Lernpaket Allen Jones - Weltkulturerbe Völklinger Hütte
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Lernpaket Allen Jones - Weltkulturerbe Völklinger Hütte
Lernpaket für Lehrer und Schüler Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Allen Jones Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009 13. Oktober 2012 bis 16. Juni 2013, täglich ab 10 Uhr Lernpaket für Lehrer und Schüler Inhalt 1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen S.2 2. Vorwort S.4 3. Pop-Art S.6 4. Allen Jones und die britische Pop-Art S.7 5. Biografie Allen Jones S.9 6. Werkphasen S.12 7. Zeitleiste S.30 8. Unterrichtsvorschläge S.38 9. Quellentexte S.48 10. Zitate S.77 11. Pop-Art-ABC S.79 12. Katalog zur Ausstellung S.83 13. Literatur S.83 14. Links S.92 Impressum Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 1 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1. Ausstellungsdaten und Service für Schulen Öffnungszeiten bis 16. Juni 2013 Erzhalle, täglich von 10 bis 19 Uhr Preise Ermäßigt 10,00 € Normal 12,00 € Familien (2 Erwachsene mit Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre) 25,00 € Kinder und Jugendliche 3,00 € Kinder und Jugendliche im Klassenverband 3,00 € Gebuchte Führung 80,00 € (plus ermäßigten Eintritt) (max. 30 Personen, Dauer der Führung ca. 1,5 Stunden). Jahreskarten Jahreskarten Kinder/Schüler Erwachsene Familien 6,00 € 25,00 € 55,00 € Sonderkonditionen für Schulen Schulklassenführung im Bonuspaket zum Preis von 100 Euro inkl. Führung (max. 30 Personen einschließlich Lehrkraft) in der Zeit von Montag bis Freitag zwischen 10 und 14 Uhr. Bucht eine Schule zum gleichen Termin drei Führungen zahlt sie nur zwei! Kontakt/Besucherservice Telefon +49 (0)6898/9 100 100 +49 (0)6898/9 100 106 Fax +49 (0)6898/9 100 111 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 2 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Service zur Ausstellung Sonderpublikation zur Ausstellung, Allen Jones – Off the Wall. Pop Art 1957 – 2009, Edition Völklinger Hütte Ostfildern 2012, 236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 € Sheer Magic 1967 Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung 91,4 x 91,4 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 3 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 2. Vorwort Allen Jones, Pop-Art und die Völklinger Hütte Sehr geehrte Frau Fachleiterin, sehr geehrter Herr Fachleiter, liebe Freunde des Weltkulturerbes Völklinger Hütte, die Popkultur hat unsere Gesellschaft und unser Leben seit den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts vollständig verändert. Dank der Pop-Art gibt es heute keine Trennung mehr zwischen Hochkultur und Alltagskultur. Die Wirklichkeit des Alltagslebens ist im 21. Jahrhundert – dank und wegen der Pop-Art – genauso kunstfähig wie die industrielle Massenproduktion mit ihrem seriellen Gepräge, wie weggeworfene und übrig gelassene Dinge des Lebens oder die Stereotypen der Werbung, wenn sie von Künstlerinnen und Künstlern in den Transformationsprozess ihrer Kunst einbezogen werden. Ohne die tiefgehende Bewusstseinsveränderung und Perspektivverlagerung der Pop-Art, die unseren Bewertungsmaßstab von Kultur vollständig neu definiert hat, wäre die 1986 stillgesetzte Völklinger Eisenhütte nie in den Rang eines UNESCO Weltkulturerbe gelangt. Als 1994 die Völklinger Hütte von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit ernannt wurde, war das der erste Höhepunkt eines Prozesses, der wesentlich von der Pop-Art ausgelöst wurde. Der ehemals industrielle Produktionsort, mit seinen gigantischen Maschinen und Gebäuden, an dem in aktiver Zeit über 17 000 Menschen am Tag arbeiteten, wird Schritt für Schritt zu einem Kulturort umgewertet. Es gehört zum Programm eines solchen Prozesses, bedeutende Positionen der Pop-Art am Ort sichtbar zu machen. Es ist uns deshalb eine große Freude, dass wir nach den Ausstellungen Duane Hanson – Sculptures of the American Dream und Mel Ramos. 50 Jahre Pop-Art nun Allen Jones – Off the Wall als weitere bedeutende internationale Position der PopArt in der Völklinger Hütte zeigen können. Allen Jones schuf Kunstgattungen übergreifende, provokante Interpretationen gesellschaftlicher Klischees. Diese Kunstwerke sind gleichzeitig Bild, Skulptur und Environment. »Off the Wall« umfassen sie den gesamten Raum und provozieren. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 4 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Herzlicher Dank gilt all denen, die dieses spannende Projekt ermöglicht haben, Otto Letze für die Tournee, meinem Kollegen Manfred Baldauf in der Geschäftsführung unserer Gesellschaft und meinem Weltkulturerbeteam um Frank Krämer für die Einrichtung der Ausstellung Allen Jones – Off the Wall. Meinrad Maria Grewenig Generaldirektor und CEO des Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur A Figment in Pigment 1969 Öl auf Leinwand 245 x 305 cm Sammlung Liliane Fawcett © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 5 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 3. Pop-Art Mitte der 1950er Jahre entwickelte sich unabhängig in New York und London das Phänomen Pop-Art. Künstler wie Peter Blake, Andy Warhol und Roy Lichtenstein entdeckten die Welt der Unterhaltungsindustrie und der Werbung als Quelle der Inspiration für ihre Kunst. Sie isolierten, vergrößerten und verfremdeten die Motive der Massenmedien in ihren Arbeiten. Andy Warhol erlangte mit der Darstellung einer Suppendose der Firma Campell 1968 weltweite Berühmtheit. Die Pop-Art entstand vor dem Hintergrund der damals vorherrschenden abstrakten Kunstströmungen. Indem die Künstler ihre Werke mit der Lebenswirklichkeit des Betrachters verbanden, verweigerten sie sich nicht länger ihrer realen Umwelt. Der britische Pop-Art Künstler Richard Hamilton forderte der Pop-Art ab „populär, vergänglich, verbrauchbar, billig, massenproduziert, jung, witzig, sexy, spielerisch, verführerisch, geschäftstüchtig“ zu sein. Andy Warhol Campbell's Soup Can I 1968 Roy Lichtenstein M-maybe 1965 (Quelle: http://www.ludwigforum.de/sammlung /hauptwerke/warhol2.html) [22.Oktober 2012] (Quelle: http://www.museumludwig.de/) [22.Oktober 2012] Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 6 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 4. Allen Jones und die britische Pop-Art Allen Jones zählt zu den Mitbegründern und Hauptvertretern der britischen PopArt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, versuchten Künstler sich wieder an einer mehr figurativen Malweise, als Kontrast zur vorherrschenden Abstraktion. Dabei waren die Sujets der Pop-Art in Großbritannien nicht im selben Maße der bunten Konsumwelt gewidmet, wie dies bei der amerikanischen Pop-Art der Fall gewesen ist. Die Arbeiten waren zudem eher weniger plakativ. Man kann die Entwicklung der englischen Pop-Art grob in zwei Phasen gliedern. Als Vorläufer der Pop-Art-Bewegung gilt die „Independent Group (IG)”, die sich um 1952 in London gründete. Zu dieser kleinen Gruppe zählten Maler, Bildhauer, Architekten, Autoren und Kritiker. Bei ihren Treffen diskutierten sie die Folgen moderner kultureller Elemente wie Massenwerbung, Filme, Comics, Science Fiction und Technologie. Anlässlich ihres ersten Treffens im Winter 1952/1953 präsentierte der Bildhauer Eduardo Paolozzi eine Serie von Collagen mit dem Titel „Bunk!“. Die Collagen setzten sich aus sogenannten „Objets trouvés“ zusammen, z.B. aus Werbung, Titelseiten von Magazinen und weiteren Grafiken, die oft die amerikanische Kultur zeigten. Auf einer dieser Collagen, „I was a Rich Man's Plaything" (dt.: Ich war eines reichen Mannes Spielzeug), war das Wort „Pop“ zu lesen, welches aus der Pulverwolke eines Revolvers erschien. Hier taucht das Wort „Pop“ erstmalig in der Kunst auf. Die „Independent Group“ beschäftigte sich vor allem mit der amerikanischen PopKultur, speziell der Werbung in den Massenmedien. Ob das Wort „Pop-Art“ nun von John McHale, dem britischen Maler (1922–1978), geschaffen wurde oder von dem englischen Kunstkritiker Lawrence Alloway (1926– 1990), die im Winter 1954/1955 im Rahmen eines Treffens der IG über Populärkultur diskutierten, ist strittig. Unstrittig ist jedoch, dass die Collage „Just what is it that makes today's homes so different, so appealing?" (dt.: Was macht eigentlich unser Zuhause heute so anders, so anziehend?) des Londoner Künstlers und Gründungmitgliedes der IG, Richard Hamilton (geb. 1922), aus dem Jahr 1956 eines der Schlüsselwerke der Pop-Art ist und zu einer Ikone avancierte. Dieses Werk ist noch der ersten Phase zuzuordnen. Eine wichtige Ausstellung dieser ersten Generation von PopArt-Künstlern trug den Titel „This Is Tomorrow“ (1956). Künstler wie Allen Jones, David Hockney (geb. 1937) und Ronald B. Kitaj (geb. 1932) bilden die zweite Generation. Alle drei kannten sich aus der gemeinsamen Studienzeit am Royal College of Art in London. Allen Jones prägte mit seinen unkonventionellen und provokativen Werken die moderne Kunst der 60er und 70er Jahre. Bekannt wurde er durch Skulpturen, die Frauenfiguren als Möbelstücke inszenieren. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 7 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Allen Jones © Simon Thompson (Quelle: http://www.telegraph.co.uk/culture/art/3668398/Allen-Jones-The-day-Iturned-down-Stanley-Kubrick.html) [22.Oktober 2012] In seiner über fünfzigjährigen Werkphase wird deutlich, dass Allen Jones vor allem ein Ziel verfolgt: „Off the Wall“ – Von der Leinwand wegzukommen und in der Dreidimensionalität zu arbeiten. Dies geschieht über unkonventionelle Bildformate („Shaped Canvases“) über Reliefs bis hin zu Skulpturen. Dabei nimmt Allen Jones kritisch und persiflierend den Lifestyle unserer modernen Gesellschaft ins Visier. Sein umfangreiches Oeuvre wurde bei wichtigen Pop-Art-Ausstellungen im Museum of Modern Art (MoMA), der Tate Gallery London, dem Centre Pompidou Paris oder der documenta in Kassel präsentiert. Die Werkschau „Allen Jones – Off the Wall. Pop-Art 1957 – 2009“ bietet einen repräsentativen Überblick zu dem Oeuvre von Allen Jones und entstand anlässlich des 75. Geburtstages des Künstlers. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 8 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 5. Allen Jones – Biografie 1937 Geburt von Allen Jones am 1. September in Southampton, England 1955–1959 Studium der Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London 1959–1960 Studium der Malerei am Royal College of Art in London Studienkollegen sind Ronald B. Kitaj, Peter Phillips und David Hockney 1960–1961 Ausbildung zum Zeichen- und Mallehrer am Hornsey College of Art in London 1961 Mit weiteren Pop-Art-Künstlern wie Derek Boshier, Patrick Caulfield, David Hockney, Ronald B. Kitaj und Peter Phillips Teilnahme an der Ausstellung „Young Contemporaries“ 1961–1963 Lehrtätigkeit am Croydon College of Art in London im Fach Lithografie 1963 Verleihung des Prix des jeunes artistes auf der III. Biennale de Paris 1964 Teilnahme an der documenta III 1964–1966 Aufenthalt in New York mit Ehefrau Janet und Kollege David Hockney 1966 Geburt der Zwillinge Sarah und Thea Erste dreidimensionale Werke 1968 Teilnahme an der documenta IV Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 9 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 10 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1968–1970 Gastdozent an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg 1969 Frauenfiguren aus Fiberglas 1970 entwirft für das Musical „Oh! Calcutta!“ in London Set und Kostüme 1973 Verleihung des Design and Art Direction Silver Award für den Pirelli-Kalender 1977 Gastprofessor an der University of California in Los Angeles im Fachbereich Malerei 1978 Scheidung von seiner ersten Frau Model Deirdre Morrow ist seine neue Lebensgefährtin 1979 Erste Retrospektive im National Museum Liverpool 1986 Vollmitglied der Royal Academy of Arts in London 1989 Verleihung des Art and Work Awards 1990–1999 Trustee am British Museum in London, Kurator in der ägyptischen Abteilung 1994 Heirat mit Deirdre Morrow 1995 Retrospektive in der Barbican Art Gallery in London Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 11 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1996 Retrospektive in der Kunsthalle Darmstadt 2002 Einzelausstellung in der Royal Academy of Arts in London 2007 Ernennung zum Ehrendoktor der Kunst durch die University of Southampton Ausstellung in der Tate Britain zum 70. Geburtstag Allen Jones lebt und arbeitet in London und Oxfordshire. Hot Wire 1970 - 1971 Öl auf Leinwand 243,8 x 365,6 cm Sammlung Gil Weiss © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 12 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 6. Werkphasen 1. Studium In seiner Studienzeit entsteht sein nach eigenen Aussagen erstes eigenständiges Werk – ein Selbstporträt, das ihn als schüchternen, verletzlich und verunsichert wirkenden Zwanzigjährigen zeigt. Dem detailreichen Gesicht steht der flächige Pullover und Hintergrund gegenüber. Er wendet sich schon hier einer abstrahierenden Vereinfachung zu. Es finden sich in Farbgebung und expressionistisch-flächiger Darstellung Anklänge an den britischen Expressionisten Mark Rothko (1903–1970) und in der klaren Zeichnung des Gesichts Parallelen zu Ben Shahn (1898–1969), ein Maler des amerikanischen naiven Realismus. Self-Portrait 1957 Öl auf Holz 54,6 x 38,1 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones ©l Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 13 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 2. Fauvismus, Kubismus, Expressionismus Ende der 1950er Jahre reist er nach Frankreich und sieht die Bilder von Paul Cézanne, Fernand Léger und Robert Delaunay. In seinen Gemälden der beginnenden 60er Jahre zeigt sich deren, von kräftigen Farbflächen in Primärund Sekundärfarben geprägte Stil. In der Auflösung der klassischen Ansichten sowie der Vernachlässigung von Perspektive werden Einflüsse von Fauvismus, Kubismus und Expressionismus deutlich. Das stark abstrahierte Motiv lässt sich gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Farbabstufungen werden durch kräftige Farbflächen, häufig in den Grundfarben, abgelöst. The Artist Thinks 1960 Öl auf Leinwand 121 x 121 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 14 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 3. Farbe und Bewegung Als Lehrer stützt er sich z.B. auf die Schriften des Bauhaus-Künstlers Paul Klee, wie dessen „Pädagogisches Skizzenbuch“. So entsteht während eines Kurses für Kinder, die sich mit der normannischen Eroberung Englands beschäftigen, das Bild „The Battle of Hastings“. Die Schlacht fand am 14. Oktober 1066 statt und stellt den ersten militärischen Erfolg der französischen Normannen bei der Eroberung Englands dar. Das normannische Heer unter Herzog Wilhelm dem Eroberer besiegte die Angelsachsen und deren König Harold II. Jones zeichnet als Verdeutlichung den Schlachtenverlauf mit Hilfe taktischer, militärischer Symbole an die Tafel. Bei wiederholter Betrachtung der Zeichnung erkennt er die Flugbahn eines Pfeils. Jones setzt die Skizze in einem Gemälde um. Im linken, oberen Bildteil ist eine abstrahierte Person zu erkennen, die den Pfeil abschießt. Leicht abfallend setzt sich die Flugbahn in einer Reihe kleinerer Farbfelder fort. Im unteren Teil des Bildes endet sie mit drei Feldern, die in zunehmend figurativer Darstellung den Tod Harolds durch einen Pfeil zeigen. Weiterhin wird diese Flugbahn von einem Linienbündel von oben nach unten durchbrochen, welches die Stoßrichtung der Normannen verdeutlichen soll. Die Linien münden schließlich in der Formation der Angelsachsen, die als ein feuerballähnlicher Kreis dargestellt werden. Auf Wassily Kandinsky und Paul Klee beruhend werden also hier Bewegung und Dynamik in kraftvollen, farbigen Flächen erzeugt. The Battle of Hastings 1961 – 1962 Öl auf Leinwand 182,9 x 182,9 cm Tate Gallery © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 15 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 4. Shaped Canvases Schon zu Beginn seines Schaffens bricht er die Formen der Malerei auf, indem er die Leinwände an den Inhalt anpasst. Eine Technik, die u.a. auch sein Studienfreund David Hockney anwendet. Er nennt sie „Shaped Canvases“ (geformte Leinwände). Bei den „Busbildern“ erzeugen die teilweise schräg gestellten Seiten den Eindruck von Geschwindigkeit, „Räder“ werden als zusätzliche, kleine Leinwandstücke angesetzt. Andere Leinwände vermitteln z.B. den voyeuristischen Blick durch ein Schlüsselloch. Auf der III. Biennale de Paris erhält er u.a. für zwei seiner Busbilder den Prix des jeunes artistes. Large Bus 1966 Lithographien auf zwei Blättern 72 x 108 cm/30 x 51,5 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 16 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 5. Collage Auf anderen Bildern nutzt Allen Jones in klassischer Pop-Art-Manier Fotos aus Zeitschriften, die er farblich verändert und in seine Gemälde einpasst. Diese Technik, banale Ausschnitte und Fotos aus Zeitschriften zu benutzen, verwendete der Pionier der britischen Pop-Art, Richard Hamilton, 1956 für „Just What Is It that Makes Today‟s Homes So Different, So Appealing?”, das als eines der erstes PopArt-Bilder gilt. Die isolierten Versatzstücke werden meistens verfremdet und allein oder in größerer Zahl zu Collagen verarbeitet. Self-Portrait 1963 Lithographie mit Fotografie 76,2 x 49,5 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 17 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 6. Die Verschmelzung des Weiblichen und Männlichen In der Farbgebung seiner Gemälde zeigt sich der theoretische Einfluss der Expressionisten und des Bauhauses. Dabei sollen die Farben bestimmte Emotionen wecken. Das verbindet er mit F. Nietzsches und C.G. Jungs Theorien über das Weibliche und Männliche in beiden Geschlechtern, welches in der Vereinigung zur Perfektion führe. Der „männliche“ Intellekt und die „weibliche“ Emotion sind nach Nietzsche für den kreativen Akt gleichbedeutende Kräfte, die gemeinsam zur Vollkommenheit führen. Jones„ Bilder mit eng umschlungenen Paaren geben diese Symbolik des künstlerischen Schaffens wieder, nämlich das Männliche und Weibliche beim Malprozess zu vereinigen, um so Perfektion zu schaffen. So sind seine Figuren oft anonym und zeigen eine androgyn, hermaphroditische Weltsicht als Sinnbild für Ganzheitlichkeit und Kreativität. Man Woman 1963 Öl auf Leinwand 214,6 x 188,6 cm Tate Gallery © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 18 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 7. New York Im Jahr 1964 zieht er für zwei Jahre nach New York um. Während des Aufenthalts bereist er die gesamten USA. Die Bilderflut von Werbeanzeigen, Katalogen, Hochglanzzeitschriften und Fetischmagazinen dient ihm als Materialsammlung, die er z.T. als Versatzstücke in seinen Bildern verarbeitet. Schon 1962 lässt er sich von dem Bild „Step-On Can with Leg“ des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein beeindrucken. Frauen oder nur deren Beine in hochhackigen Pumps, in Seidenstrümpfen oder Latex, zeigen jetzt eine bisher nur andeutungsweise in seinem Werk vorhandene Erotik sehr plastisch. Roy Lichtenstein Step-On Can with Leg 1961 (Quelle: http://thinkmuseum.files.wordpress. com/2012/08/step-on-can-with-leg1.jpg) [22.Oktober 2012] First Step 1966 Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung 91,5 x 91,5 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 19 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 8. Off the Wall Er geht nun in der Anpassung seiner Formate einen Schritt weiter und verformt nicht mehr nur wie bei seinen Busbildern die Leinwand, sondern sprengt sie, indem er den zweidimensionalen Bildern dreidimensionale plastische Elemente wie Treppenstufen oder Holzkrawatten anfügt. In den sogenannten „Step Paintings“ sollen die angesetzten Sockel den Betrachter in das Bild hineinführen. Sheer Magic 1967 Öl auf Leinwand mit Holzvorsprung 91,4 x 91,4 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 20 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 9. Die plastische Wirkung der Malerei Sein Malstil wird nun sehr linear und umreißt die Konturen der Figuren, um deren Körperlichkeit zu betonten. Der ausgearbeitete, sehr feine, manchmal nur lasierende Farbauftrag und die plastische Auffassung seiner Motive lassen seine Gemälde skulptural erscheinen. Das unterstreicht die scheinbare Schlichtheit und Unkompliziertheit seiner Komposition. A New Perspective on Floors 1966 5 Farblithographien aus einer Serie von 6 76,5 x 56 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 21 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 10. „What Do You Mean What Do I Mean?“ Auch andere Künstler und Kunstrichtungen beeinflussen ihn. In den sogenannten „Cadavre Exquis“-Gemälde der Surrealisten gestaltet jeder Künstler einen Teil eines Bildes, ohne zu wissen, wie die übrigen Stücke aussehen. Jones spiegelt diese Technik in „What Do You Mean What Do I Mean?“, indem er ein älteres seiner Bilder fotografisch reproduziert, in Pop-Art-Manier im Airbrush-Verfahren behandelt und an ein neues Gemälde anfügt. What Do you mean What Do I mean? 1968 – 1974 Öl auf Fotografie auf Hartfaserplatte 335 x 91 cm Act Art Collection © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 22 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 11. Furniture Sculptures 1969 entstehen seine berühmten Möbel-Skulpturen, inspiriert durch einen Glücksspielautomaten in einem Casino, der in den Torso einer Frau eingelassen ist. Die „Furniture Sculptures“ bilden eine Gruppe aus Hutständer, Tisch und Stuhl. Die Figuren tragen Fetischkleidung aus Leder, sind stark geschminkt und wirken unpersönlich und puppengleich. Nach eigener Aussage waren die Figuren gegen das gängige Kunstverständnis, wie eine Skulptur auszusehen habe, gerichtet. Diese provokativ sexuelle Darstellung von Frauen als Objekte führte trotz aller Freizügigkeit der „Swinging Sixties“ auch zu Protesten, gerade seitens der Frauenbewegung. Allen Jones wird auf einen Schlag berühmt. Hat Stand 1969 Mischtechnik 191 x 108 x 40 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 23 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 12. Neue künstlerische Felder in den 70er Jahren Eine Zusammenarbeit mit Stanley Kubrick für seinen Film „Clockwork Orange“ zerschlägt sich wegen dessen Absicht an Allen Jones kein Honorar zu zahlen. Die Ausstattung der „Korova Milchbar“ mit Möbeln, die seinen Skulpturen ähneln, werden schließlich von einem Set-Designer entworfen. Neben der Ausstattung für die WDR-Fernsehserie „Männer wir kommen!“ übernimmt er auch die Ausstattung des freizügigen Musicals „Oh! Calcutta!“ in London. 1976 ist Jones für das Szenenbild und die Plakate des Films „Maîtresse“ mit Gérard Depardieu verantwortlich. Jones erhält Aufträge aus der Industrie. „Kneeling Woman“ entsteht als Tapetenmuster. Er entwirft ein Plakat für die Olympischen Spiele in München, gestaltet den Pirelli-Kalender von 1973 und Werbeplakate für die Strumpffirma Fogal. Maîtresse 1976 Öl auf Leinwand 154 x 110 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 24 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 13. Die Plastiken beginnend mit den 80er Jahren In den 80er Jahren beschäftigt er sich wieder mit Möbelskulpturen; die geschwungenen Holzplastiken sind jedoch weniger provokant als die Dreiergruppe von 1969, obwohl auch sie meist weibliche Züge aufweisen. Mit „Tango“ schafft er für das International Garden Festival in Liverpool 1984 seine erste große Stahlplastik. Der scherenschnittartige Stil seiner großformatigen Plastiken findet sich auch in zahlreichen kleinformatigen Figurengruppen aus unterschiedlichen Materialien. Den Metall- und Holzskulpturen gehen Maquetten aus Papier, Karton oder Aluminium voraus, deren einzelne Elemente von Hand zugeschnitten sind. Diese werden zusammengesetzt, gedreht und gebogen. So schafft er es, seinen Figuren eine große Leichtigkeit zu schenken. Fascinating Rhythm 1982 bemaltes Holz 205,7 x 193 x 98 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 25 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 14. Table-Plastiken Schon in den 80er Jahren gestaltet er im bewussten Rückgriff auf seine realitätsnahen Plastiken wieder streng geformte Frauenfiguren, die in Hintergründe eingebunden sind oder auf kleinen Tischen bzw. Sockeln stehen. Die Frauen sind entweder nackt oder in hautenge Lederkleidung gezwängt. Sie sind kräftig bemalt, entsprechend der Farbgebung seiner Malerei. Teilweise erinnert die Strenge dieser Statuen an altägyptische Plastiken. So ist Jones dann auch zwischen 1990 und 1999 Trustee, das bedeutet Kurator, in der ägyptischen Abteilung des British Museum in London. Enchanteresse 2006 Fiberglas, Leder, rostfreier Stahl 196 x 45 x 45 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 26 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 15. Malerei beginnend in den 80er Jahren Wie bei der Skulptur bleibt er auch bei der Malerei seinem bevorzugten Thema, der Dynamik des Männlichen und Weiblichen, treu. Die Werke greifen verschiedene Themenbereiche auf. In einer Reihe von Motiven werden Mann und Frau in Form von Satzzeichen wiedergegeben. Besonders die Bereiche Musik, Tanz, Theater, Varieté oder Gesellschaften und Partys nehmen einen breiten Raum ein. In der Piano-Serie ist gut zu erkennen wie Pianospieler und Sängerin miteinander verschmelzen. A Question of Grammar 1986 Öl auf Leinwand 152 x 152 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 27 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 16. Diptychen und Triptychen Wie schon zu Beginn seiner Karriere schafft er Diptychen und Triptychen, wobei die nun häufig auftretenden, unterschiedlichen Formate der einzelnen Tafeln zur Erzeugung einer dreidimensionalen Tiefe benutzt werden und an die Abfolge von Comic-Strips erinnern. In der Malerei ist ein Diptychon ein zweiteiliges Gemälde, das zusammen eine Aussage bildet. Die Ausführung mit drei Tafeln/Bildteilen heißt Triptychon. Üblicherweise handelt es sich um Andachts- oder Altarbilder, die mit Scharnieren verbunden sind. Im Triptychon „Interval“ benutzt Allen Jones eine Bild im Bild Technik und setzt die Leinwände direkt aneinander. Das Werk zeigt das berühmte Bild von Pablo Picasso „Les demoiselles d'Avignon“. Interval 2007 Öl auf Leinwand 183 x 183 cm / 138 x 138 cm / 92 x 102 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 28 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 17. Ehefrau und Muse Seit 1994 ist er mit der Designerin Deirdre Morrow, mit der er seit der Scheidung von seiner ersten Frau Janet Brown im Jahr 1978 zusammenlebt, verheiratet. Als seine Muse ist sie in zahlreichen Werken wiederzuerkennen. Lady Mirror 1989 Bleistift auf Papier 150 x 102 cm Act Art Collection © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 29 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 18. Serien An Allen Jones„ Oeuvre fällt auf, dass er Werkserien mit großem zeitlichem Abstand fortsetzt. So folgt seinem Werk „Maîtresse“ von 1976 „London Derrière“ von 2008. Seine Frauen in Möbelgestalt nimmt er angelehnt an den bereits erwähnten Glücksspielautomaten in „Refrigerator“ 2002 wieder auf. 1991 beschäftigt er sich darüber hinaus nochmals mit den „Bus-Bildern“. Refrigerator 2002 Mischtechnik 188 x 84 x 37 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 30 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 7. Zeitleiste historischer und politischer Entwicklungen von den 1950er Jahren bis zur Gegenwart Die 1950er Jahre 1953 Am 2. Juni 1953 wird Elisabeth II. zur Königin gekrönt. Queen Elizabeth II. 1957 Römische Verträge Die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Belgien, die Niederlande und Luxembourg schließen sich durch die Unterzeichnung der Römischen Verträge zur EWG zusammen. Die 1960er Jahre 1960 Bürgerrechtsbewegung in den USA Seit Mitte der 1950er Jahre kämpfen große Teile der afroamerikanischen Bevölkerung und ihr Hauptvertreter Martin Luther King friedlich um die Aufhebung der Rassentrennung. Antibabypille In den USA kommt die Antibabypille auf den Markt und ebnet den Weg zur sexuellen Revolution. 1961 Vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 trennt die Mauer West-Berlin vom Ostteil der Stadt. Bau der Berliner Mauer 1962 Kuba-Krise Ist eine äußerst ernste Konfrontation zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Auslöser ist die Stationierung US-amerikanischer, nuklearer Mittelstreckenraketen in Italien und der Türkei im Jahre 1959, gefolgt von der Stationierung sowjetischer Raketen auf Kuba im Jahre 1962. Niemals zuvor ist ein Atomkrieg so wahrscheinlich wie zu diesem Zeitpunkt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 31 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Minirock Die britische Modeschöpferin Mary Quant entwirft den Minirock, der bereits drei Jahre später ein Verkaufsschlager war. 1963 Am 22. November 1963 wird Präsident John F. Kennedy in Dallas/Texas mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt durch die Innenstadt im offenen Wagen ermordet. Ermordung John F. Kennedys The Beatles Mit der Single „I Want to Hold Your Hand“ gelingt den Beatles der internationale Durchbruch. 1964 Beginn der amerikanischen Beteiligung am zweiten Indochinakrieg. Die brutalen Kampfeinsätze der Amerikaner werden im Verlauf des Krieges von der eigenen Bevölkerung stark verurteilt. Vietnamkrieg 1965 Mehr als 17.000 Menschen arbeiten in der Völklinger Hütte. Es ist die höchste Beschäftigtenzahl in der Geschichte der Völklinger Hütte. 1966 Mao Zedong initiiert eine politische Kampagne, um seine Macht gegenüber realen und vermeintlichen Gegnern in der kommunistischen Partei zu behaupten und die Volksrepublik China ganz nach seinen persönlichen Vorstellungen umzugestalten. Während ihrer dreijährigen Hochphase kam es zu Morden, Misshandlungen, Zerstörungen und Restriktionen. Kulturrevolution in China 1967 Jungfernflug der Boeing 737 Im Dezember 1969 erfolgte die Auslieferung der ersten Boeing 737-100 an die Lufthansa. Die Boeing 737 ist heute eines der meistgebauten Flugzeugtypen; etwa alle sechs Sekunden startet eine Maschine. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 32 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Start Farbfernsehen in der BRD ARD und ZDF übertragen ab dem 25. August 1967 um 14.30 Uhr in Farbe. Als gemeinsame Testsendung wurde der französische Film „Cartouche, der Bandit“ gezeigt. 1968 Zusammenschluss von Studenten in den USA und Deutschland, die gegen die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse (Vietnamkrieg, autoritäre Erziehung) und für die Gleichstellung von Minderheiten protestieren. Höhepunkt der Studentenbewegung 1969 erste Mondlandung mit Apollo 11 Nordirland-Konflikt Am 16. Juli 1969 starten Neil Armstrong, Michael Collins und Edwin Aldrin mit der Raumkapsel Apollo 11 in Richtung Mond. Vier Tage später betritt Armstrong als erster Mensch den Mond. Die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen den katholischen und protestantischen Bevölkerungsgruppen führen zunehmend zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Terroranschlägen, sodass sich die britische Armee zum Eingreifen gezwungen sieht. Die 1970er Jahre 1972 Geiselnahme von München bei den Olympischen Spielen Erstes Videospiel Am 5. September nehmen palästinensische Terroristen elf israelische Athleten als Geiseln. Bei einem gescheiterten und unzulänglichen Befreiungsversuch kommen alle Geiseln, ein deutscher Polizist und fünf Terroristen ums Leben. Das von Atari entwickelte Spiel „Pong“ gilt als Urvater der Videospiele. Es ist ein virtuelles Tischtennisspiel. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 33 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1973 Ölkrise Die erste und bisher folgenreichste Ölkrise beginnt im Herbst 1973, als die Organisation der erdölexportierenden Länder bewusst die Fördermengen drosseln, um den Preis für Erdöl zu erhöhen. Dieses Ereignis geht auch unter dem Namen "Ölembargo" in die Geschichte ein. Die angesprochene Drosselung der Fördermengen ist Kalkül und politisches Druckmittel der OPEC-Staaten, die mit der Politik einiger erdölimportierender Staaten nicht einverstanden sind. EG-Beitritt Großbritanniens Am 1. Januar erfolgt unter Premierminister Edward Heath der Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. 1974 Gravierende Missbräuche von Regierungsvollmachten, während der Amtszeit des republikanischen USPräsidenten Richard Nixon zwischen 1969 und 1974. Deren Offenlegung ab Juni 1972 führt zum Verfassungskonflikt, der mit dem Rücktritt Nixons endet. Watergate-Affäre 1975 Trotz der amerikanischen Interventionen steht Indochina Ende des Vietnamkrieges ab diesem Zeitpunkt unter kommunistischer Kontrolle. 1977 Die Zeit und die politische Atmosphäre in Deutscher Herbst Westdeutschland im September und Oktober 1977 ist geprägt durch Anschläge der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion. Die Entführung und Ermordung Hanns Martin Schleyers, die Entführung des Lufthansa-Flugzeugs "Landshut" und die Selbstmorde der inhaftierten führenden Mitglieder der ersten Generation der RAF stellen den Höhepunkt des deutschen Terrorismus dar. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 34 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die 1980er Jahre 1981 der erste PC kommt auf den Markt Der erste Personal Computer des Unternehmens IBM kommt auf den Markt. Apple hatte bereits 1977 den ersten industriell gefertigten Computer vorgestellt. Aids Aids wird als Pandemie eingestuft. 1986 Stilllegung der Völklinger Hütte: Der letzte Hochofen wird abgestochen. 1985 Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“ erscheint. Bis heute wurde er in 46 Sprachen übersetzt und 2006 verfilmt. 1986 Bedienungsfehler und Mängel der Konstruktion des Reaktors lösen einen so genannten Super-GAU aus, das heißt einen Unfall, der die Möglichkeiten der eingesetzten Sicherheitstechnik überfordert. Große Mengen an radioaktiver Materie werden in die Luft geschleudert und verteilten sich hauptsächlich über die Region nordöstlich von Tschernobyl, sowie über viele Regionen Europas. Atomreaktor Katastrophe in Tschernobyl 1989 Fall der Berliner Mauer Nach mehr als 28 Jahren Bestand werden in der Nacht vom 9. auf den 10. November die Grenzen der DDR zur Bundesrepublik geöffnet. Die 1990er Jahre 1990 Wiedervereinigung Deutschlands Am 3. Oktober vollzieht sich die offizielle Deutsche Einheit. Das Internet wird für kommerzielle Zwecke nutzbar gemacht. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 35 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1991 Zweiter Golfkrieg 1991–1995 Zerfall Jugoslawiens 1993 Internet Der Irak überfällt Kuwait. Alliierte Kräfte unter der Führung der USA befreien den Golfstaat. Der Balkankonflikt, der durch Unabhängigkeitserklärungen der Teilrepubliken Slowenien, Kroatien, Mazedonien und BosnienHerzegowina und der damit verbundenen Problematik der ethnischen Vielfalt in den neu gebildeten Nationalstaaten entsteht, zieht eine Reihe von Bürgerkriegen nach sich. Nachdem bereits 1990 beschlossen worden war, das Internet für kommerzielle Zwecke freizugeben, setzt mit dem ersten, zudem kostenlosen grafikfähigen Browser „Mosaic“, eine rasende Entwicklung ein, da nun der Zugang zum Internet auch für Laien problemlos möglich ist. 1994 Die UNESCO erklärt die Völklinger Hütte zum Weltkulturerbe. Völkermord in Ruanda Der Völkermord in Ruanda unter den Gruppen der Tutsi und der gemäßigten Hutu beginnt in der Nacht vom 6. April zum 7. April 1994 und kostet innerhalb von nur 100 Tagen 500.000 bis 1 Million Menschenleben. Anlass ist der Konflikt zwischen der damaligen ruandischen Regierung und der Rebellenbewegung Ruandische Patriotische Front. Nach dem Ende der Apartheid wird Nelson Mandela zum ersten schwarzen Präsidenten Südafrikas gewählt. 1996 Dolly, das erste geklonte Säugetier, wird geboren. Schaf Dolly Der letzte von Frankreichs 210 Atombombentests wird auf dem Moruroa-Atoll durchgeführt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 36 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1997 Lady Diana stirbt Am 31. August 1997 kommt Lady Di bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Die Unfallursache bleibt ist bis heute ungeklärt. Die Sonde Pathfinder landet am 4. Juli mit dem Geländewagen Sojourner auf dem Mars. 1998 Game Boy „Karfreitagsabkommen“ 1999 Weltbevölkerung Sonnenfinsternis In Japan kommt „Game Boy“ auf den Markt. Am 30. April wird das Friedensabkommen für Nordirland geschlossen, das „Karfreitagsabkommen“ (Good Friday Agreement). Die Anzahl der weltweit lebenden Menschen übersprang nach Berechnungen der UN erstmals die 6-MilliardenMarke. Am 11. August 1999 findet in Europa eine totale Sonnenfinsternis statt. Die 2000er Jahre 2001 9/11 2002 Euro 2003 Zweiter Irakkrieg Fundamentalistische Terroristen unternehmen FlugzeugAnschläge auf das World Trade Center in New York sowie das Pentagon und das Weiße Haus in Washington, wobei letzterer fehlschlägt. Am 1. Januar 2002 löst der Euro als Zahlungsmittel die nationalen Währungen von 17 Mitgliedsstaaten der EU ab. Als Reaktion auf die Terroranschläge vom 11. September 2001 beginnt die sogenannte „Koalition der Willigen“ unter der Führung der USA und Großbritanniens den Zweiten Irakkrieg gegen Saddam Hussein. Die Truppen werden im Jahr 2011 wieder abgezogen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 37 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 2008 Bankenkrise 2009 Barack Obama Ungehemmte Spekulationen führen zu einer Bankenkrise, die zunächst die USA, dann auch die meisten europäischen Staaten in eine schwere Wirtschaftskrise stürzt. Barack Obama wird am 20. Januar 2009 als erster afroamerikanischer Präsident der USA vereidigt. Die 2010er Jahre 2011 Arabischer Frühling Bereits im Dezember 2010 beginnt eine Serie von Protesten, Aufständen und Revolutionen gegen die autoritären Regime in der arabischen Welt. Im Jahr 2011 führen diese Protestbewegungen zum Sturz einiger Staatsoberhäupter, z.B. in Ägypten Muhammad Husni Mubarak. Free Spirit 1999 Bronze 64 x 25 x 30 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 38 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 8. Unterrichtsvorschläge Fächerübergreifende Unterrichtsvorschläge für Bildende Kunst und Politik (gymnasiale Oberstufe) Unterrichtsvorschlag für das Fach Kunst (Oberstufe) Thema: Pop-Art Im Unterricht Um die Arbeiten des Pop-Art Künstlers Allen Jones erfassen zu können, ist es wichtig zu klären, was man unter dieser Kunstrichtung versteht. Dazu können Vertreter der englischen Pop-Art-Bewegung mit den wichtigsten Vertretern Eduardo Paolozzi, Peter Blake, David Hockney, Allen Jones oder Ronald B. Kitaj besprochen werden. Zum Vergleich kann die amerikanische Pop-Art mit Künstlern wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Jasper Johns herangezogen werden. Begleitend zu dieser Unterrichtseinheit sind im Lernpaket Informationen zu einigen genannten Künstlern enthalten, sowie eine kurze Erläuterung zur Pop-Art und ein Pop-Art-ABC, in dem die wichtigsten Begriffe zum Thema aufgeführt sind. Die theoretische Behandlung der Kunstrichtung kann durch eine praktische Arbeit ergänzt werden. Vorschläge: Seriendrucke/Siebdruckverfahren Werbegrafiken Collagen In der Ausstellung Anhand der Exponate ist es möglich, die Merkmale der Pop-Art noch einmal nachzuvollziehen oder den Besuch als Vorbereitung für den theoretischen Teil zu nutzen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 39 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Thema: Farbe Im Unterricht In der Farbgebung der Werke von Allen Jones zeigt sich der Einfluss der Expressionisten und des Bauhauses. Wie auch die Expressionisten benutzt der Künstler reine und intensive Farben und sagt: „Ich vermeide es nach Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine Farbe man direkt aus der Tube aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische Intensität.“ Farbkreis nach Itten (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jo hannesItten) [22.Oktober 2012] Allen Jones The Artist Thinks 1960 Öl auf Leinwand 121 x 121 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Sein Einsatz der Farben ist stark von der Theorie des zwölfteiligen Farbkreises des Bauhauskünstlers Johannes Itten beeinflusst. In seinen Werken spielt die Gegensätzlichkeit der Farben eine große Rolle. Die Verwendung von Ausdrucksfarbe soll beim Betrachter bestimmte Emotionen hervorrufen. Durch Friedrich Nietzsche und Carl Gustav Jung beeinflusst, spiegelt sich in seinen Werken auch ihre Theorie, nach welcher der Intellekt eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft ist wider. Die häufig dargestellten, eng umschlungenen Paare sind eine Metapher für die Vereinigung der beiden Kräfte, die im kreativen Akt gemeinsam zu Vollkommenheit führen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 40 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig In der Ausstellung Wie wurde Farbe bei den Bildern/den Objekten eingesetzt? Wo besonders kontrastreich, besonders farbintensiv oder symbolisch? Wie wurde die Theorie des Farbkreises nach Itten umgesetzt? Thema: Werkvergleich Im Unterricht Innerhalb der Kunstgeschichte ist häufig zu beobachten, dass sich Künstler durch ihre Werke gegenseitig inspirieren. Auch Allen Jones adaptierte im Rahmen seiner Laufbahn Arbeiten von Künstlern wie Henri Matisse oder Joan Miró, beides Vertreter der Klassischen Moderne. Der 1869 geborene, französische Künstler Henri Matisse gilt als Begründer des Fauvismus und malte großflächig, mit intensiven Farben. Der spanische Künstler Joan Miró wurde 1893 in Barcelona geboren und durch seine fantasievolle Malerei, die oft an Kinderzeichnungen erinnert, bekannt. Auch er nutze kräftige Farben und vereinfachte Formen. Es bietet es sich an, das Original und die Adaption einander gegenüber zu stellen. Da ein Werkvergleich formalen Kriterien unterliegt, können diese zur Vorbereitung besprochen werden. Vorschläge für den Werkvergleich: siehe nächste Seite Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 41 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig (Quelle: Henri Matisse L´Etrange Farandole 1938 http://www.amolenuvolette.it/root/image/abrupt_cli o_team.folder/matisse%2019311953.folder/010%5Bamolenuvolette.it%5D1938%20projet%20de%20rideau%20pour%20etrange%2 0farandole.jpg) [22.Oktober 2012] Allen Jones Arabesque 1997 Holz und Stahl, bemalt 53 x 70 x 35 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 42 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig (Quelle: http://media.kunst-fueralle.de/img/15/m/15_egim512~joan-miro_blau-ii.jpg) [22.Oktober 2012] Joan Miró Bleu II 1961 Allen Jones Falling Figure 1964 273 x 244 cm Sammlung Museum Ludwig © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 43 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Thema: „Shaped Canvases“ Im Unterricht In den sechziger Jahren malt Allen Jones seine Werke auf geformte Leinwände, sogenannte „Shaped Canvases“. Er gibt das traditionelle, rechtwinklige Bildformat auf und gestaltet die Leinwand nach dem Bildinhalt, der dadurch verstärkt wird. Die innere Struktur bestimmt den äußeren Rahmen und umgekehrt. 2nd Bus 1962 Öl auf Leinwand 123 x 153 cm sowie zwei Leinwände mit 31 x 31 cm Privatsammlung © Allen Jones (Quelle: http://www.bridgemanart.com/enGB/news-and-features/collectionhighlights/2009/june/allen%20jones) [22.Oktober 2012] Wunderbare Landung 1963 122 x 75 cm Sammlung Ferens Art Gallery © Allen Jones (Quelle: http://ichef.bbci.co.uk/arts/yourpaintin gs/images/paintings/fg/large/ery_fg_2 005_5086_large.jpg) [22.Oktober 2012] Beispiel: Das Werk „Falling Woman“ hat die Form eines Schlüssellochs. Man blickt unter den Rock einer fallenden Frau. Die schlüssellochartige Form und der Blick in den Intimbereich versetzen den Betrachter in eine voyeuristische Rolle. Beispiel: Bei der „Bus-Serie“, soll durch eine schräge Leinwand der Eindruck von Geschwindigkeit vermittelt werden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 44 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Beispiele für Thematiken im Unterricht: Wie wird Geschwindigkeit bei anderen Künstlern dargestellt (z.B. Futurismus)? Wo wird der voyeuristische Blick in der Kunst noch angewendet? In der Ausstellung Bilder der Bus-Serie betrachten und mit eigener Thematik im Unterricht verbinden. Thema: Skulpturen Im Unterricht Ab den 80er Jahren schafft Allen Jones scherenschnittartige Plastiken sowohl großformatig, für den öffentlichen Raum, als auch kleinformatig, für Innenräume. Den Skulpturen aus Holz oder Metall gehen verkleinerte Modelle aus Papier, Karton oder Aluminium voraus. Sie werden mit der Hand ausgeschnitten, zusammengesetzt, gedreht und gebogen. Den Plastiken gemein ist die große Leichtigkeit. Arbeitsvorschlag: Gestalten eines verkleinerten Modells nach Vorbild der Plastiken von Allen Jones. Acrobat 1992 Chelsea and Westminster Hospital © Allen Jones (Quelle: http://www.digitimaging.com/wp -content/uploads/2011/01/Artin-the-City...London_009200x300.jpg) [22.Oktober 2012] Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 45 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Fascinating Rhythm 1982 bemaltes Holz 205,7 x 193 x 98 Sammlung Allen Jones © Allen Jones Two to Tango 1997 TaiKoo Place, Hong Kong © Armand Attard (Quelle: http://www.weheart.co.uk/uploadimages/swirehotelsart8.jpg) [22.Oktober 2012] Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 46 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Unterrichtsvorschlag für das Fach Politik (Oberstufe) Thema: Die gesellschaftliche Stellung der Frau Im Unterricht Allen Jones wirkte in den 60er Jahren in einer Zeit, in der die feministische Bewegung in Europa und den USA immer mehr an Raum gewinnt. Noch 1958 konnte der Ehemann in Deutschland nach Belieben den Anstellungsvertrag seiner Frau kündigen und bereits gute zehn Jahre später bekennen 374 Frauen, darunter Romy Schneider und Senta Berger: "Wir haben abgetrieben!“ Die Stellung der Frauen in der Gesellschaft durchlebt einen rasanten Wandel. Eines der durchgehend behandelten Themen bei Allen Jones ist die Frau. Oft werden sie in Lack- und Lederkleidung dargestellt. Das aufsehenerregendste Werk sind seine „Furniture Sculptures“, die bei ihrer Erstausstellung 1970 auf heftige Kritik seitens der Emanzipationsbewegung stoßen. In dem Werk verdinglicht er die spärlich in Lack gekleideten Frauenfiguren zu Möbelstücken. Die Empörung gipfelt in einem Säureattentat auf die Skulptur „Chair“. In der Ausstellung Bei diesem Thema ist es sinnvoll, sich die Werke vor Ort anzuschauen. Hat Stand 1969 Mischtechnik 191 x 108 x 40 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Table 1969 Mischtechnik 60,9 x 83,8 x 144,8 cm Sammlung Gunter Sachs © Allen Jones Chair 1969 Mischtechnik 77 x 100 cm Sammlung Gunter Sachs © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 47 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Thema: Historische und gesellschaftliche Ereignisse von 1960–2007 Im Unterricht Hier kann die im Lernpaket enthaltene Zeitleiste den Ausgangspunkt bilden, um Themen auszusuchen. Mögliche Themen: Bürgerrechtsbewegung in den USA Ölkrise Fall der Berliner Mauer Poster für die Olympischen Spiele in München 1972 Lithografie 102 x 64 cm Sammlung Institut für Kulturaustausch, Tübingen © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 48 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 9. Quellentexte Allen Jones. Leben und Werk von Otto Letze »Er war jung, dynamisch und britisch – und der provokanteste Pop-Künstler jener Zeit. Nur Galerien wagten, seine lackbestiefelten, naturgetreuen Frauenfiguren zu zeigen.« Andy Warhol hat seine Marilyns, Roy Lichtenstein seine »comic book paintings«, Tom Wesselman seine Great American Nudes. Allen Jones hat seine »furniture sculptures«, die ihm einen Stern auf dem Walk of Fame der Pop-Art gesichert haben. Nur war es für Jones sicherlich am schwierigsten, seinen Stern zu erlangen. Heftige Kontroversen, Rauchbomben und sogar Säureattacken hinderten diese dreiteilige Möbelfigurengruppe lange Zeit daran, ihren wohlverdienten Platz am Firmament der Pop-Art-Meisterwerke einzunehmen. Besagte drei 1969 entstandene Frauenfiguren bilden zusammen ein elementares Wohnzimmermobiliar der ungewöhnlichsten Art: Eine der Frauenfiguren kniet auf allen Vieren – leicht bekleidet in Leder, lediglich mit Slip, Korsett, Handschuhen sowie hochhackigen Stiefeln. Ihr flacher Rücken dient als Untergestell einer Glastischplatte, die sie dank eines auf dem Boden vor ihren Augen liegenden Handspiegels wiederum betrachten kann. Die zweite Figur agiert in ähnlicher Aufmachung – mit nacktem Oberkörper, ebenso stark geschminkt – als Stuhl beziehungsweise Sessel: Sie liegt auf dem Rücken, ihre Oberschenkel berühren ihre Brüste und die Unterschenkel streckt sie in die Höhe, sodass diese als Rückenlehne dienen können. Das lebensgroße Trio wird durch eine stehende und ebenfalls leicht bekleidete weibliche Figur vervollständigt, die als Hutständer konzipiert ist. Eine Radikalisierung der Aussage dieser Möbelskulpturen ergibt sich aus ihren plakativen Titeln: Table, Chair und Hat Stand. Sie reduzieren die Frauenfiguren auf ihre Funktion; die weiblichen, ihrer Persönlichkeit beraubten Wesen mutieren zu Möbelstücken. Eine derartige voyeuristische Präsentationsform brachte dem damals 32-jährigen Künstler auf einen Schlag zum einen internationale Bekanntheit und immer vollere Auftragsbücher, zum anderen aber auch heftige Kritik der Emanzipationsbewegung ein, die sich bis zum heutigen Tag noch nicht ganz gelegt hat. Vermutlich sind die Verantwortlichen für den Vandalismus an seinen Werken in eben diesen Kreisen zu suchen. Aber all dies hat Allen Jones nicht daran gehindert, den Frauenkörper weiterhin in seinen Werken zu thematisieren. Geboren wurde Allen Jones am 1. September 1937 in Southampton als Sohn walisischer Eltern. Bereits kurz nach seiner Geburt siedelt die Familie nach London über. Dort erlebt er im jungen Alter von vier Jahren »The Blitz«, die Angriffe der deutschen Luftwaffe auf London; dieses einschneidende, schreckliche Ereignis gehört zu seinen frühesten Kindheitserinnerungen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 49 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Von 1955 bis 1959 studiert er Malerei und Lithografie am Hornsey College of Art in London. In dieser Zeit entsteht eines seiner frühesten Werke, Self-Portrait (1957). Es zeigt den 20jährigen, sehr schüchtern und verunsichert wirkenden Künstler mit Hemd und dunklem Pullover vor einem neutralen rötlichen Hintergrund. Während das Gesicht noch detailliert ausgearbeitet ist, sind Pullover und Hintergrund sehr flächig gehalten und markieren damit schon eine Hinwendung zur abstrahierenden Vereinfachung. Die weiche, runde Pinselführung folgt der Form des Porträtierten, wodurch das Zusammenspiel von Fläche und Farbe an Bedeutung gewinnt. In diese frühe Schaffensphase fallen auch seine ersten grafischen Werke. Ende der 1950er-Jahre reist Allen Jones nach Frankreich, wo er in der Provence neben Arles auch das einstige Atelier von Paul Cézanne in Aix-en-Provence sowie das Musée national Fernand Léger in Biot besucht. In Paris sind es vor allem die Bilder des Malers Robert Delaunay im Musée d‟Art Moderne de la Ville, die ihn nachhaltig beeindrucken. Von 1959 bis lediglich 1960 setzt Allen Jones sein Malereistudium am renommierten Royal College of Art in London fort, wo er zusammen mit dem amerikanischen Maler und Druckgrafiker Ronald B. Kitaj sowie mit den englischen Malern Peter Phillips, David Hockney und Derek Boshier in einer Klasse arbeitet. Sie alle waren Zeugen der Geburt der britischen Pop-Art-Bewegung, setzten sich kritisch damit auseinander und wurden bald – nach den Pionieren Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi – zu den wichtigsten Vertretern der zweiten Generation der britischen Pop-Art. Bereits am Ende seines ersten Studienjahres am Royal College of Art musste Allen Jones wegen heftiger Auseinandersetzungen mit dem Lehrkörper das College verlassen. Das Lehrerkollegium hatte offensichtlich mit mehreren provokanten Künstlern aus seiner Klasse Probleme. Die Ausbildung am Royal College of Art zielte darauf hin, Kunstlehrer und nicht freie Künstler auszubilden. Freie Kunst und Interpretation stellte nur einen kleinen Anteil im Lehrprogramm dar und das enge Korsett des klassischen Kunstlehrekanons wurde von vielen Künstlern am College immer wieder gesprengt. Dass es ausgerechnet Allen Jones war, der des Colleges verwiesen wurde, war eine willkürliche Entscheidung. Es sollte ein Exempel statuiert werden, das ihn und seine Kommilitonen abschrecken sollte; es hätte auch jeden anderen treffen können. Während seiner Studienjahre interessiert Jones sich für formale Fragen der abstrakten Malerei, ohne die Figürlichkeit ganz aufzugeben. Er beginnt schon zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Karriere, die formalen Konventionen der klassischen Malerei zu durchbrechen. In den 1960er-Jahren schafft er seine ersten sogenannten Shaped Canvases. Diese Leinwände überwinden die viereckige Form, um dadurch einerseits Inhalte zu verstärken, andererseits um die Expressivität der Werke zu akzentuieren. Ein Beispiel dafür ist Allen Jones‟ Bus-Serie, in der die schrägen Leinwände den Eindruck von Geschwindigkeit vermitteln. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 50 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Oder auch sein 1964 entstandenes Werk Falling Woman: Durch die schlüssellochförmige Leinwand erhascht der Betrachter einen Blick auf den Intimbereich einer fallenden Frau. Die ungewöhnliche Form versetzt den Betrachter in die physische Position des Voyeurs. Um die Illusion des Schlüssellochblicks zu komplettieren, bedient sich Jones der Farbabstufung und schafft somit den Anschein von Tiefe. Auch Marriage Medal, Wunderbare Landung und Cockpit (alle von 1963) sind Beispiele für Shaped Canvases. 1961 kehrt Jones an das Hornsey College zurück, wo er eine Ausbildung zum Zeichen- und Mallehrer absolviert. Zwischen 1961 und 1963 unterrichtet er Lithografie am Croydon College of Art und 1964 Zeichnen an der Chelsea School of Art. Die Lithografie, sein bevorzugtes grafisches Verfahren, begleitet den Künstler bis heute. Ideen und Motive, die sich in seinen Gemälden kristallisieren, sind oft in seinen Lithografien und Zeichnungen bereits zuvor bearbeitet worden. Andere, in Gemälden entstandene Motive werden später häufig in Lithografien verarbeitet oder neu dargelegt. Die Interaktion und die Gleichwertigkeit dieser und weiterer Gattungen sind charakteristisch für Jones‟ Œuvre. Auch seine Lehrtätigkeit wird über die nächsten 40 Jahre ein fester Bestandteil seines Lebens bleiben. Angeregt durch die Lektüre Friedrich Nietzsches, Sigmund Freuds und Carl Gustav Jungs, auf die sich bereits vor Jones verschiedene Künstler bezogen haben, wie zum Beispiel René Magritte, Salvador Dalí und Willem de Kooning, ist Allen Jones‟ Werk Anfang der 1960erJahre inhaltlich stark psychologisch ausgerichtet. Nietzsche und Jung definierten den Künstler als jemanden, der über sich selbst hinaus schafft. Nach Nietzsche ist der Intellekt eine männliche und die Emotion eine weibliche Eigenschaft. Für den kreativen Akt sind beide gleichbedeutende Kräfte. Allen Jones folgt diesem kulturpsychologischen Ansatz, indem er seine Bilder als Versuch darstellt, beide Bestandteile der menschlichen Seele miteinander zu versöhnen. Seine eng umschlungenen Paare sind Metaphern des kreativen Akts und der ganzheitlichen Synthese zwischen gleichberechtigten männlichen und weiblichen Elementen im künstlerischen Schaffensprozess. Hieraus entwickelt sich das prägnanteste Bildmotiv, das heute noch Allen Jones‟ Werke bevölkert: Wo-Men! Frauen-Männer! So wie das englische Wort für »Frau« sich den Stamm mit jenem für »Mann« teilt, so entwickelte Jones eine androgyne, hermaphrodite Weltsicht, die er in seinen Bildern immer wieder zum Ausdruck bringt. Wenn man von einigen Auftragswerken oder auch der Tatsache, dass er gerne seine Ehefrauen als Modell nahm, absieht, bleiben die männlichen und weiblichen Figuren bei Jones stereotypisch anonym. Ihn interessiert ihre Kraft und Präsenz auf der Leinwand weit mehr als einzelne Menschen. Ein frühes Beispiel hierfür ist das Ölgemälde Hermaphrodite aus dem Jahr 1963 (Abb. 10), übrigens das erste Werk von Allen Jones, das von einem Museum angekauft wurde. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 51 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig In seiner Dialektik zwischen Maskulinität und Femininität reflektiert dieses Werk Intellekt versus Emotion, Spiritualität versus Sensualität. Hinsichtlich dieses Aspekts versteht Jones ein Werk des amerikanischen Malers Jackson Pollock, Guardians of the Secret von 1943, als ein Schlüsselwerk. Der abstrakte Expressionist war in den 1940er-Jahren vom Surrealismus und von der Idee fasziniert, dass die Quelle der Kunst aus dem Unterbewusstsein kommt. i Im frühen Stadium seines Schaffens hatte Pollock, wie die Surrealisten und auch Allen Jones, einen engen Bezug zur Psychoanalyse. In diesem noch vor seiner »Dripping«-Technik entstandenen Werk setzt der amerikanische Künstler sich mit unterschiedlichen Einflüssen auseinander: amerikanischer naiver Malerei und Masken, Picasso sowie den Ideen Carl Gustav Jungs. Der Bildinhalt ist auf zwei konzentrische, rechteckige Bereiche verteilt: Links im Außenbereich steht eine weiblich anmutende Figur, zu der rechts symmetrisch das männliche Pendant wacht. Diese Wächter scheinen ein Geheimnis im inneren Bereich zu schützen, das wie auf einer Bühne präsentiert wird. Diese Präsentationsart zusammen mit der männlich-weiblichen Dualität sind Verknüpfungspunkte zu Jones‟Œuvre. Einige seiner Werke tragen sogar als Titel Zitate aus Nietzsches Werk Also sprach Zarathustra (1891). Dies unterstreicht die wesentliche Rolle, die der Philosoph und speziell dieses Werk für Jones‟ künstlerisches Schaffen spielt: »Ich habe es als Prüfstein verwendet. In Schaffenskrisen habe ich durch Zarathustra eine Erkenntnis gewonnen, wenn ich ›Kreativität‹ durch ›Superman‹ ersetzt habe.« Stilistisch ist sein Frühwerk – ähnlich wie das von David Hockney – geprägt von Rückgriffen auf die Kunst vor 1945: Während sein Grey Self-Portrait von 1960 mit seinen kühlen Grautönen noch sehr vom Einfluss der europäischen Kubisten zeugt, steht sein Selbstporträt The Artist Thinks aus demselben Jahr mit seinen leuchtenden und flächenbildenden Farben eher in der Tradition der Fauvisten wie Henri Matisse oder André Derain. Wie die Wegbereiter der Abstraktion, Wassily Kandinsky und Robert Delaunay, so malt auch Allen Jones bis heute abstrahierend von Gegenstand und Lokalkolorit, ohne dass sich sein Werk je völlig von der Präsenz der Figur löst. Als Maler und Sekretär beteiligt sich Allen Jones 1961 an der Ausstellung Young Contemporaries, die vor allem der zweiten Generation der britischen PopArt – das öffentliche Interesse an den Werken der Pioniere Richard Hamilton und Eduardo Paolozzi war Ende der 1950er-Jahre schon etwas abgeebbt – zum internationalen Durchbruch verhilft. Nicht zuletzt durch die Teilnahme an dieser Gruppenausstellung wurde Allen Jones anschließend von der Galerie Arthur Tooth & Sons in London unter Vertrag genommen und in den darauffolgenden Jahren regelmäßig in Einzelausstellungen präsentiert. 1963 erhält Allen Jones auf der Troisième Biennale de Paris: Manifestation biennale des jeunes artistes im Musée d‟Art Moderne de la Ville de Paris den Prix des jeunes artistes für seine Werke 3rd Big Bus Red (1962), 10th Bus Cornering (1962) sowie Parachutiste No. 2 (1963). Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 52 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig »1905 wollte man [als Künstler] nach Paris gehen. Und in den frühen 1960er-Jahren war für jedermann klar, dass New York der Ort war, an dem man sich messen wollte.« Kurz nach der Pariser Biennale zieht es Allen Jones wie seinen Studienkollegen David Hockney 1964 mit seiner damaligen Ehefrau Janet (geb. Bowen) nach New York. Zwei Jahre zuvor hatte er bereits seine erste Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art, die ihn schwer beeindruckte. Speziell das Werk Step-On Can with Leg von Roy Lichtenstein faszinierte Jones und motivierte ihn, künstlerisch lieber seinen Träumen nachzugehen anstatt sich an die Regeln der formellen Kunsterziehung zu halten. ii Nachdem sich Jones zuerst in der berühmten Künstler- und Bohemienunterkunft, dem Chelsea Hotel in New York, eingemietet hatte, unternimmt er eine ausgedehnte Reise durch die USA. Eine besondere Begeisterung entwickelt er für Kalifornien; nach einem Aufenthalt in New Mexico hält er sich im Rahmen eines Stipendiums am Tamarind Lithography Workshop, Inc. in Los Angeles auf. iii Immer wieder wird Jones dorthin zurückkehren, um unter anderem auch an der University of California (in Los Angeles und Irvine) zu unterrichten. Er bleibt insgesamt zwei Jahre in den USA, bevor er nach England zurückkehrt. Kurze Zeit später werden seine Zwillingstöchter Sarah und Thea geboren. Während Hockney seine Aufmerksamkeit auf die Bildwelt des Massenkonsums lenkt, entdeckt Jones in den USA den reichen Bildervorrat erotischer, sexuell konnotierter Illustrationen und populärer Druckgrafik, wie sie unter anderem in Bestellkatalogen, Hochglanzzeitschriften, Werbeanzeigen und auf Merchandising-Produkten der 1940er- und 1950er-Jahre zu finden sind. Diese stereotypen, bislang nicht kunstwürdigen Darstellungen des weiblichen Körpers verwendet er, um eine neue, unkonventionelle und irritierende Bildsprache zu entwickeln. Versatzstücke aus Fetischcomics und Transvestitenkleidung sowie Nachtclubschönheiten werden zum Bildgegenstand erhoben: Frauen tragen oft Kleidung aus Leder oder Gummi. Diese Themen dienen Jones als Vorlage für künstlerisch ambitionierte, motivisch jeweils scharf umrissene Gemälde, die für sein weiteres Schaffen charakteristisch werden sollten. Von nun an konzentriert Jones sich darauf, die in seiner Arbeit bislang eher latent angelegte Erotik mit deutlich aggressiverer Geste herauszuarbeiten. Jones‟ Werke dieser Zeit sind teils noch zweidimensional, doch werden immer wieder auch dreidimensionale Elemente ins Bild eingebracht. Mit dem Einfügen realer Sockel oder Treppenstufen (First Step, 1966 und La Sheer, 1968), dem Montieren einer hölzernen Krawatte auf ein Porträt (Curious Man, 1964) oder einem mit Epoxidharz befüllten Plastikbusen (Curious Woman, 1964/65) bewegt sich Jones künstlerisch einen Schritt weiter in Richtung Skulptur, hinein in die Dreidimensionalität. Für den Betrachter potenziert sich so die Illusion der Nähe zum Geschehen im Bild. In den sogenannten Step Paintings dienen die Sockelkonstruktionen dazu, den Betrachter ins Bild hineinzuführen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 53 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Für die Akteure auf der Leinwand wirken diese dreidimensionalen Elemente wie eine subtile Einladung, das Medium Leinwand zu verlassen und den realen Raum zu betreten. Der Prozess des konturierten Überzeichnens, des »Aufblasens« seiner erotischen Fetischbildinhalte, gipfelt vorerst 1969 in der Schaffung der eingangs erwähnten berühmtberüchtigten Möbelskulpturen. Er lässt die Figurengruppe nach einem Besuch in einer Spielhalle in Reno, Nevada, anfertigen. Von dort hat er die Fotografie einer sogenannten »slot machine« mitgebracht, eines Spielautomaten in Form einer Frauenfigur, die auf sexistische Weise als Showgirl inszeniert wird. In Anlehnung daran sind Jones‟ surrealmasochistische Schaufensterpuppen-Möbel Frauenfiguren in engen Korsagen. Allen Jones‟ Malstil dieser Zeit entwickelt sich zu einem sehr linearen, der die Konturen klar umreißt, als Mittel, um die Körperlichkeit der dargestellten Figuren zu betonen, ja zu überbetonen. Aufgrund des feinen, elaborierten Duktus und der plastischen Auffassung seiner Motive erscheinen die gemalten Bilder durchaus skulptural. Ein Beispiel hierfür stellt Jones‟ Beitrag für die documenta 4 in Kassel 1968 dar, wo er zusammen mit Andy Warhol und anderen Künstlern einige seiner Werke als Repräsentant der nun etablierten Pop-ArtBewegung vorstellte. Das ungewöhnliche Triptychon Perfect Match von 1966/67 besteht aus drei übereinander montierten Leinwänden, die durch scharfe schwarze Konturen sowie Lichtund Schattendarstellungen einen Frauenkörper wiedergeben. Weitere auf der documenta 4 ausgestellte Werke waren A Matter of Fact (1967/68) sowie What Do You Mean What Do I Mean? (1968). Bei Letzterem handelt es sich um ein Diptychon in schmalem Hochformat. Der untere Teil des Gemäldes stellt ein älteres Werk des Künstlers, Wet Seal von 1966, dar. Diese Vorlage ist hier in Form einer mit Airbrush übermalten Fotografie auf Holz bearbeitet und zeigt ein Paar muskulöser Frauenbeine in eng anliegenden schwarzen Leggins mit hohen Absatzschuhen. Der obere Teil des Diptychons gibt eine vollbusige Frau mit wehenden Haaren, erschrockenem Gesichtsausdruck und tränenden Augen wieder. Im Jahr der documenta-Teilnahme produziert Jones sein erstes Künstlerbuch mit dem Titel Allen Jones Figures. Das Buch vereint einen umfangreichen Fundus an Material wie Zeitschriften und Werbung aus Jones‟ Beständen, das ihn zu zahlreichen seiner Kunstwerke inspiriert hat. Außerdem sind Skizzen und Studien sowie Fotografien zu einer Reihe von bedeutenden Werken darin enthalten, wie zum Beispiel von A Figment in Pigment (1969), Perfecto (1969) sowie Chair und Hat Stand (1969). Besonders interessant ist dabei Jones‟ Kategorisierung des Quellenmaterials in Themen wie etwa »Women in ecstasy«, »Women in synthetic garments«, »Women as rhythm«, »Women on benches«, »Water women« und »Women as men«. Die Frau erweist sich für den Kreativen Allen Jones als unerschöpflicher Fundus an Ideen und Motiven. Im Anschluss an die documenta 4 erhält Jones von 1968 bis 1970 eine Gastdozentur an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. 1969 lehrt er als Gastprofessor Malerei an der University of South Florida in Tampa. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 54 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die 1970er-Jahre stehen im Zeichen der Auseinandersetzung mit weiteren künstlerischen Disziplinen: 1970 entwirft Allen Jones Ausstattung und Kostüme für die erotisch-freizügige Bühnenrevue 0h! Calcutta! in London, geschrieben vom britischen Theaterkritiker Kenneth Tynan. Wieder geht es um die Beziehungen von Mann und Frau und deren Wirrnisse. Die aus sechs Sketchen bestehende Show war zu jener Zeit sehr kontrovers, denn das Ensemble – sowohl seine männlichen als auch weiblichen Mitglieder – trat in mehreren Szenen nackt auf. Der Titel stellt eine Verballhornung aus dem Französischen dar: Oh quel cul t‟as (»Oh, was für einen Hintern Du hast«) ist abgeleitet aus dem Titel eines Kunstwerks des französischen Malers Clovis Trouille. In dieser Inszenierung experimentiert Jones mit dem Licht. Die Theaterbühne gestaltet er als »Lichtschachtel«, in die er anstatt farbiger Kulissen Darsteller als mobile Bildpunkte einsetzt und mit deren Schattenwurfeffekten überrascht. Die Kostüme der Schauspieler sind wie bei den Figuren seiner Gemälde und Skulpturen eng anliegend, knapp und äußerst freizügig. Für die Fernsehproduktion Männer wir kommen! des Westdeutschen Rundfunks mit Senta Berger in der Hauptrolle entwirft Allen Jones die Kostüme und das Set-Design. Sein Engagement für diesen 1970 unter der Leitung des holländischen Regisseurs Bob Rooyens entstandenen Film belegt erneut, dass die gegen ihn erhobenen Vorwürfe, er sei ein – wenngleich intellektuell zynischer – männlicher Chauvinist, nicht zutreffen. Die Sendung ist aus heutiger Sicht eine moderne, ironische Satire auf die Emanzipationsbewegung der Frau, umgesetzt in Form einer farbenfrohen, poppigen Show, bei der stark mit den damals neuen Möglichkeiten der elektronischen Bildbearbeitung experimentiert wurde. Unter anderem bewegen sich Frauen auf einem lebensgroßen Brettspiel und dürfen sich entsprechend ihrer Aktionen vor- und zurückbewegen: »Politikerin, ein Feld vor ... Hausfrau, vier Felder zurück, Sie haben Ihrem Mann die Schuhe geputzt ... Arbeiterin, 3 Felder vor, Sie haben eine andere Partei gewählt als Ihr Mann ...« Kurz nach seiner Kooperation mit dem WDR veröffentlicht Jones sein zweites Künstlerbuch, Allen Jones Projects (1971), in dem neben Männer wir kommen! einige andere seiner realisierten und auch nicht realisierten Projekte für Film, Fernsehen sowie Oper und Theater anhand von Aufschrieben, Entwürfen und Fotografien beziehungsweise Filmstills vorgestellt werden. Darunter befindet sich auch das nicht realisierte Filmprojekt A Clockwork Orange: Als Reaktion auf einen Ausstellungsbesuch und der Betrachtung seiner Möbelskulpturen erhält Jones im Februar 1970 eine Anfrage von Regisseur Stanley Kubrick, der die Figurengruppe in einer Szene seines neuen Films A Clockwork Orange einsetzen will. Der Versuch Kubricks, Allen Jones ohne jegliches Honorar für das komplette Set-Design und die Kostümgestaltung zu gewinnen, scheitert – vermutlich aufgrund der zu direkten, plumpen Art, mit der Kubrick dem intellektuellen Künstler begegnet. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 55 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig So blieben in der Endfassung des Films nur Jones‟ Entwürfe der Kaffeetische und der Kostüme der Kellnerinnen als Inspirationsquelle für die Innenausstattung der Korova Milk Bar, einer der Hauptschauplätze des Films, wo Milch und Drogen serviert werden. In den 1970er-Jahren avanciert Allen Jones – auch ohne die Hilfe von Stanley Kubrick, von dem er später sagen wird, er habe ein größeres Ego als jeder andere Künstler, den er kenne iv – zu einem berühmten und gefragten Mann in der Kunstszene. Seine Preise steigen und für die meisten seiner Ölbilder sind damals schon mehr als 50 000 DM zu bezahlen. Die Auftragsarbeiten häufen sich und stehen teilweise im Gegensatz zu seinen künstlerischen Ambitionen. In Kooperation mit Allen Jones entwirft das Designerehepaar Ritva und Mike Ross 1971 einen Pullover, den sein berühmtes Gemälde Sheer Magic aus den 1960er-Jahren ziert und für den er hinterher mit seiner damaligen Ehefrau sogar Modell steht. Mit dem als Tapete konzipierten Multiple Kneeling Woman erregt Jones 1972 Aufsehen bei der Xart Walls-Schau im Rahmen der documenta 5. Die von der Marburger Tapetenfabrik hergestellte Tapetenserie Xart Walls, an der neben Jones unter anderem auch Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle mitwirkten, zeigt in Jones‟ Abschnitt eine Comic-Heldin vor silberfarbigem Hintergrund: kniend, leicht bekleidet, mit hohen Stiefeln und mit üppigem Dekolleté, einen Reifen in ihrer linken Hand haltend. Parallel zur documenta 5 wurde in Kassel neben anderen Entwürfen Allen Jones‟ Plakatvorschlag für die Olympischen Sommerspiele 1972 in München gezeigt, wobei der Künstler sich hier ausnahmsweise für die Darstellung vier athletischer männlicher und nicht weiblicher Beine unter den fünf olympischen Ringen entschieden hat. 1973 übernimmt er eine Gastdozentur an der University of California in Irvine und erhält den Auftrag, den Pirelli-Kalender, einen jährlich erscheinenden Pin-up-Kalender des italienischen Reifenherstellers, zu gestalten, der aufgrund seiner streng limitierten Auflage und der Berühmtheit seiner Gestalter – Fotografen und Künstler – sowie Modelle längst Kultstatus genießt. Für die Gestaltung des Kalenders erhält Jones den Design and Art Direction Silver Award. 1976 zeichnet sich Allen Jones verantwortlich für das Set-Design sowie das Werbeplakat zu Barbet Schroeders französischem Liebesfilm Maîtresse mit Gérard Depardieu und Bulle Ogier, für den Karl Lagerfeld die Kostüme entwirft. Auf dem Plakat ist eine in Leder gekleidete Frau zu sehen, die zwischen zwei Farbflächen beziehungsweise Vorhängen steht. Das grelle gelbe Licht, das hinter den Vorhängen durchscheint, bildet zugleich den Boden in der unteren Partie des Plakats, auf dem der Filmtitel zu lesen ist. Dieser Effekt verleiht der Szene auf dem Plakat Tiefe. Programmatisch für Jones, handelt der Film von den Extremen in den Geschlechterrollen. Ariane (Bulle Ogier) betreibt in ihrem Haus, dem Ort ihrer bürgerlichen Existenz, ein Sadomaso-Studio und arbeitet als professionelle Domina. Oliver (Gérard Depardieu) ist gleichzeitig ihr Liebhaber und Gehilfe. Das Paar ist zwischen realem Alltag und der Welt des Sadomasochismus genauso hin- und hergerissen wie zwischen männlicher und weiblicher Dominanz. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 56 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 1977 ist Allen Jones Gastdozent in der Abteilung für Malerei der University of California in Los Angeles, im Sommer Gaststudienleiter für Malerei und Zeichnen an der Banff Centre School of Fine Arts in Alberta, Kanada. 1978 lässt sich Jones von seiner ersten Frau Janet scheiden. Seit dieser Zeit lebt er zusammen mit Deirdre Morrow, einer Designerin, die er als sein »Modell und [seine] Muse« bezeichnet und deren Züge häufig in seinen Werken erkennbar sind. 1978 entwirft Jones eine überdimensionale Werbetafel für das Schweizer Strumpfwarenunternehmen Fogal, die damals temporär am Bahnhof in Basel zu sehen ist. Das zweiteilige Plakat war über 21 Meter hoch und stellte eine Frau dar, die einen sich von ihr entfernenden Mann zur Rückgabe ihrer Strümpfe auffordert. Einige Jahre später, 1981, setzt Jones diese Thematik in einem Folgeauftrag fort: Die Frau hat den nun liegenden Mann eingeholt und hält seinen Kopf zwischen ihren Knöcheln fest. Zu sehen sind von der weiblichen Gestalt nur die Unterschenkel in roten Strümpfen. Diese zweite Werbetafel wurde für den Bahnhof in Zürich entworfen. Im Jahr 1979 richten die National Museums Liverpool in der Walker Art Gallery Allen Jones‟ erste umfangreiche Retrospektive aus, die anschließend mit großem Erfolg auch in der Serpentine Gallery in London sowie der Kunsthalle in Baden-Baden und in Bielefeld gezeigt wird. In diesem Jahrzehnt entstehen trotz seiner intensiven Hinwendung zu anderen Disziplinen ebenfalls wichtige Gemälde und Skulpturen, die die explizite Aggressivität der Werke aus den 1960ern-Jahren allmählich hinter sich lassen: Ein Beispiel hierfür ist das Ölgemälde mit der Seiltänzerin, Hot Wire (1971), das Marco Livingstone in seinem Essay auf Seite 55 ausführlich beschreibt. In den 1980er-Jahren schafft Allen Jones eine Fülle von Werken, in denen er seine stets gehegte Liebe zum Dreidimensionalen, zur Skulptur, weiter ausleben kann. Er beginnt zum Beispiel mit der Arbeit an einem Typus Skulptur, der ihn bis heute beschäftigt und den er in unterschiedlichsten Varianten und Materialien produziert hat: Girl on Table oder Waiting on Table nennt Jones seine Skulpturen, die wesentlich schmaler und mit rund 150 Zentimetern auch kleiner sind als seine berühmten Möbelskulpturen. Die Girls on Table sind meist haarlos und gleichen eher Schaufenster- und Modepuppen als echten Menschen. Sie haben seltsame androgyne, roboterähnliche Züge und strahlen Verletzlichkeit und Fragilität aus. Dieser Typ Frau taucht in zahlreichen seiner Skulpturen auf, besonders in seinen Reliefs wie Stand Out (1990) und Stand In (1991/92) oder den aktuelleren wie Diva (2010) und Think Pink (2011). Ihre Körper sind – bis auf die Ledervarianten – selten bekleidet, sondern nur bemalt; die Körperformen werden dementsprechend sehr betont. Auch diese Werke bestätigen erneut Jones‟ Liebe zur seriellen Arbeit und unterstreichen auf beeindruckende Weise, wie sehr er Meister der Variation bestimmter Themen oder Motive ist. In den Jahren 1982 bis 1983 ist Jones Gastprofessor an der Hochschule der Künste in Berlin. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 57 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Seit den 1980er-Jahren beschäftigt sich Allen Jones zudem mit einer anderen Art von Möbelskulptur, die zwar weibliche Züge aufweist, doch sind diese weit weniger offensichtlich und kritikprovozierend als bei besagter Dreiergruppe von 1969. Die Skulpturen Odalisque (1983) und Sungoddess (1987) stellen abstrahierte Frauenoberkörper dar, können aber gleichzeitig als Sitzbänke fungieren. Auch die Skulptur Bathers (2000) mit ihren Treppenstufen ist als Sitzmöbel vorgesehen. Dank mehrerer Aufträge für Kunst im öffentlichen Raum schafft Allen Jones ab den 1980erJahren auch einige großformatige Skulpturen, unter anderem für das Liverpool International Garden Festival (1984), für das Cottons Atrium in der London Bridge City (1987), für das Hilton Hotel am Terminal 4 des Flughafens Heathrow (1990) und für das Chelsea and Westminster Hospital (1992). Acrobat, die Skulptur im Innenhof des Krankenhauses, ist ein beeindruckendes Beispiel für Jones‟ plastisches Schaffen. Beinahe 20 Meter hoch ragt die Figur eines Akrobaten, der auf nur eine Hand gestützt, die Beine in die Luft gestreckt, einen Ball balanciert. Sein Kopf ist auf ein zweidimensionales rautenförmiges Stahlstück gemalt und hängt nahe am Boden. Das Balancieren des Riesen auf einer Hand verleiht ihm Anmut und Leichtigkeit. Programmatisch für Jones‟ skulpturale Werke ist das Schaffen von Figuren aus geschnittenem Metall, so wie im Fall des Akrobaten. Bei seinen Werken für den öffentlichen Raum besteht Jones‟ Hauptinteresse darin zu beobachten, wie ein realer architektonischer Raum sich verändert, wenn ein Objekt, eine Skulptur, darin platziert wird. So schafft es die Skulptur Acrobat im Chelsea and Westminster Hospital, die bisher architektonisch streng separierten Etagen des Gebäudes miteinander zu verbinden und das Atrium als einen einheitlichen Raum erscheinen zu lassen. Thematisch bleibt sich Allen Jones treu: Die Dynamik des Männlichen und Weiblichen, die Gender-Frage, ist auch in seinen Gemälden der 1980er- und 1990er-Jahre präsent, wenngleich die Figuren freier werden und der Umgang mit der Farbe expressiver. Beim Werk A Question of Grammar (1986) reduziert Jones männliche und weibliche Formen gar zu semantischen Zeichen. Ein großes Fragezeichen verkörpert den Mann, ein überdimensionales Ausrufezeichen die Frau. Beide stehen sich wie in einem ungleichen Dialog gegenüber, sie leicht nach hinten gelehnt, während ihr männliches Pendant sich zu ihr nach vorne beugt. Im selben sowie in den darauffolgenden Jahren entstehen zahlreiche Variationen von Gemälden mit Verkörperungen von Mann und Frau in Form von Satzzeichen. In The Sitter (1986) taucht das Motiv schließlich als Bild im Bild auf. Parallel zu seinem künstlerischen Schaffen wird das inszenatorische Talent Allen Jones‟ zunehmend öffentlich wahrgenommen und gewürdigt. Jones wird 1986 zum ordentlichen Mitglied der Royal Academy of Arts in London v ernannt und hat daher Stimmrecht im Ausstellungsprogramm. Von 1990 bis 1999 ist er Kurator (Trustee) in der Abteilung Ägyptologie des British Museum in London und seit dem Jahr 2000 emeritierter Kurator. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 58 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Allen Jones‟ Motivwahl und Bildsprache werden oft über die unterschiedlichen Kunstgattungen hinweg beibehalten. Hat er sich 1992/93 in seinen Gemälden Boogie Woogie und Let‟s Dance erneut mit dem Thema Musik und Tanz beschäftigt, so verwendet er dieses nun auch im Medium Lithografie. In den Jahren 1992/93 entsteht zum Thema Piano beziehungsweise den Akteuren rund um das Piano und deren sozialem Milieu eine Vielzahl an Zeichnungen, in denen Jones die Farben für die späteren Lithografien und Gemälde theoretisch festlegt. Erneut ist es die Beziehung zwischen Mann und Frau, zwischen Pianist und Barsängerin, die ihn fasziniert und antreibt. Er will die Verschmelzungen, Trennungen, Stimmungen, Aggressionen und Ermunterungen der beiden Geschlechter in diesem stimulierenden Milieu verarbeiten. Nach mehreren Bildern und Bildserien, die die obige Thematik am Beispiel größerer sozialer Zusammenkünfte wie Partys oder Festgesellschaften behandeln, wirken diese Zwei-Protagonisten-Werke aus dem Nachtleben in Bars viel intimer und persönlicher. Sein erfinderisches Wesen verleiht den immer wiederkehrenden Themen neue Dimensionen und Entfaltungsmöglichkeiten. Mehr als zehn Jahre lang befasst sich Jones immer wieder mit Variationen des Piano-Motivs. 1993 beauftragt die National Portrait Gallery in London den Künstler mit einem Porträt der berühmten Balletttänzerin Darcey Bussell. Für Allen Jones erweist es sich als bedeutende Herausforderung, das Porträt eines lebenden Modells zu malen, denn er hat seit seiner Studienzeit nicht mehr auf diese Weise gearbeitet. Doch der Auftrag bietet ihm, als begeistertem Opern- und Ballettgänger, die Gelegenheit, hinter die Kulissen des faszinierenden Ballettbetriebs zu schauen. Zunächst beobachtet er Darcey Bussell während des Tanzens, fotografiert sie in typischen Posen und klassischen Figuren sowie bei Tanzschritten, um hinterher verschiedene Skizzen und Aquarelle und schließlich 1994 das Ölgemälde daraus zu fertigen. Am 28. Dezember desselben Jahres heiratet Jones seine Muse Deirdre Morrow, nachdem sie mehr als 15 Jahre zusammengelebt hatten. Ab den frühen 1990er-Jahren beginnt Allen Jones mehr und mehr, mit Galerien und Sammlern zu kooperieren und die Welt zu bereisen, um Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Durch diese Kooperationen erhält er wiederholt Aufträge für den öffentlichen Raum, auch aus dem Ausland. Zwischen 1997 und 2003 beauftragt Swire Properties, eine englische Immobilienentwicklungsfirma mit Sitz in Hongkong, den Künstler, mehrere Skulpturen auf ihrem Firmengelände zu realisieren. Es entstehen die überdimensional großen Werke Two to Tango (1997) sowie City Boy und City Girl (2003); wieder ist der Tanz sowie die Verschmelzung von weiblichen und männlichen Figuren das Thema. 2006 entwirft und fertigt Jones für eine chinesische Stiftung die dreiteilige Skulpturengruppe Banquet, die an einem See im Yuzi Paradise Sculpture Park in Guilin steht. Die drei sieben Meter hohen Figuren, an die chinesische Schrift angelehnt, stehen auf einem gewaltigen, fünf Meter hohen Granitsockel. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 59 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ab 2001 realisiert Allen Jones eine Reihe von Gemälden mit altbekannten Motiven, denen er den Überbegriff Stage Paintings gibt. Die Themen dieser Werke sind die Bühne, Bühnenperformances, Zirkus, Zauberei und Magie, Tanz sowie die Modewelt. Dass sich Jones dazu entschließt, eine Serie mit Werken zu diesen immer wiederkehrenden Motiven zu schaffen, bekräftigt, wie wesentlich die Welt der performativen Künste für ihn seit jeher ist. Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends entsteht darüber hinaus eine Reihe von kleinformatigen Kompositionen, die sich mit dem Motiv der Bühne, des Bühnenvorhangs und des Bildes im Bild befasst. Die Werke nehmen Bezug auf Jones‟ künstlerische Vorbilder, die zugleich Pioniere der klassischen Moderne sind: Matisse Curtain (2006), Picasso Curtain (2006), Delaunay Curtain (2009) und Mirror Miró (2009) sind einige Beispiele dieser Hommageserie. Dabei befinden sich im Vordergrund, am Rand der Bilder angedeutet, Frauenköpfe vor einer Säule und hinter ihnen Gemälde der jeweiligen im Titel genannten Künstler, denen gehuldigt wird. Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn experimentiert Allen Jones immer wieder mit ungewöhnlichen, zum Teil überdimensional großen Formaten, zum Beispiel in Form von Diptychen und Triptychen. Mit Invitation Only (2006) hat er ein dreiteiliges Gemälde in ganz besonderem Format geschaffen. Die einzelnen Bildteile, die insgesamt einen langen Laufsteg mit weiblichen Models sowie einigen Fotografen zeigen, sind in ihrem Format unterschiedlich, von links nach rechts kleiner werdend. Dadurch wird dem Triptychon eine besondere Tiefe gegeben und seine erzählerische Komponente verstärkt. Die einzelnen Szenen sind durch pinke Säulen getrennt. Im rechten Bildteil ist am Ende des Laufstegs ein Vorhang zu sehen, hinter dem ein Model gerade zweideutig von einem knienden Mann auf ihren Auftritt vorbereitet wird. Das außergewöhnliche Format des Triptychons, wie es sich zum Beispiel auch in Interval (2007) findet, erlaubt es dem Künstler, den Aspekt der Bewegung sowie mehrere simultane Handlungen auf verschiedene Einzelbilder verteilt darzustellen. Er knüpft damit an filmische Sequenzen oder Comics an. Ebenso an Cartoons oder Comics erinnern Allen Jones‟ Zeichnungen, die er stets als Vorbereitung und zur Ideenentwicklung für viele seiner Werke anfertigt: Jahrzehntelang hat er die Angewohnheit, in Skizzenbüchern zu zeichnen. Später entwickelt er stattdessen großformatige Storyboards, Blätter mit mehreren Skizzen zu einem Thema. Farbe verwendet er dabei in der Regel erst, wenn die Produktion eines konkreten Gemäldes oder Aquarells beginnt. Auch bei seinen Skulpturen arbeitet er mit verschiedensten Stufen von Vorstudien wie etwa Zeichnungen, Maquetten und Modellen; die Letztgenannten werden oftmals in unterschiedlich großen Formaten, im ersten Schritt aus Papier oder Karton, später aus Weißblech, Aluminium oder auch in Bronze, gefertigt. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 60 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Allen Jones greift immer wieder dieselben Motive für Werke in unterschiedlichen Medien auf und setzt häufig Serien mit einem großen zeitlichen Abstand fort. So auch beispielsweise beim Werk Maîtresse von 1976, das ihn im Jahr 2008 in London Derrière wieder beschäftigt. Der Spielfilm ist vorbei: die Buchstaben des Titels liegen nun zerstört am Boden, die Dame – diesmal von hinten zu sehen – verlässt die Bühne durch den Vorhang, eine Peitsche in der Hand haltend. Auch im Bereich der Skulptur tauchen thematische Wiederholungen in seinem Werk auf: Hatte sich Jones im Jahre 1965 durch eine »slotmachine« in Reno, Nevada, sowie durch Anzeigen und Werbung der 1940- und 1950er-Jahre dazu inspirieren lassen, einige Jahre später seine berühmt gewordenen Möbelskulpturen zu kreieren, so entsteht wesentlich später, im Jahr 2002, Refrigerator, eine weibliche Skulptur ähnlicher Anmutung, die gleichzeitig die Funktion eines kleinen Kühlschranks hat. Das Leitmotiv, das sich beinahe ungebrochen bis heute durch Allen Jones‟ Werk verfolgen lässt, ist das der Figuren von Frauen und Männern. Seine sinnlichen Frauen- und Männergestalten – teils ausgearbeitet als hermaphrodite Zwitterwesen in einer modernen Gesellschaft ohne Tabus, teils vielleicht auch nur das Bild der Frauen in den Männerköpfen repräsentierend – geben heute noch ein hochaktuelles Statement des Künstlers zur Gesellschaft ab. Mittels Erotik und provokanter Aussagen zu den Geschlechterbeziehungen sowie deren Fetischreliquien erreicht Allen Jones mit seinem facettenreichen Œuvre ein breites Publikum. Die individuell rezipierbaren und rezipierten Aussagen seiner über alle Kunstgattungen hinausreichenden Werke verwandeln jeden Betrachter in einen Kunstkritiker. Es bedarf keiner übergreifenden wissenschaftlichen Erklärung durch die Kunstgeschichte. Die Pop-Art wollte die Kunst demokratisieren, sie durch die Schaffung von neuen Ebenen im Ausdruck und in den Bildmotiven für jedermann zugänglich machen. Allen Jones schafft diese Ebene mithilfe der Erotik, zu der jeder Betrachter unmittelbar aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen eigene Vorstellungen beziehungsweise eine Meinung entwickeln kann. In über 50 Jahren künstlerischen Schaffens ist Jones diesem demokratischen Ansatz der Pop-Art treu geblieben. Im Jahr 2012 feiert Allen Jones nun seinen 75. Geburtstag; er lebt und arbeitet in London und Oxfordshire. Auszüge aus dem Katalogtext: Dr. Otto Letze: Allen Jones. Leben und Werk, in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957– 2009, Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 61 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Allen Jones. Einige Gedanken von Sir Norman Rosenthal Das Erste, was an Allen Jones bemerkenswert ist, ist die Tatsache, dass er 1937 geboren wurde, also vor einer ganzen Weile. Dies ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass sein in den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren entstandenes Frühwerk, in dem er im Wesentlichen seine unverwechselbare Formensprache und Bildthematik entwickelte, nach wie vor jugendlich und modern wirkt, was selbstverständlich auch für seine neueren Arbeiten gilt, die paradoxerweise deutlicher in einem kulturellen Kontext verankert sind. Der Betrachter – und der Verfasser dieses Textes schließt sich mit ein – kann sich daran erfreuen, seinen Blick über ein ganzes Spektrum an Quellenmaterial aus gehobener und populärer Kultur, aus der Gegenwart, aber auch aus längst vergangenen Zeiten schweifen zu lassen. Bekannt geworden ist Jones aber natürlich vor allem durch sein legendäres Ensemble fetischistischer Möbelstücke, die inzwischen Kultstatus besitzen. Selbst wenn er mit Chair, Table und Hat Stand jene sonderbare Spielart der Perversität, die unter dem Namen Forniphilie bekannt ist, nicht gerade erfunden hat, sind seine Möbel doch ohne Zweifel die berühmtesten und für viele anrüchigsten Darstellungen dieses Phänomens. Gewiss, die Sexpuppe als Kulturobjekt hat eine lange Geschichte. Allem Anschein nach nahmen die Seeleute solche Puppen bereits im 17. Jahrhundert als Seelentrost mit auf lange Seereisen. Opernfreunde und Kenner der deutschen Literatur der Romantik werden an die Puppe Olimpia aus Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen denken, in die sich der Dichter und Titelheld E.T.A. Hoffmann unsterblich verliebt. Künstler einer jüngeren Generation, etwa Jeff Koons oder die Brüder Chapman – ganz zu schweigen von einigen eher erschreckenden Verkleidungen Cindy Shermans –, setzen die Puppe, die auch ein mehr oder weniger perverses Sexobjekt ist, für Überraschungseffekte ein. Erst kürzlich hat Jeff Koons eine Figur von Betty Page geschaffen, einem amerikanischen Model der 1950erJahre, das in seiner Ikonografie eine zentrale Rolle spielt. Mit ihren tiefschwarzen Haaren, den blauen Augen, dem dick aufgetragenen Make-up und nicht zuletzt mit ihrem Riesenbusen wurde sie zu einem neuen Rollenmodell der amerikanischen Sexualität, wie es sich heute noch in jeder »niederen« Vergnügung – vom Stripteaselokal bis hin zum Internet und natürlich dem Kino – manifestiert. Allen Jones war neben einer Handvoll amerikanischer und europäischer Künstler wie Mel Ramos, Tom Wesselmann und Martial Raysse, um nur einige zu nennen, ohne Zweifel einer der ersten seriösen Künstler, die bildliche Darstellungen von derart offensichtlicher Schamlosigkeit bereits in den frühen 1960er-Jahren bewusst verwendeten. Dabei ist nicht so sehr von Interesse, welcher dieser Künstler hier eine Vorreiterrolle spielte, sondern vielmehr die Frage nach dem Zeitgeist, der es möglich machte, derart unmissverständliche Bilder zu schaffen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 62 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Und selbstverständlich beschränkt sich Allen Jones‟ Kunst bei Weitem nicht nur auf Sex und Sexualität, auch wenn die Erotik seit jeher eine Triebfeder jeder kulturellen Manifestation ist. Jones‟ Kritiker – und derer gab es viele, vor allem jene, die an die Kunst puritanische feministische Maßstäbe anlegten – gehen sogar so weit zu behaupten, sein gesamtes Œuvre sei, genau wie die berüchtigten Möbelskulpturen, eine einzige »Versachlichung der weiblichen Form«. Doch selbst dabei muss man irgendwie an das Wort »Sachlichkeit« denken, das in der Kunst eine ganz eigene Konnotation hat, die auf die deutsche Kunst der 1920er- und 1930erJahre zurückgeht. Und genau in diesem Sinn ist Allen Jones, sind der Künstler und sein Werk von einem Wissen geprägt, das seine Inspiration aus allen nur erdenklichen kulturellen Kontexten bezieht. Tatsächlich ist Allen Jones eine zentrale Gestalt jener internationalen Strömung, der man den Namen Pop-Art gab und deren beeindruckendste Vertreter ohne Zweifel zumeist aus Amerika, vor allem aus New York, kamen, der damals neuen Hauptstadt der Kunstwelt, die diese Rolle erst ein Jahrzehnt zuvor – um die Jahre 1950 bis 1955 – von Paris übernommen hatte. Interessanterweise kamen viele der damals bahnbrechenden Ideen, aus denen sich die Pop-Art entwickelte, jedoch aus London – Künstler wie Eduardo Paolozzi und Richard Hamilton suchten 1952 in Diskussionen und beim Herumspielen mit und Collagieren von erotischen Bildern und entsprechender Symbolik nach adäquaten Ausdrucksformen, um aufzuzeigen, in welche Richtung die moderne Gesellschaft sich ihrer Ansicht nach entwickelte. Nur ein Jahr zuvor hatte in London das Festival of Britain stattgefunden, dessen Symbol, der geschwungene Skylon, auf geradezu erotische Weise gen Himmel ragte – dieses Festival war zugleich der gesellschaftliche Versuch, die Bedrücktheit zu zerstreuen, die noch immer über dem Großbritannien der Nachkriegszeit hing, das mit Lebensmittel- und Konsumgüterknappheit und einer massiven Verschuldung zu kämpfen hatte. Damals sah es so aus, als habe der Sieg kaum Früchte getragen. Dies sollte sich Anfang der Sechzigerjahre mit dem Aufstieg der Beatles und anderer Popgruppen ändern, die die Welt eroberten, ganz zu schweigen von der Modewelt dieses Jahrzehnts, die samstags nachmittags auf der Londoner King‟s Road Parade lief – und selbstverständlich den jungen Kunststudenten, die seit 1959 das Londoner Royal College of Art besuchten: David Hockney, Ron Kitaj, Derek Boshier, Peter Phillips und natürlich Allen Jones. Peter Blake und Joe Tilson hatten ihr Studium bereits etwas früher aufgenommen. Es waren unbeschwerte Tage, in denen man als junger Kunststudent bilderstürmerisch daran mitwirken konnte, der verlogenen Selbstgefälligkeit und der vermeintlichen Ernsthaftigkeit ein Ende zu setzen, die damals an der Akademie, die nach wie vor unter dem Einfluss missverstandener cézannescher Orthodoxien stand, vorherrschte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 63 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Zu diesen Studenten gehörte ohne Zweifel auch Allen Jones – sein farbenfrohes Frühwerk, inspiriert durch die Londoner Doppeldeckerbusse, wies starke Anklänge an den italienischen Futurismus auf. Bald darauf sollte Bewegung zu einem wesentlichen Element seiner Kunst werden, von der er sehr schnell und fast ausschließlich zum menschlichen Körper und zur menschlichen Gestalt überging. In den Jahren 1964 und 1965 lebte Allen Jones überwiegend in den USA, vor allem in New York, wo er mit den »Freuden« der amerikanischen Popkultur vertraut gemacht wurde, primär über Zeitungen und Zeitschriften. Jones war von jeher ein besessener Sammler von Druckerzeugnissen, wobei das Spektrum von den teuren, in den Fünfzigerjahren in Paris herausgegebenen Livres de luxe mit Bildern von Künstlern wie Matisse, Léger und Picasso bis hin zu den kurzlebigen amerikanischen Fetischmagazinen reichte, die man zerschneiden und für Collagen verwenden konnte oder die ganz allgemein als buntes Quellenmaterial dienten. Wie viele Künstler seiner Generation legte auch Jones größten Wert darauf, genauestens zwischen kommerziellen Werbezeichnungen und wirklicher Kunst zu unterscheiden. Man denke etwa an die »kommerziellen Arbeiten« von Henri de Toulouse-Lautrec auf der einen Seite und jene von Kurt Schwitters auf der anderen, um nur zwei bedeutende Beispiele aus der Vergangenheit zu nennen, die kaum gegensätzlicher sein konnten, ganz zu schweigen von den zahllosen Künstlern des vergangenen Jahrhunderts, die sich mit Begeisterung auf dem Gebiet der politischen Propaganda betätigten. Kunst wird nicht immer nur um der Kunst willen gemacht, doch Jones verwendet das kommerzielle Quellenmaterial auf eine sehr spezielle, für die Pop-Art-Künstler seiner Generation typische Art, um Kunst um ihrer selbst willen zu schaffen: Eine politische oder gesellschaftspolitische Intention findet sich hier nicht. Kunst um der Kunst willen ist eine Vorstellung, die eine ganze Reihe von Themen beinhaltet, die mit reiner Ästhetik und vor allem mit Fragen der Abstraktion zu tun haben, die ein elementares Leitmotiv der Malerei des 20. Jahrhunderts waren. Seit der Geburtsstunde des Kubismus 1907 in Paris und der des (auf der Farbentheorie aufbauenden) Expressionismus 1911, als Wassily Kandinsky sein berühmtes Manifest Über das Geistige in der Kunst veröffentlichte, waren diese beiden Lösungsansätze zentraler künstlerischer Fragen von besonderer Bedeutung für alle Künstler des 20. und auch 21. Jahrhunderts. Der Kubismus konzentrierte sich auf geometrische Formen und multiple Perspektiven als Mittel zur Darstellung der Realität. Die Farbsymbolik war das Kennzeichen des Expressionismus. Aus diesen beiden Positionen entwickelte sich ein Diskurs, der nicht nur für die Malerei, sondern auch für die verwandten Kunstgattungen der Bildhauerei und Grafik ein schier unerschöpfliches Potenzial an kompositorischen und fantasievollen Abbildungen der Welt zu eröffnen schien. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 64 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Als bildender Künstler, der eine eigene Vision und ein besonderes Gespür für Bildsprache besitzt, hat sich Allen Jones mehr als ein halbes Jahrhundert einerseits mit den abstrakten Themen Farbe, Oberfläche, Dynamik, ja sogar mit Kinetik beschäftigt und andererseits mit menschenbezogenen Themen wie Mann und Frau beziehungsweise ihren physischen und geistigen Beziehungen sowie mit Geschichte, Theater, Tanz und Musik. Natürlich überschneiden sich diese beiden Aspekte, doch als Betrachter sind wir ebenso in der Lage, sie in unseren Köpfen zu trennen. Was die formalen Eigenschaften der Arbeiten des Künstlers betrifft, so hat er mit seinen unverwechselbaren, aus Quadraten, Kuben, Ellipsen etc. zusammengesetzten Formen eindeutig seinen eigenen Weg gefunden. Auf einer Ebene kann man Jones‟ Werk als privaten und persönlichen Diskurs über Picassos legendäres poetisches Meisterwerk Les demoiselles d‟Avignon von 1907 interpretieren. Dies ist schon ein Gemälde an sich, mit all den formalen Innovationen, die sich hier, gepaart mit sexuellen Anspielungen, Bahn brechen. Darüber hinaus war Jones allem Anschein nach jedoch auch durchdrungen von dem, was Kandinsky in seinem berühmten Traktat von 1911 als »die innere Notwendigkeit der Farbe« bezeichnete, denn seine Arbeiten sind stets ganz bewusst in reine, charakteristische Farben von geradezu magischer Intensität getaucht. Wie rein und intensiv die Farben sind, die er verwendet – sei es nun Gelb, Blau, Rot, ja sogar Weiß oder Schwarz – erkennt man beim Betrachten seiner Werke. In Bildern wie Sheer Magic, einem Gemälde in quadratischem Format, das gleichermaßen an die amerikanische Ikonografie eines Kenneth Noland und Jasper Johns erinnert, sehen wir eine Spirale – aufgemalt auf einen breiten, sich über die gesamte Länge des Bildes erstreckenden gelben Streifen –, deren Farbspektrum einem Regenbogen ähnlich von einem intensiven Grün und Blau bis zu einem ebenso intensiven Rot und Orange reicht. Die Farbe wird überlagert von einem auf einem Brett stehenden weiblichen Bein in einem transparenten Seidenstrumpf beziehungsweise einem hochfetischistischen glänzenden schwarzen Stiletto. Auch wenn es sich hier streng genommen nicht um ein geistiges Thema im kandinskyschen Sinne handelt, so ist die Farbsymbolik ohne Zweifel der Hauptbezugspunkt des Gemäldes. Hohe und seicht-erotische Kunst treffen hier aufeinander – und dies setzt sich in zahllosen fantasievollen Variationen in Gemälden, Grafiken und Skulpturen fort. Denn 1967 hatte Jones seine Sprache bereits weitgehend gefunden und diese war eine Quelle, die in ihrer Vielfalt schier unerschöpflich war. Toulouse-Lautrec fand seine Sujets in den Pariser Varietés, wo er seine subtile impressionistische »Linie« entfalten konnte. Es gelang ihm, verschiedene Aspekte des Pariser Kaffeehausmilieus zu vermitteln und dieses reale Leben durch seine Kunst für alle Zeiten festzuhalten. Allen Jones ist in der Lage, die schäbige Kneipe und das Treiben auf der Tanzfläche für eine zukünftige Zeit zu dokumentieren, was dann schlimmstenfalls vielleicht etwas altmodisch wirkt und eines Tages vielleicht sogar ganz verschwindet. Dies ist eines der vielen Dinge, die Kunst so hervorragend kann. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 65 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Und deshalb hat es vermutlich auch seinen Grund, dass einige der erstaunlichen erotischen Skulpturen, die Jones in den vergangenen Jahren entworfen und geschaffen hat, den alten ägyptischen Skulpturen so verblüffend ähneln – vor allem jenen aus der glanzvollen Amarna-Zeit, die mit der Regentschaft des legendären revolutionären Pharaos Echnaton begann, der gegenständliche Skulpturen von außergewöhnlicher Ebenmäßigkeit, Strenge und Eleganz schuf, deren glänzende Oberflächen zu ihrer Zeit gewiss ebenso farbenprächtig waren wie etwa Jones‟ Girl on Table (1987) oder Enchanteresse (2006). Diese und andere Skulpturen aus jener Zeit strahlen eine durchdringende, ja geradezu furchteinflößende Autorität aus, die an den außergewöhnlichen Kopf jener Domina erinnert, die uns aus dem alten Ägypten erhalten geblieben ist. Sie ist eine Ikone der weiblichen Schönheit und residiert heute in Berlin. Und selbst nach vielen tausend Jahren durchdringt sie uns noch mit ihrem Blick. Ihr Name ist Nofretete. Auszüge aus dem Katalogtext: Sir Norman Rosenthal: Allen Jones. Einige Gedanken, in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957– 2009, Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012 La Sheer 1968 Öl auf Leinwand 183 x 152 cm The Berardo Collection, Lissabon © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 66 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Der Schwerkraft trotzen von Marco Livingstone Balanceakte, wie der der Seiltänzerin in Hot Wire einem gleichermaßen leichtfüßigen wie imposanten Gemälde von 1970/71, mit denen er sein Publikum in atemlose Begeisterung versetzen möchte, sind das zentrale Thema im Schaffen des englischen Malers Allen Jones. Man könnte in der hier dargestellten Hochseilartistin einfach nur eine Akrobatin sehen, tatsächlich handelt es sich jedoch wie so häufig bei den Figuren in den Gemälden des Künstlers um eine Metapher, das heißt, die Figur steht für den Maler, der den Betrachter in seinen Bann zu ziehen versucht. Dass Jones hier stellvertretend eine weibliche Figur wählte – es könnte sich allerdings genauso gut um ein androgynes männliches Wesen handeln –, ist an sich bereits ein symbolischer Akt, zeigt der Künstler damit doch, dass er dem weiblichen Prinzip eine zentrale Bedeutung im Schöpfungsakt zuerkennt. Die balancierende Figur, deren Gewicht wie bei einer Balletttänzerin auf den Zehenspitzen ruht und die dabei in der Luft zu schweben scheint, lenkt die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die ebenso schön ausgearbeiteten kompositorischen und stilistischen Kräfte, die das Gemälde permanent in der Schwebe halten: hell gegen dunkel, volle Formen in einem leeren Raum von geringer Tiefe, Gefülltheit gegen Leere, Gegenständlichkeit und satte Farben versus Transparenz und Abstraktion. Die Kraftlinien, die auf den Drehpunkt – die Spitze des linken Fußes – zulaufen und zugleich in Form des Drahtseils und der gebogenen Stange in den Händen der Artistin dargestellt sind, setzen die Komposition und die gemalte Oberfläche mit der Metaphorik des Bildes und in der Folge auch mit dessen philosophischem und subjektiven Inhalt gleich. Artisten spielen eine zentrale Rolle im Schaffen des Malers, und sie stehen dabei stets stellvertretend für den Künstler selbst. Wie er nehmen Zauberer und Musikanten, Tänzer und Varietékünstler, Clowns und Zirkuskünstler für sich in Anspruch, Schöpfer von Illusionen und visuellen Fantasien zu sein. Und wie er versuchen auch sie, uns glauben zu machen, sie brächten ihre grandiosen Kunststücke mit einer Mühelosigkeit zuwege, die es zu einem noch größeren Vergnügen macht, ihnen bei ihrer Darbietung zuzusehen. Die Spannung, die sich einstellt, wenn man diesen Unterhaltungskünstlern zusieht, rührt zum Teil von dem damit verbundenen Nervenkitzel her, von der Tatsache, dass uns bewusst ist: Wenn etwas schiefgeht – wenn der Akrobat einen falschen Schritt macht, wenn der Zauberkünstler seiner hübschen Assistentin in der Kiste mit der Säge zu nahe kommt –, wäre dies nicht nur peinlich, sondern hätte geradezu katastrophale Folgen. Machte der Künstler jedoch zu viel Aufhebens um dieses Risiko, würde er seine Leistung dadurch schmälern, wirkte eine derartige Dramatisierung auf uns doch nicht sehr überzeugend, sondern vielmehr übertrieben theatralisch. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 67 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Deshalb kommt es auch hier auf eine geschickte Balance an, darauf, uns davon, wie schwierig das Unterfangen ist, nur gerade so viel erahnen zu lassen, um uns nach geglückter Ausführung zum Applaudieren zu animieren – eine Taktik, derer sich der Maler Jones bediente, indem er die Farben dünn oder gerne auch als durchsichtige Lasuren auftrug. Auf diese Weise unterstreicht er die scheinbare Schlichtheit und Unkompliziertheit der Komposition und gibt dabei gerade so viel von seinen Zweifeln und seinen ursprünglichen Ideen preis, dass wir die verschiedenen Phasen des Prozesses erkennen können, aus dem das scheinbar einfache Endergebnis hervorgegangen ist. Dabei arbeitet er, wie er William Feaver in Jake Auerbachs 2007 entstandenem Film Allen Jones. Women and Men erläuterte, seit Mitte der 1970er-Jahre nach folgender Faustregel: Malt er etwas, um eine Form darzustellen, so nimmt er dafür nur gerade so viel Farbe, um diese Illusion zu vermitteln. Ist jedoch ein Teil des Bildes von dieser Funktion befreit, so verwendet er dort so viel Farbe, wie er benötigt, um der Farbe als solcher ausreichendes Gewicht zu verleihen. Seit den frühen 1960er-Jahren zählte Jones zu den führenden Vertretern der britischen PopArt-Bewegung. Das lag zum Teil daran, dass er einer Gruppe von Studenten angehörte, die 1959 ihr Studium am Royal College of Art in London aufgenommen hatte und die auf unterschiedliche Weise mit traditionellen bildlichen Darstellungen experimentierte, wobei sie bewusst in ein und demselben Bild extrem kontrastierende Stile und Bildsprachen mischte. Ihre Gemälde wollten sie ausdrücklich als materielle Objekte verstanden wissen, die mit Dingen der Alltagswelt und mit Inspirationsquellen verknüpft sind, die bislang in dem Ruf standen, mit der bildenden Kunst nicht vereinbar zu sein. Aus diesen Studienkollegen – dem fünf Jahre älteren Amerikaner R. B. Kitaj (der, obwohl er keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen die Popkultur machte, einen gewissen Einfluss auf die anderen hatte), David Hockney, Derek Boshier und Peter Phillips – wurden schon bald Freunde, die eine verschworene Gemeinschaft bildeten. Die führenden Kräfte des Colleges empfanden den Nonkonformismus dieser ungestümen, fantasievollen jungen Maler allerdings als Bedrohung, und so wurde Jones als abschreckendes Beispiel für die anderen bereits nach einem Jahr exmatrikuliert. Bedenkt man, welche Ernsthaftigkeit und Zielstrebigkeit der Künstler bereits in diesen frühen studentischen Arbeiten an den Tag legte, erscheint es aus heutiger Sicht verwunderlich, dass man in ihm ein gefährliches Potenzial vermutete, das es zu eliminieren galt. Denn das radikale und wirklich verstörende Potenzial seiner Kunst kam erst nach seiner kurzen New Yorker Zeit 1964 zum Vorschein. Die sanfte Erotik, die die eng umschlungenen Figuren in den Werken der frühen Sechzigerjahre verkörpern – man denke etwa an das Gemälde Bikini Baby von 1962 oder die miteinander verschmelzenden männlich-weiblichen Paare, wie sie uns beispielsweise in Hermaphrodite von 1963 begegnen – wurde gesteigert zu einer weitaus stärker sexuell-fetischistisch geprägten Darstellungsweise, die nun tatsächlich als Bedrohung des bürgerlichen Sittenkodex empfunden werden konnte. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 68 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Durch die begeisterte Hinwendung zur subversiven, »seichten« Erotikdarstellung vollzog Jones zur gleichen Zeit auch den endgültigen Wandel zum Pop-Art-Künstler, der sich von der traditionellen Kunst losgelöst hatte. Als er Ende der 1960er-Jahre seine höchst außergewöhnlichen und umstrittenen Symbole fetischistischen Verlangens, die hyperrealen und dennoch stark stilisierten lebensgroßen Frauenfiguren in Bondage-Outfits als Möbelstücke präsentierte, machte er sich damit endgültig zum Geächteten. In gewisser Hinsicht wurde ihm dies zum Verhängnis, zumindest was das Echo der Kritik anbelangte und in Anbetracht der Empörung, die Chair, Table und Hat Stand bei den Feministinnen auslösten. Im Hinblick auf seine Identität als Künstler erwies sich diese Entwicklung hin zu einer eher provokativen Ästhetik dagegen als notwendig und überaus fruchtbar. Selbst wenn Jones, unter anderem mit seinen originellen Lithografien und seinen Möbelskulpturen, einen wichtigen Beitrag für diese Strömung geleistet hat, würde man ihm nicht gerecht, wollte man ihn lediglich als Popkünstler sehen, ließe man damit doch außer Acht, dass sich die moderne europäische Kunstgeschichte seit seiner Studienzeit bis heute wie ein roter Faden durch sein gesamtes Schaffen zieht. Zu den Strömungen, die seine studentischen Arbeiten prägten, zählten der Kubismus und der Orphismus, die uns etwa in der gebrochenen Struktur des kleinen Grey Self-Portrait von 1960 begegnen. Vor allem aber beeinflussten ihn die Werke von Robert Delaunay und der Fauves mit ihren kräftigen, direkt aus der Tube aufgetragenen Primär- und Sekundärfarben, wie Jones sie bereits in seinem ebenfalls 1960 entstandenen Gemälde The Artists Thinks bevorzugte. Die Vorliebe, in ein und demselben Werk eine ganze Palette satter Farben zu verwenden, an der er sein Leben lang festhielt, ist zum Teil aus der Bewunderung für die Werke Delaunays und Wassily Kandinskys entstanden – das eher monochromatische Arbeiten und die deutlich erkennbaren fließenden Übergänge waren stets, in seinen Augen, die bequemere Lösung. In einem Interview, das Irène Salas kürzlich für die undatierte Ausgabe Nr. 4 des Modemagazins Twill mit dem Künstler führte, erklärte Jones seine Haltung mit der für ihn typischen Offenheit: »Ich kaufe gerne viele verschiedene Versionen ein- und derselben Farbe [...] von verschiedenen Herstellern, um eine größere Auswahl an Farbtönen zur Verfügung zu haben. Denn obwohl man meinen könnte, es handle sich nur um winzige Nuancen, macht das auf der Leinwand einen großen Unterschied. Ich vermeide es nach Möglichkeit zu mischen, denn je mehr reine Farbe man direkt aus der Tube aufträgt, desto besser bewahrt sie ihre chromatische Intensität. « Inspiration fand Jones in den Werken und Schriften Paul Klees, insbesondere in seinem Pädagogischen Skizzenbuch von 1925. Er ging sogar so weit, die Übungsstücke, die Klee für seine Studenten entworfen hatte, als Ausgangspunkt für seine Gemälde zu verwenden. So ist etwa das Bild The Battle of Hastings (1961/62), das auf schematischen Darstellungen basiert, die Jones für seine Schüler angefertigt hatte, um den Flug des Pfeils zu demonstrieren, der König Harold tötete, eine spielerische Interpretation des kleeschen Gedankens der Linie, die einem Spaziergang gleicht. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 69 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Jones war fasziniert von diesem frühen Pionier der abstrakten Malerei, vor allem aber von dem historischen Augenblick, als begrifflich-abstrakte Sprache und darstellende Funktion noch nebeneinander bestanden. Sein besonderes Interesse galt den Werken, die Kandinsky vor seiner Bauhaus-Zeit geschaffen hatte, vor allem seinen Improvisationen aus den frühen 1910er-Jahren – ein Einfluss, der sich sowohl in der Komposition von The Battle of Hastings als auch in den vieldeutigen Darstellungen der Figuren in Gemälden wie Here and There Faces (1961) widerspiegelt. Schon als Student – und dabei darf man nicht vergessen, dass Jones 1962, als er einen Zyklus mit neun herrlich geformten Gemälden mit Darstellungen der roten Londoner Doppeldeckerbusse schuf, gerade einmal 25 Jahre alt war – zeigte er bei seiner Neuinterpretation modernistischer Sujets und Themen eine erstaunliche Reife und außergewöhnliches Selbstvertrauen. Die Busse beispielsweise entstanden ebenfalls aus einem – diesmal futuristischen – Übungsstück, in dem es darum ging, mit den statischen Formen auf der Leinwand den Eindruck von Bewegung zu vermitteln. Jones‟ Lösung, bei der er von der futuristischen Methode, Bewegungsabläufe fortlaufend wie mehrfach belichtete Fotografien wiederzugeben, abwich, war ebenso einfach wie meisterhaft: Er nahm statt der konventionellen rechteckigen eine trapezförmige Leinwand. Der dadurch entstehende Eindruck der Neigung impliziert die Bewegung eines mit hoher Geschwindigkeit nach links fahrenden Fahrzeugs. Durch die ungewöhnliche, gestreckte Form der Leinwand hatte der Künstler die Freiheit, die Oberfläche nach Belieben zu »dekorieren« und konnte sich dabei dennoch sicher sein, dass das Gemälde das Bild eines fahrenden Busses vermittelte. Jones war nicht der Einzige, der um diese Zeit das Potenzial der geformten Leinwand auslotete. Auch andere britische Künstler wie David Hockney (in seinem Tea Painting in an Illusionistic Style von 1961) und Richard Smith (in seinen zunehmend skulpturalen Interpretationen überdimensionaler Zigarettenschachteln von 1962/63) sowie abstrakte amerikanische Maler wie Frank Stella und Ellsworth Kelly suchten nach Wegen, um die traditionelle Leinwandform aufzubrechen. Die Bus-Bilder, vor allem aber andere ungewöhnlich geformte Gemälde aus dieser Zeit wie zum Beispiel Wunderbare Landung von 1963 (der deutsche Titel ist eine Hommage an ein Gemälde von Paul Klee) sind die wohl heitersten und spielerischsten unter diesen Werken und nehmen – obwohl nach wie vor unterbewertet – eine herausragende Stellung innerhalb dieser Werkgruppe ein. Unter seinen Kollegen war Jones nicht der Einzige, der sich von den Wegbereitern der Moderne inspirieren ließ. Hockney etwa wurde, insbesondere was seine stilistischen Freiheiten anbelangt, stark durch die Begegnung mit den Arbeiten Picassos anlässlich einer großen Retrospektive, die die Tate Gallery 1960 veranstaltete, beeinflusst. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 70 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Patrick Caulfield, der einige Monate nach Jones‟ Exmatrikulation ein Aufbaustudium am Royal College of Art aufnahm, orientierte sich dagegen am Kubismus Juan Gris‟ und am Purismus Le Corbusiers und Amédée Ozenfants, während sich Kitaj, der in seinen Collagen sowohl ikonografisch als auch hinsichtlich seiner Darstellungsmethoden in reichem Maße aus der gesamten Kunstgeschichte schöpfte, als Kind des Surrealismus betrachtete. Einflüsse des Surrealismus finden sich aber auch in Jones‟ Kunst: Die Gewohnheit, seine Kompositionen anhand winziger Skizzen auszuarbeiten, ging auf die »automatischen« Zeichnungen der Surrealisten zurück, und die Gestaltung manch späterer Arbeiten, etwa die des Gemäldes What Do You Mean What Do I Mean? (1968), lässt den Einfluss der von den Surrealisten als Gemeinschaftswerke entwickelten »Cadavre Exquis«-Gemälde (jeder Künstler zeichnet einen Teil der Figur, ohne zu wissen, wie der angrenzende Bildteil gestaltet wurde) erkennen. Worin sich Jones bei seinen Adaptionen der Errungenschaften der ersten modernen Künstler unterscheidet, ist das Interesse und die Begeisterung für ihre vielen verschiedenen Ausprägungen, und dies schloss auch solche Experimente ein, die zu ihrer Zeit als umstritten galten. Wer außer ihm setzte sich damals mit den frühen Werken Marc Chagalls auseinander und fand in den skurrilen, schwerelosen Figuren des Russen Anregungen für die schwebenden Körper in seinen eigenen Bildern, etwa dem bereits erwähnten Hermaphrodite? Und wer verband diese Bezüge dann auch noch mit einer Reminiszenz an die beinahe abstrakten Improvisationen eines Joan Miró, woraus so kühne Kompositionen wie die Female and Male Composition (1964/65) entstanden? Der Schwerkraft trotzen, und dies nicht nur in der wörtlichen Bedeutung von »sich den physikalischen Kräften entziehen«, sondern auch im übertragenen Sinn des Strebens nach Leichtigkeit, sowohl des Geistes als auch der Pinselführung: Dieses Thema sollte zu einem Leitmotiv und einem charakteristischen Merkmal von Jones‟ Kunst werden, das sich immer wieder Bahn bricht: So findet es sich zum Beispiel in den humorvollen Einfällen, die uns in seinem Œuvre immer wieder begegnen, und auch als Metaphern in Gestalt der Akrobaten der späteren Werke. Des Weiteren wird das Thema evident in den Frauen, die auf dem Schoß oder den Schultern von Pianisten Pirouetten drehen, etwa in The Art of Allusion (1993), sowie auch in den wie von Zauberhand schwebenden Frauenfiguren in neueren Werken, etwa dem Gemälde Float aus dem Jahr 2003. In Gemälden, die Dirigenten und Tänzer oder Nachtschwärmer bei orgiastischen Festen zeigen, knüpfte Jones folglich an das an, was Kandinsky bereits hundert Jahre vor ihm getan hatte und was sich in der Begeisterung der französischen Symbolisten für die Synästhesie (der Begriff bezeichnet ein neurologisches Phänomen, das sich Dichter wie Arthur Rimbaud zunutze machten, um die durch einen Sinnesreiz ausgelöste gleichzeitige Wahrnehmung eines zweiten Reizes, etwa die Kopplung von Geschmack und Farbe oder von Farbe und Klang, zu beschreiben) niederschlug: die Verschmelzung von Musik und Malerei. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 71 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Obwohl der (häufig von der Norm abweichende) Sexualtrieb, der von Mitte der 1960er- bis Anfang der 1970er-Jahre eine zentrale Rolle im Schaffen des Künstlers spielte, ab seinem vierzigsten Lebensjahr an Radikalität abnahm, ist Jones‟ Kunst in ihrem Kern nach wie vor stark von Erotik und Sinnlichkeit geprägt. Partyszenen wie Encounter (1984/85) und Night Moves (1985), mit ihren Rollenspielfantasien, ihrem Exhibitionismus und ihrer Halbnacktheit, mit ihren leidenschaftlichen öffentlichen Geschlechtsakten und ihren Anspielungen auf Bondage und Partnertausch, haben auch heute noch ein beträchtliches provokatives Potenzial und können bei sensiblen Zeitgenossen Anstoß erregen. Die ungehemmte Darstellung der freien Liebe ist ohne Zweifel ein Relikt der sexuellen Befreiung der Sechzigerjahre, an dem der Künstler bis heute festhält, auch wenn er dadurch noch immer Gefahr läuft, von der Frauenbewegung kritisiert zu werden (und dies obwohl es in besagten Bildern häufig die Frauen zu sein scheinen, die die Oberhand haben). Allerdings hat sich die Bildsprache nun in eher matissesche Sphären und ganz allgemein hin zu einer Neuinterpretation der sinnesfrohen französischen Malerei des frühen 20. Jahrhunderts verlagert. Die Verschmelzung gegenständlicher Darstellungen zu vieldeutigen Abstraktionen, die Konzentration auf wohlgeformte Körper, das Nebeneinander von geschichteter räumlicher Komplexität und häufig abgeflachten Formen, vor allem aber die meisterhafte Komposition einer breiten Palette kräftiger reiner Farben – dies alles trägt dazu bei, die Atmosphäre dionysischer Hemmungslosigkeit zu verstärken. Vielleicht sind diese Bilder aber auch ganz anders zu interpretieren, vielleicht ist die narrative Bildsprache nicht als Selbstzweck zu verstehen, sondern vielmehr als Auslöseimpuls des sinnlichen Erlebnisses, das die Bildsprache ausschließlich mit den Mitteln der Malerei erzeugt. Das Gewirr von Formen, Farben, verführerischen Oberflächen und bruchstückhaften Begegnungen mit dem menschlichen Körper versetzen den Betrachter in eine Art Rausch. Obwohl die erotische Spannung bei Jones weit über die melancholisch-sehnsuchtsvolle Erotik hinausgeht, die man mit den matisseschen Odalisken verbindet, möchte auch Jones wie sein Vorbild mit seiner Kunst zur Erholung von den täglichen Pflichten beitragen, gerade so, wie es Matisse 1908 in seinen Notizen eines Malers beschrieben hat: »Ich träume von einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den Geschäftsmann so gut wie für den Literaten ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen erholen kann.« Eher sittenstrenge Zeitgenossen mögen dies als Eskapismus bewerten, den sie ebenso ablehnen wie den sexuellen Eskapismus. Jones lädt den Betrachter ein, sich fallen zu lassen, der Versuchung nachzugeben und in Schönheit und reiner Körperlichkeit zu schwelgen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 72 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Sein unapologetisches Oszillieren zwischen diesen beiden Arten intensiver Sinnesfreude, die beide, zumindest für kurze Zeit, jeden anderen Gedanken ausschalten können, lädt jeden Betrachter dazu ein, den Augenblick bewusst und in Gänze auszukosten, sich durch und durch lebendig zu fühlen. 1978 schuf Jones ein großes und in gewisser Weise untypisches Gemälde. Es zeigt eine an einem Bambuszaun entlangschreitende Varietékünstlerin mit einer furchterregenden rituellen Maske, die ihren Rumpf und ihr Gesicht verdeckt. Dabei ließ er sich nicht nur von einem großen Gemälde eines unbekannten Künstlers inspirieren, das früher einmal als Dekoration in einer Bar gehangen hatte und das er in Los Angeles, wo er damals gerade lebte, erworben hatte, sondern er besaß auch noch die Unverfrorenheit, seiner Version exakt den gleichen französischen Titel zu geben, den ein zu Recht berühmtes fauvistisches Gemälde von Matisse aus dem Jahr 1904 trägt: Luxe, calme et volupté. Das in einer pointillistischen Technik gemalte matissesche Bild, das eine Gruppe von weiblichen Badenden zeigt, die sich an einem Mittelmeerstrand räkeln, war wiederum von Charles Baudelaires Gedicht »Einladung zur Reise« inspiriert, in dem der Dichter schreibt: »Dort wird nur Ordnung im Verein / Mit Schönheit, Frieden, Wonne sein.« 3 Matisse bleibt nahe an der Metaphorik des baudelaireschen Gedichts, einem der berühmtesten aus dem Gedichtband Die Blumen des Bösen, in dem die Schönheit der Frau, an die es gerichtet ist, mit der eines idyllischen Traumlandes gleichgesetzt wird, das für einen Zustand vollkommenen Wohlbehagens und inneren Friedens steht. Das exotische Flair, das Jones von seiner Barentdeckung übernommen hat, entführt den Betrachter in eine andere Welt, eine Welt, die an unbeschwerte Ferien an tropischen Stränden und an die romantischen, primitivistischen Anklänge in den Werken Paul Gauguins erinnert, die wiederum die matissesche Fantasie angeregt hatten. Für Jones werden die baudelaireschen Verse zu Passwörtern, die den Zugang in die Welt der Fantasie – insbesondere der sexuellen Fantasie – ermöglichen und uns in einen Zustand reiner Sinnesempfindung versetzen, der uns in Farben und visueller Sinnesfreude schwelgen lässt. So bringt uns Jones auch in diesem Gemälde, mit seinen räumlich wiedergegebenen Palmwedeln und Anspielungen auf den Südsee-Eskapismus, dazu, seine Kunst als Ort der Freude zu erleben, der frei von den Zwängen des Alltags ist. Der Maler und Aquarellist Jones hatte und brauchte in seinem Atelier nie einen Assistenten, war es für ihn doch stets ein Gebot, seine Arbeiten von Anfang bis Ende von eigener Hand auszuführen. Bei seinen Skulpturen und seinen zahlreichen editierten Lithografien, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen Spezialdruckereien entstanden, arbeitete er jedoch sinnvollerweise mit Spezialisten zusammen, die in der Lage waren, seine Anweisungen hinsichtlich Gestaltung und Verarbeitung mit höchster Professionalität auszuführen. Dies galt bereits für die Möbelskulpturen von 1969, die Dick Beech unter Anleitung des Künstlers aus Ton modellierte und die anschließend in Fiberglas gegossen und von der Firma Atomage, einem Hersteller von Bondage-Outfits, mit hautengen Lederdessous bekleidet wurden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 73 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Wie in seinen Gemälden soll dem Betrachter auch bei diesen Objekten suggeriert werden, die geschmeidigen Formen, die makellosen Oberflächen und die perfekte Konstruktion seien nicht das Ergebnis mühevoller Arbeit. Dennoch legt der Künstler Wert darauf, auch in diesen Arbeiten etwas von ihrem Entstehungsprozess zu vermitteln. Besonders augenfällig ist dies bei den ganz kleinen Plastiken, etwa der Bronzeskulptur Stretching Dancer von 1982 oder der bemalten Silberplastik Bathers von 1994, die den je nach Größe der Skulptur aus Papier, Karton oder Aluminium gefertigten Maquetten, die ihnen zugrunde liegen, sehr ähnlich sind. Die einzelnen Elemente wurden von Hand ausgeschnitten, zusammengesetzt und in die gewünschte Position gebogen oder gedreht. Das Vergnügen, das man beim Betrachten dieser Skulpturen empfindet, resultiert zu einem großen Teil daraus, dass sich die Verspieltheit, mit der sie entworfen und gestaltet wurden, auf den Betrachter überträgt, der sich so mit dem Künstler identifiziert und der – einfach indem er das Werk mit Interesse und Neugier betrachtet – selbst zum aktiven Partner dieses schöpferischen Akts wird. Jones‟ plastische Arbeiten nahmen ab Ende der 1960er-Jahre dieselbe Entwicklung wie seine Gemälde und druckgrafischen Werke: Die perfekte, realitätsgetreue Wiedergabe, die den fetischistisch-obsessiven Charakter der Figuren unterstrich, wich einer eher spielerischen, vereinfachten und abstrakten Darstellung (eine allgemeine Entwicklung, von der der Künstler jedoch auch hin und wieder abwich, denn spätere plastische Werke, etwa die 2006 entstandene Skulptur Enchanteresse, lassen eine bewusste Rückkehr zu Sprache und Ausführung der Möbelskulpturen von 1969 erkennen). Was ursprünglich lediglich ein Exkurs von der Malerei war, hat in den letzten Jahren einen zentralen Platz in Jones‟ Kunst eingenommen, und das nicht nur in Gestalt von mitunter monumentalen öffentlichen Auftragsarbeiten, sondern auch in kleinen, geradezu handlichen »jeux d‟esprit«. Obwohl der Künstler seine eigenen dreidimensionalen Arbeiten stets als plastische Werke eines Malers bezeichnet hat, hat er sich inzwischen auch mit den Auftragsskulpturen, die er in den vergangenen beiden Jahrzehnten geschaffen hat, international einen Namen gemacht. Ein besonders gelungenes Beispiel ist in diesem Zusammenhang der 18 Meter hohe Acrobat, der den Innenhof des Londoner Chelsea and Westminster Hospital mit solch großer Selbstverständlichkeit einnimmt. Die überschäumende Lebensfreude, die sich in der dynamischen Haltung dieser abstrahierten Figur ausdrückt, und die klaren, farbenfrohen Formen strahlen eine lebensbejahende Vitalität aus, die in einer Umgebung, die sonst von Gedanken an Krankheit und Tod infiziert sein könnte, eine erfreulich ansteckende Wirkung hat. Die Geschichte der Kunst im öffentlichen Raum der Nachkriegszeit ist überreich an Beispielen ungeliebter, einer Umgebung willkürlich aufgezwungener Metallskulpturen. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 74 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Bei seinen Exkursionen in dieses ihm ursprünglich fremde Gebiet hat es sich Jones zur Aufgabe gemacht, mitunter gigantische Fantasiefiguren zu schaffen, die das Auge ansprechen und den Betrachter – nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes – in einen heiteren Reigen hineinversetzen. In diesen Werken zeigt sich unübersehbar ein Faible für den ausgelassenen Modernismus Mirós und vor allem Calders. Stilelemente aus den unterschiedlichsten Epochen aufzugreifen, wie es die Künstler der Postmoderne zu tun pflegten, die auf diese Weise historische Stile wiederbelebten, die sie durch den distanzierenden Kunstgriff der Ironie gleichzeitig jedoch etwas ins Lächerliche zogen, war Jones‟ Sache nicht. Er zog es vielmehr vor, die Stilrichtungen, die eine starke Anziehung auf ihn ausübten, mit Leben zu erfüllen und nach Möglichkeiten zu suchen, sie zu erweitern und zu seinen eigenen zu machen. So diente ihm etwa als Ausgangspunkt für die aus bemaltem Stahl gefertigte Skulpturengruppe Le déjeuner sur l‟herbe, die 2008 im Park von Chatsworth House aufgestellt wurde, lediglich das einst umstrittene Gemälde von Édouard Manet aus dem Jahr 1863. Die Variationen, die Picasso dazu geschaffen hat, ließ er vollkommen außer Acht, und das aus dem einfachen Grund, dass er sie nicht kannte oder dass sie bei ihm in Vergessenheit geraten waren. Dennoch stehen Jones‟ Skulpturen nicht nur in der Tradition der zahlreichen Bilder, die Picasso zwischen 1954 und 1962 zu diesem Thema gemalt hat, sondern auch der monumentalen Skulpturen aus Gasbeton, die der Spanier am Ende dieser Periode geschaffen hat und die sich heute im Park des Moderna Museet in Stockholm befinden. Dass er diese außergewöhnlichen Neuinterpretationen Picassos von Manets Gemälde nicht vor Augen hatte, als er ein ähnliches Projekt für den Park eines großen englischen Landguts plante, erwies sich im Grunde genommen als Vorteil, denn so konnte er sich voll und ganz darauf konzentrieren, die nackte Frauenfigur und ihre bekleideten männlichen Begleiter auf seine individuelle Weise neu zu gestalten. Obwohl Jones‟ eigentliche Pop-Art-Periode nunmehr bereits fast vier Jahrzehnte zurückliegt, zieht sich ein Merkmal dieses Frühwerks bis heute unverändert durch sein Schaffen: ewige Jugendlichkeit und ungezügelte Libido. In vieldeutigen großformatigen, von zahlreichen Figuren bevölkerten Gemälden, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts entstanden, darunter etwa The Dance Academy (2002) und Invitation Only (2006), zelebriert der Künstler, obwohl inzwischen im »Rentenalter«, noch immer plastisch die jugendliche weibliche Schönheit, Wollust und Erotik. Das letztgenannte Bild, eine ungewöhnliche Spielart des traditionellen Triptychons, zeigt eine Gruppe von Models vor und während ihres Auftritts auf dem Laufsteg. Durch die allmähliche Verkleinerung der drei Tafeln suggeriert der Künstler hier mit einfachen Mitteln einen nach hinten fliehenden Raum, wobei die einzelnen Figuren beziehungsweise Figurengruppen, wie häufig bei Jones, jeweils von einem nicht weit in die Tiefe reichenden Raum umrahmt werden. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 75 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Die graziös auf ihren Stilettos balancierenden langbeinigen, großbusigen Frauen gehören offensichtlich zur gleichen Gattung von Superfrauen, denen Jones seit Mitte der 1960erJahre immer wieder ein Denkmal gesetzt hat. Sie befinden sich nun jedoch in einer weitaus komplexeren räumlichen Umgebung, in der die Farbkompositionen des Künstlers erst richtig zur Geltung kommen, und sie zeigen eine Handlung, die sie mit der »realen« Welt außerhalb der Malerei verbindet und sie ins neue Jahrtausend versetzt. Wie sinnig, dass ein Künstler, dessen künstlerische Einfälle die Haute Couture beeinflusst haben, seit er in den frühen Sechzigerjahren den Minirock vorwegnahm, auf diese Weise zu seinem Ausgangspunkt zurückkehrt und dabei der Modewelt als einer anderen Sphäre Tribut zollt, in der Fantasie, Erotik und ein idealisiertes Bild weiblicher Schönheit ein Fenster zu einer anderen Welt öffnen. Die für diese Ausstellung – die erste große Jones-Retrospektive seit der von mir für Großbritannien und Deutschland kuratierten Wanderausstellung seiner Gemälde von 1979/80 – zusammengestellten Arbeiten erstrecken sich über Jones‟ gesamtes 50-jähriges Schaffen und zeigen, dass er nicht nur ein Meister auf dem Gebiet der Malerei ist, sondern auch auf jenem des Aquarells, der Lithografie und der Bildhauerei. Die Vorführung eines 1970 für das deutsche Fernsehen produzierten Beitrags mit dem Titel Männer wir kommen! gibt außerdem einen kleinen Einblick in seine zahlreichen Ausflüge in Gebiete jenseits der bildenden Kunst. Ein kleiner Teil dieser Projekte ist in einem 1971 unter dem Titel Allen Jones Projects erschienenen Buch dokumentiert; darunter finden sich neben gemeinsamen Arbeiten mit Fotografen (allen voran Brian Duffy, mit dem er den Pirelli-Kalender von 1973 realisierte) und Filmemachern (Stanley Kubrick adaptierte Jones‟ Möbelskulpturen von 1969 für die Szenen in der Korova Milk Bar in seinem Film A Clockwork Orange) auch Theaterarbeiten (zwei Szenen für die Londoner Inszenierung von Oh! Calcutta! und Kostümentwürfe (1987) für die Inszenierung von Richard Alstons Ballett Cinema, aufgeführt durch die Rambert Dance Company). Darüber hinaus schuf er grandiose Dekorationsgemälde für verschiedene Londoner Spitzenrestaurants, unter anderem für das Ivy und für eine Brasserie von Terence Conran in Soho (Mezzo, 1995), sowie Postervorlagen (Maîtresse, 1976) und Vorlagen für Großwerbeflächen (Fogal Mural, 1978). Jones‟ Betätigungsfeld reicht weit über die Welt der Kunst hinaus, am stärksten war er dabei vermutlich auf den Gebieten der Mode, der Musik und des Grafikdesigns vertreten: Das Airbrush-Foto, das die Innenseite von David Bowies 1973 erschienenem Album Aladdin Sane ziert, hätte sich beispielsweise ebenso gut im Pirelli-Kalender desselben Jahres finden können, zweifellos auch als Hommage an Letzteren gedacht. Dass Jones jedes dieser Genres so nachhaltig beeinflusst hat, ist nicht verwunderlich, zählten zu seinen Bewunderern, Freunden und Sammlern doch unter anderem Modeschöpfer wie Zandra Rhodes, Fotografen wie Helmut Newton und Mick Rock und Popstars wie Adam Ant. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 76 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Doch so groß die Spuren, die er mit seinen Gemälden, die in den Sammlungen von Museen in aller Welt zu finden sind, und die er auch als langjähriges Mitglied der Royal Academy of Arts in der Kunstwelt hinterlassen hat, auch sein mögen – am stärksten wird der allgegenwärtige Einfluss seiner originellen, unverwechselbaren Visionen auch in Zukunft in diesem weiteren kulturellen Kontext spürbar sein. Auszüge aus dem Katalogtext: Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen, in: Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.): Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–2009, Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012 A New Perspective on Floors 1966 Serie von 6 Farblithografien 77 x 56 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 77 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 10. Zitate Mein Leben könnte viel leichter sein, wenn ich Quadrate malen würde - aber ich bin nun mal von Frauen besessen. Allen Jones Ich sehe die Skulpturen nach wie vor als gutes Bildnis und Zeitzeugnis für die Feministenbewegung. Allen Jones Man kann immer nur sein eigenes Umfeld verarbeiten, sich von befreundeten Künstlern, seiner Zeit und Umgebung, den politischen Umständen inspirieren lassen. Allen Jones Und vergesst mir ja die Beine nicht. Allen Jones Ich weiß nicht, woher Inspiration kommt oder welche Gestalt sie annehmen kann, deshalb halte ich die Augen weit geöffnet, damit ich ja nichts verpasse. Allen Jones Mir ist es wichtig, solche Dinge zu benutzen, die in der Gesellschaft bereits zu Klischees geworden sind und die jeder sofort erkennt. Mel Ramos Alles wird Kunst sein, und nichts wird Kunst sein, weil alles, wie ich glaube, schön ist. Andy Warhol Warenhäuser werden zu Museen, Museen werden zu Warenhäusern. Andy Warhol […] Du kannst Fernsehwerbung für Coca Cola sehen und du weißt, daß der Präsident Coke trinkt, daß Liz Taylor Coke trinkt und, denk‟ nur – auch du kannst Coke trinken. Coke ist Coke, und keine Summe Geld kann dir ein besseres Coke verschaffen als das, das der Penner an der Ecke trinkt. Jedes Coke ist gut. Liz Taylor weiß es, der Präsident weiß es und du weißt es. Andy Warhol Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 78 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Ich möchte eine Maschine sein. Andy Warhol Pop-Art ist gewiss eines der Dinge, von denen ich glaube, dass sie zu den frechsten und erschreckendsten Charakteristika unserer Kultur gehören, Dinge, die wir hassen, die aber doch einen starken Einfluss auf uns haben. Roy Lichtenstein Die Welt ist draußen, Pop-Art schaut hinaus in die Welt. Roy Lichtenstein Kunst soll etwas anderes tun als im Museum auf dem Hintern zu sitzen. Claes Oldenburg Ich bin für die Kunst verlorener oder weggeworfener Dinge… Ich bin für Kunst, die man raucht wie eine Zigarette… Ich bin für Kunst, die wie eine Fahne flattert. Claes Oldenburg In der PopArt wird Kitsch erlöst und in einen neuen Zustand ästhetischer Erhabenheit versetzt. Umberto Eco Neither Forget Your Legs 1965 Öl auf Leinwand 127 x 102 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 79 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 11. Pop-Art-ABC Androgynität Die Vereinigung weiblicher und männlicher Merkmale. Allen Jones versucht in seinen Werken Frau und Mann miteinander verschmelzen zu lassen. Peter Blake (geb. 1932) Das bekannteste Werk des britischen Pop-Art-Künstlers Peter Blake ist das Design des Schallplattencovers des Beatles-Albums „Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band“ von 1967. Collage Ein Bild, das aus verschiedenen aufgeklebten und gemalten Teilen besteht. Dose Dosen werden häufig in Zusammenhang mit der Kunst von Andy Warhol gebracht, der 1968 Suppendosen der Firma Campell als Kunstwerk inszenierte. Expressionismus Insbesondere die Fauves (siehe Buchstabe „F“) können dieser Stilrichtung der Kunst zugeordnet werden, die sich u.a. durch eine starke Farbgebung und der Tendenz zur Vereinfachung auszeichnet. Fauves Die Fauves waren eine Vereinigung von Malern von ca. 1905 bis 1907. Ihr Credo war, dass die Farbe Vorrang vor dem Motiv hat. Sie lehnten Perspektive und Tiefenwirkung ab, stattdessen standen Farbe, Fläche, Kontur im Vordergrund. Vertreter waren: Henri Matisse, André Derain und Maurice de Vlaminck. Gegenstand Der Gegenstand in der Pop-Art ist meist von trivialer Natur, dem Alltag, Comics oder der Werbung entnommen. Happening Als Happening bezeichnet man avantgardistische provokative Kunstveranstaltungen ab Ende der 1950er Jahre in Fortführung dadaistischer und surrealistischer Inszenierungen. Das Publikum ist Teil der vom Künstler erdachten Aktion. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 80 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Independant Group 1952 wurde die Gruppe um den Kunstkritiker Lawrence Alloway in Großbritannien gegründet, die durch die Einbeziehung von Alltagsgegenständen in ihre Kunstwerke bahnbrechend war für die Durchsetzung der Pop-Art. Jasper Johns (geb. 1930) Er ist zusammen mit Robert Rauschenberg einer der Wegbereiter der amerikanischen Pop-Art. Bekannt wurde Johns durch seine Serien von amerikanischen Flaggen und Zielscheiben. Konsum Die Welt des Konsums lieferte den Pop-Art Künstlern ihre Bildmotive. Gegenstände wie Colaflaschen, Suppendosen und Hamburger wurden zu Kunstobjekten deklariert. Roy Lichtenstein (1923–1997) Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Pop-Art. Lichtenstein griff für seine Arbeiten vor allem auf Zeitungsannoncen und Comic Hefte zurück. Er übertrug die Vorlagen in einer Rasterstruktur auf große Formate. Kurze, oft ironisierende Texte in Sprechblasen begleiten die Darstellungen. Medien Sie bilden eine entscheidende Inspirationsquelle für alle Pop-Art Künstler. Egal ob Zeitungsbericht, Werbeplakat oder Comic Heft. Die Künstler übernahmen die Motive und entwickelten sie in ihren Arbeiten weiter. Maquette Darunter versteht man ein kleinformatiges Bildhauermodell. Nouveaux Réalistes Die französische Künstlergruppe wurde 1960 gegründet. Mitglieder waren u.a. Pierre Restany (1930–2003), Yves Klein (1928–1962) oder Niki de Saint Phalle (1930–2002). Charakteristisch für die Werke dieser Gruppe ist die Verwendung sog. „Objets trouvés“ (s. Buchstabe „O“). Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 81 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Objet trouvé Ein Objet trouvé (dt.: gefundener Gegenstand) kann ein Kunstwerk oder Teil eines Kunstwerks sein, welches aus gefundenen Alltagsgegenständen oder Abfällen gefertigt wird. Jackson Pollock (1912–1956) Der US-amerikanische Maler inspirierte Allen Jones, z.B. sein Werk „Guardian of the Secret“ von 1943. Quellen Paul Klees „Pädagogisches Skizzenbuch“, Henri Matisse, oder auch Wassily Kandinsky waren Inspirationsquellen für Allen Jones. Relief Als Relief werden sich plastisch erhebende Darstellungen aus einer Fläche bezeichnet. Man kann zwischen Hoch-, Halb- und Flachrelief unterscheiden. Shaped Canvas Allen Jones arbeitet gerne mit speziellen Leinwänden, deren Form an das Bildmotiv angepasst wird, so z.B. bei den Bus-Bildern. Triptychon Ein Triptychon ist ein dreiteiliges Gemälde oder Relief. Unterhaltungskultur Die Pop-Art lässt die Grenzen zwischen der E-Kultur, der ernsthaften Kultur, und der U-Kultur verschwimmen. Variation Eines von Allen Jones„ Hauptthemen ist die Beziehung zwischen Frau und Mann, die er in den unterschiedlichsten Ausführungen in seinem Oeuvre behandelt. Andy Warhol (1928–1987) Andy Warhol ist wohl der bekannteste Vertreter der PopArt. Für seine Werke vergrößerte er Details aus der Werbung und anderen Medien, reproduzierte sie in Variationen und reihte sie nebeneinander. Seit 1962 entstanden die meisten seiner Werke in der „Factory“, seiner Wohn- und Arbeitsstätte, durch eine Vielzahl von Assistenten. Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 82 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Xart Walls Mit dieser Tapetenserie nahm Allen Jones an der documenta 5 teil. Zarathustra „Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen“, (1883–1885) wird von vielen als das Hauptwerk des deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche angesehen. Zarathustra war ein persischer Religionsstifter aus dem 1. oder 2. Jahrtausend v.Chr. The Sitter 1986 Öl auf Leinwand 152 x 152 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 83 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig 12. Katalog zur Ausstellung Meinrad Maria Grewenig/Otto Letze (Hg.) Allen Jones–Off the Wall. Pop Art 1957–2009 Edition Völklinger Hütte, Ostfildern 2012 236 Seiten, durchgehend vierfarbig, Sonderpreis 19,80 € 13. Literatur Literatur zur Pop-Art Martina Angelotti Pop Art Vercelli 2011 Stefanie Mallon Die wichtigsten Vertreter der britischen Pop-Art Eduardo Paolozzi, Richard Hamilton, David Hockney, Peter Blake und Peter Phillips München 2010 Hajo Düchting Wie erkenne ich? Die Kunst der Pop Art Stuttgart 2009 Tobia Bezzola/Franziska Lentzsch (Hg.) Europop Köln 2008 Karl Ruhrberg u.a. (Hg.) Kunst des 20. Jahrhunderts, Band I und II Köln 2005 Mark Francis Pop London 2005 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 84 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Walter Grasskamp (Hg.) Was ist Pop? Zehn Versuche Frankfurt am Main 2004 Uta Grosenick (Hg.) Pop Art Köln 2004 Clare Oliver 1960–80. Experiments an new Direction. From Op and Pop Art to Super-Realism, Minimalism and Conceptual Art Milwaukee 2001 David McCarthy Kunst Basics. Pop Art Ostfildern 2001 Thomas Crow Die Kunst der Sechziger Jahre Ostfildern 1999 Tilman Osterwold Pop Art Köln 1999 Marco Livingstone (Hg.) Pop Art München 1992 Jürgen Jacob Die Entwicklung der Pop Art in England Von ihren Anfängen bis 1957 Frankfurt am Main 1986 José Pierre DuMont‟s kleines Lexikon der Pop Art Köln 1978 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 85 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Literatur zu Allen Jones Meinrad Maria Grewenig (Hg.) Allen Jones. Off the Wall. Pop Art 1957–2009 Völklingen 2012 Showtime Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY Hamburg 2009 Allen Jones. Magic. Works from 1999–2005 Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY Little Sungoddess 1989 Bronze 14 x 43 x 19 cm Sammlung Allen Jones © Allen Jones Hamburg 2007 Allen Jones. The City Katalog zur Ausstellung in der Galeria António Prates Lissabon 2007 Andrew Lambirth Allen Jones. Between the Sheets – Paintings, Watercolours, Prints 1999-2007 Katalog zur Ausstellung in der Alan Cristea Gallery London 2007 Andrew Lambirth Allen Jones. Works London 2005 Enrico Mascelloni Allen Jones. Believe It or Not Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore Bologna 2002 Allen Jones Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Maggiore Bologna 1999 Allen Jones. Photo Files Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 86 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY Hamburg 1999 Allen Jones. Catwalk Katalog zur Ausstellung in der Fondazione Nicola Trussardi Mailand 1998 Allen Jones. Obras recientes Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY Hamburg und Madrid 1995 Marco Livingstone/Richard Llod Allen Jones. Prints Katalog zur Ausstellung in der Barbican Art Gallery London u.a. 1995 Nicola Hodges (Hg.) Allen Jones. Art & Design Monographs London/Berlin 1993 Allen Jones 1976–1992 Katalog zur Ausstellung in der Galerie Frank Pages Baden-Baden 1992 Allen Jones. Bilder, Aquarell, Skulpturen und Lithographien Katalog zur Ausstellung in der Galerie LEVY Hamburg 1992 Allen Lambirth Allen Jones. Sculpture Katalog zur Ausstellung in der Vivian Art Gallery Swansea 1992 Allen Jones Katalog zur Ausstellung in der Wetterling Gallery Stockholm 1989 Allen Jones. New Sculpture Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 87 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries London 1988 Allen Jones. Skulpturen – Zeichnungen Katalog zur Ausstellung in der Galerie Bogislav von Wentzel Köln 1984 Allen Jones. An Exhibition of Recent Works Katalog zur Ausstellung in den Waddington Galleries London 1983 Allen Jones. Stages: Lithographs 1981/82 Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Galleries London 1982 Marco Livingstone Allen Jones. Sheer Magic London 1979 Hans Albert Peters Allen Jones. Retrospective of Paintings 1957-1978 Katalog anlässlich der Ausstellung in der Walker Art Gallery/Serpentine Gallery/ Staatlichen Kunsthalle Liverpool/London/Baden-Baden 1979 Allen Jones. Works on Paper Katalog zur Ausstellung in den Waddingtion and Tooth Graphics Galleries London 1976 Allen Jones Allen Jones Projects London 1971 Allen Jones. Il Fauno Katalog zur Ausstellung in der Galleria d‟Arte Turin 1971 Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 88 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Katalog zur Ausstellung im Museum Boijmans Van Beuningen Rotterdam 1969 Allen Jones. Recent Paintings Katalog zur Ausstellung in der Galerie Arthur Tooth & Sons London 1963 Literatur zu weiteren Künstlern Derek Boshier Carolin Piontek Pop Art. R.B. Kitaj, Peter Phillips und Derek Boshier unter den Kriterien der Pop Art – Ikonographie München 2011 Paul Cézanne Roberta Bernabei Cézanne München 2012 Götz Adriani Paul Cézanne. Leben und Werk München 2006 Robert Delaunay Gustav Vriesen Robert Delaunay. Licht und Farbe des Orphismus Köln 1992 Michel Hoog Robert Delaunay München 1983 David Hockney Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 89 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig David Hockney. A Bigger Picture Katalog zur Ausstellung in der Royal Academy of Arts London 2012 Paul Melia/Ulrich Luckhardt David Hockney. Paintings München 2000 Wassily Kandinsky Ulrike Becks-Malorny Kandinsky Köln 2008 Hajo Düchting Wassily Kandinsky 1866-1944. Revolution der Malerei 14. Aufl., Köln 2008 Paul Klee Boris Friedewald Paul Klee. Sein Leben – Seine Kunst München 2011 Fernand Léger Moma Artist Series Fernand Léger New York 2010 Fondation Beyeler (Hg.) Fernand Léger. Paris – New York Ostfildern 2008 Roy Lichtenstein Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 90 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Gianni Mercurio Roy Lichtenstein. Kunst als Motiv Köln 2012 Roy Lichtenstein/Janis Hendrickson Lichtenstein Köln 2010 Henri Matisse Volkmar Essers Matisse Köln 2006 Jean Selz Matisse München 1990 Mirror Miró 2009 © Allen Jones Jackson Pollock Leonard Emmerling Pollock. An der Grenze der Malerei Köln 2009 Jackson Pollock Jackson Pollock Heidelberg 1999 Andy Warhol Mark Francis (Hg.) Andy Warhol: Photographs, films, videos, books, interviews München 2004 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 91 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Heiner Bastian (Hg.) Andy Warhol: Retrospektive in der Neuen Nationalgalerie Berlin Berlin 2001 Kunstgattungen Fauves Marcel Giry Der Fauvismus Ludwigsburg 1981 Bernard Denvir Fauvismus und Expressionismus München/Zürich 1976 Philosophen Carl Gustav Jung Tilman Evers Mythos und Emanzipation. Eine kritische Annäherung an C.G. Jung Hamburg 1987 Carl Gustav Jung Gesammelte Werke Zürich/Olten 1958-1981 Friedrich Nietzsche Günter Figal Nietzsche. Eine philosophische Einführung Stuttgart 1999 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 92 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Giorgio Coli/Mazzino Montinari Friedrich Nietzsche. Sämtliche Werke. Kritische Gesamtausgabe Berlin/New York 1967 14. Links Links zur Pop-Art Überblick http://www.pop-art-kunst.de/ Centre Pompidou, Artikel zur PopArt auf Englisch http://www.centrepompidou.fr/education/ressources/ENS-Object-EN/ENSobjet-EN.htm Links zu Allen Jones Biografie http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=1640&RID=1 Werke http://www.popartheaven.com/perl/search.pl?ARTISTL=Jones Dokumentation http://kunstschau.netsamurai.de/2012/06/25/allen-jones-off-thewall/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+ KunstPresseSchau+%28Kunst+%7C+Presseschau%29&utm_content=FeedBu rner+user+view Links zu Andy Warhol Das Andy Warhol Museum Pittsburgh http://www.warhol.org/ Burda Museum Baden Baden, Kurzbiographie http://www.bad-bad.de/burda-museum/warhol.htm Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 93 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Links zu Roy Lichtenstein Die Roy Lichtenstein Foundation http://www.lichtensteinfoundation.org/ Biographie http://www.roy-lichtenstein.de/ Links zu den 1960er Jahren Planet Schule http://www.planet-schule.de/wissenspool/die-wilden-60er-jahre/inhalt.html Luxe, calme et volupté 1978 Öl auf Leinwand 183 x 274 cm Privatsammlung © Allen Jones Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 94 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur Generaldirektor Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig Impressum Herausgegeben von Meinrad Maria Grewenig Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur © Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen Tel +49 (0) 6898/9 100 100 Fax +49 (0) 6898/9 100 111 [email protected] www.voelklinger-huette.org Konzept und Redaktion Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Recherche Jeanette Wagner Aufsätze Otto Letze: Allen Jones. Leben und Werk Sir Norman Rosenthal: Allen Jones. Einige Gedanken Marco Livingstone: Der Schwerkraft trotzen Stand Oktober 2012 Weltkulturerbe Völklinger Hütte Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur 66302 Völklingen/Saar Redaktion: Peter Backes, Frank Krämer, Jeanette Wagner Tel. 06898/9 100 159, Fax 06898/9 100 111 [email protected] Seite 95