Allgäuer Zeitung, Kempten vom 10.07.2015 - All

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Allgäuer Zeitung, Kempten vom 10.07.2015 - All
KEMPTER TAGBLATT | DER ALLGÄUER
...
A llgäuer Zeitung
Das Ende einer Ära?
Manchester United will
Bastian Schweinsteiger
Sport
FREITAG, 10. JULI 2015
Nach der Sprengung
Die Beseitigung der
Windkraftwerke ist aufwendig
Allgäu-Rundschau
Sonnig und trocken
Der Morgen startet kühl,
dann geht es bis 25 Grad
Wetter
www.all-in.de
NR. 156
Schreddern von
Küken soll
gestoppt werden
PREIS ¤ 1,60
Blickpunkt Lokales
Sanierungsfall
Anlieger zahlen mit
Viele Anlieger im Brodkorbweg, in
der Spickel- und Bleicheröschstraße sind nicht begeistern von einer
geplanten Sanierung der Straßen.
Sie müssen mitzahlen.
»Seite 29
Landwirtschaft Tierschützer schlagen Alarm.
Agrarminister Schmidt stärkt die Forschung
VON DANIELA HUNGBAUR
UND CLAUDIA HAMBURGER
Augsburg/Berlin Das millionenfache
Kükenschreddern soll 2017 aufhören. Dies hat sich Bundesagrarminister Christian Schmidt zum Ziel
gesetzt. Rund 45 Millionen männliche Küken werden jährlich getötet,
weil sie für die Eierproduktion nicht
taugen. Für den CSU-Politiker ein
aus Tierschutz- und aus ethischen
Gründen unerträglicher Zustand.
Um ihn zu stoppen, übergab
Schmidt gestern einem Forschungsverbund der Universität Leipzig
Fördergelder von über einer Million
Euro. Die Forscher arbeiten an einem praxistauglichen, automatischen Gerät, das mithilfe einer Lasertechnik das Geschlecht im drei
Tage bebrüteten Ei erkennen soll.
So eine „wettbewerbsfähige Lösung“ ist nach Einschätzung von
Schmidt wichtig, „denn sonst verlagert sich die Tierschutzproblematik
nur in andere Länder und die weiblichen Küken werden billiger aus
dem Ausland eingekauft“. Der Minister unterzeichnete gestern auch
mit der Geflügelwirtschaft eine Vereinbarung, die das routinemäßige
Schnabelkürzen bei Legehennen
und Mastputen ab August 2016 beenden soll. Beide Schritte sind wichtige Bestandteile der MinisteriumsInitiative „Eine Frage der Haltung –
Neue Wege für mehr Tierwohl“.
Tierschützern und dem Bund
Naturschutz gehen die Initiativen
aber nicht weit genug. So ändert
auch ein Gerät, das bebrütete Eier
aussortiert, für Marion Ruppaner
nichts an dem System, „dass Hennen bei uns zu Eierlegemaschinen
verkommen sind“. Für die Agrarreferentin des Bunds Naturschutz in
Bayern wird das Töten der Tiere
nur vorverlegt. Sie fordert daher
ebenso wie der Deutsche Tierschutzbund eine grundlegende Reform in der Geflügelhaltung: „Wir
brauchen das Zweinutzungshuhn“,
also Tiere, die als Eier- und Fleischproduzenten eingesetzt werden.
Not der Hebammen
verschärft sich
Augsburg Die Lage der freiberuflichen Hebammen in Deutschland
wird immer dramatischer. Zum
1. Juli sind die ohnehin schon hohen
Prämien für die berufliche Haftpflichtversicherung erneut gestiegen: um mehr als 20 Prozent auf
6274 Euro jährlich. Die Summe
muss jede freiberufliche Hebamme,
die in der Geburtshilfe tätig ist,
selbst bezahlen. Davon betroffen
sind rund 2500 der insgesamt fast
18 000 freiberuflichen Hebammen
in Deutschland. Eigentlich gleichen
die Krankenkassen die gestiegenen
Kosten für die Haftpflichtprämie
aus. Doch die Verhandlungen mit
dem Hebammenverband über die
Höhe der Zahlungen sind gescheitert. Nun steht zu befürchten, dass
weitere Hebammen die Geburtshilfe
aufgeben. (AZ)
»Bayern
Bund Naturschutz und der Tierschutzbund machen sich für eine Abkehr von der industriellen Tierhaltung stark. Denn Ruppaner glaubt,
dass auch ein Salmonellen-Skandal
wie der in Bayern im vergangenen
Jahr leichter zu handhaben ist, wenn
der Betrieb kleiner und damit leichter zu kontrollieren ist.
Das niederbayerische Unternehmen „Bayern-Ei“, das an drei
Standorten rund eine Million Eier
täglich produziert, soll für einen Salmonellenausbruch mit zwei Toten
und hunderten Erkrankten verantwortlich sein. Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hatte in diesem Zusammenhang darauf verwiesen, dass Salmonellen auf Eiern
nichts Ungewöhnliches seien.
Zahlen, die auf Anfrage der
Linksfraktion im Bundestag vom
Bundeslandwirtschaftsministerium
herausgegeben wurden, zeigen jedoch etwas anderes. Demnach haben Kontrolleure 2014 auf Eiern in
Deutschland nur sehr selten Salmonellen gefunden. Lediglich bei acht
von 4522 in einer Probe untersuchten Konsumeiern konnten Bakterien nachgewiesen werden. Um den
Erreger Salmonella Enteritidis handelte es sich dabei in drei Fällen.
»Kommentar und Porträt Seite 2
Legehennen in Bayern
● In Bayern gab es im vergangenen
Jahr 202 Legehennenbetriebe. In
diesen Betrieben wurden insgesamt
im monatlichen Durchschnitt 4,16
Millionen Legehennen gehalten.
Deutschlandweit gab es im vergangenen Jahr 39,6 Millionen Legehennen.
● Bayerische Legehennen erzeugten
im Jahr 2014 insgesamt 1,22 Milliarden Eier. Das bedeutet, dass im
vergangenen Jahr jede bayerische
Legehenne rund 300 Eier gelegt hatte. Damit hätte jeder Einwohner
Bayerns mit rund 100 Eiern versorgt
werden können. (mili-)
Kommentar
VON DANIELA HUNGBAUR
» [email protected]
Tiere sind keine
Maschinen
K
Der Euro ist ein Sanierungsfall, nicht nur im übertragenen Sinne. Auch die riesige Euro-Skulptur in Frankfurt ist in die Jahre gekommen und musste aufpoliert und technisch überholt werden.
Foto: Rumpenhorst, dpa
Athen reicht neue Reformliste ein
Griechenland Sparprogramm von zehn bis zwölf Milliarden Euro
Athen Griechenland hat seine Reformvorschläge kurz vor Ablauf einer Frist in Brüssel vorgelegt und
den Ball damit an die Euro-Finanzminister weitergereicht. Am späten
Donnerstagabend ging die von
Athen angeforderte Liste bei Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem
ein, wie dessen Sprecher über den
Kurzmitteilungsdienst Twitter mitteilte. Ob die Vorschläge für ein
drittes Hilfspaket ausreichen, müssen jetzt die Kreditgeber beurteilen.
Die Hoffnung auf eine baldige Entschärfung der Schuldenkrise bleibt
durch die fristgerechte Vorlage vorerst bestehen. Fällt das präsentierte
Reformpaket zur Zufriedenheit der
Geldgeber aus, könnten sie ein neu-
es Hilfsprogramm und eine Zwischenfinanzierung gewähren.
Die Vorschläge aus Athen müssen
nun zunächst von Experten der EUKommission, Europäischen Zentralbank (EZB) und des Internationalen Währungsfonds (IWF) ausgewertet werden. Am Samstag könnten die Euro-Finanzminister dann
bei einem Treffen in Brüssel grünes
Licht geben. Nur wenn sie das Programm für zustimmungsfähig erachten, könnte ein doppelter Sondergipfel der Euro- und EU-Staaten
am Sonntag den Weg für ein weiteres Hilfspaket ebnen. Die Budgetwirkung des griechischen Sparprogramms beläuft sich dem Vernehmen nach auf zehn bis zwölf Milliar-
Ein schwarzes Loch erwacht
Weltraum Wissenschaftler beobachten faszinierendes Phänomen
Paris Astronomen haben im Sternbild Fische ein erwachendes schwarzes Loch erspäht. Es befindet sich in
der 42 Millionen Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernten Galaxie NGC 660. Dort verschluckt es
gewaltige Mengen Gas und Staub
und stößt zugleich einen MaterieStrahl aus, wie Wissenschaftler gestern auf einem Astronomen-Kongress in Wales berichteten.
Das schwarze Loch war womöglich Millionen von Jahren inaktiv
und wurde nun beim Aufwachen
beobachtet – ein Glücksfall für die
Forscher. Die Chancen, ein schwarzes Loch beim Erwachen zu beobachten, stünden eigentlich „ziemlich
schlecht“, sagte Studienleiterin Megan Argo vom Jodrell Bank Centre
for Astrophysics der Universität
Manchester. „Es ist das erste Mal,
dass wir so etwas so nahe an unserem eigenen Sonnensystem in Echtzeit sehen.“
2012 beobachteten Wissenschaftler mithilfe eines in Puerto Rico ste-
So strahlt das schwarze Loch in der GaFoto: dpa
laxie NGC 660.
henden Radioteleskops, dass die Galaxie NGC 660 in nur wenigen Monaten hunderte Male heller wurde –
ein „höchst ungewöhnliches Ereignis“, wie Argo sagte. Erst wenn
schwarze Löcher große Mengen an
Materie verschlucken, werden sie
aktiv. Dabei wird so viel Energie
frei, dass die Materie hell aufleuchtet.
„Inaktive schwarze Löcher geben
nicht viel Strahlung ab, wir können
sie nur anhand der Anziehungskräfte ausmachen, die sie auf die Umlaufbahnen von Sternen um sie herum haben“, erklärte die britische
Royal Astronomical Society. Aktiviert wurde das schwarze Loch vermutlich, als ihm Materie zu nahe
kam. (afp, dpa, AZ)
den Euro. Die Mehrwertsteuer für
Hotels soll von 6,5 auf 13 Prozent
und im Gastronomiebereich von 13
auf 23 Prozent steigen. Zudem solle
die Möglichkeit von Frühverrentungen fast komplett abgeschafft
werden. Eine offizielle Bestätigung
hierfür gab es zunächst nicht.
Das Parlament in Athen könnte
griechischen Medienberichten zufolge bereits am Freitag über das
Sparprogramm beraten und Finanzminister Euklid Tsakalotos im
Schnellverfahren beauftragen, die
nötigen Verträge zur Einigung mit
den Gläubigern zu unterzeichnen.
Die endgültige Billigung des Sparprogramms solle dann zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. (dpa)
ein Ei aus der Käfighaltung kaufen. Das wäre ein erster
Schritt, den Verbraucher tun können, um zu helfen, damit Hennen
artgerechter gehalten werden. Und
auch beim Fleischeinkauf sollte jedem klar sein, dass es nicht egal ist,
wie und wo das Tier gehalten wurde. Wie bestialisch unsere Massentierhaltung bereits ist, weiß jeder.
Das millionenfache Kükenschreddern zeigt nur besonders drastisch,
dass die meisten Nutztiere nur noch
reine Produktionsmaschinen sind.
Umso wichtiger sind Initiativen
für mehr Tierschutz. Das Engagement von Agrarminister Schmidt ist
wichtiger denn je und kann nur
begrüßt werden. Ob allerdings ein
Gerät, das die bebrüteten Eier
möglichst früh beseitigt, eine Lösung für das Kükentöten ist, muss
bezweifelt werden. Natürlich ist
Schmidts Einwand, dass ein Verbot die Eierproduktion ins Ausland
treiben würde, ernst zu nehmen.
Doch an der skandalösen Haltung
ändert sich nichts. Dafür bedarf es
einer anderen Nutztierhaltung mit
Gesetzen. Verbraucher sollten dies
vehement einfordern, müssen aber
bereit sein, für Produkte aus artgerechter Haltung mehr zu bezahlen.
HEUTE MIT
tu
Martin droht Tour-Aus
Private Fotos dürfen
verbreitet werden
Straßburg Private Fotos vor öffentlichen Gebäuden wie dem Berliner
Reichstag oder der Glaspyramide
des Pariser Louvre sollen auch weiterhin in sozialen Netzwerken wie
Facebook veröffentlicht werden
dürfen. Dafür hat sich das Europaparlament am Donnerstag in Straßburg ausgesprochen. Die Abgeordneten strichen aus einer Entschließung zur geplanten Reform des EUUrheberrechts einen heftig umstrittenen Paragrafen, der das sogenannte Panoramarecht EU-weit einschränken sollte. Derzeit ist diese
Frage in den einzelnen EU-Staaten
unterschiedlich geregelt – das deutsche Urheberrecht erlaubt es,
„Werke, die sich bleibend an öffentlichen Wegen, Straßen oder Plätzen
befinden“, zu fotografieren und die
Fotos zu verbreiten. (afp)
Tony Martin droht nach der sechsten Etappe das Aus bei der Tour de
France. Der deutsche Radprofi
stürzte kurz vor dem Ziel, verletzte sich schwer, verteidigte aber das
Gelbe Trikot des Gesamtführenden.
»Sport
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