4. Deutscher Marken
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4. Deutscher Marken
markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:31 Seite 1 4. Deutscher Marken-Summit Berlin 2010 Eine Sonderpublikation von F.A.Z.-Institut und >kommunikationsmanager > > Marken im Aufbruch markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:37 Seite 2 Inhalt 쎹 Märkte im Umbruch – Was macht die Marken der Zukunft aus? 4 von Fred Irwin und Hubert Weber 쎹 Chancen junger Marken 5 쎹 The ongoing refinement of international brands: The greatest challenges 6 by James Woodbridge 쎹 Neue Strategien gefordert? 7 von Professor Dr. Christian Belz 쎹 Standpunkte: „Marken im Aufbruch – Schöpferische Zerstörung und neue Werte“ von Professor Dr. Jürgen Häusler, Dr. Christoph Holzbach, Dr. Tonio Kröger, Tobias Schmidt 8 쎹 Wie viel Nähe braucht der Kunde? 10 쎹 Eine neue Definition von Geschäftserfolg 11 von Harry Brouwer 쎹 Impressionen 12 쎹 Rebuilding the Neues Museum Berlin: historic origins of modern inspiration 14 Summary of David Chipperfield’s keynote address IMPRESSUM HERAUSGEBER / VERLAG FOTOS F.A.Z.-Institut für Management-, Jens Jeske, mit Ausnahme von: Markt- und Medieninformationen GmbH S. 2 Fotolia, www. fotolia.de, eka Mainzer Landstraße 199 S. 14: Treppenhalle, Zeichnung (vor 1906): 60326 Frankfurt am Main © bpk / Zentralarchiv, SMB E-Mail: [email protected] Neues Museum – die ausgebrannte Treppenhalle: © bpk / Zentralarchiv, SMB / Rosa Mai PROJEKTLEITUNG Cornelia Klaas S. 15: Modellbüste der Nofretete: © bpk | Max Galli Treppenhalle – Staircase hall : © Stiftung Preußischer Kulturbesitz/David Chipperfield Architects, REDAKTION photographer: Ute Zscharnt Anne Benschen (be), Cornelia Klaas (verantw.) (kl), Abigail Keiper (ke), Simone Krattenmacher (kr), Daniela Stauble (st) DRUCK & VERARBEITUNG Boschen Offsetdruck GmbH, Frankfurt am Main GESTALTUNG / ILLUSTRATION Rodolfo Fischer Lückert, Nina Mündl 2 얍 4. Deutscher Marken-Summit 2010 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:37 Seite 3 Editorial ber eine „wahrhaft ungeheure Reise“ erzählt Franz Kafka in seiner Parabel Ü „Der Aufbruch“ – es ist die Geschichte vom großen Wagnis eines Lebensauf- bruchs und einer Reise zur Selbsterneuerung, bei der das Ziel noch nicht genau feststeht. Auch in der Markenwelt stehen wir vor vielen Umbrüchen, Veränderungen und Unwägbarkeiten. Das war Grund genug, das Thema „Marken im Aufbruch“ als Leitthema für den 4. Deutschen Marken-Summit zu wählen. Aktuelle und auch brisante Fragen diskutierten die Referenten und mehr als 150 Gäste, die auf Einladung des F.A.Z.-Instituts und der Mitveranstalter DDB Group Germany, Deutsche Telekom, FPS Rechtsanwälte & Notare und Interbrand am 30. Juni und 1. Juli 2010 zusammenkamen. Volker Sach Geschäftsführer F.A.Z.-Institut Cornelia Klaas Projektleiterin Marken-Summit F.A.Z.-Institut Was sind Marken der Zukunft? Verstehen Marken die Menschen noch, müssen sie der Politik mehr Beachtung schenken? Wie begegnet man der Angst vor dem Kontrollverlust in den Neuen Medien, findet neue Handelswege oder baut junge Marken auf? Gelernt haben wir einmal mehr, dass jede ökonomische Weiterentwicklung der schöpferischen Zerstörung bedarf: Neuordnung findet erst dann statt, wenn alte Strukturen aufgebrochen werden. Welche Wege große Markenartikler gehen, wie breit das Spektrum der Handlungsoptionen ist, das haben wir für Sie in diesem Magazin kompakt zusammengestellt. In der Tradition der vergangenen Marken-Summits möchten wir Ihnen wiederum Impulse zum Weiterdenken geben. Unser besonderer Dank gilt allen Sprechern, Teilnehmern und Mitveranstaltern – für ihre vielfältigen Anregungen, kontroverse Standpunkte und wertvolle Einsichten. Wir freuen uns auf die Fortsetzung des Dialogs und auf das Wiedersehen beim 5. Deutschen Marken-Summit 2011. Volker Sach Cornelia Klaas 4. Deutscher Marken-Summit 2010 얍 3 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 4 Märkte im Umbruch – Was macht die Marken der Zukunft aus? Verstehen Marken die Menschen noch? Marken müssen die Sprache der Politik verstehen von Fred Irwin Verbraucher wollen die Markenwelt live erleben von Hubert Weber 1. Selbst starke Marken stehen heute unter 1. Die eine Hälfte der Kunden schaut nur auf hohem Druck. Unabhängig von der ei- den Preis. Die andere Hälfte will die Welt genen Markenstärke leiden Marken unter der Marke erleben – und zwar nicht nur negativen Branchennachrichten in den medial, sondern real. Die Herausforde- Medien. Auch gefährden Unternehmen rung – gerade im Lebensmittelmarkt – ist, ihre Marken, wenn sie Arbeitsplätze ab- beiden Ansprüchen gerecht zu werden. bauen oder sich für Gesetzesverstöße ver- Und das in einem aggressiven Wettbe- antworten müssen. werbsumfeld, das in Europa seinesglei- 2. Das Spannungsfeld Markt – Politik – Me- chen sucht. dien – Marke rückt in den Mittelpunkt. 2. Lange bedienten Food-Marken zunächst Heute müssen wir fragen: „Verstehen die das Bedürfnis nach Sicherheit und Freude Marken die Politiker?“ Im Fall Toyota wur- am Essen. Aber die letzten Jahre zeigen de die Macht der Politik deutlich: US-ame- deutliche Konsumveränderungen:Tradier- rikanische Politiker fürchteten um die ei- te Lebensweisen brechen auf, Essen als gene Autoindustrie. Auf den politischen Familienritual nimmt ab, Konsum wird in- Diskurs war Toyota nicht eingestellt, ge- dividueller („on-the-go consumption“). nauso wenig wie aktuell BP. Der Kunde ist emanzipierter, der Stellen- 3. Auch in den Diskussionen um den Opel- wert von Lebensmitteln sinkt. So konnten Standort Deutschland spielte Politik eine Handelsmarken und Generika zuneh- große Rolle: In unserer globalisierten mend Marktanteile gewinnen. Welt sind viele Marken als globale Mar- 3. Markenprodukte der Zukunft verbinden ken aufgestellt. Oft weiß der Konsument Qualität mit Emotionalität. Food-Marken nicht, aus welchem Land, zu welchem bleiben dann stark, wenn sie Teil der neu- Unternehmen ein Produkt stammt oder en Lebenswelten werden. gehört. Opel gilt in der Bevölkerung und 4. Alte Marken müssen sich an neue Nutzer in der Politik immer noch als deutsches anpassen, oder Markenartikler müssen Unternehmen. Die Konzernstrukturen neue Marken für sie kreieren. Markenar- sind nicht immer so transparent. tikler müssen den Mut haben, Kunden in ihre neuen Lebenswelten zu begleiten. Fred Irwin Präsident, AmCham Germany/ Vice Chairman Germany, Citigroup Global Markets Deutschland 4 4. Deutscher Marken-Summit 2010 Hubert Weber Vorsitzender der Geschäftsleitung, Kraft Foods Deutschland, Österreich und Schweiz Marken im Aufbruch „Krisenmotivierter Aktionismus ist derzeit der größte Feind soliden Marken- und Produktmanagements. Stattdessen sollte eine Rückbesinnung auf die Elemente der Markenführung erfolgen, die nachweislich erfolgreich und losgelöst von Kurzzeitbetrachtungen sind.“ Gabriele Eick Vorsitzende des Kuratoriums, MC Frankfurt / Vizepräsidentin, Deutscher Marketing Verband „Die Zeit der ausschließlich klassischen, analog orientierten Markenkommunikation nähert sich endgültig ihrem Ende. Digitale, interaktive Kommunikationssformen konfrontieren die gesamte Branche mit neuen Wirkungsmechanismen. Diese müssen aber noch gelernt und beherrscht werden. Spätestens mit Einführung des Web 3.0 werden wir über eine völlig neue Kommunikationslandschaft verfügen.“ Wolfgang Giehl, SVP Corporate Brand Marketing, Deutsche Post DHL „Eine große Aufgabe, die schöpferische Zerstörung oder aber neue Werte bedeuten kann, ist die Anpassung der Marken an die Einflussmöglichkeiten durch die sozialen Medien. Hier gilt es, die Demokratisierung der Markenführung durch Stringenz und Klarheit zu nutzen und Managementprozesse entsprechend zu adjustieren.“ Christian Köhler, Hauptgeschäftsführer, Markenverband e. V. markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 5 Chancen junger Marken Alles andere als gewöhnlich? E in breites Spektrum junger Marken vertra- ben und dabei die Synergien nach der Über- Exklusivität der Erfolgstreiber seiner jungen ten die Sprecher des Panels „Junge Mar- nahme durch die Oetker-Gruppe umfassend Marke: „Online only“ und „by invitation on- ken“: von der konsequenten Verjüngung einer zu nutzen. ly“. Das junge Berliner Luxusmodelabel will Traditionsmarke über neu entwickelte Marken in Marketing und Vertrieb neue Wege gehen: Erfolgstreiber Internet „Online only“ bietet die Chance, sich als klei- Dass junge Marken auch durch technologi- ne Marke weltweit zu etablieren. So ist das Bei der Verjüngung einer Marke gilt es, Para- schen Fortschritt entstehen können, zeigt das Label unabhängig von Einkäufern und im di- meter der traditionellen Markenführung mit Beispiel der Xing AG. Von der rasanten Ent- rekten Kundenkontakt. „Kunden sind nach den Paradigmen der digitalen Welt zu verbin- wicklung des Internets und des Megatrends wie vor die wichtigsten Imageträger einer den. Mut zur Veränderung, Fokussierung und der sozialen Netzwerke hat Xing profitiert. Marke“, so von Rosen. Das Wachstum der Preistreue sind hier zentrale Erfolgstreiber. Bei der Entwicklung war das virale Element Marke wird durch die Macher selbst be- Junge Verbraucher müssen gewonnen wer- von entscheidender Bedeutung. Dr. Stefan stimmt. Ziel ist, ein Wachstum schrittweise den, ohne die Stammkonsumenten zu verlie- Groß-Selbeck, Vorstandsvorsitzender der über Trendsetter zu erreichen und im Hei- ren. „Jägermeister setzt selbst Trends, ist nah XING AG, ist sicher, dass „in Kürze jeder sei- matmarkt genauso bekannt zu werden, wie am Konsumenten und behält die Tradition ne professionelle Identität im Internet mana- im Ausland. bei“, so Michael Volke, Mitglied des Vor- gen wird“. Im internationalen Geschäft zeigt stands der Mast-Jägermeister AG. Seit Gene- sich, dass bei der Positionierung von neuen Es gibt zahlreiche Erfolgstreiber junger rationen liegt die Hauptkonzentration des fa- Marken auch kulturelle Besonderheiten zu Marken: Mut, Innovation, Eigentümerstruk- miliengeführten Unternehmens auf der beachten sind. So wurde der ursprüngliche turen und auch einen gewissen Zufallsanteil. Mono-Marke Jägermeister. Bei Vermarktung, Name OpenBC durch Xing ersetzt. Denn Xing Zudem spielen die Bereitschaft, unter- Vertrieb und Kommunikation gilt es, bestän- wird in mehreren Kulturen problemlos ver- nehmerisches Risiko zu übernehmen, die dig innovative Wege zu gehen. standen. Qualität des Produkts, neue Zielgruppen und Kunden und Medien haben Bionade erfolg- Für Dr. David F. von Rosen-von Hoewel, Vor- reich gemacht. Finanzielle Mittel für Marke- stand der VON ROSEN Fashion Group AG, ist bis hin zu etablierten jüngeren Marken. technologischer Fortschritt eine entscheidende Rolle. (be) tingaktivitäten fehlten dem Unternehmen zu Beginn völlig. Die Verbraucher haben die Nachfrage generiert, Bionade hat sich mit enormem Wachstum in einem hart umkämpften Markt etabliert – als weltweit erstes und alkoholfreies Bio-Erfrischungsgetränk. Peter Kowalsky, Geschäftsführer der BIONADE GmbH, zählt zu den Erfolgstreibern, dass die Geschichte und ihre Darsteller völlig authentisch waren. Auch war „die Geschwindigkeit des Wachstums wie eine Art Lebensversicherung gegen Nachahmerprodukte“. Zudem spielte die Bereitschaft unternehmerisches Risiko zu wagen, eine wichtige Rolle. So scheiterte die ursprüngliche Geschäftsidee, Lizenzen an Brauereien zu ver- Was lässt (junge) Marken scheitern? Junge Marken scheitern oft durch zu geringe Ressourcen. Die Marke wird nicht schnell genug bekannt und die Zielgruppe emotional nicht erreicht. Da Markenaufbau über klassische Instrumente kostenintensiv ist, versuchen junge Marken, durch virales Marketing preiswert Kunden zu gewinnen. Häufig kommt es zu rechtlichen Auseinandersetzungen. Unternehmen, die neu am Markt agieren, sind oft enthusiastisch und durchaus kreativ. Das sind meist nicht die Gründe für das Scheitern. Auch wenn Idee und Produkt gut sind, gibt es Fallen für junge Marken. Junge Unternehmen gehen vielfach ohne ausreichenden Markenschutz an den Start. So können sie durch Wettbewerbsverstöße das Nutzungsrecht an der Marke verlieren. Daher ist eine frühzeitige und umfassende Recherche des Wettbewerbsumfeldes notwendig. Die Verletzung älterer Rechte kann zu langen und teuren Rechtsstreitigkeiten führen, die junge Unternehmen oft überfordern. Auch mangelnde Kontinuität lässt junge Marken scheitern oder zumindest leiden. kaufen. Heute ist es Bionade gelungen, eine Nische dauerhaft zu besetzen. Jetzt gilt es, Dr. Christoph Holzbach, Partner, FPS Rechtsanwälte & Notare die Internationalisierung weiter voranzutrei4. Deutscher Marken-Summit 2010 5 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 6 The ongoing refinement of international brands: The greatest challenges by James Woodbridge I n a world where social media has become Gone are the days when companies could price. For a long time, McDonald’s seemed to the quickest way to spread news, the control their images based on the fact that be a place where adults would only enter power to pitch a brand’s image no longer lies the marketing executives knew far more to buy Happy Meals for their children. With with the suits in the marketing boardroom. about the consumer climate than the the addition of salad lines, premium sand- Instead, it often sits with the fast-fingered consumers themselves knew. These days wiches and specifically the McCafé, we have fourteen-year-olds, who can make their everyone has an opinion and – whether been able to reach out to families and other opinion about a brand known to thousands accurately informed or not – this opinion can segments to create a brand that appeals to of people with the click of a button. If be spread in ways that impact how a everyone. companies want to protect and promote company is perceived. Because this type of their brands in this environment, they need communication is ever less controllable, it is These changes would not have been possible to be able to adapt just as swiftly. essential that companies be fully immersed, without considerable commitment from our in a way that was never necessary in the eras franchises, supply chain and training efforts of television and radio. to maintain a consistent and credible brand. As discovered by Darwin, those who will survive are not necessarily the strongest or Without clearly defined and enforced values most gifted, but those who are willing to McDonald’s makes a point of engaging in within a company, various interest groups adapt to the changes of the world. In this these digital conversations, because the can spread their own ideas and opinions ab- time of incredible and rapid change, more we listen to the consumer’s needs and out a brand. The effects of this on a brand McDonald’s seeks to follow Darwin’s logic by concerns, the more relevant we can make our can be immediate and damaging. measuring, analyzing, learning and repeat- brand. In order to stay relevant we must also ing when it comes to using social media. We utilize the same tools in the online world, Especially when a company is in a position of believe there is no reason to panic about which consumers themselves are already market leader, it is important to be adaptable being ignorant of the myriad of social media using to express their views about brands. to consumer needs by exploring new oppor- available – the most important thing is to tunities, because the competition is always looking to pull ahead. jump in now and start finding out which plat- Brand evolution form best suits the needs of your company. McDonald’s Deutschland has found that by adapting a “better not just bigger” strategy, we have been able to open up our brand to In brief 쐍 For modern businesses, using social media has gone from being a way to stand out to being a marketing necessity. In order to keep a relevant brand, companies must be engaged. more diverse demographics. This strategy has been extremely successful since its implementation eight years ago, and from it we have seen significant sales increases. By adding value to the restaurant experience we bulit a consistent and intuitive pricing strategy and changed from being seen as a pure commodity to a differentiated brand. This 쐍 Brand evolution allowed McDonald’s to reach more people; customers now see the company as an attractive differentiated brand, rather than a commodity valued only for its low prices. brand evolution occurred, for example, by establishing local relevance through advertising partnerships with recognizable Germans, like Heidi Klum and Uli Hoeness. With a new image in advertisements and updated restaurants, we were able to begin offering more specialized products at a higher 6 4. Deutscher Marken-Summit 2010 James Woodbridge CMO, McDonald’s Deutschland markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 7 Neue Strategien gefordert? Erfolgstreiber Marketing? Eine kritische Analyse der gängigen Marketingstrategien von Professor Dr. Christian Belz I. Während und nach der Krise wurden die Marketingbudgets erheblich gekürzt. Jetzt gewinnen diejenigen Unternehmen, die stark mit den Kunden interagieren. Zukünftig konzentrieren sie sich auf: 1. substantielle Geschäftsmodelle: Leistung, Kundenbeziehung und Erträge 2. „back to the basics“ im Marketing: weniger Zersplitterung und weniger „schönes“ Marketing 3. Vertriebsstärke: leistungsfähigere Interaktion mit Kunden II. Wer Marketing analysiert, erkennt zwei Welten: 1. Die Identifikationswelt stützt sich auf Marktforschung und damit auf die Interpretationen des Kunden über sein angestrebtes Verhalten. Oft wird Professor Dr. Christian Belz, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Marketing, Universität St. Gallen sie in Werbespots oder Kundenzeitschriften abgebildet. Auch das Ma- III. Reales Marketing stützt sich auf reales der umfassende Markenanspruch mei- nagement identifiziert sich gerne mit Kundenverhalten und nicht auf Markt- stens nur marginal umgesetzt. Es gilt, ei- dieser Welt und versucht, in kom- forschung, die nur erfasst, wie der Kun- ne kraftvolle Marketing- und Vertriebs- plexen Organisationen „top-down“ de sich gerne sieht. Reales Kundenver- logik zu verfolgen. neue Werte durchzusetzen.Allerdings halten kann durch analytisches CRM, nimmt die Anziehungskraft von Iden- Mikro-Kundenprozesse sowie Experi- tifikationen laufend ab. mente erfasst werden. 2. Die Handlungswelt konzentriert Fazit sich auf das reale Verhalten des Kun- IV. Wir müssen besser verstehen, wie Mar- den, z.B. auf Transaktionsdaten. Die- ketingsysteme von Unternehmen funk- ses Marketing ist simpel und manipu- tionieren. Die individuelle Marketinglo- lativ. Anzutreffen ist es meist in der gik beeinflusst stark, welche neuen Lö- Handelswerbung, im Direktmarke- sungen im Marketing zum Unterneh- ting und Vertrieb. Hier liegt die Her- men passen und bestehende Stärken ausforderung darin, Kundenprozesse weiter fördern. Sie beeinflusst die Ge- „bottom-up“ zu gestalten. wichtung der Lösungen, die Spielregeln 쐍 Marken als „Big Bang“ sind zunehmend die Ausnahme. 쐍 Erfahrungs- und Mitmachmarken gewinnen. 쐍 Reales und handlungsorientiertes Marketing ist die Herausforderung. 쐍 Marketing braucht Mut zu neuen Lösungen und Experimenten. im Unternehmen, die Ressourcen und Künftig wird die Handlungswelt stärker Fähigkeiten und die Budgetprozesse. an Bedeutung gewinnen. Daher müssen sich Marken und Marketing mehr an Marken an sich könnten eine umfassen- dieser Welt orientieren. de Marketinglogik sein. Allerdings wird 4. Deutscher Marken-Summit 2010 7 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 8 Standpunkte: „Marken im Aufbruch – Schöpferische Zerstörung und neue Werte“ Neue Formen des Markenerlebens von Professor Dr. Jürgen Häusler 1. Starke Marken haben nicht nur zufriede- talen und analogen Medien löst sich auf. ne Kunden, sondern auch treue Anhän- Bewegte Bilder und Ton werden uns ger. Die sozialen Medien erlauben eine künftig 24 Stunden am Tag umgeben. dramatische Beschleunigung dessen, was wir früher „word-of-mouth“ nann- 3. Ob Social Media Menschen dazu brin- ten. In kürzester Zeit können andere von gen, sich neue und wohlmöglich uner- der Begeisterung für eine Marke ange- wünschte Markengeschichten auszuden- steckt werden. Andererseits multiplizie- ken, hängt allein von der Marke selbst ren sich Markenablehnungen genau so ab. Je klarer und attraktiver eine Marke schnell. Dies verlangt von Marken mehr positioniert ist, desto schneller entste- denn je, ehrliche und stimmige Verspre- hen ganze Gruppen von Markenfreun- chen zu machen. den, die zu Markenbotschaftern werden. 2. Die Frage „Wofür steht eine Marke und 4. Das audiovisuelle Grundrauschen wird wie sollte sie das zeigen?“ wird auch in bei den Menschen den Wunsch nach Ein- Zukunft Bestand haben. Ändern wird fachheit und Klarheit verstärken – ein sich aber, wo und wie Marken erlebt wer- deutlicher Auftrag an die Markenfüh- den. Die vermeintliche Grenze von digi- rung. Professor Dr. Jürgen Häusler Chairman, Interbrand Central and Eastern Europe Marken ohne Integrität haben keine Zukunft von Dr. Christoph Holzbach 1. Zu den „neuen Werten“ von erfolgrei- 3. Bei den beratenden „Professional Servi- chen Marken gehören unbedingt Inte- ces“, zu denen ja auch wir Juristen gehö- grität und Nachhaltigkeit. Dies wird nicht ren, wird es in Zukunft eine immer enge- nur von einem kritischen und gut infor- re Verzahnung von Berater und Mandant mierten Markt gefordert, sondern ist auch geben, die über die bloße Beratungslei- ein Gebot der gesellschaftlichen Verant- stung hinausgeht. Nur so wird es gelin- wortung, die jedes Unternehmen hat. gen, Mehrwert für den Kunden zu kreieren. 2. Die neuen sozialen Netzwerke schaffen eine vorher nicht gekannte Transparenz 4. Der „Trusted Advisor“ identifiziert sich zwischen Leistungen und Anbietern, die mit den wirtschaftlichen und geschäft- bewirkt, dass Markenangebote ohne ge- lichen Zielsetzungen seiner Mandanten. sellschaftliche Relevanz und Akzeptanz Das Beratungsverhältnis ist von Fairness schnell scheitern. und integerem Umgang geprägt. 8 4. Deutscher Marken-Summit 2010 Dr. Christoph Holzbach Partner, FPS Rechtsanwälte & Notare markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 9 Marken müssen zur Empfehlung werden von Dr. Tonio Kröger 1. Die Zeit der absenderorientierten Wer- 3. Neue Kanäle entstehen mit immer motivieren, seine eigene Begeisterung bung ist vorbei. Markenkommunikation schnelleren Geschwindigkeiten. Gleich- wiederum mit anderen zu teilen. Mit verläuft nicht mehr eindimensional vom zeitig gilt: Kanäle, die es einmal gibt, anderen Worten: Marken müssen zur Unternehmen zum Kunden. Zielgruppen bleiben und erhöhen die Komplexität Empfehlung werden. müssen mit immer knapperen Budgets der Medienlandschaft weiter. Es ist die über immer ausdifferenziertere Kanäle Nutzung, die sich wandelt. angesprochen werden. Wie man in diesem Umfeld erfolgreich kommuniziert? 4. Die Generation unserer Kinder, die ersten Indem man den zentralen Trends dieses Net-Natives, wird die Markenwelt revo- Wandels gerecht wird. lutionieren. Das Entscheidende daran: In einer vernetzten Welt haben die Verbrau- 2. Die Digitalisierung betrifft alle Lebensbereiche – vor allem die Art, wie wir cher die Macht, selbst Inhalte zu schaffen. kommunizieren. Markenkommunikation muss diese digitale Infrastruktur als 5. Markenkommunikation muss die neuen Rückgrat unserer Gesellschaft begreifen Strukturen erkennen und jedem Einzel- und konvergente Kommunikationslösun- nen relevante Kommunikationsangebote gen anbieten. machen. Angebote, die den Empfänger Dr. Tonio Kröger CEO, DDB Group Germany Marken sind Symbole in Zeiten des Aufbruchs von Tobias Schmidt 1. Grundsätzlich geht es bei Marken um 3. Re-Positionierung, sofern erforderlich, Kontinuität. Die Verankerung einer klar muss sich eng am Kern der Marke orien- umrissenen Identität in den Köpfen ver- tieren. Werte bleiben gleich, aber deren trägt nur ein geringes Maß an Varianz im Bedeutung wird im geänderten Kontext Auftritt. „Schöpferische Zerstörung“ ist anders definiert. Ob anders zu anders in Bezug auf eine einzelne Marke zu radi- ist, ist eine Gratwanderung: Eine neue kal, als dass es funktionieren könnte. Ära suggerieren, aber nicht verunsi- Spielwiese bleibt das Machbare, alles andere ist unglaubwürdig. chern. Inspirieren, aber nicht zu viel ver2. Aber: Krisen sind ein guter Anlass, sich auf sprechen. alte Stärken zu besinnen und sie im Lichte geänderter Rahmenbedingungen neu 4. Marken taugen als Symbol, erst recht in zu interpretieren. Welche in der Vergan- Zeiten des Aufbruchs. Sie sind eine Kon- genheit erfolgten Markendehnungen sind stante in der menschlichen Wahrneh- langfristig sinnvoll? Gibt es neue, visionä- mung und hervorragende Reflexionsflä- re Positionierungsansätze? che für positive Erwartungen. Aber die Tobias Schmidt Vice President Brand Management, Deutsche Telekom AG 4. Deutscher Marken-Summit 2010 9 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 10 Wie viel Nähe braucht der Kunde? Wie sehen Markt- und Handelsplätze der Zukunft aus? Wolfgang Marzin (Messe Frankfurt GmbH) und Stefan J. Gaul (eBay Advertising Group GmbH) Christian Winther (Bang & Olufsen a/s) und Professor Dr. rer. pol. Gerrit Heinemann (Hochschule Niederrhein) W elche Rolle spielt der stationäre Han- Kundennähe, betonte Wolfgang Marzin. So Online-Präsenz von Händlern, selbst im del in Zukunft? Wie entwickeln sich haben sich auch Messen als Handelsplattfor- Lebensmittelhandel. Bis 2015 werden be- Flagshipstores, Messen, Versandhandel und men dem Lauf der Zeit angepasst: Waren sie reits 40 Prozent der stationären Kunden den virtuelle Verkaufswelten? Diese Fragen di- früher Kaufmessen, dienen sie heute eher der Kauf online vorbereiten. Es gilt, das strategi- skutierten die Handelsexperten Professor Dr. Marktforschung und bieten real wie virtuell sche Fenster in den nächsten Jahren zu nut- Gerrit Heinemann, Hochschule Niederrhein, Community-Plattformen. Auch Professor zen, in dem der Online-Eintritt günstig ist. und Vorsitzender Gerrit Heinemann, bestätigte: „Der Handel Zudem erzeugt die noch schlechte Interne- der Geschäftsführung, Messe Frankfurt, Wolfgang Marzin, muss dahin gehen, wo der Kunde ist. Wenn tinfrastruktur in Deutschland Druck auf die mit Christian Winther, Marketing- und Ver- weltweit 1,8 Milliarden Menschen online sind Politik. Da die Verbesserung der Internetan- triebsvorstand von Bang & Olufsen, und und die Hälfte von ihnen in sozialen Netz- bindung kontinuierlich voran getrieben Stefan J. Gaul, Managing Director der eBay werken, dann ist der Wandel nicht mehr auf- wird, steigt der Druck auf den Handel, Onli- Advertising Group. haltbar.“ ne-Angebote zu optimieren. Auch wird sich der Handel in den nächsten Jahren neu ein- Das Internet als integraler Bestandteil aller Handelsprozesse? Diese Meinung teilen noch nicht alle Vorstände und Entscheider großer Handelskonzerne. So ist ein Anpassungsprozess mit Schmerzen und strategischen Risiken „Der Handel hat eine Riesenchance: Er kann klassische Handelsfunktionen selbst in der Hand behalten, wenn er stationär, online und auch mobil präsentiert bleibt.“ stellen müssen, wenn die Digital Natives, die Stefan J. Gaul, eBay Advertising Group damit eine komplementäre Vertriebsstruk- jetzt 12- bis 15-Jährigen, geschäftsfähig werden. Im Netz kann ein größeres Sortiment geboten werden, das Internet bietet tur. „Die weniger beratungsintensiven Ange- zu erwarten. Nur 6 Prozent aller Lebensmittel werden derzeit online verkauft, aber bereits Derzeit haben noch 60 Prozent der großen bote werden online verkauft, für andere 56 Prozent des Versandhandels finden online Filialketten in Deutschland keinen Online- braucht es noch den stationären Handel, der statt. Das Netz dient aber nicht nur dem Ver- Shop, viele Führungskräfte selbst in großen von Beratung und nachgelagerten Angebo- kauf, sondern der Visualisierung der Produkte Handelskonzernen sehen die Notwendigkeit ten wie Lieferung und Aufbau profitiert“, so und der Kaufvorbereitung, gab Stefan J. Gaul, dazu nicht. Bezieht man jedoch in die Christian Winther. Mobile Anwendungen er- Managing Director eBay Advertising Group, E-Commerce-Umsätze Reisen und Online- gänzen zusehends und mit großem Zuwachs zu bedenken. Die Rolle von Internetmarkt- Banking ein, so werden über 100 Milliarden die stationären und Online-Angebote. So plätzen und von mobilen Applikationen Euro mit E-Commerce B-to-C umgesetzt. Der gibt der stationäre Handel teils die klassi- nimmt in allen Teilen des Kaufprozesses zu – Handel muss sich neuen Kundenanforderun- sche Handelsfunktion ab, teils stellt er diese von „explore“ über „evaluate“ bis hin zu gen stellen: Der Kunde 2.0 wird zum „Chan- selbst online dar, so lautet das Fazit der Run- „execute“, also von der Produktinformation nel-Hopper“, er wird sich offline informieren de. Auch der Blick ins Ausland zeigt, dass über den (Preis-)Vergleich bis zum eigent- und online kaufen – und umgekehrt. Da- dem integrierten Multichannel-Handel die lichen Kauf. Der entscheidende Faktor ist die durch entstehen hohe Erwartungen an die Zukunft gehört. 10 4. Deutscher Marken-Summit 2010 (kl) markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 11 Eine neue Definition von Geschäftserfolg Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensstrategie bei Unilever von Harry Brouwer as Prinzip der Nachhaltigkeit („Sustai- D nability“) hat für den Geschäftserfolg große Bedeutung. Unilever trägt als einer der größten Hersteller von Markenartikeln hohe Verantwortung: Täglich verkauft Unilever weltweit über 200 Millionen Produkte aus den Geschäftsfeldern Food, Home Care und Personal Care. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sind es über zehn Millionen Produkte. Unilever möchte daher den Konsumenten zu einem „sustainable way of living“ inspirieren. Hier setzt die neue Definition von Geschäftserfolg bei Unilever an. Unilever hat das Thema Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie verankert. Es reicht nicht aus, nachhaltige Produkte anzubieten. Wichtig ist, Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu schaffen – von der Herstellung über den Vertrieb bis hin zum Endkunden in den Filialen und dem Recycling. Nur 3 Prozent der gesamten Umweltbela- Harry Brouwer, Chairman, Unilever Deutschland, Österreich, Schweiz stung entstehen bei Unilever in der Produktion, rund ein Viertel bei vorgelagerten Akti- Unilever will Wachstums- wie Umweltschutz- Nachhaltigkeit ist für Unilever der einzige vitäten, z.B. den Lieferanten, und fast 70 Pro- ziele konsquent parallel verfolgen. Bei diesen Weg zu langfristiger Rentabilität. Ein nach- zent bei den Konsumenten. Prozessen gilt es, die Größe des Unterneh- haltig arbeitendes Unternehmen erbringt, mens zu verdoppeln und die Auswirkungen unter Beachtung der Umwelt, langfristigen Erdressourcen am Ende? auf die Umwelt deutlich zu minimieren: Der Wert für seine Aktionäre und bildet gleich- Milliarden Menschen nutzen beständig mehr Wasserverbrauch, die Abfallentstehung und zeitig Human und Social Capital. Zugleich hat Ressourcen, als die Natur regenerieren kann die Treibhausgase pro Konsument sollen nachhaltiges Wirtschaften positive Effekte – und die Menschheit wächst unaufhörlich. halbiert und 100 Prozent der Rohstoffe aus auf das Image, stärkt die Mitarbeiterbindung Dies führt zu Problemen zwischen Angebot der Landwirtschaft nachhaltig gewonnen und bringt auch direkte Kosteneinsparungen. und Nachfrage, zwischen „human demand“ werden. So möchte Unilever gewährleisten, Als eine Quelle der Inspiration bringt Nach- und „earth resources“. Unilever verfolgt da- dass der Gesamt-Impact auf die Umwelt bei haltigkeit zugleich einen Innovationsschub. her konsequent nachhaltige Lösungsansätze. steigendem Umsatz sogar sinkt. Darüber hin- All dies ist für Unilever Motiviation und An- Die Verpackungen werden verbessert, der aus unterstützt Unilever zahlreiche Umwelt- sporn, weiter in dieses Geschäftsmodell zu CO2-Verbrauch bei der Herstellung und Liefe- initiativen wie z.B. Projekte zur Erhaltung der investieren. rung optimiert, und unternehmensintern Fischbestände, zum Schutz von Gewässern wird den Themen Energiesparen, Emissions-, und zur nachhaltigen Landwirtschaft. Bei- Wasser- und Abfallreduktion hohe Aufmerk- spielsweise will der Konzern ab 2015 nur samkeit geschenkt. noch nachhaltiges Palmöl verwenden. 4. Deutscher Marken-Summit 2010 11 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:32 Seite 12 Impressionen: 4. Deutscher Marken-Summit 2010 Über Branchen und Märkte im Umbruch diskutieren Hubert Weber (Kraft Foods Deutschland, Österreich und Schweiz), Moderator Dr. Rainer Hank (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung) und Fred Irwin (AmCham Germany/Citigroup Global Markets Deutschland AG & Co. KGaA). Einen Einblick in Architektur und Rekonstruktion des Neuen Museums gibt Sir David Chipperfield CBE RA (David Chipperfield Architects). Dr. Andreas Knaut (Danone GmbH Deutschland) und Thorsten Pütsch (ProSieben Television GmbH) Alexandra Böckelmann (Acer Computer GmbH) und Bettina Lichtenberg (Körber Gruppe) Bea Beste (Phorms Management AG) bezieht Stellung. Großes Interesse an der Führung durch das Neue Museum zeigen die Teilnehmer des Deutschen MarkenSummits Volker Sach (F.A.Z.-Institut) eröffnet den 4. Deutschen MarkenSummit im Neuen Museum. Im Gespräch: Martin Ruppmann und Christian Köhler (Markenverband e.V.) 12 4. Deutscher Marken-Summit 2010 Zeit für Austausch Udo Stenzel (Marker Dalbello Völklski GmbH) nutze die Pause zum Gedankenaustausch. markensummit-doku-2010.qxp Dr. Friederike Seyfried (Staatliche Museen zu Berlin) stellt vier Pioniere der Archäologie sowie die Sammlung des Neuen Museums vor. 11.08.2010 14:33 Seite 13 Albert Schmitt (Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen), Dr. Joachim Böhler (Union Investment) und Michael Bohn (Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH) Zeit zum Dialog Über das Scheitern junger Marken spricht Dr. Christoph Holzbach (FPS Rechtsanwälte & Notare) Intensiver Austausch beim Gettogether im Neuen Museum „Chancen junger Marken“ lautet das Thema der Diskussion zwischen: Peter Kowalsky (BIONADE GmbH), Dr. Stefan Groß-Selbeck (XING AG), Moderator Dr. Rainer Hank (Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung), Michael Volke (Mast-Jägermeister AG) und Dr. David F. von Rosen-von Hoewel (VON ROSEN Fashion Group AG). Rege Diskussionen in der Kaffeepause Jürgen Lieberknecht (TARGOBANK AG & Co. KGaA) und Thomas Gries (Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG) 4. Deutscher Marken-Summit 2010 13 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:33 Seite 14 Vorabendprogramm des Deutschen Marken-Summits Rebuilding the Neues Museum Berlin: historic origins of modern inspiration Summary of David Chipperfield’s keynote address I n the restoration of historic buildings it is materials and drive piles into the ground. Restoration without recreation always a question of how to create some- These uses of cutting-edge technology have Because of this dynamic history, the process thing new in which the old can live on. How made the building a historical monument to of rebuilding and restoring Stüler’s work has to capture a balance between the past and this period of industrialization. been a particularly challenging task.This proj- future can be captured in design? These ect of creating both a building and a new pub- questions of transposing visions across time In the more recent past, however, the Neues lic space that directs historical understanding have been of central importance in the re- Museum has undergone a process of trans- has been a slow process with many obstacles, building of the Neues Museum. formation, accumulating layers of cultural particularly in the area of public perception. and historical baggage. Initially, this took the The new designs have faced critiques of cul- Origins of innovation tragic form of its bombardment in the attack tural destruction and of memorialising de- Now one of the Unesco World Heritage sites, on Berlin during the Second World War, which struction. It was clear from the start that the the Neues Museum on Berlin’s Museum Is- left much of the building in ruins. The south- traditional solution of reconstructing land was initially built in 1841 under orders east and northwest corners of the museum original design as closely as possible was not from Prussian King Fredrick William IV. Origi- were entirely destroyed along with large por- feasible.While the façade could be restored to nally designed by Friedrich August Stüler, the tions of the main staircase - scars which left approximate an image of the past, it would be building was intended to accommodate the the interior brick walls of the building ex- impossible to recapture what the Neues Mu- overflowing collections of the Altes Museum. posed. On top of these man-made inflictions, seum truly represented. Such efforts run the Completed in 1855, the architectural struc- decades of dereliction lasting until after Ger- risk of masking more than they reveal and ture and ornate detail of Stüler’s work were many’s reunification did severe damage to denying the historical inscriptions that the a testament to neo-classical style of the 19th the building. Wind, sun and rain deteriorated building has acquired in its existence. century, while its construction methods the exposed areas, leaving traces of decora- served to illuminate a new historical period tion and detailed surfaces interspersed Hence, it was of the upmost importance to in technological development. Pre-fabricated amongst the substantial structural losses. display the historical structure in its various iron constructs offered light-weight stabiliza- This inconsistency of old glamour and partial states of preservation, but also to find con- tion and for one of the first times in Berlin 5- ruination gives the museum an impressive sciously modern solutions to areas where horsepower steam engines were used to lift state of complexity. restoration was not possible. The restoration Staircase hall, Neues Museum (before 1906) Burnt out Staircase hall, Neues Museum (November 1943) 14 4. Deutscher Marken-Summit 2010 the markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:33 Seite 15 needed to emphasize the original without attempting to recreate it. In order to achieve this, the design for the rebuilding operated from the assumption that everything that had survived was of utmost importance, even down to ornate paintings on the walls. The original sequence and volume of the rooms were restored and great attention was given to the existing lines, proportions, and layout of each room in guiding new design decisions. This, in part, allowed the original form to dictate its own rebuilding and helped to maintain historical logic in an architectural concept that stresses continuity between the new and old. Now open to the public, the Neues Museum has been embraced both overwhelmingly positively and with diverse critique. Far from being discouraging, though, this push and pull has been present throughout the design process itself. Such wide-spread involvement and public expression have helped to negotiate the balance of the old and new in the design and are an encouraging testament to the cultural resonance of the Neues Museum’s rebuilding. (st) One of Britain’s leading architects, David Chipperfield won the international competition to lead the rebuilding of the Neues Museum in Berlin. His work has received a number of awards including the European Union Prize for Cultural Heritage / Europa Nostra Award 2010 and the BDA Architecture Prize “Große Nike” and “Nike for detail perfection”. Bust of Nefertiti Die Pioniere der ersten Stunde Zu Gast im Neuen Museum Berlin Untrennbar mit der Entstehung des Neuen Museums verbunden sind vier Pioniere der Archäologie, die dieses beeindruckende Haus entscheidend geprägt haben. Mit ihrer Willens- und Schaffenskraft haben sie sich vor allem um die Funde der ägyptischen Sammlung verdient gemacht. Heinrich Schliemann (1822–1890) verdanken wir als Pionier der ersten Stunde die Sammlung trojanischer Altertümer. Karl-Richard Lepsius (1810–1884), der als Urvater der Ägyptologie gilt, stand Pate für die Architektur, Raumordnung und Innengestaltung des Hauses als Gesamtkunstwerk, in dem Objekte und Raumdekoration zusammenwirken. Die Nofretete-Büste als Teil der einzigartigen Amarna-Sammlung verdanken wir Ludwig Borchardt (1863–1938), dem Gründer des Kairoer Instituts für Ägyptische Altertumskunde. Er war persönlich und wissenschaftlich eng verbunden mit dem Ägyptologen Otto Rubensohn (1868–1964). Mit dem Fund der Elephantine-Papyri lieferte Rubensohn neue Erkenntnisse zur antiken Weltordnung. Visionäres Handeln spiegelt sich daher in der Sammlung wie der ursprünglichen Architektur des Neuen Museums und bietet bis heute Faszination und Inspiration. Dr. Friederike Seyfried Direktorin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung – Staatliche Museen zu Berlin Staircase hall, Neues Museum 4. Deutscher Marken-Summit 2010 15 markensummit-doku-2010.qxp 11.08.2010 14:33 Seite 16 Die Veranstalter F.A.Z.-Institut für Management-, Markt- und Medieninformationen GmbH Cornelia Klaas Mainzer Landstraße 199, 60326 Frankfurt am Main Telefon: (069) 75 91-12 94, Telefax: (069) 75 91-11 79 E-Mail: [email protected] DDB Group Germany GmbH Dr. Tonio Kröger Neue Schönhauser Straße 3–5, 10178 Berlin Telefon: (0 30) 2 40 84-5 51, Telefax: (0 30) 2 40 84-5 45 51 E-Mail: [email protected] Deutsche Telekom AG Tobias Schmidt Friedrich-Ebert-Allee 140, 53113 Bonn Telefon: (0228) 1 81 24-2 00, Telefax: (0228) 1 81 24-2 02 E-Mail: [email protected] FPS Rechtsanwälte & Notare Dr. Christoph Holzbach Eschersheimer Landstraße 25–27, 60322 Frankfurt am Main Telefon: (0 69) 9 59 57-2 43, Telefax: (0 69) 9 59 57-2 22 E-Mail: [email protected] Interbrand Zintzmeyer & Lux AG Prof. Dr. Jürgen Häusler Kirchenweg 5, CH-8008 Zürich Telefon: +41 44 388 78 78, Telefax: +41 44 388 78 05 E-Mail: [email protected] Wir danken dem Gastgeber des Vorabends Wir danken unseren Fachbeiräten Professor Dr. Christian Belz Universität St. Gallen, Gf. Direktor Institut für Marketing Gabriele Eick Vorsitzende des Kuratoriums, MC Frankfurt Vizepräsidentin Deutscher Marketing-Verband Mit freundlicher Unterstützung von www.museum-location.de Medienpartner manager kommunikations www.kommunikationsmanager.com www.marken-summit.de