schutzprogrammen, um die Fledermaus
in Deutschland zu erhalten. Wer sich
selbst engagieren möchte, kann schon
mit einem im Garten angebrachten
Fledermauskasten helfen. Ein Fledermauskasten im eigenen Garten
hat gleichzeitig den Vorteil, dass die
Fledermäuse die nachts ums Haus
schwirrenden Stechmücken fressen.
Weitere Informationen, wie ihr Fledermäusen helfen könnt, findet ihr auf
Seite 36.
Schon gewusst?
Neben den Fledermäusen gibt es
nur noch eine Säugetiergruppe, die
aktiv fliegen kann: Die Flughunde.
Zusammen mit der Fledermaus bildet
der Flughund die Ordnung der
Fledertiere. Aktiv fliegen bedeutet,
dass die Tiere nach dem Flugstart
selbständig an Höhe gewinnen
können. Ein passiver Flieger ist
beispielsweise das Flughörnchen. Es
hat Gleithäute zwischen Armen und
Beinen und kann so wie mit einem
Fallschirm von einem hohen Punkt
heruntergleiten.
Der Wasserkreislauf
Die Erde ist bekanntlich der Planet des
Wassers. Über siebzig Prozent der
Erdoberfläche ist mit Wasser bedeckt,
wobei die Meere dabei die größte
Fläche einnehmen. Wasser bleibt jedoch nicht immer in seiner flüssigen
Form, sondern bewegt sich in einem
ständigen Kreislauf:
Durch die Sonnenenergie wird das
Wasser aus den Meeren, Seen und
Flüssen erwärmt, so dass es verdunstet.
Auch Pflanzen geben verdunstetes
Wasser ab. Da Wasserdampf leichter
als Luft ist, steigt er nach oben, kühlt
ab und verdichtet sich zu Wolken.
Diese werden ins Landesinnere geweht
und geben das Wasser in Form von
Regen, Schnee oder Hagel wieder ab.
Das zur Erdoberfläche zurückgekehrte
Wasser wird von Flüssen und Bächen
aufgenommen und in die Meere und
Seen zurückgeführt, oder es versickert
im Boden, so dass es von Pflanzen
aufgenommen werden kann. Die
Gewässer werden nun wieder von
der Sonne erwärmt, und der Kreislauf
beginnt von vorn. Somit nimmt die auf
der Erde vorhandene Wassermenge
weder zu noch ab, sondern wird
lediglich umverteilt.
werden die verschiedenen Bodenschichten der Erde nachgeahmt. Als nächstes pflanzt man
die kleine Pflanze ein. Nun wird
das Ganze entweder vorsichtig
gegossen oder ein kleines, mit
Wasser gefülltes Behältnis neben
der Pflanze platziert. Zum Schluss
wird die Frischhaltefolie über
der Öffnung aufgespannt. Stellt
man das Glas nun an einem
sonnigen Platz auf, kommt der
Wasserkreislauf nach kurzer Zeit
in Gang.
Viel Spaß beim Beobachten!
Welches Wo
rt
suchen wir?
Einen vereinfachten Wasserkreislauf
könnt ihr euch auch selbst bauen.
Dafür benötigt ihr:
- ein großes Glas
- Kieselsteine
- Sand
- Gartenerde
- eine kleine Pflanze mit
Wurzeln
- Frischhaltefolie
Das Glas wird nacheinander mit
jeweils einer Schicht aus Kieselsteinen,
Sand und Gartenerde befüllt. So
Respektiere
45
Partner
Die Perrera Cuenca in Spanien
Ein Bericht des TSV Hunderettung-aktiv e.V.
W
ir, der Tierschutzverein
„Hunderettung
aktiv
e.V.“, arbeiten mit der
Perrera in Cuenca zusammen.
Cuenca liegt etwa zwei Autostunden von Madrid entfernt
und wird von den Tierschützerinnen Carmen und Sonia geführt. Diese Frauen leisten Unglaubliches, deshalb möchten
wir ihre Arbeit einmal genauer
vorstellen:
Die Perrera Cuenca (Alberque Provincial de Cuenca) ist eine ehemalige
spanische Tötungsstation mit Platz für
ungefähr 150 Hunde; allerdings beherbergt die Perrera fast immer mehr
Hunde. Seit dem Sommer 2013 leiten
die beiden Tierschützerinnen Carmen
und Sonia die Perrera. Die beiden
leisten vorbildliche Arbeit und haben
auf einem mühseligen, langen Weg
voller Hindernisse auch die Gemeinde
überzeugt, dass die Hunde nicht, wie
sonst üblich, regelmäßig nach 7 bis 21
Tagen getötet, sondern vermittelt werden. Allerdings hat die Gemeinde die
Höchstzahl der Hunde auf 150 Tiere
begrenzt, das heißt, wird die Anzahl
der Hunde höher, werden die überzähligen Tiere getötet. Deshalb ist es immens wichtig, möglichst viele Hunde zu
vermitteln und neben der zuverlässigen
Versorgung der Hunde in der Perrera
auch Aufklärungsarbeit vor Ort zu betreiben.
Unser Besuch in der
ehemligen Perrera
Wir haben die Perrera in Cuenca im
Februar 2014 besucht und wurden
von Sonia und Carmen sehr herzlich
46
begrüßt. Wir konnten feststellen,
dass die beiden absolut korrekt
und nach den Vorschriften arbeiten, und das ist gerade im Auslandstierschutz mit seinen hohen
Anforderungen und Auflagen
nicht selbstverständlich. Carmen
und Sonia geben ihre komplette
„Freizeit" dafür, die Hunde in der
Perrera zu betreuen, zu versorgen,
ihnen zu helfen. Die beiden betreiben außerdem viel Aufklärungsarbeit in der lokalen Presse, um immer
wieder darauf hinzuweisen, dass auch
Tiere ein Recht auf ein artgerechtes Leben haben, und dass auch sie Schmerzen, Hunger und Angst spüren. Immer
wieder werden auch mit Kindern Gespräche geführt, damit sie schon von
klein auf den Wert eines Tierlebens
schätzen und respektieren lernen. Erste
Erfolge gibt es schon, und Sonia und
Carmen gilt unser großer Respekt.
Nach unserem Frühstück ging es dann
am Samstagmorgen mit Sonia und Carmen in die Perrera Cuenca. Wir hatten
uns vorgenommen, möglichst viele
Hunde kennenzulernen, sie zu messen,
das Gewicht zu schätzen, ihren Charakter einzuschätzen, um so viele Infos
wie möglich zu bekommen. Also gingen wir mit Zollstock und Schreibblock
bewaffnet in die Zwinger. Viele dieser
tollen Hunde freuten sich so sehr über
uns, bettelten um jede Streicheleinheit,
leckten uns die Hände, und es zerriss
uns oft das Herz. Am liebsten hätten
wir sie alle mit nach Hause genommen.
Einige, zum Glück nur wenige, saßen
traurig in der Ecke ihres Zwingers und
trauten sich kaum, zu uns zu kommen.
Die meisten der in der Perrera untergebrachten Hunde leben in Zwingern und
haben zusätzlich noch einen kleinen Innenraum, in dem es Körbchen und ein
paar Sägespäne gibt, die eine weiche
Unterlage schaffen und jeden Tag erneuert werden. Die Tierschützer legen
keine Decken in die Körbchen, da der
Aufwand für die Reinigung einfach zu
groß wäre. Sägespäne erwiesen sich
als wesentlich sinnvoller. Da haben wir
wieder etwas gelernt!
Kurz nach unserer Ankunft in der Perre-
ra wurden auch schon die ersten Hunde
abgegeben. Zuerst kam ein Jäger, der
seinen schwarzen, dünnen, vernarbten
Galgo abgab. Seinem Aussehen nach
zu urteilen, würde er es bei Sonia und
Carmen wesentlich besser haben als
bei seinem Vorbesitzer. Der Galgo war
schüchtern, aber auch sehr freundlich
und freute sich riesig über das Futter!
Kurz danach kam ein Paar mit einer
kleinen Podenca in die Perrera. Auch
dieses Hündchen war überflüssig und
nicht mehr gewollt. Rubia, wie die
Kleine hieß, war eine elfjährige MiniPodenca, die ihr ganzes Leben in einer
Familie verbracht hatte. Nun hieß es, es
seien zu viele Hunde, und man wolle
sich von Rubia trennen. Also ab in die
Perrera! Es war für uns nicht zu fassen,
und dieses kleine Mädchen mit seinen
riesengroßen Augen, das die Welt nicht
mehr verstand, tat uns von Herzen leid.
Deshalb nahmen wir die Kleine mit ins
Büro und kümmerten uns erst einmal
um sie. Wir hoffen, dass sich auch für
diese "Hunde-Oma", die immer ein
Zuhause gehabt hat, noch ein liebes,
warmes Plätzchen finden wird.
Danach zeigten uns Sonia und Carmen auch die Klinikräume in der Perrera, und wir konnten feststellen, dass
alles sehr ordentlich und sauber war. In
einem Raum neben den Klinikräumen
war die kleine Mila untergebracht. Sie
wurde vor kurzem hochtragend in der
Perrera abgegeben, und drei Tage später bekam sie vier Welpen. Wir lernten
sie als eine ganz tolle Hündin und fürsorgliche Mama kennen.
Nach unserem Besuch in der Perrera
fuhren wir noch in die etwa 25 km ent-
Respektiere
Partner
fernte Hundepension, die ebenfalls von
Sonia und Carmen betrieben wird. Die
Pension befindet sich auf einem riesengroßen, eingezäunten Gelände, das
den Hunden einen herrlichen Auslauf
bietet. Hier können sie rennen, spielen
und toben. Viele der Hunde, die sich in
der Perrera aufgegeben haben, blühen
hier wieder auf, und es geht ihnen in
dieser stressfreien Atmosphäre deutlich
besser!
Hilfe wird dringend
benötigt
Wir suchen dringend liebevolle
Endstellen sowie gute, zuverlässige Pflegestellen für die Hunde
aus Cuenca. In der Perrera werden
außerdem dringend Futter, warme
Hundemäntel einschließlich Regenschutz in allen Größen, Geld für Kastrationen und die tierärztliche Versorgung
sowie Flugboxen und Kabinentaschen
für die Flüge benötigt. Patenschaften
helfen natürlich ebenfalls. Wir freuen
uns über jede noch so kleine Spende
und werden diese umgehend nach
Cuenca weiterleiten. Durch unseren
Aufenthalt in Cuenca wurde für uns bestätigt, dass wir mit ehrlichen und engagierten Menschen zusammenarbeiten,
die dringend auf jede Unterstützung
angewiesen sind, und die all ihr Herzblut und ihre Zeit für die Rettung und
Versorgung der Hunde geben. Deshalb
werden wir die Tierschützer in Cuenca
auch weiterhin mit all unseren Kräften
unterstützen.
Sabine Bijnen und Gaby Harder
TSV Hunderettung-aktiv e.V.
E-mail: [email protected]
Weitere Informationen über
die Perrera Cuenca unter
www.rescanispain.com
(spanische Homepage)
oder bei Facebook unter https://
www.facebook.com/rescanispain.albe
rgueprovincialdecuenca?fref=ts
TSV Marsberg - Tierschutz ohne Grenzen
Unsere vier Schäferhunde Seron, Tijara, Viola und Maks aus
einem städtischen Tierasyl in West-Serbien
Seron - Als Welpe von ihren
Besitzern an einem Baum
aufgehängt
Seron wurde als Welpe an einem
Baum hängend aufgefunden und gerade noch rechtzeitig entdeckt, abgeschnitten und in eine Klinik gebracht.
Danach wurde sie in einem staatlichen
Asyl untergebracht. Seron lebte dort
zwei Jahre lang in einem kleinen Käfig,
auf engstem Raum, ohne Kontakt zur
Außenwelt und nur notdürftig versorgt.
Die Fotos und Informationen, die wir
aus diesem Asyl bekamen, waren grauenhaft.
Seron kam klapperdürr bei uns an und
erhielt den Namen „Spitzmaus“, denn
sie hat eine auffallend lange Schnauze.
Ihren Unterbiss behandelte unser Tierarzt; ein Zahn musste verkürzt werden,
da er in den Oberkiefer drückte. Im Labor wurde eine Mittelmeererkrankung
festgestellt, die ebenfalls behandelt
wurde.
Seron war immer sehr lieb und sehnte
sich nach menschlichem Kontakt. Am
17. August wurde sie in der
Sendung „Tiere suchen ein Zuhause“ vorgestellt und fand im
September ein neues Zuhause
in Norddeutschland.
Tijara hatte sehr großes Glück,
denn wir konnten sie schnell
vermitteln. Sie muss nicht lange
im Asyl gelebt haben, denn sie
befand sich in einem guten Zustand, als sie zu uns kam.
Seron im Hundelager in Serbien
Respektiere
Viola - Jahrelang
eingekerkert
Bewusst haben wir uns auch für
die Aufnahme der zehn Jahre
alten Viola entschieden. Sie
Seron beim TSV Marsberg
war die älteste der vier Schäferhunde
und sehr stark angeschlagen. Mit drei
Jahren wurde sie in einen kerkerartigen
Raum gesperrt, über sieben Jahre lang!
Sie hatte nie Gras unter ihren Pfoten,
sie spürte nicht die Sonne, den Regen
und den Wind. Sie lebte nicht mehr,
sie existierte nur noch. Ihre schlimmen
Hautkrankheiten und ihre Ohrenentzündungen musste sie allein ertragen, kein
Tierarzt hat ihr beigestanden, um die
Schmerzen zu lindern. Ihr Trommelfell
wurde dadurch auf beiden Seiten zerstört. Erst bei uns wurde sie mit einem
unglaublichen Aufwand in der Praxis
unseres Tierarztes untersucht. Hunderte
47
Partner
Herausnahme des Innenohres, in Betracht.
Maks wurde in eine
Tierklinik gebracht,
wo die komplizierte
OP von Spezialisten
vorgenommen werden sollte. Doch der
Tumor befand sich
inzwischen in einem
inoperablen Zustand.
Maks konnte nicht
mehr geholfen werden, und wir mussten ihn, nachdem er
mittels CT untersucht
Viola war sieben Jahre lang unter
worden war, todtrauschlimmsten Bedingungen eingekerkert.
rig wieder abholen.
Nach diesem Rückvon Zecken krabbelten aus ihrem stark
schlag
befassten
wir uns intensiv mit
verfilzten Fell, ihr Zustand war nicht in
alternativen
Heilmethoden.
Wir unWorte zu fassen. Bei ihrem Anblick
terhielten
uns
mit
Tierärzten
und Lakonnte man nur noch weinen.
bormitarbeitern
und
schilderten
ihnen
Und heute? Heute lebt Viola als PflegeMaks‘
Situation.
Es
ging
um
Leben
hund in einer Familie. Wir tragen die
Kosten für ihre veterinärmedizinischen und Tod; Maks lief die Zeit davon.
Behandlungen. Sie ist körperlich so Wir setzten uns mit der heilenden
heruntergekommen, dass der Tierarzt Wirkung der Laserbestrahlung auseiregelmäßig aufgesucht werden muss. nander und entschieden uns für eine
Laser-Therapie,
Viola fand Paten in Norwegen, die Photodynamische
die
auch
in
der
Tumorbehandlung
sie unterstützen, und wir würden uns
freuen, noch weitere Paten für Viola zu eingesetzt wird, fanden aber keinen
speziell ausgebildeten Tierarzt, der
finden.
Maks zeitnah behandeln konnte.
Als weltweit führender Experte auf
Maks - Die unglaublichen
dem Gebiet der Lasertherapie gilt
Leiden eines Hundes im Asyl
Maks war noch nicht alt, als wir ihn Dr. med. Michael Weber, der glückaus dem Tierasyl holten. Vielleicht fünf licherweise der Bruder eines VereinsJahre, wer weiß das schon so genau?! Mitglieds ist. Der ernste Zustand von
Maks brauchte dringend Hilfe: Eiter und Maks, ihm eindringlich per E-Mail mit
Blut liefen ihm aus den Ohren, als wir aussagekräftigen Fotos vor Augen geihn zum ersten Mal sahen. Als er zu uns führt, veranlasste den Humanmediziner
kam, schüttelte er unentwegt den Kopf, und Tierfreund, unseren Maks in der
zeigte starke Schmerzen, und seine Oh- Praxis unseres Tierarztes kostenlos zu
ren sahen fürchterlich aus. Der ganze behandeln.
Hund war ein Häufchen Elend, das Fell Nach der Behandlung hatten wir einen
verfilzt, er stank erbärmlich und
war dabei so freundlich.
Fünf Seiten könnten wir hier allein über Maks schreiben, aber
wir versuchen, die Geschehnisse hier nur kurz darzustellen:
Es stellte sich heraus, dass Maks
im rechten Ohr einen bösartigen Tumor (Ceruminaldrüsentumor) hatte, der zweimal durch
unseren Tierarzt entfernt wurde
und leider auch zweimal sehr
schnell wiederkam. Als letzte,
lebensrettende
Möglichkeit
kam nur eine Operation, die
48
Maks während der Tumorbehandlung
schmerzfreien Hund, der kräftig an der
Leine zog und uns lebensfroh und temperamentvoll auf den Spaziergängen
begleitete. Regelmäßige Kontrollen
beim Tierarzt zeigten ein tumorfreies
Ohr. Seine Blutwerte waren hervorragend.
Maks hatte es geschafft, so glaubten
wir.
Dann, im September 2014, fiel uns
eines Tages eine gesundheitliche Veränderung bei Maks auf. Er hatte Fieber, sein Zustand schien ernst zu sein.
Ich befand mich zu der Zeit für eine
Woche im Urlaub und erhielt die Nachricht im Ausland. Beim Tierarzt erhielt
Maks Infusionen; eine erneute CT-Untersuchung sollte erfolgen. Das CT zeigte
einen Tumor im Gehirn. Die Abma-
Viola auf ihrer Pflegestelle
gerung war ein Warnsignal. Fett und
Muskulatur wurden vermehrt abgebaut,
denn der Krebs hatte sich bereits in seinem Körper ausgebreitet. Nach sieben
Monaten aufwändiger Fürsorge in der
Pension und einem langen Kampf um
sein Leben mussten wir Maks gehen
lassen.
Dieses ohnmächtige, verzweifelte Gefühl, sich im
Urlaub zu befinden, nicht
zur Stelle zu sein, während
einer unserer Hunde stirbt,
ist unbeschreiblich und seelisch kaum zu verkraften.
Ich wollte Maks in diesem
Winter zu mir nach Hause
holen, zu meinen beiden
Hündinnen, die er so sehr
liebte. Zu seinen Lebzeiten
sollte es nicht sein, nur seine Asche befindet sich jetzt
in meinem Garten.
Respektiere
Partner
Elke Heinemann
1. Vorsitzende
Tierschutzverein Marsberg e.V.
Verein für Schäferhunde
Lange Straße 33
34431 Marsberg
Tel.: 0 29 94-90 83 72
Spendenkonto:
IBAN:
DE 30 4765 0130 0000 0409 23
BIC: WELADE3LXXX
Maks im Juni 2014 nach der photodynamischen Tumorbehandlung
Seine schwere Krankheit war Maks nicht
mehr anzusehen.
Hundehilfe Deutschland e.V.
Wir sind ein junger Verein im Herzen
des Ruhrgebietes, der sich im Januar
2014 neu zusammengefunden hat.
Wir setzen uns vor allem für Hunde
bestimmter Rassen und für sogenannte
„Kampfhunde“ ein; ebenso für Hunde,
die körperliche Einschränkungen haben oder verhaltensauffällig sind, sei
es bedingt durch Angstzustände oder
durch Aggression. Natürlich nehmen
wir auch "normale" Tiere auf.
Wir sind kein "normales" Tierheim,
sondern arbeiten in Kooperation mit
einer Hundeschule an den verschiedenen Problemen, die unsere Tiere mitbringen. Auf unserer Station sind die
Hunde in Rudel eingeteilt, zusätzlich
haben wir auch Platz für vier bis fünf
„Einzelsitzer“, die erst einmal langsam
Respektiere
an Artgenossen herangeführt werden
müssen.
Aufklärungsarbeit macht einen Großteil unserer Arbeit aus. Dabei geht es
vor allem um das Landeshundegesetz,
um Aufklärung zur Anschaffung eines
Tieres und um die Frage „Was ist sinnvoller Tierschutz?“. Wir veranstalten zu
diesen und weiteren Themen regelmäßig Infoabende, die einem uneingeschränkten Publikum zugänglich sind.
Unsere zweite große Aufgabe ist die
Arbeit mit unserer Jugendgruppe, die
sich einmal wöchentlich trifft. Hierbei
bekommen die Kinder nach Anweisung
einen Pflegehund und werden mit verschiedenen Aufgabenbereichen vertraut gemacht. Auf diese Weise lernen
sie spielerisch und mit viel Spaß an der
Sache den richtigen Umgang mit dem
Hund und stärken so ihr Bewusstsein für die Natur und
die Tiere.
In den Ferien gibt es außerdem Kinder- und Jugendprogramme, die über einen Zeitraum von mehreren Wochen
stattfinden und immer ein
spezielles Thema rund um
den Tierschutz behandeln.
In unserer Station gibt es noch reichlich
zu tun, denn leider muss noch viel umgebaut werden, damit es unsere Tiere
im Winter gemütlich haben. Hinzu
kommt, dass der im Sommer in NRW
stark wütende Sturm unserer Station
stark zugesetzt hat.
Wir freuen uns über Interesse an unserer Station und unserem Konzept und
stehen jedem Interessenten jederzeit für
Rückfragen zur Verfügung.
Hundehilfe Deutschland e.V.
Heißener Straße 248a
45359 Essen
www.hundehilfedeutschland.de
[email protected]
Notfallnummer: 01 76-72 36 29 90
49
Partner
Unsere Einsatzgebiete in Europa
Der ETN e.V. setzt zahlreiche Projekte im Tier- und Naturschutzbereich um. Er ist zudem ein zuverlässiger und
starker Partner für nahezu einhundert Vereine im
In- und Ausland. In Zusammenarbeit mit
dem ETN e.V. leisten unsere Partner
europaweit anerkennenswerte Tierschutzarbeit. Sie setzen sich unter
den schwierigsten Bedingungen
für die Tiere vor Ort ein. Ohne
diese Tierschutzarbeit an der
Basis würden viele Tierheime
schlichtweg nicht existieren,
blieben Abertausende von
Straßentieren unversorgt und
unkastriert. Unzählige Tiere
50
wären dem Tod geweiht.
Unsere Partner im In- und Ausland sind genauso wie wir als
ETN e.V. immer für die Belange der Tiere da. Sollten Sie,
liebe ETN-Freunde, uns oder unsere Partner brauchen, scheuen Sie sich bitte nicht!
Nehmen Sie Kontakt auf! Wir helfen!
Tel.: 0 22 45-61 90-0 oder
e-Mail: [email protected].
Die Kontaktdaten unserer Partner
finden Sie auch unter www.etnev.de.
Respektiere
Quelle: Lothar Henke_pixelio.de
Mitgliedsausweis
News
Europäischer Tierund Naturschutz e.V.
Hof Huppenhardt
D-53804 Much
Tel.: 0 22 45-61 90-0
Fax: 0 22 45-61 90-11
e-Mail: [email protected] · www.etnev.de
Wichtig: Bitte heraustrennen!
Ihr persönlicher ETN-Mitgliedsausweis im Scheckkartenformat
Umweltminister von NRW
fordert Ende der Delfinhaltung
Der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel (GRÜNE)
wandte sich im August in einem Brief
an den Bundeslandwirtschaftsminister
Christian Schmidt, um ihn aufzufordern, die Delfinhaltung in
Deutschland künftig zu untersagen.
„Ich kann nicht erkennen, wie eine tier- und verhaltensgerechte
Unterbringung von Delfinen in Zoos
möglich sein sollte“, schreibt Remmel
in seinem Brief. Auch die vom
Bundesministerium
veröffentlichten
Haltungsanforderungen an Delfine
werden kritisiert. Der Vorstoß des
Ministers ist ein wichtiger Schritt hin
zum längst überfälligen Verbot von
Delfinarien.
Tierquälerei im
Büffelmozzarella
Die Tierschutzstiftung ‚Vier Pfoten’
hat aufgedeckt, dass Büffel, die in
italienischen Farmen zur Gewinnung
von Büffelmilch gehalten werden,
unter schlimmsten tierquälerischen Bedingungen leben müssen.
Männliche Kälber werden erschlagen,
ertränkt, oder man lässt sie verhungern,
da sie nicht für die Milchgewinnung
Quelle: Steffen Kowalski_pixelio.de
Respektiere
genutzt werden können. Die erwachsenen Büffel stehen oft in ihren
eigenen Exkrementen, haben keinen
Auslauf oder Zugang zu frischem
Wasser. Schlammbäder oder Wasserspritzanlagen, die die Büffel zur
Regulation ihrer Körpertemperatur
benötigen, fehlen immer. ‚Vier Pfoten’
hat nun Mindestanforderungen an
die Büffelhaltung erarbeitet und
die Supermarktketten aufgefordert,
bei der Auswahl des angebotenen
Mozzarellas Tierschutzgesichtspunkte
zu beachten.
ETN-Stiftung unterstützt ‚Dog
Rescue Romania’
Seit August 2014 wird der Verein
‚Dog Rescue Romania’, der in
Bukarest ein kleines Tierheim und
eine Tierklinik für Streuner betreibt,
von der ETN-Stiftung unterstützt.
Die Stiftung spendete medizinische
Geräte im Wert von 11.000 Euro
für die Streunerklinik und zahlt in der
Anfangsphase des Projekts außerdem
einen monatlichen Zuschuss. ‚Dog
Rescue Romania’ wurde von Rudolf
und Garofita Hofmann gegründet,
einem Tierarzt-Ehepaar aus Bukarest.
Die Streunerklinik, in der herrenlose
Tiere sowie Hunde und Katzen von
Tierschützern und armen
Menschen kostenlos behandelt werden können, ist
in Rumänien die erste Klinik
ihrer Art. In der nächsten
‚Respektiere’-Ausgabe werden wir ausführlich über das
Projekt berichten.
die als ein möglicher Überträger des
Virus gelten. Doch sowohl FledermausExperten als auch Virologen betrachten
diese Maßnahme als vollkommen
sinnlos, da die Erstinfizierung zwar
wahrscheinlich durch den Kontakt
mit einem toten Flughund erfolgte,
die weitere Ausbreitung aber nur
von Mensch zu Mensch stattfindet.
Außerdem ist von zehntausend
Flughunden schätzungsweise höchstens einer mit Ebola infiziert, und
selbst dieses Tier stellte keine Gefahr
dar, wenn die Menschen es nicht
jagten und mit dessen rohen Fleisch
und Blut in Berührung kämen. In
Westafrika werden Flughunde zum
Verzehr gejagt und beim Umgang mit
rohem Fleisch leider nicht die nötigen
Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz vor
einer Infektion beachtet.
Viel mehr als die massenhafte
Keulung von Flughunden würden
Aufklärungskampagnen helfen, die
Seuche einzudämmen. Unter einer
Tötung der Flughunde würde lediglich
das Ökosystem leiden, da die Tiere für
die Bestäubung von Pflanzen und die
Verbreitung von deren Samen wichtig
sind.
Massentötung von
Flughunden als Mittel
gegen Ebola sinnlos
Nach der Verbreitung des
Ebola-Virus in Westafrika
wurden schnell Stimmen laut,
die eine massenhafte Tötung
von Flughunden verlangten,
51
Bitte heraustrennen und senden an:
Europäischer Tier- und
Naturschutz e.V.
Hof Huppenhardt
D-53804 Much
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.
als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt
Mitgliederservice: D-53804 Much, Hof Huppenhardt, Tel.: 0 22 45-61 90-17
Fax: 0 22 45-61 90-11, e-Mail: [email protected]
Ja, ich möchte den ETN e.V. mit meiner Mitgliedschaft unterstützen. Ich erhalte
automatisch das Mitgliedsmagazin „Respektiere“. Der Bezugspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.
Mein Jahresbeitrag beträgt
Euro. Vor- und Zuname:
(Jährlicher Mitgliedsbeitrag mindestens 36,00 Euro!
Nur jährliche Zahlungsweise)
Straße:
Zahlungsweise:
PLZ, Ort:
Geb.-Datum:
jährl.
1/2-jährl.
Telefon:
1/4-jährl.
Die Dauer der Mitgliedschaft berechnet sich ab Antragsstellung und wird
ab diesem Zeitpunkt für ein Jahr erklärt. Sie verlängert sich um ein weiteres Jahr, falls nicht drei Monate vor Ablauf der Jahresfrist schriftlich
gekündigt wird. Mitgliedschaft ab 18 Jahren.
eMail:
DatumUnterschrift
Überweisungsauftrag/Zahlschein-Kassenbeleg
WICHTIGER HINWEIS! Bitte verwenden Sie diesen Vordruck zum Überweisen!
Wenn Sie kein Konto haben, können sie den Vordruck zur Bareinzahlung benutzen.
Bei Überweisung: Bitte Ihre Konto-Nr. einsetzen und Auftrag unterschreiben.
(Name und Sitz des beauftragten Kreditinstituts
Europäischer Tier- u. Naturschutz e.V.
DE75370502990007007022
COKSDE33XXX
(BIC des Kontoinhabers)
Benutzen Sie bitte diesen Vordruck
für die Überweisung des Betrages von
Ihrem Konto oder zur Bareinzahlung.
Den Vordruck bitte nicht beschädigen,
knicken, bestempeln oder beschmutzen.
Beleg / Quittung für den Auftraggeber
Konto-Nr. des Auftraggebers
Empfänger
Europäischer Tier- und Naturschutz e.V.,
Hof Huppenhardt, D-53804 Much
Verwendungszweck
Spende / Betrag
Kontoinhaber / Einzahler/in
Spende / Respektiere 4/2014
Bestätigung Kreditinstitut / Datum
Den Mitglieds­beitrag überweise ich auf das ETN-Konto:
Kreissparkasse Köln • BIC: COKS DE33 XXX • IBAN: DE 45 37050299 0007007077
(Bitte warten Sie Ihre Beitragsrechnung ab.)
Erteilung einer Einzugsermächtigung und eines SEPA-Lastschriftmandats
1. Ich ermächtige den ETN e.V. widerruflich, die von mir zu entrichtenden Zahlungen von meinem Konto einzuziehen.
2. Sepa-Lastschriftmandat:
Ich ermächtige den ETN e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom ETN e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages
verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.
Vor dem ersten Einzug einer Sepa-Basislastschrift wird mich der ETN e.V. über den
Einzug in dieser Verfahrensart unterrichten.
Gläubiger-Identifikationsnummer: DE88ZZZ00000043587
Mandatsreferenz: Wird separat mitgeteilt
Bitte helfen Sie
durch
Ihre
Mitglied-
schaft oder eine Spende, das Tierelend zu
lindern! Mit dem beilie-
Name Kreditinstitut:
genden Antrag können
Sie unkompliziert Mit-
BIC:
glied werden.
IBAN:
ausfüllen und an den
Einfach heraustrennen,
ETN schicken.
Ort, Datum
Unterschrift
Hinweis: Ihre Mitgliedschaft kann auch leicht
über
www.etnev.de
beantragt werden.
Der Zahlungsbeleg gilt
bis Euro 200,00 als
Spendenbescheinigung
zur Vorlage beim Finanzamt.
Bei einem Betrag von
mehr als Euro 200,00
erhalten Sie von uns unaufgefordert eine Spendenbescheinigung,
wenn uns Ihre vollständige Adresse vorliegt.
Wir wünschen Ihnen
frohe Feiertage!