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MÄRZ 2015 ICON ICON März 2015 Tut gut! Gepflegte Haut durch edle Seide. EXTRA INTENSIVE Intensive Anti-Ageing Pflege Frische Ausstrahlung - Tag für Tag. Bereits nach einem Tag werden Sie einen Unterschied spüren und sehen. Nach einem Monat ist das Ergebnis absolut überzeugend. Durch eine intensive Vitalisierung der inneren Kräfte Ihrer Haut erhält sie Feuchtigkeit, Elastizität und eine besonders schöne Ausstrahlung zurück. Um die natürliche Schönheit auf Dauer zu bewahren, sorgt die neue Extra Intensive Linie für ein schnelles und langfristiges Ergebnis. Ihre Haut erscheint frisch und seidig-zart. www.sensai-cosmetics.com CELLULAR PERFORMANCE COURTESY SOTHEBY’S Das Strahlen kehrt zurück F alls Sie sich gerade über die Nichtzinsen auf Ihrem Konto ärgern: Am 21. April kommt dieser schöne Stein bei Sotheby’s in New York zur Versteigerung. Der Preis für die 100-Karat-Perfektion dürfte zwischen 19 und 25 Millionen Dollar liegen. Es könnte auch mehr werden. Dank der europäischen Notenbank sitzt das Geld ja grad locker. Aber keine Sorge, wir sind nicht umgestiegen auf Anlageberatung. Wobei? Mode, Uhren, Schmuck, Design zählen doch durchaus dazu. So wie wir die Dinge sehen, sind jedenfalls häufiger Stücke fürs Leben dabei. Der Wert muss nicht immer ein monetärer sein. Und so haben wir auch den Diamanten (der im Original leider etwas kleiner ist) vor allem deshalb ausgewählt, weil uns seine Reinheit berührt. Es ist wie mit der Natur, die endlich wieder erblüht. Wir können sie nicht besitzen, aber es ist ein kostbares Gefühl, sie zu sehen. Und so haben wir diese Ausgabe all den großen und kleinen Juwelen gewidmet, die hoffentlich auch Ihnen guttun. SIDEVI Wie so viele Models auf dem Höhepunkt ihrer Karriere ist auch Sidevi noch ein Teenager. Und sie ist bereits ein echtes Schwergewicht in der Branche, wie man in der Modestrecke sehen kann, für die Fotografin Wiebke Bosse und Stylistin Odessa Legemah mit ihren Helfern für uns nach Asien reisten. Sidevi lebt im Westen Sri Lankas – und ohne ihren Assistenten steht sie morgens gar nicht erst auf, geschweige denn, dass sie sich an irgendein Set begibt. Kein Wunder, sie gilt, wie ihre Artgenossen, als heilig, und Anfragen gibt es für die elegante Dickhäuterin mehr als genug. Paparazzi sowie Fans, die sie einfach nur berühren wollen, folgen ihr auf Schritt und Tritt. Bei unserem Shooting verhielt sich Sidevi jedoch äußerst professionell – von Allüren keine Spur! Und auch zwischen unserem niederländischen Model Anniek und Sidevi lief alles äußerst innig. Von wegen Zickenalarm! Es war Liebe auf den ersten Blick, ganz nach dem Motto: „Schau mir in die Augen, Dicke!“ Ab Seite 36 AUF DEM COVER: Anniek trägt ein Kleid von Gucci STEPHANIE FÜSSENICH Ein gutes Foto braucht Zeit – keinen Zeitdruck: Fotografin Stephanie Füssenich trägt deshalb keine Uhr. Für unser Porträt des Uhrmachers Emmanuel Dietrich nahm sie das Tempo gänzlich raus, wurde zur stillen Beobachterin und ging der Faszination für Männeruhren Bild für Bild auf den Grund. Gar nicht so einfach für die Wahlpariserin, die seit 2013 in der vom Autohupen und Mopedröhren angetriebenen französischen Hauptstadt wohnt und keinesfalls langsam ist. Begonnen hat sie ihre Karriere mit einem Studium für Fotodesign in München. Anschließend tauschte sie die Isar gegen das Mittelmeer und zog nach Spanien, dem Land der Entschleunigung und Siesta. Beim Schlafen vergehe die Zeit am schnellsten, stellte die Mittdreißigerin fest. So verflogen zwei Jahre in Barcelona im Nu. Heute arbeitet sie wieder viel in Deutschland. Auf die Uhr schauen mag sie trotz der vermeintlich landestypischen Pünktlichkeit nicht. Ab Seite 32 MARIO TESTINO; WIEBKE BOSSE; GETTY IMAGES; STEPHANIE FÜSSENICH FLORENTINE JOOP Die jüngere Tochter von Wolfgang Joop sieht sich als Pendlerin zwischen den Welten der Kunst, Malerei, Schriftstellerei und Musik. Seit die gebürtige Hamburgerin mit dem Künstler Sebastian Fleiter liiert ist, pendelt Florentine Joop nun auch im wahren Leben. Aufgewachsen zwischen den Werken großer Künstler, die ihr Vater sammelte, und gesegnet mit Eltern, die beide Kunst studiert hatten, konnte sie sich der Kunst im kindlichen Alltag nicht entziehen. Früh zeigte sich die familiäre Prägung, obwohl sie gern Opernsängerin oder Hautärztin geworden wäre. Doch in der Illustration fand sie die Möglichkeit, die vielen Kreativitätsstränge zusammenzuführen. Während ihrer Arbeit am Kunstmagazin ST.ART lernte sie viele Künstler kennen und tauchte dafür sogar in die Berliner Street-Art-Szene ein. Heute ist sie Macherin und Betrachterin, Kritikerin und Künstlerin in einer Person. Für uns schreibt sie nun regelmäßig ihre Kolumne „How to Art“. Seite 20 IMPRESSUM ICON Chefredakteurin: Inga Griese (verantwortlich) Textchef: Dr. Philip Cassier Redaktion: Caroline Börger, Heike Blümner, Nicola Erdmann, Julia Hackober, Jennifer Hinz, Silvia Ihring, Mira Wiesinger. Praktikanten: Linda Leitner, Sarah Lafer. Korrespondentin in New York: Huberta von Voss. Korrespondentin in Paris: Silke Bender. Autoren: Joern F. Kengelbach, Susanne Opalka, Esther Sterath Redaktionsassistenz: Ursula Vogt-Duyver Artdirektorin: Barbara Krämer Gestaltung: Maria Christina Agerkop, Delia Bob, Katja Schroedter, Adrian Staude, Doris Wildt Fotoredaktion: Julia Sörgel, Elias Gröb Bildbearbeitung: Liane Kühne-Kootz, Thomas Gröschke, Kerstin Schmidt, Tom Uecker Verlagsgeschäftsführung: Dr. Stephanie Caspar, Dr. Torsten Rossmann General Manager: Johannes Boege Gesamtanzeigenleitung: Stephan Madel; Anzeigen ICON: Roseline Nizet ([email protected]) Objektleitung: Carola Curio ([email protected]) Verlag: WeltN24 GmbH Litho: Imagepool Druck: Prinovis Ltd. & Co KG, Nürnberg Herstellung: Olaf Hopf ICON ist ein Supplement der „Welt am Sonntag“, die nächste Ausgabe erscheint am 12. April 2015. Sie erreichen uns unter [email protected] Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhaengigkeit. 7 WIEBKE BOSSE Am Strand von Kubalgama in Sri Lanka trägt unser Model Anniek ein Kleid von Akris und Sandalen von Santoni. Begleitet wurde sie von einheimischen Elefanten ICON Kleine Kostbarkeiten verwahrt die „Diamond Box“ von Areaware, über iconist.de MÄRZ 2015 AUSGEWÄHLT 14 24 FUNKE LZEIT Es liegt ein Glitzern in der Luft – passend dazu machen sich unsere Lifestyle-Weisen Gedanken über Juwelen und Edelmetalle DIAMAN T-ICONA Unsere Stilikone ist immer schmuck – mit diesem Look gleich noch viel mehr. Und Iken setzt sich aufs Motorrad SCHMUCK 26 30 IN VOLLE R BLÜTE Blumen sind derzeit mit Wachstum beschäftigt – und unsere Schmuckauswahl lässt Sie auch staunen. Wetten? VIE L FRAU Nach der androgynen Tilda Swinton wirbt nun Salma Hayek für Pomellato. Inga Griese gratuliert zum Wow-Effekt Und natürlich digital: Auf dem iPad in der WELT sowie online auf welt.de/icon ICON 32 34 35 TICKT ANDERS Kann man die Uhren von Emmanuel Dietrich erklären? Eigentlich nicht. Silke Bender versucht es trotzdem BLAUE STUNDE Die Uhrenmanufakturen lieben die Farben von Himmel und Meer. Wir können das nur zu gut verstehen BLUMIGE BLÄTTER Da sage noch jemand, Frauen interessierten sich nicht für Uhrentechnik: Mit diesen Zifferblättern blühen Sie auf MODE 36 TÖ RÖ ÖÖÖ! Unser großes Fotoshooting führte uns nach Sri Lanka. Wir gewannen die Erkenntnis: Auch Dickhäuter lieben grazile Mode 48 KNAL LT VOLL REIN Was immer eine Handtasche leisten muss, derzeit muss sie auffällig sein. Aber zu bunt wird’s uns auch bei diesen Modellen nicht 50 CHA NEL, OONA CH ANEL Der Name verpflichtet – warum Cocos Großnichte ganz sicher eine große Karriere als Model machen wird 51 SCHÖ N ALTERN Alle reden vom Jugendwahn – aber wer das fast 70-jährige Model Eveline Hall erleben darf, ist davon restlos kuriert 54 MESS B AR COOL Es darf sogar ein wenig blinken: Dolce & Gabbana kümmert sich nun auch nach Maß um Männer. Die freuen sich sehr 56 EINE F Ü R ALLE Pal Zileri ist eine Marke, die an demokratische Mode glaubt. Nun hat man sich dennoch neu erfunden. Eine Einschätzung Unter Palmen genießt Anniek die Sonne. Sie trägt ein Kleid von Hugo Boss, ein Tuch von Hermès und ein Armband von Chanel 9 Anzeige CLAUDIA GRASSL Texas-Time, Baby: Jeanskleid von Bottega Veneta. Tasche: Tod’s. Pumps: Prada. Hut: Larose Paris. Strumpfhose: Kunert. Mehr von unserem Hippie-Stil inspirierten Shooting ab Seite 58 ICON MÄRZ 2015 MODE 58 76 H IPPIE HIPPIE S HAKE Yeah, Mann, die Siebziger! Die Blumenkinder sind wieder da – wir haben eines in Texas in Szene gesetzt SCHMUCKNÄSCHEN Viele Juwelenfirmen machen auch in Parfüm. Bei Cartier leistet man sich mit Mathilde Laurent zudem eine Hausparfümeurin GESCHICHTEN DESIGN 68 70 SC HAU D OC H M AL REI N Verschwindet bei Ihnen auch immer alles im Schrank? Das ist vorbei – diese transparenten Möbel sorgen für Durchblick F ORMVOLLE N DETE F REUN DE Sie entwerfen nicht nur Mode: Prinz Carl Philip von Schweden und Oscar Kylberg über ihre neue Porzellanserie 52 FRISCHE FA RBE Die Frau, die Pablo Picasso verließ: Ein neues Buch erzählt aus dem herrlich wilden Leben Françoise Gilots 78 HA STE MA ’ N RO LLI? Mit Kölner Fröhlichkeit englische Nobelautos in der Schweiz verkaufen: Wir waren mit Rolls-Royce in St. Moritz 80 GAR NICHT STÖ RRISCH Das Hotel zum Sternzeichen des Monats: Wir waren zu Besuch im „Widder Hotel“ im schönen Zürich KOSMETIK 74 E S BLÜHT UN D GRÜN T ... ... im Kosmetikregal. Wir fanden Blumenund Gartendüfte, und unsere Experten erzählen von ihren (Bad-)Juwelen 81 GLO BA L DIA RY Die Postkarten erreichten uns von der Algarve, vom Peloponnes und aus Porto Vecchio. Und, ja – wir sind auch neidisch 75 ACE OF BASE Mit Schminke ungeschminkt aussehen. Der No-Make-up-Trend ist nicht aufzuhalten. Wir fanden die richtigen Produkte 82 DER BAUPLAN Eine hochkomplexe Angelegenheit: So entsteht die Uhr „Heritage Spirit Pulsograph“ von Montblanc www.unuetzer.com + 49 89 255427-49 A JOURNEY THROUGH TIME – WITH RIMOWA Die 1920er Jahre waren die Blütezeit von Hollywood und der Beginn der modernen Luftfahrt. Hugo Junkers stellte 1919 das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt vor. Dieses wurde aus dem von Alfred Wilm im Jahre 1906 entdeckten Flugzeugaluminium gebaut. 1950 präsentierte RIMOWA den Reisekoffer mit dem unverwechselbaren Rillendesign aus dem gleichen Material – zu dieser Zeit der leichteste Reisekoffer der Welt. Schon damals setzte RIMOWA den Trend des geringen Gewichts – eine Pionierleistung in der Branche. RIMOWA Stores Deutschland: Hamburg, Köln, München, Stuttgart www.rimowa.com STILISTEN UNSERE LIFESTYLEWEISEN UND IHRE KRONJUWELEN Ich hatte immer schon eine Schwäche für schöne Dinge, nein, nicht für Juwelen, sondern Objekte. Man muss es mir in die Wiege gelegt haben. Mit zwei Großeltern, die Sammler und Kunsthändler waren, habe ich meine Kindheit zwischen schönen Objekten verbracht. Von einem Salon im Stil des 18. Jahrhunderts in ein Haus ganz im Ambiente des Art déco zu wechseln war Normalität. Besuche bei Antiquitätenhändlern und endlose Gespräche über Entdeckungen rarer Kunstgegenstände gehörten zur Tagesordnung. Kleine Ausflüge während der Ferien wurden zu ganztägigen Exkursionen: Museen, historische Bauten, Gärten, Galerien, Flohmärkte, Ausstellungen ... immer auf der Suche nach schönen, einmaligen Dingen. So muss ich mir dieses Virus eingefangen haben. Seit ich mit Anfang 20 meine erste eigene Wohnung bezog, sammle ich. Durch die Möglichkeiten des Internets hat sich das alles noch gesteigert. Acht Wohnungen in 20 Jahren, München, Paris, Berlin, Normandie ... jedes Mal ein neues Arrangieren und Zusammenstellen der geliebten Dinge. Jedes Mal eine neue Atmosphäre. Natürlich hat jedes mit Liebe ausgesuchte Stück sein Eigenleben. Den Wandel von Farbe und Form in einem sich ständig wechselnden Umfeld und Licht zu sehen und das oft vage Wissen um sein Vorleben geben den Gegenständen Magie. Die Schwierigkeit und Herausforderung besteht allerdings im Zusammenleben. Mehrere Objekte mit starker künstlerischer Identität gemeinsam zum Leben zu erwecken? Fast schon eine Kunst für sich ... Wenn sich die erste Erregung über den Kauf des so begehrten Emmanuel de Objekts gelegt hat, geht es vor allem darum, es in das bereits existierende Universum zu integrieren. Und hier beginnen dann oft die Zweifel. Bayser Was man sich so gut vorstellte, passt manchmal partout nicht. Also fängt Mitbesitzer von The Corner man von vorn an, die Dinge zu platzieren, zu arrangieren. Ja selbst einen Berlin Wohnungswechsel habe ich aus diesem Grunde schon vorgenommen. Denn steht nicht jedem schönem Objekt das Recht zu, dass es in dem ihm angebrachten Licht lebt? Manchmal geht das zu weit, ich vergesse die Funktionalität gewisser Objekte. Ein Sessel sollte zum Sitzen dienen, ein Teller zum Essen, eine Vase ist für Blumen gedacht. Aber nein, im Gegenteil. Ich interessiere mich nur für den spirituellen Wert dieser Dinge, für ihre Seele. Sie sind Vertraute, Weggefährten, und ich behandle sie auch dementsprechend. Dinge allein bestehen zu lassen oder sie gekonnt in einem bereits existierenden Umfeld zu integrieren macht das große Talent von den wirklich vorbildlichen Sammlern und kultivierten Inneneinrichtern aus. Daran könnten sich manchmal auch unsere Politiker ein Beispiel nehmen. 14 FENDI & SILVANA MANGANO (2) STÜCK FÜR STÜCK Da muss ein Hippie-Mädchen lange für sammeln. Oder es greift zum Collier „Shiny Bambi“ von Nightmarket. Per Hand werden Bambi, Schmetterling und Co. zusammen mit SwarovksiKristallen an der Kette befestigt. Häkelkleidchen an, Blume ins Haar, auf geht’s zum Festival. WWW.LUISAVIAROMA.COM Klimbim Großes Kino: Silvana Mangano Capsule Kollektion von Fendi E X K L U S I V Ü B E R N E T- A - P O R T E R . D E BAR REFAELI by Chen Man T H E A R T Big Bang Broderie. Gehäuse aus 18 Karat Gold. Mit 209 Diamanten besetzt aus insgesamt 1,3 Karat. Einzigartiges Verfahren, Carbon Lünette und Ziffernblatt mit der historischen St. Gallen Stickerei zu überziehen. Band aus 100% Seidenstickerei auf schwarzem Kautschuk. Auf 200 Exemplare limitierte Edition. BOUTIQUES BERLIN • FRANKFURT • MUNICH O F F U S I O N DER GARTEN, MEIN JUWEL Die Natur ist eine allgegenwärtige Inspirationsquelle. Ihre Schätze haben meine Entwürfe schon immer beeinflusst. Deswegen finde ich es auch so bereichernd, im Garten zu arbeiten. Er stellt nicht nur einen schönen Rahmen um unser Haus nahe Kopenhagen dar, sondern in ihm zu schaffen bedeutet für mich auch immer einen Moment der Ruhe. Genauso wie die Juwelierarbeit ist auch die Gartenarbeit ein Kunsthandwerk. Die Zeit vergeht so schnell – und je älter wir werden, desto eher blicken wir voraus. Dadurch vergessen wir oft, im Hier und Jetzt zu leben und einmal herunterzukommen. Zeit im Garten zu verbringen, die Hände zu gebrauchen und einen Samen zu pflanzen, der eines Tages eine Blume wird; das ist meine Art der Meditation. Das Gärtnern ist eines der magischsten Dinge im Leben, diese Entwicklung vom Samen zum Sprössling und zur Blüte mitzuerleben. Das ganze Jahr Charlotte über ist unser Garten wunderschön und einfach. Er soll so natürlich wie Lynggaard möglich sein. Ein geschäftiges Leben braucht einen Garten, der nicht zu Designerin und viel Zeit benötigt. Daher versuche ich, Blumen auszuwählen, die unsere Creative anderen Pflanzen und Bäume und den Wald, der nur wenige Schritte Director von Ole Lynggaard entfernt ist, nicht in den Schatten stellen. Flieder, Maiglöckchen und in Kopenhagen Hortensien zählen zu meinen Lieblingen. Das Haus dekoriere ich übrigens gern mit Ästen und grünen Blättern direkt aus der Natur. Und darum pflanze ich stets verschiedene Blumen an, damit wir zu jeder Jahreszeit etwas Blühendes ins Haus bringen können. Dadurch sind wir immer von der Natur umgeben, selbst wenn wir drinnen sein müssen. Schmetterlinge auf Glas von Lalique – wenigstens nicht aufgespießt 16 DAMIEN HIRST & RENÉ LALIQUE, G I B T S B E I L A L I Q U E I N PA R I S BLIESWOOD HAT KEINE VIP-KARTEN MEHR Früher: Ich flog erster Klasse nach Genf – ins Internat. Es gab keine VIP-Plastikkarten, die Wichtigen hatten den exklusiven Pionier – die weiße Diners Club Card. Gestern: Ich hatte Senator, Goldcard (BA, AB ...). Heute: Nichts – na ja ein paar Gnaden-Silber-Cards. Ich schäme mich – nicht! Ich hänge sie an meinen silbernen Rimowa-Rollkoffer – den Rolls-Rollator des Jetsets! Wie lebt es sich ohne Lounge-Card? Befreit! Ich wurde mit VIP-Limos zum Jet gefahren – fast wie Politiker. Aber ich trinke lieber ein jamaikanisches Red-Stripe-Bier an der „Giraffe-Bar“ und gucke im Terminal 5 London zu – das Harrods der Flughäfen. First-class-Check-in ist der letzte große Luxus (Senator kann man mit 2000 Euro erneuern – ab 60 Jahre lebenslang). David Blieswood Aber Lounges sind Connaisseur aus Hamburg Erfolgs-Gettos. Mit Doppel-OscarPreisträger Christoph Waltz saß ich samt Taittinger Jahrgang in der letzten Ecke von „Gold-Heathrow“ – so voller VIPs. Wer einmal nachts von Hongkong nach München flog – so viele Weißwurst kauende Siemens-Ingenieure in der Heimat-Lounge! Wer morgens in Berlin S-Bahn fährt zum Hauptbahnhof, sieht die roten Senator-Gepäckdinger am TumiRollkoffer. Ein stummer Schrei nach Bedeutung. Ich verstehe das. Es sind auch gute Menschen. Aber: Besonders ist anders. Das neue geheime VIPBadge ist – kein Gepäck zu haben. Ich zahle selten mit Kreditkarte (wie der Deutsche-Bank-Chef). Aber in meinem Lieblings-„Club 21“ in New York zog ich kürzlich zögerlich meine alte grüne American Express (Edmond Safra) aus meinem alten Hermès-Geldbeutel – und der 30 Jahre gediente Kellner-Veteran lächelte: „Wie David Rockefeller…“. Dein Gesicht ist deine Karte. PRUDENCE CUMING ASSOCIATES © DAMIEN HIRST AND LALIQUE,2015, VG BILDKUNST, BONN 2015 Ein Freiflug brachte die Fotografin Camille Seaman an jenen Ort, wo sie eigentlich nichts zu entdecken glaubte: Kotzebue, Alaska. Doch die Polarregion faszinierte sie dann derart, dass sie zwischen 2003 und 2011 an Bord von Expeditionsschiffen durch die Arktis und Antarktis reiste. Den Wandel und die Schönheit der Regionen fasste sie in einem betörend, verstörenden Bildband zusammen. „Vom Ende der Ewigkeit“, Prestel Verlag CAMILLE SEAMAN/PRESTEL VERLAG Nichts ist ewig A Girls Best Friends HERMÈS „Darf es etwas mehr sein?“ ist die rhetorische Frage, die der hohen Schneiderkunst zu eigen ist. Die Haute Bijouterie hält es ähnlich und ist somit nur was für Mutige. Designer Pierre Hardy hat die Herausforderung für das Haus Hermès erneut angenommen. Das Ergebnis ist eine Liebeserklärung in Perlen, Diamanten und Edelsteinen an die künftige Trägerin. Für den großen Auftritt: das „Grand Apparat“-Armcuff. Übrigens: Die Kollektion wird im April und Mai in China zu sehen sein und im Oktober in Japan. GLANZ FREUNDE Noch vor 25 Jahren war das Thema der Anlage in Edelsteinen eher ein Tabu. Der Grund war vor allem die Intransparenz des Marktes. Vieles hat sich geändert – und gerade auch durch das Internet nicht immer zum Positiven. Grundvoraussetzung, um in diesem Bereich die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist eine individuelle Beratung durch einen Experten, der selbst über vertrauensvolle Quellen verfügt. Die Anlage in dieser speziellen „Asset-Klasse“ ist langfristig und sollte sich am Werterhalt orientieren. Voraussetzung ist auch, dass Steine zu Großhandelskonditionen erworben werden, um beim Wiederverkauf keine Enttäuschung zu Hubertus von erleben. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Anlage Frankenberg in Diamanten und der Anlage in Farbsteinen. Die bei DiaInhaber Frankenberg Collection manten für die jeweiligen Qualitätsmerkmale und Gewichte in Hamburg festgelegten Preise in Dollar dienen der Orientierung, sind also nicht bindend. In dieser sogenannten Rapaport-Liste nicht enthalten sind Diamanten von außerordentlicher Qualität und Größe oder naturfarbene Steine, die dem Gesetz von Angebot und Nachfrage unterliegen. Bei den Farbsteinen waren in den vergangenen Jahren in einzelnen Bereichen signifikante Preisentwicklungen auszumachen. Anders als bei Diamanten und abgesehen von der Qualität geht es hierbei um die Steinart, Provenienz, Farbintensität, Ausdrucksstärke. Man sollte sich die Frage stellen, ob man einen Stein, der langfristig Freude bereitet, lediglich zu einem guten Preis erwerben möchte oder ob bei diesem Stein der Werterhalt beziehungsweise die Wertentwicklung im Vordergrund stehen sollte. CLASSIQS SAFE ODER ARM? DIOR UND SONST NOCH 18 SCHÄTZE: Bei classiqs.com finden Sammler schönste Antiquitäten online, wie diese Brosche aus der Belle Époque um 1910. ——— RÜCKKEHRER: Die Fondation Cartier für zeitgenössische Kunst zeigt bis zum 21. Juli eine Auswahl der Werke Bruce Naumans. Es ist die erste Ausstellung in Frankreich seit 15 Jahren. ——— VERDREHT: Die „Diorama précieuse“-Kollektion von Dior zeigt, wie schön Asymmetrie sein kann. Etwa als Silber-Ring mit Edelsteinen. Das mit den Juwelen ist so eine Sache: Einerseits stehen sie für etwas besonders Wertvolles, andererseits für ein Problem. Üblicherweise sind sie Synonyme für geschliffene und somit veredelte Schmucksteine. Der Diamant gilt als der härteste natürliche Stoff. Sein Gewicht wird in Karat angegeben, einer Einheit, die genau 0,2 Gramm entspricht. In den vergangenen Jahren haben ungewöhnliche Funde in den legendären Minen Südafrikas immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Ein blauer 122-Karäter erzielte jüngst 27,6 Millionen Dollar und brachte die Diskussion um Blutdiamanten erneut hervor. Mit gewaltigen Erlösen werden Konflikte finanziert, es wird unter unmenschlichen Bedingungen geschürft, geschmuggelt, es werden Zertifikate gefälscht und keiner Kostbarkeit ist die Herkunft anzusehen, weder roh, noch geschliffen. Hollywood-Filme wie „Blood Diamond“ mit Leonardo DiCaprio oder der James BondFilm „Stirb an einem anderen Tag“ thematisieren die Gier, die für dunkle Seite der strahlenden Schönheiten steht. Und wenn sie besonders prunkvoll als Kronjuwelen die Stellung des Trägers sichtbar machen, sind sie zugleich Zeichen von Macht und damit wieder in der Gefahr, missbraucht zu werden. Gerade in Zeiten materieller Knappheit versprechen die wertstabilen Steine ein besseres Leben: in dem Lied „Diamonds are a Girls Best Friend“ von 1949 gibt Lorelei, im Musical von Marilyn Monroe gesungen, ganz klar Juwelen den Vorzug gegenüber der Liebe. Das klingt dann Dr. Maria 1961 im Film „Frühstück bei Tiffany“ nach dem Schneider gleichnamigen, aber wesentlich pointierteren Kreativdirektorin Roman von Truman Capote zwar noch ähn- der Autostadt lich, aber schon deutlich anders. Audrey in Wolfsburg Hepburn als Holly Golightly frühstückt in Abendgarderobe vor dem Schaufenster von Tiffany, schläft bis zum frühen Nachmittag, weil die Nächte lang und schrill sind, die Begleiter zahlreich und spendabel. In Rihannas Hit „Diamonds“ stehen die leuchtenden Steine für die Liebe und die Schönheit: „Eye to eye, so alive, we’re beautiful like diamonds in the sky“. Wir kommen damit dem wieder näher, was wir so gern als Juwelen bezeichnen: eine besonders geschätzte Person, die Großmutter oder die Köchin ist ein Juwel, eine Kirche ein Juwel gotischer Baukunst. Der Blick über unsere Kultur hinaus verweist auf den „Diamantweg“, der im Buddhismus die zeitlose Weisheit bewahrt und in dem türkisch-persischen Sprichwort „...die Zeit erkauft man nicht mit Juwelen“ eher den inneren Reichtum als Kostbarkeit aufzeigt. Mit dem können wir getrost und guten Gewissens verschwenderisch umgehen. Gestatten: Ich COURTESY GALERIE BUCHHOLZ,BERLIN/KÖLN © VG-BILD KUNST,BONN 2015 Die Bildhauerin Isa Genzken hat es gern persönlich. In über 20 Figuren und mehreren Bodenund Wandarbeiten erschafft die Berlinerin ein – durchaus merkwürdiges – Selbstporträt. Distanz zwischen sich und die Außenwelt bringt sie wie hier mit Helm und Rettungsweste. Das Museum für Moderne Kunst in Frankfurt zeigt bis 31. Mai aktuelle Werke HOW TO ART – TEIL I: Irgendwann in der Oberstufe, als mir längst klar war, dass ich niemals Chemikerin oder Ähnliches, sondern „irgendwas Kreatives“ werden würde, wobei längst nicht klar war, was genau, da trat ein Mann in mein Leben. Er war meiner Erinnerung nach als ein Vertretungslehrer interimsweise eingestellt worden, denn eine Kunstlehrerin war unpässlich. So geriet eine unerwachsene Schülerschaft an einen ausgewachsenen Künstler. Herr Oelerich, seines Zeichens eigentlich freier Künstler, stellte sich der Aufgabe mit der ihm eigenen „freikünstlerischen“ Erbarmungslosigkeit und behandelte uns Schwerpubertierende wie Kunststudenten. Er ließ sich „Mappen“ und Arbeitsproben vorlegen, stellte uns bekannten Künstlerinnen vor und nahm uns mit in moderne Kunstgalerien. Bis dahin waren wir mit Monet und Manet, Picasso und dessen Vorgängern, vielleicht mit den Malern der Renaissance und eventuell des Barocks belehrt worden. Doch zeitgenössische, moderne Kunst, daran hatte sich keiner gewagt. Nicht so Herr Oelerich. Mit seinen wehenden, langen, ergrauten HaaFlorentine ren, seinen schweren Silberringen – an jeJoop dem Finger mindestens einen –, seinen llustratorin schwarzen existentialistischen Klamotten und Autorin in Berlin und seiner ewigen Zigarette war er der Inbegriff eines Künstlers und benahm sich auch so. Wir mussten uns kreativ betätigen im Unterricht, wir wurden angehalten, Papiere übereinanderzukleben und wieder in Streifen abzureißen. Die dabei entstandenen Kollagen waren schwer und nass, und Herr Oelerich betrachtete sie mit steigendem Wohlgefallen, je schwerer und verklebter und verrissener sie waren. Bis heute entzieht sich mir, woran er seine Be- und Verurteilung festmachte. Irgendwann einmal fasste ich den Mut und zeigte ihm meine 20 damals schon recht akademisch genauen Zeichnungen. Ich dachte dabei an eine Bewerbungsmappe für eine der Hochschulen an denen ich dieses „ Kreative“ studieren wollte. Herr Oelerich nahm meine Zeichnungen eine nach der anderen in seine beringten Finger und legte sie ohne sie wirklich eines Blickes zu würdigen beiseite. „Das sagt mir alles nichts“, murmelte er nur. „Das ist total flach ...“ Ich verharrte tapfer und glaubte weiter an mein Talent. Dass die Klebereien nicht wirklich meine Kreativität anspornten, sagte ich nicht. Auch dass ich nichts davon hielt, die zwangsweise abstrakte Phase, mit endlosen ungekonnten Kritzeleien auf kleinen verschmierten Papieren, genannt Kindheit, wieder künstlich zu betreten. Gerade war ich stolz, dass ich Gesehenes annährend wiedergeben konnte. Und ich wollte viel mehr lernen, anatomisch exakte Zeichnungen herstellen, mich mit Porträts und Maltechniken beschäftigen, fotografieren lernen, mir aneignen, etwas Gefühltes auf Papier zu bringen. Ich wollte nicht, dass mein Unvermögen mir dabei im Weg stand. Damals lernte ich die erste und wichtigste Lektion meines Kreativlebens: Such dir gute Lehrer, die zu dir passen. Meine zweite Lektion lernte ich, während des Besuchs in Herrn Oelerichs Atelier. Dort zeigte er uns seine Arbeiten. Unendlich viele kleine Stapel mit gekleckerten, geklebten und gekritzelten Papieren. Ich spürte eine undeutliche Angst, selbst einmal in ähnlichen Stapeln zu enden. Mir wurde eines klar an diesem Tag: Lern was Anständiges! Ich weiß nicht, was aus Herrn Oelerich wurde, bin ihm jedoch zu Dank verpflichtet, denn er sorgte dafür, dass ich NICHT Kunst studierte, sondern mir eine Schule gesucht habe, an der ich eine echte Ausbildung genoss. Und doch, entkommen bin ich der Kunst nie. Sie umgab und umgibt mich. Ich wuchs auf mit den sinnlichen Werken von Tamara de Lempicka und Richard Müller, von Werner Tübke und wurde allsonntäglich von meinen Eltern in Museen geschleift, verbrachte Stunden damit, neben meinem Vater am Zeichentisch zu sitzen. Mir wurde im Kindesalter so manches Bild mit seiner Tiefenbedeutung erklärt, während mir die Augen zufielen. Noch heute haben Museen eine beinahe narkotisierende Wirkung auf mich. Und ich lernte früh, mit einer Sache in der Kunst recht selbstverständlich umzugehen: Kunst kauft man. Sie hängt nicht nur entrückt im Museum, sie hängt bestenfalls überm Esstisch. Kunst gehört zum Alltag. Kunst ist nichts, wovor man Angst haben muss. FLORENTINE JOOP GETTY IMAGES Wie ich kein Künstler wurde FLANIEREN MIT HERMÈS Informationen unter: Tel. 089/55 21 53-0 Hermes.com Being Björk INEZ VAN LAMSWEERDE & VINOODH MATADIN. IMAGE COURTESY OF WELLHART LTD & ONE LITTLE INDIAN Die isländische Musikerin Björk ist eine Ausnahmeerscheinung, kaum greifbar, so wundervoll abwegig ist ihr Schaffen. Das MoMa in New York zeigt bis zum 7. Juni eine Retrospektive. Über mehrere Stockwerke entführen Musik, Kostüme, Filme und Objekte in Björks Welt. Und ja, das Schwanenkleid ist auch dabei. TRENDBAROMETER VON WOLFGANG JOOP Herr Haka AKHTAR JUWEL IN DER FLASCHE Herbert Seckler Kultwirt vom Sylter „Sansibar“ Ernährungstrendsetter frönen derzeit einer recht eigentümlichen Mode. Alte Lebensmittel sind plötzlich wieder der Hit. Und weil das die Gwyneth Paltrows und Julia Roberts dieser Welt so nicht vom Hocker reißt, benannte man den Trend ganz sexy in „Paleo-Food“ um. Urgetreideschleim, getrocknete Früchte und – nach Möglichkeit selbst erlegtes – Wild, stehen dabei auf dem Speiseplan. Was den Steinzeitmenschen wachsen ließ und einst zu Zippo und Bausparvertrag verhalf, kann dem heute ganzheitlich denkenden Besseresser nicht schaden. Ob sich daraus tatsächlich eine Steigerung der Lebensqualität ergibt, muss jeder für sich selbst herausfinden. Altes neu entdecken ist jedenfalls im Kommen. Südlich von Turin, in der Weinregion Piemont, haben Winzer schon längst erkannt: Was man lange genug verscharrt, kommt irgendwann als Juwel erneut zum Vorschein. Ende der 90er-Jahre begann man daher, eine fast ausgestorbene Rebsorte zu rekultivieren, den Arneis, einen Weißwein. In der Region Roero wächst und gedeiht er heute wieder zwischen den Städten Canale und Alba. Der 2013er Roero Arneis gehört zu den Klassikern: Vollfruchtig, mit angenehmer Säure und würzigen Noten, die an Kräuter erinnern. Ein kräftiger Begleiter zur piemontesischen Küche und manchem Schmorgericht. Wem steht da noch der Sinn nach Urschleim? Flotte Ostern: Wenn der Schuh glaubt, er wäre ein Hase Ü B E R M I N N A PA R I K K A . C O M 22 MINN A PARIK KA In der Mode ist es zu einem totalen Stillstand gekommen, die Freude, die sie mal ausgestrahlt hat, ist vorbei. Seit man sich billige Lappen überzieht und wieder wegwirft, wie es so viele junge Leute tun, hat die Mode ihre alte Funktion verloren. Eine eigenartige Sucht nach Wertlosigkeit, nach Hässlichkeit hat um sich gegriffen. Vor allem gehypt durch die jungen Blogger. Sie haben vieles ja noch nicht gesehen, kennen den 80er-Stil nicht wirklich, erkennen also nicht, was Kopien sind, sehen einfach nur Bilder. Und setzen unreflektiert Trends. Selbst Céline hat sich zu „Ugliness“ hinreißen lassen. Frau Dob Ich nehme an, dass du deswegen wieder Rolex trägt. Die Daytona, limitiert. Hast du die nicht grad in einer Mailänder Pfandleihe entdeckt? Dabei hast du dich doch so geärgert, dass die drei Modelle, die du mal hattest, immer wieder an der gleichen Stelle stehen blieben. Aber sie hat eben Kultcharakter, der das ganze Quatschzeug übersteht. Und komm, dir als „Styler“ macht es Spaß, dich auch ugly anzuziehen. Aber eben mit Rolex am Arm und Diamanten im Ohr. Dass du dir mal Ohrlöcher stechen lassen würdest! OH, LOOK! UNSERE ICONA ZEIGT IHRE AKTUELLEN LIEBLINGSTRENDS ILLUSTRATIONEN: JAMES DIGNAN (JAMESDIGNAN.COM) DIAMANT-ICONA + + Funkel-Star: Sonnenbrille von Miu Miu + Sei meine Rose: Ring aus der „Rose Passion“Kollektion von Piaget Brillant: Kleid von Victoria Beckham (über net-à-porter.com) Glitzer-Beutelchen: MiniTasche von Tod’s + Hochkarätig: Schal von Codello + + = 66.123 € Icona hat’s geahnt – Diamanten machen schöner: „Pink Diamond Lifting Serum“ von Rodial (über niche-beauty.de) An sich schon ein Schmuckstück: Modell „Tinga“ von Jimmy Choo EASY-RIDER-IKEN + Für TechnikFreaks: „BR-X1 Skeleton“ von Bell & Ross + Gut und schick geschützt: Modell „London“ von schuberth.com Luftig-leicht: Leder-Daunenjacke „Lorient“ von Moncler Scharfe Hose: BikerJeans von Balmain (über mrporter.com) + Ein Mann, ein Duft: Eau de Toilette „Icon“ von Dunhill + Damit Icona ihn auch gut riechen kann: Deo von Brooklyn Soap Company (über niche-beauty.de) + + 24 Welch Maschine – hundert von der „Lotus C-01" sollen nur produziert werden. Mehr Infos: lotus-motorcycles.com These boots are made for cruising: Bikerstiefel von Matchless = 119.145 € ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER Auch ein Duft schmückt: Erst recht, wenn ein Schmuckhaus ihn kreiert hat: „Place Vendôme“ von Boucheron MICHAELKORS.COM BLÜTENSCHMUCK on Ca rti er Es wi r wiede d r so sch ön! Rin gv Br os ch ev Passe nd zu m Fr gibt e ühlin s Blü gsbeg t ensch inn zarte muck n Far in de ben R Hellb n osa, F lau. E l i e der u ine li für so nd eblic nnige he Au Gemü swah l ter Va n von pels g n ri Ar Ohr eef & Cl on an el Nom ades Ch C h o p a rd Ohrr inge von A. E . Kö c hert Ring von R in g v o n rin Ohr g vo nG J eorg ens en Oh Fr i e ng vo der ike Ma ria Hol 26 rri nK iki Mc Do no ug h wei n ZUSAMMENGESTELLT VON LINDA LEITNER UND SARAH LAFER GETTY IMAGES (5); MONTAGE: ICON Ole von von ge ge rrin rrin Oh Oh Ly n gga ard Rin g vo n Sé vig né - EGS 2018 - EGS 2017 BLÜTENSCHMUCK g Rin von o Ge rg H e orn ma nn e vo n ere an dv on Ta m ara Co mo lli r Rin gv on Fa be rgé O ng hrri h Buc mb Rin Ar gv on We mp e rs Oh Arm r on eif v Guc ci on R in g v Thoma s Sabo chm uc on kv Ca da Vielen n e m u l B e i Dank für d r eine bunte Hie re Juwelen. e s n u r a g o s en – alles zu blüh t n piriert in g e b g n d Blüten ins n u n Im Frühli e p s o n on K e Auswahl, v h c li h ö fr d n u Bro sch ev on Bu Ohrr cce lla ti Rin o gv nD Gia mp iero Bod ille rrin ge von Bra hm feld &G utr uf ino ge Jir as om Th on Ohrringe von Elmar Grupp GETTY IMAGES (11); MONTAGE: ICON Bro sch ev Ohrring von Chanel von ns lier reyW ior Oh Col i on F nge v Arm ban d von Tiff any Ohrringe von Sokolov Jewelry 29 Tango, bitte Leider klingt das Wort Vollweib so furchtbar abgedroschen. Und doch musste Inga Griese gleich daran denken, als sie Salma Hayek in Mailand traf. Und begeistert war 30 Das Gedränge im oberen Stockwerk des Mailänder Concept Stores „Corso Como 10“ ist immens, die Attraktion groß und zugleich gut abgeschirmt. Salma Hayek ist schließlich ein Weltstar. Sie steht vor einer Fotografie, die sie verführerisch an einem Swimmingpool zeigt. Wobei man den Pool kaum sieht. Der ist auch egal, die Frau allein verträgt alle Aufmerksamkeit: Hollywood-Schauspielerin, Filmproduzentin, Mutter einer siebenjährigen Tochter, verheiratet mit François-Henri Pinault, einem der wichtigsten Player in der Modeszene, Kämpferin für Frauenrechte, Gründerin einer Stiftung gegen häusliche Gewalt. Sie steht vor dem Plakat, weil das schöne Bilder gibt: Sie überdimensional groß und ein bisschen überirdisch an der Wand, und davor in natura, aber mindestens so attraktiv in dem Kleid mit dem Volant über dem Mordsdekolleté und vor allem mit ihrer unbedingten Natürlichkeit. Frauen ihres Kalibers können auch anders auftreten. Doch sie strahlt, blickt ihr Gegenüber direkt an, antwortet nicht gelangweilt, sondern ist sofort im Gespräch. Das Management hat Mühe, halbwegs die Interview-Slots einzuhalten. Es geht wieder einmal um die Sache der Frauen, wenn auch besonders schön dieses Mal. Nach der androgynen Tilda Swinton setzt der Schmuckhersteller Pomellato nun auf den Sex-Appeal der gebürtigen Mexikanerin. Sie trägt ein Modell, das auch deutsche Kundinnen, neben den Nudo Ringen, bevorzugt kaufen: Tango. Man darf also eine starke Frau und sexy sein? Das Statement lautet nicht „Schau, wie viel ich habe“. Es ist „Schau, wer ich bin“. Sicher kann man sinnlich und stark zugleich sein! Ich halte es für einen Fehler, wenn man das eine für das andere aufgibt. Das bedeutet nämlich, dass man denkt, um stark zu sein, müsse man ein Mann werden. Nein. Frauen müssen sich selbst als Frauen feiern und Sinnlichkeit ist Teil einer Frau. Es gibt einen gewissen gesellschaftlichen Druck, dass du dich dabei schuldig fühlst. Doch dem muss man widerstehen. Reden wir also über Schmuck. Ich liebe es, über Schmuck zu reden! Ich kaufe ihn nicht aus Zwang oder weil ich muss. Für mich ist er Teil der Geschichte einer Frau. Jedes Stück ist wertvoll, aber nicht aus finanzieller Sicht, sondern weil es unterschiedliche Teile des Lebens dokumentiert. Man kann ihn weitergeben, wenn man einmal nicht mehr hier ist, und kann mit ihm die Geschichte von jemandem erzählen. Oft denken gerade andere Frauen so. Richtig, weil wir es gewohnt sind, beurteilt zu werden. Aber wir sollten Nein dazu sagen. Viele Leute lassen Erbstücke umarbeiten. Nein, man sollte sie so lassen, wie sie sind. Ich habe viele hässliche Schmuckstücke von meinen Großmüttern bekommen, aber ich liebe sie trotzdem und sie bedeuten mir sehr viel. Hat Ihre kleine Tochter schon Ohrringe? Wenn in Mexiko ein Mädchen geboren wird, bekommt es sofort Ohrlöcher, weil man sagt, dass es dann nicht schmerzt. Ich wollte das nicht. Als meine Tochter vier oder fünf war, fragte sie aber danach. Ich stimmte schließlich zu. Doch ein Ohr entzündete sich. Sie hatte die Löcher einige Monate lang, aber ich ließ sie wieder zuwachsen, weil sie nicht heilen wollten. Wenn sie groß ist, kann sie selbst entscheiden, ob sie welche haben möchte. Aber ich kann es nicht ertragen, sie wegen Ohrlöchern so leiden zu sehen. Wie kam es zu der Kampagne jetzt? Ich habe schon in den Mittneunzigern mit Pomellato an einer Kampagne gearbeitet, mit dem Ziel, gemeinsam mit dem Roten Kreuz, Krankenhäuser in Afghanistan zu bauen. Die Menschen hinter Pomellato stärken besonders Frauen, das schätze ich sehr. Ich liebe, wie sie mit Tilda Swinton gearbeitet haben. Sie suchen sich nicht die jüngste oder gefragteste Frau aus, sondern eine mit einer starken Persönlichkeit. Und dann möchten sie auch noch deine Persönlichkeit als Teil ihrer Kampagne sehen. Statt zu sagen: ‚Wir haben dieses Konzept, machst du mit oder nicht?‘, sagen sie: ‚Wir lieben dich als Schauspielerin und als Menschen und wir möchten jemanden wie dich für unsere Marke haben. Würdest du gemeinsam mit uns Ideen entwickeln?‘ Wenn jemand nicht nur wegen deiner Schönheit, sondern auch wegen deines kreativen Inputs zu dir kommt – dem kann man nicht widerstehen. Sie sehen allerdings reichlich Klischee-verführerisch aus auf den Fotos. Was war Ihr Input? Das Konzept. Etwas zu entwerfen, das nicht nur wie ein Porträt aussieht, sondern das auf elegante Art sinnlich ist. Deswegen arbeiteten wir mit Wasser; etwas, das geschmeidig und flüssig ist. Wenn ich mir Schmuck von Pomellato ansehe, will ich ihn berühren, also wollte ich es glamourös haben, aber mit Sinnlichkeit. Salma Hayek ist das neue Werbegesicht für Pomellato. In natura (oben) ist die Schauspielerin noch attraktiver MERT ALAS & MARCUS PIGGOTT FÜR POMELLATO SH PIERRE TEYSSOT / SPLASH NEWS JUWELEN W W W. O L E LY N G G A A R D . C O M O L E LY N G G A A R D C O P E N H A G E N C O R P O R AT E PA G E O L E LY N G G A A R D C O P E N H A G E N C H A R L O T T E LY N G G A A R D _ D K W W W. C H A R L O T T E LY N G G A A R D . D K Die Uhr als liebster Fetisch: Emmanuel Dietrich zeichnet ein paar Ideen auf MÄNNERTRÄUME Zeit für Persönlichkeit Ein wahrer Individualist in einer ziemlich konformen Szene: Emmanuel Dietrichs Uhr „Dietrich OT-1“ findet guten Anklang. Silke Bender besuchte ihn, Stephanie Füssenich fotografierte Irgendwoher muss die Inspiration ja kommen – bei Dietrich hilft Chihuahua Tim 32 es je nach Modell in Grün, Gelb und Rot gibt auch das knochenartige Mittelkreuz und die zarte Spinnenweboptik des Sekunden- und 24-Stunden-Rades. Die Uhr ist wasserdicht bis 50 Meter und misst ansonsten einfach nur die Zeit. Die drei verschiedenen Armbandtypen – je nach Trageanlass sportlich in Nylon, eleganter in Leder oder neutral in Carbon – die sich mit einem Zug auswechseln lassen, sind ebenfalls eine Neuentwicklung des Designers. Mit dieser dritten Version seiner Uhr konnte Dietrich auf der Uhrenmesse in Basel überzeugen und ordentlich Bestellungen aufnehmen – die ersten 2000 Exemplare sind gerade in die Läden gekommen. „Meine ersten zwei Versuche die Jahre zuvor waren noch nicht ausgereift“, sagt er heute. „Ich wollte meine Uhr zunächst unbedingt unter der Herkunftsbezeichnung ‚Swiss made‘ platzieren, aber musste dafür Preise aufrufen, mit denen ich auf einer Höhe mit den etablierten Luxusmarken lag – das war schwer vor dem Endverbraucher zu rechtfertigen.“ Zudem hatte er nicht mit den Widrigkeiten der Branche und dem Verhalten ihrer großen Manufakturen gerechnet. Als sich der Schweizer Weltmarktführer für mechanische Uhrwerke ETA, entschied, nur noch an die eigene Familie der SwatchGroup zu liefern, brachte er den Markt dermaßen in Bedrängnis, dass er von der Schweizer Wettbewerbskommission verpflichtet wurde, die Lieferungen an andere Hersteller in einem geordneten Jahresplan zurückzufahren. Für Newcomer wie Dietrich gab es keine Chance, an die begehrten Teile heranzukommen. Er überdachte sein Konzept, das Design und den Preis: Nun pocht in der OT-1 der nicht minder zuverlässige Herzschlag japanischer Uhrwerk-Technik von Miyota. Doch obwohl die Uhr in der Schweiz entwickelt und designt wurde, wird sie de facto unter Schweizer Federführung in Asien produziert und besetzt nun ein Preissegment, das Dietrich „erschwinglicher Luxus“ nennt. Diese Neuorientierung scheint aufgegangen zu sein. „Meine eigene Uhr zu designen war immer schon mein Traum“, sagt Emmanuel Dietrich, der sich in mehr als 20 Jahren bereits einen Namen als unabhängiger Designer für weltbekannte Luxuslabels gemacht hat. Schon sein erstes Projekt als Absolvent der École Boulle war ähnlich ehrgeizig: Mit 23 Jahren wollte er seinen ersten Uhrenentwurf an keinen geringeren als Hermès verkaufen. Nachdem alle Telefonate und E-Mails an der menschlichen Firewall namens Sekretärin abprallten, schrieb er per Hand einen persönlichen Brief an den damaligen Chef Jean-Louis Dumas-Hermès. Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Ich weiß nicht, ob mir Ihre Entwürfe gefallen, aber ich mag Ihre Methoden“, schrieb Dumas zurück, und Dietrich bekam seinen Termin. Noch am selben Tag fuhr der Unternehmer mit ihm ins Atelier, ließ einen Prototyp bauen – und die „Harnais“ aus Dietrichs Hand ging in Produktion. In der Folge entwarf er Eislöffel für Häagen Dazs, Möbel für Artelano oder Hermès, Schmuck für Dinh Van oder Valmont, noch heute gestaltet er fast die Hälfte der Kollektion der Calvin-Klein-Uhren, arbeitet für Ligne Roset und den Büromöbelhersteller Haworth oder für die französische Start-up-Firma Scentys. Die will mit neuer, nicht gesundheitsschädlicher Raumduft-Technik den Markt revolutionieren. Nur falls jemand denken sollte, dass er sonst nicht genug zu tun hätte. Seit sein Vater ihm mit sieben Jahren die erste Uhr schenkte, wurde es sein liebstes Fetischobjekt: „Sauber, pünktlich, zuverlässig – alles was ich liebe“, sagt der Franzose grinsend und führt damit nationale Klischees ad absurdum. Es war kein einfaches UnFast zehn Jahre lang lebte er mit seiner Familie terfangen, denn die Welt in Hamburg und fühlte sich dort sehr wohl: der Uhren ist ähnlich kom„Ich mag die deutsche Gemütlichkeit, für die pliziert wie die der, sagen es im Französischen kein Wort gibt“, erklärt er wir mal, Reproduktionsin fließendem Deutsch. medizin. Ein schiefer VerSogar dem hanseatischen 70er-Jahre-Flair gleich, zugegeben, doch konnte er einen exotischen Kick abgewinnen. Uhren – sorry, technikaffiSeine erste Hamburger Mansardenwohnung ne Ladys – sind eine Männerdomäne. Ausnahhatte noch die so typisch deutsche Holzvertämen bestätigen auch hier die Regeln. Diese felung und diese „coolen olivgrünen BadezimBegeisterung für Rädchen, Spiralen, merkacheln“, schwärmt er. Ein nostalhoch entwickelte Zusatzinstrumente gisches Designvergnügen, das allerfür Messungen, die eigentlich keiner dings wenige mit ihm teilen wollten. braucht, sind dem weiblichen Wesen Er ist mittlerweile in zweiter Ehe doch eher fern. Wir wollen von einer abermals mit einer Deutschen verheiUhr, dass sie gut aussieht und uns verratet und hält die deutschen Frauen lässlich zeigt, wie spät es ist. Basta. Wir den französischen für überlegen. brauchen beispielsweise kein Tachy„Diese diffuse Romantik, die euch meter, der uns die Durchschnittsgeschon beim Wort Paris befällt, kann schwindigkeit von irgendwas ermittelt ich einfach nicht teilen, seit ich hier oder einen Kompass, der weiß, wie ständig mit den Unzulänglichkeiten viel Grad Nordnordwest entfernt das des Alltags, von der ranzigen Metro Auto parkt. Im Grunde war auch Embis zu den Altbauten mit zugigen manuel Dietrichs Idee ziemlich simFenstern, muffigen Bädern und stänpel: „Ich wollte eine Herrenuhr auf dig platzenden Wasserleitungen konden Markt bringen, die technisch erstfrontiert werde“, sagt der in Besançon klassig, modern und sinnlich ist. Und Geborene und zeigt an die feuchten die nicht in die zwei üblichen SchubStellen am Fenster seiner Pariser laden, klassisch oder technoid, passt. Wohnung. Er hält sie nur noch aus Eben genau die Uhr entwerfen, die ich strategischen Gründen und seiner selbst immer haben wollte.“ Nun ist Frau zuliebe aufrecht. Denn wegen das „Wunschkind“ endlich da: Die „Orseiner „Dietrich“ lebt er mittlerweile ganic Time Companion“, kurz OT-1, die meiste Zeit des Jahres im Schweiliegt amtlich schwer in der Hand, passt zer Zug. In puncto Sauberkeit, sich ergonomisch ans Handgelenk an Freundlichkeit, Zuverlässigkeit und und fällt in Sachen Design aus dem Genauigkeit und der Balance zwiRaster. Das organisch geformte Edelschen Natur und Urbanität fühlt er stahlgehäuse im ungewöhnlichen gesich quasi im Paradies angekommen. rundeten Hexagonal sieht aus wie die „Warum die Deutschen nicht mit den Miniatur einer fließenden Zaha-HaSchweizern können und umgekehrt, did-Architektur, gepaart mit verspielist euer mysteriöses Ding.“ Emmanuten Details in Richtung Jugendstil. So el Dietrich tickt eben anders. Mehr Informationen zur Uhr finden finden sich neben farbigen, luminis- Designt von einem Franzosen in der Schweiz mit einem Innenleben aus Sie unter dietrich1969.com zierenden, blattförmigen Zeigern, die Japan: Die „Organic Time Companion“ ist wahrhaft international E 33 1_ Montblanc Chronometrie „ExoTourbillon Minute Chronograph Vasco da Gama Limited Edition“ (45.000 Euro) 3_ Jean Richard „JR 39 Bleu“ 2200 Euro Blaue Stunde Blau ist das neue Schwarz. Zumindest in der Welt der Luxusuhren. Eine kleine Warenkunde 2_ IWC „Portugieser Jahreskalender“ (21.100 Euro) 4_ Skagen „Anita SKW 2307 30MM“ (129 Euro) 1_ Das Zifferblatt dieses Säulenradchronographen mit Tourbillon-Mechanismus von Montblac besteht aus blauem Aventurin 2_ Fünf Jahre dauerte die Entwicklung des ersten Jahreskalenders in der neuen Portugieser Kollektion von IWC 3_ Jean Richard setzt diese Saison auf jeansartig strukturierte Zifferblätter und Straußenlederbänder 4_ Die Firma Skagen ließ sich vom dänischen Nachthimmel für das Zifferblatt der mit Glassteinen besetzten Stahluhr inspirieren 5_ Oris feiert sein jüngstes Modell mit einer neuartigen Mondphasenanzeige, natürlich auf mitternachtsblauem Grund. 6_ Parmigiani verarbeitet für das Zifferblatt dieser Titanuhr erstmals in Säure gebadetes und blau gefärbtes Meteoritengestein 7_ Als Ex-Marineoffizier tritt Filmagent James Bond diesen Herbst erstmals mit der antimagnetischen SeamasterVariante von Omega an 5_ Oris „Tycho Brahe Limited Edition“ (2050 Euro) 6_ Parmigiani „Tonda 1950 Special Edition Meteorite“ (17.500 Euro) 34 7_ Omega „Seamaster Aqua Terra 150 M James Bond limited Edition“ (5750 Euro) ZUSAMMENGESTELLT VON JOERN F. KENGELBACH TREND SCHMUCKUHREN Neue Blütezeit Die Damenuhren der Stunde sind komplizierter als viele Herrenmodelle. Der Grund: RICHARD MILLE die Dekoration. Wer die Natur übertreffen will, der muss richtig was draufhaben Peepshow: Die Richard Mille „RM-019 Tourbillon Fleur“ kostet knapp eine Million Euro – dafür entfaltet sich auf Knopfdruck nach sechs Sekunden eine Magnolienblüte über dem Tourbillon Ausgerechnet Richard Mille: Der Gründer der gleichnamigen Genfer Uhrenmanufaktur, der den Titel „Macho-Mann“ als großes Kompliment versteht, entdeckt plötzlich seine weibliche Seite. Wird der umtriebige Franzose, dessen Uhren bisher aussahen, als hätte sein Designteam im Motorraum eines Formel-1-Wagens übernachtet etwa altersmilde? „Im Gegenteil“, gab er am Rande des Genfer Uhrensalons im Januar zu Protokoll, er wolle sich nur nicht zum Gefangenen seiner eigenen Welt machen lassen. Also weg mit den technischen Produkten und scharfkantigen Hightech-Materialien. Her mit Magnolienblütenblättern! Die haben es bei dieser Uhr doppelt in sich: Unter den jeweils fünf von Hand bemalten Weißgoldblättern der „RM-019 Tourbillon Fleur“ etwa verbergen sich zahllose kleine Hebelchen, die auf Knopfdruck dafür sorgen, dass sich alle sechs Sekunden die Blüte entfaltet und wieder schließt. Darunter verbirgt sich ein mit Edelstein besetzter Tourbillonmechanismus zum Ausgleich der Schwerkraft, der bei dem komplexen Vorgang auch noch um einen Millimeter angehoben wird. So sieht man das Schlagen des Uhrenherzens noch besser. Das Herz dürfte auch den 30 Menschen bis zum Hals schlagen, die die Uhr bezahlen müssen: Sie kostet knapp eine Million Euro. Der enorme Aufwand für eine winzige und dann noch reichlich romantische Auflage geht für Richard Mille völlig in Ordnung. Wie er sagte: „Am liebsten sind mir die ganz und gar verrückten – manche würden sagen blödsinnigen – Konzepte.“ Blödsinnig? Alter Macho. Die Stickereien der Hublot „Big Bang Broderie Steel Diamonds“ fertigt die St. Gallener Firma Bischoff an (15.000 Euro) Wer Sonnenblumen nicht mag, kann sich auf das Kameenzifferblatt der Breguet „Reine de Naples Cammea“ so gut wie jedes Motiv ins Perlmutt schnitzen lassen (58.500 Euro) Kein „Er liebt mich, er liebt mich nicht“, sondern Perlmuttblätter als Aufzugsrotor der Dior „VIII Grand Bal Plissé Soleil“ (18.000 Euro) Die 210 Diamanten auf dem Zifferblatt der „Ballon Bleu Serti Vibrant“ von Cartier hüpfen bei Erschütterung (262.000 Euro) Neu auf der Baselworld: „Camélia“ mit Brillant-Perlmutt-Zifferblatt von Chanel mit einer 42-Stunden Gangreserve (ohne Preisangabe) Auf besonderen Wunsch fertigt Patek Philippe ganz besondere Modelle wie diese Version der „Twenty-4“-Haute-JoaillerieKollektion. Beim Einzelstück „Butterflies Referenz 4909/102R“ fliegen Schmetterlinge über das mit 1596 Diamanten besetzte Blütenmeer (ohne Preisangabe) 35 WER IN SRI LANKA SONNENCOUTURE INSZENIERT, KANN EINEN NEUEN DICKEN FREUND FINDEN Es war, als hätte Sri Lanka sich extra für uns in Szene gesetzt. In einer Vollmondnacht kamen wir in Galle, an der Westküste der Insel, an. Vollmond bedeutet dort immer Feiertag. Die Menschen sind dann alle weiß gekleidet, sie gehen in die Tempel und meditieren. Überall sind Blumen und Kerzen aufgestellt. Warane, diese Dinosauriervettern, schleichen durch die Straßen. Dazu die Schwüle, das hat für Europäer etwas unergründlich Mystisches. Weitaus realer waren der tägliche Monsun-Sturzregen und die Schlangen, die uns in allen Farben und zu jeder Gelegenheit über den Weg krochen. Während der Aufnahmen am Pool tauchte auf einmal ein drei Meter langes Exemplar auf, aber der Hoteldirektor meinte nur, wir könnten uns locker machen, das sei Hektor, die Hausschlange. Wir hatten zudem ganz andere Sorgen: Elefanten sind schwerer zu buchen als Topmodels, ihr Terminkalender ist stets voll. Hochzeiten, Feste, Tempel-Veranstaltungen – die großen Grauen gelten auf Sri Lanka als Arbeitstiere und sind zugleich heilig, und sobald einer auftaucht, wollen ihn alle berühren. Unser Elefant hieß Sidevi und war – wie viele Models auch – noch ein Teenager. Jede Stunde musste er einen kleinen Snack in Form einer Bananenstaude zu sich nehmen. Das waren aber seine einzigen Allüren, ansonsten hat er den Job perfekt gemacht. Und er hat uns vor Augen geführt, dass auch ein Schwergewicht mit Falten wunderschön sein kann. Wiebke Bosse FOTOS: WIEBKE BOSSE; STYLING: ODESSA LEGEMAH; MODEL: ANNIEK KORTLEVE C / O WOMEN; HAARE & MAKE-UP: SERGIO CO R VAC H O C / O M O O D B OA R D I N T E R N AT I O N A L / M I T N AG E L L AC K VO N U S L U A I R L I N E S ; F OTOA S S I S T E N Z : R U T H KO B B E ; S T Y L I N G A S S I S T E N Z : K ATJ A S O N N E W A N D ; P R O D U K T I O N : M E TA R A M B A .C O M ; V I E L E N D A N K A N D A S W H Y H O U S E H O T E L E L E-G A N Z Am Pool des „23 Palm Hotels“. Kleid: Valentino Sonnenschirm: Parasolerie Heurtault. Linke Seite: Badeanzug von Chanel 37 Strand-Hopping von Taprobane nach Kubalgama: Linke Seite: Top mit blauen Indigo-Details: Louis Vuitton. Diese Seite (von links): Transparentes Strickkleid mit goldenen Stickdetails: Bottega Veneta. Goldfarbene Sandalen mit Blumenapplikationen: Marni. Mantel: Marc Cain. Slip: La Perla 39 In Kubalgama und Koggale setzt Anniek auf natürlichen Sonnenschutz. Kleid: Hermès. Kette: Mads Dinesen. Tuch: Burberry Prorsum. Linke Seite: Kleid: Wunderkind. Visor: Akris 40 41 Gestrandet auf der Insel Taprobane: Linke Seite: Top und Hose mit Stickereien: Manish Arora. Sandalen: Chanel. Diese Seite: Tuch: Burberry Prorsum. Bustier: La Perla 43 44 Top und Hose: Giorgio Armani. Hut mit Stickdetail: Augustin Teboul. Ballerinas: Bottega Veneta 45 Auf den Straßen von Yatagala: Linke Seite: Kleid, Clogs und Seidenstrümpfe von Prada. Tasche: Hermès. Diese Seite: Jumpsuit: Elie Saab. Sandalen: Chanel 47 TASCHENTREND Ein Knaller! Ein Hoch auf Oranje: „Fleming“ von Tory Burch Schluss mit Grau. Auch modisch. Im Frühjahr kann es uns gar nicht zu bunt werden. Zur Tasche, Schätzchen Zwei in einer: „Cybill M“ von Aigner ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER Art Blumo: Henkeltasche von Prada Extra groß: Shopper von Marc Cain Es grünt wieder: „Bamboo Daily“ von Gucci Sag’s mit Stickern: Tasche von Anya Hindmarch (die Sticker gibt es auch einzeln) Hier passt jede Menge rein: Shopper „2.0“ von Longchamp Ein Ta s b i s s c h che e n n n bi, s ie: Miu chade Miu t be i Sc Ta h ö n He sch we nr e v ich y B on : eg ue lin Mach blau! „Capucine“, Louis Vuitton Hier blüht schon was: „Sicily“ mit GlyzinienDruck von Dolce & Gabbana Das ist Kunst: „Boy“ von Chanel 48 Freude am Regenbogen: Valentino-Tasche (über monnierfreres.de) Georgia May Jagger WWW.THOMASSABO.COM JUNG C Auf den Schulhöfen in Finnland herrschen raue Sitten. Ein falscher Name und schon wird man zum Gespött. Das ist auf der ganzen Welt so. Finnische Namen wie Anna Nass hätten hierzulande sicher auch Potenzial für Schulhoftiraden. Dass der Name Chanel zu Heiterkeitsausbrüchen führt, verschließt sich Erwachsenen, zumal den modeaffinen, jedoch vermutlich weltweit. Oona Chanel, Großnichte von Coco, erzählt, wie sie über Jahre mit dem Erbstück gehadert hat, lieber hätte sie irgendwas Langes mit Kömäkimakiütelhäten gehabt. Sie haderte mit Chanel bis ins Teenageralter, als Fashion in ihr eigenes Leben kam. Oonas Großtante war nicht im klassischen Sinne schön. Auch Oona ist das, was in Modelkreisen, in denen sie sich bewegt, als „speziell“ gilt und eben darum als „hot“ gehandelt wird. Sie steht gerne vor der Kamera des Enfant terrible Terry Richardson und ist neben Mode- auch für Kosmetik-Produktionen gebucht. Aber die physiognomische Spurensuche nach dem Chanel-Look geht daneben: durchscheinend, ätherisch, blond, sieht sie eher aus wie eine Tochter von Tilda Swinton. Nach einem Shooting in Wien steht Oona auf der Straße. Sie trägt eine Jacke, die einen Chanel-Touch hat. Einen „Touch too much“, möchte man meinen und es stellt sich heraus, dass sie von einem deutschen Bling-Bling-Designer stammt: „Es ist ein Geschenk, das ich gestern bekommen habe“, sagt Oona Chanel lachend. Sie selber stehe mehr auf Balenciaga, auf Rick Owens oder Céline. Warum dann dieser Look? „Es ist kühl“, sagt sie. Für ein Wochenende in Wien hat man doch ein wenig Gepäck mit dem einen oder anderen Outfit? Sie macht als Beweis ihren Trolley auf, und als Erstes kommt ihr ein Kopfkissen entgegen: „Das nehme ich immer mit, und damit ist das Gepäck fast voll.“ Im Gegensatz zu ihrer weltberühmten Verwandten, die bis zu ihrem Lebensende im Pariser „Ritz“ residierte und es nur verließ, wenn es unbedingt nötig war, ist Oona Chanel dem allgegenwärtigen Reisewahnsinn unterworfen. Da gibt das eigene Kissen Sicherheit. Schon als Kind, ihr Vater ist Dirigent, ging es ROBERT CARBONNET Chanel 50 Mehr Tilda Swinton als Coco Chanel und dabei immer souverän: Oona Chanel posiert von Helsinki nach Dubai, nach Moskau und nach Indien. Das Englisch der Oona Chanel ist akzentfrei, ihre Präsenz ohne jeden Makel, abgesehen vom Jäckchen. Gerade kommt sie aus Bali, das sind über 20 Stunden Flug, hat abends an der Jurysitzung des österreichischen Haute Couture Award 2014 teilgenommen und den nächsten Tag in acht Stunden zwölf Outfits von eben jenem Award an sich fotografieren lassen. Gute Stimmung hat sie jedenfalls im Überfluss im Gepäck: „Auf Bali war ich bei einem Guru. Ich weiß, das hört sich schrecklich esoterisch an, aber es gibt Dinge, die man nicht erklären kann, sondern erfahren muss“, erläutert sie ihren hohen Grad an Entspannung. Sie hat in Indien die Mutter-Teresa-Heime besucht und dort gearbeitet und träumt davon, ein Waisenhaus aufzubauen. Aber: „Solange ich mir in New York ein Apartment mit Freundinnen teilen muss, ist das in weiter Ferne.“ Was sie allerdings plant, ist ein eigenes Magazin: „Ich bin Teil der nächsten Generation, die eine andere Sicht auf Mode hat“, erklärt Oona Chanel. Das Heft, das noch in diesem Jahr herauskommen soll, wird auf Englisch erschei- nen, ein Investor soll im Spiel sein, aber gehen wir davon aus: Sie könnte es auch ganz allein stemmen. Oona Chanel bei der Arbeit zuzuschauen, wie sie ebenjene Haute-Couture-Outfits vorführt, eröffnet dem Betrachter die glamouröse Seite des Modeljobs. Sie rekelt sich auf einer beleuchteten Plexiglasscheibe – und das mit Souveränität. Sie scheint in sich zu versinken. Kleine, kleinste Bewegungen, die schlagartig der Robe einen besonderen Look geben. Es sind die Entwürfe der zwölf Finalisten – allesamt Nachwuchsdesigner – des Haute Couture Awards, der in Österreich eine Institution ist und bereits zum zehnten Mal stattfindet. Oona ist eine freundliche Jurorin mit strengen Maßstäben: „Präzision, Material und Look müssen eine gelungene Symbiose bilden“, sagt sie. Unter diesen Kriterien gefällt ihr besonders der Entwurf der Wiener Designerin Alexandra Gogolok-Nagl. Hat sie jemals Couture-König Karl Lagerfeld getroffen? „Bis jetzt nicht, aber das wird sich ergeben“, sagt sie und betont, dass sie es peinlich fände, sich nur ob ihrer Familiengeschichte bei ihm „einzuschleimen“. Ihrer Agentur hat Oona untersagt, sie für die Chanel-Schauen vorzuschlagen. Ihr ist der eigene Weg wichtig. „Ich werde auch nur unter Oona geführt.“ Mehr braucht es auch nicht, denn nicht mal der Scout, der die damals 19-Jährige auf der Straße ansprach, konnte ja ahnen, welchen Namen sie noch trägt. Es war ihre Präsenz, die überzeugt hat. Dass ein Hauch Chanel mitschwingt – das ist eben ein herrlicher Bonus. Oona Chanel wird als das nächste Supermodel gehandelt. Dabei ist sie seit gerade mal drei Jahren Profi. Die Großnichte von Coco Chanel hat exzeptionellen Stil in ihren Genen, findet Andreas Tölke EH Als sie den Raum betritt, ganz in Schwarz gekleidet, fasst sie die langen silbergrauen Haare im Nacken zusammen und legt sie sich über die Schulter wie andere einen Schal. Sie schüttelt ihre schlanken Beine aus, als wollte sie sich für ein Grand Jeté warm machen. Setzt sich hin, breitbeinig, angriffslustig. Schaut spitzbübisch ihr Gegenüber an, als wolle sie sagen: Hier bin ich. Model, das ist schnell klar, diese Bezeichnung will nicht recht zu ihr passen. Dafür ist Eveline Hall einfach zu sehr Eveline Hall. Ihre Stimme klingt nach langen Nächten, nach Rotwein und Gauloises, dabei hat sie nie geraucht. Ihrem Gesicht sieht man an, dass sie gelebt, nichts ausgelassen hat. Die Höhen ebenso wie die Tiefen. Von ihrem kurvenreichen Weg, von den Phasen und Brüchen ihres Lebens, handelt ihre vor einem Jahr erschienene Biografie „Ich steig’ aus und mach ’ne eigene Show“. In einem Alter, in dem andere sich auf die Pflege ihres Gartens konzentrieren, stand die 69-Jährige für Starfotografen wie Patrick Demarchelier, Peter Lindbergh und Ellen von Unwerth vor der Kamera, lief für Jean Paul Gaultier und kann auf eine ganze Reihe von High-Fashion-Editorials blicken. Glatte Beautystrecken sind nicht ihr Ding. Sie brilliert immer dann, wenn es darum geht, eine Rolle zu spielen. Der Startschuss für ihre Karriere fiel, als sie 65 Jahre alt war: Neben Größen wie Kirsten Owen und Toni Garrn auf der Berlin Fashion Week lief sie vor vier Jahren auf einer Show für Michalsky. Anders als die jungen Mädchen fing sie an, mit dem Publikum Kontakt aufzunehmen: „Ich flirtete mit ihnen. Der Funke sprang über. Es war großartig!“, erinnert sie sich. Am nächsten Morgen waren die Zeitungen voll von ihr. Vor Kurzem wurde Eveline Hall mit dem „Fashion Icon Award“ ausgezeichnet, ein Preis, mit dem Persönlichkeiten für ihren Einfluss in der Mode, Kultur, Kunst und Musik geehrt werden. Hall bedankte sich: „Habt den Mut, aus dem Rahmen zu fallen.“ Um Schönheit geht es ihr nicht: „Ich möchte, dass ältere Frauen mich ansehen und denken: Das kann ich auch. Ich färbe meine Haare nicht mehr, aber ich trainiere jeden Tag. Ich möchte ein Vom Mut, aus dem Rahmen zu fallen JAAN-ERIC FISCHER ALT Nur wenige Karrieren beginnen mit über 60. Das Model Eveline Hall ist mit fast 70 Jahren ganz oben angekommen. Eva Eusterhus freut sich nach dem Treffen aufs Älterwerden Vorbild sein, kein Idol. Mit dem Begriff „Silver Surfer“ kann sie absolut nichts anfangen. „Ich surfe nicht irgendwo rum und liege in der Sonne, ich schufte, wie ich es mein Leben lang getan habe.“ Geboren 1945 in Greifswald, wuchs sie als Tochter einer Balletttänzerin und des Schauspielers Kurt Klopsch in Hamburg auf. Mit acht Jahren entdeckte sie ihre Liebe zum Ballett. Sie tanzte solo an der Hamburger Staatsoper und ging als Showgirl nach Las Vegas. „Klopschi“ trat am Lido auf und traf privat auf Showgrößen wie Elvis Presley, Sammy Davis Jr., Diana Ross und Barbra Streisand. Dort lernte sie auch ihren Mann David Hall kennen. Die Beziehung hielt neun Jahre. Wieder zurück in Europa, arbeitete sie als Schauspielerin auf verschiedenen Bühnen unter anderem am Thalia Theater in Hamburg, aber auch in München, Basel und Straßburg, zuletzt lebte sie in Paris. Als sich ihr Bruder das Leben nahm, kehrte sie mit über 50 zurück nach Hamburg, wo sie seitdem zusammen mit ihrer Mutter in der Wohnung ihrer Kindheit wohnt. Wie geht das? „Nur, wenn man zusammen noch mal bei null anfängt. Alles auf den Tisch legt, schonungslos.“ Für ihre Mutter und sie seien die ersten Monate des Zusammenlebens wie eine Therapie gewesen. Es folgten Jahre des Suchens und des sich Aufraffens. Eveline Hall ergatterte kleinere Rollen und Auftritte, moderierte auf Messen und Modenschauen und trainierte fleißig jeden Tag. Sie lernte Gesang, studierte Texte ein und entwickelte ein Trainingsprogramm, mit dem sie sich auf engstem Raum fit halten konnte. Ein täglicher Programmpunkt, den sie heute immer noch zusammen mit ihrer 93-jährigen Mutter absolviert: „Ich halte sie, damit sie ihre Pliés machen kann, das hält ihre Gelenke geschmeidig.“ Über einen alten Freund bekam sie Kontakt zu einer People- Agentur, die nach echten Typen für die Werbung suchte. Sie stellte sich am Telefon vor: „Ich bin 60, aber so eine 60-Jährige hast du noch nie gesehen.“ Von da an ging es bergauf: Hall drehte Werbespots, aus jedem Engagement entwickelte sich ein neuer Auftrag. Das harte Training, das ihren Körper gestrafft hatte, vor allem aber ihr Können als erfahrene Schauspielerin zahlten sich aus. Ihre Paraderollen sind die Fitnesssüchtige, die ewig junge Mutter, die elegante Monarchin und die reife Geliebte. „Ich liebe gerade diese Rolle, und es ist kein Geheimnis, dass ich auch privat auf deutlich jüngere Männer stehe. Nicht auf schöne, aber solche, die mit mir mithalten können, spontan sind und ganz wichtig: Fantasie haben.“ Sie würde wer weiß was darum geben, mal mit Sean Penn essen zu gehen. „Ein geiler Typ ist das.“ Das meiste in ihrem Leben verdanke sie ihrer Intuition, sagt sie: „Sie hat mich immer rechtzeitig erkennen lassen, wann ich Adieu sagen muss, bevor ich anfange, mich selbst und andere unglücklich zu machen.“ Doch davon ist sie heute weiter entfernt denn je. Ihre nächste Mission lautet: Rocksängerin werden. Produziert wurde ihr Album von Franz Plasa, dem Hamburger Produzenten und Liedschreiber, der schon für Udo Lindenberg, Nena und Rio Reiser am Werk war. Ihre Stimme sei tief und schwarz: „Sie taugt einfach nicht zum Trällern, also singe ich Rock“, sagt sie und erzählt von dem Musikvideodreh kürzlich in Island, von der wildromantischen Landschaft, von düsteren Schwarz-Weiß-Aufnahmen, von Lack und Latex. Es gibt auch zwei Chanson-Stücke auf dem Album, eines auf Deutsch, das eine Liebeserklärung an ihren Vater ist. Es heißt „Dett kriegen wa hin“. Die zarte Frau streckt triumphierend eine Faust in die Luft – wie ein siegreicher Boxer nach einem harten Kampf. 51 F G PERSÖNLICHKEIT 52 Ich enthülle mich nie, warum sollte ich das? Ich drücke mich in meinen Bildern aus... alles steckt darin, aber nicht jeder kann es entziffern.“ In den Sechzigern schrieb sie den Bestseller „Leben mit Picasso“, das, was man heute wohl ein SkandalBuch nennen würde. Die Veröffentlichung konnte Picasso damals nicht verhindern. Autor Malte Herwig baute über viele Jahre hinweg ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zu ihr auf, besuchte sie in ihren Ateliers in New York und Paris. Zusammen philosophierten sie über Gott, die Welt und die Liebe, aßen zusammen Foie gras, und Gilot brachte ihm das Zeichnen bei. „Die Frau, die Nein sagte“ ist nicht nur ein Buch über Kunst, sondern über die Kunst des Lebens geworden. Und von der versteht Gilot etwas. Sie kannte Picassos Abgründe, seine liebevollen und seine grausamen Seiten. Aber sie wusste auch, dass sie und die Kinder zugrunde gehen würden, wenn sie weiter bei Pablo blieben. Sie habe lieber in der Wüste als weiter in seinem Schatten leben wollen, so Herwig in seinem Buch. Picasso habe sich immer darauf verstanden, die Frauen in seinem Leben auch finanziell abhängig zu machen. Bei der freigeistigen und sturen Françoise war das nicht möglich, nicht umsonst stammt die Beschreibung „Die Frau, die Nein sagt“ von ihm selbst. Die zarte, starke, beherrschte Françoise ertrug zunächst still und in Würde seine Affären mit anderen Frauen und seine cholerischen Ausbrüche, aber lies sich nie von ihm besetzen. Laut ihr war er es, der sich Kinder von ihr wünschte und damit versuchte, sie noch enger an sich zu binden. Er war ihr vierzig Jahre älterer Meister, sie die Muse, entdeckt mit zweiundzwanzig, als sie noch eine weiße, leere Leinwand war, auf die man eine Menge projizieren konnte. Nach der Geburt des zweiten Kindes verlor sie Gewicht, und er soll zu ihr gesagt haben: „Früher warst du eine Venus, jetzt siehst du aus wie ein leidender Christus.“ Heute ist nur der kleinste Teil von Gilots Bildern in Museen zu sehen, die meisten befinden sich im Privatbesitz von Sammlern. Das, was sie beim Malen gelernt hat, ist auch ihre Lebensphilosophie: „Du musst aus deinen Fehlern lernen, anstatt sie wegzuwischen. Was gelebt wurde, ist für immer ein Teil von dir, am Ende zählt das Ganze, das du daraus Susanne Kaloff machst.“ ANA LESSING; FRANÇOISE GILOT 1948 an der Côte d’Azur: Die junge Frau schaut lächelnd den Strand entlang. Hinter ihr Pablo Picasso, der stolz den Sonnenschirm über sie hält. Das Bild kennt fast jeder, der Name der Frau ist den wenigsten geläufig: Françoise Gilot. Der Fotograf Robert Capa hielt damals diese Szene fest, und im Nachhinein lässt sich viel in sie hineindeuten: „Ich bin die Sonne und die Dunkelheit, ich bin der Mittelpunkt des Universums.“ So interpretiert Autor Malte Herwig den Blick des Malers in seinem gerade erschienenen Buch „Die Frau, die Nein sagte“. Alle hatten stets in Picassos Schatten zu stehen, notfalls mithilfe eines Sonnenschirms. Und alle machten mit. Bis auf eine. Françoise Gilot, 1921 in Neuilly-sur-Seine geboren, war die Frau, die zunächst zehn Jahre ihres Lebens Ja zu einem Leben mit dem Genie sagte, ihm zwei Kinder gebar und dann die Chuzpe hatte, ihn eines Tages zu verlassen. Alle anderen verließ er. Vorher brach er ihnen aber noch das Herz: Die Tänzerin Olga Chochlowa, Fotografin Dora Maar, Marie-Thérèse Walter oder Jacqueline Roque gehören zu diesem traurigen Club. Die beiden Letzteren nahmen sich sogar das Leben. Trotz großer Liebe und Leidenschaft, das Leben und die Lebensfreude hätte sich Gilot, die ebenfalls Malerin ist, niemals stehlen lassen, auch nicht von einem der begnadetsten Künstler aller Zeiten. Dafür war sie immer ein zu unabhängiger Geist und kluger Kopf hinter ihren markanten Augenbrauen, deren Form an das französische „accent circonflexe“ erinnerten. Eines ihrer Lebensmottos war. „Wenn du etwas riskierst, erlebst du auch schlimme Dinge, aber du lebst und verstehst immer mehr. Vor allem wirst du nicht langweilig. Das ist das Allerschlimmste: langweilig werden.“ Sie riskierte viel, packte ihre zwei kleinen Kinder Paloma und Claude in ein Taxi und zog zurück zu ihren wohlhabenden Eltern. Für ihren ehemaligen Liebhaber blieb sie immer geheimnisvoll und undurchschaubar: „Selbst Picasso kannte mich trotz unserer zehn gemeinsamen Jahre nie, denn ich habe mich verschlossen. Die Malerin, ehemalige Geliebte Picassos und Frau, die zum Malergenie und seinem Verhalten Nein sagte: Françoise Gilot in ihrem New Yorker Atelier Viel Schatten, mehr Licht Françoise Gilot war die einzige Frau, die es wagte, Pablo Picasso zu verlassen. Von dieser Romanze erzählt ein neues Buch: „Die Frau, die Nein sagte“ * Dieses Angebot gilt nur für die teilnehmenden Stores / POS und solange der Vorrat reicht. TRENCHCOAT UVP 159 99 EUR* MÄNNER I Ein Maß Opulenz Dolce & Gabbana steigen in den Markt für geschneiderte Herrenmode ein. Für die Konkurrenz ist das eine schlechte Nachricht, stellte Philip Cassier bei der Präsentation in Mailand fest H 54 interher haben es wieder alle vorher gewusst. Die Kunden, die Kritiker, die Bussiverteiler mit dem rhetorischen Rasiermesser in der Tasche. Auf einmal sind Domenico Dolce und Stefano Gabbana schon immer die Größten gewesen, die Einzigen, die die recht stillen Mailänder Männerschauen dieses Jahr noch hätten pushen können. Eine ganz klare Angelegenheit, nach der Präsentation. Wobei es selbstverständlich schon vorher allen hier besser als super gegangen war. Man ist sich das immer schuldig am Mailänder Corso Venezia, unter all den Renaissancemalereien an den kirchenhohen Decken; irgendwie muss man ja auf Diskurshöhe kommen und bleiben. Aber der Beweis dafür, dass hier heute etwas Außergewöhnliches passiert, ist die Standing Ovation, kaum dass das letzte Model über den Laufsteg geschritten ist. Sie kommt so schnell und spontan, dass es nur eine Interpretation geben kann: Die Begeisterung nach der Einladung ist echt. Smoking und Frack neu interpretiert – nur zwei Inspirationshilfen aus dem Hause Dolce & Gabbana Und sie haben ja recht, die Kritiker. Was Dolce & Gabbana als „Alta Sartoria“, also maßgefertigte Feinschneiderei für den Mann, vorstellt, das ist nicht nur ein weiterer Akzent in der Herrenbekleidung. Es handelt sich ohne jeden Zweifel um eine Ansage in einer Branche voller Widersprüche. Das Label hat wie die Konkurrenz von Brioni oder Zegna registriert, dass das wirtschaftliche Potenzial der Männermode sehr hoch ist. Speziell die kaufkräftige Klientel kümmert sich mehr und mehr um ihr Aussehen. Gleichzeitig kann niemand mit Sicherheit sagen, ob die Männer irgendwann gewillt sein werden, Moden so schnell zu folgen wie Frauen. Die meisten Designer behelfen sich damit, besonders hochwertige Teile ihrer Kollektionen mit Attributen „nach Maß“ oder „handgemacht“ zu versehen. Man will so konservative Herren überzeugen, ihr Geld nicht für etwas auszugeben, das sie in fünf Monaten nicht mehr anziehen können, weil sich der Trend gedreht hat. Und doch blieb bisher das Gesetz in Kraft, dass Konfektionäre kaum Glaubwürdigkeit als Maßschneider erlangen und sich Maßschneider schwer mit Kollektionen tun. Gerade in Mailand ließ sich das seit je beob- achten: Hier, wo das Zentrum eine beispiellose Zahl an Boutiquen der größten Designer versammelt, gehen die Männer mit dem alten Geld immer noch wie einst Fiat-Chef Gianni Agnelli zur Schneiderei A. Caraceni. Die Suche nach Diskretion treibt sie dorthin – das Atelier ist im ersten Stock eines grauen Geschäftshauses untergebracht, beim Besuch muss man klingeln. Die Stücke folgen absolut den eigenen Bedürfnissen und korrigieren körperliche Unzulänglichkeiten. Kleidung von der Stange wird so etwas nie leisten können. Als sich A. Caraceni aber an einer Kollektion versuchte, gab er rasch wieder auf. Eine individuelle Anatomie in den Griff zu bekommen, läuft anscheinend der Fähigkeit zuwider, eine universale Formensprache zu finden. Mitten in diese Gemengelage hinein lanciert nun Dolce & Gabbana seine maßgeschneiderte Linie. Die Qualitätsversprechen kommuniziert das Haus laut: Von 50 Stunden Handarbeit, die allein in eine Jacke flössen, spricht Domenico Dolce hinter seiner Brille mit dem dicken schwarzen Rand. Und davon, dass 25 DOLCE & GABBANA (9), ANDREA PASSUELO (5) 50 Stunden Handarbeit fließen in ein Jackett der maßgeschneiderten Linie von Dolce & Gabbana. Bei der Präsentation konnte man unter anderem einen Blick ins von Hand pikierte Revers werfen. Und was die Muster angeht, gibt es, abgesehen vom eigenen Budget, keine Grenzen der am besten ausgebildeten Schneider am Werk seien – in der zweiten Etage des Mailänder Stammhauses wohlgemerkt. Ein Blick in die Werkstatt findet am Tag der Präsentation nicht statt, man sei in diesen Dingen sehr an der Privatsphäre interessiert, heißt es. Dolce fügt allerdings hinzu, es handele sich bei dem Projekt um eine „Herzensangelegenheit“. Man darf es ihm glauben. Sein Unternehmen hatte in den vergangenen Jahren einiges zu bewältigen. Eine Steueraffäre belastete Kasse und Image, und man stellte die Untermarke D&G ein, die sich an ein jüngeres Publikum richtete. Generell kämpfen mehr und mehr Labels und Designer um Marktanteile. Solche Herausforderungen wären in den Nullerjahren undenkbar gewesen: Damals zog das Haus mit den sizilianisch geprägten Entwürfen ganz selbstverständlich mit Madonna den größten Popstar des Planeten an. Oder sorgte dafür, dass der damals überaus erfolgreiche AC Mailand auch abseits des Fußballplatzes als coolster Klub der Welt galt. In jüngster Vergangenheit funktionierte die 2012 gegründete Haute-Couture-Linie für Frauen sehr gut: Handwerklich unterfütterte Opulenz ohne Rücksicht auf Kosten, das kam an. Dieses Konzept übernimmt Dolce & Gabbana nun auch für Herren. Im ersten Stock am Corso Venezia stehen für Tages- und Abendgarderobe zahlreiche unterschiedliche Anprobezimmer bereit. Die schweren Teppiche, riesigen Spiegel und Edelhölzer lösen beim Gast ein mittelschweres Schwindelgefühl aus; eine Pracht, gegen die Ateliers klassischer Maßschneider wie Eckkneipen wirken. Dazu passt, dass die zur Präsentation geladene Kundschaft – sie stammt aus China, Russland, den USA, Europa und der arabischen Welt – über jene Art von Teint verfügt, die ein Dasein irgendwo zwischen „first class“ und Learjet voraussetzt. Siegelringe. Diamanten. Kaschmir. Krokoleder. Wetgel. Sonnenbrillen. Frauen machen heute geschätzte 35 Prozent der Anwesenden aus – und sie bewegen sich auf ihren 18-Zentimeter-Absätzen, als gehörten die von Geburt an zum Bein. Fröhlicher Austausch über die Wintersportmöglichkeiten von St. Moritz im Vergleich zu Aspen, Colorado in nicht völlig akzentfreiem Englisch. Aus den Lautsprechern informiert vor der Show Mariah Carey mit der Botschaft: „I can’t live, if living is without you.“ Ein prima Motto für das, was hier abgehen wird. Man lässt sich auf mit Blattgold überzogenen Stühlen nieder, die Asiaten verziehen von nun an keine Miene mehr. Russen und Araber dagegen rutschen je aufgeregter hin und her, je mehr die Jacketts an den hart gescheitelten Models funkeln. Es ist keine Kollektion, die hier gezeigt wird, darauf muss Dolce & Gabbana Wert legen. Vorgeführt werden lediglich die Möglichkeiten der Maßschneiderei: Einreiher, Zweireiher, Persianer, Smokings und Fräcke – sozusagen eine Inspiration für Herren um die 50 Millionen plus. Im Presse-Handout heißt es dazu frohgemut: „Der Mann, der Alta Sartoria trägt, hat einen bewusst freien Lebensstil, ultra-raffiniert und jenseits aller bekannten Wege. Er mag es, sich kontinuierlich neu zu erfinden, nicht nur in dem, wie er sich kleidet, sondern auch in seinem Denken und Handeln.“ Dabei helfen am Körper offenkundig nur Superlative: die dünnsten Fasern und die leichtesten Stoffe, die intensivsten Farben, die engsten Schnitte, die meisten Edelsteine auf dem Stoff und die üppigsten handgestickten Blumenmuster. Beim Mittagessen nach der Schau im lichtdurchfluteten Innenhof des hauseigenen Restaurants wirkt Domenico Dolce in seinem gepunkteten Seidenhemd zur Glencheck-Hose gelöst wie lange nicht mehr: „Das war ein wichtiger Tag für uns“, sagt er, die Aufmerksamkeit stets zum Teil auf die Kundschaft gerichtet. Vor ihm steht ein Teller mit fangfrischem Thunfisch („Müssen Sie probieren“). Viel konkreter wird er nicht, dafür erzählt er Anekdote um Anekdote: Wie er sich in der Mailänder Scala hinter der Bühne für die Entwürfe inspirieren ließ; dass er privat über ein Badezimmer mit Fenster verfüge und es als gutes Zeichen gedeutet habe, als dadurch am Morgen die Sonne schien; dass er sich morgens am wenigsten leiden könne und dergleichen Geplauder mehr. Ein Mann, der unter Druck steht, redet anders. Abends ab halb elf, als Dolce & Gabbana in ihr Haus zur Party laden, verflüchtigen sich die allerletzten Zweifel: Dolce trägt einen schwarzen Smoking, Gabbana einen weinroten, Kellner in Frack und Zylinder servieren Roséchampagner unter Kronleuchtern. Kurz darauf stürmt eine Horde Tänzerinnen und Tänzer mit wenig am Körper zu „Material Girl“ – Madonna, wer sonst? – den Saal, schon sehr bald grooven alle mit. Und da mag man nun denken, dass es sich hier lediglich um einen Kleinen-Jungen-Traum handele; um den naiven Glauben, irgendwo da draußen existiere das Leben als ewige Party, als nie endender Rausch ohne Kater, aber diese Inszenierung, die hat ja sonst niemand drauf. Designer, Kritiker und Gäste liegen sich in den Armen und werfen sich die Boas der Tänzerinnen gegenseitig um den Hals, Song für Song wird das Gelächter lauter – und am Ende steht die Erkenntnis: An diesem Tag haben die Herren Dolce & Gabbana viele Bewunderer zurückgeholt oder neu hinzugewonnen. Nun brauchen sie nur noch Käufer. 55 MÄNNER II Zukunft made in Italy Handwerk und Hightech: Wie die italienische Herrenmarke Pal Zileri neu durchstartet Stütznähte nach tradiertem System sorgen für Stabilität während der Produktion D 56 ie jungen Männer stehen auf rotierenden Plattformen, Neonröhren in der Hand und von abstrakten, bewegten Lichtmustern hinterleuchtet, die aussehen wie die Visualisierungen komplexer Algorithmen. An andere Wände werden Collagen projiziert aus Palladio-Villen (klassischer und schöner geht es nicht) sowie Versatzstücken des Schneiderns: mal hier eine Schere, mal dort eine Hand an einem Saum. Die Präsentation der Modemarke Pal Zileri während der Herrenmodenschauen in Mailand findet in einem alten Industriebau etwas außerhalb des Zentrums statt. Während sich andere Kollegen an diesem Abend in Theatralik und Konzeptkunst versuchen, ist die Message hier vollkommen klar. Das Haus, 1980 gegründet, startet einen Neuanfang. Noch immer ist das Stammhaus in der Kleinstadt Quinto Vicentino im Veneto, noch immer wird die Ware in Italien produziert. Aber neben dem traditionellen Handwerk lautet die Hauptkomponente nun: kompromisslose Gegenwart mit Blick nach vorn. Einige Stunden davor stehen Paolo Roviera und Mauro Ravizza Krieger zwischen frisch angelieferten Snacks, Plastikcontainern für die Getränke und zum Fitting angereisten Models. Und natürlich der neuen Kollektion, die an Industriekleiderständern aufgehängt ist und auf ihren Auftritt am Abend wartet. Roviera ist der neue CEO von Pal Zileri, Krieger der Creative Director. Beide haben zuvor bei großen italienischen Marken gearbeitet, kennen also die kreativen und geschäftlichen Seiten des Business. Und trotzdem wirken die beiden, man kann es nicht anders sagen, wie aufgeregte Schuljungen, deren Enthusiasmus PAL ZILERI (5) Präzise Zuschnitte für eine makellose Silhouette: Pal Zileri verfolgt den Ansatz, dass die Stücke vielen Männern zugänglich sein sollen und Offenheit ungewöhnlich ist in dieser Branche. Wer in der Mode etwas auf sich hält, der macht sich rar, spricht nur noch mit Journalisten, die ihm gewogen und seit Jahren benieren Handwerk mit den inkannt sind. Oder gar nicht. novativsten VerarbeitungsDass der Ton bei Pal Zileri ein techniken. Naturfaser mit wenig anders ist, mag zwei Waterproofbeschichtungen Gründe haben. Die Marke geund Klebenähten.“ Und Rahört seit einem Jahr zu May- Saubere Schulterlinie: Der geübte vizza ergänzt: „Die Kollegen, hoola for Investments, einer Blick des Fachmanns ist für das die seit vielen Jahren bei Pal vom Königshaus von Katar kon- Label unersetzlich Zileri sind, sagen, dass wir altrollierten Firma, die sich in le Regeln gebrochen haben. den vergangenen Jahren mit Druck und Ge- Ich aber glaube, dass wir einfach ein Update schick im Luxusmarkt etabliert hat. Man kann gemacht haben.“ Wie er das meint, lässt sich sich also gleichermaßen auf eine solide Finan- zum Beispiel an dem daunengefütterten Parzierung verlassen wie auf einen Zugang zum ka aus der Herbst/Winter-Kollektion erklären: enorm wichtigen Markt im Nahen Osten. Das Schlanker Schnitt, technische Details, außen schafft Selbstvertrauen. Der andere Grund: hochsolide Wolle mit einem Futter im PixelTraditionell ist Pal Zileri eine Marke, die an look. „Wir sprechen nicht den supermodiZugänglichkeit glaubt. Man könnte es eine de- schen Mann an, sondern den modebewussmokratische Grundhaltung nennen. ten“, sagt Ravizza. Was wie eine linguistische Im Jahre 1970, als weltweit Klassenschranken Spitzfindigkeit klingt, könnte der Schlüssel und gesellschaftliche Normen infrage gestellt zum Erfolg sein. In einem Markt wie Deutschwurden, gründeten die beiden Textilhändler land sowieso. Gianfranco Barizza und Arrone Miola die Fir- Ehrgeiz und Eigensinn der Marke, der Umsatz ma Forall Confezione S.p.A., aus der Pal Zileri soll in den nächsten fünf Jahren verdoppelt hervorging. Der Name war Programm: Den werden, lassen sich an ihrer aktuellen ImageGlauben an die Kraft des italienischen Schnei- broschüre ablesen. Neben ikonischen Archiderhandwerks – traditionell geprägt von der tekturfotos – immerhin kommt man aus dem Liebe zum Material und zur makellosen Sil- Veneto, der Heimat Palladios – sieht man houette – verband er mit der Überzeugung, Garnrollen, halb fertige Jacken, Schnittmusdass sehr gute Kleidung für jeden („for all“) ter. Das ist natürlich Qualitätsversprechen in verständlich und erschwinglich sein sollte. dem verführerischen Gewand der BescheiFür eine Marke mit internationaler Strahlkraft denheit: Keine Traumwelt mit unerreichbar – vertreten in 500 Läden weltweit – ist Pal Zi- jungen, schönen und schlanken Gestalten leri bis heute bezahlbar geblieben. wird hier inszeniert. Sondern die Poesie des „Unser Konzept für Pal Zileri nennen wir Praktischen. Das Versprechen, dass ein guter Avantcraft“, sagt Roviera: „Savoir-faire ist eine Look, auch und vor allem bei Männern, von Adriano Sack der großen Stärken dieser Firma. Wir kombi- innen kommt. HURRA WAS TUN, WENN PARTOUT KEINE BLUMEN WACHSEN? AM BESTEN ZIEHT MAN SIE SICH AN. UND BRINGT SO DEN GEIST DER 70ER-JAHRE IN DIE TEXANISCHE LANDSCHAFT UM MARFA. UND MIT DIESEN KLEIDERN BLÜHEN SIE NICHT NUR DORT AUF F OTO G R A F I N : C L A U D I A G R A S S L ; S T Y L I N G : J U L I A F R E I TAG ; M O D E L : A D R I A N H I L L I A R D C / O K I M DAW S O N AG E N C Y; H A A R E / M A K E - U P : S H A N E M O N D E N C / O WA L L F LO W E R M A N AG E M E N T; P R O D U K T I O N : G I S E L A B O R G H I ; F OTOA S S I S T E N T: DA N I E L S I M P S O N & D O M I N I C J O N E S ; S T Y L I N G A S S I S T E N Z : DA N I E L A SC H M I T Z & M A R C S P ECOW I U S ; LO C AT I O N : M A R FA / P R E S I D I O, T E X A S HIPPIE Adrian vor dem „Thunderbird Hotel“ in Marfa: Shorts, Blumenkitteltop: Viktor & Rolf. Brille, Schuhe: Dior. Arm- cuff: Chanel. Strumpfhose: Kunert 59 Top, Rock und Schuhe: Dior. Blumencollier: Ek Thongprasert Countryside: Kleid mit Stehkragen: Prada. Ohrhänger: Hervé Van der Straeten. Sandalen: Bally. Alle Strumpfhosen auf dieser Seite: Kunert Donald Judd Skulpturen, ausgestellt von der Chinati Foundation 61 Highway Palmtree: Hosenanzug mit angesetztem Volantrock: Céline. Sandalen: Bally 62 „Old Stardust Hotel“: Cape: Chanel. Jeans: Victoria Beckham Denim über mytheresa.com. Leinenhemd: Aquilano & Rimondi. Jeanstasche, Brosche: Chanel. Ringe: Vintage 63 Langarmtop, Rock, Stiefel und Fischerhut: Max Mara. Perlenkette: Vintage Artist House: Minikleid von Fendi. Nappalederhose: Sly 110. Neoprenrucksack: Hunter. Kette: Ek Thongprasert 65 Retro-Parkplatz: Weißes Shirt zum Tellerrock aus Tüll, Gürtel: Michael Kors. Tasche: Prada. Kette: Ek Thongprasert 67 Fast schwebend schlafen: Glasbett vom ArchitekturStudio Santambrogio Milano DESIGN T R A N S PA R E NZ „Ivy“ lässt Licht und Regen „passieren“: Outdoor-Sessel von Emu Glasglocke meets Nieten: Vitrine „Ghost Shell“ aus der neuen Kollektion von Diesel und Seletti Soundkiste, die überall hinpasst: Lautsprecher des schwedischen DesignStudios People People Leichtgewicht: „AA“-Sessel von Airborne Glasklar: Coffeetable „Kirk Cross“ von Rodolfo Dordoni für Minotti Durchblick Klare Sicht voraus – der Trend zu transparenten Möbeln ist nur scheinbar schnell durchschaut … Esther Strerath behält den Überblick Das ist Plastik: Schale aus der Tisch-Kollektion von Patricia Urquiola für Kartell Will sehen! Sideboard von Case Furniture für alle möglichen Schätze 68 W as ist der Zweck eines Schrankes, der zeigt, was er verbergen sollte, der schützt, aber gleichzeitig enthüllt? Diese Frage stellt die deutsche Designerin Meike Harde anhand ihres „Hybrid Cabinets“, dessen Funktion zugleich Aufbewahrungsobjekt und Vitrine ist. „Transparenz“ wird allerorts gefordert (die EU führt seit 2011 ein Transparenz-Register, das Aufschluss über Lobbyarbeit gibt) – und Designer machen aus diesem Zeitgeist Möbel; klare, durchsichtige, aus Glas, Plexiglas, Kunststoff oder fein gewebtem, somit semi-transparentem Draht. Mit Transparenz geht Leichtigkeit einher. Der klassische Sessel „AA“ von „Airborne“ (1951) beispielsweise wird im Garten dank seines durchsichtigen Bezugs zum Objekt, das den Blick in das Grün überhaupt nicht stört. Für einen der Erfinder der Durchsichtigkeit, Philippe Starck (sein Stuhl „Ghost“ von 1997 ist der Bestseller von Kartell), ist Transparenz eine „visuelle Metapher für Dematerialisierung“ (Interni Magazin). Das italienische Architekten-Duo Carlo Santambrogio und Ennio Arosio hat sogar ein ganzes Haus aus Glas gebaut, mit ausschließlich gläsernem Interieur – Badewanne, Bett, Couch und Herd, alles ist gläsern wie in einem modernen Märchen. „Einfachheit ist“, so die Architekten, „wenn im Akt des Schaffens eines Wohnhauses die Materie transparent wird, zu einem Medium für ästhetische Werte, zu Bühne und Theater der Repräsentation.“ Kurz und klar: Transparenz ist ein Hingucker! Freie Sicht aufs Bankgeschehen: „Diapositive“ nannten die Brüder Bouroullec ihre Möbelserie für Glas Italia Cooler Kochen: Der Glastopf von Massimo Castagna für Knindustrie steht auch im MoMa Ein bisschen zeigt es, ein bisschen verdeckt es, das „Hybrid Cabinet“ von Meike Harde e-motion “pure Black” Die dynamische Silhouette von e-motion „pure Black“ weckt Begehrlichkeiten. Besondere Faszination übt der maskuline Aluminiumschaft aus, der mit einer Guillochierung versehen ist: Seine angenehm kühle Haptik begeistert jeden technikaffinen Liebhaber der Schreibkultur. www.Faber-Castell.de Zwei Männer, eine Leidenschaft für Design: Prinz Carl Philip von Schweden und sein Designpartner Oscar Kylberg Schwedisches Wasserspiel Beste Freunde, die sich an der Uni kennenlernten und zusammen die Designagentur Bernadotte & Kylberg gründeten: Prinz Carl Philip von Schweden und Oscar Kylberg haben nun den Geist von Stockholm in Vasen und Schalen von Stelton gegossen. Inge Ahrens traf sie vor Ort TUE SCHIØRRING (3) D ie skandinavischen Königshäuser haben einen Hang zum Kreativen: Der 2002 verstorbene Sigvart Bernadotte von Schweden war als Leiter der dänischen Silbermanufaktur Georg Jensen ein international anerkannter Produktdesigner. Sein Kaffeeservice steht im New Yorker Museum of Modern Art. Und Königin Margrethe II. von Dänemark ist für ihre Decoupagen berühmt, hat zahlreiche Bücher veröffentlicht und Bühnenbilder geschaffen. Auch Prinz Carl Philip von Schweden hat diesen Weg gewählt. Er studierte unter anderem Grafikdesign an der Rhode Island Design School und der Stockholmer Forsberg Skola. Dort lernte er seinen heutigen Partner Oscar Kylberg kennen, mit dem er das Label Bernadotte & Kylberg gründete. Auch Kylberg stammt aus einer künstlerischen Familie: Carl Kylberg, ein Vorfahre aus dem 19. Jahrhundert, schaffte es mit seinem Gemälde „Homecoming“ auf eine schwedische Briefmarke und ins Nationalmuseum der Landeshauptstadt. Seit 2012 entwerfen die beiden Designer gemeinsam Mode, Textilien und Porzellan. Ihr neuester Wurf ist die Stockholm-Kollektion „Aquatic“, die vor Kurzem auf der Messe „Ambiente“ in Frankfurt präsentiert wurde. Für das dänische Traditionsunternehmen Stelton gestalteten sie vier Schalen und drei Vasen unterschiedlicher Größe aus Edelstahl und ließen sich dafür vom allgegenwärtigen Wasser ihrer Lebensstadt inspirieren: Stockholm schwimmt schließlich auf 14 Inseln im Mälarsee und in der Ostsee. Tintenblaue Seen ließen die Designer dann auch im cremeweiß emaillierten Edelstahl sich spiegeln. Zum Interview in Stockholm zeigen sich Carl Philip Bernadotte und Oscar Kylberg als gut gelauntes und eingespieltes Team, das nicht nur die gemeinsame Arbeit, sondern auch die Liebe zu ihrer Heimatstadt verbindet. Heute morgen habe ich meinen Kaffee aus kobaltblauen Tassen von Villeroy & Boch getrunken. Welches Geschirr steht bei Ihnen zu Hause auf dem Frühstückstisch? Carl Philip von Schweden: Oh je, ich bin gar kein Frühstücksmensch! Wir haben sowohl Porzellan von Gustavsberg als auch von Villeroy & Boch im Schrank. Oscar Kylberg: Bei uns gibt es von Ikea bis Royal Copenhagen alles. Wie das so ist in einem Familienhaushalt. Schwedisches Design ist seit je in Material und Form stark beeinflusst von der Natur. Was hat Sie beide bei der Gestaltung der Vasen und Schalen für das dänische Unternehmen Stelton bewegt? Carl Philip: Wasser, immer wieder Wasser. Schließlich liegt Stockholm auf einer Insel. Das haben wir versucht einzufangen. Kylberg: Wir entschlossen uns, kein Einzelstück, sondern eine Linie zu entwickeln. Wie Sie sehen, gehört alles zusammen: die Schalen, die Vasen. Die Form fasst alles zu einem Ganzen, wie eine Familie. 70 Ihre Kollektion heißt „Aquatic“. Was stand zuerst fest: der Titel oder die Serie? Oscar Kylberg: Da wir leidenschaftliche Stock- holmer sind, war die Idee mit dem Wasser sofort da. Carl Philip: Sie hätten uns mal sehen sollen, wie wir in unserem Atelier mit allen Blautönen aquarelliert haben. Sie haben mit blauer Tinte Ihre Designstücke selbst bemalt? Carl Philip: Wir haben auf Papier aquarelliert, beide zusammen auf einem Bogen. Alles war sehr spielerisch. Ein wenig so, als würde man wieder zur Schule gehen. Eine schöne Arbeit, die dann von Stelton umgesetzt wurde. In Handarbeit. Stück für Stück. Es ist schon etwas Besonderes, dort in einer Reihe mit Gestaltern wir Arne Jacobsen zu stehen. Vasen sind traditionell aus Porzellan oder Glas. Was hat Sie dazu bewogen, Aluminium als Rohstoff zu verwenden? Kylberg: Stelton arbeitet sehr viel mit Edelstahl und Holz in zylindrischen Formen. Wir wollten das Organische dazutun. Weiche Formen, kühl und glänzend einerseits und – je nach Exponat – innen oder außen Stück für Stück handgearbeitetes, hauchdünnes creme- zess, von der Sinnfrage bis hin zur Form. Die wird dann hoffentlich auch schön. auch über unsere Arbeit. Ich finde, sie ist wirklich eine gute Künstlerin. Sie studierten beide an der Stockholmer Forsberg Skola Grafikdesign. Wie hat diese Ausbildung Sie beeinflusst? Carl Philip: Während des Studiums haben sie uns gepusht, mit unseren Ideen auch mal aus dem Rahmen zu fallen. Kylberg: Wir konnten unsere Fantasien ausleben. Das hat uns sicher geformt. Wo und wann haben Sie sich kennengelernt und vor allem: Wie kamen Sie darauf, 2012 ein gemeinsames Label zu gründen? Kylberg: Ein Freund brachte uns zusammen. Wir kannten uns schon vorher flüchtig. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und hatten uns viel zu erzählen. Schnell entstand der Wunsch, irgendwann etwas Gemeinsames zu machen. Das hat dann aber doch noch zehn Jahre gedauert. Wir verstehen uns ohne Worte. Wir sehen etwas und denken das Gleiche. Fast wie Zwillinge. Carl Gustav III. , einer Ihrer Vorfahren aus dem 18 Jahrhundert , war ein großer Förderer der Künste. Der gustavianische Stil, ein kühler Klassizismus in einer Mischung aus Licht und Anmut, ist legendär. Können Sie beide beschreiben, was Ihren gemeinsamen Stil unverwechselbar macht? Carl Philip: Oscar und ich machen Dinge, die wir lieben. Ob sie gefallen und ob sie Bestand haben, das weiß man erst später. Es ist einfacher, zurückzuschauen und zu werten. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt? Denken Sie an Andy Warhol, der in den 50er-Jahren als Werbegrafiker startete. „Wenn es ornamental wird, schrillen bei uns die Alarmglocken“ OSCAR KYLBERG, Designer weißes Emaille mit einem tiefblauen See, der schimmert wie wirkliches Wasser. Carl Philip: Eigentlich kommen wir damit zurück auf die Klassiker der 50er-Jahre, als emaillierter Edelstahl in Skandinavien bereits en vogue war. Haben Sie eine Vorliebe für bestimmte Blumen, und welche würden Ihrer Meinung nach am besten in Ihren Vasen aussehen? Carl Philip: Das sind doch persönliche Vorlieben. Müssen es denn Blumen sein? Es kann doch auch eine Pflanze sein oder junges Schilf von den Ufern des Schärengartens. Kylberg: Also für mich ist das eher ein Designstück. Es sei denn natürlich, meine Frau sieht das anders. Worum geht es Ihnen bei der Gestaltung? Muss das Objekt in jedem Fall nützlich sein, oder darf es auch einfach nur schön sein? Carl Philip: Wenn etwas nützlich ist, muss es ja nicht gleich hässlich sein. Außerdem wird nicht selten das Benutzte mit der Zeit noch schöner. Denken Sie nur an ein altes Ledermöbel. Kylberg: ... oder an ein altes Fahrrad. Es bekommt Persönlichkeit. Ist es ein Luxus, sich mit Schönheit beschäftigen zu können? Carl Philip: Schönheit ist das, was man sieht. Das kann manchmal auch einfach ein Detail sein. Schönheit ist überall. Kylberg: Für mich ist Schönheit auch Timing. Den richtigen Moment erkennen, im richtigen Licht. Wir durchlaufen einen Designpro- Oscar Kylberg, Sie stammen aus einer Künstlerfamilie. Das Gemälde „Homecoming“ von Carl Kylberg ziert sogar eine schwedische Briefmarke. Hat Sie das geprägt? Kylberg: Auch auf dem Gemälde „Homecoming“ spielt das Wasser eine große Rolle. Es ist ein Seestück und hängt heute im Nationalmuseum in Stockholm, Schwedens größtem Kunstmuseum. Eigentlich malt meine ganze Familie, wenn auch heute eher nebenberuflich. Das liegt also im Blut. Ich habe schon während des Unterrichts lieber meinen Lehrer gezeichnet als seinen Ausführungen zu folgen. Ich male auch Porträts. Aber den Prinzen habe ich noch nicht verewigt. Carl Philip, Ihr Großonkel Sigvart Bernadotte war ein anerkannter Gestalter. Sein Kaffeeservice steht sogar im New Yorker Museum of Modern Art. Als er starb, waren Sie 23 Jahre alt. Wie nah waren Sie ihm und seiner Arbeit? Gab Ihr Onkel Ihnen etwas mit auf den Weg? Carl Philip: Als ich ein sehr junger Mann war, wusste ich zwar von der Bedeutung Sigvarts als Gestalter. Aber mein eigenes Interesse an Design entwickelte sich erst einige Jahre später. Ich entschied mich, Grafikdesign zu studieren. Wir hatten also keine Chance, uns darüber auszutauschen. Jetzt gibt es dieses tolle gestalterische Vermächtnis. Ich wünschte, ich könnte heute mit ihm sprechen. Tauschen Sie sich auch mit Ihrer Patentante, Königin Margrethe II. von Dänemark über Ihre Designarbeit aus? Carl Philip: Ehrlich gesagt, sehen wir uns nicht so häufig, aber wenn, dann sprechen wir Carl Philip, Sie haben für „Gense“, das bald 160 Jahre alte schwedische Unternehmen und seit Langem Hoflieferant, ein Silberbesteck entworfen. Knüpfen Sie da an die Tradition Ihres Großonkels an? Carl Philip: Ich kann das nicht beurteilen, aber tatsächlich sagen manche, mein Silberbesteck „CPB 2091“ sei dem von Sigvart nicht allzu fern. Die Verbindung zur Arbeit meines Großonkels könne man sehen. Wir sind beide auf unsere Art modern und schnörkellos. Kylberg: Wenn es ornamental wird, schrillen bei uns die Alarmglocken. Sie haben bereits Daunenjacken entworfen und für das Kaufhaus Åhléns Textilien für das Interiordesign. „Svenska Djur“ heißen Ihre Servierplatten mit Hasen und Maulwürfen, die Sie für die 190 Jahre alte Porzellanmanufaktur Gustavsberg entwickelten. Wie wichtig ist Humor für die Gestaltung? Carl Philip: Humor ist immer dabei. Wir haben einfach Spaß bei der Arbeit. Kylberg: Lachen gehört dazu, auch wenn wir seriöse Dinge tun. Vor allem während des frühen Designprozesses mit der Hand auf dem Papier können wir unserem Spieltrieb freien Lauf lassen. Wenn Sie jetzt mit der Stockholm Collection „Aquatic“ für Stelton auf den internationalen Markt gehen, ist Ihnen schon wegen Ihrer Persönlichkeit Aufmerksamkeit gewiss. Aber ist es damit auch leichter, dass Ihr kreatives Können als solches anerkannt wird? Carl Philip: Im Gegenteil: Es ist sehr viel mühevoller. Wir müssen immer besser sein als andere. Glauben Sie mir, wir arbeiten umso härter. Das war auch der Grund, warum ich in Rhode Island in den USA unter Pseudonym Design studierte. Ich wollte mir keine Vorteile verschaffen. Ich habe dort an einem DesignWettbewerb teilgenommen und bekam eine Auszeichnung für die Entwicklung eines Logos, das den Leuchtturm von Martha’s Vineyard zeigt. Das fühlte sich richtig gut an! Sie haben als Erkennungszeichen für Ihr Label die Buchstaben B+K Rücken an Rücken gestellt. Es erinnert mich an den Schriftzug von ABBA, die ja auch ihre zwei B gegeneinanderstellten. Ist das vielleicht ein geheimes schwedisches Erfolgsrezept? Carl Philip und Kylberg abwechselnd: Oh, das ist lustig. Das ist uns noch gar nicht aufgefallen. Ob wir uns allerdings an ABBA orientierten? Rücken an Rücken, das ist auf jeden Fall Absicht. Wir sind in unserer Arbeit ja fast wie untrennbare Zwillinge. 71 CHANEL.COM CHANEL-Kundenservice - Tel. 01801-24 26 35 (3,9 Ct/Min. aus dem Festnetz, max. 42 Ct/Min. aus Mobilfunknetzen). DER NEUE LIPPENSTIFT ILOVECOCO BEAUTY STILISTEN HIER KOMMEN UNSERE KOSMETIKEXPERTEN ZU WORT CHANEL STRAHLKRAFT Blumenkinder 2015 Was lässt eine Frau noch mehr strahlen als Diamanten? Eine ebenmäßige, gesunde, glatte Haut. Sie ist meistens auch um einiges erschwinglicher. Kleine Helferlein auf dem Weg dahin sind etwa die Kosmetikprodukte von Retrouvé, der Nischenmarke von Jami Morse-Heidegger, die zur Gründerfamilie von Kiehl’s gehört, mit ihrem Mann das Kultlabel aufbaute und später verkaufte. Daraufhin begann sie, ihre eigenen Tinkturen zu mixen, mit dem Resultat, dass sie seit 2013 vier wunderbare (reichhaltige) Pflegeprodukte anbietet. Auch empfehlenswert sind die „RenewSkin“-Pads von Bakel. Das Säure-Pad entfernt abgestorbene Hautzellen, mit Pad zwei (basisch) gleicht man den pHWert der Haut wieder aus und verkleinert die Poren. Best friends, oder? Ein Motor pro Blüte. Und es waren Hunderte, die Karl Lagerfeld zur Inszenierung seiner HauteCouture-Kollektion vor ein paar Wochen im Pariser Grand Palais installieren ließ, damit sich die Papierblumen vor dem staunenden Publikum einzeln öffneten. Die Models hatten entsprechend (siehe oben) die Kunsthaare schön. Wir haben uns derweil mal im Kosmetik-Garten umgesehen Der April macht? Was er will. Daher passt Burberrys „Rain or Shine“Rouge ganz wunderbar zu diesem Monat und zaubert erst Sonne ins Gesicht, und dann Frische. Achtung: gibt’s nur über burberry.com 74 HOCHKARÄTER Weise: Ein chinesisches Sprichwort besagt, dass das Leben an dem Tag beginnt, an dem man einen Garten anlegt. JeanClaude Ellena hat für Hermès bereits den fünften Garten kreiert. Einen chinesischen. „Le Jardin de Monsieur Li“ Parfüm im Blut: Als Enkelin von Estée Lauder hat man bestimmt das BeautyGen. Aber nur kopieren mag Aerin Lauder nicht. Ab April sind erstmals ihre fünf Eaux de Parfums, wie „Gardenia Rattan“, in Deutschland zu kaufen (bei Breuninger, im KaDeWe oder über esteelauder.de) Grüne Insel: Mitten in Manhattan liegt die grüne Lunge der New Yorker. Den Ur-Capreser und Inhaber der Parfüm-Manufaktur Carthusia, Silvio Ruocco, inspirierte das Grün und die Frische zu „The Essence of Central Park“. Ein Teil des Erlöses geht an die Central Park Conservancy-Organisation. Bellissima! Geschäftsführerin der „Kurfürsten Parfümerie“ in Mannheim Für Parfümerie-Inhaber gibt es eine Menge Juwelen. Allerdings kommen sie in der Haut, nicht darauf zur Geltung. Und einen Tresor brauchen wir dafür glücklicherweise nicht. Obwohl bei einigen Preisen ... Aber was gut ist, hat einfach seinen Preis, wie etwa die „Skin Caviar Luxe Sleeping“-Maske von La Prairie. Die Extrakte aus Kaviar sollen über Nacht die Feuchtigkeitsreserven auffüllen und das Hautbild festigen. Ein Pinsel zum professionellen Auftragen wird mitgeliefert. Doch auch Schmuckhäuser wie Van Cleef & Arpels machen in „FlüssigSchmuck“. Die „Collection Extraordinaire“ umfasst mittlerweile sechs Düfte. Mein Liebling ist das sinnlich-orientalische Precious Oud. Markus Bingger PRIVAT Im Namen der Rose: Die „Le Nobili“-Serie von Acqua di Parma hat (Blumen-)Zuwachs bekommen. Der vierte Duft „Acqua Nobili Rosa“ ist der Rose gewidmet. Der Hauch von Sommer ist ab April im Handel Elke Popp Inhaber der Parfümerie Bingger in Oberstaufen Wir woll’n den Glow Welch Glanz in der Hütte Den ersten Test hat das neueste Kosmetikprodukt von Giorgio Armani bestanden. Und zwar in Paris, als die Models im Januar in den großen HauteCouture-Roben des Maestros über den Laufsteg liefen. Ihre Gesichter? Makellos. Wahrscheinlich ohnehin. Aber Armanis Make-up-Direktorin Linda Cantello hatte zudem die „Crema Nuda“ schon mal eingesetzt. Sie ist ein Kosmetik-Multi, funktioniert allein (da Feuchtigkeitsspender) oder auch als Make-up-Ersatz, denn Hybrid-Pigmente sollen den Teint strahlen lassen. Für alle, die ungeschminkt, aber nicht zu natürlich aussehen möchten. Gibt’s ab April. Sie wollen mal so richtig glänzen? Nicht falsch verstehen, denn nicht Ihre T-Zone (Stirn, Nase Kinn) soll es, sondern Ihr Teint. Das könnte die „True Radiance“-Formel von Clarins erreichen. In der leichten Foundation (gibt leider kein schöneres deutsches Wort) sind lichtreflektierende Pigmente eingebaut, die die Haut strahlen lassen sollen. Praktischerweise wurde auch ein Sonnenschutzfaktor 15 integriert, damit die UV-Strahlung den hellen Zauberteint nicht wieder ruiniert. Tipp: Schnell und gleichmäßig eine kleine Menge mit den Fingerspitzen auftragen und von der Gesichtsmitte nach außen verteilen. Ein Hauch von Farbe Und jetzt einmal ganz tief einatmen. Nein, nicht Sie sind gemeint, sondern Ihre Haut. Viel zu lange steckte sie doch in der Vergangenheit unter dicken Make-up-Schichten fest. Aber die Zeiten sind glücklicherweise vorüber, und die Kosmetikmarken produzieren mittlerweile ultraleichte Texturen. So auch Dior. „Nude Air Sérum de Teint“ wird mit einer Pipette aufgesogen, und wenige Tropfen des Fluids reichen für ein Gesicht aus. Am besten mit einem Pinsel hauchdünn verteilen. Deckt auch – ohne nach Schminke auszusehen und ist auch noch schön für die Haut. Stiftchen P S SS t ! Die amerikanischen Teenie- und ModelSchwestern Ally und Taylor Frankel, hatten keine Lust (und es auch noch nicht nötig) sich morgens ewig vor dem Spiegel fertig zu machen. Viel lieber wollten sie ihre natürliche Schönheit betonen, Unebenheiten korrigieren. Aber auf eine praktische Weise. Drum gründeten sie im vergangenen Herbst „Nudestix“ und stecken jedes ihrer Produkte, wie etwa den „Moisture Pencil“ (soll an rauen, geröteten Stellen etwa um die Nase herum Linderung schaffen), in Stiftform. Passt noch in jedes Etui. Über beautylish.com S Luftikus ZUSAMMENGESTELLT VON CAROLINE BÖRGER; GETTY IMAGES (2) Erinnern Sie die orangefarbenen Markenbefeuchter, die in jeder Postfiliale standen, als es noch keine selbstklebenden Briefmarken gab? So ähnlich sieht das neueste Make-up-Familienmitglied „Miracle Cushion“ (also Wunderkissen) von Lancôme aus. Nur verbirgt sich unter dem Schwammkissen nicht Wasser, sondern Farbe. Erst auf leichten Druck (des Fingers oder des mitgelieferten Applikators) reagiert das Kissen und gibt dann eine kleine Menge des getönten Fluids (in sechs Farben) frei. Macht Spaß, deckt ab und kann sogar nachgefüllt werden. Es wurde übrigens zunächst nur für den koreanischen Markt erfunden. Die Ne ulinge Streichelei Bislang war die Londoner Kosmetikmarke Rodial bekannt für Pflegeprodukte mit vielversprechenden Inhaltsstoffen wie Bienengift (soll Falten schneller glätten) oder „Drachenblut“ (Feuchtigkeitsspender). Doch nun wird es äußerlich. Inhaberin Maria Hatzistefanis hat drei Jahre lang an einer eigenen Make-Up Linie gewerkelt. Neben Puder, Primer, Mascara & Co. hat sie auch die jeweils passenden Pinsel dazu entwickelt. Die „Foundation brush“ ist absichtlich aus Kunsthaar, damit die Flüssig-Foundation nicht aufgesogen wird, ein runder Pinselkopf soll für einen ebenmäßigen Auftrag sorgen. Tipp: Waschen Sie ihn regelmäßig mit einem milden Shampoo aus. Föhnen ist nicht nötig. Gibt’s über niche-beauty.de Ei, ei, ei Falls Sie noch etwas kalorienfreies für das Osternest suchen: Wie wäre es mit einem „Beautyblender“? Dem kleinen latexfreien, mehrfach verwendbaren Schwamm in Eiform, mit dem sich jegliche Art von Concealer oder Make-up leicht und streifenlos auftupfen lässt. Feuchten Sie ihn mit Wasser an (er entspricht etwa der abgebildeten Größe), stupsen sie ihn kurz auf ein Handtuch, tunken ihn vorsichtig in die Farbe, und los geht’s mit dem Verteilen! Die Farben haben übrigens eine Bedeutung: Schwarz ist für Profis (dafür wurde der Blender übrigens in Hollywood entwickelt), Weiß für ganz Sensible und Pink für alle anderen. Gibt’s über Douglas. Eine für alle Keinen Platz mehr im Schminktäschen? Ruckeln, quetschen, abwägen, ob Make-Up, Concealer, Puder & Co. auch alle hineinpassen? Bobbi Brown schafft nun Abhilfe mit der „Face Touch-Up“Palette, in dem alle notwendigen Helferlein in einer nur Handflächen kleinen (!) Schatulle Platz finden. Aus den beliebtesten Make-up-Kombinationen ihrer Kundinnen hat die Amerikanerin nun 15 dieser Paletten entwickelt. Damit sollen Augenringe in zwei Schritten überdeckt, soll der Teint mit der Skin Foundation überall getüncht werden und zum Schluss das Kompaktpuder ein Absetzen in den Fältchen verhindern. Und was zeigt uns das? Dass wir eben doch alles haben können. 75 MARKENGESCHICHTE Der Duft von Diamanten Sie ist ein Juwel unter Juwelen. Cartier gönnt sich mit Mathilde Laurent A uch heute, vier Jahre danach, entsinne ich mich genau an mein Gefühl und die Gesichter der Kolleginnen, als wir in den Ballsaal geführt wurden, in dem uns der neue Cartier-Duft präsentiert wurde. Ungläubig, völlig betört, schritten wir durch einen Parcours voller Lilien, Hunderte, jede einzelne aus Papier und von Hand gefertigt, vervielfacht von riesigen Wandspiegeln, reflektiert von den Kristallen eines überdimensionalen Lüsters; hinten im Raum, winzig, ob der Dimensionen, ein Pianist am Flügel. Ebenso funkelnd schilderte die Parfümeurin ihre Komposition „Baiser Volé“. Ein Meer aus wogenden Lilien, abgefüllt in feine Kristallfläschchen, so echt und natürlich, dabei elegant und frisch – ganz ohne narkotische Migräne-Note und: ohne einen einzigen Tropfen Lilie. Denn es existiert keine Essenz aus Lilie, kein ätherisches Öl der Blüte. „Es ist ein olfaktorisches Hologramm der Lilie. Und es ist ein Parfüm für Frauen, die Blumen mögen, aber keine blumigen Parfüms.“ Die hohe Schule des Parfümhandwerks. Und ich verstand, warum Mathilde Laurent als Ausnahmeerscheinung gilt. Ein Juwel – so einfallslos die Wortwahl, so zutreffend –, das sich als einziger Juwelier nur Cartier leistet: Mathilde ist die exklusive Nase des Hauses, In-house-Perfumer genannt. „Ich verstehe nicht, warum wir die Einzigen sind. Du hast eine ganz andere Passion und Motivation, wenn du zum Haus gehörst. Die Geschichte, die anderen Kreateure, alles macht dich stolz und inspiriert dich.“ Dabei verfügt Cartier, gegründet 1847, über eine vergleichsweise kurze Historie, wenn es um Düfte geht. Zwar hatte Louis Cartier schon 1930 (er übernahm das berühmte Haus 1898 von seinem Großvater) beschlossen, exquisite Parfüms komponieren zu lassen. Schließlich fertigte man seit 1870 bereits aufwendige Flakons, kostbare Unikate aus wertvollen Schmucksteinen wie Jade und Bergkristall. Doch erst 1938 gründete er tatsäch- 76 lich die Marke „Parfums Cartier“. Maßgeblicher Auslöser war Jeanne Toussaint, Designerin des Hauses, Freundin von Coco Chanel und „Ma Panthère“ genannt. Eine Muse der Pariser Kunst- und Kulturszene, der nachgesagt wurde Diamanten zu parfümieren. Der Krieg machte Cartiers Parfüm-Projekt jedoch zunichte, der Initiator starb 1942. Erst mit der Kollektion „Les Must de Cartier“ gab es 1973 ein neues Produktkonzept im Haus – Armbanduhren, Lederwaren, Kugelschreiber und Parfüms zählen dazu. Acht Jahre später die Premiere von „Santos de Cartier“, eine Hommage an den brasilianischen Flieger und Freund Alberto Santos-Dumont, dem Cartier 1904 den Prototyp seiner „Santos“-Uhr gewidmet hatte. Darauf folgte „Must de Cartier“. Mit dem grün-orientalischen Duftakkord, kalt und warm zugleich, eine nie dagewesene Kombination. Und wie es sich für exzeptionelle Werke gehört: Die Meinungen sind sehr geteilt. Für manche ist der Duft kaum zu ertragen, andere können sich vor Wonne kaum halten. Fakt ist: „Must de Cartier“ wird zur Duftlegende, Originale sind Vintage-Jägern ein Vermögen wert. Und so geht es weiter: 1986 mit dem blumig-orientalischen „Panthère“, 1992 folgt „Pasha“, 1998 „Déclaration“. Er begründet die frisch-würzige Duftfamilie und wird zum meistkopierten Duft seit „Cool WaIm Inneren des schlichten Flakons wogt ein LilienMeer: „Baiser Volé“ von Cartier ter“. 2001 folgt „Eau de Cartier“, feminin und maskulin zugleich. Bis 2005 erneut eine Ära beginnt: Parallel zur Wiedereröffnung der historischen Adresse von 1899 in der Pariser rue de la Paix No.13 werden zum ersten Mal Werkstatt, Archiv, und Boutique vereint. Und Mathilde Laurent wird mit 35 Jahren Hausparfümeurin, komponiert im ersten „Salon des Parfums“ zunächst maßgeschneiderte Düfte für hochkarätige Kunden. Nach und nach fügt die Künstlerin dem Portfolio ihre Werke hinzu: „Delices“, „Roadster“, „Cartier de Lune“, die vielfach ausgezeichnete Kollektion „Les Heures“ und „Baiser Volé“. Dann wagt sie sich an die Geschwister der Klassiker: „Déclaration d’un Soir“, „La Panthère“, „Eau de Cartier Vetiver Bleu“. „Das ist der Unterschied“, sagt Mathilde, „wir möchten die Düfte relaunchen, aber dabei neu formulieren. Wir bewahren die Originale, aber fügen der Linie etwas hinzu, eine jüngere Schwester, die die ältere doch respektiert. Es sind Variationen einer Melodie.“ In diesem Herbst wird Mathilde ein aktuelles „Must de Cartier“ vorstellen. Keine einfache Aufgabe, oder? „Schon als ich vor zehn Jahren bei Cartier begann, hatte ich eine Idee zu ‚Must‘. Und als wir dann darüber sprachen, hatte ich sofort im Kopf, wie ich es machen werde. Es ist wie beim Schmuck. Wenn du einen wundervollen Stein hast, musst du nicht unzählige drumherum setzen. Du besitzt bereits ein berauschendes Stück.“ Konzentriert, üppig, gewagt – das ist Cartiers ästhetische und ätherische Signatur. CARTIER (2), MONTAGE: ICON, ILLUSTRATION: DELIA BOB eine Hausparfümeurin. Susanne Opalka war auf Schnupper-Exkurs T H E C U L T U R E O F T O TA L B E A U T Y Exklusive Haarpflege und Kosmetik. In ausgesuchten Friseur – Salons: labiosthetique.de LA BIOSTHETIQUE CHEVEUX LONGS In voller Länge Langes, seidiges Haar ist sexy. Es ist aber auch empfindlich und anfällig für Sprödigkeit und Haarbruch. Das luxuriöse Spa – Konzept Cheveux Longs gleicht Strukturschäden aus, pflegt das Haar mit hochwirksamen Inhaltsstoffen und umschmeichelt es mit einem bezaubernden Parfum. MANUEL LOPEZ (4); GETTY IMAGES E RR L I C PFERDESTÄRKEN Normalerweise ist St. Moritz ein ungeheuer diskretes Fleckchen Erde, hier kann jeder unbemerkt zur Ruhe kommen. Doch am Tag des Schnee-Pferderennens auf dem zugefrorenen See zeigt der Ort ein anderes Gesicht voller Pelz und Champagner. Mittendrin hat Rolls-Royce ein Zelt, und der Kölner Händler Michael Gleissner (gr. Foto) erklärt potenziellen Kunden gern die Vorzüge seiner Autos. Dass er sonderlich viel Wert darauf legen würde, diskret zu wirken, lässt sich nicht behaupten. Dafür wird’s rasch rheinisch-herzlich Rock ’n’ Rolls in St. Moritz Was passiert, wenn ein Kölner Händler im Schweizer Jetset-Ort ultimative englische Nobelautos verkaufen will? Philip Cassier hat sich das angesehen. Und erlebte halb entrückt, wie viel Spaß Klischees machen können I In einer Welt voller Superlative ist Michael Gleissner der Mann für die persönlichen Momente. Mit dem englischen Understatement ist es bei seinem Arbeitgeber Rolls-Royce seit einigen Jahren nicht mehr so weit her: Neulich beispielsweise, als das Unternehmen ein neues Modell ankündigte, hieß es in der Mitteilung, der Phantom sei „nach Kundenmeinung das beste Auto der Welt“. Das mag nicht falsch sein, nützt Gleissner aber nur begrenzt. Und so befinden wir uns circa 1900 Meter über dem Meeresspiegel in einer Berghütte in St. Moritz, nebenan hatten schon der Schah von Persien, Onassis und Karajan ihr Domizil. Im Raum intoniert ein Trio heimische Lieder, das Kaminfeuer prasselt, und Gleissner, ein Kölner mit ausgeprägter Abneigung gegen Nachnamen, erklärt einem Kunden um die 60 und aus seiner Region erst einmal das Menü: „Nä Jopi, dat SchinoiseFondue is mit Fleisch, dat Käse is ohne“, sagt er vernehmlich unter Dauerschulterklopfen – und Kunde Jopi klopft zurück. Dann ist es an der Zeit, dem Pressemann am Tisch näherzubringen, was es wirklich heißt, ein RollsRoyce-Händler zu sein. Also, da standen vor gut zehn Jahren diese drei Typen aus Armenien mit den riesigen Pelzkragen in seiner Niederlassung, die wollten „jetzt mal ’nen Rolls kaufen“. Schön nachtblaues Phantom-Modell mit cremefarbenem Leder drin, „dat is ja allet kein Problem bei uns“. Und die verlangten selbstverständlich auch, „dat ich den Wagen selbst in Jerewan vorbeibring’. Mein Chef war da eigentlich dagegen, is ja keine unjefährliche Nummer. Aber ich hab ’nen Übersetzer jefunden, und wir sind da mit ’nem Flieger runter.“ Gab natürlich ein großes Hallo, der Deutsche mit dem Rolli ist da, Einladung zum Essen mit der ganzen Familie. Gleissner saß am Tisch, neben ihm der Übersetzer: „Da kam ’ne große Silberhaube, darunter liegt da dat rohe Herz eines Hammels, dat is da ja die lokale Delikatesse.“ Gleissner stieg es hoch. Aber der Übersetzer flehte ihn an, er müsse das jetzt essen, sonst könne man sich hier nie wieder blicken lassen, so sei das mit der Gastfreundschaft. Da hat Gleissner gebissen und geschluckt: „War aber nur der erste Gang. Danach kam die Leber und dann“, der Verkäufer mit der akkuraten braunen Haartolle legt vor dem blubbernden Käsetopf eine Kunstpause ein, „waren die Eier dran.“ Hat er auch noch weggekriegt: „Seitdem gehör’ ich da zur Familie.“ So läuft das Geschäft. Der Pressemann in der 14-köpfigen Runde zieht es vor, zunächst nichts zu sagen. Irgendwo in seinem Hinterkopf kommt die Frage auf, ob das jetzt markenkonform war. Denn selbst wenn sich Rolls-Royce seit 1998 im Besitz von BMW befindet – der Deutschen, ausgerechnet –, deutet alles an diesem Produkt noch immer auf die diskrete britische Oberschicht hin. Die leiseste Art, das Interieur eines Clubs mit all seinen Ledersesseln und Edelhölzern von A nach B zu bringen: Das war und ist der Kern der Marke, seit Charles Rolls und Henry Royce 1906 beschlossen, gemeinsame Sache zu machen. Bis heute sind die Modelle Phantom, Ghost und Wraith keine Autos, sondern fahrende Burgen, die einen von den Fährnissen der Welt da draußen abschirmen. Das weiß jeder, der so einen Wagen schon bewegen durfte: Der Säulen-Kühler des zur Verfügung gestellten Ghost weist als steife Oberlippe aus Stahl den Weg, die Kühlerfigur „Spirit of Ecstasy“ bildet auch auf den engsten Serpentinen der Schweizer Alpen immer eine ungerührte Vorhut. Mehr als 530 PS lassen den Ghost selbst bei steilsten Anstiegen nie in Verlegenheit kommen. Das Einzige, was man bei höherem Tempo hört, ist tatsächlich das Ticken der Armbanduhr. So liegt über allem das schöne Gefühl: Selbst wenn dieser vor Schnee glitzernde Berg da vorn zusammenbricht, bin ich in diesem Fond sicher. Das vermag kein Konkurrenzmodell, darin liegt die Faszination. Aus dem Werk, das sich seit 2003 im südenglischen Goodwood befindet, hört man, dass dort, neben dem Fokus auf das Handwerk, Wert auf großzügige Teepausen gelegt wird. „We shall not be moved.“ Gleissners Geschichte und sein Tonfall passen zu all dem eher so mittel. Und nicht alle von Rolls-Royce, die ihre deutsche Kundschaft zum traditionellen Schnee-Pferderennen auf dem zugefrorenen St. Moritzersee eingeladen haben, geben sich so locker wie der Kölner. Marcus Reil, der General Manager für Deutschland aus München, wo es wie in Köln, Berlin und Dresden eine Niederlassung gibt, wird selbst auf den schweren Sofas der entsprechenden Hotels oft nur mit Tweedkappe gesichtet. Doch von den etwas mehr als 100 er findet, das wäre auf Kosten seiner Glaubneuen Rolls-Royce, die man 2014 in Deutsch- würdigkeit gegangen: „Ich kann doch nicht land verkaufte, gingen sehr viele durch Gleiss- den einen Tag erzählen, dass ein Rolli das besners Hände. Dabei darf es nicht zu englisch te Auto der Welt ist, und am nächsten Tag ist werden. Im klassischen Gentlemen’s Club es ein anderes.“ Den Einwand seines Beifahherrscht ein viel zu rigides Ausschlussverfah- rers, sein Geschäftsgebaren vor Ort sei doch ren: Diejenigen, die vor der Tür bleiben müs- arg rheinisch, kontert er prompt: „Jetzt passte sen, sind fürs Ego der Mitglieder fast noch mal auf“, sagt er, wählt die Nummer einer wichtiger als diejenigen, die dazugehören. In Kundin aus dem Norden – und nach einer MiGleissners Bundesland dagegen braucht man nute tut es der Dame, der Stimme nach zu urkaum den Vornamen zu erinnern, um jeman- teilen, leid, nicht dabei zu sein. „Aber das den als Freund zu bezeichnen – und das wich- nächste Mal bist ’es“, brüllt Gleissner enthusitigste ist ein funktionierendes Netzwerk: Nur astisch in den Hörer: „Küsschen, tschö!“ wenn der Kunde ihm vertraue, sagt der Händ- Die nächste Anekdote handelt davon, dass seiler, könne es was werden. „Und je länger der ne Klientel kaum mehr an ihrer Kleidung und mich kennt, desto leichter wird es“, erläutert am Auftreten zu erkennen sei. Das erste NoGleissner ganz analytisch. belauto seines Lebens, einen Bentley, verkaufIn St. Moritz, wo Rolls-Royce so selbstver- te Gleissner einem Mann, der in Handwerkerständlich dazugehört wie Bulgari, Brioni und montur ins Autohaus kam: „Wollte keiner mit Bucherer, besteht Gleissners Netzwerk vor al- dem reden. Mir hat er die 631.000 Mark bar lem aus zwei Personen: Da ist Stefan, ein Köl- auf den Tisch gelegt. Das wird beim Rennen ner, der eine Galerie für Gegenwartskunst be- spannend, da die Richtigen zu finden.“ treibt, und da ist Wolfgang, ein Schweizer Zum Event auf dem See sind am Vormittag Double des reifen Ernest Hemingway, der sich tatsächlich alle da: Superreiche, Reiche, Verin der Saison vor Ort als Assistent für die mögende, Gutverdiener und ein paar Angeber reichsten Touristen verdingt: „Der stand vor und Schnorrer. Viele Tiere sind im Vorfeld geein paar Jahren auf dem See einfach neben storben, die Russinnen kommen mit rosa mir, fährt auch ’nen Rolls, dat ging sofort.“ Pelzhauben, die Italiener mit Pelzmantel zum Kunde Jopi, er stammt aus der Kölner Immo- Smoking. Die Sonne scheint zum Glück wiebilienbranche, hat vom Yachtausflug vor Ibiza der, Gleissner stand ab frühmorgens vor dem noch seine Frau und einen Olaf aus dem Köl- weißen Rolls-Royce-Zelt und hat den Ghost ner Immobiliengeschäft mitgebracht. Peter, geputzt: „Herrlich, dat macht den Kopf so hier Pitter, war früher Leistungsschwimmer schön frei.“ Der erste Roséchampagner ist serund macht nun in riesengroßem Stil in Versi- viert, gleich gibt’s Rösti mit Rauchlachs, ein cherungen. Er ist auch mit seinem „Mädchen“ Italiener mit Gitarre intoniert Johnny Cash: „I da und besitzt noch keinen Rolls. Die aller- shot a man in Reno, just to watch him die.“ So meisten Sätze in diesem Kreis beginnen mit weit also nichts Besonderes, bis ein chinesieinem „Hömma“ – und wo die Herrschaften sches Kamerateam auftaucht und den Wagen auftauchen, da wird man’s hören. neben dem Zelt filmt: „Läuft doch super“, sagt Gleissner hat selbst bei Hochbetrieb die Ruhe Gleissner, „die zeigen das doch weltweit.“ weg. Bei der Probefahrt im Ghost schneit und stürmt es, nicht gut für die Fotos. Aber er sagt nur, es solle sich niemand Gedanken machen, wenn Schnee von den Stiefeln auf M I C H A E L G L E I S S N E R , R o l l s - R o y c e - H ä n d l e r a u s K ö l n den Lammfellteppich komme: „Ist ja nur ’n Auto.“ Viele Kunden, sagt Gleissner, während er mitten im dicksten Leute bleiben vor dem Wagen stehen, Männer, Schneetreiben in einer Haarnadel-Serpentine Frauen – und Kinder häufig zuerst. Ein Rollsfür ein Foto wendet, hätten ja doch eher ’ne Royce zieht einfach. Bei einem Mittdreißiger „Batman-Garage“: „Da steht ein Ferrari, ein As- mit Gelfrisur steht Gleissner plötzlich daneton Martin – und dann muss halt noch ’n Rolli ben: „Kann ich helfen?“ Schon sitzt der Mann her.“ Es zähle, wie in St. Moritz, nur das indivi- hinter dem Steuer, es folgt das Programm Miduelle Erlebnis, das er um den Wagen herum cha in Aktion, das Holz, das Leder, der Motor, baue. Luxus könnten die sich ja überall kauf- das Entertainment, alles ist immer noch ein en. Vom Handel verstehen fast alle seine Kun- bisschen besser, ausgefeilter, erlesener als anden etwas, nur Banker betreut Gleissner äu- derswo. Dazu die Details wie die Schirme in ßerst selten. Das kann man in Deutschland der Tür: ein Träumchen. Aber richtig intereseinfach nicht vermitteln, deren Klientel denke sant wird’s für den Händler erst, als er herauszu oft: Ich bezahle doch keinen Rolls mit. gefunden hat, dass sein potenzieller Kunde eiGern bringt Gleissner die Story von dem Köl- ne Beziehung zum Rheinland hat, da stimmt ner Tanzlehrer an: Über Jahrzehnte hatte der die persönliche Ebene. Der Kunde lächelt segespart – und als es so weit war, stand er wei- lig, Gleissner säuselt, er sei noch bis Mittwoch nend vor dem Auto und wusste kaum mehr da, dann muss er abwarten. Bis zum Abend weiter. Solche Leidenschaft mag Gleissner. Er wird er einen Wraith verkauft haben, ein weigeht automatisch aufs Gas, sofort beschleu- terer Kunde zeigt belastbares Interesse und nigt der Wagen wie ein Bolide. „Und wie viele ordert im Verlauf der Woche. Ihrer Kunden müssen sparen, wie viele haben Aber nun ist „dat Pfännchen mit dem Rösti eine Batman-Garage?“ – „Fifty-fifty“, sagt heiß“, Gleissner und die Seinen hauen mit alGleissner. Wer ihm lieber ist, das sagt er nicht lerbestem Appetit rein. Als sich die Wege explizit, eine rheinische Interpretation des trennen, kurz bevor die Pferde loslaufen, britischen „Never complain, never explain“. umarmt der Händler den Pressemann im gleiSeit 1996 arbeitet Gleissner, liiert, keine Kin- ßenden Sonnenlicht: „Bleib sauber, Jong.“ der, nun für das Unternehmen, das war noch Und der Reporter kann nicht anders, er denkt vor der Übernahme durch BMW. Beim White vollkommen im Ernst: Sicher dat, Micha, und Turf in St. Moritz ist er bereits zum zehnten wenn ich mal ’n Jackpot knacke oder sonst Mal. Ist ja klar, nie ist der Ort so voll wie in die- wie zu Kohle komm, kauf ich mir auch so ’n ser Woche. Es gab Abwerbungsversuche, aber Rolli, aber von dir, dat dat klar is. „Je länger mich der Kunde kennt, desto leichter wird es für mich“ 79 WIDDER WIDDER HOTEL ZURICH (3) Keines der 49 Zimmer gleicht dem anderen, in jedem trifft Alt auf Neu. In „A 15“ zum Beispiel zieren Wandgemälde aus dem 17. Jahrhundert (von Conrad Meyer) den Raum. Man kann sie am besten auf der Charlotte-Perriand-Liege in Rückenlage betrachten, oder auch aus dem Ledersessel vor dem pneumatischen Tisch (per Knopfdruck höhenverstellbar) und dabei die Bang-&-Olufsen-Anlage anwerfen. In anderen Räumen flirten BauhausKlassiker mit Himmelbetten, ergänzt altes Mauerwerk einen Schreibtisch um eine Ablage, manche Zimmer haben Kachelöfen, alle eiIm Zeichen des Widders: Die Zimmer des Züricher Hotels nen Fernseher im Badezimmerspiegel und sind gemütlich, doch keinesfalls überladen eingerichtet Regenduschen. Die schweren Bettüberwürfe aus Leder wurden jüngst durch Stoffe in Rautenmustern ersetzt, Corbusier-Sessel passend in Mintgrün oder Rot bezogen, und UNTERWEGS manche Vorhänge sind gerafft, wie gesmokte Puffärmel. Tilla Theus hat auch jetzt, beim MaNeun Häuser, ein Gedanke: Das neu dekorierte Hotel keover, jedes Detail konzipiert. „Widder“ verbindet Historie, Innovation und sorglose „Das Textile geEleganz. Esther Strerath weiß jetzt, wo es langgeht stalte ich gerne mit, weil es atmosphärisch prägt. lötzlich steht man in einem Es hat doch keinen Sinn, dass ich mich als Flur zwischen fünf Häusern. Frau um die Baugrube kümmere und dann Und doch nicht im Freien. Ge- kommt jemand, ein anderer Designer, und geradezu geht es zum „Haus zum staltet meine Räume. Das mache ich lieber Bankknecht“, links ist das selbst“, erklärt sie resolut. „Haus zum Tatzfuss“, die Trep- Dabei ist mancher Blickfang, wie die stählerpe hinauf liegt das „Haus der nen Säulen in der Lobby, der baulichen NotWidderzunft“, jedes hat eine wendigkeit geschuldet. „Die Stahlstützen sind andere Farbe – das Hotel „Widder“ in der Züri- kein dekoratives Element, sondern Statik mit cher Altstadt ist ein kleines Labyrinth, doch einem dekorativen Touch – damit es verträgein großartiges. lich wird“, so die Architektin, die auch zugibt: Moderne Treppenhäuser mit hellen Steinbö- „Ich möchte nicht, dass man meine Arbeit so den führen in verschiedene Epochen, ein glä- schnell umbauen kann. Alte Häuser verlieren serner Fahrstuhl verbindet neun Ebenen. Das schnell ihr Gesicht.“ 1995 eröffnete und jetzt neu überarbeitete Ho- Um sie aber ihrer ursprünglichen Schönheit tel besteht aus neun Gebäuden – aus sieben zurückzuführen, bedarf es Forschung, und daJahrhunderten. Der Gast streift binnen weni- rin ist Theus, Architektin bei „Home of FIFA“, ger Augenblicke durch Mittelalter und Moder- Spezialistin. „Wir gehen in Archive, suchen ne, kleine Schilder weisen den Weg zu Zielen Personen, die in dem Haus gearbeitet oder gewie „Loos Stube“ (Originaleinrichtung des Ar- lebt haben. Sie haben oft Bildmaterial, auf chitekten Adolf Loos) oder der Bibliothek, in dem man hinter der Großmutter oder dem der übrigens bauchige Gläser Gäste mit Süßig- Kinderwagen etwas entdeckt. So habe ich etkeiten versorgen. Einem Geschäftsmann wur- wa über ein altes Foto vom ‚Haus zur Widderde einmal an der Rezeption ein buntes Woll- zunft‘, wo jetzt das Penthouse ist, herausgeknäuel in die Hand gedrückt, als GPS. „Kom- funden, dass dort früher eine Waschküche plex und kompliziert“ charakterisiert Archi- war, also Nutzfläche. Deshalb, das besagt die tektin Tilla Theus das Ensemble. „Ich bilde Bestandsgarantie nach altem Zürcher Baumir ein, dass die Gäste es lieb gewinnen, dass recht, konnten wir die Suite bauen, ohne die es keine schnurgeraden Korridore gibt, son- das Hotel im sechsten Stock aufhören würde“, dern ein Spiel, das neugierig macht.“ erläutert Theus den höchsten Bau in der Züri- Zunftig in Zürich P 80 cher Altstadt. Auch die tiefsten Etagen des Viertels zählen zur „Widder“-Welt, die bis zu neun Meter unter dem Wasserspiegel liegt. Nun wird unter Tage gewaschen und gebügelt, auch die Technik ist in den Tiefen untergebracht. In den 70er-Jahren hatte die USB-Bank die Häuser der „Widderzunft“ (das ist die Gilde der Metzger, 1401 gegründet) gekauft. Sie plante Büros, doch die Stadt bestand auf Erhaltung der 60 Prozent Wohnanteil im Quartier. So entstand die Idee eines Hotels. Die gebürtige Bündnerin Theus kennt jeden Winkel der Gebäude – vor 30 Jahren war sie für den Umbau engagiert worden. Ihr Auftrag: ein klassisches, zeitloses Hotel zu entwerfen. „Es ist ja so“, erklärt sie rückblickend, „im Normalfall werden Fünf-Sterne-Häuser alle fünf Jahre auf den neuesten Trend gebracht. Das wollten wir nicht. 1985 hieß ‚Fünf Sterne‘ Brokat, Baluster und bitte roter Samt. Wir hatten damals die Möglichkeit, zu zeigen, dass es eben nicht so sein muss, dass es Authentizität gibt und man dem Gast Echtheit zumuten kann. Das war völlig neu“, erinnert sie sich. Auch daran, dass sie mehrere Male aus dem Projekt entfernt worden ist, „weil man den Eindruck hatte, ich sei nicht in der Lage, diesen Spirit zu entwickeln. Ich hatte bis dato nur Seniorenheime gebaut, was sich mehr ähnelt, als man denkt.“ „Ich brauche die Reibung, eigentlich etwas, das mich stört“, verrät sie. Mal ist es die Bauaufsicht, mal der Denkmalschutz, der sie nicht lässt, wie sie mag. Kurz vor der Eröffnung des Hotels 1995 wollte der Denkmalschutz noch eine Veränderung in der Fassadenmalerei. „Da hatte ich genug“, blickt Theus, selbst 38 Jahre Mitglied der Kantonal-Kommission, zurück. „Es war ein Freitag, am Dienstag wollten wir abrüsten. Gesagt, getan. Doch dann erreichte mich ein Telefonat, es gäbe Sprayereien an der Hausfassade.“ Diese entpuppten sich jedoch als Hommage: Die Denkmalpfleger hatten unbemerkt an der Hauswand einen Gruß an die Architektin verewigt: Dort sitzt nun eine schwarze, gemalte Katze, „mit meiner Brille, als Symbol, weil ich diese Häuser bemuttert habe wie eine Katze.“ Ein wenig wacht sie auch heute noch über den „Widder“. „Dreimal im Jahr mache ich Schulungen für das Personal. Es ist mir ein Anliegen, dass sie das Hotel verstehen. Ich zeige ihnen Bilder von früher, erkläre, dass jedes Haus sein eigenes Holz und seinen eigenen Stein hat. Aus diesem Grund müssen sie in einem Zimmer anders reinigen als in dem daneben, das wäre sonst fatal. Das gibt ihnen eine Kompetenz, die der Gast spürt. Wenn ein Gast eine Frage hat, werde ich häufig persönlich von den Mitarbeitern angerufen. Das wäre eigentlich nicht nötig. Aber ich finde es fantastisch.“ SONNTAG, 22. MÄRZ 2015 Global Diary ILLUSTRATIONEN: TIM DINTER Erinnern Sie sich? An die Zeit, als man statt SMS und E-Mail noch Karten von fremden Orten schrieb? Wir tun es noch immer ALGARVE PELOPONNES Auf der bis zu 50 Meter hohen Algarve-Steilküste, direkt am Atlantik gelegen, wirkt die Villenlandschaft des Vila Vita Parc wie ein Verbindungsstück zwischen Meer und Himmel. Im milden Morgendunst gehört der weitläufige, subtropische Park noch den Vögeln, sie spazieren auf dem dicken Rasenteppich, unter Palmen, Zedern und vielen Blüten. Early-Bird-Golfer versuchen auf dem Neun-Loch Pitch- und Putt-Platz, der Par-3Anlage und dem 18-Loch-Putting-Green den „Wurm zu fangen“, also möglichst gute Runden zu spielen. Unten in der Badebucht mit direktem Zugang grüßen Ferien-Yogis die Sonne. Später findet jeder Gast über Weg und Steg seinen ungestörten Platz an einem der vielen Pools auf den unterschiedlichen Ebenen. Gefühlte Nähe auch zum Orient: Die jahrhundertealte von Mauren geprägte Architektur wurde für die neuen Villen des Fünf-Sterne-Anwesens aufgegriffen. Sie sind auch für Großfamilien geeignet: Bis zu zwölf Personen haben in ihnen ausreichend Platz. Die „1001 Nacht Aladin Bar“ unter dem selten bewölkten Sternenhimmel ehrt mit dem opulent-marokkanischen Interieur die bewegte Historie, ebenso das Spa. Dieses hält angeblich königliche Behandlungen bereit: Die Rituale „Königin von Saba“ oder „König Salomon“ beispielsweise lassen einen mittels orientalischer Öle und Massagekunst für Stunden der Realität entrücken. In der Küche gestattet Chefkoch Hans Neuner interessierten Gourmets aktive Teilhabe an jedem Zubereitungsschritt der portugiesischen Fischpfanne „Cataplana“. Sehr begehrt bei Portugiesen sind „Percebes“, die häufig unter Lebensgefahr aus der Brandung geernteten Entenmuscheln. Ebenso mögen sie das typische Schwarzschweingericht. Wer es probiert, weiß, warum der Michelin dem Tiroler zwei Sterne zusprach. Neuner kann außerdem auf 11.000 Flaschen vielfach prämierter Weine in den Tiefen des gotischen Weinkellergewölbes „Cave de Vinhos“ zugreifen. „Herdade dos Grous“ der Hauswein, reift sogar auf dem hoteleigenen Land- und Weingut im Alentejo. Dorther beziehen die sieben Hotelküchen auch Olivenöle, Gemüse und Fleisch. Alles folgt dem Gebot der Nachhaltigkeit, davon können sich die Gäste bei einem Ausflug überzeugen. Die Schönheit dieses Beach Resorts an der Kante Europas zeigt sich einmal mehr von der 22 Meter langen Princess-Motoryacht aus: In der Abendsonne, bei Canapés und schwimmender Begleitung von Delfinen scheint das Anwesen mit den Klippen zu verschmelzen. Uta Petersen befürchtet, dass sie von so großartigen Orten irgendwann nicht mehr abreisen will Der „Guardian“ hat schon vor diesem Ort gewarnt: Einmal eingecheckt, wolle man das weitläufige Gelände des LuxusBurghotels „Kinsterna“ in den Bergen oberhalb von Monemvasia gar nicht mehr verlassen. Den Felsen mit der Zitadelle? Sieht man auch von der Hotelterrasse aus. Das Städtchen? Morgen vielleicht. Der Fjord von Gerakas? Nächstes Mal. Der Traumstrand von Elafonisos? Wenn überhaupt. Theo Terzopoulos, der Manager des Luxushotels im Süden des östlichen Fingers des Peloponnes, lacht und sagt: „Dass die britischen Paare, die hier ihre Flitterwochen verbringen, weniger an den Sehenswürdigkeiten der Region interessiert sind, liegt ja in der Natur der Sache, aber auch sonst bietet unser Haus einiges an Zerstreuung.“ Mit einem Glas Malvasia aus dem eigenen Weinberg des alten byzantinischen Herrenhauses aus dem 13. Jahrhundert in der Hand kann man zwischen antiken Säulen rund um das alte Wasserreservoir sitzend die Umgebung schnell vergessen. Auch der Blick einer Dame auf der Terrasse schweift über 15 Hektar Land voller Weinberge, Olivenhaine, Zypressen und Eukalyptusbäume sowie alter Zitrusbäume. Wie früher werden sie von Quellen aus den Bergen gespeist. „Kinsterna“ bedeutet Zisterne, das Wasser machte den Landsitz schon immer von der Außenwelt unabhängig. Das Anwesen bietet 41 Zimmer und Suiten, manche davon in byzantinischen Rundgewölben mit alten Feuerstellen, manche in neu erbauten Villen. Überall ruht alter Baumbestand. Der Hauptpool ist ein Unikat: wie ein Flusslauf durchzieht er den ehemaligen Obstgarten. „Der Besitzer hat in anderen Luxushotels beobachtet, wie alter Baumbestand aus Gründen der Neubebauung oder Neuanlage eines Pools aus dem Boden gerissen und dann in Kübel gepflanzt auf Rollwagen wieder an den Pool herangefahren wurden,“ erklärt Manager Terzopoulos die ungewöhnliche Form des Kinsterna-Pools, „das fand er absurd.“ Wie schön. Klaus Vogt wird wohl bald wieder zur Lektüre englischer Tagespresse greifen PORTO-VECCHIO Dass schon Napoleon meinte, er könne seine Heimat Korsika mit verbundenen Augen am Duft erkennen, ist ja ein alter Hut. Doch das zum ersten Mal selbst zu schnuppern, kaum hat man mit dem Mietwagen den Flughafen von Figari verlassen, ist eine unvergessliche, fast schon transzendente Erfahrung. Überall auf der immergrünen Insel liegt ein schwerer, würzig-ätherischer Duft in der Luft. Im Kräutergarten des „Grand Hotel Cala Rossa“ in Porto-Vecchio explodiert er. Man kann das nur noch als einen orgiastischen, olfaktorischen Angriff auf die Sinne nennen, was Myrte und Lavendel, Salbei und Thymian, Erdbeerbaum und Cedrat-Zitronen so draufhaben, wenn ihnen die Sonne lang genug auf Blätter und Blüten geschienen hat. Es ist später Nachmittag, und Küchenchef Pascal Cayeux sammelt die Ingredienzien für seine sterneprämierte Küche ein. Die Minze wird uns später mit korsischen Langusten serviert, mit dem Rosmarin räuchert er die Taubenschenkel. Das Restaurant des Hotels gilt als eine der besten Adressen auf der an lukullischen Freuden wahrlich überbordenden Insel. Doch das ist bei Weitem nicht der einzige Grund, warum dieses Grand Hotel so besonders ist. Statt pompös kommt es als genau das daher, was es ist: Ein elegantes, intimes Familienhotel, seit über 30 Jahren geführt von der Großfamilie Canarelli, denen auch ein exzellentes Weingut gehört. Eingebettet in einen verschwenderisch grünen Park aus Olivenbäumen und Pinien, macht sich das Gebäude in der Natur ganz klein. Sogar eine Baumhütten-Suite gibt es seit Neuestem. Und der private Strand erst! Rote, rund gespülte Felsen, die dem Cala Rossa seinen Namen gaben, mehlweißer Sand und ein psychedelisches Türkis, was man sonst nur am Indischen Ozean geboten bekommt. Kein Wunder, dass sogar schon Stars wie George Clooney hier eincheckten. Ups, das sollte ich ja nicht verraten. Wenn Silke Bender demnächst wieder eine Farbtherapie in Türkis braucht, muss sie nicht mehr so weit fliegen: Ab April öffnet das Hotel nämlich wieder seine Pforten 81 1 2 3 4 5 6 7 8 9 DER „HERITAGE SPIRIT PULSOGRAPH“ VON MONTBLANC In den Ateliers und Manufakturen dieser Welt werden weiterhin Handwerkskünste gepflegt, und wir schauen zu Montblanc schaut zurück. In einer limitierten Edition von 90 Exemplaren lassen die Uhrmacher den „Heritage Spirit Pulsograph“ neu aufleben. Das Kaliber dieses Zeitmessers, MB M13.21, erinnert an das erste Chronographenwerk, das von der Uhrenmanufaktur Minerva, heute Montblanc, 1923 gefertigt wurde. Damals schätzten besonders Ärzte die genauen Instrumente, die mit einer Pulsometeranzeige ausgestattet war, sodass man kurze Zeitabstände messen konnte. Heute wird die Uhr in Handarbeit im schweizerischen Villeret gefertigt. Ein einzelner Uhrmacher fügt alle 239 Werkteile in mehrmonatiger Arbeit zusammen. Wir haben ihm bei den wichtigsten neun Schritten über die Schulter geschaut: 1. Neusilberplatinen mit einer rostfreien Kupfer-Nickel-Zink-Legierung sind die Basis für die Werkteile 2. Die Chronographenbrücke wird aus der Platine gefräst. 3. Nun wird die Öffnung für die zentrale Achse gefräst und mithilfe einer semiindustriellen, handgesteuerten Maschine diamantpoliert. (Nicht im Bild: Die Kanten der Brücke werden per Hand geschliffen und poliert.) 4. Das Auswuchten der Unruh, des gangregelnden Herzens, findet mittels Goldschrauben statt, um eine gleichmäßige Schwingung sicherzustellen. 5. Ein Stift hält Unruhspirale und Spiralrolle zusammen. Unruhspirale und Unruh werden im zweiten Schritt verbunden. Der Produktionsschritt nennt sich „Virolage“. 6. Manuelles Abzählen der Unruh. Die genaue Länge der Spirale wird ermittelt, um mit äußerster Präzision die richtige Frequenz zu erreichen. 7. Nun folgt das Zusammensetzen des Räderwerks des Chronographen-Kalibers MB M13.21. 8. Erst das Setzen der Unruh lässt den Zeitmesser zum Leben erwachen. 9. Abschließend erfolgt die ästhetische und funktionelle Kontrolle des Meisterstücks. Übrigens: Auch alle Werksteile werden vor Ort in Villeret gefertigt. MONTBLANC (10) BAUPLAN r nur fü eit z e z r u k entdecken sie die mumm künstler-edition Exklusiv gestaltet von Anja Kroencke.