als PDF - Finanz und Wirtschaft

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als PDF - Finanz und Wirtschaft
HERBST 2015 – 7 FRANKEN
RATING
HERREN-BOUTIQUEN
UNTER DER LUPE
AUTO
BOLIDENTECHNOLOGIE FÜR
DIE STRASSE
DOSSIER
DER NEUE LUXUS
KUNST
LOÏC GOUZER
STAR DER
AUKTIONEN
INTERVIEW
LAPO
ELKANN
DER FIAT-ERBE
ÜBER STIL
CLÉ DE CARTIER
MANUFAKTUR-UHRWERK 1847 MC
SEIT 1847 ENTWICKELT CARTIER AUSSERGEWÖHNLICHE
UHREN, DIE GEWAGTES DESIGN UND HOHE UHRMACHERKUNST
cartier.ch - 044 580 90 90
PERFEKT MITEINANDER VERBINDEN. CLÉ DE CARTIER
VERDANKTSEINEN NAMEN DER EINZIGARTIGEN KRONE.
KLARE LINIEN UND EINE AUSDRUCKSTARKE SILHOUETTE SIND
DAS RESULTAT BEACHTLICHER PERFEKTION UND BALANCE:
EINE NEUE FORM IST GEBOREN.
Hermès in Basel, Bern,
Crans-sur-Sierre, Genf,
Gstaad, Lausanne, Luzern,
Lugano, St.Moritz, Zürich.
Hermes.com
FLANIEREN MIT HERMÈS
EDITORIAL
Magazin zur Ausgabe der «Finanz und
Wirtschaft» vom 26. September 2015.
LUXE ist eine gemeinsame Publikation
von «Bilan» und «Finanz und Wirtschaft»
und erscheint vier Mal jährlich.
–
VERLAG FINANZ UND WIRTSCHAFT AG
Werdstrasse 21,
Postfach, 8021 Zürich
Telefon 044 248 58 00,
Fax 044 248 58 15
www.fuw.ch, [email protected]
–
Luxus als Thema
VERLEGER
Pietro Supino
VERLAGSLEITER
Walter Vontobel
CHEFREDAKTOR
Mark Dittli
REDAKTION
Hans Uli von Erlach
ANZEIGENVERKAUF
Tamedia Publications romandes
Werbemarkt
Werdstrasse 21 - 8021 Zürich
Tel. 044 251 35 75
[email protected]
–
ART DIRECTOR
Enzed, Mélanie & Nicolas Zentner,
Mathieu Moret
BILDREDAKTION
David Huc
–
MITWIRKENDE DIESER AUSGABE
Dino Aucielo, Antonio Barrella, Sylvie
Bernaudon, David Bennett,
Mario Brenna, Etienne Dumont,
Jorge Guerreiro, Michel Jeannot, Sarah
Jollien-Fardel, Carole Kittner,
Sébastien Ladermann, Patricia Lunghi,
Chantal Mathez De Senger, Quentin
Mouron, Marc Ninghetto, Lucie Notari,
Guillaume Perret, Nicolas Righetti,
Knut Schwander, Mary Vacharidis,
Myret Zaki.
–
ÜBERSETZUNG
Béatrice Aklin,
Sabine Dröschel, Gian Pozzy,
–
BILAN LUXE
VERLEGER
Tamedia Publications SA
CHEFREDAKTOR
Myret Zaki
REDAKTIONELLE LEITUNG
Cristina d’Agostino
MARKETING
Dahlia Al-Khudri,
[email protected]
David Olifson,
[email protected]
–
FOTOLITHO
Images3 Lausanne
–
DRUCK
Stämpfli Publikationen AG
Auflage 57 000
ISSN 1664-0152
«Darf man heute das Wort Luxus wieder in den Mund
nehmen?», fragt sich Redaktionskollegin Cristina
d’Agostino zu Beginn ihrer Gedanken auf Seite 28. Klar:
Wer Luxus zum Thema macht, wie wir jeweils in diesem
Magazin, darf ruhig hin und wieder über den Begriff und
seinen Sinn reflektieren. Gerade heute.
Was Luxus wem bedeutet, unter welchen Umständen,
an welchem Ort dieser Erde und zu welchem Zeitpunkt
eines Lebens er von wem wie definiert wird – man kann sich vorstellen, wie
unterschiedlich und individuell man Luxus empfindet. Ist es der Urlaubstörn
des norwegischen Kronprinzenpaares, dessen Volk sich echauffiert, weil die
gecharterte Jacht pro Woche eine Viertelmillion Kronen kostet? Oder ist die
Schweizer Reise auf Nebenstrassen, wo man sich Zeit nimmt für Beschaulichkeit,
auch schon ein Luxus für geforderte und gestresste Zeitgenossen (beschrieben
im Reisetagebuch ab Seite 78)? Was rechtfertigt den Luxus handgenähter
Massschuhe? Und ist es übertriebener Luxus, ein barockes Wasserspiel in den
Gärten von Versailles für 8 Mio. zu restaurieren? Muss luxuriöser Lebensstil
immer zur Schau getragen werden, oder gönnt man sich Teures auch mal nur
für sich selbst? Luxus in aller Bescheidenheit sozusagen?
Uns Journalisten führt der Beruf zu ganz unterschiedlichen Menschen. Das
ist ein Privileg, und wir profitieren, ich gebe es zu, oft ganz persönlich von
diesen Begegnungen. Denn wir stellen ja, so hoffe ich, stets Menschen vor, die
auf irgendeinem Gebiet Besonderes geleistet haben und jetzt ihre Erfahrungen
mit uns teilen. Als innovative Unternehmerinnen oder verrückte Künstler,
als selbstverliebte Operndiven oder weitsichtige Banker, als provokative
Rocker oder visionäre Wirtschaftsgurus. Wie auch immer, es sind Menschen,
die aussergewöhnlich sind. Und genau solche «Abweichung vom Normalen»
ist, gemäss Duden, die eigentliche Definition des ursprünglich lateinischen
Wortes Luxus. So gesehen ist luxuriös sein also durchaus erstrebenswert. Wie
beruhigend!
Wir wünschen Ihnen Zeit und Musse – auch ein Luxus – für eine luxuriöse
Lektüre.
Hans Uli von Erlach
Redaktion «Luxe»
Finanz und Wirtschaft LU X E | 9
INHALT
Herbst
84
50
38
74
66
20
44
9
60
EDITORIAL
13MITWIRKENDE
14
MEIN BLICK
Pablo Coppola
16 AGENDA
20 SCANNER
22 TECH-TRENDS
24 MUST HAVE
26 TREFFPUNKTE
Schuhe nach Mass
28 DOSSIER
Die Zukunft des Luxus
33 BEST BOUTIQUE AWARD
38 INTERVIEW
Lapo Elkann
10 | Finanz und Wirtschaft LU X E
42 ERINNERUNG
Mein Tag mit Gina Lollobrigida
63 MODE
Sport wirft sich in Schale
44 UNTERNEHMEN
Schweizer Textilen
66 SHOOTING
Herrenmode
46 PATRIMOINE
74 Ein Schweizer Mäzen in Versailles 48 BUSINESS
Das eigene Modelabel
78 49 GASTRONOMIE
Die Renaissance des Chat-Botté
82 50 SPORT
Mekka des Golf: St Andrews
83 54 SAVOIR-FAIRE
Frauen an der Spitze
84 58 SPIRITUOSEN
Cognac
86 60 BOUDOIR
Loïc Gouzer
UHREN
Weltzeituhren
Weitergeben von Know-How
REISETAGEBUCH
Grand Tour of Switzerland
BEAUTY UND PFLEGE
Schönheit Swiss Made
DUFTNOTIZEN
Exzentrische Eleganz
AUTO
Boliden-Technologie
DIGILUXE
Foto Titelbild : Fulvio Maiani
MITWIRKENDE
Chantal Mathez
De Senger
Nach dem Lizenziat am
Institut des Hautes Etudes
Internationales in Genf
im Jahr 2001 absolvierte
Chantal Mathez de Senger
an der Universität Genf
einen Master in Medien
und Kommunikation.
Sie startete ihre Karriere
bei Radio Lac und
arbeitete später als freie
Journalistin für das
Magazin «Bilan», wo sie
nun auch für die neue
Wein- und Gastrobeilage
verantwortlich ist.
Daneben schreibt sie
regelmässig für die
Sonderbeilagen «Luxe»
und «Immoluxe».
Mary Vacharidis
Mary Vacharidis
arbeitet als Journalistin
bei «Bilan» und ist
Community Manager
für die Website Bilan .c h
Nach dem Studium an
der philosophischen
Fakultät der Universität
Lausanne arbeitete
sie für verschiedene
Tageszeitungen sowie
für das Westschweizer
Fernsehen und später für
das Radio (RTS). Mary
Vacharidis lebt seit 1997
in Zürich und liebt ihren
Beruf, weil sie darin ihre
Neugier voll ausleben kann.
Jorge S.B.
Guerreiro
David Bennett
Jorge S.B. Guerreiro,
Erfinder des Blogs
JSBG.me, hat seine
Plattform nach und nach
zu einem echten OnlineMagazin ausgebaut, das
eine breite Themenpalette
anbietet. Zusammen mit
seinem Autorenteam
schreibt er über Mode,
Musik, Reisen, Design,
Uhren, Kunst und Kino.
Er liebt aber auch die
Printmedien und verfasst
Beiträge für Westschweizer
und französische Titel.
Gleichzeitig berät er
Uhren-, Mode- und
Luxusmarken. Ein
veritabler «Influencer»
in der Romandie.
S. 46-47
David Bennent, Präsident
von Sotheby’s Schweiz
und Worldwide Chairman
Haute Joaillerie
International, gilt als
Autorität für Edelsteine
und Schmuck. Seit
1978 Auktionator, hat
er in den vergangenen
dreissig Jahren einige
der spektakulärsten
Versteigerungen geleitet.
Darunter den historischen
Verkauf des einmaligen
rosa Diamanten von
24,78 Karat, der im
November 2010 in Genf
für 46,2 Mio. $ den Besitzer
wechselte. Es war der
höchste Betrag, der je an
einer Auktion für einen
Diamanten oder ein
Schmuckstück bezahlt
wurde. Im Laufe seiner
Karriere hat «Monsieur
100 Carats» für sieben
Diamanten von über
100 Karat den Zuschlag
gegeben.
Guillaume Perret
Guillaume Perret lebt und
arbeitet als unabhängiger
Fotograf im Kanton
Neuenburg. Nach der
Maurerausbildung
und zehnjähriger
Lehrertätigkeit an einer
Fachmittelschule führten
Neugier und Sensibilität
den 30-Jährigen zur
Fotografie. In seiner
Arbeit beschäftigt sich
Guillaume Perret am
liebsten mit Menschen,
die Porträtfotografie ist
sein Lieblingsgebiet, ob
für Medien, Werbung
oder eigene Projekte. Der
unfassbare Aspekt dieses
Genres fasziniert ihn
besonders, denn für das
Entstehen interessanter
Aufnahmen gibt es weder
Technik noch Rezepte. Sie
entstehen im Laufe einer
konstanten Suche nach
dem bestimmten, zwischen
den Linien schwebenden
Moment.
S. 20-21
S. 54-57
S. 60-62
S. 42
12 | Finanz und Wirtschaft LU X E
- City, London Piaget Altiplano 900P
Die flachste mechanische Uhr der Welt: 3,65 mm, eine
vollendete Verschmelzung von Gehäuse und Manufakturwerk.
Piaget, Meister ultraflacher Uhren.
piaget.ch
Piaget Boutiquen: Zürich, Bahnhofstrasse 38 - Luzern, Grendelstrasse 19
MEIN BLICK
von Patricia Lunghi
« Man fragt mich oft, woher ich meine Ideen nehme. Für mich ist Herrenmode
voller unermesslicher Inspirationsquellen. Einige Ikonen und ihre Figuren
sind ausgezeichnete Arbeitsgrundlagen. Steve McQueen, Robert Redford oder
Peter Fonda zum Beispiel. Ich sehe ihren massgeschneiderten Jeans-Look und
ihre aufgemotzten Bikerjacken noch immer vor mir. Auch die anderen Ideen
schöpfe ich aus meiner Liebe zum Film. Vor kurzem habe ich Wes Andersons
« The Royal Tenenbaums » gesehen. Ein herrlich schräger, bitterböser Streifen
mit lauter unmöglichen Aufmachungen. Diese beiden völlig unterschiedlichen
Welten haben den Modetrend für diesen Herbst und Winter vorgegeben. Die
Saison wird retro-sportlich-schick. Nicht mehr und nicht weniger. »
14 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Illustration : Nicolas Zentner
PABLO COPPOLA
Pablo Coppola ist ein Kosmopolit.
Der gebürtige Argentinier verbrachte einen Teil seiner Kindheit
in den USA, bevor er in Barcelona
eine Modeschule absolvierte und
am Institut Français de la Mode
in Paris graduierte. Während
fast zehn Jahren war er für die
Grössten tätig: Burberry, Alexander McQueen, Céline. Ausserdem
arbeitete er als Accessoire-Designer für Dior und anschliessend für Tom Ford, der ihm
die Leitung der markeneigenen
Accessoire-Linie für Herren und
Damen anvertraute. Sein Gefühl
für Ästhetik und die Modernisierung der bestehenden Codes
machte ihn schnell bekannt.
Frédéric De Narp, Präsident von
Bally, erkannte sein Potenzial und
verpflichtete ihn 2014 als Kreativchef für die berühmte Schweizer
Marke. Er meistert diese herausfordernde Aufgabe mit Bravour,
indem er das Fachwissen, das
Vermächnis und den Sinn
für Eleganz des Hauses
gekonnt umsetzt.
BOUTIQUE JAEGER-LECOULTRE
Bahnhofstrasse 32, Zürich
Grande Reverso Night & Day
Eduardo Novillo Astrada, Polospieler,
Gewinner der argentinischen Triple Crown.
Open a whole new world
| AG E N DA | von Etienne Dumont
WINTERTHUR BEASTLY
Der gnomenhafte Henri de Toulouse-Lautrec
war stets um sein Image besorgt. Für ihn war
Fotografie ein Spiel, das in einem gewissen Sinn
Verfälschungen zuliess. Wie viele Zeitgenossen
nutzte auch er das neue Medium, das spontanere Abbildungen ermöglichte als das akademisch
komponierte Gemälde. Die Ausstellung des
Berner Kunstmuseums zeigt Bilder, Zeichnungen, Lithographien und Plakate des Künstlers
und stellt sie zeitgenössischen Fotografien
gegenüber.
Bis 13. Dezember, www.kunstmuseumbern.ch
Cohen Van Balen
BERN TOULOUSE-LAUTREC UND
DIE FOTOGRAFIE
Darstellungen von Tieren sind heute in der Fotografie allgegenwärtig.
Gleichzeitig hat sich unsere Haltung Tieren gegenüber verändert. Sie
werden oft vermenschlicht oder aber zum reinen Industrieprodukt
degradiert. Viele internationale Künstler setzen sich seit einiger Zeit
intensiv mit diesem Thema auseinander. Mit den Fotografien und den
Videos ist die Ausstellung « Beastly – Tierisch » auch eine gesellschaftliche Reflexion. Bis 4. Oktober, www.fotomuseum.ch
AGENDA
NATIONAL
GENF
JEAN-PIERRE SAINT-OURS
Die seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten
angekündigte Retrospektive ehrt den
bedeutendsten neoklassizistischen Maler
der Schweiz. Der Genfer Saint-Ours (1752–
1809) machte in Paris und Rom Karriere,
bevor er in seine Heimatstadt zurückkehrte,
wo die Revolution voll im Gange war. Erst
glühender Anhänger der Bewegung, war er
über die exzessiven Ideen später entsetzt.
Das Kunst- und Geschichtsmuseum zeigt
seine grossformatigen Bilder mit antiken
Motiven und ernsten Porträts.
25. September bis 31. Dezember, htt§p://
institutions.ville-geneve.ch/fr/mah/
GENF DER BUDDHISMUS
DER MADAME BUTTERFLY
Nach « Le Rois Mochica » und der präkolumbianischen Ära stellt das neue Musée d’ethnographie de Genève Asien ins Rampenlicht. Japan,
das sich ab 1853 der westlichen Welt öffnete,
weckte in Europa Staunen und Bewunderung,
stiess aber auch auf Unverständnis, wie es die
Puccini-Oper zeigt. Das MEG zeigt buddhistische Realität und ihre Interpretationen. Zu bewundern sind Werke aus der eigenen Kollektion
sowie Leihgaben, vor allem des Musée Guimet
in Paris.
9. September bis 10. Januar, www.ville-ge.ch/meg
ZÜRICH JOHN WATERS
1946 in Baltimore geboren, hatte John Waters
nie im Sinn, sich auf herkömmliches Kinoschaffen zu beschränken. Als Kultregisseur der
Achtzigerjahre produzierte aussergewöhnliche
Filme wie « Pink Flamingos ». Daneben arbeitet
der Amerikaner auch als Schauspieler, Journalist
und Bildhauer, seine Werke sind meistens hart an
der Grenze zum Kitsch. Das Kunsthaus widmet
ihm eine Ausstellung von Filmfotografien und
plastischen Arbeiten. Die Kollektion ist die
Leihgabe eines Fans.
Bis 1. November, www.kunsthaus.ch
LAUSANNE PENONE : DESSEINS
Giuseppe Penone wird seit vielen Jahren von der Lausanner Galeristin Alice Pauli vertreten.
Der piemontesische Künstler geniesst heute Weltruf und ist an renommierten Ausstellungsorten zu sehen. Seine Werke scheinen sich von seinen Debüts in der Arte Povera in den
Sechzigerjahren zu entfernen. Der Künstler, der vor allem als Plastiker arbeitet, bereitet seine
Werke in Zeichnungen vor, die das Waadtländer Kunstmuseum unter dem Titel « Desseins »
(Absichten) zeigt.
25. September bis 3. Januar, www.musees.vd.ch/musee-des-beaux-arts
16 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Montblanc
Heritage Chronométrie
and Hugh Jackman
Crafted for New Heights
Mit der Montblanc Heritage Chronométrie
Quantième Complet Vasco da Gama
Special Edition würdigt die Maison den
europäischen Entdecker und sein Streben
nach höchster Präzision. Die Uhr
verfügt über einen vollständigen
Kalender und eine Mondphase, die
von einer blau lackierten Sternenkonstellation umgeben ist. Sie
zeigt jenen Nachthimmel über
dem Kap der Guten Hoffnung,
wie auch Vasco da Gama ihn
1497 auf seiner ersten Reise
nach Indien sah.
Visit Montblanc.com
| AG E N DA |
PARIS ELISABETH VIGÉE-LEBRUN
LONDON SHOES: PLEASURE AND PAIN
Elisabeth Vigée-Lebrun (1755–1842), Tochter
eines Malers und Opfer eines unwürdigen
Ehemannes, war eine der angesehensten Porträtmalerinnern der Zeit von Ludwig XVI. Dank
Marie-Antoinette wurde sie Mitglied der Königlichen Akademie. Während der Revolution floh
sie nach Rom, Wien und St. Petersburg, kehrte
dann nach Paris zurück, wo sie allerdings nicht
mehr en vogue war. Nach Niki de Saint Phalle
widmet das Grand Palais eine Retrospektive
einer weiteren Frau im Wandel ihrer Zeit.
23. September bis 11. Januar, www.grandpalais.fr
Schuhe sind Kultobjekte par excellence, die Männer und Frauen
gleichermassen faszinieren. Mehr als einfache Fussbekleidung,
sind sie Ausdruck einer Persönlichkeit. Das auf Mode spezialisierte
Victoria & Albert Museum unternimmt mit 200 Paar Schuhen eine
Reise ins Reich der Extravaganz von schwindelerregenden Absätzen
bis zu den winzigen Schühchen chinesischer Frauen, die ihre Füsse
bandagierten. Bis 31. Januar, www.vam.ac.uk
AGENDA
INTERNATIONAL
Gérard Blot
MAILAND FOOD
Parallel zur Expo 2015 Milano präsentiert das
Triennale Museum eine von Germano Celant,
renommierter Autor und Kurator, konzipierte
Mammutausstellung zum Thema Essen.
« Kunst und Ernährung : Rituale seit 1851 »,
lautet das Thema. Zahlreiche zeitgenössische
Künstler, von Paul McCarthy über Urs Fischer
bis Issey Miyake, komplettieren die künstlerische Reise durch die Esskultur. Die Reaktionen
auf die Show waren durchwegs positiv. Das
kommt selten vor.
Bis 1. November www.triennale.org
LYON LA BIENNALE
Die 13. Biennale von Lyon leidet etwas unter
dem gleichzeitig stattfindenden Kunstevent
von Venedig. Direktor Thierry Raspail hat die
diesjährige Ausgabe dem Amerikaner Ralph
Rugoff anvertraut. Die Anlässe werden an
verschiedenen Orten der Stadt durchgeführt,
so wie bisher in der Sucrière et Musée d’Art
contemporain oder im neuen Musée des
Confluences. Sie stehen dieses Jahr unter dem
Motto « La vie moderne », angesichts der düsteren Zukunft ein geradezu ironisches Thema.
10.September bis 3. Januar,
www.biennaledelyon.com
AMSTERDAM
MUNCH UND VAN GOGH
Matisse und Picasso, Klee und Kandinsky – die
grossen Ausstellungen konfrontieren gerne
berühmte Künstler. Um das Interesse wieder zu
beleben oder ganz einfach Neugierde zu wecken. Jetzt mit Munch und Van Gogh. Edvard
Munch starb 1944. Und man vergisst, dass der
Norweger, der in den Achtzigerjahren in Paris
gelebt hat, ein Zeitgenosse des Holländers
war. Die Ausstellung zeigt mehr oder weniger
überzeugende Parallelen auf. Die Prestigeshow
findet in Zusammenarbeit mit dem Munchmuseum Oslo statt, welches das Kunstereignis vor
dem Van-Gogh-Museum gezeigt hat.
25. September bis 17. Januar,
www.vangoghmuseum.nl
18 | Finanz und Wirtschaft LU X E
BILBAO ALEX KATZ
In Lausanne gab es eine Gegenüberstellung von
Alex Katz und Félix Vallotton. 1927 geboren, gilt
Katz wegen seiner flachen, bunten Bilder als
Vertreter der Pop Art, wobei er allerdings kein
Kritiker des amerikanischen Konsumismus ist. Die
Show « This ist now » präsentiert eine Serie von
Landschaftsbildern, die in den Achtzigerjahren
entstanden sind. Parallel dazu zeigt das
Guggenheim-Museum Jean-Michel Basquiat (bis
1. November) und Jeff Koons (bis 27. September).
23. September bis 31. Januar,
www.guggenheim-bilbao.es
Mehr Dreh pro Moment:
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<wm>10CFWLKw7DQAwFT-TV838dwygsKqjKQ6ri3h81DQsYacDMvrcPXKzb47U9m8FmpNMzvAM6Mmt21inAbBRMwL6wCUsk4naQWaRAj39DKDqVlbxI_ADr-L4_P8c5yWt0AAAA</wm>
Der neue Cayenne S E-Hybrid mit 416 PS.
Wenn Sie den neuen Cayenne S E-Hybrid oder den Panamera S E-Hybrid Probe fahren,
testen Sie die Technologie aus dem 919 Hybrid, dem Doppelsieger von Le Mans.
Und erleben, was Rennsporterfahrung für die Serie bedeutet. Mit mehr Ideen pro PS.
Und mehr Drehmoment. Bei einem Normverbrauch von 3,4 Litern. Vereinbaren Sie
eine Probebeschleunigung und überzeugen Sie sich, dass Performance und Nachhaltigkeit
kein Widerspruch sein müssen. Im Gegenteil.
www.e-mobility-drive.ch
Follow us on
SCANNER
von Jorge S. B. Guerreiro
TAG HEUER REFLEX 3
TAG Heuer produziert seit über zehn Jahren auch Sonnenbrillen. Die
dritte Generation der Brillenkollektion wurde total überarbeitet und mit
neuartigen Scharnieren aus Titan versehen, die vollständig integriert sind und
für eine fliessende Linienführung sorgen. Ihre mit Elastomer überzogenen
Titanbügel sind nicht nur extrem leicht, sondern passen sich auch allen
Gesichtsformen an und garantieren dank des Nasen-Pads Autofold einen
hohen Tragekomfort. Hergestellt werden die Reflex-3-Sonnenbrillen in
Frankreich aus hochtechnologischen Materialien. Sie sind als rahmenloses
Modell für 360 Fr. und mit einer Umrandung aus Azetat für 430 Fr. zu haben.
www.tagheuer.com
VIU OBVIOUS
Die junge Schweizer Marke möchte herausragende Qualität zu einem
knapp kalkulierten Preis anbieten. Um dies zu bewerkstelligen, arbeitet sie
ohne Zwischenhändler und verkauft ihre Brillen entweder in den eigenen
Geschäften oder übers Internet direkt an den Endkäufer. Der Kunde erhält
vier verschiedene Brillengestelle und hat vier Tage Zeit, eines auszusuchen
und die anderen zurückzuschicken. Die Produkte von VIU sind über
alle Kritik erhaben : Die Entwürfe stammen vom Zürcher Designstudio
Aeberhard / Kaegi, den Köpfen hinter den trendigen Qwestion-Taschen,
die von einer italienischen Familie in den Dolomiten genäht werden.
Preis ab 195 Fr., je nach Korrektur der Gläser. www.shopviu.com
20 | Finanz und Wirtschaft LU X E
AUGENBLICK
PERSOL VINTAGE CELEBRATION
Die italienische Marke Persol, eine Abkürzung von Per il sole oder
auf Deutsch «für die Sonne», stand seit jeher in Konkurrenz mit der
amerikanischen Marke Ray Ban. Seit die Gruppe Luxottica beide Marken
aufgekauft hat, sind die Differenzen beigelegt. Trotzdem haben die
Sonnenbrillen von Persol eine gewisse Coolness, vor allem seit sie ein
Mister Steve McQueen mit seiner unverkennbaren Lässigkeit getragen
hat. Die Modelle der Kollektion Vintage Celebration bestechen durch ihre
zweifarbigen Gestelle: Feuer und Schiefer, Ebenholz und Gold oder Erde
und Ozean. Preis 330 Fr. www.persol.com
ITALIA INDEPENDENT I-PLASTIK
Lapo Elkann, der Enkel von Ex-Fiat-Boss Gianni Agnelli, ist als einer der
elegantesten Männer auf diesem Planeten bekannt und zufällig auch auf
dem Titelblatt dieser Zeitschrift zu sehen. Neben seinen quasi hauseigenen
Lieblingen Ferrari und Juventus widmet er seine Zeit auch Italia Independent.
Die von ihm ins Leben gerufene Marke für Luxusartikel produziert unter
anderem Brillen nach einem in der Automobilindustrie verwendeten
Verfahren. Ihre Eigenheit : Sie sehen aus wie mit Samt überzogen und
fühlen sich auch so an. Nicht von ungefähr haben alle grossen Luxusmarken
versucht, ihn zu kopieren. Preis: 177 Euros www.italiaindependent.com
MOSCOT ZOLMAN
Der New Yorker Optiker Moscot feiert sein hundertjähriges Bestehen. Seit
der berühmt-berüchtigte Modefotograf Terry Richardson das Unternehmen
zu seiner Hausmarke erkoren hat, erlebt es ein regelrechtes Revival.
Probieren Sie anstelle des nach ihm benannten Modells, des Terry LE, die
Zolman an, die der Gründer Zolman « Sol » Moscot 1934 für sich selbst
entworfen hat. Wagen Sie ruhig den Corbusier-Look, denn er kommt nie
aus der Mode. Ein Gestell kostet 250 $ und kann im Internet bestellt werden.
www.moscot.com
BURBERRY GABARDINE-SPITZE
Wussten Sie, dass die traditionelle englische Spitze nicht nur die neue
Kollektion von Burberry inspiriert hat, sondern auch aus den gleichen Fäden
hergestellt wird ? Die britische Schauspielerin Clare Paget trägt für die
Werbekampagnen der Marke ein Modell mit einem Azetatgestell in der
Form von Katzenaugen. Die Metallbügel sind in einem in der Juwelierskunst
und der Bildhauerei verwendeten Verfahren hergestellt. Für 370 Fr. gehören
sie Ihnen. www.burberry.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 21
TECH-TRENDS
von Jorge S.B. Guerreiro
D
er kanadische Konzern Bombardier
stellt die unterschiedlichsten Transportmittel her : von Linienflugzeugen und
Privatjets über Züge bis hin zu Pistenbullys. Seine Sparte BRP (für Bombardier Recreationnal Products) produziert
Fun-Gefährte wie Jetski, Schneemobile,
Quads, kleine elektrische Geländefahrzeuge und, unter dem Label Can-Am, diesen Dreirad-Roadster.
Das jüngste Modell : der Can-Am Spyder F3. Sein kraftvolles Y-Rahmendesign
(zwei Räder vorne und eines hinten) er-
innert zwangsläufig an das eines sommer- zigen Tankfüllung. Der Auspuff erzeugt
tauglichen Schneemobils. Im Unterschied einen schmeichelhaft röhrenden Sound.
zum nicht ganz ungefährlichen Quad sorgt Wer keine Erfahrung mit Motorrädern hat,
diese Konfiguration für ein motorradähn- kann sich auch für ein halbautomatisches
liches Fahrerlebnis. Angetrieben wird das Getriebe entscheiden, bei dem die Gänge
hippe Vehikel von einem hauseigenen Ro- nicht mit dem Fussschalthebel, sondern
tax-1330-Dreizylinder-Reihenmotor mit mit dem Finger über eine Schaltwippe ge115 PS Leistung und 130 Nm Drehmoment. wechselt werden. Dynamische ServolenDieser starke Motor garantiert sportliche kung, Brembo-Bremsen, Stabilitäts- und
Leistungen und eine satte Beschleunigung, Traktionskontrollsystem und ABS vervolllässt aber auch komfortables Cruisen bei ständigen die technische Ausstattung des
niedrigen Drehzahlen zu. Im ECO-Modus motorgetrieben Dreirads. Und damit auch
ermöglicht er bis zu 406 km mit einer ein- der Komfort nicht zu kurz kommt, wurde
im Bug ein Gepäckstaufach untergebracht.
Alles am Can-Am Spyder F3 dient eigentlich nur einem Zweck : dem Vermitteln von Sicherheits- und Freiheitsgefühl
kombiniert mit dem Fahrspass eines Motorrads. Der Canada Dry der heissen Feuerstühle exben.
Preis : ab 22 000 Franken
D E R
C A N A D A
D E S
M O T O R R A D S
22 | Finanz und Wirtschaft LU X E
D R Y
Eine Marke der Daimler AG
<wm>10CAsNsjY0MDQx0TW2MDYxNwUAxrAIpA8AAAA=</wm>
<wm>10CFWLMQ7DMAwDXySDtGTLqsYgW9Ch6O6l6Nz_T3G6ZSBwwB2PI1vBf9v-fO-vJGgmOtS8ZYcW92B6LAATAa9geyA4rA_n7SBmfXmdVyMIWUhdUmyytuEGL7_P9wQfuTrTdwAAAA==</wm>
Viel mehr als ein neuer Name.
Der neue GLE.
Erleben Sie den Nachfolger der legendären M-Klasse. Der neue GLE beeindruckt mit
unübertroffenem Komfort und zahlreichen Neuerungen, zum Beispiel dem SeitenwindAssistenten und dem optionalen Fahrassistenz-Paket Plus. Der neue GLE ist ebenfalls
als PLUG-IN HYBRID erhältlich. www.mercedes-benz.ch/GLE
MUST HAVE
von Patricia Lunghi
TROMPE-L’ŒIL
Der französische Plastiker Claude
Chavent beherrscht die Kunst,
flachen Objekten vermeintlich
Volumen zu verleihen. Diese
Brosche aus gebräuntem Stahl mit
bearbeiteter Oberfläche vermittelt
die optische Illusion eines Reliefs.
Erhältlich bei Viceversa, Galerie
für zeitgenössischen Schmuck in
Lausanne
Preis : 1130 Fr.
GEM
Diese Kollektion von eckigen
Leuchten, Tischen und Spiegeln
erinnert an geschliffene Edelsteine
– daher ihre Bezeichnung Gem.
Der sechseckige Beistelltisch aus
facettiertem Aluminium ist vom
Designer Tom Dixon.
Preis : ab 1000 Fr.
ORIGAMI
Wenn sich die Fantasie des
Parfümeurs mit der des Designers
zusammentut, entsteht diese
charmante Kollektion duftender
Objekte von Hermès. Eine subtile
Alchemie von Formen und Düften.
Die von Guillaume Bardet ziselierten
Kerzengläser fangen in den zarten
Keramikfalten die Duftnuancen ein.
Preis : ab 210 Fr.
IN-EI
Mehrfach ausgezeichnet,
kombinieren die vom japanischen
Designer Issey Miyake für Artemide
gestalteten Leuchten aus recyceltem
PET Tradition und Modernität.
Die Falttechnologie von Miyake
lässt aus einem flachen Objekt
eine strahlende, dreidimensionale
Skulptur entstehen.
Preis : ab 200 Fr., je nach Modell
DIAMOND
Ob extravagantes Dekostück
oder futuristische Skulptur,
Diamond ist auch eine
Badewanne. Maison Valentina,
das neue Label für hochpreisige
Badezimmerausstattung, hat
exklusives Mobiliar im Programm.
Kühnes Design, das auch mal
kitschig sein darf.
Preis : 28 690 €
24 | Finanz und Wirtschaft LU X E
BONBON
Verreum ist ein junges Unternehmen,
das der böhmischen Glasbläserei zur
Renaissance verhilft. Kollektionen
aufstrebender Designer basieren
auf traditionellem Savoir-faire. So
auch der Beistelltisch Bonbon aus
versilbertem Glas von Luca Nichetto.
Preis auf Anfrage
PALANCO
Eine glänzende Idee der Brüder
Bouroullec aus Paris. Sie kreierten
einen beidseitigen Spiegel und
montierten ihn mit Stahlseilen
und Laufrollen an der Decke. Für
Balance sorgen Gegengewichte
aus mundgeblasenem Glas in
verschiedenen Farben. Palanco wurde
am letzten Möbelsalon in Mailand
von Glas Italia präsentiert.
Preis auf Anfrage
UNCLE JIM & UNCLE JACK
Philippe Starck nennt das Sofa
Uncle Jack, den Sessel Uncle
Jim, wie « die minimalistische
Version und Technologie, die meine
Onkel und Tanten benutzten, um
gemütlich vor dem Kamin Pfeife zu
rauchen und zu stricken ». Kartell
präsentiert eine Meisterleistung der
Spritzgiesstechnolgie : Transparenter
Kunststoff gegossen aus einer
einzigen Form.
Preis Sessel Uncle Jim : 524 Fr.
Preis Sofa Uncle Jack : 1356 Fr.
LILY LASER
K-Way, das Label unserer Kindheit,
ist auf Erfolgskurs und feiert sein
Comeback mit trendig geschnittenen
Jacken. Technomaterial und moderne
Farben garantieren urbanen Chic.
Wie diese leichte Nylonweste mit
Laserperforation.
Preis : 249 €
BUBBLEGUM
« Ich zeichne Emotionen », sagt
Mattia Bonetti. Der extravagante, in
Paris lebende Schweizer Designer
kreiert Aussergewöhnliches. Den
aus Glas und Acryl gefertigten,
nierenförmigen Tisch Bubblegum
gibt es auch in patinierter schwarzer
Bronze. Erhältlich in der Galerie
David Gill in London. Limitierte
Edition von zwanzig Exemplaren.
Preis auf Anfrage
Finanz und Wirtschaft LU X E | 25
TREFFPUNKTE
von Hans Uli von Erlach
Schön
zu
Fuss
HANDGEMACHTE
MASSSCHUHE SIND DIE
HAUTE COUTURE FÜR DIE
FÜSSE DES GENTLEMAN,
FÜR ELEGANZ UND
PERSÖNLICHEN STIL,
SCHRITT FÜR SCHRITT.
WIR TRAFEN EINIGE DER
WENIGEN SCHUHMACHER,
DIE IN DER SCHWEIZ
NOCH SCHUHE NACH
MASS FERTIGEN.
26 | Finanz und Wirtschaft LU X E
fLE MAJORDOME
ZÜRICH / FRIBOURG / MONTREUX
Die Brüder Gian-Luca und Florian Cavigelli haben eine Vision verwirklicht: Vor drei Jahren haben sie Le
Majordome gegründet, ein ambitioniertes Konzept, um den Mythos des rahmengenähten Massschuhs neu
zu definieren und erschwinglich zu machen. «Liebe zum ästhetischen Objekt, Faszination edler Materialien
und Leidenschaft» sind bis heute ihre Motivation. In Zürich, Fribourg oder Montreux werden die Füsse der
anspruchsvollen Kunden mit dem L-MD-Passformkonzept vermessen. Handgefertigt werden die edlen
Schuhe in hundertjähriger handwerklicher Tradition im Südosten Spaniens. Die vielfältigen, manchmal auch
gewagten Designs der stammen von den Cavigellis selbst. Als Kunde wählt man dann unter schier unendlichen
Möglichkeiten die persönliche Ausführung.
Marktgasse 4, 8001 Zürich / Rue de Lausanne 67, 1700 Fribourg / Grand Rue 70, 1820 Montreux, www.lemajordome.ch
HUWYLER MASSSCHUHE
BIRMENSDORF / ZÜRICH / BERN / BASEL
Vater Huwyler gründete vor 58 Jahren am Zürcher
Bellevue seine Schuhmacherei, um feine Markenschuhe aus aller Welt zu reparieren. Das macht die
Firma, die 1991 von seinem Sohn und einstigen
Börsenhändler Fritz Huwyler übernommen wurde,
natürlich noch immer (zu den Kunden gehört auch
Prominenz wie Tina Turner). Inzwischen gehört
Huwyler aber auch zu den ersten Adressen, wenn es
um Damen- und Herren-Massschuhe geht oder um
rahmengenähte Masskonfektion. «Das Konzept haben wir den Schneidern abgeschaut», sagt Huwiler.
Nachdem die Masse genommen wurden – wichtig
ist auch die Weite des Schuhs! –, bestimmt der Kunde aus einer Fülle von Grundmodellen, Lederarten
und -farben seinen Lieblingsschuh. Dieser wird dann
am Hauptsitz in Birmensdorf hergestellt.
ARTURO
BELLI, BOTTIER
GENF
Vor vier Generationen kam ein grossartiger
Schuhmacher aus der Toscana und liess sich in
Genf nieder, 1909 gründete er dort seine erste
Manufacture de souliers sur mesure Arturo Belli.
Inzwischen ist der Name Synonym für handgefertigte Herren-Massschuhe der Luxusklasse. Tony
Giglio, der heutige Besitzer, ist stolz darauf, dass
jeder Schritt vom Entwurf bis zur Herstellung
seiner Produkte zu 100% vor Ort entsteht. Und er
signiert dies quasi mit dem für Kenner berühmten
schwarzen Kreuz auf der Schuhsohle. Der Kunde
wählt aus dreizehn Modellen seine persönliche
Lieblingsform und aus einem breiten Strauss von
Farben, Ledern und ihrer Bearbeitung bis zum
Finish, wie sein Traumschuh aussehen soll. Hier
ergänzen sich Luxus und Komfort.
Rue de la Cité 19, 1204 Genf, www.arturobelli.ch
Stallikonerstr. 58, 8903 Birmensdorf / Stadelhoferstr.
42, 8001 Zürich / Marktgass-Passage 3, 3011 Bern /
Gerberstr. 16, 4001 Basel, www.huwyler.com
CORDONNERIE
DEUZET
LAUSANNE
Mit 23 Jahren ist Guillaume Deuzet der jüngste
unter unseren Schuhmachermeistern. Wir haben
ihn in Lausanne entdeckt, wo er im Herbst 2014
seine eigene Werkstatt und Boutique eröffnet hat.
Nach vier Wanderjahren, die den gelernten Schuster
zu den renommiertesten Cordonniers-Bottiers in
Frankreich, Italien und der Schweiz führten, bei
denen er sein Handwerk verfeinerte und schliesslich
sein Gesellenstück ablieferte und zum «Compagnon
du Devoir» ernannt wurde. Dank Leidenschaft und
Innovation (zum Beispiel das raffinierte Patinieren
oder Tätowieren der Lederoberfläche) wurde er
rasch zum Geheimtipp für Schuhliebhaber weit
über Lausanne hinaus – für perfekte Reparaturen
von Schuhen der Extraklasse ebenso wie für die
eigenhändige Herstellung von Massschuhen.
Ruelle de Bourg 1, 1003 Lausanne,
www.cordonnerie-deuzet.ch
RISCH SHOES
ZÜRICH
Der exklusive Golfschuh Augusta ist nur eine der
Spezialitäten des Schuhmachers Dominik Risch. Er
wird genauso massgeschneidert wie die vielen übrigen Modelle, aus denen man seinen Lieblingsschuh
aussucht. Vorher bekommt aber der Fuss seine eigene Risch Foot DNA – will heissen: Ein 3D-Scanner
umkreist die Füsse des Kunden und vermisst sie
passgenau. Nach traditioneller italienischer Schusterkunst wird das Traumpaar anschliessend in Florenz in über hundert Arbeitsschritten aus feinstem
Leder individuell gefertigt. Und da die Fuss-DNA
gespeichert ist, kann man jederzeit die nächsten
Schuhe bequem online bestellen. Mass genommen
wird übrigens nicht nur in Zürich, sondern tageweise
auch in Schaan FL, Basel, Bern und St. Gallen.
Grubenstr. 45, 8045 Zürich, oder Müllerstr. 36,
8004 Zürich. www.risch-shoes.com
Finanz und Wirtschaft LU X E | 27
| D O S S I E R LU X U S | von Cristina d’Agostino - Illustrationen : Nicolas Zentner
D I E Z U K U N F T D E S LU X U S
REICH DER SINNE
UND DES SINNS
DARF MAN DAS WORT LUXUS WIEDER IN DEN MUND NEHMEN ? WÄHREND DIE BRANCHE
IM ERSTEN JAHRZEHNT DES 21. JAHRHUNDERT DANK DEN AUFSTREBENDEN
SCHWELLENLÄNDERN FLORIERTE, TRUGEN GLOBALISIERUNG UND DAS KRISENJAHR 2008
DAZU BEI, DASS LUXUS AN BEDEUTUNG VERLOR. SEIT EINIGEN MONATEN IST LUXUS WIEDER IN.
HAT DIE TRENDWENDE ZUKUNFT ? EINE ANALYSE.
«N
icht die Herstellung superteurer von Prestigeprodukten), ein Phänomen
Produkte war die Geburtsstunde der Zeit von 1980 bis 2000, hatte zur Folge,
des Luxus, sondern das bewusste Geld- dass Luxus seinen Sinn verlor. Internetblaausgeben. » Dies schreibt der französische se, die lähmende Unsicherheit nach dem
Autor und Philosoph Gilles Lipovetsky in 11. September, Subprime-Krise bremsten
seinem neu aufgelegten Werk « Le luxe die Verschwendungsenergie im Westen.
éternel ». Für ihn ist Luxus vielmehr mit « No Show, no Logo », lautete jetzt die DeKultur und Entwicklung der Menschen vise, Luxus war höchstens im sehr privaverbunden als lediglich ein Zeichen unse- ten Kreis noch ein Thema. Im Gegensatz
rer materialistischen Gesellschaft. Es be- dazu die aufstrebenden Brics-Staaten, wo
gann vor Millionen Jahren, als der Mensch die Zurschaustellung von Luxus eine neue
das Bedürfnis verspürte, seiner Existenz Ausdrucksmöglichkeit war und die Befreieine göttliche Dimension zu geben und ung des Ich manifestierte. Klassischer Luversuchte, die Götter mit luxuriösen Ga- xus war also weiterhin gefragt und dank
ben günstig zu stimmen. Die Verschwen- neuen Märkten auf Wachstumskurs. Heudung von Reichtum war sinnvoll und be- te sieht es allerdings ein wenig anders aus.
wusst. Später mass sich der Mensch die Enttäuschende Wachstumsraten, Zerfall
göttliche Rolle an und entfaltete ein fast der Rohstoffpreise inklusive jener für Erdgrenzenloses Prachtgebaren. Luxus wur- öl sowie die grössere Ungleichheit in diede zum Mittel, vermeintliche Unsterblich- sen Ländern machen, dass Luxus immer
keit zu erlangen. Während Jahrhunder- mehr Misstrauen weckt. Markenlogos sind
ten Teil der Spiritualität, driftete Luxus nicht länger gefragt, weshalb sich die Luin die Oberflächlichkeit und Arroganz ab, xusindustrie neu erfinden muss, um neue
demokratisierte sich dafür dank gesell- Territorien zu erobern. Lokal und nicht
schaftlicher Emanzipation und Kapitalis- global denken ist jetzt ein Muss. Mark
mus. Luxus wurde käuflich und spiegelte Schumacher, Professor Luxury Managedie soziale Stellung. Es ging nicht länger ment an der Haute Ecole de Gestion in
um die Unsterblichkeit im Jenseits, son- Genf : « In der globalisierten Welt, wo jedern man strebte nach extremer Ästhetik, dermann alles on- oder offline im Geschäft
Schönheit, Raffinesse in Kunst, Architek- kaufen kann, ist die geografische und histur und Bekleidung, der gesellschaftliche torische Identität mehr denn je eine MögAufstieg fand über das Luxusobjekt statt. lichkeit, sich zu unterscheiden. »
Im 20. Jahrhundert war Luxus Schein,
eine Möglichkeit, sich vom Nächsten zu LUXUS FÜRS ICH, DER NEUE SINN
unterscheiden. Die Ära der Sorglosigkeit,
Dank der Demokratisierung des Luxus
der Petrodollar, der Golden Boys, der All- kann sich jedermann erhoffen, sich in seimacht des Geldes machte die Luxuslabels nem gesellschaftlichen Milieu damit ausreich, denn ihre Produkte symbolisierten zuzeichnen. Luxus ist etwas, was man für
Erfolg. « Masstige » (Massenproduktion sich selbst erlebt. Catherine Becker, Grün-
28 | Finanz und Wirtschaft LU X E
derin und Direktorin des Consultingunternehmens M&tis-Jujing in Schanghai : « In
China haben Luxus und die Lust, sich ihn
zu gönnen, immer mehr mit Anerkennung
des Individuums zu tun, mit Hedonismus
und Spass, als Schutz vor dem Stress, den
Empowerment, Macht und Karrieredenken verursachen. Luxus hat nicht länger
eine Statusfunktion, sondern man geniesst
ihn allein oder mit Freunden und Familie.
Ausserdem hat die Antikorruptionspolitik das Entstehen von mehr oder weniger
okkulten Sekundärmärkten gefördert. So
beobachtet man in China das Aufkommen
von Privatclubs und ein zunehmendes Interesse für Inneneinrichtung und Dienstleistungen im privaten Heim. »
Trotzdem ist das gegenseitige Überbieten von Prunk und Pracht beileibe nicht
passé. Handwerkskunst und Massgeschneidertes sind gefragter denn je und
gelten als das Nonplusultra des raffinierten Lebensstils. Benoît Lecat, Kursbeauftragter an der California Polytechnic State University und Gast an der Universität
Genf : « Luxusobjekte müssen qualitativ
erstklassig und einmalig, müssen Meisterwerke sein. Handwerk ist der wahre Luxus. Eine Marke muss die Falle standardisierter Produktion unbedingt vermeiden
und danach trachten, sich möglichst nahe
bei den Werten und der Philosophie des
Unternehmensgründers zu positionieren. Mit anderen Worten, sie muss authentisch bleiben. » Die Abteilungen für
massgeschneiderte Projekte der traditionellen Luxushäuser geniessen denn auch
höchstes Ansehen. Das Departement Horizon von Chanel offeriert seinen Kunden
Zahllos sind heute die Marken, die
von Museen ausgestellt werden oder
Retrospektiven ihrer Kreationen
organisieren.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 29
| D O S S I E R LU X U S |
Ein Luxusobjekt
muss nicht nur einen
ästhetischen, sondern
vor allem einen
ethischen Anspruch
reflektieren
Fertigung nach Mass und macht Unmögli- Software das Stück online gestaltet. Chris- erklärte neulich : « Ein Luxusobjekt muss
ches möglich. So dekorierte es das Apart- tophe Gras, mit Pierre Feron Mitbegrün- nicht nur einen ästhetischen, sondern vor
ment eines asiatischen Kunden ganz im der des Unternehmens : « Wir wollen die allem einen ethischen Anspruch reflekHermès-Stil, von den Tapeten bis zum Ikonen von morgen kreieren. Luxus ist tieren. An erster Stelle stehen TranspaSofa aus Krokoleder. Auch individuelle Le- massgeschneidert. Der Name des Künst- renz sowie die soziale und die umweltbederbezüge für Fahrzeuge, Boote und He- lers ist ein Luxus, den sich jeder seinen wusste Verantwortung der Marke, denn
die Kunden von heute sind informiert und
likopter werden hier gefertigt. Bei Lan- Wünschen entsprechend leisten kann. »
Aber Topqualität und die Gewissheit, bewusst. Das Unternehmen muss durch
vin an der Rue du Faubourg-Saint-Honoré
gehören zur Massschneiderei für Herren ein massgeschneidertes Einzelstück zu be- das Produkt, aber auch durch zahlreiche
auch individualisierte Stoffe. Wünscht sitzen, reichen noch nicht, um ein Image dem Kunden gebotene Erfahrungen beder Kunde Diamantpuder auf seinem ge- aufzubauen. Denn heute hat Luxus weni- weisen, dass es nichts zu verbergen hat. »
streiften Anzug, wird dieser Wunsch um- ger mit Status, sondern vielmehr mit Geist
gehend ausgeführt. Das kürzlich gegrün- zu tun. Gewinner sind die Marken, die BEDÜRFNIS NACH MEHR TRANSPARENZ
Während die Generation X (zwischen
dete Schweizer Start-up Bespoke Edition eine Vision haben, die dem Objekt dank
bietet massgeschneiderte Möbel an, die Funktionalität, Dauerhaftigkeit, Qualität, 1966 und 1976 Geborene) den ethischen
von namhaften Architekten oder Desi- Einfachheit und Authentizität Sinn ver- Anspruch des Luxus nicht wirklich ernst
gnern gestaltet werden. Etwa von Jean leihen. Heinz Ramseier, Mitglied des Ver- nahm, ist er für die Generation Y, die
Nouvel, der dank einer hochentwickelten waltungsrats der Schweizer Skimarke Zai, Millennials (geboren zwischen 1980 und
30 | Finanz und Wirtschaft LU X E
2000), die Basis überhaupt, denn sie sind die Aktionäre anders über Umweltpolitik
mit ökologischem und sozialem Bewusst- informiert werden als die Konsumenten.
sein aufgewachsen. Für diese neuen Kon- Was man nicht kommuniziert, kann auch
sumenten sind Ethik, Transparenz und nicht debattiert werden. Im Gegensatz zu
Rückverfolgbarkeit massgebend für Iden- dem, was Luxusmarken immer noch glautifizierung und Auslösung des Kaufs. Eric ben, bin ich der Meinung, dass die KonsuBriones, Leiter Strategieplanung bei Pub- menten Transparenz erwarten. Wer Luxus
licis EtNous, Co-Autor des Buches «La gé- kauft, kauft ein perfektes Produkt, idealernération Y et le luxe» : « Für die Millenni- weise ein Ganzfabrikat. Aber nachhaltige
als ist Luxus weder mysteriös noch Grund Entwicklung endet nie. Aus diesem Grund
für Begehrlichkeit, sie verlangen einfach, pflegt der Luxusbereich eine sehr eloquendass er seinen Preis wert ist. Luxuskauf ist te Sprache, wenn es um das Thema NachSynonym für den perfekten Kauf. Auch ge- haltigkeit geht. »
Dauerhafte Entwicklung ist perfektiohen sie mit dem Begriff Luxus, der wegen
‹Masstige› der Neunzigerjahre in Verruf ge- nierbar. Könnte dies bedeuten, dass Nachkommen ist, sehr vorsichtig um. Sie verlan- haltigkeit und die Idee vom perfekten
gen vielmehr Transparenz, Rarität, Sinn, Luxusprodukt kompatibel sind ? Im Bedie Berücksichtigung ethischer und mo- reich der herkömmlichen Luxusprodukralischer Regeln. Vereinigt Luxus all diese te (Schmuck, Mode) gibt es renommierte
Werte, wird sein Besitz zum Zeichen für Firmen, die sich als Pioniere einen Namen
Erfolg, vor allem weil der Millennial beim machen. Chopard hat als erstes Haus der
Kauf keinerlei jüdisch-christliche Schuld- Haute Joaillerie auf Initiative von Co-Prägefühle empfindet. Gemäss einer Untersu- sidentin Caroline Scheufele die Kollektion
chung würden es 83 % nicht schockierend Green Carpet entwickelt. Die Edelsteine
finden, in Krisenzeiten ein Luxusprodukt sind von A bis Z rückverfolgbar und werzu erwerben. » Der Begriff von « perfektem den unter streng ökologischen BedingunKauf » strahlt über die Privatsphäre hinaus, gen geschürft und produziert. Selbstverdenn Millennials sind hoch vernetzt und
lieben es, ihre Errungenschaften via soziale Netze vorzustellen. Im Gegenzug werden Fehlkäufe und Geschmacksverirrungen von der Gemeinschaft postwendend
sanktioniert.
Beschäftigt man sich intensiver mit dem
Gespann Luxus und Nachhaltigkeit bzw.
Philanthropie, stellt man schnell fest, dass ständlich können diese umweltfreundlich
positive Beispiele selten sind. Zwar fahren gewonnenen Preziosen Chopards Jahresalle grossen französischen Luxuskonzerne bedarf an Edelsteinen und Gold nicht deauf dieser Schiene, aber die Informations- cken. Fakt ist, dass diese Kostbarkeiten von
politik über die eigenen Praktiken ist wenig superreichen Kunden begehrt werden, die
klar. (Die Regeln werden weiter verschärft, ihrerseits häufig an der Spitze philanthrodenn das 2016 in Kraft tretende Umwelt- pischer Stiftungen stehen. Cécile Lochard :
gesetz Grenelle 2 verpflichtet alle Unter- « Die jungen Erben oder High Net Worth
nehmen, auch nicht kotierte und die mit Individuals investieren oder kreieren Umweniger als 300 Mitarbeitenden, über die weltfonds, die sich für den Schutz von FauAnwendung gesellschaftlicher und ökologi- na und Flora einsetzen. Es ist daher wichtig,
scher Normen zu informieren.) Heute ist es dass Luxusmarken bezüglich Beschaffung
dank dem Califonia Transparency in Supply und Produktion für Transparenz sorgen.
Chains Act aus dem Jahr 2010 einfacher, zu Das jüngste Beispiel für diese Notwendigwissen, wie kostbare Rohstoffe gewonnen keit war diesen Sommer die Birkin Bag aus
werden und wie die Arbeitsbedingungen Krokodilleder. » Neue Studien zeigen auch,
vor Ort sind. Aber die Marken kommuni- dass dieses neue Konsumentenbewusstsein
zieren nicht darüber. Dazu Cécile Lochard sowohl im Westen als auch in Asien aktu(Gründerin und CEO von Citizen Luxury & ell ist. Cécile Lochard : « In China steht die
Citizen Philanthropy, Paris) : « Es ist nicht Zusammensetzung des Produkts an zweiselbstverständlich, nachhaltige Werte und ter Stelle, am wichtigsten ist nach wie vor
Konsumenteninformationen in Einklang zu das Design. Vor nur fünf Jahren war es
bringen. Anders als für andere Akteuren ist das Label, das zählte, gefolgt von Design,
für die Luxusbranche das Risiko, ihren Ruf die Zusammensetzung lag in der Rangliszu gefährden und dem Image zu schaden, te weit hinten. Für die Brasilianer hat die
immens. Dies ist auch der Grund, weshalb Wahrung des Ökosystems oberste Priorität,
was wiederum zeigt, wie schnell sich die
Konsumgewohnheiten in aufstrebenden
Länder ändern. »
KUNST UND LUXUS – FREIHEIT ODER
REPUTATION
Kunst und Luxus sind seit jeher eng miteinander verbunden. Der Blick auf die mächtigen Familien der Vergangenheit, die als
Kunstmäzene wirkten, zeigt, dass sie über
die Kunst ihre Macht demonstrierten und
sich quasi in die Nähe des Göttlichen rückten. Kunstmilieu und Museen ermöglichen
es dem Luxus, sich zu institutionalisieren
und einen höheren Status zu erlangen. Zahllos sind heute die Marken, die von Museen
ausgestellt werden oder Retrospektiven ihrer
Kreationen organisieren. Sie empfangen so
ihre höheren Weihen. Louis Vuitton, Cartier,
Patek Philippe und andere mehr liessen sich
in renommierten Museen bewundern, einige
haben gar ihr eigenes Museum eröffnet. Die
Beziehung zwischen Kunst und Luxus wird
komplexer, auch pervertierter, wenn man
diesen Aspekt genauer unter die Lupe nimmt.
Catherine Becker : « Einerseits bedienen sich
die Künstler der Luxusmarken, um ihre eige-
Luxus und nachhaltige Entwicklung :
ein nach wie vor kompliziertes Duo
nen Kreationen zu realisieren oder ihre politischen oder religiösen Überzeugungen zu
manifestieren. Im Gegenzug honorieren sie
ihre Mäzene, indem sie einen Teil ihrer Kreativität in deren Dienst stellen. Oft ist es schockierend zu beobachten, wie grosse Künstler
als kreatives Alibi eines Labels dienen und
eine autoritäre Harmonie akzeptieren. Aber
letztendlich sind es die Künstler, die das letzte Wort haben. Wenn Louis Vuitton im neuen Shop in Macao eine Christus- und eine
Buddha-Figur des chinesischen Künstlers
Zhang Huan einander gegenüberstellt, bedeutet dies auch die Transzendenz der politisch-sozialen Ordnung in einem Raum des
Glaubens. »
Transparenter, weniger arrogant, vernetzt,
konzipiert fürs Ich und weniger als individuelle Bewertung des Individuums, muss
Luxus diesen Aspekten der Erfahrung des
Lebens und der Kultur des Einzelnen gerecht werden. In einer Zeit, wo man immer
häufiger online einkauft, mutiert der Verkaufspunkt zum Showroom, zum Ort des
Erlebens und zur Plattform der Wünsche,
Passionen und Sinne.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 31
| D O S S I E R LU X U S | von Myret Zaki
Der neue Luxus der Banken:
mehr Ethik, mehr Individualität
I
m Finanzsektor gibt es Bankinstitute,
die die gleiche Exklusivität besitzen
wie etwa Hermès in der Modebranche.
Diese sich im oberen Segment positionierenden Unternehmen entwickeln
für ihre Kunden hochindividualisierte
Dienstleistungen.
Im Finanzbereich war Luxus lange Zeit
Synonym für massgeschneiderten Service, VIP-Behandlung, grosse Diskretion
und Qualität der Beziehung zum Berater. Später haben Industrialisierung der
Dienstleistungen und Fintech (Spitzenfinanztechnologien) Riesenfortschritte
gemacht. Traditioneller Luxus wurde
marginalisiert zugunsten der Standardisierung der Produkte und vereinfachter Transaktionen.
« Luxus, die Rede ist von echtem Luxus, definiert sich in Zukunft über die Qualität der erstklassigen Arbeit. Es geht nicht
mehr um Schein, sondern um
den kompromisslosen Luxus
professionellen Bewusstseins und Qualitätsarbeit »,
so Claude Gonet, Berater
der Generaldirektion bei
Baring Brothers Sturdza
in Genf. Der ehemalige
Verantwortliche für die
Entwicklung des Schweizer Marktes bei Julius Bär
war früher Direktor der
SBS Waadt, später Chef
Vermögensverwaltung bei
der UBS Genf.
Als Julius Bär aufeinanderfolgend von Ferrier Lullin, ING, Bank of China, Merrill Lynch und Leumi Schweiz
übernommen wurde, « war es
sehr schwierig, gemeinsame
Werte zu finden ». Claude Gonet
stellt auch fest, dass mit den immer
grösseren Bankinstituten und den
damit verbundenen Einschränkungen
und der Rigidität das Angebot kleiner, die
Leistungen uniformer und oft auch unbefriedigender werden. « Die Zukunft liegt
32 | Finanz und Wirtschaft LU X E
in Nischenprodukten, die von ‹Banken-Luxusboutiquen› angeboten werden. » Claude Gonets Aufgabe bei Sturdza besteht darin, die Privatkundschaft zu vergrössern,
indem in Bezug auf den selbstverständlich
transparenten Preis hohe Qualität geboten wird. Luxus bedeutet auch Ehrlichkeit.
« Die Spesen der grossen Institute liegen
weit höher als diejenigen, die tatsächlich
kommuniziert werden. » Angesichts der
zahlreichen Banken, die erstklassige technologische Plattformen bieten mit Courtage und Depotgebühren, liegt der Mehrwert bei der Beratung. « Der Trend geht
Richtung sehr weitgehender Individualisierung der Dienstleistungen. » Zum Beispiel der Kunde, für den der Berater ein
Flugzeug chartert oder für dessen Tochter
er eine Schule im Ausland sucht.
Die Bank an der Genfer Rue du Rhône peilt die grossen Schweizer und internationalen Vermögen an, die keine standardisierten, sondern massgeschneiderte
Leistungen suchen. Auch gesetzliche Schikanen fördern nicht eben den Hochleistungsservice. « Die Systeme müssen mehr
auf Kunden als auf interne Kontrollen ausgerichtet sein », schliesst Claude Gonet.
Man macht hier also die ähnlichen
Überlegungen wie in anderen Sektoren,
wo Luxus weniger ins Auge springt, sondern etwas ist, was man schätzt und geniesst – Haute Joaillerie, Mode, Hotellerie, Privatschulen. |
SECHS LUXUSREGELN FÜR BANKEN,
GEMÄSS CLAUDE GONET
1 Makellose Ethik, Vertrauensklima
mit Kunden
2 Hohe professionnelle Kompetenz
3 Ausgezeichnete Performance der
Investitionen
4 Topservice und mehr Zeit für
die Kunden
5 Technologie und innovative Produkte
6 Minimale gesetzliche und
administrative Einschränkungen
| RANKING |
Dossier zusammengestellt von Cristina d’Agostino
Koordination : Sylvie Bernaudon
Fotos : François Wavre und Dominic Büttner
2 01 5
« LUXE » VERÖFFENTLICHT ZUM ZWEITEN MAL EINE RANGLISTE
DER BESTEN HERRENAUSSTATTER AN DER ZÜRCHER
BAHNHOFSTRASSE UND DER RUE DU RHÔNE IN GENF.
AUSSCHLAGGEBEND FÜR EIN GUTES ABSCHNEIDEN WAREN VOR
ALLEM FACHKOMPETENZ, ENGAGEMENT IN DER PERSÖNLICHEN
BERATUNG UND ANALYSE DES KUNDENWUNSCHES. DIE
ERGEBNISSE VERRATEN ABER NOCH VIEL MEHR.
| RANKING |
Zweiter Best Boutique Award
für Herrenausstatter
W
arum macht man sich überhaupt die Mühe, den Kunden- tery Shoppers aus dieser Altersklasse gewählt. Das Fazit ist trotz
dienst in Herrenkonfektionsgeschäften unter die Lupe zu einiger unprofessioneller Begrüssungen insgesamt positiv. Einige
nehmen, wo doch die grossen Luxusmeilen noch immer von Frauen- Boutiquen fielen negativ auf, weil sie die Kunden beim Betreten des
modegeschäften in Beschlag genommen werden? Ganz einfach Geschäfts bis zu fünf Minuten warten liessen oder gar nicht beachweil das Angebot für den Mann an der Zürcher Bahnhofstrasse und teten. War der Verkaufsprozess aber erst einmal im Gang, spielten
der Rue du Rhône in Genf in den letzten fünf Jahren erheblich zu- die anfänglichen Vorurteile keine Rolle mehr. Die meisten Geschäfgenommen hat und die Marktanteile der Luxus-Herrenmode von te nahmen die Wünsche ernst und erteilten praktische Tipps, womit
geringfügig auf lukrativ gewachsen sind. Vor zwei Jahren such- sie bei dieser informationshungrigen Kundschaft wertvolle Punkte man in Genf noch vergeblich nach Prada, Armani oder Zegna. te sammelten. Besonders Gucci, die Nummer eins des Rankings
Woher kommt dieser plötzliche Hype ? Gemäss einer Studie des in Genf, stach hier hervor : « Ich habe mich sofort wohlgefühlt »,
französischen Modeinstituts litt die Herrenbekleidung im Zeit- erzählt der Mystery Shopper. « Ich wurde ernst genommen. Der
raum von 2007 bis 2012 weniger stark unter der Rezession als die Verkäufer* wusste, welches Modell mir steht und was mir gefällt.
Damenmode. Eine Feststellung, die auch Bain & Company macht. Er kannte seine Produkte aus dem Effeff und fand das Passende
Die Herrenmode stelle 41 % des Umsatzes und wachse schnel- für meine Figur. Er beriet mich, wie ich Anzüge tragen soll, und
ler (12 %) als die Damenmode, heisst es in einem Bericht über die gab mir allgemeine Styling-Tipps. Seine Beratung ging weit über
Branche aus dem Jahr 2012. Die grossen Luxuskonzerne haben die den simplen Verkauf hinaus. » Auf eine solch zuvorkommende BeGunst der Stunde als Erste genutzt und ihre Kollektionen deutlich handlung legt auch Simone Scalone grossen Wert. « Ich trichtere
vergrössert. Was auffällt, ist die immer jüngere Kundschaft. Dieser meinen Angestellten immer wieder ein, dass sie den Kunden unTrend lässt sich weltweit feststellen, was auch die Modedesigner voreingenommen begegnen sollen. Ich will nicht, dass sie sie wevor neue Herausforderungen stellt. Jedes Kleidungsstück muss die gen ihres Alters und des Aussehens anders behandeln », betont der
richtige Mischung aus Chic und Streetwear aufweisen, egal, ob es Geschäftsführer von Hackett London, dem diesjährigen und auch
in der Oper, im Büro oder am Wochenende getragen werden soll. letztjährigen Sieger des Zürcher Rankings. Dass seine Einstellung
Die « Millennial Generation », wie die 18- bis 25-Jährigen genannt richtig ist, zeigt die Erfahrung: « Viele junge Männer interessieren
werden, ist stilbewusst. Sie will Qualität, Authentizität und edle,
rückverfolgbare Stoffe und lässt sich das auch etwas kosten. Viele gönnen sich sogar Luxusmode. Wer diese neue Kundschaft für
sich gewinnen möchte, muss einen entsprechenden Kundendienst
bieten. Und er muss mit Fachwissen und kompetenter Betreuung
glänzen, denn nur so kann er gegen den starken Franken und das
unendlich grosse Angebot im Internet ankommen. «Luxe» wollte
RANGLISTE
wissen, wie sich die Herrenausstatter schlagen, und hat zum zwei
Rang | Geschäft | Mittelwert
ten Jahr in Folge diesen grossen Test gestartet. Fünfzehn Mystery
Shoppers wurden zwecks Kauf eines Anzugs in eines der zwölf
bzw. zehn ausgewählten Geschäfte an der Zürcher Bahnhofstrasse
und der Rue du Rhône in Genf geschickt. Das dabei entstandene
Ranking ist höchst aufschlussreich.
ZÜRICH
1Hackett London 4.87
TRENDS
2Brioni 4.76
3Gucci 4.62
Was als Erstes auffällt : Die Differenz zwischen den Boutiquen
hat sich in beiden Städten vergrössert. Auf einer Skala von 0 bis 5
weisen die Geschäfte an der Rue du Rhône ein Gefälle von 1.81 bis
4.63 auf (nach 2.41 bis 4.15 im Jahr 2014). An der Bahnhofstrasse
reichen die Noten von 2.08 bis 4,87 (2014 : 2.78 bis 4.39). Punkto
Kundenbetreuung halten sich die beiden Städte im Grossen und
Ganzen die Waage. Ausnahmen sind die Produktpräsentation (Produkterklärungen, Markenkenntnis, Argumentation) und die Berücksichtigung des Kundenwunsches, die in Zürich deutlich besser abschneiden als in Genf. Umgekehrt scheinen die Boutiquen
an der Bahnhofstrasse eher geneigt, die Kunden nach ihrem Äusseren zu beurteilen.
4Zegna 4.60
5Hannes B 4.56
7Thom Browne 3.51
DIE JUNGE KUNDSCHAFT NICHT UNTERSCHÄTZEN
Wir wollten herausfinden, wie auf die Wünsche der dank Inter
net, Social Media und Blogs meist bestens informierten « Millenni
als » eingegangen wird, und haben deshalb absichtlich einige Mys
* Aus Gründen der Vertraulichkeit präzisieren wir nicht, ob es eine Verkäuferin
oder ein Verkäufer war und verwenden generell die männliche Form
6Hermès 3.65
8 Giorgio Armani 3.44
9 Brunello Cuccinelli 3.00
10 Dolce Gabanna 2.52
11 Hugo Boss 2.41
12 Tom Ford 2.08
Scalone Simone,
Store Manager
von Hackett London
in Zürich, Gewinner
des Ranking in Zürich.
sich für Luxusmode », so Scalone weiter. Vor kurzem besuchte uns
ein Sechzehnjähriger. Er wollte Anzüge und Accessoires probieren.
Wir haben uns um ihn gekümmert und ihm gezeigt, wie er die einzelnen Stücke tragen und kombinieren kann. Er hat das Geschäft
verlassen, ohne etwas zu kaufen. Aber am nächsten Tag ist er mit
seinem Vater zurückgekommen. Er war so zufrieden mit dem Kundendienst und der Beratung, dass er zwei Anzüge gekauft hat. »
EINKAUFEN ALS ERLEBNIS
In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Verkaufsverhalten
rasant geändert. Heute zeichnet sich eine neue Tendenz ab: Im
Ladengeschäft wird Einkaufen zum Erlebnis. Es weckt Emotionen und stimuliert die Sinne. In der Boutique erlebt und lebt der
Kunde die Markenwelt wie in einer Art « Supershowroom ». Da
Online-Käufe immer mehr an Bedeutung gewinnen, müssen die
Verkaufsstellen die subjektiven und menschlichen Aspekte der
Marke vermitteln. Sie müssen eine emotionale Bindung aufbauen,
die das Internet unmöglich schaffen kann, und auch in Kauf nehmen, dass der Kunde das Geschäft unverrichteter Dinge verlässt.
Hauptsache, es wurde eine Beziehung geknüpft. Simone Scalone:
« Ein Kunde, der nichts kauft, darf auf keinen Fall verurteilt werden. Die Boutique muss ein Ort sein, an dem man neue Erfahrungen macht. Auch ich fühle mich oft unwohl, wenn ich ein Geschäft
verlasse, ohne etwas zu kaufen. Dieses Gefühl sollte gar nicht erst
aufkommen. » Bei Hermès Genf, der zweitplatzierten Boutique,
klingt es ähnlich. « Durch die Hermès-Boutique zu schlendern, ist
eine Abfolge von Sinneserfahrungen », sagt Laurette Belleville, die
das Geschäft seit neun Jahren führt. « Seide, Düfte, Farben, sogar
die Berührung des lederverkleideten Treppengeländers sind ein
Antonio Bosco,
Store Manager der
Boutique Brioni,
zweitbester Platz
in Zürich.
| RANKING |
GENF
Erlebnis. Das Offensichtliche besteht aus Details. » 40 % der Kunden von Hermès Schweiz haben zunächst im Internet recherchiert.
Wie wichtig der Kundendienst im Laden ist, liegt deshalb auf der
Hand. Bezeichnend für die Eigenheiten der Schweizer Kundschaft
ist auch der Erfolg der Funktion Clic & Collect. Damit kann auf der
RANGLISTE
Homepage von Hermès eine Bestellung aufgegeben werden, die
Rang | Geschäft | Mittelwert
dann aber im Geschäft abgeholt wird. Nirgendwo sonst läuft dieser
Service so gut wie in der Schweiz. Er zeigt, dass hiesige Kunden
das Bedürfnis nach einem menschlichem Kontakt haben.
Bei Brioni Zürich, der zweitbesten Adresse des Zürcher Rankings,
ist den Mystery Shoppers vor allem die Leidenschaft der Verkäufer positiv aufgefallen. « Ich wurde freundlich und zuvorkommend
begrüsst », erzählt einer. « Gerade als ich eintreten wollte, hielt mir
der Geschäftsführer die Tür auf und hiess mich mit einem breiten
Lächeln willkommen. Er hat mir eine Vielzahl verschiedener Kleider zur Anprobe empfohlen. Am Schluss wusste er genau, welchen
Stil ich bevorzuge. Seine Tipps waren sehr kompetent und stimmig,
und der Verkäufer war über alle Kollektionen bestens informiert. »
Für Store Manager Antonio Bosco eine Selbstverständlichkeit :
« Wahrhaftigkeit und Transparenz sind beim Kundenkontakt das
A und O. Mit Bluff kommt man nicht weit. Auch gegenüber einem
sehr fordernden Kunden – und es ist sein Recht, das zu sein – wollen wir unser Feu sacré transportieren. »
Erlebnis ist aber nicht gleich Erlebnis. Eine Erfahrung, die nicht
den Erwartungen entspricht, kann dem Markenimage erheblich
8Prada 3.46
schaden. Ein Testkäufer berichtete nach seinem Besuch bei einer
9Fendi 3.00
italienischen Topmarke in Zürich (zehnter Platz) : « Die Begrüs
10 Brunello Cucinelli 1.81
sung hätte angemessener sein können. Als ich eintrat, diskutierten
die Verkäufer zusammen. Ich hatte das Gefühl zu stören. Der Verkäufer schien mir nicht wirklich einen Anzug verkaufen zu wollen.
Seine Fragen waren auf ein Minimum reduziert. Zunächst liess Verfügung stehen werden. » Bei Hugo Boss Genf (sechster Platz)
er mich eine zu grosse Jacke anprobieren, und als er eine zweite hat sich die genaue Figur- und Stilanalyse bezahlt gemacht. « Mit
holte, liess er mich mit der ersten auf dem Arm stehen. Zwischen- einigen gezielten Fragen über Schnitt, Verwendung, Material und
zeitlich ging ein zweiter Verkäufer grusslos an mir vorüber. Zum meine aktuelle Garderobe hat die Verkäuferin effizient erkannt,
Schluss wurde ich nicht mit einem Händedruck verabschiedet, wonach ich suche, und mich dann intelligent beraten », schildert
sondern nur mit einem kurz angebundenen Gruss. » Manchmal ein Testkäufer. « Sie konnte bei jedem gezeigten Modell präzis arsind es auch die kleinen Aufmerksamkeiten, die fehlen und zu ei- gumentieren und allfällige Vor- und Nachteile für die geplante Verner ungleichen Behandlung führen. Unser Mystery Shopper er- wendung nennen. Ausserdem hat sie meine Grösse sofort erraten.
innert sich an eine italienische Spitzenboutique in Zürich (Platz Während sie mir die Modelle präsentierte, nahm sie immer wieder
neun der Rangliste) : « Der Verkäufer war sehr freundlich, hat mir Bezug auf historische Schnitte und frühere Modelle und erläuterte
aber nichts zu trinken angeboten, obwohl zwei Kundinnen, die mir jedes Material genau. »
noch nichts gekauft hatten, von einem anderen Verkäufer gerade
Dass die Ausbildung der Verkäuferinnen und Verkäufer entscheidend ist, weiss auch Laurette Belleville, die Geschäftsfühmit Champagner verwöhnt wurden. »
rerin von Hermès Genf. « Sie ist zentral », bestätigt sie. « Ich setFACHWISSEN, KOMPETENTE STILBERATUNG
ze mich jeden Morgen vor der Eröffnung zwanzig Minuten mit
UND MASSANZÜGE ALS TRUMPF
dem Verkaufsteam zusammen. Dabei muss jeder Mitarbeiter den
Herrenausstatter, die Masskonfektion anbieten (als Alternati- anderen eine Neuheit oder ein noch unbekanntes Detail vorstelve zu einer nicht verfügbaren Grösse im Geschäft), sind klar im len. Davon profitieren alle. Und für das Team wirkt diese MassVorteil, wie auch die Erfahrung des Mystery Shopper bei Arma- nahme motivierend. » |
ni Zürich (Platz acht des Rankings) beweist : « Der Verkäufer hat
mich zunächst nach meinem Vornamen gefragt, um etwas Nähe
METHODIK:
zu schaffen. Er war warmherzig und verstand es, ein persönliches «Luxe» hat die Qualität der Kundenfreundlichkeit und des Kundendienstes bei
Gespräch zu führen und dabei mehr über meinen Geschmack zu 22 Herrenausstattern an zwei renommierten Einkaufsmeilen, der Zürcher Bahnhoferfahren. Er verkörperte den italienischen Charme, dem die Mar- strasse und der Genfer Rue du Rhône, unter die Lupe genommen. Fünf Mystery
ke so grosse Bedeutung beimisst. Da er keinen passenden Anzug Shoppers unterschiedlichen Alters und Profils wurden losgeschickt, um an den
in meiner Grösse finden konnte, versuchte er mir mit Stoffmustern prestigeträchtigen Modeadressen den passenden Anzug zu finden. Die Rangliste
einen Eindruck von weiteren Modelle zu verschaffen. Zudem lud basiert auf fünfzig Kriterien, darunter Kundenfreundlichkeit, Produktpräsentation
er mich ein, wiederzukommen und mich mit einem der grössten und Kundenbeziehung. Jedes Geschäft wurde im Abstand von zwei bis drei
Schneider Italiens zu treffen. Der Verkäufer notierte die Referenzen Wochen zwei bis drei Mal besucht, sodass mehrere Mitarbeiter getestet werden
der von mir gewünschten Stoffe und Knöpfe und wies mich dar- konnten. Es wurden zwei Ranglisten erstellt: eine für die Bahnhofstrasse, die andere
auf hin, dass meine Masse in allen Armani-Boutiquen der Welt zur für die Rue du Rhône.
1Gucci 4.63
2Hermès 4.41
3Louis Vuitton 4.24
4Hackett London 4.23
5Hugo Boss 4.21
7Giorgio Armani 3.76
6Zegna 3.93
Laurette Belleville,
Directrice der Boutique Hermès,
zweiter Rang in Genf.
| I N T E R V I E W | von Cristina d’Agostino - Foto: Mario Brenna
LAPO ELKANN
« Schönheit muss Sinn machen »
SEINE VORFAHREN BEHERRSCHTEN DEN ULTIMATIVEN STIL UND WAREN DIE INDUSTRIELLEN,
DIE DAS «MADE IN ITALY» GEPRÄGT HABEN. LAPO ELKANN, UR-URENKEL DES FIAT-GRÜNDERS,
LIESS SICH VOM GEWICHT DER FAMILIENGESCHICHTE NICHT ERDRÜCKEN UND HAT SEIN EIGENES
IMPERIUM AUFGEBAUT. ITALIA INDEPENDENT, SO DER NAME DES KOTIERTEN UNTERNEHMENS,
HAT MIT HUBLOT EINE ZUSAMMENARBEIT VEREINBART. EINE BEGEGNUNG.
L
apo Elkann ist Spross der legendären
Agnelli-Dynastie. Während langer Zeit
Enfant terrible der Familie, ist der in New
York geborene Sohn der jüngsten Tochter
des Avvocato und des Autors Alain Elkann
heute ein seriöser Unternehmer, Trendsetter und Designer. Die wilden Jahre sind definitiv Vergangenheit. Der 37-Jährige hatte
nie die Absicht, sein Unternehmen auf dem
ruhmreichen Familiennamen aufzubauen,
sondern zog den Weg der Unabhängigkeit
vor. Mit Erfolg. Er steht mit zwei Partnern
an der Spitze des Brillenlabels Italia Independent sowie der Image- und Kommunikationsagentur Independent Ideas und
arbeitet daneben mit berühmten Marken
zusammen. Eines der jüngsten Beispiele einer solchen Kooperation ist die aus Kompositwerkstoff gefertigte Uhr Big Bang Unico
Italia Independent Blue von Hublot.
Das Treffen mit Lapo Elkann, an einem
Sonntagabend in seiner Wohnung im Herzen von Mailand, ist eine Gelegenheit, die
man sich nicht entgehen lässt. Der im perfekt geschneiderten blauen Anzug gekleidete Hausherr lädt den Gast mit unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit ein, seine
private Welt zu entdecken. Eine Welt ganz
in Blau – blaue Böden und Wände, jeder
Raum in Blautönen des Ozeans gestrichen,
denn seine Inspirationsquelle sei das Meer,
sagt er. Blau sind auch die Augen, die er
an diesem Abend nicht wie gewohnt hinter gefärbten Gläsern versteckt, was signalisiert, dass man einen Blick hinter die
Fassade tun darf. Das Gespräch ist direkt,
ohne Ausschweifungen, denn Lapo Elkann
hat keine Zeit für lange Floskeln. Der Ton
ist freundschaftlich, so gar nicht dem eher
finsteren, melancholischen Image entsprechend, das die Medien von ihm zeichnen;
die ausgesuchte Höflichkeit erinnert an die
Epochen, als Chic sich an der Aufmerksamkeit und der Freundlichkeit mass, mit denen ein Dandy Umwelt und Gegenüber be38 | Finanz und Wirtschaft LU X E
trachtete. Lapo Elkann gibt sich offen, er
führt durch seine Privaträume, erklärt Fotos an den Wänden, spricht über seine Leidenschaft für Gegenwartskunst, vor allem
für Basquiat. Er erklärt seine Liebe zum
Fiat 500, seinem Baby, dem er vor zehn
Jahren zur Renaissance verholfen hat und
das ihn auch zu einer Möbelkollektion inspiriert hatte. Er durchforstet seinen zweistöckigen Dressing Room, um unter all den
Sneakern, Stiefeln, Hüten, Mänteln, Anzügen das Stück zu finden, das sein Ideal von
« sur mesure » am besten illustriert. Achtzig
Prozent seiner Anzüge stammen von Caraceni Milano, dem seiner Meinung nach
besten Schneider, der seine Masse auswendig kennt, der auch schon für Grossvater
Gianni Agnelli gearbeitet hat und dessen
Preis-Leistungs-Verhältnis unschlagbar sei.
Denn Lapo Elkann weigert sich, für einen
Anzug mehr als 2000 € zu bezahlen. Die
Modeikone besitzt einen ebenso sicheren
wie extravaganten Geschmack, mixt unbeschwert Karos, Farben und Streifen. Er will
niemandem ähnlich sein. Seine bisherige
Geschichte gibt ihm recht.
Lapo Elkann, Sie stehen regelmässig auf der
Liste der elegantesten Männer der Welt. Ist
Stil wichtig ?
Ich möchte mich lieber als jemanden definieren, der eher das gewisse Etwas besitzt
als Stil. Stil haben ist eher oberflächlich.
Ich setze mich mit Materialien, Ästhetik,
Schönheit auseinander. Mein Approach ist
reflektierter. Ich liebe es, Genres und Materialien zu verbinden, Automobildesign mit
Wohndesign, Tradition mit Innovation, das
Vokabularium des Schneiders in der Herstellung von Turnschuhen anzuwenden.
Ich liebe diese gegenseitige Befruchtung.
Ihre Definition von Massarbeit ?
In meiner Arbeit von kapitaler Bedeutung. Massarbeit ist omnipräsent, vor allem
bei unserem Brillenlabel Italia Independent. Eine demokratische Massarbeit notabene, die ab 80 € zu haben ist. Schönheit
muss nicht zwingend teuer sein. Ein 80 €
teurer Sportschuh kann ebenso schön sein
wie ein Sportwagen, der 250 000 € kostet.
Schönheit muss Sinn machen. Ich schätze
Massarbeit, wenn ich einen unerwarteten
Effekt erzielen möchte. So habe ich meinen
Gläsern einen persönlichen Touch verliehen, indem ich ein Logo applizieren liess,
das an die Welt des Automobils erinnert.
Ist bei Ihnen alles personalisiert ?
Ja, ich liebe es, wenn jedes Detail einzigartig ist.
Weshalb ?
Ich wollte schon immer Dinge haben, die
die andern nicht besassen. Ich wollte mich
unterscheiden, nicht sein wie andere. Diese Unabhängigkeit ist für mich von grösster
Bedeutung. Sie ermöglicht, dass ich unbelastet diverse Industrien zusammenbringen kann, die a priori nichts miteinander zu
tun haben. Dieses Bedürfnis nach Einzigartigkeit hat es mir ermöglicht, die verschiedensten Bereiche zu testen, alle Akteure
kennenzulernen, vom Mechaniker, Designer bis zum Besitzer. Ich liebe es, auf allen
Stufen mitzuarbeiten, mit allen Beteiligten
zu sprechen. Ich hasse Kastenwesen. Ob
in der Luxusboutique, die Massgeschneidertes verkauft, oder bei H&M, ich möchte mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin
reden, um zu verstehen und zu wissen, was
sich gut beziehungsweise schlecht verkauft.
Wer Schönheit verstehen will, muss vor
allem über die entsprechenden Mittel
verfügen.
Nein. Ich liebe Menschen, die sich anpassen können, die eine Vision oder Passion haben. Menschen, die Geld haben, sind
mir gleichgültig. Es ist nicht das Geld, das
| INTERVIEW |
einen Menschen interessant macht, sondern das, was er tut. Unter Mitteln verstehe ich nicht nur finanzielle, sondern auch
geistige Möglichkeiten.
Wann und wie haben Sie festgestellt, dass
Ihre Ideen bezüglich Stil und Design wegweisend sind und dass man Ihnen vertrauen
sollte ?
Ich glaube, meine grösste Chance war
das Pensionat. Ich hasste es und flüchtete
mich in eine Fantasiewelt, wo
ich unerreichbar war. So gesehen war es eine gute Schule, die
mich lehrte, im Imaginären zu
kreieren. Das habe ich schon
als Kind getan, weil ich mich
oft langweilte und weil die Dinge, die ich
sah, häufig weniger schön waren, als sie es
hätten sein können.
stab bleiben. Es handelt sich somit nicht
Die Sie inspiriert ?
Bei Hublot bestehen noch familiäre um eine subjektive Verteidigung von
Beziehungen. Wie bei uns. Zwar ist Ita- « Made in Italy ».
lia Independent kotiert, aber wir sind ein
menschlich überblickbares Unternehmen. Was ist Ihre persönliche Definition von
Jean-Claude und ich verkaufen Emotionen. « Made in Italy » ?
Andrea Tessitore und ich hatten das PriKann auch ein millionenteures Produkt
vileg, im Ausland zu studieren und dort unsere ersten Berufserfahrungen zu sammeln.
Emotion sein ?
Emotionen gibt es ebenso bei einem Unsere Liebe gründet darin, dass wir sehr
T-Shirt wie bei einem Privatjet. Ich schaf- lange Zeit sehr weit weg von Italien lebten. Wir lieben dieses Land und
seinen Lebensstil, um den uns
die ganze Welt beneidet. Es gibt
hier einen Sinn für Leichtigkeit,
Lebensfreude und guten Geschmack, den ich in sämtliche
fe und konsumiere Emotionen. Das Buch Aktivitäten einfliessen lassen möchte. Ich
« Lovemarks » von Kevin Roberts, das sich habe kürzlich Garage Italia Customs lanmit Liebe generierenden Marken beschäf- ciert, eine « Massschneiderei » für Autos,
tigt, hat mich sehr inspiriert. Was muss man Helikopter oder Flugzeuge, die unsere Idee
tun, um diese Passion zu bewahren? Diese von « Made in Italy » konkretisieren wird.
Energie in der Gesellschaft, im Produkt, in
der Kommunikation, in der Vision lebendig Dennoch haben Sie entschieden, die neue
erhalten. Dazu muss man die Mitarbeiter 78 € teure Brillenkollektion Eyeeye in China
ständig motivieren. Und um kreieren zu produzieren zu lassen. Weshalb ?
können, muss man offen und flexibel sein.
Wir wollten Brillen und die damit verbundene Mode demokratisieren. In EuroIhre grösste Stärke ?
pa wechselt man optische Brillen alle vier,
Ich bin ein guter Menschenkenner. Mein Sonnenbrillen alle zweieinhalb Jahre. Dies
Partner Andrea Tessitore und ich ergänzen entspricht dem Stand des Uhrenmarktes
uns hervorragend, und wir besitzen die Fä- der Achtzigerjahre, bevor die Swatch lanhigkeit, uns mit den richtigen Menschen zu ciert wurde. Eine Brille muss cool sein, man
umgeben. Deshalb hat unser Börsengang muss sie dem Outfit anpassen können. Eine
auch sehr gut funktioniert. Er war ein po- starke Message und eine Passion, die wir
sitives Signal in einem für die italienische vermitteln wollen.
Wirtschaft schwierigen Moment. Es war
wichtig zu zeigen, dass es Alternativen Das Wirtschafts- und Handwerksgefüge der
zu Bankkrediten gibt, dass Kapitalmärkte italienischen KMU hat in den vergangenen
Wachstum fördern können. Zwar ist Italia Jahren gelitten. Viele Betriebe wurden
Independent nach neun Jahren Existenz von ausländischen Luxusunternehmen
noch nicht sehr bekannt, aber das Unter- übernommen. Ihre Meinung
nehmen geniesst Achtung und Glaubwür- als Unternehmer ?
digkeit. Der Börsengang hat es uns ermögIch habe nichts dagegen, wenn eine
licht, die Internationalisierung der Marke Übernahme dem Unternehmen hilft und
dadurch Arbeitsstellen bewahrt werden
zu beschleunigen. Das ist ein guter Start.
können. Bei Ducati beispielsweise hat es
sich gelohnt, dank dem Volkswagen-KonItalia Independent vermittelt eine
zern konnte das Unternehmen in Technobestimmte Idee von « Made in Italy ».
logien investieren. Persönlich frustriert es
Was steckt dahinter ?
Im Brillensektor ist Italien nach wie vor mich aber, wenn italienisches Know-how
weltweit führend. Wir glauben, dass In- in ausländische Hände übergeht. Man muss
novation und Materialien bedeutsamer rationell bleiben, denn es ist auch eine Tatsind als Vielfalt im Design. Für uns ist es sache, dass im Automobilbau viel Wissen
wichtig, dass Forschung und Entwicklung verloren gegangen ist, das nicht ins Ausland
in Italien bleiben, denn das Know-how im abgewandert ist. Ich will keine Namen nenBereich Brillen ist gross. Man muss daraus nen, aber es gibt renommierte Designer, die
einen Hub schaffen. Man kann durchaus sehr schlechte Strategien entwickelt haben.
im Ausland produzieren, aber das Sa- Wer Visionen haben will, muss über die
voir-faire muss ein weltweit gültiger Mass- entsprechenden Voraussetzungen verfügen.
« Ich schaffe Emotionen und
ich konsumiere sie auch. »
Wie hat sich Ihr Blick aufs Schöne geprägt ?
Wahrscheinlich war es die Autoindustrie,
die mich Schönheit lehrte. Ich arbeitete in
diesem überaus komplexen Sektor, als er
tief in der Krise steckte. Als ich dort eintrat, ging schon fast nichts mehr. Ich arbeitete je zwei Jahre bei Ferrari und Maserati und vier Jahre in der Fiat-Gruppe, nach
dem Tod meines Grossvaters und Chairman, als der Konzern fast in Konkurs ging.
Wenn die Mittel fehlen, braucht es umso
mehr Kreativität.
Dies erleben Sie gegenwärtig bei Italia
Independent ?
Ja, wir verfügen über viel Kreativität
und wenig Mittel. Die Zahlen sind zwar
gut, aber es gibt noch viel zu tun. Ich kann
nicht agieren wie LVMH, Richemont oder
Kering, deren Modelabels auch noch Brillen verkaufen. Wir haben aus den Brillen
unser Kerngeschäft gemacht. Um die Bekanntheit zu erhöhen, kreieren wir darum herum verschiedene Aktivitäten. Italia
Independent ist kein Lizenzunternehmen,
wir kontrollieren die ganze Wertschöpfungskette.
Daher die Zusammenarbeit mit Hublot?
Ja. Die Zusammenarbeit mit Hublot
entstand aus einer Freundschaftsbeziehung, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hat. Als ich vor einigen Jahren
Jean-Claude Biver an einem Dinner in
New York traf, verstanden wir uns auf Anhieb. Er ist ein Visionär, dem es gelungen
ist, jeder seiner Marken seinen Stempel
aufzudrücken. Er ist kreativ und von ansteckender Humanität.
40 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Angesichts dieser Erkenntnisse – welche
Fehler sind zu vermeiden ?
Nicht übermütig und eingebildet zu
werden. Während meines ganzen Berufslebens herrschten Krisenzeiten. Dies
hilft, Ruhe zu bewahren, wenn sich Probleme abzeichnen.
te erzählen müssen, die es nicht gibt, kreieren Forschung und Entwicklung durch
die gegenseitige Befruchtung diverser Bereiche Luxus.
Wer hat Sie diesen Sinn für Luxus gelehrt ?
Ich habe das Glück, in einer Familie aufgewachsen zu sein, die sehr lange Zeit in
Wohin tendiert Luxus im Jahr 2015 ?
Schönheit gelebt hat und dies immer noch
Es gibt Massenluxus und echten Luxus. tut. Und ich hatte das Glück, meinen eigeDrei Viertel der Boutiquen an der Avenue nen Geschmack und Sinn für Schönheit
Montaigne in Paris repräsentieren Massen- zu entwickeln. Meine Ansprüche an Raffiluxus, denn jedermann kann diese Dinge nesse und Ästhetik meines eigenen Hauses
kaufen, die sich zudem alle ähneln. Wahrer sind extrem. So verwende ich Segelstoff aus
Luxus ist einmalig. Bei Italia Independent Karbonfaser für die Tapeten, die lackierten
definieren wir unsere Kreationen als « Per- Wände des Salons sind von Autokarosserien
sonal Belongings ». Personalisierung gibt es inspiriert. Sofas und Parkett sind einzigarbei Massenprodukten, wie bei Nike oder tig und von mir designt und realisiert, wie
unseren erschwinglichen Brillenkollekti- auch alle übrigen Details.
onen, oder im Luxusbereich, etwa Brillen
Ihre Bezugspunkte ?
aus Krokoleder, aus Jeansstoff …
Ich bin einfach nur neugierig. Kunst,
Die einzige Lösung ist also der Aufstieg in
Design, Automobile, Boote, Kino – alles
eine höhere Kategorie ?
inspiriert mich. Der Sinn für Schönheit
Ja, aber es muss ehrlich geschehen. Die entwickelt sich auf Reisen. Luxus heisst
Kunden sind intelligent. Um luxuriös zu Kompliziertes einfach machen. Früher
sein, reicht es nicht, ein Logo mit zwei umgaben sich die Menschen mit zehn DieBuchstaben auf ein Objekt zu drucken und nern, weil sie nichts selbst machten. Heudieses dann für 3000 € zu verkaufen. Diese te bedeutet Luxus Einfachheit. Die AmeZeiten sind vorbei. Luxus ist eine Geschich- rikaner haben uns viel gelehrt. Man muss
te, die man erzählen kann, die aber keine über die Fähigkeit verfügen, sich durchzuLüge sein darf. Die Leute glauben nicht setzen, überzeugt sein, dass alles möglich
mehr daran. Und wenn Sie eine Geschich- ist, Selbstvertrauen haben, Mittel besitzen,
die über das Finanzielle hinausgehen. Luxus ist Offenheit, Vision, Emotion, Leidenschaft. Viele Superreiche haben eine Passion, weil es ihrem gesellschaftlichen Status
entspricht. In Wirklichkeit haben sie mit
all den Jachten, Autos, Uhren überhaupt
nichts am Hut.
Unabhängigkeit ist ein zentrales Thema für
Sie. Als Mittel oder als Zweck ?
Beides. Als ich jung war, war die wirtschaftliche Unabhängigkeit ein persönliches Ziel, denn sie ist die Basis für alle anderen Formen der Unabhängigkeit. Ich war
damals sehr stur, und es kam nicht in Frage,
dass mir jemand sagen durfte, wo es langgehen sollte. Auf beruflicher Ebene ist diese Unabhängigkeit von grösster Bedeutung,
denn bei der Entwicklung eines Projekts ermöglicht sie eine eigene, klare Vision.
Was verbindet Sie mit der Schweiz ?
Ich war in der Schweiz im Pensionat. Leider im französischen Sprachraum und in
nicht besonders sympathischen Schulen
von Jesuiten. Das war keine sehr amüsante
Zeit. Aber die Schweiz verkörpert für mich
viele vergnügliche Erlebnisse. Als Junge
ging ich häufig Ski fahren. Meine Mutter
wohnt in der Schweiz – übrigens ganz in
der Nähe von Hublot (lacht), und ich besitze ein Haus in St. Moritz, wo ich mich
sehr wohlfühle. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 41
| ERINNERUNG |
von David Bennett*
MEIN TAG MIT ...
Gina Lollobrigida
M
ein Taxi hatte das Zentrum von
Rom verlassen und fuhr auf der
berühmten antiken Prachtstrasse,
die mit grossen, von der Geschichte
eines ganzen Reichs gezeichneten
Basaltplatten gepflastert ist. Ich war
fasziniert von der Romantik und der
Magie des Ortes. Diese weltweit einzigartige Umgebung bildete die perfekte Kulisse : Ich war auf dem Weg zu
einer Frau, die mit ihrer Schönheit und
ihrem Charme die Filmwelt im Sturm
erobert hatte : Gina Lollobrigida.
Allmählich wich die Stadt mit Grabmälern gesäumten Feldern. In Gedanken versetzte ich mich mehrere Jahrhunderte zurück, in die Zeit, als die
Einwohner von Rom ihre Toten ausserhalb der Stadtmauern begraben
mussten. Auf dem majestätischen, kerzengeraden Weg war
die glorreiche Vergangenheit noch immer zu spüren.
Diva hat eine ganze Generation Kinogänger verzaubert, sich als Fotojournalistin einen Namen gemacht und als
begnadete Bildhauerin erwiesen. Mir
gegenüber ist sie verspielt, unterhaltsam. Eine Inspirationsquelle!
An jenem Tag zeigte sie mir ihre
Schmucksammlung, darunter viele
grossartige Kreationen von Bulgari.
Die Schätze passten perfekt zu dieser wunderbaren Frau, die den ganzen Charme und die Verwegenheit der
Filmkunst in sich vereint. Den Blick
forsch in die Zukunft gerichtet, erzählte sie mir von ihren Projekten.
Wir trafen uns noch etliche Male,
und jedes Mal beglückte sie mich mit
Anekdoten aus ihrer Filmkarriere. Bei
einem meiner Besuche entdeckte ich hinter einem Raum eine
lange Wand voller Originalfotos. Darauf war Gina neben den
berühmtesten Persönlichkeiten der letzten fünfzig Jahre zu
Als ich das Anwesen betrat, flüsterte ich dem Chauffeur sehen : John F. Kennedy, Fidel Castro, Tito… 2013 teilte sie
zu : « Was Sie gleich sehen werden, wird Sie bestimmt über- mir mit, sie wolle einen Teil ihres Schmucks zugunsten der
raschen. » Der Mann im gehobenen Alter drehte sich verdutzt Stammzellenforschung verkaufen. Also organisierte ich die
um. Plötzlich öffnete sich die Tür, und Gina Lollobrigida trat Auktion. Am Abend der Ausstellungseröffnung wartete ich
auf die Stufen der monumentalen Treppe, um mich zu be- auf den Stufen zum Hotel Beau Rivage in Genf auf sie. Ihre
grüssen. Der Fahrer traute seinen Augen nicht. « Aber das Ankunft, elegant und strahlend in einem Sportwagen, an desist... das ist ja Gina ! », stotterte er. Im Haus merkte ich, dass sen Steuer der Automobildesigner Horatio Pagani sass, war
ich etwas im Auto vergessen hatte. Ich eilte nach draussen, bezeichnend für das Temperament und die Vitalität dieser
in der Hoffnung, das Taxi noch zu erwischen, und traf den Grande Dame Italiens. |
Chauffeur immer noch vor. Er stand wie versteinert da, als
hätte man ihn hypnotisiert, und sagte, kaum hörbar : « Das
ist einer der schönsten Momente in meinem ganzen Leben ! » *David Bennet, seit über vierzig Jahren Schmuckexperte bei Sotheby’s,
Diese Reaktion kennt Signora Lollobrigida nur zu gut. Sie
ist auch mit achtzig Jahren noch wunderbar energisch, fährt
einen roten Ferrari und schmiedet ständig Zukunftspläne. Die
42 | Finanz und Wirtschaft LU X E
kramt für « Luxe » in der Schatzkiste seiner Erinnerungen und gibt in
jeder Ausgabe ein paar besondere Juwelen von seinen Begegnungen in
allen Teilen der Welt preis. Seine Rekordauktionen machen international
Schlagzeilen. Die von ihm versteigerten Schmuckstücke oder Edelsteine
sind intime Zeugen einer persönlichen Geschichte, die nur er kennt.
M ESUR E ET D ÉMESUR E *
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ST. MORITZ GÜBELIN | ZERMATT HAUTE HORLOGERIE SCHINDLER | ZÜRICH GÜBELIN, ZEIT ZONE
| U N T E R N E H M E N | von Carole Kittner
SCHWEIZER
TEXTILIEN
TRADITIONELL
BESTÄNDIG
UNABHÄNGIGKEIT, FACHWISSEN UND KREATIVITÄT : DIESE DREI
MERKMALE HABEN DIE IN DER LUXUS-TEXTILBRANCHE ERFOLGREICHEN
SCHWEIZER FAMILIENUNTERNEHMEN CHRISTIAN FISCHBACHER,
CRÉATION BAUMANN UND ALUMO GEMEINSAM. TROTZ KRISE SPIELEN
SIE AUCH INTERNATIONAL NOCH IMMER IN DER ERSTEN LIGA.
WIR ZEIGEN WARUM.
S
t. Gallen, Langenthal, Appenzell. Mai- Dunhill und andere Edelmarken beliefert.
land, Paris, New York, London. Was Alle drei Textilhäuser befinden sich noch
stimmt hier nicht ? Nichts – oder eben al- in Familienhand und haben es verstanden,
les. Création Baumann, seit 1866 in Lan- sich den verschiedenen Konjunktursituagenthal zu Hause, produziert und vertreibt tionen anzupassen. Ihr Rezept scheint eihochwertige Textilien für die Innenaus- gentlich ganz einfach : Identität, Qualität
stattung institutioneller und privater Kun- und Kreativität.
den auf der ganzen Welt. Als Expertin für
intelligente Textilien und Stoffe mit Zu- MARKENSTÄRKE
« Unsere Firma konnte infolge der Wertssatzfunktionen kann die Firma im internationalen Wettbewerb bequem mithalten. teigerung des Frankens nur dank der StärKonkurrenz kommt wohl eher aus heimi- ke des Labels Christian Fischbacher eine
schen Reihen. Von Christian Fischbacher Preiserhöhung in Europa durchsetzen »,
zum Beispiel, dem Giganten für luxuriöse sagt Michael Fischbacher, CEO der bald
Heimtextilien und Bettwäsche aus St. Gal- 200-jährigen Marke. Die Endkunden aklen, der seit sechs Generationen zu den Big zeptieren die Preiserhöhung, weil sie gePlayers gehört. Oder von Alumo, dem Spe- nau dieses und kein anderes Produkt möchzialisten für Hemdenstoffe für das höchste ten. Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete
Anspruchssegment mit Sitz in Appenzell, Christian Fischbacher 56 Mio. Fr. Umsatz,
der seit neunzig Jahren Kunden wie Brioni, wobei 80 % der Produktion in den ExHermès, Zegna, Stefano Ricci, Zilli, Alfred port gingen. « Unsere Aushängeschilder
sind Bettwäsche und Heimtextilien. Auch
wenn 75 % unseres Geschäftsvolumens
aus Textilien bestehen, wissen die Leute in bestimmten Ländern erstaunlicherweise nicht einmal, dass wir diese selbst
herstellen. In Italien und Japan, unseren
nach DACH – Deutschland, Österreich,
Schweiz – grössten Absatzmärkten, ist dies
aber nicht der Fall. » Bei Romuald Eicher,
CEO von Alumo, klingt es ähnlich : « Unsere grösste Konkurrenz kommt aus Italien, unter anderem von der Albini-Gruppe.
Jedoch die Leute, die uns kennen, bleiben
uns treu. » Ganz lässt sich der Markt der
Premium-Herrenhemden aber nicht mit
demjenigen der Heimtextilien vergleichen.
Die Kunden des Appenzeller Herstellers
von Baumwoll-Vollzwirnqualitäten, der
sich im Besitz mehrerer, streng unter Verschluss gehaltener Familien befindet, lassen sich in zwei Kategorien einteilen : die
grossen Herrenmarken auf der einen, die
Massschneider wie Fray in Bologna auf der
anderen Seite. Je die Hälfte der jedes Jahr
verkauften Million Meter Stoff entfällt auf
Mass- und auf Konfektionshemden. Der
starke Franken wirkt sich kaum auf den
Geschäftsgang aus. « Die Preisdifferenz
ist zweitrangig, denn es geht um Prestigeproduktionen », heisst es bei Alumo. « Ein
Teppich Aureola,
Christian Fischbacher
Savoir-faire und Innovation: das Erfolgsgeheimnis bei Création Baumann und Christian Fischbacher
Mann, der ein Geschäft betritt und ein
Hemd aus Alumo-Stoff verlangt, wird seine Meinung nicht ändern, wenn es etwas
teurer ist. Er will Qualität. »
EINE EINZIGE QUALITÄT : DIE BESTE
« Von der Verarbeitung des Garns bis
zum fertigen Stoff: Bei uns wird nur das
Beste vom Besten verwendet, und wir produzieren alles in Langenthal», hält Philippe Baumann, CEO des Familienunternehmens Création Baumann, fest. Die Marke
beschäftigt 180 Personen am Hauptsitz und
rund 60 in den Filialen und hatte 2014 einen Exportanteil von 65 %. « Unser Umsatz
beläuft sich auf 46 Mio. Fr., der ertragsstärkste Markt ist die Schweiz, gefolgt von
Deutschland, wo wir eine Filiale betreiben,
den USA, Japan und dem übrigen Europa. »
Auch hier machen die Textilien für die Innenausstattung mit nahezu 80 % des Absatzes den Löwenanteil aus. In St. Gallen
verpackt und prüft Christian Fischbacher
die Ware, die Produktion aber wurde nach
Europa verlagert. « Mit dem starken Franken war es schlicht nicht mehr möglich, in
der Schweiz zu produzieren. Leinen und
Baumwolle für Bettwäsche kommen aus Italien und werden bei Schweizer Lieferanten
verarbeitet, mit denen wir teilweise schon
mehr als hundert Jahre zusammenarbei- viele andere innovative Produkte für priten », sagt der Markenmanager. Das obers- vate Kunden, Museen, Spitäler und Büros
te Credo sei einwandfreie Qualität, betont werden bei Baumann in den Abteilungen
Romuald Eicher. « Die Textilfasern werden Création und Entwicklung entworfen. Der
bei Alumo oder bei Lieferanten, die uns sehr Aufwand scheint sich zu lohnen : Création
nahe stehen, gesponnen, gewoben und ge- Baumann zählt prominente Institutionen
färbt. Bei uns arbeiten rund 200 Angestell- wie das British Museum in London und das
te. Das Know-how befindet sich also hier Zentrum Paul Klee in Bern zu seinen Kunin der Schweiz, nur so können wir die ge- den. Bei Fischbacher leitet Michaels Frau
samte Wertschöpfungskette kontrollieren. » Camilla als Art Director das hauseigene DeDie Konkurrenz aus Italien ist gross, trotz- sign Studio. Die von ihr entworfenen Prodem ist genau dieses Land Alumos grösster duktlinien überraschen immer wieder mit
Absatzmarkt, noch vor den USA und Euro- unerwarteten Materialien wie recycelten
pa. Die einen verlegen ihre Produktion ins PET-Flaschen. Auch Alumo hält die Kunden
Ausland, die anderen geraten durch die ho- mit neuen Kreationen bei Laune, beispielshen Löhne und Kosten in der Schweiz unter weise mit der seltenen ägyptischen BaumDruck. Beide müssen sich etwas einfallen wolle Soyella Duecento, die sich wie eine
lassen, um weiterhin bestehen zu können. zweite Haut anfühlt. Alle drei Unternehmen
Kreativität ist gefragt. « Der starke Franken behaupten sich auf ganz unterschiedliche
ist eine grosse Herausforderung und belas- Art in dieser schwierigen Wirtschaftslage,
tet unsere Geschäfte massiv. Die Konsumen- aber alle halten dabei an ihrer Tradition fest
ten überlegen zweimal, bevor sie in ihre In- und blicken dank gelebter Innovationsdynenausstattung investieren. Um sie nicht zu namik zuversichtlich in die Zukunft. « Das
verlieren, suchen wir nach neuen Ideen, die ist zweifellos eine typisch schweizerische
für mehr Lebensqualität sorgen », erklärt Mentalität », urteilt Philippe Baumann. « Ich
Philippe Baumann seine Strategie.
bin die vierte Generation und hoffe, dass
einer meiner drei Söhne die Firma einmal
INNOVATION UND ÜBERLIEFERUNG
übernimmt. Also gebe ich nicht auf. Ein
Akustische und antimikrobielle Stoffe, Amerikaner wäre vielleicht bereits der VerHafttextilien, lasergeschnittene Muster und suchung erlegen, zu verkaufen. » |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 45
| PAT R I M O I N E | von Mary Vacharidis
Ein Schweizer Mäzen
in Versailles
DIE RESTAURIERUNG DES LATONA-BRUNNENS
IM SCHLOSSPARK VON VERSAILLES HAT ES
ERMÖGLICHT, ALTE HANDWERKSKUNST AN
EINE NEUE GENERATION WEITERZUGEBEN.DIES
ENTSPRICHT DER ABSICHT DER FONDATION
PHILANTHROPIA DER BANK LOMBARD ODIER, DIE
DAS PROJEKT FINANZIERT HAT.
46 | Finanz und Wirtschaft LU X E
W
elch eine Pracht! In der Maisonne funkeln Wasserfontänen um die weisse Marmorstatue der Latona, Geliebte des
Zeus. Weil sie von Bauern verfolgt wurde, verwandelte der oberste olympische Gott diese zur Strafe in Frösche und Eidechsen.
Dank der Unterstützung der Fondation Philanthropia der Bank
Lombard Odier, die die über 8 Mio. teure Restauration finanziert hat, erstrahlt der Brunnen nach dreijähriger Totalrenovation in neuem Glanz.
Hinter dem Grossprojekt steht das Know-how zahlreicher
Handwerker, für die es eine einmalige Gelegenheit war, eine
neue Handwerkergeneration auszubilden.
Neun Brunnenmacher, siebzehn Gärtner,
sieben Vergolder, neun Steinmetze, neun
Kesselbauer sowie vier auf Blei spezialisierte Dachdecker nahmen am Abenteuer teil.
Am Anfang dieser gross angelegten Restaurierung war ein in Genf wohnhaftes,
kinderloses Paar, das sein Vermögen sinnvoll der Allgemeinheit vermachen wollte. Die Begegnung mit einem ehemaligen
Konservator von Versailles machte sie auf
den Latona-Brunnen aufmerksam, der
sich in einem pitoyablen Zustand befand
und dessen Fundamente einzustürzen
drohten. Sie beschlossen, die Instandstellung des einzigartigen Monuments zu finanzieren, und wandten sich an die Fondation Philanthropia. Leider war es den
beiden Mäzenen nicht mehr vergönnt, den
Abschluss der Arbeiten zu erleben.
« Für die Bleiskulpturen wendeten wir
die Vergoldung mit Mixtion an und trugen dann Blattgold von 25 Karat auf »,
schreibt Florence Bruneau des Pariser
Ateliers Gohard in der Pressedokumentation. Die Skulpturen, Frösche und verwandelte Bauern, repräsentieren eine
Fläche von 200 m2. In 600 Arbeitsstunden wurden 35 000 Goldblättchen mit
dem Pinsel aufgetragen.
Auch Brunnenbauer ist ein seltener
Beruf. Gelernte Installateure wurden
in Versailles vor Ort dazu ausgebildet,
nachdem sie einen Wettbewerb des Ministeriums für Kultur und Kommunikation erfolgreich absolviert hatten. Neun
Brunnenmacher sind in Versailles für 35
Kilometer Kanalisation und 55 Brunnen
mit 600 Wasserspielen verantwortlich.
Sie beherrschen die Technik der Soudure à la louche (Löten mit der Kelle), die
zur Zeit Ludwigs XIV. praktiziert wurde.
Die Besucher sind beeindruckt, wenn sie
im Untergrund die Eisenrohre sehen, die
mit dem königlichen Fleur-de-Lys-Wappen aus dem Jahr 1689 geschmückt sind.
ANSPRUCHSVOLLES MÄZENATENTUM
« Die Fondation Philanthropia engagierte sich als Mäzenin für dieses Projekt mit der Absicht, den Wissenstransfer von Kunsthandwerk zu fördern. Dank
dieser Vorgabe liess sich eine einzigartige
Verbindung zwischen Vergangenheit und
Gegenwart herstellen », erklärt Catherine
Pégard, Präsidentin des dem Staat gehörenden Musée Versailles. Für die Baustelle
wurde ein Dutzend Lehrlinge rekrutiert.
Das von der Stiftung vorgegebene Ziel erwies sich als wegweisend, denn ab jetzt
wird die Ausbildung im Rahmen von nationalen Projekten systematisiert.
« Unser wichtigstes Ziel ist die Weitergabe von Kulturerbe », so Anne-Marie de
Weck, Vizepräsidentin der Fondation Philanthropia. « Da wir auch das Publikum in
die Arbeiten einbeziehen wollten, konnte
die Baustelle besichtigt werden, Tausende
Besucher hatten Gelegenheit, spektakulären Aktionen beizuwohnen. »
Das vom königlichen Jardinier André Le
Nôtre 1665 geschaffene und vom Barock- und
Hofarchitekten Jules Hardouin-Mansart
verschönerte Bassin gilt als Schlüsselwerk
der hydraulischen Wasserspiele von Versailles. Es kann öffentlich während der Öffnungszeiten des Parks besichtigt werden. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 47
| B U S I N E S S | vom Dino Auciello
DAS EIGENE MODELABEL
EIN HINDERNISLAUF
DER AUFBAU UND DAS MANAGEN
EINER MODEMARKE SIND IN DER
SCHWEIZ EIN RISKANTES UNTERFANGEN. VON DER PRODUKTION
BIS ZUR FINANZIERUNG GILT ES
ZAHLREICHE HÜRDEN ZU MEISTERN. BETROFFENE BERICHTEN.
D
ie Eröffnung eines eigenen Geschäfts
ist der Traum vieler junger Modedesigner. Wenn es in der Schweiz aber einen Wirtschaftssektor gibt, der mit Hürden nur so gespickt ist, dann wohl die
Modebranche. Besonders frappant sind
die Probleme bei Herrenausstattern.
Julian Zigerli gehört zu den jungen Talenten, die sich im Modezirkus etablieren
konnten. Der Zürcher Designer hat mit
seiner ersten äusserst gewagten Kollektion schon 2011 einen Angriff auf den internationalen Markt gestartet. Er versuchte
auf Anhieb in Deutschland, den USA, Japan und Südkorea Fuss zu fassen. « Das
Internet und die Social Media sind für ein
junges Label wie meines unverzichtbar,
sie sorgen für die nötige Medienpräsenz.
Die Teilnahme an Messen und Präsentationen erhöht die Sichtbarkeit ebenfalls »,
sagt der Schweizer Shootingstar.
Sieben Jahre nach der Lancierung will
auch die Herrenmarke Berence international Marktanteile gewinnen. « Ich
suche aktiv nach einem Standbein im
Ausland, insbesondere in Asien und im
Mittleren Osten », sagt der Genfer Modeschöpfer Tarik Adam über seine
Pläne. Seine Kreationen werden
bei Bongénie angeboten, doch
jetzt möchte das Label « mehr
Risiken eingehen und über das
ursprüngliche Ziel, die Genfer
einzukleiden, hinausgehen ».
Laut Franck Belaich braucht
das Modebusiness dringend
mehr Manager. Die Industrie
sei heute komplett transversal,
so der Direktor der Masterausbildung in Modemanagement, die die Crea Genève (siehe Kasten rechts) ab
Oktober 2015 anbietet. « In
der Designbranche müsste
man idealerweise mit Praktika hinter den Kulissen einer be48 | Finanz und Wirtschaft LU X E
kannten Marke beginnen. Man muss in wird es auch beim Vertrieb : « Für eine
Mailand, Paris oder London seine Sporen gute Marktdurchdringung gibt es in der
abverdienen, daran führt kein Weg vor- Schweiz zu wenig Mehrmarkengeschäfbei. Nur so kann man das Geschäftliche te. Bongénie Grieder, Globus oder PKZ
werden von jungen Designern und grosmit dem Kreativen verbinden. »
Julian Zigerlis Werdegang gibt ihm sen Marken geradezu überschwemmt. »
recht. Ihm hat Giorgio Armani die Tür
zum Schweizer Markt geöffnet. Der be- VERHALTENE INVESTOREN
Investoren lassen sich nur zögerlich
rühmte italienische Modemacher hatte den jungen Designer im Jahr 2014 an aufs Modegeschäft ein. « Genau deshalb
die Milan Fashion Week eingeladen, wo brauchen wir ein starkes Image, das wir
er seine Kollektion zeigen durfte. « Ich mit unseren Kollektionen und Partnerwerde noch immer darauf angesprochen », schaften aufbauen », weiss Julian Zigersagt Julian Zigerli, dessen Kreationen seit li. Seine Marke wurde von Beginn an von
letztem Jahr in mehreren Schweizer Bou- den berühmten FFF (Family, Friends,
tiquen verkauft werden.
Fools) unterstützt und sucht derzeit nach
Wer ein Modelabel lancieren möchte, Investoren. « Wir konnten die Ausgaben
muss aber auch tief in die Tasche grei- in den letzten fünf Jahren decken. Jetzt
fen. Die nötigen Investitionen werden müssen wir aber viel schneller wachsen. »
auf mehrere Millionen, wenn nicht soAuch Berence wurde von Angehörigen
gar auf zweistellige Millionenbeträge des Designers finanziert. Das Label hat
geschätzt. « Allein für die aufwendige bei Risikokapitalgebern und anderen Buund kostspielige Produktion wird viel siness Angels angeklopft. « Die Anleger in
Cashflow benötigt, denn es müssen die der Schweiz sind nicht wirklich an Mode
Rohstoffe und die Logistik bezahlt wer- interessiert, sie konzentrieren sich auf die
den », bestätigt Tarik Adam. Schwierig Technologie », bedauert der Markengründer. « Und bevor die Industriefonds über
eine mögliche Finanzierung nachdenken,
verlangen sie einen bestimmten Umsatz,
der für kleine Marken viel zu hoch ist », so
Tarik Adam weiter.
Franck Belaich pflichtet ihm bei : « Immer häufiger wird Rendite verlangt, und
zwar so schnell wie möglich. Das ist die
Realität. » Wer dabei nicht frustriert
aufgibt, braucht eine gehörige Portion
Julian
Zigerli
Durchhaltevermögen. |
NEUE AUSBILDUNG
Die « Ecole de création en communication »
CREA in Genf bietet ab Oktober 2015
einen Masterstudiengang in Modemanagement an. Mit diesem Lehrgang
soll den Bedürfnissen der Grossverteiler und der Spezialisten für Textilien
entsprochen werden. «Unser Ziel
besteht darin, Fachleute im Bereich
Sourcing und Logistik sowie spezialisierte Produktleiter auf den
Markt zu bringen», sagt Frank
Belaich, der Leiter der Ausbildung. « Designer sind hier am
richtigen Ort. Zahlreiche frisch
diplomierte Modeschöpfer haben den Wunsch, ihr
eigenes Label zu managen und zu
entwickeln. »
| G A S T R O N O M I E | von Knut Schwander
IN WENIGEN TAGEN WEIHT DAS
GENFER HÔTEL BEAU RIVAGE SEIN
NEUES, MIT STIL UND ELEGANZ
RENOVIERTES RESTAURANT
« CHAT BOTTÉ » EIN. AUF
PRIVATBESUCH ALS VORPREMIERE.
1972
sternegekrönt, sammelt das
« Chat Botté » seither Kochmützen, Punkte und andere prestigereiche
Auszeichnungen. Seit über vierzig Jahren
ist das Lokal der kulinarischen Mode stets
einen Schritt voraus und lanciert mit bewundernswerter Konstanz und Exzellenz
neue Trends. Im Laufe der Zeit wurde die
prächtige Ausstattung immer wieder den
Erwartungen der Gäste angepasst, mit
Takt und Diskretion, ohne vulgäre Effekthascherei oder modisches Chichi. In einigen Tagen wird das « Chat Botté » den
raffinierten Charme eines grossen urbanen Restaurants enthüllen, stolzer Erbe
der 150-Jahre alten Tradition des ältesten Luxushotels der Stadt. Bitte eintreten!
Man gelangt in eine Art Salon-Bibliothek, schlicht und intim, Sofas und Fauteuils sind von zeitloser Eleganz
und komfortabel wie die Sitze eines hochmodernen Rolls-Royce, Palisander, gedämpfte
Töne, unterbrochen hier
und da von Farbtupfern,
die für Pep sorgen. Bei einem Glas beobachtet man
den Sommelier in Aktion
in seiner Loggia, einer
Exklusivkreation.
Ein paar Stufen höher die mit exklusivem Ge-
DIE RENAISSANCE
DES « CHAT BOTTÉ »
schirr gedeckten Tische. Es
stammt von der Manufaktur
Hering-Berlin und ist die
Kreation einer Gestalterin
aus Deutschland, hochgelobt von renommierten Gastro-Fotografen und
den besten Küchenchefs der
Welt. So auch von Dominique
Gauthier, Chef des « Chat
Botté », von Vincent Debergé, Restaurantdirektor,
und Alexandre Nickbarte, Generaldirektor des
Hotels. Beileibe keine
Kleinigkeit, denn die
Bestellung umfasste
zweitausend exklusive Exemplare.
Die Renovation eines Luxusrestaurants ist ein
Grossprojekt : Beleuchtung, Heizung,
Mobiliar, Teppiche,
Vorhänge, Geräuschkomfort, Zugang zu den
Küchen – jeder Aspekt zählt.
Die Gesamtrenovation des Lokals
kam auf 1 Mio. Fr. zu stehen. Entstanden
ist eine Mischung von futuristischer Jacht
und Kreuzfahrtdampfer der Dreissigerjahre. Das Restaurant ist zwar ganz neu,
aber nicht völlig verändert. Stammgäste
erkennen die spezielle Intimität wieder,
die das Beau-Rivage zum Familienunternehmen macht, das traditionsbewusst mit
der Zeit geht. « So tragen beispielsweise
die Kellner keine Krawatte mehr », erklärt
Alexandre Nickbarte. Denn man möchte
sicherstellen, dass sich auch die jüngere
Generation hier wohlfühlt.
Die Küche ist selbstverständlich von zentraler Bedeutung. Auch hier gibt es
Neuheiten zu melden.
Chef Dominique
Gauthier hat die
Karte neu konzipiert. Mittags offeriert er ein Expressmenü für 60
Fr., das Abendmenü gibt es ab 120 Fr.
Das grosse Menü
basiert auf einem
Hauptprodukt, das in
diversen Assoziationen
und Zubereitungen serviert
wird. Ein interessanter und origineller Ansatz, der es dem Chef ermöglicht – er gilt als einer der talentiertesten
seiner Generation –, sein grosses Können
zu entfalten.
Diesem Talent ist auch ein Kochbuch
gewidmet, das unter dem Titel « 40 recettes pour tous les fourneaux » (40 Rezepte
für jeden Herd) erscheinen wird und das
Dominique Gauthier zusammen mit dem
Genfer Journalisten Jérôme Estèbe realisiert hat. Die Besonderheit dieses Oeuvre :
Jedes Rezept gibt es in zwei Versionen :
wie im « Chat Botté » zubereitet oder einfacher für den oder die Durchschnittsköchin. Clever und elegant. Wie das Beau-Rivage seit 150 Jahren. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 49
| S P O R T | von Sébastien Ladermann
G
B
eim Golf ist es wie beim Kaviar : Man mit dem Golfbag auf dem Rücken. Welliebt ihn, oder man hasst ihn. Oder come in St Andrews, Home of Golf.
Seit fast fünfhundert Jahren besteht
gibt Letzteres zumindest vor, ohne jemals
einen Ball geschlagen zu haben. Wie auch die enge Verbindung der Stadt mit dem
immer, Golf lässt niemanden gleichgültig, Golfsport, wobei seine Ursprünge nicht
was, wie beim edlen Rogen, vor allem mit wirklich bewiesen sind. Möglicherweidem Image zu tun hat. Beide polarisieren, se waren es schottische Hirten, die ihre
da sie als elitär und nur wenigen vorbehal- Langeweile vertrieben, indem sie mit ihten wahrgenommen werden. Eine Reise in ren Stöcken auf die Kieselsteine schlugen.
die Heimat des Golfs ermöglicht eine dif- Vielleicht waren es holländische Händler,
ferenziertere Vision, denn das Rasenspiel die das Ballspiel nach Schottland brachten.
wird demokratischer und zählt weltweit Fest steht, dass King James II den Sport
verbieten liess, weil sich die Bogenschütimmer mehr Anhänger.
zen beim Training davon ablenken liessen.
ST ANDREWS – HOME OF GOLF
In ganz Schottland war Golf bis Anfang des
Vom Flughafen Edinburgh führt die Au- 16. Jahrhunderts untersagt.
tobahn durch grüne Landschaft, die mit
den dunklen Wolken kontrastiert und mit PRESTIGEREICH UND POPULÄR
schönster Regelmässigkeit von RegengüsDie rund 15 000 Einwohner von St
sen genetzt wird. Eine Gegend genau wie Andrews haben das Privileg, an ihrer Küste
auf den Postkarten mit den roten Backste- sieben Golfplätze bespielen zu können. Der
inhäusern und den Wegweisern, die zu be- legendärste ist zweifellos der Old Course,
der eine Regelung praktiziert, die nur in
rühmten Whiskyproduzenten führen.
Plötzlich taucht St Andrews am Hori- Grossbritannien möglich ist: Sonntags ist
zont auf. Die idyllisch an der Ostküste der Platz für Golfer geschlossen, damit
gelegene Kleinstadt ist stolz ist auf ihr auch Nichtgolfer seine Schönheit geniereiches kulturelles Erbe und blickt auf ssen können. Familien treffen sich auf dem
eine lange und bewegte Geschichte zu- minutiös gepflegten Rasen zum Picknick,
rück. Glanzstück ist die 1413 gegründete Jogger drehen ihre Runden, Hunde werUniversität, die älteste Schottlands. Und den spazieren geführt. Anderswo wäre dies
natürlich der Golfsport, der omniprä- schlicht undenkbar.
sent ist, die Strassen voller Menschen
Der Old Course ist zwar nicht der älteste
50 | Finanz und Wirtschaft LU X E
O
FÜR GOLFER IST ST ANDREWS
DER ABSOLUTE MYTHOS. DIE
SCHOTTISCHE KLEINSTADT
AN DER OSTKÜSTE DER INSEL
GILT ALS DIE WIEGE DIESES
SPORTS SCHLECHTHIN. HIER
WERDEN TRADITIONEN EBENSO
GEPFLEGT, WIE DIE WELTWEITE
VERBREITUNG DES GOLFSPORTS
GEFÖRDERT WIRD. AUF
SPURENSUCHE BEIM BRITISH
OPEN, DER DRITTEN ETAPPE
DES GRAND SLAM.
L
ST ANDREWS:
NOBEL UND POPULÄR
F
sichter sowie die in allen Sprachen der Welt
verfassten Kommentare von der Intensität
des Erlebnisses.
BETRÄCHTLICHES
ENTWICKLUNGSPOTENZIAL
Der Castle Course, auf einer
Klippe mit spektakulärer Sicht
auf St Andrews gelegen, ist der
letzte, 2008 eröffnete Parcours
Golfplatz der Welt, aber bestimmt der an- Paradies zu ergattern. Ein wahrer Hindergesehenste und erwiesenermassen Mek- nislauf also. Vor allem verglichen mit den
ka dieses Sports. In St. Andrews werden privilegierten Studierenden der University
jährlich 250 000 Partien gespielt, wovon 45 of St. Andrews, die zum Preis einer einzi000 allein auf dem Fairway des Old Course. gen Partie ein ganzes Jahr spielen können.
Während in der Regel die Plätze sehr exklu- Was wiederum von einem ausgesprochen
siven Clubs gehören und nur von Mitglie- demokratischen Verständnis zeugt.
dern genutzt werden können, steht der Old
Wer das Glück hat, einer der wenigen
Course gemäss Statuten jedermann offen. Auserwählten zu sein, erlebt ein emotioWer hier spielen möchte, braucht aller- nales Wechselbad zwischen Angst und Aufdings Geduld, denn der Platz ist auch Opfer geregtheit. Ganz klar, denn es ist schlicht
seines Erfolgs. Die Organisiertesten kön- unmöglich, sich der grandiosen Historie
nen sich online einschreiben, allerdings nur des Ortes zu entziehen. Wer jemals das Priwährend zwei Septemberwochen. Über ihr vileg hatte, in St. Andrews Golf zu spielen,
Glück entscheidet das Los. Die andern be- wird sich ewig daran erinnern. Wenn am
geben sich vor Ort und hoffen, anlässlich Schluss der Runde die glücklichen Golfer
der täglichen Verlosung den Eintritt zum ihr Bild ins Netz stellen, erzählen ihre Ge-
Golf wird zwar seit Jahrhunderten praktiziert, aber seine internationale Entwicklung begann erst vor einigen Jahrzehnten.
« Vor zwanzig Jahren kamen Japaner und
Amerikaner hierher, jetzt sind es die Chinesen », erklärt Michael Tate, Sales Manager des Royal and Ancien Golf Club (R&A).
Neue Märkte – Asien, Südamerika, Naher
Osten – repräsentierten ein gewaltiges Entwicklungspotenzial, aber man will sorgfältig darüber wachen, dass der Sport seine
Seele nicht verliert.
Dies ist das vordringliche Anliegen und
für R&A Grund, mit renommierten Partnern zusammenzuarbeiten, die diese
Entwicklung begleiten und unterstützen
können. Zum Beispiel Rolex. Die Genfer
Uhrenmarke mit dem Krönchen engagiert sich seit Ende der Siebzigerjahre zusammen mit den Führungsgremien des
Golfsports für günstige Rahmenbedingungen, die den Sport respektieren und gleichzeitig seine Entwicklung fördern.
« Ich möchte mir eines Tages sagen können, dass Golf sein internationales Wachstumspotenzial erreicht hat, unter gleichzeiFinanz und Wirtschaft LU X E | 51
| SPORT |
tiger Wahrung seiner Einzigartigkeit und
seines Erbes », hofft Peter Dawson, Generaldirektor R&A. « Dies ist unsere grösste Herausforderung. Das Problem des
Golfsports liegt darin, dass er im Wettstreit
mit vielen Freizeitbeschäftigungen steht.
Das Angebot ist unendlich. Aber mit Unterstützung engagierter Partner sollte es
möglich sein, die Anzahl Anhänger auch in
aufstrebenden Ländern zu erhöhen.
Das Engagement von Rolex im Golfsport
beginnt 1967 mit der Partnerschaft mit Arnold Palmer, einem Champion mit schwindelerregendem Palmarès. Grund für die Reputation, die die Uhrenfirma in der Welt
des Golfs geniesst, ist auch die Tatsache, ST ANDREWS LINKS TRUST:
dass sie nicht nur Profis sponsert, son- EINE ORIGINELLE INSTITUTION
1974 gegründet, ist der St. Andrews
dern sich auch um Amateure, Junioren
und Nachwuchsspieler kümmert, an den Links Trust (SALT) von der Stadt beaufbedeutendsten Turnieren präsent ist und tragt, sämtliche Einrichtungen und OrganiOrganisationen unterstützt, die sich für die sationen in Verbindung mit dem Golfsport
zu kontrollieren und zu verwalten. SelbstEntwicklung des Sports einsetzen.
« Eine eigentlich sehr logische Verbin- verständlich die diversen Plätze, aber auch
dung », betont Arnaud Boetsch, Direktor Akademien und Camps für Kinder soCommunication & Image bei Rolex. « In wie die zahlreichen SportartikelgeschäfZukunft wird es zweifellos neue Rekor- te. Die von Euan Loudon, Ex-Offizier der
de und neue Champions geben, die viel- britischen Armee und Organisator der befach aus Ländern mit kleiner Golftraditi- rühmten Military Tattoo von Edinburgh,
on kommen. Sie werden eine Geschichte geleitete Institution hat die Mission, für
weiterschreiben, nämlich die einer der be- Ausgewogenheit zu sorgen, um so jedermerkenswertesten Sportarten überhaupt. mann den finanziellen Zugang zu einem
Rolex ist seit jeher aufs Engste mit Werten der sieben Plätze zu ermöglichen.
wie Tradition und Innovation verbunden. »
Ein Widerspruch, für den Direktor aber
Ein gutes Omen ist auch die Tatsache, eine Selbstverständlichkeit. « Natürlich
dass der Sport ab den Spielen von Rio im könnten wir die Green Fees erhöhen (3
Jahr 2016 wieder eine olympische Diszip- bis 170 £ je nach Jahreszeit und Parcours),
lin sein wird. Nur gerade zwei Mal in sei- denn wir müssen jeden Tag Spieler aus alner Geschichte, 1900 in Paris und 1904 ler Welt zurückweisen. Dies stünde aber
in Saint-Louis (USA), stand Golf auf dem im Gegensatz zu unserer Einstellung und
olympischen Programm. Es sollte mehr als Überzeugung. Wir möchten offen und zuhundert Jahre dauern, bis die Generalver- gänglich bleiben. » Die Zahlen bestätigen
sammlung des IOK 2009 in Kopenhagen diese Philosophie : Die Hälfte der Parcours
beschloss, Golf wieder in den Wettbewerb wird von Ausländern, die andere von der
aufzunehmen. Je sechzig Spielerinnen und lokalen Bevölkerung absolviert.
Darunter sind viele junge Leute und
Spieler werden vier Tage auf vier Plätzen
Menschen aus allen Gesellschaftsschichum olympische Ehren kämpfen.
Der Amerikaner Zach
Johnson hat 2015 das
144. British Open gewonnen
52 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Für jedermann offen:
Old Course, der älteste
und symbolträchtigste
Golfplatz der Welt
Jordan Spieth,
Testimonial Rolex und
weltweit die Nummer 1 ,
im August 2015
ten. Euan Loudon : « Wir möchten vorbild- welt und Nachhaltigkeit nur ein Konzept
lich und verantwortungsvoll sein, indem oder Wunschdenken, für St. Andrews eine
wir stets nach dem optimalen Gleichge- Realität. So engagiert sich der SALT ganz
wicht zwischen unseren Aktivitäten und selbstverständlich beim Wiederaufbau der
der Umwelt streben. Das ist nicht zuletzt nahen Dämme, die kürzlich von Stürmen
eine Voraussetzung für eine in jeder Be- beschädigt wurden. Der Trust tut es den
ziehung erfreuliche Entwicklung. Es muss Schafhütern gleich, die hier ihre Tiere weiein einmaliges, unvergessliches Erlebnis den liessen und so für die intakte Umwelt
bleiben, in St. Andrews Golf zu spielen. Das sorgten. Mit diesen Zielen wurden diverwar gestern so und soll es auch in Zukunft se Partnerschaften geknüpft, unter denen
sein. » Eine beispielhafte Haltung zur ei- Rolex eine Hauptposition einnimmt. Kein
ner Zeit, wo der Golfsport weltweit immer Wunder bei den Engagements auf allen
mehr Bedeutung erhält, was aber auch viele Ebenen, welche die Marke fördert.
Ressourcen nötig macht. Zum Beispiel vor
Nach dem 144. British Open, das am 19.
allem Wasser, ein in vielen Regionen über- Juli von Zach Johnson gewonnen wurde,
und dem Abzug der 200 000 Zuschauer ist
aus kostbares Element.
Es ist auch nicht zu befürchten, dass Im- auf dem Old Course wieder Ruhe einkehrt.
mobilienprojekte die Wiege des Golfsports Eine Ruhe, die so gut zum Mythos dieses
in Gefahr bringen. Für manche sind Um- Platzes passt. |
| S AVO I R- FA I R E |
von Cristina d’Agostino
Fotos: Antonio Barrella und Guillaume Perret
Zwei Spitzen-Frauen
der Spitzen-Juwelenund Uhrenszene
SIE GEHÖREN SEIT JAHREN ZUR SPITZE DER STRATEGIEABTEILUNGEN
VON ZWEI PRESTIGEREICHEN SCHMUCK- UND UHRENUNTERNEHMEN,
DER LUXUSKONZERNE LVMH UND RICHEMONT. SIE SIND
DIE AUSNAHME IN EINER MÄNNERDOMINIERTEN WELT UND
BEHERRSCHEN IHR METIER IN PERFEKTION. BESSER ALS ALLE ANDERN
ERSPÜREN SIE DIE BEDÜRFNISSE DES MARKTES. LUCIA SILVESTRI,
DIREKTORIN DER ABTEILUNG KREATION HAUTE JOAILLERIE BEI
BULGARI, UND CAROLE FORESTIER-KASAPI, VERANTWORTLICHE
KREATION UHRWERKE BEI CARTIER, HABEN UNS IN IHREN ATELIERS
EMPFANGEN. UND WIR HABEN UNS BEGEISTERN LASSEN.
LUCIA SILVESTRI ORAKEL DER FARBEN
mir macht man eine Ausnahme, aber nur
widerwillig.» Lucia gilt heute als eine der
wichtigsten Expertinnen für Farbsteine.
Sie besitzt die Fähigkeit, bei jedem einzelnen Stück das Potenzial zu entdecken
und den Bulgari-Geist aufzuspüren. Das
ist ihre eigentliche Aufgabe, denn aussergewöhnliche Steine wollen alle grossen
Bijoutiers. «Es geht darum, den zu finden,
von dem man sich vorstellen kann, dass
er Bulgari verkörpert. Ich kann den seltensten Saphir der Welt in der Hand halten und werde ihn nicht wählen, wenn er
nicht den Visual Appeal besitzt, das heisst
diese bestimmte Sanftheit, die weder zu
helle noch zu dunkle Farbe. Er darf auch
nicht zu schwer sein, sonst müssen wir ihn
schneiden, damit er die italienische Eleganz erhält, den typischen Cabochon-Griff.
Bei uns kommt Stil vor Karat.
Rom. Lungotevere. Im Saal der Steine. spüre ihre Energien, die ich nicht wirkLucia Silvestri betrachtet die Kleinode, lich erklären kann. Deshalb muss ich sie
Hunderte von kostbaren Steinen, die ein berühren. Ich glaube, die Liebe ist gegenzufälliges Mosaik ergeben. Das Ritual wird seitig. Damals im Sommer habe ich mich
seit dreissig Jahren gepflegt, Lucia Silves- Hals über Kopf in die farbigen Steine ver- DAS BESTE AUS EINEM STEIN
tri und Paolo Bulgari treffen sich zum Mor- liebt, die Passion hat mich seither nie mehr HERAUSHOLEN
genkaffee. Sie sind allein, sitzen sich ge- verlassen.»
Sie erinnert sich an die Risiken, die sie
genüber. In einer fast kirchlichen Stille
einging, als sie vor zwei Jahren wegen eireden sie über Befindlichkeiten, tauschen MÄNNERDOMÄNE
nes Colliers mit zylinderförmigen SaphiTagesneuigkeiten aus. Dann beginnen sie
Lucia Silvestri studierte Biologie, die ren von insgesamt 3000 Karat nach Jaipur
Colliers zusammenzustellen, reihen Ca- Bulgari-Brüder, beide Väter noch kleiner reiste. «Als ich das wuchtige, zu ethnische
bochons von Smaragden, birmanischen Sa- Kinder, suchten eine Person, der sie ihr Collier mit den zu dunklen Steinen sah,
phiren und noch selteneren Steinen zu- Know-how weitergeben konnten. Sie fan- konnte ich es so nicht akzeptieren. Obsammen. Die beiden ergänzen sich perfekt. den sie in einer Frau, eine Novità in diesem wohl ich im Kern der Saphire Leben sah.
Die junge Frau, die als Neunzehnjährige Milieu. Lucia erzählt von den anfänglich Also empfahl ich meinem Kontaktmann,
für einen Sommerstage bei Bulgari ein- schwierigen Verhandlungen mit Verkäu- einem renommierten indischen Liefegetreten ist, geniesst das volle Vertrau- fern, von der Härte dieses Business. Aber ranten, der schon für die Maharadschas
en des Patrons, den sie siezt und dessen sie hatte Respekt vor dieser Arbeit, lernte gearbeitet hatte, die Steine entzweizuZustimmung sie mit ihren jadefarbigen und hielt durch. Heute lacht sie darüber. schneiden. Er hielt mich für verrückt. VerAugen sucht. Lucia verdankt ihr berufli- «Jetzt macht es mir Spass, die Männer in ständlich, denn wer will schon bei 3000
ches Wissen den Brüdern Paolo und Ni- Verlegenheit zu bringen, die Oberhand zu Karat ein Risiko eingehen. Acht Monate
cola Bulgari. Sie hat es sich im täglichen behalten. Leider bin ich nach wie vor eine später präsentierte er mir die halbierten
Kontakt mit ihnen angeeignet und hätte der wenigen Frauen, die in diesem Metier Steine. Es war ein Schock, ein Wunder! Er
es aus keinem Buch lernen können. Wis- einkaufen und verhandeln. Auch ist es im- war meiner Intuition gefolgt, das Resultat
senschaft der Farben, Einkauf der Steine, mer aufregend, in die Minen hinabzustei- war spektakulär. Ich telefonierte mit Paolo
Geheimnisse, die nur die Edelsteine ver- gen. Ich tue es zwar selten, denn ich kaufe Bulgari, der mir vertraute, ohne die Steiraten. Vorausgesetzt, man weiss sie zu in- keine Rohsteine, aber es lohnt sich, wenn ne gesehen zu haben. Ich blieb in Jaipur,
terpretieren, zu betrachten, zu berühren, man die Arbeitsbedingungen verstehen um zu verhandeln. Ich war überaus nerihre Energie und ihren Wert zu spüren. will. Wenn man bedenkt, dass in Sri Lan- vös, denn die Steine waren von einmali«Vielleicht weil die Steine Millionen Jah- ka Frauen in den Minen nicht willkommen ger Grösse und repräsentierten eine Riere alt sind», vermutet Lucia Silvestri. «Ich sind, denn sie sollen Unglück bringen. Bei sensumme Geld. Das Risiko war enorm.
54 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Als die Steine schliesslich in Rom eintrafen, setzte sich Paolo Bulgari mir gegenüber, wie immer streng und ernsthaft, und
öffnete das Papier. Er schwieg lange und
rief dann aus: ‹Brava, bellissimo!
Wir machen daraus ein Armband.›
Und begann unverzüglich mit der
Skizze. Das Bracelet wurde eines
der schönsten Schmuckstücke in
der Geschichte von Bulgari. Es ist
einmalig, ein Kunstwerk, 250 Karat Smaragde sowie Diamanten,
Rubine, Spinelle. Die erste Kundin, die
am ersten Tag den Bulgari-Haute-Joaillerie-Event in Portofino besuchte, kaufte es
auf der Stelle. Es war eine Asiatin mit exquisitem Geschmack. Der einmalige Takhti-Schliff wurde Basis einer neuen Kollektion. Bei Bulgari ist immer ein Stein oder
ein römisches Symbol die Ausgangslage.»
GEWALTIGE HERAUSFORDERUNGEN
Bulgari, die Marke für Haute Joaillerie und Haute Horlogerie, gehört heute
zum Luxuskonzern LVMH (die Über-
sierung der Kreation, Investitionen in Innovation. In Rom arbeiten 35 Personen in
der Produktion, darunter achtzehn Goldschmiede und acht Mitarbeiter, die Prototypen anfertigen. Mit einem Produktionswachstum 2013 von 13%
gegenüber dem Vorjahr und einem Umsatz von geschätz über einer Milliarde will Bulgari im gleichen Tempo weiterfahren. Beim
Besuch der Ateliers, wo der hochpreisige Schmuck entsteht, wird
ersichtlich, dass die Kollektionen 2016
und 2017 konzipiert sind, um die Marktanteile der Marke zu erhöhen. Lucia Silvestri arbeitet mit einem Kreativteam von
sechs Personen, aber sie ist es, die die grossen Linien der Haute-Joaillerie-Kollektionen vorgibt und entwirft, die jedes Jahr
aus fünfzig Einzelstücken bestehen. Im
« Ich spüre ihre Energien.
Deshalb muss ich die Steine
immer berühren »
nahme fand im März 2011 für 4,3 Mrd. €
statt) und hat grosse Ambitionen. Bernard Arnault will das italienische Luxuslabel zum Zugpferd des Marktes machen.
In den vergangenen achtzehn Monaten
war der Bulgari-Sitz in Rom Schauplatz
für Reorganisation und Internationalisierung der Produktionskette, für Moderni-
Finanz und Wirtschaft LU X E | 55
| S AVO I R- FA I R E |
Juni wurde den Medien und den interna- logerie anerkannt. Sie ist eine der wenigen
tionalen Kunden in einem noblen toska- Frauen, denen es dank genialen Ideen genischen Palazzo mit grandiosem Park die lungen ist, sich auf dem Schachbrett der allKollektion «I Giardini» vorgestellt. Der mächtigen Könige einen Platz zu verschafGeist des Dolce Vita vermag immer noch fen. Die Anfänge waren hart. «Es ist ein sehr
zu begeistern, denn drei Viertel der Stücke konservatives Milieu. Wie in jeder anderen
wurden in wenigen Tagen verkauft. Von Branche auch muss man sich beweisen, als
dieser Faszination zeugen auch die zahllo- Frau allerdings doppelt. Man startet mit eisen Neugierigen, die die Schaufenster der nem zweifachen Handicap. Und dass ich
legendären Boutique an der Via Condotti Pariserin bin, hat auch nicht gerade geholbewundern, wo schon Richard Burton und fen, ich hatte also alle Nachteile», lacht sie.
Liz Taylor sich mit Smaragden und Saphiren ihre Liebe gestanden. Eine Erfolgs- IN 3-D DENKEN
Carole ist im Uhrmachermilieu aufgestory, die weitergeht. Allerdings, so der
Manager des Geschäfts, nehmen auf den wachsen. Ihre Eltern betrieben in Paris ein
berühmten Velourssofas weniger altmo- Atelier für die Restaurierung alter Uhren,
dische Romantiker und Hollywood-Stars Mikromechanik war quasi ihr Spielfeld.
Platz, sondern Geeks aus Asien, die auf «Nach der Schule hielt ich mich am liebsten
ihrem Tablet spielen und warten, bis die im Atelier auf, erfand neue Werke, zerlegte
Partnerin ihre Wahl getroffen hat. Eine Uhren, um die Funktionsweise zu verstehen.
Aber die Uhrwerke wieder zusammenzuandere Art von Glamour eben.
setzen, dafür fehlte mir die Geduld. Zum
Leidwesen meines Vaters interessierte ich
mich nicht für Uhrmacherei, sondern wollCAROLE
te Ingenieurin werden. Dieser Beruf war
FORESTIER-KASAPI
meine Passion.» Sie kam an die Uhrmacherschule in La Chaux-de-Fonds in einer Zeit,
DIE REVOLUTIONÄRIN
als die Branche fast am Boden war. Man arCarole Forestier-Kasapi lässt sich von der beitete damals noch auf dem Zeichenbrett,
Geschichte der Uhrmacherei ebenso wenig aber sie wollte ihren Abschluss in Informabeeindrucken wie von der Technik eines tik machen – das hatte es noch nie gegeben.
hundertfach neu interpretierten Mechanis- Anschliessend besuchte sie eine Ingenieurmus. Bei dieser Frau mit dem hellwachen schule und versuchte ihr Glück in einem unBlick wirkt alles einfach und trivial. Trotz abhängigen Ingenieurbüro. «Ich war aber
der grossen strategischen Herausforderun- schnell frustriert, denn ich konnte nicht den
gen der Branche führt sie bei Cartier die Di- ganzen Produktionsprozess kontrollieren.
visionen Haute Horlogerie und Uhrwerke Auf die von mir kreierten Werke erhielt ich
mit fester Hand, aber auch risikofreudig. Sie keinerlei Feedback. Schliesslich bot mit Giuträgt die Verantwortung für die Abteilung lio Papi von Renaud & Papi, der ZulieferfirUhrwerke mit den rund hundert für tech- ma für Uhrenkomplikationen, die Leitung
nische Entwicklung zuständigen Ingenieu- des technischen Büros an. Endlich hatte ich
ren mit offensichtlichem Vergnügen. Die eine integrierte Manufaktur zur Hand, die
grosse Manufaktur (Cartier ist der gröss- es mir ermöglichte, auch beim kreativen
te Arbeitgeber in La Chaux-de-Fonds) ist Prozess mitzuwirken.»
noch jung genug, um sich nicht von UhrmaDie grosse Herausforderung in der Macherlegenden einengen zu lassen. In sechs nufaktur Cartier entspricht ganz ihrem TaProduktionsstätten unterteilt, fertigt das lent. Sie hat 45 Uhrwerke entwickelt, daUnternehmen in La Chaux-de-Fonds Ge- von 33 im Bereich Haute Horlogerie. Wobei
häuse, Mineralgläser, Zeiger, Armbänder ihr die Anzahl unwichtig ist. Ihre Stärke?
und Schliessen; es gibt eine Fassondrehe- Sie besitzt die Fähigkeit, sich in ein dreirei für Triebe und Räder, eine Fertigung dimensionales Werk hineinzudenken, sie
für Brücken und Platinen, eine Abteilung kann sich vorstellen, wie gross ein Chip ist,
für Assemblage, Einschalen und sogar für sich virtuell auf den Rand einer Ausfräsung
die Restaurierung von alten Uhren. Im Jahr setzen und den Rädern zusehen, die sich
2000 eingeweiht, wurde die Produktion neu über ihr drehen. Sie träumt fast jede Nacht
organisiert und online vernetzt, wodurch von der Uhrmacherei. «Ich habe stets eidie Zeitspanne zwischen Produktion eines nen Notizblock auf dem Nachttisch, damit
Modells bis zur Verfügbarkeit im Laden von ich jederzeit meine Träume aufschreiben
250 auf 20 Tage reduziert werden konnte. kann. Dies kommt häufig vor.» Sie schmunHeute ist Carole Forestier als eine der be- zelt: «Es sind die einzigen Träume, an die
deutendsten Expertinnen der Haute Hor- ich mich erinnere. »
56 | Finanz und Wirtschaft LU X E
INNOVATION MUSS SINNVOLL SEIN
Carole Forestier sagt, dass sie noch nie
eine kreative Idee in der Manufaktur gehabt hat. Vor Ort muss sie führen, Lösungen finden. «Ich weiss, wie ich den kreativen Prozess auslösen kann. Das kann man
erarbeiten und kultivieren. Kreativität ist
nur möglich, wenn man positiv gestimmt
ist. Bin ich traurig oder melancholisch, kann
ich es gleich vergessen.» Vor allem ist sie
überzeugt, dass man sein Wissen lebendig
erhalten muss, um kreativ zu sein. Seit ihrer
Kindheit sind die Uhrenbücher der umfangreichen Familienbibliothek Quelle dieses
Wissens. Wenn sie eine Komplikation erfinden muss, macht sie sich kundig und liest
« Ich habe
keinerlei
Lust,
Trends
zu
folgen,
ich
will sie
machen »
alles, was zum Thema geschrieben wurde.
Auch dies sei Kreativität, und sie braucht es.
Perfektes technisches Wissen ist geradezu
eine Obsession und auch eine Frage des Vertrauens. «Es ist unmöglich, alles zu wissen.
Gleichzeitig geht es aber auch darum, die
Geschichte der Uhrmacherei fortzuschreiben, sonst ist es völlig uninteressant. Aber
das braucht Zeit, und Cartier schenkt mir
Vertrauen. Wenn ich mich ins Jahr 2025
versetzen muss, verfüge ich über keinerlei Parameter. Der einzige Massstab, den
ich mir gestatte, ist der Kunde, dessen Bedürfnisse ich vorauszusehen versuche. Ich
habe keinerlei Lust, Trends zu folgen, ich
will sie kreieren. Dies entspricht auch seit
jeher dem Esprit von Cartier.» Besser sein
als die Vergangenheit, besser als Berufskollegen in einem hoch kompetitiven Kontext
– ein doppelter Anspruch ? Carole Forestier
hat den riesigen Vorteil, dass sie nicht von Element zu erfinden, als ein neues Teil, das
einem Unternehmen eingeschränkt wird, schliesslich in mehreren Werken verwendet
das einem grossen Erbe verpflichtet ist. Sie wird. Beide Projekte aber setzen die Prokann sich neue Sichtweisen und Visionen jektion in die Zukunft und eine hoch enterlauben, die diversen Entwicklungen der wickelte Produktionslogik voraus.
Uhrmacherei definieren und ihnen Sinn geben. Was liebt sie am meisten? Das berühm- EINER DER KREATIVSTEN GEISTER
te weiss Blatt. « Als Cartier mich beauftrag- DER BRANCHE
te, das Tourbillon neu zu erfinden, war ich Carole Forestier gilt als einer der kreativsglücklich. Ich musste die Anzeige neu er- ten und visionärsten Köpfe der Branche.
finden, gleichzeitig dem Cartier-Geist treu Das Team ihrer Entwicklungsabteilung für
bleiben. Also stellte ich mir die kleine Se- Uhrwerke besteht aus rund vierzig Persokunde vor, die oft im Tourbillon-Käfig inte- nen, die jedes Jahr Neuheiten erarbeiten.
griert ist. Davon ausgehend entwickelte ich «Die Ideen entstehen nicht beim Durchblätdie Zentralsekunde, indem ich den Tour- tern von Uhrenfachzeitschriften, um zu sebillon-Käfig ins Zentrum positionierte. Die hen, was die Kollegen machen. Das funkIdee hatte ich im Handumdrehen, und ich tioniert nicht. In erster Linie muss man
wusste, wie ich vorgehen musste. Das Astro- neugierig sein. Neulich habe ich den Staubtourbillon war geboren ! » Für die Uhrma- sauger auseinandergenommen. Mein Mann
cherin ist es viel spannender, ein kreatives glaubte, ich sei verrückt geworden», lacht
sie. «Ich wollte wissen, wie das Teil funktioniert, welches das Kabel aufrollt. Dazu
musste ich das Ding zerlegen. Nachher war
ich natürlich unfähig, es zusammenzusetzen. Doch Innovation kennt keine Grenzen,
und die Uhrmacherei ist nicht das Zentrum
der Welt. Man muss sich auch in der Medizin, im Automobil- oder im Flugzeugbau umsehen. Trotz allem gibt es immer
wieder jemanden, der vor Ihnen die gleiche Idee hatte. Das ist mir einmal ein paar
Monate vor dem SIHH passiert. Ich musste mich also wieder ans Werk machen, es
modifizieren. Dies wünsche ich niemandem,
denn die Welt stürzt ein.» Carole Forestier
kann gelassen in die Zukunft schauen beziehungsweise das Jahr 2025 abwarten. Sie
hat bereits Dutzende von Konzepten in der
Pipeline. Nur die Konjunktur könnte ihr einen Strich durch die Rechnung machen. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 57
| S P I R I T U O S E N | von Sébastien Ladermann - illustration: Mathieu Moret
C O G
Drei moderne Arten,
Cognac zu geniessen,
vorgeschlagen von Bruno
Seguin (Barmanager
Swissôtel Métropole Geneva
und Träger diverser
Auszeichnungen in der
Schweiz und in Frankreich)
COMME UN RÊVE 2
1 cl Kastaniensirup,
4 cl Cognac,
2 cl Amaretto,
mit Crème fraîche nappiert
und Goldpuder verziert.
Diese Kreation von Bruno Seguin
verbindet die Stärke des Alkohols
mit der Süsse der Crème fraîche.
Ein Genuss nach dem Essen.
Eben : Comme un rêve!
1 SIDE CAR
1 cl Zitronensaft,
4 cl Cognac,
2 cl Cointreau.
Der 1931 in Paris von
Harry Mac Elhone kreierte
Cocktail ist wunderbar
ausgewogen und erlebt zurzeit
seinen zweiten Frühling.
3 COGNAC TONIC
4 cl Cognac,
10 cl Schweppes Tonic,
1 Zitronenschnitz
Erfrischend und einfach
zuzubereiten.
58 | Finanz und Wirtschaft LU X E
N A C
AUF DEM WEG ZUR RENAISSANCE
SCHMERZLICHER UND UNERWARTETER EINBRUCH DER
SCHLÜSSELMÄRKTE, EIN UNSCHARFES PROFIL, RÜCKLÄUFIGER
INLANDKONSUM – DAS SIND GROSSE HERAUSFORDERUNGEN
FÜR DAS EINST POPULÄRSTE FRANZÖSISCHE EAU DE VIE, DESSEN
ERFOLG HEUTE AUF NEUEN MÄRKTEN BASIERT.
S
pricht man von Cognac, so geht es zu- dern Künstlern konsumiert wird. Mit annächst um den Sektor Wein und Spiri- deren Worten: Für die einen ist Cognac
tuosen, den drittstärksten Motor der fran- altmodisch, für die andern hip und festlich.
zösischen Exporte, jedoch seit Mitte 2013
Sicher : Das Führen der drei wichtigsim Rückwärtsgang. Nach dem Rekordjahr ten Unternehmen – Martell (Pernod Ri2012 brachen die Zahlen ein, als Folge der card), Rémy Martin (Rémy Cointreau)
brüsken Kehrtwendung im chinesischen und Hennessy (LVMH) – ist gewiss kein
Markt. Antikorruptionsgesetze und Eth- Zuckerschlecken. Aber der Einsatz lohnt
nisierung des öffentlichen Lebens verän- sich, denn es geht um sehr viel. Der globaderten fest verankerte Gewohnheiten, teu- le Spirituosenmarkt wird auf 200 Mrd. $
re Geschenke als Ehrerbietung oder zum geschätzt, der Anteil der hochpreisigen
Erhalt der Freundschaft waren plötzlich Brands ist im Laufe der letzten fünf Jahverpönt, an grossen Banketten und Karao- re durchschnittlich um 11 % oder doppelt
ke-Abenden waren Luxusgetränke nicht so stark gestiegen wie die übrigen Marken.
länger angesagt.
Verständlich, dass der Appetit – oder besCognac hat ein wenig kohärentes Image. ser vielleicht der Durst – der Cognaclabels
Junge Europäer, allen voran die Franzosen und ihrer Besitzerkonzerne gross ist.
selbst assozieren, assoziieren den WeinEine Renaissance des Cognacs wird
brand mit nicht enden wollenden Sonn- realistisch, wenn die neuen, schon heue
tagsessen bei Grosspapa. Auf der andern attraktiven Märkte (USA, englischspraSeite die Amerikaner, die Südafrikaner chige Länder in Afrika, Südostasien und
und die Nigerianer, für die Cognac en Lateinamerika) stärker werden. Und invogue ist, da er mit Vorliebe von den be- dem es gelingt, jüngere Konsumenten
wunderten Musikern, Performern und an- zu überzeugen und Konsumgewohnhei-
ten zu verändern. Ein echter Challenge,
wenn man weiss, dass Frankreich letztes
Jahr mehr Wodka als Cognac exportiert
hat. Für das Haus Hennessy, das dieses
Jahr seinen 250. Geburtstag feiert, mit ein
Grund, das Jubiläum gebührend zu feiern. Es hat eine Assemblage kreiert, die
in 250 Fässern à 250 Liter lagert, und eine
Wanderausstellung um die Welt organisiert. « Hennessy ist offen für alle Kulturen », so die Botschaft des Präsidenten
Bernard Peillon.
Die Zukunft des legendären Branntweins aus der Charentes basiert nicht nur
auf seinen bekannten Qualitäten, sondern
auch auf seinem kulturellen Wert und seinem authentischen und reichen Erbe. Als
Träger einer jahrhundertealten Tradition
hat sich Cognac jedoch selbst nach und
nach ins Abseits manövriert und ist heute mehr denn je gezwungen, sich zu öffnen und neue Konsumenten, wo und wie
immer sie leben, anzusprechen. Es geht
darum, ihre Erwartungen und ihren Geschmack zu verstehen, ohne die eigene
Herkunft zu verleugnen, kostbares Knowhow zu verlieren und Qualitätsdenken aufzugeben. Denn es sind genau diese Faktoren, die das Renommee des Cognacs
begründet haben. Eine Herausforderung,
die es in sich hat. Risikoreich und vor allem folgenschwer. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 59
BOUDOIR
von Chantal Mathez de Senger
Gouzer
LOÏC
DER SHOOTING
STAR IM
AUKTIONSBUSINESS
SPRICHT ÜBER
SEIN METIER
D
DER 34-JÄHRIGE SORGTE VOR EINIGEN MONATEN IN DER WELT
DER AUKTIONEN FÜR AUFSEHEN, DENN ER STAND HINTER
DEM JAHRHUNDERTVERKAUF DES BILDES « LES FEMMES D’ALGER »
VON PICASSO. LOÏC GOUZER ERZÄHLT, WIE ER BEI CHRISTIE’S
IN REKORDZEIT KARRIERE GEMACHT HAT UND MIT DEN GRÖSSTEN
AUF DU UND DU VERKEHRT.
ie Terrasse des Hotels Les Trois-Rois Gouzer stösst die Gepflogenheiten train Basel eignet sich prächtig für den ditioneller Auktionen zeitgenössischer
Austausch von Vertraulichkeiten. Loïc Kunst um und bietet an einem einzigen
Gouzer, als Vice President bei Christie’s Abend mehrere wichtige Werke moderverantwortlich für den Bereich zeitge- ner Künstler an. Es soll eine Serie histonössische Kunst, sagt gleich zu Beginn rischer Rekorde werden mit Preisen, die
des am Rand der Art Basel stattfindenden noch nie für ein Bild oder eine Skulptur
Gesprächs, dass er eigentlich lieber über bezahlt wurden. Picassos Meisterwerk
Umwelt spricht als über Kunst. Vielleicht « Les femmes d’Alger », Version « O »
weil er ein paar Stunden zuvor mit Leo- (1955), findet für 179 Mio. $ einen Käunardo DiCaprio gespeist hat. Für den in fer, während der legendäre « Zeigende
New York lebenden Genfer sind Umwelt Mann » (1947) von Giacometti für 141.2
und der Schutz von gefährdeten Tierar- Mio. $ den Besitzer wechselt. Die Beten, darunter Haien und Rhinozerossen, gegnung mit einem Mann, dem während
ein wichtiges Anliegen, das er mit dem des Interviews die weltweit bedeutendsamerikanischen Filmstar teilt. Beide en- ten Sammler und Galeristen, allen voran
gagieren sich für den Schutz von Fauna Larry Gagosian, Hallo sagen.
und Flora, weshalb sie 2013 eine einzigartige Benefiz-Auktion organisiert haben. Was machen Sie nach dem « Verkauf
Die Arbeiten zeitgenössischer Künstler er- des Jahrhunderts » ?
zielten damals 38 Mio. $, die der Leonardo
Ich weiss es noch nicht. In den komDiCaprio Foundation zugutekamen. Bis menden Wochen werde ich mich auf die
heute die höchste Summe, die je zuguns- Umwelt konzentrieren. Ich bereite ein
ten der Umwelt gespendet wurde.
sehr ehrgeiziges Projekt zugunsten des
Es sind solche Spitzenleistungen, mit Umweltschutzes vor, das beträchtliche
denen der 34-jährige Kunstexperte von Spendengelder generieren dürfte. Ökosich reden macht. Vergangenen Mai or- logie ist ein Thema, das mich sehr umganisierte er den « Verkauf des Jahrhun- treibt und das ich systematisch in meine
derts ». Er liess sich von seinem sicheren Kunstaktivitäten integriere. Bei jedem
Instinkt leiten, der auch Patron und Men- Beratungsgespräch mit einem Kunden
tor François Pinault, Geschäftsmann und schlage ich folgenden Deal vor : Als HoChristie’s-Besitzer, aufgefallen ist. Loïc norar für meine Empfehlungen investiert
60 | Finanz und Wirtschaft LU X E
er 10 % seiner Ausgaben für Kunst in den
Umweltschutz.
Woher stammt dieses Bedürfnis, den
Planeten zu retten ?
Ich bin viel im Wasser und habe so im
Laufe der Zeit die Zerstörung der Unterwasserfauna und -flora beobachtet, etwa
der Haie, die vom Verschwinden bedroht
sind. Der Schutz der Umwelt und der Ozeane ist heute eine Priorität. Es ist wie bei
Kunst, Fussball und Frauen – sobald ich
etwas im Kopf habe, wird es zur Obsession.
Wie sind Sie zur Kunst gekommen ?
Es war ein bisschen ein Alleingang.
Schon als Kind malte ich und sammelte
Zeichnungen. Als junger Mensch verhandelte ich mit Galeristen, damit sie mir bestimmte Bilder zum Studententarif überliessen. Ich kaufte Arbeiten und verkaufte
sie teurer weiter. Zudem wollte ich immer
Künstler werden und besuchte Ausstellungen. Die von Gerhard Richter, die ich während eines Sprachaufenthalts in Deutschland sah, hat mich sehr geprägt. Ich fand
diesen Künstler schon einzigartig, als er
noch nicht so hoch kotiert war wie heute.
Gerhard Richter – Ihr Aha-Erlebnis ?
Das wirkliche Aha-Erlebnis hatte ich als
16-Jähriger, als ich in einem Tabakladen in
Bryan Thomas
| BOUDOIR |
Genf ein Bild sah. Es war eine Zeichnung
von Basquiat, die als Poster für ein Theaterstück verwendet wurde. Ich wusste
damals nicht, wer der Künstler war, aber
die Arbeit beeindruckte mich, weil sie eine
ungeheure Kraft ausstrahlte. Netterweise
schenkte mir der Ladenbesitzer das Poster. Danach begann ich das Werk dieses
Künstlers zu entdecken. Dies war der Beginn. Das Unglaubliche geschah Jahre später, als ich bei Sotheby’s London arbeitete
und den Besitzer der Originalzeichnung
traf. Ich erzählte ihm meine Geschichte
und gab ihm das Poster aus dem Kiosk.
Worauf der Sammler mir, einem Neuling,
sagte : « Sollte ich eines Tages das Bild verkaufen, werde ich es mit Dir tun. » Er hat
sein Versprechen gehalten, die Zeichnung
erzielte 13 Mio. $, die Höchstsumme, die je
für einen Basquiat bezahlt wurde.
Was gefällt Ihnen an Basquiat ?
Ich bin geradezu verrückt nach ihm. Es
ist mir gelungen, drei seiner Werke zu Rekordpreisen zu verkaufen, und ich habe
damit vermutlich den Marktwert dieses
Künstlers beeinflusst. In diesem Metier ist
man dermassen auf einen Künstler fokussiert, dass man mit der Zeit alle Besitzer
kennt. Ich weiss von den meisten Basquiat-Werken, wo sie sich gerade befinden.
Was ist Ihre Spezialität bei Christie’s ?
Meine Arbeit besteht darin zu erkennen,
wann der richtige Moment für den Verkauf eines bestimmten Künstlers gekommen ist. Das heisst, den Markt antizipieren,
vor allen andern die Bilder definieren, die
einen Rekordpreis erzielen könnten. Man
muss die Fähigkeit besitzen, ein Werk zu
verkaufen, selbst wenn der Künstler noch
nicht im Rampenlicht steht. Die Arbeit hat
viel mit Intuition zu tun. Es ist einer der
wenigen Berufe, wo kolossale Summen
nur wegen des Instinkts auf dem Spiel stehen. Man muss spüren, welcher Künstler
den Lauf der Geschichte der Kunst beeinflussen kann und wer kauf- beziehungsweise verkaufswillig ist.
tionshaus die Differenz. Umgekehrt erhält Auktionen den Kunstmarkt nicht wirklich
es Kommissionen, wenn die Verkaufssum- reflektieren. Sie sind nur gerade die Spitme höher als die Garantie ist. Dies hat die ze des Eisbergs. Es gibt viele Künstler, die
Lage verändert, da es nun einfacher ist, verschwinden, deren Preise einbrechen,
Sammler zum Verkauf zu motivieren.
und solche, die in den Medien nie thematisiert werden.
Haben Sie schon mal eine zu hohe
Garantie abgegeben ?
Welches ist das Profil des typischen
Nein, es ist noch nie vorgekommen, dass Käufers ?
ein Werk zu einem tieferen Preis weggeEine neugierige und passionierte Pergangen ist als durch Christie’s oder Dritte son, die in ihrem Leben viel Risiko auf sich
garantiert. Dies ist der Grund, weshalb ich genommen und nicht zwingend prestigemir einen Platz in diesem Milieu schaffen reiche Schulen absolviert hat. Die grossen
konnte und bei Christie’s sehr schnell auf- Sammler sind vielfach Leute, die ihren Ingestiegen bin.
dustriebereich revolutioniert haben. Also
nicht unbedingt Mitglieder alter Familien
Wie sieht Ihr Arbeitstag aus ?
oder Erben.
Ich verbringe nur wenig Zeit im Büro.
Ich bin viel in Museen unterwegs, wo Wie steht es mit der Transparenz
ich mir Bücher über Künstler und alte in diesem Bereich ?
Kataloge ansehe, um mir ein neues Bild
Die geheimen Transaktionen und die hovon Künstlern zu machen, zu verstehen, hen Preise regen die Fantasie an. Dabei sind
wo sie gerade stehen, und die Energie zu die Käufer in den meisten Fällen bekannt.
spüren, die sie ausströmen. So entsteht Die Bouvier-Affäre hat die Spekulationen
plötzlich eine Idee, die schliesslich zur angeheizt, dabei handelt es sich aber um
Obsession wird. Hingegen interessiere einen Einzelfall.
ich mich weniger für Retrospektiven. Ich
finde, sie haben eine negative Wirkung auf Was tun die Käufer mit millionenteurer
den Künstler. Kunden befürchten, dass Kunst ? Stellen sie sie bei sich
zu Hause aus ?
Ja, sie zeigen sie in ihrem Heim, die Amerikaner im Wohnzimmer, die Europäer in
der Regel im Schlafzimmer (lacht).
« Man muss fähig
sein, ein Werk zu
verkaufen, auch
wenn der Künstler
noch nicht im
Rampenlicht steht. »
Retrospektiven die Kotierung des Künstlers überhöhen, was ihre Kauflust dämpft.
Gibt’s eine Blase im Kunstmarkt ?
Haben Sie sich noch nie in einem Künstler
Es stimmt, die Preise sind sehr hoch,
getäuscht ?
aber die internationale Nachfrage ist geBis jetzt ist die Bilanz sehr gut, aber ich waltig. Es gibt immer mehr Kunstsammkann mich durchaus einmal täuschen. Auf- ler in den aufstrebenden Ländern. Das
grund meines Track Record sowie dank Interesse ist enorm, es werden überall
dem Garantiesystem geniesse ich eine Museen gebaut, die es zu füllen gilt, der
hohe Glaubwürdigkeit. Dabei wird dem Publikumsansturm an Messen ist riesig.
Verkäufer eine minimale Verkaufssumme Je virtueller die Welt wird, desto grösser
garantiert. Geht das Werk unter der ga- die Nachfrage nach konkreten Dingen. Alrantierten Summe weg, erstattet das Auk- lerdings muss man sich bewusst sein, dass
62 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Haben Sie in Basel eine Liebe gefunden ?
Ich habe an Messen noch nie eine Entdeckung gemacht. Es gibt von allem zu viel, zu
viele Verpflichtungen, Informationen und
Lärm, was eher Verwirrung stiftet. Normalerweise sehe ich nach zehn Minuten nichts
mehr. Allerdings ist es interessant, neue
Trends zu beobachten. Ich besuche sehr
selten Messen. Sammler sollten sich auch
nicht zu sehr von Galeristen beeinflussen
lassen. Sobald man mit den Ohren statt mit
den Augen kauft, kann man Fehler begehen.
Eine besondere Liebe für
einen Schweizer Künstler ?
Möglicherweise ist Urs Fischer der
nächste Giacometti. Er ist der Federer der
Schweizer Kunst. Im Übrigen habe ich die
beiden letztes Jahr in New York einander
vorgestellt.
Ein unerfüllter Traum ?
Ich möchte den Fussballclub meiner
Kindheit, den UGS – den ältesten Genfer
Club –, übernehmen. Eigentlich ein Kindertraum (lächelt). |
| M O D E | von Jorge S.B. Guerreiro
DER SPORT WIRFT
SICH IN SCHALE
A
uch wenn Sie diesen Artikel im Büro
lesen, ist es sehr gut möglich, dass Sie
im Sporttenue am Pult sitzen. Denn Anzüge und andere Kleidungsstücke unseres
Alltags gehen auf die Sportbekleidung vergangener Zeiten zurück. Während Ende
des 18. Jahrhunderts die französischen
Adligen ihr Leben am Hof genossen, zogen die englischen Aristokraten das Leben
auf dem Land vor, wo sie dem Reitsport
frönten oder auf Fuchsjagd gingen. Ihre
Bekleidung war allerdings dafür nicht besonders geeignet, weshalb sie sie kürzten
und den « Riding Coat » erfanden, der als
Redingote oder Gehrock auch jenseits des
Ärmelkanals begeisterten Anklang fand.
Im Laufe der Zeit wurde man körperbewusster und verlangte nach mehr Bewegungsfreiheit. So entstand erst die Reiterjacke und daraus schliesslich der Anzug,
wie wir ihn heute kennen. Die Ladies und
SPORT IST MODE. SCHNITTE, STOFFE, KOMFORT – AUCH DIE
GESCHÄFTSKLEIDUNG DES ALLTAGS INSPIRIERT SICH ZUNEHMEND
AM UNIVERSUM SPORT. GLEICHZEITIG MUTIEREN ELITESPORTLER ZU
VERITABLEN MODEIKONEN. MÖGLICHERWEISE IST DER TREND NUR
GERADE DIE RÜCKKEHR ZU DEN URSPRÜNGEN DER MODE.
Gentlemen hatten sich an ihre bequeme sische Anzug zyklisch verändert, wobei
Kleidung gewöhnt und wollten auch im sich der Rhythmus der Entwicklung in
Stadtleben nicht darauf verzichten – eine den letzten Jahren massiv beschleunigt
neue Mode war geboren. Allerdings sah hat. Auf den ersten Blick haben Sport und
man sich wegen der schmutzigen Stras- Mode zwar immer noch wenig gemeinsen und der von den Kohleheizungen ge- sam (Funktionalität versus Stil), Fakt ist
schwärzten Luft gezwungen, die bunten aber, dass die Outfits des Alltags bezügStoffe durch dunklere und weniger heik- lich Schnitt und Materialien immer mehr
le zu ersetzen. Fall Sie sich, geehrter Le- den genetischen Code der Sportbekleiser, in Ihrem Zweiteiler eingeengt fühlen dung übernehmen.
sollten, denken Sie daran, dass Sie eigentGleichzeitig ist es heute ohne weiteres
lich die moderne Version einer Sportklei- möglich, sich im sportlichen Outfit im
Alltag zu bewegen. Gemäss einer kürzlidung tragen.
Seit seiner Erfindung hat sich der klas- chen Untersuchung werden zwei Drittel
Gerard Uferas
Les Bleus en bleu: die französischen
Nationalspieler eingekleidet von Smalto
| MODE |
Stilikone: einmal
mehr arbeitet David
Beckham mit H&M
und wählt seine
Lieblingsmode aus bei
Modern Essentials
der Sportswear nicht mehr ausschliesslich
für den Sport gekauft, und auch die Unterscheidung in Freizeit- und Geschäftskleidung verblasst immer mehr.
SPORTSWEAR
INSTITUIONALISIERT SICH
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts löste das Aufkommen der Sportswear eine wahre Evolution aus. Die Haute
Couture begann sich in den Sechzigerjahren nach und nach Richtung Prêt-à-porter zu entwickeln. Kleidungsstücke, die
anfänglich ausschliesslich für den Sportplatz bestimmt waren, etwa das 1920 von
René Lacoste erfundene Poloshirt, fanden schnell Anhänger in der schicken Gesellschaft. Und die amerikanischen Helden, die vor kurzem im Thalys-Zug ein
Attentat verhindert haben, trugen statt
formeller Kleidung ein schlichtes Lacoste-Shirt, als sie für ihren mutigen Einsatz
im Elysée-Palast ausgezeichnet wurden.
Die am 20. September zu Ende gegangene Ausstellung « En Mode Sport » im
Musée National du Sport in Nizza erzählte die Geschichte der Beziehung zwischen
Sport und Mode von 1880 bis 2015. Mehr
als 400 Kleidungsstücke aus privaten Kollektionen und Museumssammlungen luden zur Zeitreise durch die Modelwelt
und erklärten, wie sportliche Aktivitäten
– vom Volks- bis zum Elitesport – die Modewelt beeinflusst haben. Die Erkenntnis:
Noch nie waren sich Sport und Mode so das der italienische Designer Ricardo Tisci
nahe wie heute.
2011 für Givenchy auf den Markt gebracht
Diese Entwicklung manifestiert sich hat. Kostenpunkt 265 $.
heute durch das Aufkommen von Hybridformen, die beide Bereiche mixen. Gros- DER KONSUMENT WILL EINFLUSS
se Konzerne wie Kering, mit Gucci, Saint AUSÜBEN
Laurent und Puma im Portfolio, irrten sich
Gemäss Valentine Ebner, Kursbeaufnicht, wenn sie Sport-Lifestyle als einen tragte Bachelor Design Mode und Trendader grossen Trends definierten, in die man nalystin an der Genfer Haute Ecole d’Art
investieren muss. Aus diesem Grund hat et de Design, HEAD, ist diese Entwicklung
sich vor zehn Jahren Puma mit Alexander eine Reaktion auf eine globalere Evolution,
McQueen zusammengetan; Adidas arbeitet die der Konsumenten, die mehr Einfluss
mit Stella McCartney und Yohji Yamamoto. haben und sich nicht länger Diktaten unDer Einfluss des japanischen Modedesig- terwerfen oder in Kasten eingesperrt werners ist beträchtlich, vor allem dank sei- den wollen. Lockerere Bekleidungscodes
ner Linie Y3, einer Quintessenz der sport- haben zur Entwicklung weniger formellichen Streetwear. Auch das banale T-Shirt ler, hybrider Produkte beigetragen. « Urist zum unverzichtbaren Couture-Teil ge- sprünglich für Extremsport konzipiert,
worden, wie etwa das berühmte Rottweiler, bieten innovative Textilien viel Komfort
64 | Finanz und Wirtschaft LU X E
(atmungsaktiv, leicht, solid, elastisch). Die
für Anzugsstoffe angewendeten Nanotechnologien ermöglichen weniger häufiges Waschen, Bügeln usw. Neue Materialien führen zu neuen Formen. Ich denke
an die Mode mit Schaumstoff, Neopren
und 3-D-Maschen, die Nicolas Guesquière
für Balenciaga lanciert hat. Dank neuartiger Textilien war es ihm möglich, den typischen Stil des Hauses neu zu interpretieren. Wobei es sich bei Neopren nicht um
das Material handelt, aus dem Taucheranzüge gefertigt sind, sondern um eine Version, die sich auch für Prêt-à-porter und
das Luxussegment eignet. »
Nicht unerwähnt bleiben darf der Beitrag der Hip-Hop-Musik, die der Bewegung zu zusätzlichem Schwung verholfen hat, indem Rapper und R&B-Sänger
in Sportswear auftraten und so Vorbild
für die Outfits ihrer jungen Fans waren.
Wegbereiter David Beckham geradezu der
Urvater in diesem Business.
Den umgekehrten Weg gehen die AusVOM SPORTPLATZ AUF DEN CATWALK
rüster, die die Mode aufs Spielfeld bringen.
Das Phänomen zeigt sich ebenfalls bei Man erinnert sich an die karierten Shorts
den Schuhen. Sneakers sind heute auch von Stan Wavrinka, die am Tennisturnier
im Büro gang und gäbe. Wurde der Markt von Roland-Garros für Aufsehen sorgten.
vor nicht allzu langer Zeit von den bei- Das vom Label Yonex konzipierte Teil war
den Giganten Nike und Adidas beherrscht, erst ein Gag, der sich zum riesigen kommersind heute dank der Vielfalt der Model- ziellen Erfolg entwickelte.
le auch Fashion Labels wie Maison Martin Margiela, Givenchy, Valentino, Saint EDLE UND TECHNISCHE MATERIALIEN
Laurent, Lanvin oder Balenciaga im GeEine Chance, die sich einige Schweizer
schäft. Den ultimativen Beweis für diese Unternehmer nicht entgehen lassen möchmodische Revolution liefert die Schuhma- ten. Etwa die junge Westschweizer Marke
nufaktur Berluti. Das massgebende Haus Emyun, die das Konzept Running Couture
für Lederschuhe hat den Sneaker-Siefel lanciert. Gemäss Co-Gründer Rodolphe
Playtime in feinsten Lederarten lanciert. Huynh werden diese Kleider heute unabAngetrieben von der neuen Konkurrenz hängig von Zeit, Genre und Ort getragen.
grosser Modehäuser sichern sich renom- « Sportswear hat die Barrieren zwischen
mierte Sportlabels die Zusammenarbeit Geschäfts- und Sportbekleidung aufgehomit Designern, indem sie limitierte Edi- ben. Heute muss man bei allen Aktivitätionen wie Raf Simons für Adidas oder ten, inklusive der körperlich anstrengenConverse für Missoni lancieren. Oder sie den, gut aussehen und sich wohlfühlen. »
bringen erfolgreiche Neuauflagen frühe- Die neuen Sportler identifizieren sich eher
rer Modelle wie den Stan Smith von Adi- mit Werten des Wohlbefindens oder des
das auf den Markt.
Eine weitere Besonderheit im Schuhbereich sind die Sportstars, die Trendsetter
geworden sind. Unbestrittener Champion ist der Ex-Basketballspieler Michael
Jordan, der jährlich fast 100 Mio. $ dafür
kassiert, dass er dem Sportartikelgiganten
Nike seinen Namen für die Kollektion Air
Jordan leiht.
Fussball ist die weltweit populärste
Sportart und das beste Beispiel für die Beziehung Sportplatz – Catwalk. Der Look der
Spieler wird beobachtet, analysiert und kopiert. Mehr noch als Kinostars oder Sänger
sind Fussballer heute die wahren Modeikonen. Dies geht so weit, dass Marken, die
eigentlich wenig mit Sport zu tun haben,
massiv in diese Imageträger investieren.
Das französische Modehaus Smalto stattet
die Nationalmannschaft, die « Bleus », mit
Strassenanzügen aus, während die Spieler
von Juventus Turin sich, nebst einer Hublot
am Handgelenk, von Trussardi einkleiden
lassen. Und das argentinische Wunderkind Lionel Messi hat mit Dolce & Gabbana einen Exklusivvertrag abgeschlossen. Als
Botschafter zahlreicher Modemarken ist
Handwerks und wünschen weniger überladene, dafür elegantere Sporttenues, wollen
aber gleichzeitig von den Eigenschaften edler und technischer Materialien profitieren.
Die letzte Etappe des Vordringens der
Sportbekleidung in die klassische Mode
sind die elektronisch vernetzten Kleidungsstücke, die Wearables. Z Zegna, Sport- und
Freizeitmode des italienischen Modehauses
Ermenegildo Zegna, rüstet Kleidungsstücke
mit drahtlos aufladbaren Batterien aus, die
den Träger im Winter bei sportlichen Outdoor-Aktivitäten aufwärmen. Einen Schritt
weiter geht Ralph Lauren. Das amerikanische Label lanciert ein Outfit mit integrierten Fasern, die Herzrhythmus, Stressniveau
oder Sauerstoffaufnahme registrieren und
die Werte in Realzeit ans Smartphone übermitteln.
Die Anfänge dieser futuristischen Entwicklung liegen weit zurück. Die Fusion
von Sport und Mode ist ein starker, wahrscheinlich dauernder Trend, den die grossen Akteure beider Branchen voll aufgenommen haben. Vielleicht finden dereinst
die Fashion Weeks in Olympiastadien statt. |
Pionier: mit
Jean René Lacoste, Gründer
der legendären Marke,
wird der Sport chic.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 65
RÜCKKEHR
DER
KLASSE
ART DIRECTION :
Cristina d’Agostino und Nicolas Zentner
FOTOGRAFIE : Marc Ninghetto
ASSISTENTIN : Gabrielle Lechevallier
MODEL : Jan Aeberhard @ Marilyn Agency
STYLISTIN : Mélane
FRISUR UND MAKE-UP : Julie Monot
Wir bedanken uns herzlich bei Bulgari
STARKE STÜCKE, ANGESAGTE
ACCESSOIRES, NOBLE MATERIALIEN.
DIESEN HERBST KOMBINIERT
DIE MÄNNERMODE RAFFINIERT
ELEGANZ MIT KRAFT
Kakifarbene Bomberjacke aus Wolle Lanvin (Grieder)
Weisser Rollkragenpullover aus Seide (Bally)
Uhr BVLGARI Octo Finissimo,
extraflaches Manufakturwerk mit Handaufzug (2.23 mm),
Stunden und Minuten, dezentrale kleine Sekunde,
Gangreserveanzeige auf dem Gehäuserücken, Gehäuse aus
Platin, Zifferblatt schwarz lackiert und poliert, Armband
aus schwarzem Alligatorenleder
Cremefarbener Pullover
aus Merinowolle De Fursac (Globus)
Uhr BVLGARI ROMA FINISSIMO,
extraflaches mechanisches Manufakturwerk
mit Handaufzug, Stunde, Minute, kleiner
Sekunde und Gangreserveanzeige auf dem
Gehäuserücken, opalin-silbernes Zifferblatt,
Armband aus braunem Alligatorenleder
Bordeauxfarbene Hose PT01 (Grieder)
Aktenmappe Louis Cartier aus Leder
und Krokodilleder (Cartier)
Blauer Anzug aus Cashmere, Seide und Wolle
(Brunello Cucinelli)
Graue Cashmere-Strickjacke
(Brunello Cucinelli)
Klassischer schwarzer Gürtel (John Lobb)
Zweifarbiger Schal (Fendi)
Socken Falke (Globus)
Bordeauxfarbene Lackschuhe Paul Smith
(Globus)
Teppich « Relax » aus Seide und Wolle
(Domiciles)
Helm Biltwell
Camelfarbener Pullover
mit Zopfdesign
und Knötchenmuster (Globus)
Uhr Bulgari Diagono Magnesium,
mechanisches Uhrwerk mit
Automatikaufzug, Edelstahlgehäuse
mit Mittelteil aus Magnesium
und PEEK (Polymer) und MotorlackBeschichtung, farblich zum Mittelteil
passendes Zifferblatt, Keramiklünette,
Kautschukarmband
Camelfarbener Mantel aus Wiesel (Bally)
Blauer Chevron-Pullover Tom Ford (Grieder)
Hose aus grauem Flanell (Bally)
Graue Socken Burlington (Globus)
Schwarze Ranger-Stiefel (Hermès)
Aktenmappe Racing (Longchamp)
Stuhl « Arper » von Aava (Structure 17)
Teppich « Orage » aus Seide und Wolle (Domiciles)
Blaues Baumwollhemd, anthrazitfarbene
Weste, beige Hose in Feincord, brauner Kordelgürtel,
und Schuhe Derby (alles Ermenegildo Zegna)
Geflochtenes Lederarmband Tod’s
Teppich « Orage » aus Seide und Wolle (Domiciles)
Mantel Prince de Galles,
grau, De Fursac (Globus)
Blaue Hose
Dries van Noten (Grieder)
Blaue Ledertasche
Ted Baker (Globus)
Blaue Schuhe mit doppelter
Seitenschnalle Santoni (Grieder)
Braune Lederhandschuhe Twinstitch
mit Schnalle (John Lobb)
Geflochtenes Lederarmband Tod’s
Stuhl «Arper» von Aava
(Structure 17)
Teppich «Relax» aus Seide
und Wolle (Domiciles)
| U H R E N | von Michel Jeannot
Patrimony
Traditionnelle Heures
du Monde, Vacheron
Constantin a
Escale Worldtime,
Louis Vuitton o
M I T
E I N E M
Z E I G E R U M L AU F
o Amvox 5 World
Chronograph,
Jaeger-LeCoultre
E I N M A L
U M
g Heures Universelles,
Patek Philippe
74 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Galactic Unitime
Sleek, Breitling d
D I E
W E LT
f Heritage Spirit Orbis
Terrarum, Montblanc
MACHTHABER INSTRUMENTALISIEREN DIE ZEITZONEN FÜR IHRE
POLITISCHEN ZWECKE – UHRMACHER VERSUCHEN SIE MECHANISCH
ZU REPRODUZIEREN. DANK EINER DER EINDRÜCKLICHSTEN
KOMPLIKATIONEN DER UHRMACHERKUNST, DER WELTZEIT, SIND DIE
ZEITZONEN IN ECHTZEIT ABLESBAR. KLEINE REISE EINMAL UM DAS
ZIFFERBLATT UND UM DIE WELT.
A
m 15. August hat Kim Jong Un +5h45), nicht berücksichtigt. Das Gleidie « Pjöngjang-Zeit » eingeführt. che gilt für die neue Zeitzone NordkoSie soll den « unerschütterlichen Wil- reas (GMT +8h30). Nur bei Uhren, die
len des nordkoreanischen Volkes » spie- mehr als 24 Zeitzonen anzeigen, könngeln und die von den « boshaften japa- te der Beschluss des nordkoreanischen
nischen Imperialisten » auferlegte Zeit Machthabers von Bedeutung sein. So
abschaffen, so die Begründung. Venezue- zum Beispiel für die Patrimony Traditilas Präsident Hugo Chávez hatte es ihm onelle Heures du Monde von Vacheron
2007 mit einer eigenen Zeitzone (GMT Constantin. Sie integriert 37 Zeitzonen,
–4h30) vorgemacht. Müssen die Schwei- einschliesslich partieller Zeitzonen, die
zer Uhrmacher ihre Weltzeit- oder Zeit- von ihrem natürlichen Meridian um eine
zonenuhren aufgrund der von Kim Jong Viertel-, eine halbe oder eine DreivierUn beschlossenen Zeitumstellung jetzt telstunde abweichen. Technisch wäre
überarbeiten? In den meisten Fällen lau- die Aufnahme der Pjöngjang-Zeit kein
tet die Antwort wohl Nein, denn Pjöng- Problem, liess uns Vacheron Constanjang wird in der Regel auf den Zifferblät- tin wissen. Die Schwierigkeit wäre eher
tern so oder so übergangen. Daran dürfte die Ablesbarkeit, zumal zwischen GMT
sich auch nichts ändern, im Gegenteil. +8 und GMT +9 bereits die Sonderzone
Woran aber liegt das ?
GMT +8h45 liegt, die Vacheron ConstanDie Unterteilung in 24 Zeitzonen und tin mit der südaustralischen Stadt Eucla
die Festlegung des Greenwich-Meridi- darstellt. Und ohnehin stellt sich die Fraans als Nullmeridian wurden anlässlich ge, ob überhaupt ein Interesse besteht,
der Konferenz von 1884 in Washington Pjöngjang in die Weltzeituhr aufzunehbeschlossen. Ein halbes Jahrhundert spä- men. Damit hat sich die Genfer Manuter präsentierte der Genfer Uhrmacher faktur bisher noch nicht befasst.
Louis Cottier, der unter anderem mit Vacheron Constantin und Patek Philippe ZEITZEUGEN
zusammengearbeitet hat, ein noch imFür die Hersteller von Weltzeituhren
mer massgebendes System, an das sich mit 24 Zeitzonen sind diese Fragen jedie heutige Weltzeit anlehnt. In den al- doch irrelevant. Referenz auf diesem
lermeisten Fällen werden die 24 Zeit- Gebiet ist zweifellos Patek Philippe. Die
zonen auf den heutigen Weltzeituhren Manufaktur hat diesen Frühling eine
gleichzeitig angezeigt. Dazu wird stell- neue Version ihrer Heures Universelles
vertretend für jede Zeitzone ein Refe- in Roségold vorgestellt. Auch Montblanc
renzort festgelegt. Besonders in dicht hat im Januar von sich reden gemacht,
besiedelten Zonen kann diese Wahl zur als das Unternehmen den Markt mit seiKnacknuss werden. GMT +9 zum Bei- ner ersten Weltzeituhr, der Heritage Spispiel umfasst ganz China, Westaustralien, rit Orbis Terrarum, aufmischte. Das Modie Philippinen, Singapur und einen Teil dell sieht vielen bestehenden Modellen
Russlands. Aber auch dann, wenn eine sehr ähnlich, ist aber deutlich günstiger
Zone so gut wie nicht besiedelt ist, weil (ab 5400 Fr.). Manchmal wird die Weltsie zum Beispiel grösstenteils im Ozean zeit mit weiteren Komplikationen kombiliegt und keinen bekannten Ort enthält, niert, wie bei der AMVOX5 World Chroist die Entscheidung schwierig. Denken nograph von Jaeger-LeCoultre.
Breitling beteiligt sich dieses Jahr
wir an South Georgia zwischen der Zeitzone von Rio (GMT –3) und derjenigen ebenfalls am Reigen der Universalzeituhren. In der Galactic Unitime Sleek T
der Azoren (GMT –1).
Auf Uhren mit simultaner Anzeige der tickt das neue benutzerfreundliche Welt24 Zeitzonen werden solche, die im Ver- zeit-Manufakturkaliber B35. Tatsächlich
hältnis zur vollen Stunde um 15, 30 oder kann die innovative Uhr vollständig über
45 Minuten verschoben sind, wie Vene- die Kronen bedient werden.
zuela (GMT –4h30) oder Nepal (GMT
Betrachtet man die Weltzeitmodelle
auf dem Markt etwas genauer, drängt
sich ein etwas nüchternes Fazit auf : Abgesehen von den teils erheblichen technischen Unterschieden sehen die Modelle der Schwergewichte auf dem Markt
alle irgendwie gleich aus. Letztes Jahr
hat Louis Vuitton mit der Escale Worldtime für willkommene Abwechslung gesorgt: Die Uhr fällt schon durch ihr ungewöhnliches Äusseres auf – sie treibt
es im wahrsten Sinne des Wortes bunt,
was in der Haute Horlogerie Seltenheitswert hat. Als Inspiration dienten den
Machern die farbigen Streifen, Initialen
und anderen Symbole, mit denen Louis Vuitton einst die Koffer der Kunden
personalisierte. Auch technisch fällt die
Escale Worldtime durch Originalität auf :
Das von der Fabrique du Temps Louis
Vuitton entwickelte System funktioniert
ganz ohne Uhrzeiger. Das einzige feste
Element des Zifferblatts ist das zentrale schwarze Dreieck. An seiner oberen
Spitze endet es in einem gelben Pfeil, an
dem sich die Uhrzeit und der Referenzort ablesen lassen. Die drei beweglichen
Scheiben, die das Zifferblatt bilden, lassen sich mithilfe einer einzigen Krone
einstellen. Man ahnt es : Hinter dieser
einfachen Handhabung und der besonderen Weltzeitfunktion des Kalibers LV 106
steckt ein raffinierter Mechanismus. Genau das macht die hohe Uhrmachkunst
aus: Ihre grösste Schwierigkeit besteht
darin, hochkomplexe Funktionen einfach
bedienbar zu machen.
Am 15. August hat Nordkorea uns wieder einmal vor Augen geführt, dass der
Umgang mit den Zeitzonen ein politischer Akt ist. China, das sich eigentlich
über fünf Zeitzonen erstreckt, verwendet nicht ohne Grund im ganzen Land
die gleiche Zeit. Die Pekinger und die
Pjöngjanger Zeit verweisen jeweils auf
eine Hauptstadt; sie stehen für ein Nationalgefühl und verkörpern Macht. Doch
Macht ist vergänglich. Insofern sind
Weltzeituhren auch interessant, weil sie
uns etwas über die geopolitische Weltgeschichte, die Veränderungen der Hoheitsgebiete und das Ansehen der Städte
erzählen. Die Referenzorte auf den Zifferblättern der Uhren aus dem 18. und
dem 19. Jahrhundert sind heute nicht
mehr unbedingt die gleichen. Uhren, auf
denen die Zeit in Konstantinopel oder
Ispahan angegeben ist, verweisen auf
eine andere Epoche und andere Machtzentren. In diesem Sinne sind Zifferblätter auch Zeitzeugen, die man immer wieder gerne neu entdeckt. |
Finanz und Wirtschaft LU X E | 75
| U H R E N | von Michel Jeannot
WEITERGEBEN
VO N U H R M AC H E RKNOW-HOW
UHRMACHERSCHULEN SPIELEN BEI DER VERMITTLUNG VON WISSEN
DIE WICHTIGSTE ROLLE. MIT VERSCHIEDENEN INITIATIVEN WIRD
VERSUCHT, AUCH DIE HEUTE NICHT MEHR UNTERRICHTETEN
UHRMACHERTECHNIKEN ZU RETTEN. GLEICHZEITIG SOLLEN DAMIT
JUNGE TALENTE GEFÖRDERT WERDEN.
Wissen vermitteln
D
as Projekt ist so verrückt, dass nur damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
Passionierte dahinterstecken können. Dennoch ist die Grundidee, einen ZeitmesRobert Greubel und Stephen Forsey (Grün- ser fast vollständig von Hand anfertigen zu
der von CompliTime im Jahr 2001 und können.
Wer glaubt, dass sei der Alltag der Uhrder Marke Greubel Forsey im Jahr 2004)
und der unabhängige Uhrmacher Philip- macher, täuscht sich gewaltig. Heutzutape Dufour (eine Kapazität auf seinem Ge- ge werden Dekorationen, Feinarbeiten und
biet) gehören zu dieser Sorte Mensch. Ge- Einstellungen zwar manuell in speziell dameinsam haben sie viel Zeit und Geld in für eingerichteten Manufakturen ausgedas Projekt «Le Garde Temps – Naissance führt, die Komponenten einer Uhr aber ald’une montre» gesteckt. Ihr Ziel: das ge- lesamt von digital gesteuerten Maschinen
samte uhrmacherische Fachwissen und fabriziert. Seien wir ehrlich: Nur noch sehr
die alt-überlieferten Fertigkeiten, die für wenige Uhrmacher besitzen die Fähigkeit,
die Handanfertigung einer Uhr mit Kom- eine Uhr von A bis Z von Hand herzustelplikationen nötig sind, an interessierte Per- len. Natürlich droht dadurch das Fachwissonen weiterzugeben. Für die Fabrikation sen verloren zu gehen. «Aufgrund der Ausollen ausschliesslich traditionelle Tech- tomatisierung der Fabrikationsprozesse
niken und Werkzeuge zum Einsatz kom- geraten viele traditionelle Techniken und
men – mit einer einzigen handwerkliches Fachwissen allmählich in
François-Paul
Ausnahme: Die techni- Vergessenheit», warnt Stephen Forsey. «Mit
Journe, Pate der
schen Pläne werden mit anderen Worten: Die Uhrmacherkultur
Young Talent
dem Computer erstellt, kommt jeden Tag etwas mehr abhanden.»
Competition
76 | Finanz und Wirtschaft LU X E
SECHS JAHRE FÜR EINE UHR
Dieses Problem schien aber lange niemanden zu kümmern. Nicht einmal als die
drei Passionierten 2006 mit den Uhrmachern Kari Voutilainen und Vianney Halter
die Stiftung Time Æon gründeten, die sich
an der Ausbildung künftiger und selbständiger Uhrmacher beteiligen wollte. Doch die
Mittel dazu fehlten. Also beschlossen Robert Greubel, Stephen Forsey und Philippe
Dufour im Jahr darauf, einen Schritt weiter
zu gehen. Sie überlegten sich «eine ambitionierte Aktion, die das gemeinsame Engagement für die Uhrenkultur konkret umsetzt».
Entstanden ist das ProMichel Boulanger, jekt «Le Garde Temps –
Uhrmacher
Naissance d’une montre».
aus Frankreich,
Mit der Fertigstellung der
verschrieb sich
ersten Uhr wurde das ersdem Abenteur
te Ziel nun verwirklicht.
«Le Garde-Temps
Neben Philippe Dufour,
Naissance d’une
montre»
der sich bereit erklärt hat,
sein Wissen zu vermitteln
Die erste Uhr,
die im Projekt
und die dafür nötige Zeit
«Le Gardeaufzuwenden, und Greubel Forsey, die die gesam- Temps Naissance
d’une montre»
te Aktion finanziert hat
entstand
– die Rede ist von mehreren Millionen Franken –, haben auch viele
Firmenangestellte einen Beitrag zu diesem
Abenteuer geleistet.
Konkret gestartet wurde das Projekt 2009
mit der Wahl eines Schülers. Er musste bereit sein, alles andere stehen und liegen zu
lassen, um sich voll und ganz seiner neuen Aufgabe zu widmen. Sie bestand darin,
sich das Wissen und die Techniken anzueignen, sie Schritt für Schritt zu dokumentieren und sie dann seinerseits weiterzugeben. Angesichts dieser anspruchsvollen
Aufgabe fiel die Wahl nicht auf ein Greenhorn, sondern auf Michel Boulanger, einen
diplomierten Uhrmacher und Lehrkraft für
Uhrmacherei in Paris. Auf ihn wartete eine
kolossale Arbeit. Er musste nicht nur eine
Uhr mit drei Zeigern und einem Tourbillon entwickeln, sondern auch – mit der Hilfe der drei Projektinitianten – zahlreiche
Werkzeuge für die Fabrikation der Uhr herstellen. Ausserdem hatte er den Auftrag, jeden einzelnen Produktionsschritt in Schrift
und Bild festzuhalten, damit die Informati- für unsere Zukunft und die Zukunft der Paul Journe (Seele und Eigentümer der
onen später interessierten Uhrmachern als mechanischen Uhrmacherei muss dieses Marke FP Journe, ebenfalls Mitglieder der
Wissen verstanden, beherrscht und erhal- AHCI) die Patenschaft des Wettbewerbs
Grundlage dienen können.
übernahm, änderte sich das schlagartig.
«Anfangs stiess das Projekt auf wenig Re- ten werden.»
Dank des gewonnenen Bekanntheitsgrads
sonanz, aber als die Uhr anfing, Gestalt anerhielt die Ausgabe 2015 der «Young Talent
zunehmen, machte es Klick», sagt Stephen JUNGE TALENTE IM FOKUS
Mehrere andere, meist private Projek- Competition» eine neue Dimension. Die
Forsey. Auslöser für das plötzliche Interesse war vor allem die Präsentation des te fördern junge Talente oder ihre Ausbil- Kreationen der drei von den AHCI-MitUhrwerks an der SIHH 2012. Davor habe dung. Dies geschieht auf unterschiedliche gliedern bestimmten Preisträger aus Däneer fast nur mit Problemen zu kämpfen ge- Art. Die Aktion «Young Talent Competi- mark, Schweden und der Schweiz fanden
habt, räumt Michel Boulanger ein: «Mir tion» der Académie Horlogère des Créa- grosse Beachtung und lösten ein entspredie Fertigkeiten und das Wissen anzueig- teurs Indépendants (AHCI) zum Beispiel chendes Medienecho aus. Zwei der Gewinnen, war schwieriger, als ich angenommen will besondere Begabungen von Lernen- ner werden bei FP Journe ein mehrwöchihatte. Einen Handgriff so zu verstehen den und jungen Uhrmachern ans Licht ges Praktikum absolvieren, um sich mit der
und zu beherrschen, dass man ihn sozusa- fördern. Sie wurde 1985 ins Leben gerufen Praxis einer integrierten Manufaktur vergen automatisch durchführen
traut zu machen.
kann, fordert viel Zeit und geDie Bewerbungen für 2016
schieht schrittweise, Abkürkönnen bereits eingereicht
zungen gibt es hier nicht. Das
werden, die Anforderungen
Erlernen der hohen Uhrmaaber sind hoch. Laut den Vercherkunst lehrt Demut.»
anstaltern soll das Niveau der
Sobald die erste Uhr fertig
Kreationen fortlaufend erhöht
war, wurden zehn weitere Exwerden, wovon man sich auch
emplare hergestellt und zum
eine zunehmende MedienpräMICHEL BOULANGER
Verkauf angeboten. Der Erlös
senz erhofft. Neu haben neben
geht zur Nachwuchsförderung
den AHCI-Mitgliedern auch
an die Stiftung Time Æon. Und Michel Bou- und zählt die namhaftesten unabhängigen die Öffentlichkeit und die Journalisten die
langer gibt das neu erworbene Wissen an Uhrmacher zu ihren Mitgliedern. Aller- Möglichkeit, die Qualität der eingereichten
die aufstrebende Generation weiter. Mit dings fehlte es der AHCI anfangs an Geld Kreationen zu beurteilen. Ob die nächsten
dieser ersten abgeschlossenen Phase ist ein und Unterstützung. Die erste Ausgabe des Preisträger die Uhrmacher-Stars von morwichtiger Schritt getan, freut sich Stephen Nachwuchswettbewerbs ging deshalb fast gen sein werden, wird sich in ein paar JahForsey: «Das ist unglaublich wichtig, denn unbemerkt über die Bühne. Als François- ren zeigen. |
« Das Erlernen der
hohen Uhrmacherkunst
lehrt Demut »
Finanz und Wirtschaft LU X E | 77
| R E I S E TAG E B U C H |
von Quentin Mouron - Fotos : Nicolas Righetti
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SWITZERLAND
Die Postkarten können wir vergessen!
Man soll sich nicht
täuschen lassen:
Die Natur ist das
Original, nicht die
Postkarte.
Die Grand Tour
of Switzerland
besteht aus
mehreren
verschiedenen
Routen. Sie ist eine
Einladung, abseits
der Autobahnen
die Umgebung zu
entdecken, Natur
zu geniessen, Land
und vielleicht
Leute kennen zu
lernen, einen Gang
tiefer zu schalten.
Der hier gewählte
Roadtrip führte
von Bern nach
Meggen.
78 | Finanz und Wirtschaft LU X E
I
Es ist am Chauffeur, an
der Fahrererin - egal
ob Abenteurerin oder
Sonntagsfahrer - die
Initiative zu ergreifen, sich
lustvoll zu entscheiden
zwischen dem Entdecken
von Nebenstrecken und
geruhsamer Fahrt auf
Landstrassen
m gleissenden Sonnenlicht fährt der Chrysler Sebring die verlassenen Berner Landstrassen entlang. Der Tacho zeigt 75 Kilometer pro Stunde, das Thermometer 36 Grad. Das
Stoffdach ist glühend heiss. Es ist Anfang Juli,
und die Strasse gleicht einer Magmazunge, die
sich ihren Weg zwischen den fast seltsam anmutend grünen Hügeln hindurch bahnt. « Das
ist es », sage ich mir, « das muss die Grand Tour
sein. » Obwohl die Route von den Medien fantasielos als « Schweizer Route 66 » bezeichnet
wird, hat sie nichts mit ihrer entfernten amerikanischen Verwandten gemeinsam. Einerseits
hat die Verbindung Chicago-Los Angeles ursprünglich weder einen touristischen Hintergrund, noch dient sie dazu, das kulturelle Erbe
aufzuwerten oder die Begeisterung für die nationalen Landschaften zu wecken. Andererseits ist die Route 66 eine in sich geschlossene
Einheit, die klar definiert, auf Landkarten ersichtlich und im Navigationssystem zu finden
ist. Die Schweizer Grand Tour hingegen setzt
sich aus verschiedenen Routen zusammen, die
weder ausgeschildert noch direkt als solche erkennbar sind. Vielmehr ist sie eine Einladung,
abseits der Autobahnen die Umgebung zu entdecken, die Natur zu geniessen, die Hügel hinauf und den Suonen entlang zu fahren. Auf der so malerisch. Zahlreiche Fabriken, SortierWebsite findet man nur eine ungefähre Rich- bahnhöfe und Militärfahrzeuge erinnern im
tung und zahlreiche interessante Adressen. Es passenden Moment daran, dass die Schweiz
ist Aufgabe des Fahrers – egal, ob erfahrener mehr ist als eine Postkarte, ein Urlaubsort, eine
Abenteurer oder Sonntagsfahrer –, die Initiati- riesige Schokoladenfabrik. Schweiz Tourismus
ve zu ergreifen, die Zügel in die Hand zu neh- wollte mit seiner Grand Tour keine leblose Stamen und zu entscheiden, ob er sich lieber auf tue oder Mumie ausstellen. Die Schweiz, die es
Neben- oder Landstrassen verlieren oder sich zu entdecken gilt, ist lebendig und belebt; das
an die übersichtlichen Kurven der Kantons- Blut pulsiert in ihren Adern. In dieser Hinsicht
strassen halten will. Selbstverantwortung ist findet sich auch etwas vom amerikanischen
gefragt. Jeder soll persönliches Engagement Geist in der Grand Tour wieder: Trotz einiger
zeigen und sich einbringen. Genau das tue ich. Touristenorte (Hackberry, Oatman) verkam
Mehrmals schon habe ich angehalten, um mei- die Route 66 nie zu einer kitschigen Disney
ne Karte zu Rate zu ziehen. Ich habe Bern ver- World. Schäbige Wohnwagen, heruntergekomlassen und bin durch das Emmental gefahren, mene Schuppen, verlassene Dörfer und verfaldas einige Überraschungen bereithält. Ich den- lene Diners sind geblieben. Nicht nur in Erfolke dabei an die Lueg-Arena, weit abgelegen, gen, auch in Misserfolgen liegt ein tieferer Sinn.
mitten in der Natur, ein Open-Air-Theater mit Dies ist die Erfahrung, welche die Fernfahrer
über 200 Plätzen. Aber auch an das Dorf Affol- auf der Achse Chicago-Los Angeles machen.
tern, das Mekka des Emmentalers mit unzäh- Und es ist seltsamerweise auch etwas, was man
ligen Käsereien, Museen, Restaurants – tou- zwischen Bern und Luzern lernt.
ristisch, ohne reisserisch zu sein –, das seine
Besucher in die Geheimnisse des wohl symTrotzdem meldet sich die Idylle zurück. Ich
bolträchtigsten Produkts der Schweiz einführt. fahre durch Küssnacht. Vorbei an Greppen näIch nähere mich Luzern. Erste katholische here ich mich Weggis und komme immer weiKapellen säumen den Weg. Die Landschaft ter aufs Land hinaus. Ich bin im Haldihof verwird industrieller, die Dörfer sind nicht mehr abredet, einem Bio-Familienbauernhof, der
Die Schweiz,
die es zu
entdecken
gilt, ist
lebendig und
pulsierend;
in diesem
Sinn findet
sich etwas
Route 66 in
der Schweizer
Grand Tour.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 79
wieder etwas dazugelernt. In unserem Land
wird also auch Gin hergestellt, der sogar aussergewöhnlich gut sein kann. Nach einer Stunde spannender Gespräche über Gott und die
Welt, Diskussionen über landwirtschaftliche
Entwicklung und lautem Lachen steige ich
wieder in mein Auto und mache mich auf den
Weg nach Weggis.
Bruno Muff, Gründer
des Haldi Hof, war
nicht immer Biobauer.
Der ehemalige
Programmierer
verkaufte sein
Unternehmen an
Google.
Florian Gilges, mit 15
GaultMillau-Punkten
dekorierter Chef des
Restaurant Sparks
in Weggis.
Nora Breitschmid,
unterm Strohhut. Mit
ihren drei Schwestern
und den Eltern managet
sie das hochdotierte
Weingut Sitenrain.
aufgrund der Qualität seiner Produkte und
der freundlichen Bewirtung in der Region
einen besonderen Ruf geniesst. Dort treffe
ich mich mit dem Gründer Bruno Muff, einem leicht ergrauten 49-Jährigen mit sympathischem Lächeln und funkelnden Augen.
Nicht immer hat er sich mit biologischer
Landwirtschaft beschäftigt. Der ehemalige Informatiker hat seine Firma an Google verkauft (seine innovativen Ideen haben
die Verfeinerung des Google-Maps-Programms erlaubt). Aber Muff spricht lieber
über die Gegenwart. Über die ethischen und
die philosophischen Beweggründe, die seinen Bemühungen zugrunde liegen. Über
sein ganzheitliches Engagement für seine
Lebensmittel ohne Pestizide und Zusatzstoffe. Über die Vielfältigkeit seiner Produktion (hochprozentige Schnäpse, Konfitüren, Senfe, Kosmetika etc.). Und über
die freundschaftlichen und solidarischen
Beziehungen zwischen den Bio-Produzenten der Region und Luzern. Dann holt er
eine quaderförmige Flasche und fordert
mich auf, einen Schluck zu nehmen. « Gin !
In der Schweiz ? », rufe ich erstaunt. Er lächelt. « Das ist unsere Spezialität. » Schon
80 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Ein einmaliger Blick über den Vierwaldstättersee, grüne Hügel, die Drahtseilbahn, schmucke Hotels und Kieselstrände : Ich scheine in
einer Postkartenlandschaft gelandet zu sein.
Aber man darf sich nicht täuschen lassen. Die
Landschaft und nicht die Postkarte ist das Original. Es gab sie vorher, so wie es Beethovens
Fünfte Symphonie vor der x-ten Werbung
für billige Schuhe gab, die Tragödie vor Racines Gedicht, das nach einem Abendessen rezitiert wird, und das Bild der Mona Lisa vor
den Nachdrucken auf Briefmarken oder Postern. Weggis, ein Touristenort par excellence, hat nicht weniger Geschichte oder Tiefe,
und es wäre dumm, den Ort unter dem Vorwand zu meiden, alle Welt reise dorthin. An
diesem glühend heissen Samstag können auch
die sanften Windstösse keine Abhilfe schaffen,
und die verschwitzten, aber glücklichen Touristen verschiedener Kulturen, die den Anblick
des Wassers, des Himmels und der Berge gierig
in sich aufsaugen, versuchen sich zu erfrischen.
Familien tummeln sich im See und geniessen
das Nass in vollen Zügen. Ich bin weit weg vom
Emmental, weit weg von den Kurven und den
hügeligen Landschaften. Weggis ist eine Oase.
Hier kann man die Seele baumeln lassen und
sich erholen. Auch ich profitiere davon. Ich
stelle den Chrysler ab, nehme mein Badetuch
und gehe zu Fuss zum See. Erfrischt und entspannt komme ich im Hotel Weggis Park an.
Die Architektur verbindet Altes mit Neuem
(das erste Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert, während das jüngste nur ein paar Jahre alt ist), und das an japanische und tibetische
Traditionen angelehnte Design ist durchweg
gepflegt. Ein ausgezeichneter Service, eine Reihe verschiedener Bars und Restaurants – alle
mit eigener Atmosphäre, gleich einer Reise in
eine andere Welt – und ein einzigartiges Panorama machen das Hotel einzigartig. Von der
Hitze und der Reise erschöpft unterschreibe
ich schnell den Papierkram, den mir der Rezeptionist vorlegt, und eile zum Park Grill, um
ein Glas amerikanischen Syrah zu kosten. Ich
verschmähe die Entrecôtes, Filets und Meeresfrüchte und geniesse eine grillierte Seezunge
im Sparks, dem mit unzähligen Gault-Millau-
Punkten (15, um genau zu sein) ausgezeichne- wirtschaftszone. Da hat er eben Reben geten Restaurant von Florian Gilges. Die Sonne pflanzt. » Das Weingut Sitenrain trägt also die
geht über dem Vierwaldstättersee unter, die Früchte des Zufalls ? Auf gewisse Weise schon.
Gäste scheinen versorgt. Und ich bestelle mir Aber Zufall heisst nicht Dilettantismus. Die Familie Breitschmid entstammt einer der ältesten
noch etwas Wein.
Weinbaudynastien. 2015 wurde ihr Solaris als
Am nächsten Tag mache ich mich auf nach bester biologischer Weisswein des Jahres ausMeggen. Zu meiner Rechten erstrecken sich gezeichnet. Nach einer Degustation schliesse
die Reben des Weinguts Sitenrain. Ich parke ich mich den Juroren gerne an. Es ist Mittag.
inmitten eines mittelgrossen, alten Gebäude- Nora und ihre Schwester haben vor, sich im
komplexes, der eine prachtvolle Landschaft See zu erfrischen. Ich mache mich wieder auf
überblickt. Nora Breitschmid, 25 Jahre alt, mit den Weg. Zurück in meinem Chrysler sehe
einem Strohhut auf dem Kopf, empfängt mich. ich, dass das Thermometer wieder eine ReNora führt den Betrieb mit ihren drei Schwes- kordhöhe erreicht hat. Die Strasse glüht in
tern und ihren Eltern und kümmert sich um der Hitze. Und ich fahre. Meine Gedanken
alles in Alleinregie : um die Ernte genauso wie schweifen zurück zur Urschweiz, die man
um die Werbung (sie hat soeben ihren Bachelor unbeschwert und gelassen verlässt. Hier liein Marketing und Kommunikation abgeschlos- gen unsere Wurzeln. Es sind Wurzeln, die uns
sen) und den Verkauf. Das Bild der Schwestern, nähren, nicht solche, die uns erwürgen oder
die sich ihren Reben widmen, ist überraschend uns im Boden festhalten. Bruno Muff, Nora
und passt nicht zu dem etwas altmodischen Breitschmid und Florian Gilges machen die
Eindruck, den man oft von der Innerschweiz Schweiz schöner und gleichzeitig jünger. Ich
und den Weinbaubetrieben hat. « Mein Vater drücke aufs Gaspedal. Die Klimaanlage arbeikam eines Tages hier vorbei und fand diesen tet auf Hochtouren. « Die schönsten Reisen
wunderschönen Ort. Das Grundstück stand sind die zu seinem Innern », hört man manchzum Verkauf, und er hat es erstanden. » Und mal. Es sind auch diejenigen, die man innerdanach ? « Na ja, es befand sich in der Land- halb seines eigenen Landes unternimmt. |
Die Grand Tour of
Switzerland ist ein Projekt
von Schweiz Tourismus
und lädt Sie auf einer
Traumstrecke zu den
Highlights der Schweiz
ein – von Gletschern
zu Palmen, von urigen
Bergdörfern zu lebendigen
Städten, von der
rustikalen Unterkunft zum
Luxushotel. Die Tour kann
in einzelnen Abschnitten
oder als Ganzes und
mit ganz verschiedenen
Verkehrsmitteln
bereist werden.
Detailinformationen unter
www.myswitzerland.com
WEITERE ADRESSEN
Gasthaus Engel
Park Weggis
Emmentaler Schaukäserei
Restaurant, Boutique, Museum
3416 Affoltern im Emmental
Geöffnet von 9 bis 18.30 Uhr
Biobauernhof Haldihof
Der Hofladen ist
den ganzen Tag geöffnet.
Online-Verkauf
Spezialitäten : Gin, Birne
(Brand), Aprikose (Brand),
Senf, Konfitüre,
Kosmetikprodukte.
Famille Muff
6353 Weggis
Parkhotel / Park Grill /
Restaurant Sparks
Hertensteinstrasse 34
6353 Weggis
FläckeKafi
Sitenrain
Famille Breitschmid
Spezialitäten : Solaris und
Solaris Barrique
Sitenstrasse 6
6045 Meggen
Sommerhaus
Schöne, schattige Terrasse
zwischen Burgdorf und Lueg
mit einer traumhaften Aussicht
auf die Berner Landschaft.
Grosse Auswahl an
traditionellen Gerichten.
Sommerhaus 1
3400 Burgdorf
Gasthaus Engel
Nach Sonnenuntergang
eindeutig die beliebteste
Terrasse in Küssnacht. Nach der
Fahrt noch ein letztes Bier !
Gute Stimmung inklusive.
Hauptplatz 1
6403 Küssnacht am Rigi
FläckeKafi
Auf dem Luzerner Land erwartet
man nicht unbedingt den
« besten Burger des Landes »
– aber meine Geschmacksnerven
sind eindeutig dieser Meinung.
Und sie sind sich alle einig!
Fläcke 3
6215 Beromünster
Finanz und Wirtschaft LU X E | 81
MADE
SWISS
SCHÖNHEIT
| B E A U T Y U N D P F L E G E | von Hans Uli von Erlach
WO KLARES GLETSCHERWASSER FLIESST UND GESUNDE ALPENKRÄUTER WACHSEN, DA KANN AUCH SCHÖNHEIT NICHT WEIT SEIN: EINIGE
DER LUXURIÖSESTEN BEAUTY-BRANDS KOMMEN AUS DER SCHWEIZ.
MIT ECHT SCHWEIZERISCHEN INGREDIENZEN : NATUR, INNOVATION
UND SAVOIR-FAIRE.
«D
ie Schweiz ist reich an natürlichen Ressourcen », sagt Didier
Guillon, der zusammen mit seiner Frau
das Kosmetikunternehmen Valmont in
Montreux führt. Er meint damit unter
anderem « das Gletscherwasser mit seinem perfekten Mineraliengehalt, der den
Gewebeaustausch und den Stoffwechsel
der Zellen fördert ». Die Pflanzen im eigenen Alpengarten, von Ringelblume bis
Nessel oder Sonnenhut, steuern das Ihre
an Essenzen für die erfolgreichen Produkte bei. Auch Alexandre Flueckiger sagt :
« Wir schöpfen unsere Inspiration aus der
Natur, sie ist unser Erbe. » Der botanische
82 | Finanz und Wirtschaft LU X E
Garten Flore-Alpe in Champex im Wallis,
auf fast 1500 M. ü. M., hütet die Geheimnisse pflanzlicher Elixiere, die er für die
Pflegelinie Alpeor entschlüsselt hat.
Die Walliserin Jacqueline Piotaz liess
sich für ihren Kosmetik-Brand von der
Sündenfrucht Apfel verführen. Stammzellen von ihm, von Walliser Trauben
und von Alpenrosen sind die Basis für
die Rezepturen ihrer zwei luxuriösen Anti-Aging-Pflegelinien.
Die Produkte von Artemis of Switzerland tragen ihre Herkunft schon im
Label-Namen. Für die Natural-Hightech-Männerlinie wirbt man sogar mit
Gipfelstürmern, denen die Produkte einen
neuen Kick für Höchstleitungen geben.
Zum Beispiel mit einem Sauerstoff-Gesichtsbooster, falls die Luft zum Gipfel
dünn wird…
Auf Schweizer Know-how und Qualität
setzt auch Wolfgang Meyer, COO der Skin
Concept, mit den Beauty-Linien Swisscode Pure und Swisscode Bionic. Nomen
est omen: Für die Fluggesellschaft Swiss
hat Swisscode die Pflegeprodukte für Businessclass-Passagiere kreiert. Zum selben
Haus gehört auch die biologische Luxuslinie Vetia Floris, deren Name von der guten,
alten Helvetia inspiriert ist, sozusagen der
ersten Beauty Queen des Landes. |
Valmont www.boutiquevalmont.com
Swisscode www.swisscode.net
Jacqueline Piotaz www.jps-cosmetics.com
Alpeor www.alpeor.com
Artemis www.artemis-skincare.com
von Sarah Jollien Fardel | D U F T N OT I Z E N |
A
mber, klassischer Baustein von Parfums, verströmt Liebe und die animalische Schönheit des Körpers. Ambre Eccentrico ist der neue, opulente Duft der Armani
Privé Collection und unentbehrliches Accessoire des Verführers. Elegant, charmant,
exzentrisch, nicht zuckrig, sondern aus den
schönen Essenzen bestehend, die ein gutes
Parfum ausmachen. Das jüngste Mitglied
der Armani Privé Collection ist eine Kreation der Parfumeuse Calice Becker, die Amber, Zimt, Patschuli, Tonkabohnen, Zistrose und Prunol kombiniert hat. Typisch für
La Collection der hochelegante, viereckige
schwarze Flacon – Kleider machen eben
immer noch Leute – mit dem kieselförmigen Verschluss, der an versteinerten Bernstein erinnert. Die Ingredienzen sind einfach, der Duft ist es nur auf den ersten Blick.
Tatsächlich ist er wunderbar subtil, wie ein
listiger Verführer. Und hat uns inspiriert…
EXZENTRISCHE ELEGANZ
DANDELYAN
London, Hotel Mondrian am Themse-Ufer, das der englische
Designer Tom Dixon neu gestaltet hat. Art-déco-Stil, Dandy-Ambiente, extravagante Farben, Leder in Lavendel-, Lodenund Kupfertönen. Mr. Lyon heisst der phänomenale Barkeeper,
der für seine Cocktails mit zahllosen Preisen geehrt wurde.
Jeden Dienstagabend gibt es Livemusik. Eine Empfehlung,
ein Hauch Parfum. That’s it.
EIN
ORT
« TRUE DETECTIVE »
STAFFEL 2
EINE
Vince Vaugh alias Frank
TV-SERIE
Semyon ist der Hölle seiner verunglückten Kindheit
entflohen und zum Karriereverbrecher aufgestiegen. Ein finsterer
Mann, gequält von seiner Vergangenheit, nicht besonders attraktiv, perfekt
dafür der dunkle Anzug, das Hemd
korrekt geöffnet. Der Bösewicht könnte auch den Banker geben. Oder den
Frauenhelden, dabei liebt er nur die
eine. Sein ultimatives Accessoire : ein
italienisches Parfum. Di gran classe !
LEDER
Amber und Leder sind ein ebenso
perfektes wie verwirrendes Duo. Griff,
Patina, Düfte und Gefühle. Es könnte
ein abgenutzter Clubsessel sein, Zeuge wilder Nächte mit viel Alkohol und
Zigarren. Oder der Lounge Chair von
Charles & Ray Eames, seit Jahren Dauerbrenner, von Vitra wieder neu
interpretiert und stets aktuell.
Ambre Eccentrico, ein bissEIN
MATERIAL chen versnobt, ein bisschen
elitär. Vielleicht ist es auch
ein dunkelbrauner Blouson,
der in gewissen Momenten unglaublich aufregend duftet.
« STILLES CHAOS » VON SANDRO VERONESI
Pietro Paladini ist ein junger italienischer Witwer, der die Trauerzeit im
Park vor der Schule seiner Tochter verbringt. Er besitzt die Lässigkeit
des Erfolgreichen. Auf der Parkbank und im Luxuswagen vertrauen ihm
Menschen ihre Geschichten an. Ein Hauch Ambre Eccentrico würde bestens zu ihm passen, vor allem im Kapitel mit der heftigen, meisterhaft beschriebenen
Erotikszene, die erkennen lässt, dass Schmerz und Sex sich weder um Stand noch um
Herkunft kümmern.
EIN
BUCH
Finanz und Wirtschaft LU X E | 83
| A U TO | von Jorge S.B. Guerreiro
IM RENNTEMPO
DER AUTORENNSPORT IST TRADITIONELL AUCH DAS LABOR FÜR DEN BAU KÜNFTIGER SERIENFAHRZEUGE. WELCHES SIND
DIE TECHNOLOGISCHEN ERRUNGENSCHAFTEN DER DREI WICHTIGSTEN DISZIPLINEN FORMEL 1, ENDURANCE UND FORMEL E?
UND WERDEN WIR SIE VIELLEICHT BALD IN UNSEREN FAHRZEUGEN WIEDERFINDEN ?
T
eams und Konstrukteure von RennboIronischerweise muss der Erfindergeist tion von Verbrennungsmotor und Elektroliden sind stets auf der Suche nach im- der Rennstall-Ingenieure laufend durch motor, die, 1997 lanciert, seit 2009 auch auf
mer gewagteren Lösungen. Da diese nur neue Reglemente gebändigt werden. Denn die Formel 1 adaptiert wurde.
ein Rennen lang halten müssen, können sie sonst würde sich die Leistung der MaschiSehr viel Geld und die Reputation der
viel schneller umgesetzt werden, als dies in nen exponentiell vergrössern – zulasten Rennställe stehen auf dem Spiel, weshalb
der Serienkonstruktion möglich wäre. Auch des « Schwachpunktes » Mensch, des Pilo- die Autobauer ständig versuchen, sich geunterscheiden sich die Ziele: Im ersten Fall ten. Faktisch ist der technologische Input genseitig zu übertrumpfen und ihre Innogeht es vor allem um Performance, im zwei- des Rennsports im serienmässigen Automo- vationen streng geheim halten. Wir lüften
bilbau massiv zurückgegangen. Man beob- die Geheimnisse mit einer Übersicht über
ten um Zuverlässigkeit und Sicherheit.
Scheibenbremsen, Direkteinspritzung, achtet heute vielmehr den gegenteiligen Technologien, die für den Autorennsport
aktive Aufhängung, Traktionskontrolle – die Trend, indem Technologien, die für Perso- konzipiert wurden und eines Tages für den
Liste der Erfindungen, die für Rennautos nenwagen entwickelt wurden, nun auch im Personenwagenbau interessant sein könngedacht und später für Personenfahrzeuge Rennwagenbau Anwendung finden. Zum ten. Ausgangspunkt sind Formel 1, Formel
angewendet wurden, ist fast endlos.
Beispiel das Hybridsystem, die Kombina- E und Endurance.
FORMULE E
LÄRM
Während der Benzinmotor eines F1-Fahrzeugs
mit über 15 000 U/min einen Lärm von
bis 140 Dezibel verursacht, was dem eines
startenden Flugzeugs entspricht, übersteigt
die Lärmbelastung eines Formel E nie 80 dB.
Adaptiert auf Personenfahrzeuge könnte sich
dieser Vorteil allerdings zum Nachteil oder gar zu
einer Gefahr entwickeln, da die Fussgänger beim
Überqueren der Strasse vielfach ihrem Gehör
vertrauen und ein heranfahrendes Auto nicht
hören könnten.
84 | Finanz und Wirtschaft LU X E
ELEKTROMOTOR
Das grösste Entwicklungspotenzial der Formel
E liegt zweifellos im Antriebsstrang. Ziel ist es,
die Effizienz bzw. die Kapazität zu erhöhen,
das heisst, das Maximum der in der Batterie
gespeicherten Energie auf die Strasse zu
bringen, indem die Leistung optimiert und der
Energieverlust (Reibung, Wärme usw.) reduziert
werden kann. Die Effizienz liegt heute bereits bei
90 %. In der Formel E wird nun das Unmögliche
in Angriff genommen : 100% der gespeicherten
Energie auf die Strasse zu bringen, indem sehr
kompakte und leichte Motoren gebaut werden.
Ein Trumpf für die künftigen, serienmässig
gebauten Autos.
BATTERIE
In der Formel E ist es mit den heutigen LithiumBatterien noch nicht möglich, eine ganze GrandPrix-Strecke zu absolvieren, weshalb die Piloten
bei Halbzeit das Gefährt wechseln müssen.
Williams Advances Engineering, eine Filiale des
Williams-Rennstalls, arbeitet simultan an Grösse,
Gewicht, Ladedauer und Kühlsystem und hat
sich zum Ziel gesetzt, in spätestens fünf Jahren
eine bessere Batterieleistung zu erreichen. Dann
sollte es möglich sein, ein ganzes Rennen mit
einem einzigen Fahrzeug zu bestreiten.
Die Optimierung von Autonomie und Ladezeiten der Batterien wird schlussendlich auch
darüber entscheiden, ob Elektrofahrzeuge sich
im Privatbereich durchsetzen können.
F1 – FERRARI SF15-T
HYBRID
Seit 2009 sind die Formel-1-Wagen auch hybrid,
das heisst, sie sind mit einem Benzin- und einem
Elektromotor ausgerüstet. Wie bei den Personenwagen bezieht der Elektromotor den Antrieb aus
der Rückgewinnung der kinetischen Energie, die
während des Bremsvorgangs entsteht (Wärme
und Reibung). Neu gibt es eine zweite Kraftquelle
für den Motor, einen Generator nämlich, der
einen Teil der Energie vom Auspuff und von der
Trägheit des Turbos, dessen Drehgeschwindigkeit
100 000 U/min erreicht, bezieht.
PORSCHE 919 HYBRID
ENDURANCE
PNEU
AERODYNAMISCH
Weil Aerodynamik für geringeren Treibstoffverbrauch und verbesserte Strassenhaftung sorgt, ist
sie in der Formel 1 permanentes Forschungsthema.
Die verbesserte Fahrzeugströmung ermöglichte
den vollständigen Verzicht auf hervortretende
Spoiler, die bei Hochgeschwindigkeit für Bodenhaftung sorgen. Dank innovativer Aerodynamik
des Unterbodens konnten der Negativauftrieb
erhöht und die Spur reduziert werden. In Zukunft
wird es die bessere Nutzung des Coanda-Effekts
erlauben, die Heissluftströme aus den Auspüffen
für optimale Strassenhaftung zu nutzen.
SICHERHEIT
Endurance-Fahrzeuge bestehen aus
einem Monoblock aus KohlenstofffaserVerbundwerkstoff, der den Piloten schützt.
Dieser Block wird teilweise mit Platten verstärkt,
die aus ähnlichem Material hergestellt sind
wie kugelsichere Westen, aus Zylon. Das
ultrafeine, leichte Material ist ein Produkt aus
der Militärforschung. Zwar erhöht es nicht die
Rigidität des Fahrzeugs, verhindert aber, das
beim Zusammenprall mechanische oder andere
Teile ins Cockpit eindringen.
3-D-PRINT
Unter den Autoherstellern, die an EnduranceRennen teilnehmen, wenden Audi, Nissan und
natürlich Porsche 3-D-Drucktechnnologie an. Der
Effizienzgewinn ist enorm, da die Ingenieure mit
CAD-Software Teile konzipieren, die direkt in die
Endproduktion gehen. Elemente der Aufhängung,
Carters und andere nicht strukturelle Teile werden
bereits auf diese Weise hergestellt. Porsche
geht schon weiter und plant die Produktion von
Teilen von Chassis, Karosserie und Motor mit
3-D-Technologie. Zurzeit erlauben die hohen
Produktionskosten nur kleine Quantitäten.
Längerfristig sind aber Produktionsgewinne
und die Möglichkeiten für die Individualisierung
von Serienfahrzeugen auch für die grossen
Automobilhersteller ein unumgängliches Thema.
Reifen sind der einzige physische Kontakt zwischen
Fahrzeug und Boden, und sie haben in Bezug auf
Optimierung Priorität. Aber es ist die Quadratur
des Kreises : je weicher der Reifen, desto besser
seine Bodenhaftung, aber desto schneller auch
der Verschleiss. Eine Problematik, die Renn- und
Personenwagen gleichermassen kennen. Pirelli,
Ausrüster der Formel-1-Meisterschaft, hat das Konzept Supersoft entwickelt, das Wärme und Energie
effizienter auf die Reifenoberfläche abgibt und so
deren Lebensdauer verlängert. Der stärkere Druck
auf die Kontaktzone wirkt sich zudem günstig auf
die Haftung aus.
Finanz und Wirtschaft LU X E | 85
| LU X E D I G I TA L | von Jorge S. B. Guerreiro
Z ZEGNA ICON WARMER
Für kommende Saison hat das Haus Zegna die innovative Icon Warmer vorgestellt. Die Jacke hält dank verschweisster Nähte und eines ins Rückenteil integrierten Systems aus aufheizbaren Elementen, das über einen kleinen Knopf in der Innentasche aktiviert wird, wunderbar automatisch warm. Sobald die Anzeige aufleuchtet, heizt
die Jacke innerhalb einer Minute auf 29o. Zum Aufladen der integrierten Batterie wird das Kleidungsstück einfach
mit dem mitgelieferten kabellosen Ladegerät verbunden. Sieben Stunden kuschelige Wärme sind garantiert.
www.zegna.com
D
I
G
I
L
U
X
E
CHAMPAGNE KRUG ID
Die renommierte Champagnermarke Krug
betritt mit ihrer Mobile App Krug ID Neuland
in Sachen Rückverfolgbarkeit. Das Kontrolletikett der Flaschen ist auf der Rückseite mit
einem sechsstelligen Identifikationscode versehen, der über eine App mehr über die Herstellung des Champagners verrät. Éric Lebel,
der Direktor des Weinkellers, gewährt Einblick
in seine berühmten Notizbücher, die Auskunft
über die Feinheiten der jeweiligen Assemblage, die Einflüsse des Wetters und die verschiedenen Höhepunkte der Cuvée geben.
Mit der Krug ID können Sie zudem Ihren eigenen Champagnerkeller organisieren.
www.krug.com
DIOR EYES
Hinter den Kulissen einer Modeschau Mäuschen spielen, bei der Vorbereitung der Models mithelfen, die Geheimnisse der Kollektionen eines
Haute-Couture-Hauses entdecken : Das möchte Dior den Kunden mit
einem Virtual-Reality-Helm ermöglichen. Die in Zusammenarbeit mit
der Agentur DigitasLBi Frankreich entwickelte Haube hat eine Bildauflösung von 2k auf einem Gesichtsfeld von fast 100o und ist mit einem
binauralen System ausgestattet, das einen dreidimensionalen Klangraum entstehen lässt. Ein einmaliges Erlebnis, das Dior in ausgewählten
Boutiquen anbietet. www.dior.com
SMARTE FLASCHEN
VON JOHNNIE WALKER
An dieser Whiskyflasche werden Sie bestimmt
hängen bleiben : Die von Johnnie Walker entwickelte Flasche kann personalisierte Nachrichten verschicken. Das Etikett ist mit einem
kontaktlosen NFC-Empfänger versehen und
sendet Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Konsum, Cocktailvorschläge und
Informationen zu Aktionen auf das Smartphone des Käufers. Der Besitzer der Flasche kann
sogar nachsehen, ob sich jemand heimlich an
der Flasche bedient hat oder ob sie seit dem
letzten Gebrauch verschlossen geblieben ist…
Wer hat hier gepetzt ?
www.johnniewalker.com
DAS HERMÈS MANIFEST
Vierzehn Jahre nach der Aufschaltung der Seite Hermès.com
lanciert der wohl modischste Lederwarenhersteller eine ganz
neue Plattform nur für Männer mit dem Namen LeMANifeste. Prêt-à-porter, Schuhe, Lederwaren, Krawatten: Auf spielerische Weise wird auf der Seite das gesamte Herrenuniversum von
Hermès präsentiert, um sich, laut Chefdesignerin Véronique Nichanian, von den üblichen Einkaufslisten, To-do-Rankings und anderen
Hitparaden abzuheben und den Alltag der Männer besser zu organisieren. MANifest präsentiert mehrmals monatlich neue Listen, bietet
einen Zugang zum E-Shop und eignet sich für alle Medien (Smartphones, Tablets, Computer). www.lemanifestedhermes.com
86 | Finanz und Wirtschaft LU X E
MP05-LaFerrari.
Eine außergewöhnliche Uhr.
Eine technische Bestleistung. Gangreserve
von 50 Tagen und ein mit Ferrari
gemeinsam entwickeltes High-Tech Design.
Auf 20 Exemplare limitierte Serie.
BOUTIQUES
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hublot.com