Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa

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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa
Schlesische Nachrichten
G 9638
Zeitung für Schlesien
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und Oberschlesien
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 44) 92 59-0
Nummer 15/16/2006
Einzelpreis 2,00 Euro
1. August 2006
Die Mär vom
multikulturellen Schlesien
B
is in den Festvortrag von Professor Dr.
Andrzej Tomaszewski, Universität Warschau, ehemaliger polnischer Generalkonservator während der Eröffnung des Schlesischen Museums zu Görlitz hinein erklingt
das Wort von einem „multikulturellen“
Schlesien. Dieses Schönschreibwort dient
dazu, die 700-jährige deutsche Geschichte Schlesiens zu leugnen und in Frage zu
stellen. Das hörte sich am 13. Mai 2006 in
Görlitz gleich in den ersten Sätzen so an:
„Seit 15 Jahren wird Schlesien wieder zu
einem Land, in dem das Miteinander, die
Vermittlung und der Austausch zwischen
den Völkern und Nationen Mitteleuropas,
nicht nur Polens und Deutschlands, auch
Tschechiens, Österreichs und anderer
selbstverständlich ist. Schlesien bekommt
damit seine historische Bedeutung als
Brückenland und Schmelztiegel der verschiedenen ethnisch-kulturellen Elemente
und Einflüsse wieder zurück – Eigenschaften und Phänomene, die in der Vergangenheit so mannigfaltig und reich gemacht
haben“. Dieses Wort, auch von deutschen
Professoren unterzeichnet, leitet jetzt den
neu aufgelegten kunsthistorischen Band in
Polen, Thema Schlesien, ein.
Zur Begründung einer multikulturellen
Geschichte Schlesiens werden die Wechsel der Souveränität angeführt: vor tausend
Jahren die polnischen Piasten, dann das
„böhmische Königtum“, dem folgend die
„österreichischen Habsburger“, nach wieder 200 Jahren ist Schlesien dank Friedrich
dem Großen Teil Preußens, gleich abwertend verurteilt aufgrund von „drei zerstörerischen Kriegen“, und schließlich 1945:
„Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der
Kreis der Geschichte auf dramatische Weise geschlossen“. Die Bezeichnung deutsch
fehlt in dieser bekannten, von Polen als Stereotypen immer wieder genannten Geschichtsfolge.
E
s klingt ebenso pathetisch wie böswillig:
„Jeder Herrschaftswechsel brachte neue
kulturelle und zivilisatorische Werte mit
sich“. Um diese Behauptung noch zu verstärken, erklärte Professor Tomaszewski in
Görlitz, und niemand konnte seinem Monolog als Festredner widersprechen: „Die
Grundlagen für die Aufnahme der Herrschaftswechsel wurden in der Piastenzeit geschaffen“.
Wohltuend ist, dass nicht geleugnet wird
„die von den Neusiedlern mitgebrachte fortschrittliche Methode der Landwirtschaft“,
dazu die „deutsche Hochkultur, die Wurzel schlug auch in den Klöstern und im Hause der Piasten-Herrscher, deren Frauen und
Mütter in der Regel deutsche Herzoginnen
waren“.
A
ge „Deutschtum Schlesiens“ sei diesen Menschen (wohl ein heimlicher Vorwurf!) eigen.
Darum betrachten sich diese Deutschen als
„Erben“ und „Kulturträger“. Korrigiert
schleunigst dieses eindimensionelle Bild von
Schlesien als Teil der deutschen Geschichte, als Land jahrhunderte alter deutscher Kultur, so lautet der herausfordernde Zwischenruf.
Multikulturell, europäisch ist die rechte
Bezeichnung, das muss auch von den Deutschen zur Kenntnis genommen werden. Wir
Polen, so ist die Görlitzer Rede zu lesen,
verzichten großzügig auf die Bezeichnung
ber dann scheint sich das Deutsche
unter den böhmischen Königen, unter
den Habsburgern und
Preußen verflüchtigt zu
haben. Jedenfalls ist von
einem deutschen Schlesien nirgendwo die Rede.
Rathaus mit Mariensäule in Glatz
Indem in dieser höchst
bedenklichen
Beweisführung und Argumentation zwar ein ausgesprochen „polnisches Schlesien“ in Frage gestellt wird,
und dies aus vollem
Recht, wird gleichzeitig
ein „deutsches Schlesien“
als nicht existierend behauptet. „Es gibt nicht
zwei ‚Wahrheiten’, die
polnische und die deutsche, es gibt nur die eine
Wahrheit über die europäische, übernationale
Kunst Schlesiens, die ein
wichtiges Kapitel des gemeinsamen europäischen
Erbes ist“.
Bild aus der Heimat
T
omaszewski fragte,
mit welchem Bild von
der Heimat Schlesiens die
früheren Bewohner „die
verlorene Heimat“ verlassen haben. Erstaunlich dabei, dass die deutschen
Vertriebenen nicht so genannt werden, sondern
nur für die Vertriebenen
aus Ost-Polen dieses Wort
gebraucht wird. Das ewi-
Foto:
LM Schlesien,
Neuss
Auf Seite 12
lesen Sie
einen
Reisebericht
der
Neusser
Schlesier.
POLITIK
2
„polnisches Schlesien“, also müssen die
Deutschen bereitwillig auf ein „deutsches
Schlesien“ verzichten.
Ü
berhaupt ist Schlesien kein homogenes
Land Deutschlands gewesen, behauptet Tobias Weger, bis vor kurzem als Kulturreferent am Schlesischen Museum zu
Görlitz zuständig, jetzt wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Bundesinstitut für Kultur und
Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, in Oldenburg ansässig. In der in Breslau erscheinenden Zeitschrift „Silesia
Nova“ schrieb er: „Es müssen langwierige
‚völkische’ Stereotypen von einem homogenen ‚deutschen Schlesien’ überwunden
werden“. Das bedeutet nichts anderes, als
dass Schlesien als Teil Deutschlands in Frage zu stellen sei, denn diese Behauptung
stimmt nicht. Die Einlassung von Weger ist
nichts anderes als gefällige Anpassung an
Thesen des polnischen Nationalismus.
enn das modische Stichwort von einem multikulturellen Schlesien gebraucht wird, dann bitte auch die Beweise
W
liefern. „Böhmische Könige“ sollen doch
dank dieses Hinweises bedeuten, dass tschechische Tendenzen zu entdecken seien.
Habsburg und Preußen, wie undeutsch,
nicht deutsch eigentlich diese Regierungen
in Wien und Berlin gewirkt und gehandelt
haben! Besonders sagt man dies zu Breslau, der Hauptstadt Schlesiens, dass es hier
multikulturell zugegangen sei. Hoffentlich
will man nicht jede ausländische Sprache,
die in Breslau gesprochen wurde, als Beweis für die multikulturelle Struktur der Stadt
beanspruchen.
Bei all dem ist offenkundig, dass man die
deutschen Bewohner zuerst aus der Heimat
vertrieben hat, jetzt auch noch aus der deutschen Geschichte vertreibt, begleitet von
deutschen Mitläufern, die das billigen und
sogar für korrekt ausgeben wollen.
Multikulturell ist ein bedenkliches, ein
gefährliches Modewort. Es soll das Wort und
die historisch belegte Bedeutung deutsch
außer Kurs setzen. Höchste Aufmerksamkeit
und deutliche Widerrede sind geboten.
Herbert Hupka
Schlesische Notizen
Eichendorff in Breslau durch eine Gedenktafel geehrt. „Joseph von Eichendorff und sein Bruder Wilhelm besuchten
vom Oktober 1801 bis August 1803 die
beiden letzten Klassen des Gymnasiums
(später Matthias-Gymnasium) und wohnten noch ein weiteres Jahr im Joseph-Konvikt. Vom 19. Oktober 1803 bis zum 25.
März 1805 studierten die Brüder an der
Philosophischen Fakultät der Leopoldina...“ Norbert Willisch, der darüber berichtet, ist auch der Initiator einer Gedenktafel, die diese Daten aus dem Leben Eichendorffs, festhält. 2004 und
2005 liefen die Bemühungen, die nunmehr
mit der Gedenktafel abgeschlossen werden konnten. Seit dem 30. November 2005
steht zu lesen (polnisch und deutsch): „Der
Dichter Joseph von Eichendorff (1788 –
1857) wohnte hier von 1801 bis 1804 als
Gymnasiast und Student der Leopoldina“.
Das Gebäude des einstigen katholischen
Joseph-Konvikts steht in der Schmiedebrücke (Kuznicza), die Gedenktafel wurde an der Fassade angebracht. Besondere
Anerkennung hat sich Ministerialrat Norbert Willisch, Bayerisches Kulturministerium, mit dieser Erinnerungstafel verdient.
In Berlin Ausstellung des „Zentrums gegen Vertreibungen“. In einer Verlautbarung des Bundes der Vertriebenen zur Ausstellung „Erzwungene Wege“, 11. August
bis 29. Oktober, Berlin, Kurfürstenpalais,
heißt es: „Gewaltsame Hegemonialansprüche, Rassismus und Antisemitismus
waren unabhängig vom Nationalsozialismus eigene Motive für Vertreibung und
Vernichtung“. Zehn Daten werden herausgestellt und in der Ausstellung dokumentiert: „1915/16 – der Völkermord an
den Armeniern, 1922/23 – Vertreibung,
Massaker und nachträgliche völkerrechtliche Legitimierung von „Bevölkerungs-
austausch“, die Folgen für Griechen und
Türken, ab 1933 Vertreibung der Juden Europas, 1939/40 bis 1944/47 – die Umsiedlung der Karelier, 1939 bis 1949 –
Zwangsumsiedlungen, Vertreibungen
und Deportationen der Polen, Ukrainer,
Deutschen und im Baltikum, 1944 bis
1946/48 – die Vertreibung und Verschleppung der Deutschen am Ende des
Zweiten Weltkrieges, 1945 ff – die Vertreibung der Italiener aus Jugoslawien,
1974 ff – Vertreibungen als Folge des Zypernkonflikts, 1990 ff – Kriege und Vertreibungen im ehemaligen Jugoslawien.
Das Beispiel Bosnien und Herzegowina“.
Gleichzeitig wird die in Bonn am 3. Dezember 2005 eröffnete Ausstellung des
Hauses der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Berlin, Zeughaus, Nationalmuseum, gezeigt. Diese Ausstellung
„Flucht, Vertreibung, Integration“ ist auf
Deutschland thematisiert.
Protest gegen Angriff auf die Nationalhymne. „Jeder blamiert sich so gut er
kann. Dafür hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mit ihrer Behauptung, die deutsche Hymne transportiere eine Stimmung des Nationalismus,
den besten Beweis geliefert. Diese Einlassung ist töricht und geradezu geschichtsblind. ,Einigkeit und Recht und
Freiheit’ – dieser Dreiklang steht für die erfolgreiche Geschichte der Bundesrepublik
Deutschland. Von Nationalismus kann keine Rede sein“. Diese Erklärung gab Hartmut Koschyk als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundesfraktion des Deutschen Bundestages zurecht
ab. Selbstverständlich war auch gleich
wieder als professioneller Besserwisser der
emeritierte Tübinger Professor Walter
Jens zur Stelle, denn die Hymne enthalte versunkenes Deutsch, indem darin vom
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
„Unterpfand“ die Rede sei. Wie inzwischen
verbreitet wurde, sei die Attacke von GEW
gegen die Nationalhymner von der Gewerkschaft nicht autorisiert gewesen.
Ein versunkenes Dorf im Isergebirge in
die Erinnerung zurückgeholt. Es ist das Gebirgsdorf Groß Iser, unweit des Kur- und
Badeorts Bad Flinsberg (Swieraddow
Zdroi). Groß Iser gibt es in der Folge des
Zweiten Weltkrieges nicht mehr. In der
„Sächsischen Zeitung“ war jetzt zu lesen:
„Nach der Vertreibung der Bewohner wurde Groß Iser von der Roten Armee in Brand
gesteckt und all das was noch übrig blieb,
wurde Anfang der 50 er Jahre bei einem
Manöver der polnischen Armee restlos in
Trümmer gelegt“. Nach einem Heimattreffen der Bad Flinsberger wurde die
Deutschlehrerin und Dolmetscherin Arieta Wolanin auf Groß Iser, von dem niemand
mehr etwas wusste, aufmerksam. Jetzt
stehen Schilder mit Hausnummern in dem
untergegangen Dorf Groß Iser. Zusammen
mit den Schülern des Bad Flinsberger
Gymnasiums, unterstützt vom ortskundigen, aus der Heimat vertriebenen Günter
Möhwald wurde die „Auferstehung“ des
Gebirgsdorfes im Isergebirge möglich.
Eichendorff-Konversatorium
feiert
„Abraham“. In Oberschlesien wurde und
wird der 50. Geburtstag als „Abraham“ gefeiert. Diese Bezeichnung „Abraham“
stammt von einem Psalm her und macht
sich jetzt auch die Vierteljahresschrift „Eichendorff-Konversatorium“ zu eigen. Die
Zeitschrift, die in deutsch und polnisch erscheint, wird von Dr. Adolf Kühnemann
hervorragend redigiert. Man wünscht
sich, dass möglichst viele Leser die Zeitschrift in die Hand bekommen und sie auch
lesen. Die deutsche Kultur Schlesiens, immer auch gegenwartsbezogen, wird dargestellt, man muss wohl sagen endlich
nachgeholt, nach den Jahrzehnten der
kommunistischen und nationalistischen
Diktatur. Die Zeitschrift zeichnet aus, dass
die Vergangenheit ins Gedächtnis gerufen
und die Gegenwart in deren Fortsetzung
dargestellt wird. Im jüngsten Heft ist auch
ein ausführliches Wort von Ministerpräsident Christian Wulff, dem „Patenonkel“ der
Schlesier, abgedruckt.
Bischof Rudolf Müller, Bistum Görlitz,
geht in den Ruhestand. Am 24. Juni
konnte Bischof Müller seinen 75. Geburtstag feiern. Papst Benedikt XVI. hat
den Amtsverzicht, der vom Alter geboten
ist, angenommen. 2004 war das Bistum
errichtet worden, ein Erbstück des einst
so umfangreichen Bistums, später Erzbistums Breslau. Bischof Rudolf Müller
stammt aus Schmottseiffen, Kreis Löwenberg. Das Görlitzer Bistum ist unter
den deutschen Bistümern das kleinste, es
zählt noch nicht ganz 40 000 Gläubige. Unter dem Päpstlichen Administrator Bischof
Huhn war Müller seit 1987 bereits Weihbischof. Der gebürtige Schlesier hat sich
als heimatbewusster und heimattreuer
Schlesier behauptet und bewährt.
SN
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
POLITIK
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Gedankenaustausch mit
Staatsministerin Christa Stewens
Seitdem die Deutschlandtreffen nach
Nürnberg verlegt wurden, finden auch regelmäßige Kontakte zwischen der Bayerischen Staatsregierung und der Landsmannschaft Schlesien statt. Für die
Schlesier ist es wichtig, mit dem Gastland
Informationen auszutauschen, vor allem
um die wichtigsten Anliegen und Planungen der Landsmannschaft vorzustellen
und Wünsche der Landesregierung entgegenzunehmen.
Bei einem Gespräch am 4. 7. 2006 in
München mit der Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und
Frauen, Frau Christa Stewens MdL, wurden seitens der Landsmannschaft die
Deutschlandtreffen 2005 und 2007, die
Kulturarbeit in der Bundesrepublik und in
Schlesien, die deutsche Volksgruppe in
Eigentor
Schon einmal, in der jüngsten Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, wollte es ein Politiker der Regierungspartei
nicht verstehen, dass zwei Mitglieder der
Opposition im Deutschen Bundestag so
eifrig für die Existenz einer deutschen Minderheit in Schlesien stritten und ständig
die Möglichkeit zur Aussiedlung einforderten. Mit einem gerüttelten Maße Häme
hieß es in der Einlassung von Heinrich Albertz: „Die Herren Hupka und Czaja mit
ihren typisch deutschen Namen, …“ Die
Behauptung ist übrigens richtig, die Namen beider Politiker sind slawischen Ursprungs, polnisch und tschechisch.
Jetzt angesichts der deutschen Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaftskämpfe im Fußball tragen ausgerechnet zwei Fußballer slawische, polnische Namen. Der eine führt einen polnischen Vornamen, Miroslav Klose, der andere hat einen polnischen Nachnahmen,
Lukas Podolski. Was liegt also näher, als
diese beiden erfolgreichen Torschützen
nicht zu Polen zu erklären!
Beide sind indes Deutsche, sie stammen aus der deutschen Minderheit im heutigen Polen. Beide sind sogar noch vor der
Wende mit ihren Eltern in der Bundesrepublik Deutschland angekommen. Miroslav Klose ist 1978 in Oppeln geboren, Lukas Podolski 1985 in Gleiwitz. Die Geburtsorte hießen im Polnischen nicht
mehr Oppeln und Gleiwitz, sondern Opole und Gliwice, aber der Herkunft nach waren und sind es geborene Deutsche. In den
Medien gab es bis in angesehene Redaktionen überregionaler Zeitungen viel
Verwirrung. Miroslav Klose wurde vor dem
Spiel Deutschland gegen Polen sogar gefragt, ob er auch die polnische Nationalhymne, die er doch kennen müsse, mitsingen werde.
Polnischerseits bekundete man da
Schlesien, die Entschädigung deutscher
Zwangsarbeiter und weitere offene Fragen
aus der Vertreibung (z.B. die Beutekunst,
das Recht auf die Heimat, die Eigentumsfrage) als Themen eingebracht.
Die Ministerin versicherte ihr Interesse
an Deutschlandtreffen der Schlesier in
Nürnberg und sprach sich für eine weitere Unterstützung der Veranstaltung aus.
Hervorzuheben ist wiederum die sehr vertrauensvolle Atmosphäre, in der der Dialog stattfand. Neben der Ministerin nahmen von Seiten des Ministeriums die Ltd.
Ministerialräte Dr. Walter Rösner-Kraus und
Eugen Turi und von der Landsmannschaft
Schlesien der Bundesvorsitzende Rudi Pawelka sowie der stellvertretende Bundesvorsitzende Christian Kuznik teil.
SN
und dort Unbehagen und Unwillen, weil
man glaubte behaupten zu können, dass
diese Deutschen nur um des Geldverdienens Polen verlassen hätten. 1987 war
man in die Bundesrepublik Deutschland
gekommen, Miroslav Klose mit 9 Jahren
und Lukas Podolski mit 2 Jahren. In der
Republik Polen geboren soll heißen: Pole
und nicht Deutscher. Aber auch hierzulande wurden seltsame Kapriolen ge-
schlagen. Wenn man mit Vornamen Miroslav und mit Nachnamen Podolski heißt,
spricht doch alles für eine polnische Nationalität. Leider blieb in der deutschen Öffentlichkeit unbekannt, und dies schon seit
Jahrzehnten, dass es eine gar nicht unbeträchtliche deutsche Minderheit in der
Republik Polen gibt, vornehmlich in Oberschlesien, woher ja auch Klose und Podolski kommen.
Es kommt daher einem Eigentor
gleich, wenn diese beiden deutschen Fußballer zu Polen erklärt werden. Eigentore
sind im Fußball höchst abträglich, meistens
durch persönliches Ungeschick verschuldet. Aber im Politischen sollte man
den Fehler, ein Eigentor zu schießen, meiden können. Dazu ist nur ein wenig bessere Kenntnis der politischen Verhältnisse notwendig. Man solle sich eben davor
hüten, oberflächlich begründet jemandem
die nationale Zugehörigkeit zuzuerkennen
oder abzusprechen.
Miroslav Klose und Lukas Podolski können schon deswegen keine Deutsche sein,
weil sie wohl wiederholt zu Angehörigen
der Familie in der oberschlesischen Heimat fahren. Dümmer kann man es nicht
anstellen, wenn man solches, wie geschehen, behauptet. Falsche Schlüsse aus
polnisch geprägten Namen zu schließen,
ist genau so töricht wie das Eigentor im
Fußball, und vor Eigentoren, dies eine gute
Regel, sollte man sich hüten.
Herbert Hupka
Mein Testament und Schlesien
Liebe heimattreue Schlesier,
immer wieder kommt es vor, dass schlesische Landsleute ihre Erbschaft nicht geregelt haben und später der Fiskus als Erbe auftritt. Bitte denken Sie daran. dass
unsere Landsmannschaft dringend auf die notwendige Unterstützung unserer schlesischen Landsleute angewiesen ist und dass Sie sie für den Fall einer letztwilligen
Verfügung bedenken können. Deshalb teilen wir Ihnen mit, wie ein Testament zugunsten der Landsmannschaft Schlesien lauten könnte. Dabei sollten Sie beachten, dass dieses Testament in allen seinen Teilen handschriftlich gefertigt werden
muss. Daneben kommt auch noch eine notarielle Beurkundung in Betracht.
Der Text für das Testament könnte lauten:
,,Testament
Hiermit setze ich die Landsmannschaft Schlesien
– Nieder- und Oberschlesien – e.V. ,
Dollendorfer Str. 412, 53639 Königswinter,
zu meiner Erbin ein.
Ort, Datum, Unterschrift“
Selbstverständlich können Sie auch in einem Testament verfügen, dass die Landsmannschaft bezüglich einzelner Vermögensgegenstände bedacht werden soll. Soweit andere Erben vorhanden sind, würde dies der Landsmannschaft dann einen
entsprechenden Herausgabeanspruch begründen.
Sie können das Testament bei sich verwahren – und es jederzeit ändern. Sie
können auch ein bereits bestehendes Testament jederzeit ändern, soweit Sie keinen Erbvertrag abgeschlossen haben. Das geschriebene Testament können Sie bei
sich verwahren oder es beim Amtsgericht hinterlegen. In diesem Fall hätten Sie die
Gewähr, dass Ihr Testament von Amts wegen berücksichtigt wird und nicht verloren gehen kann. Selbst dann, wenn Sie das Testament beim Amtsgericht hinterlegt haben, können Sie jederzeit neu testieren.
Wir danken Ihnen im Voraus!
Ihre Landsmannschaft Schlesien, Ihre Landsmannschaft für Schlesien!
POLITIK
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Polnisches
„Zwillingsspitze in Polen“, „Warschauer Königsdrama“, Überschriften deutscher Zeitungen über die jüngsten Ereignisse in Polen. Ministerpräsident Kazimierz
Marcinkiewicz ist nach nur neun Monaten
Amtszeit zurückgetreten. Sein Nachfolger
heißt Jaroslaw Kaczynski, Vorsitzender der
Partei „Recht und Gerechtigkeit“. Vor der
Wahl seines Zwillingsbruders Lech Kaczynski zum Präsidenten, verzichtete er auf
den Posten des Ministerpräsidenten,
denn es sollten nicht die beiden Brüder
Kaczynski die beiden höchsten Ämter in
Polen einnehmen. Das war eine Entscheidung aus Gefälligkeit gegenüber dem
Wähler. Jetzt bedarf es offenbar nicht mehr
eines solchen Manövrierens. Ohnehin
war Jaroslaw Kaczynski bereits die ganze Zeit der mächtige Mann im Hintergrund.
Kazimierz Marcinkiewcz hatte als polnischer Ministerpräsident bei Umfragen bis
zu 69 Prozent eine positive Zustimmung
erhalten. Seine jüngsten Personalentscheidungen wollten Jaroslaw Kaczynski nicht gefallen. Schließlich habe Marcinkiewicz gerade ein Gespräch mit dem
Vorsitzenden der Konkurrenzpartei „Bürgerplattform“, Donald Tusk, geführt, was
offenbar nach dem Willen der Zwillingsbrüder nicht sein dürfte. Ein „autoritäres
Regime der Zwillinge“ steht ins Haus, wie
in der polnischen Presse zu lesen ist.
Beleidigter Staatspräsident reagiert
außenpolitisch bedenklich. Die jüngste
fest ausgemachte Zusammenkunft im so
genannten Weimarer Dreieck wurde kurzfristig abgesagt. Jacques Chirac, Angela
Merkel und Lech Kaczynski hätten sich
treffen sollen, aber der Pole nannte eine
gesundheitliche Unpässlichkeit als Grund
für seine plötzliche Absage. Inzwischen
wurde jedoch bekannt, dass er wegen eines zynischen Artikels über ihn in der „tageszeitung“ in Berlin so reagiert habe, da
er, als „Polens neue Kartoffel“ unter der
Rubrik „Schurken, die die Welt beherrschen“ porträtiert worden sei. Die acht früheren polnischen Außenminister meldeten
sich in der Öffentlichkeit zu Wort. Man dürfe die Außenpolitik nicht aus persönlicher
Gekränktheit stören. Das Außenministerium in Warschau schoss hingegen lautstark, indem das antisemitische Blatt „Der
Stürmer“ aus der NS-Zeit zum Vergleich
gegen die „tageszeitung“ herangezogen
wurde.
Die Verbrechen in Lamsdorf bleiben ungesühnt. Czeslaw Gemborski, Leiter des
Lagers Lamsdorf 1945/46, ist am 14. Juni
2006 gestorben. Das hat zur Folge, dass
der ehemalige Lagerleiter und Angeklagte nicht mehr wegen seiner Verbrechen
verurteilt werden kann. Zweimal stand
Gemborski vor Gericht. 1959, unter kommunistischer Justiz, wurde er sogar freigesprochen. Nach der Wende wurde er erneut vor Gericht zitiert. Dies war juristisch
nur möglich, weil beim ersten Prozess seine Verantwortung und Schuld für die Ermordung von 48 Deutschen und Insassen
des Lamsdorfer Konzentrationslagers
nicht Gegenstand der Anklage gewesen
war. Seit 2001 lief der Prozess gegen ihn.
Es gab einerseits prozessuale Schwierigkeiten, zum anderen begründete der Angeklagte seine oft wiederholte Abwesenheit mit seiner altersbedingten Herzerkrankung. Während der Prozessführung
kam dann noch hinzu, dass an der
Glaubwürdigkeit der Zeugen des Oktobers
1945 richterlich Anstoß genommen wurde. Begründung: die Zeugen seien damals
Kinder und Jugendliche gewesen und hätten über das Faktum der Erschießung vor
48 Menschen nur durch die Erzählung anderer Kunde erhalten. Kritisch muss ausdrücklich angemerkt werden, dass der Prozess bewusst auf lange Dauer und
vordergründige Entlastung des Angeklagten angelegt war. Der polnische Historiker, Edmund Nowak hat sich gegen die
Verschleppung des Gerichtsverfahrens gewandt und sogar vor einem möglichen
Freispruch begründete Bedenken geäußert. Nur ein gerechtes Urteil könne heilsam für das deutsch-polnische Verhältnis
wirken. Lamsdorf bleibt jetzt weiterhin eine
offene Wunde.
Polens Finanzministerin musste zurücktreten. Zyta Gilowska galt im Kabinett von Kazimierz Marcinkiewicz als hochgeschätzte Fachministerin der Finanzen,
sie nahm auch die Position einer stellvertretenden Ministerpräsidentin ein. Zuvor
hatte sie in der Führung der „Bürgerplattform“ eine gehobene Stellung, aber
sie schwenkte nach der Wahl im Herbst
2005 zu „Recht und Gerechtigkeit“ der
Zwillingsbrüder Kaczynski, wohl auch aus
persönlichem Ehrgeiz. Jetzt wurde offen
gelegt, dass Zyta Gilowska die Unwahrheit gesagt habe, als sie im Zusammenhang mit dem „Lustrationsgesetz“ gewissenhafte Auskunft erteilen musste. Sie
hatte ausgesagt, keinerlei Beziehungen
zum kommunistischen Geheimdienst gehabt zu haben. Jetzt droht ihr ein Verfahren der Falschaussage. Allerdings bestreitet die jetzt entlassene Ministerin, Verbindungen zum kommunistischen Geheimdienst gehabt zu haben.
Nationalistisches Gehabe gebremst? Zu
den radikalen Flügelkämpfern in der
gegenwärtigen polnischen Regierung gehören die radikale Bauernpartei „Selbstverteidigung“ und die Nationalisten der
„Liga Polnischer Familien“. Ihr Wortführer
ist Roman Giertych, jetzt stellvertretender
Ministerpräsident und Erziehungsminister.
Der Warschauer Korrespondent der
„Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, Konrad Schuller berichtete in einem vierspaltigen Artikel: „Die ‚Liga Polnischer Familien’ gibt sich ungewohnt zahm“. Öffent-
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
liche Anklagen, dass Polen nicht die Menschenrechte gewähre, die den Bürgern zustehen, habe den polnischen Ministerpräsidenten veranlasst, „dass Polens
außenpolitische Ziele in Gefahr gerieten,
wenn das Land in den Ruf eines Menschenrechtsverletzers geriete. Polen erhofft sich von seinen europäischen Partnern nicht nur finanzielle Solidarität, sondern auch Schutz vor Russland, das in
Warschau als gefährlich und expansiv
wahrgenommen wird“. Es ist nicht nur der
Druck, Regierungsloyalität zu üben, sondern auch die schlechten Umfrageergebnisse spielen mit, denn zur Zeit käme
die „Liga Polnischer Familien“, da unter
fünf Prozent avisiert, nicht mehr in den
Sejm.
„Wer in Polen in der nächsten Zeit investiert, der verliert“, ein Satz aus dem
von der Zeitschrift „Das Parlament“ mit Ministerpräsident Kazimierz Marcinkiewicz
geführten Interviews. „Die Bundesrepublik
Deutschland ist ein sehr wichtiger Wirtschaftspartner für Polen, und seit 1990 der
größte Handelspartner. Deutschland
steht an der Spitze der größten Auslandsinvestoren. Auch polnische Firmen
investieren in Deutschland, meistens sind
es Einpersonenunternehmen. Wesentlich
für unsere Wirtschaftsbeziehungen ist die
Zusammenarbeit in den Regionen und auf
beiden Seiten der Grenze“.
„Museum der verlorenen Gebiete“, so
titelt die große Warschauer Zeitung
„Rzeczpospolita“ ihren Bericht über das
Schlesische Museum zu Görlitz. Darin
gleich die Falschmeldung: „Initiator des
Museums ist der Bund der Vertriebenen“,
in Wahrheit ist es aber die Landsmannschaft Schlesien. Es folgen Einwände, die
Irena Lipowicz, bis zu ihrem Rücktritt polnische Bevollmächtigte für die deutschpolnischen Beziehungen: „An Stelle eines
deutschen Schlesien-Museums hätte
man eine gemeinsame deutsch-polnische
Einrichtung zur Erinnerung an die Region
schaffen sollen. Auch der Standort Görlitz sei nicht der beste“. Der Berichterstatter
in der Zeitung rühmt Görlitz, als „eine der
schönsten deutschen Städte“ und greift
besonders und anerkennend heraus „die
Präsenz der polnischen Sprache im Museum. Alle Schautafeln, Beschreibungen
der Exponate und der umfangreiche Ausstellungskatalog sind zweisprachig.“
Föderalistische Union Europäischer
Volksgruppen und der Europäischen Jugend halten am 29. und 30. September
2006 ihren Jahreskongress in Oppeln ab.
In Bautzen wurde bereits eine neue
„Charta der autochthonen, nationalen Minderheiten in Europa“ vorbereitend beschlossen. In 45 europäischen Ländern leben gut 300 Minderheiten. „Wir sind etwa
100 Millionen Menschen als Minderheiten
in Europa“, so Richard Donitza, Delegierter aus dem Oppelner Schlesien in der Europäischen Union der Volksgruppen.
SN
POLITIK / FUßBALL-WM 2006
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
Der Miro- und der Poldi-Zirkus
Bei den letzten FIFA-Weltmeisterschaften
trompetete von der Oder die „Nowa Trybuna Opolska“, dass Miroslav Klose „unserer (polnischer) Junge“ sei. Das war 2002
und im gleichen Jahr war in der „Enzyklopedia Polska“ nachzulesen, dass der
Oppelner Klose sich als Deutscher fühle.
Die Redaktion der „Trybuna“ wiederum erhielt aus ihrem Verbreitungsgebiet Protestbriefe, wo man ihr eine Zweitpolonisierung der „deutschen Familie Klose“ vorhielt, ungeachtet dessen, dass Mutter Klose „Französin“ ist, wie man in Schlesien
nach dem Krieg Polinnen aus Frankreich
bezeichnete, die dort angesiedelt wurden.
Jetzt bei diesem FIFA-Event ging das
Theater von Neuem los, wobei sich noch
der Gleiwitzer Jungstürmer Lukas Podolski
hinzugesellte. Diesmal jedoch betrieben
deutsche Medien Ahnenforschung. Wobei
die Düsseldorfer „Rheinische Post“, in deren Verbreitungsgebiet die meisten Oberschlesier leben und sich in Ratingen das
Oberschlesische Kulturzentrum befindet,
den Vogel abschoss. Zuerst konnte der Le-
ser erfahren, dass sowohl Klose, als auch
Podolski Jungpolen seien, die da gegen
die eigenen Landsleute leider kämpfen
müssten. Dass die Beiden nicht zu denen
vielen polnischen Kickern gehören, die in
deutschen Mannschaften sozusagen als
gutdotierte Gastspieler jobben, ist dem
verantwortlichen Sportredakteur entgangen. Auch die Tatsache, dass Beide als
deutsche Spätaussiedler nach Deutschland kamen, zumindest ihre Eltern den Vertriebenenausweis ihr eigen nennen.
Freilich hat einer eine polnische Mama,
stammt also aus einer Mischehe. Aber wieviele solcher Menschen gibt es hierzulande, sogar in den höheren Etagen der
Bundeswehr? Manche gar tragen polnische Vornamen, fühlen sich dennoch als
Deutsche.
Schließlich wurde in der gleichen Zeitung Lukas Podolski am 21. Juni als „Kölsche Jung“ tituliert, obwohl der Gleiwitzer schon längst in der Tasche sein Ticket
nach München hatte. „Was soll der
Quatsch“?, fragt man sich da.
Observator Silesius
5
Schlesischer
Fußballsturm
mit
Flaggen-Ehrung
„Polnische Nationalspieler“
Erste Zeitung stellt richtig
Nachdem die deutschen Nationalspieler Klose und Podolski von deutschen
Medien durchgängig als Polen bezeichnet werden und Polen beide für
sich reklamiert, ist es wohltuend, wenn
in einer Zeitung eine Richtigstellung erfolgt. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung
schreibt hierzu in der Ausgabe vom 8.
7. 2006:
Der Pole
Warum sich Josef Klose über seine
alte Heimat ärgerte
Was isser denn nun – der Miroslaw Marian Kloze. Gerade beim Spiel der Deutschen gegen die Polen stellte sich die
Frage. Die Fakten: Geboren wurde der
Schlesische Gedenktage 2006
3. August 1931 – 75. Todestag von
Paul Barsch – Erzähler – Roman „Von
einem,
Schieferstein der auszog“ 1905.
6. August 1906 – 100. Geburtstag von
Peter Poelzig – einer der großen Meister Breslau des 20. Jahrhunderts im
Bauwesen.
15. August 1966 – 40. Todestag von
Gerhart Pohl – Erzähler und Essayist
Berlin „Südöstliche Melodie“ – „Bin
ich noch in meinem Haus“ – Die letzten Tage von Gerhart Hauptmann.
Stürmer im oberschlesischen Oppeln
(Opole), er spricht Deutsch und Polnisch
und hat beide Staatsbürgerschaften. Die
Kloses sind – genauso wie die Podolskis – in den achtziger Jahren als Spätaussiedler nach Deutschland gekommen. Sie hatten Anspruch auf die Aufnahme in der Bundesrepublik, weil die
Großeltern vor dem Krieg Reichsbürger
waren. Trotzdem ärgerte es nicht nur Vater Josef Klose, als die polnische Presse schrieb, „ohne die Polen“ wäre die
deutsche Mannschaft bei weitem nicht
so gut. Wie antwortete da der Papa, der
nie Pole gewesen sein will: „Alles, was
Mirek im Fußball erreicht hat, verdankt
er deutschen Clubs und mir.“
SN
Mit Lukas Podolski (geb. am 4. Juni 1985
in Gleiwitz) und Miroslav Klose (geb. am
9. Juni 1978 in Oppeln) – beide also aus
Oberschlesien gebürtig – sowie Michael
Ballak ( geb. am 26. September 1976 in
Görlitz -Niederschlesische Lausitz, früher
Regierungsbezirk Liegnitz) hat die deutsche Fußballnationalelf einen starken und
erfolgreichen „schlesischen Sturm“ bei der
Fußballweltmeisterschaft.
In seinem Haus am Salzgitter-See in
Salzgitter-Lebenstedt ehrte der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete und
BdV-Vizepräsident Helmut Sauer seine
schlesischen Landsleute mit einer besonderen Beflaggung der deutschen, der
oberschlesischen und der schlesischen
Fahne.
SN
Zur Nationalhymnen-Debatte –
ein Vergleich
Passend zum Start der Fußball-WM wagte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) einen „neuen, alten“ Vorstoß. „Alt“, weil er an vor Jahren geführte Diskussionen anschließt; „neu“, weil er
mit der Neuauflage einer 15 Jahre alten
Broschüre mit dem Titel „Argumente gegen das Deutschlandlied“ von Benjamin
Ortmeyer zu tun hat. Auf 48 Seiten
spricht diese sich gegen die Deutsche Nationalhymne aus, da sie von der deutschen
Geschichte belastet sei. Sofort entstanden Diskussionen, die Broschüre zog
großen Widerspruch auf sich. Am 20. Juni
2006 erklärte daraufhin der GEW-Vorsit-
zende Ulrich Thöne, man habe sich nicht
für ein Verbot der Hymne aussprechen oder
gar den Fußball-Fans die WM vermiesen
wollen. Er bedauerte den Fehler und entschuldigte sich für den entstandenen
Schaden.
Hier soll nicht über die Aktion der GEW
geurteilt werden, ihr Vorstoß und das
Zurückrudern sprechen für sich. Vor dem
Hintergrund der Äußerungen der GEW sollen vielmehr besondere Qualitäten der
Deutschen Nationalhymne im Vergleich zu
anderen Nationalhymnen herausgestellt
werden. Der aufmerksame Fernsehzuschauer hatte nämlich die Möglichkeit bei
POLITIK / LESERBRIEFE
6
allen WM-Übertragungen im ZDF auf einer Videotext-Tafel eine deutsche Übersetzung der gespielten Nationalhymnen zu
verfolgen. Dabei konnte ein sehr großes
Publikum – das sonst wohl kaum internationale Hymnentexte studieren würde
– feststellen, wie kampfeslustig oder sogar gewaltverherrlichend Nationalhymnen
verschiedenster Herkunft sind.
Einige Beispiele: Während die Ukrainer
sich noch relativ bescheiden freuten „von
Kosakenart zu sein und dies auch zu zeigen“, sangen die Brasilianer schon unverblümt vom „Kampf“. Überdeutlich
wurden die Italiener, die betonten, daß die
„Siegesgöttin eine Sklavin Roms ist“ und
daß sie „bis in den Tod“ gehen. Brutal geht
es in der französischen Marseillaise zur Sache, in der „die Äcker Blut saufen“ sollen.
Besonders bedenklich ist die portugiesische Hymne, denn hier wird im Sinne der
„Urahnen“ aufgefordert, „zur Waffe“ zu
greifen, zu „marschieren“ und sich „über
Meer und Land“ zu bewegen. Wer in der
portugiesischen Geschichte zurückschaut, weiß, daß die Unterwerfung anderer Völker dazugehört. Und es wäre wesentlich zu milde ausgedrückt, wenn
man eine Hymne, die Assoziationen an diese Zeit weckt, nur als rückschrittlich bezeichnen würde.
Im Vergleich mit solchen Texten kann
uns Deutschen klar werden, wie beinahe
pazifistisch und fortschrittlich die Deutsche
Nationalhymne im großen und ganzen ist.
In ihrem Zentrum stehen ur-demokratische, zutiefst aktuelle Werte: Recht und
Freiheit. Auch der Aspekt der Einigkeit zielt
aus Vertriebenensicht direkt auf gegenwärtige Fragen, wenn es z. B. um die
Berücksichtigung der Deutschen, die
heute noch in ihrer angestammten Heimat
Schlesien leben, in der Bundespolitik geht.
Das einzige, was auszusetzen wäre, ist,
daß man angesichts der „Väter“ und „Brüder“ im Deutschlandlied nicht die „Mütter“ und „Schwestern“ berücksichtigt, deren Leistungen für Deutschland noch immer viel zu wenig öffentlich gewürdigt werden. Im Bezug auf die Vertriebenen zumindest werden sie nach und nach verstärkt beachtet, was das in den letzten
Jahren ansteigende öffentliche Interesse
an den Kriegs- und Vertreibungserlebnissen der Frauen zeigt.
Letztlich hat sich bei der Fußball-WM
– neben den vielen positiven Erfahrungen,
die die Fans miteinander und mit
Deutschland machen konnten – durch die
Vergleichsmöglichkeit der Nationalhymnen
ein interessanter Nebenaspekt eröffnet, der
sich zusätzlich positiv auf das deutsche
Selbstbewußtsein auswirken sollte. ma
Quellen: www.gew.de, ZDF-Videotext,
www.wikipedia.de
Leserbriefe
Unser Ehrenvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien –
wird am 15. August 2006 91 Jahre !
Als Bekenntnis-Schlesierin mit Herzblut ist
es mir ein Anliegen, Herrn Dr. Herbert Hupka dankbar und herzlich zu gratulieren. Dr.
Hupka, ein Mann der ersten Stunde, für
die Vertriebenen seit 1947 äußerst aktiv
und kämpferisch tätig, besonders für
Schlesien und seine Menschen, hier und
in der alten schlesischen Heimat, ist und
bleibt er auch in seinem hohen Alter nimmermüde im Einsatz.
Recht und Gerechtigkeit, Standhaftigkeit und Gradlinigkeit, getragen im christlichen Glauben und Barmherzigkeit bestimmen wohl sein segensreiches Wirken.
Vorbildlich, als wahrhafter Streiter, trotz jahrelangen großen Schwierigkeiten und z. T.
Beleidigungen, steht er als Patriot und als
loyaler Europäer, unbeirrbar da, wenn es
um das Deutsch-Polnische Verhältnis
geht. Er hat wesentlichen Anteil, dass sich
nach Jahrzehnten das Verhältnis entspannt. Sein Herzensanliegen waren und
sind die vertriebenen Deutschen und die
alt-gewordene Deutsche Minderheit im
Osten.
Herr Dr. Hupka und natürlich unsere
Schlesische Landsmannschaft sollte
nicht nur von Schlesiern, sondern auch von
den Nichtvertriebenen tatkräftig unterstützt
werden. Die hoch-aktuellen Schlesische
Nachrichten und die vielen Dr. Hupka-Bücher mögen mehr denn je gelesen und an
unsere Nachfolgegeneration weiter ge-
reicht werden.
Unsere Liebe zu Schlesien darf nicht erlöschen! Helfen wir mit! Es kommt auf jeden von uns an!
Hinter jedem starken Mann steht eine
starke Frau. So gilt mein tiefer Dank auch
Frau Eva Hupka, die der Rückhalt und die
jahrzehnte-lange, stille Hilfe an der Seite
ihres Mannes ist. Unserem lieben Dr. Hupka und seiner Ehefrau Eva, wünsche ich
weiterhin eine segensreiche, gute Zeit.
Schlesien Glückauf!
Elfie Nieusela,
Bad Neuenahr-Ahrweiler
Zu „Ein festlicher Tag für Görlitz“ (SN
12/2006)
Sie schreiben zurecht: „Das Schlesische
Museum zu Görlitz wird immer im Spannungsfeld deutsch-polnischer Verständigung stehen...“ Sie schreiben weiter: „Der
Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Professor Dr. Milbradt meinte:
„Schlesien ist eine alte europäische Region in der Deutsche und Polen Jahrhunderte lang friedlich zusammengelebt haben“. Das ist voll ein Irrtum! Bis 1945 konnte ich aus vielen Regionen Niederschlesiens Polen nur als Saisonarbeitskräfte für
die Getreideernte.
Vielleicht sollte man Herrn Milbradt einmal aufklären. Mir ist die Besiedlung Schlesiens und seine Geschichte auch bekannt,
aber so kann die Verständigung nicht aussehen!
Anneliese Kischkat, Leonberg
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
Berichtigung zu „Ein festlicher Tag für
Görlitz“, SN 12/2006, Seite 11
In diesem Artikel heißt es auf Seite 11: „So
hatte ein Breslauer, der heute am Königstuhl lebt“ u.s.w.; Königstuhl ist falsch, der
Breslauer lebt am Kaiserstuhl (Breisgau).
Der Wein, den Gerhart Hauptmann so
gern getrunken hat, wird in Jhringen abgefüllt. Die Kosten für die Weinspende haben sich der Breslauer und die Winzergenossenschaft geteilt
Fritz Peter Maerker, Jhringen
Rechtswidrige Assimilierung
in Schlesien
„Der neue polnische Bildungsminister aus
der Liga Polnischer Familien (im Sejm mit
34 Abgeordneten vertreten) Roman Giertych hat die Absicht, in den Schulunterricht ein neues Fach einzuführen: „Patriotische Erziehung“. Seinerzeit leitete der
Minister den Verband „Allpolnischer Jugend“, dem die Medien Extremismus,
Fremdenhass, Faschismus u.ä. vorwerfen.
Den Vorschlag des Ministers lehnen viele Kreise in Polen und die gesamte parlamentarische Opposition (cirka 210 Abgeordnete) ab und machen ihm Inkompetenz,
Intoleranz und den Rückfall in einen Patriotismus des 19. Jahrhunderts zum
Vorwurf.
Wie verhält sich dies zu dem Problem
der 13 nationalen und ethnischen Minderheiten, die in Polen leben? Würde ein
solches Unterrichtsfach nicht zu einem
wachsenden polnischen Nationalismus
führen, der alles „Fremde“ verteufelt, hasst,
und bekämpft?
Oder wie sähe die Anwendung des Projektes des Ministers in der Praxis aus angesichts der Tatsache, dass dieselben polnischen Schulklassen Kinder der deutschen Minderheit besuchen?! Will man sie
zwangsweise zu polnischen Patrioten
machen?! Wäre das nicht eine Verletzung
der Rechte der nationalen Minderheiten
und der Menschenrechte überhaupt?
Wohl sind es nur rhetorische Fragen, denn
die 3. Generation der deutschen Minderheit hat keine einzige deutsche Grundschule im Nachkriegspolen, was beweist,
dass sie seit drei Generationen permanent
rechtswidrig assimiliert wird!
Nach dem neuen polnischen Minderheitengesetz ist „eine auf Grundlage der
Zugehörigkeit zur Minderheit beruhende
Diskriminierung verboten“, wobei „die öffentlichen Behörden verpflichtet sind,
entsprechende Maßnahmen zu ergreifen,
um die volle und wirkliche Gleichheit im
Bereich des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Lebens zwischen Personen zu unterstützen,
die zu einer Minderheit und solchen die
zu der Mehrheit gehören“.
Charakteristisch, dass in der mit dem
Projekt zusammenhängenden Debatte
kein Politiker – auch nicht aus der Opposition – auch nur mit einem Wort die nationalen Minderheiten erwähnt hat“.
Erhard Bastek, Beuthen
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Aus dem Monolog ausbrechen
Polnische Journalisten zu Gast bei der Landsmannschaft Schlesien
Es ist eine gute Tradition der Landsmannschaft Schlesien in den Jahren, in denen kein Deutschlandtreffen der Schlesier
stattfindet, polnische Journalisten, nicht
nur aus Schlesien, zu einem Gedankenaustausch nach Königswinter (Haus
Schlesien) einzuladen. Erstmalig wurde
eine solche Einladung im Jahr 2002 – 2004
wiederholt – einigen polnischen Journalisten ausgesprochen. Schon damals
zeugten die Aufenthalte davon, dass
man im offenen Gespräch viele Missverständnisse ausräumen kann. Und somit
wurde mit noch größerer Spannung die
vierte Visite der polnischen Medienvertreter
(Fernsehen, Funk und Presse) erwartet, da
in den letzten Monaten des vergangenen
Jahres das deutsch-polnische Verhältnis
durch zahlreiche, teilweise nicht nachvollziehbare Irritationen, belastet war.
Die Gruppe der polnischen Medienvertreter hatte auch die Möglichkeit, nicht
nur das Haus Schlesien kennen zu lernen,
sondern auch das neu eröffnete Schlesische Museum zu Görlitz. Die Journalisten
aus unserem Nachbarland waren von der
musealen Einrichtung in Görlitz sehr angetan. Sie bescheinigten dem Schlesischen Museum zu Görlitz eine Objektivität
in der Darstellung der Geschichte, die man
in Polen noch viel zu selten antreffen kann.
Ferner waren sie von der museumspädagogischen Präsentation beeindruckt. In
Görlitz wurden sie von Dr. Martina Pietsch
und Dr. Michael Parak durch die Ausstellung geführt.
Nicht minder intensiv haben sich die
Teilnehmer mit der Problematik der
Deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien auseinandergesetzt. Neben der Besichtigung des Parlamentes der deutschsprachigen Staatsbürger des Königreichs
Belgiens wurden sie vom Vize-Ministerpräsidenten Bernd Gentges empfangen.
Die friedliche Koexistenz verschiedener
Sprachgruppen in Belgien, trotz ihrer Probleme, wertete die Gruppe als ein Modell
des friedlichen Miteinanders im zusammenwachsenden Europa. Man versuchte auch Parallelitäten zu der Lage der
deutschen Volksgruppe in Schlesien aufzuzeigen, obwohl die Ausgangs- und Istsituation unterschiedlich ist.
Unbestritten gehörte die Fortsetzung
der vor zwei Jahren begonnenen Diskussionsrunde „Drei Generationen im Einsatz
für Schlesien“, an der erneut der Bundes-
7
sorge in der Bundesrepublik Deutschland
geistig auseinandersetzen und diese in der
Person des Weihbischofs Gerhard
Pieschl (Beauftragter der Deutschen Bi-
vorsitzende der Landsmannschaft Schlesien,
Rudi
Pawelka,
der
Bundesehrenvorsitzende,
Dr. Herbert Hupka, und
der
Präsident
der
Bundesdelegiertenversammlung – Schlesische
Landesvertretung -, Prof.
Dr. Michael Pietsch, teilgenommen haben, zu
den zahlreichen Höhepunkten dieses gelungenen Vorhabens. Fragen
über Fragen, teilweise
sehr detailliert und sehr
gut journalistisch vorbereitet, kritische und auch
des öfteren provokante
Fragen, eine Flut von
Antworten und Erklärungen, aber auch eine Viel- Bürgermeister Stefan Freitag (3.v.l.) begrüßt die Gruppe in Velzahl von Einzelinter- bert
views, kennzeichneten diese mehrere
Stunden andauernde Gesprächsrunde, an
der auch der Präsident des Vereins Haus
Schlesien, Reinhard
Blaschke, im zweiten Teil dieser Gesprächrunde teilgenommen hat. Es wurde offen und ehrlich und vor allem fair miteinander umgegangen. Trotz der vielen
Fragen zur Vergangenheit oder zu der mit
den noch wenigen offenen Fragen belasVize-Ministerpräsident der Deutschsprachiteten Gegenwart, war die Diskussion sehr
gen Gemeinschaft, Bernd Gentges (r.) beim
sachlich. Man führte endlich einen ehrEmpfang der polnischen Medienvertreter in
lichen Dialog, man hat sich in das GeEupen
spräch als Partner und Nachbar eingefunden und so konnten auch Themen der
schofskonferenz für die VertriebenenZukunft aber auch der schwierigen
und Aussiedlerseelsorge) kennen lernen.
Gegenwart behandelt werden. Die polniDie Thematik der Seelsorge der vertrieschen Gesprächspartner, die bereits vor
benen und ausgesiedelten Deutschen war
zwei Jahren an solchem Projekt teilgeden meisten polnischen Gästen vollkomnommen haben, waren der Auffassung,
men unbekannt. Weihbischof Pieschl
dass die diesjährige Diskussion viel ruhiwusste diese Problematik den Teilnehmern
ger und vor allem emotionsloser verlaugekonnt zu erläutern, und zwar aus der
fen ist. Es ist gut so, weil Deutschland und
Sicht eines katholischen Priesters und eiPolen als Nachbar nur im Dialog und nicht
nes Heimatvertriebenen.
im Monolog, so der BundesgeschäftsDie Teilnehmer haben auch die Mögführer der Landmannschaft Schlesien, Dalichkeit wahrgenommen, den Mariendom
mian Spielvogel, die Vergangenheit aufin Velbert-Neviges zu besichtigen. Die Füharbeiten können. Gottlob, man hat mit –
rung durch den Mariendom hat Damian
und nicht nur besserwisserisch – überSpielvogel übernommen. Er zeigte am Beieinander gesprochen, so die Meinung eines polnischen Journalisten. Der „Nestor
Berichtigung zu „Landesdelegierder Schlesier“, wie Dr. Herbert Hupka von
tenversammlung 2006 der Lanvielen polnischen Journalisten tituliert wird,
desgruppe Hessen“ (SN 12/2006,
gilt weiterhin im Gremium der polnischen
Seite 7)
Medienvertreter zu dem beliebVersehentlich wurde hier eine Zeile
testen Interviewpartner.
nicht gedruckt. Der dritte Satz des ArErstmalig konnten die Vertreter
tikels beginnt korrekt: „Einstimmig
zahlreicher namhafter polnischer
wiedergewählt wurde der VorsitzenMedien, darunter von den großen
de Joseph Pietsch (Darmstadt), die
Tageszeitungen „Gazeta Wystellvertretende Vorsitzende Erna
borcza“ und „Rzeczpospolita“,
Peilicke (Frankfurt), der stellvertrevom 1. Programm des Polnischen
tende Vorsitzende Karl-Heinz Haider
Rundfunks, des Regionalrund(Wetzlar), der Landeskulturreferent
funks in Oppeln oder auch von eiGerold Schmidt (Bad Arolsen), ...“
Gesprächspartner: Prof. Dr. Michael Pietsch, Dr. Herbert nem Fernsehensteam sich mit der
SN
Hupka und Rudi Pawelka
katholischen Vertriebenenseel-
8
ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN / LYRIK
spiel dieser Kirche auf, dass gerade die
christlichen Werte bestens dafür prädestiniert sind, eine friedliche und unbelastete, auf Objektivität und Wahrheit, aufbauende Zukunft zu gestalten. Die Begegnung mit dem Bürgermeister der
Stadt Velbert, Stefan Freitag, war ein sichtbares Zeugnis dafür, welchen wichtigen
Stellenwert die zahlreichen Gruppen der
Landsmannschaft Schlesien auf Ortsebene einnehmen. Bürgermeister Freitag
stellte nicht nur die Stadt Velbert vor, sondern lobte die vielfältige und jahrzehntelange Arbeit der Landsmannschaft Schlesien.
Die Maßnahme, die aus Mitteln der
Bundesregierung finanziert werden konnte, wurde vom Bundesgeschäftsführer der
Landsmannschaft Schlesien, Damian
Spielvogel, vorbereitet, der diese auch mit
sehr viel Sachverstand und Engagement
geleitet hat. Unterstützt wurde er dabei
durch die in Oberschlesien wohnende freie
Journalistin Teresa Kudyba.
Damian Spielvogel
Wunder
Abseits vom Wege,
dort, wo die Stille
dich streift,
dich ergreift
mit sanfter Gewalt,
dort – durch Seine Gnade –
werden die Wunder geboren,
die in das lärmende Leben
hineinwirken, wachsend.
Lerne, stille zu werden!
Dann erkennst Du die Wunder,
die winzigklein,
in große sich wandelnd.
Vergiß nicht das Danken!
Bischof Gerhard Pieschl (Bistum Limburg) im
Gespräch mit polnischen Journalisten
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische Region Görlitz
Akademische Verlobung. Die Hochschule Zittau/Görlitz und die ungarische
Universität Pécs haben einen Rahmenvertrag über eine Zusammenarbeit abgeschlossen. Damit sind in Zukunft Austausche für Studenten und Lehrkräften zwischen Pécs und Görlitz sowie gemeinsame Promotionsverfahren möglich. Gleichzeitig unterzeichneten der Görlitzer Studiengang Kultur und Management und die
Pécser Fakultät für Kulturmanagement und
Erwachsenenbildung eine konkretere Kooperationsvereinbarung. Studenten können so nicht nur eine Zeit lang an der Partnerfakultät studieren, sondern auch ihre
Bachelor- und ab 2007 Masterabschlüsse in Görlitz oder Pécs absolvieren. Am
Ende haben sie ein von beiden Seiten anerkanntes Zertifikat in der Hand.
Siemens feierte hundert Jahre Turbinenbau in Görlitz. Dazu kam der Aufsichtsratsvorsitzende der Siemens AG
Heinrich von Pierer nach Görlitz. Vor hundert Jahren rollte die erste Dampfturbine
aus den Görlitzer Werkshallen. Diese
Werkshallen sind allerdings abgerissen und
markt bis runter an die Neiße erstreckte
sich die bunte Festmeile. Auf der Altstadtbrücke spielten 260 Aktive die
„Siedler von Catan“ und der Sanierungstag zeigte die schöne Kulisse von Görlitz.
Gleichzeitig wurde der Tag des Denkmals
gefeiert. Als Brücke zwischen dem turbulenten Familientag und den kunstgeschichtlichen Entdeckungsreisen bot
auch das Fest rund um die Muschelminna viel Abwechslung. Wer fetzige Musik
liebt, war beim Campus open air am Neißeufer direkt am Hochschulcampus gut
aufgehoben.
Die Sonnenorgel in der Peterskirche
ist fertig. Die Sanierung ist abgeschlossen und wurde jetzt durch ein Konzert der
Öffentlichkeit vorgestellt. Das Konzert war
trotz der Fußballweltmeisterschaft gut besucht. Nach Abschluss der dritten Bauphase kann an dem Instrument jetzt die
breite Palette der romantischen Musik gespielt werden. So stellten im 116. Konzert
an der Sonnenorgel Kirchenmusikdirektor
Reinhard Seeliger und Kirchenmusikdirektor Matthias Eisenberg die ganzen dynamischen Möglichkeiten des Instrumentes vor.
Barbara Suchner
Nachrichten aus Görlitz
Durch die Kreisreform soll ein Neißekreis zwischen Zittau und Weißwasser entstehen und ein Kreis für die westliche
Oberlausitz. Diese Nachricht aus Dresden
überraschte in Görlitz, kommt aber dem
Wunsch des Stadtrates entgegen. Danach
werden Bad Muskau, Görlitz und Zittau
bald in einem Kreis vereint sein, der einer
Banane ähnelt.
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
durch neue Hallen ersetzt worden, nur eine
Halle wurde saniert. Zur Wendezeit war von
Pierer Vorstandschef der Kraftwerksparte KWU. Unter seiner Regie hat der Weltkonzern das Werk zurückgekauft und seitdem 80 Millionen Euro in den Standtort investiert. In einer Feierstunde im Rathaus
wurde Heinrich von Pierer mit der JakobBoehme-Ehrennadel ausgezeichnet, die
zum ersten Mal verliehen wurde. Danach
gab es ein großes Open-Air-Konzert mit
dem Europera-Jugendorchester.
Siemens-Geschichte hautnah. Die Geschichte des Görlitzer Turbinenbaus präsentiert eine Ausstellung, die zur Zeit im
Kaisertrutz zu sehen ist. Nicole Werner von
Siemens und die Görlitzer Werbegestalterin Gabriele Melzer bauten die Schau auf,
die bis zum 30. September zu sehen ist.
Sie reicht von der Firmengründung der Maschinenbauwerkstätten im Jahre 1847
über die Auslieferung der ersten Dampfturbine vor hundert Jahren bis hin zur
Gegenwart.
Die Parkeisenbahner feierten mit einem bunten Programm den 30. Geburtstag der Parkeisenbahn. Dazu waren eine
ganze Reihe kleiner Parkeisenbahnen
aus den Nachbarstädten nach Görlitz gekommen, um das 5. Ostsächsische Feldbahntreffen zu begehen. Sie alle drehten
ihre Runden auf der „Adlerstrecke“.
Der Sächsische Familientag wurde in
diesem Jahr in Görlitz gefeiert Vom Ober-
TERMINE
7. und 21. August 2006, 14.30 Uhr: Ostdeutsche Frauengruppe, Ostdeutsches Heimatmuseum, Präsidentenkloster (Stadtweg,
Ecke Poststraße), LvD – Landesverband der
vertriebenen Deutschen Schleswig-Flensburg
8. August 2006, 15 Uhr: Ostdeutscher Heimatnachmittag, Hohenzollern
12. August und 9. September 2006, 10.30
bis 12.30: Öffnungszeiten der Heimatstube
Habelschwerdt, Medienzentrum des Märkischen Kreises, Freiheitstraße 31, 58762 Altena
18. August 2006, 12 bis ca. 17.30 Uhr: Besichtigung und Führung durch das RWEKraftwerk Niederaußen. LM Schlesien,
Kreisgruppe
Neuss,
Anmeldung:
02131/461103
19. August 2006, 15 Uhr: Schlesier-Treffen in Diepholz, Gaststätte Laaker-Wiele, Steinstraße 33.“
Heimatkreisgemeinschaft Militsch-Trachenberg – Treffen von örtlichen Heimatkreisgruppen 2006: 26. 8. 2006, Trachenberg, Frohburg „Schützenhaus“, Lietsch,
034348/51067, 9. 9. 2006, Freyhan, Frohburg,
„Schützenhaus“,
Sommer,
034348/51526, 9. 9. 2006. Kraschnitz, Naunhof, Gastst. Sonnenschein, Gebauer,
03461/507492
Arbeitsgemeinschaft Ostmitteleuropa
e.V., Berlin, Tel. 030/ 215 54 53 (Hanke), Fax:
030/ 2191 3077, www.ostmitteleuropa.de,
[email protected]
Freitag, 01. Sept. 2006, 19.00 Uhr, Polen
als „Vorfeld Russlands“ Die Rolle der Wettiner und Friedrich des Großen im europäischen Mächtespiel des 18. Jahrhunderts. Referentin: Frau Dr. Christiane Knop, Berlin. Ort:
Bürgertreff im S-Bahnhof Lichterfelde West,
Hans Sachs-Str. 4 e, 12205 Berlin
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
1946 unschuldig gestorben –
2006 unvergessen
Siegburger Bunzlauer gedachten am 24. 6. 2006 mit
einer Kranzniederlegung ihres Märtyrer-Priesters
Paul Sauer an seinem 60. Todestag
Paul Sauer, der letzte deutsche katholische
Stadtpfarrer von Bunzlau in Niederschlesien, hatte beim Einmarsch der Roten Armee am 12. 2. 1945 seine Kirche vor Plünderung und Zerstörung bewahrt und in
chaotischer Zeit Gotteshaus und Pfarrheim
zur Zufluchtsstätte aller Verfolgten und Bedrängten gemacht. Für Deutsche beider
Konfession, neu eintreffende Polen und die
große Zahl von Ausländern, die in Bunzlau auf ihre Repatriierung warteten, war er
ein hingebungsvoller Seelsorger. Am 24.
Juni 1946, vor 60 Jahren, fiel er mit ca.
40 anderen Deutschen einer vom polnischen Geheimdienst inszenierten Verfolgung zum Opfer. Man beschuldigte ihn,
Rädelsführer einer deutschen Geheimorganisation namens „Freies Deutschland“
zu sein, die Schlesien mit amerikanischer
Hilfe für Deutschland zurückerobern wollte. Zeitzeugen berichten, dass Pfr. Sauer
noch im Gefängnis trotz erlittener Misshandlungen den Mitgefangenen Mut gemacht hat. Er verstarb am 24. 6. 1946 nach
knapp zweimonatiger Miliz-Haft. Seit
1987 erinnert
Bunzlaus Paten- und Partnerstadt Siegburg mit einem
Gedenkstein
neben der Servatiuskirche an
diesen Märtyrer der Nächstenliebe. Auch
im
heutigen
Boleslawiec ist Paul Sauer unvergessen.
Vor einem Jahr fand dort auf Initiative der
Bundesheimatgruppe Bunzlau eine internationale Tagung statt, bei der sich Wissenschaftler und Zeitzeugen nachdrücklich für eine Rehabilitierung aussprachen.
Der Vorsitzende der Bundesheimatgruppe Peter Börner, der mit Polen über eine
Paul-Sauer-Erinnerungstafel in der Bunzlauer Marienkirche in Gesprächen steht,
legte am Samstag, dem 24. Juni 2006, um
13.30 Uhr am Siegburger Gedenkstein einen Kranz nieder.
Peter Börner
„Wir sehn uns wieder, mein Schlesierland!
Wir sehn uns wieder am Neiße-Strand.“
In glänzender Stimmung feierten zu
Pfingsten mehr als 350 Stadt- und KreisBunzlauer ihr 28. Bundesheimattreffen im
niederschlesischen Görlitz.
Hauptort des Geschehens war das Görlitzer Hotel Mercure, dank eifriger Vorarbeit der Bundesheimatgruppe Bunzlau zu
Siegburg belegt bis auf das letzte Zimmer!
Ca. 180 Gäste genossen die Stadtnähe
und eine vorzügliche Unterkunft. Bequem
konnte man alle wichtigen Veranstaltungen erreichen: den Ökumenischen Gottesdienst in der Hl. Kreuz-Kirche, eindringlich gestaltet durch Altbischof Dr.
Christoph Demke ( Berlin / Bunzlau )und
Prälat Peter Birkner ( Görlitz / Neisse ); die
Führungen durch die wunderbare Altstadt
und das neu eröffnete Schlesischen Museum; den Festakt am Pfingstsonntag im
repräsentativen Wichernsaal.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Peter Börner trugen Görlitz‘
Oberbürgermeister Joachim Paulick, Vizelandrätin Uta Gräfin Strachwitz (RheinSieg-Kreis) und Siegburgs Vize-Bürgermeisterin Doris Römer herzliche Grußworte
vor. Bemerkenswert: Die beiden Damen
nebst Begleitung hatten als „Paten“ der
Bunzlauer eine 700 km lange Anreise von
Siegburg nach Görlitz auf sich genommen!
Im Mittelpunkt des Festakts stand die
Ansprache des fast noch jugendlichen
Görlitzer Bundestagsabgeordeten Michael Kretschmer. Er fand klare Worte:
„Eine Politik der guten Nachbarschaft (zu
Polen) bedeutet nicht, eigene Vorstellungen und Überzeugungen fallen zu lassen.
Ein enger Meinungsaustausch kann auch
mit dem Ergebnis enden, dass man
unterschiedlicher Meinung ist. Das gilt es
auszuhalten. Das geplante Zentrum gegen
Vertreibung in Berlin“ wird wohl „keine ungeteilte Zustimmung [...] in Polen erhalten,
dennoch sollten wir das Projekt verwirklichen. [...] Manche Kritik scheint ... an den
Haaren herbeigezogen. So der Vorwurf, die
Deutschen wollten die Geschichte umschreiben. Wir Deutsche sind uns unserer Geschichte und der damit verbundenen Verantwortung bewusst. Es gibt heute keine öffentliche und schon gar keine
staatliche Einrichtung, in der eine Umschreibung der Geschichte stattfinden
kann. [...] Es geht darum, die Vertreibungen als Unrecht darzustellen und sie zu
ächten.“
Das von den Festgästen gesungene
Schlesierlied und der Sektempfang am
Ende waren fast schon eine Überleitung
zum heiteren Kontrastpogramm des
Schlesischen Abends im „Mercure“. Der
große Saal war gerammelt voll. Man ließ
sich von musikalischen und humoristischen Darbietungen köstlich unterhalten
(Ehepaar Anders, Frau Marianne Paul /
Schlesischer Heimatverein Görlitz), und es
wurde sehr viel gelacht und begeistert mitgesungen. Nachmittags hatte das Plenum
den Rechenschaftsbericht des Vorstands
anerkennend zur Kenntnis genommen, die
9
Entlastung ausgesprochen und eine neue
Leitungsgruppe gewählt. Ihr gehören wie
bisher Peter Börner, Horst Lessig, Horst
Tschage, Jochem Birk, Jochen Wiesner
und Norbert Roth an. Ursula Burghardt,
Maria Raschke und Klaus Rosenthal hatten nach Jahren verdienstvollster Vorstandsarbeit nicht mehr kandidiert und waren mit Bunzlauer Keramik ehrenvoll in die
ruheständische Beratertätigkeit ( den
„Senat“ ) verabschiedet worden.
Nicht ganz. Frau Burghardt erklärte sich
spontan zu befristeter Weiterarbeit bereit,
als ein schlimmes Ereignis das Heimattreffen überschattete. Jochem Birk, der unermüdliche Mitorganisator des Treffens, erlitt beim Tagesausflug nach Bunzlau einen
Herzinfarkt. Dank schneller Hilfe von
Deutschen und Polen kam er sofort ins
Bunzlauer Krankenhaus, gleich weiter nach
Görlitz und dann mit Nothubschrauber
nach Dresden. Er ist inzwischen erfolgreich
operiert und auf dem Weg der Besserung.
Im übrigen brachte der Bunzlau-Aufenthalt am Pfingstmontag den zahlreichen
Teilnehmern – sie waren mit drei Bussen
und vielen PKWs aus den benachbarten
Görlitz herübergekommen - , sehr schöne Erlebnisse. Besonders zu erwähnen: die
von den Siegburger Vorstandsmitgliedern
persönlich und sachkundig angeführten
Stadtrundgänge; die würdevoll-heitere
Einweihung der Erinnerungstafel an Waisenvater und Schulgründer Gottfried
Zahn im Foyer der früheren Zahnschen
Schulanstalten, ermöglicht durch Direktor
Stanislaw Malkowski, dessen Schule seit
Jahren enge Kontakte zu einer Siegburger Partnerschule pflegt; anschließend die
Eröffnung der Ausstellung zum Bunzlauer Stadtblatt, das von 1881 bis zum 11.
Februar 1945 erschien.
Auf Anregung der tüchtigen Leiterin des
Bunzlauer Keramikmuseums, Anna BoberTubaj, waren alle in Polen (UB
Breslau)und in Deutschland erhaltenen
Exemplare erkundet und so weit wie möglich auf CD-ROMs kopiert worden. Die Ergebnisse wurden bei einer Vernissage im
früheren Kutusow-Museum ausgetauscht, unter großer örtlicher Beachtung
und Beteiligung. Auf Vermittlung der
Bundesheimatgruppe Bunzlau waren bei
der Veranstaltung auch Mitglieder der
deutsch-jüdischen Verlegerfamilie Fernbach anwesend, Nachkommen des
Stadtblatt-Gründers Louis Fernbach und
der früheren Eigentümer. ( Diese Bunzlauer
waren bereits während des III. Reichs ihres Besitzes beraubt worden ...) So konnte durch die deutsch-polnische StadtblattInitiative, gesponsert durch die Bosch-Stiftung und praktisch ermöglicht durch sehr
viel Eigenleistung, nicht nur ein für deutsche und polnische Bunzlauer einzigartiger lokalhistorischer Schatz gehoben
werden. Es gelang auch ein Stück innerdeutscher Versöhnung!
Die deutsch-polnische Zusammenarbeit ist bis heute keineswegs problemlos
und selbstverständlich. Um so erfreulicher,
dass hatte sie sich nicht nur bei der og.
Rettungsaktion in Bunzlau bewährte,
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
10
sondern bereits vorher bei der nicht einfachen Vorbereitung der Veranstaltungen
zu Gottfried Zahn und zum Stadtblatt.
Görlitzer Höhepunkt deutsch-polnischer Kooperation am Rande des Heimattreffens war zweifellos die von der
Bundesheimatgruppe initiierte und konzipierte Tagung deutscher und polnischer
Heimatforscher aus Stadt und Kreis
Bunzlau, gefördert vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien durch den
Kulturreferenten des Schlesischen Museums. Die Moderation hatte mit Professor Dr. Alexander Bolz (Leipzig) ein ehemaligen Schüler der Zahnschen Schulanstalten in Bunzlau übernommen.
Am lokalhistorischen Gespräch zu
Bunzlauer Themen, das bis in die Nacht
zwanglos fortgesetzt wurde, beteiligten
sich fast 20 Liebhaber und Kenner der Materie, mehrheitlich Polen (!), insbesondere vom Verein der Freunde Bunzlaus, von
der Vereinigung für Stadtgeschichte, vom
Keramikmuseum und von Schulen aus
Stadt und Kreis. Umrahmt wurde die Kennenlern-Tagung von zwei Grundsatzreferaten mit viel Realitätsbezug: Peter Börner sprach über „Chancen und Grenzen
nationenübergreifender Zusammenarbeit
im Bereich der Bunzlauer Lokalgeschichte“, Anna Bober-Tubaj antwortete aus polnischer Sicht und stellte höchst anschaulich „Neue lokalhistorische Projekte in Bunzlau“ vor. Damit verband sie auf
Wunsch der Bundesheimatgruppe eine
Präsentation neuerer polnischer Fachliteratur. Diese ist leider, bedingt durch die
Sprachbarriere, bei uns in Deutschland viel
zu wenig rezipiert – und umgekehrt. Das
gilt nicht für die Berliner Diplomarbeit (TU)
von Ewa Matyjewicz über „Rettungsmaßnahmen für historische Gutsparks im Kreis
Bunzlau.“ Die junge Wissenschaftlerin referierte über ihr Forschungsprojekt – zugleich ihr großes persönliches Anliegen! –
auch beim Festakt, als sie mit Rudolf Rückert (Naumburg / Salzgitter), die Heimatforschertagung vorstellte. Prof. Dr. Bolz
sorgte am Ende dafür, dass die Tagung
nicht bei der Aufnahme wertvoller persönlicher Kontakte und dem Austausch
nützlicher fachlicher Informationen stehen
blieb, sondern einmündete in die Gründung
dreier deutsch-polnischer Arbeitsgruppen
zu den Themen „Naumburg und Umgebung“, „Architektur- und Gartenbaudenkmälern im Kreis Bunzlau“ und „Schulen im
Landkreis Bunzlau“. – Weitere InteresBerichtigung zu „Neuwahl des
Vorstandes
der
Kreisgruppe
Darmstadt-Dieburg“, SN 12/2006
Seite 10
Richtig ist, dass anlässlich der Jahreshauptversammlung der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe
Darmstadt-Dieburg, bei der Vorstandswahl die Vorsitzende, Eva-Maria Pietsch und die stellvertretende
Vorsitzende Friedel Gärtner, einstimmig wiedergewählt wurden.
Joseph Pietsch, Darmstadt
senten sind herzlich eingeladen!
Einige der deutschen Lokalhistoriker
waren auch bei den Bunzlauer Ortsbetreuerinnen engagiert, die gleichzeitig
tagten (Leitung Heinz Vater (Neuhammer
/ Potsdam) und Horst Tschage (Mühlredlitz / Siegburg). Als besonders anregend
erwies sich Horst Tschages Bericht über
die bundesweite Umfrage der Siegburger
zur Situation Bunzlauer Heimatgruppenarbeit. Wichtiges Resultat dieser Bestandsaufnahme: Um erfolgreich weiterarbeiten zu können und das kulturelle Erbe
der Heimat - zugleich ein Stück deutscher
Nationalkultur! - für die Zukunft zu bewahren, sollten sich Heimatkreise benachbarter Orte zusammenschließen
(vorbildlich: Naumburg und Umgebung!)und überhaupt bisher ungenutztes
Potential auswerten (z.B. durch Hinweise
auf Quellen, die anderswo zu finden sind,
z.B. im reichen Archiv der Bundesheimatgruppe oder in Polen).
Während all dieser Beratungen ging
draußen das große Fest des Wiedersehens
weiter. Eine Reihe von Schicksalsgefährten, vor allem aus den östlichen Bundesländern, war erstmalig dabei. Werden einige von ihnen in Zukunft die Heimatar-
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
beit mittragen? Wird es mehr jüngere Mitstreiter wie Jochen Wiesner (Siegburg),
Dietmar Plate (Peine) und Wolfgang Langer (Stuttgart) geben? Können prachtvolle Einzelkämpfer wie Kurt Basler (Erfurt)
Verantwortung für Projekte übernehmen,
die die Kapazität des „Siegburger Vorstands“ übersteigen? Verwundert und fast
ein wenig enttäuscht registrierten die polnische Gäste des Heimattreffens die Alterstruktur der Teilnehmer, – erhoffen sie
sich doch eine langfristige und ergiebige
Zusammenarbeit mit den deutschen
Bunzlauern!
Zu diesem positiven Signal aus Polen
passt: Landrat Krzysztof Konopka hat den
Teilnehmern des Heimattreffens in Bunzlau öffentlich zugesagt, sich für die baldige Anbringung der Gedenktafel für den
bedeutenden Seelsorger an der Bunzlauer Marienkirche Pfarrer Paul Sauer einzusetzen. Er verstarb vor 60 Jahren, am
24.6.1946.
Wird es in zwei Jahren noch einmal ein
großes Bunzlauer Treffen geben? - In Siegburg? – Vielleicht in Görlitz? – Das ist ungewiss. Es liegt sehr an Ihrem Willen und
an Ihrer Mitwirkung, verehrte, liebe schlesische Heimatfreunde!
Peter Börner
Ursula Olschak 70 Jahre
Ursula Olschak wurde am 10. Juli 1936 in
Wandritsch im schlesischen Kreis Wohlau geboren. Ihre Eltern, Margarete und Hermann trugen die typischen schlesischen
Namen, und zwar Schwarz und Pietsch.
Trotz der Kriegsjahre konnte sie bis zu ihrem 9. Lebensjahr eine unbeschwerte und
wunderschöne Kindheit in Schlesien verleben. Das Jahr 1945 bildete einen Wendepunkt in ihrem Leben. Im Januar 1945
flüchtete die Familie zusammen mit anderen Dorfbewohnern vor der anrückenden Roten Armee. Die Neunjährige musste zusehen, wie ihre Mutter zusammen mit
anderen Frauen verschleppt wurde. Es war
eine glückliche Fügung, dass nach wenigen Tagen die verschleppte Mutter sich
wieder an den zurückkehrenden Flüchtlingstreck anschließen konnte. Sie kehrten
zurück nach Deichslau. Im November 1946
kam der polnische Befehl zur Vertreibung
der deutschen Bevölkerung. In Viehwaggons verladen unter menschenverachtenden und unwürdigsten Zuständen wurde die gesamte deutsche Bevölkerung dieses schlesischen Dorfes vertrieben. Die erste Station der Vertriebenen war AnnabergBuchholz im Erzgebirge. Zusammen mit
anderen Flüchtlingen und Vertriebenen
wurde Ursula Olschak in ein dort eingerichtetes
Lager
einquartiert.
Der
zwischenzeitlich aus der Gefangenschaft
entlassene Vater von Ursula Olschak wurde im Bayrischen Wald sesshaft. Mit Hilfe eines Verwandten konnte sie zusammen
mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder im Jahre 1949 zu ihrem Vater kommen.
Auch das Leben im Bayrischen Wald war
keine einfache Angelegenheit. Noch vor ihrem Umzug – im Jahr 1959 – nach Velbert
hat sie geheiratet. Ursula Olschak ist Mutter von drei Kindern. Obwohl sie 1997 in
Rente gegangen ist, kann von Ruhestand
keine Rede sein. Ihre Eltern waren es gewesen, die sie bereits vor Jahrzehnten zu
einer Mitgliedschaft in der Landsmannschaft Schlesien bewogen haben. Bereits
seit 1978 leitet sie ununterbrochen die
Schlesische Frauengruppe der Landsmannschaft Schlesien in Velbert. Seit fünf
Jahren bekleidet sie auch das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der Landsmannschaft Schlesien in der niederbergischen Schlossstadt. Neben der Leitung der
Schlesischen Frauengruppe widmet sich
Ursula Olschak der Erhaltung und Pflege
der schlesischen Tracht. Sehr oft ist sie bei
zahlreichen Veranstaltungen Trotz der
schrecklichen Kindheitserinnerungen sind
ihr Hass oder gar Vergeltung fremd. Jede
sich bietende Möglichkeit nimmt sie wahr,
um nach Schlesien zu reisen. Dort konnte sie auch Kontakte zu der jetzigen Bevölkerung in ihrem Heimatdorf knüpfen.
Trotz der bestehenden Sprachbarrieren
konnten die Kontakte in eine wahre
Freundschaft umgewandelt werden. Ursula
Olschak hat auch in der Vergangenheit jungen polnischen Germanistikstudenten in
einer offenen und ehrlichen Diskussionsrunde über ihr Schicksal berichten können.
Dabei ging es nicht um irgendwelche
Schuldzuweisungen, sondern um die Sorge um eine friedliche Zukunft in Europa,
damit sich das Leid und das Unrecht der
Vertreibung nie mehr wiederholen sollen.
Ursula Olschak wurde in Anerkennung
ihrer Verdienste um die Landsmannschaft
Schlesien vor zwei Jahren mit dem Schlesierkreuz geehrt.
Damian Spielvogel
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN / MUNDART
Die Schlesische Jugend bei der
Bundesdelegiertenversammlung
nika Schultze, Renate Sappelt und Gernod Kresse.
Der von der Landesgruppe
Nordrhein-Westfalen der
Schlesischen Jugend kommende Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft
Schlesien, Damian Spielvogel, hat in seiner Eigenschaft als Organisationsleiter der Deutschlandtreffen
der Schlesier eine Anerkennungsurkunde (und einige
Flaschen Frankenwein) verliehen bekommen. Der
Acht Mitglieder der Schlesischen Jugend
haben an der diesjährigen Bundesdelegiertenversammlung – Schlesische Landesvertretung – der Landsmannschaft
Schlesien, Nieder- und Oberschlesien e.V.,
die am 27. Mai 2006 in Görlitz / Schlesien
stattgefunden hat, teilgenommen. Somit
hat die Schlesische Jugend unmissverständlich bewiesen, dass sie im wahrsten
Sinne des Wortes die Nachwuchsorganisation der Landsmannschaft Schlesien ist.
Zu sehen sind (v.l.n.r.): Adam Stein,
Christiane Webert, Karl Biedermann, Daniel Breutmann, Damian Spielvogel, Mo-
Bundesvorsitzende der Schlesischen Jugend, Adam Stein, nutzte die Gelegenheit,
um die aktuellen Anliegen des Jugendverbandes dem höchsten Gremium der
Landsmannschaft Schlesien in Wortbeiträgen vorzustellen.
SN
Heimatnachmittag des Ortsverbandes
Pfaffenhofen / Ilm
im Bezirksverband Oberbayern, Landesverband Bayern
Am Sonnabend, 27. Mai 2006, trafen sich
die in Pfaffenhofen an der Ilm und Umgebung lebenden Schlesier zu ihrem Heimatnachmittag unter der Leitung des Vorsitzenden Friedrich Huntscha im Müllerbräu am Stadtplatz.
Der Ortsverband Pfaffenhofen ist ein
kleinerer Verband, aber er ist sehr aktiv.
Das reichhaltige Programm sorgte für Abwechslung und Unterhaltung. Sangesfreudig stimmten die anwesenden Landsleute und auch die Nichtschlesier, die im
Ortsverband Mitglied sind, Frühlingslieder
an. Herr Huntscha ist Gesangspädagoge
und leitet noch andere Gesangsgruppen.
Ein 90-jähriges Mitglied – Nichtschlesier – wurde geehrt. Ein Landsmann aus
Hirschberg kam an diesem Sonnabend
zum ersten Mal. Sicherlich wird er sich eines Tages dem Ortsverband anschließen.
Frau Huntscha, Kulturreferentin, las aus
den „Schlesischen Nachrichten“ den Artikel „Zweimal ausgegrenzt“ vor (Ausgabe 6/2006, Seite 3).
Der Schatzmeister, Herr Böhm, gab aus
dem „Friedländer Wochenblatt“ vom 31.
Januar 1929 einige interessante Artikel
zum Besten, die auch in die heutige Zeit
gut passen würden. So wurde u. a. von
einem Lawinenunglück bei Rosenheim in
Oberbayern berichtet, von Unruhen in Afghanistan, von Raufereien zwischen
Kommunisten und Stahlhelmern in Breslau, von einem Amoklauf in Gleiwitz mit
vier Verletzten.
Mundartgedichte in schlesisch und bayerisch folgten, und zwischendurch wurde
wieder gesungen.
Einige „salonfähige“ Witze fehlten
auch nicht, u. a.: Sagt der Herr Pfarrer zum
Brautpaar: „Jetzt seid ihr Mann und
Frau.“ Der Bräutigam: „Herr Pfarrer, was
waren wir vorher?“
Frau Huntscha überreichte dem stv. Bezirksvorsitzenden R. Maywald zwei „ADO
– Aktion deutsche Ortsnamen“-Unterschriftslisten. Er fügte noch einige Erklärungen bezüglich Absicht dieser Aktion an
und nannte die Personen und Organisationen, welche die Aktion unterstützen.
Zum Abschluss verteilte Landsmann
Kaleta das Faltblatt „Das Erzbistum Breslau“ (1920 zum Erzbistum erhoben). 1940
zählte es 2,324 Mill. Katholiken, 810 Pfarreien mit 1600 Priester.
R. Maywald
11
Laabt gesund und
schloaft gesund
Laabt gesund und schlaft gesund.
Doas winschta sich die Leute
oals mer nooch derheeme woarn,
und woas, woas soagn se heute:
Tschüß oam Oabend, tschüß oam Tage,
äbend tschüß ei jeder Lage.
Laab gesund, doas hieß: mach’s gut.
Und tu beim guda Assa
immer au dei Wohlergiehn
uf keenen Foall vergassa.
Vor’ m Heemgiehn hieß es: Schlaf gesund!
Und dieser Wunsch woar ehrlich.
Stup ei’s Wambla ne zuviel,
denn oabends ist’ s gefährlich.
Wenn der Maga packevuul,
koan ma gesund ne schloafa.
Trink au oabends ne zuviel,
sust mußte zu uft ,,loofa“.
Groade jitz, wu mer su aalt,
miss mer dodroan denka
dam LAABGESUND und
SCHLOAFGESUND
viel Beachtung schenka.
Laabste krank und schläfste schlecht
machts mit dir baal „olle“.
Denk oan Ernst Schenkes ,,Biesa Traum“.
Und wie’s erging dam Kolle.
Vuul gesackt sei Bäuchla woar.
Is koam a Traum, a schlimmer.
Laabt gesund und schloaft gesund.
Denkt heute droan und immer!
Helmut Nitzsche
Hermann Kopke
erneut Vorsitzender
der Landsmannschaft
in Eschweiler
Nach bereits 26-jähriger Arbeit für die
Eschweiler Schlesier ist Hermann Kopke
für zwei Jahre im Amt bestätigt worden.
Zu den Aktivitäten des Ortsverbandes gehörten ein Besuch des Deutschlandtreffens, des Tags der Heimat, das Oberschlesiertreffen am Niederrhein und das
Bauden- und Schlachtefest. Ein vielfältiges und hervorragendes Programm, wie
die Mitglieder feststellten, die sich neben
dem Protokoll der Schriftführerin Eva Kotzur den positiven Kassenbericht von Ursel Dylong anhörten.
Hermann Kopke ist nicht nur Vorsitzender, sondern auch Kulturwart. Sein
Stellvertreter ist Kurt Heinrich Mentzel,
auch Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen im Ortsverband Eschweiler sowie Beisitzer der Landsmannschaft im
Kreis. Die Kasse verwalten Ursel Dylong
und Steffi Wiehle, sie werden von Tibor
Egerszegi und Elisabeth Anging überprüft.
Christel Wagner sammelt die Beiträge bei
den Mitgliedern. Schriftführerin ist Eva Kotzur.
SN
12
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
Reisebericht:
„Über Dresden nach Schlesien“
Ins 800-jährige Dresden führte in diesem
Jahr zunächst die Sachsen-Schlesien-Reise der Kreisgruppe Neuss der Landsmannschaft Schlesien. „Kaiserwetter“
begleitete die ganzen acht Tage eine erwartungsfrohe Busgesellschaft.
Das „Elbflorenz“ ist wieder erstanden
und seine großartigen Kulturdenkmäler erstaunten die Besucher, denn in einer exzellent geführten Stadtrundfahrt erlebte
man eine Kunst- und Kulturstadt, die seinesgleichen sucht. Auch die nähere Umgebung bildet einen goldenen Kranz von
unvergleichlich landschaftlicher Schönheit.
Natürlich war der Besuch der Frauenkirche ein besonderer Höhepunkt des Tages.
Jedoch das ganze Ensemble von der
Brühl’schen Terrasse bis hin zur kath. Hofkirche, Semperoper, Zwinger und Schloss
beeindruckten in hohem Maße.
Durch das wieder schöne Bautzen an
der jungen Spree ging die Reise über Löbau durch die wunderbare Oberlausitz
nach Zittau am heutigen Dreiländereck
Deutschland, Polen und Tschechien. Es
folgte ein Stadtrundgang, wo u.a. die gewaltige Johanneskirche, ein mächtiger
Schinkelbau beeindruckte. Die größte Einmaligkeit deutschlandweit stellt die Dauerausstellung des „Großen Zittauer Fastentuches 1472“ in der Museums-Kirche
zum Hl. Kreuz dar.
Dorfkirche in
Wilhelmstahl
unterhalb des
Glatzer Schneeberges
(1225 m)
Nun galt es drei Grenzen zu überqueren: von Zittau über die Lausitzer Neiße
auf die heute polnische Seite, die bis 1945
zu Sachsen gehörte mit dem Städtchen
Reichenau und weiter nach Tschechien/Sudetenland mit der WallensteinStadt Friedland, um dann über die dritte
Grenze nach Bad Flinsberg im Isergebirge zu gelangen und damit in Schlesien anzukommen.
Das Tagesziel Krummhübel im Riesengebirge wurde dann mit der Reise über
einen Teil der Sudetenstraße mit der
berüchtigten Teufelskurve (fantastischer
Blick auf das Riesengebirgspanorama mit
der Schneekoppe/1603 m), Schreiberhau
und Petersdorf planmäßig erreicht.
Während des zweitägigen Aufenthalts
wurde die berühmte Stabholzkirche
Wang besichtigt und anschließend dem
Gerhart-Hauptmann-Haus, dem Wiesenstein, in Agnetendorf ein ausführlicher Besuch abgestattet. Hier starb der Nobel-
preisträger für Literatur im
Juni 1946 unter schwierigsten Bedingungen. Polen verweigerte die Beisetzung in seiner schlesischen Heimat und so gelangte sein Leichnam
nach Hiddensee, wo er auf
dem dortigen Inselfriedhof
seine letzte Ruhe fand.
Der Besuch der Stadt
Hirschberg gestaltete sich
zu einer frohen Mittagszeit
mit Stadtbummel über
den schönen Ring, so
nennt man in Schlesien
auch heute noch den
Markplatz, zur berühmten
Gnadenkirche, die nach
dem Vorbild der Stockholmer Katharinenkirche erbaut wurde. Den Tagesabschluss bildete schließlich
die kurze Fahrt zum
Schloss Lomnitz, eine Neusser Schlesiergruppe
vor dem Gerhart-HauptmannPerle des Hirschberger Ta- Haus in Agnetendorf/Riesenles.
gebirge im Juni 2006
Die Weiterreise ging
zunächst nach Grüssau mit dem mächtiNatur- und Kulturlandschaft. Allein die
gen barocken Marienmünster und über
stattlichen Bäder u.a. Bad Landeck, Bad
Gottesberg und Waldenburg gelangte man
Altheide und Bad Kudowa sind auch heuins Zielgebiet, der Grafschaft Glatz.
te wieder voller Leben auch mit Gästen aus
Hier traten bei einigen Mitreisenden
ganz Deutschland. Eine Tagestour über
schmerzliche Erinnerungen an Heimat und
den Bereich der Grafschaft hinaus führte
Elternhaus Hervor, die alle sehr bewegten.
über Reichenstein ein Stück ins OberIn Glatz selbst kam es schließlich zu eischlesische nach Patschkau, auch das
ner Begegnung mit einer Abordnung des
„schlesische Rothenburg“ genannt, wedortigen deutschen Freundschafskreises
gen seiner erhaltenen Stadtmauern und
(DFK), dem etwa hundert Personen verschönen Jugendstilhäusern. Voran die
streut im ganzen Glatzer Land angehören.
dreischiffige Hallenkirche aus dem 14.
Erschütternd die Tatsache, zu einer kleiJahrhundert.
nen Minderheit zu gehören in einem einst
Ein Höhepunkt war anschließend der
rein deutschen Gebiet. Dies kam auch bei
Besuch der Stadt Jauernig im heutigen
der gemütlichen schlesischen KaffeeTschechien, dem ehemaligen Sommersitz
stunde zum Ausdruck. Eine Spende der
der Breslauer Bischöfe. Hier verstarb im
Landsmannschaft und eine Geldsammlung
Juni 1945 der letzte Domherr von Bressoll eine materielle aber auch moralische
lau, Erzbischof Kardinal Bertram,
Unterstützung sein für Menschen, die abwährend kurz zuvor die Festung Breslau
seits unserer wohlhabenden Gesellschaft
kapitulierte. Erst 1991 konnten seine
leben müssen und der Heimat dennoch
sterblichen Überreste in den Breslauer Jodie Treue halten.
hannesdom überführt werden.
Unterhalb des Glatzer Schneeberges
Fortgesetzt wurde die Fahrt zum
(1225 m), der größten Erhebung in der
Schloss Kamenz, einem von Plänen nach
Grafschaft, in einer gastfreundlichen FaKarl-Friedrich Schinkel repräsentativ ermilienpension, fand die Reisegruppe aus
richteten Monumentalbau, der 1945/46
Neuss beste Unterkunft.
ausgeraubt und in Flammen aufging. LetzSo wurden zwei Tage zu einer Erlebniter Besitzer war Prinz Friedrich Heinrich
stour in einer grandiosen unvergleichlichen
von Preußen. Leider verweigerte man der
Gruppe eine Führung in deutscher
Sprache. Letzter Tagesbesuch
galt dem Marien-Wallfahrtsort
Wartha im Durchbruchtal in die
Grafschaft zwischen Eulen- und
Reichensteiner Gebirge. Die zweite Tagestour führte in die alte FeSchloß
stungsstadt Glatz, Mittelpunkt
Johannesberg
des Glatzer Bergkessels, beiderin Jauernig/
seits der Neiße. Hier fand die BeTschechische
Republik
sichtigung der Dekanats- und Mi-
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
noritenkirche ein großes Echo. Ebenso das
wuchtige Rathaus am Ring, sowie die wiederhergestellten Anlage der Mariensäule
mit ihren deutschen Inschriften. Schlesiens berühmtester Wallfahrtsort Albendorf,
genannt das „Schlesische Jerusalem“ war
ebenfalls Station dieser kleinen Pilgerreise, die dann über ein weiteres Stück Sudetenstraße entlang des Grenzflusses Erlitz hinauf auf die Höhen des Habelschwerther Gebirges führte und eine
atemberaubende Sicht bot bis hinüber
zum Schneegebirge mit dem Bergkirchlein Maria Schnee. Im „Heemte Häusla“ auf
dem Lerchenfeld, fand die schöne Tagestour bei schlesischen Kuchen und Kaffee mit Musik und Gesang einen erholsamen Abschluss.
Der Abschied von dieser gesegneten
Landschaft fiel allen sehr schwer, denn es
galt einen weiteren langen Reisetag zu bestreiten mit dem ersten Ziel Breslau, welches man nach einer Umleitung über Langenbielau/Reichenbach verspätet erreichte, so dass der Besuch von Trebnitz,
der Stadt der Hl. Hedwig entfallen mus-
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
ste. Jahrhunderthalle und Dominsel wurde angesteuert und am prächtigen Breslauer Ring mit dem herrlichen gotischen
Rathaus endet auch schon der Kurzbesuch, denn das Tagesendziel war die
schlesische Stadt Görlitz an der Lausitzer Neiße, wo am Rande der Stadt noch
einmal Quartier bezogen wurde.
Rund 700 km bis Neuss mussten am
letzten Tag noch bewältigt werden und bildeten den Abschluss einer inhaltsreichen
Bildungs- und Informationsreise, die auch
die zahlreichen Nichtschlesier begeisterte. Erstaunt berichten sie, welchen
großen kulturellen Schatz und welche Bodenschätze als Jahrhunderterbe in einer
überwältigen Landschaft Schlesien besitzt.
Eine Frage blieb unbeantwortet, hat sich
die Vertreibung seiner friedliebenden
Menschen gelohnt?
Dank an die Organisatoren, besonders
Herrn Dr. Horst Stephan für sein umfassendes Wissen und die kluge Reisebegleitung, sowie dem umsichtigen Busfahrer.
Theo Jantosch
Fotos: LM Schlesien, Neuss
Schlesien im Herzen
Ursula Stephan feierte ihren 85. Geburtstag
Neben ihrer Sorge
um die Familie engagierte sich die
Ursula Stephan ihr
Leben lang für
Schlesien und die
Belange
der
Landsmannschaft
der Schlesier. Mit
Blick auf ihre Heimat Schlesien gibt
es für sie kein Ruhen, Rasten oder gar Amen, sondern nur
tatkräftiges Eintreten zum Bewahren und
Gedenken an das geschichtlich deutsche
Schlesien, im Besonderen jedoch dessen
Fortleben in gesundem Patriotismus.
Ursula Stephan, geborene Karte, wurde 1921 in Breslau geboren, besuchte dort
das Pawelsche-Lyceum. Mit 20 Jahren heiratete sie im Juni 1941 den Studienrat Herbert Stephan, dieser ist jedoch 1942 auf
der Krim gefallen und konnte so die Geburt des Sohnes Michael nicht mehr erleben. Am 21. Jan. 1945 musste Ursula
Stephan mit Mutter und Sohn im großen
Treck ihre irrsinnigerweise zur „Festung“
erklärte Heimatstadt Breslau verlassen und
kam während der Flucht über das Erzgebirge und Zwischenstation in Ahrain nach
Landshut, wo auch ihr Sohn mit Familie
lebt. In Landshut baute sie für sich, Sohn
Michael und ihre Mutter eine neue Existenz auf und war als selbständige Handelsvertreterin sowie Verwaltungsangestellte tätig.
„Landshut ist mein heutiges Zuhause
geworden, meine Liebe gilt aber immer
noch meiner Heimat Schlesien", so Ursula
Stephan, die über die deutschen Freundeskreise im heutigen Schlesien weiterhin aktiv Kontakte nach Breslau pflegt so-
wie Unterstützung gewährt.
Trotz des damaligen Überlebenskampfes vergaß sie ihre Heimat nicht und
war 1948 Gründungsmitglied der Landsmannschaft Schlesien, Landshut. In der
Verbandsarbeit brachte sie sich vom ersten Tage bis heute aktiv und unermüdlich ein. Sie gründete 1948 die Kindergruppe in der Landsmannschaft, führte die
Frauengruppe, fungierte als Frauenreferentin im Bezirks- und Landesverband,
wurde Mitglied in der Stiftung Kulturwerk
Schlesien, Würzburg. Ab 1987 war Ursula Stephan bis 2002 erste Vorsitzende des
Orts- und Kreisverbandes der Landshuter Schlesier, zu deren Ehrenvorsitzenden
sie ernannt worden ist.
Neben ihrem aus Liebe zur Heimat geprägten Engagement in der Landsmannschaft entschied sie sich sehr früh auch
zum sozialen Wirken und war als Vertreterin der Landsmannschaft von 1967 bis
Ende 1999 als Aussiedlerbetreuerin in
Landshut tätig.
Für das überaus große Engagement
dankte die Landsmannschaft Schlesien
unter anderem mit der Verleihung des
Schlesierkreuzes im Jahre 1990. Eine besondere Auszeichnung erfuhr sie aber
durch den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber, als sie 2001 mit
der Verleihung der Medaille für besondere Verdienste für im Ehrenamt tätige Frauen und Männer geehrt worden ist.
Die große Familie der Schlesier dankt
Ursula Stephan für ihren unermüdlichen
Einsatz zur Erhaltung sowie das Weiterleben des kulturellen Erbes der schlesischen und ostdeutschen Heimat,
wünscht ihr für viele weitere Jahre Schaffenskraft und stets bestes Wohlergeben.
Hans J. Kupke
13
Vertriebenendenkmal
in Holzhausen bei Kassel
vom Sturm zerstört
Am 17. Mai 2006 wurde das Heimatvertriebenenkreuz vom Sturm zerstört. Eine
extreme Windböe stürzte drei stattliche
Laubbäume auf das Denkmal. Dabei
wurde der Querbalken des Kreuzes abgerissen. Das nicht gerade kleine, von einer Mauer eingefasste Areal der Gedenkstätte, wurde von den Baumkronen
zugedeckt. Wir wollen dankbar sein, dass
sich am Denkmal zu dem Zeitpunkt des
Unglücks keine Menschen aufhielten.
Das Denkmal wurde
1958 vom Bund der
Vertriebenen errichtet
und wird von Mitgliedern der Landsmannschaft
Schlesien,
Kreisgruppe Kassel
Stadt und Land, sorgfältig gepflegt. Das
Denkmal ist aber auch ein schöner Anblick
für Spaziergänger und Wanderer und lädt
zum Verweilen ein. Jedes Jahr finden Andachten und Gedenkstunden für die verstorbenen Landsleute aus den Vertreibungsgebieten statt. Deshalb ist es nicht
nur ein materieller Schaden, sondern berührt besonders die Herzen der Heimatvertriebenen. Der Bund der Vertriebenen
und besonders die Landsmannschaft
Schlesien bitten und hoffen auf Unterstützung beim Wiederaufbau.
Klaus-Dieter Leder
14
LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN
Landestreffen der Schlesier BadenWürttembergs in Balingen
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
fächerten Programm von Kompositionen
der schlesischen Saloniker um Michael
Jary auf, der übrigens vor 100 Jahren im
oberschlesischen Laurahütte geboren
wurde. Der Dirigent Patrick Siben lieferte
dazu interessante musikgeschichtliche
Darstellungen. Viel Anklang fand ferner die
jugendliche Tanzgruppe des Sportverbandes Reutlingen-Rommelsbach, die
mit 18 Mädchen in zumeist schlesischen
Trachten „tanzend durch Europa“ zog und
vor allem durch das noch sehr ursprüngliche, aber schon sehr engagierte Auftreten der Jüngsten spontanen Beifall auslöste. Wolfgang Prahl steuerte wiederum
besinnliche und humorvolle Wortbeiträge
in schlesischer Mundart bei und berichtete kurz über den nach wie vor existierenden „Arbeitskreis schlesische Mundart Baden-Württemberg“ in Wangen/Allgäu.
Im Beiprogramm wurde erstmals ein
„Schlesischer Flohmarkt“ veranstaltet,
der mit echt schlesischem Porzellan, antiquarischen Büchern, Landkarten und Bildern hervorragend beschickt war. Ständig umlagert waren die Ausstellungen der
Landesgruppe, nämlich die „Schlesischen Zeitgenossen“, eine Auswahl von
17 Fotos großer Schlesier unserer Zeit, unter denen freilich unsere schlesischen Fußballer Michael Ballack, Miroslaw Klose und
Lukas Podolski das größte Interesse fanden, die sogar der Minister in seiner Festansprache mit der Bemerkung „Schlesien
hat Schweden geschlagen“ gewürdigt hatte. Diese Ausstellung wird im August in einer größeren Ausführung im Schaufenster
im „Haus der Heimat“ in Stuttgart zu sehen sein und anschließend den Kreis- und
Ortsgruppen angeboten. Die andere Ausstellung „Schlesisches Himmelreich“, die
im Schaufenster im „Haus der Heimat“ in
Stuttgart schon gezeigt wurde, stieß
auch hier auf großes Interesse. Der von
der Landesgruppe Baden-Württemberg
geplante „Förderverein für den Wiederaufbau des Eichendorff-Schlosses in Lubowitz“ präsentierte ein Modell des neuen, alten Eichendorff-Schlosses, das erhebliches Interesse fand.
Günther Zimmermann
In der prächtigen Stadthalle in Balingen veranstaltete die Landesgruppe Baden-Württemberg am
25. Juni ihr Landestreffen, mit dem
der Landesvorstand zusammen
mit der rührigen Ortsgruppe Albstadt/Zollernalb den baden-württembergischen Schlesiern ein
reichhaltiges Programm, mehrere
interessante Ausstellungen, erstmals einen „Schlesischen Flohmarkt“ und viel schlesische Stimmung bieten konnte..
Das Treffen begann mit einem Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech in der
Ausstellung „Schlesisches Himmelreich“ mit Produkten
ökumenischen Gottesdienst, ge- unserer Zeit mit schlesischer Herkunft auf dem Landesstaltet von Pfarrer Dr. Paul Ger- treffen in Balingen
Fotos: Bernhard Bochynek
hard Eberlein mit der Landeskulturreferentin Gudrin Lintzel und Frau Evaund Spätaussiedler, Heribert Rech, der
Charlotte Katzer. Die anschließende
sehr eindrucksvoll die Rolle der Flüchtlinge
Kundgebung eröffnete Landesvorsitzenund Vertriebenen beim Aufbau des Lander Günther Zimmermann mit einer Bedes Baden-Württemberg schilderte und
grüßung der mehrere hundert Teilnehmer
das Bekenntnis der Landesregierung vorund Ehrengäste, angeführt vom badentrug, zu den Vertriebenen und ihren Verwürttembergischen Innenminister Herbänden auch künftig intensive Beziehunibert Rech. Balingens Oberbürgermeister
gen zu unterhalten und ihre kulturelle BreiDr. Edmund Merkel zeigte sich in seinem
tenarbeit finanziell zu fördern.
Grußwort sichtlich beeindruckt von der
zahlenmäßigen Größe der baden-württembergischen Schlesiergemeinde und
von der deutlich spürbaren familiären Stimmung in der Halle. Den vom Landesvorsitzenden Zimmermann zum Ausdruck gebrachten Vorschlag, die Bedeutung der
Stadt Balingen durch die Gründung einer
kommunalen Partnerschaft mit einer
schlesischen Stadt zu krönen, wurde vom
Oberbürgermeister positiv aufgenomEine der Bildtafeln der Ausstellung „Schlemen. Arnold Tölg, Landesvorsitzender des
sische Zeitgenossen“ der Landesgruppe
BdV, stellte in seinem Grußwort die vom
Baden-Württemberg
Bund der Vertriebenen und den Landsmannschaften auch 60 Jahre nach Flucht
Das nachmittägliche Kulturprogramm
und Vertreibung noch oder wieder gewurde von Landeskulturreferentin Gudrun
pflegten Verbindungen zu den HeimatLintzel gemanagt und konnte aufgrund seiländern heraus. Er erinnerte an die Benes kontrastierenden professionellen und
deutung des Zentrums gegen Vertreiauch Laien-Programms nichts anderes als
bungen in Berlin und lobte auch die AkBegeisterung auslösen. Das mit 13 Mutivitäten der schlesischen Landesgruppe
sikern bestückte Orchester der Stuttgaram Beispiel des Jugendseminars in Kreiter Saloniker wartete mit einem breit gesau, an dem er selbst mitgewirkt hatte. Der
Höhepunkt des Vormittagsprogramms
war die Festansprache des baden-würtWie schon seit Jahren wurde auch
tembergischen Innenministers und Landas diesjährige Pilzendorfer Trefdesbeauftragen für Flüchtlinge, Vertriebene
fen unter dem Motto: „Fröhliche
Menschen und guter Wein sollen
immer beisammen sein“ am
schönen „Vater- Rhein“ im Gasthof-Hotel „Erholung“ in St. Goarshausen gefeiert. Die Begegnung begann mit einem Stadtrundgang und einem Heimatabend am Freitag, den 26. Mai. Am
Samstag folgte eine Schifffahrt
nach Bacharach, die Heimatmesse und ein Bunter Abend mit Die Pilzendorfer Heimatgruppe nach der Hl. Messe in St.
Gespräch am Rande des Landestreffens mit
dem Hannes aus Bayern. Das Goarshausen.
(v.l.n.r.) dem Landesvorsitzenden Günther
siert und mit Unterstützung des Ehepaars
Treffen endete am Sonntag den 28. Mai
Zimmermann, Landesschatzmeister KarlKoziol zur großer Zufriedenheit aller Teilnach dem musikalischen Frühschoppen.
Heinz Tschirner und dem baden-württemnehmer gestaltet.
SN
Es wurde vom Ehepaar Golawski organibergischen Innenminister Heribert Rech
Pilzendorfer Treffen 2006 in St. Goarshausen
LANDSLEUTE
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
Blumen für die Bundeskanzlerin
in ihrer Geburtsstadt Hamburg
Die Jugend der Ost- und Mitteldeutschen der Hansestadt
beim 60. Jubiläum der CDU Hamburg
Es war alles vorbereitet. Aufgeregt warteten unsere jungen Vertreter, der 8 jährige Alexander (Deutscher aus Russland),
seine Schwester Christina und der 10 jährige Lukas (LM der Oberschlesier/LM
Schlesien), um den eintreffenden Ehrengästen, Frau Dr. Angela Merkel, erste
Bundeskanzlerin in Deutschland, Bürgermeister Ole von Beust und dem Jubilar Dirk
Fischer, MdB (Landesvorsitzender) an diesem schönen 12. Maiabend am Eingang
der Fischauktionshalle Blumengrüße zu
überreichen.
Nur der Jubilar, Landesvorsitzender Dirk
Fischer MdB, ging leider leer aus. Wir werden dies jedoch nachholen. Schade,
dass ‚Petrus’ uns ein ‚Schnippchen’
schlug.
Im folgenden Jubiläumsprogramm –
wobei ein Blitz auch noch die Mikrofone
kurz verstummen ließ und von Beust meinte: „Sogar der Himmel gratuliert“ – berichtete Dirk Fischer über die Anfänge 1949
und die Kanzlerin dankte mit anerkennenden Worten für die gute Verbandsarbeit in der Hansestadt. Besonders stolz
waren aber unsere drei jungen Gratulanten Alexander,, seine Schwester Christina und Lukas, die allen Widerständen erfolgreich getrotzt und ein großartiges Erlebnis gehabt hatten.
Willibald J.C.Piesch
Die Jugend der Ost- und Mitteldeutschen
Landsmannschaften der Hansestadt gratulierte
Frau Dr. Angela Merkel gleich mit zwei Blumensträußen ... Aber auch dem Ersten Bürgermeister Ole von Beust und Landeschef Dirk
Fischer wurde zum 60. Geburtstag der CDU
Hamburg gratuliert. V.l. Lukas Lücking, 10 Jahre, Bundeskanzlerin Dr. Merkel, dahinter
Bundespressechef Leindsner und Bürgermeister Ole von Beust vor dem Festprogramm
in der Fischauktionshalle am 12. Mai 2006 in
Hamburg-Altona.
90. Geburtstag von
Sophie Freifrau von Aretin
Bei einem Stehempfang im Hof des Ellinger Deutschordensschlosses hatte die Bevölkerung der Stadt sowie die Vertreter der
Ellinger Vereine Gelegenheit, Sophie Freifrau von Aretin bei bester Gesundheit zu
ihrem 90. Geburtstag zu gratulieren. Zahlreiche Gäste, vor allem aus den Familien
von Aretin und von Wrede, darunter ihren
zehn Urenkeln, sowie aus dem örtlichen
Wirtschaftsleben und der Politik wohnten
dem vorangegangenen Festgottesdienst
in der Schlosskirche bei, den Dekan Ludwig Romstöck, Pfarrer Josef Kreuzer und
Pfarradministrator Dr. Michael Klersy hielten. Nach dem Gottesdienst empfing eine
kirchliche Familiengruppe die Jubilarin auf
dem Hof mit Liedern
und die Kinder der
Gruppe erfreuten sie mit
Blumengebinden, bevor
sich eine lange Schlange von Gratulanten bildete, die der in Ellingen
als sehr volksnah bekannten, im schlesischen Bad Warmbrunn
als Reichsgräfin von
Schaffgotsch geborene
Sophie von Aretin ihre Glückwünsche aussprachen. Die Deutschordenskapelle intonierte einige Stücke, darunter auch auf
Aretins besonderen Wunsch den Gospelsong „Amazing Grace“. Von Aretin ist
seit 1953 in zweiter Ehe mit Erwein Freiherr von Aretin verheiratet, nachdem ihr
erster Mann Dr. Carl Joseph von Wrede
in den letzten Kriegstagen des Zweiten
Weltkrieges gefallen war. Sophie von Aretin engagierte sich in Ellingen als Vorsitzende des Katholischen Frauenbundes
und des Pfarrgemeinderates und führt
nach wie vor ihren Haushalt im Nebengebäude des Ellinger Schlosses selbst.
Manfred E. Fritsche
15
Ein treuer
Schlesier,
Klaus Goldmann,
starb am
25. Juni 2006
in Gauting
Am 25. Juni 2006 starb Klaus Goldmann
in Gauting bei München. Geboren 1928
in Schweidnitz als Sohn des Kaufmanns
Oskar Goldmann, gehörte er bei Kriegsende zu der Generation, die als Luftwaffenhelfer in Breslau die Festungszeit erlebte und danach bis 1948 in russische Gefangenschaft nach Usbekistan verschleppt wurde. Nach seiner Entlassung
war es für den Abschluss seiner Schulausbildung zu spät. So erlernte er erst den
Beruf des Maurers und später den des
Handschuhmachers. Zum Schluss war er
Abteilungsleiter der bekannten deutschen
Handschuhfabrik Roeckl in München.
Nach seinem Berufsleben aber setzte
er sich mit viel Schwung für seine Heimat
Schlesien ein.
Sein Leitmotiv war dabei „Annäherung,
Verständigung, Versöhnung“ Er half in Bolkenhain eine Handschuhfabrik aufzubauen, die viele Jahre für die Firma Roeckl arbeitete. Auch anderen polnischen Firmen
vermittelte er geschäftliche Verbindungen
mit dem Westen. Viele Jahre im Vorstand
der „Veeso“ (Verein zur Erforschung und
Erhaltung schlesischer Orgeln) gelang es,
wertvolle Orgeln in Schlesien durch mühsames Sammeln von Spenden vor dem
Verfall zu retten. Eines der ersten Projekte der „Veeso“ war die Sanierung der kleinen Altarorgel der Friedenskirche seiner
Heimatstadt Schweidnitz.
Die Aktion „eine Glocke für die
Schlosskapelle von Kreisau“ verwirklichte Klaus Goldmann zusammen mit seiner
Frau durch engagierten persönlichen Einsatz. Mit der Heimatgruppe Striegau zusammen engagierte er sich für die Restaurierung der wertvollen Orgel in Striegau. Sein letztes großes Projekt, trotz langer und schwerer Krankheit, war die geplante Sanierung des Friedhofes rund um
die Schweidnitzer Friedenskirche. Diese
selbstgewählte Aufgabe konnte er nicht
mehr zu Ende führen, doch anstelle von
Blumenspenden zu seiner Beerdigung bat
die Familie um eine Spende für dieses Projekt an die „Gemeinschaft evangelischer
Schlesier“ für den Friedhof in Schweidnitz,
Kontonummer 26997, BLZ 490 519 90 bei
der Stadtsparkasse Porta Westfalica unter dem Stichwort „Klaus Goldmann“.
Viele Schlesier verlieren mit Klaus
Goldmann einen Landsmann, der mit der
ganzen, ihm zur Verfügung stehenden Kraft
versuchte, eine Brücke zwischen den deutschen Schlesiern und der heute in Schlesien wohnenden polnischen Bevölkerung zu schlagen. Sein Tod hinterlässt eine
große Lücke.
Jutta Graeve
16
HEIMAT SCHLESIEN / ANZEIGEN
650 Kilometer in 33 Etappen nach Breslau
Die Geschichtswandergruppe der Wanderfreunde Mistelbach/Bayreuth, die zur
Hälfte aus gebürtigen Schlesiern und Franken bestand, hat ihre 650 Kilometer lange Wanderung auf den Spuren vieler heimatvertriebener Schlesier nach Breslau
kürzlich erfolgreich abgeschlossen. Mit
den letzten vier Etappen und einer nochmaligen Besteigung der Schneekoppe und
des heiligen Berges der Schlesier, dem
Zobten, hat die Gruppe die letzten 70 Kilometer zurückgelegt. Um das Ziel Breslau zu erreichen mussten jedoch 33 Etappen zu je ca. 20 Kilometer durch Fich-
tel-, Elster-, Erz-, Elbsandsteingebirge, die
Böhmische Schweiz, das Zittauer-, Iser-,
Riesen-, Überschar- und Waldenburger
Gebirge bewältigt werden. Zum krönenden Abschluss wurden die Wanderer im
historischen Breslauer Rathaus vom Vorsitzenden des Stadtrates Peter Stopnicki
empfangen. Anfangs entwickelte sich die
Begegnung sehr kühl, doch nach der versöhnend gehaltenen Antrittsrede des Vorsitzenden Rudi Leitz, die in deutscher und
polnischer Sprache verfasst war, lockerte sich das Verhältnis zu einer sehr
freundschaftlichen Atmosphäre, dem sich
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
sogar noch der sehr gut deutsch sprechende Oberbürgermeister Rafael Dutkiewicz hinzugesellte.
Bereits am nächsten Tag wurde dieses
Unternehmen im dortigen Regional-Fernsehen veröffentlicht. Für die Vorbereitung
und Bewältigung der Wanderstrecken
zeichnete in erster Linie Wanderführer Walter Heidenreich verantwortlich. Über Geschichtliches entlang der Strecke informierte immer umfangreich Wanderführer
Gerhard Zimmermann. Im Rahmen dieses
Abschlusses wurden auch Ausflüge genutzt, um über die Geschichte Breslaus
und Schlesiens weiteres in Erfahrung zu
bringen. Auf der Heimreise hat die Gruppe dem weltbekannten Fürst Pückler Park
Bad Muskau noch einen Besuch abgestattet.
Rudi Leitz
TERMINE
29. 7. bis 1. 10. 2006: Sonderausstellung
„Dioramen – 3D-Schaubilder des 19.
Jahrhunderts aus Schlesien und Böhmen“ im Schlesischen Museum zu Görlitz, Brüderstr. 8, Di bis So: 10 bis 17 Uhr
27. August 2006, 11 Uhr: Matinée-Klavierkonzert Frédéric Chopin, gespielt von
Junko Shioda, anläßlich des 180. Jahrestages des ersten Konzertauftritts des
jungen Chopins am 26. August 1826 im
schlesischen Bad Reinerz. Haus Schlesien. Dollendorfer Str. 412, Königswinter.
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
HISTORISCHES
Gründung von Neumarkt und das
Neumarkter Recht – von Ursula Lange –
Piastenherzog Heinrich I. wollte sein selbständig gewordenes Land Schlesien, das
bis 1163 meist unter polnischer Herrschaft
gestanden hatte, eng mit dem deutschen
Reich verbinden. Vermählt mit einer Tochter des bayerischen Grafen Berthold IV. von
Andechs und Meran, Hedwig, die später zur
Schutzheiligen von Schlesien wurde, holte er deutsche Siedler ins Land. Um 1210
gründete Herzog Heinrich den Marktort
Neumarkt. Schon bald darauf spielte der
Ort eine führende Rolle im Land, und bereits 1235 wurde Neumarkt zur Stadt mit
Halle’schem Recht erhoben. Dass die
Neumarkter ihre Rechtsnormen nicht von
den Schöffen in Magdeburg, wie damals üblich, sondern von denen in Halle einholten,
hatte seinen Grund vermutlich in den Handelsbeziehungen zu Halle. Dabei wurde das
Halle’sche Recht in Neumarkt nicht streng
wörtlich angewandt, sondern den örtlichen
Verhältnissen angepasst. Damit war das in
der Stadt Neumarkt exemplarisch vorgelebte „Neumarkter Recht“ entstanden. In der
Folgezeit wurde es an über 500 Orte in
Schlesien und bis zur Ukraine, zum Bug und
an die untere Weichsel verliehen. Dieses
Neumarkter Recht garantierte den frühen
Siedlern, dass sie als freie Männer unter gleichen Verhältnissen wie in ihrer alten Heimat zu leben berechtigt waren.
Johann von Neumarkt
Einhundert Jahre nach Gründung des
Marktortes Neumarkt erblickte einer der
bedeutendsten Staatsmänner seiner Epoche – der Begründer und Schöpfer der neuhochdeutschen Schriftsprache und erster
Humanist Deutschlands – das Licht der
Welt: Der aus einer deutschen Familie in Hohenmauth in Böhmen stammende Johann
von Neumarkt. In Prag erhielt er seine Ausbildung zum Geistlichen und Juristen. Als
Kanzler Kaiser Karls IV. hatte er wesentlichen Anteil am Zustandekommen der
„Goldenen Bulle“, die u. a. die Sonderstellung der Kurfürsten festlegte. Sie blieb
bis 1806 eine der wichtigsten Grundgesetze
des Deutschen Reiches. Johann von Neumarkt war zunächst Pfarrer in Neumarkt,
dann Kanonikus am Breslauer Dom, in Olmütz und Oberglogau, schließlich Bischof
von Leitomischl. Als enger Vertrauter des
hochgebildeten Monarchen Karl IV. nahm
er zweimal an dessen Italienzügen teil.
Er stand in brieflicher Verbindung mit Petrarca, übersetzte viele lateinische Bücher
ins Deutsche, verfasste zahlreiche Schriften, verbreitete Proben deutscher Dichtkunst und führte eine Reform der Prager
Kanzleisprache durch. Johann von Neumarkt gilt als die Verkörperung der
deutsch-böhmisch-schlesischen Kultureinheit im 14. Jahrhundert. Neben der deutschen und lateinischen Sprache beherrschte er die böhmische, französische
und italienische. Neumarkt, das ihm zeitlebens viel bedeutete, hat er als Träger dieses Namens weithin bekannt gemacht.
Neumarkts Gang durch die
Jahrhunderte
Die günstige Lage zwischen Breslau und Liegnitz ermöglichte der
Stadt einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung. Ihr Reichtum Neumarkt – Ober- und Unterring mit Rathaus
wurde jedoch durch viele Brände,
Mongoleneinfälle, die Hussitenkriege,
war die Wirtschaftsstruktur des Kreises Neudurch Hungersnöte und Pest, durch die Leimarkt überwiegend von der Landwirtschaft
den von Reformation und Gegenreformaund ihren Nebenzweigen, hier vor allem die
tion und besonders durch den 30-jährigen
Pferdezucht, geprägt. An größeren geKrieg vernichtet. Die Stadt, die im Zeitraum
werblichen Anlagen sind zu nennen: Zuzuvor schon 6000 Einwohner hatte, zählte
ckerfabriken, Sägewerke, Mühlenwerke,
1683 nur noch 165 wehrhafte Bürger.
Ziegeleien, Elektrizitätswerke, KartoffelSeit dem Vertrag von Trentschin im Jahr
flockenfabriken, Gerbereien, eine Zellulo1335 war Schlesien losgelöst aus dem polnisefabrik, ein Eisenwerk, Likör-, Malz-,
schen Staatsverband und war böhmisch.
Zigarren- und Lehrmittelfabriken, eine
Damit gehörte Schlesien zum Deutschen
Ofenfabrik.
Reich. Aufgrund fragwürdiger, unsicherer
Eine Sonderstellung unter den GeRechtsansprüche auf das unter Habsburmeinden im Neumarkter Kreisgebiet nimmt
gischer Herrschaft stehende Schlesien
Maltsch an der Oder mit seinen Hafenanlamarschierten 1740 preußische Truppen in
gen ein. Der Maltscher Oderhafen war der
Schlesien ein – die drei sogenannten
einzige reichsbahneigene Hafen in ganz
Schlesischen Kriege nahmen ihren Anfang.
Schlesien. 1941 belief sich der JahresumIm zweiten Jahr des Siebenjährigen Krieschlag auf etwa 1 Mio. Tonnen, das war
ges, dem letzten der Schlesischen Kriege,
mehr als der des Breslauer Oderhafens. Fer1757, tobte die berühmte Schlacht von Leuner sind zu erwähnen: die Maltscher Werftthen, einem Dorf nahe Neumarkt. Sie brachanlagen, in denen zunächst auch Schiffste Friedrich dem Großen einen glanzvollen
neubauten, später nur noch SchiffsreparaSieg über die Österreicher, den Menschen
turen ausgeführt wurden.
in und um Neumarkt jedoch neue Lasten
und Wunden.
Kaum hatte sich die Stadt und ihr Umland unter preußischer Herrschaft erholt, da
brachen wieder Not und Bedrängnis über
die gequälte Bevölkerung herein – in Gestalt von Truppen der französischen Eroberungsarmee. Für eine Woche im Juni
1813 lag der Schwerpunkt der Weltgeschichte in Neumarkt. Dort hatte Napoleon auf seinem Unterwerfungsfeldzug
durch Europa sein Hauptquartier aufgeschlagen. Noch Generationen danach erMaltsch an der Oder – Blick auf beide Hafenbecken
innerte man sich in Neumarkt schaudernd
an die Franzosenzeit, an Truppendurchzüge, Plünderung, Verwüstung und BrandFlucht und Vertreibung
schatzung, Einquartierung und RequirieVon Mitte Januar 1945 an strömten stänrung. Doch das alles war nichts im Vergleich
dig wachsende Flüchtlingstrecks aus Richzur Russenzeit nach 1945 und der
tung Osten durch die Straßen Neumarkts,
anschließenden Vertreibung. In den Befreiund auch die Neumarkter verließen am 27.
ungskriegen wurde auch Neumarkt befreit.
Januar auf Anordnung der Behörden bei klirAber ihre einstige Bedeutung, Kraft und Ausrender Kälte und Schneetreiben die Heimat.
strahlung hat die Stadt nach den SchreckDas Elend auf den Fluchtstraßen entzieht
nissen und Aderlässen der voraufgegansich jedem Beschreibungsversuch. Als dann
genen Jahrhunderte trotz aller Anstrendie Waffen schwiegen, kehrten viele der vor
gungen nie wieder erreichen können.
der Kriegswalze Geflohenen wieder in ihre
inzwischen von Polen und Russen beDie moderne Kreisstadt und der Landsetzten Heimatorte zurück. Nun nahmen Not
kreis Neumarkt
und Krankheit in dem Maße zu wie NahIm Herzen Niederschlesiens gelegen,
rungsmittel und die Möglichkeit, den Krangrenzt der Kreis Neumarkt westlich an
ken Hilfe zu leisten, abnahmen. Ruhr und
Stadt- und Landkreis Breslau. Im Norden
Typhus rafften die halb Verhungerten dabildet überwiegend die Oder die Kreishin. – Am 26. Juni 1945 frühmorgens kurz
grenze.
vor fünf Uhr hallten Schüsse und Schreie
Die gesamte Einwohnerzahl des Kreises
durch die Straßen: „Alle Deutschen innermit der Stadt Neumarkt und den 114 Landhalb einer halben Stunde raus! Wer nicht
gemeinden betrug nach der Volkszählung
geht, wird erschossen!" Die Vertreibung der
des Jahres 1939 rund 57 000.
Deutschen aus der Heimat ihrer Väter hatMit 3571 landwirtschaftlichen Betrieben
te begonnen.
18
HISTORISCHES
Kardinal Bertram – die Seele Schlesiens
Vor 100 Jahren erhielt Kardinal Bertram die Bischofsweihe
Am 15. August 2006 jährt sich zum
100. Mal der Tag der Bischofsweihe
des letzten Bischofs von Breslau. Adolf
Bertram wurde von Georg Kardinal
Kopp im Hildesheimer Dom am 15. August 1906 zum Bischof konsekriert.
Adolf Bertram wurde am 14. März
1859 in Hildesheim geboren. Dort verbrachte er auch seine Kindheit und Jugendzeit. 1877 bestand er das Abitur.
Da die philosophisch-theologische
Lehranstalt in Hildesheim durch den
Kulturkampf geschlossen war, musste
er die Vorlesungen in Würzburg und
München besuchen. Nach der Priesterweihe, die er am 31. Juli 1881 in
Würzburg empfing, studierte er ein
Jahr an der Universität in Innsbruck.
Zwei Jahre lang (1882 – 1884) studierte
er in Rom. In Würzburg erwarb er am
23. Juli 1883 den theologischen Doktorgrad. Nur ein Jahr später promovierte er erneut in Rom zum Doktor des
kanonischen Rechtes. Adolf Bertram
war erst 47 Jahre alt, als er zum Bischof konsekriert wurde. In wenigen
Jahren nach seiner Bischofsweihe entwickelte er sich zu einem echten
„Volksbischof“. Nach dem Tod des Kardinals Georg Kopp (gestorben am 04. März
1914) wurde er am 24. Mai 1914 durch den
Breslauer Domkapitel zu dessen Nachfolger gewählt. Papst Benedikt XV. erteilte am 08. September des gleichen Jahres die Bestätigung. Fürst Bischof Adolf
Bertram wurde am 28. Oktober 1914 im
Breslauer Dom inthronisiert. Seit diesem
Zeitpunkt stand er an der Spitze der größten deutschen Diözese. Am 04. Dezember 1916 kreierte Papst Benedikt XV. den
Fürst Bischof Adolf Bertram zum Kardinal. Seine Ernennung konnte erst am
15.12.1919 infolge der Wirren des Ersten
Weltkrieges publiziert werden. Die nationalen Spannungen in Oberschlesien, die
dortigen kämpferischen Auseinandersetzungen, die Abstimmung und Teilung
Oberschlesiens, die Zeit der Weimarer Republik, die Machtergreifung der Nationalsozialisten, die antikirchliche Propaganda des Dritten Reiches, der Zweite Weltkrieg und der Zusammenbruch Deutschlands im Jahre 1945 bildeten den zeitgeschichtlichen Hintergrund, vor dem er sich
als Oberhirte Breslaus und Metropolit der
ostdeutschen Kirchenprovinz bewahren
musste und zu einer der markantesten Bischofsgestalten der katholischen Kirche
in Deutschland in der ersten Hälfte des 20.
Jahrhunderts herangewachsen ist.
Als Fürst Bischof von Breslau war er von
1914 bis 1918 Mitglied des Preußischen
und Österreichischen Herrenhauses in Berlin und Wien. Gleichzeitig präsidierte er
dem Österreichischen Landtag. Er setzte
sich auch ein für die Sicherstellung der
kirchlichen Seelsorge der polnisch sprechenden Katholiken in Oberschlesien, vor
allem in den kritischen Jahren zwischen
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
schlag, der am Nachmittag des gleichen
Tages seinen Tod herbeiführte. Er wurde
am 11. Juli 1945 auf dem Friedhof in Jauernig beigesetzt. Erst 46 Jahre später – im
November 1991 – wurden die sterblichen
Überreste des Kardinals in den Dom zu
Breslau überführt.
Leider wird sehr oft die Person des Kardinals Bertram in böswilliger Weise verzerrt und falsch dargestellt. Er wollte durch
seine sogenannte „Eingabepolitik“ nur das
Beste für die damalige katholische Kirche
in Deutschland erreichen. Das ist ihm auch
zum Teil gelungen. Professor Werner
Marschall schreibt in seinem Buch „Geschichte des Bistums Breslau“: „Man kann
ohne Übertreibung sagen, dass Bertram
mit ganzer Seele dem schlesischen Volk
verbunden war“.
In diesem Sinne wollen wir des großen
Würdeträgers der römisch-katholischen
Kirche Schlesiens in ehrwürdiger Weise gedenken!
Damian Spielvogel
Sonderstempel
1918 und 1920. Schmerzlich für ihn war
die Abtretung Ostoberschlesiens an Polen, da dadurch die Diözese Breslau rund
eine Million Katholiken verloren hatte.
Es ist erstaunlich auch aus der Zeitperspektive betrachtend, wie Adolf Kardinal Bertram durch seine Erfahrungen in
der kirchlichen Verwaltung, seine Ansprachen bei großen kirchlichen Veranstaltungen sowie seine Hirtenbriefe die angedeuteten Schwierigkeiten meisterte.
Es soll nicht vergessen werden, dass der
Breslauer Kardinal den Stimmenzuwachs
der extremen Parteien bei den Reichstagswahlen mit großer Besorgnis beobachtete. Schon Ende 1930 warnte er vor
den Nationalsozialisten. Als die Konkordatsbestimmungen von den braunen
Machthabern verletzt wurden, wandte er
sich als Vorsitzender der Fuldaer Bischofskonferenzen fortwährend an die zuständigen Parteiinstanzen und Ministerien,
um Beschwerden vorzutragen und Abhilfe zu fordern.
Im Herbst 1939 konnte das 25jährige
Jubiläum seiner Amtszeit als Breslauer Ordinarius nicht gebührend gefeiert werden,
da der Zweite Weltkrieg seine Schatten auf
den vom Alter gebeugten Kardinal, der
stets die politische und kirchliche Situation nüchtern und ohne Illusion beurteilte, warf. Nach dem raschen Vorstoß der
Einheiten der Roten Armee in Richtung
Breslau hatte er sich auf Anraten seiner
Umgebung am 21. Januar 1945 auf das
Schloss Johannesberg bei Jauernig begeben. Am 08. Mai zogen die russischen
Einheiten auch in Johannesberg ein. Als
„Patriarchen von Deutschland“, wie ihn einige sowjetische Offiziere tituliert haben,
erlitt er am 06. Juli 1945 einen Gehirn-
und Briefmarken
zu den Themenbereichen
Vertreibung, Schlesien,
berühmte Schlesier und
Ostdeutschland
Heute: Heute: Tag der Deutschen Einheit 17. Juni 1978
In der nächsten Ausgabe: 30. Tag der
Heimat 1979
Aus der Sammlung Michael Ferber
Schlesische Firmen
Teil 54
Rauschert
Technische Keramik, europäischer
Marktführer für Elektrokeramik, gegründet am 01.07.1898 in Hüttengrund / Thüringen, 1912 erwirbt die
Rauschert-Gruppe u.a. die Porzellanfabriken Gebr. Pohl in Schmiedeberg und Erdmannsdorf, mit Ende des
2. Weltkrieges 1945 verliert Rauschert
die schlesischen Werke, 1997 übernimmt Rauschert das frühere Rauschertwerk Erdmannsdorf, Hauptsitz
in Judenbach - Heinersdorf / Thüringen
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
KULTUR
19
Von Gerhart Hauptmann bis Siegfried Lenz
Ostdeutsches auf der Leipziger Buchmesse
Den umfassendsten Beitrag zur ostdeutschen Literatur auf der Leipziger Buchmesse lieferten die Schlesier. So hat der
unermüdliche Herbert Hupka, der im
Sommer 2005 seinen 90. Geburtstag feiern konnte, auf 236 Seiten unter dem Titel „Schlesien lebt. Offene Fragen – kritische Antworten“ (Langen-Müller) seine
Aufsätze zur Geschichte und Kultur
Schlesiens gesammelt. Die eine Generation jüngere Monika Taubitz, geboren 1937
in Breslau, aufgewachsen in der Grafschaft
Glatz, heute als pensionierte Lehrerin in
Meersburg/Bodensee lebend, hat im
Neisse-Verlag, der merkwürdigerweise
nicht in Görlitz, sondern in Dresden ansässig ist, unter dem Titel „Ein Land gab
mir sein Wort“ ein Bändchen mit Gedichten über Schlesien veröffentlicht. Es ist eine
zweisprachige Ausgabe, die polnische
Übersetzung stammt von Justyna Kubocz,
die an der Breslauer Universität an einer
Dissertation über Monika Taubitz arbeitet
und die während der Lesung der Autorin
am 17. März 2006 anwesend war und
mehrere übersetzte Gedicht vortrug. In der
am Stand des Verlages ausliegenden Zeitschrift „Silesia Nova“ (Heft 4/2005) konnte man ein aufschlussreiches Interview mit
der Schriftstellerin Monika Taubitz nachlesen (sieben Seiten). Das Heft enthält
noch weitere Aufsätze zu Schlesiens Literatur, wie den von Antje Johanning zum
„Bild Polens im Werk Gustav Freytags“ und
den der 1926 in Breslau geborenen Maria Frisé „Wiedersehen mit Breslau“. Sie
ist am 19. Januar 1945 aus ihrer Heimatstadt geflohen.
Über den Einmarsch der „Roten Armee“
in Schlesien und die Flucht der Schlesier
schrieb der 1926 in Hindenburg/Oberschlesien geborene Schriftsteller Werner
Heiduczek in seinem DDR-Roman „Tod am
Meer“ (1977), der nach der ersten Auflage nach Einspruch des Sowjetbotschafters Pjotr Abrassimow verboten wurde.
Dieser Roman war einer der vergeblichen
Versuche in der DDR-Literatur, Flucht und
Vertreibung ohne ideologische Vorbehalte aufzuarbeiten. Aber die Zeit, offen über
Vergewaltigungen, Plünderungen und
Morde an Zivilisten zu schreiben, war damals noch nicht gekommen! Jetzt kann
man in Werner Heiduczeks Autobiografie
„Die Schatten meiner Toten“ (Faber und
Faber), im Sommer 2005 in Leipzig erschienen, ausführlich nachlesen, wie ein
Schriftsteller behandelt wurde, der angeblich die „ruhmreiche Sowjetarmee“ beleidigt hatte. Das Buch ist aber weit mehr
als eine nachgeholte Auseinandersetzung
mit Staat und Partei, es ist die Lebensbeschreibung eines katholischen Oberschlesiers, der ins protestantisch geprägte
Sachsen verschlagen wurde. Werner Heiduczek war Luftwaffenhelfer in den letz-
3. und letzter Teil, von Jörg Bernhard Bilke
ten Kriegsjahren, geriet dann in russische
Gefangenschaft, wurde Neulehrer, Schulinspektor und Kreisschulrat, war 1961/64
Dozent in Bulgarien und lebt seit 1965 als
Schriftsteller in Halle, heute in Leipzig.
Nicht vergessen werden darf bei den
Schlesiern der Theologe und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Geboren am 4. Februar 1906 in Breslau und,
nach zweijähriger Haft in Berlin-Tegel und
Buchenwald, erhängt am 9. April 1945 im
Konzentrationslager Flossenbürg/Oberpfalz. Sein Tod liegt mehr als 60 Jahre zurück, aber sein Ansehen als Glaubenszeuge der „Bekennenden Kirche“
1933/45 und der Zuspruch, den sein theologisches und literarisches Werk, beispielsweise die von Eberhard Bethge erarbeitete Textsammlung „Widerstand und
Ergebung, Briefe und Aufzeichnungen aus
der Haft“ (1951), findet, wachsen von Jahr
zu Jahr. Das Gütersloher Verlagshaus betreut Werk und Sekundärliteratur, zum 100.
Geburtstag erschienen mehrere Biografien
und eine sechsbändige Werkauswahl im
Taschenbuch.
Im neugegründeten Antaios-Verlag,
der in Albertsroda/Sachsen-Anhalt ansässig ist, wird von Götz Kubitschek eine
Reihe „Die vergessene Bibliothek“ betreut,
wo nach dem Jahrhundertroman des Baltendeutschen Siegfried von Vegesack
(1888 – 1974) „Baltische Tragödie“
(1933/35) jetzt auch der verschollene Roman „Schwarze Weide“ (1937) des Schlesiers Horst Lange (1904 – 1971) ediert wurde. Dieser Roman, der in den fünfziger Jahren an den Höheren Schulen noch gelesen wurde, war seit 1979 nicht mehr greifbar. Auch der Lusatia-Verlag in Bautzen
bietet Schlesisches: Dort erscheinen, in
erweiterter Auflage, Michael Guggenheimers Buch „Görlitz. Schicht um Schicht.
Spuren einer Zukunft“ und Hannelore Lauerwalds Erzählung „Goethes Minchen in
Görlitz“ über Goethes Geliebte Minna
Herzlieb (1789-1865) , die in einer Görlitzer Nervenklinik starb. Über den fast vergessenen Oberschlesier Hans Niekrawietz
(1896-1983), den „Sänger der Oder“, gibt
es inzwischen eine polnische Dissertation,
ausgefertigt 2005 von Joanna Bzdok an
der Universität Breslau, über seine nahezu vier Jahrzehnte „Exil“ in Westdeutschland. Auch dieses Buch ist ein weiterer Beweis dafür, wie intensiv die polnische Germanistik die schlesische Literatur wissenschaftlich erschließt und aufarbeitet, während die deutsche Germanistik hier weitgehend abseits steht, weil
sie offensichtlich die Beschäftigung mit
dieser Thematik für „Revanchismus“ hält.
Seltene Ausnahme ist vielleicht der von
dem Berliner Germanisten Hans-Joachim Hahn edierte Sammelband von Vorträgen über Gerhart Hauptmanns Stellung
zum Judentum, die im Sommer 2004 im
„Gerhart-Hauptmann-Haus“ im schlesischen Agnetendorf gehalten wurden,
zum 70. Jahrestag der Totenfeier für Max
Pinkus (1857 – 1934). Eröffnet wird der
Band mit einem Beitrag Peter Sprengels,
der die von Hans Egon Hass 1962 begonnene und von Martin Machatzke fortgeführte Centenar-Ausgabe vollendet
hat.
Sollte das der einzige Beitrag zum 60.
Todestag des schlesischen Dichters
(1862 – 1946), der auf der Insel Hiddensee in Vorpommern begraben liegt, am
6. Juni 2006 gewesen sein? Der Berliner
Propyläen-Verlag, der das Gesamtwerk
betreut, vermag keine Auskunft zu geben!
Immerhin gibt es im Stuttgarter ReclamVerlag, der auch die „Liebesgedichte“ des
in Breslau geborenen Dramatikers Peter
Hacks (1928 – 2003) verlegt hat, zahlreiche Einzelausgaben von Dramen und Prosawerken des Dichters und zwei Monografien von Friedhelm Marx (403 Seiten) und
von Franz-Josef Payrhuber (104 Seiten).
In den Wochen vor der Leipziger Buchmesse wurde bekannt, dass der Leipziger Stamm-Verlag, anderthalb Jahrzehnte nach der Fusion mit der nach 1945 in
Stuttgart gegründeten Filiale, aufgelöst und
seine Bestände ins Stuttgarter Archiv eingegliedert werden sollen. Das ist ein höchst
bedauerlicher Vorgang, wie sich an einem
Beispiel erklären lässt: Während die Leipziger seit 1945 die „linken Traditionen“
deutscher Literaturgeschichte gepflegt haben, setzten sich die Stuttgarter mehr für
das „bürgerliche Erbe“ ein. So erschien
1973 in Leipzig der Band „Revolutionsbriefe 1848/49“, der in Stuttgart nie hätte erscheinen können! Hier sind 159 Briefe deutscher Intellektueller abgedruckt,
darunter auch solche, die in den preußischen Ostprovinzen geschrieben wurden,
wie die von Rudolf Virchow (1821 – 1902)
aus Pommern, Adolf Menzel (1815 – 1905)
aus Schlesien, Ernst Moritz Arndt (1769
– 1860) aus Pommern und, aus der Habsburger Monarchie, von Hans Kudlich
(1823 – 1917) aus Böhmen!
Der verdienstvolle Westkreuz-Verlag in
Bad Münstereifel, der seit Jahrzehnten ostdeutsche Literatur verlegt, bietet 2006 zwei
neue Bücher an, die zu lesen lohnt: zunächst ein Erinnerungsbuch über Schlesien, über Flucht und Vertreibung, beschrieben von Joachim Otto aus Lauban,
der seit 1972 in Ludwigsburg bei Stuttgart
lebt, und veröffentlicht unter dem Titel
„Meine Wurzeln in deiner Heimat“ (160 Seiten); das zweite Buch heißt „Kosmonaut
in Kaliningrad“ (352 Seiten) und stammt
von Andreas Metz, der Russisch Ostpreußen bereist und die Verwandlung des
preußischen Königsberg in eine russische
Provinzstadt beobachtet hat.
20
Bei der Fülle der Verlage, die in Leipzig vertreten waren, wird man sich
schwerlich der Mühe unterziehen können,
alle Kataloge nach ostdeutschen Spuren
zu durchforschen. Mitunter aber ist der Zufall hilfreich: So erschien im Berliner KarlDietz-Verlag, dem einstigen SED-Parteiverlag, ein dickleibiges Werk (1250 Seiten)
über „Deutsche Zeitgeschichte von 1945
bis 2000“ (2005) mit einem Aufsatz Alexander von Platos/Hagen „Flüchtlinge und
Fluchtverarbeitung in Ost und West“ (Seite 1211 – 1233). Von dem seit Jahren in
Genf lebenden Historiker Alfred Maurice
de Zayas (1945), einem gebürtigen Amerikaner, gibt es die fünfte Auflage seines
Buches „Die deutschen Vertriebenen – Keine Täter, sondern Opfer“ (AresVerlag/Graz) mit einem Vorwort Erika Steinbachs, der Präsidentin des „Bundes der
Vertriebenen“. Bei der in Bonn ansässigen
„Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“ erschienen im Herbst 2005 ein neuer Band (Jahre 2003/04) des unverzichtbaren Kompendiums „Ostdeutsche Gedenktage“.
Und schließlich sollte noch auf die Lebenserinnerungen zweier Frauen hingewiesen werden, die keine geborenen
Ostpreußinnen sind, aber einige Jahre in
der Hauptstadt Königsberg gelebt und darüber auch geschrieben haben: Marie Luise Kaschnitz (1901 – 1974) und Hanna
Arendt (1906 – 1969). Die Lyrikerin und Erzählerin Marie Luise Freifrau von Kaschnitz-Weinberg wurde im badischen
Karlsruhe geboren, wuchs in Potsdam und
Berlin auf und lebte mit ihrem Mann, der
Archäologe war, in den Jahren 1932/37 in
Königsberg. Er gibt Aufzeichnungen von
ihr, worin sie über diese Jahre berichtet.
Die deutsch-jüdische Philosophien Hanna Arendt, bis 1933 Studentin bei Karl Jaspers in Heidelberg, über die der 2005 verstorbene Politologe Kurt Sontheimer
noch in seinem Todesjahr das Buch „Der
Weg einer großen Denkerin“ (Piper) abschließen konnte, ist in Hannover geboren, aber in Königsberg aufgewachsen. Sie
musste 1933 über Frankreich in die Vereinigten Staaten emigrieren, wo sie mit
dem Buch „Ursprünge und Elemente totaler Herrschaft“ ihre wissenschaftliche
Laufbahn begründete. Auch von ihr gibt
es Aufzeichnungen über die Königsberger
Jahre, die es zu entdecken gilt!
KULTUR
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
Noch einmal Schlesiertreffen 2005 –
Förderverein Petersgrätz e.V. gegründet
Die Oberschlesier und ihre Nachkommen
aus der Gemeinde Himmelwitz, dem Ort
Petersgrätz, trafen sich, wie viele andere
auch, unter ihrem Transparent „Groß
Strehlitz“. Das besondere, das sich diesmal unter diesem Heimatnamen vollzog,
war die Gründung eines „Verein zur Förderung der deutsch-polnischen Verständigung und Zusammenarbeit mitPetersgrätz; Kurzform: „Förderverein Petersgrätz
e.V.“
Die Nachfahren der Dorfgründer von
Petersgrätz und deren heutige Bewohner
wollten im Jahre 2005/2006, dem „Jahr der
deutsch-polnischen Zusammenarbeit“
ein deutliches Zeichen setzen. Mit der
Gründung dieses Fördervereins wollten die
16 Gründungsmitglieder ein Signal zur Völkerverständigung geben.
Der Verein möchte u.a. die Kultur, die
Bildung und Begegnung durch Schul-,
Stadt- und Gemeindepartnerschaften,
die Kommunikation und Vernetzung im
deutsch-polnischen Jugendbereich, die
Sammlung und Pflege des heimatlichschlesischen-böhmischen Kulturgutes
und Brauchtums und die Kontaktpflege zu
den Zeitzeugen und Nachfahren fördern.
Der Ort Petersgrätz, der 1832 von böhmischen Einwanderern gegründet worden
war, entstand aus der Muttergemeinde
Friedrichsgrätz. Die Leser der „Schlesi-
schen Nachrichten“ Nr. 22/2002, Seite 11,
waren von den Organisatoren umfangreich
über die Dorfgründungsfeier informiert
worden.
Letztmals fand der Leser in den „SN“
Nr.19/05, S. 14, einen Beitrag über Petersgrätz: Ein gemeinsames Foto von deutschen und polnischen Schülerinnen und
Lehrerinnen, die am bayerischen Schülerwettbewerb teilgenommen hatten und
in Furth i.W. als eine der Siegerschulen prämiert worden waren.
Die Organisatoren der bisherigen Aktionen in der deutsch-polnischen Zusammenarbeit, vor allem mit den heutigen
Bewohnern von Petersgrätz, – Utikal Dieter und Neubert Andreas – wurden einstimmig zu den Vorsitzenden dieses Vereins gewählt.
Parallel zur Gründungsversammlung liefen die Vorbereitungen zu einem bisher einmaligen Begegnungsprogramm, einem
Schüleraustausch der Grundschulen von
Petersgrätz mit Würzburg/HeuchelhofRottenbauer.
Wie es dazu kam und was dort alles los
war, erfahren die interessierten Leser in
eine der nächsten Ausgaben der „Schlesischen Nachrichten“. Der Förderverein
Petersgrätz e.V. ist auch im Internet unter www.fv-petersgraetz.de präsent.
Dieter Utikal
Die Gründungsmitglieder des Förderverein Petersgrätz e.V. v.l.n.r.: Klaus Wycislo (Kassenprüfer),
Wolfgang Sterzik, Barbara Utikal, Reinhold Sterzik, Andreas Neubert (2. Vorsitzender u. Kassier), Marie Proxa, Reinhold Proxa, Alina Sereda (Beisitzerin u. Ortsvorsteherin von Piotrówka), Norbert Utikal (Schriftführer), Beata Nowak (Beisitzerin u. Elternratsvorsitzende Grundschule P.), Horst Proxa (Kassenprüfer), IlseZintl.
Kulturhistorische Sammlung „Eisenbahnen Schlesiens“
in Schwelm
Öffentlichkeit, vor allem in den neuen
sentiert und mit einem Diavortrag im groDie von Rudolf Wuttke 1985 in Schwelm
gegründete Sammlung zur Entwicklung
der schlesischen Eisenbahnen von 1842
– 1945 in technischer, kultureller, wirtschaftlicher und sozialer Bedeutung, wurde am 17. August 2005 von Manfred
Wielsch aus Berlin übernommen.
Insbesondere will Herr Wielsch mit interessierten Eisenbahnfreunden die umfangreiche Ausstellung erweitern und der
Bundesländern, präsentieren. Die Ausstellung wurde von 1987 – 2000 in 14 Orten im Norden, Westen und Süden mit guter Resonanz präsentiert. Das Rahmenprogramm beinhaltete Eröffnungsvorträge zur Geschichte der schlesischen Eisenbahnen, Diavorträge mit historischen
Eisenbahnbildern und anderes.
Im Deutschlandhaus in Berlin wurde die
Ausstellung vom 26.03. – 08.05.1994 prä-
ßen Saal eröffnet.
Der ehemalige Eisenbahnknotenpunkt
Treuchtlingen/Altmühltal war 2000 die letzte Station der Ausstellung, die als
Sonderausstellung im Volkskundemuseum, organisiert von der dortigen Landsmannschaft, präsentiert wurde.
Die neue Anschrift: Dipl. Ing. Manfred
Wielsch, Hallberger Zeile 10, 12437 Berlin, Tel.: 030/5 32 43 25
SN
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
KULTUR / DE LIBRIS
Eine Goldberg-Vitrine in der
Ostdeutschen Heimatstube
Die Ostdeutsche Heimatstube in Solingen
besteht schon länger, doch im letzten Jahr
wurden die „Patenkinder“ der Stadt Solingen, die Heimatkreisgruppe Goldberg
vom Spätaussiedlerbeirat aufgefordert,
eine Vitrine in der Ostdeutschen Heimatstube zu gestalten, in der aus dem Kreis
Goldberg mit Haynau und Schönau und
den verschiedenen Dörfern des Kreises
berichtet wird. In der Ostdeutschen Heimatstube gibt es schon sechs Vitrinen, in
denen Ausstellungsgut aus Oberschlesien
und Gesamtschlesien, aus Ostpreußen,
Danzig, Pommern und von Aussiedlern aus
der ehemaligen Sowjetunion berichtet
wird. Nun lud der der Vorsitzende des Aussiedlerbeirates der Stadt Solingen, Peter
Märkel, auch die Goldberger ein, über ihre
Heimat zu informieren. Im Vorfeld des 26.
Goldberger Heimattreffens in Solingen am
20. und 21. Mai gestalteten Ulrich Kabel
und Martin Schubert diese Vitrine mit viel
Liebe und Sachverstand. Zur Einweihung
der so erweiterten Ostdeutschen Heimatstube waren Gäste aus ganz
Deutschland gekommen.
Der Integrationsbeauftragte der Nordrhein-Westfälischen Landesregierung,
Thomas Kufen, begrüßte diese Initiative
in Solingen, sie sei ein gutes Beispiel zukunftsorientierter Arbeit und ein Beitrag zur
Verständigung im Rahmen der erweiterten EU. Es sei wichtig, dass die Menschen
wissen, wo sie herkommen. Das betonte
auch die Vorsitzende des BdV in Nordrhein-Westfalen, Marina Gräfin zu Dohna,
die aus Bonn zu der Feierstunde gekommen war.
Peter Märkel freute sich, dass nun auch
die Goldberger im Kreis der „Aussteller“
vertreten sind. Die Ostdeutsche Heimatstube ist der Tagungsort der Solinger Heimatgruppen im BdV, sie befindet sich in
den Räumen der Beratungsstelle für
Spätaussiedler der Stadt Solingen.
Die Heimatkreisvorsitzende Renate
Boomgaarden dankte den Solingern für die
Möglichkeit, über den Kreis Goldberg, den
Patenkreis der Stadt Solingen, informieren zu können. Sie wies in ihrem Grußwort
darauf hin, dass Goldberg die älteste Stadt
Schlesiens ist, die schon 1211 das Magdeburger Stadtrecht, und damit deutsches
Stadtrecht verliehen bekam, noch bevor
der Metropole Breslau dieses Recht verliehen wurde. Sie überreichte als Gastgeschenk eine Abschrift der Chronik der
Stadt Goldberg aus den Jahren 1916 bis
1930. Diese handgeschriebenen Chroniken gingen erst in den Kriegswirren verloren, tauchten dann aber bei einer Altpapiersammlung wieder auf und konnten
so gerettet werden. Ein Teil dieser mehrbändigen, handgeschriebenen Chroniken wird heute im Zentrum für Stadtgeschichte in Goldberg, ein Teil im Museum
in Liegnitz und ein weiterer Teil im Stadtarchiv in Solingen aufbewahrt.
Bürgermeister Heinz Eugen Bertenburg
begrüßte die Erweiterung der Heimatstube durch die Goldberg-Vitrine. Das Goldberger 800-jährigen Stadtjubiläum werde
auch beim Heimattreffen der Goldberger
in den nächsten Jahren ein wichtiges Thema sein. Er wünschte sich, dass die Ostdeutsche Heimatstube durch die Aktivitäten der Heimatgruppen viele Besucher
haben soll.
Jutta Graeve
Gespräche mit Gerhart Hauptmann
Dr. Joseph Chapiro, 1893 in Kiew geboren, russischer Staatsbürger, hebräisches
Gymnasium in Jaffa, studierte in Genf, Paris und Berlin, wo er zum Doktor der Philosophie promovierte, Mitarbeiter an deutschen und internationalen Zeitungen,
wird in der Verlagsanzeige „Theatermann, Schriftsteller, Kritiker, Politiker“ genannt. Die ehrlichere Bezeichnung Journalist wird übrigens auch im Vorwort des
Herausgebers dieses Briefwechsels, H. D.
Tschörner, verschwiegen. Um 31 Jahre jünger als Gerhart Hauptmann hatte er als
Journalist 1920, 28 Jahre alt, die Verbindung mit Gerhart Hauptmann aufgenommen und seit 1922 wiederholt in gewissen Abständen Gespräche mit dem Dichter geführt, in der Absicht diese zu veröffentlichen. Das geschah seit 1924, und im
Jahre 1932, zum 70. Geburtstag des Dichters, wurden all diese Gespräche als Buch
im Verlag von Samuel Fischer, dem Verlag der Werke von Gerhart Hauptmann, publiziert.
Die Gespräche wurden nicht steno-
graphisch oder gar elektronisch, damals
ohnehin noch nicht möglich, aufgezeichnet, sondern am Tag nach dem Gespräch
setzte die Nachschrift ein. Zum Gegenlesen und zum Korrigieren wurden die Gespräche Gerhart Hauptmann vorgelegt, um
ein Imprimatur zu erhalten. Und noch eine
Besonderheit: Joseph Chapiro ordnete die
Gespräche thematisch, um eine chronologische Folge war es ihm nicht zu tun.
Angesichts der vielen Gespräche, die
nicht nur geführt, sondern gedruckt vorgelegt wurden, fand sich das Wort ein: Joseph Chapiro im Vergleich zu den Gesprächen von Johann Wolfgang von Goethe mit Johann Peter Eckmann „Gerhart
Hauptmanns Eckermann“ zu nennen. H.
D. Tschörner macht in seinem Vorwort diese Bezeichnung Joseph Chapiro zwar
nicht streitig, aber versäumt auch nicht,
Hans von Hülsen und C. F. W. Behl zu nennen, weil sie den Titel „Eckermann Hauptmanns“ zu sein, in Anspruch nehmen
könnten.
Im Briefwechsel zwischen dem Dich-
21
ter und dem Journalisten, datiert Rappallo
24. Dezember 1929, wird auf Eckermann
verwiesen. „Sie werden die Gespräche eines Tages veröffentlichen, dagegen bin ich
nicht. Eckermann hat solche mit Goethe
geschrieben, aber sie erst nach seinem
Tode herausgegeben und wieder und wieder redigiert. Die Sache wurde, solange
Goethe lebte, von beiden Herren oft durchgesprochen, und das werden wir, denke
ich, auch tun, und darauf freue ich mich“.
Gerhart Hauptmann hat wohl gern, eine
ausdrückliche Widerrede finde sich nicht
in diesem Briefwechsel, die Gespräche geführt und sicherlich das zu erwartende neugierige Echo zustimmend vorausgesehen.
Aber trotzdem steckt viel Skepsis, wenn
nicht sogar ängstliche Zurückhaltung in der
Bearbeitung dieser Gespräche. In demselben Brief von Heiligabend 1929 stehen
die Sätze: „Ich bitte, mir Ihr letztes Manuskript einige Zeit hierzulassen, ich werde durchgehen und Ihnen vorschlagsweise
eine Form daneben legen, die ich gelten
lassen könnte“. Immer wieder drängt Joseph Chapiro, denn ihm ging es vor allem,
und das sei keine Abwertung, um den journalistischen Erfolg, um das Sensationelle (ein im Briefwechsel oft wiederkehrendes Wort in anderen Fragen) im Bekanntmachen der Gespräche, die bis jetzt niemand anderes der Öffentlichkeit vermitteln konnte.
Kurz vor dem Erscheinen aller „Gespräche mit Gerhart Hauptmann“ schrieb
der Dichter am 13. August 1932 in Klosters auf Hiddensee: „Ihre Gespräche machen mir Kopfschmerzen. Zwei, das eine
über Religion und das ‚Gespräch der
Menschheit’ sind an Fischer abgegangen.
Das letzte habe ich mit viel Mühe durchgearbeitet und geklärt: in Ihrer Form war
die Veröffentlichung unmöglich....“ Als das
Buch zum Ende des Jahres 1932 erschienen war, gab es viel Beifall, so auch
von Thomas Mann und Stefan Zweig. Die
„Gespräche mit Gerhart Hauptmann“
sind zwar 1996 neu aufgelegt worden,
aber in der Literatur über Gerhart Hauptmann spielen sie keine Rolle. Allerdings
in dem Buch „Gerhart Hauptmann oder der
letzte Klassiker“, von Hans Daiber, 1971
erschienen, finden sich mehrere Zitate aus
diesen Gesprächen, jedoch mit abfälligen
Bemerkungen über Joseph Chapiro wie
„Hofberichter“, „Hauptpropagandist“,
„unzuverlässige Gespräche“.
Es versteht sich, dass die freundschaftliche Bekanntschaft mit Gerhart
Hauptmann die Reputation des Journalisten großartig aufgewertet hat. Und Joseph Chapiro bot auch gleichzeitig seine
Dienste wie ein Impresario an, mit Verbindungen nach Frankreich, England und
in die USA, immer das Werk im Auge und
dies international bekannt zu machen und
zu rühmen.
1933 musste Joseph Chapiro in die
Emigration gehen, zuerst nach Spanien
und 1941 in die USA. Auch finanziell mit
einer Summe von 5 000 Mark hat Gerhart
Hauptmann zu helfen versucht. 1949 hat
Joseph Chapiro in einem (leider nicht ver-
22
öffentlichten) Leserbrief an die amerikanische Zeitschrift „Saturday Review of Literature“ gegen Angriffe und Verdächtigungen von Gerhart Hauptmann, er sei
Antisemit gewesen, persönlich engagiert
Stellung bezogen wie übrigens bereits im
Herbst 1933, als Alfred Kerr Gerhart Hauptmann alttestamentarisch verurteilte und
verdammte.
Nach der Wende hat H. D. Tschörner
seinen guten Namen als hervorragender
Kenner des Lebens und Werkens von Gerhart Hauptmann in die Bundesrepublik
Deutschland mitgebracht. Die lesenswerte
Briefedition ermangelt leider eines gediegenen Anmerkungsapparates und trägt die
Schuld für ein nicht stimmiges Register,
DE LIBRIS
so dass man leider gänzlich darauf verzichten muss.
In kurzem Abstand sind zwei Briefeditionen erschienen, der Briefwechsel mit
Oskar Loerke und der mit Joseph Chapiro. Hoffentlich sind dies keine Anzeichen
dafür, dass ein leider nicht mehr so bekannter Autor und Dichter, auf dem Umweg über archivierte Korrespondenz erst
wieder bekannt gemacht werden soll.
Herbert Hupka
Joseph Chapiro – Gerhart Hauptmann
Briefwechsel 1920 – 1936, herausgegeben von H. D. Tschörner, 256 Seiten,
Wallenstein Verlag Göttingen 2006,
24,00 Euro
Günter Gerstmann
„Fahre hin, fahre hin, altes Elternhaus ...“
Gerhart Hauptmann schrieb „Die Spitzhacke" in Ahrenshoop
Leben und Werk Gerhart Hauptmanns sind
unlöslich mit der Insel Hiddensee verbunden: Am 29. Juli 1885 betrat der Zweiundzwanzigjährige die kleine Ostseeinsel,
wobei er das Gedicht „Mondscheinlerche“
geschrieben hat. Im Jahre 1935 bekannte der Dichten „Von diesem Jahre ab verflocht sich Hiddensee unlöslich in mein
Schicksal. Aber erst nach einem halben
Jahrhundert gegenseitiger Treue kam der
Augenblick, auf dem Eiland ein kleines Anwesen zu erwerben und also dort wirklich
Fuß zu fassen.“ Im Juni 1930 kaufte der
Dichter von der Gemeinde Kloster das
Haus „Seedom“, und er ließ es noch im
gleichen Jahr durch einen Anbau erweitern. Daher wählte Hauptmann Ahrenshoop auf dem Fischland im Sommer 1930
als Urlaubsort.
Landschaftsmaler haben gegen Ende
des 19. Jahrhunderts das Dünendorf entdeckt. Der Blick vom Hohen Ufer über den
Weststrand der Ostsee zählt zu den
schönsten der mecklenburgischen Küste. „Das war ein Studienplatz, wie ich ihn
mir immer gewünscht hatte“, erklärte der
Maler Paul Müller-Kaempff (1861 – 1941),
der mit seinen „Erinnerungen an Ahrenshoop“ ein bedeutsames Zeitdokument
hinterlassen hat Es folgten auch Schriftsteller, die von der Urgewalt des Meeres,
dem weiten Blick über die Ostsee und dem
berauschend schönen Spiel der Sonnenuntergänge gefesselt wurden – was wohl
auch für Gerhart Hauptmann und seine
Frau Margarete zutraf. „Mit tiefer Verbeu-
Ahrenshoop 1930. Letzter Ostseeaufenthalt
vor dem Erwerb von Haus Seedorn in Kloster auf Hiddensee.
Gerhart Hauptmann
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
verloren. Es galt, Ordnung zu schaffen: Das
Resultat entpuppte sich als „ein phantastisches“ als „das wunderbare Erlebnis“
als – „Die Spitzhacke“.
Ausgelöst wurde das kleine Werk
durch das folgende Schreiben der Badedirektion von Bad Salzbrunn vom 31. Dezember 1929 an den Dichter.
Sehr verehrter Herr Doktor!
Da es nicht ausgeschlossen erscheint,
dass im Laufe der nächsten Jahre das Hotel zur Krone in Bad Salzbrunn der Spitzhacke zum Opfer fällt, hat die Badedirektion eine photographische Aufnahme des
Hauses machen lassen und erlaubt sich.
Euer Hochwohlgeboren einen Abzug dieses Bildes zu überreichen mit der Bitte,
demselben in Ihrem Heim ein bescheidenes Plätzchen zu gönnen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Euer Hochwohlgeboren
Ganz ergebener
Dr. Wagner
Ich bleibe dem Verfasser dieses Briefes zu
Dank verpflichtet
Gerhart Hauptmann
Als Kompass für einen Gang durch die
Traumlandschaft der „Spitzhacke“ mag
Hauptmanns Motto die hilfreiche Orientierung bieten: „Entbinden wir nur unsere Phantasie und machen sie zum Erkenntnisorgan: das ist der höchste und
letzte Sinn unsres Lebens.“
Die Mitteilung aus Bad Salzbrunn, dass
sein Geburts- und Elternhaus womöglich
in Bälde abgebrochen, verschwinden
werde, und somit ein Stück heimatlicher
Erde, dem Bergland um den Hochwald,
dem malerischen Fürstensteiner Grund mit
dem wohl bedeutendsten Schloss Schlesiens des Fürsten Pieß, schließlich den verträumten Blumengärten, die im Kurpark
zum Verweilen einluden, die Glockenschläge, die vom Annaturm erklangen und
vieles mehr, - - es würde damit ein Stück
seines Ichs niedergerissen.
„Ist es denn wirklich wahr, dass ich seit
mehr als einem halben Jahrhundert eine
Nacht wieder einmal in dem alten Gasthof zur Preußischen Krone zubringe? Ich
habe aber die Geste doch für unumgänglich gehalten, da dieses aus Ziegeln,
Mörtel, morschen Balken und Brettern bestehende Inventar meiner Seele der Spitz-
gung“ – so wird berichtet – „grüßte er den
scheidenden Feuerball, wenn er den
Meereshorizont berührte, mit tiefer Verbeugung, wenn er zur Hälfte versunken
war, mit tiefer Verbeugung, wenn er ganz
hinuntergetaucht war.“ Gerhart Hauptmann spricht in seinen Meditationen
„Sonnen“ davon, dass jede neue Sonne
eine Bewußtseinsbereicherung sei.
In seinem poetischen Refugium, das
Hauptmann am Ortsausgang von Ahrenshoop in Richtung
Vordarß
wählte,
schrieb er sich frei
von allerlei bedrängenden
Traumgespinsten, beklemmenden Ängsten, die
wohl gar in „reine
Phantasmagorie“
umschlagen
sich Kurplatz mit Blick auf den Hochwald
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
hacke verfallen ist. Ich wollte noch einmal
in die Hut der steinernen Mutter meiner
Seele zurücktreten, bevor sie von der Erde
verschwand.“ Doch die „Preußische Krone“ ist unsterblich geworden, wie es gleich
am Beginn der Erzählung heißt. Denn die
Herrscher der intelligiblen Welt haben diese Stunde in Deine wahre Geburtsstunde
auslaufen lassen. Man mag Dir nun die
Mütze vom Kopf schlagen, die Fensteraugen eindrücken, die Türverschalungen
absprengen, das goldene Kronensymbol
von der Stirn reißen: Du bist. Du bleibst.
Du erstehst schöner, als Du gewesen bist!“
Vertreter berühmter Gasthäuser finden
sich ein vor der alten „Krone“, vielfach „in
Blutsverwandtschaft verbunden“, um mit
allegorischen Fabelwesen weinbeflügelt in
einer Himmelfahrt zu entschwinden - „in
Richtung des Berges Hochwald... Die Tiere, vom Elefanten bis zur Meerkatze, hatten ein sonderbares Trillern angestimmt...
Der Störrische Engel funkelte mit einem
DE LIBRIS / VERMISCHTES
goldenen Lorbeerkranz in der hohen
Hand jubilierend voran...
Lebe wohl, alte Krone! weinte ich. Ich
leerte mein Glas auf ihre göttliche Seele
und zerdrückte es dann, damit es nicht
mehr entweiht werden konnte.“
Aus Anlass des 70. Geburtstages Gerhart Hauptmanns wurde vor seinem Geburtshaus in Bad Salzbrunn ein Gedenkstein errichtet, der ein Medaillon des Dichters einschloss. Hauptmann wandte sich
bei der Enthüllung des Findlingsblocks aus
derselben Gesteinsformation, der Bad
Salzbrunns Heilquellen entspringen, bewegt der altehrwürdigen Fassade seines
Elternhauses zu und bekannte: „Glauben
Sie, das Haus an meiner Seite ist für mich
kein Gebilde aus Stein, sondern ein lebendiges Wesen.“ Und in einem Gedicht,
das am 9.9.1932 in Agnetendorf geschrieben wurde, heißt es: „Ein armes Gemäuer,/ der Seele bar,/ ein Herd ohne Feuer,/ ein Antlitz,/ das teuer mir ist und war.“
Des Jahres und des Lebens Lauf
Jochen Hoffbauer: Winterstrophen, Gedichte letzter Hand, Bergstadt-Verlag
Wilhelm Gottlieb Korn Würzburg, 52 Seiten
2001 hatte Jochen Hoffbauer, zwei Jahre vor seinem 80. Geburtstag, den Gedichtband „Stationen“ vorgelegt. Das
war nach 20 Jahren des Schweigens als
Lyriker. Das jetzt erschienene Buch mit 23
Gedichten hat vom Autor den Untertitel
„Gedichte letzter Hand“ erhalten. Mit diesen Versen, gereimt oder rythmisiert vorgetragen, hat sich Hoffbauer als Lyriker
verabschiedet. Die Gliederung ergibt sich
aus dem Jahreslauf und dem biographischen Lebenslauf.
Die ersten beiden Gedichte „Im März“
und „In der Rödermark“ schließen mit einem Fragezeichen. „Was ist die Wirklichkeit – / was ist der Traum?“, heißt es in
dem ersten Gedicht und im zweiten: „Meisen und Spatzen / fliegen / dem Frühling
entgegen - / ihrem letzten / vielleicht?“ Solche Fragen stimmen den Grundakkord an.
In den jahreszeitlich bestimmten Gedichten, zu denen angemerkt wird, der
Winter sei dem Dichter die liebste Zeit, finden der sprachliche Ausdruck, das poetische Vermögen am leuchtendsten ihren
Widerhall. Vor allem dann, wenn das Individuelle, das Subjektive den Ton bestimmen. Das Gedicht „Bauerngarten“
wünschte man sich in die Anthologien aufgenommen. Die ersten beiden Strophen
seien zitiert: „Roter gefüllter Mohn, / Stockrosen stolz wie Spanier, / Glockenblumen,
Margariten, / Erdbeergesträuch um die
Füße gewickelt. / Dazwischen schlängeln
sich / Tomatenpflanzen in die Höhe. / Kohlrabi und Salat / ducken sich bescheiden.
/ Brennesseln strafen den Dieb“. Und zum
Schluss wird die Unordnung gerühmt: „Der
ungehobelte Bauerngarten / Den Nachbarn ein Greuel.... / und mir eine Freude“.
Aber nicht diese Freude bestimmen das
Heute mit dem Blick in ein bedrückendes,
ungewisses Morgen, das jedoch ein Ende
sein wird. Die Bezeichnung „Gedichte letz-
ter Hand“ ist kein Wortspiel, sondern wörtlich und ganz ernst gemeint. Im letzten Gedicht „Abschieds-Impressionen“ ist
Atmosphäre und Stimmung von Augenblick und Gegenwart in rythmische Prosa gefasst. „Das Buch und die Brille / auf
dem ovalen Tisch / sind mein Leben... /
Von meinem Fenster - / vom Krankenbette
aus - / sehe ich die agilen Flugschwalben
/ davonziehen / in eine unendliche Weite
- / ...Tausend Worte in den Wind geschrieben, / und die bange Frage, / was
davon geblieben. / Töricht diese Frage, /
töricht wie der Rauch, / der im Nichts verweht, / wie ich auch“.
Zuvor stehen noch einige Gedichte, die
aus der Erinnerung schöpfen, Gedichte
des Lobpreises und der Huldigung, „An
Christel“, seine Frau, mit der er, wie wir
wissen, seit über sechzig Jahren verheiratet ist. „Meine Stadt“, das ist Greiffenberg am Rande des Iser-Gebirges, „Mein
Dorf“, das ist der im Kreise Löwenberg liegende Geburtsort Geppersdorf/Liebenthal“, „Heimatsuchen“, so lauten die
Überschriften zu den gleichsam heimatlichen Gedichten.
Es ist inzwischen der sechste Gedichtband im schriftstellerischen Werk von
Jochen Hoffbauer. Man muss aber gleichzeitig auch an den Essayisten, den mit der
Literatur Schlesiens liebevoll Vertrauten,
man denke nur an die Anthologie „Sommer gab es nur in Schlesien“, an den großartigen Kenner der schlesischen Dichter
der Gegenwart, erinnern. Die Anzeige des
neuen, aber hoffentlich nicht letzten Bandes mit Gedichten soll anregen und hinweisen, dass immer von neuem Gedichte schlesischer Prägung erscheinen. Aber
auch darauf sei dankbar gezeigt, dass es
einen schlesischen Verlag gibt, der mutig
genug ist, Lyrik in sein Programm aufzunehmen.
Herbert Hupka
23
Gedenkstätte gegen Gewalt und
Vertreibung in Markt Schwaben /
Oberbayern
Einweihung einer
Gedenktafel
Auf Anregung des
ersten Bürgermeisters von Markt
Schwaben, Bernhard Winter, wurde
die Gedenkstätte
auf dem Friedhof
restauriert. Eine Tafel, deren Inschrift
an die Opfer von
Flucht und Vertreibung erinnert, wurde zusätzlich angebracht.
Bei einem feierlichen
ökumenischen Gottesdienst
in der dortigen
Stadtpfarrkirche
Pfarrkirche St. Margaret am 25. Juni
2006, gehalten vom
kath. Pfarrer Herbert
Walter, wurde die
Gedenktafel
geweiht. Am Gottesdienst nahmen der
evangelische Pfarrer
Karl-Heinz Fuchs,
der die Predigt hielt,
sowie eine Fahnenabordnung der Sudetendeutschen
Landsmannschaft
teil.
Die Ortsvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft
von
Markt Schwaben,
Monika Schützeichel, hat die feierliche Einweihung der
neuen Gedenktafel
veranlasst und die Gedenkstunde am
Mahnmal zusammen mit Ernst Heidenreich, Kreisvorsitzender des BdV und der
SL im Kreis Ebersberg, abgehalten. Der
erste Bürgermeister, Bernhard Winter,
überbrachte Grußworte.
Rudolf Maywald
Wer Erbe verwaltet,
der verwaltet eine
abgeschlossene Vergangenheit,
einen Nachlaß.
Wer Tradition pflegt,
der verwaltet kein Erbe.
Wer Tradition pflegt,
der pflegt die Werte
der Vergangenheit
in der Gegenwart bi# hin in die Zukunft.
VERMISCHTES/ANZEIGEN
24
Bistum Görlitz ohne Bischof
Das Bistum Görlitz sucht einen Nachfolger. Der bisherige katholische Bischof Rudolf Müller ist in den wohl verdienten Ruhestand
gegangen. Bei dem Gottesdienst an seinem 75. Geburtstag wurde zugleich offiziell bekannt gegeben, dass Papst Benedikt XVI.
dem Rücktrittsgesuch des Geistlichen zugestimmt habe, teilte das
Bistum mit. Das katholische Kirchenoberhaupt legt letztlich auch
fest, wer Müller im Amt folgen soll. Es kann jedoch etwa ein Jahr
vergehen, bis ein neuer Bischof für das mit rund 32 000 Katholiken kleinste deutsche Bistum ernannt ist, sagt Pressesprecher
Andreas Schuppert.
Führungslos ist das Bistum im Osten Sachsens und im Süden
Brandenburgs dennoch nicht. Bis zur Ernennung eines neuen Bischofs wird das Kirchengebiet vom bisherigen Generalvikar Hubertus Zomack (64) geleitet, der zum Diözesan-Administrator gewählt wurde. Das Domkapitel, dem fünf Geistliche angehören, benennt auch einen Kandidaten für das Amt des Bischofs und schickt
seine Vorschläge nach Rom. „Über Namen spekulieren wir nicht“,
sagt Schuppert. Ähnlich wie beim Konklave, das den Papst wählt,
gilt allerhöchste Geheimhaltungsstufe. Die Domkapitulare sind zum
Schweigen verpflichtet. Sonst drohen kirchliche Konsequenzen.
Hubertus Zomack wurde nach dem Studium der Theologie in
Erfurt 1970 in Görlitz zum Priester geweiht. Nach Kaplansjahren
in Finsterwalde, Senftenberg und Lübbenau, wurde er 1976 Pfarrer in Lübbenau. Von 1979 bis 1981 war Zomack zudem Ehebandverteidiger, ab 1981 Richter beim Interdiözesanen Offizialat
Bautzen (kirchliches Ehegericht), ab 1993 Vizeoffizial beim Interdiözesanen Offizialat in Berlin. Seit
1996 bekleidete er
das Amt des Generalvikars für das Bistum Görlitz. Hubertus
Zomack ist päpstlicher Ehrenprälat,
Domkapitular und
Erster Vorsitzende
des Caritasverbandes der Diözese
Schlesisches Verkaufsstübel
Görlitz.
der Landsmannschaft Schlesien
Bischof Müller wurde
im Haus Schlesien
1931 in SchmottseifPostfach 10 01 32, 53040 Bonn,
fen im Kreis LöwenTel.: 02 28/23 51 54 (AB/24 Std.)
berg geboren, erhielt
am 17. Juli 1955 in
Öffnungszeiten:
Neuzelle die PriesDienstag bis Freitag:
15.00 bis 17.00 Uhr
Sonnabend und Sonntag:
13.00 bis 17.00 Uhr
terweihe, war 1955 –
Montag: Ruhetag
1964 Kaplan in
Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten.
Wittichenau, Hoyerswerda und GörUnsere Buchempfehlungen für Sommer 2006:
litz, 1964 – 1972
Herbert Hupka
Rektor des Görlitzer
NEU
KatechetensemiSchlesien lebt
nars und 1972 –
1987 Ordinariatsrat
Offene Fragen –
kritische Antworten
und Leiter des
Seelsorgeamtes.
mit einem Geleitwort
Am 1. Juli 1987 ervon Christian Wulff.
hielt er die Bi13,5 x 21 cm, 236 Seiten
mit Schutzumschlag
schofsweihe, war
nur 19,90 Euro
1987 – 1994 WeihIdis B. Hartmann
bischof und wurde
Friedrich Wilhelm Graf
am 27. Juni 1994
von Reden und der
zum Bischof von
schlesische
Eisenkunstguss
Görlitz
ernannt,
das Amt übte er
Ausstellungskatalog
150 Seiten mit zahlreichen
vom 3. September
Abbildungen
1994 – 24. Juni
Preis: 15,00 Euro
2006 aus. Sein
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Silesia –
Schlesische Nachrichten 15/16/2006
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Die Leitung des damals gegründeten Bistums Görlitz hatte Bischof Müller 1994 übernommen. Der Nuntius des Apostolischen
Stuhles in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, würdigte
das Wirken von Bischof Müller in schwieriger Zeit. Seit der Priesterweihe 1955 habe er sich mit großem Eifer für die Görlitzer Ortskirche eingesetzt und den Aufbau der zum Bistum erhobenen Diözese Görlitz maßgeblich mit geprägt.
Nachdem 1815 ein großer Teil der Lausitz an Preußen gefallen war, wurde das Gebiet der heutigen Diözese dem Bistum Breslau angegliedert. Die politische Grenzziehung entlang von Oder
und Neiße machte Kontakte zur Bistumsleitung in Breslau nach
1945 nahezu unmöglich. Görlitz bekam daraufhin ein Erzbischöfliches Amt. 1972 wurde das Diözesangebiet Görlitz/Cottbus vom Erzbistum Breslau abgetrennt und zur Apostolischen Administratur umgewandelt. Mit etwa 9700 Quadratkilometern ist
es eine recht große Diözese. Der Anteil der Katholiken an der Bevölkerung liegt allerdings nur bei rund fünf Prozent.
Michael Ferber
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